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To Feel The Music

von

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New World

Auch wenn er sie nicht mehr hören konnte, liebte Hyde die Musik trotzdem und hatte nie ganz loslassen können. Wenn er die Noten auf einem Blatt sah, konnte er das Lied beinahe in seinem Kopf hören. Er war so vertraut mit den Zeichen, immerhin hatte er sich jahrelang ständig damit beschäftigt.
 

Nun hörte er die Musik zwar nicht mehr, aber er nahm andere Aspekte wahr. Wenn er jemandem beim Musizieren zusah, konnte er aus der Mimik und Gestik erkennen, um welche Art von Lied es sich handelte. Ob es melancholisch oder euphorisch war.
 

Auch die Geschwindigkeit eines Liedes konnte ihm Aufschluss darüber geben. Bei lauten oder besonders tiefen Tönen spürte er die Vibrationen in seinem Körper. Er hatte erkannt, dass nicht nur die Ohren für die Wahrnehmung von Musik verantwortlich waren.
 

Irgendwie war er froh, dass Gackt mittlerweile wusste, dass er nicht hören konnte. Das machte viele Sachen deutlich einfacher. Gackt war klar, dass Hyde nicht einfach nur verträumt war – zugegeben, etwas verträumt war er schon –, und er konnte Rücksicht darauf nehmen.
 

Vor allem aber musste Hyde sich keine Ausreden mehr einfallen lassen, wenn er Gackt mal wieder nicht zu seinen Freizeitaktivitäten begleitete.
 

Andererseits konnte Gackt nun wesentlich besser einschätzen, zu was er Hyde doch überreden konnte – Eis essen im Park lehnte Hyde selten ab. Überhaupt konnten sie viel machen, solange nicht zu viele andere Menschen dabei waren, zwischen deren Gesichtern Hyde in einem Gespräch hin und her hätte schauen müssen, und solange es ihnen möglich war, sich anzusehen.
 

Hyde musste auch sein Interesse für Musik nicht länger verbergen. Hin und wieder half er Gackt auch beim Schreiben von Liedern. Nur, vielleicht hätte er sich das sparen sollen ... Denn eines Tages hatten sich Gackt und Tetsu offenbar verabredet und wollten mit Hyde sprechen. Dass die beiden nichts Gutes im Schilde führten, war Hyde sofort klar.
 

Schließlich saßen sie gemeinsam am Küchentisch. Gackt und Tetsu auf der einen Seite, Hyde auf der anderen.
 

„Lass uns doch noch mal über Musik sprechen“, begann Tetsu ohne Umschweife.
 

Hyde seufzte. „Was gibt es da noch zu besprechen?“, wollte er wissen.
 

„Ich will, dass du wieder in unsere Band kommst“, forderte Tetsu.
 

Langsam schüttelte Hyde den Kopf. „Was sollte euch das bringen?“
 

„Mit dir als Sänger werden wir berühmt!“, erklärte Tetsu. „Du weißt, dass ich momentan sowohl Bassist als auch Sänger bin. Und du weißt auch, dass ich nicht so gut singen kann wie du.“
 

„Aber ich kann es ja nicht mehr!“ Hydes Blick fiel auf Gackt, der ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. „Nicht mehr so gut ...“, fügte er daher hinzu.
 

„Zeig es mir doch einfach mal!“, verlangte Tetsu.
 

„Das ist aussichtslos. Vielleicht klingt es ganz passabel, wenn ich alleine singe. Aber wenn Instrumente dazu spielen ...“

Hyde senkte den Blick. Natürlich, er wünschte auch, dass er noch so singen könnte wie früher, aber das ging nun mal nicht.
 

Unvermittelt stand Gackt auf, griff nach Hydes Handgelenk und zog ihn mit sich ins Wohnzimmer. Er sah Hyde an, als er erklärte: „Ich spiele Klavier, du singst. Mein neues Lied.“
 

Hyde kannte das Lied, weil sie tatsächlich gemeinsam daran gearbeitet hatten, aber er hatte es noch nie wirklich gehört – wie denn auch? Trotzdem beschloss er, sich auf den Versuch einzulassen. Auch wenn er nur dazu diente, den anderen beiden zu zeigen, dass er niemals der Sänger einer Band sein konnte.
 

Er beobachtete, wie Gackts Finger sich auf die Tasten des Flügels legten und er die ersten Takte spielte. An der richtigen Stelle setzte Hyde ein und begann zu singen. Er konnte nicht beurteilen, ob er überhaupt mit dem richtigen Ton angefangen hatte und folglich die weiteren Töne stimmten, und so hörte er nach einigen Takten wieder auf zu singen.
 

Aus den Augenwinkeln sah er, dass Gackt und Tetsu miteinander sprachen, aber er wollte gar nicht wissen, was sie sagten. Tetsu ging daraufhin in die Richtung von Gackts Zimmer und kam wenig später wieder. In der Hand hielt er ein Stimmgerät.
 

Er tippte Hyde auf die Schulter, sodass dieser ihn ansah. „So kannst du sehen, ob du mit dem richtigen Ton beginnst“, erklärte Tetsu und schaltete das Gerät ein.
 

Hyde nahm es in die Hand und sang schließlich den Ton, von dem er glaubte, dass es ein A war. Auch wenn er es nicht hören konnte, so sah er auf dem Gerät, dass er den Ton tatsächlich getroffen hatte. Er hatte vielleicht ein bisschen zu tief gesungen, aber es war definitiv ein A. Er lächelte leicht. Natürlich, das Stimmgerät wäre niemals schnell genug, ihm beim normalen Singen jeden Ton anzuzeigen, aber so wusste er schon mal, dass der Anfang richtig war und der Rest baute immerhin darauf auf.
 

Er wagte also einen zweiten Versuch, deutete Gackt an, dass er losspielen sollte und setzte schließlich passend ein. Dieses Mal hörte er erst auf mit dem Singen, als sie beim Ende angekommen waren.
 

Sofort drehte Gackt sich lächelnd zu ihm. „Das war großartig!“
 

Hydes Blick wanderte zu Tetsu, der eifrig nickte. „Ich erwarte dich morgen bei unserer Bandprobe.“



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