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Schrecken der Realität

Einen Moment lang stockte sein Atem, sein Herz setzte aus; nur um im nächsten Moment wild weiter zu schlagen. Als er die Situation erfasste, konnte er nicht anders als zu lachen anfangen. Die Sorge perlte mit jedem Lacher von ihm ab.

Könntessst du aufhören zu lachen und mir helfen?, holte ihn die beleidigt klingende Stimme Sanaras aus seinem Lachanfall.

Ent … Entschuldige, japste er, wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln und ging zu Sanara um ihr aus ihrer misslichen Lage zu helfen.

Sanara hing fest. IN einem Dornenbusch auf Höhe von Harrys Hüfte. Unter dem Busch saß eine wild mit dem Schwanz peitschende Katze, die immer wieder fauchte und mit den Tatzen nach Sanara schlug.

Wie … wie hast du das denn … geschafft? Immer wieder entwich ein Kichern seinen Lippen, während er Sanara befreite.

HAHA! Dasss ist nicht lussstig, Harry! Diesesss gefährliche Monssster hat mich angegriffen und plötzzzlich … hing ich hier!

Verwundert hob Harry eine Augenbraue. Interessant, wenn die Kleine sich aufregte, begann sie, ebenso wie die Schlange im Reptilenhaus, zu zischen. Behutsam strich er über den Kopf des Reptils.

 

Beruhig dich. Das ist kein Monster das ist … "Mr. Tibbels"!, rief er irritiert aus. Was machte dieser Kater außerhalb von Mrs. Figg Haus? Hatte sie ihm nicht irgendwann mal erzählt, dass dieser Kater das Haus höchstens mal in der Nacht verließ?

"Miaaaaau”, ertönte es vor ihm.

"Mr. Tibbles, diese Schlange ist nicht als Essen geeignet! Geh nach Hause”, forderte er den Kater auf. Dieser warf ihm einen Blick zu, der beinahe rüberkam wie der eines ertappten Kindes. “Los nun geh und guck mich nicht so an.”

Und warum redete er jetzt SO mit diesem Katzentier?

 

“Ach da bist du ja, Mr Tibbles”, erklang der erfreute Ausruf von Mr. Figg hinter Harry.

Kurz zuckte er zusammen, ehe er sich grinsend zu der alten Dame umdrehte.

“Hallo Mr. Figg.”

 

So schrullig diese alte Frau auch war, sie war immer nett zu ihm gewesen. Sie hatte, als eine der Wenigen, nichts auf das Gerede der Nachbarschaft gegeben und immer ein freundliches Wort oder einen trockenen Keks für ihn übergehabt.

“Hallo Harry, mein Junge. Wie ich sehe hast du Mr. Tibbles gefunden”, sagte sie lächelnd und wendete sich an ihren Kater. “Du ungezogener Junge, warum haust du denn einfach ab?”, fragte sie und hockte sich neben ihren Kater; strich durch das rötliche, buschige Fell. “Das ist kein Grund abzuhauen, mein Lieber! Du weißt genau wie gefährlich es sein kann. Wie gut dass Harry dich gefunden hat.”

Verwundert den Kopf schüttelnd, unterbrach er Mrs. Figg Schimpftirade. Irgendwie tat ihm das Tier leid.

“Ähm … Mrs. Figg … also eigentlich hat er uns gefunden, nicht wir ihn”, brachte er verunsichert hervor, woraufhin ihn die alte Dame mit schief gelegtem Kopf ansah.

“Uns?”

Zaghaft hob er den Arm an, den er schützend über seine Schlangenfreundin gelegt hatte.

Neugierig trat Mrs. Figg näher an ihn heran und betrachtete das Reptil. “Oh, wer ist denn das?”

“Das ist Sanara, Mrs. Figg.”

Sanara, die in Richtung der alten Frau züngelte, sagte: Das alte Zweibein riecht nach Katze, was Harry zum Kichern brachte.

Skeptisch blickte die alte Frau zwischen ihm und der Schlange in seinem Arm hin und her, ehe sie mit den Schultern zuckte. Misstrauisch begrüßte sie das Reptil mit einem “Hallo” und forderte ihn resolut auf, mit zu ihr zu kommen. Tee und Kekse hätten schließlich schon immer gegen aufgebrachte Gemüter geholfen.

 

Schließlich fand Harry sich in Mrs. Figgs kleinem Häuschen wieder. Auf einer Couch, die ihre beste Zeit wohl schon hinter sich hatte. Doch dies störte ihn nicht im Geringsten. Dieses Haus strahlte, mehr als alles was er kannte, das Gefühl von Geborgenheit und ‘Zuhause’ aus. Wie eine Festung gegen den harten Alltag.

In einer Hand hielt er eine Tasse Kräutertee und in der Anderen einen trockenen Schokoladenkeks, an dem er trotzdem genüsslich knabberte. Schokolade war schon immer etwas, dass er besonders liebte, auch oder gerade weil er sie zu Hause so selten essen konnte. Die war immer nur für Dudley im Haus vorrätig. In Massen, natürlich.

 

“Nun, was treibt einen jungen Mann wie dich bei dem Wetter auf die Straße? Solltest du nicht mit deinen Freunden im Freibad oder im Pool entspannen?”, riss ihn die Frage von Mrs. Figg aus den Gedanken.

Genüsslich ließ Harry ein etwas größeres Schokoladenstück in seinem Mund schmelzen, ehe er zu einer Antwort ansetzte. Es gab ihm Zeit sich eine zu überlegen. Eine gute. Eine wirklich gute, die ihm nicht irgendwelche Probleme machen konnte.

 

“Ich hatte heute keine Lust auf Freibad und der Pool ist frisch gechlort.” Beides war nicht gelogen. Auf die Mengen, die sich im Freibad tummelten, konnte er gut und gerne verzichten und die Chlor Tabletten hatte er heute morgen selbst in den Pool geworfen. Er verschwieg einfach nur, dass diese Dinge so oder so nicht für ihn erlaubt wären.

 

“Ah ich verstehe.”, kommentierte Mrs. Figg seine Aussage nur, bevor sie ihren Blick auf ihre beiden schlafenden Katzen warf. Über seine Tasse hinweg, konnte Harry beobachten wir ihr Blick weich und irgendwie abwesend dabei wurde. “Sag Harry, wie gefällt dir denn die Schule?”

 

Schule? Welche Schule meinte die alte Dame denn? Die Grundschule, wo es genau eine Lehrerin gegeben hatte, die sich für ihn eingesetzt hatte? Auf jeden Fall so lange bis … Nein! Energisch schüttelte er den Kopf um diese Erinnerung zu vertreiben. Erneut biss er von seinem Keks ab und spülte mit einem Schluck Tee nach. Meinte Mrs. Figg die St. Brutus Schule? Da kannte er ja selbst nur den Ruf der Schule, sowie die Farbe der Schuluniform.

Er spürte den Blick der Frau förmlich auf seiner Haut brennen.

“Da kann ich leider noch nichts zu sagen, schließlich gehe ich erst ab September auf die neue Schule.”

 

Stirnrunzelnd legte Mrs. Figg den Kopf schief. “Ab September? Ich dachte, … sag mir Harry, wie heißt denn die Schule, auf die du gehen wirst und wie alt bist du jetzt noch gleich? Die Zeit ist ab einem gewissen Alter einfach so unwichtig geworden”, sagte sie leise und nippte an ihrem Tee.

 

“St. Brutus”, gestand Harry leise und konnte es nicht vermeiden, dass eine gewisse Scham bei ihm aufkam. Was sollte die nette, alte Dame nur von ihm halten? Bestimmt würde sie ihn gleich vor die Tür setzen, so wie es sich für einen zukünftigen, ungehobelten Schüler dieser Rowdyschule gehörte. “Und … ich … ich werde in zwei Wochen elf Jahre alt”, fügte er ebenso leise und verunsichert hinterher. Unbewusst machte er sich so klein wie möglich auf der Couch; umklammerte die Teetasse mit beiden Händen und machte sich auf einen erneuten Wutausbruch bei Erwähnung seines Geburtstages gefasst.

 

Harry, beruhig dich. Dein Herz rast wie das einer flüchtenden Maus, versuchte Sanara ihn zu beruhigen. Geschmeidig schlängelte sie sich seinen Arm empor, legte sich um seinen Hals und rieb ihren Kopf an seiner Wange. Kurz erwiderte er ihre Geste, ehe er vorsichtig zu der alten Dame linste.

Diese saß auf einem alten, aber gemütlich wirkenden roten Ohrensessel und starrte in ihre Tasse. Es wirkte, als hätte sie ihn vollkommen vergessen.

“Ähm … Mrs. Figg?”,unruhig begann er hin und her zu rutschen und streichelte immer wieder über Sanaras Körper. Wieder versuchte das kleine Reptil beruhigend auf ihn einzureden, steckte Harry sie doch langsam mit seiner Unsicherheit an.

“Mrs. Figg, geht es Ihnen gut?” Erneut versuchte er die Frau aus ihrer Trance zu holen. So langsam machte sie ihm wirklich Angst.

 

Plötzlich zuckte der Kopf von Mrs. Figg hoch, so stark, das Tee über den Rand der Tasse schwappte. Mit sich selbst schimpfend, stellte sie diese ab und tupfte mit einer Servierte die Spritzer von ihrem Rock.

“Entschuldige, Junge”, sagte sie sanft und blickte ihn mit einem entschuldigenden Lächeln in die Augen. “Ich war in meinen Gedanken versunken. Das passiert schon mal … wenn man so alt ist wie ich.”

 

“So alt sind sie doch gar nicht”, gab Harry leise zurück und erwiderte schüchtern das Lächeln.

 

“Danke Harry, das ist ein wirklich nettes Kompliment.” Schmunzelnd nahm sie ihre Tasse erneut in die Hand und nippte am Tee, nur um sofort eine Grimasse zu ziehen und sie zurückzustellen. “Pfui! Dieser Tee gehört warm getrunken!” Schnell warf sie einen Blick auf die hölzerne Standuhr und sprang geradezu aus ihrem Sessel auf.

“Wie die Zeit vergeht! Es ist ja schon beinahe Mittag. Ich mache uns was zu essen. Auf was hast du Lust, mein Junge?” An der Schwelle zur Küchentür hielt seine Nachbarin inne und blickte Harry fragend an.

 

Harry zuckte zusammen, als die sonst so gebrechlich wirkende Frau voller Elan aufsprang. Als er ihre Frage vernahm, senkte er den Blick auf die Tasse, die er immer noch in einer Hand hielt. Behutsam stellte er sie auf den Tisch und hob den Kopf. “Das ist nicht nötig, Mrs. Figg. Ich … also ich hatte doch schon einige Ihrer leckeren Schokoladenkekse. Machen Sie sich keine Umstände we…”

“Papperlapapp Harry! Du bist herzlich eingeladen, also keine Widerrede”, unterbrach die Frau in brüsk und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr Blick so stechend wie der einer Krähe.

Harry kannte diese Geste. Widerrede zwecklos und im Ernstfall hatte sie auch noch schmerzhafte Konsequenzen …

Schwach seufzte er, ergab sich dieser Entschiedenheit der alten Dame und nannte das erste Essen das ihm einfiel. “Pfannkuchen.”

“Gute Wahl. Pfannkuchen mit Zimt, Zucker, Äpfel und Schokolade. Kommt sofort!”, damit verschwand seine Nachbarin in der Küche.

Harry seufzte, lächelte und ließ sich tiefer in die Polsterung sinken. Was war dies nur für ein angenehm warmes Gefühl in seiner Brust? Er merkte wie all die negativen Gefühle, die er heute Morgen noch empfunden hatte, langsam in den Hintergrund rückten. Hier und jetzt und genau in diesem Moment, spürte er eine Zufriedenheit wie schon lange nicht mehr.

Das konnte auch Mr. Tibbles nicht ändern, der nach wenigen Minuten auf die Couch sprang und sich rechts neben ihm niederließ. Sanft strich er dem großen Kater durch das weiche Fell und das Schnurren des Katers sowie das leise Zischeln Sanaras, verstärkten dieses Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit.

 

Nach dem Harry von Mrs. Figg gerade zu gemästet wurde und erneut die Fotoalben ihrer Katzen gezeigt bekommen hatte, hatte er sich verabschiedet mit der Ausrede noch etwas erledigen zu müssen. War auch wieder nicht gelogen, denn er musste nicht nur noch einkaufen, sondern auch noch neue Informationen beschaffen.

 

Als all dieses erledigt war und er wieder vor der Tür der Dursleys stand, war es Nachmittag geworden.

Mühsam schluckte er den großen Klos hinab und drückte auf den Klingelknopf. Was würde ihn erwarten?

Nach einigen Momenten hörte er Schritte auf der anderen Seite und als die Tür aufgerissen wurde, blickte er direkt in Tante Petunias Gesicht. Keinerlei Gefühlsregung war darauf zu erkennen und so trat er eilig ein und brachte die Einkäufe in die Küche. Als er die schwere Tüte auf der Theke abstellte und anfing die Lebensmittel an ihren Platz zuräumen, ließ ihn die Stimme seiner Tante innehalten und über die Schulter zurück blicken.

 

“Wäsche, Geschirr, Wohnzimmer und dann machst du Abendessen”, befahl sie streng. Erst als Harry stumm nickte, schritt sie hinaus in den Garten. Eilig verpackte er auch noch den Rest der Lebensmittel. Leider war dies gar nicht so einfach, wie er wieder mal feststellte. Umständlich musste er auf die Küchentheke klettern, um einige in die Hängeschränke räumen zu können. Ein Blick auf die Küchentür verriet ihm, das er noch drei Stunden hatte bis alles fertig sein und das Essen auf dem Tisch stehen musste. Schnell sprang er von der Theke und flitzte in Richtung Obergeschoss davon, um die Wäsche der Familie zusammenzusuchen.

 

Gerade so, hatte er es geschafft pünktlich fertig zu sein. Was auch an Dudley gelegen hatte, der mit sandigen Schuhen ins Wohnzimmer gewatschelt kam, gerade als er mit saugen und wischen fertig gewesen war. Dadurch hatte Harry noch mal von vorne anfangen müssen.

Doch letztendlich zählte für ihn nur, dass das Essen pünktlich fertig war und das heiße Fett, welches ihm beim Kochen auf die Finger gespritzt war, ihn nicht so ungünstig getroffen hatte dass er die schwere Pfanne nicht mehr halten konnte. Erleichtert atmete der schwarzhaarige Junge aus und lehnte sich mit geschlossenen Augen an die Küchenzeile.

 

Erstaunlicherweise wurde das Thema vom Morgen, Harrys Geburtstag, nicht noch einmal aufgegriffen. Allgemein waren seine Verwandten anscheinend dazu übergegangen, als würde er einfach nicht existieren. Dieses stellte er erstaunt fest, als er nun spät in der Nacht, auf seiner Matratze lag.

Was der nächste Tag wohl brachte? Der heutige mochte nicht der Schönste gewesen sein, doch es hätte bei Weitem schlimmer kommen können. Gedankenverloren strich er über eine Narbe auf seinem Oberarm, ehe er langsam in einen erschöpften Schlaf glitt.
 


 

 

Zur gleichen Zeit, als Harry langsam in den Schlaf abdriftete, stand Arabella Figg in einem großen, leeren, düsteren Raum. Eine einzelne flackernde Flamme war die einzige Lichtquelle und diese ließ gefährlich wirkende Schatten in den Ecken entstehen. Sie konnte ein Schaudern nicht unterdrücken. All dies hier, wirkte so kalt, gefährlich und … einsam. Einfach nicht angemessen für den Mann, der dort in einen dunklen Mantel gehüllt vor ihr stand. Ein Mann, weit über die Stadt hinaus bekannt und durchaus angesehen war in der Gesellschaft. Was dieses ominöse Versteckspiel sollte, erschloss sich ihr ebenso wenig.

 

“Nun sprich”, wurde sie aus ihrer Musterung gerissen, räusperte sich und blickte zu der Gestalt hinter der Kerze.

“Ich habe ihn heute gesehen und gesprochen. Harry James Potter.”

 

Ein undefinierbares Geräusch war die Folge, welches sie erneut frösteln ließ.

 

“Dieser Bengel … wie macht er sich? Was kannst du mir über ihn berichten?”

 

Kurz überlegte sie. Sie wusste instinktiv, dass die falschen Worte ihren Tod bedeuten würden. Sie wusste es einfach besser, als der öffentlichen Meinung zuzustimmen. Sie wusste, dieser Mann konnte auch ganz anders werden. Demütig senkte sie ihren Kopf.

“Er … ist klein. Er sieht immer mehr aus wie James und doch … doch wirkt er so anders.

Er hat in zwei Wochen Geburtstag und meinte, er würde dann elf Jahre alt werden und auf die St. Brutus Schule gehen”, berichtete sie und hob beim letzten Satz ihren Blick.

 

“WAS?”, rief die vermummte Gestalt aus und begann auf und ab zu tigern.

“Geburtstag … elf Jahre … aber … das ist doch …”

 

“Ja Sir”, unterbrach sie die abgehakten Worte ihres Gegenübers. Woher sie den Mut nahm, wusste sie nicht. “Er ist der felsenfesten Überzeugung. Ach er ist so ein netter und höflicher junger Mann. Mit einer Vorliebe für Schokolade, wenn ich das anmerken darf”, schwärmte sie.

Sie hatte den kleinen Harry in ihr Herz geschlossen. Sie kannte ihn seit er in die Familie Dursley gebracht worden war. Der kleine, zerbrechlich wirkende Junge mit den großen grünen Augen und den wirren schwarzen Haaren. Arabella kannte ebenso diese … unfreundliche ... Familie und sie war sich äußerst sicher, dass diese ihm nichts von seinem magischen Erbe erzählt hatten.

Dies musste auch ihrem Gesprächspartner klar geworden sein, als dieser endlich mit dem hin und her laufen aufhörte und wieder hinter der Kerze zum Stehen kam.

“Gut … oder auch nicht. Das wird interessant werden. Geh und behalte ihn weiter im Blick. Wer weiß, wer es schon auf ihn abgesehen hat …”, sagte der Andere geheimnisvoll.

“Was werdet ihr tun, Sir?”, fragte die alte Dame ehrlich besorgt um ihren kleinen Schützling.

“Ich werde mir bald ein eigenes Bild machen können”, gab die rauchige, verzehrt klingende Stimme bekannt. Mit wehendem Umhang verschwand ihr Gesprächspartner durch eine Tür die hinter ihm aufgetaucht war.

 

“Oh Harry … wo soll das nur alles hinführen?”, murmelte sie leise und schüttelte resigniert den Kopf.

Als sie das Gebäude verlassen hatte, blickte sie in den Sternen übersäten Himmel. Genoss für einen kurzen Moment den Duft des Sommers und aktivierte schließlich den Portschlüssel, der sie direkt in ihr kleines Häuschen brachte.
 


 

 

Die Tage zogen ins Land, eine ganze Woche seit dem Küchendebakel stellte Harry fest. Ohne das irgendwas Besonderes geschehen war. Naja, so ganz stimmte dies auch wieder nicht, wenn Harry ehrlich war. Eigentlich war trotz all den täglichen Hausarbeiten eine ganze Menge für eine Woche passiert.
 

 

Erst war Dudley krank geworden. Eine harmlose Erkältung und doch schmiss ihn seine Tante schon in der Früh aus seinem Bett und schickte ihn zum Markt. Als sie ihm das Geld und einen Korb in die Hand gedrückt hatte, bekam er noch die Ermahnung, auch ja nur das einzukaufen, was er dafür brauchte um eine heilende Hühnersuppe für den Dudy-Spatz zuzubereiten.

Als er schließlich wieder zu Hause angekommen war und das Hühnchen für die Suppe vorkochte, kam ihm ernsthaft die Frage auf, wie viele Elfjährige wohl eine Hühnersuppe ganz alleine zubereiten konnten. Doch er verdrängte sie und und konzentrierte sich lieber auf die Aufgabe die vor ihm lag. Dabei ignorierte er die schweren, Flüssigkeitsgefüllten Töpfe ebenso, wie das scharfe Messer mit dem er sich in den Finger schnitt. Glücklicherweise tropfte nichts von seinem Blut auf das Suppengemüse. Die möglichen Folgen davon, wollte er sich nicht einmal in seinen Träumen ausmalen.

Zu Harrys großer Erleichterung schlugen Suppe, Medizin und die Verhätschelung von Tante Petunia bei Dudley schnell an und so war dieser schon am Freitag wieder relativ fit.

Nicht dass ihn dies davon abgehalten hatte, weiter den sterbenden - leidvoll klagenden - Schwan zu spielen.

Der Samstag kam und sein Cousin lag nach dem Frühstück wieder auf der Couch, während das Geschrei des Fernsehers durch das Haus und erst recht bis in die Küche zu hören war. Irgendeine alberne Zaubershow, bei der Tauben und weiße Kaninchen aus Hüten gezaubert wurden. Ein Wunder, dass weder Onkel Vernon, noch Tante Petunia das Programm gewechselt hatten. Naja, es war ja Dudders …

Während er das Geschirr vom Morgen per Hand spülte, konnte er hören wie der Fernsehmagier das Publikum dazu aufforderte, mit ihm den Zauberspruch zu sagen. Wie nebenbei hatte er festgestellt, dass er für jedes Kunststück der Selbe war. Wie unsinnig war das denn bitte?

Und so sprach er die Formel leise mit: “Eins, zwei, drei, Wunder komm herbei. Fledermaus und Eulenmist, ich verzauber euch, nur damit Ihrs wisst.”

Schmunzelnd nahm er einen Holzlöffel aus dem Spülwasser, wedelte damit vergnügt in der Luft herum dass das Wasser nur so spritzte und sagte: “Abra Kadabra, dreimal schwarzer Kater.”

 

Das etwas ganz arg schief gelaufen war und er einen Fehler begannen hatte, war ihm bewusst geworden als sein Onkel wütend auf ihn zugestampft kam, während seine Tante piepsend den verwirrten Dudley an sich drückte. Die nächste Bestätigung bekam er als Vernon ihn am Kragen gepackt und zu seinem Schrank schleifte.

Danach … wenn er ehrlich mit sich war, konnte er sich nur noch an den Gürtel erinnern der immer wieder auf ihm niederging. Das Geräusch von Leder auf nackter sowie bekleideter Haut, vermischt mit dem wütenden Gekeife seines Onkels. Worte wie “Freak.” “Widerwärtig.” “Wir hätten dich ersäufen sollen!” und “Monster”, vernahm er, während er sich zusammenrollte um seinen Kopf zu schützen. Die unausgesprochene Frage warum dies alles geschah, kreiste immer wieder durch seinen Kopf.
 

 

Gedankenverloren strich er über einen der Striemen auf seinem Arm. Noch immer hatte der junge Potter keine Antwort auf seine Fragen. Doch er wusste, es grenzte an Selbstmord sie laut zu stellen.

Er war wohl einer der wenigen Schüler, der sich über das Ende der Ferien mehr als alles andere freute. Er konnte es gar nicht erwarten einen Grund zu haben mehrere Stunden nicht zu Hause seien zu müssen. Es war später Abend und die Dursleys genossen gerade sein mühevoll zubereitetes Abendessen, während er in den Garten verband worden war. Gnädigerweise hatte er sich eine kleine Portion davon für sich nehmen dürfen.

Lustlos stocherte er in dem Nudelauflauf herum, pikte immer wieder kleine Fleischstücke aus diesem heraus und warf sie Sanara hin.

Hey Kleiner. So nett es ist, aber du solltest es selber essen, ermahnte ihn das Reptil mit strengem Unterton.

Die Nudeln reichen mir vollkommen, widersprach er und steckte sich demonstrativ eine volle Gabel in den Mund. Energisch kauend blickte er seine kleine Freundin an und aß den nächsten Happen mit finsterem Blick, als die Schlange mit ihrem Schwanz auf den Teller deutete. Meine Güte, dieses Reptil benahm sich, als wäre er ihr Junges! Naja, eigentlich war es ja genau so niedlich, wie nervig. Einfach sehr ungewohnt, dass sich jemand für SEINE Belange interessierte.

Ein leises Krächzen und ein dunkler Schatten, der über ihn huschte, ließ ihn aufsehen. Doch alles was er erblickte, war der hell leuchtende Mond, der alles in skuriles Licht tauchte. Noch einmal ließ er seinen Blick über den Himmel wandern, doch als er wieder nichts entdeckte wand er sich wieder seinem Essen und der Unterhaltung mit Sanara zu. Immer noch musste er seiner kleinen Freundin einreden seine Verwandten, beziehungsweise Vernon, nicht zu attackieren. Vor allem nicht mit der Hilfe einer mit ihr befreundeten Giftschlange, die aus einem Terrarium der Millers entfleucht war.

 

Ein laut in der Stille der Nacht hallendes Knallen, untermalt von einem gepeinigten Fiepen ließ Harry zusammenzucken. “Was …?” Hast du das auch gehört, Sanara?

Ja. Wo kam das her?

Ich glaube von den Regentonnen. Lass uns gucken gehen. Entschlossen stellte er seinen Teller beiseite und erhob sich um in den hinteren, zugewachsenen Teil des Gartens zu gehen. Suchend blickte er sich um, doch konnte er nichts Ungewöhnliches feststellen. Vielleicht war das Geräusch auch aus einem der angrenzenden Gärten gekommen?

Harry, komm her!, hörte er die eindringliche Stimme der Schlange und lief schnell in ihre Richtung.

Im Schein des Mondes entdeckte er das Reptil. Vor ihr lag ein undefinierbarer kleiner Haufen. Erst als er vorsichtig näher trat und sich neben den Haufen hockte, bemerkte er, dass vor ihm eine ziemlich in Mitleidenschaft gezogene Eule lag. Behutsam drehte er das abgehakt atmende Tier auf den Rücken und zog erschrocken den Atem ein.

Die Brust des Vogel war geradezu aufgerissen durch einen Schnitt der quer über diese ging. Auf jeden Fall soweit er dass unter dem stetig aus der Wunde sickernden Blut sagen konnte. Das linke Bein endete ungefähr auf Höhe der Knöchel und sah aus als wäre der Fuß abgerissen worden, so ausgefranst wie die blutende Wunde wirkte. Der linke Flügel stand in einem unnatürlichen Winkel ab.

 

Doch das Schlimmste für Harry war in diesem Moment der Blick der Eule. Die dunklen Augen bohrten sich geradezu in seine, mit einem Ausdruck, der zwischen entschuldigend und bittend lag. “Oh du armes Ding”, hauchte der schwarzhaarige Junge und strich dem Vogel vorsichtig über den Kopf. Er wusste, für dieses Tier konnte er nichts mehr tun. Es war anders als bei der Eule, die er vor zwei Jahren gefunden hatte, die entkräftet und mit ordentlich zerzausten Federn im Park gesessen hatte. Die einzig schlimmere Verletzung waren bei dem Tier eine Verbrennung am Bein gewesen. Komisch, jetzt wo er drüber nachdachte, warum fand er dauernd Eulen mit komischenn Verletzungen an den Beinen?

Schwermütig und voller Mitleid, strich er noch einmal beruhigend durch das weiche Gefieder des schwer verletzten Vogels. “Es tut mir leid, Kleines. Wir können nichts für dich tun.” Mit einem leisen Gurren drückte das kleine Tier seinen Kopf gegen Harrys Hand.

Noch einmal schuhute der Vogel beinahe entschuldigend, ehe die schwarzen Augen sich langsam schlossen, die Atmung aufhörte und der Kopf nach hinten kippte.

Krampfhaft versuchte der Brillenträger die aufsteigenden Tränen und den Kloß hinunter zu schlucken, doch eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg. Glitzernd tropfte sie auf die Stirn des Vogels und versickerte im Gefieder.

Er war tot. Gestorben, nachdem irgendetwas das Tier angegriffen hatte und der letzte Atemzug wurde in seinen Armen genommen. Nur langsam sackte die Erkenntnis in sein Gehirn. Er hatte gerade das erste Mal in seinem Leben ein Lebewesen sterben sehen. Ein Schluchzen entwand sich seiner Kehle.

Hey Kleiner … sei nicht traurig. Du kannst nichts dafür, zischte Sanara ihm fürsorglich ins Ohr und schmiegte ihren Kopf an seine Wange.

Aber …, setzte er schniefend zum Einspruch an, doch Sanara unterbrach ihn.

Wenn du noch etwas für die Eule tun willst, dann beerdige sie!

So bekam der tote Vogel, im Schein des Mondes, seine letzte Ruhestätte am Gingsterbusch neben den Regentonnen.

 

Am Morgen nach der Beerdigung, als er die Zeitung hereinholen wollte, saß eine deutlich größere Eule auf dem Gartentor und streckte ihm auffordernd ihr Bein entgegen. Als er nicht reagierte, landete der Vogel mit einem empörten Schuhuen direkt vor ihm und präsentierte ihm energisch erneut ihr Bein. Erst da bemerkte der beinahe Elfjährige die Papierrolle, die an dem Stelzen des Tieres gebunden war. Vorsichtig löste er diese und kaum hielt er sie in den Händen, erhob die Eule sich augenblicklich laut schnabelklackernd wieder in die Luft. Skeptisch musterte er das Papier, denn auf der Außenseite fand er nichts weiter als ein rotes Band. Wer benutzte denn überhaupt Eulen als Brieftauben? Überhaupt ... wann bekam er denn bitte Post? Skeptisch blickte er sich um, steckte die Papierrolle in seine Hosentasche und ging mit der Zeitung zurück ins Haus.

Erst später, als er die Wäsche aufhängte, kam er dazu sich dem Brief zu widmen. Schnell versicherte er sich, dass seine Verwandten ihn nicht in Richtung Rhododendronstrauch laufen sahen, dann streifte er das samtene rote Band ab und entrollte vorsichtig die Rolle. Wer wusste schon ob es nicht doch eine Falle war? Aber dafür fühlte sich das Papier zu teuer an, wie er nun feststellte.

Nur ein einziger Satz stand auf dem Zettel.

 
 

Harry, ich freue mich schon Dich kennenzulernen!

 

Keine Unterschrift und nichts anderes was Harry den Absender verriet. Wer machte sich hier lustig über ihn? Missmutig zerknüllte er den Brief und stopfte ihn in die Hosentasche. Schlecht gelaunt erklärte er der verwirrten Schlange schließlich, dass sich da nur einer einen Scherz erlaubte. Wahrscheinlich Dudley und Piers, wobei er dann nur zu gerne wüsste wie die beide an eine zahme Eule gekommen waren. Aber was wusste er schon, wer sich alles in der neu gegründeten ‘Zukünftige Smeltings - Clique’ befand. Wahrscheinlich war unter diesen ‘Mitgliedern’ irgendein reiches Kind. Ja, das musste es sein. Das erklärte die Eule und das teure Briefpapier. Leider blieb ihm nur weiterhin der Sinn dieses Schreibens verborgen. Schulterzuckend kümmerte er sich wieder um seine Haushaltspflichten und ignorierte Sanara, die wilde Spekulationen von sich gab.

 

Die nächste seltsame Situation passierte, als er am späten Nachmittag wieder auf Erkundungstour war. Die Informationen, die er lieferte, sorgten immer noch - oder besser gesagt wieder - für ein relativ gutes Leben bei den Dursleys.

Gerade hatte er auf einer Parkbank seinen Beobachtungsposten bezogen und Sanara sich auf seinem Schoß eingerollt für ein Verdauungsschläfchen, da vernahm er ein deutliches Zischeln im hohen Gras zu seiner Rechten.

 

Meine Güte, diese Zweibeiner sind wahre Schweine. Nein, Schweine sind ordentlicher, schimpfte es aus dem Busch.

Vorsichtig weckte der Schwarzhaarige die Schlange auf seinem Schoß und machte sie auf ihren Artgenossen aufmerksam.

Ich riech ihn doch … Merlin, warum muss ich das eigentlich machen?, hörten Harry und Sanara es weiter maulen, ehe sich ein flacher, beinahe dreieckiger Kopf aus dem Gestrüpp schob und suchend umschaute. Als das fremde Reptil ihn erblickte, richtete es sich auf und zog die Mundwinkel nach oben, während es ihn anzüngelte.

Na endlich habe ich dich gefunden!

Mit aufgerissenen Augen blickte Harry zwischen seiner Vertrauten und der fremden Schlange hin und her. Kennt ihr euch?, erkundigte er sich bei Sanara, doch diese schüttelte nur den Kopf, ohne den Blick von dem fremden Tier zu nehmen.

Wer bist du, Fremder?, wollte sie mit drohendem Zischen wissen, schlängelte von Harrys Schoß und richtete sich auf der Bank empor. War sich seine Freundin bewusst, das allein der Kopf der anderen Schlange breiter war als ihr eigener? Ganz zu schweigen vom Umfang des Körpers, auf jeden Fall das was er erblicken konnte.

Ich bin eine Freund einer gemeinsamen Bekannten des Jungen und mir, Schlüpfling, gab das fremde Tier zurück.

 

Verwundert hob Harry die Augenbrauen: Von wem denn?

Ein Laut den der Schwarzhaarige inzwischen als Schlangen-Lachen erkannte, war zu hören, ehe das Reptil antwortete: Na wie viele Schlangen kennst du denn?

Stirnrunzelnd überlegte der verwirrte Junge. Außer seiner Vertrauten kannte er bisher nur die Schlange aus dem Zoo. Du meinst doch nicht …

Doch genau diese verhätschelte Zooschlange meine ich. Ich bin ihr bei ihrer Reise nach sonst wo begegnet und sie hat geradezu von dir geschwärmt. Nun und da wollte ich doch mal selbst einen Eindruck von dir bekommen. Wann trifft man schon mal einen Zweibeiner der uns versteht?

 

Und wie willst du ihn gefunden haben, Fremder? Außerdem, stell dich gefälligst mal vor!, zischte Sanara skeptisch und schnappte in Richtung des fremden Schuppenträgers.

So stellte sich die fremde Schlange als Nagas vor und erklärte dass er mit Hilfe seines Geruchssinnes, den Gerüchten die anscheinend in der Tierwelt, sowie ‘anderen Hinweisen’, zu Harry gefunden hatte. Sanara blieb skeptisch und führte immer wieder Scheinangriffe aus, sobald Nagas auch nur ansatzweise wagte ein wenig näher zu kommen.

Insgeheim bewunderte der Junge die Glattschlange für ihren Mut und ihm wurde bewusst, dass er seiner Vertrauten anscheinend wirklich am Herzen lag.

Irgendwann verabschiedete sich Nagas mit einem: Wie ich sehe, hast du bereits ausreichenden Schutz und dem Versprechen man würde sich wieder sehen.

Erst als Harry später auf seiner Matratze lag, wurde ihm bewusst, das er nicht mal wusste wo der dunkelgrüne Schlangenmann lebte und was für eine Art er war. Nun, dann würde er dies halt bei dem nächsten Treffen nachholen. Denn irgendetwas sagte ihm, dass dies nicht ihre letzte Begegnung gewesen war. Genau so, wie ihn immer mehr dass Gefühl beschlich, dass sein eigentlich ruhiges Leben, bald enden würde. Er konnte das Gefühl nicht beschreiben und auch nicht greifen, aber irgendetwas war komisch.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Also irgendwie mag ich Sanara immer lieber ... wie seht ihr das? Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  endlesslove_15
2016-08-22T22:34:10+00:00 23.08.2016 00:34
Das ist echt klasse! Ich bin voll aufgeregt, wer nun der geheimnissvolle Mann ist und wer Harry Briefe schreibt.
Also ich mag sanara, sie ist immer bei Harry und hilft ihm.
Deine Kapitel sind echt lange das gefaellt mir.
Die dudleys verhalten sich echt komisch, grade weil sie harrys Vorschlag angenommen haben und nicht abgelehnt da er ja dann tagsueber nicht da ist um den Haushalt zu machen.
Antwort von:  Chaosbande
14.09.2016 20:56
Hallöleee~
Also da wirst du noch ein wenig knobeln können.
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt-

Dann wird dir das neue Kapitel von der Länge gut gefallen. Ich kann einfach nicht kurz schreiben, dann klingt es seltsam *g*

Auch für dass Dursley-Verhalten wird es eine Erklärung geben. Normal ist dass ja nicht, dieses 'Nicht Fisch und nicht Fleisch'.

LG und viel Spaß mit dem neuen Kapitel.


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