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Dear Life

Fortsetzung zu "Dear Loser"
von

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chimpira - the enquiry

„Was machst du hier?“ hide hatte sich inzwischen seinem Bett mitsamt dem unerwarteten Gast in Selbigem genähert, stand dicht vor ihm.

Sceana, noch immer liegend aber nicht mehr schlafend, blickte ihn beinahe unschuldig an. „Aufwachen.“

Mit dieser Schlagfertigkeit hatte hide nicht gerechnet und er blinzelte mehrmals, während sein vernebeltes Hirn noch versuchte, die Verbindung zwischen seiner Frage und der erhaltenen Antwort zu erkennen.

Sceana streckte sich derweilen und schmatzte wieder leise, so als sei sein Körper noch nicht wieder ganz im hier und jetzt. Nur seine Augen sahen erstaunlich klar aus, dafür dass er die vergangene Nacht alkoholschwanger verbracht hatte. Er erhob seinen Oberkörper, indem er sich mit den Unterarmen abstützte, und musterte hide. Jetzt wusste er was Pata mit dem Satz 'Der wird morgen tot sein' in Bezug auf den Gitarristen gemeint hatte. „Du hast gesagt, ich kann mit zu dir, als wir heute früh aus dem Laden raus waren“, half der Jüngere ihm auf die Sprünge.

hide ließ sich schließlich auf der Bettkante nieder. Doch Sceana's Hilfestellung wollte bei ihm nicht fruchten. „Echt? Hab ich...?“, nuschelte er nur, scheinbar mehr zu sich selbst und sein Blick driftete wieder in verträumte Abwesenheit.

Sceana's Augen ließen nicht von ihm ab, betrachteten ihn eine ganze Weile; schweigend. Studierten das volle, geblichene und zerzauste lange Haar, das ihm über den Schultern hing und einen starken Kontrast zu dem schwarzen, ausgewaschenen T-Shirt gab. Die helle, glatte Haut die an jeder entblößten Stelle des Körpers, an der er sie entdecken konnte, so zart aussah und regelrecht zum Anfassen einlud. Die haselnussbraunen Augen, die normalerweise nur so von Lebensenergie sprühten, auch wenn sie im Moment jeweils zur Hälfte von den Lidern bedeckt wurden. Die wunderschönen Lippen, nicht zu voll, nicht zu schmal und von solch einer scheinbaren Unberührtheit und Reinheit, dass man sie gar nicht außer Acht lassen konnte. Diese Lippen......die solch eine Anziehungskraft ausübten......als wollten sie unbedingt geküsst werden........

Sceana erhob seinen Oberkörper und wand ihn dem schräg auf der Bettkante sitzenden hide zu, drehte mit einer Hand dessen Gesicht in eine, für ihn günstige, Position und küsste ihn. Spürte die zarten Lippen, verschaffte sich Zutritt zu der Mundhöhle und ließ seine Zunge in Selbige eintauchen. Erkundete das unbekannte Territorium, schmeckte noch leichte Spuren von Bier.

hide zögerte anfänglich, dann begann er jedoch den Kuss zu erwidern. Eine Hand fasste an Sceana's schmale Schulter. Sein warmer Atem kitzelte den Jüngeren im Gesicht.

Sceana schmiegte sich ein ganzes Stück dichter an seinen Schwarm, spürte dessen Wärme, spürte die geblichenen Haare auf seiner Haut. Schlang haltlos beide Arme um den Hals des Anderen. War ihm so nah wie sonst keiner. Konnte dessen Herzschlag spüren, den Rhythmus seiner Atmung. Registrierte, wie sich die Hand hide's auf seinen Rücken legte. Spürte den leichten Druck. Die Nähe, die unendliche Nähe die er sich immer gewünscht hatte, jedes Mal wenn er hide's Anwesenheit beiwohnte. Die Zunge war ganz weich, ebenso weich wie die Lippen. Und alles war ganz warm. Und schmeckte so nach ihm. Würde er nicht nach Bier schmecken, dann ganz bestimmt nach Erdbeeren, da war der Rothaarige sich sicher. hide war eine einzige, verbotene Frucht, die nur vernascht werden wollte.
 

Zumindest lief das so in Sceana's Kopf ab.
 

In Wirklichkeit aber hatte sich der Jüngere keinen Millimeter näher an ihn heran gewagt; er lag noch immer in der selben Position im Bett, mit den Unterarmen abgestützt, wie zuvor. Und hide's Augen starrten noch immer das selbe Loch in den Boden - wie zuvor. „Hab ich dich letzte Nacht eigentlich begrabscht, oder so?“, durchbrach seine Stimme dann aber plötzlich die Stille des Raumes.

Sceana's Herz schlug schneller. Er starrte hide zuerst sichtlich irritiert an, bemühte sich aber gleich darauf, seine Irritation zu überdecken. „Nein, wieso?“, lautete die bemüht lässig klingende Gegenfrage.

„Mmmh...“ Das Loch, welches der Blonde in den Boden starrte, musste inzwischen schon riesige Ausmaße angenommen haben. „Nur so.....“ Seine Hand fasste an seine Stirn und rieb sie sich, wodurch sein Blick sich endlich von dieser einen, fiktiven Stelle löste und der gestarrte Abgrund die Möglichkeit hatte, wieder zu einer Ebene zusammen zu wachsen. „Wenn ich getrunken hab passiert sowas manchmal.“

Na toll. Sceana blinzelte. Warum hatte es nicht passieren können? „Wollen wir hoch zu Pata, was essen?“, versuchte Sceana abzulenken, bevor er riskierte sich womöglich noch um Kopf und Kragen zu quatschen. Außerdem musste er sein wildes Herz wieder zur Besinnung bekommen und das gelang am allerwenigsten mit Fantasien darüber, was hide mit ihm im besoffenem Zustand alles hätte anstellen können.

Pata..... In hide's Kopf klingelte irgendwas, wenn auch noch weit entfernt. Pata....war da nicht irgendwas...? - Ach ja... „Uhm...wir kriegen 'nen Plattenvertrag.“ hide bekam es heute einfach nicht mehr hin, die Sätze sinngemäß aufeinander folgen zu lassen, wie es in einem normalen Gespräch für gewöhnlich üblich war. Die Konfusion seiner Gesprächspartner war ihm somit für den Rest des Tages sicher.

Sceana gab dafür gerade mal wieder ein schönes Beispiel ab, als er den Älteren mit offen stehendem Mund und ungläubigen Blick anglotzte wie eine neuentdeckte Tierart. „Wir kriegen was?“

hide hob träge seinen Kopf und lugte unter seinen blonden Fransen hervor. „'n Plattenvertrag“, wiederholte er, als sei es das Alltäglichste der Welt.

Und der Rotschopf hatte bis zu dieser Sekunde tatsächlich noch an einen Verhörer geglaubt. Fassungslos wendete er seinen Blick von ihm ab, bevor er ihn in der nächsten Sekunde doch wieder aufnahm. „Woher weißt du das, verdammt?“ Sollte etwas an dieser Behauptung mit dem Vertrag dran sein, trieb es ihn gerade in den Wahnsinn, dass hide bei dem Thema so seelenruhig bleiben konnte. Das durfte doch nicht wahr sein!

„Tusk war eben da... Einen von Inroad Records scheinen wir wohl unwissentlich bezirzt zu haben.“ Seine Stimme war noch immer schwer und schleppend. So konnte man schnell den Verdacht erlangen, dass hide sich über die Bedeutung seiner eigenen gesprochenen Worte gar nicht wirklich im Klaren war. Der folgende Satz ließ diese Vermutung jedoch wieder in sich zusammen fallen: „Ich glaube er wollte, dass ich mich mehr darüber freue...“ Seine Fingerkuppen rieben flüchtig die rechte Schläfe. Verfluchte Kopfschmerzen.....

Sceana fühlte sich gerade irgendwie verarscht. Als würde er sich im falschen Film befinden. Doch er gab schließlich auf, sich über hide's ungewöhnliches Verhalten in Anbetracht der gegebenen Aussichten zu wundern. Statt dessen übersprang er diesen Punkt und wiederholte seinen Vorschlag von vor ein paar Minuten: „Und? Woll'n wir nun hoch zu Pata?“

Jetzt erst setzte bei hide das quengelnde Murren ein, dass man bei einem Verkaterten eigentlich schon spätestens bei Tusk's Auftritt erwartet hätte, bisher aber stur ausgeblieben war. Dabei ließ er sich zur Seite kippen und verdeckte sein Gesicht hinter beiden Händen. „Mmmmmh......ich will nirgends hin~....“

Sceana blickte auf den Älteren herab, der nun zusammengeknäult neben ihm lag. Dessen Kopf war so dicht neben seinen Beinen platziert, dass ein paar blonde Strähnen des Gitarristen Sceana's nackte Schenkel bedeckten.
 

Das Geschnatter der Jugend Seoul's war der dominante Part der Geräuschkulisse im Eiscafé, während im Hintergrund die aktuellsten Popsongs erklangen. Die jungen Bedienungen, überwiegend Studentinnen, huschten in ihren aufgeknöpften Blusen und mit ihren beladenen Tabletts wie die Arbeiterameisen durch den Raum, um die Bestellungen schnellstmöglich aufzunehmen und die Kunden zu vollster Zufriedenheit zu stellen.

„Und wie geht’s deiner Cousine?“ Atsushi's geschlossene Hand schob sich langsam aber fließend über die runde Tischplatte. Entließ ein kleines, zusammengefaltetes Stück Papier, als sie sich öffnete und kurz darauf wieder zurück zog.

Eine andere Hand legte sich sogleich über das bloßgelegte Papierstück und schob es behutsam und bemüht unauffällig Richtung Körper seines Besitzers. „Gut“, erklang eine nervöse und kratzig klingende Stimme als Antwort. Der Junge mit den mit Gel gestylten Haaren und der Sonnenbrille im Gesicht war kaum älter als Atsushi. Unruhig kaute er auf einer nicht brennenden Zigarette herum, während sein Blick sich nicht von der Tischfläche losreißen konnte.

Atsushi wartete. Geduldig.

Der Junge kaute. Und ließ seine Hand dann schließlich doch noch in seiner Lederjacke verschwinden. Nicht nur, um das geheime Stück Papier unsichtbar werden zu lassen, sondern auch um ein kleines Bündel Geldscheine zum Vorschein kommen zu lassen und es, wie zuvor Atsushi das Papier, über den Tisch zu schieben.

Atsushi grinste zufrieden. Er wusste, dass man dem Jungen manchmal nur ein bisschen Zeit geben musste. Aber bezahlen tat er immer. Seine Hand nahm das Geld in Empfang, zählte es kurz nach und ließ es zufrieden in die eigene Tasche gleiten. „Was machen deine Eltern? Alles in Ordnung?“, fragte er scheinheilig, bevor er nach dem Eiskaffee griff und seine Lippen den Strohhalm einfingen. In Wirklichkeit interessierte es ihn einen Scheißdreck, wie es den Eltern dieses Junkies ging. Genauso wenig interessierte ihn seine Cousine. Oder gar das Empfinden des Jungen selbst. Es war alles nur ein getürktes Scheingespräch das notwendig war. Der kleine Junk traute sich, nach einem schlechten Erlebnis, nicht mehr auf offener Straße Drogen zu kaufen. Er wollte seine Dealer stets inmitten einer Menschenmenge treffen. Und da der Junge gut zahlte, ließ Atsushi sich darauf ein.

„Alles super...meine Mom hat wieder 'nen Job“, log der Gefragte, immer noch die Tischplatte anstarrend, die angekaute Zigarette derweilen zwischen den Fingern geklemmt. Er fand ihn unheimlich. Er fand diesen Kerl da vor sich einfach unheimlich. Er blieb die ganze Zeit über so ruhig – und das machte ihn selbst unruhig. Nervös. Er hatte solch eine ungeheure Ausstrahlung, wie er sie bei keinem seiner vorherigen Dealer je erlebt hatte. Er hatte guten Stoff, keine Frage – aber der Rest an ihm....blieb unheimlich. Der Junge mit der Gelfrisur nahm seine unangezündete Zigarette in den Mund als würde er einen Zug von nehmen wollen, kaute jedoch in Wirklichkeit nur einige Male monoton mit den Schneidezähnen auf dem bereits stark bearbeiteten Ende. Er konnte dem Kerl kaum in die Augen blicken, solch einen Respekt hatte er vor ihm.

Der Junkie war jedoch nicht der Einzige, dem Atsushi's starke Ausstrahlung auffiel. Nur zwei Tische von Dealer und Käufer entfernt saß ein knochiger, blondgescheckter Junge, der sein erspähtes Ziel durch das lebhafte Gewusel der Gäste und der Bedienungen hindurch beobachtete. Seinen Kopf nicht zu weit in die entsprechende Richtung gedreht, sodass er seinen Blick jederzeit sofort unauffällig abwenden konnte, sollte einer der Zwei doch mal zu ihm rüber kucken. Es war Sugizo. Einsam an einem Tisch sitzend und vor sich einen großen, halbleeren Eisbecher stehen habend, den Löffel noch in der Hand, aber nicht mehr essend. Seine Augen konzentrierten sich vorrangig auf den Typen mit den langen, schwarzen Haaren. Der Typ, der die Drogen vertickte. Er wirkte professionell, wirkte sicher. Ob er mit der Yakuza in Verbindung stand? Oder eine eigene Bande besaß? Seine Bewegungen waren geschmeidig, er zögerte in keiner seiner Handlungen. Dieser Mensch musste einen starken Charakter haben, entschied Sugizo. Wenn er bei der Yakuza war, dann hatte er ganz bestimmt nicht den niedrigsten Rang. Dafür wirkte er einfach zu eigen. - Hey, wenn der Kerl Drogen vertickte, vielleicht konnte er dann noch einen Boten gebrauchen! Die Idee solch eines Jobs gefiel Sugizo, Yakuza hin oder her. Er musste nur wieder Fuß fassen, denn alleine ging man in dieser Gesellschaft gnadenlos unter. Das bekam er derzeitig am eigenem Leib zu spüren, und das sogar extremer als es ihm oftmals lieb war. Als sich damals die alte Bande, von der er Mitglied war, 'Snakebite', aufgelöst hatte, versuchten er, sein Freund J und ein weiteres Bandenmitglied, Kyo, zunächst eine eigene Bande zu repräsentieren. Doch dieser Versuch trug zu keinem großen Erfolg bei. Schon nach kurzer Zeit tauchte Kyo immer seltener auf und sein Geisteszustand wurde zunehmend abwesender. Bis er eines Tages schließlich ganz weg blieb. Somit blieben nur noch er und J übrig; gemeinsam bemühten sie sich, ihr Leben zu bestreiten. Irgendwie. Aber schließlich kam der Tag, an dem er sich auch von seinem letzten übrig gebliebenen Freund trennen musste: J verschwand spurlos. Sugizo wusste nicht, wo er abgeblieben war, suchte ihn, fand ihn nicht und gab schließlich auf. Von diesem Moment an war er allein. Ein ausgesetzter, räudiger Hund, der auf den Straßen Seoul's versuchte irgendwie zu überleben.

Sugizo wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich plötzlich ein junges Mädchen vor seinen Tisch stellte – und nicht wieder verschwand.

Etwas irritiert wand er schließlich seinen Kopf in ihre Richtung und blickte ihr ins Gesicht.

Es war die Bedienung. Ein leicht beschämtes Lächeln lag auf ihren vollen, knallrot angemalten Lippen. „Ich hab dann gleich Feierabend... Kann ich dich schon abkassieren?“, fragte sie höflich, das große Geschäftsportemonaie in beiden Händen haltend.

Da war er wieder. Einer der leidigen Momente, der Geld verlangte. Sugizo verzog sein Gesicht, schob seine Hand in die rechte Hosentasche und kramte ein paar stark verknitterte Geldscheine hervor, die er dem Mädchen genau so gab.

Die Bedienung entknitterte die Scheine, zählte nach. Ihre Gesichtszüge verrieten Unzufriedenheit, vielleicht sogar Enttäuschung. Scheinbar hatte sie mit Trinkgeld gerechnet, Welches Sugizo ihr jedoch nicht ausgehändigt hatte.

Dieser schien genau diese Reaktion schon vorhergesagt zu haben und fokussierte sie nur mit einem sturen „Von-mir-kriegst-du-nicht-mehr-Geld“-Blick. Er wusste, dass viele junge Bedienstete, besonders die Weiblichen, in solchen Läden nur spärlich bezahlt wurden und teilweise schon auf das Trinkgeld angewiesen waren, um über die Runden zu kommen. Doch er sah nicht ein das Leben irgendwelcher fremder Mädchen mitzufinanzieren, während er zeitweilig selbst am Hungertuch nagte. Sollte sie sich doch einen besser bezahlten Job suchen wenn sie in Diesem nicht ausreichend verdiente, fand er. Somit begrüßte er es auch, als sie mit ihren zerknitterten Scheinen endlich wieder davonwackelte und ihn in Ruhe ließ. Konnte er seine Aufmerksamkeit wieder ungestört – hey, Moment! Wo war der eine Typ hin? Es saß nur noch der Langhaarige am Tisch, den Sugizo bis vor wenigen Augenblicken noch heimlich observiert hatte. Der Andere mit den gestylten Haaren und der Sonnenbrille war verschwunden. Er musste in dem Augenblick gegangen sein, als diese dumme Pute ihn abgelenkt hatte. - Na egal, der, um den es ihm eigentlich ging, saß ja noch da. Und das nach wie vor äußerst entspannt, wie Sugizo feststellte. Der Blondgescheckte erhob sich mit geschmeidigen Bewegungen von seinem Stuhl und bewegte sich entschlossen auf sein Ziel zu, schlängelte sich durch ein paar Gäste hindurch und nahm ungefragt vor dem Fremden platz. Von Diesem erntete er daraufhin auch sogleich einen fragenden, jedoch nicht verwirrten Blick. Und jetzt erst sah Sugizo überhaupt mal das Gesicht des Langhaarigen. Von seinem alten Platz aus hatte er ihn nur von hinten beobachten, dafür aber das Gesicht des Bebrillten gut sehen können. Sein Gegenüber sah richtig gut aus, entschied er für sich, während er dessen Blick stur Stand hielt. Er sagte kein Wort, schaute ihm nur in die geheimnisvollen, dunklen Tiefen, die auf jeden Beobachter fast schon soetwas wie eine magnetische Wirkung zu haben schienen.

Atsushi erwiderte diesen Blick ebenso stur, wenn auch mit weniger Verbissenheit. Er wusste nicht, wer dieser Punk war oder was er von ihm wollte. Doch dass er was wollte war offensichtlich. Er hatte diesen typischen Schleier in den Augen den alle Menschen hatten, wenn sie etwas Bestimmtes von jemanden erhofften oder erwarteten. Dass der Typ nichts sagte irritierte ihn in keinster Weise. Ganz im Gegenteil: Er fand es amüsant, dass sich jemand ihm in einem Schweigeduell stellen wollte. Nur dass er ziemlich gut in solchen Situationen war und der Andere somit schon in der Sekunde halb verloren hatte, in der er dieses stumme Duell gestartet hatte. Aber sollte der Punk es ruhig versuchen; er hatte Zeit.

Seine Sturheit konnte Sugizo einige Zeit lang aufrecht erhalten, doch dann musste er einsehen, dass er auf diese Tour nicht weiterkam. Und er wollte weiter kommen. Also wechselte er zum Frontalangriff über. „Kannst'e noch jemanden gebrauchen?“ Er bemühte sich so lässig wie möglich zu klingen.

Atsushi hob ansatzweise eine Augenbraue. Diese Regung und die seiner Lippen beim sprechen des Folgenden, waren zunächst seine einzigen Reaktionen: „Wofür?“

Der Blondgescheckte machte eine scheinbar unwillkürliche, zuckende Kopfbewegung. „Um die Junks zu versorgen.“ In diesen Momenten wünschte er sich regelrecht, Atsushi sei tatsächlich einer von der Yakuza. Auch wenn er, zumindest zu Anfang, einem der niedrigsten Ränge angehören würde, so sei er dann doch Teil eines großen Ganzen, einer 'Familie' in der man achtete und geachtet wurde. Zumindest war die Yakuza in Sugizo's Augen immer eine große Familie, in der man den nötigen Schutz fand. Denn der räudige Straßenköter wünschte sich nichts sehnlicher als eben diesen Schutz. Wie abwegig er auch sein mochte.

In Atsushi hingegen machte sich gerade Begeisterung breit für das, was er hier erlebte. Da tauchte aus dem Nichts ein Junge auf, der ihm allen Ernstes beim Verticken von Drogen behilflich sein wollte? Und Hisashi jammerte rum, das Geschäft sei zu gefährlich? - Wen kümmerte die Gefahr, wenn es für dieses Geschäft genug Abnehmer gab! Und die gab es zweifelsohne – jetzt sogar auf beiden Seiten, wenn der Typ da vor ihm wirklich taff genug war um die Ware an den Mann zu bringen. Die Gedanken in Atsushi's Kopf drohten sich gerade zu überschlagen. Wenn er Laufburschen wie diesen da beschäftigte, die zuverlässig genug waren (und wenn sie es nicht waren, konnte man sie mit den richtigen Mitteln noch dazu erziehen), könnte er einen größeren Kundenkreis aufbauen. Ergo würde auch mehr Geld fließen! Und diese Idee gefiel ihm nur zu gut. Atsushi musterte den Jungen kurz. „Hast Erfahrung?“

„Klar“, log Sugizo großkotzig und hoffte im selben Moment, diese Unwahrheit würde niemals ans Tageslicht geraten.

Atsushi schob seinen Ärmel ein kleines Stück hoch und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Komm heute Abend um sieben zur alten Hwangbo-Fabrik in Dongdaemun-gu.“ Dann erhob er sich und, ohne auch nur ein weiteres Wort zu sagen, verschwand er mit wehendem Mantel aus dem Café. Neben seinem halbleeren Glas ein paar Geldscheine auf dem Tisch liegen lassend.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Dark-Kaze
2011-06-18T08:14:57+00:00 18.06.2011 10:14
Ich muss sagen, ich fand die Szene gelungen, wo Sceanna hide geküsst hat, auch wenn es nur eine Wunschvorstellung war. Du hast es so gut eingebaut, dass man nicht gemerkt hat, dass es nur eine Vorstellung war. Aber im Nachhinein war es wieder typisch für den Verlauf deiner Geschichte. Es passiert ja immer etwas, womit man nicht rechnet, jedenfalls nicht sofort :D
Aber auch die Szene im Cafe war gut, auch wenn ich irgendwie das Gefühl habe, dass das mit Sugizos neunen 'Job' nicht gut ausgehen wird. Will schnell weiter lesen, auch wenn es jetzt nur noch zwei Kapitel sind.

Hab ja dann noch die Vorgeschichte zum Lesen :) Werd ich wohl auch noch lesen, wenn ich Dear Life fertig gelesen hab XD
Von: abgemeldet
2011-05-23T09:02:02+00:00 23.05.2011 11:02
Herrlich - die cafeszene konnte ich mir sehr gut vor Augen führen. Da freut man sich ja wieder auf den Sommer. Auch wenn ich keine Drogen verticke ;-)
ah und als hide sceanna fragt ob er ihn begrapscht hat letzte Nacht - da musste ich unweigerlich lachen. Bin gespannt wie es weitergeht.
Von: abgemeldet
2011-03-07T20:46:55+00:00 07.03.2011 21:46
ach je ich weiß gar nicht, warum ich dieses kapitel nicht längst gelesen habe o-o
ehrlich, ich muss deine ens irwie verplant haben >.<
das kapitel war echt toll, sceana is sooo süß <.<
und hide is so cool xxxD° die beiden würden mit sicherheit gut zusammen passen, da bin ich mal gespannt, was daraus so wird **....^^
die ganze story mit atsushi und sugizo und so find ich recht interessant oo vllt kommt J ja noch mal vor...? **
und kyo...welchen kyo meintest du? o-o *in den steckis nachgucken geh* ich hatte dir en grey-kyo im kopf...
sooo ich freu mich aufs nächste kapitel, hoffentlich kommen sceana und hide wieda vor **
tut mir leid, dass meine kommentare imma weniger konstruktiv und nützlich werden xD° im mom geht ds irwi schlecht, ich mag einfach, was ich lese, und freu mich immer wenn was neues hochgeladen is...^^
ach, ds nächste mal darf sceana hide ruhig wirklcih küssen
xP
*winke*
_pinkuuu_
Von:  Regenschein
2011-03-05T20:38:12+00:00 05.03.2011 21:38
Oh, und ich wüsste auch gerne was mit J passiert ist. Ihm geht's doch gut... oder? ;_;
Von:  Regenschein
2011-03-05T20:37:18+00:00 05.03.2011 21:37
Awww, und ich hatte mich schon so gefreut,dass Sceanna hide endlich mal zeigt, was er für ihn empfindet und dann.... nur ein Tagtraum! ;_; ..gemein... *Trau dich Sceanna!*
Aber ob hide das in seinem Zustand überhaupt richtig mitbekommen hätte, wenn es denn passiert wäre, ist fraglich. xD

Bitte schnell weiterschreiben. Will auch wissen, was jetzt mit Sugizo wird ^^ (auch wenn es bestimmt nicht gut für ihn ist sich ausgerechnet an Atsushi zu wenden)
Von:  Luinaldawen
2011-02-26T14:58:36+00:00 26.02.2011 15:58
Aw, Sugizo... ._. Nicht machen... das gibt ganz viel Ärger, wir kennen doch alle die Autorin! >_< Pass lieber auf Kyo auf. ._.

und was hast du mit J gemacht? ;_; Du kannst Sugizo doch nicht alle sein Freundee wegnehmen, der braucht sie doch! Ich krieg gerade echt angst um ihn. @_@

Aber Sceanna ist einfach zu niedlich. XD Wie er in hide verliebt ist... vielleicht sollte er ihn wirklich mal küssen. XD Ich war aber ziemlich baff, als du plötzlich zu dem Kopfkino von ihm gesprungen bist, das war gemein, ich hab mir schon Hoffnungen gemacht. °-°

Wieder ein tolles Kapitel! Beim nächste Mal bin ich auch wieder schneller mit lesen und verpenne nicht einfach Kapitel (obwohl du sogar Bescheid sagst ^^°°°°) ._.


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