Zum Inhalt der Seite

Alles wird sich ändern

denn die Zeit bleibt nicht stehen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Leithia Sûl

Author: Bina-chan86

Part 48/?
 

Es erwies sich als nicht gerade einfach für Eravelle, Mellryn zu stützen und gleichzeitig zu fliehen – und das auch noch möglichst schnell.

Über ihre Schulter hinweg schaute sich die dunkelhaarige Elbin um. „Estela sprach zwar nur von einem Dämon, aber ich fürchte, das entspricht nicht ganz der Wahrheit.“

Beinah panisch ließ Jules seinen Blick schweifen. „Was meinst du damit?“

„Ich meine damit, dass wir verfolgt werden“, erwiderte Eravelle.

„Sie hat recht“, pflichtete Mellryn ihr bei. „Ich fühle es auch. Estela kämpft und dort ist eine starke Macht. Jedoch scheint das, was uns verfolgt, eine schwächere Kopie davon zu sein.“

Eravelle blieb stehen und winkte Alvar zu sich, der ihr Mellryn abnahm.

„Kümmere dich um ihn“, bat sie.

„Nein, warte“, versuchte Mellryn sie aufzuhalten. „Einem Dämon kannst du dich nicht allein entgegenstellen.“

„Aber, dass weglaufen nichts bringt, haben wir ja nun gesehen.“

„Wir brauchen einen Plan“, beharrte Mellryn.

Oranor schrie ihnen plötzlich eine Warnung entgegen. „Auseinander!“

Die anderen gehorchten ohne zu wissen, wie ihnen geschah. Eravelle wäre fast auf dem Boden gelandet, als etwas flink an ihr vorbeihuschte.

Oranor wusste, er durfte nicht zögern. Er zog sein Schwert, welches bald so groß war wie er selbst, mit einer schnell ausgeführten Bewegung. Das Wesen glich den bläulichen Flammen, die überall loderten und doch spürte Oranor, wie sein Schwert durch einen Körper glitt und ihn in zwei Teile spaltete. Der Schnee unter seinen Füßen knirschte, als er sich umdrehte.

„Was zur Hölle ist das?“, entfuhr es Calina. Erschrocken sah sie die Überreste an, deren Glimmen nun schwächer wurde.

Oranor zog die Augenbrauen zusammen. „Vermutlich diente es dem Dämon.“ Er steckte sein Schwert in die Scheide zurück und machte einen Schritt nach vorn.

„Nein“, ließ sich Mellryns brüchige Stimme vernehmen. „Noch ist Leben in dieser Kreatur. Wir sind noch nicht außer Gefahr.“

Alvar stellte sich reflexartig vor Lydia. „Wie kann das sein?“

Unvermittelt flammte das blaue Feuer wieder auf – stärker als zuvor.

Eravelles Augen weiteten sich, als sie begriff, was dort geschah. „Jetzt sind es zwei.“
 

Dana kniete neben dem Mädchen nieder. „Ein Glück, dass du nicht verletzt bist“, sagte sie mit sanfter Stimme und versuchte dabei so ruhig wie möglich zu klingen. Doch sie traute sich nicht, Silivren danach zu fragen, was mit ihren Eltern geschehen war. Nach allem, was sie im Dorf gesehen hatte, konnte sie es sich bereits denken.

„Du bist eine Elbin?“, erkundigte sie sich stattdessen, als sie die spitz zulaufenden Ohren bemerkte. Allerdings waren diese etwas kleiner als bei anderen Elben.

Schüchtern nickte Silivren, schüttelte aber im nächsten Moment den Kopf. „Halbelbe“, lautete ihre knappe Antwort.

Zack berührte Dana leicht an der Schulter. „Wir müssen schleunigst von hier fort. Estela hat zwar gesagt, dass sie kämpfen wird, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass die Situation dadurch besser wird“, meinte er. „Wir können ihr nicht länger trauen. Dazu ist sie einfach zu gefährlich.“

Widerwillig musste Dana zugeben, dass seine Worte einleuchtend klangen. Vermutlich war Estela ein größeres Problem, als sie anfangs geglaubt hatten.

„Wir müssen zu den anderen zurück“, sagte Dana.

„Ja, aber wie sollen wir sie in diesem Durcheinander finden?“, zweifelte Zack und blickte dann zu Silivren hinunter. „Außerdem müssen wir nun auf sie acht geben.“
 

„Von einem solchen Wesen habe ich noch nie gehört“, rief Falmarin, die neben Oranor herlief.

„Ich auch nicht“, gab dieser zurück.

Bei ihnen befanden sich noch Calina und Alvar.

Seit sie der Dämon auseinander getrieben hatte, war letzterer in schrecklicher Sorge um Lydia.

Bitte, lass es ihr gut gehen!, flehte er stumm.

Aber es gab noch mehr Probleme. Wie sollten sie einem Ungeheuer beikommen, das sie nur teilen konnten? Alvar zog die Möglichkeit in Betracht, dass es sich jedes mal vervielfältigen würde, wenn sie es angriffen. Welcher Zauber war in der Lage, dagegen anzukommen?

Er kannte die Antwort: Leithia Sûl – der erlösende Wind. Doch ebenso gut war ihm klar, dass es ihm nie vergönnt gewesen war, diesen Zauber zu lernen. Nur die höchsten Priester und die Mitglieder der Königsfamilie konnten diese Magie anwenden. Dana war nicht so weit und Mellryn war noch zu schwach dafür.
 

Eravelle war zusammen mit Mellryn geflohen und auch Tawha folgte ihnen. Dieser war zwar nicht mehr gefesselt und hätte verschwinden können, aber er hielt es anscheinend für klüger, in ihrer Nähe zu bleiben.

Der Rauch und der Gestank von verbranntem Fleisch verursachten Eravelle Übelkeit. Wenn ihre Beine jetzt nachgaben, dann schwebte Mellryn zusammen mit ihr in höchster Gefahr. Das wollte sie auf keinen Fall riskieren und auf Tawhas Hilfe hoffte sie gar nicht erst.

Jedoch kam alles anders…

„Era, halt bitte an“, bat Mellryn leise.

Eravelle ahnte, was er vorhatte und fing sogleich an zu protestieren. „Du darfst deine Magie nicht einsetzen! Dafür bist du viel zu geschwächt.“

Eindringlich schaute Mellryn sie an und ließ sich von ihr auf einem Stein absetzen, was sie nur zögerlich tat.

„Versteh doch… ich bin der einzige, der diese Art der Zauberei noch beherrscht“, versuchte er sie zu überzeugen.

Eravelle schüttelte den Kopf und machte einen Schritt zurück. Dabei konnte sie nur mühsam ihre Tränen unterdrücken. „Du könntest sterben, wenn du das tust.“

„Und wir werden alle sterben, wenn ich es nicht tue“, entgegnete Mellryn.

„Es muss einen anderen Weg geben!“, rief Eravelle verzweifelt.

Im nächsten Moment wurde sie zu Boden gerissen. Sie spürte den kalten Schnee an ihrer Wange, der im Gegensatz zu dem feurigen Schatten stand, der an ihrem Kopf vorbeihuschte. Und dann war da noch etwas Warmes. Der metallische Geruch von Blut stieg ihr in die Nase.

Sie schlug die Augen auf und erkannte, dass es ihr Cousin Tawha gewesen war, der sie zu Boden geworfen und somit beschützt hatte.

Warum?, war der einzig klare Gedanke, der sich in ihrem Kopf formte.

Stöhnend setzte sich Tawha auf. Scharfe Krallen hatten eine tiefe Fleischwunde in seinen Rücken gerissen.

„Eine solche Existenz ist unwürdig“, sagte er, ohne dass Eravelle ihn danach fragen musste. „Ich überlasse dich niemals einer solchen Bestie, auch wenn das bedeutet, dass du von hier fliehen kannst.“ Er lächelte grimmig und unter Schmerzen. „Du gehörst noch immer mir.“
 

Lydia und Jules taten das, was sie in letzter Zeit am besten konnten – rennen.

„Haben wir es abgehängt?“, fragte Jules.

„Keine Ahnung“, erwiderte Lydia atemlos. „Und ich werde bestimmt nicht stehen bleiben, um es herauszufinden.“

Durch die Hitze war die Erde aufgeweicht und schwammig, was ihr Vorankommen erschwerte. Doch eine glückliche Fügung kam ihnen zu Hilfe.

„Da sind Dana und Zack“, stieß Jules hervor. „Sie haben ein Kind bei sich und…“ Ihm versagte die Stimme, als er erkannte, dass dort noch etwas war.

Vielleicht war es in Wirklichkeit keine allzu glückliche Fügung!

Zack hatte sich schützend vor das kleine Mädchen gestellt, während Dana Auge in Auge mit dem Dämonenableger stand. Bisher hatte keiner ihrer Zauber auch nur ansatzweise gewirkt. Wie viel hätte sie jetzt für den Rat Alvars oder den ihres Bruder gegeben.

Abrupt blieb Lydia stehen und verschaffte sich eilig einen Überblick über die Lage. Dann wandte sie sich mit einem Ruck um – in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

Für eine Sekunde glaubte Jules, sie würde zurücklaufen.

„Warte hier, Jules“, sagte sie stattdessen. „Ich habe eine Idee.“ Und dann rannte sie los, ehe Jules ihr ein Frage stellen konnte. Was war in sie gefahren?

Ihm blieb keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Er haderte mit sich und kam dann schließlich Dana und Zack zu Hilfe.

Mittlerweile war Dana in arge Bedrängnis geraten. „Lint Pilin“, schleuderte Dana der Kreatur in ihrer Verzweiflung entgegen.

„NICHT!“ Jules Warnung kam zu spät und so zerteile Danas Pfeil das Wesen, was wiederum zur Folge hatte, dass es einen weiteren Gegner gab.

Dieser stieß die vollkommen überrumpelte Dana gegen eine Wand. War das nun das Ende?

Zack und Jules tauschten einen Blick miteinander aus.

Danas Ziehbruder beugte sich zu Silivren hinab und bedeutete ihr mit den Händen, dass sie zurücktreten sollte.
 

Lydia lief in aller Eile eine Treppe hinauf. Aufgrund der rutschigen Stufen geriet sie einige Male ins Stolpern, fing sich jedoch wieder.

Und dann stand sie vor dem Gebäude, zu dem sie zu gelangen gesuchte.

Es war ein kleiner Tempel, den sie schon zuvor flüchtig bemerkt und an den sie sich nun wieder erinnert hatte. Als einziges Gebäude in diesem Dorf war es unversehrt geblieben.

Lydia hoffte, dass ihre Vermutung und all das, was sie über Tempel wusste, auch stimmte. Es gab nur einen Weg, das herauszufinden, und so legte sie ihre Hände auf die Tür und stieß diese auf.

Die wenigen Dorfbewohner, die sich tatsächlich hatten retten könne, waren hierher geflüchtet und starrten Lydia nun mit vor Angst weit aufgerissenen Augen an.

Lydia fehlte es an Zeit und so schenkte sie ihnen keine Beachtung. Stattdessen ging sie zielstrebig auf den Altar zu. Dort fand sie, wonach sie gesucht hatte.
 

Zack und Jules hatten sich unterdessen infolge einer fatalen Kurzschlussreaktion mit bloßen Händen auf die Dämonenableger gestürzt. Allerdings verdankte Dana wohl allein diesem Umstand ihr Leben.

„Nein…“ Ihre Stimme kippte. Tränen versperrte ihre Sicht.

Warum kann ich wieder nichts tun? Sie werden sterben, dachte sie. Ihr Inneres fühlte sich nahezu taub dabei an.

Zacks Hände hatten schwere Verbrennungen davon getragen, trotzdem ließ er nicht los. Jules drohte jedoch in die Knie zu gehen.

In dem Augenblick, als alles aussichtslos schien, kehrte Lydia zurück. In ihren Händen trug die Geschichtenerzählerin einen Krug, dessen Inhalt sie über einem der Wesen verschüttete.

Sofort wich die Kreatur zurück. Ein Zischen erklang und sie schrumpfte ein Stück. Lydia wirbelte herum und tat bei dem anderen Ableger dasselbe.

Mit großen Augen starrten die anderen sie an.

„Geweihtes Wasser“, keuchte Lydia. „Der Weg, um Dämonen zu verletzen, ist häufig simpler als man glaubt.“

Die Gefahr war damit nicht gebannt, aber im ersten Moment gelindert.

Am oberen Ende des Weges tauchten Mellryn, Eravelle und Tawha auf. Die Wunde des Dunkelelbs war inzwischen versorgt worden. Nur notdürftig, dennoch konnte er sich auf den Beinen halten. Dahinter erschien nach und nach der Rest der Truppe.

Mit Eravelles Hilfe gelangte Mellryn zu Dana.

Die Elbenprinzessin rappelte sich auf und kam ihnen entgegen.

Mellryn streckte seine Hände nach ihr aus. „Schwester, es gibt etwas, das du für mich tun musst“, begann er ohne Umschweife. „Etwas, das nur du vollbringen kannst.“

Dana nickte unter Tränen, brachte aber keinen Ton hervor.

Für einen Augenblick lang umfasste Mellryn ihre Hände und trat schließlich hinter sie. „Hör mir zu und tu genau das, was ich dir sage“, wies er sie an. „Eravelle verschafft uns genügend Zeit.“

„Niss.“ Eravelles Stimme war für Dana nur noch entfernt zu hören. Sie bemerkte aber, dass die dunkelhaarige Elbin es schaffte, Zeit zu schinden.

Dana atmete tief durch und konzentrierte sich auf das, was Mellryn in ihr Ohr flüsterte. Er sprach von Licht, von Wärme und Erlösung. Sie konnte die Worte nicht nur hören, sondern auch fühlen.

Als Mellryn sie darum bat, öffnete sie ihre Augen.

„Leithia Sûl.“ Der erlösende Wind entsprang Danas Magie und löschte die beiden Ungeheuer aus. Mehr noch – ein Licht breitete sich im gesamten Dorf aus. Selbst die Dämonenfeuer erloschen langsam aber sicher.

Erschöpft sank Dana auf die Knie. Trotz der Müdigkeit spürte sie ein Glücksgefühl in sich: Sie hatte es geschafft – sie hatte ihre Freunde beschützt. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Alvar auf Lydia zulief und sie in seine Arme schloss. Oranor, Calina und Falmarin traten erleichtert und beinah schon ehrfürchtig näher. Tawha ließ sich auf dem Boden nieder, während er ungläubig den Kopf schüttelte. Zack half Jules derweil auf die Beine und Eravelle bot sich an, ihre Verbrennungen zu heilen.

Mellryn legte seine Hände auf die Schultern seiner Schwester und lächelte. „Du hast uns alle gerettet. Ich wusste, dass du es kannst. Diese Magie ist dein Erbe“, sagte er stolz. „Endlich bist du auf dem richtigen Weg, um eine wunderbare Königin zu werden.“

Dana hatte gar nicht bemerkt, dass auch Silivren sich aus ihrem Versteck gewagt hatte. Erst als diese an ihrem Umhang zupfte, blickte sie zu ihr hinab.

„Bist du ein Engel?“, fragte das Mädchen.

Dana musste wider Willen lachen. „Nein, nein“, flüsterte sie. „Das bin ich wirklich nicht.“
 

Zuletzt erschien auch Estela bei ihnen. Über ihrer Schulter trug sie einen Elb, der erschreckend jung aussah und den sie nun auf der Erde ablegte. Offenbar war er derjenige, der sich mit dem Dämon verbündet hatte.

Er atmete noch.

Estela grinste Dana unverhohlen an. „Diesmal hast du mir tatsächlich die Tour vermasselt“, erklärte sie im Plauderton. „Ich hätte den Kerl ja zu gern in die Hölle geschickt, wo er hingehört, doch dein Zauber – ich nehme an, dass es deiner war – hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zu schade!“ Sie hielt inne und schaute zu dem bewusstlosen Elb hinunter. „Es ist nur fraglich, ob er jemals wieder der Alte werden kann. Ich bezweifle es, wenn ich ehrlich bin.“

„Warten wir es ab“, entgegnete Dana schlicht.
 

End of Part 48



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Taroru
2009-11-03T10:40:19+00:00 03.11.2009 11:40
^^
die kleine ist irgendwie niedlich XD *lol*
ich sehe das richtig vor mir wie so an dana rum zupft XD
>.<
niedlich einfach nur niedlich XD


Zurück