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100 Moments

Brotherhood
von

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Beschützer

Titel: Beschützer

Autor: GodOfMischief

Wort: #39 - Beschützer

Charaktere: Heather, Sam

Genre: Spannung, Hetero

Sonstiges: Eigentlich ist Heather ja mit Sascha zusammen, aber das Pairing gefällt mir auch sehr gut :3


 

Beschützer
 

Wie jeden Freitagabend verließ sie um Punkt zehn nach neun das Büro von Max Cromwell und schloss die dicke Eichentür hinter sich. Mit einem tiefen Seufzer wandte sich das brünette Mädchen ab und schlich auf leisen Sohlen den Gang hinunter zum Fahrstuhl.

Nach den Sprechstunden ging es ihr meist besser, doch es kam ihr immer so anstrengend vor, wie eine lästige Prozedur, in der sie sich erst bloßstellen musste und dann immer wieder versuchen musste die Tränen zurückzuhalten, so gut es ging. Lange klappte dies nicht, doch wenigstens war Max vertrauenswürdig, so dass sie sich etwas wohler in seiner Gegenwart fühlte.

Wie eine Spieluhr aufgezogen, ging sie weiter und drückte wie automatisch auf den Rufknopf. Innerhalb weniger Sekunden öffneten sich die gläsernen Türen mit einem leisen Summen.

Langsam stieg sie ein und ihr Blick wanderte sofort nach draußen. Der Fahrstuhl war komplett verglast und als er sich ruckartig in Bewegung versetzte, fühlte es sich einen Moment so an, als würde sie schweben.

Die Stirn an das Glas gelehnt und die davon ausgehende Kühle genießend blickte sie hoch gen Mond, der umschlossen war von alles verschlingender Dunkelheit. Nach zwei zögernden Atemzügen fühlte es sich an, als würde sich ihr Herz verkrampfen.

Dieser Teil war der schwierigste. Das nach Hause kommen, wenn es dunkel ist. Nachts ist es in Basin am gefährlichsten.

Normalerweise wurde sie auch von Jack abgeholt, doch der war mal wieder nicht zu erreichen – und ehrlich gesagt war es noch gefährlicher mit ihm mitzufahren, als zu Fuß nach Hause zu laufen. Natürlich gab es auch Nachtbusse, aber wer will schon mit den betrunkenen Versagern fahren, die einen dann anpöbeln?

Erst als die Tür des Fahrstuhls wieder aufging, machte sie ihre Jacke zu, nickte der Dame am Empfang kurz zu und verließ dann in einem schnelleren Tempo das hohe Gebäude.
 

Trotz der dicken Jacke war es draußen eiskalt, der kühle Wind brauste durch die Blätterkronen der Bäume und die Regentropfen fühlten sich auf ihrem Gesicht an wie kleine Nadelstiche.

Sie schluckte schwer und legte einen Zahn zu, bis sie unmerklich anfing zu laufen.

Hie und da bog sie ab, musste durch das Strahlen der Straßenlaternen niesen und schloss immer wieder die Arme um sich.

Als sie hochblickte blieb sie abrupt stehen.

„Baustelle?“, nuschelte sie und betrachtete fröstelnd das große, dreieckige Schild, um welches orange blinkende Warnlichter aufgestellt worden waren. Sie rieb sich kurz die Augen, als das Licht anfing zu stechen, dann drehte sie sich um, ihr Blick strich suchend durch die Gegend.

Das war die Hauptstraße, immer noch am ungefährlichsten, aber wenn diese jetzt gesperrt war, wo sollte sie dann entlang?

Eine Weile drehte sie sich im Kreis und ging gedanklich den Stadtplan von Basin durch. Wenn sie jetzt links gehen würde, dann müsste sie durch den Park und das wiederum wäre der sichere Tod. Bei dem Gedanken schüttelte sie sich und drehte sofort nach rechts ab.

Mit eiligen Schritten lief sie die breite Straße hinunter, doch weit kam sie nicht, da ging ihr schon die Puste aus.

Laufen war definitiv nicht so ihr Ding.

Als sie in eine kleine Gasse einbog, war ihre Geschwindigkeit bereits unter dem Schritttempo angelangt und so schlich sie mehr oder weniger an den Hintertüren und Mülleimern vorbei.

Eine heimatlose Katze blitzte sie an und machte schnell einen Buckel, als das kleine Mädchen an ihr vorbei kam. Erst als sie ein seufzen von sich gab, fauchte das Tier und war mit einem Satz hinter der nächstbesten Mülltonne verschwunden, allerdings nicht ohne mit dem Umstoßen des Deckels einen gewaltigen Krach zu veranstalten, denn dieser löste auch sofort einen Kettenreaktion aus.

Unter dem Lärm zuckte sie zusammen und machte mehr aus Reflex einen Sprung nach vorne. Ohne sich umzudrehen ging sie weiter, bog wieder ab und betrachtete die schäbigen Häuserfronten.

Kurz stutzte sie.

Hier war sie doch nicht richtig. War sie vielleicht doch falsch abgebogen und in der Altstadt gelandet? Nein, das konnte nicht sein. Es gab doch auch in der Innenstadt solche Lokale.

Erst zögerte sie, dann beeilte sie sich wieder schnellstmöglich an der Häuserfront vorbeizugehen.

Aus den Läden hörte sie das leise pulsieren der Musik, das Rauschen der Stimmen und das plötzliche Losschießen einer unheimlichen Lache.

Mit einem grauenhaften Quietschen öffnete sich eine Tür und ein sonnengelber Lichtkegel ergoss sich über die Straße.

Zögernd blieb sie stehen, als sich das Gemurmel von Männern zu ihr bahnte und einer nach dem anderen auf die Straße begab und sich ihr in den Weg stellte. Einer der Männer lachte höhnisch, als sein Kamerad die kleine Treppe hinunter stolperte und würgen musste, ehe er fast seine Flasche Bier verlor.

Mit einem mulmigen Gefühl und einer Portion Fremdscham machte sie einen Bogen um die Dreiertruppe und blickte dabei nach Möglichkeit zum Boden.

Einer der Männer hinter ihr tönte auf einmal: „He! Warte mal, Kleine!“

Verdutzt blieb sie stehen und hätte sich anschließend dafür selbst ohrfeigen können.

Einer der drei kam auf sie zu, die ganze Zeit über wedelte er mit dem Finger und lallte etwas von: „Du bist doch die-“, ehe er mit ihrer Seite kollidierte und umkippte. Durch den Zusammenstoß kippte sie zur Seite und fuchtelte mit dem Arm wild in der Luft herum um irgendwo Halt zu finden, doch ein weiterer Mann nahm ihr diese Aufgabe ab, als er sie an den Schultern packte und seinem Kumpanen verärgert zu rief: „Pass auf, man! Man macht das nicht kaputt!“

Noch ehe sie sich über diese Aussage wundern, oder jeglichen Versuch starten konnte, um sich zu befreien, grölte der Dritte plötzlich los und schlug dem Kerl, der sie hielt ins Gesicht. Anscheinend mit einer solchen Wucht - oder dank des Alkohols - das beide von den Beinen gerissen wurden.

Die Brünette stöhnte gequält auf, als sie das Schaben des Asphalts an ihrem Arm spürte, jedoch hielt der Schmerzenslaut nicht lange an, denn der Mann drohte sie zu ersticken, wie er in seiner Panik ihren Hals umklammerte.

Sofort versuchte sie seine Arme weg zu zerren, was bei seiner Kraft jedoch kläglich misslang. Langsam aber sicher bekam auch sie Panik und schnappte nach Luft. Mit ihren Beinen trat sie um sich und erwischte ihn am Knie, was ihn dazu veranlasste seine Hände dorthin zu führen.

Erleichtert kam sie, so schnell sie konnte, wieder auf die Beine und lief unglücklicherweise sofort wieder in die Arme der anderen beiden.

Der Größere von ihnen grinste hämisch und hauchte ihr entgegen: „Nein, nein. Wir machen sowas schon nicht kaputt“ Allein schon vor der Alkoholfahne wich sie zurück.

Ein Arm schlang sich um ihren Hals und heißer Atem streifte ihr Ohr. Die drei redeten wild durcheinander, Glas klirrte und die schwitzigen Hände streiften immer wieder über ihr Gesicht und ließen es sich nicht nehmen immer wieder tiefer zu gleiten.

Mit aller Kraft versuchte sie sich zu befreien, doch der Kerl hatte immer noch seinen Arm um ihren Hals und schnürte ihr die Luft ab.

Die Panik schwoll in ihr an, war kurz davor zu bersten und drängte dazu in einem Schrei über ihre Lippen zu quellen.

Doch nichts geschah, bis auf-
 

Vor Schreck kniff sie die Augen zusammen und spürte wie heiße Tränen über ihre Wangen kullerten, als sie das laute Knacken der Knochen vernahm. Als der Kopf des Mannes in den Nacken flog und er dabei einen Schrei ausstieß, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ, lockerte sich auch endlich sein Griff und das junge Mädchen stolperte nach vorne, ehe sie auf die Knie sank und nach Luft japste.

Ihre Finger krallten sich automatisch an das kalte Pflaster, immer fester und schon nach wenigen Sekunden tat ihre ganze Hand weh, während ihr Herz Blut und Adrenalin durch ihren Körper pumpte.

Das Blut rauschte in ihren Ohren und ihr Kopf dröhnte, immer und immer wieder, bei jedem Schlag, den sie hinter sich ausmachte, zwischen den ganzen Schmerzensschreien.

Die Panik kroch der Brünetten den Hals hoch und schnürte ihr die Kehle ab. Vermutlich war das auch nur so ein Irrer, der aus Spaß irgendwelche Leute auf der Straße abstach, solche Kerle tummelten sich nachts gerne in den Straßen von Basin.

Allerdings konnte sie sich nicht bewegen, ihr Körper wollte ihr einfach nicht mehr gehorchen. Die einzige Regung, zu der sie im Stande war, war das öffnen ihrer braunen Augen. Aufgeregt huschten sie von links nach rechts, von rechts nach links. Versuchten irgendetwas auszumachen, doch die Straßenlaternen beleuchteten die Umgebung nur spärlich.

Sie konnte noch immer das leise Knacken hören, die dumpfen Schläge, die Schreie.

Ein einziger dumpfer Schlag riss sie aus dieser Odyssee, als neben ihr ein leblos wirkender Körper auf das Kopfsteinpflaster knallte. Mit einem Ruck drehte sie den Kopf zu der Gestalt und ihre Augen weiteten sich erschrocken. Das war der Kerl, der ihre Brust berührt hatte. Seine Augen waren weit aufgerissen, der Mund stand einen Spalt weit offen und rotes, glänzendes Blut floss über seine linke Gesichtshälfte.

Bei diesem Anblick drehte sich ihr der Magen um, in ihrem Hals drückte es, als wolle etwas hinaus, doch heraus kam nur ein schwaches Wimmern. Bis der Arm des Fremden plötzlich hervor schnellte und sich mit einem festen Griff um ihren Knöchel schloss.

Ein gellendes Kreischen erfüllte die Nacht, voller Panik in ihrem Ausdruck versuchte sie zurück zu weichen, doch weit schaffte sie es nicht, da kriegte der Kerl einen weiteren Schlag ab, der Griff lockerte und er kippte um. Leblos.

Mit aller Kraft versuchte sie Luft in ihre Lungen zu ziehen, zurück zu krabbeln und zeitgleich die Tränen los zu werden, um wenigstens nicht mehr so verschwommen zu sehen.

Eine dunkle Gestalt baute sich vor ihr auf. Jetzt war sie dran. Ihr ganzer Körper bebte vor Angst, zitterte unaufhörlich und lies leise ihre Zähne klappern.

Noch ehe sie es schaffte wieder auf die Beine zu kommen, wurde sie mehr als grob an den Armen hochgezogen und förmlich an die kalte Steinmauer eines Hauses geworfen. Ein gewimmertes Fiepen drang hervor, sie kniff wieder ihre Augen zusammen und wand den Kopf ab. Was auch immer er oder sie jetzt mit ihr vor hatte, sie wollte es nicht sehen.

Sie zuckte zusammen, als sich eine Faust in das Gemäuer neben ihrem Kopf bohrte, sie konnte die Steine auseinander brechen hören und spürte an ihrem Rücken, wie sie sich verschoben. Ihre Gedanken flogen wild durcheinander.

Was sollte das? Warum wurde nicht sie geschlagen? Teilweise war sie erleichtert, doch vielleicht hatte die Person etwas Schlimmeres mit ihr vor...
 

„Meine Fresse, Heather! Wie dumm bist du eigentlich?! Ständig baust du so 'ne Scheiße!“, bei jedem einzelnen Wort, das er ihr entgegenschrie, zuckte sie zusammen und abermals sammelten sich die Tränen in ihren Augen.

Sie verstand den Jungen einfach nicht. Im einen Moment war er immer so lieb zu ihr, wie kein anderer es sein konnte und im nächsten fauchte er sie an und beleidigte sie. Die Brünette dachte immer sie würden sich so gut verstehen und jedes Mal brach er ihr das Herz.

Bestimmt lag es daran, dass er immer noch nichts mit Menschen anfangen konnte.

„S... Sam, i-“, fing sie an zu schluchzen, wurde dann jedoch jäh unterbrochen.

„Sei leise!“, wieder schlug er seine Faust gegen die Wand und letztendlich brachen einige Ziegel heraus.

Ehe Heather ein weiteres Wort herausbringen konnte, packte er sie rabiat am Handgelenk und zog sie von der Wand weg. Sie zuckte bei dieser groben Geste zusammen, noch immer taten ihre Hände weh und folgte ihm, so gut es ging.

Ihre braunen Augen fielen auf die Typen, die reglos auf dem Boden lagen. Um den Kopf des einen bildete sich eine Blutlache.

Sam beschleunigte seine Schritte und das junge Mädchen stolperte, ihre Knie streiften den Boden, ehe sie wieder hochgezogen wurde. Sie versuchte mit ihm mitzuhalten, blickte fragend in sein unergründliches Gesicht. Sie hätte schwören können, das sich in seinen Augen ein kleiner Schimmer von Angst zeigte, doch sein Kiefer wiederum war vor Wut so angespannt, das sich die Knochen auf der Haut schon weiß abhoben.

Immer wieder hatte er sie aus brenzligen Situationen gerettet. Immer und immer wieder. Es war kein Wunder, das sie ihm langsam lästig wurde.

Dieser Gedanke versetzte ihr einen Stich, sie wandte schnell den Blick ab und drückte ihre freie Hand auf die Augen.

Warum war er nur immer so gemein zu ihr, wo sie selbst ihn doch so sehr- ja, wo sie ihn doch so sehr liebte.
 

Auf ihrem Weg ins Unbekannte, wurde sie immer wieder von Schluchzern geschüttelt, stolperte und scheuerte sich nach und nach die Knie blutig.

Sie hörte Sam vor sich leise Verwünschungen murmeln, immer wenn sie hochsah, war sein Blick starr nach vorne gerichtet.

Sie konnte die Schmerzen an ihren Beinen spüren, ihre Hand war von seinem Druck mittlerweile taub geworden und ihr Herz wurde bei jedem seiner Wort ein kleines bisschen mehr zerrissen.

In der Ferne hallten Polizeisirenen zu ihnen herüber, vermischten sich mit dem immer währendem Prasseln des Regens und des Rauschens der Blätter im Wind.

Das Rauschen klang hier so kräftig, wie nirgends sonst in Basin. Heather hob den Kopf und tatsächlich. Sie liefen am Park entlang.

Sie sah es zwar nicht, doch sie konnte es sich mehr als gut vorstellen, wie Augenpaare, gefährlich blitzend auf sie gerichtet waren. Augen von Dingen, die keineswegs menschlich waren.

Bei dieser Vorstellung machte sich Angst in ihrem Magen breit und sie beschleunigte von alleine ihre Schritte, um näher bei dem Schwarzhaarigen zu sein.

Doch dieser blieb abrupt stehen und ungewollt stieß sie gegen ihn. Das einzige was sie von ihm zu hören bekam war ein leises Knurren und ehe sie sich versah, hörte sie, wie hinter ihr eine Tür ins Schloss fiel, die eiligen Schritte auf Steintreppen und wieder eine Tür.

Wohlige Wärme umschloss sie, erst jetzt wurde der Brünetten klar, wie kalt es draußen war. Es herrschte vollkommene Stille. Das einzige, was zu hören war, war das Trommeln des Regens an den Fensterscheiben.

Sam ließ das kleine Mädchen los, ohne einen Halt zu finden, rutschte sie auf den Boden, wie ein durchnässter Sack.

Verwirrt sah sie zu ihm hoch, schnappte nach Luft und wollte etwas sagen, doch sie brachte kein einziges Wort über ihre bebenden Lippen.
 

Er hatte ihr erlaubt zu duschen.

Seine Wohnung hatte eine angenehme Größe, nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. Sie war auch nicht gerade spärlich eingerichtet.

Sie fragte sich, wo Sam das Geld dafür her hatte, während sie sich in die weichen Handtücher einwickelte.

Als es an der Tür klopfte, zuckte sie wieder zusammen.

„J-ja?“, fragte Heather vorsichtig. Sie wusste nicht, ob er sich inzwischen wieder beruhigt hatte, oder nicht.

Die Tür öffnete sich langsam, für einen kurzen Moment sahen sie sich an, er erforschte sie gründlich, musterte ihr Gesicht und ließ den Blick dann nach unten gleiten. Ohne es selbst zu merken, versteifte sie sich, presste die Arme an ihren Körper und die Beine zusammen.

Ohne ein weiteres Wort warf er ihr ein Bündel Klamotten vor die Füße, drehte sich um und schlug die Tür hinter sich zu, deren Knall ihr leises Danke verschluckte.

Schnell trocknete sie sich ab und zog sich die Sachen über. Ihr Rock, der noch trocken geblieben war, eines seiner T-Shirts und dazu eine Sweat-Jacke. Im Eiltempo zog sie den Reißverschluss nach oben und warf sich die Kapuze über den Kopf.

Sie lauschte dem Nichts und atmete seinen herben Geruch ein.

Nach wenigen Minuten verließ sie das Bad, schlich über den dunklen Flur zum einzigen Zimmer, in dem Licht brannte.

Sam saß auf seinem hellen Sofa, mit dem Rücken zu ihr und fuhr sich immer wieder durch die pechschwarzen Haare. Auf dem niedrigen Tisch stand etwas zu essen und trinken. Hier sah er so friedlich aus, sie wollte nicht dazwischen platzen.

Doch er hatte sie anscheinend schon bemerkt, denn seine Stimme bahnte sich langsam einen Weg zu ihr: „Komm her“

Plötzlich spürte Heather, wie trocken ihr Hals auf einmal war, sie versuchte zu schlucken, doch es wollte nicht so recht klappen, als sie mit wankenden Schritten zu ihm ging.

Er sah nicht hoch, als sie sich vorsichtig neben ihn setzte und selbst nun brachte sie nicht einmal ein Danke über die Lippen. Allerdings hatte sie auch Angst es auszusprechen, denn dann würde er sie nur wieder anschnauzen, warum sie es denn gemacht hatte. Dabei betraf sie doch eigentlich keine Schuld.

Oder?

In ihren Gedanken versunken, merkte sie erst gar nicht, wie er leise sagte: „Ruh dich aus“ und ihr eine Tasse mit dampfendem Kakao vor die Nase hielt.

Mit einem Geräusch, das eigentlich ein Danke sein sollte, jedoch mehr nach einem würgendem Krächzen klang, nahm sie die Tasse in die Hand und gönnte sich einen kräftigen Schluck.

Sofort wurde ihr wieder ein wenig wärmer, was vielleicht nicht nur dank des Kakaos geschah. Immer wieder huschte ihr Blick zu dem Mann neben ihr, der sie gerettet hatte. Doch er regte sich nicht, machte keine einzige, noch so winzige Geste, noch sagte er etwas.

Jetzt war es ihr egal, ob er sie aufmunterte, irgendetwas liebes sagte, oder sie gar in Grund und Boden schimpfte, doch diese Stille konnte sie nicht aushalten.

Sie zog sich weiter zurück aufs Sofa, machte sich so klein wie möglich und umklammerte die Tasse mit aller Kraft. Ihre nackten Füße bohrten sich in den weichen Bezug, für einen Augenblick starrte sie auf ihre aufgeschabten Knie. Noch hatte sich keine richtige Kruste gebildet, bluten wollte es jedoch auch nicht mehr.

Mit einem leisen Seufzen schloss sie die Augen, um sie sofort wieder aufzureißen.

„Aah!“, fasst wäre der Kleinen die Tasse aus der Hand gefallen, als der Schmerz ihren Körper durchzuckte.

Geschockt blickte sie zu ihm herunter, ihr Ausdruck bildete ein Fragezeichen. Heather verstand nicht, was er dort machte. Und er verstand nicht, was sie jetzt von ihm wollte.

„Tat es weh?“, fragte er ruhig.

Nein, überhaupt nicht, schrie es in ihrem Inneren, doch wieder brachte sie kein Wort heraus.

Sam umging das Schweigen einfach, indem er weiter ihre Knie verarztete. Er nahm abermals das Desinfektionsmittel, doch diesmal tat es überhaupt nicht weh.

Heather wartete zwar schon auf den Schmerz, doch er kam nicht. Seine Finger glitten langsam über die Wunden, ein leichtes Kribbeln war dort zu spüren, wo er sie berührte und kurz darauf fing ihr ganzer Körper an zu brennen. Seine Berührungen waren flüchtig und von kurzer Dauer, ihr einziger Zweck war es die Wunden zu heilen, doch das sie so eine Wirkung auf sie ausübten...

Erst als er die Heilung vollendet hatte, richtete er sich wieder auf und musterte sie eingehend: „Du zitterst. Ist dir so kalt?“

„Hm? I-ich...“, die Brünette errötete leicht, allerdings eher aus dem Grund das sie keinen vernünftigen Satz zu Stande bekam, wenn er in ihrer Nähe war.

Mit einer Bewegung strich er ihr die Kapuze vom Schopf und legte seine Hand an ihre Wange. Mit der anderen Hand stellte er die Tasse wieder auf den Tisch, beugte sich über sie und mit einer weiteren, schnellen Handlung, hatte er sie auf seinen Schoß befördert.

Ohne recht zu wissen, wie ihr geschah, klammerte sie sich an seinem Oberteil fest und blickte verdutzt geradeaus.

Sanft drückte er sie an sich, strich langsam durch ihre Haare um sie zu beruhigen. Ebenso langsam fing sie wieder an zu Atem und schnappte bei jedem Zug ein wenig seines Geruches auf. Mit einem süßlichen Schmerz fing ihr Herz an zu rasen und ein Gefühl des Glückes durchströmte sie. Ein zufriedenes Seufzen glitt über ihre Lippen und sie drückte sich näher an ihn.

Sie konnte hören wie sein Herz schlug, langsam und beruhigend.

Plötzlich übermannte sie die Müdigkeit, ihre Lider fielen zu und binnen weniger Minuten war sie im Halbschlaf.

Sam legte die Arme enger um sie und immer wieder glitten seine großen Hände über ihren Rücken.

„Danke“, murmelte sie und hörte nur noch sein leises, heiseres Lachen, ehe seine pechschwarzen Flügel sich um sie legten um sie sanft in den Schlaf zu geleiteten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2010-05-14T16:12:40+00:00 14.05.2010 18:12
hat lange gedauert, baer ich habs geschafft es zu lesen ><
melde mich spät ^^;

Egal xD
Sam ist zwar echt ganz cool, aber wohl sehr launisch, was? XD
Kenne ich i-woe her *hust*
Ich bin auf deine weiteren Kapitel gespannt ;D
Dieses war toll geschrieben :D

LG
ShantiPrija ♥
Von: abgemeldet
2010-04-20T16:59:03+00:00 20.04.2010 18:59
Wenn ich es jetzt nicht besser wüsste, würde ich mich fragen, was denn passiert ist, das Sam sich auf einmal wieder so beruhigt hat, aber wir wissen ja beide, das er ein wenig (sehr) launisch ist.
Ansonsten ein schönes Kapitel mit tollen Gefühlsausdrücken.
Das Mädchen tut einem nur immer so leid >_<
Mach weiter so.
Das Pairing ist wirklich toll xD
Von:  -Mizuiro-
2010-04-11T20:02:26+00:00 11.04.2010 22:02
Das mit der Katze anfangs hat mir gut gefallen. das ganze Szenario hat mich i-wie an den Song "Morning after Dark" erinnert *Ohrwurm hat*
Und dann war es wohl Rettung in letzter Sekunde. Ein Glück ist Sam gekommen und hat die Wand zertrümmert (klare SachbeschädigungXD) und nebenbei so nen paar Typen zusammengeschlagen. Sam ist einfach toll, wirklich. Einerseits so jähzörnig, kaum in der Lage mit seiner Wut umzugehen und dan auf der anderen Seite so fürsorglich und behutsam *schwärm*
zwei kleiner Fehler ist dir unterlaufen:

das plötzliche losschießen (muss groß geschreiben werden) einer unheimlichen Lache

Jetzt erst wurde der Brünetten klar, wie klat es draußen ist (war).


Supa Kpi. Freu mich schon aufs nächste, mach so weiter und sry wegen der reichlich verspäteten Kommi.


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