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Searching for the Fullmoon

Seth - oder Probleme kommen selten allein
von

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Veränderungen

Hallo, da bin ich wieder mit meinem neuen Kapitel. Diesmal ist es ein bisschen kürzer, aber das nächste wird dafür wieder länger sein, versprochen. Tja, im letzten Kapitel ist unser „großer Unbekannter“ also endlich richtig in Erscheinung getreten. Kommt spät, weiß ich, war aber voll und ganz so beabsichtigt.

Und schreibt mir bitte fleißig Kommentare, konstruktive Kritik ist immer willkommen.
 


 


 


 

Kapitel 5

Veränderungen
 

Er ging mit schnellem Tempo die dunkle Straße entlang. Jeder Schritt entfernte ihn weiter von ihr, brachte mehr Raum zwischen sie. Als er gemerkt hatte, dass sie ohnmächtig wurde, hatte er sie mit einer flinken Bewegung, für ein menschliches Auge praktisch unsichtbar, aufgefangen und vorsichtig auf den Boden sinken lassen.

Einen Moment lang war sein Blick an ihr hängen geblieben und hatte ihr weiches Gesicht gemustert. Schließlich hatte er dem Drang doch nachgegeben. Nicht wissend, warum, hatte er sich nicht dagegen wehren können. Noch einmal die helle, makellose warme Haut dieses Mädchens unter seinen Fingern zu spüren, die selbst meist so kalt wie Schnee waren.

Er hatte sich zu ihr hinuntergebeugt und ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn gedrückt. Ob sie überhaupt etwas davon mitbekommen hatte? Es war eine durch und durch eigenartige Wirkung, die sie auf ihn hatte.

Er schwankte leicht und stützte sich an einem Laternenpfahl ab. Nanu, das war ihm doch noch nie passiert, zumindest nicht, wenn er gerade erst getrunken hatte. Ihr Blut strömte durch seine Adern, heiß und rot und ... ja, er fühlte sich angenehm berauscht. Sein Mund war noch von dem feinen, leicht süßen Geschmack erfüllt. Es war getan.
 

Ich brauchte eine Weile, bevor ich richtig zu mir gekommen war und registriert hatte, wo ich mich befand. Ich lag auf meinem Bett, vollständig angezogen. So, wie ich mich gestern Nacht hingelegt hatte. Ich hatte es nicht mehr geschafft, meine Kleider abzulegen, ich war zu geschwächt dazu gewesen. Neben mir stand der Korb mit den restlichen Blumen. Sie sahen nicht gut aus, aber ich musste versuchen, sie noch etwas aufzupäppeln. Sie waren alles, was ich noch verkaufen konnte, denn zu meinem Garten traute ich mich nicht bei Tag. Die Ge-fahr, entdeckt zu werden, war einfach zu groß.

Als ich die Gardine zurückschlug, wandte ich den Kopf ab und machte sie augenblicklich wieder zu. Das Sonnenlicht tat furchtbar in den Augen weh. Ein Schauer durchfuhr mich. Hatte dieses Monster aus mir etwa einen Vampir gemacht? Ich verließ mein Zimmer und hastete zu einem Spiegel im Flur. Aus dem Rahmen starrte mich mein Spiegelbild an.

*Gut, scheint ja doch alles in Ordnung zu sein*, dachte ich. *Das war doch eines ihrer Erkennungsmerkmale, oder?* Ich wusste es nicht mehr, konnte mich nicht mehr daran erinnern, was meine Mutter gesagt. Es war so lange her. Als ich meinen Kragen zur Seite schob, entdeckte ich die Bissspuren. Sie waren kaum noch zu sehen, nicht mehr als zwei kleine Punkte. Man hätte sie für Leberflecke halten können. Aber ich wunderte mich nicht weiter darüber. So weit ich mich zurückerinnern konnte, waren meine Wunden stets schnell verheilt.

Das Einzige, was sich anscheinend für mich verändert hatte, war die Sonne. Ich hatte ihr Licht noch nie so grell empfunden wie an diesem Morgen. Es besserte sich auch nicht, als ich das Haus verließ.

Was hatte dieser Mann nur mit mir gemacht? Als ich an ihn dachte, sah ich wieder seine roten Augen vor mir. Obwohl er gesagt hatte, er sei gesättigt, hatte er mich gebissen. Einfach so. Ich hatte schon gedacht, ich würde es gar nicht überleben.

Aber sein Kuss vorher ... Über meine Wangen legte sich ein zarter Rotschleier. Ich konnte seine Lippen immer noch auf meinen fühlen.

Hatte er das ernst gemeint, was er gesagt hatte? Wollte er aus mir einen Vampir machen? Eine dieser grässlichen Kreaturen, die andere Menschen wegen ihres Blutes umbrachten?

„Guten Morgen, Alina! He, bist du taub?“

Maria fuchtelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum, was mich in die Gegenwart zurückbrachte.

„Wenn du mit offenen Augen träumst, musst du dich nicht wundern, wenn deine Kunden zur Konkurrenz gehen“, meinte sie.

Ich schüttelte lächelnd den Kopf. Dieses unmögliche Kind. Trotz ihrer neun Jahre redete sie manchmal daher wie eine alte Frau.

Joey kam auf uns zu gerannt. Er bremste schlitternd ab und kam vor uns zum Stehen, wobei er direkt in eine tiefe Verbeugung überging.

„Es tut mir furchtbar leid, Mylady, Sie gestern so schmählich versetzt zu haben. Ich bin untröstlich“, sagte er.

Maria und ich brachen in lautes Lachen aus.

„Seit wann bist du so förmlich?“, kicherte ich und schlug ihm auf die Schulter. „Ein einfaches ‚Tut mir leid’ hätte doch gereicht.“

„Jedenfalls entschuldige ich mich dafür, dass du gestern allein nach Hause musstest. Ist denn alles in Ordnung?“

„Macht nichts, ist nichts weiter passiert“, sagte ich schnell und unterdrückte den Reflex, mir an den Hals zu greifen. „Ich bin gut nach Hause gekommen.“

Was sonst hätte ich denn sagen sollen? ‚Nein, Joey, es ist überhaupt nichts in Ordnung. Mich hat gestern ein Vampir angefallen! Er hat mich gebissen!’

Nein, das konnte ich nun absolut nicht sagen. Wie sollte ich ihm das denn bitte schön erklären? Wie sollte er mir ausgerechnet so etwas ... Abwegiges glauben, selbst wenn es der Wahrheit entsprach?

„Also is dir der Kerl gestern nicht gefolgt?“, sagte Joey. „Puh, da bin ich aber froh. Hab was von ’nem Serienmörder gehört, der hier in der Gegend sein Unwesen treiben soll.“

„Wenn du den Kerl meinst, der sich ‚Jack the Ripper’ nennt, von dem hab ich auch schon gehört.“

„Heute früh ham’se wieder ’ne Leiche gefunden, trieb auf der Themse.“

Ich konnte mir schon denken, wer dafür verantwortlich war. Diese Leiche ging sicher nicht auf das Konto dieses Rippers.

„Wie auch immer, als Wiedergutmachung lade ich dich heute noch mal zum Essen ein“, sagte Joey fröhlich.

„Was denn, schon wieder?“ Ich zwinkerte ihm lachend zu. „Das hört

sich ja fast an, als wolltest du ... mich um eine Verabredung bitten.“

Jetzt begann er auch zu lachen.

Maria sah mit einer Mischung aus Verständnislosigkeit und Neugierde zwischen uns hin und her. Ganz egal, wie erwachsen sie in manchen Situationen wirken mochte – sie war immer noch ein Kind. Bis sie in das Alter kam, solche Dinge richtig zu begreifen, würde es schon noch eine Weile dauern.

„Also, kommst du mit?“, wandte sich Joey mir nun wieder zu.

„Klar, wieso sollte ich denn so ein Angebot ausschlagen?“

„Dann hole ich dich um zwölf Uhr hier ab. Und bis dahin, meine Damen“, er vollführte eine elegante Handbewegung, „wünsche ich noch einen schönen Tag.“

Damit verschwand er, um sich seiner Arbeit zu widmen. Ich blickte ihm nach. Dem Jungen konnte auch nichts seine gute Laune verhageln.

Später saßen wir bei McLeoid und aßen Eintopf. Sonst schmeckte mir das Essen dort immer sehr gut – sofern ich genug Geld hatte, um dort hinzugehen, heute aber würgte ich die Suppe mehr schlecht als recht hinunter und das trockene Brot blieb mir im Hals stecken. Der nach-folgende Hustenanfall schüttelte mir alle Glieder durch.

Außerdem fiel mir mein schier unstillbarer Durst auf. Ich trank im Lauf des Tages über drei Liter Wasser und meine Kehle fühlte sich trotzdem immer noch trocken an. Aber wenn ich es genau bedachte, war es nach dem Blutverlust gar nicht so ungewöhnlich.

Joseph machte sich schon Sorgen um mich, hatte aber trotzdem noch genug Humor, um mich mit einem Kamel zu vergleichen, weil ich das Wasser geradezu in mich hineinschüttete. Ich versicherte ihm mit einem klammen Gefühl zum zweiten Mal, dass alles in bester Ordnung sei.
 

Am Abend begleitete er mich wie versprochen nach Hause. Mit ihm an meiner Seite fühlte ich mich doch gleich so viel sicherer. Ich sah mich unterwegs ein paar Mal um, konnte aber nichts von dem Vampir entdecken. Falls er uns beobachtete, hatte er sich sehr gut versteckt.

Wir erreichten mein Haus unbehelligt. Vor der Tür verabschiedete ich mich von ihm.

„Soll ich nicht doch noch mit reinkommen und dich zu deinem Zimmer bringen?“, fragte er. „Nur zur Sicherheit, versteht sich.“

„Madam Kingsley erlaubt mir keine Herrenbesuche, sie würde dich umbringen“, erwiderte ich taktvoll. „Vielen Dank für alles, Joey. Gute Nacht.“

Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und schlüpfte ins Haus.
 

Ich war hundemüde, aber bevor ich ins Bett konnte, musste ich noch Ordnung machen. Ich räumte meine Sachen rasch weg. Mein Korb war jetzt leer. Wenn ich morgen früh noch Blumen holen wollte, musste ich sehr früh aufstehen, noch lange vor dem Morgengrauen, sonst würde es zu hell sein.

Als ich im Bett lag, kreisten meine Gedanken noch eine Weile um das Thema, kamen aber immer wieder auf einen gewissen Rotäugigen zurück. *Schluss damit, Alina, schlaf endlich!*, schalt ich mich selbst, drehte mich auf die Seite und schloss fest die Augen. Allmählich glitt ich in die sanfte Welt des Schlafes herüber.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-01-21T19:45:13+00:00 21.01.2007 20:45
Hey! :)
Entschuldige bitte, dass ich erst jetzt schreibe...Schule und Arbeit haben mich doch ziemlich ausgelaugt. Aber Schluss damit...Jetzt bin ich hier und schreibe dir!!^^
Wieder ein mal hast du mich mit deiner Art zu schreiben völlig in den Bann gezogen.
Wie schön, dass Alina diese kleinen Veränderungen bemerkt, sich aber noch nicht 100%ig sicher ist, was der schöne Vampir mit ihr angestellt hat!
Ich mach mich dann jetzt an Kapitel 6^^

Bis gleich ;)
~LadyVendetta~


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