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Hated but Loved

Ino x Gaara AU
von

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Kapitel 71 – Die letzten Pläne

Kapitel 71 – Die letzten Pläne
 


 

Die großen Fenster der Villa gaben einen guten Ausblick hinunter auf die Straße und mit grimmiger Miene starrte er hinab auf den großen grauen Asphaltweg. Er konnte direkt auf sie hinunter sehen, sie standen vor dem Gebäude, waren gerade erst hinaus gekommen. Zwar wirkten sie alles andere als erleichtert, aber sie gingen mit sicherem Schritt die Straße hinunter, bis sie immer mehr im Gedränge der Leute verschwanden. Seine Kinder.

Eichi Soichiro schnaubte verächtlich und verengte seine Augen. Der Anblick der beiden hatte in ihm ein eigenartiges Gefühl ausgelöst. Genauer gesagt, hatte dieser Anblick seine Gefühle eliminiert, er fühlte nichts mehr. Erst war er wütend geworden, dann hatte sein Herz dumpf geschmerzt und jetzt fühlte er nichts mehr. Womöglich waren das auch die Nebenwirkungen seines Zustandes. Er war ein verdammter Krüppel geworden eben wegen dieser Kinder, kein Wunder, dass sein Körper nicht mehr mitmachte. Er war auf dem rechten Ohr taub, hatte sein rechtes Auge verloren, war gelähmt und konnte sich nur noch in einem elektrischen Rollstuhl fortbewegen. Aussicht auf Genesung gab es nicht mehr, er war für immer an diesen Stuhl gekettet und würde nie mehr seiner Berufung nachgehen können. Für den Wunsch, der beste Mediziner der Welt zu werden, hatte er jedoch einen höheren Preis bezahlt, als seinen Körper. Eine späte Einsicht, doch jetzt war es eh egal.

Er beobachtete stillschweigend, wie seine Tochter und sein Sohn in der Menge verschwanden und wartete auf seine Audienz beim Hokage. Inoichi hatte ihn persönlich her beordert und er musste spurten. Er gehörte Inoichi Yamanaka mit Haut und Haaren. Seit etlichen Jahren.

„Interessanter Anblick?“

Der ehemalige Arzt drehte den Kopf zur Seite und spähte mit halbem Interesse über seine Schulter. Er antwortete nicht, sah aber eindeutig, wer ihn angesprochen hatte.

Inoichi Yamanaka war aus seinem Büro gekommen und stand nun neben ihm in dem leeren Flur der Villa. Auch er blickte durch das große Fenster das bis zum Boden reichte hinaus auf sein Dorf, die Arme hatte er hinter dem Rücken verschränkt, auf seinem Gesicht malte sich ein zufriedenes Grinsen ab.

„Sind meine Gäste soeben aus dem Haus gerauscht? Diese Jugend, schlimm, nicht wahr. Aber nun gut, so bekommt meine Tochter ihren Willen und ich meinen.“

„Sie ist nicht ihre Tochter.“, murmelte Eichi ausdruckslos und blickte auf einen ungewissen Punkt draußen im Dorf. Sie war seine Tochter! Und er hatte es erst vor wenigen Monaten erfahren….

„Mag sein, doch wen kümmert es. Ihre Tochter, meine Tochter. Ihre Tochter ist sie wohl am wenigstens. Das Mädchen ist eh uninteressant. Und auch Ihr Bengel ist uninteressant geworden.“ Inoichi zuckte mit den Schultern und eine Zeit herrschte Stille. Von besonderer Wichtigkeit konnte diese Vorladung ja nicht gewesen sein, wenn Inoichi hier draußen auf dem Gang mit ihm plauderte. Zudem erzählte er ihm nichts Neues. Schon vor eineinhalb Jahren wusste Eichi Soichiro, dass Gaaras Kapazität aufgebraucht war. Er war erforscht und halb tot gewesen, ohne Ino wäre der Junge gestorben, allein wegen dem Tumor an seinem Herzen. Doch auch der war dank Ino verschwunden. Inoichi hatte dennoch nach weiteren Ergebnissen gefragt und Eichi unter Druck gesetzt und Inos Fähigkeiten waren interessant gewesen, deswegen hatte er sie als neues Versuchskaninchen auserkoren. Aber jetzt war auch sie nicht mehr nutzbar, sie war ausgeschlossen worden um das neue Projekt voranzutreiben. Ino war unglaublich stark und hatte abnormal starke Heilfähigkeiten, doch so etwas war bereits erforscht worden.

Aber weswegen hatte Inoichi sonst nach ihm schicken lassen und ihm Ino und Gaara vor die Nase gesetzt? Wenn die beiden nicht mehr brauchbar waren….? Sollte Inoichi sie in Ruhe lassen. Und er, Eichi Soichiro, konnte sowieso nicht mehr viel für ihn tun.

„Was genau wollen Sie. Wieso haben Sie nach mir schicken lassen.“, fragte der Arzt schließlich und drehte sich soweit er konnte in Inoichis Richtung. Er hasste es nun zu allen Menschen aufsehen zu müssen, doch ihm blieb nichts anderes übrig.

„Wie ich sehe, haben Sie sich kein bisschen verändert, Soichiro. Nach so langer Zeit reagieren Sie so kalt, wenn Sie Ihre Kinder wieder sehen?“, provozierte ihn der Hokage, doch Eichi ging nicht darauf ein. Ihm war nicht nach einer Diskussion. Die Kinder die es wiederzusehen galt, hassten ihn und ihm war es gleich….

„Die beiden haben nichts damit zutun, sagen Sie mir, was Sie wollen. Dafür bin ich doch hier. Als Ihr persönlicher Sklave.“, raunte Eichi sarkastisch und kam nicht umhin finster zu lachen. Auch Inoichi stimmte in das Lachen ein, doch ohne den negativen Beigeschmack. Es amüsierte ihn tatsächlich.

„Sie waren schon immer so pessimistisch, mein Freund. Falls Sie damit auf unseren Vertrag anspielen wollen, haben Sie tatsächlich Recht. Doch leider sind Sie nicht mehr ganz so flott dabei.“ Inoichi stupste mit seinem Fuß die Reifen des Rollstuhls an. „Aber Sie haben Recht. Ich habe Sie aus einem bestimmten Grund hergeholt. Vielleicht sind Sie nicht mehr fit, aber Sie sind einer unserer besten Ärzte. Behindert oder nicht, ich will, dass Sie in mein neues Projekt eingeführt werden und es übernehmen.“

„Wieso ich? Was soll das für ein Projekt sein?“ Eichi runzelte die Stirn. Offenbar hatte Inoichi einen neuen Plan, doch dass er trotz allem dafür engagiert werden sollte, wunderte ihn. Er war ein Wrack und psychisch labiler, als er es je eingestehen würde. Dieser verfluchte Vertrag legte ihm selbst jetzt einen Strick um den Hals.

„Das ist ganz einfach. Sie haben mit der Sache bereits etwas zutun, es ist etwas Persönliches und sie sind einfach der beste Kandidat dafür.“ Mit einem Kopfnicken deutete der Hokage wieder hinaus auf die Straße, auf der Ino und Gaara vor wenigen Minuten noch gestanden hatten. Er senkte die Stimme und beugte sich zu Eichi hinüber. Ein eigenartiger Ausdruck war auf sein Gesicht gehuscht und jetzt war sich Soichiro sicher, die ganze Sache war weitaus übler, als sie wirkte. Doch was war übler, als sein eigenes Kind Jahre zu foltern? Eichi würde wohl gar nichts mehr schocken.

„Wussten Sie schon, dass Sie bald einen Schwiegersohn bekommen, oder eine Schwiegertochter. Je nachdem ob Sie Ino oder Gaara als ihr Kind ansehen?“

Ein Ruck durchfuhr den schlaffen Körper des Arztes und er hob den Kopf um Inoichis Blick zu suchen.

„Die zwei wollen heiraten.“, stellte Eichi überrascht fest und spürte, wie seine Gefühle noch mehr abstumpften und sich immer mehr abzuschalten drohten. Ino und Gaara würden heiraten, Akemi würde dort sein, er aber nicht…. Ein eigenartiger Gedanke, dass sein Herz trotz seiner offensichtlichen Gleichgültigkeit wütend und schmerzend zu gleich schlug.

Inoichi nickte heftig und warf sich mit einer würdevollen Geste die langen Haare über die Schulter. Er wirkte so schrecklich ausgelassen und zufrieden, dass der Arzt nur die Augen verdrehte und am liebsten gebrochen hätte. Er kannte den emotionalen Hokage schon so lange, dass er sich denken konnte, woran diese gute Laune lag. Wäre er ein ‚normaler’ Mann, würde Eichi ihn vermutlich darum beneiden. Doch selbst jede Bettgeschichte war für Eichi Soichiro nun Vergangenheit. Sein Ziehsohn hatte ihn dermaßen zusammengschlagen, dass mehr kaputt war als seine Beine.

„So ist es, die beiden werden eine große glückliche Familie…. Ihr Bengel ist extra hergekommen um mich um die Hand meiner Tochter zu bitten. Auf unorthodoxe Weise und mit viel Gezeter, selbstverständlich. Letztendlich haben die beiden meinen Segen bekommen, gnädig wie ich bin. Aber auch nur, weil ich diese glänzende Idee bekommen hab. Aus dem Grund sind Sie hier und ich geben Ihnen noch ein paar Monate, damit Sie sich wieder etwas mehr auf Fordermann bringen können.“

Eichi schwieg. Inoichis Hang zur Dramatik war nicht abgeklungen, er wollte es spannend machen und den Arzt neugierig stimmen, allerdings sorgte er damit nur für das Gegenteil. Es nervte Soichiro ungemein. Er seufzte ungeduldig.

„Sagen Sie es mir einfach. Ich habe zwar viel Zeit im Moment, aber ewig will ich mich hier nicht aufhalten. Was hat das alles mit der Hochzeit zutun und mit Ihrer ach so glänzenden Idee?“

„Nun gut. Im Grunde ist es ganz einfach. Ich habe kein Interesse mehr an der Erforschung eines Jinchuriki. Gaara hat uns genug Aufschlüsse gegeben, wir brauchen ihn nicht mehr. Und Ino allein ist einfach zu gewöhnlich. Aber auch das hat sich geändert.“

„Sie wollen also immer noch das Mädchen.“

„Nicht ganz.“ Der Hokage ging in die Hocke um mit Eichi auf Augenhöhe zu sein. Es demütigte den Mediziner, doch er ließ sich nichts anmerken. „Ich will nicht Ino, ich will das, was in ihr heranwächst.“ Er grinste und Eichis Augen weiteten sich ungläubig, als der Hokage weitersprach. „Oh ja, Sie werden auch Großvater, interessant nicht wahr. Ino und Gaara bekommen Nachwuchs. Und das ist es, was mich so ungemein neugierig macht und wieso ich einen Krüppel wie Sie aus dem Untergrund wieder hervorhole.“

Zwar kam Eichi nicht aus dem Untergrund, sondern aus dem Krankenhaus und seiner aussichtslosen Reha, doch das war nun nebensächlich. Diese weitere Neuigkeit war es, die ihn extrem beunruhigte und hätte er laufen können, wäre er zurückgewichen, wenn nicht sogar schon jetzt davongegangen. Und wäre er nicht an seinen Vertrag gebunden, würde er instinktiv ablehnen, was auch immer Inoichi nun hervorbringen würde. Denn der Arzt hatte eine schreckliche Vorahnung. Nicht nur, dass er vor Jahren seinen kleinen Sohn zum Wohle der Forschung geopfert hatte, er hatte sich auch Ino aneignen wollen, skrupellos wie er gewesen war.

Aber nachdem er im Krankenhaus erwacht war und gesehen hatte, wie weit er Gaara und Ino getrieben hatte, änderte er allmählich sein Weltbild. Ohne die Medizin, die er aufzugeben gedachte, hatte sein Leben eh keinen Sinn mehr und gab genug Freiraum zum Nachdenken.

Doch das, worauf Inoichi nun hinaus wollte, war so offensichtlich, dass es Eichi Soichiro mächtig erschüttere. Es würde weit darüber hinausgehen, was er bis jetzt bereits getan hatte.

Ein helles, aber gleichzeitig unheilvolles Lachen kam aus Inoichis Mund, als er den entsetzten Blick seines Untergebenen sah. Dann nickte der Hokage und strich unbekümmert über die Armlehnen des Rollstuhls.

„Genau.“, deutete er Eichis Gedanken. „Ich will das Kind.“
 


 

Ino hatte das Gefühl, als habe sie ewig geschlafen. Ihr Körper war absolut entspannt und sie fühlte eine angenehme Wärme um sich, als sie sich langsam regte.

Ein Seufzen entwich ihr und sie drehte sich zur Seite, wo sie eigentlich auf das Licht der Sonne wartete, die ihre Nase kitzeln würde. Doch stattdessen spürte sie etwas anderes an ihrer Stirn. Etwas Warmes und müde öffnete sie die Augen.

„Mh?“, brummte sie verschlafen und blinzelte. Es war Gaaras Brust, an die sie gestoßen war. Er lag neben ihr und erst jetzt bemerkte sie seinen Arm, der sich um sie geschlungen hatte. Sein Oberkörper war noch immer entblößt und ein verschmitztes Lächeln kam auf ihre Lippen. Sie reckte sich um sich noch mehr an ihn zu schmiegen. ER war die Wärme die sie gespürt hatte.

„Hallo.“, schnurrte sie leise und kniff die Augen zusammen. Gaaras Hand war in ihren Nacken gewandert und kraulte sie eben dort, während er sie sanft auf den Scheitel küsste.

„Endlich wach?“, hauchte er ihr zu.

„Hab ich denn so lange geschlafen?“ Ino machte sich nicht die Mühe, die Augen zu öffnen und aus dem Fenster zu sehen wie spät es war. Sie ahnte beinahe, dass sie lange geschlafen hatte, denn so ausgeruht wie jetzt hatte sie sich schon ewig nicht mehr gefühlt. Zudem war Gaaras Brust viel zu verlockend und seine Arme ein viel zu schönes Bett, als dass sie sich daraus befreien würde.

„Es ist mitten in der Nacht. Seid heute Mittag hast du kein Mucks mehr von dir gegeben.“ Gaara wirkte amüsiert, als er das erzählte. Ino musste schmunzeln und vergrub ihr Gesicht noch weiter in seiner Brust, die Beine zog sie an den Leib. Gott, es war wirklich bequem hier.

„Wir hatten doch genug Zeit…“, verteidigte sie sich und küsste schließlich seine Brust. „Wieso bist du eigentlich noch wach, dass sollte ich fragen.“

Gaara schwieg und Ino merkte, wie er seinen Arm bewegte. Offenbar stellte er den Fernseher aus und ein Seufzen kam tief aus seiner Kehle.

„Ich hab wie versprochen auf dich aufgepasst und ich wollte auch schlafen, aber dein toller Freund und deine Schwester kämpfen gerade mit ihren eignen Problemen. Und zwar lautstark.“

Nun richtete sich Ino doch auf und suchte Gaaras Blick. Erstaunlicher Weise war es wirklich stockdunkel draußen und das nicht bloß, weil sie sich unter den Decken versteckt hatte.

„Wie meinst du das?“, fragte Ino verwirrt und lauschte einen Moment, konnte aber nichts hören.

Auch Gaara legte den Kopf schief, ganz so, als wolle auch er lauschen, doch er schüttelte bloß den Kopf.

„Nein, jetzt nicht mehr. Es ging gegen 10 Uhr los…sie haben sich angebrüllt, davon bin ich aufgewacht. Soweit ich mitbekommen hab, hat sich dein Freund von ihr getrennt.“ Gaara konnte nicht umhin, ein hinterlistiges Lächeln huschte auf sein Gesicht. Seine Abneigung gegen Kimiko würde wohl ewig bestehen. Ino allerdings konnte darüber nicht lachen. Auch sie hatte mit Kimi noch ein Hühnchen zu rupfen, doch gönnte sie ihr die Beziehung zu Shika nicht? Heute morgen hatte sie gesehen, wie aufgelöst ihre Schwester ausgesehen hatte und Kimi hatte es ernst gemeint, als sie Ino half.

„Lach nicht darüber.“, murrte sie und schälte sich aus dem Bett. „Es ist grausam allein zu sein und von dem verlassen zu werden den man liebt! Auch wenn es um Kimi geht…“ Ino schlich auf Zehnspitzen zur Tür und öffnete diese, um auf die geschlossene Veranda zu blicken. Erneut spitze sie die Ohren, hörte aber noch immer nichts.

„Ich bitte dich Ino.“ Gaara verdrehte nur die Augen und ließ sich ins Bett fallen. Den ganzen Tag hatte er hier verbracht und doch fühlte er sich schlapp. „Deine Schwester hat es nicht anders verdient. Sie hat deinen tollen Shika doch eh von vorn bis hinten betrogen, das Miststück.“

„Hör auf ihn als meinen Shika zu bezeichnen, das ist er nicht! Und nein, Kimi hat das nicht verdient! Sie hat sich entschuldigt und uns heute morgen geholfen! Wenn Shikamaru das wirklich gemacht hat! Oh Gaara!“ Vorwurfsvoll drehte sie sich in seine Richtung. „Wieso hast du mich nicht geweckt!!“

„Wofür denn, dass du dazwischen gehst? Lass die zwei und komm wieder zu mir….“ Gaara seufzte wieder laut und hob die Arme, damit er sich die Handballen auf die Augen drücken konnte. Das Ino nun an ihre hinterlistige Schwester dachte und sich auch noch um sie sorgte war so typisch...egal wie gemein jemand zu ihr war, sie sorgte sich dennoch. „Bitte, es ist nun mitten in der Nacht, die Zwei schlafen längst, klären wir das morgen!“

Ino spähte weiter aus der Tür und tapste leise ein paar Schritte hinaus auf die Veranda, ohne sich an Gaara zu stören. Sie sah kein Licht im Haus und hörte auch nichts mehr. Zu gerne wäre sie weiter geschlichen um zu schauen, was Kimiko und Shikamaru nun taten, aber sie wollte auch nicht aufdringlich sein. Arme Kimi und armer Shika. Sie konnte beide Seiten verstehen, vor allem jetzt da Kimi nach langer Zeit wieder gute Seiten gezeigt hatte. Es fuchste sie ungemein, dass Gaara einfach so dagelegen hatte. Ein Zischen kam über ihre Lippen, dann kniff sie die Augen zusammen und huschte ins Zimmer zurück.

„Du bist unmöglich!“, fauchte sie heiser, während sie die Tür schloß. „Du bist ruhig dagelegen und hast zugehört wie sie sich gestritten haben? Wieso bist du nicht dazwischen gegangen, ich dachte du hasst Streiterein!“

Ihr Verlobter Antwortete nicht sondern sah mit erhobenem Kopf zu ihr hinüber. Die Anspielung in ihrer Frage war deutlich. Früher war er immer zwischen die Streits seiner Eltern gegangen, doch das hier war etwas völlig anderes.

„Das ging mich nichts an, Ino. Zudem denkst du sie hätten mir zugehört? Nein, ich misch mich in gar nichts mehr ein. Und jetzt komm wieder ins Bett!“, nörgelte er und strich einladend über die Decke. Grummelnd sah Ino wieder zu ihm und zögerte. Wie Gaara dort in den Decken lag, sah wirklich einladend aus und gemütlich, trotzdem war sie bestürzt über diese Neuigkeit. Sie tat erst gar nichts, sondern verschränkte die Arme und zog ein Gesicht.

„Trotzdem! Kimi bleibt meine Schwester...“ Schmollend sah sie auf den Boden und kam nicht vom Morgen des heutigen Tages los. So viel war passiert und Gaara hatte ja auch Recht. Sie sollte sich nicht so sorgen, Kimi löste ihre Probleme schon selber. Gedankenverloren setzte sie einen Fuß vor den Anderen und kam immer näher zum Bett.

„Du hast die dumme Angewohnheit denen, die dir am meisten weh tun zu schnell zu verzeihen.“, erklärte Gaara, als Ino schließlich zu ihm ins Bett hüpfte, seinen Arm beiseite schob und die Decken frei schaufelte. Es war noch Warm hier, Gaaras Körper hatte wunderbar als Wärmflasche gedient und seufzend lehnte sie sich an das Kissen.

„Ich sagte schon, sie hat bewiesen, dass sie sich ändern will, oder? Sonst wäre sie niemals heute morgen zu uns gekommen! Und sie hätte unserem Baby nicht geholfen?“, erwiderte Ino harsch und passend aufs Wort wanderte Gaaras Hand unter das Oberteil ihres Schlafanzuges und streichelte liebevoll über ihren Bauch.

„Da hast du Recht.“, flüsterte er, während er ihr einen Kuss hinters Ohr aufdrückte und sich dann an sie schmiegte. „Sie hat unserem Krümel geholfen, aber sie war auch schuld daran, das es soweit erst kam.“

„Aber...!“ Ino wurde unterbrochen, als Gaara ihr einen Finger auf die Lippen presste. Er machte ein abwertendes Schnalztgeräusch mit der Zunge und schüttelte dazu tadelnd den Kopf.

„Na, na, na, Ino! Nun hör aber auf.“, brummte er und streichelte ihre Lippen. „Können wir das Thema nicht lassen, ich habe keinen Nerv über deine Schwester zu reden. Zumindest nicht jetzt! Lass uns das auf morgen verschieben.“

„Morgen kommt aber Akemi...“

„Um so besser! Dann kannst du deiner Schwester auch gleich sagen, dass sie ihre Mutter wiedersehen wird.“, hauchte Gaara und lehnte sein Kinn auf ihre Schulter. Sein Blick verriet Ino ganz genau, dass er keine Lust auf eine Diskussion hatte und sie im Grunde auch nicht. Vielleicht war es wirklich das Beste, morgen weiter zu reden. Widerwillig nickte sie darum und biss sachte in Gaaras Finger.

„Na gut... dann eben morgen. Schlimm genug, dass wir Akemi sagen müssen, wo wir sind. Ich hoffe sie fragt nicht, warum Inoichi uns nicht bei sich wohnen lässt, wir verraten ihr einfach nichts von...dieser Sache.“ Gaara hinter ihr versteifte sich etwas und nickte.

„Damit bin ich mehr als einverstanden.“

Schließlich schwiegen die Beiden und Ino drückte sich sachte zurück an Gaaras Körper, dorthin, wo sie vorhin so fluchtartig weggerannt war. Aber leider war sie nicht mehr so müde wie heute morgen. Wenn es stimmte, was Gaara sagte, hatte sie immerhin den ganzen tag verschlafen. Und jetzt diese Sache mit Kimi ließ ihr nicht wirklich Ruhe. Sie wollte wissen, ob Shika ihre Schwester verlassen hatte oder nicht und wenn nicht, ob sie sich vielleicht ausgesprochen hatten? Das würde beiden gut tun. Ob sich Kimi wohl freute, Akemi wiederzusehen? Bisher hatte ihre große Schwester nicht ein Wort über Akemi verloren, kein Gutes jedenfalls. Wenn ihre Mama wirklich hier im Haus auftauchte, hoffte Ino nur, Kimi würde nett zu ihr sein. Akemi war so ein sensibler Mensch... und Ino kannte ja mittlerweile ihre Geschichte. Wenn ihre süße Mutter erfuhr, dass sie ihre älteste Tochter nun doch auch endlich wiedersehen durfte.... Ino schmunzelte bei dem Gedanken. Sie sah Akemi vor sich, die wie ein Huhn durchs Haus wuselte, Moby natürlich an ihren Versen, und die passenden Kleider aussuchte und sich freute wie ein Keks. Sie vermisste Akemi sehr, das wurde ihr erst jetzt bewusst. Sie verstand voll und ganz, warum Gaara so an ihr hing und war mehr als froh darüber, dass Akemi mit ihnen zusammen wohnte.

Während sie so ihren Gedanken nachging, tat Gaara dies auch, nur auf andere weise. Ino fühlte, wie seine Finger über die Decke spazierten, ihre Hüfte hinauf kamen und schließlich ihren Arm hoch krabbelten. Eine Gänsehaut überkam sie und es schüttelte sie leicht.

„Weißt du was?“, flüsterte Gaara ihr plötzlich wissend ins Ohr. Ino drehte sich halb auf die Seite um ihn ansehen zu können und wartete ab, was er zu sagen hatte.

„Mmh? Was denn?“

„Ich finde.“, begann er mit wichtiger Mine, sofern Ino das in der Dunkelheit richtig deutete, „Du solltest nackt sein.“ Abschließend nickte er und sah dann erwartungsvoll in ihre Augen.

Doch Ino war zu verblüfft über diese plötzliche so ernste Aussage, dass sie lachen musste.

„Was? Wie kommst du denn nun darauf?“ Sie lachte leise weiter und ließ ihren Kopf ins Kissen zurücksinken.

„Nun, ich denke einfach, dass es so sein sollte.“ Er zupfte an ihrem Oberteil und machte sich an ihren Knöpfen zu schaffen. Seine Lippen waren noch immer nahe an ihrem Ohr und sie fühlte, wie er ihr Ohrläppchen küsste.

„Ach, Gaara. Ich weiß nicht...“ Verlegen sah sie auf das Kissen und errötete. Nachdem Gaara sie am Morgen als Frühlingsrolle verpackt hatte, lagen sie eine lange Zeit gemeinsam in dem Bett. So lange zumindest, bis Gaara zu ihr in die Verpackung aus Decken und Daunen gekrochen kam und damit begonnen hatte sie so zärtlich zu lieben, wie sie es noch nie zuvor gespürt hatte. So sanft und geduldig war er noch niemals gewesen, es war Ino so angenehm vorgekommen, es hätte niemals enden sollen. Doch es war vorbei gewesen und sie war danach sofort eingeschlafen vor Erschöpfung. Gaara hatte sie wirklich rundum verwöhnt...

„Darum geht’s mir gar nicht, ich finde nur deine Kleider sind im weg. Du weißt wie wunderschön ich dich finde. Also lass mich dich ausziehen, ganz ohne Hintergedanken! Ich zieh mich natürlich auch aus, dann bist du nicht so alleine.“ Er grinste und Ino musste Kichern.

„Was für weine absolut uneigennützige Logik.“, pflichtete sie ihm bei und drehte sich auf den Rücken. Doch sie vertraute Gaara, darum ließ sie sich tatsächlich langsam vom ihm entkleiden und wartete, bis auch er seine Kleider losgeworden war. Als er damit fertig war, legte er sich längs auf Ino und schnurrte wohlig. Seinen Kopf bettete er auf ihre Brust und schmiegte sein Gesicht an sie. Ganz Unrecht hatte er nicht gehabt, wie Ino feststellte. Es fühlte sich sogar unglaublich schön an. Er war so unglaublich warm, Ino wurde automatisch von ihm angezogen. Sie legte darum die Arme um ihm und streichelte seinen Kopf.

„Bist du jetzt zufrieden?“, schmunzelte sie in sich hinein, als sie merkte, wie fest er sich an sie drückte und das seine rechte Hand unverbindlich auf ihrer linken Brust ruhte.

„Nicht ganz.“, murmelte ihr Verlobter schlaftrunken. „Ich hab da einen Vorschlag, den hörst du dir an, dann schläfst du.“

„Oh, ein Vorschlag? Dann raus damit.“

„Na ja... du hast den ganzen Tag geschlafen und ich musste sehr viel nachdenken.“, fing er leise an, rührte sich aber kein Stück. Aber es beruhigte Ino, dass er so gelassen und entspannt auf ihr lag, während er redet. Es konnte also nichts Schlimmes kommen.

„Mama kommt nicht nur wegen des Kleides, wie ich sie kenne, plant sie bereits die Hochzeit. Und ich wollte dir vorschlagen....du suchst dir das Ziel der Hochzeitsreise aus, egal wo es hingehen soll! Aber dafür lässt du dir was von mir zur Hochzeit schenken.“ Nun klang seine Stimme eigenartig belegt, aber Ino musste stutzen. Sie sah auf das unbändige Gestrüpp seiner Haare hinunter und nickte einmal kurz.

„Das klingt doch ganz gut....wenn das für dich ok ist, das ich einfach entscheide? Aber was für ein Opfer muss ich schon bringen? DU musst mir doch nichts schenken, du schenkst mir dich!“

„Nein. Ich will dir was anderes schenken. Und wie gesagt, dafür darfst du jedes Ziel auswählen! Und wenn es an die sonnigsten Strände unter Palmen geht, die es auf der Erde gibt.“

„Ach was.“ Ino kicherte. „Dann muss das Geschenk ja furchtbar sein, so wie du redest! Wenn du dich schon freiwillig ans Wasser begeben willst.“ Sie heilt kurz inne. „Sagst du mir auch, was du mir schenken willst? Das wäre nur fair, dann sage ich dir auch, wohin wir fahren, ich weiß es nämlich schon ganz genau!“ Inos Herz machte kurz einen Sprung, je länger sie sich diesen Vorschlag so anhörte, desto mehr gefiel er ihr. Wenn sie wirklich wählen durfte, dann würde sie wählen! Und sie wusste auch schon, wohin es gehen sollte...dorthin, wo sie schon immer hin fliegen wollte! Und sie würde dafür sorgen, dass es Gaara auch gefiel!

Doch dieser zögerte mit der Antwort.

„Das könnte ich dir sagen, wenn du das willst. Aber dann sag du mir erst, wohin du möchtest. Dann wäge ich ab, ob es sich lohnt.“

Ino quietschte kurz innerlich und kniff die Augen zusammen. Gaara hatte ja so Recht, wenn er von Stränden und Palmen sprach, aber er würde nie damit rechnen, dass sie..

„Ich würde gerne, auf die Malediven.“, flüsterte Ino und schluckte angespannt. Sie wusste, der Weg dahin war lang, es waren kleine Inseln irgendwo im Meer, eigentlich die Hölle für Gaara. „Es ist wunderschön dort, glaub mir! Und nicht nur wegen den Stränden, der Sonne und dem Meer! Für dich wäre es auch schön dort! Es gibt außergewöhnliche Pflanzen und Blumen! Ich könnte dir endlich schwimmen beibringen, wir könnten in den Korallenriffe tauchen! Oh bitte, Gaara! Können wir dort hin!“ Automatisch setzte sie sich auf. Der Gedanke gefiel ihr immer mehr, obwohl sie bisher keinen Gedanken an eine Hochzeitsreise verschwendet hatte. Immerhin stand die Hochzeit bis vor wenigen Stunden noch auf Messers Schneide. „Kimiko und Inoichi waren einmal dort, aber ich konnte nicht mit, dabei habe ich so gebettelt damals! Ich hab hier alles stellvertretend geleitet so gut ich konnte.... aber die Fotos und was Kimi erzählte! Gaara...bitte! Es gibt dort Unter- Wasser- Bungalows! Die Räume sind dann mitten im Wasser, aber keine Angst! Das Glas ist verspiegelt, man kann nicht rein sehen, aber rausschauen! Und das Glas wäre sehr dicht! Ich weiß das ist teuer, aber wir haben doch alles was wir hatten gespart! Und uns so selten irgendwas gekauft! Ok unser Baby kommt jetzt auch, aber Gaara, wir...!“

„Stop!“ Erstaunt über Inos Redeschwall hatte Gaara eine Zeit zugehört und versucht, ihr zu folgen. Er kannte den Ort von dem sie sprach nicht, aber so wie sie schwärmte und wie ihre Augen plötzlich funkelten, wünschte sie sich wirklich dorthin zu fahren. Sie erzählte wie ein kleines Kind, das so viele Infos wie möglich unterbringen wollte. Dabei schwankte sie hin und her und gestikulierte mit den Armen, so dass ihre Brüste verführerisch auf und ab hüpften. Zu dumm, dass Gaara dieser Anblick nicht erspart blieb. Denn abgesehen davon, dass es ihn erregte, kam er sich plötzlich wie ein Spielverderber vor. Das blöde an der Sache war, er hielt weder vom Fliegen, noch vom Meer etwas... doch wenn sie es sich so sehr wünschte. Im Gegenzug zu seinem ‚Geschenk‘ kam er sich plötzlich sehr schlecht vor, weil er ihre gute Laune mit einem Schlag vernichten würde. Doch wenn er jetzt zustimmte, dann wäre der Schock womöglich nicht so groß. Er tastete nach ihrer Hand und drückte sie.

„Ino, wenn du dir das wünscht, einverstanden. Sobald wir den Termin für die Hochzeit wissen, rechne ich das alles durch und kümmere mich darum. Ich verspreche dir du bekommst diese Reise.“

Bei diesen Worten wurden Inos Augen austronomisch groß und sie strahlte ihn an.

„Wirklich!“, entfuhr es ihr furchtbar laut und im nächsten Moment warf sie sich an Gaaras Brust. „Danke! Danke, ich danke dir! Gott, du bist doch verrückt! Erst gibst du mir ein Baby, dann machst du mir einen Antrag, jetzt willst du das auch noch tun!“ Sie kuschelte sich an ihn und überhäufte ihn mit küssen. Das machte es unglaublich schwer für ihn seine Gedanken klar zu behalten. Wenn sie ihn ständig küsste und ihren nackten Körper an seinen schmiegte....

„Aber gut..“ Sie versuchte sich zu zügeln, spielte aber unruhig mit seinen Händen und küsste diese immer wieder. „Dann...dann sag du mir, was du mir noch für ein Geschenk machen willst! Als wäre diese Reise nicht Geschenk genug...!“

„Oh Ino.“ Gaara seufzte. „Freu dich bitte nicht zu früh, du weißt doch gar nicht, was ich sagen wollte.“

„Dann sag es einfach! Ich glaube nicht, dass etwas meine Laune verschlechtert! Ich freu mich grade einfach so sehr! Ich wünschte, Mama wäre schon da! Ich könnte ihr alles erzählen! Oder Yue, oder auch Kimi...!“

„Ich denke nicht, dass du Mama oder Yue etwas davon erzählen möchtest.“ Bedrückt entzog Gaara ihr seine Hände und streichelte statt dessen ihr Gesicht. Es brachte nichts, es hinaus zu zögern. Er würde es eh kaputt machen und wenn, dann schon mit einem lauten Knall...

„Ino, was ich dir schenken möchte, ist weniger ein Geschenk. Es ist eine Forderung die du einhalten wirst. Das fordere ich als dein zukünftiger Mann. Wir fliegen dort hin wo du es möchtest, zu diesen Malediven.... und du bekommst die Hochzeit deiner Träume, das hab ich auch versprochen. Aber.“ Er machte eine kurze Pause. „Dafür wirst du nach der Reise und der Hochzeit einen Therapeuten aufsuchen. Hast du das verstanden? Ich will, dass du eine Therapie mit einem Psychologen machst und ich dulde diesmal keine Widerrede. Ich hab.. gesehen wie du dich hier verhältst und ich hab so viel nachgedacht. Es ist das Beste für dich...für uns, dann würde ich mich auch besser fühlen. Keiner muss davon etwas wissen und der Psychologo darf mit niemandem drüber reden! Ich zahle die Stunden, das schaff ich schon... aber das musst du machen! Du MUSST. Ich bitte dich darum und ich fordere das von dir. Im Gegenzug gebe ich dir was du möchtest. Wenn ich schon nicht bestraft werde, dann werde ich eben alles tun, um meine Schuld anders abzutragen.“

Je mehr Gaara sprach, desto mehr versteifte sich Ino und weitete ihre Augen.

„Ei...eine...Therapie?“, hauchte sie fassungslos und mit einem Schlag war ihre Vorfreude auf Flitterwochen im Paradies zunichte. „Du denkst, ich bin verrückt?“

Erschrocken über das was Gaara gesagt hatte, wusste Ino erst keine Antwort, nichts was sie noch zusätzlich hätte sagen sollen. Aber das lag daran, dass sie einfach nicht wusste, wie sie sich fühlen sollte. Im ersten Moment war sie einfach nur zutiefst verletzt über Gaaras Forderung. Dann wurde sie wütend, aber auch ängstlich. Sie brauchte keine Therapie! Sie wollte keinen Psychologen. Sie wollte das nicht!

Gedankenverloren griff sie nach der Decke und verdeckte ihren entblößten Körper. Nach kuscheln war ihr nun nicht mehr zu mute.

„Nein, du bist nicht verrückt. Aber Ino, sieh doch was hier in Konoha los war! Du hattest auf der Straße eine Panikattacke, hattest so oft Bauchschmerzen, die Polizei und all diese Dinge! Sie haben mir gezeigt, was ich angerichtet hab. Und wenn ich dich schon heirate, dann möchte ich dir wenigstens die Chance geben, dass du irgendwann einsiehst, dass ich im Grunde nicht der Richtige bin.“, flüsterte Gaara und tastete nun nach Inos Hand, doch das Mädchen ließ die Berührung nicht zu sondern rutschte entsetzt noch weiter weg.

„Was!“, zischte sie nun doch wütend. „Willst du mir einreden, du seist der Falsche! Was soll das plötzlich!? Erst planst du mit mir die Hochzeitsreise und dann soll ich zum Psychologen! Wofür! Das er mir einredet du wärst ein Mistkerl! Das ich nicht bei dir sein dürfte!“ Gaara rückte ihr zwar nach, aber Ino versuchte ihn auf Abstand zu halten. Er sollte nun ja nicht mit seinem Hundeblick ankommen! Das war eine unmögliche Geschichte, die er sich da ausdachte! Das war dreist und gemein! Es würde alles kaputt machen!

„Fass mich jetzt ja nicht an! Ich will eine Erklärung!“, drohte sie finster, als er ihrem Gesicht sehr nahe kam und wehleidig die Hände nach ihr ausstreckte. „Ich gehe nicht zum Psychologen! Nimm die Hände weg! Ich werde das nicht tun, ich bin nicht verrückt! Mir geht es gut und wir lieben uns! Das tun wir doch, wir wollen heiraten! Wir haben ein Baby! Ich bin nicht verrückt!“

„Nein, natürlich nicht.“, wisperte Gaara ruhig und im Gegensatz zu Ino, die langsam hysterisch wurde, blieb er entspannter, als er es in Inos Augen sein sollte. Dieser Vorschlag war eine Beleidigung! Das war alles andere als ein Geschenk, zudem wollte er sie gerade erpressen! Erbost knurrte Ino ihn an und schüttelte aufgebracht ihren Kopf, als Gaaras seine Hände, trotz ihren Versuchen sich zu wehren, auf ihre Wangen legte. Die Stirn presste er an ihre und sah ihr klar ins Gesicht.

„Schon gut, beruhige dich. Ich zwinge dich zu nichts! Jetzt komm runter und atme tief ein, dann erkläre ich es dir.“, versuchte er es auf die einfühlsame Art, doch Ino ließ nicht locker. Er hatte die ganze Situation zerstört. Es war so gemütlich gewesen! Der Traum vom Paradies am Strand war nun dahin!

„Da bin ich ja gespannt! Das du es überhaupt wagst, so was zu sagen! DU! Du liebst mich doch mehr als alles andere, das weiß ich! Pah! Und jetzt schickst gerade du mich zur Therapie, das ist ja fast, als würdest du mich los werden wollen.“, knurrte sie weiter und verengte die Augen. Die Bettdecke presste sie dabei an ihren Körper und wollte Gaaras Hände abschütteln.

„Wenn du nicht willst, dass ich es dir erkläre, dann sei still.“ Am liebsten hätte Ino ihn getreten, doch sie biss die Zähne aufeinander und schwieg. Hätte sie ihn mit Blicken durchbohren können, hätte sie es getan!

„Ino, ich wollte, dass du dir diesen Vorschlag anhörst und ernsthaft darüber nachdenkst und nicht sofort nein sagst. Versteh mich doch bitte. Du bist nicht verrückt, noch will ich dich los werden. Denk drüber nach, bevor du entgültigt nein sagst. Ich brauche jetzt keine Antwort, du musst nie mehr was dazu sagen, wenn du nicht willst, aber Ino...schließ bitte deine Augen.“ Er wartete solange, bis Ino es zähneknirschend getan hatte, dann sprach er weiter. Und es gefiel Ino nicht was er sagte. „Ich werde nur noch diese Sätze sagen, mich dann umdrehen und schlafen. Du kannst mich gerne anschreien, aber ich werde nicht antworten. Also lass die Augen geschlossen.. und denk drei Jahre zurück. An das Dorf, das Ferienhaus deines Vaters und an mich...an den Wald. Und daran wie ich dich durch den Wald zerrte und was ich dir angetan habe. Ich will das du dich daran erinnerst und dir eins klar wirst. Ich stand unter Drogen und war verzweifelt, aber das war ich. Ich war dazu bereit, dir das anzutun. Der Gaara damals und heute ist dieselbe Person. Ich will, dass du immer daran denkst. Ich will dich heiraten, aber ich will, dass du die Möglichkeit hast, die Dinge mit anderen Augen zu sehen. Ich möchte nicht das du mich hasst, Gott nein! Aber was kann ich sonst tun, außer dir so zu zeigen, wie es überhaupt dazu kam, dass du dich in mich verliebt hast? Bitte, verarbeite das. Ich traue dir, ich liebe dich und ich vertraue deiner Liebe zu mir und zu unserem Krümel. Du wirst mich nach der Therapie nicht hassen, aber du wirst in der Lage sein, keine Angst mehr vor anderen Männern zu haben...oder dich an mich gefesselt zu fühlen. Ich liebe dich mehr als alles andere und ich sollte das nicht sagen, eben weil ich dich nicht verlieren darf. Aber ich will, dass du frei entscheidest. Ganz frei! Nachdem du ALLE Möglichkeiten hattest, das was passiert ist zu verarbeiten. Durch die Justiz ging es nicht. Dann auf dem Weg.“ Seine Stimme versagte und war immer leiser geworden. Das, was er gesagt hatte, quälte Gaara selber, Ino hatte es heraus gehört und ihr Herz schmerzte nun schrecklich. Sie hatte die Bilder nie vergessen. Nie. Nur sie hatte sie solange verdrängt, dass es sie schockte, an damals zudenken. Sich darauf einzulassen, die Bilder aus ihrem Inneren wieder an die Oberfläche zu holen... Gaaras Gesicht, seine unglaubliche Stärke und ihre Angst...die Schmerzen.

Ino wollte das nicht sehen!

Rasch öffnete sie die Augen um den Horror von damals schnell zu entkommen und ihn wieder zu verschließen, doch es war genauso schockierend, dasselbe Gesicht vor sich zu sehen.

Sie atmete tief und zischend ein und wich von ihm zurück.

„Shukaku ist tot.“, hauchte sie automatisch und merkte, wie statisch ihre Worte vor Zorn klangen. „Der böse Gaara ist fort...es gibt ihn nicht mehr....ich liebe dich...“

Gaara lächelte kränklich.

„Ino, Shukaku hatte damit nie etwas zutun und es gab niemals einen bösen Gaara. Es gab nur mich. Ich habe so um unsere Hochzeit und um dich gekämpft. Aber sie haben alle so schreckliche Dinge zu uns gesagt. Ich möchte, dass du dir sicher sein kannst, dass es wahre Liebe ist. Keine Abhängigkeit. Kein Trauma.“, flüsterte er und ließ die Hände sinken. Er fühlte sich verloren und das Ino vor ihm zurück wich, verletzte ihn. Aber er wollte, dass Ino die Wahl hatte. Natürlich bedeutete das ein Risiko. Er könnte sie verlieren, doch er wollte sich selber sicher sein....

„Aber...wenn es keine Liebe wäre, wieso tut mein Herz so weh, wenn du solche Dinge sagst! Ich will nicht darüber reden müssen, ich will mich auf die Hochzeit freuen! Ich will mich mit dir auf unser Baby freuen! Ich will nicht, dass du aufgibst um mich zu kämpfen! Bitte, lass das sein! Du machst mich so wütend damit! Und das verletzt mich!“, rief sie laut und schluckte. „Warum hast du das jetzt gemacht. Mama kommt morgen, für mein Hochzeitskleid und du setzt mir Flöhe ins Ohr! Der Psychologe wird sagen, ich würde dich nicht lieben, er wird sagen, alles sei falsch, natürlich wird er das! Ich... ich hab Angst, er wird mir einreden, ich liebe dich nicht!“

„Ich sagte, ich möchte jetzt nicht mehr darüber reden, schlaf...“

„Nein! Du kannst nicht damit anfangen und es dann so fallen lassen! Nein! Nein, nein! Ich liebe dich, Gaara! Ich liebe dich wirklich, ich will nicht zu einem Psychologen! Ich weiß was du getan hast! Gott, ich weiß es doch... ich weiß es!“

Erneut fasste Gaara Inos Gesicht und sah traurig in ihre aufgebrachte Mine. Er hatte sie nicht so verwirren wollen, aber es durfte für sie nicht so weiter gehen. Wie sie in der Stadt gewirkt hatte. So blass und ängstlich und das nur, weil ein paar Männer ihr nachgepfiffen hatten... und alle hatten übel über sie geredet.

„Ino.“, begann er leise. „Wir wissen beide, was passiert ist, ja. Aber sieh es ein, solange wir in unserem Dorf waren, waren wir in unserer kleinen Welt. Denk über das was ich gesagt hab nach. Oder liebst du mich nicht mehr? Oder willst du mich nicht mehr heiraten? Es gibt keinen, der das was passiert ist so sehen kann wie du. Ich weiß was liebe ist und ich habe auch gelitten. Ich glaube, dass du mich aufrichtig liebst. Aber ich glaube, du hast dennoch ein Trauma.“

„Ich hab kein Trauma! Bitte, keiner versteht uns! Auch ein Psychologe nicht! Du bist viel mehr als nur mein Verlobter! Wir sind füreinander gezeugt worden, wir sind Geschwister! Ich brauche dich an meiner Seite! Und ich weiß auch, du brauchst mich viel mehr, als ich dich... ich will dich heiraten und ich lasse mir nichts einreden! Und ich werde morgen mein Kleid kaufen! Und ich gehe nicht in eine Therapie! Nicht alleine! Ich gehe wenn mit dir zusammen! Und zwar in eine Paartherapie! Denn da kann man uns nicht sagen, wir würden uns nicht lieben! Pah! Genau, dann sagst der blöde Psycho-Doc dir, du würdest mir gegenüber nur Schuldgefühle empfinden und keine Liebe, genau! Ha! Und das du dich nur verantwortlich fühlst, weil du ein Unrecht begangen hast! Und dich deshalb um mich kümmerst!“ Inos Augen glimmten voller Ehrgeiz und sie sah ihn herausfordernd an. Gaara hingegen schaute nun mehr als verwirrt und hob den Kopf.

„Paartherapie? Was redest du denn jetzt auf einmal? Das ist doch Unsinn, ich liebe dich deinetwegen und nicht weil...!“

„Ah, ah, ah! Genau! Jetzt fängst du auch an!“, unterbrach sie ihn schnell. „Du würdest dir so was auch nicht sagen lassen wollen! Du rechtfertigst dich genauso wie ich mich... da siehst du es doch. Ich liebe dich Gaara! Und das du mich zu einem Arzt schleppen willst ist gemein! Ich will auf die Malediven, das weißt du jetzt ganz genau! Du erpresst mich mit absolutem Unsinn!“

Ino schubsten ihn weg und verschränkte die Arme. Offenbar hatte sich ihre Meinung geändert. Sie wirkte nicht mehr verunsichert, sondern zutiefst beleidigt.

Sie hatte Gaara gehasst! Bei Gott, sie hatte ihn aus tiefster Seele verabscheut und es ihm so schrecklich gegönnt, von Eichi Soichiro misshandelt zu werden! Sie brauchte keinen Arzt der ihr das sagte, sie wusste es selber ganz genau. Sie wollte auch nicht, dass Gaara an ihr zweifelte oder dass die ganze Welt an ihr zweifelte. Gaara hatte etwas Schreckliches getan und war dafür bestraft worden. Ino hatte ihre Rache gehabt. Und jetzt liebte sie Gaara aufrichtig. Er hatte um sie geworben so gut er konnte und er hatte ihr Herz berührt. Vielleicht war Mitleid an ihrer Liebe schuld, aber wen kümmerte das? Liebe, war Liebe!

Nein, diese ganze Diskussion war Schwachsinnig!

Schließlich drückte Ino Gaaras Ins Bett und zog ihm die Decke über den Kopf.

„Manchmal möchte ich dich erwürgen, Gaara Soichiro, da hast du Recht. Und ich verzeihe dir niemals, was du mir angetan hast Aber ich liebe dich und jetzt hältst du deine Klappe, ich hab genug davon! Es wird geheiratet und ein Baby auf die Welt gebracht und wenn du noch einmal das Wort Trauma oder Therapeut in den Mund nimmst, dann hau ich dich grün und blau und ich scherze nicht. Dies mal nicht! Ich will jetzt schlafen!“ Sie hauchte dem verdutzten Mann einen Kuss auf den Mund und unterband so jeden Einwand, der noch von ihm kommen würde. Dann legte sie ihren Kopf auf seine Brust und kaute wütend auf ihrem Finger rum. Gaara sagte zum Glück kein Wort mehr, so sehr hatte ihn Inos Ausbruch überrascht. Der Vorschlag war nur gut gemeint gewesen, es ging um Inos Wohlbefinden! Er wollte, dass sie sich sicher war. Aber jetzt hatte er das Gegenteil erreicht und sie nahm ihm das auch noch übel. Sie brachte ihn so auf die Palme, dass er nur die Augen verdrehen konnte. Würde er noch widersprechen, würde sie ihn am Ende wirklich schlagen. Aber so war sie eben. Ihre Laune schlug langsam um, die Schwangerschaft machte sie wohl bemerkbar.

„Ok.“, flüsterte er leise. „Es wird geheiratet und das Thema bleibt vorerst auf Eis. Aber du willst auf deine Tropeninsel, oder? Denk drüber nach, es soll uns nicht schaden, sondern dir helfen....“

Er keuchte im selben Augenblick auf, da Inos Faust sich in seinen Magen gerammt hatte.

„Klappe, Gaara! Wir fahren auf die Malediven, Ende! Wenn nicht, wirst du es bereuen! Und jetzt mach die Augen zu, oder du schläfst alleine auf der Veranda!“
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~
 


 

Als Gaara am nächsten Morgen aufwachte, musste er feststellen, dass er nicht wie üblich an Ino gekuschelt aufwachte, sondern, dass er alleine war. Er fand das Bett neben sich leer vor. Verdutzt darüber, dass Ino nicht da war wo sie sein wollte, drehte er sich auf den Rücken und spähte in ihr Zimmer. Doch auch dort gab es keinerlei Anzeichen seiner Verlobten.

Mühsam rappelte er sich aus der Decke hervor und wollte gerade nach ihr rufen, da tönte aber schon das Geräusch von fließendem Wasser an sein Ohr. Ino musste sich im Badezimmer befinden, denn von dort kam auch leise ein Summen. Wie es aussah, war Ino wohl schon länger wach als er und erleichtert darüber, dass sie nach gestern Nacht nicht ganz verschwunden war legte er sich kurzerhand wieder zurück in sein Bett.

Zu blöd, dass er aus seinem Traum aufgewacht war. Die meiste Zeit über hasste er seine Träume, doch ab und an kam einer dazwischen, der ein angenehmes Gefühl in ihm auslöste. So wie an diesem Morgen....

Er hatte von Ino geträumt und es war ein anregender Traum gewesen, wie er ihn schon lange nicht hatte. Womöglich lag es daran, dass sie sich in Konoha nur einmal näher gekommen waren und zwar am gestrigen Morgen, aber wer wusste das schon. Dennoch löste der Traum eine unglaubliche körperliche Sehnsucht nach ihr aus und wüsste er nicht, dass es nach seinem Vorschlag gefährlich sein würde, Ino anzusprechen, er würde sie eiskalt ins Bett ziehen und sie erneut verführen! Aber er wollte nichts überstürzen und blieb einfach ruhig liegen, während sein Blick zu der digitalen Uhr auf dem Nachtschrank huschte. Es war bereits nach 10! Kein Wunder dass Ino schon wach war. Akemi würde heute ankommen, wann genau wussten sie nicht, aber er kannte es von Ino, dass sie fertig sein wollte.

Gerade als er überlegte, ob er doch aufstehen sollte, um sich unter eine kalte Dusche zu stellen, eilte etwas aus dem Badezimmer und wuselte zu ihren nicht ausgepackten Koffern hinüber.

„Gurten Morgen...“, nuschelte Ino. Sie hatte ihre Zahnbürste im Mund und trug nur weiße, hübsche Unterwäsche, ihr Haar hing noch zerzaust auf ihren Rücken hinunter. Sie sah zum Anbeißen aus. Am liebsten hätte Gaara ihr auch genau das gesagt, doch er erkannte an Inos Tonfall, ob nun durch die Zahnbürste eingeschränkt oder nicht, dass sie noch säuerlich war. Außerdem schaute sie ihn nicht an. Zu schade, denn so wie sie vor ihm herumspazierte, verschlimmerte sich sein morgendlicher Zustand.

Er setzte sich wieder auf und schaute zu ihr, wie sie nach ihren Kleider kramte und sich einen hübschen Rock und einen Rollkragen Pulli aussuchte.

„Morgen.... bist du schon lange wach?“, fragte er und glitt aus dem Bett.

„Im Gegensatz zu dir ja.“, antwortete sie tatsächlich schnippisch und Gaara war sich sicher, sie war noch böse. „Immerhin kommt Mama heute und ich hab viel vor. Ich will nicht wieder alles auf den letzten Drücker machen! Also hop, zieh du dich auch an, ich will vorher noch mit Kimi reden!“ Sie sah ihn nur kurz an, deutete mit ihrer Hand auf die Tür und marschierte mit erhobenem Haupt wieder ins Badezimmer. Herr je... schon so früh am morgen schon so schlecht gelaunt. Gaara sollte eine schlechtes Gewissen haben, denn immerhin war es seine Schuld, dass Ino nun so wütend war. Aber es gelang ihm nicht wirklich. Seinen Vorschlag von gestern Nacht hatte Ino in den völlig falschen Hals bekommen. Als ob er die Therapie für sie wollte, damit sie ihn nicht mehr liebte! Er brauchte sie mehr als alles andere, darum folgte er ihr gemächlich ins Bad und spähte um die Ecke um sie zu beobachten. Sein Herz wurde dabei schwer, denn auch wenn sie sichtlich böse war, sie war hinreißend. Und das steigerte sein Verlangen nach ihr.

„Du hättest mich ruhig wecken können. Ich weiß ja, dass du heute viel vor hast.“

„Dann ist ja gut! Also los, geh duschen und zieh dich an!“, befahl sie und schaute sich im Spiegel an, um ihre Haut einzucremen. Draußen war es nicht sehr wetterlich und Inos Haut wurde schnell trocken. Zudem musste sie so nicht direkt in Gaaras Gesicht schauen, doch auch das erwies sich als schwierig. Natürlich war sie noch böse auf ihn, aber eine Diskussion kam für sie nicht in Frage. Das Gaara so wenig Vertrauen in sie hatte und gleich glaubte, sie würde ein Trauma haben. Tze...

Aber wenn er die ganze Zeit hinter ihr stand und sie ihn im Spiegel sehen konnte, war es mehr als schwer, ihn nicht anzusehen. So wie sein abartiges Grinsen.

„Ja, Mam‘.“, hauchte er und trat schließlich hinter sie, um die Arme um ihre Taille zu schließen. Er begrüßte sie mit einem Kuss in den Nacken, aber Ino schüttelte ihn sofort wieder ab. Oh Nein! So was hatte er nicht verdient, also entschlüpfte sie seinem Klammergriff und duckte sie weg.

„Mach dich nicht lustig über mich.“ Sie floh ins Schlafzimmer zurück und suchte nach ihren Ohrringen. „Ich mein es ernst Gaara ich will nicht trödeln, ich weiß Kimi und Shika sind schon wach, ich hab sie gehört! Ich will wissen was da los war!“

„Ich trödel doch gar nicht, aber wenn du vom Bad ins Schlafzimmer und wieder zurück huscht, kann ich mich weder anziehen noch duschen.“, flüsterte er und Ino merkte, wie er sie beäugte. Sein Blick bekam einen gierigen Hauch und er musterte sie von oben bis unten. Misstrauisch verengte sie die Augen und zuckte mit den Schultern. Dumm war sie nicht, aber er bekam keine Belohnung, gar nichts! Also sollte er diese Gedanken schnell wieder los werden.

„Vergiss es, Gaara.“, sagte sie während sie sich umdrehte und aufs Bett krabbelte. Ihre Ohrringe lagen auf dem Nachtisch und sie waren die einzigen, die zu ihrem Outfit passten. Heute ging sie shoppen, sie wollte gut aussehen! Und bis sie fertig war würde noch einige Zeit vergehen, also sollte nicht auch ihr notgeiler Verlobter bummeln.

„Du unterstellst mir schon wieder irgendwelchen Dinge, so wie sich das anhört.“, murmelte seine Stimme hinter ihrem Rücken und unschuldig und Ino verdrehte die Augen. Gaara trat an das Bett und starrte Inos halb nackten Rücken an. Am frühen morgen sah sie immer besonders frisch aus und ihre Haut glänzte regelrecht. Zudem hockte sie in einer verführerischen Pose dort auf dem Nett, um nach ihrem Schmuck zu langen. Sie stand dort auf allen Vieren und kramte mit ihren Händen am Nachttisch herum. Sie machte es ihm wirklich nicht einfach. Nicht an diesem morgen. Ein sehnsüchtiges Seufzen entwich ihm und im nächsten Moment handelte er. Er streckte die Hände nach ihrer Hüfte aus und Ino erschrak, als sie plötzlich rücklings über das Bett gezogen wurde und mit den Armen den Halt verlor.

„Hey!“, murrte sie empört und sah hinter sich. Gaara drückte seinen Unterleib an ihren Hintern und grinste sie lauernd an. Sein Oberkörper beugte sich vor und er küsste ihre Schulter. Seine Brust lag nun genau auf ihrem Rücken.

„Könnten wir nicht doch trödeln? Nur ein kleines bisschen.. wenn du heute wirklich mit Mama in die Stadt gehst sehen wir uns den ganzen Tag nicht.“, flüsterte er charmant. Spielerisch stieß er einmal gegen ihr Hinterteil und Ino erschauerte, bei der Härte die nun eindeutig fühlte.

„Nein!“, sagte sie dennoch entschieden und setzte sich auf, um Gaara von sich zu drücken. „Kommt nicht in Frage! Ich habe keine Lust und du lässt mich in Frieden! Wenn du nicht deine Finger von mir nimmst, darfst du mich bis zur Hochzeit nicht mehr anrühren! Gar nicht! Verstanden?“ Sie krabbelte vom Bett, schubst Gaara aus dem Weg und eilte zurück ins Bad. Ihre Haare sahen noch furchtbar aus und sie war noch nicht angezogen! Das musste sich schnell ändern, bevor Gaara auf irgendwelche verrückten Ideen kam. Das er es überhaupt wagte so eine Frechheit auszusprechen, nachdem er sie so beleidigt hatte.

Ihr Verlobter blieb zum Glück im Schlafzimmer, aber Ino hörte ihn theatralisch jammern.

„Ino.“, murrte er. „Komm zu mir! Bitte.... ich könnte wiederholen, was ich gestern gemacht hab!“ Was für ein gemeiner Vorschlag, dachte Ino, als sie in ihren Rock schlüpfte und den Reisverschluß zuzog. Sie biss sich auf die Lippe und errötete, halb aus Zorn. Gestern Morgen war er umwerfend gewesen. Aber nichts desto trotz, war sie nun nicht in der Stimmung.

„Nein. Hör auf zu betteln! Ich hab dich grade gewarnt.“ Als nächstes war ihr Oberteil dran, dann ihre Ohrringe. Ihre haare waren wie jeden Morgen die letzte Hürde. So lang wie sie waren, waren sie immer irgendwie im Weg und sie vor dem Anziehen zu kämmen ging nicht. Darum kämmte sie nun durch ihre goldenen wellen und machte sich einen Pferdeschwanz. Nervige Strähne befestigte sie mit ein paar Klammern am Hinterkopf und Violá! Sie war fertig! Nun galt es mit ihrem Rotschopf fertig zu werden, der weiter moserte und leise fluchte. Um ein Grinsen kam Ino nicht herum, als sie sich ein letztes mal im Spiegel anschaute. Er war wie ein Kleinkind... kein gutes Vorbild für ihren Krümel. Liebevoll streichelte sie über ihren Bauch und faste den Entschluss, dass sie gut genug aussah für ihre Suche nach dem Perfekten Hochtzeitskleid. Der viel zu teure, weiche lila Rollkragen passte sehr gut zu dem weißen Tüllrock, auf dem ein aufwendiges Blumenmuster aufgedruckt war. Die Kleider waren ziemlich neu, Ino hatte sie kurz vor ihrer Fahrt nach Konoha gekauft. Gaara wollte das unbedingt, doch Ino kam sich darin immer wie eine teure Modepuppe vor. Einfach Over- dressed. Doch ein weiteres Mal war sie gut daran gewesen, ihren Verlobten entscheiden zu lassen. In Jeans und billigem Pulli hätte sie niemals die feinen Geschäfte mit den weißen Kleidern betreten.

Und in diesen Klamotten ging sie ins Schlafzimmer und warf Gaara nur einen zweifelnden Blick zu, der noch immer auf dem Bett saß und sie unzufrieden anstarrte.

„Das tust du doch mit Absicht!“, fauchte er im Angesicht ihres Outfits und verschränkte die Arme. Allerdings ging Ino nicht auf ihn ein. Wenn er sich nicht anzog, würde sie das für ihn übernehmen. Schweigend ging sie darum zu den Koffern und suchte ihm eine Hose und ein Shirt heraus, mit denen sie zum Bett ging.

„Arme hoch!“, ordnete sie kühl an. „Dann eben keine Duschen, selbst schuld.“

Und tatsächlich gehorchte Gaara, er hob die Arme, allerdings nur um Ino zu sich zu ziehen und sich an ihre Brust zu schmiegen.

„Du klingst richtig unausstehlich heute morgen.“, murrte er finster. „War ich denn so böse gestern? Ich meinte das wirklich nur gut.“ Sein Kinn stützte er auf ihrem Brustbein ab und schaute dann zu ihr hoch. Er lächelte sie an und zwinkerte einmal.

„Hände weg! Du bist es, der unausstehlich ist und mich die ganze Zeit bedrängst! Pfoten weg!“, bellte sie wütend, aber es gelang ihr nicht, sich aus Gaaras Griff zu befreien, der an ihrem Rücken hinunter glitt und sich in ihrem Po verfing. Genervt zischte das Mädchen und haute Gaara auf den Kopf.

„Kannst du mich nicht einmal in Ruhe lassen? Ich mein es ernst Gaara. Nicht heute morgen!“ Gaaras Finger jedoch zogen ihren Rock immer weiter höher, bis sie darunter krochen.

„Ich werde langsam böse.“, flüsterte Ino gefährlich. „Gestern sollte ich noch unbedingt daran denken, dass du derselbe Mann bist, der mit Gewalt angetan hat und jetzt gibst du dich wieder nicht mit einem Nein zufrieden und bedrängst mich!"

Es war wie Magie. Inos Worte schlugen heftiger ein als sie gedacht hatte. Gaara zog sich blitzartig von ihr zurück und sein schelmischer Gesichtsausdruck erstarb. Er starrte entsetzt zu ihr hoch und senkte dann den Blick. Dann nahm er ohne weitere Worte die Kleider aus Inos Händen und ging ins Bad um sich umzuziehen. Die Tür verschloss er hinter sich und Ino atmete durch. Na toll. Jetzt hatte sie ihn auf dem falschen Fuß erwischt. Das würde ja ein lustiger Tag werden... aber genug war genug. Wenn er beim ersten Nein nicht aufhörte, dann eben auf die harte Tour.
 

Darum war es auch recht still, als Gaara etwa 10 Minuten später aus dem Bad kam. Ino hatte seine Katzenwäsche mitbekommen und nun stand er wenigstens angezogen, dafür aber noch mit nassen Haaren vor ihr. Sie hatte auf dem Sessel gewartet und sah ihn prüfend an, er hingegen vermied den Blickkontakt und zog die Tür zum Bad hinter sich zu.

„Wir können los.“, murmelte er.

„Na sicher, damit du mir für den Rest des Tages so ein Gesicht ziehst.“, entgegnete Ino schmollend und stand auf. „Hör zu, es ist alles in Ordnung. Nimm das nicht so schwer wenn ich so was sage! Aber ich hab dir so oft gesagt, nein ist nein! Heute kommt Mama und ich kaufe mein Kleid und ich will mit Kimi reden. Das ist mir wichtig als mit dir zu schlafen und heute Zeit zu vertrödeln! Ich will eine hübsche Braut sein.“ Verlegen sah sie zur Seite und verschränkte die Arme. „Für dich, falls dir das entgangen ist! Wir haben noch genug Zeit dafür.“ Schließlich drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange und nahm seine Hand. Währe da nicht bloß sein reumütiger Blick gewesen, den Ino nicht leiden konnte. „Sei jetzt nicht wieder so, ok? Ich liebe dich, vergiss das nicht.“

„Ich hätte nichts gegen deinen Willen getan!“, ereiferte er sich und suchte ihren Blick. „Das schwöre ich dir, ich wollte bloß..!“

„An mir rumfummeln, so wie immer, ich weiß. Aber wenn ich dich nicht in deine Schranken gewiesen hätte, hättest du wieder gemeckert, Gaara. Und darauf hatte ich keine Lust. Ich hab‘s nicht so gemeint. Du würdest mir nie weh tun.“ Erneut küsste sie seine Wange und versuchte ihn davon abzubringen, sie wie ein kleiner Dackel anzusehen. Mit großen Augen und schuldbewusster denn je.

„Ich kann nichts dafür. Du sahst einfach toll aus....wieso rennst du auch in Unterwäsche herum!“

„Weil meine Sachen noch im Koffer waren? Ach Gaara! Nun lass das, gehen wir einfach. Wir schauen mal wie der Tag so läuft und ob ich später müde bin, dann darfst du mich betatschen, mehr aber auch nicht.“ Sie zwickte ihn in die Seite und nahm ihn wieder bei der Hand, um mit ihm das Zimmer zu verlassen.

Draußen auf der Veranda war es frisch, obwohl alle Türen verschlossen waren. Selbst die Sonne sah man nur matt strahlen, dennoch war der Himmel bewölkt. Tiefe dunkle Wolken schoben sich in Richtung Sonne und es war nur eine Frage der Zeit, bis diese verdunkelt war.

Ino seufzte. Für einen so wichtigen Anlass sollte das Wetter wirklich besser sein, aber man konnte sich das eben nicht aussuchen. Grübelnd schaute sie an ihrem Körper hinunter und strich ihr Oberteil glatt. Ob sie überhaupt in diese engen Kleider passte? Sie hatte nicht Kimis Modelmaße, vielleicht war sie zu fett?

Gaara liebte ihre Figur zwar bedingungslos, aber Gaara war eben Gaara. Er kannte die Normen nicht. Zudem war er grade damit beschäftigt neben ihr her zu gehen und sprach von irgendwelchen absurden Dingen, offenbar wollte er sich noch immer entschuldigen, aber Ino hörte ihm nicht zu. Er küsste auch immer wieder ihre Hände und versuchte sie in eine Umarmung zu bringen, dich sie blockte ab. Wenn sie nicht in die Kleider passte, würde man sie auslachen! Womöglich standen ihr solche Sachen überhaupt nicht, oder es würde Gaara nicht gefallen! Sie wünschte sich ein riesiges weißes Kleid, mit Schleppe, Schleier und viel Tüll! Aber das war sicherlich teuer und am Ende sogar altmodisch. Verdammt, es war gar nicht gut, wenn so viele Dinge gleichzeitig in ihrem Kopf herum flogen! Das Hochtzeitskleid, ihre Mama, das Geld, Gaaras Vorschlag von der Hochzeitsreise war paradiesisch gewesen! Und dann war da auch noch Kimi. Alles Dinge, die sie erledigt haben wollte, die sie haben wollte! Und die sie wohl leider alleine ausbaden musste, denn Gaara war ihr im Moment keine Hilfe. Er lief um sie herum, ganz wie früher und zuppelt an ihren Kleidern.

Als sie sich dem Wohnzimmer nährten, schluckte Ino. Sie hörte den Fernseher laufen und roch frischen Kaffee. Verhört hatte sie sich also nicht, als sie Kimi und Shikamaru gehört hatte nach dem aufstehen.

„Gaara, tu mir einen Gefallen, was immer auch passiert ist! Halt einfach den Mund und sei nicht gemein zu Kimi!“, flüsterte Ino, dann atmete sie tief durch und griff schließlich nach der Türklinge zum Wohnzimmer.

Was sie sah war jedoch nichts ungewöhnliches. Der Fernseher lief tatsächlich, ihre Schwester saß auf der Couch und drehte ihnen deshalb automatisch den Rücken zu. Es war heller als im Flur. Dadurch erkannte Ino, dass dort wo der Couchtisch hätte stehen müssen nur viel Schutt lag. Sie hob instinktiv den Blick und schaute zur Decke empor.

„Was zum Henker ist denn hier passiert!“, fragte sie überrascht, als sie das riesige Loch sah, das einmal ein Fenster gewesen sein musste.

Mit dem Klang ihrer Stimme zuckte Kimi ruckartig zusammen und fuhr hoch, aber auch Ino erschrak sich, als ihre Schwester in die Höhe schoß und dabei plötzlich viel Popcorn in die Luft flog.

„Um Gottes Willen, erschreck mich nicht so!“, herrschte die Stimme von Kimi genervt und Ino hörte gleichzeitig mit ihrem sägenden Unterton Gaaras Seufzen hinter sich.

„Man sollte morgens kein Popcorn essen, das macht fett.“, grinste er schnippisch und Ino haute ihm sofort auf die Finger. Das hatte sie zumindest vorgehabt, aber statt dessen traf sie seinen Arm und ihr Rotschopf fluchte leise. Leider fürchtete Ino, dass genau der Kommentar den Morgen verderben würde, sie sah schon wie Kimi sich umdrehen wollte, doch mitten in der Bewegung erstarrte sie.

Dann stellte sie die Popcorn Schüssel beiseite und wollte Richtung Küche gehen.

„Lass mich in Ruhe, du Idiot.“, knurrte sie dennoch böse. Nicht sehr schlagfertig, die Eigenschaft rostete in letzter Zeit wirklich ein. Doch sie kam nicht weit, denn in dem Moment kam auch Shikamaru aus der Küche, in den Händen hielt er zwei Becher Kaffe. Er hob erstaunt den Blick, als er Ino und Gaara an der Tür stehen sah, dann grinste er.

„OH. Ihr seid ja doch schon wach. Tut mir leid, dann muss ich noch mal Kaffe aufsetzten, wenn ihr wollt. Nimm das.“ Mit den letzten zwei Worten drückte er Kimi die Tassen in die Hand und einen Kuss auf die Wange, ehe er sich schon wieder auf in die Küche machen wollte.

„Nein, nein. Das ist schon ok, wirklich. Wir ähm.. ich denke wir frühstücken außerhalb. Wir bekommen Besuch, aber das erzähl ich später.“, erklärte Ino und musterte das Verhalten von Shikamaru und Kimiko. Hatte Gaara sich getäuscht? Die beiden wirkten nicht so, als hätten sie Schluß gemacht, im Gegenteil. Shikamaru hatte auf Inos Antwort nur die Achseln gezuckt und Kimi eine Tasse wieder abgenommen, dann hatte er sie erneut geküsst. Eigentlich erwartete sie auch, dass sich Kimi mit zu ihnen setzte, als Shika die Couch ansteuerte, doch sie blieb wie angewurzelt mit dem Becher stehen und rührte sich kein Stück. Es wirkte harmonisch, aber auch seltsam.

„Ach so, ihr esst auswärts? Na ja, ihr bekommt zumindest ein besseres Frühstück als Popcorn. Aber ich hatte nichts anderes im Haus, ich hab vergessen einzukaufen. Das war mir gestern zu anstrengend.“ Er wedelte mit der Hand und lehnte sich ins Sofa. „Setzt euch, wenn ihr noch Zeit habt. Wies aussieht habt ihr euch wieder beruhigt, wenn ihr sogar schon Besuch bekommt.“

Gaara ließ sich nicht zwei mal bitten und nahm im Sessel platzt, während Ino zögernd zu Kimi schaute, die sich noch immer nicht bewegte.

„Äh, doch.“, meinte sie langsam und ging ein paar Schritte. Nah genug, dass Gaara sie auf seinen Schoß ziehen konnte und gleichzeitig vom Popcorn auf dem Tisch naschte. „Es ist alles wieder in Ordnung, keine Sorge und bitte keine Fragen. Aber ist bei euch alles klar?“ Sie sah Shika in die Augen und legte den Kopf schief. Da dieser erst nicht verstand und es Gaara offenbar völlig egal war, deutete sie schließlich auf ihre Schwester. Es war ungewöhnlich, dass sie so still war und es war noch viel seltsamer, dass sie einfach so dastand und nichts sagte.

„Ach, du meinst Kimi?“ Shikamaru folgte ihrem Blick und Ino war überrascht, wie sanft sein Gesichtsausdruck wurde. So entspannt hatte er die ganze Zeit nicht gewirkt, seit sie wieder hier war. „Doch , ihr geht’s gut. Wir hatten nur eine lange, anstrengende Nacht und sie schämt sich.“

„Was?“ Gaara lachte sarkastisch und erntete erneut einen Hieb von Inos Ellenbogen in die Brust. Er ließ sich aber nicht davon abbringen weiter zu reden. „Sie schämt sich? Weswegen denn? Das ihr Plan schief gelaufen ist?“

„Gaara!“, murrte Ino tadelnd und sah bedrückt in Shikas Richtung. „Lass ihn reden, ich sagte bereits, alles ist jetzt in Ordnung! Kimi...wirklich, ich bin nicht mehr so böse wie gestern. Alles hat sich zum Guten gewendet! Und ihr beide habt euch auch nicht gestritten oder? Gaara meinte nämlich...“

Kimi gab einen abwertenden Laut von sich und schüttelte den Kopf.

„Dieser Schwachkopf soll bloß die Klappe halten. Von wegen alles ist gut...es geht ihn nichts an, was zwischen uns war!“, murrte Kimi, doch dieses Mal klang sie nicht so verletzend wie sie wollte. Es wunderte Ino aber noch immer, das Kimi ihr den Rücken zudrehte und sie bekam eine böse Vorahnung. Sie weitete die Augen etwas und starrte Shikamaru an.

„Ihr habt sehr wohl gestritten! Was ist passiert?! Wieso schaut Kimi uns nicht an? Kimiko, was soll das!“ Ihr Blick wanderte wütend auf ihren alten Freund hinunter. „Hast du sie etwas geschlagen! Das ihr Gesicht so verschandelt aussieht und sie uns nicht anschauen will! Wehe das hast du getan, Shikamaru Nara!“

Erstaunt über ihren Ausbruch blinzelte Shikamaru sie jedoch nur an und lachte dann plötzlich beschwichtigend.

„Nein, keine Sorge. Wir hatten einen Disput, sagen wir es so, aber auch bei uns ist alles OK. Ich sagte doch sie schämt sich. Komm Kimi. Du solltest deine Schwester beruhigen.“ Er streckte eine Hand nach ihr aus, auch wenn sie das nicht sah, denn Inos ältere Schwester hatte ihnen immer mehr den Rücken zugedreht. Trotzdem sah Ino, wie sehr sich ihre Schwester verkrampft hielt. Irgendwas stimmte hier doch nicht. Fragend sah sie zu Gaara hinunter, der nur mit den Schultern zuckte und die kleine Show offenbar genoß. Kimi schüttelte darauf hin wieder den Kopf.

„Nein!“, zischte sie, aber ihre Stimme bröckelte erneut. „Das war nicht der Deal. Inos Idiot soll verschwinden!“

„Ach was, gibt’s da was zu sehen, was Ino sehen darf ich aber nicht?“ Gaara schien noch immer amüsiert, machte sich aber einen finsteren Spaß aus Kimis Verhalten.

„Nein!“, fauchte sie erneut und langsam begann sich Ino wirklich zu sorgen.

„Also hat er dir doch weh getan?“, murmelte sie und stand auf um langsam auf Kimi zuzugehen.

„Das ist nicht sehr fair, mir die ganze Schuld zuzuschieben! Ino ich hab ihr nichts getan, keine Sorge. Hey!“ Auch Shika stand auf und richtete das Wort an Gaara. „Ich warne dich, ein blödes Wort und ihr beide fliegt aus meinem Haus!“ Dann ging er zu seiner Freundin hinüber und legte eine Hand auf ihre Schulter. Er flüsterte ihr etwas zu, aber Ino konnte nicht hören, was es war. Sie sah nur, dass sich Kimi erst dagegen wehrte und den Kopf schüttelte, aber schließlich drehte Shikamaru sie doch noch um, so das sich die Schwestern von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden.

Erst tat Ino gar nichts, dann atmete sie zischend aus. Gott, war das lange her!

Wie lange hatte sie ihre Schwester schon nicht mehr ohne Schminke gesehen? Es mussten Jahre sein, etliche Jahre und es erstaunte sie immer wieder. Ohne ihr Make-up war Kimi nicht mehr die klassische Schönheit, auf die alle Welt so abfuhr, aber sie blieb dennoch Kimi, ihre hübsche Schwester. Früher hatte Ino sie oft so gesehen, doch je älter Kimi wurde, desto mehr Schminke hatte sie benutzt. Nun gut, ihre Schwester kannte sich ja auch mit Kosmetik aus und hatte dank ihrem Vater Stylisten, aber dieser Anblick... ihre runden Glubschaugen und das schmale Gesicht, diese viel zu blasse Haut, jap, das war eindeutig ihre Schwester in schlechteren Tagen. Ein Grinsen huschte darum auf Inos Gesicht. Er war ein kleiner Schock, aber irgendwo auch ein Stück Erinnerung an frühere Zeiten. Erleichterte atmete Ino aus und legte eine Hand auf ihre Brust.

„Ach du meine Güte... Du hast MIR einen Schreck eingejagt mit deinem Verhalten. Ich hab schon weiß Gott was Gedacht.“, flüsterte sie und kam näher. Es wäre nicht Kimi gewesen, wenn diese nicht versucht hätte ihr Gesicht schnell wieder abzuwenden, doch das störte Ino nicht. „Ich hatte ganz vergessen, wie du darunter aussiehst. Mit dem ganzen Schminkzeugs siehst du Inoichi ähnlicher, aber so... Gaara was meinst du? Eher wie ich oder eher wie Mama?“ Ino schaut sich über die Schulter und nutzte die Gelegenheit. Sie kannte ihren Verlobten nur zu gut und im Grunde war ein fieser Kommentar von ihm schon längst überfällig. Deswegen wollte sie mit ihrem Blick gleichzeitig die Botschaft senden, dass er sie ja in Frieden lassen sollte. Warum auch immer, Kimi hasste ihre Augen und ihr Gesicht. Trotz ihrer umwerfenden Figur. Doch leider war Ino zu spät, denn Gaara hatte bereits angefangen zu sprechen.

„Ich finde eher, sie sieht wie ein Fisch aus. Wie ein Piranja, findest du nicht?“ Und er hatte Erfolg, zumindest aus seiner Sicht. Kimi sah ihn wutentbrannt an und ihr komplettes Gesicht wurde Feuerrot, dass selbst Gaara stutze. Dann biss sie sich auf die Lippe, drehte sich um und lief in die Küche.

„Vielen Dank.“, seufzte Shikamaru kurz darauf und folgte Kimi in die Küche, allerdings blieb er nicht der einzige, der wütend war über Gaaras Spruch. Auch Ino sah zornig zu Gaara kam auf ihn zu und hätte ihn am liebsten Geohrfeigt.

„Du gemeiner Kerl.“, flucht sie mit leiser Stimme und sah sich schnell über die Schulter. „Das hätte nicht sein müssen, ich hab dich doch gebeten, solche Sprüche zu lassen! Kimi findet ihr Gesicht häßlich und das sie sich so zeigte heißt, dass es sie viel Überwindung gekostet hat! Zudem sagt man so was nicht zu einer Frau!“ Was sie erntete war ein verächtliches Schnauben.

„Ist das mein Problem? Ich kann dieses Weib nicht leiden. Wieso sollte ich lügen, damit sie sich besser fühlt? Hätte sie lieber die Schminke drauf gelassen. Mir ist es im Grunde egal wie sie aussieht. Aber Wahrheit ist Wahrheit. Und du hattest wegen ihr Komplexe?“

„Jetzt red nicht so, als wäre sie häßlich wie die Nacht! Entschuldige dich bei ihr! Kimi zeigt sich niemals ohne Schminke, nicht mal vor mir!“

„Einen Dreck werde ich tun, Ino. Das Biest ist nicht häßlich, nein, aber sie ist häßlicher als vorher, sieh es so. Also lass diesen Unsinn, vorhin hattest du es noch so eilig. Immerhin kommt Mama gleich an, schau auf die Uhr.“

Erneut juckte es Ino unter den Fingern und sie wünschte sich nichts sehnlicher, ihn für sein vorlautes Mundwerk zu ohrfeigen! Er hatte laut genug gesprochen, dass Kimi gehört hatte, das Akemi nun kam. Dabei wollte Ino es ihr ruhig sagen. Es war das erste Mal seit Jahren, dass die beide sich wieder sehen würden!

„WAS!“, schrie darum jemand aus der Küche und im selben Moment fuhr Kimi um die Ecke zurück ins Wohnzimmer. „Was hast du da gesagt? Wer kommt her?“ gehetzt starrte sie von Ino zu Gaara und wieder zurück. Ino stöhnte leise.

„Ja, das wollte ich dir eigentlich sagen. Der Besuch ist ... meine Mama. Unsere Mutter, Kimi. Sie will unbedingt mit mir shoppen. Für die Hochzeit. Sie kommt heute an ich hab ihr Shikamarus Adresse gegeben.“ Inos Blick wanderte zu der Uhr. „Sie müsste bald ankommen und sie weiß von dir....also, dass du hier wohl sein wirst. Ich habs ihr gesagt.“

Kimiko antwortete nicht. Sie sah Ino nur mit ihren großen Augen an, was etwas skurriles an sich hatte, dann blinzelte sie und schaute zu Boden. Erst als Shikamaru den Mund aufmachte, regte sie sich wieder.

„Das ist doch eine gute Nachricht, oder? Wenn ihr Mädels shoppen geht, dann kann ich mit Gaara die Hochzeit planen, ich bin gut in solchen Sachen.“, machte der Ninja das Friedensangebot und spähte vorsichtig in Gaaras Richtung. Dieser wirkte zuerst gar nicht begeistert, sah aber, dass keine böse Absicht dahinter steckte. Im Grunde konnten sie wirklich jede Hilfe gebrauchen, selbst wenn der Termin noch nicht stand. Es miesfiel ihm allerdings, dass Ino mit Akemi und auch noch mit Kimiko losmarschieren sollte. Diese verdammte Eifersucht ließ sich nicht abschütteln, aber Ino hatte ihn gewarnt. Jetzt vor der Hochzeit würde es oft Situationen geben, in denen er nicht dabei sein würde. Die Hochzeit war der Tag der Braut, er war nur der Bräutigam, er war absolut unwichtig. Sich an den Gedanken zu gewöhnen fiel ihm schwer, aber Ino zu Liebe nickte er schließlich. Er wusste, damit würde er ihr eine Freude machen und sie gütig stimmen. Den Morgen hatte er ja schon mehrfach versaut.

„Einverstanden.“

„Aber...“ Kimi nahm wieder das Wort und alle drehten ihr die Köpfe zu. Sie wirkte verunsichert, dann straffte sie die Schultern und verschränkte schließlich die Arme. Ob Schminke oder nicht, sie hatte ihre arrogante Art nicht abgelegt.

„Wieso sollte ich mit euch shoppen gehen? Das ist doch deine Hochzeit, ich hab damit nichts zutun. Und diese Frau? Na und.. ich hab sie noch nie gesehen, wer sagt, dass ich das will? Am Ende mag sie mich nicht und ich sie nicht.“

Ino runzelte die Stirn.

„Nur weil du bei Papa aufgewachsen bist, heißt das nicht, dass sie dich nicht mag Kimi.“, erklärte Ino ernst. Sie hatte es satt, dass sich alle gegenseitig nieder machten. „Inoichi hat Akemi verboten uns zu besuchen und ihr sogar gedroht! Er hat sie auf die Straße geworfen und sie wollte uns so oft sehen! Du hast keine Ahnung, was für ein lieber Mensch sie ist! Und wenn du ihr weh tust oder sie beleidigst, werden Gaara und ich dich fertig machen! Mama ist sehr sensibel, aber unglaublich liebevoll. Und sie freut sich auf dich, sie ist schon ganz nervös. Das ich heirate, ein Baby bekomme und das sie dich wiedersehen darf.. ich fürchte sie baut einen Unfall auf dem Herweg.“ Besorgt schaute sie zu Gaara, der nickte und aus dem Fenster schaute. Er liebte Akemi abgöttisch, das wusste Ino. Und bei ihr war es nicht anders. Akemi war ihr ans Herz gewachsen. Sie war eine richtige Mutter und sie würde nicht zulassen, dass Kimi diesen Tag versaute.

„Mama und ich wollten nach Hochtzeitskleidern schauen... Ich würde mich freuen, wenn meine Schwester mitkäme. Du hast von den ganzen Geschäften und von Mode mehr Ahnung. Du wolltest mir doch helfen, das hast du zumindest gesagt, nachdem ich angekommen bin.“ Es war zwar ungewohnt für Ino, da sie normaler Weise nur bei Gaara ihren Hundeblick einsetzte, aber er hatte wohl auch auf Kimi Wirkung. Denn diese verzog bei Inos Augen nur das Gesicht, schaute auf die Uhr und rauschte dann an Shikamaru die Treppe nach oben.

„Ich mach mich fertig! Shika komm her, du musst mir helfen, Kleider auszusuchen beweg dich endlich!!“, rief sie und ihre Stimme wurde immer leiser, da sie offenbar in ihrem Kleiderschrank verschwunden war. Ihr Freund grinste Ino zu und folgte ihr auch ergeben, denn sonst gab es sehr bald ein Donnerwetter. Und darüber musste selbst Ino lachen.

Sie atmete tief aus, nachdem auch Shika nach oben verschwunden war und nahm auf Gaaras Schoß platzt.

„Das wird ja ein lustiger Tag.“, hauchte sie, musste aber trotzdem schmunzeln. Ob sich Akemi und Kimiko wohl verstanden? Die beiden hatten sich ewig nicht gesehen. 20 Jahre lang...es erschien Ino wie eine Ewigkeit.

„Du hast deine Schwester eingeladen, nicht ich. Ich schlage mich mit deinem Freund herum.“, zog Gaara sie auf und legte die Arme um ihre Taille, um ihren Bauch zu streicheln. „Aber wehe du stresst dich, Ino! Denk an ...!“

„Ja, ja. Ich denk an das Baby. Du bist schlimmer als jeder Arzt, ich pass schon auf.“

„Das will ich auch hoffen. Darum zieh nichts zu enges ein, wehe du zerquetscht den Kleinen!“

„Gaara.“, murrte Ino und zog den Namen in die Länge. Er konnte so nervtötend sein, wenn er wollte.

Keine fünfzehn Minuten später klingelte es an der Tür....
 


 


 

~~~~~~~

Anm.: Ich weiß, in der Naruto- Welt, gibt es die Malediven nicht. Aber über andere Urlaubsorte die diesen Inslen gleich kommen wird nichts erwähnt. Ich fand das passte trotzdem gut zu Ino und Gaara.

Wer darüber mehr wissen möchte sucht einfach im Netz mal nach Malediven und Sun Island (meine Schwester war dort in den Flitterwochen daher die Idee xD)



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Dayce
2010-01-31T16:47:20+00:00 31.01.2010 17:47
Ein schönes Kapitel, und recht informativ. Ich denke wenn du weiterschreibst nachdem das hier zu Ende ist wird es wieder voll spannend, wenn nicht sogar zur Hochzeit was passiert ?? Sorry ich habe wohl zuviel Fantasie, oder besser gesagt bei mir würde so was passieren, aber hier hätte ich gern ein Happy End.
Die art Gaara gegenüber Kimi finde ich gemein, klar hat sie viel Scheiße gebaut aber er hätte ja erst einmal fragen können warum sie heute ungeschminkt rumläuft. Ino`s Verhalten finde ich gut, sie will mit all dem abschließen und eine Schwester die Kimi ganz früher mal war, zurück. Daran ist nichts falsch.
Was ich blöd finde ist die Bitte von Gaara, seine Ino zum Doc schicken zu wollen Was will er damit erreichen, er weiß das sie ihm das nicht verzeihen kann, aber sie ist so wie jetzt alles ist glücklich. Ich hätte bedenken wenn sie alles nochmal erlebt ob das nicht ihre Liebe zu Gaara doch erschüttert. Trotzdem möchte sie alles so lassen wie es jetzt ist und das ist gut so.Jeder würde das doch als Abhänigkeitsbeziehung abstempeln, und Gaara verurteilen, ich glaube nicht das ihm das gut täte. Nun bin ich gespannt wie es weiter geht, und warte schon freudig auf das nächste Kapitel!
Tschaui Dayce
Von: abgemeldet
2010-01-21T15:24:40+00:00 21.01.2010 16:24
echt super kapi
freu mich schon sehr aufs nächste
Von:  Bramblerose
2010-01-21T12:17:40+00:00 21.01.2010 13:17
>ich wollte jetzt nochmal fragen wie oder ob du dann noch iwie weiter schreibst?? wenn ja das wäre echt cool^^ ;))

danke für dein kommentar^^
ja ich werde weiter schreiben, auch wenn diese ff hier in zwei kapitel zuende ist!
ich werde eine neue ff anlegen mit einem anderen titel, abe rich schicke dann ensen rum^^
Von:  pink-Hase94
2010-01-21T11:58:47+00:00 21.01.2010 12:58
iwie wundere ich mich jedesmal wenn ich diese Geschichte lese
wie du auf diese ideen kommst wie du das ganze schreibst un so, faszinierend..
ich bin wirklich fan davon..
ich wollte jetzt nochmal fragen wie oder ob du dann noch iwie weiter schreibst??
wenn ja das wäre echt cool^^ ;))
lg pinky94
Von:  Temari-nee-chan
2010-01-20T21:05:34+00:00 20.01.2010 22:05
*tse Männer. Aber ich liebe Gaara;D hehe.

WAs das mit Kimi angeht seh ich das wie meine Vorrednerin:D

Weiter so*
Von: abgemeldet
2010-01-20T14:00:54+00:00 20.01.2010 15:00
na klasse ^^
gaara kann wirklich 'ne nervensäge sein, wenn er sich was in seinen hübschen kopf gesetzt hat XDDDDDD
aber ich hoffe mal, dass das mit kimi und ihrer mum gut geht ^^, wir wollen ja nicht, dass das in die hose geht XDD
liebe grüße
NikaEvelina


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