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Hated but Loved

Ino x Gaara AU
von

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Kapitel 39 ~ [My Memory Part IV]

My Memori Part 4
 


 

Gaara saß an seinem Schreibtisch, die Arme langen ausgestreckt darauf, den Kopf hatte er seitlich auf die Tischplatte gelegt.

Sein Schädel hämmerte und mit glasigem Blick starrte er aus dem Fenster vor sich. Die Sonne war nun aufgegangen und der Wecker, der neben ihm auf dem Schreibtisch stand, tickte so laut als würde eine Gruppe von Bauarbeiten neben seinem Zimmer mit Presslufthammern arbeiten.

Er schluckte und schloß die Augen.

Seid nun mehr 5 Stunden saß der 15 Jährige an diesem Platz und rührte sich nicht. Sein Rücken tat schon weh, aber im Bett wollte er auch nicht liegen. Es kam ihm unnütz vor, wenn er sowieso nicht schlafen konnte, außerdem lag sein Zimmer fast Wand an Wand mit dem Schlafzimmer seiner Eltern und was er durch die Wände da alles mitbekam, wollte er gar nicht erst hören.

Erschöpfte öffnete er wieder die Augen und hustete leise. Sein Imunsystem war in letzter Zeit sehr geschwächt und das erste Mal in seinem Leben, hatte er eine Erkältung, aber nein! Natürlich galt auch hier die Devise, wenn‘s kommt, kommt‘s dicke!

Es war kein normaler Infekt, eine leichte Erkältung, natürlich musste er sich gleich eine Grippe einfangen, die nicht nur Fieber, Husten, Schnupfen, Kopfschmerzen und Magenschmerzen bei ihm auslöste, sondern ihn schrecklich schwächte.

Das einzig Erfreuliche daran war, dass sein lieber Herr Vater das nicht ausnutzen konnte, denn dieser würde am heuten Morgen zu einem Ärztekongress in einer anderen Stadt aufbrechen und etwa eine Woche lang fort sein und da er im Moment durch die Grippe sowieso unbrauchbar war, hieß das für Gaara und auch für seine Mutter, eine Woche lang Urlaub im Paradies.

Gut, Paradies war vielleicht etwas übertrieben, aber sie hatten Ruhe und konnten ausspannen.

Beunruhigt erhob sich Gaara schließlich und zischte leise, da sein Rücken höllisch schmerzte.

Genervt sah er auf seinen Schreibtisch, der von Arbeit nur so überquoll.

Da er Privatunterricht hatte und sowohl die normale Schule, wie auch den Unterricht im Ninja- Dasein Zuhause bzw im Labor unter dem Hokageanwesen verrichtete, war es klar, dass auch seine Hausaufgaben dementsprechend viel waren. Allerdings hatte er in seinem jetzigen Zustand noch keine einzige Aufgabe erledigt. Meistens machte er das Nachts, schlafen konnte er eh nicht und die Aufgaben waren eigentlich ziemlich einfach, wenn er sich nur stark genug konzentrierte und nicht abgelenkt wurde.

So wie es in dieser Nacht der Fall gewesen war.

Er schluckte und starrte die Wand hinter sich nervös an, hinter der das Schlafzimmer seiner Eltern lag. Jetzt war alles ruhig, es war ja auch erst 6 Uhr, ein bisschen Zeit hatte er noch, aber vor etwa 7 Stunden, da war es nicht leise nebenan gewesen. Da sein Vater eine Woche nicht hier sein würde, hatte er die letzten Stunden mit seiner Frau auskosten wollen... gegen ihren Willen, so hatte es sich angehört.

Er hasste, wenn er diese Laute von seiner Mutter hörte, diese jämmerlichen Laute, während sein Vater ganz anders klang. Oft genug gesehen hatte er es schon..... wenn sein Vater seine Mutter zu Boden drückte, ihr die Kleider vom Leib riß und sie so schrecklich weinte und Angst hatte und er gar nichts tun konnte.

Gaara schüttelte den Kopf um den Gedanken abzuwerfen und ihm wurde noch schwindeliger. Er hoffte nur seiner Mutter ging es gut....

Mühsam stand er von seinem Schreibtisch auf und legte sich widerwillig in das Bett, nur um seinem geschundenen Körper etwas Ruhe zu gönnen. Er schloß die Augen und legte seinen Handrücken über sein Gesicht.

An Übelkeit war er ja gewöhnt, aber das war einfach nur ein fieses Gefühl. Es war nicht durch Drogen oder Medikamente herbeigeführt, es war ein natürlicher Schmerz und darum irgendwie schlimmer, da er nicht wusste, wie lange dieser Schmerz noch andauern wurde. Die Drogen klangen meistens schnell ab... und mit Pech gabs dann gleich den nächsten Schub, aber das war eine Folter, als würden sich seine Eingeweide freiwillig aus seinem Magen boxen wollen.

Ungeduldig zog er die Beine an, drehte sich zur Wand und zog sich die Decke über den Kopf, um alles andere auszublenden.

Wenn er nur schlafen könnte, dann wäre dieser ganze Mist viel erträglicher!
 

Eine weitere Stunde verging, es wurde 7 Uhr und nebenan wurden Geräusche hörbar.

Aus seinem schwachen Dösschlaf aufgeweckt grummelte Gaara und lauschte angespannt mit einem Ohr.

Offenbar war sein Vater aufgestanden um sich für den Aufbruch vorzubereiten. Dann ein weiteres Geräusch und eine leise Stimme - Seine Mutter war aufgewacht.

Gaara verdrehte nur die Augen und klammerte sich in die Decke. Er hasste den Morgen, vor allem wenn er an den schweren dumpfen Schritten seines Vaters erkannte, dass der neue Tag angebrochen war.

Unter normalen Umständen würde er heute ins Labor geschleppt, aber zum Glück war dem nicht so.

Im Badezimmer schräg gegenüber von Gaaras Zimmer wurde der Wasserhahn aufgedreht und das Radio angemacht.

Seine scharfen Sinne, verrieten dem Jungen, dass seine Mutter auch aus dem Bett aufstand und im Nebenzimmer umherging.

Als er den leisen Tapsern seiner Mutter lauschte, erschrak er, denn er hörte heraus, dass sie humpelte.

Unsicher schluckte der Junge und kniff die Augen zusammen. Zu seinen Kopfschmerzen, war das kein guter Zusatz am Morgen...

Die Schritte seiner Mutter gingen auf den Flur, den ein Stück hinunter und dann klopfte es schon an seiner Tür.

Mühsam Gaara schlug die Decke weg und drehte sich auf die andere Seite des Bettes, um zur Tür schauen zu können.

Er sagte nichts, trotzdem trat seine Mutter ein, wie jeden Morgen, da sie ja wusste, dass er sowieso nicht schlief.

„Gaara-kun? Guten Morgen.“, sagte sie leise und freundlich und kam zu seinem Bett hinüber.

Sie trug einen rosa Morgenmantel, sah aber eher mitgenommen, als erholt aus.

„Morgen...“, gab Gaara heiser zurück und sah zu ihr hoch. Die junge Frau setzte sich an sein Bett und faste nach seiner Stirn, worauf Gaara die Augen halb schloß.

Immer war sie um ihn besorgt.. um ihn und Eichi, an sich dachte sie nie.

„Das fühlt sich nicht so gut an, du hast noch immer Fieber.“, seufzte Akemi, lächelte aber weiterhin kränklich.

„Da wird schon.“, gab Gaara zurück und ließ sich zurück ins Kissen fallen.

„Wie war deine Nacht? Könntest du dich gar nicht erholen?“, fragte Akemi weiter und ihre sanfte Hand streichelte Gaaras Kopf.

„Die Kopfschmerzen werden schlimmer...“, fing Gaara an, doch er wurde unterbrochen, da sein Vater nach seiner Mutter rief und sie beide zum schweigen brachte.

Gedankenverloren starrte seine Mutter kurz vor sich, dann seufzte sie und schloß die Augen.

„Gaara-kun, bitte steh auf, dein Vater wird gleich aufbrechen, ich möchte, dass du ihn mit mir verabschiedest. Und zieh dir was Warmes an, oder du erkältest dich noch mehr. Ich mach gleich Frühstück, komm bitte runter.“

Schließlich wollte Akemi aufstehen, aber Gaaras wachsamen Blick entging nicht, dass sie dabei tief Luft holen musste und kurz unauffällig ihre Hand auf ihren Bauch legte.

Gaaras Herz hämmerte und Hitze stieg in seinen Kopf, dennoch, er packte sanft das Handgelenk seiner Mutter und sah sie fragend an.

„Mama? Geht es dir gut...?“, fragte er sehr leise und schluckte. „Gestern Abend.. ich...“

Für gewöhnlich sprach er nicht gerne darüber und bei Akemi war es dasselbe, darum schaute sie ihn verwundert an und lächelte dann nervös.

„Es ist alles in Ordnung, keine Sorge.“ Sie streichelte noch einmal Gaaras warme Wange, dann ging sie aus dem Zimmer zu ihrem Mann, mit dem sie leise sprach.

Nach einigen Minuten stand Gaara dann wirklich auf und machte sich fertig.

Umziehen dauerte bei ihm besonders lange, die Narben, die seinen Körper zeichneten, brannten während seiner Erkrankung noch schlimmer. Genau wie die blauen Flecke, die sein Vater ihm zugefügt hatte, als er herausfand, dass Gaara krank war und somit unbrauchbar.

Als er die Treppe hinunter ins erste Geschoß ging, roch er schon den Kaffe und sah durch die offene Tür, dass seine Eltern bereits am Tisch saßen.

Unschlüssig und mit einem stechenden Gefühl in der Brust, blieb Gaara erst stehen, er wusste noch nicht, ob er dort überhaupt sitzen wollte...

Moby, sein kleiner weißer Spitzt kam ihm entgegen gelaufen und begrüße seinen Herren kurz. Gaara grinste ihn matt an, streichelte durch das weiche Fell des Tieres und ging doch in die Küche, gefolgt von dem Fellknäul. Eigentlich schlief Moby immer oben in Gaaras Zimmer, aber solange Gaara krank war, ging ihm das warme Fell des Hundes auf den Geist.

Schweigend setzte sich Gaara an den Tisch und räusperte sich.

„Morgen...“, murmelt er, ohne seinen Vater anzusehen. Der saß am Kopf des Tisches, eine Kaffeetasse in der Hand und blätterte in der Zeitung.

Im Flur hatte Gaara zwei Koffer gesehen, er blinzelte und suchte dann nach der Kaffeekanne, dabei hustend.

Akemi stand noch an der Theke und kramte ein paar Sachen zum frühstücken hervor, während Eichi kurz den Blick hob und seinen Sohn musterte.

„Die Grippe ist noch immer nicht weg?!“, stellte er mehr fest, als dass er fragte und seufzte. Gaara wechselte einen unsicheren Blick mit ihm und schüttelte den Kopf.

„Noch nicht...“

Er vermied Blickkontakt. Nachdem was er gestern Abend gehört hatte, hatte er ein seltsames Gefühl, so wie jedes andere Mal wenn er das mitbekam. Müde strich er sich über die Stirn und sah lustlos auf seine Tasse hinunter. Im Kaffe spiegelte sich dumpf sein Gesicht wieder und er hob eine nicht vorhandene Augenbraue. Ein gräßlicher Anblick....

Akemi kam schließlich zu ihnen und stellte einen Brötchenkorb und Aufschnitt auf den Tisch.

„Na ja es wird ihm bald besser gehen. In einer Woche ist die Grippe bestimmt weg.“, beruhigte Akemi und reichte ihrem Mann den Korb.

„Das will ich jawohl hoffen! In einer Woche brauche ich ihn! Ich hab genug Zeit vergeudet!“, knurrte Eichi, der offensichtlich ein Morgenmuffel war und nahm sich ein Brötchen.

Gaara schluckte bei diesen Worte und kam sich noch schlechter vor als er sich eh schon fühlte.

Er hoffte inständig, dass die Grippe nicht weg war, dann durfte er Zuhause bleiben.

„Ich hab keinen Hunger...“, murmelte er, als seine Mutter ihm den Korb reichen wollte und sah auf seinen Teller.

„Aber Gaara-kun, du musst endlich mal wieder was essen.. hast du gar keinen Appetit?“, fragte seine Mutter besorgt und seufzte. Seit zwei Tagen hatte Gaara kaum was richtiges gegessen. Der Junge schüttelte den Kopf und sah wieder auf seine Tasse. Im nächsten Moment sah er trotzdem ein Brötchen auf seinem Teller, das sein Vater ihm hingelegt hat.

„Iss was!“, befahl er.

„Ich kann es eh nicht bei mir behalten...“

„Das ist mir egal! Iss was! Du schadest deinem Körper damit!“, knurrte Eichi und funkelte zu Gaara hinüber.

„Ich hab aber keinen Appetit, verdammt! Iss es doch selber! “, knurrte Gaara zurück, der keine Lust darauf hatte in zwanzig Minuten wieder im Bad zu hängen um seinen gesamten Mageninhalt auszuspucken. Er hatte weder Hunger noch Appetit, im Gegenteil, der Anblick und der Geruch ekelten ihn schon an.

Eine Sekunde darauf hatte er aber schon eine Ohrfeige kassiert und sein Vater schnauzte ihn wütend an.

„Rede nicht so mit mir und tu was ich dir sage!“, zischte sein Vater und funkelten ihn an.

Für Gaara war es, auch wenn er nicht schlief, einfach zu früh für so was und er seufzte übermüdet. Irgendwo war er es bereits gewöhnt. Die einzige, die sich nicht daran gewöhnen konnte, war seine Mutter, die zusammen zuckte, als Eichi Gaara schlug und nach der Hand ihres Mannes griff.

„Eichi-san! W..wenn er doch keinen Hunger hat! Bitte... das verschlimmert doch nur alles, das weißt du als Arzt doch am besten!“, stotterte Akemi nervös und auch sie war damit so früh morgens überfordert.

Eichi knurrte nur und musterte Gaara abwertend.

„Als Arzt weiß ich auch, dass er Flüssigkeit und Nahrung zu sich nehmen muss! Wehe du sorgst in der Zeit in der ich weg bin nicht dafür, dass er anständig isst und sich ausruht!“ Gedehnt atmete er dann aus und ließ sich zurücksinken auf seinen Stuhl. Eichi hatte sich wohl beruhigt und trank seinen Kaffee weiter.

Akemi hingegen nickte hastig und sah dann prüfend zu ihrem Sohn, ob er nicht zu schwer verletzt war.

Gaara sagte nichts sondern sah nur auf den Tisch.

In diesem Moment fühlte er sich einfach nur schlapp, dass es ihm fast egal war, dass er schon wieder geschlagen wurde, er würde so gerne einfach nur schlafen.

Er verengte die Augen etwas angestrengt und strich sich wieder über die heiße Stirn, dann wollte er einen Kaffe trinken, der ihn hoffentlich von dieser Müdigkeit befreite. Er durfte nicht schlafen unter keinen Umständen, also brauchte er Kaffe!

Sein Vater unterdessen beobachtete Gaara ein Weile, dann stand er auf und nahm ihm den Kaffebecher einfach aus der Hand und ging damit zur Küchenteheke.

Verwirrt schaute Gaara ihm nach, seufzte dann aber. Er hatte keine Lust zu fragen was nun wieder nicht stimmte, also beließ er es dabei. Am liebsten hätte er sich nur auf seine Mutter konzentriert, aber auch ihr Anblick war nicht verlockend.

Sie saß wie unter Strom da, fertig vom letzten Abend und erschrocken über grade und riß sich gewaltig am Riemen. Sie tat Gaara so schrecklich leid und niedergeschlagen senkte er den Kopf.

Hätte er einfach nur dem Wunsch seines Vaters nachgegeben, hätte sie sich nicht aufregen müssen...

Dieser kam wieder und stellte Gaara einen neuen Becher hin.

„Besser als Kaffe. Kamillentee hilft fast immer wenn dir schlecht ist. Sobald dein Appetit wieder kommt weißt du, dass es dir besser geht.“, erklärte er nebenbei und setzte sich wieder.

Verwundert musterte Gaara den Becher, nickte dann aber.

„Ok...“, murmelte er und trank lieber sofort einen Schluck, damit Eichi zufrieden war.
 

Letztendlich musste sein Vater aber aufbrechen und e rund Akemi gingen mit zur Tür. Das Auto hatte er fast direkt vorm Eingang abgestellt und lud seine Koffer ein.

Gaara stand etwas weiter im Haus da es ihm da zu kalt war. Mit gemischten Gefühlen beobachtete er, wie sein Vater sich aufbruchbereit machte und schließlich seine Jacke anzog.

„Ich werde in etwa 7 Tagen zurück sein, ich melde mich zwischendurch.“, sagte er zu Akemi und stellte sich schließlich zu ihr. Er zögerte, dann nahm er seine Hand und Gaara erkannte einen fast reumütigen Blick auf seinem Gesicht. Seine Stimme wurde leiser und er zog sie näher zu sich.

„Du ruhst dich in der Zeit etwas aus, klar?“ , murmelte er und streichelte ihre Wange, seine Stimme wurde noch leiser und wäre Gaara ein normaler Mensch, hätte er ihn auch nicht gehört, doch seine Sinne erlaubten es ihm.

„Hast du noch Schmerzen...“, fragte er leise und musterte Akemis Gesicht genau. Gaara konnte es nicht sehen, da sie ihm mit dem Rücken zustand, aber sie senkte den Kopf und schüttelte ihn schnell.

„Nein, nein!“, hörte Gaara sie sagen. „Ich.. mir geht’s gut. Keine Sorge! Es war nicht schlimm!“ Am liebsten hätte Gaara was gesagt, aber er ließ es und schluckte, wütend zu Boden sehend.

Eichi beugte sich zu Akemi und küsste sie kurz, er legte die Arme um sich und streichelte ihren Rücken.

„Nächstes Mal wird es nicht so sein, versprochen, aber bis dahin ist Zeit. Pass gut auf dich auf und auf Gaara!

Wenn was ist, du hast meine Notfall Nummer. Nur im Notfall anrufen, kapiert, sonst nicht!“

Wieder nickte Akemi und drückte sich an ihrem Mann.

„Ja ich weiß schon! Wir stören dich schon nicht. Aber melde dich bitte trotzdem! Und pass auf und fahr vorsichtig! Ich kümmere mich hier um alles, ich versprechs dir! Bis bald, ich liebe dich.“

Eichi schenkte ihr ein kränkliches Lächeln und seufzte.

Dann wanderte sein Blick zu Gaara, der an der Wand lehnte und innerlich gefror. Ausdruckslos starrte er zu seinem Vater. Der ging zu ihm und kramte in seiner Tasche.

„Die nimmst du gegen die Grippe, jeden Morgen und Abend eine. Das hier ist das normale Medikament, ich hab es runter gestuft, du weißt wie du sie einnehmen musst.“, sagte er und gab Gaara zwei kleine Döschen mit unterschiedlicher Beschriftung. Gaara nahm sie entgegen, sagte aber nichts, er nickte nur.

Das dieser Abschied völlig reibungslos und ach so gefühlvoll sein sollte, passte ihm nicht.

Eichi sah auf Gaara runter, dann schüttelte er den Kopf.

„Ruh dich aus und werde wieder gesund, das ist wichtig. Und ob du es glaubst oder nicht... nicht bloß wegen dem Projekt. Pass auf deine Mutter auf und schreib mir die Ergebnisse auf, du weißt ja.“

Wieder nickte Gaara, fest entschlossen nicht ein Wort mit ihm zu wechseln.

Sein Vater drehte sich um und sah kurz noch mal Akemi an.

„Ich werde jetzt aufbrechen. Bis in 7 Tagen.“, meinte er noch und ging zum Auto um die Fahrertür aufzumachen.

In Gaara brodelte es. Dieses scheinheilige Getue und Gerede! Das alleine hätte ihn zum kotzen bringen können. Er ballte die Fäuste und starrte zu seinem Vater.

„Ich hoffe so sehr, dass du scheinheiliger Scheißkerl in einen Autounfall verwickelt wirst und abkratzt!“, knurrte er leise, aber laut genug das sein Vater es hören konnte. Der hielt auch inne und sah ausdruckslos zu Gaara zurück.

Dieser schluckte und sein Herz hämmerte.

Akemi reagierte genauso. Sie drehte sich zu Gaara und ihre Augen zuckten.

„Gaara-kun!“, ermahnte sie ihn nervös und sah wieder zu Eichi.

Eichi allerdings seufzte nur und schloß die Wagentür wieder, ehe er auf Gaara zu ging.

Automatisch wich Gaara rückwärts zurück und sah unsicher aber doch wütend zu seinem Vater hoch.

„Eichi-san, bitte!“, wollte Akemi dazwischen gehen, aber Eichi schob sie einfach zur Seite und hob eine Hand.

Gaara zuckte und kniff die Augen zusammen.

Es überraschte ihn, dass sein Vater ihm nur eine Hand auf den Kopf legte und ihn streichelte.

Verwundert sah Gaara auf, skeptisch.

Erneut glitt ein kränkliches Lächeln auf Eichis sonst glattes Gesicht.

„Machs gut, Gaara. Ich werde dich auch vermissen.“, sagte er nur und zog sich dann ganz zurück, stieg in sein Auto ein und fuhr langsam aus der Ausfahrt, ohne einem der beiden noch einen Blick zuzuwerfen.
 

Akemi und Gaara standen wie angewurzelt da und schauten dem Auto nach, das die Straße hinunter verschwand.

Vermissen... als würde er dieses widerliche etwas von einem Mann jemals vermissen!

Etwas verwirrt blinzelte Gaara, dann drehte er sich um und ging wieder ins Haus. Er musste tief einatmen, weil er sich erschrocken hatte und zugleich sehr überrascht war.

Das Wichtigste war nun aber erst mal, dass er sich darauf einstellen konnte 7 Tage seine Ruhe zu haben.

Es war das erste Mal seid einigen Jahren, dass Eichi die beiden alleine zurückgelassen hatte, ohne zusätzliche Aufsicht. Das war ein gutes Gefühl und in gewisser Weise waren die beiden jetzt Frei, selbst wenn der Schrecken vermutlich in einer Woche zurück sein würde.

Seine Mutter folgte ihm eine Minute darauf, allerdings war sie nicht so ruhig wie ihr Sohn, der gedankenverloren im Wohnzimmer stand und die Zimmerdecke anglotzte. Aufgebracht wuselte die junge Frau zur Tür herein und stürmte praktisch auf ihren Sohn zu und packte ihn an den Schultern.

Akemi war schrecklich klein und Gaara war mit ihr bereits mit 15 auf Augenhöhe, darum empfing er nur noch verwirrter ihren entsetzten Ausdruck.

„Gaara-kun! Verdammt, was sollte das! Wieso hast du das gesagt?! Wolltest du es etwa heraufbeschwören das er dir noch mal weh tut! Du kennst ihn doch!“ Sie schüttelte ihn leicht, dann seufzte sie auf und umarmte ihn kurz. „Dummer Junge!“

Sie schluckte und sah ihn wieder an, sie streichelte die Wange, die Eichi am Frühstückstisch geschlagen hatte.

„Bist du verletzt? Hat er dir vorhin wehgetan.. also erheblich mein ich!?“

Nervös untersuchte sie den Kopf ihres Jungen, der die Augen schloß und sie sanft wegdrückte.

„Ich bin ok, nicht der Rede wert, Mama.“, erklärte er ausgelassen und lächelte sie an. Er hasste es, wenn er darüber reden musste oder seine Mutter sich so aufregte. Er zögerte einen Moment ihren Zustand anzusprechen, tat es aber nicht, weil sein Herz bei dem Gedanken sehr unruhig wurde.

Er drehte sich weg und setzte sich auf das Sofa, direkt gegenüber von dem erloschenen Kamin.

Die beiden Medizindöschen stellte er direkt vor sich auf den Tisch und abwesend ließ er das Döschen mit den Tabletten gegen die Grippe auf der eigenen Achse kreisen, indem er den Deckel mit nur einem Finger antippte.

Akemi schluckte und stand verloren neben ihm.

Nur für einen flüchtigen Moment wanderte ihr Blick wieder Zuhaustür, sie fragte sich, ob Eichi wohl urplötzlich und aus dem Nichts wiederkommen würde. Aber da standen die Chancen gering, wenn keiner von ihnen ihn alarmierte.

Letztendlich beobachtete sie dann wieder schweigend Gaara, der noch immer so dasaß und selbst jetzt, da sein Vater sich stetig immer mehr entfernte, stumm blieb und angespannt wirkte. Er war ja immer so wenn sein Vater in der Nähe war, oder er nicht wusste was kommen würde.

Er war ruhig, rührte sich nicht, sondern saß nur irgendwo und tat gar nichts. Es war ein Anblick, der ihr weh tat und sie wusste was der Grund für dieses Verhalten war, nur sie selber konnte dagegen nichts tun.

Zögernd setzte sie sich neben ihn und streichelte seinen Rücken.

Gaara verengte die Augen und reckte sich. Berührungen schmerzten, besonders auf seinem Rücken, darum entwand er sich aus ihrem Griff.

Akemi ließ aber nicht so schnell locker, sie zog die Hand zwar wieder zurück, streichelte dann aber seine Schulter und lehnte ihren Kopf schließlich dagegen.

„Er... ist jetzt weg.“, flüsterte sie leise und sah auf die Medikamente vor ihm. Gaaras Augen zuckte und er blinzelte.

Ja er war wirklich weg. Im Haus war es still. Es war so, als wäre ein Wind hindurch gefegt und hätte die stumme Last die auf dem Haus lag davon geweht. Er hörte, wie sich der Puls seiner Mutter verlangsamte und sie ruhiger wurde.

„Die nächsten Tage haben wir ganz für uns... Eichi-san überwacht uns nicht, wir können tun was wir wollen.... verstehst du?“, murmelte Akemi weiter.

Gaara schweig einen Moment, dann stand er blitzt schnell auf, denn ein Gedanke war durch seinen Kopf gehuscht.

Und so schnell wie er da gewesen war, wollte Gaara ihn umsetzten, ganz gleich, welche Folgen es hätte, die Gelegenheit war perfekt. Er nahm die Hand seiner Mutter und zog sie auf die Beine.

„Komm schnell!“, rief er heiser und wollte sie zur Treppe ziehen. „Du hast Recht! Er ist weg.. weit weg und wir sind in Ruhe und nicht überwacht, stimmts!? Wir verschwinden, wir hauen ab wo er uns nicht finden kann! Ganz weit weg von hier!“

„Was?“

Akemi ließ sich auf die Beine ziehen und war einen Moment sprachlos über diesen Vorschlag und fand keine Worte, dann schluckte sie und faste Gaaras Hand zurück, um ihn aufzuhalten.

„Gaara-kun warte! Das können wir nicht tun! Er wird so böse werden!“, schluckte sie und schüttelte schnell den Kopf. Sie drückte seine Hand fester und kam zu ihm hinüber, da er schon mit einem Bein auf der ersten Stufe stand.

„Wir können nicht einfach verschwinden, dass geht doch nicht!“

Gaaras Augen zuckten und er schüttelte verständnislos den Kopf.

„Wieso nicht!? Jetzt ist er weg, ja! Aber wenn er wiederkommt dann geht alles von vorne los, verstehst du nicht! Wir MÜSSEN hier weg! Bitte! Wer weiß wann so ein Zeitpunkt noch mal kommt! Wenn er uns nicht findet kann er nicht böse werden und uns nichts tun!“

„Wir können nicht gehen und ihn zurücklassen! Ich versteh, dass du Angst hast Gaara-kun, wirklich....“

„Nein du verstehst gar nichts!“, unterbrach Gaara seine Mutter so laut wie er noch nie mit ihr gesprochen hatte und donnerte seine Faust an die Wand. Was verstand sie schon, sie wusste nicht was mit ihm passierte, sie konnte sich das nicht vorstellen. Er durfte ihr davon auch um Gottes Willen nichts sagen, aber jetzt konnte er fliehen! Weg aus diesem Gefängnis.

Akemi zuckte zusammen und schloß die Augen. Erschrocken blinzelte sie nach ein paar Sekunden ihren Sohn an. Ihr Gesicht verzog sich schmerzend und sie sah weg. Solche Worte waren einfach ein Schlag für eine Mutter.

„Selbst...wenn wir fliehen würden, er würde uns finden, er hat überall Bekannte und Freunde und seine Kontakte... und wenn er uns dann findet... nein Gaara! Ich will das nicht, ich will hier sein, wenn er zurückkommt. Wer weiß, vielleicht wird ja alles besser, wenn er die Woche nicht da ist, merkt er vielleicht, wie viel wir ihm bedeuten und das er uns vermisst und...“

„Mama! Dieser Kerl vermisst uns nichts und bedeuten ihm einen Scheiß! Wie.. wieso merkst du das nicht!“, knurrte Gaara weiter und ballte die Fäuste. Ihm wurde heiß und sein Kopf explodierte bald. Aber diese Idee fesselte ihn einfach, er wollte diese Chance nutzten, aber nur mit seiner Mutter zusammen. „Wir sind diesem Arschloch total egal! Mit dir macht er was er will und ich bin nur sein Versuchskaninchen was er in seinem Haus versteckt hält! Wir können hier jetzt weg! Raus aus diesem Gefängnis!“

„Das stimmt nicht Gaara! Wir sind ihm nicht egal! Bitte reg dich nicht so auf! Du bist schon krank wir reden später darüber, aber jetzt setzt dich hin, dein Kopf ist schon ganz rot!“, versuchte Akemi ihn zu beruhigen und zog ihn wieder zum Sofa. „Am Besten setzt du dich und nimmst eine von diesen Tabletten ein...“

Gaaras Auge verengten sich immer mehr und er merkte wie Wut in ihm hochkam.

„Ich nehme nie wieder etwas von diesem Mistkerl an!“, schrie er, trat gegen den Tisch und packte dann die beiden Döschen, um sie in den Kamin zu werfen. „Es ist mir egal! Ich scheiß auf ihn!“

Akemi machte sich kleiner als Gaara schrie, er regte sich so schnell auf, das gefiel ihr nicht.

„Nicht, was machst du denn!“, rief sie entgeistert, als Gaara die Tabletten weg warf. „Bist du wahnsinnig.. die musst du doch nehmen! Wie Eichi-san es dir gesagt hat! Die brauchst du für die Untersuchung du musst doch die Werte für ihn aufschreiben! Wenn er wiederkommt und du das nicht gemacht hast...!“

Ängstlich lief Akemi um den Tisch und wollte mit dem Kamingesteck die Tabletten aus der glimmenden Asche ziehen, die die Döschen bereits zum schmelzen brachte.

Bebend stand Gaara neben ihr und starrte sie an. Er biss sich auf die Lippe, dann versuchte er sich zu beruhigen. Er kam zu seiner Mutter, nahm ihr das Gesteck aus der Hand und musterte sie eindringlich.

„Wieso.. tust du das?“, fragte er und Akemi schluckte. „Wieso....verteidigst du ihn und willst mich dazu bringen, das zu nehmen? Was hält dich denn noch hier bei diesem Kerl?!“

Gaara sah auf seine zitternde Hand, die grade noch so das Gesteck halten konnte, dann ließ er es fallen.

„Damit... hat er dich auch verletzt....womit hat er dir noch nicht weh getan?“ Er schluckte und griff sich in die Haare. Er hatte schlimme Kopfschmerzen und ihm wurde wieder schlecht. „Wie lange soll das so weiter gehen.. wie lange noch...“

Als Akemi das sah, stand sie schnell auf und faste wieder Gaaras Hand.

„Ich weiß nicht.. Gaara-kun bitte, beruhige dich, wenn du dich aufregst bringt das keinem was!“ Sie setzten sich aufs Sofa und verunsichert und irgendwo einfach nur sprachlos sah Akemi ihren Sohn an. Was sollte sie darauf sagen, er würde es nicht verstehen. Er war noch so jung. Sachte streichelte sie seinen glühenden Kopf.

„Ich verstehe sehr wohl, dass du Angst hast, wirklich. Aber ich kann hier nicht weg... verstehst du das? Ich kann Eichi nicht alleine lassen, bis ich den Grund nicht weiß.“, flüsterte sie sanft und schluckte schwer.

„Grund.. pah! Was für einen Grund?“, murmelte Gaara abwertend und zog die Beine an.

„Den Grund, wieso das passiert.... wieso er so geworden ist. Ich bin mir ganz sicher, es gibt eine Erklärung, hundert prozentig! Ich muss nur abwarten... das weiß ich einfach!“

Langsam hob Gaara den Kopf und sah seine Mutter ausdruckslos an.

„Den Grund...“, wiederholte er und verengte die Augen. „Den Grund wofür?! Warum er mich hasst.. warum er mich als Laborratte verkauft hat? Wieso er dich fast jede Nacht vergewaltigt? Wie gestern Nacht auch... Ich versteh das einfach nicht! Was muss denn noch passieren....“

Wütend schnaubte er und krallte seine Hände auf die Ohren. Er wusste genau es würde so weiter gehen und er konnte nichts tun. Wie sollte er aus seiner Position was unternehmen?

„Ich weiß es nicht!“, zischte seine Mutter und drückte ihren Kopf wieder an seine Schulter. „Ich weiß nicht.. es tut mir Leid, wirklich, aber ich kann doch auch nichts machen! Ich weiß nur das ich ihn liebe, wenn du mal ein Mädchen findest und sie so sehr liebst verstehst du das vielleicht.... es gibt doch auch gute Tage! Und an denen müssen wir festhalten! Bitte Gaara-kun! Ich verspreche dir ich versuche es zu ändern! Ich rede mit ihm.. irgendwie. Ich kann ihn so nicht verlassen...“

„Wieso liebst du ihn nur?! Gestern Nacht da... ich hab‘s doch gehört! Je... jedesmal! Er hat dich verletzt! Heute morgen ..du hast dir den Bauch gehalten und da war Blut.. ich hab‘s gerochen... Gute Tage reichen einfach nicht!“ Und wie sie nicht reichten, das taten sie nie. Es war so kompliziert. Er wollte nicht mit ihr darüber reden, er wollte nichts mehr sagen oder hören nach seinem letzten Satz und die Tage, an denen es ruhig verlief taten nur noch mehr weh.

Natürlich gaben sie einem Hoffnung, wenn alles so normal verlief. Wenn sein Vater mal ein zwei Tage frei hatte und bei ihnen blieb und sich fast völlig normal verhielt und auch fast nett war. Es war nicht so, dass er nicht da war...er war ständig da, das war auch das Problem irgendwo. Man konnte sich auf ihn verlassen, Gaara wusste, wenn er Hilfe bräuchte in alltäglichen Dingen und die Sache richtig anging, bekam er Hilfe von seinem Vater, aber wenn er im Labor um Hilfe bat, bekam er sie nie.

Wenn er nur den Grund dafür wüsste, wieso es diese guten Tage gab, dann würde er alles dafür tun, damit sie auch anhielt, alleine für seine Mutter. Sie freute sich immer so schrecklich wenn sein Vater lieb zu ihr war. Sie sah immer so glücklich aus und auch Eichi wirkte dann ausgelassener, an diesen Tagen hatte er wenigstens nicht das Gefühl, bloß Dreck für seinen Vater zu sein.

Akemi neben ihm schluckte nur schwer und löste sich von Gaara. Eine Weile starrte sie ihn an, dann schluckte sie verlegen und sah zu Boden.

„Es ist nicht immer so.. wie es scheint, Gaara-kun!“, murmelte sie aber Gaara seufzte nur und fuhr sich durch die Haare.

„Nicht wie es scheint? Ich bin dabei verrückt zu werden, aber wahnsinnig oder blöd bin ich noch nicht! Was soll es sonst sein was ich da höre?“

Akemi antwortete nicht. Sie biss nur die Zähne zusammen und stand auf. Sie packte Gaara sanft bei den Schultern und drückte ihn aufs Sofa zurück.

Vorsichtig breitete sie eine Decke über ihm aus und ging dann wieder in die Küche, wo sie eine Weile blieb und dann wieder mit einem Becher zurück kam.

„Hier...trink das bitte. Und danach misst du noch mal Fieber. Ich mach mir Sorgen um dich, Gaara-kun, du darfst nicht noch kränker werden, also wirst du die nächsten Tage hier oder oben in deinem Zimmer bleiben und dich auskurieren! Je schneller du gesund wirst, desto mehr können wir machen. Wenn du möchtest gehen wir mal in die Stadt, dein Vater merkt das ja nicht, du bist so selten draußen, es würde dir gut tun unter normalen Leute zu sein.“, sagte sie statt dessen freundlich und streichelte nur seinen Kopf.

Zuerst wollte Gaara was erwidern, aber dann kam sein Hund angelaufen und mit einem Satz sprang er direkt auf Gaaras Bauch um es sich dort bequem zu machen und winselnd Streichleinheiten einzufordern.

Akemi lächelte und wuselte das verspielte Tier sanft.

„Ah! Hallo Moby, mein Kleiner! Geht’s dir gut? Natürlich tut es das! Du willst doch auch das es Gaara gut geht oder? Haach Gaara-kun, dein Hund ist so süß! Er ist wirklich niedlich.“

Gedanklich fügte Gaara >Und ein Trost!< hinzu, sprach es aber nicht aus. Er seufzte nur und ließ sich zurück aufs Sofa fallen. Das war‘s also... die Idee seiner Flucht war dahin er und seine Mutter würden hier bleiben müssen.

Das war ein harter Schlag für ihn, aber er konnte nicht alleine weglaufen und seine Mutter zurücklassen. Er konnte so schon nichts für sie tun, aber er konnte an ihrer Seite bleiben.

„Ich hoffe...du weißt, dass er uns umbringen wird, Mama.“, flüsterte er noch und schließlich sagte er gar nichts mehr und trank schweigend den Tee aus, den seine Mutter ich gekocht hatte. Es half nichts, er würde den Rest seines Lebens hier verbringen müssen... auf ewig. Allein der Gedanke ließ ihn verzweifeln und er schloß die Augen.

Nur wegen der Liebe seiner Mutter zu Eichi würden sie hier festsitzen! Liebe, pah! Was brachte es einem, wen man nur darunter litt. Das war doch keine Liebe mehr! Aber es sagte Gaara auch etwas, was ihn tief in seinem Herz verletzte.

Akemi war nicht bereit für ihren Sohn ihren Mann aufzugeben... für sie stand ihr Vater über ihm....er war ihr wichtiger, sonst würde sie doch etwas dagegen tun! Konnte sie das denn?

Alles was blieb war die nächsten Tage so gut wie möglich zu nutzen, danach würde er weitersehen.
 

Seine Mutter überredete ihn am nächsten Morgen in die Stadt zu gehen. Gaara war noch nie in der Stadt gewesen, zumindest nicht zum Shoppen, wie seine Mutter es nannte.

Höchstens war er mit dem Auto mal durchgefahren oder hatte sich auf Fluchtversuchen in den Straßen verlaufen.

Irgendwo in ihm war natürlich die Neugierde auf die Stadt, die Menschen und alles, aber es verunsicherte ihn auch, außerdem ging es seiner Grippe nur mäßig besser, keine gute Voraussetzung für eine Bummeltour, aber er sah wie sich seine Mutter freute, also stimmte er zu.

Ihr Haus lag in einer abgelegenen Wohngegend. Stand man vor der Haustür, war der Hokagefelsen im Westen und die Stadt baute sich Richtung Nord- Osten auf. Man kam direkt am Krankenhaus vorbei, in dem Gaaras Vater früher gearbeitet hatte und das der Junge deshalb ebenfalls mied.

Es war ein 20 bis 30 minutger Fußmarsch in die Stadt, aber wer kein Auto hatte, ging eben per Eigenantrieb.

Während Gaara im Hauseingang auf seine Mutter wartet und seine schwarze Jacke hervor kramte warf er einen Blick in den Spiegel.

Er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken da raus zu gehen, auch wenn es ihn hinaus zog. Er hatte es irgendwie im Gefühl, dass die Leute ihn anstarren würden. Seine Haare leuchteten eh wie Feuer, die Narbe, die seit einiger Zeit seine Stirn zierte und die anderen Narben im Gesicht. Er fühlte sich nicht gut dabei.

Rasch zog er darum eine Mütze aus der Jackentasche und stülpte sie soweit über den Kopf, bis nur noch so grade seine Augen zusehen waren. Die Jacke schloß er ebenfalls hinauf bis zum Kragen.

Er blinzelte sein Spiegelbild an und runzelte die Stirn. Plötzlich lachte jemand links von ihm und er sah zur Seite.

„Gaara-kun! Was ist das denn für ein Aufzug! Wenn du so raus gehst denken die Leute noch, du willst einen Diebstahl begehen!“, lachte Akemi ausgelassen und tapste zu ihrem Sohn, um ihm die Mütze vom Kopf zu ziehen. Verlegen murrte Gaara und senkte den Blick, während seine Mutter ihren luftigen Mantel von der Garderobe nahm.

„Du brauchst dich nicht zu schämen wegen deines Aussehens! Wirklich! Hast du schon vergessen, dass Konoha die Residenz einer großen Ninjamacht ist? In der Stadt laufen genügend schräge Vögel rum, da bist du noch der normalste!“ Sie zwinkerte ihm zu und stupste seinen Arm an. „Im Gegenteil, du bist doch ein hübscher Bursche, vielleicht schauen dir ja die Mädchen nach!“ Sie grinste und ging zur Tür.

„Na sicher doch...“, erwiderte Gaara mürrisch, musste aber selber schmunzeln, da seine Mutter sehr fröhlich wirkte.

Gemeinsam gingen sie die Straße hinunter, die Gaara schon oft mit dem Auto abgefahren war und bogen dann nach einiger Zeit rechts ein um auf die Hauptstraße zu gelangen. Bisher waren hauptsächliche Wohnhäuser und befahrbare Straßen in der Umgebung gewesen, aber nun wuchsen die Häuser in die Höhe, die Straßen wurde kleiner und es begegneten ihnen mehr Menschen.

Das Krankenhaus hatten sie grade hinter sich gelassen, da begannen auch schon Läden und Geschäfte aus dem Boden zu sprießen und interessiert sah Gaara sich um.

Es war ungewohnt laut für ihn und viele Reize sprudelten auf einmal auf ihn und seine feinen Sinne ein. Gerüche, laute Geräusche, Stimmen die er nicht kannte es war in der Tat beeindruckend.

Akemi, anders als Gaara, der wiederum unvorsichtig in der Gegend rumtapste und mehr als neugierig war,

faste schnell den Ärmel ihres Sohnes und zog ihn zur Seite, damit er nicht vor einen Strommasten lief.

„Wo hast du denn deine Augen?! Pass auf wo du hin läufst, ok? Also, wir sind so gut wie in der Innenstadt. Ich würde sagen wir suchen dir und mir neue Klamotten, du brauchst dringen neue Sachen. Dann schauen uns nach ein paar Kleinigkeiten um und essen anschließend etwas, was meinst du?“, lächelte seine Mutter und grinste zu ihm hoch. Sie freute sich das sie zusammen unterwegs waren, auch sie hatte lange das Haus nicht mehr verlassen und es war etwas anders als ob sie mit ihrem Mann oder ihrem Sohn in die Stadt marschierte.

Gaara war so süß dabei, wie er mit riesigen Augen und vielleicht ein bisschen eingeschüchtert die Läden und Häuser und Menschen anstarrte, dass es sie einfach nur erleichterte und ihre Laune hob.

Verwirrt sah Gaara von dem Mast neben dem er stand zu seiner Mutter und blinzelte sie skeptisch an, dann verengte er die Augen.

„Was? Neue Klamotten?“ In seinem Wissen über Modegeschäfte wusste er, dass er die Sachen dort anprobieren musste, was wiederum hieß sich aus diesen Kleidern rauszuquälen, in die anderen rein, die wieder auszuziehen um erneut in seine jetzigen Kleider zu schlüpfen. Es grauste ihm dabei und er schüttelte den Kopf.

Er wollte sich zudem nicht in dem Laden umziehen...dann sah man seinen Körper und den wollte er selber nicht sehen, wenn er es vermeiden konnte.

„Keine Sorge.“, beruhigte Akemi wissend und schloß kurz die Augen. Sie kannte Gaara schließlich und wusste woran er dachte. „Es gibt dort Umkleidekabinen, darin sieht man dich nicht, außerdem müssen wir das nicht machen, es war nur ein Vorschlag. Wenn du nicht magst suche ich mir eben was aus, ok?“

„Ok.“, meinte Gaara abwesend und schloß den Kragen um seinen Hals enger, da er ihm kühl vor kam. Er hustete wieder und bemerkte, wie ihm noch wärmer wurde. Die Luft hier war nicht sonderlich gut und die Grippe machte sich bemerkbar.

„Gut, dann beeilen wir uns, ich will nicht das du mir hier umkippst!“ Sie hackte sich gut gelaunt bei ihm ein und zog ihn die Straße mit runter, nebenbei in ihrer Handtasche wühlend. Gaara dachte sich nicht viel dabei und ließ sie gewähren, während er weiter machte die Geschäfte anzuschauen.

Für manch einen musste es seltsam aussehen, dass eine Mutter und ihr Sohn so vertraut miteinander umgingen und sich auch so in der Öffentlichkeit gaben, aber Gaara kannte es nicht anders, er wusste nicht was andere Leute davon hielten und es interessierte ihn auch nicht. Akemi genauso wenig. Sie und Gaara hatten schließlich eine sehr tiefe Bindung zueinander und hingen einander und das zeigten sie.

An einigen Läden stoppten sie und Akemi erklärte Gaara was für ein Laden es war oder welche Dinge man dort kaufen konnten. Die Blicke die sie auf sich zogen ignorierte der Junge schon eine ganze Weile, ihm fielen dafür die Ninjas auf, denen er über den Weg lief. Sie alle hatten denselben Geruch. Metall, Erde und Blut. Danach rochen sie und es verwirrte ihn immer wieder aufs Neue, wenn er durch all die Gerüche von Stoffen aus den Modegeschäften, Düften von Essen oder aus Parfümerien und dem normalen Straßenabfall diese Mischung auf sich zukommen sah.

Kurz vor einer Biegung blieb Gaara aber wieder stehen und drehte den Kopf. Akemi machte ebenfalls Halt und sah sich verwundert um. Sie wollte grade den ersten Versuch starten, Gaara in ein Geschäft zu locken, da war ihm etwas aufgefallen. Durch diese ganzen Düfte roch er etwas Erdiges und Blumiges.

„In der Nähe muss eine Blumenhandlung sein.“, meinte er und schaute die Straße vor sich hinauf.

Akemi blinzelte und drehte den Kopf in die Richtung.

„Was sagst du?“ Sie kam zu ihm und hielt sich an ihm fest.

Gaara blinzelte kurz überrascht, dann sah er wieder auf die Straße. Seine Mutter nickte.

„Ja...du hast Recht.“, murmelte sie und senkte den Blick. „Hier in der Nähe.. ist der Florist Yamanaka.. das Geschäft hat einmal der Familie des Hokage gehört....“

„Können wir da hin?“, fragte Gaara sofort und schaute erwartungsvoll zu seiner Mutter. Unter all den Sachen die man als Hobby haben konnte, war die Aufzucht von Pflanzen das einzige, an dem er Gefallen fand.

Pflanzen waren hübsch, rochen angenehm, sprachen nicht und brauchten ihn, sie waren wie für ihn geschaffen.

Akemi allerdings zögerte und verengte die Augen.

„Nein, Gaara-kun. Jetzt nicht. Wir.. gehen auf dem Rückweg dorthin, ja? Wenn du dort etwas findest was du haben möchtest schleppen wir es nur in der Stadt mit uns rum und am Ende geht dir die Pflanze kaputt oder ein.“

Geknickt nickte Gaara. Da hatte seine Mutter wohl Recht, trotzdem zog es ihn da hin und juckte ihm unter den Finger. Er hoffte auf dem Rückweg würde der Laden noch auf haben! Wer wusste wann er das nächste Mal die Möglichkeit hatte in ein richtiges Geschäft für Pflanzen und den ganzen Zubehör zu kommen?

Er schaute noch einmal in die Richtung des Ladens, dann zog er ein Taschentuch hervor und schnäutzte sich rasch, damit sie weiter konnten und damit er nicht niesen und gleichzeitig husten mussten.

„Komm Gaara steh nicht einfach mitten auf der Straße!“, rief seine Mutter ihm entgegen, die ein paar Schritte vorgegangen war und irgendwie leicht humpelte, wie Gaara auffiel.

„Ja, sofort..“, murmelte er und verstaute das Taschentuch in der Jackentasche.

Kaum war er jedoch zwei Schritte gegangen, rannte er direkt in eine andere Person rein und geriet aus dem Gleichgewicht. Der blonde Kopf eines Mädchens stieß an seine Brust und Gaara kniff die Augen zusammen und hustet wieder hinter dem Kragen seiner Jacke. Es sah vielleicht nicht so aus, aber der Zusammenstoß hatte wehgetan! Nicht nur wegen der Grippe, genau dort an der Stelle hatte er eine noch recht frische Verletzung, darum blieb er stehen und erstarrte.

„Kannst du nicht aufpassen!“, fuhr er mit geschlossenen Augen und wütend das Mädchen vor sich an und ballte die Fäuste. Verwirrt sah diese ihn an und verbeugte sich geistesabwesend.

„Verzeihung! Tut mir sehr leid...“, murmelte sie perplex und ging dann schnellen Schrittes an Gaara vorbei, die Straße hinauf.

Genervt sah Gaara ihr nach und schüttelte den Kopf. Akemi hatte alles gesehen und kam schnell wieder zu ihrem Sohn zurück.

„Ist alles ok?“, fragte sie hastig und sah Gaara erschrocken an. „Was war denn da los?“

„Ach.. so eine blöde Kuh hat mich angerempelt!“, murrte er und legte eine Hand auf die Brust, das Gesicht verzerrend.

„Mmh.. also Gaara-kun, ehrlich gesagt, du hast sie angerempelt, kein Grund, gleich so laut zu werden. Aber du bist nicht weiter verletzt, oder?“ Sie faste nach der Hand auf Gaara Brust und er schüttelte nur den Kopf.

„Nein, ist ok.“, sagte er knapp und zog die Hand zurück. „Und selber..? Du humpelst.“

Eine Sekunde lang sah Akemi ertappt zu ihren Sohn hoch, dann lächelte sie nervös und drehte sich um.

„Nein nein, ich bin auch in Ordnung. Ich bin nur umgeknickt, das ist alles. Gehen wir weiter? Da hinten soll es einen sehr guten Nudelimbiss geben. Wollen wir erst was essen und uns.. na ja setzten?“ Sie schluckte und Gaara runzelte die Stirn.

Ihr Fuß tat wohl weh, darum wollte sie sitzen, also nickte er.

„Meinst du den Imbiss da, wo der blonde Junge so rum schreit?“, fragte Gaara und schaute voraus.

Akemi nickte und ging weiter.

„Genau der! Der soll sehr gut sein und ich würde gerne mal wieder einfache Ramen essen! Das tut dir bestimmt auch gut, du Hustekuchen!“

„Sicher.“ Wieder verdrehte Gaara die Augen und folgte seiner Mutter.
 

Gegen Abend des nächsten Tages lag Gaara wieder auf der Couch, der Fernseher war an und Moby lag ausgestreckt quer über Gaaras Bauch und seine Beine zuckten im Schlaf.

Der Couchtisch wurde mittlerweile von weißen Taschentüchern verziert und der fünfte Becher mit Tee dampfte vor sich hin.

Es war still im Haus, Akemi kochte in der Küche eine Suppe zum Abendessen, die Gaara gut tun würde und summte dabei leise vor sich hin.

Im Grunde war es gemütlich und angenehm ruhig im Haus, schon den ganzen Tag über lag diese Erleichterung über ihnen, auch gestern in der Stadt war es so gewesen. Trotzdem rechnete Gaara irgendwo damit, dass jeden Moment die Tür aufgehen würde und sein Vater da stand, aber so kam es nicht.

Erst nach dem Abendessen hörten sie wieder etwas vom Mann des Hauses, denn er rief kurz durch, dass er angekommen und der Kongreß am Laufen war.

Mit Gaara wollte er nicht sprechen und dafür war der Rothaarige auch sehr dankbar, außerdem verflüchtigte sich seine Stimme allmählich und er klang nur noch wie ein kranker Maikäfer, der Stadtbummel war wohl doch keine gute Idee gewesen. Fast freundete er sich aber damit an, dass alles so entspannt ablief und er freute sich irgendwie auf die nächsten Tage, trotzdem huschte noch immer ein Gedanke in seinem Kopf herum.

Es könnte immer so sein, wenn seine Mutter sich nur durchdringen könnte ihren Mann zu verlassen, aber noch mal wollte Gaara das Thema nicht anschlagen. Darüber nachzudenken machte ihn wütend und Aufregung schwächte ihn.

Sogar die Suppe konnte er nur zur Hälfte löffeln, da er keinen Hunger hatte und sein Geschmack verschwunden war. Ein karges Mahl, so kam es Gaara vor, aber was sollte es. Mit Glück würde die Grippe bald vorbei sein.

So verliefen die ersten Tage relativ ruhig und Gaara stellte sich auf eine ebenso ruhige Nacht ein.

Zusammen mit Kopfkissen und Hund wünschte er seiner Mutter gute Nacht, da sie beide hoch in ihre Schlafzimmer gingen und gerädert warf er sich aufs Bett. Akemi wollte relativ früh ins Bett gehen, sie wirkte sehr blass und war nicht gesprächig gewesen den Tag über und alleine wollte Gaara nicht im Wohnzimmer sitzen.

Es dauerte keine Minute da hatte er ein mittleres Gewicht im Rücken, da Moby wieder auf sein Bett gesprungen war und nun auf Gaaras Rücken Siesta feierte.

Genervt verdrehte Gaara die Augen, ließ das Tier aber liegen wo es war.

Mehr schlecht als recht versuchte er so aus der Position heraus nach seiner Nachtischlampe zu greifen um das Licht im Zimmer zu erlöschen und mit ausgestreckter Hand schaffte er es so grade.

Die Dunkelheit tat seinem Kopf gut, es war erfrischend, genau wie das kühle Bett und die Bettwäsche um ihn herum.

Nach knapp einer Stunde zog er es in Erwägung diversen Tätigkeiten nachzugehen, aber er stockte und richtete sich etwas auf. Seine feine Ohren hörten plötzlich ein leisen Wimmern und ein Schock durchfuhr Gaaras Körper, so sehr, das er sich aufrichtet und Moby von ihm runter purzelte. Vorwurfsvoll knurrte der Hund krabbelte aber wieder unter die Bettdecke zurück.

Gaara konnte sich nur nicht wirklich um das Tier kümmern, er saß stocksteif in seinem Bett und lauschte.

Da war ein Wimmern! Ganz klar! Es kam von nebenan, aus dem Schlafzimmer seiner Eltern.

Aber das konnte nicht sein! Sein Vater war nicht da seine Mutter hatte keinen Grund dazu! Es verwirrte ihn sehr darum rührte er sich nicht und lauschte weiter.

Schließlich knarrte leise das Bett und Gaara hörte Fußstapfen, Akemi war wohl aufgestanden.

Gaaras Kopf fuhr herum zur Tür und er sah durch den Türspalt, dass Licht im Flur an war.

Er schluckte und warf die Beine über die Bettkante.

Plötzlich rumpelte etwas und dann klirrte es laut, als würde etwas zerbrechen.

Entsetzt sprang Gaara auf die Beine, verharrte so einen Moment, dann lief er zur Tür, öffnete sie und spähte vorsichtig hinaus.

Im Badezimmer war Licht und die Tür war offen. Er zögerte nur kurz, dann ging er auf den Flur zum Bad und schaute vorsichtig um die Ecke.

Zu seinem Entsetzten lag seine Mutter auf dem Boden vor ihm, der Zahnputzbecher lag zerbrochen neben ihr und sie wimmerte weiter. Sofort eilte Gaara zu ihr und kniete sich zu ihr hinunter.

„Mama!“, meinte er atemlos und half ihr sich aufzurichten. „Was hast du? Was ist passiert?“

Akemi setzte sich nur mühevoll auf. Über ihrem Nachthemd hatte sie eine Strickhacke unordentlich angezogen und ihre Haare hingen zerzaust in ihr Gesicht.

Sie antwortete nicht, hielt sich aber fest an ihrem Sohn, dann schüttelte sie den Kopf.

„Au...“, flüsterte sie und alarmiert schaute Gaara sie genauer an, ob sie verletzt war. Er sah keine Wunden, runzelte darum hilflos die Stirn.

„Was ist los?“, wiederholte er lauter und schluckte.

Schwerfällig hob sie den Kopf und sah Gaara an. Sie weinte oder hatte wohl geweint, denn ihre Auge wirkten rot und ihre Haut glitzerte nass.

„Es tut weh...“, flüsterte sie und klammerte sich in ihre Strickjacke. „Es tut so weh..“

„Was tut dir weh? Was ist denn passiert! Was soll ich machen?“, fragte Gaara schnell und wusste nicht wirklich was zutun war. Wenn seine Mutter Schmerzen hatte musste er ihr helfen, aber die Frage war wie und wobei!

„Es tut den ganzen Tag weh...es wird nicht besser... nicht besser, Gaara-kun!“, schluckte Akemi kleinlaut und zog den Kopf wieder ein und die Beine an ihren Leib. „Ich will das Eichi zurückkommt!“

Hilflos hockte Gaara auf dem Boden und sah seine Mutter ausdruckslos an. Er verstand nicht was los war, er wusste nur, dass der Boden zu kalt war.

Vorsichtig stand er auf und zog seine Mutter auf die Beine. Sie stand nur kurz, taumelte dann und stützte sich an Gaara an. Sie konnte nicht laufen, wie es schien. Es war zwar schwierig, trotzdem schaffte Gaara es seine Mutter hochzuheben und sie schnellst möglich in ihr Bett zurück zu bringen.

Sachte setzte er sie ab und nahm neben ihr platz.

Sie weinte wirklich, diesmal sah Gaara es ganz genau und wenn er eins nicht haben konnte, dann die Tränen seiner Mutter. Sie taten ihm auch immer schrecklich weh und er fühlte sich nutzlos und hilflos.

Zögernd streichelte er ihren Kopf und blinzelte.

„Was ist denn los?“, fragte er wieder besorgt und sah auf sie hinunter.

Akemi rollte sich zur Seite und zog wieder die Beine an, sie schüttelte den Kopf und klammerte sich in ihr Kissen.

Offensichtlich wollte oder konnte sie ihm nicht sagen was los war, dafür schluchzte sie in ihr Kissen und es machte Gaara noch verrückt.

„Was wolltest du denn im Bad!? Wieso lagst du auf dem Boden? Bist du wieder hingefallen?“ Er schluckte in Erinnerung daran, dass sie schon mal umgekippt war...allerdings rücklings von Balkon.

Langsam nickte Akemi und weinte leise weiter, das Gesicht von ihm abgewandt.

„Hast du dich dabei verletzt?“, stocherte er unruhig weiter und suchte nach blauen Flecken, nur wenn er bei ihr danach suchen würde, würde er niemals den finden, der nach dem Sturz aufgetaucht war, dafür hatte sie zu viele am Körper.

Akemi schüttelte darum auch den Kopf und klammerte sich noch mehr ins Kissen. Sie versteifte sich immer mehr und dann krallte sich ihre Hand wieder in ihr Nachthemd, direkt an ihrem Bauch. Gaara blinzelte und er bekam eine böse Vorahnung.

„Seit.. vorgestern Morgen.. ich dachte dass es von alleine weggeht.. so wie immer, aber dieses Mal nicht...es wird schlimmer.. immer schlimmer! Ich wollte früh schlafen, ich hoffte es würde weggehen wenn ich liege...aber es tut so weh Gaara! Ich hab Angst! Ich will das Eichi wiederkommt! Er kann mir helfen! Bitte Gaara!“, weinte sie weiter und klammerte sich immer mehr in ihr Kissen.

Ohne eine Mine zu verziehen saß Gaara neben ihr du starrte sie an. Es war ihm klar was los war. Er hatte sie verletzt, innerlich vermutlich... schon wieder! Er ballte die Fäuste und senkte den Blick.

Er konnte da nichts tun! Er kannte sich bei so was nicht aus, aber seine Mutter weinte so sehr und er sah ihr die Schmerzen an, sie krümmte sich regelrecht.

Darum war sie so blass gewesen und hatte wenig geredet! Schon gestern in der Stadt war es immer langsamer voran gegangen und er hatte nichts gemerkt!

Tief durchatmend biss er die Zähne zusammen und stand auf.

„Ich bring dich ins Krankenhaus, Mama! Da können die dir helfen Komm schnell!“

Aber Akemi weigerte sich, heftig schüttelte sie den Kopf und kniff die Augen zusammen.

„Nein! Kein Krankenhaus! Da will ich nicht hin, die stellen nur wieder Fragen! Ich will keinen anderen Arzt! Und Eichi will das auch nicht! Bitte ruf ihn an.. oder gib mir das Telefon bitte Gaara...bitte! Es tut mir leid...aber bitte ruf ihn an!“

Wenn er sie so hörte und sah, viel es ihm schwer ihr die Bitte abzuschlagen. Es war kaum zu glauben, dass sie diesem Mann nach weinte, dass sie darum bat dass er zu ihr kommen sollte. Es würde die ganze Woche kaputt machen... wenn er ihr doch helfen könnte, dann hätten sie den Rest für sich alleine, aber er konnte sie schlecht mit Gewalt in ein Krankenhaus zerren und Auto fahren konnte er auch nicht.

„Aber, Mama, selbst dann braucht er einen halben Tag um hier zu sein, das Krankenhaus liegt viel näher!“

„ICH WILL ABER NICHT VERDAMMT!“, rief Akemi schließlich und keuchte schwer auf.

Sie quietschte leise und kauerte sich noch mehr zusammen, dass es Gaara fast Angst einjagte. Er hatte wohl keine andere Wahl.

Leise entfernte er sich vom Schlafzimmer und ging runter zum Telefon. Selbst hier hörte er sie noch wimmern und ein Schauer zog sich über seinen Rücken. Es behagte ihm alles andere als jetzt seinen Vater anzurufen. Es war fast Mitternacht und auch die Notfall Nummer sollte nicht immer benutzt werden. War das ein Notfall? Wenn er sich weigerte zurückzukommen müsste Gaara sie wohl doch ins Krankenhaus bringen.

Er tippte langsam die Zahlen ein und seufzte.

Was sollte er sagen? Wie sollte er ihn überhaupt am Telefon anreden?

Während er so grübelte wählte sich das Freizeichen durch und schließlich nahm jemand am anderen Ende ab.

„Soichiro?“, murrte genervt und müde eine Stimme am anderen Ende der Leitung.

Gaara schluckte und riß sich zusammen, er war am Telefon, nicht ihm gegenüber.

„Vater... ich bin’s.“, murmelte er darum und zögerte weiter zu reden, er wartete die erste Reaktion ab und die kam auch sofort, und ziemlich heftig.

„Gaara?! Verflucht weißt du wie spät es ist! Nur weil du Mistkerl nicht schläfst sollst du mich nicht mitten in der Nacht wach klingeln! Außerdem ist das meine Notfall Nummer, ist sagte doch ihr sollt mich nur im Notfall anrufen, wir haben heute schon telefoniert verdammt!“, fluchte und motzte der Arzt am anderen Ende und Gaara seufzte. Die Reaktion machte ihn wütend.

„Wenn das deine Notfall Nummer ist, was denkst du, wieso ich dich jetzt anrufe?“, murrte Gaara ruhig zurück und spannte die Fäuste.

„Pass auf wie du mit mir redest.....!“, begann sein Vater, dann schwieg er und Gaara ging davon aus, dass die Botschaft angekommen war. Eichi fuhr kurz darauf fort.

„Was ist passiert?!“ Seine Stimme klang ernster und beherrschter und Gaara schluckte. So gerne hätte er ihn angeschrien und sämtliche Beleidigungen seines Wortschatzes in den Hören gedonnert, aber er durfte nicht. Er musste sich zurücknehmen.

„Kannst du dir.. das nicht denken?“, giftete er darum mit unterdrücktem Zorn und sah die Treppe hinauf. „Mama... geht es sehr schlecht...“

„Was hat sie? Hast du sie angesteckt, oder hat sie wieder Migräne? Ich habe ihr für den Fall etwas dagelassen.“

„Nein das ist es nicht!“, fuhr Gaara ihn dann ungehalten an und knirschte mit den Zähnen. „Es ist ..deine Schuld! Wegen dir! Wegen dem was du mit ihr gemacht hast in der Nacht bevor du weggefahren bist! Es geht ihr immer schlechter!“

Stille herrschte am anderen Ende und Gaara bebte.

„Sie liegt oben... im Schlafzimmer und weint und schreit nach dir und krümmt sich und was weiß ich!“, knurrte er weiter und wehe nun würde wieder nichts kommen, aber da täuschte er sich.

„Bring sie sofort ins Krankenhaus.“, meinte sein Vater reserviert und Gaara schnaubte.

„Sie will nicht! Sie lässt mich nicht an sich ran oder sich ins Krankenhaus bringen, sie will, dass du zurückkommst! Ich bin nicht so wie du... ich werde sie bestimmt nicht ins Krankenhaus prügeln!“

Kurz herrschte wieder Schweigen, dann sprach Eichi weiter .

„Es ist erst der zweite Tag des Kongresses, ich werde hier gebraucht...“, aber Eichi wurde unterbrochen, da Gaara sich nicht mehr halten konnte, als er diesen Satz hörte.

„Du wirst Nachhause kommen! Das es ihr so schlecht geht ist allein deine Schuld! Sie will doch nur nicht ins Krankenhaus damit keine Fragen gestellt werden und du in einem schlechten Licht dasteht! Mama schreit nach dir! SIE braucht dich! Ausgerechnet nach dir ruft sie und du willst nicht zurückkommen obwohl es deine beschissene Schuld ist?! Egal wie schlimm es ist! Wenn sie nach dir ruft musst du kommen!“, schrie er in den Hörer und nahm sehr wohl war, dass es oben im Schlafzimmer leiser wurde.

Bebend vor Wut und weil er seinen Vater einfach so angeschrien hatte stand Gaara da und wartete seine Antwort ab. Er hielt den Hörer so fest, das es kurz knackte und ein kleiner Sprung in die Verkleidung kam.

Einen Moment zögerte er damit, dann ging er aufs Ganze.

„Mama sagt...wenn du nicht zurückkommst, sind wir nicht mehr da, wenn du in 6 Tagen Nachhause fährst! Sie sagt du weißt schon wie sie das anstellen kann!“ Es war ein weiter Schritt ihm diese Lüge aufzutischen, aber er wollte einfach nur, dass sein Vater zurückkam, für seine Mutter. Er hoffte einfach, dass es zwischen ihnen ein Geheimnis gab, dass Eichi vielleicht einschüchtern konnte und wenn nicht, dann war das eine gefährliche Aktion.

Zu Gaaras Überraschung meldetet sich sein Vater wieder zu Wort.

„Ich fahre sofort los.. ich bin morgen früh da.“ Dann legte Eichi auf und Gaara hörte es tuten. Er schluckte und legte das Telefon auch langsam zur Seite, tief durchatmend.

Geschafft...tatsächlich hatte er seinen Vater zurück locken können, wenn seine Mutter es nur bis zum Morgen aushielt.

Langsam tapste er hoch zu seiner Mutter. Diese saß nun aufrecht und schwer atmend im Bett und sah Gaara mit großen verheulten Augen an, erwartungsvoll aber auch beschämt. Sie sah schrecklich aus, völlig fertig und in ihrem Gesicht standen trotz allem die Schmerzen.

„Er ist morgen früh hier.“, räusperte er sich und erleichtert fiel seine Mutter vorne über, versteifte sich aber kurz darauf.

Schnell ging Gaara zu ihr und legte sie ins Bett zurück. Die Wärmflasche die er gemacht hatte half ihr nur begrenzt und Tabletten dagegen gab es wohl weniger. Er fragte sich wirklich, was sein Vater so Tolles tun konnte.

Er war Arzt ja, aber ohne sein Werkzeug war er mittellos.

Kurz schüttelte es ihn und er versuchte sich daran zu gewöhnen, dass die schönen Tage vorbei waren.
 

Es war etwa kurz nach 8, da hörte man unten im Hausflur Geräusche und die Tür öffnete sich.

Gaara hob den Kopf und blinzelte.

Seine Mutter lag noch immer zusammengekauert im Bett, sie hielt sich krampfhaft ihren Unterleib und schien mehr schlecht als recht zu dösen, aber Gaara gönnte es ihr.

Leise stand er auf, ging durch den Flur und zur Treppe, um vorsichtig runter zu spähen.

Es war noch ziemlich dunkel im Haus, dennoch erkannte Gaara eine Gestalt die von der Haustür kam, seinen Koffer neben der Tür abstellte und seine Jacke über die Sofalehne warf.

Gaara schluckte, sein Vater war also wieder zurück und es dauerte keine 4 Sekunden, da erkannte er seinen Sohn auch auf der Treppe.

„Wo ist sie?“, fragte er zwar leise, trotzdem streng und irgendwo besorgt. Als Eichi die Treppe rauf ging, ging Gaara vor.

„Im Schlafzimmer.“, meinte er bloß und schob die Tür leise auf um zu Akemi zu gehen.

Vorsichtig rüttelte er an ihrer Schulter und blinzelte.

„Mama? Vater ist jetzt da.. er ist zurückgekommen.“, erklärte er leise und langsam öffnete Akemi ihre Augen.

Sie war blass und durchgeschwitzt, blinzelte aber, als sie Gaaras Worte hörte.

„Wirklich?“, hauchte sie und wollte sich auf den Rücken drehen.

Als sein Vater das Zimmer betrat, stand Gaara auf und ging einen Schritt vom Bett weg.

Eichi wirkte selber müde und sah verstrubbelt aus von der langen Autofahrt.

Er blieb in der Tür stehen und schaute zu Akemi, die sich zu ihm umdrehte und blinzelte.

Kurz darauf fing sie wieder an zu weinen, wollte sich weiter aufsetzten und streckte die Arme nach ihm aus. Sie wirkte mehr wie ein kleines Kind, als wie eine Frau die froh war ihren Mann bei sich zu haben.

„Eichi!... Eichi!“, jammerte sie entschuldigend und schluckte schwer. „Du bist wirklich hergekommen?“

Der große Mann rührte sich erst nicht, dann kam er zum Bett hinüber, setzte sich an Akemis Seite und umarmte sie fest.

„Natürlich bin ich das.“, murmelte er und stellte überrascht fest, wie stark sich seine Frau an ihn drückte und wie fest sie ihre Arme um ihn schlang.

Akemi weinte leise vor sich hin und klammerte sich an ihren Mann, dieser warf Gaara einen Blick zu, denn der Junge erwiderte.

Als er sah wie sich seine Mutter an ihren Vater heftete fühlte er sich nur noch nutzloser. Wie konnte sie ihn so sehr lieben...wie nur, er war doch schuld daran!

Eichi streichelte ein paar Mal über Akemis Kopf, dann sah er in ihr Gesicht und hob ihr Kinn.

„Und jetzt beruhige dich. Gaara sagte, du hast Schmerzen... also war es doch schlimmer.“

Die junge Frau wischte sich übers Gesicht und nickte, konnte sich aber nicht beruhigen.

„Schlimmer...es wurde immer schlimmer... es tut schrecklich weh und geht nicht weg....Eichi.. ich muss dir was sagen!“

„Du bist ein verdammter Dummkopf! Du hättest mir Vorgestern sagen können!“, knurrte Eichi und legte Akemi vorsichtig ins Bett zurück. Er wandte sich an Gaara und blinzelte. „Bring einen neuen feuchten Lappen für ihre Stirn und Fieberpflaster.. und meinen Arztkoffer.“

„Kannst du ihr damit überhaupt helfen?“, fragte Gaara kalt und rührte sich nicht.

„Das soll dich nicht kümmern! Mach einfach!“

„Es kümmert mich aber!“, gab Gaara Konter und Eichi sah ihn mehr als genervt an. Er stand harsch auf und stapfte ins Badezimmer.

„Du bist so eine nutzlose Nervensäge! Geh in dein Zimmer, ich kann dich nicht dabei gebrauchen!“

Während sich Vater und Sohn anfuhren machte sich Akemi wieder kleine rund weinte leise vor sich hin. Es machte sie fertig das ständig hören zu müssen.

„Das denke ich mir.“, murrte Gaara und ballte die Fäuste. Eichi holte die Sachen aus dem Bad und Gaara bleib in der Zeit bei seiner Mutter, ihren heißen Kopf streichelnd. Er gab seinem Vater in einem Recht.

Seine Mutter war einfach dumm. Anstatt in einem Krankenhaus bei Ärzten die sich um sie bemühten wartete sie auf diesen Typ der sie in ihrem Schlafzimmer verarzten sollte!

Leise öffnete sich die Tür und Sein Vater kam wieder hinein. Er hatte einiges zu tragen und stieß die Tür darum unwirsch mit dem Fuß zu, dann nahm er Gaaras Platz ein und setzte sich zu Akemi.

„Gaara, ich mein es ernst. Warte draußen.“, sagte Eichi nachdrücklich, ohne Gaara anzusehen. Er legte Akemi wieder auf den Rücken, die erschöpft keuchte. Langsam zog Eichi ihr Nachthemd über ihren Bauch und Gaara erhaschte einen Blick auf einen riesigen blau roten Fleck auf ihrem Unterbauch.

Er schluckte und irgendwie wurde ihm schlecht. Darum wandte er sich ab und wollte das Zimmer schnell verlassen.

Eichi hingegen tastete Akemi vorsichtig ab und kramte in seiner Arzttasche. Während er sein Stethoskop hervorholen wollte, tastete Akemi nach seinem Ärmel und umklammerte diesen.

„Eichi..“, schluchzte sie leise und sah wehleidig zu ihm hoch. Gaara hörte das Ganze nur von außerhalb der Tür. Er wollte sich nicht zu sehr entfernen für den Notfall, darum blieb er kurz vor der Tür stehen und lauschte.

„..Verloren...“, meinte Akemi und ihr Mann sah auf.

„Was? Was meinst du? Verloren.. was ist verloren?“, murmelte er.

„..Ich..“

„Unsinn! Du bist nicht verloren! Ich mach das, vertrau mir einfach.“, murrte der Arzt, aber Akemi schüttelte wieder den Kopf und noch mehr Tränen flossen aus ihren Augen.

„...Ich hab es verloren....“, flüsterte sie kleinlaut und drehte sich zur Seite.

Für eine Sekunde runzele Eichi die Stirn, dann erschlafften seine Gesichtsmuskeln und ersah sie kurz entgeistert an. Er schwieg und sagte nichts, er brauchte einen Moment um sich zu fassen, dann nickte er und sprach sehr leise.

„Verstehe....“
 


 

Gaara saß auf der Treppe und wartete.

Die Arme hatte er um die Beine geschlungen und seine Stirn ruhte auf seinen Knien.

Die Augen hatte er geschlossen und angespannt versuchte er mitzubekommen, was im Schlafzimmer vorging.

Je länger er dort saß, desto klarer wurde ihm wie sehr er das alles leid war. Wie oft war das schon passiert, wieder und wieder. Es war immer dasselbe. Seine Mutter hatte so blaß ausgesehen und er merkte wie in ihm langsam der Wille schwand sich dagegen zu wehren, er hatte es lange gefürchtet, doch nun war der Moment gekommen in dem ihm bewusst wurde, es würde immer so weiter gehen. Er musste sich damit abfinden.

Sein Lebensinhalt war ein Versuchsobjekt zu sein, dass er ein Monster war und das sein Vater eines Tages seine Mutter töten würde...

Er schluckte und schniefte leise, da ihm die Nase wieder lief, aber er hatte keine Lust ein Taschentuch hervor zu kramen, als strich er sich mit dem Ärmel knapp über die Nase und schluckte.

Es war still. Er hörte nur ab und an die Stimme seines Vaters, doch seit längerer Zeit herrschte Stille.

Er konnte nicht erahnen das sein Vater mit der Behandlung die er Vorort durchfuhren konnte bereits fertig war und nur noch bei seiner Frau saß um zu warten, dass sie endlich schlafen konnte.

Es war schon früh morgens, im Haus war es heller und die Sonne schien durch die Fenster ins Wohnzimmer.

Oben knarrte die Tür und Schritte wurden hörbar.

Gaara hob den Kopf etwas, starrte aber weiterhin auf den Punkt vor seinen Füßen, dann kam sein Vater die Treppe runter und blieb direkt neben Gaara stehen.

Der Junge blinzelte und seufzte. Er hatte weder die Lust noch die Kraft jetzt Angst zu haben, also wartete er ab.

Schließlich, zu Gaaras Verwunderung, setzte sich sein Vater neben ihn und seufzte.

Die Ärmel seines Hemdes waren hochgekrempelt und sein Stethoskop lag quer hinter seinem Nacken. Gaara verengte die Augen und wurde unruhig, allein durch den Anblick dieses Simplen Werkzeuges.

Eichi saß neben ihm und lehnte die Arme über seine Oberschenkel, auf die Treppenstufe vor sich schauend.

„Sie schläft jetzt.“, sagte er leise und seufzte.

Gaara schielte misstrauisch zu ihm und hob den Kopf weiter.

„Verstehe...“, murmelte er und schwieg wieder.

Es dauerte eine Weile, aber keine der beiden sagte etwas, sie schwiegen sich nur an und saßen stumm da.

„Kannst du mir etwas verraten...“, fragte Gaara dann monoton und Eichi nickte nur. „Wie oft.. soll das noch passieren...allein dieses Jahr... war sie schon fünf mal im Krankenhaus...“

Eichi starrte weiterhin auf den Boden und rührte sich nicht, er gab Gaara auch keine Antwort. Er wusste das sein Sohn sich fürchtete und sich um seine Mutter sorgte, das sah ein Blinder.

„Wir haben es seit sie bei mir ist die ganze Zeit versucht, aber es hat nie geklappt. 15 Jahre lang. Seit dem Unfall mit dem Kamin haben wir es ganz aufgegeben und ausgerechnet jetzt... Sie war schwanger.“

Gaara erstarrte und hob ruckartig den Kopf.

„Mama bekommt ein Baby?“, fragte er im halben Entsetzten und wusste im ersten Moment nicht was er zuerst denken sollte.

Sollte er sich freuen? Eifersüchtig sein oder Angst haben um sein Geschwisterchen?

Eichi schüttelte ausdruckslos den Kopf und sein Sohn blinzelte verwirrt.

„Nein, jetzt nicht mehr. Die Schmerzen die sie hatte, kamen daher das sie das Baby verloren hat....“

Gaara begann zu zittern und er starrte seinen Vater weiterhin an, dann verengten sich seine Augen.

„Du hast das Baby umgebracht.“, sprach er schneller als er dachte und erschrak, da sein Vater sich so schnell zu ihm drehte, mit einem verhassten und vernichtenden Blick, schließlich mit der Hand ausholte, dass Gaara sofort zusammenzuckte und die Augen schloß. Er konnte das einfach nicht abstellen. Zu seiner Verwunderung jedoch wurde er nicht geschlagen.

Sein Vater atmete tief durch und senkte die Hand wieder, genauso wie den Kopf.

„So ist es wohl gewesen.“, sagte er nur kalt und Gaara kauerte sich zusammen. Die Vorstellung gefiel ihm gar nicht. Sein Vater hatte seine Mutter so misshandelt das sie ihr Baby verloren hatte. Das Baby das beide sich gewünscht hatten. So grausam es war, Gaara durchfuhr der Gedanke, dass es besser so war, zum Wohle des Kindes. Wenn er sich vorstellte, dass sein Vater sein kleines Geschwisterchen auch noch schlecht behandelte hätte ihm den Rest gegeben.

Unruhig knetet er seine Hände und sah die Treppe hinauf.

„Wie geht es ihr?“

„Sobald sie sich ausgeruht hat fahren wir ins Krankenhaus. Das Schlimmste ist vorbei.“

Gaara senkt den Blick und schüttelte den Kopf. Er war sich da nicht so sicher. Er kannte sich damit nicht aus, aber er fragte sich wohl, wie sich eine Mutter fühlte, die ihr Kind verloren hatte.

„Hättest du dich darauf gefreut?“, murmelte er vorsichtig und sah weiterhin zu seinem Vater. Er wollte sicher gehen, dass er mit seiner Vermutung recht hatte und es besser so war. Zu seiner Überraschung jedoch lächelte sein Vater kränklich.

„Natürlich hätte ich das. Akemi und ich wollten schon immer ein eignes Kind!“

„Aha...“

Gaara nickte und senkte langsam den Kopf. Das war nicht die Antwort mit der er gerechnet hatte. Das eigne Kind von ihnen wäre womöglich besser dran gewesen als er, wenn sein Vater es wollte.

Er war nicht sein leibliches Kind, das war für Gaara die Erklärung für alles. Schweigend zog Gaara die Beine wieder an und legte das Kinn darauf.

Er grübelte vor sich hin über die Möglichkeiten und was es jetzt für ihn bedeutete und bemerkte erst nicht, dass sein Vater ihn von der Seite anschaute.

„Als du zu uns kamst hab ich mich auch gefreut.“, erklärte er und Gaara sah ihn unwirsch an.

„Na sicher doch!“, knirschte er und wollte bloß kein Geheuchel hören! „Rede keinen Mist, ich weiß das du mich hasst und ich hasse dich auch! So sehr wie man einen Menschen hassen kann! Was du Mama angetan hast verzeihe ich dir niemals! Mama hat das nicht verdient....“

Seine Fäuste schmerzten schon, so angespannt hatte sich der Junge, aber er konnte nicht anders. Es war ihm egal was aus ihm wurde oder was man mit ihm machte, es war besser nicht redenswert, aber bei seiner Mutter war das ganz anders! Da konnte er nicht still sitzen und zu sehen und den Mund halten.

Eichi sah Gaara durch seine Brille an und verzog keine Mine, dass es Gaara nur noch wütender machte.

„Ja ich weiß.... Aber ich habe nie gesagt, ich würde dich hassen Gaara. Ich hasse dich nicht.“, antwortete er nur ruhig und lehnte sich etwas zurück. „Es ist nicht immer alles wie es scheint und du weißt nicht, worum es hier geht. Trotzdem...“ Der Arzt seufzte und zum ersten Mal seit längerer zeit sah Gaara einen wehleidigen und betrübten Blick bei ihm. „.. Manchmal habe ich Zweifel, ob es das Wert gewesen ist, ob es noch eine andere Möglichkeiten gibt.“

Fragend legte Gaara den Kopf schief und stutze. Er verstand nicht ein Wort von dem was sein Vater da sagte und er traue ihm einfach nicht.

„Was meinst du?! Wovon redest du da?“, raunte der Rothaarige, aber sein Vater schüttelte den Kopf.

„Ist egal, frag nicht weiter nach.“ Er grinste beinahe schief und Gaara schluckte. Sein Herz wurde irgendwie schwer und er fühlte sich schlecht. Dieses Gespräch war zu normal und es tat ihm einfach weh, da er wusste, es würde einmalig sein.

Eine Sekunde später versteifte sich sein Körper, da sein Vater eine Hand nach ihm ausstreckte und Gaara weitete die Augen .Es war seine ‘automatische‘ Reaktion auf Berührungen von Eichi. Er spürte, wie sein Vater eine Hand auf seinen Kopf legte und ihn vorsichtig streichelte.

Es dauerte höchstens zwei Sekunden, dann stand Eichi auf und ging die Treppe ganz runter ins Wohnzimmer.

„Ich trinke einen Kaffe, danach fahren wir los. In etwa einer halben Stunde.“ Da war sein Tonfall wieder. Streng und ausdruckslos.

Er ging zum Kamin und legte einen Holzscheid auf die Feuerstelle, dann entzündete er den Kamin.

Gaara blieb zurück und widerstand dem Wunsch zu seiner Mutter zu gehen, er traute sich nicht wirklich sie jetzt anzusehen.

Statt dessen stand er auch auf und merkte wie sehr sein Rücken wieder schmerzte. Müde ließ er die Schultern sinken und wollte ebenfalls hinunter ins Wohnzimmer um sich auf der Couch bei Moby zusammen zu rollen.

Sein Vater hockte noch beim Kamin und mit dem Kaminbesteck rückte er das Holz über die Flamme, damit es angenehm warm wurde.

Gaara plumpste aufs Sofa und beobachtete kurz die gelblich rote Flamme, dann tastete seine Hand nach dem schlafendem Hund und er kraulte das weiße Fell.

Nach einigen Minuten war allerdings schon wieder schluß mit der angenehmen Ruhe, denn sei Vater räusperte sich.

„Mmh? Was ist das?“, meinte er leise und Gaara sah desinteressiert zu ihm, dann wieder zu seinem Hund.

„Was denn?“

Eichi stand auf und schaute auf etwas hinab. Er rührte sich lange nicht, aber Gaara sah aus den Augenwinkeln wie sich seine Hand immer mehr um das Gesteck klammerte.

„DAS HIER!!!“, schrie sein Vater dann und fuhr herum.

Eingeschüchtert fuhr Gaara zusammen, da Eichi plötzlich so laut wurde. Einen Moment später knallte etwas unglaublich Heißes in sein Gesicht und Gaara schrie auf, warf sich vom Sofa hoch und hielt sich die Wange.

Ein Klong ertönte und hektisch sah Gaara auf den Boden zu seinen Füßen.

Eine noch glimmende kleine weiße Dose, die nun verformt und angeschwärzt war kullerte auf dem Parkett umher und blieb stehen, als sie an das Bein des Couchtisches aufkam. Um sie herum waren kleine weiße Punkte auf dem Boden... Pillen.

Überfordert verengte Gaara die Augen, dann sah er eine Hand auf sich zu schnellen, die ihn am Kragen packte und fast von den Füßen riß.

„WAS MACHEN DIE IM KAMIN?!“, brüllte Eichi weiter und sah Gaara drohend an.

Der Junge schluckte und stierte unsicher zurück. Das hatte er völlig vergessen.

„Was.. die.. ich..!“, stammelte er und versuchte sich schnell eine Ausrede einfallen zu lassen.

Eichi allerdings begann ihn ruckartig zu schütteln und sah ihn an, als wolle er ihm gleich die Eingeweide raus reißen.

Gaara kniff die Augen zusammen und dachte angestrengt nach.

„Das war ein Unfall!“, sprudelte es aus ihm hervor und er versuchte sich zu rechtfertigen. Er wollte nicht das man ihm was antat, nicht jetzt. So viel zu vorhin, er wusste doch, das er nur heuchelte. Er wusste es einfach!

Zornentbrannt glotzte sein Vater auf ihn runter und Gaara sah keine andere Möglichkeit seine Haut zu retten, denn das Kamingesteck in Eichis freier Hand zitterte gefährlich.

„Mama...!“, brachte er hervor. „Mama hat sie verwahrt! Als sie den Kamin angezündet hat sind sie ihr Ausversehen reingefallen! Es war ein Unfall! Wir wollten sie wieder rausholen doch die Dose lag mitten im Feuer! Es tut mir leid! Es waren nur 3 Tage! Ich kann das nachholen!“ Er fühlte sich schlecht bei dieser Lüge und hatte Angst sein Vater würde sich nicht zügeln, aber er hoffte inständig, dass er sich so retten konnte. Außerdem war das ein Schlag für sein eh kleines Selbstwertgefühl. Hatte er nicht vor ein paar Tagen lauthals gerufen er würde nie wieder was nehmen, was sein Vater ihm gab? Er war erbärmlich!

Er bezweifelte, dass sein Vater seiner Mutter jetzt eine Vorwurf machen würde... und das seine Mutter ihm verzieh, es war das letzte sie gegen seinen Vater auszuspielen, aber er wollte nicht mit ihr eingeliefert werden.

Und er hatte Glück. Sein Vater funkelte ihn ein paar Minuten schweigsam an, dann wurde sein Griff lockerer und er ließ Gaara los.

Erschrocken sackte dieser auf die Couch zurück und rang nach Atem, was dazu führte, dass ein Hustenanfall über ihn hereinfiel. Er hörte wie sein Vater genervt das Gesteck wegwarf und laut aufstöhnte, aber er sah es nicht. Seine Hand war in sein Hemd geklammert und er versuchte den Husten zu unterdrücken, da er ihm die Luft Abschnitt und er durch die Nase ebenfalls nicht atmen konnte.

„Gut... von mir aus.“, knurrte Eichi dann und ging die Treppe wieder hoch. „Kaffe gibt’s im Krankenhaus, wir fahren jetzt! Zieh dich an!“

Gaara nickte schnell und sah wie Eichi die Treppe hoch verschwand, dann erschlaffte er und beugte sich vorne über um auf den Boden zu starren.

Sein Körper zitterte und ihm wurde schummrig.

Wie lange noch? Lange hielt er das nicht mehr aus, er schaffte das nicht mehr...

Er musste hier endlich weg!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Dayce
2008-08-05T10:15:24+00:00 05.08.2008 12:15
Huhu, ich bin mal wieder voll spät dran, aber zur Zeit komme ich nicht ganz so klar, deshalb hat es auch so ewig gedauert. Sorry dafür.
Also ich fand den Teil, den Rückblick ziemlich faszinierend, vorallem weil eutlich rüber kommte, das der Mann von Akemi zwei Seiten hat. Auf der einen Sache, liebt er sie komischerweise, und auf der anderen lässt er seine Probleme an ihr aus. Ist schwer zu verstehen, vorallem weil sie ihn ja trotz allem total liebt, und nach ihm ruft als es ihr so schlecht ging. Das mit dem Baby finde ich schon voll krass. Den war es nicht sein Wunsch mit ihr ein Kind zu haben? Und dann hatte es funktioniert und er ist der jenige der es zu verantworten hat das es umkommt. Auch toll, und die arme liebt ihn immer noch. Gaara hat in dem Sinne ja recht das es nichts bringt sich an guten Tagen festzuhalten, weil irgendwann kann man doch nicht mehr so leben.
Also ich fand das Kapi sehr aufschlußreich und sorry nochmal das es so lange gedauert hat. Aber ich werde nicht aufhören deine Story zu lesen, hoffe die nächste Zeit wird ruhiger und ich komm schneller dazu.
Die länge war wiedermal genial! Danke dafür.
So nun auf zum nächsten!
Tschaui Dayce
Von:  Bramblerose
2008-07-29T15:22:38+00:00 29.07.2008 17:22
nicht mehr ganz so viel los hier mmh... schade
Von: abgemeldet
2008-07-25T19:47:37+00:00 25.07.2008 21:47
ohooo,gaara hat gelogen....hoffen wir mal,des seine mutter kein ärger kriegt,hmm
echt schade des mit dem baby.....ich mein,ich gönn es eichi....aber *traurig ist* es ist so....dramatisch!!
nu ja,echt tolles kappi,war schön mal ein normales gespräch von gaara und eichi zu hören (lesen-.-*)
schreibst du mir beim nächsten kappi wieder ne ENS?
ciao,lg
Von: abgemeldet
2008-07-24T09:36:07+00:00 24.07.2008 11:36
Wow, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.
Ich bin völlig hin und weg von dem Kappi
Hast du super geschrieben!
Schreib schnell weiter
Lucky-chan


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