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MORNING AFTER DARK.


 

dark.

3. Kapitel

MORNING AFTER DARK.
 

Stumm. Nicht eine Silbe wich von ihren nunmehr blutleeren Lippen. Die Absurdität dieses Gesprächs hatte ungeahnte Höhen erfahren. Die Schreibfeder war längst nicht mehr in ihrer zitternden Hand zu finden, stattdessen mühte sich Katie, ihre bebende Gliedmaße in Zaum zu halten. Der kleine, vorschnelle Witz, den sie sich vor nicht weniger als ein paar Minuten erlaubte, verbarrikadierte ihr Sprachzentrum und brachte auf gleichem Wege ihr Gehirn zum Stillstand. Betreten, und sich mehr als beschämt vorkommend, senkte sie den Blick.

Ihr war ganz und gar nicht wohl bei dem Gedanken daran, dass ihr Gegenüber wahrlich einer Blutlinie entstammte, die Jungfrauen entführte, Angst und Schrecken verbreitete und Menschen fraß.

»Oger essen keine Menschen«, meinte Marcus mit angespannter Mimik, als ob er ihre Gedanken erraten hatte. »Oh, Miss Bell, schon immer hat man in deinem Gesicht lesen können, was dir durch das blonde Köpfchen geht.«

»Heißt das, dass all das Gerede von damals der Wahrheit entspricht?«, holpernd und stockend entwich die Frage ihren Lippen.

»Du meinst die Gerüchte?«, hakte er nach und Katie nickte bejahend. »Wann begreift ihr endlich, dass an jedem Gerücht etwas Wahres dran ist?«

»Also stimmt es, du bist ein Troll!«, beinahe hätte die junge Frau hysterisch aufgelacht.

»Oger!«, knurrte er verteidigend.

»'Tschuldigung.«, betreten nagte Katie auf ihrer Unterlippe herum. Die vorherrschende Situation war ihr unangenehm und sie konnte nicht verhindern, dass Marcus es bemerkte. »Etwas wundert mich aber«, begann sie und zog die Stirn in Falten, »warum erzählst du mir das alles? Dir muss doch klar sein dass, wenn ich diesen Artikel in Druck gehen lasse, jeder über dich, deine Familie und den Fluch Bescheid weiß.«

Zu ihrer Überraschung zuckte ihr Gegenüber nur mit den Schultern.

»Aber, stört dich das denn nicht?« Ganz nach Reporter-Manier, bohrte Katie weiter. Es wollte einfach nicht in ihren Kopf, dass nach all den Jahren, Jahrzehnten, in denen die Flints versuchten, ihr Geheimnis zu bewahren, es nun an Marcus war, ebenjenes preiszugeben?

»So sehr meine Ahnen und Vorväter es auch versucht haben, irgendwann muss jedes Versteckspiel sein Ende finden.«, erklärte er mit beunruhigend ruhiger Stimme. »Der Krieg ist vorbei. Die Menschen, Hexen und Zauberer, wissen um Werwölfe, Feen, Zentauren und Riesen. Warum also sollte die Welt nicht auch erfahren dürfen, dass es Oger, ebenso wie Trolle, gibt?«

»Aber«, wollte Katie erneut beginnen, doch der junge Hausherr unterbrach sie mit einem Lächeln, das ihr einen eiskalten Schauer über den zierlichen Rücken jagte.

»Alles Unbekannte, Neue, hat seinen Reiz. Um die Neugierde von Generationen zu befriedigen kann man den einfachen, oder den komplizierten Weg wählen.«, das Kribbeln schien sich mit seinen Worten ihren Körper hinauf zu schlängeln.

Unbekanntes, Neues, Reizvolles ... Befriedigung, seine gewählten Ausdrücke ließen ihre Kehle plötzlich staubtrocken erscheinen.

»Nun, Miss Bell, mein Weg war schon immer der einfachere und schnellere. Ob beim Quidditch oder außerhalb.«, seine Lippen verschoben sich zu einem Lächeln.
 

Wieder verfiel die junge Frau in Schweigen. Katie schloss die Augen, ließ sich in das Polster zurücksinken, so dass ihr Rücken das harte, unnachgiebige Leder berührte und atmete hörbar ein und aus. Die Pergamentrollte kräuselte sich auf dem Couchtisch und die Feder lag friedlich neben ihr.

Katie war dankbar, dass Marcus ihr die Zeit ließ, das Gehörte aufzunehmen und zu verarbeiten. Plötzlich wandte sie ihr Haupt von einer Seite zur anderen und fuhr sich fahrig und unschlüssig durch die blonde Mähne.

»Ich würde dir ja gern Beweise liefern, da ich annehme, dass du mir nicht glaubst, aber ich halte es für die bessere Variante, dich nicht mit mir in eine Höhle, draußen im tiefsten und dunkelsten Wald, sperren zu lassen.«, sein Grinsen war herausfordernd, dennoch warnten seine Worte vor seiner eigenen Person.

»Du klingst wie mein Vater, wenn er früher versucht hat, mir Schauergeschichten erzählen zu wollen.«, klagte sie an und fühlte sich, trotz der gehörten Last, mutiger als geahnt.

»Wie oft muss man dir eigentlich noch erklären, dass es keine Gruselmärchen sind, Katie Bell?«, seine tiefe Stimme wallte zu einem gefährlichen Knurren auf.

»Ich komme mir vor wie in Grimms Märchen.«, spöttisch und ungläubig entfloh ihr die Anmaßung.

»Der böse Wolf, der das Rotkäppchen vergnüglich verspeisen wollte, war ein Werwolf. Der Riese aus Jack und die Bohnenranke, war, ob du es glaubst oder nicht, ein entfernter Verwandter meinerseits. Und aus den vergangen Tagen weißt selbst du, dass nicht alle Hexen gut sind!«, erwiderte Marcus anklagend und wütend, aber dennoch verteidigend. »Wer glaubst du, wer Jack wirklich war? Jacob Grimm höchst persönlich. Woher sonst hätten er und sein Bruder ihr immenses Wissen gehabt? Scharlatane waren sie, nicht mehr. Gabelten hier und da ein paar Fetzen auf und mischten Wahrheit mit Dichtung. Du, als Hexe und halber Muggel, weißt bestimmt besser als niemand sonst, wie einfältig und leichtgläubig die Menschen sind.«

Die Evidenz traf sie bis ins Mark. Fröstelnd schlang Katie die Arme um ihren Bauch. Obwohl es in dem großen Raum angenehm warm war, fror sie. Die Härchen auf ihren Armen standen ihr bereits seit Minuten zu Berge und eigentlich hatte sie, seit sie dieses Haus betreten hatte, nie so etwas wie Wärme empfunden.

Trotz imposanter Lüster, Kerzen und Kaminen schien von diesem Ort eine Kälte auszugehen, die sie nicht beschreiben konnte. Der schwere Mantel, der noch immer über ihre Knie lag, sah einladend aus. Ohne Umschweife griff Katie danach und schlüpfte hinein.

»Du willst also gehen?«, beinahe hoffnungsvoll erklang der tiefe Barriton und Katie blickte von ihrem Tun auf.

»Nein«, sagte sie entschieden. »Mir ist nur ein wenig kalt.«

»So so«, meinte Marcus und schnalzte mit der Zunge, »kalt, ja?«

Irritiert nickte die junge Frau und blickte unschlüssig durch den hohen, großen Raum.

»Für wahr, Miss Bell, trotz des Feuerchens ist es nicht wirklich behaglich hier, nicht?«, ein merkwürdiges Grinsen umspielte seine Lippen.

»War Shakespeare auch ein Verwandter von dir?«, etwas vorschnell schoss die Frage aus ihrem Mund, doch Katie hob nur eine Augenbraue.

»Nicht, dass ich wüsste.«, gab er zu und zuckte mit den breiten Schultern.

Das Knirschen des Leders unter seiner massigen Gestalt ließ sie abermals verwirrt dreinblicken. »Was hast du vor?«, hakte sie nach und zog die Stirn in Falten.

»Du sagst, dass dir kalt ist, also lasse ich dir ein Bad ein. Immerhin bist du unser Gast.«, erklärte Marcus in ruhigem Ton, jedoch beschlich die junge Frau ein merkwürdiges Gefühl.

»Wirst du mich fressen?«, entkam es ihr und ein hysterisches, kleines Kichern folgte.

Marcus hob nur missbilligend die Brauen und schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn du mich nicht lässt.«. Ein schiefes, beinahe verrücktes Grinsen legte sich auf seine groben Züge. »Oh, Miss Bell, dir fehlt eindeutig ein Hauch mehr Scharfsinn. Von dir, als Reporterin, hätte ich etwas mehr erwartet.«

»Stell meine persönlichen Schwächen nicht mit denen meines Berufes auf eine Ebene!«, fauchte Katie ungehalten und starrte trotzig zu dem Mann auf, der sich bereits erhoben hatte.

»Habe ich nicht.«, bemerkte er entschieden und in erhabenem Ton.

Die junge Frau wich seinem Blick aus und richtete ihr Augenmerk auf die Pergamentrolle auf dem kleinen Tisch vor sich. »Dein Angebot ist vielleicht nett gemeint, aber ich werde es nicht annehmen.«, sagte sie mit lauter Stimme.

»Oh, Katie, das war kein Angebot und auch keine Bitte. Ich habe damit nichts zu tun. Mutter wünscht, dass du hier bleibst. Denn, wenn es nach mir ginge, hätte ich dich nicht einmal über die Türschwelle treten lassen.«, knurrte er und nun war es Katie, die vom Pergament erneut zu ihm aufsah und sich erhob. Sie umrundete den kleinen Tisch und positionierte sich nun, die Hände in die Hüften stemmend, vor den hochgewachsenen Mann.

»Und wenn ich auch nur den Hauch einer Ahnung gehabt hätte, welche, überaus reiche Zauberfamilie ich interviewen soll, hätte ich dankend abgelehnt!«, zischte Katie.

»Hast du aber nicht!«, sagte er gleichmütig und wieder umspielte seine Lippen dieses Lächeln, das ihr Blut zum Kochen brachte.

»Weil ich es nicht wusste.«, fauchte sie ungehalten und schnaubte wütend.

»Eine lahme Ausrede, findest du nicht?«, eine dunkle Augenbraue erhob sich zum ebenso dunklen Haaransatz. Empört schnappte Katie nach Luft. Sie öffnete den Mund und schloss ihn sogleich wieder. »Deine Ähnlichkeit mit einem Fisch ist verblüffend.«, neckte er und beobachtete mit Genugtuung das Mienenspiel auf ihrem Gesicht.

Vor Wut gerötete Wangen, die Stirn in Zornesfalten gelegt. Ihr Puls pochte gefährlich an der schlanken, milchigweißen Säule, die ihren Hals darstellte. Er konnte die Hitze förmlich greifen, die von der jungen Frau ausging, doch verbrennen würde er sich nicht.

»Die Schlaf- und Badezimmer für die Gäste findest du im zweiten Stock. Wenn du mir also folgen willst?!« Wieder war es keine Bitte, die von seinen Lippen herrührte, sondern ein Befehl. Beißend, klar verständlich und auffordernd.
 

Abermals glitten seine langen Finger über das Holz des außergewöhnlich schönen Geländers. Doch Katie lag wenig daran, seine Hände zu begutachten. Murrend, und vor sich her fluchend, folgte sie dem jungen Herren und versuchte sich, die Umgebung einzuprägen.

Im Gegensatz zu ihrer Freundin Angelina Johnson, seit kurzem verheiratete Weasley, besaß sie leider nicht die Gabe eines fotografischen Gedächtnisses. Ihre um anderthalb Jahre ältere Freundin und Teamkameradin hatte oft mehr als genug als wandelnde Karte herhalten müssen, zumindest so lang, bis Katie sich einigermaßen im Schloss und auf dem Gelände rund um Hogwarts zurechtfand.

Plötzlich hielt Marcus inne und positionierte sich vor einer der vielen Türen. »Hier, dein Zimmer.«, mehr sagte er nicht, sondern deutete eher missbilligend auf die helle, und unschuldig wirkende Tür. Zögernd griff Katie nach dem Knauf, doch dann überwand sie ihre Scheu.

»Ha ha ha, sehr witzig, Flint!«, fauchte sie und wich dem Besenstiel aus, der ihr entgegen kam.

»Upps«, entkam es Marcus, jedoch nicht mit genügend Ernst in der Stimme, »bei so vielen Zimmern verliert man leicht den Überblick.«

»Von wegen!«, knurrte Katie und stopfte das Putzuntensil wieder zurück in den Schrank.

»Und ich dachte, du hättest Humor.«, ließ er beiläufig klingend verlauten.

»Habe ich auch. Ich habe ihn nur dann nicht, wenn ich fast von einem Besen erschlagen werde!«, sie zischte wie ein Kessel auf der Feuerstelle.

»Das muss bei euch Reportern wohl am Job liegen, dass ihr keinen Spaß versteht.«, mit diesen Worten zuckte Marcus nur mit den Schultern und ließ von dem Mädchen ab. »Da hinten, da ist dein Zimmer.«

»Na klar. Sicher doch!«, herrschte Katie abermals, dennoch versuchte sie, ihn einzuholen. »Ich warne dich, Flint!«

»Du ... warnst ... mich?«, beinahe hätte Marcus laut aufgelacht. »Katie, Katie, Katie, du hast leider gar keine Wahl. Ich könnte dich auch zu dem Besen in den Schrank stecken und du könntest nichts dagegen tun.«

»Monster!«, keuchte sie mit entsetztem Ausdruck auf dem nun blassen Gesicht.

»Du hältst mich wirklich für abscheulich, hm?«, eher belustigt entfloh ihm seine Frage, doch Katies Miene blieb ernst.

Trotzig blickte sie zu ihm auf. Sie würde auch mit einer Besenkammer fertig werden, wenn sie musste. Ein flüchtiges Grinsen stahl sich auf seine Lippen bei dem Gedanken daran.

»Du bist grausam!«, all das Gehörte und ihr Wissen aus der Vergangenheit hatte sie zu diesem Schluss kommen lassen.

»Nur ein wenig«, grinste er.
 

Gemächlich schlenderte er den langen Flur entlang, ehe Marcus abermals vor einer Tür hielt. Jedoch wartete er nicht darauf, dass Katie nach dem Knauf griff, sondern er tat es selbst und ließ sie, mittels Dienergeste, eintreten.

Argwöhnisch zog sie die Augenbrauen zusammen, ein Indiz dafür, dass sie ihm nicht über den Weg traute, da die Miene unergründlich blieb.

Zu Katies Verblüffung handelte es sich bei dem Zimmer, das sie betrat, nicht bloß um einen einfachen, quadratischen Raum. Hiesige, deckenhohe Fenster lagen der Tür gegenüber, sowie ein riesiges Bett, mit hölzernen Pfosten und einem seidig-glänzenden Baldachin, der im dumpfen Schein eines Kerzenleuchters leicht roséfarbend schimmerte. Katie schritt vorsichtig auf die Schlafstätte zu, die sich an der Wand zwischen Gläserfront und Pforte perfekt integrierte, ohne dass das Zimmer überfüllt wirkte. Links und rechts neben dem Bett befanden sich kleine, altmodische Tischchen, die mit jeweils einem kleinen Lämpchen versehen worden waren. Sie nahm ihren Blick von den fragilen Lampenschirmen und richtete ihn auf Marcus, der sie mit offenkundigem Desinteresse musterte.

Für ihn war dieses Zimmer nicht mehr als ein Raum. Ein Gästezimmer, nicht mehr und nicht weniger. Ein Bett, ein Schrank, ein Stuhl. Unspektakulär, nur mit dem Nötigsten ausgestattet. Doch für die junge Frau, glich dieser Ort, ähnlich der Bibliothek, einem wahr gewordenen Traum.

Zu Hause, in ihrer kleinen eineinhalb Zimmer Wohnung über einem schäbigen Muggel-Restaurant, roch es stets nach scharfem, chinesischem Essen und ähnlichen Gerüchen, da der Wind jene Düfte bis hoch in die Lüfte trug. Im Sommer war es stets am Schlimmsten! Der Ort, den sie ihr kleines »Kämmerchen« nannte, glich eher einem Schuhkarton. Eine winzige Küchenzeile mit integrierter Nasszelle, ein Bett, eingefasst zwischen den Wänden von Flur und Außenwand und ein Wohnbereich, in den gerade einmal ein mickeriges, altes, knarrendes, sumpfgrünes Sofa passte. Alles in allem wohnte Katreace Bell sehr minimalistisch, um nicht zu sagen: an der Grenze nur einfachsten Einfachheit.

»Das ist toll«, entkam es prompt ihren Lippen, als sie bewundernd abermals den Blick schweifen ließ, »wirklich.«

Marcus jedoch strafte ihre Aussage mit einem schnauben Ton. Er verschränkte die Arme vor der Brust und konnte ihrer offensichtlichen Begeisterung nichts abgewinnen. Dass dieses Zimmer zu den kleinsten in der Villa gehörte, verschwieg er, denn wenn die toughe, einstige Jägerin der Löwen schon jetzt voller Entzücken beinahe einen Freudentanz aufzuführen drohte, wollte er sich nicht ausmalen, wie sie reagierte, wenn sie einen Blick in die übrigen Räumlichkeiten warf.

»Das Bad«, meinte er tonlos und machte keinen Hehl daraus, ihre Euphorie nicht zu teilen. »Ist dort.« Marcus verwies auf die angrenzende Tür, rechts neben sich und ein flüchtiges Lächeln machte sich in seinem Inneren breit, als er ihren erstaunten, aber dennoch argwöhnischen Blick bemerkte. Katies Gesicht, dass ihn plötzlich unschwer an Porzellan erinnerte, zierte Skepsis, dennoch marschierte sie auf die Pforte zu und suchte an der Wand nach einer Lichtquelle. Kopfschüttelnd schloss er die Augen und ein Grinsen legte sich auf seine Lippen, denn der erstickte Schrei, den sie ausstieß, überraschte ihn kaum.

Marmorfliesen, eine riesige, runde und in den Boden eingelassene Keramikwanne, die einem Muggel-Wirlpool nicht unähnlich war, ein großer Waschtisch mit zwei schneeweißen Waschbecken mit kristallinen Wasserhähnen.

»Bei Merlin!«, beinahe blieb der jungen Frau die Spucke im Halse stecken. »So stelle ich mir den Himmel vor!« Ungeachtet dessen, dass sich ihr womöglich größter und gröbster Widersacher in ein und dem selben Raum befand, sprudelten die Worte aus ihrem Mund hervor.

»Da du solang bleiben sollst, wie du willst«, bemerkte Marcus unter knirschenden Zähnen, »ist dies dein Badezimmer, für die Zeit deines Verbleibs.«

Wenn er ihr nicht so zuwider gewesen wäre, hätte sie sich ihm wohl in die Arme geworfen und ihre Dankbarkeit in angemessener Art und Weise kund getan, doch es war Marcus Flint, der ihr in der Vergangenheit ziemlich zugesetzt hatte und ihren Dank nicht verdiente.

Wie lang sie bereits in diesem Raum stand und staunend jede Einzelheit betrachtete, vermochte Katie nicht zu sagen. So simpel und praktisch das Bad auch ausgestattet und eingerichtet sein mochte, die Faszination über so viel Luxus und pompösen Reichtum riss nicht ab.

»Da du so angetan bist, von dieser Räumlichkeit, gehe ich also davon aus, dass du hier schlafen willst?« Katie ignorierte den Spott und Hohn in seiner Stimme. Bedächtig strich sie mit den Fingern über die Armaturen des Waschtisches und beinahe wäre ein sehnsuchtsvoller Seufzer ihrer Kehle entronnen.

»Vermietet ihr auch?«, die Worte prasselten und purzelten einfach von ihren Lippen, ehe sie sich dessen gewahr wurde.

»Nein, außerdem will ich nicht mit dir unter einem Dach leben!«, knurrte er in beißendem Ton und erinnerte sie unschwer daran, dass sie ihm nicht willkommen war.

Ohne ein weiteres Wort, wandte Marcus sich zum Gehen. Wahrlich, ihre Nähe wurde mehr und mehr zu einem Gefängnis, aus dem er nicht ausbrechen konnte, wenn er sich noch länger mit ihr in ein und demselben Raum aufhielt. Eine Regung durchfuhr ihn, als er sich ein letztes Mal zu der jungen Frau umwandte.

Da stand sie, die toughe, schnelle Katie Bell und wirkte plötzlich verloren und verwirrt. Doch er würde kein Mitleid haben. Nicht mit ihr, nicht mit irgendjemand sonst, schließlich verfuhr man mit ihm ebenso. Niemand hatte Mitleid oder Mitgefühl für ihn übrig. Für das Monster, das er war.
 

Mit einem lauten Knall fiel die Tür ins Schloss und Katie zuckte zusammen. Was auch immer ihn so wütend machte, hatte sie nicht zu kümmern. Schließlich war es seine Mutter, die ihr gestattete, hierzubleiben, auch wenn ihr noch immer etwas mulmig zumute war.

Es muss ja nicht für lange sein, nur für heute Nacht. Nur einmal wieder in einem richtigen Bett schlafen!, der Gedanke, so naiv und kindisch er auch sein mochte, verbarrikadierte sich in ihrem Kopf und wich nicht von Ort und Stelle.

Großzügig quollen Seifenblasen aus der dampfenden Wanne hervor und der Schaum ergoss sich über die Marmorfliesen. »Wenn ich geahnt hätte, dass ich hier übernachten muss, dann hätte ich mir zumindest neue Unterwäsche mitgenommen«, knurrte sie, doch die hellen Wände schien ihr nicht antworten zu wollen. Langsam ließ sie sich in das große Becken sinken, zischte ein paar vereinzelte Flüche, da das Wasser eine Spur zu heiß für ihren ausgekühlten Körper schien und versank schließlich selig seufzend in Schaum und wohlriechenden Düften. Das Schaumbad entspannte ihre verkrampften und angespannten Muskeln. Nach einer gefühlten und herrlichen Ewigkeit, und der ernüchternden Feststellung, dass ihre Finger allmählich schrumpelig wurden, entschied Katie, dass es an der Zeit war, der wohligen Wärme entkommen zu müssen.

Weiße, riesige Frottiertücher stapelten sich auf einer Ablage neben dem Waschtisch und auch ein einladend wirkender Bademantel hing an einem der Haken, an denen Katie ihre Kleidung befestigt hatte. Schnell schlüpfte sie in den weichen und nach Weichspülmittel duftenden Mantel, ehe sie ihr Antlitz in einem der Spiegel betrachtete.

Nicht einmal einen Kamm, geschweige denn eine Zahnbürste hatte sie bei sich, eine erschreckende Erkenntnis für jemanden, der vielleicht nicht viel, aber dennoch einiges für seine äußerliche Schönheit tat. Eitelkeit gehört zwar nicht zu ihren hervorstechensten Charaktereigenschaften, doch seitdem sie für den Tagespropheten arbeitete und stets ordentlich und gepflegt erscheinen musste, kam auch Katie nicht um Tiegelchen und Töpfchen, und einen monatlichen Friseurbesuch, herum. Schließlich sorgte ein ansprechendes Erscheinungsbild für den nötigen Respekt, den man sich als Reporterin verschaffen musste und man passte sich der Arbeit an, und nicht umgekehrt! Doch es nützte alles nichts, wenn das Equipment nicht zur Hand war! Also fuhr sie sich hastig mit den Fingern durch die blonde Mähne, schöpfte sich eine handvoll lauwarmes Wasser ins Gesicht und spülte ihren Mund aus.

Die Aufregungen des Tages mussten zu guter Letzt noch verdaut und das Schriftstück noch einmal überflogen werden, ehe sie sich ins Land der Träume würde tragen lassen können.
 

Gedankenverloren nagte Katie an ihrer Unterlippe, als ihre Augen über das Blatt schweiften. Ein Oger?, bei dem Gedanken an ein grünes, riesiges Monster stellten sich ihr die Nackenhärchen auf. Wie absurd!

Marcus' Erklärungen zum Trotze, überkamen sie leise Zweifel, ob seine Worte nicht doch der Wahrheit entsprachen. Schließlich war es nicht von der Hand zuweisen, dass Hexen, Zauberer, Trolle, Werwölfe, Einhörner und Drachen existierten.

Gesteigerte Triebhaftigkeit, mit Hang nur Grobheit, ein weiterer Stichpunkt auf ihrer Liste, der sie erschauern ließ. Dass sich der junge Mann nur allzu bald in eine gierige Kreatur verwandeln könnte, schien beinahe unglaublich. Wie auch immer man es damals auf Hogwarts angestellt hatte, war nichts davon zu merken. Geheimnistuer gab es zu genüge und die Lehrkräfte würden sich hüten, wenn auch nur das kleinste Detail des Unglücks die Runde gemacht hätte.

Eltern hätten ihre Kinder nie die Kunst der Magie erlernen lassen, wenn herausgekommen wäre, dass ein Troll oder Oger mit ihren Zöglingen die Schulbank drückte.

Mr. und Mrs. Flint hatten versucht, ihrem Sohn eine möglichst normale Lebenssituation zu ermöglichen und es war ihnen wohl gelungen. Zumindest hatten sie bei der Erziehung nicht versagt, wenn man von den nicht vorhandenen Manieren ihres Sprosses absah. Nicht ohne Grund hatten sie Marcus den Freiraum gegeben, den er brauchte. So konnte er eine Mauer aus Arroganz, Selbstverliebtheit und Geltungsdrang um sich herum errichten, damit ihm niemand auf die Schliche kam und womöglich das dunkelste Geheimnis seiner Familie entlarvte. In all der Zeit hatte er gelernt, mit dem Fluch zu leben und ihn zu akzeptieren.

Ein bedauerndes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie an den Grobian dachte, der sie nur allzu gern vom Besen warf, einen Quaffel nach ihr schmiss oder sie auf den Gängen verhext hatte. Aus dem überheblichen Raufbold und Draufgänger, der er trotz seiner merkwürdigen Erscheinung gewesen war, hatte sich ein Mann empor getan, der auf eine seltsame Art klug und selbstsicher und auf einer anderen, beängstigenden Weise anziehend wirkte.

Animalische Anziehungskraft, kritzelte sie unter den triebhaften Punkt und biss sich erneut auf die Lippen, als ihre Gedanken zurück zu den langen, geschmeidigen Fingern wanderten. Aus Marcellus Lloyd Matthew Dorian Flint war ein Mann geworden, der ihr Angst einjagte, im physischen wie im psychischen Sinne.
 

Das Klopfen an der Tür registrierte sie kaum, und auch der kühle Luftzug, der mit dem Öffnen der Pforte einher ging, tat ihrem Schlummer keinen Abbruch. Doch etwas, das ihre Haut zum Kribbeln brachte, jagte die junge Frau aus ihrem Dämmerschlaf. Mit schreckgeweiteten Augen blickte sie zu dem Mann auf, der sich in der Dunkelheit des Türrahmens herumdrückte und nicht im mindesten daran interessiert schien, sein Augenmerk von ihr zu lösen.

Eiligst schlang Katie den verrutschten Stoff des Bademantels um sich, griff nach der Kordel und zurrte das Band enger um ihre Taille. Noch viel zu benommen, um ihm etwas entgegen zu schmettert, versank sie wieder in den Kissen. Doch das Bild von ihm, wie er gierig auf sie hinab starrte, brannte sich in ihr Gedächtnis. Kein Traum!, keuchte ihr Unterbewusstsein, abermals schreckte sie auf.

Selbst im schwachen Schein der Nachttischlampe neben ihrem Bett konnte sie erkennen, dass er sie betrachtete. Marcus taxierte sie mit einem emotionslosen Ausdruck auf dem markanten Gesicht, doch seine Augen verrieten ihn und straften seine Unschuldsmiene Lüge.

Du hast vergessen, die Tür zuzusperren, du Idiotin!, zischten und schrillten die Alarmglöckchen in ihrem Inneren. Doch konnte man die Tür überhaupt verriegeln? Ein Schlüssel wäre ihr doch aufgefallen. Du bist zwar hier in einer Villa, aber neben deiner Person befindet sich ebenso ein Monster in diesem Haus!

Er konnte den Panik- und Fluchtreflex genau erkennen, der sich in ihren Augen widerspiegelte. Kein Wort war über seine Lippen gekommen und auch Katie vermied es, ihre Stimme zu erheben. Vielleicht ist es wieder nur ein Traum? Ein Trugbild), doch ebenjener Wunsch stellte sich als viel zu real heraus, als der hochgewachsene Mann ins Zimmer trat und die Tür schloss, ohne den Blick von ihr zu nehmen, deren Angst und Furcht beinahe greifbar waren.
 

Lautlos, und geschmeidigen Schrittes, setzte Marcus einen Fuß vor den anderen. Den Mantel fester um ihren Körper schlingend, suchte Katie in dem Raum nach ihren Habseligkeiten und wägte ab, wie viel Zeit ihr blieb, um aus dem Zimmer zu stürmen.

Je näher er kam, desto mehr rutschte sie auf den Laken herum und drückte sich an das Kopfende des fürstlichen Bettes. Wie ein Fels ragte er vor ihr auf, schweigsam und still. Sie hörte nicht einmal, ob er atmete, während ihr Herz vor Furcht und Angst so laut in ihrer Brust trommelte und der Puls in ihrer Kehle pochte, dass sie an nahm, Marcus müsse es doch hören. Adrenalin schoss durch ihren Körper und brachte diesen, ohne dass Katie es hätte verhindern können, zum Beben.

Zitternd presste sie Luft in ihre Lungen, denn die Hünengestalt vor ihr steigerte ihren Fluchtinstinkt.

Er senkte die Lider, atmete ein paar Mal hörbar tief ein und aus, ehe er den Blick hob und ein beängstigendes Funkeln seine Augen erfasste. Die Federn der Matratze knarzten, als er eines seiner Knie darauf bettete. Sowie das zweite folgte, schluckte Katie an dem Angstkloß in ihrer Kehle. Langsam bewegte er sich auf sie zu und als er die langen Finger nach ihrem Gesicht ausstreckte, wich Katie zurück.

Panik blockierte ihr Sprachzentrum. Katie war, als habe man ihr die Zunge in Ketten gelegt, denn jede Drohung, jeder Schrei, der aus ihrem Mund emporschießen wollte, blieb ihr im Halse stecken.

Mit Vorsicht besah sich Katie das Spektakel, dem sie beiwohnte, als Marcus sachte nach der weichen Haut haschte. Seine Fingerspitzen berührten ihre Wange. Stille bedeckte noch immer das Innenleben des Zimmers. Marcus' Aktion verwirrte sie. Katie begriff nicht, was er mit seiner Tat bezweckte.

»Warum willst du mich nicht hier haben?«, ihre zögernd klingende Frage ließ die Ruhe im Raum zerbrechen.

»Weil du mir den letzten Nerv raubst.«, sagte er ungerührt feindselig und betrachtete weiterhin seine Finger dabei, wie diese über die zarte Haut strichen. Plötzlich beschleunigte sich sein Atem, ehe er grob nach ihrem Kinn griff und ihr gefährlich nahe kam.

Ihr setzte das Herz für einen Schlag aus, als Katie den warmen Hauch an ihren Lippen spürte.

»Das ist alles?«, fragte sie und wunderte sich über ihren augenblicklich erwachten Mut, oder glich es Trotz, oder grenzenloser Dummheit, den Mann vor sich so zu reizen?

»Ja«, knurrte er und verabscheute sich in diesem Augenblick, für den Gedanken daran, ihr den kümmerlichen Rest des Mantels vom Leibe zu reißen.

Ungläubig hob sich eine helle Augenbraue zu ihrem Haaransatz, ehe Katie versuchte, den Kopf zu schütteln, doch seine Finger hatten sie noch immer in seiner Gewalt.

»Glaube ich nicht!«, beharrte sie und in einem Anflug von Leichtsinn hoben sich ihre Mundwinkel zu einem herausfordernden Lächeln. »Wenn dem so wäre, dann hättest du eben nicht versucht, mich zu küssen.«

»Habe ich nicht!«, fauchte Marcus und ließ abrupt von ihr ab. »Aber vielleicht bist du doch nicht so fantasielos, wie ich dachte. Immerhin scheint deine Vorstellungskraft zu genügen, dir einzubilden, ich würde dich küssen wollen.«

Das einstige Funkeln in seinen dunklen Augen schwand, stattdessen trat Abneigung an die Stelle von Glanz und finsterer Faszination. Abermals wich Katie vor ihm zurück, kroch langsam und mit mit wachsamen Blick über die weichen Laken. Sobald ihre Zehenspitzen den weichen Teppich berührten, erhob sie sich.

»Was hast du vor?«, verlangte er zu wissen.

»Ich verschwinde«, sagte sie und legte so viel Gleichgültigkeit in ihre wiedergefundene Stimme, wie es ihr möglich war. »Du hast deinen Willen, und ich meine Ruhe!«
 

Mit klopfendem Herzen erinnerte sich Katie daran, dass ihre Kleidung noch immer an den Haken im Badezimmer hing.

Doch Marcus war bereits an ihrer Seite, noch ehe ihre Finger das kühle Metall der Klinke berührten. Er langte nach nach ihrer ausgestreckten Hand, hielt sie zurück und presste ihren Körper, mit dem Rücken voran, gegen das Holz der Pforte.

Nun konnte sie nicht mehr abstreiten, dass er ihr Angst machte und sie gleichermaßen in seinen Bann zog. Das Herz pochte ihr wild in der Kehle, als er die wenigen Zentimeter zwischen ihnen überbrückte und ihr Gesicht mit mehr Vorsicht umfasste, als sie ihm zutraute.

Ihre Haut begann unter seinen Fingerspitzen zu vibrieren. Ein köstliches Kribbeln schlängelte und wand sich in ihrem Inneren, während sie sich seinen kundigen Händen ergab. Seine Daumen glitten über ihre nun mehr erhitzten Wangen, fuhren über ihre weichen Lippen, ehe Marcus seinen Mund darauf sinken ließ.

Seine Zunge erstickte die delikaten Töne, die unweigerlich aus ihrer Kehle emporstiegen, sobald er diese in ihren Mund schob. Gierig schluckte er jeden Laut und bemerkte nicht einmal, dass Katie beinahe unter ihm zusammenzubrechen drohte, wenn seine Hände sie nicht aufrecht hielten.

Sie wirkte so zerbrechlich in seinen groben Klauen, doch zugleich auch ungeahnt stark. Katie übte einen faszinierenden, für Marcus unerklärlichen, Reiz auf ihn aus.

Gegenwehr und Abscheu verpufften wie schlecht aufgesagte Zauber. Sie wichen der Hitze, dem Feuer, der schier unbändigen Gier.

Begehren wallte in ihm auf. Ein lang gehütetes und verborgenes Gefühl, dem er selten erlaubte, hervorzukommen, verhieß es doch Gefahr, Schmerz und Leid.

Katie griff nach seinen Händen, die ihr Gesicht noch immer umschlossen, und führte sie an ihrem Hals entlang, über Schlüsselbein und den zarten Ansatz ihrer Brüste, die vom lästigen Stoff des Bademantels verhüllt wurden, vorbei an ihrem Brustkorb und hinab zu ihrer Taille, wo sie ihm erlaubte, dort zu verharren.

Sie erlag seiner kundigen Zunge und genoss, trotz aller innerer Abwehr, die sie mahnte, einen klaren Kopf zu behalten, den festen Griff seiner Finger, die er nun zu ihrem Rücken führte. Grob und bestimmend drückte er ihren Körper an sich, ehe er sich von ihren Lippen löste um sein begonnenes Spiel an ihrem Hals fortzuführen.
 

Wie sie den Weg in Richtung Bett fanden, vermochte Katie nicht zu sagen. Gierig klammerte sie sich an den starken Mann, hielt genießerisch die Augen geschlossen und schlang ihre Beine um seine Hüften, während Marcus sie zur Schlafstätte trug.

Als er sie auf das weiche Laken sinken ließ, setzten seine Lippen ihre Reise an ihrem schlanken, bleichen Hals fort. Mit leichten Bissen und neckender Zunge arbeitete er sich an ihrem Schlüsselbein entlang bis ihm der Frottierstoff den weiteren Einlass verweigerte. Seine langen Finger strichen an ihren Seiten entlang, schoben das flauschige Material des Mantels an ihre Haut, ehe er seine Hände in höhere Gefilde lotste und diese die Erhebungen ihres Busens langsam umfassten.

Ohne ein Wort des Protestes gestattete es Katie, dass er nach dem Gürtel griff, die lästige, halbherzig gebundene Schlaufe löste und ihm erlaubte, ihre nackte Haut zu betrachten. Ihr einstiger, knabenhaft wirkender Körper hatte mit den Jahren, und der Beendigung der Pubertät, mehr weibliche Rundungen erfahren.

Marcus ließ seine dürstenden Hände über das samtweiche Fleisch ihrer Brüste streichen, während seine Daumen die zarten Knospen reizten und unablässig hauchzarte Küsse über ihren Bauch, ihre Hüften und rund um ihren Nabel verteilte.

Seufzend ergab sich Katie seinen Zärtlichkeiten und verdrängte so gut es ihr möglich war, die Warnungen, die mit jedem Kuss und jedem Zungenschlag in ihrem Kopf widerhallten:

Das darf nicht passieren! Du bist VERLOBT!, wie Säure ätzte sich jede einzelne Silbe an die Stellen ihres wohlig erzitternden Körpers, die Marcus mit seinem Mund und seinen Händen bedeckte.

Katie schob die mahnenden Worte von sich, ehe sie nach dem schwarzen Hemd griff, das noch immer den Körper ihres Gegenspielers verdeckte. Ungeduldig zerrte sie an dem Stoff, ehe Marcus von ihr abließ, nach dem Saum haschte und die Seide über seinen dunklen Schopf zog.

Gierig schluckte Katie, da sein Anblick mehr mit ihr trieb, als ihr das Wasser im Munde zusammenlaufen zu lassen.

Athletisch, muskulös, schneidig ...

Marcus war sich sicher, dass der jungen Frau gefiel, was sie sah. Denn auch, wenn er äußerlich nicht den Anschein machte, würde er doch mit anderen Qualitäten zu überzeugen wissen.

Geduldig wandte er sich wieder dem Geschöpf zu, das erwartungsvoll zu ihm aufblickte. Mit rosigen Lippen, den vor Begierde erblüten Wangen und einem Blick, der Vorfreude und verbotene Lust offenbarte.

»Das ist verboten, so verdorben«, knurrte Marcus, sobald seine Augen über ihren zitternden Leib glitten.

Katie, die ihre nackten, bleichen Knie zusammenpresste und die Ellenbogen in das Laken bohrte, löste sich aus der erwartenden Haltung, nur um sich im nächsten Moment an seine entblößte Brust zu schmiegen. Ihre Hände wanderten seine muskulösen Oberarme hinauf, ehe sie bei seinen Schultern inne hielt, zu ihm aufrückte, um ihren Mund auf seine Lippen zu pressen. Sie legte ihm die Arme um den Hals, verlieh so ihrer Einladung mehr Nachdruck. Bereitwillig kam Marcus ihrer Aufforderung nach, ehe er es zuließ, dass Katie ihn wieder zu sich aufs Bett zog, ihre Beine um seine Hüften schlang und sich im Spiel mit seiner Zunge verlor.

»Ist mir egal«, keuchte sie zwischen zwei leidenschaftlichen Küssen, drängte sich ihm und seine Händen entgegen.

»Warte!«, knurrte er und setzte sich auf. Verwirrung zierte ihr Gesicht, ehe Marcus ihr signalisierte, es ihm gleichzutun. Gehorsam folgte Katie seiner stummen Bitte und ließ sich von ihm aus dem Mantel schälen. Mutig hakte Katie beide Zeigefinger in die Laschen seiner dunklen Hose und nagte an seiner Unterlippe. Mit flinken Fingern öffnete sie die lästigen Überbleibsel von Gürtel, Knöpfen und Reißverschluss. Während sie den schweren Stoff an seinen Hüften herunter schob, griff Marcus nach ihrem Gesicht, spreizte die Finger um ihr nicht den Hauch des Widerstandes zu ermöglichen und verschlang sie beinahe mit einem heißen, verzehrenden Kuss.
 

Genüsslich ließ sich die junge Frau erneut auf das Laken sinken und vermochte nicht länger den kehligen Seufzer zu unterdrücken, der sich von ihren Lippen stahl, sobald sie seinen Körper auf sich spürte.

Gerade, als sie sich ihm abermals empor reckte und sich seinen Händen ergab, hielt Marcus plötzlich inne.

»Ich kann nicht!«, murmelte er und nahm den Blick von ihrem nackten und bereitwilligen Körper.

»Was?« Bestürzung zeigte auf ihrem Gesicht, ehe Katie verwirrt blinzelte. »Warum nicht?«

»Ich würde dir wehtun.«, gestand er und fuhr sich durch die pechschwarze Mähne. Eiligst stützte sie sich vom Laken auf und griff nach der Hand, die in seinem Haar verweilte.

»Marcus«, hauchte sie und er konnte die Angst sehen, die in ihren Augen lag, »du wirst mir nicht wehtun.«

»Und wenn ich nicht aufhören kann?«, knurrte er und leise Wut über die Absurdität dieses Augenblicks mischte sich unter den Drang, die junge Frau neben sich erneut mit seiner massigen Gestalt zu bedecken.

»Womit aufhören?« Katie konnte nicht verhindern, dass sie verletzt und fassungslos klang.

»Damit dich zu vögeln. Dich zu nehmen. Wenn ich nicht aufhören kann, dich vor Lust erzittern zu sehen und dich zum Schreien zu bringen?« Sie war sich darüber im Klaren, dass Marcus versuchen würde, sie in die Flucht zu schlagen, wenn er nur genügend Worte fand.

»Was ist, wenn ich nicht möchte, dass du aufhörst?« Ungläubig hob er den Kopf, als er die Worte der tapferen und furchtlosen Katie Bell vernahm.

»Ich ... werde ... nicht ... aufhören ... können!« Jede Silbe betonte er energisch und wandelte sie in eine Drohung. »Es ... er ... ich ... würde dich umbringen, versteh' das doch!«

Katie schwieg. Ihr war, als läge ihr ein schwerer Stein auf Zunge, der ihr verbot, etwas zu erwidern.

»Du hättest tage- und nächtelang keine Ruhe. Du könntest weder essen, noch trinken und schlafen erst recht nicht. Du würdest vor Erschöpfung zusammenbrechen und ich würde einfach weiter machen, ohne Rücksicht auf dich, deinen Körper oder deine Seele. Das, was in mir haust, kennt kein Recht, kein Gut und keine Gnade. Das Tier im Manne ist nicht bloß ein dämlicher Spruch, Katie!«

Sie schluckte an der trockenen Kehle. Unschlüssig blickte Katie um sich, konnte jedoch nichts entdecken, das dieses Elend bereinigen würde.

»Die Nächte, vor und nach dem Neumond, sind gefährlich. Der Drang, sich zu paaren und Nachkommen zu zeugen vertilgt jegliche Vernunft. Der Trieb, so lang weiterzumachen, bis die Saat auf fruchtbaren Boden trifft, ist übermächtig. Ich würde dich zerbrechen, dich, innerhalb weniger Stunden, komplett auslöschen. Es würde dich zerreißen, dich zerfetzen, bis nichts mehr von dir übrig ist.« Marcus wirkte wie ein gequältes Tier und der dumpfe Glanz in seinen dunklen Augen zerriss ihr beinahe das Herz.

»Marcus, wie ...« Noch immer weigerte sich ihre Zunge, die Worte fließen zu lassen.

»Wie konnte ich nur?«, fragte er spöttisch, doch Katie schüttelte den Kopf.

»Wie hast du ... damals?« Zu mehr sah sich Katie nicht fähig. Jedes Wort hatte sie auf beunruhigende Art angestrengt.

»Du meinst auf Hogwarts?«, hakte Marcus nach. »Pucey und Montague haben, mit Hilfe von Snape, stets dafür gesorgt, dass man mich in ein Verlies sperrte. Eine Kammer, die noch bis weit unter die Kerker der Schule ging.«

Beklommenheit breitete sich im Innern der jungen Frau aus. Dem Drang, ihn zu berühren, musste sie widerstehen, dennoch streckte Katie zaghaft ihre zarten Finger nach ihm aus. Ein Schauer überkam ihn, als Marcus die sanften Berührungen auf seinem Körper ausmachte. Er musste stark sein, sich zusammennehmen, denn ein Blutbad im Anwesen der Flints, bei dem die junge Reporterin beim Liebesspiel mit dem jungen Hausherren ihr Leben ließ, weil sie nicht hören wollte, passte so gar nicht in die Welt der Reichen und Schönen.

Unverwandt rückte Katie zu ihm auf, presste ihre nackte Haut an seine massige Schulter und schlang die blassen, fragilen Arme um ihn. Das zarte Fleisch ihrer Brüste strich einladend über seinen Körper. Die junge Frau löste sich von ihm und positionierte sich direkt vor ihn, um ihm in die Augen zu sehen. Mutig haschte Katie nach seinem Gesicht und zwang ihn, sie anzusehen, ehe sie einen federleichten Kuss auf seinen Mund bettete.

Marcus ließ sie gewähren. Seine Arme hingen schlaff und untätig an ihm herab, doch Katie rutschte unablässig auf seinem Schoß herum. Als sie ihre Lippen von seinen löste, umschlang sie seinen kräftigen, muskulösen Körper und schloss ihn in ihre Arme. Ihr Gesicht verbarg Katie in der Kuhle an seinem Hals und er vernahm, wie sie seinen Duft tief in ihre Lungen sog. Abermals musste er dem Drang widerstehen, sie nicht auf die weichen, einladenden Laken zu drücken und sich in ihr zu verlieren.
 

Ihre kühlen Finger strichen an seinem Nacken entlang, während Katie versuchte, beruhigende Worte zu finden, die sein erhitztes Gemüt ein wenig milde stimmten.

»Wir haben bald Neumond und außerdem bekommst du bald deine Periode, richtig?« Das zarte Streicheln ihrer Finger verebbte abrupt und Katie sah irritiert drein.

»Ja«, gestand sie und wirkte überrascht. »Anfang nächster Woche.«

»Genauer gesagt, in drei Tagen«, verbesserte er sie und die junge Frau kam nicht umhin, schockiert an dem Kloß in ihrem Hals zu schlucken. »Du riechst.«

»Was?« Nun war es endgültig um sie ihre Fassung geschehen. »Erst stalkst du mich, dann willst mit mir schlafen und jetzt sagst du mir auch noch, dass ich stinke?«

Abrupt ließ von ihm ab und blickte verständnislos zu ihm auf, doch Marcus schüttelte den Kopf.

»Nein«, erwiderte er gedehnt und fuhr sich erneut durch die dunkle Mähne. »Ich meine ja. Ich ...«

Er sah genau, wie Katie angespannt die Kiefer aufeinander presste. Vermutlich musste sie sich sehr zügeln, und ihre Wut im Zaum halten, um ihm nicht hier und jetzt eine schallende Ohrfeige zu verpassen.

»Lass es mich dir so erklären«, begann er und rang nach den richtigen Worten, um der jungen Frau vor sich begreiflich zu machen, dass er sie nicht hatte beleidigen wollen. »Der Geruch, der von dir ausgeht, Tage bevor deine Blutungen einsetzt, ist für mich unerträglich!«

Katie gab sich die größte Mühe, nicht auch noch den letzten Funken ihrer Würde zu verlieren und zu riskieren, dass der Mann vor ihr zu einem Tier mutierte, wenn sie ihrer Hand erlaubte, neue Gefilde zu erkunden.

»Hogwarts war, im wahrsten Sinne des Wortes, die Hölle für mich. Und als wenn ich nicht schon abartig und abnorm genug wäre, habt ihr Mädchen, kaum dass ihr eure Periode bekamt, mir auch den letzten Rest an Selbstbeherrschung genommen.«, zischte er und Katie wusste nicht, ob er verbittert, oder wütend klang.

»Warum?«, wollte sie wissen und konnte nicht verhindern, dass sie ihr Ton umschlug.

»Weil dann alles in mir nach Paarung, nach Begattung, schreit. Ich kann nicht mehr klar denken. Der Duft ist stärker als jedes bekannte Aphrodisiakum. Betörend, erotisierend, erregend ... und gleichsam frustrierend. Ein Grund mehr, warum man mich in das dunkle, moderige Verlies sperrte. Doch das Grausamste an der ganzen Misere ist, dass es nicht einen Tag gab, an dem ich nicht völlig den Verstand verloren hätte, denn es war egal, wer es war, ständig lag dieser betörende und alle Sinne vernebelnde »leg-mich-flach«-Geruch in der Luft und ich kam mir vor wie Junkie, der nur auf die Gelegenheit wartete, um sich den nächsten Schuss zu setzen.«

Wieder musste Katie an dem Kloß in ihrem Hals schlucken. Mit dieser Art der Offenbarung hatte sie nicht gerechnet.

»Avalyn St. Steven hatte es, kurz bevor ich Hogwarts verließ, darauf angelegt.«, knurrte Marcus. Mit Schauern erinnerte sich Katie an die Gerüchte, die damals durch die Gänge und Klassenzimmer der Schule kursierten. Die junge, und äußerst attraktive Ava, wie man sie nannte, lag für drei Monate im Krankenflügel, bis man entschied, sie ins St. Mungo zu verlegen. Innere Blutungen, Bissspuren, und Knochenbrüche wurden diagnostiziert und wahrlich musste ein Tier für diese Verletzungen verantwortlich gewesen sein, doch solche Monster gab es nicht.

Wie falsch man damit doch lag, wurde Katie nun bewusst.

»Sie wollte, ebenso wie du, dass ich nicht aufhörte und ich habe mich, meine Gier und den Durst unterschätzt. Ich habe ihr Schmerzen zugefügt, Katie!«, seine letzten Worte waren kaum mehr, als ein raues, kaltes Flüstern.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2016-02-01T20:19:03+00:00 01.02.2016 21:19
Hallo, hallo!
 
Wieder ein tolles Kapitel. Es war sehr spannend und prickelnd. 
Und dann... mitten drin... muss Marcus mit dem Rummachen aufhören!
Ich dachte nur: "Was machst du da?? Mach gefälligst weiter!"
Aber die Krönung war dieser Satz hier:
„Genauer gesagt, in drei Tagen“, verbesserte er sie und die junge Frau kam nicht umhin, schockiert an dem Kloß in ihrem Hals zu schlucken. „Du riechst.“
In meinem Kopf schrie es nur so: "Whaaaaat?!" und ich war sehr begeistert, als Katie das Gleiche fragte. 
Die darauf folgende Erklärung schockierte mich wieder. Armer Marcus und arme Ava. Und arme Katie :((
 
Ich muss jetzt gleich das nächste Kapitel anfangen und hoffe auf irgendeinen Weg, wie beide ein hübsches Happy End bekommen!
 
Liebste Grüße
abgemeldet
Von:  Omama63
2013-01-02T16:30:31+00:00 02.01.2013 17:30
Ein sehr spannendes Kapitel.
Das muß für Markus die Hölle sein, aber das kann ja nicht jedes mal so sein, sonst gäbe es ja garkeine Kinder und vorallem keine Frauen die da bleiben würden.
Du schreibst so fanatisch, dass man so richtig mitfühlen kann.
Von:  darkbird
2012-11-21T10:31:16+00:00 21.11.2012 11:31
Oh man, ich Zitter immer noch.
Das war echt der Hammer. Du hast den Funken zwischen den beiden so gut beschrieben. Was Marcus will und was Katie wollte.

Ich find es klasse wie du schreibst. Ich frage mich nur, ob er sich noch lange zurückhalten kann. Und wie haben es die Frauen in seiner Familie bisher überlebt? Irgendwie muss das ja funktioniert haben, die haben immerhin Kinder zur Welt gebracht oder *g*

Schreib schnell weiter. Ich freu mich schon auf das nächste Kap :D

LG
darkbird
Von:  EsistJuli
2012-11-12T10:42:58+00:00 12.11.2012 11:42
Die kommen sich näher! Endlich!
Ich bin so gespannt, wie es weiter geht, ich hoffe du lässt uns nicht so lang warten.
Man konnte die Leidenschaft richtig fühlen... Super! :)
Ich kann's kaum abwarten, zu erfahren, wie es weiter geht.
Eine kleine Sache. Marcus zeigt Katie Bad und Schafzimmer, nicht Bad und Schlafzimmer, das war witzig, aber vllt willst du es ändern :)
Sonst ist es supi :)
Von:  Manami89
2012-11-10T22:03:18+00:00 10.11.2012 23:03
Wieder ein tolles Kapitel und super zu lesen.
Die arme Katie, Marcus kann wirklich für sie angsteinflößend sein, jedoch kann man sehr gut lesen, dass er sie doch wohl gerne hat und nur beschützen will. Was man am Ende des Kapitels auch merkt.

Nur ich denke Wood wird es nicht so sehr gefallen, was sie da so macht ^.-
Aufjedenfall sehr toll und die Geschichte ist weiterhin spannend und man will sehr gerne direkt weiter lesen.

Ich freue mich auf das nächste Kapitel :)
manami89


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