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Konoha Side Stories

von

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Schneidender Wind 11

11.

Das Schiff, es war zum Greifen nahe, bestenfalls zweihundert Meter entfernt. Aber um dieses Schiff zu erreichen, mussten wir eine Wand aus Shinobi überwinden, die sich auf den ersten einhundert Metern auf einer Breite von vierhundert Metern aufgefächert hatten. So stellten sie sicher, dass wir sie nicht mit einigen großen Jutsu schnell dezimieren konnten. Und sie zwangen uns dazu, uns ebenfalls aufzuteilen, um zu verhindern, das die Flanken in unseren Rücken schwenkten. Aber wenn sie gedacht hatten, uns damit aufhalten zu können, hatten sie fasch gewettet. Aber sie bremsten uns.

Eine feine kleine Hilfe war die Anhöhe, die wir hinabkamen. Das sparte uns Kraft.

Ich eröffnete den Kampf mit meiner Standard-Kunst. "Katon! Dai Endan!"

Der Feuerball, den ich ausspie, hatte in etwa die Größe, die Hitze und die Kraft jenes Dai Endan, den ich auf Kabutos Hose gespuckt hatte. Da ihn kein Wald behinderte, riss er seine acht Meter breite Schneise fast bis zu Kabutos Schiff. Da die wiederbelebten Kiri-Nin aber viel Platz zueinander hatten, erwischte ich nicht viele von ihnen. Vielleicht drei. Der Rest wich aus. Aber der Weg zum Schiff war für den Moment offen. Wenn es gelang, es zu beschädigen, das Ruder zu vernichten oder die Segel, die gerade gehisst wurden, in Brand zu setzen, hatten wir eine reale Chance. Gut, dann mussten wir uns noch Kabuto und seinen Oto-Nin stellen. Aber eins nach dem anderen.

Nekohime, Kuma und Kaminari taten es mir nach und spien ihre Dai Endan aus. Auch sie erwischten zusammen neun Kiri-Nin, die von ihrem widernatürlichen Leben befreit wurden.

Eine ähnliche Strategie verfolgte Kitsune, der seinen Kontraktpartner beschwor, einen mächtigen Adler, der seine Luftsicheln mit seinen Flügeln abfeuerte. Diese hochkomprimierte Luft war messerscharf, und der Greifvogel konnte bestimmen, wie groß die Klingen waren. Er alleine erwischte zehn der Kiri-Nin, bevor diese überhaupt ein Shuriken geworfen hatten.

Wir erreichten die Spitze ihrer Formation, gerade als die Kiri-Nin ihre Reihen zu schließen versuchten. Das war der Nachteil ihrer weiten Formation: Breschen konnten nicht schnell genug geschlossen werden.

Gosunkugi, der mich noch immer trug, gab mir ein Zeichen, und ich sprang von seinem Rücken ab. Er selbst fuhr die Krallen aus und sprang wie ein Lebensmüder mitten in die Reihen der Kiri-Nin. Seine langen, messerscharfen Krallen zerteilte einen unvorsichtigen Kiri-Ninja längs, und stoppten den Schwertstreich eines zweiten, bevor Gosunkugi die Klinge wie beiläufig abbrach.

"Anne!", rief ich. Dies war auch das Signal für Okami, zu mir zu kommen.

Die Getsu-Kunoichi erschien mit Pakkun aus ihrem Versteck, um ihr Jutsu zu wirken. In dieser Zeit beschützte ich sie, so gut ich konnte.

"Doton! Arichigoku!" Direkt in meiner Laufrichtung entstand ihr Jutsu, ließ drei Kiri-Nin eilig fortspringen, zog aber zwei, die nicht schnell genug waren, in seine Tiefen.

"Suiton: Daibakufu no Jutsu!" Die Welle schwappte direkt vor Okami auf, erfasste Annes Treibsand und spülte seine Schlammmassen bis zum Schiff hindurch fort. Dabei begrub sie zwei weitere Kiri-Nin unter sich. Das bedeutete eine Schwächung des Gegners um ein Drittel, bevor dieser überhaupt auch nur ein eigenes Jutsu gewirkt hatte. So was konnte vorkommen, wenn man sich selbst zu sicher war. Oder wenn man gar nicht für Kabuto kämpfen wollte. Eventuell hielten sich die Toten absichtlich zurück. Ein Geschenk, das ich nicht zurückwies.

Nun ahnte sicher auch Kabuto, welche Strategie ich verfolgte. Nicht, die wiederbelebten Kiri-Shinobi zu vernichten, sondern zu seinem Schiff durchzukommen. Egal wie oft die Kiri-Nin die Bresche wieder schlossen, sie wurden dabei dezimiert. Sie konnten nicht beides tun, ihre Reihen schließen und die Bresche halten. Ihre Formation wurde enger, und damit waren sie für unsere Jutsu angreifbarer.

Ein Schmerzenslaut ließ mich zurücksehen.

"Es ist nichts, nur ein Kratzer", beschwichtigte Okami mich, die Rechte auf eine blutenden Wunde in seiner Seite gepresst. Sie sah harmlos genug aus, deshalb ging ich zu Teil zwei meines Plans über. "Ryu!"

Kaminari kam an meine Seite. Zusammen stürmten wir die Bresche entlang, die Anne und Okami geschaffen hatten. Dabei deckte ich die linke Seite, und Kaminari die rechte.

"Katon! Endan!" Wir spien unser Feuer-Jutsu diesmal nicht als Feuerball aus, sondern benutzten sie als eine Art Schutzschild gegen die Kiri-Ninjas. Wir zogen einen Bogen, während wir das Jutsu ausführten, was die effektive Tiefe eindämmte, uns aber die nahesten Shinobi vom Hals hielt. Einer von ihnen war schlau genug, das Endan zu überspringen, und mich direkt anzugreifen. Ich merkte es nicht, trotz meiner sensorischen Fähigkeiten.

"Vorsicht!", rief Anne, und warf ein Shuriken, das den heran fliegenden Ninja aus dem Konzept brachte. Als er ein Stück abseits von mir landete, hielt Anne ihn bereits mit ihrem Kunai auf, während sie mit der freien Hand ein Kunai mit Sprengtag in seine Brust trieb.

Verwundert blickte der Kiri-Nin auf die Klinge. Verwundert genug, um mir Zeit zu geben, Anne einen Arm um die Hüfte zu schlingen, und mit ihr ein Stückweit fort zu kommen, bevor das Sprengtag den wiederbelebten Ninja in Stücke riss.

"Versteck dich wieder!", sagte ich ihr hastig, während ich sie absetzte. "Nimm Pakkun wieder mit rein!" Sie gehorchte, was ich wohlwollend zur Kenntnis nahm.
 

Erneut spien Kaminari und ich unsere Endan aus und kamen so dem Schiff immer näher. Dort waren die Vorbereitungen bereits abgeschlossen. Der Anker wurde bereits gehievt, und ich erkannte Kabuto, der am Heck an der Reling stand, und unser Treiben, wie es schien, amüsiert musterte.

Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon einhundert Meter geschafft, aber die Kiri-Nin begleiteten uns. Sie waren keine statischen Punkte, sondern bewegliche Shinobi, die immer noch versuchten, unseren großflächigen Jutsu auszuweichen, indem sie sich nicht zu dicht stellten.

Immerhin war das Geschehen rasant genug, um die Kiri-Ninjas davon abzuhalten, eigene Jutsu einzusetzen. Noch. Aber wir kämpften ja auch erst eine gute Minute.

Kaminari und ich eilten weiter, während die ANBU und die Affen unsere Flanken und den Rücken deckten. Ein schneller Blick nach hinten verriet mir, das sich die Flanken geschlossen hatten, wir von den Kiri-Nin im Rücken eingeschlossen waren. Aber ihre Zahl schrumpfte rapide, beinahe auf die Hälfte. Ich wurde den Eindruck nicht los, das sie nicht wirklich kämpfen wollten. Aber wie konnten wiederbeschworene Ninjas einen eigenen Willen haben, beziehungsweise genug Kraft aufbringen, um sich dem Willen ihres Beschwörers entgegen zu setzen? Als Orochimaru den Ersten und den Zweiten Hokage eingesetzt hatte, um Hiruzen-sensei zu töten, hatten diese seinem Willen nicht zuwider handeln können. Nicht einmal ansatzweise, wie diese Kiri-Nin. Also verwendete Kabuto ein anderes Jutsu als sein Meister, und die Zusammenarbeit mit den Kontra-Rebellen des Reichs der Winde war so etwas wie seine finale Prüfung gewesen. Mir schauderte beim Gedanken daran, was passierte, wenn Kabuto dieses Jutsu noch verbessern würde. So war es bereits grausam genug.

Sechzig, siebzig, achtzig Meter. Kaminari setzten weiterhin die Chakra-sparenden Endan anstelle der Dai Endan ein, und vernichteten so drei weitere Kiri-Nin. Vor Feuer hatten sie Respekt. Großen Respekt.
 

Einhundert Meter. Es war soweit. "Okami! Ryu!"

Der ANBU und Kaminari übernahmen meine Verteidigung. Ich würde nur ein paar ungestörte Sekunden brauchen, aber die musste man sich auch erst mal erkämpfen. Ich schmiedete Chakra, so viel mein gemarteter Körper hergab, sammelte Öl in meinem Mund. Dieses Jutsu brauchte länger als ein Endan oder Dai Endan, dafür aber schlug es auch weit besser durch als eine der beiden Künste, wenngleich der Flächenschaden gering war. Ich hatte es einst von Hiruzen-sensei gelernt, der es als eines der bevorzugten Jutsu der Uchihas bezeichnet hatte.

"Katon! Gouenka!"

Ich spie drei parallel fliegende Feuerkugeln aus, die auf das Heck von Kabutos Schiff zuschossen, das bereits ablegte. Ich hatte die Flammen so ausgespien, das eine der Kugeln das Heck mit dem Ruder erwischen, eine Kabuto treffen, und die letzte in die Segel gehen würde. Wenn auch nur eine traf, wenn nur eine traf...

Die Segel des Schiffs blähten sich, und schnell nahm es Fahrt auf. Dies war wirklich, wirklich die letzte Chance für uns, um ihn ein für allemal zu erwischen.

Mein Feuer-Jutsu raste auf das Schiff zu, doch Kabuto sah den Feuerkugeln gelassen entgegen. Für meinen Geschmack zu gelassen. Warum, wusste ich, als kurz bevor mein Jutsu das Schiff traf, eine Wand aus Flusswasser in die Höhe schoss, um mein Feuer abzuwehren.

Meine Gouenka schlugen im Wasser ein und lösten Explosionen aus. Immerhin. Wasser war Feuer immer überlegen, also sollte ich mich auch über kleine Erfolge freuen, nachdem ich gerade grandios gescheitert war. Mist.

Als die Wasserwand wieder in sich zusammensackte, fühlte ich mich wenigstens ein klein wenig zufrieden. Ein Stück vom Heck brannte, und Kabuto sah etwas verrußt aus. Ein Teil meines Feuers musste durchgeschlagen haben. Aber die Segel blähten sich noch immer, unbeschädigt, und brachten meine Beute von mir fort. Für den Moment war ich versucht, meine Kameraden in Stich zu lassen und das Schiff am Ufer zu verfolgen, um es erneut zu beschießen; aber Kabuto würde die Chance, mich allein zu erwischen, sicherlich nutzen. Alleine war ich ihm nicht gewachsen. Die richtige Reihenfolge war also, diesen Kampf hier zu beenden, und dann die Verfolgung wieder aufzunehmen, in der Hoffnung auf ein Ende des Regens und Sais Tinten-Jutsu.
 

Mit einem derben Fluch wandte ich mich ab, um mich um die Schlacht mit den Kiri-Nin zu kümmern, die... Ja, die gerade vollkommen zum Erliegen gekommen war.

Erstaunt registrierte ich, das die Kiri-Shinobi sich in den Saizen gesetzt hatten. Es war keine Spur von Kampfeswillen zu spüren. Im Gegenteil, sie schienen die Ruhe selbst zu sein.

Die ANBU, die Affen, Kaminari und Kankurou hielten bei diesem ungewöhnlichen Anblick inne.

Ich beeilte mich, zu meinen Leuten aufzuschließen.

"Diese Situation ist ungewöhnlich", sagte Sai.

Das hätte mich normalerweise zum Lachen gebracht, aber dazu war die Situation zu ernst. "Das trifft nicht ganz den Kern der Situation, Sai", sagte ich. Ich fixierte den erstbesten Kiri-Nin. "Was tut Ihr?"

Der Shinobi, ein wuchtiger, breitschultriger Bursche, der Kyun durchaus ähnlich sah, deutete eine Verbeugung an, bevor er sprach. "Kabutos Befehle besagten nur, ihm die Flucht zu ermöglichen. Hier enden seine Befehle, deshalb stellen wir alle feindseligen Handlungen ein."

Das verwunderte nicht nur mich. "Ihr tut was?"

"Wir kämpfen nicht mehr. Im Gegenteil, wir..." Kurz ging sein Blick über die anderen Kiri-Nin, von denen noch elf weitere übrig waren. "Wir bitten euch darum, unserer unwirklichen Existenz ein Ende zu setzen, jetzt wo die Befehle Kabutos ausgelaufen sind." Er verbeugte sich richtig, diesmal bis zum Boden. "Wir bitten in aller Form!" Auch die anderen Kiri-Nin verbeugten sich, einige drückten dabei die Stirn auf die Erde.

"Bitte. Wir sind doch ohnehin schon tot, und wir wollen unsere Ruhe zurück."

"Beantwortet mir erst eine Frage", sagte ich. "Warum Kiri-Nin? Wie konnte Kabuto Zugriff auf so viele eurer Toten erhalten?"

Der Riese zögerte. "Ich bin nicht mit allen Einzelheiten vertraut, aber ich weiß, das unsere toten Körper Orochimaru vom abgesetzten Yondaime Mizukage zur Verfügung gestellt wurden, zu einer Zeit, als er noch für die Terroristenorganisation Akatsuki gewirkt hat."

"Vom Mizukage? Akatsuki?" Das ergab wenig Sinn, außer, der Yondaime Mizukage hatte gegen sein eigenes Dorf gearbeitet. Und zwar entweder für Orochimaru, oder - noch schlimmer - für Akatsuki. Diese besondere Gruppe bestand aus mächtigen Nukenin mit großer Zerstörungskraft, die sie imer wieder ohne besonderes Muster einsetzten - beinahe schien es, nur um des Terrors Willen. Eine Gefahr war Akatsuki alleine dadurch, da sie aus Nukenin bestand. Ihr unbekanntes Ziel und die übermächtigen Ninja in ihren Reihen, darunter ein Uchiha aus Konoha, machten sie noch unberechenbarer, schwerer einschätzbarer.

So gesehen war es vielleicht eine sehr gute Idee von Mei-chan gewesen, sich selbst zum neuen Mizukage zu putschen und damit diese unselige Verbindung zu unterbrechen. Wobei ich bezweifelte, das sie davon erfahren hatte. Auf jeden Fall war diese Information wichtig genug, um ihr nachzugehen und Mei-chan zur Verfügung zu stellen. Dringend zur Verfügung zu stellen.

"Wir werden der Mizukage von eurem Schicksal berichten."

Wieder verbeugte sich der Große bis auf den Boden. "Sie haben unseren uneingeschränkten Dank, Konoha-taisho."

Ich nickte dazu. "Mein Name ist Mamoru Morikubo. Und ich werde euch nun aus diesem Zustand befreien und euch eure Ruhe wieder geben."

Erneut verbeugte sich der Große, und die anderen Kiri-Nin taten es ihm gleich.

Ich zögerte einen Moment, weil ich die Situation so ungerecht fand. Aber es war ihr Wunsch, und ich konnte den Sinn dahinter gut erkennen. Also akzeptierte ich das, was geschehen würde, als notwendige Realität. "Bitte rückt enger zusammen."

Die Kiri-Nin bestätigten und hockten sich in drei Reihen vor mir auf den Boden.

"Ich weiß, das Ihr nicht mit voller Kraft gekämpft habt. Das rechne ich euch an."

Der Große lächelte fahrig. "Hättet Ihr das Schiff aufgehalten, hätten wir die Befehle Kabutos nicht mehr beugen können. So aber gab es keinen Grund zu versuchen, Sie oder einen Ihrer Leute zu töten."

Ach so. Na, wäre ja auch zu schön gewesen, wenn es tatsächlich an unserer geballten Kraft gelegen hätte. "Ich verstehe."

Respektvoll verbeugte ich mich vor den Ninjas, und meine Leute taten es mir gleich. Blieb also nur noch eines.

"Katon! Dai Endan!" Durch mein Jutsu vergingen nun achtzehn tote Kiri-Shinobi, die gegen ihren Willen erneut ins Leben gerufen und zum Kämpfen gezwungen worden waren, wieder zu Asche.

Seltsamerweise rannen Tränen meine Wangen hinab. Ich wischte sie fort. So traurig ihr Schicksal auch gewesen war, es hatte erneut ein Ende gefunden. Und da war immer noch Kabuto.
 

"Und nun?", fragte Kaminari.

"Wir verfolgen das Schiff - und hoffen auf gutes Wetter", sagte ich mit einem Seitenblick auf Sai.

Leises Gelächter erklang. "Sind noch alle einsatzbereit? Okami?"

Der ANBU hielt noch immer seine rechte Seite, aber es floss kein Blut mehr. "Ich habe mich mittlerweile selbst geheilt."

"Gut. Dann machen wir uns auf den Weg. Hikari."

"Ich wette, so bequem bist du noch nie gereist, was, Mamo-chan?", scherzte der Affe, und bot mir seinen Rücken an.

Ohne zu zögern sprang ich auf. "Über das bequem lässt sich streiten, über das Reisen nicht."

Wieder wurde leise gelacht. Eine Sekunde später machten wir uns an die Verfolgung, auch wenn es ohne Sais Vogelzeichnungen ein unmögliches Unterfangen war.

***

Von der Reling des Frachters beobachtete Kabuto das Eintreffen der Konoha-Shinobi. Nicht ohne Erstaunen registrierte er die Anwesenheit einer Abteilung ANBU. Mochte der Henker wissen, wo Morikubo die aufgetrieben hatte. Auf jeden Fall brachte das seine Kalkulation ein wenig durcheinander. "Kapitän, wir müssen ablegen. Jetzt!", rief er. Sein Blick ging zu seinen Getreuen.

"Zuuto, die Leute sollen den Matrosen helfen."

"Ja, Kabuto-sama."

Der Leutnant Orochimarus hielt ihn kurz zurück. "Wurde Houzuki-kun in den Tank gelegt und an die Lebenserhaltung angeschlossen?"

"Ich habe es selbst erledigt, Kabuto-sama."

"Gut. Er darf nämlich noch nicht sterben. Er wird noch nützlich für Orochimaru-sama sein." Er nickte dem Ninja als Zeichen, das er entlassen war, zu. Zuuto beeilte sich, die Befehle Kabutos weiterzugeben. Die hektische Aktivität auf dem Schiff wurde noch hektischer. Niemand hatte Lust, ausgerechnet dem überkandidelten, selbstgerechten Konoha in die Hände zu fallen.
 

Kabuto wandte sich wieder der Schlacht zu, die sich gerade entwickelte. Obwohl die Kiri-Nin weit aufgefächert aufgestellt waren, versuchte es Morikubo mit Flächenschaden. Er und drei seiner Begleiter wendeten verschwenderisch viel Katon an, und das mit Erfolg. Aber das war noch nicht alles. Spätestens als der eine ANBU eine Schlammlawine beschwor, die direkt auf den Schiffsrumpf zuhielt - und hatte er nicht auch das freche Gör aus Getsu bei ihm gesehen? - war klar, das Morikubo durchbrechen wollte und sich nicht von den Kiri-Nin ausbremsen ließ. Mit seinen vorigen Begleitern, dem Konoha-Shinobi, der rotzfrechen Blage aus Getsugakure, dem Ratsherr aus Suna und seinen drei Affen hätte er sich das nicht trauen können. Aber mit der Hilfe von fünf ANBU war es beinahe zu einfach, und die kleine Falle wurde zur noch kleineren Bremse. Sobald dem Schiff die Abfahrt gelungen war, würde der stetig breiter werdende Fluss die erste Barriere für die Konoha-Nin sein. Dann mussten sie erstmal vom Fluss auf das Schiff kommen, und schließlich und endlich würde das Schiff nicht müde werden, die Ninja schon. Solange traute Kabuto es seinen Leuten zu, das Schiff zu verteidigen. Und wenn alle Stricke rissen, dann konnte er sich immer noch alleine absetzen. Obwohl das schon beim ersten Versuch nicht so ganz funktioniert hatte. Aber er hatte eine höhere Verpflichtung gegenüber Orochimaru-sama einzuhalten, und kein dahergelaufener Konoha-Chunin würde ihn davon abhalten.

Wütend knirschte Kabuto mit den Zähnen, umklammerte die Reling mit viel zu festem Griff, sodass sich seine Knöchel weiß abzeichneten, und sah auf den Fluss hinab. Dadurch entging ihm der letzte ernstzunehmende Angriff der Konoha-Shinobi.

"ACHTUNG!", rief Zuuto. Hastig beschwor er mit seinem Suiton eine Wasserwand am Heck des Schiffs - was von vorne herein seine Aufgabe gewesen war, bevor Kabuto ihm neue Befehle gegeben hatte. Die Wasserwand wuchs aus dem Fluss fast zwanzig Meter hoch und hatte eine Dicke von mindestens acht Metern. Dennoch schlug das Katon an zwei Stellen hindurch. Aber es war nur noch stark genug, um das geteerte Holz am Heck in Brand zu stecken, nicht mehr, es zu durchschlagen, und um Kabuto selbst einen Moment lang mit Hitze zu umspülen. Außerdem meinte er, seine Haare ansengen zu spüren. Entgeistert starrte Kabuto nach Westen, während das Schiff endlich spürbar Fahrt aufnahm, kaum das es in die Flussmitte getrieben war. Wie heiß war das Jutsu gewesen, bevor es auf das Wasser getroffen war? Und welcher Konoha-Nin hatte es abgefeuert? Das waren wichtige Informationen, und er hatte nicht darauf geachtet, weil er sich zu sehr über diesen mickrigen kleinen, Affenbeschwörenden Chunin aufgeregt hatte. Kabuto beschloss, bei seinen Leuten nicht nachzufragen. Das hätte nur seine überlegene Position gestört.

Während sich nun auch die Segel im Wind blähten und dem Schiff zusätzliches Momentum gaben, sah Kabuto ungläubig, wie sich die Kiri-Nin regelrecht ergaben. Er schlug mit der Rechten zornig auf die Reling. Wieder ein Fehler, und diesmal sein ureigenster. Er durfte nicht mehr mit Befehlen arbeiten, die beliebig interpretiert werden konnten. Es musste einen besseren Weg geben, um die Toten in seinem Sinne zu manipulieren. Und er würde ihn finden. Sobald er Morikubo entkommen war.

Eine erneute Explosion ließ ihn wieder aufsehen. Sie ereignete sich nicht in der Nähe des Schiffs, sondern auf dem Feld, auf dem die Kiri-Nin die Konoha-Shinobi hatten aufhalten sollen. Also hatte Morikubo kurzen Prozess mit den Kiri-Shinobi gemacht. Interessant. Also hatte er auch eine grausame Seite. Eine Information, die sich später vielleicht noch einmal nutzen ließ.

Aber Kabuto wusste, was das bedeutete. Mussten sie sich nicht mehr um die Kiri-Nin kümmern, hatten sie Zeit, um ihn zu verfolgen. Das war bei der derzeitigen Geschwindigkeit des Frachters zwar illusorisch, aber sie konnten immer noch auf einen Patzer seinerseits hoffen. Noch waren sie nicht in Sicherheit.

Am Ufer formierten sich die Shinobi neu. Sie liefen auf den Fluss hinaus und begannen mit der Verfolgung des Frachters. Und dabei, erkannte Kabuto, würden sie den geraden Weg nehmen, anstatt wie das Schiff dem kurvenreichen Flussverlauf zu folgen. Dadurch würden sie immer wieder aufschließen, und wenn die Jagd lang genug dauerte, dann... "Schlau, Morikubo. Schlau", kommentierte Kabuto. Aber das bot ihnen auch ein paar Abwehrmöglichkeiten. Sprengtagfallen auf dem Ufer von Schleifen, die das Schiff umfahren musste; Öl, in den Fluss gegossen und angezündet; Kage Bunshin, die dem Gegner an Engstellen auflauerten. "Aber du wirst merken, das du diesmal nicht gewinnen kannst", sagte er mit einem dünnlippigen Lächeln.

***

Manch Spötter sagte, das Glück sei mit den Dummen. Andere behaupteten, es war mit den Fleißigen. Aber alles in allem ging es darum, Glück überhaupt erst zu haben. Das Problem im Fall meiner kleinen Gruppe war, dass das Glück durchaus aufgrund Dummheit oder Fleiß zu uns gekommen sein konnte, und den Regen beendet hatte, damit Sai uns auf dem Luftweg befördern konnte - es war in jedem Fall zu spät gekommen. Zuerst hatte Kabuto uns verzögert, immer wenn wir nicht dem Flusslauf gefolgt waren, sondern die Biegungen genutzt hatten, um unsere Strecke abzukürzen. Sprengfallen, Kabe Bunshin, brennendes Öl in seinem Kielwasser, was ihm halt so an Schweinereien eingefallen war. Und wir hatten hindurch gemusst, wenn wir nicht hatten aufgeben wollen. Dann hatte das Schiff mehr und mehr Abstand gewonnen, während wir unmerklich langsamer geworden waren. Als der Frachter fast außer Sicht gewesen war, hatte es auf mich wie ein Wunder gewirkt, als der Regen plötzlich geendet hatte. Und geradezu freudig hatte ich dabei zugesehen, wie Sai uns die Vögel gemalt hatte, die uns tragen würden.

Mein Enthusiasmus hatte keine Grenzen gekannt, als wir aufgestiegen waren und den Frachter beinahe wieder eingeholt hatten. Dann aber hatte ich meine Lektion in Sachen Glück erhalten. Es lief aus. Denn der Regen, der Sai zuvor daran gehindert hatte, seine Tintenkunst einzusetzen, war nur ein Vorbote für einen ausgewachsenen Sturm gewesen. Und so ein verdammter Sturm brachte immer Regen mit sich. Regen war Gift für Tinte. Also musste ich zähneknirschend mit ansehen, wie Kabutos Kahn nur zwanzig Kilometer von uns entfernt um den Sturm herum kurvte und seine Ausläufer durchschnitt. "Verdammt!"

Eigentlich war es eine Ungerechtigkeit, das ein Segelschiff sogar entgegen kommenden Wind nutzen konnte, um voran zu kommen. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet hatte Kabutos Schiff eine fähige Mannschaft, da sie genau das tat. Sie halste gegen den Wind auf, nutzte die hohen Windgeschwindigkeiten für den eigenen Zweck, und fuhr uns davon. Hilflos vor Wut und Ärger ballte ich die Hände zu Fäusten. Ich hatte den Burschen so lange verfolgt. So elendig lange. Es tat weh, ihn nun verschwinden zu sehen. Aber sobald wir in den Regen gerieten, löste sich Sais Jutsu auf. Zwar konnten wir auf dem Wasser laufen - sogar Anne beherrschte das - aber dies in einem Sturm zu tun war nicht nur auf den ersten Blick eine sehr dumme Idee. Es war schlichter Wahnsinn. Ich hatte zwar so eine Ahnung, das ich diese Entscheidung noch bitter bereuen würde, aber ich rief die anderen beiden Vögel unserer Gruppe näher zu mir heranrief.

"Wie ist der Plan?", wollte Kitsune wissen, während sich vor uns bedrohlich das Gewitter aufwölbte. Er wirkte entschlossen, alles zu tun, was ich befahl, und das rechnete ich ihm hoch an. Auch die anderen machten einen entschlossenen Eindruck. Das machte es mir umso leichter. Ich sah sie an, einen nach dem anderen. Kitsune, Okami, Nekohime-chan, Kuma, Sai, Anne, die Pakkun trug, Kaminari, Kankurou, Akane-chan, Ranko-sensei und Gosunkugi. Ich atmete enttäuscht aus. "Wir brechen die Verfolgung ab. Ihm in diesen Sturm zu folgen ist schlicht und einfach Wahnsinn. Vielleicht haben wir ja Glück, und das Problem löst sich von selbst und das Schiff geht unter."

"Wir geben also auf?", fragte Okami. Er fixierte das sich entfernende Schiff. "Wenn wir den Sturm auch umgehen, und das Schiff dann in der Flanke nehmen..."

"Zu Fuß wären wir nicht schnell genug, und für unseren fliegenden Untersatz sprüht da definitiv zu viel Gischt herum, von Nieselregen ganz abgesehen. Außerdem braucht Kabuto nur richtig in den Sturm zu segeln, dann kriegen wir ihn so oder so nicht."

"Und wenn wir ein Schiff auftreiben?", fragte Nekohime.

Ich schüttelte den Kopf. "Keine Zeit für solche Spielchen. Dann auch noch eines zu erwischen, das einerseits schnell genug ist, um Kabuto einzuholen und andererseits stabil genug für diesen Sturm ist auch Glückssache. Oder ist einer von euch Seefahrer?"

Alle verneinten, selbst die Affen. "Aber wir geben nicht auf", sagte ich mit fester Stimme.

Erstaunt sahen mich die anderen an. "Nicht?"

"Nein. Wir suchen den nächsten befreundeten Ort auf, und schicken so schnell wir können eine Nachricht an unsere Verbündeten aus, in der wir beschreiben, wann und wo wir Kabuto das letzte Mal gesehen haben. Mit etwas Glück erwischen die ihn für uns."

Neu entflammte Hoffnung war in den Augen der anderen zu sehen. Selbst die ANBU hatten nun bessere Laune. Wenn man von Sai mal absah, der, nun, halt Sai war. Himmel, er musste wirklich dringend etwas über Emotionen lernen.

"Getsugakure", sagte Anne. Sie deutete nach Süden. "Getsugakure liegt südlich, und ist näher als Suna oder gar Konoha. Wir haben eine Habicht-Verbindung zu Konoha. Eventuell kann man uns dort auch mit einem Hochseetauglichen Boot und einer erfahrenen Mannschaft aushelfen."

"Na also! Das ist eine gute Idee." Ich nickte in Sais Richtung. "Getsugakure also."

"Verstanden." Sai ließ den gezeichneten Vogel scharf vor dem Gewitter abdrehen, die anderen beiden folgten. Keine Sekunde zu früh, glaubte ich doch schon, Gischt im Gesicht zu spüren.

Die Sache war noch nicht vorbei. Definitiv war sie noch nicht vorbei.

Als wir auseinander drifteten, sagte Anne noch: "Au Backe. Das habe ich ja ganz vergessen."

Ich sah zu ihr herüber, um sie zu fragen, was sie vergessen hatte, aber da waren wir bereits zu weit voneinander entfernt.

***

Mit einer gewissen Erleichterung sah Kabuto zu, wie die künstlichen Vögel mit den Konoha-Shinobi vor dem Sturm zurückschreckten und abdrehten. Nicht, das er nicht glaubte, Morikubo nicht gewachsen zu sein, aber nach einer Woche Verfolgungsjagd begann der Bursche wirklich zu nerven. Außerdem schien er sich gegen alle Logik zu vermehren, und wer mochte sagen, mit wie vielen Shinobi er erst in einer zweiten Woche unterwegs sein würde? Kabuto hoffte, das damit die direkte Verfolgung erst einmal ein Ende hatte, das ihm der Landgang und die Rückkehr zu seinem Meister gelingen würde. Dass er weiterhin ein Gejagter war, darüber machte er sich keinerlei Illusionen. Vor allem, weil das Reich des Wassers, das er auf jeden Fall passieren musste, seit Orochimaru-samas Austritt aus den Akatsuki nicht mehr zu ihren Verbündeten gehörte. Und Morikubo würde, auch wenn er selbst nicht mehr an der Verfolgung teil nahm, zumindest Konoha und alle seine Verbündeten rebellisch machen. Doch das war einerlei. Ab einem bestimmten Punkt im Geschehen war er so gut wie untergetaucht. Dann allerdings würde er sich für den Verlust des Stützpunkts im Land der Steine verantworten müssen, der die Keimzelle für ein neues Otogakure hatte werden sollen. Er hatte Morikubo direkt dorthin geführt, und der hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als ihn und die dazu gehörige Stadt voller Verbündeter auszuheben. Hätte er jetzt auch noch eine moralische Ader gehabt, hätte man ihn fast mit dem nervigen orangen Zwerg Naruto verwechseln können. Aber - nein, das tat er Morikubo dann doch nicht an. Ganz so schlimm war er wirklich nicht. Außerdem lernte Naruto bei Jiraiya, einem viel größeren Meister, als es Hayate je gewesen war. Es wäre ungerecht, beide auf eine Stufe zu stellen. Naruto war auch penetranter als Morikubo.

Dass es das noch nicht gewesen war, stand ohnehin fest. Sie würden einander erneut begegnen. Aber bitte erst weit in der Zukunft, wenn sich Orochimaru-samas Pläne entfalteten. Dann würde es Kabuto ein wahres Vergnügen sein, den nervigen Chunin ein für allemal zu vernichten.

Und zuvor ergab sich vielleicht die Möglichkeit, ihn ein wenig, ah, abzulenken... Eventuell... Mit seinen beiden ehemaligen Teammitgliedern... Ein Plan begann in Kabuto heran zu reifen.

"Zuuto, wir bleiben hart am Sturm. Wir fahren nicht hinein. Es ist nicht mehr notwendig."

Der Gefolgsmann hatte bis jetzt eine entschlossene Miene aufgesetzt gehabt, und Kapitän und Mannschaft angetrieben, um Kabutos Pläne auszuführen. Er hatte allen klar gemacht, das ihnen ein Kampf oder gar Gefangenschaft blühte, wenn sie nicht in den Sturm fuhren. Aber das Kabuto diese Anweisung nun zurücknahm, weil sie unnötig geworden war, erleichterte ihn doch. "Verstanden, Kabuto-sama! He, Kapitän, wir bleiben hart am Wind!"

Der Frachter behielt den Kurs bei, und ließ sich bei halbem Zeug vom Wind nach Norden tragen, während die Konoha-Shinobi mit jeder Sekunde weiter zurückblieben. Sie würden entkommen.

Allerdings war der angerichtete Schaden so oder so groß genug. Kabuto schnaubte missmutig. Es war nicht zu ändern. Aber es blieb immer noch die Rache am Mann, der die Vernichtung von Otogakure verursacht und überlebt hatte.

***

Unsere drei Vögel landeten auf dem gelbweißen Strand der sichelmondförmigen Insel, auf der Getsugakure stand. Das Klima war warm und trocken. Nicht so heiß wie in Suna, aber auch nicht so Feuchtigkeitsabsorbierend. Es war angenehmes Strandklima. Urlaubswetter. Ob Getsugakure immer dieses Urlaubswetter hatte? Dann wunderte es mich überhaupt nicht, warum sich die desertierten Oto-Nin ausgerechnet Getsu als Zuflucht ausgesucht hatten.

Kaum waren wir abgestiegen, löste Sai das Jutsu. Keine Sekunde zu früh, denn ein warmer Sommerregen, der auch nach Urlaub schmeckte, setzte ein.

Wir wurden von einer Delegation empfangen, die von Hassin angeführt wurde. Mir war nicht ganz klar, wieso es eine freundliche Delegation war, und keine bewaffnete, misstrauische Horde, aber ich nahm es hin, als ich freudestrahlend auf den großen, dürren Freund zuging, und ihm die Hand schüttelte, kurz bevor ich ihn herzlich umarmte. "Hassin, es ist eine Ewigkeit her, seit wir uns gesehen haben."

"Und es sind gute Erinnerungen, die uns verbinden", sagte er lächelnd. Er zog eine Augenbraue hoch, als er meine Begleiter betrachtete. "Die ANBU und die Affenkrieger verstehe ich ja noch, aber wie kommst du an einen Ratsherrn von Suna? Und warum begleitet dich einer unserer Genin, der eigentlich jetzt in diesem Moment für das Chunin-Examen trainieren sollte?" Ein scharfer Blick traf Anne, die unter diesem Blick zusammenzuckte. "Es... es hat sich halt so ergeben", stammelte sie.

"Später ist noch genügend Zeit, um sie angemessen zu bestrafen", sagte ich abwiegelnd. "Jetzt sind erstmal andere Dinge wichtiger. Konoha und Getsu haben doch ein gutes Verhältnis miteinander, oder?"

"Ja, das stimmt. Worauf willst du hinaus?"

"Ich brauche so schnell es geht einen Zugang zu eurem Habicht-Horst."

"So schnell es geht?" Er deutete in Richtung der nahen Stadt. Getsugakure. Ein schöner Flecken Erde. "Dann folgt mir bitte."
 

Während wir gingen, informierte ich Hassin in aller Knappheit über das, was seit dem ersten Teil des Chunin-Examens vorgefallen war. Zuvor hatte ich mich mit Kankurou und den ANBU darauf geeinigt, was ich erzählen konnte, und was nicht. Wobei Geheimhaltung ohnehin sinnlos war, weil Anne als Getsu-Nin dabei gewesen war, und die Details, die ich ausließ, ohnehin nachliefern würde.

Das waren ohnehin nicht viele. Kaum etwas von dem, was bei der Jagd auf Kabuto passiert war, erachtete ich als Staatsgeheimnis des Reichs des Feuers, oder Konohas im Speziellen.

Hassin hörte mir mit unbewegter Miene zu, bevor er sagte: "Du hast Recht. Das müssen wir weiter melden. Ich werde den Tsukikage informieren lassen. Getsugakure bietet seine volle Unterstützung an." Er lächelte dünnlippig. "Falls du es noch nicht erraten hast, seit unserem gemeinsamen Chunin-Examen sind wir drei erheblich aufgestiegen. Wir sind alle drei Jounin geworden und wurden in den Rat berufen. Nun, bis auf Khal. Der wollte lieber hauptsächlich ein aktiver Jounin bleiben."

"Das nenne ich eine steile Karriere, wenn man bedenkt, in welchem Alter Ihr das Examen abgelegt habt", stichelte ich.

Hassin lächelte immer noch. "Sagen wir, es war unsere Strategie."

"Was immer du sagst", erwiderte ich grinsend.

Als wir das Stadttor durchschritten, hielt Anne nicht mehr an sich. "Ist Maria-sama...?"

Der Name ließ eine schmerzhafte Saite in mir aufklingen. Ach ja. Verdammt noch mal, ja. Maria. Hatte ich total verdrängt.

"Sie ist auf einer Mission, und wird mindestens noch einen Monat unterwegs sein." Er musterte mich. "Du hast doch nicht gehofft, sie zu erwischen?"

Abwehrend hob ich die Arme. "Um des lieben Friedens willen würde ich ihr in Getsugakure nichts antun. Sie soll mir bloß da draußen nicht begegnen."

Hassin hob eine Braue. "War es denn so schlimm, was sie dir angetan hat?"

Ich spürte Röte in mein Gesicht steigen. "N-nun, sie hat mich benutzt, ausgenutzt und gesteuert. Das war schon nicht sehr nett. Aber ich sehe es durchaus auf der Haben-Seite, das sie mich davor bewahrt hat, Konoha-Nin zu töten. Was ich aber eventuell gar nicht gekonnt hätte."

"Was zweifellos gut für die Konoha-Shinobi war", sagte Hassin spöttisch. "Hier geht es zum Habicht-Horst. Ach, da ist ja Hana-chan. Hanako! Schau mal, wer vorbei gekommen ist!"

Wie angewurzelt blieb ich stehen, als ich das blonde Mädchen sah, das gerade über die Straße schlenderte, schwer beladen mit einer gut gefüllten Einkaufstasche. Sie lächelte, als sie Hassins Stimme hörte. Als ihr Blick aber auf mich fiel, wurde sie blass, geradezu bleich. Bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte, benutzte sie Step und war verschwunden.

"Also, ich habe ja schon viele merkwürdige Reaktionen von Frauen erlebt, die mit dir zu tun haben", sagte Kaminari, und kratzte sich am Stirnansatz, "aber dass sie vor dir fliehen, ist eher neu."

Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen sah ich Hassin an. "Das war Hanako."

Hassin nickte bestätigend.

"Hanako Yodama! Die Hanako Yodama aus dem Yamagata-Clan! Die Hanako Yamagata aus meinem Team drei! Meine Freundin Hanako Yodama!"

Hassin musterte mich mit unbewegter Miene. "Und?"

"Was, und? Was macht Hanako hier?", rief ich.

"Urlaub", sagte Hassin schlicht. "Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, unsere Insel ist ein schöner Flecken Erde für ein wenig Urlaub."

"Das kannst du jemandem erzählen, der sich die Hose mit dem Kunai anzieht! Ich will wissen, was hier gespielt wird!"

"Das kann sie dir selbst sagen, Mamo-chan. Aber zuerst solltest du deine Pflicht Konoha gegenüber erfüllen."

Tja, da hatte er Recht. "Gut."

"Sehr schön. Hier geht es weiter."

Aufgeschoben war nicht aufgehoben. Ein Gedanke ging wie ein Stich durch mich hindurch. Was, wenn Hana-chan hier war, um Maria zu töten?

***

Heftig atmend erreichte Hanako Yodama in einer bunten Straße eines der zweistöckigen Häuser. Sie trat ein, eine Hand vor der Brust verkrampft.

Sie wurde von Karin Akimichi empfangen. Das schwarzhaarige Mädchen spielte mit einem Jungen von vielleicht einem Jahr Alter. "Nanu? Hast du so gehetzt, Hana-chan?", fragte sie amüsiert. "Hast du den Broccoli-Brei für Aki-chan gekriegt?"

"Ja, ja, habe ich. Kein Problem. Aber das ist jetzt egal."

"Wie, egal?" Trotzig sah Karin ihre Freundin an. "Wir waren uns doch einig, das Akira eine ausgewogene Diät bekommen muss, damit er einmal groß und stark wird."

"Mamoru ist hier."

Karin, die gerade den auf sie zulaufenden Jungen hatte fangen wollen, erschrak sich so sehr, das ihr Griff daneben ging. Die Folge war, das der kleine Junge an ihr vorbei stolperte und zu Boden fiel. Aber anstatt zu heulen, rappelte er sich wieder auf und lief Karin erneut in die Arme, über das ganze Gesicht strahlend. Diesmal fing sie ihn auf. "Was hast du gesagt? Was sollte Mamo-chan hier wollen?" Entsetzen glitt über ihr Gesicht. "Ist er uns auf die Schliche gekommen?"

"Ich weiß es nicht!" Nervös ging Hanako in die nahe Küche und begann ihren Einkauf zu verstauen. "Er hat Kaminari dabei. Und Yugaos ANBU-Team. Und seine Affenkrieger. Ranko, Gosunkugi und Akane. Und da ist noch ein Ninja, den ich nicht kenne. Aber er scheint ein Puppenmeister aus Sunagakure zu sein. Und ach ja, Anne-chan habe ich auch gesehen. Sie läuft mit Hatake-senseis Ninja-Hund im Arm rum, dem kleinen Braunen."

"Pakkun", half Karin aus.

"Ja, Pakkun. Sie kamen durch das Haupttor, gerade als ich zurückkehren wollte. Ich habe mich so verjagt, als Hassin mich gerufen hat."

"Mit ANBU und Affenkriegern wird er wohl kaum auf einen Höflichkeitsbesuch hier sein. Konntest du erkennen, wer die Gruppe anführt?"

"Das war wohl Mamo-chan", sagte sie leise. "Was ist, wenn er Maria töten will?"

Karin wurde bleich. "Das ist... Nicht sehr produktiv."

"Ja, das denke ich auch. Aber trotzdem ist er hier, und er hat mich gesehen", sagte Hanako verzweifelt. "Egal, warum er hier ist, er wird mich suchen. Und er wird mich finden. Und damit auch dich. Ich meine, er hat Gosunkugi dabei. Der Junge ist ein Spürhund. Was tun wir denn jetzt?"

"Ich würde sagen, Ihr macht uns erst mal einen Tee", kam es vom Eingang. Ranko, Hikari und Akane traten, ohne aufgefordert zu werden, ein. Sie hatten sich mit ihren menschlichen Gestalten getarnt. "Und dann bereden wir, wie wir aus dieser Sache wieder raus kommen."

"Ich bin mir gerade nicht sehr sicher, was hier passiert", sagte Gosunkugi vorsichtig.

"Das musst du auch nicht. Es geht dich nämlich nichts an. Entschuldige, wenn ich das so barsch sage." Ranko kniete sich auf den Boden. Sie deutete auf den Jungen. "Ist er das?"

Hanako und Karin nickten synchron.

Ranko setzte ein hoch erfreutes Lächeln auf. Sie breitete die Arme aus. "Na, wer will in meine Arme? Wer will in meine Arme?"

Mit einem Jauchzer der Freude löste sich der kleine Junge, und stolperte auf die Affenkriegerin zu. Die fing den kleinen Burschen auf und drückte ihn an sich. "Du willst in meine Arme. Du, mein kleiner Schatz. Endlich lerne ich dich mal kennen."

Hanako und Karin lächelten bei diesem Anblick, aber schnell tauschten sie einen besorgten Blick. "Was tun wir denn jetzt, Ranko-sensei?", fragte Karin ängstlich.

"Eine gute Lüge versteckt man am Besten in möglichst viel Wahrheit." Ranko sah zur Tür, wo Khal gerade eintrat. "Nicht wahr, mein massiger Freund?"

"Ich bin nur hier, um zu dienen", brummte der große dicke Mann. "Und wenn es für meine beiden Schätzchen Karin und Hana-chan ist, diene ich umso lieber."

***

Noch während ich die dringenden Boschaften an Kirigakure, Konohagakure, Sunagakure und Kumogakure verfasste, trat der Tsukikage ein.

Ehrfürchtig verneigte ich mich, immerhin hatte das Oberhaupt des Ninja-Dorfs den Weg zu mir gemacht, anstatt darauf zu warten, das ich zu ihm kam, wie es richtig gewesen wäre. Ein so mächtiger Mann ließ die Leute zu sich kommen, nicht umgekehrt.

"Es ist mir eine große Ehre, Tsukikage-sama", sagte ich höflich, und stellte mein Team vor, das, wie ich plötzlich bemerkte, ein klein wenig Affenlos war. Wann waren die denn stiften gegangen? Und warum hatte ich das nicht gemerkt, ausgerechnet ich, der sensorische Ninja? Weil ich mir einem Kopf darum machte, warum Hana-chan hier war, darum.

Der Tsukikage begrüßte mich und meine Teammitglieder freundlich, aber bestimmt. "Ich wurde bereits in groben Zügen darüber informiert, worum es geht. Hassin hat richtig entschieden. Alle Einrichtungen des Dorfs stehen Ihnen zur vollen Verfügung, Morikubo-tono. Allerdings haben wir kein Schiff, das wir zur Verfolgung von Kabuto einsetzen können, so sehr ich das bedaure."

"Wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein", erwiderte ich säuerlich. "Dennoch, die Habichtboten einzusetzen ist bereits mehr als ich erwarten durfte."

"Das ist selbstverständlich. Konoha und Getsu haben gute Beziehungen zueinander."

"Dafür möchte ich mich im Namen von Konoha nachdrücklich bedanken, Tsukikage-sama."

Der oberste Ninja des Ortes nickte wohlwollend. "Womit können wir Sie noch unterstützen, Morikubo-tono? Und wie lange planen Sie zu bleiben?"

Irritiert sah ich ihn an. "Wir müssen immer noch zurück zur Chunin-Prüfung, auch wenn das noch ein paar Tage Zeit hat." Ich deutete auf Anne, die unter dem zwingenden Blick ihres Dienstherrn verlegen lächelte. "Ich habe also nicht vor, hier Urlaub zu machen."

Merkwürdigerweise ließ das Hassin aufatmen.

"Warum denn kein Urlaub", fragte Nekohime. Sie umfasste mich von hinten und drückte mich an sich. "Ich meine, was spricht denn dagegen, hier einen oder zwei Tage zu verbringen? Sai kann die Farbe echt gebrauchen, und eingreifen in die Hatz auf Kabuto können wir sowieso nicht mehr. Und ich meine ja nicht mal so sehr mich, aber du und Kankurou-sama und Anne könnt bestimmt eine kleine Pause vertragen, von Pakkun mal ganz abgesehen."

"Sind bei Ihnen alle ANBU so anhänglich, Morikubo-tono?", fragte der Tsukikage amüsiert.

"Nur die, die mich kennen, seit ich zwölf bin", erwiderte ich säuerlich. Aber Neko-chan hatte natürlich Recht. Ich war immer noch verwundet, dazu merklich ausgelaugt, und hatte immer noch die Spuren der Verbrennungen im Gesicht. Und ich war mir sicher, auch Kankurou war unter seiner Schminke bleich und erschöpft. Fragend sah ich den Suna-Nin an.

"Ich habe nichts dagegen ein paar Tage Ruhe einzuschieben und meine Puppen warten zu können." Er schnaubte amüsiert. "Sie haben eine Menge Kampf gesehen in letzter Zeit."

"Und außerdem ist da noch das Rätsel zu klären, warum Hana-chan hier ist, oder?", warf Kaminari von der Seite her ein.

Ich wäre ohnehin nicht gegangen, bevor ich das nicht gelöst gehabt hätte, inklusive der Frage, warum sie vor mir geflohen war.

"Hana-chan?" Der Tsukikage hob fragend eine Augenbraue. "Ach, Yodama-chan. Sie ist des öfteren zu Besuch. Sie und Akimichi-chan. Mal zusammen, mal einzeln."

Hassin fuchtelte mit den Armen, aber der Tsukikage sprach ungerührt weiter. "Sie sind dann meist Gäste bei einem meiner Jounin. Ich glaube, Sie kennen ihn recht gut. Ihr Name ist..."

"Maria", sagte ich, einer plötzlichen Eingebung folgend.

Der Tsukikage nickte zustimmend. "Maria. Ja. Hassin, bring unsere Gäste bitte zu Marias Haus. Morikubo-tono, geben Sie und Ihre Leute mir die Ehre, heute Abend mit mir zu essen?"

"Es wird uns eine Freude sein, Tsukikage-sama", erwiderte ich.

"Dann bis heute Abend." Der Tsukikage gab ein Zeichen, und die Falkner entließen die Habichte mit meinen Nachrichten für unsere Verbündeten.

Schneller als erwartet konnte ich mich an die Lösung meines neuen Rätsels machen. Warum war Hanako geflohen? Ausgerechnet vor mir? Das machte mir sehr zu schaffen. Aber eventuell hatte es damit zu tun, das sie in Marias Haus wohnte. Moment mal, war Maria nicht auf einer Mission? Wie passte das zusammen? Ich war mehr irritiert als gespannt, wie sich dieses wilde Durcheinander würde entwirren lassen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)
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Von:  Ace_Kaiser
2012-06-24T18:36:50+00:00 24.06.2012 20:36
Danke sehr. ^^
Von: abgemeldet
2012-06-24T17:00:50+00:00 24.06.2012 19:00
Ist auch so zu sehen xD
Von:  Ace_Kaiser
2012-06-17T20:38:56+00:00 17.06.2012 22:38
Das fasse ich als Kompliment auf. ^^
Von: abgemeldet
2012-06-16T22:04:15+00:00 17.06.2012 00:04
Ja wenn ich mal zum denken angeregt werde kommt ab und an was Sinnvolles bei rum :-D (Danke)
Von:  Ace_Kaiser
2012-06-16T15:18:37+00:00 16.06.2012 17:18
Worüber ich mich sehr freue. ^^ Du gibst tolle Kommentare und Spekulationen. ^^b
Von: abgemeldet
2012-06-15T11:57:43+00:00 15.06.2012 13:57
Ja ich als eigentlich notorischer Schwarzleser :-D wobei ich mich gebessert hab :-D
Von:  Ace_Kaiser
2012-06-14T18:58:35+00:00 14.06.2012 20:58
Es gibt die Statistik ja nicht mehr. Deshalb: Keine Ahnung.
Ab und zu meldet sich ja einer. ^^
Von: abgemeldet
2012-06-14T14:34:42+00:00 14.06.2012 16:34
Ok aber wer weis wie viele Schwarzleser es gibt ;-)
Von:  Ace_Kaiser
2012-06-13T20:44:35+00:00 13.06.2012 22:44
Na ja, so viele andere gibt es ja nicht, wie Du siehst. Die aktivsten kommentierenden Fans sind auf FF.de, btw.
Von: abgemeldet
2012-06-13T19:09:21+00:00 13.06.2012 21:09
Nönö sollen sich andere auch mal gedanken machen ;-)


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