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Konoha Side Stories

von

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Feuerregen 13

Heute
 

Suzume wirbelte durch die Burgküche, dass es einem schwindlig werden konnte, wenn man zusah. Zuerst hatte sie den kompletten Holzboden gewischt. Dann hatte sie die großen Töpfe geschrubbt, bis diese eingesehen hatten im Nachteil zu sein, und das erste Mal seit Jahren Glanz angenommen. Anschließend hatte sie sich mit Feuereifer auf das Essen gestürzt, das hier für das ganze Schloss und all seine Bewohner zubereitet wurde. Harusame brüstete sich gerne damit, dass er niemals besser aß als der rangniedrigste seiner Leute... Was dazu führte, das man in seiner Burg verdammt gut zu speisen pflegte. Und es sah ganz so aus, als würde es heute noch eine Spur besser werden, wenn man bedachte, wie raffiniert die junge Frau die Speisen abschmeckte.

Die anderen Leute im Raum, Köche, Köchinnen und deren Handlanger, fühlten sich nicht nur an den Rand gedrängt, sie kamen auch nicht mehr aus dem Staunen heraus.

"Bist das wirklich du, Suzume?", fragte eine der Frauen maßlos erstaunt. Sie war eines der Mädchen, die im Vorjahr entführt worden waren, und sie hatte die kleine Schwester der Frau des Dorfvorstehers irgendwie anders in Erinnerung.

Irritiert starrte das Mädchen die Ältere an. "Wer sollte ich denn sonst sein?"

"A-aber du bist so schnell und so fleißig. Und du kochst so gut."

"Ach, das", sagte sie und winkte ab. "Kochen hat mir Tsubasa-oneechan beigebracht. Und gearbeitet habe ich doch schon immer viel und gerne." Sie verschwieg wohlweislich, dass die Arbeit ihr half, auf andere Gedanken zu kommen, nicht dauernd an Akiras scheußlichen Tod zu denken und mit ihrer Angst fertig zu werden. Allerdings war es für sie schon eine Erleichterung zu wissen, dass das blonde Flittchen nicht hier bei ihr in der Küche war, sondern irgendwo weiter oben.

"Davon habe ich nie was mitgekriegt", sagte die junge Frau.

Für einen Moment hielt sie inne, während sie bereits die zehnte Pfanne Takoyaki briet. "Das wundert mich überhaupt nicht. Ihr habt ja immer nur gesehen, was Onee-chan gemacht hat. Ich war ja nur das Anhängsel." Sie überspielte ihrer Bitterkeit mit einer aufgesetzten fröhlichen Miene. "Aber eine gut getane Arbeit ist ja Lohn genug. So, die Takoyakis sind auch fertig. Ah, mein Feuer geht aus. Ich werde Holz hacken."

"Warte", sagte das andere Mädchen, "das kann ich doch..."

"Du musst doch auf den Reis für die Sashimi aufpassen. Das geht schon."
 

Sie floh mehr als das sie ging auf den kleinen Platz hinter der Küche, der von zwei Kasernen zu einer Art Innenhof zusammengedrängt wurde. Dort stand fertig gespaltenes Holz bereit, das sie nur noch reintragen musste. Aber ihr war nach etwas körperlicher Arbeit. Beobachter mochten meinen, dass sich die junge Frau in nur einem halben Tag gut eingefügt hatte und ihr neues Leben genoss. Aufmerksame Beobachter aber würden auf ihre Hände hinweisen, die zitterten, wenn Suzume nichts zu tun hatte. Sie war verängstigt, bis ins Mark, sie hatte Angst davor, was ihr passieren würde, und sie sah ihre einzige Chance, am Leben zu bleiben darin, unverzichtbar zu werden und niemandem zur Last zu fallen. Auch deshalb hackte sie ihr eigenes Holz. Es wäre undenkbar schlecht für sie gewesen, hätte jemand anderes Anspruch auf die fertigen Stücke erhoben, und sie hätte sie fortgenommen. Außerdem hatte sie schon immer das Holz gehackt, und darin war sie richtig gut. Also stellte sie einen Klotz auf den großen Stumpf, fasste die Hauklinge fester und ließ sie auf das Holz nieder sausen. Sie spaltete es schon nach dem ersten Schlag zur Hälfte auf. Also nahm sie Beil und Klotz hoch und schlug beides erneut nieder. Das Holz war halbiert. Sie sammelte beide Hälften auf und stellte eine hochkant hin, um erneut zuzuschlagen. Mit Schwung holte sie aus und... stockte?

Erstaunt fuhr sie herum. Hinter ihr stand ein Soldat des Daimyos, und hielt den Stiel der Hauklinge umfasst. Es war ein großer, breitschultriger Kerl, der auf den ersten Blick zumindest annähernd sympathisch wirkte. "Na, na, mit scharfen Dingen spielt man nicht, Mädchen. Hat dir das keiner beigebracht?"

Erschrocken ließ sie das Beil fahren, fuhr drei Schritte zurück und wurde von der Wand einer Kaserne gestoppt. Hastig verbeugte sie sich. "En... Entschuldigung. Ich wollte niemanden gefährden. Ich wollte nur meine Arbeit machen. Ich... ich..." Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Akira, verdammt, wo war er, wenn sie ihn am Nötigsten brauchte?

"Keine Sorge, ich bin dir nicht böse, Mädchen", sagte der große Kerl und schlug mit nur einer Hand nach dem Holz. Er spaltete es und versenkte die Klinge auf der ganzen Länge im Hackklotz. Bedächtig kam er näher und ergriff ihr Kinn mit der Rechten. "Du bist eine von den Neuen, oder? Ich habe dich vorher nicht gesehen, und glaube mir, dieses hübsche Gesicht würde ich wiedererkennen. Wie alt bist du, Mädchen?"

"V-v-v-vierzehn", stammelte sie. Akira, wo war nur Akira? Ach ja, tot.

"Und wie ist dein Name?", fragte er, während er ihr Gesicht hin und her drehte, um es von allen Seiten zu betrachten.

"Suzume!"

Sie fuhren beide zur neuen Stimme herum. In einer der Türen zur Kaserne stand ein kleinerer, schlanker Mann. In seinen Augen blitzte Ärger, und diese merkwürdige Abzeichen auf seiner Brust wiesen ihn als jemanden aus, der kein gemeiner Soldat war. "Ihr Name ist Suzume. Und sie mag keine älteren Männer, also schlag sie dir gleich wieder aus dem Kopf, Tohou."

Langsam löste der Ältere die Hand von Suzumes Gesicht. "Ich war nicht gemein zu ihr, Gun-so", verteidigte er sich.

"Das habe ich dir auch nicht unterstellt. Hast du nicht irgendwas zu tun?" Sein Blick wurde ernst, geradezu zwingend.

Der Ältere schrumpfte unter diesem Blick merklich zusammen. "Ach, da war ja noch was. Richtig, wir haben gleich eine Schwertübung, an der ich teilnehmen muss. Nichts für ungut, Gun-so, aber ich muss los. Also, Mädchen, sei weiter so schön fleißig, ja?" Er winkte und verschwand hinter dem Neuen in der Kaserne.
 

Suzume begann zu schluchzen.

"Alles in Ordnung bei dir?", fragte der Junge professionell. Sie schluchzte nur noch mehr.

Er wollte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter legen, aber sie zuckte vor ihm zurück.

"Also, das verletzt mich jetzt wirklich, Suzume-chan. Ich meine, wir haben zusammen gespielt, und jetzt behandelst du mich, als würdest du mich nicht mehr kennen?"

Sein Tonfall war derart beleidigt, dass es sogar Suzume in ihrer Angststarre erreichte. Sie sah auf. "Tsuyoshi-kun?"

Er unterdrückte ein prustendes Lachen. "Jetzt sag bloß, du hast mich nicht erkannt, Suzume-chan."

"Wer sollte das denn können? Groß bist du geworden, und so breit im Rücken. Und so ernsthaft. I-ich... Da ist nicht mehr viel von dem Jungen, mit dem ich gespielt habe. Und du bist in dieser Rüstung nicht wiederzuerkennen." Misstrauisch sah sie ihn an. "Was ist ein Gun-so?"

"Oh", machte er, bevor er leise zu lachen begann. "Ein Anführer. Ich kommandiere drei Trupps mit je zehn Mann."

"Du hast Karriere gemacht", stellte Suzume fest.

"Ich musste", sagte Tsuyoshi fest. "Meine eigene Schwester kann ich nicht beschützen. Sie ist oben im Palast und... Dient dem Daimyo direkt. Aber die anderen, für die muss ich da sein. Also habe ich mich angestrengt, und sieh mich an was ich heute bin. Ich kommandiere die Soldaten, die mich noch vor einem Jahr entführt haben. Und ich passe, so gut ich kann, auf meine Freunde auf. Ich hoffe, das nimmst du mir nicht übel."

"Nein, aber... Was ist mit Tsukasa? Sie dient dem Daimyo?"

"Es ist etwas schwierig zu erklären. Und du willst das auch nicht genauer wissen. Aber eines verspreche ich dir. Wenn dich irgendjemand dumm anschaut, wenn dir jemand zu nahe tritt, sag ihm, dass du unter dem Schutz von Gun-so Tsuyoshi stehst. Selbst die Offiziere sollten sich dann zweimal überlegen, was sie sich trauen."

"Und der Daimyo? Was ist mit dem?"

Tsuyoshis Gesicht wurde aschfahl. "Ich fürchte, vor dem kann ich dich nicht beschützen. Aber bald, da..." Er verstummte. "Auf jeden Fall passe ich auf dich auf. Das verspreche ich dir."

"Danke. Das ist nett von dir. Das hätte ja eigentlich Akira machen müssen, aber..."

Misstrauisch hob er eine Augenbraue. "Akira? Wer ist das? Und wieso soll er dich beschützen?"

Sein Tonfall erweckte Suzumes Trotz. "Akira ist mein neuer großer Bruder. Er hat versprochen, mich zu beschützen. Und das hätte er auch eingehalten, wenn..."

Das wütende Schnauben Tsuyoshis unterbrach sie. "Wie hätte er dich beschützen können? Diese Burg ist uneinnehmbar. Man kommt nicht hinein. Und selbst wenn man bereits drin ist, stehen fünfhundert Soldaten bereit. Dein Akira hätte so oder so keine Chance gehabt."

Sie wollte sagen, dass Akira getötet worden war, sie wollte sagen, dass sie seine Hinrichtung und Hanakos hysterischen Jubel gehört hatte, aber zum Trotz kam nun auch verletzter Stolz. "Akira-oniichan hätte es geschafft", sagte sie in wehleidigem Ton.

"So? Glaubst du tatsächlich, dieser Akira hätte es bis in die Burg geschafft? Und was dann? Würde er alle Soldaten des Daimyos alleine besiegen? Wie das denn?"

In genau diesem Moment sah Tsuyoshi eine große Flammenkugel in die Luft steigen und explodieren. Instinktiv nahm er Suzume schützend in die Arme und warf sich über sie auf den Boden. Die Druckwelle kam kurz darauf und schüttelte beide durch. "Verdammte Shinobi!", keuchte er, kaum das er wieder Luft bekam. "Warum packen sie ihr starkes Kaliber aus?"

In Suzume stieg die Hoffnung. Eine irrwitzige Hoffnung, entgegen besserem Wissen. Entgegen jeder Erfahrung. Entgegen der Realität. "Akira", hauchte sie, und mit jeder Faser ihrer Seele hoffte sie.
 

"Suzume-chan?", klang hinter ihr die Stimme eines Mädchens auf, das sie nicht kannte.

"Uärgs!", machte Tsuyoshi, als er von eine gigantischen Hand hochgehoben wurde. "Was macht dieser Kerl da mit dir?"

Als wenn die Situation nicht schon verzwickt genug gewesen wäre. Sie fuhr herum und sah diese schöne schwarzhaarige Frau mit dieser tollen Oberweite und dem hübschen Gesicht. Sie trug die Kleidung einer Shinobi, und auf ihrer Stirn prangte der berühmte Stirnschutz Konohagakures. Einer ihrer Arme war ins Riesenhafte vergrößert. Damit hielt sie Tsuyoshi etwa auf Augenhöhe vor sich. Ihr Blick war... Rachsüchtig war noch zu schwach. Suzume kannte das schöne Mädchen nicht, aber sie mochte sie sofort. Und erkannte, was gerade geschah.

"Tu Tsuyoshi bitte nichts!", rief sie hastig. "Er hat mich doch nur vor der Explosion beschützt! Und er stammt aus meinem Dorf!"

"Oh", machte die Frau. "Oh. Ach so." Sie setzte Tsuyoshi wieder auf dem Boden ab und lächelte verlegen. "Tut mir leid, da habe ich wohl was missverstanden. Ahahaha. Aber egal, damit habe ich ja schon zwei gefunden." Sie sah zu Suzume herüber. "Suzume-chan, Mamo... Ich meine, Akira schickt mich. Ich soll dich suchen und beschützen, während er mit den Kiri-Nin kämpft."

"Moment mal, ich verstehe hier gar nichts mehr! Was ist hier eigentlich los?", rief Tsuyoshi aufgebracht.

"Akira? Er ist hier? Aber er wurde doch..."

"Ich kann das alles erklären. Alles", sagte sie in Tsuyoshis Richtung. "Wir sind ein Team aus Konoha. Genta hat uns angeworben, um dich zu beschützen, Suzume-chan, und um euch zu retten, Tsuyoshi-kun. Glückliche Sache, dass ich gleich über euch beide gestolpert bin. Kannst du deine Kameraden zusammenziehen, die auch aus Gentas Dorf stammen, Tsuyoshi?"

"Ja. Ja, ja, das geht! Soll ich das gleich machen?"

"Das wäre keine schlechte Idee. Nehmt die Stirnbänder ab, und legt die Rüstungen ab, damit Ihr nicht zwischen die Fronten geratet."

"Halt! Akira ist hier?", rief Suzume. "Aber wie?"

Die hübsche Frau lächelte. "Ich weiß, das hörst du jetzt nicht so gerne, aber Hana-chan ist auch eine Shinobi. Sie hat den Banditen vorgegaukelt, sie hätten Akira getötet. Dann ging sie mit, um dich zu beschützen, Suzume-chan. Weißt du zufällig, wo sie ist?"

Suzume schluckte heftig. Alles was sie glaubte, alles was sie wusste, wurde nun mit einem Schlag auf den Kopf gestellt. Und Hanako war gar nicht das blutrünstige Monster, sondern hatte sie beschützt. Das machte Sinn, wenn sie zurückdachte, wie es ihr ergangen war, seit sie das Dorf verlassen hatten. Hanako war immer in ihrer Nähe gewesen und hatte die Banditen von ihr abgelenkt. Aber was noch viel wichtiger war, Akira lebte noch! Er war nicht tot! Nicht tot! Träume wurden also doch wahr! Und das hatte er gemeint, als er das letzte Mal mit ihr gesprochen hatte! Oh, sie war froh, so froh... Und fühlte sich, als hätte jemand sie mit Eiswasser übergossen. "Hana-chan ist beim Daimyo", sagte sie mit fahler Stimme. "Und ich weiß nicht, was er gerade mit ihr macht."

"Beim Daimyo also?" Das Mädchen lächelte fies. "Na, dann hat der nichts zu lachen. Ich bin übrigens Karin. Nennt mich so. Und jetzt bring mich in die Küche, Suzume-chan, und zeige mir alle jungen Leute aus deinem Dorf. Tsuyoshi-kun, beeile dich, um deine zu finden. Hier wird es gleich von Ninjas wimmeln, und wir sind nicht zimperlich."

"Ich habe verstanden. Ich vertraue dir Suzume-chan an! Pass gut auf sie auf. Sie ist mir lieb!", rief er und stürzte die Straße hinab, zu den Baracken, die seinen Freunden als Unterkunft dienten.

Suzume errötete.

Karin unterdrückte ein Auflachen. Hatte Onii-chan hier etwa Konkurrenz um Suzumes Gunst? Nun, ihr konnte das nur Recht sein. Sie hatte absolut keine Lust, den Mamoru-Pakt auf sechs Frauen zu erweitern. "Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren, Suzume-chan."

"U-und was ist mit Akira?", fragte sie.

"Du glaubst doch nicht, das er verlieren kann?"

"Nein", hauchte Suzume, und so etwas wie Stolz überschwemmte sie.

"Na, dann machen wir uns mal an unseren Teil der Arbeit", sagte Karin fröhlich.

***

Hanako stieß einen Laut äußersten Missfallens aus. Irgendwas lief da doch wieder nicht nach Plan. Ob einer der Genin gepatzt hatte? Oder war Mamoru geradewegs in die Kiri-Nin gelaufen? Egal. Der nächste Schritt war nun, die Frauen aus Gentas Dorf zu finden und zu beschützen. Also ging sie auf die Haremsfrauen zu. Tsukasa würde wissen, ob noch eine weitere aus Gentas Dorf unter ihnen war. Und ob sie überhaupt würde mitkommen wollen. Und wo sie die anderen suchen mussten.

"Tsukasa!", rief sie bereits von Weitem.

Eine kräftige Hand legte sich auf ihre Schulter. "Warte in meinen Gemächern auf mich. Das wird nicht lange dauern", sagte der Daimyo.

"Ich habe jetzt keine Zeit für dich, du armer Trottel", sagte sie und wischte die Hand von ihrer Schulter.

Erschrockenes Raunen ging durch die Männer und Frauen in der Halle.

Der Daimyo starrte sie konsterniert, geradezu entsetzt an. Dann machte er einen Schritt auf sie zu. "Wie kannst du es wagen..."

Hanako machte ebenfalls einen Schritt auf ihn zu, stellte das rechte Bein in seine Gangrichtung zwischen die Beine des Daimyos. Dann drehte sie ihren Körper in seinen hinein, ergriff mit beiden Händen seinen rechten Arm und zog ihn über ihre rechte Schulter stramm. Dann, in einer fließenden Bewegung, beugte sie sich vor und schleuderte den Daimyo über sich hinweg. Er schlug hart auf dem Rücken auf und ließ vor Schmerz die Luft aus den Lungen.

Doch Hanako war noch nicht fertig. Sie hatte noch immer sein Handgelenk in der Rechten. Sie streckte den Arm des am Boden liegenden durch, kippte das Handgelenk nach vorne und drehte die Hand nach außen, bis Harusame vor Schmerz aufschrie. Mit ihrer üblichen Arroganz verschloss sie den Mund des Daimyos mit ihrem rechten Fuß. "Jetzt hör mal genau zu, du Dummkopf. Ich bin eine Kunoichi aus Konoha mit dem Auftrag, deine Burg in Schutt und Asche und dir das Handwerk zu legen. Verhalte dich still, dann lasse ich dich am Leben. Wage es, mir meine Arbeit zu erschweren, dann verlierst du mindestens dein hübsches Gesicht. Hast du das gefressen?"

Der Daimyo antwortete nicht. Stattdessen schien er zu lächeln.

"Ob du das verstanden hast, du Idiot?"

"Äh, Hana-chan", klang Tsukasas Stimme auf. "Ich glaube, er kann in deinen Kimono..."

"WAS?" Die blonde Frau wurde knallrot. "Du perverses kleines Schwein!" Wütend trat sie zu. Und noch einmal. Und wieder.

"Hana-chan, ich glaube, damit tust du ihm nur einen Gefallen. Manchmal mag er sowas", erklärte Tsukasa.

"So?" Ein dämonisches Lächeln huschte über ihre Züge. "Na, dann wollen wir ihm doch mal den Himmel auf Erden bereiten."

Sekunden darauf ging ein gequälter Schrei durch die Burg, das Ergebnis von unglaublicher Qual, von kaum ertragbaren Schmerzen... Aber auch von allergrößtem Vergnügen.

***

"Da ist doch was schief gelaufen!", rief Ikuko und hetzte los, als das Feuerzeichen - mehr eine ausgewachsene Explosion - über der Burg stand. "Scheiß auf die Planung! Rein und Angriff!"

"Das brauchst du uns nicht erst zu sagen! Los, Akamaru, Sempai braucht unsere Hilfe!", rief Kiba.

Die beiden sprangen als erste über das Tor hinweg. Die Shinobi und Kunoichi folgten ihnen auf dem Fuß.

"Naruto! Erschaffe ein paar Dutzend Schattenklone, die uns bei der Suche helfen! Ich muss wissen, wo die anderen sind! Und wo unsere Gegner stehen!"

"Keine Sache, Ikuko-oneechan!" Naruto verharrte nicht einmal in der Bewegung, als er die Fingerzeichen für die Schattenklone formte. Was für ein Talent hatte der Junge.

"Kage Bunshin no Jutsu!" Übergangslos entstanden aus Dutzenden Rauchwolken fast vierzig Duplikate Narutos, die sich sofort weitläufig auf dem großzügigen Gelände verteilten. Einige strebten nach unten, einige zur Burg, ein paar zu der Stelle, an der die Explosion gestanden hatte.

"Eindringlinge!", erklang es aus einer der Baracken. Mehrere Dutzend Männer in Rüstungen kamen hervor.

"Überlasst das mir!", rief Hinata aufgeregt und stellte sich den Männern in den Weg. "Byakugan!"

"Schaffst du das, Hinata-chan?", rief Ikuko.

"Ja, keine Sorge!"

"Sie hat die Byakugan", sagte Shino. "Normale Menschen sind keine Gegner für... Himmel, Hinata, der hätte mich beinahe getroffen! Pass doch auf, wo du deine besiegten Feinde hinwirfst."

"Tu-tut mir leid, Shino-kun!"

"Wenn du fertig bist, komm nach! Wir müssen die Burg erobern!", rief Ikuko gespielt professionell, um ihre Überraschung über die kleine Hyuuga zu überspielen.

"Verstanden!", rief das Mädchen, während es drei weitere Soldaten durch die Luft schickte. Es war eher selten, das kleine Mädchen furchteinflößend waren. Hinata verbreitete Angst und Schrecken.
 

"Weiter zur Burg! Zumindest Hanako sollte jetzt für uns wichtige Informationen haben!" Ikuko sah zum Pfad herüber, über dem der Feuerball aufgestiegen war. Was, wenn Mamoru Hilfe brauchte? Wen sollte sie schicken? Mamoru war bereits der Stärkste in der Gruppe, und seine Leutnants... Karin war eventuell bei ihm, und Hanako definitiv in der Burg. Kaminari vielleicht? Nein, das hätte die Gruppe um eine sichere Kalkulation beraubt. Doch sie musste Kontakt zu den dreien aufnehmen, und das schnell. "Naruto!", rief Ikuko, "du gehst da runter und schaust dir an, wer dort kämpft. Ich meine damit, du gehst, und nicht einer deiner Klone."

"Habe verstanden!", rief Naruto, grinste fröhlich und sprang auf das Dach einer nahen Baracke. Sofort entfernte er sich in Richtung der Explosion.

"Hoffentlich geht das gut", murmelte Ikuko.

"Keine Sorge. Naruto ist stark", sagte Shino. Er ließ sich zurückfallen, als aus einem Seitengang weitere Soldaten hervor quollen. "Ich kümmere mich um die und rücke später nach!"

Ikuko sah nach hinten. "Schafft er das? Er ist ja nur ein Insektenbändiger der Aburame."

Kaminari und Inari sahen sie entgeistert an. "Du hast noch keinen Aburame kämpfen sehen, oder?", fragte Inari schaudernd.

"Äh, nein, eigentlich nicht."

Der Medi-Nin lachte. "Dann vertrau mir. Der Junge wird sich durchboxen."

"Mit kleinen Käfern?", fragte sie zweifelnd.

Kaminari grinste. "Du hast wirklich noch keinen Aburame kämpfen sehen!"

***

Mist, Mist, Mist, verdammter. Ich fühlte, wie mir die Situation entglitt. Natürlich musste ich gleich zu Anfang nicht nur auf einen schweren Gegner treffen, sondern gleich auf zwei. Und das Schlimmste an der Situation war, dass ich bisher nur mit einem kämpfte, mit dem völlig verfetteten Kyun. Terumi, die ich als noch stärker einschätzte, begnügte sich damit, uns lediglich zuzusehen. Dennoch musste ich ständig auf der Hut sein. Ich wäre nicht der erste Ninja gewesen, der an seinem Glauben, ein dritter Ninja würde nicht in ein Duell gegen seine Gunsten eingreifen, sterben würde.

Dazu kam auch noch, dass der Kampf recht ausgewogen war. Wir waren beide Feuer-Benutzer und verfügten über ein gutes Taijutsu. Unser Kampf war recht schnell, um nicht zu sagen rasant. Das ließ uns wenig Zeit für anspruchsvolle Katon-Techniken, und so begnügten wir uns damit, während wir mit unseren Kunais immer wieder aufeinander prallten, Feuerbälle und dergleichen nach einander zu werfen. Nun, Kyun hatte es dazu auf drei Feuerklone gebracht, was mich doch sehr verdrießte. Ich spielte mit dem Gedanken, Kage Bunshin einzusetzen und zwei Dutzend Klone von mir zu erschaffen. Aber wie würde die Frau das sehen? Und was nutzten sie mir angesichts von Kyuns Katon? Klone hatten niemals alle Fertigkeiten jener, die sie erzeugten. Das war leider so. Zuletzt hatte ich es daran gemerkt, als Terumi wie nebenbei ein halbes Dutzend Klone meines Kohais Naruto, die zufällig in unserer Richtung unterwegs gewesen waren, wie nebenbei aus der Luft gewischt hatte. Schlecht für meine eigene Kunst, aber eine gute Nachricht. Meine Leute waren jetzt in der Burg.

Als mich eine riesige Pranke aus der Luft fischte, merkte ich das ich unaufmerksam gewesen war. Der Griff war hart, aber nicht unaufbrechbar für mich. Und der feste Halt bot mir zudem etliche Punkte für schwere Angriffe aus nächster Nähe auf den Fettsack. Für den Moment aber schien es mir geboten, mal den alten Schauspieler raus zu holen, und Kyun in Sicherheit zu wiegen. Also kämpfte ich mit immer mehr erlahmenden Kräften gegen den Griff an und hoffte, dass der Riese nicht bemerkte, dass ich den Hals mit Chakra verhärtet hatte. Zumindest nicht sofort.

"Was denn, schon aus?", fragte Terumi enttäuscht. "Ich hätte mehr vom Zerstörer Otogakures erwartet." Sie seufzte unzufrieden. "Bring ihn nicht um, Kyun. So schlecht ist er nun auch nicht, und wenn er lebt, kann er nützlich für uns sein.

Der Riese sah sie mit kalten Augen an. "Lebend ist er eine Bedrohung. Ich hatte lediglich Glück."

"Kyun, du wirst...", begann sie verärgert, während der Riese den Druck auf meinen Hals erhöhte. Na Klasse, so würde er schnell merken, das ich mich geschützt hatte. Zeit für Plan B.
 

"RASENGAN!"

Bevor ich mich versah, ließ Kyun mich los. Das eher unfreiwillig, denn sein Körper wurde gerade schwer malträtiert und zudem fliegen geschickt. Durch ungefähr fünf Baracken.

Naruto kniete neben mir. "Alles in Ordnung, Onii-chan?"

"Ja, es geht. Er hat mich lediglich überrascht. Er ist wie ich ein Feuernutzer, das macht es etwas schwierig für mich, Naruto."

"Oh, in Ordnung. Ruh dich einen Moment aus, ich übernehme den Dicken! Kage Bunshin no Jutsu!" Übergangslos hatte ich es mit einem guten Hundert Narutos zu tun.

"Warte! Du bist Wind-Benutzer, Naruto! Wind hat gegenüber Feuer große Nachteile!"

"Ich benutze doch Taijutsu!", beschwerte sich der Blondschopf und eilte inmitten seiner Klone auf den noch immer reichlich belämmerten Kyun zu.

"Warte!", rief Terumi. "Du glaubst doch nicht, dass ich dich..."

"Keine Zeit, Onee-chan!", rief Naruto und eilte an der Frau vorbei.

"Onee... chan?" Sie sah Naruto nach. "Was für ein höflicher junger Mann. Und er hat ja so einen scharfen Blick."

"Okay, das will ich jetzt nicht verstehen", murmelte ich mehr zu mir selbst.

"Willst du ihm nicht helfen? Kyun ist ein schwerer Gegner", sagte sie in meine Richtung.

Ich winkte ab. "Ich habe erhebliche Probleme gegen ihn. Wir sind beide sehr schnell und annähernd gleich stark. Wir kommen beide nicht dazu, unsere wirklich guten Jutsu auszupacken. Außerdem vertraue ich Naruto."

"Du schickst einen Genin gegen einen Jounin?", fragte sie erstaunt. "Ich wusste nicht, dass Ihr Konoha-Shinobis so kaltblütig geworden seid."

"Naruto ist nicht irgend ein Genin. Er ist der Schüler von Jiraiya-sama", erklärte ich. "Ich bin sicher, Kyun wird eine herbe Überraschung erleben. Also, mich hat dieses Rasengan sehr überrascht."

"Und Kyun erst mal", sagte Terumi mit einem Seufzen. Sie stieß sich von der Wand ab, von der aus sie meinen Kampf mit dem Dicken beobachtet hatte. "Und? Glaubst du jetzt etwa, gegen mich hast du mehr Chancen? Ich nutze auch Katon, und ich bin stärker als Kyun."

Ich lächelte abschätzend. "Bist du nicht etwas jung, um mächtiger sein zu wollen als der Dicke?"

Meine Worte trafen den Nerv, den ich zu erwischen gehofft hatte. Sie errötete und sah zu Boden. "Das machst du doch mit Absicht", tadelte sie mich.

"Ich sage nur wie es ist. Du interessierst mich mindestens so sehr, wie ich dich interessiere. Deshalb glaube ich, das du gerne das Jutsu sehen möchtest, mit dem ich Otogakure zerstört habe."

Sie sah auf, und Freude stand in ihren Augen. "Das würdest du tun?"

"Du solltest mich besser aufhalten. Wenn ich es erst mal durchgezogen habe, hast du keine Chance mehr." Das war natürlich nicht nur ein wenig übertrieben, denn die Beschwörung von Enma raubte mir bereits einen beträchtlichen Teil meines Chakras.

"Was? Oh, nein, mach ruhig. Das interessiert mich sehr." Sie lächelte wölfisch. "Vor allem bei der Ansage."

Ich seufzte bedauernd. "Na, da bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Kuchiose no Jutsu!"
 

Ich presste meinen blutenden Daumen auf die Erde, der Beschwörungszirkel entstand, und in einer Rauchwolke erkannte ich... Zwei Gestalten? Und das in einer Kombination, wie sie schlimmer gar nicht sein konnte. Schlimm für meine Gegnerin, aber sicherlich auch schlimm für mich.

"Ha-hallo, Ryoga-sempai", sagte ich vorsichtig. Dann wandte ich mich der zweiten Gestalt zu. "Kasumi-chan, schön, dich wieder zu sehen."

"Ach, Mamo-chan", erwiderte die schlanke, schwarzhaarige Schönheit und verdeckte ihren lächelnden Mund mit der Rechten. "Du bist charmant wie immer. Ich freue mich auch, dich wiederzusehen. Nachdem wir uns letztes Jahr alle so große Sorgen um dich gemacht haben. Auch der Tendo-Clan."

Ich fühlte, wie die Schuld auf mir zu lasten begann. Kasumi war so verteufelt gut darin, jemandem ein schlechtes Gewissen aufzubürden. Wirklich, wirklich gut. Und sie hatte ja auch Recht.

"Mamoru-kun!", klang Ryogas scharfe Stimme auf. "Was genau hast du mit meiner Schwester angestellt?"

Nun fühlte ich noch etwas anderes. Nämlich einen eisigen Schauder, der mir den Rücken hinabfuhr, verbunden mit dem Ausbruch wirklich kalten Schweißes. "Ich mit ihr? Nichts!"

"Und was hat sie dann mit dir angestellt?", hakte er nach.

"Mich geküsst!", platzte es aus mir hervor.

Terumi nutzte die Gunst des Augenblicks für eine Attacke: "Youton: Youkai no Jutsu!"

Eine Welle des ultraheißem Jutsu, dem ich selbst nur knapp entkommen war, schoss auf Ryoga zu. Ich identifizierte das Jutsu als einen Schwall heißer, kompakter Lava, die Terumi aus ihrem Mund ausspie. Eine hochwertige Technik, die sie kaum Vorbereitungszeit gekostet hatte.

"Technik des deprimierten Löwen!" Der Affenkrieger staute sein Chakra zu einer fast sichtbaren Welle vor sich, in der sich die Lava fing. Noch während sie antriebslos zu Boden fiel, kühlte sie sich sichtbar ab. "Warte bitte, bis du dran bist, junge Dame", sagte Ryoga mit Nachdruck.

Kasumi lächelte sie an wie eine strahlender Engel "Nur eine winzig kleine Minute, bitte. Das geht doch in Ordnung? Nicht?"

"N-natürlich", erwiderte Terumi, noch immer geschockt darüber, wie ihr Angriff ausgefallen war.

"Also, Mamoru-kun, du weißt, dass ich dich mag. Aber du weißt auch, dass diese Affenkrieger und Mensch-Beziehung so gut wie nie funktionieren. Nun ja, fast nie. Also, ehrlich gesagt, klappt das bei einigen ganz gut, aber..." Hilflos zuckte er die Schultern. "Mich ärgert ja auch nur, dass ich seit einem Jahr bei Perine vollkommen abgemeldet bin! Es heißt nur noch Mamo-chan hier und Mamo-chan da! Wo bleibe ich da, bitte? Ich bin ihr großer Bruder, und ich war immer ein Monument für sie. Und nun bin ich entweder Luft, oder ihr versklavter Zuhörer, wenn sie mir davon erzählt, was der große Mamo-chan schon wieder geniales getan hat. Kannst du dir vorstellen, was das für mich bedeutet? Ich bin frustriert, Mamoru-kun! Richtig frustriert!" Er stampfte wie ein trotziges Kind auf dem Boden auf. Der zerbrach auf einer Länge von fünfzehn Metern und bildete eine Spalte von einem schlappen Meter Breite. Das nächststehende Gebäude stürzte in sich zusammen. "Und du, mein Freund, wirst die Verantwortung übernehmen!", rief er und deutete auf mich. Ein Umstand, der mir nicht gefallen wollte. "Wenn sich das mit Perine nicht bessert, hole ich dich auf den Affenberg! Und dann.... Und dann..." Übergangslos verschwand seine ganze Wut und Anspannung. Stattdessen drückte er beide Zeigefinger verlegen aufeinander. "Und dann hilfst du mir bei Akari-chan, ja? Seit zwei Jahren will ich ein Date mit ihr, aber nie kriege ich die Worte raus."

Ich spürte, wie die ganze Anspannung von mir wich und fand mich auf dem Boden sitzend wieder. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. "Versprochen", ächzte ich, als sich meine Stimme wieder gefangen hatte.

"Ah! Sehr gut!" Grinsend wandte sich Ryoga wieder Terumi zu. "So", sagte er und ließ seine Knöchel knacken. "Jetzt habe ich Zeit für dich."

"Ich passe derweil auf Mamo-chan auf, damit er nicht zu Schaden kommt", sagte Kasumi und legte mir ihren linken Arm um die Schulter. Bevor ich mich versah, war sie mit mir dreißig Meter nach hinten gesprungen.

Ryoga war sicherlich nicht der erfahrenste Krieger der Affen, und sicher auch nicht der mit den besten Jutsu. Aber er war unbestreitbar der Stärkste. Und das versprach noch lustig zu werden. In einem ironischen Sinn.

***

Damals
 

Ich verbrachte zwei Tage in der improvisierten Siedlung, die von Maria für die Flüchtlinge aus Otogakure requiriert worden war, um wieder zu Kräften zu kommen. Ich hatte früher aufbrechen wollen, aber die Shinobi hatten das einheitlich verneint. Die Suchteams Konohas waren uns noch nicht auf der Spur, der Fluchtweg war noch immer offen, und ich musste auch erst wieder zu Kräften kommen, nachdem ich Guin, im Versuch seine Explosion zu verhindern, mein ganzes Chakra eingespeist hatte.

Zwei Tage waren knapp bemessen, aber ich wollte die Flucht nicht weiter verzögern. Konohas Ring zog sich immer enger um uns. Wir mussten los, ob ich fit war oder nicht. Sehr hinderlich erwies sich dabei auch, dass meine Erinnerung noch nicht zurückgekehrt war. Aber ich hatte die Flüchtlinge kennen gelernt - neu kennen gelernt - und ich hatte das Gefühl, dass ich für sie Verantwortung übernehmen musste. Viele von ihnen waren mir sympathisch, und obwohl ich einigen, vor allem den Zivilisten, Angst machte, versuchten sie ihr Bestes, um nett zu mir zu sein. Einige der Shinobi waren auch sehr schnell mit mir warm geworden, und ich fühlte eine starke Sympathie für sie.

Mit Maria verband mich die innigste Verbindung. Ich hatte mich bisher nicht zu fragen getraut, aber so wie sie mit mir umging, musste ich mich fragen, ob ich ihr vor meiner Amnesie ihr Freund gewesen war. Oder kurz davor gestanden hatte. Aber ich schob den Gedanken beiseite, denn was sollte eine Klasse-Frau wie sie mit einem jungen Bengel wie mir?
 

Am Morgen des dritten Tages packten wir zusammen. Nun galt es. Wir würden unsere Fluchtroute nutzen und Konoha entkommen. Maria half mir dabei, mich anzukleiden, als ich die traditionelle Fleckentarn-Uniform Otogakures anlegte. Sie war modifiziert worden, war nun nicht mehr grau, sondern blaugrün, um anzuzeigen, dass uns nichts mehr mit Orochimaru und der vernichteten Stadt Otogakure verband, aber ich bezweifelte das Konoha unseren Willen anerkennen würde.

Mit einer Miene, die große Zufriedenheit und Stolz ausdrückte, schnallte sie mir meine Kunai-Tasche um. Es folgte das Futteral für das kleine Wakizashi, das ich nun auf dem Rücken trug, bereit, über die rechte Schulter gezogen zu werden.

Dann legte sie mir das Stirnband an, auf dem die Achtelnote Otogakures prangte. Sie hatte die Note mit zwei schrägen Strichen durchgestrichen, so wie es auf allen Stirnschutzen unserer kleinen Gruppe passiert war. Wir waren nun keine Oto-Shinobi mehr. Wir waren desertierte Ninjas aus einer zerstörten Stadt, ohne jegliche Bande zu Orochimaru, der uns hatte fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, als sein Plan, um Konoha zu zerstören, so vollkommen in die Binsen gegangen war.

Schließlich legte sie mir die tiefschwarze Schutzmaske an, die mein Gesicht vom Kinn bis zum Stirnband bedeckte - mein Markenzeichen. Der Stoff lag eng an, aber ich hatte keine Schwierigkeiten beim Atmen, und zwei große Linsen erlaubten es mir, hindurch zu schauen, ohne das mein Gegenüber meine Augen sehen konnte.

Ich verstand, dass das einen Gegner oder einen Untergebenen verunsichern konnte. Also war ich eine Art großes Arschloch? Oder einfach jemand, der den großen Auftritt liebte? Wahrscheinlich irgend etwas dazwischen. Aber ich konnte mir große Auftritte oder ein Arschloch-Dasein nicht erlauben. Nicht, wenn ich für so viele Menschen die Verantwortung trug.

"So, fertig", raunte sie mir ins Ohr. Für einen Moment nur, der mir aber wie eine kleine Ewigkeit vorkam, ruhte ihr Gesicht nahe meinem, waren ihre Lippen nur einen Zentimeter von meiner Maske entfernt. Es war, als wolle sie mir einen Kuss auf die Wange geben, sich aber mit aller Kraft zurückhalten.

Ich nickte und zerbrach den Augenblick damit. "Dann lass uns gehen."
 

Ich trat vor das alte Gebäude. Der Tross stand bereit, und auf meinen Befehl hin eilten fünf Shinobi voran, als unsere Vorhut. Weitere fünf sicherten die Flanken, der Rest blieb bei den wehrlosen Menschen. Ich selbst bildete mit Maria die Nachhut. Hier würde am ehesten ein Feindkontakt mit Konoha erfolgen. Und ich wollte so viel von meiner Verantwortung mit eigenen Schultern tragen, wie ich nur aufladen konnte.

"Kage Bunshin no Jutsu!" Ich erzeugte fünf Schattenklone, die sofort ausschwärmten und Beobachtungspositionen bezogen. Sie würden uns und damit dem Treck im gleichen Tempo nachfolgen und auf Verfolger achten.

Langsam verschwanden die Karren in den Wäldern. Als ich sie nicht mehr sehen konnte, fragte ich Maria: "Wollen wir?"

Sie nickte, und in einer gemütlichen Spaziergangsgeschwindigkeit schlichen wir den Überlebenden von Otogakure hinterher. Wir hielten zu meinen Klonen eintausend Meter Abstand, und zum Ende des Tross fünfhundert Meter. Das war nicht gerade viel, aber ich hatte nicht genügend Kraft, um wesentlich mehr Schattenklone zu erschaffen. Mir war so, als... Als würde ein Teil meines Chakras aus mir heraus fließen. Und all meine Bemühungen der letzten beiden Tage, entweder dieses Leck zu stopfen oder die Quelle zu entdecken, waren im Nichts geendet. Was immer es war, ich wurde es nicht los. Also hatte es auch keinen Sinn, es weiter zu bekämpfen.

Plötzlich raschelte es hinter mir im Gebüsch. Sofort hatte ich ein Kunai gezogen, meine bevorzugte Waffe, und zur Abwehr hoch gerissen. Maria neben mir versteifte sich merklich und griff zu ihrer kurzen Schwertklinge. Das tat sie sehr elegant mit einer Geste, die mir Bewunderung abrung. Das, und ihre nette Oberweite, die bei dieser Bewegung betont wurde.

Ich sah die Bedrohung, fuhr zu ihr herum, und... Tat nichts.

Der Angreifer traf mich, landete auf meiner Schulter, und bevor ich es verhindern konnte, bekam ich meinen ganz persönlichen Anteil an feuchter Affenliebkosung.

Ein kleines Äffchen mit zottigem Fell begann mich abzuküssen. Ich wusste nicht wieso, aber es schien so vollkommen richtig, so normal zu sein.

Maria ließ ihre Waffe wieder sinken. "Oho. Nur ein Äffchen."

Das schien den kleinen Affen aufzubringen. Lautstark begann er zu zetern und zu schimpfen. Dabei warf er Maria bitterböse Blicke zu.

"Ruhig, mein Mädchen. Maria ist eine Freundin", sagte ich zum Affen und kitzelte ihren Bauch. Woher wusste ich, dass sie ein Mädchen war?

Der Affe reagierte nicht wie erwartet. Anstatt zu kichern und sich den gekitzelten Bauch zu halten, starrte er mich nur fassungslos an. Und Maria sah erstaunlich blicklos vor sich hin. "Ja. Ein Freund. Das ist richtig, Mamoru-sama."

"So habe ich das nicht gemeint", merkte ich verlegen an. Marias Worte von jenem Tag, an dem sie aufgewacht war, brannten immer noch in meinen Gedanken. Sie strebte eine Beziehung mit mir an, wollte ihr Leben mit mir teilen. Bei einer so schönen Frau, bei ihrer Intelligenz und ihrer Stärke erachtete ich das als großes Kompliment. Aber es fühlte sich... Merkwürdig an. "Ich wollte meiner Freundin hier nur bedeuten, dass du auch ihr Freund bist."

"Wirklich?", fragte sie hoffnungsvoll.

Dies löste eine erneute Schimpfkanonade des Äffchens aus, und hätte ich es nicht gehalten, hätte es Maria angesprungen. "Ruhig, mein Schatz. Keine Eifersüchteleien. Wir sind auf der Flucht und haben für über einhundert Leute zu sorgen."

Der Affe verstummte und sah mich aus großen Augen an.

"Flüchtlinge aus Otogakure. Sie haben wie ich mit Orochimaru gebrochen und wollen das Land verlassen. Sie halten genau wie ich den Angriff auf Konoha als riesengroßen Fehler. Ich bin sicher, so etwas Dummes werden sie nie wieder tun." Ich stockte. Was für ein merkwürdiger Gedanke. Hatte ich eigentlich gegen Konoha gekämpft? War ich Teil der Mission gewesen, die das Ziel gehabt hatte, mit unseren Suna-Verbündeten eine der fünf stärksten Ninja-Fraktionen der Welt auszuschalten? "Jedenfalls wollen sie jetzt ihre Leben selbst bestimmen." Ich nickte zu diesem Gedanken. "Ich helfe ihnen dabei."

"Und er bleibt bei uns", sagte Maria trotzig zum Affen. "Das hat er gesagt!"

Erstaunt runzelte ich die Stirn. "Wo sollte ich denn sonst hin, Maria-chan?", fragte ich.

"Ach ja. Ahahahaha, so habe ich das doch gar nicht gemeint. Ich habe mich nur gefreut, als du sagtest, dass..."

Sie versuchte nach meinem rechten Arm zu langen, aber der kleine Affe kletterte bis auf meine rechte Hand und schimpfte erneut. Wenigstens verzichtete er auf Drohgebärden wie gefletschte Zähne und dergleichen.

"Oh", sagte Maria und verharrte in der Bewegung. "Verstehe. Einbruch in dein Territorium. Aber du kannst nicht den ganzen Mamoru-sama haben."

Der Affe verdrehte erstaunt den Kopf.

"Wollen wir ihn uns nicht teilen? Du bleibst links, und ich nehme die rechte Hälfte?"

Der Affe schien darüber eine Zeitlang nachzudenken. Dann kletterte er voller Würde den Arm wieder hoch und ließ sich auf der linken Schulter nieder. Mit majestätischer Gelassenheit deutete das Affenmädchen auf meinen rechten Arm.

"Danke." Ohne ein weiteres Wort hakte sich Maria bei mir ein. Oh, es schien ihr wirklich ernst zu sein. Und das war durchaus kein furchtbarer Gedanke.

***

Mit einem gewaltigen Step vom Waldrand bis zur frisch verlegten Zeltstadt - immerhin über fünfhundert Meter - landete Ryuji Nekozumi, der Botschafter des Nekozumi-Clans und offizieller Leiter der Suchaktion von Konoha und dem Land der Reisfelder nach dem verschollenen Chunin Mamoru Morikubo. Er stürzte sofort in das zentrale Zelt. "Ihr habt eine Spur?"

Rose empfing ihn mit hochgezogener Augenbraue. "Was sind das denn für Manieren, Herr Botschafter? Kannst du nicht anklopfen?"

"Wo denn? An der Zeltplane?", giftete er. "Also, es gibt etwas Neues?"

"Wir wissen jetzt, wie Mamoru aus Otogakure raus gekommen ist. Und das gefällt uns ganz und gar nicht. Denn nach Zeugenaussagen einiger Shinobi, die Mamoru bis zur Chakra-Bombe begleitet haben, war Maria bis zum Schluss bei ihm."

"Bitte, wer?"

"Oh, das kannst du ja nicht wissen. Maria und Mamoru hassen einander. Sie hat während seiner Chunin-Prüfung versucht, ihn, Karin und Hanako zu töten, angeblich weil sie den Auftrag dazu hatte. Auf Konohas Seite griff dann eine Gruppe Suna-Nin ein, tötete Marias Gefährten und ließ sie im Testgelände zum Sterben zurück.

Sie hat aber überlebt und war am Angriff auf Konoha beteiligt. Doch anstatt sich auf uns zu konzentrieren, hat sie die Suna-Nin vom Examen gejagt und einen von ihn getötet. Darüber war Mamoru sowas von stinksauer, dass er sie zu seiner Todfeindin gemacht hat. Seitdem jagt er sie."

"Und das bedeutet für seine Flucht?"

"Sie hat ihn mit Hilfe einer Art Beschwörungssystem in eine Kelleranlage geschafft, die hier auf dieser Wiese steht. Von hier ist sie mit zwei Helfern weiter geflohen. Mamoru war, wie wir anhand der Schleifspuren zu glauben wissen, zu dem Zeitpunkt bewusstlos." Auf ihrer Stirn pochte eine zornige Ader. "Verstehe mich nicht falsch, Ryuji, ich bin mir sehr sicher, dass Maria nicht vorhat ihn zu töten. Jedenfalls nicht sofort. Sie will ihn lebend, und jetzt hat sie ihn lebend."

"Du denkst doch nicht etwa, dass sie..."

"Wie gesagt, sie sind Todfeinde. Und ich kann nicht anders als zu glauben, dass sie ihm etwas Schlimmes antun wird. Etwas, was vielleicht schlimmer ist als der Tod. Perine, Karin und Hanako scheinen das auch zu glauben. Die Affenkriegerin sucht alleine, die beiden mit ihren Gruppen unter Hochdruck nach Spuren von Mamoru hier in der Region. Und seit einiger Zeit hat sich Perine nicht mehr zurückgemeldet. Das muss bedeuten, dass sie dicht dran ist. Deshalb habe ich Karin und Hanako bereits in ihren Suchsektor umgeleitet."

"Wo ist dieser Sektor?", verlangte Nekozumi zu wissen.

Roses Finger deutete auf der Karte auf eine Region. "Hier, in diesem Bereich. Relativ weit, aber so weit nun auch wieder nicht."

Nekozumi nickte. "Gut. Falls an unserem Verrückten noch irgend etwas dran ist, was sich zu retten lohnt, dann werde ich helfen, um ihn nach Hause zu holen." Nekozumi schulterte den mächtigen Metallklotz, den er Schwert nannte, und wandte sich zum Gehen. Am Ausgang blieb er noch einmal stehen, und fragte ohne sich umzudrehen: "Glaubst du wirklich, sie foltert ihn?"

"Oh, ich bin mir sicher, genau jetzt muss unser Mamo-chan unglaubliche Qualen ertragen. Also beeile dich, bitte", flüsterte Rose betreten.

Der große Krieger sah nun doch zurück und lächelte. "Ich tue was ich kann. Und dass ich so viel Mühe für einen von euch Konoha-Shinobi-Idioten aufwenden würde, hätte ich nie gedacht."

"Das geht vielen so, wenn sie Mamo-chan noch nicht kennen", erwiderte sie, ebenfalls lächelnd.

Dann verschwand Nekozumi aus dem Zelt, als hätte es ihn nie gegeben.

***

"Hatschi!"

Maria, die meinen Arm fest umklammert hielt wie eine Ertrunkene, drängte sich enger an mich und sah mich aus großen, ängstlichen Augen an. "Gesundheit. Geht es dir gut, Mamoru-sama?"

Ihr Busen drückte gegen meinen Brustkorb, und ihre herrlich roten Lippen waren nur ein paar Zentimeter von mir entfernt. Aber ich war nicht der Mamoru, den sie kannte und liebte. Noch nicht. Deshalb lachte ich auf und sagte: "Keine Sorge, ich fühle mich nicht krank. Da hat wohl einfach jemand an mich gedacht."

Neben mir seufzte die Äffin in einer Mischung aus Ergebenheit, Resignation und Erleichterung, als Maria ihre alte Position einnahm. "Oh. Mach mir nicht immer so viele Sorgen, Mamoru-sama."

"Wenn du keine Sorgen magst, dann darfst du keine Shinobi lieben, sagte meine Mutter immer", erwiderte ich heiter.

Für einen Moment schien sie entsetzt, dann aber sah sie mich mit strahlenden Augen an. "Mamoru-sama, erinnerst du dich etwa an deine Mutter? Oh, wie schön!"

"Nein", sagte ich und hob abwehrend die Linke. "Nein, das tue ich nicht. Es ist nur eine Redewendung, die ich mal gehört habe. Da gehört der Hinweis mit der Mutter als Quelle einfach dazu."

"Ach so. Wie schade." Frustriert blies sie die Wangen auf.

Ich wollte etwas sagen, irgend etwas, um sie zu trösten, aber mir fielen nicht die richtigen Worte ein. Dazu kam dann auch noch, dass ich einen meiner Schattenklone verlor. Ich erstarrte.

"Mamoru-sama?", fragte sie, als sie ebenfalls stoppte.

"Das ging schneller als ich gedacht habe. Schnell, warne den Tross! Konoha ist dicht hinter uns."

Unschlüssig sah sie mich an. Doch sie gab sich einen Ruck. "Ich komme sofort wieder zurück! Beginne den Ausweichplan ja nicht ohne mich, Mamoru-sama!", rief sie, bevor sie mit Steps dem Treck hinterher eilte.
 

Als der Affe von meiner Schulter sprang und sich in eine junge und hübsche Frau verwandelte, erschrak ich nur im ersten Moment. Es erschien mir auch... Normal zu sein.

"Und?", fragte sie mit Resignation in der Stimme. "Was wird hier gespielt? Hast du wirklich Amnesie?"

"Äh", machte ich. Ihr Gesicht rührte etwas in mir an. "P-chan?"

"Richtig. Ich bin deine P-chan. Klingelt da noch mehr? Bei Karin? Hanako?"

Ich ließ mir den Gedanken durch den Kopf gehen. "Nein, da ist nur ein warmes Gefühl in meinem Bauch."

"Na, wenigstens fühlst du noch was für sie", seufzte P-chan. Sie deutete in die Richtung, in die Maria verschwunden war. "Und was ist der Ausweichplan? Was findest du überhaupt an ihr?"

"Sie ist nett. Und hübsch. Und schlau."

"Und? Das bin ich auch."

"Stimmt."

Perine errötete leicht. "Keine Schmeicheleien. Erkläre mir lieber mal, warum du für die Oto-Nin kämpfst und so wie sie angezogen bist. Na ja, fast wie sie."

Ich dachte über diese Worte nach. Hinter mir kamen die Konoha-Shinobi immer näher, aber es war noch Zeit, um nach ein paar Antworten zu suchen. "Ich habe tatsächlich Amnesie", gestand ich. "Seit zwei Tagen, vielleicht länger. Aber in dieser Zeit habe ich viele der Menschen kennen gelernt, die ich beschütze. Ich mag sie. Ehrlich, ich mag sie. Und sie teilen meine Meinung über Orochimaru. Sie haben mit ihm gebrochen, und ich denke, sie verdienen ihre zweite Chance in einem anderen Ninja-Dorf. Ich will ihnen helfen. Einfach nur helfen."

Perine legte den Kopf schräg und lächelte mich an. "Das ist mein Mamo-chan." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte mir einen Kuss auf die Maske, dort wo meine linke Wange lag.

Danach klatschte sie einmal in die Hände. "Also gut, ich habe mich entschieden. Ich helfe dir, Mamo-chan. Du bist mein Kontraktpartner, und wer bin ich, dass ich ausgerechnet gegen deinen Willen handle? Was interessiert mich Konoha?" Sie verwandelte sich wieder in den Affen und erkletterte meine Schulter erneut. Keine Sekunde zu früh, denn nun tauchte Maria wieder auf.
 

"Alles klar, der Tross zieht schneller weiter! Wir haben die Flanken verstärkt und eine neue Nachhut aufgebaut! Bleibt uns nur noch, die nachrückenden Konoha-Shinobi in einen Kampf zu verwickeln und dann auf die falsche Fährte zu locken."

"Du meinst, mir bleibt nur noch, die nachrückenden Konoha-Shinobi in einen Kampf zu verwickeln und dann auf die falsche Fährte zu locken", korrigierte ich sie.

Trotzig sah sie mich an. "Eher schneide ich mir eine Hand ab, bevor ich dich im Stich lasse!" Sie zückte ihre Klinge und legte sie an der Rechten an. Für einem Moment schnaubte sie vor Wut und Entschlossenheit. "Wenn du von mir verlangst, dass ich zum Tross zurückkehre, dann schneide ich sie mir sofort ab!"

Sie hatte keine Chance, um zu reagieren. Ich umschloss ihre beiden Handgelenke mit einer Geschwindigkeit, die ihr gespenstisch vorkommen musste. Ich drückte beide Arme auseinander und hielt so das Schwert von der rechten Hand fern. Trotzig blickte sie an mir vorbei. "Das ändert gar nichts! Ich kann das nachholen, überall und jederzeit.

"Maria", sagte ich.

Sie sah mir in die Augen. Oder vielmehr in die Linsen meiner Maske.

Sanft drückte ich meine Lippen auf ihre. Auch wenn der Stoff der Maske dazwischen war, fühlte es sich doch sehr angenehm, warm und auch ein wenig elektrisierend an. "Ich schicke dich nicht weg", sagte ich und ließ ihre Hände fahren.

Ein wenig fassungslos berührte sie mit der Rechten ihre Lippen. "Nicht?", fragte sie erstaunt.

"Noch nicht", korrigierte ich. "Versprich mir, das du dich absetzt, wenn ich es dir befehle. Ich kann mich durchaus alleine durchschlagen. Aber ich kann dann nicht auf dich aufpassen, verstehst du?"

"Du... bleibst also bei mir?"

"Ich habe nichts anderes vor", erwiderte ich.

"Natürlich höre ich auf dich, Mamoru-sama!", rief sie enthusiastisch. Sie steckte das Schwert wieder weg und umklammerte wieder meinen rechten Arm.

"Das dürfte im Kampf etwas hinderlich werden", sagte ich tadelnd zu ihr.

"Ich lasse schon noch los", versprach sie. "Rechtzeitig. Aber keine Sekunde früher."

Ich seufzte. Das war also die Liebe einer Frau?

***

"Was ist los?"

Kaminari landete direkt von Karin, federte sich ab und steckte sein Kunai fort. "Ein Schattenklon. Er hat Inari ziemlich kalt erwischt und die heiße Scheiße aus ihm rausgeprügelt. Da bringen sie ihn gerade."

Auf einer Bahre brachten zwei Medi-Nin den erheblich blessierten Kollegen. Sein Gesicht war geschwollen, und der entkleidete Oberkörper mit Flecken in allen Farben übersät.

Er winkte ab, als er an den beiden vorbei kam. "Keine Sorge, Karin-chan, ich heile mich gerade selbst. Aber das war die schlimmste Abreibung, die ich je bekommen habe. Diese Schmerzen... Diese Schmerzen..."

"Der Klon hat ihn nicht getötet?", fragte Karin erstaunt. "Oh, ich bin dankbar dafür. Aber... Warum nicht?"

"Keine Ahnung. Ich habe mich von hinten heran geschlichen, wollte ihn niederstechen, da wirbelte er herum und legte mir ein Kunai an die Kehle. Aber er zögerte, und ich war nicht besonders nett. Da merkte ich, dass ich es mit einem Kage Bunshin zu tun hatte. Einem starken Kage Bunshin. Wie stark ist dann erst sein Erzeuger?"

"Ich verstehe." Sie aktivierte ihr Funkgerät. "Karin Akimichi hier. Achtung, Warnung vor starken Schattenklonen in der Region. Sie decken den Rückzug der Oto-Nin. Wenn Ihr einen entdeckt, geht ihn Gruppenweise an oder überlasst ihn einem Chunin! Wir... WHOA!"

Kaminari und Karin spritzten auseinander, als dort, wo sie gerade noch gestanden hatten, ein Schwarm Kunai zu Boden fuhr. Kurz darauf setzte an der gleichen Stelle ein Ninja auf, zog ein kurzes Katana und ließ den Kopf in alle Richtungen kreisen. Seine Uniform ähnelte ein wenig an Oto, aber die durchkreuzte Achtelnote sprach Bände. Er trug außerdem eine Gesichtsmaske, welche die Augen unter schwarzen Linsen verbarg. Man konnte nicht sehen, wohin er wirklich schaute.

"War es einer wie dieser, Ryu?", fragte Karin schaudernd.

"Oh ja, das ist mein kleines Monster!" Er zückte seine eigenen Kunais und warf eine Garbe Shuriken nach dem Klon.

Der wich aus und ging Karin an. Natürlich, er musste an ihrem Chakra erkannt haben, dass sie die stärkere Gegnerin war.

Karin parierte, und Kunai prallte auf Kunai. "Baika no Jutsu!" Die junge Akimichi vergrößerte ihre andere Hand ins Riesenhafte, um hart und schmerzhaft zuzuschlagen. Doch sie konnte es nicht. Sie brachte es nicht über sich. Ihre Hand lag auf seinem Körper auf, aber sie bewegte sich nicht weiter. "Na los! Los jetzt!", feuerte sie sich selbst an. Aber es ging nicht. "Was ist das für ein Jutsu?"

Ihr Gegner bemerkte seinen Vorteil. Sein Kunai rutschte von ihrem ab und lag plötzlich auf ihrer Kehle auf. Erschrocken holte sie Luft. "Mamoru...", hauchte sie vor Angst.

Der tödliche Schnitt kam nicht. Er verharrte genauso wie sie mit ihrer Hand.

"KARIN!" Kaminari sprang hinzu, hieb einmal von unten zwischen den beiden hoch, um den Angriff auf die Chunin zu unterbrechen, wobei er die Maske des Klons traf. Dann setzte er nach und versuchte ihn in der Brust zu treffen. Der Klon wich zurück, Kaminari hielt den Druck aufrecht. Dabei flatterte die zerfetzte Maske auf. Der Klon landete mit dem Rücken an einem Baum, und Kaminari setzte den tödlichen Stich an. Der Klon verpuffte.

"RYUUUUU!", rief Karin erschrocken.

"Es ist doch gut! Ich habe ihn besiegt! Wieder mal. Er zögert immer kurz vorher..."

"Natürlich zögert er vorher! Weil das ein Klon von Mamoru ist!", rief sie aufgebracht.

"Von Mamoru? Das erklärt einiges. Außer das wie. Ich glaube, ab hier wird es kompliziert."

Er sollte Recht behalten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ace_Kaiser
2013-01-15T19:07:20+00:00 15.01.2013 20:07
Keine Ahnung, was bei Suzume im Kopf vor sich geht. Dass die Mädels vom Mamo-Pakt allerdings kein sechstes Mitglied aufnehmen wollen und werden, dürfte relativ klar sein. XD Aber Suzume ist eh nur Imouto-Material.

Keine Ahnung, ob er seinen Spaß hatte. Auf jeden Fall scheint er ein versteckter M zu sein...
Kasumi hat doch einen großartigen Auftritt, oder nicht? ^^V
Von:  Miyu-Moon
2013-01-15T15:51:40+00:00 15.01.2013 16:51
Ich hoffe Tsusume erkennt, das sie besser bei Tsuyoshi wenigstens 'ne reelle Chancen hat, als bei Mamoru/Akira. Das mit dem Daimyo war sehr lustig. Jetzt hat er doch noch seinen Spaß bekommen, wenn auch in anderer Form. Ich hätte mich fast an meinem Stück Schoki verschluckt, als ich das las. Kasumi als Affe? Warum kann ich mir das nur schwer vorstellen? HM. Charakterlich stimmt sie zumidest.


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