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Loki: The Dark Prince - Der dunkle Prinz

von

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Gewissensbisse

Thor stand unschlüssig neben Heimdall und wusste nicht, wie er seine Bitte formulieren sollte. Der allsehende Wächter hatte angenommen, dass er wegen Jane hier war, und ihm soeben versichert, dass es ihr gut ging. Das hatte Thor natürlich auch interessiert – und beruhigt – doch musste er sich selbst eingestehen, dass er gar nicht an Jane gedacht hatte, als er hierher gekommen war. Denn seine Sorge galt momentan jemand ganz anderem...
 

Er wusste nicht mehr, was in ihn gefahren war. Welcher Teufel ihn geritten hatte, dass er derart ausgerastet war. Jetzt, im Nachhinein, konnte er nicht mehr verstehen, wie er Loki derart hatte misshandeln können. Wie er die Ohren vor seinen Schreien und seiner Bitte, endlich aufzuhören, hatte verschliessen können.
 

«Was bewegt dich noch, mein Prinz?» Heimdalls sanfte Frage riss Thor aus seinen Grübeleien. Er biss sich auf die Lippen und druckste herum. «Ich...» hob er an und brach gleich wieder ab. Würde Heimdall ihn für schwach halten, wenn er sich nach Lokis Befinden erkundigte? Ihm unterstellen, dass er sich auf die Seite eines Verbrechers schlug, bloss weil dieser sein Bruder war? Aber da Thor wusste, dass er keine Ruhe finden würde, ehe er nicht Klarheit darüber erlangte, wie es Loki ging, riss er sich schliesslich zusammen und fragte leise: «Kannst Du Loki sehen, Heimdall?»
 

Täuschte sich Thor, oder versteifte sich der riesige Wächter neben ihm gerade ziemlich? «Ja, natürlich.» kam es langsam und vorsichtig zurück.
 

«Wie... geht es ihm?»
 

«Warum willst du das wissen, Thor?» Heimdall musterte ihn prüfend, aber ohne Vorwurf. Seine klaren, fast durchschimmernden Augen schienen tief in Thors Seele zu dringen.
 

«Ich habe... einen grossen Fehler begangen,» zwang sich der Donnergott zu einer ehrlichen Antwort. «Und ich möchte nur wissen, ob Loki... Ob er...»
 

«Überhaupt noch am Leben ist?» half ihm Heimdall weiter.
 

Thor sah ihn fast geschockt an. «Was..?» Nein, an die Möglichkeit hatte er gar nicht gedacht. «Das müsste doch... klar sein, oder?» Das 'oder' kam nur ganz leise, denn erst jetzt wurde dem blonden Hünen so langsam die ganze Tragweite dessen, was er getan hatte, bewusst.
 

«Nach dem, was Du mit ihm angestellt hast – übrigens zu Recht, wie ich einwerfen möchte – und aufgrund der Tatsache, dass er jetzt ohne besondere Kräfte und Magie da unten auskommen muss, ist das nicht unbedingt so klar, Thor.» sagte Heimdall denn auch schon mit entsetzlicher Ruhe. Noch immer ruhten seine Augen forschend und eindringlich auf Thor, der bei diesen Worten kreideweiss geworden war. «Aber um dich zu beruhigen: ja, er lebt. Und er bekommst sogar Hilfe... von ziemlich unerwarteter Seite.»
 

Fassungslos durfte Thor jetzt erfahren, dass Melinda Crave, Bruce Banner und Tony Stark seinen Bruder betreuten und versuchten, ihm beizustehen. Dass sie es sogar geschafft hatten, ihn zumindest ein bischen ruhig zu stellen, sodass die Schmerzen im Moment wohl einigermassen erträglich sein mussten. «Wenn es weiterhin so gut läuft,» schloss Heimdall seinen Bericht, «dürfte dein Bruder das Schlimmste in drei bis vier Tagen überstanden haben.»
 

Thor zuckte zusammen. Jetzt dämmerte ihm vollends, was er getan hatte, und es versetzte ihm einen so tiefen Stich ins Herz, dass er sich sekundenlang fühlte, als ob er erdolcht worden wäre. Aber... er hatte ja auch nie im Leben damit gerechnet, dass Odins Urteil so ausfallen würde. Er war – unsinnigerweise, wie er jetzt selbst zugeben musste – davon ausgegangen, dass Loki in Asgard bleiben würde. Dass er als Gefangener, aber sicher nicht als ein all seiner Kräfte beraubter und nach Midgard Verbannter enden würde. Und dabei hätte er es eigentlich wissen, oder zumindest ahnen, müssen. Schliesslich war ihm einst dasselbe widerfahren.
 

Aber noch etwas anderes nagte in Thor. «Du hast also... mitbekommen, dass ich Loki gefoltert habe?» fragte er tonlos. Als Heimdall nur nickte, fügte er noch leiser hinzu: «Ich schäme mich zutiefst dafür. Das hätte ich nie tun dürfen. Aber ich war so wütend auf ihn... und so verletzt. Irgendwie... hatte ich den verrückten Wunsch, den eiskalten Schuft aus ihm rauszuprügeln... in der noch verrückteren Hoffnung, dass dann der Loki, den ich kannte und liebe, wieder zum Vorschein kommt.»
 

«Du machst dir Vorwürfe?» Jetzt war Heimdall ehrlich verblüfft. «Dazu besteht keine Veranlassung. Im Gegenteil: ich bin überrascht, dass Odin das nicht offiziell angeordnet hat.»
 

Thor zog es vor, nicht darauf einzugehen. «Hast du es Vater erzählt?»
 

«Natürlich nicht. Das wollte ich dir überlassen.»
 

Der Donnergott erschauderte. «Es war ein Fehler, Heimdall. Ganz egal, was du sagst... ganz egal, was alle sagen würden, wenn sie es wüssten. Ich hätte das niemals tun dürfen. Und vielleicht... habe ich Loki jetzt sogar auf dem Gewissen.» Der letzte Satz kam so leise, dass Heimdall ihn fast nicht verstand.
 

Er legte Thor seine mächtige Hand auf die Schulter. «Loki ist sehr stark, viel stärker, als man meinen könnte. Ich denke nicht, dass ihn das umbringen wird.» 'Aber verändern wird es ihn bestimmt', fügte er in Gedanken hinzu. In welche Richtung – das wollte er sich lieber nicht allzu genau vorstellen.
 

Thor atmete scharf ein und straffte sich. «Bitte hab weiterhin ein Auge auf ihn, Heimdall. Und melde es mir sofort, wenn Loki in ernste Schwierigkeiten kommen sollte. Ich meine...»
 

«Schon klar,» winkte Heimdall ab. «In Schwierigkeiten dürfte er bereits stecken, aber ich weiss schon, was du meinst. Versprochen. Aber du weisst schon, dass du nichts tun kannst, oder?»
 

«Ja.» Thor fuhr sich müde über die Augen. Natürlich war ihm klar, dass Odin ihn niemals Loki zu Hilfe eilen lassen würde. Aber noch hegte er die leise Hoffnung, dass das gar nicht nötig wäre. Am meisten baute er dabei auf Melinda Crave. Er hatte die junge Agentin ziemlich gut kennen gelernt, und ihm waren auch die Blicke nicht entgangen, die sie dem gefangenen Loki zugeworfen hatte, als sie ihn damals auf dem Helicarrier am Bildschirm beobachtet hatten. Es hatte zwar durchaus Zorn in ihren Augen gestanden, aber auch noch etwas anderes, weicheres... Thor hätte nicht zu sagen vermocht, was es gewesen war, aber er war sich ziemlich sicher, dass Melinda Crave in Loki nicht bloss ein Ungeheuer sah.
 

Nun hoffte er von ganzem Herzen, dass Melinda seinem Bruder helfen konnte.
 

Irgendwie.



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