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Sunset over Egypt

Even if tomorrow dies
von

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Bedrückung

Rote Strähnen wehten im sanften Abendwind, verschleierten ihr Gesicht und doch störte es sie nicht. Meiras Gedanken waren ganz wo anders, an einem fremden Ort, bei Menschen, die sie eigentlich nicht kannte.

Vieles hatte sich verändert, nichts war erhalten geblieben und doch. Sie lächelte.

Ihr Blick fiel von einem ihrer Brüder auf den anderen. Sie sahen sich so ähnlich und doch hätten sie nicht unterschiedlicher sein können.

Cyrus träumte von dem bevorstehenden Krieg, den sie aus eine ganz einfachen Grund gar nicht verlieren konnten: Unwissenheit. Niemand wusste, dass sie mitmischten, niemand rechnete mit ihrem Eingreifen. Ein ganz klarer Vorteil. Die Rothaarige konnte förmlich spüren, wie er sich diesen Gedanken hingab, in ihnen völlig versank.

Und Akim? Wovon träumte er?

Lächelnd blickte Meira ihn an, wandte sich dann aber an Cyrus: „Würdest du mir bitte etwas zu trinken holen?“, fragte sie an den Älteren gerichtet, der sich sofort nickend erhob. Sie sah ihm nach, wartete bis er den Ort verlassen hatte, ehe sie sich zu Akim umdrehte, der noch immer unruhig auf- und abrutschte, unentschlossen, vielleicht sogar ein kleines bisschen ratlos. Das Lächeln auf ihrem Gesicht blieb. „Nun geh schon...“, hauchte sie schließlich, fast zärtlich. Der Angesprochene blickte überrascht auf. Was meinte sie? „Wohin soll ich gehen?“, fragte er verwirrt nach.

„Du weißt, was ich meine“, sagte seine Schwester freundlich, zuversichtlich. „Du wurdest doch von jemandem gerufen...“ Ihr Blick ruhte auf seinen Augen, beständig, voller Sicherheit und doch gleichzeitig so ängstlich. „Nun geh schon... Es ist völlig offensichtlich, dass du nach einer Antwort suchen möchtest.“

Perplex sah er sie an, große violette Augen schienen unzählige Fragen zu stellen. Trotz alledem beschränkte er sich auf diese eine: „Woher weißt du das?“ Er verstand es nicht. War es so eindeutig?

Das Lächeln in Meiras Gesicht schien geradezu eingemeißelt zu sein, und deswegen wirkte es doch nicht echter. „Die Kette lügt niemals“, sagte sie ein weiteres Mal und blickte ihn verständnisvoll an. „Also hau‘ schon ab. Ich decke dir den Rücken.“ Es konnte durch keinen Zweifel aufkommen, dass sie scherzte, sie meinte es absolut ernst.

Noch immer verstand der Jüngere nicht, noch immer starrte er sie mehr verwirrt als erleichtert an. Schließlich hatte sie ihn nicht einfach übergangen. Anders als Cyrus – den sie gekonnt weggeschickt hatte.

Für ihn.

Für ihren kleinen Bruder.

Sie deckte ihm den Rücken.

Warum?

Wieso tat sie das?

Er verstand es nicht. Doch trotzallem erhob er sich, flüsterte ihr ein ernst gemeintes und dennoch fragendes 'Danke' zu, und wollte sich gerade umdrehen um zu gehen, als sie noch einmal ihre einfühlsame Stimme erhob.

„Ach und... Akim?“, fragte sie und blickte nun zum ersten Mal wieder etwas ernster. „Hast du dem Mädchen geholfen?“

Nun endgültig verwirrt, hielt der Angesprochene in seiner Bewegung inne, sah in ihre Augen, die vieles zeigten, jedoch nicht das, was er fürchtete zu sehen. Wut. Was wollte sie ihm sagen?

„Nur wir drei beherrschen den Nebel, Akim“, setzte sie fort und es hätte wohl eine Erklärung sein sollen, wenn nur der Violetthaarige nicht so durcheinander gewesen wäre.

Er musste erst einmal verdauen, was sie ihm gesagt hatte, musste die Bedeutung ihrer Worte verstehen. Er hatte ihr geholfen? Gegen Meira zu bestehen? Denn einen anderen Kampf konnte die Ältere kaum meinen.

„Du meinst...“, setzte er an, wusste aber dann nicht so recht, was er eigentlich hatte sagen wollen und brach sein Gestammel daher vorzeitig ab. Wenn er ihr geholfen hatte, dann war seine Schwester nur seinetwegen so stark verletzt worden...

Sie schien seine Gedanken zu spüren, schüttelte den Kopf. „Mach' dir nichts daraus“ sagte sie beschwichtigend, „Ich habe es ja überlebt.“

Täuschte er sich oder war sie ihm überhaupt nicht böse?

„Du musst die Kleine vergessen...“

Vergessen. Wieso maßte sich jeder an, seine Erinnerungen kontrollieren zu wollen? Es war wirklich auffällig, besonders wenn man dafür so sensibilisiert war, wie Akim es war.

Doch halt. Dies war Meira, seine große Schwester. Obwohl sie allen Grund dazu gehabt hätte, war sie weder zornig, noch warf sie ihm irgendetwas vor.

Nein. Sie wollte ihm nichts vorschreiben. Sie wollte ihm helfen. Was hatte sie gesehen?!

Ein äußerst beunruhigendes Gefühl kroch in Akims Körper herauf, ließ ihn innerlich erschaudern, ohne dass er gewusst hätte, wieso.

„Ich soll sie vergessen?“, fragte er nach, „Wieso das?“

Seine Schwester schüttelte nur den Kopf. Eine richtige Erklärung wollte sie ihm nicht geben. Sie konnte es nicht. „Sie ist nicht mehr die, die sie einmal war“, antwortete sie stattdessen geheimnisvoll – eine Antwort, die dem Jüngeren weder reichte, noch ihn befriedigte.
 

Verwirrende Bilder flogen vor Manas innerem Auge vorbei, Bilder, die ihre Träume ihr zeigten, Bilder, aus denen sie nicht schlau wurde. Immer wieder durchfuhr sie ein stechender Schmerz, doch sie beachtete ihn kaum. Was sollte sie schon dagegen tun?

Es war halt so. Ihr Lächeln wurde dadurch nicht von ihrem Gesicht gewischt. Ein leichter weißer Film legte sich über sie, hüllte sie fast vollständig ein.

Seth beunruhigte er sehr, doch er ließ es sich nicht anmerken. Sie schlief. Sie schlief endlich, da musste er sie nicht sofort wieder aufwecken.

Unbewusst umspielten Manas Hände das weiße Etwas, schienen nach ihm greifen zu wollen und konnten es doch nicht fassen.

Der Hohepriester betrachtete sie nachdenklich. Er hatte das Richtige getan.

Stimmte das wirklich?

Hatte er wirklich getan, was für Mana das Beste war?

Er wusste es nicht. Mit schmerzlicher Gewissheit hatte er erfahren müssen, dass er seinen Zauber noch immer beherrschte, nie hatte er sich je gewünscht, dass er versagte.

Doch er hatte nicht versagt, das Lächeln auf Manas Gesicht bewies es. Doch war es wirklich das Beste? War sie wirklich glücklich?

Während er noch in seinen Gedanken umherirrte, öffnete das Mädchen ihre grünen Augen, blickte verwirrt auf. Sie lächelte, als sie Seth erblickte, wollte sogleich aufspringen um zu ihm zu kommen, doch ihre Beine wollten sie nicht halten. Und so sackte sie zu Boden, landete direkt auf ihrem Po. Kichernd betrachtete sie die neue Perspektive. Der Blickwinkel war wirklich ein ganz anderer, alles wirkte mit einem Mal so groß und weit entfernt. Und Mana lachte.

Dadurch aufmerksam geworden hockte sich Seth ohne zu zögern zu ihr. „Was machst du denn für Sachen?“, fragte er leicht vorwurfsvoll aber lieb, „Hattest du nicht vor im Bett zu bleiben?“ Der Tadel war selbst für das Kind ohne Erinnerungen deutlich zu vernehmen, doch sie schien sich in keinster Weise schuldig zu fühlen. Im Gegenteil, sie grinste ihn an, kämpfte sich dann mühsam auf die Füße, nur um sogleich in Seths Arme zu kippen.

Beunruhigt fing er sie auf, setzte sie mit sanfter Gewalt zurück aufs Bett. „Ich muss wirklich darauf bestehen, dass du jetzt liegen bleibst“, sagte er mit einem Anflug von Verzweiflung, wie sollte er sie nur dazu bringen, ihm zu gehorchen?

Verspielt schüttelte Mana den Kopf. Nein, sie wollte nicht schlafen, sie wollte lieber wach bleiben. Wach. Bei Seth.

„Mana“, sagte der Priester streng, „Du hast angebrochene Knochen, eine gebrochene Rippe und viele Prellungen...“ Und die Erinnerungen verloren, doch das sagte er lieber nicht laut. „Du musst liegen bleiben, sonst wirst du nie wieder gesund.“

Das Mädchen blickte ihn aus großen Augen an. „Braucht Seth auch Ruhe?“, fragte sie schließlich und erwischte ihn damit auf dem völlig falschen Fuß.

Er nickte. „Das kann sein, ja“, gab er leise zu, „Aber...“ Er stockte. Er durfte nicht ausruhen, um es genau zu nehmen, durfte er sich in diesem Augenblick auch gar nicht um sie kümmern. Er hatte einen Krieg zu führen. Ein Krieg, der unausweichlich näher rückte, ein Krieg, dem er unmöglich fern bleiben konnte.

„Wenn Seth Ruhe hat, dann geht es Seth besser“, schlussfolgerte Mana lachend, und zog ihre Decke über seinen Schoß.

Kindliche Logik war erschreckend einfach zu verstehen, und erschreckend einfach zu enttäuschen. Und doch war es die wirksamste Waffe, die Mana einsetzen konnte, um die Sache für den Hohepriester unerträglich zu machen.

„Wenn ich jetzt hier bleibe, schläfst du gar nicht“, widersprach er ihr, zog die Decke wieder weg und erhob sich. Was sollte er nur tun?

Manas überraschte Augen sprachen eine eindeutige Sprache. Sie verstand nicht. „Aber Seth braucht Ruhe!“, sagte sie verwundernd und ebenfalls tadelnd, musste er sich denn nicht ausruhen? Galt das etwa nur für sie?

„Hör mir zu, Mana“, versuchte er es ein weiteres Mal und setzte sich direkt vor sie. „Wenn du mir wirklich helfen willst, dann schläfst du jetzt, ja?“

Er kam sich so dumm vor, all seine hoffnungslosen Versuche, sie zur Vernunft zu bringen, doch wie sollte das gehen? Sie verstand ja nicht einmal, wie sehr ihr Körper die Erholung wirklich brauchte.

Verwirrt blickte Mana ihn an, nickte dann aber, zunächst resignierend, dann wieder lächelnd. „Ich schlafe jetzt“, stellte sie fest, legte sich hin und zog sich, so gut es ihr lädierter Körper zuließ, die Decke über den Kopf.

„Ich danke dir...“, hauchte Seth ruhig, doch in Wirklichkeit war er alles andere als ruhig. Er wollte schreien, wollte all seine Wut heraus lassen, doch er schwieg. Für Mana.

Wegen Mana.

Er wartete noch eine Weile an ihrer Seite, und betrachtete sie, sein Hirn zermarternd. Wie nur sollte er ihr erklären, dass er fort musste? Und das schon am nächsten Morgen? Wie nur sollte er ihr verständlich machen, dass sie hier bleiben musste? Ohne ihn...

Schließlich stand er vom Bett auf, und sah auf sie herab. Er seufzte, drehte sich dann um zu Xerxes, der noch immer wie versteinert im Zimmer stand und es kaum wagte, sich zu rühren. Die Situation war viel zu unwirklich, als dass sie real sein konnte, und doch wusste er, dass es auch für einen Traum zu absurd war.

„Könntest du kurz auf sie achten?“, ertönte des Hohepriesters Stimme gedämpft durch den Raum. Sein Blick lastete auf den Unterlagen, die die Dringlichkeit der Lage immer wieder bezeugten.

Xerxes nickte sofort, setzte sich auf einen Stuhl neben Mana. Betroffen sah er sie an, konnte jedoch den Blick nie wirklich lange beibehalten. Zu viel Unverständnis, zu viel Bedrückung strahlte sie aus. „Bist du nun glücklich, Kleine?“, hauchte er so leise, dass weder Seth noch er selbst seine Worte verstehen konnte. Er konnte den Schmerz, der den Hohepriester durchstoßen musste, sehr gut nachvollziehen, auch wenn ihm das Ausmaß nicht bewusst war. Er konnte all das nicht fassen. Und wenn es für ihn schon über die Grenzen des Erträglichen hinausging, welche Spuren hinterließ es wohl auf Mana und Seth?

Jener hatte keinen weiteren Gedanken akzeptiert und sich sogleich an seine Arbeit gesetzt. Er hatte jetzt ein Land zu verteidigen, einen Krieg zu führen und gleichzeitig hielt er das Leben in der Hand. Ein einziges Wort von ihm konnte sie völlig zerstören, ein einziges Wort nur.

Er hatte schon sehr oft große Verantwortung getragen, doch nichts glich dem, was ihm nun bevorstand. Und doch hatte er keine Zeit. Er verschloss sein Herz. Die Akten und Unterlagen arbeitete er wie besessen durch, hatte bereits nach wenigen Minuten seine Entschlüsse gefasst. Schnell notierte er alles wesentliche, legte die wichtigsten Aufzeichnungen griffbereit hin und ergriff dann ein noch unbeschriebenes Pergament. Mit geschickten Bewegungen schrieb er eine kurze Nachricht, rollte dann die Schriftrolle zusammen, versiegelte sie.

Ein kurzer Blick fiel auf Mana, dann stand er auf, und verließ den Raum.
 

Noch bevor Akim seine Chance ergreifen konnte, um entweder den Ort zu verlassen oder seine Schwester noch weiter mit Fragen bombardieren zu können, die sie ihm ohnehin nicht beantwortet hätte, kehrte Cyrus zurück zu seinen Geschwistern und nahm ihm damit jede Alternative.

Der Ältere setzte sich wieder zu seiner Schwester, reichte ihr ein Schluck Wasser in einer aus Nebel geformten Karaffe und blickte sie interessiert an.

Das Schweigen, das seine Ankunft zwischen Meira und Akim hinterlassen hatte, war auch für ihn deutlich zu vernehmen, doch er beachtete es nicht sonderlich. Es kümmerte ihn nicht. Viel wichtiger war der bevorstehende Kampf, den er unter allen Umständen für sich entscheiden würde. Und dann, wenn seine Rache vollkommen wäre, dann endlich würden sie Ruhe haben.

Viel zu lange hatten sie darauf warten müssen, viel zu lange hatte man sie immer wieder auseinandergerissen. Das war nun vorbei. Sie alle würden bezahlen, sie alle würden merken, dass man ihn besser nicht herausforderte.

Und schon bald würden sie verstehen: Sie würden bis in alle Ewigkeit bereuen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-04-16T11:14:12+00:00 16.04.2009 13:14
Sooo, endlich hol ich Mal die Kommentare nach =) Die ich dir Schulde. Hast du ja auh verdient. Das sind ein paar ganz klasse Geschichten!

>>Rote Strähnen wehten im sanften Abendwind, verschleierten ihr Gesicht und doch störte es sie nicht.<< Das ist einfach total klasse Oô Meira ist voll super :) hihi, ich freu mich tierrisch!

>>Ihr Blick fiel von einem ihrer Brüder auf den anderen. Sie sahen sich so ähnlich und doch hätten sie nicht unterschiedlicher sein können.<< Das ist wohl wahr, das ist total toll! Meira ist klasse, vor allem wenn sie über ihre beiden Brüder nachdenkt. ach ja.. voll gut gemacht.

>>Und Akim? Wovon träumte er?<< Ja...wovon träumt Akim? hihi ^^°

>>„Nun geh schon...“, hauchte sie schließlich, fast zärtlich.<< Akim ist so süß verwirrt xD Ich find das so toll, vor allem wie Meira versucht es ihm recht zu machen und versucht ihn glücklich zu machen ^^

>> Doch war es wirklich das Beste? War sie wirklich glücklich?<< Das ist sooo süß und ach, armes Seth xD

>>hauchte Seth ruhig, doch in Wirklichkeit war er alles andere als ruhig. Er wollte schreien, wollte all seine Wut heraus lassen, doch er schwieg. Für Mana.<< Ganz ganz armes Seth.. das ist sooo schlimm für ihn und ach.. Oo

Ach, das Kapitel ist sooo klasse ^-^ Ich mag die Nebelgeschwister! ach jaaa~ ^^
Von:  TeaGardnerChan
2008-12-26T09:07:25+00:00 26.12.2008 10:07
Oh oh....
Ich ahne böses... Kein wunder sind ja auch Meira und Cyrus XD
Die beiden haben einfach nichts gutes vor...
*zitter*
Weiter so ^^
Weiter weiter weiter *g*


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