Zum Inhalt der Seite

Sunset over Egypt

Even if tomorrow dies
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zweifel

Überrascht und erschrocken sah er sie an, ohne wirklich in der Lage zu sein, ihren Blick zu deuten.

„Aber“, setzte er an und versuchte eine Sicherheit aufzubringen, die er selbst nicht in sich vermutete, „Das habe ich doch gar nicht gesagt!“

Wollte Mana ihn missverstehen? Oder war es doch das, was er wirklich dachte?

„Aber du willst mich vor der Etikette verleugnen“, warf sie ihm gekränkt vor, ohne vom Boden aufzusehen, „Weil es Probleme geben könnte?“ Sie verstand es nicht. Wieso hatte er sie überhaupt geküsst? Wieso hatte er ihr diese Hoffnung gemacht, wenn er sie doch nur enttäuschen wollte?

„Meine Position als Hohepriester verbietet es mir, mich den Befehlen des Pharaos zu widersetzen“, versuchte Seth zu erklären, „Und auch wenn ich in ihm, einen aufgeblasenen und inkompetenten Idioten sehe, muss ich mich dennoch an die Regeln halten.“

Hörte er sich überhaupt zu? Mana verdrehte sie Augen. Das war nicht der Seth, den sie kannte, er klang fremd und auf einmal unnahbar. Als betete er einen auswendig gelernten Text vor sich hin.

Unbeirrt fuhr er fort: „Wenn wir als Priester nicht unsere Pflichten erfüllen, dann glaubt das Volk an eine Revolte im Königshaus.“ Er versuchte es ihr klar zu machen, sie musste doch verstehen, dass dies nicht sein Wille war? Dass er sich diesen Weg nicht ausgesucht hatte?

Mana nickte. Sie weigerte sich noch immer ihn anzusehen, und sie hatte ihm auf kaum zugehört, doch sie nickte. Sie hatte schon verstanden, es war wirklich nicht schwer zu verstehen, was er ihr sagen wollte.

Schließlich packte sie der Trotz, gekünstelt lächelnd sah sie ihn an. „Ich werde trotzdem hingehen!“, beschloss sie.

Nun war es Seth, der nickte. „Wenn der offizielle Teil vorbei ist, werde ich nach dir suchen“, flüsterte er und wollte ihr damit neuen Mut machen.

Weiterhin zweifelnd sah sie ihn an. „Und du wirst mich auch küssen?“, fragte sie leise und blickte wieder zu Boden. Es war so viel leichter, wenn sie ihm nicht ins Gesicht sehen musste, wenn er ihre großen, flehenden Augen nicht sehen konnte.

Erneut war Seth überrascht und doch ertappt zugleich. Sie wusste heikle Fragen zu stellen, doch schließlich.. sie hatte Recht. „Aus welchem Grund sollte ich es nicht tun?!“, fragte er ausweichend und es war, als wäre die Antwort darauf nur eine Spiegelung der Gedanken für die er sich hasste.

„Ich bin immerhin eine Schülerin“, meinte sie leise, „Und ich weiß nicht, wie das Volk reagieren würde, wenn es dich mit mir sieht..“ Ihre Stimme brach ab. Es war ganz offensichtlich, dass ihr die Vorstellung entsetzliche Angst machte. Sie hatte Angst. Es war eine Angst, die, wie sich nun zeigte, gerechtfertigt war. Sie hatte ihm nichts zu bieten, sie war nur eine Schülerin, mitten in der Ausbildung und nicht einmal besonders gut. Wieso sollte er sie wollen? Warum sollte er sich für sie entscheiden? Allein die Vorstellung war lächerlich, und Mana wusste es.

Der Priester sah sie an, schüttelte den Kopf. „Wieso denkst du nur so einen Blödsinn?“, fragte er, die Stille durchbrechend, die sich zwischen sie gelegt hatte.

Mana sah ihn an. Sie wusste genau, aus welche Grund sie so dachte, wie sie dachte, doch sie zog es vor, nicht weiter zu widersprechen.

„Na wenn das so ist“, meinte sie und grinste leicht verlegen. Sie wollte ihm vertrauen, wollte ihm so gern glauben, dass er es ernst meinte. Als sie sich auf Zehenspitzen stellte, um ihn zu küssen, erwiderte er ihre Geste, auch wenn er mit ihrer Antwort alles andere als zufrieden war.

„Dann sehen wir uns trotzdem auf dem Fest?“, fragte sie und versuchte ihre Unsicherheit zu überspielen, in dem sie Strähnen ihres Haares ein- und wieder ausdrehte, ohne dabei auf etwas anderes zu achten, als auf seine strahlenden blauen Augen, die ihr schon so oft den Atem hatten stocken lassen.

„Ich weiß nicht, weshalb du von etwas anderem ausgegangen bist“, schloss der Priester seufzend, aber lächelnd. Ja. Er würde Mana sehen. Natürlich würden sie sich sehen, es wäre kaum zu vermeiden. Doch was würde sie sagen?

Hohepriester. Er hatte einen Ruf zu verlieren. Ein Image, für das er jahrelang gekämpft hatte..
 

Es klopfte an der Tür. Zunächst zaghaft und unsicher, doch dann fester.

Der Morgen war bereits angebrochen, ein weiterer Tag unter der Sonne Ägyptens sollte es werden, ein weiterer Tag in einem Königreich, das die Gefahr, die von den Nebelgeschwistern ausging, kaum wirklich ernst nahm. Selbst der Pharao konnte sich keinen Reim darauf machen, worauf sie aus waren, er hatte sie noch immer nicht kämpfen sehen und solange sein Hohepriester die Lage als nicht bedrohlich ansah, hatte Atemu nichts zu befürchten.

Der Priester jedoch.. Seth wusste sehr wohl, was von den Nebelkindern zu erwarten war; als er Akim in den Palast geholt hatte, hätte er die große Gefahr erkennen und bannen müssen.

Akim erinnerte sich, kannte seine Vergangenheit, trotz eines Zaubers, der ewig hatte halten sollen.

Erneut klopfte es an der Tür. Seth sah auf. Musste er sich nun selbst um alles kümmern? Seit er seinen Diener verloren hatte, fiel ihm erst auf, wie sehr er sich auf ihn gestützt hatte, in all den Jahren.

Murrend ging er zur Tür und öffnete sie, nicht wenig überrascht, Kisara den Raum betreten zu sehen.

„Du bist wieder bei Kräften?“, fragte sie und klang erleichtert. Wie es aussah, war sie gerannt um herzukommen, so eilig hatte sie es gehabt.

Seth sah sie an. Er war nicht sonderlich erfreut sie zu sehen, auch wenn er wusste, dass dieses Treffen nicht zu vermeiden war und so ließ er sie herein. „Offensichtlich, ja“, antwortete er, etwas gereizter als er es beabsichtigt hatte.

Er riss sich zusammen, atmete tief durch. „Mana hat mir alles erzählt“, sagte er leise und blickte sie dann an, „Ich danke dir, Kisara..“

Das Mädchen war verwundert, sie hatte nicht erwartet herzlich empfangen zu werden, doch der kalte Unterton des Priesters zur Begrüßung war nicht zu überhören gewesen.

„Zwei gegen einen ist unfair“, erklärte sie leicht verbittert, „Vor allem, wenn einer von beiden einst ein guter Freund von Mana war..“ Unfair und vor allem überflüssig herbei gerufen. Und dennoch. Seth verstand es nicht.

„Du hast ihr die Möglichkeit gegeben, mir zur Hilfe zu kommen.. Wieso bist du nicht selbst gekommen?“

Es wäre viel einfacher gewesen, wahrscheinlich auch schneller gegangen und trotzdem.

„Ich dachte, du würdest nicht von mir gerettet werden wollen..“, seufzte Kisara kleinlaut und setzte sich auf einen Stuhl, der im Raum stand.

Der Priester sah sie an, verblüfft und überrascht zugleich. „Ist dir klar, dass du Mana und mich hättest sterben lassen können, wenn du gewollt hättest?“ Er wurde einfach nicht schlau aus ihr, ihre Handlungen waren so widersprüchlich, ergaben überhaupt keinen sinnvollen Zusammenhang.

Kisara schien zu wissen, wovon er sprach, woran er dachte. Sie nickte.

„Wenn ich gewollt hätte, ja“, sagte sie leise, „Ich denke, es war dumm von mir so zu handeln, wie ich es getan habe..“, mit jedem ihrer Worte, wurde ihre Stimme leiser, verlor an Kraft. „Durch die Unterstützung für Mana werde ich es nicht wieder gut gemacht haben.. aber ich hoffe, dass ihr mir wenigstens ein Stück meiner Wut verzeiht..“

Betroffen und unentschlossen hörte Seth ihr zu, nickte schließlich fast unmerklich. Er wusste einfach nicht, was er von ihr halten sollte. Er schwieg.

Kisara sah ihn an, bemüht, das Gespräch am Laufen zu halten, nun, da sie wirklich einmal miteinander redeten, ohne zu schreien, ohne sich gegenseitig fertig zu machen.

Sie lächelte. „Ihr passt so gar nicht zueinander“, gab sie zu und kicherte dabei leicht. Es war kein Vorwurf, es war kein Vorwurf, es war eine Feststellung und sie war in keiner Weise böse gemeint.

„Wie kommst du denn darauf?“, fragte Seth voller Unbehagen und doch interessiert.

Kisara ließ sich nicht aus dem Konzept bringen, schüttelte ihr langes Haar aus dem Gesicht. „Sie ist doch das genaue Gegenteil von dir“, sagte sie leichthin, darauf bedacht, dass es nicht so klang, als würde sie sich über ihn lustig machen, „Freundich, optimistisch, quirlig, zuversichtlich..“, sie lächelte ihn an, „Du dagegen bist Hohepriester, streng, an die Etikette gebunden, negativ und egoistisch. Der rechtmäßige Pharao, natürlich“, sie sah ihn mit großen Augen an, „Was interessiert sich an dieser einfachen, jungen Priesterschülerin?“

Seth war leicht belustigt, blieb jedoch ernst. Wieso sollte er ausgerechnet mit ihr darüber reden? Wieso stellte ausgerechnet sie ihn zur Rede?

Und dennoch. Sie hatte ihn und Mana gerettet, hatte sie nicht zumindest ein Recht darauf, Fragen zu stellen? Sie, die doch seine Position so genau kannte? Wusste, was unmittelbar bevorstehen musste? Es sich vielleicht sogar wünschte?

Seth atmete tief durch, sah in Kisaras kalt glänzende Augen, versuchte zu verstehen.. War dies der wahre Grund? Hatte sie Mana aus dem einzigen Grund heraus gerettet, um die Demütigung der Schülerin mit an zusehen? Wollte sie auf diese Weise ihre Rache besiegeln?

Und doch. Kisaras nachdenklicher Blick wirkte weder falsch noch berechnend.

„Vielleicht ist es gerade dieses Gegensätzliche, das uns verbindet..“, antwortete Seth schließlich und versuchte, ihr keine Gelegenheit zum Angriff zu geben, falls sie darauf hoffte.

„Aber es passt nicht zu dir, Seth“, versuchte sie zu erklären. Sie sah ihm in die Augen, versuchte ihn zu durchschauen. „Liebst du sie?“, fragte sie, „Liebst du sie von ganzem Herzen?“

Sie wusste, sie wagte sehr viel, doch sie wusste auch, dass sie es sich erlauben durfte, denn sein Vertrauen hatte sie längst verloren und schlimmeres konnte er ihr kaum noch antun.

Der Priester zögerte, einen Moment zu lang. Ihre Frage hatte ihn eindeutig auf dem falschen Fuß erwischt. Er dachte nach, versuchte sich darüber klar zu werden, was er fühlte. Sicher, er hatte ihr eine ganze Menge zu verdanken, und ihre Anwesenheit machte ihn glücklich, aber. Reichte das aus? War das Liebe?

„Ich glaube schon“, antwortete er und gab Kisara damit in ihren Zweifeln recht.

„Du klingst nicht sehr überzeugt, ist dir das aufgefallen?“, erwiderte sie mit fragendem Blick, in der Hoffnung, dass sie noch nicht zu weit gegangen war, und er ihr noch einmal antwortete.

Doch sie wurde enttäuscht.

„Das ist meine Sache“, fauchte er und drehte sich von ihr weg. Es war seine Sache, weshalb mischte sie sich da ein? Was hatte sie davon?

Kisara wusste, wann es an der Zeit war, nachzugeben. Sie kannte Seth zu gut, als dass sie darauf gehofft hätte, dass er als Erster nachgab. Leicht schmunzelnd wechselte sie das Thema.

„Sag mal ... Weißt du, was der Fremde wollte? Der Bote von der Grenze?“ Es interessierte sie, auch wenn er sich unglaublich taktlos verhalten hatte.

„Ein Fremder?“, der Priester drehte sich wieder um, schüttelte den Kopf, „Ich weiß nichts von einem Fremden hier im Palast. Du sagst, er ist einer von der Grenze?“

Das Mädchen nickte. „Ja, aus Libyen, er wollte zum Pharao“, erklärte sie, „Und er schien es unglaublich eilig zu haben.“ So eilig, dass er nicht einmal mehr zu zeigen in der Lage war, dass er wusste, was Anstand bedeutete.

Ein Bote von der Grenze, und er wollte zum Pharao? Es war wahrlich an der Zeit, da er wieder in das Geschehen im Palast eingriff. Zulange war er ans Bett gefesselt gewesen, zu lange hatte man ihm die Zügel aus den Händen genommen.

Doch er kam nicht dazu, ihr weitere Fragen zu stellen, denn im nächsten Augenblick öffnete sich die Tür zu seinem Gemach und Mana kam lachend herein gestolpert. Als sie Kisara erblickte, schenkte sie ihr ein warmes Lächeln. „Guten Morgen!“, flötete sie vergnügt und warf sich in Seths Arme.

Sie hatte keine Ahnung, worüber die Beiden gerade sprachen und es war ihr auch egal. Sie freute sich auf den bevorstehenden Abend, es war kaum zu übersehen. Sie strahlte übers ganze Gesicht, hüpfte lachend umher.

Kisara schmunzelte. Ja, sie war wirklich das Gegenteil von Seth, niemand würde das bezweifeln. „Das Fest beginnt bald!“, rief sie und tanzte dabei fast so vergnügt durch den Raum, als wäre sie schon dort.

„Ist das etwa heute?“ Seth blickte leicht schockiert zu Mana, die lachend auf ihn zu kam, ihn anstrahlte und ihm mit den Fingern auf seine Nase tippte. „Natürlich ist das heute!“, rief sie freudig und tanzte um ihn herum.

Seth sah Kisara an, die amüsiert kicherte und nickte.

Ohne Diener erfuhr er wirklich nichts, stellte Seth erneut fest, erhob sich dann. Auch er lächelte nun. „Es tut mir Leid, wenn das so ist, muss ich euch Beiden kurz allein lassen.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-10-01T16:53:18+00:00 01.10.2008 18:53
Priester oder Mana? mh, komisch. und das er so über Atemu herzieht.. hehe xD asst irgendwie. Aber wann kommt denn ejtzt endlich das Fest?! Und warum eins?
Von: abgemeldet
2008-10-01T15:55:49+00:00 01.10.2008 17:55
xD ohho, seth und kisara, ds ist ja sehr sehr.. komisch.. und Seth liebt sie nicht wirklich?! Oder oder? ^//^° das is sooo komisch, ich will wissen ob er das wirklich tut!
Von:  TeaGardnerChan
2008-05-25T07:12:33+00:00 25.05.2008 09:12
1. Ati ist kein Idiot
2. inkompetent schon mal gar nicht XD
3. meine Ferien waren auch sehr schön ^^
Kurz aber schön *g*

So...
zum Kapitel:
*räusper*
Seth klingt wirklich nicht sehr überzeugt.
Der soll sich mal entscheiden was ihm wichtiger ist.
seine Pflichten als Priester oder seine Liebe zu Mana XD

Weiter sooooooooooooooooo ^^
Von: abgemeldet
2008-05-16T04:55:39+00:00 16.05.2008 06:55
^^ Danke, ja ich hatte tolle Pfingsten ;)
Aber nun zum Kapitel.. Das ist mal wieder sehr toll. Ohne viel Handlung xD Aber trotzdem wichtig! Und ich finds toll! *nick nick* Da sind dieses mal wieder so viele böse sachen drin, dass Kisara darüber nachdenkt, und das Seth manchmal so ausweicht.. *kicher* Das find ich soo toll!! Vor allem weil du das so gut beschreibst. Es ist einfach cool das von dir nocheinmal zu lesen. Mach weite rso ^^° Ich freu mich auf das nächste Kapitel *hinsetz* *wart*


Zurück