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Mon frère- imagine ou reale

Wenn die Grenzen zwischen Enbildung und Realität verschwimmen
von

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Aufbruch in ein neues Leben

Lucien sah nachdenklich aus dem Fenster, vor dem sich eine unendliche Wolkenlandschaft erstreckte.

Die Sonne stand als eine grelle Scheibe darüber und warf ihr kaltes Licht auf die fluffigen Wölkchen. Fluffig...ja, die Haare von Benjamin, seinem Freund waren es auch gewesen.

Tiefschwarz, lockig und glänzend, dazu ebenso tiefschwarze Augen und die karamellfarbene Haut die seine arabischen Vorfahren ihm vererbt hatten. Es war schwer für Lucien gewesen, ihm zu sagen, dass er ab jetzt in Japan leben würde.

Allein bei dem Gedanken am seinen süßen Ben traten ihm die Tränen in die Augen.

Sie hatten sich getrennt.

Eine Fernbeziehung kam für sie beide nicht in Frage, dafür hatte sowohl Ben als auch er zuviel Tendenz zum Fremdgehen.

Sie hatten sich geliebt und Ben war ihm unglaublich wichtig, aber sobald er zwei Wochen nicht in Paris war, würde dieser einen neuen haben, das war ihm bewusst. Schließlich wusste Lucien, dass dieser wenn es um gewisse Tätigkeiten ging unersättlich wart.

Und Benjamin würde immer jemanden finden.

Schließlich hatte er es geschafft, dass er, Lucien, sich in ihn verliebt hatte! Und Lucien war in der ganzen Szene als Casanova bekannt.

Und nun war das alles vorbei.

Die Stadt, welche siebzehn Jahre lang seine Heimat gewesen war, lag nun weit hinter ihm.

Mit dem Ende des Lebens seiner Mutter, war auch das Ende seines bisherigen Lebens eingetreten.
 

Lucien verstand nicht, warum sein Vater darauf bestanden hatte, dass er ab jetzt bei ihm wohne, sie hatten vorher nie Kontakt gehabt und der kurze Briefkontakt mit seinem Zwillingsbruder auch sehr schnell wieder eingeschlafen, der Junge war ihm schlicht und einfach zu langweilig gewesen.

Klar, sie waren eineiige Zwillinge und somit sahen sich wohl zumindest zu ihrer Geburt sehr ähnlich, aber sie hatte sich kein einziges Mal gesehen, sodass Lucien ihre äußerliche Ähnlichkeit nicht prüfen konnte.

Ihm war sein Zwilling immer unwirklich vorgekommen, eine gewisse Zeit lang hatte er sogar geglaubt, dieser wäre eine Erfindung seiner Mutter, wie Papa Noël oder der Osterhase.

Irgendwie verspürte er nicht den Wunsch diesen langweiligen Menschen kennen zu lernen. In den wenigen Briefen, die sein Bruder ihn geschickt hatte, `um mehr über seine andere Hälfte zu erfahren´, hatte von nichts anderem als Schule berichtet.

Sein Zwillingsbruder-ein Streber!!

Himmel, war er froh, dass seine Freunde ihn nicht kennen lernen konnten.

Müde lehnte er sich an das Bullauge des Jets.

Der Flug nach Tokio war lang, wahrscheinlich hatte er schon graue Haare, wenn er endlich ankam!
 

Endlich, vierzehn Stunden nach seiner überstürzten Abreise von Pariser Flughafen, trat er mit Nackenschmerzen und knurrendem Magen den Terminal. Natürlich hatte er im Flugzeug Essen angeboten bekommen, aber seine Flugangst hatte verhindert, dass er auch nur einen Schluck Wasser hatte zu sich nehmen können.

Er wartete mit dem anderen Passagieren seines Fluges auf das Gepäck, dass über ein schmales Fließband lief und hielt parallel dazu Ausschau nach seiner Verwandtschaft.

Schließlich bequemte sich auch sein riesiger Koffer auf das Fließband, er ging hin und zog und zehrte wie ein Berserker an dem widerspenstigen Gepäckstück, aber dieses weigerte sich strikt seinen scheinbar sehre gemütlichen Platz auf dem Gepäckband zu verlassen. "Merde!" fluchte er leise und lief einige Meter neben dem Band her, als urplötzlich eine Hand über seine hinweg nach der Tasche griff und sie auf den Boden stellte.
 

"Öh...Merci" murmelte er und drehte sich anschließend um, um der helfenden Hand ins Gesicht zu sehen.

Widrigkeiten des Alltags in der Fremde

Aber hinter ihm stand niemand. Irritiert starrte er ins Leere und kratzte sich am Kopf.

Er hatte doch eben noch gespürt, dass direkt hinter ihm jemand gestanden hat! Er hatte doch den Beweis, dass er nicht irrte in Form seines Koffers vor sich, der unschuldig auf dem kaugummiverklebten Laminat des Terminals stand.

Konnte sein Leben nicht einmal normal verlaufen?

So zur Abwechslung mal?

Offensichtlich nicht.
 

Nachdem seine werte Anverwandtschaft sich nicht blicken ließ, beschloss Lucien erst mal etwas gegen das Loch in seinem Magen zutun.

Der Koffer hatte sich offenbar entschieden, dass es doch besser war brav hinter ihm her zu rollern, statt die extrem harten Lackstiefel seines Besitzers zu spüren. Was ihn jedoch nicht daran hinderte, sein gesamtes Gewicht entgegen der Rollrichtung zu legen, sodass Luciens rechter Arm, mit dem er den Koffer hinter sich herzog, langsam aber stetig ausleierte und immer länger wurde.

Als er endlich einen Imbiss erreicht hatte, machte sich gleich das nächste Problem bemerkbar.

Obwohl sein Vater Japaner war, sprach Lucien nämlich nur ein Wort japanisch: `Sayonara´.

Die dümmlich lächelnde, junge Frau hinter dem Tresen war jedoch nur der japanischem, nicht aber der englischen, geschweige denn der französischen Sprache mächtig!

Worüber Lucien nur den Kopf schütteln konnte.

Ist es denn zuviel verlangt, dass an einem `International Airport´ eine Bedienung arbeitet, die englisch spricht?

Mit Hilfe von Händen, Füßen sowie einem Kugelschreiber und einer Papierserviette schaffte es der Halbfranzose der Frau hinter der Theke verständlich zu machen, dass er etwas zu essen haben wollte.
 

Kurz darauf verließ er nach einem überaus freundlichen `Sayonara´ mit einen Hamburger in der Hand das Lokal und begab sich zu dein Sitzgelegenheiten um dort auf seine Abholer zu warten.

Er ließ sich auf einen der Sitze plumpsen und begann zu mampfen.

Der Hamburger verschwand, das Loch im Magen blieb und der Unmut über das Ausbleiben seiner hochgeschätzten Familie wuchs.

Wütend vergrub er beide Hände in den Jackentaschen.
 

Moment mal! Was war das denn?!
 

Überrascht sprang er auf.

Dumm war nur, dass er bei dieser Aktion seinen Koffer vergessen hatte, der es sich zu seinen Füßen bequem gemacht hatte. Mit ordentlich Krach landete er auf dem Boden und warf einem ärgerlichen Blick auf das hinterhältige Gepäckstück und die Umstehenden , welche amüsiert zu ihm herunter glotzten. Sich den sirrenden Ellebogen reibend, begutachtete er einen kleinen Fetzen karierten Papiers, den er völlig unverhofft in seiner Manteltasche entdeckt hatte.

Darauf stand, er solle sich ein Taxi rufen und zu der genannten Adresse fahren.

Nur dumm, dass er die Adresse nicht lesen konnte, da sie teilweise in japanischen Schriftzeichen verfasst war.
 

Da ihm nichts besseres einfiel, ging er schließlich doch zum Taxistand vor dem Flughafen und hielt einem der Taxifahrer, einer menschlichen Qualle mit Walrossschnurrbart und billigen Ringen an den Flossen, den Zettel unter die Säufernase.

Dessen trübe Augen glubschten einen Moment verständnislos auf den Zettel, dann machte sich Erkenntnis auf dem Gesicht breit und `es´ verließ den Wagen, um Luciens Koffer in den Kofferraum zuladen.

Der Taxifahrer bedeutete ihm einzusteigen und ließ sich gemächlich hinter das Steuer sinken.
 

Im Inneren des Wagens roch es nach kaltem Rauch, Kaffee und dem Schweiß eines alten Mannes.

Der Fahrer stellte das Radio an und zockelte gemächlich durch den dichten Verkehr.

Während er fuhr ignorierte er Lucien wofür ihm Lucien dankbar war, offensichtlich war es der Mann gewöhnt, dass seine Kunden kein Japanisch sprachen.

Allerdings sang er dafür den Song einer zirpenden Frauenstimme, der im Radio lief, wofür Lucien ihm eindeutig NICHT dankbar war.

Die Stimme des Mannes klang wie das Rülpsen eines Walfisches, was ums Verrecken nicht mit der piepsigen Stimme der Frau im Radio harmonierte.
 

Als der Wagen endlich hielt, war Lucien halb eingeschlafen. Das Quallenwalross rüttelte ihn wach und hielt ihm den Zettel hin auf dessen Rückseite er den zu zahlenden Betrag notiert hatte. Lucien wühlte in seinem Portmonaie und war froh, dass er daran gedacht hatte, in Paris Geld zu wechseln.

Das Quallenwalross nahm die Scheine entgegen und stieg dann aus, um das Gepäck auszuladen.

Auch Lucien hatte inzwischen den Wagen verlassen und sog die frühabendliche Luft ein.

"Sayonara." Rülpste der Mann und nahm wieder in seinem Wagen ein um kurz darauf davon zutuckern.
 

Lucien schaute missmutig an dem Hochhaus vor ihm hoch. In diesem Wolkenkratzer musste es mindestens fünfzig Wohnungen geben!

Wie sollte er da herausfinden, welche zu seiner Familie gehörte?!

Grummelnd und den störrischen Koffer hinter sich her zerrend begab er sich zum Eingang wartete auf eine göttliche Eingebung.

der traurige Junge in Stockwerk 15

Vergeblich.

Offensichtlich hatte Gott heute keine Lust oder Zeit irgendwelche aufgeschmissene Reisende mit Eingebungen zuzuschmeißen.

Während Lucien den Blick ratlos auf die Ansammlung von Türklingeln wartete, wuchs sein Unwillen bezüglich seiner `Familie´ weiter.

Wie konnte es sein, dass sein Vater einerseits darauf bestand sein Sohn, zu dem er es nie für nötig befunden hatte Kontakt zuhalten, müsse unbedingt und auf der Stele herreisen, andererseits aber nicht auf die Idee kam ihn vom Flughafen abzuholen?

Leise fluchend entschied er sich schließlich, einfach auf gut Gutglück eine der vielen Klingeln zu drücken und zu hoffen der jemand, der sich melden würde Englisch oder Französisch sprach.
 

„Un, deux, trois!

C’est la chatte.

Tu dois mis ta main sur la!“
 

Murmelte er und wanderte mit dem Zeigefinger über die Klingelknöpfe. Bei `la´ blieb sein Finger schließlich über einem vergilbten handgeschriebenen Klingelschild schweben.

Die Schrift darauf war mit einem schmalen, blauen Kugelschreiber geschrieben. Da es sich um spitze, japanische Schriftzeichen handelte, konnte Lucien sie nicht lesen.

Der Klingelknopf vibrierte leicht unter dem Ton, den er wohl in einer Wohnung fünfzehn Stockwerke über den Erdboden gerade ausgelöst hatte.
 

„Moshi Moshi?“

Meldete eine leicht verschnupfte Kinderstimme.

Pech gehabt, das war’s dann wohl mit `fremdsprachenkundig´!

Wie antwortete man am besten darauf? Wie sollte er mit diesem Kind kommunizieren?!

Ihm blieb wohl nicht anderes übrig als zu schweigen.

Lucien seufzte und überlegte gerade ob er vielleicht einfach noch mal eine anderen Klingeknopf drücken sollte, da tat sich die Tür mit einem mechanischem Summen auf.

Vielleicht sollte man dem Kind mal beibringen, dass man Fremden nicht die Tür öffnet, dachte er und schleppte den Koffer über die Schwelle.

Die Tür schloss sich hinter ihm mit einem leisen Klicken und Lucien drehte sich leicht erschrocken um.

Es war ihm, als hätte er hinter sich die Präsens eines weiteren Menschen gespürt, der ebenfalls das Haus betrete hatte.

Doch hinter ihm war nur die stickige, muffige Luft des Treppenhauses und silbrig schimmernde Staubteilchen die in dem Licht tanzten, das durch das milchige Glas der Haustür schien.

Nachdem er ihn eine Weile gesucht hatte fand Lucien den Lichtschalter.

Das Licht war kaputt.
 

Im Inneren des Hauses herrschte Dämmerung und mit jedem Stockwerk, das er höher stieg wurde aus der Dämmerung mehr Dunkelheit.

Lucien verstand selber nicht warum er überhaupt die Treppen benutzte, abgesehen davon dass der Fahrstuhl scheinbar außer Betrieb war. Er wusste schließlich nicht mal in welchen Stock er gehen sollte.

Warum wartete er dann nicht unten darauf, dass seine `Familie´ eintraf.

Doch noch während er sich fragte wieso, stiegen seine Beine auch schon höher, als gehorchten sie einem anderen, nicht seinem eigenen Willen.
 

Etwa im fünften Stock wurde ihm bewusst, dass seine Schritte nicht mehr die einzigen waren, die an den schmutzigen Wänden widerhallten.

Das fröhliche Tappen kleiner Füße, die nahezu die Treppen herunter- und ihm entgegenflogen.

Das Kind aus dem fünfzehnten Stock.

Man sollte ihm wirklich mal beibringen, dass man Fremden nicht so einfach vertraut.
 

Im nächsten Moment wäre Lucien beinahe kopfüber die Stufen herabgepurzelt, so erschrak er als sich, als der kleine Körper eines Jungen in vollem Schwung mit seiner Magengegend kollidierte.

Gerade noch so konnte er sich an dem wackeligen Geländer festhalte und den kleinen Jungen ebenfalls vor einem Absturz bewahren.

Er musste heute seinen sozialen Tag haben, dass er den kleinen Kerl nicht, zur Strafe dafür dass er ihn beinahe umgerannt hätte, an der Wand hinter ihm hatte aufschlagen lassen.

Aber man wollte sich ja auch nicht gleich am ersten Tag Feinde in seinem neuen Zuhause machen.
 

„Wie heißt du denn?“

fragte das Kind, nachdem Lucien es unversehrt auf dem nächsten Treppenabsatz abgestellt hatte.

Vor Erstaunen darüber, dass der kleine Junge scheinbar seine Sprache verstand, wäre er beinahe die letzten Stufen wieder hinuntergekullert.

„Mein Name ist Rougé, Lucien Rougé.“

Lucien musterte eine Weile die stetige Aufwärtsbewegung der Treppe, dann ließ er sich seufzend auf die oberste Stufe des Treppenabsatzes plumpsen.

DIESEN Koffer würde er ganz bestimmt nicht DA hoch tragen.
 

„Du hast einen hübschen Ring. Ich bin Amber.“

Piepste der Junge und hockte sich vertraulich neben ihn.

Nach dem, was Lucien im Halbdunkel des Treppenhauses erkennen konnte, handelte es sich um einen Knaben von acht oder neun Jahren. Die Haare und Augen des Jungen waren tiefschwarz, die Haut war leicht goldgelb vom Sommer und er grinste das unschuldige Lächeln eines Kindes.

Lucien beschloss, dass er ihn mochte.

Er war ehrlich.
 

„Danke schön.“ Lächelte er und entspannte sich zusehends. Der Junge hatte eine beruhigende Wirkung.

Lucien spürte, wie sich der Jetlag langsam bemerkbar machte.

„Bist du alleine da, oder ist deine Mama auch zu Hause, Kleiner?“ fragte er dann.

Vielleicht wusste diese ja, wo genau in diesem Haus seine Familie wohnte.

„Mama?“ der Kleine legte den Kopf schief und musterte Lucien, als würde dieser fragen ob Gras rot ist.

Dann erklang das glockenreine, kindliche Lachen des Jungen „ Meine Mama ist schon seit 80 Jahre tot! Ich...“ der Junge beendete den Satz nicht, aber seine schwarzen Augen glänzten auf einmal so seltsam und Lucien, der sonst eigentlich überhaupt nichts mit Kindern anfangen konnte, legte eine Arm um ihn um ihn zu trösten.

Der nächste klare Gedanke, den Lucien zu fassen imstande war, war „Verdammt, hab ich Kopfschmerzen!“.

Sein ganzer Körper schmerzte und er fühlte sich, als sei er von jetzt auf gleich um Jahrzehnte gealtert.
 

Das nächste das er zu registrieren vermochte, war ein Geruch.

Lucien hatte ich nie sonderlich mit Gerüchen beschäftigt, sie waren immer eher eine unterschwellig wahrgenommene Begleiterscheinung gewesen. Er hatte höchstens einmal überlegt, dass er mal wieder sein Zimmer putzen könnte, wenn nach einer durchzechten Nacht mal den unschöne Gestank seiner letzten festen Mahlzeit in seiner Nase biss.

Doch dieser Geruch hatte etwas bemerkenswert intensives. Etwas, dass er nicht ignorieren konnte, selbst wenn er ihn nicht unbedingt mochte.

Etwas süßlich, ein wenig herb, ein bisschen wie Obst, das zulange gelagert worden war.

Irgendwie lag ein Dunst von Verwesung in der Luft.

Seine Nasenschleimhäute brannten unangenehm, ließen ihn ein leises Fiepen ausstoßen.
 

„Meister, es scheint als sein unser neuer Schoßhündchen aufgewacht.“ zirpte eine Frauenstimme hinter Lucien und veranlasste Lucien die Augen zu öffnen sich umzuwenden.

Nur mühsam ließen sich seine Augenlider aufstemmen und gaben zu seinem Schrecken ein verschwommenes Bild in allen mögliche Schwarzweißschattierungen wieder.

Entweder, hier stimmte irgendwas mit der Gegend nicht, oder irgendjemand hatte gerade sämtliche Zapfen seiner Netzhaut außer Betrieb gesetzt.

Luciens Versuch eines wüsten Fluches ließ nur ein viehisches Grollen aus seiner Kehle dringen.
 

Dies entlockte der Asiatin hinter ihm ein stahlhelle Kichern.

Trotz ihrer schlanken und zu gegebener Maßen eleganten Erscheinung, schien sie Lucien irgendwie kalt und unheimlich.

Er mochte sie nicht.

Doch dass schien sie wenig zu interessieren.

Ihr fahlgraues Gesicht, war zu einer herablassenden Fratze verzogen, die von langen, fast schwarzen Haaren eingerahmt wurden. Gehüllt in ein mausgraues, scheinbar japanisches Gewand hatte sie sich auf der rechten Armlehne eines anthrazitgrauen Holzsessels, in dem Amber, ebenfalls in Dutzende Grauabstufungen gehüllt, thronte.
 

„Was für ein süßes kleines Fellknäuel!“ gurrte die Frau und glitt auf die Füße um mit einem halsbrecherischen Hüftschwung auf ihn zuzustolzieren.

In einem imaginären Nebensatz wunderte sich Lucien darüber, dass sie dabei nicht das Gleichgewicht verlor.

„Verschreck ihn nicht, Chiyo!“ säuselte Amber, das kleine Mistblag, und seine schmalen Kinderlippen kräuselten sich zu einem eisigen Lächeln.

Japan hatte schon eine Talfahrt auf seiner fiktiven Liste der beliebtesten Gegenden der Erde unternommen.

Gleich unter Österreich (= Alpen = Berge = Anstrengung + Höhenangst), Tibet (= Himalaya = noch höhere Berge = noch mehr Anstrengung+ Höhenangst) und dem Nordpol (=Eiskalt), stand da nun fett und dick „Japan“.

Denn, wenn die Kinder schon dermaßen falsch waren, wie hintertrieben waren dann die Erwachsenen?!
 

Auch mehrfaches Blinzeln trieb den grauen Schleier nicht aus Luciens Augen und diese Frau mit dem beängstigend ausladenden Laufstil kam immer näher und näher.

„Ach was! Schaut nur, wie verwirrt er aus der Wäsche schaut! Zum Knuddeln!“

Hilfe.

Bitte nicht!

Bei dem Versuch zurückzuweichen, verhedderten sich seine Gliedmaßen und er hätte fast den Boden geküsst.

Verwirrt darüber, dass seine Arme sich so ungewohnt lang anfühlte, senkte Lucien seinen Blick auf seine Hände.

...Beziehungsweise dahin, wo seine Hände hätten sein sollen.

Erneut entwich ihm ein entgeistertes Fiepen, als er erkannten, dass statt der erwarteten schlanken Finger in sonnigem Goldbraun, seine Vorderläufe in riesigen, weißbepelzten Pranken endeten.

AH! Ich bin ein Eisbär!!! dachte Lucien.
 

Und dann, einen Augenblick später, Okay darf ich jetzt wieder aufwachen?!

Das ersehnte Erwachen blieb aus.

Doch als die Frau versuchte ihn hinter den Ohre zu kraulen, schnappte er zu und schwarzes Blut rann über die ihre Finger.

Lucien knurrte und rutschte weiter zurück. Die Frau fauchte sehr animalisch und ging zu einem kleinen Tisch. Neben einer weißen Spitzendecke lagen darauf wohl auch Taschentücher, denn wenig später drückte ‚Chiyo’ ein Tuch auf die Wunde.

„Verdammter Köter!“ zischte sie, und funkelte Lucien aus ihren schwarzen Augen an.

Blöde Kuh! Er war doch kein Hund!
 

„Na na, Chiyo! Lass unserem Welpen doch Zeit sich einzugewöhnen.“ Mahnte Amber und zog dann eine kleine Flöte hervor.

„mal sehen, ob seine Körperfunktionen alle Gesund sind.“ Säuselte das kleine Monster mit einem eiskalten Lächeln. Lucien erwartete schon das Schlimmste doch es kam noch schlimmer.

Das Gedudel, welches wenig später durch die Flöte erzeugt wurde, war so schrecklich hoch, laut und falsch, dass er glaubte seine Ohren müssten zu bluten anfangen, wenn er es noch länger hören musste.

Entgegen seiner üblichen Coolness legte Lucien den Kopf in den Nacken und ein grauenerregendes Heulen drang aus seiner Kehle.



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  Northwind
2006-10-18T10:46:45+00:00 18.10.2006 12:46
wow ein neues cap und so butzig
Von: abgemeldet
2006-01-03T12:18:04+00:00 03.01.2006 13:18
mensch man kann aber auch missmutig sein....-_-'°
die story hat noch nicht so richtig einen anfang gefunden aber es könnte was draus werden!! ^^
Von:  Northwind
2005-12-19T12:02:37+00:00 19.12.2005 13:02
wie süß das 2 is auch schon on man bist du schnell
Von:  Northwind
2005-12-18T12:53:51+00:00 18.12.2005 13:53
vor freude rumhubse

das ging ja schnell ^^
und es is voll süß


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