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Krähenfeder

der titel ist nur vorläufig, kommt ganz auf den weiteren verlauf der geschichte an..
von

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Prolog

Das Gebäude ragte über alle anderen der Stadt hinaus und schien sehr ehrgeizig zu sein. Jedenfalls, was seine Größe betraf. Es reckte sich so sehr dem Himmel entgegen, als hätte es sich in den Kopf gesetzt, nicht nur die Wolken zu kratzen, sondern auch gleichzeitig den Sternen eine heftige Trachtprügel zu verpassen. Es unterschied sich jedoch nicht nur anhand seiner schon fast unverschämten Ausmaße von allen anderen Gebäuden der Metropole, auch seine Architektur war einmalig (der Architekt schien nicht nur größenwahnsinnig gewesen zu sein, sondern hielt anscheinend auch nicht all zu viel von angewandter Physik. Vielleicht war auch das genaue Gegenteil der Fall...).

Vom groben Umriss her ließ es sich am einfachsten mit zwei Pyramiden vergleichen, wobei die eine Kopfüber auf der anderen ruhte. An der Stelle, an der sich eigentlich ihre Spitzen hätten treffen müssen, mündeten sie in ein kugelförmiges Gebilde, welches das Zentrum des enormen Komplexes darzustellen schien. Die meisten Bewohner der Stadt waren der Meinung, dass das Gebäude eine sehr große Ähnlichkeit mit einer hyperdimensionalen Sanduhr aufweise. Zugegeben, die Leute, die das behaupteten hatten vielleicht nicht grade sehr viel Phantasie, jedoch trafen sie mit ihrer Beschreibung genau ins schwarze.

Des weiteren bestand es eben nicht, wie so viele andere Gebäude, überwiegend aus modernem, verspiegeltem Glas, sondern zum größten Teil aus schwarzem Mauerwerk. Hier und da gab es natürlich auch Fenster, kunstvoll gearbeitet und in den verschiedensten Farben. Manche von ihnen schienen sich über mehrere Stockwerke hinweg zu erstrecken. Überall gab es kleine Vorsprünge, auf denen Wasserspeier hockten oder in Stein gehauene mystische Skulpturen ruhten, alle von unterschiedlicher Art. Nur eins hatten sie alle gemeinsam: Sie waren schwarz. Bis auf die Augen...

In dieser Nacht allerdings gewann das Gebäude für den Zeitraum von ca. zehn Minuten noch einiges zu seiner ansonsten schon sehr außergewöhnlichen Außergewöhnlichkeit hinzu. Auf einem der obersten Vorsprünge erschien plötzlich eine Gestalt. Das soll jetzt nicht heißen, dass sie gemütlich um die nächste Ecke anspaziert wäre oder sich etwa mit einem Tau abgeseilt hätte. Nein, sie erschien auf ihre höchst eigene und äußerst elegante Art und Weise. Nämlich einfach aus dem Nichts. Sie saß auf dem Vorsprung, ließ die Beine im Wind baumeln, atmete tief durch und blickte sich dann suchend um.

Übrigens war "sie" wirklich eine sie. Ein kleines Mädchen, um genau zu sein. Aber nur im ersten Augenblick. Denn schon bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass es sich um eine junge Dame handelte, was eben wiederum vom nächsten Augenblick in Frage gestellt wurde, welcher darauf bestand, dass die Frau schon mindestens auf die Vierzig zuging. Der vierte Augenblick bot einem eine alte Frau dar, woraufhin der nächste eine Greisin zeigte. Diese Wandlung wiederholte sich danach wieder. Allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Und so ging es endlos weiter, so dass der Eindruck entstand, die Gestalt pulsiere, wie ein personifizierter Herzschlag. Auf das genaue Aussehen der Frau soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden, da es sich damit genauso verhielt wie mit ihrem Alter: Es war ständig in Bewegung.

Sie saß also einfach da und schaute sich um, so als ob sie noch jemand anderen erwartete. Und dieser jemand ließ auch nicht all zu lange auf sich warten. Es war eine Krähe und im Gegensatz zu der Frau wirkte sie sehr gewöhnlich. Auf dem Rücken einer kleinen Brise glitt sie auf einen nahe gelegenen Wasserspeier zu und ließ sich wild flatternd darauf nieder. Einige Zeit lang herschte Stille, bis sich die Frau dazu entschloss, das Wort zu ergreifen. Ihre Stimme klang wie das Rauschen des Meeres, als sie den Vogel begrüßte.

"Es ist sehr ungewöhnlich, dass du mich zu einem Treffen einlädst, aber es ist immer wieder eine Freude, dich zu sehen. Was kann denn so wichtig sein, dass du dafür sogar in Kauf nimmst, dass wir beide unsere Pflichten vernachlässigen? Und dann noch an einem solchen Ort?"

Die Krähe gab ein kurzes Krächzen von sich.

"Natürlich komme ich direkt zur Sache" erwiederte die Frau, "also tu es mir gleich. Worum geht es?"

Der Vogel sah etwas verlegen zu Boden und ließ ein leises "Krahrah" hören, das etwas genuschelt klang.

"Wie bitte? Du hast WAS verloren? Das ist doch wohl nicht dein Ernst! Du kannst sie doch nicht einfach so verloren haben, schließlich ist sie ein Teil von dir!" Die Frau starrte ungläubig in die Augen des Vogels, der seinerseits darum bemüht schien, ihrem Blick auszuweichen. Er wirkte wirklich sehr niedergeschlagen. Und auch ein bischen ängstlich.

"Krahgäg" gab er nach einigem Zögern zur Antwort.

"Was soll das heißen, sie wurde dir gestohlen? Das kann doch nicht... Wer sollte denn dazu in der Lage sein?"

Die Krähe zuckte resignierend mit den Schultern und auch die Frau wurde zusehens ernster. "Okay, das spielt zunächst einmal keine Rolle. Sie wurde also gestohlen..." Beide sahen sich nun ernst an. "Dir ist hoffentlich klar, was es für Konsequenzen hätte, wenn wir sie nicht wiederfinden können. Gar nicht daran zu denken, was in der Zwischenzeit schon alles passiert ist... Na schön, ich kann mir schon denken, was du von mir willst. Es ist schließlich auch in meinem Interesse, dass du sie so bald wie möglich zurückbekommst."

Der Gesichtsausdruck des Vogels wurde etwas hoffnungsvoller. Er gab ein fragendes Krächzen von sich.

"Selbstverständlich helfe ich dir. Mach dir keine Sorgen, wir finden sie bestimmt wieder. Wir benötigen nur jemanden, der sich mit Diebstahl auskennt. Einen wahren Meister seines Faches, sozusagen. Und du wirst es nicht glauben, aber ich hab da schon jemand bestimmten im Auge."

Die Krähe breitete ihre Flügel aus, flatterte durch die Luft und ließ sich auf der Schulter der Frau nieder. "Sei unbesorgt, es wird schon alles gutgehn, du wirst sehen." Die Krähe war sich da nicht so sicher, aber von positivem Denken hatte sie sowieso noch nie besonders viel gehalten. In ihrem Beruf wurde das auch nicht all zu oft von ihr verlangt.

Ein Windstoß fegte etwas Laub herbei, welches die beiden Gestalten für einen Sekundenbruchteil verdeckte. Als die Blätter vorbeigezogen waren, war auch das seltsame Paar spurlos verschwunden.

Natürlich gab es in einer solchen Höhe keine Bäume, aber die Frau hielt es für sehr elegant, sich auf diese Art und Weise in Luft aufzulösen.

Die Krähe teilte ihre Meinung.

Fuchs und Wolf

Auf einem nicht weiter erwähnenswerten Dach eines nicht weiter erwähnenswerten Hochhauses lagen zwei Personen neben einem nicht weiter erwähnenswerten Haufen Vogelknochen auf nicht weiter erwähnenswerten Liegestühlen. Die beiden Personen allerdings waren alles andere als nicht weiter erwähnenswert. Es handelte sich um zwei Männer, beide waren in elegante schwarze Anzüge gekleidet und beide waren sehr gefährlich. Hier endeten allerdings schon ihre Gemeinsamkeiten, denn ansonsten waren sie grundverschieden. Und sie waren gerade erst angekommen.

"Nun Mr. Vandemar, mir scheint, wir haben noch einmal ausgesprochenes Glück gehabt. Oder sehen sie das anders? Mir kommt dieser Ort so vor, als könnte ein Mann, der in diesem unserem Gewerbe tätig ist, hier einige lukrative Geschäfte machen. Ich weiß nicht so recht, wie ich mich ausdrücken soll, aber es liegt etwas vielversprechendes in der Luft, finden sie nicht auch? Mein sechster Sinn sagt mir, dass unsere Dienste sicher bald wieder in Anspruch genommen werden..."

Der kleinere von beiden hatte diesen Wortschwall von sich gegeben und der aufmerksame Leser wird sicher bald feststellen, dass er seine tückische Stimme äußerst gerne und äußerst gekonnt zum Einsatz brachte. Er nippte an seinem Glas, welches mit einer sirupartigen, rot-grünen Flüssigkeit gefüllt war. Auf die genauere Zusammensetzung dieses besonderen Cocktailes soll an dieser Stelle (und auch in Zukunft) nicht näher eingegangen werden.

Der größere von beiden (und er war wirklich sehr groß, um nicht zu sagen: riesenhaft groß) hielt kein Glas in der Hand, sondern ein Messer. Außerdem kaute er genüsslich auf etwas totem herum, was vor ein paar Augenblicken mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch quicklebendig gewesen war. Auch hier wird der aufmerksame Leser bald feststellen, dass dies zu einer der beiden Lieblingsbeschäftigungen von Mr. Vandemar gehörte. Die andere war sein Beruf.

"Mir gefällts hier auch sehr gut, Mr. Croup. Die Vögel sind lecker..." Und noch bevor er seinen Satz beendet hatte, flog sein Messer mit unvorstellbarer Geschwindigkeit senkrecht in die Höhe. Und es fand sein Ziel. Mr. Vandemar streckte die Hand aus und fing den Vogel, eine tote Taube mit äußerst überraschtem Gesichtsausdruck, auf, ohne den starren Blick vom Himmel abzuwenden. "Allerdings würden sie lebendig bestimmt noch besser schmecken" überlegte er, während seine Hände in perfektem Zusammenspiel mit dem Messer damit begonnen hatten, den Vogel in seine Einzelteile zu zerlegen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von: abgemeldet
2007-02-10T19:14:40+00:00 10.02.2007 20:14
*lol* hast du einen tollen stil zu schreiben. O.O erinnert mich ein bisschen an die scheibenweltromane (ich liebe sie >.<) du solltest weiter schreiben. wirklich interessant (besonders die einleitung in diesem kapitel find ich toll xD).
Von:  flu
2005-10-12T21:19:56+00:00 12.10.2005 23:19
bähh.. wie kann der nur diese widerlichen Tiere essen.. =___=
is ja.. ihhhh.. *würgs*
Aber ansonsten.. lesenswert.. ich bin gespannt was weiter folgt.. du musst nur noch etwas mehr Spannung aufbauen.. ^.~
*knuffz*


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