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Das Herzklopfen und die Musik

von

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Prolog

Nun...

Mein zweiter Beitrag und ein Experiment in Sachen Schreibstil- Anmerkungen deshalb gerne gesehen.
 

Das Herzklopfen und die Musik
 

Titel: Das Herzklopfen und die Musik

Autorin: AMW

Teil : *abgeschlossene Geschichte*

Art : -Wettbewerbsgeschichte-

Fandom: Eigene Serie

Disclaimer: Alles ausnahmslos meins!

Kommentar: Meine zweite Geschichte- hoffe, ich kriege sie noch fertig und ihr habt Spaß beim bewerten!
 

1. Eine Art Prolog
 

Die plätschernden Töne des Pianos beginnen, leise erst, doch dann tanzen sie immer lauter durch den großen, mit vielen, auf das Finale wartenden Menschen gefüllten Saal.

Die Musik besitzt eine eindrückliche Intensität, die von den fast schon fliegenden Körper auf der Bühne nur noch unterstrichen wird - oder ist es umgekehrt?

Unterstreichen die eleganten, fast nicht differenzierbaren Bewegungen der Tänzer die eindrucksvolle Melodie?

Im Grunde ist es egal, fragt sich doch niemand, was nun zutrifft- sie sind einfach fasziniert oder, auch das muss erwähnt werden, langweilen sich.

Doch der schlanke, feminin wirkende Junge, der auf dem Ehrenplatz sitzt, hat seine dunkelblauen Augen starr auf die schwebenden Körper gerichtet, verschlingt die gleitenden Bewegungen, ohne auf etwas anderes zu achten, ohne das hoffende Lächeln seines Begleiters zu sehen - es scheint, als würde er im Geiste mitspielen, fast so, als würde er den Zuschauern dieses famose Schauspiel geben und nicht nur gebannt zusehen.

Beinahe vorausschauend folgt er der Flugbahn der Ballerina, sein dunkelblondes Haar wippt auf fast schon amüsante Weise mit und ist doch zu kurz, um seine Sicht zu stören.

Störend ist nur sein Herz, das bis hinauf in seinen Halz pocht, das seiner Aufregung Form verleiht und seinen Atem antreibt.

Kurz zuckt er zusammen und schließt die Augen, so, als würde er Schmerzen erwarten - und ja, die junge Dame, die eben noch durch die Lüfte glitt, stürzt, fällt und stört die Harmonie des eingespielten Grüppchens- doch nicht lange, gleich darauf geht es weiter, so schnell, dass der Unfall von kaum einem bemerkt wurde.

Nun steigen die Töne, bilden eine Klangleiter, auf der sich ein junger Mann hoch hangelt, der er folgt und schließlich dem Himmel näher zu sein scheint, als je ein Mensch zuvor - bis er stürzt.

Alle wissen sie, dass es Teil des Schauspiels ist, doch der Schreck erfasst jene, die ernsthaft zusehen, und auch der wie hypnotisiert scheinende Junge zeigt die Furcht offen - doch wovor er Angst hat, weiß möglicherweise nicht einmal er selbst...
 

Nach dem das Klavier die Zuschauer in den Himmel geführt hat, leitet es sie langsamer, bedächtiger und viel vorsichtiger wieder gen Erde - führt seine Schäfchen wieder in Sicherheit, fort von der Enttäuschung und dem Scheitern.

Neben dem gut gekleideten, älteren Pianisten steht seltsamerweise noch ein Stuhl, genutzt von einem jungen Mann, der fast zu schwach zum sitzen scheint - die Augen geschlossen, das Gesicht entspannt, das lange, hellbraune Haar in einem schwarzen Band gefasst und die schlanken, knochigen Hände auf das Instrument gelegt, scheint er zu träumen.

Sonst tut er nichts.

Er schaut nicht nach den Tänzern, beobachtet nicht das Publikum, scheint nicht einmal die fragenden Blicke auf sich zu spüren - er ist nur da, die kalten Finger auf das warme, mahagonifarbene Holz gelegt.

Sein Herz aber rast gradezu, klopft im Takt der Musik, versucht, schneller und schneller zu werden.

So sitzt er dort schon die ganze Zeit, hat nicht ein einziges Mal aufgeschaut, nicht einmal versucht dem Schauspiel zu folgen oder zu applaudieren, denn er weiß nicht einmal, worum es in diesem Stück gehen soll- zumindest nicht wirklich.

Doch in seinem Kopf zeichnet er ein Bild der Musik, wie sie steigt, schreit, fällt und erzählt- wie sie in den schönsten Farben ein strahlendes Kunstwerk entstehen lässt.

Seine Ruhe hat etwas Totes an sich, doch gleichzeitig scheint er lebendiger als die schwitzenden, arbeitenden Körper, die heute all diese Menschen unterhalten sollen - denn für ihn gibt es nur die Musik, nichts außerhalb dieses warmen Klanges, der einen Zauber schafft, dem sich keiner entziehen kann.

Als er sich der Virtuosität seines Sitznachbarn bewusst wird, spürt er auch die kühle Tränen, die unsichtbar über seine Wangen laufen - und nur er weiß, warum.

Nur er und die wunderbare Tonfolge, die nun durch den Raum schwebt.

Eine Art Märchen

Und nun der Hauptteil- viel Vergnügen und, wenn ihr zeit habt, hinterlasst doch bitt einen kleinen kommentar, der mir erklärt, wie unlogisch das ganze ist....
 


 

Eine Art Märchen
 

Tosender Applaus brandet auf, erhebt sich über die letzten, fast verirrt klingenden Töne des Klaviers und schwappt aus dem großen Theater, wo er auch die letzten von den Stühlen gerissen hat.

Müde, erschöpft, einfach nur glücklich verbeugen sich die Schauspieler, die wieder getanzt haben, als ginge es um ihr Leben, als würden sie nur für diesen Augenblick existieren - und das stimmt auch.

Langsam, fast schleichend, wie widerwillig leert sich der große Saal, tröpfchenweise dringen die Menschen aus dem breiten Eingang, fließt der Menschenstrom in die stille, kühle Nacht, wo er sich langsam verstreut, verschwindet, verebbt...

Ein paar Zuschauer stehen noch im großen Foyer und unterhalten sich, unter ihnen auch der junge, eben noch so interessiert wirkende Mann mit dem dunkelblonden Haar.

Doch nun wirkt er verstimmt, missmutig und ein wenig enttäuscht, ein Gefühl, das nicht von der Qualität des Dargebotenen stammen kann, denn das hat alles, was es versprach, übertroffen.

Trotzdem steht er da, still an die crémefarbene Wand gelehnt, die Augen geschlossen - wartend.

Sein Begleiter, um einiges älter als er selbst, spricht mit einer hübschen Frau mittleren Alters, deren hellbraunes Haar kunstvoll zu einem Turm aufgesteckt ist und die sich immer wieder angespannt umsieht, als erwarte sie noch jemanden.

Wie im Halbschlaf lauscht der Junge der warmen Stimme, merkt nur einmal kurz auf, fast erwachend, als seine Name genannt wird.

"Markus hat das Stück auch sehr zugesagt.-Wirklich, es war phantastisch. Das erste Mal, dass er sich so begeistert hat, nicht war, junger Mann?"

Der Angesprochene gibt ein Murren von sich, nuschelt, grummelt, wohl die Zustimmung verbergend, die ihm auf der Zunge liegt und welche einen bitteren Geschmack in seinem Mund hinterlässt.

Er hasst es, angestarrt zu werden, im Mittelpunkt zu stehen und all die mitleidigen Blicke auf sich zu spüren, hasst es, wenn die Leute nur hinter seinem Rücken reden...

Doch die fremde Frau, das merkt er jetzt, glaubt, es an ihrem offenen Blick zu erkennen, ist anders - in ihrem Blick scheint fast schon Zorn zu liegen und ihr schönes, zeitloses Gesicht wird von Sorgenfalten geziert, wird dadurch noch interessanter..

"Ja, die Aufführung war wirklich beeindruckend, da hast du recht, Friedrich.

Fabian hat es auch sehr gut gefallen, dabei mag er Ballett in der Regel nicht einmal.

Aber das ändert sich sicher auch noch, er hat ja noch Zeit..."

Ein Lachen perlt von ihren Lippen, reißt auch ihren Zuhörer mit und sie lachen das Lachen der Erwachsenen, die meinen, mehr über die Jugend zu wissen als diese selbst, die glauben, alles durchschaut zu haben...

Plötzlich, Markus kann nicht sagen warum, weiß nicht, was ihn aufmerksam gemacht hat, blickt der Junge auf und schaut zu der massiven Eichentür, die in den Ballettsaal führt, heftet seine Augen auf die schlanke, fast schon filigran wirkende Gestalt, die ihn ebenso anzusehen scheint.

Aus dieser Entfernung scheinen die Augen des Fremden zu hell, gleißend, fast schon weiß, doch ein seltsames Blau blinkt hier und da hervor, funkelt ihn auf eine merkwürdige Art und Weise an- und wieder schlägt das Herz, schnell, hart unaufhaltsam in seiner Brust.

Ohne es zu merken hat Markus sich aufgerafft, seinen Rücken gestrafft und Spannung in seinen Körper gebracht, als wolle er dem Anderen entgegengehen, als wolle er ihn begrüßen, ansprechen, doch die fremde Frau hat den Jungen ebenfalls gesehen und lächelt nun, strahlt ihn liebevoll an.

"Hallo Fabian, da bist du ja! Ich wollte schon fast ohne dich gehen!"

Der Kopf des Angesprochenen ruckt ein paar Zentimeter zur Seite, die halblangen, hellbraunen Haare mitschwenkend, und sein Blick richtet sich nun auf seine Gesprächspartnerin, die so laut gesprochen hat, dass Markus das Verlangen, sich die Ohren zuzuhalten, diese nun so schrille Stimme auszusperren, unterdrücken muss.

Unsicheren Schrittes nähert Fabian sich, langsam, bedächtig, fast schon schleichend kommt er auf das kleine Grüppchen zu, hält immer wieder inne, bis ihn die helle, laute Stimme wieder anspricht.

Während Markus sich fragt, was das Ganze soll, nicht versteht, was der fremde Junge, was Fabian fürchtet, sieht er auf dem Gesicht Friedrichs Mitleid, Bedauern und eine Spur Reserviertheit, die er nicht nachvollziehen kann - zumindest noch nicht...

Stumm, aber nicht mehr ängstlich steht Fabian nun vor ihnen und lauscht ihrer Vorstellung, legt den Kopf leicht schief und nickt nur, stimmt ihnen schweigend zu, die Hände locker in einander gefaltet.

Seine seltsamen, fesselnden Augen scheinen alles zu durchdringen, scheinen von einer seltsamen Macht beseelt zu sein und richten sich immer auf den grade Sprechenden - selbst unergründbar, fremd und doch allwissend.

So stehen die beiden Jungen sich gegenüber, und starren sich nach einiger Zeit gegenseitig an, der eine forschend, fragend, der andere ruhig, abwartend, doch beide mit immer noch schnell schlagenden Herzen in der Brust.

Schließlich beenden die beiden Erwachsenen ihr Gespräch, verabschieden sich von einander, trennen die Zwei, jedoch nicht, ohne sich für die nächsten Tage zu verabreden, sich zu arrangieren, nicht ohne ein Treffen der beiden jungen Männer zu planen.

Fabian wird von seiner Mutter an die Hand genommen, wie ein kleines Kind geführt und geht mit ihr zu dem großen, schwarz glänzenden Auto, in dem sie auch gekommen sind.

Stumm.

So wie er gekommen ist, so wie er da stand und so, wie sich die Beiden wiedersehen werden.
 

Schnell zieht die Welt am Fenster vorbei, fliegt, eilt, verschwimmt wie im Rausch, doch Markus achtet nicht darauf, starrt nur auf die riesigen Tropfen, die wie rasend gegen die Scheibe geworfen werden.

Wie die Tränen eines Riesen sehen sie aus, groß, kummervoll und der blonde Junge fühlt sich klein, hilflos.

Und er muss immerzu an Fabian denken, an die große, magere Gestalt, die so seltsam, so unwirklich gewirkt hatte und die ihn auch später noch beschäftigen wird.

"Sein Name ist Fabian Häuser, er ist Emma's Sohn..."

Friedrichs dunkle Stimme klingt warm, freundlich, scheint aber auch interessiert, warum sein Sohn so nachdenklich wirkt, so abwesend ist.

Natürlich könnte es an dem Stück liegen, an all den Erinnerungen, die an diesen Saal gekoppelt sind, an dem Schmerz und der Enttäuschung, doch die Stille, die von dem jungen Mann ausgeht, die er verströmt ist anders als im Foyer - besser.

"Aha...."

Dieser kleine Laut, kaum als Wort zu bezeichnen, bringt den Sprachfluss des Mannes wieder in Gang, motiviert ihn, mehr zu erzählen.

"Er hatte als Kind eine schwere Hirnkrankheit, die sein Sprachzentrum geschädigt hat, bei der er verstummte- er ist seit seiner Geburt ziemlich kränklich, du musst also Acht geben, wenn du bei ihm bist.

Außerdem gab es vor ein paar Jahren einen bedauerlichen Unfall - und den natürlich direkt nach einer Hirnhautentzündung, bei dem sein Sehvermögen gelitten hat.."

Kurz hält er inne, lässt eine gespannte Stille einkehren, während er selbst nachdenkt und, die Hände fest um das Lenkrad gelegt, Erinnerungen nachhängt.

"Und zwar?"

Nach einigen Minuten hält Markus es nicht mehr aus, unterbricht er den Gedankengang seines Vaters und blickt ihn ernsthaft interessiert an.

Und der hochgewachsene Mann erzählt - eine Geschichte, die aus einem schlechten Roman entsprungen scheint.

"Bei einer Explosion wurde sein Trommelfell geschädigt, er hört viel schlechter und in einer anderen Tonlage...

Emma meinte, alles sei für ihn viel höher, schriller und durchdringender. Und natürlich die Narben an seinen Beinen, er kann keine weiten Strecken mehr laufen.

Na ja..."

Eine bedrückende Pause setzte ein, umhüllte die beiden Menschen wie ein dichtes, schwarzes Tuch, bevor Friedrich sich aufrafft und weiterspricht.

"Der Junge hat es wirklich nicht leicht...

Weißt du, die Explosion hat tiefe Wunden in die Augen gerissen, und durch das Narbengewebe kann er jetzt gar nichts mehr sehen...

Da helfen auch keine Operationen, leider..."

Er seufzt.

"Der arme Junge...

Aber werd' nur nicht mitleidig, das mag er nicht."

Ohne es zu merken nickt Markus, stimmt unbewusst zu, obwohl in seinem Kopf ein unglaubliches Chaos herrscht.

//Krüppel!//

ist das Erste, das ihm durch sein Hirn schießt, der erste Gedanke, der ihn erfasst, und er schämt sich dafür.

Wollen sie deshalb, dass er sich mit Fabian trifft?

Und hat er deshalb diese Wut in den Augen der Frau gesehen?

Das weiß er nicht so genau, kann sich nicht recht entscheiden, aber eines ist ihm erschreckend klar im Bewusstsein geblieben:

Er mag diesen armen Krüppel, diesen ruhigen, gelassenen Jungen, der weder sprechen, noch richtig hören oder sehen kann.

Irgendwie auch wieder nicht, auf eine seltsame Art und Weise jagt er ihm Angst ein...

Und sein Herz pocht noch immer, schlägt mit rasender Geschwindigkeit gegen den Brustkorb und will nicht zur Ruhe kommen.

Mit quietschenden Bremsen hält der Wagen vor einem großen Haus, kommt schnell zum Stehen und wartet nun geduldig, bis beide, der Junge und sein Vater, ausgestiegen sind.
 


 

Erhaben thront das fast schloßartige Haus auf am Rande einer gefährlich wirkenden Klippe, krallt sich an ihr fest mit all seiner Kraft und scheint mit seiner dunklen Silhoutte den ganzen Himmel zu beherrschen.

Markus steht neben seinem Vater, wartend, beobachtend - staunend ob der beeindruckenden Fassade, die sich vor ihm erhebt.

Schließlich gehen Vater und Sohn, beide mit unglaublichem Herzklopfen, auf die große Eingangstür zu, deren metallene Beschläge im Sonnenlicht funkeln, und klingeln, indem sie auf einen erstaunlich modern anmutenden Knopf drücken.

Danach stehen sie wieder regungslos da, nur ihre Haare werden vom Wind aberwitzig hin- und hergerissen, werden ihnen in Gesicht und Augen geweht und warten auf eine Reaktion des Steingiganten.

Fast erwarten sie ein Donnergrollen, etwas Mystisches, Unerklärliches, und so schrecken sie auf, als sich ein kleines Fenster in der Tür öffnet und ein alte, freundlich wirkende Dame ihren Kopf hindurch steckt.

Ihre dunklen, beinahe schwarzen, wachen Augen huschen über die beiden Besucher, die nun regungslos da stehen und sie anstarren, dann verziehen sich ihre schmalen, runzligen Lippen zu einem erfreuten Lächeln.

"Guten Tag Herr Roder, so früh hätte ich nicht mit Ihnen und Ihrem Sohn gerechnet...

Ich bin übrígens Martha, die Haushälterin von Frau Häuser!"

Umständlich versucht sie, ihren rundlichen Arm durch den kleinen Durchlass zu strecken, sie so zu begrüßen, dann scheint auch ihr aufzufallen, dass er ein wenig klein für Kopf und Hand gleichzeitig ist und zu hoch liegt, denn sie zieht sich, entschuldigend, aber gewinnend lächelnd, zurück und öffnet die Tür.

Nun gibt sie den Beiden freundlich die Hand, führt sie hinein ins angenehm kühle Haus, in dem ein warmes, gemütliches Licht brennt und die riesigen Räume wohnlicher erscheinen lässt.

Markus folgt der korpulenten Frau, tritt geradezu in ihre Fußstapfen, so, als habe er Angst davor, etwas hinunterzuwerfen oder anderweitig zu beschädigen, und scheint Ausschau nach etwas zu halten.

Dann treten sie durch eine kleine, mahagonifarbene Tür, schreiten in ein gemütliches kleines Zimmer, dessen Wände von Büchern bedeckt sind und sehen Frau Emma Häuser, die, tief in einen dunklen Sessel eingesunken, auf sie wartet.

"Hallo Friedrich, hallo Markus. Ich hoffe, ihr habt gut hergefunden."

Der Ältere nickt, stimmt ihr freundlich lächelnd zu und nimmt, ihrer Aufforderung folgend, ebenfalls Platz, doch der Junge steht immer noch, weiß nichts mit sich anzufangen, da niemand ihn richtig zu beachten scheint.

Aber kaum sind die zwei Erwachsenen in ihrem Gespräch vertieft, kommt die hilfreiche Hausangestellte und führt ihn, leicht zwinkernd, hinaus in den Flur, leitet ihn bis hin zu einem großen, dunkelblauen Raum, der, wenn man von ein paar Sesseln absieht, vollkommen leer ist und in dem er kurz warten muss, da Martha durch eine kaum zu erkennende Tür verschwindet.

Doch nicht lange und die ihm sympathische Frau erscheint wieder auf der Bildfläche, lächelt ihm warm zu und bedeutet ihm, ihr zu folgen, wieder hinter ihr herzutrotten.

Markus, der sich fragt, wie lange man in so einem Haus wohl herumirren kann, läuft ihr blind nach, tapst vorsichtig über den weichen, flauschigen Teppich, bis auch er durch die geheimnisvolle Tür verschwindet und ein riesiges, helles Zimmer betritt, dessen monumentale Fenster einen phantastischen Ausblick auf das Meer erlauben.

Von dieser Helligkeit fast geblendet bemerkt er den schönen, aus dunklem Holz gefertigten Konzertflügel, der an der Wand steht, beinahe nicht und auch Fabian, der still, nachdenklich, richtiggehend abwesend auf einem Schemel sitzt, fällt ihm erst später auf - dann jedoch traut er sich kaum, dem Jungen näher zu kommen, ihn eventuell zu stören in seiner absoluten Konzentriertheit.

So sind sie lange da, der eine, große, schlanke, irgendwie linkisch wirkende Junge, der, sonnenumschienen, mitten in dem Raum steht und der Andere, magere, zierlich und doch irgendwie sicher wirkende, der, im Dunklen, in einer abgelegenen Ecke sitzt- beide mit grundlos klopfenden Herzen.
 

Markus weiß nicht, ob es zehn, zwanzig oder dreißig Minuten sind, die er unschlüssig herumsteht, doch dann geht er langsam auf seinen Gastgeber zu, pirscht sich fast heran, und setzt sich auf einen weichen Stuhl, der neben dem Schemel steht.

"Hallo..."

grüßt er leise, vorsichtig, die Augen auf seine eigenen Hände gerichtet.

Wie spricht man mit einem Menschen, der so viel verloren hat, was darf man machen, was nicht?

Und worüber spricht man denn?

Über Musik? Sport? Kultur?

Und vor allem: Wie kann man mit einem Menschen sprechen, der stumm ist, keine eigene Stimme mehr besitzt, sie vielleicht nie gehört hat?

Plötzlich durchbricht ein seltsames, kratzendes Geräusch die Stille, die erneut eingetreten ist und als Markus nachschaut, sich zu seinem Sitznachbarn dreht, hält dieser einen Block in seiner rechten Hand, schreibt mit großen, unsicheren Buchstaben Wörter auf das weiße Papier.

< Hallo...

Du bist Markus, nicht?>

Überrascht nickt der Angeschriebene, als er die Blätter zwischen den Fingern hat, merkt aber in der selben Sekunde, dass diese Handlung unsinnig, geradezu dämlich ist, kann der Andere ihn doch nicht sehen und so versucht er, besonders laut und deutlich zu Antworten.

"Ja.

Tut mir leid, wenn ich dich störe..."

Fabian schüttelt den Kopf, tastet blind nach dem Schreibmaterial, das seine schlanken Finger einfach nicht finden wollen, das sich seinen unsicheren Zugriffen immer wieder entzieht, bis Markus es ihm, peinlich berührt, in die Hand drückt.

<Du bist Balletttänzer, nicht?>

Fragend schwebt der rotgoldene Füller über der rauen Oberfläche des Papiers, wartet der brünette Junge auf eine Antwort, die der Andere ihm nicht geben kann, nicht geben will.

Doch nachdem die dunkelblaue Tinte noch ein linkisches Fragezeichen aufgemalt hat, antwortet er zögernd, widerstrebend.

"Ich war...

Ich kann nicht mehr tanzen."

Fabian runzelt die Stirn, fast unmerklich, nur für kurze Zeit und zeichnet mit beinahe penibler Sorgfalt weitere Striche auf, versucht vergebens, sie gerade aufzusetzen.

<Ich dachte, du hättest nur einen kleinen Unfall gehabt.

Meine Mutter meinte, wenn dein Fußgelenk geheilt ist, könntest du wieder >

Hier ist die Seite zuende, kann er nicht mehr weiterschreiben, wofür Markus in diesem Moment sehr dankbar ist, denn er spürt wieder die altbekannte Wut in sich aufsteigen.

Diese Menschen, die einfach keine Ahnung haben und so tun, als gäbe es für alles eine Lösung...

Er hasst sie, haben sie doch keine Vorstellung von dem, was er durchmachen muss.

"Nein, so einfach ist das nicht...

Mein Fuß wird wahrscheinlich wieder schmerzen, und wenn er noch einmal bricht, ist alles vorbei...

Es ist sowieso nicht sicher, dass ich wieder tanzen kann, vielleicht geht es ja gar nicht mehr.

Die Ärzte tun einfach immer so optimistisch!"

Er hat sich in Rage geredet, seinen Text schnell heruntergerattert und sich bemüht, nicht zu schreien, nicht die Beherrschung zu verlieren - er wird es nicht mehr können, dass weiß er, warum sollte er es denn dann unbedingt probieren?

Sie haben doch schon gesehen, was beim Training passiert ist...

In seinem Gedankenfluss hat er gar nicht bemerkt, dass Fabian weitergeschrieben hat und nun anscheinend ruhig auf seine Antwort wartet.

< Wieso versuchst du es denn nicht wieder?>

"Hab' ich doch schon!"

So langsam wird ihm dieser Krüppel wirklich unsympathisch - was mischt der sich da ein, er hat leicht reden!

Von ihm verlangt niemand, dass er seinen Traum verwirklichen soll, ihm wirft niemand vor, er würde in Selbstmitleid versinken - und ihn verstehen vermutlich alle!

Fast will Markus gehen, sich diesem Gespräch entziehen, doch schon stehen neue Buchstaben auf dem Block.

<Oft genug?>

"Verdammt, ich hab' das Gefühl, mein Fuß bricht, wenn ich trainiere! Es tut weh, ich kann es nicht mehr!!

Es klappt nicht, egal, wie oft ich es versuche!!"

Der aufgebrachte Junge ist aufgesprungen, hat den Stuhl zu Seite gekippt und kocht nun fast vor Wut.

Warum will das denn niemand begreifen?

Es geht nicht mehr!

Er kann es nicht mehr!

Er will es nicht mehr versuchen...

Und jetzt, wo er wissen will, was dieser Krüppel denkt, schweigt der Stift, liegt leblos in der knochigen Hand Fabians und rührt sich nicht.

Bleibt stumm.
 

Nach gut zwei Stunden nachdenklichen Schweigens von Seiten Fabians kommt Martha, holt Markus ab, führt ihn wieder durch das große Zimmer, leitet ihn durch die stillen Gänge und bringt ihn so schweigend zu seinem Vater, der sich noch schnell von Emma verabschiedet und dann den Heimweg antritt.
 


 

Schwer hängen die dunkelgrauen Wolken am Horizont, schwarz scheinen die Wellen, die gegen die Klippen brausen und sich dort tosend überschlagen.

Schwer scheint der Luftdruck auf der Erde zu lasten, scheint sie fast zu ersticken mit seiner beklemmenden Schwüle.

Und schwer ist auch das wiedermal rasende Herz des jungen Mannes, den man gegen seinen Willen erneut zu dem großen, schlossähnlichen Haus geschleift hat, den man gezwungen hat, sich wieder der Stille auszusetzen, die ihm so anklagend erscheint - als könnte er etwas dafür!

Doch ohne dass er Einfluss darauf nehmen könnte, ohne dass er auch nur einen Finger zu krümmen braucht, klingelt sein Vater an der großen, heute noch bedrohlicher erscheinenden Tür- und wenige Augenblicke später hören sie ein Rumpeln, eine Art Klicken und wieder öffnet sich das kleine Fensterchen, hinter dem das warme Lächeln Marthas zu sehen ist.

"Hallo, da sind Sie beide ja wieder!

Warten Sie, ich öffne gleich.."

Das Fensterchen schließt sich, wird schon fast zugeworfen und gleich darauf senkt sich die Türklinke, öffnet sich die Tür und gibt den Blick in den Hausflur frei.

"Guten Tag Herr Roder, Herr Markus! Ich hoffe, die Fahrt war nicht zu beschwerlich?"

Der Vater des jungen Mannes lächelt freundlich und antwortet, nicht ganz wahrheitsgemäß:

"Ja, es gab keinerlei Probleme...

Die Aussicht von den Straßen hier ist wirklich phantastisch!"

Dass er heute so zerstreut gewesen ist, dass sie sich mindestens drei Mal verfahren haben, erwähnt er nicht, verschweigt er.
 

Heute folgt Markus der Haushälterin direkt durch die langen, nicht enden wollenden Gänge, stapft hinter ihr her durch dieses monströse Haus, während sein Vater den Weg ins Wohnzimmer augenscheinlich noch im Gedächtnis hat und frohen Mutes drauf los wandert.

Viele Biegungen, Kurven, Gänge und Treppen später steht Markus wieder in dem großen, dunkelblauen Raum, in dem außer ein paar Sesseln nichts steht und wartet darauf, dass Martha wieder auftaucht, darauf, dass sich die Türe wieder öffnet.

Obwohl, vielleicht wäre es besser, wenn er Fabian gar nicht wiedersähe...

Er hasst es, wenn Leute immer wieder auf diesem Thema rumhacken müssen, wenn sie ihn einfach nicht verstehen wollen und Fabian scheint einer von ihnen zu sein...

Doch schon taucht Martha wieder auf, steht die füllige Frau vor ihm und führt ihn augenzwinkernd in das ehemals große, helle Zimmer, dessen riesige Fenster heute aber mit dunkelblauen, schweren Vorhängen bedeckt sind, kein Licht außer dem der großen Deckenlampe mehr hereinlassen.

Und wieder verschwindet sie, lässt ihn alleine mit der Stille, mit dem mageren, schwächlich wirkenden Jungen, der wieder auf seinem Schemel sitzt und ihn unverwandt anstarrt - mit diesen leeren, blicklosen Augen, die ihn irgendwie an einen verregneten Sommerhimmel erinnern.

"Hi...."

Fabian lächelt leicht, weist mit seiner schlanken, zerbrechlichen Hand auf den Stuhl, der neben seinem Schemel steht und bedeutet seinem Gast so, sich zu setzen.

<Hallo...

Hattest du eine schöne Woche?>

Zögerlich nickt Markus, weiß nicht, wie er vermeiden kann, dass der Junge wieder mit diesem leidigen Thema beginnt - doch ihm fällt nichts ein.

Erst dann bemerkt er den immer noch fragenden Gesichtsausdruck seines Sitznachbarn, erst dann fällt ihm auf, dass dieser ihn nicht gesehen hat.

"Ja..."

Wieder stockt er, fragt sich, wohin auf einmal all die Wut, die sich in dieser "schönen" Woche aufgestaut hat, verschwunden ist, dann jedoch setzt er vorsichtig, irgendwie tastend einen zweiten Satz hinter seine Aussage.

"Und du?"

Wieder lächelt der stark behinderte Junge, senkt den Stift auf das weiße Papier, um ihre Konversation fortzusetzen.

<Ich auch...

Wie war dein Training?>

Tief atmet Markus ein, versucht, diesmal wenigstens ruhig zu bleiben.

"Ich war nicht da."

Seine Stimme klingt scharf, schneidend, ein wenig ruppig und sein Gesicht hat einen genervten Ausdruck angenommen.

Doch natürlich kann Fabian das nicht zur Kenntnis nehmen, muss er all diese Tatsachen gekonnt ignorieren.

<Warum denn nicht? Vielleicht wäre es doch besser gewesen als das letzte Mal?>

"NEIN, VERDAMMT!

Es geht einfach nicht, es ist sinnlos, sowieso!!"

Wütend ballt Markus seine Hände zu Fäusten, bohrt sich selbst die Nägel in das weiche Fleisch- wieso können ihn nicht einfach alle in Ruhe lassen??

Und ganz besonders Fabian!

Doch der bleibt überraschend ruhig, scheint wieder nichts von den Gefühlsausbrüchen seines Gesprächspartners zu bemerken - und fragt einfach weiter.

<Woher weißt du denn, dass es sinnlos ist?

Vielleicht klappt es, wenn du weiterhin übst...>

"Ja klar, mit einem verkrüppelten Fuß kann man ja auch ohne weiteres Ballett tanzen!

Du verstehst das nicht!

Für mich ist das nicht so einfach wie für dich, von mir verlangen alle, ich soll mich nicht so anstellen, dabei geht es einfach nicht!

Ja, bei dir ist alles klar, du bist ein Krüppel und bleibst einer, da.."

Erschrocken hält er inne, schlägt sich die Hand vor den Mund, wünscht sich, den letzten Satz niemals gedacht, geschweige denn gesagt zu haben - aber was geschehen ist, ist geschehen, und nun kann er sich nichts Schöneres vorstellen, als augenblicklich im Erdboden zu versinken.

Fabian aber schweigt, wie er immer schweigen wird, und starrt auf das Papier in seiner Hand, hat die blicklosen Augen ins Nirgendwo gerichtet.

Dann hebt er den Kopf, richtet sein von hellbraunem Haar umrahmtes Gesicht in die Richtung, in der er Markus vermutet und lächelt ihn somit traurig an.

Unglaublich laut kratzt der Füller über die raue Oberfläche des Blockes, malt die runden, so charakteristisch kindlichen Buchstaben auf.

<Auch Krüppel haben Träume...>

Hilflos steht Markus daneben, ist er doch bei seinem Wutausbruch aufgesprungen und weiß einfach nicht, wohin er sehen soll, was er machen soll - er fühlt sich irgendwie wie ein absolutes Ekel, und das traurige Lächeln des Anderen macht alles noch schlimmer.

Erst das leichte Schaben, das entsteht, als Fabian seinen Stuhl über den Boden rückt, lässt ihn wieder aufsehen und ungläubig beobachtet, wie dieser mit oft geübten Bewegungen aufsteht und sich auf den Klavierstuhl vor dem Konzertflügel setzt.

Die dünnen Finger rasen über die Tastatur, schlagen in atemberaubendem Tempo Töne an, fliegen über das Klavier und bilden aberwitzige Klangketten - bis sie, mit einem Male, aus dem Takt geraten, sich vertippen, Missklänge bilden.

Und schon stehen die Finger still, lassen den letzten verunglückten Ton verklingen, bevor sie wieder einsetzen und wieder anheben, einen unglaublich schönen Klangteppich zu weben, ihn ausweiten, mit strahlenden Farben verzieren - bis er, nach einigen Minuten, wieder in sich zusammenfällt, da Fabian sich erneut verspielt hat.

Und nun bleibt das Instrument stumm, schweigt die Musik, und ihr Erzeuger sitzt ruhig auf seinem Hocker, die Augen geschlossen, das Herz befreit rasend und ein tieftrauriges Lächeln auf den Lippen.

Schließlich wechselt er wieder seinen Sitzplatz, tastet nach seinen Schreibinstrumenten und beginnt vorsichtig, etwas hinzukritzeln, mit schneller, fahriger Schrift etwas aufzuschreiben, um es Markus lesen zu lassen.

<Früher wollte ich gerne Pianist werden- dafür muss man nicht reden können. Ich bin Tag ein, Tag aus nur im Theater gewesen, habe den Meistern zugehört und bin danach zu ihnen gelaufen, damit sie mir etwas beibringen.

Ich habe fast da gewohnt, und wenn ich einmal zuhause war, hat Mutter mir Klavierunterricht gegeben...

Ich wollte unbedingt sprechen können, wenn nicht in Worten, dann eben mit Tönen - und ich war sogar richtig gut, habe mit vierzehn schon Konzerte gegeben und das nicht ohne Erfolg.

Aber dann ist das passiert...

Plötzlich konnte ich nicht mehr sehen, wo meine Finger hin mussten, konnte nicht mehr hören, was ich gespielt habe - ich habe gedacht, ich könnte gar nicht mehr spielen, und bin sogar depressiv geworden.

Dass ich stumm war, hatte ich noch nie als eine wirkliche Behinderung angesehen, aber jetzt...

Auf einmal konnte ich gar nichts mehr, war hilflos und musste mir immer helfen lassen - ein schreckliches Gefühl, kannst du mir glauben.

Aber ich habe auch nichts mehr getan, nicht mehr gespielt - eigentlich habe ich mich nur noch durch die Gegend kutschieren lassen.

Bis meine Mutter genug hatte - du musst wissen, sie ist eigentlich sehr praktisch veranlagt - und mir gehörig in Gewissen geredet hat.

Ich habe dann wegen ihr wieder angefangen zu spielen, und das war wirklich schlimm - ich habe kaum einen Ton getroffen, habe selbst gehört, wie schlecht ich war - und dass, obwohl ich kaum unterscheiden konnte, welcher Ton grade gespielt wird.

Aber ich habe es weiter versucht, Tag um Tag, Stunde um Stunde, und irgendwann ging es dann besser, irgendwann konnte man das Stück, das ich spielte, wieder erkennen, und jetzt geht es schon relativ gut, an manchen Tagen sogar ohne Fehler.

Aber das wäre nie gegangen, wenn ich nicht eine halbe Ewigkeit geübt hätte, wenn ich nicht versucht hätte, zu spielen...>

Zwei Blätter sind dicht, schief und krumm beschrieben mit der großen, ungelenken Schrift, die so sehr an Grundschule erinnert, und Markus versteht, was der Junge ihm sagen will, versteht es und will es doch nicht wahrhaben.

Aber das Papier nimmt er mit, als Martha ihn abholt, steckt es in seine Brusttasche, nahe seinem schnell schlagendem Herzen, während sie ihn zu seinem Vater bringt, der draußen schon auf ihn wartet und auf das Meer hinaussieht,

Auf das Meer, in dessen azurblauen Wellen sich jetzt das Licht wie in kleinen Diamanten wiederspiegelt.
 


 

Die Sonne brennt unbarmherzig vom Himmel, will, so scheint es zumindest, die Menschen unter ihr rösten, sie quälen und Markus steht, wie es ihm samstags bereits zur Gewohnheit geworden ist, vor dem großen, schlossähnlichen Haus und schaut die Fassade hinauf, lässt seinen Blick förmlich an ihr hochklettern.

Wieder klingelt nicht er, sondern sein Vater, wieder weiß er nicht, was ihn erwartet - doch die Angst ist verschwunden, wie ein unangenehmer Geruch nach einem sanften Windstoß und nur das Herzklopfen ist geblieben.

"Ah, Markus und der Herr Friedrich, guten Tag!"

Wieder begrüßt sie die freundliche, angenehme Stimme, und wieder knallt das kleine Fensterchen zu, nachdem sich das freudestrahlende Gesicht hindurch gereckt hat.

Schnell öffnet sich die große Tür und die liebenswerte Hausangestellte lässt sie herein, begrüßt sie - und führt Markus durch die vielen Gänge, die sich durch das Haus schlängeln.

"Schön, dass Sie wieder gekommen sind...

Fabian hockt sowieso viel zu oft alleine in diesem Zimmer herum und spielt Klavier, auch wenn Frau Häuser das anders sieht..."

Munter plaudert sie weiter, als sie ihn in den dunkelblauen, immer noch fast leeren Raum schiebt und dann verschwindet sie wieder hinter der fast nicht zu erkennenden Tür, geht sie in Fabians Zimmer hinein.

Natürlich dauert es nicht lange, dann kann Markus das Zimmer ebenfalls betreten, ist durch die irgendwie wuchtig wirkende Tür gegangen und steht nun wieder in dem hellen Raum, dessen riesige Fenster heute weit geöffnet sind, fast horchend erscheinend und irgendwie vergeblich lauschend, dabei immer wahre Sintfluten von Licht auf den beigen Teppich fließen lassen.

Und mitten darin Fabian, der, wie er da sitzt, das lange, hellbraune Haar offen über die blassgelbe Jacke fallend, die helle, fast weiße Haut und die cremefarbene Hose über den schlanken Beinen, mit der blendenden Helligkeit fast zu verschmelzen scheint.

"Hallo."

Fabian lächelt, schreibt mit großen, das ganze Blatt ausfüllenden Buchstaben

<Guten Tag!>

und atmet tief ein, scheint das Sonnenlicht geradezu zu inhalieren, es tief in sich aufzunehmen.

<Wie war das Training?>

Kurz schließt Markus die Augen, dann antwortet er, völlig ruhig:

"Ich war nicht da."

<Und warum nicht?>

Fragend schwebt der Stift über dem Block, wartet auf eine längst bekannte Antwort.

"Weil es nichts bringt - vielleicht ist es mit einem blinden Klavierspieler was anderes..."

Kurz herrscht ein ungewöhnlich friedliches Schweigen, dann hört Markus wieder das charakteristische Kratzen des Füllers.

<Wie willst du das wissen, wenn du es nicht probierst?>

Seltsamerweise muss der Angeschriebene lächeln, leise kichern und hat das Gefühl, einem ungewöhnlichem Spiel beizuwohnen.

"Ich weiß es einfach - es ist so.

Wie war deine Woche?"

Nun lächelt auch Fabian und zeigt seinem Besuch gleich darauf ein breites Grinsen, das wohl als "Gut" gewertet werden kann, gibt ihm so eine stumme Antwort.

Schließlich rückt er aber doch den Block zurecht, reibt sich das rechte Ohr und schreibt nach kurzem Nachdenken einen Satz auf das Papier, malt geradezu seine Buchstaben auf den Untergrund.

<Kommst du jetzt jeden Samstag?>

Kurz muss der Gefragte überlegen, dann stimmt er zu - und diesmal denkt er daran, das ein einfaches Nicken nicht reicht.

Lange unterhalten sie sich auf diese Art, der Eine schreibend, der Andere sprechend, setzen sich schließlich direkt ans Fenster, um die warme Meeresluft zu genießen und die leuchtenden Sonnenstrahlen auf ihrer Haut zu fühlen.

"Willst du eigendlich irgendwann wieder Konzerte geben?"

Ein wenig unangenehm ist Markus die Frage schon, nur sehr zögerlich kommt sie über seine Lippen, doch stellen will er sie, muss er sie.

Auch Fabian muss kurz überlegen, dann jedoch gibt ein die Antwort mit einer festen, entschlossenen Schrift.

<Ja! Auf jeden Fall...

Jetzt natürlich noch nicht, aber in ein, zwei Jahren könnte ich wieder so weit sein...>

Irgendwie bewundert Markus diese Einstellung, und irgendwie fühlt er sich bei dieser Antwort schlecht, ignoriert es aber.

"Ich würde auf jeden Fall zuhören..."

Plötzlich hört er ein seltsames, gepresstes Geräusch, das er nicht näher beschreiben kann, und er benötigt einige Sekunden, um festzustellen, dass Fabian lacht.

Natürlich lacht er nicht wie die anderen, nicht laut, nicht schallend, doch ein kratziges Geräusch bringt auch seine Kehle zustande, während seine Finger über das Papier gleiten.

Immer noch überrumpelt von dem unerwarteten Ton liest Markus die wenigen Worte.

<Nein, du würdest tanzen...>

"Ein taubstummer, blinder Pianist und ein lahmer Tänzer...

Was für ein Gedanke!"

Nun lacht der blonde Junge, doch die milchig - blauen Augen seines Gegenübers werden schlagartig wieder ernst.

<Warum nicht?>

Darauf will Markus nicht antworten, und so lacht er weiter, überhört, nein, überliest die Frage einfach so und schneidet ein anderes Thema an, doch nach einer Weile überrascht ihn der andere Junge erneut.

<Ich wüsste gerne, wie du aussiehst...>

"Ich?

Öhm... 1.89 Meter groß, blonde Haare, blaue Augen, ei..."

Doch Fabian unterbricht ihn abrupt, indem er ihm einen Zettel vor die Nase hält, ihn zwingt, die Worte darauf zu lesen.

<Nicht so...

Das hat Martha schon gemacht.>

Verwundert schaut Markus ihn an, überlegt sich, wie die Frau dazu kommt und fragt sich gleichzeitig, wie Fabian denn sehen will, wie er aussieht.

Und da er keine Antwort findet, fragt er einfach.

"Wie denn dann?"

Statt zu antworten hebt der Blinde die Hände und tastet nach dem Gesicht seines Gegenüber, der genau das schon in unzähligen Schnulzengeschichten gesehen hat, und fährt die Gesichtszüge nach.

Langsam, vorsichtig zeichnet er jede Falte nach, jeden Winkel, jede Stelle, streicht sanft über das gesamte Gesicht.

Es fühlt sich komisch an, als er über Markus Lippen streicht, und noch seltsamer fühlt dieser sich, als Fabian seine Lippen unsicher auf die seinen legt.

Nur wenige Sekunden dauert dieser Kuss, doch als Fabian sich wieder auf seinen Stuhl setzt, sich wieder zurückzieht, ist alles anders als zuvor und Markus kann nicht sagen, ob das Kribbeln in seinem Magen von der Überraschung oder Zuneigung stammt, weiß nicht, ob es sein Herz oder das des Anderen ist, das schneller schlägt.

"Ich... ähm..

Ich gehe mal auf die Toilette..."

Fabian nickt, unsicher, fragend und so geht der Geküsste langsam aus dem Raum, durch das dunkelblaue Zimmer, in dem noch immer nicht außer ein paar Sesseln steht und wo der Teppich alle Geräusche verschluckt, bis hin zu der Toilette, deren weiße Fliesung seinem aufgewühlten Inneren gut tut.

Und noch während er sein seltsamerweise völlig normal wirkendes Gesicht im Spiegel betrachtet, bringt ein unglaublich lauter Knall sein Trommelfell zum vibrieren und lässt in seinem Kopf die furchtbarsten Bilder entstehen.

Mit fliegendem Herzschlag hetzt er zurück in das große, lichtüberflutete Zimmer, auf dessen beigen Teppich Fabian liegt und sich die Hände auf seine Ohren presst.

Er schreit, und das Einzige, was Markus außer diesem klagenden, erbärmlich kratzenden Laut hören kann, ist das verebbende Geräusch einen Düsenjets, der mit Sicherheit viel zu tief geflogen ist.
 


 


 

Laut prasseln die Tropfen des heftigen Sommergewitters gegen die großen Scheiben, laut grollt der Donner und hell leuchtet ein Blitz in der Dunkelheit auf.

Niemand würde, wenn er es nicht wüsste, bemerken, dass es früher Nachmittag ist, dass die Anzeige des Digitalweckers noch nicht ganz fünfzehn Uhr anzeigt, doch den Bewohnern des großen, schloßähnlichem Haus ist die Tageszeit herzlich egal.

Wichtig sind für sie nur die verzweifelt klingenden Töne, die Missklänge, die schon seit einiger Zeit falsch durch die Räume geistern, alles ausfüllen und eine nie gekannte Melancholie in sich tragen.

Und Markus, der auch diesen Samstag wieder gekommen ist, steht, mit vor Traurigkeit schreiendem Herzen, im völlig dunklen, nur hin und wieder skizzenhaft beleuchteten Raum, in dessen Ecke Fabian sitzt und mir verzweifelter Hingabe versucht, sich nicht zu verspielen, im Takt zu bleiben - und doch schon längst herausgeraten ist.

Markus weint nicht, doch das Gefühl, das in ihm aufgestiegen ist, ist viel schlimmer, viel gräßlicher ist die Vorstellung, die Fabian ihm bietet:

Blind, stumm und absolut taub sitzt er am Konzertflügel und will nicht aufgeben, will trotz allem noch spielen - und hat nun wirklich alles verloren.

Nach langer, sehr langer Zeit dreht der blonde Tänzer sich um, und geht, lautlos wie er gekommen ist, wieder hinaus, um die sechzehn Kilometer bis zur nächsten Bushaltestelle alleine, im strömenden Regen, zurückzulegen.
 

Es regnet noch immer, fast scheint es, als wollten die dicken Wassertropfen irgendetwas wegspülen, reinwaschen - doch die Erde ist immer noch schwarz, dunkel vom Schmutz und der trägen Feuchte.

Es ist Dienstag, sechzehn Uhr, und Markus stolpert wie in Trance durch die ausgestorben wirkende Kleinstadt, versucht vergeblich, sich auf irgendetwas zu konzentrieren.

Und plötzlich, mit einem Schlag, erleuchtet ein Blitz das große, blaurote Schild, vor dem er wohl schon seit mindestens fünf Minuten steht.

Frierend, immer noch konfus und auf eine seltsame Art und Weise schuldbewusst betrachtet Markus das weiße Gebäude, dessen Front mit rotblauen Punkten versehen ist, lässt seine Augen an dem fremd wirkenden Gemäuer hochgleiten - und geht hinein.

Hinein in die Wärme, hinein in die leicht nach Gummi und Schweiß riechende Luft und zu der Musik, die sein Herz dazu animiert, schneller zu schlagen, das Blut eifriger durch seine Adern zu pumpen.

Langsam geht er, mit quietschenden Turnschuhen und tropfenden Kleidern, die Gänge entlang, wandert mit geschlossenen Augen hindurch, bis hin zu den Umkleidekabienen, die er mit großen, staunenden Augen betrachtet.

Vorsichtig lässt er seine Finger über den blauen Spind mit der Aufschrift

"Markus Roder, 1 A"

gleiten, wie von selbst geben diese dann den richtigen Zahlencode ein und bewegen die Tür dazu, sich zu öffnen.

Ein Gemisch aus Deo, Parfum, das nicht das seine ist, verbrauchter Luft und einem nicht zu benennendem Zauber schlägt ihm entgegen, hüllt ihn ein und bringt ihn dazu, in seinen Trainingsanzug zu steigen, sich in den engen Stoff zu zwängen.

Dann geht er einen verdunkelten Gang, dessen Wände über und über mit roten und blauen Sternen verziert ist, entlang und steht schließlich vor einer silbernen Tür, hinter der die Klänge einer Klaviersonate ertönen.

Noch einmal holt er tief Luft, atmet all das ein, was ihm Sicherheit und Zuversicht geben soll, ruft sich das Bild eines blinden, brünetten Pianisten ins Gedächtnis, und obwohl sein Herz gleich noch einmal so schnell klopft, obwohl seine Angst ins Unermessliche gestiegen ist, tritt entschlossen in den Raum, der für ihn in den folgenden Wochen, Monaten und Jahren noch viele Demütigungen bereit halten wird.

Und der der Grund für viele Diskussionen in einem fast schloßähnlichem Haus, das erhaben auf einer gefährlich wirkenden Klippe trohnt und mit seiner Silhouette den gesamten Himmer zu beherschen scheint, sein wird.

Epilog

Eine Art Epilog
 

Die plätschernden Töne des Pianos beginnen, leise erst, doch dann tanzen sie immer lauter durch den großen, mit vielen, auf das Finale wartenden Menschen gefüllten Saal.

Die Musik besitzt eine eindrückliche Intensität, die von den fast schon fliegenden Körper auf der Bühne nur unterstrichen wird - oder ist es umgekehrt?

Unterstreichen die eleganten, fast nicht differenzierbaren Bewegungen der Tänzer die eindrucksvolle Melodie?

Im Grunde ist es egal, fragt sich doch niemand, was nun zutrifft- sie sind einfach fasziniert oder, auch das muss erwähnt werden, langweilen sich.

Doch der schlanke, feminin wirkende Mann, der in vollendeter Anmut über die Bühne tänzelt, sich auf eine unglaublich verbindende Art zur Musik bewegt, die dunkelblauen Augen geschlossen und ein wild hämmerndes Herz , das sich freut, wieder einmal im Takt der Melodie schlagen zu dürfen, in der Brust, bewegt sich nur für einen einzigen Menschen, von dem nur zwei Leute in diesem Raum wissen.

Beinahe vorausschauend folgt er der Klangbahn des Pianisten, sein dunkelblondes Haar wippt auf fast schon amüsante Weise zu seinen Sprüngen und ist doch zu kurz, um seine Sicht zu stören.

Störend ist nicht einmal sein Herz, das, synchron zum Takt der Musik, bis hinauf in seinen Hals pocht, das seiner Aufregung Form verleiht und seinen Atem antreibt, da er selbst bemerkt, was geschehen wird.

Kurz zuckt er zusammen und schließt die Augen, als würde er Schmerzen erwarten - und ja, er, der er eben noch durch die Lüfte glitt, stürzt, fällt und stört die Harmonie des eingespielten Grüppchens - doch auch der Pianist verspielt sich in diesem Augenblick, verfehlt die Taste, so dass der Unfall von keinem als solcher gesehen wird.

Nun steigen die Töne wieder, bilden eine Klangleiter, auf der sich der junge Mann hoch hangelt, der er folgt und schließlich dem Himmel näher zu sein scheint, als je ein Mensch zuvor - bis er stürzt.

Alle wissen sie, dass es Teil des Schauspiels ist, und trotzdem erfasst der Schreck jene, die ernsthaft zusehen, doch der Tänzer weiß, dass er nichts zu befürchten hat, dass nach diesem Stück wieder Sicherheit herrschen wird - und außer ihm weiß dies noch genau ein Mensch in diesem Raum...
 

Nach dem das Klavier die Zuschauer in den Himmel geführt hat, leitet es sie langsamer, bedächtiger und viel vorsichtiger wieder gen Erde - führt seine Schäfchen wieder in Sicherheit, fort von der Enttäuschung und dem Scheitern.

Neben dem gut gekleideten, recht jungen Pianisten steht seltsamerweise noch ein Stuhl, leer, ungenutzt - doch in Gedanken sieht so manch einer einen jungen Mann, der fast zu schwach zum sitzen scheint - die Augen geschlossen, das Gesicht entspannt, das lange, hellbraune Haar in einem schwarzen Band gefasst und die schlanken, knochigen Hände auf das Instrument gelegt, träumend.

Sonst sehen sie nichts, die Erinnerung ist in den letzten sieben Jahren verblasst, sie wissen nicht mehr, wie er nicht ein einziges Mal nach den Tänzern schaute, erinnern sich nicht, dass er das Publikum nicht beachtete, scheinen sich nicht einmal der fragenden Blicke bewusst, die sie ihm damals zuwarfen - er ist nur wieder da, wie früher, eine lebendige Erinnerung, die die kalten Finger auf das warme, mahagonifarbene Holz gelegt hat - wie damals.

Der Pianist scheint genauso ruhig, sein Herz aber rast geradezu, klopft im Takt der Musik, versucht, schneller und schneller zu werden.

So spielt er dort schon die ganze Zeit, hat nicht ein einziges Mal aufgeschaut, nicht einmal versucht, dem Schauspiel zu folgen - und doch hat er das Bild des blonden Tänzers vor Augen, sein eigenes Bild, das niemand außer ihm sehen kann, ein Bild, gezeichnet von der Musik, wie sie steigt, schreit, fällt und erzählt - wie sie in den schönsten Farben ein strahlendes Kunstwerk entstehen lässt, geformt von den vielen Nächten, die er das Gesicht, den Körper erfühlt, ertastet hat.

Seine Ruhe hat etwas Heiliges an sich, scheint er doch trotz ihr lebendiger als die schwitzenden, arbeitenden Körper, die heute all diese Menschen unterhalten sollen.

Für ihn gibt es nur die Musik, nichts außerhalb dieses warmen Klanges, der einen Zauber schafft, dem sich keiner entziehen kann.

Als er sich erneut verspielt, zeitgleich mit einem Fehler des Tänzers, den er nicht sehen, aber fühlen kann, lächelt er, sanft, fast unmerklich und nur er weiß, warum.

Nur er und der wunderbare Mensch, der zum Schlussakkord geradezu durch die Luft schwebt.
 

Ende



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Kommentare zu dieser Fanfic (19)
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Von:  Yuiki
2008-01-21T20:13:15+00:00 21.01.2008 21:13
Kurz gesagt: Ich hasse diese Geschichte.

Nur positive Kritik zu der Ernsthaftigkeit mit der du geschrieben hast, zu deinem allgemeinen Stil, zu der Originalität und dem Weglassen des "Friede-Freude-Eierkuchen-Flairs".

Das einzige Problem ist, dass sie bei mir einen unangenehmen Nachgeschmack hinterlässt..und das aus verschiedenen Gründen.
Zuerst einmal bin ich einfach nicht bereit zu akzeptieren, dass das "Schicksal" oder was auch immer zu einem einzigen Menschen so brutal sein soll - ich weiß, dass es das leider sehr wohl oft genug ist, aber..naja..
..lass mir meine Traumwelt!

Für den nächsten Grund lässt sichs Yagami_Raito´s Frage gut benutzen:
Keine FFs mehr schreiben?
Ich würde mit den Füßen weiterschreiben.
Und wenn ich die nicht mehr hätte?
Ich würde sie erzählen.
Und wenn ich nicht mehr reden könnte?
Würde ich aufgeben.

Das Verrückte ist, das Fabian das nie tut - eigentlich wunderschön, aber gleichzeitig grausam. Und wie soll sich dann ein "normaler" Mensch im Vergleich zu ihm fühlen? Fast niemand könnte so optimistisch sein, was für uns "schwache" Menschen unweigerlich bedeutet, dass wir uns im Vergleich zu ihm schlecht fühlen müssen.

Faszinierend fand ich seine Ruhe Markus gegenüber, der es im Vergleich zu ihm so einfach hatte und sich trotzdem sozusagen schon zum Sterben hinlegte.

Zum Stil:
Hm..auf Erzählperspektivenwechsel, etc. sind ja schon andere eingegangen, also bemängle ich nur kurz, was mich noch gestört hat - wobei ich leider nicht festlegen kann, was der Grund dafür war - nämlich, dass ich mich irgendwie durch die FF gedrängt fühlte. Es war, als wäre hinter jedem Satz ein Schnitt gewesen, zumindest nach jedem Tag. Übergänge waren einfach sehr stockend/manchmal fast fehlend; statt sanft durch die FF zu tragen, war das Lesen fast anstrengend.
Naja, vielleicht bin ich auch einfach ein wenig müde..

Fazit: Mensch, jetzt muss ich also auch noch zugeben, dass die FF doch gut war?-.-
Du hast dir den Preis damals jedenfalls verdient:)
Und ich mag sie immer noch nicht..

Liebe Grüße,
kleinyuiki
Von:  Stiffy
2006-11-04T10:45:30+00:00 04.11.2006 11:45
Hi^^

ich bin grad über diese Story gestolpert, nachdem ich vor einiger Zeit auch schon "André und das Leben" lesen habe und begeistert war (dir das auch geschrieben hab, glaub ich)...

was diese Story angeht, so hat sie mir sehr gut gefallen, allerdings nicht in allen Einzelheiten...
Erstmal finde ich es sehr gut beschrieben, wie Markus sich fühlt... mir gefällt seine Art bzw. wie du ihn schreibst! Was mir auch gefallen hat, war der Epilog. Ich mag es, wenn Dinge sich wiederholen oder wiederfinden, wie es im Vergleich zum Prolog der Fall war... das hat für mich immer etwas sehr melancholisches und irgendwie ergreift es mich immer ein wenig... so auch hier...

eine sache, die mich gestört hat, war dein wiederholtes Beschreiben, wenn Fabian geschrieben hat. Irgendwann dachte ich nur noch "ja, ich weiß, dass er keine normale Schrift hat!!".... zwei Mal hätte da wirklich gereicht...
aber so schlimm ist das auch nicht, wollte es nur erwähnen...

zweitens verstehe ich zwar, dass es für die Geschichte von Nöten war, allerdings finde ich es im allgemeinen etwas übertrieben. Ich fand es schon nicht so toll, dass Fabian zu seiner Stummheit und dem Verlust des Sehvermögens auch noch nicht so gut hören kann (nja, hab dann ja begriffen, dass es für seinen schwer zu verwirklichbaren Traum wichtig war)... aber irgendwie störte es mich ziemlich, dass er am Ende GANZ taub war. Ich meine, klar gibt es bestimmt Leute, die so ein schreckliches Schicksal haben, aber irgendwie hängt das dann alles ein bisschen zusammen und ist nicht von so vielen Faktoren abhängig... zumindest kam es mir hier am Ende einfach ZU viel vor... und irgendwie auch reltiv unnötig, da es schon so dramatisch und traurig genug war und einem auch so klar ist, was für einen schrecklich schweren Weg fabian noch vor sich hat...
weißt du, was ich meine?

dennoch fand ich diese Geschichte sehr schön und traurig. Ich mag deinen Schreibstil, auch wenn du mir ab und an etwas zu viel erklärst und beschreibst... er ist trotzdem sehr angenehm zu lesen!

bis irgendwann vielleicht,
Stiffy ^^
Von:  Sakuna
2006-03-14T14:11:11+00:00 14.03.2006 15:11
Also mir hat auch das Ende am besten gefallen^^
Und deine Schreib Still gefallt mir auch^^

Sakuna
Von: abgemeldet
2006-02-26T13:31:00+00:00 26.02.2006 14:31
Also ich hab jetzt auch den epilog elessen und er gefällt mir genauso wie dein schreibstil respekt.
Allerdings mus ic gestehn das ich gegen Ende nicht mehr so ganz durchgebligt habe.
Von: abgemeldet
2006-02-26T13:25:01+00:00 26.02.2006 14:25
Also ich habe mir das jetzt durchelesen und ich muss sagen mir gefällt sowohl die Story als auch dein schreibstil allerdings habe ich an ein paar stellen problemmit der stazstellung gehabt nicht das sie falsch war sie klang nur komisch ich habe sie dir rauskopiert aber alles in allem fand ich es klasse.

hier die textstellen:
Ohne es zu merken hat Markus sich aufgerafft, seinen Rücken gestrafft und Spannung in seinen Körper gebracht, als wolle er dem Anderen entgegengehen, als wolle er ihn begrüßen, ansprechen, doch die fremde Frau hat den Jungen ebenfalls gesehen und lächelt nun, strahlt ihn liebevoll an.

Während Markus sich fragt, was das Ganze soll, nicht versteht, was der fremde Junge, was Fabian fürchtet, sieht...

So wie er gekommen ist, so wie er da stand und so, wie sich die Beiden wiedersehen werden.
Von: abgemeldet
2006-02-25T14:55:44+00:00 25.02.2006 15:55
Wow total schön geschrieben deine Charas gefallen mir auch richtig gut also weiter so. Die Sprach ist nur an manchen stellen ein bisschen kompliziert aber macht nichts ist wirklich toll!

Mondenkind05
Von:  Drachenwind
2006-02-23T13:51:12+00:00 23.02.2006 14:51
Hier nur zwei Kleinigkeiten, bei denen ich kurz stutzen musste:

plätschernden Töne

Wasser plätschert, eigentlich nicht die Töne eines Pianos (meiner Meinung nach). Dieser Eindruck entsteht erst im Zusammenspiel vieler Töne und zu Anfang sind es weniger Töne, deswegen fand ich es ein wenig merkwürdig.

eindrückliche Intensität

Eine eindrückliche Intensität würde mich glaube ich an eine Intensität resultierend aus Eindrücken erinnern und ich weiß nicht, ob du wirklich das meintest (denn das Musik ein Eindruck ist, ist glaube ich schon klar). Vielleicht meintest du eher eindringlich? Oder vielleicht beeindruckend?

Du hast dir wirklich sehr viel Mühe mit der Sprache gegeben und ich nehme an jeden Satz sorgfältig abgewägt (zumindest liest es sich wie ein Kunstwerk der Sprache, in dem Nichts dem Zufall überlassen werden sollte). Auffälligstes Mittel ist dabei die Aufzählung und damit Konkretisierung von Verben oder Adjektiven. Und auch diese der und der, der sich auszeichnet durch das und das... Falls du verstehst was ich meine. Diese Sätze zu oft hintereinander oder eingebunden in ein festes Schema lassen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf Dauer erlahmen. Es ist ein schönes Bild (wenn ich es metaphorisch ausdrücken darf), mit sehr viel Liebe und Grazie gezeichnet, in dem jeder Pinselstrich seinen Platz und seine Bedeutung hat. Nur liegt der wahren Ästhetik meiner Meinung nach nicht nur die Perfektion, sondern auch die Lebendigkeit zu Grunde. Nicht, dass sie sich in diesem Text nicht finden lassen würde. Aber ich nehme an, du wirst eventuell auch auf dieses Element (der Variation innerhalb der Perfektion durch ein anderes Schema) Rücksicht nehmen müssen, um gerade langen Texten eine bessere Ausdruckskraft zu geben. Wie gesagt, ist in diesem Texte noch nicht so, aber du scheinst die Neigung dahingehend zu besitzen.
Ich finde ebenfalls, dass der erste Preis vollkommen verdient ist.
Von: abgemeldet
2006-02-03T11:38:51+00:00 03.02.2006 12:38
Also ich hab mir deinen Fanfic. durchgelesen und ich fand in sehr gut er hatte etwas dramatisches und einfühlendes zuhgelich ich finde er ist dir voll gelungen!!!!
und denn ersten platz hast du wirklich verdinnt!
Einzige kritik vieleicht mehr absätze und das wäre auch schon alles!
Von:  Anshie
2005-08-11T10:20:56+00:00 11.08.2005 12:20
So letzte FF für heute... um kurz vor Mitternacht. Und ich bin froh dass ich mir diese eine bis zum Schluss aufgehoben habe, obwohl ich ja eigentlich nicht groß überlegt habe, in welcher Reihenfolge ich die drei lese. Also es ist nicht so, dass ich müde wäre und keine Lust mehr zum kommentieren hätte, es ist nur so, dass ich dazu gar nichts sagen kann.
Diese FF ist einfach umwerfend. Ich bin zum Teil richtig neidisch geworden. Auf jeden Fall werde ich sie in meine Favoritenliste aufnehmen und da tu ich echt nur die aller besten rein und nicht alles was so "geht." Also was soll ich da als konstruktive Kritik von mir geben? Hm... ich weiß es einfach nicht. Der Schreibstil ist toll. Hast du dir dafür besonders viel Mühe gegeben? Du hast oben geschrieben, es war ein Experiment: Dann führ dieses Experiment bitte weiter!!! Die Charaktere sind auch unglaublich faszinierend, und was ich vorhin in "Another Universe" bemängelt habe (von wegen, dass alle Anime- und FF-Helden immer nur schön und perfekt sind), hast du hier aufgehoben. Diese Charaktere sind alles andere als perfekt und dennoch klasse. Gerade weil sie einmalig sind. Besonders in Fabian hab ich mich glatt verliebt. Beeindruckend wie viel Optimismus in einem Menschen leben kann, der so viel durchgemacht hat. Ich bin so ein Mensch, ich denk, wenn mir so was passieren würde, würd ich eher so reagieren wie Markus. Oder stell dir doch mal vor, du könntest deine Hände nicht mehr bewegen und somit keine FFs mehr schreiben! *schock* Albtraum! Also diese Story ist echt wunderschön. Besonders auch die Idee den Prolog so zu gestalten wie den Anfang. Klasse! Toll! *schwärm* Ich werde das auf jeden Fall weiterempfehlen!

Bai Anshie!
Von:  Tainja
2005-07-22T07:09:54+00:00 22.07.2005 09:09
die geschichte ist süß^^ echt schön, romantisch, gefühlvoll^^
und uch stimme millie zu, da sende ist klasse!^^ so ein ende mag ich^^
der schreibstil hat was besonderes an sich und gefällt mir^^
liebe grüße
das verrückte täubchen tai


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