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Die Zeitfalle

Zwar nicht soviel Humor, dafür aber eher Spannung....^^
von

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1. Tag

Hallo Leute! Ach ja, wieder mal Inuyasha......gut ich schreib hier jetzt nicht viel, den dann verrate ich wieder zuviel^^
 

Viel Spaß beim lesen!
 


 

1. Tag
 

Ein Dorf in Inuyashas Wald, 14. Jahrhundert
 

Keiner der Bewohner in dem kleinen Dorf am Rande des Nichts im tiefen Wald, vergaß es, sich höflich zu verneigen, als ein dunkelhaariges Mädchen den Bewässerungskanal entlangging. Ihre Kleidung war auffallend in dieser Zeit- in ihrer eigenen war es eine Schuluniform. Kagome stammte aus dem 20. Jahrhundert, aber was auch immer es ihr ermöglichte, in das Mittelalter, in die Epoche der Kriegerischen Staaten zurück zu reisen, sie warf froh drum. Sie hatte hier Freunde gefunden- und Inuyasha. Nun gut. Der war eher ein Problem. Ihr war nur zu gut bewusst, dass sie diesen Halbdämon liebte, aber er schien immer zwischen seiner ersten Liebe Kikyou und ihr hin und herzuschwanken. Irgendwie konnte sie es sogar verstehen. Es hieß immer, sie sei Kikyous Wiedergeburt, und wenn das zutraf, was sie langsam selber glaubte, hatten sie doch irgendwie die gleiche Seele. Und Inuyasha liebte eben diese. Kagome schüttelte den Gedanken rasch ab und winkte höflich den Dörflern zu, die sie als eben diese Wiedergeburt achteten, ja verehrten und großen Respekt vor ihren Kräften zeigten.
 

In der Hütte der miko, der Priesterin des Dorfes, Kaede, sahen drei Menschen und ein Minidämon auf.

"Kagome!" Shippo, der Fuchsdämon hing schon an ihrem Hals.

"Hallo, kleiner Shippo, hallo Kaede-sama, Sango, Miroke..." Die drei Angesprochenen starrten so irritiert hinter sie, dass sie sich umdrehte. "Was ist denn?" erkundigte sie sich verwirrt.

"Äh, Kagome..." begann der Mönch vorsichtig: "Hat dich nicht Inuyasha abgeholt?"

"Nein. Warum?"

"Er war auch nicht am Brunnen?"

"Nein, jetzt, wo du es sagst..?" Sie ließ ihren Rucksack fallen.

"Habt ihr euch wieder mal gestritten?" erkundigte sich die alte Kaede.

"Nein, gar nicht. Was ist denn?"

"Inuyasha wurde seit heute Morgen nicht mehr gesehen. Da sagte er, er gehe noch rasch in den Wald, weil er etwas prüfen müsste, ehe du da bist." Sango, die Dämonenjägerin, sah sie an: "Und er kam nicht mehr zurück. Wir dachten, er wäre schnell in deine Zeit gesprungen, um dich abzuholen, oder so."

"Nein." Kagome setzte sich: "Seltsam. Das sieht ihm nicht ähnlich...es sei denn, er hätte vergessen, dass ich komme."

"Hat er ja nicht." Kaede schenkte ihr Tee ein: "Hier, trink, Kagome. Ich habe das ungute Gefühl, hier läuft etwas völlig verdreht."

"Inuyasha kann ganz gut auf sich aufpassen. - Danke, Kaede-sama."

"Das wissen wir wohl alle", sagte Miroke: "Aber bedenke: er wollte etwas prüfen, ehe du hier bist. Also hatte er hier in der Umgebung etwas gewittert, etwas gespürt, das er untersuchen wollte. Du weißt doch, dass er dich ungern in Gefahr sieht."

"Ja. - Aber mehr hat er auch nicht gesagt?"

"Nein." Sango zuckte die Schultern: "Er wird, was immer er da bemerkt hat, nicht für so gefährlich gehalten haben, dass er uns gebraucht hätte."

"Der einsame Held, seine Lieblingsrolle." Kagome seufzte: "Dieser Idiot. Aber was hilft 's. Wir müssen abwarten. Oder wollt ihr vielleicht den ganzen Wald absuchen?"

"Früher oder später werden wir das müssen." Kaede sah zu ihr: "Kagome, dort draußen ist irgendetwas, das offenbar Inuyasha erfolgreich daran hindert, zu uns zu kommen. Sei es ein Bann, sei es was auch immer."

"Ja, ihr habt Recht." Kagome machte sich nun doch Sorgen.

Von draußen kamen entsetzte Schreie: "Ein Drache!"

"Was?!" Miroke sprang auf, griff nach seinem Mönchsstab. Sango und Kagome taten es ihm gleich, griffen im Hinauseilen nach Bumerang und Bogen. Kaede folgte ihnen langsamer.

Draußen erwartete sie ein Anblick, mit dem sie nie in hundert Jahren gerechnet hatten. Mitten auf dem Dorfplatz stand ein vierbeiniger aber zweiköpfiger Drache, kostbar aufgeschirrt. Die Bauern und ihre Angehörigen waren in Panik geflohen.

Miroke, der der Vorderste war, bremste abrupt: "Das ist doch das Reittier von Sesshomaru?"

"Ja", gab Kagome zu: "Aber er sitzt nicht darauf."

Von dem Drachen glitten zwei deutlich kleinere Gestalten: Jaken, der Krötendämon und Rin, das Menschenmädchen, die beide stets bei Sesshomaru waren.

"Was ist denn da los?" fragte Sango erstaunt.

"Hört mal", rief Kagome: "Bringt bitte den Drachen aus dem Dorf. Die Leute erschrecken ja so! - Und dann verratet, was ihr hier wollt."

Rin drehte den Kopf: "Jaken-sama, bitte bringe Ah-Un weg."

Dieser scheinbar so höfliche Satz und die genauere Betrachtung des kleinen Mädchens genügten, um die vier stutzen zu lassen. Es war erstaunlich genug, diese beiden ohne Sesshomaru zu sehen, noch erstaunlicher war, dass sie hier aufkreuzten, noch dazu per Drachen. Es war auch mehr als verwunderlich, dass dieses schüchterne Mädchen den zwar kleinen, aber immerhin vollwertigen, Youkai herumkommandierte- und dieser sich das gefallen ließ, denn er führte den Drachen weg. Aber am allererstaunlichsten war der mutmaßliche Grund für Jakens Gehorsam: quer über den Rücken des kleinen Mädchens lag ein Schwert, das sie alle, außer Kaede, schon einmal gesehen hatten: Tensaiga, Sesshomarus Erbstück von seinem Vater, von dem er sich noch nie getrennt hatte.

Rin kam näher: "Bitte, wo ist Inuyasha? Ich muss ihn sprechen!"

"Du solltest erst einmal hereinkommen, Kleine", sagte Kaede: "Ich glaube, das Problem ist größer, als wir alle angenommen haben."
 

Nachdem alle um Kaedes Feuer saßen, auch Jaken war nachgekommen, sagte die Gastgeberin: "Rin, heißt du? - Also: wir vermissen Inuyasha seit heute früh. Ist Sesshomaru auch verschwunden?"

"Ja, heute Morgen..." sagte Jaken prompt: "So hatten wir eigentlich gehofft..."

"Ja, schon gut", unterbrach Kagome: "Ihr habt gehofft, Inuyasha könnte euch helfen. Aber, Rin, woher hast du denn Tensaiga?"

"Sesshomaru-sama gab es mir." Das kleine Mädchen musste sich sichtlich zusammennehmen: "Wie gesagt, wir waren heute Morgen unterwegs. Ich führte den Drachen an der Leine, während Sesshomaru-sama wie immer voranging. Wir ereichten eine große Lichtung, als er stehen blieb und uns befahl, zu warten."

"Er hatte vermutlich das Gleiche gewittert wie Inuyasha", dachte Miroke laut: "Entschuldige, Rin. Erzähle weiter."

"Er ging dann allein weiter. Plötzlich schien der ganze Boden zu verschwinden..."

"Ja, er wurde ganz schwarz", ergänzte Jaken eifrig: "Und schien dann zu rauchen, dann zu leuchten."

"Es war eher blau, Jaken-sama", verbesserte Rin: "Dunkelblau mit goldenen Punkten, fast wie der Abendhimmel."

"Ja, gut. Und ich fasste es nicht. Der Herr zog nicht Tokejin, schien nicht kämpfen zu wollen. Alles was er tat, war sich Tensaiga mitsamt der Scheide vom Leib zu reißen und aus dem Bannkreis zu werfen."

"Ja, und er rief mir zu: Rin, hüte es gut. Dann war er weg. Einfach weg." Rin hatte Tränen in den Augen.

"Das muss das Gleiche sein, das mit Inuyasha geschehen ist", sagte Sango: "Aber wie konnte das passieren?"

"Einen Bannkreis, der so mächtig ist, dass Sesshomaru Schwierigkeiten hat?" Miroke sah zu Kaede: "Er ist schließlich nicht irgendwer."

"Unwahrscheinlich, ja. Aber dennoch ist es offensichtlich geschehen." Die Priesterin blickte ins Feuer.

"Und die Falle muss so konstruiert gewesen sein, dass sie sie gerade noch gewittert haben, ohne das Ausmaß des Bannkreises zu kennen." Kagome dachte nach: "Inuyasha sagte doch, dass er etwas erledigen wolle. Und Sesshomaru muss auch eine Falle gespürt haben. Aber was sollte das mit Tensaiga?"

"Er muss gewusst haben, dass Kämpfen in diesem Fall sinnlos ist und er auch den Bann nicht brechen kann. Also gab er das Einzige weg, das ihm vielleicht noch helfen könnte." Sango deutete auf Rin: "Wir wissen doch alle, welche Kraft Tensaiga hat."

"Schon. Aber das bedeutet auch, dass er im letzten Moment erkannt haben muss, woraus die Falle bestand." Miroke legte die Hand ans Kinn: "Und das heißt auch..."

"Dass sie tödlich war?" brachte Kagome hervor: "Denn warum sonst sollte er Tensaiga hergeben? Und was ist mit Inuyasha? Er ist doch sicher in die gleiche Falle gegangen?"

"Denke ich auch." Sango sah zu Rin: "Er hat aber nichts gesagt, woraus man schließen könnte, aus was die Falle bestand?"

"Nein. - Ihr meint also..." Tränen begannen über ihr Gesicht zu laufen.

"Nein, nein", sagte Kaede hastig: "Ich denke, sie leben beide noch. Das ist wahrscheinlicher. Denn warum sollte sich jemand so eine Mühe mit einem wohl sehr komplizierten Bannkreis machen, nur um sie zu töten. - Aber wir können eine Antwort finden..." Sie sah zur Decke der Hütte auf: "Schön, Rin und du...."

"Jaken", half der Krötendämon.

"Jaken, ihr könnt beide heute Nacht hier bleiben. Ich werde versuchen, sicher zu gehen, ob beide noch leben."

Keiner fragte sie, wie sie das anstellen wollte.
 

Kaede ging nach Einbruch der Dunkelheit allein in den Wald, zu dem Baum, an dem einst Inuyasha gebannt gewesen war. Leuchtende Punkte wiesen ihr den Weg: Seelen von Toten, die die Seelenfänger einsammelten, um sie Kikyou zu bringen.

Die tote miko lehnte an dem Baum, richtete sich aber auf: "Kaede..."

"Du hast es also auch gespürt?"

"Ja. Was ist geschehen? Inuyashas Chi verschwand von dieser Erde. Aber er ist nicht tot. Dann wäre ich....das wüsste ich, denn sein Leben gehört mir."

Die alte Priesterin betrachtete ihre Schwester, die nun schon 50 Jahre tot war: "Dann lebt er wenigstens. Aber was geschehen ist, kann ich dir auch nur schwer sagen. Soviel ist jedenfalls klar: Inuyashas älterer Bruder Sesshomaru geriet heute Morgen in einen Bannkreis, aus dem er sich nicht befreien konnte und verschwand spurlos. Das dürfte zur gleichen Zeit auch mit Inuyasha passiert sein. Es ist aber völlig unklar, wer warum dies getan hat."

"Sesshomaru ist doch ein Volldämon, noch dazu ein recht mächtiger, oder?"

"Ja."

"Huh..." Kikyou schien nachzudenken: "Einens solch starken Bannkreis zu erschaffen, das können nur wenige. Ich, z.B. Aber selbst mir wäre es unmöglich, jemanden mit einem Bannkreis einfach von der Erde verschwinden zu lassen. Zu töten, ja. Aber so?"

"Wäre es möglich, dass sie einfach lebendig ins Jenseits geschickt wurden?"

"Nein. Das wüsste ich." Ein schwaches Lächeln: "Glaub mir, kleine Schwester."

"Aber welche Art Bann...?"

"Ich weiß es nicht. Aber es scheint mir ein sehr alter Bann zu sein, von der Art, die in unserer Zeit schon vergessen ist. Fragt doch die Itaro."

"Die Schamanenpriesterinnen? Ja, sie kennen oft andere Sprüche als wir."

"Ja. Es ist wohl ein sehr alter, mächtiger Bann. Und es ist wohl auch ein alter Geist, der dahinter steckt." Kikyou richtete sich gerade auf: "Dann auf Wiedersehen, kleine Schwester." Sie löste sich buchstäblich auf.

Kaede seufzte etwas und kehrte ins Dorf zurück.
 

Die anderen hatten alle nicht schlafen können und erwarteten sie.

"Und? Lebt er?" Kagome starrte sie hoffnungsvoll an.

"Und Sesshomaru-sama..?" Rins Gesichtsausdruck war der Gleiche.

"Inuyasha lebt sicher noch. Und Sesshomaru dürfte dann auch noch leben. Aber sie sind beide nicht mehr in dieser Welt." Sie sah zu Kagome: "Wir sollen die Itaro fragen."

"Soweit ich weiß leben die Schamanenpriesterinnen über vier Tagesreisen von hier", meinte Sango: "Haben wir soviel Zeit?"

"Nein, sicher nicht", entgegnete Kagome prompt. "Aber Itaros gibt es auch in meiner Zeit. Ich kehre zurück, bitte meine Mutter, mich zu ihnen zu fahren. Äh, Kaede-sama...was soll ich sie denn eigentlich fragen?"

Diese musste lächeln: "Nun, es scheint ein sehr alter und mächtiger Bann zu sein. Kikyou sagte, sie könnte ihn nicht so hinbekommen. Frage, was das für ein Bann ist, was er bewirkt und wie man ihn lösen kann."

"Und wer ihn aussprach", erinnerte Miroke aus leidvoller Erfahrung: "Es gibt Bannsprüche, die man nur lösen kann, wenn der Verursacher tot ist."

"Schön." Kagome stand auf. "Morgen früh, wenn der Tempel öffnet, kann ich schon dort sein."

Rin sprang auf: "Ich gehe mit dir."

"Das ist unmöglich", erklärte Kagome: "Inuyasha und ich sind die einzigen, die durch den Brunnen können."

"Lass es mich doch wenigstens probieren. Immerhin habe ich jetzt Tensaiga." Rin starrte sie an: "Bitte, Kagome-sama...Ich muss es einfach versuchen..."

"Probieren kostet nichts", meinte Sango: "Aber sei nicht enttäuscht, wenn es nicht klappt."

"Ja, Natürlich, danke."

"Rin", sagte Kagome vorsichtig: "Ich reise in eine andere Zeit. Das ist nicht so, als ob man von einem Ort zum anderen reist. Du hast keine Ahnung, was dich erwartet."

"Das macht nichts." Das vielleicht 8 bis 10jährige Mädchen sah sie offen an. "Aber Sesshomaru-sama hat mir vertraut. Ich muss versuchen, ihn zu finden. Und ihm Tensaiga zurückzubringen."

Kagome blickte in ihre Augen - und begriff: "Na schön. Dann springen wir in den Brunnen. Du darfst nur keine Angst vor dem Sprung haben."

Rin schluckte etwas, sagte aber: "Hai!"
 


 

Die beiden Mädchen knieten am Rand des Brunnens.

"Hör zu, Rin", sagte Kagome nochmals: "Falls es nicht klappt, musst du eben in dieser Epoche bleiben. Ich komme so rasch wie möglich zurück. Und falls es klappt...wir sind dann in meiner Welt. Du musst dann tun, was ich dir sage."

"Natürlich." Die Kleine starrte in die Schwärze des Brunnens, schluckte hart. Sie durfte keine Angst haben. Sie hatte Tensaiga bekommen. Sesshomaru hatte ihr vertraut. Sie sah seine bernsteinfarbenen Augen so deutlich vor sich...

So machte sie die ihren fest zu, spürte Kagomes Arm um sich, dann den Flug des Sprunges....
 


 

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Das war das erste Kapitel......ich hoffe es hat euch gefallen. Jede Reaktion erwünscht^^ *unauffällig zu den kommis deut*
 

bye!

2. Tag

Es hat lange gedauert, ich weiß. *seufz* Aber nun funktioniert zum Glück wieder alles bei mir^^

Die Geschichte ist auch fertig geschrieben ich werde hier jetzt immer die Kapitel hochladen. So im zwei drei Tage Abstand. Wer bei vorherigen KApitel einen Kommi hinterlassen hat bekommt ne ENS.
 

Viel Spaß beim lesen!
 


 

2. Tag
 

Tokio, 20. Jahrhundert
 

Rin prallte hart auf den Boden auf. Hatte es nicht funktioniert? Sie öffnete die Augen. Noch immer hielt Kagome sie im Arm.

"Ich...darf nicht mit?" flüsterte die Kleine.

"Doch. Wir sind in meiner Zeit." Kagome deutete empor.

Rin sah hinauf. Statt des freien Himmels war hier ein Holzdach. Wurde der Brunnen hier von einem Gebäude bedeckt? Sie sah, wie Kagome empor kletterte und folgte ihr rasch.

Draußen, vor dem Brunnenhaus sah sie sich um. Das hier war eindeutig eine Tempelanlage. Und da war auch der große Baum, der schon in ihrer Zeit so nahe beim Brunnen stand. Aber die Luft hier war anders. Es roch so...seltsam. Und dort hinten? Waren das Häuser oder Berge?

Kagome drehte sich um: "Rin, komm. Ich möchte dich meiner Mutter vorstellen. Du musst dann auch noch etwa anderes anziehen."

Kagomes Mutter begrüßte ihre Tochter freundlich und als diese ihr Rin als Freundin des Bruders von Inuyasha vorstellte (wohlweislich verschweigend, dass es der ÄLTERE Bruder sei), fragte sie nur: "Hat dein Freund denn auch diese entzückenden Öhrchen?"

Rin bekam etwas große Augen, schüttelte aber den Kopf. Ihre Phantasie versagte, als sie sich ihren Herrn mit Inuyashas Hundeohren vorstellte.

"Also, was ist passiert?" erkundigte sich die Mutter ernst werdend.

Sie kauerten um den Esstisch. Rin genoss den heißen Tee, die üppige, warme Mahlzeit. Sie musste ziemlich lange zurückdenken.... Nein, eigentlich hatte sie noch nie so viel Warmes zu essen bekommen.

Kagome erzählte ihrer Mutter unterdessen, was passiert war. Und dass sie sie morgen zu den Itako fahren sollte.

"Natürlich. - Rin, du schläfst am besten in Kagomes Zimmer."

Diese sah fragend zur Seite: "Kagome-sama?"

"Lass das sama hier sein, okay? - Mama, morgen braucht Rin etwas anderes zum Anziehen."

"Ja. Aber Sachen von Sota könnten ihr passen."
 

Eine halbe Stunde später war Kagome in ihrem Bett. Rin lag auf einer Luftmatratze davor, weich zugedeckt.

"Kagome..." murmelte sie.

"Ja?"

"So viel zu essen und so weich zu schlafen...."

"Und warmes Wasser, hm?"

Schweigen.

Als Kagome nachsah, schlief das kleine Mädchen, Tensaiga fest in den Armen.

Sie hat immerhin etwas von Sesshomaru, dachte Kagome. Es ist wirklich komisch. Solange bin ich mit Inuyasha gezogen aber ich habe nichts, gar nichts, was mich an ihn erinnern würde. Wenn ich ihn finde, muss sich das unbedingt ändern. Sie löschte das Licht und schlief ein.
 

Es erwies sich am nächsten Morgen als schwierig, Rin zu überzeugen, Sotas Jeans und T-Shirt anzuziehen, da sie sich weigerte, in Jungenkleidung herumzulaufen.

Kagome setzte der Diskussion schließlich ein Ende: "Rin, du hast mir versprochen, mir hier zu gehorchen. Es ist meine Zeit, und glaub mir, hier laufen viele Mädchen so herum."

Das genügte schließlich.

Das nächste Problem gab es, als Rin in das Auto einsteigen sollte, da sie es zunächst für eine Art Dämon hielt. Kagome musste ihr in der Folge versichern, dass auch Inuyasha schon mal Auto gefahren wäre...was nur bedingt stimmte, da er auf dem Dach gesessen hatte.

Schließlich saß Rin neben Kagome im Auto und hielt sich an Tensaiga fest, das sie zwischen den Beinen hatte. Sie hatte sich unter allen Umständen geweigert, es auch nur aus der Hand zu geben, einen Wunsch, den Kagome verstand. Zum einen brauchte die Kleine etwas, das sie an Sesshomaru erinnerte- es gab ihr Halt in dieser unbekannten Welt. Und zum zweiten hätte sie auch nicht diejenige sein wollen, die ihm erklären musste, sie habe das Erbe seines Vaters irgendwo in der Zukunft verloren.
 

Die Tempelanlage der Itako war im 20. Jahrhundert viel zu groß für die wenigen Schamanenpriesterinnen, die dort noch lebten. Aber ihr Rat, ihre hellseherische Begabung war noch immer gefragt und so waren Kagome und Rin nicht die einzigen, die den Tempel betraten. Allerdings waren sie die einzigen, die es bewaffnet taten, da Rin sich Tensaiga wieder umgeschnallt hatte.

"Entschuldige, Mädchen", eine der Tempeldienerinnen kam heran: "Es schickt sich nicht, bewaffnet zu einer Itako zu gehen."

"Verzeih, aber es geht um dieses Schwert", antwortete Rin sofort: "Und um seinen Eigentümer."

Die miko starrte Tensaiga an, berührte es, zuckte schleunigst zurück: "Das ist kein gewöhnliches Schwert...nun gut. Kommt. Ihr müsst euch hier anstellen. Sagt mir eure Frage, damit ich weiß, welche Itako euch Antwort geben kann."

Rin sah zu Kagome, die etwas die Schultern zuckte: "Wir suchen nach einem Bann, der es schafft, Wesen von der Erde verschwinden zu lassen, ohne dass sie sterben...und wie man ihn lösen kann. Es muss ein sehr alter, mächtiger Bann sein, soviel wissen wir."

"Wozu wollt ihr das wissen?"

"Wir wollen den Bann lösen."

Die miko starrte sie an: "Du bist ein junges Mädchen, das hier ist noch ein Kind...was soll das? Glaubt ihr, eine Itako beantwortet Scherzfragen?"

"Das ist mein voller Ernst." Kagome spürte, wie Zorn in ihr aufstieg: "Wenn du deine Ausbildung schon abgeschlossen hättest, würdest du wissen, dass ich auch eine Art miko bin."

Die miko starrte sie an, sagte dann: "Nun gut. Ich will es wagen. Aber falls ihr mich angelogen habt, oder ihr die Itako belügen wollt...ihr Fluch wäre euch sicher." Sie ging.

"Was ist eigentlich eine Itako?" erkundigte sich Rin, die nun doch etwas besorgt wurde.

"Eine Schamanenpriesterin. Sie können mit den Seelen der Toten reden und verfügen über eine eigene Form der Magie. Sie können hellsehen. Heute gibt es nur noch wenig Itako. Die meisten sind blind, sollen aber mehr sehen, als alle andere."

"Dann wird sie auch wissen, dass sie uns einfach helfen muss. Sesshomaru-sama und Inuyasha sind sonst gewiss verloren..."

Das war auch Kagome klar.
 

Es dauerte fast drei Stunden, ehe die beiden zu einem abgelegenen Raum geführt wurden. Am anderen Ende befand sich ein undurchsichtiger Vorhang: "Kniet dort vor dem Wasserbecken nieder, " befahl ihre Führerin und seht hinein."

Kagome und Rin gehorchten.

Die Stimme einer alten Frau kam durch den Vorhang: "Ich sehe, dass ihr von weither gekommen seid, um um Hilfe zu bitten. Und ich spüre in euch eine Kraft, die nicht von dieser Welt ist. - Sagt, was wollt ihr?"

"Jemand hat einen uralten Bannspruch ausgelöst", erwiderte Kagome höflich: "Und Freunde von uns sind dadurch von dieser Erde verschwunden. Wir möchten wissen, was das für ein Bann war und wie wir ihn wieder lösen können."

Hinter dem Vorhang war Flüstern. War es etwa nicht nur eine Itako? Eine andere Stimme sagte: "Das ist unmöglich, Mädchen. Ein solcher Bannspruch wäre uns aufgefallen."

"Nein. Er wurde in der Epoche der Kriegerischen Staaten verhängt, " erwiderte Kagome ehrlich.

"Bei mir zu Hause", ergänzte Rin.

Erneutes Flüstern hinter dem Vorhang, dann sagte die jüngere Stimme wieder: "Seht in das Wasser!"

Die Mädchen gehorchten.

"Sie lügen nicht, Meisterin", sagte die jüngere Stimme: "In ihre Herzen ist kein Falsch..."

"Die Epoche der Kriegerischen Staaten...dann könnt ihr durch die Zeit reisen?"

"Ja. Aber ich weiß nicht wieso. Vielleicht liegt es am shiko no tama..."

"Ja, ich hörte davon...." Die alte Frau schien mit ihrer jüngeren Kollegin erneut zu flüstern, dann befahl diese:

"Seht in das Wasserbecken und stellt euch eure Freunde vor, die ihr sucht. So gut, dass wir sie danach finden können."
 

Kagome bezweifelte nicht, dass sich Rin Sesshomaru vorstellen würde, und dachte an Inuyasha. Ihr Herz brannte, als sie daran dachte, wo er nur sein könnte. Inuyasha, wie er sagte, ich werde dich beschützen, Inuyasha, der sie manchmal so seltsam ansah, Inuyasha!

Rin hatte verzweifelt überlegt, wie sie ihren Herrn beschreiben sollte. Aber sie fand als das beste Bild, jenes, wo er sie mit dieser freundlichen Wärme gefragt hatte, warum sie so blaue Flecken habe...Das war der Moment gewesen, in dem sie gewusst hatte, dass er ihr Held, ihr Retter, ihr Licht, ihr...Alles war. Hoffentlich würden das die Itako auch so verstehen.
 

Die alte Frau hinter dem Vorhang rang nach Luft. Hatte sie die Bilder gesehen? Diese Frage beantwortete sich von selbst: "Ihr seid Mädchen mit reinem Herzen...und sucht Dämonen...Youkai?"

"Er ist ein hanyou, ein Halbdämon", erwiderte Kagome prompt.

"Warum sucht ihr sie...Nein, ich sehe es schon..." Ein seltsam krächzendes Lachen: "Ihr sucht sie, um ihnen zu helfen, nicht wahr? Ihr wollt von ihnen keine Macht, keinen Dank, ja, nicht einmal, ihre Gunst. Alles was ihr wollt, ist sie zu retten! Das mir das noch einmal passiert!"

Rin sah ängstlich zu Kagome. Diese neigte sich vor: "Dann können Sie uns helfen...?"

"Zieh den Vorhang zurück!"

Die zweite Itako gehorchte und die beiden Mädchen erschraken fast. Hinter dem Vorhang saßen zwei Itako, eine vielleicht so alt wie Kaede, zwischen 50 und 60, die andere musste wesentlich älter sein. Und sie war blind. Unzweifelhaft gebührte ihr die Anrede Meisterin. "Ja", flüsterte sie: "Ja, ich kann euch helfen. Ich werde es sogar tun, auch, wenn es gefährlich ist. Für euch und die ganze Welt." Ihre toten Augen schienen die Besucherinnen zu durchbohren: "Und wisst ihr auch warum ich euch helfe?"

"Sie haben gesagt, weil wir reine Herzen haben?" versuchte es Kagome.

"Nein. Damit habt ihr überhaupt die Möglichkeit. - Nein. Ich werde euch helfen, weil ihr die ersten seid, die eine Frage nicht für sich selbst beantwortet haben wollen, selbst nichts außer Gefahr und Anstrengungen vor sich sehen- und nur jemand anderem helfen wollen. Die ersten in den gut achtzig Jahren, in denen ich nun schon in diesem Tempel bin. - Also schön. Ihr habt Recht. Es ist ein sehr alter Bann und er wird schon seit Jahrhunderten nicht mehr gelehrt. Er ist einer der verbotenen Bannsprüche, denn die Gefahren, die er für die ganze Welt mit sich bringt, sind enorm. Dieser Bann versetzt sein Opfer in eine Art magischen Kerker, aus dem niemand mehr entfliehen kann, sei er auch so stark wie ein youkai. Und dann befördert er sein Opfer in die unendlichen Gänge der Zeit."

"Der Zeit?" Rin sah fragend zu Kagome.

Diese hatte eher begriffen: "Sie sind also irgendwo in einer anderen Zeit? Daher kann niemand mehr sie spüren, obwohl sie leben?"

"Ja." Die uralte Itako lächelte matt: "Ihr könnt durch die Zeit reisen, Mädchen. Sucht sie. Und lasst euch nicht viel Zeit dabei. Denn wer immer sie dorthin geschickt hat...er kannte den Zeitraum, in dem sie landen würden und plante etwas."

"Sind sie in der gleichen Zeit gelandet?"

"Sind sie gleichzeitig verschwunden?"

"Ja."

"Dann sind sie sicher zusammen." Die Itako schwieg: "Ihr Mädchen mit den reinen Seelen: wenn ihr den richtigen Augenblick gefunden habt, wie, kann ich euch nicht sagen, dann sucht die niederen Götter dieser Zeit und dieses Ortes auf, bittet sie, euch zu helfen. Sie sollen euch ein Tor öffnen, zu dem ungebahntem Pfad."

Kagome und Rin begriffen, dass dies eine sehr wichtige Information war: "Der ungebahnte Pfad?" wiederholte Kagome: "Was meinen Sie damit?"

"Das müsst ihr selbst herausfinden. Aber nur Wesen mit reinem Herzen können ihn gehen. Und er wird euch zu euren hübschen Jungen führen..." Die alte Itako schien zu lachen, wurde aber wieder ernst: "Doch hütet euch. Es ist nicht ohne Grund ein verbotener Bann. Reisen in der Zeit können Katastrophen für die Zukunft auslösen. Seid vorsichtig und ohne Falsch. Und beeilt euch. Denn ich bin sicher, dass eure Gefährten in tiefen Schwierigkeiten stecken."

"Eine Frage habe ich noch, wenn Sie gestatten. Wie können wir diesen Bann lösen?"

"Ein solcher Bann wird von einem Menschen mit hohen magischen Fähigkeiten gesprochen. Eine miko, ein Priester. Aber dass er so wirkt, so stark ist, muss ein magisches Wesen ihn verstärkt haben."

Die jüngere Itako sah ihre Meisterin entgeistert an: "Warum erzählt Ihr das ihnen?"

"Weil sie die ersten sind, in all der Zeit, die ersten, die nicht an sich denken...Sucht eine dunkle miko, einen dunklen Priester, und dazu einen youkai, eine Drachen, ein anderes magisches Wesen. Und bannt mindestens einen davon oder tötet ihn, falls euch das möglich ist. Dann könnt ihr alle zurück. Wenn nicht, bleibt auch ihr irgendwo in der Zeit."

Kagome verneigte sich tief und Rin folgte ihrem Beispiel: "Ich danke Ihnen. Wir werden alles tun, um diesen Bann zu brechen."

Davon bin ich überzeugt, dachten beide Itako gleichzeitig, aber keine sprach mehr.
 

Auf der Fahrt zurück fragte Kagomes Mutter: "Konnten sie euch weiterhelfen?"

"Ja: Mama, wir gehen noch heute zurück. Die Itako sagte, wir sollen uns beeilen. Und wir werden sie in den unterschiedlichsten Zeiten suchen müssen, auch, wenn ich keine Ahnung habe, wie." Sie bemerkte Rins entsetzten Blick: "Noch nicht. Immerhin bin ich immer nur direkt von einer Seite des Brunnens zur anderen geflogen. Also werden wir gleich anfangen."

"Das halte ich für keine gute Idee. Ihr solltet erst einmal etwas essen. Ihr wisst nicht, wann ihr wieder etwas findet. Und zweitens: sieh nur, es wird bald dunkel. Ihr könnt heute nichts mehr suchen, sondern müsstet irgendwo in einer unbekannten Zeit an einem unbekannten Ort übernachten. In deinem Zimmer ist es sicherer. Und morgen früh startet ihr ausgeruht und satt."

Kagome seufzte etwas, aber natürlich hatte ihre Mutter Recht. So nickte sie und sah, dass auch Rin zufrieden schien.
 

Rin genoss das reichhaltige Abendessen in der sicheren Überzeugung, dergleichen nie wieder zu sehen, geschweige denn zu essen zu bekommen. Kagome versuchte unterdessen, aus ihrem Großvater etwas über den Knochenfressenden Brunnen herauszubekommen.

"Nun sag schon, Opa. Wir wissen, dass er in die Epoche der Kriegerischen Staaten führt. Aber weder dort noch hier sind je die Knochen von Dämonen aufgetaucht. Im Gegenteil. Was Kaede und ihr Dorf dort versenkt haben, ist hier nie erschienen. Es muss einfach noch andere Ausgänge geben."

"Ja, vielleicht. Vielleicht auch nur einen. Aber woher willst du wissen, dass sie dort sind? Sie können in jede Zeit geschickt worden sein."

"Mag sein." Kagome schlug leicht mit der Faust auf den Tisch: "Die Itako sagte, wir müssen uns beeilen. Und ich sehe keine andere Möglichkeit, als in der einzigen Form der Zeitreise, die ich kenne.Und das ist eben dieser Brunnen."

"Vielleicht kannst du Inuyasha spüren", schlug ihre Mutter vor: "Ich meine, wenn du durch den Brunnen, durch die Zeit fliegst, vergehen doch ein paar Minuten. Vielleicht kannst du da spüren, ob er da ist..." Sie versuchte das Bild zu erklären: "Und hinüberschwimmen...oder so."

"Ja, das ist eine gute Idee, Mama. Das werden wir versuchen. - Bist du fertig mit essen, Rin? Dann komm. Gehen wir noch Baden und Haarewaschen. Unterwegs können wir das sicher nicht mehr."
 

So kam Rin zum ersten und wohl auch letzten Mal in ihrem Leben in den Genuss, sich die Haare mit Shampoo zu waschen und danach trocken geföhnt zu bekommen. Sie überlegte, wie sie Ah und Un dazu bekommen konnte, ihren Feueratem so nah an sie heran zu halten, dass ihr weder die Haare verbrannten, noch sie sie an der Luft trocknen musste. Ach, das würde sie erst können, wenn sie Sesshomaru gefunden hätten...Sie wurde etwas melancholisch.

Kagome merkte es: "Lass den Kopf nicht hängen, Rin. Du hast Tensaiga, ich habe meine Pfeile und wir beide können sie in der Zeit suchen. Niemand außer uns kann das. Wir dürfen nicht schlapp machen, ja?"

"Schon gut." Rin sah auf: "Entschuldige. Ich mache mir nur so große Sorgen..."

"Ich mir auch. Und das, was die Itako sagte, dass sie in Schwierigkeiten stecken, stimmt sicher. Aber wir müssen einfach darauf vertrauen, dass sie mit ziemlich vielen Dingen fertig werden können. Und immerhin: sie sind zu zweit."

Kagome sagte es wider besseres Wissen. Noch nie hatten die zwei Halbbrüder zu einem Team zusammengefunden. Aber vielleicht half es, wenn sie irgendwo im Irgendwann ausgesetzt worden waren.
 

In dieser Nacht klammerte sich Rin wieder an Tensaiga. Kagome konnte lange keinen Schlaf finden. Wie sollten sie nur die Brüder aufgabeln? Alles, was sie hoffen konnten, war, dass das Glück auf ihrer Seite war. Wie dem auch sei: sie durften nicht aufgeben, schon gar nicht, bevor die Suche begonnen hatte.
 

Am folgenden Tag zog Rin wieder ihren Kimono an, während Kagome in ihre gewöhnliche Schulkleidung schlüpfte. Auf einen Rucksack verzichtete sie. Sie mussten schnell sein und vermutlich häufig Ort und Zeit wechseln. Da war ein Rucksack nur Ballast. So waren sie bei Morgengrauen fertig und sprangen in den Brunnenschacht.
 


 

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Das war es auch schon wieder.

bye!

3. Tag

Jetzt erfahrt ihr zum erstenmal im Ansatz, was mit Inuyasha und Sesshomaru geschehen ist. ^^
 

Viel Spaß beim lesen!
 


 


 

3. Tag
 

Irgendwo im Irgendwann
 

Die aufsteigende Sonne trieb den Wind vor sich her, über das Meer zum Strand. In einem kleinen Wäldchen dort sammelte sich ein Heer. Zelte und Bewaffnete bestimmten das Bild. Auf den Sanddünen, die daneben begannen, waren vier Baumstämme tief in den Sand gesteckt, formten zwei X. Der Wind spielte mit den langen, weißen Haaren der daran Gefesselten. Die Bannsprüche waren so stark, dass sie keine Möglichkeit hatten sie zu brechen.

Die Gefangenen hatten schon beobachtet, dass der morgens auffrischende Wind keine Erleichterung für sie brachte, sondern eher eine Steigerung ihrer Qual. Der Wind trieb die Feuchtigkeit vom Meer zu ihnen. Man hatte ihnen die Oberkörper entblößt und die winzigen Salzkristalle setzten sich auf ihrer Haut fest, bildeten eine juckende Kruste. Wenn die Sonne höher stieg, erzeugten die Salzkristalle ein einziges Sonnenglas, reizten die Haut. Dann kam der Wind über die Dünen und Sandkörnchen setzten sich zwischen die Kristalle, bildeten eine dicke Schicht. Mittags und abends kamen Wächter zu ihnen, wuschen den Belag von Gesicht und Oberkörper, gaben ihnen etwas zu trinken, freilich nicht aus Barmherzigkeit. Diese "Pflege" diente dazu, ihre Qual, ihr Sterben zu verlängern. Sie standen mit gespreizten Beinen, die Arme hoch erhoben ans Holz gefesselt, eine Haltung, die den Kreislauf sehr belastete. Wohl, um zu verhindern, dass Sesshomaru eine zu schräge Lage erhielt und zu früh starb, hatten sie seinen linken Armstumpf noch einmal sorgfältig an der Achsel abgestützt. Es war jede Vorsorge getroffen worden, sie möglichst lange am Leben zu lassen.

Die Salzkörnchen aus dem Meer reizten ihre Augen, ihre empfindlichen Ohren und Nasen. Sie schlossen die Augen, senkten instinktiv die Köpfe, um dem Wind auszuweichen.

"Aufwachen!"

Wächter kamen heran.

Die Brüder sahen empor, rafften sich auf, bestrebt, nicht als schwach dazustehen. Die Wärter wuschen ihnen die Kruste vom Körper, von den Gesichtern und den Gefangenen fiel es schwer, nicht zu zeigen, wie angenehm das war. Dann gab man ihnen angewärmtes Wasser zu trinken, bemüht, dafür zu sorgen, dass sie keinen Hitzschlag bekamen. Sie hatten sich gestern gegen das Trinken gewehrt, gegen diese künstliche Verlängerung ihres Sterbens, aber man hatte ihnen das Wasser aufgezwungen. Heute fügten sie sich in ihr Schicksal, zumal das warme Wasser den ausgedörrten Kehlen gut tat.

Als die Wächter gegangen waren, sah ihnen Sesshomaru nach; "Ich habe mich geirrt, Inuyasha", sagte er und es klang eigentlich kühl wie immer. Es war der erste Satz, seit sie hier angemacht worden waren.

Sein Halbbruder versuchte, zu ihm zu gucken: "Ich hätte nie gedacht, das einmal von dir zu hören", grinste er, mit einem Anflug seiner sonstigen guten Laune.

"Ich dachte für mich, dass du ein wertloses Halbblut bist."

Inuyasha sah geradeaus, aufs Meer. Der Schmerz brannte noch immer in ihm: "Ich erinnere mich an jedes Wort, das du gesagt hast."

"Ich habe mich geirrt."

Der hanyou starrte zu seinem Halbbruder.

Sesshomaru mied seinen Blick, sah nun seinerseits zum Meer: "Du hast vorgestern alles versucht, um mich in Sicherheit zu bringen, obwohl sich dein Schicksal nie geändert hätte. Du warst loyal."

"Du bist mein Bruder." Inuyasha klang, als sei damit alles gesagt.

Aber das war es auch wohl.
 

Beide sparten sich das weitere Reden, denn die Mittagshitze begann, ihre Körper auszudörren. Die Söhne des Großen Hundedämons hingen ihren Gedanken nach.
 


 

Japan, 14. Jahrhundert
 

Rin rieb sich etwas die Stirn, denn der Aufprall auf dem Boden des alten Brunnens war hart gewesen. Auch Kagome rappelte sich mühsam zum Sitzen auf.

"Wo sind wir?" fragte das jüngere Mädchen.

"Eher: wann." Kagome sah hoch: "Wir scheinen wieder in der Epoche der Kriegerischen Staaten zu sein, also, in deiner Zeit. - Hast du im Flug irgendetwas von Sesshomaru gespürt?"

"Nein." Sie sah traurig zu Boden: "Und du von Inuyasha?"

"Auch nicht- Pass auf. Wir versuchen es einfach noch einmal. Wir klettern hoch und springen erneut. Diesmal passen wir noch besser auf. Wirt müssen sie einfach finden."

Sie stiegen empor und sprangen erneut in das Nichts der Zeit.

Rin bemühte sich diesmal, die Augen auf zu lassen. Erstaunt und fasziniert betrachtete sie das Blau um sich, mit Lichtern wie Sternen. Das war das gleiche Bild, das sie gesehen hatte, als Sesshomaru verschwunden war.

Am anderen Ende des Brunnens, in Kagomes Zeit angekommen, sagte sie es ihr.

Die seufzte: "Na schön. Das ist immerhin der erste Hinweis darauf, dass die Itako Recht hatte und es ein Bann für eine Art Zeitreise war. Mich würde nur interessieren, wer etwas davon hat, sie in eine andere Zeit zu schicken.- Hast du diesmal wieder nichts gespürt?"

"Nein. Versuchen wir es eben noch einmal..."

"Ja. Wir dürfen nicht aufgeben."
 

Fünf Mal waren sie hin und hergereist und noch immer hatten sie keine Ahnung, wohin die beiden Brüder verschwunden sein konnten. Aber die Mädchen spürten deutlich, dass dieses Hin- und Herreisen über Jahrhunderte sie anstrengte.

Kagome sah sich um: "Wir sind also wieder im Mittelalter. - Rin, gehen wir zu Kaede. Wir müssen den anderen sagen, was die Itako uns erzählt hat, sonst vermissen sie uns auch noch. Und irgendwie habe ich das Gefühl, wir könnten eine Pause brauchen."

"Ja. Es ist anstrengend."

Die beiden wandten sich um und gingen durch den Wald in das Dorf zurück.

"Kagome!" Shippo sprang sie sofort an. Die drei Menschen besaßen etwas mehr Zurückhaltung und Jaken tat so, als interessiere ihn das gar nicht.

"Hat die Itako in deiner Zeit etwas gewusst?" erkundigte sich die miko.

"Ja." Kagome ließ sich nieder und Rin folgte ihrem Beispiel: "Oh, danke." Sie nahmen beide den angebotnen Tee dankend an. Dann berichtete Kagome von ihrem Besuch im Itako-Tempel.

"Ein verbotener Bann", meinte Sango dann langsam: "Wenn er in deiner Zeit verboten ist, bedeutet es ja nicht, dass er auch hier schon verboten ist."

"Die Itako sagte, er sei schon seit Jahrhunderten verboten, weil er so gefährlich ist."

"Ich denke, er war schon immer verboten." Die alte Kaede blickte ins Feuer: "Etwas in der Zeit zu verändern geschieht leicht und niemand kann sagen, was das für Folgen hat."

"Da hast du Recht." Miroke sah zu Kagome: "Aber konnte sie euch sagen, wer das getan hat?"

"Sie sage nur, es müsse ein Mensch gewesen sein- in Verbindung mit einem magischen Wesen."

"Da kommen ziemlich viele in Betracht." Der Mönch seufzte: "Aber in unserer Zeit...welche Feinde sollten die beiden haben, die so mächtig sind, seit Naraku besiegt wurde?"

"Keine Ahnung." Kagome atmete tief: "Wir sind jedenfalls mehrere Male in meine Zeit und wieder her gesprungen, in der Hoffnung, etwas von ihnen zu spüren, einen anderen Ausgang zu finden, aber es hat nicht funktioniert."

Rin nickte langsam: "Und jetzt waren wir zu müde, um es noch einmal zu versuchen. Wir brauchen eine Pause...aber die Itako sagte uns, dass wir uns beeilen müssen, da sie sicher in Gefahr sind."

"Das denke ich auch." Kaede sah zu der Kleinen: "Sie wissen sicher nicht wo und wann sie sind. Und die Wesen, denen sie begegnen, seien es Menschen oder Youkai, werden sie als Bedrohung einstufen- und bekämpfen."

"Sesshomaru-sama ist stark", meinte Rin, um sich selbst zu beruhigen, aber die miko schüttelte den Kopf:

"Er kann nur gegen das kämpfen, was er kennt. Angenommen, sie sind in einer Zeit gelandet, die noch weiter in der Zukunft liegt als Kagomes...?"

"Das denke ich nicht." Sango stellte ihren Becher ab: "Nach allem, was wir wissen, endet der Brunnen in Kagomes Epoche."

"Ja. Nach allem, was wir wissen." Miroke sah zu Kagome: "Was meinst du dazu?"

"Ich glaube auch, dass er bei mir endet. Irgendwie muss das shiko no tama damit zu tun haben. Und da das in meiner Zeit wieder auftauchte, denke ich, dass er da eben zu Ende ist. Ich vermute nicht, dass sie in meiner Zeit sind. Inuyasha war schon dort und er wäre zu mir gekommen. Er kennt mein Haus."

"Das ist wahr."

Für einen langen Moment herrschte Schweigen, das eine leise Stimme unterbrach:

"Hallihallo!"

"Miyoga!" war die allgemeine Begrüßung des alten Flohdämons.

Dieser hüpfte zu Kagome, nahm auf ihrer Schulter Platz: "Was ist denn hier los? Ihr seid ja geradezu stumm...und wo ist Inuyasha-sama...?"

Es dauerte gut zehn Minuten, dann war der Flohdämon informiert.

"Eiwei..." sagte er: "Das ist alles andere als gut..."

"Hast du schon einmal von diesem Bann gehört?" erkundigte sich Miroke.

"Ja und nein. Ich habe einmal gehört, dass es diesen Bann geben soll. Aber ich habe nie gehört, dass irgendein Mensch verrückt genug war, ihn einzusetzen. Das ist doch sehr gefährlich."

"Vielleicht konnte der Mensch nicht anders, als ihn einzusetzen." Sango sah zum dem Floh: "Die Itako sagte doch, ein magisches Wesen sei dabei, habe den Bann verstärkt. Vielleicht hat dieses Wesen den Menschen dazu gezwungen."

"Nein, das glaube ich nicht." Jaken meldete sich unerwartet zu Wort: "Um einen solchen Bann verstärken zu können, muss dieses Wesen sehr mächtig sein, ja. Aber die miko, der Priester oder was auch immer muss den Bann aussprechen. Und muss selbst sehr stark sein."

"Da hast du Recht." Miroke sah wieder zu Miyoga: "Was für ein Wesen könnte das sein? Ein Youkai?"

"Ja, schon. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass ein Youkai in dieser Zeit schon einmal etwas von diesem Bann gehört hat, oder es wagen würde, ihn einzusetzen. Youkai sind keine Selbstmörder."

"Drachen auch nicht, " meinte Sango: "Aber wenn es kein Youkai war muss es ein Drache sein. Oder ein wie auch immer geartetes, uns unbekanntes Wesen."

"Ich meine, wir sollte davon ausgehen, dass es ein Youkai oder ein Drache war", sagte Kagome. "Unbekannte Wesen sind sicher schwer zu finden?"

"Ja." Miyoga hüpfte von ihrer Schulter auf den Boden: "Das glaube ich auch. - Nun, wo könnten die zwei denn stecken? Ihr sagtet, ihr habt die Zeit zwischen heute und Kagomes Epoche fünfmal abgesucht. Dann seid ihr sicher, dass sie da nicht sind?"

"Sicher ist zuviel", meinte Rin: "Aber wir denken, wenigstens eine von uns hätte etwas gespürt."

"Tja." Der alte Flohgeist dachte nach: "Es erscheint mir auch viel logischer, wenn dieser Unbekannte sie in die Vergangenheit geschickt hätte. Ich meine, wer weiß schon, was die Zukunft bringt. In der Vergangenheit aber hätte er sie in eine Zeit, in eine Situation, schicken können, die er kennt und für sie ausgesucht hat."

"Das bedeutet aber, dass sie erst Recht auf Probleme stoßen werden." Kagome sah erschreckt zu ihm: "Dann müssen wir weitersuchen. Aber wie?"

"Tja, wenn du das nicht weißt?"

Rin dachte nach: "Kagome, wenn wir springen und dabei ganz fest an eine bestimmte Zeit denken...ob das gelingt?"

"Ich weiß es nicht. Das habe ich ja noch nie versucht. Nicht einmal beim ersten Mal. Da bin ich einfach gefallen." Das Mädchen aus dem 20. Jahrhundert blickte wieder zu Miyoga: "Deine Idee scheint ganz gut zu sein. Du hast nicht zufällig eine Ahnung, wann das sein könnte?"

"Nein. Krieg gab es doch schon immer. Vielleicht, dass ihr bis in die Zeit zurückgeht, in der Sesshomaru geboren wurde. Dann deckt ihr Inuyashas Lebenszeit gleich mit ab."

"Und wann wurde Sesshomaru-sama geboren?" erkundigte sich Rin bei Jaken.

Der Krötendämon seufzte: "Du glaubst, ich habe ihn das gefragt?"

"Weißt du es, Miyoga?" fragte Kagome.

"Nein, nicht genau...also, ich denke, wenn ihr zweihundert Jahre zurückgeht, muss es auf jeden Fall reichen."

"Gut." Rin erhob sich sofort, rückte Tensaiga zurecht: "Dann versuchen wir es."

"Ja." Kagome folgte ihrem Beispiel.

Auch die anderen standen auf, um sie zum Brunnen zu begleiten.
 

Die Mädchen kletterten auf den Brunnenrand. Kagome umarmte wieder Rin: "Alles fertig?" fragte sie leise.

"Ja."

Sie sprangen in Nichts, in dieses blaue Nichts, das selbst Rin schon so gut kannte, dass sie es nicht mehr faszinierte. Beide schwebten in der Zeit, entspannt und doch mit all ihren Möglichkeiten nach einem Zeichen spürend, nach den Vermissten suchend.

Irgendwann prallten sie auf den Boden der Wirklichkeit.

"Autsch.." Kagome unterdrückte eine heftige Bemerkung, da Rin ihr Tensaiga buchstäblich auf den Mund gehauen hatte. Die Kleine trug es noch immer quer über den Rücken geschnallt und sprang auf.

"Entschuldige, das wollte ich nicht. - Hat du etwas gemerkt?"

"Nein. Aber vielleicht ist das die richtige Zeit. Steigen wir mal aus dem Brunnen." Kagome begann empor zu klettern. Der Brunnen wirkte hier neuer, nicht so von Moos bedeckt, und sie hoffte, dass sie weit genug in der Vergangenheit wären, vielleicht sogar die richtige Zeit erwischt hätten.

Oben sahen sie sich um. Sie befanden sich in einem dichten Wald, dichter als selbst der Wald, in dem der Brunnen in der Epoche der Kriegerischen Staaten lag. Sie sahen sich vorsichtig um, konnten aber kein Anzeichen von Leben entdecken.

"Irgendetwas ist hier komisch", flüsterte Kagome, als ob sie etwas wecken könnte, wenn sie zu laut wurde.

Rin nickte: "Ich denke es liegt an der Stille."

"Stimmt. Hier ist nichts zu hören, kein Vogel, kein anderes Tier." Kagome sah sich besorgt um: "Warum? Ich kann jedenfalls keinen Splitter des Juwels der vier Seelen spüren. Aber das kann auch bedeuten, dass er noch gar nicht existiert..."

"Kagome...!" In Rins Stimme lag plötzlich eine solche Anspannung, dass das ältere Mädchen erschrocken herumfuhr.

Da sie nichts entdecken konnte, meinte sie: "Was ist?" Wohlweislich flüsterte sie noch immer.

"Tensaiga...ich spüre, wie es auf meinen Rücken klopft..."

"Wenn Tessaiga pulsiert, wird es aktiviert. Wahrscheinlich ist das mit Tensaiga auch so."

"Aber hier ist doch kein Toter..."

"Egal. Tensaiga ist dasjenige der beiden Schwerter, das einen vollständig eigenen Willen hat, hat Totosai gesagt. Und es will anscheinend, dass du es ziehst. Also tu es."

Kagome gab sich ruhiger, als sie war. Wenn sich eines von Totosais Meisterstücken selbst aktivierte, dann sicher nicht, weil KEINE Gefahr da war.

Rin zog das Schwert aus der Scheide. Die Klinge pulsierte nun deutlich in ihrer Hand, schien aufzuleuchten.

"Ah!" Die Kleine schrie erschrocken auf, als Tensaiga plötzlich herumfuhr, sie so zwang, einen Kreis um Kagome und sich selbst zu ziehen.

"Ein Bannkreis?!" Kagome wusste nicht, ob sie froh oder verärgert sein sollte. Bevor sie sich entschieden hatte, was sie jetzt tun solle, kam etwas pfeilschnell auf sie zu, prallte gegen Tensaigas Bannkreis und sprang zurück.

"Ihr seid miko?"

Die beiden Zeitreisenden starrten den Dämon an, der vor ihnen aufgetaucht war. Keine bezweifelte, dass die Atmosphäre dieses Lebewesens alle Tiere der Region verscheucht hatte. Er strahlte bösartige Kälte, ja, Mordlust aus und die beiden waren in dieser Sekunde über Tensaigas Dickschädel mehr als froh.

Kagome zog einen Pfeil aus ihrem Köcher und legte ihn an: "Ja. Und du solltest hier verschwinden."

"Ungern. So etwas Knuspriges hatte ich schon lange nicht im Topf..."

Rin klammerte die Hand fest um Tensaiga, das noch immer pulsierte, wohl den Bannkreis aufrechthielt. Sie wurde wütend. Wenn Sesshomaru da gewesen wäre, hätte dieser unterrangige Youkai sich nie an sie herangetraut. Kaum war er mal nicht da, war sie Freiwild, oder? Vor lauter Zorn vergaß sie ihre Angst und hob Tensaiga etwas, obwohl sie wusste, dass dies kein Schwert zum Kämpfen war: "Du hast es doch gehört", fauchte sie: "Verschwinde. Wir haben wirklich anderes zu tun, als uns von einem niedrigen Youkai anmachen zu lassen!"

Kagome war etwas überrascht, ergänzte aber: "Also, mach dich vom Acker. Wir sind keine Mahlzeit, für niemanden, und schon gar nicht, wenn unsere Freunde in Schwierigkeiten stecken. Wenn du nicht willst, dass dieser Pfeil dich trifft, und du mehr verlierst, als nur ein Essen, hau jetzt endlich ab...!"

Der Dämon betrachtete die beiden nachdenklich. Der Bannkreis war sehr stark und er spürte in dem Pfeil dieses Mädchens eine Energie, die wohl ihm auch gefährlich werden konnte. Es gab vermutlich im Wald einfachere Mittagessen als diese zwei miko. Überdies hatte er bemerkt, dass die zwei es schon mit stärkeren Youkai als ihm zu tun gehabt haben mussten: sie nahmen ihn nicht ganz für voll. Soviel Denken strengte ihn an. Er würde sich etwas leichtere Beute suchen, die nicht mit ihm reden wollte oder konnte. Mit einem Satz verschwand er im Wald.

"Puh!" Kagome ließ ihren Pfeil ab: "Das war knapp."

"Ja." Rin schob Tensaiga weg, da es sich nicht mehr rührte: "Aber Tensaiga hat uns gerettet."

"Und du. Ich hätte nicht gewusst, wie man mit dem Schwert einen Bann auslöst."

"Ich auch nicht. Das war es wohl selbst."

"Tja. Irgendwie habe ich das Gefühl, das wir hier falsch sind." Das Mädchen aus dem 20. Jahrhundert drehte sich um: "Ich kann es nicht begründen, aber ich fühle es ..."

Rin nickte: "Geht mir genauso. Wenn wir zurück zu den anderen springen, müssen wir noch mal sehr aufpassen. Vielleicht haben wir etwas übersehen."

"Ja. Also, komm..."
 

Irgendwann im Irgendwo.....
 

Die Wachen hatten ihnen wieder Wasser gebracht, sie abgewaschen. Die untergehende Sonne bedeutete für die Gefangenen etwas Erleichterung. Der Schluck warmen Wassers hatte die ausgetrockneten Kehlen befeuchtet, aber Augen und Ohren brannten in dem ständigen Bombardement von Salz und Sand.

Inuyasha versuchte zu seinem Halbbruder zu sehen: "Irgendwie", brachte er hervor: "Bin ich froh, dass du hier bist..."

Sesshomaru warf ihm einen seltsamen Blick zu: "Damit ich dich nicht überlebe?"

"Nein..."

"Nun, ich wäre lieber woanders." Die Stimme klang rau, aber noch immer kühl.

Inuyasha schüttelte leicht den Kopf, versuchte, seinen Gedankengang zu erklären: "Besser du als Kagome...und besser ich als Rin..."

Das stimmte natürlich. Für einen Moment hatte Sesshomaru die Vorstellung, sein kleines Menschenmädchen sei dort angebunden und er stellte fest, dass er diese Phantasie entsetzlich fand. "So ist es mir auch lieber", gab er zu. Als er zu seinem Bruder sah, hatte der den Kopf gesenkt. War er bewusstlos geworden? Die Strapazen waren für einen Youkai schon schwierig, ein hanyou musste erst recht darunter leiden. Um wie viel mehr hätten es Menschen getan...Nun, oder auch nicht. Diese zerbrechlichen Geschöpfe wären vermutlich schon tot. Es war immerhin schon gut dreißig Stunden her, seit sie hier gebannt stehen mussten.
 


 

Japan, 14. Jahrhundert
 

Die allgemeine Enttäuschung war groß, als die zwei unverrichteter Dinge wieder bei Kaede und den anderen auftauchten. Sie beschlossen, noch einmal gründlich nachzudenken, während die alte Priesterin ein Abendessen kochte. Die Mädchen brauchten auch dringend Ruhe. Zeitreisen war eine anstrengende Sache.

"Wir bräuchten einen Anhaltspunkt", sagte Miroke und sah zu dem alten Flohdämon: "Miyoga, denk nach, ob es irgendeinen Zeitpunkt in deinem ganzen Leben gibt, an dem die zwei bitte nicht auftauchen sollten? Einen Krieg ihres Vaters? Irgendetwas, wo der Große Hundedämon eine Schlacht verloren hat...vielleicht, an dem Tag, an dem er starb?"

"Nein, das sicher nicht." Miyoga setzte sich neben Kagome: "Es tut mir leid, mir fällt nichts ein. Aber ich denke nach. Ich denke die ganze Nacht nach. Vielleicht fällt mir etwas ein."

"Das wäre eine Idee." Sango sah zu ihm: "Ihr Vater...ein alter Feind ihres Vaters, der sich so an ihm und seinen Söhnen rächen will?"

"Vielleicht." Kagome seufzte. "Aber wir brauchen etwas. Sonst sind wir bald zu müde, um noch durch die Zeit reisen zu können."

"Dann schlaft jetzt." Kaede sagte es als Befehl: "Und ihr werdet sehen, dass morgen eure Kraft und euer Mut wieder da sind."
 

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Langsam bekomme ich echt Mitleid mit Inu und Sess....da sollten sich die Retter besser beeilen^^
 

bye!

4. Tag

Euer Mitleid mit den zwei Brüdern kann ich echt nachempfinden^^ Aber wir sollen auch nicht die zwei Heldinnen vergessen.
 

Aber meine Lieblingsszenen sind auch die mit den Zwei....
 

Viel Spaß beim lesen!
 


 

4. Tag
 

Irgendwann im Irgendwo...
 

Die beiden Gefangenen hatten die Waschung fast teilnahmslos über sich ergehen lassen. Als die Wächter verschwunden waren, hob Inuyasha den Kopf: "Sesshomaru?"

"Ja?"

"Hast du es dir so vorgestellt?"

"Was?"

"Das Ende..."

"Nein. Und ich glaube nicht an unser Ende."

"Warum? Wir sind hier schon vier Tage..."

"Ein paar werden wir noch durchstehen. Und Rin hat Tensaiga." Sesshomaru sah auf das Meer hinaus: "Und deine miko kann durch die Zeit reisen..."

Inuyasha begriff. Darum war sein Halbbruder nicht so fertig, wie er. Er hatte Hoffnung. Klar, Kagome konnte durch die Zeit reisen- und Rin konnte mit Tensaiga sie von den Toten zurückholen. Also gab es eine Möglichkeit, hier wieder wegzukommen. Irgendwie. Er raffte sich auf, bemühte sich wieder um Haltung.

Sesshomaru nickte: "Ja, genau. Wir sind die Söhne des Großen Hundedämons. Zeigen wir, was wir wert sind."

Inuyasha war klar, dass sein Bruder zum ersten Mal etwas von WIR sind DIE SÖHNE gesagt hatte.
 

Japan, 14. Jahrhundert
 

Am nächsten Morgen als alle bei Kaede ihren Morgentee tranken, räusperte sich Miyoga: "Also, ich habe die ganze Nacht nachgedacht..."

Sein Publikum enttäuschte ihn nicht: "Und?" erkundigte sich Kagome sofort: "Ist dir etwas eingefallen?"

"Eher Sango, gestern." Er sah zu der Dämonenjägerin: "Du meintest doch, ein alter Feind ihres Vaters wolle sich an ihnen rächen und habe sie deswegen in die Vergangenheit geschickt?"

"Ja." Sango setzte ihren Becher ab: "Weißt du inzwischen wer?"

"Nein. Das meinte ich auch nicht." Der Flohgeist streckte sich: "Als ich den Vater der Brüder kennen lernte, vor so vielen Jahren, war er noch weit davon entfernt, der Große Hundedämon zu sein. Er war stark und mächtig, ja, für seine Zeit und er hatte es in harten Kämpfen geschafft, alle hundeartigen Youkai unter seinen Befehl zu stellen. Es blieb dann auch nicht aus, dass die bis dahin stärksten Wesen, die Drachen auf ihn aufmerksam wurden..."

"Glaubst du, es war ein Drache, der sie in die Zeit schickte?" fragte Miroke.

"Nein." Miyoga verzog das Gesicht: "Hört mir doch zu. Es war ein harter Krieg gegen die Drachen. Dazu kam, dass viele starke Youkai, Hundeyoukai, ihm seinen Platz als Anführer streitig machen wollten. So tötete er gnadenlos jeden Hundedämon, der stärker war als er, oder auch nur ihm gefährlich werden konnte."

"Oh!" Kagome setzte ihren Becher fast zu hart ab: "Inuyasha und Sesshomaru sind stark. Du meint doch nicht...?"

"Wenn sie in seine Zeit kommen, sind sie in Gefahr, ja."

"Aber", sagte Rin: "Er muss doch wissen, dass sie seine Söhne sind."

"Wie denn?" Kaede stocherte im Feuer: "Wenn er so jung ist, hat er doch gar keine Söhne."

"Das ist wahr." Miroke sah zu Miyoga: "Du hältst das für die gefährlichste Zeit?"

"Ja."

"Aber sie können sich wehren. Sie haben doch Tessaiga und Tokejin." Kagome gab die Hoffnung nicht auf.

Miyoga schüttelte den Kopf: "Glaubst du wirklich, sie würden gegen ihren eigenen Vater kämpfen? Und sich damit selbst auslöschen?"

"Oh!" Zu guter Letzt begriff sie.

Jaken sah zu dem Flohdämon: "Weißt du noch, wie der Anführer der Drachen hieß? Ich dachte, er sei damals in dieser Schlacht oder einer anderen gebannt worden. Inuyasha tötete ihn später."

"Ja. Er hieß Ryukossei..." Miyoga dachte nach: "Da fällt mir doch etwas ein. Wenn ich mich recht erinnere, hatte er eine menschliche miko in seinem Dienst.....Oh ja. Das würde zu ihm passen. Er hätte es wahrscheinlich für eine perfekte Rache und einen guten Witz gehalten, die beiden Söhne des Großen Hundedämonen von ihrem eigenen Vater unwissentlich töten zu lassen."

"Ein mieser Charakter!" meinte Sango: "Aber wenn deine Vermutung stimmt, sind sie in akuter Lebensgefahr. Es sei denn, es gelingt ihnen, ihren Vater zu überzeugen, dass er plötzlich zwei erwachsene Söhne hat."

"Tja, da gibt es noch ein Problem." Miyoga sah zu Boden: "Ich weiß nicht wie ich das sagen soll..."

"Noch so eine gute Nachricht wie eben?" erkundigte sich Kagome seufzend.

Miyoga hüpfte auf ihre Schulter: "Es ist so, Kagome. Wie du weißt, war der Große Hundedämon ein Freund der Menschen. Er schützte sie, half ihnen und seine zweite Gemahlin war eine Menschenfrau."

"Ja, klar, Inuyashas Mutter. Und weiter?"

"In seiner Jugend...nun, wie soll ich das ausdrücken..." Er sah zu Rin, die ihn leicht verzweifelt anstarrte: "Also, lass es mich so sagen: im Verhältnis zu dem, wie sich sein Vater in seiner Jugend benommen hat, ist Sesshomaru der Gründer eines Vereins zum Schutz von Menschenwesen."

"Autsch!" machte Miroke: "Und wann hat sich das geändert?"

"Keine Ahnung. Ich war nicht so...intim mit ihm. - Versteht ihr, was ich meine?"

"Ja." Kaede sah in die Runde: "Es könnte vielleicht glauben, Sesshomaru sei durch die Zeit gereist...aber er würde nie glauben, dass er einen Sohn von einer menschlichen Frau hat. Also ist zumindest Inuyasha in Gefahr."

"Sesshomaru- sama wohl auch, da er in Begleitung eines hanyou ist", wandte Jaken ein.

"Das ist wahr." Miyoga hüpfte wieder auf seinen Platz: "Also. Soweit ich mich erinnern kann, ist das jetzt schon gut 500 Jahre her. Ihr müsst so weit zurück in der Zeit. Schafft ihr das?"

Kagome sah zu Rin, aber die nickte nur, die Lippen zusammengepresst. Es würde sehr schwer werden, so einen weiten Sprung zurück, sich auf eine Zeit zu konzentrieren, aber sie mussten es schaffen. Die Theorie des alten Flohdämonen klang so entsetzlich wahrscheinlich. So meinte das Mädchen aus dem 20. Jahrhundert nur: "Es ist wohl nicht die Frage, ob wir es schaffen. Wenn wir es nicht versuchen, erfolgreich versuchen, sind die beiden tot!" Und wir vermutlich auch, dachte sie plötzlich. Aber das war nicht von Bedeutung. Wie oft hatte Inuyasha sie gerettet, wie oft ihr geholfen. Es war wirklich Zeit, dass sie sich mal revanchierte. Sie vergaß fröhlich alle Male, wo sie ihn herausgehauen hatte.

"Dann esst jetzt noch etwas." Kaede reichte Brot zu Rin: "Hier. Ihr werdet vermutlich Kraft brauchen. - Und wenn ich mich recht erinnere hatte euch doch die Itako in deiner Epoche, Kagome, schon gesagt, dass es ein magisches Wesen und vermutlich eine miko waren, die den Bann ausgesprochen haben. Das würde zu Miyogas Theorie passen."

"Ja. Danke, Kaede-sama." Kagome nahm das Brot: " Und sie sagte auch, dass die beiden in Schwierigkeiten stecken. Das dürfte sich seit vorgestern kaum geändert haben. Vor allem, wenn sie zufällig ihrem eigenen Vater über den Weg laufen...Miyoga!"

"Ja?"

"Wann war diese große Schlacht gegen die Drachen?"

"Äh..." Der Flohgeist zuckte die Schultern: "Nun, ich denke, so 500 Jahre ist es her. Man verliert irgendwann den Überblick."

"Und die Jahreszeit? Herbst oder Frühling? Wir brauchen einen Anhaltpunkt im Nichts der Zeit. Es ist so schwierig, da etwas zu finden."

"Das weiß ich zufällig genau. Es war Sommer, der Tag der Sonnenwende."

"Schön", seufzte Kagome: "Die Sommersonnenwende, irgendwo, ungefähr 500 Jahre zurück..."

Rin blickte zu ihr: "Wir werden es spüren", sagte sie überzeugt: "Wir müssen nur fest an Sesshomaru-sama und Inuyasha denken."

"Ja."
 

Die Sonne war nur ein Stück über dem Horizont, als die beiden Mädchen sich auf den Rand des alten Brunnens knieten. Ihre Freunde standen dabei. Allen war irgendwie klar, dass das der letzte Versuch sein musste. Falls die beiden Vermissten in so großen Schwierigkeiten steckten, dass sich das bis zu einer Itako des 20. Jahrhunderts herumgesprochen hatte, war die Frist, die sie noch zum Leben hatten, sicher knapp. Und niemand von ihnen hätte sagen können, wie lange nach dem Tod Tensaiga ein Lebewesen noch zurückrufen konnte.

"Ich wünsche euch Erfolg", sagte Miroke: "Möge Buddha mit euch sein."

"Viel Glück", meinte die Dämonenjägerin Sango.

"Kommt gesund wieder", murmelten Kaede und Shippo gleichermaßen.

Jaken unterdrückte seine erste Bemerkung und meinte nur: "Kommt mit den beiden zurück..." Ihm war klar geworden, dass sein Vorschlag, nur die Hundebrüder zurückkehren zu lassen, bei Kagomes Freunden auf erheblichen Widerstand gestoßen wäre.

"Danke", murmelte Rin und sah in die dunkle Tiefe, versuchte, sich zu konzentrieren.

"Auf Wiedersehen." Kagome fasste ihre Hand: "Fertig, Rin?"

"Ja, Kagome..."

Und beide sprangen in den Brunnenschacht, mehr denn je ins Ungewisse.
 

Irgendwann, irgendwo im Blau der Zeit, zuckte Rin zusammen. Kagome hatte es gespürt, da sie noch immer die Hand der Jüngeren hielt: "Was ist?" schrie sie.

"Spürst du es nicht?"

"Doch..." Auch Kagome war sich plötzlich sicher, einen Hauch von Inuyashas Gegenwart zu spüren, der sie immer näher kam. Sie konzentrierte sich darauf.

Rin hatte das Gefühl, Sesshomarus Youkai-Energie zu spüren und versuchte, in diese Richtung ihre Aufmerksamkeit zu lenken.
 


 

Japan, 9. Jahrhundert
 

Kurz darauf stürzten sie auf festen Untergrund, rafften sich hastig auf. Sie waren nicht mehr in einem Brunnenschacht. Es war ein Schacht, ja, aber er war in die Erde gegraben worden, und sie saßen im Wasser.

Kagome stand hastig auf: "Auch das noch....Aber das dürfte der Anfang des alten Brunnens gewesen sein. Viel weiter zurück werden wir in der Zeit nicht können."

"Vielleicht." Rin erhob sich ebenfalls, rückte Tensaiga zurecht: "Aber ich denke, sie sind hier. Wir haben sie doch beide gespürt..."

"Ja. Du eher als ich. Obwohl es immer heißt, ich sei die Widergeburt einer miko, hätte miko-Kräfte." Kagome meinte es lobend: "Aber die Itako sagte ja schon, dass auch du magische Fähigkeiten hast. Ich dachte ja zuerst, sie spüre Tensaiga, aber sie meinte wohl wirklich dich."

"Ich und eine miko?" Rin sah zweifelnd an sich herab: "Ich bin nur ein einfaches Mädchen...meine Eltern waren kleine Bauern, weißt du."

"Nun, meine Familie hütet zwar seit langer Zeit den Higurashi-Schrein, aber Magie gibt's da auch außer mir bei niemandem." Kagome sah hoch: "Das Klettern wird schwierig. - Geh du zuerst. Wenn du abrutscht, werde ich versuchen, dich aufzufangen."

Rin war klar, dass das Angebot ziemlich heldenhaft- und ziemlich nutzlos war. Kagome könnte sie nie halten und sie würden beiden abrutschen. Aber sie war daran gewöhnt, Befehle zu erhalten und begann mit der vorsichtigen Kletterpartie.

Kagome wartete etwas, dann folgte sie ihr.
 

Es dauert fast 20 Minuten, ehe sie beide oben angekommen waren. Ziemlich erschöpft blieben sie knien und sahen sich um. Dieser Schacht befand sich in dieser Zeit an einem Waldrand. Linker Hand breitete sich eine weite Wiese aus, die in ein Hügelland überging. Alles sah ruhig und friedlich aus, aber seit ihrer Begegnung im Wald im vermutlich 13. Jahrhundert mit einem Dämon, wussten sie, dass sie dem Frieden nicht trauen durfte.

"Rin, spürst du Tensaiga?" erkundigte sich Kagome denn auch.

"Nein. Es scheint nichts zu bemerken."

"Dann machen wir hier Pause. Wir sind ziemlich müde...und ziemlich nass."

"Das trocknet schon wieder." Das kleine Mädchen blieb aber sitzen: "Kannst du Inuyasha spüren?"

"Nicht richtig. Es ist wie eine Ahnung...aber ich könnte nicht sagen, in welche Richtung. Und kannst du Sesshomaru spüren?"

"So, wie du Inuyasha. Ich weiß nicht, wohin wir gehen müssen." Rin senkte verzweifelt den Kopf.

Kagome gab sich nicht so leicht geschlagen: "Dann warten wir. Komm, holen wir uns Äste, machen ein Feuer, damit wir trocknen. Und dann sind wir sicher erholter. Vielleicht spüren wir sie dann besser. Oder wir befragen Tensaiga. Vielleicht weiß es, wo sich sein Eigentümer aufhält. Immerhin scheinen wir schon die richtige Zeit erwischt zu haben jetzt brauchen wir nur noch den Ort."

Die beiden rafften sich auf, suchten einige trockene Zweige am Waldrand zusammen. Dank Kagomes Streichhölzern brannte rasch ein Feuer, etwas, das Rin immer wieder verblüffte.

Aber sie meinte nur: "Soll ich trotzdem versuchen, mit Tensaiga einen Bannkreis zu ziehen?"

"Ja. Gute Idee. Dann können wir entspannen. Und vielleicht merken wir dann das Chi von Inuyasha oder Sesshomaru besser."

Rin stand auf, zog das magische Schwert, schloss die Augen. Als sie das letzte Mal mit ihm den Bannkreis gezogen hatte, hatte wohl eher das Schwert mit ihr gearbeitet als umgekehrt. Hilf mir, Tensaiga, dachte sie fest. Prompt leuchtete die Klinge auf. Sie drehte sich um die eigene Achse. Ein heller Schimmer schien um sie durch das Gras zu laufen, einen Bannkreis von fünf Metern Durchmesser bildend. "Danke", meint sie höflich zu dem Schwert, ehe sie sie wieder in die Scheide schob.

Kagome hatte beruhigt zugesehen: "Tensaiga scheint dir zu gehorchen. Wenigstens etwas. Wenn...wenn was schief gegangen sein sollte, kannst du es auch bei den beiden einsetzen."

Rin setzte sich: "Das weiß ich nicht, ob ich das kann. Ich kann ja nur Tensaiga um Hilfe bitten. Ich bin nicht sein Herr."

"Ich weiß. Aber Tessaiga hat sich auch schon bei mir aktiviert. Vielleicht tut es Tensaiga bei dir." Kagome streckte sich etwas gegen das Feuer, versuchte, ihren nassen Rock, ihre nassen Füße zu trocknen.

Rin war barfuss und hatte so weder nasse Schuhe noch Strümpfe, aber auch sie wärmte sich etwas.

Sie mussten eingeschlafen sein, denn Rin fuhr empor, als Tensaiga auf ihrem Rücken warnend klopfte: "Kagome!"

Die richtete sich erschreckt auf: "Oh nein, wir haben geschlafen!" Sie sah zu der Jüngeren: "Was ist?"

"Tensaiga pulsiert...."

Die Mädchen sahen sich um, konnten aber nichts entdecken. Beunruhigt erhoben sie sich. Kagome sah zum Himmel auf: "Es ist Mittag. Oh nein. Wir haben Stunden verloren. - Klopft Tensaiga immer noch?"

"Nein. Vielleicht wollte es uns nur wecken...?"

"Das glaube ich kaum..." Kagome sah über die Wiese, wo sich ein Paar näherte, beide in sehr archaischen Gewändern, aber auch sehr kostbaren. Der Mann hatte lange schwarze Haare, die ihm bis zum Gürtel reichten und Pfeil und Bogen über der Schultern, die Frau trug passend zu ihren langen blonden Haaren ein weites blaues Gewand. Sie war offenbar unbewaffnet. Das Mädchen aus dem 20. Jahrhundert griff unwillkürlich zu ihrem eigenen Bogen, auch, wenn sie hier in einem Bannkreis vermutlich sicher waren.

"Das sind keine Youkai..." meinte Rin zu ihrer Überraschung.

"Woher weißt du das?"

"Das...spüre ich irgendwie." Rin zuckte die Schultern: "Vielleicht, weil ich von Sesshomaru weiß, wie sich das anfühlt."

"Vielleicht. Aber ich merke, dass es keine Menschen sind. Und was jetzt?"

"Warten wir, was sie von uns wollen...?" Rin trat unwillkürlich neben die Ältere: "Wenn es keine Menschen und keine Youkai sind, können es nur..." Sie brach ab.

"Soviel Glück haben wir nicht", murmelte Kagome: "Die Itaro sagte, wir sollen uns an die niederen Götter hier wenden...wenn das welche sind, haben wir wirklich mehr als Glück gehabt. Falls sie uns helfen wollen und können."
 

Das Paar war heran, blieb am Bannkreis stehen, damit beweisend, dass sie ihn spüren konnten.

"Keine Sorge, miko", sagte der Mann: "Wir kommen nicht in böser Absicht. Dürfen wir euren Bannkreis betreten?"

Kagome sah zu Rin. Beiden war klar, dass diese Wesen vermutlich ihren Bannkreis mit links hätten brechen können. So meinte die Ältere: "Gewiss. Seit an unserem Feuer willkommen." Für ein Mädchen aus dem 20. Jahrhundert war nicht so ganz klar, wie man mit gami des 9. oder 10. Jahrhunderts reden sollte.

Aber die beiden nickten nur und traten näher, ließen sich am Feuer nieder.

Die Mädchen folgten diesem Beispiel. "Womit können wir euch dienen?" erkundigte sich Kagome schließlich, da ihr Rin als der Älteren die Initiative überließ.

"Vielleicht sollte ich mich vorstellen." Die Frau lächelte etwas: "Ich bin eine gami, zuständig für die Wasser hier oberhalb und unter der Erde. Und mir fiel auf, dass ihr...nun, diesen Brunnen nicht als Brunnen benutzt."

Beiden Besuchern fiel auf, dass die Menschenmädchen nicht überrascht waren, Göttern gegenüberzusitzen. Das bedeutete, dass sie es gespürt haben mussten.

"Ja", erklärte Kagome höflich: "Wenn wir Unruhe verbreitet haben, tut es uns leid. Aber dieser Brunnen ist für uns die einzige Möglichkeit durch die Zeit reisen zu können. Und wir suchen unsere Freunde. Ein Bannfluch hat sie aus ihrer Zeit gerissen - in diese hier."

"Freunde?" Der Mann nickte etwas: "Ich habe das Gefühl, du untertreibst, miko. Ihr geht immerhin ein sehr großes Risiko ein, für euch, eure...hm, Freunde...und die ganze Welt."

"Wir passen auf", erwiderte Kagome prompt: "Und wir müssen es einfach tun."

Der gami nickte wieder, sah aber zu Rin: "Und du, Kleine? Du bist noch etwas jung, um selbständig entscheiden zu können."

Diese starrte ihn empört an: "Es ist meine Pflicht!" Das klang etwas anders, als die Höflichkeit, die man Göttern schuldete.

Die weibliche gami lächelte: "Ganz ruhig, Menschenmädchen. Ich sehe, dass ihr beide sehr loyal seid. Zwei miko, die zwei Youkai suchen...das ist doch wirklich einmal etwas anderes."

"Ich bin keine miko", meinte Kagome: "Ich bin nur die Wiedergeburt einer miko, so heißt es jedenfalls."

"Nun, ob in einem Tempel oder nicht, jedenfalls verfügst du über die Kräfte einer miko." Der Gott schien friedlich: "Und die Kleine...hm, du bist keine miko, denke ich..."

"Siehst du!" Rin sah triumphierend zu Kagome.

Der gami fuhr fort: "Sag, Mädchen, du bist gern im Wald, oder?"

"Ja."

"Schon immer gewesen, nicht wahr? Hast du da je Angst gehabt, vor Bäumen, vor Tieren?"

"Nein", sagte Rin ehrlich: "Ich mochte es schon immer sehr gern. Nur einmal habe ich Angst gehabt, als die Wölfe mich töteten."

Leichtes Stutzen der gami, ein Blickwechsel, ehe der Mann meinte: "Du warst tot?"

"Ja. Aber Sesshomaru-sama hat mich wieder belebt."

"Und jetzt sorgt er für dich. Das ist ehrenhaft....Sag, Mädchen, kannst du gut mit Tieren umgehen? Folgen sie dir?"

"Ja. Mein Herr sagte einmal zu mir, ich können sogar besser mit Ah und Un umgehen, als er."

"Wer sind Ah und Un?"

"Der zweiköpfige Drache, sein Reittier."

"Ein Drache?!" Die weibliche gami sah zu ihrem Begleiter.

Der lachte:"Ein Drache! Ein youkai mit einem Drachen als Reittier und einem Menschenmädchen, das ihn hütet. Wenn das der Herr der Drachen in dieser Zeit wüsste! - Nun, Kleine, das bedeutet aber eines: du bist keine miko sondern eine Itako. Du hast angeborene Schamanenkräfte. - Und wie ich sehe, habt ihr euer Feuer aus totem Holz gemacht, nichts Lebendiges genommen."

"Nein", sagte Rin sofort: "Mir tun die Bäume leid."

"Eine Itako..?" Kagome musterte die Kleine: "Daher deine magischen Fähigkeiten. Nun, auch gut. - Wir haben eine Itako in meiner Epoche befragt, wie wir die Vermissten finden könnten. Sie sagte, wenn wir in der richtigen Zeit seien, sollten wir gami fragen, ob sie uns helfen können. Bitte, könnt ihr uns den ungebahnten Pfad öffnen?"

"Wir könnten...Sie ist die Herrin des Wasser und ich bin der Gebieter des Waldes. Aber ihr wisst nicht, wie groß die Gefahr ist. Diesen Pfad gehen nur gami und die höheren Götter. Nicht einmal Youkai können ihn benutzen."

"Der ungebahnte Pfad..." Die Wassergöttin sah von einem Menschenmädchen zu anderen: "Ihr könntet ihn vielleicht gehen. Man braucht dazu als Mensch ein reines Herz, frei von Wut, von Hass, aber auch frei von Furcht oder Verzweiflung."

"Können wir so Sesshomaru-sama und Inuyasha finden?" fragte Rin: "Dann zeigt ihn uns bitte."

Der Herr des Waldes zuckte ein wenig die Schultern: "Wenn wir euch diesen Pfad öffnen, und ihr es schafft, durch ihn hindurchzugelangen, wärt ihr genau dort, wohin ihr wollt, also in diesem Fall bei euren Freunden. - Aber das bedeutet nicht, dass eure Schwierigkeiten am Ende wären. Ihr müsstet von dort mit ihnen hier wieder zu dem Brunnen zurück. Und vielleicht leben sie auch gar nicht mehr. Soweit ich weiß, nähert sich der Krieg zwischen Youkai und Drachen seinem Höhepunkt. Ihr könntet da ebenfalls leicht zwischen die Fronten geraten. Und weder Drachen noch Youkai nehmen Rücksicht auf Menschen."

"Danke für die Warnung." Kagome zwang sich höflich zu bleiben: "Aber, versteht ihr denn nicht: wir sind so weit gekommen, wir können jetzt nicht umdrehen. Ich bin sicher, sie verlassen sich auf uns."

"Youkai, die sich auf Menschenmädchen verlassen?" Die Wassergöttin unterdrückte eine sehr ungöttliche Grimasse: "Woher nimmst du denn diesen Glauben, miko?"

"Inuyasha ist ein hanyou", erklärte sie: "Und wir haben uns immer aufeinander verlassen. Wir sind...wie die beiden Hände eines Körpers."

"Und Sesshomaru gab mir dieses Schwert. Es ist das Erbstück seines Vaters. Er verlässt sich darauf, dass ich es ihm wiederbringe." Rin legte die Hand an Tensaiga.

Die Wassergöttin blickte zu ihrem Gefährten: "Also, ich denke fast, in der Zukunft geschieht einiges, von dem wir nichts ahnen können. Kinder zwischen Youkai und Menschen, Youkai, die ihre offensichtlich wertvollsten Besitztümer Menschenmädchen anvertrauen..."

"Ja - Sagt, miko und Itako: ist in eurer Zeit...nein, ihr seit ja gar nicht aus einer Zeit...?"

"Ja, Herr", erwiderte Rin, da Kagome nur nickte.

"Wie ist es denn in deiner Zeit?" erkundigte sich der Herr des Waldes darum bei der Älteren.

"In meiner Zeit gibt es fast keine Youkai mehr, oder wenn, dann verbergen sie sich. Es gibt fast nur Menschen und nur noch wenige, miko oder Itako beherrschen Magie, " gestand sie ehrlich. Wozu lügen. "Aber ich bin wohl die Wiedergeburt einer miko aus dem Zeitalter, in dem die anderen leben und kann so durch die Zeit zu ihnen reisen." Vom Juwel der vier Seelen brauchten diese gami nichts zu erfahren.

"Und wie ist es in der Zeit, aus der du und eure Freunde stammen?" fragte die Wassergöttin Rin.

"Menschen bekriegen sich untereinander sehr. Viele Banditen ziehen herum, töten anderen Menschen. Youkai ziehen herum, töten Menschen. .." Die Kleine seufzte: "Es ist sehr gefährlich, wenn man niemanden hat, der einen beschützt."

"Sesshomaru beschützt dich? Tötet er auch Menschen?"

"Wenn sie mich angreifen...ja. Oder auch Youkai."

"Und Inuyasha?"

"Er beschützt mich, gegen Youkai oder Menschen. Aber er tötet keine Menschen, wenn es sich vermeiden lässt."

Der Herr des Waldes übernahm: "Gibt es denn viele hanyou?"

"Nein", erwiderte Kagome sofort: "Viele nicht. Sehr wenige. Und diese leiden unter der Verachtung von Youkai und dem Hass von Menschen." Sie wollte kein rosarotes Bild malen. Vielleicht verstanden dann diese beiden, warum es so wichtig war, diese zwei zu finden.

"Warum willst du Inuyasha finden, Kleine? Und nicht nur deinen Sesshomaru?"

Rin stutzte etwas bei dieser Anrede, sagte aber: "Er ist sein Bruder. Und er beschützt Menschen...und ich habe noch nie gehört, dass er etwas Böses getan hat. Er scheint ein guter Freund zu sein..."

"Und warum willst du auch Sesshomaru finden, miko?"

Kagome reichte das Verhör langsam, aber sie zwang sich zur Geduld: "Er ist sein Bruder. Und er mag Menschen verachten, aber er ist zu stolz, um unehrenhaft zu handeln. Nicht einmal erbärmlichen Wesen wie uns gegenüber." Sie musste daran denken, dass er schon versucht hatte sie zu töten. Aber er hatte sie stets zuvor durch Inuyasha davor warnen lassen, sich in den Kampf der Brüder einzumischen. Und das lag auch schon einige Zeit zurück. Inzwischen hatte sie mit Naraku jemanden kennen gelernt, der nach ganz anderen Regeln- nämlich gar keinen- kämpfte.

Die Wassergöttin seufzte leicht: "Mein Name ist Yoko. Man nennt mich auch Yoko mit dem blauen Mantel. Wenn die Sonne heute den Horizont berührt, ruft mich bei ihm und ich werde euch den ungebahnten Pfad öffnen. Dann lauft, schöne Mädchen und findet eure Youkai." Lauft, schöne Schmetterlinge, dachte sie: und verbrennt eure Flügel, da ihr es so wollt.

"Ich bin Hiro, Herr der Bären, Herrscher des Waldes. Ruft uns, sobald die Sonne den Horizont berührt, nicht früher und nicht später. Und denkt daran: es ist ein Götterpfad. Was immer ihr seht, was immer ihr hört: zweifelt nicht, habt keine Angst, keine Furcht, aber auch keinen Zorn. Und bleibt auf dem Pfad. Wenn ihr von ihm abweicht, seid ihr dem Tode verfallen, denn dort ist Götterland. Und es gibt genug von uns, die einer so leichten und dazu noch magischen Beute nicht widerstehen könnten."

Die beiden waren spurlos verschwunden, ehe die zwei Mädchen sich auch nur hätten bedanken können.
 

Kagome sah zu Rin: " Es werden also noch Stunden vergehen, bis wir sie rufen können. Hoffen wir, dass den unseren nichts passiert in dieser Zeit. - Machen wir uns was zu essen. Und dann schlafen wir. Heute Nacht werden wir es nicht können. Und für morgen fürchte ich, müssen wir fit sein."

"Bitte, was müssen wir sein?"

"Fit. - Äh, stark, kräftig...und mutig."

"Ja, das weiß ich..." Rin stand auf: "Ich werde Pilze sammeln."

"Gut. Ich halte inzwischen meine Pfeile bereit. Wer weiß schon, was hier alles lebt."
 

Einige Zeit später, als die beiden ihre Mahlzeit beendet hatten, sah die Jüngere zu dem Mädchen aus dem 2o. Jahrhundert: "Du bist also Inuyashas Geliebte?"

Kagome wurde rot: "Nein, so ist das nicht..." brachte sie hervor: "Da gibt es eine andere...eine miko, die er sehr liebt. Aber ich kann es nicht ändern: ich liebe ihn. Und ich weiß, ich möchte, dass er lebt und glücklich ist. Egal, wie ich dabei dastehe. Das wird nie etwas zu bedeuten haben." Sie wurde womöglich noch tiefer rot. Wie kam sie nur dazu, das jemandem zu erzählen, noch dazu einem halben Kind. Aber da begegnete sie Rins Blick.

Die dunklen Augen waren fast schwarz in einer Art verstehender Traurigkeit: "Ja, ich glaube, ich weiß, wie du dich fühlst. So ähnlich muss ich für...Sesshomaru empfinden. Er ist alles für mich...und wenn es ihm helfen würde, dass ich sterbe, werde ich eben sterben. Und doch weiß ich, dass er ein Fürst unter den Youkai ist und ich bin nur ein einfaches Menschenmädchen, von dem er manchmal sicher schon bedauert hat, dass er mich aufgenommen hat. Ich rede zuviel, mache viel Ärger..." Rin senkte den Blick: "Aber obwohl er mich tadelt...er hat noch nie gesagt, ich solle verschwinden." Ein Lächeln: "Manchmal glaube ich, dass er mich auch gernhat, irgendwie, soweit er für jemanden Sympathie empfinden kann. Aber dann bin ich mir wieder sicher, dass es nur ein Traum ist."

"Ja." Kagome seufzte: "Ich weiß. Es gibt Momente, in denen ich auch glaube, dass Inuyasha mich liebt...und dann weiß ich doch, dass ich es mir eingebildet habe..."
 

Zwei einfache Götter, die im Wald auf einem Baum saßen, lächelten sich an: "Ob sie je erfahren werden, dass sie für diesen Youkai und diesen hanyou ein Schatz sind, der das Hüten wert ist?" erkundigte sich die Wassergöttin.

"Ich weiß nicht. Aber in jedem Fall...sie werden morgen in eine sehr unangenehme Lage kommen. Die Schlacht beginnt wohl erst übermorgen, aber das andere..."

"Ja, das andere...Aber das ist eine Sache dieser Mädchen und ihrer Youkai."

"Nein, meine Liebe. Das ist eine Sache von Leben und Tod."
 

Beide gami schienen sich in Luft aufzulösen.
 


 

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Die gami waren da, tja das nächste Kapitel ist der 5 und letzte Tag. Den werde ich dann in zwei Teilen hochladen.
 

bye!

5. Tag Teil1: Um Leben und Tod

*seufz* Jetzt wird es spannend.....ich hoffe ihr killt mich nicht....arme Hundebrüder.
 

Viel Spaß beim lesen^^ - bei der Szene hab ich heulen müssen.....
 


 


 

5. Tag
 


 

1. Teil: Um Leben und Tod
 

Japan, 9. Jahrhundert
 

Die Wächter kamen ungewohnt früh. Die Sonne war gerade erst über den Horizont geklettert. Sie betrachteten die Gefangenen ohne Regung. Der Halbdämon hing in seinen Fesseln, zeigte keine Reaktion, der Youkai starrte sie erschöpft, aber durchaus noch kühl an.

"He, hanyou, dein Wasser..." Einer fasste in Inuyashas lange Haare, bog den Kopf zurück, der andere flösste ihm den Schluck lauwarmes Wasser ein.

Inuyasha raffte seine letzten Kräfte zusammen, wollte nicht als schwach dastehen, nicht seinen Bruder, seine Familie dadurch entehren. Komischer Gedanke, dachte er gleichzeitig. Als er das warme Wasser die Kehle hinunterrinnen spürte, schluckte er mit Anstrengung. Aber sein geschundener Körper wehrte sich, und er musste es wieder von sich geben.

Die Wächter sprangen zurück. Sie kannten das Symptom: "Oh, da braucht einer kein Wasser mehr." Ein Seitenblick zum Youkai: "Ihr bekommt auch keines mehr. Unser Lager wird abgebrochen. Wir ziehen in die Schlacht gegen die Drachen."

Sesshomaru reagierte nicht, auch, wenn er wusste, was das bedeutete. Inuyasha würde den heutigen Tag sicher nicht mehr überleben. Und er...ohne Wasser? Vielleicht noch zwei , drei Tage. Das wäre es dann gewesen. Aber er ließ sich den letzten Schluck Wasser seines Lebens einflössen, nur bemüht, nicht zu zeigen, wie angenehm das war, auch die Waschung, die die Wärter vornahmen. Bei Inuyasha hatten sie sich diese Arbeit bereits geschenkt.

Als sie gegangen waren, sah der Youkai zu seinem Halbbruder. Inuyasha versuchte deutlich, noch selbst zu stehen, aber er war im letzten Grad der Erschöpfung. Seine Hände krallten sich unbewusst in das Holz, sein Kopf hing vornüber. Sesshomaru warf einen Blick zur Sonne: vielleicht würde er noch bis Mittag durchhalten. "Gib nicht auf, Inuyasha!" brachte er hervor.
 

Als die Sonne am Horizont untergegangen war, waren Kagome und Rin aufgestanden, hatten sich umgesehen. Da sie niemanden hatten entdecken können, hatten sie einfach einen Spruch gesagt, den sie sich im Laufe des Nachmittages überlegt hatten:

"Hiro, Herr der Bären, Herrscher des Waldes, und Yoko mit dem blauen Mantel, Hüterin des Wassers, öffnet uns bitte das Tor zu dem ungebahnten Pfad!" Sie sagten es gemeinsam und warteten gespannt ab.

Vor ihnen am Waldrand schien sich eine Art Bannkreis zu bilden, schwarz, wabernd und kreisrund sich wie ein Tor in die Luft erhebend.

Kagome sah zu Rin: "Bist du bereit?"

"Hai!"

Die Mädchen traten durch das Tor ins Unbekannte. Dahinter blieben sie erst einmal überrascht stehen. Es war der Wald, den sie zuvor gesehen hatten, irgendwie, wohl. Aber alles hier war dunkel, schwarz und unheimlich. Man konnte die Hand vor Augen nicht sehen.

"Dort!" Rin zeigte voran. Vielleicht zehn Meter vor ihnen leuchtete ein Lichtpünktchen auf dem Boden auf, dahinter, vielleicht fünf Meter entfernt das Nächste.

"Das ist der Pfad, du hast Recht." Kagome machte einen Schritt: "Das muss er sein. Bleib hinter mir. Und wenn Tensaiga klopft, sag es."

"Ja. - Aber, sollte nicht ich voran gehen?"

"Warum? Ich bin die Ältere."

"Ich bin Itako." Rin klang nüchtern: "Und ich habe Wälder schon immer geliebt."

"Gut." Kagome legte keinen Wert auf eine Vorrangstellung. Es war sicher so praktischer und sie wusste, dass Rin auch nur an das Taugliche gedacht hatte. So ging die Kleine voran und die Ältere hinterher, bemüht, die weit voneinander aufscheinenden Lichtpunkte nicht aus den Augen zu verlieren. Über ihnen rauschte es in den Baumwipfeln, manches knackte, aber sie verließen sich darauf, dass sie auf dem Pfad sicher waren.
 

Keine von beiden hätte sagen können, wie lange sie schon unterwegs waren. Rin war barfuss auf dem unruhigen Waldboden und stolperte oft genug über Steine und Wurzeln. Kagome spürte in der Dunkelheit rechts und links Lebensformen, die sie alles andere als freundlich musterten, sich aber wohl zurückhielten. Keines der Mädchen dachte auch nur an eine Pause, auch, wenn sie langsam heftig atmeten, die Beine schwer wurden und sie Durst spürten. Wie hätten sie sich von solchen Unannehmlichkeiten abhalten lassen können, wenn sie so sicher waren, dass es zwei andere Wesen gab, für die die Zeit endgültig ablief. Sie empfanden nur die Dringlichkeit ihrer Aufgabe, keinen Zweifel, keine Furcht...nur Sorge.
 

Inuyasha hatte die Augen offen, ohne etwas zu sehen. Das Blut in seinen Augen machte es unmöglich, etwas außer Rot zu erkennen. Er wusste, dass seine Kräfte immer rascher schwanden, in dem gleichen Maßstab, in dem der Schmerz anstieg. Seltsamerweise musste er plötzlich daran denken, dass er lange, so lange, geglaubt hatte, allein zu sein, weder für Menschen noch für Youkai gut genug zu sein. Aber da war dann Kagome gewesen, immer an seiner Seite, immer verlässlich. Sie hatte sogar um ihn geweint. Und Kaede, Shippo, Miroke und Sango.... Er hatte nicht mehr allein leben müssen. Und jetzt musste er nicht einmal allein sterben. Sein Bruder war bei ihm....

Er wollte sich noch einmal aufraffen, etwas zu Sesshomaru sagen, aber selbst seine Kraft hatte ihr Ende gefunden. Nur noch Schmerz war da, wie er ihn noch nie gekannt hatte und plötzlich sehnte er sich nach der Dunkelheit, die das Ende der Qual versprach. Dass es so hatte kommen müssen...Aber tief im Innersten war er froh, dass wenigstens Kagome in Sicherheit war.

"Kagome..." Es war kaum mehr als ein Hauch.

Sesshomaru hatte es gehört. Er wusste, was das bedeutete und sagte mit einer Milde in der Stimme, die wohl nur Rin nicht überrascht hätte: "Schlaf gut, kleiner Bruder."
 

Der ungebahnte Pfad führte die Mädchen schließlich zu einer Stelle, an der die Lichtpünktchen, die sie bis hierher geleitete hatten, etwas wie einen Kreis bildeten. Rin blieb mitten in dem Bereich stehen: "Kagome?" flüsterte sie. Es war das erste Wort, das sie sprach.

"Ja. Sind wir am Ende des Pfades, oder ist das eine Art Pausenplatz?" Das Mädchen aus dem 20. Jahrhundert sah sich um: "Ich sehe keine weiteren Lichtpunkte mehr..."

"Ich auch nicht. - Da!"

Kagome blickte in die angegebene Richtung, soweit sie Rin in der Dunkelheit erraten konnte: "Was ist da?"

"Wieder so ein Tor, so etwas Rundes, Großes, wie das, durch das wir hergekommen sind..."

"Dann ist da der Ausgang. Komm, lass uns gehen. Vielleicht haben wir sie endlich gefunden."

Die Mädchen traten durch das Tor.

"Schön, euch zu sehen", sagte eine weibliche Stimme.

Die Menschen blinzelten in der ungewohnten Helle des frühen Morgens. Kagome erkannte die Stimme: "Yoko mit dem blauen Mantel, schön, dass du hier bist."

"Musste ich doch." Die gami klang amüsiert: "Wer hätte euch denn sonst hier das Tor wieder aufmachen sollen?"

Rin legte die Hand schützend über die Augen: "Oh nein, " brachte sie hervor: "Da ist ja ein Heer. Ein ganzes Heer voller Youkai!"

"Stimmt." Kagome drehte sich besorgt zu der Wassergöttin: "Sind...."

"Die Spur eurer Gefährten endet dort, ja. Der Rest liegt nun bei euch." Yoko deutete den Hang hinunter zu dem Feldlager, wo einzelne Wächter und Soldaten auf das ungewöhnliche Schauspiel aufmerksam geworden waren, jetzt sich sammelten und zu ihnen empor sahen: "Sie werden mich als gami erkennen. Ich muss gehen. Viel Glück euch und euren Gefährten!" Sie verschwand im Nichts.

"Das wünsche ich euch auch." Die Stimme des Waldherrschers bewog die Mädchen, sich umzudrehen: "Lebt wohl miko und itako. Es war schön, einen Blick in die Zukunft zu werfen." Auch er löste sich auf.

"Toll", murmelte Kagome: "Und was machen wir jetzt?"

Rin zuckte die Schultern, sah den Hang hinunter, wo sich die ersten Youkaikrieger an den Aufstieg machten: "Haben wir eine Wahl?"

"Nein." So gingen sie langsam den Abhang hinunter, wo die Krieger irritiert stehen blieben.
 

Sesshomaru sah übers Meer. Seltsamerweise fiel ihm jetzt erst ein, dass es noch immer in seiner Entscheidung lag, wie lange er hier stehen müsste. Warum nur hatte er nicht früher daran gedacht? War er schon so erschöpft? Oder hatte er etwa Inuyasha nicht allein sterben lassen wollen? Eigenartige Vorstellung. Aber nun gut. Er würde es diesem Heer da drüben- und dessen....verdammtem Heerführer ...zeigen, wer er war. Er war Sesshomaru und niemand entschied über sein Leben und seinen Tod als er allein. So sammelte er alle Youkai- Energie, die er in sich auftreiben konnte. Er würde sie brauchen. Und vermutlich hatte er nur diesen einen Versuch. Er schloss die Augen, konzentrierte sich, sammelte die dunkle Energie in seiner Seele. Unwillkürlich schrie er etwas auf, als seine Entschlossenheit seine Seele selbst aus seinem Körper trieb.
 

Die Youkaikrieger blieben stehen als sie bemerkten, dass diese menschlichen Wesen es wagten, sich ihnen zu nähern. Irritiert bis vorsichtig starrten sie die Näherkommenden an.

"Tensaiga pulsiert", sagte Rin leise: "Aber wenn ich es herausziehe, greifen sie an...?"

"Möglich." Kagome fasste an ihren Bogen, ließ ihn über die Schulter gleiten: "Aber es sind sehr viele. Und alles Youkai. Wir müssen vorsichtig sein. Immerhin haben sie uns noch nicht angegriffen..."

Rin griff in ihren Rücken, legte die Hand an das Schwert: "Kannst du Sesshomaru oder Inuyasha sehen?"

"Nein. Aber falls das hier das Heer ihres Vaters ist, müssten sie doch bei dem in seinem Zelt sein, oder? Ich kenne mich da nicht so aus..."

Dann geschah alles gleichzeitig. Die ersten Youkai waren überzeugt, Kriegsbeute, die ihnen so passend in die Arme lief, nicht ignorieren zu können. Sie zogen ihre Schwerter, einige Lanzen flogen, wenn auch vorsorglich vor die Mädchen gezielt.

"Verflixt!" Kagome fasste hastig ihre Pfeile, als die ersten auf sie zuliefen: "Den Bannkreis, Rin"

Die hatte schon Tensaiga in der Hand, drehte sich. Das Schwert gehorchte ihr wieder und die Youkai prallten unerwartet gegen einen Bannkreis von gut 8 Metern Durchmesser, in dessen Mitte die beiden Menschenmädchen standen.

Kagome legte einen Pfeil an: "Lasst uns in Ruhe. Wir möchten nur etwas fragen..."

"Etwas fragen?" echote einer: "Das hier ist ein Kriegslager, du dummes Menschenkind."

"Wir möchten euren Anführer sprechen..."

Gelächter war die Folge - und ein erneuter Angriff, diesmal versuchten sie, den Bannkreis zu durchbrechen. Aber Tensaiga hatte gute Arbeit geleistet.

"Bleibt uns vom Hals", rief Kagome: "Und richtet eurem Heerführer aus, dass wir ihn sprechen möchten. Es ist sehr wichtig." Und da sie sah, dass die ersten schon wieder näher kamen: "Bleibt weg, sonst trifft euch mein Pfeil. Und dann garantiere ich für nichts!"

"Ich wusste gar nicht, dass Menschenmädchen größenwahnsinnig werden können...!" lachte einer und fasste nach einer Lanze, die kurz vor ihm steckte.

"Schützt dagegen der Bannkreis?" erkundigte sich Rin etwas besorgt.

"Keine Ahnung." Kagome zielte: "Ich werde es nicht ausprobieren." Der Pfeil flog los. Ups, dachte sie: das geht daneben. Sie war noch nie eine besonders gute Schützin gewesen, hatte sich aber im Verhältnis zu ihren Anfängen deutlich verbessert. Leider war sie es nicht gewohnt, auf kampferprobte Krieger zu schießen. Der Youkai, auf den sie gezielt hatte, wich dem leuchtenden Pfeil aus...zum Pech seiner Kameraden hinter ihm. Die Aura des Pfeiles streifte sie nur, aber gut fünf Youkai lagen tot oder verwundet am Boden.

Die Krieger wichen zurück.

"Ich habe euch gewarnt", sagte Kagome: "Es tut mir zwar leid, so viele wollte ich nicht treffen, aber vielleicht könnten wir jetzt mit eurem Heerführer reden?"

"Sess..." brachte Rin hervor, brach aber ab.

Kagome sah auf - und begriff, warum Rin im ersten Moment geglaubt hatte, dort käme Sesshomaru. Durch die sich teilende Menge schritt elegant ein junger Mann in weißen Hosen Rüstung und langem weißen Haar. Aber es war nicht Sesshomaru. Dieser Mann trug eine altertümliche, schwerere Rüstung, die auch Schultern und Oberarme bedeckte. Auch hatte er nur ein Schwert. Aber sein weißes Haar war noch länger als das von Inuyasha oder Sesshomaru. Und keines der Mädchen bezweifelte, wer dieser Youkai war.

Offenkundig fragte der Heerführer, was denn hier los sei. Die Menschenmädchen schnappten nur einzelne Worte auf: Tor ins nichts, gami, miko, Bannkreis...Euch etwas fragen, Hundefürst, Pfeil, Tote und Verletzte...

Der Youkai starrte die Mädchen an, kam langsam näher.

"Ach du Schande, " sagte Kagome: "Mir fällt gerade ein, Tensaiga ist doch aus SEINEM Fangzahn gemacht. Dann kann er auch durch den Bannkreis!"

"Und er sieht nicht sehr nett aus", ergänzte Rin, noch immer das Schwert fest umklammernd.

Kagome legte einen Pfeil an: "Bleibt bitte stehen. Wir möchten nur eine Frage beantwortet haben."

Er tat, als habe er nicht gehört: " Glaubst du wirklich, Menschenmädchen, dein Pfeil könne mich treffen?"

Kagome erinnerte sich plötzlich daran, wie Sesshomaru einmal einen ihrer Pfeile in der Luft aufgefangen hatte. Vermutlich konnte das sein Vater auch. Sie gab sich ruhiger als sie war: "Warum können wir nicht unsere Frage stellen und wieder verschwinden?"

"Hm. Euer Bannkreis ist stark..."

"Ihr könnt ihn durchbrechen." Kagome war noch immer sehr höflich - schon, weil sie eine gesunde Abneigung dagegen hatte, ein ganzes Heer von Youkai auf den Hals gehetzt zu bekommen.

"Ja." Er trat hindurch: "Seltsam. Mir ist, als sei der Bannkreis mir wohlbekannt.....Ihr seid miko?"

"Nein. Ich bin eine miko. Sie ist eine Itako."

"Meine Leute sagen, gami hätte euch hergeleitet. Nun gut. Stellt eure Frage."

"Habt ihr in den letzten Tagen zwei..." Wie sollte sie das formulieren: "Einen Youkai und einen hanyou gesehen?"

"Und wenn dem so wäre?" Ihm entging das unwillkürliche Aufatmen nicht.

"Wie geht es ihnen, Herr?" fragte Rin schüchtern, noch immer Tensaiga in der Hand.

"Hu. Seid ihr um ihretwillen hergekommen? Haben euch die gami etwa um ihretwillen her geschickt?"

"Ja." Kagome ließ ihren Pfeil etwas sinken, in jäher Sorge. Das klang irgendwie nicht so gut. "Bitte, wo sind sie?"

"Ich werde euch zu ihnen bringen." Der Hundefürst warf einen Blick auf Schwert und Bogen: "Und ich gebe euch mein Wort auf freies Geleit. Denn auch, wenn ihr nur armselige Menschen seid- gami haben euch beschützt."

"Danke", murmelte Kagome, die nicht annahm, er würde sein Wort brechen. Inuyasha hatte stets lobend von seinem Vater gesprochen.

Rin, die wusste, wie sehr Sesshomaru seinen Vater respektierte, schob Tensaiga weg und sah zu dem hochgewachsenen Hundedämonen auf. Er war so groß wie ihr Herr, aber was bei Sesshomaru aristokratische Feingliedrigkeit war, Eleganz, wirkte bei ihm robuster. Offenkundig hatte er die Grazie mehr von seiner Mutter mitbekommen, ebenso wie den Mond auf der Stirn, denn sein Vater trug ihn nicht.

Da der Bannkreis erlosch, ging eine Bewegung durch die Krieger, als wollten sie die Feindseligkeiten eröffnen. Der Hundefürst fuhr herum: "Ich versprach freies Geleit. Wer sie angreift, bekommt es mit mir zu tun. Verstanden?"

Das Heer wich zurück, betrachtete aber in grimmigem Schweigen die Menschenmädchen, die dem Heerführer hinterher gingen. Rin blieb eng neben Kagome. Irgendwie sah das ganze nicht gerade sehr gut aus. Nicht für sie und nicht für die beiden Vermissten.
 

Am anderen Ende des Lagers ging der Heerführer in den Sand der Dünen. Seine Krieger blieben auf seinen Wink zurück, während die Mädchen eilig hinterherliefen. In der Düne war es für sie schwieriger zu gehen, da sie tiefer einsanken, als der Youkai.

Der Hundefürst blieb stehen: "Nun, dort sind sie." Er deutete auf die beiden Kreuze.

"Oh nein!" keuchte Kagome: "Inuyasha!" Sie rannte los.

Rin war bereits unterwegs, mehr als ängstlich. Sie hatte Sesshomaru noch nie so seltsam locker gesehen: "Sesshomaru-sama!" Sie berührte vorsichtig seinen Oberschenkel, sah zu seinem Gesicht auf: "Oh nein!" brachte sie nur noch hervor. Sie hatte in ihrem jungen Leben schon zu viele Wesen gesehen, aus denen das Leben gewichen war, dass sie es nicht erkannt hätte.

Kagome umfasste Inuyashas Brust: "Bitte, sag doch etwas!" schluchzte sie: "Was hat er dir nur angetan...?" Aber sie hörte keinen Herzschlag mehr. Mit etwas wie jäher Wut fuhr sie herum: "Ich gratuliere, Hundefürst", sagte sie kalt: "Ihr habt es geschafft, Eure zwei einzigen Söhne zu töten. Der Drachenfürst wird sich vor Lachen biegen, dass seine Falle so gut geklappt hat!"

"Söhne?" Der Heerführer, den man später den Großen Hundedämon nennen würde, kam heran: "Das haben sie behauptet...aber, das ist unmöglich. Der Youkai ist ja älter als ich! Ich dachte, sie wollen mich auf den Arm nehmen. Nun, das ist ihnen schlecht bekommen!"

"Wie konntet Ihr nur!" schrie Rin auf: "Sie sind in eine Falle gelockt worden...und Ihr ....Ihr helft ihnen nicht einmal!"

Zum ersten Mal dämmerte dem Youkai, dass da etwas vollkommen schlecht gelaufen war - durch seine Schuld. "Seid ihr sicher, Mädchen?" fragte er nur.

"Sehr sicher. - Wir sind ihnen durch die Zeit nachgereist, um sie zu finden, um jeden Preis zu finden" sagte Kagome. Noch immer liefen ihr Tränen über das Gesicht: "Wir erklären es Euch. Aber es wäre sicher auch in Eurem Interesse, wenn wir das unter uns in Eurem Zelt tun."

"Und bitte", ergänzte Rin: "Lasst die zwei auch mitbringen."

"Ja, Tensaiga." Kagome atmete unwillkürlich auf: "Also, Hundefürst...?"

"Nun gut. Ich hoffe für euch, Menschenmädchen, dass ihr einen Beweis für eure Behauptungen habt."

"Waren Euch die gami nicht Beweis genug, die uns halfen?" fragte Rin irritiert: "Das tun die nicht für jeden."

Der Heerführer wandte sich ab und ging voran, ohne sich eine Regung anmerken zu lassen. Im Inneren war er dagegen aufgewühlt. War es möglich, dass diese zwei verrückten Brüder die Wahrheit gesagt hatten und durch die Zeit gereist waren? War es möglich, dass er sich in der Zukunft irgendwann einmal so vergessen würde, einen hanyou zu zeugen? Obwohl, er musste zugeben, dass dieser Halbdämon sehr stark gewesen war. Mancher vollwertige Youkai hätte diese Tortur nicht solange durchgehalten. Er hatte auch versucht, ihm, seinem angeblichen Vater, begreiflich zu machen, dass er ihn, den hanyou, töten solle, aber einräumen müsse, dass der Youkai sein wirklicher Sohn sei. Und dieser starke Youkai hatte sich nach dem Tode des Halbbruders selbst umgebracht. Vermutlich hatte er den Jüngeren nicht allein lassen wollen - ein Beschützerinstinkt, den er nicht tadeln konnte. Aber falls diese erbärmlichen Kreaturen von miko und Itako die Wahrheit sagten, standen sie unter dem Schutz von Göttern...und es waren dann wohl wirklich seine beiden Söhne gewesen, die er hier hatte zu Tode foltern lassen. Was hatte diese miko gesagt? Eine Falle des Drachenfürsten? Nun, er hatte Ryukossei noch nie viel zugetraut, aber eine solche Falle, solch ehrloses Handeln......

Der Hundefürst erstarrte unmerklich in der Bewegung. Er war vermutlich der letzte, der einem anderen ehrloses Handeln vorwerfen durfte. Er hatte seine Söhne getötet: nicht, weil sie ein Verbrechen begangen hatten, nicht, weil sie ehrlos gehandelt hatten, nein, weil sie in eine Falle gelockt worden waren, und sich hilfesuchend an ihn gewandt hatten. Sie hatten die Wahrheit gesagt, ihn sogar höflich mit Herr Vater angesprochen...und er hatte sie grausam hinrichten lassen. Verdammt. Jedes Mal, wenn mir in der Zukunft ein Sohn geboren wird, werde ich daran denken müssen, dass ich selbst es sein werde, der sein Leben beendet...Ich bringe diesen Drachen um!!!!

Er bemerkte, dass seine Krieger ihn und die Menschenmädchen anstarrten. Ein knapper Befehl und einige eilten los, um die Toten zu holen, sie in sein Zelt zu bringen. Niemand wagte eine Frage.

In seinem Zelt ließ er sich auf den niedrigen Hocker sinken, der sein Platz war. Die Menschenmädchen ließen sich höflich vor ihm im Kniesitz nieder. "Also", sagte er: "Wie soll der Drachenfürst diese Falle gebaut haben?"

"Soweit wir erfahren haben, Hundefürst", begann Kagome ehrerbietig: "Hat er eine dunkle miko bei sich. Diese hatte einen verbotenen Bann ausgesprochen, der eure Söhne aus...unserer Zeit..." Das Zögern war kaum merklich, aber sie wollte ihn nicht mit nochmals 500 Jahren Zeitunterschied belästigen: "In diese hier schickte. Wir haben länger gebraucht, da wir nicht sicher waren, wo sie gelandet sind und alle Zeiten dazwischen absuchen mussten."

"Haben euch die gami mit der Suche beauftragt?"

"Nein, Herr", sagte Rin sofort: "Sie haben uns aber geholfen."

"Das ist etwas, das ich nicht verstehe. Warum suchen zwei so schwache Wesen wie ihr nach ihnen? Glaubt ihr wirklich, ihr werdet mit etwas fertig, das sie nicht werden?" Die Mädchen starrten ihn an und er wusste die Antwort: "Nun, sie waren hier in Schwierigkeiten. Aber was wollt ihr nun tun? Ihr kamt zu spät."

"Wir haben Tensaiga, Herr." Rin deutete auf das Schwert: "Dieses Schwert kann Tote wieder lebendig machen."

"Oh. Woher hast du denn das?"

"Es war Euer Geschenk an Euren ältesten Sohn", erwiderte Kagome, besorgt, er könnte ihnen Tensaiga abfordern: "Ihr ließt es aus Eurem Fangzahn von Totosai schmieden."

"Totosai, ah ja, ich erinnere mich. Ein viel versprechender Schmied. So,so. Euer Schwert enthält meinen Fangzahn. Darum konnte ich auch den Bannkreis durchbrechen, nicht wahr? Es war ja mein eigener. Und darum war er auch so stark...Dann werde ich im Alter wohl sehr stark sein."

"Ihr seid der Herr aller Hunde." Kagome wandte den Kopf, da Krieger mit den beiden Körpern kamen. Mehr aus Zufall, denn aus Wissen warfen sie Inuyasha neben Kagome und Sesshomaru neben Rin. Auf einen Wink ihres Heerführers verschwanden sie wieder. Kagome fuhr fort: "Erlaubt Ihr, dass wir Tensaiga einsetzen?"

"Ja." Natürlich, hätte er fast gesagt. Er war inzwischen davon überzeugt, dass diese Menschenmädchen die Wahrheit gesprochen hatten. Waren Menschen denn immer so getreu zu ihren Herren? Er hatte stets geglaubt, diese erbärmlichen, schwachen Wesen verachten zu müssen, aber diese zwei hier, die ersten, die er näher kennen lernte, bewiesen ihm, dass sie loyal waren, mutig und magische Fähigkeiten besaßen. Zudem ging von beiden etwas aus, dass er am ehesten mit Wärmestrahlen bezeichnen konnte.

Rin zog Tensaiga, sah zu Kagome: "Ich weiß aber nicht, wie es funktioniert. Ich bin nur ein Menschenmädchen..."

"Ja" Kagome bedachte den Einwand. Tensaiga war für einen Youkai geschaffen worden. Sie sah auf: "Vielleicht könntet Ihr...?"

Der Heerführer starrte sie an: "Und wie soll ich das machen?"

"Es ist Euer Fangzahn."

Da hatte sie recht. Er erhob sich, nahm das Schwert, das in seiner Hand zu pulsieren schien. Tatsächlich. Er konnte etwas erkennen, das er zuvor nicht gesehen hatte. Wesen, die scheinbar über die Körper krochen. Waren das Boten aus dem Jenseits? Gleich. Das war das Ziel und er führte die Klinge gegen sie.
 

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Gelobt sei Tensaiga^^

Ich mag Inu-Taishou...es ist echt nicht sein Tag gewesen. Da tötet er seine Söhne die er noch nicht einmal gezeugt hat zu unrecht, dann kommen ein paar Menschenmädchen, um ihm das vor zu schmeißen (Menschen die gami auf ihrer Seite haben wohl gemerkt!) und nun hat er ein Schwert in der Hand aus seinem Fangzahn und alle erwarten das er damit umgehen kann....

Was wohl seine Söhne machen wenn sie wieder leben? Sie haben sich ja vertragen -die brüder in ihrem gemeinsamen Verhängnis das sie dank Daddy erlitten.
 

Wie habt ihr das denn empfunden?
 

bye!

Tag 5. Teil 2: Vater und Söhne

Sie leben!^^ Also ob ich die beiden sterben lassen könnte....naja sterben schon aber nicht als Leichen^^
 

Viel Spaß beim lesen!
 


 

2. Teil Vater und Söhne
 

Inuyasha spürte zwei Arme um sich, die ihn sanft wiegten, an etwas Warmes, Weiches, drückten. In seiner Nase lag ein Duft, den er nur zu gut kannte. Kagome, dachte er. Bin ich im Paradies? Wird das hier immer so sein...? Etwas Feuchtes tropfte auf sein Gesicht.

"Inuyasha!"

Das war Kagomes Stimme. Und darin lagen Tränen. Weinte sie etwa um ihn? Mühsam öffnete er die Augen. War er denn gar nicht tot? Er sah in ihre Augen: "Ka...Kagome?"

"Gott sei Dank, es hat geklappt!" schluchzte sie und gab ihn frei.
 

Sesshomaru witterte Rin und war für einen Moment beruhigt, dass er nur geschlafen hatte, ehe ihm das Geschehen einfiel. Sein Kopf lag weich und eine zitternde Hand strich sein Gesicht entlang. Er öffnete die Augen.

Rin nahm eilends ihre Hand weg. Er erkannte in ihren Augen Tränen. "Sesshomaru-sama..." brachte sie hervor: "Ich bin so unsagbar froh..."

Und der Youkai ertappte sich zum ersten Mal in seinem Leben bei dem Gedanken, dass es doch etwas schönes sei, wenn sich eine Frau um einen sorge...Dann fiel ihm etwas anderes ein und er richtete sich rasch auf.
 

Der Hundefürst stand vor seinem Hocker, Tensaiga noch immer in der Hand. Fasziniert hatte er zugesehen, wie die Toten wieder lebendig wurden. Jetzt begegnete er den Augen seiner Söhne, die er hatte umbringen lassen. Fast wie gebannt sah er zu, wie beide sich in einer einzigen fließenden Bewegung von Liegen aufrichteten, auf ein Knie gingen, sich damit automatisch zwischen ihn und die Menschenmädchen bewegend, jeweils die Rechte bereits am Schwertgriff. Und mit jähem Unbehagen wurde ihm bewusst, dass diese zwei jedes Recht hatten, auf ihn wütend zu sein. Dazu, dass er in ernsten Schwierigkeiten stecken würde, würde ihnen einfallen, sich für ihren Tod zu rächen. Überdies war ihm jetzt eines ganz klar: die Solidarität der Menschenmädchen wurde von seinen Söhnen erwidert. Was auch immer in der Zukunft lag...es musste anders sein, als sein Weltbild bisher.

Kagome griff hastig ein: "Ich denke, wir sollten euch erzählen, was inzwischen geschehen ist..."

Inuyasha entspannte sich sofort, sah zu ihr: "Ihr habt uns jedenfalls gefunden..."

Sesshomaru betrachtete seinen Vater: "Und Ihr wart in der Lage, Tensaiga einzusetzen, Heerführer." Das klang wie die beiläufige Anrede eines vornehmen Youkai einem anderen gegenüber, dessen Namen man sich nicht merken wollte.

Der Hundefürst, der von ihnen zu recht die Anrede Herr Vater erwarten durfte, wurde klar, dass er die Ehrfurcht und den Respekt seiner Söhne ziemlich verspielt hatte. Aber er ließ sich nichts anmerken, sondern setzte sich auf den Hocker: "Ja. - Hier, Itako. Nimm das Schwert wieder."

Rin sah erkundigend zu Sesshomaru, der irritiert fragte: "Itako?"

"Ja, Herr", sagte die Kleine sofort: "Wie Kagome sagte, wir sollten Euch erzählen, was geschehen ist."

"Offenkundig", murmelte der Youkai: "Dann nimm du einstweilen wieder Tensaiga. Du hast gut darauf aufgepasst."

"Hai, Sesshomaru-sama." Sie stand auf, nahm das Schwert vom Heerführer entgegen, ehe sie sich wieder neben ihren Gebieter kniete.

Kagome ließ sich neben Inuyasha nieder: "Wir haben euch in allen Zeiten gesucht, als Miyoga endlich einfiel, dass ihr wohl hier sein würdet. Dies sei die Zeit, in der jemand lebt, der eine Falle sowohl für Euren Vater als auch für euch bauen wollte- und könnte. Wie ihr vielleicht wisst, ist demnächst hier eine große Schlacht gegen die Drachen. Der Drachenfürst ist ein sehr magisch begabtes Wesen. Und er hat eine dunkle miko bei sich, die den Bann aussprechen konnte, unter dem ihr hier her gekommen seid. Es handelt sich um einen verbotenen Bann..."

"Ja", unterbrach Sesshomaru: "Das weiß ich. Weiter."

"Und Miyoga nahm an, dass es der Drachenfürst sehr witzig finden würde, euren eignen Vater dazu zu bewegen, euch zu töten. Das muss seine Form von Humor sein."

"Dafür werde ich ihn umbringen", knurrte der Hundefürst.

Seine Söhne starrten ihn an: "So wie uns?" erkundigte sich Inuyasha kalt.

"Es tut mir wirklich leid", murmelte der Heerführer: "Aber wie konnte ich annehmen, dass jemand durch die Zeiten reisen kann? Oder auch nur jemand verrückt genug ist, einen Bann zu benutzen, der die Zeit beeinflusst?" Er sah zu Boden: "Und da gibt es noch etwas, das ihr nicht wisst. Meine, unsere Chancen, morgen die Drachen zu schlagen, sind sehr schlecht. Ich ging eigentlich davon aus, den morgigen Tag nicht zu überleben. Wie hätte ich da annehmen könne, Söhne zu haben."

"Warum stehen die Chancen schlecht?" erkundigte sich Sesshomaru prompt, der schon unter seinem Vater im Krieg gewesen war.

"Es sind Drachen. Und sie sind beherrschender als wir. Ich habe zwar alle hundeartigen Youkai hinter mich gebracht, aber..."

"Ihr gewinnt", sagte Inuyasha: "Nicht wahr, Kagome? Sonst wäre ja unsere Vergangenheit nie geschehen."

"Vielleicht", meinte sie: "Aber alle haben uns gewarnt, was geschieht, wenn man in die Zeit reist. Vielleicht haben wir die Geschichte schon verändert....sind in unserer Zeit gar nicht mehr vorhanden."

Rin blickte zu Sesshomaru: "Aber wenn Ihr und Inuyasha Eurem Vater helft, kann er doch gar nicht verlieren..."

Dieser zuckte leicht zusammen: "Ihm helfen?"

"Seite an Seite kämpfen?" meinte auch Inuyasha alles andere als begeistert.

Der Hundefürst starrte auf den Boden: "Ich weiß, ich habe so ziemlich jedes Recht verwirkt, darum zu bitten, aber ihr seid stark...." Dann fiel ihm etwas ein und er sah von einem seiner Söhne zum anderen: "Das führt mich zu etwas anderem: ihr habt euch nicht gewehrt, nicht gegen die Gefangennahme, nicht gegen die Fesselung...?"

"Ihr seid unser Vater." Sesshomaru klang nur kalt.

"Und wir hätten eigentlich nie gedacht, dass Ihr uns tötet. Aber dann wollten wir Euch unseren Mut beweisen." Inuyasha zuckte etwas die Schultern.

"Überdies bestand die Gefahr, dass wir die Zeit verändern, wenn wir Euer Heer beseitigen." Sesshomaru ergänzte es trocken.

"Mein...Heer...?" Der Hundefürst war etwas fassungslos: "So stark seid ihr?"

"Ja", sagte Sesshomaru nur.

Kagome sah zu Inuyasha: "Hört mal, mir kommt da gerade eine ziemlich eigenartige Idee. Aber die Itako in meiner Zeit und auch die gami, die wir trafen..."

"Gami?" echote Inuyasha: "Ihr habt gami getroffen?"

"Ja, sie haben uns geholfen." Sie blieb unbeirrt: "Sie alle sagten, dass Zeitreisen sehr seltsame Dinge zu Folge haben könnten. Wie wäre es nun, wenn es eigentlich so wäre, dass die Youkai morgen die Schlacht gegen die Drachen haushoch verlieren würden, wäre nicht der Drachenfürst auf die Idee gekommen, euch hierher zu holen? Und nur durch diesen Bann, durch unser Hier sein, kann sich unsere Vergangenheit erfüllen?"

"Ich verstehe", meinte Sesshomaru langsam.

"Das ist mehr, als ich von mir behaupten kann." Inuyasha sah zu ihm: "Was meinst du dazu, großer Bruder?"

Kagome spürte einen seltsamen Stich im Herzen. Noch nie hatten sich die Halbbrüder mit den Anreden angesprochen, die unter Geschwistern normalerweise üblich waren. Offenkundig hatte die gemeinsame Leidenszeit da einiges in Bewegung gebracht.

"Ihr sagtet, Heerführer, dass Ihr sicher seid, zu verlieren, morgen?"

"Sicher ist zuviel. Ich würde meine Krieger nie in den sicheren Untergang führen. Aber es sieht nicht gerade sehr hoffnungsvoll aus." Der Hundefürst versuchte krampfhaft die relativ unhöfliche Anrede zu ignorieren: "Dazu kommt, dass die miko, die Ryou bei sich hat, auch gegen Youkai wirken kann."

Sesshomaru nickte etwas: "Eine dunkle miko...Kagome als miko, Rin als...Itako, sagtet ihr. Eine Schlacht, die gewonnen oder verloren wird...gami, die eingreifen..." Er sah auf: "Es spricht alles dafür, dass du recht hast, Kagome."

Die nickte überrascht. Das war bestimmt das erste Mal, dass sie das von ihm hörte.

"Also helfen wir unserem Vater", zog Inuyasha die Konsequenz, ohne diesen freilich anzusehen.

Dieser seufzte etwas: "Danke. - Und, ob ihr es glaubt oder nicht: ich verspreche euch, dass das mit euch beiden der letzte Fehler gewesen ist, den ich in meinem ganzen Leben je machen werde."

Sesshomaru blickte zu seinem Halbbruder: "Was meinst du, kleiner Bruder?"

Der verstand: "Nun ja. Wir können ihn ja nicht vor dem Heer beleidigen..."

Der Youkai nickte: "Also gut, Hundefürst. Wir kämpfen morgen an Eurer Seite."

Der nickte etwas: "Ich danke euch." Das bezog sich weniger auf die nochmalige Aussage, morgen mit ihm zu kämpfen, als die deutlich respektvollere Anrede als Hundefürst. Das war es, was Inuyasha gemeint hatte. "Ich werde meine Krieger anweisen, für euch ein Zelt freizumachen. Eure Menschenmädchen können in meinem Zelt bleiben." Er begegnete plötzlich zwei bernsteinfarbenen Augenpaaren, die ihn alles andere als freundlich musterten. Wieder lagen die Hände schon am Schwertgriff: "Ihr missversteht", sagte er friedlich: "Ich werde selbstverständlich bei euch im Zelt schlafen. Dann können wir auch noch die Taktik für morgen besprechen."

"Eines ist jedenfalls klar", sagte Kagome. Und da alle Youkai und hanyou im Zelt sie anstarrten: "Rin und ich müssen auch mit auf das Schlachtfeld."

"Bist du irre?" erkundigte sich Inuyasha nach einer Pause: "Was soll denn das? Ein Kampf zwischen Youkai und Drachen ist nicht gerade ein toller Aufenthaltsort."

"Schon, und du brauchst nicht glauben, dass ich begeistert bin. Aber...Der Hundefürst hat doch gesagt, dass seine Krieger in Schwierigkeiten kommen, wenn der Drachenherr die dunkle miko dabei hat. Sie hat euch beide auch schon hierher gebracht. Wer sagt uns, dass sie keine starken Bannsprüche weiß? Gemeinsam können Rin und ich sie möglicherweise aufhalten."

Sesshomaru sah überrascht zu seinem kleinen Mädchen: "Seit wann hast du magische Fähigkeiten?"

"Ich weiß es nicht, Herr. Aber der Herr des Waldes sagte, ich sei eine geborene Itako."

Er nickte nur. Ein gami würde schon wissen, wovon er sprach.

"Dann haben wir keine Wahl", meinte der Heerführer: "Aber, um euch zu beruhigen: ich werde eine Abteilung anweisen, die beiden Menschenmädchen mit ihrem Leben zu beschützen."

"Danke", sagte Inuyasha.

Sesshomaru war praktischer- und kriegserfahrener: "Was haltet Ihr davon, Hundefürst, wenn wir drei den Hauptangriff der Drachen abfangen und Ihr die Männer der Hauptabteilung drittelt. Zwei Drittel sollen die Flanken der Drachen angreifen, ein Drittel bei den Mädchen bleiben."

Der Heerführer zuckte leicht zusammen: "Wir drei den Hauptangriff...? Nun, Sesshomaru, ich hoffe, du weißt, wovon du sprichst. Das sind keine Kaninchen."

"Ich weiß. Aber Drachen sind auch so kein großes Problem. Wir haben Tokejin und Tessaiga." Er lege die Hand an sein Schwert: "Es wird nicht einfach, aber es ist zu schaffen."

Sein Vater musterte ihn: "Nun gut. Wenn ich das richtig verstanden habe, bist du im Moment älter als ich...und hast schon Kriege hinter dir."

"Unter Eurem Befehl."

Danke, hätte sein Vater fast gesagt, beherrschte sich aber gerade noch. Immerhin war dieser scheinbar ältere Youkai sein eigener ältester Sohn...und sein Erbe. "Also gut. Einverstanden."

Inuyasha nickte etwas: "Du glaubst, dass die meisten Drachen flüchten, wenn sie mit unseren Schwertern Bekanntschaft machen, großer Bruder?"

"Auch. - Und ihr beiden seht zu, dass ihr die dunkle miko tötet oder zumindest bannt. Das dürfte die Voraussetzung sein, dass wir wieder in unsere eigene Zeit zurückkönnen." Sesshomaru war sich nicht bewusst, dass er gerade das Kommando übernommen hatte.

Sein Vater schwieg dazu denn auch, irgendwie zufrieden, so starke und mutige Söhne zu haben...und morgen nicht allein die ganze Verantwortung tragen zu müssen. Er war nicht sehr angetan davon gewesen, seine Gefolgsleute in eine Schlacht zu führen, die mehr als kritisch würde.

Rin sagte nur: "Hai, Sesshomaru-sama."

Und Kagome meinte: "Du hast völlig recht."

"Wo habt Ihr geplant, dass die Schlacht stattfinden soll? Die Krieger sagten heute Morgen etwas von Lager abbrechen?"

Der Hundefürst zuckte etwas die Schultern: "Ja. Ich hatte vor, das Lager heute noch abzubrechen. Hinter dem Wald, Richtung Westen liegt eine Ebene. Dort wollte ich die Drachen erwarten."

"Und das Meer im Rücken haben?"

"Nein. Es ist immerhin ein Fußmarsch von gut zwei Stunden." Der Heerführer nahm die unterschwellige Kritik an seinen Fähigkeiten schweigend hin, da er erkannte, dass Sesshomaru vermutlich mehr als einmal in seinem Leben schon solche Taktikbesprechungen- mit ihm kam hinzu- durchgeführt hatte: "Und die Späher haben mir berichtet, dass Ryou in einem Menschendorf auf der anderen Seite der Ebene angehalten hat. Auch er will in dieser Ebene die Schlacht." Er hob etwas die Hand: "Um sicher zu gehen habe ich weiterhin Späher dort."

"Gut", meinte Inuyasha: "Dann lasst das Lager abbrechen...?"

"Nein. Unser Plan hat sich ja geändert. Wenn wir drei allein die Hauptmacht der Drachen übernehmen sollen, müssen die Krieger das nicht tun...und sich nicht so weit in die Ebene vorbewegen, dort nicht taktisch aufstellen."

Der hanyou nickte leicht: "Und das Menschendorf?"

"Was ist damit?"

"Werden die Drachen die Leute dort nicht als Geiseln nehmen?"

Der Hundefürst hätte fast gesagt, wer nimmt schon wertloses Leben als Geiseln, korrigierte sich aber: "Kein Drache käme auf die Idee, einen Youkai mit Menschen erpressen zu wollen. Überdies werden sie die Menschen brauchen für ihr geplantes Siegesmahl."

Rin schlug erschrocken die Hände vor den Mund. Auch Kagome gab sich nicht der Illusion hin, die Menschen würden als Köche und Kellner gebraucht: "Drachen fressen Menschen? Alle? Oder ist das so wie bei Youkai? Dass nur unterrangige Drachen Menschen jagen?"

"Drachen fressen alles, was ihnen vor die Schnauze kommt", erwiderte Sesshomaru ruhig: "Sie würden morgen auch die gefangenen Youkai fressen."

"Dann sollten wir uns nicht gefangen nehmen lassen." Inuyasha sah kein Problem.

"Gut." Der Hundefürst richtete sich auf: "Dann kommt, ihr beiden. Ihr könnt euch wieder ankleiden. - Ich werde euch meinen Unterführern vorstellen und ihnen unseren Plan erläutern. In dieser Zeit wird ein Zelt für uns freigemacht. Dann ruhen wir uns aus. Bei Anbruch der Dunkelheit wird das Lager abgebrochen. Und losmarschiert. Mit Beginn der Dämmerung müssten wir die Ebene erreichen." Er warf einen Blick auf die Menschenmädchen: "Ich werde euch tragen lassen müssen. Ihr könnt sicher mit dem Heer nicht mithalten."

"Ich trage Kagome", sagte Inuyasha sofort.

Sesshomaru zögerte nur kurz: "Rin bleibt bei mir."

"Nun, wie ihr wollt." Ihr Vater erhob sich: "Dann kommt."
 

Zu behaupten, die Krieger vor dem Zelt wären erstaunt gewesen, als ihr Heerführer mit den zuvor tot Gewesenen herauskam, hieße ihre Reaktion untertreiben. Sie hatten gewusst, dass er der stärkste Hundeyoukai war- aber seine magischen Fähigkeiten dürften auch nicht zu unterschätzen sein, wenn er Tote wieder lebendig machen konnte. Die Youkai bekamen den Mund fast nicht mehr zu, als ihr Anführer ihnen eröffnete, diese beiden würden morgen mit ihnen kämpfen, wussten sie doch nur zu gut, was sie auf seinen Befehl den Brüdern angetan hatten. Und die Krieger zweifelten an ihrem Verstand, als ihnen erklärt wurde, diese drei würden den Hauptangriff des Drachenheeres übernehmen...und ihre stärkste Abteilung solle sich um diese menschlichen miko kümmern.

Aber die eiserne Rangordnung der Youkai verdammte sie zum Schweigen. Allerdings waren sich alle einig, dass ihr Anführer entweder mehr als zauberkundig war- oder diese Brüder und die miko ihm von den Göttern gesandt worden waren. In jedem Fall beschlossen alle, nie, niemals gegen ihn einen Aufstand zu riskieren.
 

Kagome sah zu Rin: "Das ist ja soweit gut gegangen. Jetzt müssen wir nur die dunkle miko finden und sie bannen."

"Und wie soll das gehen? Ich habe gehört, dunkle miko hätten...seltsame Fähigkeiten."

"Aber wir doch auch, Rin!"

"Ja, das ist wahr. Aber ich hätte keine Ahnung, wie ich sie bannen sollte...einen Bannkreis durch Tensaiga machen lassen? Aber da müsste ich sehr nahe an sie ran. Und sie wird kaum nur dastehen und zugucken."

"Ein Bannkreis mit Tensaiga...ja. Gute Idee. Tensaiga ist das Himmelsschwert, es ist helle, yin- Magie. Eine dunkle miko ist eben dunkel, also yang. Das müsste gehen." Kagome dache wieder nach: "Und ich werde sie ablenken. Dann hast du eine Chance, dich an sie ranzuschleichen. Vielleicht übersieht sie dich einfach."

"Vielleicht..." Rin klang zweifelnd. Aber sie wusste auch, dass es von ihnen beiden abhing, ob sie vier je nach Hause könnten. Denn dass die Youkai morgen die Drachen vernichtend schlagen würden, stand für sie fest.

"Dort sind Decken. Wir sollten versuchen, zu schlafen, wenn in der Nacht das Lager abgebaut werden soll und marschiert werden soll."

"Ja. Das ist dann schon die zweite Nacht ohne Schlaf." Rin spürte jetzt ihre Müdigkeit nach der Aufregung des langen Tages.

Kagome ging es nicht anders. Keine fünf Minuten später schliefen die beiden friedlich.

Ein Krieger, der ihnen Essen bringen sollte, stellte es nur ab und schlich wieder hinaus, machte aber seinem Anführer Meldung.
 

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Morgen ist der 6.Tag, der wird auch wieder geteilt^^
 

bye!

6. Tag 1. Teil: Die Schlacht gegen die Drachen

So, da es offensichtlich beim letzten Kapitel nicht ganz rübergekommen ist, warum sich Inu-Taishou so benimmt:
 

Inu-Taishou ist in dieser Zeit noch nicht DER mächtige Hundefürst, sondern halt ein Hundefürst am Beginn seines Aufstiegs. Zudem ist er nur 20Jahre älter als Inuyasha....also deutlich jünger als Sesshoumaru. In Japan befiehlt normalerweise der Ältere, was der Vater (oder große Bruder^^) ist. Sesshomaru (und auch in gewissen Maßen Inuyasha) ist kampferfahrener, stärker, mächtiger und älter. Also der Boss. Nur ist er sein Sohn und war deshalb seinem Vater gegenüber treu. So treu, das alle beide Brüder für ihn in den Tod gegangen sind, weil er zum blöd war um eine Falle zuerkennen.

Inu-Taishou sieht also in den Zweien die perfekten Söhne in deren Schuld er nun steht und die in allem besser sind als er.

Er wird sein gesamtes Leben damit verbringen, diesen einen Fehler auszubügeln und wieder das Vertrauen/den Respekt seiner Söhne wieder zuerlangen. Nur aus diesem Grund wird er überhaupt DER große Hundedämon.
 

Ich hoffe das nun alle Fragen geklärt sind^^ Viel Spaß beim lesen!
 


 

6. Tag
 

1.Teil Die Schlacht gegen die Drachen
 

Japan, 9. Jahrhundert
 

Die aufgehende Sonne wärmte Kagomes Schultern gerade ein bisschen, als Inuyasha sie von seinem Rücken gleiten ließ. Sesshomaru stellte Rin neben ihr ab und sah über die Ebene. Dort hinten in der Dämmerung schien ein schwarzer Strich zu sein.

Der Hundefürst deutete darauf: "Ryou und seine Leute sind auch schon auf. Nun gut. Immerhin können sie uns nicht unerwartet angreifen." Er sah sich um: "Aki..."

Ein Unterführer trat heran: "Herr?"

"Diese beiden miko haben ab sofort den Befehl, wohin ihr geht. Ihr schützt die beiden mit eurem Leben. - Wo geht ihr hin?"

Rin sah zu Kagome. Die drehte sich etwas: "An Stelle der dunklen miko würde ich dorthin gehen, wo ich einen guten Überblick über das Schlachtfeld hätte...also, dort hinten zu diesen steilen Hügeln. Wir sollten aber aufpassen, dass sie nicht merken, dass ein Teil Eures Heeres verschwindet, Herr."

"Ganz meine Meinung", bestätigte der Hundefürst hastig: "Also, geht hinter die Linien, Aki und außerhalb des Gesichtskreises der Drachen zu diesen Hügeln. Mit etwas Glück ist die dunkle miko dort und ihr könnt sie überwältigen, ehe sie in die Schlacht eingreifen kann."

"Ja, Herr." Der Unterführer bemerkte, wie diese Menschenmädchen schon vorangingen und winkte seinen Leuten hastig, ihm zu folgen. Er war nicht sehr begeistert, als Wärter eingesetzt zu werden, noch dazu für Menschen, aber er entsann sich nur zu gut des Pfeils, den die größere miko abgeschossen hatte und für fünf seiner Kameraden verhängnisvoll gewesen war. Überdies: wenn sich die Drachen nicht zu schade waren, eine menschliche miko im Dienst zu haben, warum sollten es die Youkai sein. Es hätte ihn aber schon interessiert, wieso diese miko dem Hundefürsten dienten.
 

Der Heerführer winkte etwas und seine Krieger gehorchten. Nur ein Einheit von vielleicht fünfzig blieb hinter ihm stehen, so einen Sichtschutz für den gleich großen Trupp um die miko bildend, die gerade verschwanden. Der Hauptteil des Heeres wich nach links und rechts, Flanken bildend. Sie waren etwas überrascht über ihren Befehl gewesen: sie sollten nur dort stehen bleiben...und dann verhindern, dass die Drachen zur Seite flohen. In ihren Augen ein selten dämlicher Befehl, aber sie hatten nicht widersprechen können. Überdies hatten sie so bessere Chancen, als wenn sie dem Hauptangriff der Drachen ausgesetzt gewesen wären.

Der Hundefürst und seine beiden Söhne blieben stehen und musterten den Horizont. Zum ersten Mal hatte er das Bewusstsein, eine Familie zu haben, Seite an Seite zu kämpfen. Er konnte nicht ahnen, dass es Inuyasha genauso ging. Von ihnen dreien war Sesshomaru der einzige, der das nicht nur einmal schon erlebt hatte. Er stand rechts neben seinem Vater und musterte die dunkle Linie: "Sie formieren sich."

"Ja." Der Hundefürst blickte ebenfalls zum Horizont: "Und wenn ich das so recht sehe, wird Ryou nicht selbst den Angriff führen. Man müsste ihn sehen können. Er ist deutlich größer, als der Rest."

"Und wenn er gar nicht dabei ist?" Inuyashas fast harmlose Frage, bewirkte, dass die beiden älteren ihn anstarrten:

"Du meinst, ein Hinterhalt?" erkundigte sich der Heerführer dann.

"Oder er ist zu feige, sich selbst dem Kampf zu stellen und bleibt dort hinten in dem Dorf, wartet auf seinen Sieg." Inuyasha blickte zum Gegner: "Er wird doch auch wissen, was Ihr wisst: dass Ihr und Euer Heer heute kaum Chancen haben." Ein leichtes Grinsen: "Ohne uns, selbstverständlich."

"Du hast recht." Sesshomaru ließ offen, auf welchen Teil des Satzes sich das bezog.

Der Hundefürst folgte seinem Blick: "Ja, das ist er. Er ordnet sein Heer, scheint sich aber nicht selbst zum Kampf stellen zu wollen. Dass er so feige ist, damit habe ich nie gerechnet."

"Nun, vielleicht nimmt er an, dass Ihr im Moment nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen seid. Vielleicht, z. B., dass Ihr herausgefunden habt, wen Ihr getötet habt." Noch immer lag ein herausforderndes Lächeln um Inuyashas Mund.

Sein Vater presste etwas die Zähne zusammen, entspannte sich dann aber: "Woher hätte ich das erfahren sollen? - Sie sind in Angriffsstellung." Er drehte den Kopf, schrie: "Alle bleiben auf ihren Posten. - Yuri, ihr geht noch fünfzig Schritt zurück."

Sein Unterführer, der direkt hinter ihm gestanden hatte, gehorchte überrascht. Es sah seltsam aus, die drei dort vorne allein stehen zu lassen, während auf der anderen Seite der Ebene sich hunderte von Drachen aufgebaut hatten.

"Ungefähr 500.." Sesshomaru legte die Hand an Tokejin.

"Ja." Inuyasha fasste nach Tessaiga: "Ich nehme an, großer Bruder, wir sind so höflich, ihnen entgegenzugehen?"

"Ja. Bevor wir die eigenen Leute verletzen." Er zog Tokejin. Die Youkai, die nahe genug waren, spürten sofort die bösartige Aura, die es umgab.

Auch Tessaiga verwandelte sich, flammte hell auf, als die Drachenarmee in immer rascherem Tempo auf das wartende Youkaiheer zukam.

Die Zuschauer starrten fasziniert hin, als die Brüder einen weiten, hohen Satz auf die Angreifer zu machten, die Schwerter bereits erhoben. Etwas schien in helle und dunkle Funken zu zerspringen und die meisten Betrachter mussten für einen Moment die Augen schließen. Als sie wieder hinsahen, waren dort drastisch weniger Drachen zu sehen, als noch Sekunden zuvor. Der Angriff war zum Stillstand gekommen.

Jetzt reagierte der Hundefürst. Er rannte zu seinen Söhnen, seine Krieger anschreiend, sie sollen die Flanken enger machen, die Zange schließen.
 

Kagome schrie leise auf, als sie mit Gewalt zu Boden vorgedrückt wurde. Sekundenbruchteile später erkannte sie, dass Rin neben ihr gehalten wurde.

"Leise, miko!" warnte Aki, der Unterführer, der sie mit seinem Gewicht zu Boden drückte: "Ein Drache!"

Die Menschenmädchen sahen vorsichtig auf. Vor ihnen, am Fuß des Hügels lag ein schlangenartiges Lebewesen. Um seinen Kopf hingen zackenartige Hautausstülpungen.

"Wir hätten uns ja denken können, dass die dunkle miko nicht allein ist", murmelte Kagome ärgerlich: "Wir müssen ihn verjagen..."

"Töten", sagte Aki: "Drachen lassen sich nicht verjagen."

"Und wenn er einschläft?" Rin starrte zu dem Drachen: "Ah und Un schlafen immer, sobald es geht."

"Du hast Drachen zuhause?!" Der Youkai glaubte, nicht recht gehört zu haben und wurde fast zu laut. Der Drache richtet sich etwa auf, sah sich suchend um.

"Mist!" Kagome dachte hastig nach. Sie durften sich keine Zeit lassen. Erstens war es möglich, dass sich die dunkle miko in den Kampf einschalten würde und zweitens, ihr reichte dieses Leben hier. Sie wollte wenigstens zurück in die Epoche der kriegerischen Staaten. Sie verzog etwas den Mund. Wenn ihr je zuvor einer gesagt hätte, sie sehne sich nach der ruhigen Zeit des japanischen Mittelalters?! "Aki..?"

"Miko?"

"Du und deine Männer, könnt ihr den Drachen angreifen und ihn von hier weglocken? Oder ihn gar töten?"

"Sicher, solange er keine Verstärkung bekommt. Wir sind 50 Youkai. Eins zu eins wird ein Youkai immer einem Drachen unterliegen, aber so...?" Er stützte sich etwas über den menschlichen miko ab, sie aber noch immer mit seinem Körper deckend: "Aber unser Befehl lautet, wir sollen euch beschützen."

"Das tut ihr ja. Und ich gehe den Hügel hoch und stelle mich der dunklen miko. Ich spüre, dass sie da oben ist. Und sie wird mich auch spüren. Ich muss mich beeilen. - Rin, du kletterst von dort vorn hoch, wo diese zwei Felsen wie ein Tor stehen. Ich werde zusehen, dass sie mit dem Rücken zu dir ist."

"Hai", machte Rin nur.

Aki zuckte die Schultern: "Der Fürst sagte, ich solle euch gehorchen. Nun gut. Ihr kämpft miko gegen miko. Und wir übernehmen den Drachen."

Die leise, hastige Diskussion war abgeschlossen. Der Unterführer winkte seinen Leuten, die mit lautem Gebrüll auf das schlangenartige Wesen zu rannten. Der Drache fuhr sofort empor, holte tief Atem.

"Feuer!" schrieen die Youkai und sprangen aufgeregt auseinander.

Der Feuerstrahl verfehlte sie so. Kagome achtete nicht mehr auf diesen Kampf und lief hastig den Hügel empor. Oben blieb sie keuchend stehen. Vor ihr befand sich eine Frau in der gewöhnlichen Kleidung einer miko. Aber was sonst rot und weiß war, trug sie blau und schwarz. Sie wandte Kagome den Rücken zu und schien der Schlacht dort unten zuzusehen.

"Sind diese Schwerter dein Werk, miko?" fragte sie.

Kagome wusste, dass sie ihre Anwesenheit gespürt hatte: "Nein. - Aber es war dein Bann, der sie in diese Zeit brachte."

Die dunkle miko wandte sich um. Sie mochte vielleicht 40 Jahre sein: "Ah, du weißt es also?"

"Ich weiß, dass du mit Hilfe des Drachenfürsten einen verbotenen Bann ausgesprochen hast. Wie konntest du nur so ein Risiko eingehen? Die gesamte Zeit kann so durcheinander kommen."

"Man sagt es. Aber da niemand weiß, was die Zukunft bringen wird, ist es doch auch gleich, wenn sie geändert wird - Und was willst du nun tun, Mädchen? Ich spüre, dass du über die Kräfte einer guten miko verfügst. Aber das wird dir gegen mich nichts nützen."

"Hebe den verbotenen Bann auf." Kagome kam langsam wieder zu Atem. Sie warf einen Blick an der dunklen miko vorbei in die Ebene. Die Drachens schienen erhebliche Probleme zu haben: genauer gesagt, zwei sehr große, die auf die Namen Inuyasha und Sesshomaru hörten. "Damit jeder wieder in seine angestammte Zeit zurückkehren kann und alles wieder so ist, wie es sein soll."

Ein Lächeln: "Du bist naiv. Selbst wenn ich es wollte, könnte ich den Bann nicht aufheben. Der Drachenherr hatte ihn verstärkt und es übersteigt meine Fähigkeiten, ihn zu widerrufen. Der Bann bleibt also. Außer, du tötest mich. Aber ich denke nicht, dass du das kannst."

Kagome hatte Bogen und Pfeil in der Hand: "Da wäre ich mir nicht so sicher. Aber in einem hast du recht: ich will dich nicht töten."

Die dunkle miko spürte plötzlich hinter sich Lichtenergie, stark und für sie gefährlich. Sie fuhr herum - und entdeckte ein kleines Menschenmädchen, das mit seinem Schwert auf sie gezielt hatte. Die Lichtenergie ging von dieser Klinge aus. Linien entstanden um die dunkle miko, die entsetzt aufschrie: "Ihr wollt mich bannen!?! Das könnt ihr nicht. Der Drachenherr..." Sie sank zu Boden, wohl bewusstlos.

"Schön." Kagome schob den Pfeil in den Köcher: "Du hast auch keine Ahnung, wie lange dieser Bann hält?"

"Nein." Rin steckte Tensaiga in die Scheide: "Aber ich fürchte, wir müssen uns beeilen."

"Ja. Der Weg von hier zum Brunnen ist sicher weit. - Komm." Die Menschenmädchen eilten den Abhang hinunter, über die Ebene in Richtung Kampfplatz, oder besser, dorthin, wo bis vor wenigen Sekunden noch gekämpft worden war. Wer von den Drachen nicht geflohen war, war tot. "Inuyasha!"

Der zuckte mit den Ohren: "Kagome?" Er sprang über die erstaunten Youkaikrieger in Richtung der Mädchen: "Alles in Ordnung?"

"Ja, wir haben sie gebannt. Und bei euch?"

"Alles erledigt." In nicht ganz unberechtigtem Stolz schob er Tessaiga wieder weg, fasste die Mädchen und sprang mit ihnen zu seiner Familie zurück.

"Die miko ist gebannt", berichtete Kagome dort mit Blick auf Sesshomaru: "Aber wir wissen nicht, wie lange Tensaigas Bann hält. Wir müssen zum Knochenfressenden Brunnen und aus dieser Zeit verschwinden, ehe der Zauber bricht."

Dieser nickte: "Gib mir Tensaiga, Rin."

Die Kleine gehorchte sofort und er befestigte es wieder an seiner linken Hüfte, unterhalb von Tokejin.

Der Hundefürst nickte leicht: "Dann versucht, in eure Zeit zurückzukehren. Viel Glück!"

"Danke...Herr Vater." Sesshomaru fasste Rin, hob sie hoch.

"Auf Wiedersehen", sagte Inuyasha, als er Kagome auf seinen Rücken schob: "Alter Herr."

Die beiden liefen los.

Der Hundefürst sah ihnen mit einem seltsamen Gefühl nach. "Menschliche Magie und mächtige Schwerter..." murmelte er: "Das ist die Zukunft...?"

"Äh, Herr?"

Er wandte sich um: "Was ist?"

"Wir haben jetzt das Menschendorf unter Kontrolle. Der Drachenfürst ist entkommen. Was sollen wir mit den Gefangenen dort machen, die die Drachen festgehalten haben?"

"Ich komme." Während er dem Krieger folgte, dachte er daran, dass er noch vorgestern gesagt hätte, was gehen mich die Menschen an. Jetzt machte er sich Gedanken, wie sie ihm Nutzen bringen könnten.

Im Dorf musterte er die zusammengedrängte Menge der Dörfler: angstvoll starrten die ihn an. Vermutlich nahmen sie an, dass es egal war, ob Drachen oder Youkai gewonnen hätten: sie landeten immer im Magen des Siegers. So meinte er: "Ich bin nun der Herr des Westlichen Gebiete. Sollte es irgendein vereinzelter Drache oder Youkai wagen, euch anzugreifen, schickt einen Boten zu mir. Ab sofort steht ihr unter meinem Schutz. - Lasst sie frei."

Die Menschen starrten ihn etwas ungläubig an, warfen sich dann zu Boden, um ihm zu danken. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er Menschen Schutz versprochen hatte. Viele weitere Male würden folgen.

"Seht nur, Herr, was wir fanden..."

Er drehte sich um. Überrascht sah er, wie seine Krieger eine junge, weibliche Youkai heranführten, die die Hände vor sich gefesselt hatte. Sie war zierlich und ihre silbrigen Haare fielen ihr bis fast zu den Kniekehlen: "Was hattest du denn bei den Drachen zu suchen?" erkundigte er sich.

"Der Herr der Drachen zerstörte das Schloss meiner Familie. Und mich versprach er als Preis dem besten Kämpfer der Schlacht." Sie warf den Kopf etwas zurück: "Ich bin also wohl nun Eure Gefangene?"

"Bindet sie los." Während seine Krieger diesem Befehl folgten, sagte er: "Ich werde dich morgen mit Geleit zu meinem Schloss schicken. Dort bist du mein Gast."

"Eine nette Umschreibung."

Dem Hundefürsten fiel plötzlich die blaue Mondsichel auf ihrer Stirn auf, die er vor nicht allzu langer Zeit auf der Stirn seines Ältesten gesehen hatte. Er lächelte unwillkürlich.

Die Youkai zuckte einschüchtert zusammen, fiel auf die Knie: "Vergebt mir, Herr. Ich muss undankbar geklungen haben. Aber es ist soviel geschehen..."

Er bot ihr die Hand zum Aufstehen: "Keine Sorge. Sei mein Gast, solange du willst. Und ich verpfände dir mein Wort, dass es nur deine Entscheidung sein wird, wann du meinen Sohn zur Welt bringen wirst."

Sie starrte ihn ebenso sprachlos an, wie seine Krieger.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Ende^^
 

Morgen kommt noch das letzte Kapitel: Durch den Brunnen.

Ich hoffe es hat euch bisher gefallen. Ich freue mich auf eure Meinung!
 

bye!

Tag 6 Teil 2: Durch den Brunnen

Ja ich weiß, dass es etwas gedauert hat, aber ich hatte Geburtstag und da hat man halt was anderes im Kopf^^

So hier das letzte Kapitel der Story.
 

Und wie immer:
 

Viel Spaß beim lesen!
 


 


 

2. Teil Durch den Brunnen
 

Sesshomaru blieb stehen, Rin noch immer auf dem Arm und drehte sich etwas. Inuyasha stoppte neben ihm. "Dort müsste der Wald mit dem Brunnen sein, wenn ich mich recht erinnere."

"Hai." Inuyasha drehte etwas den Kopf zu seiner Last: "Seit ihr hier auch entlang gekommen, Kagome?"

"Nein. Die gami öffneten für uns den ungebahnten Pfad durch das Nichts. So konnten wir schneller bei euch sein."

"Die gami." Sesshomaru schloss kurz die Augen: "Beeilen wir uns. Zum Reden habt ihr später Zeit." Sie liefen wieder los.
 

Nur kurze Zeit später waren sie an dem Loch im Erdboden, aus dem später einmal der Brunnen werden würde.

"Hoffentlich klappt das..." murmelte Kagome besorgt.

"Warum nicht?" Inuyasha sah hinab: "Wir sind doch alle in der falschen Zeit. Und müssen wieder zurück."

"Schon. Aber du und ich, wir haben den Brunnen schon benutzt..."

"Rin doch auch."

"Da hatte sie Tensaiga. Und was Sesshomaru betrifft...?"

Der warf ihr einen kühlen Blick zu: "Traust du mir eigentlich gar nichts zu?"

"Schon gut", murmelte sie: "Dann springen wir immer zu zweit. Dann müssten wir eigentlich in der Epoche der kriegerischen Staaten, also, in eurer Zeit herauskommen." Sie wollte Sesshomaru noch darauf hinweisen, dass man beim Sprung keine Angst haben dürfe, sparte es sich aber, da sie annahm, er wisse vermutlich nicht einmal, was das Wort bedeuten sollte.

Inuyasha hockte sich an den Rand des Loches: "Hu...da ist ja Wasser..."

"Ja. Wasserscheu?" Sie kniete neben ihm nieder.

"Pah!" Er legte den Arm um sie: "Fertig?" Und sprang ins Nichts.

Sesshomaru trat zu dem Loch. Da er sah, dass niemand mehr dort war, meinte er: "Rin..." und streckte die Hand aus. Sie nahm sie überrascht und dankbar, ließ sich von ihm ins Leere ziehen.
 


 

Japan, 20. Jahrhundert
 

Für Sekunden entstand ein ziemliches Knäuel, als vier Personen auf dem Grund des Brunnens angekommen waren. Sesshomaru stand als erster und sah empor: "Nun", meinte er kühl: "Wo immer wir sind: das ist nicht die Zeit, aus der wir stammen."

Kagome und Inuyasha blickten postwendend hinauf: "Stimmt", sagte sie: "Wir sind zu weit gesprungen. Das ist die Zeit, aus der ich stamme."

"Dann klettern wir hoch und springen erneut." Der Youkai sah zu Rin, die zu ihm kam.

Kagome verzog etwas den Mund: "Muss das sein? Ich habe Sehnsucht nach etwas zu essen. Und ihr könntet den Sand und so abduschen."

"Wie bitte?" Ungläubige Arroganz lag in seiner Stimme.

Sie zuckte zusammen.

Inuyasha sprang grinsend ein: "Duschen heißt, sie haben hier heiße Quellen, die direkt aus der Decke des Hauses kommen. - Ehrlich gesagt, habe ich auch Hunger. - Und Rin könnte auch was vertragen."

"Danach springen wir zurück, ja?" Kagome wollte keinen Streit.

Sesshomaru nickte unmerklich, fasste aber nach Rin und machte den Satz aus dem Brunnenschacht. Sein Bruder folgte ihm mit Kagome.

Kagomes Mutter begrüßte Inuyasha erfreut, ebenso Rin. Sesshomaru gegenüber wusste sie nicht so recht, wie sie sich verhalten sollte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Inuyashas Bruder (- und Rins Freund) älter war als er. Überdies wirkte er sehr unnahbar. Aber sie war eine zu nette Frau, um ihn nicht offen und warmherzig zu empfangen, auch, wenn sie deutlich Respekt zeigte. Er wirkte wie einer der legendären Samurai und sie wusste nicht, wie man sich im Mittelalter so jemandem gegenüber verhalten hätte. Als Inuyasha sie um eine Dusche bat, willigte sie rasch ein: "Selbstverständlich. Inuyasha, du warst ja schon duschen. Du kannst es deinem Bruder ja erklären."

"Klar. - Komm, großer Bruder."

Sesshomaru ging mit leisem Widerstreben mit.

Inuyasha deutete auf die Duschkabine: "Da oben kommt heißes Wasser heraus. - Und bei diesen ganzen Flaschen musst du aufpassen. Die sind für menschliche Nasen gemacht. Mir ist davon richtig schlecht geworden." Er legte seine Oberbekleidung ab, zog Tessaiga samt Scheide heraus und legte es nachlässig darauf: "Ich dusche zuerst, dann siehst du ja, wie es geht." Er streifte sich die Hose ab und betrat die Kabine.

Sesshomaru blieb an der Tür stehen, scheinbar ohne Regung. Da lag Tessaiga, das Schwert, das er so begehrte...in Reichweite, unbewacht. Aber sein Stolz hielt ihn zurück. Sein kleiner Bruder vertraute ihm. Und nach allem, was sie in den letzten Tagen gemeinsam erlebt hatten, wäre es mehr als unehrenhaft gewesen, jetzt zum Dieb zu werden. Er betrachtete den Schatten Inuyashas durch die seltsame Tür, die scheinbar durchscheinend war und dann doch wieder nicht. Das Wasser aus der Decke lief über den Körper, die Haare, spülte Sand und Salz heraus. Vielleicht sollte er das auch versuchen.
 

Kagomes Mutter kochte rasch.

"Oh, das riecht gut", sagte Rin begeistert, der die Aussicht auf eine warme Mahlzeit sehr zusagte. Sie war froh, dass Sesshomaru nachgegeben hatte und sie hier noch essen durfte.

"Danke. - Deckst du inzwischen den Tisch, Kagome?"

"Ja. Komm, Rin, hilf mir."

"Ihr deckt nur für drei?" erkundigte sich Kagomes Mutter kurz darauf.

"Ja. Mein Herr nimmt keine Menschennahrung zu sich, " erklärte Rin sofort: "Er ist ein Youkai."

"Ich weiß. Was isst er dann?"

"Ich habe ihn noch nie essen sehen." Rin lächelte etwas: "Aber ich bin froh, dass ich hier essen darf."

"Aber ja doch. Es ist gleich fertig." Sie lauschte. Die Dusche lief noch immer. Anscheinend brauchten die Brüder noch etwas.

Kurz darauf kehrten sie zurück. Inuyasha warf sich sofort auf den Stuhl: "Ah...das ist etwas, das ich an der Zukunft liebe. Dieses Essen...!"

"Ich gehe hinaus", erklärte Sesshomaru und wandte sich zur Tür.

"Einen Moment bitte", sagte Kagomes Mutter: "Wollt ihr über Nacht bleiben? Ich müsste dann Betten beziehen."

"Ach, ja." Kagome sah zu Sesshomaru: " Ich möchte gern noch etwas in meiner Zeit bleiben."

"Tu, was du willst."

"Ich bleibe bei dir", meinte Inuyasha sofort.

"Dann könnte Rin wieder in Kagomes Zimmer schlafen", schlug die Mutter vor: "Und du, Sesshomaru..."Der drehte nur den Kopf zu ihr und sie brach unsicher ab.

"Ich verbringe die Nacht nicht unter einem menschlichen Dach", erklärte er und verschwand.

"Also bleibt er auch hier", stellte sein kleiner Bruder fest: "Er will wohl nicht ohne uns zurück. Oder möchte, dass Rin noch in einem Bett schlafen kann. Wer weiß das schon."

"Gut. - Inuyasha, schläfst du bei Sota?"

"Nein. Ich wache bei Kagome. Wie immer."

Die Mutter seufzte unhörbar.
 

Später am Abend kam Kagome in einem Schlafanzug mit einer Katze als Muster vorn darauf in ihr Zimmer. Rin hatte ihr nur gesagt, sie gehe und sie vermutete, dass sie bei Sesshomaru sei, der an der Wand des Brunnenhauses lehnte.

Inuyasha sah auf. Er saß an der Wand unter ihrem Fenster, Tessaiga wie immer in der Scheide und vor sich auf dem Schoss haltend.

"Leg doch Tessaiga weg", sagte sie mit einem Lächeln: "In dieser Zeit gibt es praktisch keine Youkai mehr."

"Aber vielleicht Banditen..?"

"Glaubst du im Ernst, die kämen bis hier her? Dort unten am Brunnen hat sich dein Bruder geparkt."

"Das ist ein Argument." Inuyasha musste etwas grinsen, legte Tessaiga aber neben sich zu Boden.

Kagome setzte sich auf ihr Bett: "Du kannst ja dann hier auf der Luftmatratze schlafen. Ich denke nicht, dass Rin zurückkehrt."

"Wohl nicht." Er rutschte hinüber: "Kagome...?"

"Ja?"

"Ich bin wirklich froh, dass es so gut ausgegangen ist." Alles hier riecht wie sie, dachte er, und diesen Duft werde ich nie mehr vergessen.

"Ich auch."

"Als ich da an diesem Holz hing, war ich froh, dass du nicht dabei warst. Aber ich habe gehofft, dass du kommst." Er sah zu ihr auf: "Du warst da die einzige Hoffnung für mich. Darf ich...darf ich dir einen Dankeschön- Kuss geben?"

Sie war etwas überrascht, meinte aber: "Gut." Und beugte sich vor, um ihm ihre Wange zu bieten.

Inuyasha seinerseits richtete sich gleichzeitig auf und wollte sie auf die Stirn küssen. So passierte es, dass sich ihre Lippen berührten. Er zuckte sofort zurück: "Entschuldige..." Vermutlich durfte er gleich "Platz" machen.

Kagome sah ihn an. Plötzlich begriff sie und legte die Hände an sein Gesicht: "Was?" fragte sie: "Was soll ich entschuldigen? Das du mittendrin aufhörst?"

Er starrte sie fassungslos an. Aber, als sie sich vorbeugte, richtete er sich etwas auf.

Was von ihm als Danke- Kuss gemeint war, entwickelte sich unter Kagomes Regie zu einer leidenschaftlichen Szene. Irgendwann hob Inuyasha den Kopf. Er kniete direkt vor ihr und sah sie nun seltsam an: "Ich hoffe, dir ist klar, dass du mit dem Feuer spielst..." erkundigte er sich leise.

Ein Lächeln verriet, dass sie ihrer selbst sehr sicher war: "Ich wäre enttäuscht, wenn nicht..."

Dieser Herausforderung konnte er nicht entgehen.
 

Sesshomaru saß an der Wand des Brunnenhauses, die Beine nachlässig angezogen und sah ins Nichts. Er spürte, wie Rin sich näherte, sich höflich ein Stück von ihm entfernt niederkniete. Er wusste, sie würde dort bleiben, geduldig wartend, bis er sie entweder wegschickte oder fragte, was sie wolle. Sie war immer einfach da, anspruchslos, dienstbereit...und als er sie jetzt wirklich gebraucht hatte, war sie auch da gewesen. Ihm wurde plötzlich bewusst, dass weder er noch Inuyasha die Mädchen gefragt hatten, wie sie sie gefunden hatten, welche Anstrengungen und Mühen sie auf sich genommen hatten. Und die Mädchen hatten nichts erzählt. Aber er hatte bemerkt, wie müde Rin gewesen war- von Kagome konnte er das schlecht einschätzen- und wie froh sie gewesen war, etwas zu essen zu bekommen.

Er wandte nicht den Kopf: "Was möchtest du?"

"Darf ich bei Euch schlafen, Sesshomaru-sama?"

Ist das alles? dachte er. Für alles, was sie durchgemacht hat, möchte sie als Dank nur in meiner Nähe sein? "Ja", sagte er.

"Danke." Sie legte sich sofort auf den Steinplattenboden, wo sie eben gekniet hatte.

"Nein, Rin."

"Bitte, Herr?"

"Komm zu mir." Sie stand überrascht auf. Er legte sein Fell neben sich: "Du darfst deinen Kopf darauf legen." Er sah zu ihr, bemerkte die Freudentränen in den dunklen Augen.

"Danke", sagte sie aber nur und legte sich neben ihn, schmiegte ihr Gesicht in das Fell.

Sesshomaru sah wieder geradeaus. Er hörte, wie ihr Atem ruhiger wurde, sie einschlief. Als er einen Blick zum Haus warf, bemerkte er Licht in einem Zimmer. Am Fenster zeigten sich Schatten, erst zwei, dann wurden sie zu einem. Sieh an, dachte er mit leichtem Amüsement. Mein kleiner Bruder bedankt sich auf seine Art...

Er blickte zu Rin. Sie schlief auf der Seite. Im Schlaf hatte sie getan, was sie im Wachen nie gewagt hätte: mit beiden Armen umklammerte sie sein Fell. Auf ihrem Gesicht lag ein seliges Lächeln, das verriet, dass sie zutiefst glücklich war. Er schloss kurz die Augen.

Vor scheinbar ewiger Zeit hatte er mit Inuyasha im Grab ihres Vaters um Tessaiga gekämpft. Inuyasha hatte sich verzweifelt bemüht, Kagome vor ihm, Sesshomaru, zu schützen. Und er hatte ihn gefragt, was an diesen Menschenmädchen so besonders sei. Warum sie vermissen? Warum sie beschützen? Warum sie lieben?

Und jetzt hatte er die Antwort gefunden.
 


 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

ENDE!^^
 

Ich freue mich auf eure Kommi *smile* Ein verspätetes Geburtstagsgeschenk. (hatte gestern^^)
 

also an alle Leser die sich bisher alles durchgelesen habe, ein herzliches Dankeschön *knuddel*
 

bye!



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Kommentare zu dieser Fanfic (93)
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Von:  Tweetl
2007-06-10T19:46:07+00:00 10.06.2007 21:46
*selig aufseufz*
Das war sooooooo~ schön.
Alles natürlich.^o^ Aber den Schluss mit Sesshy und Rin fand ich besonders schön. Hoffentlich behandelt er seine süße Maus ab jetzt... liebervoller.^-^

Und wieder:
Weiter so! Klasse Schreibstil!


*knuffZ*
Etwas
Von:  yamina-chan
2006-07-22T12:52:11+00:00 22.07.2006 14:52
Sehr schön. Eine sehr schöne Geschichte. Diese FanFicton ist sehr gut geschrieben. (lächel) Wird es noch einen Epilog geben?? (Hätte nichts dagegen, aber dieses Ende ist auch schön)
Von:  Mondvogel
2005-07-16T05:51:27+00:00 16.07.2005 07:51
Hallo! Es ist vielleicht ein bisschen zu spät für einen Kommi, aber ich habe diese FF gerade entdeckt und durchgelesen und..... wow.
Auf so eine Story muss man wirklich erst mal kommen! Einfach Spitze!!
Was soll ich sonst noch sagen? Ich denke, dass ich mich nur allen anderen anschließen kann.

Grüße Mondvogel
Von:  Yuriko-toki
2005-05-20T16:20:54+00:00 20.05.2005 18:20
Ahh! Ich hab gerad alles gelesen und muss sagen: Hut ab! Dein Schreibstil ist ja nun mal wirklich gut. Und die Idee erst! Inu Taisho der seine eigenen Söhne in der Vergangenheit festhält und zu Tode foltert. XD Auf so was muss man erst mal kommen ^^ Ich hätte es zwar schön gefunden, wenn du ihren Aufentalt in der Vergangenheit noch etwas mehr ausgestaltet hättest, aber so ist es auch ganz gut. ^^
Von:  RoseMalfoy
2005-05-01T15:35:40+00:00 01.05.2005 17:35
Toll,
Ich mag es total wenn Inu Yasha und Sesshoumaru nett zu einander sind.
Das ist zu süß.Die FF ist einfach toll.
grüße Tessa
Von: abgemeldet
2005-03-06T12:18:45+00:00 06.03.2005 13:18
Echt genial!!!!!!!
Werde mir die Mühe machen und diese Geschichte in mein Lieblingsgeschichtenbuch zuschreiben.(Mache ich auch mit Das Erbe von Inu Taisho.)
Ich ziehe meinen Hut vor soviel Schreibpower!!!!!!
*Sich vor dir auf den Boden scmeiß*Meine Scheibgöttin!!!!
Gruß
The_Lonely_Storm
Von:  Bridget
2005-02-18T17:50:31+00:00 18.02.2005 18:50
Bin etwas spät dran, da ich neu in diesem Forum bin. Die Ff hat mich vom Hocker gehauen und kurz weggeweht!
*vorsichtigwiederaufrichtundrichtungcomputerkriech*
Ein Meisterwerk! Die Story, die Hintergründe und erst der Schreibstil!
Bin völlig begeistert und lese nun auch die anderen Geschichten von dir!
Danke für dieser ausgezeichnete Geschichte!
Von: abgemeldet
2005-02-16T18:49:19+00:00 16.02.2005 19:49
echt total geile FF!! Ich bin begeistert!!
*knuff+
wilderness
Von:  Eyefish
2005-01-26T17:17:39+00:00 26.01.2005 18:17
*_*
Cool!!!
Mehr muss ich nicht sagen, oder???

Greez,
Nici
Von:  Eyefish
2005-01-26T17:03:05+00:00 26.01.2005 18:03
Nur um dich drauf hinzuweisen, aber Yin ist böse und Yang ist gut, soweit ich weiß >.>
Ansonsten is die Geschichte super!!! (Wenn sie es nicht wäre, hätte ich sie noch nciht einmal ANGEFANGEN zu lesen)

Greez,
Nici


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