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Leben eines Gangsters

mehr oder wenige fiktive Erzählungen
von

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Ein neuer Auftrag

Wieder ist es ein regnerischer Morgen in der Hölle aus Beton. Was wird wohl heute passieren? Wird es mich heute erwischen? Oder vielleicht "Handwerker"? Dazu muss ich wohl kurz erläutern, wie das mit der Namensgebung in unserer Organisation läuft. Eigentlich heißt "Handwerker" mit echtem Namen Paul Vincent, aber weil die Nutzung des Nachnamens verräterisch sein könnte und die Nutzung des Vornamens unangebracht ist, weil sie eine freundschaftliche Beziehung andeutet und Freundschaft in meinem Metier unangebracht ist, geben wir unseren Kollegen Spitznamen, die sich auf ihre Art und Weise beziehen. "Handwerker" liebt es, andere Leute mit seinen Händen zu beseitigen ohne die Hilfe von Gegenständen. Ich erinnere mich noch an diesen einen Typen von der Konkurrenz, dem er solange ins Gesicht getreten hat, bis da nur noch eine undefinierbare Masse war. Schließlich habe ich dem Kerl dann eine Kugel durchs Hirn gejagt. Das ist wiederum mein Stil. Übrigens hat mein Spitzname damit nichts zu tun, denn er lautet "Psycho".

Wie dem auch sei, was wird wohl heute passieren? Gegen 10 Uhr werde ich zum großen Boss gerufen. Ich mache mich also auf den Weg durch die Straßen, die bereits vom geschäftigen Lärm erfüllt sind. Wie ich es in solchen Situationen immer tue, entsichere ich meine Magnum. Sie ist eine sehr schöne Waffe. Das Metall glitzert silbern und ich habe immer den Eindruck, dass die Pistole sich freut, wenn das Blut ihrer Opfer auf sie spritzt. Jedenfalls gehe ich zügig zu dem Buchmacher, der nur wenige hundert Meter von meinem Heim entfernt ist. Doch jeden Morgen kommt mir diese Strecke unendlich weit vor. Überall können sie lauern, vielleicht sogar meine eigenen Leute. Endlich erreiche ich den Laden.

Drinnen ist es wie immer ziemlich stickig. Die staubigen Mitarbeiter sitzen über noch staubigeren Büchern mit schier endlosen Reihen von Zahlen und blicken nicht einmal auf, wenn ich hereinkomme. Zielstrebig gehe ich durch ihre Reihen und verschwinde hinter einer unauffälligen Tür. Der Gang, den ich betreten habe, ist ziemlich schmal. Links ist eine Tür; dahinter ist der Aufenthaltsraum. Rechts ist eine Tür; dort sitzt er. Vor dieser Tür stehen zwei Männer. Wie üblich tragen sie feine Anzüge und man kann keine Anzeichen von irgendeiner Bewaffnung entdecken. Einen von beiden kenne ich. Sein Name ist "Bewährung". Er öffnet mir die Tür.

Drinnen sitzt er: der Pate. Er ist noch immer ein junger rüstiger Mann, eventuell sogar jünger als ich. Seine schwarzen Haare sind kurz geschoren und er trägt schwarze Stoffhosen, ein schwarzes Hemd, darüber eine rote Jacke und einen gleichfarbigen Schlips. Neben ihm steht Marcus Kolpinia, ein enger Freund des Paten und sein Stellvertreter.

"Psycho, guten Morgen." , eröffnete Letzterer das Gespräch.

Was werden sie wohl wieder wollen? Ich beginne, zu schwitzen.

"Ich will gleich zur Sache kommen. Im Osten gibt es Ärger mit einer Bande. Sie scheinen nicht viele zu sein, sind aber gut organisiert. Sie treten immer zu dritt auf. Manchmal sind es noch mehr. Psycho, ich will, dass du herausfindest, wer der Anführer dieser Gruppe ist, und mit ihm kurzen Prozess machst. Verstanden?"

Ich nicke. Der Pate klingt entschlossen. Diese Bande scheint doch nicht so ungefährlich zu sein.

"Gut. Bediene dich in der Garage und bei James. Wenn du Leute brauchst, nimm' sie dir."

Damit ist das Gespräch beendet. Gerade, als ich den Laden verlassen will, um zu James zu gehen, hält Marcus mich auf.

"Psycho... äh, Frank, diese Bande hat uns drei Kasinos im Osten demoliert. Sei auf der Hut und gnadenlos."

"Geht in Ordnung. Aber sprich mich nie wieder mit Vornamen an."

Er nickt.

Sie haben also drei Kasinos zerlegt? Das ist ärgerlich, erklärt aber immer noch nicht die Entschlossenheit des Paten. Ich biege in eine Seitenstraße und steige eine Feuerleiter hinauf. Das Innere des Hauses ist alt und verfallen. Am Ende des Ganges ist ein massive Eisentür. Auf das Klopfzeichen hin wird mir geöffnet. Ich begrüße "Handwerker", "Nimmersatt" und natürlich James. James ist ein alter Mann, der schon für den Vater unseres jetzigen Paten gearbeitet hat. Mir scheint, als würde er immer fetter werden und seine Haare immer dünner, aber ein freundliches Lächeln hält er nach wie vor für mich bereit. Auch seine stürmische Begrüßung hat sich nicht verändert: Er kommt hinter seiner Theke hervor, umarmt mich heftig, gibt mir jeweils einen Kuss auf die linke und rechte Wange und ruft: "Frank! Was kann ich für dich tun?"

James ist der einzige Mensch, dem ich es gestattete, mich mit Vornamen anzureden.

"Ich brauche Waffen für keinen speziellen Zweck."

"Pistolen oder Gewehre?"

"Gewehre sind zu unhandlich. Ich muss beweglich bleiben."

"Wie wäre es mit diesem Revolver? Und hier; nimm noch dieses Klappmesser."

"Danke, mein Freund."

Ich wende mich zum gehen, als "Handwerker" mich anspricht.

"Na, was hast du denn jetzt wieder zu tun?"

Für seinen Beruf war er stets überraschend gut gelaunt.

"Ich soll den Führer einer Bande im Osten ausschalten."

"Etwa die, die unsere Kasinos zerlegt hat? Dann sei bloß vorsichtig. Ich war dort, als sie angriffen. Die hatten Schnellfeuergewehre. Normalerweise kommt keine kleine Gang an so was ran, da muss also jemand dahinterstecken, der ziemlich einflussreich ist."

"Danke für den Tipp. Wenn ich dich brauche, lasse ich es dich wissen."

Gut, jetzt bin ich ausgerüstet, aber ein Fahrzeug brauche ich noch. Die Garage des Paten war in derselben Straße. Ich suche mir ein unauffälliges Exemplar heraus, das immerhin 80 km/h schaffte. Leider kenne ich mich nicht mit Fahrzeugen aus, daher kann ich es auch nicht exakt benennen.

Komplett ausgestattet kann ich den Auftrag beginnen. Das einzige Problem ist: wo? Soll ich mich im Osten umhören und so riskieren, dass die feindliche Gang auf mich aufmerksam wird? Oder soll ich erst mal in die zerlegten Kasinos fahren? Ich entscheide mich für die zweite Option.

Ich quäle mich durch den zähen Verkehr über die Manchesterbridge nach Osten. Nachdem ich die Brücke verlassen habe, umfängt mich sofort eine Atmosphäre aus Angst. Irgendetwas stimmt hier nicht. Inzwischen hat es angefangen, heftig zu regnen. Das erste Kasino ist in einem Hotel untergebracht. Eigentlich soll das eine perfekte Tarnung gewesen sein, also wie kann diese Bande gewusst haben, wo sie zuschlagen soll? Im Vorbeifahren sehe ich mir die Passanten an. Keiner sieht verdächtig aus, aber das ist nicht überraschend. Kein Gangster rennt herum und schreit: "Seht her! Ich bin verdächtig!"

Das ist also mein zwölfter oder dreizehnter Auftrag, den ich für die Carpone- Familie ausführe. Bisher ist immer alles glattgegangen. Aber bisher habe ich es auch noch nie mit einer ganzen Bande aufnehmen müssen.

Es wird sicher lustig, all die Kerle umzulegen. Ich freue mich drauf!

Kasinobesuch

Ich weiß ganz genau, welcher Horror und welch Qual mich erwartet, aber es stört mich nicht gerade. Wenn es mich erwischt, bin ich eben tot. Wenn kümmert das? Endlich erreiche ich das Hotel. Von außen ist kein Schaden zu erkennen; nur das Schild "geschlossen" deutet darauf hin, dass hier etwas nicht stimmt. Innen sieht es aus wie nach einem Bombeneinschlag. Die Leichen waren natürlich bereits entfernt worden, aber überall lagen Möbeltrümmer und Splitter herum. Die familieneigene Baufirma ist unter der Bewachung von einer Handvoll Schlägern damit beschäftigt, die Schäden zu beseitigen.

Den Leiter des Kasinos finde ich in seinem Büro, das seltsamerweise unbeschädigt ist.

"Schickt mir der Pate noch einen Kerl, um uns vor weiteren Attacken zu schützen?"

Er kommt mir sofort protzig vor.

"Er hat mich darauf angesetzt, den Urheber dieser Unordnung zu finden."

"Dann wünsche ich dir viel Glück."

Es scheint, als ob er nach meinem Namen sucht. Ich komme ihm zuvor.

"Psycho."

"Ach, richtig. Ich kenne dich vom Sehen her. Man hört ja die unheimlichsten Geschichten über dich."

"Ach ja?"

"Zum Beispiel die Sache mit dem Ladenbesitzer, der nicht zahlen wollte. Wann war das? Vor einem Jahr?"

Jetzt fällt mir ein, wovon er spricht. Der Name dieses Kerls war Hermann Gauer. Seine Großeltern waren Deutsche gewesen. Er betrieb ein Schuhgeschäft im Territorium der Familie und wie es üblich ist, sollte ich Schutzgeld eintreiben. Doch Hermann weigerte sich, dieser Idiot. Was habe ich gleich getan? Ach ja, ich bin in seine Wohnung eingebrochen, habe ihn und seine Frau gefesselt, habe ihren Jungen geholt und ihm noch eine letzte Chance gegeben.

Doch er weigerte sich noch immer, dieser Narr. Ich weiß noch, wie seine Frau ihn anflehte, dass er zahlen sollte, aber er weigerte sich. Was blieb mir übrig? Kurzerhand jagte ich dem Kind eine Kugel ins Genick, trat seiner Frau mit voller Wucht in den Magen und stieß ihm ein Stuhlbein ins Auge.

Ich bin mir sicher, dass ich zu solchen Taten noch vor wenigen Jahren nicht fähig gewesen wäre, aber mit der Zeit wird man gleichgültig.

Ich konzentriere mich wieder auf die Gegenwart.

"Das ist abgeschlossen. Jetzt widme ich mich neuen Aufgaben." Beiläufig zünde ich mir eine Zigarette an.

"Du willst sicherlich Informationen. Ich kann dir nur so viel sagen: Es waren neun Männer. Sie trugen alle einfache Arbeiterkleidung, waren aber mit Tommyguns ausgerüstet."

Die Sache wird immer verzwickter. Arbeiter mit Tommyguns? Das passt einfach nicht zusammen. Ich verabschiede mich und fahre zum zweiten Kasino, dessen Fassade von einem Friseursalon gestellt wird. Auch dort sind die Arbeiter mit der Beseitigung der Schäden beschäftigt. Doch innen sind keine Wachen zu sehen. Eine merkwürdige Spannung hüllt mich ein. Ich spüre die misstrauischen Blicke der Arbeiter auf mir ruhen. Eine Holztreppe führt in den zweiten Stock. Dort oben ist eine Tür, die sich öffnet. Heraus kommt ein Mann in einem langen blauen Mantel. Langsam wendet er sich um und blickt mir für einige Sekunden in die Augen. Den kenne ich doch! Plötzlich fährt seine Hand in seinen Mantel!

Hastig rolle ich mich nach links hinter ein Sofa und ziehe den Revolver, den James mir gegeben hat. Ein Schuss knallt knapp neben meinem Kopf in das Polster. Natürlich, die Arbeiter! Ich drehe mich um und feuere drei Kugeln ab. Alle drei anwesenden Arbeiter starren mich fassungslos aus ihren toten Augen an, bevor sie zu Boden fallen. Ihr Blut tränkt schnell den Holzboden.

Vorsichtig werfe ich einen Blick. Der Mann im Mantel ist nicht zu sehen, die Tür auf der Treppe ist geschlossen. Ich mache einen Schritt aus meiner Deckung heraus... Der Schuss verfehlt mich nur knapp. Er ist links von mir. Ohne Deckung wird er mich abknallen. Also gehe ich zum Angriff über. Mit einem Sprung überfliege ich das Sofa, drehe mich in der Luft nach links und blicke in die erstaunten Augen meines Gegners, der um die Ecke auf mich gewartet hat. Eine Patronenhülse fällt zu Boden und er liegt mit einem Loch im Bauch am Boden. Seine Hand verdeckt das klaffende Loch, aus dem das Blut in Strömen fließt.

Ich erhebe mich und schreite auf ihn zu. Er schreit nicht, krümmt sich nur vor Schmerz.

"Mit dir habe ich nicht gerechnet, Gaullet."

Er spuckt nur Blut.

"Ich dachte, ich wäre dich los geworden, als ich dich mit jeweils zwei Kugeln pro Bein in den Fluss geworfen habe. Für wen arbeitest du jetzt?"

Er knurrt.

"Du wirst elend verrecken. Ich erleichtere es dir, wenn du es mir sagst."

Er reagiert immer noch nicht. Also lasse ich ihn liegen und gehe die Stufen hinauf zum Büro des Kasinoleiters. Die Tür öffnet sich knarrend und ich finde das vor, was ich mir gedacht habe: Leichen. Rechts liegen drei tote Arbeiter der Baufirma. Der Kasinoleiter liegt durchsiebt vor seinem Schreibtisch und zwei andere Typen neben ihm. Alle sind mit Tommyguns regelrecht hingemetzelt worden.

Auf meinem Rückweg sehe ich noch mal nach Gaullet. Inzwischen röchelt er nur noch und seine Hände hängen schlaff zu den Seiten herab. Der Revolver hat eine enorme Durchschlagskraft, denn aus der Wunde hängt ein Stück zerfetzter Darm. Soll ich ihn nicht doch erlösen? Nein, er will es ja so.

Was soll ich jetzt tun? Im dritten Kasino könnten wieder Gegner auf mich lauern. Andererseits kann ich der Versuchung kaum widerstehen, noch ein paar Kugeln in menschliche Körper zu jagen.

Also fahre ich zum dritten Kasino. Vorsichtshalber parke ich das Auto mehrere hundert Meter entfernt von dem Kaufhaus entfernt, das die Fassade bildet. Scheinbar unaufmerksam und möglichst unauffällig schlendere ich auf das Haus zu. Wieder einmal fällt mir auf, wie gut gekleidet ich bin: schwarze Hosen, weißes Hemd, schwarze Krawatte, schwarze Jacke und ein grauer Stoffmantel.

Überraschenderweise erblicke ich Polizisten vor dem Kaufhaus! Verdammt, was wollen die denn hier? Razzia? Aber woher wissen die, wo sie suchen müssen?

Kurz darauf kommen vier Gesetzeshüter in ihren typischen blauen Uniformen und ihren Schlagstöcken aus dem Geschäft und führen den Kasinoleiter ab. Verflucht! Was soll denn heute noch schief gehen?

Ich entscheide mich, durch die staubigen und so wie es schien bald blutigen Straßen zurück zum Paten zu fahren.

Dort angekommen finde ich alle in heller Aufregung. Ich halte einen Gangster an und frage ihn, was denn passiert sei.

"Unsere Schmugglerladung nach Houston wurde abgefangen."

Mir ist klar, dass das die Stimmung des Paten nicht bessern würde.

Weitere Hinweise

Kapitel 3
 

Die Schmuggelware bestand aus gestohlenen antiken Vasen, für die Sammler ein Vermögen ausgegeben hätten. Dementsprechend fährt mich der Pate auch an, obwohl ich von ihm eine kühle Vorgehensweise gewohnt bin.

"Was willst du? Ich habe im Moment Wichtiges zu erledigen!"

"Ich will Sie nur über meine Fortschritte in der Sache mit den Kasinos informieren."

"Schieß los!"

"Im ersten Kasino verlief alles planmäßig und erwartungsgemäß. Aber im zweiten waren drei Typen, die sich als Arbeiter Ihrer Baufirma verkleidet hatten und ein alter Bekannter von mir, der eigentlich längst tot sein müsste. Ich habe alle umgelegt. Im dritten Kasino fand gerade eine Razzia statt."

"WAS? Das ist doch nicht möglich! Woher haben die das gewusst?"

"Das weiß ich noch nicht. Die Typen, die unsere Läden angegriffen haben, müssen von jemandem geschickt worden sein, der viel Geld und Einfluss besitzt, da sie Tommyguns hatten."

"Das kann nicht sein, denn im Moment herrscht Frieden unter den Familien."

"Weitere Hinweise habe ich nicht gefunden."

"Gute Arbeit bisher, Psycho. Jetzt muss ich dir aber eine neue Aufgabe geben. Im Moment habe ich keine Männer mehr zur Verfügung, da wir unsere wichtigen Einrichtungen bewachen müssen. Daher musst du unser Lagerhaus in der Forecast Street bewachen, bis unsere Lieferung angekommen ist."

Damit bin ich entlassen.

Wie unwürdig! Ich als Killer soll ein Lagerhaus bewachen? Diese Aufgabe hätte er mir nicht gegeben, wenn ich zur Familie gehören würde, aber ich bin ja nur ein einfacher Gangster! Im letzten Monat hat der Pate zwei Leute in die Familie aufgenommen, aber wieso mich nicht? Schließlich habe ich schon für seinen Vater gearbeitet! Frechheit!

Wütend steige ich also wieder ins Auto und mache mich auf den Weg. Der Himmel bewölkt sich und ich verfalle in eine unruhige Stimmung. Die ganze Sache beschäftigt mich doch sehr. Wer zur Hölle will uns da an den Kragen? Gaullet hat früher für eine andere Familie gearbeitet, die aber von den anderen Gangs ausgelöscht wurde. Aber am seltsamsten ist die Razzia. Womöglich hängt da ein großes Tier aus der Politik oder der Polizei mit drin. Es beginnt, zu regnen.

Die Straße entlang des Flusses ist fast leer. Niemand ist zu sehen. Es kommt mir vor wie ein unheilvolles Omen.

Als ich endlich das Lagerhaus erreiche, scheint dort alles in Ordnung zu sein. Die Arbeiten wurden aufgrund des anhaltenden Regens eingestellt. Ich parke nah am Beladungssteg und renne hinein. Vorher habe ich natürlich meine Waffe entsichert. Innen ist alles hell erleuchtet, doch niemand zu sehen. Kisten stapeln sich. Vorsichtig umgehe ich die hölzernen Türme, um das Büro zu erreichen. Meine Schuhe verursachen laute Geräusche auf dem Holzboden. Wenn hier Feinde sind, haben sie mich längst bemerkt.

Plötzlich taucht ein Kerl vor mir auf und sagt: "Was schleichst du denn hier herum?"

Nachdem ich den Schrecken überwunden habe, beachte ich ihn nicht weiter und gehe zielstrebig zum Büro.

"Ich bin hier, um die Lieferung zu schützen."

Mit diesen Worten betrete ich das spärlich eingerichtete Zimmer. Der Verwalter, ein alter Mann mit grauem Bart, erwidert: "Gut. Such' dir 'nen guten Platz."

Ich sehe mich also auf dem Gelände um. Scheiß auf den Regen, was soll's. Nach einigen Minuten entdecke ich den idealen Platz um alles zu überblicken. Dort oben auf dem Dach ist eine Betonwand, hinter der man Deckung finden kann. Aber ich bräuchte ein Gewehr.

"Wir haben hier ein Springfield Präzisionsgewehr."

Der Verwalter drückt es mir in die Hand und ich mache mich an den Aufstieg über die Feuertreppe. Oben kauere ich mich gegen die Wand, um wenigstens etwas Schutz vor dem Regen zu haben. Das Gewehr ist einsatzbereit und mir ist kalt. Der Feind kann kommen. In ungefähr zwei Stunden soll die Lieferung ankommen. Das kann lustig werden. Ein metallisches Geräusch hinter mir! Ich wirbele herum und sehe einen einfachen Arbeiter mit einer Kanne.

"Ganz ruhig. Ich bringe dir nur einen Kaffe und eine Decke."

An seinem Akzent merke ich, dass er Ire sein muss.

"Danke. Was ist das überhaupt für eine Lieferung, die wir erwarten?"

"Alkohol. Ich glaube es sind knapp hundert Kisten Schnaps."

Ich nicke. Er geht. Mir ist einiges klar.

Die Decke lege ich mir um die Schultern, aber den Kaffee schütte ich weg.

Ein lautes Motorengeräusch nimmt meine Aufmerksamkeit in Beschlag. Blendende Lichter rasen die Straße entlang auf das Lagerhaus zu. Das müssen sie sein. Verflucht! Ich habe vergessen, mich bei dem Verwalter nach weiteren Wächtern zu erkundigen! Hoffentlich muss ich nicht alles allein machen.

Ich nehme das Gewehr und lege an. Da ich bisher noch nicht viel Übung mit Snipern habe, wage ich es nicht, auf das fahrende Auto zu feuern und mich so zu verraten. Ungebremst durchstößt der Wagen das Maschendrahttor und bremst quietschend. Heraus springen sechs Männer in einfacher Arbeiterkleidung mit Tommyguns. Wieso überrascht mich das nicht? Wieso begegne ich denen eigentlich immer und überall?

Ich ziele und drücke ab. Trotz des Rückstoßes, der mir die Waffe kurz verreißt, sehe ich durch das Zielrohr genau, wie die Kugel im Kopf meines Opfers einschlägt und eine Blutfontäne herausschießt. Dieses Gewehr wird mir sympathisch. Jetzt wenden sich drei Kerle mir zu und stürmen auf die Leiter zu, die anderen zwei rennen in das Lagerhaus und ich höre Schüsse. Einen Typ, der auf meine Stellung zurennt, jage ich eine Kugel in die Brust. Er bleibt stehen, lässt die Waffe fallen. Sein Röcheln klingt bis zu mir hinauf, als er in die Knie geht, das Blut aus seinem Mund läuft und er tot zusammenbricht. Jetzt muss ich das Gewehr weglegen und auf meine Magnum zurückgreifen. Ich höre bereits die Schritte auf den Metallstufen. Stille. Ist das da ein Rohr...? Im letzten Moment springe ich hinter die Mauer und entgehe damit den Kugeln. Die Kerle sind gar nicht so blöd. Doch jetzt kommen sie heraus. Wahrscheinlich denken sie, dass sie mich erwischt hätten. Ich habe freie Schussbahn. Ein kleines Stück vorgebeugt, mehrmals abgedrückt und die Typen lagen da. Ich trete heran und betrachte sie mir. Einem habe ich den halben Schädel weggefetzt. Sein Gehirn ist auf der anderen Hauswand verteilt. Der zweite starrt mich mit panischen aber toten Augen an. Ihm stecken drei Kugeln im Brustkorb. Ich gehe einen Schritt zur Seite, damit das Blut meine Schuhe nicht besudelt. Nachdem ich mir eine Tommygun gegriffen habe, laufe ich in das Lagerhaus. Hier stelle ich fest, dass die Angreifer tot sind. Der Verwalter kommt auf mich zu und sagt: "Gute Arbeit, Junge. Ich habe vier Männer verloren."

"Ruf beim Paten an und lasse dir Verstärkung schicken. Das war sicherlich nur die Vorhut. Schließlich kommen hier bald zwanzig LKWs an, in denen jeweils immer mindestens ein Gangster von uns sitzt. Die Kerle müssen noch Verstärkung erwartet haben. Ach übrigens, wo ist der Kerl, der mir den Kaffee gebracht hat?"

"Keine Ahnung. Ich weiß nichts davon."

"Er ist Ire."

"Wir haben nur einen, McMonogan. Er ist da hinten beim Telefon und sortiert Kisten."

Als ich mich dem angegebenen Ort nähere, höre ich bereits, dass dieses Arschloch nicht Kisten stapelt, sondern telefoniert.

"Ja, Boss. Pfeifen Sie sie zurück. Es ging schief."

Ich nehme das Klappmesser aus der Tasche, trete von hinten an ihn heran und gebiete ihm, zu schweigen. Der verängstigte Ire gibt mir langsam den Hörer, so dass ich noch etwas mitbekomme. Am anderen Ende ist eine raue Stimme.

"... in Ordnung. Verschwinde von dort. Komm zum Treffpunkt." Dann legt er auf.

"Ok, nun zu uns, du Sack. Mit wem hast du gesprochen?"

"Wenn ich das sage, bin ich tot!"

"Das wirst du auch sein, wenn du es nicht sagst! Verrate es mir und ich schaffe dich aus der Stadt."

"Also gut. Er heißt "Müde". Seinen echten Namen kenne ich nicht!"

Das überrascht mich nicht.

"Und wo ist dieser Treffpunkt?"

"Vorm Rathaus!"

"Willst du mich verarschen? Dort wimmelt es doch von Polizei!"

"Eben deshalb! Keiner rechnet damit, dass dort etwas Illegales geschieht!"

"Nun gut. Steig' in meinen Wagen, dann fahren wir zum Paten."

"Danke."

Ich bin mir sicher, dass der Pate mit dem Kerl etwas anderes vorhat.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2004-07-10T12:08:22+00:00 10.07.2004 14:08
Sei versichert, dass es so weit kommen wird!
Von:  Yeo
2004-07-09T11:43:22+00:00 09.07.2004 13:43
Ich hasse die engländer, aber solange es sich um Gangster handelt, bin ich für alles offen!
Ich hoffe, lieber Psycho, dass ich hier bald gewalttätige Massakerorgien detailgetreu nachlesen kann.
Ich mach jetzt erstmal Werbung für deine Fanfic!


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