Zum Inhalt der Seite

Amnesie

The Quest of Hayate
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Erwachen

Milde streiften mich die ersten Sonnenstrahlen, die durch das karge und blattlose Geäst der nackten Bäume schienen, und holten mich aus meiner tiefen Ohnmacht zurück.

Ich hob meine Lider und spürte wie ich die Besinnung wieder erlangte. Die Kälte ergriff mich und erst jetzt bemerkte ich, dass ich mich in einem zugeschneiten Waldstück befand.

Langsam richtete ich mich von dem weißlichen Untergrund auf und verblieb zuerst in einer sitzenden Position.

Ich ließ mir Zeit und schaute mir den Ort meines Erwachens genau an. Vereinzelt lagen kahle Bäume, deren knochenartigen Äste gespenstisch und leblos aussahen, vor mir und hoben sich deutlich von dem ansonsten schneeweißen Panorama ab.

Die Umgebung war mir fremd, aber es kam mir vor als ob ich sie schon öfters besucht hätte.

Krampfhaft versuchte ich mich zu erinnern, doch mein Gedächtnis schien mich im Stich zu lassen.

Anstatt der erhofften Erinnerung, verspürte ich bloß einen heftigen Schmerz in meinem Schädel.

Ich entschied mich mein Gehirn vorerst nicht mit diesen Anstrengungen zu belasten und erhob mich.

Mit müden angestrengten Schritten schleppte ich mich durch die einsame Winterlandschaft.

Ohne zu wissen wohin ich überhaupt ging, stapfte ich durch den Schnee und erreichte schließlich nach einem kurzen Fußmarsch eine kleine hölzerne Hütte, die das erste Zeichen von Zivilisation seit meinem Erwachen darstellte.

Mein Interesse war plötzlich geweckt und ich nährte mich dem unbekannten Gebäude.

Die Scheiben der Fenster waren zu verdreckt, um hindurch zu sehen, aber ein Schornstein, aus dem dünne Rauchschwaden in den Himmel aufstiegen, bewies das die Baracke bewohnt war.

Unentschlossen wandte ich mich herum und bewegte mich zum Eingang, der aus einer alten hölzernen Tür bestand.

Obwohl diese laut knarrte und nur mit Mühe zu öffnen war, gelang es mir doch sie zu öffnen und in das Innere der Baracke zu gelangen.

Der Raum, den ich vorfand, war menschenleer und bloß dürftig eingerichtet.

Ein Bett, ein Tisch, zwei Stühle, ein Ofen und eine verschlossene hölzerne Kiste. Mehr erblickte ich nicht.

Ich weiß nicht mehr wieso, aber aus irgendeinem Grund zog es mich in das Innere des Gebäudes.

Kannte ich diesen Ort? War ich schon einmal hier? Oder war es sogar meine eigene Behausung?

Erneut versuchte ich mich zu erinnern, aber wieder quälten furchtbare Schmerzen mein Hirn.

Ich wurde fast wahnsinnig. Wieso in aller Welt konnte ich mich an nichts erinnern? Was war bloß geschehen?

Geschwächt ließ ich mich auf die harte Liege fallen, die zwar nicht sehr verlockend aussah, aber dennoch in meinem Zustand war, dass sie einem Erschöpften, wie mir, wie ein Gottesgeschenk vorkam.

Rasch übermannte mich meine Müdigkeit und ich fiel erneut in einen tiefen Schlaf.

Wilde Träume ließen mich aber nicht zur Ruhe kommen und machten meine Verwirrung noch um einiges größer.

Ich träumte von einem Kampf, an den ich selbst beteiligt war. Einem Zweikampf mit einem übermächtigen Gegner. Aber ich konnte nicht erkennen, wer mein Gegner war. Einzig sein stechender Blick und sein teuflisches Grinsen waren mir erhalten geblieben. Mehr aber auch nicht. Obwohl ich zugeben muss, dass das nur zur Hälfte richtig ist, denn da war noch dieses Mädchen. Ja, dieses Mädchen, das mich immerzu traurig ansah, als ob sie nie gelernt hätte zu lachen.

"Was hat sie bloß? Und warum ist sie bloß so traurig?", schoss es mir wieder und wieder durch den Kopf, kurz bevor mein Traum endete und ich erwachte.

Eine Person hatte den Raum betreten und das laute Knarren der Tür weckte mich brutal aus meinem Tiefschlaf auf.

"Wer bist du? Und was hast du hier...", begann die unbekannte Gestalt, brach dann aber urplötzlich ab als sie mein Gesicht erkannte.

Auch ich erkannte sie, denn ich hatte sie schon einmal gesehen und zwar in meinem Traum. Sie war das traurige Mädchen. Trotz dieser ersten Erinnerung, war es mir völlig unmöglich mich an weitere Details zu erinnern, zum Beispiel wer sie eigentlich war oder wie sie überhaupt heißt.

Etwa eine Minute lang war der Raum von Stille und schauten wir schauten uns wortlos an, bis es plötzlich aus ihr hervorbrach.

"Das... Das ist unmöglich.", begann sie mit zitternder Stimme fast unhörbar. "Wie kann das sein!"

Irgendwie hatte ich diese Reaktion nicht erwartet und ein wenig beunruhigte sie mich auch.

Aber gegen das, was ich als nächstes hören sollte, wurde es vollkommen belanglos.

"Du bist doch tot!"

Nach dieser seltsamen Begrüßung hatte ich mit so ziemlich allem gerechnet, aber diese vier Worte ließen mich ernsthaft an meiner Aufnahmefähigkeit zweifeln.

"Wie Bitte!?", stieß ich ungläubig hervor und hörte auf diese Weise zum ersten Mal seit meiner Ohnmacht meine eigene Stimme. Jedoch fällt es mir schwer sie zu beschrieben (abgesehen davon, dass jeder seine eigene Stimme anders auffasst als seine Mitmenschen), weil sie weder besonders hell noch besonders dunkel, noch hoch noch tief, noch alt noch jung klang. Eben ein völlig normale, wie man das auch immer definieren möchte, männliche Stimme.

Aber die Stimme des unbekannten Mädchen hingegen wäre unter Millionen von anderen herausgeragt. Die Stimme war sehr schön, was auch von der gesamten Erscheinung des Mädchens behaupten werden konnte. Ihre halblangen, violetten Haare fielen ihr sanft über das feingeschnittene Gesicht. Außerdem hatte sie einen Kimono an, der sich an ihren grazilen Körper anschmiegte.

Sie war fast ein Engel. Jedoch holten mich ihre nächsten Worte in die harte Realität zurück.

"Ich habe gedacht, sie haben dich getötet!"

Die ganze Situation schien immer verrückter zu werden und begann mich immer mehr zu verwirren.

"Wer sind ,sie'?"

Noch immer sah sie mich verblüfft an und nahm dabei noch nicht einmal wahr, was ich sagte.

"Du bist es tatsächlich!", entfuhr es ihr plötzlich. "Buddha sei Dank!"

Innerhalb von wenigen Augenblicken hatte sich ihre Schockierung in überschwängliche Freude verkehrt.

Sie viel mir ausgelassen um den Hals und verwöhnte mich mit heißblütigen Küssen.

Obwohl ihre Küsse mich die Schmerzen in meinem Körper und meine momentanen Sorgen schnell vergessen ließen, kam es mir irgendwie falsch vor ihre Liebe zu genieße, ohne zu wissen wer sie war oder wie sie hieß. Daher drückte ich sie von mir weg und versuchte mich ihren Liebkosungen zu entziehen.

Unverständlich war es ihr, wieso ich dies tat und am Liebsten hätte sie direkt mit ihren Liebesbeweisen weitergemacht. Doch ich wehrte sie ab und erklärte ihr, bevor sie einen neuen Versuch starten konnte, was mit mir los war und stellte ihr einige Fragen. Die Frage, die mir am meisten unter den Nägeln brannte, stellte ich ihr direkt als erstes.

"Kannst du mir sagen, wer ich überhaupt bin oder wie ich heiße?"

Ein sanftes Lächeln machte sich in ihrem Gesicht breit.

"Natürlich, Liebling!", begann sie. "Du bist Hayate Mugen-Tenshin! Der wohl meist geachtete Krieger und ein absoluter Meister der waffenlosen Kampfkunst! Und gleichzeitig auch mein überallesgeliebter Mann!"

Das musste ich erstmal verdauen. Nun gut ein Krieger und Kämpfer mochte ich gewesen sein, das würde auch meinen merkwürdigen Traum von dieser Schlacht erklären, aber was ich seltsamerweise nicht verstehen konnte, war, dass dieses Mädchen meine Frau sein sollte. Obwohl dass auch ihr Auftauchen in meinem Traum erklärt hätte.

Ich versuchte mein Gedächtnis nochmals zu reaktivieren, doch endete auch dieser Versuch wieder mit einer heftigen Kopfschmerzattacke.

Ich lehnte mich etwas zurück und stellte ihr meine nächste Frage.

"Es ist mir etwas unangenehm, wenn man bedenkt, dass wir verheiratet sind, aber kannst du mir bitte sagen, wie du heißt!"

Die Tatsache, dass ich ihren Namen vergessen hatte, schien ihr nicht weiter zu schaffen zu machen und sie antwortete mit einem Lächeln:

"Sicher, mein Name ist Ayane!"

Das Wiedersehen

Die Tage vergingen schnell und schon machten sich die ersten Boten des Frühlings bemerkbar.

Während der ersten Wochen, die ich mit Ayane verbrachte, versuchte ich Informationen über mein altes Leben zu sammeln.

So fragte ich sie, wieso wir so einsam und abgeschieden im Wald leben würden, worauf sie mir antwortete, dass wir relativ arm seien und es immer schon schwer gehabt hätten über die Runden zu kommen.

Ich gab mich mit dieser Antwort zufrieden, obwohl ich es eigentlich nicht war, und stellte ihr weiteren Fragen.

Zum Beispiel ob wir Kontakt zu Freunden oder Familienmitgliedern haben würden, doch sie verneinte dies und meinte, dass wir nur uns beiden hätten.

Ihr trauriger Blick, den ihre Augen ausstrahlten unterstützten, brachte mich sogar dazu ihren Worten Glauben zu schenken.

Ich wollte das Thema wechseln und versuchte ihr dazu eine andere Frage zu stellen, doch indem sie mir zwei Finger sanft auf die Lippe drückte hielt sie mich davon ab.

"Sag' jetzt bitte nichts!", hauchte sie mir leise ins Gesicht. "Ich weiß, dass du versuchst den Gedächtnis wiederzuerlangen, aber ich bitte dich, lass' dir Zeit! Du hast viel durchgemacht und solltest nichts überstürzen."

Ayane schaute sich um, verharrte kurz und begann unvermittelt zu lächeln.

"Komm mit! Ich muss dir unbedingt etwas zeigen."

"Was denn?"

Ich zog die Brauen hoch und blickte sie verwundert an.

"Komm einfach mit! Dann weißt du es."
 

Ein strahlender Glanz spiegelte sich in den preschenden Wassermassen wieder, die sich den steilen Hang herabstürzten.

Eine fast perfekte Kulisse für einen Liebesroman lag vor mir. Grünbewachsne Bäume und Büsche grenzten an das Ufer eines mittelgroßen kristallblauen Teiches, dessen Grund von gräulichen kreisrunden Kisselsteinen bedeckt war und der von kleinen Fischen und Insekten bewohnt wurde.

"Erinnerst du dich an diesen Ort?", fragte Ayane mit einem warmen Lächeln und zog mich fordernd an das Ufer des Gewässers.

Ich versuchte mein Gedächtnis zu bemühen, doch die Erinnerung, die ich suchte, blieb verschollen in den Tiefen meines Gehirns.

Also schüttelte ich meinen Kopf und zuckte ahnungslos mit den Schultern.

"Das ist der Ort, an dem wir oft zusammen spielten als wir noch Kinder waren.", begann sie zu erzählen. "Schon damals wusste ich, dass wir für einander bestimmt sind."

Mit diesen Worten öffnete Ayane den Gürtel ihres Kimonos und ließ ihr Gewand sanft von ihren Schultern gleiten. Ich traute meinen Augen nicht. Unter dem Kleid war sie völlig nackt.

Eigentlich ist es ja für einen Ehemann nichts Ungewöhnliches seine Frau nackt zu sehen, wenn man jedoch an meinen damaligen Zustand denkt, erschien diese Szene schon ein wenig bizarr.

Mit einem grazilen Sprung landete Ayane im Wasser und lud mich mit einem aufforderten Blick dazu ein, ihr Gesellschaft zu leisten.

"Komm' schon!", rief sie mir vergnügt entgegen. "Das Wasser ist genau richtig zum Schwimmen!"

Ich zuckte mit den Achseln und gab ihren Aufforderungen nach. Schnell hatte ich mich meines Hemdes und meiner Hose entledigt und gesellte mich zu ihr ins Wasser.

Zugegeben es machte mir Spaß mich mit ihr zusammen im Wasser zu vergnügen und es ließ mich für einen kurzen Augenblick all meine Probleme vergessen, auch wenn ich die ganze Sache heute

zutiefst bedauere und mir wünsche, dass sie nie passiert wäre. Doch leider kannte ich die brutale Wahrheit, die alles verändern sollte, damals noch nicht.
 

***

.

Erneut schien die Zeit wie ein reißender Fluss an mir vorbei zu ziehen. Der Frühling ging und machte die Bühne frei für die Hitze und Schwüle des Sommers.

Ich hatte mich mit der Zeit an mein neues Leben gewöhnt und begann wirklich zu glauben, dass es auch mein Leben war, das. Doch das war es nicht und würde es auch niemals sein!

Nichtsdestotrotz genoss ich die schönen Sommertage, die ich mit Ayane verbrachte. Alles schien perfekt. Fast täglich lachte uns ein strahlendblauer zu und die Natur um uns herum erblühte in einer majestätischen Weise, wie man es nur selten zuvor erlebt hatte.

Wie schon gesagt, alles war perfekt bis zu diesem schicksalhaften Tag, nachdem nichts mehr so sein sollte wie zuvor.
 

Jedoch begann auch dieser Tag wie jeder andere auch. Die ersten Sonnenstrahlen weckten mich aus meinem sanften Schlaf und noch vor dem Frühstück absolvierte ich mein tägliches Trainingsprogramm. Wie immer joggte ich durch den Wald und schwelgte in der harmonischen Idylle, die mich umgab. Bis ich plötzlich zwischen zwei großen Bäumen dieses Mädchen erblickte.

Kannte ich sie? Kannte sie mich? Solche eigentlich einfachen Fragen bereiteten mir noch immer Schwierigkeiten.

Wir schauten uns mindestens eine halbe Minute lang an, ohne auch nur ein Wort zu verlieren.

Sie war noch jung, höchstens 17 Jahre alt. Sie hatte langes kastanienrotes Haar, das leicht in der lauen Sommerbrise wehte, rot-bräunliche Augen, die jeden Mann um Verstand bringen konnten, und einen graziösen Körper, wie man ihn nur selten in seinem Leben sieht.

Die Stille hielt an, aber schließlich war es sie, die das Schweigen beendete.

"Hayate?"

Ich war verblüfft. Sie wusste meinen Namen, dass musste bedeuten, dass wir uns vor meiner Amnesie schon einmal begegnet waren.

"Du kennst mich?"

Ich fragte nach, um ganz sicher zu gehen.

Sie erschrak. Schockierte sie meine Frage? Tränen überzogen ihre Augen und rannen langsam ihre Backen hinunter.

"Erinnerst du dich etwa nicht?"

Nur schwer brachte sie diese Worte hervor. Sie kämpfte und versuchte um jeden Preis nicht zu weinen.

"Ich bin es, Hayate! Deine kleine Schwester Kasumi! Du musst mich doch erkennen?"

Die Verwirrung war perfekt! Dieses Mädchen, das sich Kasumi nannte, sollte meine jüngere Schwester sein? Ratlos schaute ich sie an, dabei hätte ich ihr gerne gesagt, dass ich mich an sie erinnere, aber leider war es nicht so. Mein altes Leben war aber noch wie von einem grauen Nebel umgeben und für mich noch immer ein einziges Rätsel.

Etwas Komisches, das sich nicht beschreiben lässt, lag in der Luft und Kasumi hielt die Situation schließlich nicht mehr aus. Sie brach in Tränen und verschwand so schnell wie sie gekommen war in den dunklen Tiefen des Waldes.

"Halt! Warte doch...!", rief ich ihr noch hinterher, doch da war sie schon aus meinem Sichtfeld verschwunden und ließ mich verdutzter den je zurück.

Der Brief

Nach einem langen Spaziergang kam ich wieder an meinem Zuhause an, von dem ich mehr und mehr zu glauben begann, dass es gar nicht meines war.

Ayane hatte mich bereits erwartet.

"Da bist du ja endlich. Ich hab' Frühstück gemacht."

Sie lächelte mir entgegen, wie sie es bisher jeden Tag getan hatte.

Doch ich erwiderte ihr Lachen nicht und versuchte meinen ernsten Blick zu bewahren.

"Kannst du mir eine Frage beantworten, Ayane?"

Ayane schaute mich liebevoll an.

"Natürlich, Liebling. Frag' mich alles was du willst."

Ich zögerte kurz, aber ich wollte es nun endlich wissen.

"Habe ich eine Schwester?"

Ich hatte das Gefühl etwas Verbotenes gesagt zu haben, denn auf einmal hatte Ayane ihre Persönlichkeit gewechselt. Das Lächeln in ihrem Gesicht war einem ernsthaften Ausdruck gewichen.

Doch sie strengte sich an sich so wenig wie möglich anmerken zu lassen.

"Wie kommst du denn darauf?"

Ihr entfuhr ein schlechtgespieltes Lachen, womit sie versuchte ihre Unsicherheit zu überspielen.

"Weil sie es mir jemand erzählt hat!", beharrte ich.

Ayane zog ihre Augenbrauen hoch.

"Ach ja und wer war dieser jemand?"

"Kasumi, die von sich selbst behauptet meine Schwester zu sein!", ging es mit über die Lippen, während ich gespannt die Reaktion meiner Partnerin erwartete, welche ich auch prompt serviert bekam.

"Du hast mit Kasumi geredet? Bist du verrückt geworden? Sie ist eine falsche Schlange!", ungläubig und wütend schaute mich Ayane aus ihren feuerroten Augen heraus an.

"Warum ,Schlange' ? Auf mich machte sie keinen besonders bedrohlichen Eindruck!"

Ayane standen die Tränen in den Augen und mit einem Ausdruck der Verzweifelung fiel sie um den Hals.

"Du darfst ihr nicht glauben! Sie will uns auseinander bringen! Aber ich werde dich nie wieder hergeben! Verspreche es mir, Hayate! Verspreche mir, dass du mich nie verlassen wirst!"

Ich lächelte sie sanft an, das heißt ich habe es versucht.

"Ich verspreche es dir! Für Nichts und Niemanden auf dieser Welt werde ich dich verlassen!", sagte ich und hasste mich bereits eine Sekunde später dafür. Denn obgleich ihre Tränen sicher nicht gespielt waren, waren einfach zu viele Dinge unstimmig und mir war klar, dass ich mich kurz vor einem Wendepunkt in meinem Leben befand, den ich nicht entkommen konnte, so sehr ich auch versuchte die romantische und harmonische Fassade aufrechtzuerhalten.
 

***
 

Die Nacht war gekommen und hatte sich über das ganze Land gelegt. Die Natur hatte nun jede Harmonie und Schönheit verloren und erstrahlte im silbernen Schein des Vollmondes in einem kalten und bedrohlichen Blau.

Ayane schlief bereits seit Stunden sanft und still an meiner Seite, doch ich tat in dieser Nacht kein Auge zu.

Noch immer geisterten die Ereignisse des Tages in meinem Kopf herum.

Dieses Mädchen, ihre Geschichte und Ayanes Reaktion gaben mir Rätsel auf, die nicht lösen konnte.

Ich schloss die Augen, um doch noch ein wenig zu Ruhe zu kommen und diese bizarren Geschehnisse zumindest für diese Nacht zu vergessen.

Ich versuchte mich zu entspannen und war sogar kurz davor einzuschlafen, als ich plötzlich ein ungewöhnliches Rascheln vor der Tür der Hütte vernahm.

Ich erhob mich und bewegte mich zum Eingang und öffnete das leicht knarrende Schloss.

Ich schob meinen Kopf durch den entstandenen Spalt zwischen Tür und Rahmen und hielt suchend Ausschau. Mit Erfolg. Ich erblickte einen dunklen Schatten der mit grazilen Sätzen in Wipfeln der benachbarten Bäume verschwand.

Ich wollte ihm noch etwas wie "Warte!" hinterher rufen, aber ließ dann doch davon ab.

Stattdessen richtete ich lieber meinen Blick auf die Türschwelle, wo ein Zettel hinterlassen war.

Ich hob ihn auf und begann neugierig die Zeilen zu lesen, die jemand in Eile auf ihn niedergeschrieben hatte:
 

"Mein geliebter Bruder,

Es tut mir Leid, dass ich auf diesem Weg mit dir Kontakt aufnehmen muss, aber bald wirst du mich verstehen.

Komme bitte in drei Tagen nach Tokio und treffe mich am Tokio Tower, dort werde ich dir alles erklären.

Ich bitte dich, mir zu glauben! Du kannst nicht bei Ayane bleiben! Sie ist gefährlich und du musst fliehen, auch wenn dir meine Worte verrückt erscheinen!
 

,deine Schwester Kasumi"
 

***
 

Noch in der gleichen Nacht machte ich mich auf den Weg nach Tokio, was sich aufgrund meiner schlechten Ortskenntnis nicht ganz einfach gestaltete. Es dauerte einige Zeit bis ich die nächste Stadt erreichte, aber nachdem ich mich mit der Hilfe der dortigen Bewohner orientieren konnte, war die Reise nach Tokio kein Problem mehr.

Vor meiner Abreise verzichtete ich übrigens darauf mich von Ayane zu verabschieden oder sie auch nur noch einmal anzusehen.

Denn mittlerweile war bei mir jegliche Liebe für sie erloschen und ich hatte nur noch Mitleid für dieses einsame und verlassene Mädchen übrig.

Ankunft in Tokio

Mir kam es so vor, als ob die Zugfahrt nie enden würde, dabei waren es eigentlich bloß zwei Stunden bis nach Tokio.

Ich saß alleine in meinem Abteil und betrachtete durch die trübe Scheibe die vorbeirauschenden Häuser, Bäume und Berge, die ich aber nur am Rande registrierte, denn in Gedanken war ich noch immer bei dem Brief, den ich von Kasumi erhalten hatte.

Ich griff in mein Hemd und holte das Schriftstück hervor. Ich las es abermals und fragte mich wieder und wieder, was es bloß genau bedeuten sollte. Wieso wollte sie mich um jeden Preis so schnell treffen und wieso sollte Ayane so gefährlich sein.

Sorgsam faltete ich den Zettel und steckte ihn zurück unter mein Hemd. Die ersten Hochhäuser und Fabriken blitzten an mir vorbei und machten mir bewusst, dass ich in der Hauptstadt angekommen war.

Einige Minuten vergingen noch bis der Zug sein endgültiges Ziel erreicht hatte. Den Hauptbahnhof von Tokio. Unter dem schrillen Quietschen der Bremsen kam das stählerne Ross an einem der zahlreichen Bahnstege zum stehen und öffnete seine Türen dafür fast lautlos. Ich verließ den Wagon, während am östlichen Horizont bereits die Sonne aufging.

Um irgendwelchen Missverständnissen vorzubeugen, muss ich erklären, dass der Morgen meiner Ankunft in Tokio nicht der Morgen war, nachdem ich Ayane verlassen hatte. Nein, denn inzwischen waren bereits zwei Tage vergangen und ich hatte eine turbulente Reise durch die Dörfer und Präfekturen Japans hinter mir.

Nun streifte ich durch die Straßen der Metropole ohne eine Ahnung zu haben, wohin ich überhaupt gehen sollte.

Tokio Tower war der beschriebene Treffpunkt gewesen und trotz meiner Amnesie war mir dieses Bauwerk ein Begriff. Jedoch wusste ich nicht genau, wie ich dorthin kommen sollte.

"Hey Alter, nicht so schnell!", tönte es auf einmal hinter mir.

Ich blieb stehen, drehte mich herum und erblickte eine kleine Gruppe von etwa drei Jugendlichen, die mit verschränkten Armen in einer dunklen Ecke der Gasse standen. Sie alle trugen dunkle Jeansjacken und schwarze Kopftücher, was wohl eine gewisse Zusammengehörigkeit ausdrücken sollte. Mein Interesse war jedoch nicht geweckt.

Ich wendete meinen Blick wieder von ihnen ab und ging weiter.

"Hey, Mann, bist du taub!"

Ich ignorierte ihn weiter.

"So behandelt keiner die ,Bloody Dragon Gang', Mann! Dir werd' ich's zeigen!", drohte mir der Schläger und packte mich an der Schulter, was er lieber hätte lassen sollen. Denn kaum hatte er mich berührt, wirbelte ich reflexartig herum und erwischte den Jungen mit meiner Faust direkt im Gesicht. Wie ein nasser Sack klappte das Gangmitglied in sich zusammen und blieb regungslos liegen.

"Scheiße! Makoto was hat der Bastard mit dir gemacht!!?"

Seine Kameraden waren in Aufruhr und versuchten nach der ersten Verunsicherung sich an mir zu rächen.

Einer der verbliebenen Schläger zog ein Messer unter seiner Jacke hervor, stürmte auf mich zu und versuchte mich niederzustechen.

Jedoch war seine Attacke zu offensichtlich und ich hatte keinerlei Probleme die Attacke zu kontern.

Ein geschickter Hieb genügte, um den Angreifer auszuschalten. Das ganze dauerte bloß fünf oder sechs Sekunden, was aber dem dritten Mitglied der Gang ausreichte, um mich hinterrücks mit einem zweckentfremdeten Baseballschläger niederzuschlagen.

Wie in Trance stürzte ich zu Boden und merkte wie ich langsam das Bewusstsein verlor.

Doch bevor bei mir die Lichter ausgingen, hörte ich ein Stimmengewirr, von dem ich nur noch einen Teil verstand.

"...Verdammt! Wer bist du...!"

"...Halt! Bleib wo du bist...!"

Als nächstes drang der Klang einiger Schläge und Tritte durch den Nebel meiner immer stärkerwerdenden Ohnmacht an mein Ohr.

"...Oh Scheiße! Du Dreckskerl!!...", war das Nächste und gleichzeitig auch das Letzte, was ich noch wahrnahm.

Denn schon wenige Momente später übermannte mich die bleierne Schwere und es wurde mir schwarz vor Augen.

Jann-Lee und Lei-Fang

"Oh, ich glaube er wird wach!", hallte die Stimme einer jungen Frau wie ein fernes Echo in meinem Kopf, während ich begann allmählich meine Augen zu öffnen.

"Wird auch mal Zeit, schließlich pennt er schon seit bald acht Stunden!", sagte auf einmal eine andere, männliche Stimme.

Ich bemühte mich, mich aufzurichten und bemerkte erst jetzt wo ich mich überhaupt befand. Ein kleines Apartment irgendwo in der Innenstadt, die Einrichtung war nicht grade üppig und beschränkte sich auf das Nötigste.

Ich selbst lag auf einem alten Sofa, das auch schon mal bessere Tage gesehen hatte. Ich schaute mich weiter um und erblickte die beiden Personen, die noch kurz zuvor über mich gesprochen hatten.

Die erste war ein Mädchen, etwa 19 Jahre alt mit haselnussbraunen Augen und langen dunklen Haaren, die zu zwei Zöpfen geflochten waren. Sie trug eine weiße Bluse und eine enge blaue Jeans, die ihre Figur sehr gut betonte. Alles in allem war sie sehr hübsch.

Die zweite Person war ein junger Kerl, Anfang 20 und mit ernsten Gesichtszügen, der besonders durch seinen feinen Anzug und seine teuren Schuhe auffiel.

"Oh Mann, mein Schädel!", ich fuhr mir mit der Hand über die Stirn und richtete meinen Blick beiläufig auf die beiden Personen, die mir gegenüber standen.

"Könnt ihr mir bitte sagen, wo ich hier bin und was überhaupt passiert?"

Der Halbstarke trat an mich heran und grinste mich feist an.

"Also, Dornröschen. Wenn du's genau wissen willst, du bist hier in meiner Wohnung und passiert ist folgendes:

Du hattest dich da mit so einer Gruppe von Möchtegerngangstern angelegt, die zwar nicht besonders stark aber äußerst lästig sind. Die hätten dir bestimmt dein hübsches Näschen verbogen, wenn sie die Chance dazu gehabt hätten. Du hattest Glück, dass ich grad' in der Nähe war."

Ich schaute ihn verwundert an.

"Dann warst also du..."

Mein Gegenüber verzog das Gesicht zu einem triumphierenden Grinsen und holte eine Zigarette aus der Innentasche seines dunklen Sakkos hervor, die er sich auch prompt zwischen die Lippen steckte und sie mit einem herumliegenden Feuerzeug anzündete.

"Na klar, ich habe die Idioten ein wenig aufgemischt und schon waren sie über alle Berge! Ich meine,..."

Weiter kam er nicht, denn das Mädchen, das offensichtlich seine Freundin war, unterbrach schroff seine selbst Beweihräucherung, indem sie ihm seine Zigarette entriss und diese in dem, auf dem Couchtisch stehenden, Aschenbecher ausdrückte.

"Hey, was soll das!", protestierte der Anzugträger vehement.

"Du weißt doch selbst, wie schädlich die Dinger sind!"

Das dunkelhaarige Mädchen hielt ihrem Freund eine ordentliche Standpauke und ich fühlte mich auf einmal völlig überflüssig.

Sie stritten sich noch etwa zwei Minuten so weiter, bis sie auf einmal (ich weiß bis heute nicht wie) wieder Notiz von mir nahmen.

"Oh, Entschuldigung. Du bist sicher noch geschwächt von der Schlägerei, wir sollten Rücksicht auf deinen Zustand nehmen! Willst du vielleicht etwas trinken, ähm..."

Ich verstand die versteckte Frage nach meinem Namen relativ schnell.

"Hayate! Und ich hätte nichts gegen etwas zu trinken einzuwenden."

Das Mädchen lächelte mich freundlich an.

"Okay, ich werde dir gleich ein Glas Wasser holen. Mein Name ist übrigens Lei-Fang und das ist Jann-Lee."

Sie deutete auf ihren Freund, der nun mit verschränkten Armen und demonstrativ beleidigtem Gesichtsausdruck gegen die Wand lehnte.

"Für wenn hält die sich eigentlich? Für meine Mutter?", grummelte Jann-Lee vor sich hin.

"Hast du was gesagt?"

Lei-Fang klang mehr drohend als fragend.

"Ähm... Nein, wie kommst du denn darauf?", antwortete Jann-Lee handzahm und vermied es dabei seiner Freundin in die Augen zuschauen.

Ich musste lächeln und plötzlich an meine Zeit mit Ayane zurückdenken. Ich vermisste die sonnigen Tage und die laue Nächte. Ich vermisste die Harmonie und die Ruhe, die ich im Schoß der Natur genießen durfte. Am meisten aber vermisste ich Ayane. Ich vermisste sie tatsächlich, obwohl sie mich doch wochenlang betrogen hatte. Ich vermisste sie sogar mehr als ich es mir selbst je eingestanden hätte.

Tokyo Tower

Ich schwelgte noch immer in meinen Erinnerungen, als ich unvermittelt wieder in die Realität geholt wurde.

"Hier ist dein Wasser, Hayate."

Lei-Fang reichte mir das Glas und ich nahm es nach kurzem Zögern an.

"Danke"

Noch immer von den Kopfschmerzen geplagt führte ich das Glas zum Mund und trank einen Schluck.

Die erfrischende Wirkung des Getränks linderte meine Schmerzen leicht und ich konnte wieder einiger Maßen klar denken.

"Jann-Lee und Lei-Fang? Das sind chinesische Namen, oder?"

"Stimmt, wir kommen eigentlich aus China. Ich bin in Peking geboren und kam erst vor kurzem nach Japan. Jann-Lee hingegen kommt aus dem Süden des Landes und wohnt schon seit Jahren in Tokio. Getroffen haben wir uns aber erst in Japan, während des ,Dead or Alive'."

Ich zog die Brauen hoch.

"Dead or Alive? Was ist denn das?"

"Das ,Dead or Alive' oder kurz DOA ist ein großes Kampfsportturnier mit Teilnehmern aus der ganzen Welt. Ein gewisser Fame Douglas ist der Veranstalter."

Während ich ihr zuhörte, fiel mein Blick auf Jann-Lee, der seitdem das Wort "China" gefallen war, vollkommen in Gedanken versunken war.

Er dachte an seine Heimat und seine Vergangenheit. Er dachte daran, wie kaltblütig man seine Eltern umgebracht hatte und wie er schnell er darauf sein Vaterland verlassen musste. Wut stieg in ihm hoch, genauso wie die Gewissheit, dass er irgendwann zurückkehren und den Mord an seinen Eltern sühnen würde.

Ich richtete meinen Blick wieder auf das chinesische Mädchen und stellte ihre eine Frage, die mich schon die ganze Zeit interessierte.

"Weißt du wie ich zum Tokyo Tower gelangen kann?"

Überrascht schaute mich Lei-Fang an.

"Ähm...ja! Aber was willst du denn dort?"

"Ich hab dort eine Verabredung.", erwiderte ich knapp. "Es ist äußerst wichtig."

Lei-Fang überlegte kurz.

"Ich kann dir den Weg zeigen, aber meinst du wirklich, dass du kräftig genug bist, um aufzustehen?"

"Ich denke schon." Ich erhob mich unter einigen Mühen und streckte meine verspannten Glieder aus.

"Bis auf die Kopfschmerzen geht es mir eigentlich gut. Lass uns losgehen!"

"Nicht so schnell.", fiel mir der Chinese ins Wort. "Ich begleite euch!"

"Wieso?" ein feistes Grinsen erschien im Gesicht des Mädchens. "Bist du etwa eifersüchtig?"

"Du bist ja bekloppt!!", entgegnete Jann-Lee, der inzwischen die Farbe eines Feuermelders angenommen hatte. "Eigentlich wollte ich nur dabei sein, falls diese Gangster wieder auftauchen!"

"Reg dich doch nicht so auf. Das war doch bloß ein Witz!"

Lei-Fang versuchte ihren Freund zu beruhigen.

"Ich lache später darüber!"

Verärgert stampfte Jann-Lee zur Haustür und riss sie die Tür knurrend auf.

"Wollen wir nun los oder habt ihr vor hier Wurzeln zu schlagen?"

Wir leisteten seiner Aufforderung Folge und Lei-Fang verzichtete darauf ihren Partner mit weiteren Worten zu reizen.
 

"So, hier sind wir. Das ist der Tokyo Tower!", verkündete Lei-Fang, als wir endlich angekommen waren.

Ein unglaublich hoher und mächtiger Turm lag vor mir, er sich durch seine rote Farbe von den anderen Gebäuden deutlich abhob. Er gehörte zu Recht zu den Wahrzeichen dieser Metropole.

Wie gebannt betrachtete ich das Bauwerk, wo sich endlich alles aufklären sollte. Schließlich gelang es mir aber meine Blicke wieder von dem Monument abzuwenden. Ich bedankte mich bei Jann-Lee und Lei-Fang für alles, was sie für mich getan hatten, und beschritt nun das letzte Stück des Weges, das ich alleine gehen musste.

Ich war gespannt und besaß zugleich die Hoffnung endlich die Wahrheit über meine Vergangenheit zu erfahren.

Zunächst hatte ich vor mich völlig unauffällig zu verhalten und versuchte mich in die Schlange wartender Menschen vor dem Fahrstuhl zur Aussichtsplattform einzureihen, so wie es jeder x-beliebiger Tourist getan hätte. Doch das konnte ich vergessen. Denn es gab keine Schlange. Außer einem schmierigen, untersetzten Wächter, der Eintrittskarten verkaufte und mir aus unerfindlichen Gründen unsympathisch war, war keine Person weit und breit zu sehen. Das war mehr als ungewöhnlich. Ein Touristenmagnet wie der Tokyo Tower völlig menschenleer? Und das auch noch an einem sonnigen Tag? Das stank ganz gewaltig nach einer Falle, obwohl ich mir nicht erklären konnte, wer es auf mich abgesehen haben könnte. Ayane etwa? Nein, sie konnte unmöglich wissen, wo ich war. Diese Gang vielleicht? Ausgeschlossen, zu so etwas wären diese Idioten nie im Stande gewesen. Aber wer dann? Es gab nur eine Möglichkeit dies herauszufinden, nämlich hineinzugehen und sich die Fallensteller vorzuknöpfen. Auch wenn es ziemlich unangenehm werden würde.

Denn immerhin war es besser auf der Suche nach der Wahrheit umzukommen, als bis in alle Ewigkeit ein Leben ohne Vergangenheit zu führen.

So kaufte ich mir also einen Schein, schaute dem Beamten in sein feistes Gesicht, was meine Antipathie gegen ihn noch verstärkte, und betrat die Kabine des Aufzugs, die sich, kurz nach dem sich die Tür geschlossen hatte, in die Höhe schraubte.

Die Sekunden, die ich in diesem Lift verbrachte, zogen sich hin wie Kaugummi und Millionen Gedanken schossen durch meinen Kopf.

Ich durchlebte noch mal die Geschehnisse der letzten Monate, angefangen bei meinem Erwachen im Wald bis zu meiner Begegnung mit den beiden Chinesen Jann-Lee und Lei-Fang.

Plötzlich schreckte ich auf, denn die Kabine war zum Stillstand gekommen und die Tür war im Begriff sich zu öffnen. Mein Herzschlag beschleunigte, mein Atem stockte, kalter Schweiß rann mir über die Stirn und nur noch ein Gedanke beherrschte von nun an mein Denken.

Was wird mich auf der anderen Seite erwarten? Die Wahrheit oder der Tod? Nur eines war sicher:

Mein Leben würde durch diese schicksalhafte Begegnung nie wieder das gleiche sein.

Kasumi X

Eine geradezu gespenstische Stille erfüllte den Raum und auf den ersten Blick schien er menschenleer zu sein. Die ringförmige Aussichtsplattform, die nach Außen hin mit großen Fenstern verkleidet war, die den Besuchern an sonnigen einen bemerkenswerten Panoramablick über die japanische Hauptstadt preisgaben, war völlig verlassen und nicht mal eine Ratte oder eine Taube trieb sich in diesem Bereich herum, was man mein anfängliches Misstrauen bekräftigte. Dazu kam noch, dass der damalige Tag kein sonniger Tag war, vielmehr lag eine dichte, schwarze Wolkendecke über Tokio, was ich als schlechtes Omen deutete.

Ich verließ den Fahrstuhl und ging ein paar Schritte, bevor ich doch noch eine Gestalt erblickte, die gedankenverloren durch die breiten, gläsernen Fronten auf die Dächer der Millionstadt herabblickte.

Ich trat näher und erkannte die Gestalt nun genauer. Ihre Langen rötlichen Haaren waren zu einem Zopf zusammen gebunden und schimmerten im Licht, das durch die Fenster drang, wie Gold. Ihr Gesicht war wunderschön und wurde durch ihre großen, runden braunen Augen perfekt. Nun war ich mir sicher. Es war Kasumi, meine Schwester, die dort stand und auf mich wartete. Auch wenn mir ihre Kleidung, ein weinroter Shinobianzug, etwas ungewöhnlich für einen Ausflug in die Hauptstadt vorkam. Ich atmete auf und vergaß mein Misstrauen. Ich nährte mich ihr und schließlich bemerkte sie mich. Langsam drehte sie ihren Kopf herum und schaute mich an. Ich lächelte und begrüßte sie mit einem freundlichen: "Schön dich zu sehen!"

Ihr Gesicht aber blieb völlig ausdruckslos und anstatt meinen Gruß zu erwidern, fiel sie mir wortlos um den Hals.

"Hey, Hey, nicht so stürmisch.", sagte ich lächelnd und fasste die Geste, als Ausdruck ihrer Rührung auf. Jedoch war sie alles andere als das und ich erkannte den wahren Hintergrund erst, als es schon zu spät war.

Wie ein Bauchschuss durchblitzte ein glühender Schmerz von meinem Magen aus meinen gesamten Körper. Ich schaute an mir herunter und erblickte das Messer, das in meiner Bauchdecke steckte, und Kasumi, die noch immer den Griff der Waffe festhielt. Verständnislos blickte ich in das Gesicht meiner Schwester und bekam als Antwort nur ein kaltes, höhnisches Grinsen präsentiert, das mir klarmachte, dass dieses Person, die mir gegenüberstand, nicht die war für die ich sie hielt.

Mit einem kräftigen Ruck zog die Doppelgängerin das Messer aus meinem Bauch heraus und trat ein paar Schritte zurück. ich ging, vom Schmerz geschwächt, in die Knie und übte mit meiner Rechte Druck auf die Wunde aus, um einen zu großen Blutverlust zu verhindern, obwohl sich bereits eine große, rote Pfütze unter mir gebildet hatte und ich kurz davor war die Besinnung zu verlieren.

"Ich wusste, dass du kommen würdest, Projekt Epsilon!", hallte eine dunkle Stimme hinter mir, die mir seltsam bekannt vorkam.

Unter höllischen Schmerzen wandte ich meinen Kopf herum und erblickte ein Wesen so schrecklich, dass selbst der Teufel eine Gänsehaut bekommen hätte. Denn die Person, die mir gegenüberstand war mehr Tier als Mensch. Auch wenn sein Körper durchaus menschlich erschien, so war sein Gesicht alles andere als das. Es erinnerte vielmehr an die Fratze einer Raubkatze.

Und mir wurde klar, dass ich dieses Monster kannte. Es war das Wesen, mit dem ich sooft in meinen Träumen gekämpft hatte. Und auch sein Name kam nun durch diese Begegnung aus den tiefen meines Unterbewusstseins zum Vorschein.

"Raidou!", stieß hervor, ohne zu wissen, wieso ich mich plötzlich an seinen Name erinnerte.

"Bravo, alles scheinst du ja nicht vergessen zu haben." ein Diabolisches Grinsen machte sich im Gesicht der Bestie breit. "Kein Wunder, dass Projekt Epsilon fehlschlug."

Ich zog die Brauen hoch.

"Was zum Teufel ist Projekt Epsilon?"

Raidou senkte den Kopf und kicherte leise.

"Du bist ,Projekt Epsilon'!"

Ich verstand nicht.

"Ich? Was soll das heißen?"

"Ganz einfach.", fing Raidou an zu erzählen. "Du warst unser Versuchskaninchen, Hayate, bei der Erschaffung des ultimativen Kämpfers."

Ich schaute ihn verständnislos an.

"Du bist ja wahnsinnig."

Die Miene des Monsters verfinsterte sich.

"Du Narr hast ja keine Ahnung! Wir waren kurz davor aus dir die perfekte Tötungsmaschine zu machen, doch dieses törichte Gör musste sich ja einmischen."

"Redest du etwa von Kasumi?"

Schon allein dieser Name reichte aus, um Raidous Wut zu schüren.

"Natürlich, von wem denn sonst! Obwohl die Sache aber auch ihr Gutes hatte."

"Wovon redest du eigentlich, du Irrer?", schnauzte ihn an, während der Schmerz immer schlimmer wurde.

"Nun, schau doch einmal hinter dich."

Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

"Hast du es endlich begriffen, du Wurm? Die Person hinter dir ist nicht Kasumi, sondern ein perfektes Duplikat, das wir aus der DNA deiner Schwester geklont haben und das alles tut, was ich verlange. Darf ich vorstellen: Kasumi X!"

Raidou

Ich wandte meinen Kopf herum und blickte wieder in teuflischen Augen des Monsters.

"Wenn das da nur ein Klon ist, wo ist dann die echte Kasumi?"

Höhnisch schaute Raidou auf mich herab und lachte mich mit inbrünstiger Stimme aus.

"Das werde ich dir gerne zeigen."

Die Bestie hob ihren Arm und schnipste geräuschvoll mit ihren Fingern.

Es dauerte bloß wenige Momente und wie aus dem Nichts tauchten plötzlich zwei dunkle Gestalten in der Mitte des Raums auf. Wer sie waren, wusste ich nicht, und selbst wenn ich es gewusst hätte, hätte ich sie auch unmöglich erkennen wieder erkennen können. Denn von Kopf bis Fuß waren sie in Schwarz gekleidet. Schwarze Stiefel, schwarze Handschuhe und schwarze Masken, die bloß zwei kleine Öffnungen für die Augen besaßen. Jedoch waren die beiden nicht allein gekommen, einer der beiden Ninja trug eine andere Person auf seiner rechten Schulter. Eine weibliche Person, die ich nur zu gut kannte.

"Kasumi!", entfuhr es mir. "Was habt ihr mit ihr gemacht?"

Raidou zeigte sich ungerührt.

"Wir haben sie ruhig stellen müssen, mehr nicht.", war seine einfache und klare Antwort. "Immerhin zeigte sie sich nur mäßig kooperativ als wir hier eintrafen. Es ging nicht anders, obwohl es mir ja eigentlich widerstrebt Gewalt anzuwenden."

Die letzten Worte seiner kleinen Ansprache hatte Raidou mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus versehen.

"Du dreckiger Hund! Woher wusstest du eigentlich von unsrem Treffen!?"

"Durch dich, mein Lieber."

Raidou sprach in Rätseln.

"Durch mich?"

"Nun, damit wir immer wissen, wo du gerade bist, haben wir dir einen Minisender im Nacken eingepflanzt, der uns nicht nur deinen momentanen Standort verrät, sondern auch die Gespräche die du führst aufnimmt und an uns weiterleitet, wir mussten also nur auf den richtigen Zeitpunkt warten, wie dieses Treffen zum Beispiel, und dich ,einsammeln'."

Nachdem ich dies erfahren hatte, fuhr ich mir sofort mit der Linken über den Nacken und fühlte tatsächlich ein kleine Hauterhebung, die ich bisher für einen Pickel gehalten hatte.

"Du verdammter...!", begann ich, kam jedoch nicht weiter, als ich durch das unerwartete Erscheinen eines weiteren Ninja unterbrochen wurde. Auch Raidou schien sein Erscheinen nicht erwartet zu haben, denn er zeigte sich überaus überrascht.

Der dunkle Bote trat näher an seinen Meister heran und begann zu berichten.

"Entschuldigen sie mich, Meister Raidou, aber ich habe unerfreuliche Nachrichten zu überbringen."

"Was sind das für Nachrichten. Sprich!"

"Nun, es befinden sich zwei Eindringlinge im Turm, die scheinbar versuchen sich zur Aussichtsplattform vorzukämpfen."

Raidous Gesicht verfinsterte sich.

"Wie Bitte!?"

Der Ninja zuckte zusammen.

"W... Wir haben versucht die Eindringlinge aufzuhalten, aber bisher waren unsere Bemühungen umsonst."

"Dann versucht es weiter!", schnaufte Raidou. "Die Mission hat allerhöchste Priorität und jeder Störfaktor ist zu beseitigen, verstanden!"

"Verstanden!", wiederholte der Bote gehorsam und verschwand wieder.

Einen kurzen Moment lang dachte Raidou über sein weiteres Vorgehen nach und drehte sich dann wieder zu mir herum.

"Sorry, mein Lieber, die Umstände haben sich geändert und ich muss deiner wertlosen Existenz nun schneller eine Ende bereitet als ich es geplant hätte."

Raidou griff an seinen Hosenbund und zog aus einer metallenen Schwertscheide ein ebenso langes wie todbringendes Samuraischwert heraus, schaute sich lachend die Klinge an und richtete das Schwert mit einer schnellen Bewegung auf mich. Die metallene Waffe war so nahe an meiner Haut, dass ich die todbringende Kälte des Stahls direkt spüren konnte. Ich fühlte nun dass mein Ende gekommen war. Ich schloss die Augen und wartete auf mein Ende. Doch der erwartete Todesstoß blieb aus. Stattdessen drang der ohrenbetäubende Donner einer gewaltigen Explosion an mein Ohr, der mich dazu brachte die Augen aufzureißen. Doch sah ich im ersten Augenblick rein gar nichts, da eine dichte Staubwolke meine Sicht trübte. Nur langsam legte sich der Staub und offenbarte, was geschehen war.

Raidou erkannte als erster was geschehen war und brüllte seine Wut lauthals heraus.

"Was!! Wollt ihr beiden mir schon wieder dazwischenfunken, ihr Ratten!!"

Jetzt sah ich auch wenn er meinte. Die beiden Personen standen in der Fahrstuhlkabine, wo Sekunden zuvor noch die massive Stahltür gethront hatte, deren Flügel nun nur noch Altmetall waren.

Die beiden Personen traten aus der Kabine, in der die bewusstlosen Körper der Ninja lagen, die versucht hatten die beiden Eindringlinge aufzuhalten.

"Jann-Lee! Lei-Fang!"

Ich konnte es nicht glauben, von den beiden Chinesen, von denen ich zwar wusste, dass sie stark waren, aber keine Ahnung hatte wie stark sie wirklich waren, hätte ich nie gedacht, dass sie zu so etwas im Stande gewesen seien. Raidou aber schien ihre wahre Stärke schon einmal kennen gelernt zu haben und war daher auf der Hut.

"Ihr seid lästiger als ein Schwarm Bienen!"

Die beiden Chinesen erwiderten den miesen Spruch nur mit einem müden Lächeln.

"Das Kompliment kann ich zurückgeben, Arschloch! Was machst du überhaupt hier? Ich dachte wir hätten beim letzten Mal deine hässliche Visage ins Jenseits befördert!"

Die Bestie fletschte seine scharfen Reißzähne.

"Das könnte euch wohl so passen! Ich lasse mich nicht so einfach aus dem Weg räumen!"

Kampfeslustig krachte Jann-Lee mit den Fingerknochen und griente dem Monster frech entgegen.

"Na, dann können wir das ja jetzt nachholen!"

Einer für alle und alle für einen

Ich konnte meinen Augen kaum glauben und begann an meinem Verstand zu zweifeln. Denn das was ich sah überstieg meine Vorstellung. Der Kampf zwischen den beiden Parteien hatte nicht einmal 10 Sekunden gedauert und die beiden jungen Chinesen lagen bereits regungslos am Boden. Raidou hingegen blickte unversehrt und triumphierend auf seine Gegner herab und hielt sein gellendes Hohngelächter in keinster Weise zurück.

"Ihr beiden seid ganzschön eingerostet in den letzten Jahren! Ich musste mich nicht einmal bewegen um euch zu besiegen."

Natürlich musste er sich nicht bewegen, er hat auch selbst nicht gekämpft, durchfuhr es mich mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch, dieser verdammte Teufel hat kämpfen lassen. Dieser Klon, Kasumi X oder wie er ihn nannte, beschützte seinen Meister vor den Tritten und Schlägen seiner Gegner.

Soviel fiel es Raidou natürlich leicht den beiden, die mir zur Hilfe geeilt waren, zu besiegen.

Die Machtverhältnisse schienen nun eindeutig, aber ich beschloss gerade jetzt zu handeln.

Denn ich war an einem Punkt angekommen an dem ich nichts mehr zu verlieren hatte. Ob ich nun in einem fast aussichtslosen Kampf sterbe oder mich resigniert hinrichten lasse war mir inzwischen egal.

Darum zog ich mein schwarzes Hemd aus, riss es in Stücke und fertigte mir einen provisorischen Verband für meine Bauchwunde an, der zwar fürs Erste reichte, aber auf Dauer mich nicht vorm Verbluten bewahrt hätte.

Ich richtete mich unter starken Schmerzen auf und blickte schwer atmend der Bestie in ihre hässliche Fratze. Raidou aber zeigte sich nur wenig gerührt und erwiderte meinen Widerstand mit einem sehr müde wirkenden Lächeln.

"Was soll das denn werden? Ein letztes Aufbäumen, oder was?"

Solche Sprüche konnten aber meine Entschlossenheit nicht mindern. Ich war felsenfest von meinem Handeln überzeugt.

"Und wenn es mich das Leben kostet, ich verspreche dir, dass du verlieren wirst. Unter keinen Umständen wirst du diesen Turm als Sieger verlassen."

Raidou jedoch nahm mich in keinster Weise ernst und lachte mich hohntriefender Stimme aus.

"Das ist ja zum Schießen, ich glaube die Stichwunde in deinem Bauch vernebelt dir langsam aber sicher den Verstand." Er tauschte einen raschen Blick mit seinem treuergebenem Diener, dem Klon meiner Schwester Kasumi, aus, der nichts Gutes verheißen konnte.

"Kümmere du dich um diesen Abschaum!"

Der Klonkrieger nickte bloß kurz, womit bestätigte die Anweisung verstanden zu haben, und marschierte danach mit festen Schritten auf mich zu.

"Jetzt oder nie!", dachte ich mir und holte zu einem kraftvollen Hieb aus, der das Kinn der Doppelgängerin treffen sollte. Jedoch fällte mir die Energie um genug Kraft in den Schlag zu legen. So konnte die falsche Kasumi den Schlag mühelos mit ihrer rechten Handfläche auffangen und mir einen so harten Ellbogencheck in den Unterleib versetzen, dass mir meine Augäpfel fast aus dem Schädel schossen. Für einen Moment glaubte ich die Besinnung zu verlieren, doch blieb mir keine Zeit mich darum zu kümmern, denn schon spürte ich wie sich eine schlanke Hand um meinen Hals legte und unbarmherzig zu drückte. Mir wurde mehr und mehr schwarz vor Augen und ein Gefühl von Schwindel überkam mich.

"Nun ist es aus mit mir! Ich habe versagt!"

Solche Gedanken schossen nun vermehrt durch mein Gehirn und die Hoffnung auf Rettung reduzierte sich bei mir auf unbedeutendes Minimum. Und gerade als ich schon meine Augen geschlossen und mich mit meinem Schicksal abgefunden hatte, geschah doch noch ein Wunder.

Ein satter Schlag landete im Gesicht des Klons, worauf dieser wuchtig zu Boden geschleudert wurde und von mir ablassen musste.

Ich riss meinen Mund auf und merkte mit jedem Luftzug, den ich tat, wie das Leben zurück in meine Glieder kehrte. Schnell öffnete ich meine Augen, um zu sehen, wer mein Retter gewesen war, und erschrak im ersten Augenblick als ich die Person erkannte.

"Ka... Ka... Kasumi!"

Noch immer stockte mein Atem, doch ich war froh Kasumi, meine leibliche Schwester, wieder zu sehen. Aber was war hier plötzlich geschehen? Bis eben war Kasumi doch noch eine Gefangene dieser beiden Ninja gewesen? Ich bemerkte, dass Raidou derselbe Gedanke gekommen war und so bewegten wir unsere Blicke fast synchron auf die beiden Schattenkrieger, die mit der Bewachung Kasumis beauftragt gewesen waren. Allerdings war jetzt nur noch einer der Diener bei Bewusstsein, der andere lag mit einem Wurfmesser in der rechten Schulter am Boden.

"Was hat das zu bedeuten?! Sprich!" Raidous Stimme schien sich zu überschlagen.

"Das werde ich dir schon erklären, Vater!"

Der Ninja griff unter seine schwarze Maske und zog sie sich mit einer raschen Bewegung über den Kopf. Dadurch kam das schöne Gesicht eines attraktiven jungen Mädchens zum Vorschein, das allen Anwesenden nur zu gut bekannt war. Denn es war das Gesicht des weiblichen Tengu, besser bekannt unter dem Namen Ayane.

"Du mieses Gör! Wie kannst du es wagen dich gegen mich, gegen deinen eigenen Vater, gegen die einzige Person, die immer zu dir gehalten hat, zu stellen!"

Ayane berührten Raidous Worte kein Stück.

"Mein Vater magst du ja vielleicht sein, aber zu mir hast du nie gehalten! Das einzige was du je getan hast, war mir ein einzureden, dass ich einsam wäre und alle anderen gegen mich seien. Doch ich bin endlich aufgewacht und habe die Wahrheit erkannt." Ayane ließ ihre rechte Hand durch den Raum schweifen. "Diese Menschen hier sind meine wahren Freunde und haben immer versucht mir zu helfen, doch ich war geblendet durch deine Lügen und wollte der Realität nicht ins Auge sehen. Doch damit ist nun endlich gültig Schluss!"

Irritiert blickte Raidou in die Runde seiner Gegner und stellte mit Schrecken fest, dass sich jetzt auch Jann-Lee und Lei-Fang wiederaufrappelten und sich ihm mit geschwächtem aber einem zu allem entschlossenen Blick in den Weg stellten.

Raidous Verunsicherung hielt aber nur wenige Momente an, dann besann sich die Bestie wieder und blickte seinem Klonkrieger auffordernd in die Augen.

"Na los, worauf wartest du eigentlich? Töte sie! Töte sie!!"

Seine Worte aber verhallten ohne dass der Klon irgendeine Reaktion zeigte. Ich schaute in die Augen der Doppelgängerin und war verblüfft, denn ich erkannte ein Gefühl in ihren Blicken, dass ich ihr nie zugetraut hätte, nämlich Angst. Blanke Todesangst!

"Was soll das? Willst du dich etwa meinen Befehlen verweigern?"

Hektisch schüttelte die Rothaarige mit dem Kopf.

"Dann tu was ich sage!!"

Obwohl Raidous Stimme wie ein Donnerschlag grollte, blieb das Mädchen wie versteinert und kauerte am Boden.

"Willst etwa auch du mich betrügen? Willst du mich verarschen? Wenn das deine Absichten sind, dann wirst du den Weg beschreiten, den alle gehen, die mich verscheißern wollen!"

Langsam hob Raidou das Schwert, das er noch immer in seiner Hand trug, und jagte die Klinge ohne einen Funken von Mitleid zeigen durch das Brustbein seiner Dienerin, die selbst nicht mit diesem Schritt gerechnet hätte. Ihr Henker drehte das Schwert um etwa 90° und zog es dann so schnell wie er es in den zierlichen Körper getrieben hatte wieder heraus. In einer hohen Fontäne spritze das Blut aus dem Rumpf des Mädchens und besprenkelte alles was sich in ihrer Reichweite befand.

Ein letztes Stöhnen entkam dem sterbenden Körper, bevor die Rothaarige nach Hinten überkippte und auch das letzte bisschen Leben ihren Körper verließ.

Schockiert betrachteten wir uns das Geschehen, das sich vor unseren Augen abspielte und hätten es nicht geglaubt, wenn wir es nicht mit eigenen Augen gesehen hätten. Die eigenen Leute mit solcher Kaltblütigkeit hinzurichten hätte wir nicht einmal Raidou zugetraut.

"Überrascht, was. Das hättet ihr nicht von mir gedacht, oder?", die Bestie lachte kurz auf. "Aber macht euch keine Gedanken, ihr werdet gleich am eigenen Leib erfahren, wie gnadenlos ich wirklich sein kann!"

Der Plan

Auf den ersten Blick schien das Duell eine klare Sache zu werden. Fünf gegen einen. Fünf der stärksten Krieger Japans und Chinas gegen einen einzelnen fast 50-jährigen Mann.

Doch meistens ist nichts wie es auf den ersten Blick scheint und so war es auch hier.

Raidou war kein normaler Mensch, nein, er war ein wahres Monster. Stark und gnadenlos wie eine Horde Hunnen war der Drahtzieher des Komplotts und ihn zu unterschätzen wäre der schlimmste Fehler gewesen, denn wir hätten wir begehen können. Doch das taten wir nicht, denn wir kannten seine gewaltigen Kräfte und waren uns sicher, dass wir trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit keinen Spaziergang zu erwarten hätten. Aber wir waren entschlossen zu gewinnen und hatten uns auch schon eine Taktik zurechtgelegt, um die Schlacht zu gewinnen. Zu viert hatten wir die Bestie umzingelt, je zwei Personen für jede Seite. Vorne befanden sich die beiden Halbschwestern Kasumi und Ayane und im Rücken Raidous hatten sich Lei-Fang und Jann-Lee aufgestellt. Ich, für meinen Teil, hielt mich zunächst einmal im Hintergründ, denn meine Bauchverletzung schränkte mich noch immer ein in allem, was ich tat.

"Glaubt nur nicht, dass ihr mich einschüchtern könnt!", blaffte Raidou zornig. "Ich werde jeden einzelnen von euch nacheinander in Grund und Boden stampfen!"

"Gut gebrüllt, Löwe!", konterte Jann-Lee zynisch, worauf die Bestie ein erbostes Knurren von sich gab.

"Genug gelabert, lasst es uns endlich hinter uns bringen!"

Das ließen sich die Vier nicht zweimal sagen, gleichzeitig stürzten sie sich auf ihren Gegner. Mit Schlägen und Tritten versuchte jeder der Vier Raidou zu treffen, aber nicht einer der Hiebe erreichte sein Ziel. Mit raschen Bewegungen gelang es der Bestie jedem Angriff auszuweichen und versetzte darüber hinaus jedem seiner Gegner Schläge mit seinem Schwert, die alle Vier getroffen zu Boden zu Boden. Doch die Jugendlichen hatten Glück im Unglück, da Raidou sie bloß mit der stumpfen Seite seiner Klinge erwischt hatte. Dennoch waren seine Attacken stark genug, um den ersten Ansturm der Vier zu beenden, die sich daraufhin fürs erste zurückzogen und ihr weiteres Vorgehen besprachen.

"Verdammter Bastard!", empörte sich Jann-Lee. "Wir kommen einfach nicht zu ihm durch! Seine Deckung steht wie eine Mauer! Aber so stark wie ich befürchtet habe ist er nicht, wir können..."

"Du Idiot! Bist du so dumm, oder tust du nur so?" Schroff unterbrach Ayane den Chinesen, der sie nun verständnislos anstarrte. "Raidou spielt bisher bloß mit uns! Wenn er gewollt hätte, hätte er uns bereits eben locker töten können! Entweder lassen wir uns etwas einfallen oder machen am Besten schon einmal unsere Testamente!"

Keiner sagte etwas, denn alle sahen ein, dass Ayane Recht hatte. Jedoch fehlte es uns gleichzeitig an Ideen, wie wir aus dieser verfahrenen Situation herauskommen sollten.

Plötzlich schoss mir ein Gedanke, der uns vielleicht weiterhelfen konnte. Meine Erinnerung war während der letzten Minuten wieder mehr und mehr zurückgekehrt, wenn ich mich auch nicht an alles erinnern konnte, so waren mir doch die meisten der Erinnerungen an meine früheren Kämpfe präsent.

Ich erinnerte mich an meine Entführung und wie mich Raidou und seine Schergen angriffen.

Ich kannte die Kampftechnik unseres Gegners und glaubte durch die Erfahrungen aus meinem letzten Kampf mit Raidou eine Schwachstelle an ihm entdeckt zu haben.

"Hört zu.", begann ich. "Ich habe vielleicht einen Weg gefunden, um Raidou zu besiegen, aber ich brauche eure Hilfe, damit es funktioniert."

"Aha, und wie lautet dieser Plan?"

Fragend schaute mich Jann-Lee an.

"Nun, mit offenen Angriffen kommt man nicht zu ihm durch, also müssen wir versuchen ihn in einen Hinterhalt zu locken. Raidou mag zwar stark sein, allmächtig ist er aber nicht. Wenn wir es schaffen ihn für einen Augenblick unaufmerksam zu machen, können wir ihn besiegen. "

"Das könnte klappen, aber wie sollen wir das anstellen?", stellte Ayane nachdenklich fest.

Jetzt meldete sich Lei-Fang zu Wort.

"Wir könnten uns in zwei Gruppen aufteilen. Die eine greift Raidou frontal an, lenkt ihn ab und verschafft der anderen Gruppe Zeit, die sich zuerst im Hintergrund hält, dann von zwei Seiten Raidou attackiert und ihn mit einer gemeinsamen Attacke fertig macht."

Verblüfft schauten alle die junge Chinesin an.

"Was ist denn los? Was schaut ihr mich so an?"

"Nun...", rang sich Jann-Lee durch. "Ich wusste gar nicht, dass du eine so große Strategin bist."

Lei-Fang musste unvermittelt Lächeln.

"Na ja, in meiner Freizeit spiele ich gerne Shogi und Go, dass schult das taktische Denken."

Wir alle mussten kurz schmunzeln (sogar Ayane), wurden aber schnell wieder ernst und widmeten uns dem Kampf.

"Also ich finde den Plan gut, von mir aus können wir es so machen. Wie steht es mit euch?"

Alle Anwesenden bejahten meine Frage mit einem zustimmenden Nicken und damit war unsere Taktik festgelegt, gerade richtig, da Raidou langsam aber sicher die Geduld verlor.

"Seid ihr endlich fertig? Ich beginne mich zu langweilen, außerdem ist es egal, was ihr euch ausdenkt ich gewinne in jedem Fall!"

"Und wovon träumst du in der Nacht?", entgegnete Jann-Lee frech, konnte Raidou damit aber scheinbar nicht reizen, denn dieser blieb zunächst völlig ruhig und griente seinen gegenüber diabolisch an.

"Ich schätze Gegner mit Selbstvertrauen, dass macht die ganze Sache interessanter!"

Ich erkannte den Killerinstinkt in Raidous Augen und wusste, dass sich nun alles entscheiden würde.

Tod oder Sieg. Das waren die einzigen Alternativen, die es für uns gab. Das letzte Gefecht hatte sich angekündigt.

Keine Gnade

Unsere Taktik schien aufzugehen. Denn, nachdem die erste Gruppe bestehend aus Kasumi, Ayane und Lei-Fang das Monster angegriffen hatten, sah es tatsächlich einen Moment lang danach aus als ob Raidou abgelenkt sei und nicht mehr mit Jann-Lee und mir rechnete. Das war unsere Chance. Der junge Chinese rannte mit langen Sätzen auf die vorher vereinbarte Position und auch ich nahm alle meine Kräfte zusammen und schleppte mich zu meinem vorgesehen Platz.

Wir standen bloß wenige Meter von unserem Gegner entfernt, einer links und einer rechts von ihm, und sowohl unser Plusschlag als auch unsere Atmung beschleunigte sich. Es galt jetzt nur noch auf den richtigen Zeitpunkt für einen Angriff zu warten, der dann auch nicht lange auf sich warten ließ.

Trotzdem sich Raidou im Kampf mit den drei Kriegerinnen bisher keine Unaufmerksamkeit geleistet hatte, ließ ihn seine Konzentration urplötzlich im Stich und öffnete eine Lücke in seiner Verteidigung, die Ayane sofort ausnutzte. Knallhart versetzte das Mädchen, mit den violetten Haaren, ihrem verhassten Vater einen Ellbogencheck mitten in seine raubtierhafte Visage. Vor Wut und Schmerz schreiend taumelte Raidou ein paar Schritte zurück und riss sich die die Hände vor sein getroffenes Gesicht.

Nun waren wir dran. Fast synchron stießen sich Jann-Lee und ich vom Boden ab, sprangen auf die Bestie zu und verpassten ihm zwei gewaltige Tritte gegen sein Rückrad und seinen Schädel.

Knoch knirschten und Blut spritzte aus dem Mund und der Nase Raidous. Mit verdrehten Augen klappte Raidou in sich zusammen und blieb regungslos am Boden liegen.

Einen Moment kam es uns vor als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Keiner bewegte sich oder sagte auch nur ein Wort, bis wir erkannten, dass der Schrecken nun endlich vorbei war.

Nur langsam realisierten wir unseren Sieg und Lei-Fang war die erste von uns, die dies tat.

"Super! Wir haben es geschafft!", stieß sie überglücklich hervor und fiel Jann-Lee freudig um den Hals, dem das sichtlich unangenehm war.

Auch Kasumi, meine Schwester, überwand sich und trat mir gegenüber.

"Danke, dass du mich gerettet hast, auch wenn das Ganze eigentlich meine Schuld ist."

Sie senkte ihren Blick dem Boden und verzog ihr Gesicht zu einer traurigen Miene.

"Mach dir keine Sorgen. Es ist nicht deine Schuld." Ich berührte sanft ihr Kinn, hob es an und brachte sie so dazu mir in die Augen zu schauen. "Du konntest nicht wissen, dass Raidou dir hier auflauern würde, immerhin war er hinter mir her und nicht hinter dir her. Du bist nur durch Zufall die ganze Sache verwickelt worden."

Ich lächelte sie an und kurz danach vergaß sie ihre Selbstvorwürfe und musste ebenfalls lächeln.

Ich blickte auf und erkannte hinter Kasumi Ayane, die sich teilnahmslos zeigte und sich schon bereit machte ohne Verabschiedung aus dem Turm zu verschwinden. Doch so konnte ich sie nicht gehen lassen.

"Ayane!", rief ich und sofort drehte sich meine Halbschwester zu mir herum.

"Ich wollte mich bei dir bedanken, ohne dich hätten wir es nicht geschafft."

"Schon gut.", erwiderte sie mit einem Gesichtsausdruck, aus dem man Freude und Dankbarkeit ablesen konnte. "Eigentlich bin ich diejenige, die sich bedanken muss, ohne euch und eure Freundschaft wäre ich noch immer ein Teil von Raidous Bande. Viel zu lange hab ich nach seiner Pfeife getanzt. Erst durch dich, Bruder, habe ich verstanden, was es bedeutet Freunde zu haben, geliebt und geachtet zu werden. Auch wenn es mir jetzt Leid tut, dass ich dich die Wochen, die wir zusammen verbracht haben, belogen und dir Dinge verschwiegen habe."

Ich war erstaunt. Sie bereute wirklich, was sie getan hatte, und ich konnte endlich nachvollziehen warum sie es getan hatte. Obwohl sie ein Ninja war, war sie immer ein Mädchen geblieben, dass sich danach sehnte geliebt und respektiert zu werden. Und hatte begonnen mich als ihren einzigen Halt zu sehen und hatte mit allen Mitteln versucht mich dazu zu bringen bei ihr zu bleiben.

"Wie hast du es eigentlich geschafft Kasumi zu befreien und Raidous Leute zu überrumpeln.", fragte ich sie und erntete dafür ein triumphierendes Lächeln ihrerseits.

"Ich bin eine Ninja, schon vergessen. Nachdem ich damals bemerkt hatte, dass du weg warst, hab ich mich auf die Suche nach dir gemacht und nacheinander die Dörfer aufgesucht, in denen du dich letzten Tage aufgehalten hast. Ich befragte die Einwohner nach dir und suchte nach Anhaltspunkten, die auf dich hinwiesen. Schließlich führten mich deine Spuren nach Tokio, wo ich schnell auf Raidous Männer traf. Ich wusste sofort, dass dies nichts Gutes verheißen konnte und schnappte mir daher einen seiner Lakaien. Ich fragte ihn über ihr Vorhaben aus und bekam mit ein wenig ,Überredungskunst' die gewünschten Informationen heraus. Anschließend bereitete ich dem Kerl süße Träume, lieh mir seine Klamotten aus und machte mich verkleidet auf den Weg hierher. Denn Rest kennt ihr ja."

Ich war verblüfft darüber wie es dieses Mädchen immer wieder schaffte mich zu überraschen.

Ich wandte meinen Blick herum und sah wieder zu den beiden Chinesen hinüber, deren Teilnahme an diesem Kampf mir noch immer völlig schleierhaft war. Ich war mir sicher, dass sie nachdem ich mich von ihnen verabschiedet hatte, nach Hause gegangen waren. Doch wie ich später erfahren sollte, waren sie nie wirklich dazu gekommen, denn bereits einige Momente nachdem wir uns getrennt hatten, wurden Jann-Lee und Lei-Fang von Raidous Leuten überfallen, die die beiden im Namen der Bestie töten sollten, da Raidou schon befürchtet hatte, dass die beiden Chinesen seine Pläne erneut zu vereiteln versuchen würden. Jedoch waren diese Schläger den beiden Ausnahmekämpfern haushoch unterlegen und wurden in Grund und Boden gestampft. Nach der Auseinandersetzung hatte sich Jann-Lee einen dieser Krieger zu Brust genommen, ihn über Raidous Pläne ausgequetscht und so erst von der ganzen Sache erfahren.

Ich rechnete es ihnen hoch an, trotz des Wissens über die Gefahr, die sie hier erwartet hatte, dass sie mir Hilfe gekommen waren.

Ohne es zu merken war ich in Gedanken versunken und hatte meine Verletzungen schon fast vergessen. Allerdings hatten mich meine Verletzungen nicht vergessen. Mit einem stechenden Schmerz meldete sich meine schwere Bauchwunde zurück und zwang mich auf die Knie.

"Hey Hayate, was hast du? Ist alles in Ordnung?"

Obwohl Kasumi direkt neben mir stand, kam es mir vor als ob ihre Stimme Kilometer weit entfernt sei.

Darüber hinaus verengte sich mein Blickfeld zu einem schmalen Tunnel und alles begann sich wie auf einem Karussell vor meinen Augen zu drehen.

"Es... Es ist nicht so schlimm.", log ich, um meine Schwester nicht unnötig zu verunsichern. "Ich brauche nur etwas Ruhe und Abstand von dem Ganzen hier. Es ist wirklich nichts Ernstes."

Besorgt trat Ayane an mich heran, holte eine flache Feldflasche aus einer ihrer Beintaschen hervor, schraubte sie auf und hielt sie mir auffordernd hin.

"Hier, trink das. Es wird dir gut tun!"

Dankend nahm ich ihr Angebot an und setzte die Flasche an meine Lippen. Das kalte Wasser, das meine Kehle hinab floss, gab mir tatsächlich einen Teil meiner Kräfte für einen Moment zurück und

ich konnte mich wieder aufrichten. Auch der Tunnelblick verschwand, genauso wie das Schwindelgefühl, das mich bis vor kurzem gequält hatte.

Ich gab Ayane ihre Flasche zurück und wischte mir mit der rechten Hand die letzten Tropfen ab, die an meinem Kinn hingen.

"Wieder alles okay?", erkundigte sich Jann-Lee, der zusammen mit Lei-Fang sofort nach meinem Schwächeanfall zu uns geeilt war.

"Ja, ich denke schon. Bloß diese Wunde an meinem Bauch macht mir noch zu schaffen."

Lei-Fang zog die Brauen zusammen.

"Das sieht schlimm aus, du solltest schnell einen Arzt aufsuchen, bevor du zuviel Blut verlierst."

Ich fuhr mir mit der Rechten über die Wunde und zuckte mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen. Mir war klar, dass sie Recht hatte und mein provisorischer Verband nicht ewig halten würde. Inzwischen hatte sich meine Verletzung entzündet und setzte mir mehr zu als je zuvor.

"Komm, ich helfe dir."

Kasumi stützte mich mit ihrer Schulter und richtete meinen geschwächten Körper wieder auf.

"Lasst uns gehen, unsere Arbeit ist getan.", forderte das rothaarige Mädchen die anderen auf und stieß damit auf breite Zustimmung. Keiner von uns wollte noch länger an diesem Ort bleiben, der noch immer von einem stinkenden Gemisch aus Blut, Schweiß und Staub durchzogen war.

Wir schritten auf den Ausgang zu und hatten den Raum schon fast verlassen, als mich ein unvermittelt ungutes Gefühl durchfuhr. Gefahr war im Verzug, dass spürte ich ganz deutlich und riss daher fast reflexartig den Kopf herum. Mir stockte der Atem, als ich sah, dass sich meine Ahnung bestätigt hatte.

Eine finstre Gestalt, die ich nicht sofort erkannte, war aus dem Dunkel hervorgetreten und nährte sich meiner jüngeren Halbschwester.

"Ayane, Vorsicht!!"

Laut schreiend versuchte ich sie noch zu warnen, doch kam damit zu späht. Denn noch ehe Ayane verstand, was ich von ihr wollte, hatte der Schatten schon reagiert. Innerhalb von Sekundenbruchteilen griff er sich Raidous Schwert, das am Boden lag, holte aus und rammte dem Mädchen mit den violetten Haaren die Klinge von Hinten in den Rücken. So hart dass die blutverschmierte Schwertspitze vorne durch die Bauchdecke Ayane brach und ein Schwall von Blut über Ayanes Unterkörper verteilte.

Versteinert und schockiert betrachteten alle Anwesenden die unglaubliche Szene, die sich vor ihren Augen abspielte. Mit weitaufgerissenen Augen schaute die Ninja auf ihre blutdurchtränkten Kleidungsstücke herab und fühlte wie das warme Blut ihren Körper hinab floß.

Mit jedem Tropfen der roten Flüssigkeit schien Ayane mehr und mehr von ihrer Lebensenergie zu verlieren, was sich auch ihren Augen zeigte, die immer mehr an Glanz verloren, bis sie schließlich gläsern und leblos wirkten.

Auf diesen Augenblick schien der Angreifer nur gewartet zu haben, denn mit einem kräftigen Ruck

zog er das Samuraischwert aus dem Rücken des Mädchens, die darauf schlapp in sich zusammensackte und wir nun erkannten, wem wir eigentlich gegenüber standen.

"Raidou!!", stießen wir zeitgleich hervor, als wir die blutüberströmte Wahnsinnsfratze der Bestie vor uns erblickten.

"Ich habe euch doch erklärt, dass ich jeden töten werde, der sich mir in den Weg stellt! Und glaubt nur nicht, dass ich in eurem Fall eine Ausnahme machen werde. Ihr seid die Nächsten!!"

Mit diesen hasserfüllten Worten trat das Monster, das nun vollends den Verstand verloren hatte, auf uns zu und schwenkte die blutrotgefärbte Klinge wie in einem dämonischen Ritual hoch über seinem Kopf, mit der festen Absicht jeden von uns zu vernichten.

Das letzte Duell

Ein Alptraum schien war wahr geworden. Raidou war zurück und hatte sich einem zügellosen Blutrausch hingeben, dem Ayane schon zu Opfer gefallen war und dem nun auch geopfert werden sollten.

"Ich bring dich um, du Schwein!!", brüllte Jann-Lee laut heraus und sprang auf die blutüberströmte Bestie zu, die Ayane Sekunden zuvor hinterrücks niedergestochen hatte. Alle Sicherungen waren bei Jann-Lee durchgebrannt, denn wenn auch Ayane keine besonders gute Freundin von ihm gewesen war, so war Raidous Tat doch so feige und gnadenlos, dass man sie tilgen musste. Immerhin war Ayane, Raidous eigene Tochter, sein eigen Fleisch und Blut, und selbst die Tatsache, dass sie Feinde waren, rechtfertigte nicht eine solche Wahnsinnstat.

Doch trotz seiner ehrbaren Absichten dieses Verbrechen zu sühnen, beging Jann-Lee einen folgenschweren Fehler, den er noch aufs Tiefste bereuen sollte.

"Halt!! Warte, tu das nicht!"

Ich versuchte den jungen Chinesen von diesem folgenschweren Fehler abzubringen, aber ich kam zu spät.

Schon hatte Raidou sein todbringendes Schwert in Position gebracht, weit ausgeholt und ließ es wie ein Fallmesser quer über den Brustkorb seines Gegners gleiten. Erneut ergoss sich durch den Raum ein Schwall der roten Flüssigkeit, der diesmal von einem lauten, qualerfüllten Schrei begleitet wurde.

Der Hieb schleuderte Jann-Lee meterweit zurück und unsanft kam der Chinese auf dem harten Betonboden auf.

Erst jetzt fiel mir das dämonische Grinsen im rotgefärbten Gesicht Raidous auf und ich verstand, was überhaupt los war.

"Das war alles geplant!", entfuhr es mir halblaut.

"Wie Bitte?"

Lei-Fang und Kasumi verstanden nicht, was ich meinte.

"Raidou hat es darauf angelegt, dass wir ihn anreifen. Warum hätte er sich sonst mit Angriff auf Ayane soviel Zeit gelassen? Er wollte unseren Zorn schüren und hat uns geradezu zu einer Attacke einladen."

Die beiden Mädchen reagierten schockiert und bestürzt, als sie begriffen, was geschehen war.

"Oh, mein Gott, du meinst doch etwa nicht, dass..."

Lei-Fang sah mich aus große Augen an.

"Doch.", bestätigte ich mit fester Stimme. "Raidou hat uns eine Falle gestellt und Jann-Lee ist blindlings hinein gelaufen."

Ich schaute auf den blutenden und vor Schmerzen stöhnenden Chinesen, der sich mit verzerrtem Blick die Wunde hielt, die sich quer über seinen gesamten Brustkorb erstreckte.

"Es gibt jetzt nur noch eine Alternative für uns!"

Kasumi sah mich irritiert an.

"Was für eine?"

"Nun.", begann ich schwer atmend, meine Verletzung machte mir plötzlich wieder mehr zu schaffen. "Ihr beiden müsst Ayane und Jann-Lee hier heraus schaffen, ich kümmere mich derweil um Raidou. So werdet wenigstens ihr gerettet."

Die beiden konnten kaum glauben, was sie da hörten.

"Das kann unmöglich dein Ernst sein, Bruder. Was wird den aus dir."

"Ist jetzt egal. Wichtig ist, dass ihr euch um Ayane und Jann-Lee kümmert, sie brauchen dringend ärztliche Hilfe."

Kasumi biss sich auf die Lippe und dachte zähneknirschend über die Alternativen nach.

"Also gut, wir tun es."

"Kasumi!", stieß Lei-Fang empört hervor. "Willst du das wirklich tun?"

Meine Schwester zögerte zwar einen Moment, aber nichts konnte ihren Entschluss mehr erschüttern.

"Ja, ich bin mir sicher. Hayate hat recht, es gibt keine andere Möglichkeit!"

Ich bewunderte meine Schwester. Ihr war die Entscheidung sicherlich nicht leicht gefallen, doch sie bewies Standhaftigkeit und tat das, was getan werden musste.

Ich umarmte sie zum Abschied, doch verzichtete auf ein "Leb wohl!" und versprach ihr stattdessen, dass wir uns wieder sehen würden. Sowohl Kasumi als auch mir bereitete diese Verabschiedung einen geradezu brennenden Schmerz in unseren Herzen. Doch trotz allem war nun für mich die Zeit gekommen, um das letzte Duell mit Raidou auszutragen.

"Da waren's nur noch drei." Raidou kicherte wie ein Geisteskranker. "So, wer von euch möchte als nächstes geschlachtet werden?"

Das war zuviel. Ich hatte nun keine Lust mehr mich zurückzuhalten und ließ es aus mir heraus.

"Halt dein verfluchtes Maul, du Arschloch! Ich hab es schon einmal gesagt und ich sage es wieder:

Unter keinen Umständen wirst du diesen Turm als Sieger verlassen!"

Ich zögerte nun nicht mehr länger und machte mich zum Angriff bereit. Ich hechtete auf Raidou zu und befördert ihn mit dem Gewicht meines Körpers von den Beinen. Raidou stieß einen schmerzerfüllten Schrei hervor und ließ das Schwert aus seiner Hand gleiten. Im Gesicht meines Gegners sah ich völlige Verblüffung und erkannte, dass er diese Attacke nicht erwartet hatte. Das war meine Chance. Ich riss die rechte Faust hoch und ließ sie wie ein Eisenhammer ins Gesicht der Bestie niederfahren. Ich spürte, wie das Nasenbein meines Gegners brach und sah wie er die Augen verdrehte.

Fürs erste war Raidou ausgeschaltet, doch ich machte mir keine Illusionen. Dieser Zustand würde nicht ewig anhalten und wenn wir unser Vorhaben in die Tat umsetzten wollte, mussten wir schnell handeln.

"Kasumi! Lei-Fang! Los jetzt!", wies ich die beiden an und die beiden Mädchen reagierten sofort.

Sie schnappten sich die beiden regungslosen Körper von Ayane und Lei-Fang und verließen den Raum so schnell sie konnten. Ein letztes Mal schaute Kasumi zu mir zurück und schien mir mit ihrem Blick so etwas wie "Pass auf dich auf!" mitteilen zu wollen, dann schloss sich die Tür des Aufzuges und verschwand in den Tiefen des Stahlbetongewölbes.

Damit waren die Vier nun verschwunden und ich war ohne Verbündete ganz auf mich allein gestellt.

Schneller als mir lieb war musste ich feststellen, was dies bedeuten sollte. Allein gegen ein Monster wie Raidou zu kämpfen.

Nachdem mein Gegner nämlich seine Augen wieder aufgerissen hatte und bemerkte was geschehen war, stieß er mich mit einem Wutschrei von sich und ich flog im hohen Bogen gegen die gegenüberliegende Säule in der Mitte der Aussichtplattform.

Der Putz bröckelte von der Betonsteinsäule und ich fiel, nachdem ich wie ein Ball abgeprallt war, geradewegs zu Boden.

Doch ich verblieb nicht lange dort, denn schon Momente später war Raidou bei mir, packte mich am Hals und zog mich auf Augenhöhe.

"Kannst oder willst du es nicht verstehen?" Raidou fletschte die Zähne. "Widerstand ist zwecklos!"

Ich versuchte mit allen Mitteln jegliche Schwäche zu vermeiden und mir vor der Bestie keine Blöße zu geben.

"Ich werde nicht aufgeben! Niemals!"

Raidou verzog die Visage.

"Das werden wir ja sehen!"

Mehrmals hämmerte Raidou meinen Schädel gegen die Wand und ich fühlte mich als ob bei jedem Hieb mein Kopf zerspringen würde. Ich wurde immer schwächer und kämpfte gleichzeitig mit der Bewusstlosigkeit. Einen aussichtsloser Kampf, wie sich rasch rausstellte. Denn schließlich übermannte mich die Ohnmacht doch und das Letzte, was ich wahrnahm, war wie Raidou mich an meiner rechten Schulter packte und wie ein Stück Abfall hinter sich warf.

"Du bist solch ein Narr, Hayate! Ich gab dir die Chance an meiner Seite zu kämpfen. Ich gab dir die Chance der stärkste Krieger der Welt zu werden. Ich wollte dir den Schlüssel zum Paradies geben. Doch wegen deiner Verbohrtheit und deiner Sturheit hast du das alles verspielt und deinen Untergang besiegelt."

Langsam schritt Raidou auf mich zu und hob ohne seinen Gang zu verlangsamen das Schwert, was ich ihm zuvor aus der Hand geschlagen hatte, wieder auf.

"Du wolltest mich töten?" Der Blutüberströmte lachte freudlos. "Wer bist du schon?" Raidou machte eine kurze Pause. "Ich sag dir wer du bist. Du bist ein nicht mehr als ein unbekannter Pseudoshinobi! Ein Niemand!"

Die Stimme meines Gegners tönte dumpf in meinen Ohren, doch ich schenkte ihr nur wenig Beachtung. Denn es passierte etwas Sonderbares. Nicht nur, dass mein Bewusstsein langsam zurückkehrte, auch meine Erinnerung schien nun endlich voll und ganz wiederzukehren. Geschehnisse aus meiner Kindheit, meine Familie und sogar die Gefangenschaft bei Raidou, die für meine Amnesie verantwortlich gewesen war, waren auf einmal wieder da. Kurzum ich wusste endlich wieder wer ich war und hatte meine Persönlichkeit zurück.

Wieso mein ich Gedächtnis ausgerechnet jetzt wiedererlangte, wusste ich nicht. Vielleicht waren es die Schläge gegen meinen Schädel, die dafür verantwortlich waren, oder vielleicht war es auch nur Zufall gewesen. Wie gesagt, ich wusste es nicht, aber es war mir auch egal, denn ich hatte Wichtigeres zutun.

"Ich bin kein Niemand! Ich bin Hayate Mugen-Tenshin, Shinobi des Windes! Und der Mann, der dich besiegen wird!"

Nun registrierte auch die Bestie, dass ich mein Gedächtnis zurückgekehrt war, doch verbarg weitestgehend jede Verwunderung hinter einer hasserfüllten und blutüberströmten Fratze.

"Du bringst mich zum Lachen!", rief Raidou höhnisch, hob die Klinge hoch über seinen Kopf, stieß sich vom Boden ab und flog mit dem Schwert im Anschlag auf mich zu, mit der festen Absicht mich zu ermorden. Allerdings weigerte ich mich dieses Schicksal zu akzeptieren. Ich sprang auf die Beine und ließ meine Faust in einem blitzschnellen Uppercut nach oben schießen.

Mit einem ohrenbetäubenden Krachen erreichte mein Schlag sein Ziel und zerschmetterte fast Raidous Kinn.

Der Körper der Bestie fiel zu Boden, aber ich war noch lange nicht fertig. Gerade als sich Raidou wieder aufrichteten wollte, rammte ich ihm meinen linken Ellbogen in die Magengrube und schrie dabei:

"Das ist für Jann-Lee!"

Raidou blieb die Luft weg und er taumelte etwa zwei Schritte rückwärts. Ich gewährte ihm aber keine Verschnaufpause und setzte direkt nach. Nun krachte mein rechter Ellbogen in seinen Bauch.

"Und das ist für Ayane!"

Ich kämpfte wie im Rausch und verspürte für die Dauer des Kampfes keinerlei Schmerzen, als ob das Adrenalin, das durch meine Adern floss, jeden Schmerz von mir nahm.

Raidou hingegen war am Ende. Er keuchte und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Er war genau dort, wo ich ihn haben wollte für meinen finalen Schlag.

"Und das ist für alle, die je unter deinem Terror leiden mussten!!", brüllte ich so laut ich konnte heraus und riss meine beiden Fäusten nach vorne. Sie verfehlten ihr Ziel nicht. Wie eine Kanonenkugel schleuderte mein Doppelhieb Raidou quer durch den Raum gegen eines der großen Aussichtsfenster. Klirren und Krachen war zu hören, als die Scheibe durch Raidous Gewicht zerbarst. Die Bestie stürzte mit einem Schrei, der mehr an das Brüllen eines Löwen erinnerte, in die Tiefe, den Straßen Tokios entgegen.

Aber das bekam ich nur zur Hälfte mit, denn meine Wunden hatten sich wieder zu Wort gemeldet. Schweißausbrüche und Fieberschübe waren die Folge. Ich fuhr mir wieder mit der Hand über den Verband und stellte nur wenig überrascht fest, dass die Fetzen, die ich mir um meine Wunde gelegt hatte, durchgeblutet waren. Mich hatte es schon lange gewundert, dass der Verband bis jetzt gehalten hatte. Obwohl es sehr schlecht um meine Gesundheit stand, schlechter denn je, um genau zu sein, war es mir, wenn ich ehrlich bin, eigentlich vollkommen egal, was aus mir werden sollte. Ich hatte meine Aufgabe erfüllt. Raidou war tot. Seine Pläne waren vereitelt. Und als mich nun ein Schlaf ereilte, aus dem nicht mehr aufzuwachen glaubte, war ich glücklich, weil ich endlich wusste wer ich war und wenn ich sterben jetzt würde, nicht als Unbekannter sterben müsste.

*
 

Ich hob die Lider und blickte in ein gleißendes Licht. Ich kniff die Augen und wandte den Kopf herum.

Wie ich feststellte befand ich mich in einem Raum. Einem strahlend weißem Raum mit weißen Wänden, weißen Möbeln und einem weißem Bett, in dem ich selbst lag.

Offensichtlich war ich in einem Krankenhaus und nicht etwa im Jenseits, wie ich zuerst annahm. Ich sah an mir herunter und erblickte feste Bandagen die professionell um all meine Wunden gelegt waren, einen Tropf, der durch eine Injektionsnadel mit meiner Vene verbunden war und einen hässlichen grauen Krankenhauskittel, den man mir wohl angezogen hatte während ich bewusstlos gewesen war.

"Bist du wach?", sprach eine Stimme von der Seite zu mir.

Ich wandte meinen Kopf und entdeckte meine Schwester Kasumi, die an meinem Bett wachte.

"Ja, ich bin gerade aufgewacht.", erwiderte ich mit müder Stimme auf Kasumis Frage.

"Was ist eigentlich passiert und wie geht es den anderen?"

Das waren die Dinge, die mich jetzt am meisten interessierten und obwohl mir noch ganz schön der Schädel brummte, wollte ich es unbedingt erfahren.

Sanft lächelte mich das rothaarige Mädchen an.

"Mach dir keine Sorgen. Es ist alles okay. Ayane und Jann-Lee geht es den Umständen entsprechend gut, sie sind über den Berg."

"Das freut mich zu hören." Ich atmete tief aus. "Aber wie bin ich hier hergekommen?"

"Das hast du mir zu verdanken."

Eine neue, aber mir sehr vertraute Stimme, drang an mein Ohr.

"Ryu!"

Ich war ziemlich überrascht die Gestalt meines alten Freundes Ryu Hayabusa in der Tür meines Zimmers zu erblicken.

"Er hat dich gerettet und hier hergebracht. Der Arzt meinte, ein paar Minuten länger in dem Turm und er hätte nichts mehr für dich tun können. Er wäre übrigens sowieso ein Wunder gewesen, dass jemand mit deinen Verletzungen überhaupt noch lebte."

Ich zog die Brauen hoch.

"Wirklich?"

"Ich war schon länger auf der Suche nach dir.", begann Ryu, der wie immer sein typisches Ninjaoutfit trug. "Nach deinem Verschwinden versuchte ich mich an deine Spuren zu heften, blieb aber immer einen Schritt dahinter. Und fand erst vor wenigen Tagen heraus, was sich hinter diesem ganzen mysteriösen ,Project Epsilon' verbirgt. Nachdem ich genug Informationen zusammenhatte, machte ich mich auf den Weg nach Tokio, kam aber leider erst an, als schon eigentlich alles vorbei war. Denn einzigen, den ich am Ort des Geschehens vorfand, warst du und als ich sah wie zugerichtet warst, brachte ich dich umgehend hierher, wo ich auch Kasumi und die anderen vorfand."

Ich stutzte.

"War wirklich nur noch ich am Tokio Tower?"

Hayabusa überlegte kurz.

"Ja ganz sicher, ich hab sonst niemanden dort gesehen."

"Nicht mal Raidou?"

"Nein. Du warst allein."

Das irritierte mich mehr als ich zugab. Ich hatte doch gesehen, wie sein Körper aus dem Fenster geschleudert wurde. Oder etwa doch nicht? Ich hatte bloß das Bersten der Scheibe gehört, aber nicht genau gesehen wie er abstürzte oder aufschlug. Es bestand die Möglichkeit, dass er sich irgendwie gerettet hatte und mit seinen Männern geflohen war. Er lebte also höchstwahrscheinlich noch,

was bedeutete, dass nur eine weitere Schlacht zu Ende war, aber der Krieg weitergehen würde und wir uns auf weitere Begegnungen mit dieser Bestie in Menschengestalt einstellen mussten.

Ich hatte heftige Bedenken und war zutiefst darüber besorgt, verzichtete jedoch darauf sie mit Ryu und Kasumi zu teilen, zumindest vorerst. Erstmal feierten wir die Tatsache, dass wir wieder vereint waren, der Alptraum endlich zu Ende war, wenn auch nicht für immer, ich nach Wochen des Suchens und Wartens endlich mein Gedächtnis wiedererlangt und meine Amnesie besiegt hatte.
 

ENDE



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (33)
[1] [2] [3] [4]
/ 4

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-08-18T10:48:00+00:00 18.08.2006 12:48
Das war wirklich ein cooles Ende (Kasumi íst einfach die Beste *schwärm*) ^.^ Es hat echt Spaß gemacht deine Geschichte zu lesen (vielleicht kommt ja noch eine Fortsetzung *kleiner scherz*?)^,^
Aber ich hätte da noch eine Frage: Du hast ja geschrieben (ich zitiere) Ich bin Hayate Mugen-Tenshin, Shinobi des Windes! Ich kenne mich eigentlich ganz gut mir DoA aus, aber stimmt das mit dem Shinobi des Windes? Wenn ja, ist Kasumi auch eine Shinobi des Windes, aber ich glaube sie ist ja ein Kunoichi soviel ich weiß?!?! Schreib mir bitte deine Antwort in mein Gästebuch, das wäre echt nett von dir ^__^
Gruß Suna-kun3^^
Von: abgemeldet
2006-08-18T10:25:09+00:00 18.08.2006 12:25
Das ist ja mal weider ein cooles/trauriges Kapitel, denn Ayane tut mir so leid *Taschentuch zück*! Aber hab ich es nicht gesagt, dass der Plan von Leifang gut ist *schwärm*!
*Finalkapitel anklick und gespant lese*
Von: abgemeldet
2006-08-17T21:30:26+00:00 17.08.2006 23:30
Was sollen denn die Kommentare über Leifang und ihre Idee von Uriko7 und beachKasumi heißen, denn Leifang´s Idee war echt super und die beste die ich bis jetzt in der Geschichte gehört hab (Leifang ist so cool *fähnchen schwink*)^.^
Grußle Suna-kun3^^
Von: abgemeldet
2006-08-17T21:20:13+00:00 17.08.2006 23:20
Kasumi ist ja sooooo coooooool ^.^ *wieder schwärm* Die arme Kasumi X *traurig guck*!
Ich muss Uriko7 recht´geben, denn du hast den Tod von Kasumi X echt gut beschrieben *gleich nächstes Kapitel anklick* ^.^
gruß Suna-kun3^^
Von: abgemeldet
2006-08-17T21:07:04+00:00 17.08.2006 23:07
Cool ^.^ Ich finde Leifang immer besser in deiner Geschichte (sie gehört ja auch so schon zu meinen Lieblingen in DoA *schwärm von Leifang* ^-^)
*Nächstes Kapitel anklick*
Gruß (mal wieder ^^") Suna-kun3^^
Von: abgemeldet
2006-08-17T10:53:11+00:00 17.08.2006 12:53
Oh, ein Klon von Kasumi (*wie gemein*)! Ksumi ist nämlich so cool ^.^ansonsten tolles Kapitel und *weiterles im nächsten Kapitel*
grußle Suna-kun3^^
Von: abgemeldet
2006-08-17T10:44:53+00:00 17.08.2006 12:44
Du machst es wirklich spannend....^^
Leifang ist so cool und nett usw. (Jann-Lee ist vielleicht garnicht sooo schlecht ^^")!
*nächstes Kaptel anklick*
gruß Suna-kun^^
Von: abgemeldet
2006-08-17T10:35:34+00:00 17.08.2006 12:35
Also ich find das Kapitel eigentlich ganz toll, bloß dass eine meiner Lieblingscharas (Leifang *schwärm*) mit Jann-Lee (nichts gegen Jann-Lee oder seine Fans, aber den mag ich irgendwie nicht ^^")zusammen ist! Immer schön weiterschreiben *nächstes Kapitel weiterles*
gruß s
Suna-kun3
Von: abgemeldet
2006-08-16T16:35:25+00:00 16.08.2006 18:35
Hier ist noch eine Kommi *wink* ^.^!
Mal wieder total gut. Bin mal gespannt wie es mit Hayate weitergeht ansonsten wie beachKasumi *nächstes Kapitel weiterles*
grußle Suna-kun3
Von: abgemeldet
2006-08-16T16:27:59+00:00 16.08.2006 18:27
Der Teil ist ja auch echt super!
*gleich nächstes Kapitel spannend weiterlese*
Und wie ich schon sag, schön weiterschreibe und
gruß Suna-kun3^^


Zurück