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Mafioso's Girl I

Nami wurde nervös. Ihr Puls stieg, ihre Handflächen wurden unangenehm feucht und ihr Herz schlug immer schneller. Dabei war sie wahnsinnige Aufträge und Abenteuer eigentlich gewohnt, zumal ihr Kapitän niemand anderes als Ruffy war. Da war Chaos vorprogrammiert. Doch dieses Mal war es irgendwie anders, als würde etwas in der Luft liegen. Wohlmöglich lag es daran, dass die neue Insel an der sie angelegt hatten, eine Mafia-Hochburg war. Überall, wo man hinsah, lungerten dunkle Gestalten und machten umso dunklere Geschäfte. Am Tage hatte die Crew das ganze Untergrund-Treiben nicht mitbekommen, die Stadt schien fast normal und alltäglich. Eine große Hauptstraße lockte neue Touristen und Anwohner mit zahlreichen Läden und Angeboten an, ein frischer Duft wehte durch die Gassen und die Sonne schien angenehm warm auf alle hinab. Während des Shoppings mit Robin fielen ihr allerdings die ersten Anzeichen auf. Beispielsweise trennten die Kassierer und Kassiererinnen haargenau das Geld, welches Nami für die Klamotten auf den Tresen legte. Nicht alles, was sie ausgab, landete direkt in der Kasse - ein Teil wurde in einen separaten Safe gesteckt, welcher für ungebetene Augen meist hinter der Theke versteckt blieb. Doch Nami kannte das gewohnte Drehen des Rädchens, das klackernde Ein- und Aushaken der metallenen Stäbe im inneren des Schlosses und das Geräusch von klirrendem Bargeld. Egal welchen Laden sie betraten um ihr Geld auszugeben, ein Anteil wurde immer sorgfältig verstaut. Man könnte meinen, dies wäre vielleicht nichts ungewöhnliches, doch die Blicke der Angestellten hatten Namis Aufmerksamkeit geweckt - irgendetwas verheimlichten sie. Spätestens, als in einer Boutique nur ein paar Meter weiter ein langhaariger Mann, inklusive Pelzmantel und Hut, eintrat und um eine 'frühzeitige Auszahlung' bat, wusste sie, dass etwas nicht stimme. Die Kassiererin erbleichte beim Anblick des Mannes, öffnete jedoch sofort den Safe und händigte diesem einen prall gefüllten Sack voller klimpernder Münzen aus. Angeekelt beobachtete Nami das verschwörerische Zwinkern und das "Danke, Schätzchen", bevor der Typ den Laden verließ.
 

Da Nami und Robin diese dubiose Transaktion mitbekommen hatten, quetschten sie direkt die zierliche Frau aus, die noch immer leicht blass im Gesicht war. So erfuhren sie die Wahrheit: Nostra Island war der Treff- und Angelpunkt der Mafia-Familien. Hier versammelten sie sich, handelten, schlossen neue Verträge oder Feindschaften. Alles unter dem Deckmantel einer vermeintlichen friedlichen Insel, so wie die Crew sie am Tage bisher erlebt hatte. Doch sobald die Sonne am Himmelszelt Platz für den Mond machte, erwachte der Untergrund. Viele Inselbewohner lebten schon immer hier und durften bleiben, solange sie regelmäßig ihre 'Miete' bezahlten - in welcher Form auch immer. "Es gibt auch andere Möglichkeiten, um hier bleiben zu dürfen." flüsterte die Kassiererin und schluckte schwer. "Im Zentrum der Stadt gibt es viele...Läden zur Unterhaltung." Nami gefiel diese Beschreibung überhaupt nicht, und sie sollte Recht behalten - es handelte sich um Bordelle. Und zwar zahlreiche.
 

Abermals rieb sich Nami über ihre nackten Arme, um die aufkommende Gänsehaut zu vertreiben. Leider rührte diese nicht von der Kälte, denn in dem kleinen Hinterzimmer war es mehr als nur stickig und warm. Mehrere Frauen wuselten um sie herum, frisierten sich, richteten ihr Make-Up. Nami selbst steckte in einem hauchdünnen Kleid, welches durch bedacht platzierte Aussparungen kaum Fantasie benötigte. Sie hatte zwar nichts gegen freizügige Outfits, doch dieses Stück Stoff veranlasste sie dazu, sich verdecken zu wollen. Möglicherweise lag es auch an dem Ort, an dem sie sich befand.
 

Zum Schock und Verdruss der gesamten Crew wurde ihre neue Bekanntschaft Ana, welche sie zu Beginn beim Anlegen angetroffen hatten, von besagten Mafiosos entführt und in eines der zahlreichen Bordelle verschleppt. Die Strohhut-Piraten wären nicht die Strohhut-Piraten, wenn sie nicht alles versuchen würden, um ihre neue Freundin zu retten. Allerdings gab es zu viele Läden und sie hatten zu wenig Zeit, um gemeinsam alle zu durchkämmen - also wurden Teams gebildet und Strategien ausgefeilt, um unbemerkt hineinzukommen und nach Ana Ausschau zu halten. Zu Namis (und Robins) Leidwesen war es relativ einfach gewesen, sich als eine der Frauen auszugeben, die dort arbeiteten. Viel mehr störte Nami allerdings der Fakt, dass ihr zugeordneter Teamkollege niemand anderes als Zorro war.
 

"Erster Tag, hm?" kam es von Namis Seite und schreckte sie sogleich auf. Warme braune Augen blickten ihr entgegen. "Keine Sorge, du schaffst das. Die meisten Kerle musst du nur ein bisschen bezirzen, mehr nicht." erklärte die Fremde und zog sich ihre Strümpfe zurecht, die bis zu ihren Oberschenkeln reichten. Danach gab sie Nami ein Zeichen, ihr zu folgen. Es folgte ein langer Flur, und je näher sie dem Hauptraum kamen, desto lauter wurde die Musik. "Pass nur auf bei den hohen Tieren." bekam Nami noch den Tipp. "Manche wollen etwas mehr...Aufmerksamkeit, gerade von so jungen hübschen Dingern wie dir." Etwas sprachlos nickte Nami, innerlich betend, dass sie mit keines dieser hohen Tiere in Berührung kommen würde. Zumal sie eh nur nach Ana Ausschau halten wollte - im Hinterzimmer, wo die Frauen sich für ihre Schicht fertig machten, war sie schon mal nicht gewesen.
 

Tief atmete Nami durch, rieb sich die schweißnassen Hände an dem dünnen Stoff ab und betrat den offiziellen Bereich des Bordells. Mehrere Podeste inklusive Stangen durchbrachen einzelne Sitznischen, die aus dunkelroten Sofas und Sesseln bestanden. Die Wände waren abgedunkelt, einzelne Lichter und Akzente ließen dennoch genügend einsehen, sodass Nami eine leichte Röte auf den Wangen spürte. Innerlich schüttelte sie sich, um wieder Konzentration zu erlangen - sie hatte eine Mission. Dennoch suchten ihre Augen automatisch nach einem grünen Haarschopf, der hier irgendwo stecken musste. Schließlich sollte er einen einfachen Mafioso spielen, der sich hier die Zeit vertreiben wollte. Wo steckte der Idiot nur?
 

Nami setzte sich endlich in Bewegung, hielt sich jedoch nahe der Wand, um niemanden im Rücken zu haben. So, wie sie das Geschehen beobachten konnte, war ungefragtes Anfassen definitiv erlaubt - darauf konnte sie gut und gerne verzichten. Dennoch zischte sie kurz darauf erschrocken auf, als eine grobe Hand ihren Oberarm umfasste und sie zurück wirbelte. "Wer bist du denn, hübsche Blume?"

Der Mann war nur etwas größer als sie, doch wesentlich älter. Graues Haar zierte seine Schläfen, Falten umzogen sein gieriges Grinsen und seine Stimme klang rau vom jahrelangen Rauchen. "Leiste mir Gesellschaft." fügte er hinzu, als er die Begutachtung ihres gesamten Körpers abgeschlossen hatte. In Nami stieg Übelkeit auf. Als sie sich nicht bewegte, verstärkte er seinen Griff. Das Grinsen verzog sich zu einem boshaften Lachen. "Nicht schüchtern sein, noch beiße ich nicht - vielleicht später." lachte er. In Nami klingelten die Alarmglocken. Was sollte sie tun? Einfach mitspielen, wie abgesprochen? Oder diesem Ekel einfach zwischen die Beine treten und hochkant abhauen? Doch was würde dann mit Ana passieren, sollte sie genau hier sein? Und wo zum Teufel steckte eigentlich...
 

"Ich würde Ihnen raten, mein Eigentum loszulassen." raunte eine dunkle Stimme hinter ihr und ergriff das Handgelenk des schmierigen Alten. Namis Gänsehaut war zurück, wenn auch aus anderen Gründen. Ihr Blick richtete sich auf Zorro, welcher entsprechend seiner Rolle in einem maßgeschneiderten dunkelgrünen Anzug steckte, der ihm zugegebenermaßen ausgezeichnet stand. Seine Miene war undurchdringlich, auch wenn er ihr einen kurzen Seitenblick schenkte. Die Erleichterung über seine Anwesenheit verweilte jedoch nur kurz, als der alte Mann vor ihnen schnaubte. Außerdem: Hatte er sie gerade als sein Eigentum bezeichnet?
 

"Wie redest du mit mir, Grünschnabel? Weißt du nicht, wer ich bin?"

"Ich könnte dasselbe fragen." echote Zorro und verstärkte seinen Griff, sodass der Mafioso zischend Namis Arm los ließ. Zügig machte sie einen Schritt zurück, auf ihren Teamkollegen zu. Doch anstatt sich schützend vor ihr zu stellen, spürte sie plötzlich seine Hand auf ihrer Taille, die sie näher an ihn heranzog. Die ungewohnte Nähe ließ sie regelrecht erstarren, während er nicht mal mit der Wimper zuckte. "Bursche, du verstehst wohl nicht. Wenn ich etwas will, kriege ich es auch." Die Hand des Mafiosos legte sich an seinen Gürtel, welcher mehrere Waffen bereithielt. Während Nami große Augen bei den Pistolen machte, wirkte Zorro regelrecht gelangweilt. Inzwischen war Nami doch ganz froh, ihn als Missionspartner zugeteilt bekommen zu haben, auch wenn diese Show etwas zu viel für ihre Nerven war. Warum war sie so angespannt, nur weil er seine Rolle als böser Mafioso ausspielte? Nur musste er sie dafür wirklich so nahe an sich ziehen? Am Ende bemerkte er noch, wie wild ihr Herz schlug.
 

"Zu schade, da sie bereits mir gehört." erklärte Zorro, welcher sie wieder in die Realität katapultierte. Mit einem Seitenschritt zog er sie rückwärts an seine muskulöse Brust - sie hätte schwören können, ein kurzes Zucken seiner Mundwinkel zu sehen, als sie deswegen erschrocken eingeatmet hatte. Nami spürte seinen warmen Atem auf ihrer freigelegten Haut, als dieser sowohl sein Handgelenk, als auch ihren Oberarm präsentierte. Verwirrt und schockiert starrte sie auf das kleine Tattoo, welches seine Haut schmückte - er hatte dasselbe Muster wie Namis. Er hatte doch wohl nicht...
 

Der Fremde knirschte mit den Zähnen und starrte auf die zwei Tattoos, die sich bis auf die Größe eins zu eins ähnelten. Während Nami versuchte, das Gesehene zu verarbeiten, spuckte der Mann auf den Boden vor ihnen. "Na schön. Lass deinen Einkauf nicht so frei herumstolzieren, wenn sie nicht jemand stehlen soll."

Zorro schaute lediglich grimmig, bis der Mafioso außer Sichtweite war. Erst dann ließ er Nami los, die dies nur nebenbei mitbekam. Verdattert ergriff sie seinen Unterarm und zog den Ärmel wieder ein Stück hoch. "Was zum Teufel ist das, Zorro?" rief sie aus, was ihn nur dazu brachte, die Augen zu verdrehen. "Schrei hier nicht so rum, verdammt! Sonst war die ganze Aktion eben völlig sinnlos."

Nami zog die Augenbrauen zusammen. Erst jetzt fiel ihr wieder auf, wie nahe er ihr gekommen war - eine kurze Schamesröte konnte sie nicht unterdrücken. "Du hättest auch nicht gleich auf Mafiaboss machen müssen! Was sollte das Ganze!"

An Zorros Stirn traten langsam die Adern hervor, die seine aufkommende Wut nur verdeutlichten. Diese Frau brachte ihn einfach zur Weißglut! "Ich sagte doch, schrei hier nicht so rum!" rief er aus und bemerkte selbst, wie seine eigene Stimme sich erhob. Einige Augenpaare richteten sich auf die Streithähne.
 

Genervt seufzte Zorro auf, ergriff Namis Handgelenk und zog sie durch die Masse in einen dunklen Gang hinein, der zu verschiedenen Räumen führte. Nami wollte gar nicht wissen, was sich dort hinter geschlossenen Türen abspielte. Erst, als sie stehen blieben und es etwas ruhiger wurde, starrte sie wieder zu den Grünhaarigen hinauf und kreuzte somit seinen Blick. Einige Sekunden war es still, als dieser geradezu unbeabsichtigt seinen Blick fallen ließ, nur um umso schneller wieder hoch zu sehen. Konnte Nami da einen kleinen Rotschimmer ausmachen? Noch ehe sie etwas sagen konnte, machte er einen Schritt zurück und zog seinen Ärmel wieder hoch. "Das war Robins Idee." klärte er die Orangehaarige auf. "Sie hat herausgefunden, dass viele Mafiosos ihre...Besitztümer...markieren." Zorro räusperte sich, als hätte er plötzlich einen Frosch im Hals.
 

"Und deswegen hast du dir mein Tattoo stechen lassen?"
 

"Das ist nicht echt! Was glaubst du denn?" Zorro runzelte genervt die Stirn. "Warum sollte ich mir denn dein Tattoo nachstechen lassen?"
 

"Was weiß ich! Ihr kommt immer auf die blödesten Ideen."
 

Zorro brummte ungehalten auf. Diese Hexe machte ihn noch wahnsinnig. Anstatt dankbar für die Rettung zu sein, machte sie ihm auch noch Vorwürfe! "Das ist aufgemalt. Damit wir auch ohne Kampf fliehen können, sollte es Ärger geben." erklärte er genervt, schaute danach jedoch den Gang hinunter. "Wobei ich dem Typen gerne die Meinung gegeigt hätte." Ein böses Funkeln umspielte sein Auge, was Nami beinahe zum Schmunzeln gebracht hätte. Kleine Anflüge von Rachsucht und der Sinn für Gerechtigkeit waren bei ihm schon immer ausgeprägt gewesen - etwas, was sie gemeinsam hatten.

"Na schön." gab Nami auf und lenkte so die Aufmerksamkeit wieder auf sich. "Hast du Ana gesehen?" Zorro schüttelte den Kopf. "Und du?" Abermaliges Kopfschütteln. "Was machen wir jetzt? Sollen wir..." begann Nami, wurde jedoch je unterbrochen, als eine Gruppe an Männern an ihnen vorbei spazierte. Umringt wurden sie von kichernden Frauen, alle knapp bekleidet und betrunken - außer eine von ihnen.
 

"Ana." flüsterte Nami, sodass auch Zorro einen Blick zu der Truppe warf. Die zierliche Frau war etwas kleiner als Nami, hatte dunkles Haar und ebensolche Augen, die momentan nur auf den Boden vor ihr verharrten. Ähnlich zu den anderen Arbeiterinnen hier steckte sie in kurzen Klamotten, der Minirock war unnötig knapp und das Oberteil bestand lediglich aus einer Art Bikinioberteil. Nami wurde rasend wütend bei dem Anblick, schließlich hatte Ana sich dies hier nicht ausgesucht. Unbemerkt hatte sie einen Schritt nach vorne gemacht, wurde jedoch sogleich von Zorro aufgehalten.
 

Die Truppe bemerkte die Beiden ebenfalls. "Hey, Süße! Schließ dich uns gerne an, wenn es der Typ nicht bringt - wir haben Zimmer 8 reserviert." kicherte der Blonde der Truppe und betrachtete Nami von oben bis unten. Zorro zog die Augenbrauen zusammen. Was sollten sie nun tun? Sie konnten Ana schlecht der bewaffneten Gruppe entreißen und einfach aus dem Bordell abhauen - dafür war zu viel Kundschaft da. Schließlich sollten sie so wenig Aufmerksamkeit wie möglich erregen, um die Flucht von der Insel so einfach wie möglich zu halten. Bevor Zorro eine Entscheidung fällen konnte, die eh auf einen Kampf hinaus laufen würde, trat Nami an seine Seite. Ihr spitzbübisches Lächeln verhieß nichts Gutes.

"Danke für die Einladung, aber das muss mein Herr entscheiden." flötete sie und stieß Zorro so unauffällig wie möglich in die Seite. Dieser starrte auf die kleine Hexe hinunter, die schon wieder etwas ausgeheckt hatte. Wollte sie wirklich mit den Mafiosos in eines der Zimmer? Wie sollten sie dort denn Ana befreien? "Dein Herr kann mitkommen, Kleines. Du wirst sehen, dass es auch noch andere Alternativen gibt." Der Typ leckte sich über die Lippen und verursachte eine unangenehme Gänsehaut, die Nami ignorierte. Stattdessen umfasste sie Zorros Arm und schmiegte sich an ihn, als würde sie seine Nähe suchen. Zorro hob eine Augenbraue. "Los, mach schon. Wie sollen wir sonst an sie rankommen?" flüsterte sie ihm genervt zu, behielt jedoch dieses aufgesetzte Lächeln auf den Lippen - sie war schon immer eine gute Schauspielerin gewesen.
 

Zorro hob wieder den Blick und begegnete kurz dem von Ana. Ihre Augen schrien geradezu nach Hilfe, was Zorro nur seufzen ließ. "Na schön." sagte er laut und hob eines der Mundwinkel. "Die Einladung nehmen wir gerne an."

Mafioso's Girl II

Nami wusste nicht so recht, ob sie erleichtert oder beunruhigt sein sollte, dass sich Zimmer 8 nicht wirklich von dem großen Vorraum des Bordells unterschied. Auch hier waren alle Wände dunkel gehalten, wenige Leuchten und kleine Scheinwerfer schenkten diffuses Licht und die einzigen Farbakzente waren das Rot der Ledercouchen und goldene Applikationen. Das Hauptaugenmerk lag in der großen Sofa-Formation, die kreisrund um ein Podest inklusive Stange aufgebaut worden war. Kritisch beäugte sie eines der Mädels, die wie selbstverständlich darauf zuging. "Eure Kleine scheint etwas schüchtern, werter...?" kam es von einem der Männer, die sie hierhin eingeladen hatten. Sein Jackett streifte ihren Arm, als dieser vorbei in den Raum lief. Automatisch machte Nami einen Schritt zurück, fand sich jedoch sogleich an Zorros Brust wieder. Eine warme Hand auf ihrer Schulter ließ sie kurz zu ihn aufsehen. Die verkniffene Miene hatte er beibehalten, seitdem die Zusage erteilt wurde. Auch jetzt scannte er den Raum nach möglichen Gefahren und Fluchtruten ab, bevor er Nami sanft in das Zimmer schob und dem Mafiosi antwortete. "Zorlando."

Dieser hatte es sich mit den restlichen vier Männern auf den Sofas bequem gemacht und schnipste eine der Damen herbei, die Nami bisher gar nicht aufgefallen waren. Hinten an der Wand befand sich eine eigene kleine Bar, die allmögliche Spirituosen beinhaltete und von zwei hübschen Kellnerinnen bedient wurde. Arbeiteten hier wirklich nur Frauen?

"Zorlando? Noch nie von gehört." merkte der Typ an, der uns im Flur angesprochen hatte. Sein Jackett hatte er über die Lehne des roten Sofas gelegt. "Und das Goldstück an deiner Seite?"
 

"Ist nicht zu verkaufen." erwiderte Zorro trocken, suchte sich einen freien Platz und setzte sich, die Orangehaarige mit sich ziehend. Nami verstand langsam, warum die Männer sich von einer Schicht ihrer Kleidung befreiten - es war warm hier drin. So warm, dass sie beinahe froh war, lediglich dieses dünne Kleidchen zu tragen. Allerdings hielt dieses Gefühl nicht lange an, als sie die Blicke der Männer auf sich spürte. Insbesondere der Blonde schien allerdings von ihr angetan zu sein, denn dieser beachtete kaum die brünette Frau, die beinahe auf seinen Schoß kroch.

"Ich bin Emmanuel Kantros - den Namen habt ihr sicherlich schon gehört. Das sind ein paar meiner Männer." stellte er sich vor, während es in Namis und Zorros Kopf ratterte. Beide kannten die Kantros-Mafia nicht.
 

Die Bardamen brachten mithilfe zweier Tabletts mehrere Getränke zu den Gästen und retteten sie vor einer Antwort. Misstrauisch beäugte Nami die Gläser, die nach einem kurzen Geruchscheck Sake beinhalteten. Über ihr Getränk hinweg traf sie Anas Blick. Offensichtlich fragte sie sich, warum die beiden Strohhüte hier waren. Nami versuchte sie über die Entfernung hin beruhigend anzusehen, bevor die kleinen Gläser gehoben wurden und getrunken werden musste. Da kam Nami die Idee.
 

Als die Gläser automatisch wieder aufgefüllt wurden, lehnte sie sich zu Zorro rüber. "Machen wir sie betrunken." flüsterte sie in sein Ohr, ihr Atem streifte seinen Hals. "Hm?" Nami unterdrückte ein Augenrollen bei dieser Begriffsstutzigkeit. "Wenn sie dicht sind, ist es vielleicht leichter, abzuhauen." Er nickte unmerklich. Allerdings bedeutete das, dass die beiden auch trinken würden müssen, um den Schein zu waren. Zorro wusste nicht, ob Nami dies mit eingeplant hatte, als die zweite und dritte Runde Sake geext wurde. Tatsächlich waren die beiden von der gesamten Crew noch am trinkfestesten, zumindest bewiesen das ihre regelmäßigen Trink-Wettbewerbe auf Feten oder wenn sie die Bars auf neuen Inseln unsicher machten. Allerdings konnte Nami bisher nie gänzlich mit ihm mithalten, daher beunruhigte ihn der Gedanke, Ana und eine betrunkene Nami zu retten.
 

Die nächste Stunde über lief es ähnlich ab: sobald der Sake geleert worden war, wurden einzelne Gespräche geführt, zwei Frauen wechselten sich an der Stange ab und der Rest unterhielt die Mafiosi, bevor die Gläser wieder aufgefüllt dastanden. Dass nicht nur die Männer, sondern auch die Arbeiterinnen ziemlich auf Tuchfühlung gingen, beschämte Nami etwas. Zumal sie, im Gegensatz zu ihren vermeintlichen Kolleginnen, lediglich neben Zorro saß und versuchte, nicht zu Ana zu eilen, die von einem der Typen belagert wurde. Außerdem bemerkte sie langsam die Hitze des Alkohols, der ihr durch den gesamten Körper fuhr. Zorro schien es ähnlich zu gehen, zumindest hatte er sein Jackett mittlerweile ebenfalls ausgezogen und die Ärmel des dunklen Hemdes hochgekrempelt - irgendwie fand sie diesen Anblick weitaus besser als seine üblichen Shirts.
 

"Zorlando, ich gebe dir gerne eines meiner Mädchen ab, wenn du willst. In der Zwischenzeit kann ich deine Kleine...kennenlernen. Vielleicht wird sie bei mir etwas lockerer." Das schmierige Grinsen von Kantros ließ Namis Griff um ihr Sake-Glas versteifen. Verdammt, es war also aufgefallen, dass sie nichts tat. Ein Mädel mit knallroten Haaren und Overknee-Stiefeln grinste verrucht, als sie Zorro in Augenschein nahm und schon bereitwillig aufstehen wollte - anscheinend hatte sie es eilig, die Freiwillige zu spielen. Nami beobachtete dies nur mit zusammengekniffenen Augenbrauen und schnaubte auf. Natürlich wäre es eine Möglichkeit, sich zu dem Mafiaboss zu setzen und direkt dafür zu sorgen, dass er schneller betrunken wurde. Allerdings würde das bedeuten, seine Hände auf ihrer Haut zu akzeptieren - allein bei dem Gedanken wurde ihr übel. Als die Rothaarige aufstand, kippte Nami den Sake in ihren Händen herunter, schmiss das Glas auf eines der Beistelltische und legte eine Hand auf Zorros Oberschenkel, bevor sie sich abermals zu ihn lehnte. "Wehe, du bildest dir darauf etwas ein." flüsterte sie, bevor sie aufstand und einen möglichen Einspruch somit untersagte.
 

Zorro dachte im ersten Moment, dass Nami das Angebot von Kantros annehmen würde - bis er mit großen Augen beobachtete, wie die Navigatorin sich plötzlich auf seinen Schoß setzte und an ihn schmiegte, als würde sie ihm gehören. Er erstarrte zu einer Salzsäule, als er Namis Hände spürte, die über seine Brust und Schultern fuhren.
 

Kantros grinste auf. "Das Kätzchen will wohl nicht teilen - zu schade."
 

Nami beobachtete, wie die Rothaarige sich wieder setzte und unzufrieden zu ihr rüber starrte. Sie konnte sich das siegessichere Grinsen nicht verkneifen, allerdings rutschte dieses etwas ab, als sie Zorros warme Hände an Taille und Oberschenkel spürte. Unbeabsichtigt rutschte ihr Blick zu ihren Teamkollegen, welcher ebenfalls zu ihr sah. Nami spürte ihren schneller werdenden Herzschlag, als sie den kurzen Abstand zwischen ihnen registrierte. Sie wusste nicht, ob es an dem Sake oder etwas anderem lag, aber irgendwie sah Zorro genauer betrachtet gar nicht so schlecht aus. Die markante Kieferstruktur, die gerade Nase und die einladenden Lippen...
 

"Gefällt dir, was du siehst?" fragte Zorro leise, das belustigte Zucken seiner Mundwinkel dabei unterdrückend. Auch er spürte langsam den Alkohol, vertrug jedoch noch einiges. Allerdings brachte ihn die Nähe zu der Hexe etwas aus dem Konzept - trotz der Jahre, die sie bereits auf einem Schiff verbracht hatten, waren sie sich noch nie so nahe gekommen. Natürlich war ihm schon aufgefallen, dass die Navigatorin ungewöhnlich hübsch und ansehnlich war, schließlich nutzte sie dies auch des Öfteren aus, um sich in Bars diverse Drinks ausgeben zu lassen. Doch weiter als Umarmungen waren sie nie gegangen. Umso überraschter war er, als Nami den Kopf leicht neigte und zur Antwort ansetzte. "Vielleicht." gab sie zu, die Männer und Frauen um sich herum komplett ignorierend. Kurz stockte ihm der Atem, als sich ihre Lippen langsam zu einen Grinsen verzogen, so als ob sie wüsste, welche Wirkung sie gerade auf ihn hatte. Aber was sollte er machen - er war schließlich auch nur ein Mann.

Zorros Blick rutschte abermals an dem dünnen Stofffetzen entlang, welchen sie trug und perfekt ihre Rundungen betonte. Erst im Gang vorhin hatte er realisiert, wie gut sie darin aussah. Auch jetzt spürte er die leichte Scham, als sie ihn beim Starren erwischte und schmunzelte. Ein Zeichen, dass der Alkohol ihr langsam zu Kopf stieg - an anderer Stelle hätte sie ihm sicherlich eins übergebraten, wenn er sie so ausgehungert betrachtet hätte. "Ich dachte, ich soll mir nichts darauf einbilden." murmelte er, während sie geradezu gedankenverloren über die kurzen Haare an seinem Hinterkopf fuhr. Es wäre ein leichtes gewesen, dem Drang nachzugeben und sich zu ihr runter zu beugen. Einfach dieses neue Gefühl auszukosten, was Nami gerade in ihm erzeugte. Aber so sehr ihm die Hitze und das plötzliche Verlangen in den Kopf stieg, er wusste, dass sie beide gerade nur ihre Rollen spielten. Sobald sie eine Chance zur Flucht sahen, würden sie sicherlich wieder zu sich selbst finden und die Geschehnisse in diesem Bordell hinter sich lassen. Zumindest würde er es versuchen. Allerdings hatte er die leise Befürchtung, dass diese Nähe zur Navigatorin noch lange nachhallen würde, selbst wenn sie wieder zurück an Bord gehen würden.
 

Dass Nami derselbe Gedanke durch den Kopf fuhr, konnte Zorro nicht wissen. Denn so sehr Nami auch in neue Rollen schlüpfen konnte, diese hier gefiel ihr wider Erwarten doch. Als ihr jedoch bewusst wurde, dass das definitiv an dem Schwertkämpfer und weniger an dem Sake lag, schluckte sie schwer. Natürlich hatte sie bemerkt, dass er gut aussah; auf ihrer bisherigen Reise gab es schließlich auch genügend Frauen, die ihm hinterher blickten. Doch bisher hatte sie nie weiter darüber nachgedacht, zumal sie einer Crew angehörten. Nami befürchtete, dass sie diese Anziehung, die sie gerade verspürte, nicht so leicht los werden würde können.
 

Eine neue Runde Sake unterbrach ihren Blickkontakt und rettete beide vor deren Gedankenstrudel. Nami warf einen vorsichtigen Blick zu den Mafiosi, die allesamt angetrunken wirkten. Ana nickte ihr unauffällig zu, den Plan mittlerweile verstehend. Auch sie tat ihr bestes, den Mann neben ihr abzufüllen. Langsam wurde Nami ungeduldig, auch wenn sie es insgeheim ein wenig zu sehr genoss, auf dem Schoß des Schwertkämpfers zu sitzen. Vielleicht auch gerade deshalb - einfach weil sie diese neue Empfindung etwas überforderte. Dennoch waren mittlerweile einige Stunden vergangen und der Rest der Strohhüte fragte sich sicherlich, wo sie blieben. So wie sie Ruffy kannte, würde er jeden Moment auch dieses Bordell stürmen, um sie zu finden. Der ursprüngliche Plan, ruhig und gesittet zu verschwinden, wäre somit nur hinfällig. Gerade, als sie die Männer zu einer weiteren Runde Alkohol überreden wollte, hörte sie es: lautes Geschrei hallte zu ihnen rüber, Pistolenschüsse wurden abgefeuert und Gläser schienen in tausend Scherben zu zerbrechen.
 

Kantros löste sich vom Hals seiner Begleitung und sah auf. Stirnrunzelnd fasste er an seinen Waffengurt, welcher mehrere Pistolen inklusive Magazine beinhaltete. Automatisch fragte Nami sich, ob Zorro mit seinen Schwertern doch nicht aus der Rolle des Mafiosos fiel, schließlich besaßen so gut wie alle hier lediglich Schusswaffen. "Männer." sagte der Mafiaboss, und die restlichen vier Personen aus seiner Gang standen auf. Alle hielten ihre Waffen bereits in den Händen. "Lasst uns nachschauen, wer uns den Spaß verdirbt."
 

Das war ihre Chance. Namis Blick traf sich mit Zorros, der dieselbe Erkenntnis hatte. Automatisch sprang sie von seinem Schoß, wurde jedoch von einer Welle der Enttäuschung überrascht. Vermisste sie etwa schon seine Berührung? Der Grünhaarige räusperte sich, ergriff geschäftig eines seiner drei Schwerter und wank Ana zu sich rüber. Die zierliche Frau schmiss sich regelrecht in Namis Arme, die Erleichterung war ihr anzusehen. "Seid ihr extra hergekommen, um mich zu befreien?"

"Natürlich. Eine Freundin lassen wir nicht im Stich." erklärte Nami, das Lächeln von Ana erwidernd. Zorro lief derweil den fünf Männern hinterher, die bereits den Raum verlassen hatten. Der Gang war frei, allerdings war im Hauptraum des Bordells ein kleiner Bandenkrieg ausgebrochen. Sofas wurden umgeschmissen und als Barriere verwendet, um fliegenden Kugeln zu entgehen. Unzählige Scherben lagen verstreut auf dem Boden, die meisten Personen waren bereits nach draußen geflüchtet. Nami ergriff Anas Hand und folgte Zorro, welcher eine sichere Schneise bildete.
 

"Komm, gleich geschafft." sagte Nami, umrundete kaputte Möbel und behielt den grünen Haarschopf immer im Auge. Dieser wandte sich kurz nach hinten, um festzustellen, ob die beiden Frauen ihm folgten. Inzwischen war nichts mehr von dem Mafiosi anzusehen, mal abgesehen von seiner Kleidung. Nun war er Lorenor Zorro, der Schwertkämpfer, der selbst fliegende Geschosse innerhalb von Sekunden zerteilte.

Der Ausgang war nah, Nami konnte ihn sehen. Dass sich ausgerechnet jedoch Kantros und seine Männer in Weg stellten, schien fast schon vorhersehbar. Allerdings hatte Zorro gerade nicht die Muße, sich lange mit diesen Witzbolden zu beschäftigen - innerhalb von ein paar Schwerthieben lagen sie am Boden. Jetzt brauchten sie sich schließlich keine Mühe mehr geben, kein Aufsehen zu erregen - die Gangs waren mit sich selbst beschäftigt. Ana zitterte leicht, als sie über die blutenden Körper stiegen und endlich ins Freie traten.
 

Der restliche Fluchtweg zum Hafen verlief zügig, alle Drei rannten den Weg zurück. Als die Mary in Sicht kam, spürte Nami den Anflug der Erleichterung aufkommen. Schwer atmend blieben sie vor der Rampe stehen, die sie an Bord führen würde.

"Ich danke euch für eure Hilfe." sagte Ana, die kleine Tränen vergoss. "Ohne euch...ohne euch Strohhüte wäre ich sicherlich an irgendeinen Mafiosi verkauft worden."
 

Nami strich ihr behutsam über den Arm. "Schon gut, das haben wir gerne gemacht."
 

"Ich weiß gar nicht, wie ich das jemals wieder gut machen kann."
 

Nami überlegte - Anas Familie besaß eine kleine Werft am Hafen, also besaßen sie bestimmt genug Gel...

"Untersteh dich, du Hexe!" unterbrach Zorro ihren Gedankengang und ließ sie böse aufschauen. "Wie hast du mich gerade genannt?"
 

"Was denn, ist dir 'mein Eigentum' etwa lieber?" fragte er, während er sich feixend vor ihr aufbaute. Mit Genugtuung beobachtete er die rote Färbung, die sich auf ihren Wangen breit machte. Bevor Nami ihm an die Gurgel gehen konnte, vernahm sie jedoch Anas Gekicher und hielt inne. "Ich werde euch vermissen."

"Kommst du nicht mit?" hakte Nami nach. Wenn sie auf dieser Insel blieb, wäre es sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis wieder etwas passieren würde - gerade weil diese Insel noch von den Mafiosi regiert wurde. Doch Ana nickte. "Meine Familie lebt hier, ich kann nicht weg. Und solange sich niemand mit dem Boss der Insel persönlich anlegt..."
 

Wie aufs Stichwort hörten die Drei den Tumult, der von den Straßen zu ihnen rüber wehte. "Was ist da nur wieder los?" stellte sich die Navigatorin laut die Frage, während Zorro nur seufzte. "Warum habe ich das Gefühl, dass es etwas mit unserem Captain zu tun hat?"

Ein Anwohner rannte die Promenade entlang, direkt an ihnen vorbei. Ohne zu überlegen ergriff Zorro sein Shirt und hielt ihn somit auf. Dass sich die Muskeln an seinem Arm deutlich durch das Hemd abbildeten, registrierte Nami nur nebenbei. "Was ist passiert? Erzähl schon!"

Der Mann schaute verängstigt von Zorro zu den beiden Frauen, bis er schluckte und zu einer Antwort ansetzte. "D-de-der Boss...der Boss wurde angegriffen. Ein junger Mann soll ihn zum Kampf herausgefordert haben."
 

Zorros und Namis Blicke trafen sich, nachdem der Mann freigelassen wurde und davongerannt war. Synchron entkam ihnen ein "Ruffy". Ana schaute die beiden fragend an, doch sie verabschiedeten sich schnell von ihrer neuen Freundin und traten zügig den Rückweg in die Stadt an. Je näher sie dem Zentrum kamen, desto lauter wurde es, obwohl zwischen ihnen emsige Stille herrschte. Jetzt, wo sie allein waren, spürte Nami wieder seine warmen Hände auf ihrer nackten Haut und das aufgeregte Kribbeln, welches seine Nähe in ihr ausgelöst hatte. Sie wusste, dass sie es sicherlich bereuen würde, und dennoch konnte sie nicht anders. Je länger sie darüber nachdenken würde, desto eher würde es sie verrückt machen.
 

"Zorro." sagte sie, hielt abrupt an und stoppte ihn somit auch in seiner Bewegung. Ihm war bewusst, dass mittlerweile der Alkohol aus ihren Körpern entflohen und die bittere Nüchternheit gekommen war. Möglicherweise wollte sie nun mit ihm über die Geschehnisse in dem zwielichtigen Geschäft reden, bevor sie auf die anderen aus der Crew trafen. Allerdings wollte er sich dem nicht stellen, nicht, wenn er doch bereits ahnte, was sie sagen würde. Doch die Hexe - oder sein Eigentum? - überraschte ihn erneut.
 

Mit entschlossenem Blick ergriff sie sein Hemd, umfasste mit der anderen Hand seinen Nacken, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Perplex riss er die Augen auf, bis er realisierte, was sie da tat. Ohne groß zu überlegen erwiderte er den Kuss, übernahm die Kontrolle und presste Nami an sich. Noch nie hatte er etwas vergleichbares gespürt, und als sie wohlig aufseufzte, konnte er das kleine Grinsen nicht verhindern. Nur langsam lösten sie sich voneinander, den Krach im Hintergrund völlig ignorierend.
 

"Bilde dir bloß nichts darauf ein." wiederholte Nami ihre eigenen Worte von vorhin, wandte sich zügig ab und rannte weiter auf den Tumult zu. Nur wenige Sekunden später folgte er ihr in gemächlichem Abstand - beide hatten ein Grinsen im Gesicht.

Beschützerinstinkt

Sie starrte auf die hölzerne Tür vor sich. Betrachtete die Maserung, die farblichen Übergänge von Dunkelbraun zu Beige und den goldenen Knauf, welcher nur gedreht werden müsste. Es war der siebte Tag in Folge, dass sie vor dieser Tür stand. Eine ganze Woche ist es schon her, dachte Nami und seufzte leise. Kurz flackerten vor ihrem Auge die Geschehnisse auf, die alles durcheinandergebracht hatten.

Die Strohhüte hatten eine heftige Auseinandersetzung mit der Marine hinter sich, die sie auf der letzten Insel überraschend angetroffen hatten. Dabei stießen sie ungünstiger weise nicht nur auf einen Admiral, sondern auch gleich auf mehrere Flotten und dazugehörige Soldaten. Sobald bemerkt worden war, dass die Strohhüte am Hafen angelegt hatten, gab es kein Entkommen mehr. Aufgrund der hohen Kopfgelder und dem Ruf, den die Piratenbande mittlerweile ergattert hatte, kamen sie nicht um einen Kampf herum. Zwar hielt Ruffy den Admiral gut in Schach, sodass der Rest sich um die Marinesoldaten kümmern konnte, doch es war alles andere als einfach. Die schiere Masse an Feinden machte es ihnen schwer, zügig die Flucht zu ergreifen, zumal ihr Captain nicht ansatzweise an einen Rückzug dachte. Zumindest nicht zu Beginn.
 

Denn am Anfang sah es gar nicht so schlecht für die Strohhüte aus, zumindest konnten sie die Marine gut in Schach halten. Allerdings hatten sie an dieser Insel eigentlich nur angelegt, um sich von dem vorigen Kampf gegen andere Piraten zu erholen. Die Hälfte der Crew war noch etwas angeschlagen, Chopper wollte neue Medizin einkaufen, Sanji die Vorräte wieder auffüllen und der Rest sollte sich dringend ausruhen. Leider lief das Ganze nicht nach Plan, als sie die vermeintlich friedliche Insel ansteuerten und auf einen unbekannten Marine-Stützpunkt trafen.
 

Der Kampf zog sich in die Länge und man spürte die Anstrengung deutlich in den Knochen. Auch Nami selbst, die vehement mit ihrem Klimataktstock ein Unwetter nach dem anderen hervorrief, verließen irgendwann die Kräfte. Ruffy ordnete den Rückzug an, sodass sich alle auf direktem Wege zur Sunny machten. Die letzten Meter bis zum Schiff erschienen endlos, doch sie hatten es geschafft. Zügig folgte Nami den anderen die Rampe hinauf, Zorro hielt am Fuße die restlichen Soldaten in Schach. Zumindest so lange, bis sie seine tiefe Stimme vernahm. "Nami!" schrie der Schwertkämpfer zur Warnung, doch es war zu spät.
 

Nami drehte sich im Lauf halb um, nur um zu sehen, wie ein Soldat mit seinem glänzenden Dolch auf sie zielte und warf. Im Nachhinein kam es Nami so vor, als wäre dieser Moment in Zeitlupe abgelaufen, obwohl alles innerhalb von wenigen Sekunden vorbei gewesen war. Die messerscharfe Klinge flog zielgerichtet auf sie zu, für ein Ausweichen war es längst zu spät. Dafür war Nami nicht schnell genug, das wusste sie. Also schloss sie beinahe schon automatisch die Augen, so als würde sie den Schmerz nicht kommen sehen wollen, aber dennoch erwarten.
 

Nur dass dieser ausblieb.
 

Nami spürte, wie sich zwei Hände um sie wanden und an eine große Brust drückten, welche sie wie ein Schild abschirmte. Sie bemerkte den Aufprall des Dolches, als sie das dumpfe Ausatmen des Schwertkämpfers vernahm. Blinzelnd öffnete sie die Augen, nur um sich in Zorros schützender Umarmung wiederzufinden. Sein Gesicht war schmerzverzehrt, als er Nami ohne zu überlegen hochhob und die letzten Meter zum Schiff trug. Perplex wurde sie abgesetzt, während sich die Sunny in Bewegung setzte und endlich ablegte. Leider konnten die Strohhüte nicht direkt aufatmen, da einige Marine-Schiffe die Verfolgung aufnahmen. Während Franky den Coup de Burst vorbereitete, fiel Zorro auf die Knie und zog scharf die Luft ein. "Zorro! Was ist passiert?" rief Chopper besorgt aus und bemerkte den großen Dolch in dessen Rücken. Nami konnte nur mit großen Augen zusehen, wie der Schiffsarzt und Lysop den Grünhaarigen unter Deck brachten.
 

Es waren sieben Tage vergangen, seitdem Zorro ihr das Leben gerettet hatte.
 

Eine ganze Woche, nachdem der Dolch des Marinesoldaten nur knapp sein Herz verfehlte. "Er hat zu viel Blut verloren." erklärte Chopper, als Zorro in eine tiefe Bewusstlosigkeit abgedriftet und seitdem nicht aufgewacht war. Es erinnerte Nami etwas an seine Niederlage gegen Mihawk, als dessen Wunden ihn damals auch ans Bett gefesselt hatten. Nur dass es dieses Mal ihre Schuld war.
 

Nami ballte die Hände zur Faust, als sie diese Erkenntnis abermals überrollte und sich heftige Schuldgefühle breitmachten. Dieser Blödmann! Warum hatte er sich auch zwischen sie und diese Klinge geworfen?
 

Ihre trüben Gedanken wurden je von der sich öffnenden Tür unterbrochen. Überrascht sah Nami in das Gesicht des Schiffsarztes, welcher wohl wieder nach dem Rechten gesehen hatte. Ertappt öffnete sie den Mund. "Ähm, also, ich wollte nur..."

Chopper lächelte sanft, auch wenn sein Blick besorgt blieb. "Sein Zustand ist unverändert. Wir können nur abwarten."

Nami nickte lediglich, als ihr Crewmitglied an ihr vorbei lief, die Tür jedoch offen stehen ließ. Er war der Einzige, der wusste, dass Nami seinem Patienten tagtäglich einen Besuch abstattete.
 

Die Navigatorin schluckte schwer, als sie das Krankenzimmer betrat. Sofort richtete sich ihr Bick auf das Bett, auf welchem sich der verletzte Schwertkämpfer befand. Mittlerweile lag dieser wieder auf dem Rücken, nachdem die erste Operation gut verlaufen und der Heilungsprozess eingesetzt hatte. Auf seinen Armen konnte Nami kleine Kratzer und Wunden sehen, die er sich im Kampf ebenfalls zugezogen hatte, auch wenn diese nicht so schwerwiegend waren. Seine Augen waren geschlossen und beinahe hätte man meinen können, dass er nur vor sich hin döste. Doch Nami wusste es besser.
 

Vorsichtig trat sie an das Bett heran und betrachtete seine entspannten Gesichtszüge. "Es tut mir Leid." wiederholte sie, so wie sie es die letzten Tage auch getan hatte. "Es tut mir Leid, dass du wegen mir verletzt wurdest." Unbeabsichtigt wurden ihre Augen wieder feucht. Allein die Vorstellung, dass er es wegen ihr vielleicht nicht schaffte und überlebte, machte sie fertig. Geradezu sanft griff sie nach seiner Hand, die so viel größer wirkte als ihre eigene. Zudem spürte sie die rauen Schwielen der unzähligen Kämpfe und Trainingseinheiten. Abermals überkam sie der Moment, als er sich furchtlos zwischen sie und die anbahnende Gefahr geworfen hatte. Eigentlich hätte sie diejenige sein sollen, die hier lag.
 

Seufzend ließ sie seine Hand los, als keinerlei Reaktion kam. Nami hatte irgendwie gehofft, dass sie wenigstens ein kurzes Zucken spüren würde. Leider war nichts dergleichen passiert. Chopper meinte allerdings zu ihr, dass es durchaus helfen konnte, wenn man mit ihm sprach. Also tat sie es.
 

Kurzerhand setzte sie sich neben das Bett auf den Boden, lehnte sich gegen das Gestell und begann zu erzählen. Meistens berichtete sie nur von ihrem Tag, den Geschehnissen an Bord und den wahnwitzigen Aktionen der Jungs. "Wir erreichen bald eine neue Insel." sagte sie und ignorierte den Fakt, dass bisher keine Antwort zurückkam. "Dieses Mal ist es kein Marine-Stützpunkt, versprochen." lachte sie, aber jenes erstarb zügig. Seufzend starrte sie auf ihre Hände. "Ich verstehe nicht, wieso du das getan hast, Zorro. Also...ich kapier schon: dein Beschützerinstinkt ließ es wohl nicht anders zu und dafür bin ich dankbar, aber...ich sollte hier liegen. Ich sollte diejenige sein, die verletzt wurde und nicht du. Wieso musst du Schwachmat auch den Helden spielen?" Wenn Nami eines nicht konnte, dann mit ihren Gefühlen richtig umgehen. Statt sich also mit ihrem Inneren auseinanderzusetzen, konzentrierte sie sich auf das, was sie besser konnte: wütend sein. "Du machst ja schon fast Ruffy Konkurrenz mit diesem Verhalten! Wenn du schon die halbe Welt retten willst, dann bleib doch gefälligst unverletzt dabei - das wäre das Mindeste. Dann müsste sich Chopper nicht so abmühen, sich um dich zu kümmern. Sanji müsste nicht für dich extra etwas anderes kochen, auch wenn er das eh ungern tut, und wir anderen müssten uns nicht so Sorgen um dich machen! Ich müsste mir nicht solche Sorgen machen."
 

Frustriert schloss sie die Augen und lehnte sich mit dem Kopf gegen die Matratze. "Weiß du, das ist..."
 

"Könntest du bitte endlich die Klappe halten?" brummte es hinter ihr, als auch schon eine große Hand auf ihrem Kopf landete und sie perplex innehalten ließ. Diese genervte Stimme und das leichte Gewicht auf ihren Haaren ließen sie große Augen machen, als sie es realisierte. Mit einem Satz war Nami aufgesprungen. "Was hast du gesagt? Was fällt dir eigentlich ein!" rief sie aus. Obwohl es wütend und anklagend rüberkommen sollte, wurde es durch ihre nächste Aktion zunichte gemacht: Ohne zu überlegen schmiss sich die Orangehaarige halb auf ihn und zog ihn in eine Umarmung. "Du bist endlich wach! Warte! Ich hol sofort Chopper." sprudelte es aus ihr heraus, was Zorro ein weiteres Stöhnen entlockte, sobald Nami sich wieder von ihm gelöst hatte. Dass seine Wunden noch wehtaten, hatte sie für den Moment vergessen.
 

Bevor sie allerdings aus den Raum stürmen konnte, ergriff er ihr Handgelenk und hielt sie auf. Überrascht starrte sie auf ihn hinab. "Warte."

"Zorro, er muss dich untersuchen..."

"Das kann er später immer noch. Ich kann ja schlecht wegrennen."

Stirnrunzelnd beobachtete Nami, wie Zorro sich mit zusammengebissenen Zähnen aufsetzte. "Dir scheint's ja wieder gut zu gehen, dann habe ich meine Pflicht hier wohl erfüllt." meinte sie, seinem ernsten Blick nicht standhaltend. Hatte er gehört, was sie ihm jeden Tag erzählt hatte? Hatte er mitbekommen, wie sie Tag für Tag an seiner Seite verweilte und sich entschuldigte? Dass sie sich...Sorgen um ihn machte? Warum war ihr das auf einmal irgendwie peinlich?

"Nami."

Sie hatte gar nicht bemerkt, wie sie sich abermals zur Tür umgewandt hatte, daher zuckte sie ertappt zusammen. Ihr Fluchtversuch war wohl ziemlich offensichtlich gewesen. Ergeben drehte sie sich wieder um, nur um sich in seinem dunklem Blick gefangen zu sehen. "Hm?"

"Komm her." raunte er, was Nami beinahe eine Gänsehaut verpasste. Innerlich schüttelte sie sich wieder zur Vernunft und trat an das Bett ran. Unruhig fummelte sie an ihren Fingernägeln herum, was Zorro nicht unbemerkt blieb. Einige Sekunden war es still zwischen den beiden, sie sahen sich lediglich an - bis ein Mundwinkel des Schwertkämpfers kurz nach oben zuckte.
 

"Entschuldigung angenommen."
 

Blinzelnd verarbeitete sie die Worte, bevor ihr eine leichte Schamesröte auf die Wangen getrieben wurde. "Ist das das Einzige, was du dazu zu sagen hast?" fragte sie peinlich berührt, doch der Grünhaarige lachte bei ihrer Reaktion nur auf. Natürlich hatte er ihren Erzählungen und Worten vorhin gelauscht, da er es nicht über sich gebracht hatte, sie zu unterbrechen - zumindest bis die Schimpftirade losging. Irgendwie hatte es ihn gleichermaßen fasziniert wie gewundert, Nami so viel mit ihm sprechen zu hören. Es musste ihr viel bedeutet haben, dass er sie gerettet hatte. Wobei er sich die Situation selbst nicht gänzlich erklären konnte, es war eine reine Kurzschlussreaktion gewesen. Dennoch war er froh darüber, es getan zu haben - lieber verletzte er sich, als sie.
 

Zorro betrachtete ihr erhitztes Gesicht, bevor er sich schmunzelnd wieder hinlegte und die Augen schloss. "Wenn du es wieder gut machen willst, könntest du mir ja den Verband wechseln. Und etwas Rum bringen - die Schmerzen hält ja keiner nüchtern aus." Ihm war deutlich bewusst, dass sie es provozieren würde.
 

"Sag mal, bist du auch noch auf den Kopf gefallen? Warum sollte ich das tun? Dafür haben wir doch einen Schiffsarzt, du Schwachmat!"
 

"Ich habe jetzt etwas gut bei dir, also wäre es nur fair, wenn..."
 

"Ich glaube langsam, du warst noch nicht genug verletzt!"
 

Kichernd belauschte Chopper die beiden Streithähne an der Tür. Er war erleichtert, dass Zorro endlich aufgewacht war und gut gelaunt schien. Zumindest hatte er genügend Energie, um Nami wieder auf die Palme zu bringen, das verhieß schon mal Gutes. Er beschloss, ihnen noch einen kurzen Moment zu geben, bevor er seinen Patienten untersuchen würde. Irgendwie hatte er das starke Gefühl, dass er jetzt nicht in den Raum platzen und die beiden unterbrechen sollte.

Standpunkt klargemacht

Das Lagerfeuer vor Nami knisterte hypnotisierend und wärmend, als sie erleichtert ausatmete und an die Geschehnisse der letzten Zeit nachdachte.

Die Strohhüte hatten mal wieder erfolgreich eine Insel von bösen Machenschaften befreit. Dabei hatten sie die kleine Insel mit dem Namen Muana eigentlich nur angefahren, um Vorräte aufzustocken und an Land etwas aufatmen zu können. Die letzten Wochen waren anstrengend, ein Kampf folgte dem nächsten und eine kleine Pause war nicht in Sicht gewesen. So auch auf Muana nicht, als sie anlegten und eine von Banditen besetzte Insel vorfanden. Mithilfe der Crew und ein paar neuen Freunden hatte es nicht lange gedauert, bis die Insel wieder frei war.
 

Umso aufgekratzter waren alle dementsprechend, als abends große Feierlichkeiten abgehalten wurden. Auf dem zentralen Platz wurde zügig Holz für ein Lagerfeuer gestapelt, rings herum standen Tische mit langen Bänken. Musik wurde gespielt, sodass man um das Feuer herum tanzen konnte. In der Ecke stand ein großer Grill, der allerlei Köstlichkeiten aufbahrte und vorbereitete, an dem Sanji natürlich fleißig aushalf. Der Rest der Chaos-Crew hatte sich verteilt - ein paar tanzten, andere aßen, alle tranken. Unbeabsichtigt suchte Nami die feiernde Masse nach einem grünen Haarschopf ab.
 

Innerlich schalt sie sich selbst für dieses Verhalten, doch sie konnte nicht anders. In der letzten Zeit war irgendetwas zwischen ihnen vorgefallen, eine Art Knistern, als würde sich die Luft zwischen ihnen aufladen, sobald sie aufeinandertrafen. Möglicherweise hatte es mit ihren regelmäßigen Barbesuchen auf den verschiedenen Inseln zu tun, aus denen sie fast jedes Mal an- oder betrunken den Heimweg antraten - manchmal waren sie sogar nur zu Zweit gewesen. Es begann, als Nami sich auf dem Rückweg zur Sunny einfach bei ihm eingehakt hatte und wurde immer schlimmer, als Trinkspiele, kleine Flirtereien und intensive Blicke hinzukamen. Zu Beginn hatte Nami alles auf den Alkohol geschoben - zumindest hatte dieser dieses flattrige Gefühl in seiner Nähe verursacht. Doch selbst an solchen Abenden wie heute, wo sie noch nicht mal ansatzweise betrunken war, spürte sie es. Sie wurde unruhig, wenn sein dunkler Blick ihren traf, ihr Herz machte einen kurzen Sprung, wenn er seine Lippen zu einem kleinen Schmunzeln verzog. Nami wusste, dass dies in eine gefährliche Richtung ging, wenn sie nicht aufpasste. Dennoch konnte sie nicht anders, als nach ihm Ausschau zu halten.
 

"Nami?"
 

Erschrocken zuckte sie zusammen, als plötzlich Robin neben ihr auftauchte. Bei Namis Reaktion lächelte sie belustigt. "Schon wieder am Träumen gewesen?"
 

"Ein wenig. Was gibt es?" Nami stand von dem umgefallenen Baumstamm auf, welcher als Bank direkt vor dem Feuer fungierte. Sie hatte sich eigentlich nur kurz aufwärmen wollen, war jedoch in Gedanken versunken. "Ruffy versammelt uns alle an dem großen Tisch. Kommst du auch?" Die Orangehaarige nickte lediglich und folgte ihrer Freundin zum Rest der Crew. Man konnte sie schon von Weitem ausmachen, schließlich waren sie auch mit Abstand am lautesten. Ein Schmunzeln umspielte ihren Mund, als sie an den langen Tisch herantrat und direkt von Zorros Blick vereinnahmt wurde. Zügig wandte sie sich ab und suchte einen freien Platz - der natürlich genau neben ihm war. Während Nami sich Mühe gab, sich nichts anmerken zu lassen, unterdrückte Robin ein belustigtes Kichern. Ihr war bereits aufgefallen, dass ihre beiden Crewmitglieder viel Zeit miteinander verbracht hatten - offensichtlich fehlte der letzte Schubs in die richtige Richtung.
 

Nami ignorierte den Schwertkämpfer, als sie sich hinsetzte und Ruffy begann, eine kleine Rede über ihren Erfolg zu halten. Auch wenn ihr Kapitän nicht oft trank, schien er sich heute etwas gehen zu lassen - ein paar Wörter verschluckte er auffällig, während er mit seinem Bierglas grob gestikulierte. Doch selbst auf diese witzige Show konnte sie sich weniger konzentrieren. Die große Präsenz neben ihr schien sie völlig zu vereinnahmen. Als hätte er ihre Gedanken gespürt, blickte er kurz zu ihr rüber - Nami konnte nicht anders, als ebenfalls aufzusehen. Allerdings gefror sie kurz darauf zur Salzsäule, als Zorro sich zu ihr rüber beugte, um ihr etwas zuzuflüstern. Warmer Atem streifte ihren Hals.
 

"Jedes Mal einen Schluck, wenn er 'König der Piraten' sagt."
 

Erleichtert - oder enttäuscht - atmete sie aus. Schmunzelnd verdrehte sie die Augen, stieß mit ihrem Krug gegen seinen und trank von dem Bier, das langsam schal wurde. Irgendwie war sie heute nicht in der Stimmung fürs Trinken. Daher stelle sie den Krug zügig wieder ab, bevor sie den Gesprächen der anderen lauschte. Ruffy hatte sich mittlerweile wieder hingesetzt, jedoch eine lautstarke Diskussion mit Lysop begonnen. Brook spielte ein neues Lied auf seiner Gitarre, während ihm Chopper zusah und applaudierte. Robin kicherte zu Frankys Witz, während Sanji ihren Blick begegnete und lächelte.
 

„Nami-Schatz, habe ich dir schon gesagt, dass du heute wieder wirklich hübsch aussiehst? Du natürlich auch, Robin, Liebes.“

Während die beiden Frauen ihr übliches Gesicht bei seinen Komplimenten aufsetzten, vernahm Nami nur ein genervtes Brummen von ihrem Nebenmann.
 

„Hast du was zu sagen, Spinatschädel?“
 

„Vielleicht könntest du aufhören uns alle zu nerven - nur eine Idee.“
 

„Wie bitte? Nur weil du nicht weißt, wie man mit Frauen richtig umgeht, kann ich ja nichts dafür!“
 

Nami hob eine Augenbraue bei der anbahnenden Auseinandersetzung. Es war wohl nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die beiden wieder aneinander gerieten. Zorro lachte kalt auf.

„Pah! Nur weil ich nicht jedem weiblichen Wesen auf dem Planeten hinterher…“
 

„Als ob du jemals auch nur ansatzweise Interesse an jemanden zeigst! Man könnte fast meinen, du bist…“
 

„Wehe, du beendest diesen Satz, du Löffelschwinger!“
 

„Was sonst?“
 

Inzwischen waren beide aufgesprungen und drauf und dran, über den Tisch hinweg ihren Kampf auszutragen. Die hervortretenden Adern verdeutlichten Zorro‘s Zorn. Wenn keiner dazwischen ging, würde es eskalieren, da war sich Nami sicher. Allerdings schien sich keiner in der Crew dafür verantwortlich zu fühlen.
 

Seufzend stand Nami auf und zupfte an dem Ärmel des Grünhaarigen - dieser löste nur für eine Sekunde den Blick von seinem Kontrahenten.
 

„Lasst es gut sein, Jungs. Das ist eine Party.“
 

„Genau, Moosbirne. Hör auf die Dame - vielleicht lernst du ja irgendwann noch, wie man mit ihnen umgeht. Oder überhaupt Interesse zeigt.“ stichelte der Blonde weiter. Nami konnte gerade noch Zorros Arm umgreifen, sonst wäre dieser sicherlich über den Holztisch gesprungen.
 

„Es reicht jetzt!“ rief sie wütend aus.
 

Der Schwertkämpfer sah aus, als würde er sie einfach ignorieren wollen, besann sich jedoch eines besseren. Das böse Grinsen, welches er nun aufsetzte, beruhigte Nami nur minimal. „Ich beweise dir gerne das Gegenteil, Kringelbraue.“ raunte er, was Sanji nur auflachen ließ. Jenes erstarb jedoch schnell, als er bemerkte, was der Grünhaarige vorhatte.
 

Nami selbst schaute verwirrt zwischen den beiden hin und her, bis sie Zorros Blick einfing. Dieser hatte sich bereits zu ihr umgedreht und seine Hände auf ihren Oberarmen platziert. „Du darfst mir danach eine reinhauen dafür.“ murmelte er, bevor es auch schon passierte. Nami vernahm nur das entrüstete Zischen von Sanji, das überraschte Aufjapsen der Anderen und ihr eigenes Herz, welches aus der Brust zu springen drohte.
 

Zorro umfasste ohne zu zögern ihr Gesicht und legte seine Lippen auf ihre.
 

Zu perplex um zu reagieren, riss Nami die Augen auf. Die Geräusche der Außenwelt nahm sie gar nicht mehr wahr, alles verschwamm zu einem Nebenschauplatz. Alles, was sie fühlte und spürte, war der intensive Kuss des Schwertkämpfers, den sie nach kurzem Zögern flattrig erwiderte.
 

Erst als er sich vorsichtig von ihr löste, bemerkte sie, dass sie anscheinend doch ihre Augen geschlossen hatte. Blinzelnd blickte sie zu ihm auf; noch immer hielt er sie fest bei sich, als würde er selbst noch nicht realisieren, was eben passiert war.
 

Langsam erwachten die Hintergrundgeräusche wieder zum Leben. Nami vernahm das aufgebrachte Gezeter des Schiffskochs, das Kichern ihrer besten Freundin und das Gepfeife und Gejohle der restlichen Crew. Damit hatte wohl niemand gerechnet - am wenigsten sie selbst.
 

„Du…“ begann sie, doch sie wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Zorro ließ währenddessen langsam seine Hände sinken, plötzlich mit einem leichten Rotschimmer um die Nase. Offenbar hatte er die ganze Aktion selbst nicht ganz durchdacht.
 

„Entschuldige. Das, also…du darfst mir jetzt gerne eine reinhauen dafür.“ Sein räuspern riss Nami endgültig aus der Starre. Als sich jedoch ein schüchternes Lächeln auf ihren Lippen bildete, brachte sie ihn damit etwas aus dem Konzept - war sie etwa nicht sauer?

„Nicht nötig.“ murmelte Nami, setzte sich wieder und tat, als wäre eben nichts passiert. Äußerlich könnten lediglich ihre geröteten Wangen das aufgeregte Feuerwerk in ihrem Inneren widerspiegeln.
 

Zorro setzte sich ebenfalls und bemerkte jetzt erst, dass Sanji, Franky und Lysop nicht mehr am Tisch waren. „Sie mussten ihn davon abhalten, sich über den Tisch auf dich zu stürzen.“ erklärte Robin seine unausgesprochene Frage und grinste. „Auf jeden Fall hast du ihm deinen Standpunkt klargemacht.“
 

Peinlich berührt schaute Zorro auf Nami hinunter, die nur zögerlich den Blick hob. Da war es wieder - dieses Knistern in der Luft. Geradezu unauffällig griff der Schwertkämpfer nach der schmalen Hand von Nami, welche auf der Bank zwischen ihnen platziert war, bevor er seinen Mund zu einem kleinen Schmunzeln verzog.
 

„Schön, dass wir das endlich geklärt haben.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
...beim Schreiben ist dieser One-Shot irgendwie eskaliert und es läuft wohl auf einen zweiten Teil hinaus. Nicht sehr One-Shot-mäßig, aber ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht übel ;P Wie fandet ihr Teil 1 bisher? Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MeineSonne
2024-01-24T19:14:37+00:00 24.01.2024 20:14
Wirklich toll. Danke für die schöne Zeit beim lesen. ❤️
Von:  LeoKale
2023-09-17T20:03:10+00:00 17.09.2023 22:03
Danke
Antwort von:  Nami18
18.09.2023 12:09
Gerne ^^


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