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Final Fantasy - Unspoken

von

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1.

Ihr gewünschter Gesprächspartner ist zurzeit nicht erreichbar. Bitte sprechen sie ihre Nachricht nach dem Signalton.
 

***
 

Cloud? Hier ist Tifa. Mal wieder.Ich kann ja nicht zulassen, dass du meine Stimme noch vergisst, also bekommst du wie gewohnt die aktuellen News auf den Anrufbeantworter gesprochen...Marlene hat sich ein wenig erkältet. Barret macht sich deswegen Sorgen. Immer wieder versuche ich ihn zu beruhigen und davon zu überzeugen, dass das Geostigma nicht wieder ausbrechen kann. Du weißt ja wie Dickköpfig er sein kann.Gegenüber von uns hat nun tatsächlich ein Apotheker eröffnet. Barret hat einen Lieferdeal mit ihm vereinbart. Wir unterstützen ihn dabei Medikamente in die unterschiedlichen Viertel auszuliefern. Rate mal wer uns besucht hat? Ich habe Yuffie dein Zimmer überlassen... jedenfalls vorübergehend.
 

'schweigen'
 

Stell dir vor, sie stiehlt mir inzwischen die Show hinter der Bar. Die Jungs sind ganz verrückt nach ihr.
 

'lachen'
 

Muss wohl am Alter liegen... werde ja auch nicht jünger.
 

'poltern'
 

Barret: Ist der Dreckskerl etwa am Telefon? Gib her ich hab dem verdammten Schwachkopf was zu sagen!
 

Barret, beruhige dich... mein Trommelfeld! Und NEIN ich spreche auf seinen AB.
 

Barret: Seit zwei Jahren sprichst du ihm auf den Anrufbeantworter und nichtmal an deinem Geburtstag konnte er verdammt nochmal ran gehen! Ich kann nicht fassen das ihm der Anlass nicht Grund genug ist sich blicken zu lassen!
 

Barret! Nun hör schon auf...
 

Barret: Sagst du es ihm oder muss ich das machen?
 

'rauferei'
 

Nein... Barret... ich warne dich! BARRET!
 

'schnaufen'
 

'brüllen'
 

ICH SAGE ES IHM WENN ICH MICH BEREIT DAZU FÜHLE!
 

'stille'
 

Barret: Hmm... Grüß den Bastard bloß nicht von mir.
 

Wie du hören kannst ist hier im Grunde alles beim alten. Sag wie geht es dir? Kannst du von da wo du bist eigentlich noch die Stadt sehen?
 

'stille'
 

Manchmal stelle ich mir vor wie wir uns zufällig in der Stadt begegnen, oder wie du anstelle von Barret und Yuffie die Straße hinaufgefahren kommst. Ich hoffe du lächelst ab und zu und schaust nicht ständig so grimmig aus der Wäsche... Ich soll dich von den Kindern grüßen, sie vermissen dich. Ich...
 

'schluchzen'
 

'stille'
 

Verzeihung, ich hatte nicht vor dir am Hörer das Ohr Wund zu quatschen. Pass auf dich auf Cloud... und wenn du in Schwierigkeiten steckst lass es uns wissen. Ich ... wir sind immer für dich da.
 

***
 

Ich presse den roten Knopf und lege das Mobiltelefon auf meinem Nachtkästchen ab. Das eingerahmte Bild von uns fällt mir ins Auge. Ein Schnappschuss unserer kleinen Familie nach dem Sieg über Kadaj und die Heilung des Geostigmas. Zuerst hatte Cloud sich gefangen und wirkte beinahe glücklich, doch ich weiß das er weiterhin mit den Verlusten zu kämpfen hatte. Ich gab mein bestes mich um ihn zu kümmern, doch er wies mich ab, indem er erneut in Einsamkeit flüchtete. Das Bewusstsein Aerith's weilte nicht mehr unter Cloud. Im Grunde war es Immer sie, die es schaffte zu ihm durchzudringen, deshalb fehlte sie so sehr. Die meiste Zeit über war ich also allein mit den Kindern, während er in immer größer werdenden Abständen nach Hause kam. An einem Nachmittag kam ich mit Marlene und Denzel nach Hause und fand die Türe zu seinem Schlafzimmer weit geöffnet. Noch bevor ich eingetreten war, konnte ich spüren, dass er uns nun endgültig verlassen hatte.
 

Seitdem Cloud und ich gemeinsam in den Lebensstrom gestürzt waren und uns in seinem Unterbewusstsein wiederfanden war meine Verbindung zu ihm intensiver geworden. Davon erzählte ich ihm aber nie. Seit diesem Tag an konnte ich spüren welche Gefühle ihn überkamen, manchmal so stark, dass ich daraus ziehen konnte woran er gerade dachte. Trauer und Verlust erfüllten ihn und erdrückten jeden warmen Gedanken an eine nun mögliche friedliche Zukunft, nachdem wir so sehr dafür gekämpft hatten. Seine blauen Augen strahlte eine solch endlose leere aus. Wie eine Wüste aus Eis. Bereits zwei Jahre habe ich seine Stimme nicht mehr gehört. Und meine Nachrichten auf seinen Anrufbeantworter waren vergebens, denn dieses mal hatte er sein Mobiltelefon im siebten Himmel zurückgelassen, doch davon wussten die anderen nichts.
 

Jetzt wo ich ihn mir hier in meinem Zimmer vorstellte lachte und weinte ich gleichzeitig. Eine raue und große Hand berührte meine Wange und wischte sie frei von Tränen. Beschämt beugte ich den Kopf, während Barret mich an seine Brust drückte. "Hast du es ihm gesagt?", "Ich konnte nicht...", flüsterte ich. "Er fehlt mir...",ein schluchzen entwich mir und befreite weitere Tränen die ich versucht hatte zurückzuhalten. Barret bemerkte, wie ich plötzlich nach Luft schnappte und reichte mir aufgeregt ein Glas Wasser, dass ich auf meinem Schreibtisch stehen hatte. "Tifa! Trink! Versuch dich zu beruhigen und atme langsam... sieh mich an!", ich nippte an dem Glas Wasser. "Danke...", keuchte ich nachdem ich mich einigermaßen gefangen hatte. Barret hingegen wirkte mitgenommener als ich selbst. Seine Augen spiegelten Sorge und Traurigkeit. "Die Anfälle häufen sich...", nickend stimmte ich ihm zu, "Der Arzt den ich aufgesucht habe sagt ich befinde mich bereits im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf... inzwischen sind mehrere Fälle in Edge bekannt. Sie sagen es kommt von der jahrelangen schlechten Luft und den Abgasen Shinra's die wir eingeatmet haben", Barrett ballt wütend eine Faust, "Es muss doch eine Möglichkeit geben es zu stoppen!", behutsam streiche ich ihm über die breite Schulter und versuche zu lächeln, "Ich nehme ein Medikament, dass den Fortschritt verzögert", "Schon bald werden auch die Anfälle zurückgehen, mach dir also bitte keine Sogren." Wir beenden das Thema, nachdem Marlene und Denzel das Zimmer stürmen und sich mir um den Hals werfen. "Zeit fürs Bettchen!", verkünde ich. Barret nimmt mir die beiden zu meiner Erleichterung ab und trägt sie in ihr Zimmer.
 

Sie nannten diese Krankheit "Pulmomori", was soviel hieß wie das "Lungensterben". Die Abgase setzten sich in der Lunge fest und hinterließen Narben am Gewebe. Das vernarbte Lungengewebe verliert an Funktion und konnte keinen Sauerstoff mehr für meinen Körper produzieren. Das Medikament, dass mir von Doktor Shiori empfohlen wurde konnte ich zu einem vergünstigten Preis in der Apotheke von uns gegenüber erwerben. Durch unseren Kurierdienst, erließ er mir 50 Prozent des gesamten Kaufpreises, was es jedoch nicht günstiger für meine Lebensverhältnisse machte. Es war besonders schwierig herzustellen, da es aus der Blüte einer Pflanze Namens "Viridis Spiritus" gewonnen wurde, die nur sehr selten blühte. Eine Monatspackung aus 30 Pillen kostete mich 15.000 Gal, die ich auf keinen Fall aus der Kasse des Kurierdienstes entnehmen konnte. Marlene und Denzel gingen inzwischen zur Schule und das Geschäft deckte so gut wie möglich die Lebenskosten unserer kleinen Familie. Ohne Cloud fehlte uns eine Hilfskraft, die Yuffie mit allem Einsatz versucht aufzuholen.
 

Doktor Shiori empfahl mir Midgar zu verlassen. Die Giftstoffe in Midgar abzubauen würde noch einige Jahre ins Land ziehen lassen, die ich laut ihr nicht mehr hatte. Klare Luft und die Medikamente konnten mir vielleicht noch ein paar Jahre Lebenszeit schenken. Natürlich brachte ich es nicht übers Herz alles was wir uns aufgebaut hatten zurückzulassen, die Kinder, Barret und Yuffie aus ihrem geliebten Umfeld zu reissen, nur weil es meine Lage nicht mehr zuließ. Sie wussten nichts davon, dass ich Nachts, um das Geld für die Medikamente zusammenzusparen, im New Wallmarkt arbeitete. Und ich war fest entschlossen ihnen jegliche Details zu ersparen. Die Menschen um mich herum, die ich so sehr liebte verdienten es glücklich zu sein. Sie verdienten es hier zu bleiben, nachdem sie sich ihre Freiheit und ein neues Leben so blutig erkämpft hatten. Nichts, ausser der Tod selbst würde mich dazu bringen sie zu verlassen. Tief in meinem Herzen verspürte ich dieses stechen, wenn ich dabei auch an ihn dachte. Ich wünschte mir, er würde noch einmal aus freien Stücken den Weg zurück zu mir finden, dass ich ihm ein letztes mal in seine Augen sehen konnte.
 

Diese blauen Augen, die ich seit Anbeginn liebte wie keine anderen.

2.

In den vier Jahren seit dem Meteor Absturz hatte sich viel getan. Die Stadt Edge war entstanden und gab den Menschen ein zu Hause. Der Wallmarkt wurde zwar völlig zerstört, doch das hinderte niemanden daran ihn neu zum Leben zu erwecken. Inzwischen war er viel größer und bunter, als ich ihn in Erinnerung hatte. Typen wie Don Coneo hatten nicht mehr das sagen und gehörten der bitteren Vergangenheit an. Stattdessen teilten sich Madame M, Anyan und Chocobo Sam die Organisation der unterschiedlichen Markbereiche und hatten ihre Leute, die sich darum kümmerten, dass die Dinge rechtens vor sich gingen.
 

Das Kolosseum wurde leider beim Meteoranschlag völlig überschüttet, deshalb errichteten sie ein öffentliches Stadion, bei dem nach wie vor Kämpfe abgehalten werden durften. Das Stadion wurde von Jinan und Zenan betrieben, die nebenbei auch Besitzer des Fitnessstudios "Mann-o-Mann" sind. Man konnte sich bei den beiden unter Absolvierung eines Fitnesstest's als ein Kämpfer qualifizieren um so zu den Fights zugelassen zu werden. Für mich bedeutete dieses Stadion eine Möglichkeit um an das nötige Kleingeld zu kommen, dass ich so dringend für die Medikamente brauchte. Ausserdem war Kämpfen noch immer die Sache, die ich am besten konnte. Auch wenn mir inzwischen die Luft immer knapper wurde.
 

Ich weiß wie gefährlich es war, meinen Körper diesen Belastungen auszusetzen, doch Aufgeben war für mich nie eine Option. Zu dieser Sorte Menschen gehörte ich nicht und wollte ich niemals gehören. Jeden Abend kam ich hierher und stellte mich einem Kampf gegen einen erstklassigen Kämpfer. Die Regeln von Jinan und Zenan setzten voraus, dass jeder Kämpfer unter einem Pseudonym und maskiert antreten musste. So konnte man sich in der Öffentlichkeit ausserhalb des Stadions nicht an die Gurgel gehen, denn der Neid um das Preisgeld war hoch. Gesetzlose kämpfe und Schwarzgeld, wie es früher der Fall war wollten in jeden Fall vermieden werden. Für mich waren diese Vorraussetzungen, die besten die geschaffen worden waren. Unter diesen Bedingungen konnte ich tun, was ich tun musste ohne Barret oder den Kindern Sorgen zu bereiten.
 

Es gab eine sogenannte Punshlist, die eine Art Ranking für alle Kämpfer abbildete. Ich war unter dem Pseudonym "Ruby" auf dem zweiten Platz geranked. Heute sollte sich das ändern, denn der Kampf, der mir bevorstand war gegen den Erstplatzierten. Eine Menge Preisgeld warteten auf mich, wenn ich es schaffen sollte diesen Kampf zu gewinnen. Nichts im Vergleich zu den kleinen Kämpfen, bei denen ich nur bis zu 1000 Gal verdiente, standen hier 100.000 Gal Preisgeld auf dem Spiel. Damit konnte ich mir ein halbes Jahr der Medikamente sichern und mich wieder mehr auf die Bar und den Kurierdienst konzentrieren. Seit Wochen trainierte ich Abends in der Kirche und bereitete mich hierauf vor. Ich war mir sicher, mein einziger Endgegner, gegen den ich gewinnen musste, war mein Körper, dessen Kondition und Atemvolumen mit jedem Tag geringer wurden. Doch bisher hatte ich es nicht zugelassen.
 

An der Türe zu meiner Umkleide klopfte es. Ich schnürte mir soeben die Wadenhohen Chuck und zog mir anschließend die schwarze Lederjacke über. Meine Haare Band ich zu einem Dutt nach oben, schlupfte in ein paar mit Schlagnieten besetzte Lederhandschuhe und versteckte mein Gesicht unter einer schwarzen Katzenmaske. "Komm rein", rief ich. Zenan betrat die Umkleide und betrachtete mich musternd, "Bereit?", ich stimmte nickend zu, "Aber sowas von!". "Du weißt ich bin ein großer Fan von dir liebes, aber ich glaube deine Karten stehen heute schlecht...", schmunzelnd lege ich den Kopf zur Seite, "Das gute an schlecht -man kann daran arbeiten!". Zenan lacht amüsiert, "Ich liebe deinen Optimismus. Den bräuchten ein paar dieser Anfänger da draussen auch!". Ich klatsche in die Hände, was einen dumpfen Ton durch die Handschuhe verursachte. Aufgesprungen mache ich mich auf den Weg zur Türe und ziehe sie voller Energie auf, "Jetzt oder nie!".
 

Nervosität und Aufregung machten sich in meinem inneren breit, die ich versuchte durch gezielte Gedanken einzudämmen. Ich stellte mir vor wie glücklich Marlene und Denzel sein mussten, wenn ich ihnen von dem gewonnen Preisgeld noch zwei Kandierte Äpfel vom Stand mitbringen würde, die es dann für den Weg zu Schule gab. Auf keinen Fall durfte ich sie offen an der Thekenbar stehen lassen, sonst würden sie vorher noch in Barrett's Bauch landen bevor die Kinder etwas davon hatten. Die gedämmte Stimme am Mikrofon von Jinan war durch das noch geschlossenen Tür vor mir zu hören. Ich ballte die Fäuste, als sich diese langsam öffnete und das jubeln der Gäste mein Gehör einnahm. Die Scheinwerfer blendeten mir die Sicht, während ich einen Fuß vor den anderen setzte. "Wie lange, sagt mir ...WIE LANGE haben wir auf diesen Kampf gewartet?", die Menge grölte zur Bestätigung, "ZU LANGE!", das grölen vermischte sich mit schrillen pfiffen und ein paar rote Rosen wurden in meine Richtung geworfen. "Sie erkämpfte sich den zweiten Platz auf der Diesjährigen Punshlist. Diese Frau spricht gerne durch Fäuste und argumentiert mit Fußtritten...", er gab der Menge einen weiteren Augenblick völlig auszuflippen, ehe er fortsetzte, "Bisher hat unser schwarzes Kätzchen nur Unglück für jeden Gegner gebracht der ihr im Kampf gegenüber stand!", "Heute wird sie beweisen wie viele Leben eine Katze wirklich hat! Die einzig wahre, begrüßt mit mir im diesjährigen Finalkampf... UNSER GLÜCKSKÄTZCHEN", "RUBY!!!", weitere Rosen landen zu meinen Füßen und auf der riesigen Leinwand wird mein maskiertes Gesicht projiziert. Ich nehme eine Kampfposition ein und gebe der Menge ein paar verspielte, einstudierte Kampfbewegungen um mich ihnen wie gewollt zu präsentieren. "RUBY LASS UNS ZUSAMMEN GANZ VIELE KÄTZCHEN MACHEN!", brüllt ein sportlich, angetrunkener Zuschauer aus der Menge. Ich werfe ihm einen flüchtigen Kussmund zu und zwinkere. Das bisschen Schauspiel gehörte nunmal zur Show. Sein verlegenes rot angelaufenes Gesicht wird auf Leinwand gezeigt und die Menge bringt in belustigtes Gelächter aus. "Unser Kätzchen hier weiß wie man schnurrend die Herzen gewinnt!", witzelt Jinan. "Aber genug von Männerherzen, heute Abend soll es schließlich auch den Ladys gut gehen!", das Tor von Gegners Seite wird geöffnet. "Seit über zwei Jahren ungeschlagen verteidigt er den ersten Platz!", die Damen unter dem Publikum kreischen wild. Ein paar Slips finden ihren Weg herunter auf die Kampfarena. Ich muss mich beherrschen nicht genervt die Augen zu rollen, während ich immer noch auf dem zweiten Bildschirm eingeblendet werde. " Bisher haben sich jegliche Gegner die Zähne an seinem Schwert ausgebissen.", neugierig verfolge ich die Schritte meines Gegenübers, dessen Kostüm aus einer SOLDAT Rüstung im dritten Rang bestand. Das neue Gesetz verbot jegliche Rüstungen, die den ehemaligen Shinra Konzern repräsentierten. Ganz offensichtlich war es diesem Typen egal, denn er wusste genau, dass er hiermit nur noch mehr Aufmerksamkeit provozierte. Mich beeindruckte es wenig. Ganz im Gegenteil erinnerte es mich an meine Vergangenheit. Schmerz machte sich in mir breit. Ganz plötzlich nahm ich zwiespältige Gefühle von Kampfgeist und Verlorenheit wahr. Sie hätten genauso gut von mir selbst stammen können, aber das taten sie eindeutig nicht. Für einen kurzen Augenblick nehmen sie mir die Luft zu Atmen. Ich presste meine Hand gegen meinen Brustkorb und keuchte. Meine Augen beobachteten meinen Gegner, während meine Ohren der dumpfen Ansage von Jinan lauschten, "Der Kämpfer in der falschen Rüstung, der das richtige tut!", "...bekanntlich verzichtet er auf das Preisgeld und lässt es für bessere Zwecke in Hilfsorganisationen für Waisenkinder fließen", "Ladys lasst mal hören...", ein toben unterbricht seine Ansage, "...zur rechten verteidigt er seinen ersten Platz! Begrüßt mit mir...den einzige wahren ZACK!". Etwa zwei meter vor mir macht er halt, schwingt sein Schwert Akrobatisch zwischen beiden Händen hin und her und führt es mir wie eine Warnung vor Augen. Seine Eiseskälte rasselt auf mich ein wie ein Schneesturm und gefriert die Luft in meinen Atemwegen. Ich keuche erneut, meine Finger zerren an meiner Lederjacke, so als müsse ich alles ablegen um endlich wieder Luft zu bekommen. Er zieht das Schwert weg und betrachtet mich durch den Helm, wie ich mich vor ihm krümme und schließlich in mich zusammensacke. Meine Fingernägel kratzen an der Oberfläche des Arenabodens. Es wird still um mich herum. Ein lautes piepen dröhnt in meinen Ohren und die Farben vor meinen Augen verblassen zu einem faden grau. Tränen sammeln sich in ihnen und ich schnappe Angsterfüllt nach Luft. "Von allen Menschen...", "...gerade du...", flüstere ich und breche zusammen.
 

Das Preisgeld rückte in diesem Moment in so weite ferne...

3.

"...ich habe mein ganzes Geld auf sie gesetzt!", "Steh auf Miststück und kämpfe!", "Ein Glück habe ich auf Zack gewettet!"
 

Aufgeregte Stimmen dringen zu mir durch und rütteln mein Bewusstsein wach. Ich spüre den kalten Boden unter mir. Hände berühren meinen Körper und tasten ihn ab. "Sie Atmet wieder!", ruft der eine Sanitäter dem anderen zu. Seine warmen Finger berühren mich an meinem Hals, erschrocken fahre ich zusammen, "Ihr Puls stabilisiert sich!". "Gib ihr etwas, dass ihren verdammten Kreislauf in Schwung bringt!", der Sanitäter folgt seinen Anweisungen und wühlt in seiner Erste Hilfe Tasche. Er zögert einen Augenblick, als er meinen verschwommen Blick bemerkt. "Bist du sicher...", "NALOS SCHWACHKOPF! Willst du das die Leute uns auf die Barrikaden gehen? Sie muss heute noch kämpfen!". Er jagt mir die Spritze in meinen Oberschenkel. Das Gefühl der langen Nadel, die darin steckt fühlt sich ekelhaft fremd an. "Mhm...", stöhne ich, noch bevor ich den Fuß wegziehen kann, hat er auch die Nadel schon wieder entfernt. Es dauert keine drei Sekunden da schießt pures Adrenalin durch meinen Körper. Meine Sicht ist geschärft und meine Hände besitzen ausreichend Kraft, sodass ich mich aufrichten kann. Mein Gesicht wird groß auf Leinwand projiziert. "Wie geht es dir? Kannst du antreten?", fragt der Arzt. Ich nicke und hebe die Hand mit einem Daumen, der symbolisiert, dass ich OK bin. "Scheinbar nur ein kleiner Aussetzer, unser Kätzchen hier ist wieder auf den Beinen!", brüllt Jinan in das Mikrofon, um die Menge wieder positiv aufzuheizen.
 

"Kannst du kämpfen?", dringt eine Stimme von gegenüber zu mir durch. Ich nehme Kampfhaltung ein, "Keine falsche Bescheidenheit". Der Gedanke zu wissen, wer sich hinter meinem Gegner verbarg zerriss mich innerlich. Auf der einen Seite erfüllte es mich mit Freude, zu sehen, dass er noch am Leben war und das es ihm gut ging. Auf der anderen Seite verletzte es mich, dass er dieses Leben nicht mit uns teilte. Dieser Kampf war bereits entschieden. Niemals konnte ich Cloud verletzten. Ich hatte mir kein Wiedersehen dieser Art gewünscht, aber das spielte keine Rolle. Meine Mutter sagte mir immer, "Du kannst einen Wunsch nicht erzwingen, denn dann ist es kein Wunsch mehr". Vermutlich hatte sie Recht. Ich konnte nicht krampfhaft erzwängen, dass Cloud Teil unserer Familie sein sollte. Diese Entscheidung musste er selbst treffen. In diesem Augenblick wurde es mir klarer, wie noch nie. Diese Entscheidung hatte er schon lange getroffen.
 

Jinan's Stimme holt mich zurück. "Ready?", "FIGHT!", brüllt er und eröffnet den Kampf. Cloud schwang sein Schwert und ich war gezwungen mit einem Rückwärts Salto auszuweichen. Er kämpfte mit einem Panzerschwert, dass etwas schmaler und handlicher, als das von früher war. Auszuweichen ohne den Grenzring zu überschreiten gestaltete sich schwieriger als erwartet. Seine Waffe nahm beinahe den gesamten Radius der Fläche ein, die uns zum kämpfen zur Verfügung stand. Sobald ich den Grenzring überschritt bedeutete dies, einen Punkt auf Gegners Konto. Bei drei Überschreitungen oder einem K.O Schlag war der Kampf vorbei. Sollte man zu Boden geschlagen werden, hatte man genau 5 Sekunden um wieder auf die Beine kommen, ansonsten galt es als K.O. Ich gab mein bestes jedem seiner Angriffe auf engem Raum auszuweichen. Dabei veranstaltete ich eine Menge Akrobatik die, die Menge zum schimpfen brachte. Mir war klar, dass ich alle, die ihr Geld auf mich gesetzt hatten verärgerte. Schließlich waren sie hier um einen Kampf zu sehen, den ich nur gewinnen konnte wenn ich auch zuschlagen würde. Das buhen verwirrte mich und ich wurde unvorsichtiger, in einem flüchtigen Moment Streifte sein Schwert meine Wange und hinterließ einen Kratzer.
 

Immerhin hatte Cloud seinen Kampfgeist nicht verloren, denn das war ein großer Teil, der ihn immer ausmachte.
 

"Was genau wird das?", zischte er und zog das Schwert zurück. "Wollen wir tanzen oder kämpfen?". Ich schmunzelte darüber, meine Antwort war kaum ein flüstern, "... wenn du mich so lieb fragst, dann ersteres...", "Hmm?", er legte den Kopf verwirrt zur Seite. "Kennen wir uns?", ich lächelte, "Vielleicht kenne ich dich...", "...Hmm". Nachdenklich stemmt er die Hände in die Hüfte und betrachtet mich. Das buhen der Zuschauer wird lauter, lange werden sie unser Kaffeekränzchen nicht mehr dulden.
 

Je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, wie egoistisch es war das Preisgeld nur für meine Zwecke einzusacken. Was hatte ich geglaubt, als ich mich auf diesen Kampf vorbereitet hatte? Etwa, dass meine Beweggründe es Wert waren das Preisgeld zu gewinnen? Mein persönlicher Gesundheitlicher Zustand war nichts im Vergleich zu den vielen Waisenkindern. Mein Schicksal hatte mich getroffen, wohingegen sich ihres noch ändern ließ. Ich möchte ihnen auf keinen Fall die Möglichkeit darauf nehmen.
 

"Ich habe nicht vor diesen Kampf zu gewinnen...", flüstere ich schließlich, "... falls die Einladung zum Tanz noch steht, würde ich ihnen eine kleine Show bieten bevor du mich K.O schlagen darfst. Was hältst du davon?", "... ich verstehe nicht?", "Ich bin nicht wirklich ein Fan von Skrupelloser Gewalt und ich mag Kinder. Findest du das lächerlich?", "Tue ich nicht", erwidert er trocken. "Das Preisgeld gehört dir, wenn du mir dabei hilfst es echt aussehen zu lassen...Was sagst du?", ich lächle ihn freundlich durch die Maske an um ein wenig vertrauen zu schaffen. Er nickt, "Du erinnerst mich an jemanden...", "Ich hoffe eine gute Erinnerung", er nickt, "Eine verlorene".
 

Er schwingt das Schwert erneut, ich blocke es mit meinen Stahlkappen besetzten Schuhen. Beinahe spielerisch setzte ich zu einem Schlag an, den er kinderleicht abwehrt. Die Zuschauer sehen, was sie sehen wollen und jubeln dem jeweils anderen zu. Für einen flüchtigen Moment treffen sich unsere Blicke, diese Gelegenheit nutze ich aus und zwinkere ihm zu. Was das Zeichen für >jetzt< sein soll. Er versteht die Geste und rammt sein Schwert in meine ungedeckte rechte Seite. Es schmerzt stärker als ich erwartet hatte. Meine Rippen drücken auf meine Atemwege und ich bin erneut kurz davor nach Luft zu ringen. Das nötige Feingefühl hatte Cloud noch nie, was ich ihm aber nicht verübeln wollte. Vielleicht wollte er nur sicher gehen ich hielt mich an unsere Abmachung, ihm den Sieg zu überlassen. Ich blieb gekrümmt liegen und lauschte den Worten des Kampfrichters, der deutlich von fünf herunter zählte. Als er schließlich "K.O!", brüllt springt eine große Menge an Menschen von ihren Stühlen auf und beginnt zu jubeln. "Sieger des heutigen Finalfights - ZACK!". Jinan und Zenan stürmen auf ihn ein. Einer der beiden Brüder hebt seine Hände in die Luft, während der andere schrille Töne ins Mikro grölt. Ich verberge mein lächeln, da ich befürchte auf Kamera erwischt zu werden. Aufgerichtet klopfe ich meine Schwarze Hose frei und reiche Cloud meine Hand. Auch als er sie wieder wegzieht bleibt seine wärme bestehen und erfüllt mich mit einem wohligen Gefühl von Vertrautheit. Ich lege meine andere Hand stützend in die Seiten, wo er mich getroffen hatte und schleiche mich vom Schauplatz.
 

Die schwere Türe hinter mir schließt sich langsam und innere Ruhe überkommt mich, nachdem meine Ohren großer Lautstärke ausgesetzt waren. Ich Atme tief ein. Plötzlich spüre ich eine weitere Präsenz, die mir gefolgt war. "Tifa?", ruft eine klare und mir unverkennbare Stimme. Tränen überkommen mich, die ich versuche zurückzuhalten. Ich entdecke Cloud, sein Blick auf mir gefestigt. "Du hast das hier verloren...", sagt er und streckte mir etwas entgegen, dass ich als eine Erinnerung an unsere gemeinsame Freundin Aertih immer um meinen Oberarm trug. Er hatte mich also doch noch erkannt, obwohl ich hoffte mich vorher rechtzeitig davon schleichen zu können.
 

Am Ende hat mich nichts mehr als ein rotes Band verraten.

4.

Ich nippe an dem Glas Sake, dass der Imbissbesitzer mir über die Theke schiebt. Ich meide Augenkontakt, da mir nicht nach reden ist. Der Geruch der Rinderbrühe, der aus der Küche hervordringt liegt mir in der Nase. Er schöpft sie ab und gießt damit die Ramen Nudeln auf. Das fertige Gericht vor mich abgestellt, reicht er mir zum Abschluss ein Päckchen Stäbchen. Ich fische ein paar Zutaten, die ich nicht mag aus der Brühe zur Seite, "... Ramen ohne Ei zu essen ist ganz eindeutig ein Skandal, pass auf, dass sie dich deswegen nicht hinter der nächsten Ecke verprügeln werden!", ich schmunzle, "Das bezweifle ich...", und nehme einen bissen. Es fühlte sich gut an eine warme Mahlzeit im Magen zu haben, da ich nur noch unterwegs war. Allein. Auf diesem Weg war ich den anderen keine Last. Zwei Jahre waren schon vergangen, seit ich den Lieferservice verlassen hatte.
 

Gefühle zu zeigen gehörte nicht zu meinen Stärken. Trotzdem konnte sie mich lesen wie ein offenes Buch. Ich weiß, dass ich Tifa mit meinem inneren Kampf erdrückte. Durch mich verlor sie Freude und Freundlichkeit. Ich konnte ihr nicht geben was sie sich wünschte, nämlich mich der Familie zu öffnen und in ihr ein zu Hause zu finden. Mein Bewusstsein wanderte zwischen fremden Erinnerungen, Verlust, Gewalt und Tod. Ein lebendes Vermächtnis zu sein verlangte mir alles ab, was mich in meiner Persönlichkeit als Cloud ausmachte. Auch als Tifa vor vier Jahren mit mir in den Lebens Strohm stürzte und die Scherben meiner Erinnerung zusammensetzte wurde mir zwar klar wer ich war, doch nachdem die Kämpfe gegen Shinra, Sephirot der Meteorabsturz und das Geostigma gewonnen waren fehlte mir die Antwort darauf wer ich sein wollte. Alles um mich herum schien sich neu aufzubauen, wohingegen ich nicht wusste worauf ich bauen sollte. Ich konnte nicht zulassen, dass nur weil ich stehen geblieben war es auch für die anderen nicht weiter gehen konnte. Lieber regelte ich die Dinge allein. Mit meinem Motorrad Fenrir fuhr ich in Gaia umher. Sah mir die Welt an und das was aus ihr hervor ging. Ich staunte darüber wie erneuerbar die Menschheit sein konnte, nachdem sie auf so vielen Wegen gebrochen war . Sie lernten aufzustehen und sich gegenseitig neu aufzubauen. Wieso konnte mir das nicht gelingen? Scham überkam mich, indem ich mich selbst und meinen schwachen Charakter im Spiegel betrachtete.
 

"Mein Junge, siehst aus wie jemand der nicht einmal die hälfte von dem ausspricht, worüber er grübelt...", er tippte sich symbolisch auf den Kopf. "Ich bin kein Meister der Worte". "Hm, natürlich nicht. Kommst du aus Edge? Siehst eher aus wie ein Reisender...", ich rühre nachdenklich die Brühe bevor ich Antworte, "Nibelheim...", "Ohh...", er nickt, "... soll nicht mehr viel übrig sein...", "Geisterstadt", knöpfe ich an. "Hast du Frau, Kinder?". Ich hatte lange nicht mehr mit einer so neugierigen Persönlichkeit gesprochen, doch seine Frage stimmte mich nostalgisch. Lachend füllte er uns beiden ein neues Glas, da der Laden ohnehin nur von mir besucht war, "Junge, junge da muss es aber einige Ladys gegeben haben, wenn du sie nichtmal mehr nennen kannst", "Adoptivkinder... zwei", verwundert musterte er mich, nachdem ich ihm ins Wort gefallen war. "Ich und... äh... eine Freundin kümmern uns um sie", "Kümmerte...", korrigierte ich mich selbst. Verwirrt hob er eine Braue, nachdem er mir nicht mehr folgen konnte, "Na was denn nun?". "Zwei Waisenkinder, die ich mit einer Kindheitsfreundin adoptiert habe. Sie kümmert sich um sie...", er lacht ein weiteres mal belustigt, was mich stutzig macht. "Hast die Fliege gemacht Jungchen?", "Kann ich verstehen, mit meiner ersten Liebe hab ich leider auch zu früh den Fehler gemacht. Sie war wirklich ne Hammerfrau, aber ich wollte mein eigenes Ding machen... und ein Kind überforderte mich. Die kleine müsste inzwischen erwachsen sein... wer weiß vielleicht hat sie sogar selbst Kinder. Wir haben keinen Kontakt mehr ... naja... da war die Sache mit meinem Imbiss, Shinra, der Krieg. Herrgott vielleicht lebt sie ja inzwischen schon gar nicht mehr...", er nimmt einen kräftigen Schluck Sake. "Kanpai mein Freund, auf die erste Liebe und das Leben, welches daraus entstanden ist...", symbolisch leerte er das Glas in einem Zug und kippte es hinter seinen Kopf. "Meine erste liebe...", flüsterte ich, "Hä? Du musst schon Lauter sprechen kleiner, die verdammte Abdunsthaube macht einen Heidenlärm!", ich schob den Teller zur Seite und stellte das gelehrte Glas ab. Aus meiner Seitentasche zückte ich 20 Gal und legte sie ihm großzügig auf den Tresen, "Stimm so...", dann griff ich nach meiner Ausrüstung und wollte mich soeben auf den Weg machen. "Hey Junge!", brüllte er mir noch einmal hinterher, ich wandte mich ihm zu, während er ein Bild aus seiner Hosentasche zückte, es war gefaltet und die Farben waren bereits verblasst. Während er es betrachtete wurden seine Augen glasig, "... wenn sie dir etwas bedeuten, dann solltest du zu ihnen gehen. Die Zeit rennt und bevor du dich umsehen kannst wird aus dir ein einsamer Mann... glaub mir ich weiß wovon ich spreche."
 

War ich einsam?
 

Ich klopfte an die Türe von Madame M und trat anschließend in einen völlig Durchräucherten Massagesalon. Überrascht legte sie den Kopf in die Seite. Nachdem sie mein Gesicht zuordnen konnte hob sie aufgeregt den Fächer und führte ihn mir vor Nase. "Mein Hübscher! Ich habe vier Jahre auf dich gewartet!", ich spitzte belustigt die Lippen. Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. Madame M kam um den Empfangstresen gesprungen und pirschte um mich herum. Ihre langen Fingernägel berührten meine Oberarme und hinterließen ein wohliges kribbeln. "Sieh dich an... noch immer gut in Form... oh ich liebe diese athletischen Oberarme!", "... und doch sind sie so fürchterlich Steif! Das müssen wir ändern!" aprupt umschlang sie meinen Oberarm und zog mich in einen der Behandlungszimmer. Drinnen verscheuchte sie eine ihrer Mitarbeiterinnen und den Kunden, der gerade behandelt wurde. „Raus mir dir Rina, mein Patient braucht eine Premium Plus Handmassage!". Sie hinterfragte den Befehl ihrer Chefin nicht, stattdessen eilte sie heraus. Ihr Kunde folgte ihr völlig perplex. Mit dem Fächer klopfte Madame M auf die Liege, "Nimm Platz Schätzchen!", forderte sie mich auf. Sie berührte meinen Brustkorb und schubste mich in eine liegende Position, "Entspann dich!", "auf einem Drehstuhl rollte sie zu meine rechte und begann meinen rechten Arm Stück für Stück in Richtung meiner Schultern zu massieren. "Heute ohne hübsche Begleitung?", kaum hatte sie es ausgesprochen, da erinnerte ich mich, dass ich das letzte mal mit Aerith hier gewesen war.
 

Das lag inzwischen eine ganze Weile zurück. Zu dieser Zeit haben wir Tifa aus Don Coneos Fängen befreien wollen, da sie sich auf eine seiner Brautschauen eingelassen hatte um nähere Infos zu Shinras Plänen herauszufinden. Don Coneo arbeitete mit dem Shinra Konzern zusammen, im Gegenzug erlaubten sie ihm freie Machenschaft auf dem Wallmarkt. Der Typ hatte eine Vorliebe für hübsche Frauen, beanspruchte sie für sich und behandelte sie aber schlecht. Nachdem wir Tifa gerettet hatten, erfuhren wir deutlich besorgniserregendere Dinge als erwartet, nämlich das sie vorhatten einen Anschlag auf Sektor 7 auszuüben, indem sie die Platte darüber einstürzen ließen. Und das alles nur weil wir damals, beim Anschlag auf Shinra, mit Avalanche den Reaktorkern in die Luft gejagt hatten.
 

Wir konnten den Einsturz der Platte nicht verhindern, so sehr wir uns auch berührten. Damals verloren alle aus Sektor 7 ihr zu Hause. Kinder verloren ihre Eltern und wurden zu Waisen. Tifa verlor ihre Bar. Einige enge Freunde von Avananche ließen ihr Leben bei dem Rettungseinsatz.
 

Denzel war eines der Waisenkinder, dass Tifa und ich anschließend adoptierten.
 

"Ich bin allein...", antwortete ich schließlich, nachdem ich für eine Weile in Gedanken versunken war. "Schade, ich mochte die kleine. Auch wenn sie einen miesen Kleidungsstiel hatte!". "Hm..."; ich spüre wie ich langsam entspanne und sich die versteiften Muskeln lockern. Madame M nimmt meine Hand in ihre Hände und übt an ein paar gezielten Punkten druck aus, die kribbeln und wärme auslösen. "Was ist mit der anderen? Die, wegen der ihr diese ganze Rettungsaktion gestartet habt... wie hieß sie noch gleich... alle Jungs waren total verrückt nach ihr!", "Tifa", flüsterte ich. "TIFA! GENAU!", "Was ist mit ihr?", "Was soll sein?". "Naja, damals hast du alles in Bewegung gesetzt um sie da heraus zu holen!", sie lacht belustigt, "Ich weiß noch wie du dich in Frauen Klamotten geworfen hast nur um selbst als Kandidat zur Brautschau zugelassen zu werden!", sie kneift mir die Wange und quiekt aufgeregt, "Du warst so süß und so verliebt!", "Ich wünschte ein Mann würde auch für mich solche Berge versetzen nur um mich zu schützen!". Beschämt rutsche ich von der Liege und verstecke mein rot angelaufenes Gesicht, "Ich will nicht darüber reden!", zische ich und greife nach meinen Waffen. "Hast du heute noch was vor?", fragt sie neugierig, während sie sich kühle Luft zufächelt. "Ich muss zu einem Kampf", antworte ich trocken. "Hm... wofür der Kampf?", "Um zu gewinnen". Ich reiche ihr die 3000 Gal für die Handmassage, da schließt sie meine Hand und schiebt sie sanft zurück, "Behalt es! Das war heute für einen guten Freund." "Danke", wir nicken einander zu, "...und Cloud...", "Man sollte immer einen Grund haben, wofür man kämpft."
 

"Das habe ich", "Nicht nur einen...", antworte ich und verlasse das Massagestudio.

5.

Der Sieg war meiner, nachdem meine Gegnerin unter dem Pseudonym Ruby ihn mir überlassen hatte. Ich hatte sie heftiger erwischt als gewollt. Ich beobachtete sie, wie sie sich mit einem Kraftakt aufrichtete und den Staub von ihren Hosen klopfte. Sie schenkt mir ein flüchtiges lächeln. Humpelnd nähert sie sich mir und streckt mir ihre zierliche Hand entgegen. Ich zögere, doch nehme ich die Geste an. Rote Augen unter der Katzenmaske erkunden mich flüchtig. Unsere Blicke treffen sich und mein Herz macht einen Satz. Dabei werde ich den Gedanken nicht los, dass mir alles an ihr Vertraut vorkommt. Sie hinterlässt einen Duft von süßer Vanille, als sie den Kampfplatz verlässt. Zenan und Jinan drängten sich an meine Seiten und verkünden feierlich meinen Sieg. Verwirrt wandern meine Blicke über die völlig ausrastenden Gesichter des Pubikums. Ich entdecke mein maskiertes Gesicht auf Leinwand, außerdem sehe ich durch die Vergrößerung etwas rotes aufblitzen, dass mitten auf dem Kampfplatz liegt. Losgerissen von den beiden Brüdern beuge ich mich und hebe ein rotes Band vom Boden auf. Erinnerungen und Bilder blitzen in meinen Gedanken auf. Es gehörte Aerith, Tifa hatte es damals nach ihrem Tod symbolisch um unser beider Arme gebunden. Um ihr zu Gedenken. >Akai Ito<, nannte sie es. >Das rote Band des Schicksals<, dass unser beider Leben mit Aeriths verband. Plötzlich wurde mir so einiges klar. Ich folgte ihr vom Schauplatz und drängte mich im letzten Moment durch das schließende Tor.
 

"Tifa!", rufe ich aufgeregt. Sie stoppte abrupt und zog die Schultern an. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, während sie sich mir zuwandte. Die Augen glasig und voller Tränen. Ich Strecke ihr meine Hand entgegen mit dem, was ich vom Kampfplatz aufgesammelt hatte, "... du hast das hier verloren...", sie nimmt die Maske ab, ihre Wangen sind nass. Bevor ich etwas sagen kann stürmt sie auf mich zu und lässt sich in meine Brust fallen. Sie kommt mit einer Wucht, dass ich uns beide festhalten muss um uns vor dem fallen zu bewahren. Sie schluchzt leise, was mich dazu bringt sie noch fester in meine Arme zu schließen. Unbewusst atme ich ihren Duft ein. Er löst etwas in mir aus, dass ich nicht richtig beschreiben kann. Es fühlt sich an als hatte ich etwas verlorenes wieder gefunden, als verwandelte sich Trauer zu Freude. Ihr Dutt hatte sich während des Kampfes gelockert und eine Strähne baumelte verloren umher, die ich spielerisch zwischen meine Finger gleiten ließ. Ihr ganzer Körper strahlt wärme aus und deckt mich damit ein. Die Augen geschlossen genieße ich den Moment.
 

"Ich bin so froh das es dir gut geht...", flüsterte sie. "Ich dachte ich sehe dich nie wieder...", Tifa löst sich aus der Umarmung und wendet sich von mir ab. Sie muss heftig husten. "Alles in Ordnung?", frage ich besorgt. Sie nickt, nachdem sie sich wieder gefangen hat, "Ist nur eine Erkältung, die einfach nicht weg gehen will!", "Hm... du solltest nicht kämpfen, wenn du dich nicht gut fühlst...", bemängle ich. Sie schenkt mir ein lächeln, "Da hat du wohl recht, ein Glück hast du das ja für uns beide erledigt!", die Schnittwunde auf ihrer Wange, die ich ihr zugefügt hatte, fällt mir ins Auge. Besorgt hebe ich die Hand und nähere mich ihr, "... tut es weh?", strauchle ich. Tifas Wangen laufen rot an, mein Herz macht einen Satz und ich ziehe verunsichert meine Hand zurück. "Entschuldige...", murmle ich. "Ist schon gut, mach dir keine Sorgen, schließlich habe ich dich überfallen!", ihr lächeln strahlt so viel Aufrichtigkeit aus. "Ist es nicht merkwürdig...", "Was?", frage ich verwirrt, "... wir begegnen uns immer nur dann, wenn einer von uns beiden verletzt ist, was soviel bedeutet, dass unsere wiedersehen immer etwas mit einem Kampf zu tun haben...", "Das ist mir noch nie aufgefallen", erwidere ich. Ihre Worte stimmen mich nachdenklich und ich stelle fest, dass sie womöglich recht hat.
 

Wie oft hatte sie mich wieder zusammengeflickt, nachdem ich nicht mehr wusste wer ich war. Wie oft hatte sie mir ein zu Hause gegeben, als ich keines hatte. Tifa und ich kannten uns bereits unser ganzes Leben lang und das versprechen, dass ich ihr einst gab, sie immer zu beschützen und ihr zu Hilfe zu eilen, wenn sie in Schwierigkeiten steckte hatte ich nicht eingehalten. Ich hingegen musste sie nie um etwas bitten. Für sie war es immer selbstverständlich, wenn die Dinge in Verbindung mit mir standen. Beinahe aufopfernd kümmerte sie sich um mich und um die Kinder. Ich gab ihr nicht genug die Möglichkeit sich in meiner Gegenwart schwach fühlen zu dürfen, denn insgeheim war ich der Schwache von uns beiden. Ich ließ sie im Stich, als ich mich für Aerith und Zack entschied. Und jetzt sehe ich an mir herunter, wie ich diese fremde Maske eines Shinra Soldaten trage. Wie ich mir den Namen eines längst verstorbenen Freundes gegeben habe, dessen Herz für eine Frau schlug, dass ich anstelle ihm erobern wollte. Und nun sind sie beide Tod, ich konnte nichts davon einhalten und meine eigenen Prinzipien und Wünsche habe ich vergessen. Tifa war viel klüger als ich. Ich bin mir sicher sie erkannte meine Bürde schon sehr viel früher als ich selbst. Es war Zeit ihr etwas zurückzugeben.
 

"Cloud!", ihre Stimme weckt mich auf, erschrocken wende ich mich ihr zu. "Du musst dich nicht schuldig fühlen. Alles was ich getan habe, habe ich von Herzen getan und ich würde es immer wieder tun", "Du bist ein freier Mann und kannst gehen wohin du möchtest, du bist den Kindern oder mir zu nichts verpflichtet. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als das du endlich Frieden findest und glücklich sein kannst. Ganz egal wer du sein möchtest." "Und was ist mit dir?", meine Gegenfrage stimmt sie überrascht, "Hm? Was meinst du?", "Was brauchst du um glücklich zu sein?", schweigen bricht über uns ein. Eine ganze Weile betrachten wir einander durchdringend, schließlich antwortet sie mir doch, "Das solltest du mich nicht fragen...", "Wieso nicht?", hinterfrage ich. "Cloud!", betont sie schnippisch, "Gibst du mir eine Antwort?", fordere ich erneut. "Wieso? Damit du dich mir aufopfern kannst? Ich bin nicht Zack, Cloud! Du musst nicht mein Leben leben um mich glücklich zu stimmen...", "Ich möchte dir doch nur etwas zurückgeben!". "So funktioniert das nicht, du opferst nicht dein gesamtes Leben für jemanden nur weil du in seiner Schuld stehst Cloud!", "Was dann?", zische ich, "Wie kann ich jemanden glücklich machen, der mir nicht sagt was er braucht um glücklich zu sein!". Ihre Finger sind kalt, als sie meine Hand berührt, ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Tifa nimmt tief Luft und flüstert, "Es wäre falsch es dir zu sagen, dass musst es schon selbst herausfinden!", auf Zehenspitzen beugt sie sich auf meine höhe und drückt mir einen flüchtigen Kuss auf meine Wange. Wie angewurzelt stehe ich fest und verankere mein Gewicht in meine Füße um nicht aus den Schuhsohlen zu kippen. Ich wirke mehr verunsichert als cool. Tifa zwinkert mir zu, "Gute Nacht und pass auf dich auf."
 

Ich sitze auf der Bank im Umkleideraum. Die Uniform habe ich abgelegt und in meine Tasche verstaut. Nachdenklich starre ich Löcher in Wände, als es an der Türe klopft. Es ist Jinan, ich bitte ihn herein. "Na, alles klar Champion?", nickend stimme ich ihm zu, "Hast heute Abend ordentlich abgeräumt, die kleine hast du fertig gemacht...", er wirft mir die Tasche mit Gal, vor die Füße, "...auch wenn es aus meinem Blickwinkel ausgesehen hat, als hast du sie verschont... naaaaaaa ist da wohl jemand schwer verliebt?". Ich blitze ihn wütend an, "Halt die Klappe!", "Ich kann dich schon verstehen Strife. Schließlich hat die kleine nicht nur ne Mords-Faust, sondern auch noch Mords-Brüste!", ohne weiter darüber nachzudenken, hohle ich aus und schlage ihm kräftig in die rechte Seite seines Kiefers. "Sag das nicht nochmal!", knurre ich warnend. Jinan verzieht das Gesicht, und renkt sich das Kiefer wieder an Ort und Stelle. "Scheiße Strife ich hab doch nur einen Joke gemacht!", die Tasche und meine Waffe über die Schulter geworfen wende ich mich erneut ihm zu, "Hab ich gelacht?", "n... nein?", stottert er.
 

"... dann war es nicht lustig Arschloch."

6.

Ein paar der Waisenkinder tollten im Hof umher, während ich auf Elmyra wartete. Sie verstaute das gespendete Preisgeld sicher in ihrem Büro. Eines der Mädchen, dass mit zwei Jungen fangen spielte stolperte und schürfte sich die Knie auf dem Sandigen Boden auf. Sie sah mich mit großen grünen Augen an, die sich nach und nach mit Tränen füllten. Einer der beiden Jungs hatte sich bereits aus dem Staub gemacht, während sich der zweite reuevoll zu ihr beugte. "Hast du dir weh getan?", murmelte er unsicher. Das Mädchen nickte und ein paar dicke Tränen kullerten über ihre Wangen. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie er seinen Ärmel über seien Hand zog und behutsam versuchte die sandige Wunde zu säubern. Die Augen des Mädchens wurden größer und ihre Wangen nahmen einen verlegenen rosé Ton an.
 

Emyra ist zurück und entdeckt die beiden auf dem Boden, wütend stemmt sie die Hände in die Hüften und richtet ihr Wort an den Jungen, "Hast du ihr weh getan?!". Der Junge schüttelte abstreitend den Kopf. "Lügst du etwa schon wieder junger Mann?!", schimpft sie mit ihm. Das Mädchen stellt sich vor den Jungen und breitet schützend ihre Arme aus, "Wir haben nur gespielt! Es ist meine Schuld, dass ich gestolpert bin!". "Tatsächlich?", Emyra hebt überrascht eine Braue und mustert die beiden abwechselnd. "Nagut, aber ich möchte das ihr auf euch acht gebt beim toben. Haben wir uns verstanden? Das gilt besonders für dich Ben!". Einverstanden nickt er, während das Mädchen nach seiner Hand greift und ihn von uns wegzieht.
 

Irgendwie verbinde ich die Situation mit einer ähnlichen, die mir in Nibelheim widerfahren war. Tifa verlor ihre Mutter und glaubte auf dem Berg Nibel den Geist von ihr anzutreffen zu können. Damals erzählten sich die Kinder Geistergeschichten rund um den Berg und den Mako Reaktor der sich darauf befand. Die anderen Kinder bekamen Angst und zogen sich zurück. Tifa jedoch, war fest entschlossen, ihn trotzdem zu erklimmen. Ich folgte ihr heimlich. Es war mühsam sich an den glatten und spitzen Steinen aufzuarbeiten. Zu unserem Unglück begann es auch noch zu Regnen, was den Halt nicht unbedingt erleichterte. Ich konnte nur noch sehen, wie Tifa abrutschte. In letzter Sekunde wollte ich sie halten, doch wir stürzten beide von den Klippen. Nach dem Sturz brauchte ich Zeit, um zu mir zu kommen, denn mir waren für ein paar Minuten die Lichter aus gegangen. Benebelt suchte ich nach ihr, folgte dem dumpfen stöhnen, dass sie von sich gab. Als ich sie fand erkannte ich, dass sie schwer verletzt war. Ihren Kopf vorsichtig angehoben klebte Blut an meinen Händen. Sie musste sich den Hinterkopf auf etwas hartem angeschlagen haben. Mit alles Kraft versuchte ich sie aufzurichten, dabei bemerkte ich, dass sie ihre Beine nicht mehr bewegen konnte. Völlig übersäht von Blutergüssen und Dreck der in den aufgeschürften Wunden klebte bereitete mir ihr Anblick große Furcht. Ich wusste nur ich durfte sie keine Sekunde länger liegen lassen. Tifa schwankte zwischen Bewusstsein und Ohnmacht. Mit aller Kraft trug ich sie auf meinem Rücken zurück ins Dorf. Gerade noch rechtzeitig konnte sie versorgt werden und überlebte. Die Dorfbewohner gaben damals mir die Schuld für das was ihr widerfahren war.
 

Ähnlich der Situation, in der sich der Junge eben befand.
 

Sie wussten es natürlich nicht besser. Die anderen Kinder waren mir egal, aber nicht Tifa. Sie strahlte diese wärme und Freundlichkeit aus, wenn sie sich um andere sorgte. In meiner Verschlossenheit sog ich all ihre Herzlichkeit auf wie ein trockener Schwamm. Und dann war da ihr ungezähmter Kampfgeist. Sie war so furchtlos, wie sie sich an den Klippen heraufzog. Das alles nur, um ihre Mutter ein letztes mal wiederzusehen. Dabei war es nichts weiter als ein dummes Märchen. Ich fragte mich was mir mehr Schmerzen bereitet hätte.
 

Ihr trauriges Gesicht, als sie erkannt hätte, dass ihre Mutter nicht hier war und das es alles eine Lüge war.
 

Oder die Verletzungen die sie bei der Aktion davongetragen hatte.
 

"Cloud!", die Stimme von Emyra rüttelte mich wach. "Ist alles in Ordnung?", fragte sie besorgt. Nickend stimmte ich zu. "...du wirkst nachdenklich." "Es ist nichts!", verneinte ich erneut, "Ich muss los...", Elmyra ergriff meinen Arm, "Cloud wie kommst du an das ganze Geld, dass du uns immer wieder zukommen lässt?", "Ist das wichtig?", sie nickt , "Aerith hätte nicht gewollt, dass du deswegen dein ganzes Leben aufgibst. Das hier...", sie breitet die Arme aus und nimmt eines der kleinen Kinder auf ihren Arm. "...ist mein persönlicher Wiederaufbau. Ich sehe in die Augen dieser Kinder, die mich an sie erinnern. Ich möchte ihnen ein zu Hause geben und die Möglichkeit auf eine Zukunft. Es erfüllt mich. Aber nur weil es mich erfüllt heißt das noch lange nicht das es auch dein Weg ist. Hast du dir je die Frage gestellt was dich glücklich macht? Es muss doch etwas geben oder jemanden geben?". "Mhmpf...", "Wie lange geisterst du jetzt schon umher, meinst du nicht es wird endlich Zeit anzukommen? Wonach suchst du?". "Vergebung...", murmle ich und wende mich von ihr ab. "Niemand, wirklich niemand hier spricht dir Schuld zu! Du bist der einzige, der sich nicht selbst Vergeben kann!", verärgert beiße ich die Zähne zusammen, mein Kiefer ist angespannt. Ich weiß nicht was plötzlich in mich gefahren ist, als ich meine Stimme erhebe, "An allem hier bin ich Schuld! Verwaiste Kinder, Eltern begraben unter dem Schutt der Anschläge. Zacks Tod, der Tod von Aerith. Tifas trauriges Gesicht...", meine Hände zittern vor Wut, doch alles was Emyra tut ist lachen. Lachen und ich kann nicht verstehen warum. "Verzeihung...", murmelt sie, nachdem sie sich gefangen hat. "Es ist nur so... ich sehe dich an und erkenne einen Mann mit dem Geist eines Kindes. Du irrst dich Cloud es ist ganz und gar nicht deine Schuld. Es ist niemandes Schuld, denn das ist der lauf der Dinge. Aerith ist wo sie hingehört, nämlich an Zacks Seite. Diese Kinder sind Dankbar und aufgenommen. Wir gedenken den Toten, aber wir sollten sie ach ruhen lassen. Stattdessen sollten wir uns um die kümmern die wir lieben und am leben sind", sie stuppst mich ungewohnt verspielt in die Seite, dann flüstert sie mir zu, "...naja bis auf die Sache mit Tifas traurigem Gesicht. Ich denke das könnte leider doch etwas mit dir zu tun haben...", "Huh?", stöhne ich verblüfft. "Ich werde kein weiteres Geld von dir annehmen, dass du nicht anständig durch den Lieferservice verdient hast, hast du mich verstanden Junger Mann? Und das nächste mal wenn du hier aufkreuzt bring Marlene und Denzel mit! Die anderen Kinder fragen schon nach ihnen...", sie spricht mit mir, wie mit einem ihrer Waisenkinder. Sie strahlt eine fürsorgliche Autorität aus, deshalb kann ich nicht anders als ihrer Bitte zu folgen.
 

Spät Abends stehe ich vor den geöffneten Türen des siebten Himmels. Der Laden ist voll und es ertönt laute Musik daraus. Meine Kapuze habe ich mir über den Kopf gezogen, um unentdeckt zu bleiben. Die Stimme von Yuffie und Tifa ist zu hören. Sie schieben ein paar Shots über den Bartresen und amüsieren die Gäste. Der Pinballautomat schreit Bonuspunkte, während sich die jüngeren Gäste darum tummeln. Ich frage mich ob sie meinen Highscore in den letzten zwei Jahren geknackt haben. Die Dartscheibe war ein ständiger Machtkampf zwischen mir und Barret. Fast überkam mich mein inneres Kind mich unter sie zu mischen. Aber es war spät und meine Augen waren schwer. Die letzten Nächte, seit ich zurück in Midgar war, hatte ich in Anyans überteuertem Hotel "Bienchennest" geschlafen, dass er zusätzlich zum Nachtclub betrieb. Der verdammte Laden war Nachts durch die dröhnende Musik viel zu laut und ich machte kein Auge zu. Nach dem Gespräch mit Emyra beschloss ich also zurückzukehren und mein eigenes Bett zu beziehen. Ich überlegte wie ich Tifa und den anderen gegenübertreten sollte und ob sie mich überhaupt wieder bei sich aufnehmen würden. Feige schlich ich mich dann doch durch den Hintereingang und bewahrte mir meine Erklärungen für morgen auf.
 

Im oberen Geschoss war es ruhig, die Bar und die Wände des Hauses waren gut gedämmt. Aus der angelehnten Zimmertüre der Kinder erklang ein gleichmäßiges Atmen. Vorsichtig steckte ich den Kopf zwischen Tür und Schwelle und warf einen Blick auf sie. Marlene hatte inzwischen einen weiteren Wachstumsschub hinter sich, bald mussten wir ihr ein größeres Bett besorgen. Ihre Haare waren lang und sie trug sie wie Aerith, gebunden zu einem gedrehten Pferdeschwanz. Denzels Haare standen Wild in jede Himmelsrichtung ab. Er schlief mit einem großen Kissen, dass er umarmte, auf dem Rücken und seine Decke war auf den Boden gefallen. Ich befürchtete er würde frieren und sich womöglich noch eine Erkältung einfangen, also griff ich nach der Decke und warf sie ihm leise über. Sein ruhiger Atem wurde zu einem stockenden Schnarchen, weshalb ich mich zügig aus dem Zimmer zurückzog, um ihn nicht zu wecken.
 

Mein Zimmer gehörte nicht mehr mir. Der angebrachten Dekoration nach, ging ich stark davon aus, dass Yuffie sich hier eingenistet hatte. Bestimmt half sie Tifa und Barret mit dem Lieferdienst aus. Ich konnte verstehen, wieso sie das Zimmer nicht leer stehen lassen konnten, schließlich hatte ich sie ja im Stich gelassen. Außerdem gehörte es nicht zu Tifas Art, Freunde nicht bei sich aufzunehmen. Ich betrat nachdenklich das Zimmer meiner Kindheitsfreundin. Durch das Fenster schimmerten Mondstrahlen und an den Wänden hingen Bilder von den Kindern, Barret, ehemaligen Avalanche Mitgliedern, Aerith und mir. Auf ihrem Schreibtisch entdeckte ich eines, bei dem sie uns beide an einem Nachmittag beim essen fotografiert hatte. Ich weiß noch wie sehr ich es hasste, wenn sie mich dazu zwang in die Kamera zu lächeln. Schließlich tat ich es doch, nur ihr zuliebe. Ich öffnete die Schublade an ihrem Schreibtisch und entdeckte mein Mobiltelefon, dass ich vor zwei Jahren zurückgelassen hatte. Eingeschaltet gab ich den Pin unter Aufforderung ein und erschrak, als auf dem Display eine Nachricht von 104 verpassten Anrufen aufpoppte.
 

Ich öffnete die Mailbox und begann die erste abzuhören.
 

***
 

Hey Cloud, hier ist Tifa. Es ist heute eine Woche her, seit du uns verlassen hast. Ich habe dein Mobiltelefon gefunden. Ich hasse es, dass du es nicht mitgenommen hast. Andererseits kann ich dir so auf den Anrufbeantworter quatschen ohne mir Sorgen darüber zu machen, ob ich etwas falsches sage. Du kommst nicht wieder ....oder? Es ist kein Tag vergangen, an dem die Kinder nicht nach dir gefragt haben. Ich belüge sie und erzähle ihnen, dass du einen Auftrag außerhalb der Stadt erledigen musst. Barret stinkt das ganze gewaltig... ich glaube er vermutet etwas. Lange werde ich ihn nicht anflunkern können. Cloud? Es tut wirklich weh allein gelassen zu werden. Ich mache dir keine Vorwürfe, so warst du ja schon immer. Auch damals, als du zu SOLDAT gegangen bist. Insgeheim wusste ich, es war nur eine Frage der Zeit. Ohne Aerith gibt es nichts, was dich hier hält. Manchmal möchte ich dir gerne eine reinhauen, nur um dich wach zu rütteln. Aber der Wunsch dich zu umarmen ist stärker. Ich vermisse dich ... pass auf dich auf ja?
 

***
 

'seufzen'
 

Hey Cloud, du weißt ja... hier ist Tifa. Die letzte Woche lief nicht besonders gut. Ein Kunde konnte uns nicht bezahlen, nachdem wir ihm Werkzeug geliefert hatten. Es war ein großer Auftrag, für die Renovierung eines Wohngebäudes. Jetzt fehlt uns Geld um für die nächste Woche Vorräte aufzustocken. Der Schnaps ist alle... die Gäste vom siebten Himmel schimpfen, dass ich keinen mehr ausschenke. Ist es idiotisch, dass ich die letzten 4 Gläser selber getrunken habe? ... naja ich bekomme das schon wieder in den Griff. Gute Nacht... ich hoffe von da, wo du bist kannst du die Sterne sehen.
 

***
 

Cloud? Ich bin es ...Tifa. Es ist Woche drei seit deinem Auszug. Barret sitzt mir im Nacken und fragt mich löchrig. Denzel macht eine schwere Zeit durch, er vermisst dich wirklich sehr. Marlene hat ein Bild von uns gemalt. Ich werde es für dich aufbewahren, dann kannst du es dir immer noch ansehen...
 

'schluchzen'
 

Gute Nacht Cloud.
 

***
 

Hatte Tifa mir etwa jede Woche über zwei Jahre eine Nachricht hinterlassen? Etwas befremdliches warmes bahnte sich einen Weg über meine Wange. Als ich es weg wische wird mir klar, dass ich weinte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  SasuHina-4ever
2023-02-06T12:16:01+00:00 06.02.2023 13:16
ich lese gern ffs von dir aber diese geschichte werde ich nicht lesen da ich kein fan von Cloud x Tifa bin wenn es Vincent x Tifa wäre würde ich es lesen. Liebe Grüsse und einen Taumhaften Tag aben und Nacht.
Antwort von:  Skadii
06.02.2023 16:31
Hallo SasuHina-4ever :)
Gar kein Thema. Kann verstehen, wenn dir das paring nicht zusagt. Vincent x tifa ist aber auch exotisch :D hab ich jetzt so noch nicht oft gehört und gelesen.
Danke für deine Ehrlichkeit und hab auch einen schönen Tag :3


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