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Seelenheil

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Trotz, dass sich Jojo und Naoki wieder gefunden haben, kommt es unweigerlich zu diversen Entscheidungsschwierigkeiten... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Der Text des Liedes ist nicht von mir, sondern gehört Miyavi (We can't stop it vom Album no sleep till Tokyio), ich hab ihn mir nur geliehen ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Auch hier ist der Text vom Lied BANG! von dem wundervollen Miyavi nur geliehen. Aber dann reicht es auch ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Nun geht es hier auch Mal weiter :). Jojo und Naoki wollen ihr kleines Gehmeinis nicht länger für sich behalten und die erste, die es erfahren soll, ist natürlich Alice. Doch wie ihre kleine Tochter wohl reagiert? Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Nun geht es hier Mal wiede weiter. Habe in den letzten Monaten irgendwie wieder mehr an der Story gearbeitet und ein bisschen geht sie noch weiter :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kurz und knapp und ja, es wird noch einen dritten Teil geben, in dem es wieder mehr um Juka und Lukas geht ;) Komplett anzeigen

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Traum oder Wirklichkeit? Auf jeden Fall schön

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Komplikationen

Zwei Haltestellen später stiegen wir aus und ich führte ihn zu meiner Arbeitsstelle. Natürlich wurde er dort erst Mal gründlich unter die Lupe genommen, doch er war ja zum Glück nicht auf den Mund gefallen und schlug sich prima.

„Jule, darf ich dir jemanden vorstellen? Das ist Naoki…Naoki, das ist Jule…mein Lukas hier“, scherzte ich und die beiden begrüßten sich.

„So so…und was ist mit Jayden?“, fragte Jule skeptisch nach.

„Dem musste ich leider die Frau ausspannen…wenn du Jojos Lukas hier bist, heißt das denk ich, dass du auf sie aufpasst?“

Richtig erkannt und ich nehme jeden Kerl genau unter die Lupe, den meine Kleine hier datet…“, erklärte Jule und ein bisschen kam sie mir wie eine große Schwester vor.

„Das ehrt dich sehr“, gab er zurück und plötzlich hielt sich Jule erschrocken die Hand vor den Mund.

„Jojo, aber deine Hochzeit? Oookay, was läuft hier? Setzen wir uns doch nach hinten, trinken einen Kaffee und du Fräulein klärst mich bitte auf.“

Julietta hatte wirklich was von Lukas seiner überfürsorglichen Art und jedes Mal, wenn sie so mit mir sprach, bekam ich auch ein bisschen Respekt vor ihr, dabei sorgte sie sich nur um mich.

„Süße, ich bin kurz eine rauchen, da könnt ihr in Ruhe reden“, sagte Naoki und gab mir einen Kuss. Meine Ziehschwester zog mich mit sich. Empört stand sie da und zog die Schultern hoch.

„Was zur Hölle ist los Jojo? Willst du jetzt alles wegwerfen, für diesen Kerl? Und…“

„Jule, stopp…lass es mich erklären. Naoki ist nicht irgendein Kerl, er ist Alice Vater.“

Ich erzählte ihr die ganze Geschichte und gespannt hörte sie zu, jedoch spiegelte sich noch immer diese Skepsis in ihren Augen.

„Weißt du, all die Jahre dachte ich das mit Jay und mir war richtig…dabei war er nur der altbekannte Lückenfüller. Ich habe mich in seiner Gegenwart nie so geborgen gefühlt wie bei Naoki. Ich bin mir bewusst, dass das alles mega verrückt ist, aber er liebt mich und ich ihn. Außerdem möchte ich die Chance, dass Alice mit beiden Elternteilen aufwächst, nicht verpassen…er will mich heiraten Jule…es fühlt sich alles so perfekt an.“

Meine große Schwester nahm mich liebevoll in die Arme.

„Na schön…ich werde ihn trotzdem mit Adleraugen beobachten.“

Ich lachte nur und in dem Moment kam mein Liebster zurück. Fragend schaute er uns an, dann wand sich Jule ihm zu.

„Ich mochte Jayden sehr und weiß von Lukas genug über dich, was nicht gerade für dich spricht. Doch bin ich kein Arsch…also willkommen in der Familie.“

„Danke, das bedeutet mir viel Jule…ich verspreche hiermit, dass ich dieses wundervolle Mädchen hier auf Händen tragen werde“, gab er zurück und ich lief ein bisschen rot an.

„Okay, jetzt weiß ich, wie er dich rum gekriegt hat Jojo…an Charme fehlt es ihm definitiv nicht.“

Ich seufzte verliebt.

„Nein, tut es nicht. Aber du müsstest ihn Mal mit Alice zusammen sehen, einfach nur zuckersüß…“, schwärmte ich und amüsiert schüttelte Naoki mit dem Kopf.

„Na gut ihr zwei Turteltäubchen, in 15 Minuten kommt mein Kunde. Vielleicht schau ich die Tage mit Basti vorbei.“

„Sehr gerne.“

Sie umarmte uns beide. Ich vereinbarte für morgen einen Termin mit meinem Fotografen und schon zogen wir zum Supermarkt weiter.

„Wow, diese Jule hat echt was von deinem Bruder“, bemerkte er.

„Tja, meine kleine Familie sorgt für mich.“

„Das ist auch gut so.“

Naoki holte einen Einkaufswagen, stellte sich auf die Metallstange unten, nahm mit dem Fuß Schwung und fuhr los. Lachend schüttelte ich den Kopf und rannte ihm nach.

„Du spinnst. Bis der Wagen mit dir umkippt.“, lachte ich.

„Na und.“

Als wir alles hatten, stellten wir uns an die Kasse. Naoki umarmte mich von hinten und hauchte zarte Küsse in meinen Nacken. Er bestand darauf den Einkauf zu bezahlen, da sagte ich mit Sicherheit nicht nein. Auch nahm er mir die Tragetasche ab und wir fuhren dieses Mal eine Station weiter, bis  zum Kindergarten. Händchenhaltend schlenderten wir zum Eingang. Uns blieben noch fünf Minuten Zeit. Helen winkte von weitem, musterte mich oder uns dann jedoch etwas argwöhnisch. Ich grinste nur. Auch Naoki entging dieses Schauspiel nicht und deshalb zog er mich provokant zu sich, um mich zu küssen. Ich kicherte nur.

„Willst du etwa, dass man über dich redet?“

„Liebling, die Leute reden schon immer über mich…der böse, provokante Kerl, der jungen Mädchen den Kopf verdreht.“

Helen schaute immer wieder zu uns, dann kam sie schließlich näher und betrieb etwas Smalltalk.

„Na, holst du Alice heute auch eher?“

„Ja, ich muss morgen erst wieder voll arbeiten. Und du? Hattest du frei heute?“

Sie verneinte meine Frage.

„Nein, ich bin die Woche krank geschrieben. Erkältung. Aber geht schon wieder besser. Vielleicht lasse ich die Kleine die Tage auch daheim.“

„Manchmal ist das besser“, gab ich zurück und versuchte nicht ganz so desinteressiert zu klingen. Auch Naoki neben mir presste die Lippen aufeinander, um einen Lachanfall zu unterdrücken. Ich gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. Herausfordernd blinzelte er zu mir runter.

„Jojo…warum tust du das immer wieder? Lern es endlich…ich hau zurück…“

Ich musste losprusten.

„Übrigens super, wenn du das hier vor den anderen Eltern so raus posaunst“, flüsterte ich ihm noch immer kichernd zu.

„Ich falle halt gerne auf.“

„Ist mir nicht entgangen.“

Da kam auch schon unsere kleine Tochter angerannt und sie versuchte uns beide gleichzeitig zu umarmen.

„Mama…Papa…“

Plötzlich warfen mir die anderen Mütter irritierte Blicke zu, die ich gekonnt ignorierte. Da winkte mich Nici zu sich und ich folgte ihrem Ruf.

„Hast du kurz einen Moment?“

„Klar, was gibt es?“

Sie druckste etwas herum und ich konnte mir schon fast denken, auf was sie hinaus wollte.

„Ähm…falls du auf Naoki anspielst…ja wir sind wieder zusammen. Er wird jetzt sicher öfters hier aufschlagen. Bis dann!“, verabschiedete ich mich von ihr, weil das alles war, was sie wissen musste. Wir nahmen Alice in unsere Mitte. Da kam Helen auf einmal hinter uns her gerannt. Ich verdrehte die Augen.

„Jojo, habt ihr Lust mit auf den Spielplatz zu kommen?“

Ich warf Naoki und Alice einen fragenden Blick zu, doch unüblicher weise schüttelte meine Tochter mit dem Kopf. Ich kniete mich vor sie hin und fühlte ihre Stirn.

„Bist du krank mein Schatz?“

Sie schüttelte nur mit dem Kopf.

„Papa hat gesagt, er hat zu Hause eine Überraschung für mich.“

„Oh also…ist das dein Freund? Und Jayden?“, erkundigte sich die andere, etwas zu neugierige Mutter. Doch bevor ich etwas erwidern konnte, ergriff Alice das Wort.

„Das ist kompliziert Helen. Weißt du, mein Papa wohnt eigentlich in Tokio, weil er ein berühmter tanzender Sänger ist. Aber er hat Mama ganz doll vermisst. Deshalb waren wir ihn besuchen und er hat sich wieder mit meiner Mama vertragen. Leider kann ich nur einen Papa haben, deshalb musste Jayden gehen. Er war eh nicht so cool wie du Papa.“

Etwas verlegen grinste ich Helen an und winkte schnell, bevor Alice noch mehr ausplauderte.

„Eine Überraschung also?“, fragte ich mehr als neugierig nach, konnte mir einen gewissen sarkastischen Unterton jedoch nicht verkneifen. Naoki quittierte das mit einem selbstgefälligen Grinsen.

„Ja hab ich, auch wenn du mir das nicht glaubst.“

Eine Weile gingen wir schweigend nebeneinander her, dann wurde Alice ein bisschen ruhiger. Schon fast zu ruhig und das bereitete mir ein wenig Bauchschmerzen. Auch zu Hause erzählte sie nicht viel, sondern klammerte sich sehr an ihren Papa und die beiden schauten zusammen ein Buch an. Ich gesellte mich zu ihnen und streichelte meiner Tochter über den Arm. Sie sah von der Geschichte auf und lächelte.

„Ist alles in Ordnung mein Schatz?“, fragte ich endlich und nun wurde Naoki ebenfalls hellhörig. Er Zog die Stirn in Falten und auch sein Blick wies eine gewisse Unsicherheit auf. Sie setzte sich zwischen uns, sodass sie uns beide sehen konnte.

„Ich hab mich nur gefragt, ob ihr jetzt zusammen bleibt?“, antwortete sie jetzt und augenblicklich hätte ich mit heulen anfangen können, denn schmerzlich wurde mir bewusst, wie es für Alice sein musste, wenn ihre Eltern dauernd so ein hin und her veranstalteten. Naoki schaute mich an und ich nickte ihm lächelnd zu, weil auch ich ein bisschen gespannt war, wie er das unserer Tochter jetzt erklärte. Da ich anwesend war, sprach er auf Deutsch mit ihr.

„Süße, es tut mir leid, dass ich nicht immer der Papa war, den du dir vielleicht gewünscht hast. Das hab ich mit Mama auch schon besprochen, aber weißt du, manchmal streiten sich erwachsene eben…über ganz dumme Sachen. Dabei bist du doch das wichtigste in unserem Leben und du stehst an erster Stelle. Und ja, wir bleiben jetzt zusammen…die Tage brauch ich auch deine Hilfe, weil wir für Mama einen Verlobungsring aussuchen müssen“, verschwörerisch flüsterte er Alice die letzten Worte zu, ließ mich dabei jedoch nicht aus den Augen. Ich konnte nicht anders, schlang meine Arme um meine kleine Familie und küsste erst Alice und dann Naoki.

„Papa, was ist ein Verlobungsring?“

„Das ist ein Ring, der allen anderen Männern zeigt, dass deine Mama jetzt zu uns gehört. Ein Ring, der zeigt, dass sie bald heiraten wird.“

Die Augen unseres kleinen Mädchens begannen zu leuchten und erfreut hüpfte sie auf dem Sofa herum.

„Juhuuuuu, ihr heiratet. War das die Überraschung?“

Lachend schüttelte Naoki mit dem Kopf und fing den kleinen Wirbelwind wieder ein.

„Nein, die Überraschung kommt jetzt…du wolltest mich doch Mal tanzen sehen…und naja, ich muss auch üben, deshalb wollte ich dich fragen, ob du zuschauen willst?“

„Ja ja ja! Unbedingt…aber ihr wisst dann schon, dass ich auch ein Kleid brauche“, kündigte sie vollen Ernstes an und wir lachten nur, versprachen ihr jedoch, dass auch sie ein Kleid bekommen würde. Naoki schwang sich stilvoll über die Sofalehne und bewegte sich zur Stereoanlage. Scheinbar genügte ihm der Platz zwischen Sofa und Treppenaufgang. Er schloss sein Handy an und schien etwas zu suchen. Wenig später erfüllte basslastige Elektromusik den Raum und wenn ich nicht schon hoffnungslos in diesen wunderschönen Mann verliebt gewesen wäre, dann hätte ich mich spätestens jetzt in ihn verguckt. Seine nackten Füße schienen kaum den Boden zu berühren, so schwebte er übers Parkett. So grazil und jede Bewegung floss in die nächste über. Seine Körperspannung faszinierte mich fast noch mehr, denn all seine Schritten sahen so einfach aus. Als, er sich auf den Boden fallen ließ, federten ihn seine Hände ab, als befänden sich Sprungfedern darin. Auch Alice himmelte ihren Daddy an. Plötzlich landete er mit einem Satz vor mir, gab mir einen Kuss und wirbelte dann weiter. Er versank ganz in seinem Element und ich war das erste Mal stolz auf ihn. Denn ganz so verkorkst, wie er sich immer darstellte, war er bei weitem nicht.

„Du bist so cool Papa“, applaudierte unser kleiner Liebling. Naoki verbeugte sich vor uns und schenkte sich Wasser in ein Glas, welches es in einem Zug leerte.

„Ich hab auch überlegt, ob ich hier die Tanzschulen Mal anrufe, vielleicht wollen sie mich als Lehrer einstellen.“

Prinzipiell gefiel mir die Idee und hieß das, dass er jetzt hier blieb?

„Und was ist mit deiner Musik?“, fragte ich dann nach, weil ich das Thema hier und jetzt aus der Welt haben wollte. Alice holte währenddessen ihre Malsachen und machte sich auf dem Fußboden breit.

„Die gebe ich natürlich nicht auf, aber ich habe mit Lukas und Juka geschrieben…ein paar Aufnahmen kann ich hier im kleinen Heimstudio machen…da weiß ich, wie es funktioniert. Ich kann mir denken, worauf du hinauswillst…und ja, irgendwann muss ich zurück nach Tokio…aber nie für lange.“

„Aber wie soll das funktionieren Naoki? Du hast dein Leben dort und ich meins hier.“

Er seufzte tief und an der Art, wie er mich ansah, erkannte ich, dass er sich auch darüber schon Gedanken gemacht hatte.

„Da hast du Recht und das bedeutet, dass jemand von uns beiden irgendwann einen Kompromiss eingehen muss…ich geh kurz raus, okay?“

Ich nickte und trotz der vielen Schmetterlinge in meinem Bauch hatte all das auf einmal einen bitteren Beigeschmack. Deshalb begann ich mit Kochen, um mich abzulenken. Ich schielte nach draußen und Naoki tigerte vor dem Fenster auf und ab. Das rauchen würde ich ihm wohl nie abgewöhnen, doch irgendwie störte es mich auch nicht mehr so sehr. Er schien mit irgendwem zu telefonieren. Da kam mir auf einmal die Hochzeit wieder in den Sinn und auch ich machte mir bewusst, dass ich noch den einen oder anderen Anruf tätigen sollte. Ich schob die fertige Lasagne in den Ofen und griff nach meinem Handy. Die Glastür, die zum Garten führte, schlug wieder zu und grinsend kam mein schöner Mann auf mich zu. Sein Parfum vermischte sich nun mit dem Geruch von Zigarettenrauch.

„Rate Mal, wer sich morgen bei den Tanzschulen vorstellen wird?“

Ich erwiderte sein Lächeln.

„Du?“

Er nickte nur und gab mir einen Kuss.

„Naoki…ich hab ein bisschen Angst…wegen unserer Zukunft und so…“, gab ich ehrlich zu. Seine Arme umschlossen mich.

„Süße, ich weiß…und es wird sicher nicht einfach, aber ich verspreche dir, dass wir das schaffen…wir überlegen uns zusammen, wie wir das machen können. Erst haben wir eine Hochzeit zu planen oder?“

„Das stimmt, sollen wir uns kurz einen groben Plan machen?“

Er nickte. Ich klaute mir ein Blatt von Alice und holte einen Kuli aus der Schublade in der Küche.

„Willst du groß oder klein feiern?“, fragte mein Liebster.

„Mh, von mir aus muss es nicht so groß sein…mein Bruder und Juka, Jule und Basti, Miyavie und Fabi, Nina…mh vielleicht Jukas Familie…?“, überlegte ich.

„Was ist mit deinen Eltern?“

Schon begann es wieder in mir zu brodeln und Naoki schien zu merken, dass das ein heikles Thema war.

„Ich weiß nicht recht…einladen vielleicht schon…aber ich mag sie nicht besonders. Ich hab dich absichtlich immer von ihnen fern gehalten.“

„So schlimm?“

Ich nickte und konnte die Tränen kaum zurückhalten, weil es mich noch immer traf, dass sie sich einen Dreck für Lukas oder mich interessierten.

„Ab und an kreuzt meine Mum hier auf, um nach mir zu sehen und dann meldet sie sich ein halbes Jahr wieder nicht…es ist kompliziert…und mein Dad ist ein absoluter Arsch. Er hat Alice in der Zeit bisher immer nur Weihnachten gesehen…“

Naoki nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und küsste mich auf die Stirn.

„Hey…jetzt sind wir unsere eigene kleine Familie…ich fürchte ich muss meine Eltern auch einladen, aber auch wir haben nicht das beste Verhältnis, wie du dich vielleicht noch erinnerst. Trotzdem sind es unsere Eltern. Einladen sollten wir sie…“

„Ja, ich denke auch…es ist so schön dich wieder zu haben Naoki…ich kann dir das nicht oft genug sagen…“

„Oh Jojo…mir tut alles so leid…ich verspreche wirklich, dass alles gut wird.“

„Ich glaube dir“, flüsterte ich gegen seine Halsbeuge und genoss seine Zärtlichkeit. Wie er mich streichelte, mich berührte und mir beteuerte, dass wir alles gemeinsam hinbekommen würden.

„Wo willst du eigentlich heiraten? Ich meine vom Standesamt abgesehen…“

„Mh, Jayden und ich hatten eine süße Location am Fluss, aber ich weiß nicht, ob ich das noch will…“

„Was hältst du von hier? Genügend Platz haben wir…holen noch eine Hüpfburg und bestellen irgendwo essen, was geliefert wird“, schlug er vor und ich fand die Idee gar nicht so dumm.

„Damit könnte ich mich anfreunden.“

„Sehr schön, dann wäre das auch geklärt“, sagte er und sprang auf, um nach der Lasagne zu schauen.

Hochzeitsvorbereitungen

Nach dem Essen spielte er noch ein bisschen mit Alice und sie wollte nun doch unbedingt auf den Spielplatz gehen. Ich kam auch mit, doch telefonierte mit dem Restaurant und sagte den Termin dort ab. Dann fragte ich Nina noch, ob sie Lust hätte übermorgen mit mir auf Brautkleidschau zu gehen. Selbstverständlich freute sie sich und willigte ein. Auch Jule wollte ich gern dabei haben, deshalb setzte ich auch sie von meinen Plänen in Kenntnis.

Alice bestand gerade immer darauf von Naoki ins Bett gebracht zu werden und das zeigte mir, wie sehr ihn die kleine Maus doch brauchte. Sicher hatte ich immer versucht ihr eine gute Mutter zu sein, doch Kinder brauchen nun Mal beide Eltern und eben nicht Mamas Freund als Papaersatz. Ich schrieb meinem Bruder, ob er noch wach sei und wenige Minuten später erhielt ich eine Antwort. Deshalb schlug ich ihm vor, zu skypen.

„Na du“, begrüßte er mich und ich grinste bis über beide Ohren, weil er mir wirklich fehlte.

„Hi. Wie geht’s dir?“

Lukas gähnte herzhaft.

„Müde, aber viel zu tun…und dir? Was grinst du so?“

„Ich freu mich eben dich zu sehen. Bei uns läuft alles bestens…ich hab einmal was richtig gemacht.“

Mein Bruder griff feinselig die Augen zusammen und als ich mich umdrehte, stand Naoki hinter mir und winkte ihm.

„Hallo Lieblingsschwager!“

„Mich beschleicht das dumpfe Gefühl, dass ich dich Nervensäge wohl nicht mehr loswerde oder?“

„Sicher nicht…sei nett zu ihm…immerhin wird er mich heiraten.“

Lukas rollte mit den Augen.

„Ich werde es versuchen.“

„Lukas, ihr kommt doch zur Hochzeit oder?“

„Hast du denn alles klären können?“

„Jaaaa, hab ich…meinst du, ich soll Mama einladen?“

Die Miene meines Bruder wurde finsterer als die Mienen von Moria.

„Das kann und will ich nicht für dich entscheiden Süße…nach ihrem letzten Versprechen, wieder öfter für uns da zu sein, hat sie wieder zu Hundertprozent versagt. Ich bin fertig mit diesem Teil unserer Familie…nur hab ich Bedenken, wenn sie kommt, könnte ich euch die Feier vermiesen und das will ich nicht“, antwortete mein liebster Bruder ehrlich und irgendwie drückte mir das schon wieder viel zu sehr auf‘s Gemüt.

„Aber du würdest kommen, auch wenn sie da ist“, stellte ich mehr fest, als das ich fragte.

„Natürlich…“, kam es etwas zögerlich von ihm, doch ich glaubte ihm, denn ich wusste, das würde er mir nicht antun.

„Du fehlst mir ein bisschen.“

Jetzt lächelte er.

„Ihr mir auch…wie geht’s dem kleinen Monster?“

„Dem Monsterchen geht es prima…sie ist froh, dass Naoki da ist. Er hat erzählt, dass Nici wohl ziemlich dumm geguckt hat, als er sie gestern vom Kindi abgeholt hat.“

Lukas lachte herzhaft.

„Das kann ich mir vorstellen und so, wie ich sie kenne, hat sie dich auch gleich drauf angesprochen“, mutmaßte er und ich nickte.

„Klar, sie wollte am liebsten alles wissen…aber hab ihr nur erzählt, dass wir wieder zusammen sind, mehr nicht.“

„Gut so, sie ist zwar nett, aber muss auch nicht alles wissen.“

Naoki kehrte gerade mit Alice vom Aufnahmeraum zurück. Sie hatte ihm unbedingt dabei zusehen wollen, wie er seine Musik produzierte, doch jetzt schien sie echt müde zu sein, sowie sie auf seinem Arm hing. Ich winkte die beiden her. Alice schaute ein wenig verschlafen in die Kamera, doch als sie ihren Lukas sah, war sie wieder hellwach. Sie kam neben mich auf die Couch gekrochen und winkte ihrem Onkel freudig zu.

„Hey Kleines, wie geht’s dir?“

„Gut und dir und Juka?“

„Auch…aber ich muss jetzt auch bald los, sonst schimpft Onkel Juka mit mir, weil ich zu spät komme.“

Alice lachte.

„Gib ihm einen ganz dicken Kuss von mir. Ich muss jetzt ins Bett, sonst schimpfen Mama und Papa mit mir.“

Manchmal wusste ich nicht, ob ich beeindruckt oder irritiert sein sollte, was meine Tochter schon so alles vom Stapel ließ.

„Dann geh mal schnell ins Bett…Bye“, verabschiedete er sich von Alice und dann auch von mir.

Ich kümmerte mich noch um das Geschirr, während Naoki unseren kleinen Engel ins Bett brachte. Währenddessen zermattete ich mir mal wieder das Hirn, wie meine Zukunft nun denn aussehen könnte. Option eins wäre eben hier, wo ich Nina hatte, Jule, meine Eltern, irgendwie zumindest oder eben Option zwei. Nach dem Kindergarten würde Alice ohnehin in die Schule kommen und, da sie japanische Wurzeln hatte, wäre es auch möglich, dass sie in Tokio zur Schule ging. Doch wollte auch ich das? Was fand ich wichtiger, meine Freunde hier oder meine Familie? Irgendwie erschöpft kuschelte ich mich mit meinem Weinglas zurück auf die Couch. Naoki kam wieder und wollte noch eine rauchen gehen.

Auch er gönnte sich dann ein Glas Wein und gesellte sich zu mir. Ohne Worte legte er seinen Arm um meine Schulter.

„Wir brauchen noch einen Termin, ich will dich nicht an dem Tag heiraten, wo die Hochzeit mit Jayden angedacht war.“

„Nächstes Wochenende?“

Ich drehte mich zu ihm.

„Du spinnst…viel zu kurzfristig.“

„Du hast gefragt und ich hab geantwortet…weißt du was? Wir organisieren für morgen Abend einen Babysitter und gehen ein bisschen feiern…“

„Manchmal bist du echt ein Spinner…aber ja, feiern gehen klingt gut.“

 

Das Shooting verlief wie immer super und Naoki war mit Alice tatsächlich in der Stadt gewesen, um mir einen Verlobungsring zu kaufen und, um beim Rathaus nach freien Terminen zu fragen. Tatsächlich bekamen wir in eineinhalb Wochen einen Mittwoch zur Verfügung gestellt. Mein schöner Mann hatte mich natürlich gleich angerufen und auch ich war mit dem Termin einverstanden. Alice freute sich so wahnsinnig und auch meine Laune war seitdem wieder besser.

Nina holte mich und Jule im Studio ab. Alice hatte ich heute mit zur Arbeit genommen, weil sie sich ja auch ein Kleid aussuchen durfte.

Meine beiden Freundinnen hatten selbstverständlich schon nach Boutiquen Ausschau gehalten und führten mich zu dem Laden ihrer Wahl. Dort gab es unter anderem Second Hand Kleider, aber auch neue Ware. Die Verkäuferin erwartete uns bereits und servierte uns Sekt mit Erdbeeren. Alice bekam einen Orangensaft.

„Haben Sie denn schon eine bestimmte Vorstellung?“, fragte die ältere Dame. Ich schüttelte den Kopf.

„Leider gar nicht…was können Sie denn empfehlen?“

Die Frau suchte ein paar Kleider heraus. Vorwiegend schlicht und lang ohne viel Schnick Schnack. Ich probierte sie an, doch irgendwie gefielen sie mir nicht so richtig. Und ich merkte auch, wie mich dieses Brautkleidershoppen jetzt schon tierisch nervte.

„Können Sie dieses Mal runter holen?“, hörte ich Jule fragen und die Frau schien ihrem Wunsch nachzukommen, denn es raschelte. Also noch nichts mit Anziehen. Ungeduldig wartete ich in Unterwäsche in der Garderobe.

„Oh das ist wunderschön, darin sieht Mama bestimmt aus wie eine Prinzessin“, freute sich mein kleiner Engel, deshalb war ich jetzt doch gespannt. Die Verkäuferin reichte mir das Kleid und half mir hinein. Der Stoff fühlte sich leicht an und trug sich gut auf der Haut. Der obere Teil war ähnlich wie bei einer Corsage zum Schnüren und sehr feine Blumenstickereien zierten den Stoff. Da das Kleid keine Ärmel besaß, zog ich den BH darunter aus. Die Schleppe fiel elegant und war auch nicht zu lang. Erst, nachdem ich fertig war, betrachtete ich mich im Spiegel. Auch meine Freundinnen und meine kleine Tochter hielten den Atem an.

„Wow Jojo, das ist perfekt…du siehst umwerfend aus…“, lobte mich Nina und auch meine Augen wurden ein bisschen glasig. Ich gefiel mir, ohne Zweifel. Mein Herz schlug schneller, als ich daran dachte, was Naoki wohl für Augen machen würde, wenn er mich so sah.

„Meint ihr wirklich?“, fragte ich noch einmal vorsichtig nach, um ja sicher zu gehen.

„Unbedingt“, kam es von beiden wie aus der Pistole geschossen. Ich drehte den kleinen Ring an meinem linken Ringfinger hin und her. Der Opal strahlte mir entgegen.

„Dann fehlt jetzt nur noch eine“, richtete ich mich an meinen kleinen Sonnenschein. Sie lächelte übers ganze Gesicht und probierte haufenweise Kleider an. Ich setzte mich zu den Mädels und trank meinen Sekt.

„Na ihr zwei…danke, dass ihr mit mir hier seid…“

„Ist doch klar. Und die Feier wollt ihr jetzt tatsächlich bei euch ausrichten?“

Ich nickte.

„Das ist irgendwie das schönste und das einfachste. Ich hoffe nur, alles geht gut…wegen meinen Eltern und Lukas…“

Nina gab mir einen Kuss auf die Wange.

„Und wenn jemand, egal wer der beiden, Stress macht, der fliegt raus. Jojo, das ist euer Tag und du musst dich sicher nicht darum kümmern, wer sich mit wem versteht.“

Nina hatte Recht, das wusste ich. Dennoch ging mir dieses Thema sehr nahe. Wie so vieles gerade. Ob das daran lag, dass ich bald heiratete?

„Ähm, am Wochenende veranstalten wir dann aber schon noch deinen Jungeselinnenabschied oder?“

„Ehrlich? Und wer kümmert sich um Alice?“

„Na dein wunderschöner Mann, wer sonst.“

„Aber vielleicht will er ja auch feiern gehen?“

Jule winkte ab und schüttete den letzten Schluck Sekt runter, um sich noch einmal nachzuschenken.

„Guck mal Mama. Das gefällt mir!“, meldete sich Alice zu Wort und kam zu mir. Auch mir gefiel das Kleid sehr. Viel Rüschen und Tüll, doch mein kleines Mädchen sah darin einfach bezaubernd aus.

„Soll ich Papa ein Bild schicken?“, fragte ich sie.

„Nein, der darf das erst sehen, wenn wir heiraten.“

Ich musste schmunzeln. Wir zogen uns wieder um und kauften die beiden Kleider. Ringe hatten wir gestern ausgesucht und der Schmied hatte uns hoch heilig versprochen, dass sie in einer Woche fertig sein würden. Ziemlich geschafft kamen wir zu Hause an. Naoki wartete schon mit dem Essen auf uns und lud Nina und Jule auch ein zu bleiben. Da wir noch ein bisschen trinklustig waren, ließ er die Finger davon. Das fand ich irgendwie süß.

Ein Tag voller Tüll und Tränen

Nun war es endlich soweit und ich war nervöser, als ein Sack voll Flöhe. Nina und Jule halfen mir beim Stylen. Es gab Croissant mit Schokolade zum Frühstück und Kaffee, doch mir war so gar nicht nach essen, dennoch verdonnerten mich meine Freundinnen dazu.

„Ein bisschen wenigstens, sonst gibt es keinen Sekt“, drohte mir Jule und ich musste lachen. Während ich aß, begann sie schon damit, meine Haare zu locken. Denn das würde am längsten dauern, wie wir am Wochenende festgestellt hatten. Ich hatte keinen Jungeselinnenabschied im klassischen Sinne haben wollen, deshalb veranstalteten wir einfach eine kleine Poolparty, zu der die Jungs dann auch hinzu kamen. Ich war eben nicht so wie andere Mädchen, die das volle Program einer Prinzessinnen Traumhochzeit nötig hatten.

Nachdem ich den letzten Bissen mehr oder weniger runter bekommen hatte, reichte mir Nina ein Glas Sekt.

„Auf dich meine Süße…auf einen wunderschönen Tag und eine glückliche Zukunft.“

„Danke…sorry, ich bin gerade ein nervliches Wrack.“

Auch Alice wollte unbedingt Locken haben, deshalb kümmerte sich Jule um meine kleine Tochter, während ich mich ans Schminken machte. Ich hatte mich für ein schwarz-goldenes Make-up entschieden und hielt mich fast an die Vorlage. Auch das hatte ich mir nicht geben wollen, dass mir irgendein Friseur die Haare machte und mich schminkte. Als ich fertig war, klebte ich mir noch künstliche Wimpern an.

Gestern hatten wir hier schon alles vorbereitet, damit später alles für die Feier bereit war.

„Mama, darf ich auch Lippenstift?“

Ich lachte und malte Alice Lippen rosa an. Sie schaute in den Spiegel und lächelte zufrieden. Nun fehlte nur noch das Kleid. Nina half mir dabei, wie auch bei den Schuhen. Jule steckte mir noch eine kleine weiße Blüte ins Haar und besah ihr Werk zufrieden.

„Wow, du bist wunderschön…jetzt haben wir noch ein paar Minuten. Cheers Mädels.“

Ein letztes Mal stießen wir an, dann sah ich meinen Bruder auch schon die Auffahrt hoch schlendern. Sehr elegant im Anzug und weißem Hemd. Sein Blick, als er zur Tür hinein spazierte und mich erblickte, sprach Bände. Und glitzerten da etwa Tränchen in seinen Augen?

„Holy Shit…Jojo, du siehst umwerfend aus…und du natürlich auch meine Kleine“, richtete er sich an uns beide. Dann hielt er mir seinen Arm hin.

„Darf ich bitten Madam? Ich werde Sie jetzt zu ihrer Limousine geleiten.“

Lukas an der einen Seite und Alice an meiner Hand liefen wir zum Wagen. Ein schwarzer Chevrolet Impala erwartete mich in der Einfahrt und ich staunte nicht schlecht. Verschwörerisch tauschten Nina und Lukas Blicke aus. Juka fuhr den Wagen, Lukas setzte sich neben ihn und wir Mädels nahmen auf der Rückbank platz. Mein Herz wummerte und auf einmal wurde mir unerträglich heiß. Jule fächerte mir zu. Die beiden hatten wirklich an alles gedacht. In der Nähe vom Standesamt fanden wir einen Parkplatz und mein Bruder führte mich zu der Treppe, die zum Trauungssaal führte. Und dort wartete Naoki auf mich. Er stand mit dem Rücken gewandt zu mir und unterhielt sich mit seinem Bruder Haruto. Dieser schien ihn auf uns aufmerksam zu machen und langsam, schon fast in Zeitlupe drehte er sich um. Meine rechte Hand krallte sich in Lukas Arm und dieser grinste nur.

„So ging es mir damals bei Juka auch…keine Angst, es wird besser, wenn dich Naoki in seinen Armen hält“, ermutigte er mich. Alice riss sich von mir los und rannte auf ihren Papa zu. Er ging in die Hocke und empfing sie mit offenen Armen. Und dann standen wir uns endlich gegenüber. Sein grau-schwarzer Anzug schien perfekt auf seinen Körper geschneidert zu sein. Mit der freien Hand zog er mich an sich und hauchte mir einen Kuss auf den Mund.

„Ich fürchte ich bin sprachlos…meine bezaubernden Mädchen.“

Langsam schritten wir mit unseren Trauzeugen Nina und Haruto zum Trauungssaal. Ich bekam kaum mit, was um uns herum geschah, ebenso, wer sich alles mit uns im Raum befand. Alice saß auf Naokis Schoß und auch ich hatte nur Augen für meinen schönen Mann. Die ganze Zeit über hielt er meine Hand und schaute mich immer wieder ganz verliebt an. Ich versuchte der Frau, die uns traute, zu folgen, doch gelang mir das nur bedingt. Immerhin war ich imstande zu antworten, als sie wissen wollte, ob ich Naokis Namen annahm. Dann endlich folgte der Tausch der Ringe, deshalb setzte mein Liebster unser Mädchen auf den Stuhl und ging mit mir und unseren Trauzeugen zum Tisch vor.

Unser erster Kuss als verheiratetes Paar fühlte sich so magisch an und in meinem Körper entzündete sich gerade ein Feuerwerk der Gefühle. Alice kam wieder zu uns und drängelte sich zwischen uns. Die Gäste erhoben sich und bildeten eine Schlange, um uns ihre Glückwünsche zu überbringen. Mir wurde ein bisschen mulmig zumute, als ich unsere Eltern erblickte. Sie waren tatsächlich gekommen. Das überraschte mich irgendwie. Mein Bruder schloss mich fest in seine Arme.

„Ich wünsche dir alles Gute meine Kleine…und du, pass mir ja auf Johanna auf, sonst knallt‘s!“, richtete er sich an Naoki, grinste jedoch dabei und umarmte nun meinen Mann. Auch Haruto überbrachte uns liebevolle Botschaften, ebenso Naokis Eltern, die heute so anders wirkten. Nicht so reserviert, wie sonst. Und nun stand ich meinen Eltern gegenüber. Meine Mum ergriff meine Hände und lächelte, welches ich kaum erwiderte.

„Mein Schatz, du siehst wundervoll aus. Ich wünsche euch alles Glück der Welt.“

Ähnliches sagte sie auch Naoki, ebenso mein Vater. Es fühlte sich so komisch, ja schon fast falsch an. Schnell flüchtete ich mich in Jules Arme, die hinter meinen Eltern in der Reihe stand und sie und Basti das Schlusslicht bildeten.

„Hilfe, war das gerade schräg“, flüsterte ich meiner Ziehschwester zu und sie kicherte nur.

„Du hast das gut gemacht Süße…Jojo, Naoki…ihr seid ein wahnsinnig tolles Paar und ich muss sagen, ich bin froh, dass du heute an Jojos Seite stehst Naoki…liebe sie, zeig ihr die Welt und trag sie auf Händen.“

Mein schöner Mann lächelte.

„Das werde ich, versprochen.“

Mit Alice in unserer Mitte verließen wir den Trauungssaal und kehrten zurück zu unserem Auto. Dieses Mal fuhr Naoki. Nur wir drei alleine. Er schloss sein Handy an die Anlage und warf einen fragenden Blick in die Runde.

„Was wünsche die Damen zu hören?“

„Kannst du Miyavi rein machen, der ist voll cool“, antwortete unsere Tochter und ich lachte nur. Irgendwie mochte ich es, wenn sie eine gewisse Begeisterung für japanische Popmusik entwickelte. Naoki drehte laut auf und wir fuhren los. Alice bewegte sich, so gut es ging zur Musik und sang mit. Als wir an der Ampel warteten, zog mich Naoki in einen Kuss.

„Ich kann das es nicht glauben, dass du jetzt meine Frau bist…ich liebe dich meine Süße. So sehr.“

„Ich liebe dich auch…und irgendwie freue ich mich auf Tokio.“

„Ehrlich?“, fragte mein Liebster mit einem erleichterten Lächeln.

„Ja, ehrlich…ich muss ganz weit weg von meinen Eltern hab ich gemerkt. Und es wird Zeit meine eigene Familie wieder zu vereinen.“

Seine Hand tätschelte meinen Oberschenkel.

„Shit…ich heul gleich, wenn du mehr davon erzählst…du hast keine Ahnung, wie glücklich mich das gerade macht…so, da wären wir.“

Bevor es zur Feier ging, steuerten wir noch eine kleine Burgruine an, wo mein Fotograf auf uns wartete, um Bilder zu schießen. Es ging recht schnell, da wir beide es gewohnt waren im Rampenlicht zu stehen. Selbstverständlich posierte auch unser kleiner Schatz mit uns und es bereitete uns viel Freude, denn auch Alice stellte sich vor der Kamera mehr als talentiert an. Es entstanden viele lustige Bilder, doch auf jedem einzelnen konnte man den Zauber dieses Tages erkennen. Ich lud Stefan, also meinen Fotografen noch zu uns ein und er sagte zu.

Unsere Gäste empfingen uns jubelnd und natürlich mussten wir auch so ein dummes Herz ausschneiden, durch welches mich Naoki im Anschluss trug. Ich ging meinen Eltern so gut es möglich war aus dem Weg und suchte Schutz bei meinem Bruder und Juka, da sie diesen sicherlich mieden. Alice mischte sich unter die Gäste und hatte ein wahres Talent jeden Mal einzuspannen, sie zu beschäftigen. Doch die meiste Zuwendung an diesem Tag erhielten Lukas oder Juka und Naoki. Meine Mum versuchte ihr Glück hin und wieder, doch schaffte sie es nicht mein Mädchen länger zu bespaßen.

Dann als es allmählich ruhiger wurde, nahm mich Naoki bei meiner Hand und zog mich mit sich. Das Buffet war soweit bereit und er ließ sein Glas erklingen.

„Anata ga koko ni iru koto o ureshiku omoimasu. Ōku no hito ga kono Ni~Tsu o kitai shite inakatta koto o shitte imasu. Mada Ni~Tsu ga kimashita. Watashi no utsukushī tsuma to watashi no saiai no musume ni. Korekara watashi wa anata ni watashinojinsei o sasagemasu. Itoshi teru.“

„Und jetzt noch Mal auf deutsch. Ich freue mich, dass ihr hier seid. Ich weiß, dass viele nicht mit diesem Tag gerechnet haben. Und doch ist der Tag gekommen. Auf meine wunderschöne Frau und meine geliebte Tochter. Von nun an widme ich euch mein Leben. Ich liebe euch. Und übrigens, das Buffet ist jetzt eröffnet“, beendete er seine Rede mit einem charmanten Augenzwinkern und alle klatschten. Mich zog er wieder in einen Kuss und sein umwerfendes Lächeln haute mich jedes Mal auf’s Neue um.

Das Essen dauerte eine Weile und alle Gäste schienen sich angeregt zu unterhalten, was mich ein wenig beruhigte.

Auf dem Weg, um den Sekt wegzuschaffen, lief ich meiner werten Frau Mama direkt in die Arme. Ich machte ihr deutlich, dass ich zuerst auf’s Klo musste. Sie wartete in der Küche auf mich. Na schön, ich hatte gewusst, dass das früher oder später passieren würde.

„Schatz, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Du setzt alles daran, um uns zu ignorieren.“

Ich lachte bitter.

„Frag dich auch Mal, warum. Du hast Lukas und mir damals ein Versprechen gegeben…doch dann bist du wieder Mal verschwunden…mit irgendeinem deiner Lover. Du hast ihm versprochen, ihn nie mehr zu verletzen…hast du auch nur den leisesten Schimmer, wie sehr Lukas unter deinen Launen leidet? Ich will mir nicht ausmalen, was wäre, wenn er Juka nicht hätte oder auch Alice und ich nicht wären. Was deine Aktionen bei mir auslösen, davon will ich gar nicht erst anfangen. Doch eines sollst du wissen, ich breche den Kontakt heut und hier zu euch ab. Ich kann und will nicht mehr.“

Plötzlich legten sich zwei schützende Arme von hinten um mich und an den Tätowierungen an seinen Händen wusste ich, dass es kein anderer als mein Lukas war, der mich unterstützte.

„Aber ihr seid meine Kinder…ihr könnt mich nicht einfach aus eurem Leben verbannen“, protestierte sie empört.

„Oh doch, wir können und wir werden. Jojo und ich waren schon immer ein Team und das werden wir auch weiterhin bleiben. Du hast mir damals die Verantwortung für meine kleine Schwester aufgedrückt und ich muss sagen, das war das Beste, was du je für mich getan hast. Verpiss dich einfach.“

Unser Vater trat zu uns und auch Juka und Naoki hielten sich in unserer unmittelbaren Nähe auf. Glücklicherweise bekamen unsere anderen Gäste nicht viel mit, was für ein Drama sich hier gerade abspielte. Unser Vater holte gerade aus, um Lukas eine zu knallen, doch gekonnt ergriff er seine Hand in der Luft.

„Und du, wage es ja nicht…von dir hab ich genügend Schläge bekommen und falls es deine Intention ist, jetzt und hier Gewalt auszuüben, werde ich dich anzeigen…außerdem ist das ein freudiger Tag…und auch dir rate ich, verpiss dich. Ich ertrage eure Visagen nicht mehr.“

Ohne Worte verließen unsere Eltern die Feier. Lukas schloss seine Arme um meinen zitternden Körper und ich schluckte die Tränen runter.

„Wow, du bist schlagfertig geworden Kleines“, bestärkte mich mein Bruder und ich lachte.

„Schätze ich hatte nen guten Lehrer“, antwortete ich und uns umfingen rechts und links weitere Arme. Unsere beiden Schätze hielten uns fest. Unsere Familie. Dann ließ uns Naoki los und ging zielsicher zum Kühlschrank, holte den guten Pfeffi und vier Gläser.

„Wo ist Alice eigentlich schon wieder?“, fragte ich etwas besorgt.

„Mit Jule und Nina im Pool…sorry, ich konnte sie nicht abhalten.“, versuchte sich Naoki zu entschuldigen und grinste verlegen, während er den eisgekühlten Schnaps in die Gläser verteilte.

Konntest nicht oder wolltest nicht?“, fragte ich amüsiert nach und umarmte ihn.

„Mh von beidem ein bisschen…“

Wir stießen an und auf einmal fühlte ich mich befreiter.

„Was wäre eine Hochzeit ohne Drama…doch es ist schön euch drei an meiner Seite zu haben…soll ich es sagen?“, fragte ich Naoki und er schien zu wissen, was ich meinte und nickte. Ich räusperte mich.

„Ich hab beschlossen mit nach Tokio zu kommen…es wird Zeit.“

Auf einmal brach Lukas sonst so coole Fassade und Tränen sammelten sich in seinen Augen, doch er lächelte.

„Oh Jojo…“, sagte er nur mit erstickter Stimme und ich schmiegte mich an meine  großen Bruder. Er schlang mich fest in seine Arme und jetzt mussten wir doch beide heulen. Wow, was für ein Tag.

„Weiß Alice das auch schon?“, fragte Juka schließlich.

„Nein und wir sind uns einig, dass Kinder manche Entscheidungen einfach nicht treffen sollten. Außerdem glaub ich nicht, dass es ihr so viel ausmacht. Immerhin hat sie ihre Lieblingsonkel dort“, antwortete Naoki und ich löste mich aus Lukas Armen.

„Trotzdem müssen wir es ihr sagen.“

„Ich weiß, aber nicht heute Jojo…und jetzt genug mit dieser Gefühlsduselei. Lasst uns Party machen!“

Je später die Stunde, desto lauter die Musik und so lustiger die Gäste. Wir hatten unsere Feier zur Hälfte an den Pool verlegt und auch ich trug nur noch meinen Bikini, wie die Hälfte unserer Gäste. Alice ritt auf ihrem aufgeblasenen Flamingo im Wasser, während wir anderen die letzten Sonnenstrahlen an diesem Tag genossen. Langsam musste ich aufpassen, denn er Alkohol stieg mir mächtig zu Kopf und ich holte mir eine Flasche Wasser. Auch Naokis Eltern, meine Schwiegereltern hielten sich tapfer und sein Papa schien schon ganz schön einen Sitzen zu haben. Naoki saß bei ihm und sie unterhielten sich angeregt. Seine Mum sprach mit Haruto. Glücklich beobachtete ich die kleinen Grüppchen, da kam meine kleine Tochter zu mir auf den Schoß gekrabbelt. Ich wickelte sie in ein Handtuch ein und ließ sie in meinen Armen ruhen.

„Mama, kann ich was fragen?“

„Natürlich mein Schatz.“

Ihre großen dunklen Augen, die Naoki seinen so ähnelten, schauten mich unsicher an.

„Muss Papa irgendwann wieder nach Tokio?“

Ich nickte.

„Ja.“

„Was machen wir dann?“, fragte sie weiter und am Klang ihrer Stimme ahnte ich, worauf sie hinaus wollte.

„Ich würde sagen, wir gehen mit, oder?“

Auf einmal nahmen ihre kindlichen Züge eine ganz andere Mimik an. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Vielleicht, dass sie sich sträubte, weil unser Leben mehr oder weniger hier stattfand, doch ihre Reaktion war so völlig unerwartet anders.

„Ehrlich? Gehe ich dann dort in die Schule?“

Ihre strahlenden Augen waren Antwort genug und spätestens jetzt wusste ich, dass, selbst wenn ich mich anders entschieden hätte, das jetzt keine Rolle mehr spielte.

„Bestimmt.“

„Wie cool. Ich mag nicht, dass wir ohne Papa sind. Nicht, dass er doch wieder eine andere Mama hat…“

Dieser Satz trieb mir unweigerlich die Tränen in die Augen und ich merkte, dass meine kleine Tochter schon viel zu viel in ihrem kurzen Leben mitbekommen hatte. Ich zog sie an mich.

„Das wird er nicht mein Schatz. Und dir ziehen wir jetzt trockene Sachen an, sonst erkältest du dich noch.“

Ich ging mit ihr hoch in ihr Zimmer und ließ ihr freie Wahl bei der Auswahl der Garderobe. Sie holte eine Leggins und einen Pulli raus und zog sich an. Auch ich zog mir eine Strickjacke über.

 

Naokis Eltern verabschiedeten sich ins Gästezimmer und mein schöner Mann trug unseren kleinen schlafenden Schatz ebenfalls ins Bett. Jetzt war nur noch der harte Kern übrig. Wir versammelten uns am Lagerfeuer und zwischen diesen sechs Menschen und mir herrschte so viel Vertrauen und Liebe. Meine beiden Brüder waren schon echt betrunken und alberten herum, was vermutlich nicht nur am Alkohol lag. Naoki kam zurück, setzte sich hinter mich, sodass ich mich anlehnen konnte. Lukas überreichte ihm anschließend die Gitarre und nickte ihm zu.

„Ich glaube, du hattest noch was vor oder?“

Mein Liebster nickte verschwörerisch und ich rutschte ein Stück von ihm weg. Dann begann er zu spielen.

 

Our memories are flowing past

I'm reaching for it through the cracks

手を伸ばせば I catch

Like I'm between a dream

The only thing that's real is now

The movies in my head go round

もし戻れたなら

But it's not meant to be

We can't stop it

We can't stop it

We can't stop it

We can't stop it

We can't stop it

We can't stop it

Oh oh oh oh oh

We can't stop it

We can't stop it

We can't stop it

We can't stop it

We can't stop it

We can't stop it

Oh oh oh oh oh

 

I feel you in the summer breeze

君の声 through the trees

目を閉じれば I see

But it's all make believe

The only thing that's real is now

The movies in my head go round

もし戻れたなら

But it's not meant to be

 

We can't stop it

We can't stop it

We can't stop it

We can't stop it

We can't stop it

We can't stop it

Oh oh oh oh oh

We can't stop it

 

Die letzten Töne verklangen in der sternenklaren Nacht.

„Ich werde niemals aufhören dich zu lieben meine Schöne. Ich fühle mich ein bisschen schlecht, weil wir so viele Jahre verpasst haben, doch ich freue mich auch auf die Jahre, die kommen.“

Wie schon so oft an diesem Tag, machten mich Naokis Worte einfach sprachlos, deshalb küsste ich ihn. Oh ja, dieser Mann wusste genau, wie er Frauenherzen zum Schmelzen brachte. Die anderen applaudierten und trugen mich somit wieder in die Realität zurück. Ich schmiegte mich an meinen Liebsten. Er nahm den Joint entgegen, welcher ihm von Fabi gereicht wurde.

„Darf ich?“, flüsterte er mir zu.

„Gerade darfst du alles…“, schwärmte ich liebetrunken und nukelte an meinem Sektglas. Er nahm mehrere tiefe Züge und entspannte sich hinter mir wieder. Seine Brust vibrierte leicht, als er zu kichern anfing.

„Auch nackt im Pool baden?“, fragte er belustigt.

„Tue dir keinen Zwang an.“

„Kommst du mit?“

„Naoki, wir haben immer noch Gäste“, warf ich ein.

Das, holdes Weib, ist mir herzlich egal“, entgegnete er, hob mich schneller hoch, als ich gucken konnte und trug mich zum Pool. Dort zog er tatsächlich alle seine Klamotten aus und sprang ins Wasser. Ein Kribbeln erfüllte mich und da auch ich noch immer meinen Bikini trug, ließ ich meine Beine im Wasser baumeln. Er kam zu mir geschwommen und seine Hände wanderten an meinen Schenkeln hoch. Langsam ließ ich mich zu ihm ins kühle Nass gleiten. Seine Nacktheit brachte mich beinahe um den Verstand. Dies änderte sich auch nicht, als er begann mich zu küssen.

„Was tust du verrückter Kerl bloß?“, fragte ich völlig berauscht.

„Ich finde es wird Zeit für unsere Hochzeitsnacht meine wunderschöne Frau“, raunte er mir zu und ich konnte mich seinem Charme unmöglich entziehen. Er schnappte mich wieder, trug mich aus dem Pool und brachte mich im den unteren Teil des Gartens, wo wir etwas ungestört waren. Dort stand die Strandmuschel, die irgendwer mit weißen, leicht durchsichtigen Vorhängen geschmückt hatte. Naokis Küsse wurden fordernder, heißer und erregten mich ungemein. Auch ich lag irgendwann nackt unter ihm und gab mich völlig der Begierde hin. Meine lustvollen Laute wurden immer wieder von seinen Küssen ausgebremst und schließlich erlagen wir beide, fast zeitgleich unserem Höhepunkt.

Liebevoll lächelte er auf mich herab und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Bereust du es schon mich geheiratet zu haben?“, fragte mein Liebster sichtlich amüsiert und ich erwiderte sein Lächeln.

„Vielleicht sollte ich mich an deine Verrücktheit gewöhnen…Alice weiß übrigens, dass wir nach Tokio ziehen werden.“

Erstauenen funkelte in seinem sonst etwas verschleiertem Blick auf.

„Wie das?“

„Ich hab vorhin mit ihr geredet, doch das Thema kam eher von ihr. Deshalb ich es ihr gesagt…und…“, machte ich es spannend.

„Was und? Sag schon!“

„Sie freut sich.“

Erleichtert sank Naoki neben mich und auch ihm schien ein Stein vom Herzen zu fallen.

„Jojo…ich glaub ich will eine rauchen…“

Wir schlichen ins Schlafzimmer und zogen uns etwas an. Ich warf noch einen Blick in Alice ihr Zimmer, doch die kleine Maus schlummerte friedlich vor sich hin.

Mein Bruder, Juka, Basti und Jule hockten noch immer am Feuer. Vier Augenpaare grinsten uns förmlich entgegen. Naoki blieb cool wie immer, doch ich lief knallrot an. Mit etwas Glück würde das in der Dunkelheit keinem auffallen. Doch leider hatte ich diese Rechnung ohne meinen Bruder gemacht.

„Halt ja die Klappe!“, maßregelte ich ihn, doch er lachte nur.

„Ich sag doch gar nichts“, verteidigte er sich. Naoki bediente sich an der Zigarettenschachtel auf dem Tisch.

„Und scheinbar war es gut“, ärgerte mich jetzt auch Jule. Ich funkelte sie mit zusammengekniffenen Augen an.

„Jojoschatz…hab dich nicht so…was glaubst du, wie oft Juka und ich auf irgendwelchen Partys verschwinden und jeder weiß, was wir tun…und heyy, es is euer Tag. Also entspann dich…“

„Das bring ihr schon noch bei Lukas“, meldete sich Naoki jetzt zu Wort und ich nahm das alles mal so hin und kuschelte mich an meinen schönen Mann.

So langsam fielen mir dann die Augen zu und irgendwer, vermutlich Naoki, trug mich ins Bett. Wo ich friedlich weiterschlief und mich in die weichen Kissen kuschelte.

Kompromisse und eine Überraschung

Während des Fluges hatte ich kaum ein Auge zu bekommen und fühlte mich deshalb jetzt ziemlich gerädert. Die Hälfte meiner Klamotten hatte ich in Deutschland lassen müssen, doch Jule versprach sie nachzuschicken. Erschöpft ließ ich die Koffer im Flur stehen und fiel auf’s Sofa. Naoki reichte mir ein Glas Wasser und brachte unser Gepäck die Treppe hoch zum Schlafzimmer. Die Penthousewohnung bot um einiges weniger Platz, als meine Haushälfte in Deutschland, doch es reichte für uns drei. Ich mochte das große Wohnzimmer mit der offenen Küche und auch das Badezimmer gefiel mir. Außerdem bot unser Balkon eine atemberaubende Sicht auf Tokio und im hintersten Eck des Wohnzimmers hatte sich Naoki ein kleines Aufnahmestudio eingerichtet. Ich genoss die Kühle, denn trotz Penthouse schien das Gebäude gut isoliert zu sein. Da fiel mir auf einmal ein, dass ich Alice Zimmer noch gar nicht gesehen hatte. Ich kannte diesen Raum nur als Gästezimmer. Also erhob ich meine müden Glieder und schaute nach, was meine beiden Liebsten so trieben. Sie räumten gerade ihren Schrank ein. Die Wände im Kinderzimmer waren fliederfarben gestrichen und an der Wand über Alice ihrem Bett hing ein grünes Moskitonetz, wie ein Prinzessinnenbett, dachte ich. An der Wand gegenüber waren verschiedene Figuren aufgemalt. Das kunterbunte Bild passte so perfekt zu unserem kleinen Schatz und bei genauerem Betrachten stellte ich fest, dass es sich um Figuren aus Alice um Wunderland handelte. Die Grinsekatze auf dem Baum, Alice mit der Raupe, beide Königinnen und die Zwillinge sowie die Teegesellschaft des verrückten Hutmachers.

„Hast du das gemalt?“, fragte ich Naoki. Lachend schüttelte er den Kopf.

„Wenn es eine Sache gibt, die ich nicht kann, ist es zeichnen…das war Lukas. Er saß fast eine ganze Woche an dem Bild.“

„Wow…es ist perfekt.“

Mein Liebster legte seine Arme um mich.

„Wie du.“

„Schleimer“, ärgerte ich ihn und er schnappte spielerisch nach meiner Unterlippe.

„Mama, fahren wir am Wochenende ins Disneyland?“

„Hast du ihr diesen Flo schon wieder ins Ohr gesetzt?“

Entschuldigend hob Naoki die Hände.

„Ich bin unschuldig, ich schwöre es.“

„Lukas und Juka wollen dahin“, klärte uns Alice auf. Aha.

„Können wir gerne tun…ich glaub ich ruhe mich noch ein wenig aus. Irgendwie bin ich platt.“

Naoki küsste mich zaghaft auf die Stirn.

„Alles klar. Sag Bescheid, wenn du was brauchst.“

Ich nickte nur und ging die Wendeltreppe empor zur zweiten Ebene, wo sich das Schlafzimmer befand. Hier hatte ich mein erstes Mal mit Naoki erlebt. Der Gedanke bereitete mir einen Schauder, doch im positiven Sinne. Ich ließ mich ins Bett fallen und schaute aus dem großen Fenster. Moment Mal, war die Decke schon immer verspiegelt? Daran erinnerte ich mich nicht. Genauso so wenig wie an den kleinen Balkon, der vom Schlafzimmer ins Freie führte. Dieser Kerl war weitaus verrückter, als ich bisher angenommen hatte, doch ich schmunzelte. Wieder verglich ich unbewusst meine jetzige Beziehung mit der davor und stellte nicht zum ersten Mal erleichtert fest, dass ich froh war, diesen Schritt gewagt zu haben. Langsam dämmerte ich weg und driftete hinüber in die Traumwelt.

 

Naoki:

Alice war noch immer damit beschäftigt ihre Sachen in den Schrank einzuräumen und Ordnung in ihrem Zimmer zu schaffen. Naoki ließ sie deshalb allein und widmete sich seiner Musik. Doch wenige Minuten später stand sein kleiner Engel wieder neben ihm.

Da kam ihm auf einmal eine Idee. Er nahm das Mädchen auf seinen Schoß.

„Willst du auch eine Strophe singen?“, fragte er und das Leuchten in ihren Augen verriet die Antwort schon.

„Also pass auf. Du musst singen: Dreaming of a world. I can hear the future calling me. Only a believer gets to see. 何もかも 超えて. A place where we unite. 僕がだけが 見える未来 . It started with the BANG! Bekommst du das hin?“

Alice nickte eifrig und übte den Text noch ein paar Mal mit ihrem Papa zusammen. Dann drehte er das Mikrofon auf ihre Höhe runter, setzte ihr die Kopfhörer auf und gab ihr das Zeichen zum Einsatz. Sein Herz blühte auf, als sein kleines Mädchen den Text nahezu perfekt sang und dabei eine solche Energie ausstrahlte, dass es ihn fast zu Tränen rührte. Er begleitete sie mit der Akustikgitarre.

„Okay Süße, das war schon sehr gut…bekommst du das noch Mal hin?“

Alice nickte und trällerte erneut den Text, dabei schloss sie die Augen und bewegte ihre Hände dazu. Überwältigt schüttelte er den Kopf und winkte sie wieder zu sich.

„Komm ich jetzt auf dein Album Papa?“, fragte sie schließlich.

„Möchtest du das denn?“

„Unbedingt.“

„Mh, dann würde ich sagen, kommst du morgen mit mir ins Studio. Da werden Lukas und Juka sicher staunen, wenn sie dich so singen hören.“

„Glaubst du?“

„Klar. Du bist ein kleiner Star.“

Lächelnd kam Jojo die Treppe herunter.

„Machst du einen Rockstar aus unserer Kleinen?“

„Hast du mich gehört Mama?“

„Ja das hab ich. Und ich bin wirklich beeindruckt. Wo hast du so singen gelernt?“

Etwas verlegen schaute sie zwischen ihren Eltern hin und her.

„Hab manchmal ein bisschen mit Papa geübt“, gestand sie und Jojo lächelte nur.

„Das ist schön Kleines. Und ich finde jetzt sollte uns Papa was zum Essen kochen“, richtete sie sich an Naoki.

„Ach ja? Sollte er das? Was bekomm ich dafür?“

„Mh, das klären wir später“, flüsterte sie ihm zu und er grinste süffisant.

 

Lukas:

Heute war wieder einer der Tage, an denen es ihm schlechter ging, als er sich selbst eingestehen wollte. Er verzog sich mit seinem Kaffee auf die Terrasse, um eine zu rauchen. Immer wieder schaffte es seine Mutter ihn zu verletzten und das seit Jahren. Wütend ballten sich seine Hände zu Fäusten. Er hasste sie so sehr und fragte sich, ob es irgendwann aufhörte, dass diese Frau sich in sein Leben einmischte.

Er band seine Haare zu einer Art Knoten zusammen und strich sich über seine kurzen Seiten, die er erst gestern wieder getrimmt hatte. Da draußen sommerliche Temperaturen herrschten, entschloss sich Lukas, seine luftige Aladdinhose mit den grünen und schwarzen Mustern anzuziehen. Dann schlüpfte er noch in eines seiner unzähligen Totenkopfshirts, steckte den Schlüssel und sein Handy in die Umhängetasche und begab sich auf den Weg zur Arbeit.

Dort erwartete ihn eine kleine Überraschung. Auch Naoki und Alice hatten sich dort eingefunden und scheinbar wollte seine kleine Nichte auch in die Fußstapfen ihres Daddys treten. Irgendwie erfüllte ihn das mit Stolz.

Seine Kollegen begrüßten ihn freundlich und Lukas begab sich in den Aufnahmeraum. Juka drehte sich um und lächelte, als er seinen Mann erblickte.

„Hoher Besuch heute“, stellte der Schwarzhaarige fest.

„Ja, ich war auch sehr überrascht…scheinbar haben deine Schwester und Naoki ein kleines Naturtalent in die Welt gesetzt.“

Lukas grinste und nickte. Nachdem die Aufnahme im Kasten war, feilte Lukas noch an seinen eigenen Songs. Natürlich wollte seine kleine Nichte unbedingt bleiben, um ihm zuzuhören. Seine Stimmung, um seiner düsteren Musik Ausdruck zu verleihen, passte perfekt. Wie so oft verlor er sich in den Songs und damit waren die ersten Takes des neuen Albums im Kasten.

„Ich geh kurz eine rauchen“, sagte er zu seinem Liebsten und jetzt schien auch Juka zu merken, in welcher Stimmung sich sein schöner Mann befand. Sie ließen Naoki und Alice kurz allein.

In dem kleinen Innenhof lehnte sich Lukas an die Wand und schob sich eine Zigarette zwischen seine gepiercten Lippen.

„Alles okay?“, fragte ihn sein Juka, doch er zuckt nur mit den Schultern und nahm einen tiefen Zug.

„Das übliche und es nervt mich, dass es mich auch nach Jahren noch so trifft…ich will dir jetzt nich die Ohren vollheulen…du kannst auch gern wieder hoch, immerhin gibt’s noch genug Arbeit.“

Juka schob seine Hände unter Lukas Shirt und hauchte ein Kuss auf dessen Stirn.

„Luki, ich höre mir das auch zum tausensten Mal an…du weißt doch, wie ich es finde, wenn du alles in dich rein frisst…“

Früher wäre der Japaner viel sensibler mit seinem Schatz umgesprungen, doch mittlerweile wusste er nur zu gut, dass er ihm alles erzählte und Juka spürte schon nach der Abreise aus Deutschland, dass das Aufeinandertreffen von Lukas und seinen Eltern alte Wunden wieder hatte aufbrechen lassen.

„Ich weiß und dafür liebe ich dich, aber ich mag gerade echt nich drüber reden…“

Juka hob seine rechte Augenbraue.

„Echt nicht? Ganz sicher?“

„Nein, echt nich“, lachte der Angesprochene jetzt und die Hände seines Mannes machten ihn schon wieder ganz kirre.

„Und falls doch, sagst du Bescheid…“, wisperte er ihm zu und senkte seine Lippen auf Lukas Mund. Der Kuss trug nicht gerade dazu bei, um seine Lust zu dämpfen, deshalb schob er seinen Liebling sachte ein Stück von sich weg.

„Ich fürchte, wir hatten schon wieder viel zu lange keinen Sex.“

„Mh, vorgestern“, überlegte Juka und schaute in diese smaragdgrünen Augen seines Schatzes, die ihm auch noch nach Jahren den Verstand raubten.

„Sag ich ja, viel zu lang“, antwortete Lukas und zog Juka in einen nicht ganz so jugendfreien Kuss.

„Süßer, ich fürchte, das muss bis heute Abend warten…“

„Wir könnten auch in dein Büro gehen“, schlug Lukas vor und grinste verführerisch.

„Das wird langsam irgendwie zur Gewohnheit…aber ich kann dir einfach nicht widerstehen…“, flötete Juka und kam dem Wunsch seines Mannes nach.

 

Jojo:

Naokis Tour stand bevor und da wollte er Alice und mich unbedingt dabei haben, was ich irgendwie ziemlich süß fand. Mein Bruder hatte damit mehr als richtig gelegen, dass ich das verrückte Tokio irgendwann lieben lernen würde, denn das tat ich mittlerweile. Die letzten drei Monate vergingen wie im Fluge und auch meinen Japanischkurs besuchte ich brav. Naoki hatte mich unbedingt in seinem Video dabeihaben wollen, doch musste ich feststellen, dass er einen harten Trainer abgab und nicht anders mit mir umsprang, nur weil ich seine Frau war. Es fiel mir manchmal schwer, ihn während des Unterrichts nicht die ganze Zeit anzuschmachten, wenn er uns vortanzte und dabei einfach nur umwerfend schön aussah. Mit den anderen Tänzern unterhielt ich mich meist auf Englisch oder testete hin und wieder, wie gut mein Japanisch schon war. Wir verstanden uns super und da alle wussten, dass ich mit dem Chef liiert war, gab es da auch keine Komplikationen. Wir respektierten uns und irgendwie wuchs mir unsere kleine Truppe ans Herz. Sie wurden mehr und mehr zu Freunden, die mich liebten und akzeptierten. Mit Miyu, einer der Mädels verstand ich mich besonders gut und wir unternahmen auch hin und wieder etwas zusammen. Sie hatte einen totalen Narren an Alice gefressen und wünschte sich selbst so gern Nachwuchs, doch fehlte ihr noch der richtige Partner.

Als wir wieder einmal mitten in der Tanzstunde waren und Naoki uns ganz schön ran nahm, fühlte ich mich plötzlich unwohl. Mir wurde speiübel und mein Kreislauf beschloss völlig verrückt zu spielen. Ich rannte zu den Toiletten und kam gerade noch rechtzeitig dort an, denn wäre ich eine Sekunde zu spät gewesen, hätte sich mein Mageninhalt vermutlich vor dem Klo verteilt. Ich hielt mir mit zittrigen Händen die Haare zurück und erneut musste ich mich übergeben. Ich hörte, wie die Tür hektisch auf und wieder zugeschlagen wurde.

„Jojo, ist alles okay?“, fragte mich Miyu besorgt.

„Mh, bin nicht sicher“, antwortete ich und erlag ein drittes Mal meiner Kotzattacke. Doch jetzt fühlte ich mich ein wenig besser. Ich zog mich an der Wand hoch, spülte und kam aus der Kabine. Meine Freundin stützte mich und führte mich zum Waschbecken. Dort säuberte ich mich ein bisschen und wir kehrten in den Trainingsraum zurück. Doch der war wie leergefegt. Sogleich eilte mein schöner Mann zu mir und beäugte mich mit sorgenvoller Miene.

„Süße, was ist los? Du wirst doch nicht etwa krank?“

Krank? Auf einmal beschlich mich eine leise Vorahnung, was mit mir los sein könnte, denn dasselbe Szenario kam mir mehr als bekannt vor. Und meine Periode hätte auch schon längst einsetzen müssen. Etwas nervös kaute ich auf meiner Unterlippe umher. Auch Miyus besorgter Blick ruhte noch immer auf mir. Beide schienen auf eine Antwort meinerseits zu warten.

„Kannst du mit mir zu Sayuri ins Krankenhaus fahren?“, fragte ich Naoki und jetzt verwandelte sich seine Sorge in Panik. Jukas Schwester arbeitete mittlerweile als Frauenärztin im Krankenhaus und sie hatte gesagt, egal, was sei, ich könne immer zu ihr kommen. Mein Liebster erfasste meine Hände und küsste sie.

„Wenn du mir vorher sagst, was los ist mein Herz? Ich dreh sonst durch.“

Seine Sorge berührte mich zutiefst, deshalb lächelte ich ihn liebevoll an.

„Du weißt schon welche Art von Ärztin Sayuri ist oder?“, fragte ich deshalb ein bisschen amüsiert und jetzt schien auch bei Naoki der Groschen zu fallen. Seine Augen weiteten sich und seine Kinnlade klappte nach unten. Die arme Miyu schien nur noch Bahnhof zu verstehen.

„Du meinst…du…bist…?“, fragte er vorsichtig nach und ich nickte.

„Ja, vermutlich bin ich schwanger.“

Meiner Freundin entfuhr ein erfreutes Quietschen und mein liebster Mann, hob mich hoch und wirbelte mich durch die Luft. Behutsam setzte er mich wieder ab und wir packten unsere Sachen. Miyu war so lieb und telefonierte mit Sayuri, die meinte, sie würde auf uns warten. Dann verabschiedete sie sich von uns und wir stiegen ins Auto. Nervös trommelte mein Liebster mit den Fingern auf dem Lenkrad herum und schob sich seine Sonnenbrille wieder auf die Nase.

„Du findest es also nicht schlimm?“, erkundigte ich mich bei ihm. Naoki biss sich auf die Unterlippe und schüttelte mit dem Kopf.

„Warum sollte ich es schlimm finden?“

„Keine Ahnung, weil…ich weiß es nicht…“, gestand ich, weil mir tatsächlich kein triftiger Grund einfiel.

Wir suchten eine Parklücke und ich hakte mich bei meinem Liebsten unter. Immer wieder suchte sein Blick den meinen und darin fand ich so unendlich viel Vertrauen. Jukas Schwester bat mich, auf der Liege platz zu nehmen und drehte den Monitor in unsere Richtung. Dort konnten wir dann via Ultraschall erkennen, dass mich mein Gefühl nicht getäuscht hatte.

„Du bist knapp über den ersten Monat hinaus…oh Jojo, ich freu mich sehr. Ich lege eine Akte für dich an und du kommst jetzt regelmäßig. Falls ich keinen Dienst hab, rufst du mich auch an. Ich kümmere mich darum.“

Ich erhob mich wieder.

„Danke. Dann, bis bald würde ich sagen.“

Sayuri lächelte mich an und umarmte mich kurz. Naoki war verdächtig still geworden und ich fragte mich, was ihm wohl durch den Kopf ging. Seine Eltern passten heute auf Alice auf und würden sie heute Abend zu uns bringen.

Gefühle

Zu Hause verschwand er ohne Worte auf der Terrasse, um eine zu rauchen. Sein Verhalten irritierte mich ein wenig. Hatte er sich zuvor nicht noch gefreut? War dem jetzt nicht mehr so? Verunsichert folgte ich ihm und strich ihm über den Rücken. Doch noch immer verbarg er sein Gesicht vor mir, nur das Schnauben verwunderte mich dann doch sehr. Er drückte die halbaufgerauchte Zigarette aus und schob den Aschenbecher weg. Mit den Händen rieb er sich seine Augen und endlich wand er sich mir zu. Die Tränen hinterließen eine feuchtglänzende Spur auf seinen Wangen, doch er lächelte und zog mich auf seinen Schoß. Weshalb hatte er geweint?

„Entschuldige…ich kann das nur gerade nicht glauben. Erst kommst du nach den vielen Jahren zu mir zurück, was mich schon glücklich macht. Dann unsere wunderschöne Tochter…doch ich hab mir immer Vorwürfe gemacht, weil ich Alice halbe Kindheit verpasst habe. Jahre, die ich nie mehr zurückholen kann und doch liebe ich unser kleines Mädchen über alles. Aber weißt du Jojo, ich hab mir immer noch ein zweites Kind gewünscht, weil ich wissen möchte, wie es ist, seine ersten Schritte zu erleben. Zu hören, welche ersten Worte es sagt und eben, Zeit mit ihm zu verbringen. Ich wollte dir das nie sagen, auch, weil es nicht deine Schuld ist. Doch immer, wenn ich Alice nach Monaten wieder gesehen habe und feststellte, was sie schon wieder alles gelernt hat, brach mir das fast das Herz…weil ich nicht dabei war…“

Und plötzlich schlang er seine Arme um mich und bemühte sich nicht mehr, seine Tränen aufzuhalten. Ich strich ihm die blauen Haarsträhnen aus dem Gesicht und hauchte einen Kuss auf seine Stirn.

„Dafür bist du jetzt dabei und dafür liebe ich dich mein Schatz…wir haben beide nicht immer alles richtig gemacht und es stimmt nicht, dass es deine Schuld allein ist, dass du Alice nicht hast aufwachsen sehen…es tut mir leid, dass ich dir unser kleines Mädchen so lange vorenthalten habe. Das hätte ich nicht tun dürfen. Doch auch ich war mir unsicher und wusste nicht, was richtig oder falsch ist…kannst du mir diese Dummheit verzeihen?“

Ein Lächeln huschte über seine Lippen und er küsste mich.

„Da gibt es nichts zu verzeihen, denn mal ehrlich, trotz der vielen Fehler sitzen wir jetzt hier, zusammen. Und du wirst mir bald meinen sehnlichsten Wunsch erfüllen…mehr wollte ich nie. Nur dich, immer nur dich und eben unsere Miniausgaben“, sagte Naoki wieder recht gefasst, doch hin und wieder brach seine Stimme ein wenig und es rührte mich zutiefst, dass er mir all seine Gedanken und Gefühle offenbarte. Und ich las in seinen Augen, dass er jedes Wort auch so meinte. Ich hatte den wahrscheinlich größten Herzensbrecher Tokios zu einem zahmen Katerchen erzogen. Dieser Gedanke ließ mich auflachen.

„Warum lachst du?“

„Ach…es ist nur…ich musste nur daran denken, wie oft mir irgendjemand erzählen wollte, dass ich aufpassen muss, wenn ich was mit dir anfange. Jeder wollte mich vor dir warnen, aber ich hab nicht gehört.“

Jetzt lachte auch Naoki.

„Gut für uns beide, was? Kaum zu glauben, dass ich Mal so drauf war…ich will nur noch drei Frauen in meinem Leben habe.“

Ich zog die Stirn in Falten.

„Drei?“

Wieder grinste er und strich mir behutsam über meinen Bauch.

„Wir bekommen bestimmt noch ein Mädchen.“

Belustigt schüttelte ich mit dem Kopf. Da klingelte es auch schon an der Tür. Das würden sicher Naokis Eltern sein.

„Du bist so ein Spinner“, rief ich ihm noch nach und kümmerte mich um das Essen.

Meine Schwiegereltern blieben noch zum Essen, doch wir hatten einstimmig beschlossen, dass wir ihnen noch nichts von der frohen Botschaft erzählten. Zuerst sollten wir unsere kleinen Tochter einweihen und wir hofften beide, dass sie das gut aufnahm und sich vielleicht sogar freute, noch ein Geschwisterchen zu bekommen.

Alice half mir das Geschirr in die Spülmaschine zu räumen und mich beeindruckte es, wie hilfsbereit sie mit ihren fast 6 Jahren schon war.

Mein Liebster schlich auch verdächtig um uns herum, dann verschwand er auf der Terrasse.

„Mama, schauen wir noch einen Film an?“, fragte mich mein kleiner Schatz und ich nickte.

„Was möchtest du denn sehen?“

Sie schaltete den Fernseher ein und fand sich sogleich erschreckend zielsicher in der Onlindevideothek zurecht. Das hatte ich ihr definitiv nicht gezeigt. Naja, manche Dinge musste ich wohl oder übel so hinnehmen. Mein schöner Mann kochte uns noch Tee und gesellte sich dann zu uns.

„Movienight?“, fragte er Alice und sie nickte erfreut.

„Haben wir auch Mitspracherecht oder hast du schon beschlossen, was kommt?“

„Ich hab schon ausgesucht und ich mag Frozen gucken.“

Naoki zog die Stirn in Falten.

„Süße, wie oft hast du den schon gesehen?“

Ein freches Lächeln schlich sich auf ihr zauberhaftes Mädchengesicht.

„Noch nicht oft genug“, konterte sie und Naoki lachte herzhaft, wie auch ich. Doch bevor wir den Film starteten, mussten wir es ihr sagen. Er griff nach der Fernbedienung, rutschte näher zu mir und zog Alice auf seinen Schoß.

„Doch vorher müssen wir dir noch was erzählen mein Schatz“, begann er und plötzlich schwand der ach so fröhliche Ausdruck auf ihrem Gesicht. Doch ich drückte ihre Hand und lächelte, um ihr zu zeigen, dass es nichts Schlimmes war.

„Was denn?“

„In ein paar Monaten bekommst du noch eine kleine Schwester oder einen kleinen Bruder.“

Es schien einen Moment zu dauern, bis unser Liebling diese Information verarbeitet und verstanden hatte. Sie schob ihre Unterlippe etwas nach vorne und der bockige Ausdruck in ihrem Gesicht verunsicherte mich ein wenig. Doch Naoki gab ihr einen Kuss auf die Wange. Alice kuschelte sich an ihren Papa und liebevoll strich er ihr über den Kopf.

„Ich will euch aber nicht teilen“, gab sie noch immer bockig von sich.

„Das musst du auch gar nicht mein Schatz, weil du auch mit auf dein Geschwisterchen aufpasst.“

Alice setzte sich wieder auf und schaute erst Naoki und dann mich an.

„Aber was ist, wenn ihr das Baby lieber habt als mich?“

Ihre Worte zerrissen mich beinahe und ich rückte noch ein Stück zu ihr, sodass auch ich sie in die Arme nehmen konnte.

„Alice…sowas wird nicht passieren. Das Baby braucht, wenn es auf der Welt ist, zwar noch ganz viel Aufmerksamkeit, aber nur, weil es noch viel lernen muss. Und du kannst schon ganz viel und kannst ihm dann alles beibringen. Und ich verspreche dir, dass weder Papa noch ich dich deshalb weniger lieb haben.“

„Woher weißt du das, Mama?“

„Weil du etwas ganz besonderes bist mein Schatz…ich weiß es einfach.“

Alice legte ihren Kopf in meinen Schoß und ihre Füße streckte sie auf Naoki aus.

„Na gut.“, erwiderte sie und nun endlich schauten wir den Film an. Beruhigt nickte mir mein schöner Mann zu und lächelte.

In der Hälfte des Filmes brachte ich sie dann ins Bett, weil sie eingeschlafen war. Heute ausnahmsweise ohne Zähne putzen. Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, spielte Naoki gedankenverloren mit seiner Zigarettenschachtel. Ich beobachtete ihn eine Weile dabei und fragte mich zum zweiten Mal an diesem Abend, was wohl in seinem hübschen Kopf vor sich ging. Irgendwie war das nicht mehr der Naoki, den ich damals kennengelernt hatte, zumindest nicht ganz. Er oder ein Teil von ihm hatte sich verändert. Oder war er schon immer so gewesen und nur durch mich wurde diese Seite von ihm wieder geweckt? Ich setzte mich wieder zu ihm und er ließ seinen Kopf in meinen Schoß sinken, wie Alice zuvor. Die halbvolle Packung hielt er noch immer in den Händen. Doch auf einmal knüllte er sie zusammen und warf sie in den Papierkorb nahe seines Schreibtischs. Beachtlicherweise traf er diesen sogar.

„Hab ich irgendwas verpasst?“, fragte ich ihn und zufrieden lächelte er mich an.

„Nope…hab nur gerade beschlossen mit rauchen aufzuhören.“

„Oh…okay“, war alles, was mir dazu einfiel. Er drehte sich ein bisschen auf die Seite, schob seine Hand unter mein Shirt und streichelte liebevoll über meinen Bauch.

„Nur ich glaub es wird Zeit das Rauchen endlich zu lassen“, bemerkte Naoki, als wäre es das normalste der Welt.

„Sag bloß, du wirst vernünftig?“, ärgerte ich ihn, doch er nahm es hin, schaute zu mir auf und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. Dabei rutschte sein T-Shirt ein bisschen nach oben und entblößte seinen nackten Bauch. Ich fuhr mit den Fingern über seine Tätowierungen und fragte mich wieder einmal, wie ein Mann nur so schön sein konnte.

„Nenn es nicht gleich vernünftig, das klingt so spießig…aber mit Kindern kommt nun Mal auch Verantwortung. Ich mag es nicht mehr vor Alice zu rauchen, da ist alles.“

Ich lächelte meinen Schönen an und er erwiderte es.

„Naoki kann ich dich was fragen?“

Er runzelte leicht die Stirn, nickte dann aber.

„Damals…als das mit Juka und Lukas auseinanderging, was ist da wirklich passiert. Bruchstücke kenne ich von meinem Bruder, doch ich hab das Gefühl, er sagt mir nicht alles.“

Mein Liebster seufzte tief und fuhr sich durch seine blauen Haare.

„Jojo…du kennst meine Lebensweise vor dir…ich hab hier eben oft Partys geschmissen und Lukas kam auch meist, weil Juka arbeiten war. Wir haben uns mehr als einmal ziemlich derb abgeschossen. Dein Bruder hat dann oft bei mir übernachtet. Ist halt irgendwie alles ein bisschen dumm gelaufen.“

„Und weshalb hat er dich so sehr verachtet?“

Naoki schluckte kaum merklich und mir war bewusst, dass er nicht gern über seine Vergangenheit sprach, dennoch wollte ich noch das eine oder andere für mich klären.

„Weil er mich in der Blüte meines Lebens kennenlernte…Frauen, Partys und Drogen…nicht gerade der Kerl, den man seiner kleinen Schwester vorstellen will…“

Trotzdem lächelte ich schwach.

„Das war ne echt beschissene Zeit…Lukas war kaum zu ertragen, als er zurück nach Deutschland kam. Aber die beiden haben es geschafft und ich bin Juka mehr als dankbar, dass er meinen Bruder doch nicht aufgeben hat.“

Die Falten auf Naokis Stirn vertieften sich noch ein bisschen mehr.

„Sagst du mir auch noch, worauf du hinaus willst?“

„Ich bin nicht mal sicher, ob ich das selbst weiß…nur ich frage mich manchmal, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn ich nicht einen solchen Chaoten als Bruder hätte…“

Mein schöner Mann schaute nachdenklich an die Decke, dann suchte sein Blick wieder den meinen.

„Stell dir die Frage vielleicht anders…könntest du dir vorstellen, dass jemand anderes dein Bruder ist?“

„Mh, ich denke nicht…“, antwortete ich. Naoki setzte sich auf und zog mich auf seinen Schoß.

„Wenn Haru nicht mein Bruder wäre, würde ich vermutlich heut nicht hier sitzen. Er hätte mich so oft aufgeben können, hat es aber nie getan und auch ich hab mich gefragt, warum…“

„Und warum?“

„Ganz einfach, weil er mich mag und wir nach langen Partynächten in der Villa unserer Eltern hockten…uns unterhalten haben…durch Haruto hab ich mich nie allein gefühlt Jojo. Er war immer da, egal, wie ich drauf war…egal, wie dicht ich war und egal, wie viele Frauen…du weißt schon…und so ist es denk ich auch mit Lukas und dir. Früher, als du kleiner warst, war er für dich da und du ebenso für ihn, als es ihm beschissen ging…“

Wieder schwieg ich eine Weile und verfluchte meine blöden Gedanken innerlich, denn ich liebte meinen Bruder und war mir selbst nicht mal wirklich im Klaren, weshalb ich diesen ganzen Mist jetzt und hier aufrollte. Auch Naoki schien zu merken, dass mir all das ziemlich nahe ging.

„Meine Süße, wenn du mit mir über irgendwas reden willst, tue es…bitte.“

„Ich darf solche Gedanken nicht haben Naoki, das ist nicht fair Lukas gegenüber…“, schluchzte ich jetzt doch und er streichelte zärtlich die Tränen auf meinen Wangen weg.

„Jetzt hör mir Mal zu…es sind nur Gedanken und die meisten Gedanken haben einen Ursprung. Die kommen nicht einfach von irgendwoher. Und du kannst nicht immer alles steuern, was in deinem hübschen Köpfchen vor sich geht.“

„Aber ich hab ihn kurz echt nicht mehr gemocht…ich hab immer wieder gesagt, dass er so ist, wie unsere Eltern und mich im Stich lässt…“, heulte ich weiter, um meinen Gefühlen Luft zu machen.

„Und…hat er dich jemals im Stich gelassen?“, fragte Naoki ruhig weiter und ich schüttelte heftig mit dem Kopf.

„Siehst du? Und ich würde jetzt Mal behaupten, dass er das auch nie tun würde. Ihr habt beide viel durchgemacht, doch das hat euch zusammengeschweißt. Und weißt du, was das Gute daran ist?“

Ich schüttelte erneut mit dem Kopf.

„Dass ihr euch jetzt wieder habt. Die Entfernung hat euch beiden nicht gut getan, ihr gehört zusammen…so wie wir…ich hab keine Ahnung, ob das gerade hormonbedingt ist, aber du glaubst nicht, wie viel es mir bedeutet, dass du hier sitzt und mit mir darüber redest.“

Ich schlang meine Arme um Naoki und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Sog seinen Geruch ein und spürte diese Vertrautheit zwischen uns, die mir Jayden nie hatte geben können. Wieder musste ich diesen schönen Mann, meinen schönen Mann anschauen. Strich über seine Wangen und fuhr über seine Hals zu seinem Schlüsselbein. Dort, wo eines seiner Tattoos unter dem Shirt hervorlugte.

„Hab ich dir eigentlich jemals gesagt, dass ich mein erstes Mal mit dir wunderschön fand?“, wisperte ich und er lächelte mich mit einer Mischung aus süß und bescheiden an.

„Wow…dieses Geständnis kam jetzt unerwartet…“

„Schlimm?“

„Nee…nur…naja, wie sag ich das jetzt, ohne den Zauber deiner Worte nicht zu zerstören…“

Ich lachte und küsste ihn.

„Sag einfach.“

„Ooookayy…das mit dir damals…das war das erste Mal seit ner Ewigkeit, dass es mich überhaupt interessiert hat, was das Mädchen, das ich gerade flach lege, fühlt…fuck…ich hab’s zerstört…tut mir leid…aber vielleicht kann ich es wieder gut machen, wenn ich dir ein Geheimnis verrate?“, klimperte er ganz unschuldig mit den Wimpern und ich lachte erneut, weil ich es so sehr liebte, wie romantisch Naoki einerseits sein konnte und trotzdem seinen Bad-Boy Image niemals ganz verlor.

„Aber du wärst nicht du, wenn es anders wäre. Weißt du, die anderen Beziehungen nach dir waren einfach irgendwie seltsam. Levi war der perfekte Gentleman…das hat mich echt aufgeregt…selbst, als er mich im Stri-…“, brach ich ab, weil mir erst jetzt bewusst wurde, was ich im Begriff war zu sagen. Mit fragendem Blick musterte er mich.

„Ja bitte…wo hat er dich besucht?“

Ich schluckte etwas verlegen und wich seinem Blick aus.

„Shit…also, ähm…bevor ich meinen Modeljob bekommen hab, musste ich anderweitig mein Geld verdienen…“, stammelte ich. Und auf einmal spiegelte sich Entsetzen in Naokis Blick. Aus seinem Gesicht wich jegliche Farbe.

„Ich war Gogotänzerin…zufrieden? Mehr nicht…nur gucken, nicht anfassen…“

Mein Liebster schnaubte, doch dann fing er meinen Blick wieder ein.

„Und dir ist nicht einmal in den Sinn gekommen, mich um Hilfe zu bitten?“, fragte er ein bisschen enttäuscht.

„Doch, mehr als einmal, aber ich hab mich nicht getraut…Naoki, das darf nie jemand erfahren…versprich mir das…“

Seine Mundwinkel zuckten verdächtig und das konnte beim besten Willen nichts Gutes heißen.

„Unter einer Bedingung…“, antwortete er verschwörerisch.

„Die da wäre?“, fragte ich nach, auch, wenn ich erahnte, was er wollte. Sein Grinsen wurde breiter.

„Ich finde eine Gogostange passt perfekt in unser Schlafzimmer, denn zukünftig wird es nur noch einen geben, für den du sowas tust…“, hauchte er mir zu, wissend, dass er mich schon wieder völlig wahnsinnig machte. Seine Worte raubten mir den Verstand. Doch war das einer der Gründe, warum ich Naoki wollte. Immer. Und keinen anderen. Diese Mischung aus liebenswertem Papa und verruchtem Lover brachte meine Gefühle nur so in Wallungen. Kein anderer hatte es jemals geschafft, derartige Emotionen in mir wach zu rufen.

„Oh du bist so verflucht schön Naoki…auch, wenn du sowas sagst…irgendwie gefällt mir das…und ich kann beim besten Willen nicht mehr klar denken…“

„Unser kleines Geheimnis ist bei mir sicher mein Schatz…und wie heißt es so schön, hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine wundervolle Frau…“

Ich musste auflachen.

„Schleimer.“

„Ach ja? Immerhin eine Sache, die ich perfekt beherrsche…meiner wunderschönen Frau Komplimente machen, sodass sie mir aus der Hand frisst…“

„Wie war das vorhin mit dem Geheimnis?“, erinnerte ich ihn. Seine Gesichtszüge wurden wieder etwas weicher.

„Ich habe mich sehr geschmeichelt gefühlt, damals der erste Mann zu sein, dem du diese Ehre erweist. Und ich hab dir erzählt, dass ich dich nicht gewollt hätte, wenn du zuvor auf der Party bei mir geblieben wärst…doch das stimmt so nicht ganz…selbst, wenn du nach der Party geblieben wärst, würden wir vermutlich heute trotzdem hier sitzen. Es war nur für mich irgendwie schwer zu begreifen, dass es da auf einmal ein Mädchen gibt, für das ich mehr fühle, als Lust…ich glaube mein Herz gehörte schon dir, nachdem wir uns zum ersten mal unterhalten haben. Nur in meinem Kopf kam das etwas verzögert an…“

Ich nahm sein Gesicht zwischen meine Hände und musste ihn einfach küssen.

„Das war das schönste Geheimnis, was mir jemals ein Mann anvertraut hat.“

 

Die erste Hälfte der Tour hatten wir geschafft und da wir uns innerhalb Japans bewegten, konnten wir meistens zu Hause schlafen. Ich hatte die Jungs hin und wieder von einer Party reden hören und fragte mich langsam, wann und wo diese stattfinden sollte. Und würde ich auch zu dieser Feier geladen sein?

Alice wollte dieses Wochenende unbedingt bei Juka und Lukas sein, deshalb hatte sie mein Bruderherz heute Morgen abgeholt.

Da fiel mir ein Umschlag in die Hände und da das Kuvert schon geöffnet war, nahm ich den Inhalt raus und überflog die Zeilen. Eine Party also. Fragend schaute ich Naoki an.

„Ähm ja, sorry, das wollte ich dir noch sagen…ich wusste, dass ich was vergessen habe.“

„Schon heute, lese ich das richtig?“, erkundigte ich mich und er nickte. Na super, das konnte ja spannend werden und vermutlich lernte ich da High Society von Tokio kennen. Ob sich unter den Gästen auch ein paar bekannte Bands befanden? Ich verzog mich wieder ins Schlafzimmer, weil Nina mich anrufen wollte.

Naoki verausgabte sich gerade an seinem kleinen Heimfitnessstudio und ich telefonierte über Videochat mit meiner geliebten Nina. Immerhin gab es großartige Neuigkeiten zu verkünden.

„Oh, wo ist denn mein kleiner Engel?“, fragte sie ganz traurig.

„Alice wollte unbedingt zu Lukas und verbringt die nächsten zwei Tage dort. Wie geht’s dir?“

„Ganz gut, bis auf, dass du mir fehlst…aber ich werde es überleben. Du siehst sehr glücklich aus“, stellte meine beste Freundin fest. Ich lümmelte noch immer in Hotpan und T-Shirt im Bett herum, doch Nina kannte mich ja in diesem Aufzug zu Genüge. Immerhin wohnten wir vor nicht all zu langer Zeit zusammen.

„Du fehlst mir auch. Was machen die Männer?“

Sie winkte genervt mit der Hand.

„Hör bloß auf…die können mich langsam mal. Nur Schwachköpfe…und dein Göttergatte?“

Da ich von hier oben einen ausgezeichneten Blick auf die Klimmzugstange hatte, an der Naoki gerade hing, drehte ich mein Telefon, sodass auch Nina ihn begutachten konnte. Und wieder einmal stellte ich fest, wie verflucht sexy ich meinen Mann fand. Ich würde mich unmöglich jemals am ihm satt sehen können. Automatisch schlug mein Herz in Rekordgeschwindigkeit.

„Olala…der Hottie…“, stellte auch Nina fest und ich grinste völlig verknallt ins Display meines Handys.

„Er ist so toll Nina. So ganz anders als Jay…die perfekte Mischung aus liebevoll und Casanova. Nur, dass es eben nur mich gibt…ich bin seine Queen…“, schwärmte ich.

„Das klingt süß Jojo und ein bisschen beneide ich dich ja um deinen Loverboy…ist bestimmt mega cool, wenn ihr beiden auf ner Party aufschlagt. Das perfekte Paar.“

Ich grinste.

„Aber sowas von. Da fällt mir ein, heute findet so eine ganz noble Party statt und ich hab nichts zum Anziehen“, jammerte ich.

„Ach Schatz, du wirst doch wohl ein Kleid haben und wenn es das kleine Schwarze ist…“, ermutigte mich Nina. Gerade stand ich vorm Spiegel und warf einen prüfenden Blick auf meinen Bauch. Nun konnte ich wohl kaum noch Geheim halten, dass ich schwanger war. Ich drehte mein Handy so, dass auch Nina die kleine Kugel bemerken musste.

„Mh, da gibt es nur ein kleines Problemchen“, grinste ich und meiner besten Freundin fielen beinahe die Augen heraus. Sie hüpfte erfreut mit ihrem Telefon in der Wohnung umher.

„Ahhhh Süße…das ist soooooo toll. Ich freu mich für euch“, jubelte Nina und auch ich lächelte. Denn ganz anders als beim ersten Mal mochte ich meinen kleinen Babybauch irgendwie. Was vermutlich nicht zuletzt daran lag, dass ich das jetzt mit Naoki gemeinsam durchstand.

„Naoki ist auch voll happy…ich bin so verliebt…“

„Das hast du dir auch sowas von vierdient meine Süße…vielleicht kauft dir dein Liebster ja ein Kleid“, zwinkerte sie mir zu.

„Mh, fragen kann ich ihn ja…nagut, ich mach mich mal fertig. Ich schick dir ein Bild vom Kleid…“

„Ich bitte darum. Dann viel Spaß meine Liebe und Grüße an den Rest, vor allem an meine bezaubernde Alice.“

„Richte ich aus…hab dich lieb…“

Ich schickte meiner liebsten Nina noch viele Luftküsschen und legte auf. Da legten sich auf einmal zwei Arme von hinten um mich und auch sein leicht verschwitzter Körper brachte mich völlig aus der Fassung. Schief grinste er mich an und gab mir einen Kuss.

„Na Schlafmütze, auch schon wach?“

Ich verzog den Mund zu einer Schnute.

„Was heißt hier auch schon wach…hab schon eine halbe Stunde mit Nina telefoniert. Soll dir Grüße ausrichten.“

„Soso…“, erwiderte er nur und küsste mich, dass es mich schon wieder völlig aus der Realität katapultierte. Mein Shirt war ich auch schneller als gewollt los und schon befand ich mich unter ihm auf dem Bett. Naokis tätowierter Rücken spiegelte sich an der Decke und zum ersten Mal wurde mir klar, weshalb er dort einen Spiegel angebracht hatte. Wie schön und verflucht sexy zur gleichen Zeit konnte man eigentlich sein? Seine heißen Lippen liebkosten meinen Hals und noch mehr als sonst brachten seine Hände auf meiner Haut mein Blut in Wallungen. Seine Zunge hinterließ eine unsichtbare Spur und hin und wieder reizte er mich ein bisschen. Ganz vorsichtig drang er in mich ein und versicherte sich mit seinen Blicken, ob es okay war. Schneller als sonst erfasste mich diese Welle der Lust und ich krallte meine Nägel in Naokis Rücken. Er lachte kurz auf und küsste mich wieder, dann erlag auch er seinem Höhepunkt und sank neben mir in die Kissen. Grinsend beobachtete er uns durch die gespiegelte Decke.

„Du bist so wunderschön Jojo…mh da fällt mir ein, ich hab was für dich“, erinnerte er sich und sprang auf. Er holte irgendwas aus dem Schrank und hängte es an die Tür.

„Ich dachte mir, dass du vielleicht ein Kleid für heute Abend brauchst“, säuselt er mir zu und kam wieder angekrochen. Erneut zog ich ihn einen Kuss, weil ich es kaum glauben konnte, dennoch grinste ich wie ein verliebter Trottel.

„Schenkst du mir ernsthaft Kleider?“, fragte ich.

„Natürlich. Für eine so edle Party musst du doch was Passendes zum Anziehen haben…“, hauchte er mir zu und knabberte schon wieder an meinem Hals.

„Ich fühl mich manchmal wie Cinderella…es ist alles so traumhaft mit uns“

Naoki lächelte mich liebevoll an.

„Oh, ja das ist es…gehen wir duschen? Immerhin müssen wir die Zweisamkeit ausnutzen, wenn der kleine Floh nicht da ist.“

Mein schöner Mann trug mich uns Badezimmer und wir duschten eine halbe Ewigkeit.

Frühstück oder eher Brunch gab es dann auf der Terrasse. Anschließend führte Naoki noch das eine oder andere Telefonat und ich begann mir währenddessen schon die Haare mit dem Glätteisen einzudrehen, sodass sie später lockig fielen. Juka wollte heute Abend auch kommen und Lukas würde auf Alice aufpassen.

Ich schminkte mich noch und stieg anschließend in mein neues Kleid. Der obere Teil verdeckte nur durch das zierliche schwarzgeblümte Spitzenmuster das Nötigste. Als Neckholder lief das Kleid oben zusammen und wurde durch einen kleinen Knopf geschlossen. Kurz oberhalb des Bauchnabels lief der Stoff recht locker nach unten aus, sodass man vermuten konnte, ich sei schwanger, es dennoch nicht auf den ersten Blick sah. Meine gelockte Mähne steckte ich an einer Seite noch ein bisschen mit Haarnadeln fest und war mit dem Endergebnis mehr als zufrieden.

Naoki trug eine kurze Anzughose, sommerliche schwarze Schuhe und einen leichten Blazer, welchen er gerade zuknöpfte. Wir schossen noch ein Bild für Nina und machten uns auf den Weg.

Eine Party mit netten Bekanntschaften

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Nachwuchs

Johanna:

Am nächsten Morgen ließ ich ihn schlafen und schlich mich aus dem Bett, um das Frühstück vorzubereiten. Wenig später klingelte es auch schon und mein kleiner Wirbelwind kam angestürmt. Doch verkrümelte sie sich gleich in ihr Zimmer, weil sie mit Lukas schon gefrühstückt hatte.

„Na, wie war die Party?“

„Gar nicht so übel. Ich hab nette Bekanntschaften gemacht“, grinste ich bis über beide Ohren.

„Juka hat mir schon davon erzählt. Sind ganz cool die Jungs, ich hab sie mittlerweile auch schon oft gesehen. Schläft Naoki noch?“

Ich nickte und reichte Lukas einen Kaffee, den wir mit auf die Terrasse nahmen.

„Ja, er hat sich dezent abgeschossen. War Alice lieb?“

„Klar. Das glaub ich. Juka war auch nicht mehr ganz nüchtern, als er irgendwann die Nacht kam. Und du?“

„Wie und ich?“

„Naja, hast du nicht auch ein bisschen gefeiert?“

„Doch, nur muss ich mich ja nicht abschießen. Schließlich muss ja einer halbwegs fit sein, wegen Alice und so.“

Eigentlich wollte ich auf Naoki warten, doch vermutlich dauerte das noch eine Weile.

 

 

 

 Naoki:

Naoki fühlte sich alles andere als in der Lage um aufzustehen, doch das Geräusch nackter kleiner Kinderfüße auf der Treppe riss ihn dann doch vollends aus dem süßen Land der Träume. Das Bett gab etwas nach, als Alice hineinsprang.

Otōsan ga okiru!“, (Papa, aufstehen) flötete ihre zuckersüße glockenhelle Stimme und er blinzelte ihr entgegen.

„Mh Onaji.“, (gleich) grummelte er, fischte nach seiner Hose, die irgendwo neben dem Bett lag und zog sie an.

„Mama wa chōshoku o tsukurimashita.“ (Mama hat Frühstück gemacht).

Als sich Naoki endlich aus dem Bett bequemte, hängte ihm sich Alice an sein linkes Bein und kicherte dabei. Er schnappte das kleine Energiebündel und warf sie auf die Matratze. Alice quietschte auf und lachte noch mehr. Sie hüpfte auf dem Bett herum und wollte zum Sprung ansetzen, da kam ihr Naoki zuvor und warf sie um, um sie durchzukitzeln. Das Mädchen strampelte mit Händen und Füßen. Ihr Lachen hallte mittlerweile durch die ganze Wohnung.

„Otōsan o tasukete!“, brachte sie aus zwischen ihrem Lachanfall hervor. (Hilfe Papa, ich bin jetzt lieb). Naoki ließ von ihr ab und nahm sie Huckepack. Sie wollte noch in ihrem Zimmer spielen. Er kochte sich einen Kaffee. Nach Essen war ihm noch nicht.

Auf der Terrasse begrüßte er seinen Schwager und setzte sich in die Sonne.

„Bist du aus dem Bett gefallen?“, fragte Lukas etwas amüsiert, doch Naoki schüttelte den Kopf.

„Ich wurde fast liebevoll geweckt.“

Der Schwarzhaarige zündete sich eine Zigarette an und warf dem anderen Mann einen fragenden Blick zu. Doch dieser verneinte.

„Ich hab aufgehört…und vielleicht sollte ich das nächste Mal auch weniger trinken“, murrte er und nippte vorsichtig an seinem Kaffee.

„Oh, wie kam es denn dazu?“, erkundigte sich Lukas und Naoki warf seiner Johanna einen prüfenden Blick zu. Sie nickte.

„Verantwortung und so. Außerdem sind wir bald zu viert…“

Der überraschte Blick von Jojos Bruder sprach Bände. Da rief Alice von drinnen und Johanna sprang auf.

„Krass, freut mich für euch. Hast du dir das auch gut überlegt?“

„Klar. Ich möchte es dieses Mal richtig machen Lukas.“

„Ich bin ein bisschen stolz auf dich. Ehrlichgesagt hätte ich dir nie zugetraut, dass du das mit meiner Schwester so gut auf die Reihe bekommst.“

Die Worte seines Schwagers trafen ihn ein bisschen und er lächelte traurig.

„Ja, ich hab viel Mist gebaut und ich hab dir schon einmal versprochen, dass ich Jojo nicht weh tue…trotzdem würde ich dieses Versprechen gern erneuern. Sie bedeutet mir alles, genau wie Alice und unser Baby…und ich wünsche mir, dass du mir irgendwann verzeihen kannst.“

Ein erheitertes Grinsen schob sich auf Lukas Gesicht.

„Manchmal hab ich das Gefühl, dass wir uns gar nicht so unähnlich sind…vielleicht bin ich deshalb so empfindlich.“

„Da scheinst du nicht ganz unrecht zu haben…immerhin haben wir uns Mal echt gut verstanden.“

Lukas nickte.

„Ja und ich finde, dahin sollten wir zurück Naoki. Du hast in den letzten Monaten mehr als einmal bewiesen, wie sehr dir Jojo am Herzen liegt…also willkommen zurück in der Familie.“

„Danke. Das bedeutet mir sehr viel.“

„Und ganz ehrlich…immerhin bist du der Grund, weshalb mein Schwesterchen hier ist…das habe ich dir zu verdanken.“

„Gern geschehen“, lächelte er. Lukas zog den Blauhaarigen in eine lange Umarmung und insgeheim freute er sich Naoki zurück zu haben, denn gemocht hatte er den anderen Musiker schon immer. Auch wenn er hin und wieder leicht chaotisch war, doch wer konnte von sich behaupten perfekt zu sein?

 

Johanna:

Mein Bruder und Naoki lagen sich in den Armen und dieses Bild rief ein warmes zufriedenes Gefühl in mir hervor. Bedeutete das etwa, dass sich die beiden wieder mochten? Also so richtig? Nicht nur meinetwegen?

„Was ist denn bei euch los?“, erkundigte ich mich und zog die Tür hinter mir zu.

„Wir haben uns wieder lieb“, antwortete Lukas und lächelte mich an. Ich erwiderte es und legte meine Arme um meine Jungs.

„Das freut mich.“

„Na gut ihr zwei, ich geh dann Mal wieder. Juka brauch auch noch ein bisschen Fürsorge“, witzelte mein Bruder.

 

Der Sommer war nun fast vorbei und mein Bäuchlein wurde immer runder. Ich fühlte mich nicht schlecht, doch war auch weit vom Zustand gut entfernt. Die Wärme setzte mir immer mehr zu und irgendwie hangelte ich mich von einem Fressflash zum nächsten, der nicht all zu selten ein Gang zur Toilette nach sich zog.

Durch Naokis Beziehungen hatte ich einen Fotografen kennengelernt, der mit mir in naher Zukunft zusammenarbeiten wollte. Draußen herrschten noch immer nahezu tropische Temperaturen und da Naokis Eltern gerade wieder verreist waren, verbrachten wir viel Zeit in deren Haus. Das kam auch unserer Tochter zugute, denn sie liebte den Pool und mit dem kleinen Junge Akio aus der Nachbarschaft hatte sie schon Bekanntschaft geschlossen, deshalb spielten die beiden gerade sehr oft zusammen.

Bei mir handelte es sich jetzt nur noch um Tage und ich fühlte mich ein bisschen wie ein Walross. Alice schien sich mittlerweile mit dem Gedanken angefreundet zu haben bald eine kleine Schwester zu haben. Ja, es würde ein Mädchen werden, wie sich Naoki gewünscht hatte. Der Gedanke ließ mich lächeln. Mein Liebster bestand darauf gerade nur von zu Hause aus zu arbeiten, denn es könnte ja jederzeit so weit sein.

Ich wollte mich gerade von meinem Liegestuhl erheben, um mir ein bisschen Obst aufzuschneiden, da schritt Akios Großmutter die Steinstufen zu dem Haus hinauf. Sie winkte mir freundlich zu und ich winkte zurück.

„Akio soll zum Essen kommen“, teilte sie mir mit und der Junge gehorchte auf’s Wort.

„Bis später Aki-chan!“, rief ihm Alice hinterher. Als die beiden aus unserem Sichtfeld verschwunden waren, nahm ich meinen Weg in die Küche wieder auf. Naoki schaute vom Tisch kurz auf und lächelte, welches ich erwiderte. Ich legte mir ein paar Erdbeeren in eine Schale und fischte mir ein Glas aus dem Schrank. Da durchfuhr meinen Unterleib auf einmal dieser stechende Schmerz und ich wusste, was das bedeutete. Ich ging in die Knie und hielt mir den Bauch. Beinahe wäre mir die Schale aus den Händen geglitten. Mein schöner Mann sprang sofort auf und hielt mich fest.

„Alles okay Süße?“

„Mhhh, ich fürchte nicht…vielleicht sollten wir ins Krankenhaus fahren.“

Vor ein paar Tagen hatte ich schon eine Tasche mit den nötigen Sachen zusammengepackt und sie bereit gestellt, falls der Fall X eintreten sollte. Naoki schnappte sich die Tasche, stützte mich und rief Alice zu, dass sie sich etwas anziehen solle.

„Was ist Papa?“, fragte unsere Kleine besorgt.

„Wir müssen mit Mami ins Krankenhaus fahren. Beeil dich“, beruhigte er sie. Im Auto durchfuhr mich eine zweite Wehe und schmerzhaft verzog ich das Gesicht. Naoki tätschelte meine Hand und versuchte sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen, doch ich kannte ihn gut genug um zu wissen, dass wohl gerade die Nerven mit ihm durchgingen. Deshalb versuchte ich tapfer zu lächeln, auch, wenn die Schmerzen langsam unerträglich wurden.

Die nächste Wehe setzte zum Glück erst im Krankenhaus ein, doch die hatte es in sich. Ich krallte mich an Naokis Arm fest, um nicht umzukippen. Sayuri, die ich vom Auto aus irgendwie noch hatte anrufen können, kam schon mit einer Liege geeilt, auf die ich verfrachtet wurde. Bei der nächsten Wehe verlor ich das Bewusstsein und alles um mich herum verschwamm und wurde dunkel.

 

 

Naoki:

Panik stieg in Naoki auf, als sich Jojos Finger an ihm festkrallten und sie beinahe umkippte. Glücklicherweise verlor Sayuri keine Zeit. Ab jetzt hieß es wohl warten. Wenige Minuten später kam ein Arzt auf ihn zu und wieder erfasste ihn diese Panik.

„Sind Sie der Mann der jungen Dame?“

Naoki nickte nur.

„Ja…gibt es Probleme?“, fragte er mit zittriger Stimme.

„Nichts, was nicht machbar wäre…nur wollte ich sagen, dass sie vermutlich nicht bei der Geburt anwesend sein können, da wir ihre Frau notoperieren müssen. Das Baby hat sich wohl gedreht und kann nicht auf natürlichem Weg zur Welt kommen. Sie dürfen gerne warten. Ich werde später noch Mal zu ihnen kommen.“

Naoki wurde speiübel. Was war, wenn Jojo etwas passierte oder dem Baby? Das würde er nicht ertragen. Heftig biss er sich auf die Unterlippe, setzte sich auf einen der Sessel im Wartebereich und nahm Alice auf seinen Schoß. Sie schaute ihren Papa besorgt an.

„Was ist mit Mama?“, fragte sie schließlich. Der Blauhaarige seufzte tief.

„Naja…das Baby wird jetzt aus ihrem Bauch geholt…das wird jetzt ein bisschen dauern.“

„Werden die Ärzte Mama weh tun?“

„Sie versuchen ihr Bestes…die machen sowas jeden Tag mein Schatz.“

Auch, wenn er Alice versuchte davon zu überzeugen, dass alles gut werden würde, wusste er selbst nicht so recht, ob das der Wahrheit entsprach. Seine innere Unruhe brachte ihn an seine Grenzen und einerseits vermied er vor seiner Tochter Schwäche zu zeigen, doch dann fragte er sich, ob das nicht auch normal ist? Gehörte es nicht auch zum Leben dazu vor seinen Kindern Schwäche zu zeigen? Schließlich war er auch nur ein Mensch mit Gefühlen und gerade jetzt, da alles so gut lief, war die Angst, all das wieder zu verlieren, am größten. Und jetzt kamen die Tränen doch und Naoki hielt sie nicht mehr zurück.

„Papa, warum musst du weinen?“, fragte Alice jetzt auch besorgt.

„Ich weiß es nicht mein Schatz…weißt du, ich hab das auch noch nie erlebt, wenn ein Baby auf die Welt kommt…es ist so neu für mich…“

Und als die Worte seine Lippen schon verlassen hatten, wurde ihm die Message dieser Aussage erst klar. Am liebsten hätte er sich die Zunge abgebissen. In seinem Kopf herrschte Chaos und er fühlte sich mit allem auf einmal mehr als überfordert. Deshalb schrieb er Lukas, ob er auf schnellstem Wege ins Krankenhaus kommen könne. Wenn möglich mit Juka.

Alice kuschelte sich an ihn und gab ihm einen Kuss auf die feuchte Wange. Dann wischten ihre kleinen Finger seine Tränen weg und sie versuchte seine Mundwinkel zu einem Lächeln hoch zu ziehen, was ihr irgendwie auch gelang.

„Aber ich bin doch da…wir warten einfach, bis der Arzt kommt und sagt, dass wir zu Mama können.“

Naoki schlang seine Arme um sein kleines Mädchen und musste erneut schluchzen.

„Ja. Solange müssen wir eben warten. Weißt du eigentlich wie lieb ich dich habe mein Schatz?“

Das Mädchen löste sich ein bisschen, um ihren Papa anschauen zu können.

„Nein, wie lieb denn?“, fragte sie mit einem neckischen Unterton, der ihn erneut zum Schmunzeln brachte. Manchmal kam es ihm so unwirklich vor, dass dieses kleine wundervolle Mädchen tatsächlich seine Tochter sein sollte. Immerhin war es äußerlich nicht mehr so ganz zu verleugnen, doch würde ihn Alice auch so lieben, wenn sie wüsste, was er früher für ein Mensch gewesen war? Diesen Gedanken schob Naoki schnellstens zur Seite.

„Sehr lieb, bis zu den Sterne und wieder zurück.“

„Oh das ist viel…Papa, weißt du, den Akio hab ich auch ein bisschen lieb. Nicht so, wie Mama und dich. Anders hab ich ihn lieb.“

Jetzt grinste Naoki und wischte sich dem Handrücken über die tränenverschmierten Augen.

„Und mag er dich auch?“

Alice zuckte mit den Schultern.

„Ich glaub schon. Er wollte mir auch schon einen Kuss geben, das wollte ich aber nicht. Und er sagt immer, ich bin seine Freundin.“

„Das ist doch schön. Aber bald, wenn du in die Schule kommst, wirst du auch noch andere Kinder kennenlernen.“

Irgendetwas schien gerade in ihr vorzugehen, denn sie schaute an ihm vorbei, als dächte sie über irgendetwas nach.

„Papa…Lukas und Juka sind doch zwei Männer. Können auch zwei Frauen hochzeiten?“

„Klar. Wenn du jemanden lieb hast, so wie ich deine Mama, ist es egal, ob er ein Mann oder eine Frau ist.“

„Und was ist, wenn ich mal ein anderes Mädchen lieb habe?“

Naoki schmunzelte wieder und war auch beeindruckt, über was sich sein Mädchen schon alles Gedanken machte.

„Dann ist das so.“

„Bist du mir dann nicht böse?“

„Quatsch. Wie kommst du denn darauf?“

„Naja, weißt du, als ich mit meiner Freundin in Deutschland mal auf dem Spielplatz war, hat ihre Mama Helen zu einer anderen Mama gesagt, sie will, dass Mädchen immer rosa tragen. Sonst sind sie keine richtigen Mädchen. Und der Papa von Susen hat mal gesagt, dass sie nicht mehr mit spielen darf, weil Lukas mit einem anderen Mann zusammen ist.“

„Weißt du Alice, manche Leute sagen das einfach so, weil sie nicht mögen wenn sich zwei Männer oder zwei Frauen lieb haben. Sie finden das komisch.“

„Ich hab dich auch lieb Papa. Zum Glück bist du nicht so komisch wie andere Papas. Oh schau, da kommen Lukas und Juka.“

Alice sprang auf und rannte ihren Onkels in die Arme. Auch Naoki erhob sich und bewegte sich in die Richtung der beiden Männer. Alice letzter Satz löste dieses Gefühl in ihm. Er fühlte sich gebraucht und irgendwie schien es egal zu sein, ob er traurig oder fröhlich war. Seine kleine Tochter liebte ihn und das bedeutete ihm alles.

„Was ist los?“, fragte Lukas gleich und der Angesprochene schluckte, die Tränen kamen trotzdem von ganz allein.

„Ich weiß es noch nicht…sie ist schon eine Weile im OP…und ich ein nervliches Wrack…“, brach es aus ihm heraus und Lukas zog Naoki in eine Umarmung.

„Alles wird gut…Jojo packt das schon…“, redete er ihm zu.

„Ich weiß…meinst du, ihr könnt Alice mitnehmen? Ich will nur hier nicht weg, falls es Neuigkeiten gibt.“

Sein Schwager schaute ihn mitfühlend an.

„Du bleibst sicher nicht allein hier. Ich frage Juka, ob er mit Alice zu uns fährt.“

„Danke…“

Lukas klärte das mit seinem Mann, der darin kein Problem sah. Sein Töchterchen hingegen schon. Sie löste sich von Juka und rannte zurück zu ihrem Papa. Er hockte sich hin, um mit ihr besser auf einer Höhe sein zu können.

„Süße, ich weiß dass du hier bleiben willst, doch ich weiß nicht, wie lange das alles noch dauert. Du kannst solange mit Juka spielen. Ihr könnt ja auch zu uns und du fragst deinen Akio, ob er zu dir kommt. Lukas und ich kommen später nach.“

„Ich will aber bei dir bleiben!“, schimpfte Alice und klammerte sich an ihn. Naoki entfuhr ein tiefes Seufzen.

„Das geht aber jetzt nicht. Bitte tue mir den Gefallen und sei lieb.“

„Und wenn Mama was passiert?“

„Mama passiert nichts. Und jetzt geh mit. Wir sehen uns später, versprochen.“

Das Mädchen umarmte ihn lange, gab ihm noch einen Kuss und tat, was ihr Papa von ihr verlangte. Naoki gab Juka den Schlüssel für das Haus seiner Eltern.

Erschöpft sank er zurück in den Sessel, in dem er zuvor auch schon gesessen hatte.

„Willst du was trinken?“, fragte Lukas.

„Eine Cola wäre super“, erwiderte er und wenig später kehrte sein Schwager mit zwei Dosen zurück. Nervös wippte Naoki mit dem Fuß. Wie viel Zeit nun schon verstrichen war und noch immer keine Neuigkeiten. Er vergrub sein Gesicht in den Händen. Da legte sich eine Hand auf seinen Rücken.

„Ihr passiert schon nichts…“

„Und was wenn doch? Das dauert schon den halben Tag…ich hab das Gefühl ich dreh gleich durch Lukas…“, wimmerte Naoki sichtlich ratlos.

„Vielleicht müssen sie nen Kaiserschnitt machen…das dauert eben…“

Der Blauhaarige seufzte und trank einen Schluck.

Endlich kam der Arzt und teilte ihnen mit, dass die OP gut verlaufen sei und Jojo jetzt Besuch empfangen könne. Naoki sprang auf und eilte hinter dem Arzt her. Die Fahrt mit dem Fahrstuhl schien eine halbe Ewigkeit zu dauern. Seine Augen folgten der Displayanzeige. Und im dritten Stock öffnete sich die Tür mit einem leisen: Bing. Die leere Coladose entsorgte er im nächsten Mülleimer.

Sein Mädchen lag in einem Einzelzimmer. Aus ihren sonst so rosigen Wangen war jegliche Farbe gewichen, doch sie lächelte und in den Armen hielt sie ein kleines Bündel, von dem nur der Kopf ganz leicht zu sehen war. Naoki schnappte sich einen Stuhl und rutschte zu seiner Jojo, nahm ihr Hand und drückte sie.

„Hey Liebling…wie geht es dir?“, fragte er mit erstickter Stimme.

„Irgendwie ziemlich erschöpft…willst du Maiyuu hallo sagen?“, fragte sie und deutete auf das kleine Bündel. Vorsichtig schob Naoki den Stoff des Tuches beiseite und zum Vorschein kam ein puppenähnliches kleines Wesen. So zart und lieblich. Dieser Anblick überwältigte ihn vollends und mit etwas zittrigen Händen nahm er sein kleines Mädchen entgegen. Als seine schon fast riesige Hand ihre kleinen Finger berührte, schlossen sie sich darum und Naoki war fasziniert, wie viel Kraft schon in den der kleinen Hand steckte. Er hauchte der Kleinen einen sanften Kuss auf die Stirn.

„Kon'nichiwa Maiyuu-chan. Sekai e yōkoso (willkommen in der Welt). Kanojo mo anata to onaji kurai kawaī (du bist so süß wie deine Schwester). Watashi no chīsana on'nanoko (mein kleines Mädchen)“, flüsterte er ihr zu und mit jedem Wort, das er an dieses kleine Wesen richtete, glänzten seine Augen mehr. Als sie ein bisschen zu quengeln anfing, gab er sie Jojo zurück, die sie stillte. Naoki war gefangen zwischen der Schönheit seiner beiden Mädchen und dem erdrückenden Gefühl, dass es seiner liebsten Jojo noch immer nicht gut ging. Sie mussten Höllenqualen erlitten haben und doch wirkte sie zufrieden.

Naoki blieb bis zum Abendessen bei ihr, dann wurde er mehr oder weniger rausgeschmissen und ihm fiel es mehr als schwer zu gehen. Seine kleine Schönheit einfach hier im Krankenhaus zu lassen und ohne sie nach Hause zu fahren, fühlte sich so falsch an. Doch zu Hause wartete Alice auf ihn, die sicherlich auch ein bisschen durch den Wind war. Während der Fahrt fiel es ihm nicht leicht sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Lukas saß auf dem Beifahrersitz und auch er sagte nicht viel. Als sie am Haus seiner Eltern ankamen und er den Wagen geparkt hatte, stiegen sie schweigend die Treppen zur Terrasse hoch. Sobald seine Kleine ihn erblickte, sprang sie auf und kam in seine Arme gerannt. Ihr munteres Lächeln gab Naoki Kraft und neuen Mut.

„Brauchst du noch was?“, fragte Lukas schließlich, doch der Angesprochene schüttelte mit dem Kopf.

„Nein danke…ihr habt schon genug getan. Ich denke wir sehen uns die Tage.“

Lukas und Juka verschwanden und Naoki fühlte sich noch immer so hilflos. Jojo war immer der starke Part in ihrer Beziehung, doch jetzt musste er irgendwie allein klarkommen.

„Papa, ich hab hunger.“

„Mh und was machen wir da jetzt? Hat dir Juka nichts gekocht?“

„Vorhin wollte ich noch nicht essen. Ich weiß, dass in der anderen Wohnung noch Pizza ist.“

Jetzt musste er lachen.

„Pizza klingt ziemlich gut. Dann auf. Ich schließ noch ab, dann können wir los.“

Alice räumte ihre Spielsachen auf und wartete brav an der Treppe.

 

Im Penthouse heizte Naoki den Ofen vor und zehn Minuten später schob er die Tiefkühlpizza hinein.

Erschöpft stützte er seine Ellenbogen auf der Arbeitsplatte ab und vergrub den Kopf in seinen Händen. Da umfingen ihn zwei zierliche Ärmchen. Alice tänzelte um ihn herum. Wenn er jetzt alleine wäre, würde er sich vermutlich abschießen, doch das konnte er unmöglich vor den Augen seiner kleinen Tochter bringen.

„Papa, warum bist du traurig?“, fragte sie schließlich und Naoki nahm sie hoch und setzte sie auf die Arbeitsfläche. Sie streichelte über seine Wangen. Dann zuckte er mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht Süße…ich wünschte deine Mama wäre hier. Die wüsste, was zu tun ist.“

Alice schien einen Moment zu überlegen.

„Aber du bist doch auch erwachsen und wenn du nicht weißt, was du machen sollst, frag doch mich“, schlug sie durchaus ernst gemeint vor und brachte ihren Dad zum Lachen.

„Was würde ich bloß ohne dich tun. Und was schlägst du vor?“

„Mh, wir können Pizza essen und dann Frozen 2 schauen.“

Naoki verdrehte die Augen.

„Seit wann gibt es davon einen zweiten Teil?“

„Seit gestern…bitte Papa…bitte, bitte…“, flehten ihn diese lieblichen Kinderaugen an und wie konnte er da nur widerstehen. Er suchte den Film raus und währenddessen backte die Pizza fertig. Also fläzten sich die beiden auf’s Sofa und ließen sich berieseln. Doch schaffte es Naoki nicht wirklich der Handlung zu folgen, da er immerzu an Jojo denken musste. Er wäre so gern bei ihr nur um aufzupassen, dass ihr nichts passierte. Alice kuschelte sich an ihn und er legte seinen Arm um seine Kleine.

„Papa, darf ich bei dir schlafen?“

„Klar. Komm her mein Liebling!“

Das Mädchen sprang auf seinen Arm und ließ sich die Treppe hochtragen. Es dauerte nicht lange, da war sie eingeschlafen, nur Naoki fand keine Ruhe. Hin und wieder wälzte er sich hin und her, doch die Bilder des letzten Tages schwirrten unbeirrt durch seinen Kopf. Wie eine Endlosschleife eines schlechten Filmes. Langsam zog er seinen Arm unter dem Kissen hervor und stand wieder auf. Jojo würde ihn vermutlich auf ewig hassen, doch er wusste sich nicht anders zu helfen. Leise schlich er ins Wohnzimmer, holte ein Glas aus dem Schrank und schenkte etwas vom Whiskey ein. Das erste und auch das zweite leerte er in einem Zug. Dann baute er sich aus seinen letzten Reserven einen Joint und verzog sich damit auf den Balkon. Dort brach er dann zusammen, ließ seinen Gefühlen endlich freien Lauf und auch der Joint trug wenig dazu bei, dass es ihm besser ging. Noch immer trug er nur seine Shorts, in der es jetzt echt ziemlich kalt war. Schließlich holte er seine Gitarre und klimperte ein bisschen darauf herum. Währenddessen trank er immer wieder einen Schluck und so langsam stieg ihm der Alkohol zu Kopf. Die Melodie und der Text flossen wie von alleine und es hörte sich sehr traurig an. Nach einer Weile weckte der den halbaufgerauchten Joint wieder zum Leben. Er öffnete die Tür einen Spalt und horchte, ob Alice noch schlief. Kein Ton, scheinbar noch alles okay. Auch, wenn er wusste, dass er diesen Aussetzer morgen bitter bereuen würde, trank er noch mehr. Den Text schrieb er auf ein leeres Blatt, vielleicht konnte er daraus tatsächlich ein brauchbares Musikstück komponieren.

Naoki spielte mit seinem Handy herum und dann verfasste er eine Nachricht an seinen Bruder. Wie schon so viele Male, wenn es ihm mies ging. Ob es ihm Haruto manchmal übel nahm, das er sich nur meldete, wenn er sich beschissen fühlte und ihm dann die Ohren vollheulte?

Haruto stand wenig später vor seiner Haustür, wie immer eben. Manche Dinge schienen sich wohl nie zu ändern. Etwas benommen ließ er ihn ein.

„Oh oh, was hast du angestellt? Ich dachte du bist verheiratet und vernünftig geworden“, sagte Haruto mit diesem mahnenden Unterton in der Stimme. Doch Naoki ignorierte diesen, fiel seinem großen Bruder um den Hals und schluchzte. Behutsam strich er dem Jüngeren über den Rücken. Als erstes nahm er Naoki die Whiskeyflasche weg und delegierte ihn zum Sofa. Mit stockender brüchiger Stimme erzählte er ihm, was passiert war.

„Und deshalb hockst du jetzt hier und betrinkst dich?“

„Ziemlich erbärmlich, was?“

Haruto seufzte.

„Nicht wirklich. Ich stell mir das echt heftig vor. Schläft Alice?“

„Ja oben…Jojo killt mich, wenn sie davon erfährt…ich bin ein so miserabler Vater Haru…“

Der Ältere lächelte seinen kleinen Bruder liebevoll an.

„Nein bist du nicht. Du bist der coolste Dad, den ich kenne Naoki. Und jetzt gehst du noch Mal Zähne putzen und legst dich wieder ins Bett. Ich penn die Nacht hier, wenn du magst.“

Naoki umarmte den Älteren und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Du bist der Beste…ich bring dir noch Bettzeug.“

Er holte die Bettwäsche und brachte sie zum Sofa. Dann verschwand er kurz im Bad, putzte seine Zähne und legte sich wieder ins Bett. Alice schien von dem ganzen Dilemma nichts mitbekommen zu haben.

Epilog

 

Als ich nach einer Woche endlich nach Hause durfte, machte mich das mehr als froh. Die Folgen der OP spürte ich noch immer und meine kleine Tochter verlangte mir sehr viel ab, doch ich war glücklich und das war die Hauptsache.

Naoki und Alice holten uns ab. Maiyuu, unser kleines Sommerbaby, wenn sich der August auch schon dem Ende zuneigte.

Meine Mum kam sogar zu Besuch und unterstützte uns, wo sie nur konnte. Trotz der Schmerzen, mit denen ich noch zu kämpfen hatte, fühlte sich mein Leben so perfekt an und war unsagbar stolz auf unsere kleine Familie. In erster Linie natürlich auf meinen wundervollen Mann, der mich auf Händen trug, auch, wenn ich mir gerade mehr als schäbig vorkam, da ich ein paar Kilos mehr als gewöhnlich auf den Hüften trug. Doch das schien ihn kaum zu stören. Meine Alice war die wundervollste große Schwester, die sich so ein kleines Mädchen wünschen konnte. Sie passte so gern auf Maiyuu auf, wenn sie in der Wiege versuchte einzuschlafen, guckte mir beim Stillen zu und las ihr sogar manchmal vor.

 

Meine Mum, was sollte ich dazu sagen. Nach unserer Hochzeit wollte sie nicht locker lassen und nahm den weiten Weg nach Tokio auf sich, um ein letztes Gespräch mit Lukas und mir zu führen. Sicherlich war das für uns beide nicht einfach, doch manchmal tut man Dinge des Friedens willen, wobei wir beide mehr als überrascht waren, dass sich unsere Mum auch gern mal um Alice kümmerte, kleine Ausflüge mit ihr unternahm und scheinbar versuchte etwas richtig zu machen. Deshalb haben wir ihr verziehen und es tat ehrlich gut sie nun um mich zu haben. Ihre Unterstützung zu wissen.

Allerdings haben Lukas und ich ihr auch klar machen können, dass wir mit unserem Vater nichts mehr zu tun haben wollten. Das leuchtete ihr ein. Wobei ich mir manchmal noch immer nicht ganz sicher war, ob es auch das war, was mein Bruder wirklich wollte oder, ob er es nur dem Seelenfrieden zuliebe tat. Einerseits kannte ich Lukas zu gut, um zu wissen, dass er stets um Harmonie in der unsere Familie bemüht war, doch entging mir auch nicht, dass ihn noch immer irgendetwas zu quälen schien. Aber vor mir hielt er sich bedeckt und ich konnte nur hoffen, dass Juka in dieser Hinsicht eher auf offene Türen stieß. Ich wusste von ein paar Dingen in Lukas Vergangenheit, doch längst nicht alles und vermutlich würde er mir auch niemals alles erzählen, weil ich ja noch immer seine kleine Schwester war. Dennoch bereitete mir der Teil, von dem ich nichts wusste, mehr Sorgen, als mir lieb war. Aber was blieb mir übrig, als ihm zu vertrauen? Vielleicht sollte ich bei Gelegenheit mit Juka darüber sprechen.

Jetzt hieß es erst Mal mein Mama sein genießen und ich hoffte nur, dass die Mädels mich nicht auf die Palme bringen würden. So sehr ich meine Mädels liebte, hin und wieder schafften sie mich richtig und manchmal wünschte ich mir schon ein wenig, dass sie nicht so einen Dickkopf hätten. Vor allem Alice. Sie entwickelte sich langsam zu einem echten Sturesel und brachte mich an meine emotionalen Grenzen.

Am das ist natürlich meckern auf hohem Niveau. Ich liebte mein Leben hier in Tokio, auch wenn ich das nie für möglich gehalten hätte.



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