Das Heiratsgesetz
Im Mädchenschlafsaal der Gryffindors wurden die Pläne der Zukunft geschmiedet.
Hermine hatte es sich auf ihrem Bett bequem gemacht und schrieb einen Brief an den Zaubereiminister, in dem sie ihn bat, ein Eheschließungsgesetz einzuführen, dass die Reinblüter dazu zwang, ein - um es in ihren Worten auszudrücken- "Schlammblut" zu heiraten. Wer brauchte schon Grundfreiheiten, für die Menschen jahrelang gekämpft hatten, wenn man sich in den Kopf gesetzt hatte, den einen Draco Malfoy zu heiraten?
Den Prinzen Slytherins, König der Reinblüter.
Nichts anderes wurde mit der Einführung dieses Gesetztes bezweckt. Da der Zaubereiminister und Hermine auch gut bekannt waren und sie diverse Male bereits die Welt vor dem dunklen Lord gerettet hatte, bis sie und der Rest des goldenen Trios (eigentlich ihre Sidekicks) ihn tatsächlich vernichteten, würde er ihr diesen kleinen Gefallen sicher mit Freuden tun.
"Hermine, du bist einfach die brillianteste Hexe deines Alters", lobte sie sich selbst und klopfte sich zufrieden auf die Schulter. Jetzt musste sie nur noch in die Eulerei und den Brief an den Zaubereiminister abschicken.
Sie erwartete, dass das Gesetz binnen einer Woche durch war, schließlich hatte der Minister sonst nicht allzu viel zu tun, da konnte er sich auch um ihre kleine Angelegenheit kümmern.
Gesagt - getan.
Hermine lief eilig zur Eulerei und schickte ihren Brief mit dem schönsten Waldkautz ab, den Hogwarts zu bieten hatte.
Auf dem Rückweg war sie gedanklich schon beim nächsten Schritt ihres Planes und so sehr abgelenkt, das sie nicht bemerkte, dass da eine Person war als sie um die Ecke lief. Prompt stießen sie zusammen.
"Hey, pass doch auf", rief Hermine und kniff die Augen zusammen. Doch die erwartete Bekanntschaft mit dem Boden blieb aus. Stattdessen wurde sie von zwei starken Armen aufgefangen und umschlungen.
Malfoy hatte sie aufgefangen und sie durfte schon mal in seinen Armen Probe liegen.
"Granger" schnarrte er und zog seine Arme zurück, als er sicher war, dass sie wieder allein stehen konnte. "Für die klügste Hexe in Hogwarts stellst du dich beim Laufen ganz schön dumm an."
Hermine schnaubte.
Er würde schon noch merken, dass er sie gern auffing - schließlich liebte er sie, auch wenn er es vielleicht noch nicht bemerkt hatte.
Außerdem neckte sich ja bekanntermaßen, was sich liebte, richtig?
Um ihm also zu zeigen das sie ihn auch liebte, musste sie ebenfalls eine Beleidigung in den Raum werfen.
"Ganz schön schwacher Griff für jemanden, der ständig Quidditch trainiert!", konterte sie deshalb und sah wie Malfoys Blick wütend wurde.
Dadurch sah er noch heißer aus.
Gespielt hochnäsig stolperte Hermine an ihm vorbei - sie wollte einen dramatischen Abgang hinlegen - damit er noch den ganzen Tag Zeit hatte, seine Liebe zu ihr zu erkennen, während sie zum Büro der Schulleiterin lief, um Schritt zwei ihres Planes in die Tat umzusetzen.
Einigkeit der Häuser
Hermine saß bei Minerva McGonagall im Büro und wartete gespannt, was diese zu ihrer Idee sagte. Die Lippen der Schulleiterin waren zu einer dünnen Linie zusammengepresst und sie schien nicht recht zu wissen, was sie antworten sollte.
"Habe ich Sie richtig verstanden, Miss Granger...", fing sie an zu reden.
"Sie wollen, dass ich jeweils einen Schüler aus einem Haus in ein anderes Haus hineinschicke und damit die Regeln breche, die Hogwarts seit Urzeiten zu der Schule machen, die sie ist. Und das alles, um Einigkeit zwischen den Häusern zu schaffen und die Gemeinsamkeiten aller Schüler zu betonen?"
Noch immer konnte Hermine nicht abschätzen, ob Professor McGonagall begeistert oder entsetzt war. Die Frau hatte ihr Pokerface trainiert bis zur Perfektion.
"Exakt das möchte ich, Professor. Ich finde es wichtig, dass die alten Rivalitäten begraben und neue Bande geknüpft werden", erklärte Hermine. Und sie wollte Draco Malfoy heiraten, aber das setzte sie nur in Gedanken hinzu - sonst würde sie, bei Merlin, doch jeder für verrückt erklären.
"Das ist... Das... Das ist einfach..."
Grausam?
Unerhört?
Verrückt?
Unmöglich?
Mcgonagall war sprachlos. "... brillant!", rief sie schließlich, als sie das richtige Wort gefunden hatte. "Brillant, wie von meiner besten Schülerin zu erwarten war!" Freudig nickte die Schulleiterin.
"Gleich morgen beim Frühstück werde ich diese fantastische Idee kundgeben. Möchten Sie sich freiwillig melden - immerhin war es auch Ihre Idee, meine Liebe."
Die Schulleiter lächelte Hermine milde an und wartete auf ihre Antwort.
Da musste sie nicht zweimal überlegen, selbstverständlich wollte sie und nickte eifrig.
"Sehr gerne, Professor", sagte sie. "Und um guten Willen zu zeigen werde ich mich auch sehr darum bemühen, dass das Projekt ein voller Erfolg wird. Wenn ich es mir erlauben darf, würde ich Sie bitten, mich nach Slytherin zu schicken."
Die Schulleiter schien fast schon Tränen vor Begeisterung in den Augen zu haben.
"Sie werden einmal die größte Hexe Ihrer Zeit sein, Miss Granger", sagte sie gerührt.
Am nächsten Morgen verkündete McGonagall beim Frühstück das neueste Projekt der Schule.
"Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit", rief sie und stand auf. "Gestern wurde mir ein wunderbares Projekt aus Ihren Reihen zugetragen, dass die Rivalität zwischen den Häusern in Hogwarts auflockern soll. Aus jedem Haus wird ein Schüler einem anderen Haus zugewiesen und soll von den jeweiligen Schülern in ihrer Mitte gut aufgenommen werden."
"Großartig" rief Ginny entgeistert. "Gibt es Freiwillige?", fragte Mcgonagall und sah auffordernd die gesamte Schülerschaft von Hogwarts an.
Außer Ginny schien jeder begeistert zu sein und sprang sofort auf, um "hier" zu rufen.
"Nun gut, mit so starkem Andrang hätte ich nicht gerechnet", gab die Schulleiterin zu. "Dann werde ich einige Schüler bestimmen. Abbott, Sie kommen nach Gryffindor, Granger, Sie gehen nach Slytherin. Patil, sie werden zu den Hufflepuffs gehen und Malfoy, Ihnen wird Ravenclaw als neues Haus zugewiesen."
Innerlich tobte Hermine, als sie dies hörte. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Was sollte sie in Slytherin, wenn Malfoy nicht dort war? Enttäuscht stocherte sie in ihrem Müsli herum und überlegte fieberhaft, was sie nun machen sollte.
Das Problem daran, wenn man sich auf Plan A verließ war, dass man ziemlich verlassen war, wenn er nicht aufging.
Genau das war gerade der Fall und aus Übermut hatte Hermine, die den Umstand nicht bedacht hatte (oder bedenken wollte) das Malfoy derjenige von den Slytherin war, der das Haus wechseln sollte, natürlich keinen Plan B entwickelt.
Zeit, dies zu ändern.
Die Schulsprecherin
Nach McGonagalls Verkündung saß Hermine betrübt am Gryffindor-Frühstückstisch in der großen Halle.
Just in dem Moment, als sie dachte, der Tag könnte nur noch schlechter werden, schwebte eine Eule in die große Halle und verteilte die morgendliche Post. Vor Hermine landete ein besonders prächtiges Exemplar und ließ einen feinsäuberlich kuvertierten Brief fallen.
Post aus dem Ministerium.
Gespannt riss sie den Brief auf und überflog die Zeilen schnell. Als sie am Ende ankam, breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Der Minister für Zauberei befand ihre Idee, die Einführung eines neuen Gesetzes, nach dem alle Reinblüter dazu verpflichtet sein würden, ausschließlich Muggelgeborene zu heiraten, für fantastisch. Er bescheinigte Hermine zudem eine große Zukunft auf der politischen Bühne.
„Es hat funktioniert“, murmelte sie fröhlich. Schon heute würde die Verkündung des neuen Gesetzes stattfinden und auf der Titelseite des Tagespropheten landen. Hermine sah sich um und stellte fest, dass einige der Schüler bereits mit krauser Stirn über dem Artikel im Tagespropheten saßen.
„Was hat sich das Ministerium nur dabei gedacht?“, fragte Ginny wütend.
„Was meinst du?“, wollte Hermine wissen, die ihre Idee immer noch genial fand.
„Jeder Reinbrüter ist dazu verpflichtet, eine Muggelstämmige zu heiraten? Ich muss jemanden heiraten, der muggelstämmig ist!“
Hermine verengte die Augen zu schlitzen. „Hast du etwas gegen Muggelgeborene?“, fragte sie in scharfem Ton.
„Nein“, antwortete Ginny ehrlich. „Ich habe nur etwas dagegen, dass mir jemand vorschreibt, wen ich heiraten darf.“
Ihr Blick fiel unverhohlen auf Harry, der zusammen mit Ron einen Tagespropheten ergattern konnte und seinen Augen (ebenfalls) nicht zu trauen schien. Sein und Ginnys Blick trafen sich kurz.
Daran hatte Hermine gar nicht gedacht, als sie dieses Gesetz in Auftrag gegeben hatte, um der diskriminierenden Rassentrennung von Muggelgeborenen und Reinbütern entgegen zu wirken – und um Draco Malfoy zu heiraten. Aber natürlich ging es ihr vorrangig um die Diskriminierung!
Aber waren wir mal ehrlich: Ginnys Problem war genau das – ihr Problem. Nicht das von Hermine. Innerlich zuckte sie die Schultern und lächelte Ginny aufmunternd zu.
„McGonagall meinte, ich kann später meine Sachen ins Schulsprecherzimmer bringen. Sie haben die Reparaturen endlich abgeschlossen und ich kann einziehen. Scheinbar wurde der Teil des Schlosses, wo die Schulsprecher untergebracht sind, am stärksten beschädigt.“ Dass sie Schulsprecherin geworden war, war ja ohnehin klar, sodass diese Nachricht eigentlich keinen Halbsatz wert war.
Hermine ging in den Gryffindor-Mädchenschlafsaal und packte mit Hilfe ihres Zauberstabes ihre Sachen zusammen. Alles flog magisch verkleinert in eine ihrer Taschen.
„Fertig!“, sagte sie und klatschte in die Hände. „Ich sollte mich beeilen. Vielleicht kann ich den Slytherin schon einen Besuch abstatten, während Malfoy noch dort ist.“ Sie betete innerlich, dass er nicht bereits nach Ravenclaw umgezogen war. Immerhin musste sie ja ihr Revier markieren. Fragte sich nur, wie sie das anstellen sollte.
Anpinkeln und ablecken würde sie erwägen, wenn sonst alles andere scheiterte.
Vielleicht sollte sie sich aber erst einmal darauf beschränken, ihn irgendwie zu isolieren.
Als sie den Gemeinschaftsraum der Schulsprecher betrat, kam ihren Überlegungen jedoch der deus ex machina zur Hilfe:
Malfoy war Schulsprecher.
Hinter Hermine erstrahlte der dunkle Gang und man hörte die Engel ein Halleluja singen, bevor sich ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht abzeichnete.
„Malfoy“, sagte sie ruhig.
Der Angesprochene drehte sich um und kniff die Augen zusammen, als er sie sah.
„Granger.“