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Im Sternenwald

von

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Wie man in den Wald hinein ruft...

Der Lehnsherr besuchte ungebeten mein bescheidenes und leider auch sehr frostiges Heim, in dem ich auf wenigen Metern alles zu stapeln versuchte, was ich als Näherin benötigte. Keine edlen Stoffe waren es, die ich bearbeitete, sondern nur einfache braune und grüne Bahnen aus Leinen, für Kleider gedacht, die Bauern und Bürger an ihren Leibern trugen. Diese fast schon wertlosen Materialien lagen fein säuberlich gestapelt in tiefen Holzregalen an den Wänden, für die all die anderen Möbel weichen mussten. Mein Gast lehnte sich an meine einzige etwas wurmstichige Kommode. Seinen piekfeinen Wintermantel wollte der feine Herr aber offenbar nicht auf ihr ablegen, denn diesen hing er auf ein Holzmodell mit einem Schnittmuster eines Kleides darauf, das noch in Arbeit war.

„Fräulein Hanna, atemberaubend schön wie eh und je und strahlender als der klare Nachthimmel. Möchten Sie mich nicht etwas herzlicher empfangen?“,

heuchelte er süffisant zu mir hinauf blickend. Unbeeindruckt blieb ich auf meinem Bett sitzen, das auch mein Arbeitsbereich und gleichzeitig mein Dachboden war. Kurz löste ich meinen Fokus von dem Kleid, das ich nähte, um dem edlen Mann einen eiskalten Blick zuzuwerfen. Ich wollte ihn damit für seine Tollkühnheit bestrafen, mich zu besuchen, doch das amüsierte ihn nur noch mehr. Er lächelte sogar direkt noch breiter, hinein in seinen ulkigen Spitzbart, als er begann die Sprossen der wackeligen Leiter zu erklimmen.

„Ich bin mal so frei, denn Ihr Blick sieht mir ganz nach einer Einladung aus, das Bett mit mir teilen zu wo-…„

Für diese Frechheit setzte ich ihm meinen Fuß an seine Stirn, zwischen seine grünen Augen und begann nun Druck darauf zu geben, bis die Leiter unter ihm ganz leicht ins Wanken kam. Solange ich meine Lehnsabgaben pünktlich zahlte, hatte dieser Drosselbart doch nichts in meinem Haus zu suchen. Kaum war der Gedanke zu Ende gedacht, durchschoss mich der Blitz der Erkenntnis, denn ich hatte fast vergessen, dass ich im Rückstand war. Einsichtig blieb mir nichts, als den Fuß von ihm zu nehmen. Ich betrachtete das Gesicht darunter, das vorwurfsvolle Züge angenommen hatte. Er rümpfte seine Nase unzufrieden zerknirscht, als ich mein Tagwerk bei Seite legte, extra nur für ihn, was schon etwas heißen mochte. Leider war ich trotzdem noch zu eitel, meinen Fehler einzugestehen und so fragte ich, als wüsste ich von nichts:

„Womit kann ich dienen, Herr Baron?“

Eine weitere Sprosse nach oben gestiegen, kam er nun zu mir auf Augenhöhe, was gewiss nicht heißen sollte, dass er auf einer Höhe mit mir war. Viel zu drollig war es anzusehen, wie er sich unzufrieden den Schnurrbart zurück in seine alte Form verzwirbelte, denn er tat das so kunstvoll elegant, dass ihm dieser Handgriff in Fleisch und Blut übergegangen sein musste.

„Das Geschäft läuft nicht gut, wie ich sehe. Vielleicht sollten Sie Ihren Umgang mit potentiellen Kunden überdenken“,

begann er nun von Neuem und ließ dann seinen Blick nach links und nach rechts über meine randvollen Regale schweifen.

„Sie und ich, wir beide wissen wie schlecht es um Sie steht, Fräulein Hanna. Seien wir ehrlich, Sie sind nur eine einfache Schneiderin und haben zudem nicht einmal Verkaufsgeschick. Sie wissen wie es um mein Herz bestellt ist. Nun seien Sie doch einsichtig und geben Sie mir die Gelegenheit Sie aus Ihrem Dilemma zu befreien. Nur ein Wort trennt Sie davon.“

Sein weicher Gesichtsausdruck änderte nichts an meiner Einstellung zu ihm. Er war ein Tor zu glauben ich würde meine Meinung so einfach revidieren. Um ihm aufs Glatteis zu führen, entgegnete ich mit meinem weichstem Lächeln:

„Hm… lasst mich nachdenken. Ein Mann, der mein Vater sein könnte, nein kein Interesse. Da muss ich Euer Hochwohlgeboren leider enttäuschen.“

Sichtbar getroffen verzog er das Gesicht und legte es in Falten, kein kluger Zug von ihm, denn so wirkte er gleich noch älter, als er ohnehin schon war. Ich nahm das Nähzeug zurück in die Hand und fragte, gespielt auf die Nadel konzentriert:

„War es das, edler Herr?“

„Machen Sie es uns beiden doch nicht so schwer und sagen Sie endlich ‚ja‘. Was nützt Ihnen Ihr Hochmut, wenn Sie am Ende so arm sind, dass Sie mit den Ratten speisen dürfen? Weit entfernt sind Sie davon nicht“,

war sein väterlicher Rat an mich, bevor er die wackelige Leiter vorsichtig wieder herabstieg. Ich musste lügen, wenn ich behaupten wollte, dass ich ihn nicht mochte, denn neben seinen unverschämten Gelüsten, die er immer wieder durchblicken ließ, sorgte er sich aufrichtig um mich. Ein anderer hätte bei einer Frau wie mir, die sich nicht unterordnen wollte, längst die Geduld verloren und meine beschauliche Nähstube kurz und klein geschlagen oder er wäre übergriffig geworden. Er war anders als der dumme Rest, hielt die Ehre eines Edelmannes hoch und das verdiente meinen Respekt und auch mein Vertrauen.

„Ich gebe Ihnen noch zwei Wochen, Fräulein Hanna. Dann erwarte ich Ihre Zusage oder die Abgaben in doppelter Höhe wegen des ständigen Verzugs. Andernfalls werfe ich Sie hinaus“,

war seine Drohung, kurz bevor er bedächtig die Tür meines Häuschens hinter sich ins Schloss zog. Da hatte ich seinen Edelmut wohl überschätzt. Es konnte schwer werden den Betrag zu beschaffen, denn, wie jedes Jahr zur Winterszeit, verkaufte ich nicht viel von meinen Kleidern.

Ich blickte aus dem Dachfenster neben meinem Bett zu ihm hinaus, sah wie er durch den matschigen Schnee zu seinem Pferd ging und aufstieg. Merkwürdige Gefühle trieben mich dazu das Fenster zu öffnen und ihm etwas hinterherzurufen.

„Ich werde niemals eine normale Frau sein!“

Meine Stimme schallte in die klirrende Kälte des Tages hinaus, doch er sah nicht zu mir hoch, sondern hob nur die Hand zum Abschied, als machte es ihm gar nichts aus und dann ritt er davon.

Mein Nähzeug legte ich erneut bei Seite, denn ich war zu aufgewühlt, als dass ich mich auf eine so filigrane Arbeit konzentrieren konnte. Viele Männer hatten mir schon den Hof gemacht und jeder bildete sich ein mich bändigen zu können, auf dass ich meine zarte Seite zeigte und sich ein Feuer für ihn entfachte. Keiner hatte je Erfolg, bis jetzt.

Ich wartete bis zur Dämmerung und zog meinen grauen Mantel an, dessen Kapuze mein weißblondes auffälliges Haar verdeckte. Danach ging ich über das kleine, plätschernde und halb zugefrorene Bächlein hinüber zum Waldesrand, denn dorthin zog ich mich immer dann zurück, wenn mich die Selbstzweifel überkamen.

Ich wartete bis die Sonne hinter den weißen Feldern und den schmutzigen Straßen Immslangs verschwand und legte mich dann nach hinten in den weichen, feuchten Schnee, der auf dem bemoosten Waldrand des Immser Waldes liegen geblieben war. Ein kühler Wind strich durch die blattleeren Äste der Bäume. Nur ein Augenblick dieser Seligkeit unter den Tiefen des dunkelblauen klaren Nachthimmels und meine Sinne entspannten sich.

Mein Lehnsherr, der Baron, war natürlich die beste Partie, die sich mir bisher bot. Er war nicht ganz unansehnlich und seinen lustigen Schnurr- und Kinnbart würde er für mich schon abrasieren, wenn ich es verlangte. Wichtiger war jedoch, dass er mich genau kannte und so würde er mir wahrscheinlich viel mehr Freiheiten einräumen, als jeder andere Mann. Leider gab es trotzdem zwei Dinge, die mich ganz gewaltig störten. Ich war erst Zwanzig geworden, während er schon an die Vierziger heran ragte, ja er hatte sogar schon ein paar graue Haarsträhnen. Zwar standen ihm diese in seiner blonden Löwenmähne gut zu Gesicht, doch ich musste auch an meine Zukunft denken. Mein größeres Problem war jedoch ein ganz anderes, nämlich der Verlust meiner völligen Freiheit zu tun was ich wollte. Dabei war ich so glücklich sie als Frau besitzen zu dürfen, auch wenn mich die Gesellschaft dafür ächtete. Das Gefühl mich von meinem Lehnsherrn noch anhängiger zu machen, als ich es ohnehin schon war, erschien mir infolge als wahrer Alptraum.
 

Ich schreckte aus meinen Gedanken plötzlich hoch, denn da war sie wieder! Jemand summte eine getragene Melodie, die bis zu meinen Träumereien von Freiheit und Unabhängigkeit hindurch drang. Ich setzte mich auf und sah mich um, bis ich die unscharfen Umrisse einer zarten Gestalt erblickte, die am Waldrand stand und vor sich hinsummte. Oft schon hatte ich dieses Lied vernommen, wenn ich mich hier aufhielt, doch seine Quelle niemals ausmachen können. In geweckter Neugier erhob ich mich sachte, damit diese zierliche Person keinen Schrecken bekam. Wer war es, der mich so spät besuchte, um mich mit seinen Liedern zu beschenken, die meine trübsinnigen Träumereien unterstrichen? Vorsichtig setze ich einen Fuß nach dem anderen in den nassen Schnee, der furchtbar laut knirschte, als ich darin versank. Leider klebten mir meine nassgesogenen Kleider am Körper, doch die Neugier ließ mich vergessen wie kühl es mir deshalb war. Plötzlich machte die Gestalt eine erschrockene Bewegung und unterbrach in Folge auch ihr Gesumme. Sie war drauf und dran zu Flüchten, was mich zum Handeln zwang.

„Bitte, geht nicht fort!“

Ich hauchte die Worte sanft in meinen hohen Kragen und hatte Glück, denn sie verharrte. Behutsam näherte ich mich weiter und wurde belohnt durch eine bessere Sicht auf die Person. Es war ein zierlicher Jüngling, in leichten Stoffen bekleidet, die seinen Körper im kühlen Wind umspielten, ebenso wie sein langes, dunkles Haar. Einen Fluchtabstand zu ihm behielt ich, blieb stehen und sank dabei tief in den feuchten Schnee hinein.

„Wer seid Ihr?“, hauchte ich ehrfürchtig.

Seine nachtblauen Augen schimmerten, in denen sich die Sterne spiegelten und er begann zu lächeln.

„Du kennst mich schon, denn ich bin immer hier, sehe aus der Ferne zu dir und wenn du mich besuchst, ist ein Lied dein Lohn.“

Ich spürte wie sich mein Gesicht entspannte, als ich seinem lieblichen Stimmchen lauschte. Die Welt um mich verschwamm in einem süßlichen Traum aus seinem federleichten Reim. Schon sein zartes Antlitz zu betrachten, ja seine bloße Anwesenheit zu spüren berührte meine Seele. Sie kam nun gänzlich zur Ruhe und ich vergaß all den Kummer, all das Leid, das ich in mir trug.

„Ich bin Hanna“

„Wie könnte ich das nicht wissen, wo ich doch sehen und hören kann, was in deinem Heim vor sich geht, so nah wie es dem Walde steht.“

Vertrauensselig machte ich einen weiteren Schritt auf ihn zu und nun kam er mir, zu meinem Glück, sogar entgegen. Er nahm ganz zart meine Hand und kniete sich vor mich hin wie ein Rittersmann, sodass mein Herz begann zu beben. Was war das nur, das mich durchfuhr? Und schlimmer noch, was machte er mit meinem Geist, der von seinen Worten angesteckt, begann zu reimen. Ich war doch nie eine Freundin solch unnötiger Sprachverschönerung und kämpfte nun dagegen an.

Der zarte Mann sah zu mir hinauf und sprach mit verstellter Stimme, die lauter war, ja spöttisch sogar:

„Sie müssen sich für mich entscheiden, denn kein bess‘rer wird Sie fragen. Ihnen wird nichts and‘res bleiben, denn sonst geht's Ihnen an den Kragen.“

Seine Verse klagen trefflich nach einer Zusammenfassung aller Dinge, welche mir die Männer schworen und drohten. Nur eine Handbreit vor mir erhob er sich, sah mich mit seinen schimmernden Augen an und verzauberte mein Herz noch weiteres mal, weil einmal nicht reichte. Meine Hand behielt er in der seinen und seine Stimme wurde wieder zart, fast zärtlich.

„Du hast genug von deinem Leben. Du weißt was du willst, also nimm es dir sodann! Lass es mich dir geben!“

Eine kleine Beugung nach vorn und ich spürte seine samtigen Lippen auf den meinen, nur für einen Augenblick. Dann war er verschwunden, stand nicht mehr vor mir, sondern im Wald und rief mir fröhlich zu:

„Nenn mich Lysander, holde Maid!“

Er hielt mir die ausgestreckte Hand entgegen und ich folgte ihr in Richtung Leben, nein Freiheit lautete mein erster Gedanke. Was war es nur, das sich mir da bemächtigte? Ich stieg über kahle Büsche hinweg, direkt hin zu ihm und ergriff seine warme Hand, die sich mir fast direkt wieder entzog, denn er rannte los, ganz ohne Not. Wie von Sinnen musste ich ihm immer Tiefer in die Schwärze des nächtlichen Waldes folgen. Felsen, Lichtungen, Gestrüpp und wieder von vorn, zogen an mir vorbei wie Vögel, die mich in vollem Sinkflug mit ihren Flügeln streiften. Schon lange hatte ich die Orientierung verloren, doch bange wurde mir nicht, denn er drehte sich im vollen Lauf zu mir und strahlte wie die das hellste Licht, die Sonne selbst, in all der Finsternis.

Irgendwann, als seien es Stunden, stoppte er in seinem Lauf und fing mich, ohne Müh mit seinem zarten Körper auf. Er hielt mich fest, denn meine Sinne waren noch im Taumel und begannen schon wieder zu reimen. Ich nahm mich zusammen und sah mich um. Da war ein Haus, ganz aus Holz gebaut, auf einer Lichtung ohne Schnee. Der Mond schien auf das grüne Dach hinab und ich sah zum Himmel empor, der mich pachtvoller empfing als jemals zuvor. Ich war im Sternenwald.

Ich sah zu meinen zauberhaften Freund, der stolz sein Hab und Gut betrachtete und hauchte ihm zu:

„Ihr seid kein Jäger, Lysander. Was tut Ihr in diesem Wald?“

„Bald schon wirst du es erfahren, doch nicht mehr heute, schöne Frau. Dunkle Gestalten folgten uns auf unseren Wegen und lauschen uns auch jetzt. Ich werde dir die Antwort geben, doch warte auf den morgendlichen Tau.“

Vor dem Holzhaus stand sein Garten in sattem Grün und voller Blüte, wo auch Früchte wuchsen in Hülle und Fülle. Wie konnte das im Winter sein? Ich hatte schon von Magie gehört, doch sie nie zuvor mit eigenen Augen gesehen.

…so schallt es aus dem Wald heraus.

Ich erwachte in einem mit Blütenblättern gesäumten Bett, erholt wie nie zuvor in meinem Leben. Die Sonne strahlte hell und warm in das ungleichmäßige Fenster hinein. Vorhänge besaß es keine und auch kein Glas, doch es war es gar nicht kühl.

Lysander war nicht mehr daheim. Ich traf ihn nirgends an und so verließ ich dann das Haus, ganz einfach ohne ihn, allein. Und schon startete erneut der Drang die Worte in meinem Kopf zu Harmonie zu formen, kaum dass ich erwachte. Es war anstrengend sich gegen sie zu Wehr zu setzen.

Ich trat hinaus in den grünen Garten auf den die Sonne fiel, doch weiter draußen schwand das Licht und der trübe Winter kehrte zurück, in all seiner kühlen Nässe. Ohne Hinweis wohin, war eine Flucht ohne Ziel viel zu gefährlich und ein Rascheln in den Büschen verhieß nichts Gutes. Ich kehrte zurück zu Lysanders Zauberhaus und als ich in seinen grünen Garten trat, erschien der Jüngling unerwartet plötzlich vor mir.

„Leider kann ich dir nicht dienen mit angemess‘nen Kleidern, doch du hast die Fähigkeit dir etwas selbst zu schneidern.“

Auf seinen Armen trug er ganze Bündel edler Seide, die mich staunen ließ, hinein ins hübsche Haus. Zwar war mir dieser Stoff von feinen Damen wohl bekannt, verarbeitet von eigner Hand hatte ich ihn jedoch noch nie.

„Das reicht für viele Kleider! Ich danke Euch!“

„Du schliefst bei mir, sag denn also 'ich danke dir'“

Nun sah ich ihn genauer an, wo das Licht des Tages ihn mir zeigte. Wie ein Jüngling sah er aus und ohne Fehl und Tadel, wo ich doch dazu neigte, an jedem etwas Schlecht zu finden. Das passte nicht zu mir. Menschen mochte ich doch kaum und fand immer einen Makel. Ein Widerspruch in dieser Weite war zu groß, da spürte ich wie sich mein Geist ganz kurz befreite, denn was blieb dann noch von mir ohne zynischer Natur? Glückseligkeit in ganzer Breite?

Er schritt um mich herum, berührte meinen strammen Zopf den ich sonst stets verbarg, denn die helle Farbe meines Haars war Anstoß für viel Hohn und Spot. Er öffnete den strammen Dutt und glättete die Locken sanft mit seiner Hand. Zufrieden schien er mit der Tat und löste sich ein blaues Band aus seinem Haar. Auf Schulterhöhe brachte er's mir an, bevor er wie ein Reh im Lauf aus dem kleinen Haus verschwand. Draußen begann er ganz entspannt Gemüse zu ernten. Davon gab es dort zuhauf. Lieblich blickte ich ihm hinterher und sah die Flocken schweren Schnees am Rand der Lichtung niedergehen. Ich ging ihm nach, ganz aufgeregt und hauchte viel zu eilig:

„Ist dieser Ort heilig?“

„Selbstverständlich, denn hier wohne ich.“

Ein neues Rätsel, das ich nicht begriff und auch nicht hinterfragte.
 

Sieben mal sah ich die Sonne auf- und untergehen, bis ich mich in einer hellen Nacht nach draußen schlich. Ich sah Lysander am Rande seines wolkenlosen Reiches mit etwas Fremden stehen. Die dunkle Gestalt sprach mit ihm ganz ohne Hast und ihre Stimme war so weich wie eine sanfte Sommerbrise, was für ein Kontrast.

„Ich bin dein Schatten, dein dunkelster Traum, die Finsternis in deinem Herzen. Wie sollte ich von selbst verschwinden?“

Bevor sie ging, schlich ich eilig in mein Bett zurück. Ich fragte mich, was mich das alles kümmern sollte? Ein Narr war ich dafür, dass ich sie belauschen wollte. Ich hoffte die Neugier würde schnell aus mir verschwinden, denn was sollte ich ihn hinterfragen? Ich war des Denkens müd und hatte doch auch nichts zu klagen. In dieser grünen Welt war ich nicht mehr zu finden.
 

In den hellen Stunden war der zarte Mann meist unterwegs, kehrte erst sehr spät zurück und die Zeit verrann. Wieviel? Eine kleine Ewigkeit?

Es kam der Tag, an dem war er auch zur Dämmerstunde noch nicht da. Es klopfte an der Tür. Aufgeregt wer ihn besuchte, rannte ich zu ihr und öffnete und eine Schönheit stand vor mir in rot gekleidet, wunderbar.

„Lelia, hocherfreut. Ebenso wie der Herr des Hauses, lebe ich in diesem Wald.“

Ohne Achtung trat das elegante Wesen an mir vorbei und sagte, als könnte es Gedanken lesen, dabei:

„Lysander spricht nicht viel, nehme ich an und daheim ist er auch nicht oft.“

Zwar war die Frau noch unbeschrieben wie ein weißes Blatt, so war ich doch noch unentschieden, ob sie auch willkommen war. Er sprach kaum, ja, wenngleich das kein Grund war zu unbesonnen Reaktionen zu neigen. Diese Frau sprach mit dem Herzen, nicht dem Mund, drum gefiel sie mir, das wollte ich ihr zeigen.

„Möchten Sie mit uns zu Abend essen, Lelia?“

Sie überging meine Gefühle und setzte sich gar achtlos auf den grob geschnitzten Tisch, statt einen der zwei Stühle.

„Du hörtest keine Geschichten von mir, Kind? …wie unhöflich von ihm. Kennst du denn die wahre Natur, deines Lysander?“,

sagte sie mir nur. Sie kratze eine Kerbe in den Tisch und hinterließ damit eine tiefe Spur. Wie derbe ein solches Verhalten an den Tag zu legen. Sie konnte nicht willkommen sein, so hatte ich sie hinaus gebeten. Nun blieb sie an der Schwelle steh‘n, denn sie war stur.

„Seiner Zeit erzählte er mir auch kein Sterbenswort. Wenn du zweifelst, frag ihn, ob du nach Hause darfst! Ich bin dir wohlgesonnen, Kind, versuche nur deine Seele zu retten.“
 

Erst spät kehrte er zu mir heim, brachte zwar ein Stück Käse und etwas Brot, doch das half nichts gegen meine Not. Er war erschöpft vom Wandern und wollte gern alleine sein, denn er suchte nur noch Schlaf.

„Erzähl mir etwas über eine Frau mit dem Namen Lelia“,

bat ich ihn brav.

„Sie soll die Hexe des Waldes sein, alt und sehr mächtig, gefährlich obendrein.“

Er legte sich ins Bett, doch ich streckte nicht die Waffen.

„Was hattest du mit ihr zu schaffen?“

Er drehte sich weg von mir und zog die Beine an sich heran, wie ein unreifer Knabe, ohne das er zu antworten begann. Er flüsterte nur leise fade:

„Hanna…, ich bin der Grund, dass sie so ist. Einst waren's Lelias und meine Seel, die sich fanden, mit Verlaub, sich auch verbanden, doch sie glaubte bald an einen Raub. Sie begann ihr Leid zu klagen, machte daraus keinen Hehl, wollte mich nach Jah'rn verlassen, ja wie sollte ich ihr sagen, würde dann ihr Licht verblassen, ihre Flucht schlug deshalb fehl.“

„Lysander, sag mir was du bist!“

„Aus dem verheiß'nen Land verbannt, denn da durfte ich nicht bleiben, hat man mich hier Elf genannt und auch Geist und Gott der Heiden.“

Wieder neue Fragen, die sich daraus ergaben. Lelias Worte drangen sachte in meinen Geist und ich erwachte neuerlich.

„Wenn ich zurück nach Hause möchte, zeigst du mir den Weg?“
 

Darauf blieb er seine Antwort schuldig und so wurde es mir klar. Er war mir zu rauben im Begriff, was mir das liebste war: meine Freiheit. Fast war mir's entfallen, ein Bann der auf meinen Sinnen lag, der mir befahl mich zu verlieren, entschwand ganz zart. Da kam er wieder, mein Verstand, wenn auch nur in Teilen. Die Reime und die Harmonie wichen klaren, harten Gedanken von Wille und von Selbstbestimmung. Ich begann zu atmen, nachdem ich viele Wochen lang die Luft angehalten hatte und wertete die Lage neu.

Ein Waldgeist, ein Knilch unbekannten Alters in Gestalt eines ach so zarten Jünglings, kein Mann in meinen Augen, hatte mich zu sich verschleppt und mich verzaubert. Ihn zu unterschätzen wäre dumm, auch wenn seine schmalen Schultern, sein eleganter Gang, der an einen Tanz erinnerte, sein seidiges dunkles Haar, als sei er eine Rappe und zu guter Letzt sein unbehaartes Gesicht ihn harmlos wie ein Reh erscheinen ließen.

Nie hätte ich ihn in Betracht gezogen, wäre da kein Zauber im Spiel. Ein Mann musste älter aussehen und Bart tragen, so wie mein drosselbärtiger Lehnsherr, der mir nachstieg und den ich heimlich mochte. Das merkte ich nach dieser Sache nun noch viel stärker. Von einem Kobold wie Lysander konnte ich mir nicht mein schönes Leben stehlen lassen. Es gab nur eine, die ich um Hilfe ersuchen konnte und das war Lelia, die mich entzaubert hatte. Wahrscheinlich tat sie es aus Eifersucht, da sie ihn liebte und so wie er von ihr erzählte, war das gegenseitiger Natur. Sobald er mich dabei erwischen würde, wie ich wieder bei Sinnen war, käme ein neuerlicher Zauber über mich. Würde ich es aber schaffen ihn mit Lelia zu beschäftigen, könnte dies zu meinem Passierschein aus dem verfluchten Sternenwald werden.

Ich ging hinab zum Tisch, in dem sie sich mit ihrem Fingernagel verewigt hatte und siehe da, darin klemmte ein kleines Blatt Papier. Wie durch Magie wies es mir die Richtung zu ihr. So verließ ich also die sternenklare Lichtung, irrte durch den nächtlichen Winterwald, für den ich mit dem selbstgenähten, blauen Seidenkleid viel zu leicht bekleidet war. Mein Werk zerriss und auch vor meinen hellen Haaren, die immer mehr zerzausten, nahmen die Äste nicht Halt. Ich musste darauf achten, dass mir die Sinne nicht entschwanden, denn Lysanders magisches Gedankengut schürte in mir eine Wut auf ihn. Diese nutze ich, den Weg noch schneller hinter mich zu bringen, doch kämpfte ich mit seinem Zauber um die Vorherrschaft in meinem Kopf. Durch Lelias Magie geleitet, erreichte ich ihr Haus jedoch zum Glück an einem Stück, auch wenn ich zerzaust war wie ein Vogelnest. Geschützt durch einen Berg im Rücken, war es geschirmt vor Wind und Wetter und zwei Fackeln standen da am Eingang, vor den Mauern ihres imposanten Steinhauses.

Zwei kleine Männlein, die ich nicht kommen sah, packten mich von beiden Seiten an den Armen und schleppten mich ins Haus hinein.

„Ich wollte doch da rein, ihr Unholde!“,

schrie ich wehrhaft ohne Einfluss auf ihr Handeln.
 

Ein riesiger Kessel in der Mitte, getrocknete Kräuter in rohen Mengen und Gläser mit unaussprechlichen Dingen darin erwarteten mich in diesem düsteren, aber auch warmen steinernen Haus. Sogar einen Käfig gab es da, vielleicht nicht nur für mich, aber ohne Zweifel das Ziel der schmutzigen, kleinen Männer, die mich festhielten. Unversehens warfen sie mich auf den metallnen Boden der Zelle und verschlossen dessen schwere Eisentür, die dabei quietschte.

Eine samtige Frauenstimme sang ein getragenes Lied, das den ganzen Raum erfüllte und dessen Melodie ich kannte. Es war wunderbar ihr zuzuhören, viel schöner noch als dem zarten Knilch, der es mir am Waldrand vorgesummt und damit diesen unsäglich niederträchtigen Liebeszauber über mich gebracht hatte.

In ihrer wunderschönen Erscheinung trat Lelia vor mich und nahm mir nun auch den Rest der Zauberwirkung. Endlich einen klaren Kopf, betrachte ich sie und verglich mich mit ihr. Sie war ein Traum, eine Schönheit, die es gewiss nicht leicht hatte im Leben, das konnte ich erahnen, denn ich litt unter der selben Krankheit. Nur war das etwas schwer zu erkennen, denn die letzte Nacht hatte nicht viel von der meinen übrig gelassen und mich damit fast geheilt. Um ihr zuvorzukommen, lachte ich erheitert auf.

„Wohlan, da fragt sich wer von uns die Hexe ist“

Wenn auch nur für einen Augenblick, huschte ein Lächeln über ihre rosigen Lippen. Sie ließ mich sprechen und ich ergriff die Gelegenheit beim Schopfe.

„Sie hatten recht mit ihm, deshalb bin ich hier. Sein Zauber raubte mir mein ganzes Wesen, alles was mich ausmacht und selbst wenn ich damit besser fahren würde, ist es falsch aus meiner Sicht. Lelia, wissen Sie denn eigentlich, dass er Sie noch liebt? Kehren Sie zu ihm zurück!“

„Anmaßende Lügen. Was bezweckst du, Kind?“

„Diese Traumwelt verlassen würde mir genügten“,

entgegnete ich in Hochmut, trotz der Eisenstangen zwischen uns.

„Lysander erhält seine gerechte Strafe. Alsdann, ich habe genug. Du kommst frei, wenn ich etwas erledigt habe. Mit dir ist er zu weit gegangen.“

Gespannt wartete ich auf die unbekannte Stunde, während sie etwas kochte, wenn man das so nennen konnte, denn es krachte und blitzte immer dann, wenn diese Hexe etwas in den großen Kessel warf und sie sang dabei ihr Lied.

Oft hielt sie inne, starrte eine Weile wie vernarrt in den Zaubertrank oder verließ den Raum für ein paar Augenblicke. Manchmal, so schien es, zuckte sie zusammen, was sie nicht weiter beachtete. Irgendwann schienen die Schmerzen jedoch so groß zu werden, dass sie sich bisweilen unter ihnen krümmte.

„Das ist nicht war! Er teilt doch nicht etwa seine Kraft mit mir?“,

schrie sie irgendwann. Dann kam sie zu mir in gebeugter Haltung und öffnete meine Zelle.

„Kind, reite zum Waldrand so schnell du kannst und hol ihn zurück!“

Wie aus heiterem Himmel entließ sie mich, doch ihr ging es nicht um mich, sondern wohl darum ihren Fehler zu beheben. Warum sie nicht einen ihrer Bergleute schickte, sondern mich, verstand ich nicht, aber es war mir auch gleich, solange ich befreit wurde. Einer der kleinen frechen Männer sattelte mir ein Pferd, auf das ich aufstieg. Die Hexe gab dem Wallach einen Klaps, der glitzernd rosa staubte, als habe sie dabei gezaubert. Der Tier schien nun von selbst zu wissen wohin es reiten musste, über Stock und Stein, über sieben verschneite Hügel und Täler, denn ich nahm keinen Einfluss auf die Richtung.

Nur etwa eine Stunde dauerte der wilde Ritt durch den nebeligen Wald, an dessen Ende ich erschöpft aber auch erleichtert war, denn ich glaube ich sei endlich frei. Ich trat hinaus auf die graubraune Heide, die ich so gut kannte. Der Winter war vorbei gezogen und hatte all das Weiß mit sich genommen. Ohne Schnee sah ich nur noch mehr wie verdreckt die kleine Stadt Immslang eigentlich war. Mit dem Bächlein davor, war zumindest mein kleines Lehmhäuschen hübsch anzusehen. Nur zu gern hätte ich ausgeblendet, was ich noch sah, nämlich einen, an einen Pfahl angebundenen, Lysander und kleine Männlein, die um ihn herum sprangen. Regungslos und wie ein dünner nasser Sandsack hing er in deren Mitte.

Der Gaul lahmte plötzlich und verweigerte das Überschreiten des winzigen Rinnsals von Bächlein. Tollkühn sprang ich ab und lief den kleinen grünen Geschöpfe, mich deuchte es seien wahrlich Kobolde gewesen, furchtlos entgegen, die sofort die Flucht vor mir ergriffen. Ich untersuchte den dünnen Jüngling auf Wunden, die zu seinem Glück vollends fehlten. Zwar hatte ich Sorge er könne mich wieder verzaubern, doch trotzdem musste ich ihm helfen, hatte es mir Lelia doch aufgetragen.

Es war notwendig zu meinem Haus zu laufen, denn ich wollte ein Messer holen, um ihn von seinen Fesseln zu befreien. Als ich es betrat, stellte ich jedoch mit Entsetzen fest, dass es geräumt war. Keine alte wurmstichige Kommode, keine über und über gestapelten Stoffe und auch kein Bett mehr unterm Dach. Hier wohnte ich nicht mehr. In meiner Not warf ich das vormals eigene Fenster ein und nahm mir eine Scherbe, die ich zum Zerschneiden der Stricke benutzten konnte.

„Der… Bach…“,

säuselte Lysander und ich begriff, dass er zur anderen Seite musste. Gut, dass dieser schmale Bursche so federleicht war, denn ich konnte ihn, an den Schultern gepackt, hinüber durch die feuchte Wiese schleifen.

„Du solltest eine Hexe niemals verärgern!“,

gab ich ihm als gut gemeinten Rat, als er begann sich langsam zu erholen. Zwar hatte ich Respekt vor seiner Fähigkeit sich mir zu bemächtigten, aber viel zu große Freunde daran, ihn zu necken. Es war so schön wieder ich selbst zu sein.

„Meine Lelia“,

hauchte er so zärtlich, dass es mich erleichterte seine Gefühle richtig gedeutet zu haben. Es war schon gewagt gewesen vor Lelia zu behaupten, dass er sie liebte, aber es schien sogar zu stimmen.

Kaum war er ein wenig erholt, erhob er sich taumelnd und versuchte unter größter Müh allein aufs Pferd zu steigen. Da er zu schwach war, rutschte er ab, stürzte leider und ich ahnte was zu tun war. Sein hilfesuchender Blick und ein Anflug wilder Nächstenliebe erweichten mich, ihm meine Hand zu leihen. Das Schlimmste war jedoch, dass er sich nicht einmal selbst auf dem Pferd halten konnte und deshalb forderte er ein noch viel größeres Opfer von mir.

„Diesen Gefallen tue ich dir nur, wenn du mir versprichst, mich danach wieder frei zu lassen.“

Er stimmte zu. Ich ließ die Freiheit hinter mir und setzte mich dann ebenfalls wieder auf diesen eigensinnigen Gaul. Es musste ein Fieberwahn sein, der mich dazu brachte mit dem Knaben zurück in den Sternenwald zu reiten. Seinetwegen tat ich es wohl kaum, sondern für Lelia, mit der ich mich verbunden fühlte.

Als wir ihr uriges Hexenhaus erreichten, wartete sie schon vor der Tür auf uns, auch wenn ich nicht verstand, woher sie ihr ihr Vertrauen in mich nahm. Ihr ausgezehrtes Erscheinungsbild verriet, dass es ihr ebenso ergangen war wie Lysander, wenngleich sie dieses Leid verursacht hatte.

Er stürzte von dem ebenfalls erschöpften Pferd geradewegs in ihre Arme. Ich hatte es vollbracht und diese beiden Streithähne wieder zueinander geführt. Erleichtert nahm ich dann zur Kenntnis, wie sie sich endlich küssten.

Ich war im Begriff wieder auf das Tier zu steigen, in der Hoffnung, dass es den Weg noch behalten hatte und auch die Lust mich ein weiteres mal zum Waldrand zu tragen, da hörte ich Lelias weiche Stimme hinter mir.

„Warte, liebes Kind! Ich gebe dir ein Kleid, ein frisches Pferd und Proviant!“

Ich empfing das Angebot gern, auch wenn ich Wegzehrung für eine Stunde überflüssig fand. Dann rief ich ein „Lebt wohl!“ zum Abschied und verließ sie, für immer, wie ich hoffte.

Das neue Pferd war ein kaum erträglich lahmes Tier, das den Ritt nicht zu schaffen drohte, vielleicht nicht einmal überlebte, so wie es durch seine Nüstern schnaufte. Schon nach der halben Strecke stieg ich ab und kontrollierte, ob es verletzt war, oder zu alt, was auch immer, doch die Ursache war eine andere und schnell ausgemacht. Nicht Proviant trug es in seinen Taschen, sondern Edelsteine und so wunderte es nicht mehr, dass das Tier den Ritt nicht schaffte.

Ob Lelia wusste welche Bedeutung ihre Belohnung für mich hatte? Sie schenkte mir nichts weniger als Freiheit, denn in dieser Welt da draußen gab es nichts, das wichtiger als Reichtum war. Ich stieg nicht wieder auf das halb erschlaffte Pferd, sondern ließ es langsam neben mir trotten, bis zum prunkvollen Anwesen meines Lehnsherrn.

Seine Dienerschaft ließ mich ein, war ich doch wie eine Prinzessin gekleidet und schenkte jedem ein funkelndes Juwel seiner Wahl. Dann stand ich vor ihm als ganz anderer Mensch, als beim letzten mal und war doch immer noch so gleich. Einen prall gefüllten Beutel warf ich ihm vor die Füße, was den Stoff zerbersten ließ und so verteilten sich die glänzenden Edelsteine vor ihm auf dem Boden.

Er ignorierte meine Geste, stieg eilig über die wie Sterne funkelnden grünen, roten und blauen Juwelen hinweg, als seien sie Tand und legte ungefragt seine Arme um mich. Es war kein schlechtes Gefühl von einem richtigen Mann wie ihm umarmt zu werden und er war ja auch nicht irgendeiner.

„Wo waren Sie nur, liebste Hanna? Ich habe mich noch niemals so sehr gesorgt in meinem Leben!“

„Ein singender, springender und immerzu reimender Elf hatte mich entführt.“

Er lachte und hielt es wohl für eine Lüge, doch er würde schon noch merken, dass es stimmte. Mein Körper bewegte sich von selbst, um seine Umarmung zu erwidern, die ich jedoch schon bald löste und sei sie noch so angenehm, denn da war etwas zu klären.
 

„Ich gehe auf Reisen. Wenn Ihr auf mich warten könnt, mein drosselbärtiger Baron, sage ich 'ja' zu Euch“

Wenn er mich wollte, blieb ihm nichts anderes, als meiner Forderung zuzustimmen und er tat es auch. Ihn interessierten meine Edelsteine nicht, doch für mich waren sie wichtig, denn sie machten mich von ihm unabhängig. Dies war mein wahres Wesen und nur er hatte dies je erkennen können.
 

Es war einmal eine tapfere Schneiderin, die auszog, die weite Welt zu entdecken.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Meinen Respekt für jeden, der es bis hier her geschafft hat.

Ich hoffe es ist heraus gekommen, dass die Reime immer bekloppter wurden, je vernebelter Hanna war.
Es fiel mir wirklich nicht leicht die verschiedenen Sprachrhythmen und die variierende Syntax in ein und demselben Text unterzubringen.
Ich habe diese Kiste so oft überarbeitet, dass ich in der Zeit auch drei normale Geschichten hätte schreiben können -_-"
Leider weiß ich, dass das Ergebnis schwer lesbar ist, aber ich habe das nicht mehr beheben können. Hätte mich das Kalendertürchen nicht festgenagelt, wäre dieses Projekt in der es-war-einen-Versuch-wert-Schublade verschwunden ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Desty_Nova
2018-12-25T12:18:28+00:00 25.12.2018 13:18
Also die Reime sind gut in den laufenden Text eingeflochten worden, sodass sie kaum auffallen oder den Lesefluss stören. Das einzig inhaltliche was mich persönlich stört ist, dass sich die Protagonistin ihre Freiheit nur "freikaufen" kann. Da ist mir der Baron sogar sympathischer. Alles in allem solide, aber durchaus ausbaufähig.
Antwort von:  Elnaro
25.12.2018 17:13
Einen lieben Dank für deine Gedanken zu meiner kleinen Geschichte. Es gäbe für Hanna sicherlich andere Wege, aber sie sieht nur diesen einen. Ich finde aber ohnehin, dass sie nicht die angenehmste Zeitgenossin ist. Ich freue mich, dass du mir deine Meinung mitgeteilt hast.
Von:  Yamasha
2018-12-19T10:27:43+00:00 19.12.2018 11:27
Och, die Geschichte war doch ganz lustig. Die Reime waren gewöhnungsbedürftig, aber jetzt auch nicht so schlecht. Ich bewundere dich eher dafür, dass du das so lange durchgehalten hast. Ich bin in so was ultrast schlecht...
Antwort von:  Elnaro
19.12.2018 13:02
Haha, danke dass du mich ein wenig aufbaust, Yamasha. :D
Ich hab beim Überarbeiten vor dem Tablet gesessen und rumgeschriehen: "Das geht nicht! Ich bekomm das nicht hin!" Mein Mann drehte sich dann vom Rechner zu mir und sah mich verdutzt, aber auch mitfühlend an, weil er wusste, dass er mir nicht helfen kann. Jedes der... zwanzig (?) Male.


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