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And if that's our last night together then never let go of me

von

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Crisis

„So, das ist im Grunde genommen dann alles.“, verkündete Guren, während er auf einem Stuhl an einem Schreibtisch saß und sein und Shinoa’s Team ansah, die vor im standen, „Wir haben so ziemlich alles besprochen bezüglich unserer Kampfstrategie gegen Ky Luc morgen. Sobald die Sonne aufgeht, versammeln wir uns, also solltet ihr alle zu Bett gehen und euch bis dahin gut ausruhen. Ihr könnt wegtreten.“, fügte er hinzu und nahm dabei einige Forschungspapiere, die auf seinem Schreibzisch verstreut lagen, in die Hand.

 

Als sie diesen Befehl hörten, nickten alle, bevor sie sich langsam auf den Weg zur Tür, die nach draußen führte, machten.

 

„Und, ähm…Shinoa?“, rief Guren sie, mit seinem Blick noch immer auf die Forschungspapiere gerichtet.

 

“J-ja?”, entgegnete Shinoa und drehte sich dabei wieder zu ihm um.

 

„Bevor du zu Bett gehst, schick Yuu zu mir. Ich muss noch was mit ihm wegen dem Kampf besprechen und ich muss ihm auch noch nen‘ Vortrag darüber halten, dass man nicht einfach so ohne guten Grund eine Teambesprechung schwänzt.“

 

„Diesbezüglich…Leutnant Guren…“, begann sie mit zögerlicher Stimme, „Wir…hatten ursprünglich vor ihn zum Treffen mitzunehmen, aber er…war nicht in seinem Zimmer. Eigentlich…sah sein Bett sogar vollkommen unberührt aus.“

 

„…Huh?“

 

„Wir…wissen nicht, wo er im Moment ist…“

 

„…“

 

„Vielleicht ist er nur rausgegangen um ein bisschen frische Luft zu schnappen und hat einfach die Zeit vergessen. Wir wissen doch alle wie vergesslich er sein kann, also wäre es nicht so verwunderlich, haha. I-ich wette, dass er jede Sekunde mit diesem üblichen dummen Lächeln auf dem Gesicht auftaucht und-“

 

Plötzlich stand Guren auf und schlug mit der Faust ziemlich hart auf den Tisch, dass den Raum mit einem lauten Knallen füllte, sie unterbrach und nicht nur sie, sondern alle zusammenzucken ließ.

 

„Halt endlich deine Klappe!“, schrie er, sichtlich verärgert, „Ihr könnt ihn nirgends finden?! Willst du mich verarschen?!“

 

„N-naja-“

 

„Erspar mir deine Entschuldigungen!“, unterbrach Guren sie ein zweites Mal, „Es ist dein Team, Shinoa und ist dein Job es zusammenzuhalten, kapiert?!“

 

„J-ja…“, antwortete sie und sah daraufhin zu Boden.

 

„Was ist mit seinem Vampirfreund? Er klebt doch andauend an ihm, oder? Habt ihr ihn bereits gefragt wo Yuu sein könnte?“

 

„Wir haben ihn nur diesen Morgen gesehen, Leutnant.“, ergriff Narumi ruhig das Wort und trat einen Schritt vor, während er beschützerisch eine Hand auf Shinoa’s Schulter legte, „Und um ehrlich zu sein, bezweifele ich, dass wir eine Antwort aus ihm rauskriegen würden. Er…meidet unsere Gegenwart so oft wie möglich.“

 

„Verdammt!“, rief Guren und schlug mit der Faust erneut auf den Tisch.

 

Er steckte in der Zwickmühle.

 

Als ein wichtiger Bestandteil des ganzen Plans, war Yuu essentiell und ohne ihn…wäre es sinnlos überhaupt erst zu versuchen Ky Luc zu konfrontieren und all das Training wäre umsonst gewesen.

 

Während er verzweifelt versuchte sich zu beruhigen und sich etwas einfallen zu lassen, was er tun sollte, schaute Guren die anderen an, deren Gesichter eine Mischung aus Hilflosigkeit und Schrecken waren…bis sein Blick auf Shinya fiel, der ein bisschen entfernt von den anderen am Fenster stand und einfach nur raus schaute, verdächtig unbeeindruckt von ihrer gegenwärtigen Krise.

 

„…Tja, es nützt nichts über verschüttete Milch zu heulen.“, sagte Guren, seine Stimme plötzlich recht ruhig, während er sich wieder auf den Stuhl setzte, „Und sich darüber aufzuregen bringt sowieso nichts. Yuu ist nicht der einzig wichtige in diesem Kampf. Wenn wir versagen Ky Luc richtig abzulenken, könnte das ebenfalls unser Tod bedeuten. Also solltet ihr alle in eure Zimmer gehen und schlafen.“

 

„Aber-“, versuchte Shinoa zu protestieren und hob dabei wieder den Kopf, aber wurde von ihm erneut unterbrochen.

 

„Und zerbrecht euch nicht den Kopf über Yuu. Ich kümmere mich darum.“

 

„…“

 

„Wegtreten.“

 

Ohne weiter darüber zu diskutieren und da sie ihn nicht wieder verärgern wollten, befolgten alle schweigend seinen Befehl.

 

„Außer Shinya.“, fügte er hinzu, als die anderen einem nach dem anderem den Raum verließen.

 

Shinya, der bereits in der Tür stand und gerade hinausgehen wollte, hielt an. Nachdem alle anderen gegangen waren, schloss er wieder die Tür und drehte sich um, bevor er sich Guren näherte.

 

„Sieh an, sieh an, Guren.“, sagte er, während er vor seinem Schreibtisch stand, „Was verschafft mir diese Ehre? Könnte es etwa sein, dass du wegen morgen aufgeregt bist? Nervös? Verängstigt? Willst du dich an meiner Schulter ausweinen? Oder vielleicht-“

 

„Wo ist er?“, unterbrach Guren ihn mit ernster Stimme.

 

„Wo ist wer?“

 

„Stell. Dich. Nicht. Dumm. Shinya.“, warnte er ihn, nachdem er aufgestanden war und nun auf Augenhöhe mit ihm war, „Du weißt ganz genau, wovon ich rede. Wo ist Yuu?“

 

„Wie kommst du überhaupt auf die Idee, dass ich das wüsste?“

 

„Weil du ein echt schlechter Lügner bist.“

 

„…“

 

„Wo. Er. Ist. Letzte Chance, Shinya.“

 

Als er sein ernstes Gesicht sah, wusste Shinya, dass er ihn nicht so leicht zum Narren halten konnte und, dass, wenn er noch weiterhin so tun würde, als ob er von nichts wüsste, er möglicherweise den nächsten Sonnenaufgang nicht erleben würde.

 

„Ach, komm schon, Guren.“, entgegnete er mit einem kleinen Lachen und hörte mit dem Theater auf, „Sei nicht so streng. Yuu ist sechszehn. Ein Teenager. In diesem Alter werden sie von Zeit zu Zeit halt mal rebellisch. Du hast das doch auch durchgemacht, oder? Oder willst du mir etwa erzählen, dass du immer das gemacht hast, was dein Vater dir gesagt hat?“

 

„Verdammt noch mal, Shinya, das ist jetzt nicht der Punkt!“, schrie Guren, während er ihn am Kragen packte und ihn näher zu sich zog, „Falls du es noch immer nicht verstanden hast in welcher Situation wir gerade stecken:  Das. Ist. Ernst! Wir können es uns nicht leisten nachlässig zu sein, ganz besonders Yuu nicht! Wenn er versagt, tun wir es alle!“

 

„Er ist keine Waffe, Guren.“, sagte Shinya ruhig und entfernte Guren’s Hand wieder von seinem Kragen, „Mysteriöse Kraft in ihm, hin oder her, er ist noch immer ein Mensch. Manchmal glaub ich, dass du dazu tendierst das zu vergessen. Oder vielleicht…gibt es jemanden, der dich das vergessen lassen will.“

 

„Das…ist jetzt nicht das Thema.“, sagte er und wandte dabei den Blick von ihm ab, da er wusste auf was er sich damit bezog, bevor er ihn wieder ansah, „Jetzt sag mir endlich wohin er verflucht noch mal hingegangen ist!

 

„Werd ich nicht.“

 

„Shinya! Gegen einen fünften Urahn zu kämpfen ist nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte! Ein kleiner Fehler morgen und jeder von uns könnte sterben!“

 

„Ich weiß. Aber das ist ein Grund mehr ihm zu erlauben sich mal für einige Zeit eine Pause zu gönnen, denkst du nicht?“

 

„Das-“

 

„Wenn du weißt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass du morgen sterben wirst, ziemlich hoch ist, würdest du dann nicht eher deine allerletzte Nacht in Ruhe verbringen wollen, statt immer und immer wieder darüber zu reden wie gering deine Überlebenschancen sind?“

 

„…“

 

„Yuu hat drei Tage lang so gut wie ohne Pause trainiert. Er mag ja so tun, als ob ihm das nichts ausgemacht hätte, aber ich glaube, dass er ziemlich gut darin ist zu verstecken wie müde und erschöpft er eigentlich davon war.“

 

„Und was macht dich da so sicher?“, fragte Guren mit einem kleinen Lachen.

 

„Weil ich es auch gewohnt bin das zu tun.“

 

„…“

 

Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, wusste Shinya, dass er noch nicht ganz überzeugt war, deshalb sagte er mit einem Lächeln:

 

„Komm runter, Guren. Ich bin mir sicher, dass er schon irgendwann wieder auftauchen wird und was immer du ihm auch zu sagen hast, kannst du ihm auch noch morgen früh direkt vor dem Kampf sagen.“

 

Statt darauf zu antworten, seufzte Guren nur schwer, während er sich auf seinen Stuhl zurück fallen ließ und sein Gesicht in seine Hände legte.

 

„Mach dir nicht so viele Sorgen.“, versuchte er ihn zu beruhigen, „Es ist ja nicht so, als ob er einfach so wegrennen würde. So ist Yuu nicht, das weißt du. Und außerdem sind sie ja nicht so weit weggegangen.“

 

„ ‘Sie’?“, fragte Guren, während er die Hände vom Gesicht nahm und skeptisch eine Augenbraue hob.

 

„Ups~“, entgegnete Shinya freudig und konnte sich dabei ein listiges Grinsen nicht verkneifen.

And if it's only for a little while...

In der Zwischenzeit, irgendwo im großen Garten von Ferid’s Villa, versteckt vor neugierigen Blicken, lagen Mika und Yuu im Grass auf dem Rücken mit ihren Blicken auf den strahlenden Nachthimmel und die Sterne, die über ihnen schienen, fixiert.

 

„Mann, der Ausblick ist einfach wunderschön, oder?“, bemerkte Yuu bewundernd, „Das erinnert mich an die Zeit, als wir noch Kinder waren. Als wir davon träumten die Außenwelt eines Tages zu sehen…und die Sterne.“

 

„…“

 

„Auch wenn…es nicht genau so ist wie wir es uns vorgestellt haben. Mit diesem ausdauernden Krieg und der zerstörten Welt. Nicht ganz, was wir erwartete haben, was?“

 

„…“

 

„Aber…um ehrlich zu sein, kümmert es mich nicht wirklich in welchem Zustand die Welt momentan ist, oder wo wir sind. Solange wir zusammen sind, ist alles andere egal, richtig?“, fragte er mit einem kleinen Lachen und sah dabei zu Mika mit einem seiner üblich sorgenfreien Lächeln auf den Lippen hinüber, „Und ganz besonders mit so einem Anblick ist es sogar noch-“

 

Plötzlich wurde er durch einen schweren Seufzer von Mika unterbrochen, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte.

 

Während Yuu ununterbrochen über den klaren Nachthimmel geredet hatte, war Mika in seinen Gedanken versunken gewesen. Er konnte sich nicht helfen, als sich den Kopf über den Kampf am nächsten Tag zu zerbrechen…und an die möglichen Folgen zu denken.

 

Eigentlich plagten ihn diese Gedanken schon den ganzen Tag über. Ständige ‘was wäre wenn’ Szenarien, Sorgen und die Frage, ob es überhaupt die geringste Chance gab, dass sie das überleben würden, gingen ihm immer und immer wieder durch den Kopf und ließen ihm keinen einzigen Moment Ruhe.

 

Und als die Nacht hereinbrach und die Stunden bis zum nächsten Tag immer weniger wurden, wurde es sogar noch schlimmer, während er allein in dem ihm zugeteilten Zimmer saß, wo nichts als Stille und seine lauten Gedanken ihm umgaben.

 

Er wurde allerdings abgelenkt, als Yuu plötzlich vor seiner Tür stand und ohne ihm irgendeine Art von Erklärung zu geben, zumindest keine glaubwürdige, seine Hand ergriff und ihn nach draußen in den großen Garten schleifte, wo sie sich zurzeit noch immer aufhielten.

 

Aber nachdem nur einige Minuten vergangen waren, ertappte sich Mika wieder beim Denken…und das Yuu sich so lässig verhielt, als ob überhaupt nichts passieren würde und einfach weiterhin über unwichtige Dinge redete, machte die Sache nicht einfacher.

 

„Yuu-Chan, ernsthaft, was soll das Ganze hier?“, verlangte er endlich eine Antwort in einem recht genervten Ton, und sah dabei zu seinem besten Freund neben sich hinüber, während er noch immer auf dem Rücken lag.

 

„Ähm…äh, Ich…hab es dir bereits gesagt, oder? Ich wollte nur ein bisschen frische Luft schnappen und da ich so ganz allein hier draußen einsam gewesen wäre, da-“

 

„Lüg mich nicht an.“, unterbrach Mika ihn mit ernstem Ton mitten im Satz, „Du hast mich nicht mitten in der Nacht den ganzen Weg hier raus geschleift nur wegen so was.“

 

„Tja-“

 

„Himmel, du hast sogar einfach diese Teambesprechung geschwänzt, von der dir dein ach so teurer ‘Guren’ vorhin erzählt hat!“, fuhr er fort und gab ihm nicht die Möglichkeit etwas zu erwidern, bevor er mit der Zunge schnalzte, „Ich wette er ist gerade ziemlich sauer, deshalb solltest du dich besser beeilen und-“

 

„Verdammt noch mal, Mika, Guren kann auch mal warten!“, sagte Yuu mit etwas erhobener Stimme, „Du bist im Moment wichtiger!“

 

„H-huh?“

 

Als er Mika’s überraschten Gesichtsausdruck sah, nachdem er das gesagt hatte, holte er tief Luft und fuhr mit einer etwas leiseren Stimme fort:

 

„Okay, du hast Recht. Ich wollte nicht nur frische Luft schnappen und hab dich als Gesellschaft mitgenommen. In Wahrheit, da…hab ich mir Sorgen um dich gemacht.“

 

„…“

 

„Du…schienst den ganzen Tag so angespannt, sogar geistesabwesend, zu sein…und unruhig. Du musst mir nicht sagen, warum, ich kann es mir schon denken. Deshalb wollte ich dich etwas ablenken. Und da ich…mich schlecht fühle, weil ich dich diese letzten drei Tage, während meinem Training, so ziemlich ignoriert hab…wollte ich es wiedergutmachen, aber ich schätze, ich hab’s vermasselt, was?“

 

„…“

 

Berührt von diesen Worten und als er dieses warme Lächeln sah, das er ihm in diesem Moment schenkte, konnte Mika spüren wie sein Gesicht ganz leicht wärmer wurde, bevor er seinen Kopf zur anderen Seite drehte und entgegnete:

 

„Du…hättest das nicht extra für mich machen müssen. Ich meine…du hast dieses wichtige Treffen schließlich verpasst…“

 

„Ja, hab ich. Aber…wie ich schon sagte, du bist du mir viel wichtiger.“, sagte Yuu mit sanfter Stimme, „Also macht mir das nichts aus.“

 

„…Dieser Mann, der uns vorhin beim Rausschleichen erwischt hat, hat uns wahrscheinlich sowieso schon verpfiffen…“

 

„Du meinst Shinya?“, fragte er mit einem kleinen Lachen, „Keine Sorge. Ich bezweifele, dass er Guren irgendwas erzählt hat. Er hat es uns immerhin versprochen, oder?“

 

„Weißt du, einige Menschen tendieren dazu ihre Versprechen zu brechen…“

 

„Ach komm schon, Mika. Sei doch nicht die ganze Zeit so pessimistisch. Man kann ihm absolut vertrauen. Wirklich.“

 

„…Das Gleiche hast du auch damals von Guren Ichinose behauptet.“, bemerkte Mika mit leiser und traurig klingender Stimme, bevor er seinen Kopf wieder rumdrehte und ihn ansah, „Und sieh wo wir dank diesem ‘vertrauenswürdigen’ Mann rein geraten sind. Wenn er nicht gewesen wäre, hättest du erst gar nicht versuchen müssen dieses verdammte Ding in dir zu kontrollieren! Wir müssten nicht…“, er verstummte mit einem Seufzten, bevor er seinen Blick wieder auf den strahlenden Nachthimmel über ihnen richtete.

 

Auch ohne, dass er es aussprach, wusste Yuu, dass er über ihren bevorstehenden Kampf gegen diesen fünften Urahn nachdachte und konnte es ihm auch nicht verübeln. Er war ebenfalls unruhig, wenn er daran dachte, an die Möglichkeit, dass jemand während dem Kampf getötet werden könnte.

 

Aber er durfte den anderen gegenüber nicht zeigen, wie sehr es ihn eigentlich beschäftigte um ihnen nicht noch mehr Sorgen zu bereiten. Wenn er dadurch ihre Chancen auf einen Sieg zumindest etwas erhöhen könnte, so war er mehr als bereit dazu seine wahren Gefühle hinter einer Maske eines sorgenfreien Lächelns zu verstecken…besonders Mika zu liebe.

 

„M-mach dir nicht so’n Kopf, Mika.“, versuchte er ihm mit einem kleinen Lachen zu versichern, „Du wirst sehen, alles wird gut gehen. Wenn wir uns an Guren’s Plan halten, dann-“

 

„ ‘Mach dir keine Sorgen, mach dir keine Sorgen. Alles wird gut gehen. Guren hat einen Plan. Er wird uns definitiv den Arsch retten.’“, unterbrach ihn Mika mit sarkastischer Stimme, „Weißt du was? Ich hab es satt das ständig zu hören! Ja, ich mach mir Sorgen und du solltest das auch! Und es nicht einfach so abtun, als wäre es nichts!“

 

„Mika, ich tue es nicht ab, als wäre es nichts. Ich sag nur, dass du-“

 

„Guren vertrauen soll?“, fragte er, während er seine Stimme erhob und zu ihm sichtlich verärgert hinübersah, „“Tja, Yuu-Chan, tue ich nicht und egal, was du auch sagst, oder wie sehr du es versuchst, das werde ich auch nie! Ich verstehe einfach nicht wie du ihm noch so vertrauen kannst! Du magst eine Art Vaterfigur, oder sogar ein Vorbild in ihm sehen, aber was ist mit allem, was er dir bis jetzt angetan hat?! Die Experimente, die Medikamente, die er dir gibt, was am Flughafen passiert ist und nun diese Selbstmordmission! Er hat dich all diese Jahre manipuliert, damit er dich für seine eigenen Zwecke missbrauchen kann, mehr nicht! Siehst du das denn nicht?!“, schrie er, bevor er seinen Blick wieder gen Nachthimmel mit schmerzerfülltem Gesicht richtete, „Du hast damals in Nagoya gesehen zu was er imstande war, wie einfach er seine Kameraden verraten hat. Auch wenn er nicht er selbst gewesen war, ist die Wahrscheinlichkeit dennoch sehr hoch, dass dasselbe dieses Mal auch passieren wird! Dass er uns einfach so zurücklässt! Dass er uns an Ky Luc ausliefert! Dass er-“

 

Mika stockte mitten im Satz, als Yuu plötzlich und ohne ihm Zeit zum Reagieren zu geben, auf ihn kletterte und ihm direkt in seine blutroten Augen schaute.

 

Normalerweise war Mika in der Lage selbst die kleinste Bewegung zu bemerken und da er ein Vampir war, waren auch seine Reflexe viel schneller als die von Menschen, aber in diesem Moment, hatte er überhaupt nichts bemerkt. Nicht einmal, wann Yuu sich eigentlich aufgesetzt hatte.

 

Ob er nur zu beschäftigt mit Reden und sich Sorgen zu machen war, oder ob es an der einfachen Tatsache lag, dass er generell völlig nachlässig wurde, wenn er bei Yuu war, konnte er nicht sagen. Er konnte ihn nur überrascht ansehen.

 

„Mika, ich…ich weiß, dass es nichts gibt, dass ich tun, oder sagen könnte um dich dazu zu bringen Guren zu vertrauen. Dass du…sogar gute Gründe hast ihm nicht so einfach zu vertrauen. Aber das ist jetzt nicht der Punkt. Ich hab dich nicht mit mir hier raus genommen um mit dir darüber zu reden. Es geht nicht um Guren, oder mich…es geht um dich.“

 

„…“

 

„…Entspann dich.“, sagte er mit überaus sanftem Ton.

 

Mika schaute für einen kurzen Moment in diese strahlenden smaragdgrünen Augen über ihm, die so viel Zärtlichkeit enthielten, bevor er ihm ein trauriges Lächeln schenkte und sich langsam aufsetzte, dass Yuu dazu zwang wieder von ihm runter zu gehen.

 

„…Ich kann nicht.“, entgegnete er leise und wandte dabei den Blick von ihm ab.

 

„Komm schon, Mika, versuch einfach-“

 

„Ich hab Angst, okay?!“, unterbrach Mika ihn, da er genug von seinen ständigen Versuchen hatte, ihn aufzuheitern, und Yuu aufgrund seiner erhobenen Stimme zusammenzucken ließ, „Ich hab Angst vor morgen! Davor, was passieren könnte! Davor…“, er hielt für einige Sekunden inne um sich etwas zu beruhigen, bevor er fortfuhr, „…dich zu verlieren…“

 

„…“

 

„Es gibt nichts, das ich lieber tun würde, als dich jetzt mitzunehmen und einfach an einen weitentfernten Ort zu flüchten, an dem uns niemand findet. Einfach nur friedlich zusammen leben…ohne Kämpfe, oder Sorgen…Nur wir zwei…“

 

„Mika…“, sagte Yuu leicht erstaunt, „…Du weißt das…wir das nicht können. Dass es keinen Ort gibt, wo wir uns verstecken könnten. Dass sie uns überall finden würden. Dass ich…nicht so einfach meine Familie im Stich lassen kann.“

 

„Ja, ich bin mir dessen bewusst. Aber trotzdem…“

 

„…“

 

Als er den Blick in seinen Augen und seinen Gesichtsausdruck sah, konnte Yuu spüren wie sein Herz schmerzte. Er hasste es ihn so zu sehen. So traurig, fast gebrochen…und verzweifelt.

 

„Mika, hör mal, ich…“, begann er zögerlich und rang um die richtigen Worte zu finden, „Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, aber sich so sehr darüber den Kopf zu zerbrechen, bringt doch nichts. Du wirst schon sehen, es wird ganz schnell vorbei sein und alles wird-“

 

„Nein, Yuu-Chan!“, unterbrach ihn Mika und sah ihn dabei wieder an, „Ich will es nicht hören! Ich hab es satt dieselben Worte immer und immer wieder zu hören! Gib mir keine bedeutungslosen und leeren Worte! Gib mir etwas, auf das ich mich wirklich verlassen kann! Etwas, dem ich mein Vertrauen schenken kann, dass du nicht sterben wirst, dass wir es wirklich lebendig da raus schaffen werden! Irgendetwas, nur keine Worte…“

 

„…“

 

Yuu war sich mehr als im Klaren darüber, dass seine Worte nur leere und oberflächige Konstrukte ohne irgendeine Bedeutung waren, Mika brauchte es nicht extra laut auszusprechen, aber hatte er eine andere Wahl?

 

Schweigend schaute er ihm tief in seine blutroten Augen, die mit solch Traurigkeit erfüllt waren, die er noch nie zuvor an ihm gesehen hatte.

 

Als er spürte wie sein Herz bei diesem Anblick erneut schmerzte und sich selbst dabei ertappte wie er sich langsam in diesem faszinierendem Rot-Ton verlor, verschwendete Yuu keinen zweiten Gedanken mehr daran, was er tat, und da Worte sowieso jetzt nutzlos waren, beschloss er ganz nach seinen Gefühlen zu handeln, die ihm sagten, fast schrien, dass zu tun, was er schon seit langer Zeit tun wollte.

 

Und so, während Mika’s Blick noch immer auf ihm fixiert war, schloss er seine Augen und beugte sich vor…um kurz darauf seine Lippen zärtlich auf seine zu legen und spürte wie Mika ganz leicht bei diesem Kontakt zusammenzuckte.

 

Der Kuss dauerte nur wenige Sekunden, obwohl es sich viel länger anfühlte, bis Yuu wieder etwas Abstand nahm, sodass ihre Gesichter immer noch nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.

 

„Ich werde nicht sterben, Mika.“, sagte er in einem Flüsterton, als er langsam seine Augen wieder öffnete und Mika ansah, dessen Augen weit aufgerissen waren, während sein Gesicht in ein tiefes rot getaucht war, „Ich werde dich nicht verlassen. Nie wieder. Nicht so wie damals. Bis zu dem Tag, an dem ich sterbe, bleibe ich bei dir, egal wie sehr die Welt auch versucht uns auseinanderzureißen. Weil wir uns versprochen haben gemeinsam weiterzuleben. Und ich werde diesem Versprechen gerecht werden.“

 

„Wie sehr…kann ich dem wirklich vertrauen?“, fragte Mika leise, kaum in der Lage zu sprechen, aufgrund des unerwarteten Kusses von gerade eben, „Ich weiß, wie leichtsinnig du werden kannst…sobald jemand in Gefahr ist. Wie sehr…du dazu bereit bist dein Leben für andere zu geben. Wie kann ich sicher sein, dass du das morgen nicht auch tun wirst?“

 

„Ich kann dir nicht versprechen, dass ich nicht alles tun werde um die anderen und dich zu beschützen. Vielleicht sogar dafür eine fatale Wunde kassiere. Aber was ich dir versprechen kann, ist, dass ich definitiv am Leben bleiben und zu dir zurückkommen werde. Immer. Egal, was es kostet. Selbst wenn ich auf allen vieren kriechen muss. Ich verspreche es.“

 

„…“

 

Obwohl Mika überaus berührt von seinen Worten und der Entschlossenheit, mit denen seine Augen leuchteten, war, konnte er ihm nur ein trauriges Lächeln schenken, bevor er sich von ihm distanzierte und seinen Blick von ihm abwandte.

 

Da er sah, dass er noch immer nicht überzeugt zu sein schien und sich offensichtlich wieder den Kopf über den nächsten Tag zerbrach, näherte sich Yuu ihm erneut und fragte mit sanfter Stimme:

 

„Was nur kann ich tun um dich auch nur für eine kleine Weile abzulenken? Um diese Angst in deinen Augen verschwinden zu lassen?“

 

Mika richtete seinen Blick wieder auf ihn und für einen kurzen Moment, schaute er schweigend in diese strahlend smaragdgrünen Augen vor ihm…bis er sich zögerlich vorbeugte, während er die Augen schloss und damit die Lücke zwischen ihnen zum zweiten Mal.

 

Es dauerte nur ein, oder zwei flüchtige Sekunden, bevor Mika den Kuss wieder löste, schüchtern hinuntersah und dabei seine Augen öffnete.

 

Als er spürte wie sein Herz kurz aussetzte und was sich anfühlte wie eine Million Schmetterlinge, die Kreise in seinem Bauch flogen, streckte Yuu langsam die Hand nach ihm aus und legte sie auf seine Wange, was Mika dazu brachte ihn wieder anzusehen.

 

Zärtlich und auf beruhigende Art und Weise, begann er ihm mit dem Daumen über die Wange zu streicheln, während er ihm tief in seine blutroten Augen schaute und ohne etwas zu sagen, schloss Yuu einfach seine Augen und führte ihre Lippen erneut zueinander.

 

Nachdem Yuu Abstand nahm und seine Augen öffnete, nahm er seine Hand wieder von seiner Wange und lehnte seine Stirn leicht an Mika’s, der seine Augen noch immer geschlossen hatte und dessen Gesicht erneut in ein tiefes rot gefärbt war.

 

Sie blieben so für einen kurzen Moment, während sie den Atem des anderen, der ihnen als bloßer Hauch entwich, auf ihrer eigenen Haut spüren konnten, bis Mika seine Augen öffnete und sich ihre Blicke trafen.

 

Tief blickten sie sich in die Augen und bemerkten wie sie mit einer ganz bestimmten Emotion, die beide nur zu gut kannten, erfüllt waren.

 

Und ohne auch nur ein weiteres Wort miteinander zu wechseln, sondern nur an der Art wie sie sich anschauten, wussten sie, was der andere mehr als alles andere in diesem Moment wollte.

 

Mika war der erste, der reagierte, indem er ihm ein kleines und zärtliches Lächeln schenkte, bevor er seine Augen erneut schloss und Yuu damit ein klares Signal gab.

 

Ein warmes Lächeln begann sich auf Yuu’s Lippen daraufhin zu bilden und nachdem er wieder etwas Abstand genommen hatte, nahm er sein Gesicht in beide Hände und schloss seine Augen, bevor er seine Lippen erneut gegen Mika’s presste, aber dieses Mal…hatte keiner von beiden das Bedürfnis es so schnell wieder enden zu lassen.

 

Es war überaus unschuldig, süß und zärtlich…zaghaft, aber so geduldig und auch…salzig, da irgendwann, unbemerkt von beiden, sich plötzlich Tränen in Mika’s Augen bildeten, die Yuu zärtlich mit seinem Daumen wegwischte. Aber einige von ihnen fanden dennoch ihren Weg entlang seiner Wange und kurz darauf…zu ihren Lippen.

 

Ob nur seine Gefühle ihn überwältigten…ob es Freudentränen waren…Tränen der Trauer…oder ob Mika vor Angst weinte, da dies ihr letzter Kuss sein könnte…konnte Yuu nicht sagen.

 

Das einzige, dessen er sich sicher war…war, dass er diesen Moment für alle Ewigkeit in seine Erinnerung einbrennen wollte.

 

Yuu, ebenso wie Mika…beide waren sich der Tatsache bewusst, dass sie den jeweils anderen nicht mehr als bloße Familie ansahen…dass ihre Gefühle sich über die Zeit geändert hatten…

 

Dass sie sich…bis über beide Ohren ineinander verliebt hatten.

 

Aber niemand von ihnen hatte es dem anderen bis dahin je gestanden. Nicht, weil sie Angst vor Ablehnung hatten, sondern eher…weil sie weder den Mut, noch die richtige Zeit dafür gefunden hatten.

 

Da so viel in letzter Zeit passiert war und da es andere Dinge gab, um die sie sich zurzeit sorgen mussten, trauten sie sich nicht ganz dem anderen ihre Gefühle zu offenbaren.

 

Nicht, dass sie eine Ahnung hatten wie sie überhaupt mit dieses Thema anfangen sollten.

 

In diesem Moment allerdings, waren Worte gar nicht mehr nötig. Die Art, wie sie sich angeschaut hatten, kurz vor ihrem vierten Kuss und sogar der Kuss selbst, waren mehr als genug für sie um die Natur der Gefühle des anderen zu kennen…um zu wissen, dass sie dasselbe empfanden.

 

Und selbst wenn sie ihr Leben im Kampf gegen Ky Luc verlieren würden…war es etwas, das ihnen nie jemand je wieder wegnehmen könnte.

Till death forces us apart

Nach einer gefühlten Ewigkeit, war Yuu der erste, der den Kuss wieder löste und nachdem er Mika’s Gesicht losgelassen hatte, nahm er etwas Abstand, sodass ihre Gesichter noch immer nur Zentimeter voneinander entfernt waren, als er seine Augen öffnete.

 

„Mika, ich-“, begann er, seine Stimme nur ein Flüstern, aber wurde von Mika unterbrochen, der sagte, während er ebenfalls langsam seine Augen öffnete:

 

„Nicht, Yuu-Chan. Sag es nicht.“

 

„…“

 

„Ich verbiete es dir. Du darfst es erst sagen…nachdem der Kampf vorbei ist. Deshalb versprich mir, dass du, egal was passiert, am Leben bleibst.“, bat er ihn mit fast brechender Stimme und sah ihn dabei an.

 

„Ich verspreche es.“, entgegnete Yuu sanft, während er eine Hand nach ihm austreckte und sie auf seine Wange legte, „Ich werde definitiv überleben…und dann sag ich dir diese Worte, die ich mit jeder Faser meines Körpers meine.“

 

Als er seine Augen mit so viel Entschlossenheit leuchten sah, begannen sich erneut Tränen in Mika’s Augen zu bilden und nicht in der Lage sie weiter zurückzuhalten, liefen sie einfach sein bereits gerötetes Gesicht hinunter, begleitet von heftigen Schluchzern, die er nicht länger unterdrücken konnte.

 

Fast augenblicklich schlang Yuu seine Arme um seine Schultern und zog ihn so nah wie möglich an sich. Und nur Sekunden später spürte er wie Mika die Umarmung erwiderte und sich seine Finger so stark in seinen Rücken bohrten, dass es wehtat…aber er sagte nichts dazu und ließ ihn einfach, damit sich dieser Schmerz in seine Erinnerung einbrannte.

 

Sie blieben so für eine ganze Weile, während man nichts, außer ihrem gegenseitigen Atmen und Mika’s Schluchzern, die mit der Zeit langsam leiser wurden bis sie schließlich ganz vollständig verschwunden waren, hören konnte.

 

Irgendwann lockerte Mika den Griff um ihn wieder und mit leiser und heiserer Stimme war er der erste, der diese Stille zwischen ihnen unterbrach.

 

„Du…kannst mich jetzt loslassen, Yuu-Chan.“, sagte er zögerlich, da er befürchtete, dass er ihn damit belästigte, wenn er ihn so lange festhielt.

 

Aber selbst nachdem er das gesagt hatte, zeigte Yuu keinerlei Anzeichen davon, dass er ihn loslassen wollte, oder eher…er umarmte ihn sogar noch ein bisschen fester.

 

„Du…bist über diese letzten paar Jahre wirklich anhänglich geworden, oder?“, bemerkte Mika mit einem kleinen Lachen, „Ich weiß noch wie sehr du dich beschwerst hast, wenn ich versucht hab dich zu umarmen, als wir noch Kinder waren…“

 

„…Tut mir Leid…“, murmelte Yuu mit kaum hörbarer Stimme.

 

„Muss es nicht. Ist schon in Ordnung, Yuu-Chan.“, versicherte er ihm sanft, „Ich wusste…wie schwer es damals für dich war. Dass du Angst hattest wieder von Leuten, die dir wichtig waren, verstoßen zu werden und, dass du nur so getan hast, als ob du nichts mit irgendjemanden zu haben wolltest. Ich wusste das, deshalb…ist es okay.“

 

„…“

 

„Ich bin nur froh, dass…du nun endlich ehrlicher zu dir selbst und deinen gegenüber Gefühlen bist. Dass du keine Angst mehr hast. Auch wenn…dies unsere letzte Nacht sein könnte…“

 

Als er den letzten Teil hörte, den er nur mit schwacher und fast brechender Stimme herausbrachte, löste Yuu vorsichtig die Umarmung, indem er seine beiden Händen auf Mika’s Schultern legte und ihn etwas von sich wegzog, bevor er sah wie seine blutroten Augen erneut mit Traurigkeit und Angst erfüllt waren.

 

„Ich hab es dir bereits gesagt, oder?“, sagte er mit zärtlichem Ton, „Ich werde nicht sterben. Oder eher…ich darf noch nicht sterben. Weil es jemanden gibt, der auf mich warten wird, zu dem ich auf jeden Fall zurückkehren muss. Und auch, weil ich diesem Jemand noch etwas sehr Wichtiges sagen muss, das mir schon seit einer ganzen Weile auf dem Herzen liegt.“

 

„Du bist so ein Trottel.“, entgegnete Mika mit einem kleinen und verlegenen Lachen, während er spüren konnte wie sein Gesicht bei diesen Worten wärmer wurde.

 

„Vielleicht bin ich das.“, stimmte Yuu ihm zu, „Aber vor allem…bin ich dein Trottel. Und deiner allein.“

 

Mit einem mehr als nur sichtbaren Rotschimmer, der langsam anfing seine Wangen zu bedecken, bildete sich ein warmes und schüchternes Lächeln bei dieser Bemerkung auf Mika’s Lippen, bevor er seinen Blick aus Verlegenheit abwandte, während Yuu spüren konnte wie sein Herz mehr als nur einmal kurz aussetzte, genauso wie sich die Schmetterlinge in seinem Bauch vermehrten, als er ihn weiterhin schweigend ansah.

 

„…Was?“, fragte Mika nach einem kurzen Moment, als er aus dem Augenwinkel heraus bemerkte, dass Yuu ihn anstarrte und richtete seinen Blick wieder auf ihn.

 

„Nichts…“, entgegnete Yuu sanft, „Ich…liebe einfach nur dein Lächeln. Es ist wunderschön.“

 

Mika riss überrascht die Augen auf und sein Gesicht wurde mindestens zehn Töne roter als zuvor bei diesem Kompliment.

 

„I-Idiot!“, stotterte er und wandte dabei schnell erneut den Blick von ihm ab, „I-ich hab dir doch gesagt, dass du das nicht sagen darfst bevor der Kampf nicht vorbei ist!“

 

„Huh? Ich dachte, das gilt nur für die eigentlichen drei Worte?“

 

„Tja, da hast du falsch gedacht! Das zählt auch!“

 

„Das…ist ein bisschen übertrieben, denkst du nicht?“, fragte Yuu ausdruckslos.

 

„Quatsch! So gehe ich nur sicher, dass du wirklich einen Grund hast nicht leichtsinnig zu werden und so einfach den Löffel abgibst!“

 

„Du lässt es fast so klingen, als ob ich suizidgefährdet wäre!“

 

„Weil du das bist!“

 

„Wann war ich denn je suizidgefährdet?!“

 

„Die ganze Zeit!“

 

„Zum Beispiel?!“

 

„Damals in Nagoya, als du mir dein Blut zum ersten Mal angeboten hast!“´

 

„Auf welche Weise war das denn bitte schön suizidgefährdet?!“

 

„Ich war kurz davor zu verdursten, also gab es keine Garantie, dass ich dich nicht vollständig leer trinken und dich so töten würde!“

 

„Okay, jetzt übertreibst du wirklich!“

 

„Oder am Flughafen, als du bereitwillig deine Menschlichkeit weggeworfen hast!“

 

„Wenn ich das nicht getan hätte, dann wären wir jetzt alle tot!“

 

„Und was war, als du dir von Ferid diese Medizin injizieren ließest?!“

 

„…Du suchst wirklich verzweifelt nach jeder Art von möglichen und lahmen Beispielen, die dir einfallen, oder?!“

 

„Tja, tut mir Leid, dass ich gerade absolut nicht klar denken kann!“

 

„Und warum?!“

 

„Weil ich bis über beide Ohren in dich verliebt bin, verdammt noch mal!“

 

„…“

 

Stille füllte nach Mika’s letzten Ausraster die Luft. Als er endlich in der Lage war sich wieder etwas zu beruhigen und da Yuu nichts mehr sagte, richtete er langsam seinen Blick wieder auf ihn und sah nur wie er ihn mit weit ausgerissenen Augen und mit solch einem roten Gesicht anschaute, das Mika noch nie zuvor an ihm gesehen hatte.

 

Als er spürte wie sein eigenes Gesicht bei diesem Anblick erneut wärmer wurde, wandte er schnell wieder den Blick ab und murmelte:

 

„…Vergiss nicht, dass das alles deine Schuld ist…“

 

„Ich…“, entgegnete Yuu endlich, noch immer verlegen aufgrund seines Geständnisses, „…hab dich nicht darum gebeten, dich in mich zu verlieben…“

 

„Als ob. Wer würde sich nicht in dich verlieben?“, konterte Mika, „Und außerdem, hab ich dich ebenfalls nicht darum gebeten dich in mich zu verlieben…“

 

„Du kennst mich.“, sagte er mit einem kleinen Lachen, „Ich tue immer das, wovon andere mir abraten.“

 

„…Du wirst wahrscheinlich sowieso eines Tages von mir genug haben…Ein nie alternder Vampir, der mehr Probleme hat wie es Vampire auf dieser Welt gibt, der ständig auf Blut angewiesen ist und immer nur nimmt, aber nie gibt…Jeden würde das früher, oder später stören…“

 

Geschockt von seinen Worten und der Art wie er über sich selbst dachte, konnte Yuu ihn nur erstaunt ansehen…bis ein kleines Lächeln sich auf seinen Lippen bildete und er mit sarkastischer Stimme entgegnete:

 

„Tja, zu blöd. Nie alternde blonde Vampire mit lauter Problemen, die auf Blut angewiesen sind und nie geben, sondern immer nur nehmen sind genau mein Typ.“

 

„…“

 

„Nein, ernsthaft.“, sagte er mit einem kleinen Lachen, „Ich bezweifele stark, dass ich je genug von dir haben werde. Du…bist schließlich alles, was ich je wollte. Und sogar mehr als das. Du…bist mein all und alles, Mika. Oder eher…du bist meine ganze Welt.“

 

„H-h-hör endlich auf damit!“, stotterte Mika und konnte spüren wie sein Gesicht sich zehnmal mehr als zuvor erwärmte, „Du bist peinlich!“

 

Als er das hörte, konnte sich Yuu nicht länger zurückhalten und brach einfach in lautes Gelächter aus, das fast im ganzen Garten widerhallte, während Mika ihn nur erstaunt ansehen konnte.

 

 

Gott. Selbst jetzt verliebe ich mich noch mehr und mehr in ihn…

 

 

Nachdem sich Yuu nach einem kurzen Moment wieder von seinem Lachanfall erholte, bemerkte er Mika’s Blick, der auf ihn fixiert war, deshalb streckte er eine Hand nach ihm aus und legte sie auf seine Wange.

 

„Kannst du immer noch nicht klar denken?“, fragte Yuu und schenkte ihm dabei ein warmes Lächeln.

 

„Ganz genau!“, entgegnete Mika, während er seine Hand auf seiner Wange wegschlug, „Also halt endlich die Klappe und übernimm gefälligst Verantwortung dafür!“

 

Und damit schloss Mika die Augen und beugte sich schnell vor um diese Lücke erneut zwischen ihnen zu schließen, aber bevor sich ihre Lippen überhaupt berühren konnten, nahm Yuu plötzlich Abstand.

 

„Uh-uh.“, sagte er mit einem Grinsen, während Mika seine Augen wieder öffnete und er ihm einen verwirrten Blick zuwarf, „Du darfst mich erst küssen, sobald der Kampf vorbei ist.“

 

Mika blinzelte ihn nur ein paar Mal ungläubig an, bevor er laut rief:

 

„HUH?!“

 

„Hey, warum soll ich der einzige sein, der ‘einen Grund nicht leichtsinnig zu werden und so einfach den Löffel abzugeben’ braucht?“, zitierte ihn Yuu sarkastisch, „Ich bin schließlich nicht der einzige, der suizidgefährdet ist. Hab ich Recht, Mr. ‘Ich lass mich selbst solange hungern, bis ich es nicht länger aushalte’?“

 

„…“

 

„Damit sind wir doch so ziemlich quitt, oder? Ich darf nicht diese drei magischen Worten sagen und du darfst mich nicht küssen.“

 

„…“

 

Mika sagte nichts dazu, sondern schmollte einfach nur.

 

„Komm schon, sei nicht böse, Mika.“, sagte er und lachte aufgrund seiner Reaktion, „So ist es nur fair.“, entwich es ihm als bloßes Flüstern kurz bevor er seine Augen schloss, sich vorbeugte und Mika leicht zusammenzucken ließ, indem er ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen gab.

 

„Ich…dachte ich darf nicht?“, bemerkte Mika mit einem kleinen und verlegenem Lachen, nachdem Yuu wieder Abstand genommen hatte.

 

„Darfst du auch nicht.“, entgegnete Yuu, als er die Augen öffnete und mit einem Grinsen hinzufügte, „Aber das bedeutet nicht, dass ich dich nicht küssen darf. Allerdings, darfst du den Kuss nicht erwidern.“

 

„Du bist so gemein.“

 

„Wer weiß? Vielleicht bin ich das.“, war alles, was er sagte, bevor er ihre Lippen erneut in einem unschuldigen Kuss zusammenführte und dieses Mal…dauerte er ein paar Sekunden länger, als der letzte, und gab somit sogar Mika die Gelegenheit seine Augen zu schließen, bis Yuu sich wieder von ihm löste.

 

„Yuu-Chan, ich…“, begann Mika, als er langsam wieder die Augen öffnete, aber hielt sich davon ab den Satz zu beenden und wandte stattdessen den Blick ab.

 

Da er wusste, was er sagen wollte, lächelte Yuu und schweigend lehnte er seine Stirn an Mika’s.

 

„Wenn du es sagen möchtest, dann…sag es.“

 

„…“

 

„Nur ich darf es nicht sagen, erinnerst du dich? Aber du…“

 

„…“

 

„…Bitte…ich möchte es hören…“, bat Yuu mit überaus sanfter Stimme.

 

Als er spürte wie sein Gesicht sowohl bei seinen Worten, als auch beim Gefühl seines warmen Atems auf seiner Haut wieder wärmer wurde, richtete Mika langsam den Blick auf ihn und schaute ihm direkt in seine smaragdgrünen Augen.

 

„…Ich liebe dich, Yuu-Chan.“, gestand er ihm, seine Stimme nur ein bloßes Flüstern, während er beobachtete wie Yuu’s Lächeln bei diesen Worten größer wurde, „Schon seit wir Kinder waren. Immer…es warst immer du. Und es gibt niemanden mit dem ich lieber den Rest meines Lebens verbringen würde, als mit dir. Auch wenn…das vielleicht nicht mehr lange-“

 

Er wurde von einem Paar warmer und weicher Lippen, die auf seine eigenen kalten gelegt wurden, mitten im Satz unterbrochen.

 

„Es wird noch lange bis dahin sein. Ich versprech’s.“, schwor Yuu, als er wieder etwas Abstand nahm und ihrer beider Augen noch immer geschlossen waren, „Und eines Tages, verwandele ich dich sogar wieder in einen Menschen zurück, du wirst schon sehen. Und dann gehen wir an einen weit entfernten Ort, nur wir beide, wo wir in Frieden leben können…genau wie du es wolltest.“

 

„Du bist sicher, dass du so viele Versprechen auf einmal halten kannst?“, wollte Mika mit einem Lächeln wissen, berührt von seinen Worten.

 

„Bin ich nicht, aber ich werde mein Bestes tun.“, entgegnete er mit einem kleinen Lachen, „Und solange derjenige, in den ich mich so sehr verliebt hab direkt an meiner Seite ist, weiß ich mit Sicherheit, dass ich es schaffen kann.“

 

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass er dir nie von der Seite weichen wird, aber…nur unter einer Bedingung.“

 

„Welcher?“

 

„…Dass du ihn noch mal küsst…“, hauchte Mika und zauberte damit ein amüsiertes Lächeln auf Yuu’s Lippen.

 

„Mit Vergnügen.“, sagte er sanft, während er sein Gesicht wieder in beide Hände nahm, „So oft wie er möchte.“

 

Und damit vereinigte er erneut ihre Lippen in einem unschuldigem und süßen Kuss.



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