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Suddenly

von

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Kapitel 1

Das neue Schuljahr hat begonnen. Manch einer freute sich darauf seine Mitschüler wieder zu sehen, dem ein oder anderen waren die Sommerferien jedoch zu kurz, was sich durch lautes Gähnen auf den Fluren bemerkbar machte.
 

„Harry! Harry hierher!“, rief eine muntere Frauenstimme aus der Ferne. Harry, der gerade eben auf dem Schulgelände angekommen war drehte sich langsam zur Seite. Schnell entdeckte er zwei wild winkende Hände, welche zu seinem besten Freund Ronald Weasley gehörten. Dieser stand nahe des Hogwarts Gebäudes mit einigen anderen.

Harry machte sich auf den Weg in dessen Richtung. Je näher er kam, desto mehr Personen erkannte er. Natürlich stand Hermine dabei, neben ihr stritt sich Ginny mit Ron über dessen lautes Organ, worüber Luna amüsiert kicherte.
 

Wenige Schritte von seinen Freunden entfernt musste Harry so gleich sein ganzes Gleichgewicht zum Einsatz bringen, da er sonst mit dem Gesicht voraus auf den Boden geknallt wäre. Niemand anderer als Neville Longbottom war daran Schuld. Dieser kauerte auf dem Boden vor Harrys Füßen, hielt etwas angestrengt, ja fast schon schützend mit beiden Händen vor seiner Brust fest.

„Sorry Harry, Trevor ist mal wieder ausgebüxt und direkt hierher gesprungen. Naja und ich dachte… bevor jemand auf ihn drauf tritt…“

„Da dachtest du du springst mir vor die Füße, damit ich über dich und nicht über die Kröte falle, was?“, beendete Harry den Satz seines Mitschülers, welcher etwas rot um die Nase wurde und schluckte, während er von unten rauf zu Potter blickte.

Harry lachte ruhig auf, reichte Neville eine Hand zum aufstehen, drückte dessen Schulter zur Begrüßung als er wieder auf beiden Beinen stand.

Nun lächelte auch Neville wieder, ließ seine Kröte in einer großen Umhängetasche verschwinden, wandte sich gemeinsam mit Harry den anderen zu.
 

Stürmisch umarmte Hermine ihren Freund Harry, tätschelte seine Wange und runzelte die Stirn.

„Harry Potter! Hast du dich ausreichend ernährt? Du hast sichtbar an Gewicht verloren!“, tadelte sie vor versammelter Mannschaft. Nicht mal Harry wusste was er darauf erwidern sollte, doch zum Glück kam bereits Ron auf ihn zu, murmelte irgendwas davon, dass Hermine schließlich nicht seine Mutter sei, ehe er Harry kräftig in die Arme nahm.

„Also ich merk nichts davon dass er dünner geworden ist…“, erwiderte Ron, zuckte mit den Schultern, worauf er gemeinsam mit Harry zu lachen begann.
 

Nach kurzen Diskussionen darüber wer was gegessen oder nicht gegessen und wer für wen in solchen Angelegenheiten verantwortlich war, begann ein reger Austausch von Erlebnissen in den letzten Wochen der Sommerferien. Hermine hatte ihre Eltern in der Muggel-Welt besucht, Ron und Ginny waren gemeinsam mit ihren anderen Geschwistern bei ihren Eltern und mussten laut Erzählungen eine Menge im Haushalt machen, damit ihnen in den Ferien nicht langweilig wurde. Rons Schnauben zu urteilen hatte er daran einen riesen Spaß gefunden, was Ginny nur mit einem genervten Augenrollen kommentieren konnte.

Luna hat ihren Vater besucht und Neville… der hatte schon wieder vergessen was er in den Ferien getrieben hatte…

Harry war mit seinem Patenonkel Sirius Black unterwegs. Er erzählte ihm unter anderem alte Geschichten über ihn und seine Eltern, brachte ihm aber auch mehr über Magie bei, worüber Harry sichtlich dankbar war. Seine Tante Petunia, seinen Onkel Vernon und deren dümmlichen Sohn Dudley hatte er nicht besucht und er war sich sicher, dass sie ihn auch nicht vermisst hatten.
 

Langsam machten sich die Freunde auf den Weg in das Gebäude, wurden auf halbem Wege jedoch von bekannten Gesichtern aufgehalten.

Niemand anderer als Draco Malfoy mit Anhang stand mit verschränkten Armen vor der Bande und grinste.

„Wen haben wir denn da?“

Arrogant wie eh und je musterte er alle von oben bis unten, wollte jedoch keine Antwort auf seine Frage, da er sehr wohl wusste wen er vor sich stehen hatte. Es war lediglich… Smaltalk, wenn man es denn so nennen mochte.
 

„Du willst bestimmt nicht wissen was wir den Sommerferien unternommen haben, also wieso verschwendest deine ach so kostbare Zeit an uns?“, wollte Ron genervt wissen. Niemand konnte besonders gut mit Malfoy, außer seinem Gefolge, welches meistens aus den selben Leuten bestand. Crabbe, Goyle und gelegentlich Pansy und Blaise.

„Stimmt, eigentlich seid ihr es nicht wert. Zumindest habt ihr das im Sommer gelernt, ich gratuliere. Aber Spaß bei Seite… Ich wollte mich nur vergewissern dass ihr den neuen Schüler nicht schon in eure Clique der Sonderbaren aufgenommen habt. Ihr habt doch gehört dass in diesem Schuljahr ein neuer Schüler zwischeneinsteigen soll, oder? Vielleicht ist auch nur mir diese Information zu Ohren gekommen, mein Vater erzählt mir nämlich alle Neuigkeiten, wisst ihr… Er konnte nur leider nicht in Erfahrung bringen wer das sein soll und wieso überhaupt jemand neues aufgenommen wird außer den Erstklässlern. Aber hier stellt ja eh niemand die Vorgehensweise von diesem alten Dumbledore in Frage.“
 

Fragend sah sich Hermine um, verschränkte schließlich die Arme vor der Brust und musterte Draco nun ebenfalls herablassend - so gut sie eben konnte - von oben bis unten.

„Also mir ist niemand Neues aufgefallen und ich kann mir Gesichter sehr gut einprägen. Vielleicht hat dein Vater ja was verwechselt!“, antwortete sie auf seine nicht gestellte Frage, faltete die Hände zusammen und breitete sie langsam wieder aus. Es sollte so viel bedeuten wie, dass Draco und die anderen doch bitte nun zur Seite treten sollten.

Zunächst überlegte Malfoy ob er darauf etwas erwidern sollte, entschied sich dann aber doch dagegen. Er nickte seiner Gang zu, schritt selbst etwas zur Seite und schnaubte.

Zufrieden schritt Hermine voran, konnte sich ein „Kommt Freunde“ nicht verkneifen. Diese folgte so gleich, jedoch nicht weit. Draco wäre nicht Draco, wenn er nicht das letzte Wort hätte.

„Stolpere nicht über deinen Hochmut, Granger.“
 

Kaum hatte Draco die Worte ausgesprochen, fiel Hermine geradewegs auf ihre Knie. Jedoch nicht etwa weil sie verwirrt über seine Worte oder generell eine schusselige Person wie Ron war, sondern weil ihr Malfoy ein Bein gestellt hatte.

„Autsch!“, rief Hermine leise, verstummte jedoch schnell wieder.

Kurz lachte Draco auf, entschied sich aber dafür, dass es gar nicht so lustig gewesen war, wie er angenommen hatte, wandte sich deshalb zum gehen.

Ron machte einen Schritt auf ihn zu, doch Harry legte ihm eine Hand auf die Schulter und hielt ihn zurück. „Das ist er nicht wert…“, lies ruhig von sich, worauf Ron nickte, auf Hermine zuging und ihr hoch half. Diese klopfte sich den Staub vom Rock, knickte etwas ein, weil sie sich die Knie aufgeschürft hatte.

„Dieser kleine…“, begann Ron zähneknirschend, hielt Hermine helfend seinen Arm zum einhacken, sie lehnte jedoch dankend ab. Ihr Stolz ließ es nicht zu wegen sowas Schwäche zu zeigen.
 

Das neue Schuljahr hatte also genauso angefangen wie es endete. Es gab Gruppen von Menschen und es gab diese eine besondere Gruppe, die alleine aufgrund von Draco Malfoy zu etwas besonderem wurde und besagte wusste es auszukosten auf Gunsten anderer versteht sich.
 

Wenige Momente später fanden sich alle Schüler und Lehrer von Hogwarts in dem Gemeinschaftssaal wieder, denn es war an der Zeit die Erstklässler willkommen zu heißen und sie einem Haus zuzuteilen.

Reichlich Essen bedeckte die langen Tische und die Dekoration ließ wie immer nicht zu wünschen übrig. Wäre es nicht eine Schule, könnte man glatt davon ausgehen, dass ein rießiges Fest gefeiert werden soll.

Dumbledore erhob sich und hieß alle Schüler und alle neuen Schüler in Hogwarts willkommen, gefolgt von einer sehr, sehr langen Rede. Dass nicht alle aufmerksam gehorcht haben war klar, jedoch wurde die Aufmerksamkeit schnell wieder gefunden, als der Professor ein sehr interessantes Thema ansprach. Es sollte nämlich die Zuteilung der Erstklässler folgen, was an sich ja nicht neu war. Eine kleine Ausnahme sorgte für rege Disskussionen zwischen den Schülern, während die Lehrer nicht überrascht darüber waren. Offensichtlich wurde es vor der Bekanntgabe mit allen Parteien groß besprochen.

„Aufgrund einer privaten Angelegenheit war es einer neuen Schülerin nicht möglich Hogwarts von Anfang an zu besuchen, dennoch möchten wir ihr nun nicht im Wege stehen und ihr die Möglichkeit geben die Magie mit euch allen zu erlernen. Dennoch! Sie ist kein Erstklässler mehr und ich möchte sie auch nur ungerne in die selbe Klasse stecken, weshalb sie mit ihren Altersgenossen im selben Jahrgang beginnen wird. Die Zuordnung des Hauses können wir aber unmöglich selbst bestimmen, darum wird diese Aufgabe trotz der Umstände der Sprechende Hut übernehmen! Welches Haus auch immer ihr zugeteilt wird, ich möchte dass ihr sie mit offenen Armen empfangt!“
 

„Malfoy hatte recht!“, flüsterte Ginny leise und dennoch laut genug, dass es ihr Bruder Ron am Nachbartisch hörte. Dieser nickte mit offenem Mund, weshalb ihn Hermine mal wieder tadelte und ihn darum bat sich doch zu benehmen und den Mund nicht wie ein hungriger Hund offen stehen zu lassen. Ron verdrehte die Augen, wollte gerade etwas erwidern, da hielt ihm Hermine den Finger an die Lippen, ohne ihn auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. „Ruhig, er sagt den Namen!“, wisperte sie fast schon erfürchtig, war sie nicht weniger gespannt darauf wer die mysteriöse neue Schülerin war.
 

Draco wippte gelangweilt auf seinem Stuhl vor und zurück. Nichts von dem was er gehört hatte war neu für seine Ohren. Hatte ihn sein Vater wenige Tage zuvor bereits über das Neueste informiert. Trotzdem konnte er nicht leugnen einen Hauch von Interesse zu verspüren, denn es handelte sich wohl um ein Mädchen. Eine Information die selbst sein Vater bis dahin nicht gekannt hatte.

„Meinst du die sieht gut aus Draco?“, witzelte Goyle. Draco verdrehte die Augen. „Und wenn schon? Die Mädchen hier sind doch sowieso zu nichts zu gebrauchen.“, erwiderte der blonde Slytherin, erntete darauf einen bösen Blick von Pansy, worauf er nur eingebildet grinste.
 

„Herzlich willkommen in Hogwarts, Aurelia Beaumont Du hast die Ehre den sprechenden Hut als erste am heutigen Tag aufzusetzen, tritt bitte vor.“

Alle Blicke wanderten wild durch den Raum, doch es machte nicht den Anschein, als würde sie wie alle anderen an einem der Tische sitzen. Immer wieder wechselten die Schüler Blicke untereinander und schüttelten dennoch immer wieder die Köpfe.

Proffessor McGonagall schritt vor, ließ alle mit einem deutlichen „Ruhe bitte!“ verstummen, zog ihren Umhang etwas zur Seite, worauf zwar nicht mehr hinter ihr sichtbar wurde, dennoch etwas neues zu erscheinen schien. Besser gesagt jemand neues.
 

Leise schritte waren das einzige was als Geräusch durch die große Halle drang, niemand traute sich zu reden, es schien fast als würde ein scheues Tier den Raum betreten und alle hätten Angst es zu erschrecken.

Langsamen Schrittes ging das Mädchen zu Dumbledore, welcher freundschaftlich und dennoch schützend eine Hand auf ihre Schulter legte. Dies war der Moment als sie sich endlich traute in die Menge der Schüler zu blicken.
 

Draco hörte augenblicklich auf mit dem Stuhl zu wippen, denn dies verlangte seine volle Aufmerksamkeit. Nicht dass er plötzlich Interesse an irgendwelchen neuen Schülern zeigte… Dennoch entstand eine leichte Verwirrung in seinem Kopf. Es war ein zierliches Mädchen, vielleicht zwei Köpfe kleiner als er, vermutlich sogar mehr, die Statur einer jungen Frau, zumindest was man unter dem Umhang und der großen Entfernung erkennen konnte, ein rundliches Gesicht, jedoch nicht zu rund dass es zu kindlich wirkte, leuchtende grüne Augen, bereit jedem Blickkontakt Stand zu halten, umrundet von diesen langen Haaren die ihr mit leichten Strähnen über die Schultern fielen und ihr durch das weiche Weißblond einen noch zierlicheren Touch gaben.

„Woah…“, hörte Draco von Crabbe und Goyle beinahe gleichzeitig, was ihn aus seinen Gedanken wieder zurück holte und er sich kurz räusperte, mehr um sich selbst wieder in die Gegenwart zu bringen. Er hatte sich dabei erwischt, wie er in seinem Kopf die Worte „hübsch“, „schön, und „nicht schlecht“ versuchte zu irgendwelchen Sätzen zu Formen, vergeblich. Sowas im Zusammenhang mit einem Mädchen gehörte seinem Wortschatz nicht an. „Schauen wir doch mal wo sie landet…“, erwiderte Malfoy als einziges darauf, begann auch wieder mit dem Stuhl zu wirken.
 

„Hallo zusammen. Vielen Dank Professor Dumbledore, Professor McGonagall.“, begann sie mit einer festen Stimme zu sprechen, das leise Getuschelt welches begonnen hatte als sie sich zu Dumbledore gestellt hatte, verstummte prompt. „Ich freue mich hier zu sein. Ich weiß ich kann mich sehr glücklich darüber schätzen, dass für mich solch eine Ausnahme möglich gemacht wurde und ich danke allen die das möglich gemacht haben. Auch wenn es sich langsam dem Ende neigt, werde ich die Zeit die ich in Hogwarts sein darf in vollen Zügen genießen. In diesem Sinne, auf ein wundervolles gemeinsames Schuljahr! Ich möchte nicht mehr viel sprechen, denn ich bin ziemlich gespannt welchem Haus ich zugeteilt werde.“

Mit leichtem lächeln wandte sich Aurelia wieder dem Professor zu, welcher nickte und in die Hände klatschte, gefolgt von den anderen Lehrern und zuletzt der Horde an Schülern.

Kapitel 2

„Setzen sie sich bitte Miss Beaumont.“ Besagte nickte auf die Aufforderung Professor McGonagalls und tat wie ihr geheißen.

Aurelia hatte sich zwar vorbereitet nach Hogwarts zu kommen, damit viele verschiedene Fragen zu beantworten oder womöglich sogar alleine sein zu müssen. Nur das hatte sie vollkommen vergessen. Den sprechenden Hut und in welchem Haus sie ihre verbleibende Schulzeit verbringen würde. Wohin würde sie am besten passen? War sie tapfer und mutig wie eine Gryffindor, weise wie eine Ravenclaw, gerecht und treu wie eine Huffelpuff oder doch listig wie eine Slytherin?

Auf was auch immer die Wahl fallen würde, sie hatte ja nur die wenigen Schuljahre, da konnte man sich mit jeder Auswahl arrangieren und hatte nicht jeder irgendwie alle Eigenschaften tief in sich? Mut, Treue, Weisheit und eine Spur Listigkeit?

Noch einmal atmete Aurelia tief ein und aus, ehe ihr der Hut bereits aufgesetzt wurde.
 

„Hmmmh… na wen haben wir denn da? Eine Beaumont. Wusste gar nicht dass es Nachkommen gibt.“, begann der Hut direkt zu analysieren. „Du bist kein Erstklässler, wo kommst du nur her? Ah… Ich erinnere mich. Wie hieß das gute Kind doch gleich… Rosie, nicht wahr? Ein zartes Mädchen war sie, hat Huffelpuff alle Ehre gemacht, doch für dich ist das nichts.“, plapperte er weiter drauf los, was Aurelia einen unheimlichen Schauer bescherte.
 

Lange hatte niemand mehr diesen Namen in den Mund genommen, außer ihrem Vater. Doch es war nicht das was ihr so Sorgen machte, sondern die Tatsache, dass der Hut womöglich viel mehr über sie verraten könnte, als sie eigentlich bereit war preis zu geben. Aurelia wollte nicht dass alle bereits jetzt alles von ihr kannten. Professor Dumbledore und einige andere Professoren waren in ihre Geschichte eingeweiht und das reichte fürs erste. Mehr musste einfach nicht sein.
 

„Keine Sorge Kleine.“, hörte sie wieder den Hut sprechen, hielt den Atem an, bevor sie realisierte, dass sie sich wohl so angespannt hatte. Das hatte den Hut wohl dazu gebracht nicht näher auf das Thema einzugehen, was ihr nur recht war.

„Gryffindor!“

Endlich die Erlösung. Aurelia schmunzelte. Ihr wurde der Hut abgenommen und die Menge klatschte.
 

Gryffindor also… War da nicht dieser besondere Junge? Harry Potter?
 

Aurelia ging auf die langen Tische zu, drängte sich vorsichtig zwischen zwei Schüler auf einen Platz. Sie saß nun neben einem Mädchen mit wilden Locken und einem- nein zwei größeren Jungen mit roten Haaren. Weasleys.
 

„Hi, ich bin Fred!“

„Und ich bin George, hallöchen!“

Verwirrt blickte Aurelia abwechselnd in die nahezu identischen Gesichter, nicht darauf vorbereitet so schnell in eine Konversation verwickelt zu werden.

„Wie alt bist du?“, fragte George.

„Und hast du einen Freund?“, fügte Fred hinzu.
 

Ehe die neugewonnene Gryffindor überhaupt den Ansatz machen konnte antworten zu wollen, hörte sie auf der anderen Seite ein genervtes Schnauben.

„Sie ist keine zwei Sekunden hier und ihr überfallt sie so? Wie unhöflich!“, tadelte das Mädchen mit den wilden Locken, was Aurelia zum schmunzeln brachte. Ja sie war etwas überrumpelt und leicht überfordert, doch wirkten die Zwillinge nicht so, als wollten sie ihr etwas böses.
 

„Ich bin Hermine. Hermine Granger.“, stellte sich das Mädchen nun ebenfalls vor, reichte der neuen Gryffindor lächelnd die Hand.“ Aurelia ergriff diese nach kurzem zögern. Diese Geste überraschte sie fast so sehr, wie der Überfall der Zwillinge.

„Freut mich sehr. Das sind meine Freunde Harry, Ron, seine Brüder Fred und George kennst du ja bereits und das auf der andere Seite vom Tisch ist Ginny, auch eine Weasley.“

Bevor Hermine noch mehr Freunde bekannt machen konnte, legte ihr Ron eine Hand auf die Schulter. „Mensch Hermine. Du kannst ihr an ihrem ersten Tag doch nicht gleich so viele Namen an den Kopf werfen. Als ob sie sich alles merken kann.“

„Tja Ronald, nicht jeder hat ein Sieb da oben wie du.“, rechtfertigte sich Hermine und stemmte die Hände sitzend in die Hüften.
 

Hell lachte der Neuling inmitten der bunten Gruppe auf, hielt sich dabei die Hand vor den Mund.

„Ihr seid ja ulkig.“ Eine knappe Feststellung, was die anderen um sie herum zum schweigen brachte, jedoch nicht vor Entsetzen, sondern weil sie erst jetzt realisierten, dass niemand hatte Aurelia zu Wort kommen lassen.

„Ich freu mich hier zu sein.“
 

Nachdem die Erstklässler ebenfalls den Häusern zugeteilt waren, begann das größte Festessen, das man sich vorstellen konnte. Von Kürbispastete bis hin zur Siruptorte war alles da.
 

Während alle anderen munter das Essen von ihren Tellern schaufelte, ließ sich Aurelia dabei Zeit. Nicht weil sie keinen Hunger hatte, sondern weil sie sich ein Bild von den Schülern, den Lehrern, einfach allem machen wollte.

Sie schob sich ihre Gabel in den Mund, während ihr Kinn auf den Handrücken ihrer rechten Hand ruhte, abgestützt mit dem Ellenbogen auf der Kante des Tisches. Die grünen Augen schweiften durch den vollen Saal, musterten hier und da die ein oder andere Person. Die meiste Aufmerksamkeit schenkte sie jedoch den Slytherin. Laut, ungehalten, rücksichtslos und albern. Kein Wunder konnte sie sich sonst auf nichts anderes konzentrieren. Sie waren so laut, dass sogar die lautesten an ihrem eigenen Tisch übertönt wurden, warfen achtlos mit Essen umher und dennoch wurden sie nicht gebeten dies zu unterlassen.

Ein kurzer Blick in Richtung der Lehrer, dann Verstand Aurelia. Es war wohl ein normales Bild und vergebene Müh dem ein Ende zu setzen. Das verzweifelte Kopfschütteln von Professor Hagrid war Bestätigung genug und Aurelia war in diesem Moment ziemlich erleichtert darüber, dass der Hut sie nicht zu den Slytherins geschickt hatte.
 

„Wer ist das?“, flüsterte das blonde Mädchen so leise, dass nur Hermine sie gehört hatte. Diese überlegte nur den Hauch einer Sekunde ob die Frage überhaupt an sie gerichtet war, ehe sie auch schon Ausschau in die Richtung hielt, in die Aurelia zu blicken schien. Unbehagen durchfuhr Hermines Körper, als ihr Blick auf den eisigen Draco Malfoys traf.

„Ach der. Beachte ihn am besten gar nicht. Das ist Draco. Draco Malfoy. Er will dich nur verunsichern, weil er keine Ahnung hat wer du bist und wieso du hier bist. Sein Vater hat ihm schon zu Beginn verraten dass jemand Neues kommen wird, er konnte ihm aber nicht sagen wer genau. Das macht ihn bestimmt wütend. Sein Vater ist Lucius Malfoy weißt du.“
 

Interessiert hielt Aurelia dem stechenden Blick des Slytherins stand. Sie hatte keine Angst. Dass sie womöglich eine Weile Thema Nummer 1 sein würde war ihr bewusst.

„Malfoy also…“, murmelte sie nachdenklich vor sich hin.

Ron beugte sich über den Tisch, damit er die Neue direkt betrachten konnte. „Er ist ein Idiot und macht einem das Leben wo es nur geht schwer!“, warf er ein, worauf Aurelia zu grinsen begann.

„Ein echter Slytherin was?“

Verwirrt tauschen die anderen um sie herum Blicke aus. Schließlich wandte sie sich wieder in die Gruppe, da Malfoy den Blickkontakt abgebrochen hatte, weil ihn ein anderer Slytherin versehentlich angerempelt hatte und er seinem Unmut darüber kund machen musste.

„Er ist böse…“ Hermine hauchte die Worte so leise, als hätte sie Angst jemand anderes könnte sie hören und dafür bestrafen. „Halt dich lieber fern von ihm und seiner Gang.“

Aurelia nickte nur.
 

Bevor der erst Unterricht beginnen konnte, wurden für die Neuen die Zimmer eingeteilt. Glücklicherweise gab es noch ein freies Bett welches Aurelia beziehen konnte. Sie war die erste im Raum und vermutlich würde dies eine Weile erst mal so sein, weil die anderen Mädchen bereits in ihrem Zimmer gewesen waren.
Aurelia blickte sich um um in Erfahrung bringen zu können, welches Bett noch frei stand, da öffnete sich die Tür. Das erste was zu sehen war waren wilde Locken. Hermine trat ein.
 

„Aurelia!“, begrüßte der Lockenkopf diese, fiel dem blonden Mädchen sogleich um den Hals, welche ihr etwas überrumpelt die Hände sachte auf den Rücken legte.

„Witzig oder?“ Die neue Gryffindor gluckste amüsiert auf, schließlich löste Hermine die Umarmung.
 

„Du wirst dich wunderbar mit den anderen verstehen! Naja sie sind vielleicht etwas sonderbar aber im Großen und Ganzen sind sie alle sehr liebenswert. Das Bett dort rechts ist deins, mach es dir bequem.“

Aurelia zog eine Augenbraue hoch. Sie empfang Hermine schon als wunderlich und ihre Freunde ebenfalls. Vielleicht lag es aber nur daran, dass sie die vergangenen Jahre kaum Kontakt zu Gleichaltrigen hatte. So seltsam sie auch waren, waren sie auch gleichermaßen herzlich, was das blonde Mädchen beim Essen festgestellt hatte.
 

Die Unterrichtsstunden verliefen unspektakulär. Aurelia hatte dank ihres Vaters kaum Stoff aufzuholen, dennoch musste sie sich mehr als die anderen anstrengen. Ihr Vater hatte ihr - soweit er neben der Arbeit konnte - Hausunterricht gegeben. Wäre dies nicht der Fall gewesen, hätte die späte Aufnahme in Hogwarts wohl wesentlich problematischer verlaufen können.
 

Auf dem Weg in die Schlafräume wurden Hermine und Aurelia aufgehalten. Sie hatten den Unterricht gemeinsam mit Ron, Harry und Neville verlassen, wobei sich die Jungs aber von ihnen abgekappselt hatten, da sie noch zu Fred und George wollten.

Niemand anderer als Draco Malfoy und Anhang versperrten ihnen den Weg.
 

„Was willst du Malfoy?“, schnaubte Hermine genervt, dieser musterte sie abwertend, begann zu grinsen. Auf die Frage ging er nicht weiter ein. Er machte einen Schritt auf Aurelia zu, welche sich keinen Millimeter von ihrem Fleck bewegte.

„Beaumont, richtig?“, wandte er das Wort an sie.

„Richtig.“, war das einzige was er als Antwort bekam.

„Erzähl schon, wieso bist du hier?“

Es war kaum übersehen, dass Draco genervt war. Anscheinend hatte er damit gerechnet, dass Aurelia von sich aus begann zu erzählen.

„Das könnte ich dich auch fragen. Was genau wird denn in einer Schule gemacht?“

Hermine prustete auf, hielt sich die Hand vor den Mund, da sie bereits finster von Malfoy angefunkelt wurde.

„Hälst du dich für etwas besseres oder was?“, blaffte er sie von oben an.

Aurelia war etwas kleiner als Hermine, doch im Gegensatz zu Draco sah sie fast schon kindlich aus. Vor Zorn hatte Draco den Abstand zwischen ihnen verringert und Hermine musste sich ziemlich zurück halten, um nicht schützend vor Aurelia zu springen. Sie tat es nur nicht, weil sie bereits einen Fuß nach vorne gestellt hatte, wurde jedoch kaum merklich von Aurelia am Umhang wieder nach hinten gezuppelt.

„Das hab ich nicht gesagt. Deine Frage ist nur nicht ganz durchdacht. Du kannst sie mir gerne nochmal stellen, vielleicht etwas präziser.“, mit diesen Worten nahm das blonde Gryffindor Mädchen Hermine an der Hand und wandte sich zum gehen. Draco hatte für sie nicht den Anschein gemacht noch weiter sprechen zu wollen.
 

Schnaubend packte Draco Aurelia an der Schulter und drehte sie wieder zu sich. Er konnte gar nicht so schnell reagieren, da hielt sie ihm bereits ihren Zauberstab an die Kehle. Starr machte er keinen Schritt und auch seine Anhängsel schienen nicht eingreifen zu wollen.

„Fass mich nie wieder ohne meine Erlaubnis an.“ Sie sprach ruhig, schließlich wollte sie nicht unnötig aufmerksam auf sich machen. Der Zug allein war unbedacht. Sie mochte es lediglich nicht von oben herab betrachtet zu werden und dann auch noch so grob vom gehen abgehalten zu werden.
 

Gerade wollte Aurelia ihren Zauberstab wieder wegpacken, was eine Spur zu langsam war. Professor McGonagall hatte das Szenario bereits entdeckt und eilte zur Gruppe.

„Was ist denn hier los? Miss Beaumont? Möchten sie mir das erklären? Sie wollen doch nicht, dass Professor Dumbledore die Entscheidung sie in Hogwarts aufzunehmen bereut, nicht wahr?“

Die Angesprochene schüttelte den Kopf und noch bevor sie antworten konnte begann Malfoy zu sprechen, wurde aber von Hermine unterbrochen.
 

„Tut mir Leid dass ich dich in so eine Situation gebracht habe…“, entschuldigte sich das blonde Mädchen, nachdem sie mit Hermine im gemeinsamen Zimmer angekommen war. Irgendwie hatte es Hermine geschafft die Situation zu retten. Genug, damit auch Malfoy nichts mehr zu sagen hatte.

„Ich bin es nur nicht gewohnt dass… Ihr habt mir zwar erzählt dass Draco ein Idiot ist, ich hätte nur nicht gedacht dass er es schafft das innerhalb von wenigen Sekunden zu bestätigen.“

Hermine grinste schief, nahm auf ihrem Bett Platz. „Du musst dich nicht entschuldigen. Wenn du wüsstest wie viele solcher Situationen es mit ihm schon gab, da war das ganz harmlos.“

Aurelia nickte lächelnd, legte ihren Umhang ab, hantierte dann etwas an ihren Haaren herum, bis sie einen halbwegs anständigen Pferdeschwanz mit ihren langen, blonden Haaren hinbekam.
 

Hermine druckste eine Weile herum, stand auf und setzte sich wieder, blickte dabei immer wieder zu Aurelia. Hermine wäre jedoch nicht Hermine, würde sie nicht ihrer Neugier nachgehen.

„Dein Zauberstab ist sehr schön.“, stellte sie zum Anfang fest, deutete auf das Stück Holz in der Hand ihrer Zimmergenossen, welche ihn gerade unter ihr Kissen legen wollte.

„Oh danke, das ist Haselnussholz. Es hat lange gedauert bis er zu mir kam.“, antwortete sie lächelnd, drehte den Zauberstab noch einmal kurz in der Hand, legte ihn dann schließlich unter ihr Kopfkissen. „Ich hab einige Zeit bei Ollivander gearbeitet. Hinten Unterlagen sortiert oder was gerade nötig war und wozu er keine Lust hatte. Aber es hat mir Spaß gemacht. Eines Tages war Ollivander Erledigungen machen und ich hab in der Kammer aufgeräumt, bin von der Leiter gefallen aber nicht zu Boden gestürzt. Bevor ich es überhaupt realisieren konnte hatte ich ihn in der Hand und mich schweben lassen.“, erzählte sie munter, selbst überrascht darüber, dass sie etwas von sich aus zu erzählen hatte.
 

„Du hast bei Ollivander gearbeitet? Wie alt bist du wenn ich fragen darf?“, immer noch traute sich Hermine nicht ganz die offensichtlichste aller Fragen zu stellen, doch Aurelia verstand dennoch.

„Ich habe mit vielleicht 12 Jahren gebettelt und gefleht bei ihm anfangen zu können. Ich hatte bei so vielen gefragt ob ich aushelfen könnte, doch niemand wollte ein Kind einstellen, zu recht. Ollivander war auch skeptisch, nahm mich aber trotzdem. Weißt du, wir haben das Geld sehr gebraucht… Meine Mutter…“ Aurelia stoppte. Niemandem außer Dumbledore hatte sie in letzter Zeit über sich erzählt und auch bei ihm hatte sie einen schweren Klos im hals.

„Rosie?“, ergänzte Hermine ruhig, Aurelia nickte. Hermine hatte sich an die Worte des sprechenden Hutes erinnert und nun wusste sie ganz genau, dass Rosie ihre Mutter und damals Schüler in Hufflepuff war.

„Meine Mutter wurde krank kurz nachdem ich den Brief aus Hogwarts bekommen habe. Ich konnte sie nicht alleine lassen, also beschloss ich nicht zu gehen. Mein Vater hat mir alles was er konnte beigebracht, nur deshalb konnte ich hier mitten in der Schulzeit einsteigen. Weil er aber alleine arbeiten konnte, wollte ich helfen, also habe ich bei Ollivander angefangen. Leider verstarb meine Mutter vor knapp zwei Jahren. Es war jedoch ihr sehnlichster Wunsch, dass ich nach Hogwarts komme und nun bin ich hier.“
 

Plötzlich hatte Hermine einen Klos im Hals und einen Knoten in der Brust. Es tat ihr auf einmal unendlich Leid sie schon am ersten Schultag mit ihrer Vergangenheit konfrontiert zu haben. Bevor sie auch nur noch ein Wort sagen konnte, hörten beide lautes Gelächter im Flur. Die Tür ging auf und Lavender, Parvati und Fay - die anderen Zimmergenossinnen - betraten den Raum. Das war der Stichpunkt für beide das Thema zu wechseln. Hermine dachte sich, dass das blonde Mädchen nicht bereits am ersten Tag allen ihre Geschichte auf die Nase binden wollte und so begann eine kleine Vorstellungsrunde, gefolgt von Gesprächen eines jeden Mädchens. Lavender schwärmte wie hübsch die Jungs doch über die Sommerferien geworden waren.

Kapitel 3

Der Alltag wurde ein gängiger Freund der Schüler, so auch von der neuen Gryffindor.

Aurelia hatte sich inzwischen gut mit Hermine und den anderen angefreundet. Sie alle wussten das, was sie wissen mussten. Aurelia machte zwar kein Geheimnis um ihr vergangenes Leben, rieb es auch niemandem unter die Nase oder verlangte gar Mitleid. Im Gegenteil.

Sie lernte viel dazu, auch wie sie mit den einzelnen Lehrern umzugehen hatte, nur Snape würde für sie ein Rätsel bleiben. Doch laut Hermine war er das für jeden. Für jeden außer der Slytherins, speziell Draco, dem er alles durchgehen ließ.
 

Es war bereits einige Zeit vergangen seit die zierliche Blondine in Hogwarts aufgenommen wurde und nun war es endlich so weit. Zwar langweilte sie sich selten aufgrund ihrer neugewonnenen Freunde, dennoch freute sie sich sehr auf das jetzige Wochenende. Sie alle durften aufbrechen nach Hogsmead. Es würde bestimmt Spaß machen sich die Beine zu vertreten und andere Menschen um sich herum zu sehen.
 

Die Temperaturen draußen waren für die Jahreszeit recht kühl, was ihre Zimmermitbewohnerinnen nicht davon abhielt kurze Röcke anzuziehen. Das Wochenende war nicht nur gut dafür durch die Geschäfte zu bummeln sondern auch etwas mehr Zeit mit den Jungs zu verbringen als in der Schule. In Hogwarts war man nämlich nie wirklich ungestört. Aurelia hatte damit kein Problem, schließlich gefiel ihr keiner der Jungs. Fred und George witzelten hier und da um sie herum, doch sie empfand es weniger als flirten, mehr als freundschaftliche Zankereien. Vielleicht hatte sie auch einfach nur ein schlechtes Wahrnehmungsvermögen. Hermine sagte ihr zwar öfter, dass sie andere nach ihr umdrehten, sie selbst war dafür wohl viel zu blind.
 

„Du siehst bezaubernd aus!“m fiepte Hermine von ihrer Seite des Zimmers und auch die anderen stimmten mit ein. Aurelia blickte in den Spiegel, betrachtete somit die Mädchen, sah sich dann selbst im Spiegel an. Da man seine Schuluniform außerhalb von Hogwarts nicht tragen musste, hatte sie sich ein knielanges, figurbetontes, dunkelgrünes Kleid mit Rollkragen angezogen, darunter schwarze, blickdichte Strumpfhosen, welche ihre dünnen Beine umschmeichelten. Ihr langes, weißblondes Haar trug sie offen, mit Ausnahme einer goldenen Haarspange die sie von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte, inmitten ihrer Haare, die links und rechts einige Strähnen zusammen hielt. Ihre recht kleine Statur mogelte sie etwas größer durch minimale Absätze an ihren schwarzen Kniestiefeln. Da sie so der Kälte nicht trotzdem konnte, trug sie über dem Kleid einen noch offenen schwarzen Mantel mit weiß-schwarzem Fell um den Kragen.
 

Aurelia drehte sich mit leicht geröteten Wangen um und wusste nicht so recht was sie sagen sollte. Sie hatte sich lange nicht mehr herausgeputzt.

„Danke, ihr seht auch alle richtig hübsch aus.“, gab sie fast schon kleinlaut zurück und zuckte etwas überfordert mit den Schultern.

Kichernd hackten sich links Lavender und rechts Parvati bei ihr ein und zogen sie mit sich aus dem Zimmer, gefolgt von den zwei restlichen Bewohnerinnen.

„Halt wartet, ich hab meine Tasche vergessen!“, warf Aurelia ein, wurde darauf wieder losgelassen. „Okay, wir gehen schon mal vor, wir sehen uns dann!“

Hermine wartete geduldig auf das blonde Gryffindor Mädchen, während die anderen drei bereits aufgebrochen waren. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick, da hatte Aurelia ihre Tasche ergriffen, welche dann doch mehr als ein brauner Rucksack fungierte.
 

Auf dem Weg nach draußen, durch den langen Flur vertraute sich Hermine Aurelia über Ron an. Nach dem Weihnachtsball war Ron irgendwie grimmig.

„Hermine Granger. Du erzählst mir Tag ein Tag aus dass den Jungs die Augen aus dem Kopf fallen wen sie mich sehen und selber kannst es aber selbst nicht verstehen, wenn dich ein Mann toll findet? Du hast mit einem anderen Mann getanzt und dich danach noch einige Male mit ihm getroffen. Ron wusste zwar nichts davon, aber meinst du nicht er hat mitbekommen, dass du dich verändert hast?“

Hermine hielt hastig die Luft an, schüttelte hysterisch den Kopf. Dann begann sie plötzlich in Kreisen zu laufen, dabei die Fäuste in die Hüften gestemmt. „Nein, nein, nein. Ronald hat doch keine Ahnung von sowas! Abgesehen davon ist es ja nicht so, als würde er sehnsüchtig auf mich warten. Er war ja selbst mit jemandem aus! Mit Lavender!“, rechtfertigte sie sich. Plötzlich knallte sie scherzhaft in jemanden rein und fiel auf den Hintern. Sie hatte durch ihre Verwirrung völlig übersehen, dass in Flur nicht mehr nur sie und Aurelia waren, somit war sie durch ihre hastigen Bewegungen geradewegs in Pansy Parkinson gelaufen.
 

Anders als Hermine, hatte Pansy gesehen dass der Lockenschopf geradewegs auf sie zu lief, weshalb sie noch gerade so das Gleichgewicht halten konnte. Empört über die Unachtsamkeit Grangers beugte sich Parkinson zu dieser runter und schuckte sie an den Schultern, sodass Hermine noch nicht mal die Möglichkeit hatte sich aufrichten zu wollen. Aurelia eilte augenblicklich zur Hilfe und klatschte die Hände von Pansy weg.
 

„Sag mal spinnst du?“, blaffte die Blonde das Slytherin Mädchen an, erblickte nun auch Draco neben ihr.

„Wer hat mich denn angerempelt?“, fauchte Pansy zurück.

„Und wer liegt am Boden? Ich glaube dir gehts etwas zu gut.“, zischte Aurelia zurück.

Bevor Pansy noch eine dumme Bemerkung machen konnte, hielt sie Draco an der Schulter davon ab, schritt auf die anderen beiden zu. Zu aller Überraschung bliebt er vor Hermine stehen und hielt ihr die Hand zum aufhelfen hin.

Hermine und Aurelia tauschten perplexe Blicke, blickten beinahe gleichzeitig wieder zu Draco. Zögerlich streckte Hermine ihre Hand nach ihm. Solch eine Geste kam nicht oft vor.
 

„Du überlegst mir zu lange Schlammblut. Wenn du meine Hilfe nicht brauchst…“ Mit diesen Worten hatte Draco seine Hand wieder weggezogen, im selben Moment, in dem Hermine ihre gerade in seine gelegt hatte. Es kam wie es kommen musste und Hermine flog wieder auf den Hintern.
 

Ruhig half Aurelia ihrer Freundin auf, erkundigte sich nach ihrem Wohlergehen, Hermine vergewisserte ihr, dass ihr nichts fehle und dass sie besser weiter gehen sollten. Der braunhaarige Lockenschopf entschuldigte sich sogar bei den beiden Slytherin um die Situation zu beschwichtigen, da lief die kleine Blondine auf Draco zu.
 

Ein lautes Klatschen erfüllte den sonst leeren Flur, gefolgt von langer Stille. Aurelia hatte Draco tatsächlich eine Ohrfeige verpasst.

Dieser hielt sich geschockt die glühendrote Wange, öffnete den Mund doch da schnitt ihm die Gryffindor bereits in seinem Vorgehen.

„Sei bloß still! Was? Kann sich dein Wachhund nicht genügend verteidigen dass du da mitmachen musst? Dir hat doch niemand was getan! Du glaubst wohl dir alles erlauben zu können. Nenn Hermine noch einmal so und ich kann für nichts garantieren!“
 

Wutentbrannt zückte Draco seinen Zauberstab, so auch Aurelia. Es entstand eine gefährliche Atmosphäre zwischen den beiden. Hermine versuchte zu schlichten und auch Pansy fand es gar nicht mehr so lustig.

„Misch dich nicht ein!“, fauchte Draco. „Was glaubst du überhaupt mit wem du so redest?“

Aurelia lachte trocken, hielt ihren Zauberstab mittlerweile so fest mit der Hand umschlossen, dass ihre Knöchel weiß wurden. „Keine Ahnung für wen du dich hälst, ist mir auch egal. Entschuldige dich sofort bei Hermine, dann kann ich mich vielleicht sogar beherrschen.“ Sie funkelte ihn mit ihren grünen Augen an, Draco hielt ihrem Blick stand, beide machten einen Schritt aufeinander zu.
 

„Pertificus Totalus!“, ertönte eine laute Männerstimme im Flur, gefolgt von schnellen Schritten in Richtung der vier Schüler.

Augenblicklich erstarrten die bewaffneten Schüler und konnten sich durch den Zauber nicht mehr bewegen.

Professor Snape kam angerannt. Hermine hielt den Atem an, Pansy stellte sich augenblicklich auf ihre Seite und biss sich auf die Unterlippe.
 

„Was soll der Humbug?“, wollte er entnervt wissen, betrachtete alle vier und löste schließlich den Zauber wieder auf. Beide ließen ihre Zauberstäbe fallen, da der Zauber so schnell wie er gekommen auch so schnell wieder weg war und sie sich auf beides nicht hatten vorbereiten können. Wie auch.
 

„Miss Beaumont, Mister Malfoy. Miss Beaumont, das ist nicht das erste Mal dass sie Mister Malfoy mit ihrem Zauberstab in Bedrängnis bringen. Und von ihnen hatte ich mehr erwartet Mister Malfoy. Eure jugendlichen Auseinandersetzungen solltet ihr im Griff behalten.“, fuhr er beide an. Sofort wollte sich Draco rechtfertigen. „Ich will nichts hören! Von mir aus könnt ihr euch bis aufs Blut hassen. Solange ihr meine Schüler seid muss ich mich wohl oder übel um euer Wohlergehen kümmern und sowas wie eben verhindern. Es interessiert mich nicht was für kleine Problemchen ihr habt. Ihr könnt aber ausgiebig darüber nachdenken. Kein Ausgang für euch, ihr bleibt hier und ich will keine Widerworte hören. Granger, Parkinson, geht zu den anderen und ich will mich nicht wiederholen müssen.“
 

Pansy musste gar nicht darüber nachdenken so schnell war sie schon auf dem Weg, während Hermine einige Sekunden stehen blieb und ihr schließlich folgte. Sie wusste dass mit Snape nicht zu spaßen war, wenn dieser erst mal tobte.
 

„Ich hab damit ni-„

„Hatte ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt?“, schnitt der Professor Aurelia das Wort ab und auch Draco wagte es nicht mehr irgendwas von sich zu geben. Beide senkten ihre Köpfe.

„Da ihr euch so gut zu verstehen scheint dürft ihr in der Bibliothek Briefe verschließen. Keine Sorge, dort wird niemand außer euch sein, also könnt ihr euch nach Herzenslust unterhalten.“
 

Entnervt schnaubte Aurelia, legte einen weiteren Brief auf den kleinen Stapel links von ihr. Ihr gegenüber saß der blonde Slytherin, wegen dem sie überhaupt hier saß. Da hatte sie sich endlich mal wieder hübsch gemacht und nun musste sie in diesem Outfit mit dem ihr wohl unsympathischsten Menschen der ihr begegnet war fertige Briefe in Briefumschläge stecken und verschließen. Was hätte man sich besseres für ein Wochenende wünschen können?
 

„Jetzt rühr doch auch mal einen Finger. Wenn du glaubst ich mach das alles alleine hast du wohl weniger als ich dachte im Kopf.“

Sie waren zwar erst gute zehn Minuten in der Bibliothek, doch Draco hatte nichtmal den Anschein gemacht einen Brief auch nur anfassen zu wollen.

„Wieso? Machst du doch klasse.“, gab er nur gelangweilt von sich, wippte auf seinem Stuhl vor und zurück, sah dabei mehr oder minder interessiert durch das große Zimmer.
 

Grummelnd schwieg die kleine Blondine, schloss einige weitere Briefe. Schließlich war ihre Geduld am Ende. Sie rutschte etwas vom Stuhl, sodass sie locker unter dem Tisch mit ihren Fußen bis zu Dracos Stuhl kam,

„Jetzt pack mit an!“, versuchte sie es ein letztes Mal mit reden, vergebens.

Sie drückte ihre Schuhspitze an den Stuhl, zwischen Dracos Beinen. Dieser realisierte sofort, da er sich rasch mit beiden Händen nach dem Tisch griff.

„Ich bitte dich kein weiteres Mal.“

„Das war keine Bitte.“, korrigierte der Slytherin erstaunlich ruhig.

„Willst du mit mir über die Ausdrucksweise diskutieren? Jetzt?“

Draco wusste selbst dass es nicht klug war zu provozieren, schließlich schwebte sein Stuhl gerade so auf zwei Beinen und sie hatte ihren Fuß zwischen seinen Beinen platziert.
 

Aurelia grinste. Draco nicht.

„Mach deinen Fuß da weg.“

„Dann mach du dich an die Arbeit.“

Da beide ziemlich stur zu sein schienen, könnte sich das Szenario ins unendliche ziehen.

„Ich wette dass ist dein intimster Moment mit einem Mann.“, spottete Malfoy.

Die Augen der Gryffindor formten sich zu schmalen Schlitzen, durch welche sie ihren Gegenüber finster anblickte, jedoch schwieg.

„Nein wirklich. So eine wie dich wollte bestimmt noch keiner anfassen.“, fuhr er mit der Stichelei fort, grinste nun breiter als Aurelia zuvor.

Augenblicklich wurde das Gesicht des jungen Mädchens ausdruckslos. Am liebsten hätte sie mit ihrem Fuß so fest zugestoßen, dass sich Malfoy das Genick gebrochen hätte, doch außer ihr war niemand da, also hätte sie sich auch wieder um ihn kümmern müssen und darauf hatte sie noch weniger Lust, als sowieso schon auf die komplette Situation. Sie setzte sich wieder aufrecht hin und auch Draco stellte seinen Stuhl schnell auf alle Viere, bevor die Blonde nicht vielleicht doch auf irgendwelche dummen Gedanken kam.
 

Zwar hatte Draco keinen wunden Punkt getroffen, ihr gefiel aber nicht, dass er dachte über sie urteilen zu können. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte sie keine vernünftige Unterhaltung mit ihm führen können und von diesen Möglichkeiten gab es bei weitem zu wenige. Was also fiel ihm ein über ihre Interaktionen mit anderen Menschen spekulieren zu können.

Stumpf konzentriere sie sich nun ausschließlich auf die ihr zugeteilte Arbeit. Draco beobachtete sie eine Weile, bis ihn wohl auch die Muse packte und er - zwar in einem langsamen Tempo - mithalf. Weniger aus Reue, mehr aus Langeweile, weil er ja sonst nichts weiter machen konnte und Snape ließe ihn garantiert nicht früher gehen.
 

So verbrachten beide ihren Samstag, an dem beide eigentlich nach Hogsmead aufgebrochen waren zwischen unzähligen Büchern, beim zukleben von hunderten von Briefen.

Kapitel 4

Es war kalt und regnete, doch das hielt die Schule nicht davon ab das bereits angekündigte Quidditch Spiel stattfinden zu lassen. So standen alle Interessenten eingehüllt in warme Kleidung um das Spielfeld herum, während die Spieler auf ihren Besen durch die kalte Luft und den lästigen Regen flogen.

Siegessicher waren beide Mannschaften. Slytherin und Gryffindor. Manchmal wurde das Gefühl erweckt, als würde es sich nicht nur um ein Spiel handeln sondern um die ehre des jeweiligen Hauses.
 

Aurelia verfolgte das Geschehen so gut sie konnte. Natürlich fieberte sie für Gryffindor, nicht zuletzt weil Harry und Ron als Spieler mitwirkten. Beide Mannschaften waren gut. Gryffindor durch die teilweise riskanten Manöver und Slytherin durch das aggressive Verhalten. Passte ja nur zu gut.
 

Je länger das Spiel ging, desto dunkler wurden die Wolken und es entstand Nebel. Durch den Nebel und den starken Regen konnte man kaum noch etwas erkennen. Die Spieler hatten gut zu kämpfen. Es wurde bereits überlegt das Spiel abzubrechen, doch dafür war es bereits zu fortgeschritten. Dann wäre der Einsatz umsonst gewesen, also beschloss man noch etwas zu warten, sofern das Wetter nicht zunehmend schlechter wurde als es ohnehin schon war.
 

Laut nieste die blonde Gryffindor, mehrfach hintereinander. Sie stand mit ihren Freunden im Bereich der Gryffindor, eingepackt in einen dicken Mantel und einen langen Schal. Ihre Mütze hatte sie dummerweise vergessen, versuchte deshalb die roten Ohren mit dem Schal zu schützen, indem sie sich diesen weiter hoch zog, sodass ihr halbes Gesicht bedeckt war. Wäre sie nur im Gebäude geblieben. Gryffindor hätte auch ohne ihre Anwesenheit gute Arbeit geleistet.

Erneut musste Aurelia niesen, hielt sich diesmal die Stirn mit der Handfläche, da sie das Gefühl hatte, ihr Hirn würde sonst rausspringen.
 

Hermine sah ihre neue Freundin besorgt an, nachdem sie ihr bereits zum… keine Ahnung wie vielten Mal Gesundheit gesagt hatte. „Du wirst krank.“, wiederholte sie abermals. Jedes Mal wenn sie diese Feststellung machte, wurde sie von Aurelia abgestritten. Doch diesmal hörte ihr die Braunhaarige gar nicht mehr zu, sondern zog sie am Arm mit sich mit. Überraschenderweise wurde wenig Widerstand geleistet. Offensichtlich hatte Aurelia den Kampf aufgegeben und eingesehen, dass sie doch etwas kränkelte.
 

Im Krankenflügel wurden die beiden bereits von Madam Pomfrey in Empfang genommen, Aurelia sah wohl so schlecht aus, dass diese erschrocken aufgluckste. „Kind, Liebes! Setz dich, setz dich!“, forderte sie auf, half Hermine dabei das junge Mädchen auf ein Bett zu setzen, Kurz darauf befahl sie Hermine ihr zu helfen die Kleiderschichten zu entfernen. Das blonde Mädchen schwitzte, was aber nicht an der dicken Kleidung lag sondern an dem steigenden Fieber.
 

Aurelia selbst bekam kaum noch etwas mit, bis sie schließlich vor Erschöpfung eingeschlafen war. Das letzte woran sie sich erinnern konnte war, dass Hermine wohl kurz weggewesen war, um frische Kleider zu bringen, einen Schlafanzug damit sie nicht in Unterwäsche verweilen musste. Kurz darauf schwang sie ihren Zauberstab und zog Aurelia somit ihren weißen Schlafanzug an, welcher aus einer kurzen Shorts und einem lockeren Oberteil mit freien Schultern aber langen Ärmeln bestand. Danach wurde ihr noch Medizin in den Mund gekippt und dann war leere.
 

Stunden waren vergangen bis Aurelia endlich aufwachte. Es war bereits dunkel als sie ihre grünen Augen öffnete und sich der Länge nach leicht streckte. Ihr ging es bereits etwas besser, sie fühlte sich aber immer noch leicht benommen. Die Medizin zeigte bereits Wirkung, natürlich. Auf Madam Pomfrey war Verlass. Langsam setzte sich das junge Mädchen auf, strich sich einige Haarsträhnen hinter das Ohr und gähnte.
 

„Du schnarchst.“

Verwirrt drehte sich Aurelia zur Seite. Diese Stimme kam ihr bekannt vor. Es war Draco. Er lag in dem Bett neben ihr. Sie wurden lediglich durch eine kleine Wand mit hellblauem Umhang getrennt. Es war jedoch mehr Deko als eine Möglichkeit Abstand zum Nachbar neben sich zu nehmen, so konnte es einem zumindest vorkommen.
 

Genervt schaubte Aurelia. Nicht einmal im Krankenflügel hatte sie ihre Ruhe. Sie war immer noch rot um die Nase durch das leichte Fieber, weshalb sie es nicht unbedingt angenehm fand in so einem Zustand auf Malfoy treffen zu müssen.
 

„Was machst du hier?“, wollte sie wissen. Während sie die Frage gestellt hatte, musterte sie den blinden Slytherin, bemerkte dabei schnell den Gips um sein linkes Bein. Plötzlich fiel ihr wieder ein wieso sie überhaupt hier war. Das Wetter beim Quidditch Spiel war furchtbar, bestimmt hatte es auch etwas damit zu tun, dass Draco hier war.
 

„Siehst du doch.“, seufzte er genervt, selbst angeschlagen durch seinen aktuellen Zustand. Malfoy schob den kleinen Vorhang rasch zur Seite, dann verschränkte er die Arme hinter seinem Kopf nachdem er sich etwas aufgesetzt hatte. „Konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen, bin mit Weasley zusammengeknallt. Dieser Vollidiot hat nichtmal einen Kratzer und ich muss jetzt für das nächste Spiel ausfallen.“, machte er seinen Unmut kund, verdeutlichte dies zusätzlich durch ein leises Zischen.
 

Aurelia grinste kurz, pellte sich aus ihrer Decke und setzte sich auf die Bettkante. Ihre Beine baumelten vom Bett. „Jeder bekommt das was er verdient.“, stellte sie ruhig fest, blickte dabei zu Draco. Dieser runzelte nur die Stirn. „Und deshalb bist du… ach genau, du bist ja auch hier. Hast du also das Selbe verdient wie ich?“, erwiderte er mit rollenden Augen.

Ertappt über die Tatsache zog das junge Mädchen ihre Beine auf das Bett, umarmte sie mit den Armen und bettete ihr Kinn auf die Knie. „Vielleicht, wer weiß. Dein Bein ist gebrochen, ich hab nur Fieber. Aber wer weiß wie das Glück eines jeden Aufgeteilt ist. Manche haben ihren Anspruch vielleicht schon zu früh aufgebraucht.“, überlegte sie, nicht zuletzt wegen ihrer Mutter. Wenn jeder das bekam was er verdient hatte, wieso also wurde ihr ihre Mutter genommen?
 

„Was soll das heißen?“, wollte Draco leicht irritiert wissen, löste seine Arme hinter dem Kopf wieder um sich etwas aufrechter hinzusetzen. Er tastete auf dem kleinen Tisch neben dem Bett herum, bis er etwas fand womit er seine Hände beschäftigen konnte - einen kleinen roten Notizblock, aus welchem er einige Seiten riss und sie in kleine Kugeln zerknüllte.

„Wirst du jetzt sentimental oder was?“
 

Die Angesprochene reagierte kaum auf Dracos Wort, zu sehr war sie in Gedanken verschwunden. „Das ist doch unfair. Manche leben und leben und leben einfach in den Tag rein und manche werden einfach von einem Tag auf den anderen vom Besen gestoßen und müssen gucken wie sie zurecht kommen.“, begann sie seufzend. Malfoy war sichtlich überrascht über die Worte, warf jedoch nichts eigenes ein, zerknüllte immer noch die Blätter des Notizblockes.

„Ich meine, entweder war sie so ein schlechter Mensch, was einfach nicht sein kann oder aber ich war nie gut genug oder werde nie gut genug sein und deshalb wurde sie mir genommen…“ Aurelia schloss die Augen.
 

„Wovon sprichst du? Fängst du jetzt an zu heulen?“, wollte Draco entnervt wissen. Diese Situation überforderte ihn auf unangenehmste Art und Weise. Er war nie der sentimentalste Mensch gewesen, auch war er kein Profi darin jemanden aufzumuntern, da er sich nie in der Pflicht gesehen hatte. Dennoch hatte er in diesem Moment den Drang etwas zu unternehmen, damit die Atmosphäre wieder lockerer wurde, wobei… Es war nie locker wenn die beiden aufeinander trafen, also konnte es ihm wiederum doch egal sein.
 

Empört blickte die junge Gryffindor auf, ließ ihre Beine wieder vom Bett baumeln. „Das hättest du wohl gerne dass ich vor dir anfange zu heulen!“ Aurelia seufzte. „Ich rede von meiner Mutter falls es dich wirklich interessiert. Sie war lange krank und ist vor kurzem gestorben. Wenn jeder das bekommt was er verdient, wüsste ich gerne ob es so gekommen ist weil sie es verdient hat oder ich…“ Verwundert über ihre eigenen Worte zuckte sie nur mit den Schultern. „Vergiss was ich gesagt hab.
 

Abschätzend musterte Draco das Mädchen auf dem Bett neben seinem, bewarf sie mit einem der zerknüllten Papiere, worauf er wie erwartet einen empörten Blick bekam. „Hör auf dir das Hirn zu zermahlen Beaumont. Bist du deshalb erst jetzt nach Hogwarts gekommen?“ Aurelia nickte, erklärte ihm sogar dass sie sich hatte um ihre Mutter kümmern wollen weil diese krank war. „Du willst dir die Schuld dafür geben, damit du es besser verarbeiten kannst. So klappt das aber nicht. Deine Mutter ist nicht gestorben weil sie oder weil du an irgendwas Schuld wart, sondern weil es an der Zeit war. Für dich scheint es zu früh, für das Schicksal war es aber genau richtig. Niemand kann das Schicksal übergehen.“, erklärte Malfoy mit einer überraschend angenehmen Stimmlage. Er sah mittlerweile aber aus einem der großen Fenster. Es regnete immer noch, doch das Wetter hatte sich wesentlich gebessert. „Man kann es nur versuchen zu lenken.“, fügte er noch hinzu, huschte mit dem Blick zu Aurelia, welche ihn mit großen Augen betrachtete. Dies war wohl die erste vernünftige Unterhaltung, die sie jemals mit ihm geführt hatte und irgendwie war es nicht so beunruhigend, wie sie sich versuchte einzureden.
 

„Danke.“, war das einzige was sie in der aktuellen Situation von sich geben konnte, Draco schnaubte. „Für was denn? Ich will nur nicht dass du heulst. Ich bin nicht in der Lage dem zu entkommen, also…“, versuchte er sich rauszureden, verschränkte dabei die Arme vor der Brust und sah wieder aus dem Fenster.

Aurelia lächelte unmerklich, verkroch sich wieder unter ihre Decke, da ihr langsam kalt wurde. Es war gruselig, aber Draco hatte wohl noch eine andere Seite, die er nicht gerne zeigte. Vielleicht war er auch einfach nur dann ein Ekel, wenn jemand aus seiner Gang bei ihm war. Vielleicht lag es aber auch an den Medikamenten die er bekommen hatte. Ein Knochenbruch tat höllisch weh und verlangte nach härteren Mitteln. Das musste es sein.
 

Beruhigt über die erklärende Feststellung ließ sich das blonde Mädchen in die Kissen sinken. Plötzlich waren Schritte zu hören. Nicht von einer Person, nicht von zwei, von wesentlich mehreren. Kurz darauf erblickten die beiden Patienten Ron, Hermine, Harry, Pansy, Crabbe und Goyle, gefolgt von Madam Pomfrey.
 

„Meine Herren! Ich habe gesagt nicht so viele! Drei sagte ich!“, rief sie allen hinterher, wurde jedoch gekonnt ignoriert. „Wir sind doch drei.“, stellte Ron mehr beiläufig fest, doch er wusste was sie meinte. Insgesamt waren sie zu sechst, doch weder er, Hermine und Harry noch das Gefolge von Draco wären bereit gewesen Abmachungen zu treffen, wer wann in den Krankenflügel zu Besuch gehen dürfte. Also taten sie das einzig richtige und… liefen alle rein.
 

Da sie sowieso nichts anderes erreichen konnte, machte Madam Pomfrey wieder kehrt nachdem sie beide Patienten von weitem gefragt hatte wie es ihnen denn erginge, worauf beide ihre Besserung bekannt geben konnten. Nun waren sie also wieder alleine. Die beiden und ihre Freunde.
 

Hermine nahm vorsichtig Platz auf der Bettkante ihrer Freundin, Ron lehnte sich gegen das Bett und Harry blieb neben diesem stehen. „Gehts dir wirklich besser?“, wollte der Lockenschopf wissen, worauf Aurelia lächelnd nickte. „Fällt mir schwer zu glauben dass du dich hier auskurieren kannst. Naja jetzt wo er auch da ist…“, murmelte er leise, wobei ihn trotzdem jeder hören konnte. Die Blondine blickte flüchtig zu dem Patienten neben sich, welcher sie mahnend ansah, sich schnell wieder seinen Freunden zuwandte und Aurelia verstand. Natürlich sollte niemand wissen dass er auch einige nette Worte für Menschen übrig hatte.
 

Aurelia grinste und zuckte mit den Schultern. „In meinem Kopf dröhnt es so laut, dass nicht mal er es schlimmer machen könnte.“ Verwundert nickten die drei. Hermine konnte es nicht lassen, sie fühlte mit der Handfläche die Stirn ihrer Freundin um zu überprüfen, ob diese immer noch Fieber hatte. „Madam Pomfrey hat schnell reagiert. Dir gehts in einpaar Tagen bestimmt wieder gut. So lange musst du leider noch hier aushalten.“, stellte sie nickend fest.

Damit hatte sich die junge Gryffindor bereits abgefunden. Sie würde hier sowieso vor Draco rauskommen. Abgesehen davon würde sie schon irgendwie mit ihm fertig werden. Der letzte Zwischenfall war schon einige Zeit her.
 

„Ah! Wer hat denn nun gewonnen?“, wollte sie neugierig wissen. Das Draco nicht bereits erzählt hatte ließ sie vermuten wer der Gewinner des Quidditch Spiels war. Zu ihrer Überraschung ließ Ron den Kopf hängen. „Slytherin hat gewonnen…“, murmelte er vor sich hin und Harry nickte bestätigend. „Ja, Malfoy und Ron sind zusammengeknallt und obwohl Malfoy gestürzt und sich das Bein gebrochen hat… hat er den Schnatz gefangen.“, erklärte Harry, beide anderen Freunde nickten.
 

Überrascht darüber, dass Draco nicht schon lange damit geprahlt hatte schielte sie zu diesem rüber. Sie wusste dass er alles gehört hatte, denn er grinste, drehte ein zerknülltes Papier in der Hand. Das Grinsen galt aber nicht seinen Freunden, denn diese unterhielten sich über sowas banales wie welcher Muffin heute Mittag besser geschmeckt hat, der mit Schokosplittern oder mit Blaubeeren. Sowas interessierte Malfoy nicht, nicht mal wenn ihm einer mitgebracht worden wäre.

Erneut führe Aurelia alles auf seine Schmerzmittel zurück, denn Draco war wirklich kein bescheidener Mensch. Im Gegenteil. Er prahlte mit allem wenn es um ihn ging.
 

Drei Tage waren bereits vergangen, in denen Aurelia gemeinsam mit Draco Malfoy den Krankenflügel bewohnte. Draußen hatte das Wetter eine überraschende Wendung genommen. Es schneite und das mitten im März. Nachdenklich stand das blonde Mädchen am Fenster, die Füße schützend in flauschigen Hausschuhen, selbst trug sie eine schmale Jogginghose in Gryffindor rot und ein enges, schwarzes T-Shirt. Sowohl sie als auch Draco lebten noch, was nicht gerade selbstverständlich war. Im Gegenteil. Sie hatten sogar hier und da angenehm unterhalten, wenn auch in kurzen Spannen. Um die Langeweile zu überbrücken, hatten sie ein Spiel erfunden, was mit den Papierknöllchen von Dracos Notizblock zu tun hatte. Hinter die Regeln waren beide nicht gekommen. Sie warfen sie sich einfach nur im Liegen zu und wer am meisten aus dieser Position fangen konnte hatte gewonnen.
 

„Steh da nicht so lange rum, du wirst nur wieder krank.“, rief der blonde Slytherin seiner Zimmergenossin auf Zeit zu, welche sich nun mit dem Rücken an die Fensterbank lehnte und ihn ansah. „Machst du dir etwa sorgen? Du? Draco Malfoy?“, wollte sie sichtlich überrascht wissen, worauf dieser entnervt schnaubte. „Natürlich, ich sorge mich um deine Gesundheit… So ein Unsinn. Ich werde hier noch länger bleiben. Meinst du ich will dass du einen Tag gesund bist, nur um dann wieder hierher zu kommen und mich zu nerven?“

Aurelia verdrehte die Augen. Sie wusste nie wie er seine Gesten meinte. Mal konnte man wirklich annehmen er interessierte sich für jemand anderen als sich selbst und dann machte er alles mit Worten wieder kaputt. Das war er nunmal, Draco Malfoy höchstpersönlich.
 

„Keine Angst, morgen darf ich wieder gehen sagte Madam Pomfrey. Dann hast du den ganzen Raum für dich alleine.“, gab sie grinsend zurück. Sie wusste dass Draco vor lauter Langeweile am liebsten schreien würde und nun durfte sie schon bald wieder in den Alltag zurück. Wenn sie es nicht besser wüsste würde sie glatt behaupten, dass Draco ein ganz normaler Junge in ihrem Alter war, der nicht lange auf einem Fleck sitzen konnte und einfach etwas mit seinen Freunden unternehmen wollte. Doch nicht er hier. Er war speziell, arrogant, eigensinnig und rücksichtslos. Dennoch hatte er die vergangenen drei Tage erstaunlich viel Frauenbesuch. Diese böse Art zog die verliebten Hühner wohl geradezu an. Klar, er war attraktiv mit seinen etwas längeren blonden Haaren, seinen grauen Augen, dem markanten Kinn und der blassen Haut, dazu war er noch recht groß, aber sein Charakter ließ ihn wiederum weniger attraktiv aussehen. Wobei Aurelia in den wenigen Tagen auch eine andere Seite kennengelernt hatte. Und wieder war da dieser Gedanke, aber diesmal kannte sie die Antwort ja bereits - die Medikamente ließen ihn irgendwie nett wirken.

Kapitel 5

Es waren bereits einige Tage vergangen als Aurelia den Krankenflügel verlassen durfte. Ihr ging es wieder gut und einen Rückschlag hatte sie bisher auch nicht erlitten. Soweit sie mitbekommen hatte, durfte Draco auch wieder in den Alltag zurück, er lief wohl noch nicht ganz selbstständig. Ein Krückstock half ihm dabei sich fortzubewegen. Ein lustiger Gedanke, wenn man den Anblick noch nicht kannte, wobei dieser sicherlich auch interessant anzusehen war.

Allerdings war jeder Anblick auf Draco Malfoy irgendwie anmutig. Dieses Phänomen hatte er von seinem Vater, zumindest etwas.
 

Gähnend saß Aurelia vor einigen Büchern gebeugt in der Bibliothek, versuchte ihre schweren Augen offen zu halten. Sie war direkt nach der letzten Unterrichtsstunde in die Bibliothek gegangen, damit sie einigen Stoff nachholen konnte. Den anderen hatte sie gesagt, dass sie noch etwas erledigen musste. Sie wollte etwas für sich sein und hätte sie erzählt dass sie in die Bibliothek gehen wollte, wäre ihr zumindest Hermine gefolgt. Schließlich waren Bücher ihre besten Freunde, neben den realen Menschen.
 

Ein weiterer Grund weshalb sie niemanden bei sich haben wollt war, dass das Frühlingsfest vor der Tür stand und alle eifrig bei den Vorbereitungen halfen. Sie selbst hatte bisher nichts dazu beisteuern können, da sie jeden Tag nach der Schule die Bibliothek aufgesucht hatte oder versuchte in ihrem Zimmer zu lernen, wenn die anderen Mädchen nicht da waren. Die Tage im Krankenflügel hatten sie doch mehr aus dem Unterrichtsstoff geworfen als sie zugeben wollte.
 

Die Ruhe tat gut und Aurelia kam sehr gut voran, wenn auch in einem sehr, sehr langsamen Tempo. Sie musste schon seit mindestens drei Stunden über den Büchern sitzen. Hätte sie sich nicht etwas zu trinken und zu naschen eingepackt, wäre sie schon längst auf dem Tisch eingeschlafen, ihr Hirn hielt sie nicht unbedingt wach, nicht nach den vielen Unterrichtsstunden davor.
 

„Die Bücher zu ersetzen wird ziemlich teuer.“, hörte sie plötzlich eine Stimme weiter weg von sich. Etwas träge richtete sich das blonde Mädchen etwas auf, da sie eine bequemere Position eingenommen hatte. Niemand außer ihr war in der Bibliothek, die ganzen Tage über. Die Vorbereitungen und die Vorfreude wegen dem Frühlingsfest waren den Schülern im Augenblick einfach wichtiger.

Skepsis machte sich in ihr breit, als sie den Hinterkopf des ihr bekannten Slytherins erblickte. Draco stand an einem Regal und studierte offensichtlich die Namen der einzelnen Bücher.
 

„Hast du vor die Bibliothek anzuzünden?“, wollte sie irritiert wissen, da sie weder mit der Bemerkung etwas anfangen konnte, noch mit der Tatsache dass Draco Malfoy die Bibliothek besuchte.

Tatsächlich war sein Bein wohl noch angeschlagen, da am Regal ein schwarzer Gehstock mit einem prachtvollen Diamanten in Form einer Schlange als Knauf am Regal lehnte, an welchem Draco gerade stand.
 

„Nein, aber du. Dass du den Rauch und die Funken aus deinem Kopf nicht bemerkst…“, antwortete e mit ausdruckslosem Gesicht, welches kurz darauf dann doch ein angedeutetes Grinsen nicht verstecken konnte, drehte sich dabei in die Richtung von Aurelia, welche an einem der langen Tische über einem Berg von Büchern saß.
 

Ihre Haare standen wohl zu Berge, da Draco mit dem Finger auf seinen Kopf zeigte und dann in Richtung der Blondine. Diese strich sich sofort die Haare zurecht, seufzte. „Das ist nicht lustig. Ich fühle mich, als wäre ich den ersten Tag auf der Schule. Und du? Versuchst du auch Stoff nachzuholen?“

Draco zuckte mit den Schultern, drehte ein Buch welches er aus dem Regal gezogen hatte in der Hand, hielt es dann leicht hoch, damit Aurelia das Cover erkennen konnte. „Der Feuersalamander“, zierte eine goldene Schrift das bereits abgenutzte, gelbe Buch. „Mir war langweilig. Die anderen sind beim Quidditch Training und die die es nicht sind, bereiten dieses witzlose Frühlingsfest vor und da ich beides mit dem Bein nicht schaffe…“, erklärte er schließlich, nahm seinen Gehstock und torkelte ans andere Ende vom Tisch an dem Aurelia saß, ließ sich auf einen Stuhl sinken und klappte das Buch an einer beliebigen Stelle auf.
 

„Verstehe.“, gab Aurelia knapp von sich, wandte sich wieder ihren Büchern zu. Das Draco als ein Wahlfach die Pflege magischer Geschöpfe hatte wusste sie, sie besuchte das Fach ebenfalls. Das sich dieser aber tatsächlich dafür interessierte hatte sie nicht geahnt. Er hätte schließlich genauso gut bei seiner Langeweile irgendwelche Comichefte durchblättern können. Vielleicht hatte er das aber auch schon und war durch damit.
 

Es verging einige Zeit in der sich beide einfach nur auf ihre jeweiligen Bücher konzentriert hatten, ehe Aurelia schließlich beschloss dass es endgültig genug war. Mehr nahm ihr Hirn nicht auf und was was es bereits aufgenommen hatte, war immer noch zu wenig. Aurelia schwang ihren Zauberstab, beförderte somit die überschüssigen Bücher wieder in die jeweiligen Regale, während sie die restlichen in ihre Schultasche zurück packte. Sie strich sich die Haare hinter die Ohren als sie fertig war, erhob sich dann von ihrem Platz. „Bis dann.“, war das einzige was sie an Draco zu sagen hatte.
 

Noch bevor sie einen Schritt machen konnte, kam jemand auf sie zugerannt. Es war ein Gryffindor, einer im selben Jahrgang wie sie, Dean Thomas, wenn sie nicht gerade den Namen vergessen hatte. Er schien ziemlich außer Atem, trug noch seine Quidditch Ausrüstung. „Hey Aurelia! Dachte ich mir doch dass ich dich hier finde! Anfang der Woche warst du auch schon hier als ich ein Buch zurückgebracht hab.“, plapperte er drauf los. Aurelia begrüßte ihren Klassenkameraden mit einem leichten Lächeln, wollte dann wissen ob sie ihm irgendwie helfen konnte oder ob etwas passiert war.

„Naja, ich komm gerade vom Training und muss gleich weiter um beim Aufbau vom Frühlingsfest zu helfen, vorher wollte ich aber noch zu dir. Ich wollte dich fragen ob du schon eine Begleitung zum Frühlingsfest hast?!

Aurelia blinzelte überrascht. Sie wusste nicht dass man für so eine Veranstaltung eine Begleitung brauchte. Sie hatte angenommen, dass sich einfach alle Schüler und Lehrer versammeln und feiern würden. Irgendwie empfand sie das gerade als etwas lästig, da sie sich nicht für eine Begleitung entscheiden wollte. „Nein hab ich nicht, ich wusste nicht…“, begann sie mit ihrer Antwort, wurde im Satz aber von Dean unterbrochen. „Möchtest du mit mir dort hin?“

Nach einer kurzen Pause zuckte Aurelia mit den Schultern, nickte kurz darauf. Sie mochte Dean, er war immer nett zu ihr und bisher wurde sie von niemandem gefragt außer von Fred und George, wobei sie die eher als Spaß angesehen hatte, eben aufgrund der Tatsache, dass sie diese Regelung davor noch nicht kannte.
 

Mit einem breiten Grinsen klatschte sich der junge Gryffindor in die Hände und nickte. „Sehr schön, dann freu ich mich jetzt umso mehr darauf! Bis dann!“, mit diesen Worten war er so schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war. Zurück blieb eine immer noch verwirrte Aurelia. Und ein Draco im Hintergrund, der sich bisher nicht dazu geäußert hatte. Aurelia hatte ihn ganz vergessen und Dean ihn wohl gar nicht bemerkt. Er sah sie von Kopf bis Fuß an als das blonde Mädchen zu ihm rüber blickte. „Was?“, wollte sie mit gehobener Augenbraue wissen. Der Angesprochene zog die Schultern hoch. „Glückwunsch?“, es war mehr eine Frage als etwas anderes, sein Gesicht verriet aber auch nicht viel an Mimik. Nun zog auch Aurelia ihre Schultern hoch, ließ sie aber wieder sinken. „Also… bis dann.“, verabschiedete sie sich erneut, verschwand schließlich aus der Bibliothek.
 

Wenige Tage später war es so weit. Das Frühlingsfest stand vor der Tür. Alle waren noch aufgeregter als ohnehin schon. Wie so oft gab es reichlich Essen, die Dekoration war in vielerlei Pasteltönen gehalten und da sich die Temperaturen langsam wieder stabilisiert hatten, wurde ein teil des Festes vor Hogwarts aufgebaut, damit man auch an die frische Luft konnte.
 

„Aurelia war die letzten Tage fast schon blind durch die Schule gelaufen, konzentriert auf den Stoff den sie noch nachholen musste, weshalb ihr die Dekoration die vor dem Fest bereits die Schule schmückte kaum aufgefallen war. Der Unterricht an diesem Freitag war gänzlich ausgefallen, zu Gunsten aller Schüler.
 

Aufgeregt liefen die Schüler in ihren Zimmern von einem Ende zum anderen um sich für das Fest die schönsten Kleider und die elegantesten Anzüge anzuziehen. So auch fünf Zimmergenossinnen in einem der Gryffindor Schlafräume. Aurelia kam seufzend in einem weißen Bademantel und einem Handtuch auf den feuchten Haaren zu ihren Mitbewohnerinnen, welche gackernd durch das Zimmer hüpften. Sie selbst hatte keine Lust auf das Fest, denn sie war sichtlich nervös. Es war das erste Mal, dass sie von einem jungen auf solch eine Veranstaltung eingeladen war und damit wusste sie nicht wirklich umzugehen. Wollte Dean mit ihr tanzen? Händchen halten? Vielleicht wollte er sogar einen Kuss von ihr. Romantische Gefühle hatte sie nicht für ihn übrig. Sie mochte ihn, ja, nur war sie nicht verliebt in ihn und würde es wahrscheinlich in Zukunft auch nicht sein, sie wollte ihm aber in der Bibliothek nicht vor den Kopf stoßen. Schließlich hatte er sich extra zu ihr beeilt um sie zu fragen.
 

Schmunzelnd betrachtete sie die anderen dabei, wie sie ein Kleid nach dem anderen anprobierten, sie selbst rubbelte sich noch die Haare trocken, zog schließlich ihren Zauberstab hervor und zauberte sich die Haare trocken. Das Schauspiel verfolgte sie immer wieder, wenn es mal darum ging etwas schickeres als die Schuluniform anzuziehen. Wochen wurden verschwendet um das perfekte Outfit auszusuchen, am letzten Tag wurde jedoch alles wieder über den Haufen geworfen und Panik brach aus. Aurelia selbst hatte Kontakt zu ihrem Vater aufgenommen an dem Tag, an dem sie von Dean gefragt wurde mit ihm das Fest zu besuchen. Ihr Vater sollte ihr ein altes Kleid ihrer Mutter schicken. Ihre Mutter hatte immer die schönsten und passendsten Kleider für alle Veranstaltungen. Schon damals bewunderte sie Aurelia dafür. Da sie in etwa die selbe Statur wie ihre Mutter hatte, behielt sie auf Wunsch ihres Vaters einige der Kleider, auch wenn es ihr zu Anfang schwer gefallen war auch nur eines davon anziehen zu können.
 

Hermine bat Aurelia ihr Kleid am Rücken zu verschließen. Es war dunkelblau, knielang und bedeckte ihre Schultern und die braunen Locken passten perfekt dazu. „Du siehst sehr schön aus.“, hauchte die Blondine sanft, zog den Reißverschluss des Kleides nach oben. „Danke. Ich hab das Gefühl als müsste ich mich übergeben.“, gestand Hermine, schnaubte hörbar aus.

Aurelia drehte ihre Freundin zu sich, schüttelte den Kopf. Sie hatte eine mit Perlen bedeckte Haarspange aus Hermines Hand genommen, strick dieser durch ihr Haar, ehe sie die Spange über dem rechten Ohr im Haar genau richtig platzierte. „Er hat dich gefragt. Wie ist in dem Moment doch erst mal egal, oder?“ Die Rede war von Ron. Das Verhältnis zwischen den beiden war immer noch leicht fragwürdig. Ronald hatte Hermine nicht wirklich romantisch darum gebeten sie zu begleiten. Gebeten hat er sie wohl auch nicht ganz. Sie waren alle draußen als Ginny dazu kam und Harry frei heraus fragte, ob er sie denn zur Feier begleiten wollte, dieser hatte zugesagt, worauf Ron „Dann muss ich wohl mit dir gehen Hermine.“ von sich gab. Die Empörung seitens Hermine war groß und bis zum heutigen Tag hatte sie kein Wort mehr mit ihm gewechselt und stets weggesehen wenn er in der Nähe war.
 

Ein kurzer Blick auf die Uhr ließ Aurelia aufschrecken. Sie hatte nicht mehr viel Zeit bis sie aufbrechen wollten und sie hatte sich bisher nur die Haare gemacht. Sie fielen ihr in leichten Wellen über die Schultern, lediglich einen lockeren Zopf inmitten der langen Haare hatte sie sich gemacht. Nun stand sie also vor ihrem offenen Kleiderschrank, hielt den Rockzipfel des Kleides, welches sie anziehen wollte. Hermine trat zu ihr, gefolgt von Parvati. „Zieh es an.“, flüsterten beide nach kurzer Stille. Parvati trug traditionell ein indisches Kleid, vermutlich in den selben Farben wie ihre Schwester. Aurelia nickte, holte es vom Hacken und schlüpfte rein.

Das Kleid reichte kurz über ihren Knien, war vom Deckstoff schwarz, der Rock wurde durch den Tüll aufgebauscht. Ein Ärmel verlief in schwarzer, durchsichtiger Spitze bis zur Hand, während der andere Ärmel bereits an der Schulter aufhörte, darüber wurde das Kleid durch viele aufgestickte, rote Blüten aufgelockert, welche sich bis zum Hals schlängelten, mit einer leichten Aussparung im Brustbereich. Passende schwarze Pumps mit leichtem Absatz machten das Outfit komplett.
 

Im Festsaal angekommen standen bereits die Jungs in den gewohnten Konstellationen. Die weiblichen Partner trafen nach und nach ein, so auch Aurelia und ihre Freundinnen. Harry blieb vor Hermine und Aurelia stehen, um diesen mitzuteilen, wie bezaubernd sie doch aussahen, ehe er seinen Arm Ginny zum einhacken anbot. Nach dieser Geste traute sich auch der Rest die Mädchen abzuholen. Lächelnd sah das blonde Mädchen Dean von weitem auf sie zulaufen. Sie wollte ihm entgegen kommen, da wurde sie unschön von der Seite angerempelt. Pansy machte sich den Weg frei. Noch bevor Aurelia etwas erwidern konnte war die Slytherin bereits vorne bei ihrem Partner welcher ihr die Hand hinhielt. Draco Malfoy. Er trug einen schwarzen Smoking mit Fliege, lediglich das Hemd darunter war weiß. Die Haare waren etwas gründlicher zurückgegelt und immer noch stützte er sich auf seinem Gehstock ab. Pansy nahm seine Hand und ignorierte Aurelia vollkommen.
 

Dean musste Aurelia zwei Mal ansprechen, ehe diese reagierte. „Entschuldige. Pansy Parkinson hat mich geschubst.“, erwiderte sie nur darauf, war leicht rot um die Nase geworfen, weil sie ihren Partner nicht mehr bemerkt hatte. „Schon okay. Ich sagte du siehst wunderschön aus.“, wiederholte er seine Worte die er bereits vor wenigen Sekunden gesagt hatte. Aurelia bedankte sich kleinlaut, hackte sich nun am Arm von Dean ein.
 

Sie bemerkte das Ron irgendwo an der Seite stand und immer mal wieder flüchtige Blicke zu Hermine warf. Offensichtlich war er zu schüchtern und gleichzeitig zu stolz wegen der kleinen Auseinandersetzung, dass er sie nicht von sich aus abholen wollte. „Entschuldige mich.“, mit diesen Worten löste sie sich von Dean, welcher ihr nur verwundert nachsehen konnte.

Aurelia lief zu Ron, zog diesen kurzerhand - noch bevor er etwas sagen konnte - am Ohr zu sich runter. „Ronald Weasley! Da drüben steht deine bezaubernde Begleiterin. Wenn du hier nicht den ganzen Abend alleine bleiben möchtest, würde ich schnell die Beine in die Hände nehmen und zu ihr gehen.“
„Schon gut, schon gut! Lass mein Ohr los, bitte!“, jammerte dieser auf die Ansage, rieb sich das rote Ohr als dieses wieder frei war. Er rückte den Kragen seines blauen Anzuges zurecht - wieder war es ein Anzug eines seiner Brüder, mit viel Rüschen und möglichst auffällig. Schließlich lief er auf Hermine zu. Von weitem Konnte Aurelia sehen wie sich ihre Freundin erobern ließ. Sie ließ Ron zappeln und es dauerte ausgesprochen lange, bis sie sich schließlich an einem Arm einhackte. Schmunzelnd ging Aurelia wieder zu ihrem Partner. „Entschuldige. Ich musste noch kurz etwas in Ordnung bringen.“
 

Das Fest nahm seinen Lauf. Es wurde gelacht, getanzt und gefeiert. Aurelia hatte sichtlich Spaß, wenn auch nicht immer mit ihrem Partner. Dean war nett und sie konnte sich mit ihm unterhalten, jedoch konnte sie ihm nicht das geben, wonach dieser vergeblich suchte. Sie hatte einfach kein großes Interesse an ihm, so sehr sie sich auch anstrengen mochte. Dennoch wollte sie ihm die Feier nicht verderben, also tanzte sie mit ihm, nur zu langsamer Musik wollte sie nicht, was bei so einem munteren Fest aber nicht vorkam. Kaum hatte sie den Gedanken, kam bereits ein romantisches Lied. Das blonde Mädchen schluckte schwer, als sie in die erwartungsvollen Augen Deans blicken musste. Sie lächelte schief. „Tut mir Leid ich muss kurz raus.“, war das einzige was sie von sich gab, ehe sie bereits schnellen Schrittes aus dem Gebäude lief. Dean wollte ihr folgen, doch dies wusste sie abzuweisen, also blieb er mit den anderen im Gebäude.
 

Aurelia stützte ihre Hände draußen angekommen auf den Knien ab. Verwundert über sich selbst versuchte sie ihre Atmung wieder zu normalisieren. Sie hatte keine Angst vor Nähe, das war es nicht. Sie wollte Dean lediglich keine Hoffnungen machen und ihm womöglich sogar das Herz brechen müssen. „Das war knapp…“, flüsterte sie in den ruhigen Sternenhimmel. Niemand war außer ihr da, natürlich nicht. Alle anderen tanzten vermutlich genau in dieser Sekunde eng umschlungen. Bei solchen Feierlichkeiten machten sogar die Lehrer Ausnahmen. Solche Nähe war zwischen den einzelnen Schülern in der Schule sonst nicht gerne gesehen.
 

Tief atmete das junge Mädchen ein, lächelte in den wunderschönen Sternenhimmel, strich sich mit einer Hand durch das Haar. Sie war einige Schritte gelaufen, wunderte sich dennoch, als sie die Schule nur noch in kleinerer Form erblickte, da sie wohl weiter gelaufen war als sie angenommen hatte. Aurelia machte kehrt um wieder zur Schule zu laufen. Es war wohl genug Zeit vergangen und es würde bestimmt wieder muntere Musik laufen, da musste sie niesen. „Das auch noch…“, murmelte sie unbeholfen, rieb sich ihren nackten Oberarm. Da sie so schnell gelaufen war, war ihr bis eben nicht aufgefallen, dass draußen die Luft immer noch kalt war.
 

„Lernst du denn gar nichts?“, hörte sie plötzlich eine bekannte Stimme. Von weitem erblickte sie ihn auch schon. Da stand er in seinem perfekt geschnittenen Smoking, mit einer Hand auf den Gehstock gelehnt. Draco Malfoy. Was tat er denn hier?

Aurelia blieb einen Augenblick mit gerunzelter Stirn stehen, ehe sie weiter auf ihn zulief, er aber blieb stehen. Einige Meter vor ihm blieb sie schließlich stehen. „Verfolgst du mich?“, wollte sie direkt wissen. Es gab sonst keinen Grund dass er hier war. Einen Spaziergang wollte er sicher nicht machen, dafür hinderte ihn sein Bein daran.
 

„Du bist selten dämlich.“, gab er augenrollend von sich, überbrückte nun selbst die wenigen Meter die ihn von der Gryffindor entfernten. Noch bevor diese etwas erwidern konnte hatte sich Draco seinen Smoking ausgezogen und Aurelia über die Schultern geworfen. „Das ist das Selbe als würde ich einen Tag nach dem Bruch wieder auf den Besen steigen und Quidditch spielen. Ich dachte du bist vernünftiger.“ Und nun verstand Aurelia. Er spielte darauf an, dass sie erst kurze Zeit wieder aus dem Krankenflügel raus war und nun mitten im kalten Abend leicht bekleidet draußen spazieren ging. Doch wieso interessierte ihn das? War er extra deshalb hergekommen?
 

Aurelia zog sich den Smoking etwas weiter über die Schultern. Er war schön warm, da Draco ihn eben noch selbst getragen hatte, ehe sie diesen fragend ansah. „Oh bitte guck mich nicht so an.“, schnaubte er genervt, löste seine Fliege und schob sie sich in die Hosentasche. „Das hält doch keiner aus sowas. Schnulzige Musik und jede Frau schmeißt sich dir sofort an den Hals.“ Das war mehr oder minder die Erklärung weshalb er nicht mit Pansy tanzte sondern draußen war. Der selbe Grund, der Aurelia hierher geführt hatte. „Warum du nicht mit deinem Freund tanzt wundert mich aber.“, fügte er hinzu, musterte das zierliche Mädchen langsam von Kopf bis Fuß.

„Er ist nicht mein Freund.“, widersprach sie. „Und du hast keine Lust eng umschlungen mit Pansy der Romantik zu verfallen?“, kicherte Aurelia. Draco sah seine Gegenüber eine Weile schweigend an, wahrscheinlich versuchte er herauszufinden, ob sie wirklich keine Lust hatte mit diesem Thomas zu tanzen, wurde aber wieder aus seinen Gedanken gerissen: „Du kannst bestimmt einfach nur nicht tanzen. Dass du bei den schnellen Liedern nicht getanzt hast versteh ich ja, aber bei sowas langsamen kannst auch du mit deinem Bein mitmachen.“ Aurelia grinste.
 

Draco rang nach Worten um sich zu rechtfertigen, jedoch verließ kein vernünftiges seine Lippen.

„Hatte ich also recht dass du nicht tanzen kannst.“, bestätigte die Blondine sich selbst, drehte sich einmal kichernd um sich selbst. Es war eine kleine Genugtuung Malfoy bloß zu stellen, wenn es auch nur wegen einer Kleinigkeit war. Kaum stand sie wieder auf beiden Füßen vor ihm, hörte sie eine leise Melodie - ähnlich wie die im Haus - gefolgt von einem stumpfen Laut. Dracos Gehstock war zu Boden gefallen, denn dieser hatte nun eine Hand des blonden Mädchens in seine eigene genommen, die andere bettete er oberhalb ihrer Hüfte und zog sie näher an sich ran.
 

Der Smoking fiel zu Boden, denn er hatte keinen Halt mehr auf den zierlichen Schultern. „Ich kann sehr wohl tanzen.“, stellte er knapp und erstaunlich ruhig fest, blickte erst kurz über Aurelias Kopf hinweg, ehe er ihren Blick traf. Da die Gryffindor Schülerin nichts von sich gab, begann Draco sich mit ihr zur leisen Melodie zu bewegen. Zögerlich folgte Aurelia, immer noch unsicher darüber was gerade geschah. Tanzte sie gerade mit Draco? Tanzte sie gerade mit Draco Malfoy? Tanzte sie gerade mit Draco Malfoy unter den Sternen vor der Schule zu herbeigezauberter Musik? Wäre sie nicht gerade selbst mit dabei, würde sie kein Wort davon glauben. Sie wusste ja das Draco alles unter Beweis stellen musste was er konnte wenn es jemand abstritt, aber das war selbst für ihre Vorstellungskraft zu viel.
 

Ihr Herz schlug schnell in ihrer Brust. Sie führte es darauf zurück, dass ihr die Situation Unbehagen bereitete, denn sie tanzte wortlos mit. Sie konnte aber nicht leugnen dass es ihr gefiel. Mit Dean wollte sie so nie tanzen und nun tanzte sie ohne Aufforderung mit Draco genau so. „Okay…“, flüsterte sie leise, verkrampfte sich nicht mehr all zu sehr und ließ sich führen. Er war ein guter Tänzer, denn sie selbst hatte keine Ahnung wie man Walzer, Standart oder irgend einen anderen Tanz tanzte, doch sie fühlte sich sicher unter seiner Führung.
 

„Also läuft da nichts zwischen dir und… wie heißt er? Thomas? Dean Thomas?“, fragte Draco leise, holte Aurelia somit wieder in die Gegenwart. Sie sah zu ihm hoch, konnte seinen Blick jedoch nicht fangen, da Draco starr über sie hinweg blickte. „Nein. Eifersüchtig?“, gluckste sie amüsiert. Der blonde Slytherin zischte auf und löste sich schließlich von ihr, ließ auch die Musik verstummen. „Genau. Das ist es.“, gab er nur genervt zurück, bückte sich runter und Aurelia dachte, dass er den Smoking wieder anziehen wollte, doch er warf ihn ihr wieder über die Schultern und ging einfach wieder auf das Gebäude zu, so schnell er eben konnte. Sie selbst blieb noch zurück, zog den Smoking wieder etwas über die Schultern und blickte hoch zu den Sternen.
 

„Werd mal einer aus dir schlau, Draco Malfoy.“

Kapitel 6

Der März neigte sich dem Ende zu, die Temperaturen wurden angenehm sonnig, was ein schönes Osterfest verheißen sollte. Das Frühlingsfest war ein voller Erfolg und hatte für bessere Laune einzelner Schüler gesorgt. Vor dem Ostersonntag hatten die Schüler am Samstag nochmal die Möglichkeit gemeinsam nach Hogsmead aufzubrechen um sich die Beine zu vertreten oder Kleinigkeiten für die Familien zu besorgen, bevor sie zu diesen verreisen würden.
 

Aurelia war gemeinsam mit Hermine, Ron und Harry in Hogsmead unterwegs. Belustigt sah sie ihrer Freundin und dem Rotschopf dabei zu, wie diese unbeholfen versuchten Händchen zu halten. Nach dem Frühlingsfest hatte sich die Feindschaft wohl doch etwas gelegt und in ihren schwachen Momenten, zeigten beide es auch nach Außen, wenn auch nicht lange. Nie hielten sie sich länger als zwei Minuten dichter beieinander auf als nötig war. Die Blondine verstand dies nicht, schließlich konnte man außerhalb von Hogswart ungestört rumturteln.
 

Sie selbst war unauffällig in ihrem Zimmer verschwunden, nach der Begegnung mit Draco. Sie war verwirrt darüber und hatte ohnehin keine Lust mehr zu feiern. Erst am Tag darauf hatte sie sich wieder daran erinnert, dass sie ihren Begleiter Dean einfach vergessen hatte, welcher ihr dies mit einem zunehmend bösen Blick bestätigte. Aurelia war darüber peinlich berührt, schließlich hatte sie ihn nicht verletzen wollen, andererseits musste sie nun nicht mehr befürchten, dass er womöglich ihr fester Freund werden wollte.
 

Über den Tanz mit Draco hatte sie mit niemandem gesprochen. Sie wollte keine unnötige Aufmerksamkeit und falsche Gerüchte ansticheln und Draco selbst war sicher auch froh darüber wenn sie kein Wort darüber verlor. Klar hätte Aurelia mit Hermine - welche sich inzwischen zu ihrer besten Freundin entwickelt hat - darüber sprechen können und sie hätte es sicher für sich behalten, dennoch hätte Hermine unter den aktuellen Umständen vermutlich mit Ron darüber gesprochen und dieser konnte sowieso wenig für sich behalten. Nicht weil er gerne etwas ausplapperte, sondern weil er sich einfach nicht mehr daran erinnern konnte, was ihm im Vertrauen erzählt wurde und was nicht, also behielt sie es gleich vollkommen für sich. Es gab schließlich auch nicht direkt etwas zu erzählen. Draco hatte offensichtlich doch eine nette Seite. Hatte die nicht jeder, wenn auch bei manchen mehr und bei anderen weniger? Dies wollte Aurelia als ihr kleines Geheimnis behalten.
 

Die vier Freunde hatten sich eine kleine Pause gegönnt und saßen nun gemeinsam draußen auf einer großen Wiese in Hogsmead. Ron und Harry bestaunten ihre ergatterten Scherzartikel, während Hermine aus einer Wasserflasche trank und Aurelia einfach nur mit angezogenen Beinen die vorbeilaufenden Leute beobachtete. Morgen würde sie ihren Vater wieder besuchen und vermutlich hatte dieser einige Kleinigkeiten von Verwandten für sie bekommen. Leicht lächelnd strich sich die Blondine über eine Tasche ihres Mantels, in welcher sich eine Karte befand. Offensichtlich hatte Hermine dies mitbekommen, beugte sich interessiert zu ihrer Freundin vor.

„Verrätst du mir wem du die Geburtstagskarte gekauft hast?“, wollte sie vorsichtig wissen, deutete mit ihrem Blick auf Aurelias Hand am langen, schwarzen Mantel. „Ich hab vorhin bemerkt dass du sie separat gekauft und schnell weggesteckt hast.“, fügte sie noch hinzu um zu erklären, woher sie von der Karte wusste.
 

Ertappt drückte Aurelia ihre Hand auf die Stelle, an der sich die Karte befand und zögerte. Sie wollte es eigentlich nicht erzählen, doch Hermine fragte so vorsichtig, dass sie es einfach nicht über das Herz brachte sie wegzustoßen. „Für mich.“, antwortete sie knapp, erhob sich langsam aus dem grünen Gras. Verwirrt sah Hermine rauf zu ihrer Freundin. „Ja ich weiß dass du sie gekauft hast, aber für wen?“, hackte die junge Gryffindor mit den wilden Locken nach. „Na für mich. Für meinen Geburtstag.“, erwiderte Aurelia ruhig, zuckte mit den Schultern. Augenblicklich sprang Hermine auf und stemmte die Hände in die Hüften. „Heißt das du hast Geburtstag? Wann?“, wollte sie empört wissen, war lauter als sie es gewollt hatte, worauf Ron und Harry nun ebenfalls aufmerksam wurden. „Ich hatte. Am 25.03…“ Sie war bereits darauf vorbereitet weitere Fragen beantworten zu müssen, schließlich war bereits der 29.03. und ihr Geburtstag somit vorbei ohne dass ihre Freunde davon gewusst hatten.
 

Genau wie erwartet wurde sie von Hermine an den Schultern geschüttelt und auch Ron und Harry standen nun bei ihnen mit großen Augen. „Wieso hast du nichts nicht gesagt dass da dein Geburtstag war? Und jetzt musst du dir auch noch selbst eine Geburtstagskarte kaufen!“, fiepte Hermine immer noch sichtlich geschockt. „Wir hätten dir Kuchen gebacken und Geschenke geschenkt und etwas schönes zusammen unternommen und…“, seufzte die Braunhaarige, hatte ihre Hände wieder sinken lassen. „Ja, was ist denn los?“, wollte sich nun auch Ron am Gespräch beteiligen und nun war es an Aurelia schwer aufzuseufzen.
 

„Es tut mir Leid, aber ich feiere meinen Geburtstag nicht gerne und ich möchte auch keine Geschenke.“, begann das blonde Mädchen, legte sich beide Hände auf die Brust und senkte lächelnd den Blick zu Boden. „Wisst ihr… Mein Geburtstag erschien mir irgendwann nicht mehr als wichtig als meine Mutter krank geworden ist, ich habe jeden Tag einfach wie jeden anderen auch gelebt und mich lieber um sie gekümmert als irgendwas zu feiern. Als sie gestorben ist… Da hat mich mein Geburtstag zu sehr an sie erinnert. Sie hat mir als ich noch ganz klein war immer die Haare gekämmt und mir schöne Geschichten erzählt, wie sie meinen Vater kennengelernt hat oder wie sie erfahren hat dass sie mit mit schwanger war.“ Aurelia lege eine kurze Pause ein, holte die Karte aus ihrem Mantel und strich über diese. Es war eine schlichte Geburtstagskarte. „Sie hat mir immer eine Karte ins Zimmer gelegt, damit ich sie gleich nach dem Aufwachen sah und als sie krank wurde bat sie mich mir die Karten selbst zu kaufen, weil sie es nicht mehr konnte und das machte ich seither. Nehmt es mir nicht übel, viele meiner Verwandten wissen das auch nicht und schenken mir trotzdem etwas oder haben mich besucht. Es geht mir gut, also macht euch keine Sorgen!“, letzteres verdeutlichte sie durch einen strengen Blick in die Gesichter der anderen, da diese schuldig dreinblickten und sie das wirklich nicht gebrauchen konnten.
 

Aurelia schlenderte durch Hogsmead, alleine. Nachdem sie ihren Freunden erklärt hatte weshalb sie ihren Geburtstag nicht feiern wollte und diese ihr irgendwie doch gratuliert hatten, kam ein plötzlicher Wind und die Karte in ihrer Hand wurde weggeweht. Sie hatte sie nicht wiedergefunden, weshalb sie sich wieder auf den Weg zum selben Laden machte, in welchem sie die Karte davor auch gekauft hatte. Der Tag war ohnehin schon anstrengend genug verlaufen. Sie war schon lange nicht mehr so viel gelaufen und ihre Füße taten höllisch weh. Seufzend beschloss sie kurz Rast einzulegen, denn der Laden befand sich am anderen Ende von Hogsmead. Sie war nicht gleich nach dem Verlust der Karte aufgebrochen, in der Hoffnung sie würde sie irgendwo in der Nähe der Wiese wieder finden, hatte sie dort eine ganze Weile verbracht, vergebens.
 

„Mist blöder…“, murmelte sie vor sich hin, rieb sich müde die Augen und lehnte sich an eine Wand in einer der vielen Seitengassen. Sie hatte genug von den vielen Gestalten die um sie herum waren, weshalb sie sich einige Minuten der Ruhe gönnen wollte. Dies war jedoch nicht von langer Dauer, denn da war bereits ein Geräusch, welches sie aufhorchen ließ. Es waren Schritte, gefolgt von dumpfen Tönen, welche regelmäßig zu den Schritten mitwirkten. Aurelia richtete sich gerade auf, schob eine Hand unter ihren Mantel, bereit den Zauberstab zu schwingen, was allerdings nicht nötig war.
 

Wie so oft, wenn sie mit niemandem rechnete stand er plötzlich da und zwang sie dazu jedes Mal den selben Gedanken in ihrem Kopf durchfließen zu lassen: Was machte Draco Malfoy hier?

„Verdammt, kannst du nicht einmal stehen bleiben?“, wollte er schnaubend wissen, tippte einpaar Mal mit dem Gehstock auf den Boden um seinen Ärger zu verdeutlichen. „Was? Wieso sollte ich?“, wollte Aurelia verwirrt wissen, zog ihre Hand wieder aus ihrem Mantel und strich diesen glatt. „Bist du mir absichtlich nachgelaufen?“
 

Draco rollte mit den Augen, klemmte sich den Gehstock unter einen Arm und fummelte in seiner Manteltasche herum. Er zog eine Karte raus. Eine Geburtstagskarte. Diese streckte er Aurelia entgegen, welche sie mit großen Augen zögerlich entgegen nahm. Fragend sah sie rauf zum blonden Slytherin. „Was…“, begann sie, doch Malfoy schnitt ihr das Wort ab. „Bild dir nichts ein. Es ist nicht die gleiche vermute ich, aber schlicht. Schlicht war deine doch auch, oder?“

Er hatte also mitbekommen wie sie ihren Freunden über ihren Geburtstag erzählt hatte und die Karte hatte er wohl auch irgendwie gesehen, trotzdem verstand sie nicht. „Ich hab zufällig mitbekommen dass du deine verloren hast und ich war sowieso zufällig in dem Laden um etwas zu holen. Sprechen wir am besten nicht drüber.“

Draco hatte also auch mitbekommen dass ihre Geburtstagskarte weggeflogen war und auch wenn er ihr verdeutlich hatte, dass er den Kartenladen ohnehin für sich selbst aufgesucht hatte, hatte er sich die Mühe gemacht eine Karte für sie zu kaufen und auch noch so eine ähnliche.
 

Aurelia drückte sich die Karte mit beiden Händen an die Brust und lächelte. „Das bedeutet mir sehr viel…“, flüsterte sie beinahe. Draco blieb eine Weile wortlos stehen, ehe er seinen Gehstock wieder auf den Boden stützte und sich auf diesen. Schließlich nicke er und wandte sich zum gehen. Kurz bevor er nicht mehr zu sehen war, konnte Aurelia - wenn auch nur ganz schlecht - ein „Alles Gute nachträglich“ von ihm hören. Erneut war da dieses Gefühl. Dieses Gefühl welches sie bei Frühlingsfest unter dem leuchtenden Sternenhimmel beinahe überrannt hatte. Dieses Gefühl welches ihr Unbehagen bereitete, aber auch so etwas wie Geborgenheit.
 

Der Sommer war da - endlich. Die Schüler verlegten ihre Lerntage immer öfter nach draußen, da sie so gleichzeitig das schöne Wetter genießen konnten. Die Prüfungen standen kurz bevor, weshalb etwas Sonnenlicht wahrlich Wunder bewirken konnte.
 

„Es ist viel zu heiß zum lernen!“, beschwerte sich Ron lautstark. Er lag auf dem Rücken im Gras unter einem schattigen Baum, legte sich eines der Bücher auf das Gesicht und seufzte langgezogen. „Das ist Folter! Wieso müssen wir immer so viel lernen? Ich kann mir nicht vorstellen dass wir auch nur die Hälfte von all dem brauchen werden!“ Harry nickte, wusste aber selbst dass es nichts an der Tatsache ändern würde dennoch alles lernen zu müssen.
 

Aurelia saß am Baum gelehnt, schrieb sich einige Notizen auf. Auch sie seufzte angestrengt. Zu viel ging ihr durch den Kopf, als dass sie sich nur auf das Lernen konzentrieren konnte. Der Todestag ihrer Mutter stand bevor, es würde bereits der dritte werden. Diesmal hatte sie ihren Vater nicht an ihrer Seite und ihre Freunde wollte sie nicht einweihen, ähnlich wie an ihrem Geburtstag. Diesen hatten sie schließlich doch in einer kleinen Runde ‚gefeiert‘ und ihre Freunde hatten für ein kleines Geschenk zusammengelegt, auch wenn sie das ja eigentlich nicht wollte. Sie hatten ihr eine schöne, kleine Schachtel geschenkt, in welche sie Gegenstände an die sie sich gerne erinnerte reinlegen konnte. Zu ihrer Überraschung war das erste was sie reingelegt hatte die Geburtstagskarte, welche ihr Draco in Hogsmead gegeben hatte.
 

Flüchtig blickte sie über den Schulhof, entdeckte ihn jedoch nicht, schloss deshalb die Augen und lehnte ihren Kopf an den Baum an welchem sie saß. „Mist!“, rief sie urplötzlich, riss die Augen auf und tastete nach ihrer Schultasche. „Ich hab schon wieder vergessen das Buch in die Bibliothek zurück zu bringen!“, erklärte sie ihre plötzliche Hastigkeit, worauf Harry anfing zu lachen. „Die Pince hat dich bestimmt schon auf dem Kieker.“, stellte er fest, da Aurelia nun zum gefühlt hundertsten Mal vergessen hatte die Bücher rechtzeitig in die Bibliothek zu bringen. Die letzten beiden Male wurde sie bereits unschön darauf angesprochen, was ihr unheimlich peinlich gewesen war. „Bis dann Leute!“, mit diesen Worten hatte sie ihre Sachen gepackt und war kurz darauf verschwunden.
 

Wie lange war sie diesmal im Verzug? Zwei Tage? Eine Woche? Egal wie lange es auch war, Irma Pince konnte unerträglich werden, wenn man ihre geliebten Bücher nicht wieder zur angegebenen Zeit zurück brachte. Und auch noch so oft hintereinander… Aurelia musste sich wohl oder übel wie Neville ein Erinnermich zulegen, damit sowas nicht mehr passieren konnte.
 

Auf dem Weg in die Bibliothek hatte sie ihr Tempo wieder etwas verlangsamt. Im Gebäude durfte nicht gerannt werden und das tat sie leider auch viel zu häufig. „Aus dem Weg!“

Noch bevor das blonde Mädchen darauf reagieren oder in Erfahrung bringen konnte woher diese Worte kamen, wurde sie unschön angerempelt. Sie hatte keine Feinde in der Schule, nur Pansy Parkinson schien ihr das Leben schwer machen zu wollen. Vor allem nach den Tagen im Krankenflügel hatte es sich zunehmend verstärkt. Weshalb wusste Aurelia nicht und es war ihr auch egal, sie sollte sich einfach nicht so aufspielen. „Der Gang ist nicht nur einen halben Meter breit. Lauf einfach zwei Schritte mehr!“, schimpfte sie mit der etwas größeren Slytherin. Wie so oft lagen ihre Bücher auf dem Boden verteilt, also sammelte sie diese wortlos auf, von Pansy konnte sie ja keine Hilfe erwarten.
 

„Ich habs eilig. Mach dich nächstes Mal nicht so breit.“, zischte Pansy, wurde augenblicklich zur liebsten Person, als Draco von weitem dazu kam, gemeinsam mit Goyle. Er brauchte keinen Gehstock mehr, lief also wieder vollkommen normal und wirkte auch wieder bei den Quidditch Spielen mit. „Entschuldige Draco, sie hat mich aufgehalten.“, säuselte sie dem Slytherin entgegen, welcher nur die Augenbraue hob. „Hab dich nicht gerufen.“, war das einzige was er dazu zu sagen hatte. Aurelia hatte seit einer Weile keine Probleme mehr mit ihm, Freunde waren sie aber auch nicht.
 

Pansy hatte die Augen geweitet, verschränkte die Arme vor der Brust und beließ es dabei, dass sich Draco offensichtlich nicht über sie freute. Genervt von der Situation kickte sie das letzte Buch was auf dem Boden lag und der Gryffindor gehörte weg, dieses landete nicht weit weg vor Dracos Füßen. Aurelia stöhnte entnervt auf, erhob sich und brüllte: „Such dir ein verdammtes anderes Hobby!“ Sie war so laut, dass man sie durchaus auch draußen hören konnte. Im selben Moment hatte Draco das Buch aufgehoben, Aurelia riss es ihm sogleich aus der Hand.
 

Professor McGonagall war durch den Schrei hellhörig geworden, weshalb sie kurz darauf bei den Schülern stand und die Situation einzuschätzen versuchte. „Mister Malfoy, Miss Beaumont, hatten wir das Spiel nicht schon mal? Ihr werdet die nächsten drei Tage gemeinsam am Abend die Bibliothek putzen und hoffentlich wird euch das endgültig eine Lehre sein. Ihr seid keine kleinen Kinder mehr!“
 

Verwirrt tauschten alle beteiligten Blicke untereinander aus. Offensichtlich hatte Professor McGonagall angenommen, dass der Streit zwischen Aurelia und Draco war. Sie ließ sich aber auch nichts belehren und somit wurden Draco unschuldig zur Strafarbeit verurteilt. So schnell die alte Frau erschienen war, so schnell verschwand sie wieder, schnaubte dabei sichtlich genervt.
 

„Klasse Pansy.“ Mit diesen Worten war Aurelia weiter Richtung Bibliothek verschwunden. Es nervte sie. Es nervte sie alles. Sie hatte keine Nerven dafür Strafarbeiten zu machen, weil sie sich auf die Prüfungen vorbereiten musste und da der Todestag ihrer Mutter nicht weit war konnte sie das ohnehin hin. Draco war bestimmt stinksauer, weil er ihr nur das Buch geben wollte und eigentlich Pansy bestraft werden sollte. Er würde seine Laune mit Sicherheit an ihr auslassen.

Kapitel 7

Strafarbeit Tag 1

Der erste Tag der Strafarbeit ließ nicht lange auf sich warten. Der Unterricht musste natürlich trotzdem besucht werden und nach diesem hatten beide auch noch genug Zeit um die Hausarbeiten zu erledigen und zu lernen. Das Gemeine am Ganzen war, dass sie erst am Abend in die Bibliothek mussten, während am anderen Tag wieder der nächste Schultag war. Schlafen war für die nächsten Tage wohl ein Luxus, den sich weder Aurelia noch Draco leisten konnten.
 

Zur Überraschung der jungen Blondine stand Draco bereits als erstes vor der Bibliothek gemeinsam mit Professor McGonagall. Diese hatte ihre Arme vor der Brust, beide jeweils im linken und rechten Ärmel vergraben, das Gesicht wie immer streng und tadelnd. Schnell eilte Aurelia zu den beiden dazu, strich sich die Haare hinter die Ohren.

„Dann wären wir nun vollzählig, gut.“, stellte Professor McGonagall knapp fest, zog ihren Zauberstab aus ihrer Robe, gefolgt von einem Blatt. Mit feinen Schwüngen schrieb sie mit Hilfe des Zauberstabes Notizen auf den Zettel - den Ablauf nach Wichtigkeit wie sie nebenbei erklärte. „Drei Tage, nicht mehr und nicht weniger, doch die Bibliothek muss rund um sauber sein. Sie wurde schon lange nicht mehr gründlich geputzt, aber ich möchte nicht so sein und erlaube euch deshalb Magie zur Hilfe zu nehmen.“

Beide Angesprochenen nickten wortlos. „Ich werde euch nun verlassen und seid ruhig. Ihr habt für die Tage die Erlaubnis außerhalb der Ruhezeiten in Hogwarts unterwegs zu sein und - oh - bevor ich es vergesse.“ McGonagall überreichte Draco einen großen Schlüssel, welcher wohl für die Bibliothek war. Also würden sie diese abschließen müssen.
 

Nachdem die alte Dame wieder gegangen war, fanden sich beide Schüler im Inneren der Bibliothek wieder. Draco hatte sich den Schlüssen in seine hintere Hosentasche gesteckt, blieb aber weiterhin wortlos. Aurelia blickte einige Male flüchtig zu ihm rüber, sah ihm dabei zu wie er den Umhand abgelegt hatte und sich nun die Ärmel seines weißen Hemdes hochkrempelte und danach die Krawatte lockerte und schließlich löste. „Was?“, wollte er schließlich wissen, da er die folgsamen Blicke der Gryffindor wahrgenommen hatte. Diese zuckte ertappt zusammen, strich sich mit einigen Fingern über die Stirn. „Tut mir wirklich Leid…“, gab sie mit erstaunlich fester Stimme schließlich von sich, da sie lange überlegen musste, was das erste war was sie ihm sagen wollte, denn schließlich hatte sie ihn in diese missliche Lage gebracht. Nicht alleine, aber zu einem großen Teil.
 

Draco holte seinen Zauberstab hervor und Aurelia hatte für einen kurzen Moment Angst davor, dass er sie in irgendwas verwandeln würde, da sein Blick wie so oft kaum etwas an Emotionen verriet. Schließlich senkte er den Blick und grinste. „Ich hätte mich schon längst gerächt wenn ich im Glauben gewesen wäre, dass du Schuld an dem Ganzen bist. Ich war dabei, ich weiß Bescheid. Also keine Sorge, ich tu dir nichts, abgesehen davon…“ Letzteres sprach der blonde Slytherin nicht weiter, blickte Aurelia an und nickte in die Bibliothek rein. „Lass uns anfangen.“, lenkte er nun zur eigentlichen Aufgabe und machte bereits einige Schritte vor.

„Abgesehen von was?“, wollte Aurelia interessiert wissen, versuchte mit Draco Schritt zu halten, welcher aber nicht weiter auf ihre Frage einging. Irgendwann gab sie den Versuch auf ihm das Ende des Satzes entlocken zu wollen. Sie krempelte die Ärmel ihrer Bluse ähnlich wie Draco hoch und befestigte ihre langen Haare mit Hilfe eines Haargummis zu einem unsauberen Knoten auf dem Kopf, welcher ihrem Aussehen jedoch keinen Schaden bereitete.
 

Zusammen hatten sie die Aufgaben in eine logische Reihenfolge und in drei Abschnitte geteilt, damit es schneller ging und sie in etwa einschätzen konnten, wie lange sie pro Tag hier verweilen müssten. Zu lange, eindeutig. Meckern half jedoch nichts. Wer wusste schon was Professor McGonagall machen würde, wenn sie die Aufgaben nicht innerhalb der drei Tage schaffen konnten. Vermutlich sollten sie dann die Schultoiletten putzen oder die Zimmer der einzelnen Schüler oder schlimmeres.
 

Aurelia erschauderte bei dem Gedanken. Lieber schafften sie das alles, dann musste sie eben zu einem späteren Zeitpunkt um ihre verstorbene Mutter trauern. Daran versuchte sie sowieso erst einmal nicht zu denken, denn der Tag war bereits der darauf folgende und das machte sie traurig. Dennoch versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen.
 

Draußen war es bereits dunkel und es waren einzelne Sterne am Himmel zu sehen. Müde rieb sich die Blondine die Augen, gönnte sich einige Minuten Pause. Sie waren gut voran gekommen, das hätte sie sich selbst nicht zugetraut. Vielleicht lag es auch daran dass Draco tatsächlich aktiv mithalf, bisher auch ohne zu murren.
 

Gähnend strich Aurelia mit den Fingern über eine Reihe an Büchern. Ihr fehlte einfach jegliche Motivation weiter zu machen und nach einem prüfenden Blick hatte sie Draco nicht mehr gesehen. Dieser musste an einem anderen Ende der Bibliothek sein, was ihr erlaubte etwas zu trödeln. Schließlich ließ sie sich auf den Boden sinken und lehnte sich an eines der hohen Bücherregale. „Morgen…“, seufzte sie leise, löste ihre Haare aus dem Knoten und schloss die Augen.

„Was ist morgen?“, wollte Draco ruhig wissen, stand direkt über Aurelia gebeugt, was sie am Schatten erkannt hatte, jedoch zu erschöpft gewesen war darauf zu reagieren. Sie blickte lediglich mit schweren Augen zu ihm hoch, worauf Draco zu ihr runter in die Hocke ging. „Was ist morgen?“, wiederholte er seine Frage, versuchte dabei den Blick seiner Gegenüber einzufangen.
 

„Du hast mir doch auch nicht sagen wollen was du angefangen hast.“, gab sie fast schon trotzig von sich, in der Hoffnung er würde deshalb nicht weiter nachfragen und es einfach dabei belassen und weiter aufräumen. Doch er tat es nicht. „Wenn du mir sagst was morgen ist, verrate ich dir was ich sagen wollte, abgemacht?“ Ein leichtes Lächeln umschmeichelte seine Lippen, während er diesen Vorschlag aussprach. Aurelia konnte ihre Neugier nicht runterspielen, überlegte dennoch angestrengt, ob sie sich darauf einlassen sollte. „Wer sagt mir, dass du nicht einfach abhaust wenn ich dir meine Geschichte erzähle?“, wollte sie immer noch skeptisch wissen. „Ich verspreche es, bei Merlin.“ Das reichte ihr zur eigenen Überraschung. Sie nickte. „Gut, aber ich bin zu müde, lass uns für heute Schluss machen. Ich erzähle es dir morgen und du erzählst es mir auch morgen, abgemacht?“ Nun war es an dem blonden Slytherin zu nicken. Beide erhoben sich und verließen gemeinsam die Bibliothek. Draco schloss ab und sie verabschiedeten sich in unterschiedliche Richtungen.
 

Strafarbeit Tag 2

Am nächsten Tag kamen beide gleichzeitig an. Sie hatten sich die Ärmel bereits hochgekrempelt und Aurelia trug ihre Haare diesmal zu einem hohen Zopf gebunden. Bereits als sie die Bibliothek nach wenigen Sekunden betreten hatten, sah Draco sie erwartungsvoll an. So neugierig hatte sie ihn gar nicht eingeschätzt, aber sie verstand. Sie nickte, zückte ihren Zauberstab und brachte den zweiten Teil der Bibliothek dazu sich selbst aufzuräumen, ihr Gegenüber tat es ihr nach. Schweigend gingen sie zu einem Bücherregal und setzten sich an diesem runter. Aurelia seufzte. „Heute ist der Todestag meiner Mutter.“ Sie hatte sich lange überlegt wie sie es ihm erzählen sollte, doch keine Option machte die Situation schöner oder mehr erträglich, also beschloss sie den direkten Weg zu nehmen. Draco schwieg. „Das dritte Jahr und ich… Ich kann einfach nicht…“, fuhr sie fort, zog die Beine an sich und vergrub ihr Gesicht in den Knien. Sie versuchte krampfhaft nicht in Tränen auszubrechen, das hatte sie bereits in einem schwachen Moment an diesem Tag. In der Mädchentoilette hatte sie sich eingesperrt, war jedoch nicht lange ungestört und deshalb wieder von dort geflüchtet. Ihre Augen waren kaum merklich, aber immer noch geschwollen.
 

„Dann geh in dein Zimmer, ich mach alleine weiter.“, gab Draco schließlich von sich, Aurelia aber schüttelte nur den Kopf, das Gesicht immer noch in die Knie gedrückt. „So ein Unsinn. Es geht gleich wieder…“, sie wurde bei jedem Wort leiser und leiser, da ihre Stimme zusammen brach und schließlich auch sie. Sie konnte ihre Tränen nicht mehr unterdrücken, auch wenn Draco neben ihr saß. So stark sie auch war oder versuchte zu sein, dies war ein Thema dass sie von einem Augenblick zum anderen völlig von den Füßen reißen konnte.
 

Immer wieder versuchte sie wieder die Fassung zu gewinnen, vergebens. „Es tut mir Leid, ich… Du kannst ruhig… Es geht gleich wieder…“ Sie rieb sich mehrfach über die Wangen um die Tränen wegzuwischen. Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrem Oberarm und einen Arm um ihren Rücken, dazu einen Oberkörper welcher sie an sich drücke. Überrascht weitete Aurelia die Augen und blickte rauf. Draco fing ihre feuchten Augen mit seinen, rührte sich nicht von der Position. „Entschuldige dich nicht. Nicht dafür. Wein ruhig.“ Und das war für sie Grund genug sich völlig zu verlieren und sich ihren Tränen hinzugeben, ohne Scham und ohne jegliche Zurückhaltung.
 

Minuten vergingen, in denen Draco schwieg und Aurelia einfach weinte. Irgendwann gingen ihr wohl die Tränen aus, denn sie wurde ruhiger und auch ihre Atmung wurde wieder gleichmäßiger. Auch wenn es ihr nun doch unangenehm war, dass sie einfach geheult hatte und dabei in den Armen des Slytherins lag und dessen Hemd mit ihren Tränen ertränkt hatte, blieb sie dennoch eine Weile genau so. Er roch so gut, eine Mischung aus Sommerregen, Zitronengras, Aftershave und diesem individuellen Eigenduft.
 

Langsam erhob Aurelia ihren Oberkörper, strich sich über die geröteten Wangen, wandte den Blick ab, da sie Draco so unmöglich in die Augen sehen konnte. Er verlangte nicht danach, sondern lehnte sich einfach gegen das Bücherregal hinter sich, winkelte eines seiner langen Beine an. „Möchtest du darüber reden?“, wollte er ruhig wissen, ließ seinen Blick durch den Gang in dem sie saßen schweifen. Aurelia nickte. Dann erzählte sie es ihm. Sie erzählte ihm alles. Sie erzählte ihm wann ihre Mutter krank geworden war, wie sie sich um sie gekümmert hatte, wie sie ihrem Vater half Geld einzubringen um Medikamente und das nötigste kaufen zu können und wie ihre Mutter schließlich den Kampf gegen die Krankheit verloren hatte und sie und ihren Vater zurück ließ. „Drei Jahre, auf den Tag genau.“ Es kamen keine Tränen mehr, offensichtlich waren sie ihr wirklich ausgegangen.
 

„Ich glaube es wird mit der Zeit leichter.“, überlegte der blonde Junge, strich sich unbeholfen über sein Kinn. „Niemand in meiner Familie ist für große Gefühle bekannt.“, erklärte er, wusste sonst nichts dazu hinzuzufügen. „Ich bin deshalb vielleicht nicht der Beste dir darüber hinweg zu helfen.“ Er hatte viele Leute weinen sehen, einige wegen ihm, sehr viele wegen seinem Vater, doch nie tat es ihm so Leid wie in diesem Moment. Dieses Empfinden hatte er bisher nur gehabt, wenn sein Vater und seine Mutter sich damals als er noch sehr jung war stritten und nicht gemerkt hatten, dass er alles mitbekam.
 

„Ich brauche kein Mitleid. Es ist schon viel wenn jemand bei mir ist. Mein Vater war es die letzten beiden Jahre und deshalb danke ich dir dass du es dieses Mal bist.“ Aurelia kicherte leise, da sie selbst kaum glaubte in was für einer Situation sie steckte. „Ich denke ich schulde dir etwas. Naja, allein schon weil ich dich in die Situation gebracht hab.“
 

Der blonde Slytherin konnte ein Grinsen nicht verbergen, jetzt wo Aurelia wohl etwas besser gestimmt war. Er war nicht gut im trösten, war er nie und wird er vermutlich in Zukunft auch nicht sein, das lag ihm einfach nicht in den Genen. Dennoch nahm er das Kompliment dankend an.

„Ich hab morgen Geburtstag.“, warf er zusammenhangslos ein, um die Stimmung in eine andere Richtung zu wenden und weil er Aurelia ebenfalls eine Antwort schuldig war. Diese blickte mit großen Augen zu ihm - so groß sie diese eben machen konnte, nach den ganzen Tränen.

„Guck mich nicht so an, du hast es auch niemandem erzählt.“, schnaubte er leicht genervt. „Wenn du jemandem davon erzählst kann ich für nichts garantieren.“, fügte er hinzu, strich sich durch die Haare.

„Das heißt es weiß niemand?“, wollte Aurelia verwirrt wissen, schließlich war er schon länger auf der Schule und hatte hier Freunde. „Die vergessen das, jedes Jahr, aber mein Vater weiß sie daran zu erinnern. Wer braucht schon Glückwünsche wenn sie nicht mal von sich aus kommen?“ Die Blondine verstand und konnte es auch nachvollziehen. Also waren seine Freunde nicht so toll, wie sie immer dachte. Da Dracos Familie wohlhabend war und eine reinblüter Familie, hatte er wohl auch deshalb viele ‚Freunde‘.
 

Aurelia seufzte, löste den Zopf, sodass ihre Haare wieder locker über ihre Schultern fielen. Es musste schon viel Zeit vergangen sein, denn das Licht brannte schwach in der Bibliothek, draußen musste es bereits finster sein. Beide blieben eine Weile einfach nur nebeneinander sitzen, bis Aurelia etwas leichtes an ihren Haaren spürte. Draco hatte einige ihrer Haarsträhnen zwischen die Finger genommen, saß aber weiterhin gedankenverloren neben ihr. Die Blondine räusperte sich etwas, worauf Draco aufsah. Erst dann bemerkte er, dass er mit ihrem Haaren zu spielen begonnen hatte. Langsam nahm er seine Hand wieder weg, räusperte sich ebenfalls, richtete sich dann auf und klopfte sich die Hose zurecht. „Lassen wir es für heute sein, kommt.“ Er reichte ihr eine Hand zum aufhelfen und Aurelia nahm diese dankend an. Produktiv wären sie wohl beide nicht mehr. Beide beendeten mit den Zauberstäben die Arbeit und verließen die Bibliothek.

„Kein Wort…“, begann Draco ruhig. „…zu niemandem.“, beendete Aurelia seinen Satz und schließlich wandten sie sich voneinander ab und gingen.
 

Strafarbeit Tag 3

„Wie lang müsst ihr das noch machen sag mal?“, empörte sich Ron und stöhnte genervt. Aurelia zuckte mit den Schultern. „Heute noch, dann müssen wir fertig sein.“ Sie verstand warum Ron so aufgebracht war. Es war lange her seit die Freunde etwas zusammen nach dem Unterricht unternommen hatten und da es ein Tag vor dem Wochenende war, verstand er nicht, wieso sie sich nicht treffen konnten. Auch der Blondine tat es Leid. Im Unterricht war ein Treffen nicht das Selbe wie danach. Dennoch war sie nicht so traurig, wie sie es vielleicht sein sollte. Sie hatte eine Aufgabe welche sie gemeinsam mir Draco erledigen musste und da war noch etwas. Schief grinsend boxte sie Ron leicht gegen die Schulter, im selben Moment lief Draco an ihnen vorbei. Kein Blick, kein Wort, doch das brauchte sie auch nicht. Die anderen waren ohnehin nicht gut auf ihn zu sprechen. „Wir holen das nach, ja?“, mit diesen Worten machte sie sich bereits auf den Weg, in die selbe Richtung in welche Draco vorausgelaufen war.
 

Er stand bereits an der Tür der Bibliothek gelehnt, drehte den Schlüssel zwischen seinen Fingern, erhob den Blick erst, als er Schritte wahrgenommen hatte. Aurelia hatte zu ihm gefunden, lächelte schmal. Wieder war da dieses Gefühl, welches sie nicht mit Worten beschreiben konnte, es aber auch nicht wirklich versucht hatte, da sie mit niemandem darüber sprach.
 

„Hör mal Draco…“, begann sie kleinlaut, worauf sich der junge Slytherin in der Bibliothek angekommen zu ihr wandte, dabei seinen Mantel abnahm und auf einen Sessel warf. „Ich möchte mich nochmal bei dir bedanken. Es stört mich nicht dass du das vielleicht gar nicht hören willst, aber ich kann mit mir selber Frieden schließen wenn ich es ausspreche.“ Aurelia hob einen Finger als Geste, dass er sich einen Moment gedulden sollte, kramte dann in ihrer Schultasche und holte etwas handgroßes heraus, was in braunem Packpapier eingewickelt war. „Hier.“

Draco sah sie verwundert an, schwieg weiterhin, nahm das Päckchen entgegen und betrachtete es von allen Seiten. „Was soll das sein?“, wollte er wissen, schob sich den Bibliotheksschlüssel in die Hosentasche. „Mach es auf.“, forderte Aurelia ruhig, lächelte sanft.
 

Draco tat es nach kurzem zögern, er entfernte das braune Papier. Achtlos ließ er dies zu Boden fallen, betrachtete das Objekt, welches er nun in den Händen hielt. Es war ein altes Kästchen mit verschiedenen Gravuren. Ein kurzer Blick zu Aurelia brachte Draco dazu auch das Kästchen zu öffnen. Darin befand sich ein kleiner Anhänger in Form einer Träne. „Das hat mir meine Mutter geschenkt, als ich noch ganz klein war. Ich hab damals sehr viel geweint, wegen Kleinigkeiten. Dieser Anhänger kann die Farbe verändern. Er sollte mir dabei helfen rauszufinden, ob ich grundlos weinte… Das hat sie mir erzählt, aber in Wahrheit unterscheidet er zwischen guten und schlechten Gefühlen. Wenn zum Beispiel jemand stolpert und du das witzig findest und dich darüber freust, wird die Farbe grün, wenn du aber geschubst wirst und dich ärgerst, wird er rot.“, erklärte sie, doch der junge Slytherin saß sie nur fragend an. „Naja ich musste daran denken, dass Gefühle in deiner Familie selten sind und allein die Tatsache dass du das so offen gesagt hast, zeigt mir dass es nicht so ist. Nicht bei allen.“, erklärte sie weiter, rieb sich den Oberarm mit der Hand. „Zu deinem Geburtstag… Alles Gute.“
 

Schweigend standen sie eine Weile im Gang, bis Draco den Anhänger in die Hand nahm, dieser verfärbte sich augenblicklich in ein helles Grün. Aurelia musste schmunzelnd, verbarg ihren Mund aber schnell mit dem Handrücken, damit es Draco nicht sehen konnte. Dieser schien immer noch überfordert, ballte eine Faust um den Anhänger. „Danke.“, war das einzige was er herausbrachte, ehe er eine Hand nach der Blondine ausstreckte. Sie zuckte leicht zusammen, weil sie nicht wusste wie er das Geschenk aufnahm, schließlich verriet sie ihn so mehr oder minder, zumindest seine Gefühle, denn offensichtlich freute er sich. Draco aber legte eine Hand auf den Kopf des Mädchens und lächelte. „Bisher hab ich nur Geschenke von meinen Eltern bekommen.“, gestand er ruhig, fuhr Aurelia leicht durch ihr Haar, nahm die Hand dann wieder weg, aus der anderen ließ er den Anhänger in seine Hosentasche gleiten.
 

„Lass uns das letzte Stück in Ordnung bringen.“, gab Draco von sich, wandte sich von der Gryffindor ab und blickte in die Bibliothek rein. Es dauerte nicht lange, da drehte er sich wieder zu Aurelia, diese grinste wissend. „Ich hab heute zwei Stunden geschwänzt und den Rest gemacht. Ich hab gesagt mir geht es nicht gut und zu meinem Glück war die Pince nicht da, die Bibliothek aber offen.“, erklärte sie, worauf Draco prompt auflachte. Damit hatte Aurelia nun wirklich nicht gerechnet, doch sie freute sich darüber. Sie wollte ihn nicht an seinem Geburtstag aufräumen lassen und die zwei Unterrichtsstunden waren nicht so dramatisch. „Du bist mir ja eine. Gut. Was fangen wir dann mit unserer Zeit an?“, wollte er schließlich wissen, grinste immer noch wegen der Situation.
 

Aurelia zuckte mit den Schultern. „Was machst du sonst an deinem Geburtstag?“, wollte sie wissen, worauf ihr Draco versicherte, dass er absolut nichts unternahm, lediglich bei seinen Eltern wurde ein prachtvolles Fest für ihn veranstaltet, weshalb er am Wochenende zu seinen Eltern fahren würde. „Okay, dann lass uns einfach etwas verbotenes tun.“, schlug die Blondine schließlich vor, grinste über beide Ohren. Sie holte aus ihrer Tasche eine große Tüte raus, verteilte den Inhalt auf einem kleinen Tisch neben zwei Sesseln, setzte sich in einen von diesen. Es waren Süßigkeiten, alle die sie auf die Schnelle auftreiben konnte. Draco lachte, setze sich in den zweiten Sessel und lange auch gleich zu. „Kein Festmahl, aber ein Anfang, nicht?“, grinste sie und der blonde Slytherin konnte nicht anders als zustimmen. Er liebte Süßigkeiten über alles.
 

„Du bist gar nicht so übel Beaumont.“, stellte er fest, knabberte an einer Fruchtschlange herum. Besagte sah ihn mit gehobener Augenbraue an. „Das Kompliment kann ich nur zurück geben. Ich hätte dich damals am liebsten umgebracht. Aber wer weiß, was nicht ist kann ja noch…“ Draco schmunzelte auf die Worte. „Hätte mir auch mal besseres vorstellen können, als mit einer Gryffindor in der Bibliothek Süßigkeiten an meinem Geburtstag zu essen.“ Aurelia lachte hell auf. „Ja, wer hätte das gedacht… Du bist gar nicht so übel, Malfoy.“, gestand sie worauf Draco leise zischte. „Doch wirklich. Manchmal richtig nett sogar.“, fügte sie zur Verdeutlichung hinzu, erntete Augenrollen seitens des Slytherins. „Erzähl das bloß niemandem.“, murrte er, lehnte sich in den Sessel zurück. „Werd ich nicht, bleibt mein kleines Geheimnis.“ Aurelia schmunzelte, tat es Draco nach.
 

„Also gehst du morgen zu deinen Eltern?“, wollte Aurelia nach langer Stille zwischen den beiden wissen, worauf Draco knapp nickte. „Wirst du mich vermissen oder was?“, spöttelte er, die Blondine bewarf ihn darauf mit leerem Süßigkeitenpapier und lachte. „Natürlich, weil ich ohne dich nicht mehr leben kann, was auch sonst?“, gab sie augenrollend zurück, Draco grinste. „Bin ja bald wieder da.“

„Gut.“
 

Schließlich war es so spät geworden, dass beide beschlossen es wäre Zeit in die Schlafräume zurück zu kehren. Draco schloss die Tür ab, wandte sich dann an die Blondine. Er legte eine Hand auf ihren Kopf, beugte sich zu ihr vor, so nah, dass er erst kurz vor ihrem Ohr Halt machte. „Danke.“, wisperte er hinein und Aurelia erschauderte kaum merklich. Kurz darauf wandte er sich von ihr ab und lief in die andere Richtung, hob beim gehen nochmal kurz die Hand um sich zu verabschieden. Zurück blieb eine - erneut - verwirrte Gryffindor, mit rasendem Herzen.

Kapitel 8

Nachdenklich lag Aurelia in ihrem Bett. Es war Wochenende, doch sie hatte nicht die Muse gefunden aufzustehen um mit den anderen etwas zu unternehmen. Ihren Freunden hatte sie erzählt, dass es ihr nicht so gut ging. Da sie bereits am vergangenen Tag zwei Unterrichtsstunden nicht besucht hatte, mit der selben Begründung, musste sie sich nicht weiter erklären. Natürlich hatte sie selbst ihren Freunden nicht gesagt, dass sie den Unterricht nur verlassen hatte, um die Bibliothek in Ordnung bringen zu können, damit Draco seinen Geburtstag nicht damit vergeuden musste.
 

Unbemerkt huschte ihr ein Lächeln über die Lippen und ihr Herz wurde warm. Ihr Empfinden zu Draco hatte sich über die Zeit - und ganz besonders in den vergangenen Tagen - drastisch verändert. Er war immer noch er. Eingebildet, rücksichtslos und durch und durch ein Slytherin, doch hatte er auch seine wunderbaren Momente. Sie fragte sich, ob er diese auch bei anderen hatten oder nur bei ihr.
 

Seufzend legte sie sich die Hand auf das Gesicht und schüttelte den Kopf. Solche Gedanken hatte nur ein verliebtes Mädchen, dass sogleich alles auf sich selbst projizierte. Doch das war sie nicht. Oder? Verliebt war sie noch nie und wie hätte das auch passieren können? Wenn es so war, würde Aurelia es bestimmt nicht leugnen, doch sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sie sich in Draco Malfoy verliebt hatte. Es war Draco Malfoy. Aber auch selbst wenn dem so wäre, nichts davon hätte eine Zukunft. Draco war ein Malfoy, sie eine Beaumont, auch wenn ihr Vater ein weiter Verwandter der Blacks war, stammte ihre Mutter von den Tonks ab, somit war sie nicht reinblütig, was Dracos Familie aber unheimlich wichtig war. Dann kam noch dazu, dass er ein Slytherin und sie eine Gryffindor war, doch diese Kleinigkeit ließe sich sicher irgendwie klären. Aber da waren noch ihre Freunde, die ihn so gar nicht leiden konnten…
 

Aurelia wurde aus den Gedanken gerissen, da etwas gegen die Scheibe ihres Fensters klopfte. Ein Blick zwischen den Fingern ihrer Hand, welche immer noch auf ihrem Gesicht ruhte reichte um zu verstehen. Sie bekam Post. Doch wer schrieb ihr? Sie richtete sich auf und öffnete das Fenster. Sie befreite die kleine, graue Eule von dem eingerollten Papier, strich ihr mit einem Finger über den Kopf, ehe sie auch schon wegflog. Aurelia schloss das Fenster wieder, setzte sich auf ihr Bett zurück. Wer mochte ihr schreiben?
 

„Hallo meine Schöne, ich hoffe dir geht es gut. Ich konnte dir nicht vorher schreiben, tut mir schrecklich Leid. Hast du den Tag gut überstanden? Ich weiß dass du ein starkes Mädchen… Nein eine starke, junge Frau bist du. Deine Mutter ist sehr stolz auf dich. Ich habe ihr Grab besucht und ihr Grüße von dir ausgerichtet.

Ich wünsche dir jedenfalls viel Erfolg bei den Prüfungen! Das packst du! Ich bin so stolz auf dich meine Kleine.

Hab dich lieb, dein Papa.“
 

Lächelnd seufzte das junge Mädchen auf, drückte den Brief gegen ihre Brust. Es war immer wieder schön von ihrem Vater zu hören. Leider fand sie in letzter Zeit nicht so viel Zeit ihm zu schreiben. Auch wenn er das nicht von ihr verlangte, wollte sie ihm trotzdem regelmäßig über ihr Leben berichten. Umso mehr freute sie sich über einen Brief von ihm. Somit fand sie auch wieder die Muse ihr Bett zu verlassen. Das Wochenende war einfach zu schade dafür einfach nur liegen zu bleiben und sich den Kopf über irgendwas zu zerbrechen, was vermutlich gar nicht war…
 

Die Tage verstrichen, die Prüfungen waren endlich vorbei, sodass die Schüler noch einige ruhige Wochen hatten. Die Sommerferien standen vor der Tür, worauf wohl jeder Schüler sehnsüchtig wartete. Aurelia freute sich nur mäßig. Ihr Vater hatte ihr kurzfristig mitgeteilt, dass er zu Beginn ihrer Sommerferien wohl nicht da sein würde, da er sich um irgendeine Großtante kümmern musste. Ärgerlich für die junge Blondine, was sollte sie alleine in ihrem Elternhaus machen? Ihre Freunde besuchten natürlich die eigenen Familien. Harry war bei den Weasleys und auch Hermine wollte dort den ein oder anderen Tag vorbeischauen. Sie wurde ebenfalls eingeladen, jedoch lehnte sie ab, da sie angenommen hatte ihr Vater wäre da, doch ihre Entscheidung umändern wollte sie dann doch nicht.
 

Im Unterricht zur Geschichte der Zauberei hatte Aurelia ihr Kinn auf den Handrücken ihrer rechten Hand gestützt, machte sich Notizen, soweit es noch ging. Sie langweilte sich sichtlich und versuchte krampfhaft nicht einzuschlafen. Ihre Notizen waren mittlerweile nur noch runde Kreise über das gesamte Blatt verteilt. Urplötzlich wurde sie aus ihrer Müdigkeit erweckt, denn unbemerkt hatte sich ein Schmetterling aus Papier auf ihr Buch gesetzt. Es war ein verzaubertes Stück Papier, welches als Nachricht zu ihr geschickt wurde. Aurelia blinzelte kurz um wieder ganz wach zu werden, faltete das Papier auseinander und laß: „Dein Kopf raucht schon wieder… D.“

Schnell knüllte sie das Stück Papier in einer Hand zusammen, damit es niemand sah, blickte dann zur Seite in Dracos Richtung. Dieser hatte nur kurz ebenfalls zu ihr gesehen, senkte den Blick aber kaum merklich grinsend. Aurelia schmunzelte darüber. Wenn er nur wüsste dass er unter anderem wegen ihm rauchte…
 

Der Unterricht war vorbei - endlich. Schnell verließen die Schüler den Klassenraum, kaum einer hatte noch richtig Motivation. Hermine vielleicht, doch sie war sowieso immer dafür viel zu lernen. Kichernd lief Aurelia mit ihrer Freundin zu den Schlafräumen, ehe sie von Professor Dumbledore aufgehalten wurden. „Miss Beaumont, hab ich sie doch noch erwischt!“, freute sich der alte Mann, strich sich über seinen langen Bart. „Ich habe eine Bitte an sie.“, fuhr er fort, blickte Hermine dabei einen kurzen Moment an, welche sich plötzlich fehl am Platz fühlte und mogelte, dass sie noch etwas vergessen hatte, lief dann weiter zu ihren Zimmern.

„Wie darf ich ihnen Helfen, Professor Dumbledore?“, wollte das blonde Mädchen wissen, strich sich die Haare hinter die Ohren. „Ja hm… Wo fang ich nur an, wo fang ich nur an? Oh… Ach richtig! Da die Prüfungen vorbei sind und das Schuljahr bald vorbei ist, möchten wir ein kleines Fest feiern.“, begann er zu erklären, doch Aurelia verstand immer noch nicht. „Wird das hier immer vor den Sommerferien gemacht?“ Die Frage quittierte Dumbledore mit deutlichem Nicken. „Nun, uns wurden die Mittel zur Verfügung gestellt, da dachte ich: Wieso nicht mal etwas größeres machen?“ Dumbledore gluckste, blickte einigen Schülern nach, welche an ihnen vorbei liefen. „Nun denn, ich mach es kurz! Die Malfoys fänden es schön ein Fest zu veranstalten und haben und deshalb den finanziellen Gang etwas erweitert um das möglich zu machen. Da sie das erste Jahr bei uns sind, dachte ich sie hätten vielleicht Interesse daran die Organisation zu übernehmen? Wo sie doch beim Frühlingsfest verhindert waren…“
 

Aurelia blinzelte einige Male. Dracos Familie hatte Hogwarts Geld gegeben um ein Fest zu machen? Wofür? Hatten sie sonst nichts besseres zu tun? Sie beschloss, dass sie darüber keine Frage an Dumbledore verlieren würde, nickte lediglich. „Wenn sie glauben die Organisation ist unter meiner Führung gut aufgehoben, dann mache ich das gerne.“, willigte sie ein, worauf der Professor freudig in die Hände klatschte, dabei ein Paar Schüler erschreckte. „Sehr schön, sehr schön! Sie sind dafür natürlich bis aufs weiteres vom Unterricht befreit. Es ist sowieso nur noch Material das sie alle bereits kennen…“ Damit meinte Dumbledore den Unterrichtsstoff, verdeutlichte dies mit einem kurzen Augenrollen, worauf Aurelia kicherte. „Kommen sie gerne zu mir, wenn sie etwas benötigen. Sie können gleich morgen anfangen. Oh sie werden natürlich Hilfe brauchen, nicht wahr?“ Das junge Mädchen nickte, wollte gerade ihre Freundin Hermine vorschlagen, als ihr auch schon ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde. „Ich finde es nur fair, wenn der Spross der Malfoys die Verwaltung der finanziellen Mittel im Auge behält. Sie beide werden sich sicher gut arrangieren.“, mit diesen Worten und einem deutlichen Zwinkern wandte sich Dumbledore zum gehen.
 

„Soll ich nicht doch mal mit ihm sprechen? Draco wird dich sicher alleine mit allem lassen!“, schimpfte Hermine im gemeinsamen Zimmer, wurde dabei von Lavender bekräftigt. Aurelia lag auf dem Bauch in ihrem Bett, in einem leichten, hellgrünen Seidenkleidchen, in welchem sie schlief, den Kopf an der Hand abgestützt. „Du weißt doch wie Dumbledore ist. Er tut nichts ohne Grund und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat,…“, versuchte Aurelia ihre Freunde zu beruhigen, wedelte mit den Füßen herum. „Bestimmt ist sein Vater dafür verantwortlich! Sicher hat ihm Draco erzählt, dass er keine Lust mehr hat im Unterricht zu sitzen und damit es nicht auffällt soll halt noch jemand dabei helfen. Jetzt beneide ich dich sogar irgendwie!“, quiekte Lavender, welche auf dem Bett neben Hermine saß. „Gerade eben hattet ihr noch Mitleid. Könnt ihr euch mal entscheiden?“ Lachend beschlossen die Mädchen schlafen zu gehen.
 

Am darauf folgenden Tag war Aurelia mit den anderen aufgestanden. Nur weil sie nicht zum Unterricht musste hieß nicht, dass sie aufstehen konnte wann sie Lust hatte. Nach dem Essen hatte sie sich von den anderen verabschiedet. Sie beschloss erst einmal nach einem Ort zu suchen, an dem sie ungestört Planungen vorbereiten konnte. Eigentlich wollte sie das gemeinsam mit Draco machen, doch diesen hatte sie weit und breit noch gar nicht gesehen, also ging sie alleine los. Schnell hatte sie vereinbaren können, dass sie einen Nebenraum der großen Halle nutzen durfte. Diesen gestaltete sie so, dass er auch gut zu gebrauchen war. Neben einem großen Tisch für Notizen, zauberte sie auch zwei gemütliche Sessel her.
 

Nach etwa einer Stunde - in der sie nicht sonderlich produktiv gewesen war - beschloss sie sich nach Draco zu sehen. Er musste doch wissen, dass er mit ihr die Vorbereitungen treffen sollte, oder? Sie beschloss direkt in seinem Schlafraum nachzusehen, denn sie wollte den Unterricht nicht stören und nicht unnötig Aufmerksamkeit auf sich lenken. Da die Schlafräume der jungen nicht durch einen Zauber geschützt waren wie die der Mädchen, war es kein großes Problem zu diesen zu gelangen, lediglich das Passwort war eine kleine Herausforderung. Da aber alle Slytherins ohne Ausnahme Reinblüter waren, zählte sie eins und eins zusammen und siehe da sie war drin.
 

Triumphierend schritt sie durch den Gang zu den Schlafräumen, versuchte sich irgendwie daran zu erinnern, ob sie jemals gehört hatte, wo denn Dracos Bereich war. Diesen Plan warf sie aber komplett über den Haufen und klopfte einfach gegen jede Tür. Irgendwann war sie so verzweifelt, dass sie nur noch leise klopfte und schließlich beschloss es einfach bleiben zu lassen. Was hatte sie sich denn auch dabei gedacht? Seufzend klopfte sie noch einige Türen durch, bis eine aufging, an der sie bereits vor einer Weile geklopft hatte. Hoffnungsvoll wandte sie sich in die Richtung und stockte.
 

Da stand er: Zerzauste Haare, weil er wohl bis eben tatsächlich noch geschlafen hatte, Schlafanzughose in seidenem Slytheringrün und… sonst nichts. Seine Brust war unbedeckt, offensichtlich schlief er so. Aurelia schluckte, machte sich nach kurzem zögern auf den Weg zu ihm. Der Slytherin rieb sich verschlafen das Gesicht, lehnte sich gegen den Türrahmen und gähnte herzhaft. Einige sichere Schritte vor ihm blieb das kleinere Mädchen stehen, verschränkte die Arme vor der Brust. Sie konnte es sich nicht nehmen ihn nochmal flüchtig von Kopf bis Fuß zu mustern. Er war groß und zu ihrer Überraschung durchtrainiert, was er wohl dem harten Quidditchtraining zu verdanken hatte. Ein Sixpack, den man nicht mal mit den schlechtesten Augen nicht übersehen konnte war in seinen Bauch gemeißelt, die Brust definiert wie eh und je.
 

Aurelia schluckte, räusperte sich schließlich. „Gut geschlafen?“, wollte sie ruhig wissen, verdrehte die Augen als sie Draco grinsen sah. „Dumbledore hat doch mit dir geredet. Hat er doch, oder?“ Der blonde Slytherin zuckte nur mit den Schultern, strich sich durch sein wirres Haar. „Ich könnte noch eine oder zwei Stunden Schlaf vertragen, also… Du kannst ja mit rein…“, schlug Draco vor, deutete mit dem Daumen hinter sich in das Zimmer, worauf die Kleinere nicht anders konnte als rot anzulaufen. Dies wiederum brachte ihn zum lachen. „Ich mach nur Spaß. Gib mir fünf Minuten, ich zieh mich an und komm.“ Das war endlich mal etwas womit Aurelia arbeiten konnte.
 

Draco war wieder in seinem Zimmer verschwunden, sie selbst blieb natürlich außerhalb. Natürlich. Dies gab ihr die Möglichkeit tief ein und auszuatmen um die Fassung zurück zu gewinnen. Wieso, wieso nur machte er sie so nervös? Es lag wohl kaum daran, dass er sie halb nackt empfangen hatte und auch nicht an seinem anzüglichen Vorschlag, welchen er natürlich nicht ernst gemeint hatte, es war etwas anderes. Seit der Strafarbeit in der Bibliothek hatte sie das Gefühl, als würde ihr Kopf ihr etwas sagen wollen, doch sie verstand es zu ihrem Bedauern nicht, was sie geradezu rasend vor Wut machte.
 

Schweigend saßen sie sich im Nebenraum der Halle gegenüber und schwiegen. Draco sah sie die ganze Zeit an, während Aurelia selbst ab und an zu ihm blickte, dann wieder in eine andere Richtung, Beide schwiegen. Sie würde ja gerne etwas sagen, jedoch fiel ihr nichts ein. Bereits die Stunde in der sie alleine hier verbracht hatte war ihr Kopf leer. Vielleicht war sie doch nicht die Richtige dafür die Planungen zu übernehmen.
 

„Bei Merlins Unterhose, Draco! Das ist alles mehr oder weniger auf den Mist deiner Eltern gewachsen, nun sag doch etwas dazu!“, fluchte Aurelia nach weiterer Stille, die sie unmöglich länger aushalten konnte. „Starr mich nicht so an. Ich hab das Gefühl dass du mich fressen willst! Wieso wurde überhaupt ich genommen? Dumbledore hat sie doch nicht mehr alle wenn er denkt ich könnte das alles planen!“ Nun verdeckte sie ihr Gesicht in beiden Händen und stöhnte.
 

Draco blieb ruhig, warf ein Bein über das andere und rieb sich mit den Fingern über sein Kinn. „Mein Vater macht sowas manchmal wenn ihm danach ist.“, begann der blonde Slytherin schließlich, da er nicht viele Worte von sich gegeben hatte, nachdem sie hier waren. „Er fand es lustig mir die Aufgabe zu geben. Damit ich lerne solche Veranstaltungen selber zu planen, wohl auch für später wenn mir unser Anwesen gehört. Ich aber hatte absolut keine Lust.“, fuhr er ruhig fort, lehnte sich in den Sessel zurück. „Das war ihm aber egal. Dass ich das machen muss stand von Anfang an fest und du… Unglücklicher Zufall würde ich sagen? Mein Vater wollte Pansy dazu nehmen, Dumbledore hatte aber darauf bestanden, dass jemand aus einem anderen Haus helfen sollte.“ Aurelia verstand nicht ganz. Es sollte jemand aus einem anderen Haus helfen, gut, aber wieso ausgerechnet sie? Es gab definitiv kompetentere Schüler, die sich mit den Feierlichkeiten auskannten. Sie beschloss aber nicht weiter darüber nachzudenken. Dumbledore hatte es schließlich selbst irgendwie erklärt. „Vielleicht hab ich das ein oder andere Mal deinen Namen fallen lassen…“, ließ Draco fast schon beiläufig erklingen, erhob sich dann aus dem Sessel und lief langsam im Raum herum.
 

„Was wieso das?“, fiepte die Blondine empört auf, erhob sich ebenfalls, verschränkte die Arme vor der Brust. Draco grinste, beugte sich kurz vor Aurelia zu dieser vor, neigte den Kopf zur Seite. „Weil ich dich am wenigstens nervig für sowas empfunden hab. Wenn ich mir vorstelle mit Pansy etwas zu planen…“ Er rollte mit den Augen, richtete sich wieder gerade auf. „Und so wie ich Dumbledore kenne, hätte er mir diesen Potter aufgedrängt. Abgesehen davon macht es mir nichts aus mit dir einpaar Stunden zu verbringen.“, gestand er ruhig, zupfte am Kragen seines Hemdes, damit dieses wieder richtig saß.
 

Aurelia wollte sich gerade empören, als sie etwas um Dracos Hals aufblitzen sah. Es war eine silberne Kette mit einem grünen Anhänger, in der Form einer Träne. Es war jener, den sie ihm zum Geburtstag geschenkt hatte. „Oh…“, war das einzige was sie dazu noch heraus brachte, auch ihre Haltung hatte sich gelockert. Sie konnte nicht leugnen, dass sich all ihre Wut in Freude verwandelt hatte. Nicht nur dass er den Anhänger behalten hatte, er trug ihn auch noch um den Hals. Ihre Lippen formten sich zu einem Lächeln, Draco fiel dies auf. Er versuchte ihrem Blick zu folgen, bis ihm auffiel, dass die Kette die er trug nicht mehr unter dem Hemd war. Dies korrigierte er mit einer schnellen Handbewegung und räusperte sich. Ihm war es wohl unangenehm, deshalb versuchte er es einfach zu überspielen, indem er weiter etwas über das Vorhaben seines Vater erzählte. Aurelia hörte schon lange nicht mehr zu, zu sehr war sie noch ergriffen.
 

Es verging einige Zeit, nachdem Draco endlich aufgehört hatte zu erzählen und beide tatsächlich produktiv geworden waren. Sie hatten einige Ideen gesammelt und notiert, dann versucht hier und da etwas zu kombinieren. Immer wieder hatten sie sich gegenseitig flüchtige Blicke zugeworfen, jedoch immer wieder weggesehen. Ganz so, als hätten beide Angst den anderen mit den Augen in Flammen versetzen zu können.
 

Der Unterricht war vorbei, was sie an den lauten Stimmen draußen bemerkten. Mit dem Entschluss für heute aufzuhören, sammelte Aurelia die Notizen zusammen. „Also, wann treffen wir uns morgen?“, wollte sie schließlich wissen, strich sich die Haare hinter die Ohren. Draco zuckte nur mit den Schultern. „Kein Unterricht, kein Wecker.“, stellte er knapp fest und die Blondine rollte die Augen. „Heißt das, ich muss dich wieder im Schlafsaal abholen?“, seufzte sie leicht genervt. Erneut zuckte ihr Gegenüber mit den Schultern. „Wenns dir Freude bereitet… Warte mal. Woher kanntest du das Passwort?“ Das hatte Draco am Morgen nicht wahr genommen, da er noch zu verschlafen war, doch nun wunderte er sich darüber.
 

Wissend grinste das kleinere Mädchen nur. „Ich bin nicht ganz so blöd wie du vielleicht denkst.“ Draco hob eine Augenbraue. „Interessant…“, gab der blonde Slytherin von sich, strich sich durch sein Haar. „Nur nicht ganz fair wenn man bedenkt, dass die Schlafräume der Mädchen von uns gar nicht betreten werden können.“ Aurelia gluckste über seine Worte. „Wieso sollten die Jungs auch in unsere Räumlichkeiten?“, wollte sie naiv wie eh und je wissen. Nun war es an Draco zu grinsen, er legte ihr eine Hand auf den Kopf. „Vielleicht sprechen wir darüber wenn du älter bist, bis dahin sollte es aber ausreichen dass du weißt wo mein Zimmer ist…“
 

Aurelias Gesicht wurde so rot, dass es sich anfühlte als würde es in Flammen stehen. Sie wollte gerade ausholen und ihn mit den Notizen an der Schulter treffen, als die Tür des Raumes unsanft geöffnet wurde. Kurz darauf hing ein junges Mädchen am Arm des Slytherins. Es war niemand anderes als Pansy Parkinson. Wie sehr Aurelia ihre Anwesenheit doch hasste. Nicht zuletzt weil sie schon so oft von ihr produziert wurde. Nun stand sie da und schmuste mit Dracos Arm, als wäre dies das normalste auf der Welt. „Ich hab dich überall gesucht!“, säuselte sie zuckersüß und die Blondine beschlich das Gefühl, als müsse sie sich jeden Augenblick übergeben. „Komm Draco, du hast genug gemacht für heute. Du hast mir versprochen mit mir spazieren zu gehen!“, plapperte sie munter weiter, ohne darauf einzugehen, dass Draco wohl nicht die leiseste Ahnung davon hatte, was sie von ihm wollte.
 

„Was? Verzieh dich. Reicht ja dass ausgerechnet DU mit ihm das Fest planen sollst. Als würde die Schule nichts besseres hervorbringen.“, zischte Pansy nun in die Richtung der Gryffindor, als sie merkte, dass diese immer noch mit im Raum war. Besagte zuckte kaum merklich zusammen, blickte zu Draco, welcher kaum Regung im Gesicht zeigte. Aurelia beschloss nicht weiter darauf einzugehen, es würde ohnehin nur wieder zu Streit führen und genau das wollte sie vermeiden. Vermutlich würde sie Dumbledore dann von der Planung ausschließen. Sie seufzte, betrachtete den Anblick der sich ihr bot noch eine Weile. Pansy hing Draco immer noch am Arm und dieser tat nichts dagegen. „Ich störe euch nicht weiter.“, begann sie ruhig, wandte sich zum gehen. Während sie aus der Tür lief, rief sie nochmal etwas zu den beiden, ohne sich auch nur umzudrehen: „Viel Spaß beim spazieren.“
 

Es vergingen einige Tage. Sie waren gut voran gekommen mit der Planung. Das einzige worüber sie sprachen war die Planung, daran war lediglich Aurelia Schuld. Sie zeigte sich von ihrer kühlsten Seite, was sie selbst so nicht von sich kannte. Pansy war jeden Tag erschienen um Draco abzuholen und jedes Mal war sie noch süßer und anhänglicher als das Mal davor. Der Anblick war - kurzum - zum kotzen. Somit war Aurelia einfach nicht zum Pläuschen machen zumute.
 

Eines Tages, als Aurelia beinahe alles was der blonde Slytherin vorschlug ablehnte, platze diesem der Kragen. Sie waren so erfolgreich und nun sollte alles an einem zickigen Mädchen scheitern? Draco stand auf und schlug mit der Faust auf den Tisch, beugte sich so weit über diesen, dass er nicht weit vor Aurelia war, welche seelenruhig im Sessel saß. „Was bei Merlins Barte ist dein Problem?!“, brüllte er so laut, dass es im Raum widerhallte.
 

„Ich hab kein Problem, deine Vorschläge sind nur einfach nicht gut.“, antwortete sie ausdruckslos, warf Draco einige Notizen vor die Füße. „Nicht gut oder bist du einfach trotzig und findest deshalb alles schlecht?“, rief er erneut, richtete sich auf und kickte die Notizen mit dem Fuß von sich weg. „Wenn du keine Lust mehr hast hier zu sein, dann sag es, aber benimm dich nicht wie ein verzogenes Kind!“ Aurelia schnaubte, erhob sich nun selbst. „Wer von uns ist das verzogene Kind?“, brüllte sie zurück, kam auf ihn zu und tippte ihm unsanft mit dem Finger gegen die Brust. „Wer, huh?“ Draco formte seine Augen zu schlitzen, wollte zunächst die Hand der Blondine wegschlagen, packte sie dann aber mit der eigenen und zog den Arm nach oben. Aurelia hatte Mühe sich noch auf den Füßen zu halten, denn Draco war größer als sie und sein Arm definitiv länger. „Lass mich los!“, rief sie verzweifelt, boxte nun mit der anderen Hand gegen seine Brust. Auch diese umfasste Draco und zog den Arm hoch, drückte Aurelia gegen die hohe Rückenlehne des Sessels, bettete ein Knie auf die Armlehne, sodass er nun über der Gryffindor gelehnt stand.
 

„Vergiss nicht mit wem du es hier zu tun hast.“, seine Stimme war ruhiger geworden, denn nun hatte er offensichtlich die Kontrolle über die Situation. Aurelia funkelte ihn mit zornigen Augen an. „Du bist ein verzogenes Kind! Hier tust du so als wären dir die anderen egal und du hättest irgendwie Interesse an der Schule und dann…“, begann sie zischend, wandte den Blick ab und wehrte sich nicht mehr, es hatte ohnehin keinen Sinn. „Dann kommt dein Wachhund hierher und ihr tanzt Hand in Hand hier raus.“ Im selben Augenblick wünschte sich Aurelia, sie hätte nichts weiter gesagt. Sie konnte sich denken wie Draco ihre Worte aufnehmen würde, doch es war ohnehin zu spät. Sie wusste ja selbst nicht wieso sie so abweisend zu ihm war. Jedes Mal wenn Pansy in den Raum kam und ihn abholte und er ohne Widerworte mitging, wurde sie wütender.
 

„Bist du etwa eifersüchtig?“, wollte der blonde Slytherin mit verblüffter Stimme und einem ebenso verblüfften Gesicht wissen. Aurelia hielt den Atem an, schielte kurze Zeit zu ihm hoch. Sie wurde kaum merklich rot um die Nase und fühlte sich irgendwie ertappt. „Du BIST eifersüchtig.“, stellte er nun knapp fest. Sein verwundertes Gesicht wich und ein Grinsen formte sich auf seinen Lippen. Draco beugte sich runter zur Gryffindor, immer noch grinsend. „Das ist sogar richtig… süß.“, gestand er ruhig, beugte sich ein Stück weiter vor. Aurelia sank so weit runter, dass sie im Sessel saß, Draco stand nur noch über ihr, beide Arme immer noch mit seinen Händen nach oben fixiert. „Hast du Angst, dass ich mit Pansy Dinge anstelle, die ich mit dir nicht mache?“, wollte er provokant wissen, näherte sich dem Gesicht der Blondine, sodass seine Lippen nur noch wenige Millimeter von ihren entfernt waren. Aurelia schluckte.
 

„Warum sollte ich?“, wollte Aurelia mit zittriger Stimme wissen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, doch sie versuchte irgendwie Fassung zu bewahren. „Wenn sie für dich bereitwillig den Rock hochzieht und du dich darauf einlässt, dann ist das eure Sache… Ich hab damit nichts zu tun, was bin ich auch für dich?“ Draco hielt inne, aus dem Grinsen wurde ein Lächeln. „Was genau stellst du dir denn vor was ich mit ihr mache?“, wollte er ruhig wissen, ließ zu Aurelias Überraschung ihre Arme langsam los, beugte nur noch über ihr. Diese rieb sich die Arme, ehe sie den Blick direkt auf ihn richtete. „Das interessiert mich kein Stück.“, log sie, drückte ihn mit aller Kraft von sich weg und erhob sich aus dem Sessel.
 

„Du beurteilst mich für Dinge, von denen du nicht mal weißt und selbst benimmst du dich kindisch. Warum sagst du mir nicht einfach was du willst?“, fragte der Blonde, kurz darauf dröhnte es in seinen Ohren. Aurelia hatte ihm eine saftige Ohrfeige verpasst. „Was soll ich schon wollen Draco? Mach deine Arbeit und triff dich wo anders mit deiner Klette!“, rief das kleine Mädchen aufgebracht, packte ihre Sachen und verschwand aus dem Raum.
 

Sie lief so schnell sie konnte, blieb irgendwann in einem Gang stehen, in dem sie niemanden vermutete. Verzweifelt vergrub sie ihr Gesicht in den Händen. „So ein Mist!“, fluchte sie leise, strich sich durch ihr Haar. Sie war eifersüchtig. Eifersüchtig auf Pansy Parkinson. Nicht nur das, sie konnte es sich nicht einmal eingestehen. Und wieso war sie eifersüchtig? Weil Pansy keinen Scham hatte sich einfach zu nehmen was sie wollte. Vielleicht war es aber auch das was Draco so gefiel und deshalb ließ er sich immer wieder erneut auf sie ein. Aurelia musste sich entscheiden. Entweder würde sie darüber hinwegkommen und alles so sein lassen wie es war oder aber sie würde alles auf eine Karte setzen und selbst sehen in welche Situation sie kommen konnte…

Kapitel 9

Das Schuljahr neigte sich mit schnellen Schritten dem Ende zu, somit stand die große Feier kurz vor der Tür. Dennoch sah es alles andere als gut mit den Vorbereitungen aus. Nach dem kleinen Zwischenfall hatte sich Aurelia kaum sehen lassen. Sie hatte sich zwar immer noch darum gekümmert, jedoch nicht gemeinsam mit Draco. Sie ging ihm erstaunlich gut aus dem Weg. Die Entscheidung wie sie ihm gegenüber treten sollte, hatte sie noch nicht gefällt.
 

An einem Tag kam sie aber nicht mehr drum herum ihm zu begegnen. Dumbledore hatte beide zu sich gebeten um in Erfahrung zu bringen, wie weit sie gekommen waren und ob alles reibungslos verlaufen würde. So standen sie also beide in seinem Schulleiterbüro. Zu Aurelias Überraschung war auch Dracos Vater dort. Sie hatte ihn einige Male gesehen, jedoch nur aus der Ferne. Draco sah ihm verdammt ähnlich und er war auf dem besten Weg die selbe Ausstrahlung wie sein Vater zu gewinnen. Einen kleinen Unterschied konnte sie jedoch feststellen: Während Lucius Malfoy Eitelkeit und Arroganz nicht verbarg, war das Gesicht von Draco etwas menschlicher und ein kleines Bisschen weicher, vielleicht lag es aber an dem Alter.
 

Aurelia versuchte so weit weg von ihnen zu stehen wie sie nur konnte. Jedes Mal wenn sie von Lucius angesehen wurde, erschauderte sie. Er war genau wie sein Sohn. Wenn ihn etwas oder jemand zu interessieren schien, wandte er seinen Blick einfach nicht ab, egal ob die Person sich unwohl fühlte. „Du hast mir gar nicht erzählt, dass sie eine wahre Schönheit ist.“, gab Lucius von sich, nachdem über die Lage der Planung berichtet wurde. Er ließ es sich nicht nehmen, einmal um die Gryffindor herum zu laufen. Erneut erschauderte sie, fühlte sich mit einem Augenblick nackt. Sie empfang seine Worte nicht als Kompliment, auch wenn er es vielleicht genau so gemeint hatte.
 

Ausdruckslos folgte sie jedem seiner Schritte. Dumbledore schwieg, tippte mit den Fingern auf dem Tisch neben welchem er stand herum und beobachtete die Situation. Auch Draco erwiderte nichts, auch nicht als sein Vater ihm einen Blick zuwarf. „Nicht sehr gesprächig, wie?“, stellte Dracos Vater fest, fuhr sich mit einem Finger über die Wange. „Nun denn, ich muss wieder… Mister Dumbledore, es war wie immer eine Freude sie wiederzusehen. Mein Sohn, benimm dich. Miss Beaumont… es wäre mir ein Vergnügen ihnen ein weiteres Mal zu begegnen.“, mit diesen Worten nickte er nochmal in die Runde und verschwand schließlich.
 

Nachdem Lucius gegangen war, hatte Aurelia das Gefühl endlich wieder normal atmen zu können. Sie schielte zu Draco, welcher angespannt wirkte. „Gut Kinder, danke für den Bericht, ich bin sehr stolz auf euch. Ihr könnt wieder gehen und weiter machen.“, richtete Dumbledore nun wieder das Wort an beide, strich sich durch seinen langen Bart. Aurelia nickte, wandte sich bereits zum gehen und lief hinaus, ohne auf Draco zu warten.
 

Der Unterricht hatte gerade erst begonnen, weshalb sie keinen Schüler mehr antraf. Sie ging geradewegs in den Nebenraum der großen Halle. Kurz bevor sie den Raum betreten konnte, wurde sie am Handgelenk gepackt und zurück gezogen. Geschockt riss sie ihre Hand frei, zückte sogleich ihren Zauberstab und hielt ihn der Person ans Kinn, welche sie zurückgehalten hatte. Es hätte sonst wer sein können, sie war die letzten Tage schon so aufgebracht, dass es ihr egal war wen sie vor sich hatte. Es war Draco. Natürlich war er ihr nachgegangen. Sie hatte die letzte Zeit schon das Gefühl als wolle er ihr folgen, doch sie wusste wie sie dem umgehen konnte - bis heute. Es musste ja so kommen.
 

Draco hob ergeben beide Hände hoch, schob dann vorsichtig den Zauberstab seiner Gegenüber nach unten. Sie ließ dies zu, schließlich wollte sie ihm nichts tun. „Fass mich nicht an.“, fauchte sie trocken, packte ihren Zauberstab weg und ging schließlich in den Raum, Draco folgte ihr. „Ich hol nur einpaar Sachen und geh wieder.“, verkündete sie, packte bereits einiges zusammen, schloss dafür nicht einmal die Tür des Raumes, da sie diesen ohnehin schnell wieder verlassen wollte.
 

„Musst du alles so kompliziert machen?“, wollte Draco sichtlich genervt wissen, stellte sich vor die Blondine und ließ die Tür hinter sich zufallen. Er murmelte einige Worte. „So, uns stört hier niemand mehr.“, stellte er fest, denn er hatte einen Zauber über den Raum gelegt, sodass niemand außer ihnen beiden eintreten konnte - zumindest für einige Zeit. Offensichtlich wollte er die Angelegenheit wirklich klären.
 

Aurelia verdrehte die Augen und schnaubte genervt. „Das war nicht nötig, ich gehe ja jetzt.“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, machte sie wieder einen Schritt auf die Tür zu, Draco stellte sich erneut vor diese und versperrte den Weg. „Lass mich durch oder ich bringe dich dazu…“, sagte sie ruhig, was einem Flüstern glich. „Ich habe dir nichts zu sagen oder habe ich in irgendeiner Art den Anschein erweckt? Geh mir aus dem Weg.“
 

Nun war es an Draco mit den Augen zu rollen. „Hör auf die coole zu spielen. Du hast offensichtlich ein Problem mit mir und ich will wissen was es ist. Ich werde dich hier so lange drin lassen wie es nötig ist. Du sollst wissen, dass ich es hasse wenn etwas nicht geklärt ist.“ Da Aurelia auch darauf nicht einzugehen schien, nahm er ihr kurzerhand die Unterlagen aus der Hand, warf sie auf den Boden und zog sie am Handgelenk an sich ran.
 

Empört über sein Verhalten wollte sich die Blondine wieder los machen, hämmerte mit ihrer freien Faust auf Dracos Brust herum, was ihn aber kaum zu interessieren schien. „Hab ich dir nicht gesagt du sollst mich nicht anfassen? Lass mich los!“, rief sie mit wütender Stimme. „Ich hab keine Lust mit dir zu reden, ich hab keine Lust mit dir irgendwas zu klären! Nur weil du glaubst es muss noch etwas geklärt werden ist das nicht so! Für mich ist alles klar, also lass mich einfach in Ruhe!“ Je mehr sie sprach, desto lauter wurde sie. „Geh! Geh mir aus dem Weg! Geh zu deiner Pansy und lass dir sonst was zeigen von der!“, schrie sie nun schließlich, wagte es jedoch nicht ihn dabei anzusehen.
 

Draco ließ alles über sich ergehen, auch wenn er sie mittlerweile an beiden Handgelenken hielt, damit sie ihn nicht mehr schlagen konnte, ließ er sie einfach schreien, bis sie nichts mehr zu sagen hatte. „Bist du fertig?“, wollte er ruhig wissen, umfasste beide Handgelenke mit einer Hand, während er die nun freie Hand an Aurelias Rücken legte und sie näher zu sich zog. „Dachte ich es mir doch… Was glaubst du denn habe ich mit Pansy gemacht? Die Antwort ist nichts. Sie hängt mir seit ich denken kann an der Krawatte. Nur weil ich mit ihr aus dem Raum gegangen bin, heißt es nicht, dass ich Zeit mit ihr verbracht habe.“, begann er nun zu erklären, doch Aurelia sah ihn immer noch nicht an, wehrte sich aber auch nicht mehr. „Wieso erzählst du mir das? Das interessiert mich nicht.“, murmelte sie mehr zu sich selbst als zu ihm.
 

Der Slytherin ignorierte aber ihre Worte, denn er wusste es wohl besser und sie tat es auch. Natürlich interessierte sie sich dafür was er mit Pansy gemacht hat, nicht dass er ihr eine Erklärung schuldig war… „Das war für sie doch nur Vorzeige… Sie ist verdammt eifersüchtig auf dich, falls du das noch nicht bemerkt hast. Nicht nur wegen mir, sondern weil dir einige andere nachglotzen.“, fuhr er mit der Erklärung fort und Aurelia stutze. Meinte er etwa andere Jungen? Sie erinnerte sich, dass ihr Hermine auch schon einmal etwas in der Art gesagt hatte, doch sie hatte das nie wirklich interessiert. War Pansy etwa eifersüchtig auf sie? Die ganze Zeit über dachte Aurelia, dass sie selbst eifersüchtig auf die Parkinson war und nun war es eigentlich umgekehrt? Nein - sie war auch eifersüchtig, aber sie war es nur wegen Draco.
 

Endlich schaffte es Aurelia ihren Blick zu heben, traf auch schon auf die grauen Augen des Slytherins. „Du hast ja keine Ahnung wie die Typen hinter deinem Rücken über dich reden. Interessiert dich das überhaupt?“ Draco schnaubte und die Blondine zog die Stirn in Falten. „Sogar mein Vater konnte es nicht leugnen.“ Augenblicklich färbten sich Aurelias Wangen in ein zartes Rosa. Das Kompliment seines Vaters hatte sie nicht richtig annehmen können, doch nun wo es Draco nochmal verdeutlichte und ihr so weiß machte, dass er es nicht abstritt, wurde sie verlegen.
 

„Verdammt weißt du eigentlich was du in mir auslöst?“ Draco seufzte. „Ich kann - nein ich will das Schuljahr nicht so enden lassen.“ Sekunden verstrichen, die sich für beide wie Minuten anfühlten in denen beide nichts sagten und sich einfach nur anblickten. Aurelia fehlten die Worte. Sie machte sich Gedanken darüber was sie tun sollte. Es war zu spät. Zu spät zu verdrängen was sie für Draco empfand. Die Anfängliche Sympathie hatte sich in wahre Gefühle entwickelt, egal welcher Art. Sie konnte alles vorweisen: Wut, Angst, Liebe,… Und offensichtlich ging es ihm ähnlich, was sonst löste sie in ihm aus?
 

„Was meinst du damit?“, wollte das junge Mädchen wissen. Sie war verzweifelt und wusste nicht was sie tun sollte. Sie war immer noch wütend. Wütend auf Pansy, wütend auf Draco, aber ganz besonders auf sich selbst. Sie belog sich selbst und schadete sich dabei am meisten. „Wie willst du das Schuljahr denn beenden?“, fragte sie nun etwas direkter. Plötzlich ließ Draco ihre Handgelenke los und augenblicklich wusste sie nicht mehr wohin mit ihren Händen. Unbeholfen ließ sie die Arme einfach runter baumeln, strich sich dann mit einer Hand die Haare hinter das Ohr.
 

„Besser.“, antwortete Draco knapp. Mit sicheren Bewegungen hatte er Aurelia an seine Brust gedrückt, eine Hand befand sich unter ihrem Kinn. Beide sahen sich wortlos an, wobei der Blick der Blondine unsicher zwischen den Lippen und den grauen Augen ihres Gegenübers wechselte. Sie musste sich nicht mehr entscheiden wohin sie blickte, denn Draco überwand die wenigen Millimeter die sie voneinander entfernten, führte seine Lippen langsam und sanft auf Aurelias. Diese blieb unsicher einfach so stehen wie sie war, Angst um jede Bewegung die sie machen könnte.
 

Aurelia seufzte, ihre Augenlider wurden immer schwerer, bis sich ihre Augen schließlich ganz geschlossen hatten, durch den zunehmend angenehmen Druck auf ihren Lippen. In ihr explodierten die Gefühle auf einmal. Auch Draco seufzte vor Erleichterung, da sich Aurelia offensichtlich nicht gegen das Geschehen wehren wollte. Dies gab ihm den Anreiz seine Lippen auf ihren minimal zu bewegen, sodass die Blondine ihre Lippen bereitwillig etwas öffnete und er den Kuss etwas intensivieren konnte.
 

Draco lächelte in den zarten Kuss hinein, bis er sich schließlich von den Lippen des jungen Mädchen lösen konnte. Verträumt schlug diese ihre Augen sachte auf und sah in die ihres Gegenübers. Aurelia hatte den starken Drang so viel zu sprechen, jedoch wirkte ihr Kopf vollkommen leer, sodass sie sich auch nicht darum bemühte auch nur ein Wort auszusprechen.
 

Sanft legte Draco eine Hand an die Wange der Blondine, welche sich reflexartig in diese schmiegte und die Augen schloss. „Du bist ziemlich temperamentvoll.“, stellte Draco mit Belustigung in der Stimme fest, was Aurelia zum grinsen brachte und sie ihre Augen wieder öffnete. „Was heißt das jetzt?“, wollte sie schließlich wissen, seufzte leise. Sie blieben beide weiterhin in der Position stehen, als hätten sie Angst mit einer weiteren Bewegung den anderen zu vergraulen. „Ich weiß es nicht.“, gab Draco ruhig zurück, konnte nicht anders als seine Lippen erneut auf ihre zu betten. Dieses Mal war der Kuss jedoch nicht so sanft wie der erste, er war intensiver. Die anfängliche Schüchternheit war einer vorsichtigen Leidenschaft gewichen.
 

Aurelia drückte sich bereitwillig näher an den Slytherin, welcher einen Arm um ihre Hüfte geschwungen hatte, die andere Hand befand sich in ihrem Nacken, nur die Blondine selbst wusste nicht so recht wohin mit ihren Händen. Deshalb legte sie beide einfach auf die Brust Dracos. Ihr Herz schlug ihr fast aus der Brust raus, als sich Dracos Zunge den Weg zu ihrer gebahnt hatte und sie diese schüchtern in Empfang nahm. Aurelia seufzte in den Kuss hinein.
 

Es kam ihr seltsam vor, als Draco sich von ihren Lippen löste, zu sehr hatte sie sich in der kurzen Zeit an seine gewöhnt. Mit geröteten Wangen sah sie zu ihm auf, er erwiderte ihren Blick. „Ich weiß nur, dass es sich gut anfühlt.“ Aurelias Herz machte einen großen Sprung, während Draco ihr lächelnd mit dem Daumen über die Unterlippe strich. „Es ist seltsam, aber ja das tut es…“, erwiderte sie auf seine Worte, worauf Draco eine Augenbraue hob. „Seltsam ja?“ Aurelia verdrehte die Augen. „Du weißt wie ich das meine!“ Der Angesprochene grinste nur und nickte.

Kapitel 10

Es war so weit. Das Abschlussfest stand vor der Tür. Die Vorbereitungen waren glücklicherweise rechtzeitig abgeschlossen und umgesetzt, sodass Aurelia mehr oder minder nicht mehr nervös war. Nervös war sie natürlich trotzdem. In den vergangenen Tagen - nach dem Kuss mit Draco - hatten sich diese noch weitere Male getroffen. So ausgelassen hatten sie noch nie miteinander sprechen können, natürlich war die anfängliche Schüchternheit ebenfalls verschwunden, sodass wesentlich mehr Berührung entstanden war und auch die Küsse wurden häufiger.
 

Dennoch hatten sie nicht über die ganze Situation gesprochen und natürlich niemandem von ihrer kleinen Romanze erzählt. Aurelia versuchte sich immer wieder vorzustellen wie alles nach dem Schuljahr weiter laufen würde. Würden sie sich außerhalb der Schule sehen? Würden sie überhaupt irgendwas voneinander hören? Alles geheim zu halten wäre wohl das einfachste, jedoch nur für den Moment. Sollte es sich zu etwas ernsterem entwickeln, würde es immer schwieriger werden sich nichts anmerken zu lassen.
 

Aurelia seufzte als sie in den Nebenraum der großen Halle schritt. Sie wollte diesen wieder in seine ursprüngliche Form verwandeln und sich dann für das Fest richten, außerdem hatte sie etwas Hoffnung Draco nochmal kurz sehen zu können. Im Raum war sie jedoch alleine und er sah auch nicht mehr so aus wie sie ihn verwandelt hatte. Offensichtlich hatte Draco selbst schon alles erledigt, was hieß, dass er wohl kaum nochmal herkommen würde. Erneut seufzte die Blondine, wollte gerade wieder gehen, als sie mitten im Raum einen langen, schwarzen Karton entdeckte, darauf lag ein weißer Umschlag.
 

Interessiert näherte sie sich dem Karton, betrachtete diesen von allen Seiten und hockte sich runter. Zunächst sah sie in den Umschlag hinein, in welchem ein Brief aus hübschem Papier war. „Danke für die schöne Zeit. Ich hoffe es gefällt dir. D.“, zierte das Papier, in einer erstaunlich schönen Schrift. Ein Geschenk von Draco? Mit hüpfendem Herzen wandte sich Aurelia dem Karton zu, öffnete den Deckel und hielt augenblicklich die Luft an. Über und über rote Blüten umhüllt von Glitzer streckten sich ihr entgegen. Ehrfürchtig nahm Aurelia den Inhalt heraus, es handelte sich um ein langes Kleid, bedeckt von vielen roten Blüten, so lang dass man ihre Füße wohl kaum mehr sehen konnte. Es war eng, ab den Knien verlief es jedoch fluffiger und war auch nicht mehr rot sondern weiß.
 

„Oh Gott Draco…“, flüsterte sie heiser, legte das Kleid wieder in den Karton hinein, behutsam, nicht dass noch etwas daran kaputt gehen könnte. Er hatte es ihr wohl für die Feier geschenkt und natürlich würde sie es anziehen, wie konnte sie auch nicht? Eigentlich hatte sie sich bereits ein passendes Kleid ihrer Mutter bereitgelegt, doch es wäre eine Schande diese Schönheit nicht zu tragen und wenn er ihr schon ein Geschenk machte, da konnte sie ihm unmöglich vor den Kopf stoßen. Schmunzelnd machte sie sich auf den Weg in ihr Zimmer, die Enttäuschung darüber, dass sie ihn nicht mehr sehen konnte vor der Feier, war mit einem Mal verflogen.
 

„Du willst damit sagen du hast niemanden mit dem du tanzen kannst?!“, wollte Lavender im gemeinsamen Zimmer empört wissen. Die Mädchen hatten sich gerade über ihre Tanzpartner unterhalten als Aurelia dazu gestoßen war. Auf die Frage mit wem sie denn auf das Fest gehen würde konnte sie nicht antworten. Niemand hatte sie gefragt und sie hatte sich auch keine Gedanken darüber gemacht, wie auch? Zu viel war während den Vorbereitungen passiert. Wenn sie aber an die vergangenen Wochen zurück dachte, hatte sie wohl dem ein oder anderen unfreiwillig vor den Kopf gestoßen. Es warne Jungs auf sie zugekommen, aber sie ließ sich in keine Unterhaltung verwickeln, zu viel Streß.
 

In der großen Halle war Aurelia eine der ersten, jedoch hielt sie sich im Hintergrund. Sie war so nervös, dass sie Angst hatte ihr Herz würde aussetzen. Sie sollte gemeinsam mit Draco die Eröffnungsrede halten. Da stand sie nun in ihrem langen Kleid und wartete. Die blonden Haare hatte sie sich in leichten Locken mit einer hübschen Haarspange in Form einer Rose hochgesteckt und auch das Make-Up war etwas aufwendiger als sonst.
 

Dumbledore kam auf sie zu, gemeinsam mit Draco. Aurelia schluckte laut, versuchte ihre Fassung wiederzuerlangen. Er sah einfach so elegant aus in seinem perfekt sitzenden Smoking. Er saß genauso perfekt wie der am Frühlingsfest, jedoch war er aufwendiger. Schwarze Stickereien schmückten den ebenfalls schwarzen Anzug, darunter trug er ein weißes Hemd, eine schwarze Fliege und anstelle eines Anstecktuches, schmückte eine rote Rose den Anzug - passend zu Aurelias Kleid. Diese wurde rot um die Nase. War das nicht zu offensichtlich? Oder würde es nur ihr auffallen?
 

Draco ließ sich nichts im Gesicht anmerken, das tat er nie, doch Aurelia bildete sich ein, dass seine Gesichtszüge wesentlich sanfter geworden waren als früher. „Das habt ihr fabelhaft gemeistert!“, stellte Dumbledore fest, riss die Blondine somit aus ihren Gedanken und erst jetzt sah sie diesen an. Peinlich berührt versuchte sie die Tatsache zu überspielen, dass sie die ganze Zeit über Draco angestarrt hatte. „Danke Professor Dumbledore. Ich hoffe die Schüler werden sich amüsieren.“, gab Aurelia mit schiefem Lächeln von sich, strich sich über den nackten Oberarm. „Aber natürlich! In all den Jahren gab es noch nicht eine Feierlichkeit, die nicht nennenswert war!“, stelle er mit hellem Lachen fest, drückte die Schulter von Draco, welcher immer noch kein Wort verloren hatte, ehe er wohl jemanden entdeckt hatte mit dem er sprechen wollte, sich bei den beiden entschuldigte und verschwand.
 

Da standen sie nun beide und blickten sich an. Immer lauter werdende Stimmen rissen sie aus ihren Gedanken, denn die Halle begann sich zu füllen. Draco lächelte kurz, lief dann an Aurelia vorbei, ließ es sich nicht nehmen ihre Finger kaum merklich mit den eigenen zu berühren. Sie wusste nicht wohin er gegangen war, aber auch sie gesellte sich zu den anderen runter, entdeckte ihre Freunde schnell. „Aurelia d-du siehst echt t-toll aus!“, stellte Neville mit gebrochener Stimme fest, woraufhin sich die Blondine bedankte. „Das sieht echt teuer aus, ist das auch von einer Mum?“, wollte Ron wissen. „Nein das hab ich… geschenkt bekommen.“, antwortete die Blondine und nickte bestätigend. „Wow, derjenige muss dich echt mögen!“, stelle Ron erstaunt fest, erntete einen Ellenbogen in der Seite von Hermine. „Natürlich Ronald, deshalb macht man auch Geschenke! Oder schenkst du jemandem den du nicht magst etwas?“ Ron hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Seite und krächzte. „So meine ich das nicht! Solche Geschenke macht man doch nur zu besonderen Anlässen oder nicht? Oder wenn… wenn dir jemand halt ganz besonders wichtig ist.“, erklärte er mit den Worten die er dafür passend fand. Aurelia wurde darauf kaum merklich rot auf den Wangen, schließlich kam das Kleid von Draco.
 

Die Feier war bereits in vollem Gange, jedoch traute sich niemand zu tanzen. Dies hatte auch Dumbledore bemerkt, woraufhin er sich an Aurelia und Draco wandte und diese darum bat eine Ansprache zu machen, damit sich die Paare endlich auf der Tanzfläche versammelten. Da standen sie nun über den ganzen Leuten auf dem Podest und offensichtlich wusste keiner von beiden was er sagen sollte. Verzweifelt sah Aurelia zu Draco hoch, welcher selbst ratlos aussah. Es half ja alles nichts. Aurelia klatschte so laut in die Hände, dass augenblicklich alle verstummten und zu ihnen rauf blickten. „Danke für eure Aufmerksamkeit.“ Nervös sah sie in die Menschenmenge, ehe sie fortfuhr: „Es freut uns sehr dass ihr so viel Spaß habt. Wir haben uns wirklich viel Mühe bei der Vorbereitung gegeben und es ist schön zu sehen wie viel Freude es euch bereitet. Aber eines stört noch…“ Die Blondine grinste. „Ich sehe niemanden tanzen! Also bitte, es ist genug Platz, also hopp hopp!“
 

Es verging eine gefühlte Ewigkeit. Es wurde getuschelt, aber niemand machte auch nur Anzeichen den ersten Tanz zu beginnen. Verzweifelt sah Aurelia hinter sich zu Dumbledore, welcher kurz überlegte und dann zur Hilfe eilte. „Meine lieben Schüler, einer muss den Anfang machen!“, begann er, worauf die Gryffindor bestätigend nickte. „Deshalb empfinde ich es für fair, dass die Organisatoren selbst damit beginnen! Miss Beaumont, Mister Malfoy, wenn ich bitten darf?“ Empört starrte Aurelia den Professor an, dieser aber lächelte sie aufmunternd an und zwinkerte.
 

Aurelia sog die Luft scharf ein, als ausgerechnet in diesem Moment ein langsames Lied begann. Schüchtern blickte sie zu Draco, dieser blieb einen Moment einfach stehen, hielt ihr dann die Hand hin. Langsam nahm sie diese an und lief mit ihm auf die Tanzfläche. Die Schüler teilten sich augenblicklich um Platz zu machen. Die Nervosität war so groß, dass Aurelia Angst hatte, jeder würde es mitbekommen. Sie wollte es ja, sie wollte mit Draco tanzen, doch wollte sie nicht dass jeder mitbekam, welches Vergnügen sie dabei hatte. Draco legte eine Hand an Aurelias Hüfte, die andere hielt immer noch ihre, sie legte auf seinen Oberarm und sie erinnerte sich. Schon einmal tanzten sie so, doch da waren sie alleine und hatten keine Beobachter, auch die Situation war eine andere. Nun musste sie sich beherrschen um ihre Gefühle nicht einfach heraussprudeln zu lassen.
 

Es dauerte nicht lange, da bildeten sich immer mehr Paare auf der Tanzfläche, woraufhin Aurelia aus ihren Gedanken gerissen wurde und den blonden Slytherin anlächelte. Dieser lächelte zurück. Es war nicht üblich dass er Freude vor anderen zeigte, nur wenn sie alleine waren war er ein ganz anderer. Aurelia verstand das irgendwie. Seine Familie war mächtig und er ein Slytherin und durch und durch ein Malfoy, da musste er seine Fassade vor den anderen aufrecht erhalten. Lediglich bei ihr konnte er sein wie er wollte und das allein reichte ihr um glücklich zu sein.
 

Das Fest war ein voller Erfolg und noch lange nicht vorbei, dennoch gönnte sich Aurelia einige Minuten der Ruhe. Sie hatte so viel getanzt, dass ihr die Füße schmerzten, deshalb zog sie sich auch einfach ihre Schuhe aus und spazierte durch den Flur. Sie hatte einige Male mit Draco getanzt und offensichtlich fand es kaum einer seltsam, schließlich hatten sie die Feier vorbereitet. Einige Male wurde sie auch von anderen Jungs aufgefordert, darunter von ihren Freunden Ron und Harry. Ron war mittlerweile fest mit Hermine zusammen und da diese ihre beste Freundin war, hatte sie nichts dagegen, ähnlich bei Harry. Ginny und er hatten zueinander gefunden und sie war beim besten Willen keine eifersüchtige Person im Gegenteil. Da Aurelia offiziell keinen Tanzpartner hatte, versuchten ihre Freunde so viel Spaß mit ihr zu haben wie sie nur konnten.
 

Lächelnd schlenderte die Blondine durch die Gänge, sah sich einige Sachen etwas genauer an, damit sie sich die Schule für die Sommerferien einprägen konnte. Sie konnte es sich nicht nehmen den Nebenraum der großen Halle zu betreten und durch diesen zu laufen. Schmunzelnd strich sie über die lehne eines Sessels - nicht den den sie hergezaubert hatte und auf dem sie gesessen hatten - einem der bereits von Anfang an dort gestanden hat. Wer hätte gedacht, dass sich ihr Jahr so entwickelt würde? Wer hätte gedacht, dass sich ihre Gefühle für eine einzige Person so drastisch verändern würden? Anfangs wollte sie Draco dem schlimmsten Zauber aussetzen den sie kannte und nun erschauderte sie bei jeder seiner noch so kleinen Berührung.
 

Als hätte dieser ihre Gedanken gelesen, trag Draco ebenfalls in den Raum hinein, schritt auf die junge Gryffindor zu und legte sogleich seine Hände an ihre Hüften. Aurelia kicherte verliebt, schlang ihre Arme um seinen Nacken. „Das Kleid sieht gut aus an dir.“, stellte Draco lächelnd fest. „Was ist das für ein Kompliment?“, wollte Aurelia beinahe empört wissen. „Du meinst ich sehe gut in dem Kleid aus, oder nicht?“, Draco aber schüttelte den Kopf. „Du siehst auch ohne das Kleid gut aus. Also meine ich das so wie ich es gesagt habe… Kannst du nicht einfach danke sagen?“ Beide konnten nicht anders als zu lachen.
 

Sie sahen sich eine Weile einfach nur an, ehe Aurelia nicht anders konnte als gierig ihre Lippen auf seine zu legen. Viel zu lange hatte sie ihn nicht mehr so berühren können und viel zu lange würde sie ihn vermutlich nicht mehr sehen können. Dieser Gedanke brachte sie dazu sehnsüchtig in den Kuss zu seufzen und ihn zu intensivieren. Draco bemerkte ihren Zustand, was ihn dazu veranlasste seine arme schützend um den zierlichen Körper zu schlingen.
 

Lange verweilten sie so, küssten sich, sahen sich immer wieder mit eindeutigen Blicken in die Augen. Offensichtlich hatten sie sich auch im Raum bewegt, denn somit war es ein leichtes für Aurelia Draco gegen eine der Wände zu drücken und sich an ihn zu schmiegen. Der Blonde keuchte darüber auf, löste den Kuss. „Alles in Ordnung?“, wollte er ruhig wissen, doch Aurelia schwieg. Sie machte sich inzwischen daran ihm die Fliege auszuziehen und Draco ließ dies schweigend zu. „Ich ertrage den Gedanken nicht, dich bald nicht mehr zu sehen…“, gestand sie ruhig, ließ die Fliege um den Hals des Größeren baumeln. „Ich möchte so nahe bei dir sein wie es möglich ist, bevor ich mich von dir verabschieden muss…“, flüsterte sie nun, blickte mit ihren tiefgrünen Augen in die grauen Dracos.
 

„Weißt du denn was du da sagst?“, wollte er mit ruhiger Stimme wissen, hielt Aurelia auch nicht davon ab ihm seinen Smoking aufzuknöpfen und zu Boden sinken zu lassen. „Ich denke ich weiß es sehr gut…“, erwiderte sie, hielt inne. „Du weißt was ich meine, oder? Natürlich weißt du das… Hast du denn Erfahrung darin?“, ihre Stimme war leise aber fest, denn auch wenn sie die Sache schüchtern anging, war sie sich dieser sicher. Draco rang einen Augenblick damit, wie er darauf antworten sollte, ehe er wortlos nickte. Nicht sonderlich überrascht darüber lächelte Aurelia nur. „Würdest du… Würdest du es mir erzählen? Ich würde gerne wissen mit wem und ob du sie mochtest…“ Erneut wusste Draco nicht was er antworten sollte. Es hatte nicht damit gerechnet, dass ihn die Blondine mit sowas konfrontieren würde und er wusste nicht wie sie auf seine Antwort reagieren würde, diese aber sah ihn erwartungsvoll an.
 

„Es waren… Verdammt Aurelia, ich will die ganze Sache nicht komisch werden lassen!“ Fast schon verzweifelt strich sich Draco durch sein blondes Haar, aber Aurelia schüttelte lächelnd den Kopf. Draco seufzte. „Es waren insgesamt zwei. Die erste war die Tochter einer befreundeten Familie meiner Eltern und… Die zweite war Pansy Parkinson…“ Die Blondine schluckte schwer. Draco wusste wie sie zur Letzteren stand wahrscheinlich wollte er deshalb nichts erzählen. „Oh…“, war das einzige was sie von sich gab, dann senkte sie den Blick.
 

Draco hob ihr Kinn mit einem Finger an, um wieder in die grünen Augen blicken zu können. „Ich hatte für beide keine Gefühle und auch kein reges Interesse. Es ist einfach passiert. Das eine ist einfach nur Sex…“, erklärte er, legte nun eine Hand auf Aurelias Wange. „Und das andere ist… mehr…“, fügte er hinzu, worauf Aurelia wieder zu lächeln begann und nickte. „Was ist mit dir?“, stellte er die Frage an die Blondine zurück, welche sich augenblicklich ertappt fühlte. „Was glaubst du denn?“, stellte sie eine Gegenfrage, worauf Draco die Stirn in Falten legte. „Du bist eine wunderschöne, junge Frau. Ich wäre über nichts verwundert.“ Die Kleinere lachte trocken. „Ich wette das bekomme ich hin. Ich hatte nämlich… Keinen.“
 

Und tatsächlich war Draco erstaunt. Dies hielt Aurelia aber nicht weiter von ihrem Vorhaben ab. Sie begann das Hemd des Größeren aufzuknöpfen, welcher sie aber stoppte. Er legte eine Hand auf ihre. „Nicht hier. Nicht so.“, gab er mit sanftem Blick von sich, legte seine Lippen auf Aurelias, welche wohlig in den Kuss seufzte.
 

„Lass uns auf die Feier zurück.“, schlug der Slytherin vor, knöpfte sich sein Hemd wieder zu. Aurelia verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. „Bin ich dir zu unerfahren? Ich meine wie willst du es sonst erklären? Ich habe gerade so deutlich ich konnte klar gemacht, dass ich mit dir schlafen möchte und du willst auf das Fest zurück? Ist dir eigentlich bewusst, dass wir uns in wenigen Tagen bis zum nächsten Schuljahr nicht wieder sehen werden?“ Aurelia war außer sich, sie verstand nicht wie Draco so unsanft auf diese Situation reagieren konnte. Oder reagierte sie über?
 

Der Slytherin hatte sich gerade den Smoking wieder angezogen und die Fliege neu gebunden, nahm dann eine Hand der Blondine in seine. „Wenn du glaubst ich will nicht, liegst du falsch. Wenn du nur wüsstest welche Fantasien ich von dir habe, Nacht für Nacht.“ Es war das erste Mal, dass sie Draco so verlegen sah und das allein genügte, damit ihr Ärger wieder verfolgen war. „Nur weil das Schuljahr zu ende ist, heißt es nicht dass wir uns bis zum nächsten nicht mehr sehen werden, das verspreche ich dir. Aber ich will nicht, dass du dich gezwungen fühlst. Es soll für dich etwas schönes werden und ich wäre gekränkt wenn ich das nicht hinbekommen würde.“ Somit war Aurelia gar nicht mehr sauer, im Gegenteil. „Das heißt wir werden uns schon früher sehen?“, wollte sie leise wissen. „Versprochen.“, erwiderte Draco, ehe er erneut seine Lippen auf ihre legte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Andreana
2018-03-24T15:06:44+00:00 24.03.2018 16:06
Die story klingt interessant doch der anfang irritiert etwas. Du schreibst harry wird von einer frauenstimme gerufen und Ron bekommt ärger weil er so laut war. Soll das so sein?
Antwort von:  Kauya
24.03.2018 18:04
War ein Schreibfehler, sorry :D


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