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Die Sache mit den Nachrichten

Sasuke × Naruto
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen! :)
Diese Sidestory ist noch nicht fertig, aber bunkert schon seit mehreren Monaten auf meinem Rechner. Und zur Motivation, endlich wieder ernsthaft weiterzuscheiben, habe ich beschlossen, schon einmal hochzuladen und nicht erst alles fertigschreiben werde.

Ich habe vier bis fünf Kapitel geplant, davon ist ungefähr die Hälfte getippt. Hoffen wir auf das Beste :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Entschuldigt den ausgearteten Gebrauch von Klammern ;;-;;
Und den bösen, bösen Sarkasmus.
Und kann jemand Sasuke eine Tüte Selbstmitleid zuwerfen? Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallu - und sorry, dass das hier später kommt, als geplant. So viel zu einem zwei-Wochen-Rhythmus. Den können wir getrost in die Tonne kloppen. Daraus wird nichts.
Versprochen ;-;

Hier sind ein, zwei Zeitsprünge von der Gegenwart zu "der Nacht" und wieder zurück. Aber die sollten eigentlich gut zu erkennen sein :)

Übrigens habe ich gemerkt, dass im letzten Kapitel wirklich wenige Zeilenumbrüche waren, was ich persönlich gar nicht leiden kann. Hier habe ich es hoffentlich besser gemacht und zu große Blöcke vermeiden können.

Außerdem hat diese FF mit Schokoladensticks von abgemeldet ein Fanart bekommen. Dankkeschön *.* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Juhu! Es hat ewig und vier Monate gebraucht!
Es tut mir so leid ;-;
Aber jetzt ist es da, das vorletzte Kapitel. Ich bin nicht mit allen Stellen zufrieden, aber irgendwann wurde es mir dann auch zu bunt und bevor ich nochmal alles umschreibe, habe ich es lieber so gelassen. Komplett anzeigen

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Erstens

"In Ordnung."

Dieser gottverdammte – entschuldigt diesen Ausdruck – Pisser! Neji weiß genau, wie er mich rumbekommen kann. Ich habe keine Lust auf diese Party, aber ein einziger herausfordernder Blick meines größten Feindfreundes lässt mich Dinge sagen, die ich gar nicht möchte. Wäre da nicht diese Hassliebe zwischen uns, dann hätte ich schon vor Jahren damit begonnen, ihn nicht einmal mehr mit dem Allerwertesten anzuschauen. Doch leider scheint er einer der wenigen (meist) vernünftigen Menschen in meinem Leben zu sein und ich gebe mich lieber meinem Schicksal geschlagen, als mit einem Haufen Idioten ab. Dennoch bringt dieser Blick mein Blut regelrecht zum Kochen.

Ich muss mich beherrschen, die Müslipackung in meiner Hand nicht zu zerdrücken. Mein Chef ist da nämlich knallhart. Jede Ware, die wegen mir unverkäuflich wird, schlägt sich negativ in meinem mageren Aushilfslohn aus. 'Wir sind ein Supermarkt, kein verdammter goldkackender Esel' ist wohl der Spruch, den jeder Angestellte ein, zwei Mal im Monat zu hören bekommt. Und da ich da keine Ausnahme bin, hüte mich also, auch nur den kleinsten Makel in auch nur irgendetwas in diesem Laden zu bringen.

"Dann werde ich dich wohl nachher abholen", schmunzelt Neji selbstgefällig, schnappt sich einen Fuhrwagen voller Milchkisten und Joghurt und verschwindet aus dem Lager in den Verkaufsraum, um die leeren Regale wieder aufzufüllen.

Ich grummele ihm eine tatsächlich nicht sehr nette Beleidigung hinterher und wende mich wieder meiner eigenen Arbeit zu. Schon blöd, wenn man nicht nur zusammen studiert, sondern auch noch in der gleichen Filiale angestellt ist. Immerhin wohnen wir nicht auch noch zusammen. Ich will nicht jammern, aber hätte ich gestern nicht meinen Ex mit seiner neuen Flamme gesehen, wäre ich gerade bestimmt beherrschter gewesen. Ich bin natürlich über ihn hinweg, aber diese Art, wie er mich angeguckte, hat etwas in mir aufgewühlt und ich habe seitdem das dringende Bedürfnis, mich beruhigen zu müssen. Und Partys lenken mich nun einmal leider ab, lassen mich auspowern und die nächsten Tage etwas entspannter verbringen. Etwas, das ich gut gebrauchen kann. Mein Ex, die Uni, die Arbeit. Alles Dinge, die auf mein Gemüt wirken und von denen ich gerne Abstand haben möchte. Ich könnte natürlich auch zum Boxen gehen, aber da ich eine alles andere als gute Figur dabei mache, greife ich lieber auf die erste Option zurück.

Super. Ich glaube, ich krame schon einmal einen von diesen dämlichen Partyhüten heraus.
 

Neji ist ein verdammter Hund und er weiß es auch. Der größte Penner auf Erden. Irgendwo, ganz tief in mir weiß ich, dass ich wahrscheinlich keinen Deut besser bin, trotzdem bestehe ich darauf, dass er der schlimmere von uns beiden ist. Er treibt mich ständig von einer nervenaufreibenden Situation in die nächste. Genau wie jetzt auch wieder.

Die Türen meines kleinen Kleiderschrankes stehen sperrangelweit geöffnet und lassen mich auf die traurige Auswahl an weitestgehend dunklen Shirts, Hemden und wenigen Hosen schauen. Ich will nichts tragen, das nach Aufmerksamkeit lechzt. Eher etwas das sagt 'Hey, wir haben ein Bier zusammen getrunken, jetzt kannst du mich auch wieder in Ruhe lassen'. Bloß nicht an irgendwelche Kletten geraten. Die kann ich nun gar nicht gebrauchen. Vor allem nicht jetzt. Also ein schlichtes Shirt und eine dunkle Hose. Passt schon.

Die nächste Frage ist wahrscheinlich die anstrengendste in meinem Leben. Jeden Morgen stelle ich sie mir. Soll ich, oder soll ich nicht? Kontaktlinsen, meine ich. Ich kann es auf den Tod nicht ausstehen, eine Brille zu tragen, aber ich hasse Kontaktlinsen. Ich bin nicht blind ohne, aber ich bevorzuge es, meine Umgebung gestochen scharf zu sehen und nicht wie durch einen schlechten Weichzeichner gelaufen. Und obwohl Neji mir einst sagte, dass er 'als der heteroste Typ der Uni' fände, ich sehe gut mit Brille aus, entscheide ich mich gegen sie. Einmal habe ich den Fehler gemacht, sie während einer Party aufzulassen. Ständig haben sie mir irgendwelche Betrunkenen von der Nase genommen, um selber einmal hindurchzugucken. Das Resultat des Abends war, dass es irgendein Idiot geschafft hat, eines der Gläser aus seiner Fassung zu nehmen und kaputt zu machen. Vielen Dank auch, Arschloch. Weißt du eigentlich, wie viel die Dinger kosten?!
 

Mein Handy brummt einmal und kündigt mir die Uhrzeit an, zu der Neji mich abholen wird. Ich vergewissere mich noch kurz, dass er auch wirklich alleine kommt (zu einem Kinobesuch hatte er einmal seine Cousine mitgebracht. Sie hat die ganze Zeit kein einziges Wort gesagt und mit ihrer verstockten Art alles in allem den Abend versaut. Wie ein richtiger Klotz am Bein) und sehe zu, dass ich noch etwas essen kann. Einmal bin ich auf die grandiose Idee gekommen und habe auf nüchternen Magen getrunken. Ich musste nicht einmal bis zum nächsten Morgen warten, um die Konsequenzen daraus zu tragen. Einmal und nie wieder!
 

"Etwa schon fertig mit dem Beautyprogramm? Ich dachte, ihr braucht immer so lange dafür?"

Für diesen Kommentar bekommt Neji einen Tritt in den Hintern und ich schwöre, dass er auch anständig und wie ein zivilisierter Mensch sein kann. Genauso wie ich auch, allerdings passieren, wenn die Uni wieder der Meinung ist, Überhand in deinem Leben zu nehmen, Dinge mit dem Gehirn, die man sich nicht eindeutig erklären kann. Irgendein Schalter wird umgelegt und schon bist, fühlst und verhältst du dich wie der komischste Vogel überhaupt. Ein Massenphänomen. Nejis 'ihr' sind übrigens Kerle, die auf Kerle stehen. Falls das noch nicht klar sein sollte.

"Kannst du auch was Anderes, als in Klischees zu denken, nur weil ich keinen Weibern mit wackelnden Ärschen hinterherstarre?", frage ich ihn (auch wenn ich glaube, dass ihm das Thema einfach nur gefällt und er deshalb immer wieder darauf zurückkommt). Sehe ich etwa so aus, als würde ich mich schminken? Schubladendenken, hallo?! Aber vielleicht mag Neji es auch einfach, wenn man ihm weh tut, so oft wie er versucht, mich zu provozieren. Wer weiß, was er für Neigungen hat … Bei aller Freundschaft, aber das will ich dann doch nicht unbedingt wissen.

Wir gehen los (pünktlich wie die Atomuhr hat Neji an meiner Tür geklingelt) und ich kann mir noch einige weitere spitze Bemerkungen anhören, während er mich an der Innenstadt vorbei in die nächsten Wohnviertel zieht. Ich kenne diese Ino zu der wir gehen nicht, aber wer weiß schon, woher mein lieber Freund seine dubiosen und äußerst interessanten Bekanntschaften nimmt. Aber es soll mir egal sein, solange es eine gute Feier ist.
 


 

Und ich kann sagen, dass die Party tatsächlich eine gute war. Oder irgendwann geworden ist. Denn ansonsten befände ich mich jetzt nicht in irgendeinem fremden Bett, während die Sonne schon wieder viel zu hell einen neuen Mittag ankündigt. Ich bin davon aufgewacht, dass die Matratze mehrmals absank, aber jetzt ist der Platz neben mir leer. Warm, aber eben dennoch leer. Der Stoff des Bettzeugs kratzt etwas auf meiner Haut und erinnert mich sehr gezielt daran, dass ich genau gar nicht mit auch nur irgendetwas bekleidet bin. Das nächste, was ich bemerke, ist das fürchterliche Brennen in meinen Augen. Es dauert wahrscheinlich genau fünf Sekunden, bis mir wieder einfällt, in der Nacht alles andere als Zeit gehabt zu haben, meine Kontaktlinsen rauszunehmen. Na klasse. Ausgetrocknet und ohne Sauerstoff. Unangenehmer geht es wohl nicht – und für mich ein Zeichen, dass ich dringend nach Hause und diese Dinger aus meinem Gesicht entfernen muss. Ich würde gerne noch liegen bleiben, das Bett ist bequem und riecht, als wäre es vor einigen Tagen neu bezogen worden. Nicht mehr nach Waschmittel, aber auch noch nicht unangenehm. Selbst der Geruch lädt zum Weiterschlafen ein und erzählt mir, wie müde ich eigentlich noch bin. Allerdings überwiegt der Schmerz in meinen Augen den Drang liegenzubleiben und ich stehe letzten Endes auf. Meine Klamotten, inklusive meiner Schuhe, liegen kreuz und quer in dem kleinen Zimmer verteilt, als ich sie zusammenklaube und mich anziehe. Ein Wunder, dass ich sie überhaupt noch sehen kann, so unordentlich wie es hier ist. Nur der Schreibtisch ist so ordentlich, dass wahrscheinlich sogar mein Vater blass vor Neid würde – und das soll was heißen.

Nur nach meinem Shirt muss ich für eine kurze Zeit suchen, bis ich es, auf halb acht hängend, in einem Regal entdecke. Wie auch immer es dort hingekommen ist … Interessant ist auch der Schuhkarton, der darunter zum Vorschein kommt und auf dem groß 'KEEP OUT KIBA!' steht. Was auch immer das bedeuten soll. Aber ich bin ein anständiger Mensch und schaue nicht hinein. Der kleine Notizblock, der daneben liegt, bringt mich auf eine Idee und ich schaue mich nach einem Stift um. Auch wenn ich dringend zurück möchte, so viel Zeit muss sein.
 

Die Tür geht furchtbar laut knarrend auf und ich zucke etwas zusammen. Gleichzeitig erstirbt das leise Stimmengemurmel, das zu mir dringt. Meine Anwesenheit – oder mein Aufwachen – ist jetzt jedenfalls nicht mehr unbemerkt. Der Flur ist kurz und als ich vor der offenen Küche stehen bleiben, finde ich zwei Personen mir gegenüber, von denen ich mir sicher bin, dass sie die Bewohner dieser Wohnung sind. Die eine kommt mir lediglich vage bekannt vor und ist mir gestern sicherlich das ein oder andere Mal über den Weg gelaufen. An den Kerl, der neben ihr sitzt, kann ich mich hingegen noch sehr genau erinnern. Und an das, was er getan – oder eben nicht getan – hat. Ein bisschen zerstreut sieht er aus, wie ein Morgenmuffel, der halb in seiner dampfenden Kaffeetasse hängt.

"Wo ist das Bad?", frage ich schlicht. Kurz möchte ich mir durch meine Haare fahren, die weiß Gott schon bessere Tage gesehen habe, lasse es dann aber. Ich muss ja nicht noch mehr unnötige Aufmerksamkeit auf sie lenken.

"Direkt hinter dir", sagt Kerls potenzielle Mitbewohnerin und ich muss sagen, dass es sich eigentlich mehr wie eine Frage als nach einer Antwort anhört.

"Gut." Danke für die Information, dann gehe ich mal.
 

Ich überlege kurz, ob dieses verschlafene Etwas in der Reflektion des Spiegels wirklich ich bin. Wenigstens sind meine Augen nicht rot geworden …

Ich wasche mich notdürftig, richte meine Klamotten wieder und klatsche mir mehrmals kaltes Wasser in das Gesicht, bis ich wieder halbwegs akzeptabel aussehe. Ich bin so unhöflich und frei und leihe mir den Kamm, der in dem offenen Fach des Spiegelschrankes liegt (um die Bürste, in der lange rosa Haare hängen, mache ich hingegen einen Bogen). Ich nehme einfach mal an, dass hier niemand Läuse haben wird und außerdem haben meine Haare es dringend nötig. Um mal wieder auf die netten Seiten von Neji sprechen zu kommen: Nach seinen Worten sehe ich nach dem Aufstehen wie eine Vogelscheuche aus und das muss ja nun wirklich nicht sein. Zum Glück braucht es nie viel und lange, um mich wieder öffentlichkeitstauglich zu machen.

Ich ziehe die Schultern etwas zurück und greife kurz an meine Hosentasche. Das Papier darin knistert und nachdem ich mich vorhin vergewissern konnte, dass der Typ, in dessen Bett ich aufgewacht bin, noch genauso wie in meinen Erinnerungen aussieht, werde ich einen Teufel tun, wenn ich ihm nicht meine Nummer gebe.
 

Der Abstand zwischen Bad und Küchentisch, an dem die beiden immer noch sitzen und in ihre Kaffeetassen starren, ist genau sechs Schritte groß. Ihre Aufmerksamkeit lag schon wenige Augenblicke, nachdem ich wieder im Flur stand und mein Gehen angekündigt habe, mir, aber jetzt schauen sie mich an, als wäre ich ein beklopptes Weltwunder.

Ich hole den Zettel hervor und werfe ihn Kerl hin. "Du kannst ja mal anrufen, wenn du dich etwas mehr traust, als nur an mir herumzufummeln. Ich bin übrigens Sasuke", sage ich schlicht, drehe mich um und verlasse halb schmunzelnd, halb grinsend die Wohnung, um mich zu meiner eigenen aufzumachen.
 

Ich bin zufrieden.

Zweitens

Wir sind vor nicht einmal einer Stunde angekommen und ich habe Neji jetzt schon verloren. Meine Laune, die sich gerade erst etwas gebessert hat, fällt wieder ein gutes Stück herab. Es fehlt nur noch ein ganz kleiner Teil dazu, um mich auf der Stelle wieder umzudrehen und diese blöde Party sofort zu verlassen. Allerdings möchte ich auch nicht, dass ich den ganzen Weg umsonst hierhergelaufen bin. Gleichzeitig werde ich ohne Neji wohl so ziemlich allein sein. Hervorragende soziale Interaktionen stehen nicht unbedingt auf meiner Fähigkeiten- und Stärkenliste. Dafür allerdings auf Nejis … Ich hätte wissen müssen, dass er sich irgendwann mit einer Flasche Bier in der Hand in die Mitte einer Gruppe Mädels stellt und small talk betreibt. Wie ein verdammter Hahn im Korb steht er da, der sein Gefieder aufplustert, indem er sich immer wiederprovokant durch seine Haare fährt. Die übrigens lächerlich lang und unten, irgendwo kurz bevor sein Hintern anfängt, zusammengebunden sind. Ich weiß weder, wie er auf diesen modischen Fehlgriff gekommen ist, noch, warum er überhaupt die längsten Haare von allen haben muss. Und damit meine ich sowohl im Vergleich zu Männern als auch Frauen. Aber reden kann er, das muss man ihm lassen. Seine Stimme ist angenehm und wenn er will, dann weiß er wie er sich ausdrücken muss, um alle zu begeistern. Leider kennen wir uns zu lange, als dass ich in diesen Genuss käme – und wie gesagt, Neji hat eine Vorliebe dafür, mich in den Wahnsinn zu treiben. Hier einen Kommentar, da ein herausfordernder Blick und dann noch einer zu viel und ich sehe rot. Allerdings glauben mir das die wenigsten. Vor allem die nicht, die sich ausschließlich mit seiner seriösen Seite unterhalten. Er könnte einen guten Juristen abgeben. Er müsste sich nur die Haare abschneiden, davon bin ich überzeugt. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie er überhaupt mit einer Kurzhaarfrisur aussieht. Oder warum wir überhaupt Freunde geworden sind.

Trotzdem ist das alles keine Entschuldigung, mich hier einfach stehen zu lassen! Also habe ich mich vor einiger Zeit wohl oder übel in der Küche zu drei Blondinen gesellt (ich bin tatsächlich vorhin nicht einfach abgehauen), die sich aufgeregt über irgendetwas unterhalten. Die hiesige Konversation wechselt so schnell von irgendeinem Seminar an der Uni zu der Frisur einer Kommilitonin, die in diesem Kurs sitzt, hin zu ihrem Friseur, der in dem letzten Jahr frisurentechnisch echt wahnsinnig nachgelassen hat und wieder zurück zu der Kommilitonin, die ganz bestimmt ihren Freund mit irgendeinem Dozenten betrügt, das sieht man ja alleine daran, wie sie sich ständig in seinem Unterricht beteiligen und eine Diskussion beginnen muss (so ein alberner, neidischer Kinderkram. Ich beteilige mich auch in meinen Seminaren, weil die Uni und meine Zukunft mir wichtig sind. Trotzdem steige ich mit meinem Professor, ein gut betagter Mann übrigens, nicht in die Kiste. Alles eifersüchtige Schnepfen, die anderen nicht einmal ihr eigenes Wissen und ihr Können, sich mitzuteilen, gönnen) und nicht zu vergessen den Lippenstift, den man sich als modebewusste Person unbedingt kaufen muss, dass mir sehr bald der Kopf schwirrt. Scheinbar ist eine von ihnen diese Ino, soviel habe ich dann doch verstanden, wenn ich auch nicht weiß, welche genau. Aber um ehrlich zu sein wirken sie alle nicht so, als würde ich auch nur mit einer näher zu tun haben wollen, selbst wenn ich höchstwahrscheinlich von einer von ihnen zu dieser Party eingeladen wurde. Aber bis jetzt liegt meine Laune immer noch gen Tiefpunkt, so toll kann sie also gar nicht sein.

Ich lege gerade den Kopf sehr weit in den Nacken, um auch den letzten Schluck aus meiner Bierflasche zu bekommen, als eine weitere Blondine (männlich allerdings dieses Mal) in die Küche gestürmt, oder besser gesagt gestolpert kommt und sehr zielstrebig auf mich zusteuert. In der Hand hat er eine angebrochene Packung Schokoladensticks, die er mir unter die Nase hält.

"Mitkommen, du siehst cool aus." Er grinst breit und hätte er keine Ohren, dann hätten sich seine Mundwinkel wahrscheinlich oberhalb seiner blauen Augen wiedergetroffen.

"Hä?", grunze ich (das so ziemlich intelligenteste, was ich je gesagt habe. Gratulation an mich selbst), stehe vor Überraschung aber dennoch auf.

Er umgreift mein Handgelenk und zieht mich aus der Küche in das Wohnzimmer. Es ist unglaublich voll und ich frage mich, was es mitten im Semester für einen Anlass für eine so große Feier gibt und wo all die Leute plötzlich herkommen. Nicht einmal Neji kann ich in der Schnelle entdecken, so viele sind es mittlerweile. Aber so wie ich ihn kenne, steht er immer noch in einer Gruppe von Menschen und bildet nicht nur dessen physische Mitte, sondern ist gleichzeitig auch noch immer das Zentrum aller Aufmerksamkeit. In einer Karikatur würde er sicherlich als ein glänzender Riese gezeichnet, dessen Erzählung hunderte begeisterte Menschen mit Aufnahmegeräten und Notizzettel zuhören.

Ich werde zu ein paar Leuten auf ein hellblaues Sofa geschubst und schaffe es gerade so, mich halbwegs hinzusetzten, als sich der blonde Typ mit dem halben Hintern auf meinen Schoß setzt und die andere Hälfte es irgend schafft, sich einen Platz zwischen den wenigen Zentimetern, die mich von einem anderen Kerl mit gleich zwei Bierflaschen in der Hand trennen, zu ergattern. An die Ecke des Sofas ist ein weiteres gestellt, das nicht minder besetzt ist und auch auf dem Boden um den mit Flaschen und Schüsseln zugestellten Couchtisch herum sitzen eine Menge Leute und scheinen ihren Spaß zu haben. Dann schlingt sich ein Arm um meinen Hals und ich bekomme schon wieder die Packung mit den Schokoladensticks in mein Gesicht geschoben.

"Leute, das hier ist jetzt unser neuer Freund!", deklariert mein Entführer, doch scheinbar schenkt ihm keiner so wirklich Beachtung. Vielleicht sind es auch einfach nicht seine Freunde (und meine schon gar nicht), sodass sich keiner angesprochen fühlt. Soll ja vorkommen.

Stattdessen hängt die gesamte Sitzeckenmannschaft einem äußerst merkwürdigen, traurigerweise jetzt schon betrunkenen Typen an den Lippen, der mit seiner Freundin auf dem Schoß gerade eine wahnwitzige Story nach der anderen zum Besten gibt. Ich bezweifle etwas, dass er jemals mit einem Känguru geboxt, als Kind einen Hai in dem See in unserem Stadtpark gesehen und mit acht das Auto seiner Familie repariert hat, aber irgendwo ist es doch amüsant, ihm zuzuhören. Vor allem, als ich von irgendjemanden ein weiteres Bier in die Hand gedrückt bekomme und mit wildfremden Menschen anstoße. Ich lehne mich zurück, nehme den blonden Typen dabei mit, weil sein Arm immer noch um meine Schultern liegt und lasse mich mental fallen. Eine Stimme in meinem Kopf sagt mir, dass ich einfach das Beste aus der ganzen Partysituation machen muss und bloß keine zu hohen Erwartungen an auch nur irgendjemanden stellen darf. Wenigstens merke ich, dass sich meine Laune langsam aber sicher wieder bedeutsam anhebt und der Gedanke, einfach abzuhauen, nicht mehr in meinem Kopf existiert. Ich höre einfach weiter teils konfusen Storys zu und versuche herauszufinden, wer in dieser Runde hier ungefähr wer ist. Allerdings gelingt mir das nicht so recht, denn komischer Weise wissen die anderen scheinbar auch nicht so recht, wie hier jeder heißt. Ein Typ hat zum Beispiel schon vier verschiedene Namen bekommen (einer davon war Arschnase, was ich mir dringend merken muss, aber so wird er sicherlich nicht wirklich heißen – und wenn doch, der arme Tropf) und er hat sich jedes Mal angesprochen gefühlt.

Aber ich bin hier zum Abschalten, da muss gar nichts Sinn ergeben.
 

Gar nicht Sinn ergibt auch, dass sich der blonde Kerl (ich weiß seinen Namen immer noch nicht und irgendwann ist es einfach der Zeitpunkt um zu fragen, ohne dass es peinlich wird, vorbei) irgendwann sehr viel später plötzlich sehr nah zu meinem Gesicht lehnt und weit grinsend sehr knapp neben meinen Fingern in den nicht mit Schokolade überzogenen Bereich des Sticks beißt, den ich eigentlich gerade esse. Statt abzubeißen, hält er den dünnen Stick einfach mit den Zähnen fest und schaut mich erwartungsvoll an. Ja, okay. Alles klar. Das hier ist natürlich eine ganz normale, alltägliche Situation, die mir ständig passiert.

"Was?", nuschele ich an der Schokolade vorbei und hoffe, dass mein Mundinhalt dableibt, wo er hingehört und nicht versehentlich auf dem rosa Blümchenteppich landet – oder noch schlimmer, in dem Gesicht von meinem breit grinsenden Gegenüber.

"Fang an!", fordert Kerl mich auf, doch ich stehe immer noch auf dem Schlauch.

"Womit?", frage ich deshalb und langsam wird es mir unangenehm, dass wir praktisch an den Enden ein und desselben Schokoladensticks hängen und unsere Nasen so weit zusammengerückt sind, dass ich bestimmt jede einzelne Pore sehen könnte, wenn ich es denn nur wollte – was ich natürlich nicht will, um das mal klarzustellen.

"Bist du blöd?", fragt Kerl mich wieder, lacht dabei allerdings. Und das ohne von der kleinen Brücke zwischen uns abzulassen, wohlbemerkt.

Die Schokolade beginnt, zwischen meinen Lippen zu schmelzen. Erst wird sie unangenehm trocken, dann pappig und ich möchte wirklich, dass er etwas Abstand zwischen uns bringt. Dann macht er allerdings eine Bewegung, mit der ich alles andere als gerechnet habe. Sehr bestimmend und ohne mit der Wimper zu zucken knabbert er an der Stange und kommt meinem Gesicht nun noch näher. Aus den Augenwinkeln kann ich einige wenige, mehr oder minder interessierte uns beobachtende Mitfeiernde wahrnehmen. Ebenso wie den leichten Mundgeruch von Kerl. Es ist noch keine Alkoholfahne, aber die verschiedenen Getränke und sämtliche Knabbereien zeugen nicht gerade von einem frischen Atem, wenn ich das mal so anmerken darf.

"Nein. Was machst du da?", versuche ich es noch einmal und bin bemüht, dabei möglichst ruhig zu bleiben.

Eine einzige falsche Bewegung und der minimale Abstand zwischen uns wäre plötzlich weg. Nicht, dass ich im Generellen etwas dagegen hätte, aber zum einen habe ich etwas zum Essen im Mund und zum anderen weiß ich wirklich nicht, was Kerl von mir will. Und ich kann ebenfalls nicht sagen, von welchem Ufer Kerl kommt – allerdings sitzt er bereits seit einiger Zeit auf meinem Schoß und das Wort Abstand scheint er auch nicht so recht zu kennen. Ein verklemmter Stock im Arsch ist er somit schon einmal nicht. Trotzdem muss man ihm ja nicht unnötig nahekommen.

"Du musst essen." Er sagt es mit einem so enttäuschten Ton und guckt mich mit so großen Augen an, dass ich mich fast schuldig fühle, nicht gewusst zu haben, auf was er hinauswollte und bevor ich weiter darüber nachdenken kann, mache ich schon wieder, was er von mir verlangt.

Fast automatisch bewegt sich mein Mund und der Schokoladenstick rutscht ein Stück weiter zwischen meine Zähne, dann höre ich wieder auf. Kerls Augen leuchten mir intensiv blau entgegen und ich kann sogar die einzelnen Sprenkel in ihnen erkennen. Ich muss zugeben, dass mein Herz schneller zu schlagen beginnt und mir leicht warm in meiner Haut wird. Ich kann die Situation noch immer nicht einschätzen und verstehe den Sinn dieses ganzen … Dings nicht. Wenn das Ziel sein sollte, dass sich die Leute an den Enden des Sticks küssen, dann gute Nacht. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass Küssen mit (essbaren) Mundinhalt absolut widerwertig ist und nur dann praktiziert werden sollte, wenn man die feste Absicht hat, sich vor lauter Ekel zu übergeben. Was ich übrigens nicht musste, um das klarzustellen. Mein Ex und ich haben es einmal getan, unabsichtlich natürlich, und dann nie wieder.

Erst, als sich unsere Nasenspitzen nicht nur gegen- sondern beinahe ineinander drücken, komme ich wieder zu mir und drehe mich abrupt von ihm weg, was gar nicht so einfach ist, da ich praktisch von seinem Körper eingefangen bin.

"Du bist wirklich blöd, jetzt hast du verloren", neckt Kerl mich noch immer grinsend, aber irgendwie sieht er schon wieder enttäuscht aus. Vielleicht bin ich ja wirklich blöd, wer weiß das schon …
 

Mehr als nur ein Bier später, mein Schoß gehört zum Glück wieder mir, meine Beine haben langsam zu schmerzen begonnen, habe ich zwei Mal Neji gefunden, ihn ebenso oft wieder verloren, Ino Die Richtige kennengelernt und es fast schon bereut, ein wenig gegessen, zugesehen, wie irgendein Typ den peinlichsten Handstand vollführt hat, den ich je gesehen habe und bin letztendlich wieder auf dem Sofa gelandet. Ich merke, dass Kerl mich anstarrt, wenn er nicht gerade laut schreiend und lachend Anekdoten aus seinem Leben erzählt und somit den ganzen Raum unterhält. Manchmal wirkt er dabei leicht verplant, wie ein Idiot und trotzdem hängen ihm alle an den Lippen, sobald er sich dazu entscheidet, den Mund aufzumachen. Er sollte sich unbedingt einmal mit Neji zusammensetzen. Ich muss trotzdem gestehen, dass auch ich von seinen Erzählungen eingenommen bin. Er spricht mit so viel Elan und so viel Freude, dass man fast der Meinung ist, man sei selbst zu diesem Zeitpunkt dagewesen und hätte direkt hinter ihm gestanden. Er spricht, lacht, spricht, trinkt Bier, lacht noch mehr. Und die restliche Zeit starrt er mich an. Er verfolgt meine Bewegungen nicht unbedingt (nach einigem Zögern habe ich mich ein paar Mal weit nach rechts und links gelehnt, um es zu überprüfen. Ich habe mich wie ein Hampel gefühlt und hoffe inständig, dass es niemand gemerkt oder sich nichts dabei gedacht hat), aber er schaut in meine Richtung. Ich kann nicht einmal sagen, ob er nachdenkt oder in irgendeiner anderen Welt verschwunden ist, aber Kerl lässt mich leicht unruhig werden. Sein Blick ist intensiv und lässt es mir schwerfallen, mich von ihm zu lösen.

Es dauert genau fünf Minuten, in denen eine weitere der unzähligen Blondinen in dieser Wohnung versucht, mich in ein Gespräch zu verwickeln, als er wieder vor mir steht. Die Packung mit den Schokoladensticks abermals in der Hand. Natürlich.

"Sorry, der ist besetzt", sagt er zu Blondie und meint es dabei sogar wortwörtlich.

Ohne zu zögern lässt er sich, Gesicht voran und die Füße sofort hinter meinem Rücken verschränkend, auf mir nieder. Dieses Mal nicht auf meinem Schoß, sondern mit dem Hintern zwischen meinen Beinen, was auch nicht gerade sehr viel besser ist. Noch schlechter ist, dass ich aus Reflex seine Hüften umschlossen habe. Kurz möchte ich meine Hände wieder zu mir nehmen, allerdings bleibt mir nicht mehr viel Platz. Die einzige Möglichkeit neben dieser fragwürdigen Umarmung und ohne, dass es unangenehm wird, sind seine Hüften. Und ich beschließe, dass unsere jetzige Position wahrscheinlich immer noch die beste und am wenigsten heikel ist. Immerhin weiß ich jetzt, dass Kerl nicht unbedingt heterosexuell ist. Bisexuell vielleicht, ansonsten kann ich ihn mir wirklich nicht erklären. Selbst für einen sehr anhänglichen Menschen wäre das doch schon zu viel, oder?

"Sorry", echot es aus Blondies Mund, nachdem sie den schnippischen Blick bemerkt, der er ihr noch zuwirft und sie steht doch tatsächlich auf und verschwindet aus dem Wohnzimmer. Ich bin sprachlos. Nicht, dass unser Gespräch weltbewegend gewesen wäre, aber ich habe nicht erwartet, dass Kerl sie so schnell verscheuchen kann.

"Blöde Kuh", murmelt er und versucht, mir starr in die Augen zu schauen. Seine Pupillen weiten und schließen sich leicht unkontrolliert – wer weiß, wie viel er schon getrunken hat – und ich frage mich, ob er mich überhaupt für länger als drei Sekunden fixieren kann.

"Wie geht es dir?", fragt er weiter und beugt sich zu mir vor.

Diese Situation kommt mir noch sehr bekannt vor, nur ohne Schokolade zwischen uns und bevor ich mich versehe, reibt seine Nase kurz an meiner, ehe er sich wieder zurücklehnt, dafür aber seine Hände hinter meinem Nacken verschränkt und nun tatsächlich wie ein Koala an mir hängt.

"Gut. Warum machst du das?"

Kerl zieht eine Schnute. "Warum fragst du immer so viel? Das ist echt uncool." Er ist ruhiger geworden mit der Zeit. Eigentlich erstaunlich bei dem Lärmpegel, mit dem er noch vor einer halben Stunde so laut herumgeplärrt hat, dass er sicherlich noch am Ende der Straße zu hören war. Die Nachbarn lassen Grüßen und erfreuen sich ihrer Ruhestörung.

Er streicht durch das Haar an meinem Nacken, sodass mir ein angenehmer Schauer den Rücken hinunterfährt. "Warum bist du so langweilig?"

Nicht nur, dass mich seine Geste leicht aus der Bahn wirft, auch dass er mich langweilig findet erstaunt mich und ist etwas, mit dem ich nicht gerechnet hätte. Es sind gleich mehrere Fragen, die mir in diesen Sekunden in den Sinn kommen (vielleicht frage ich wirklich viel). Wieso ist er dann schon wieder bei mir, weshalb beobachtet er mich dann die ganze Zeit und warum kann er dann nicht, wie jeder andere Mensch auch, einen normal großen Abstand von mir halten? Immerhin sitzt er auf mir und klammert sich an mich, als würde jedem Moment ein Sturm kommen und ihn wegreißen.

"Ich bin nicht langweilig", versuche ich mich zu rechtfertigen, woraufhin Kerl mich nur mal wieder angrinst und dann kurz zu lachen beginnt.

Es ist ein ehrliches Lachen, das seine Augen erreicht und ich stelle erstaunt fest, dass mir sein Klang ebenso gefällt. Kerls Stimme wird dabei etwas höher und kratziger und es hört sich so als, als schwinge ein leiser Hauch von Schadenfreude mit. Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, ausgelacht, sondern noch immer angelacht zu werden.

"Jemand, der so viel nachdenkt, kann nur langweilig sein."

Jetzt bin ich es, der für einen kurzen Moment das Gesicht verzieht. Scheinbar bin ich ziemlich durchsichtig für ihn, denn normalerweise bekomme ich immer gesagt, ich würde genervt aussehen, wenn ich einfach nur in Gedanken versunken bin. Vielleicht sollte ich jetzt ein bisschen von ihm beeindruckt sein, aber ich möchte lieber nicht erleben was passiert, wenn Kerl das mitbekommt. Denn so wie ich das bis jetzt gesehen habe, behandeln die anderen ihn, als wäre er nicht unbedingt die hellste Kerze im Leuchter – aber ich möchte keine Vorurteile ziehen.

"Vielen Dank auch", puste ich ihm entgegen und merke, dass meine Wangen warm werden. Man mag es vielleicht nicht glauben, aber ich bin nicht der Typ, der gerne langweilig genannt wird.

"Weißt du", sagt Kerl und drückt seine Nase wieder kurz gegen meine. Er lacht dabei und obwohl seine Augen geschlossen sind, kann ich sehen, dass sogar sie wieder mit ihm lachen. "Dann muss du eben auch mal irgendetwas sagen. Nur hier herumzusitzen und nichts zu tun außer zu trinken interessiert die Leute nicht. Sag etwas, tu etwas, beweg dich", grinst er weiter, doch ich rolle nur mit den Augen.

"Halt die Klappe." Ich bin gerne in der beobachtenden Rolle. Ich muss mich nicht aller Welt auf dem Präsentierteller darbieten.

"Und sei nett dabei." Er schält sich ungeschickt aus meinem Schoß, was leicht schmerzhaft für mich endet, und hält mir sowohl seine leere Hand, als auch die mit der Verpackung entgegen. "Los, steh auf."

Kurz überlege ich, was Grinsegesicht nun schon wieder vorhaben könnte, doch entscheide mich schließlich dafür zu tun, was er von mir möchte. Die letzten Male habe ich es schließlich auch getan. Meine Entscheidung bekräftigt sich vor allem, nachdem ich einmal kurz zu Neji am anderen Ende des Raumes gesehen habe, der mir nur einen seiner unzähligen provozierenden Blicke zugeworfen und sich dann sofort wieder weggedreht hat. Ich behalte übrigens Recht. Er steht tatsächlich immer noch in einer ihm zuhörenden Gruppe, die allerdings deutlich größer geworden ist. Ich frage mich noch einmal, ob sich nicht doch die halbe Studentenschaft und wer weiß nicht noch alles heute hier versammelt hat.

"Auf geht's", murmele ich eher zu mir selbst, als zu irgendjemand anderen und lasse mich an der Hand von Kerl durch die halbe Wohnung ziehen.
 

Nach der zweiten Tour durch die Wohnung finde ich mich schon sehr viel besser zurecht als zuvor, kann nun Schlafzimmertür von Badezimmertür unterscheiden. Außerdem kam eine weitere Blondine auf uns zu, die sich als Ino vorgestellt hat und ich weiß, dass die Ino von vorher definitiv anders aussah. Aber Ino Die Zweite wirkt bereits ziemlich betrunken, also würde ich ihr nicht unbedingt vertrauen. Vielleicht versucht sie es bei dem nächsten ja mit Gott … Kerl zumindest hat wie immer nur sehr laut gelacht, ihr die Schulter getätschelt und 'Ja, ja, Ino', gerufen, als wisse er ein großes Geheimnis oder ähnliches. Allerdings hat er in der Zwischenzeit noch mehr getrunken und ich weiß nicht, ob er einfach schon zu lustig drauf ist, oder Blondie wirklich kennt und die Situation deshalb zum Schreien komisch findet. Ich bin auch nicht mehr der nüchternste, aber noch immer klar genug, um mich nicht wie irgendein Troll zu benehmen. Das hier ist zumindest nicht Ino. So viel ist sicher. Es sei denn, Ino Die Richtige hat gelogen und Ino Die Zweite ist tatsächlich Ino, Die Wirklich Ino Ist.

Aber das nur so nebenbei. Ich glaube, die Leute haben es hier nicht so genau mit ihren Namen. Und wahrscheinlich heißt Arschnase auch noch tatsächlich so.

Jetzt stehen Kerl und ich auf der Schwelle zwischen Flur und dem noch immer überfüllten Wohnzimmer, eher Richtung letzteres, und schauen drei durchaus betrunkenen Kerlen zu, wie sie ein mir nicht erklärbares Spiel spielen, das wahrscheinlich auch nur dann lustig ist, wenn Alkohol getrunken wurde und auch weiterhin wird. Die schlimmste Art von allen. Während Typ Eins, der übrigens vorher auf dem Sofa neben mir gesessen und sich bestimmt seinen Teil zu Kerl und mir gedacht hat, plötzlich in lautes Gejohle ausbricht und tatsächlich damit beginnt, einen kleinen Freunden- oder Siegestanz aufzuführen, beugt Typ Zwei sich zu einem Mädchen hinunter und schlabbert sie für alle Welt gut sichtbar ab. Typ Drei hingegen lässt sich sehr frustriert mit dem Hintern voran auf den Boden fallen und verschränkt die Arme vor der Brust. Er sieht dabei wie ein erwachsener Mann aus, was er ja an sich auch ist, der lieber wieder ein kleines, bockiges Kind sein möchte, das seinen Willen nicht durchsetzen kann. Was auch immer passiert ist, ich habe es weder mitbekommen noch kann ich es nachvollziehen, doch 'mein' Kerl beäugt das sich intensiv küssende Paar plötzlich so schamlos exzessiv, dass ich am liebsten seinen Kopf in eine andere Richtung gedreht oder ihm zumindest die Augen zugehalten hätte. Ich habe mal wieder keine Ahnung davon, was in seinem Köpfchen abgehen könnte und bin kurz davor etwas zu sagen, als er sich plötzlich zu mir umdreht und mich mit großen, funkelnden Augen anstarrt. Oh, oh.

"Los, los", ist das einzige was er sagt, bevor er plötzlich mein Kinn festhält und mir einen Schokoladenstick zwischen die Lippen drückt. Schon wieder. Wenigstens bin ich jetzt auf die kommenden Sekunden vorbereitet und verfalle nicht wieder in eine Schockstarre.

Zum Glück, wie ich sagen muss, denn Kerl kommt mir in einer so rasanten Geschwindigkeit entgegen, dass er sicher keine Zeit zum Kauen hat. Ich lehne mich zurück, damit ich ihm ausweichen kann, komme aber nicht weit. Nicht mal eine Nasenlänge hat es, ehe ich auch schon gegen den Türrahmen gelehnt stehe und dann trifft Kerls klebriger Mund auch schon meinen. Hier gibt es auch keine Nasenlänge Abstand zwischen uns. Ich bemerke, wie er kurz grinst und dann schnell zu kauen beginnt. Genau vier Mal, dann drückt er sich gegen mich. Immerhin hat er aufgegessen.

Klebrige Küsse sind nicht schön, nur um das mal festzuhalten. Ich summe einmal gegen Kerls Lippen und schließe trotzdem die Augen. Morgen kann ich mich immer noch fragen, wohin mein Widerstadt so plötzlich gelaufen ist und mich so schamlos im Stich gelassen hat. Wenn ich heute Abend schon tue, was er von mir will, dann sollte ich es auch für die restliche Zeit durchziehen.

Kerl greift nach meiner Hand, löst sich aber von mir. Als ich ihn angucke, grinst er abermals breit und gibt mir den nächsten Schokoladenstick. Und was soll ich sagen – dieses Mal bin ich es, der ohne weiteres zu knabbern beginnt, während Kerl versucht, ruhig zu bleiben. Ich denke, dass ich das Grundprinzip jetzt verstanden habe, nur das Ziel bleibt mir noch schleierhaft. Mein persönliches Ziel, ihn noch einmal zu küssen, hat sich hingegen so schnell in meinem Kopf festgesetzt, dass ich jetzt nicht einmal ein komisches Gefühl dabei habe. Nicht, dass der erste Kuss schön gewesen wäre, aber er hat mir für einen kurzen Moment das Gefühl gegeben, dass ich in den letzten Tagen alles andere als angespannt und gestresst war. Und da ich genau das angestrebt habe (wenn auch ursprünglich nicht auf dieser Party), sehe ich keinen Grund, es nicht zu wiederholen. Also lehne ich mich dieses Mal vor, nur so weit, dass mein Rücken den Holzrahmen der Tür nicht mehr berührt und lege ihm meine Hand in den Nacken. Dann drücke ich ihm meine Lippen auf. Viel vorsichtiger, als Kerl es getan hatte. Sanfter, einfach nur, um es auszuprobieren. Dieser Kuss ist anders, schon weniger klebrig und schokoladig. Wahrscheinlich schmeckt mein Mund jetzt genauso, wie seiner.

Ich schließe die Augen und konzentriere mich voll und ganz auf Kerl. Und auf seine Lippen, die beginnen, sich fordernd gegen meine zu bewegen.
 

Die Schachtel mit der Schokolade ist längst leer.

Weitere alkoholische Getränke sind leer.

Meine Gedanken sind leer.

Aber ich weiß, dass ein paar harmlose kleine Küsse ausgeartet sind. Minimal, um es vorsichtig auszudrücken, und nun befinden sich Kerl und ich mal wieder im Flur. Dieses Mal allerdings für Kinderaugen unangemessen am rummachen. Ich glaube, Kerl hat Gefallen daran gefunden, mich gegen die nächst besten Wände zu drücken und während ich nur noch dazu in der Lage bin, meine Arme um seinen Nacken zu schlingen, hat es eine seiner Hände trotz der Lehne an meinen Rücken geschafft, sich seinen Weg zu meinem Hintern zu bahnen.

Ich bekomme am Rande mit, wie ein paar Leute an uns vorbeigehen, mit dem Rücken zu uns gewandt kurz stehenbleiben und dann weiter Richtung Küche verschwinden. Selbst die lauten Geräusche aus dem Wohnzimmer nehme ich nur noch wie durch eine sehr dicke Wand wahr. Danach kann ich mich nur noch auf mich selbst konzentrieren. Und auf Kerl, natürlich. Mir ist warm, wenn nicht sogar heiß und seine Schamlosigkeit macht es nicht gerade besser. Aber verdammt – er weiß, was er tun muss. Er ist nicht dabei, mich aufzuessen, aber wie gesagt, zaghaft und vorsichtig ist er nicht einmal mehr im Entferntesten. Es schmeckt noch immer leicht nach Schokolade, süßlich, aber auf jeden Fall nicht mehr klebrig. Kerl neckt mich ununterbrochen, zupft manchmal an meinen Lippen, knabbert an ihnen und lässt mich solange warten, bis ich ungeduldig werde und mich wieder an ihn drücke. Seine Hand an meinem Hintern bleibt hingegen erstaunlich ruhig an seinem Ort liegen und bewegt sich kaum. Fast bin ich etwas verwirrt, dafür dass sie anfangs so schnell ihren Platz gefunden hat. Er lässt sie einfach nur dort und ich kann gerade so ein angedeutetes Drücken wahrnehmen. Es fühlt sich ein bisschen wie ein Fragezeichen an, was er da macht. Dabei hätte ich nichts dagegen, wenn er etwas tun würde. Und ich kann sagen, dass seine Tatenlosigkeit auf jeden Fall nicht an mir liegt. Mir wurde mehr als nur einmal gesagt, dass mein Hintern toll ist. Vor allem in dieser Hose. Allerdings will ich mich nicht beschweren. Nicht, wenn sich ein warmer, breiter Körper gegen meinen presst, sich ein Bein zwischen meine schiebt, sich sein Mund (leider) von meinem löst und dafür den Bereich hinter meinem Ohr und meinen Nacken in Beschlagnahm nimmt, sodass mir ein angenehmer Schauer den Rücken hinunter rauscht. Er murmelt etwas, das ich nicht verstehe und neige meinen Kopf zur Seite, um ihm noch mehr Spielraum zu bieten. Ich halte Kerl noch immer an mich gedrückt, aber beginne damit, mit einer Hand seinen Rücken zu erkunden. Er ist fest unter meinen Berührungen, vielleicht schon ein wenig muskulös – jedenfalls genau das, was ein noch weiteres aufgeregtes Ziehen durch meinen Körper fahren lässt und ganz genau meinen Präferenzen entgegenkommt. Kerl ist ansonsten schamlos und ebenso bin ich es. Anders als er kneife ich sehr bestimmend in sein Hinterteil. Und ich weiß nicht warum, weil er sich erschrocken hat oder angespornt ist, in der gleichen Sekunde schnellen seine Hüften einmal nach vorne und drücken sich fest gegen meine. Ich kann gerade noch meine Lippen aufeinanderpressen, ein kleines Keuchen ist dennoch hörbar. Sollte ich sie noch nicht geschlossen haben, fallen spätestens jetzt meine Augen wieder zu und ich suche blind nach Kerls Mund. Mein Hals hat eindeutig genug Aufmerksamkeit bekommen.

Es ist, als könne ich jede einzelne Nervenbahn in meinem Körper spüren. Ich bin zu hundert Prozent auf Empfangen eingestellt und reagiere auf jede von Kerls Berührungen mit einer neuen Hitzewelle, die durch meine Adern rauscht und mich kurzatmig werden lässt. Bis vor wenigen Stunden ist mit nicht bewusst gewesen, dass das hier genau das ist, was ich im Moment brauche. Eigentlich war ich davon überzeugt gewesen, dass ein paar alkoholische Getränke, belanglose Gespräche und spöttisches Beobachten einiger betrunkener Leute ausreichen, aber warum damit zufriedengeben, wenn ich etwas viel Besseres haben kann? Das hier ist gut, das hier ist aufregend und auf eine ganz verschrobene Art und Weise gefällt mir Kerl. Nicht nur mit dem, was er tut, sondern seine Art an sich. Wo kann man normalerweise schon jemanden finden, der sich einem Fremden freiwillig (und kostenlos) derart provokant auf den Schoß setzt?
 

"Wo wohnst du?", fragt mich Kerl und sieht, nachdem ich ihm geantwortet habe so aus, als beiße er gerade in eine sehr saure Zitrone, die er am liebsten quer durch den gesamten Raum ausspucken möchte.

"Was?", frage ich deshalb. Mein Hals ist wegen seiner kurzen, kaum sichtbaren aber dennoch kratzigen Bartstoppeln gereizt und auch meine Lippen fühlen sich an, als bräuchten sie nach der ganzen Zeit zumindest eine kurze Pause, um wieder normal empfinden zu können.

"Das ist weit weg", murrt er und sieht dabei leicht enttäuscht aus.

"Natürlich ist das weit weg", entgegne ich ihm und schaue beim Reden trotzdem eher auf seinen mir zuzwinkernden Mund als in seine Augen. "Wir befinden uns ja gerade auch irgendwo am Arsch der Welt. Der Weg hier hin hat schon endlos lange gedauert."

"Dann gehen wir jetzt zu mir", beschließt Kerl ohne weiteres Zögern und ich muss sagen, dass ich nach dieser langen Zeit des Rummachens nichts dagegen einzuwenden habe. Tatsächlich haben uns bereits einige Leute belustigt zugerufen, dass wir uns ein Zimmer nehmen sollten. Zumindest nehme ich an, dass ich es gehört habe, aber ich war ja auch anderweitig beschäftigt. Zudem sind jegliche letzten Gedanken und Vorurteile gegenüber dieser Party nun vollkommen verschwunden und ein ganz kleiner Teil in mir freut sich sogar, dass ich mitgekommen bin. Ich bin eigentlich kein Typ für einen one-night-stand, aber Kerl hat mich neugierig auf mehr gemacht. Mal hat er mich angefasst als wisse er nicht, ob es richtig war, was er da tat und das nächste Mal hat er mich so aggressiv geküsst, dass ich jetzt wissen will, was dahintersteckt. Ihn ein bisschen necken und herausfordern. Ihn jetzt einfach fallenzulassen wäre sicherlich alles andere als gut und würde mich zusätzlich äußerst frustriert zurücklassen. Ich habe den Köder bekommen, jetzt will ich mehr haben. Und ich bin mir auch nicht zu schade, um ihm das zu zeigen. Für einen letzten Kuss lehne ich mich gegen ihn und als Kerl seine Arme hinter meinem Rücken verschränkt, um mich noch näher an ihn zu ziehen, drücke ich meinen Schritt gegen seinen.
 

Und vielleicht gefallen mir auch seine Beine, mit denen er mich wahrscheinlich ohne jeglichen Probleme einkesseln kann und die sich eindeutig sehr fest unter seiner Hose anfühlen. Nur mal so am Rande. Sport macht er mehr als ich, das kann ich auf jeden Fall bestätigen. Vielleicht sollte ich auch wieder intensiver damit beginnen, um ihn etwas einzuholen.

Drittens

Ich kann mir gerade so ein Seufzen verkneifen, als ich endlich aus dem überfüllten Bus steigen kann, der jetzt schlagartig leer wird. Ich stecke mein Handy, das die ganze Fahrt über traurig ruhig geblieben ist, zurück in die Hosentasche. Neji hat keinen dummen Kommentar abgegeben und nicht einmal meine Mutter hat mir geschrieben. Nach all den Jahren, die ich nun alleine wohne, hat sie immer noch die Sorge, ich würde verhungern und fragt mich regelmäßig, ob ich auch gefrühstückt oder mir wenigstens wie ein kleiner braver Junge eine Brotdose mitgenommen hätte. Ich glaube, sie will es immer noch nicht so ganz wahrhaben, dass sie keine Kinder mehr im Haus hat, die sie versorgen muss und kann. Mein Vater ist außerhalb seiner Arbeit eher der unkomplizierte Typ, der die Sachen so nimmt, wie meine Mutter es ihm vor die Nase setzt. Im Haushalt hat eindeutig sie das Sagen, aber das sollte man ihm lieber nicht zu Ohren kommen lassen.

Es ist unüblich, dass mich niemand anschreibt. Irgendjemanden gibt es normalerweise immer, der eine Nachricht schickt. Und sei es in der noch so unsinnigsten Gruppe, zu der man mal wiedereingeladen wurde. Ich bin nicht wirklich enttäuscht, wundern tut es mich trotzdem. Und dann ist da noch diese leise Stimme in meinem Hinterkopf, die mich daran erinnert, dass ich eigentlich doch auf etwas oder jemanden warte …

Ich werde von hinten angerempelt und stolpere deshalb fast in die Person vor mir. Natürlich steigen alle bis auf ein paar alte Leute an der Haltestelle vor der Uni aus, der Gehweg ist zum Brechen überfüllt und ich frage mich wie schon so oft, warum ich nicht einfach mit dem Fahrrad fahre. Warum habe ich schließlich eines? Ich bräuchte wahrscheinlich nicht einmal so viel länger als mit dem Bus, weil ich dann kürzere Wege fahren könnte. Aber die Faulheit siegt, wie schon so oft.

Allerdings würde ich dann sicherlich auch so einiges verpassen, weil die Fahrradständer auf der anderen Seite des Campus sind – und das, was sich gerade vor meinen Augen abspielt, möchte ich auf keinen Fall missen. Mitten auf der großen, ansonsten meist leeren Grünfläche vor dem Hauptgebäude hat sich untypischerweise eine Menschenmenge angesammelt, die allesamt auf einen tristen Masten starren und tuscheln. Ab und zu kann ich einige Mädchen kichern hören, ein Kerl ruft aus voller Kehle, was für ein 'krasser Scheiß' das sei. Manche haben den Kopf in den Nacken gelegt, andere Fotografieren das Ding sogar, als würde es dadurch mehr zu sehen geben. Fest sieht es schon ein wenig lustig aus, wie sie da alle herumstehen und nichts tun.

Kurz überlege ich, ob ich auch stehenbleiben soll. Dann schüttle ich innerlich den Kopf über mich selbst. Was für ein Schwachsinn. Die Leute tun so, als wäre dieser Mast ein neues Weltwunder oder ähnliches. Ich gehe weiter, muss aber trotzdem unweigerlich grinsen, ob ich will oder nicht. Wahrscheinlich hätte ich auch angehalten, wenn ich es nicht besser wüsste. Das muss ich doch zugeben. Ein bisschen komisch ist es ja schon.
 


 

Eigentlich denke ich, dass Kerl mich zu ihm bringt – das ist zumindest das, worauf ich aus bin. Aber als ich allerdings irgendwann erkenne, dass Kerl zielstrebig die Uni anstrebt, muss ich stutzen. So viel getrunken hat er nun auch wieder nicht, dass er sie mit seiner Wohnung verwechseln könnte, oder? Wenn das überhaupt möglich ist. Ich fände es jedenfalls nicht gerade so prickelnd, in der Uni zu wohnen. Kerl kann einfach nicht sturzbetrunken sein. Und selbst wenn es so sein sollte, dann hätte ich das auf jeden Fall bemerkt, immerhin hängen wir seit einigen Stunden aneinander … Noch nicht einmal verlaufen können wir uns, die Straßenlaternen erleuchten die Wege genug um zu sehen, wohin wir gehen und Straßenschilder sind auch nicht unbedingt zu übersehen.

Die kalte Nachtluft ist eine nette Abwechslung zu der stehenden Luft in Inos Wohnung. Sie drückt sich zwar schwer auf meinen Kopf und ich hoffe, keine Kopfschmerzen zu bekommen. Gleichzeitig klaren meine Gedanken wieder etwas auf und ich denke nicht nur noch daran, dass ich Kerls Lippen sehr gerne wieder bei mir, an mir, auf mir hätte. Ich habe keine wackeligen Beine mehr und kann mich wieder auf meine Umgebung konzentrieren, nehme wahr, was um mich herum passiert (und dass wir aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in die richtige Richtung laufen).

Unser Weg irritiert mich immer mehr und es scheint nicht so, als würden wir irgendwann noch einmal abbiegen. Erst recht nicht, als wir nach wenigen weiteren Minuten tatsächlich auf dem Campusgelände ankommen.

"Was machst du?", frage ich ihn daher und klinge dabei leider sehr verwirrt. "Das hier ist die Uni. Hier wohnt keiner." Selbst die Studentenwohnheime, wenn er in einem wohnen sollte, liegen nicht hier. Viel eher sind wir vorhin schnurstracks an ihnen vorbeigelaufen.

"Ich muss nur kurz etwas holen, aber ich brauche Hilfe dabei." Kerl schaut mich ernst an, ehe er plötzlich anfängt, breit zu grinsen. Er hat doch jetzt nicht vor, hier einzureichen? Dann bleibt er urplötzlich stehen und bringt mich zum Straucheln, da wir uns wie die Blöden aneinander festklammern. Vielleicht kann ich wieder klarer denken und ich befinde mich nicht mehr in dem Zustand, in den er mich, als er sich vorhin gegen mich drückte, gebracht hat, meine Hände bleiben trotzdem gerne an seinem Körper.

"Hier ist etwas, das mir gehört", berichtet Kerl weiter und deutet mit seinem Finger nach oben.

"Hier?" Ich fühle mich tatsächlich dumm. Was sollte hier schon sein? Ich gucke sogar in den nachtschwarzen Himmel, nur weil er dorthin zeigt, aber da ist nichts. Natürlich nicht. Ich fühle nicht nur, ich verhalte mich sogar dumm …

"Hier." Er haut mit Nachdruck gegen die Stange, an der das Schild hängt, auf dem der Name der Uni steht. Darunter hat irgendein Idiot einen Smiley mit Edding gemalt. "Das Schild gehört mir."

Leider lallt er noch immer nicht, hat auch keinen weiteren Tropfen mehr getrunken, denn dann gäbe es eine Entschuldigung für sein fragwürdiges Verhalten, aber er ist lediglich angeheitert. Ganz langsam fange ich an, an Kerl zu zweifeln. Und ich glaube auch zu verstehen, warum die anderen auf der Party ihn als einen Idioten abgestempelt und ihn mehr als nur einmal stumm belächelt haben.

"Und warum?", frage ich und trenne seine Hand unauffällig von meinem Arm.

"Siehst du den Smiley? Den habe ich da hingemacht, also gehört das Schild mir!"

Damit wissen wir jetzt also immerhin, wer besagter Idiot ist. Im Moment scheint er wirklich zu glauben, dass die Welt so funktioniert und er einen Rechtsanspruch auf das Stück beschmiertes Metall hat, so entschlossen wie er schaut.
 

Ich schwöre, ich will das nicht, aber irgendwie finde ich mich in der Situation wieder, in der Kerl seine Schuhe ausgezogen hat, wackelig auf meinen Schultern steht und mit etwas, das sich wie sein Schlüsselbund anhört, ich aber nicht sehen kann, an dem Schild werkelt. Er flucht leise vor sich hin, es klimpert immer wieder und ich habe meine Mühe, Kerl festzuhalten. Handwerklich begabt scheint er jedenfalls nicht zu sein, denn er braucht unglaublich lange dafür, dass er eigentlich nur ein paar Schrauben und Muttern zu lösen hat. Nicht, dass ich es besser könnte, aber so viel Zeit kann das ganze nun auch wieder nicht in Anspruch nehmen.

Es knallt unglaublich laut, als das Schild plötzlich in das kurzgemähte Gras knapp neben meinen Füßen hinunterfällt und ich bin froh, dass ich vor Schreck nicht zusammengezuckt bin. Mit meiner zusätzlichen Last wäre das sicherlich nicht gut ausgegangen. Und deshalb (und auch, weil er langsam schwer wird) bin ich froh, als Kerl endlich sehr ungelenk von mir hinunterklettert und wieder in seine eigenen Schuhe schlüpft. Sekunden danach wirft er sich in meine Arme und jubelt. Dann küsst er mich – und zwar genauso ungestüm wie in den Minuten, bevor wie die Party verlassen haben.

Verdammt, meine vorherigen Zweifel sind von jetzt auf gleich verschwunden und ich weiß wieder, warum ich bei ihm bin. Nicht, um das blöde Zeichen vor der Uni zu klauen, sondern weil Kerl mich geil gemacht hat und ich mir trotz meiner anfänglichen Unlust nun doch etwas erhoffe. Trotzdem ist es mir etwas unangenehm, dass er plötzlich sein Knie zwischen meine Beine schiebt, sich gegen mich drück und mir seine Zunge in den Hals schiebt. So sehr mich das auch anmacht, wir sind hier immer noch in der Öffentlichkeit. Menschenleer, aber öffentlich!
 

"Lass uns weitergehen", murmelt er gegen meine Lippen, küsst noch mehrmals meine Mundwinkel und dann lässt er mich los.

Die Stelle, an der seine Hand meinen Nacken gehalten hat, fühlt sich traurig kalt an und ich beeile mich, das Schild auf der einen Seite anzuheben, um es mit Kerl zusammen zu ihm zu tragen. Je schneller wir bei ihm waren, desto besser.
 

Schnell muss so ungefähr die Übertreibung des Jahrhunderts sein, denn die Zeit, die wir brauchen, bis wir bei Kerl angekommen sind, ist alles andere als schnell. Ich kann nicht genau sagen, wo wir langgehen, aber ich weiß, dass die Uni ganz bestimmt nicht auf dem Weg von Inos Party liegt und wir nur für dieses Schild einen riesigen Umweg gegangen sind. Es muss Kerl gerade echt wichtig gewesen sein, dass er das Ding bekommt, wenn er extra dafür diese Umstände auf sich nimmt. Wir laufen bestimmt noch über eine halbe Stunde mit dem Ungetüm durch die halbe Weltgeschichte, ehe wir vor einem alten, aber dennoch schönem Haus stehenbleiben, uns endlos viele Treppen hochschleppen, eine Wohnung betreten und Kerl dann endlich, endlich die Tür seines kleinen, vollgestellten Zimmers hinter sich schließt. Er scheint der Anzahl der Räume nach in einer WG zu wohnen, sein Mitbewohner allerdings nicht da. Vielleicht auch auf der Party und noch nicht zurück – was ich natürlich alles andere als störend finde. Bei bestimmten Aktivitäten zu wissen, Zuhörer zu haben, finde ich weniger anregend.

Ein aufgeregtes Ziehen macht sich bei den Gedanken an das, was wir gleich passieren wird, in meinem Körper breit. Es wird zusätzlich nicht besser, als Kerl das Unischild auf der Matratze seines Bettes abstellt und es gegen das hohe Fußende lehnt. Der Blick, den er mir daraufhin zuwirft, lässt mich … Sagen wir, ich bekomme keine weichen Knie, aber für genau diese Sekunde vergesse ich, ob ich gerade beim ein- oder ausatmen bin.

"Hey, du", sagt er weiter, legt den Kopf schief und stellt sich wieder vor mich. Er hakt seine Finger in meine Gürtelschlaufen, sodass ich vorsichtig gegen ihn stoße.

"Hmm", summt er. "Du musst wirklich mal ein bisschen mehr lächeln. Du siehst fast schon ein wenig traurig aus." Er lässt meine Hose los, drückt seine Zeigefinger dafür in meine Mundwinkel und zieht sie nach oben.

Ich rolle nur mit den Augen. Ich sage doch, ich habe hier tatsächlich einen Idioten abbekommen. "Halt einfach die Klappe."

Ich nehme seine Hände von meinem Gesicht, lasse sie allerdings nicht los und küsse ihn wieder. Sein Mund ist ein wenig kalt, aber das stört mich nicht. Auch meine Lippen sind noch etwas frisch und der Kuss fühlt sich im ersten Moment ein wenig merkwürdig an. Allerdings wird sich das in den nächsten Minuten sicherlich auch wieder ändern. Es dauert nicht lange, bis Kerl sich aus meinem Griff befreit und seine Arme um mich schließt. Sein Mund mag kalt sein, aber sein Oberkörper ist aufgrund seiner Jacke angenehm warm geblieben und eventuell werde ich doch wieder etwas wackelig auf meinen Beinen.
 

Es hat Zeit und einen großen Anteil Eigeninitiative gedauert, doch jetzt liegen wir auf seinem Bett. Meine Klamotten haben sich fliegend von meinem Körper verabschiedet. Kerl hat noch immer seine Hose an und bis jetzt habe ich es nur geschafft, ihm mit meinem Fuß unauffällig eine Socke auszuziehen. Socken sind die größten Stimmungskiller, die man sich nur vorstellen kann, falls das noch nicht bekannt sein sollte.

Kerl hatte sich wie schon auf der Party an mich geschmissen, aber keine weiteren Absichten gezeigt. Er hat meine subtile Andeutung, sein Shirt auszuziehen, nicht wahrgenommen oder verstanden und hat auch keine Anstalten gemacht, weiterzugehen. Wir standen noch immer auf dem gleichen Fleck in seinem keinen Zimmer und sind nicht einen Schritt weiter Richtung Bett gegangen. Ich weiß nicht, ob er sich unsicher war, wie weit er gehen durfte, aber spätestens nachdem ich mein Oberteil ausgezogen und irgendwo hinter mich geworfen habe, sollte ihm klar sein, was meine Absichten sind. Er hat einmal hart geschluckt und meine Brust angestarrt. Sein Blick wirkte dabei leicht überlegend, halb fasziniert.

"Du kannst auch anfassen", habe ich ihn geneckt und scheinbar holte ihn dies aus seine Starre, denn daraufhin streckte er mir nur die Zunge heraus, grinste und drückte seine Hände anschließend doch noch gegen mich.

Es hat eine Menge Überzeugungskraft gekostet, um ihn zum Handeln zu bekommen, aber letztendlich hat er sich nicht mehr zurückgehalten. Wir haben noch weitere Klamotten verloren und sind auf sein ungemachtes Bett gestolpert, in dem wir jetzt liegen. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, dass seine Berührungen ein wenig zaghaft sind. Mir würde es nicht gefallen, wenn er ein Grobian wäre, mit Samthandschuhen muss er mich trotzdem nicht anfassen. Ich werde schon nicht unter ihm zerbrechen. Hier ist niemand aus Porzellan oder Zucker gemacht. Ich kann nicht sagen, ob er vielleicht auch einfach nur unsicher in seinem eigenen Handeln ist, aber ich versuche, mir das nicht anmerken zu lassen. Hoffentlich bemerkt er selber, dass das, was er da tut, gut ist und mir ganz eindeutig gefällt. Ich muss gestehen, dass ich in solchen Sachen nicht unbedingt der geduldige Typ bin, der im Notfall auch erklärt, wie und wo man angefasst werden möchte und sich alle Zeit der Welt lässt.

Denn die habe ich nicht – und bei einem praktisch Fremden schon gar nicht.
 

"Oh", macht Kerl überrascht, als ich mich von ihm und ihn dafür wiederum auf mich rolle.

Es hat ganze fünf Sekunden gedauert um zu bemerken, dass er genau gar nichts tut, wenn ich mich über ihm befinde. Und damit ich nicht genervt werde, müssen die Pläne geändert werden. Ich sehe schon, dass das hier doch komplizierter wird als angenommen. Ich will gerade schon die Augen verdrehen, als Kerl plötzlich wieder die Initiative ergreift. Er stützt sich mit dem einen Arm ab und beugt sich zu mir runter. Wie auch schon auf der Party beginnt er damit, meinen Nacken zu küssen und sogar vorsichtig an ihm zu knabbern. Seine andere Hand findet meine Hüfte. Nur mit den Fingerspitzen fährt er meine nackte Seite auf und ab. Mit gefällt das, aber ich muss wegen des Gefühls trotzdem zusammenzucken. Kerl schnaubt einmal amüsiert gegen meinen Hals, dann taucht sein Gesicht wieder in meinem Sichtfeld auf. Ganz kurz grinst er, möchte vielleicht etwas sagen, aber ich lege ihm eine Hand in seinen Nacken und ziehe ihn zu mir. Meiner Meinung nach passen seine Lippen sehr gut gegen meine, ich werde nicht müde von ihnen und die Art, wie Kerl mich küsst, macht sein Zögern wieder wett.

Seine Brust drückt gegen meine und ich merke, dass nicht nur ich angespannt bin. Kerl hat keine großartigen Muskeln, aber an der Art und Weise, wie seine Oberarme sich abwechselnd an- und entspannen kann ich erkennen, dass ich mit meiner vorherigen Vermutung, dass er Sport macht, auf jeden Fall richtigliege. Ich bin dabei, ein Bein weiter zwischen seine zu schieben, als er mich plötzlich in die Seite kneift. Einmal, dann noch einmal und ich ziehe bei beiden Malen erschrocken die Luft ein.

"Lass das", funkele ich ihn wütend an, doch Kerl blinzelt nur neckisch zurück.

"Wieso?", fragt er mich aufziehend und zieht mit den Fingern kleine Kreise an der Stelle, an der er eben noch zugekniffen hat. "Magst du das etwa nicht?"

Ich gebe ihm sicherlich keine Antwort auf diese rhetorische Frage, dafür aber hoffentlich ein sehr eindeutiges Zeichen. Ich hebe mein Bein und drücke ihm zusätzlich meine Hüften entgegen, dann schaue ich ihn erwartungsvoll an. Ich sage es, wie es ist (nicht zu ihm natürlich): ich bin hart, er hat noch immer seine Jeans an, die etwas rau gegen mich reibt und ich möchte, dass er sie verdammt noch mal endlich auszieht.

Kerl starrt aus seinen blauen Augen zurück, sein Atem ist zittrig und schlägt heiß gegen mich und dann – dann lässt er sich vorsichtig auf mir nieder. Seine Hand an meiner Hüfte verlässt ihren Platz, streicht sich langsam über meine Brust und dann über mein linkes Schlüsselbein. Schließlich stützt er sich zu beiden Seiten meines Kopfes auf seinen Armen ab, hebt seinen Oberkörper aber nur so weit von mir, dass er mich anschauen kann.

"Ich …", beginnt er, fängt an zu schmunzeln, sagt aber nichts weiter. Stattdessen stößt er einige Male gegen mich. Verdammt. Endlich. Nach einer halben Ewigkeit.

Er beugt sich zu meinem Mund hinunter, nimmt meine Unterlippe vorsichtig zwischen seine Zähne und zieht leicht an ihr. "Hm … du bist ungeduldig", nuschelt er und lässt mich wieder frei.

"Ach was", gebe ich herausfordernd zurück, warte aber nicht weiter und verwickle ihn erneut in einen Kuss. Wir bewegen uns etwas ungelenk gegeneinander und ich versuche, mein Bein aus seinen zu befreien, damit er zwischen mir liegen kann und wir mehr Bewegungsfreiheit haben. Nach seiner Untätigkeit vorhin scheint es überflüssig zu fragen, wer was in welcher Position tun wird.

Allerdings komme ich mit meinem Vorhaben nicht weit. Kerl hält mein Bein fest gefangen (ja, er hat wirklich kräftige Oberschenkel, jetzt weiß ich es), sodass ich nicht von ihm loskomme. Dann versuche ich es ohne weitere Umschweife an seiner Hose. Ich schaffe es irgendwie, den Knopf zu öffnen, kann meine Hände aber nicht weiterbewegen, weil er sie zwischen unseren Körpern gefangen hält.
 

Oh man. Braucht er eine Extraeinladung, oder was?
 

"Dreh dich um", murmelt Kerl, küsst mich kurz, ein- zwei- drei Mal, erhebt sich von mir und hilft mir dann, mich auf meine rechte Seite zu drehen. Ich habe gerade noch Zeit, ihm nach dem Warum zu fragen, aber da beginnt er auch schon wieder, mit den Fingerspitzen Kreise auf meine Hüften zu zeichnen und mit seinem Mund meine Wirbelsäule abzutasten. Die Muskeln in meinem Rücken ziehen sich unweigerlich wieder zusammen, drücken mich durch. Ich würde gerne selber etwas machen, aber von meiner Position aus bin ich machtlos. Das einzige was ich tun kann ist abwarten. Nicht, dass das etwas Schlimmes wäre, schließlich ist Kerl nicht untätig und gut in dem, was er macht. Ich kann ihm lediglich signalisieren, dass ich ungeduldig werde.

Also drücke ich meinen Hintern gegen seinen Schritt. Seine Hose fühlt sich zu rau gegen meine Haut an und der geöffnete Knopf liegt auch nicht gerade angenehm auf meinem Steißbein. Aber ich will mich nicht beschweren. Auch er ist hart und stöhnt mir einmal verhalten in das Ohr, nachdem er von meinem Rücken abgelassen hat. Es dauert keinen Herzschlag, bis sich eine Gänsehaut über meinen Körper legt und ich mir aufgrund dieses anregenden Geräusches auf die Lippe beißen muss.

Ich versuche, meinen Kopf in Kerls Richtung zu drehen, was mir natürlich nicht gelingt und ich greife nach seiner Hand, die auf meiner Hüfte liegt und wieder damit begonnen hat, leicht in sie hineinzukneifen.

"Komm schon", murmele ich und hoffe, dass er wirklich versteht, dass ich nicht noch weiter warten möchte. Irgendwann wird es auch zu viel des Guten.

Kerl lacht lautlos gegen meinen Nacken, stößt dabei Luft aus der Nase aus. Dann verstummt er plötzlich, löst seine Hand aus meiner und führt sie genau in die Richtung, in der ich sie haben möchte. Ich merke genau, wie er schon wieder zu zögern beginnt. Ganz kurz, für einen Augenblick vielleicht, dann bewegt er sich weiter.

Er macht ein elend langsames, quälendes Spiel daraus. Er stoppt wieder, bewegt sich, zögert. Gleichzeitig sind es nur wenige Sekunden, bis er mich endlich umschließt. Ich kann nicht anders und stöhne leicht auf und schließe die Augen. Seine Fingerspitzen tasten mich ab, bewegen sich ein wenig. Dann nimmt Kerl seine Hand wieder weg. Ich unterdrücke ein genervtes Seufzen und beschließe, abzuwarten.
 

Aber da kommt nichts.

Nur sein Arm, der um mich geschlungen liegt, wird immer schwerer.
 

Eigentlich weiß ich, was passiert ist. Der immer tiefer werdende Atem an meinem Nacken ist Bestätigung genug, aber ich drehe mich trotzdem um. Kerl liegt tatsächlich da, den Mund einen Spalt breit geöffnet und ist eingeschlafen.

Mir ist bis jetzt noch nie jemand begegnet, der kurz vor dem Sex plötzlich weg war. Ich wusste bis jetzt noch nicht mal, dass das hormontechnisch überhaupt möglich ist. Aber man lernt ja bekanntlich nie aus.
 

Ich sollte sauer sein, ihn sofort wieder wecken, wenn ich gemein bin. Eigentlich sollte ich sogar einfach aufstehen, meine Sachen einsammeln und gehen. Und trotzdem erwische ich mich dabei, wie ich eine Hand nach ihm ausstrecke. Kurz bevor ich die Haare auf seiner Schläfe erreiche, ziehe ich mich wie ertappt zurück.

Ich atme einmal tief aus und betrachte sein schlafendes Gesicht, bevor ich die Bettdecke, die mittlerweile bis zum Fußende gerutscht ist, zu uns ziehe und dann über uns lege. Ich bin nicht einmal enttäuscht. Einfach nur verwundert.
 

Was für ein Typ.
 


 

Mini springt mir aufgeregt im Weg herum, als ich endlich wieder zuhause ankomme, doch ich schiebe sie einfach mit dem Fuß beiseite. Ich sehe, dass sie kurz überlegt, es noch einmal zu versuchen, doch dann entscheidet sie sich dagegen, schnaubt einmal und wackelt eingeschnappt davon. Ihre Krallen trappeln dabei leise über das billige Holzimitat, ehe es ruhig wird. Bestimmt thront sie nun in meinem kleinen Wohnzimmer auf ihrem Kissen (das natürlich auf dem Sofa liegen muss, so eine Scheiße) und tut so, als wäre gerade die Welt untergegangen. Blöder Köter. Ich ziehe Jacke und Schuhe aus und steuere sofort die Dusche an. Ich muss dringend aus meinen leicht unangenehm riechenden Klamotten raus. Und zu aller erst die Kontaktlinsen loswerden, das ist im Moment am wichtigsten.

Wenigstens sind meine Augen über Nacht nicht rot geworden …
 

Ich weiß immer noch nicht genau, was ich über gestern Nacht denken soll. Aber das Gefühl, etwas verpasst zu haben, hat mich nicht mehr loslassen wollen, also habe ich Kerl, als ich seine Wohnung verlassen habe, meine Nummer gegeben. Ein kleiner Teil in mir hatte noch auf meinem Rückweg dazu gedrängt, mein Handy auf neue Nachrichten zu prüfen, aber diesen Gedanken habe ich gleich wieder nach ganz hinten geschoben. So verzweifelt bin ich nun auch wieder nicht.

Stattdessen beschließe ich, während ich mir ein Handtuch schnappe und mich abtrockne, dass ich einfach nichts erwarten werde. Immerhin besteht auch die Möglichkeit, dass Kerl sich gar nicht melden wird.
 

Ich esse schnell eine Kleinigkeit und ziehe mir danach schon wieder Schuhe und Jacke an. Der Hund muss rausgelassen werden, und zwar dringend. Gestern Abend hat das schließlich keiner mehr gemacht und ich habe keine Lust, den Boden kernreinigen zu müssen. Als ich Mini rufe, kommt sie schwanzwedelnd aus dem Wohnzimmer auf mich zu gerannt. Wahrscheinlich kann ich sie mit einem übel stinkenden Käse in einem Zimmer einsperren und sie ausschimpfen und in der nächsten Sekunde würde sie sich doch wieder wie eine Blöde freuen, mich zu sehen und mir am liebsten die Füße ablecken. Manchmal weiß ich wirklich nicht, wie es um ihr Lang- und Kurzzeitgedächtnis steht.

Sie dreht beinahe durch, als sie ihr Halsband und die Leine in meiner Hand sieht und beginnt, sich unkontrolliert um ihre eigene Achse zu drehen. Ich habe meine liebe Mühe damit, sie zu stoppen und ihr alles umzulegen. Wie gesagt, blöder Köter.
 

Mini muss an jedem zweiten, noch so kleinen Grasbüschel, das sich zwischen Fußweg und Hauswand hervorgequetscht hat, stehenbleiben und als sie es endlich geschafft hat, um die Ecke zu watscheln, kommen mir zwei halbstarke Jungen entgegen. Sie sehen mich an, dann den Hund. Nachdem ich sie passiere, grölt einer von ihnen ein lautes 'Schwul' hinter mir her. Das U sehr langgezogen, dann kichern sie. Ich seufze, sage aber nichts und zeige ihnen über meine Schulter hinweg und ohne mich umzudrehen den Mittelfinger. Gegen dumme, pubertäre Kinder hat man eh keine Chance. Und an sich haben sie ja Recht. Ich bin schwul und Mini, die klein, wie ein weißer haariger Ball aussieht und zudem im Besitzt einer pinken Leine ist, macht die Lage auch nicht besser.

Zu meiner Verteidigung muss ich dazu allerdings einiges loswerden: erstens gehört Mini offiziell nicht mir, sondern meinem Bruder und seiner herzallerliebsten Freundin. Da sie aber beide nur am Arbeiten und Ausgehen sind (und ich mir nicht einmal sicher bin, ob sie überhaupt noch zusammen sind) wurde der Hund zu mir abgeschoben, als wäre ich irgendein Auserkorener und Langzeithundesitter.

Zweitens bin ich nicht dazu bereit, einen Haufen Geld für eine neue auszugeben. Also eine Leine, einen Hund hätte ich mir von Anfang an nie freiwillig zugelegt. Ich war in einem Tierbedarfsladen, ehrlich, aber als ich die Preise für eine halbwegs vernünftige Leine und Geschirr gesehen habe, habe ich auf dem Absatz wieder kehrtgemacht.

Drittens hält das Vieh mir Leute (vor allem die mit anderen Hunden) vom Hals. Kerlen ist Mini einfach zu unmännlich, um mit ihr gesehen zu werden, was ich vollkommen nachvollziehen kann, und Frauen denken, er gehöre meiner Freundin. Und scheinbar besagt irgendein östrogengesteuertes Gesetzt, dass du einen Typen, der vergeben ist, nicht einmal mehr anschauen darfst. Totaler Schwachsinn, mit dem ich mich hoffentlich nie weiter auseinandersetzen muss.
 

Während ich wohl den kleinsten Park der Welt ansteuere, auf die große Runde habe ich keine Lust, taste ich mehrmals nach meinem Handy in meiner Hosentasche. Ich würde es bemerken, wenn es klingelt, ich muss also nicht nachschauen, trotzdem tippen meine Finger immer wieder gegen den Stoff meiner Jeans und das kleine, flache Gehäuse. Eigentlich bin ich nicht der Typ, der ständig nach seinem Handy gucken muss, aber im Moment fällt es mir tatsächlich etwas schwer, mich zurückzuhalten. Dabei ist es erst wenige Stunden her, dass Kerl meine Nummer bekommen hat und an sich erwarte ich auch nichts. Und trotzdem greife ich immer wieder nach diesem verfluchten Ding, das mich mit der Außenwelt in Verbindung hält.

Um mich abzulenken versuche ich sogar, mit Mini Stöckchen zu spielen. Sie schaut mich zwar erwartungsvoll an und schaut auch zu, wie der kleine Ast einige Meter weit fliegt, danach allerdings guckt sie mich wieder aus ihren riesigen, dunklen Augen an und bewegt sich genau keinen Zentimeter. Ich denke, dass sie das Prinzip des Apportierens zwar verstanden hat. Sie sieht es einfach nur nicht ein, weshalb sie irgendeinem Ding hinterherlaufen und mir wiederbringen soll, obwohl ich es doch gerade eben erst noch weggeschmissen habe. Kann ich nachvollziehen. Vielleicht ist sie ja doch gar nicht so dumm, wie ich manchmal denke.
 

Der Hund und ich sind fast wieder zuhause angekommen, als ich bemerke, dass mein Handy einmal kurz vibriert und mir mitteilt, eine neue Nachricht zu haben.

Fast wäre ich stehengeblieben, fange mich dann aber doch noch. Zu meiner Schande muss ich feststellen, dass mein Herz sofort damit begonnen hat, schneller zu schlagen. Dann dauert es gefühlte Ewigkeiten, bis ich mein Handy aus der Hosentasche geholt habe.
 

Und dann ist es doch nur Neji, der wissen möchte, ob wir uns morgen nach der Uni treffen werden.

Nur Neji. Niemand anderes.
 

Natürlich.
 


 

Das Seminar zieht sich nur schleppend dahin. Es wird auch dadurch nicht interessanter, dass selbst der Professor anmerkt, dass jemand über das Wochenende das Schild vor der Universität mitgenommen haben muss (und 'wer zum Geier so ein grottiges Ding überhaupt freiwillig mit sich nehme'). Es entstehen ungefähr tausend Theorien dazu, wie das Stück Blech abhandengekommen sein konnte und keine davon kommt der Wahrheit nahe. Ich sage dazu nichts.

Dafür schaue ich schon zum fünften Mal auf mein Handy. Etwas, das ich normalerweise während des Unterrichts nicht mache. Ich wippe unruhig mit dem Bein herum und kann mich gerade noch davon abbringen, auch noch mit den Fingerspitzen auf dem Tisch herumzutrommeln. Wenigstens teilt mir die Uhr in meinem Handy mit, dass die Stunde gleich aufhört und ich für heute erlöst bin.
 

"Und, am Wochenende doch noch deinen Spaß gehabt?" Neji sitzt mir in dem Studentencafé gegenüber und zieht provokant eine Augenbraue in die Höhe, während er seine dampfende Kaffeetasse an den Mund setzt.

Auf dem Tisch zwischen uns liegen mehrere Bücher, ausgedruckte Artikel und Mitschriften, durch die wir uns zum x-ten Mal durchquälen. Mir raucht allmählich der Kopf. Wer soll sich das alles merken können? Ich hoffe, dass ich dieses Wissen später wenigstens noch einmal irgendwo anwenden muss.

Eigentlich ist Neji ein guter Freund, der schnell bemerkt, wenn meine Laune in den Keller sinkt und es meistens auch schafft, mich abzulenken. Leider ist seine Themenauswahl dabei stets etwas fraglich, aber ich springe wie immer darauf an. So wie jetzt auch.

"Willst du das wirklich wissen?", frage ich deshalb zurück und ziehe nun meinerseits schmunzelnd eine Augenbraue hoch.

Neji überlegt kurz, schwenkt einmal seine Tasse, bevor er sie abstellt und verzieht dann leicht das Gesicht. "Nee, irgendwie doch nicht. Ich bin nicht sonderlich scharf darauf zu wissen, wo du deinen …" Er unterbricht sich selber, schüttelt sich und tut dann so, als müsse er würgen.

Penner. Als würde er nicht ständig von seinen Frauengeschichten anfangen (anfangen, wohlgemerkt. Ich lasse ihn ebenfalls nie ausreden).

Manchmal nervt mich sein Getue, jetzt gerade muss ich doch beinahe amüsiert schnauben. Außerdem ist mir das lieber, als wenn man diese super aufgeschlossenen Menschen gegenübersitzen hat, die dann auch noch nach jeder Kleinigkeit fragen, ernst nicken und mir ihr volles Verständnis mitteilen (Verständnis für was weiß ich bis heute nicht. Als würde ich danach fragen, wie sie mit wem auch immer schlafen). Zudem muss ich sagen, dass Neji der erste war, der nachgeschaut hat, wie Sex zwischen Homosexuellen abläuft.

Ein heikles Thema für kleine Jungs, kann ich da nur sagen. Vor allem für die, die von der ganzen Sache eh noch keine wirkliche Ahnung haben, in der Schule aber auf cool tun und sich dann trotzdem das Lachen verkneifen müssen, wenn sie das Wort Penis oder Brüste hören. Ich zu meinem Teil wusste nach Nejis Berichterstattung, die er starr wie ein Referat auswendiggelernt aufgesagt hat, jedenfalls mehr, als ich damals wissen wollte.
 

"Dann frag nicht so dämlich", gebe ich zurück.

Die Wahrheit, oder eben die ganze Wahrheit braucht ihn ja nun auch nicht zu interessieren. Ansonsten darf ich mir wieder irgendwelche dummen Kommentare anhören und auf die kann ich im Moment gut verzichten. Neji zuckt nur mit den Schultern.

"Kanntest du den Typen eigentlich schon vorher? Ich habe den noch nie in meinem Leben gesehen."

Schade. Damit erübrigt sich meine Frage, ob er vielleicht mit Kerl zusammen studiert auch gleich schon wieder.

"War mir auch völlig unbekannt", antworte ich schlicht und ernte dafür einen schiefen Seitenblick.

"Na so toll kann der ja nicht gewesen sein", gibt Neji unbeeindruckt von sich und fragt zum lück nicht nach einem Namen weiter. "Aber dem wirst du sicher nicht mehr über den Weg laufen. Ich glaube, der wäre mir sonst schon vorher aufgefallen. Und dir sowieso."

"Ich habe ihm meine Nummer gegeben." Ich grinse schief.

"Alter!" Ich glaube fast zu sehen, wie er rot anläuft und sein Kopfkino von irgendwelchen pikanten Sachen, die in Wirklichkeit nicht passiert sind, startet. "Ich habe doch gesagt, dass ich es nicht so genau wissen möchte. Themenwechsel. Ist dir aufgefallen, dass dieses komische Schild auf dem Campus …"
 

Ich verdrehe die Augen und höre mir nun auch von Neji noch einmal das an, was nun schon jeder um mich herumerzählt hat. Wenigstens komme ich jetzt um weitere Party- und folgenden Bettgeschichten seinerseits herum. Dann fällt mein Blick für einen kurzen Moment auf mein Handy, das vor mir auf dem Tisch liegt. Aber ich reiße mich zusammen. In den letzten zweieinhalb Stunden habe ich mich schließlich auch erfolgreich abgelenkt.
 


 

Auch am nächsten Tag hat sich die Welcher-Spaßvogel-hat-das-Schild-mitgenommen-Situation noch immer nicht beruhigt. Die Kurzüberprüfung in dem letzten Seminar und die sich auf eine gesamte Zeitstunde gestreckt hat, hat das Ganze auch nicht sehr viel besser gemacht.

Ich bin total ausgelaugt, habe mir am Abend lediglich eine Fertigpizza in den Ofen geschoben und sie hinterher auf dem Sofa vor laufendem Fernseher gegessen. Kurz nachdem ich den Teller zur Seite geschoben und mich zurückgelehnt habe, ist Mini angesprungen gekommen und hat es sich auf mir bequem gemacht.

Ich lasse sie, kraule seit geraumer Zeit sogar abwesend ihren Kopf. Ich schaue zwar zum Fernseher, bekomme aber nicht einmal die Hälfte von dem Schwachsinn, der dort läuft, mit. Ich weiß weder die Handlung, noch die Namen der Charaktere.

Ich seufze einmal und schalte das Gerät aus. Mini seufzt ebenfalls einmal auf, döst aber weiter vor sich hin. Ihr kleines, spitzes Ohr zuckt einmal, weiter bewegt sie sich aber nicht.
 

Geistesabwesend greife ich blindlinks nach meinem Handy, das ich irgendwo auf das Polster neben mich geworfen habe. Gegen Mittag habe ich es auf stumm gestellt, weil ich es leid war, wie ich bei jedem Klingeln leicht nervös geworden bin. Wenn Kerl sich meldet, dann tut er das. Wenn nicht, ist es auch in Ordnung. Auch, wenn ich mir das in den letzten Tagen schon mehrmals sagen musste. Nur keine Erwartungen.

Ich rechne mit nichts und bin desto erstaunter, dass ich tatsächlich eine neue Nachricht habe. Abrupt setzte ich mich auf, was Mini kurz zum Knurren bringt, aber ich beachte sie nicht weiter.

Die Nachricht ist von einer unbekannten Nummer.
 

Hey!

Ich bin der Typ, bei dem du nach Inos Party äh … übernachtest hast?

Ich weiß nicht, ob das okay für dich ist, aber du hast mir deine Nummer gegeben und deshalb denke ich, dass es doch für dich in Ordnung ist, wenn ich dir schreibe. Ansonsten wärst du wahrscheinlich auch einfach so gegangen. Sorry übrigens, dass ich dir keinen Kaffee oder so angeboten habe. Ich war noch ein bisschen verkatert, da ist mein Gehirn noch nicht wieder voll funktionstüchtig. Eigentlich bin ich kein schlechter Gastgeber, wirklich!

Eigentlich schreibe ich dir auch nur um zu fragen, ob wir uns treffen können? Nicht so, wie du jetzt vielleicht denkst! Ich will einfach nur mit dir reden. Wäre das okay?
 

Naruto

Viertens

Etwas unbeteiligt stehe ich auf dem Campus vor dem Mast, an dem noch immer kein neues Schild hängt. Zumindest sollte ich für andere unbeteiligt aussehen. Dafür, dass ich noch vor wenigen Tagen so oft auf mein Handy und nach einer neuen Nachricht schauen musste, bin ich erstaunlich ruhig. Ein wenig so, als würde ich gleich einen Vortrag in einem Seminar halten müssen. Ich fühle mich etwas anders, es drückt ein wenig in der Magengegend, ansonsten bin ich aber gelassen. Und ich hoffe, dass es auch dabei bleiben wird.

Es hat ein wenig gedauert einen passenden Tag zu finden, aber letztendlich haben Naruto und ich uns für heute verabreden können. Kein Wunder, dass ich ihn hier vorher noch nie gesehen habe. Unsere Stundenpläne sowie meine zusätzlichen Arbeitszeiten sind nicht wirklich miteinander kompatibel.

Naruto … Der Name passt zu ihm.

Aber das war es dann auch schon, was ich in den wenigen Nachrichten über ihn in Erfahrung gebracht habe. Nachgefragt habe ich natürlich auch nicht weiter, zumal mich sein 'einfach nur um zu reden' etwas ratlos zurücklässt. Das kann vom Erdkern bis zur Mondoberfläche so gut wie alles bedeuten. Und da ich seine Worte auf so viele Art und Weisen interpretieren könnte, habe ich es lieber dabei belassen, lediglich ein Treffen zu vereinbaren. Kerl – also Naruto, hätte eigentlich ein Seminar gehabt, das in dieser Woche allerdings nicht stattfindet. Da mein Tag für heute auch beendet ist (zwei langatmige Vorlesungen hintereinander und ein mehr oder weniger effektives Lerndate mit Neji, von dem ich mir den spitzen Kommentar anhören durfte, dass ich nur meine Kontaktlinsen trüge, weil ich sonst befürchte, dass ich Naruto nicht gefallen würde. Schwachsinn), fiel die Entscheidung, dass wir uns heute treffen, nicht unbedingt schwer aus. Und hier stehe ich nun und warte darauf, dass die Uhr ein wenig schneller läuft, als sie es normalerweise tut.
 

Selbst die wenigen Wolken an dem ansonsten blauen Himmel scheinen sich nicht zu bewegen. Natürlich läuft hier nichts in Zeitlupentempo ab, aber es ist eine bekannte Tatsache, dass Zeit langsamer abläuft, wenn man auf etwas Bestimmtes wartet. Die einzige Bewegung, die hier stattfindet, kommt von den wenigen Leuten, die an mir vorbeikommen und den Ästen der Bäume, durch die der Wind weht.
 

Eine neue Welle an Studenten quellt aus einem der Gebäude. Auf dem Campus wird es wieder etwas lauter und ich kann ein paar mir bekannte Gesichter zwischen all den Köpfen ausmachen. Die leichte Unruhe in mir macht sich wieder bemerkbar. Vor allem, als ich in der Weite endlich Narutos blonden Haarschopf erkenne, der sich gerade aus der großen Flügeltür schiebt. Ich kann nicht erkennen, ob er sich umsieht, dazu stehen zu viele Leute vor ihm, aber es sollte schwer sein, mich überhaupt zu verfehlen. So viele Treffpunkte wie diesen gibt es hier nämlich nicht.

Es dauert noch einmal einen Moment, dann sehe ich, dass Naruto auf mich zukommt. Und ich sehe auch, dass er langsamer wird. Ich frage mich, ob das ein schlechtes Zeichen ist. Auch dann noch, als er mit einem sehr schiefen Grinsen, das meiner Meinung nach fast schon ein bisschen gequält aussieht, vor mir stehenbleibt. Er hat mich also immerhin erkannt. Aber warum sollte er es auch nicht tun?

"Hey." Naruto kratzt sich am Kopf. "Cool, dass das geklappt hat. Also, das mit dem Treffen meine ich."

"Hm." Ich nicke ihm lediglich leicht zu.

Ich kann nicht genau sagen, was ich mir vorgestellt habe, aber sicherlich nicht, dass es sich schon nach wenigen Sekunden so merkwürdig anfühlt.

"Also … ist es in Ordnung, wenn wir irgendwo einen Kaffee holen? Ich glaube, ich sterbe, wenn ich nicht gleich einen bekomme."

Ich atme einmal tief ein und aus. "Okay."

Das würde spaßig werden.
 

Mit unseren Pappbechern in den Händen laufen wir eher ziellos durch die Straßen und dann durch einen nahegelegenen Park, der hier angelegt wurde, damit die Stadt ein wenig grüner aussieht (auf mich wirkt es eher wie der traurige und gescheiterte Versuch zu vertuschen, dass die Stadt nun einmal einfach nicht schön anzusehen ist. Da hilft auch keine Parkanlage mehr). Unsere Unterhaltung zieht sich eher schleppend dahin und besteht bis zu diesem Moment aus den glorreichen Themen Uni und Wetter.

Ich merke, dass Naruto ziemlich unruhig ist und er eigentlich irgendetwas bestimmtes sagen möchte, sich aber nicht traut. Für Smalltalk hat er sich nämlich sicherlich nicht mit mir treffen wollen. Es sei denn, dass es so seine Art ist, um neue Freunde zu gewinnen. Erst mit ihnen rummachen und dann über Belangloses unterhalten, als wäre nie etwas vorgefallen. Ich schiele ihn aus den Augenwinkeln an und versuche, den Kerl von der Party in ihm ausmachen zu können. Manchmal glaube ich, ihn erkennen zu können, aber die meiste Zeit läuft da dieser unbeholfene Typ neben mir, der nicht weiß, wohin mit sich selbst.

Wir laufen seit einiger Zeit schweigend nebeneinander her, als es plötzlich aus ihm herausplatzt.

"Ich bin nicht schwul!"
 

Wir bleiben beide gleichzeitig am Rand des breiten Weges stehen und ich drehe mich ihm zu. Er hat den Becher in seiner Hand leicht zusammengedrückt und ich hoffe wirklich, dass dort kein Kaffee mehr drinnen ist.

"Also glaube ich", fügt Naruto noch hinzu, bevor ich selber überhaupt etwas sagen oder überhaupt denken kann – auch wenn ich nicht weiß, was er überhaupt von mir erwartet.

Hätte ich bereits meinen Mund aufgemacht, hätte ich ihn spätestens jetzt eh wieder geschlossen. Mir fallen auf Anhieb drei Wendungen ein, die diese Szene annehmen könnte. Normalerweise bin ich gut darin, Situationen zu deuten, aber diese lässt mich (wie auch schon Narutos Nachricht) ratlos zurück.

"Und deswegen wolltest du dich mit mir treffen?", frage ich, um überhaupt etwas zu sagen. "Um mir zu sagen, dass du eigentlich nicht schwul bist?"

"Nein! Naja, also … ich weiß auch nicht? Können wir vielleicht weiterlaufen? Es macht mich nervös, wenn wir hier herumstehen."

Ich nicke nur, noch immer etwas ratlos, was ich denn nun eigentlich sagen soll und wir setzen uns wieder in Bewegung. Der eigentlich kleine Park ist mir noch nie so groß vorgekommen. Ein Baum nach dem anderen zieht an uns vorbei und ist so ungefähr das einzige, was schon wieder passiert.

Nicht schwul. Ich kann nicht ganz erkennen, was er mir damit, abgesehen von der offensichtlichen Aussage, dass er nicht auf Typen steht, sagen möchte. Etwas zieht sich unangenehm in mir zusammen und vor meinem geistigen Auge schwebt ein großes, rotes Ausrufezeichen. Ich fühle mich wie in einem sehr, sehr schlechten Film. Um die Szene zu vervollständigen, müsste sich jetzt nur noch eine große Wolke vor die Sonne schieben, damit es etwas dunkler wird.

"Und jetzt befürchtest du, dass du schwul sein könntest, weil du mit mir rumgemacht hast?" Diese Option scheint mir die nahegelegenste, allerdings kann ich mir dabei nicht ganz erklären, warum er sich mit mir treffen wollte. Ich werde ihm ganz bestimmt nicht erzählen, wie okay es ist, wenn man sich einfach mal ausprobieren möchte und er sich bei der ganzen Sache überhaupt keine Gedanken machen muss und einfach alles vergessen kann, nur damit es ihm bessergeht. Denn das ist zum einen Blödsinn und zum anderen auch ganz bestimmt nicht meine Aufgabe.

"Was? Nein!"

Na, immerhin etwas.

"Eigentlich …", setzt er weiter an, verstummt dann aber wieder.

"Spuck es schon aus. Ich werde dir schon keine reinhauen", sage ich und knuffe ihn mit dem Ellenbogen in die Seite.

Das wohl für mich untypischste und wahrscheinlich auch das dümmste, was ich in diesem Moment hätte machen können. Aber zu meiner Verteidigung möchte ich dazu anmerken, dass ich mich wahrscheinlich in einer alles anderen als alltäglichen Situation befinde. Trotzdem werde ich augenblicklich leicht rot im Gesicht und am liebsten hätte ich mir selbst gegen die Stirn geschlagen. Ich bin verwirrt und weiß mittlerweile nicht mehr, wie ich die ganze Situation deuten soll.
 

Naruto schmeißt seinen Becher in einen Mülleimer, an dem wir vorbekommen, und holt dann tief Luft. "Ich habe noch nie einen Kerl geküsst. Und dann warst du da auf Inos Party und ich habe dich sogar mit zu mir genommen und ich … also. Eigentlich dachte ich, dass es das damit wäre. Ich meine, es gibt bestimmt viele Typen, die mit anderen … rumgemacht haben, ohne schwul zu sein. Aber irgendwie hat es mich doch stärker beschäftigt? Also ich musste immer wieder daran denken? Und vielleicht sollte ich mich auch bei dir entschuldigen."

Oh Scheiße.

"Entschuldigen?"

Immerhin lichtet sich der Nebel etwas und ich kann jetzt tatsächlich sagen, in welche Richtung das ganze hinauslaufen wird. Trotzdem fällt es mir schwer, nach seinem plötzlichen Wortschwall einen klaren Gedanken zu fassen. Noch schwerer ist es zu wissen, wie ich reagieren soll. Ich kenne Naruto nicht, also weiß ich nicht, wie ich mich jetzt ihm gegenüber verhalten soll und was er denkt, wie ich mich verhalten werde.

"Ich habe dich einfach überrumpelt und dich dann irgendwie ausgenutzt, finde ich. Das ist nicht unbedingt meine Art", sagt er nach einigem Zögern, als wisse er nicht, ob er erst auf meine Frage antworten oder sich selbst erklären soll.

"Ausgenutzt? Keine Sorge, das hast du nicht." Ich schnaube einmal fast amüsiert. "Ich hätte es dir schon deutlich gemacht, wenn du mir blöd gekommen wärst."

Naruto sieht ein wenig erleichtert aus, dann wird er rot im Gesicht. Welcher Gedanke ihm wohl gerade durch den Kopf gegeistert ist …

"Das ist gut", murmelt er und kneift dann wieder die Lippen aufeinander. Wir überholen eine Frau mit Kinderwagen, ein älteres Ehepaar und laufen an einem Spielplatz vorbei, aber Naruto sagt kein weiteres Wort mehr.

Ich seufze innerlich, denn ich bin merkwürdig angespannt und ungeduldig. "Du kannst mit mir darüber reden. Also, dass du einen Kerl geküsst hast. Tu einfach so, als wäre ich jemand anderes", rutscht es deshalb aus mir heraus. Was auch immer in mich gefahren sein mochte. Hoffentlich habe ich nicht allzu genervt geklungen.
 

Gleichzeitig meldet sich ein kleiner Teil in mir.

Ein Teil, der mich darauf aufmerksam machen möchte, dass mir die Begegnung mit Kerl nach der Party ebenfalls nicht aus dem Kopf gegangen ist und dass sich ein noch kleineres Etwas in mir erhofft hat, ihn wiederzusehen. Und das sehr interessiert wahrnimmt, dass auch Narutos Gedanken ähnlich waren. Wenn scheinbar auch in einem anderen Zusammenhang.
 

Ich bin nicht unbedingt der Typ der Emotionen, deshalb fühle ich mich, als würde ich mich auf einer emotionalen Achterbahnfahrt befinden. In mir passiert so viel, dass ich mich entscheiden kann, wie ich auf ihn reagieren soll. Ich bin genervt, dass er es nicht schafft zu sagen, was er sagen möchte. Ich bin gespannt auf das, was er sagen möchte. Ich mache mir sogar ein wenig Hoffnungen auf das, was er sagen möchte.

Ich denke es ist das beste, wenn ich versuche, einfach ruhig zu bleiben.
 

"Fang einfach damit an, wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass du ausgerechnet zu mir gekommen bist", sage ich, weil Naruto auch nach meinem Angebot noch immer nicht den Mund aufmacht und ich ehrlich gesagt auch ein wenig neugierig bin, wie es überhaupt zu der gesamten Situation gekommen ist. Warum diesen Moment also nicht gleich ausnutzen?

"Oh." Naruto kratzt sich am Hinterkopf und plötzlich, für einen kurzen Augenblick, ist da wieder dieses breite Grinsen, das er mir auch schon auf der Party so oft entgegengestreckt hat. "Das ist eigentlich ein eher alberner Grund."

Alberne Gründe sind genau die, die ich meistens am wenigsten mag. Super.

"Kiba meinte, ich würde mich nicht trauen, das Spiel mit den Schokoladensticks mit einem Kerl zu machen. Also habe ich mich auf die Suche nach irgendjemanden gemacht und dich dann in der Küche gefunden. Du hast cool ausgesehen und irgendwie auch so, als hättest du besseres zu tun, als dort mit Ino und ihren Freundinnen abzuhängen und Tipps für das Auftragen von Nagellack auszutauschen. Also habe ich dich mitgenommen."

Tatsächlich kein Grund, den ich besonders toll finde, aber so schlimm kommt er mir nun auch wieder nicht vor. Und letztendlich hatte ich nur deswegen doch noch einen mehr oder weniger guten Abend gehabt – und bin darum herumgekommen, Tipps für das Auftragen von Nagellack austauschen zu müssen, die ich natürlich auch habe.

"Und jetzt weißt du nicht, was du tun sollst, weil du mit …", ich überlege kurz, wie ich es am besten ausdrücken kann, "einem Typen herumgemacht hast."

Er nickt. Ich denke wieder kurz nach.

"Hat es dir gefallen?", frage ich gerade heraus, nur um das Gespräch hoffentlich zum Rollen zu bringen.

Naruto schaut mich überrumpelt von der Seite an. Die Sonne, die immer wieder zwischen den Baumkronen hervorkommt, scheint gegen seine Augen und er sieht mit einem Mal wieder merkwürdig unschuldig aus. Nicht wie ein kleiner Junge, sondern wie jemand, der nicht weiß, was er sagen soll und wohin mit sich selbst.

"Naja … schon, irgendwie? Anfangs war es komisch, aber dann …" Naruto wird schon wieder rot im Gesicht, aber ich habe Antwort genug. Meine Gedanken von vorhin bestätigen sich.

Wärme breitet sich plötzlich in mir aus und ich habe meine liebe Mühe damit, mir ein Lächeln zu verkneifen. Meine Mundwinkel zucken verräterisch und um nicht aufzufliegen steuere ich direkt auf den nächsten Mülleimer zu, um auch endlich meinen längst leer und kalt gewordenen Pappbecher wegzuschmeißen.
 

Wir kommen zu dem Ende des Parks, ohne dass auch nur einer von uns noch etwas gesagt hat. Auf Narutos Wangen liegt noch immer ein leichter Rotschimmer und ich mache mir Gedanken darüber, ob es angebracht ist zu fragen, ob er dem männlichen Geschlecht nun ebenfalls nicht abgeneigt ist. Schließlich hat er gerade zugegeben, dass es ihn nicht unbedingt gestört hat, dass wir miteinander rumgemacht haben. Allerdings möchte ich nicht mit der Tür ins Schloss fallen – immerhin kennen wir uns eigentlich nicht wirklich. Ich bin in den aller meisten Fällen kein neugieriger Mensch, Privatsphäre ist mir wichtig, vor allem bei Themen wie diesem, aber Naruto hat es doch geschafft, dass ich wissen möchte, was in ihm vorgeht. Eigentlich ist es für mich offensichtlich, aber ich kann nicht einschätzen, wie weit er in diesem Prozess ist …

"Treffen wir uns bald noch einmal?" Naruto bleibt plötzlich stehen und reißt mich damit und auch mit seiner Frage aus meinen Gedanken.

Für einen kurzen Moment, in dem er beginnt, mit der Fußspitze unsichtbare Muster auf den Boden zu zeichnen, wie mir auffällt, schaue ich ihn an. "Das fragst du nur, weil du dich irgendwie schuldig fühlst und der Meinung bist, etwas wiedergutmachen zu müssen, oder …?"

"Nein!", fällt Naruto mir sofort ins Wort. "Ich mag dich … irgendwie. Und ich habe doch schon gesagt, dass ich denke, dass du cool bist."

Ich gestehe, ich bin positiv überrascht.
 


 

Wir treffen uns tatsächlich wieder.

Und noch mal.

Und noch einmal.
 

Ich kann nicht einschätzen, wohin diese Reise führt, aber ich denke, wir sind in der Zwischenzeit so etwas ähnliches wie Freunde geworden. Nicht nur das erste, aber auch noch ein paar darauffolgende Treffen waren noch ein wenig merkwürdig, aber mit der Zeit hat sich eine Art Routine eingespielt.

Ich bin mir sicher, dass Naruto auch etwas für Kerle übrighat. Er sagt es nicht explizit, es sind mehr die Fragen die er stellt, von denen ich denke, dass ich es daran festmachen kann (ein schönes Beispiel, das ich persönlich zudem sehr amüsant finde, weil Naruto noch immer herrlich rot wird, wenn er sich ertappt fühlt: "Hast du denn einen Freund?" – "Nein? Wir haben … Ich fahre nicht zweigleisig." – "Und würdest du dich im Moment gerne mit jemanden treffen?" – "Wenn das eine Frage nach einem Date sein soll, dann musst du daran noch einmal üben.").

Es ist einfach, sich mit Naruto zu unterhalten, vor allem, seit er nicht mehr herumdruckst und um seine Worte verlegen ist. Wir haben Themen, über die wir uns über Tage hinweg unterhalten können, weil wir einer Meinung sind, oder eben nicht und manchmal überrascht er mich mit dem, was er als wichtig empfindet. So fies es auch klingt, manchmal ist Naruto ein wenig trottelig und scheint ein wenig naiv durch die Welt zu laufen, aber er hat ein ernstes Interesse an der Politik, sei es vergangene oder aktuelle. Gleichzeitig hat er mich an seinen glorreichen Gedanken, ob es nicht vielleicht doch Vampire gibt, teilhaben lassen und mich dazu gebracht, wieder an seinem Verstand zu zweifeln.

Er schafft es, dass ich jedes Mal vom neuen anders über ihn denke.
 

"Oh, man. Sorry. Ich wollte wirklich früher da sein."

Naruto lässt sich auf den Stuhl fallen und schmeißt dann seinen Oberkörper, samt ausgestreckter Arme, theatralisch auf den Küchentisch. Wir waren vor über einer halben Stunde bei ihm verabredet, aber zu meiner Überraschung hat mir nicht er, sondern seine Mitbewohnerin aufgemacht. Genau diejenige, die am Tag nach Inos Party damals neben 'Kerl' am Tisch saß und Kaffee getrunken hat. Naruto hat sie mir als Sakura und sehr nette Mitbewohnerin vorgestellt, die dabei ist, sich eisern durch ihr Medizinstudium zu kämpfen und dabei auch noch recht erfolgreich ist.

"Hm", murmle ich und unterdrücke den Drang, mit den Augen zu rollen.

Ich mag es nicht sonderlich, wenn man zu spät kommt – schon gar nicht eine halbe Stunde. Und muss ich noch einmal extra erwähnen, dass Naruto außerdem zu spät zu seiner eigenen Wohnung gekommen ist? Wäre ich von Sakura hineingelassen worden, hätte ich schon längst wieder einen Abgang gemacht.

"Ich habe nicht damit gerechnet, dass der Prof gleich zwanzig Minuten länger machen würde …" Naruto richtet sich wieder auf und fährt sich durch seine Haare, die aussehen, als hätte er gerade einen Marathon hinter sich. Immerhin hat er sich wirklich beeilt.

Es ist noch immer etwas komisch für mich, bei Naruto zu sein. Das hier ist das zweite Treffen in seiner Wohnung – und dann ist da natürlich noch die Nacht, die ich hier verbracht habe, aber die zähle ich nicht dazu. Auch wenn ich ihn schon sehr viel besser kenne, fühle ich mich, als würde ich mit diesen Besuchen sehr viel tiefer in seine Privatsphäre eindringen, als es angebracht ist. Ich war noch einmal kurz in seinem Zimmer, ansonsten haben wir in der Küche gesessen, so wie jetzt auch. Ich kann sehen, wie vertraut die Bewohner dieser Wohnung miteinander sind. Im Flur hängen, neben Familienportraits, wie ich mal annehme, sogar Bilder von Naruto und Sakura im Kinderalter. Beide haben einen Arm um den jeweils anderen geschlungen und grinsen breit. Naruto hat eine riesige Zahnlücke, weil ihm die Schneidezähne fehlen und eine Schirmmütze auf dem Kopf, Sakura hält in ihrer freien Hand eine Sandkastenschaufel in die Höhe. Überall liegen Dinge herum, die davon Zeugen, dass die beiden nicht gerade eben erst Freunde geworden sind. Es gibt natürlich ein Wohnzimmer, allerdings sieht dieses seit einiger Zeit eher so aus, als hätte sich Sakuras private Bibliothek voller medizinischer Fachbücher dort breitgemacht und sollte am besten nicht betreten werden. Laut Naruto hat er einmal den Fehler gemacht und es gewagt, einige Hefte zur Seite zu räumen. Sakura soll nicht nur durch die Decke, sondern gleich durch das Hausdach gegangen sein. Deswegen – und weil es der ordentlichste Raum hier ist – halten wir uns in der Küche auf.

"Oh hey! Du trägst ja eine Brille!" Verwundert schaut Naruto mich an und lehnt sich dann auch noch vor, um mich besser anschauen zu können. "Du hast mir gar nicht erzählt, dass du eine hast. Und getragen hast du sie auch noch nie, wenn ich dabei war."

"Ist das denn wichtig, dass du das weißt?", frage ich, aber er hat recht. Ich kann nicht sagen, ob es absichtlich war, aber die Male, die wir uns getroffen haben, habe ich immer meine Kontaktlinsen getragen. Allerdings habe ich mich heute ohne jegliche Intention für meine Brille entschieden – außer vielleicht, dass sie für mich bequemer ist und ich mir nicht erst mühsam in meinen Augen herumstochern muss, damit ich vernünftig sehen kann.

"Ich glaube, es gibt noch eine ganze Menge, die wir nicht voneinander wissen." Naruto zuckt mit den Schultern und belässt es dann bei dieser Aussage.
 

"Blende einfach aus, dass es hier so unordentlich ist, ja?" Mit den Füßen schob er für mich natürlich total unauffällig, ein paar Klamotten unter sein Bett, während er ein paar Bücher von seinem ungemachten Bett zusammenklaubte und dann als einen einzigen, sehr schiefen Stapel auf seinem Nachttisch deponierte. Wenigstens lag hier kein benutztes Geschirr oder ähnliches herum. Aber trotzdem sah es so aus, als hätte eine Bombe in Narutos Zimmer eingeschlagen. Nur sein Schreibtisch war wieder aufgeräumt und tatsächlich vernünftig benutzbar.

"Setz dich und mach es dir bequem. Ich muss nur noch schnell die Kontroller anschließen." Naruto deutete mit einem Kopfnicken auf das Fußende seines Bettes, platzierte seinen Laptop auf seinem Tisch, der dem Bett gegenüberstand und angelte von wer weiß wo zwei schwarze Kontroller her.

Er hatte mich dazu überredet, ein paar Runden Autorennen gegen ihn zu spielen. Meine Warnungen, dass ich in solchen Sachen nicht unbedingt der beste bin, haben ihn nicht weiter interessiert. Ich setze mich also auf das Bett (noch ein weiteres komisches Gefühl, schließlich habe ich darin schon einmal geschlafen, obwohl Naruto mir eigentlich vollkommen fremd war) und warte darauf, dass Naruto und sein Laptop in die Pötte kommen. Ich hoffe nur, dass er nicht zu diesen übertrieben Enthusiasten gehört, die nur gewinnen können und sich über alles andere aufregen. Ich rechne zwar nicht damit, auch nur irgendwie mit ihm mithalten zu können, aber meine Nerven werden es ihm danken, wenn er ruhig bliebe.
 

Naruto bleibt nicht ruhig.

Er brüllt zum Glück nicht herum oder verflucht mich und mein Leben, aber dafür hopst er sehr wüst auf der Matratze hin und her, legt sich, wenn sein Auto im Spiel einen Bogen schlägt, selbst mit in die Kurve und versucht, mich durch ständiges Anstupsen abzulenken. Er geht sogar so weit, dass er mit Schwung eines seines Beine über meine wirft und immer mal somit an mir wackelt, damit ich mich weniger konzentrieren kann.

Ich schlage mich nicht schlecht, kann aber, wie bereits erwartet, Naruto bei weitem nicht einholen. Er befindet sich seit Beginn mit an der Spitze und liefert sich gegen die vom Computer gesteuerten Spieler ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Manchmal feuert er sich selbst an, andere Male lacht er mich aus, weil ich wieder drei Plätze nach unten gefallen bin und zu dem Schlusslicht der Rangliste gehöre.

"Mensch, ich dachte, du hättest zuhause auch irgendeine eine Konsole stehen. So schlecht kann man doch gar nicht sein!", spöttelt er, als eines der Rennen endlich beendet ist.

"Ich habe nun einmal keine Spiele, in denen man Rennen fahren muss oder so", zucke ich nur mit den Schultern und versuche, mir ein genervtes Aufstöhnen zu verkneifen als ich sehe, dass ich laut aktuellem Zwischenergebnis vorletzter geworden bin.

"Nicht? Du hast bestimmt nur welche, in denen man andere Leute auf die brutalste Art und Weise umbringen muss."

Als Antwort zucke ich wieder nur mit den Schultern, woraufhin Naruto mir einen entgeisterten Seitenblick zuwirft. "Echt jetzt?" Sein Finger schwebt über einem der Knöpfe, um das nächste Rennen zu starten. "Macht dir so ein Scheiß Spaß?"

"Zum Abreagieren ist es ganz gut."

"Zum Ab- … Alter! Du weißt schon, dass es ganze Debatten zu solchen Sachen gibt, oder?"

Ich verdrehe die Augen. "Du bist einfach nur eine Memme, die schon anfängt zu heulen, wenn ein Schmetterling in einem Spinnennetzt landet." Es macht Spaß, Naruto zu triezen, wie ich bei unseren letzten Treffen bereits feststellen durfte. Es macht unglaublich viel Spaß zu sehen, wie er versucht ruhig zu bleiben und nicht an die Decke zu gehen, weil ihm etwas gegen den Strich geht.

"Ich hasse dich so was von!", grollt er und startet mit Wucht die nächste Runde Autorennen auf seinem Laptop.

"Tust du nicht", schmunzele ich und bin dabei so amüsiert, dass ich dabei sogar über meinen Fehlstart hinwegsehen kann. Ich würde ja eh wieder auf einem der letzten Plätze landen.

"Tu ich doch."

"Tust du nicht", widerspreche ich weiter und kann mir ein neckisches Grinsen nicht mehr verkneifen. "Du magst mich nämlich." Leider kann ich den Kontroller nicht loslassen, aber ich versuche trotzdem, mit meinen Händen über sein Bein zu fahren.

"Lass das!", mault er und zuckt einmal mit seinem Bein. "Du lenkst mich ab!" Wie zur Bestätigung kann ich auf seiner Hälfte des Bildschirmes sehen, dass er sein Auto gegen eine Wand gesetzt hat.

"Dann rutsch wieder auf deinen Platz zurück. Ich bin hier nur dabei, ein vernünftiges Rennen zu fahren. Es steht dir frei, alle deine Gliedmaßen wieder zu dir zu nehmen."

"Nein", grummelt Naruto wieder nur und wird dabei rot im Gesicht. Dafür, dass ich das sehen darf, nehme ich sogar in Kauf, im hohen Bogen aus der Rennbahn zu fliegen und von dem Computer umständlich und in Zeitlupentempo wieder auf die Fahrspur gesetzt zu werden.
 

"Ich hasse dich!"

Naruto kann doch sehr aufbrausend werden, wie ich lernen muss. Ich kann nicht sagen, wie ich es geschafft habe, aber aus irgendeinem Grund ist es mir gelungen, mein Auto fast an die Spitze zu setzten und Naruto dabei auf die hinteren Plätze zu verbannen. Aus lauter Empörung ist er mir, während unzähliger Bemühungen, mich abzulenken, halb auf den Schoß geklettert. Er fährt sein Rennen beinahe nur noch halbherzig, so versessen ist er darauf, dass ich irgendeinen Fehler mache. Er drückt mir die Schultern gegen die Brust, versperrt mir die Sicht und haut mit seinem Kontroller immer mal wieder gegen meine Finger.

"Tust du nicht", sage ich heute nun schon um wahrscheinlich hundertsten Mal.

Ich habe es mit etwas Anstrengung geschafft, schnell meine Arme rechts und links an seinem Oberkörper vorbei zu legen, ohne dabei im Spiel großartig zurückzufallen. Immer, wenn er mich sabotieren möchte, drücke ich ihm meine Ellenbogen in die Seiten oder puste schnell in seinen Nacken. Ich kann nicht genau sehen, ob er Gänsehaut bekommt, aber er zieht jedes Mal unweigerlich den Kopf ein wenig ein.

"Warum kannst du das plötzlich so gut?", grummelt er und wirft sich plötzlich mit seinem ganzen Gewicht gegen mich.

Damit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Ich falle leicht nach hinten und vor lauter schreck schließe ich meine Arme fester um Naruto und ziehe ihn mit mir. Mit einem weniger schönen Geräusch reißen die Kontroller aus den Anschlüssen des Laptops und das Spiel bricht ab.

"Oh", ist das einzige, was wir beide sagen. Es braucht einen Moment, bis wir uns beide wieder gesammelt haben.

"Das hast du ja sehr toll hinbekommen, Sasuke. Ehrlich." Er schaut mich, mit einer sehr uneleganten und vor allem ungelenken Drehung seines Oberkörpers in meine Richtung, an.

Sein Gesicht schwebt knapp über meinem und ich kann sehen, wie Narutos Blick von meinem rechten zum linken Auge, zu meinem Mund und wieder zurückhuscht. Sein Mund öffnet sich mehrmals, als ob er etwas sagen möchte, aber ihm entweicht kein einziger Ton. Dann, für einen ganz kurzen Augenblick, denke ich, dass er sich noch weiter zu mir lehnt. Stattdessen schaut er schnell und mit rotem Gesicht über meinen Kopf hinweg und befreit sich umständlich aus meinem Griff. Kurz steht Naruto unschlüssig vor mir herum, ehe er die losen Kabel vom Boden aufliest, die Kontroller, die eigentlich auf der Bettkante gelegen haben, dabei auch noch herunterreist und sie dann wieder an den Laptop anschließt. Seine Hände zittern dabei, das kann er nicht verbergen.

"Wirklich. Du bist wirklich richtig blöd", murmelt er vor sich hin.
 


 

"Ist es okay, wenn ich … Würdest du mich noch einmal küssen?"

Ich bin nun das dritte Mal bei Naruto, sitze wieder in seiner Küche und habe, wie er auch, eine Tasse Kaffee vor mir stehen. Und zusätzlich weiß ich nicht, ob ich mich gerade getäuscht habe, oder ob Naruto wirklich das gesagt hat, was ich verstanden habe. Nach dem kleinen Vorfall in seinem Zimmer hat er nämlich so getan, als ob nie etwas gewesen wäre.

"Also …", setze ich an, stoppe aber, als ich den beinahe panischen Blick sehe, der für einen kurzen Moment in seinen Augen aufflackert.

"A-Aber auch nur, damit ich mir sicher sein kann! Also wie es nun aussieht! Denn es hat sich eigentlich wirklich gut angefühlt, was wir auf Inos Party gemacht haben und jetzt bin ich mir wirklich unsicher! Und jetzt will ich wissen … Also, was ich sagen will ist … Vielleicht mag ich auch Kerle", haspelt Naruto unbeholfen vor sich hin, aber darauf kann ich mich gerade nicht wirklich konzentrieren.

Vielleicht mag er auch Kerle.

Er hat es gesagt. Endlich.

Eine innere Anspannung in mir fällt weg, weil ich endlich eine sichere Antwort habe und weiß, dass ich in die richtige Richtung gedacht und mir nicht nur Dinge eingebildet habe, die ich mir eigentlich von ihm erhoffe.

Ich atme einmal tief ein, eigentlich nur, um mich selber noch einmal zu sammeln. Ich kann mein Herz bis in meinen Hals klopfen fühlen – das ist mir zuletzt passiert, als ich ein kleiner Junge war und meine Eltern mir erlaubt haben, dass ich mir von meinem eigenen Taschengeld einen kleinen ferngesteuerten Hubschrauber kaufen durfte – und ich bin am überlegen, ob ich mich einfach über den Tisch hinweg zu ihm beugen oder lieber aufstehen soll, aber so weit komme ich gar nicht.

"Sorry, das war eine wirklich blöde Frage von mir! Vergiss einfach, dass ich überhaupt etwas gesagt habe. Eigentlich war das nicht nur eine blöde Frage, sondern überhaupt eine blöde Idee, ich meine …"

Narutos Redeschwall dauert an und ich habe schnell aufgehört, auch nur irgendeinen Sinn darin zu verstehen. Manchmal kommen mir die Sätze sogar so zusammenhangslos vor, dass ich mich frage, ob er nicht selbst bemerkt, dass er nur wirres Zeug von sich gibt. Er versucht sich für Dinge zu entschuldigen und beinahe schon zu rechtfertigen, die mir in diesem Moment vollkommen egal sind.
 

Eigentlich dachte ich, dass ich mich nun tatsächlich selbst vorlehnen muss, damit er endlich die Klappe hält. Ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass er sich von alleine unterbricht, sich ein ganz kleines Stück erhebt, um sich zu mir zu lehnen und mich dann küsst.

Für ein paar Sekunden.

"Und?", frage ich, als er seinen Hintern wieder auf den Stuhl plumpsen lässt. "Magst du mich?" Ich ziehe provozierend eine Augenbraue in die Höhe.

"Halt die Klappe!"
 

Naruto wird so rot, wie ich es vorher noch nie gesehen habe.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, jedem ist klar, dass "Kerl" Naruto ist.
Und ja, ich weiß, dass dieses Kapitel ein bisschen gemein ist. Wer den OS gelesen hat weiß, dass es sich hierbe fast um den gleichen Inhalt handelt, nur aus Sasukes Sicht. Aber ich verspreche, dass das nächste Kapitel ganz und gar der Party und ihren Geschehnissen gewidmet ist ;D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ist in den ersten Absätzen klar geworden, dass Sasuke so überhaupt keine Lust hat? Ich habe versucht, seine Gedanken so schnöde wie nur möglich darzustellen :D
Der Blödmann. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Sie schlafen natürlich NICHT miteinander, aber das sollte ja eigentlich klar gewesen sein, oder? ;D
Mir persönlich gefällt Sasuke nicht, nachdem er von Naruto zurückgeht. Ich will nicht, dass er verzweifelt klingt, aber ich wollte es gleichzeitig irgendwie klar machen, dass da etwas in ihm ist, dass sehr wohl möchte, dass Naruto in anschreibt/anruft. Wie auch immer. Zu seiner Gefühlswelt kommen wir dann im nächsten Kapitel.

Und jetzt hatte auch Sasukes Hund seinen Auftritt :D Ein weißer Spitz oder so was in der Art.
Dann hat Naruto (jetzt weiß Sasuke endlich seinen Namen) sich erst oder schon nach zwei Tagen gemeldet. Wie auch immer man das sehen will. Zum "einfach nur reden". Jaja :D
Das wollte ich nicht ins nächste Kapitel hinauszögern. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hoffentlich könnt ihr euch noch auf das letzte Kapitel gedulden :(
Aber im Moment habe ich zusätzlich noch eine Phase der Motivation - es sollte also nicht schon wieder vier Monate dauern. Und ansonsten entschuldige ich mich schon einmal im voraus ... Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (18)
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Von:  Angel_of_sorrow
2019-02-20T16:16:37+00:00 20.02.2019 17:16
hey ich finde deine ff wirklich toll, bitte schnell weiter <3
Von:  Wisteria
2018-03-18T14:43:19+00:00 18.03.2018 15:43
Juhu!
Die Fortsetzung! Und sie ist toll!
Ich bin begeistert, du hast dir Zeit gelassen, nichts übereilt, kein kitsch und schön geschrieben.
LG
Antwort von:  Quiana
19.03.2018 15:05
Huhu!

Vielen Dank für deinen Kommentar.
Es freut mich, dass dir diese kleine Fortsetzung gefällt :))

Lieben Gruß :)
Von: abgemeldet
2018-03-04T20:10:02+00:00 04.03.2018 21:10
Wow, Quiana, ich muss sagen, dass ich wirklich hellauf begeistert bin!
es war schön zu erfahren, wie es auf der party zu dem eigentlichen muss gekommen ist und die darauffolgende kettenreaktion ausgelöst wurde, aber damit hatte ich nicht gerechnet. kiba sei dank sag ich dazu nur :D
als naruto im letzten kapitel um das gespräch gebeten hat, da ist mir wirklich das herz in die hose gerutscht. aber, dass er äußert, dass er 'eigentlich' nicht schwul sei, das hat mich überrascht. es war aber schön und sehr reif von sasuke wie er darauf reagiert hat, auch wenn er innerlich vor anspannung und verzweiflung gestorben ist. letztendlich hat sich sasuke ruhe und geduld aber ausgezahlt :3
und so wie es ausschaut, hat er das herz des blonden gewonnen! <3
ich freue mich schon sehr auf das letzte (wieso? *wein*) kapitel und ich denke, dass es genau so wunderbar geschrieben sein wird wie die letzten vier. da warte ich gerne!
liebe grüße, nemesis
Antwort von:  Quiana
05.03.2018 12:51
Und da habe ich doch glatt zwei Kommentare von dir hintereinander bekommen. Dankeschön. Womit habe ich das nur verdient? T.T :D

Irgendjemand hat mich gefragt, wie das ganze auf der Party zustande kam und mein einziger Kommentar war dazu: Durch Dummheit? :D
Ich habe mich nicht getraut, das so richtig zu thematisieren (deshalb ist auch alles aus Sasukes Sicht geschrieben), aber Naruto musste nun erst einmal selber mit dem Gedanken zurechtfinden, dass er eventuell nicht nur Frauen mag und dann wollte er halt einfach mit Sasuke reden. Weil man das ja immer so macht, natürlich. Mit einem eigentlich Fremden. Nicht. :D

Und das letzte Kapitel wird dann hoffentlich fluffig und mit roseroten Herzchen (ähh ...). Aber mehr habe ich wirklich nicht geplant. Irgendwann schreibe ich bestimmt eine neue Geschichte zu den beiden :)

Ich werde mich bemühen und ein weiteres hoffentlich tolles Kapitel schreiben :))

Q :*
Von:  Bitterblue1998
2018-03-04T09:03:13+00:00 04.03.2018 10:03
Das Kapitel war soooooooooooooooooooo... gut!!!
Mein Gott war ich aufgeregt wegen dem "ersten" Treffen 😂 Ich habe so mit Sasuke gefühlt!
Schade , dass das schon das vorletzte Kapitel ist 😭
Ich freue mich aufs das Nächste ! (Waaahhh ich kann es kaum aushalten !!)
Antwort von:  Quiana
05.03.2018 12:40
Hallihallöchen~

Danke für deinen Kommentar :))
Jaa, das nächste wird das letzte T.T Hier ging es mir wirklich nur darum, wie die Charaktere zueinanderfinden und was ihnen so blödes dabei passiert. Mehr habe ich dafür nicht geplant und ich will mir nicht irgendetwas blödes aus den Fingern saugen.
Aber irgendwann schreibe ich bestimmt mal wieder was zu Sasuke und Naruto :)

Lieben Gruß
Quiana
Von: abgemeldet
2018-03-04T08:09:27+00:00 04.03.2018 09:09
So, endlich bin ich mal dazu gekommen, dass dritte kapitel zu lesen. wurde auch mal langsam zeit!
vorab muss ich sagen, dass du wirklich einen hervorragenden schreibstil hast. ich möchte nicht wissen, wie lange du an einem kapitel sitzt und wie oft du dir das durchliest ;)
da steckt wirklich sehr viel arbeit hinter!
dass sasuke sooo ungeduldig ist, hätte ich wirklich nicht gedacht, wundert mich aber auch, dass naruto gezögert hat. vielleicht ist er noch jungfrau? aber auf jeden fall genial, dass der blonde kurz vor dem eigentlichen akt eingeschlafen ist, ich dachte, ich lese nicht richtig und habe mich hier halb tot gelacht, dass war so typisch xD
und wie der schwarzhaarige ständig widerstehen musste auf sein handy zu schauen, wirklich süß. naruto scheint es ihm wohl angetan zu haben ;D
als du mini ins spiel gebracht hast, dachte ich zunächst, dass sie eine katze wäre, aber schnell hat sich entpuppt, dass sie ein kleines hündchen ist ^^ und dann noch die pinke leine dazu. wunderbar, dass war ein sehr schönes bild in meinem kopf, besonders mit dem mittelfinger haha
aber wie kann itachi sich mit sakura einen hund zulegen und dann haben sie keine zeit für das kleine tierchen? *grml* zum glück hat der kleine bruder den armen hund aufgenommen, der sasuke auch anscheinend wirklich lieb gewonnen hat. die szene mit dem stöckchen spielen, wo mini einfach dem stock hinterher schaut war echt genial. klasse hund!
und endlich hat er eine nachricht von naruto erhalten, der nur reden möchte? oh man, da bin ich mal gespannt, was er sasuke alles so zu sagen hat :D
liebe grüße, nemesis
Antwort von:  Quiana
05.03.2018 12:45
Hallo ❤

Das ist aber ein großes Lob von dir. Da werde ich ja ganz rot *-*
Du kennst das ja bestimmt selber, dass man manchmal vor seinem Kapitel sitzt und einfach nicht richtig zufrieden wird und irgendwann fällt dir die Formulierung ein, nach der du schon die ganze Zeit gesucht hast :D

Ich denke auch, dass ich sowohl Sasuke als ach Naruto irgendwie etwas OOC dargestellt habe, aber anders hätte es einfach nicht geklappt. Ups, haha :D
Oh und nur noch schnell am Rand: Sakura ist Narutos Mitbewohnerin, nicht Itachis Freundin, wie du vielleicht im nähsten Kapitel schon gelesen hast :)
Itachis Freundin ist ... eine Frau, die hier niemanden und mir auch nicht bekannt ist :DDD Und im letzten Kapitel bekommt Hund Mini auch noch einmal ihren Auftritt. Die soll jetzt natürlich nicht vergessen werden.

Dankeschön für deinen lieben Kommentar! :33
Von:  Stevy
2018-02-01T07:10:33+00:00 01.02.2018 08:10
Meine Güte, ich bin eigentlich das totale sakusasu beutetier, und lese normalerweise nix anderes. Aber durch deinen Schreibstil musste ich auch deine anderen ff's lesen. Und diese und der vorangegange os sind wirklich grandios.
Arschnase muss ich mir übrigens auch merken.
Genauso wie das stöckchenwerfen mit mini wie er nachvollziehen kann warum sie etwas holen soll was er weg wirft. Ich hab mich beim lesen wirklich sehr gut amüsiert und auch irgendwie nicht wie ein Leser sondern eher wie ein Beobachter gefühlt.
Ich finde deine Geschichte wirklich einnehmend und fast sympatisch * weiß nicht ob das jetzt so rüberkommt wie es soll*
Sogar diese in klammern kommentare sind passend und genau im richtigen Moment gesetzt
Alles in allem eine richtig tolle ff
Mach weiter so favo ist raus 🖒😁❤
Antwort von:  Quiana
03.02.2018 19:56
Hallu :))

Da werde ich ja glatt rot. Juhu!
Irgendwann hat mich die Dynamik zwischen Naruto und Sasuke im Manga so gepackt, dass ich was zu ihnen schreiben musste. Ansonsten stehe ich auch total hinter Sasuke und Sakura :P
Freut mich, wenn dir auch mein Schreibstil gefällt. Ich versuche mich immer mal wieder an etwas neuen um seit einiger Zeit versuche ich, dass alles etwas lockerer/leichter wirkt. Und mit den Klammern muss ich immer aufpassen. Sonst habe ich plötzlich ein Kapitel, das nur aus Kommentaren besteht und das will ich dann nun doch nicht :D

Und vielen Dank für deinen Favo - und ich schwöre, dass ich schon einen großen Teil des neuen Kapitels habe. Ich bin nur so super unzufrieden damit ...

Q. :3
Von:  Maren-san
2017-12-18T18:50:39+00:00 18.12.2017 19:50
oh ja ich bin auch gespannt wie es weiter geht die 3 kapitel sind so cool *-*
bitte bitte bitte brech ja nicht ab o_o
Antwort von:  Quiana
14.01.2018 21:11
Oh Hey.
Danke für deinen Kommentar und sorry für die verspätete Antwort :/
Die Story wird nicht abgebrochen, versprochen! Die letzten zwei Kapitel bekomme ich auch noch hin. Das nächste sollte längst fertig sein, aber ich werde einfach nicht zufrieden damit und bin dementsprechend auch noch nicht fertig :/
Aber ich gebe mein bestes :))

Lieben Gruß
Q
Von:  Sabsii-chan
2017-11-24T21:53:13+00:00 24.11.2017 22:53
Hey das ist eine voll Coole story und bin schon gespannt wie es weiter geht. Schreib schnell weiter.

lg
Sabsii-chan
Antwort von:  Quiana
25.11.2017 12:51
Hey, danke für den Kommentar!
Ich bemühe mich, dass bald wieder ein neues Kapitel kommt :)
Von:  Azriel991
2017-11-05T15:49:23+00:00 05.11.2017 16:49
Interessante Handlung, besonders mit dem Schild ^^
Antwort von:  Quiana
07.11.2017 15:00
Danke für deinen Kommentar :)
Von:  Bitterblue1998
2017-10-16T20:41:25+00:00 16.10.2017 22:41
Oh mein Gott.
Es ist passiert.
Du hast weitergeschrieben *-*
Ich hatte vorher nochmal den OS gelesen um reinzukommen und war am Ende wieder so aufgeregt wie beim ersten Lesen \♡o♡/
Ich bin so happy, dass es zu einer Sidestory gekommen ist! Ich kann es gar nicht fassen .... DANKE ♡

Dein Schreibstil ist so fesselnd! Die Sätze lassen sich flüssig lesen und es ist so amüsant geschrieben, dass ich teilweise echt auflachen musste! Man kann sich alles so gut vorstellen, ohne das unnötig lang auf Umgebung oä eingegangen wurde. Es macht einfach Spaß zu lesen ♡

Sasukes nachdenkliche Art ist richtig gut rüber gekommen ( was für Gedankengänge xD ) und Naruto gefällt mir auch extrem gut.
Das Aufeinandertreffen ist nicht so kitschig sondern etwas unbeholfen ohne peinlich zu wirken (ich musste mich nicht fremdschämen ;] )
& dass das erste Kapitel einfach die gleiche Story nur aus der Sicht von Sasuke ist finde ich gut und nicht gemein :)

Bin gespannt wie es weiter geht !Wie Naruto so plötzlich einen Kerl und keine Frau anspringt und was nach der ersten Nacht passiert..Ruft Naruto Sasuke an?

Neji ist eine tolle Wahl um Sasukes Kumpel/Feind zu sein ! Das Sasuke eine Brille trägt finde ich persönlich schade, da es meiner Meinung nach nicht zu ihm passt aber irgendwie finden das arg viele richtig sexy...Naja auf jeden Fall toll, dass er Kontaktlinsen getragen hat xD

Btw mega süß, dass Naruto Sasuke direkt "durchschaut" hat ♡ Naruto ist vllt etwas verpeilt...braucht manchmal etwas länger um Dinge zu verstehen aber ich finde im Anime hat er immer eine tolle ,mitfühlende Art Menschen gegenüber , die ihn aus meiner Sicht zu einer Person mit guter Menschenkenntnis machen! Uuuund auch wenn Naruto sich hier etwas tollpatschig und teils übereifrig zeigt finde ich kommt er trotzdem sexy rüber (beim "rummachen" hatte ich schon leichtes Herzklopfen ;p )


Antwort von:  Quiana
19.10.2017 15:55
Heyhey,

danke für deinen Kommentar! :3
Ich freue mich, dir eine Freude gemacht haben zu können :D

Schön, dass du diese Geschichte so fließend lesen kannst. Ich muss sagen, dass ich hier sogar ein wenig mehr darauf eingegangen bin, zu beschreiben. Nicht unbedingt die Umgebung, das habe ich mal versucht, war aber nichts für mich. Ich versuche es so zu machen, dass man grob meine eigene Vorstellung nachvollziehen kann und den Rest kann man sich dann selber ausmalen. Ich habe nur versucht, Sasukes eigene Gefühls- und Gedankenwelt ein wenig besser darzustellen. Sonst hätte ich diese Erzählsicht wahrscheinlich auch gleich lassen können :D

Ich denke, dass deine Fragen in den nächsten Kapiteln alle beantwortet werden könnten, aber keine zu hohen Erwartugen bitte. Hier muss alles ein wenig mit Humor genommen werde :DD

Und nur noch schnell zur Brille: interessant, wie die Meinungen da auseinandergehen. Ob ich Brillen sexy finde, weiß ich gar nicht :o Sasuke trägt öfter mal eine bei mir, weil ich meine im Kopf gehabt zu haben, dass er oder zumindest Itachi im Manga echt keine gute Sicht mehr haben. Deshalb trägt Sasuke ein "Nasenfahrrad" oder eben Kontaktlinsen :D


Danke noch mal und ich hoffe, dass ich das neue Kapitel bald fertig bekomme >.< Ich wollte es schon längst hochgeladen habe, hänge aber immernoch irgendwo bei der Hälfte der Handlung herum. Puuh :D

Lieben Gruß
Quiana


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