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Mein Fluch

Die FF zum RPG
von

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Prolog

Der eiskalte Regen prasselte auf den jungen Mann ein. Die Regentropfen vermischten sich mit dem Blut und fielen zu Boden, der mehrere Meter entfernt war.

Er spürte nichts. Nicht die Kälte, auch nicht den Schmerz, der eigentlich durch die selbsthinzugefügten Wunden entstehen sollte. Stumm blickte er nach unten und beobachtete die kleinen Menschen und die Spielzeugautos, die sich unter seinen, in der Luft baumelnden, Füßen befanden.

Der Blaugrauhaarige stand auf. Unentschlossen, ob er nun endlich seinem Leid ein Ende bereiten und sich einfach auf die harten Pflastersteine der Straßen fallen lassen sollte oder ob es doch noch einen Grund gab zu leben. Ein einziger richtiger Grund. Das würde vollkommen ausreichen.

Eigentlich ging es ihm ja nicht schlecht. Er war der Sohn einer reichen Familie, er konnte sich alles kaufen, was er wollte, die schönsten Frauen treffen, überall hinfahren und alle möglichen Erfahrungen sammeln. Er musste nur das tun, was man von einem Hiwatari verlangte.

Und genau da lag das Problem.

Kai hasste es, ein Hiwatari zu sein mit seinen ganzen Pflichten und der grausamen Familie, wenn man es überhaupt Familie nennen konnte.

Nein, es gab keinen wahren Grund weiterzuleben, es lohnte sich einfach nicht.

Die Tabletten schienen endlich Wirkung zu zeigen, oder war es der Blutverlust? Die Welt fing an sich langsam zu drehen, er wurde müde und Kais Beine gaben nach. Das Dach des Wolkenkratzers, auf dem der junge Mann nun kniete war rutschig, es konnte also nicht mehr schief gehen.

Diesmal ging er auf Nummer sicher.

Zuerst, um den Schmerz in seiner Brust zu überdecken, hatte er sich die Pulsandern aufgeritzt. Aber schön schräg, damit es auch ja nicht zu schnell ging. Die restlichen Schlaftabletten, die er wegen seinen Schlafstörungen bekommen hatte, hatte er dann alle auf einmal mit einem Glas Wasser eingenommen. Und zu guter letzt hatte er eines der höchsten Gebäude der Stadt gewählt.

Die Stimme, die nach ihm rief, hörte er gar nicht.

Selbst wenn er sie gehört hätte, wäre er nicht auf den Gedanken gekommen, dass er gemeint war.

Die Lichter der Straßen, die er eben noch von Oben beobachtete, verschwanden und es wurde schwarz vor seinen Augen.

Nur ein letztes Wort, das ihm noch durch den Kopf schoss: 'Endlich'. Nun würde es endlich vorbei sein. Er hat an alles gedacht...

Diesmal war es sicher: Kai Hiwatari würde heute Nacht diese Welt verlassen.

Ein Unfall?

Genervt stieg Takao aus dem Krankenhausbett.

Wenn er noch einen Moment länger dem Geschnarche seines Zimmergenossen zuhören musste, während er selbst nichts Besseres zu tun hatte als an die Decke zu starren, würde er entweder besagten Zimmergenossen anfallen oder verrückt werden.
 

Der ganze Scheißtag war schon absurd genug.

Kaum hatte er das Dojo seines Großvaters übernommen und seine ersten eigenen Schüler, da hatte er auch schon seinen ersten Unfall. Immerhin hatte er dabei seine Schüler vor ihrer eigenen Unbedachtheit gerettet.

Und nun war er hier im Krankenhaus und wurde komplett durchgecheckt, ob und was er sich alles verletzt hatte. Dabei tat ihm eigentlich nichts besonders weh. Ein paar blaue Flecken würde das geben, mehr nicht. Leider war das Krankenhauspersonal nicht so leicht davon zu überzeugen. Es bestand darauf, dass Takao über Nacht im Krankenhaus blieb, bis die Ergebnisse der Untersuchung da waren.

Takao nahm sich vor, bei der nächsten Unterrichtsstunde etwas über Sicherheitsregeln beim Kendo und auch ganz allgemein fürs Leben zu erzählen. Unglaublich, dass das überhaupt nötig war, aber wenn er seine Schüler am Ende des Jahres lebendig vor sich sehen wollte, musste das wohl sein.

Jetzt brauchte Takao jedenfalls einen Tapetenwechsel und stieg die Treppen zum Flachdach des Krankenhauses empor, die erstaunlicherweise nicht einmal abgeschlossen waren. Dass es draußen regnete war ihm egal - er musste dringend etwas anderes sehen als die elendige, weiße Raufasertapete seines Krankenzimmers.
 

Draußen ging ein frischer Wind und Takao zog die geliehene Krankenhausjacke enger um sich. Er hatte immer noch seine traditionellen Trainingskleider an. Obwohl es kühl und regnerisch war, beruhigte ihn das Wetter irgendwie.

Er mochte den Wind schon immer.

Plötzlich nahm er eine Bewegung am Rande seines Blickfeldes wahr.

Ein Mann stand am Geländer des Daches mit dem Rücken zu ihm. Erst auf den zweiten Blick fiel Takao auf, dass der Mann nicht nur am Geländer, sondern HINTER dem Geländer stand.

Beunruhigt ging Takao auf den Unbekannten zu. "Das ist ganz schön gefährlich, was Sie da treiben. Kommen Sie lieber wieder zurück, sonst kann das ganz schön ins Auge gehen."

Doch der Mann machte nicht mal Anstalten sich irgendwie zu rühren. Hatte er ihn nicht gehört? Das ungute Gefühl in Takaos Magengegend nahm rasant zu.

Und leider betrog ihn sein Bauchgefühl nicht als Takao bemerkte, dass der Mann zu wanken und rutschen begann.

"Nein!“, rief Takao nur, als er auch schon losrannte. Das durfte nicht geschehen! Augenblicklich schoss das Adrenalin durch Takaos Körper. Der Mann wäre augenblicklich tot, wenn er hier hinunter stürzen würde!

Gerade noch so bekam er den Mann zu packen und hievte dessen kraftlosen Körper über das Geländer zurück auf das Flachdach. Dort legte er ihn erst einmal hin. "Sind Sie bescheuert?", schrie Takao den jungen Mann an und ließ sich zitternd neben diesen zu Boden gehen.

Doch Takao war sich nicht so recht sicher, ob der junge Mann überhaupt noch bei Bewusstsein war.

Er ließ seinen Blick über den Verrückten gleiten und sofort stachen ihm dessen blutige Handgelenke ins Auge.

Scheiße! Der Kerl hatte gerade wirklich versucht sich umzubringen! Takao musste Hilfe holen - sofort!

Das Theater, das er daraufhin im Treppenhaus veranstaltete, zeigte Wirkung. Schnell wurde der grauhaarige, junge Mann vom Personal in die Notaufnahme verfrachtet.

Nun blieb Takao nichts anderes übrig als zu warten ob es den Ärzten gelang den Fremden wieder hinzubekommen. Währenddessen grübelte er darüber nach, was diesem Menschen wohl widerfahren sein musste um so etwas zu tun.

Was für ein Scheißtag heute doch war!
 

Fühlte es sich so an? Der erlösende Tod?

Warum fühlte er sich so unglaublich schwer an, als hätte der gesamte Gewicht der Erde auf seiner Brust liegen?

Es tat weh! Seit wann hatte man als Toter Schmerzen? Es waren schon einige Menschen wieder auferstanden, diese haben aber immer berichtet, wie leicht und zufrieden sie sich fühlten. Und vor allem, wie schmerzlos.

Die Schmerzen nahmen immer mehr zu und mit jeder Sekunde bemerkte er neue. Sein Brustkorb war die Spitze des Eisberges, jeder Atemzug war wie ein Messerstich. Sein Hals kratzte und war geschwollen, als hätte er nach einer durchzechten Nacht die ganze Zeit nur Magensäure gebrochen. Die Handgelenke fühlten sich ebenso schwer an und bei jeder Bewegung war es, als würde er erneut das Messer anlegen um alles zu beenden. Und es piepte unglaublich laut in seinem Ohr.

Einen Moment!

Jeder Atemzug, die Schmerzen…

Erschrocken über die Erkenntnis, dass er nicht tot war, riss der junge Mann die Augen auf.

Grelles Licht durchflutete den Raum, von dem er nur die Raufasertapete der Decke sehen konnte.

Wie konnte das passieren?

Wütend versuchte er aufzustehen, aber die Fesseln, die seine Handgelenke umklammerten, hinderten ihn daran. Daher also die Schmerzen.

Nur wenige Sekunden später kam schon das Krankenhauspersonal ins Krankenzimmer gestürmt um die wilden Bewegungen des Mannes auf dem Bett zu stoppen.

Nach wenigen Augenblicken war alles vorbei und Kai sah wieder nur Schwarz.

So ging es einige Male, mehrere Tage lang, wenn der jüngste Hiwatari erwachte. Er war so wütend!
 

Eines Morgens, als bereits all seine Wunden an den Handgelenken verheilt waren, realisierte Kai, was passiert war.

Still starrte er an die Decke.

Die Schmerzen, die er anfangs hatte, waren bei weitem nicht mehr so stark. Er hörte das nervende Piepsen in seinem Ohr, doch auch die Vögel, die sich draußen, vor dem Krankenhaus, ihrem Gesang hingaben.

Eigenartigerweise beruhigte ihn das und der Blaugrauhaarige empfand dieses Gezwitscher als angenehm. Ein Gefühl, dass er schon sehr lange nicht mehr verspürt hatte.

Er war auf dem Weg der Besserung. Langsam konnten die ganzen Geräte entfernt werden.

Jeden Tag wurde der junge Mann immer stärker und stärker, zumindest vom Körper her. Und ihm fiel zusehends auch mehr und mehr die Decke auf den Kopf!

Zum Glück durfte er ab und zu sogar raus, wenn es das Wetter und sein allgemeiner Zustand es zuließen, aber selbstverständlich nur in Begleitung des Krankenhauspersonals. Er war keine Sekunde alleine seit dem Ereignis.

Was Kai die ersten Tage nicht bemerkt hatte, aber nun erst langsam mitbekam, war, dass auch immer einer des Sicherheitspersonals, das auf dem Hiwatari Anwesen arbeitete, vor Ort war um nach ihm zu sehen. Wie ätzend das für ihn war, aber er fand sich damit ab.

Zum Glück hatte er bisher keinen Besuch seiner Verwandtschaft bekommen. Darauf konnte er gut verzichten.

Neubeginn

Erleichtert trat Takao aus dem alteingesessenen Laden ins helle Sonnenlicht und tat einen kleinen Seufzer. Er musste ein bisschen blinzeln und hielt sich schützend die Hand über die Augen, um diesen plötzlichen Helligkeitsunterschied angenehmer zu machen.

Endlich hatte er alle neuen Kleider und Rüstungen für seine Schüler in Auftrag gegeben. Herr Itoh, dem der Laden gehörte, vor dem Takao gerade stand, war ein sehr traditionsbewusster Mensch. Einer der wenigen, die traditionelle Kampfbekleidung noch selbst herstellten. Takaos Großvater hatte ihn sehr geschätzt und auch Takao selbst musste zugeben, dass Itoh auf seinem Gebiet ein Meister war, weswegen er die Tradition seines Großvaters weiterführte und stets bei Itoh bestellte. Jedoch war Itoh der modernen Telekommunikation nicht besonders wohl gesonnen, weswegen Takao jedes Mal persönlich zu ihm kommen musste.
 

Takaos Augen hatten sich nun an die helle Sonne gewöhnt und er schaute einen Moment lang in den friedlichen, blauen Himmel. Die Vögel sangen.

Kaum zu glauben, dass vor einigen Tagen noch so ein starker, kalter Regen fiel.

Und er diesen blöden Unfall hatte.

Und dass er diesen Verrückten vorm Selbstmord gerettet hatte.

Takao war nur all zu deutlich im Gedächtnis geblieben, wie er auf die Ergebnisse auf diese Notfallsache wartete.

Schließlich war das Resultat, dass alles glatt verlaufen war und es dem jungen Mann bald wieder besser gehen würde, sehr beruhigend gewesen. Auch wenn die eigentliche Genesung des Kerls höchst wahrscheinlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen würde.
 

Wie es dem unbekannten Mann jetzt wohl ging?

Vielleicht sollte er ihm wieder einen kleinen Besuch abstatten, wenn er denn noch im Krankenhaus war. Und wenn er nicht mehr dort war, so war wenigstens gewährleistet, dass der junge Mann das Krankenhaus auf eigenem Fuße verlassen hatte. Und das war doch auch schon mal was... Hoffte Takao zumindest.
 

Takao setzte sich in Bewegung und steuerte direkt auf den Park des Krankenhauses zu, der gar nicht mal so weit von Itohs Geschäft weg lag. Wenn er schon das blöde Krankenhaus besuchte, dann konnte er auch genauso gut vorher noch etwas das schöne Wetter und die ruhige Atmosphäre im Park mitnehmen.

Entspannt, mit den Armen hinter dem Kopf verschränkt, schlenderte Takao durch den Park und ahnte nicht Böses, als ihm ein paar Nüsse auf den Kopf fielen. Mit einem "Hey!", blieb Takao stehen und schaute angriffslustig in die Baumkrone. Er erwartete dort einige Lausbuben, die er gleich zusammenstauchen würde. Doch als er stattdessen nur ein paar Eichhörnchen erblickte, stahl sich ein etwas dümmlicher und erstaunter Gesichtsausdruck auf seine Züge. Oh Mann... So was konnte auch nur ihm passieren...

Doch dann Takao spürte einen Blick auf sich ruhen, was ihn aus seiner Verblüffung riss.

Der junge, verrückte Mann saß nicht unweit mit einem Krankenhausangestellten auf einer Parkbank.

Im ersten Moment war Takao erleichtert. Es ging ihm also gut.

Doch dann fiel ihm ein, dass er die blöde Szene mit den Nüssen gesehen haben musste. Takao räusperte sich verlegen ob dieses Geschehens, ehe er eine freundliche Einstellung annahm und sich dem jungen Mann näherte.

"Hey! Schön zu sehen, dass es Ihnen gut geht. Haben Sie sich gut erholt? Oh, ich bin übrigens Takao Kinomiya. Ich war zufällig an diesem Abend auf dem Krankenhausdach. Sie sind mir doch nicht böse?"
 

Die Antwort auf Takaos Frage kam schnell und deutlich. Für Takaos Geschmack etwas zu deutlich.

Die Faust des Blaugrauhaarigen traf Takao mitten ins Gesicht.

Glücklicherweise gelang es Takao den weiteren Schlägen des verrückten jungen Mannes auszuweichen, bis es der Krankenhausangestellte und eine weitere Person - wo auch immer plötzlich dieser Anzugträger her kam - schaffen seinen Angreifer unter Kontrolle zu bringen.

Takao wich nochmals einige Schritte zurück. Er spürte etwas Warmes an seiner Lippe und fuhr sich mit dem Handrücken über die entsprechende Stelle. Na toll. Dass der Typ, der immer noch wild um sich fuchtelte, ihn gleich blutig schlagen würde, hätte er nicht gedacht.

Grimmig sah er den jungen Mann an. "Kannst du jetzt nach diesem Versuch von ,Erst bringe ich dich um und dann bringe ich mich um‘ auch deinen Mund benutzen um dich auszudrücken?", genervt seufzte Takao auf und ignorierte die Tatsache, dass der Verrückte ihn geradezu mit seinen Blicken aufspießte.

"Komm schon, du musst doch zugeben, dass es ’ne saublöde Idee war dich ausgerechnet vom Dach des Krankenhauses stürzen zu wollen. Weswegen hast du das überhaupt gemacht? Schreibt dir dein stocksteifer Papa oder Opa, oder so, vor wie du dein unliebsames Leben leben sollst? Oder hast du tatsächlich schon mal jemanden tot geprügelt und kannst mit der Schuld nicht leben? Arrrgh! Es gibt für alles eine Lösung, du Hornochse!", redete sich Takao in Rage. Mann, er war stocksauer!

"Das geht dich einen feuchten Dreck an!!!", fauchte der Blaugrauhaarige zurück und zappelte wild in den Armen der Angestellten, um sich zu befreien. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er Takao am liebsten noch eine verpassen wollte.

Unglaublich! Der Hornochse hatte vielleicht Nerven!

"Klar! So nen feuchten Dreck, dass du mir bei der erstbesten Gelegenheit eine reinhaust, bevor du auch nur ein Wort sagst. Aber schön, dass du wenigstens noch weißt wie dein Mundwerk funktioniert!", gab Takao Kontra.

Tatsächlich konnte der Verrückte sich noch einmal losreißen indem er den Krankenhausangestellten in die Hand biss und seinem Bodyguard vors Schienbein trat und in Windeseile die wenigen Meter Abstand zwischen ihnen zurücklag.

Er kam Takao, der sich schon darauf einstellte, sich noch einmal verteidigen zu müssen, gefährlich nahe, blieb jedoch vor ihm stehen. Der Brutalo stand jetzt direkt vor ihm und für einige unendlich lange Momente funkelten sich Takao und er aggressiv an. Eines musste Takao ihm lassen - der Kerl hatte auf alle Fälle eine Kämpfernatur. Er konnte geradewegs das Feuer in seinen Augen lodern sehen. Unwillkürlich stahl sich ein kleines herausforderndes Grinsen auf Takaos Züge.

"Pass auf Kinomiya, komm mir ja nie wieder in die Quere, sonst wird es bitter böse für dich enden", zischte er so leise, dass es die anderen nicht hören konnten und kaum hatte er zu Ende gesprochen, wurde er wieder von vier starken Armen weggezerrt.

Diesmal ging es direkt wieder ins Krankenhausgebäude, aus Takaos Blickfeld, doch diesmal wehrte sich der junge Mann nicht und kam brav mit.

"Hey, Brutalo!", rief er dem unbekannten, jungen Hornochsen mit einem aggressiven Ton zu, "ich werde dir beweisen, dass es für dich einen anderen Ausweg als den Tod gibt! Darauf kannst du deinen Arsch verwetten! Beweis mir das Gegenteil und ich lasse dich in Frieden deinen Selbstmord begehen!"

Takao sah ihm noch eine Weile hinterher. Es dauerte eine Weile bis er sich selbst wieder beruhigt hatte. Zu was hatte er sich da nur hinreißen lassen? Aber was er gesagt hatte, war gesagt. Und Takao war ein Mann, er zu seinem Wort stand.

Dass der Idiot noch ein „Viel Erfolg beim Scheitern“ von sich gab, ehe er hinter dem Gemäuer des Krankenhauses verschwand, änderte daran auch nichts mehr.
 

Der Blauhaarige war schon ganz schön bescheuert.

Doch nun war es egal, Kai würde ihm sowieso nicht mehr begegnen und selbst wenn sie sich mal auf der Straße zufällig treffen sollten, würde er ihn entweder nicht erkennen oder ihn ignorieren um nicht versuchen ihn Grün und Blau zu schlagen dafür, dass er nun weiter auf diesem Planeten leben musste.

Kaum hatte Kai sein Zimmer betreten, verfinsterte sich seine Miene noch mehr. Da saß auch schon einer der Gründe, warum er dem Ganzen ein Ende bereiten sollte. Ohne ihn zu begrüßen oder gar eines Blickes zu würdigen setzte Kai sich auf sein kaltes Bett.

"Da bist du ja endlich, Kai", begrüßte ihn die kühle Stimme seines Großvaters grimmig, "Vermutlich weißt du, warum ich hier bin?" Kai gab nur eine genervte Antwort zurück: "Bestimmt nicht um mir deine Fürsorge zu zeigen" Noch nicht einmal dieses Wort war richtig gewählt, aber nach Liebe brauchte er gar nicht erst zu fragen. So was gab es in seiner Familie und in seinem Leben nicht, er hatte nie diese Erfahrung gemacht, also brauchte er sie auch nicht.

Der junge Mann legte sich auf das unbequeme Krankenhausbett, deckte sich zu und nahm sein angefangenes Buch in die Hände, allein um zu demonstrieren, dass er an einem Gespräch mit dem alten Herren nicht interessiert war.

"Kai, so was darf nie wieder vorkommen. Hast du mich verstanden?" Voltaire sprach bedrohlich. "Du nimmst deine Pflichten nicht ernst genug. Selbst dann nicht, wenn ich ihnen Nachdruck mit meinem Handeln verleihe. Darum lässt du mir keine andere Wahl." An dieser Stelle machte Voltaire eine kurze Pause und seufzte, ehe er fortfuhr. "Ich muss wohl oder übel ein wachsames Auge auf dich haben. Demnach werde ich meine Geschäfte von Moskau hierher verlegen müssen." Mit dieser Schlussfolgerung erhob sich Voltaire von dem armseligen Stuhl und sah mit einem durchdringenden Blick zu Kai. "Du wirst morgen entlassen. Morgen Abend hast du eine Verabredung. Und glaub ja nicht, dass so leicht aus der Sache herauskommen wirst, wenn du dieses mal wieder gedenkst wegzulaufen."

Kai hielt den bedrohlichen und durchdringen Blicken seines Großvaters stand.

Tausende Antworten, wie: , Interessiert mich nicht... Und was willst du dagegen tun? Mich töten? Danke, das wäre ein Segen. Mehr einsperren kannst du mich eh nicht mehr... Du musst deine Geschäfte nicht verlegen, bleib ja da wo der Pfeffer wächst und schick mir deine Wachhunde wie üblich... Deine arrangierten Verabredungen interessieren mich nicht...‘, schossen Kai durch den Kopf, doch erstens wurde er nie zu Wort gelassen und zweitens: hätte er nur eine solcher Antworten getätigt, hätte er sich sicher wieder einige eingefangen und darauf hatte er keine Lust, also nahm er schweigend alles hin.

Voltaire hatte gesagt, was es zu sagen gab und verließ den Raum. Kai stand auf und donnerte die Tür hinter diesem zu. Der Blaugrauhaarige ließ sich an der Tür hinabsinken und starrte ins Leere.

Er war so wütend, am liebsten würde er schreien, aber Schwäche vor den Bewachern seines Großvaters wollte er keinesfalls zeigen.

Den restlichen Tag verbrachte Kai mit einem Buch in seinen Händen. Am nächsten Tag wurde er wie versprochen nach Hause gebracht.

Wie er sich doch freute... Nicht!



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von: Norrsken
2018-08-15T06:24:22+00:00 15.08.2018 08:24
Ich finde den Kontrast zwischen Kai und Takao ist euch sehr gut gelungen und er macht unheimlich Spaß zu lesen. ♥
Es freut mich irgendwie, dass Takao das Dojo von seinem Großvater übernimmt. Ich finde das steht ihm ausgesprochen gut zu Gesicht und zeigt auch, das er erwachsener wird.

Die Szene in der er sich Gedanken über Sicherheitsbestimmungen macht, hat mich sehr zum Schmunzeln gebracht.

In dem Abschnitt von, finde ich persönlich, wurden etwas häufig die Namen und Synonyme hierfür genutzt.
Ich kenne das selber, wenn ich eine Szene mit zwei oder mehr Personen vom gleichen Geschlecht, kommt schnell die Angst, dass es zu Verwechslungen oder Verwirrungen kommt. Trotzdem lege ich etwas mehr Mut zu Personalpronomen ans Herz.
Leser sind häufig gar nicht so dumm. xD Und ihr seid ja auch zu zweit, sodass einer immer Gegenlesen kann. :3

Bei Kais Szene wird wieder sehr gut die Situation transportiert, wie er realisiert, dass er nicht Tod sein kann, da er Schmerzen verspürt. Auch die Andeutung des Wachpersonals der Hiwatari-Familie ist gut gewählt, da man so schon anfangen kann Vermutungen zu stellen.

Bei der Passage Seit wann hatte man als Toter Schmerzen? Es waren schon einige Menschen wieder auferstanden, diese haben aber immer berichtet, wie leicht und zufrieden sie sich fühlten. Und vor allem, wie schmerzlos. musste ich sehr schmunzeln, weil in meinem Kopf klang es irgendwie, als wäre Kai auf einen Werbebetrug reingefallen. x'D Ich hasse mich selbst dafür.

Ich freu mich auf mehr. :) Dann auf der Heimfahrt von der Arbeit, denke ich.
Antwort von:  Traiko
21.10.2018 22:38
Yay <3
Vielen Dabk für deinen Tipp mit den Namen. Da muss ich einfach noch mal viel mehr an Überarbeitung reinstecken, damit aus dem ganzen rpg auch ne schöne FF wird.
Tjaaaa... wenn nicht mal der Tod hält, was er verspricht :P
Von: Norrsken
2018-08-15T06:14:52+00:00 15.08.2018 08:14
Ich bin ein Fan von kurzen Kapiteln - die kann ich sehr gut auf dem Weg zur Arbeit oder vorm Schlafen gehen lesen.

Mit diesem Einstieg nimmt die Handlung gleich Fahrt auf. :) Das ist sehr gut.
So will man als Leser gleich weiterlesen, um herauszufinden, wodurch Kai so weit getrieben wurde.
Die drückende Stimmung transportiert wird auch klasse transportiert.
Man kann gleich einen Kloß im Hals spüren beim Lesen.

Die einzige Schwäche, die mir beim Lesen jetzt aufgefallen ist, war der Absatz nach Diesmal ging er auf Nummer sicher.
Bis zu diesem Punkt wurde schon sehr subtil zu verstehen gegeben, dass Kai sich nicht bloß von einem Haus schmeißen möchte, sondern das er sich auch die Pulsadern aufgeschnitten hat und von Tabletten benebelt wird.
Das es noch einmal so konkret benannt wird, stört etwas den Flow beim Lesen und nimmt der Stimmung auch etwas ihre Kraft.
Antwort von:  Traiko
21.10.2018 22:34
Es freut mich sehr, dass dir das Kapitel so gut gefällt :3
Leider kann ich nicht garantieren, dass auch in Zukunft die Kapitel so schön kurz bleiben werden.
Von: abgemeldet
2017-05-28T18:27:22+00:00 28.05.2017 20:27
jaaaaaaaa, endlich *___*
ein wunderbarer einstieg! und dir ist schon klar, dass du jetzt nicht aufgeben darfst? :D jetzt hast du eine ganze menge arbeit vor dir hase :3
aber ich freue mich, dass du es endlich in die tat umsetzt!
Antwort von:  Traiko
28.05.2017 20:43
Was heißt denn "Aufgeben?" xD Ich weiß schon, dass es mega viel Arbeit wird. Aber das wird schon. Schön, dass du dich so freust!


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