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Monster goes Reality

von

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Kapitel 1
 

„Und schon wieder bin ich die Neue. Das war aber jetzt der letzte Schulwechsel.“, fluchte Shoko vor sich hin, während sie die Domino-High betrat. Sie war mehr als genervt. Sie hatte eine Stinkwut auf ihre Eltern. Schließlich war es deren Schuld, dass sie schon wieder auf eine neue Schule musste. Sie seufzte abgrundtief. Sechs Schulen in den letzten drei Jahren, das musste ein Ende haben. Leider hatte sie aber kein Mitspracherecht. Ihre Mutter war Diplomatin und wenn die Arbeit es forderte musste sie eben umziehen und da sie noch nicht volljährig war musste sie mit. Sie seufzte wieder. In der Zwischenzeit hatte sie das Rektorat erreicht, sie musste nicht einmal mehr nach dem Weg fragen, denn diese Schulen waren alle gleich aufgebaut. Auf ihr Klopfen bat der Direktor sie herein.
 

Keine fünf Minuten später stand sie auch schon wieder vor der Tür, ihren Stundenplan in der Hand. Der Direktor war sehr freundlich gewesen und hatte sie herzlich willkommen geheißen. Sie hatte die Rede über sich ergehen lassen, ohne zuzuhören, denn auch diese Reden waren immer die gleichen. Dann hatte er ihr den Stundenplan in die Hand gedrückt und bekam eine kurze Wegbeschreibung zu ihrer Klasse. Da sie an ihrem ersten Tag nicht zu spät kommen wollte, machte sie sich auf den Weg zu ihrem Klassenzimmer und lief an der nächsten Ecke auch prompt in jemanden hinein. „Kannst du nicht aufpassen?“, schnauzte der sie auch gleich an. Verdattert über dieses Benehmen starrte sie ihn nur an und musste sich gegenüber zugeben, dass er gar nicht mal schlecht aussah. Nur sein Benehmen ließ zu wünschen übrig. Gerade als sie sich von ihrem Erstaunen erholt hatte und ihm antworten wollte, war er auch schon um die nächste Ecke verschwunden. Schulterzuckend machte auch sie, dass sie weiter kam.
 

Nachdem die Klassenlehrerin sie der Klasse vorgestellt hatte, sie hatte es ohne größere Nervosität oder auch nur dem leisesten Interesse über sich ergehen lassen, wurde sie angewiesen sich auf den Fensterplatz neben einem weißhaarigen Jungen zu setzen. „Hallo, ich bin Bakura Ryou. Freut mich dich kennen zu lernen.“, grinste der sie an, kaum dass sie sich neben ihn gesetzt hatte. „Ich bin Akamori Shoko. Freut mich ebenfalls.“, antwortete sie so freundlich, dass sie sich über sich selbst wundern musste. Als sie sich auf den Unterricht konzentrieren wollte, ging die Tür auf und der Unfreundliche von vorhin betrat den Raum. „Entschuldigen Sie die Verspätung, Frau Kajiwara. Ich hatte etwas Wichtiges für meine Firma zu erledigen.“ Er setzte sich auf seinen Platz und die Lehrerin nahm ihren Unterricht wieder auf. Shoko bekam allerdings nicht sehr viel von dem mit, was Frau Kajiwara erzählte; sie war viel zu sehr damit beschäftigt, den braunhaarigen Jungen, den sie vorhin über den Haufen gerannt hatte, böse anzustarren und sich zu fragen, wieso um alles in der Welt er ausgerechnet vor ihr sitzen musste.
 

Kaum hatte die Lehrerin die Klasse verlassen, wurde Shoko auch schon von ihren Mitschülern bestürmt. Sie bekam das allerdings erst mit, als ihr Sitznachbar die mit dem Ellenbogen anstieß, denn sie versuchte immer noch den Mitschüler vor sich mit ihren Blicken umzubringen. „Was?“, knurrte sie den Weißhaarigen neben sich schlechtgelaunt an. Dieser hob beschwichtigend die Hände: „Ich will dich ja nicht beim Kaiba- anstarren stören, ich finde allerdings, du könntest deine Aufmerksam so langsam mal von ihm losreißen und dich um unsere lieben Mitschüler kümmern, die uns hier gleich zu Tode quetschen.“ Er hatte gar nicht mal so unrecht denn je mehr Shoko ihre Mitschüler ignoriert hatte umso näher waren sie den beiden auf die Pelle gerückt, so dass kaum mehr Platz zwischen ihnen und den Tischen der Beiden war. Genervt wandte sie sich also ihren Klassenkameraden zu: „Und was wollt ihr?“ Kurz nachdem sie die Frage ausgesprochen hatte wünschte sie sich auch schon nie gefragt zu haben, denn sie hatte nur dafür gesorgt, dass sich ihre Klassenkameraden mit Fragen gegenseitig überschrien. Ihr Geduldsfaden war gerade dabei zu reißen, als sie von unerwarteter Seite Hilfe bekam. „Jetzt seid doch mal still. Wie soll sie denn eure Fragen beantworten, wenn ihr sie gar nicht zu Wort kommen lasst.“ Shoko sah in die Richtung aus der die Stimme kam und konnte in der Menge die Spitzen einer sehr auffälligen Frisur entdecken, welche sich jetzt auf sie zu bewegte. „Yugi, lange nicht gesehen. Wie ich sehe sind wir in einer Klasse.“, das erste Mal seit sie wieder nach Domino gezogen ist lächelte Shoko. „Hallo Shoko. Ich freue mich dich endlich wieder zu sehen, ich habe dich echt vermisst.“ „Hey Yugi, kannst du uns bitte mal erklären woher du unsere neue, mies gelaunte Mitschülerin kennst?“, mischte sich ein blonder Junge in das Gespräch ein. Er und sein braunhaariger Freund hatten sich an ihren Mitschülern vorbei ganz nach vorne zu Yugi gedrängt. Jetzt, da die Klasse wusste, dass Yugi die Neue kannte, war diese für sie nicht mehr weiter interessant und sie setzten sich wieder auf ihre Plätze. Darüber hinaus hatte es gerade zur nächsten Stunde geläutet und so verzogen auch Yugi und Anhang sich wieder auf ihre Plätze. Und Shoko nahm ihre, durch Bakura unterbrochene, neue Lieblingsbeschäftigung wieder auf nämlich Kaiba böse anzustarren um ihm alles Schlechte der Welt zu wünschen.
 

Nach dem Unterricht wollte sich Shoko eigentlich unauffällig aus dem Klassenraum schleichen als sie von Yugi und seiner Gruppe aufgehalten wurde, zu der wohl auch ihr Sitznachbar Bakura zählte. Sie hatte ja gehofft dies irgendwie umgehen zu können. Klar sie freute sich Yugi nach so vielen Jahren endlich wieder zu sehen, allerdings hatte sie nicht die geringste Lust sich mit seinem Anhang auseinander zu setzen. Nun, wie es aussah würde sie doch nicht daran vorbei kommen, denn die eben genannten versperrten ihr den Weg, indem sie sich vor die Tür gestellt hatten. „Du glaubst doch wohl nicht im ernst, dass du mir so einfach entwischst nachdem ich dich die letzten zehn Jahre nicht einmal gesehen habe.“ Grinsend schüttelte Shoko den Kopf: „Dafür, dass du mich so lange nicht gesehen hast kennst du mich aber immer noch sehr gut.“ Bevor Yugi überhaupt zum Antworten kam, mischte sich der Blonde wieder ins Gespräch ein: „Du hast mir meine Frage von vorhin noch nicht beantwortet Yugi. Woher kennt ihr euch?“ „Als wir noch in der Grundschule waren haben wir nebeneinander gewohnt und Shoko ist nach der Schule immer zu uns in den Spieleladen gekommen und hat mit mir gespielt. Bevor sie dann wegen dem Beruf ihrer Mutter umziehen musste.“, gab Yugi seinen Freunden eine knappe Zusammenfassung. Allerdings hatte er deswegen nicht mehr auf Shoko geachtet, was diese auch sofort ausgenutzt hatte um an ihnen vorbei durch die Tür zu schlüpfen. „Shoko darf ich dir meine Freunde vorstell…. Hey!“, als Yugi Shoko wieder seine Aufmerksamkeit schenken wollte stellte er fest, dass diese sich jedoch nicht mehr dort befand, wo sie hätte stehen sollen. Er wirbelte herum und konnte nur noch sehen, wie die Tür hinter seiner Kindheitsfreundin zu fiel. „Das hätt ich mir ja denken können.“, knurrte er, bevor er, dicht gefolgt von seinen drei Freunden, die Verfolgung aufnahm.
 

„Man bist du schnell.“, keuchte der Blonde, als sie Shoko, vor dem Eingang der Schule endlich eingeholt und zum stehen gebracht hatten. „Blödsinn. Ich bin nicht so schnell. Ihr seid einfach zu langsam.“, zog die Rothaarige sie auf. „Hey, ich bin nicht langsam ich habe nur kurze Beine.“, meckerte Yugi, was ihr ein Lachen entlockte, bevor sie wieder ernst wurde. „ Also was wollt ihr? Ich hab es eilig.“ „Bei dir weiß man wohl nie woran man ist. In dem einen Moment gut gelaunt und dann wieder mürrisch.“, mischte sich jetzt auch der Braunhaarige ins Gespräch ein. „So bin ich eben. Wenn es dir nicht passt musst du ja nicht mit mir reden. Wer bist du überhaupt?“, so langsam wurde es ihr wirklich zu viel und sie hatte überhaupt keine Lust sich mit diesen Idioten abzugeben schließlich warteten zu Hause noch stapelweise Kisten auf sie. Noch ein weiterer Punkt den sie ihrer Mutter auf die schwarze Liste setzte. „Ähh ja, also ich bin Honda und der blonde Idiot neben mir ist Jonouchi. Und Bakura kennst du ja schon.“ „Hey, ich bin kein Idiot du Idiot. Freut mich dich kennenzulernen. Du kannst mich Joey nennen, so wie alle anderen.“ Shoko ignorierte die beiden und wandte sich dem Interessanteren zu. „Sag mal, wo ist eigentlich Anzu? Ich habe mich so darauf gefreut sie endlich wieder zu sehen.“ „Anzu ist in Amerika. Sie wurde in einer Tanzakademie angenommen und verwirklicht sich jetzt ihren Traum.“ „Das freut mich für sie. Vor allem nach dem, was ihr die letzten Jahre durch machen musstet.“, lächelte Shoko . Bevor Yugi etwas erwidern konnte unterbrach ihn Jonouchi mit einem Schwall von Fragen. „Woher weißt du, was wir die letzten Jahre erlebt haben? Und wieso bist du eigentlich wieder hier? Und was weißt du eigentlich?“ Honda, welcher genug von Jonouchis Fragerei hatte, hielt ihm kurzerhand den Mund zu und meinte entschuldigend: „Ignorier ihn einfach, das tun wir auch die ganze Zeit. Er weiß einfach nicht wann er den Mund halten soll. Allerdings würde es mich auch interessieren woher du von unseren Abenteuern weißt und wieso du nach zehn Jahren hier wieder aufgetaucht bist.“ Da die Silberäugige allerdings nicht die geringste Lust verspürten den Beiden irgendetwas zu erzählen, unter anderem da sie der Meinung war, dass es sie überhaupt nichts anging. Sie wollte sich schon wieder zum gehen wenden, als sie den Fehler machte und Yugi in die Augen sah und diesem flehenden Welpenblick hatte sie nichts entgegenzusetzen. So gab sie nach: „Also gut, wenn ihr darauf besteht machen wir es so: Wir treffen uns am Samstag zu einer Fragerunde bei Yugi. Alles klar? Gut, ich muss jetzt wirklich gehen.“ Ohne auf die verblüfften Gesichtsausdrücke ihrer selbsternannten neuen Freunde zu achten, drehte sie sich um und stieg in den Bus, welcher gerade in die Haltesstelle eingefahren war.
 

Als sie das Haus betrat, welches sie seit kurzem mit ihrer Mutter bewohnte, fiel ihr Blick zuerst auf den Glastisch, welcher in der Mitte der Eingangshalle auf einem weißen Teppich stand. Dort lag, wie sie es schon erwartet hatte, eine Notiz ihrer Mutter. Natürlich ist sie wieder mal nicht da, dachte sie als sie den Zettel überflog. Es stand mal wieder das übliche drauf: dass ihre Mutter leider keine Zeit gehabt hatte etwas zu kochen, dass sie erst spät nach Hause kommen würde und sie nicht auf sie warten sollte. Shoko seufzte, das war ja mal wieder typisch. Also begab sie sich in die Küche, band ihr kirschrotes Haar zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen und machte sich ans kochen. Da sie es gewöhnt war, dass ihre Mutter keine Zeit hatte zu kochen, störte es sie nicht mehr, es machte ihr sogar Spaß zu kochen und zu backen. Irgendwie musste sie ja die Zeit rumkriegen die sie alleine verbrachte, denn durch die ganze Umzieherei war sie nie lange genug an einem Ort gewesen um Freundschaften zu schließen. Und beim Backen konnte sie sich entspannen und ihre Gedanken schweifen lassen. Nach dem sie gegessen und aufgeräumt hatte stieg sie die Holztreppe hinauf in ihr Zimmer um ihre Kisten auszupacken, dabei kam sie nicht umhin sich zu fragen wie lange sie wohl hier wohnen würde und ob es sich überhaupt lohnen würde sich die Mühe zu machen die Kisten auszupacken. Da aber alles Gemeckere nichts half fing sie an die ersten Kisten auszupacken. Als sie gerade mal die Hälfte der Kisten leer hatte fiel ihr auf, dass der Umzugsdienst vergessen hatte ihr die Kisten, die ihre Kleidung enthielten, in ihr Zimmer zu stellen. Sie stöhnte kurz auf, als sie sich aufrichtete und die Arme hob um sich zu strecken. Das gab es doch nicht. Konnte nicht einmal etwas glatt gehen? Aber alles meckern half nichts. Sie musste sich die Kisten wohl oder übel selbst auf ihr Zimmer bringen. Kurz darauf machte sie sich mit den beiden Kisten in den Armen wieder auf den Weg in ihr Zimmer. Sie hatte nicht die geringste Lust zweimal gehen zu müssen und hatte daher beide Kisten aufeinander gestapelt. Dummerweise konnte sie dadurch nicht mehr sehen wo sie hintrat und so kam es wie es kommen musste. Sie verpasste eine Stufe, verlor das Gleichgewicht und fiel die gesamte Treppe wieder hinunter. Wo sie regungslos unter den Kisten und ihrer Kleidung, welche aus den Kisten herausgefallen war und sich über sie und den Boden verteilt hatte, liegen.
 

Vier Stunden später wurde Yugi unsanft vom Klingeln seines Handys geweckt. Verschlafen tastete er nach dem Telefon. Da er durch die Dunkelheit im Zimmer jedoch nichts sehen konnte, lehnte er sich zu weit vor und so kam es wie es kommen musste und er plumpste aus dem Bett. Murrend rappelte er sich auf und rieb sich den Hintern, auf dem er gelandet war. Da ihm jetzt wieder eingefallen war, dass er sein Mobiltelefon am Abend zum laden auf seinen Schreibtisch gelegt hatte, tastete er sich vorsichtig in die Richtung von eben jenem. Dies verlief allerdings nicht ganz so wie er es sich vorgestellt hatte, denn unterwegs stolperte er über eine Flasche die auf dem Boden lag, da er zu faul gewesen war sie am Abend noch wegzuschmeißen, und legte sich der Länge nach hin. Fluchend erhob er sich abermals und nahm sich vor sein Zimmer in Zukunft vor dem Schlafengehen aufzuräumen, oder zumindest den Weg von seinem Bett zu seinem Schreibtisch freizulegen. Da er zu beschäftigt mit fluchen war lief er auch prompt in diesen rein, was ihm jetzt doch einen leisen Schmerzensschrei entlockte. Das Telefon hatte munter weiter vor sich hin geklingelt. Genervt nahm er den Anruf an: „JA?!“ „Tut mir Leid, wenn ich dich geweckt habe Yugi. Aber es handelt sich um einen Notfall.“, ertönte Shokos Stimme von der anderen Seite der Leitung. Sie klang panisch. „Na das hoffe ich doch.“, meckerte Yugi zurück. „Kannst du morgen nach der Schule zu mir nach Hause kommen? Ich … Also es ist etwas passiert. Ich kann morgen nicht zur Schule kommen.“, ihre Stimme schwankte zwischen Unglauben und Schock. Dies alarmierte Yugi und seine schlechte Stimmung war wie weggeblasen: „Geht es dir gut? Was ist passiert?“ „Mir geht es gut, keine Panik. Es ist nichts Schlimmes passiert, glaube ich. Ich weiß es selbst noch nicht so wirklich. Das Beste wird sein, du siehst es dir selbst an. Ach ja, und bring dein Deck mit. Ich glaube ich muss dir was zeigen.“ Jetzt war Yugi nur noch verwirrt: „Okay? Ich komme dann morgen gleich nach der Schule zu dir. Kannst du mir noch deine Adresse schicken?“ „Klar mach ich. Bis morgen. Und danke.“ „Keine Ursache. Bis Morgen.“ Er legte auf, stieg über die Hindernisse in seinem Zimmer, indem er, das inzwischen aufgeladene, Handy als Taschenlampe verwendete und legte sich wieder ins Bett, wo er sich dann genüsslich in die Decken kuschelte.

Kapitel 2
 

Yugi konnte es am nächsten Tag den Schulschluss gar nicht erwarten. Er war so abgelenkt und in Gedanken, dass er nicht mitbekam was die Lehrerin ihnen erklärte. Allerdings bekam er genauso wenig mit wenn ihn seine Freunde ansprachen. Und das gefiel denen absolut nicht. „Hey, Erde an Yugi. Hörst du uns auch mal zu?“ Yugi schreckte aus seinen Gedanken auf: „Entschuldige Joey, ich war abgelenkt.“ „Ach nein, darauf wären wir nie gekommen.“ „Komm schon Joey lass Yugi in Ruhe. Er träumt bestimmt von unserer neuen Klassenkameradin. Und wer kann es ihm verdenken.“, Honda konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Yugi lief rot an und versuchte sich rauszureden: „D-d-d-das stimmt doch gar nicht. Ich habe gerade über die Matheaufgabe von letzter Stunde nachgedacht.“ „Ähm Yugi, Mathe steht heute gar nicht auf dem Stundenplan. Sieh mal.“, Ryou hielt ihm den Stundenplan vor die Nase. Normalerweise störte es ihn ja nicht, dass seine Freunde ihn so gut kannten, dass sie seine Gedanken erraten konnten. Diesmal jedoch ging es ihm gewaltig gegen den Strich. „Ach lasst mich doch in Ruhe.“ „Komm schon Yugi, du brauchst dich doch nicht dafür zu schämen.“, grinste Honda. „Stimmt, ihr gebt ein süßes Paar ab.“, Jonouchi konnte es nicht lassen Yugi etwas weiter zu triezen. „Es ist nicht so wie ihr denkt. Wir sind nur gute Freunde.“, maulte Yugi und legte den Kopf auf den Tisch. „Kommt Leute, lassen wir Yugi in Ruhe. Ihr habt ihn genug aufgezogen, findet ihr nicht.“, versuchte Ryou Yugi zu unterstützen. „Jaja schon gut. Es klingelt eh bald zur nächsten Stunde.“ Die drei setzten sich wieder auf ihre Plätze und ließen einen aufatmenden Yugi zurück. Ryous Blick fiel auf den leeren Platz neben sich. Nicht zum ersten Mal an diesem Tag fragte er sich was seine Banknachbarin dazu abhalten konnte schon an ihrem zweiten Schultag zu fehlen. Aus Erfahrung wusste er schließlich, dass dies nicht unbedingt die schlauste Idee war und er war sich sicher, dass dies auch ihr bewusst war. Sein Blick wanderte zu Yugi, welcher wieder in Gedanken versunken aus dem Fenster starrte. Irgendetwas stimmte nicht. Da war er sich sicher. Als er sich heute Morgen bei Yugi gefragt hatte, ob er wüsste wieso Shoko abwesend war, hatte dieser nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, er wüsste auch nicht mehr. Sie hätte ihn mitten in der Nacht angerufen und ihm mitgeteilt, dass sie heute nicht kommen würde. Aber Ryou war sich sicher, dass da noch etwas anderes dahinter steckte und Yugi ihm nicht alles gesagt hatte. Es war klar, dass dieser sich Sorgen machte und ihm etwas verschwieg. Allerdings wusste er auch, dass Yugi es ihnen erzählen würde, wenn er dazu bereit war. Und darauf würde er warten. Mit diesem Entschluss wandte er sich wieder der Tafel und der Lehrerin zu.
 

Yugi starrte, genau wie die letzten paar Stunden, zum Fenster hinaus, allerdings ohne dies wirklich wahrzunehmen. Seine Gedanken drehten sich, wie Honda es vorhin so richtig festgestellt hatte, um die Rothaarige. Allerdings gingen diese in eine ganz andere Richtung. Er fragte sich was wohl passiert war, dass sie ihn mitten in der Nacht anrief und ihn bat sie am nächsten Tag gleich nach der Schule zu besuchen. Und dann hatte sie auch noch so panisch geklungen, das passte gar nicht zu ihr. Er war so abgelenkt, dass er zusammen zuckte als es endlich zum Schulschluss klingelte. Er stand auf, packte zusammen und war schneller als seine Freunde schauen konnten zur Tür hinaus. Draußen legte er einen Sprint bis zur Bushaltestelle ein damit er den Bus nicht verpasste. Dieser fuhr nämlich so knapp nach Schulschluss, dass es fast nicht möglich war ihn noch zu erwischen. Vollkommen außer Atem ließ er sich auf den erstbesten Sitz plumpsen und fuhr mit seiner neusten Lieblingsbeschäftigung fort: grübelnd aus dem Fenster zu schauen. Und hätte dadurch fast seine Haltestelle verpasst. Er kam gerade noch aus dem Bus bevor sich die Tür schloss und stand jetzt orientierungslos an der Haltestelle. Shoko hatte ihm zwar ihre Adresse geschickt, hatte jedoch vergessen ihm die Wegbeschreibung mit zu schicken. Seufzend nahm er sein Handy aus seiner Jackentasche und wählte ihre Nummer. „Yugi?“ „Hallo Shoko. Ich stehe an der Bushaltestelle. Wie komme ich von hier aus zu dir?“

Er war wirklich froh, als er eine viertel Stunde später vor ihrer Haustür stand und klingelte. Dieses Viertel war wirklich ein Labyrinth. Trotz der Wegbeschreibung die seine Freundin ihm gegeben hatte, hatte er sich mindestens fünf Mal verlaufen. Als sie ihm dann die Tür aufmachte konnte er nicht anders als sie anzustarren. „Was ist denn mir dir passiert?“ „Komm doch erst mal rein, dann können wir in Ruhe reden.“ Er trat an ihr vorbei ins Haus, sie schloss die Tür und führte ihn in ihr Zimmer. „Euer neues Haus ist wirklich schön.“ „Ja, wenigstens etwas.“, knurrte sie. Offensichtlich nahm sie ihrer Mutter den erneuten Umzug immer noch übel.
 

Sie öffnete ihre Zimmertür und sie betraten ihr Reich. Yugi staunte nicht schlecht, als er ihr Zimmer sah. Ihr Zimmer war eine Mischung aus mysteriös und mädchenhaft. Das hätte er ihr gar nicht zugetraut, er hätte eher mit einem kargen oder jungenhaften Zimmer gerechnet, er wusste aber selbst nicht so richtig wieso. Schließlich war seine Kindheitsfreundin alles andere als jungenhaft. „Nicht so schüchtern, komm rein und setz dich.“, Shoko hatte sich schon auf den großen, weichen Kissen niedergelassen die in der Mitte des Zimmers um einen Tisch herum lagen. Yugi ließ sich nicht zweimal bitten und setzte sich dazu. Die Rothaarige hatte alles für ein längeres Gespräch vorbereitet und Kuchen und Getränke auf den Tisch gestellt. „Also was ist passiert? Und wieso siehst du so aus?“ „Ich fange einfach mal mit dem leichten Teil an. Als ich gestern mehrere Kisten in mein Zimmer bringen wollte bin ich die Treppe runter gefallen. Meine Mutter kam kurz darauf zurück, hat mich bewusstlos auf dem Boden liegen sehen und einen Krankenwagen gerufen. Die Ärzte meinten jedoch, dass mir nichts Ernstes passiert ist. Ich habe nur einen verstauchten Knöchel, mehrere Prellungen und eine leichte Gehirnerschütterung. Deshalb habe ich auch die Nacht im Krankenhaus verbracht. Bevor sie mich aber auf mein Zimmer gebracht haben, haben sie mir erlaubt dich anzurufen. Deshalb habe ich auch so spät angerufen, dafür möchte ich mich noch mal bei dir entschuldigen. Ich weiß ja, dass du es nicht leiden kannst, wenn man dich weckt.“ „Schon gut. Ich bin echt froh, dass es dir gut geht und ich bin es gewohnt, dass mich jemand mitten in der Nacht weckt. Ich habe dir ja von Atem geschrieben.“, er grinste als er an all die Male dachte in denen Atem ihn geweckt hatte. Entweder in dem er in seinen Seelenraum eingedrungen war oder indem er ihn gerufen hatte. Und da war ja auch noch das eine Mal gewesen, als das schwarze Magiermädchen ihn gerufen hatte, oder damals in Pegasus Burg, die Seelen seines Großvaters und der Kaibabrüder. Ja, er hatte sich so daran gewöhnt in der Nacht aus dem Bett geschmissen zu werden, dass er sich, nachdem dies alles vorbei war, daran hatte gewöhnen müssen durchschlafen zu können. Shoko sah, dass er in Gedanken schwelgte, schwieg daher und schüttete ihm nur etwas Limonade ins Glas. Yugi tauchte wieder aus seinen Erinnerungen auf: „Tut mir Leid, ich musste nur gerade an die letzten paar Jahre denken. Aber jetzt erzähl doch mal, wieso musste ich herkommen.“ „Hast du dein Deck dabei?“ „Ja, aber wieso sollte ich es mitbringen und was hat das damit zu tun?“, er war eindeutig verwirrt. „Na ja, ich dachte es wäre einfacher es dir zu zeigen, anstatt zu versuchen es zu erklären. Aber ich erzähle dir das wichtigste, damit du nicht erschrickst. Ich habe es gestern selbst erst festgestellt, aber wie es scheint kann ich Duellmonsterkarten zum Leben erwecken.“ Daraufhin wurde sie von Yugi einfach nur ungläubig angesehen. „Also wenn ich in den letzten Jahren nicht so viel Verrücktes erlebt hätte würde ich sagen: du gehörst in die Klapse. Aber nach diesen ganzen Verrücktheiten der letzten Jahre, ich weiß nicht, wirkt das gar nicht mal so unwahrscheinlich auf mich.“ „Ich wusste, dass nur du mir glauben würdest. Deshalb habe ich es auch nur dir erzählt. Trotzdem danke, dass du mich nicht als verrückt abstempelst.“ Yugi grinste:„Na ja vielleicht hast du dir ja auch nur bei deinem Treppensturz einfach den Kopf zu heftig angeschlagen. Aua.“ „Au.“, Shoko hatte ihm für seine Bemerkung eine Gehauen und zuckte selbst zusammen, da sich der Schmerz in ihrem Arm meldete. „Warte erst mal ab bis ich wieder gesund bin, dann kannst du was erleben.“ „Lieber nicht. Da verlasse ich vorher doch lieber die Stadt. Aber jetzt mal wieder zum eigentlichen Thema. Kannst du mir mal zeigen, wie du die Karten zum Leben erweckst?“, Yugi wurde wieder ernst. „Deshalb habe ich dich ja gebeten dein Deck mitzubringen. Ich habe mich gestern so erschrocken, dass ich meins im Krankenhaus habe liegen lassen.“, sie streckte die Hand aus und Yugi legte sein Deck hinein. „Also ich weiß nicht ob es auf Kommando funktioniert oder nicht. Außerdem bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, ob ich es mir nicht doch eingebildet hatte. Aber ich versuch es jetzt einfach mal. Hast du eine Wunschkarte mit der ich es mal probieren soll?“ „Hmmm. Ja probier es doch bitte mit dem Schwarzen Magier. Ich wollte mich immer schon mal mit ihm unterhalten. Aber das konnte ja nur der Pharao.“, zum Ende hin klang er etwas eingeschnappt, was Shoko zum Schmunzeln brachte. Sie wusste nur zu gut wie sehr Yugi sich diese Gabe ebenfalls gewünscht hatte. Nun, vielleicht konnte sie da jetzt aushelfen. So nahm sie den Schwarzen Magier aus dem Deck und versuchte sich zu erinnern was sie am Abend zuvor gemacht hatte um die Karte real werden zu lassen. Wie am Abend zuvor schloss sie die Augen und konzentrierte sich. Dann fuhr sich mit der Hand über die Karte, öffnete die Augen wieder und sah… nichts. Es hatte sich nichts verändert. Sie blickte zu Yugi, welcher sie immer noch erwartungsvoll ansah. „Es hat nicht geklappt. Ich sagte doch, dass ich mir nicht sicher bin ob ich es mir nicht doch nur eingebildet habe.“ „Mit welcher Karte hast du es denn im Krankenhaus hingekriegt?“, Yugi wollte nicht so schnell aufgeben. „Ich glaube das war eine Fallenkarte. Ich weiß nicht mehr so genau.“ „Hmmm. Probier es doch einfach noch mal. Vielleicht hast du ja doch etwas anders gemacht als gestern oder es ist mit Monsterkarten einfach schwieriger.“ Um Yugi nicht zu enttäuschen, versuchte sie es ein weiteres Mal. Diesmal stellte sie sich vor ihrem inneren Auge vor, wie der Magier aus der Karte steigen und sich materialisieren würde. Da sie die Augen geschlossen hatte konnte sie nicht sehen ob etwas passierte, aber Yugis erstaunter und entzückter Ausruf zeigte ihr, dass es diesmal wohl geklappt hatte.
 

Yugi konnte seinen Augen nicht trauen, als die Karte tatsächlich anfing zu leuchten. Bisher hatte er das ganze für einen Scherz gehalten. Natürlich hatte er, wie er ihr gesagt hatte, geglaubt, dass es möglich wäre die Karten real werden zu lassen. Schließlich hatte er in den letzten Jahren ganz andere Dinge gesehen, von denen er davor geschworen hatte, dass diese nicht möglich seinen. Außerdem hatte ein Teil in ihm gehofft, dass er sich mal mit seinen Karten unterhalten könnte, genau so wie Atem dies getan hatte. Dass es jetzt aber tatsächlich klappte. Als sich der Magier dann vor ihm materialisierte jauchzte er auf und stürmte auf ihn zu. Vorsichtig streckte er die Hand aus, er war sich immer noch nicht sicher ob er nicht doch halluzinierte oder ob es nicht doch ein Hologramm war.
 

Als Shoko ihre Augen öffnete, konnte sie eben jenen nicht trauen, denn vor ihren Augen spielte sich eine Szene ab, die sie sich noch nicht mal im Traum hätte vorstellen können und bei ihr einen Lachanfall hervorrief. Vor ihr stand der Schwarze Magier in all seiner Pracht und schaute ungläubig an sich herab. Auch Shoko senkte nun ihren Blick und sah was den Magier so aus der Fassung brachte. Yugi stupste den Magier mit dem Zeigefinger an die Brust, schaute komplett verzückt zu ihm auf und hauchte: „Du bist echt.“ Der Magier konnte nur noch nicken, als ihm Yugi auch schon in den Armen lag und er in einem Redefluss ertrank, denn Yugi konnte seine Freude nicht mehr für sich behalten. Der Gesichtsausdruck des Magiers wechselte von Ratlosigkeit zu absoluter Fassungslosigkeit, während er versuchte Yugi von sich wegzuhieven. Ihr Lachanfall, welchen sie in der Zwischenzeit einigermaßen im Griff hatte, hatte die beiden Männer dazu gebracht ihr jetzt ihre Aufmerksamkeit zu schenken und in ihrer momentanen Tätigkeit innezuhalten. Hilfsbereit grinste Shoko: „Warte, ich hol’ dir ein Brecheisen.“ Dies führte zu zwei komplett unterschiedlichen Reaktionen. Während der Schwarze Magier sie einfach nur fragend ansah, ließ Yugi erröten von ihm ab und schaute gen Boden. „’Tschuldige. Ich war wohl etwas zu euphorisch.“ „Ach nicht doch Yugi. Du musst dich doch nicht entschuldigen. Das war sogar ganz süß anzusehen.“, auch wenn sie ihren Lachanfall überwunden hatte so bekam sie das Grinsen doch nicht ganz aus dem Gesicht. Vor allem, da der Magier vollkommen ratlos zwischen ihr und Yugi hin und her blickte. Da Yugi sich, mit immer noch gerötetem Gesicht, wieder auf sein Kissen niederließ, wandte Shoko sich dem Magier zu. „Du bist also wirklich echt? Das ist ja Klasse. Darf ich dich anfassen?“ Der Magier, welcher die Situation offensichtlich noch nicht verdaut hatte, nickte einfach nur perplex. Also streckte sie ihre Hand aus und legte sie auf seine Schulter und stieß tatsächlich auf Widerstand. Sie konnte es immer noch nicht so richtig glauben. Sie hatte gerade ein Monster von einer Spielkarte in die Realität geholt und es schien sogar aus Fleisch und Blut zu sein. Bevor sie sich zu sehr in ihrer Begeisterung verlieren konnte, war Yugi wieder aus seinem See aus Verlegenheit aufgetaucht und mischte sich ein. „Sag mal hast du ne Ahnung was wir jetzt eigentlich mit ihm machen sollen? Kannst du ihn wieder zurück in die Karte schicken?“ Dies brachte auch Shoko in die Realität zurück und sie ließ sich auf dem Kissen Yugi gegenüber nieder, während der Magier weiterhin auf der gleichen Stelle stehen blieb, auf der er schon die ganze Zeit stand. „Ähm, nein. Zu beiden Punkten. Aber hast du nicht mal geschrieben, dass du ein paar Grabwächter kennst die sich mit solchem Zeug beschäftigen? Kannst du dich nicht mal fragen ob die was wissen?“ „Du meinst Marik und Isis? Ich weiß nicht ob die auch dazu etwas wissen aber ich kann ja mal fragen.“, damit war Yugi auch schon dabei die Nummer von Mariks Handy zu wählen.
 

Nach zehn Minuten sehr intensiven Gesprächs mit ständig wechselnden Gesprächspartnern, denn Marik und seine Schwester wechselten sich beim telefonieren ab, schüttelte Yugi resignierend den Kopf. „Tut mir Leid Shoko. Die beiden haben auch keine Ahnung wieso du das kannst oder wie wir ihn wieder zurückschicken könnten. Sie haben mir aber versprochen nach Informationen zu suchen und mich anzurufen wenn sie etwas gefunden hatten.“ „Na toll, also müssen wir den da bis dahin irgendwie verstecken.“, die Rothaarige klang wenig begeistert und untermalte dies mit passenden Gesten. Daraufhin stellte sich erst mal eine grüblerische Stille ein, welche die beiden damit verbrachten sich zu überlegen was sie mit dem doch recht auffälligen Magier anstellen sollten, damit ihn niemand bemerkte. „Also ich finde er sollte hier bleiben.“, brach Yugi nach einer Weile die Stille. „Wieso denn das? Er ist schließlich dein Monster und gehört zu deinem Deck.“, Shoko war von der Aussicht den Magier die nächste Zeit beherbergen zu müssen nicht sonderlich angetan. „Ganz einfach. Er ist sowieso schon hier und es wäre viel zu auffällig wenn wir ihn in dem Aufzug durch die halbe Stadt schleppen würden. Außerdem hatte ich ja nicht vor ihn bei dir abzuladen. Ich werde natürlich jeden Tag nach der Schule vorbeikommen und nach ihm sehen. Du musst nicht alleine Babysitten.“, Yugi grinste breit, denn der Magier hatte gerade eben beschlossen das Zimmer zu erkunden und Bekanntschaft mit dem Fernseher gemacht. Als es hinter ihr knallte, fuhr Shoko herum und was sie sah gefiel ihr ganz und gar nicht. Der Magier hatte es geschafft ihren Fernseher in Rauch aufgehen zu lassen. „Was sollte das?“, sie war etwas angesäuert schließlich war das Ding neu und nicht gerade billig gewesen. Der Magier antwortete ihr jedoch nicht, sondern warf ihr nur einen abwertenden Blick zu und verzog sich wieder in seine Ecke des Zimmers. Yugi seufzte und murmelte: „Na das kann ja heiter werden.“ Er erinnerte sich nur zu gut daran wie Atem damals auf die Technologie der Moderne reagiert hatte und wenn sich der Magier da genauso anstellte, na dann Prost Mahlzeit. Und der Geist des Pharao hatte ja auch noch seine Erinnerungen gehabt die er anzapfen konnte. Unwillkürlich bedauerte er seine Freundin, denn sie würde sich die nächste Zeit rund um die Uhr mit seinen Eskapaden auseinandersetzen müssen. „Na gut.“, stöhnte Shoko „Ich werde ihn hierbehalten. Wir haben ja eh keine andere Wahl. Allerdings bin ich alles andere als begeistert davon und ich muss mir auch noch überlegen was ich meiner Mutter erzähle. Ich kann ihr ja schlecht die Wahrheit sagen.“ „Musst du ihr überhaupt was sagen? Ich meine sie ist doch sowieso nie da.“, wollte Yugi wissen. „Wenn du mir eine vernünftige Erklärung geben kannst wieso der Fernseher in die Luft geflogen ist, dann lass mal hören. Denn ich wüsste nicht wie ich das meiner Mutter erklären sollte.“ Darauf konnte Yugi auch nichts mehr erwidern und da es schon spät geworden war entschieden die beiden, dass Yugi nach Hause gehen sollte, während sich Shoko um den Magier und ihre Mutter kümmern sollte. So verabschiedete Yugi sich an der Tür, leicht besorgt wie es seiner Freundin in nächster Zeit ergehen sollte. Diese Blickte ebenfalls leicht besorgt in die nächste Woche, allerdings war sie auch zuversichtlich, dass sie es schon irgendwie hinkriegen würde.

Kapitel 3
 

Nachdem Yugi sich verabschiedet hatte, hatte Shoko sich wieder auf ihr Zimmer begeben. Hier stand sie wieder vor ihrem größten Problem, dem Schwarzen Magier. „Was soll ich nur mit dir anstellen?“, murmelte sie vor sich hin und da sie nicht damit gerechnet hatte, dass er überhaupt sprechen konnte, schließlich hatte er seit er bei ihr aufgetaucht war kein Wort gesagt, war sie vollkommen erstaunt, als er ihr antwortete. „Du könntest mich wieder zurück schicken.“ Sein Ton war kalt und abwertend, wie sein ganzes Benehmen. „Tut mir Leid, aber wenn du vorhin zugehört hättest wüsstest du, dass mir das nicht möglich ist.“ „Du hast mich hergeholt und du kannst mich noch nicht mal zurückschicken. Du bist wirklich zu nichts zu gebrauchen. Und dann bin ich auch noch hier bei dir gefangen anstatt meinem Meister zur Seite zu stehen.“ „Jetzt reicht’s aber du aufgeblasener Magier. Ich werde schon einen Weg finden dich zurück zu schicken. Darauf kannst du dich verlassen. Und bis dahin musst du eben mit meiner Gegenwart leben.“, sein Benehmen ging ihr gehörig gegen den Strich. Sie konnte diese ganzen aufgeblasenen Angeber nicht ausstehen und jetzt musste sie mit so einem zusammen leben. Na toll, schlimmer kann’s nicht mehr werden, dachte sie. Allerdings musste sie bald feststellen, dass es doch noch schlimmer kommen konnte, sie hatte nämlich die Rechnung ohne den Magier gemacht. Dieser hatte sich in der Zwischenzeit selbständig gemacht und ihr Zimmer verlassen um das Haus zu erkunden. Da sie zu sehr mit ihren düsteren Gedanken beschäftigt war, merkte sie dies erst als sie einen Schrei aus dem Erdgeschoss hörte. Das konnte nur ihre Mutter sein, aber wieso war die jetzt überhaupt hier. Sie hatte ihr doch gesagt, dass sie erst spät in der Nacht nach Hause kommen würde, da sie länger arbeiten musste. Was hat er denn jetzt schon wieder angestellt, war alles was sie dachte als sie die Treppe hinunter ins Wohnzimmer sauste. Dort stellte sie allerdings fest, dass der Magier diesmal tatsächlich unschuldig war. Zumindest konnte sie keine Spuren der Verwüstung und auch keine explodierten Geräte erkennen. „Kannst du mir mal erklären wer das ist? Und was der hier will?“, keifte sie ihre Mutter an, kaum dass sie sie gesehen hatte. „Ähm, das ist ein Schulfreund von mir.“ „Und wieso sieht er so lächerlich aus? Und wieso hat er sich an mich rangeschlichen.“, ihre Mutter wollte sich einfach nicht beruhigen. Shoko wollte sich an den Magier wenden, damit dieser sich auch mal selber verteidigte, als sie bemerkte, dass dieser sich schon wieder aus dem Staub gemacht hatte. „Das ist ein Kostüm für eine, ähm, Schulveranstaltung. Und er kann sich eben lautlos bewegen, dass er dich erschreckt hat dafür kann er doch nichts.“, jetzt musste sie diesen Idioten auch noch verteidigen. „Wie kommst du eigentlich dazu hier einen Jungen reinzulassen, wenn du alleine bist? Wie heißt er eigentlich? Wo wohnt er? Was arbeiten seine Eltern?“, die Fragenflut wollte gar nicht mehr enden. Da Shoko allerdings keine Lust hatte auf irgendeine Frage zu antworten und auch nicht wirklich wusste was sie antworten sollte, drehte sie sich einfach um und ließ ihre keifende Mutter stehen. Sie würde sich ein andermal um ihren Wutausbruch kümmern. Im Moment hatte sie dafür einfach keinen Nerv.
 

Als sie wieder in ihr Zimmer trat, saß der Magier schon auf ihrem Bett und inspizierte ihr Smartphone. „Sag mal was erlaubst du dir? Hast du noch nie etwas von Privatsphäre gehört?“, sie schnappte sich ihr Telefon und funkelte ihn böse an. „Was ist dein Problem? Ich wollte mir nur mal dieses komische Teil da ansehen. Wozu ist das gut?“ So schnell wie sie sich aufgeregt hatte beruhigte sie sich auch wieder als sie feststellte, dass der Magier nicht die Absicht hatte in ihre Privatsphäre einzudringen, sondern lediglich neugierig gewesen war. Sie wusste, dass sie sich viel zu schnell aufregte und versuchte ja auch daran zu arbeiten, aber es klappte nicht immer so wie sie wollte und in der Anwesenheit dieses überheblichen Magiers fiel es ihr besonders schwer sich zu beherrschen. „Bist du stumpfsinnig oder willst du mir nicht antworten?“, wurde sie durch den Magier aus ihren Gedanken gerissen. Ganz ruhig, nicht aufregen. Sie atmete tief durch bevor sie beschloss seinen letzten Satz zu ignorieren und antwortete: „Das nennt sich Handy. Es ist ein tragbares Telefon. Damit kann man über weite Distanzen mit anderen Menschen reden oder schreiben. Man kann damit auch Musik hören, Videos schauen, Spiele spielen und noch einiges mehr.“ „Wie funktioniert das und was sind Videos?“, mit den anderen Sachen konnte er ja noch etwas anfangen, aber was ein Video ist wusste er beim besten Willen nicht. „Wie das genau funktioniert kann ich dir auch nicht erklären, darüber wäre es zu kompliziert und ich müsste zu weit ausholen und zu viel erklären…“, weiter kam sie nicht, denn der Magier unterbrach sie: „Soll das heißen du hältst mich für dumm?“ Auweia, wenn der sich wegen so einer Kleinigkeit so aufregte, würde die nächste Zeit wirklich anstrengend werden. „So habe ich das nicht gemeint. Wie auch immer, ein Video ist eine bewegte Aufnahme von beliebigen Motiven.“ „Was ist eine Aufnahme?“, er verstand immer noch nicht so ganz. „Das ist wenn man Bewegungen einfängt. Warte ich zeig es dir:“, sie nahm ihr Smartphone, filmte den Magier für einige Sekunden und zeigte ihm das Video. „Das ist schwarze Magie! Du hast gerade meine Seele in dieses Gerät gebannt.“, der Magier zuckte zurück als er sich auf dem Display sah. „Nein, das ist Technik. Damit bannt man keine Seelen. Außerdem ist es fragwürdig ob du überhaupt eine Seele besitzt, denn du bist ja nur ein Monster aus einem Kartenspiel. Und bevor du dich wieder aufregst, nein das war keine Beleidigung.“ Man war das anstrengend, das war ja als ob man über rohe Eier läuft. Sie konnte nicht glauben wie empfindlich der Magier sein konnte, wenn er glaubte sie würde ihn oder seine Männlichkeit auch nur in Frage stellen. Und sie hatte im Moment weder Lust noch Nerven um sich damit auseinander zu setzen. So änderte sie das Thema: „Sag mal musst du eigentlich essen, trinken oder schlafen?“ „Wieso weißt du das denn nicht? Es ist doch schließlich deine Fähigkeit Monster real werden zu lassen, da sollte man doch wohl davon ausgehen können, dass du so etwas Grundlegendes weißt. Da stellt sich einem doch die Frage ob du überhaupt etwas weißt.“ Nicht aufregen, nicht aufregen, dachte sie als sie einmal tief durchatmete um ihn nicht wieder anzufahren und damit nicht schon wieder eine Diskussion anzufangen. „Nein, ich habe keine Ahnung von deinen Bedürfnissen, schließlich bist du das erste, nennen wir es mal, Monster, das ich so aus den Karten geholt habe. Dementsprechend habe ich damit keine Erfahrung und auch kein Wissen.“, diese ganze Diskutiererei und die Erlebnisse des Tages hatten sie müde gemacht und sie freute sich nur noch darauf endlich in ihrem warmen, bequemen Bett zu liegen. Aber zu allererst musste sie sich um diesen Magier kümmern. Dieser warf ihr einen erstaunten Blick zu, denn er hatte, aus Erfahrung mit ihren vorherigen Antworten, eher mit einem Wutausbruch als mit der ruhigen Antwort, die er bekommen hatte, gerechnet. Daher wusste er auch nicht so richtig was er antworten sollte, aber sie kam ihm sowieso zuvor: „Also was denn jetzt. So gesehen bist du ja mein Gast und es ist meine Pflicht als Gastgeber dir deine Wünsche zu erfüllen.“ Sie war schließlich zur Gastfreundschaft erzogen worden, denn ihre Mutter hatte immer darauf geachtet, dass ihre Erziehung in dieser Richtung perfekt war. Nun wenn sie ihren Umgang mit dem Magier sehen könnte, würde sie graue Haare kriegen, da ihre sorgfältige Erziehung wohl doch nicht so durchschlug wie sie es sich wohl erhofft hatte. Na ja, wenn sie ehrlich war stimmte das nicht so ganz, denn die Erziehung schlug sehr wohl durch, nur hatte sie sich dazu entschieden gegen die, von ihrer Mutter vorgegebenen, Normen und Regeln zu rebellieren, unter anderem deshalb, weil ihre Mutter sie schon wieder gezwungen hatte umzuziehen. Der Magier hatte sich wieder gefangen und sah sich nun im Stande höflich zu antworten: „Also gut ich antworte auf deine Frage. Nein, ich brauche weder Essen noch Trinken oder Schlaf. Ich bestehe aus Energie und muss mir deshalb keine Energie von außen zuführen.“ Obwohl er versucht hatte höflich zu klingen, konnte er den arroganten Ton jedoch nicht so ganz aus seiner Stimme bannen. „Gut. Ich werde dir ein Zimmer zuweisen in dem du dich so lange du hier bist aufhalten kannst. Komm mit.“ Shoko wandte sich zum gehen als der Magier sie aufhielt: „Wieso soll ich in ein anderes Zimmer? Ich kann doch auch hier bleiben.“ Sie drehte sich zu ihm um und ihre silber-grauen Augen funkelten ihn an: „Auf gar keinen Fall! Ich würde jetzt gerne schlafen und das kann ich nur wenn du in einem anderen Raum bist. Sonst hältst du mich noch die ganze Nacht wach. Nur gut, dass ich morgen nicht zur Schule muss. Komm jetzt endlich.“ Damit verschwand sie aus dem Zimmer, der Magier folgte ihr achselzuckend.
 

Als sie den Magier endlich im anderen Zimmer deponiert hatte und wieder in ihrem Zimmer war, schloss sie die Tür und ließ sich aufatmend mit dem Rücken dagegen fallen. Endlich war ruhe, endlich war sie ihn, zumindest für ein paar Stunden, los. Als sie sich bettfertig machte kreisten ihre Gedanken jedoch unweigerlich um ihren neuen Mitbewohner. So sehr sie sich auch freuen würde, wenn er wieder verschwinden würde, so konnte sie doch auch nicht leugnen, dass er unverschämt gut aussah. Allerdings konnte sein Charakter, ihrer Meinung nach, definitiv nicht mit seinem Aussehen mithalten. Der letzte Gedanke den sie hatte bevor sie einschlief war, dass sie es zutiefst bedauerte, dass sie ihren unliebsamen Gast nicht bei Yugi parken konnte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das wars für diese Woche,
ich hoffe es hat euch gefallen.
Eure LadyEva Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war's auch für heute wieder,
Kommentare und Kritik sind wie immer gerne gesehen.
Eure LadyEva Komplett anzeigen

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