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Family Affairs

Eine schrecklich nette Familie
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, da bin ich wieder mit dem aktuellen Kapitel. Wie sicher alle meine Leser bemerkt haben, lade ich meine Kapis nicht mehr regelmäßig jede Woche hoch, sondern nur noch wenn mir danach ist. Ich habe im Moment so viel auf Arbeit zu tun, da kann ich wirklich nicht jede Woche ein neues Kapi hochladen. Also, jetzt erst mal viel Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen

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3 Schwestern, eine Nichte und ich

Ich hatte diesen Traum… Nicht nur heute, schon länger, seit ich sie das erste Mal gesehen habe… Ich träume immer von diesem Mädchen, lange schwarze Haare, große schwarze Augen, flacher Busen und diese schlanken Beine… Sie kam seit einer Woche regelmäßig in den Mini-Markt, in dem ich 3mal in der Woche arbeite, kaufte sich ohne etwas zu sagen immer wieder ein paar Tüten Reiskekse und Salzstangen, sah mich dabei immer verlegen an und verschwand. Einmal fragte sich sie nach ihrem Namen, worauf sie stark errötete und den Laden verließ, dabei ihren Einkauf vergaß. Aufgrund ihrer schönen Haare und Augen, nannte ich sie nur Shihori-Hime… natürlich nicht ihr richtiger Name… Ich träumte, ich wäre mit ihr zusammen, liege mit ihr in einem Bett und streichle ihren süßen, knackigen Hintern und küsse sie auf ihren süßen Mund… er schmeckt nach Erdbeeren. Langsam legt sie ihre zierliche Hand auf meine Brust, löst den Kuss. Ihre Augen zittern, sie ist bereit, dass ich in sie eindringen kann. Ihre Lippen bewegen sich, sie flüstert etwas. Ich höre genauer hin, verstehe sie nicht gleich, zu aufgeregt bin ich. „…chan…“ höre ich sie flüstern. Ich hebe die Augenbrauen, sehe Shihori-Hime mit fragendem Blick an. „Onii-chan…“ höre ich sie flüstern. Doch irgendwie gehört die Stimme nicht zu ihr, sondern eher zu…
 

Ich reiße die Augen auf, realisiere wer da bei mir im Bett liegt und wen ich da streichle. Vor meinen Augen befindet sich ein Feld aus silbrig-grauem Haar, die durch 2 Haargummies ein Wenig an die Ohren eines Hundes erinnern. Ihr Hintern ist nackt. Langsam begreife ich: Es ist meine kleine Schwester Miwako, die sich in mein Bett geschlichen hat… mal wieder… um wie so oft am frühen Morgen mit mir zu „kuscheln“. Eigentlich wollte sie nur immer von mir begrapscht werden… Warum überhaupt? Ist sie ein Loli?! Nee… eigentlich war sie nur schon immer auf mich fixiert… genau wie Kanako-nee… und ihre Tochter Ritsuko… und meine Zwillingsschwester Yoko… Wie ihr merkt, all unsere Namen enden auf -ko… naja, außer meiner, der endet auf -to. „Äh… Miwa-chan?“ frage ich leise in ihr Ohr. Zufrieden lächelt sie mit geschlossenen Augen, scheint zu merken, dass meine Hand langsam höher, zu ihrem Rücken, wandert. „Miwa-chan…“ widerhole ich fast im Sprechgesang. „Ja, Onii-chan?“ lächelt sie, schmiegt sich dicht an mich.
 

Im nächsten Moment werfe ich sie hochkant aus meinem Zimmer, wo sie verdutzt im Schneidersitz sitzen bleibt, vollkommen nackt. „Such dir ein Hobby!“ rufe ich nur und knalle die Tür zu. Genervt drehe ich mich um und sehe auf die Projektion meines Projektor-Weckers an der Wand links von meinem Bett… es ist gerade mal 4 Uhr am Morgen… an einem Sonntag! „Nee… ist nicht euer Ernst…“ murre ich… meine Schlechte Laune hat übrigens noch einen Grund: Ich habe Einschlafprobleme. Wenn ich einmal wach bin, ist es für mich extrem schwer wieder einzuschlafen. Mit anderen Worten: Wenn ich mich jetzt noch einmal hinlege, dann werde ich mindestens eine oder 2 Stunden wach bleiben, bevor ich wieder einschlafe… da kann ich genauso gut runter ins Wohnzimmer gehen, mir die Glotze einschalten und irgendwann, bevor die Mädchen wach werden, das Frühstück machen… im Grunde war das schon Routine an unseren Sonntagen. In der Woche war es mir egal wenn Miwako oder Ritzuko in mein Bett kroch, da stand ich immer schon gegen 5 auf um vor dem Frühstück noch eine Runde um den Block zu joggen. Aber am Wochenende? Man, das war einfach zu ätzend!
 

Im Fernsehen, zumindest dem Japanischen, laufen um diese Uhrzeit nur diese Magical-Girl-Serien, die was für kleine Mädchen… wie Miwa-chan oder Ritsu-chan… waren, nicht aber für mich. Also schalte ich einen meiner Lieblingssender ein, einen Amerikanischen mit komplett englischer Sprachausgabe und zwar gerade rechtzeitig für meine Lieblings-Serie: Die Addams-Family. Ich fand diese Serie schon immer zum Schießen. Besonders über den Butler Lurch und das Eiskalte Händchen musste ich immer lachen, keine Ahnung warum. Ich bin gerade rechtzeitig zu einem von Lurches mysteriösen Erscheinen gekommen, Gomez zieht an dem Galgenstrick und die riesige Glocke ertönt und erschüttert die ganze Villa. Der Butler Lurch tritt aus dem Nichts ins Bild und sagt seinen berühmten Satz: „Sie haben geläutet?“ Dieser riesige Mann, der aussieht wie Frankensteins Monster in den Karlov-Filmen, mit seiner tiefen, unheimlichen Stimme, wie er stoisch in die Kamera schaut… irgendwie finde ich ihn ja etwas unheimlich aber gleichzeitig auch lustig. Unsere Haustür geht auf, ich wende mich um, habe dadurch dass wir eine offene untere Etage haben perfekte Sicht auf die Tür. Meine Zwillingsschwester kommt gerade herein, sieht etwas erschöpft aus. „Oh junge… jetzt eine heiße Dusche und dann ins Bett…“ höre ich sie murmeln. „Hey, Yoko-chan.“ rufe ich geflüstert und Yoko wendet sich vom Kleiderhaken mir zu, vermutlich verwundert weil ich schon wach bin. „Onii-san? Du bist noch wach?“ Ich knicke seitlich weg. Klarer Fall von Denkste, sie ist genauso blond wie sie aussieht. „Ich bin nicht noch wach, sondern schon…“ knirsche ich mit schiefem Lächeln. Sie blinzelt mich nur an. „Oh… war es dieses Mal Onee-chan? Oder eine der beiden Kleinen?“ „Miwa-chan…“ knirsche ich, richte mich langsam wieder auf. „Und du? Bis spät in die Nacht gefeiert? Hoffentlich hast du keinen Alkohol getrunken und keine Drogen genommen.“ Entrüstet stemmt Yoko die Fäuste in die Seiten und beugt sich vor. „Ich bin doch nicht blöd! Drogen und Alkohol machen die Birne hol! Aber gefeiert hab ich schon, war auf einer After-Show-Partie! Und jetzt geh ich schlafen! Gute Nacht.“ „Du meinst wohl eher guten Morgen!“ lache ich zurück, während Yoko-chan die Treppe hinaufsteigt.
 

Meine Serie war irgendwann zu Ende und ich beschloss dann, endlich mit dem Frühstück anzufangen. Kanako-nee trinkt immer gerne schwarzen Kaffee, was ich nun wieder nicht nachvollziehen kann. Yoko hingegen trinkt ihren Kaffee mit fettarmer Milch und ich bevorzuge meinen roten Tee. Die beiden Kleinen, Ritsu-chan und Miwa-chan, sind gerademal 13 und damit noch deutlich zu jung für Kaffee. Dafür trinken sie jeden Morgen aber eine Tasse Kakao und einen Orangensaft. Beim Essen ist niemand von uns wählerisch, weshalb ich das traditionelle japanische Frühstück für uns mache. Inzwischen ist es um 9 und Kanako-nee kommt als erste runter, während ich die Miso-Suppe abschmecke. „Meine Güte, hat Miwa-chan sich wieder zu dir ins Bett gelegt? Du machst ja wieder mal Frühstück.“ „Guten Morgen, Onee-chan. Ja, hat sie. Ich habe dir deinen Kaffee gekocht, das Frühstück ist gleich fertig.“ lächele ich nur zurück. Meine große Schwester ist der Traum eines jeden Mannes: Sie ist nur ein wenig kleiner als ich, hat schulterlange, braune Haare, die sie meistens mit einem Haargummi zu einem rechts liegenden Pferdeschwanz zusammenbindet, eine schlanke Figur, trotz ihres Alters von 32 Jahren und der Tatsache dass sie schon mit 19 ihre Tochter Ritsuko bekommen hat, kann ohne ihre Brille kaum etwas sehen und hat auch diese riesige Oberweite. Wenn ich nicht ihr kleiner Bruder währe, ich würd mich echt in sie verlieben. Bei diesem Gedanken spüre ich, wie mir das Blut in… ihr wisst schon wohin schießt. Die Suppe schmeckt und ich drehe die Herdplatte auf „Warmhalten“. Eilig nehme ich die Kaffee-Kanne und schenke für Onee-chan eine Tasse ein, sehe schließlich wie sie sich an den Tisch setzt und stelle ihr die Tasse vor die Nase. Sie hat ihre Brille nicht auf, weshalb die Tasse direkt zwischen ihren gefalteten Händen steht, damit sie nur noch die Hände schließen muss. „Du weißt doch, dass sie das immer noch macht, weil du ihr früher erlaubt hast in dein Bett zu kommen, wenn sie einen Albtraum hatte.“ „Ja. Aber bei mir schlafen und mit mir schlafen sind 2 paar Schuh! Außerdem ist sie immer nackt!“ „Sie kommt halt in die Pubertät.“ versucht Onee-chan unsere kleine Schwester in Schutz zu nehmen, doch bei mir klappt das nicht. Ich kann es nicht haben, wenn meine Schwestern sich an mich ranschmeißen.
 

Zufrieden grinse ich und das bleibt auch Kanako trotz ihrer beinahe-Blindheit nicht verborgen. „Was ist los, kleiner Bruder?“ „Ach, nicht viel. Ich habe nur heimlich die Wecker der Mädchen gestellt… die dürften jetzt gleich losgehen.“ Ich spüre regelrecht, wie über Kanako-nees Kopf ein großes Fragezeichen aufsteigt. Dann klingeln alle 3 Wecker, und ich meine nicht die billigen, die einfach nur piepen, sondern die mit den 2 Metallglocken oben drauf, und wir hören, wie die restlichen 3 Mädchen fluchend aus den Betten fallen. „Autsch!“ rufe ich, reibe mir den Hinterkopf. „Ach ja…“ lächelt Onee-chan, nippt leicht an ihrem Kaffee. „Du und Yoko-chan habt ja dieses Zwillings-Ding. Immer wenn sich einer von euch das Knie aufschürft, spürt der Andere den Schmerz.“ „Ja… zum Glück spüre ich nicht ihre Regelschmerzen… Das wär der Hammer…“ bestätige ich meine ältere Schwester, höre es von der Treppe her poltern, bevor dann meine anderen beiden Schwestern und meine Nichte zu hören sind. „Onii-chan! Das war richtig gemein!“ wirft mir Ritsuko gleich an den Kopf. Wenigstens ist sie nicht nackt, so wie Miwako vorhin. Dafür trägt sie aber ihren blauen Hoodie, den sie meistens ja zum Schlafen trägt, ihren Haarreif mit den schwarzen Katzenohren und diesen komischen Schlüpfer mit dem schwarzen Katzenschwanz. Sie und Miwako haben etwa die gleiche Größe, aber während Miwa-chan wie gesagt silbrig-graue Haare hat, ist Ritsu-chan brünett und grünäugig. Außerdem hat sie im Moment einen Catgirl-Tick. „Stimmt, Onii-chan.“ Stimmt ihr Miwako zu. Auch sie trägt einen Hoodie, ihrer aber in einem Pink-Ton, den ich nicht näher definieren kann. Über ihre Haare hab ich ja schon 2mal was gesagt, ihre Augen hab ich bisher aber noch nicht erwähnt: die sind nämlich rot, obwohl sie eigentlich kein Albino ist. „Nii-san, wann hast du unsere Wecker gestellt?“ fordert Yoko-chan von mir, sieht mich richtig wütend an. Wie ich schon sagte ist sie blond, eigentlich genau wie ich, und hat blaue Augen, auch wie ich. Außerdem ist sie echt sexy, zumindest sagten dass immer die Jungs an unserer alten Schule. Mich schützend hebe ich die Hände, versuche die 3 auf Abstand zu halten. „Immer mal mit der Ruhe! Wir frühstücken am Wochenende immer zwischen 9 und halb 10! Und Yoko-chan, wer lange feiern kann, der kann auch früh aufstehen.“ Vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen. Mit gefährlich pochender Schläfe wendet sich meine Zwillingsschwester zu Ritsuko um. „Ritsu-chan? Kannst du mir mal so fest du kannst vors Schienbein treten?“ Mir schwant übles.

Ich glaub, ich sah einen Engel…

Eine ganze Woche lang konnte ich kaum gehen, so sehr tat mir das Schienbein weh. Beruhigend fand ich, dass Yoko-chan genauso lange die gleichen Schmerzen hatte. Nur weil wir dieses Zwillings-Ding haben, bedeutet es nicht dass wir nicht die eigenen Schmerzen spüren, wenn wir uns verletzen. Jetzt sitze ich mit meinem besten Freund seit dem Kindergarten im Park, genehmige mir mit ihm ein Eis. „Alter, ich beneide dich echt…“ meine ich schließlich, worauf Yukito, so sein Name, mich ansieht. „Echt? Warum denn?“ „Du bist Einzelkind und hast auch keine Zwillingsschwester mit diesem Zwillings-Ding, dass ihr die Schmerzen voneinander spürt. Glaub mir, du weißt nicht wie nervig das ist. Stell dir mal vor, dass du und deine Schwester an die gleiche Schule geht, aber in 2 verschiedene Klassen. Du brütest über einem Mathe-Test und sie hat Sport, Volley-Ball. Plötzlich spürst du, wie dir ein Ball das Gesicht eindrückt, aber du hast gar nichts und wachst im Krankenzimmer wieder auf, direkt neben deiner Schwester. Kommt dir das bekannt vor?“ frage ich. Ich kann sehen, wie Yuki-kun mich schief angrinst. „Das war also dieser Ohnmachts-Anfall damals in der 2ten Oberstufen-Klasse. Und darum hattest du damals auch Nasenbluten. Und wie ist das, wenn sie ihre…“ „Gott bewahre!“ werfe ich ein, lasse durch mein wildes gestikulieren sogar mein Eis fallen. „Wenn ich das jeden Monat mitkriegen würde, wäre ich jetzt langsam verrückt! Nee alter, nee!“ „Okay, dann anderes Thema… Was hast du eigentlich seit damals gemacht? Seit unserem Abschluss?“ „Ich hab studiert. Hab meinen Abschluss in IT-Wissenschaften vor einem halben Jahr gemacht.“ „Alter, wir sind doch erst vor 2 Jahren graduiert! Du hast nur anderthalb Jahre studiert?“ entrüstet sich Yukito, lässt dabei auch sein Eis fallen. „Was soll ich sagen?“ frage ich grinsend, „Ich bin eben ein Naturtalent am Computer. Seitdem bin ich Sicherheits-Berater für namhafte Firmen und Banken in ganz Japan. Ich hacke mich in deren Computer, hinterlasse in deren System meine Signatur und schreibe einen Bericht. Nachdem die meinen Bericht bekommen haben, wie sie die Lecks beheben können, geht eine Bezahlung im 6-Stelligen Bereich auf mein Schweizer Nummern-Konto. Natürlich wird alles versteuert, ist doch klar.“ Ich sehe, wie Yukito die Kinnlade herunterklappt. Anscheinend kann er kaum glauben, dass ich, der ewige Computer-Freak, solche Unmengen an Kohle mit ein paar Tastatur-Anschlägen verdiene. „Alter, du verarscht mich?“ „Nope. Ich verdiene auf diese Weise ungefähr 100000 Dollar pro Nacht. Und nebenbei gehe ich noch im Quick-E Mart in der Spätschicht jobben, 3 mal in der Woche. Irgendwann brauche ich mal etwas Ablenkung.“ „Klar…“ stimmt mir mein alter Freund nachdenklich zu. „Und du? Was machst du?“ „Ähm…“ macht er nur, sieht irgendwie verlegen zur Seite. Mir fällt auf, dass er Shihori-hime auf diese Weise erstaunlich ähnlich sieht. Ist sie vielleicht seine Zwillingsschwester, von der ich bisher nichts wusste? „Ich ähm… das erzähl ich dir vielleicht ein andermal. Wie wäre es, wenn ich heute Abend bei dir vorbeikomme? Dann… dann zeige ich dir… was ich meine.“ „Dann komm mal lieber in den Quick-E Mart. Ich hab heute wieder Schicht.“ erkläre ich ihm, erhebe mich von meiner Parkbank. „Also, ich muss dann mal los. Onee-chan macht heute Pizza und ich will auch noch ein Stück bekommen. Wir sehen uns dann heute Abend im Laden, okay?“ „Äh, gut… dann, bis später…“ schluckt Yukito, schlägt mit mir ein und wir verabschieden uns.
 

Auf meinem Weg zum Bahnhof komme ich an unserer alten Schule vorbei, Sakuramori. Ich komme nicht umhin, einen gewissen Anflug von Nostalgie zu verspüren. Genau genommen komme ich übrigens nicht am Haupteingang vorbei, sondern hinter dem Sportplatz. Heute spielt scheinbar die Lacrosse-Mannschaft der Mädchen, ein Anblick den ich wirklich vermisst habe. Neugierig wende ich mich dem Spiel-Geschehen zu, sehe wie unsere Mannschaft ein Tor nach dem Anderen macht. Auf einmal fliegt der Ball weiter als ursprünglich geplant. „Och Kacke…“ murmel ich nur und nehme die Beine in die Hand. Aber ich folge nicht der Straße, sondern renne entlang der Flugbahn des Balls vor eben jenem davon. Natürlich trifft er mich am Hinterkopf und ich kippe vorne über, rolle einen Abhang herunter. Im Nachhinein betrachtet grenzt es an ein gottverdammtes Wunder, dass ich mir nur ein paar Schürfwunden geholt habe.
 

Ich glaube, ich war für eine Weile bewusstlos, zumindest für einen Moment. Das nächste, was ich weiß ist, dass ich eine entfernte, besorgte Stimme höre. Langsam öffne ich die Augen, sehe die Umrisse eines Mädchens über mich gebeugt. „Bist du in Ordnung? Kannst du dich bewegen?“ fragt sie erneut, jetzt realisiere ich es erst. Sie hat wunderschöne, rote Augen, naja, fast rot, eher etwas Lila mit einem Hauch von rot, schwarze, blaustichige Haare mit einem sexy langen Ahoge. Die Uniform hat sich in den letzten 2 Jahren anscheinend leicht geändert, sie trägt nämlich ein kurzärmeliges weißes Hemd… naja gut, wir haben ja Hochsommer… darüber einen Beigen Pullunder und einen blauen, karrierten Minirock. Aber statt der Schleife, welche die Mädchen früher bei uns getragen haben, trägt sie so ein komisches Halsband. „Ist er tot!?“ ruft jemand anderes über mir, der Stimme nach zu urteilen war es ein weiteres Mädchen. Besorgt sieht die Schwarzhaarige über mir auf. „Nein, er atmet und hat die Augen inzwischen offen. Aber wir sollten einen Arzt rufen.“ meint sie, sieht wieder zu mir runter. „Wir rufen gleich einen Krankenwagen, keine Sorge…“ Das Einzige das ich rauskriege… und glaubt mir, darauf bin ich nicht stolz, ist eine verdammte Anmache. „Bin ich im Himmel?“ frage ich und das Mädchen hebt irritiert eine Augenbraue, „Ich muss im Himmel sein, denn da ist ein Engel vor mir.“ Die Augenbrauen der Schwarzhaarigen senken sich, sie sieht wütend aus. „Vergiss den Krankenwagen, der Typ ist einfach nicht ganz dicht.“ meint sie und verpasst mir eine schallernde Backpfeife. „AU!“ brülle ich und schnelle hoch, dabei rammt mein Kopf den Ihren. Dieses Mal jammern wir Beide vor Schmerzen.
 

Ein paar Augenblicke später hat sich die Lage wieder beruhigt und ich habe die Situation erklärt. Verstehend nickt die Schwarzhaarige, macht vor mir eine tiefe Verbeugung, wie in diesen alten Filmen, in denen ein Diener sich dem Tenno unterwirft, oder zumindest einem Daimyo. „Es tut mir Leid, Senpai! Ich hätte wissen müssen, dass du nur zufällig vorbeigekommen bist!“ „Jetz‘ mach ma‘ nich so ’ne Welle Hinoka-chan! Der is‘ kein Promi oder so! Wir konnten es beide nich‘ wissen! Außerdem hab ich ja den Ball geworfen!“ fährt ihre Freundin, eine etwas kleinere Brünette mit blauer Strähne im Haar und einem süßen Muttermal unter dem rechten Mundwinkel, sie an. Schützend hebe ich die Hände vor mir, lächele die Beiden peinlich berührt an. „Jetzt macht mal halblang. Ich hätte nicht anders reagiert. Eigentlich war dieser Schlag nur halb so schlimm, viel Schlimmer wird der Ärger, den ich mit meiner Zwillingsschwester heute Abend bekomme, wenn ich von Arbeit komme.“ „Wie jetzt?“ blinzelt Hinoka, die Schwarzhaarige mit dem Halsband. „Yoko-chan und ich haben dieses Zwillings-Ding. Gemeinsamer Schmerz, verstehst du?“ „Also, du bekommst eins auf die Nuss und sie merkt‘s auch?“ fragt die Brünette und ich nicke. „Ja, so in etwa. Äh, Hinoka-chan, gibst du mir mal kurz dein Handy? Wenn du dich bei mir entschuldigen willst, dann solltest du mich auch erreichen können.“ Verdutzt blinzelt Hinoka-chan, reicht mir schließlich doch ihr I-Phone. Schnell speichere ich meine Nummer bei ihr ein und klingel mich selber an. „So. Wenn dir etwas einfällt, dann schick mir eine Nachricht oder ruf mich an. Ich muss noch einen Zug erwischen. Oh und Akane-chan? Gutes Spiel. Du solltest echt mehr im Angriff spielen. Aber greif bitte keine Passanten mehr an, ja? Das ist schlecht für’s Image unserer Schule und unserer Lacrosse-Mannschaft.“ Verlegen kratzt sich Akane am Hinterkopf, lächelt dabei verlegen und zeigt ihren verlängerten Fangzahn im linken Mundwinkel. „Äh… Ja, Sorry nochmal… ich lad dich mal auf ein paar Burger oder so ein. Hinoka-chan kann mir ja deine Nummer mal geben.“
 

Wir sitzen noch eine Weile am Fluss nahe der Schule und schließlich klingelt mein Telefon erneut. Am anderen Ende der Leitung ist Onee-chan und klingt ziemlich besorgt. Sie will wissen wo ich bin und warum ich den Pizza-Freitag verpasse. Den hatte ich vollkommen vergessen. „Also, bis demnächst dann mal. Beim nächsten Spiel bin ich auch auf der Tribüne. Und keine Passanten mir angreifen, ja?“ lache ich noch einmal, worauf Akane noch einmal Anstalten macht den gottverdammten Lacrosse-Ball nach mir zu werfen, überlegt es sich jedoch noch einmal anders.
 

Den Rückweg bestreite ich durch ein Taxi, gebe dem Fahrer sogar ein üppiges Trinkgeld, was ich mir auch durchaus leisten kann. „Bin wieder da, Onee-chan!“ rufe ich und schon kommt Kanako-Nee auf mich zugestürmt, wirft sich mir um den Hals. Besser gesagt drückt sie mein Gesicht tief in ihren gewaltigen Busen. „Aki-kun, jag mir doch nicht so einen Schrecken ein! Du kannst nicht einfach ohne etwas zu sagen weg bleiben!“ schluchzt sie. Ich kann es einfach nicht ertragen wenn eine meiner Schwestern, egal welche, weint. Nur langsam lässt sie sich beruhigen und während sie meine Schürfwunden mit Pflastern und so versorgt, erzähle ich ihr was passiert war, auch dass ich das erste Mal ein Mädchen angeflirtet habe… und zwar ziemlich plump… und dafür auch gleich eine Backpfeife kassiert habe. Dabei muss sie lachen und tupft etwas zu stark mit dem Iod auf meine Wunde an der Wange. „Autsch! Yoko-chan bedankt sich gleich bei mir!“ fahre ich Kanako-nee an, meine es jedoch nicht wirklich so. Und tatsächlich spüre ich wie Yoko-chan etwas schweres auf ihren Fuß fallen lässt. „SCHEISSE!“ brülle ich nur noch. „Warum lässt diese blöde Kuh ausgerechnet jetzt sowas gottverdammt Schweres auf den Fuß fallen!?“ brülle ich, halte mir den Fuß mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Das hat sie sicher nicht mit Absicht gemacht. Ich bin gleich fertig und dann essen wir, ja?“ meint meine große Schwester und beendet ihre Arbeit an meinen Wunden.
 

Der Mittag verfliegt wie im Fluge und kaum sind Miwa-chan und Ritzu-chan zuhause, sie gehen übrigens auf meine alte Schule nur in die Mittelschul-Abteilung, da muss ich auch schon wieder los, dieses Mal zur Arbeit im Quick-E Mart. Ich kann mir nur vorstellen was die Beiden Onee-chan erzählen werden… dass das Lacrosse-Spiel wegen mir unterbrochen wurde und so… zum Glück habe ich das schon erzählt. Im Laden angekommen werde ich schon von meiner attraktiven Chefin erwartet. Ihr Name ist Reika. Sie ist wirklich nett und so, aber sie ist auch leicht verrückt… wie fast alle Menschen in meinem Leben. Sie ist… naja, sagen wir mal dass sie Spielzeug sammelt… Spielzeugautos… egal welche… Egal, auf jeden Fall dreht sie jedes Mal am Rad wenn ein neues, bestenfalls seltenes, Auto kommt, dann dreht sie immer frei… Heute zum Glück nicht. „Ah, Aki-kun! Schön dass du heute schon… was ist denn mit dir passiert?“ „Kleiner Unfall auf dem Heimweg.“ lächle ich nur und kratze mich verlegen an der Wange. Nicht weiter darauf eingehend atmet Reika erleichtert durch. „Nur gut dass dir nichts passiert ist, Aki-kun. Ich muss mich heute mal etwas beeilen, mein Sohn muss zum Zahnarzt und er hat eine Heidenangst. Hast du vielleicht einen Tipp für deine liebe, süße Chefin?“ fragt sie mich mit verführerischem Augenaufschlag. Ja, sie hat einen kleinen Sohn von 13 Jahren, ist alleinerziehend und geschieden. Trotzdem ist ihr Sohn jedes zweite Wochenende bei ihrem Ex. Natürlich hab ich den Tipp, Ritzuko hat immerhin auch tierisch Panik vor dem Zahnarzt. Lustig nur dass sie öfter Löcher in den Zähnen hat als meine süße, kleine Schwester Miwako, die ja Donuts über alles liebt. Dabei isst Ritzuko gar keine Süßigkeiten… Wie auch immer, natürlich gebe ich ihr den einen oder anderen Tipp, doch ob das was bringt, nun ja. Also übergibt mir die Chefin den Laden und ermahnt mich wie jedes Mal nicht zu vergessen die Einnahmen in den Safe zu tun und den Laden, wenn ich Feierabend mache, abzuschließen. „Geht klar, Chefin. Und vergiss nicht dass Gummibärchen und Schokolade ab sofort für Toshi tabu sind.“ lächle ich zurück, verabschiede sie mit einer herzlichen Umarmung… sie ist ab und zu mit ihrem Sohn Toshi bei uns zu Besuch und gehört schon fast zur Familie… bevor ich in den Mitarbeiterraum gehe und mir mein Hemd und meine Schürze anziehe.
 

Zurück im Verkaufsraum fülle ich zuerst einmal die Regale mit den ganzen Fertigsuppen und Knabbereien auf, bevor es an die Kühlregale geht. Bei den Kühlregalen fällt mir ein Bento auf, für nur 320 Yen. Es ist Preisreduziert. „Hm… Bento…“ überlege ich und lecke mir die Lippen. Ich habe tatsächlich schon lange kein Bento mehr gegessen. Es ist die Spezialität, wie wir im Laden es immer nennen. Es ist ein Bento mit speziell gewürztem Kräuterreis, scharf angebratenen Bohnensprossen, einer Scheibe geräuchertem Aal in Spezialmarinade, ein paar frittierten Garnelenschwänzen und diversen Beilagen. Mir läuft das Wasser im Munde zusammen. Kurzerhand nehme ich das Bento aus den Regal, lege das Geld passend in die Kasse und bringe es in den Kühlschrank unseres Mitarbeiterraumes.
 

Inzwischen geht die Sonne schon langsam unter und bisher hatten wir nur 3 Kunden heute Nachmittag. Aber der Abend ist noch jung. Ich will gerade einen Tee mit dem Wasserkocher in unserem Mitarbeiterraum kochen, da sehe ich im Monitor dass 2 Mädchen den Laden betreten. Wir haben sowohl im Verkaufsraum, als auch im Lager Kameras, das ganze System habe ich dann noch programmiert. Also gehe ich wieder vor und begrüße die Beiden. Uns 3en fällt die Kinnlade herunter. Es sind Akane-chan und Hinoka-chan. „Wat machst du‘n hier?“ platzt es einfach aus Akane-chan heraus. „Äh, arbeiten? Ich arbeite hier Teilzeit, brauch ich zum abschalten.“ erkläre ich kaum gerührt. „Also? Kann ich euch vielleicht weiterhelfen?“ „Ja. Habt‘a zufällig irgendwelche Iso-Drinks? Für Sportler genau dat richtje.“ grinst Akane-chan. „Klar. Getränke in Reihe 2, die Iso-Drinks sind in den unteren Fächern. Protein-Riegel sind eine Reihe weiter.“ lächle ich nur noch, deute auf die beiden Regale. Zum Glück haben wir sie damals nummeriert, auch eine Idee von mir. Sich bedankend geht die Brünette zu den Getränken. „Noch einmal Entschuldigung, Senpai.“ verneigt sich Hinoka erneut vor mir, doch ich schüttele nur den Kopf. „Vergeben und Vergessen. Das Meiste ist eh durch den Sturz gekommen. Außerdem hat sich meine Schwester schon bei mir gerächt, als Onee-chan meine Verletzungen behandelt hat. Irgendwas hat die dumme Kuh auf ihren Fuß fallen lassen. Aber egal, kann ich dich vielleicht für unsere Reiskekse begeistern? Die mit einer Note von grünem Curry sind der Renner. Regal 4 hat die ganzen Knabbereien.“ „Danke Senpai, ich probier sie mal.“ lächelt Hinoka mich an, geht schnell zu den Knabbereien, nur um mit 3 Tüten Reiskeksen, von jeder Sorte die wir führen eine, wieder zurückzukommen, zeitgleich mit Akane-chan, die 2 Proteinriegel und 2 Flaschen Iso-Drink dabei hat. „So Meister, wie viel macht dat?“ „Einen Moment…“ meine ich, scanne die Waren ein und gebe den Preis an. „Außerdem lege ich noch ein Wörterbuch obendrauf, damit du endlich mal eine gescheite Aussprache lernst.“ füge ich noch hinzu, gebe Akane ein aktuelles Wörterbuch, das ich zufällig in der Schürzentasche habe. Ich persönlich lese ja gerne Wörterbücher und manchmal, wenn ich Langeweile habe, such ich mir einfach mal ein dickes Buch aus meinem Bücherregal, wie zum Beispiel die englischsprachige Ausgabe von Krieg und Frieden und lese sie in einem Rutsch durch. Genervt und mit gefährlich zuckender Augenbraue sieht mich Akane an. „Wat’n dat?“ „Ein Lexikon. Deine Aussprache ist grauenhaft. Vielleicht lernst du ja etwas. Das ist gratis.“ erkläre ich und verneige mich zum Abschied. „Bitte beehrt uns bald wieder.“
 

Wieder dauert es eine Weile bis ein neuer Kunde rein kommt. Genauer gesagt ist es ein Mädchen. Oh mein Gott! Es ist Shihori-hime! „G-guten Abend… K-kann ich d-dir helfen?“ frage ich hypernervös. Gott, ich komme mir vor wie ein pubertierender Teenager! Sie lächelt mich verlegen an, geht wie immer zu den Salzstangen und den Reiskeksen und kommt mit einem Korb zurück, in dem 2 Tüten Reiskekse Naturell, 2 Packungen Salzstangen und zur Abwechslung noch eine Packung grüner Tee liegen. Wie gewohnt scanne ich die Ware ein und verkünde den Preis. Und wie immer gibt sie es genau passend raus, nur sagt sie dieses Mal etwas. „B-bitte sehr, st-stimmt so.“ Es läuft mir kalt den Rücken runter. Das kann nicht sein. Für einen Mann ist die Stimme zu hoch, für eine Frau zu tief. Aber ich kenne diese Stimme. Gottverdammt, ich kenne diese Stimme! Und ich weiß auch genau woher, denn heute Vormittag habe ich mit dem Besitzer der Stimme noch zusammen im Park ein Eis gegessen. „Alter, Yuki-kun? Willst du mich verarschen?“ „Nein, Kumpel.“ meint er nur stark errötend, zieht sich die Perücke vom Kopf. Es ist tatsächlich mein alter Freund Yukito. „Alter, sag mir jetzt nicht dass du auch noch schwul bist…“ „Ähm…“ macht er nur noch verlegen und ich fall vom Glauben ab.

Mein erstes Date… und sie hat mich versetzt!

Ein paar Tage nun habe ich schon keinen Kontakt mehr mit Yuki-kun gehabt. Als er mir neulich im Laden gestand, dass er ein Crossdresser, sogar ein Model für japanische Modefirmen ist, und noch dazu schwul und in mich verliebt, habe ich ihm gesagt ich bräuchte etwas Zeit um das zu verarbeiten. Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Homosexuelle. Ich kenn welche persönlich, nicht unbedingt bin ich mit denen befreundet, aber wenigstens reden wir ab und an miteinander. Jetzt liege ich auf meinem Bett, starre an die Decke und überlege, wie ich mich so in meinem besten Freund täuschen konnte. Die Tür zu meinem Zimmer geht auf. „He, Onii-chan!“ Mit gehobenen Augenbrauen sehe ich auf. Es ist Ritsuko, wie immer mit ihren falschen Katzenohren. „Mama sagt ich soll dich holen. Da ist ein Mädchen für dich.“ Der Blanke Schweiß läuft mir von der Stirn und das scheint die Kleine auch zu merken, denn sie grinst mich nur frech an. „Sie ist ziemlich hübsch. Hast du vielleicht eine neue Freundin?“ „Nee. Eigentlich nicht.“ antworte ich nur. Ich kann mir denken wer das ist. Ich meine, Hinoka und Akane können es nicht sein, denen habe ich nur meine Handynummer gegeben. Es kann also nur Yuki-kun… oder eher Yuki-chan… sein. Also gehe ich runter, an Ritzuko vorbei. Tatsächlich sitzen unten in der Küche Onee-chan und Yuki-chan, also Yukito in dem gleichen Kleid wie vor ein paar Tagen.
 

„Wirklich? Nicht dein Ernst, dabei wart ihr doch immer so gute Freunde.“ höre ich Kanako-nee lachen. Kaum bin ich die Treppe runter, schon sieht sie zu mir und erhebt sich. „Ich gehe dann mal die Wäsche machen. Glaubst du dass Ritsuko und Miwako mir helfen wollen?“ „Sicher, warum nicht?“ meine ich nur desinteressiert, lasse Kanako-nee vorbei und setze mich schließlich zu Yukito. „Also? Du willst über neulich reden, nicht wahr?“ frage ich schließlich, nachdem ich mir einen Tee gekocht habe. „Ja. Tut mir echt Leid dass ich dich so überfallen habe. Ich habe die letzten Tage hin und her überlegt, wie ich mich am Besten erkläre. Ich denke, ich fange mal bei meinen Eltern an. Du weißt doch sicher, dass die immer eine Tochter wollten, aber stattdessen ich dabei rausgekommen bin.“ beginnt er zu erklären und macht Anstalten die Perücke abzusetzen, doch ich gebe ihm zu verstehen dass er es lassen soll. „Wenn Miwa-chan oder Ritsu-chan das mitbekommen können die noch gar nicht damit umgehen. Die sind gerademal 13.“ Mir anscheinend zustimmend nickt Yuki-kun, lässt die Perücke auf dem Kopf. „Jedenfalls, irgendwann als ich 11 war oder so, habe ich mir ein paar Kleider meiner Mutter angezogen und ihr Make-Up ausprobiert. Damals waren die gerade nicht zuhause. Es hat mir so gut gefallen, dass ich später gerne Mädchensachen angezogen habe.“ „Und wann hast du gemerkt dass du Schwul bist?“ frage ich nun doch interessiert. Die Antwort hätte ich mir eigentlich denken können. „Erinnerst du dich, als wir damals Schwimmunterricht hatten und ich beinahe ertrunken wär?“ „Klar. Ich hab damals CPR bei dir benutzt. Onee-chan hat mir das beigebracht, falls mal ein Notfall eintritt. Auch die beiden Kleinen und Yoko-chan können das. Warte, du hast dich nach der Mund zu Mund-Beatmung in mich verliebt? Als du wieder zu dir kamst?“ Verlegen nickt er. „Für mich fühlte es sich an, wie mein erster Kuss.“ Irgendwo kann ich die Sache ja verstehen, immerhin war es damals, als Onee-chan die CPR an mir vorgeführt hat ja auch für mich wie mein erster Kuss. Peinliches Schweigen, während dem ich meinen Tee trinke. „Versteh mich nicht falsch, ich weiß dass du nicht schwul bist wie ich, Aki-kun. Aber ich hoffe, wir bleiben trotzdem Freunde.“ „Klar Alter. Immerhin kennen wir uns seit dem Kindergarten. Wär echt schade, wenn unsere Freundschaft deswegen kaputtgehen würde.“ Lächle ich ihn an. Wir unterhalten uns noch ein paar Minuten, bis ihm schließlich einfällt, dass er noch eine Lieferung vom Versandhaus erwartet.
 

Ich dachte immer, dass Yuki-kun einfach nur ein Spinner ist. Seit heute weiß ich aber, dass er einfach nur in mich verliebt war. Ich hoffe nur, dass er nicht zuhause in seinem Bett liegt und sich die Augen wegen der nicht erwiderten Gefühle ausheult. Jedenfalls sitze ich jetzt in meinem Zimmer, gehe meinem geheimen Hobby nach: Ich schreibe einen Roman, einen Kriminal-Roman mit Schwerpunkt auf Cyber-Kriminalität. Im Prinzip geht es um einen anonymen Hacker, welcher der Polizei von Japan regelmäßig im Kampf gegen Verbrechen im Internet hilft. Gut, ich gebe zu dass ich die Idee aus CSI: Cyber habe, aber die Umsetzung ist mir bis jetzt, so zumindest mein Verleger, sehr gut gelungen. Als eigentliche Protagonisten habe ich eigentlich eine Kommissarin aus Tokyo und einen Inspektor aus Osaka erfunden, wobei der Inspektor eine landesweite Sonderkommission eingerichtet hat, bestehend aus den landesweit besten Ermittlern auf ihren Gebieten: Cyberkriminalität, Profiler, Spurensicherung und so weiter… Ich habe gerade wieder ein Kapitel fertig und sende es per E-Mail an meinen Verleger. Jetzt heißt es warten was mein Verleger sagt und dann eventuell noch umändern. Mein Handy klingelt, jedoch ist es der SMS-Ton. Neugierig schaue ich auf mein Smartphone. Die SMS kommt von Hinoka-chan. Sie fragt an, ob es mir genehm wäre, wenn wir uns heute Abend zum koreanischen Barbecue verabreden könnten. Koreanisch? Natürlich bin ich dabei! Ich schreib ihr also zurück dass ich damit kein Problem habe. Und da Sonntag ist habe ich auch keinen Dienst. Nur muss ich Onee-chan noch Bescheid geben, aber soweit ich weiß, hat die selber gerade ein Date und kommt erst spät wieder. Ach was soll‘s, ich öffne einen neuen Tab und schicke Kanako-nee eine Nachricht, dass sie heute nicht auf mich mit dem Abendessen warten braucht. Auf ihre Antwort warte ich erst gar nicht, sondern pack das Handy gleich wieder in die Hosentasche und speicher meine Arbeit auf dem Rechner. Aus Gewohnheit packe ich auch meinen Laptop ein. Ich weiß, wir haben gerade Mittag aber ich bin immer auf alles vorbereitet. Apropos Mittag, da fällt mir ein, wir haben gar nichts zum Essen, keiner von uns kann kochen. Naja, zumindest sage ich das immer, tatsächlich hat Kanako-nee mir ein Wenig kochen beigebracht… Yoko-chan hat dafür einfach kein Talent. Und da ich heute zu faul bin, beschließe ich Yoko-chan und die Kleinen zu fragen, ob wir uns heute einfach mal was bestellen sollen. Als erstes klopfe ich an Yoko-chans Tür und warte gar nicht erst ab dass sie mich hereinbittet. Ein großer Fehler. Ich öffne also die Tür und was sehe ich? Wie meine süße Zwillingsschwester fast nackt auf ihrem Bett sitzt, die Beine weit gespreizt und sich mit einem Vibrator gerade selbstbefriedigt. Sie sitzt so, dass sie mich direkt ansieht. Beide erstarren wir, laufen im Gesicht hochrot an. Ich wende mich schnell ab, meine noch ich hätte nichts gesehen und komme später wieder, da wirft die blöde Kuh mir ihre Nachttischlampe gegen den Hinterkopf und haut mich damit um. Ich höre noch wie sie selbst vor Schmerz jammert, bevor ich die Tür hinter mir schließe. „Ich… ich komme später nochmal zurück…“ „BLEIB DRAUSSEN DU SPANNER!“ brüllt sie mir hinterher. Also gehe ich zu meiner kleinen Schwester und meiner Nichte, die sich ein Zimmer teilen und klopfe an. Dieses Mal warte ich bis sie mich hereinbitten. „Komm rein Onii-chan!“ höre ich Miwako rufen. Vorsichtig öffne ich die Tür, spähe um die Ecke um Sicher zu gehen dass nicht gerade eine der Beiden nackt ist oder sich umzieht. Dass sie sich selbstbefriedigen glaube ich eher weniger, dafür sind sie noch etwas zu jung… meiner Meinung nach. Allerdings sind sie etwas frühreif, doch ich habe Glück. Sie sitzen vor ihrer Spiele-Konsole und spielen Tekken… warum habe ich ihnen keine Wii-U gekauft damit sie Super Mario oder Zelda spielen können? Die hab ICH in meiner Kindheit gespielt! Das waren verdammt gute Spiele. „Hey ähm… wollen wir uns was zum Mittagessen bestellen? Onee-chan hat uns nichts vorgekocht.“ „Klar, warum nicht?“ fragt mich Ritzuko mit wedelndem Schwanz. Sie wird wohl noch lange diese dämliche Unterwäsche und diese beknackten Ohren tragen. „Macht ihr dann mal Schluss und kommt runter, damit wir uns was aussuchen können? Ich sag Yoko-chan noch Bescheid.“ Miwako drückt nur auf Pause und sieht über die Schulter zu mir. „Gut, wir kommen.“ Meint sie nur und erhebt sich.
 

Unten angekommen ist natürlich sofort ein Streit entbrannt, was wir heute bestellen. Miwako will Pizza und ist felsenfest davon überzeugt dass die aus Amerika kommt. Yoko-chan will Lasagne und Ritzuko will Pasta. Diplomatisch wie ich bin, schließe ich mich der Mehrheit an, welche ja Italienisch sagt, also gehe ich einfach bei meinen Schwestern und meiner Nichte mit. Also hole ich mein Smartphone raus und rufe die App vom Lieferservice auf. „Also, was für Pizza möchtest du, Miwa-chan?“ „Scharf.“ Gibt sie nur Monoton zurück. Also bestelle ich ihr eine Pizza mit Salami, Schinken und Pepperoni. „Ritzu-chan, was willst du?“ „Spaghetti Carbonara!“ jubelt sie und natürlich bestell ich ihr auch das. „Yoko-chan?“ „Hast du doch gehört, Nii-san. Lasagne.“ Stimmt, die Lasagne. Und ich für meinen Teil habe großen Appetit auf eine Calzone. Ich schicke die Bestellung ab und bekomme sofort die Bestätigung. „Okay Mädels, das Essen ist in 20 Minuten da. Mir fällt dabei gerade ein, ich habe heute Abend eine Verabredung, ihr braucht also nicht auf mich warten.“ füge ich noch hinzu, worauf mich die 3 nur schief ansehen. „Onii-chan hat ein Date? Wer ist die Glückliche? Das Mädchen von heute Vormittag? Oder eines der Mädchen vom Lacrosse-Spiel?“ verlegen sehe ich zur Seite. „Eigentlich ist es kein Date. Ich wurde nur zum Abendessen eingeladen, mehr nicht.“ versuche ich mich zu rechtfertigen, aber bei diesen Mädchen ist das nur vergebene Liebesmüh.
 

Der Abend bricht schneller an als ich gedacht hatte und da ich für 18 Uhr mit Hinoka-chan verabredet bin, mache ich mich auf den Weg zum Koreaner, den ich in meiner SMS angegeben habe. Am Restaurant angekommen sehe ich auf meine Uhr. Ich bin leicht verspätet weil mein Zug zu spät war. Merkwürdig, denke ich mir, Hinoka-chan ist noch gar nicht da. Ich beschließe zu warten. Als sie schon eine halbe Stunde drüber ist, beschleicht mich das Gefühl, dass ich versetzt wurde. Zum Glück habe ich auch noch die Nummer von Akane-chan. Nur um Sicher zu gehen rufe ich sie an. „Hey Akane-chan, hier ist Akihito, der Typ den du… genau der. Sag mal, hat Hinoka-chan irgendwas gesagt, dass sie heute doch keine Zeit hat? Ich stehe hier vor dem Koreaner wie bestellt und nicht abgeholt. Nicht? Naja, trotzdem danke. Bis demnächst mal.“ Damit lege ich auf. Akane hat auch keine Ahnung. Was nun? Ich habs! Schnurstracks gehe ich zum nächsten Internetcafé, bestelle meinen roten Tee und stecke einen USB-Stick in den nächsten Computer. In Sorge um sie, keine Ahnung warum, mache ich alles fertig um ihr Handy zu orten. Komischer Weise befindet sie sich in einem Love-Hotel nicht weit von hier. Der Kellner bringt mir meinen Tee, schnell mache ich ein anderes Fenster auf, damit niemand mich verdächtigen kann etwas Illegales zu tun. Kaum ist er wieder weg, öffne ich das vorherige Fenster wieder, suche das Love-Hotel raus und hacke mich in deren System. Die haben Video-Überwachung auf den Gängen und im Eingangsbereich… sogar ein Zimmer mit einer Webcam gibt es. Um zu sehen ob sie wirklich da rein ist, sehe ich mir die Aufzeichnungen der Überwachungs-Kameras an. Sie ist mit 2 älteren Männern da rein. Während ich die Kameras durchgehe und nebenbei den Plan des Love-Hotels, trinke ich entspannt meinen Tee. Plötzlich habe ich sie wieder auf dem Schirm, laut Plan geht sie in eines der Themen-Zimmer, das sogenannte Filmset. Und wenn ich richtig liege, ist dies das Zimmer mit der Webcam. Also hacke ich mich auch in diese Kamera und was ich da sehe nimmt mir den Atem. Hinoka-chan treibt es dort mit einem der beiden älteren Männer. Sie hat verdammt nochmal Sex mit ihm. „Was machst du nur, Hinoka-chan…?“

Ich habe eine Cousine, von der ich bis heute nichts wusste!

Eilig, jedoch nicht ohne meine Spuren zu verwischen, begebe ich mich wieder nachhause. Natürlich wollen meine Schwestern und meine Nichte wissen, warum ich schon wieder zurück bin und vor Allem, ob mich mein Date versetzt hat. Doch ich antworte nicht sondern renne nur schnell hoch in mein Zimmer, hol aus meinem Regal ein kleines Gerät das aussieht wie die Fernbedienung für eine Garage und renne wieder runter. „Onee-chan, ich brauche deinen Wagen! Ich erkläre dir später alles, spätestens morgen Früh!“ platzt es aufgeregt aus mir heraus. „Aber…“ beginnt sie irritiert, doch ich falle ihr in meiner Eile ins Wort. „Es ist dringend, Kanako!“ rufe ich nur, wühle in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel und den Papieren. „Äh, gut… aber fahr mir keine Kratzer rein, verstanden?“ ruft sie mir noch hinterher, worauf ich jedoch nicht antworte.
 

Mit einer Ortungs-App im Handy fahre ich zur aktuellen Peilung von Hinoka, inzwischen hat es zu regnen angefangen und finde sie nur einen Block von jenem Love-Hotel entfernt, in dem ich sie vorher geortet hatte. Als ich mit dem Auto auf Höhe zu ihr bin, drossel ich die Geschwindigkeit und lasse die Scheibe runter. „Hey, Hinoka-chan!“ rufe ich. Teilnahmslos bleibt sie stehen und wendet sich zu mir um, nur um zu sehen wie ich ebenfalls anhalte. „Komm, spring rein. Du holst dir noch den Tot.“ meine ich und öffne die Beifahrertür. Für einen Moment zögert sie, steigt schließlich zu mir ins Auto und schnallt sich teilnahmslos an. „Danke Senpai. Ich… ich wüsste nicht was ich tun soll…“ murmelt sie, bemüht sich anscheinend die blauen Flecken an ihren Schenkeln mit ihrem Rock etwas zu verbergen. „Soll ich dich irgendwo hinfahren? In ein Hotel? Ein normales?“ „Mach… mach mit mir was du willst… ich werde mich nicht wehren…“ meint sie, was mich etwas irritiert. Was hat sie nur durchgemacht, dass sie so etwas sagt? Also fahre ich sie tatsächlich in ein Hotel, nur ist das, was am Nächsten liegt ein Love-Hotel, in welchem ich uns für 4 Stunden einmiete.
 

Während Hinoka duscht, hänge ich ihre Klamotten über die Heizkörper, damit sie trocknen und setze mich auf das Bett, schalte dabei unauffällig das kleine Gerät ein, das ich vorhin aus meinem Zimmer mitgenommen habe. In meiner anderen Tasche befindet sich ein weiteres Gerät, das habe ich allerdings immer dabei. Endlich, nach einer halben Stunde, kommt Hinoka wieder aus dem Badezimmer, ein Handtuch um ihren Oberkörper gewickelt, mit einem Weiteren trocknet sie sich die Haare ab. „Danke dass du mich hier hergebracht hast, Senpai. Darf ich fragen, ob du das nur wegen der Widergutmachung gemacht hast? Weil du zur Widergutmachung Sex mit mir haben willst?“ fragt sie mich noch immer teilnahmslos, doch ich schüttele nur den Kopf, deute auf das Bett damit sie sich neben mich setzt. Das tut sie schließlich auch, behält das zweite Handtuch auf ihrem Kopf. „Ich habe dich hergebracht, damit du mir in aller Ruhe alles erklären kannst. Außerdem regnet es draußen und bis zu mir nachhause hättest du dir eine Lungenentzündung geholt. Nimm dir die Zeit die du brauchst und erzähl mir alles ganz in Ruhe.“ Mit ihren großen, roten Augen sieht sie mich an, nickt schließlich und atmet so tief ein, dass ihr das Handtuch von ihrem üppigen Busen rutscht. Dabei fällt mir eine kleine, gerötete Stelle an ihrem Rücken auf, die auch etwas hervorsteht. Leicht errötend wickelt sie sich wieder in ihr Handtuch ein, entschuldigt sich in aller Form bei mir. Schließlich erklärt sie mir ihre ganze Situation, dass ihre Eltern vor Jahren gestorben sind und sie bei ihrem Onkel und ihrer Tante aufwuchs, die allem Anschein nach einen Menschenhändler-Ring betrieben und sie gezwungen wird sich zu prostituieren, indem ihr Onkel und ihre Tante ihr Freier in Love-Hotels organisieren. Auch dass Akane nichts darüber weiß erklärt sie mir und dass sie sich selber auch nur als Sex-Sklavin sieht. „Das ist doch Unsinn!“ fahre ich sie an, packe sie so heftig an den Schultern wie es geht und schüttele sie wieder zu Bewusstsein. „Du bist ein menschliches Wesen und kein Stück Fleisch! Egal was diese Leute behaupten! Du hast die gleichen Rechte wie jeder Andere auch!“ Anscheinend geschockt von meinem Ausbruch sieht sie mich an. „Ich…“ beginnt sie zu stammeln, „Ich habe… Rechte…?“ fragt sie. „Ja. Du hast Rechte! Wir gehen zur Polizei! Wir Zeigen diese Schweine an und…“ „Sie haben Leute bei der Polizei!“ fährt sie mir über den Mund und bricht in Tränen aus. „Die werden mich finden! Senpai, die werden dich töten wenn sie das erfahren!“ „Nein, werden sie nicht. Und sie werden dich nicht finden, ich habe einen Störsender in meiner Tasche. Lass mich nur machen, ich habe so meine Methoden, unter anderem einen Polizisten mit dem ich schon so manches Mal zusammengearbeitet habe. Mehr musst du nicht wissen.“ erkläre ich ihr nur, streichle sanft über ihren Kopf. „Du bist ein wirklich nettes, süßes Mädchen und hast sicherlich einen tollen Charakter. Du brauchst dich nicht wie eine Sex-Sklavin aufführen. Ähm, darf ich mir mal… dieses Halsband ansehen.“ Anscheinend doch etwas verwundert legt Hinoka ihre Finger auf das Halsband, nickt schließlich und dreht mir den Rücken zu. Es ist an der Rückseite mit einem Schloss gesichert. Langsam lasse ich meinen Blick etwas tiefer wandern, erblicke diese gerötete Wölbung an ihrem Rücken. Mein erster Gedanke ist, dass ihr ein Peilsender unter die Haut implantiert wurde. „Weißt du was? Wenn du dich wieder gefangen hast und deine Klamotten trocken sind, bringe ich dich zu mir nachhause. Und von dort aus erledige ich alles Weitere, in Ordnung?“ „I-ist gut… Senpai…“ nickt sie einfach nur, dreht sich wieder langsam zu mir um.
 

Als wir nach 3 Stunden zuhause angekommen sind, sehe ich dass alles dunkel ist im Haus. Ich vermute also, in diesem Fall sogar zutreffend, dass der Rest der Familie im Bett ist und schläft, immerhin ist morgen wieder Schule und die Kleinen müssen früh raus. Ich biete Hinoka an, dass sie sich für die Nacht in mein Bett legt und dort schläft, was sie auch tut, während ich alles Weitere erledige. Dafür begebe ich mich von meinem Computer aus ins Darknet, einen Bereich des Internet der nur schwer zu überwachen ist. Und tatsächlich schaffe ich es dort Informationen über Hinokas Onkel und Tante zu finden, Absprachen mit Kunden, Transaktionen, Verabredungen zum Mieten oder Kaufen von, wie es dort heißt, menschlicher Ware. Ich speichere alles komprimiert in einen Ordner, lege dabei sogar die Überwachungsaufnahmen aus dem Love-Hotel dazu, öffne ein paar Programme die ich für meinen Kontakt bei der Polizei brauche und leite meine IP über den halben Globus um, damit man mich nicht finden kann starte ich sogar noch einen Zufalls-Algorithmus der alle paar Sekunden einen neuen Standort vortäuscht. Dann habe ich meinen Kontakt schon über Skype am anderen Ende der Leitung. „Guten Abend, Kommissar Yamasaki.“ Der Polizist am anderen Ende der Leitung nickt mir zum Gruße zu, kann mich nicht sehen sondern nur eine stark verzerrte Stimme mit ständig wechselnder Frequenz hören. „Ich habe ein paar Informationen über einen Ring von Menschenhändlern. Die Informationen übersende ich ihnen gerade als komprimierten Ordner per E-Mail.“ erkläre ich. Einen Moment arbeitet der Kommissar an seinem Rechner, nickt mir schließlich zu. „Sind diese Informationen korrekt, Akagi-san?“ „Selbstredend. Reden sie mit keinem ihrer Kollegen, löschen sie den Ordner nachdem sie alles ausgedruckt haben von der Festplatte und gehen sie damit sofort zu einem Staatsanwalt oder Richter. Die betreffenden Personen haben ihre Leute auch bei der Polizei. Falls sie die Echtheit der Informationen anzweifeln kann ich ihnen eine ausgezeichnete technische Analystin beim FBI empfehlen, die ebenfalls mal ein Mitglied der Hacker-Szene war.“ „Nein, ich glaube ihnen.“ schüttelt Yamasaki den Kopf. „Aber wie sind sie auf diesen Ring gekommen?“ „Ich habe ein Opfer der Menschenhändler hier bei mir. Ich werde morgen um 10 Uhr mit ihr in einem Krankenhaus, dessen Namen ich ihnen aber erst wenn ich losfahre per SMS auf ihr Mobiltelefon schicke. Dort werde ich eine komplette Untersuchung und Spurensicherung veranlassen, inklusive eines möglichen subkutanen Peilsenders. Sie werden mich erst im Krankenhaus das erste Mal persönlich sehen. Gute Nacht, Kommissar.“ Bevor der Polizist noch etwas sagen kann, kappe ich die Verbindung und schalte den Computer aus. Besorgt wende ich mich zu meinem Bett um, in dem Hinoka tatsächlich noch schläft. Sie hat bis auf ihre Unterwäsche ihre ganzen Klamotten ausgezogen. Jetzt im Nachhinein fällt mir ein dass die Dusche keine gute Idee war, aber da wusste ich noch nichts von ihrer Geschichte. Außerdem wollte ich nicht, dass sie noch eine Lungenentzündung bekommt. Aber warum nur? Warum fühle ich mich für sie so verantwortlich? Was ist das für ein Gefühl in meinem Bauch? Es ist… es ist so ein warmes Gefühl, als wenn ich unzählige Schmetterlinge im Bauch hätte. Ich habe das Bedürfnis sie zu berühren, sie zu küssen… ich glaube, ich bin wirklich verliebt in sie. Vorsichtig, ohne ein Geräusch zu machen erhebe ich mich, hocke mich neben das Bett und beuge mich vorsichtig über sie. Sie riecht angenehm nach dem Apfel-Shampoo aus dem Love-Hotel. Ich kann mich nicht länger zurückhalten und gebe ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Sie wacht nicht auf. Gut.
 

Bevor ich noch etwas mache das mir leidtun würde, beschließe ich aus dem Zimmer zu gehen und sie in Ruhe schlafen zu lassen. Ich habe früher schon die Nächte durchgemacht und dann auch mal einen ganzen Tag durchgeschlafen. Ich gehe wieder runter ins Wohnzimmer, so wie immer wenn mal wieder eines der Mädchen zu mir ins Bett gekrochen ist, setze mich vor den Fernseher und schalte durch die Kanäle. Es läuft wirklich nichts Besonderes heute, speziell zu dieser Uhrzeit. Also schalte ich die amerikanischen Sender ein. Es läuft zwar noch nicht die Addams Family, dafür aber eine andere, ziemlich alte Serie, die ich immer gerne sah. Eigentlich habe ich das nur im Hintergrund laufen, denn ich bin eigentlich müde und schließe die Augen um etwas zu dösen. Ich weiß nicht, wie lange ich gedöst habe, aber irgendwann höre ich nur 2 Mädchen synchron aufschreien. Hektisch renne ich in mein Zimmer, sehe Ritzuko vor Angst schlotternd am Boden sitzen und Hinoka nur in Unterwäsche auf meinem Bett, wütend wie damals als sie mich geohrfeigt hat. „W-w-warum kriechst du zu mir ins Bett!? Und wer bist du!?“ „W-warum liegst du bei Onii-chan im Bett!? Und wer bist du!?“ Wenn das Ganze nicht so traurig wäre, würde ich darüber lachen.
 

Durch den Aufschrei von Hinoka und Ritzuko sind natürlich auch die anderen aufgewacht. Bei einem Blick auf meine Uhr bemerke ich, dass es inzwischen um 4 am Morgen ist. Noch während ich Kaffee, Tee und Kakao für alle mache, zusammen mit dem Frühstück und Nee-san Hinoka etwas frisches zum Anziehen aus ihrem Schrank gibt, erkläre ich in groben Zügen die ganze Situation, allerdings lasse ich aus Rücksicht auf die Kleinen aus, dass Hinoka eine Sex-Sklavin war und meine nur, dass sie das Opfer eines schweren Verbrechens geworden ist. Sie können mit 13 noch nicht verstehen, was das bedeutet. Nun kommt sie auch mit Yoko wieder die Treppen runter, die Klamotten die sie von Yoko bekommen hat stehen ihr wirklich gut. „Und warum hast du sie nun hier her gebracht, Aki-kun?“ will Kanako-nee von mir wissen, also erzähle ich ihr, was ich während meiner Recherchen über Hinokas Familie erfahren habe. „Kurz gesagt: Wir sind die Einzige Familie die sie noch hat. Ihre leibliche Mutter war die Frau die sie zur Adoption freigegeben hat. Ich muss noch dazu sagen, dass ihre Mutter die uneheliche Halbschwester unserer Mutter war. Das macht sie biologisch gesehen zu einem Teil unserer Familie. Du, Yoko-chan und Miwa-chan sind ihre Cousinen, ich bin ihr Cousin und Ritzu-chan ist ihre Großnichte. Wenn ihr es nicht glauben wollt, ich kann ohne Probleme die Stammbäume beschaffen.“ „Du hast dich in den Computer des Standesamtes gehackt, nicht wahr?“ will Yoko nur von mir wissen, worauf ich nicke und den Teig der Pfannkuchen fertig rühre. „Klar. Die hatten mich eh beauftragt für sie zu arbeiten. Meine Signatur hab ich schon hinterlassen, sobald ich heute Abend von Arbeit zurück bin, schreibe ich meinen Bericht und kassiere mein Gehalt. Wie auch immer, ich finde dass sie vorerst hier bei uns wohnen sollte, so zusagen als Zeugenschutz. Für die Zeit bis zur Verhandlung darfst du aber nicht zur Schule oder das Haus verlassen, bist du damit einverstanden, Hinoka-chan?“ Nur sehr zurückhaltend nickt Hinoka. „Aber sie wird noch bei der Polizei aussagen müssen. Und vor Gericht auch. Wie willst du das schaffen?“ „Ganz einfach, Schwesterherz…“ entgegne ich meiner Zwillingsschwester, „Ich habe einen Kontakt bei der Polizei, der mich heute das erste Mal persönlich treffen wird. Ich habe ihm gesagt, dass ich um 10 mit Hinoka ins Krankenhaus gehen werde, damit sie gründlich untersucht werden kann. Ich habe auch etwas bemerkt, das die Polizei sehr interessieren wird. Mein Kontakt hat inzwischen auch einen Haftbefehl bei der Staatsanwaltschaft beantragt, also dürfte sich das Meiste in den nächsten Minuten schon erledigt haben. Wenn alles gut läuft, wird es nur etwa einen Monat bis zur Verhandlung dauern. Und danach kann sie wohnen, wo sie möchte, sollte es ihr Wunsch sein.“ Damit ende ich und fange an die Pfannkuchen zu braten. „Also, meine Damen: Wer hat Appetit auf Pfannkuchen?“
 

Schon um halb 10 bin ich mit Hinoka zusammen auf dem Weg zum Krankenhaus und von unterwegs habe ich auch den Kommissar über das Ziel informiert. Als Antwort hat er mir bestätigt dass Hinokas Pflegeeltern, also ihr Onkel und ihre Tante, zusammen mit deren Kunden, Mittelsmännern und, mal sagen, Schergen, verhaftet worden sind. Vor dem Krankenhaus angekommen begegnen wir ihm direkt. „Kommissar Yamasaki, ich bin Akagi. Sie verstehen sicher dass ich bis zur Hauptverhandlung anonym bleiben möchte und ihnen meinen richtigen Namen nicht nenne.“ „Natürlich. Und das Mädchen ist die Hauptbelastungs-Zeugin?“ Wir beide Nicken und ich deute auf den Eingang, damit wir gemeinsam in die Notaufnahme gehen können. Dort erklärt Yamasaki den Ärzten, dass wir hier sind um eine komplette Untersuchung an ihr durchführen zu lassen, wobei ich auch erwähne dass sie gestern Abend eine halbe Stunde geduscht hat, weil sie sich beinahe eine Lungenentzündung geholt hätte. Sowohl der Kommissar als auch der Arzt sind nicht gerade erfreut darüber. Während der Untersuchung darf jedoch nur Yamasaki anwesend sein, weshalb ich im Wartezimmer ein kurzes Nickerchen mache. Erst als die Untersuchung fertig ist, werde ich dazu gerufen, damit wir unsere Aussage gemeinsam tätigen können. Aus Rücksicht auf meine wahre Identität notiert sich der Kommissar nur mein Pseudonym, nicht jedoch unsere momentane Adresse. „Was wird mit Akane-chan? Sie ist doch sicher auch in Gefahr!“ meint Hinoka schließlich, doch Kommissar Yamasaki kann sie beruhigen. „Es ist veranlasst worden, dass sie rund um die Uhr überwacht wird. Sie weiß auch Bescheid, ich habe sie heute Früh vor der Schule abgefangen und informiert. Offen gestanden, war sie nicht gerade begeistert, Akagi-san.“ Verstehend nicke ich. Ja, so habe ich sie kennen gelernt. „Eine Bitte habe ich noch.“ meine ich schließlich, blicke zu Hinoka. „Können sie ihr das Halsband abnehmen? Ich meine, den Peilsender haben sie doch entfernt, oder?“ ein Arzt schaltet sich dazu. „Allerdings. Es ist ein Subkutaner Peilsender, sowas hat nicht einmal das Militär. Es ist das Ultimum der Überwachungs-Technologie. Nichts das ich meinen Kindern antun würde. Und das Halsband können wir ihr mit einer handelsüblichen Zange entfernen.“ „Dann tun sie das bitte und geben sie es in einer Asservaten-Tüte.“ bestätigt der Kommissar. So wird es dann auch getan. Nun ist es nur eine Frage von Wochen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Ich weiß, es ist im Moment ein Wenig unübersichtlich, aber das wird wieder. Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht welche Nummer das letzte Kapitel haben wird, also lassen wir uns alle mal überraschen. From the Grave, I'll write this! Komplett anzeigen

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