Ich bin nicht schwul auf keinen Fall. Ich steh auf Titten und ‘nen geilen Arsch. Nicht darauf, dass bei meinem Gegenüber auch was zwischen den Beinen baumelt. Das ist einfach so und das bleibt auch sicher so. Aber ich fange liebe nochmal am Anfang an.
Ich, Marius Daim bin 20 und studiere sogar. Mit keinem so tollen Abi von 3,5 hab ich‘s trotzdem auf die Uni geschafft und studiere Lehramt. Frei nach dem Motto: Die dies nicht können, lehren es. Das Ganze studiere ich mit Julia und Timo, meinen besten Freunden, allerdings haben wir alle eine andere Fächerkombination. Julia studiert Deutsch und Englisch, Timo Mathe und Biologie und ich als ‚Loser-Student‘ Sport und Geschichte. Gleich zwei Nebenfächer, über die sich Schüler gerne mal aufregen. Noch schlimmer ist eigentlich nur die Kombination Sport und Religion, da die Leute von vielen anderen Lehrämtlern gerne als die Faulsten oder die, die es am Einfachsten haben, angesehen werden. Verstanden habe ich das Ganze nie, da man ja bei Sport echt nicht faul ist und Geschichte nun auch nicht so einfach ist. Vielleicht denken aber irgendwelche Schnösel in dem Studium einfach nur, dass das für das Leben die irrelevantesten Fächer sind. Klar aber Vektoren musst du jeden Tag errechnen oder wie, dachte ich dabei immer nur. Doch ich versuche mich nicht mehr darüber aufzuregen, sondern mich nur auf mich zu konzentrieren. Eine große Auswahl hatte ich bei meinem NC sowieso nicht gehabt, also war mein Gedanke: Ich war immer gut in Sport und mag Geschichte als fast einziges Fach. Somit war die Wahl klar.
Mein Unileben mit meinen Freunden war soweit eigentlich ziemlich cool und die meisten Seminare machten mir auch Spaß. Natürlich gab es immer Professoren die anstrengend waren, aber das gehört wohl einfach zur jeder Universität dazu. Wenn man es so betrachtet war mein Leben, bis auf den Fakt das ich Single bin, ziemlich perfekt…wäre da nicht diese eine Sache. Es gibt bei mir einen Typen, der scheinbar auch Sport studiert und… ich bin nicht paranoid, aber ich habe das Gefühl, der starrt mich die ganze Zeit an. Das ist doch nicht normal! Egal in welchem Kurs ich bin, er ist fast immer auch dabei. Ja wir studieren das Gleiche, aber deswegen hat man doch nicht so viele Kurse zusammen, oder?
Außerdem ist der Typ so riesig. Das regt mich richtig auf! Ich bin ja mit 1,80 nicht klein aber er ist sicher um die 1,95. Da kriegt man selbst als Kerl Komplexe. Vor allem weil alle Mädels gefühlt nur ihn anhimmeln, mit seinen grauen Augen und seinen schwarzen Haaren. Es ist egal wie gut ich aussehe, das kriegen sie neben dem Typen gar nicht mit...aber ich schweiße ab. Jedenfalls habe ich ihn natürlich irgendwann mal angeblafft, warum er immer so guckt. Darauf hat er sich einfach umgedreht und ist gegangen. Das macht man doch nicht, oder? Seitdem ignoriere ich ihn konsequent, was bei seinen bohrenden Blicken echt schwierig wird. Timo hat darauf mal aus Spaß gesagt: ‚Vielleicht steht er ja auf dich‘.
Wenn das stimmt, wäre das ja wohl die Krönung, womit wir wieder beim Anfang meines Statements wären. Ich habe nix gegen Schwule, aber da ja wohl klar ist, dass ich mehr als 100% hetero bin, würde das bei mir eh nix bringen. Außerdem, wenn man auf jemanden steht, starrt man den doch nicht zu Tode, oder?
Jedenfalls wurde es trotz konsequenter Ignoranz dann doch schwierig ihn komplett zu ignorieren, da wir auch noch auf denselben Studentenpartys gelandet sind. Vor kurzem ist das schon wieder passiert. Ich ging durch die Tür, sah ihn, er sah mich, aber es sind ganz sicher keine Herzen durch die Luft geflogen oder ein kitschiger Song ging an, wie dass in romantischen Komödien oder Animes passiert. Wo sind wir denn hier, Hollywood?! Unsere Universität kann doch nicht wirklich so klein sein, dass wir uns immer wieder begegnen?!
Immerhin habe ich auf dieser Party durch ein paar Kommilitonen zumindest mal den Namen des Guckkastens aufschnappen können – David. Also kann David mich jetzt mal, von dem lass ich mir nämlich sicher nicht die Party versauen! Und die Party war echt gut. Der DJ legte gut auf und wir tanzten richtig ab. Alles war nur noch am Schwitzen und Trinken. Mehr war ja auch auf Studentenpartys nicht nötig…außer jemand hat noch Gras dabei. Allerdings war das nicht so meins. Erstens weil ich ja doch seriöser Sportler bin und zweitens, weil ich es beim ersten und letzten Mal nicht gut vertragen habe. So blieb ich lieber beim Alkohol, mit den Konsequenzen die danach so gut wie immer folgen, kann ich ziemlich gut umgehen…auch wenn ich am nächsten Tag gerne mal kurz vorm Exitus stehe.
Als ich dann irgendwann so viel intus hatte, dass meine Schmerz- und Schamgrenze weiter unten lag, tanzte ich eines der süßen Girls an. Und das Mädchen konnte sich echt gut bewegen. Wer weiß, worauf, dass heute Abend vielleicht noch hinauslaufen könnte. Julia und Timo grölten mir anfeuernd zu, was sie aber glücklicherweise auch mit Humor nahm.
„Mir ist heiß, kannst du mir was zu trinken holen?“, schrie sie mir schließlich irgendwann ins Ohr und ich nickte grinsend. Wankend machte ich mich durch die Masse an Leuten auf den Weg zur provisorischen Bar. Dort suchte ich schnell das Richtige zusammen und mixte uns ein paar Wodka-O.
„Für heute Abend hast du dir ja dann schon mal die schnelle Nummer geholt“, meinte eine tiefe Stimme neben mir und ich wäre vor Schreck fast umgefallen. Dieser David stand plötzlich neben mir! Wir hatten bisher kaum miteinander geredet, eigentlich gar nicht. In jedem Seminar das wir zusammen hatten, habe ich ihn ignoriert und jeden Kontakt vermieden. Ich hatte ja sogar seinen Vornamen verdrängt und immer versucht mich irgendwie hinter ihn setzen zu können, damit ich seinen Blick nicht auch noch im Nacken spürte. Warum sprach der mich dann jetzt einfach so von der Seite an?
„Das geht dich nichts an und jetzt entschuldige mich, ich such den Wodka“, drückte ich mich demonstrativ an ihm vorbei. Der würde mir die Laune jetzt sicher nicht verderben. Ich würde ihn einfach wieder ignorieren, genau wie in der Uni.
„Der ist alle, aber in der Kammer da, müsste noch was sein“, deutete er auf eine Tür hinter sich. Missmutig sah ich zu ihm, dann zur Tür und stapfte schließlich an ihm vorbei. Und der Kerl folgte mir auch noch.
„Ich denke ich finde das Zeug auch ohne dich“, schwankte ich keifend weiter zu den Regalen und Kisten. Meine Sicht war leider schon etwas verschwommen. Er lachte hinter mir, was mich wirklich total erschreckte. So kalt wie er immer guckte, wusste ich nicht mal, dass er lachen konnte. Ich versuchte mir von meiner Starre nichts anmerken zu lassen und suchte weiter. Wo haben die den denn nur versteckt? Mein Herz blieb fast stehen, als ich seinen dunklen Schatten sah, der über mich griff.
„Bist du sicher, dass du das Zeug allein findest?“, wisperte er an mein Ohr und schwenkte die Wodkaflasche vor meinen Augen hin und her. Es dauerte einen Moment, bis ich wieder bei mir war und mir die Flasche schnappte. Dann schubste ich ihn von mir weg.
„Den hätte ich auch alleine gefunden“, maulte ich ihn an. Er hob grinsend die Hände, was mich langsam echt sauer machte. Der Kerl machte sich doch einfach nur über mich lustig. Wofür hielt der mich? Für ein Experiment, das er beobachten konnte, wie und wann er wollte?
„Schon gut, schon gut ich tu dir doch nichts“, verteidigte er sich noch immer schmunzelnd. Der Kerl musste doch auch zu viel gesoffen haben. Anders war es nicht zu erklären, dass er hier so mit mir spricht, als wären die letzten Wochen des Starrens nicht gewesen.
„Tse.“ Ich hob arrogant mein Kinn, drehte mich etwas zu schnell, fing mich wieder und ging dann zur Tür. Als ich sie gerade öffnen wollte, knallte er sie aber wieder mit seiner flachen Hand zu. War das jetzt sein Ernst?! Wollte der Kerl echt Prügel von mir?!
„Was soll das, Arschloch!“, drehte ich mich wütend zu ihm und blaffte ihn an. Er nahm mein Kinn fest in seine Hand und hielt mich so bei sich, wogegen ich mich zu wehren versuchte. Mit Alkohol im Blut und einer Flasche in der Hand funktionierte das allerdings nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
„Weiß du was Marius, ich annulliere meine Aussage, dass ich dir nichts tue. Hab‘s mir anders überlegt.“ Sein Grinsen wurde so breit, ich hatte das Gefühl ein Wolf würde vor mir stehen. Gleichzeitig fragte ich mich, wie man das Wort ‚Annullieren‘ mit Alkohol im Blut überhaupt noch richtig aussprechen konnte.
„Woher weißt d-“, doch er unterbrach meine Frage woher er meinen Namen kannte, indem er mich einfach küsste. David war da nicht grade zärtlich, sodass mein Kopf gegen die Tür hinter mir knallte. Ich riss meine Augen fassungslos auf, konnte mich aber auch nicht wehren. Was Alkohol aus Menschen machen konnte, dachte ich einen kurzen Moment lang. In diesem Fall verursachte er anscheinend ein paar Koordinationsprobleme bei uns beiden. David konnte seine Kraft nicht einschätzen und ich konnte, durch den kleinen Schock, gar keine mehr aufbringen. Mein Herz raste und meine Gliedmaßen wurden Pudding. Es war ein Wunder, dass ich die Wodkaflasche nicht fallen ließ. Ich wollte das nicht, weil ich ja hetero war…aber warum fühlte es sich dann gar nicht so schlecht an? Er…konnte das gut… Aber er zwang sich mir doch eigentlich auf oder? Ich sollte das doch gar nicht mögen…aber warum fühlten sich seine Lippen dann so heiß auf meinen an? Verdammt er war ein Kerl und er war ein Arschloch! Das war doch alles falsch…oder?! Mein Kopf rauschte, bei allem was grade passierte und der zusätzliche Alkohol vereinfachte die Situation nicht gerade.
Deswegen gab ich die Verantwortung für mein Handeln auch an ihn ab, denn was jetzt passierte, kann sich der logische Teil meines Gehirns nicht erklären. Langsam ging ich auf ihn ein. Meine Finger verkrallten sich offenbar schmerzhaft in seiner Brust, da er scharf die Luft einzog. So machten wir weiter und küssten uns, obwohl wir eigentlich schon fast kämpften. Von Zärtlichkeit keine Spur. Das Ganze dauerte an, bis er sich schwer atmend, aber grinsend von mir löste. Ich kippte leicht nach vorne, als sein Halt weg war.
„Ich wünsche dir noch eine gute Nacht Marius“, meinte er und verließ den Raum schließlich. Völlig von dem überrannt, was grade geschehen ist, sackte ich zu Boden und fuhr mir über die Lippen. Scheiße was war das?! Nun löste sich auch mein Griff um die Flasche und sie rollte von mir unbeachtet über den Boden. War das Alles grade wirklich passiert? Nur langsam beruhigte sich das wilde Pochen meine Herzens und das Kribbeln in meinen Fingern. Da ich meinen eigenen Beinen nicht traute, verharrte ich noch einen Moment auf dem Boden, bevor ich geschockt über mich selbst und die Welt, schließlich wieder nach draußen taumelte. Die Anderen tanzten und machten fröhlich weiter, als wäre nichts passiert und erst als mich das Mädchen von eben mehrfach ansprach, reagierte ich wieder.
„Alles ok?“, fragte sie mich leicht besorgt und ich nickte nur immer noch etwas abwesend. „Wie wäre es, wenn wir verschwinden?“, meinte ich und trank einen Shot, der grade fertig dastand. Sie giggelte leicht und nickte dann freudig. Eigentlich sollte ich mich auch darüber freuen, immerhin war es ja mein Ziel für diesen Abend gewesen, ein Mädchen abzuschleppen. Aber so ganz genießen konnte ich es nicht. Gemeinsam verließen wir dann die Wohnung, doch ich hatte das Gefühl, zwei mir bekannte stechend graue Augen sahen uns nach und durchbohrten förmlich meinen Rücken.
Am nächsten Tag hatte ich nicht nur wegen des Katers schlechte Laune. David hatte mir auf gewisse Weise die ganze Nacht versaut! Dadurch dass er egal wie viel ich mit dem Mädchen geknutscht und gemacht hatte, immer noch in meinem Kopf war, hatte ich keinen hochbekommen. Das war das peinlichste Erlebnis meines jungen Lebens und schuld daran war nur dieser Guckkasten! Zu allem Überfluss kam es so, dass als sie mich unbefriedigt und motzig verlassen hatte, ich schließlich von ihm und mir im Bett geträumt hatte. Und das HAT mich erregt. Durch diese heiße Szene in meinem Kopf wachte ich keuchend und erschrocken über mich selbst auf und sah auf meine Erektion. Das war doch unmöglich? Wie konnte mich sowas erregen? Sofort zwang ich andere absolut sexferne Bilder in meinen Kopf, um wieder weich zu werden und knirschte dabei noch immer wütend mit den Zähnen.
Danach war Schlafen so gut wie unmöglich und ich ging am nächsten Tag mit der schlimmsten Laune der Welt in die Uni. Sowohl meine Klamotten als auch mein Aussehen waren mir an dem Tag wirklich egal. Meine Mitbürger konnten froh sein, dass ich noch geduscht und Zähne geputzt habe. Immer mit dem strengen Gedanken im Kopf NICHT an den Guckkasten zu denken. Ansonsten waren meine Haare verwuschelt, meine Augenringe tief und die Jeans unter meinem Hoodie war noch von gestern. Das hatte immerhin den Effekt, dass alle die mich ansahen, sofort einen großen Bogen um mich machten, was mir sehr Recht war. Ich hatte absolut keine Lust mit irgendwem zu reden, stattdessen versuchte ich krampfhaft alle meine Erinnerungen an den Traum von David und mir aus meinem Kopf zu löschen.
„Ich bin nicht schwul!!!“, brüllte ich in den zum Glück grade leeren Flur der Uni. Dadurch bekam ich allerdings wieder hämmernde Kopfschmerzen und massierte meine Schläfen. Alkohol, kein Orgasmus und dazu noch schräge Träume waren wirklich keine gute Kombination. Kurz bevor ich dann den Hörsaal erreichte, sah ich das Arschloch. Er sah mich auch und ging grinsend an mir vorbei. Der Kerl hatte echt noch die Nerven zu grinsen?!
„Na Marius, berauschende Nacht gehabt?“, verhöhnte er mich regelrecht und das brachte für mich das Fass zum überlaufen. Ich packte ihn am Kragen und zog ihn um die nächste Ecke. Die paar anderen Studenten waren mir in diesem Moment herzlich egal.
„Du mieses Arschloch hättest du mich nicht in Ruhe lassen können?! Ich hatte einen tollen Abend und ein geiles Mädchen, aber du musstest ja alles kaputt machen“, keifte ich ihn an und fuchtelte wild mit den Armen. Meine Augen sprühten förmlich Feuer, was ihn aber überhaupt nicht juckte. Das machte mich nur noch wütender.
„Jetzt beruhig dich mal. Wer hätte denn gedacht, dass dich ein kleiner Kuss so beschäftigt?“, lachte er seelenruhig. Dieses Lachen ärgerte mich so sehr, vor allem weil er dabei so gelassen wirkte. Dazu sah er auch noch frisch, gut gestylt und attraktiv wie immer aus, also das genaue Gegenteil von mir. Warte attraktiv…?, fragte ich mich selbst in Gedanken.
„Er beschäftigt mich überhaupt nicht!“, brüllte ich sowohl ihn als auch mich an, um uns beiden klar zu machen, dass dieser blöde Kerl wirklich nichts in mir auslöste. Er nahm das aber so wie es aussah nicht ganz zur Kenntnis.
„Aber offenbar scheint ja mit dem Mädchen nichts gelaufen zu sein, sonst würdest du mir jetzt nicht die Schuld geben? Musstest du statt an sie… etwa an mich denken?“, blitzten mich seine Augen bei seiner dramatischen Pause an. Mein Kopf pochte so sehr, dass ich das Gefühl hatte er würde gleich explodieren. Warum machte mich dieser Idiot nur so verdammt wütend? Noch nie wollte ich jemanden so dringend schlagen wie ihn.
„Bilde dir ja Nichts ein! Du kommst nicht in meinen Kopf!“, tippte ich verdeutlichend mehrmals dagegen. Darauf kam er mir näher, ich ließ ihn endgültig los und wich zurück. Eigentlich wollte ich das nicht, weil ich ihm damit signalisierte, er könnte mich einschüchtern. Doch gerade wollte ich ihn einfach noch weniger in meiner Nähe haben. Das Ganze ging solange bis ich dummerweise wieder eine Wand im Rücken hatte. Wie machte der Kerl das nur?!
„Hau bloß von mir ab und lass mich in Ruhe“, zischte ich gefährlich, aber ihn schien das nur zu amüsieren. Mein Herz pochte so schnell und mein Kopf tat von all dem so weh, dass ich das Gesicht verzog, während ich seinem Blick auswich.
„Willst du das wirklich?“, stützte er beide Arme über meinen Kopf ab und senkte seinen Kopf zu mir. „Gib zu, dass dich der Kuss gestern auch erregt hat“, wisperte er und ein Schauer lief mir durch alle Glieder. Das ist falsch, ich will das doch gar nicht, sagte mein logisches Denken. Doch seine Worte brachten meine blau-grauen Augen dazu, nur seine Lippen zu fixieren. Fetzen von meinem Traum kamen wieder in mir auf und ich nahm zum ersten Mal seinen Geruch wahr. Er war so anders und so passend zu ihm. Er roch nach Pinien und Winter…und einer ganz eigenen Note. Mein Kopf sagte nein, doch ein weiterer Sinn sträubte sich gegen die Anweisung von oben, als meine Nase erneut einen tiefen Zug seines Dufts in mich aufnahm.
Ich biss mir auf die Unterlippe und rang innerlich mit mir. Zwei Seiten prallten aufeinander, wobei ich eine davon nicht mal wirklich kannte und auch noch nicht verstand.
„Marius“, hauchte er noch einmal mit einer tiefen, rauen Stimme und mehr hatte es für mich nicht mehr gebraucht. Fest zog ich ihn am Kragen zu mir und küsste ihn hart und erbarmungslos. Diesmal gehört mir die Oberhand und ich bestimme diesen Kuss!, dachte ich, obwohl ich nicht mal wusste, warum ich ihn überhaupt küsste. Es war nur ein Gefühl…ein Verlangen, dass ich nicht kannte und das gerade irgendwie außer Kontrolle geriet.
Siegreich grinsend ging David darauf ein und legte einen Arm um meinen Rücken. Ich knabberte dabei auch etwas fester an seiner Lippe, was ihm aber offenbar egal war. Stattdessen hörte ich sowas wie ein erregtes Brummen von ihm, was mir durch den ganzen Körper nach unten in meine Mitte schoss. Er ließ zu, dass ich ihn weiter küssen konnte, wie ich es wollte und dass, obwohl er mich in meinem Zustand locker hätte überwältigen können. Diesen verkaterten Zustand nahm mein Gehirn auch direkt als willkommene Ausrede für mich, um diese hirnrissige Aktion zu rechtfertigen. Damit konnte sich auch das schmerzende Pochen meines Schädels etwas beruhigen und die Kontrolle für diesen Moment an meinen Körper abgeben. Nach gefühlten Minuten lösten wir uns dann schwer atmend und ich funkelte ihn trotz allem wütend an. Sein Grinsend blieb weiterhin triumphal.
„Damit eins klar ist…“, hob ich meinen Zeigefinger. „Ich bin nicht schwul!“, schnaufte ich fast schon wie ein Stier und ging mit noch immer rauchendem Kopf zum Hörsaal zurück. Nein, ich war nicht schwul…aber er war eben anders.
