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Du bist ich und ich bin du

nach einer wahren Geschichte
von

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Der Beginn

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Aijnomeain - 1

Einige Stunden später brachte man mich frisch gewaschen und in halbdurchsichtigen Kleidern zu ihm.

Nur ein großes Tuch bedeckte das Nötigste, welches ich nur abstreifen musste. Alle waren sich so sicher gewesen, dass er mich nur zu seinem persönlichen Vergnügen zu sich holte.

Die Priesterin hatte furchtbar gewütet. Zum Teil hörte ich ihr Geschrei und zum anderen Teil hörte ich es von den Bediensteten. Deswegen musste ich in eiskaltem Wasser baden, das ich mir nicht einmal aufwärmen konnte, da auch noch immer das lästige Elementarband um meinen Hals war.

Kurz klopften die Wachen an eine große Tür, ehe sie mich hineinschoben und die Tür hinter mir schlossen.

Ich hörte wie der Schließmechanismus hinter mir betätigt wurde.

So nutzte ich den Moment, um mich im Raum umzusehen. Nach rechts ging eine große Tür, die im Moment halb offen war. Der Raum an sich war für einen Palast recht klein, jedoch passte hier sicherlich Jonos gesamtes Haus hinein. Der Gedanke an ihn gab mir einen Stich. Er machte sich sicherlich Sorgen.

Ansonsten standen nur ein Schreibtisch mit einem Stuhl, über dessen Lehne ein schwarzer Umhang hing, weitere Pflanzen und einige Kissen waren in einer Ecke zusammengelegt worden, so dass man sich darauf setzen konnte.

Schritte kamen aus dem anderen Raum und der Pharao stand vor mir.

Sofort schnürte es mir die Kehle zu, instinktiv zog ich das Tuch enger um mich. Ich würde es nicht ertragen können, wenn der Pharao ebenso war, wie er. Dann würde ich sicherlich wahnsinnig werden.

„Mein Name ist übrigens Atemu-Horus“, erklärte er.

Unverständlich nickte ich nur. Weiter führte er aus: „Ihr hattet nur nicht danach gefragt.“

Ein Stechen fuhr durch meinen Kopf. Wie eine heiße Nadel bohrten sich seine fremden und dunklen Gedanken in mein Bewusstsein. ‚Leg das Tuch ab‘, schrie er förmlich in meinen Gedanken.

Weil ich mir den Kopf hielt, musste ich aussehen, als würde mich Schwindel packen, deswegen kam er auf mich zu, blieb nur eine Handbreit vor mir stehen, fasste mich jedoch nicht an.

‚Verführ ihn! Das ist DIE Chance!‘

Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Das konnte ich einfach nicht tun.

Sofort spürte ich den grellen Schmerz in meinem Körper. Meine Knie gaben nach, doch Atemu fing mich auf, hielt mich fest. In diesem Moment war das Stechen vorbei, so schnell, wie es gekommen war. Tatsächlich hatte ich das Tuch losgelassen, wodurch es merklich verrutschte und einen großen Teil meines Busens freigab, der nun stark an die Brust von Atemu gepresst war.

Trotz des Elementarbandes spürte ich, wie er uns von der Außenwelt abschnitt. Keiner würde verstehen oder hören können, was wir sagten.

„Ihr seid in Gefahr“, platzte es aus mir heraus.

„Du“, korrigierte er mich.

Verwirrt gab ich nur zurück: „Wie bitte?“

„Du bist in Gefahr. Ich würde dich auch gerne duzen, wenn du es mir erlaubst.“

„Von mir aus“, kam es nur unwirsch aus mir heraus.

„Ich weiß, dass ich in Gefahr bin. Aber ich weiß auch, dass du nicht die Gefahr bist.“

„Ihr glaubt… DU… du glaubst zu viel zu wissen.“

„Ich kann es dir zeigen.“

Er presste mich noch fester an sich, seine Lippen waren meinen nun so nah, dass ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren konnte. Mein Herz klopfte immer lauter. Er musste es wohl hören, doch konnte ich mich nicht dadurch beirren lassen. Immerhin war ich hier, um ihn zu hintergehen. Letztlich war dies auch nur eine schlechte Anmache.

Widerspenstig erwiderte ich: „Du musst mir gar nichts zeigen. Verstehe doch, dass ich geschickt wurde, um dein Vertrauen zu gewinnen und dich letztendlich zu hintergehen oder gar zu töten, wenn ich zu nah dran bin.“

„Du kannst mich gar nicht töten.“

Seine Stirn legte sich sanft gegen meine, vorsichtig legte er meine Hand auf seine Brust. Genau an die Stelle, wo sein Herz sein sollte. Es klopfte ebenso laut wie meines.

„Können tu ich es….“

„Du willst es nicht.“

Unsere Nasenspitzen streiften sich.

„Wenn du mir vertrauen würdest, hätte ich nicht dieses blöde Halsband um.“

Ohne ein weiteres Wort löste er es. Klappernd fiel es zu Boden. Sofort spürte ich wieder meine gewöhnte Magie, die durch meinen Körper floss. Da sah ich, was er mir zeigen wollte.

Wir beide im Sonnenschein. Jeder von uns trug ein kleines Bündel, wohl Kinder, in der Hand. Wir hielten unsere Hände und lachten.

Geschafft schloss ich die Augen. Das konnte nicht wahr sein.

Schwer seufzte ich, da nahm er mich auf den Arm und trug mich zu seinem Bett.

Der andere Raum war riesig und mittendrin ein riesengroßes Himmelbett.

Vorsichtig legte er mich hinein, doch ich blieb sitzen. Er ging herum und setzte sich auf die andere Seite.

„Leg dich hin und schlaf. Wir haben morgen noch Zeit.“

Demonstrativ schüttelte ich den Kopf. Ich wollte nicht schlafen, wenngleich sich das ermattende Gefühl immer weiter in mir ausbreitete.

„Nun gut, dann musst du Federn lassen.“

„Was?!“ Doch ehe ich mich versah, hatte er mir das Tuch entrissen, nun war er über mir, ich lag halb nackt unter ihm, doch sein Blick blieb an meinen Augen haften.

Zärtlich gab er mir einen Kuss auf die Stirn, ehe er die leichte Decke über mich schmiss und sich neben mich legte.

Er öffnete seine Handfläche, pustete hinein, so dass alle Kerzen im Raum ausgingen.

„Du bist ein Windmagier“, stellte ich fest.

„Und du bist eine Elementarmagierin“, stellte er fest.

„Was wird das jetzt?“

„Ich dachte wir sagen Dinge, die offensichtlich sind.“

Genervt drehte ich mich auf die Seite, um ihn nicht ansehen zu müssen, da spürte ich seinen heißen Körper hinter mir. Er legte einen Arm um mich. Seine Atemzüge konnte ich klar an meiner Kopfhaut spüren.

Mir kamen die Tränen. Nur selten hatte ich mit jemanden in einer solch intimen Position gelegen.

Ein Schluchzer schüttelte meinen Körper.

„Was hast du denn? Hab ich was falsch gemacht?“

„Nein!“ Er entzog mir seinen Arm. Ich drehte mich zu ihm herum, hielt ihn fest. „Es ist so ungewohnt“, wisperte ich, legte den Arm wieder um mich, doch dieses Mal war ich auf Höhe seiner Brust, an die ich mich eng anschmiegte.

Ich konnte mir nicht helfen. Ich fühlte mich so wohl dort, wo ich war. In Gedanken bei meiner Vision schlief ich das erste Mal in meinem Leben wirklich ohne Angst.

Atemu - 1

Ich war wach. Kein Alptraum aus dem ich erwachte, kein Schrei, der mich aus dem Schlaf riss. Keiner der Bediensteten rief etwas. Ich war einfach wach.

Erschrocken sah ich auf das, was ich dort im Arm hielt. Es war so warm und… feucht!

Verdattert suchte ich im Zwielicht des Morgengrauens nach dem Grund.

Sie hatte geweint.

Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, küsste ich die Spur der Tränen nach, wischte sie sanft fort. Mit einem leisen Seufzer bewegte sie sich in meinen Armen, doch sie wachte nicht auf.

Welch seltsames Geschöpf sie doch war.

Gleich im ersten Moment hatte sie mich verzaubert. Ihre wunderschönen blau-grünen Augen, die wie das Meer glitzerten, ihre Haare, die im Wind spielten.

Gedankenverloren streichelte ich ihren Kopf.

Noch nie hatte ich so für Jemanden empfunden.

So bedingungslos. Immerhin kannte ich sie nicht.

Sie war Jonos kleine Schwester, was bedeutete, sie war ein Teil der Vergangenheit über die Jono nicht sprach. Demnach kam sie aus Oberägypten. Das Brandzeichen an ihrer Hüfte richtig deutend, muss sie zum Königshaus gehören, jedoch die einzigen Frauen, die es dort gab, die ihrem Alter entsprechen würden, waren drei Schwestern, Drillinge, die vor drei oder vier Jahren gestorben sein sollen. Ob sie wohl eine der Drei war?

Wie waren nochmal die Namen?

Verzweifelt suchte ich in meinen Gedankengängen, bekam sie allerdings nicht mehr ganz zusammen.

Ihre Anwesenheit machte mich nervös. Der Geruch ihres Haares, das leise Atmen.

Sie war so zerbrechlich und gleichzeitig so weich.

Die Sonne stieg immer weiter, läutete unerbittlich den neuen Tag ein. Ich würde sie loslassen müssen.
 

Kaum hatte ich es gedacht, schwang die Tür auf und Sani kam herein. Sofort fing sie an zu reden, doch mit einer Geste brachte ich sie zum Schweigen. Bedeutungsvoll zeigte ich auf Meain. Sie verstand sofort.

Abrupt drehte sie sich wieder um, lehnte die Tür allerdings nur hinter sich an. Lächelnd quittierte ich, dass sie wohl lauschen wollte.

Lautlos entzog ich mich dem lieblichen Körper, der dort so zart und unschuldig in meinem Bett lag.
 

„Was kann so wichtig sein?“, herrschte ich Sani an. Diese wiederrum zuckte nicht einmal mit der Wimper. Sie hatte tatsächlich kaum mehr Respekt vor mir.

„Mein Pharao, ich kann es einfach nicht fassen. Sie ist eine Kriminelle!“

Genervt verdrehte ich die Augen. „Sie ist Jonos Schwester.“

„Wie genau macht es das jetzt besser?“

Zornig blickte ich sie an. Zwar war sie nur einen halben Kopf kleiner, als ich, doch oft genug reichte es aus, um sie zum Schweigen zu bringen.

Sani und ich waren zusammen aufgewachsen, wenngleich sie gut ein Jahr jünger war, als ich.

„Sanililoleih, wage es nicht meine Entscheidungen in Frage zu stellen.“

Sauer zogen sich ihre Augen zu Schlitzen, doch sie sagte kein Wort mehr.

„Was steht heute auf der Tagesordnung?“, fragte ich genervt.

Patzig gab sie zurück: „Bin ich dein Kalender? Frag Mahado, der sollte dir Auskunft geben können.“

„Warum hast du mich dann geweckt?“

Leicht röteten sich ihre Wangen, als sie stur in eine andere Richtung blickte.

„Um dich zu beruhigen: Es ist nichts passiert. Sie war viel zu erschöpft. Ich werde heute Abend in Ruhe mit ihr sprechen.“

„Du willst sie heute Nacht nochmal bei dir haben?“

„Sani!“

„Ja, ja. Ist ja schon gut. Soll ich eine Wache abstellen, damit sie nichts klaut?“

„Ehrlich gesagt, wenn du schon fragst, solltest du es selber tun, denkst du nicht auch?“

Unruhig knurrte sie. „Das kann auch einer der Wachen tun.“

„Nicht, wenn ich ihr das Elementarband abgenommen habe.“

„DU HAST WAS?!“ Mit offenem Mund und schreckgeweiteten Augen starrte sie mich an.

„Du bist wahnsinnig geworden“, konstatierte sie.

Mit einem Lächeln ließ ich meine Schultern hochschnellen, um ihr zu sagen, dass ich es auch nicht genau wüsste.

„Du bist doch die größte Wassermagierin. Sie ist allem Anschein nach eine Elementarmagierin. Zumindest Erde und Wasser scheint sie beherrschen zu können.“

„Stimmt, woher sie das wohl kann?“

„Ich vermute, dass sie eine trainierte Meuchelmörderin ist.“

Blinzelnd, ungläubig schaute Sani mich an. „Hast du Fieber? Hat sie dir vielleicht doch irgendetwas getan?“

„Nein“, dachte dabei an die Tränen, dachte an ihre Stimme, wie sie nach meiner Umarmung verlangte. „Sie hat mir nichts getan. Sie scheint ganz zutraulich zu sein. Eher wie eine Rose. Wunderhübsch, aber mit Dornen.“

„Du findest sie schön?“

„Warum denn nicht?“

Murrend murmelte sie etwas, das ich nicht verstand.

Nun waren wir vor dem Thronsaal angelangt: „Nun, Sani, ich möchte, dass du sie heute beschützt. Mein Gefühl sagt mir, dass sie Probleme anzieht.“

„Dafür brauch ich kein Gefühl, dass eine Diebin und Zechenprellerin Unheil hervorruft.“

„Jetzt geh, bitte!“

Aijnomeain - 2

Wach gekitzelt von den Sonnenstrahlen, rümpfte ich die Nase, zog die weiche Decke über meinen Kopf, wollte weiterschlafen. Dieser wohlige Geruch, der in den Laken….

Moment! Was tat ich hier?!

Mit einem Satz war ich aus dem Bett, suchte nach Kleidung. Sofort warf ich diesen halbdurchsichtigen Mist von mir, legte mir zuerst einmal die Bettdecke um den Körper, suchte nach irgendwelcher Kleidung oder etwas, das sich innerhalb von Sekunden zu Kleidung zerreißen lies. Doch ich fand nichts.

Zwar trug ich das Band nicht mehr um meinen Hals, doch fühlte ich mich mal wieder wie eine Gefangene. Ich war nur hier, weil der feine Pharao meine Gesellschaft gern hatte.

Resigniert ging ich in Richtung des Balkons, lugte zwischen den Stoffbahnen hindurch. Der Blick ging über einen wunderschönen Garten bis hin zum Nil. Es war einfach atemberaubend schön. In der Ferne kletterte die Sonne weiter am Horizont hinauf.

Ich erwischte mich dabei, wie ich an seine Berührungen dachte, an die Wärme, seinen Herzschlag. Wie gerne ich ihn jetzt bei mir gehabt hätte.

Doch ich durfte mir solche Gefühle nicht leisten. Nicht für ihn. Tränen kamen mir angesichts meiner aussichtlosen Situation. Ich musste doch….

Nur einen kurzen Moment hatte ich mein Umfeld aus den Augen verloren, schon schubste mich ein Schatten in das Zimmer zurück, presste mich gegen die nächste Wand. Das Atmen wurde schwerer, als sich das Gemäuer um meinen Hals schloss.

Wütend zerrte ich an meiner übermächtigen Fessel, wohl wissend, dass es nichts bringen würde.

„Wunderschöne Aijnomeain“, säuselte der Schatten. Stück für Stück gaben sie den Mann frei, den sie gerade eben noch versteckt hatten.

„Wieso lebt der Pharao noch?“, fragte er mich wütend. Seine onyxfarbenden Augen funkelten mich an. Diese altbekannte Beklemmung machte sich in meiner Brust breit. Ich wusste, dass ich ihm nicht gewachsen war, dass er mich töten konnte, wenn er wollte oder schlimmeres.

Wieder dieses Brennen in den Augen, als würde ich gleich weinen müssen, doch es blieb aus. Dafür spürte ich nochmals alle Schmerzen auf meiner Haut brennen. Spürte die Spannung meiner Narbe….

Er drückte etwas fester zu. „Vertrauen…“, röchelte ich unsicher. Sofort ließ er mich los. „Du willst nur sein Vertrauen gewinnen? Ha! Und ich hatte schon Befürchtungen, meine Liebste!“ Gehetzt zog ich die Luft zwischen meinen Zähnen ein. Fast sanft schob er mein Kinn nach oben. Noch immer brannte mein Hals, die Haut, wo er mich berührte. Tief in mir loderte der Hass, den ich so stark empfand. „Du bekommst Besuch“, lächelte er selbstsicher und war verschwunden, als wäre er nie hier gewesen. Noch immer starrte ich die Luft so kurz vor mir an, ehe ich an der Wand hinab sank.

Die Tür wurde rüde aufgerissen. Mit lauten Schritten durchmaß Sani den gesamten Raum, ehe sie mich entdeckte. Kurz trafen sich unsere Blicke. Sie war zornig. Vielleicht nicht direkt auf mich, denn sofort wurde ihr Blick weicher. Nur einen Herzschlag lang fragte ich mich, ob ich ihr alles erzählen sollte, dann würde alles vorbei sein. Sie könnte mich einsperren, mich verurteilen lassen und vielleicht sogar selber töten.

Keine von uns beiden regte sich. Der Moment fühlte sich ewig an.

Nein! Ich musste es schaffen. Im vergangenen halben Jahr hatte ich mir alles ganz genau überlegt.

Sofort war ich wieder auf meinen Füßen. Mit hoch erhobenem Kopf ging ich auf sie zu.

„Der Pharao ist nicht mehr hier.“ Meine Stimme klang eisiger, als erwartet, jedoch besser als das Zittern, das noch immer tief in mir wütete.

„Das – kann ich sehen.“ Unsicher musterte sie mich, ehe sie fortfuhr: „Ich soll auf dich aufpassen.“

„Ich brauche keine Aufpasserin. Von mir aus könnt Ihr gehen, wir erzählen, wer auch immer euch dazu beauftragt hat, dass Ihr ganz zauberhaft auf mich aufgepasst habt. Doch vorher könnte ich was zum Anziehen gebrauchen. Wahlweise meine Kleider von gestern, dann verschwinde ich.“

Sie seufzte genervt. „Ich fürchte, so einfach ist das nicht. Der Pharao hat mich beauftragt auf dich aufzupassen. Wenngleich es keine meiner liebsten Aufgaben ist, nehme ich sie durchaus ernst. Du wirst nirgendwohin gehen.“

Wütend entgegnete ich: „Niemand sperrt mich ein.“

Wie von selbst schloss sich die Tür des Schlafzimmers. „Heute durchaus. Ich weiß nicht, was der Pharao mit dir vor hat, jedoch wirst du bis dahin mit mir hier bleiben.“

„Nein.“ War das Einzige, was ich ihr sagte, ehe ich die Magie wieder durch meinen Körper strömen spürte. Niemand, ich wiederhole, NIEMAND sperrt mich ein. Mit Leichtigkeit stemmte ich mich gegen ihre Magie, ließ die Türen mit einem Krachen wieder aufgehen, ehe ich hoch erhobenen Hauptes an ihr vorbei ging. Verzweifelt versuchte sie mich aufzuhalten mit diversen Wällen aus Wassermagie. Doch in der trockenen Luft brachte sie nicht genug Partikel auf.

Im Nebenraum lagen Kleider. Kurzerhand zog ich sie mir über. Es war ein einfaches weißes Kleid, das kurz unter der Brust von einer Naht aus Goldfaden kunstvoll durchzogen wurde. Der Ausschnitt war nicht tief, verdeckte jedoch nicht genug. Lediglich die Länge war zu viel für mich. Kurzerhand riss ich eine Handlänge ab, sodass es nur noch bis zur Mitte meines Oberschenkels ging, um mich nicht zu behindern.

In diesem Moment spürte ich die Priesterin alias Aufpasserin hinter mir kochen vor Wut. Sie stürzte sich auf mich, doch mit einem Schritt zur Seite stieg ich in meinen zweiten Schuh. Schaute sie fragend an. Zu dem Outfit gehörte auch ein Haarband, mit dem ich mir geübt meine Haare zusammenband. Wenige Strähnen hingen mir trotzdem ins Gesicht.

„Entschuldige, doch ich muss weiter.“

„WACHEN!“, schrie sie entrüstet, doch da war ich bereits mit einem Fuß auf der Fensterkante und sprang.

Atemu - 2

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Aijnomeain + Atemu - 3

Aijnomeain - 3
 

Kaum war ich auf meinen Füßen gelandet, spurtete ich los. Der Garten war schnell hinter mich gebracht, über die Mauer kam ich mit einem Sprung und schon war ich draußen. Hinter mir nahm ich noch aufgeregtes Stimmengewirr wahr, doch hielt ich mich nicht lange damit auf. Immerhin war ich gerade getürmt.

Zuerst trugen mich meine Füße durch die Stadt. Lauthals boten Marktschreier ihre Waren preis. Gerade als ich an einem Obsthändler vorbei kam, wurde mir schmerzlich bewusst welchen Hunger ich hatte. Angesichts meiner mangelnden Liquidität ging ich in die Richtung, in der ich Jonos Haus vermutete.
 

Atemu – 3
 

An der Türschwelle angekommen, lauschte ich zunächst. Drinnen war absolut nichts zu hören.

Fast zaghaft klopfte ich an, ehe Jono mir öffnete. Er war vollkommen blass. Kurzerhand schob ich mich an ihm vorbei, doch sie war nicht da.

„Sie ist nicht mehr hier. Hör mal…“

„Wo ist sie hin?“

„Vielleicht ist es besser, wenn du sie nicht mehr siehst“, seufzte Jono schwer.

Wut stieg in mir hoch. „Ich habe gefragt wo sie ist. Ich danke dir für deinen Rat, aber ich kann ganz gut selbst entscheiden.“

Traurig schüttelte er den Kopf. „Du verstehst das alles nicht. Du glaubst es zu verstehen, aber es ist noch viel schrecklicher.“

„Jono, ich mache keine Witze.“ Meine Stimme war eisiger, als beabsichtigt, jedoch schien es zu wirken.

Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf, ehe er auf der kleinen Bank am Tisch sich ruckartig nieder ließ.

„Ehrlich gesagt, ich weiß es auch nicht genau.“

Aijnomeain - 4

Mit Tränen in den Augen rannte ich in Richtung des Meeres. Schon die ganze Zeit hatte ich es so übermächtig rufen hören.

Rennend überquerte ich die Stege. Manche Männer riefen mir etwas hinterher, doch ich hörte gar nicht zu. Mein Herzschlag war das Einzige, was ich hörte. Jonos Blick hatte sich so eiskalt in meinen gebohrt, als ich ihm sagte, weswegen ich hier war.

Die Wellen schlugen über mir zusammen. Es tat so gut das Wasser um mich herum zu spüren.

Um nicht Gefahr zu laufen den Schiffsverkehr zu behindern, tauchte ich weiter. Weiter auf das Meer hinaus.

Als ich mich weit genug wähnte, tauchte ich auf. Hievte mich mithilfe meiner Magie auf die Wasseroberfläche. Mein Atem ging schwer. Kaum hatte ich bemerkt wie sehr mich der Sprint und das Schwimmen beanspruchten.

Tief atmete ich die salzige Seeluft ein, als ich einen ungewöhnlichen Windzug verspürte. Jemand stand hinter mir. Er sagte nichts und ich regte mich auch nicht. Die Chance, dass es sich um ihn handelte war viel zu groß.

Dann plötzlich legte er einen Arm um meine Taille, schritt neben mich, nahm die schwarze Kapuze runter.

„Ich kann mir denken, weswegen du hier bist.“

Bitter lachte ich auf.

„Du sagtest gestern schon, dass ich in Gefahr sei.“

Stumm fixierte mein Blick den Horizont. Die Sonne schritt gerade durch den Zenit.

„Das Brandzeichen auf deiner vorderen Hüfte, du bist aus dem Königshaus von Oberägypten.“

Nun glitt mein Blick zu ihm. Unsere Blicke verhakten sich.

Ohne eine Antwort meinerseits sprach er weiter: „Du bist sicherlich hier, um mich zu töten.“

Traurig senkte ich meinen Blick. Die Luft um uns herum war wieder so dick. Als wenn irgendjemand auf hoher See uns belauschen könnte.

All die Müdigkeit der letzten Jahre traf auf mich ein. Nun fühlte ich mich so unendlich alt. „Ich wurde nicht vom oberägyptischen Königshaus geschickt.“

„Sondern?“

„Von dem Herrscher von Kul’elna.“

Wissend nickte er langsam.

Nach einer Unendlichkeit des Schweigens, in der ich versuchte herauszufinden, was er dachte, wagte ich zu fragen: „Woher wusstest du, dass ich hier bin?“

Wie aus tiefen Gedanken gerissen, schaute er mich verwundert an. „Ich bin dir einfach gefolgt. Mein Gefühl sagte mir, dass du hier sein würdest.“

Verdutzt brachte ich heraus: „Du findest mich mitten im Meer, weil dein Gefühl dir sagt, wo ich bin?“

Er lächelte entschuldigend. „Wenn du es sagst, klingt es sehr merkwürdig.“

„Allerdings. Doch lassen wir dies beiseite. Was gedenkst du jetzt zu tun?“

Er ließ mit einem Ruck von mir ab. Begann vor mir auf und ab zu gehen. „Es ist eine schwierige Situation. Warum hast du mich nicht bereits vergangene Nacht getötet?“

Mein Herz stockte. Das hatte der Andere mich auch bereits gefragt. „Offiziell? Weil ich dein Vertrauen gewinnen will. So dass keiner am Ende denkt, dass ich dich umgebracht hätte. Die Wahrheit? Ich hatte nicht einen Moment daran gedacht. All die Zeit… und dann hast du mich in den Arm genommen… da war so etwas Merkwürdiges…. Ach, ich weiß auch nicht.“ Meine Gedanken rasten. „Ich kann es einfach nicht.“

Aufgebracht nahm er mein Gesicht in seine Hände. Es war bestimmend, doch nicht grob. Meine Haut begann zu brennen, wo er mich berührte. Sein Körper schmiegte sich an meinen, meine zitternden Hände vergruben sich in seinem Umhang, streiften seine Brust. „Du musst mir alles erzählen.“

„Nein“, hauchte ich tränenerstickt.

„Ich will dir helfen.“ Ganz sanft klang seine Stimme wie Musik für meine zermarterte Seele.

„Das kann niemand mehr.“ Eine Träne löste sich aus meinem Augenwinkel. Wie lange hatte ich wohl nicht mehr geweint?

„Doch, ich kann das. Ich kann und werde dir helfen.“ So sanft seine Worte waren, so tief trafen sie mich.

„Bitte gib mir Zeit. Wenn du mir helfen willst, dann lass uns weiterhin so tun, als würdest du mich als deine Mätresse haben wollen.“

„Wie sollte ich das erklären? Normalerweise müsste ich dich wegen des Vergehens an Sani auspeitschen lassen.“

„Dann tu das. Tu, was du nicht lassen kannst!“ Meine Wut wiedergefundrn, wandte ich mich von ihm ab. Sofort tat mir mein Ausbruch leid.

„Wenn das so weiter laufen soll, dann musst du auch das tun, was ich sage.“

„Und dazu gehört?“, fragte ich patzig.

„Sani wird auf dich aufpassen.“

„Ich brauche niemanden, der auf mich aufpasst.“

„Ich bin da anderer Meinung. Sie soll ein Auge darauf haben, was du so treibst.“

„Also wird sie dir von jedem meiner Schritte berichten?“

„Exakt.“

„Und weiter?“

„Du wirst wohl mit mir schlafen müssen.“

„Was?“ Entrüstet drehte ich mich zu ihm um, wollte einen weiteren Schritt rückwärts machen, doch hatte er mithilfe der Luftmagie eine Mauer hinter mir errichtet, gegen die ich stieß. Mir wurde heiß und kalt. Er kam auf mich zu, lehnte sich locker über mich, stützte sich mit seinen Armen von der Wand ab. Er war gute 1 ½ Köpfe größer als ich.

„Du- du…“, mehr brachte ich nicht heraus.

„Ich?“

„Du kannst mich nicht zwingen.“

Unsere Nasenspitzen berührten sich. Seine Hände streichelten über meine Arme.

„Du mich genauso wenig, Meain. Ich will Antworten und wenn ich diese nicht bekomme, spielen wir nach meinen Regeln. Der Herrscher von Kul’elna ist nicht mein einziges Problem.“

Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Langsam wurde ich wahnsinnig.

„Stell deine Fragen.“

„Wie ist dein ganzer Name?“

„Aijnomeain-Hathor.“

„Aijnomeain-Hathor….“ Er klang nachdenklich. „“Wie heißt der Herrscher von Kul’elna?“

„Das kann ich nicht sagen“, flüsterte ich ängstlich, „Er hört es, wenn man seinen Namen sagt.“

„Gut, dann schrei ihn hinaus.“

„Nein.“ Tränen der Angst stiegen in mir auf.

„Wenn dir dieser Mann solche Angst macht, dann sollte ich ihn gleich töten.“

Seine Muskeln spannten sich an, er starrte mich wild entschlossen an.

„Atemu, du weißt nicht was du sagst.“

„Das weiß ich sehr wohl. Ich werde ihn töten, bevor er mich tötet und du wirst….“

„Was werde ich?“ Unausgesprochen hingen die Worte in der Luft, als ich die unangenehme Kälte spürte. Der Mantel der bedrückenden Stille, der über uns gelegen hatte, wurde zerrissen.

Atemu zog mich eng an sich, legte seinen Umhang um meinen Körper.

Atemu - 4

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Aijnomeain - 5

Noch eine Nacht…. Immer wieder echote seine Stimme in meinem Kopf. Mir war so klar, was er vor hatte. Er hatte Atemus Blick genauso klar gesehen, wie ich. Er war verliebt. Valonis würde mich quälen, um ihn zu zerbrechen.

Die Erkenntnis lähmte mich. Mein Herz schmerzte so sehr. Alles ging so schnell.

Erst als ein kleiner dicklicher Mann auf Atemu einredete, kam ich wieder etwas zu mir. Wohl mit einem sehr verwirrten Gesichtsausdruck schaute ich ihn an, denn er wirkte ganz konstatiert.

„Nicht jetzt, Meister Muran. Wir sind beide sehr erschöpft und werden uns zurückziehen. Ich will nur noch einen Diener mit einer großen Obstplatte sehen und ansonsten niemanden mehr.“

Immer wieder nickend und bejahend, verschwand der Mann. Mithilfe der Luft stieß Atemu alle Türen auf und schloss sie wieder hinter uns. Sanft legte er mich auf dem Bett ab, beugte sich über mich. Deutlich spürte ich, dass er mich küssen wollte. „Atemu, hör mir zu.“ Er legte mir einen Finger auf die Lippen, um mich zum Schweigen zu bringen. Drückte mein Kinn wieder sanft zu sich, als ich mich abwenden wollte. „Nein, Atemu. Bitte.“

„Willst du es nicht?“, fragte er fast traurig.

„Darum geht es hierbei nicht, Atemu.“

„Es geht sehr wohl darum. Ich verstehe nun so einiges.“

„Du glaubst zu verstehen.“

„Oh nein. Du bist Aijnomeain-Hathor. Du und deine zwei Zwillingsschwestern ward euer Leben lang trainiert worden, um an eurem dreizehnten Geburtstag gegeneinander zu kämpfen. Eine gewann atemberaubend, wie man sich erzählte, doch sie beleidigte das Königspaar und verschwand. Als Jono dich als seine Schwester vorstellte, verriet er mehr über euch beide, als ihm lieb war.“ Sanft streichelte er meinen Hals, setzte sich nun auf die Bettkante, stützte sich mit einem Arm auf dem Bett ab. Ich rutschte etwas hoch, so waren wir auf Augenhöhe und noch immer war sein Arm schützend vor meinem Körper. Er erklärte weiter: „Somit ist Jono der wahre Thronerbe von Oberägypten. Das gibt mir wenigstens in der Hinsicht einen kleinen Vorteil. Es gibt Gerüchte, dass ein Anschlag auf das königliche Haus von Oberägypten geplant ist. Wenn also Elena und Raphael sterben sollten, würde Jono die Chance haben sich als wahrer Thronerbe zu zeigen.“ Gebannt lauschte ich seinen Worten, doch erschrak ich. So kühl und berechnend hatte ich ihn nicht eingeschätzt. In seinen Sprechpausen wirkte der Zauber nur noch drückender, der auf uns lastete, damit niemand lauschte.

„Doch vor etwa drei Jahren gab es Gerüchte, dass die verschollene Tochter heiraten würde. Einen Provinzialprinzen. Jono hatte sich so sehr dafür interessiert, dass ich es nicht vergaß. Auf der Straße hörte ich mich um, doch nur die Handelskarawanen erzählten davon, dass man an manchen Abenden, wenn der Wind in eine bestimmte Richtung wehte, man die Schreie der jungen Frau hören konnte, die hinter den Mauern festgehalten wurde.“ Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Man hatte mich tatsächlich schreien hören. „Warum ist dann nie jemand gekommen, um mir zu helfen?“ Tiefe Resignation breitete sich in mir aus. Tiefe Traurigkeit umfing mein Herz.

„Sie hatten furchtbare Angst vor ihm. Und noch größere Angst hatte man vor seinem ersten Sohn, der ja etwas älter ist, als ich es bin. Somit kann er gar nicht dein Sohn sein. Er ist aus der ersten Ehe von diesem Provinzkönig.“

Bestätigend nickte ich den Kopf. „Bakura.“

„Als Jono dich als seine Schwester vorstellte, hatte ich eine Ahnung. Doch hatte ich keine Bestätigung. Als du mir vorhin erzähltest, dass du von dem Herrscher von Kul’elna geschickt wurdest, fügte es sich immer mehr ineinander, jedoch blieben für mich drei Fragen. Erstens, warum hattest du mich nicht bereits vergangene Nacht ermordet. Zweitens, warum bist du überhaupt bereit es zu tun und wieso kann er dich so einfach fortschicken. Wie kann er sich so sicher sein, dass du zurück kommst? Und zu guter Letzt, warum er mich töten will.

Zu der zweiten Frage kenne ich nun die Antwort. Du tust es für deinen Sohn. Er ist sich sicher, dass du für dein Kind zurückkehrst. Aber warum hast du mich nicht schon längst getötet und bist fort gegangen?“

Müde schloss ich die Augen. Von den Tränen brannten sie mir so sehr. „Du weißt das alles und schickst mich trotzdem nicht fort. Warum?“

„Keine Frage mit einer Gegenfrage beantworten.“

„Es ist aber auf beides die gleiche Antwort.“

„Aijnomeain…“, begann er, doch wurde die Tür aufgerissen.

„ATEMU!!!“, fiepte eine aufgeregte Stimme. Das schwarzhaarige Mädchen rannte auf uns zu, stürzte sich in Atemus Arme. „Vail“, brachte er erstickt raus, „Was tust du hier?“

„Sani meinte, dass du hier seist. Schick doch deine Hure fort, dann können wir beide uns unterhalten.“

„Vail!“, erhob er seine Stimme mahnend, doch ich spürte, wenn ich störte. Sofort stand ich, um zu gehen. Die kleine Frau namens Vail schmiegte sich an ihn und schaute mich mit eifersüchtig funkelnden Augen an. Als ich mich abwandte, schmiss er sie von sich runter und kam mir nach. „Nein, warte! So will ich das nicht!“

„Atemu, hör mir zu. Es ist ja alles wahr, was du dir zusammengereimt hast, doch macht es das nicht besser. Ich werde gehen und du brauchst keine Angst zu haben, dass ich zurückkehre. Ich habe mich einfach dumm angestellt. Er wird mich holen und ich werde dann dafür bestraft. Dann leb du einfach dein Leben weiter.“

„Nein, ich will das nicht. Du wirst nicht zu ihm zurückkehren.“

„Und wieso nicht? Willst du mich jetzt doch als deine Hure?“ Ungehindert rannen mir die Tränen die Wangen hinab. „Sie ist…“, begann ich zögernd, doch raffte ich all meinen Mut zusammen. Wenn ich es schaffte ihn von mir zu stoßen, ihn so sehr zu verletzen, dass er mich nicht mehr so verliebt ansah, dann würde er sicherer sein. „Sie ist doch sicher deine tolle Verlobte. Werd mit ihr glücklich. Du wärst sowieso viel zu schwach, um mir zu helfen und sowieso hast du mich nicht gefragt, ob ich das überhaupt will. Hättest du mich vorhin nicht festgehalten….“

„Dann wärst du mit ihm gegangen“, unterbrach er mich.

„Genau so ist es. Ich wäre gegangen. Ich hätte dich einfach hinter mir gelassen. Egal, was du denkst, großer weiser Pharao, aber ich bin nicht in dich verliebt.“

„Du kannst vielleicht dich selbst belügen, aber nicht mich. Du wärst mit ihm gegangen, aus Angst, aus Unterwürfigkeit und nicht, weil du ihn liebst.“

„Woher willst du das alles wissen? Alles könnte ebenso gut gespielt sein.“

„Nein. Ich weiß, was wahr ist und was du hier gerade erzählst, das ist es nicht. Ich werde dich jetzt nicht gehen lassen und morgen wird er dich nicht holen.“

Vernehmlich räusperte sich die Schwarzhaarige hinter ihm. Sofort nahm ich den wunden Punkt, der sich mir so klar offenbarte. „Du heirate lieber deine kleine persische Prinzessin. Sowieso wäre ich auch nur eine Trophäe in deinem Schrank gewesen. Eine Möglichkeit, um dein Reich zu erweitern.“

„So denkst du nicht wirklich“, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen, „Du versuchst mich von dir zu stoßen.“

„Lass sie doch gehen, Ati-Schätzchen.“ Lasziv legte sie ihre Arme um seine Taille. Ganz klar hatten die Beiden schon etwas miteinander gehabt. Verwirrend war nur der stechende Schmerz, den ich bei diesem Gedanken empfand. Ich riss mich zusammen nicht ihre Hände von ihm zu reißen und ihre Arme zu brechen. „Vail, du verstehst das wirklich nicht. Bitte geh in deine Gemächer.“ Er sprach mit ihr, wie mit einem kleinen Kind.

„Nein“, gab sie trotzig zurück, „Du hast es mir versprochen.“

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, doch lächelte ich ihn bitter an. „Mein Stichwort. Ich gehe nun.“

Mit diesen Worten drehte ich um und ging zuerst, bis ich die große Flügeltür hinter mir hatte, dann rannte ich zum nächsten Fenster, um hinunter in den Garten zu springen, doch hielt mich eine Hand zurück. Noch bevor ich wusste, wie mir geschah, drückte jemand seine Hand auf mein Gesicht. Schockiert sah ich ihn an. Es war Bakura.

Atemu - 5

Tausend Flüche gingen mir durch den Kopf. „Jetzt lass mich endlich los, Vail.“ Sie begann zu weinen.

„Du hattest mir doch versprochen, wenn ich zurück komme, dann würdest du endlich mit mir das Bett teilen.“

„Vail“, schweren Herzens riss ich mich zusammen, „Es ist wirklich eine Menge los derzeit. Sie ist sehr wichtig für mich.“

„Ja“, gab sie schmollend zurück, „So wie du sie angeschaut hast, muss sie eine wahre Meisterin im Bett sein.“

„Vail, wir haben nicht…“ Mir versagte die Stimme. „Bitte, geh in deine Gemächer. Ich muss sie suchen.“

„Ach, damit du es endlich mit ihr tun kannst? Atemu, ich habe es so lange mit angesehen, weil ich selber noch nicht bereit war, doch jetzt bin ich es. Bitte, mach mich endlich zu deiner Frau.“ Wieder legte sie ihre Arme um mich, legte ihren Kopf an meine Brust. Sie war noch so jung und augenblicklich verglich ich sie mit Meain. Mein Herz setzte einen Moment aus, als ich an die vergangene Nacht dachte. Nur einen Wimpernschlag lang hatte ich mich getraut ihren Körper anzuschauen, doch heute Morgen hatte sie so offen und natürlich vor mir gelegen. Sie war so zerbrechlich, doch wenn sie nur bei mir bleiben würde, würde ich dafür sorgen, dass sie ein wenig auf die Rippen bekam und dann würde ich. Nur mit Mühe unterband ich die tausend Fantasiebilder, die in mir hochstiegen. Sie hatte es mir zu sehr angetan. Meine gesamten Gedanken hingen an ihr. Ich bin ein Verdurstender und sie meine Quelle, gestand ich mir ein. Vail musste meine Gefühle gespürt haben, denn sie schaute mich erwartungsvoll an. „Hör mal, Vail.“ Wie sie mich anblickte mit ihren dunklen braunen Augen, brachte ich es nicht über mich sie weiter von mir zu weisen. Sie würde sowieso nicht aufhören. „Bitte, warte hier auf mich. Ich muss mich nur um eine Kleinigkeit kümmern, dann komme ich wieder. Es kann sich nur um zwei oder drei Stunden handeln.“

Die Lippen zu einem Schmollmund verzogen, ließ sie endlich von mir ab. „Na gut, aber wehe du kommst nicht!“

„Keine Sorge“, nickte ich ihr noch zu, ehe ich loslief.

Genau das gleiche Gefühl, wie heute Mittag, als ich wusste, dass ich sie auf dem Meer finden würde, leitete mich zu einem Fenster am Ende des Ganges. Verwirrt blickte ich hinaus. Gesprungen war sie nicht. Das Gefühl endete hier.

Plötzlich tauchte Sani aus der Dunkelheit auf.

„A-Atemu, was tust du denn hier?“

„Meain ist mir weggelaufen und ich suche sie.“

„Tja, hast sie wohl doch nicht so unter Kontrolle?“

„Sani! Es geht hier um so viel mehr. Ich war so kurz davor herauszufinden, wonach wir all die letzten Monate gesucht haben. Sie weiß es sicher, aber jetzt ist sie fort. Und was machst du überhaupt hier?“

„Ich? Ja, ich…. Ich habe die Nachtwache. Als ich deine Schritte hörte, kam ich her.“

„Aha“, machte ich nur, „Sehr glaubwürdig, aber lassen wir das. Hilfst du mir?“

„In Ordnung. Wo fangen wir an?“

„Da sie nicht in die Richtung ist, aus der du kamst, würde ich sagen, ist sie gesprungen.“

„Wie überlebt sie das nur?“

„Sie nutzt Wassermagie.“

Demonstrativ schüttelte Sani den Kopf. „Nein, das kann nicht sein. Wir haben viel zu trockene Luft. So viele Wasserpartikel bekommt keiner zusammen, um solch einen Sturz aufzuhalten.“

„Vielleicht nutzt sie auch Windmagie. Ich kenne ihre Stärke noch nicht in jeder Einzelheit. Komm, nimm meine Hand.“

Gemeinsam machten sie den Schritt in die leere Luft, auf der Suche nach Aijnomeain.

Aijnomeain - 6

Nachdem er eine Geheimtür hinter ihr geöffnet hatte, rannten wir beide durch verschiedene Gänge, ehe wir weit hinter den Palastmauern heraus kamen. Hier drückte er mich gegen die Mauer, als gerade einige Wachen vorbei kamen. Unsere Lungen pumpten die Luft immer wieder ein und aus. „Ich kann es nicht glauben, dass du hier bist“, wisperte ich. Er gab mir einen Kuss. „Glaub es ruhig.“

„Was ist mit Valan?“

Beruhigend schüttelte er den Kopf. „Er ist mit Sereneti im Winterdomizil. Er hatte bereits kurz nach deiner Abreise das Interesse verloren, doch lass uns weiter.“

Blind folgte ich ihm durch das nächtliche Unterägypten.

Zuletzt verließen wir die Stadt und kamen an eine kleine Hütte, nahe einer Oase. Kaum waren wir drin, wandte er sich mir zu, küsste mich ein ums andere Mal. Umarmte mich fest. „Bakura…“

Seine Nähe gab mir etwas Trost. Doch stach es mir immer noch furchtbar in der Brust. „Meain, ich habe alles vorbereitet. Wir holen Valan und dann hauen wir ab. Die Reise ist schon organisiert. Wir werden nach Europa übersetzen und weit in den Norden fliehen. Dort haben alle solch helles Haar, wie wir und wir werden nicht auffallen. So weit reicht selbst die Macht meines Vaters nicht.“

„Bakura, ich…“

„Dort können wir dann endlich die Familie sein, die wir uns so sehr gewünscht haben.“

„Bakura“, unterbrach ich ihn harsch, „Er wird sich an ganz Ägypten rächen, wenn wir fliehen. Er wird jeden töten, den wir mögen.“

„Solche Menschen gibt es eh nicht mehr, Meain. Er hat all die Jahre dich nur verschont, weil er besessen ist von dir und mich nur, weil ich sein Sohn bin, doch auch das wird enden, wenn er erfährt, dass Valan nicht sein Sohn ist.“

„Bei all den Göttern, Bakura. In dem vergangenen halben Jahr habe ich alles durchdacht. Er weiß es bestimmt. Er ist nicht dumm und nicht blind.“

„Prinzipiell nicht, aber was dich anbelangt, will er das sehen, was er sehen will. Aber du sagst es, das vergangene halbe Jahr. Du hättest einfach den Pharao töten und zurück kommen müssen.“

„Bakura! Wir können doch nicht ein ganzes Land ins Unglück stürzen!“

„Jeder muss selber wissen, wo er bleibt. Meain, er hat uns so viel angetan. Wer könnte es uns verübeln, dass wir uns retten wollen? Dass wir eine Familie sein wollen?“

„Bakura, ich bin ihm heute begegnet. Er will mich morgen holen.“

„Dann sollten wir noch heute Nacht fliehen.“

„Bakura, ich….“ Mit einem weiteren Kuss brachte er mich zum Schweigen.

„Ich will mit dir zusammen sein und wenn ich dafür die gesamte Welt in Brand setze, dann ist mir das nur Recht.“

„Das können wir nicht tun. Warte hier auf mich. Ich muss wenigstens noch einmal heute Nacht mit dem Pharao sprechen. Lass mich ihn zumindest warnen.“

„Der Pharao…. Es war allein sein Vater, der uns das alles einbrachte!“

„Gerade du solltest wissen, dass niemand die Schuld seines Vaters auferlegt bekommen sollte!“

„Du hast ja Recht. Hat er dich angefasst?“

„Nein, rein gar nichts.“

„Wenigstens etwas“, hauchte er gegen meine Lippen, „Es zerbrach mir schon immer das Herz, wenn du nachts nicht bei mir sein konntest.“

„Oh, Bakura. Sag das nicht.

„Warum sollte ich nicht?“

Eine Vision hatte mich durchzuckt. Etwas, das seinen Geist sehr aufwühlte. Als hätte ich mich verbrannt, ließ ich von ihm ab. Er hielt mich am Handgelenk fest. „Ich warte hier auf dich bis Sonnenaufgang. Wenn die Sonne voll am Himmel steht und du kommst nicht….“

„Dann geh ohne mich. Dann hat er mich gekriegt. Dann rette Valan und dich. Versprich es mir.“

Ein letztes Mal ließ ich mich zu ihm ziehen. Ein letztes Mal küssten wir uns. Seine Augen verrieten mir, dass dieser Kuss ebenso sehr nach Abschied für ihn schmeckte, wie für mich, doch ließ er mich gehen.
 

Zuerst rannte ich kopflos in die Nacht. Bakuras Geist hatte mir verraten, dass er von der Priesterin Sani in der Wüste gefunden wurde. Er empfindet etwas für sie. Er hatte sie geküsst. Deutlich hatte ich gespürt, dass er sich vollkommen frei für sie entschieden hatte. Das mit mir, war gelernt, gewohnt. Wir waren die letzten Jahre Gefangene seines Vaters gewesen. Die Not hatte uns zusammen gebracht. Wir hatten uns gehalten, um nicht wahnsinnig zu werden. Zuletzt gipfelte es darin, dass ich von ihm ein Kind bekam, obwohl sein Vater es jahrelang versucht hatte. Wir flehten die Hebamme an nichts zu sagen. Wir bestachen sie, doch sie nahm nichts an. Sereneti blieb bei uns, um uns zu helfen, um sich um Valan zu kümmern. Innerlich dankte ich ihr vom ganzen Herzen. Nun, da Valan sicher war, konnte ich offener zu Atemu sein. Ich wollte ihm alles sagen. Doch bevor ich das tat und er mich hassen würde, musste ich ihn küssen. Immer wieder hatte ich mich dabei ertappt, wie ich Bakura mit ihm verglich, wie ich mir Atemus Lippen wünschte und nicht die seinen.
 

Die Nacht war hell erleuchtet vom Mond, der mit seiner Schar der Sterne die Nacht bewachte.

Verzweifelt hing ich den Gedanken an Atemu nach und folgte einem Gefühl. Ein Ziehen in der Magengegend, das mich in den königlichen Garten brachte. Schon bald hörte ich Schritte, doch es waren zwei Leute. Kurzerhand versteckte ich mich im Gebüsch, löschte meine Aura herunter, damit mich niemand spürte. Ich konnte das hell erleuchtete Fenster von Atemus Gemächern sehen, doch mehr nicht.

Die Schritte kamen näher. „Sie ist nicht hier“, sagte eine Frauenstimme.

Seufzend gab eine männliche Stimme zurück: „Du hast wohl Recht.“ Es war Atemu! „Ach, Sani. Ich muss sie finden.“ Plumpsend ließ er sich auf einer Sitzbank auf einer kleinen Lichtung nieder. Sani setzte sich neben ihm. Wenn sie doch nur gehen würde!

„Atemu, ich verstehe nicht, warum du so besessen bist von ihr.“

„Ich bin nicht besessen!“

„Ach nein? Du lässt deine Verlobte oben im Zimmer zurück, um sie zu suchen.“

„Sani, ich suche sie nicht deswegen. Ich glaube, dass sie wissen könnte, wer sich wie gegen mich verschwört.“

„Du meinst, weil sie die Anführerin ist?“

„Nein. Ich denke, dass sie der Schlüssel ist. Wir können sie nutzen, um an die Typen heran zu kommen.“

Er ahnte also schon etwas. Und mich wollte er nur benutzen.

„Du kannst dich vielleicht selbst belügen, aber so wie du sie angeschaut hast! Außerdem hast du sie vergangene Nacht nicht angerührt, was auch nicht gerade für dich spricht. Sonst warst du nicht sehr zimperlich in der Hinsicht.“

„Sani!“

„Ist doch wahr! Ist sie dir zu dünn? Zu hässlich kann sie dir nicht sein. Das sieht ein Blinder, wie deine Augen leuchten, wenn du sie anschaust oder von ihr erzählst!“

„Weil ich ja auch schon so unglaublich viel von ihr gesprochen habe und sie ja auch schon so unglaublich lange kenne. Sani! Sie wurde geschickt, um mich umzubringen.“

„Wenn das so ist, warum suchst du sie dann?“

„Weil sie mich zu ihrem Auftraggeber führen kann.“

Gebannt lauschte ich weiter in meinem Versteck. Mein Herz setzte immer wieder aus. Es versetzte mir einen Stich ins Herz, dass er mich nur benutzen wollte.

„Dann kannst du mich ja auch jetzt und hier küssen!“

„Sani!“

„Was ist? Wenn du nichts für sie empfindest, dann hast du sicher nichts dagegen?“

Die darauffolgende Stille hielt ich nicht aus. Also sprang ich aus meinem Versteck und lief davon. Ich hörte Schritte lauter werden, dann brachen sie ab. Plötzlich riss mich etwas um und wir landeten unter einem der Büsche. Es war Atemu, der auf mir liegend, meine Hände festhielt und meinen Mund zu hielt. Wir hörten Sani nach ihm rufen und suchen, ehe sie mit einem Schnauben und wilden Flüchen abdrehte.

Als sie endlich außer Hörweite war, nahm er seine Hand von meinem Mund. Unsere Blicke trafen sich und ich sah das Glitzern, von dem Sani gesprochen hatte. Mein Herz schlug wieder bis zum Hals. „Atemu, ich….“ Doch er legte mir einen Finger auf die Lippen, ließ vorsichtig meine Hände los, ehe er mit seiner nunmehr freien Hand meinen Körper entlangfuhr. Seine Stirn ruhte auf meiner. Unsere Nasenspitzen berührten sich. Ich spürte ihn so deutlich zwischen meinen Beinen, dass heiße Wellen sich von meinem Schoß in meinen restlichen Körper ausbreiteten. Seine Hand gelangte an meinen Oberschenkel, den er sanft auf und ab fuhr, ehe er das Kleid weiter nach oben streifte und mit seinen Lippen immer näher kam. Vorsichtig drückte sein steifes Glied an meinen Körper. Noch nie hatte ich solch ein Verlangen gespürt mich mit Jemandem zu vereinigen. Mir war es vollkommen egal, dass wir im Dreck unter einem Busch lagen. Mir war egal, was er gesagt hatte. Morgen würde ich auf irgendeinem Weg fort sein. Ich musste ihn zumindest küssen, um zu wissen, wie er schmeckte.

Atemu - 6 + Aijnomeain - 7

Atemu - 6
 

Mein Glied pochte schmerzhaft, als ich ihre sanfte Haut entlang fuhr. Bei all den Göttern, sie war perfekt. Ihr Geruch. Das Haar, das ihr so wirr, wie ein Strahlenkranz um den Kopf lag. All die Probleme, all die Entscheidungen konnten warten. Ich will nur sie, ehe sie morgen fort sein könnte. Sie muss mir gehören.

Bei all den Göttern, mein Herz, ich gehöre ihr schon längst.
 

Aijnomeain - 7
 

Seinen Atem auf meinen Lippen zu spüren war solch bittersüßer Schmerz. Ich hielt mich an seinen Armen fest, fuhr über seine Brustmuskeln. Er kam mir so nah, dass ich meine Hände um ihn legte, meine Beine weiter spreizte, um ihm noch näher zu sein. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich lediglich das Kleid und die Schuhe trug. Seine rechte Hand fuhr meine Wange entlang, er wischte eine Träne fort. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich weinte. Er küsste meine Nase, dann mein Kinn.

Bei all den Göttern, mein Herz setzte aus. Ich will, dass er mir gehört. Meine Seele gehört ihm schon längst.
 

Ihre Lippen trafen sich endlich. Dieser Moment schien so unendlich magisch. Ein Knistern hing in der Luft, die Sterne glühten noch ein wenig heller und ein Schwarm an Sternschnuppen durchzog den Himmel. Alle vier Elemente erzitterten in Anbetracht der unendlichen Liebe, die dort gerade entfesselt wurde.

Keiner ließ mehr von dem anderen ab. Er bemerkte, dass sie nichts unter ihrem Kleid trug, doch noch bevor er an seinem Rock war, waren ihre Finger flinker, doch sie bekam die Knoten nur schwerlich auf. Berauscht von den Berührungen des Anderen, gerieten sie in Ekstase. Er nahm ihre Brüste in seine Hände. Schon die vergangenen Stunden hatte er darüber nachgedacht, wie diese sich wohl anfühlen mochten. Die Welt, die Gefahr, die in der Dunkelheit lauerte, war vergessen.

Atemu - 7

Das Geräusch von Schritten, ließ ihn zurückschrecken. Sie hörte es auch. Beide lauschten gebannt.

Unruhig gingen die Schritte auf und ab, ehe eine eisige Stimme die warme Dunkelheit durchschnitt.

„Heishin.“ „Meister.“ Etwas Schweres ging zu Boden. Jede Faser meines Körpers war zum zerreißen gespannt. Welch abstruser Zufall hier in der Dunkelheit gerade Heishin belauschen zu können.

„Die Ablenkung des Pharaos scheint zu funktionieren. Konntest du die Zweifel weiter säen?“

Aijnomeain unter ihm zitterte leicht. Sie hatte wohl auch die Stimme erkannt.

„Ja. Die Prinzessin hat durchaus Zweifel. Laut ihrem letzten Briefverkehr mit ihrer Heimat, hat sie es auch dort verkündet. Ein politisches Desaster, wenn ihr mich fragt.“

„Gut. Habt eure Tochter im Griff.“ Es klang stark nach einem Tadel.

„Meister?“

„Vergesst nicht, dass der Weißhaarige da ist, um die kleine Straßendiebin von dem Pharao zu verführen. Dieser wird am Ende mit einem gebrochenen Herzen und diesem politischen Desaster dastehen. Dann fehlt nur noch das Opferfest.“

„Verstanden, Meister.“

So schnell es gekommen war, war es auch vorbei. Heishins Schritte entfernten sich schnell.

Tief durchatmend rollte ich mit Meain aus unserem Versteck. Nun saß sie auf mir, schaute sich in der Dunkelheit um, während sie ihre Kleidung richtete. Mehr schlecht als Recht, versuchte sie ihre Haare zu bändigen, die verziert waren mit Dreck, Ästen und Blättern.

„Wovon hat er gesprochen? Es war doch ER?“

„Ja.“

„Wovon hat er gesprochen?“, stocherte ich weiter, als sie nicht antwortete. Umständlich hievte ich mich auf die Ellenbogen, als ich merkte, wie die Magie sich um uns legte, damit uns keiner belauschte.

„Ich glaube, dass er wusste, dass wir da sind. Niemals würde er so etwas einfach so preis geben.“

„Oder er war unvorsichtig.“

„Das würde nicht zu ihm passen. Vor allem, du hast seine Stimme gehört, er war siegessicher.“

„Von welchem Weißhaarigen hat er gesprochen?“

„Von Bakura.“

„Sein Sohn? Und was macht der hier?“

„Er ist abgehauen.“

„Warum? Sucht er nach dir? Woher weißt du dass er da ist?“

„Hör auf so viele Fragen zu stellen, Atemu. Wir haben größere Sorgen. Dein Hohepriester ist mit ihm verbandelt.“

„Dass mein Hohepriester gegen mich putscht ist mir schon länger klar. Dass er Vail mit hineinzieht macht es komplizierter. Hör mal, Aijnomeain.“

Aijnomeain - 8

Mit einer fließenden Bewegung setzte er sich auf, so dass wir beide uns direkt anschauen konnten. Seine Hände ließ er auf meine Hüften sinken, meine fuhren über seine muskelbepackte Brust, über die goldenen Ringe, die sich so eng an seine Haut schmiegten. Konzentriert hörte ich zu. „Was will Bakura hier?“

Ich konnte ihn nicht mehr anlügen. Jetzt war der Moment gekommen, nachdem er mich gleich hassen würde.

„Er ist hier, um mich zu holen.“

„Warum?“

„Das fragst du noch? Ach, Atemu. Bakura und ich….“ Mir versagte die Stimme.

„Aha“, machte er nur.

„Sei nicht so abfällig.“ Plötzlich begann er zu grinsen.

„Also wolltest du ihn mit mir betrügen?“

„I-… i-… ich…..“ Er unterbrach mein Gestotter mit einem heißen Kuss. Heißblütig fuhr seine Zunge zwischen meine Lippen. Leise drang ein „Mmmmmhhh….“ Meine Kehle hinauf. Als sich unsere Lippen wieder trennten, war ich wie berauscht. Er schmeckte so unglaublich gut. Ich will ihn ganz probieren. Will ihn endlich vollkommen nackt bewundern können. Sicherlich würde er mich zärtlich und lustvoll nehmen.

„Gut zu wissen. Immerhin bin auch ich bereit mit dir meine Verlobte zu betrügen.“

„Atemu. Das ist alles so ein riesiges Durcheinander. Du hast eine Verlobte, zu der du musst. Selbst Sani steht auf dich! Dann ist da noch der Putsch von Heishin, der Typ, der dich umbringen will, um deinen Thron zu besteigen und ich muss zu Bakura, der auf mich wartet. Er hat unseren Sohn in Sicherheit gebracht und wenn ich nicht bis Sonnenaufgang bei ihm bin, geht er ohne mich. Aber ER wird dann ganz Ägypten zerstören wollen, wenn er uns nicht mehr findet. Zu allem Überfluss will ich nicht gehen.“

„Moment! Es ist euer beider Kind? Es ist nicht einmal von IHM? Sondern von Bakura?!“

„Hattest du den letzten Teil mitbekommen? Ich will nicht mehr hier weg, wegen dir!“

„Meain! Du hast eine Familie. Du hintergehst deine Familie mit mir!“

Tränen stiegen mir wieder in die Augen. „Nein…. Atemu…. Ich kann das nicht. Wenn du so denkst und du deswegen meine Gesellschaft nicht mehr wünschst, dann schubs mich von dir runter und wir gehen getrennte Wege.“

„Vorher dachte ich du seist eine Heilige! Dass du ein Kind liebst, das dir der Teufel selbst untergeschoben hat unter Gewalt und jetzt erfahre ich, dass du einen Geliebten hattest, von dem du das Kind bekommen hast und das du dem Teufel untergeschoben hast. Anscheinend erfolgreich.“

„Er weiß von Bakura und mir, sonst würde er Heishin nicht sagen, dass er ihn geschickt hat, um mich von hier fortzubringen. Moment…. Oh nein! Er weiß es, Atemu! Er weiß das alles. Oh nein, nein, nein.“

Plötzlich presste Atemu mich fest an sich. Drückte seinen Kopf zwischen meine Brüste und schimpfte laut. Er verfluchte das Schicksal, er verfluchte seine Gefühle, er verfluchte meine Schönheit. Dann schaute er mich an. Sein Blick war eisern. „Geh mit Bakura. Wenn ihr fort seid, dann kann ich mich hierauf konzentrieren. Schreibe mir dann in genau drei Jahren. Dann werde ich dich finden und bis dahin werde ich alles unter Kontrolle gebracht haben.“

„Nein, Atemu! Das kann ich nicht. So lange von dir getrennt. Das schaffe ich nicht mehr.“

„Wir haben nur noch wenige Stunden bis Sonnenaufgang. Lass uns gehen.“

„Wo wollen wir hin?“

„Zu meinem Unterschlupf. Dort findet uns niemand und dort gibt es ein Bett.“

Atemu - 8

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Aijnomeain + Atemu - 9

Aijnomeain - 9
 

Ganz leicht gab ich ihm einen Kuss, ehe ich mich der Kordel seines Rockes widmete, der nun erstaunlich leicht aufging. Doch bevor ich ihn herunterzog, nahm ich ihm noch die schwere Goldkette von seinem Hals.

Nachdem sein Rock herunter war, bewunderte ich seine tadellose Haut, die nur einige filigrane Narben zierte. Seine Muskeln waren klar definiert und die Linien zeigten mir klar den Weg zu dem Ort, nach dem es mir so sehr verlangte.

Er küsste mich stürmisch, vergrub seine Hand in meinen Haaren, hielt mit der anderen meinen Rücken.

Nur noch eine dünne Stoffschicht trennte uns. Er stieß mich auf das Bett, während er den Stoff lockerte. Noch bevor mir sein freier Blick auf mir unangenehm sein konnte, war er über mir. Seine Haut strahlte solche Hitze ab.
 

Atemu - 9
 

Endlich waren wir zwei hier. In einem Bett. Sie war so perfekt und sie fühlte sich so kalt an im Gegensatz zu der Hitze, die ich so hell in mir lodern fühlte.

„Heute Nacht zeige ich dir, wie liebevoller Beischlaf funktioniert.“

„Daran habe ich keinen Zweifel, mein Pharao.“

Ich drückte sie auf das Bett, als ich sie küsste. Ihr leises Stöhnen, ihre Bewegungen, ihr Geruch machten mich wahnsinnig vor Lust.

„Bei all den Göttern, du wirst mir gehören, Aijnomeain-Hathor“, stöhnte ich ihr ins Ohr, bevor ich endlich in sie eindrang.

„Ja, ich will dir gehören. So wie du mir. Atemu!“

Es zerriss meinen Körper, ließ mein Herz aussetzen. Sie war alles in diesen endlosen Momenten.

Aijnomeain - 10

„Bei all den Göttern, du wirst mir gehören, Aijnomeain-Hathor“, stöhnte er mir lustvoll ins Ohr. Jede Silbe voll von Sinnlichkeit und purem Verlangen. Nur schwer hielt ich die Tränen zurück. Noch nie hatte ich so etwas Reines empfunden, wie für ihn.

„Ja, ich will dir gehören. So wie du mir. Atemu!“

Er war so unglaublich heiß. Mit jeder Faser meines Körpers spürte ich ihn. Ich war zugleich er und ich. Unsere Geister, wie unsere Körper verschmolzen, bis wir eins waren. Nur noch ich und er. Die Ketten in mir zerrissen. All die reinen Gefühle, zu denen ich mich gar nicht mehr fähig wähnte, schlugen wie ein wildes Meer in mir auf.

Unser Liebesspiel brachte mich immer wieder zum Schreien. Auf eine so ungewohnte Art und Weise. Er fühlte sich so richtig an. Er füllte mich so perfekt aus.

Kurz vor dem Höhepunkt vergaß ich alles. Ich hörte ihn in weiter Ferne sagen: „Ich liebe dich. Du bist mein!“

Willenlos öffnete ich ihm meinen Geist. Alles sollte er spüren, wie ich spüre, wie er sich für mich anfühlt. Er tut es mir gleich. Unsere Seelen umschlingen sich, wie es unsere Leiber tun und unter vielen Seufzern antworte ich: „Ich liebe dich auch. Ich bin dein.“
 

Vollkommen erschöpft lagen wir nebeneinander, aufeinander. In einer verqueren Umarmung, bei der wir uns anblicken konnten, unsere Körper spürten und lagen.

Das einzige Fenster in dem Raum begann heller zu werden, die Vögel begannen draußen zu singen.

„Du musst gehen“, flüsterte er, als wenn er Angst hätte diesen perfekten Moment durch ein zu lautes Geräusch zu verscheuchen.

„Ich werde wiederkommen. Versprich mir, dass du mich zurück holst.“

Inniglich küsste er mich. „Ich werde dich wieder zu mir holen und dann werde ich dich zu meiner einzigen Frau machen, zu der Königin von Unterägypten und jede Nacht werde ich damit verbringen deine Seele weiterhin mit diesen lustvollen und reinen Gefühlen zu füllen. Aijnomeain, ich liebe dich. Bedingungslos. Ich werde dich immer lieben, auch wenn du tausende Kilometer entfernt bist.“

Nun gab ich ihm einen Kuss in den ich all die zärtliche Liebe, die ich empfand hinein legte. „Und ich werde wieder zurückkommen und mit Freuden deine einzige Frau sein, egal ob Königin oder nicht und jede Nacht werde ich damit verbringen mich dir ganz zu schenken und allein dein zu sein, damit du so glücklich sein kannst, wie du jetzt bist. Atemu, ich liebe dich auch. Besinnungslos. Ich werde dich auch noch lieben, wenn uns ein Ozean trennt oder gar zwei.“

„Nun geh, meine Einzige. Schreibe mir in drei Jahren. Ich werde darauf warten. Wenn du Probleme hast, noch früher. Und komm nicht zurück, ehe ich dich hole, egal, was du hörst.“

Ein letzter Kuss.

Nun trennten wir uns. Wie bereits am gestrigen Tage, zog ich mir das Kleid über. Mehr hatte ich nicht mehr. Er umarmte mich von hinten, küsste meinen Nacken.

Ein Abschiedskuss.

„Lauf. Ich liebe dich.“

„Ich liebe dich auch.“

Mit Tränen in den Augen stieß ich die Tür auf und begann tatsächlich zu laufen, denn ich bezweifelte, dass ich es ansonsten geschafft hätte von ihm loszukommen.
 

„Du bist gekommen.“ Es war eine reine Feststellung. Die Sonne stand schon zu über der Hälfte über dem Horizont.

„Was hast du denn gedacht?“

„Dass dich jemand hat. Ob mein Vater oder der Pharao….“

Wie ich hoffte, böse schaute ich ihn an. „Was soll das heißen?“

„Rein gar nichts. Lass uns gehen.“

Ohne weitere Erklärung oder weiteren Wortwechsel zogen wir los. Bis zum Mittag machten wir keine Pause und redeten nicht miteinander.

Endlich fanden wir eine schattige Oase, wo wir uns niederließen, um etwas zu essen und zu trinken. Bakura blieb weiterhin stumm und schaute sich immer wieder verstohlen um. Mir schwante langsam böses.

Auch wenn ich den gesamten Vormittag damit verbracht hatte penibel meine Gedanken vor jedem Fremdeintritt zu verschließen und jede Begebenheit der vergangenen Tage mehrmals durchging, wollte ich einfach nicht glauben, was mein Bauch mir da so einvernehmlich versuchte mitzuteilen.

Mir blieb der Bissen im Halse stecken.

Ich spürte die gesamte Umgebung ab und fand nichts. Das beunruhigte mich erst recht. Normalerweise spürte man Insekten, Kleintiere, Vögel, aber hier war nichts.

Was hatte Valonis noch gesagt? Der Weißhaarige würde mich fort bringen? Was war, wenn nicht Valonis ihn durchschaut hatte, sondern er auf seiner Seite spielte?

Sofort begann ich erbärmlich zu husten. Unter dem Vorwand kurz mein Gesicht waschen zu wollen und meine Kehle zu trocknen, ging ich an das Ufer des kleinen Tümpels, an dem wir uns befanden.

Diese Oase war geschaffen worden, vor nicht allzu langer Zeit.

Noch eindeutiger konnte eine Falle nicht sein. Ich verfluchte meine Dummheit, meine Naivität. Die Sehnsucht packte mich, paarte sich mit blanker Wut. Das gerade in einem Moment, wo ich nichts mehr brauchte, als einen klaren Kopf.

Bakura fragte mich, ob etwas nicht stimmte.

„Ich fürchte, ich habe es doch sehr in den falschen Hals bekommen“, keuchte ich, „Kannst du mir nochmal auf den Rücken klopfen?“

Er kam näher. Ich spürte in der Luft, wie sein Kopf dabei nach links und rechts schnellte.

Kurz bevor er sich zu mir bücken konnte, fragte ich mit meiner eisigsten Stimme: „Stimmt etwas nicht?“

„N-nein“, wisch er aus.

Mit einer fließenden Bewegung nahm ich das Wasser des kleinen Tümpels auf, wirbelte es wie ein Stück Stoff, um mich. Dann ließ ich das Wasser zerspringen, um einen Dampfeffekt zu erzeugen, unter dem ich verschwinden konnte. Tatsächlich schaffte ich es einige hundert Meter zu flüchten. Hinter mir hörte ich Bakura rufen. Dann hörte ich die Schritte im Sand.

Immer wieder bildete ich mithilfe meiner Elementarmagie Fallen im Sand, in denen meine Verfolger verschwanden.

Auch wenn das Meer unendlich weit weg schien, rannte ich in diese Richtung. Es war meine einzige Chance. Umgeben von meinem Hauptelement konnte ich mich länger verteidigen. Es eventuell sogar bis zum späten Abend zurück zu Atemu schaffen.

Doch nach einigen hundert Metern wurde mir klar, dass es sich um eine Fata Morgana handelte. Bakura hatte mich mitten in die Wüste geführt. In meine eigenen Gedanken versunken und naiv, wie ich war, bin ich ihm gefolgt.

Tränen der Wut in den Augen, sank ich auf die Knie. Es war sowieso unausweichlich. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war oder wohin ich sollte. Wenngleich mich mein Gefühl wieder in die Richtung führte, aus der ich gekommen war.

Doch blieb es still um mich herum.

Er würde mich also in der Wüste brechen wollen.

Nun gut. Das Spiel konnte ich auch spielen.

Atemu - 10

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Atemu + Aijnomeain - 11

Atemu - 11
 

„Sie war fest überzeugt, dass du sie hassen würdest, wenn du alles erfährst.“

„Das tat ich auch“, gab ich kleinlaut zu, „Jedoch nur einen Herzschlag lang. Ich kann sie nicht hassen. Sie hat versucht zu überleben und sie hat versucht die zu beschützen, die ihr etwas bedeuteten.“

„Ihren Geliebten und ihren Sohn.“

„Ja. Wer weiß, wie wir gehandelt hätten, an ihrer Stelle.“

„Gedankenspiele, Yami. Denkst du, dass du sie in drei Jahren zurückholen wirst?“

„Wenn die politische Lage zu unseren Gunsten in Oberägypten kippt, dann auf alle Fälle. Dann wäre sie bei dir sicher. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, bin ich unschlüssig.“

„Was ist mit dir? Du wirkst beunruhigt?“

„Ich kann es dir nicht sagen. Es ist mir, als würden direkt vor dem Fenster einige Meuchelmörder stehen und auf mich warten. Hoffentlich geht es Aijnomeain gut. So oder so, ich muss zurück.“

„In Ordnung. Lass nicht wieder so viel Zeit vergehen, ehe du von dir hören lässt.“

„Das tu ich nicht, mein Freund.“
 

Aijnomeain - 11
 

Vollkommen allein irrte ich in der Wüste umher. Der Wind hatte schon lange meine Fußspuren verwischt. Die Fata Morgana des Meeres verschwand am späten Nachmittag am Horizont.

Ich musste mich dringend orientieren.

Als wir los waren. War da die aufgehende Sonne links oder rechts von uns gewesen?

Durch die stechende Sonne wurden meine Gedanken wirr. Zwar war ich die Hitze schon immer gewohnt, doch Durst und Erschöpfung nagten an mir. Die wenigen Stunden Schlaf der vergangenen Nacht, machten sich bemerkbar.

Irgendwann einigte ich mich mit meinem inneren Ich, denn in solchen Situationen beginnt man mit imaginären Stimmen zu diskutieren, die Sonne im Rücken zu gehen. Zum einen blendete sie einen nicht so sehr und wenn Bakuras Worte einigermaßen wahr waren und er gegen Westen gegangen ist, dann könnte ich irgendwann zumindest auf den Nil treffen.

Über meine eigenen Füße stolpernd, blieb ich kniend im heißen Sand.

Der leise Gedanke aufzugeben überkam mich, doch dann dachte ich wieder an Atemu. Ich wollte, ich musste ihn wiedersehen. Mit all meiner Kraft holte ich das Wasser aus dem Tiefsten der Erde herauf und trank es gierig. Tatsächlich hatte es mich mehr Energie gekostet, als es mir gab.

Die Sonne war bereits zur Hälfte untergegangen und noch immer erstreckte sich um mich herum eine endlose Wüste.

Noch die halbe Nacht ging ich weiter, ehe ich ein weiteres Mal stolperte und liegen blieb, von der Müdigkeit übermannt.

Atemu - 12

Tatsächlich fand Mahado sehr schnell eine Schwachstelle von Vail. Einen jungen Bediensteten namens Chemain. Beide waren sich mehr als zugetan. Das konnte ich nutzen.

Ich ließ sie zu einer Unterredung zu mir holen. Vor mir stehend, erklärte sie mir, dass sie momentan unpässlich sei. Da alles noch so frisch sei, käme dies noch sehr unregelmäßig. Ich entschuldigte sie, bat sie jedoch mit mir zu essen.

Kurz angebunden erzählte sie mir von ihrer Reise. Ich riss nur kurz das Tagesgeschehen ab. Es war weiterhin nichts Aufregendes passiert. Die Wachen hatten mir einige Unruhestifter vorgestellt. Darunter auch Chemain. Auf diesen kam ich natürlich zu sprechen.

„Da war einer darunter, Chemain hieß der glaub ich, der wurde beim Stehlen erwischt.“

„Was hat er denn gestohlen?“

„Eine Halskette von dir. Diese mit dem roten Stein. Hattest du sie gar nicht vermisst?“

„Ach Gott“, sie wirkte ganz aufgeregt, „Was passiert mit ihm?“

„Er wird morgen aufgeknüpft.“

„Oh nein! Atemu! Das darfst du nicht tun!“

Ich hasste mich selbst für meine Spielchen. „Warum nicht? Hast du ihm die Kette geschenkt?“

„Ehrlich gesagt, ja.“

„Warum schenkst du einem jungen Mann eine Kette?“

„Weil….“ Sie kam in Erklärungsnot.

Beschwichtigend legte ich ihr meine Hand auf ihre. „Keine Sorge. Ich weiß schon alles. Ich habe ihn vorerst in die Arrestzelle gegeben. Entschuldige, dass ich dich so erschreckt habe. Du magst ihn?“

Sie wurde sehr rot im Gesicht. „J-ja. Es tut mir Leid, mein Pharao. Ich sollte nur dich lieben!“

„Das ist vollkommener Schwachsinn! Das mit uns beiden ist eine politische Erwägung, eine Bedingung deiner Eltern gewesen. Ich zwinge dich zu nichts.“ Ich meinte meine Worte vollkommen ernst. Selbst wenn es Aijnomeain nicht gegeben hätte, ich hätte es ihr nicht übel genommen. In den vergangenen Monaten, bevor sie zur Frau wurde, hatte ich ausreichend Damenbesuch. Besitzergreifend war ich wirklich nicht.

„Ich wage es mich kaum zu fragen. Lässt du ihn frei?“

„Da sich das Missverständnis geklärt hat, muss ich das wohl. Sag mal, Vail. Wärst du denn gern mit ihm zusammen?“

Entgegen ihrer sonstigen Launen wirkte sie nun recht schüchtern und zurückhaltend. „Nun, ich…. Nein, mein Pharao. Ich will nur mit dir zusammen sein.“ Das klang nun mehr als auswendig gelernt und verletzte mich in meinem Stolz doch ein wenig.

„Gut, hör mir genau zu, ich will keine Frau, die einen anderen bevorzugt.“

„Oh nein! Das kannst du nicht ernst meinen! Das Bündnis mit meinen Eltern! Ich habe alles verspielt!“

„Beruhige dich.“ Ich drückte ihre Hand etwas und tatsächlich wurde sie ruhiger.

„Das Bündnis mit deinen Eltern bleibt bestehen. Es war keine Bedingung meinerseits. Lass uns einen Kompromiss finden. Wir müssen heiraten, da sonst wirklich das Bündnis in Schräglage gerät. Jedoch könnten wir nach ägyptischem Recht als sogenannte Zweitehe heiraten. Dies bindet uns gesetzlich aneinander. Du hast dann immer noch einen gewissen Anspruch auf Unterhalt und den Titel als Prinzessin von Persien, jedoch auch die Freiheit zu tun und zu lassen, was du möchtest. Eventuell nicht in meiner unmittelbaren Umgebung.“

„Muss ich dir nicht ein Kind gebären?“

„Falls er dich schwängern sollte, werde ich es als meines annehmen und dafür im Falle aufkommen. Wenn er ein Ehrenmann ist, wird er es verweigern oder nach eigenen Kräften dazulegen. Da bin ich mir sicher. Du musst deinen Eltern nur schreiben, dass es sich um eine gültige Eheschließung handelt.“

Ihre Augen leuchteten vor jugendlichen Eifer.

„Und was ist, wenn ich einfach abhaue?“

Auf diese Frage war ich nicht vorbereitet. „Ich wäre gezwungen dich zu suchen.“

„Was ist, wenn du mich nicht findest?“

„Glaub mir, ich würde dich finden. Dies würde ich nicht mitmachen, vor allem, da ich mir Sorgen machen würde, um dich.“

„Ach, Atemu.“ Sie schwieg einige Atemzüge lang, ehe sie weiter ausführte: „Du warst schon immer eher ein großer Bruder oder Vater, als ein Ehemann. Begehe ich damit auch wirklich keinen Etikettenfehler? Entehre ich meine Familie auch nicht?“

„Nein, denn du wirst ja meine Kinder bekommen. Wir werden auch regelmäßig deine Eltern gemeinsam besuchen.“

„Und was hast du davon?“

„Eine glückliche Frau? Was brächte es mir dich unglücklich zu machen?“ Zwar gestand ich mir ein, dass dies auch ein Grund ist, jedoch war Aijnomeain der Größere und viel schwerwiegendere.

„In Ordnung. Wann wollen wir die Hochzeit ansetzen?“

„Lass sie uns einen halben Mond nach dem Opferfest ansetzen.“

Fröhlich dankend fiel sie mir um den Hals.

Aijnomeain - 12 + Atemu - 13

Aijnomeain - 12
 

Das vierte Mal wanderte die Sonne nunmehr über den Himmel. Noch immer irrte ich umher. Die Sonne stets im Rücken.

Da sah ich ihn das erste Mal. Valonis. Mit einem selbstgefälligen Grinsen im Gesicht.

„Hallo Aijnomeain. Du siehst durstig aus. Darf ich dir eventuell helfen?“

„Geh weg. Das ist alles eine Falle!“

„Dass du mittlerweile sechs Tage in der Wüste herum irrst ist nur ein positiver Nebeneffekt.“

Sechs Tage…. Seine Worte sickerten wie Blei in meinen Kopf.

„Kommst du freiwillig mit mir? Oder muss ich warten bis du vollkommen wahnsinnig wirst?“

„Ich bin nicht wahnsinnig.“ Meine Worte klangen dünn. Tatsächlich konnte ich ihm nichts entgegen halten.

„Du läufst seit sechs Tagen in der Wüste umher, die Sonne stets im Rücken. Hattest du mal darüber nachgedacht, dass die Sonne im Westen auf und im Osten unter geht?“ Sein breites Grinsen verriet mir, dass er versuchte mich hereinzulegen. Oder sich doch nur über mich lustig machte? War ich tatsächlich so dumm?

„Du kannst mir gestohlen bleiben. Ich finde hier schon wieder heraus.“

„In Ordnung. Hoffe nur nicht, dass ich wiederkomme.“

Damit verschwand er.
 

Atemu - 13
 

Das Opferfest rückte immer näher. Nicht nur die Vorbereitungen für das eigentliche Fest musste ich erledigen, sondern wir mussten einen Weg finden, wie Heishin sich verraten würde und wir ihn überlisten könnten. Er hatte treue Anhänger, gerade im Volk. Wir mussten ihn einwandfrei des Hochverrats überführen, ansonsten hatten wir keine Chance.

Aijnomeain - 13 + Atemu - 14

Aijnomeain - 13
 

Es regnete. Am mittlerweile siebenten Tag regnete es tatsächlich. Es war keine Fata Morgana, keine Einbildung. Erschöpft legte ich mich hin, ließ mich von dem Wasser umspülen und trank so viel ich konnte. Nun war mein Geist wieder wacher. Zwar spürte ich jetzt den Hunger nur noch kräftiger, doch fiel mir nun mein Gedankenfehler auf.

Valonis hatte Recht gehabt. Die Sonne ging im Westen auf und im Osten unter. Ich musste also der Abendsonne folgen.
 

Atemu - 14
 

Die Gerüchte um Vail und mich verhärteten sich immer mehr. Fast jeder sprach davon, dass sie einen Liebhaber hätte, von dem ich nichts wüsste.

Um diesen Gerüchten entgegen zu wirken, organisierte ich eine unvergessliche Nacht für sie. Ohne vorige Absprache mit ihr, da ich ihre Kammerzofe als ausgesprochen geschwätzig empfand, bestellte ich sie am späten Abend in eines der vielen Schlafzimmer, die wir im Palast hatten. Die Lichter waren allesamt aus. Nur der helle volle Mond am Himmel schien herein.

Als sie eintrat, war sie wunderschön gekleidet. Nur die allerfeinsten Stoffe zierten ihren Körper, doch war ihr Anblick noch immer nicht so berauschend, wie der Aijnomeains, so dass mir ein wortloser Abgang in meinem schwarzen Umhang über den Balkon nicht weiter schmerzte.

Zuvor hatte ich noch ihren liebsten Chemain in das Zimmer geschmuggelt, um beide nun dort für einige Stunden allein zu lassen. Die Bediensteten würden aus den Flecken am morgigen Tage, den Geräuschen der Nacht und meinem Erscheinen aus diesem Zimmer, das Übrige schließen. Doch nun musste ich zu einem Treffen mit Seth. Er hatte Späher hinter Aijnomeain hinterher gesandt. Meine Sorge nahm tagtäglich zu.

Für einen kurzen Moment blieb ich im Garten stehen. Schaute auf die aufgewühlte Stelle unter dem einen Busch, unter dem wir gelegen hatten und dann hinauf zum Mond. Der Gedanke, dass sie vielleicht auch gerade hinauf schaute und sich unsere Blicke trafen, tröstete mich ein wenig.


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Nachwort zu diesem Kapitel:
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Nachwort zu diesem Kapitel:
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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Cornflakes91
2017-03-23T19:10:00+00:00 23.03.2017 20:10
Also, noch kein Kommentar hier. Das kann ich ja nicht verstehen!
Das letzte Kapitel liegt nun zwar schon ein paar Monate zurück und ich weiß nicht, ob du noch weiterschreiben wirst, aber ich dachte, ich lass dir trotzdem eine Rückmeldung hier!
Ich finde deinen Schreibstil echt toll. Sehr angenehm zu lesen und rund geschrieben.
Die Handlung der Geschichte gefällt mir auch echt gut. Es ist inhaltlich mal was anderes und auch wirklich spannend verfasst.
Dein eigener Charakter ist auch wirklich toll beschrieben. So geheimnisvoll, aber nicht übertrieben perfekt, wie man es ja doch bei den meisten Fanfics findet.
Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn es doch noch weitergeht. Aber ich kann es auch verstehen, wenn man ein bisschen die Motivation verliert aufgrund mangelnder Rückmeldung.

Liebe Grüße
Felica



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