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Als du gingst

von

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Prolog

Rotes, langes Haar.

Augen wie Bernstein.

Eine Stimme, zart, zerbrechlich und doch so ausdrucksstark...

Ein Wille, so stark das es einen den Atem raubt.

Eine Liebe zur Natur und zu Tieren, so ausgeprägt wie bei keinen Menschen vor ihr...

Von anderen Menschen aber missverstanden und still wie fallender Schnee.

Dies war die perfekte Beschreibung für meine beste Freundin, meine Seelenverwandte, meine bessere Hälfte...

Kennt ihr das? Wenn eine Freundschaft so stark und unzerstörbar ist, das du nichts anderes brauchst? Das du nur diese eine Person brauchst?

Nun bei mir war es so. Ich brauchte keine anderen Freunde, brauchte nicht mal die Liebe, ich brauchte nur sie, meine beste Freundin die mich verstand auch wenn ich nichts sagte.

Keinen einzigen Tag meines Lebens konnte ich mir ohne sie vorstellen, aber alles hat ein Ende. Manches früher, manches später... Bei uns war es viel zu früh!

Und eins weiß ich, ich werde nie wieder Zug fahren...

Kapitel 1

~Nathaniel~

Ich hing über einen Stapel Papieren für die nächste Klassenfahrt der Aschlussklasse. Dies waren die Momente in denen ich mir wünschte kein Schulsprecher zu sein. Diese Arbeiten waren immer mühselig und zeitaufwendig, aer einer musste sie ja tun.

Gerade als ich mich voll und ganz meiner Aufgabe widmete, kammen zwei Mädchen aus meiner Parallelklasse rein. "Kim, Iris, was gibt es?" Die Dunkelhäutige lehnte sich an den Türrahmen und verschränkte die Arme. "Schulsprecher, du musst dich um diese Bian kümmern! Sie fehlt jetzt schon seit einen Monat!" "Bian?", fragte ich nochmal nach und ging zu der Schülerliste. "Ja, Melody, unsere Klassensprecherin, wollte sich ja eigentlich darum kümmern... Aber jetzt ist sie auch krank. Deswegen dachten wir das wir einfach dich fragen.", erklärte Iris mit besorgtem Blick.

"Ist denn niemand aus der Klasse mit ihr befreundet? Oder hat kontakt mit ihr?", fragte ich nach während ich die Liste durch ging und den Namen »Bian Runa Desens« las. Kim schüttelte den Kopf und saufzte dabei laut hörbar. "Kein Schwein in der Klasse hat je mit ihr geredet. Sie ist... Eher der ruhige Typ. Soweit wir wissen hat keiner an dieser Schule etwas mit ihr zutun." Ich runzelte die Stirn. Solche Mädchen wurden oft von ihren Mitschülern gemobbt, vielleicht war das der Grund ihres Fehlens?

"Gab es... Irgendeinen Vorfall? Hatte sie Probleme mit der Klasse?" Erneut schüttelte die Schwarzharige den Kopf und zuckte mit den Schultern. "Keiner hat großartig mit ihr je geredet... Eigentlich viel sie nie auf. Auch deine Schwester hat sie inruhe gelassen. Wenn die Lehrer nicht immer die Anwesenheit überprüfen würden wäre es garnicht aufgefallen das sie überhaupt fehlt."

Das war seltsam, warum sollte das Mädchen dann vom Unterricht fern bleiben? Fühlte sie sich missverstanden? Ignoriert? "Danke ihr Beiden... Ich werd der Sache nach gehen." Die Mädchen nickten. "Danke Schulsprecher.", sagte sie noch bevor sie gingen und mich wieder mit meiner Arbeit allein ließen.

Ich versuchte mich auf den Papierkram zu konzentrieren, aber die Sache mit dem Mädchen ging mir nicht aus den Kopf. Nach einer Stunde halbherzigen durchplanen der Reise, schob ich die Formulare zur Seite und ging ins Lehrerzimmer. Erst musste ich etwas über das Mädchen wissen bevor ich zu ihr ging. Schließlich wollte ich nicht unvorbereitet sein. Doch ein Blick in ihre Akte bestätigte nur das, was Kim und Iris mir erzählt hatten: Dieses Mädchen war völlig unauffällig! Kein negatives Auffallen, durchschnittliches Zeugnis und das war auch schon alles was in der Akte zu finden war, außer den Standartdaten. Seufzend schrieb ich mir die Adresse und die Telefonnummer auf und packte die Akte zurück. Vielleicht war sie wirklich krank? Aber es gab keine Krankmeldung.

Nachdenklich tippte ich mit den Fingern gegen den Schrank und suchte in meinen Kopf mögliche Erklärungen. Aber es gab keine, keine die etwas mit der Schule zutun haben konnten. Erneut holte ich die Akte heraus und sah auf ihre kurze Familienstand. Sie lebte bei Beiden Eltern, ihr Vater war LKW-Fahrer und ihre Mutter arbeitete in einer Autobahntankstelle, das hieß sie war auch Zuhause oft allein, nicht nur in der Schule. Vereinsamung? Aber das war eher ein Grund mehr in die Schule zu gehen, um wenigstens unter Menschen zu sein.

Nachdenklich sah ich ihr Aktenfoto an. Man konnte nicht sagen das sie eine klassische Schönheit war, aber hässlich war sie auch nicht und trotzdem hatte ihr Gesicht etwas unverwechselbares. Ihre Wasserblauen Augen sahen müde gerade aus und ihre schwarzen Haare hingen ihr lieblos Strähnenweise über Gesicht und Schultern. Ein Bild als wäre sie gerade erst aufgestanden. Auffällig war auch ihre blasse Haut und die durch Schlafmangel gebildeten dunklen Ringe unter ihren Augen. Kein wirklich günstiger Schnappschuss. Aber wenigstens hatte ich jetzt ein Gesicht zu dieser dünnen Akte. Gedankenverloren packte ich sie entgültig zurück und schloss den Aktenschrank. Ich sah auf die notierte Adresse und runzelte die Stirn. Sie wohnte ein ganzes Stück weg, das konnte man nur mit den Zug erreichen.

Kapitel 2

~Bian~

Mit den Beiden Husky's, Zess und Saya, an meiner Seite stampfte ich tiefer und tiefer in bden Wald der hinter meinem Haus lag. Saya gehörte eigentlich meiner besten Freundin Anthea, aber seit dem Vorfall wich sie nicht mehr von meiner Seite. Ich sah die treue Hündin gedankenverloren an. Sie war fast ganz weiß und hatte nur Stellenweise hellbraune Stellen und ein sanftes Gesicht wie eine weise Frau die einen mit Rat und Tat zur Seite stand. Ihre Nase war brau, wirkte aber unscheinbar im Vergleich zu ihren verschieden Farbigen Augen, das linke nussbrau, das rechte himmelblau.

Ihr Gang war voller Stolz und Eleganz, ganz anders als bei meinen Hund Zess, der verspielt hin und her tanzte. Trotz seiner, typisch Husky, schwarz-weißen Fellfarbe sah er eher aus wie ein Wolf. Und wie ein kleiner Welpe schien er nur Unsinn im Kopf zu haben, aber sah man in seine eisblauen Augen, schmolz man dahin wie warme Butter, egal was er angestellt hatte.

Ja, das waren sie, meine Begleiter wohin ich auch ging. Die, die verhinderten das ich in mich zusammen sank, meine Stützen. Auch wenn sie für andere nur Hunde waren, für mich waren sie das, was für ein Blinden ein Blindenhund ist: Überlebenswichtig!

Denn egal wie sehr ich diesen schrecklichen Tag, diesen Anblick, auch verdrängte, er holte mich immer wieder ein und drohte mich in den Wahnsinn zu treiben.

Die Bilder von jenen Tag versuchten sich aus meinen Unterbewusstsein heraus zu kämpfen und ich drückte sie wieder hinunter in den tiefen Abgrund meiner Seele. Ich wollte mich nicht erinnern! Aber es zu vergessen wäre selbstbetrug gewesen.

Die Welle des Schmerzes lies mich kurz erstarren und Zess und Saya blieben stehen mit dem Blick zu mir. Die Hündin wagte sich zu mir und leckte über meinen Handrücken, um mich wieder in die Wirklichkeit zurück zu holen. Doch dieses schreckliche Geräusch spuckte wieder in meinen Kopf, der Klang als die Bahn angefahren kam und... Verzweifelt hielt ich mir die Ohren zu, auch wenn es keinen Sinn machte, denn dieses Geräusch war nur in meinen Kopf, eine Erinnerung die ich nicht los wurde.

Ich sank auf die Knie und unterdrückte die aufkommenden Tränen, während Zess seine Schnauze unter mein Kinn schmiegte. Schlurzent Schlang ich die Arme um meinen Hund und vergrub mein Gesicht in seinen warmen Fell. "Entschuldigt ihr Beiden... Ich... Ich hab nur wieder einen kurzen, schwachen Moment... Ist gleich vorbei, ja? Gleich gehen wir weiter... Zu der Lichtung! Die liebt ihr Beide doch so..."

Die Beiden Tiere warteten geduldig bis ich mich wieder gefasst hatte. Diese Momente in denen ich mich nicht mehr beherrschen konnte und einfach nur weinte kammen immer wieder, aber zum Glück sah es niemand außer meinen Beiden Begleitern. Niemand der mich fragte ob alles in Ordnung ist, niemand der mich mitleidig ansah, Keiner der mir sagte das wieder alles gut wird. Ich hasste es! Ich wollte das nicht hören! Wollte die Blicke nicht sehen, sie zerbrachen mich und ließen die Leere in mir nur noch größer werden. Nur die Beiden Hunde, mit ihren stummen Trost und ihren nicht sehbaren Mitgefühl gaben mir die Linderung, die ich brauchte.

Endlich hatte ich mich wieder gefasst, stand auf und ging mit erhobenen Kopf weiter den geheimen Weg zu der Lichtung die Niemand kannte außer uns drei und Anthea. Doch heute würde die Lichtung nur uns drei gehören, Fern von den schrecklichen Geräusch der Gleise, nur der sanfte, beruhigende Klang des Waldes.
 

Die Lichtung stand vor mir, Sonnenstrahlen die sich den Weg durch die dichten Baumkronen gekämpft hatten, schienen wie Hoffnungsschimmer friedlich auf das Grün des Grases und lies die bunten Farben der Wildblumen schimmern. Ein Anblick wie gemalt, wie aus einem Märchenbuch, nur viel schöner! Weil es real war.

Ohne auf mich zu warten rannten die Beiden Hunde auf die Lichtung und versuchten mit ihren Mündern die Sonnenstrahlen zu erhaschen. Kichernd gesellte ich mich zu ihnen, nur statt zu spielen, ließ ich mich in das weiche Gras sinken und zog den Duft der Blumen, Äste und der Erde auf.

Mein Blick ging hoch zu den dichten Baumkronen, die angesträngt darum zu kämpfen schienen die Sonne nicht durch zu lassen. Nur kleine, blauleuchtende Punkte ließen erahnen was für ein Wolkenloser Himmel sich über ihnen ausbreitete. Ich schloss meine Augen und ließ mich in die Stille sinken, die meine Seele sanft wiegte und mir die Entspannung schenkte nach der ich mich sehnte. Weit weg von dem Geräusch des Zuges, brechenden Knochen und das zerquetschen des Körpers.

Kapitel 3

~Nathaniel~
 

Nachdenklich sah ich aus dem Fenster des Zuges. Die städtische Landschaft verging nach und nach und wechselte mit der Ländlichen. Zwei Stunden Fahrt standen mir bevor und ich fragte mich warum dieses Mädchen sich eine Schule so weit weg ausgewählt hatte.

Ob sie deswegen nicht mehr zur Schule kommt? War der Weg einfach auf Dauer zu weit für sie und sie suchte sich gerade eine andere Schule? Aber der Grund wirkte für mich zu simpel. Dann dachte ich an diese dünne Akte, in der nichts stand außer den Standartinformationen. Wie konnte ein Mensch seit Beginn der Schulzeit so unauffällig sein?

Während die Felder und Wälder an meinen Blickfeld vorbeizischten, fragte ich mich wie wohl ihr Charakter sei. Die Anderen meinten still und zurückhaltend, aber das war Viola auch und trotzdem steckte hinter ihr mehr als das! Sie war eine talentierte Zeichnerin, was machte wohl diese Bian aus? Was war ihre Leidenschaft? War sie auch Privat immer allein? Oder gingen ihre Freunde einfach nur auf eine andere Schule?

So viele Fragen... Fragen, die sich anscheinend vor mir noch keiner stellte. Sie viel erst so wirklich auf als sie nicht still auf ihren Platz saß. Erst dann, wenn die stumme Zuhörerin nicht mehr da war, fragte man sich was wohl passiert sei, erst jetzt machte man sich Gedanken um sie. Eine seltsame Rolle in einer Klassengemeinschaft.
 

Die Sprechansage verkündete die Bahnstation bei der ich raus musste. Noch leicht in Gedanken versunken eilte ich hinaus, kurz bevor die Türen sich wieder schlossen.

Noch leicht geistesabwesend sah ich mich um, der Bahnhof war sehr bescheiden, nur zwei Gleise, ein unterirdischer Übergang, und auf Beiden Gleisen eine überdachte Sitzbank. Nicht mal ein Kartenautomat! Wahrscheinlich musste man sich die Karte im Zug kaufen.

Nur eine Person war mit mir ausgestiegen, ein alter Mann der zum Übergang schlenderte. Auf der anderen Seite saßen drei Jungs mit Bierdosen und redeten lauthals miteinander. Sie schienen nicht auf den Zug zu warten, sondern einfach nur *ab zu hängen*. Ich verzog das Gesicht, ich hasste sollche Typen die nichts anderes zutun hatten als zu trinken.

Leicht genervt von dem Krach, den die Drei verursachten, ging ich durch den Übergang, leider näher zur Quelle des Lärms. Der alte Mann, den ich nun fast eingeholt hatte, seufzte verärgert und nuschelte Beschipfungen vor sich hin. Diese waren anscheinend den Jungs gewidmet und daraus war zu entnehmen, das diese öfters hier saßen.

"Entschuldigen sie?" Der Herr sah mich an als ich ihn ansprach und ich hielt ihn den Zettel mit der Adresse hin. "Können sie mir sagen wie ich in dieses... Dorf komme?" Ich war mir nicht sicher ob dieser Ort eine Vorstadt oder ein Dorf sein sollte, ich wusste nur das es mitten im Nirgendwo lag. "Ach da! Da will ich auch hin. Fahr einfach mit mir mit Junge." "Fahren? Ist es noch so weit weg?" Ich sah auf meine Karte, dieser kleine Besuch wurde zur reinsten Tagesreise.

"Nun ja, zu Fuß musst du eine halbe Stunde durch den Wald, aber da verirrst du dich wenn du nicht von hier bist. Und du siehst mir wie ein Stadtkind aus.", meinte er fast neckisch und klopfte mir mit seinen Gehstock sanft auf die Brust. "Fahr mit den Bus Junge, dann bist du in zehn Minuten da. Aber wir müssen uns beeilen, der Bus kommt gleich und er fährt nur alle zwei Stunden.", warnte er mich und erhöhte sein Tempo.

Anstandshalber lief ich neben ihn, doch selbst wenn sich der Mann beeilte war es für mich noch langsames gehen. Der Bus war schon zu hören und der Herr zeigte mit seinen Stock die Treppen hoch. "Geh vor Junge und sag dem Busfahrer er soll kurz auf mich warten. Ich schaff es sonst nicht rechtzeitig."

Nickend setzte ich mich schneller in Bewegung und nahm von den Stufen immer zwei aufeinmal, um noch den Bus zu erreichen. Kurz bevor er die Türen schloss tratt ich ein. und wartete auf den älteren Mann, der nach einigen Minuten angestrengt einstieg und hinter mir Platz nahm.

Ich lehnte mich an die Fensterscheibe und sah zum dichten Wald der uns umgab. Was für ein stiller Ort und was für ein langer Weg. Mein Blick ging zum Zettel, auf dem ihr Name und die Adresse drauf stand.

Ich drehte den Kopf leicht nach hinten und sah zu dem Mann. "Sagen sie... Kennen sie die Familie Desens?", fragte ich, in der Hoffnung etwas neues über Bian zu erfahren. "Hm? Ja die kenn ich. Die sind vor 14 Jahren aus der Stadt hier her gezogen. Ich glaub die Beiden älteren Söhne wohnen sogar wieder in der Stadt, nur die Tochter ist noch hier. Stilles Mädchen, ist meistens im Wald. Ein merkwürdiges Kind..." "Merkwürdig?", fragte ich nochmal nach und versuchte meine Neugierde zu verbergen.

"Ja, früher als sie noch klein war, da durfte sie nicht allein das Grundstück verlassen. Da ist sie immer in den hinteren Teil des Hofes gegangen und ist im Kreis gelaufen, wie ein angebundenes Tier. Die hatten lauter Kreise auf ihren Grundstück. Ein Freund von mir wohnt nebenan, daher hab ich das gesehen. Außerdem redet sie ständig mit ihren Tieren. Merkwürdiges Kind... Aber höflich! Grüßt immer anständig wenn sie an einen vorbei läuft. Und meiner Frau hat sie auch mal beim Einkauf tragen geholfen. Außerdem sitzt sie nicht wie diese Schmarotzer am Bahnhof da und sauft Bier bis in die Nacht.", erzählte der Mann redseelig bis der Bus im Dorf ankam.

Zusammen stiegen wir aus und ich sah mich um. Hier wohnte Bian also.

Kapitel 4

~Nathaniel~
 

Der Bus fuhr weiter und ich sah mich um. Diese Ortschaft schien wirklich nicht groß zu sein. Viele, kleine Häuser, deren Hof von hohen Mauern und Zäunen verdeckt war. Die Kirche befand sich gleich neben der Bushaltestelle und machte einen alten Eindruck. Der Glockenturm war aus dunklem Holz und die Kirche selbst hatte eine eher bescheidene Größe, die Ursprüngliche Farbe des Gebäudes war nicht mehr zu definieren und war jetzt nur noch eine Ansammlung an verschiedenen Grautönen.

Mein Blick ging zu meinen Füßen, auch die Straße hatte schon mal bessere Tage gesehen. völlig schief und die Steine wackelten schon, wenn der Wind nur wehte, wenn ich nicht wüsste das hier Menschen lebten, hätte ich diesen Ort als "Geisterstadt" bezeichnet.

Ich warf nochmal einen Blick auf die Adresse. "Dorfstraße 11...", las ich laut für mich vor und sah mich kurz um. Nirgends war ein Straßenschild zu sehen. Das Dorf war zwar nicht groß, aber trotzdem würde ich ohne einen Straßennamen lange brauchen um das richtige Haus zu finden.

Der alte Mann war auch schon weg, der war doch flinker als erwartet. Seufzend begab ich mich auf den Weg und sah auf die Hausnummern, in der leisen Hoffnung das dort die Straße dazu stand. Doch nichts, nur Nummern und die vielen bei fast jedem Haus fast herunter. Wie alt war dieser Ort? Ich traf nicht mal jemanden den ich fragen konnte!

"Hay Fremder!"Überrascht drehte ich mich um und suchte nach der Person, die mich angesprochen hatte.Eine Frau mittleren Alters, mit bis zum Nacken reichenden, braun gelockten Haaren stand vor einen offenen Haustor und musterte mich prüfend. "Was mast denn hier? Suchste jemanden?", fragte sie neugierig mit einen Dialekt, den ich nicht kannte. "Ähm guten Tag... Ich suche das Haus der Familie Desens, können Sie mir sagen wie ich dahin komme?" "Nun... Zu Fuß würd ick sagen. Aber was willst denn von denen? Is eh kaum einer da, nur manchmal die Jüngste von denen."

Die Frau sah mich immer noch skeptisch an, warum tat sie so als wäre ich auf einer Anklagebank? "Nun ich wollte zu Bian, ich geh mit ihr zur Schule." "Zu der kleinen Bian also ja? Biste ihr Freund?", fragte die Frau und grinst, irgendwie war mir der alte Mann lieber gewesen.

"Nein ich... Ich geh nur mit ihr in die gleiche Schule, aber ich wollte mit ihr über etwas sprechen. Wissen sie wo das Haus ist?", drängte ich sie um das Gespräch so schnell es geht zu beenden. "Sicher weiß ich wo das Haus is, wohn ja schließlich schon lang genug hier.", gab sie mir grinsend zur Antwort und lehnte sich an die Mauer.

"Aber wenn de keen Freund bist, wird se dich nich rein lassen. Scheinst se nich gut zu kennen, was?" "Warum sollte sie mich nicht rein lassen?", fragte ich irritiert und betete das endlich noch jemand vorbei kam der mir sagen konnte wo ich das Haus finden konnte.

"Jans einfach Junge, Bian hasst Fremde, wenn de nichts zu Essen für sie bei hast, dann wird se ihren besten Kumpel auf dich losschicken wenn de versuchst das Grundstück zu betreten.", erklärte sie mir, aber das verwirrte mich nur noch mehr. "Was zu essen? Und welchen besten Freund?" Die Frau lachte und schüttelt dabei den Kopf. "Gehste sicher mit ihr zur gleichen Schule? Du scheinst se ja rein GAR NICHT zu kennen. Did Mädel isst mehr als ein Bauarbeiter und wenn se Essen sieht wird se Handzahmer, wien Tier. Und wenn du ihren besten Kumpel nich kennst, nun Junge dann wirste ihn kennenlernen. Aber ick bin ja nich so, wart nen Moment, ich geb dir wat mit."

Mit diesen Worten verschwand die Frau in ihr Haus und ließ mich verwirrt zurück. Aber vielleicht gab sie mir ja endlich eine Wegbeschreibung, dann hatte dieses Gespräch endlich ein Ende.

Die Dame kam wieder raus mit einen Beutel in der Hand und gab ihn mir. "Hier, did wirste brauchen. Ne Leberkässemmel und nen paar Putenstückreste. Die Semmel gibste der Kleinen, dann haste 5 Minuten Zeit um mit ihr zu reden und die Pute gibste ihren Kumpel, dann lässt er dich am Leben. Zum Haus musste immer weiter dieser Straße folgen, bis zum Ende wo der Wald anfängt. Did allerletzte Haus is es, viel Glück Junge.", sagte sie mir und klopfte mir auf die Schulter.

Völlig verwirrt sah ich hier nach, als sie wieder in ihr Haus ging. Seltsame Frau, aber wenigstens wusste ich jetzt wo ich hin musste.
 

Wie sie es mir beschrieben hatte, folgte ich der Straße immer näher zum Wald. Ich blieb vor dem letzten Haus stehen. Es war nicht groß und in einen seltsamen Grau-Gelb gehalten. Das dunkle Dach war fast völlig von Moos bedeckt und das große Holztor, das grün gestrichen war, viel fast auseinander.

Hier wohnte wirklich jemand? Es sah alles so verlassen und unbewohnt aus. Doch dann zog ein schnauben meine Aufmerksamkeit auf sich. Durch ein kleines Loch, am Boden des Tores, guckte eine Hundenase hervor und versuchte mich zu erreichen. Erschrocken weichte ich zurück und vernahm ein verärgertes, hohes Bellen. "Ein... Ein Hund?" Aber er schien nicht groß zu sein. Versichtig schielte ich durch eins, der vielen Löcher und sah einen Hund, der nicht mal die Größe einer Katze hatte. War das der Beste Freund von den die Frau gesprochen hatte? aber der wirkte nicht gerade gefährlich, ganz im gegenteil. Schwanz wedelnd betrachtete das kleine Tier mich durch die Lücke durch die ich Blickte.

Ich zog mich wieder zurück, was mit einen frustrierten Bellen dokumentiert wurde, und suchte nach einer Türklingel. "Desens...", las ich laut vor als ich den leicht übersehebaren Knopf fand. Sie wohnte also tatsächlich in diesen Runtergekommenen Haus? ich klingelte, doch egal wie oft ich es tat, es öffnete mir niemand. War sie etwa nicht da?
 

~Bian~
 

Nachdem Zess und Saya sich im Wald ausgetobt hatten, machte ich mich auf den Rückweg. Ausnahmsweise führte dieser durchs Dorf, denn ich musste noch den Einkauf abholen, den eine Bekannte von meiner Mutter immer für mich tätigte.

"Ah Bian da biste ja!", begrüßte mich mein Einkaufsdienst und ich lächelte nur zur Antwort, da ich bloß kein Gespräch mit ihr Anfangen wollte. Sie war viel zu neugierig!

"Warte kurz, ick bring dir deinen Einkauf." "Danke...", nuschelte ich und krauelte Zess der mich die ganze Zeit anstupste. "Hier is er!", meinte sie und drückte mir meinen Einkaufskorb in die Hand. "Ach ja! Da war eben nen Junge, nen Hübscher mit blonden Haaren. Der hat dich gesucht, meinte er wäre von deiner schule. Haste nen freund oder haste was angestellt?"

Klasse, sie hatte ein Gesprächsthema gefunden auf das sie sich stürzen konnte. Ich runzelte die Stirn. "Ein blonder Junge? Keine Ahnung, kenn ich nicht..." Ich zuckte mit den Schultern und ging in meiner Erinnerung jeden Jungen in meiner Klasse durch, aber keiner von denen hatte blonde Haare und hübsch waren sie alle nicht. Wer war das? Und was wollte der?

Kapitel 5

~Bian~
 

Meine Nachberin runzelte die Stirn als ich ihr sagte das ich ihn nicht kannte. "Nen Stalker vielleicht? Bian, Schätzele, haste Dreck am stecken? Obwohl... Neee dafür sah der Bengel zu rausgeputzt aus!" "Hm... Nun ich würde sagen, ich gehe einfach hin und finde heraus was er von mir will. Im größten Notfall hab ich Zess und einen Elektroschocker.", meinte ich mit monotoner Stimme, nahm meinen Einkauf und ging zu meinen Haus.

Als ob ich etwas zu befürchten hatte! Ich konnte mich sehr gut wehren und Zess passte ja auf mich auf. Aber das ein Fremder nach mir fragte und mich suchte machte mich trotzdem nervös. War er einer von IHNEN? Doch warum sollten sie extra ins Dorf kommen? Wollten sie verhindern das ich aussage?

Plötzlich wurde mir doch etwas flau im Magen und ich zögerte. Saya und Zess spürten meine ansteigende Angst und sahen zu mir hoch. Ich vergrub meine Hände in ihre Felle und hockte mich runter zu ihnen. "Zess... Wenn es ein Fremder ist, dann scheuch ihn weg ja?", flüsterte ich meinen treuen Gefährten zu und küsste seinen Kopf. Saya um soetwas zu bitten war sinnlos, sie war sanft wie ein Lamm. Niemals würde sie einen Menschen gegenüber auch nur knurren.
 

Mit etwas mehr Mut stand ich auf und ging noch die letzten Meter zu meinen Haus. Es war niemand zu sehen. Überrascht sah ich mich um, war er gegangen? Doch Zess richtete die Ohren lauschend auf und knurrte leise. Ich lauschte den Geräuschen der Umgebung, doch ich hörte nur das aufgeregte Bellen von Tinker, der Hündin meiner Mutter, die unsere Rückkehr mitbekommen hatte.

Plötzlich stürmte Zess los und verschwand um die Ecke des Hauses. Erschrocken folgte ich ihn mit den Augen und rannte hinterher, als ich einen Schrei vernahm und das aggressive Bellen meines Hundes.

Als ich um die Ecke blickte, sah ich einen blonden Jungen, der verzweifelt versuchte einen Baum zu erklimmen und dabei Zess ängstlich irgendetwas zuwarf, was dieser allerdings nicht beachtete. "Zess aus!", befahl ich meinen treuen Freund, der sich auch sofort beruhigte und sich dem zugeworfenen widmete, höchst wahrscheinlich war es etwas zu fressen.

Der Fremde sah leicht verängstigt zu mir, seine Haare waren etwas zerzaust und sein Hemd, dank den Baum auf den er nicht klettern konnte, am Ärmel angerissen. Aber er war mir unbekannt, ich war mir ziemlich sicher das ich ihn noch nie gesehen hatte, aber ich war mir sicher das er nicht zu IHNEN gehörte.
 

~Nathaniel~
 

Ich schnappte nach Luft, der Schrecken stand mir immer noch ins Gesicht geschrieben. Ich war ja noch nie ein Fan von Hunden gewesen, aber nach diesen Erlebnis wusste ich: Ich werde auch NIEMALS ein Hunde-Freund werden! Noch leicht verängstigt sah ich zu dem wolfsartigen Tier das sich jetzt ganz friedlich den Putenfleisch hingab, das ich ihn zugeworfen hatte.

Und dann sah ich zu ihr, Bian. Mit prüfenden Blick musterte sie mich, aber sie kam nicht näher, war noch immer mindestens 20 Schritte von mir entfernt und ihre Neugierde schien in Verärgerung zu wechseln. "Verschwinde! Wer immer du auch bist!", fauchte sie mich an und pfiff ihren *Hund* zu sich zurück.

"Wa-Warte mal! Ich will mit dir reden. Ich..." "Ich will aber nicht mit dir reden! Und jetzt hau ab! Bevor ich dich von meinen Hund aus den Dorf schleifen lasse!" Ich starrte sie leicht erschrocken an. Drohte sie mir gerade wirklich ihren Hund auf mich zu hetzen? War das erlaubt??

"Bian, bitte lass mich doch nur kurz erklären." "Ich wil nichts hören! Geh!" Keine Chance, sie wollte nicht mal wissen wer ich war und was ich überhaupt von ihr wollte. Ich dachte an das, was diese komische Frau mir sagte, das sie mir nur zuhören würde wenn ich ihr was zu Essen gab. Aber das konnte ich mir gerade gar nicht vorstellen! Als ob eine Leberkässemmel an ihren feindseligen Verhalten irgendwas ändern würde.

Ich war mir nicht mal sicher ob es den Versuch wert war, trotzdem Griff ich in meine Tasche und holte die in Papier eingewickelte Semmel raus, die sofort die Aufmerksamkeit des Mädchens auf sich zog. Unschlüssig darüber wie ich sie ihr geben sollte, hielt ich sie ihr einfach mit ausgestreckter Hand entgegen. "Bitte, lass mich nur kurz mit dir reden..."

Ich kam mir dabei ziemlich albern vor, als würde ich ein wildes Tier anlocken wollen oder sowas. Aber zu meiner Überraschung kam sie langsam näher, aber nur so das sie gerade noch so das angebotene Essen schnappen konnte. Sofort wich sie wieder von mir zurück und begutachtete ihre Beute. "Was willst du? Du hast 5 Minuten!", verkündigte sie und biss in die Semmel.

Meine Verwunderung darüber, das es wirklich funktionierte konnte ich gerade nicht in Worte fassen. Essen machte sie wirklich handzahmer! Ich schüttelte den Kopf, die fünf Minuten sollte ich nicht mit verblüfften Starren verschwenden. "Ich bin Nathaniel, ich bin der Schulsprecher deiner Schule und ich bin hier weil... Warum kommst du nicht mehr zur Schule?"

Das Mädchen kaute genüsslich ihr Essen und sah mich mit emotionslosen Blick an, antwortete mir aber nicht. "Ähm... Warum sagst du nichts?" "Ich sagte ich höre dir zu, habe ich etwa jemals erwähnt das ich dir auf irgendwas antworte? Das ganze geht dich einen Scheiß an *Schulsprecher*. Das ist mein Leben! Und dir, als Außenstehender muss ich gar nichts sagen. Verschwinde und komm nicht wieder! Von mir wirst du keine Antwort kriegen.", erwiderte sie kühl und aß den letzten Bissen, bevor sie mir den Rücken zudrehte und hinter der Kurve verschwand.

Kapitel 6

~Bian~
 

Genervt wollte ich ins Haus gehen. Was viel diesen Typen ein sich einmischen zu wollen? Warum sollte ich ihn irgendetwas erzählen? Nur weil er Schulsprecher war???

Solle er sich doch wieder hinter Papierkram vergraben. Ich war nicht irgendeine Aufgabe um die man sich einen Tag bemüht um ein *Erledigt*-Stempel drauf zu drücken.

"Bian! Warte!" Ich verdrehte die Augen, der Typ gab einfach nicht auf! "Ich sagte doch verschwinde! Hast du etwas auf den Ohren? Sprech ich unverständlich? Ich buchstabier es dir auch gerne wenn das nötig ist!", fauchte ich ihn an und stand mit verschränkten Armen vor dem Tor unseres Hofes, während die blonde Nervensäge mir so nah kam, wie Zess es zuließ.

"Bitte, ich will wissen warum du plötzlich nicht mehr zur Schule kommst. Wenn du ein Problem mit deinen Mitschülern hast kanhn ich dir he..." "Erstens: Lass mich mit deinen Helfersyndrom inruhe, das nervt! Zweitens: Was gehts dich an? Ich sehe und rede mit dir heute zum ersten mal, warum also sollte ich mich dir anvertrauen? Und drittens: Es hat NICHTS mit meinen Mitschülern zutun, also fällt es überhgaupt nicht mehr in dein Aufgabengebiet. Und auch auf die Gefahr hin das ich mich Wiederhole, VERSCHWINDE ENDLICH!", brüllte ich ihn an, was Zess dazu veranlasste zu Knurren.

Der Junge wich noch ein Stück zurück, aber in seinen Augen sah ich noch immer nicht die Bereitschaft zu gehen. Ich wollte das er verschwindet, er sollte mich in Ruhe lassen! Es ging ihn nichts an! Als ob er mir helfen könnte, lachhaft! Niemand konnte mir helfen, keiner konnte sie mir zurück bringen...

Ich kämpfte gegen die aufkommenden Tränen, vor einen Fremden würde ich sie sicher nicht vergießen!
 

~Nathaniel~
 

Ich kam an dieses Mädchen einfach nicht ran, sie war wie ein angeschossenes Tier das nach jeder helfenden Hand schnappt. Aber mein größtes Problem war dieser Hund! Er behielt mich die ganze Zeit im Auge und fletschte die Zähne, wenn ich seiner Meinung nach zu Nah war. Und auch Bian ließ jedes Wort abprallen als hätte sie eine Mauer um sich gezogen.

"Geh...", nuschelte sie jetzt mit zittriger Stimme, die mich sofort aufhörchen ließ. Plötzlich wirkte sie nicht mehr abweisend und feindseelig. Ihre ganze Ausstrahlung war auf einmal in sich zusammengebrochen und hinterließ ein zitterndes Mädchen, das mit den Tränen kämpfte.

Verwirrt über diesen schnellen, für mich unverständlichen Stimmungswechsel, versuchte ich wieder näher zu kommen. Ihr Hund ignorierte mich und stupste sein Fräuchen gegen die Hand.
 

"Bian?" Das Mädchen zuckte zusammen und sah mich erschrocken an, als hätte sie vergessen das ich noch da war. "Lass dir doch helfen...", sagte ich mit besorgte Stimme, aber sie schubbste mich von sich weg.

Erschrocken starrte ich sie an. Ihr Gesicht hatte an härte zurück gewonnen. "DU kannst mir nicht helfen. Und ich will auch KEINE Hilfe von dir.", wiederholte sie sich erneut und öffnete das Tor. "Komm nicht wieder her, klar? Ich werde eh die Schule wechseln. Dann kanns dir ja egal sein, oder?" Mit diesen Worten verschwand sie mit ihren Beiden Hunden auf den Hof und schloss das Tor.
 

Bei ihren Stimmungswechseln konnte einen ja schwindlig werden. Eben noch wirkte sie wie ein Fels in der Brandung, mit scharfen Kanten, das jedes Schiff versinken ließ das ihm zu nahe kommt und dann war sie wie ein kleiner, ausgesetzter Welpe gewesen der nach Halt suchte.

Ich schüttelte den Kopf und sah zum verschlossenen Tor, heute werde ich wohl keinen Erfolg mehr haben. Dabei wollte ich ihr doch nur helfen, warum sträubte sie sich so? Weil ich ein Fremder war?

Sie will die Schule wechseln... Aber warum? Wenn es nichts mit den Mitschülern zutun hatte, warum kam sie nicht mehr hin? Warum wollte sie wechseln?

Aber sie hatte recht, wenn sie wechselt ging es mich eigentlich nichts mehr an, aber dieser kurze Moment als sie so verletzlich aussah... Ich wollte ihr helfen! Wollte ihr beistehen! Denn etwas sagte mir, das sie Hilfe brauchte und das sie im Moment mit ihren Schmerz allein da stand.

Kapitel 7

~Nathaniel~
 

Der Weg nach Hause war lang und ich hing meinen Gedanken nach. Was war nur mit Bian?

Ich versuchte ihr Verhalten zu verstehen, versuchte mir vor zu stellen was ihr passiert sein könnte, aber ich kam nicht drauf.

Ihre Mitschüler sagten sie wäre ruhig, unscheinbar und zurückhaltend, doch mir präsentierte sich eine ganz andere Bian: ablehnend, aggressiv und stur. War sie schon immer so gewesen oder erst so geworden?

Das Problem war einfach das niemand sie Privat kannte... Vielleicht wusste ja Amber etwas über sie, meine Schwester verstand sich zwar mit den Wenigsten gut, aber dafür wusste sie über fast jeden Bescheid.
 

Es wurde langsam Dunkel, als ich endlich zu Hause ankam. Jetzt erst viel mir ein das ich meinen Eltern gar nicht bescheid gesagt hatte. "Verdammt...", nuschelte ich und machte mich auf Ärger gefasst.

Mit einen schlechten Gefühl im Magen kam ich rein, doch alles war dunkel, nur aus dem Wohnzimmer war Licht zu sehen und der Fernsehr zu hören. Langsam kam ich rein und sah meine kleine Schwester auf der Couch liegen.

"Amber, sind unsere Eltern nicht da?", fragte ich erstaunt und setzte mich auf den Sessel. sie sah mich kurz an und schüttelte den Kopf. "Die sind zusammen essen gegangen, wo warst du?" "Ich war unterwegs... War unser Vater sehr sauer?" Meine Panik wuchs, er ist bestimmt ausgerastet.

Meine Schwester schüttelte den Kopf und sah mich an. "Ich hab ihn gesagt das du noch was in der Schule machen musst, du schuldest mir was!" Ich seufzte erleichtert, ich war also aus dem Schneider.
 

"Danke Amber... Aber sag mal... Kennst du eine Bian Runa Desens?" Meine Schwester sah mich skeptisch an und setzte sich auf. "Bian? Ja die kenn ich, ist in meiner Parallelklasse. Warum fragst du?"

Meine Hoffnung, das Amber etwas nützliches wissen könnte war zwar gering, aber vielleicht hatte sie ja eine Info die mich weiter brachte.

"Was weißt du über sie?" Meine Schwester zuckte mit den Schultern. "Nicht viel... Sie trägt unfeminine Klamotten, isst immer irgendwelches Fast Foot, hat einen Haufen Tiere, ignoriert einen meistens wenn man mit ihr redet und hat eine Freundin die im Tierheim arbeitet, bei der sie auch immer übernachtet oder so."

Da war die hilfreiche Info die ich brauchte! Sofort beugte ich mich etwas vor und sah sie neugierig an. "Eine Freundin bei der sie übernachtet?" Amber nickte und runzelte die Stirn.

"Ja, keine Ahnung wie die heißt. Ich weiß es von Li, die kennt sie irgendwie oder so. Warum interessiert dich das? Bist du scharf auf die? Man hast du einen schlechten Geschmack. Ich mein okay, sie hat große Oberweite, aber sonst..."

"Nei-Nein so ist das nicht! Ihre Mitschüler haben mich gebeten mit ihr etwas zu klären...", meinte ich verlegen und sah zur Seite, was Amber gleich immer dachte...

Aber zumindest hatte ich jetzt einen Anhaltspunkt: Die Freundin aus dem Tierheim, jetzt musste ich nur noch mit Li reden.
 

~Bian~
 

Ich saß in der Küche und starrte auf den Backofen, in dem meine Pizza war. Dosi und Josi, zwei der vielen Katzen in meinen Haus, tanzten um ihre Fressnäpfe herum, sie kriegten immer dann etwas, wenn ich auch was bekam. so hatte ich wenigstens immer Ruhe beim Essen.

Zess und Saya waren die Einzigen die ruhig blieben bei dem Duft der Pizza. Die Hündin lag neben meinen Stuhl und schlief, während Zess mit der kleinen Hündin meiner Mutter spielte.

Wie gebannt starrte ich auf den Ofen, dieser verdammte blonde Typ! Jetzt hatte ich auch noch vor ihn fast geheult! Hoffentlich kam der nicht wieder...
 

Das Telefon klingelte und ich raffte mich hoch. "Ja?" "Hay Schatz, ich bins Mama. Na wie war die Schule? Alles okay bei dir? Wie gehts dir heute?"

Meine Mutter, wie immer stellte sie viel zu viele Fragen auf einmal. "Hay Mama... Schule war wie immer. bei mir ist alles okay... Wann kommst du nach Hause?" Ich log, wie immer seit diesen Tag.

"Ich komm heute spät, meine Ablöse verspätet sich...", erklärte sie mir und seufzte traurig. "Tut mir leid Schatz, aber am Wochenende habe ich frei. Wollen wir zusammen was schönes unternehmen?"

Ich biss mir auf die Lippe, ich hatte keine Lust auf glücklich zu machen. "Nein Mama... Ich... Ich hab viel zu lernen. außerdem..." "Schatz, geht es dir noch nicht gut wegen dem Vorfall? Wenn ja musst du es nur sagen... Ich kann dir nicht helfen wenn du nichts sagst."

Ich senkte den Kopf, mein Magen zog sich zusammen und mein Kopf wurde heiß. Kein Wort ging über meine Lippen und meine Augen brannten, ich wollte darüber nicht reden!

"Nein Mama, alles okay... Meine Pizza ist jetzt fertig, bis dann" Schnell legte ich auf und hockte mich runter zu Zess, der zu mir gekommen war. "Die sollen mich alle in Ruhe lassen...", nuschelte ich und krallte mich in das Fell meines Hundes.

Ich will nicht darüber reden! Ich will nicht immer wieder hören das sie tot ist...

Kapitel 8

~Bian~
 

Mein Atem ging schneller vor Panik, die ganze Zeit versuchte ich mich gegen die Arme, die mich festhielten, an zu kämpfen.

"Zess! Zeeeeesss!!!", schrie ich weinent in meiner Verzweiflung während mein Hund vor schmerzen jauelte, als das Holz seinen Körper immer wieder traf. "Nein! Bitte hört auf!", schrie ich noch verzweifelter und spürte die heißen Tränen in meinen Augen.

"Bitte..." Meine Stimme war nur ein wimmern und noch immer versuchte ich mich zu befreien. "Bitte... Nicht auch noch meinen Hund..."

"Man haltet ihr den Mund zu!", brüllte der Junge, der meinen Hund festhielt. "Hör zu du blöde Göre! Du wirst vor Gericht die klappe halten klar? Ich geh deswegen bestimmt nicht in den Knast! Es war ein Unfall verdammt!"

Ich wollte ihn anschreien, wollte ihn sagen, das er da hingehört, doch einer der zwei Anderen, die mich festhielten, drückte mir seine Hand auf den Mund. Der Dritte zitterte und wagte es nicht zu Zess zu gucken. "Es tut mir leid... Ich wollte das doch alles nicht... Es war nicht unsere Absicht. Wir haben doch nur rumgealbert... Wir wollten sie nicht schubsen...", jammerte der Zitternde und lies mich los.

Zess jauelte nicht mehr, lag auf den Boden. Ich riss mich los und stürmte zu ihn. "Zess! Zess nein..."
 

Ich riss die Augen auf und zitterte. Irritiert sah ich mich um, ich lag auf den Boden und Saya und Zess neben mir. Panisch ging ich meinen Hund durchs Fell und weckte ihn dadurch.

Sein verwirrter Blick brachte mich zum Lächeln und ich schang die Arme um seinen Hals. "Ein Glück... Nur ein Traum... Nur ein Traum...", sagte ich und atmete wieder ruhiger.

Aber die Angst, das es wirklich passieren könnte, das ich diese Kerle wieder sah, war die ganze Zeit präsent.

Zess schleckte mir über die Wange und kuschelte sich in mein langes Haar. "Mein Zess...", nuschelte ich und strich über seinen Rücken."Ich hatte schon angst das dieser komische Krawaten-Typ zu ihnen gehört... Der sah zwar aus wie ein Streberlein, aber der Schein kann trügen. Oder meinst du das ich übertreibe?", fragte ich meinen Hund und dieser neigte nur den Kopf.
 

"Ach wenn du mir doch nur antworten könntest..." Mir war klar das ich mit jemanden reden musste, doch mit wem?

Meine Eltern? Nein, dann würden sie mich damit nicht mehr inruhe lassen, sie würden sich ständig Sorgen machen.

Mit ihren Eltern? Die Armen litten doch schon zu zweit genug, ich will mich nicht auch noch zu ihnen stellen und mit ihnen gemeinsam heulen.

Meine Brüder? Neee, Beide hatten doch genug eigene Probleme und auch meiner Schwägerinb will ich keine Sorgen bereiten.

Aber wen hab ich sonst noch?
 

Erst jetzt wurde mir bewust, sie und meine Tiere, waren alles was ich habe.

SIE war meine Bezugsperson.

SIE war meine bessere Hälfte.

SIE war die, der ich alles erzählen konnte.

SIE war mein Zufluchtsort, SIE war meine beste und einzige, menschliche Freundin.

Die Einzige Person der ich alles erzählen konnte... Und jetzt war sie weg.
 

Ich verschränkte meine Finger wie zum Gebet und schloss die Augen. Ich tat das, was ich immer tat, wenn ich dabei war in meiner Leere zu versinken: Ich sang!

"In dieser Stadt ist kein Leben mehr,

du musst hier raus!

In diesen Wänden wohnt nichts mehr,

nichts, was du brauchst.

Soweit die Beine dich tragen können,

lauf geradeaus!

Komm, nimm dein Herz in die Hand

und bring es hier raus."
 

Ich öffnete wieder die Augen, sie hatte so gern gesungen, wenn auch ungern vor Anderen, sondern am liebsten allein für sich.

Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, es gab noch ein paar Dinge, bei denen ich mich ihr noch nah fühlte.

Bei den Tieren, die wir Beide so liebten.

Im Wald, in dem wir uns immer frei fühlten.

Und die Musik... Bei der wir unseren Gefühlen freien lauf lassen konnten.

Ich spürte sie noch um mich herum, in meiner Erinnerung, in meinen Herzen. Warum nur sie? Ich brauch sie doch!
 

Ohne sie fühle ich mich zum ersten mal allein...

Als kleines Kind fanden mich alle seltsam, ob Gleichaltrige oder Erwachsene, es war mir egal, denn sie fand mich immer toll.

In der Schule hatte ich Schwierigkeiten mich an zu passen und irgendwie kam ich mit niemanden so richtig ins Gespräch, doch auch das war mir egal, denn nach der Schule hatte ich sie. Ich konnte mit ihr lachen, weinen, rumalbern, ich selbst sein!

Doch jetzt war ich allein... Nur ich und meine Tiere...
 

Ich dachte an diesen blonden Jungen, er sagte er wollte mir helfen...

Doch er war ein Fremder und ich hatte Angst ihn näher an mich ran zu lassen.

Erst jetzt wurde mir bewusst, wie tief ich in meiner eigenen Welt steckte und das ich jetzt allein in ihr saß. Sollte ich aus dieser Welt raus? Oder jemand anderen rein lassen?

Wie finde ich den Weg aus meiner Trauer?

Kapitel 9

~Nathaniel~
 

In der Schule hing ich die ganze Zeit mit den Gedanken den gestrigen Tag nach. Diese Bian... Meine ganze Hoffnung lag auf Li, die anscheinend etwas über Bians Freundin wusste. Es wunderte mich das diese menschenabweisende Person mit jemanden befreundet war, der kein Fell hatte.

Als es zur Pause klingelte, ging ich schnell zu der Klasse meiner Schwester. Hoffentlich war Li nicht ausgerechnet heute krank! Amber und Charlotte verließen das Klassenzimmer und sahen mich fragend an. "Wo ist Li?", fragte ich sofort und Charlotte zog eine Augenbraue nach oben. "Was willst du denn von Li?", fragte die Brünette skeptisch und blickte kurz zu Amber.

"Li müsste schon draußen sein. Sie wollte sich am Automaten nen Kaffee holen.", erklärte mir meine Schwester und ging mit ihrer Freundin an mir vorbei.
 

Schnell eilte ich zum nächsten Getränkeautomaten und sah die Schwarzhaarige, die gerade den Becher in die Hand nahm.

"Li!" Sie erschrak und ihr Getränk schwappte leicht über. Fluchend nahm sie den Becher in die andere linke Hand und schüttelte Rechte. "Nathaniel? Was sollt das? Was willst du?", fragte sie murrend und holte ein Kosmetiktuch aus ihrer Tasche, das stark nach Kamille roch.

"Ähm... Entschuldige ich... Was weißt du über Bian?" "Bian?" Sie überlegte kurz. "Ach du meinst die Stumme, mit den riesigen Vorbau!" Ich errötete leicht bei dieser Beschreibung. Mir viel kurz ein, das Amber so etwas ähnliches gestern auch gesagt hat. Mir persönlich war das nicht aufgefallen. "Das kann ich zwar nicht beurteilen, aber wenn du Bian Desens meinst, dann ja, genau die."
 

Li ging zu einen der Stehtische die in der Ecke standen und stellte ihren Becher ab um ihre Hand zu säubern. "Ich weiß nicht viel über sie. Ich weiß nur, das sie mit einen Mädchen sehr gut befreundet ist, das im Tierheim arbeitet." "In welchem Tierheim? Wie heißt das Mädchen?"

Sie musterte mich skeptisch und schmiss das benutzte Tuch weg. "Ganz ruhig Schulsprecher... Hol mal Luft. Das Mädchen heißt Anthea, sie arbeitet in dem Tierheim drei Straßen von hier entfernt. Ich glaub sie ist da Lehrling, hab sie jetzt aber schon seit über einen Monat nicht mehr gesehen. Was interessierst du dich überhaupt dafür?"

Anthea... Seltsamer Name. "Wie sieht sie aus? Was weißt du noch über sie?" Auf die Frage warum mich das interessierte, antwortete ich absichtlich nicht, denn ich hatte keine Ahnung was ich sagen sollte.

Seufzend nippte die Asiatin an ihren Kaffee und dachte kurz nach.

"Wie gesagt, viel weiß ich nicht. Ich kannte sie nur flüchtig. Sie hat rote, ziemlich lange Haare und oft Haarspangen oder Haarreifen mit Federn drin und hat einen weiß-braunen Husky meistens bei sich... Ich glaub der heißt Saya oder Seira. Sie trägt meistens eher kurze, hautenge Sachen die überall Löcher haben und hat viele, blaue Flecken, aber so weit ich weiß hat sie das durch die Tiere, weil sie mit denen immer Spielt. Aber über Bian kann ich dir nichts sagen, außer das sie sehr eng mit ihr befreundet ist und ständig bei ihr übernachtet. Das ist alles was ich weiß."

Mit diesen letzten Worten trank sie ihren Becher leer, schmiss ihn weg, drehte sich zum Ausgang und ging raus zum Schulhof.

"Anthea...", wiederholte ich leise.
 

~Bian~
 

Das bellen der Hunde riss mich aus dem Schlaf. Murrend rieb ich meine Augen und sah auf die Uhr. Es war schon 10 Uhr! "Verdammt...", nuschelte ich und sah zu den drei Hunden, die aufgeregt in meinen Zimmer hin und her liefen. Sie wollten raus. "Morgen Zess und Saya... Tinker, runter vom Bett", sagte ich zu den drei Hunden und setzte die kleine Hündin meiner Mutter runter.

Es wunderte mich, das keiner der Katzen hier rumtänzelte und nach Fressen schreite. Leicht benommen stand ich auf und zog mir meine Sachen aus. Tinker konnte ich einfach auf den Hof lassen, dann war sie glücklich, aber Saya und Zess brauchten mehr Auslauf, mit den abgezäunten Hof würden sie sich nicht zufrieden geben.
 

Kaum kam ich die Treppe runter, hörte ich schon die ersten Katzen miaun, war ja klar das sie nicht lange ruhig blieben wenn sie mich hörten. Ich holte das Trocken- und Dosenfutter aus dem Schrank und ging zu der riesigen Anzahl von Fressnäpfen. In geübten Handbewegungen füllt und vermischte ich die Näpfe mit den Beiden Futtersorten und sah die ersten schon angerannt kommen.

Wie immer waren die ersten Big Charlie, Luke und Lea. "Dosi, Josi, Tiko, Blacki und Rosi! Fressen!", rief ich und trommelte mit der Gabel gegen die Dose. Schon kammen die restlichen fünf Katzen angerannt und ich sah auf die stolze Anzahl von acht. "Ihr seit eindeutig zu viele...", nuschelte ich und schüttelte den Kopf, als mir einfiel das es erst seit kurzem sich so gehäuft hat.
 

Schnell ging ich zu den Hunden, die schon an der Geschlossenen Tür kratzten. "Jaaa ich lass euch ja raus..." Kaum drückte ich die Klinke runter, stemmte sich Zess auch schon dagegen und riss damit die Tür auf.

Ich fiel fast nach vorne und klammerte mich an den Türgriff, während die Drei sich im Gras wälzten. "Man Zess!", rief ich genervt, dieses ungeduldige Tier.

Noch immer von der Müdigkeit leicht gelähmt nahm ich die Halsbänder und Leinen von den Beiden Huskys und ging zu ihnen hin. Zum Glück wohnten wir direkt am Wald, um die Uhrzeit konnte ich nicht durchs Dorf. Niemand dürfte mitkriegen das ich nicht in der Schule war...

Kapitel 10

~Nathaniel~
 

Nach der Schule ging ich zu dem Tierheim von dem mir Li erzählt hatte. Würde ich hier die Antwort finden warum Bian seit Wochen nicht zur Schule kommt?

Ich atmete nochmal ganz tief ein und aus, irgendwie hatte ich ein schlechtes Gefühl und mein Magen zog sich zusammen.

Unsicher ging ich rein. Beim Eingang standen viele Gummistiefel und alles war vollgehangen von Jacken. Hatten die eine Versammlung? Von weitem hörte ich lautes Hundegebell, das mich kurz zittern ließ. Warum nur immer Hunde?
 

"Hallo? Ist jemand da?", rief ich und ging den Flur entlang zu einer Tür, die einen Spalt geöffnet war. Ein Mann Mittleren Alters, mit einer Leserbrille, dunklelblonden Haar und Anzug saß am Schreibtisch und hob den Kopf. "Kann ich dir helfen? Komm ruhig rein."

Ich schluckte kurz und öffnete ganz die Tür um den Raum zu betreten. "Ähm... Das ist doch hier das Tierheim *Gnadenhof* oder?" Der Mann lachte kurz und nahm seine Brille ab. "So ähnlich... Wir sind kein Tierheim SONDERN ein Gnadenhof. Wir vermitteln keine Tiere."

Verdammt ich hätte mich näher erkundigen sollen! Ich wusste gar nicht was ein Gnadenhof überhaupt war, ich dachte es wäre der Titel des Tierheimes. "Entschuldigung..." "Kein Problem, du bist nicht der Erste der das verwechselt. Hier ist auch gar nicht unsere Einrichtung, das hier ist nur unsere Kontaktstelle, der Hof ist außerhalb der Stadt. Aber was führt dich denn hier her?", fragte mich der Mann und lächelte freundlich.
 

"Ähm... Ich suche eine Mitarbeiterin von Ihnen, ich kenne aber nur ihren Vornamen: Anthea." Das Lächeln des Mannes verschwand und er sah betrübt zu den Tasten seines Computers. "Die wirst du hier nicht finden..." "Warum? Arbeitet sie nicht mehr hier?" Meine einzige Spur und sie brachte mich doch nicht weiter.

"Nein... Also... Sie kann hier nicht mehr arbeiten sie... Ähm... Was wolltest du denn von ihr?" Sein Blick wurde ernst und er musterte mich nachdenklich, hatte ich was falsches gesagt? "Nun ja... Man sagte mir sie wäre mit einer Bian befreundet, ein Mädchen von meiner Schule. Ich hatte gehofft sie könnte mir bei etwas weiter helfen...", gestand ich und der Mann stand auf.

"Kann sie nicht... Anthea ist letzten Monat gestorben..." Entsetzt hob ich den Kopf. "Was... Aber... Wodurch?" "Am Bahnhof ist sie auf die Gleise geraten und wurde von einen Zug erwischt. Was du sie auch immer über Bian fragen wolltest... Dafür ist es zu spät." Ich schluckte und senkte den Kopf. "Ich glaube... Meine Frage ist schon beantwortet. Entschuldigen Sie die Störung...", nuschelte ich noch und verließ das Gebäude.
 

Sie war tot... Genau zu der Zeit in der Bian nicht mehr zur Schule kam. War das der Grund? War sie so tief in ihrer Trauer um ihre beste Freundin versunken, das sie nicht mehr zur Schule wollte?

Ich dachte kurz nach. "Vom Zug erwischt...", wiederholte ich still für mich. Ob es der Bahnhof in der Nähe von Bians Dorf war? Traute sie sich dort vielleicht nicht mehr hin? Man erreicht die Stadt nur mit dem Zug... Zu Bian fährt kein Bus hier her.

Es war nur eine Vermutung, aber es erschien mir logisch. Vielleicht erinnerte es sie immer an den Tot ihrer Freundin wenn sie zum Bahnhof ging?
 

~Bian~
 

Wie immer hatte ich den ganzen Nachmittag auf meiner Lichtung im Wald verbracht. Der perfekte Ort um sich zu verstecken, denn hier fand Niemand her!

Saya und Zess tollten zwischen den Bäumen rum. So in den einzelnen Sonnenstrahlen und der wild bewachsenen Umgebung wirkten die Beiden wie Wölfe, frei und völlig im Einklang mit sich und der Natur... Beneidenswert.

Zess schmiss sich zwischen die Äste und das Moos um sich freudig hin und her zu wälzend. Kichernd streckte ich die Hand nach meinen Hund aus. "Zess du kleiner Wildfang." Sofort hob er den Kopf und sah schwanzwedelnd zu mir.
 

Saya war da anders. Wie eine stolze Göttin des Waldes schritt sie fast geräuschlos über den Boden und hatte den Kopf dabei immer erhoben. Fasziniert von ihrer Anmut starrte ich sie an. Die Hündin strahlte genau die selbe Ruhe aus wie Anthea. Es stimmte also doch, Hund und Besitzer sehen sich immer ähnlich.

Mein Blick ging wieder zu Zess, der die Schnauze in ein Loch gesteckt hatte. Er war wild, verspielt, unachtsam, stur und ungezwungen, war ich das auch?
 

Ich dachte mal ich wäre so... Aber ich war nur noch ein Schatten von mir. Meine Welt, die mich all die Jahre stark machte, war nur noch düster und vereinsamt und alles andere außerhalb dieser Welt war mir fremd. An diesen Leben das meine Familie führte hatte ich nie teil genommen. Ich hatte es beobachtet, zugesehen, aber ich führte ein ganz anderes.

Uns trennten all die Jahre Welten... Und jetzt so zu tun als würde ich zu ihnen gehören kam mir wie Heuchlerei vor. Vor zu geben ich würde mich anpassen, mit ihnen Probleme zu teilen. Ich liebte meine Familie, keine Frage, aber ich hatte nie viel Zeit mit ihnen verbracht, hatte ihnen auch wenig zu sagen was sie interessieren könnte und um ehrlich zu sein hatte ich mich immer vor ihnen verstellt.

Ich schloss die Augen und atmete den Duft des Waldes ein. Mein Körper fühlte sich wieder so schwer an, als würde ihn etwas runter ziehen. Ich musste mich von diesen Gefühl befreien. Ich atmete die saubere Luft ein und formte mit den Lippen ein Lied.
 

"Wir streben alle hier immer nur nach Perfektion.

Sag mir bitte mal was ist perfekt, Wer ist das schon.

Menschen kritisieren, du sollst immer nur der Beste sein

In dieser großen Welt fühle ich mich oft so klein.
 

Was du nicht weißt, ich fühl mich oft allein

Was du nicht weißt, ich kann auch traurig sein.

Ich bin nicht so stark, wie du meinst.

Es ist nicht immer wie es scheint.

Was du nicht weißt, ich fühl mich oft allein

Was du nicht weißt, ich kann auch traurig sein.

Ich bin nicht so stark, wie du meinst.

Es ist nicht immer wie es scheint.

Wie es scheint."
 

Meine Augen öffneten sich wieder. Musik, alles was mir von unserer zerfallenen Welt blieb, Anthea...

Kapitel 11

~Bian~
 

Ich lag noch immer im Gras, obwohl mir die Musik etwas Trost schenkte, war ich immer noch nicht fähig auf zu stehen. Schniefend wischte ich mir die aufkommenden Tränen weg und starrte in den blauen Himmel. Warum? Warum gerade sie?

Ich schloss die Augen und sah jenen Tag vor mir:
 

Anthea war bei mir gewesen, wir hatten den ganzen Tag im Wald verbracht und am Abend wollten wir zu ihr fahren. Wie oft hatte ich bei ihr übernachtet?

Eigentlich wohnte ich mehr bei ihr als ei meinen Eltern.
 

Es war spät gewesen und wir warteten mit Zess und Saya auf den Zug der sich verspätet hatte. Die Jungs die immer sich im Bahnhof rum trieben waren, wie so oft, völlig betrunken gewesen und wir sahen kurz genervt zu ihnen. Die waren ätzend! Wie ich Betrunkene hasse...
 

Und dann... Diese Erinnerung war eher verschwommen... Sie belästigten ein Mädchen, Anthea bat mich Saya fest zu halten und ging hin... Viel zu nah an die Gleise... Sie zog den einen Jungen von den Mädchen weg und brüllte ihn an... Sie begannen zu streiten und er schubste sie und dann...
 

In meiner Erinnerung hörte ich das Geräusch des einfahrenden Zuges und einen Schrei. Schnell drehte ich mich um, hielt mir die Hand von den Mund, denn ich spürte wie sich mein Magen wieder umdrehte.

Winselnd und mit gesenkten Ohren saß Zess neben mir, während mein Frühstück wieder den Weg nahm, den es gekommen war. Mein Körper zitterte und ich sackte neben meinen Hund zusammen.

"Ich ertrag das nicht... Ich will mich daran nicht mehr erinnern... Ich ertrage dieses Geräusch nicht!" Verzweifelt hielt ich mir die Ohren zu, in der Hoffnung das es dann aufhören würde. Doch dieser Moment spielte sich immer wieder in meinen Kopf ab, dieser Anblick... dieses Zischen des Zuges... Ihr Schrei... Ihr entsetzter Blick kurz bevor sie aus meinen Blickfeld für immer verschwand...
 

Ich schrie, weinte, zitterte und schlug gegen den Baum neben mir, doch es änderte nichts... "Warum? Das ist nicht fair..." Doch es war niemand da der mich tröstend in die Arme nahm und mir beruhigende Worte zuflüsterte und vor meinen Augen zerbrach immer mehr von meiner schönen, perfekten Welt in die ich mich geflüchtet hatte um der Wirklichkeit zu entkommen.

Ohne sie schaffte ich die Flucht dahin nicht und nur noch die Trauer um sie verhinderte, das ich mich erinnerte warum ich mich immer in diese Welt geflüchtet hatte.
 

Erst als Zess mir die Tränen aus dem Gesicht leckte, entkam ich meinen Erinnerungen und sah ihn traurig an. Tröstend stupste er mich an und schmiegte seinen Kopf gegen meinen Hals. Ich schlang die Arme um ihn und kuschelte mich in sein Fell.

Auch Saya kam zu uns und schmiegte sich an meinen Rücken, auch sie hatte das wichtigste verloren: Ihr Frauchen. Ich drehte mich zu ihr und schmiegte meinen Kopf gegen ihren. "Wenigstens hab ich noch euch...", nuschelte ich und wischte die letzten Tränen aus meinen Gesicht.
 

Es erklang ein Lied: 1000 Words, vom Spiel Final Fantasie ertönte um mir mit zu teilen das man mich anrief. Erstaunt sah ich auf den Display, die Nummer kannte ich nicht!

Ich schluckte schwer und ging ran. "Ja?" "Hallo Bian..." Ich riss die Augen auf, das war doch die Stimme des Schulsprechers! Woher hatte er meine Nummer? Ich hatte sie ihn nicht gegeben!

Ich überlegte kurz und fluchte innerlich, sie stand in meiner Akte! Beim letzten Schulausflug hatte ich sie den Lehrer gegeben. "Du hast dir meine Nummer aus meiner Akte raus geschrieben...", es war keine Frage, es war eine Feststellung.

"Ja... Entschuldige, sowas tue ich sonst nicht... Aber anders kommt man nicht an dich ran." Okay, so er Recht hat, hat er Recht.

"Was willst du?" "Mit dir reden... Und dieses mal ohne anschreien, ich will WIRKLICH nur reden... Bitte." Er hatte einen schlechten Moment ausgesucht, mir war gerade nicht nach reden. Andererseits hatte ich mir kürzlich erst gesagt ich würde versuchen ihn nicht mehr so ab zu weisen als wäre er ein Schwerverbrecher.

"Ich hasse es über Handy zu reden..." "Gut, dann komm ich zu dir. Aber hetzt dieses Mal bitte nicht deine Hunde auf mich."

Mein Blick ging kurz zu Zess, soweit ich das letztens mitgekriegt hatte muss ich ihn gar nicht auf ihn hetzten, der Typ hatte auch so Angst vor Zess.

"Okay... Ohne den Hund auf dich zu los zu lassen. Aber du musst mit der Anwesenheit meines Hundes leben!" Er schwieg kurz, dachte er darüber nach ob er das schafft?

"Okay... Mit Hund... Aber du redest mit mir?" Er klang überrascht. "Ja... Aber nur so lange bis du mich nervst und auch nur von Angesicht zu Angesicht.", sagte ich nur noch und legte auf.

Mit ihn reden... Über mein fehlen in der Schule... DAS würde schwer werden!

Kapitel 12

~Nathaniel~
 

Ich kam am Bahnhof an, der Weg zu Bian war Zeitaufwendig!

Mein Blick schweifte umher, hier war sie vielleicht gestorben... Ich kannte das Mädchen nicht, aber mich überkam Trauer bei diesen Gedanken.

Was für ein Mensch war sie? Ich wusste zwar jetzt ein paar Sachen über sie, aber trotzdem konnte ich mir nicht richtig ein Bild von ihr machen.

Ein Rothaariges Mädchen mit einer tiefen Verbundenheit mit Tieren und Bian.

Doch ich würde sie nie kennen lernen können...
 

Wieder sah ich die Jungs von letztens am Rand sitzen, mit Bierflaschen bei sich.

Der Eine hatte einen leeren Blick, den er auf die Gleise gerichtet hatte. Er war auch der Einzige dessen Flasche noch voll war. Die Anderen unterhielten sich ausgiebig, während sie immer wieder an dem Bier nippten.

Ich überlegte zu ihn zu gehen, aber dann kam der Bus. Kurz runzelte ich die Stirn, sah zwischen den Bus und den Jungen hin und her, entschied mich aber dafür lieber so schnell es geht zu Bian zu fahren.
 

Im Bus setzte ich mich auf den hintersten Platz, es war so gut wie Niemand sonst da. Nur der Busfahrer, zwei ältere Frauen und ich.

Erschöpft schloss ich meine Augen und döste ein.
 

Ich lief durch den Wald, warum wusste ich nicht genau, ich wusste nicht mal wohin ich rannte.

Alles war im tiefen Nebel gehüllt, sodass ich nicht mal den Weg vor mir sah.

Ich rannte immer schneller, irgendwas wollte ich einholen.

Langsam ging mir die Puste aus und ich war kurz davor an zu halten, doch dann sah ich eine Gestalt. Sie winkte mich zu sich, wies mich an weiter zu laufen.

Ich wollte zu ihr rennen, aber die Gestalt rannte weiter, trieb mich immer tiefer in den Wald.

Endlich erreichte ich die Person und griff nach ihr. Sie drehte sich um und sah mich mit Bernsteinfarbenden Augen an. Ein Mädchen, mit feuerroten Haaren und einen so entschlossenen und starken Blick, wie ich es zuvor noch nie bei jemanden gesehen hab.
 

"Hilf ihr!", forderte sie mit einer Stimme die fest, aber zugleich samt weich und voller Sorge klang. "Sie schafft es nicht... Alles um sie zerbricht... Sie braucht jemanden der sie stützt. Sie ist nicht Stark, sie ist ängstlich und hat bis jetzt immer die Flucht gewählt."

Verwirrt sah ich sie an. "Wer bist du? Und wovon redest du?" Das Mädchen lächelte traurig und langsam fing die Umgebung an Risse zu kriegen, als wäre sie aus Glas. Nach und nach zersprangen die Bäume, Sträucher und Steine. Panisch sah ich mich um und bemerkte dann, dass das Mädchen vor mir sich langsam auflöste.

"Ich bin alles was sie braucht! Jedenfalls in ihrer Welt... Ich war immer da, wenn sie mich brauchte. Ich kannte sie, wie keiner sonst. Sie kam mit Narben zu mir, ich habe sie geheilt, doch jetzt reißen sie wieder auf und ich kann nichts mehr tun... Deswegen, hilf ihr..."
 

"Hay Junge!" Ich riss die Augen auf und sah erschrocken den Busfahrer an. "Du musst hier aussteigen. Heute fahr ich nur bis hier."

Irritiert sah ich mich um, ich war in Bians Dorf. Plötzlich packte mich Panik. Ohne ein weiteres Wort nahm ich meine Tasche, sprang auf und rannte an den Mann vorbei. Mit einen klaren Ziel vor Augen: Bian!
 

Als ich keuchend und Luft schnappend ankam, hockte sie mit ihren Beiden Hunden vor ihren Tor. Sie sah zu mir hoch, die Augen leicht gerötet. Langsam stand sie auf, in ihren Haaren hingen ein Paar Blätter und ein kleiner Ast. Sie war also wieder im Wald gewesen.

Der Traum hatte mich so aufgewühlt das ich sogar meine Angst vor den Hunden vergas. Sie drehte sich um und öffnete das Tor. "Komm rein..." "Was?" Ich blinzelte kurz verwirrt, immer noch mit den Gedanken in meinen Traum.

"Auf den Hof, ich hab keinen Bock mit dir vor dem Tor zu reden. Dann gucken uns die Leute nur Schreck an. Also beweg deinen Arsch hier rein." Ich seufzte kurz genervt, denn sie erinnerte mich gerade irgendwie an Castiel.

"Und wenn du nochmal so seufzt ist unser Gespräch beendet.", drohte sie mir und ging mit ihren Hunden rein. Schweigend folgte ich ihr und dachte an die Worte des Mädchens aus meinen Traum. *Sie ist nicht Stark, sie ist ängstlich...*, nein damit konnte sicher nicht Bian gemeint sein. Aber wen hatte ich da in meinen Traum gesehen? Wieder schallte mir ein Satz von ihr im Kopf: "Sie kam mit Narben zu mir..."

Kapitel 13

~Bian~
 

Langsam folgte Nathaniel mir auf den Hof. Sein Blick glitt Über das runter gekommene Grundstück das sichtlich vernachlässigt wird. "Ziemlich groß...", meinte er nur und sah zu den eingestürzten Lagerhaus meines Vaters.

"Ähm... Und du wohnst hier?" "Ja, was dagegen?", gab ich murrend zurück und schloss die Haustür auf. "Nun ja es sieht... Hier ziemlich vernachlässigt aus..." "Meine Eltern arbeiten viel. Früher haben meine Brüder hier alles im Schuss gehalten, aber seit sie ausgezogen sind macht hier keiner was."
 

Kaum hatte ich die Tür geöffnet kam mir Big Charlie, der rot getigerte Kater von Anthea, entgegen und sah den ungewohnten Besucher mürrisch an. "Das ist Big Charlie, Vorsicht er mag keine Männer. Diese Erfahrung mussten schon mein Vater und mein Bruder machen." "Das ist eine Katze??? Sieht eher aus wie ein Tiger...", meinte Nathaniel leicht verwundert, lächelte das Tier aber trotzdem sanft an.

"Deswegen heißt er ja BIG Charlie. Er ist der reinste Wald und Wiesen Kater." "Wie viele Katzen hast du?" Ich seufzte und überlegte kurz. "Big Charlie, Luke, Lea, Dosi, Josi, Tiko, Blacki und Rosi... Acht! Aber eigentlich gehören sie nicht alle mir, ich kümmer mich nur um sie."Wie es schien mochte der Typ Katzen, denn seine Augen fingen an zu strahlen als ich ihn die Anzahl sagte.

Ein Katzentyp also... So wirkte er gar nicht...
 

~Nathaniel~
 

Ich sah mich im Haus um, doch genau wie der Hof wirkte es auch hier eher unbewohnt. Bian wirkte in dieser Umgebung fast wie ein Geist, ich konnte es kaum glauben das sie hier wirklich lebte! Arbeiteten ihre Eltern wirklich so viel?

Ich sah zu ihr, sie hockte auf dem Boden und krauelte liebevoll den getigerten Kater. "Ähm... Bian?" "Ja?" Sie sah zu mir hoch, ihre Wasserblauen Augen waren eigentlich das Einzige an ihr, was noch lebendig wirkte. Erst jetzt viel mir ihre viel zu helle Haut und ihre abgenutzten Sachen auf, die irgendwie zu diesen verlassenen Haus passten.
 

"Könnten wir jetzt... Nun ja... Reden?" "Klar, komm, gehen wir in mein Zimmer." Sie stand auf und führte mich einen Flur entlang. Der Spiegel der dort hing war ziemlich verstaubt und der Boden war ziemlich uneben.

Stirnrunzelnd folgte ich ihr, wenn ich das so sah fragte ich mich ob ihre Eltern überhaupt mal nach Hause kamen.
 

Ihr Zimmer wirkte, hingegen zum Rest des Hauses, bewohnt und sauber. An den Wänden klebten Zeichnungen von Tieren und Fotos, auf den Boden lagen überall Hundespielzeug und neben den Bett war ein großer Hundekorb mit Decke, Kissen und noch mehr Spielzeug. Sie hatte zwei Bücherschränke die völlig vollgestellt waren und auf ihren Schreibtisch lag überall Zeichenzeug rum.

Bian ließ sich aufs Bett fallen und führte mit den Fuß ihren Schreibtischstuhl zu sich und drehte ihn zu mir. "Setz dich.", forderte sie, lehnte sich an die Wand und winkelte die Beine an.
 

Wie sollte ich Anfangen? Irgendwie hatte ich die Befürchtung raus zu fliegen wenn ich sie auf ihre Freundin ansprechen würde... Obwohl sie dieses Mal nicht so abweisend wirkte, aber konnte ich mich darauf wirklich verlassen?

"Wegen deiner Freundin..." Bian zuckte zusammen, strich sich nervös eine Strähne aus dem Gesicht. "Was für ne Freundin?", fragte sie nach und musterte mich prüfend. "Ich meine Anthea..." Ihr Blick wurde kühl und ihre Augen durchbohrten mich. "Du hast mich also quasi ausspioniert!" "Nein, ich wollte wissen warum du nicht mehr zur Schule kommst und hab versucht mehr über dich zu erfahren. Ich wollte nur wissen was in dir vor geht Bian! Und so hab ich eher zufällig von deiner Freundin erfahren und als ich dann mit ihren Chef gesprochen hab, hat er mir erzählt das..." Aber ich konnte meinen Satz nicht beenden.
 

Bian sprang auf und stand direkt vor mir. Wie ein Raubtier das gleich seine Beute ins Genick beißen wollte sah sie mich an und schien fast die Zähne zu fletschen.

"Du bist zu ihrer Arbeit gegangen? Was fällt dir eigentlich ein???" Ich musste Schlucken, fühlte mich wie ein Hase der von einen Wolf in die Enge getrieben wurde.

"Ich wollte Ursprünglich nur mit deiner Freundin reden, sie fragen ob sie weiß warum du schwänzt... Und dann erfuhr ich von ihren... Kommst du wegen ihr nicht mehr zur Schule? Weil sie gestorben ist?"

Bian knurrte, ich konnte nicht wirklich erkennen ob das Wut oder Trauer war was ich da in ihren Augen sah. Sie packte mich am Kragen und grub ihre Finger in meine Haut. Ich kniff die Augen zusammen, rührte mich aber nicht.
 

"Das geht dich alles gar nichts an... Verschwinde..." "Bian! Bitte! Ich verstehe ja das du..." "GARNICHTS VERSTEHST DU!", brüllte sie mich an. Ihre Hand, die mich festhielt, zitterte und über ihre blassen Wangen glitten Tränen.

"Garnichts verstehst du... I-Ich kann nicht mehr auf diesen Bahnhof... Si-Sie wurde geschubst... Vor meinen Augen... Ihr entsetzter Blick... Ihr Schrei kurz bevor der Zug..." Sie ließ mich los und sank auf die Knie, die Hand vor ihren Mund als müsste sie gegen Übelkeit ankämpfen. "Direkt vor meinen Augen... Ich wollte sie noch festhalten aber... Ich war zu langsam..."

Sie sah zu mir hoch, ihre vorhin noch lebendig wirkenden Augen waren nun völlig leer und leblos. "Diesen Schmerz verstehst du nicht..."

Kapitel 14

~Bian~
 

Ich war unfähig noch zu reden, ein Kloß steckte in meinen Hals und mein ganzer Körper zitterte. So schwach habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt, so hilflos und klein... Wie ein angeschossenes Tier das sich vor dem Jäger versteckt. Mein Jäger, mein Nagel zu meinen Sarg war die Wirklichkeit!

Ich sehnte mich nach meiner Welt, nach Sicherheit und Schutz. Nach dem Duft des Waldes, nach einen vertrauten Gesicht...
 

Mein Körper zitterte immer stärke und eine Kälte überkam mich. Es war als würde es um mich gefrieren, als wenn sich um mich eine Eisschicht bildete und mich zum erstarren zwang. Der Kloß in meinen Hals wurde größer und schien mir die Luft ab zu schnüren, nur mein Kopf war von der kälte und den Luftmangel nicht betroffen, er brannte und drückte auf meine Gedanken. Ich spürte, das ich der Ohnmacht nah war, das in mir gleich etwas zerbrechen würde, das was mich bis jetzt aufrecht hielt.

Plötzlich hielten mich Arme fest, die eine Wärme ausstrahlten, die diese Kälte verfliegen ließ.

"Shhhh, ganz ruhig Bian... Du bist damit nicht allein.", flüsterte mir eine sanfte Stimme zu und streichelte meinen Kopf.

Ich schluckte den Kloß runter und sah zu Nathaniel. Die Besorgnis in seinen Gesicht ließen mich zusammen zucken und langsam befreite ich mich aus seinen Armen.

"Ich brauche Luft...", nuschelte ich und rannte hinaus.
 

Alles eine Illusion! Ich war nie Stark gewesen, ich bin immer nur weg gerannt, in einer idealen Welt die ich mir mit ihr erschaffen hatte, in der es meine Probleme nicht gab.

Jetzt erst erkannte ich die Qual vor der ich nicht mehr fliehen konnte. Da war ein Hoffnungsschimmer, ja, aber reichte das?
 

Ich rannte raus, riss das Tor auf und stürmte los. Nur verschwommen sah ich aus den Augenwinkel das mir so vertraute Gesicht. Mit den Lippen formte ich die tödlichen Worte, die vor Drei Jahren mich zum ersten Mal veranlassten zu fliehen: "Noch ein Leben."

Doch ich wartete seine Reaktion nicht ab und rannte weiter, Richtung Wald. Er würde mir sicher nicht folgen...
 

~Nathaniel~
 

Bian floh, schneller als ich überhaupt reagieren konnte.

Schnell sprang ich auf und folgte ihr nach draußen, doch sie war schon nicht mehr zu sehen.

Stattdessen war da ein Mann, ca. Mitte 20. Sein Ascheblondes Haar war ähnlich wie Kentins geschnitten, seine Haut hatte eine leichte bräune. Er war mindestens einen Kopf größer als ich und hatte die selben, wasserblauen Augen wie Bian.

Stirnrunzelnd musterte er mich, blickte dann Richtung Wald und wieder zu mir. "Wer bist du?", fragte er mich mit tiefer, ausdrucksvoller Stimme die mich kurz zusammen zucken ließ. "Ähm... Ei-Ein Schulkamerad von Bian..."
 

Er nickte kurz. "Verstehe... Ich bin Maghnus, Bians Bruder.", stellte er sich vor und ich musterte ihn noch mal überrascht. Außer die Augen hatten sie nichts, aber auch GAR NICHTS Gemeinsam!

"Äh... I-Ich bin Nathaniel... Wo ist Bian hin?" "In den Wald, schätz ich mal. Ihr nach zu rennen macht keinen Sinn, die findest du da eh nicht. Außer du nimmst Zess als Spürhund.", erklärte er mir und lehnte sich seufzend ans offene Tor.

Plötzlich wirkte er übermüdet und erschöpft. Er sah zum Himmel und schüttelte den Kopf. "Ich habs geahnt..." Fragend neigte ich den Kopf und er sah mich an. "Du solltest nach Hause, es wird bald dunkel." "Aber Bian..."

"Die ist für eine Weile weg und selbst wenn du sie finden solltest, würdest du sie jetzt nicht mehr erreichen. Glaub mir, ich kenne meine Schwester. Sie ist gerade nicht in Stimmung für menschlichen Kontakt."
 

Er holte aus seiner Hosentasche sein Handy raus, drehte mir den Rücken zu und telefonierte. Ich stand wie erstarrt da, konnte es nicht akzeptieren jetzt zu gehen und lauschte unbewusst dem Gespräch.

"Mom... Ich bins. Ja ich bin gerade bei euch... Nein ihr gehts nicht gut! Wechsel mit irgendjemanden die Schicht und komm her!", zischte er und riss einen Teil der abblätternden Farbe vom Tor.

"Komm einfach her ja? Sie könnte was Dummes tun... Was Paddy-Dummes!" Verwirrt sah ich ihn an und neigte den Kopf. Maghnus drehte sich zu mir, blickte mich mit strengen Blick an und neigte den Kopf Richtung Straße, um mir nochmal zu verdeutlichen das ich gehen sollte.
 

Ich kam seiner Bitte nach und verließ den Hof, aber mein Ziel war nicht der Bahnhof.

Kapitel 15

~Bian~
 

Ich stand wieder bei der Lichtung, nur dieses Mal völlig allein. Ich war einfach los gestürmt, nicht mal an Zess und Saya hatte ich gedacht! Und meinen Bruder hatte ich einfach stehen gelassen... Was er jetzt wohl dachte?

Langsam sackte ich auf die Knie, meine Augen brannten durch die Tränen und alles wirkte noch so verschwommen.

Ich ließ mich zur Seite fallen und atmete den intensiven Duft des Mooses ein. "Anthea...", nuschelte ich leise und schloss die Augen.
 

Ihre Haare meist zu einen Zopf zusammengebunden, ihre Augen erinnerten an Bernstein und sie roch immer nach Tier und Stroh... Sie lächelte selten, fast nur bei mir, Fleisch verschmähte sie und sie fühlte sich immer mit Tieren mehr verbunden als mit Menschen, das war meine Thea.
 

"Wie lange willst du eigentlich noch abhauen?" Überrascht öffnete ich die Augen und sah Anthea auf einen Baumstumpf sitzen. Sie musterte mich mit prüfenden Blick und trug die Sachen wie an ihren Todestag.

"T-Thea? Aber..." verwirrt schlang ich meine Arme um mich. Wurde ich verrückt? Oder war dies nur ein realistischer, grausamer Traum? "Hör auf weg zu rennen. Das hast du schon damals getan, als dein Bruder starb.", sagte sie mir, als hätte sie mich nie verlassen.
 

Ich hielt mir die Ohren zu und schüttelte den Kopf. "Du bist nicht mehr da. D-Das ist sicher nur der Stress... Ich halluziniere..."

"Genau wie damals... Als dein Bruder starb bist du fast verrückt geworden und ich hab dir geholfen, indem wir uns immer mehr der Realität entzogen. Nun ist keiner mehr da der mit dir in eine Welt entflieht, die fernab der Zivilisation ist. Eine Welt mit Natur, Tieren und magischen Wesen.

Doch diese Welt gab es nie Bian und diese endlose, unberührte Natur die wir immer sahen, ist nichts anderes als ein Wald, ein endender Wald. Ich weiß das dir die Realität Angst macht Bian... Sie nahm dir deinen älteren Bruder und sie nahm mich...

Aber Bian, du kannst nicht immer fliehen... Verdränge meinen Tod nicht, so wie du es bei deinen Bruder Paddy gemacht hast.

Ich hab einen Fehler gemacht, ich hab dir geholfen zu fliehen. Doch das war falsch. Stelle dich der Wirklichkeit, sonst verlierst du dich."
 

Ich schüttelte den Kopf, hielt mir die Ohren zu und weinte. "Nein... Ich hab nur einen Bruder und der wartet wahrscheinlich gerade bei uns im Haus darauf das ich zurück komme. Ich fliehe nicht vor der Realität..."

"Doch Bian..." Anthea kam auf mich zu und umarmte mich. Der Duft von Tieren und Stroh kam mir in die Nase, aber ich spürte keine Wärme.

"Renn nicht mehr weg... Find zu dir zurück, in die Wirklichkeit. Komm zu dir Bian, sei stark. Du bist nicht allein, in der Realität gibt es noch mehr als nur Zess, Saya, dich und mich. Fliehe nicht davor.", flüsterte sie mir zu.
 

Schniefend blinzelte ich mir die letzten Tränen aus den Augen und sah mich um. Ich war allein auf der Lichtung.

Verlor ich langsam den Verstand? Hatte ich geträumt? Oder war es mein Unterbewusstsein, das Anthea für sich sprechen ließ?
 

Ich schüttelte den Kopf, Angst kroch in mir hoch. Angst vor dem, was wieder in mein Gedächtnis zurückkehrte. Mein ältester Bruder war gestorben und ich konnte es nicht verarbeiten, mein Verstand wollte nie verstehen das er für immer weg war.

Als kein Mensch, kein Wort mich mehr erreichte, nahm Anthea meine Hand und zog mich in den Wald. Sie erschuf mit mir eine Welt ohne Schmerz, Tod und Verlust. Aber nun war auch sie nicht mehr da, ich sah es nicht mehr, meine Welt. Sie war schon lange zerbrochen, doch mit aller Macht hatte ich Tag für Tag mir eingeredet das sie noch da war.

Die Wirklichkeit hatte mich eingeholt und ich hatte nichts mehr.
 

Anthea hatte Pläne, Pläne für ihre Zukunft, ich hatte mich nur an eine Welt geklammert die es nicht gab. Jetzt wusste ich nichts mehr mit mir an zu fangen.

Sie hatte auch ein Leben außerhalb dieser Welt gesehen. Sie wollte Tiere beobachten und erforschen, wollte in den Regenwald, wollte sich in den Tier- und Umweltschutz betätigen. Und ich?

Nichts war mir geblieben, alles war um Anthea aufgebaut und ausgerechnet sie hatte es aus dem Leben gerissen, sie, die noch so viel vor hatte...

"Ich wünsch dir, noch ein Leben...", wiederholte ich leise die Worte von Maghnus, die er bei der Beerdigung unseres Bruders sagte...

Kapitel 16

~Nathaniel~
 

Ich rannte, wo lang ich musste wusste ich nicht, aber ich musste sie finden!

Mein Orientierungssinn war nicht schlecht, aber dieser Wald war so verwildert, als hätte ihn noch nie ein Mensch beretten. Eigentlich war es dumm von mir, ich wusste nicht wo sie lang gelaufen war, noch kannte ich mich hier aus.

Wie also sollte ich sie finden?
 

Plötzlich hörte ich eine Stimme, so klar und voller Stärke wie ich es noch nie zuvor gehört hatte.

"Ich spür dich schon ganz nah,

als wärst du ständig da

und ist es noch so finster,

durch dich wird es klar."
 

Ich hielt kurz den Atem an, folgte dem Lied und sah sie dort stehen:

Eine Lichtung, umgeben von Moos und vereinzelten Blumen. Das Licht viel genau auf den Punkt wo sie stand. Den Rücken mir zu gewand und die Arme ausgebreitet und das Gesicht hoch zum Himmel gerichtet.

Ihre langen, schwarzen Haare wehten in meine Richtung, als wolle der Wind ihr damit noch mehr Ausdruck verleihen.

Schweigend sah ich ihr zu, während sie mit gefühlvoller Stimme weiter sang.
 

"Du bist wie die Sonne, so schön wie das Meer!

Ich flieg dir entgegen, dem Wind hinterher.

Am Ende der Reise da wartet das Glück...

Ja, zu dir komm ich immer, immer zurück."
 

Fasziniert hörte ich ihr zu, wagte es nicht sie zu unterbrechen. Es war gleichzeitig schön und traurig, schön durch den Text und traurig durch ihre Stimme, die zwar Stärke ausstrahlte, aber auch Verzweiflung.
 

"Bian..." Sie zuckte zusammen und drehte sich zu mir. "Was... Wie hast du mich gefunden?" "Du warst nicht zu überhören... Bian bitte hör mir...", aber sie winkte ab.
 

"Entschuldige meine anfängliche Bissigkeit... Ich mag deine aufdringliche Hilfsbereitschaft zwar nicht, aber ich weiß das du es nur gut meinst. Tatsache ist aber, wir kennen uns nicht und ich hab auch nicht vor es zu ändern. Kümmere dich um die, die dir nahe stehen und deine Hilfe auch wollen. Ich will dich nicht als Therapeuten und auch nicht als Schulter zum ausweinen.

Ich schätze dich dafür das du mir helfen willst, aber bitte... Geh und kümmere dich um anderer Leuts Probleme."

"Und was ist mit dir?", nuschelte ich und sah sie besorgt an.

Sie senkte den Kopf, schien über ihre Wortwahl genau nach zu denken. "Ich habe meinen Bruder und meine Eltern... Außerdem noch Zess und Saya. Bitte geh jetzt..."

Ich nickte nur, wusste nicht was ich antworten sollte, war ahnungslos was ich tun sollte. Ich WOLLTE sie stützen, WOLLTE ihr helfen, ihr zuhören, doch ich konnte sie nicht zwingen... Auch wenn ich es zu gern getan hätte.

"Und Schulsprecher..." "Hm?" Ich drehte mich nochmal zu ihr um und sah in ihre leeren, leblosen Augen, die in mir alle Alarmglocken aufschreien ließen. "Du kannst nichts ändern und mir auch nicht helfen, also mach dir keine Gedanken darüber, okay?"
 

Ich spürte einen Stich in der Brust, ein ungutes Gefühl machte sich in mir Breit und ein Kloß, den ich nicht runter schlucken konnte, steckte mir im Hals.

Was sollten mir diese Worte sagen?

Mir kam es so vor als wäre darin eine Botschaft versteckt...
 

Schweigend und mit gesenkten Kopf ging sie an mir vorbei, hoffentlich auf den Weg nach Hause. Wie in Trance folgte ich ihr, was war das nur für ein Gefühl? Dieses schwere, was sie auf meine Brust legte?
 

~Bian~
 

Mein Entschluss stand fest, für mich gab es nur noch eine Möglichkeit, nur einen Weg den ich noch aus eigener Kraft gehen konnte.

Mein Weg führte mich zu meiner Familie, ich würde auf meine Eltern warten und mit ihnen reden. Doch ob ich diesen Schritt, den ich mir vornahm, schaffen konnte, dessen war ich mir noch nicht sicher...

Kapitel 17

~Bian~
 

Ich ging zurück nach Haus, vor mir breiteten sich die Scherben aus die mal meine Welt waren. Ich würde mit ihr unter gehen...

Vor meinen Augen spielte sich alles noch Mal ab, die Psychose meines Bruders, sein Selbstmord, meine Depression, der Zusammenbrauch meiner Eltern, Anthea wie sie mir auf die Beine half. Wie sie mir half, immer wieder auf zu stehen, auch wenn ich dabei vor der Wirklichkeit floh.

Durch sie konnte ich aufrecht gehen, durch sie fand ich immer wieder Halt, egal wie oft man mir ins Gesicht schlug. Sie weckte den Krieger in mir, sie sorgte dafür das ich Kapitel für Kapitel meines Lebens, nicht zusammenbrach. Ich war unbesiegbar mit ihr an meiner Seite...

Doch nun war sie nicht mehr da, sie starb und genau wie bei meinen Bruder war ich unfähig es zu verhindern.

Der Weg zu meinen Haus war mit Scherben gepflastert. Heute lief ich nicht mehr aufrecht. Mein Rücken war gekrümmt, meine Schritte schleppend. Ich wusste, wenn dieser Junge mir nicht nach gekommen wäre, würde ich jetzt kriechen. Ich war am Ende.

Es war als würde ich Barfuß laufen, jeder Schritt der mich meinen Ziel näher brachte, bohrte sich tief in meine Haut.
 

Mein Bruder lehnte an unseren Tor, meine Eltern neben ihn. War meine Mutter schon immer so blass und dünn? Wirkte mein Vater schon immer so übermüdet und überarbeitet? Sie wirkten Beide so kraftlos... Auch sie schienen schon lange nicht mehr aufrecht zu gehen.

Mein Bruder wirkte daneben so unerschütterlich wie eine Mauer. In meiner Welt wäre er ein Drache, oder ein Phönix gewesen, stark und unbezwingbar... Ja auch er hatte gelitten, aber er hatte sich nicht unter kriegen lassen.
 

Mit überraschter Miene sahen sie mich an, als wäre ich Jahre verschollen gewesen, als würden sie mich nach langer Zeit wieder sehen. Wie weit weg war ich die ganze Zeit von ihnen gewesen?

Zess und Saya kamen sofort angerannt und schmiegten ihre Köpfe an mich, meine Mutter kam auf mich zu und umarmte mich fest. Ihre zittrige Erscheinung verblasste neben der mütterlichen Sorge und Wärme, die sie ausstrahlte während sie mich festhielt.
 

~Nathaniel~
 

Ich war Bian bis zum Dorf gefolgt, ohne ein Wort des Abschieds ging sie die Straße weiter. Ich hatte die Wahl: Ihr weiter folgen oder zur Bushaltestelle gehen.

Alles in mir schrie danach weiter bei ihr zu sein, doch ein Blick auf die Uhr verriet mir das bald der letzte Zug fährt. Mir blieb keine Wahl als sie allein gehen zu lassen.
 

Ich saß im Bus und fühlte mich Machtlos, ich hatte gar nichts für sie getan! Es fühlte sich alles so unvollständig an. Irgendwas stimmte nicht, ich hatte etwas übersehen! Etwas wichtiges...

Ich sollte nicht in diesen Bus sitzen, ich sollte bei ihr sein. Aber was konnte ich schon tun? Bian ließ mich nicht durch, ließ mich nicht an sich heran. Egal wie sehr ich es wollte... Trotzdem, mein Gefühl sagte mir, das mein Platz jetzt bei ihr war, nicht hier.

Kurz überlegte ich, ob ich jetzt einfach aussteigen und zurück rennen sollte. "Bian...", nuschelte ich und seufzte. Die Vernunft ließ mich sitzen bleiben und mit den Zug nach Hause fahren.
 

Noch immer mit dem Gefühl der Unvollständigkeit, kam ich Zuhause an und ging ins Wohnzimmer. Amber saß auf der Couch und lackierte ihre Nägel.

"Du bist heute wieder spät, hast du ein Glück das unsere Eltern nicht da sind!" "Wo sind sie?", fragte ich Gedankenverloren und starrte auf den Fernsehr. "Geschäftsessen, sie haben vorhin angerufen. Sie haben nicht nach dir gefragt, also hab ich ihnen auch nichts gesagt." "Danke Aber..." Ich ließ mich auf den Sessel fallen und legte den Kopf in den Nacken. Warum fühlte ich mich so schlecht?

"Du bist ganz schön blass... Was ist los mit dir in letzter Zeit?" Ich ignorierte ihre Frage und blickte zu ihr.

"Was würdest du tun, wenn Charlotte oder Li nicht mehr da wären?" "Hä? Wie kommst du denn jetzt darauf?" Sie pustete gegen ihre Nägel und sah mich skeptisch an. "Sags mir einfach... Was würdest du tun, wenn die Beiden nicht mehr da wären?"

"meinst du jetzt wenn sie Umziehen oder...?" Ich schüttelte den Kopf und sie verzog das Gesicht.
 

"Kommt drauf an..." "Worauf?" Ich beugte mich vor und sah sie prüfend an.

"Nur damit ich das richtig verstehe, du meinst jetzt, wenn die Beiden nicht mehr leben würden, oder?" Ich nickte. "Nun... Dann kommt es drauf an ob es nur eine oder Beide treffen würde.", meinte sie schließlich.

"Was ist der Unterschied?" "Nun ja... Wenn es nur eine wäre, könnte ich mit der Anderen darüber reden... Wir könnten uns zusammen an die Andere erinnern, könnten uns gegenseitig trösten und uns aufbauen. Wenn es Beide treffen würde... Mit wem könnte ich dann drüber reden? Mama, Papa und du... Ihr kennt sie doch gar nicht so wie ich sie kenne. Keiner hat die selben Erlebnisse und die selbe Verbundenheit mit ihnen...

Ich würde mich ziemlich einsam fühlen... Egal wie viele um mich herum sind... Ohne Li und Charlotte, wäre ich nicht ich... Es würde etwas wichtiges fehlen und Niemand außer mir würde es so intensiv spüren..."

Wir schwiegen kurz, noch nie hatte ich meine Schwester so betroffen gesehen, so verletzlich. "Ach man! Jetzt bin ich wegen dir deprimiert! Warum stellst du mir auch so eine blöde Frage!" Sie sprang auf und ließ mich allein.

Ich biss mir auf die Lippe und vergrub mein Gesicht in den Händen. Warum konnte ich nur nichts für Bian tun?

Kapitel 18

~Bian~
 

Meine Familie und ich saßen am Tisch, die Rollen waren sichtbar Verteilt:

Mein Vater war der, der so tat als würde er aufrecht stehen. Mit strenger Miene hatte er nur die raue Realität vor Augen und die Schule, die ich, wie ich ihnen gestand, stark vernachlässigt hatte. Ich wusste, das auch er erschöpft war und eigentlich Verständnis für meinen Rückzug hatte, doch konnte er es nicht so offen zeigen.

Meine Mutter war die Mitfühlende, die alles gab damit ich mich verstanden fühle. Die ein schlechtes Gewissen hatte, das sie und mein Vater durch die Arbeit kaum da war.

Und mein Bruder... Nun, er war der Jenige der mich durchschaute. Ich sah in seinen Augen, das ich für ihn ein offenes Buch war, doch er schwieg...
 

Nach den Familiengespräch stand ich in meinen Zimmer und starrte einfach nur aus dem Fenster. Ich hatte mit ihnen geredet, alles offen gelegt, doch noch immer sah ich zwei Wege vor mir. Welchen sollte ich gehen?

Das ich unentschlossen war, hieß doch das ich mir den anderen Weg nicht wünschte, oder? Was ließ mich noch zweifeln? Vor ein paar Tagen war mir noch klar was ich machen würde... Doch jetzt war ich innerlich zerrissen.

Flucht oder mich dem Leben stellen? Was wollte ich?
 

"Bian?" Ich zuckte kurz zusammen, als ich die tiefe Stimme meines Bruders hörte. Mit gespielter Selbstsicherheit drehte ich mich zu ihn um, aber er kannte meine Gedanken eh.

"Du bist noch hier?" "Ich penn heut hier.", meinte er und schloss hinter sich die Tür. "Bian, bitte... Mach nicht den selben Fehler wie er..." "Was meinst du?" "Das weißt du genau! Spiel nicht die Dumme..."

Er seufzte und ging sich durchs Haar. "Man hat nur dieses eine Leben, vergeude deines nicht. Du bist nicht allein." Er nahm mich in die Arme und drückte mich leicht an sich. "Du hast noch uns, deine Familie. Bitte Bian... Wir sind doch für dich da, du musst nur auch mit uns reden. Bitte lauf nicht weg..."

Seine Stimme zitterte, noch nie hatte ich ihn so verletzlich gesehen, oder hatte ich es nur nie mitbekommen?

Langsam schloss ich die Augen und schlang meine Arme um ihn. Ich atmete den Duft seiner Kleidung ein, dieser mir so vertraute Duft den ich mit so viel Geborgenheit und Wärme in Verbindung brachte.

Mein starker, unerschütterlicher großer Bruder, der mir schon seit ich denken konnte immer eine Stütze war.

Er war aus diesem Haus gegangen und ich aus der Realität, doch jetzt spürte ich, das unsere Verbindung sich doch nie getrennt hatte.
 

War das der Beweis das ich den Weg zurück finden konnte?

War ich doch nicht hoffnungslos verloren?

Er hatte recht, ich war nicht allein...

Ich hatte ihn, unsere Eltern, meine Hunde... Und irgendwie auch Nathaniel.

Obwohl ich eine Fremde war, hatte er alle gegeben um den Weg aus der Trauer für mich offen zu halten und nun tat dies auch mein Bruder.

Ich müsste doch eigentlich nur ihre Hand nehmen...

Dann würde doch alles gut werden, oder?

Ich hatte doch nur dieses Leben...

Auch wenn ich mir für sie noch ein Leben wünschte, unterm Strich hat man nur diese eine Chance.

Meine Hand konnte ihres nicht mehr greifen, aber ich hatte noch die Möglichkeit die von meinen Bruder und von Nathaniel zu nehmen. Ich musste sie nur ausstrecken...
 

~Nathaniel~
 

Ich lag in meinem Bett, doch fand ich keine Ruhe.

Meine Gedanken kreisten. Ich wollte Bian helfen, doch meine Hilfe hatte Grenzen.

Wie sollte ich ihr Trost spenden? Ihr, die jemanden verloren hatte, die ich nicht kannte?

Doch ich wollte Bian nicht in diesen Scherbenhaufen zurück lassen. Ich wollte ihre Hand ergreifen und sie aus diesen Loch heraus ziehen, doch dafür musste sie es auch zu lassen... Zwingen konnte ich sie nicht...

"Bian...", nuschelte ich zweifelt in die Dunkelheit meines Zimmers.

Kapitel 19

~Bian~
 

Ich stand an einer Kreuzung, die Wege führten in zwei völlig verschiedene Orte. Der Eine, in die Realität, zu meiner Familie, zum ECHTEN Leben, ins ungewisse...

Der Andere, in eine zerbrochene Welt, die nichts mehr mit der Realität zutun hatte. In eine Welt ohne Ende, ohne Tod, ohne Sorgen... Etwas völlig Unreales und doch so viel vertrauter als die andere Welt...

Bei dem Ersten Weg, streckten mir mein Bruder und Nathaniel die Hände entgegen. Beide hatten einen flehenden Blick, schienen nach mir zu rufen, aber ich hörte sie nicht.

Beim Zweiten stand Anthea, auch ihr Blick hatte etwas flehendes, aber sie hielt mir nicht die Hand hin, sie schüttelte nur den Kopf. Ihre Lippen formten die Worte: "Tu es nicht..."

Ich sah hin und her, gebe ich mich auf? Oder kämpfe ich?

Wieder stand ich am Abgrund, sollte ich dieses mal nach vorn gehen? Oder wieder durch den Seitenausgang fliehen?

Nur wer sich wehrt, ist wirklich frei.
 

Völlig verschwitzt wachte ich auf, es war nur ein Traum... Mein Bettlaken war zerwühlt. Zess hob verschlafen den Kopf und gähnte. "Schlaf weiter...", flüsterte ich ihn zu und kletterte aus dem Bett.

Ich schwankte leicht und musste mich an der Wand stützen, warum war ich so geschwächt? Alles war dunkel im Haus, mein Bruder und meine Eltern schliefen. Wie spät es wohl war?
 

Ich tastete mich den Wänden entlang nach draußen und atmete die kühle Luft ein. Es klärte meine Gedanken auf und ich sah auf den, vom Mond schwach beleuchteten Hof. Nicht mal die Katzen rannten mir entgegen, alles war still.

Schnell schnappte ich mir blind Schuhe und Jacke und zog mir Beides über. Die Schuhe waren zu groß, es waren die meines Bruders, die Jacke duftete nach dem Parfüm meiner Mutter, dieser süße Geruch, der an Frühling erinnerte.

Gedankenverloren griff ich zu der Mütze, die mein Vater immer trug, wenn er das Haus verließ. Warum ich nicht meine eigenen Sachen nahm, war mir nicht ganz bewusst.
 

Wie in Trance verließ ich den Hof, fest entschlossen den Weg zu gehen, den ich für mich gewählt hatte. Aber welcher war das?

Es war mir nicht klar, obwohl mein Schritt doch so sicher war... Wo wollte ich überhaupt hin?
 

Ich ging in den Wald, auch wenn ich kaum etwas sah, konnte ich den Weg zur Lichtung selbst blind finden.

Auf der Lichtung stand er, lange war es her das ich ihn gesehen hab. Seine Haut war blass, sein Lächeln siegessicher. Seine schwarze Kleidung verschwand völlig im dunklen der Nacht.

Langsam streckte er die Hand nach mir aus, doch ich ergriff sie nicht sofort. "Was hält dich auf?", flüsterte seine kühle Stimme in die Nacht.

Mein Blick ging noch kurz zurück, zurück zu meinen Haus, meiner Familie. "Vieles... Aber es hindert mich nicht...", erwiderte ich betrübt, endlich dessen bewusst, für welchen Weg ich mich entschieden hatte.

Sein Lächeln war fast sanft, aber ich wusste, das es nur Schein war. "Komm endlich zu mir. Ich warte doch schon lang genug.", meinte er sehnsüchtig und ich streckte die Hand aus.
 

Ich wusste eigentlich das da niemand stand, da war nur ich... Doch ich wollte dem Ende eine Gestalt geben, eine Stimme die mich rief.

Doch ich war allein, nur ich und diese Lichtung...
 

Anthea, als du gingst, hinterlist du ein tiefes Loch in mir, eine Kluft... Ich hab mir eingebildet es überstehen zu können... Doch ich hatte mich geirrt...

Ich war schwach, ich rannte weg... Nur diesen weg kannte ich.

Mama, Papa, Bruder, Zess, Saya... Nathaniel... Verzeiht mir...

Ich weiß, es ist egoistisch, ich weiß, man hat nur dieses eine Leben...

Es ist mir klar, das der Wunsch nach einer zweiten Chance unerfüllt bleibt...

Und trotzdem, wünsche ich mir noch ein Leben, denn in diesem hab ich mich verloren...
 

~Nathaniel~
 

Ich wurde wach, noch bevor mein Wecker klingelte. Irgendwie war mir schlecht, mein Magen schnürte sich zusammen und mein Kopf schien sich zu drehen.

Das war ein ganz schlechter Morgen!

Zum ersten Mal, verspürte ich keine Lust zur Schule zu fahren. Was war das nur? Etwas sagte mir, das es heute Zweitrangig war.
 

Verschlafen schleppte ich mir runter in die Küche. Meine Eltern waren schon weg, Amber kam gerade aus dem Bad.

"Morgen, man siehst du scheiße aus! Schlecht geschlafen?" Was für eine Begrüßung! "Morgen... Ja irgendwie schon... Ich fühl mich nicht gut..." "Solltest zum Arzt, bist ganz blass.", sagte sie, während sie sich eine Schüssel aus dem Schrank holte.

Ich nickte nur und ließ mich auf den Stuhl sinken. "Auch was?", fragte mich meine Schwester und hielt mir Müsli hin. Angeekelt schüttelte ich den Kopf und seufzte. "Ich geh lieber gleich zum Arzt... Könntest du in der Schule bescheid sa... Ach vergiss es, du tust es ja doch nicht... Ich ruf nach dem Arzt dort an."
 

Nach dem Arzttermin und den Anruf in der Schule, ging ich am Bahnhof vorbei. Bian schwänzte heute bestimmt wieder... Aber ich war krank geschrieben! Ich konnte doch nicht durch die Gegend fahren!

Doch trotz dieser Gedanken, stieg ich in den Zug und lehnte mich zurück. Ich hatte komischerweise nicht mal ein schlechtes Gewissen! Etwas in mir sagte, das ich zu ihr hin MUSSTE!
 

Als ich ankam, sah ich in traurige, verzweifelte Gichter. Ich Bruder hatte Zess an der Leine, der winselnd von einer Pfote zur anderen tänzelte, während Maghnus mit ausdrucksloser Miene, mit einen Polizisten sprach.

Irritiert war ich stehen geblieben. "Hay! Du bist doch der Hübsche, der sich hier in letzter Zeit rum getrieben hatte!", hörte ich eine Stimme, mit starken Dialekt sprechen.

Verwundert drehte ich mich um und sah die Frau, die mir bei meinen ersten Besuch hier den Weg zu Bians Haus beschrieben hatte.

"Ja... Ähm... Was ist denn hier los?", fragte ich unsicher und die Frau schüttelte nur traurig den Kopf.

"Die Arme Familie... Schon das zweite Kind... Sie haben sie im Wald gefunden... Das arme Mädchen... Ohne den Hund hätten sie sie wohl nie entdeckt... Die armen Eltern... Die Mutter ist völlig am Ende." Sie drehte sich um und ging, immer wiederholte sie die Worte: "Das arme Mädchen."

Fragend sah ich ihr nach, drehte mich zu Bians Bruder, der mich jetzt auch sah und nur traurig den Blick senkte.
 


 

Ich biss mir die Unterlippe blutig, als ich vor den Stein stand. »Bian Runa Desens« Dieser eingravierte Name versetzte mir einen so tiefen Stich, den ich nicht beschreiben konnte.

Ich spürte eine Hand, die sich auf meine Schulter legte und sah hoch zu Maghnus. Mit einen traurigen Lächeln hockte er sich hin, den Blick nur auf den Stein gerichtet. "Ich wünsch dir noch ein Leben...", sagte er auf, als hätte er es auswendig gelernt.

"Ihr seit so unfair... Alle Beide...", nuschelte er und wischte sich über die Augen. Dann stand er auf und ließ mich allein, ging zu seinen Eltern und tröstete seine Mutter.

Ich sah zum Friedhofstor, wo Zess und Saya auf mich warteten. Mein Blick ging zum Stein, der in seiner Schlichtheit irgendwie passte. "Ich passe auf die Beiden auf...", nuschelte ich, schluckte schwer und drehte mich um.
 

Dieses Mädchen... Ich kannte sie nicht gut, doch wenn ich die Hunde sah, war es, als würde sie vor mir stehen.

Bian, als du gingst, wurde mir erst bewusst, das du mir fehlen wirst...

Epilog

~Maghnus~
 

Diese ganze Beerdigung... Sie erinnerte mich an die meines Bruders... Jetzt war nur noch ich da. Meine Eltern suchten bei sich die Schuld, wie oft hatte ich die letzten Wochen gesagt das es nicht an ihnen lag?

Mein Blick ging zu ihren Grab. Bian... Langsam schloss ich die Augen und erinnerte mich.

Wie sie als kleines Kind immer heimlich den Nutella mit den Löffel aß und wenn man sie erwischte, versteckte sie ihn hinter ihren Rücken, sah einen mit ihren unschuldigen Augen an und leugnete die Tat, obwohl ihr ganzer Mund beschmiert war.

Wie sie, wenn wir Welpen hatten, sie immer heimlich in ihr Bett trug und mit ihnen zusammen, eingerollt und zugedeckt schlief...

Bian, die Stundenlang in ihren Zimmer auf den Boden lag und Tiere zeichnete.

Wie wir immer zusammen die Küche putzen und dabei über unsere Eltern lästerten...

Meine kleine Schwester, die es hasste unter Menschen zu sein, es aber liebte, Tiere um sich zu haben.

Wie sie mir als kleines Kind immer nachplapperte, ohne zu wissen was die Worte bedeuteten, die mich immer zwang mit ihr ihre Kinderfilme zu sehen und dann doch mit mir auf der Couch einschlief.
 

Meine kleine Schwester... Ich wollte sie beschützen, doch aufhalten konnte ich sie nicht...

Du bist gegangen, aber meine Erinnerung, nehme ich mit mir.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das Lied das Bian singt ist von Christina Stürmer, "Herz in der Hand" Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das Lied, das Bian singt ist von Glasperlenspiel "Was du nicht weißt". Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das Lied, das Bian gesungen hat wurde von Pur gesungen zum Film "Spirit" es heißt "Zu dir komm ich immer zurück"
Am liebsten hätte ich das ganze Lied genommen!
Aber ich wollte es nicht übertreiben. >.<
Wir neigen uns dem Ende... Komplett anzeigen

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