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Hör auf die Stimme

[Genzo x OC]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallu! Ich mal wieder :)
Ach, lang, lang ist's her, aber ich muss euch sagen, es scheint heut so sehr :D ... ach ne. Das passt einfach so nicht x3
Willkommen zu einer etwas "kleineren" Geschichte. Hoffe ich zumindest!
Ich brauchte einfach mal ein wenig mehr Abstand von DBZ...^^° Eigentlich wollte ich wie immer warten, bis ich fertig geschrieben habe, aber jetzt wird es doch mehr und... ich kann einfach nicht mehr länger warten ;)

Es ist diesmal mein 1. Versuch ein CT-Charakter mit einem meiner OC's zu verkuppeln. Keine Angst, es ist weder Schnulzig, noch sehr romantisch. Die meisten kennen mich und meinen Hang zur Dramatik... das ist hier sicherlich auch der Fall!
Also, ich sag am besten gar nichts mehr und ihr freut euch jetzt einfach aufs Lesen! Genau =3

Über konstruktive Kritik und sonstige Lobhuldungen würde ich mich sehr freuen :)
Liebe Grüße
eure KatieBell :3
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Da bin ich schon wieder :D
Ich möchte mich noch einmal bei LeoLewis bedanken, für ihr liebes Review <3

Ich hoffe dieser Teil gefällt dir auch :)
Grüßeli KatieBell :3
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Prolog

Sie könnte zurzeit die gesamte Welt nur noch anschreien und das Leben verteufeln. War sie vor einem guten halben Jahr noch so glücklich und einfach nur zufrieden mit dem was sie hatte. Mit dem was sie vor allem tat.

Ihr Vater hatte sie immer dabei unterstützt, was sie sich so oft gewünscht hatte. Trotz schulischen Problemen hatte sie immer wieder den Rückhalt ihres Papas gehabt.

Anders als ihre Mutter, die die Schule immer an erster Stelle sehen wollte. Sie sollte einen 1A Abschluss hinlegen, um später dann studieren zu können. Am besten Betriebswirtschaftslehre, um später in den Konzern ihrer Mutter einsteigen zu können.

Dass das nicht der Wunsch ihrer Tochter war, ließ sie dabei völlig außer Acht.

Spaß? Was sollte das sein? Das Leben sollte keinen Spaß machen. Es war hart und unfair. Das waren die Worte ihrer Mutter. Damals hatte sie keinen Cent darauf gegeben und hatte einfach ihr eigenes Ding gemacht. Sie war rebellisch und aufmüpfig. Sie sprang regelrecht aus dem Rahmen und war immer für eine Überraschung gut.

Doch dann hatte sich alles verändert. Zwischen ihren Eltern lief es schon seit Jahren nicht so gut. Das bekam sie schon früh mit. Vielleicht lag es auch einfach an ihren unterschiedlichen Weltansichten? Wer wusste das schon. Ihr Papa war immer lebensfroh und positiv gestrickt, während ihre Mutter ein Workaholic war. Die Arbeit hatte ihr Leben bestimmt. Als Geschäftsführerin hatte sie viel Verantwortung und blieb öfters länger dem zu Hause fern. Überstunden hatte sie es genannt, aber Isabelle wusste nur zu gut, dass ihr der Stress mit ihrer Tochter abends einfach zu viel wäre.

Als ihre Eltern das letzte Mal über Scheidung redeten, oder besser gesagt, gestritten hatten, hatte sie es in Gedanke nicht wirklich ernst genommen. Fiel dieses Wort mit S doch schon seit einigen Jahren.

Doch plötzlich, eine Woche danach, war einfach das eingetreten, was nie hätte passieren sollen. Ihr Papa zog plötzlich aus und suchte sich eine schäbige zwei-Zimmer Wohnung, in der Nähe von Neukölln. Ihre Mutter hatte ihr nicht einmal erklärt, wieso diese Scheidung nun doch so präsent war. Hatte Isabelle etwas nicht mitbekommen?

Die weiteren Wochen waren der reinste Horror für die 17-jährige. Sie sah ihren Vater nur noch alle zwei Wochen und von einem Tag auf den Anderen verkündete ihre ach so tolle Mutter, dass sie umziehen würden. Das Haus ihrer Kindheit verlassen würden und in eine fremde Stadt ziehen sollten.

Sie musste alles auf einen Schlag aufgeben. Musste sich dem Willen ihrer Mutter fügen, weil ihr Vater sie nicht aufnehmen konnte, oder vielleicht sogar auch nicht wollte. Wegen dem Finanziellem hieß es. Er hatte angeblich keine Möglichkeit sie unterzubringen. So musste sie mit ihrer Mutter mit, die in dieser neuen Stadt beruflich eine neue Zweigstelle aufmachen wollte.
 

Das war jetzt sechs Monate her und Isabelle fiel es schwer in der neuen Stadt einen Anschluss zu finden. Obwohl schwer gar kein Ausdruck war. Es war völlig unmöglich!

Vor allem da ihre Mutter nun die vollkommene Kontrolle über ihre Tochter hatte. Sie bestimmte einfach, was sie zu tun hatte, damit sie alle ein geregeltes Leben bewältigen konnten. Ohne den Stress, den sie schon in Berlin gehabt hatten. Schule, Schule, Schule. Und später würde es dann heißen: Studium, Studium, Studium.

Manchmal da wünschte sie sich einfach nur noch aus diesem Chaos des Normallebenden auszubrechen. Frei sein. Einfach nur… sie selbst sein zu können.

In Berlin hatte sie alles was sie wollte. Familie, Freunde und vor allem ihre Leidenschaft, das Tanzen. Sie ging in eine resümierte Tanzschule, die sich nicht nur auf Standarttänze spezialisierten, sondern auch Hip-Hop und andere jugendliche Stile im Programm hatten. Isabelle hatte sich damals vom Modern Dance inspirieren lassen. Alles was dieser Tanzstil ausgemacht hatte, konnte sie gänsehautmäßig wiedergeben. Die verschiedenen Töne in Bewegungen verwandeln und die Musik durch ihre Emotionen für jeden sichtbar machen. Ihre Ausdrucksstärke war einzigartig und sie war in der Lage, jeden mitzureißen. In eine völlig andere Welt förmlich zu entführen...

In Hamburg war dies leider anders geworden. Sie stand so sehr unter der Fuchtel ihrer Mutter, dass sie nicht einmal die Chance bekam ihr Hobby wiederaufzunehmen. Natürlich hatte sie sich erkundigt, aber die Tanzschulen die für sie in Frage gekommen wären, waren leider zu teuer. Der monatliche Kostenfaktor konnte sie nicht alleine stemmen. Ihr Vater hatte damals in Berlin die Gebühren übernommen, weil er sie einfach in dem unterstützen wollte, was ihr so viel Spaß machte. Aber ihre Mutter würde den Teufel tun und ihr dies bezahlen…
 

Ihr Traum schien geplatzt zu sein, wie… eine Seifenblase...

Lebensfreude

Verträumt schlenderte Isabelle den Gehweg entlang. Die Schule war aus und eigentlich müsste sie sich beeilen, um noch rechtzeitig zu Hause zu sein. Doch wozu diese Eile? Ihre Mutter würde doch eh nicht auf sie warten. Es war nichts Neues, dass sie den Tag über alleine war.

Sie seufzte und strich sich eine lange, blaue Haarsträhne beiseite. Ihre letzte Erinnerung an Berlin. Als sie erfuhr, dass sie umziehen müsse, hatte sie sich aus lauter Frust ihre schönen, gepflegten blonden Haare färben lassen. Ihre Mutter war regelrecht ausgeflippt, als sie das Blau entdeckt hatte. Als ihr Vater davon erfuhr hatte er nur gelacht und sich wahrscheinlich gedacht, dass es mal wieder eine typische Isabelle-Aktion gewesen sein musste.

Zwar hatte sie ihre Mutter hoch-und-heilig versprechen müssen, die Farbe auswachsen zu lassen, aber das kam für sie nicht in Frage. Es fiel ihr doch sowieso nicht auf. Sie würde es einfach nachfärben lassen, sobald ein Ansatz hervorkam. Immerhin waren es ihre Haare, mit denen sie machen konnte, was sie wollte.
 

„Hier rüber! Ich steh‘ frei!“
 

Abgelenkt sah sie zu ihrer linken Seite rüber. Sie war ein wenig überrascht, dass sie doch schon so weit gelaufen war. Hatte sie dies gar nichts so wirklich mitbekommen. Kurz blieb Isabelle stehen und schaute auf einen Fußballplatz.

Es handelte sich hier um das Gelände des Hamburgers Fußballvereins und wie immer um diese Uhrzeit waren die Jungs gerade ziemlich beschäftigt. Sie wandte ihren Blick ab und führte diesen wieder auf ihren Weg. Eigentlich sollte sie nun weitergehen. Doch ihr rebellisches Verhalten trieb sie gerade in eine ganz andere Richtung.

Wie aus Zauberei bog sie an der nächsten Abzweigung links ab und konnte feststellen, dass das Training des HSV der Öffentlichkeit heute zur Verfügung stand.
 

Lässig schob sie sich ihre Hände in ihren blaugrünen Hoodie und schlenderte gemütlich zu den Zuschauern, die begeisternd am Zaun standen und die Mannschaft anfeuerte.

Die Kapuze ihres Hoodies hatte sie über ihren Kopf gezogen, wodurch man ihr Gesicht nicht sehr gut sehen konnte. Der Gurt ihrer Umhängetasche hing über ihre linke Schulter, während die Tasche an sich beim Gehen immer wieder an ihren Po abprallte und wieder zurück schwankte.
 

Bei den Zuschauern angekommen, sah sie nun auch die ganzen Fotografen der Lokalpresse. Sie schossen unzählige Fotos, während einige anderen nur etwas auf einem Klemmbrett notierten. Ein Kamerateam war ebenso anwesend, die das Training wohl dokumentieren wollten.
 

»Die Jugendmannschaft des FC Grünwald scheint in einer außergewöhnlichen Topform zu sein. Leider sind aber nicht alle Topspieler bei diesem Training anwesend. Soweit wir wissen, ist Karl-Heinz Schneider und auch Hermann Kaltz nicht bei diesem Training mit dabei. Aber wie Sie sehen können, spielt heute Hamburgs bester Keeper. Genzo Wakabayashi!«
 

Anteillos setzte sie sich etwas abseits des Geschehens auf einer der vielen Bänke. Ihre Hände waren immer noch in ihrem Hoodie verstaut und sie schlug ihr rechtes Bein über das Linke.
 

Isabelle kam gerne hier her. Es gab ihr wieder mehr Luft zum Atmen. Während ihre Mutter sie zu Hause fast schon überforderte, konnte sie hier einfach… frei sein. Sie sah den Spielern zu und musste trotz allem immer wieder darüber schmunzeln. Fußball war noch nie ein Sport gewesen, welches sie gerne getan hatte, oder besser gesagt weitergemacht hätte. Früher als Kind hatte sie sich immer mit ihren Freunden auf dem Bolzplatz getroffen um nur ein bisschen hin und her zu kicken. Aber das war’s dann auch schon. Sie wollte nicht in einen Verein gehen, oder eine Spielerin werden. Um ehrlich zu sein, fand sie das Prinzip doch sehr waghalsig. 22 Kerle, die einem Ball hinterherrennen. Nein, danke. Da blieb sie lieber bei etwas, was wirklich anspruchsvoller war. Bei dem sie etwas bewirken konnte.
 

In Berlin früher hatte sie sich manchmal mitten auf den Alexander Platz gestellt und hatte einfach angefangen zu tanzen. Ihren Gefühlen freien Lauf gelassen und den Menschen um sie herumgezeigt, was es einem bringen kann, wenn man diese Gefühle auch zeigte und öffentlich zur Schau stellte.

Die mittlerweile Blauhaarige hatte von vielen Menschen ihren Zuspruch erhalten. Meistens von Älteren, die sie lobten, für das was sie tat. Sie brachte Freude und Glückseligkeit in ihr tristes und alltägliches Leben.

Sie waren dankbar dafür. Es machte die graue Welt ein kleinwenig bunter.
 

„Kurze Pause!“
 

Isabelle sah auf, als sie bemerkte, dass sie kurz davor war in Tränen auszubrechen. Eine Hand zog sie aus ihrem Hoodie und sie wischte sich fahrig über ihre Augen. Auch wenn die Erinnerungen an damals schmerzten, war es trotzdem eine wertvolle Erfahrung, die sie nicht wieder verlieren wollte. Nachdem sie sich sicher war, dass sie ihre Gefühle unter Kontrolle gebracht hatte, schaute sie zum Platz zurück und sah die Spieler, die auf ihre Bänke zugingen. Einige schnappten sich gleich eine Trinkflasche und andere wiederum fuhren mit einem Handtuch über deren Gesichter.
 

Manchmal wünschte sie sich, dass ihr Leben einfacher verlaufen würde. Sie wollte fast so sein, wie diese Spieler hier auf dem Feld. Man sah es ihnen einfach an, dass sie Spaß an der Sache hatten und damit tatsächlich auch etwas erreichen konnten.
 

»Wakabayashi! Bitte ein kurzes Statement zu den bevorstehenden Spielen!«, rief eine Journalistin und Isabelle sah neugierig zu dem Spieler, den sie offenbar meinte.
 

„Da gibt’s nicht viel zu erzählen.“, lächelte er in die Kamera und wollte sich schon wieder abwenden.
 

»Stimmt es, dass die japanische Nationalmannschaft auf ein weiteres Testspiel hier nach Hamburg kommt?«
 

„Da müssen Sie wohl die nächste Pressekonferenz abwarten.“, sagte er ruhig und wandte sich nun endgültig dem Kamerateam ab.
 

Isabelles blauen Augen verfolgten einen Moment den Spieler mit der weißen Kappe und dem grünen Adidas Symbol. Bis plötzlich ein Mann in kompletter grüner Kleidung, die Pause für beendet erklärte und das Training weiterging.
 

Sie sah gespannt zu, wie ein Ball nach dem anderen auf den Spieler mit der Nummer eins zugeflogen kam und er alle, ohne Ausnahme, hielt. Er strahlte in diesem Moment eine pure Lebensfreude aus, dass es für Isabelle aussah wie ein kleiner Tanz. Ein etwas anderer Tanz vermutlich, aber man sah wie viel Leidenschaft er in diesen Sport setzte.

Solche Menschen sollte es öfters geben, überlegt sie und stand dann von der Bank auf.

In ihrem Inneren hatte sich eine kleine Barrikade gelöst und eine Stimme in ihrem Kopf, die eigentlich immer die Melodie von Tetris summte, flüsterte ihr eine wahnwitzige Idee in den Kopf.
 

Sie sah noch einmal auf den Keeper, der zielsicher in seinem Tor stand und jeden weiteren Ball seiner Mitspieler problemlos hielt, bevor sie das Gelände des Fußballvereins zielstrebend verließ.

Den eigentlichen Nachhauseweg umging sie dabei und steuerte stattdessen einen öffentlichen und immer gut besuchten Park an…
 

●●●
 

„Das war mal wieder ein echt gutes Training! Hoffentlich haben die Fotografen nicht nur dich abgeblitzt.“, scherzte Frank und stieß dem Schwarzhaarigen in die Seite.
 

„Ich bin doch nur die Hauptattraktion, weil Hermann und Karl nicht dabei waren.“, grinste er seinem blonden Mitspieler entgegen.
 

Auch wenn er das öffentliche Training noch nie gemocht hatte, da es ihn immer wieder – auch noch nach den vielen Jahren in Deutschland, nervös machte. Aber es war gut gelaufen, obwohl die Presse von der Lokalzeitung mal wieder zu viel im Vorfeld wissen wollte.
 

Genzo grinste in sich hinein und schulterte seine Sporttasche, gerade als Frank überrascht aufjauchzte.
 

„Ist das nicht Marie?“
 

Der Schwarzhaarige sah nach vorne und erkannte tatsächlich Schneiders kleine Schwester an einer Bank stehen. Sie hatte die Hände ineinander gefaltet und sah starr auf etwas vor ihr. Er runzelte die Stirn und Frank sowie er ging auf das junge Mädchen zu.
 

„Marie? Was machst du denn noch hier? Solltest du nicht schon zu Hause sein?“, fragte Genzo überrascht.
 

Immerhin wusste er nur zu gut, wie viel Sorgen sich Jeannette machen würde, sollte ihre Tochter nicht rechtzeitig von der Schule zurück sein.
 

Doch das Mädchen mit den zwei blonden Zöpfen reagierte nicht so, wie er es sich erhofft hatte. Stattdessen entfaltete sie ihre Hände nur und hob ihren rechten Arm, als ob sie den zwei Fußballspieler etwas zeigen wollte.
 

Beide blickten auf die breite Wiese vor ihnen und erst jetzt fiel Genzo die Musik im Hintergrund auf. Es war nicht laut, aber auch nicht zu leise. Jemand der sich darauf konzentrierte, konnte die melancholische Musik hören. Doch das war nicht das ausschlaggebende. Mitten auf dem Rasen stand ein Mädchen mit blauen, langen Haaren. Doch stand sie nicht lange. In einer schwarzen Leggins und einem schwarz, gestreiften Top legte sie gerade einen Handstand hin und ließ sich danach einfach sanft wie eine Feder nach vorne fallen. Elegant landete sie mit ihren nackten Füßen auf dem Gras und bewegte dazu ihre Arme in einem Wellenmuster.
 

„Wow. Die ist ganz schön gelenkig.“, kam es von Frank, der aus dem Staunen nicht mehr herauskam.
 

„Das ist die Neue aus der Schule.“, hauchte Marie plötzlich und Genzo sah zu Karls Schwester.
 

„Neue?“
 

„Soweit ich weiß, kommt sie aus Berlin. Mehr weiß ich aber auch nicht. Sie ist sehr… still und nicht gerade gesprächig.“, sagte Marie leise und sah zu Genzo hoch.
 

Dieser hatte den Blick schon wieder auf das blauhaarige Mädchen gerichtet, die jetzt auf dem Rücken lag. Passend zur Musik im Hintergrund hob sich ihr Oberkörper und ihre Beine zog sie an ihren Körper heran, bevor sie diese wieder schwungvoll gen Boden steuerte. Ohne auch nur einmal ihre Hände zu benutzen richtete sie sich wieder in einen geraden Stand auf und vollführte kurz vor dem Ende des Liedes einen Überschlag, den sie ebenso ohne Hände ausführte.
 

Die Musik verstummte und er konnte ihre Erschöpfung regelrecht spüren. Sie sank auf die Knie und erkannte dabei, wie sie eine Art Bandage an ihren Füßen entfernte.
 

Plötzlich begann Marie aufgeregt an zu klatschen und ein breites Lächeln stahl sich über ihr gesamtes Gesicht. Im selben Augenblick sah das Mädchen auf und bemerkte wohl erst jetzt ihr Publikum.
 

„Das war der Wahnsinn!“, lachte Marie und ging auf das Mädchen zu, die sich nun wiederaufgerichtet hatte, „Du tanzt so schön! Kannst du mir das auch beibringen? Wie heißt du eigentlich?“, kam es wie ein Wasserfall über Maries Lippen.
 

●●●
 

Etwas überfordert mit der jetzigen Situation wusste sie nicht genau, was sie genau sagen sollte. Das kleine Mädchen vor ihr, welches sie auf zehn oder elf schätzte, sah sie mit diesem Glitzern in den Augen an. Ihr Blick schweifte jedoch kurz von ihr ab und blieb an den zwei jungen Männern stehen, die sie sofort erkannte. Beide waren vorhin auf dem Vereinsplatz gewesen.
 

„Hallo? Ich bin Marie, wir gehen auf die selbe Schule.“, lächelte sie erneut und die Blauhaarige sah wieder zu ihr herunter, „Wie heißt du?“, fragte sie dann wieder nach ihrem Namen.
 

„Ehm… Isabelle.“, antworte sie dann zögerlich.
 

„Isabelle? Ein schöner Name!“, lächelte das blonde Mädchen und schaute dann auf ihren linken Fuß, der immer noch mit einer Bandage umwickelt war, „Wozu hast du dir den Fuß eingebunden? Hast du dich da verletzt?“
 

„Was? Ah…nein. Das… das dient dazu, dass ich einen festeren Stand habe und nicht so leicht umknicke.“
 

„Ach so.“
 

Ihre freudige Nachfragerei über ihr Tun und Handeln war auf eine eigene Art aufmunternd für sie, also lächelte sie das erste Mal und bandagierte sich nun auch den anderen Fuß ab. Marie stand neben ihr und beobachtete sie haargenau dabei. Als dies erledigt war ging sie an ihre Tasche, die nicht unweit von ihnen entfernt im Gras lag. Daneben waren auch zwei kleine Lautsprecher, an denen ihr Smartphone angeschlossen war. Sie klemmte das Kabel ab und verstautet sowie Kabel als auch die Minilautsprecher in ihrer Umhängetasche. Danach griff sie nach ihrem blaugrünen Hoodie, den sie sich überzog.
 

Irgendwie fühlte sie sich gerade nicht so wohl, bei der Tatsache, dass die zwei Jungs immer noch dort standen. Auch wenn sie schön öfters vor Fremden getanzt hatte, war es nun doch etwas anders, als früher.

Vielleicht hatte sie das Gefühl auch nur verdrängt und fühlte es das erste Mal wieder. Was wusste sie schon…
 

Plötzlich rief der eine Junge mit der weißen Kappe Marie zu, dass sie sich lieber auf den Heimweg machen sollte. Sie sah kurz im Augenwinkel zu diesem und auf einmal kam ihr diese gesamte Situation so suspekt vor.

Hatte sie nicht noch eine Stunde zuvor ihm beim Training zugesehen und nun sah er sie beim Tanzen?
 

„Aber Genzo! Mama weiß doch, das ich immer trödle.“
 

„Gerade deswegen.“, sagte er und betrat nun ebenso den Rasen. – Zuvor hatte er seine Sporttasche auf den Weg, neben seinen Freund abgelegt.
 

Er blieb hinter dem blonden Mädchen stehen, legte seine Hände auf ihre Schultern und drehte sie gegen ihren Willen um.
 

„Los. Oder soll ich deinen Bruder anrufen?“
 

„Nein! Bloß nicht! Ich geh ja schon…“, sagte sie dann, sah aber ein weiteres Mal zu der Blauhaarigen auf und winkte ihr zum Abschluss hinterher, „Vielleicht sieht man sich morgen in der Schule!?“
 

Leicht lächelnd erwiderte sie das kleine Winken, bis der Junge vor ihr sich erneut zu Wort meldete.
 

„Entschuldige, falls sie dich gestört hat.“
 

Sie war gerade dabei ihre Tasche zu schnappen, als sie wieder zu ihm aufsah. Sie schüttelte kurz den Kopf, wobei einige Haarsträhnen in ihr Gesicht fielen. Schnell schob sie diese mit ihrer rechten Hand wieder hinter ihr Ohr.
 

„Ich hab‘ dich hier noch nie gesehen. Bist du neu in der Stadt?“, fragte er dann neugierig.
 

Sie wog ab, ob sie ihm überhaupt etwas sagen sollte. Eigentlich wollte sie sich nicht allzu sehr auf Hamburg einlassen. Denn zu ihrem 18. Geburtstag war es nicht mehr lange hin. Sobald sie volljährig wäre, würde sie wieder zurück nach Berlin gehen. Jedenfalls hatte sie sich dies fest vorgenommen.

Aber bis dahin würde es doch auch nicht schaden, wenigstens ein bisschen Anschluss zu finden, oder? Die Zeit mit netten Menschen überbrücken?
 

„Ich bin neu dazu gezogen, ja. Ursprünglich komme ich aus Berlin.“
 

„Aus der Hauptstadt, also?“, lächelte er, „Wie kommt’s?“
 

Auch wenn seine Frage nicht schlimm war, baute sich in Isabelles Magen einen ungeheuren Frust zusammen. Und ihre nächsten Worte bereute sie auch schon, kurz nachdem sie diese ausgesprochen hatte.
 

„Ich bin nicht freiwillig hier…“
 

Konnte er doch eigentlich nichts für ihre Probleme.
 

„…und eigentlich geht es dich auch rein gar nichts an.“
 

●●●
 

In einer Abwehrhaltung hob er seine Hände in die Lüfte und murmelte eine Entschuldigung. Doch da hatte sie schon den Rücken zu ihm gewandt und war davon gestapft.
 

„Na, das war wohl ein Schuss in den Ofen.“, sagte Frank und kam langsam auf seinen Keeper zu.
 

Genzo sah kurz zu ihm und seufzte während er wieder dem blauhaarigen Mädchen hinterher starrte.
 

„Hermann hatte Recht. Du kannst einfach nicht mit Frauen.“, scherzte er und lachte laut auf.
 

„Ach, halt die Klappe.“, kam es dann von dem Schwarzhaarigen und er drehte sich ebenso dem Gehen zu.
 

„Hey? Wo… wo willst du jetzt hin? Ich dachte wir machen noch einen Abstecher in unsere Stammbar?“
 

„Ist zu spät geworden, Morgen okay?“, sagte Genzo im Gehen und winkte ihm noch kurz zu, bevor er den Weg nach Hause antrat.

Begeisterung

In der Wohngemeinschaft angekommen, die er zusammen mit Hermann Kaltz bewohnte warf er seine Kappe auf die Kommode, die direkt neben der Tür stand. Seine Sporttasche landete direkt daneben und er fuhr sich mit der linken Hand durch seine schwarzen Haare. Kurz sah er sich um und musste feststellen, dass Hermann anscheinend noch nicht da war.

Ein Glück, denn so hatte er noch eine Zeit zum Durchschnaufen.
 

Nicht, dass er es bereute, mit ihm eine WG gegründet zu haben. Es hatte viele Vorteile, aber eben auch diverse negative Aspekte. Denn nicht jeder konnte mit Kaltz. Seine Art und Weise war nicht bei allen gut besonnen und es war ein Glücksfall, dass Genzo sich gut mit ihm verstand.
 

Gemütlich ging er in die Küche und holte sich eine Dose Cola heraus. Kaum als die Tür des Kühlschrankes zufiel, hatte er auch schon die Schnalle eingedrückt und einen tiefen Schluck genommen. Danach stellte er die Dose für einen Augenblick auf die Anrichte ab. Sein Blick wandte sich gen Fenster und er sah hinaus.
 

Diese Begegnung mit diesem Mädchen hatte ihn merkwürdig gestimmt. Es war niemals seine Absicht, sie in irgendeiner Weise zu bedrängen. Aber mit seinen Fragen war er natürlich direkt und offensichtlich in ein Fettnäpfchen getreten.
 

Mitten in seinen Gedanken hörte er sein Handy klingeln und er eilte zurück zu seiner Sporttasche. In einem Seitenfach zog er das klingelnde Teil heraus und schaute nur kurz auf das Display. Kaltz Namen erschien und er seufzte, bevor er abnahm.
 

„Hermann, altes Haus. Wo bleibst du?“
 

„Sorry, Mann. Die Untersuchung hat länger gedauert. Ich bin aber gleich da. Bist du schon zu Hause? Ich hab‘ glaube ich meinen Schlüssel vergessen.“
 

„Ja… ich bin da.“, seufzte er und konnte nicht anders als über die Vergesslichkeit seines Freunds zu schmunzeln.
 

●●●
 

Müde ließ sich Isabelle auf ihr Bett fallen. Sie war gerade zu Hause angekommen und sollte sich eigentlich sofort an ihre Hausaufgaben setzen, doch durch diese mehr als unschöne Begegnung, war sie viel zu aufgedreht. Sie streckte ihre Arme weit von sich und atmete eins-zwei Mal tief ein und aus, bevor sie sich wieder aufsetzte.
 

Gelangweilt sah sie sich in diesem Zimmer um. Selbst nach sechs Monaten sah es immer noch sehr spartanisch hier aus. Die Wände waren kahl geblieben und auch die Schränke waren nur teilweise gefüllt. Im Bücherregal befanden sich nur Fachbücher, die ihre Mutter angeschafft hatte und andere diverse Schulunterlagen.

Wenn sie da an ihr altes Zimmer dachte, tat es ihr fast in der Seele weh. Dieses war bis zur Decke immer geschmückt gewesen mit Postern ihrer Lieblingstänzerinnen. Sie besaß viele. Zum Beispiel von Arila Siegert. Sie war Choreografin und leidenschaftliche Modern Tänzerin. Oder auch von Yvonne Pouget, die deutsch-italienische Choreografin.

Die letzte Genannte kannte sie sogar persönlich. Sie hatte mal einen Kurs im Tanzstudio B angeboten, bei dem Isabelle natürlich sich eingetragen hatte. Sie konnte damals viel von ihr lernen und auch ihre eigenen Techniken dadurch verbessern.
 

Doch das alles nützte ihr jetzt einfach nichts mehr. Isabelle stand von ihrem Bett auf und begab sich an ihren Schreibtisch. Es wurde langsam wirklich Zeit ihre Aufgaben zu erledigen, bevor ihre Mutter am Abend nach Hause kam. Wie immer würde sie diese sofort kontrollieren wollen. Wenn sie dieser Aufforderung nicht nachkam, würde sie ihr nur wieder einen ewiglangen Vortrag halten, wie wichtig die Schule sei. Immerhin musste sie ja aus ihrem Leben etwas machen.
 

Dass Isabelle sehr wohl etwas aus ihrem Leben machen wollte, dass sah ihre Mutter allerdings nicht. Für das junge Mädchen war das Tanzen einfach alles gewesen. Sie wollte so sehr etwas damit erreichen und später vielleicht auch sogar davon leben, auch wenn es ein harter, steiniger Weg gewesen wäre…
 


 

Es war Nachmittag und für Isabelle hatte der Tag noch lange nicht geendet. Freitag hatten sie immer die letzten zwei Stunden Sport, auf die sie sich sonst immer freute, da sie ab und an zwischendurch etwas Zeit für sich hatte. Aber heute war dies anders. Es sollten bald Bundesjugendspiele stattfinden und so trainierten sie in Anführungszeichen dafür.

Ballweitwurf, Springen, Rennen und Staffellauf. Ein reines Desaster, wenn sie ehrlich war. Sie war zwar im Springen ganz gut dabei, aber alles andere war ein Kraus für die 17-jährige.
 

Gerade waren sie draußen auf dem Sportplatz, als sie nun den Ballweitwurf üben sollten.

Isabelle stellte sich in die Reihe und wartete, bis sie drankam. Doch kurz danach rief schon jemand ihren Namen und sie wandte sich in die Richtung um.
 

„Isabelle!“ – Es war Marie, die sie wohl unter den vielen Schülern entdeckt hatte.
 

Sie kam auf sie zu gerannt und strahlte die Blauhaarige glücklich an.
 

„Schön dich zu sehen!“
 

„Freut mich ebenso.“, sagte sie gleich darauf.
 

Es freute sie, dass das kleine Mädchen vom Vortag sie in Erinnerung behalten hatte. Ihre Anwesenheit von Gestern hatte sie ja nicht wirklich gestört.
 

„Ich wollte dich gestern eigentlich noch etwas fragen, bevor Genzos Moralpredigt kam.“, lachte sie und die Blauhaarige schaute kurz verwirrt drein.
 

„Und das wäre?“
 

„Ich würde wirklich gerne etwas von dir lernen. Grundschritte, oder wie ihr Profis das nennt.“
 

Kurz musste sie leise lachen, als sie das mit dem Profi hörte.
 

„Ich bin keine Profitänzerin, aber ich kann dir bestimmt einige Grundschritte breibringen.“, lächelte sie dann.
 

„Das wäre super! Das sah gestern so schön aus, wie du getanzt hast! Das will ich auch können!“, sagte sie aufgeregt und grinste sie verträumt an.
 

„Marie Schneider!!“, pfiff plötzlich jemand den Namen des kleinen Mädchens und eine mittelältere Frau kam auf sie beide zugelaufen.
 

„Oh. Meine Lehrerin. Ich muss los, sonst stänkert sie wieder so viel rum. Treffen wir uns am Vereinsgelände? Mein Bruder ist heute wieder da, dann können wir die Sporthalle nutzen.“, sagte sie in einem überschwänglichen Ton und Isabelle konnte gar nichts darauf erwidern, da war sie auch schon wieder bei ihrer Klasse.
 

Am liebsten hätte sie Marie wieder zurückgerufen, aber beließ es dann doch dabei. Eigentlich war ihr das gar nicht so recht. Sie wollte nach der Begegnung mit diesem Keeper nicht noch einmal in so eine Situation kommen. Besonders weil ihr selbst aufgefallen war, dass sie ziemlich unfair reagiert hatte. Sie hoffte jetzt nur noch, dass sie ihm nicht erneut über den Weg lief…
 

Doch ihre Wünsche wurde dann doch leider nicht erfüllt. Ganz im Gegenteil. Als sie am Schultor auf das blonde Mädchen gewartet hatte, gingen sie schnurstracks zum Vereinsgelände des HSVs und nicht wie sie dachte, gleich zu dieser genannten Sporthalle, sondern zuvor machte Marie einen Abstecher zum Trainingsplatz. Jedoch nicht zu demselben wie gestern. Offenbar trainierte der FC Grünwald woanders, wenn nicht die Presse dabei war. Es gab hier auch keinen Zaun, der die Spieler vor den aufdringlichen Fotografen schützte.
 

Ungewollt mitgeschleppt stand sie also auf einer Treppe, während Marie die letzten Stufen hinunterhüpfte und zugleich ihren Bruder zurief. Zumindest vermutete sie dies.
 

„Karl!“
 

Ein blonder Junge wandte sich zu Marie um und lächelte, als er sie erblickte.
 

„Marie, wusste gar nicht das du heute vorbeikommst?!“, erwiderte er grinsend, doch Marie winkte sogleich ab.
 

„Ich bin nicht wegen dir hier!“, sagte sie dreist und deutete sofort auf Isabelle, die immer noch weiter hinten stand, „Das ist Isabelle und sie wollte mir ein bisschen das Tanzen beibringen.“
 

„Aha.“, sagte er und sah zu ihr hoch.
 

Ein merkwürdiger Blick kam bei ihr an und sie fühlte sich ein wenig zu genau begutachtet.
 

„Ich dachte, wir können die Übungshalle benutzen. Geht das, Karl? Bitte, bitte, bitte!“, flehte sie.
 

„Na ich weiß nicht.“
 

Im selben Moment hörte sie Schritte hinter sich, doch wandte sie sich nicht um. Stattdessen wollte sie nur einen Schritt beiseite gehen, um nicht völlig im Weg zu stehen. Die Schritte verstummten jedoch und eine ihr bekannte Stimme erklang.
 

„So schnell sieht man sich wieder.“
 

Nun drehte sie sich doch ein wenig um und erkannte wieder diese markante weiße Kappe mit dem Adidas Symbol.
 

„Wow. Was sehe ich denn da! Eine Augenweite! Was verschafft uns denn die Ehre?!“, kam es hinter dem Schwarzhaarigen und Isabelle zog scharf die Luft ein.
 

„Lass das, Kaltz.“, erwiderte der Keeper und schob ihn weiter, als er kurz davor war auf ihrer Höhe stehen bleiben zu wollen.
 

„Ja, ja. Ich geh ja schon.“, winkte er ab und murmelte gleich darauf, „Alles muss er mir vermiesen…“
 

„Tut mir leid, er ist eigentlich ganz anders, wenn man ihn besser kennt.“
 

Gut, dass sie keinen der bisher getroffenen Jungs besser kennenlernen wollte. Das sagte sie aber nicht und nickte stattdessen nur.
 

„Gen! Bleib da nicht so lange stehen, sonst wachst du da noch fest! Beweg dein Arsch!“, rief dieser Kalz nun und man erkannte deutlich an seiner Stimmlage, dass er seinem Freund ebenso nichts schenkte.
 

Der Genannte lächelte ihr kurz entgegen und fasste mit zwei Fingern an die Schutzblende seiner Kappe. Kurz hob er diese an, bevor er es wieder fallen ließ.
 

Er schritt an ihr vorbei, doch blieb sofort nach der dritten Stufe wieder stehen. Schnell drehte er sich noch einmal zu ihr um.
 

„Sorry wegen gestern. Ich bin da wohl in ein tiefes Fettnäpfchen getreten.“, lächelte er und wandte sich schon wieder um.
 

Isabelle stand der Mund für einen Augenblick offen. Mit dem hatte sie gerade absolut nicht gerechnet. Am liebsten hätte sie ihn aufgehalten und sich ebenso entschuldigt für ihr Verhalten. Aber sie beließ es auf sich beruhen, da gerade wieder Marie die Treppen hochgehüpft kam.
 

„Wir haben das Okay von meinem Bruder!“, lachte sie und schnappte zugleich ihren Arm, um sie mit sich zu ziehen.
 

Der Schwarzhaarige sah ihr noch einmal nach und sie konnte sich nicht davon abhalten, diesen Blick zu erwidern.
 

Wie lange war es her, dass sie in einer richtigen Halle trainiert hatte? Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Trotz dem nostalgischen Nebeneffekts ließ Isabelle sich nichts anmerken. Sie zog ihren Hoodie aus, unter dem sie diesmal ein schwarz anliegendes T-Shirt trug. Auch Marie fragte sie, ob sie etwas Leichteres unter ihrem Sweatshirt anhatte. Diese bejahte und zog sich in Windeseile um. Wie, als wäre sie auf die heutige Situation vorbereitet gewesen, trug sie unter ihrer Jeans eine hellblaue Leggins und ein orangenes T-Shirt, mit der Aufschrift »Stars«.
 

Isabelle sagte daraufhin nichts, denn sie schien schon ganz aufgeregt zu sein, was nun geschehen würde.
 

„Mit was fangen wir als erstes an?!“, fragte sie euphorisch, während Isabelle sich auf den Boden setzte und ihre Füße in Bandagen einwickelte.
 

„Erst einmal müssen wir Dehnübungen machen. Das ist sehr wichtig und solltest du nie Übergehen.“
 

„Dehnen? Wieso, das denn?“
 

„Weil du dir damit eine Menge ersparen kannst. Muskelzerrungen sind nicht gerade schmerzfrei.“
 

„Oh.“, hauchte sie, bevor sie wieder anfing zu lächeln, „Okay. Und was macht man da?“
 


 

Eine halbe Stunde taten sie nichts Anderes, als sich warm zu machen. Bis Isabelle es schließlich für genug hielt.
 

„Okay. Das sollte reichen.“
 

„Endlich. Ich dachte, wir machen nur noch das.“, lachte sie.
 

„Nimm das nicht auf die leichte Schulter.“, sagte die Blauhaarige und beide stellen sich gegenüber, „Sag Marie, was ist dein stärkeres Bein?“
 

„Rechts… schätze ich. Wieso?“
 

„Dann bauen wir darauf alle Grundlagen auf. Es ist gut zu wissen, auf welchem Bein man am besten Stehen kann.“
 

„Okay.“
 

Isabelle ging auf das blonde Mädchen zu, ging in die Hocke und legte ihre linke Hand auf ihren rechten Knöchel.
 

„Dein rechter Fuß muss in etwa hier stehen.“, sagte Isabelle und zog den besagten Fuß ein Stücken nach vorne, „Der linke etwas zur Seite gedreht, so.“, sagte sie und richtete ebenso diesen Fuß aus.
 

Während dem ganzen Spektakel hatte sich Marie an Isabelles Schultern festgehoben, damit sie nicht umfiel.
 

„Jetzt breite deine Arme aus und versuch das Gleichgewicht eine Zeitlang zu halten.“
 

„Oh weh… das ist schwierig…“
 

„Macht nichts, wenn du es auf Anhieb nicht hinbekommst. Das kommt mit der Zeit von ganz alleine.“
 

„Okay. Also… wenn ich still stehen bleibe, funktioniert das doch ganz gut, oder?“, lächelte sie glücklich über ihr Geschafftes.
 

„Gut. Dann versuch doch mal deine Arme kreisen zu lassen und dabei immer noch dein Gleichgewicht beizubehalten.“
 

„O-Okay.“
 

Marie hatte kaum eine halbe Umkreisung hinter sich gebracht, da kam sie auch schon ins Straucheln. Ihre Beine wackelten fast schon gleichzeitig und ihre Arme knickten ein, so dass sie schlussendlich aus ihrem Stand fiel.
 

„Mist!“
 

„Ich fand es schon ganz gut.“
 

„Wirklich?“, fragte sie dann schnell und sah vermutlich das Lächeln der Blauhaarigen, denn sie lächelte nun ebenfalls, „Wie nennt man deinen Tanzstil eigentlich?“
 

„Modern Dance. Es ist eine Abwandlung des klassischen Balletts. Eben nur ein bisschen moderner gestaltet.“
 

„Was heißt das? Moderner?“
 

„Na, ja.“, sagte Isabelle langsam und setzte sich auf den Boden der Halle, „Beim klassischen Ballett ist es mehr ein strenges Tanzen. Man behält immer dieselbe Mimik und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Es ist disziplinierter und sehr viel anstrengender, als Modern Dance.“, Marie hörte aufmerksam zu und setzte sich ebenso zu ihr auf den Boden, „Da hat man ein freies Handeln. Es ist sogar sehr wichtig Emotionen zeigen zu können. Denn das ist es, was Modern Dance ausmacht. Man übersetzt die Musik in Bewegungen und die Bewegungen sollen die Gefühle des Liedes übermitteln.“
 

„Also… erzählt man theoretisch den Text des Liedes mit Hilfe des Tanzes?“
 

„Genau.“, lächelte Isabelle, „Du verstehst viel für dein Alter.“
 

„Das liegt nur daran, dass ich einen älteren Bruder habe und eh ständig nur Ältere um mich herumhabe. Genzo, beispielsweise oder Hermann. Frank ist auch ganz okay.“
 

„So, so.“, lächelte sie und Marie schaute eine Weile geradeaus, bevor sie sich wieder an ihre jetzige, selbst auserkorene Tanzlehrerin wandte.
 

„Kannst du mir noch mal was vortanzen? Bitte!“
 

„Meinst du nicht, wir sollten es langsam angehen und das ich dir noch ein paar Schritte beibringe? Immerhin war das deine Idee.“
 

„Nein. Ich möchte dich so gerne tanzen sehen! Wenn ich es vielleicht sehe, dann lerne ich schneller!“, sagte sie überzeugend und Isabelle konnte nicht anders, als dann doch nachzugeben.
 

„Okay, okay.“, sagte sie und ging an ihre Tasche.
 

Zum Glück hatte sie heute Morgen wieder ihre Lautsprecher eingepackt. Schnell stöpselte sie die kleinen Boxen an ihr Smartphone und suchte sich ein passendes Lied aus. Marie stand schon am Rand und hatte sich gemütlich in einen Schneidersitz gesetzt. Schnell drückte sie auf die Playtaste und ging eilend zur Mitte der Halle zurück. Ging in den Ausgangsstand und wartete bis das Lied begann.
 

Es lief Ed Sheeran mit seinem Song »I see fire«

Schicksal

Verschwitzt vom Training zu dritt ging Kaltz gerade zu Boden und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Karl hatte ihm soeben den Ball abgenommen und sah herablassend auf ihn nieder.
 

„So wird das nie etwas mit dir, Hermann.“
 

„Hast du schon mal aufs Thermometer geschaut, Blondkopf?! Wir haben fast dreißig Grad!“
 

„Na und? Die nächste Weltmeisterschaft findet dieses Mal in Spanien statt. Was denkst du werden da für Gradzahlen herrschen? Da sind dreißig Grad noch reinster Luxus.“
 

„Lass ihn halt eine Pause machen, Karl!“, rief Genzo aus seinem Kasten heraus und Kaltz nickte nur zustimmend.
 

„Von mir aus. Aber wir machen weiter!“, rief er ihm angriffslustig zu und stürmte auch schon auf Genzos Tor zu, „Pass auf, Genzo! Ich hab‘ mein Feuerschuss noch verbessert!“
 

„Das will ich erst einmal sehen!“, rief der Schwarzhaarige entgegen und konnte schon genau berechnen, wohin der Ball fliegen würde, als…
 

„Karl! Genzo!“, Maries Stimme riss ihn aus seiner Konzentration, „Isabelle ist verletzt! Bitte, kommt schnell!“
 

Der Ball flatterte keine Sekunde später im Netz hinter ihm. Doch das war nun für alle Beteiligten uninteressant geworden.
 

Das blonde Mädchen kam auf ihren Bruder zu gerannt und erzählte in einem zu schnellen Wortlaut, was geschehen war.
 

„Sie wollte mir was vortanzen… weil ich sie darum gebeten hatte und dann… keine Ahnung. Sie hat… sie ist irgendwie dumm aufgekommen und dann umgeknickt. Sie kommt nicht mehr von alleine auf ihre Füße!!“
 

Genzo kam hinzu und hatte gerade nur den letzten Absatz mitbekommen, doch er wandte sich schnell an Karls kleine Schwester.
 

„In welcher Halle?“
 

„Halle 4b.“, antwortete jedoch Karl schnell, da er die beiden Mädchen vorhin ja dorthin geschickt hatte.
 

Kaum als er dies gesagt hatte, stürmte Genzo auch schon los. Dicht gefolgt von Karl und Marie. Hermann stellte sich derweil eher langsam auf die Beine und trottete den Anderen einfach hinterher.
 

●●●
 

Verdammter Mist aber auch! Wieso musste ihr das gerade passieren? Isabelle hatte es irgendwie geschafft sich an einer Fensterbank hochzuziehen und versuchte nun vorsichtig und langsam ihren linken Fuß zu belasten. Doch kaum als sie mit dem Fußballen auftrat, zuckte sie zusammen und hob den Fuß wieder in die Höhe.

Ein ungeheuerlicher Schmerz durchfuhr sie, als sie es erneut versuchte.
 

Das war ihr in all den Jahren nur selten passiert. Klar, man fiel mal hin. Oder zog sich einen leichten Bruch zu. Aber nach einem Spagat in der Luft, hätte das eigentlich nicht passieren sollen. Sie gab dem Boden sogar die Schuld dafür. Sie war eine Turnhalle schon lange nicht mehr gewöhnt gewesen. Die letzten Monate hatte sie entweder im Park, oder zu Hause im Garten getanzt. Aber eine Halle hatte eine andere Oberfläche und offenbar hatte sie diese einfach eiskalt unterschätzt…
 

Im selben Moment, als sie sich gegen die Wand anlehnen wollte, ging die Tür zur Halle auf und sie schaute auf. Danach folgte direkt ein genervter Seufzer und ungehalten fuhr sie das kleine Mädchen an, welches wieder auf sie zugelaufen kam.
 

„Ich hab‘ dir doch gesagt, dass ich keine Hilfe brauche.“
 

„Aber…“, begann Marie und sah zu ihrem Bruder, der soeben auch noch mit diesem Keeper hereingeplatzt kamen.
 

„Es geht schon. Siehst du-“, sagte sie und wollte schnell klarstellen, dass es ihr bestens erging. Jedoch war ihr falscher Stolz gerade völlig fehl am Platz.
 

Die Blauhaarige stellte ihren Fuß auf den Boden ab, ohne viel Rücksicht und schon bekam sie die Quittung dafür. Erneut petzte sie die Augen zusammen, um den Schmerz zu unterdrücken. Doch dann gab plötzlich ihr Bein auch noch nach und sie fiel fast auf ihre Knie zusammen, hätte der Schwarzhaarige sie nicht im richtigen Augenblick noch aufgefangen…
 

„Oh Gott, Isabelle!“, rief Marie entsetzt und hob ihre Handinnenflächen an ihren Mund, „Ruft einen Arzt, einen Arzt!“
 

„Nein!“, stieß Isabelle von sich und versuchte vehement sich aus dem Griff des Keepers zu befreien. – Jedoch eher erfolglos.
 

„Das sieht aber böse aus, wenn du schon nicht mehr stehen kannst.“, sagte nun der Bruder, der kleinen Marie und sie starrte auf den Boden.
 

Es kam gar nicht in Frage, dass sie zu einem Arzt ging. Allgemein war diese Verletzung nicht ihr größtes Problem. Das würde verheilen. Vermutlich hatte sie sich nur einen Muskel gezerrt, oder dergleichen. Das war mit ein paar Wärmewickeln wieder hinzubiegen.

Das wirklich Schlimme an der Sache war nur…
 

„Wir haben hier einen Arzt im Haus. Dr. Stein nimmt sich sicherlich kurz die Zeit.“
 

„Dr. Stein ist eher auf Fußballverletzungen spezialisiert, Gen.“, sagte nun auch dieser Bulle der hinter Karl und Marie stand.
 

„Aber er hat Allgemeinmedizin studiert und ein verletzter Fuß, egal ob beim Fußball entstanden oder nicht, wird er schon hinkriegen.“, sagte der Schwarzhaarige nun engagierter.
 

Das Mädchen wollte schon wieder protestieren, doch da hatte der Keeper sie schon weitestgehend gestützt und half ihr nun die Turnhalle zu überqueren.
 

„Ich bring dich hin, okay?“
 

Sie konnte nicht weiter dagegen angehen, also nickte sie nur noch. Vielleicht war die Idee doch nicht ganz so schlecht. Immerhin würde ein öffentlicher Arzt nur ihre Mutter hinzufügen. Und das konnte sie sich einfach nicht leisten.
 

„Ich räume deine Sachen ein, Isabelle und bring sie dir nach.“, lächelte Marie ihnen hinterher.
 

Sie antwortete nicht mehr darauf, da sie und dieser Junge schon aus der Tür getreten waren. Der ganze Weg über sprach sie kein Wort. Es war ihr ungemein unangenehm über ihre verquere Situation zu reden. Und anscheinend hatte er so viel Anstand, dass er ebenso kein Gespräch anfing. Mit seiner Hilfe, auch wenn sie diese sicherlich nicht freiwillig in Anspruch genommen hätte, kamen sie ganz gut voran. Kurz musste Isabelle sogar feststellen, dass er fast ihr gesamtes Gewicht stemmte. Er musste ungeheuerliche Kraft haben. Es fühlte sich an, als würde sie über den Fußboden schweben…
 

„So. Hier sind wir.“, sagte er dann plötzlich doch etwas, und während er sie immer noch mit einem Arm hinter ihren Rücken stützte, klopfte er mit der anderen an eine Tür.
 

„Herein?“, kam es von innen und der Keeper öffnete die Tür einen Spalt.
 

„Dr. Stein? Haben Sie einen Moment?“
 

„Wakabayashi. Sicher, sicher. Komm nur rein.“
 

Er stieß nun die Tür komplett auf und Isabelle sah den schon etwas älteren Herr, der jedoch mit seinen weißen Haaren sehr sympathisch aussah.
 

„Oh! Was ist passiert?!“, rief er zugleich aus, als er sie wahrscheinlich erblickte und kam ihnen beiden entgegen.
 

Dr. Stein half zusammen mit dem Schwarzhaarigen sie auf eine Liege im Behandlungsraum zu navigieren.
 

„Es ist der Fuß, oder?“, sagte er wissentlich und Isabelle setzte sich auf die Liege ab.
 

Der weißhaarige Mann zog sich dann einen Drehstuhl herbei und ließ sich vor Isabelle, auf den Stuhl nieder.
 

Sie nickte und sah sich unschlüssig im Raum um. Es war eigentlich wie alle Arzträume. Steril und kalt. So etwas hatte sie noch nie gemocht. Ein paar vereinzelte Gemälde hingen an den weißen Wänden, die wenigstens ein bisschen Farbe hier hinein brachten.

Ansonsten stand noch ein Schreibtisch in der Ecke am Fenster, worauf einige Unterlagen und Ordner lagen. Einen Computer, der etwas älteren Generation und ein Schnurtelefon daneben.
 

„Ich warte dann draußen.“, sagte der Schwarzhaarige und wollte sich schon umdrehen, als der Doktor ihn zurückpfiff.
 

„Nein, nein. Bleib ruhig. Ich brauche deine Hilfe.“, sagte er ohne ihn anzusehen und besah sich ihren Fuß genauer, indem er ihren Fuß ein wenig anhob und kurz an einigen Stellen abtastete, „Sehr gute Muskulatur…“, hörte sie ihn murmeln, „…einen Moment.“, er griff zu einer Containerschublade, der neben der Liege stand und griff hinein.
 

Doch anscheinend wurde er nicht gleich fündig und seufzte missmutig.
 

„Ich muss eben ins Lager, einen neuen Pressverband holen. Bin gleich wieder da und bitte den Fuß nicht bewegen!“
 

Isabelle schluckte, nickte aber. Einen Verband konnte sie eigentlich erst recht nicht gebrauchen. Aber sie würde das einfach über sich ergehen lassen müssen und zu Hause wieder andere Maßnahmen ergreifen.
 

●●●
 

Die Stille im Raum war unerträglich geworden. Vor allem, weil das Mädchen vor ihm nun schon seit geschlagenen zehn Minuten vor sich her starrte. Er folgte ihren Blick langsam und bemerkte nun erst ihre geballte Faust. Ob sie Schmerzen hatte? Und wo blieb eigentlich Dr. Stein? Hatte er sich etwa verlaufen?
 

„Das dauert mir viel zu lange…“, hörte er sie murmeln und konnte gerade noch rechtzeitig zu ihr vorpreschen, als sie gerade dabei war von der Liege aufzustehen.
 

„Bleib sitzen. Du hast doch gehört, was der Doktor gesagt hat!“
 

Ihr Verhalten war unerklärlich für den japanischen Torwart. Wenn er eines gelernt hatte, dann die Anweisungen von Ärzten zu folgen.
 

„Das ist lächerlich! Das ist eine normale Muskelzerrung. Drei-Viermal Wadenwickel drum herum und der Schmerz ist weg. Ich kenn mich da aus, keine Sorge.“, giftete sie zurück.
 

„Wenn Dr. Stein sagt, dass der Fuß nicht bewegt werden soll, dann hat das auch einen Grund!“, kam es nun ungehalten von ihm zurück geschmettert.
 

„Das ist…“, begann sie, doch beendete den Satz anders, „...ich hatte schon viel schlimmere Verletzung als das! Das ist dagegen Kinderkacke. Ihr macht aus einer Mücke einen Elefanten!“
 

„Deswegen hast du auch so starke Schmerzen beim Laufen, ja? Weil es eine Mücke ist.“, konterte er geschickt und sie verstummte. – Offenbar hatte er voll ins Schwarze getroffen… wieder einmal.
 

Sie schwieg daraufhin erneut und sah von ihm ab, raus aus dem Fenster. Genzo seufzte. Das Mädchen war anstrengend und rechthaberisch…
 

Doch auch wenn sie deutlich signalisierte, dass sie auf ein weiteres Gespräch mit ihm keine Lust hatte, sprach er eine Sache aus, die ihn seit der Turnhalle ein kleinwenig beschäftigte.
 

„Wieso wolltest du nicht zu einem öffentlichen Arzt?“
 

„Das geht dich gar nichts an.“, sagte sie eisern, sah ihn weiterhin nicht an.
 

„War nur eine Frage. Kein Grund so unfreundlich zu sein.“, schnaubte er und verschränkte seine Arme ineinander.
 

Am Anfang fand er die Blauhaarige noch… na ja, nett nicht wirklich, aber interessant und wollte zumindest sich vornehmen etwas zuvorkommend zu sein. Beispielsweise nicht ständig in schwarze Löcher zu treten. Wenn sie doch immerhin mit Marie befreundet war, dann würde er sie vielleicht jetzt öfters sehen. Und was brachte ihm das, wenn er seinen guten Anstand beiseitelassen würde? Vor allem, weil er Marie schon genauso ins Herz geschlossen hatte. Was am Anfang nicht so leicht gewesen war. Das kleine, blonde Mädchen war immerzu auf ihren Bruder fixiert gewesen. Jemand anderes hatte sie nie akzeptiert, bis eben Genzo kam. Er verband mit Karl und auch mit Hermann eine exzellente Freundschaft, auch wenn sie sich ab und zu mal verbal anstachelten. Aber das gehörte nun mal dazu.
 

„Wegen meiner Mutter.“
 

Genzo sah überrascht zu ihr auf, die zwar immer noch den Blick gen Fenster gerichtet hatte, aber nun doch wohl ihr Schweigen brach.
 

„Sie hat mir das Tanzen verboten.“
 

Genzos Augenbrauen erhoben sich in die Höhe.
 

„Wegen was? Hast du schon eine Verletzung und darfst es deswegen nicht, oder…“ – irgendwie stand er gerade auf dem Schlauch.
 

„Nein.“, sagte sie und wandte sich nun endlich wieder zu ihm um, „Sie hat es verboten, weil sie das alles für Quatsch und Unfug hält. Unnötiges Rumgehampel, wie sie es immer betitelt.“
 

Uff. Mit dieser Antwort hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Er wollte gerade wieder etwas dazu sagen, als sie ihm ins Wort fiel.
 

„Wenn ich mich in einer öffentlichen Arztpraxis untersuchen lasse, dann wird meine Mutter informiert darüber. Ich hab‘ vor ein paar Jahren eine Zustimmung abgegeben, dass meine Eltern, im Falle einer Verletzung, informiert werden. Die Schweigepflicht der Ärzte ist also hinfällig.“
 

„Wer macht denn sowas?“, kam ihm als einziger Gedanke, durch den Sinn, welchen er jedoch laut aussprach.
 

„Ich. Das war die Bedingung, dass ich damals in Berlin zur Tanzschule gehen durfte.“
 

Kurzes Schweigen, bevor sie den Blick von ihm abwandte und gen Boden schaute.
 

„Auch, wenn ihr das Ganze schon immer ein Dorn im Auge gewesen war, konnte sie damals nicht viel dagegen machen. Papa hat mir die Kosten bezahlt und sie musste zuschauen. Aber seid die Scheidung läuft und ich an meine Mutter gebunden bin… hat sie also die Entscheidungsgewalt über mein Leben.“, sagte sie und klang dabei, als ob sie sich längst damit abgefunden hatte.
 

Genzo ließ seine Arme an seinem Körper hinabfallen und sah sie mehr als verwirrt dabei an. Sein Mund öffnete sich, um wieder etwas zu sagen, doch schloss er diesen sofort wieder. Eigentlich… wusste er gar nicht, was er dazu noch sagen sollte.

Dennoch ging er langsam auf die Liege zu und setzte sich ungeniert einfach neben sie.
 

„Und du… lässt das einfach mit dir machen?“
 

„Das… das ist nicht so einfach, wie du dir das vielleicht vorstellst!“, sagte sie und sah ihm entgegen, „Ich brauch nur einen falschen Schritt zu machen und ich bin weg vom Fenster. Wenn sie auch nur erfahren sollte, dass ich heimlich immer noch tanze, dreht sie mir den Hahn ab und schickt mich auf ein Internat nach Schottland.“
 

„Ich versteh das nicht.“, meinte er dann leise und er konnte spüren, wie ihr Blick auf sein Haupt fiel, „Jede Mutter und jeder Vater wäre doch stolz darauf, wenn ihr Kind etwas mit Begeisterung macht und dabei noch ziemlich gut ist.“
 

„Mein Papa hat auch immer hinter mir gestanden, egal was ich und wie ich es gemacht hatte. Aber Mama tickt da einfach um Welten anders.“
 

Er nickte verständnisvoll, bevor jedoch wieder eine unerträgliche Stille herantreten konnte und Dr. Stein wohl noch ein Weilchen brauchen würde, fragte er stattdessen etwas Banales.
 

„Wie lange machst du das schon?“
 

„Neun Jahre.“, sagte sie leise, „Ich hab‘… mit acht angefangen. Keine Ahnung, ich hab’s einmal bei einem Stadtfestival gesehen und wollte das auch können. Die Basis habe ich mir selbst beigebracht und mit zehn besuchte ich dann das Tanzstudio B in Berlin. Das… Tanzen ist für mich wie ein Lebensweg, verstehst du. Es macht mich aus. Ich bin weder gut in der Schule, noch habe ich andere besondere Gaben. Aber das liegt mir und das möchte ich machen. Aber… das Schicksal pfuscht einem ja immer ins Leben.“
 

Der Schwarzhaarige ließ ihre Worte auf sich einwirken und sah sie dabei permanent an. Wenn sie darüber sprach, dann hörte es sich an, wie bei ihm. Für ihn war Fußball auch alles auf der Welt. Er hatte damals auch früh angefangen und sich nie abschrecken lassen. Er hatte sogar sein Heimatsland mit zwölf verlassen, um hier in Deutschland Profispieler zu werden. Genzo hatte dabei auch einige Hürden nehmen müssen, die damals unüberwindbar wirkten und doch hatte er es dann irgendwann geschafft und war hier angekommen. Leibhaftig.
 

„Du solltest… dich nicht unterkriegen lassen.“, sagte er dann leise.
 

Die Blauhaarige sah ihn überrascht an und wollte gerade etwas darauf erwidern, als die Tür des Behandlungsraumes aufging. Genzo sprang förmlich erwischt von der Liege hoch und ging dabei einige Schritte beiseite.
 

„So. Entschuldigt die Wartezeit. Aber das Lager war so unübersichtlich. Ich hab’s einfach nicht auf Anhieb gefunden.“, lachte er und setzte sich wieder auf seinen Drehstuhl.
 

Auch wenn er während der Behandlung die Augen von ihr nahm, kam er nicht drum herum ihren Blick auf sich zu spüren. Vielleicht war er mit seiner Aussage zu weit gegangen. Immerhin wusste er wirklich rein gar nichts von ihr und ihrem Leben. Aber… irgendetwas sagte ihm einfach, dass er etwas dazu sagen sollte. Dass er sie aufmuntern sollte. Ihre Augen haben vorhin vor Begeisterung geglitzert, als gebe es nichts Anderes in ihrem Leben, als das Tanzen.
 

„Das hätten wir. Behalt den Pressverband einfach ein paar Tage lang drauf und belaste den Fuß nicht allzu sehr. Dann müsste es wieder gehen.“, sagte er und rutschte mit seinem Stuhl kurz zurück an seinen Schreibtisch, „Aber zur Kontrolle gehst du wohl besser zu deinem Hausarzt.“
 

„Eh..j-“, begann sie, doch Genzo schritt galant dazwischen.
 

„Kann sie nicht wieder zu Ihnen kommen? Immerhin… sind Sie nun vertraut mit der Sachlage.“
 

„Mhm… ja. Das geht natürlich auch. Ich schätze nicht, dass der Verein da etwas dagegen hat. Jungen Sportlern helfen wir doch immer gerne.“, grinste er, „Aber dann bräuchte ich deinen Namen.“, sagte er nun an die Blauhaarige gewandt.
 

„Ehm… Isabelle. Isabelle Kreuzer.“
 

„Okay.“, sagte er und notierte sich gerade den Namen auf eine neue Patientenakte.
 

Als er bei ihrem Nachnamen angekommen war stutzte er einen Augenblick, was Genzo sofort auffiel. Kurz schaute er zu ihr, die ebenso im Gesicht ein wenig weißer geworden war. – Nur warum?
 

„Kreuzer… Kreuzer. Irgendwo habe ich den Namen neulich gelesen.“
 

Abrupt machte sich Isabelle bemerkbar und rutschte schon unangenehm auf der Sitzoberfläche der Liege hin und her.
 

„Ehm, das war’s oder? Ich komm dann wieder, so in…“
 

„Eh ja, ja. In drei Tagen reicht völlig aus. Aber jemand sollte dich nach Hause bringen, nicht, dass noch etwas passiert.“
 

„Ich mach das schon.“, sagte Genzo schnell und erntete sofort einen abfälligen Blick von der jungen Dame.
 

„Ein höflicher Bursche, wie immer.“, lächelte Dr. Stein und brachte beide noch zur Tür, „Ach vielleicht solltest du dein Fuß zu Hause noch etwas wärmen. Genau da, wo es weh tut.“
 

„Danke. Das mache ich.“, lächelte sie und sobald beide wieder auf dem Gang standen und die Tür zufiel, atmete Isabelle sichtlich erleichtert aus.
 

Auch wenn diese eine Frage, die mit ihrem Nachmanen zu tun hatte, ihm auf der Zunge brannte, beließ er es dabei und half ihr stattdessen sie zu stützen.

Eigentlich hatte er gar nicht vorgehabt sie nach Hause zu bringen. War die Situation ja doch schon so skurril und merkwürdig. Aber da er nun schon Mal ja und amen gesagt hatte, beschloss Genzo für sich selber, es auf sich beruhen zu lassen. Natürlich müsste er Hermann und Karl auch davon unterrichten, aber er hoffte, dass die beiden dafür Verständnis hatten. Es würde sicherlich auch nicht den gesamten restlichen Tag dauern und er wäre schnell wieder da, um das Training fortzusetzen.
 

Gerade hatten beide das Gebäude verlassen und schon konnte er Marie seinen Namen rufen hören…

Enthüllung

Wie ihr das alles peinlich war. Irgendwie, diese gesamte Konstellation. Zudem gefiel es ihr gar nicht, dass ihr jemand bis nach Hause folgen würde. Schon die ganze Zeit hatte Isabelle sich zurechtgelegt, wie sie das Umgehen konnte. Aber ihr fiel nichts Plausibles ein.
 

„Genzo!“, rief das blonde Mädchen und kam auf sie beide zu, „Isabelle. Ich habe deine Sachen.“, sagte sie dann an sie gewandt und hob ihre Umhängetasche vor ihr Gesicht.
 

„Danke.“, sagte sie leise und schaffte es mit etwas Nachdruck sich von dem Keeper zu lösen.
 

Doch weitgefehlt war sie kurz davor wieder einzuknicken. Seine schnelle Reaktion hatte er bestimmt vom Fußballspielen, denn er fing sie gekonnt sofort wieder auf.
 

„Hier drüben kann sie sich hinsetzen.“, kam es von Marie und deutete auf eine Bank, die nicht einmal fünf Meter von ihnen entfernt stand.
 

Nachdem der Schwarzhaarige sie vorsichtig auf die Bank abgesetzt hatte, nahm Isabelle ihre Tasche an sich und holte direkt ihren Hoodie heraus. In der Turnhalle war es noch recht warm gewesen, aber hier draußen war es zunehmend frisch geworden.
 

„Und, was hat Dr. Stein gesagt?“, fragte Marie und ließ sich neben der Blauhaarigen nieder.
 

Nur kurz angebunden erzählte Isabelle, was sie ebenso schon vermutet hatte. Nämlich, dass es nur ein Muskelfaserriss war und sie dies mit häuslichen Heilmitteln wieder hinbekommen würde. Davon, dass dieser schwarzhaarige Keeper sie nach Hause begleiten würde, sprach sie erst einmal nicht aus. Vielleicht würde er es ja vergessen?
 

Hoffen durfte man ja noch…
 

Plötzlich entfernte sich der Schwarzhaarige von ihr und Isabelle konnte nicht anders, als ihm verblüfft hinterher zu starren. Sie konnte sehen, dass er zu den anderen zwei Spielern hinüberging und mit ihnen offenbar etwas besprach. Was genau er jedoch sagte, konnte sie aufgrund der Distanz nicht verstehen.
 

Sie sah wie beide blonden Spieler auf den Schwarzhaarigen einredeten und es hörte sich alles andere als angenehm für diesen an. Doch schlussendlich seufzte der Bulle und der andere stemmte seine Hände in die Hüfte.
 

Der Keeper wandte sich mit einem Lächeln wieder den Mädchen zu und Isabelle konnte beobachten, wie der dünnere der zwei blonden Jungs, Marie zu sich rief. Alle drei wandten ihr nun den Rücken zu, wobei das Mädchen immer wieder einen Blick über ihre Schultern lugte.
 

„Da wären wir wieder zu zweit.“, kam es von dem Schwarzhaarigen, „Also… ich bring dich nach Hause, so wie versprochen.“
 

„Das musst du nicht.“, kam es von der Blauhaarigen, wie aus einer Pistole geschossen.
 

„Doch.“, erwiderte er und hielt ihr die Hand hin, „Komm ja nicht auf die Idee, meine gute Erziehung auszuschlagen.“
 

Isabelle grummelte leise vor sich hin. Na gut. Dann würde er ihr wohl oder übel ein bisschen begleiten. Aber sie beschloss im selben Atemzug, dass sie ihn abwimmeln würde, bevor er auch nur einen Blick auf ihr Heim werfen konnte.
 

Immer noch hielt er ihr die Hand hin, die sie nun weniger freiwillig annahm. Zugleich schnappte er sich ihre Tasche, die er sofort über seine Schulter warf…
 

●●●
 

Das Vereinsgelände hatten sie schon eine gute Weile hinter sich gebracht und schweigend gingen sie nebeneinander her. Relativ schnell hatte sie sich von ihm losgerissen und verweigerte jede weitere Stütze seinerseits. Irgendwann hatte er das akzeptiert. Er konnte sie ja schlecht dazu zwingen. Dennoch war er sehr darauf bedacht schnell einzuschreiten, sollte sie wieder einknicken.
 

Die ganze Zeit versuchte er sie wieder in ein Gespräch zu verwickeln, da die Stille fast schon unerträglich war. Aber er wusste einfach nicht, wie er anfangen sollte. Natürlich war ihm aufgefallen, dass sie wohl ziemlich große Probleme zu Hause hatte, aber das war definitiv ein Thema, welches er nicht ansprechen wollte. Er kannte sie ja noch nicht einmal wirklich. Und solche Dinge erzählte man auch ungern einem Fremden.
 

Plötzlich blieb sie stehen und schien etwas sagen zu wollen. Wenn man genau hinhören würde, könnte man sicherlich die Rädchen in ihrem Kopf rattern hören…
 

„Du kannst ruhig zurückgehen. Ab hier schaffe ich das alleine.“
 

„Oh nein, vergiss es. Ich habe Dr. Stein versprochen, dass ich dich bis nach Hause bringe. Das heißt umgangssprachlich also, direkt vor die Haustür.“
 

„Das musst du aber nicht!“, beharrte sie und sah ihn ernst an, „Das sind nicht einmal mehr zehn Meter. Da werde ich sicherlich nicht noch auf den letzten Metern umkippen. Außerdem habe ich schon keine Schmerzen mehr im Fuß. Ich kann ihn sogar wieder auftreten. Schau…!“ und sie stößt mehrmals mit ihrem Fuß auf, ohne das ihr Gesicht dabei zusammenzuckte.
 

„Und wenn schon.“, meinte er nur darauf und legte seine linke Hand auf ihren Rücken, um sie weiter vor zu schieben, „Ich bring dich bis zur Tür. Ende der Diskussion.“
 

„Du bist ziemlich stur.“, hörte er sie murmeln, worauf er nur kurz auflachen musste.
 

„Ich? Eher du. Gerade du als Sportlerin müsstest wissen, dass man so eine Verletzung nicht herunterspielen sollte.“
 

„Ich spiele das nicht-“, begann sie schon wieder, als ihm plötzlich etwas klar wurde. – Beziehungsweise eine Vermutung in ihm aufkam.
 

„Es geht nicht um die Verletzung, oder? Du willst einfach nicht, dass ich sehe wo du wohnst… ist es das?“
 

Ihr eingehülltes Schweigen und den Blick, den sie von ihm abwandte, war Antwort genug für ihn.
 

„Das… das ist nicht so wie es aussieht.“, meinte Isabelle und blieb wieder stehen.
 

„Klar, ist es immer. Hör mal… mir ist es egal, wie du wohnst. Ich mache daran nicht fest, ob ich mit jemanden befreundet sein will oder nicht.“
 

„Wir sind keine Freunde.“, stellte sie zugleich fest und Genzo sah sie lächelnd an.
 

„Jetzt vielleicht noch nicht…“, rutsche es aus ihm heraus, was offenbar zu viel für sie war.
 

Sie wandte sich rasch zu ihm um, und schnappte sich ihre Tasche von seinen Schultern. Die Hängetasche baumelte wieder über ihre Schultern und sie strich aufgewühlt ihr Haar zur Seite.
 

„Danke fürs Gespräch. Und jetzt verpiss dich. Ich brauch keine Hilfe und schon gar keine Freunde, okay?! Ich brauche einfach niemanden!“, sagte sie wütend und drehte ihm eilig den Rücken zu.
 

„Isabelle!“, rief er ihr nach, doch da war sie schon mit einem Affenzahn um die nächste Straßenecke gebogen.
 

„Hast du ja wunderbar hinbekommen, Genzo…“, murmelte er leise, bevor auch er sich umwandte.
 

Doch an ‚zurücklaufen zum Vereinsgelände‘ war nicht zu denken. Entschlossen drehte er sich wieder in die Richtung um, in der das blauhaarige Mädchen verschwunden war.

Er war schon immer sehr neugierig gewesen und da Isabelle schon die ganze Zeit auf Geheimnistuerei machte, konnte er es sich einfach nicht verkneifen doch mal zu schauen, wohin sie gehen würde.
 

Genzo beeilte sich an die besagte Ecke zu kommen und lugte um diese herum. Erst jetzt fiel ihm auch auf, dass er weit weg vom Stadtzentrum war und er sich nun in einer schickeren Gegend befand.
 

Er konnte von seiner Position die Blauhaarige gerade um eine weitere Ecke biegen sehen. So hastete er schnell hinterher. Wieder schaute er um die Ecke und zog gleich darauf seinen Kopf wieder zurück, da sie vor einem Tor stehen geblieben war, da er nicht wollte das man ihn entdeckte. Genzo wartete eine Weile, bevor er wieder einen Blick riskierte.
 

Sie wühlte gerade in ihrer Tasche nach etwas. Doch sie schien es nicht zu finden und so konnte er sehen, dass sie wohl eine Klingel betätigte.
 

Eine Weile wartete sie, bis er sah, dass sich das Tor öffnete. Er schlich etwas näher und konnte nun auch ein Gespräch mithören…
 

„Haben Sie ihren Schlüsselbund mal wieder vergessen, Miss Isabelle?“
 

„Ja, scheint so. Ist meine Mutter schon da, Harald?“
 

„Nein, Miss. Sie lässt ausrichten, dass es heute später werden könnte. Sie sollen nicht auf Sie warten mit dem Essen, sondern alleine speisen.“
 

„Mal wieder typisch…“, hörte er sie sagen.
 

„Kommen Sie rein. Es wird allmählich kühler. Nicht das Sie sich noch erkälten. Ihre Mutter wäre untröstlich.“
 

„Ja…, klar.“, sagte sie nicht gerade begeisternd.
 

Das Tor fiel zu und die Stimmen verstummten. Erst jetzt stellte sich Genzo gänzlich vor das Haus, in welches Isabelle verschwunden war. Obwohl… Haus konnte man das eigentlich nicht nennen. Es war mehr ein riesiges großes Anwesen. Es kam schon fast einer Villa gleich…
 


 

„Die Kleine soll in einer Villa leben? Gen, bist du sicher, dass du dein Hirn nicht eher bei ihr gelassen hast?“, lachte Kaltz laut und schlug seinen besten Freund gegen die Schulter.
 

„Das ist nicht witzig…“
 

„Doch. Das ist es! Vor allem kann ich mir lebhaft vorstellen, wie du sie vergrault hast.“, lachte er weiter und hielt sich nun auch schon den Bauch, vor lauter Lachen, „Ich sags ungern wieder, aber du kannst einfach nicht mit Frauen…“
 

„Jetzt sag doch auch mal was dazu, Karl! Ich habe mir das doch nicht eingebildet!? Da war sogar ein … wie nennt man sowas… ach ja. Butler, oder so. Er hat sie gesiezt und… sich komisch geäußert.“
 

Karl sah seinen schwarzhaarigen Keeper nachdenklich an, in dem er seine Arme zusätzlich verschränkt hatte.
 

„Ich glaube dir schon. Ihre Familie muss ziemlich viel Geld haben, wenn sie sich so einen Luxus leisten können. Fragt sich nur, was ihre Eltern beruflich machen.“, sagte er dann.
 

„Sie hat vorhin im Behandlungszimmer erzählt, dass ihre Eltern geschieden sind. Wohl erst vor kurzem und sie lebe jetzt bei ihrer Mutter, weil sie noch nicht volljährig sei.“
 

Kaltz schien sich mittlerweile wieder eingekriegt zu haben, ließ sich aber auf einer Trainerbank nieder. Er atmete tief Luft ein, bevor er versuchte einen normal sagenden Satz auszusprechen…
 

„Dann hat vermutlich ihre Alte so viel Kohle. Kann mir nicht vorstellen, dass man heutzutage so viel Unterhalt bekommt. Wenn es stimmt, was du da gesehen hast.“, grinste er dann doch noch einmal zum Schluss.
 

Genzo wollte schon gleich darauf etwas erwidern, doch Karl sprach dazwischen.
 

„Weißt du, wie sie mit Nachnamen hieß?“
 

„Ehm… Kreuzer… glaube ich.“
 

„Kreuzer?“, fragte Kaltz nach, „Den Namen hab‘ ich neulich in der regionalen Zeitung gelesen… glaube ich zumindest.“
 

„In der Regio? Bist du sicher?“, fragte der schmale, blonde Spieler verblüfft nach.
 

„Ja. Warte mal, vielleicht finde ich ja was im Internet.“, sagte er und holte darauf sein Smartphone aus seinen Shorts.
 

Er tippte etwas auf das Display und sowohl Karl, als auch Genzo beugten sich rechts und links über Kaltz‘ Android. Schon nach wenigen Handgriffen schien er etwas gefunden zu haben.
 

„Da haben wir es doch! Kreuzer GmbH. Ihre Mutter scheint eine Spedition hier in Hamburg aufgemacht zu haben, die in Berlin schon extrem gut lief. Handelt mit der ganzen Welt… bla, bla… ah da steht etwas über deine Kleine…“, grinste er frech, worauf er sofort ein Schlag gegen seinen Hinterkopf kassierte, „Autsch…“
 

Der Bulle rieb sich seinen Kopf, bevor er einen kurzen Abschnitt laut vorlas.
 

„Isabelle Kreuzer, die einzige Tochter der Familie stand schon in Berlin in der Öffentlichkeit der Gemeinde. Nach Informationen, die Frau Beatrice Kreuzer preisgab, wird Isabelle sich bemühen das erwünschte Studium zu absolvieren, um dann später die Firma der Familie zu übernehmen. Zurzeit macht sie gerade noch ihr Abitur auf dem öffentlichen Helene Lange Gymnasium, welches sie voraussichtlich in zwei Jahren erfolgreich abschließen wird. Danach kann man erwarten, dass sie in die Fußstapfen ihrer Mutter treten wird…“
 

„Klingt mir fast so, als würde man sie zwingen.“, sagte Karl und Genzo konnte nicht anders als nicken.
 

Erst jetzt verstand er tatsächlich, wieso ihre Mutter ihr das Tanzen offenbar wirklich verboten hatte. Sie sollte das Familienunternehmen übernehmen und dabei war kein Platz für andere Hobbys.
 

„Stimmt. Von diesem Tanzen steht da nämlich rein gar nichts.“, erwiderte Kaltz und Genzo bemerkte seinen Blick auf sich ruhen.
 

Doch er ließ dies alles unkommentiert.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Yes, ich hab gerade die nötige Zeit, schnell das nächste Kapitel hochzuladen :D
>//<! Hoffe euch hats gefallen und ich würde mir wünschen euer Feedback dazu zu hören. Gerne auch Kritik erwünscht! ;)

Eure KatieBell :3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Tag auch! ^-^
So langsam lüftet sich das eine oder andere Geheimnis, welches Isa da dauernd versucht zu verstecken ;)
Ich hoffe euch hat das Kapitel wieder einmal gefallen, das nächste wird vorraussichtlich erst gegen Wochenende kommen!

Bis dahin, wünsche ich euch allen noch eine schöne rest Woche :)
Lg KatieBell :3
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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  Aykira
2019-04-11T18:38:38+00:00 11.04.2019 20:38
Hallo KatieBell
Finde die Geschichte der Hammer.
Erinnert mich bißchen an mein Leben ich hoffe sehr das du bald Zeit findest weiter zu schreiben.

Glg
Von: abgemeldet
2018-06-10T16:50:49+00:00 10.06.2018 18:50
Hallo ;) wann schreibst du denn weiter finde die Story total schön gefällt mir
Antwort von: KatieBell
21.06.2018 16:41
hey abgemeldet danke erst einmal für dein Review.
Ich weiß leider nicht, wann ich hier dazu komme weiter zuschreiben. Bin zu erst auch total aus der Materie raus und hab auch zwischenzeitlich bemerkt, dass mir meine Stichpunkte zur Storyline abhanden gekommen sind :/
Müsste mich da also erst wieder einarbeiten und dran erinnern, wie ich das machen wollte ^^'
Aber ich versuche mein Bestes :)

Liebe Grüße KatieBell :3
Von:  LeoLewis
2016-05-31T05:48:22+00:00 31.05.2016 07:48
Oh man isa bist ganz schön ne Zicke ^^ aber ich kann es verstehen beim Training sich zu verletzen is immer Mega beschissen (ich spreche aus Erfahrung ^^)
Wieder ein schönes Kapitel ^^ man erfährt etwas mehr über die Charaktere und ich mag Genzo ^^
Mach weiter so^^
Grüße Leo^^
Von:  LeoLewis
2016-05-29T10:03:27+00:00 29.05.2016 12:03
Okay erstens: Ich liebe Marie ^^
Zweitens: das Lied ist klasse
Drittens: Bitte schreib schnell weiter die Geschichte fesselt mich ^^
PS: wenn ich groß bin will ich auch mal so schreiben können ;)
Antwort von: KatieBell
29.05.2016 12:37
Huhu =3
Marie ist auch eine meiner Lieblings"kinder" in CT x3 Schade, dass sie nur so wenig drin vorkommt! Aber das kann man ja dann wieder durch Fanfiktions ausgleichen ;)
Ich liebe Ed Sheeran <3 *-* Er hat so eine geile Stimmfarbe und ist immer unter Tausenden sofort wiederzuerkennen :D
Morgen kommt das nächste Kapitel, sofern mich der Alltagsstress nicht wieder zu sehr einnimmt. Aller höchstens kommt es dann am Dienstag :)

Ps: Was heißt bei dir groß? So wie ich es aus deinem Steckbrief entnehmen kann, bist du gerade mal nur 3 jahre jünger als ich x3 Das ist ja also fast gar nichts :D

Danke für dein erneutes Review <3 *~*
Grüßeli Katie :3
Antwort von:  LeoLewis
29.05.2016 12:42
Okay cool ich freu mich schon auf das nächste Kapitel^^
Und ja ich bin auch 176 cm groß, aber das heißt net das ich so schreiben kann wie du, da muss ich noch etwas üben schätze ich :D Vill setz ich mich jetzt auch mal endlich wieder an meine Geschichte :D

Immer wieder gern mach weiter so^^
Grüße Leo :D
Von:  LeoLewis
2016-05-28T08:09:43+00:00 28.05.2016 10:09
Haha verkackt^^
Sehr schöner Beginn ich freue mich auf mehr ^^
Und so wie du schreibst ist man einfach wieder mal gefesselt von der Geschichte ^^ Danke dafür ;)
Antwort von: KatieBell
29.05.2016 11:06
Hallo LeoLewis
Vielen Dank für dein Review! <3
Ich hab mich riesig gefreut hier schon etwas zu lesen >//<

Bis zum nächsten Mal, hoffe ich ;)
Grüßeli KatieBell :3
Antwort von:  LeoLewis
29.05.2016 11:11
Bitte bitte^^
Mach ich doch gern bei so einer interessanten Geschichte; )


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