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Der Raum der Wünsche

von

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Blutspuren

Ein riesiger Steinbrocken zerbrach nur knapp über seinem Kopf, geschleudert von einem Troll; Draco rannte um sein Leben.
 

Jede Zelle seines Körpers pulsierte, brannte, war unter derartiger Spannung, dass er seinen Körper keine Sekunde ruhig halten konnte.
 

In seinem Kopf summte nur ein Rhythmus: Lauf. Lauf um dein Leben.
 

Er rannte um die zertrümmerte Ecke der Eingangshalle; das große Tor lag wie zerborsten da, in tausend Stücke gesprengt. Etwas zischte scharf an seinem Ohr vorbei; daran, dass jegliche Farbe aus seinem Gesicht wich, erkannte er, wie knapp er gerade einem Fluch entkommen war, und das mitten in sein Gesicht.
 

Er schnappte nur notwendigerweise nach Luft; seine Beine begannen erneut unter einem Zittern zu rennen.
 

Wo sollte er hin?
 

Schreie, überall waren Schreie, überall lagen Verletzte, Tote. Mitschüler. Doch er brachte es nicht über sein Herz, in ihre Gesichter zu blicken.
 

Zu tief saß die Angst, jemanden Geliebtes unter den teilweise schwer zugerichteten Gesichtern zu erkennen.
 

Draco stockte; er konnte die Gänge kaum mehr wiedererkennen, so zertrümmert war alles. Man konnte kaum zwischen Freund und Feind unterscheiden. Doch wer war eigentlich sein Feind?
 

Mit einem nur schwer zu unterdrückenden Schluchzer riss Draco sich von derlei Gedanken los; er rannte einfach los.
 

Wohin ihn seine Füße auch tragen würden.
 

Treppen hoch, Gewinde hoch, Steinbrocken zur Seite schiebend, Leuten aus dem Weg gehend, bahnte er sich den Weg zu einen der oberen Geschosse. In welchem er genau war wusste er nicht; er fand sich in einem langen Gang wieder.
 

Die Gemälde in diesem Gang waren nicht mehr bewohnt; einige hingen schief. Der Boden war bedeckt mit Gesteinsbrocken und etwas, das verdächtig nach Blutspuren aussah. Als er keine bedrohenden Flüche mehr hinter sich hörte, hielt er inne und blieb für einen Moment lang stehen.
 

Sein Atem ging heftig. Seine Lungenflügel brannten von der Anstrengung der letzten Stunden, und für einen Moment glaubte er, dass er keinen weiteren Zug machen könnte, ohne dass seine Lunge platzen würde.
 

Wie konnte es nur so weit kommen?
 

Es kam ihm vor wie nur wenige Stunden, seitdem er zuletzt einigermaßen gut gelaunt durch die Gänge der Schule marschiert war und nicht um sein Leben gerannt war.
 

Wobei er doch auf der Seite war, die eigentlich nicht um ihr Leben rannte... Wie war das möglich?
 

Der Dunkle Lord hatte den Angriff befohlen, es war keine zwei Stunden her.
 

Und Draco hatte nie damit gerechnet, dass es ihm so sehr in der Seele brennen würde, seine Schule derart in Flammen lodern zu sehen.
 

Er lehnte sich gegen die kühle Steinmauer, nicht weit entfernt von einem der großen Fenster, zu dessen Füßen es immer noch wütete; wo immer noch die Schreie und der Tumult einer gewaltigen Schlacht tobten.
 

Ein tiefer Atemzug erschütterte Draco; er schloss die Augen, während er den Kopf zurückgelehnt hielt. In seinem Kopf drehte sich alles. Ihm war speiübel.
 

Ein leises Raunen riss ihn aus den Gedanken; blitzschnell war er wieder auf den Beinen. Was war das?
 

Seine Augen wanderten den langen Gang entlang. Jedoch fand sich niemand. Dein Kopf dreht noch durch, du musst ruhig bleiben, ermahnte er sich selbst.
 

Ein Knacken ertönte in dem sonst so leeren Gang, gefolgt von einem Schluchzen. Diesmal hatte er es mehr als deutlich vernommen, und er glaubte sogar zu wissen, aus welcher Richtung es kam.
 

Ein Schauer jagte ihm den Rücken entlang, als er seinen Zauberstab anhob und in Richtung der Ecke ging, aus der es kam. Er setzte leicht einen Fuß vor den anderen; sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
 

Das Schluchzen ertönte erneut, und diesmal konnte Draco daraus erahnen, dass es sich um eine Frau handeln musste. Oder ein Mädchen. Oder war das eine Falle?
 

Draco blieb kurz in Sichtschutz hinter der Ecke stehen; er atmete noch einmal tief aus, bevor er mit einem Satz um die Ecke sprang und lau brüllte: „Keine Bewegung, ich.. ich... ich kenne eine Menge Flüche!“
 

Er riss die Augen weit auf und starrte in die Ecke; zusammengekauert und mit Tränen verschleiert saß, halb am Verbluten, Hermine Granger, seine ehemalige Schulfeindin. Draco stockte der Atem.
 

Auf den ersten Blick hatte er sie zwar erkannt, jedoch wirkte sie so verletzlich wie nie und fast schon mitleiderregend. An ihrem Gesicht verlief eine schmale, heftig blutende Spur. Ihre Haare waren dreckig und staubig, und sie hielt sich die Rippen. An ihren Händen, die sie fest gegen die Rippen gepresst hielt, blutete es heftig.
 

Sie zitterte am ganzen Leib; ihr Blick war fest auf Draco gerichtet, der sie immer noch mit seinem Zauberstab bedrohte. Einen Moment lang sahen sich die beiden an; keiner wusste so recht, was hier vor sich ging.
 

Hermine war die erste, die sprach. Ihre Stimme klang versagend.
 

„Mach schon, tu es jetzt! Wenn du doch so viele Flüche kennst... Ich werde mich garantiert nicht wehren, Malfoy! MACH SCHON!“
 

Sie kreischte die letzten Worte fast, sodass Draco leicht zusammen zuckte. Er ließ seinen Zauberstab jedoch nicht sinken.
 

„Ich.. Granger, was zur Hölle machst du hier?“
 

„Oh, ich ruhe mich ein wenig aus, du Idiot! Weil es hier so gemütlich ist und weil meine Freunde meine Hilfe sicher nicht brauchen!“ Ihre Stimme überschlug sich fast; sie schrie. Anhand ihrer zitternden Bewegungen konnte Draco erahnen, dass sie schwere Schmerzen haben musste.
 

„Danach hab ich nicht gefragt, man. Bist du verletzt? Wo ist Potter?“
 

„Damit du ihn verraten kannst an diesen VERDAMMTEN VOLDEMORT? SCHER DICH WEG!“, kreischte sie und versuchte verzweifelt, nach Draco zu treten. Doch diese simple Bewegung verlangte ihr derart viel Kraft ab, dass sie mit einem Schlag wieder so blass wurde, dass die Wand hinter ihr fast wie ein buntes Blumenfeld wirkte.
 

„Granger, du musst hier weg. Bring dich in Sicherheit....“, sagte er leise. Sein Zauberstab sank ein Stück hinunter; sein Blick streifte ihre Rippen, die immer noch verdeckt waren von einer blutenden Hand.
 

„Lass mich, Malfoy. Geh einfach nur. Ich komm schon klar.“
 

„Du kommst nicht klar! Satan, Granger, komm, ich helf dir auch hoch...“
 

Als er einen kleinen Schritt auf sie zumachte, zuckte sie heftig zusammen, gefolgt von einem bebenden Zittern und einem kleinen Schmerzensschrei, der sie noch blasser als ohnehin schon werden ließ. Draco's Hand berührte kurz ihr Knie; seine grauen Augen suchten die ihren.
 

„Lass mich ….bitte...“, wimmerte sie, jedoch konnte Draco nicht. Er wusste nicht, warum er sie nicht einfach liegen lassen konnte. Eigentlich hasste er sie. Doch er sah genau, wie schlimm es um sie stand...
 

„Granger, lass mich deinen Bauch sehen. Sofort. Wenn du wehrst, wird es nur noch schlimmer.“
 

Sie schluchzte auf, während sie sich immer noch versuchte schwach wegzudrücken; doch Draco war stärker. Er nahm ihre beiden Arme von ihrem Bauch weg und versuchte, einen guten Blick auf die Wunde zu bekommen.
 

Als er die Wunde sah, musste er für eine Sekunde lang schlucken. Noch in den Sekunden, in denen er das Gerinnsel aus Blut und Fleisch sah, beschloss er, ihr zu helfen.
 

Er packte sie mit einem vorsichtigen Ruck, sodass ihr Körper längs über seinen Armen lag; sie wimmerte leise, gab jedoch nicht viel Widerstand.
 

Die Wunde schien förmlich zu pochen; das Blut, was immer wieder dunkel daraus floss und nachsickerte, konnten keine Heilung von allein bewerkstelligen. Ihr musste ein großes Stück herausgeschnitten worden sein; anders konnte Draco sich die Art der Wunde nicht erklären.
 

Er hob sie hoch und ging mit ihr den relativ stillen Korridor entlang. Wenn er sich richtig entsinnte, ging es hier auf direktem Weg zum dem einen Raum, den er während des letzten Jahres oft besucht hatte – den Raum der Wünsche.
 

„Halt durch“, zischte er ihr zu, während er sein Bestes gab, unter den gegebenen Umständen nicht zu realisieren, dass er gerade dabei war, eine Feindin vor dem Tod zu bewahren, zudem noch eine der besten Freunde von Harry Potter, der Grund, weshalb in diesem Schloss wahrhaftig der Tod umherging.

Dr. Malfoy

Er brauchte nicht lange, bis er den Teil des Ganges gefunden hatte, in dem sich der Raum der Wünsche befand. Gesteinsbrocken versperrten einen kleinen Teil der großen Wand, an der nicht viel hing außer ein schiefer Wandteppich.
 

Draco stellte sich mit einem unsicheren Gefühl vor die Wand und betrachtete sie. Er wusste noch genau, wie das Prinzip des Raumes funktionierte; wie eingebrannt war es seit dem letzten Jahr. So viele Stunden und Tage hatte er in dem Raum verbracht....
 

Er schluckte; das Gewicht von der schwerverletzten Hermine machte die Anspannung nicht besser. Obwohl er in ein dichtes Jacket gehüllt war, konnte er ihre Hitze spüren; Schweiß stand ihr auf der Stirn, auf er einen scheuen Blick auf sie hinunter warf.
 

Ihr Blick ging in die Ferne, war abwesend. Wie viel Zeit blieb ihm noch?
 

Hastig dachte er nach. Er brauchte nicht den Raum, den er einst genutzt hatte; nein, eine riesige Ansammlung an Artefakten war hier fehl am Platz. Doch was war richtig?
 

Er schloss für einen Moment die Augen und atmete tief ein, während seine Arme nach wie vor das seichte Leiden von Hermine trugen.
 

Ich brauche einen Raum; begann er in Gedanken auszusprechen, während er sich voll und ganz auf die Eile und die Notwendigkeit konzentrierte: Ich brauche einen Raum, in dem ich sicher bin mit ihr, in dem ich sie versorgen kann. Ich brauche einen Raum, in dem sie sich erholen kann... Lass sie nicht sterben, das hat sie nicht verdient...
 

Leises Schieben und Tüfteln von Gestein erklang in dem sonst so stillen Gang, aus dem man nur in der Ferne das Gebrüll der tobenden Schlacht erahnen konnte.
 

Draco wagte es noch nicht, die Augen zu öffnen, auch wenn er genau vernehmen konnte, wie sich dort vor ihnen ein Raum öffnen musste. Als er das eindeutige Schließen und Knarzen einer Tür vernahm, als es danach ganz still wurde und nur Hermines fast dröhnendes Atmen an sein Ohr drang, erst dann öffnete er seine Augen.
 

Da war sie.
 

Eine hölzerne Tür mit viele Schnörkeln hatte sich in der Wand aufgetan; sie wirkte alt und ein wenig verstaubt, doch für Draco würde es reichen. Er verlor keine weitere Zeit. Mit einem leisen „Dann mal los“, eher an sich gewandt als an Hermine, schritt er mit ihr in den Armen auf den Raum zu und öffnete die quietschende Holztür.
 

Sein Herz schlug fest, fast unangenehm, als er einige Schritte in den noch dunklen Raum wagte.
 

Die Tür schloss sich mit einem plötzlichen Knall fest zu; Draco hastete so schnell herum, wie es sein Körper mit Hermine als Last zuließ, doch zu spät; schon begann die Tür sich in die Wand einzuarbeiten und verschwand nach einigen Augenblicken.
 

Er keuchte leise; war das doch der falsche Raum? Wieso war hier kein Licht?
 

Nur das leise Klingen fremder Gerätschaften war im Raum zu vernehmen, ansonsten gab es nichts, kein Licht, keine Kerzen.
 

Gerade wollte er einen Schritt in die Dunkelheit machen, als er Hermine auf sich heftig zucken spürte.
 

„Wo sind wir....“, wimmerte sie mit letzter Kraft, während sie sich leicht zu winden begann. Draco schloss sie fester in seine Arme, auch wenn er nicht wusste, warum er dies tat.
 

„Ich weiß es nicht genau, ich....“, erwiderte er, unterbrochen von einem plötzlichen Geräusch.
 

Es klang so, als würde jemand oder etwas ein Streichholz entzünden, und dann...
 

Mit einem Mal erschienen wie aus dem Nichts tausende von schwebenden Kerzen, die den Raum in ein wirklich gemütliches Licht tauchten; es war fast wie in der großen Halle, nur das der Raum an sich ganz anders war.
 

Es war kein großer Raum; der Grundriss war quadratisch und mit hohen Decken, wie überall im Schloss. Anstelle von Stühlen oder sonstigen Gegenständen befanden sich nützliche Dinge darin. Ein großes, fast zwei mal zwei Meter langes Bett befand sich darin, bedeckt mit Fellen und knuffigen Kissen; es gab Sitzsessel, ein Bad und einen Kamin. Der Boden war belegt mit flauschigen Teppichen. Und zu guter Letzt fand sich in diesem Raum eine kleine, küchenähnliche Theke, in denen sich medizinische Tränke und Dinge befanden, die Draco dringend brauchte.
 

Mit einem schnellen Schritt ging er auf das Bett zu; er legte Hermine vorsichtig ab. Sie wimmerte erneut leise; er schluckte, als er an ihr herunter sah. Das Blut war durch ihr Shirt gesickert und hatte einen großen Teil ihres Bauches bedeckt. Als er aufstand, spürte er anhand der aufkommenden, leichten Kälte an der Stelle seines eigenen Bauches, dass er einen großen Teil des Blutes beim Tragen abbekommen hatte.
 

Hastig sprang er auf und ging auf die kleine Nische zu, in der er die medizinische Versorgung vorfinden konnte. In diesen Sekunden war es ihm egal, ob die Tränke hätten vergiftet sein können oder nicht; er packte sich ein paar, vor allem Aufbau- und Vitamintränke, einen großen Packen Mullbinden und ein kleines, braunes Fläschchen mit der Aufschrift „Diptam-Essenz“.
 

Er stolperte fast vor lauter Aufregung, als er die Dinge neben Hermine auf das Bett legte und sie behutsam auf den Rücken drehte. Ihr leises, vor Schmerzen keuchendes Stöhnen gefiel ihm gar nicht.
 

„Granger“, sagte er leise und versuchte, eine Reaktion bei ihr zu entlocken. Doch sie hatte sich einfach nur abgewandt und atmete, als sei er gar nicht da. Draco nahm ihr das in diesen Momenten des Schmerzes nicht übel; obwohl er unsicher auf seiner Lippe herumkaute, fuhr er fort:
 

„Granger, ich muss deine Wunde reinigen und etwas Diptam darauf tupfen. Ich weiß, wir haben hier keine Möglichkeit dich zu betäuben... aber.. du musst einfach durchhalten, ja? Es wird weh tun, aber ich bitte dich.. Mach es mir nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist.“
 

Hermine drehte ihr Gesicht vorsichtig und mit langsamer Bewegung in Richtung Draco's Gesicht. Sie hatte ihre Augen nicht ganz geöffnet, nur halb; die Lider waren schwer. Dennoch nickte sie leicht.
 

„Okay...okay.“, murmelte Draco, bevor er mit einer leichten, fast entschuldigenden Bewegung ihr Shirt am Bauch hochzukrempeln begann. Sie zischte auf; Draco, der etwas zusammenzuckte, hielt jedoch nicht inne. Sie hatte einen schönen, flachen Bauch, der jedoch zugegebener Maßen etwas staubig und blutig war. Seine Finger fuhren die Stränge ihrer angespannten Muskeln entlang, bevor er die Wunde an den Rippen freilegen konnte. Das Shirt krempelte er kurz unter ihrem Brustansatz zusammen.
 

Hitze schoss ihm ins Gesicht, ob es wegen der heftigen Wunde war oder mehr wegen der intimeren Berührung, das wollte er sich selbst nicht zugestehen. Die Wunde jedoch forderte seine ganze Aufmerksamkeit.
 

Sie war offen, fleischig und hatte mittlerweile blutige Klumpen gebildet; ein Warnsignal für Draco. Wenn Blutgerinnsel sich bereits gebildet hatten, war eine Blutvergiftung oftmals nicht auszuschließen. Doch obwohl die Wunde mehr als heftig blutete, war sie nicht so tief, wie Draco befürchtet hatte. Er würde sie also ganz gut reinigen können.
 

„Granger, ich muss dir gleich weh tun. Damit ich dich vor einer Blutvergiftung schützen kann, muss ich die ganzen verklumpten Partikel entfernen. Das wird richtig weh tun.“, murmelte er fachmännisch; er stand kurz auf, um sich die Hände zu waschen und zu desinfizieren. Mit einer Antwort hatte er eigentlich nicht gerechnet, doch da war sie plötzlich.
 

Leise, fast schleichend, kicherte Hermine.
 

„Oh man, Malfoy, wer hätte das je... gedacht... Du als halber... Arzt.. und ich...“
 

„Shht! Du musst still sein. Dir fehlt schon genug Energie.“, erwiderte er, bemerkte aber doch ihren wenn auch verschleierten Blick auf ihm. Fiebertrance, dachte er, und fuhr fort sich die Hände zu desinfizieren.
 

Als er damit fertig war, kniete er sich erneut vor das Bett, auf dem die halb entblößte Hermine immer noch angespannt lag. Er nahm sich ein kleines Schabmesser, das er ebenfalls unter den Utensilien gefunden hatte. Er betrachtete es einen Moment, bevor er sich ihr zuwandte.
 

„Bist du bereit?“
 

Sie atmete tief ein und aus, bevor sie langsam zu nicken begann.
 

Und Draco hoffte, dass sie nicht schrie, dass sie still hielt, dass sie überlebte.
 

Er setzte das Schabmesser an den Rand der Wunde an, fuhr leicht die Ränder entlang, an denen sich schon kleine, dreckige Krusten gebildet hatten. Hermine stieß ein bitteres Stöhnen aus; ihr Körper begann sich unter Draco's Berührungen zu winden.
 

Draco versuchte, das Schabmesser genau und glatt an den Rändern zu halten; er wollte keine schlimmeren Narben verursachen. Mit der Hand, die nicht das Messer führte, hielt er ihre Haut straff – und wehrte sich somit gegen ihren Widerstand, der sicher nicht gewollt war.
 

„Halt durch“, murmelte er, während er nun in die großen Tiefen der eigentlichen Wunde einstieß; ihr entfuhr ein heiserer Schrei, als das Messer direkt ins Fleisch traf.
 

Ihr Körper bäumte sich erneut auf; Draco versuchte, das Ausschaben der Wunde möglichst schnell und sauber zu erledigen. Doch einfach war es nicht, wenn Grangers straffer Körper sich immer wieder unter seiner Arbeit regte.
 

„Nimm es raus!!“, kreischte sie, doch Draco hielt es, wo es war.
 

„Mir fehlt nicht mehr viel, Granger, danach wird alles besser!“, flehte er, wohl wissend,dass gar nichts besser werden würde.
 

Denn nach dem Ausschaben kam die Diptam-Essenz.
 

Und die würde so heftig in der Wunde brennen, dass Draco schon jetzt gegen ihre Reaktion ansah. Doch was blieb ihm anderes übrig?
 

Er legte das kleine, schwer mit Blut verklebte Messer beiseite und wischte sich mit dem sauberen Unterarm seine Stirn; Schweiß lief ihm fast in die Augen.
 

„Gleich geschafft, Granger.“
 

Mit seiner freien Hand griff er nach dem kleinen Fläschchen. Als er den Korken mit den Zähnen löste, zögerte er einen Moment. Selbst wenn man Diptam nur roch, brannte es einem schon in der Nase. Egal, wie sehr er sie immer gehasst hatte – das hier hatte sie sicher nicht verdient. Er konnte sich den Schmerz nur ausmalen...
 

Doch was sein musste, musste sein.
 

Er träufelte fünf Tropfen Diptam-Essenz in die offene Wunde; die Flasche führte er sofort wieder vom Körper weg, genau zur rechten Zeit. Denn mit einem Mal stieß Hermine so einen heftigen Schrei aus, dass Draco fast nach hinten kippte. Ihr Körper spannte sich fast berstend unter dem Brennen des Diptams an; an ihrem sonst so filigranen Hals erschienen dicke, pulsierende Adern. Ihr Blut musste kochen.
 

Draco verlor keine Zeit. Noch während sie sich in ihrem Schmerz wand, begann er ihre Wunde mit großen Mullbinden abzudecken, zu polstern und sie schließlich zuzukleben. Es war ein Kampf; nur knapp konnte er Hermine's Hand ausweichen, die versehentlich nach ihm schlug.
 

Doch als der Verband saß und ihr Körper sich wieder etwas beruhigte, grinste er. Er hatte es tatsächlich geschafft! Eine Wunde säubern, und dass auch noch relativ gut. Er betrachtete das verbundene Resultat und stellte erleichtert fest, dass Hermine wieder etwas mehr Farbe im Gesicht bekam, wenn auch nur einen Hauch.
 

Ihre Bewegungen ließen nach; ihr Atem wurde ruhiger. Und obwohl Draco sich schon ein wenig von ihr weggelehnt hatte, ergriff sie mit einer matten Bewegung seine Hand; er zuckte ein wenig zurück, doch die Berührung ließ nicht nach.
 

„Danke“, hauchte sie, während ihre mittlerweile etwas klareren Augen auf ihm ruhten.
 

Draco spürte, wie ihm ein unangenehmer Rosaton in die Wangen stieg; leicht verärgert darüber stand er auf.
 

„Keine Ursache. Aber jetzt solltest du ein wenig schlafen.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2015-08-03T10:16:02+00:00 03.08.2015 12:16
Hi,^^
sehr spanne story, bis jetzt.^^
Mir gefällt dein Schreib still, sehr.^^

Bin gespannt wie es weiter geht.^^

Lg^_^
Von:  NovemberGirl
2015-07-03T09:42:15+00:00 03.07.2015 11:42
Unglaublich spannend! Bitte schreib weiter!!!!!!
Von:  beate
2015-06-28T22:44:23+00:00 29.06.2015 00:44
toller schreibstil
der anfang ist spannend und ich kann es kaum erwarten zu erfahren wie es weiter geht
mach weiter so
lg beate
Von:  Mei2001
2015-06-28T17:35:29+00:00 28.06.2015 19:35
Boha ich habe mitgezitter!! Ein sehr guter Schreibstil!
Von:  Mei2001
2015-06-28T17:29:46+00:00 28.06.2015 19:29
Super Idee! Und ein guter Anfang!
Von:  Minatoast
2015-06-24T21:00:15+00:00 24.06.2015 23:00
Was für ein kapitel, einfach genial ;D ich mag deinen schreibstil, mach weiter so
freu mich auf das nächste Kapitel ☺
Von:  Gioia
2015-06-24T11:21:18+00:00 24.06.2015 13:21
was ein stress Oo
aber schön geschrieben^^
gefällt mir :)
ein großes bett mit flufigen kissen?
uiuiuiui, da arbeitet mein kopfkino schon auf hochtouren xD
Von:  Gioia
2015-06-23T16:22:33+00:00 23.06.2015 18:22
guter anfang :) mir gefällt dein stil auch sehr ^.^
freu mich auf mehr
Von:  SlytherinPrincess
2015-06-21T20:18:36+00:00 21.06.2015 22:18
Wow du hast echt einen tollen Stil zu schreiben. Wie meine Vorposterin auch war ich vom ersten Satz an gefesselt und ich freue mich schon total auf das nächste Kapitel
Von:  Minatoast
2015-06-21T20:07:19+00:00 21.06.2015 22:07
Ein spannendes kapitel! War direkt drin in der geschichte, frage mich wer hermine verletzt hat und warum malfoy ihr hilft?
Freu mich wenn es weiter geht ☺

liebe grüße


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