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Nogoth yelta ye Eldar rûth

Zwergenhass und Elbenzorn
von

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Prolog

Nogoth yelta ye Eldar rûth - Zwergenhass und Elbenzorn
 

Wir müssen erwachen, den Schmerz ertragen,

um unser Lied für Herz und Seele zu finden.
 

Manches Volk vergessen wir nie,

manchen verzeihen wir nicht,

haben noch nicht unsere Fluchtat gesehen,

wir werden kämpfen, solange wir leben.

(Neil Finn)
 

ERED LUIN

2850 D.Z.
 

Ihre Augen glühen in der Dunkelheit ihrer Kammer wie Flammenschwerter, der alte aufgestaute Zorn auf IHN sitzt tief. So tief, wie nichts anderes auf dieser Welt. ER hat sie gedemütigt wieder einmal. Behandelt hat er sie die ganze Zeit über wie eine billige Magd, ja weniger noch als eine käufliche Dirne, das kann sie nicht vergessen und noch weniger verzeihen...nein...nicht IHM.
 

NIEMALS!
 

Dabei ist sie ihm nahezu ebenbürtig diesem Thyk. Diesem...diesem elenden Nogoth und das nicht nur allein was ihren ungebrochenen Stolz anbelangt. Sie ist ihm ebenbürtig, zumindest von ihrem Blut her gesehen. Er weiß es nur nicht und selbst wenn er es wüsste, so würde sich daran nichts ändern. Sie weiß wie sehr er die Elben hasst, wie er jene verachtet, die ihn seiner Meinung nach und von seinem Gefühl her im Stich ließen, als Smaug kam.
 

Allen voran Thranduil der Herrscher des Waldlandreiches. Und so ist SIE in seinen Augen daher ebenfalls nichts anderes als ein Bankert mit spitzen Ohren, gezeugt in irgend einem schmutzigen Winkel in diesem Teil von Arda. Ein Bankert, der es überdies auch noch gewagt hat ihnen bis in die Ered Luin hinein zu folgen, seinem Volk, dem auserwählten Volk.
 

Durins Volk über das er allein die Verantwortung trägt ER allein!
 

Er sieht sie so gewiss nicht als die Heilerin an, die aufgrund ihres fundierten fachkundigen Wissens im Bereich der Heilkunde schon über einen gewissen Status verfügen müsste.
 

Nein, in seinen Augen ist sie nichts weiter als die Ausgestoßene, die spitzohrige fremde Hexe. die alle im Dorf meiden und vor der sich im Grunde alle anderen Zwerge fürchten, weil sie keine Angst hat...ja weil sie sich vor niemandem fürchtet und sich im Allgemeinen durchzusetzen weiß, selbst gegen ihn, ihren noch so jungen und unvernünftig sturen Anführer von königlichem Blute.
 

UND auch, weil niemand weiß wer sie wirklich ist, niemand weiß woher sie gekommen ist?
 

Sie ist eine Fremde und so die Einzige von allen anderen Frauen, die es exellent versteht mit Waffen umzugehen...das ist eine unumstößliche Tatsache, die zu akzeptieren er bis heute nicht geschafft hat.
 

Was das anbelangt, so war sie schon gezwungen gewesen ihn spüren lassen, wie gut sie sich zu wehren versteht, wenn es von Nöten ist und sie es tun muss. Und das nicht nur einmal, aber besonders an jenem Tag vor zwei Jahren, als er sie um ein Haar getötet hätte, wenn sie ihm damals nicht so furchtlos die Stirn geboten hätte. Die Narbe die er dadurch davon getragen hat, sieht man sicherlich noch recht deutlich. Auch wenn er sie nicht offen zur Schau trägt, so weiß sie dennoch, dass sie da ist...unweigerlich für immer.
 

Ein Mahnmal für unbändigen Hass und für immerwährenden brodelnden Zorn zweier Völker, die einander nie verstehen können und das auch gar nicht wollen. Ja es ist eine böse Erinnerung an den Zorn zweier Völker, die einander zutiefst verabscheuen und niemals verzeihen werden....und ER ist zweifellos Teil dieser ungeliebten Welt, die sie so sehr ablehnt....
 

....ja und sie selbst...?
 

SIE steht dazwischen, ist innerlich wie zerissen und sich daher um so schmerzlicher bewusst, weder zu der einen Welt zu gehören, in die sie geboren wurde, noch ganz in die Andere. Sie weiß, dass sie weder von den Elben, noch von den Zwergen anhand ihres Mischblutes akzeptiert wird...um so klarer erscheint es ihr, dass sie nirgendwo dazu gehört..ja im Grunde abgelehnt wird, nur allein respektiert wegen ihrer besonderen Gabe.
 

Die gesellschaftlichen und traditionellen Werte beider Völker lehnen solche wie SIE, grundsätzlich als unerwünschte Ergebnisse purer Unvernunft ab. Es grenzt schon an ein Wunder, dass sie überhaupt existiert...eigentlich dürfte es sie gar nicht geben. Zwerge und Elben sind normalerweise nicht nur allein von ihren gesellschaftlichen Vorstellungen grundverschieden. Die Tatsache, dass sie überhaupt gezeugt werden konnte...ist daher offenbar mehr als nur reiner Zufall, es muss dem Anschein nach ihr persönliches Schicksal sein.
 

Die junge Heilerin halbelbischen Blutes weiß, dass sie schon allein daher wie eine Ausgestoßene behandelt und immer nur dann verlangt wird, wenn es nicht anders geht, wenn Wunden so schwer wiegen, dass sie nicht mehr vom Dorfbader geheilt zu werden vermögen.
 

So auch heute...
 

...doch heute ist es nahezu wie alle Tage, die sie kennt, seit sie mit ihnen in den Ered Luin lebt.
 

Der Unterschied ist nur, dass ausgerechnet ER es ist, der ihre Dienste wieder einmal benötigt...dieser elende aufgeblasene Ochsenfrosch von einem Naugrim... Thorin Eichenschild...Sohn von Thrâin, Sohn von Thrôr aus Durins Geschlecht, das ist sein Name.
 

Und natürlich benötigt ER ihr Wissen und ihr heilerisches Geschick nicht für sich selbst.
 

Für IHN würde sie das alles auch niemals tun...nicht für alles Gold und gute Worte könnte man sie dazu überreden, ihm freiwillig zu helfen...oder gar einen Finger für ihn zu rühren, diesem verdammten...Abrâfu shaikmashâz!*(Abkömmling einer Ratte*)
 

Nein, es geht viel mehr um den jungen Zwerg, seinen jüngsten Neffen, ein hübscher dunkelhaariger Junge, mit lebhaften schwarzen Augen, der so schwer von einem der naheliegenden Felsen gestürzt ist, dass seine Mutter den Glauben und die Hoffnung an Heilung bereits aufgegeben hat.
 

Seine Mutter die so verzweifelt ist, dass sie ihren ältesten Bruder geschickt hat um sie zu holen, obwohl sie doch genau weiß, wie sehr er die Heilerin elbischen Blutes verachtet...und ablehnt.
 

…und jetzt ist sie hier, damit vielleicht die letzte Hoffnung für ihr Kind?! Die dunkelhaarige Zwergenfrau weiß es nicht.
 

„Heilerin bitte, wird er gesund werden sagt es mir? Bitte wird mein Sohn wieder gesund werden?“
 

Kommt die verzweifelte Frage einige Augenblicke später leise an die heilkundige Frau gerichtet. Ihre Augen schönen dunkelblauen Augen ruhen angstvoll und mit leerem Blick auf ihr. Die junge Mutter...sie sieht im Grunde durch die Heilerin hindurch. Ihr ganzer Sinn gilt jetzt nur allein ihrem Sohn...Kili der Jüngste ihrer Familie..der im Sterben liegt!
 

Die rothaarige Frau mit den auffallend spitzen Elbenohren und dem für ihr übriges Umfeld so ungewöhnlich wirkenden zierlichen Körpermaß, blickt die etwas füllig wirkende junge Zwergenfrau mit dem pechschwarzen Haaren und den nahezu selben blauen Augen wie auch ER sie besitzt nachdenklich, ja fast schon mitleidig an.
 

Sie sieht der jungen Mutter, die ihr gegenüber steht und sie auch weiterhin mit angsterfüllten Blicken mustert entgegen und senkt den ihren schließlich, da sie die Zwergin nicht mehr länger anzusehen vermag.
 

„Ich weiß es nicht Dis. Ich weiß nicht, ich wünschte ich könnte mehr für ihn tun. Ich habe alles versucht um ihn am Leben zu erhalten. Meine Kräfte sind erschöpft...ich muss mich erst etwas ausruhen. Aber der Junge ist stark, er hat ein Kämpferherz gib ihm Zeit...ich werde später noch einmal nach ihm sehen, ich verspreche es dir!“
 

Im selben Moment als sie das gesagt hat betritt ER unvermutet das Zimmer, das dirkt neben dem liegt, in das sie den bewusstlosen Jungen gebracht haben. Sofort schwenkt die Stimmung um, eisiges Schweigen bildet sich um die drei Anwesenden. Die junge Zwergenfrau die seine Schwester ist und es nahezu instinktiv spürt, sieht ihn flehend an.
 

„BITTE...Thorin..geh..geh jetzt....du machst es nicht besser...geh...oder er wird am Ende noch sterben! Sag willst DU daran etwa die Schuld tragen, in deiner alles verzehrenden Sturheit mein Bruder?“

heiliger Zorn

Der kräftige untersetze Mann, der den Raum soeben betreten hat, wirkt allein schon von seiner düsteren Ausstrahlung her bedrohlich und dazu sichtlich aufgebracht. Es ist besagter Anführer dieses kleinen Volkes...ihr König, der Herr von Durins Herrscherlinie, dem sie alle so viel zu verdanken haben.
 

ER der ihnen ein ruhiges und beschauliches Leben nach dem Verlust des einsamen Berges ermöglicht hat. ER der dereinst so vieles was ihm lieb und teuer ist verloren hat und obendrein noch viel mehr aufgeben musste.
 

Und so hat der junge Zwergenfürst sich seither zu einem durch und durch harten Mann gewandelt..zumeist unnahbar und unerbittlich kühl, erscheint er in seinem Charakter ja von seinem ganzen Sichtbild nach außen hin, zweifellos auch in seinen Handlungen und vor allem in seiner Konsequenz, die er nahezu niemals hinterfragt.
 

Selten, nur äußerst selten lässt er überhaupt mit sich handeln oder sich von etwas anderem als seiner Meinung überzeugen, denn das liegt nicht in seiner Natur...so auch jetzt. Der Zwerg ist starrsinnig und unachgiebig wie seine ganze übrige Sippschaft...DAS ist ihr nicht entgangen, lange genug lebt sie dafür inzwischen schon unter ihnen, um das an schmerzlicher Wahrheit zu begreifen.
 

„Nichts da, ihr werdet noch einmal nach ihm sehen und zwar JETZT. Ich befehle es euch..sagt mir zu was ihr sonst noch nütze seid! Deshalb hat sie doch nach euch geschickt oder etwa nicht Eldarburam?!“
 

Fährt er die elbenblütige Heilerin prompt einen Herzschlag später so zornig und aufgebracht an, als habe er eben nicht gehört, was seine jüngere Schwester zu ihm gesagt hatte. Die zierliche Frau mit dem langen roten Haar, die er dabei keinen Moment lang aus den Augen lässt sieht ihm beinahe schon trotzig entgegen, sie wirkt verstockt und verbittert und das aus gutem Grund.
 

„ACH WAS..IHR....
 

....ihr habt mir hier gar nichts zu befehlen!
 

Ich lasse mir ganz gewiss nicht ausgerechnet von euch sagen, was ich zu tun und zu lassen habe Thorin Eichenschild. Nicht was meine Heilkünste und mein Wissen darüber anbelangt. Ach und noch etwas, Meister Zwerg, wenn wir schon einmal dabei sind, herum scheuchen lasse ich mich von euch schon gar nicht.
 

Merkt euch das.
 

Ich gehöre euch nicht, so wie sie ALLE hier...ICH nicht...auch wenn ihr das immer wieder nur zu gerne vergesst!
 

Ich bin nur allein deswegen gekommen, weil eure Schwester mich so flehentlich darum gebeten hat und weil der Junge meine Hilfe braucht, um diesen schlimmen Unfall vielleicht lebend zu überstehen und nur aus diesem Grund allein!“
 

Der ihr um fast eine Kopflänge überlegene Mann fährt empört hoch, wobei er sie einen Moment später grob am Arm zu packen versucht und ihm dies auch gelingt.
 

„Was fällt euch ein Dienstmagd, vergesst nicht wen ihr vor euch habt!“
 

Knurrt er sie dabei unüberhörbar aggressiv an und sie spürt, dass er sich mit aller Macht zusammen nehmen muss, um weiter die Kontrolle über sich zu behalten. Ihre dunkelgrünen Augen funkeln ihn derweil böse und verächtlich an, sie kennt ihn doch...nur zu gut kennt sie ihn!
 

Oh ja, sie weiß genau WEN sie da vor sich hat, denn sie kennt sein überaus stursinniges und unbeherrschtes Wesen weitaus länger als er es jetzt vielleicht ahnt.
 

„Wie könnte ich das, wo ihr mich wieder einmal so höflich darauf aufmerksam macht Eichenschild. Kommt doch her und wagt es mich noch einmal anzurühren Thyk*, so wie ihr es schon einmal getan habt, dann werdet ihr sehen was ihr davon habt.
 

Ich hoffe sehr ihr spürt es manchmal noch!“
 

Entgegnet sie ihm dabei in einem derart abfälligen Unterton, dass man ihre Ablehnung und ihre bodenlose Wut die darin mitschwingt deutlich heraushören kann. Es bleibt nicht folgenlos, augenblicklich löst sich seine Hand von ihrem Arm, den er noch immer grob gepackt hält und holt in seiner offenkundigen Rage völlig impulsgesteuert und gänzlich unvermittelt zum Schlag aus....ohne es selbst wirklich verstandesgemäß zu bemerken.
 

Doch der Schlag soll sie nicht treffen, selbst wenn er es hätte tun wollen, da die junge Zwergenfrau mit dem langen schwarzen Haarschopf und den schönen eisblauen Augen ganz plötzlich resolut dazwischen geht.
 

„Hört gefälligst damit auf euch weiter anzugiften!
 

Mahal euer unsinniger und egoistischer Streit führt doch zu nichts, als zu noch mehr sinnlosem Hass und Zorn zwischen unseren Völkern. Der Junge er stirbt, wenn sie ihm jetzt nicht bald hilft. Thorin bitte nur einmal...sei nur einmal nicht so unglaublich Zwergenstur wie sonst! Bitte lass sie jetzt nach dem Jungen sehen, sie hätte es doch ohnehin getan, auch ohne dass du sie dazu zwingst. Shazra*..verdammt* warum musst du dich da immer einmischen?“
 

Dis warme verängstigte Stimme nimmt einen solch flehenden und zugleich aufgebrachten Unterton an, der ihren älteren Bruder unwillkürlich zur Besinnung bringt.
 

Der Angesprochene atmet ein paar mal hörbar durch, ehe er ihr antworten kann, wobei er die Heilerin allerdings vollkommen ignoriert. „Du weißt warum ich das tue. Es ist schließlich meine Aufgabe dafür zu sogen, dass wir nicht wieder bedroht werden, nicht noch einmal...ich sage dir nicht noch einmal...und DAS DA“...er zeigt mit einem verächtlichen Schnauben auf die ihm an Körpergröße deutlich unterlegene rothaarige Frau...“IST eine BEDROHUNG“....vollendet er den Satz dabei zornig und im Brustton der Überzeugung. Worauf er nur einen Augenblick später völlig überraschend ein lautes und spöttisches Lachen erntet, das eindeutig in seine Richtung abzielt.
 

„Ha also DAS glaubt ihr doch selbst nicht? Wie soll ICH für euch eine Bedrohung sein Zwerg? Ich bin allein, ihr seid so viele...wie? Sagt mir das? WIE?“ Es ist die Frau, die ihm erneut jene Art von Widerstand bietet, die er auf den Tod nicht ausstehen kann. Blitzschnell fährt er herum und nagelt sie mit zwei schnellen Schritten an der rückwärtigen Wand des kleinen Zimmers fest, so dass sie ihm nicht mehr ausweichen kann. „ICH ALLEIN entscheide, was ich als Bedrohung für mein Volk empfinde und was nicht und mir ist dabei herzlich egal, ob ihr einer oder viele seid Elbenblut!
 

Oh ich will nicht wissen, in welchem schmutzigen Loch man euch dereinst gezeugt hat, vorlautes Weibsstück, aber wenn ihr es noch einmal wagt mich so derart unverschämt herauszufordern, dann gnade euch der allmächtige Schöpfer und jetzt geht gefälligst und tut um was sie euch gebeten hat...ehe ich nachhelfen muss!“ Er lässt sie los und schubst sie sofort danach mit einer abfälligen Geste in Richtung der Türe, damit sie endlich zu dem Jungen kann, der im Nebenzimmer noch immer mit dem Tode ringt...
 

Als sie zur Türe hinaus geht, will er ihr folgen, wie um sie zu kontrollieren, doch Dis hält ihn vehement und sehr bestimmt am Arm zurück. Noch ehe er sich von seiner Schwester lösen kann spricht sie ihn darauf an. „Thorin mein Bruder sag mir, warum hasst du sie so sehr? Warum? Was in des Schöpfers heiligen Namen hat sie dir denn getan? Sie lebt allein in der Hütte am Dorfrand und hält sich doch sowieso die meiste Zeit von uns fern da sie es weiß! Sie weiß doch längst, dass sie alle meiden, weil sie so ist wie sie ist. Aber wieso DU...? Das verstehe ich nicht!“ Dis blaue Augen blicken forschend in seine, die den ihren so unglaublich ähnlich sind. Thrains Tochter sieht den merkwürdigen Ausdruck seiner Augen. Er wirkt wütend, ja verbittert....der ewige Groll auf das Blut der Eldar, auf all jene die ihn damals im Stich ließen.
 

Das ist ein Grund dafür, aber es ist lange nicht der Einzige, das weiß die jüngere Schwester in dem Moment, als sie ihn, der noch immer in seiner grenzenlosen kalten Wut gefangen scheint ansieht. „Du verstehst das nicht..DIS!“ Entgegnet er ihr abweisend wobei er sich energisch von ihr loszumachen versucht. Als er dies geschafft hat geht er und das ohne noch ein weiteres Wort an sie zu verlieren. Und plötzlich hat Dis einen üblen Verdacht..einen den sie tatsächlich nicht begreifen kann. Ein heftiges Schlucken ist daher zunächst alles, was über ihre zitternden Lippen dringt, ehe sie lautlos hinter ihm her flüstert...
 

...“oh doch ich glaube ich verstehe es nur zu gut...ich verstehe nur zu gut mein Bruder!“

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Thyk* - abfällig für Zwerg

Heilung

Die rothaarige Frau sieht sich nicht um, als sie den Raum verlässt...sie weiß genau wohin sie gehen muss. Das Zimmer in dem der Junge liegt ist direkt neben an. Als sie draußen angelangt ist, muss sie kurz durchatmen.
 

ER lässt ihr Blut kochen....wieder und wieder und sie weiß nicht warum oder vielmehr weiß sie das schon, aber sich kann noch immer nichts dagegen tun. Der alte Groll auf ihn sitzt einfach zu tief. All ihre Gedanken sind im Moment nur darauf ausgerichtet noch einmal dem Jungen zu helfen, der mit dem Tode ringt. Also versucht sie es vehement abzuschütteln und sich nur darauf zu konzentrieren, was ihre Aufgabe ist, denn diese alte Fehde zwischen ihnen gehört jetzt gewiss nicht hier her.
 

Ein paar Sekunden später hat sie es geschafft, sie hat das Zimmer ohne Probleme gefunden, denn sie kennt es...viel zu regelmäßig war sie dafür schon hier. Dis jüngster Sohn hat ihre einzigartigen Fähigkeiten in der Vergangenheit leider häufiger benötigt, wenn es auch noch niemals so schlimm gewesen ist, wie dieses mal. Der Raum ist unterdessen nur schwach beleuchtet, lediglich eine einzige Feuerschale erhellt die ansonsten sehr düster wirkende Kammer.
 

Der Junge liegt in seinem Bett und doch ist er dieses mal nicht allein, denn als sie erneut und nahezu lautlos eintritt um nach Kili zu sehen, richten sich unwillkürlich zwei erschrockene Augenpaare auf sie. Zum einen ist es das, des älteren Bruders des Jungen, der sie aus seinen hellen blauen Augen heraus verstört mustert.
 

Das andere aber gehört einem der besten Freunde des Zwerges. Sie kennt ihn, sein Name ist Balin!
 

Sie kannte schon seinen Vater Fundin und sie kennt ihn gewissermaßen noch....doch das ist lange her...längst aus einem anderen Leben, aus einem Leben das sie schon Ewigkeiten hinter sich gelassen hat...ebenso wie die Erinnerung daran. Sie hat mit dem Vater des jungen Zwerges überdies nicht viel zu tun, seit sie hier in den Erde Luin lebt...ja sie geht ihm zumeist absichtlich aus dem Weg..aus gutem Grund!
 

Und so ist ER es auch der sie gleich darauf anspricht...Balin, Thorin Eichenschilds Freund und zugleich treuer Weggefährte.
 

„Was macht ihr hier Heilerin?“ Fragt er sie merklich verblüfft, wobei seine hellen graublauen Augen wachsam auf sie gerichtet sind. Sie lächelt unwillkürlich, sieht die wirren Strähnen, die sich längst unübersehbar silbern durch sein ansonsten durchgängig hellbraunes Haar ziehen und ihn dadurch um einiges älter wirken lassen als er vermutlich ist.
 

„Grämt euch nicht Balin Fundins Sohn, ich bin hier, weil man mich gerufen hat, so einfach ist das.“
 

Sagt sie anschließend gelassen, wobei sie sich elegant an ihm vorbei zum Lager des Jungen schiebt, an dessen Seite noch immer wachend und ängstlich hoffend der andere junge Zwerg steht, der sie keine Sekunde lang aus den Augen lässt. Das blonde Haar des jungen Mannes ist für einen Zwerg ungewöhnlich hell und wirkt nahezu golden. Im schwachen Schein der Laterne sieht sie den Ansatz eines Bartes auf seinen Wangen sprießen, bald wird auch er erwachsen sein. Die klaren blauen Augen des Halbwüchsigen sind derweil argwöhnisch und ebenso wachsam auf sie gerichtet, als sie nahe an ihn heran tritt.
 

"Was macht ihr hier? Ich...ich kenne euch nicht. Sagt mir WER ihr seid?“ Fragt er sie leise, er klingt vorsichtig und sichtlich verstört. Die Frau lächelt abermals. „Du kannst mich getrost so nennen, wie alles tun. Ich denke an Heilerin ist nichts verwerfliches auszusetzen, denn das ist es was ich kann und das ist es was ich bin! Und ich bin die, die allein in der Hütte am Dorfrand lebt. Du hast mich also sicher schon gesehen Fili." Antwortet sie ihm schließlich nachsichtig und überraschend gelassen, wobei sie ihm ein beruhigendes Lächeln schenkt.
 

„Nun was ist darf ich..?“ Fragt sie den jungen Mann im Anschluss daran leise, als er noch immer keine Anstalten macht ihr den notwendigen Platz am Bett seines jüngeren Bruders zu lassen, damit sie arbeiten kann. Im selben Moment als der junge Zwergenmann zurück treten will, öffnet sich die Zimmertüre erneut, jemand betritt den Raum und sie muss sich nicht umwenden um zu wissen wer es ist.
 

Sie hat ihn bereits an der für ihn typischen Schrittabfolge erkannt.
 

„Fili mach ihr Platz und lass sie arbeiten! Hast du mich gehört, geh weg da!“
 

Ertönt die klare tiefe Stimme hinter ihr, die sie nur zu gut kennt. Sie wusste schon vorher, dass er ihr folgen würde. Sein Misstrauen ihr gegenüber ist über die Jahre nicht geringer geworden, im Gegenteil, es hat ihn geradezu hinter ihr her getrieben. Und sie kennt ihn doch schon so lange, viel länger als er es überhaupt ahnt. Ohne sich umzusehen, schiebt sie den Halbwüchsigen neben sich sanft auf die Seite und wendet sich damit endlich dem zu, der auf dem Lager liegt.
 

Er ist noch so jung, wirkt zerbrechlich und so unschuldig, wie jedes Kind.
 

Der Zwergling mit dem nahezu nachtschwarzem Haar ist wie erwartet ohne Bewusstsein. Das dichte Haar ist lang geworden im Nacken, es klebt in feuchten Strähnen an seiner fiebrigen Stirn. Sie kennt den jungen Zwerg. Kili ist sein Name, ein aufgeweckter hübscher Knabe ist er, der oft noch nichts als Unfug im Kopf hat. es ist wie sie es sich gedacht hat..schon einige Male musste sie ihn wieder gesund machen, vordringlich weil er sich bei seinen Streichen wirklich sehr übel verletzt hat und Dis in ihr als geborener Heilerin noch die einzige Möglichkeit ihm zu helfen sah.
 

Jetzt ringt der Junge mit dem Tod. Der Sturz war tief, über viele Meter ungesichert ist er abgestürzt, weil er seinen älteren Bruder beeindrucken wollte mit seiner Geschicklichkeit und mit seinem Mut. Seine Knochen sind gebrochen, von der Hüfte abwärts, doch das ist längst nicht das Schlimmst, das kann gegebenenfalls auch der Bader wieder schienen.
 

Nein, die Verletzungen weswegen Dis sie hat kommen lassen, liegen im Inneren seines Körpers. Sie sind tief, weit tiefer als sie es anfangs vermutet hatte. Als die Heilerin abermals sachte ihre Hände auf seine Brust legt, um ihre inzwischen schon merklich erschöpften heilerischen Kräfte fließen zu lassen spürt sie es. Kilis Atmung geht flach und nur noch stockend. Sie fühlt das Blut unter ihren Händen pulsieren, ja sie spürt regelrecht, wie das Leben weiter aus dem Jungen weicht....unaufhaltsam kriechend, wie zäh flüssiger Honig. Und doch will sie noch einmal alles versuchen um ihn zu retten.
 

Die elbenblütige Heilerin möchte nicht dass, das fröhliche Lachen dieses jungen Zwerges für immer verstummt. Er der, der Einzige von allen ist, der sie nicht so ansieht wie die anderen Zwerge es tun. Abgesehen von seiner Mutter, die ein gutes Herz hat und sie bisher niemals spüren ließ, wie anders sie doch ist, zumindest was ihren Status anbelangt.
 

„Ich werde jetzt beginnen...und bleibt alle von seinem Lager fort, ganz gleich was auch geschieht berührt es nicht! Es mindert sonst meine Kraft.“
 

Flüstert sie plötzlich leise in die Stille, die Worte kommen wie in Trance über ihre schwach zitternden Lippen. Ja sie wird es noch einmal tun wie sie es schon vor ein paar Stunden getan hat...eigentlich wäre sie zu schwach...sie hat dort schon eindeutig zu viel ihrer Kraft verbraucht. aber sie hat es Dis versprochen, also tut sie es wieder...obwohl sie weiß, was es unter Umständen für einen Preis von ihr fordern könnte.
 

„Ihr werdet nur DAS tun was man euch aufgetragen hat und nicht mehr, habt ihr mich verstanden?!“
 

Grollt seine an sich angenehm voll tönende tiefe Stimme derweil unwillig im Hintergrund vor sich hin, die eindeutig in ihre Richtung abzielt. Sie weiß es...sie hat es gehört. Indem dreht sie sich kurz zu ihm um, ihre Lippen umspielt dabei ein provokant süffisantes Lächeln, mit dem sie diesem Einfaltspinsel von Naugol zeigen will, dass sie sich nicht vor ihm fürchtet.
 

„Nun ich muss sagen ihr habt euch über all die Zeit nicht verändert. Wisst ihr so wart ihr schon als Junge. Sagt mir Thorin, ist Misstrauen wirklich das Einzige, das euch zu eigen ist? Das Einzige das es in eurem Innern gibt?“
 

Der junge Zwergenfürst sieht sie an, der Unglaube darüber was sie eben zu ihm gesagt hat, steht ihm geradezu in sein Gesicht geschrieben.
 

„Woher wollt ihr das wissen? Ausgerechnet ihr...ihr kennt mich doch gar nicht!“
 

Fährt ihm dabei reichlich verblüfft heraus.
 

Wider lächelt sie dieses eigentümliche Lächeln, das sie so unheimlich für ihn macht.
 

„Oh täuscht euch da nur nicht, ich kenne euch weit besser als ihr glaubt. Wisst ihr nicht nur Fundin war Wachmann in eures Vaters Reich im Erebor. Ohh ich sage euch, täuscht euch nur nicht, ich weiß noch sehr gut wie es dort war, auch wenn es lange her ist. Ich weiß auch noch sehr gut, wie ihr und eure Familie damals entkommen konnte, als Smaug kam. Viele Jahre wollte ich es einfach nur vergessen.
 

Über unzählige Jahre hat es mich ruhelos und heimatlos durch ganz Mittelerde getrieben, denn ich gehöre weder zu ihnen noch gehöre ich ganz zu euch und dann fand ich Durins Volk hier in den Ered Luin. So kam ich zurück und ich sah, dass eure grenzenlose Wut und euer Misstrauen auf alles elbische Volk in der ganzen langen Zeit nur noch weiter gewachsen ist. Das empfinde ich als sehr schade, aber es lässt sich wohl nicht mehr ändern...jetzt nicht mehr, denn dafür ist es längst zu spät, der alte aufgestaute Zorn sitzt zu tief auf beiden Seiten."
 

Es ist angesichts dieser Auseinandersetzung totenstill im Raum keiner der beiden anderen Zwerge die noch anwesend sind wagt es sich zu rühren oder gar dazwischen zu gehen um diesen sich immer weiter zuspitzenden Disput zwischen den beiden Kontrahenten zu unterbinden.
 

Thorins Autorität steht dafür wie das der alten Könige von einst mächtig und unerbittlich unnachgiebig im Raum....ER sieht sie als das, was sie ist, als unerwünschtes Elbenblut an und doch hat genau sie etwas an sich, das sich partout nicht von ihm unterwerfen und schon gar nicht kontrollieren lassen will, wie er es gerne von ihr hätte.
 

Im Gegenteil...
 

Plötzlich macht sie einen energischen Schritt auf ihn zu und noch ehe er es verhindern kann, legt sich ihr rechter Zeigefinger so zielgerichtet auf die Stelle seiner Brust, die ihr Schwertstreich von ehemals als sichtbares Mahnmal in Form einer hässlichen Narbe bei ihm hinterlassen hat.
 

„Ich hoffe ihr spürt ihn manchmal noch, den alten Schmerz?!
 

Ich für meinen Teil fühle ihn, so als wäre es gestern erst gewesen. I Valar ihr habt mich damals vor zwei Jahren fast tot geschlagen, habt ihr das etwa schon wieder vergessen? Ja damals als ich zurück kam und ihr mich in eurem unsäglichen Zorn auf alles, was elbisch ist, regelrecht vernichten und damit sehenden Auges töten wolltet.
 

ICH habe es gewiss nicht vergessen können, ihr erinnert mich jeden Tag daran Eichenschild..immer wenn ich euch begegnen muss!“
 

Er richtet sich auf packt ihre Hand und schiebt sie mit einem angewiderten Knurren grob von sich fort.
 

„Ihr habt es gewiss verdient Khalam*! (Halbelb*)
 

Alles Elbenpack, wie das von Thranduil hätte es aus meiner Sicht verdient, seid also froh dass meine Schwester Dis es damals verhindert hat, indem sie selbst dazwischen ging. Ich hätte euch nämlich getötet, das schwöre ich euch, so wahr ich hier stehe!“
 

Sie sieht ihn an, ihre dunkelgrünen Augen funkeln vor unterdrücktem Zorn in der Farbe von zwei leuchtenden Smaragden, kalt wie glänzendes Sternenlicht, ebenso unendlich und ebenso gleichgültig herablassend, wie sie auf alle Sterblichen blicken, die sie ihr Leben lang verhöhnt und verleumdet haben.
 

„Und warum habt ihr es dann nicht schon lange zu ende gebracht? Immerhin bin ich hier...ihr müsst nur den Mut haben es zu tun!"
 

Faucht ihre Stimme derweil weiterhin in unbändigem Zorn in seine Richtung.
 

Der Zwergenmann sieht sie an, abgrundtiefer Hass steht dabei unübersehbar in seinen Augen, wie auch in ihren, lodernd und alles an Vernunft verzehrend.
 

Mühsam gewahrte Haltung...wegen dem Jungen, nur allein wegen dem Jungen.
 

„Weil ich mit einiger Sicherheit weiß, dass ihr nicht nur allein elbischen Blutes seid. Aber was noch durch eure Adern fließt und ihr anstatt dessen seid, will ich nicht wirklich wissen!
 

Und noch einen zwingenden Grund gibt es dafür. Ich nehme an, dass ihr ihn gewiss genauso so gut kennt wie ich selbst. Es liegt einzig und allein daran, weil ihr und nur ihr allein, über sehr altes und kostbares Wissen verfügt, das meinem Volk gänzlich fremd ist.
 

Ihr seid bis zu einem gewissen Grad nützlich und so einfältig bin auch ich wiederum nicht, den einzigen Heiler zu töten, der in diesem abgelegenen Teil von Arda verfügbar wäre. Selbst wenn er elbischn Blutes ist, so wie ihr...!“ Hört sie ihn, ihr diese Worte regelrecht vor die Füße spucken.
 

Noch ehe er ganz fertig gesprochen hat, dreht sie sich um. Ihre Atmung geht stoßweise, er sieht ihr an, dass sie unendlich wütend auf ihn ist, aber sie bemüht es sich abzuschütteln...ohne noch ein Wort an ihn zu verlieren, kümmert sie sich schließlich um den Jungen.
 

Sie blendet nahezu alles um sich herum aus, anstatt dessen legt sich eine ihrer Handflächen auf seine Stirn und eine auf seine nackte Brust...zart streicht sie ihm die feuchten schwarzen Locken aus dem Gesicht. Ihre sonst so streng wirkenden Züge werden mit einem Mal überraschend weich und zeigen damit so selten an, was für eine schöne Frau sie im eigentlichen Sinne ist und dann...dann beginnt es.
 

Zunächst ist es nicht mehr, als ein leiser eintöniger Singsang...ob elbisch, zwergisch oder gar Westron kann niemand sagen.
 

Es klingt leise und wie das sachte Murmeln eines klaren Gebirgsbaches, der munter über die Steine zu Tal springt. Dann folgt das Licht...es scheint aus ihr heraus zu strahlen, durchströmt sie ihn schimmernden Wellen. Jeder im Raum spürt es, die überwältigende Kraft, die das reine unsterbliche Licht der Eldar in sich trägt, ist die Kraft des Lebens...sie lässt gebrochene Knochen zusammenfügen und ganz werden, zerfetztes Fleisch heilen.
 

Ihre Gabe ist einzigartig und kostbar....das wissen alle...auch ER.
 

Schließlich ist es vorbei, es endet so schnell wie es begann.
 

Ihr Atem geht keuchend...sie muss sich kurz abstützen um nicht zu fallen. Der Kampf um sein Leben hat ihre letzte Kraft verbraucht, sie ist kurz davor zu straucheln und doch kann sie sich nicht mäßigen, als sie kurz darauf nahe an dem Zwergenmann vorbei kommt, weil sie den Raum verlassen möchte.
 

„Wisst ihr nur damit ihr es nicht vergesst, ich habe einen Namen Zwerg! Den solltet ihr euch vielleicht besser merken. Es kann nämlich sehr gut sein, dass ich ihn euch eines schönen Tages noch einmal in eure bloße Haut ritzen werde, wenn ihr nicht aufhört mir andauernd zu drohen.
 

Und damit ist mir im Grunde ganz EGAL wer ihr seid...oder für wen ihr euch selbst haltet. Ihr habt keinen Berg mehr, also seid ihr in meinen Augen auch kein König Thorin Eichenschild!
 

Ihr seid nichts als ein arroganter von sich überzeugter aufgeblasener Thyk...ein...ein"...
 

Es ist ihre Art sich dem maßlosen Zorn Luft zu verschaffen, der unentwegt in ihr schwelt, wie ein schlafender Vulkan.
 

Aber weiter kommt sie nicht mehr, denn in dem Moment kann er sich nicht mehr länger zurück halten. Die mühsam gewahrte Beherrschung fällt von ihm ab. Mit zwei schnellen Schritten ist er bei ihr angelangt und packt sie so wütend und unvermittelt am Arm, dass sie vor Schmerz regelrecht zusammen zuckt.
 

Mit einem einzigen kräftigen Ruck zieht er sie so nahe an sich heran, dass ihre Augen direkt in seine blicken müssen. Sie kann ihm nicht mehr länger ausweichen, sie ist ihm so nahe, dass sie sogar seinen warmen Atem auf ihren Lippen spüren kann, der stockend und überraschend unregelmäßig geht.
 

„Dann nennt mir verdammt nochmal endlich euren Namen, wenn ihr von meinem denn schon so wenig zu halten scheint..elendigliches Elbenbalg.
 

Was ist..ich höre?“
 

Knurrt er sie einen Augenblick später so unbeherrscht und zornig an, dass sie glaubt er würde jeden Moment gänzlich die Fassung verlieren und sie schlagen. Ihre Augen spießen ihn geradezu auf, doch ihr Mundwerk ist mit allen Wassern gewaschen und gewiss nicht ungefährlich.
 

„Wisst ihr im Drohen seid ihr schon immer ziemlich gut gewesen!“
 

Kontert sie ihm daher mit gestrafften Schultern...mühevoll aufrecht zwingt sie sich dazu ihm Widerstand zu bieten, obwohl sie weiß, dass sie ihm körperlich unterlegen ist. Sie hat nicht die Kraft eines Mannes...aber den eisernen Willen, den sie von ihrem zwergischen Vater geerbt hat und den lässt sie sich gewiss nicht brechen, schon gar nicht von ihm, der es permanent versucht, wo er sie nur erwischen kann.
 

Thorin hat indessen echte Schwierigkeiten ruhig zu bleiben. Ihr eigenwilliger Duft steigt ihm in die Nase...wo sie ihm so nahe ist...ungewollt...und doch so merkwürdig berauschend.
 

Er hasst sie...er kann sie nicht ausstehen, das sagt er sich jedes mal aufs Neue.
 

Ja es ist fast schon wie ein stetig wiederkehrendes Mantra...er muss das tun...würde er doch irgendwann ihrem für ihn so fremdartigen Reiz erliegen und das weiß er nur zu gut.
 

Noch im selben Augenblick geht die Türe auf, die junge Zwergenmutter erscheint in Türrahmen. Ihre Augen sind sichtbar gerötet, sie hat geweint, man sieht ihr die Verzweiflung und die Angst um ihr Kind deutlich an. Fassungslos starrt sie auf die beiden Kontrahenten, die sich offenbar schon wieder in den Haaren liegen, wie so oft in letzter Zeit.
 

„Thorin was ist hier los...?“
 

Fragt sie ihren Bruder schließlich mit hörbar scharfem Unterton in der Stimme, doch dieser wendet sich wortlos ab, wobei er die Elbenfrau gleichzeitig mit einem ungnädigen Schubser in Dis Richtung frei gibt. Der durchdringende Blick der Zwergin richtet sich sofort auf die Heilerin.
 

„Was ist Lyriel, willst DU mir nicht endlich sagen, wieso ihr beide euch ständig so angiften müsst? Bei keinem ist es so schlimm wie bei euch beiden.“ Die dunkelhaarige Zwergin verstummt mit einem leisen verzweifelten Seufzer auf den Lippen, wobei sie die beiden nicht aus den Augen lässt.
 

Die Halbelbin wendet sich rasch ab.
 

„Frag nicht mich Dis, frag...IHN!
 

Dem Jungen geht es im Übrigen etwas besser und jetzt werde ich gehen. Ich denke es genügt im Moment, wenn ich morgen noch einmal nach ihm sehe!“
 

Sagt sie leise, es klingt reichlich resigniert und verbittert.
 

Ohne noch den erwartungsgemäßen Kommentar von Thorin abzuwarten, geht sie schließlich mit ein paar hastigen Schritten aus dem Raum.
 

Sie lässt sie alle einfach stehen...sucht ihr Heil in der Flucht. Das hat sie schon immer am Besten gekonnt. Sich den Dingen zu stellen war bisher nicht ihre Stärke gewesen, doch vielleicht ist es jetzt an der Zeit es endlich zu tun...

..begehren

Ihm stockt indessen der Atem..ihr Name, endlich hat sie ihm den offenbart...jetzt kennt er ihn.
 

« LYRIEL »
 

Das ist er also...ungewöhnlich...und elbisch...aber er klingt auf eine ihm merkwürdig erscheinende Weise schön. Diese erschreckende Erkenntnis brennt sich dem jungen Anführer ebenfalls tief in sein wundes Herz ein, auch wenn er es nicht zugeben will, wie so oft.
 

Derweil tragen ihre Füße die elbenblütige Frau wie selbstverständlich zur Türe des Hauses hinaus, in dem er und seine Familie lebt.
 

Sie denkt nicht einmal darüber nach was sie tut, blindlings lässt sie alles hinter sich.
 

Wieder einmal hat sie ihr Heil in der Flucht gesucht, obwohl es sonst eigentlich nicht ihre Art ist, vor unangenehmen Situationen zu fliehen. Bisher kannte sie sich und ihr Handeln ganz anders was das anbelangte, aber das ist jetzt schon so unendlich lange her. Sie hat in der Zwischenzeit so viele schlimme Dinge gesehen und unendliches Leid miterlebt, vielleicht wird man ab einem bestimmten Punkt so...vielleicht ist es einem irgendwann alles völlig gleichgültig.
 

Die Schmerzen anderer berühren einen nicht mehr so, man lässt es nicht mehr so nah kommen, dass es einem selbst weh tun kann. Man wird merkwürdig gefühllos. Sie weiß, dass das inzwischen ihre Art ist mit Verletzungen umzugehen..nein nicht mit denen des Körpers, wohl aber mit denen der Seele und sie weiß auch, dass es längst noch einen ganz anderen Grund dafür gibt, warum sie vor dem für sie Unvermeidlichen flieht. Sie ist eine Außenseiterin eine Geächtete, gebrandmarkt durch ihre Andersartigkeit, für jeden sichtbar der es sehen will.
 

Für jeden von ihnen spürbar, der den Finger auf die offene Wunde ihres Herzens legt...und SEINE Schuld daran ist sicherlich nicht unerheblich.
 

Auch wegen ihm hat sie diese Stellung im Dorf, die keinerlei Privilegien zu lässt. Sie ist lediglich geduldet, weil sie etwas kann, das andere nicht können und weil sie ihr Können lebensnotwendig brauchen. Wäre dem nicht so, so hätte er sie längst fortgejagt oder vielleicht sogar schon getötet. Sie weiß ganz genau, warum er ihr Blut so sehr hasst, das Blut ihrer unsterblichen Sippe, das zweifelsfrei sichtbar durch ihre Venen fließt.
 

Ausgerechnet diese Blutschuld ist es, die ihn diesen Teil ihres Volkes so sehr hassen lässt, denn sie war damals dabei, sie hat es gesehen, mit eigenen Augen. Sie hat gesehen, wie Thranduil sich abgewendet hat, als sie ihn am dringendsten gebraucht hätten, als Durins Volk auf der Flucht vor Smaug gewesen ist. Ja sie hat es mitangesehen. Doch damals ging sie weder mit Thranduil, noch mit Durins Volk. Sie wusste, dass sie zu keinem dieser beiden Völker wirklich und wahrhaftig gehörte. Niemals richtig, auch da sie weder dem einen noch dem anderen jemals ganz genügen konnte, dazu war sie eindeutig zu viel Bastard...und die erfreuten sich in der Regel nirgends sonderlicher Beliebtheit.
 

So blieb ihr damals letzten Endes nur der Weg ins Exil...
 

Es hat so sehr sehr lange gedauert, bis sie sich entschließen konnte zurück zu kehren und da der Berg auf ewig verloren schien, ging sie schließlich irgendwann doch dahin zurück, wo sie sich bisher immer am sichersten gefühlt hatte...zu den Zwergen des Erebor und die lebten jetzt schon seit einigen Jahren unter der Führung ihres jungen Königs in den Ered Luin....den blauen Bergen. Nun diese durchaus nützlichen Informationen hatte sie zwischenzeitlich durch eine Vielzahl von Reisenden erlangt, mit denen sie damals unterwegs gewesen ist.
 

Und jetzt ist sie hier...jetzt lebt sie hier.
 

Sie hebt kurz den Kopf, als müsste sie über etwas nachdenken, all das geht ihr dabei ungewollt durch den Sinn. Sie hört sich selbst leise seufzen...ja es ist schon so lange her. Aber was hat es ihr gebracht? Nichts! Ihr Status ist noch immer unverändert. Mit leisen Schritten geht sie weiter nahezu lautlos durch die Nacht, wie ein düsterer Schatten in der Finsternis.
 

Lyriel ist es gewohnt, sich möglichst unsichtbar zu machen, keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die üblen Schmähungen und gemeinen Worte, die sie stets hinter ihrem Rücken begleiten, wenn sie alle glauben sie würde es nicht hören, will sie am Liebsten ausblenden, doch sie schneiden sich in ihr Herz wie eine Messerklinge.
 

Sie hat bis dahin nicht gewusst wie schmerzhaft die Macht von Worten sein kann...und doch bleibt sie. Nicht aus dem Grund, weil es keinen anderen Ort in Arda für sie gäbe. Nein sie könnte im Grunde überall hin gehen und leben wo sie wollte, vielleicht sogar ohne ständig schlecht behandelt zu werden.
 

Doch die Heilerin hat schon so viel gesehen und kein Ort war dabei der sie hätte länger binden können. Ob sie es nun wahr haben will oder nicht, sie hängt an ihnen, sind sie doch auch unzweifelhaft ein Teil von ihr selbst. Sie hat ebenfalls einen guten Anteil Durinsblut in den Venen...nur weiß ihr Anführer das nicht und das ist auch gut so!
 

Wüsste er es, so würde er sie wahrscheinlich erst recht dafür töten wollen. Wie er schon so treffend formuliert hatte, sie war für ihn nichts als ein Bankert, gezeugt in irgend einer dunklen Ecke von Mittelerde.
 

Oh wenn er nur wüsste, wie dunkel diese Ecke in Wahrheit wirklich war und wie nah sie seinem einst geliebten Heim gewesen ist?
 

Über diesen profanen, wie zutreffenden Gedanken muss sie unwillkürlich lachen. Ja sie ist ein Bankert, ein Bastard und darauf ist sie stolz. Es hat sie letzten Endes zäh gemacht und zu dem was sie jetzt ist. Ihr stolzes Wesen ist noch immer ungebrochen. Aber eben dieses ließ sie bereits so vieles erdulden, wovon er nicht die geringste Ahnung hat. Aber das geht ihn im Grunde auch nichts an, eben so wenig wie all die anderen Zwerge, die jetzt in den Ered Luin im Exil leben.
 

Das ist ihr Geheimnis, ihres ganz allein!
 

Die junge Frau mit dem langen dunkelroten Haarschopf und den unübersehbar elbisch spitzen Ohren geht leichten und kaum hörbaren Schrittes weiter durch die sternklare Dunkelheit, in Richtung ihrer schlichten Behausung.
 

Es ist eine kleine, etwas windschiefe Hütte am Dorfrand, die sie bewohnt seit sie hier ist. Es ist die, die niemand sonst haben wollte. Natürlich lebt sie dort allein, bis..ja bis auf die streunende Katze, die einen schönen Tages vor einem Jahr bei ihr Zuflucht gefunden hat und die ebenso wenig jemand haben will, wie sie selbst auch. So in sich und ihre Gedanken versunken merkt sie nicht, dass ihr jemand folgt...vorsichtig und sehr darauf bedacht, nur ja kein unnötiges Geräusch zu verursachen, das sie hören könnte.
 

derweil an anderer Stelle...
 

Ein dunkles Augenpaar ist auf sie gerichtet, es brennt wie von einem lodernden Feuer erhellt, das sich von innen heraus verzehrt. Es ist ein tiefes und dunkles Verlangen, gespeist von Ablehnung und Anziehung gleichermaßen...und dieses Verlangen kann nicht gestillt werden. Niemals...denn das hat ER sich bei allem was ihm heilig ist geschworen.
 

Er ist ihr gefolgt, natürlich ungewollt und doch ist es für ihn fast schon wie ein Zwang das zu tun und endlich..endlich weiß er auch ihren Namen. Den, den ihm seine Schwester vorhin vermutlich eher ungewollt und ohne weiter darüber nachzudenken preis gegeben hat.
 

Sie, die er bis dahin immer nur mit ihrem Titel angesprochen hat. Da ist dieses seltsame ETWAS an ihr, das ihm so unerklärlich vertraut erscheint und ihn geradezu hinter ihr her getrieben hat. Zum Einen um sich zu vergewissern, dass sie tatsächlich unbeschadet zu ihrer Behausung gelangt, da er sich als ihr Lehnsherr um sie sorgt, obwohl er das nicht partout nicht für sich selbst wahr haben will.
 

Und zum Anderen ist da noch dieser unbändige, nicht stillbare Zorn auf sie und ihre unbedachten wie respektlosen Worte ihm gegenüber. Das kann und will er nicht so ohne weiteres auf sich sitzen lassen.
 

Sie hat sich ihm gefälligst zu fügen. Die störrische Elfe ist nur eine Magd, doch nichts weiter als irgendeine unscheinbare Magd, die ihm zu jeder Zeit zu gehorchen hat. Das ist er gewohnt...er kennt es nicht anders.
 

Aber dem Anschein nach hat sie das noch immer nicht begriffen und das nach so langer Zeit.
 

Er weiß es noch ganz genau, denn so lange ist es noch nicht her, dass er sie dafür bestrafen wollte, dass sie sich ihm so offenkundig widersetzt hatte als sie zu ihnen in die Ered Luin kam, ja dass ihn ihr unübersehbar elbisches Erbe damals wie heute so sehr in Rage versetzte, dass er sie beinahe getötet hätte, wäre seine Schwester nicht durch Zufall im richtigen Moment dazwischen gegangen.
 

Dieses widerspenstige, wie fast schon beeindruckend eigensinnige Elbenweib konnte jedoch wider erwarten wesentlich besser mit ihrer Klinge umgehen, als er es zu dem Zeitpunkt vermutet oder angenommen hatte und so hatte sie ihm dort vor zwei Jahren jenen deutlich sichtbaren Denkzettel verpasst, der ihn stets daran erinnern sollte, dass sie sich ihm niemals beugen würde...niemals...was da auch kommen mochte.
 

Ja und jetzt weiß er zwischenzeitlich sehr gut, dass sie sich durchaus zu wehren versteht und zwar nach seiner äußerst schmerzhaften Erfahrung mit ihr. Das ist aber genau das, was er ihr nicht verzeihen kann...sie die ihn dahingehend so gedemütigt und bloß gestellt hat.
 

Das ist es, was sie ihm eines Tages büßen wird, er wird seinen Respekt von ihr schon noch bekommen, ganz gleich, was ihn das kostet.
 

ER kann warten...!
 

Thorin hat es ganz genau gehört.
 

Seine Schwester hat ihm ihren Namen genannt.
 

Lyriel heißt sie also?! Der junge Zwergenfürst stutzt mit einem Mal, als ihn unwillkürlich ein mehr oder weniger spontaner Gedankenblitz durchzuckt.
 

Ihr Name...er kennt ihn von irgendwoher...aber er weiß nicht mehr, wo er ihn schon einmal vernommen hat, lange bevor seine Schwester ihn vorhin wohl eher unbewusst genannt hat...er hat es vergessen.
 

Thorin kann sich nicht daran erinnern....
 

Inzwischen ist die Heilerin bei ihrer Hütte angelangt, sie bemerkt nicht, dass ausgerechnet Thorin höchst selbst es wagt, ihr unsichtbar und dazu nahezu lautlos bis zu ihrem Heim zu folgen. Warum sollte sie auch, rechnet sie doch nicht im Ansatz damit, dass der Zwerg das tun könnte?
 

Gerade ER, wo er sie doch so sehr verabscheut. Was hätte er denn davon?!
 

Auf der Schwelle ihres Heims angekommen, atmet sie noch einmal kurz durch...sie strafft sich sichtbar. Endlich hat sie alles hinter sich gelassen, der schreckliche Tag ist vorbei. Sie streift ihn ab, wie eine zweite Haut, lässt all das Übel vor der Türe zurück. Hier ist sie zu Hause, hier darf sie so sein, wie sie will...hier beobachtet und kontrolliert sie niemand, hier ist sie frei!
 

Kaum ist sie über die Schwelle in ihr Haus getreten, kommt ihr die zahme Katze entgegen, als hätte das Tier bereits auf sie gewartet. Mit leisem freudigem Maunzen streicht es ihr zärtlich um die Beine. Sie muss spontan lachen als sie es spürt. Ein warmes und wunderbar gelöstes Lachen ist es, was in dem Moment so unbeschwert und völlig unkontrolliert aus ihrer Kehle heraus kommt.
 

Als er es hört, fährt es ihm ungewollt tief bis ins Innerste seines Herzens hinein...so hat er sie beileibe noch nie zuvor lachen gehört, so unbekümmert und so unendlich leicht. Er weiß, dass er nicht unschuldig an ihrem Verhalten ihm gegenüber ist. Aber der Hass auf alles elbische an ihr sitzt tief...tiefer als er es zugeben mag. Unbemerkt folgt er so der Seitenlinie ihres Hauses bis zu ihrem Fenster. Die unbändige Neugier auf das was sie tut, treibt ihn geradezu zwanghaft dazu an und das, obwohl er ganz genau weiß, dass sich das gewiss nicht schickt und wenn sie ihn dabei durch Zufall entdecken sollte, wird ihn keine noch so gute Ausrede der Welt mehr retten können.
 

Es ist das erste Mal, dass er den nahezu übermächtigen Drang verspürt ihr zu folgen. Noch niemals zuvor hat er es in den zwei Jahren gewagt, die Grenzen ihres Hauses zu überschreiten...und nun fragt er sich verzweifelt, warum er es denn ausgerechnet jetzt tut? Daran sie zurück in sein Haus zu holen, um nach Kili zu sehen kann es nicht liegen. Sie hat es ja deutlich zu Dis gesagt, der Junge braucht seine Ruhe und vor dem Morgen ist es daher vollkommen überflüssig, dass die Heilerin nochmal nach ihm sieht....also warum ist er dann hier?
 

Er weiß es nicht...
 

...oder etwa doch?
 

Insgeheim tief in sich....da wo er niemandem zutritt gewährt, nicht einmal sich selbst. Genau in jenem Winkel seines Herzens der tief und dunkel ist....DER sagt es ihm nur zu deutlich, weshalb er hier ist! Aber, er will nicht hin hören...auf keinen Fall..NIEMALS!
 

Als er einen Augenblick später mit einen deutlich unguten Gefühl zu ihrem Fenster hineinblickt sieht er, wie sie sich zu der kleinen schwarzgrauen Katze hinunter auf die Knie gleiten lässt um sie kurz zu streicheln. „Na du Vagabund, hat dich etwa der Hunger nach Hause getrieben?“ Ihre Worte an den Streuner sind dabei fast schon zärtlich und wieder erwarten benutzt sie das Westron der allgemeinen Sprache und nicht elbische Worte, wie Thorin jetzt eigentlich von ihr angenommen hatte.
 

Der Kater maunzt indessen abermals leise und lässt sich willig von ihr streicheln. „Na dann komm, du hast sicher Hunger mein Freund..ich hab nicht viel, aber wir teilen trotzdem!“ Ergänzt sie mit einem schiefen leicht amüsierten Lächeln auf den Lippen, das der Zwerg sehen kann und ihn grenzenlos überrascht. Damit wirkt sie nämlich um einiges weniger streng und unnahbar auf ihn als sonst, erstaunlich er hat gar nicht gewusst, dass sie sogar lachen kann.
 

Ohne auf ihre Umgebung zu achten richtet sie sich schließlich auf, wonach sie mit einer einzigen fließenden Bewegung ihren Überwurf ablegt, unter dem sie das für sie typische eher schlichte aber deutlich nach Männerart und auf ihre weiblichen Maße zugeschnittene Wams über ihrem Rock trägt. Das sie allein darin schon optisch von den anderen Bewohnern der Ered Luin unterscheidet. Sie trägt als Einzige ganz offen elbische Gewänder und dazu weigert sie sich strikt Kleider zu tragen, wie es für sie als Frau normalerweise üblich wäre.
 

Aber nein, dieses närrische Weib maßt sich tatsächlich an Beinkleider zu tragen wie ein Mann und die sind es auch, die er ein paar Augenblicke später ungewollt zu Gesicht bekommt. Da sich die rothaarige Frau aus guten Gründen heraus alleine wähnt, tut sie das was sie immer tut, wenn sie allein in ihrem Haus ist, sie lässt die Zwänge der Außenwelt nahezu gänzlich hinter sich. Ohne weitere Umschweife zu machen löst sie so kurz danach rasch und geschickt die Bänder, die ihren dichten Haarschopf zusammen halten sollen, bis er lang und offen über ihre Schultern fällt, wie bei einem jungen und noch ungebundenen Mädchen.
 

Das eigenwillige Rot ihres langen Haars leuchtet ihm dabei wie dunkles Feuer entgegen und versetzt ihn in jähes Staunen. Es ist sehr schön und so unverfänglich wie jetzt, hat er es noch niemals zuvor betrachten können. Auch da erwachsene Frauen ihre Haare in der Regel geschlossen zu tragen hatten. Vor allem da es als absolut unschicklich gilt, sie vor den Augen eines unverheirateten Mannes zu lösen. Es sei denn sie wären beide verheiratet, dann..ja dann sähe die Sache schon deutlich anders aus.
 

Doch dem nicht genug, setzt sie dem Ganzen noch die Krone auf, denn ohne zu zögern legt sie nur ein paar Augenblicke später unbefangen ihren Überrock, sowie die Beinkleider ab, bis sie nichts weiter als ihren schlichten Wams und die etwa knielange Tunika trägt, worauf im Übrigen ihre nackten Beine prompt freizügig und außerdem noch überaus deutlich zum Vorschein kommen. Und zwar so deutlich, dass ihm beinahe der Mund offen stehen bleibt, als er ihre wohlgeformten nackten Schenkel ungewollt aber dennoch gänzlich unverblümt zu Gesicht bekommt.
 

Auch weil sie ja nichts von seiner Anwesenheit weiß!
 

Mit bloßen Füßen läuft die junge Frau schließlich flink zur Feuerstelle und feuert den Kamin mit einigen geschickten Handgriffen an.
 

„Na? Schon viel besser THORIN findest du nicht? Pass auf, gleich wird es dir ordentlich warm mein Hübscher.“
 

Kommt dabei ganz plötzlich und unvermittelt über ihre Lippen gesprudelt. Den Mann vor ihrem Fenster trifft beinahe der Schlag, als er ausgerechnet diese unerwartet vertraulichen Worte aus ihrem Munde vernimmt.
 

Bei Mahal hat sie ihn jetzt wirklich entdeckt?
 

Er kann es kaum fassen...verflucht...er..er war doch so vorsichtig?!
 

Aber ganz plötzlich lacht sie amüsiert los und greift sich dabei den schwarzgrauen Kater, der leise maunzend vor ihr auf dem Boden sitzt und sie dabei erwartungsvoll ansieht.
 

In dem Augenblick begreift der junge Zwergenmann, dass sie mit der Katze gesprochen hat und nicht mit IHM, wie eben angenommen.
 

Es löst nahezu eine ganze Lawine an Erleichterung in ihm aus, als er das feststellt.
 

Doch dann stutzt er abermals verblüfft.
 

Weshalb hat sie dem Kater seinen Namen gegeben? Ausgerechnet seinen?
 

Das begreift er beim besten Willen nicht...wo er doch ganz genau weiß, dass sie ihn nicht im Ansatz ausstehen kann. Der junge Zwergenfürst sieht demnach weiterhin fasziniert dabei zu, wie sie den Kater einen Augenblick später hoch auf ihren Arm nimmt und ihn zärtlich streichelt...worauf sich das Tier mit einem leisen wohligen Schnurren in ihre Arme schmiegt und sich von ihr zur Ofenbank tragen lässt, wo sie es wenig später wieder mit den folgenden Worten absetzt.
 

„Na du frecher Herumtreiber, ich wollte ER wäre nur halb so anschmiegsam wie du, nun dann hätte ich vermutlich einige Probleme weniger zu verzeichnen mein Lieber.
 

Und was ist hast du Hunger...?“

ich sehe dich

Sie ahnt nicht, dass sie beobachtet wird und verhält sich daher ganz ungezwungen. Die rothaarige Frau mit dem nicht unerheblichen Anteil an Elbenblut in ihren Venen, versorgt zuerst den ihr zugelaufenen Streuner liebevoll und sehr gewissenhaft, bevor sie sich selbst den dürftigen Rest gönnt, der nun noch übrig ist. Für sie ist es vollkommen normal denen zu helfen die ihrer Hilfe bedürfen, gleich welcher Herkunft oder welcher Gesinnung sie auch sein mögen, sie kennt es nicht anders und sie macht keine Unterschiede...keine bis auf einen Einzigen.
 

IHM wird sie nicht helfen...es gibt nur einen einzigen Zwerg in den Ered Luin dem sie ihre Gabe verweigern würde, koste es sie was es wolle. Ihr Zorn auf ihn sitzt so tief, dass sie diesen Schatten nicht überspringen kann. Niemals! Aber das gilt nur ihm allein, seiner Familie zu helfen, die für das was er ihr angetan hat nichts kann, ist für sie ganz selbstverständlich. Sie kennt Dis und weiß sehr genau, dass sie ein gutes Herz hat. Seine jüngere Schwester hat es damals als Einzige verhindert indem sie beherzt und mutig dazwischen gegangen ist und sie lässt sich auch jetzt noch von niemandem beeinflussen.
 

Sie ist es, die ihr schon unzählige Male geholfen hat, meist immer dann, wenn sie ihr den verdienten Lohn für ihre Heilkunst verweigern wollten...dafür ist sie ihr unendlich dankbar. Sie wird daher alles tun um dem Jungen zu retten, der seiner Mutter vom Wesen her so ähnlich ist. Wenn sie überhaupt jemanden an diesem unfreundlichen Ort mag, dann ist es dieser junge Zwerg. Kili hat sie noch nie beschimpft, gedemütigt oder gar als schmutziges Elbenblut beschimpft.
 

Im Gegenteil er hat eher versucht, die anderen gleichaltrigen Zwerge daran zu hindern, wenn sie ihr üble Streiche spielen wollten. Kili ist anders als sie und auch der Andere, sein älterer Bruder ist ein eher gutmütiger Charakter. Aber Fili ist eindeutig der Zurückhaltendere von beiden. Mit ihm hat sie daher noch nicht viel zu tun gehabt. Er ist zumeist der, der mit Argusaugen auf den kleineren Bruder aufpasst und dazu obendrein der Vernünftigere von beiden ist. Selten hat er sich bisher verletzt und noch niemals so schwer, dass er sie wirklich gebraucht hätte.
 

Sie fühlt sich todmüde und vollkommen ausgelaugt. Die Heilkräfte die sie für den Jungen verbraucht hat haben sie stark geschwächt, leise seufzend schiebt sie ihren Teller fort als sie den kläglichen Rest endlich gegessen hat. Eigentlich ist sie nicht einmal hungrig gewesen und hat nur gegessen, damit sie überhaupt etwas im Leib hat. Sie stützt ihre Ellenbogen auf den Tisch und legt den Kopf auf die Hände, so kann sie in der Regel besser nachdenken. Sie muss überlegen, wie sie morgen vorgehen will, was sie tun muss, um den Jungen heilen zu können.
 

Lyriels Gedanken schweifen plötzlich ungewollt ab. Sie sieht genau DEN vor sich, den sie am Liebsten nie wieder sehen möchte...oh und sie weiß nur zu genau, was sie vorhin aus purem Übermut zu dem Kater gesagt hat. Von wegen anschmiegsam....DER? Niemals, das war doch nichts weiter als eine Farce. Keinem würde sie lieber den Hals umdrehen als IHM diesem überheblichen, selbstherrlichen Einfaltspinsel von einem Zwerg und doch...etwas an ihm zieht sie nahezu magisch an. Sie spürt es schon so lange...es war trotz all dem Hass und dem Zorn von Anfang an so, schon seit sie ihn kennt. Sie weiß es nicht genau, aber irgend etwas ist an dem jungen Zwergenkönig, das sie ungemein fasziniert. Sie kann es nicht erfassen, es ist eigentlich nur so ein Gefühl.
 

Ja ein Gefühl, dem sie aber natürlich niemals nachgeben wird.
 

Auf keinen Fall!
 

Ein leises Geräusch lässt sie unwillkürlich hoch fahren...sie sieht sich erschrocken um, versucht zu erfassen von woher es kommt. Doch dann atmet sie erleichtert auf, es ist nur der Kater, der abermals zu ihr auf die Ofenbank gesprungen ist und zu ihr kommt, um sich auf ihrem Schoß niederzulassen und sich seine täglichen Streicheleinheiten bei ihr abzuholen. Gedankenverloren krault sie ihm das schwarzgraue Fell, ihr Blick geht dabei ins Leere.
 

Ihre schönen ausdrucksstarken dunkelgrünen Augen sehen ungewollt weit in die Vergangenheit zurück, in die Zeit bevor Smaug an den Berg kam. Plötzlich muss sie lächeln, ja sie erinnert sich an ihn...damals als er noch so jung gewesen ist, wie es jetzt sein jüngster Neffe ist. Sie kann sich kaum noch vorstellen, dass Thorin selbst einmal so wie Kili gewesen soll, so ungestüm wild...und ebenso unbeschwert.
 

Aber sie erinnert sich noch gut daran, dass er sie einmal geärgert und ihr dabei aus irgend einer unsinnigen Mutprobe mit den anderen jungen Zwergen heraus mit einem Messer etwas von ihrem Haar abgeschnitten hat, NUR um eine einzige Strähne des dunklen Feuers zu erhaschen, das ihr Haupt ziert seit sie denken kann. Von ihr, der Halbelbin mit dem Zwergenblut, die damals beinahe schon so unverändert war wie sie jetzt ist aber damals trotzdem erst gerade so die Schwelle zur Frau überschritten hatte.
 

Es scheint ihr äußerst merkwürdig, dass er es vergessen hat, ja dass ausgerechnet ihm offenbar jegliche Erinnerung daran abhanden gekommen ist. Aber er war damals noch ein Junge, sogar noch um einiges jünger als Kili jetzt ist und sie hat zwischenzeitlich auch den Eindruck gewonnen, dass er alles was vor dem Drachen gewesen ist einfach verdrängt hat.
 

Vordringlich die Zeit, in der er selbst noch im Erebor lebte. Vielleicht ist es Selbstschutz. Sie weiß es nicht gewiss, aber eines weiß sie ziemlich gut und das ist die Tatsache, dass er nicht besonders gerne darüber spricht. Dis hat es ihr gesagt. Es ist noch gar nicht so lange her, dass sie ihr das unter vier Augen anvertraut hat und sie weiß auch, dass er schwer daran trägt, dass sein Vater seither einfach so verschwunden ist....und die Heilerin weiß auch, dass seine Schwester sich deswegen großen Sorgen um ihn macht. Sie sagt, dass er seit dem Verschwinden seines Vaters und dem Tod seines jüngeren Bruders nicht mehr der selbe Mann ist, als er einmal war. Thorin wirkt seither verschlossener, düsterer und um einiges unzugänglicher als früher. Kummer ist etwas schreckliches, denn es kann einen gänzlich zerstören.
 

In dem Moment schreckt sie abrupt hoch, der Kater springt ihr sogleich mit einem entrüsteten Maunzer vom Schoß und läuft mit erhobenem Schwanz in Richtung der Türe. WARUM macht sie sich eigentlich Gedanken darüber? Eben hat sie sich wieder einmal beschämend ehrlich dabei ertappt, an Dinge zu denken, die sie verflucht nochmal nicht das Geringste zu kümmern brauchen. Hastig strafft sie sich und steht sofort danach energisch auf...sie sieht zu der Katze hin, die an der Türe steht und mit einem herzerweichenden Miauen hinaus in die Dunkelheit gelassen werden will.
 

Die Heilerin gibt sich einen Ruck und geht zu ihr. Als sie ihr einen Moment später die Türe öffnet, kommt ein ordentlicher Schwall kalter Nachtluft zur Türe herein. Die Frau stößt die Türe einen Spalt weit auf, um die klare Luft zu atmen, um ihre Gedanken zu ordnen und auch um den Kopf endlich frei zu bekommen, von diesen völlig unangebrachten Gedanken an den Zwerg, die sie verdammt noch eins nichts angehen. Lyriel sieht ihrem Kater gedankenverloren hinterher, als er in der bläulich schimmernden Finsternis der Nacht verschwindet und schreckt ganz plötzlich zusammen. Sie hat einen Schatten gesehen, da ist eine Bewegung ganz deutlich, sie hat sie bemerkt.
 

Zwar ein gutes Stück weit fort...aber doch wiederum zu deutlich und zu nahe, um reine Einbildung zu sein. Sofort fragt sie sich alarmiert was oder wer das sein könnte? Banditen? Oder schlimmer vielleicht sogar herum streunende Orks? Nein..nein die wagten sich im Normalfall nicht so nahe an das Dorf heran. Ohne groß darüber nachzudenken schlüpft sie zurück und schließt die Türe. Dann rafft sich sich hoch und geht ohne zu zögern an ihre große an Ornamenten reichverzierte hölzerne Truhe, die am Fußende ihres Bettes steht.
 

Ihr einziges Möbelstück das sie aus der Zeit vor Smaug retten konnte. Hastig hebt sie den schweren Deckel an. Sie hat nicht viel an Habe das wertvoll ist. So ist sie beinahe leer, doch ihr kostbares Schwert bewahrt sie dort auf...und ihren Elben Bogen. Ihre Waffen sind ihr heilig. Sie weiß, dass sie eine der wenigen Frauen ist, die gelernt haben wie man damit richtig umgeht. Ein Erbe ihres Vaters, der es sie vor unendlich langer Zeit gelehrt hat. Wahrscheinlich weil er genau wusste, dass sie als Bastardkind immer Schwierigkeiten haben würde und ihr Leben lang um Anerkennung würde kämpfen müssen.
 

Lyriel nimmt es heraus ohne zu zögern...noch im Herumdrehen zieht sie mit geübter Hand die Klinge aus der Scheide und lässt die Hülle achtlos an Ort und Stelle zu Boden fallen. Sekunden später ist sie an der Türe und späht durch den leicht geöffneten Spalt hinaus. Sie sieht nichts, spürt aber instinktiv, dass da draußen etwas auf sie lauert.
 

So entschließt sie sich kurzerhand dafür besser nachzusehen. Sie ist allein und sie weiß sehr genau, dass ihr niemand helfen wird, wenn sie in Schwierigkeiten geraten sollte. Also will sie wissen, was da in der Dunkelheit auf sie wartet. Immerhin muss sie heute Nacht wie gewöhnlich allein in ihrem Haus und dazu noch ohne den Schutz eines Mannes nächtigen. Und unangenehme Überraschungen mag niemand, sie am allerwenigsten.
 

Mit leisen Schritten pirscht sie sich schließlich vorsichtig vom Haus weg, weiter in das samtigblaue Dunkel der Nacht hinaus. Sie bemüht sich leise zu sein, nur ja kein unnötiges Geräusch zu verursachen. Da sie barfuß ist fällt ihr das auch nicht übermäßig schwer. Immer wieder bleibt die Heilerin stehen, um zu lauschen...da hört sie es..jemand bewegt sich ein gutes Stück vor ihr im Gebüsch...dort am Rande des Dorfweges.
 

Dem Geräusch nach ist es nicht mehr als einer...aber was oder wer sich dort herum treibt kann sie nicht erfassen, dafür ist es eindeutig zu dunkel. Sie versucht sich möglichst lautlos anzunähern und hat unverschämtes Glück, denn die Umgebungsgeräusche schlucken die leisen Schritte ihrer bloßen Füße noch zusätzlich.
 

Doch barfuß laufen ist hier beileibe nicht angenehm. Sie ärgert sich aufgrund ihrer schmerzenden Füße maßlos darüber, dass sie keine Schuhe angezogen hat, aber nun ist es zu spät. Denn jetzt will die rothaarige Heilerin zu gerne genau wissen, mit wem sie es zu tun hat. Sie hält vor Anspannung kurz den Atem an, als sie dem Eindringling so nahe ist, dass sie seinen Atem problemlos in der Dunkelheit hören kann.
 

„Halt wer da? Gebt euch gefälligst zu erkennen...ihr seid auf meinem Land eingedrungen und außerdem atmet ihr so laut, dass ich euch problemlos erschießen könnte Fremder!“ Knurrt sie dabei ganz plötzlich angriffslustig und nahezu überfallartig in die Richtung, aus der sie das Geräusch von eben vernommen hat. Dabei zückt sie drohend ihr Schwert um sich gegebenenfalls zu verteidigen.
 

„Das ist nicht DEIN Land Elfe...das ist MEINS, nur damit wir uns richtig verstehen und es geht dich verdammt nochmal nicht das Geringste an, was ich hier mache. Ich kann zu jeder Zeit hingehen wann immer und wo immer ich hin will! Was soll das, willst du mir etwa drohen?“
 

Lyriel schreckt augenblicklich entsetzt zurück, als sie erkennt wessen Stimme es ist die ihr so zornig, wie merkwürdig ertappt antwortet. Den Bruchteil eine Sekunde später hat sie ihn in voller Lebensgröße vor sich stehen. Die Heilerin schluckt unwillkürlich, als sie sieht wie wütend er ist. Sie fragt sich was er hier macht...ja was in aller Welt der Zwerg um diese Zeit und so weit weg von seinem Haus zu suchen hat?
 

Hier so weit draußen...so weit draußen ist nichts mehr als ihr Haus...ihres allein!
 

Aber noch bevor sie irgendwie reagieren kann spürt sie bereits wie er seine Klinge zieht und sein eigenes Schwert bedrohlich ernst gemeint mit dem ihren kreuzt …
 

„Wir hatten schon einmal das Vergnügen und daher noch eine Rechnung offen Khalam*(Halbelb*). Ich hoffe du hast es nicht vergessen. Ich hatte dir geschworen, dass ich bei zweiten Mal nicht mehr so zurückhaltend sein würde. Also was ist wehr dich, oder es wird verdammt weh tun, das garantiere ich dir.
 

Ich weiß nicht, wie gut du darin bist dich selbst zu verarzten, aber du wirst es nötig haben, wenn ich mit dir fertig bin, soviel ist sicher. Ich werde dich nicht schonen, nur weil du ein Weib bist!“

Erkenntnis

Sie sind allein in der Dunkelheit, nichts als der weite Sternenhimmel spannt sich über ihnen. Der Zwerg scheint in seinem unbändigen Zorn auf sie nicht einmal zu bemerken, dass er ohne darauf zu achten ihr gegenüber wie selbstverständlich in die vertrauliche Anrede gewechselt hat so als wären sie beide einander schon ewig vertraut. Lyriel selbst registriert dies sehr wohl und doch ist es ihr vollkommen einerlei. Wenn ER sie so vertraulich anspricht, dann wird sie es genauso bei ihm tun. Und so nimmt sie sich einen Augenblick später keinerlei Blatt vor den Mund, als sie ihm antwortet, wobei sie ihn jedoch vorsichtshalber nicht aus den Augen lässt, auch weil sie nicht weiß, wie er auf sie reagieren wird.
 

„Ach na das hättest du wohl gerne Zwerg. Kannst du noch etwas anderes als mir ständig drohen zu wollen? Sag mir, woher in aller Welt sollte ich wissen, wer sich da des nächtens so alles heimlich zwischen den Sträuchern meines Hauses herum drückt, wie ein Vagabund oder ein dahergelaufener Bandit? Oh aber ich vergaß, das bist du ja auch so Eichenschild. Manieren hattest du was das anbelangt meines Wissen noch nie welche, zumindest nicht in den Dingen, was den Umgang mit einer Frau anbelangt. Und wenn du es unbedingt drauf anlegen willst, dich mit mir zu schlagen, kannst du es gerne haben. Ich fürchte mich nicht vor dir Thorin! Mich schüchterst du nicht mehr ein. Du hast schon mal einen Denkzettel von mir erhalten, soweit es meiner Erinnerung geläufig ist. Aber bitte sehr, wenn du es nicht lassen kannst dir nochmal einen abzuholen, kannst du das von mir aus gerne haben. Was ist, worauf wartest du dann noch? LOS dann komm schon und zeig`s mir CASAR! Das ist es doch was du tun willst oder etwa nicht?“
 

Ihre klare Stimme klingt kalt wie Eis. Sie hat keine Angst vor ihm...nicht mehr, das ist lange vorbei. Was hat sie schon noch zu verlieren? Nichts! Im schlimmsten Fall tötet er sie, gut dann wäre es wenigstens endlich vorbei mit all diesen Demütigungen und der Schmach für immer eine Ausgestoßene zu sein. Und wenn sie diesen Kampf gegen ihn wider erwarten gewinnt, wird er sie dann hoffentlich endlich in Ruhe lassen. Die Heilerin ist es so leid, ständig von ihm gekränkt und offen vor allen anderen Dorfbewohnern gedemütigt zu werden. Aber dabei fragt sie sich ganz ernsthaft, was er hier will und warum er hier einfach so aufgetaucht ist? Sie hat in diesem Gebüsch mit so ziemlich allem an üblen Gefahren gerechnet, aber dabei ausgerechnet auf IHN zu treffen im Leben nicht. Es durchdringt ihren Sinn wie pures Gift, genau die Frage, die sie sich bisher noch niemals offen zu stellen gewagt hat.
 

Vielleicht war es ja Absicht? Vielleicht ist seine Anwesenheit kein Zufall.
 

Sie ist bisher noch nie darauf gekommen, dass er sie vielleicht absichtlich beobachten könnte, auch weil sie sich keinen Reim darauf machen kann, warum das so ist oder was er davon hätte? Lyriels Gedankengänge überschlagen sich und geben ihr damit die eigenartigsten Antworten, auf die sie so normalerweise wohl nie kommen würde. Nun vielleicht liegt es daran, weil er sie so sehr hasst, für das was sie ist? Gut deswegen bräuchte er sie aber nicht extra zu verfolgen, oder ihr in diesem Sinne in den Büschen aufzulauern, denn das kann er auch so haben. Hassen kann er sie auch in den stummen, leeren Wänden seiner Kammer...dazu muss er sie nicht extra sehen.
 

Hass ist eine übermächtige Waffe, eine die ER wie kein Anderer zu führen weiß, das hat sie in all der Zeit von ihm gelernt. Wenn nichts anderes als das, aber genau dies hat sich bis in ihr Innerstes hinein eingeprägt.
 

In dem Moment als ihr das alles in Bruchteilen von Sekunden durch den Kopf geht, reagiert er endlich auf sie. Ihre von ihm geradezu aufgezwungene Kampfansage ist offenbar doch nicht ganz spurlos an ihm verpufft. Sie sieht das gefährliche Funkeln in seinen schönen blauen Augen. Der Zwergenmann ist unglaublich zornig und damit angreifbar, denn das ist seine Schwäche...seine Einzige, aber damit auch seine Größte und sie kann sie nutzen und sie wird sie nutzen...gnadenlos. Lyriel sieht ihn durchdringend an. „Komm schon, was ist jetzt, ich dachte du willst mich herausfordern Zwerg?“ Faucht sie ihm dabei abermals nicht eben freundlich entgegen. Im selben Moment als sie verstummt um sich gegen ihn zu wappnen, dringt ein unterdrücktes Knurren aus seiner Brust. „Was fällt dir ein elende Elbenhexe, oh du hast es doch geradezu drauf angelegt. Ich zeige dir jetzt was es bedeutet mich ganz offen herauszufordern!“
 

Des jungen Zwergenkönigs Stimme klingt tief und von unendlichem Hass erfüllt. Die rothaarige Heilerin sieht sehr deutlich, dass seine Lippen regelrecht vor Zorn zittern, als er spricht. Der Zwerg ist ein Wesen der Tiefe und des Abgrundes, ebenso tief sind alle seine Empfindungen im Guten, wie im Bösen, das darf sie niemals vergessen...niemals! Wenn sie diese Grenze nur einmal bei ihm überschreitet, wird er für sie nicht mehr berechenbar sein. Und noch als sie darüber nachdenkt, greift er sie bereits an. Er ist viel stärker als sie, das weiß sie...aber damit auch schwerfälliger, noch ein Pluspunkt für die ungleich zierlichere und ihm an Körpermaß deutlich unterlegenere Frau. Denn so schnell wird er ihr damit nicht folgen können.
 

Lyriel reißt ihre Klinge schützend vor sich hoch und das keine Sekunde zu früh. Klirrend prallen beide Schwerter mit voller Schlagkraft aufeinander. Von der Wucht weggedrückt weicht sie zurück, gerät kurz ins Straucheln fängt sich aber sofort wieder. Indem setzt er unbarmherzig nach. Seine Paraden sind schnell und präzise...links rechts Ausfallschritt...nachsetzen. Thorins Schläge sind kraftvoll und geübt, das bekommt sie deutlich zu spüren.
 

Die elbenblütige Frau hat so große Mühe ihm halbwegs vernünftig auszuweichen, der Zwerg kann sie damit ungewollt weiter zurückdrängen. Er ist besser geworden, wesentlich besser als beim letzten Mal, aber vielleicht liegt es auch daran, dass sie ihr Schwert schon so lange nicht mehr richtig führen musste. Doch jetzt hängt ihr Leben davon ab, wenn er sie nur ein einziges Mal dumm erwischt, so kann er sie mit einem einzigen ungünstigen Schlag töten, das weiß sie.
 

Er setzt weiterhin hartnäckig nach, denn sie kann seinen Atem hören, der inzwischen leicht keuchend geht, kämpfen ist anstrengend und so leicht wird sie es ihm nicht machen. Diesmal nicht. Wenn er sie schon erwischen will, dann muss er sich gefälligst richtig darum bemühen. Doch er ist dummerweise sehr viel besser wie von ihr angenommen. Das merkt sie bereits Sekunden später am eigenen Leib. Lyriel kann sich gerade noch so unter seiner gekonnten Angriffsparade hindurch wegducken, seine Klinge fährt damit nur um Haaresbreite an ihrer Taille vorbei, beinahe hätte er sie getroffen. Triumph schimmert in seinem Blick durch, als er es erkennt. Ja Triumph ist es, den sie sieht und noch etwas ist dabei....offensichtliche Genugtuung, ja fast schon Befriedigung darüber sie im Kampf zu dominieren. Der Blick mit dem er sie dabei fixiert, ist jener als wäre sie sein Wild, das es für ihn zu erbeuten gilt. Die Halbelbin versucht der Klinge erschrocken auszuweichen, die sie eben nur um wenige Millimeter verfehlt hat und begibt sich damit ungewollt versehentlich genau in Reichweite seiner Arme.
 

Ohne weiter darüber nachzudenken packt er zu, auch weil er sie so weitest gehend risikofrei in seine Gewalt zwingen und unterwerfen kann, was er damit auch beabsichtigt. Thorin will diese Auseinandersetzung dieses mal für sich gewinnen, koste es ihn was es wolle. Und so erwischt er sie eher zufällig am Saum ihres Hemdes, denn mehr trägt sie ihm Moment ja nicht auf der Haut. Ein lauter schmerzhafter Schrei macht ihm allerdings nahezu sofort klar, dass er ihr mit seinen schweren klobigen Stiefeln auf die bloßen Füße getreten sein muss.
 

„AUUTSCHHHH...du grober Klotz von einem NAUG, bist du wahnsinnig geworden? Stell dir vor, das tut weh!“ Schreit sie ihn mit wütend funkelnden Augen entgegen, als sie zu ihm herumfährt um sich energisch von ihm loszumachen. Woraufhin er verdutzt wie er ist, tatsächlich ein wenig zurück weicht. Die Klinge in seiner Schwerthand scheint vollkommen vergessen...er sieht nur in ihre Augen...diese für ihn so fesselnd grünen Augen...und sie sind den seinen so nah..so nah...
 

Thorin sieht sich unmittelbar von ihnen eingefangen. Es überkommt ihn der unbändige Drang, sie für sich festhalten zu wollen. In dem Moment, in dem er sich wie unter Zwang vorbeugt, um den Geschmack ihrer zitternden Lippen zu kosten, um diesen Augen nahe zu sein, reißt sie sich wütend von ihm los. Er spürt Stoff unter seiner Hand nachgeben. Es ist nichts anderes, als der Saum ihres Hemdes, das er noch immer in Händen hält. Das wüste ratschende Geräusch, das dem Reißen des Stoffs folgt lässt ihn augenblicklich hochfahren...ebenso wie sie. Sie sieht erschrocken zu ihm hin, der sie inzwischen vor Schreck losgelassen hat, aber sein Blick hängt wie gefesselt an ihrer nackten Haut fest. Das erste Mal sieht sie mit eigenen Augen, mit welch begehrlichem Blick er sie betrachtet, wenn er sich unbeobachtet wähnt.
 

Das erste Mal sieht sie so, was sie eigentlich nicht sehen darf....was sie nicht sehen soll.
 

Sie wirkt entsetzt und gleichermaßen verwirrt darüber, was sie eben mit aller Deutlichkeit bei ihm wahr genommen hat, nicht länger zu verleugnen und nicht mehr länger zu verdrängen. Sie hat ganz eindeutig den üblen Selbstbetrug gesehen, dem er sich damit unterworfen hat. Hastig versucht die Heilerin halbelbischen Blutes die verräterisch entblößte Stelle ihres Körpers möglichst rasch wieder zu verdecken, auch um sich damit seinem neugierigen und aufdringlichen Blicken zu entziehen. Sie dreht sich weg und schlägt den Stoff hoch, den er ungewollt zerrissen hat. Erst dann dreht sie sich zu ihm um, sie sagt kein Wort aber ihre Augen funkeln. So zornig wie jetzt, ist sie noch nie zuvor gewesen, noch nie zuvor.
 

ER ist ein Lügner, ein gottverdammter Lügner dieser elendigliche Bastard von einem Zwerg. Wie kann er nur?
 

Unwillkürlich fängt sie seinen Blick auf. Er sagt keinen Ton, aber als er sich kurz darauf in Bewegung setzen will um zu ihr zu gelangen, durchdringen plötzlich laute Stimmen die Stille in der Dunkelheit.
 

„Thorin?“ Thorin wo steckst du..?“
 

Jemand sucht nach ihm....

Schatten der Vergangenheit

Noch bevor er etwas sagen kann, dreht sie sich um und verschwindet lautlos und überraschend flink in der samtblauen Dunkelheit der Nacht. Er weiß genau, wer da nach ihm ruft, denn er hat ihn bereits an der Stimme erkannt. In diesem Fall macht es keinen Sinn ihr weiter folgen zu wollen. Sie wird es auch nicht zulassen, das weiß Thorin sehr gut. Also strafft er sich kurz, ein leises resigniertes Seufzen dringt dabei aus seiner Brust, ehe er sich endlich bemerkbar macht. „Hier..ich bin hier Dwalin. Hier drüben!“ Das ist alles was in dem Moment über seine leicht zitternden Lippen dringt. Selbst seine eigene Stimme klingt merkwürdig belegt, etwas was er normalerweise von sich so nicht kennt. Der junge Zwergenmann muss erst noch verdauen, was ihm da gerade widerfahren ist.
 

Thorins Gedanken hängen dabei nicht unbedingt an dem Kampf fest, den er sich eben wieder einmal mehr oder minder durch Zufall mit ihr geliefert hat, so als würde der Fluch andauernd mit dieser eigensinnigen, wie widerspenstigen Elbenhexe zusammen zu stoßen nie ein Ende nehmen. Nein er hat dabei etwas zu sehen bekommen, was ihn im Grunde beileibe nichts angeht. Ihn dabei aber ungewollt so sehr aus der Bahn geworfen hat, dass er echte Schwierigkeiten hat wieder klar zu denken. Er hat nicht im Ansatz geahnt welch starke Anziehungskraft und welchen Reiz sie auf ihn ausübt. Das ist etwas, was er sich bisher anzuerkennen vehement verweigert hat. Es ist etwas, was er partout nicht wahr haben will...etwas wovor er im wahrsten Sinne des Wortes die Augen verschließt. Eben weil es nicht sein darf.
 

Er fürchtet es auch deshalb so sehr, weil das in der Moralvorstellung seiner Welt nicht vertretbar ist, seinem Gerechtigkeitsempfinden geht dies zutiefst gegen den Strich. SIE ist vom selben Blute wie diese gierigen und elendiglich feigen Waldbewohner mit den Spitzohren, die sein Volk und damit auch ihn damals so gnadenlos im Stich ließen als Smaug kam. Ja sie ist zweifelsfrei vom selben frevelhaften Blut so wie auch Thranduil, den er nur unwesentlich mehr verachtet als die Heilerin. Thorin fährt sich hastig mit der freien Hand durch den mittlerweile lang gewordenen dichten, dunklen Haarschopf. Er ist verwirrt, kann beim besten Willen nicht verstehen, warum ihn das bisschen nackte Haut, das er zufällig zu sehen bekommen hat jetzt so sehr verunsichert und er versteht auch nicht, warum ihn genau dieser banale Umstand so plötzlich Dinge durch den Kopf gehen lässt, die ihn zutiefst beunruhigen und verwirren.
 

Der Zwerg hat bisher nicht wahr haben und sehen wollen, dass sie eine schöne Frau ist und auf ihre Art damit als durchaus anziehend und begehrenswert gilt, gerade weil ihr äußeres Erscheinungsbild fremdländisch und damit ungewöhnlich interessant wirkt. Das ist etwas was er im Zuge dessen mit wachsendem Entsetzen feststellt. Und noch etwas kann er nicht vergessen, die Tatsache, dass sie den Blick bemerkt hat, mit dem er sie vorhin angestarrt hatte und er weiß auch, dass sie ihn in dieser Hinsicht wohl längst durchschaut hat.
 

Ja er ist ein Lügner und ein verdammt schlechter dazu...dessen wird er sich in dem Moment nur allzu schmerzlich bewusst.
 

All der Hass, all der alte tiefsitzende Groll, ja die Blutschande all das, was er sich dahingehend so lange eingeredet hat, ist sicher ein Grund, dafür verachtet er sie auch zutiefst, aber es ist so gesehen eben nur ein Grund von vielen...denn dass es da längst noch einen ganz anderen und damit wesentlich tiefgründigeren gibt, will er nicht sehen.
 

NEIN...diese Blöße wird er sich im Leben nicht geben. Niemals wird eine Frau soviel Macht über ihn erlangen....auf keinen Fall! Vorher stirbt er lieber, dessen ist er sich ganz sicher und bevor er diese eine nimmt, nimmt er sich lieber gar keine, auch das ist etwas, was ihn nicht mehr länger loslässt.
 

ER wird sich niemals von einer Frau bevormunden lassen, dazu hat er zulange mit einer unter einem Dach gelebt und er kennt seine jüngere Schwester vom Wesen her nur zu gut, um genau zu wissen, was das für ihn bedeutet, wenn er sich jemals an eine Andere binden wollte. Es ist nicht so, dass er nicht schon darüber nachgedacht hat. So manches mal ist ihm der Gedanke daran schon durch den Sinn gegangen, eine Gefährtin für sich zu wählen. Doch er lebt nicht allein auch das weiß er, er trägt in dem Sinn schon Verantwortung für eine Familie.
 

Thorin hat Hochachtung vor seiner jüngeren Schwester...die, die beiden halbwüchsigen Jungen ganz alleine erziehen muss, seit Kilis und Filis Vater vor einigen Jahren starb. Ihr ältester Bruder versucht seither sein möglichstes, diese Lücke zu füllen um ihr zu helfen, aber die beiden Jungen sind eben doch nicht seine Söhne, auch wenn er sie liebt als wären sie es. Trotzdem merkt er immer wieder wie schwierig es mit den beiden ist und Dis selbst ist auch nicht eben einfach. Sie ist eine strenge aber gütige Mutter, bei der auch ihm oft genug das Gefühl überkommt, sie wolle auch noch ein wenig an ihm herum erziehen. Außerdem steht sie ihm was diesen gewissen Durinlastigen Starrsinn anbelangt in nichts nach, es gibt wenige die es mit ihm aufzunehmen wagen.
 

Aber Dis kennt zumeist kein Pardon und wenn sie mit seiner Meinung nicht einverstanden ist, lässt sie ihn das wissen. So war es damals auch mit der halbelbischen Heilerin. Thorin hat bis heute nicht verstanden, warum seine jüngere Schwester sie so vehement verteidigt hat und das bis heute noch tut. Das ist etwas was ihm nicht in den Kopf will. Er kann sich keinen Reim darum machen, wieso sie sich für dieses fremde, dahergelaufene Elbenbalg so einsetzt. Aber Dis ist eine Frau und die sind in manchen Dingen eben anders...manchmal auch in der Denkweise, also nimmt er es eben so hin. Es bleibt ihm ja keine andere Wahl, schließlich kann er sich nicht ständig über seine Schwester hinwegsetzen, auch wenn es ihm nach wie vor sehr schwer fällt, die Anwesenheit der Heilerin im Dorf zu akzeptieren.
 

Als er noch schwer damit beschäftigt ist über all das nachzudenken, taucht Dwalin urplötzlich vor ihm in der Dunkelheit auf. Er sieht seinen Freund ganz nahe heran kommen. „Thorin? Du...du hast ja dein Schwert gezogen ist alles in Ordnung?“ Fragt er ihn sofort alarmiert. Der junge Zwergenkönig nickt hastig. „Ja ja es geht mir gut...es ist nicht`s, ich hatte nur gedacht, dass ich etwas gehört hätte..das ist alles.“ Mit diesen etwas barschen, wie eindeutig halbwahren Worten lässt er die Klinge rasch zurück in die Lederscheide an seinem Gürtel gleiten und macht Anstalten auf den Jüngeren zu zu gehen. Der sieht ihm etwas verwirrt entgegen. „Ich hab dich schon eine ganze Weile gesucht Thorin. Dis hat sich schon große Sorgen gemacht. Sie hatte Angst, dass dir etwas geschehen sein könnte, als du vorhin nicht vor Einbruch der Dunkelheit zurück kamst.“ Hakt Dwalin kurzentschlossen aber auch etwas verunsichert nach.
 

Thorin geht zu seinem Freund und klopft ihm aufmunternd auf die Schulter, wobei er ihn mit einer knappen Handgeste gleichzeitig dazu auffordert ihm zu folgen.
 

„Ich habe nur die Grenzen kontrolliert das war alles...immerhin wollen wir es vermeiden von ungebetenen Gästen überrascht zu werden, oder etwa nicht?“ Entgegnet er dem Jüngeren dabei leicht unterkühlt. Der Zwergenkrieger mit dem wilden braunen Haarschopf schluckt, er spürt irgendwie instinktiv, dass Thorins Antwort ihm nicht die ganze Wahrheit sagt, aber er schluckt es vorerst hinunter. „Ist gut, ich verstehe. Wir sollten jetzt aber lieber zurück gehen, ehe Dis wirklich Angst bekommt.“ Sagt der junge Zwerg statt dessen rasch zu seinem Freund. Thorin nickt entsprechend. „Du hast recht, geh voraus ich folge dir.“ Antwortet er ihm schließlich überraschend gelassen, wobei er den Jüngeren jedoch mit einer leicht befehlenden wie zugleich einladenden Geste zum Voraus gehen auffordert.
 

Wenig später sind beide Männer in der nahen Dunkelheit verschwunden. Nicht wissend, dass sie von einem dunkelgrünen Augenpaar aufmerksam und äußerst skeptisch beobachtet werden. Lyriel ist entgegen Thorins Annahme nicht sofort gegangen. Statt dessen hat sie sich in einem nahen Gebüsch verborgen, um zu sehen, mit wem er sich abgibt und ob ihr davon Gefahr drohen könnte. Sie ist inzwischen schon so misstrauisch geworden, dass sie niemandem mehr über den Weg traut und diesem Zwerg am allerwenigsten. Erst als die beiden Männer eine ganze Zeit lang fort sind, wagt sie sich aus ihrem sicheren Versteck heraus und geht anschließend leise zu ihrer Hütte zurück.
 

Sie hat den Kampf mit Thorin dabei ebenfalls noch deutlich vor Augen stehen und muss sich, als sie zu Hause ist dazu auch noch ihre schmerzenden Füße verarzten, auf die ihr dieser Trampel von einem Zwerg gestiegen ist und das auch noch ohne es wirklich zu bemerken . Lyriel ist einerseits wütend und verletzt, wieder hat er sie beschimpft und sie herausgefordert, als wäre sie ein Übel, dass es um jeden Preis zu bekämpfen und zu vernichten gilt. Aber sie hat auch gesehen, was da noch war und das verunsichert sie noch viel mehr. Warum hat er sie so eigenartig angesehen? Ja warum nur? Es war so so merkwürdig und seltsam verwirrend.
 

Fast hätte sie schwören können, dass sie in seinen Augen eine Spur von Interesse an sich hatte aufblitzen sehen. Gerade ER, der doch so vehement behauptet, sie zutiefst zu verachten..was also sollte das? Lyriel seufzt leise, da sie sich das im Moment ohnehin nicht erklären kann, beschließt sie diese Gedanken kurzerhand auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben und sich lieber auf das zu konzentrieren, das gerade anliegt und das ist unweigerlich der morgige Tag, von dem sie jetzt schon weiß, dass sie dem Zwergenmann höchstwahrscheinlich wieder über den Weg laufen wird. Zwangsläufig muss sie das ja, da sie vermutlich noch einmal nach Kili sehen muss.
 

Als nächste Morgen graut, sie kaum aufgestanden ist und ihre Katze geschweige denn sich selbst noch nicht im Ansatz richtig versorgt hat, klopft es bereits Sturm an ihrer Türe. Verwirrt blickt sie auf, es ist noch nicht mal richtig hell draußen. Glücklicherweise ist sie wenigstens vollständig angekleidet, aber sie fragt sich trotzdem, wer das in aller Welt so früh um diese nachtschlafende Zeit sein kann? „Heilerin..Heilerin ich bin es, bitte komm schnell, es geht ihm schlechter!“ Hört sie ganz plötzlich Dis warme, klare Stimme von der anderen Seite der Türe her rufen. Merklich überrascht blickt sie zur Türe.
 

„Ich bin hier... warte...ich komme!“ Ruft sie der aufgeregten Zwergenfrau ruhig aber entschlossen entgegen, wobei sie Anstalten macht aufzustehen und zur Türe zu gehen, um sie herein zu lassen. Kaum hat sie den Riegel fort geschoben, steht die junge Mutter bereits aufgelöst und mit deutlich geröteten Augen in der Türe. Lyriel geht zu ihr hin und will ihr beruhigend eine Hand auf den Arm legen, doch Kilis Mutter packt sie statt dessen und will sie energisch mit sich fort ziehen. „Komm es geht ihm schlechter. Lyriel bitte...ich...ich glaube er stirbt!“ Ruft ihr die aufgeregte Zwergin dabei entgegen. Die Heilerin versucht sich von ihr los zu machen, auch da sie noch nicht einmal Schuhe an hat.
 

< Schon wieder, keine > fährt ihr dabei unwillkürlich durch den Kopf. Zu Dis sagt sie dabei jedoch relativ gelassen. „DIS lass mich los, ich komme ja...hast du gehört? Ich komme. Warte noch einen Moment, ich muss mich nur noch kurz fertig anziehend dann können wir gehen.“ Entgegnet ihr Lyriel leise aber nachdrücklich wohingegen, die Zwergin ungeduldig von einem Fuß auf den Anderen tritt und es kaum erwarten kann, bis sie endlich fertig ist. Als die Heilerin endlich komplett angezogen auf der Bildfläche erscheint, geht sie mit eiligen Schritten vor ihr her und versucht sie so weiterhin zur Eile anzutreiben. Die Frau mit dem dunklen roten Feuerschopf folgt ihr dabei so schnell sie kann, denn sie weiß genau, dass Dis nicht einfach nur so zu ihr gekommen ist. In diesem Fall muss es dem Jungen wohl wirklich wesentlich schlechter gehen, sonst hätte sie das nicht getan. Als sie etwa fünf Minuten später dort ankommen wo Dis und ihre Familie lebt, überkommt die rothaarige Halbelbin wieder einmal mehr ein so merkwürdiges Gefühl in der Magengegend, als sie SEIN Haus betritt. Sie weiß schon dass er da ist, noch ehe sie ihn sieht.
 

Dis lässt sie hinein und geht voraus in das Zimmer des Jungen. Lyriel folgt ihr mit der üblichen Anspannung im Magen nach und das nicht umsonst...denn kaum ist sie bei Kili angelangt bleibt sie wie angewurzelt stehen. Denn da ist ER...so wie sie es bereits geahnt hat. Sie sieht ihn an dem Bett des Jungen sitzen. Er wirkt stark übernächtigt und sein Gesicht ist deutlich von Sorgen gezeichnet. Kaum sieht er sie, fährt er wie vom Blitz getroffen von seinem Stuhl hoch. Sein markantes Gesicht verzerrt sich zu einer zornigen Grimasse. „Warum hörst du nicht auf mich Dis? Sag, wieso hast du sie geholt? Ich sagte dir doch, dass wir sie nicht brauchen. Er wird es auch so überleben!“ Faucht er beiden Frauen dabei ungehalten und überdeutlich hörbar entgegen.
 

Dis sieht ihn dafür prompt mit tödlich ernstem und empörten Blicken an, ehe sie ihm antwortet. „ER ist immerhin MEIN Sohn Thorin. Ich weiß deine Sorge um ihn und deinen Rat durchaus zu schätzen Bruder, aber jetzt entscheide ich das selbst und wenn ich SIE brauche, dann ist das so! Es ist mir herzlich egal was DU mit ihr für ein Problem hast Thorin. Aber jetzt ist sie hier und jetzt wird sie Kili helfen, hast du mich verstanden?“ Dis Augen funkeln zornig und noch ehe Thorin ihr etwas passendes darauf entgegnen kann, packt sie ihn unvermittelt und schiebt ihn energisch in Richtung der Türe. Dabei muss sie mit ihm zwangsläufig an Lyriel vorbei, die noch im Türrahmen steht und die ganze Szene schweigend beobachtet.
 

Dis sieht dabei nicht, wie die Beiden sich ansehen. Der eigentümlich lauernde Ausdruck in beiden Gesichtern, mit denen sie sich intuitiv umschleichen wie zwei Raubtiere kurz vor dem Sprung. Und zugleich steht da die selbe Unsicherheit in ihren Augen geschrieben, die eindeutig davon zeugt nicht zu wissen, wie man den Anderen denn jetzt einschätzen oder besser wie man denn mit ihm umgehen soll? Am Liebsten würde er sie umgehend vor die Türe setzen, doch das wagt er nicht...nicht in dem Zustand in dem sich seine Schwester befindet und er weiß auch, dass Kili sie wirklich notwendig braucht, auch wenn er es für sich selbst vielleicht nicht wahr haben will.
 

Also schweigt er und lässt es geschehen. Er geht...wenn auch widerwillig, nimmt sich dabei aber vor besser in der Nähe zu bleiben, sicher ist sicher. Er bringt es nicht über sich ihr zu vertrauen...nicht diesem elbischen Frauenzimmer, wer weiß denn schon so genau was sie tun könnte, ließe er sie mit dem Jungen zu lange allein.

Feststellung

Kaum ist er fort macht sie eilig Anstalten den Raum zu betreten mit einem Ohr horcht sie noch nach, ob Dis ihn tatsächlich vor die Türe gesetzt hat...auch weil sie so Schwierigkeiten hat zu arbeiten. Der Gedanke an ihn lenkt sie ab, ständig auf der Lauer liegen zu müssen, ob er sich einmischt in das was sie tut, gefällt ihr nicht und ist zudem mehr als störend. Doch offenbar kann Dis ihn diesmal überzeugen, wenigstens im Nebenraum zu warten.
 

Lyriel hat IHN gesehen, ja sie hat in sein Gesicht gesehen und sie kann nicht vergessen, wie müde und ausgelaugt es gewirkt hat...beinahe so, als wäre der junge König von Durins Volk erschöpft und vollkommen übernächtigt gewesen. Sie hat die tiefe Sorge um den Jungen darin ablesen können, aber das ist längst nicht alles...das ist längst nicht alles. Im selben Moment als ihr dies durch den Sinn geht, kehrt seine jüngere Schwester bereits zu ihr zurück und spricht sie nahezu auf der Stelle an, als sie bei ihr angelangt ist, wobei sie die Heilerin jedoch kurzerhand am Arm packt und damit zeitgleich zu ihrem Jungen bringen will. „Komm Lyriel er ist dort...bitte hilf ihm wenn du kannst, ich flehe dich an. Es..es geht ihm immer schlechter und ich weiß beim besten Willen nicht wieso. Eigentlich hätte es ihm doch helfen müssen! Sag mir, warum will er nicht gesund werden?“ Die Augen der jungen Mutter ruhen verzweifelt und hoffnungsvoll zugleich auf ihr, die nicht weiß, was dem Kind fehlt, das doch eigentlich längst gesund werden müsste, nachdem sie ihm soviel von ihrer eigenen Kraft gegeben hat, ja ihm Knochen und Fleisch hat wieder ganz werden lassen. Die Heilerin ist im Moment wirklich ratlos...aber noch gibt sie nicht auf.
 

Mit energischen Schritten folgt sie Kilis Mutter und ist nur Sekunden danach bei dem bewusstlosen Jungen angelangt, der offensichtlich immer noch hoch fiebernd auf seinem Lager ruht und das zudem ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Sofort legt sich ihre Hand mit geübtem Griff auf seine feuchtheiße Stirn und die andere an seinen Unterarm, um seinen Puls in der Nähe des Handgelenks zu erspüren. Erschrocken tritt die Heilerin schlagartig impulsiv von seinem Lager zurück. „Himmel er glüht ja regelrecht DIS! Was...was habt ihr getan? Sein Puls ist viel zu hoch. Was ist denn mit ihm? Sag WAS habt ihr ihm gegeben?“ Die elbenblütige Heilerin mit dem dunklen Feuerschopf scheint zutiefst verwirrt, ja beinahe ratlos, als ihr Blick zufällig den der schwarzhaarigen Zwergin einfängt, die sie ebenfalls bestürzt und zutiefst verängstigt anblickt. Dis zuckt unmittelbar mit den Schultern. „Nichts..nichts, ich weiß nicht Lyriel. Thorin hat heute Nacht nur versucht das Fieber weiter abzusenken nachdem du gegangen bist, sonst nichts. Ich schwöre es dir...aber er hat ihm dabei wohl irgend etwas gegeben, irgend ein Heilmittel von Groin.
 

Die Heilerin fährt sichtbar empört hoch. „WAS HEISST...IRGENDWAS..DIS? Wieso kann dieser sture Zwerg nicht auf mich hören? Ich hatte es euch doch verboten. Barad..das gibt’s doch nicht. Wenn er ihm nun....sagen wir schlicht von der Belladonna gegeben hat? Dann, ja dann macht es das in der Regel nur noch schlimmer statt besser!“ Dis sieht die Heilerin verwirrt und verstört an. „Aber...aber es wirkt doch im allgemeinen Fiebersenkend, das weiß doch jeder...sogar Groin.“ Lyriel schnaubt zornig vor sich hin, ehe sie die Zwergin gleich darauf energisch und wütend anherrscht.. „Ja schon, das ist richtig...normalerweise.
 

Aber es macht in diesem Fall leider auch alles das zunichte, was ich Kili an meiner Kraft gegeben habe. DIS, die heilende Kraft der Eldar wirkt nur besonders rein, wenn es wie durch mich als das Gefäß dieses unsterblichen Lichtes unverfälscht angewendet wird, verstehst du das? Was dieser Narr von einem Zwerg getan hat, der sich zu allem Übel auch noch dein Bruder schimpft, ist nicht wieder gut zu machen. Er hat es quasi ins Gegenteil verkehrt. Bei Varda, nur Athelas allein hat die Macht meine Kraft zu binden und richtig zu unterstützen. Ach i Valar, wenn er doch wenigstens das Athelas genommen hätte? Gut nun ist es zu spät, aber damit kann ich wenigstens etwas anfangen. Oh ich sage dir ich bring ihn eigenhändig um, wenn ich ihn in die Finger kriege, das kannst du diesem einfältigen Trottel von einem Thyk gerne von mir ausrichten Dis. So und jetzt lass mich nachsehen ob ich recht habe!“
 

Mit diesen überdeutlichen Worten macht sie Anstalten sich erneut über den Jungen zu beugen. Ihre Lippen kommen denen des Jungen ganz nahe, so nahe dass sie seinen schwachen Atem auf den ihren spüren kann. Ihre gut geschulte Nase was Heilkräuter und andere Heilmittel anbelangt fängt dabei unweigerlich den schwachen, aber unverwechselbaren Duft von Belladonna aus seiner warmen Atemluft auf..es ist eindeutig. „Thorin dieser Narr hat ihm tatsächlich das Mittel dieses Quaksalbers von einem Zwerg gegeben. Oh ich könnte ihn...diesen..diesen...!“ Faucht sie plötzlich unvermittelt leise vor sich hin. Doch dann richtet sie sich hastig auf und sieht sich zu Dis um.
 

„Du darfst dich bei deinem Bruder herzlich gerne dafür bedanken, dass ich jetzt nochmal ganz von vorne anfangen muss. Geh und besorg mir Wasser, seine Stirn muss gut gekühlt werden. Ich werde sehen was ich in der Zwischenzeit für ihn tun kann, aber erwarte keine Wunder von mir. Es ist dadurch nur schlimmer geworden fürchte ich. Seine Knochen sind zwar wieder halbwegs geheilt, aber die übrigen Verletzungen werden dafür wesentlich länger brauchen und heilen schlecht ab. Das wird wohl eine Weile dauern...!“ Die Heilerin richtet sich kurz auf und strafft sich ehe sie mit einem leisen Seufzen die Augen schließt um sich zu sammeln.
 

Sie konzentriert sich auf ihr Innerstes, auf das Licht der Eldar...die heilende Kraft ihres Volkes. Lyriel ist so in sich selbst gefangen und vertieft, dass sie nicht einmal aufsieht als sich die Türe wenig später öffnet und jemand den Raum betritt. „Du kannst das Wasser ruhig solange dort auf dem Tisch abstellen. Ich werde jetzt mit der Prozedur beginnen, also störe mich bitte möglichst nicht Dis, das lenkt mich ab und mindert zudem den Erfolg.“ Sagt sie plötzlich leise, wobei sich ihre Augen nicht öffnen, noch ihr Blick in die entsprechende Richtung geht, aus der sie das vertraute Geräusch von Schritten wahr genommen hat, die eben wieder zu ihr in den Raum gekommen sind. Es ist das Zusammenspiel ihrer Kräfte...der leise Singsang heilender Worte, das warme Licht das direkt aus ihr heraus zu strahlen scheint und jede Mühsal vergessen lässt, wenn man hinein blickt.
 

Lyriel strafft sich kurz, ihre Hände legen sich nur Sekunden danach erneut auf Kilis Brust...die zugleich auch Behausung seiner Seele darstellt. Über sie dringt das helle reine Licht aus ihren Händen in jede Zelle seines Körpers, bannt die Dunkelheit und heilt sein zerrissenes Chi, die Lebensader in ihm die alles durchdringt, ja die eigentlich seine innere Einheit und sein Ganzes bilden sollte. Es ist die Kraft, die alle Lebewesen in sich vereinen und auch die, die bei den Meisten von ihnen uneins mit sich selbst ist. Die Heilerin spürt wie ihre Lebenskraft in den Körper des Jungen rinnt, unaufhaltsam magisch. Sein Herz beginnt zu schlagen, sie spürt es stark und kräftig. Es wehrt sich gegen die Dunkelheit, die nach seiner Seele greift. Ihrer Brust entringt es einen leisen grollenden Laut des Widerstandes. „Bitte Varda..lass ihn nicht sterben. I Varda alya óse ú firië!* Formen ihre Lippen dabei verzweifelt und deutlich hörbar, doch dann ist es irgendwann getan. Sie spürt das mächtige völlig entkräftigte Zittern ihres gesamten Körpers, das laute erschöpfte Keuchen ihrer Lungen.
 

Etwas unbedacht tritt sie gleich darauf von seinem Lager zurück, strauchelt dabei beinahe, fängt sich dann aber rasch am hohen Holzrahmen des Bettes in dem der Junge liegt. Sie lässt die Augen für einen Augenblick lang weiter geschlossen atmet hörbar mehrmals durch, erst dann wird es langsam besser. „Ich bin vorerst fertig, du kannst ihm jetzt die Stirn mit dem Wasser kühlen, wenn du das möchtest Dis. Aber eins sei dabei klar gestellt...nur mit dem hast du mich verstanden?“ Sie verstummt unwillkürlich überrascht als ihr nicht gleich jemand antwortet, aber sie hört doch deutlich wie die schwere Schritte zielstrebig auf sie zukommen. Als sie direkt vor ihr anhalten öffnet sie die Augen kurz um sich zu vergewissern. Ihr verschlägt es nahezu gänzlich den Atem als sie sieht, dass nicht Dis es ist, die vor ihr steht, so wie von ihr mit einer gewissen Selbstverständlichkeit angenommen, sondern ausgerechnet Thorin. „DU...was willst du denn hier? Wo ist Dis?"
 

Sie sieht in aufmerksam forschend an, als er ihr nicht gleich antwortet verzieht sich ihr Gesicht zu einer leicht überheblichen Grimasse, mit der sie die Augenbrauen skeptisch nach oben zieht. Indem sagt er jedoch ganz plötzlich etwas zu ihr. "Sie ist kurz fort. Ich habe statt dessen das Wasser gebracht, das wird ja noch erlaubt sein Andaneth oder etwa nicht?" Thorins markantes Gesicht spricht Bände als er sie ansieht. Sie bemerkt den ablehnenden Blick der zugleich seltsam abwesend wirkt. Und da sind seine Augen, diese unvergleichlich blauen Augen, die ihr nahezu immer den Atem nehmen.
 

Sie hat noch nie Einen gesehen, der solch faszinierend dunkelblaue Augen gehabt hatte wie er....ausgerechnet er...dieser garstige Einfaltspinsel von einem Zwerg. „ACH sag jetzt bloß noch, du hast mir dabei zugesehen? Verdammt nochmal...Thyk...weißt du eigentlich was du da angestellt hast?“ Hakt sie mit einem Mal unverhofft nachdrücklich und streng nach, wobei sich ihr fein gezeichnetes Gesicht mit den hohen Wangenknochen allerdings ganz im Gegensatz dazu zu einem eher abfälligen Lächeln um den Mundwinkel verzieht.
 

Das ist etwas, was er im Übrigen überhaupt nicht vertragen kann und am Allerwenigsten von ihr. „Hör auf mich ständig weiter maßregeln zu wollen Weib. Das ist MEIN Haus, also sieh dich gefälligst vor mit dem was du hier zu mir sagst Magd und wenn du mich noch einmal absichtlich beleidigst, wirst du schon sehen was du davon hast!“ Herrscht er sie aufgebracht an, wobei sie deutlich die offenkundige Wut erkennen kann die sich dahinter verbirgt und in seiner Stimme mitschwingt. „Ach ja sehe ich das dann und wie willst du es anstellen ich bin ganz Ohr?“ Feuert sie ihm wie zum Hohn sofort danach abermals wenig beeindruckt entgegen. Thorin schnaubt vor unterdrücktem Zorn...versucht aber weiter sich zu mäßigen und sich zu beherrschen. „Du hättest den Jungen fast umgebracht Eichenschild, das war wirklich eine beeindruckende Leistung, das muss man dir lassen. Sag fällt es dir eigentlich immer so schwer Dinge die notwendig wären zu befolgen?“
 

Plötzlich fährt er unvermittelt hoch. „ICH lasse mir von niemandem etwas befehlen, am allerwenigsten von DIR Elbenhexe!“ Knurrt er sie auch diesmal deutlich hörbar an, wobei sich sein Atem sowie seine Pulsfrequenz stark beschleunigt...jetzt ist er richtig wütend...sie spürt es und sie sieht es. Seine Augen funkeln ihr wie dunkle Kristalle entgegen...gefährlich aber auch faszinierend geheimnisvoll. Wenn sie jetzt noch einen Schritt weiter geht, verliert er die Fassung gänzlich. Mittlerweile kann sie ihn schon ganz gut einschätzen und langsam wird es ein Spiel mit dem Feuer für sie. Ja ein Reiz zu sehen, wie weit sie bei ihm gehen kann, ehe sie ihn um die so mühsam gewahrte Beherrschung bringt. Den hitzköpfigen Zwerg, der sie zu ihrem Verdruss so sehr reizt, wie kein anderer Mann jemals zuvor. Langsam beginnt er sie wirklich zu interessieren...mehr noch als ehemals vor so langer Zeit und zu allem Verdruss auf eine Art, die sie bei allen Göttern die ihr heilig sind nicht wahr haben will...nicht er...nein nicht ER.
 

Bitte nicht DIESER!
 

Im selben Moment als ihr das durch den Kopf geht, macht der Zwergenmann einen eiligen und damit eindeutig unbedachten Schritt auf sie zu, bis er direkt vor ihr anhält. So hat sie die seltene Gelegenheit sich ihn einmal genauer anzusehen. Thorin trägt wohl eher durch Zufall nicht mehr als ein schlichtes dunkles Hemd und sie sieht sehr gut, wie sich sein Bizeps unter dem Stoff spannt, als er sie unvermittelt am Arm packt und sie so zu sich hin zieht. Wieder hat sie damit ungewollt seinen eigenwilligen Duft in der Nase...dieser anziehend markant männliche Duft, den sie nur zu gut kennt, ja der sie irgendwie an eine Note von Zedernholz, Erde und auch Moschus erinnert und ihr dabei wie so oft sofort butterweiche Knie macht.
 

Himmel so gut hat für sie noch nie einer gerochen wie dieser.
 

Er drückt sie noch ein Stück näher zu sich heran...sie spürt seinen breiten Brustkorb, die beeindruckend ausgeprägten Muskeln, die sich unter der Haut abzeichnen und ihren Blick ungewollt gefangen nehmen. Lyriel muss hart schlucken, denn sie weiß ganz genau, dass sie lügt, wenn sie behauptet er gefiele ihr nicht. Oh mein Gott wie sehr er ihr aus zumindest rein körperlich gesehenen Maßstäben heraus gefällt, merkt sie eigentlich erst jetzt, wo sie ihn so deutlich und so nahe an sich spürt. Langsam aber sicher wird ihr diese unangenehme Tatsache bewusst und auch die, dass es nicht sein darf...auf keinen Fall.
 

Sein schwarzes Haar ist mittlerweile lang geworden. Er trägt es jetzt schon eine ganze Weile offen nur von zwei kleinen Zöpfen an beiden Seiten durchflochten. Es legt sich wie ein dunkler Schleier auf ihre Schultern, als er sich vorbeugt damit er ihr noch besser in die Augen blicken kann. Erst glaubt sie, er wolle sie vielleicht küssen und schreckt daher leicht zurück, doch das tut er nicht. Anstatt dessen droht er ihr und zwar sehr deutlich.
 

Dabei sieht sie abermals in sein Gesicht..sieht den stark verhärmten strengen Zug um den Mundwinkel, der ihn mit samt dem kurzen Bart deutlich älter wirken lässt als er tatsächlich ist. Thorin zieht sich innerlich vor ihr zurück, er will sie nicht bis in seine Seele blicken lassen. Oh nein diese Blöße gibt er sich sicher nicht, aber von ihr einschüchtern lässt er sich eben so wenig.
 

„Halt gefälligst deinen vorlauten Mund Weib. Wie kannst du es wagen, mich ständig herausfordern zu wollen?“ Grollt er sie erneut unmissverständlich an. Doch weiter kommt er auch diesmal nicht, denn nur einen Moment später steht wiederum seine Schwester unvermittelt in der Türe und zwingt beide damit voneinander ab zu lassen.
 

Thorin gibt die Heilerin frei, wenn auch äußerst widerwillig. „Wir sind noch nicht fertig miteinander, das schwöre ich dir Elfe...hörst du? Ich werde es dir nicht vergessen.“ Knurrt er dabei wie zur Bekräftigung vor sich hin, ehe er auf dem Absatz kehrt macht und anschließend geräuschvoll zur Türe hinaus rauscht. Lediglich von den vollkommen überraschten, wie verwirrten Blicken beider Frauen begleitet. Dis sieht die Halbelbin aufmerksam forschend an, als sich die Heilerin ihr mit einem leisen resignierten Seufzer zuwendet. „Sag mir was soll ich mit ihm machen Dis? Vielleicht erschießen?“ Fragt sie die junge Zwergin anschließend mit einem leicht schiefen Lächeln auf den Lippen.
 

„Na immerhin kannst du es noch mit Humor nehmen Lyriel. Ich weiß es nicht, ich kann es dir nicht sagen. Ich erkenne ihn seit einiger Zeit kaum wieder. Er war noch nie so wie jetzt bei dir. Sag mir Heilerin was ist mit dir und ihm? Würde ich ihn nicht besser kennen, dann würde ich glatt behaupten, er hat sein Herz und damit seinen Verstand verloren und zwar an DICH. Aber dann behauptet er mir gegenüber andauernd mit einer Vehemenz die mich wirklich stutzig werden lässt, wie sehr er dich hasst und verachtet. Also wirklich Männer die soll mal einer verstehen.“ Kontert die Zwergin ebenso resigniert in ihre Richtung. Die Elbin lächelt abermals. „Nun ja das kommt mir irgendwie sehr bekannt vor, das versucht er mir auch ständig weiß zu machen. Langsam glaube ich es ihm sogar. Lange genug verhält er sich mir gegenüber ja auch danach..oder nicht?“
 

Dis sieht die Heilerin mit einem leicht abschätzenden Blick an. „Thorin ist ein ausgemachter Sturschädel, das war er eigentlich schon immer solange ich ihn kenne und wenn mein Bruder sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist es extrem schwer ihm das wieder auszutreiben und damit meine ich eigentlich so ziemlich alles. Verstehst du Lyriel? Es ist zumeist schwer ihm mit Argumenten bei zu kommen, wenn du das erreichen willst dann brauchst du schon verdammt gute um ihn vom Gegenteil zu überzeugen.“ Die Halbelbin sieht die junge Mutter mit einem schwachen Lächeln an. „Wie in der Liebe...aber dazu gehören ja bekanntlich auch zwei...nun gut lassen wir das.“
 

Mit diesen knappen, wie deutlichen Worten strafft sie sich und will erneut zu Kili gehen, doch die Zwergin hält sie unwillkürlich mit Worten zurück. „Warte noch..ich...ich kenne dein Geheimnis Lyriel und ich habe dich daher eben nicht umsonst nach ihm und dir gefragt? Thorin weiß nicht wer du wirklich bist aber ich..ich weiß es. Ich wusste es zwar nicht gleich als du kamst, aber Fundin hat es mir vor nicht all zu langer Zeit unter Strafandrohung anvertraut. Ich glaube er wollte wohl, dass es jemand aus der Familie von Durin weiß...immerhin bist du damit eine von uns. Nicht wahr?“ Die Halbelbin fährt verblüfft und sichtlich überrascht herum. „Woher willst du das wissen?“ Hakt sie dabei erschrocken nach. Dis zuckt mit den Schultern. „Ich weiß es eben, sagen wir ich spüre es und Thorin höchstwahrscheinlich ebenso. Auch wenn der arme Kerl sich in dem Sinn keinen Reim darauf machen kann, warum das so ist. Gleiches Blut zieht sich eben magisch an...in dem Fall wohl auch unbewusst."
 

Lyriel seufzt leise wobei sie den Blick senkt, nur einen Moment später antwortet sie der Zwergin leise. „Grôr war mein Vater...es stimmt also, du hast in dem Sinn recht gehabt. Der jüngere Bruder von Thrôr also deines Großvaters Dis. Er hat eine Elbin geliebt...eine gänzlich verbotene Liebe war das damals und das war auch das, was dir sicher niemand darüber verraten hat. Meine Mutter Laurelin hat das nie verwunden...dieses heimliche Leben...es hat sie letzten Endes beide zerstört und damit auch getötet. Zurück geblieben bin ich, gefangen in diesem ungeliebten Körper eines Bastardes. Einst habe ich dort gelebt bei euch im Berg.
 

Du warst da noch nicht einmal geboren worden, Thorin nicht mehr als ein kleiner Junge und Frerin gerade mal ein Neugeborener...und dann kam Smaug schon bald und alles hat sich geändert. Alles hat sich geändert aber nicht für mich...ich bin immer noch eine Ausgestoßene. Ja ich bin die Elfe mit dem frevelhaften Durinsblut in den Adern, das ist etwas was niemand wirklich wissen will Dis.
 

Niemand...auch dein Bruder nicht, oder besser er sollte es nicht wissen, sonst bin ich tot und das weißt du so gut wie ich."

Verzweiflung

Dis sieht die Halbelbin mit dem feuerroten Haar sichtlich bestürzt an. „Was? Das glaubst du doch nicht wirklich? Oder etwa doch?“ Fährt der Zwergin kurz danach erschrocken heraus, wobei sie sichtbar schluckt. Lyriel erwidert ihren Blick direkt und offen. Sie wirkt entschlossen und sehr ernst. „Oh doch genau das denke ich. Er ist ohnehin nicht besonders gut auf mich zu sprechen und wenn er wüsste, dass ich im Grunde das selbe Blut in den Venen habe wie er...wie du, dann wird er es tun. Auch wenn es bei mir mehr durch Zufall und allerlei Umwegen geschehen ist. Nun aber das interessiert heute niemanden mehr.
 

Mein Vater und meine Mutter sind schon vor Ewigkeiten in die Halle des langen Wartens eingezogen und hoffen, dass sich dort eines Tages ihr Schicksal erfüllen möge und sie sich jenseits der Grenzen wieder sehen dürfen. Sterbliches Blut und Unsterbliches darf sich nun mal nicht mischen. Und doch ist es geschehen, trotz aller Widrigkeiten habe ich überlebt, gehasst und abgelehnt von beiden Seiten....und du willst mir allen Ernstes sagen, dass du nicht glaubst, dass er es tun würde?
 

Dis ich bitte dich, mach dich nicht lächerlich. Thorin genügt meiner Ansicht nach wesentlich weniger um einen Grund zu finden mich für etwas zu bestrafen, was ich nicht verbrochen habe. Hast du etwa schon vergessen was vor zwei Jahren geschehen ist? Da hätte nicht viel gefehlt und er hätte es bereits dort getan. Das Zeichen dieses unschönen Zusammenstoßes trägt er noch heute deutlich sichtbar auf der Haut nehme ich an?“
 

Die Halbelin verstummt, wobei sie ihre Arme spontan fest übereinander schlägt und sich kurz schüttelt, offenbar ist ihr die Erinnerung daran extrem unangenehm. Die dunkelhaarige Zwergenfrau fixiert sie derweil aufmerksam, ihr Blick ist forschend und zweifelnd zugleich. „Das weiß ich noch als wäre es heute gewesen, ich war es, die es damals unterbunden hat. Das werde ich nie vergessen, niemals!
 

So wütend und aufgebracht wie da hatte ich ihn noch niemals zuvor gesehen. Und doch ist es merkwürdig, er hat sich seitdem stark verändert. Etwas ist anders an ihm...er will es mir nicht sagen, aber ich spüre es. Ich kenne meinen Bruder gut genug, um das zu fühlen und manchmal so überdeutlich, dass es mich nahezu anspringt wie ein wildes Tier. Er ist noch schweigsamer als sonst und er geistert seit neustem Nachts regelmäßig durch das Haus, das hat er früher nicht gemacht. Es ist gerade so, als ob ihm etwas den Schlaf rauben würde. Etwas was ihn völlig aus dem Gleichgewicht gebracht hat...aber er will mir partout nicht sagen was. Bisher habe ich es allerdings schon um des lieben Friedens Willen vermieden ihn diesbezüglich nochmal anzusprechen, aber ich werde langsam aber sicher den Verdacht nicht mehr los, dass es mit dir zu tun haben muss Heilerin.“ Dis verstummt sie lächelt zwar, doch es wirkt deutlich resigniert.
 

Lyriel blickt sie überrascht und verwirrt an. „Was MICH? Nie, das bildest du dir ein Dis.“ Hakt die Heilerin verblüfft und äußerst vehement nach. „Ach nein? Du solltest sehen wie er dich ansieht Lyriel, ich meine wie er dich immer dann ansieht, wenn du es selbst nicht bemerkst. Ich habe diesen speziellen Blick von ihm gesehen...schon mehr als einmal jetzt. Ich bin längst nicht mehr so unbedarft, dass ich nicht wüsste, wie ein Mann eine Frau ansehen kann, die er sehr begehrt und wenn es nur unterbewusst ist. Immerhin habe ich zwei Söhne, auch wenn ihr Vater leider nicht mehr lebt.
 

Manchmal vermisse ich ihn unendlich...aber wie auch immer, du kannst es mir nun glauben oder nicht, mein Bruder kann nicht von dir lassen, so sehr er es sich vielleicht einreden will. Es erscheint völlig absurd, so stark ihr euch ungewollt anzieht, so sehr stoßt ihr beide euch wiederum gegenseitig ab. Ich frage mich wohin das in Zukunft noch führen mag?“
 

Die junge Zwergin sieht die Frau mit dem langen feuerroten Haar abermals durchdringend und forschend an, als sie ihr das anvertraut. Lyriel ist hingegen vollkommen verwirrt angesichts dieser aufwühlenden, wie stark beunruhigenden Tatsachen, mit denen sie nicht im Ansatz gerechnet hat.
 

Sie fragt sich was er von ihr will...was? Er hasst sie doch so sehr...so sehr...
 

Indem versucht sie es hastig zu verdrängen, sie weiß dass sie jetzt ein andere Aufgabe zu verrichten hat und die heißt Kili...der Junge ist es der ihre ganze Aufmerksamkeit fordern sollte. Und so seufzt sie leise ehe sie Dis antwortet. „Lassen wir es gut sein...das ist etwas was jetzt nicht hier her gehört. Es geht um das Leben deines Jungen Dis...ich..ich möchte ihn mir gerne noch einmal kurz ansehen, wenn du gestattest?“ Die Zwergin nickt knapp.
 

„Natürlich, ganz wie du willst Heilerin!“
 

Mit diesen Worten bringt sie Lyriel erneut zu Kili, der inzwischen schon nicht mehr ganz so fiebrig wirkt, wie noch eine halbe Stunde zuvor als sie ihn auf dem Lager hat liegen sehen. Allerdings hat er sein Bewusstsein noch immer nicht wider erlangt. Das beunruhigt sie. Von Thorin ist keine Spur zu entdecken was sie innerlich aufatmen lässt er hätte mehr gestört als Nutzen für den Jungen gebracht. Die Heilerin legt ihre kühle Hand kurz prüfend auf die heiße Stirn des Jungen und nickt dann zufrieden. „Das Fieber sinkt wenn auch langsam. Gut das wollte ich wissen, ich werde dann morgen früh noch einmal nach ihm sehen und diesmal tut ihr was ich gesagt habe. Keine Belladonna mehr, nichts rein gar nichts als klares, kühles Wasser um das Fieber weiter zu senken und meine Gabe wird dann hoffentlich irgendwann den Rest erledigen. Hast du das verstanden?“
 

Lyriel sieht Dis eindringlich an, als beide Frauen am Lager des Jungen stehen. Die junge Mutter nickt hastig, dann antwortet sie ihr rasch. „Ja ja ich habe verstanden...nichts anderes, ich werde es Thorin sagen.“ Die Heilerin nickt langsam, bevor sie ebenfalls spricht. „Nun dann werde ich jetzt gehen, es ist schon spät, es wird bald dunkel.“ Mit diesen Worten macht sie Anstalten das Haus des Zwerges zu verlassen. Als sie draußen ist ohne ihm begegnet zu sein, atmet sie sichtbar auf. Den Ärger mit ihm, jedesmal wenn sie ihn sieht, den kann sie sich getrost und gerne ersparen. In diesem Fall geht sie mit zügigen Schritten in Richtung ihrer kleinen Behausung am Dorfrand..
 

Stunden später...
 

Es ist Nacht das schwache Licht eines Sommervollmondes fällt durch klares Fensterglas auf den Boden irgend einer Kammer. Schweißgebadet schreckt der junge Zwergenmann dem sie gehört aus einem unruhigen Schlaf hoch...er hat geträumt, mal wieder wie so oft...und schon wieder ist es einer dieser merkwürdig verwirrenden Träume, die ihn seit einiger Zeit immer vehementer und hartnäckiger zu verfolgen scheinen. Er spürt noch die Nachwehen...weiß dass er ungewollt von ihr geträumt hat. Von IHR...ausgerechnet von ihr, die heute abermals kommen musste, um nach dem Jungen zu sehen. Hier in der stummen Einsamkeit seiner Kammer trifft ihn diese schnöde Erkenntnis noch härter als sonst, wo er es sich doch um keinen Preis eingestehen will, dass es so ist.
 

Aber sein schneller nahezu gehetzt wirkender und keuchender Atem, das dazu völlig von seinem Schweiß durchweichte Laken und der unliebsame Druck zwischen den Beinen, der verdammt nochmal nicht nachlassen will, macht ihm dies nur allzu schmerzlich bewusst. Er weiß sehr gut, was für Begehrlichkeiten sie ungewollt in ihm geweckt hat...er weiß es zu gut. Hastig fährt er sich mit der Hand durch das dichte schwarze Haar, bevor er sich kurz darauf ruckartig aufrichtet.
 

Er ist auf der anderen Seite zutiefst verunsichert, ja sieht es beinahe real vor sich, ihr schönes dunkelrostrotes Haar, das ihn immer wenn er es sieht an die Eine erinnert die er vor so langer Zeit kannte, die Eine die er einmal geliebt hatte, als er noch so jung gewesen war, fast noch ein Knabe. Die Eine die eben solch faszinierend rotes Haar gehabt hatte wie sie...wie die verhasste Elfe, die ihn auf der anderen Seite nahezu ebenso zwanghaft anzieht.
 

Wieder hat er sich dabei ertappt im Zusammenhang mit ihr Dinge geträumt zu haben, die in seiner streng geregelten Welt von Wahrheit und Lüge nicht sein dürfen. Dinge, die auch seiner moralischen Vorstellung als Zwerg aus Durins Geschlecht nicht im Geringsten gerecht werden können. Er schämt sich fast, weiß genau, dass das etwas ist, was ihn als eklatanten Lügner entlarvt...ja ein Lügner ist er und einer der sich dazu andauernd selbst belügt und das schon eine ganze Weile.
 

Er hat beinahe noch ihren Duft in der Nase...den, der ihm jedes mal wenn sie ihm unabsichtlich zu nahe kommt fast um den Verstand bringt. Sie weiß ja nicht, was für eine tödliche Wirkung sie auf ihn hat. Er spürt es nur zu deutlich, der lästige wie überaus verräterische Druck seiner Lenden, der ihm in solchen verfluchten Nächten wie dieser einfach keine Ruhe mehr geben will...egal ob er ihn nun ignoriert oder nicht. In diesen Nächten in denen er in seinen geheimsten Träumen und Wunschvorstellungen mit ihr genau das tut, was er sich in der Wahrhaftigkeit weder zutrauen noch jemals offen eingestehen kann.
 

Aber sein Körper sagt ihm schon lange etwas ganz anderes als sein Verstand...ginge er nur allein nachdem was er wollte, dann hätte er diesem dunklen frevelhaften Verlangen längst nachgegeben. Der junge Zwergenmann sieht sich als verrückt an...weil er sie so sehr begehrt, dass er sogar schon davon träumt wie er sie sich nimmt.
 

Den für ihn so geheimnisvollen gänzlich unbekannten Geschmack ihrer Haut zu schmecken...ihren warmen Atem verlockend und süß auf seiner zu spüren, zu wissen wie es ist von dieser Frau ebenso verlangend geküsst zu werden, das ist alles was er sich insgeheim wünscht...und er weiß doch, dass eben dieser Wunsch niemals in Erfüllung gehen kann und darf.
 

Er und sie gehören nicht zueinander...dazu sind sie zu verschieden dazu hassen sie sich viel zu sehr...und viel zu lange.

Begehrlichkeiten

>Sie geht ihm tief unter die Haut...sie geht ihm nicht mehr aus dem Kopf....schon lange nicht mehr...doch das war nicht immer so....aber jetzt, jetzt nimmt sie ihm mit ihrem unvergleichlichen Duft jedes mal den Atem und wenn sie ihm nahe ist, hat er das Gefühl als müsse er ihre Nähe mit jeder Pore seiner Haut trinken...als müsse er sie atmen...als müsse er ohne sie sterben. So sehr hasst und liebt er diese elbenblütige Frau zu gleichen Teilen, die wie Sonne und Mond oder Tag und Nacht nicht ohne einander existieren können und doch so gegensätzlich sind.<
 

Diese bittere Erkenntnis treibt ihn immer weiter voran, lässt ihn nahezu jede Nacht ruhelos wie einen Getriebenen durch das Haus geistern...ein paar mal schon hat Dis ihn so gefunden...aber sie hat nichts gesagt...obwohl er fühlen kann, dass sie sich große Sorgen um ihn macht. Er weiß, dass seine Schwester unbewusst etwas spürt, auch wenn sie es ihm nicht offen sagt. Sie kennt ihn zu gut, um zu wissen, dass etwas mit ihm schon eine ganze Weile nicht mehr stimmt, ja dass etwas in ihm aus dem Gleichgewicht geraten ist.
 

Sie sieht es ihm an.
 

Als die Zwergin wie durch Zufall kurze Zeit später aufsteht, um noch einmal nach ihrem jüngsten Sohn zu sehen und auch um ihren Durst zu stillen...muss sie zwangsläufig an nahezu allen Zimmern vorbei, um zur großen Wohnküche zu gelangen. Die Türe steht halb offen, die schwarzhaarige Zwergenfrau fährt erschrocken in sich zusammen, als sie einen dunklen Schemen darin wahr nimmt, der sich nicht regt, lediglich schwach vom Mondlicht des jungen Vollmondes erhellt ist er still und unbeweglich wie ein Schatten.
 

Doch beim zweiten Hinsehen bemerkt sie, dass es ihr Bruder ist, den sie da in der Dunkelheit am Tisch sitzen sieht.
 

Dis ist barfuß, sie bemüht sich besonders leise zu sein und sich gegebenenfalls zurückzuziehen noch bevor er es bemerkt, aber er hat sie trotzdem gehört...sie sieht wie er rasch und sichtlich alarmiert in ihre Richtung blickt und auch wenn sie seine Augen in der Dunkelheit nicht sehen kann, weiß sie dennoch, dass sie weit fort sind. Diese eigenartige Leere in seinen Augen hat sie mittlerweile schon öfter gesehen.
 

„Kannst du wieder nicht schlafen Thorin?“
 

Fragt sie ihn leise, es klingt besorgt und nahezu atemlos, mit dem ihre Worte die gespenstische Stille im Haus durchdringen.
 

Er sieht zu ihr...sagt zunächst nichts, nickt dann aber einmal kurz und entschlossen.
 

Seine Schwester seufzt leise und betritt schließlich beherzt den geisterhaften Raum, der in der bläulich schimmernden Nachtschwärze merkwürdig bedrückend auf die junge Zwergin wirkt. Als sie näher kommt, sieht sie das schwache Mondlicht, das silbern und seltsam unwirklich in sein markantes Gesicht fällt. Es lässt sie unwillkürlich erschrocken aber für ihn nahezu gänzlich unsichtbar in sich zusammenfahren. Dis ist zutiefst beunruhigt und bestürzt. Er sieht schrecklich aus...übernächtigt, rastlos...seine ansonsten eher gleichmäßig ausgeglichenen Gesichtszüge wirken in diesem Licht ausgezehrt und verhärmt.
 

Es ist ihr beinahe so, als wäre er geistig gesehen nicht da. Ihr Bruder wirkt so ungewohnt abwesend, in seinen Gedanken vertieft ganz weit fort. Kilis Mutter weiß zudem sehr gut, dass er seit mehreren Tagen kaum noch isst oder gar trinkt. Er verweigert ihr jegliches Essen...egal was sie ihm hinstellt, selbst die Dinge, die er bisher gerne mochte. Sie hat es mit allen Mitteln versucht..ohne Erfolg. Das ist etwas was es zuvor auch noch nie bei ihm gegeben hat. Statt dessen hat sie von ihm den Eindruck gewonnen, als wirke er ungewohnt fahrig auf sie und dazu hat er sichtbar abgenommen und zwar mittlerweile so viel, dass es nicht nur sie allein bemerkt hat.
 

Die junge Zwergin weiß sich keinen Rat mehr und ahnt doch intuitiv schon lange, dass es irgendwie mit dieser Frau zu tun haben muss, mit dieser rothaarigen Frau mit dem Elbenblut. So schlecht wie jetzt in diesem Augenblick hat er noch nie zuvor ausgesehen. Er macht den Anschein auf sie, als wäre er verrückt geworden oder wenn nicht, fehlt jedenfalls nicht mehr viel bis er den Verstand tatsächlich verliert. Wüsste sie es nicht besser, so müsste sie fast annehmen ihr älterer Bruder habe so etwas wie Liebeskummer...aber so etwas kann nicht sein.
 

Nicht bei ihm...oder am Ende etwa doch?
 

Langsam ja zögernd wagt sie sich ein Stück näher an ihn heran, wobei sich der Gedanke merkwürdig hartnäckig in ihrem Kopf fest setzt, als sie ihn endlich anzusprechen wagt. „Fehlt dir etwas Thorin, sag mir ist alles in Ordnung?“ Fragt sie ihn so vorsichtig und sehr leise. Hastig fährt er halb von seinem Platz hoch, beinahe als habe sie ihn mit etwas aufgeschreckt. Er streicht sich just mit einer sichtbaren Verlegenheitsgeste durch den dichten, dunklen Schopf der im Augenblick noch von der Nacht zerzaust wirr in alle Richtungen absteht.
 

„N..nein...es ist nichts Dis...geh schlafen und lass mich. Es ist alles gut, mach dir keine Sorgen. Ich hab nur nachgedacht nicht mehr...glaub mir!“
 

Er verstummt, Dis sieht aber nahezu sofort, dass er ihr nicht die ganze Wahrheit sagt oder vielmehr spürt sie es. Doch im Moment nützt ihr das ohnehin nichts, denn er wird es ihr nicht verraten. Sie geht mit gemessenen Schritten entschlossen zum Tisch und nimmt sich die kleine Talgkerze und den Zunder um ein wenig mehr Licht in dieses Dunkel zu bringen, das nicht nur in diesem Raum vorzuherrschen scheint. Er hindert sie nicht daran, sagt aber auch nichts dazu. Als sie fertig ist, blickt sie ihren älteren Bruder forschend an, ihre Besorgnis steigt und doch kann sie nichts dagegen tun.
 

Sie sieht ihn da sitzen, lediglich in seinen Beinkleidern und seiner Tunika, beides nachlässig geschlossen. Seine Arme stützen seinen Kopf, der jetzt auf die Tischplatte und noch weiter ins Leere hinaus starrt, wobei sich ein tiefer fast schon verzweifelter Seufzer aus seiner Brust schält. Als er sich kurz bewegt sieht sie etwas an seinem Hals schimmern und da hat sie es zum ersten mal ganz bewusst vor Augen...das was er da um seinen Hals trägt kennt sie nicht, es ist ihr fremd.
 

Überrascht stutzt sie, als sie erkennt um was es sich handelt.
 

Es ist ein völlig unscheinbarer weißer Anhänger aus klarem Bergkristall, nicht groß aber doch groß genug, um offenbar etwas darin aufzubewahren. Seinen größten Schatz...eine einzelne Strähne dunkelroten Haars, gefasst in unvergängliches reines Kristall. Die eine Strähne, die er einst vor langer Zeit der Einen gestohlen hat, die er insgeheim liebt...oder von der er wenigstens geglaubt hatte, er würde sie lieben. Damals als er noch so jung gewesen war.
 

Es erscheint ihm tatsächlich mehr als eine Ewigkeit her. Es war die unbedachte Wette mit Dwalin gewesen. Er hatte sie damals noch nicht einmal gekannt, nicht mehr als ein vielleicht zweimal gesehen. Ihr Haar war wie flammendes dunkles Feuer, wie die Glut der großen Schmelzöfen...ebenso faszinierend und ebenso fremd. Er weiß aber noch sehr gut, dass er sich damals bereits auf den ersten Blick in sie verliebt hat....und auch daran, dass Dwalin ihn deswegen aufgezogen hat.
 

Er selbst war damals nicht mehr als ein einfältiger, draufgängerischer junger Narr mit einem noch größeren Mundwerk gewesen, das zudem nicht immer das hielt, was es da so von sich zu geben pflegte. Oh nein er hat gewiss nicht vergessen, wie ungeschickt er sich angestellt hat und wie tölpelhaft, nur um diesen kostbaren Schatz zu erhalten, den er von ihr tatsächlich nur durch puren Zufall hatte erhaschen können und er hat auch nicht vergessen, wie sie ihn zuerst beschimpft und dann als sie gemerkt hat, warum er es tat zur Strafe lauthals ausgelacht hatte.
 

Und doch hat er sie nie vergessen können...bis heute nicht. Nur an ihr Gesicht, an das kann er sich seltsamerweise nicht mehr erinnern...weshalb weiß er nicht mehr. Es ist schon so lange her so unendlich lange seit Smaug kam, es war noch im Erebor gewesen vor dem Drachen. Alles was danach gekommen ist hat er verdrängt...der Schmerz darüber sitzt einfach zu tief.
 

Als Dis ihn kurz darauf abermals anspricht fährt er so erschrocken hoch, als hätte er sie bereits wieder vergessen. „Thorin wer soll das glauben, sieh dich doch an...ich mache mir Sorgen um dich, aber ich kenne dich gut genug um zu wissen, dass du es mir nicht sagen wirst. Daher kann ich dir nur den Rat geben, das du endlich tust, was immer du tun musst, bevor es dich zerstört...denn das wird es, wenn du so weiter machst, das sage ich dir.
 

Ich liebe dich, du bist mein Bruder, der Einzige den ich noch habe. Mahal ich kann nicht länger tatenlos zusehen, wie du dich selbst quälst. Was immer es ist, handle endlich. Konsequenzen wird es so oder so nach sich ziehen, egal wie du dich entscheidest.“
 

Der junge Zwergenkönig fährt unterdessen verwirrt und sichtlich ungehalten von seinem Platz hoch.
 

„Ich weiß überhaupt nicht wovon du sprichst. Aber Dis ich sage dir eines, lass ruhen was immer du andeuten willst. Ich möchte nicht darüber sprechen und ich weiß sehr wohl, dass du dich um mich sorgst, aber das musst du nicht. Ich weiß schon was ich tue...und jetzt gute Nacht.“ Mit diesen knappen, wie eindeutigen Worten steht er urplötzlich ungewöhnlich resolut auf und macht Anstalten zu gehen.
 

Dis seufzt leise, ehe sie ihm antwortet. „Das wird es auch nicht verbessern oder verändern. Flucht hat noch nie geholfen und davor die Augen zu verschließen erst recht nicht Thorin.“ Sagt sie anschließend leise aber ungewöhnlich nachdrücklich zu ihm. Er zuckt heftig zusammen. „DAS weiß ich..danke, aber ich bedarf heute keines noch so gut gemeinten Ratschlags mehr Schwester...und jetzt gute Nacht!“
 

Er verstummt und geht ohne sich noch einmal umzublicken. Zu groß ist das Unbehagen darüber, eventuell von ihr ertappt worden zu sein. Die bittere Erkenntnis darüber zu gewinnen, dass seine Schwester vielleicht längst mehr weiß oder mehr ahnt, als ihr das letzten Endes gut tun kann...und auch ihm gut tun würde. Die Furcht und die Scham darüber, zu wissen was ihn plagt wird langsam übermächtig und doch kann er sich dem noch immer nicht stellen.
 

der nächste Tag.....
 

Thorin ist früh wach oder besser hat er sich diese Nacht wie so viele wieder schlaflos um die Ohren geschlagen...aber heute muss er fort, er hat noch viel zu tun. Heute nehmen ihn unweigerlich seine Pflichten als Anführer dieser Gruppe von Zwergen in Anspruch, dem er nachkommen muss. Außerdem weiß er, dass sie heute noch einmal zu Kili kommen wird und ihr will er nicht schon wieder über den Weg laufen müssen, das gibt zumeist nur Scherereien und darauf hat er heute gewiss keine Lust. Nach einem kaum nennenswerten Frühstück das Dis ihm nach dieser Nacht ungewöhnlich schweigsam hingestellt hat, macht er sich auf den Weg seine Aufgaben und Pflichten zu erfüllen. Es ist noch vor dem Morgengrauen als diese ihn aus dem Haus hinaus führen.
 

Er hat wieder kaum etwas gegessen...und seinen Platz beinahe so verlassen wie er ihn vorgefunden hatte.
 

Langsam macht sich die Schwester deswegen wirklich große Sorgen. Sie weiß nicht mehr was sie tun soll, aber sich irgend jemandem anvertrauen ist ihr unangenehm. Es bleibt da eigentlich nur die Einzige übrig, der sie halbwegs vertraut. Die junge elbenblütige Heilerin. Als Lyriel wenig später überpünktlich erscheint, um wie vereinbart noch einmal nach Kili zu sehen, fasst sich Dis schließlich ein Herz und schüttet ihre Sorgen und ihren Kummer bei der rothaarigen Frau aus, wobei sie vage hofft, diese möge vielleicht ein Rezept kennen, um Thorin wenigstens wieder zur Vernunft zu bringen.
 

Ja ihn, der früher gewiss kein Kostverächter gewesen war und dem jetzt nahezu jegliche Lust am Essen vollständig abhanden gekommen ist und nicht nur das allein.....
 

Als Lyriel bei dem jungen Zwerg am Lager steht und ihm den Verband wechselt, sowie noch einmal mit ihrer Heilkraft versucht, das inzwischen schon stark gefallene Fieber noch weiter zu abzusenken, wagt Dis es nach einigem Überlegen und abwägen endlich doch sie darauf anzusprechen. Die beiden Frauen sind allein...ein Grund mehr weshalb Dis es wagt, ihr Herz vor der jungen Frau auszuschütten. Wäre Thorin im Haus würde sie das niemals tun, aus gutem Grund.
 

„Lyriel?“
 

Die Heilerin sieht überrascht auf, als sie Dis leise Stimme vernimmt die ungewöhnlich angespannt klingt.
 

„Was? Ist etwas geschehen...ist etwa etwas mit dem Jungen, was ich wissen müsste?“
 

Fragt sie die Zwergin sofort alarmiert. Die Halbelbin sieht die hübsche Zwergenfrau mit dem pechschwarzen Haar und diesen seltsam intensiv dunkelblauen Augen verwirrt an. Dis schüttelt jedoch sofort den Kopf.
 

„Nein..nein es ist nur...“ sie bricht ab. Lyriel blickt sie jedoch weiterhin forschend an.
 

„Es ist Thorin nicht wahr?!“
 

Nimmt sie Dis schließlich die Worte aus dem Mund. Sie hat schon allein an ihrem Blick erkannt, um wen es sich handeln muss. Die junge Zwergenfrau nickt erst schwach, aber dann entschlossen und heftig, womit sie den Verdacht der Heilerin bestätigt. Lyriels Ton wird augenblicklich geschäftsmäßig.
 

„Was ist mit ihm?“
 

Hakt sie einen Moment später entsprechend spröde nach.
 

Dis lächelt unwillkürlich, als sie in das ebenmäßige Gesicht mit den für ihr Volk hochgezogenen schmalen Wangenknochen der elbenblütigen Frau blickt, aber dann wird ihr Ausdruck traurig ja richtig besorgt. Ein Umstand der auch der Halbelbin mit dem leuchtend roten Haarschopf nicht entgeht.
 

„Etwas stimmt nicht mit ihm Heilerin...ganz und gar nicht. Ich sage dir, er isst nicht, er schläft nicht mehr und meine Güte hast du ihn dir einmal genauer angesehen? Er wirkt als würde ihn etwas von innen heraus verzehren. Er wird immer kraftloser ja er hat sogar schon an Gewicht abgenommen und das nicht wenig. Bei Mahal ich weiß mir keinerlei Rat mehr. Außerdem verweigert er sich mir seit einigen Tagen total..er spricht nicht einmal mehr mit mir. Sag was soll ich tun? Hilf mir ich habe Angst...ich habe Angst um ihn, er ist doch mein Bruder. Und trotzdem erscheint er mir im Moment so vollkommen unbekannt..als wäre er ein Fremder.“
 

Die Halbelbin strafft sich, wobei sie sichtlich überrascht wirkt.
 

„Oh...so ist das also. Nun das klingt mir ehrlich gesagt mehr nach Kummer, als nach einer Krankheit. Hättest du das mit dem Essen und dem Trinken nicht erwähnt, hätte ich bei ihm irgend eine körperliche Schwäche vermutet, die manchmal auftreten kann, wenn man sich überanstrengt oder ähnliches. Aber das hier klingt mir sehr nach...nach..ja ich weiß nicht Dis? Verzeih...bist du sicher, dass da nicht vielleicht irgend eine Frau im Spiel sein könnte? Der Zustand hört sich für mich eher nach starkem Herzenskummer an.
 

Ich...ich wusste ja nicht...sag gibt es da tatsächlich eine, die sein Herz so sehr gefangen hält, um dies bei ihm so derart heftig hervor zu rufen?“
 

Dis schluckt hart, wobei sie die Heilerin ernst ansieht.
 

„Ich bin mir nicht sicher, aber sagen wir so ich ahne es...er will nicht darüber sprechen, zumindest nicht mit mir. Doch wenn es so sein sollte, erkenne ich ihn jedenfalls nicht wieder. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, muss es ja beinahe so sein...weil...weil er so noch niemals zuvor gewesen ist. Mein Bruder war noch niemals zuvor so sehr an einer Frau interessiert....um..um sein solches Verhalten hervor zu rufen, verstehst du?
 

Ich weiß, wie sich Herzenskummer äußern kann...aber ich habe diese Tatsache bei ihm bisher schlicht nicht wahr haben wollen, bei ihm der sich noch niemals für derlei Dinge hat erwärmen können. Frauen waren für ihn bisher vollkommen nebensächlich...aber jetzt wo du es erwähnt hast....ja es könnte wirklich der Fall sein, dass er unglücklich verliebt ist?
 

Oh sag mir Heilerin, was...was kann ich denn tun?“
 

Lyriel lächelt ganz plötzlich sanft.
 

„Nichts..gar nichts kannst du tun als abzuwarten. Wenn es wirklich eine für ihn geben sollte, so wird es sich wohl früher oder später von selbst zeigen, er kann es nicht für immer verleugnen. Vielleicht wirst du sie ja schneller kennenlernen als du glaubst.“
 

Plötzlich schnaubt Dis leise, es klingt ein wenig resigniert.
 

„Oh, ich glaube fast sie schon zu kennen.“
 

Sagt sie anschließend trocken.
 

Die Halbelbin fährt sichtlich erschrocken zu ihr herum, als sie bemerkt auf wen diese Anspielung jetzt genau abzielt.
 

„Wa..was willst du damit andeuten?“
 

Das hat sie Dis nicht sagen wollen und doch ist es ihr jetzt einfach so heraus gerutscht. Die Zwergin strafft sich derweil hastig.
 

„Nichts..nichts gar nichts Lyriel. Ich habe nur laut gedacht verzeih mir, das war alles. Wie konnte ich so dumm sein...ich weiß doch dass er nicht gut auf dich zu sprechen ist. Aber weißt du in sein Herz hinein blicken kann niemand, vielleicht sagt ihm das ja längst ganz etwas anderes als sein Verstand ihm sagen will...daher würde ich nie etwas ausschließen, wie unwahrscheinlich es oberflächlich betrachtet auch sein mag!“
 

Lyriel schluckt hart, als sie das die andere Frau sagen hört. Eine Aussage die sicherlich durchaus einen wahren Kern in sich beinhaltet. Doch leider können die beiden Frauen das begonnene Gespräch nicht mehr fortsetzen, da sie gleich darauf von Dis älterem Jungen unterbrochen werden, der nicht eben leise ins Zimmer hinein gestürmt kommt und seiner Mutter irgend etwas vom alten Damm am Stausee weiter unten im Tal erzählen will, den die Männer am heutigen Tag erneuern müssen, damit er nicht nachgibt.
 

Der kleine Stausee der das Tal weiter nach unten hin abgrenzt ist Wasservorrat und zugleich Nahrungsgrundlage für die kleine zwergische Gemeinschaft, vordringlich da er als einziger See weit und breit die beiden kleinen Fischteiche speist. Und da der Gebirgsfluss ebenfalls durch ihn hindurchfließt erhält dieser das Wasser klar und ungewöhnlich rein.
 

Wasser ist ungemein kostbar für sie alle...auch Lyriel weiß das und auch sie muss heute noch Wasser holen, da ihr Vorrat nahezu gänzlich zur Neige geht. Doch ihr hilft gewiss niemand dabei es den weiten Weg den Berg hinauf zu schleppen. Sie muss es schon allein tun und das möglichst noch bevor es dunkel wird. Aus diesem Grund hält sie sich heute nicht übermäßig lange damit auf bei Dis zu verweilen.
 

Sie versorgt Kili gewissenhaft und geht dann zügig als sie fertig ist, denn die Heilerin hat heute noch so einiges zu erledigen. Auch weil ein Teil ihrer Kleider ebenfalls einer dringenden Grundreinigung bedarf. So nimmt sie sich, als sie kurz darauf in ihrem Heim ankommt den schweren Wasserkrug vor, um ihn wie üblich auf dem Kopf zu transportieren. Zusätzlich holt sie eine große Ledertasche und befüllt diese mit ihrer verschmutzten Kleidung beziehungsweise auch mit der Seife, denn schließlich soll ja alles sauber werden. Zum guten Schluss bewaffnet sie sich gewissenhaft mit ihrem langen Elbendolch. Es ist eine ganz ordentliche Strecke bis ins Tal hinunter und man weiß ja nie auf wen man so alles treffen könnte.
 

Lyriel ist vielleicht manches, aber sicher nicht unvorsichtig. Als alleinstehende Frau kann sie sich nur auf sich selbst verlassen, das weiß sie. Ja das hat sie inzwischen sehr gut und auch sehr schmerzlich gelernt. Eine Erfahrung die nicht besonders schön aber dafür heilsam gewesen ist. Und ihr auch sehr deutlich klar gemacht hat, dass sie niemanden braucht.. Sie kann sehr gut für sich alleine sorgen. Mit einem leisen Seufzer schultert sie Tasche und Wasserkrug und macht sich schließlich auf den langen Weg zum See.
 

Er führt sie vom Dorf weg weiter hinunter in das kleine Tal, das nach unten hin wesentlich breiter ist und von dem schmalen Gebirgsfluss geteilt wird, der sich in den aufgestauten See ergießt. Auf der anderen Seite haben die Zwerge ihn angestaut und durch Kanäle verbunden um die beiden kleinen Teiche immer mit möglichst frischem Wasser zu speisen, da sie ihnen als eine ihrer Hauptnahrungsgrundlagen dienen.
 

Denn Fisch ist besser als gar nichts und da die überwiegend karge Gegend in den Ered Luin keinen Ackerbau oder gar Viehzucht möglich macht, deckt sich der übrige Fleischbedarf der Gemeinschaft damit zumeist aus der Jagd oder aber dem Handel mit den anderen Bergbewohnern die weiter unten leben. Im Moment hat die Heilerin allerdings andere Sorgen, als dass die beiden Fischteiche keine oder zu wenig Nahrung abwerfen oder aber der Staudamm undicht werden könnte, das ist Sache der Männer und geht sie nichts an. Sie weiß, dass die Männer heute am Damm arbeiten wollen, sie hat es von Fili gehört. Um dem damit nahezu vorprogrammierten Ärger möglichst aus dem Weg zu gehen, entschließt sie sich kurzerhand weiter oben nahe am Einfluss des kleinen Stausees zu bleiben.
 

Dort kann sie genauso gut ihren Wasservorrat auffüllen oder aber ihre Kleider waschen, denn dort ist der Fluss breiter und es gibt obendrein flache Felsen auf denen sie beim Waschen bequemer sitzen kann, als weiter unten am Damm. Daher erscheint ihr diese Entscheidung wohl so oder so die bessere zu sein. Da Lyriel keine andere Wahl hat, macht sie es so, wie sie es sich vorgenommen hat. Dennoch ist sie sehr vorsichtig. Sie weiß nie, auf was oder wen sie auf dem einsamen schmalen Weg ins Tal stoßen könnte, so ist sie immer auf der Hut. Der Dolch bleibt zwar momentan noch in ihrem Gürtel stecken, aber sie hat ihn griffbereit...ohne ihn würde sie niemals das Haus verlassen...niemals.
 

Dafür gibt es hier in der Gegend eindeutig zu viele Vagabunden oder Banditen und die wollen nicht immer nur die materiellen Besitztümer der Bergbewohner an sich bringen, manchmal kommen diesen Strolchen auch noch ganz andere Dinge in den Sinn und eine Frau allein wäre leicht gefundene Beute für sie. Das weiß sie nur zu gut. Sie ist vorsichtig, hört sich immer wieder nach verdächtigen Geräuschen auf ihrem Weg ins Tal um.
 

Doch sie scheint Glück zu haben, sie begegnet niemandem. Als sie die gewünschte Stelle endlich nach beinahe zwei Stunden strengen Fußmarsches erreicht hat, steht die Sonne schon weit im Süden. Es ist noch immer schwülwarm und so ist sie ordentlich ins schwitzen geraten. Die Heilerin muss sich kurz ausruhen. Sie lässt ihre Sachen so an der ihr geeigneten Stelle sinken und beugt sich zum klaren Gebirgswasser hinunter weil sie durstig ist. Aus der hohlen Hand schöpft sie das klare Wasser, das ihre trockenen Lippen benetzt und so wohltuend in ihre trockene Kehle hinunter rinnt.
 

Es ist so still hier, auch weil sie nichts weiter, als die rauen Stimmen der Adler hoch in den Lüften über sich hören kann. Aber ganz plötzlich hört sie doch irgendwelche anderen Stimmen schwach wie von weit fort zu sich hinauf schallen. Es müssen wohl die der Männer weiter unten im Tal am andere Ende des Sees sein. Als sie die Augen mit ihren Händen beschattet um sie vor der Sonne zu schützen, glaubt sie tatsächlich schwache Schemen wahr zu nehmen, die sich dort am Damm bewegen. Aber die sind weit fort, die werden sie hier oben ganz sicher nicht stören.
 

Lyriel lässt sich Zeit...sie ist erschöpft und weiß zudem, das der Rückweg mit all den schweren Sachen im Gepäck nachher um so schwerer werden wird. Bedächtig beginnt sie so als allererstes damit den Wasserkrug mit dem lebensnotwendigen Nass zu befüllen. Um sich die Sache ein wenig zu versüßen fängt sie an zu singen...es sind die Lider ihrer Kindheit. Lider die sie von ihrer elbischen Mutter und auch von den Zwergen des Berges gelernt hat.
 

Sie weiß, dass sie eine sehr schöne beruhigende Singstimme hat, eine die auch andere verzaubern kann...doch das hat sie so gut wie noch nie auszuprobieren gewagt. Der Zauber ihrer Stimme liegt tief und sie lässt ihm niemals freien Lauf, außer sie ist gänzlich allein, denn da kann sie niemanden gefangen nehmen als sich selbst und bei ihr wirkt er ja glücklicherweise nicht. Immer wieder sieht sie sich prüfend nach irgendwelchen unangemeldeten Eindringlingen um...aber sie ist und bleibt allein. Das beruhigt.
 

So kümmert sie sich schließlich um ihre schmutzige Wäsche, die eine Grundreinigung wirklich dringend nötig hat. Ihre klare Stimme begleitet das was sie tut und ihre Lider klingen so mal melancholisch, mal traurig durch die Stille des engen Tales und sind dazu alle reiner Zauber...hätte sie jedoch gewusst, dass eben diese nahezu magisch anziehend auf jemanden wirken, mit dem die Heilerin an dieser Stelle im Leben nicht gerechnet hätte, so wäre sie wohl auf der Stelle verstummt.
 

Thorin hat derweil den ganzen Tag geschuftet wie ein Tier um mit den Männern den undichten Damm zu erneuern. Er ist staubig, müde und ordentlich verschwitzt. Außerdem fühlt er sich nach dieser heftigen körperlichen Anstrengung nahezu völlig erschlagen. Er ist der Letzte der zurück geblieben ist, alle anderen Männer hat er bereits voraus ins Dorf geschickt, auch wenn Balin ihn partout nicht allein gehen lassen wollte, so hat er es dennoch durchgesetzt. Thorin ist kein Feigling, er weiß seine Waffe meisterhaft zu führen und er ist bewaffnet. Wer soll sich also schon an ihn heran wagen. Hier? In den Ered Luin...so nahe am Dorf? Das kann er sich gewiss nicht vorstellen.
 

Der junge Anführer ist so also allein unterwegs um die Ufer des Sees zu überprüfen, um nachzusehen ob es irgendwo undichte Stellen gibt, aus denen der See eventuell Wasser verlieren könnte. Er folgt damit zielstrebig dem Ufer des Sees von unten hin bis nach oben zum Einflussgebiet nach. Dort wo der Fluss in den Stausee mündet ist die Engstelle. Außerdem kann er dort auch nachsehen, ob der Fluss dieses Jahr noch genügend Wasser führt.
 

Völlig in Gedanken versunken folgt der junge Zwerg dem steinigen Ufer bis er fast an der oberen Mündung angelangt ist...um ihn herum ist es beinahe totenstill. Er hört nichts als den Wind leise seufzend durch die Felsen streichen und ab und zu das kehlige Schreien der mächtigen Greifvögel die hier in den Bergen leben. Doch ganz plötzlich wehen unverkennbar leise Wortfetzen und fremde Klänge in seine Richtung.
 

Verblüfft blickt er auf. Er war glücklicherweise vorsichtig...so bringt er sich schnell hinter einem der großen Felsen im Flussbett in Sicherheit um nicht vorzeitig entdeckt zu werden. Nicht bevor er nicht weiß, was da vorne vor sich geht und ob ihn nicht eine unangenehme Überraschung erwarten könnte. Doch als er neugierig um den Felsen herum späht...verschlägt es ihm beinahe die Sprache, als er erschrocken feststellt was es da ein Stück weiter vorne zu sehen gibt.
 

Es..es ist die Heilerin und sie ist allein. Thorin kann es nicht fassen, ausgerechnet die schon wieder? Aber wie er es auch anstellt, er kommt einfach nicht drum herum nun doch wissen zu wollen, was sie da eigentlich macht, so ganz allein. Er weiß genau, dass ihn das sicher nichts angeht. Aber die Neugier ist einfach zu groß, also beschließt er vorerst zu bleiben und sie vorsichtshalber im Auge zu behalten. Man(n) weiß ja nie.
 

In seinem Versteck wartet er geduldig ab, was sie wohl als nächstes tun wird und da hört er plötzlich ihre Stimme leise zu ihm durch dringen. Er hört sie das erste mal überhaupt singen. Ihr Gesang trifft ihn vollkommen unvorbereitet mitten ins Herz. Etwas vergleichbares wie das hat er noch nie zuvor gehört....es verzaubert ihn gänzlich, reißt ihn unweigerlich mit sich fort. Ihre klaren Worte dringen bis tief in seine wunde Seele hinein....es sind die Lieder seiner Heimat, die sie singt, denn auch die Heilerin spricht seine Sprache, und das überraschend gut, auch wenn sie dies in seinem Beisein niemals freiwillig tun würde.
 

Aber eigentlich mag sie Khuzdul, es ist die Sprache ihrer Kindheit. Die ihres Vaters schon daher wird sie diese niemals vergessen können. Lyriel die nicht im geringsten ahnt, dass sie von einem dunkelblauen Augenpaar höchst interessiert und neugierig beobachet wird hat ihre Arbeiten inzwischen fein säuberlich erledigt. Ihre Wäsche ist gewaschen und wieder ordentlich in ihrer Tasche verstaut damit sie diese in ihrem Garten zum Trocknen an die Leine hängen kann. Auch der Wasserkrug ist gefüllt und wartet eigentlich nur darauf von ihr nach Hause gebracht zu werden. Die Halbelbin sieht sich noch einmal aufmerksam um.
 

Sie weiß ganz genau, dass sie viel Zeit gebraucht hat um ihre Wäsche zu säubern, denn der Nachmittag schreitet unerbittlich weiter voran und der Weg zurück ist weit. Aber sie hat auch nicht vergessen, dass ihr selbst eine gewisse Grundreinigung nicht schaden könnte, wo sie schon mal da ist und sie ist sich zudem nicht sicher wie lange es wohl bis zum nächsten Mal dauern wird. Also fasst sie einen Entschluss, wenn sie sich beeilt schafft sie es spielend noch vor dem Dunkel werden nach hause zu kommen...gesagt getan. Sie sieht sich noch einmal hastig und aufmerksam nach irgend welchen eventuellen unwillkommenen Eindringlingen um.
 

Doch sie ist weiterhin allein...das glaubt sie zumindest. Mit geschickten Fingern löst sie so als erstes die langen Flechten ihres dunkelroten Haars bis es ihr offen über die Schultern bis zu ihren Hüften hinunter fällt...dann löst sie die Knöpfe und Knoten ihrer Überkleider und schlüpft schließlich ein wenig zögerlich aus diesen hinaus.
 

Nun trägt sie nur noch ihr helles Untergewand aus Leinen. Aber auch dieses fällt schließlich der Schwerkraft zum Opfer. Sie trägt alles säuberlich zu einen Haufen zusammen und legt sich anschließend nur wieder ihren schmalen Gürtel mit dem Dolch um die nackten Hüften. Als sie fertig ist überbrückt sie geschickt das kurze Stück bis zum See hin, der an der Stelle vom Ufer her nicht tief ins Wasser ragt.
 

Sie lässt sich genügend Zeit um sich abzukühlen, ehe sie weiter hinein geht um sich zu waschen und auch um eine kurze Runde zu schwimmen, denn das hat sie schon sehr lange nicht mehr getan und sie wähnt sich dazu vollkommen allein....also hat sie alle Zeit der Welt. Der Übermut erfasst sie kurzzeitig und so plantscht und lacht sie gelöst laut auf als sie durch das klare und erfrischende Wasser springt wie ein junges Mädchen...sie hat so selten etwas zu lachen...doch heute...ja heute genießt sie es allein zu sein und diese einmalige Freiheit nur für sich zu haben.
 

Lyriel die nicht im Geringsten ahnt, wie nahe sie damit unweigerlich an Thorins Versteck vorbei kommt ist weiterhin vollkommen unbedarft. Sie hat keine Ahnung, dass es dem jungen Zwergenmann bei diesem für ihn völlig unerwarteten Anblick nicht nur allein seiner Sprache sondern auch noch so allerlei seiner anderen Sinne beraubt hat. Er hat damit ungewollt etwas vor die Nase bekommen, was ihn ganz und gar nichts angeht und ist derweil schwer am Schlucken, denn er weiß nicht was er machen soll. Ohhhwww verdammt und ihre nackten Tatsachen sind dazu beileibe alles andere als unattraktiv für ihn.
 

Der junge Zwerg fährt unvermittelt heftig in sich zusammen, denn erneut überkommt ihn dieses merkwürdige Gefühl als würde sie ihn geradezu magisch anziehen. Sein Blick klebt dabei weiterhin fasziniert an ihrem langen feuerroten Haar fest, das in wilden Strähnen flüssigen Feuers durch die Luft tanzt und das so nahe, dass er nur noch danach zu greifen braucht.
 

Er der unweigerlich eine besondere Schwäche für rotes Haar hat...und das schon immer....schon immer...
 

...und nicht nur das allein...

Achared - Revenge - RACHE

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Seelenverwandschaft

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Gewissen

Er versucht seine Kleider in der Dunkelheit zu finden und ebenfalls zum Dorf zurück zu kehren. Er weiß, dass sie längst nach ihm suchen werden. Es hat keinen Sinn mehr, sie ist fort und er wird sie in der Nacht ohnehin nicht mehr einholen können, selbst wenn er wollte. Thorin hört sich selbst lautstark in die schwül heiße Sommernacht hinein fluchen. gordul*...wie in aller Welt konnte er nur so einfältig sein?
 

Er versteht es nicht und doch lässt ihn der Gedanke an sie nicht los...oh ja er hat sie gespürt, nur zu deutlich verdammt. Eine Tatsache, die sich wohl nicht länger verleugnen lässt und auf eine Art hat es ihm schon durchaus gefallen, das muss er wenn auch ungern zugeben. Irgendwann stößt er so auf sein völlig zerrissenes Hemd, seinen Gürtel...seine Beinkleider.
 

Der junge Zwergenmann zieht sich rasch an, soweit es in der Dunkelheit geht. Mit dem Gedanken daran was Dis wohl dazu sagen wird, wenn sie ihn denn in dem völlig unbrauchbaren Hemd sieht und auch daran, dass er es ihr wohl lieber nicht zeigen wird..auf keinen Fall. Die Fragen danach wie es in diesen Zustand gekommen ist, will er sich und auch ihr ersparen. Aber da ist auch die Tatsache, was die Nähe der halbelbischen Frau bei ihm zurück gelassen hat...ungewollt und doch so tief, so tief. Er hat noch das äußerst merkwürdige und hartnäckige Gefühl die Nachwehen zu spüren....das Gefühl, das leichte Kitzeln ihres schönen rostroten Haars in seinen Händen zu fühlen und auch noch die für ihn so mysteriös vertraute Nähe ihres warmen Leibes...der, der ihn so sehr um den Verstand gebracht hat, dass er es selbst nicht mehr verstehen kann.
 

Vehement versucht er es abzuschütteln...seine Hände fahren unwillkürlich verzweifelt, durch seinen dichten dunkeln Haarschopf, der inzwischen noch etwas länger geworden ist und ihm schon bis über die Schultern reicht. Aber das spürt er im Moment alles nicht. Nein er weiß nur, dass das was er getan hat sicher nicht das ist, was ihm als Anführer dieser Männer und Frauen gebührt, das dieser ungewollte Übergriff auf sie eine Schande war.
 

Eine, die er damit unweigerlich auf sich selbst geladen hat. Auch wenn...ja auch wenn es dabei ganz unerwartet anders gekommen ist...völlig anders als gedacht, so war es ihm doch verboten. Und er hat das Gesetz gebrochen...das Gesetz, dass er sich selbst und auch anderen seines Clans auferlegt hat. Mit diesen Gedanken macht er sich auf den langen beschwerlichen Rückweg durch das dunkle Bergtal, das mitten in der Nacht alles andere als erfreulich ist und nur äußerst zögerlich den richtigen Weg zurück aufzeigt.
 

Es ist nicht ungefährlich was er tut, er weiß das, aber er hat keine andere Wahl. Er muss zurück ins Dorf. In diesem Sinne ist er froh, wenigstens seine Waffe bei sich zu haben, nicht gänzlich wehrlos zu sein. Wer weiß schon, was alles an wilden Kreaturen, Orks und anderen Morgulgeschöpfen unterwegs sein könnte? Die Dunkelheit ist ihr Revier...in der ist er ihnen schutzlos ausgeliefert und sie sie sind stark, zumeist genau dann wenn er schwach ist. All zu gut hat er das zu spüren bekommen...Azanulbizar der lange harte und nahezu aussichtslose Kampf um das Schattenbachtor hat ihm dies nur zu gut aufgezeigt.
 

Er weiß, was Tod, Verzweiflung und Zerstörung ist. Zu groß waren die Verluste seines Volkes gewesen um es einfach so zu ignorieren. Zu viel hat er selbst dort verloren...den geliebten Bruder, den Vater dessen Verbleib bis heute ungewiss ist. Seinen Schwager...den Vater seiner beiden halbwüchsigen Neffen. Ja auch Dis Gefährte hat das Massaker mit den Orks dort nicht überlebt und doch hört er sie nie darüber klagen. Sie ist unglaublich tapfer, versucht die beiden Knaben allein durch zu bringen..und er..er tut was er kann, um ihr dabei zu helfen.
 

Wie kann er da nur auf die völlig irrsinnige Idee kommen sich selbst an jemanden binden zu wollen?
 

Wie?
 

Es war ebenjene magische Grenze die er für sich geschworen hat nie zu überschreiten...und nun hat er es doch getan. Ungewollt zufällig...oder? Nein, Zufall war es gewiss keiner gewesen, dazu kennt er sich selbst zu gut. Aber an das Schicksal will er nicht glauben. Nicht so, nicht in diesem Zusammenhang...sie ist doch nichts weiter als nur eine Magd...nichts weiter...
 

zur selben Zeit an anderer Stelle....
 

Lyriel versucht sich unterwegs hastig das Allernötigste wieder anzuziehen. Ihre Lippen zittern, sie weiß nicht ob ER ihr folgen wird, ob er versuchen wird sie aufzuhalten. Doch sie will es eigentlich auch nicht wissen. Schleunigst rafft sie so ihre eher schäbige Waffe, alles was sie gefunden hat an sich und versucht rasch den Weg über das lose Geröll zu finden, ohne möglichst irgend ein unnötiges Geräusch in der Dunkelheit zu verursachen. Die Nacht ist gefährlich...die Nacht ist tödlich, das weiß auch die elbenblütige Frau nur zu gut.
 

Sie hofft nur nicht Böses aus irgend einem versteckten Winkel aufzustöbern, bis sie es geschafft hat heil ins Dorf zurück zu kommen. Ihre nackten Füße schmerzen, sie hat ihre Schuhe nicht finden können und der Weg zurück ist weit und beschwerlich, aber nicht nur die, sie spürt den merkwürdig latenten Schmerz auch noch an völlig anderen Teilen ihres Körpers. Ja vor allem den zwischen ihren Beinen. Sie merkt wie ihr schlecht wird...ganz plötzlich. Hastig muss sie sich übergeben. Es würgt sie, der Reiz ist einfach zu stark. Ja sie spürt ihn noch immer...wie könnte sie das vergessen...die Schande, die Schmach. Er hat sie sich genommen ihre Unschuld einfach so...einfach so....und nun was wird dann geschehen wenn er es erfährt? Sie weiß, dass es Folgen gehabt hat, sie fühlt es intuitiv.
 

Ihre Zitternden Hände streichen ihr schönes langes rotes Haar eilig aus der Stirn. Hehre Verzweiflung reißt sie mit sich fort. Sie spürt die heißen Tränen kommen. Tränen der Wut, des Zorns und auch die der Verzweiflung...sie liebt ihn doch und das weiß sie..nur hilft ihr das nichts...so schluckt sie sie hinunter und versucht den Schmerz zu verbeißen. Sie ist eine starke Frau, das wird sie nicht brechen...gewiss nicht.
 

Nein so weit bringt er sie nicht, viel mehr hat sie in ihrem Leben schon erdulden müssen als DAS. Sie kennt das Gefühl nur zu gut ausgegrenzt und gemieden zu werden...das ist längst nichts mehr neues für das elbische Bastardkind mit den all zu gut sichtbaren Spitzohren, die sich als unübersehbares Zeichen ihres Blutes unter ihrem rötlichen Haar abzeichnen. Doch was wird sein, wenn man es sieht? Was, wenn es so deutlich werden wird, dass sie es nicht mehr länger verstecken kann?
 

Und man wird es sehen soviel ist sicher...ja sie werden ihre Schande sehen können...bald, schon sehr bald.....
 

Lyriel würgt es bei dem Gedanken daran abermals unvermittelt, doch diesmal muss sie sich nicht mehr übergeben. Eigentlich hat sie sich immer vorgestellt einmal einen Gefährten zu haben, einen Mann der sie liebt, der sie so liebt wie sie ist und von ihm vielleicht auch ein oder zwei seiner Kinder zu bekommen. Sie hat sich nichts sehnlicher gewünscht als glücklich zu sein, nur ein winziges Stück vom Glück abzubekommen wie von dem der Anderen. Sie verlangt ja nicht viel. Nur endlich akzeptiert und geliebt zu werden...vielleicht sogar von ihm? Ja sie hat auch von ihm geträumt...natürlich hat sie das. Gehasst und geliebt gleichermaßen ist er ihr so vertraut und doch so fremd und nun hat sie ihn gehabt dieses eine Mal.
 

Ja sie hat ihn gehabt und es war entsetzlich und schön gleichermaßen, so wie auch ihre Beziehung zu ihm ist. Eine äußerst merkwürdige Fügung wie sie findet und nun fragt sie sich, was sein wird, wenn er es erfährt? Wenn sich ihre schreckliche Vermutung bewahrheitet...und das wird es aller spätestens nach dem nächsten Mondwechsel tun, dann weiß sie es sicher. Hastig schnappt sie nach Luft, sie hat das Gefühl ihr Atem stockt..ihr ist so furchtbar schwindelig, dass sie kurz anhalten muss. I Valar was hat sie sich nur dabei gedacht?
 

Die Erkenntnis durchdringt sie wie ein Schwerthieb. Sie hätte wissen müssen, dass sie nicht allein ist. Sie hätte ihn spüren müssen, aber das hat sie nicht und jetzt ist es zu spät, es ist geschehen und lässt sich nun nicht mehr ändern. Nahezu lautlos versucht Lyriel so ihren Weg weiter durch das Bergtal zu finden, sie fühlt sich nach dieser körperlichen Tortur zu Tode erschöpft aber eisern hält sie durch, sie wird es schaffen...sie kommt zurück in ihr Haus.
 

Ganz gewiss...
 

an anderer Stelle...
 

Der Zwerg hat es nahezu geschafft den Weg unbeschadet hinter sich zu bringen in nicht all zu weiter Ferne kann er bereits die ersten Lichter des Dorfes erkennen...das für diese Zeit überdies ungewöhnlich stark erleuchtet scheint, wie als wäre alles in heller Aufruhr...aber er kann sich schon denken weshalb. Sie suchen nach ihm...er wollte ja eigentlich schon vor Stunden zurück sein. Natürlich machen sie sich Sorgen.
 

Er sieht nahezu bildlich die Sorgen vergrämten Augen der jüngeren Schwester vor sich...die sich ja ohnehin schon andauernd welche um in macht. Grundlos wie er meint, denn er hat sich völlig im Griff. Zumindest meint er das..ob es stimmt liegt allerdings auf einem ganz anderen Blatt geschrieben. Er fühlt sich furchtbar schuldig, weiß nicht wie er die umgehen soll, die nach ihm suchen. Er wird irgend etwas erklären müssen, irgend einen Grund erfinden, warum er so spät kommt und er hofft inständig, dass sie die Heilerin nicht auch gefunden haben. Aber das ist eher unwahrscheinlich, ihre kleine Hütte liegt am Dorfrand. Es kümmert sich ohnehin kaum jemand um sie, wem also soll ihr Fehlen da schon großartig auffallen? Niemandem außer?
 

Ja außer seiner Schwester...Dis..sie mag Lyriel, sie mochte sie schon von Anfang an. Ein Umstand der ihm schon immer große Schwierigkeiten gemacht hat, so auch heute. Er hofft, dass die Sorge um ihn ihr die Heilerin aus dem Kopf getrieben hat...dass sie nicht auf die dumme Idee kommt nach ihr sehen zu wollen. Der junge Zwergenfürst pirscht sich so äußerst vorsichtig an den Dorfrand heran und erst da fällt ein wenig Licht der ersten Häuser auf ihn, so dass er sich sehen kann.
 

Er erschrickt über sich selbst, versucht eilig seine Sachen zu ordnen so gut es eben geht, um nicht noch auffälliger zu erscheinen als ohnehin schon. Dabei kommt er unwillkürlich an ihrer Hütte vorbei. Es brennt kein Licht alles ist still...von einem inneren Impuls getrieben schleicht er sich vorsichtig an eins der Fenster...und da sieht er sie sitzen.
 

Ihre Arme sind auf den Tisch gelegt..ihr Kopf ruht auf ihren Armen, sie sitzt völlig im Dunkeln nur das schwache Sternenlicht fällt zum Fenster herein, so dass er ihre elbenhaft zerbrechlich wirkende Gestalt sehen kann, die ihm inzwischen so vertraut ist, wie er es sich niemals zuvor so vorgestellt hatte. Die Heilerin hat nichts weiter als das jetzt völlig zerrissene und schmutzige Unterkleid an, in dem er sie heute Nachmittag einfach so überfallen hat.
 

Ja so kann man es nennen, denn genau das hat er getan, sie einfach überfallen wie ein Strauchdieb. Er schluckt schwer...es tut ihm im nachhinein unendlich leid. Aber dafür ist es zu spät.
 

So hat er es gewiss nicht mit ihr tun wollen aber...beim Schöpfer, es es war beinahe wie ein Zwang...ein seltsamer Impuls der ihn da einfach so überkommen und in gewisser Hinsicht zum Äußersten getrieben hat. Sein junges hitziges Blut hat sich einfach so genommen was es begehrte ohne es in irgend einer Weise zu hinterfragen, ob es rechtens gewesen ist. Was es zweifelsfrei nicht war!
 

Er hat sie gegen ihren Willen gezwungen....und damit unfreiwillig zu seiner Gefährtin gemacht. Denn wenn er ehrlich ist...wäre sie das dem strengen Gesetzen und den uralten Traditionen seines Volkes nach jetzt nämlich...sein WEIB!
 

Tief bestürzt und dementsprechend nachdenklich, blickt er angesichts dieser erschreckenden Erkenntnis zum Fenster hinein und fragt sich, ob sie wohl schläft? Er ist ganz tief unten in sich heilfroh, dass sie nach seinem hässlichen Übergriff auf sie wenigstens halbwegs unbeschadet nach Hause gelangt ist.
 

Aber noch in dem Moment wo er sich das noch fragt, sieht er plötzlich, wie sie von einem heftigen Schluchzen regelrecht geschüttelt wird.
 

Sie weint. Ja sie weint hemmungslos bittere Tränen...
 

....Tränen der Verzweiflung...und die des Zornes, dafür hasst er sich selbst am Allermeisten.
 

Aber er kann und will nicht zugeben, was er wirklich gespürt hat...er kann es einfach nicht.
 

Er reißt sich nahezu ruckartig von diesem Anblick los. Thorin versucht weg zu kommen, nur fort von ihr und das so schnell als möglich...ehe sie sein Herz erneut einfängt, wie sie es schon einmal getan hat. Er spürt die Furcht weich zu werden, dem Impuls nachgeben zu wollen, sie um Verzeihung zu bitten. Ja ihr schlicht zu sagen, was er für sie empfunden hat, in dem winzigen Augenblick dieser innigen Verbundenheit mit ihr...bei diesem schicksalshaften Kuss und oh Mahal nicht nur bei dem allein....ohne ein Wort verlässt er sie schließlich und geht...denn er weiß, dass er hier nichts mehr ausrichten kann. Weder sein Stolz noch die Erkenntnis zu wissen, dass er etwas gänzlich verbotenes getan hat, helfen ihm an dieser Stelle nicht weiter und so zieht er unverrichteter Dinge ab.
 

Es brennt noch Licht als er wenige Minuten später endlich an die Türschwelle seines eigenen Heims gelangt...von allen Ungesehen, etwas das er als pures Glück wertet.
 

Wie er das bei dem Tumult den sie veranstalten geschafft hat, ist ihm ein ehrliches Rätsel auf. Doch er will niemanden sehen, niemandem über den Weg laufen, niemandem irgend etwas erklären müssen und so ist es ihm tatsächlich gelungen...er war besonders vorsichtig.
 

Als er sie leise öffnet um einzutreten und so ins Licht tritt, stürzt ihm seine Schwester jedoch quasi schon in die Arme.
 

Er fängt sie instinktiv auf und sie wirkt in dem Moment völlig aufgelöst vor Kummer.
 

„THORIN...Mahal...Thorin du bist unverletzt, den Göttern sie Dank. Sag wo wo bist du so lange gewesen. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!“
 

All das bricht nahezu schwallartig zwischen Tränen aus ihr heraus, während sie sich angstvoll an ihn klammert und ihn gar nicht weider los lassen will.
 

So verängstigt hat er sie bisher nur zweimal erlebt.
 

Einmal als Kili so schwer gestürzt ist und das andere Mal bei der Nachricht dass ihr Gefährte Vili und ihr Bruder Frerin die Schlacht am Schattenbachtor nicht überlebt hatte. Dort hatte sie in etwa genauso ausgesehen.
 

Thorin macht sich schuldbewusst von ihr los.
 

„Es ist nichts es geht mir gut Dis, alles in bester Ordnung...ich..ich bin nur etwas vom rechten Weg abgekommen und es ist dunkel geworden. Ich habe mich verlaufen und damit länger gebraucht, bis ich endlich den richtigen Weg zurück ins Dorf finden konnte, das ist auch schon alles Namadith, deshalb hat es so lange gedauert. Du musst keine Angst mehr haben, alles ist gut, ich bin hier und werde auch nicht weider fort gehen.“
 

Entgegnet er ihr rasch und sehr eindringlich, wobei seine angenehm tiefe Stimme einen leicht unwilligen Unterton annimmt, als hätte er vorsätzich etwas zu verbergen, etwas das sie nichts angeht. Sie sieht ihn an, ihre ansonsten so schönen blauen Augen sind sichtbar gerötet. Immer wieder wird sie von kleinen Schluchzern geschüttelt...so aufgelöst wirkt sie.
 

Aber irgend etwas ist eigenartig an ihm, sie spürt es, doch sie kann es nicht erfassen. Da ist eine Präsenz an ihm die sie kennt....er lügt...das fühlt sie. Zu lange und zu gut kennt sie ihren ältesten Bruder, um das nicht sofort zu durchschauen. Sie sagt nichts, fragt sich aber innerlich, weshalb in der Götter Namen er das tut?
 

Warum er nötig hat, sie so offenkundig und in vollem Bewusstsein anzuschwindeln...wieso? Es ist sonst nicht seine Art...Zwerge kennen an sich keinen Verrat...und lügen demnach nicht.
 

Was hat er angestellt, um so etwas zu tun?
 

Dafür hat sie keine Erklärung und sie wird auch keine bekommen, auch das ist ihr vollkommen klar. Ihr Bruder hat seine Geheimnisse die er nicht preis geben wird...für nichts in der Welt..auch nicht ihr.

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gordul Verwunderung / Verzweiflung ^^

Beichte

An diesem Abend sprechen sie nicht mehr davon. Dis ist überglücklich, dass ihr Bruder unverletzt zu ihr zurück gekehrt ist. Sie fragt ihn nicht, wo er so lange gewesen ist und er wird es ihr auch nicht sagen. Er braucht auch etwas Zeit um wirklich zu Hause anzukommen. Sie sieht wie zerstreut er wirkt..spürt dass ihn etwas beschäftigt...merkt auch, dass irgend etwas an ihm anders ist als sonst und doch lässt sie ihn in Ruhe.
 

Sie gibt ihm zu essen..etwas warmes. Interessanterweise ist er hungrig...ja er verschlingt es geradezu wie ein wilder Wolf der Jahre nichts mehr gefressen hatte. Völlig ungewöhnlich für ihn, nachdem er sich ihr mit dem Essen die ganze Zeit über schon so zurückhaltend gezeigt hat.
 

Es wundert sie etwas...aber sie sagt nichts, sie stellt ihm schweigend den zweiten Teller mit Eintopf hin und freut sich, dass er offensichtlich beschlossen hat endlich wieder nach normalen Maßstäben zu handeln, zumindest was diese Sache anbelangt. Er sieht auch lange nicht mehr so schlecht aus...wirkt nicht mehr ganz so in sich gekehrt.
 

Doch sein abwesender Blick hat nach wie vor etwas seltsames an sich. Er wirkt leicht wie der eines gehetzten Tieres. Als würde er ein dunkles Geheimnis in sich verbergen, eines das er ganz alleine zu tragen hat. Wenig später kommen Balin und Dwalin zu ihnen ins Haus herein, sie haben zwischenzeitlich das ganze Dorf samt Umgebung auf den Kopf gestellt um ihn zu finden.
 

Als Thorin nicht zur vereinbarten Zeit zurück gekommen ist..war der jüngere von Fundins beiden Söhnen derjenige, der schleunigst die Suchmannschaft zusammen getrommelt hat.
 

Dwalin ist kein besonders gesprächiger Charakter aber pragmatisch und durch und durch loyal veranlagt. Er wird wirklich alles tun um seinen König zu schützen, er kennt ihn gut und hat viel mit ihm erlebt, zudem sind sie entfernt verwandt..eine Tatsache die zusammenschweißt. Besonders in solch harten Zeiten wie diesen.
 

Dementsprechend überrascht sind die beiden ungleichen Zwergenbrüder auch, als sie von Dis erfahren, dass Thorin völlig unverhofft wieder von ganz alleine aufgetaucht ist. Sie will die beiden Männer abwimmeln, will Throin die unangenehmen Fragen ersparen, wenigstens für diese Nacht. Auch da es mittlerweile schon sehr spät ist. Aber Dwalin lässt nicht locker, er will ihn erst sehen...er schickt Balin umgehend los um den übrigen Männern mitzuteilen, dass Thorin gefunden ist...nahezu unverletzt...das ist das wichtigste an dieser Tatsache.
 

Kaum ist das geschehen drängt er sich rasch an Dis vorbei, die ihn noch im Vorhaus aufzuhalten versucht. Die Zwergin will nicht, dass er mit seinem Getöse das ganze Haus aufweckt. Kili ist noch nicht wieder völlig gesund und Fili schläft...sie denkt dabei an ihre beiden Söhne und nur an die...sie sind ihr ein und alles. Mehr ist ihr nicht geblieben.
 

Doch Dwalin schert sich wie üblich keinen Deut darum, fällt wie sie ihn kennt sozusagen mit der Türe ins Haus und ist so nur Augenblicke später bei Thorin angelangt. Der junge Anführer aus Durins Geschlecht lässt sich nichts anmerken...dennoch zucken seine Mundwinkel verräterisch nervös, als Dwalin ihn anspricht.
 

„Thorin bei Mahal...WO in aller Welt bist du gewesen? Das gesamte Dorf war auf den Beinen um dich zu suchen. Wir haben uns ALLE solche Sorgen gemacht.“
 

Der jüngere Zwerg der mit dem wilden braunen Haarschopf der an beiden Seiten ausrasiert und tätowiert ist, wirkt sehr kriegerisch und ist dazu sehr direkt, so wie es seiner Art entspricht...er sagt seinem König wie immer vollkommen unverblümt was er denkt.
 

Thorin seufzt leise, ehe er Anstalten macht ihm zu antworten.
 

„Dwalin ich habe mich unterwegs verirrt, ich bin durch einen dummen Zufall vom rechten Weg abgekommen..irgendwie muss ich eine Abzweigung übersehen oder vielleicht auch nicht die richtige erwischt haben. Ich bin in die Irre gelaufen und habe es leider erst bemerkt als es schon dunkel wurde. Deshalb hat es so lange gedauert, das war schon alles.“
 

Seine Stimme klingt fest und überzeugend und doch zittert sie ganz leicht. Dwalin der nicht darauf achtet, fällt dies nicht weiter auf. Dis die ihm auf dem Fuß in die Stube hinein gefolgt ist und ihren älteren Bruder sehr viel besser kennt als dieser allerdings schon.
 

Sie spürt wieder, dass er ganz offen etwas zu verbergen versucht...aber sie sagt nichts.
 

Sie wird sich hüten ihren Bruder in Schwierigkeiten zu bringen, sie nimmt an dass er die auch so schon zur Genüge hat, was immer er auch getan haben mag. Es dauert etwas bis Thorin Dwalin endlich abwimmeln kann...als er es etwa eine halbe Stunde später geschafft hat, ist es inzwischen etwa zwei Uhr Morgens, der Vollmond steht hoch am Himmel und taucht die ansonsten sternklare, warme Sommernacht in ein unwirkliches Licht.
 

Todmüde fällt er auf sein Lager...doch nicht ohne noch zuvor die völlig zerrissene Tunika im Kaminofen in der Küche verfeuert zu haben...das Kleidungsstück das Dis besser niemals finden sollte, würde sie von ihm sonst mit Gewissheit wissen wollen, warum es so ausgesehen hat.
 

Unwillkürlich schweifen seine Gedanken dabei zu IHR hin, er sieht ihr schmales Gesicht beinahe bildhaft vor sich, das ihn dabei so unendlich vorwurfsvoll anblickt, umrahmt von ihrem schönen dunkelroten Haar.
 

Sie hat ihn nicht verstehen können, sie hat nicht begriffen warum er so reagiert hat..wie sollte sie auch? Die Heilerin kann ja nicht wissen, dass er sein Gesicht verliert wenn er sich ganz offen mit ihr einlässt...oder sich gar zu ihr bekennt, was er nachdem was er mit ihr getan hat ja eigentlich schon der Ehre wegen zu müsste.
 

Aber er kann es nicht...das ist unmöglich, nicht in seiner gegenwärtigen Position, nicht mit seinem Status. Nicht mit einer Frau die so weit unter ihm steht und gewiss nicht mit diesem Bastardkind.
 

Also wird es nie irgend jemand erfahren, dieses Geheimnis nimmt er mit ins Grab. Und doch spürt er dabei so etwas wie ein latentes Bedauern. Er hat diesen seltsamen Kuss nicht vergessen können, den er ihr ganz überraschend von sich aus gegeben hat, ihr allererster...und seiner in diesem Sinne auch, denn geküsst hat er zuvor noch nicht so viele Frauen, zumindest niemals so wie sie und gewiss nicht mit dieser eigenartigen Intensität.
 

Er spürt ihn beinahe noch körperlich...und auch das was er ungewollt in ihm ausgelöst hat.
 

„Menu tessu Rogar“...das hätte sie ihm dabei sagen können. Das hat sie aber nicht zu ihm gesagt...obwohl es stimmt!
 

Verwirrt fährt er hoch, er spürt wie er schwitzt....dieser Gedanke macht ihm Angst. Mehr als das...es wäre in diesem Sinne so etwas wie eine Bindung zwischen ihnen, etwas was er als allerletztes gewollt hat, schon gar nicht mit IHR.
 

Mit einem verzweifelten leisen Stöhnen lässt er sich zurück auf sein Lager fallen...morgen..ja morgen allerspätestens wird er sie sehen müssen. Sie wird ihm über den Weg laufen...bei Mahal was soll er tun?
 

Er kann ihr ja schließlich nicht jedesmal ausweichen, wenn sie sich zufällig begegnen sollten. Der junge Mann weiß nicht was er machen soll...sie einfach ignorieren? So tun als ob nichts geschehen sei? Er schluckt hart. Also das weiß er nicht, ob er das wirklich auf Dauer durchziehen kann? Aber zu irgend einem Entschluss muss er kommen, immerhin wird sie ihm gezwungenermaßen noch eine ganze Weile über den Weg laufen...zumindest solange Kili nicht wieder ganz gesund ist.
 

etwa zur selben Zeit...
 

Lyriel hat sich hingelegt, sie weiß, dass sie eigentlich schlafen sollte, es ist längst Zeit...dennoch findet sie nicht in den Schlaf. Die junge Frau will sich zwingen schafft es jedoch nicht. Allerlei wirre Gedanken gehen ihr durch den Sinn. Sie weiß, dass sie morgen noch einmal zu Dis muss um nach Kili zu sehen, sie hat es der Zwergin versprochen und sie weiß auch, dass sie morgen noch einmal an die Stelle zurück kehren muss, an der sie mit Thorin war.
 

Ihre Schuhe sind noch dort...der Wasserkrug, ihre Tasche mit ihren Kleidern sie hat fast alles dort zurück gelassen. Viel zu verräterisch und sie will sicherlich nicht, dass ihr irgendjemand Fragen stellen könnte...so ist sie gezwungen sie zu holen. Leise seufzend versucht sie in den Schlaf zu finden...unmöglich es gelingt ihr einfach nicht...sie sieht das helle Mondlicht zu ihrem Fenster herein strahlen...es ist Vollmond.
 

Unwillkürlich wandern ihre Gedanken zu ihm. Ihr Körper ist in heller Aufruhr...sie hat das merkwürdige Gefühl ihn noch immer zu spüren. Am Anfang war er so unglaublich grob gewesen...er hat es mit Gewalt erzwingen wollen...ein Umstand der sicherlich nicht schön war, vor allem weil er keinerlei Rücksicht auf sie genommen hat in seinem komischen Wahn sie beherrschen zu wollen.
 

Aber dann...dann hat es sich gedreht...dann war er plötzlich so anders...so wie da war er noch nie zuvor zu ihr.
 

Sie hat fast glauben wollen er habe endlich über seinen Schatten springen können und sich einzugestehen, dass sie ihm nicht völlig gleichgültig ist, wie er es sie immer glauben machen will...dass es nicht nur Hass und Zorn in ihm gibt, was ihre Herkunft ja ihr elbisches Volk anbelangt.
 

Aber sie hat sich geirrt, spätestens nach diesem unschönen Erwachen mit ihm weiß sie, dass er ihr das NIE verzeihen wird...dass er es nicht kann...niemals! Und so hat sie Angst, große Angst, denn sie weiß, dass dieser Fehler, den er in seinen Augen mit ihr begangen hat, ihn immer daran erinnern wird, denn es gibt etwas, dass es ihn sehen lassen wird...Tag für Tag.
 

Man wird es schon bald sehen....nur zu bald.
 

Sie ahnt es bereits...aber noch hat sie keine Gewissheit.
 

Diese Vereinigung mit ihm ist sicherlich nicht folgenlos geblieben. Sie kennt ihren Zyklus und den nur zu gut. Lyriel weiß damit genau, dass es ihre fruchtbaren Tage sind...der schlechteste Zeitpunkt überhaupt an dem dies hätte passieren können und dürfen. Sie hat ihn ja quasi noch davor gewarnt.
 

Wenn sich sein Blut mit ihrem mischen würde...was würde dann geschehen? Nun wird sie es vermutlich bald herausfinden, denn in spätestens zehn Tagen weiß sie es sicher. Wenn ihre Blutungen ausbleiben werden wie sie glaubt, dann wird sie unweigerlich ein Kind bekommen...sein`s!
 

Sie versinkt in dunkler Verzweiflung, bittere Tränen rinnen über ihre Wangen und doch zwingt sie sich dazu es nicht zuzulassen. Bei den Göttern noch ist es ja nicht sicher..noch gibt es Hoffnung! Vielleicht hat sie es sich dies alles nur eingebildet, vielleicht hat sie sich ja doch verrechnet? Das ist ihr einziger Lichtstrahl in dieser Düsternis.
 

Sie kann sich beim besten Willen nicht vorstellen ein Kind von diesem Mann zu bekommen....nein nicht unter diesen Umständen, selbst wenn sie ihn noch so sehr liebt. Das kann nicht sein, das darf einfach nicht wahr sein.
 

Es dauert lange bis sie endlich doch irgendwann in die Welt der Trägheit und des Schlafes hinübergleitet...die Welt des kleinen Todes. Im Traum wünscht sie sich inständig nicht wieder daraus zu erwachen, aber diesen Gefallen würde ihr Mutter Natur nicht tun, dazu war sie zu jung, dazu war sie zu unsterblich. Ihr elbisches Erbe bewahrt sie davor, eines natürlichen Todes kann sie nicht sterben.
 

Ganz so einfach ist es dann doch nicht, auch wenn es ihr in dieser Situation am Liebsten wäre, so könnte sie diesem fürchterlichen Schicksal elegant trotzen, das auf sie wartet und ihr noch mehr Schmach und Demütigung einbringen wird.
 

Was wird sein, wenn sie ein Kind bekommt und es keinen Vater dazu gibt...was wird sein? Sie will es lieber gar nicht erst wissen....
 

der nächste Tag...
 

Thorin ist früh wach er hat ausgesprochen schlecht geschlafen...findet nicht so recht in seinen Alltagstrott...weiß aber, dass er noch viel zu tun hat. Seine vielfältigen Aufgaben als Anführer dieses kleinen Volkes verpflichten ihn zuweilen auch als Rechtssprecher in Streitfragen und als Berater in vielerlei Hinsicht. Er weiß sehr gut, dass er heute noch zur kleinen Ratsversammlung muss, sie wollen darüber abstimmen, wie sie ihre Jagderfolge zukünftig noch verbessern wollen, denn Fleisch ist nach wie vor nicht einfach zu bekommen.
 

Die Wildtiere die sie jagen müssen sind klug und wollen sich nicht so einfach erwischen lassen. Also müssen sie sich zwangsläufig andere Strategien überlegen um sie zu bekommen oder sie müssen es über den Handel mit den Bergmenschen abgleichen und das will Thorin um jeden Preis vermeiden, auch da es sie noch mehr abhängig machen würde als ohnehin schon.
 

Ein Umstand der ihm überhaupt nicht gefällt...aber im Moment ist das die letzte Option, die er dafür in Betracht ziehen würde. Es gibt noch eine andere, die sich eher lohnt. In diesem Sinne zieht er sich rasch an, wäscht sich und macht sich denn auf den Weg nach unten in die Küche, wo Dis sicherlich schon auf ihn warten wird. Auch weil er später dran ist als gewöhnlich.
 

Lyriel hat er zu diesem Zeitpunkt versuchsweise vollkommen aus seinem Gedächtnis verbannt..er ist zwischenzeitlich zu der Erkenntnis gelangt, dass er diesen unschönen Zwischenfall mit der Heilerin am Fluss für sich selbst, als nie geschehen einstufen will und es damit auch weiterhin so zu halten. Er will ihr so weit es geht aus dem Weg gehen....das ist seine Methode, um sich dieser Angelegenheit erfolgreich zu entziehen. Heißt also, wenn sie nachher erscheint um nach Kili zu sehen, ist er längst über alle Berge.
 

Ein paar Minuten später betritt er die Küche. Fili ist der Erste der ihn mit einem fröhlichen Lächeln begrüßt. „Onkel Kili ist endlich aufgewacht zum allerersten Mal, Mutter ist bei ihm es geht ihm schon viel besser..diese Frau hat wirklich ein Wunder bewirkt. Also zumindest hat Mutter das so gesagt. Sie ist bei ihm..aber sie müsste bald zurück kommen“.
 

Thorin sieht seinen ältesten Neffen überrascht an.
 

„Ach ja..er ist wach? Na das sind ja zur Abwechslung ein paar gute Nachrichten. Ich werde nachher mal nach ihm sehen...und was gibt es zum Frühstück?“
 

Der Ältere bemüht sich um Normalität, will sich nichts anmerken lassen, wie es innerlich in ihm aussieht. Wie schlecht er sich eigentlich wirklich fühlt.
 

Fili lächelt indessen weiterhin gutgelaunt, der Junge hat nichts bemerkt.
 

„Haferbrei..wie üblich Onkel. Was hast du angestellt, den macht sie doch normalerweise nur, wenn einer von uns kurz vor dem Verhungern steht?“ Der junge Zwerg lacht ausgelassen über diesen Scherz. Thorin sieht ihn an und muss ebenfalls ungewollt lächeln, wenn auch nur kurz.
 

„Hmm stimmt...da hast du recht..nun ja ist nicht gerade mein Lieblingsfrühstück aber besser als nichts. Ich muss bald fort die Pflicht ruft.“
 

Fili sieht seinen Onkel an, dann lächelt er erneut. „Haferbrei mag ich auch nicht so besonders, aber Mutter kennt da kein Pardon. So ich geh dann besser mal nach Kili sehen, der übrige Brei steht auf dem Ofen. Sie hat dir deinen Teller auf den Tisch gestellt.“
 

Mit diesen eindeutigen Worten verschwindet der junge halbwüchsige Zwerg kurz danach umgehend aus der Küche, woraufhin sich Thorin leise seufzend seine Portion vom Haferbrei in seinem Teller auftut.
 

Er rümpft leicht angewidert die Nase...er mag das Zeug wirklich nicht besonders, aber es ist nahrhaft und er hat Hunger...zur Abwechslung mal. Es ist ihm, als müsse er unendlich viel nachholen. Thorin setzt sich an den Tisch und beginnt zu essen...langsam und mit Bedacht. Er ist so noch nicht ganz bei der Hälfte seiner Portion angelangt, als Dis unverhofft die Küche betritt.
 

Sie strahlt über das ganze Gesicht als sie ihren Bruder sieht.
 

„Er ist endlich aufgewacht Thorin“. Sagt sie leise.
 

Der Zwerg nickt.
 

„Ich weiß Fili hat es mir eben gesagt..das ist gut..das ist sehr gut.“ Dis lächelt abermals, ehe sie im antwortet.
 

„Das hat sie wirklich gut gemacht ich wüsste nicht was ich ohne sie getan hätte?“ Thorin sieht unvermittelt zu seiner Schwester. „Von wem sprichst du da eigentlich?“ Fragt er sie im Anschluss daran etwas ruppig. Dis sieht ihn prompt strafend an. „DU weißt genau von wem ich spreche. Und sag mir jetzt nur nicht, dass du sie nicht magst Thorin...denn es ist nicht wahr, ich bin nicht dumm und ich bin auch nicht blind.
 

Ich mag vieles nicht sehen, aber DAS habe ich gesehen. Ich weiß nicht, was zwischen ihr und dir vorgefallen ist aber, dass es längst darüber hinaus geht, was vor zwei Jahren zwischen euch war....nun das habe inzwischen sogar ich gemerkt. Etwas hat sich verändert...willst du mir nicht endlich sagen was dich beschäftigt? Thorin ich sehe es doch...ich mache mir große Sorgen um dich...verstehst du das denn nicht?“
 

Der Zwerg hält kurz inne, sein Löffel fällt derweil klappernd zurück auf den Tisch. Er sieht seine Schwester bestürzt an.
 

„WAS wie kannst du das behaupten? Ich..ich da ist gar nichts...nicht das Geringste!“
 

Knurrt er dabei leise aber hörbar zornig vor sich hin. Dis lächelt unwillkürlich. „Ah ja? Und warum siehst du sie dann so an, wenn sie hier ist? Meinst du ich habe diesen speziellen Blick noch nicht bei dir gesehen?“
 

Thorin schluckt heftig.
 

„Und selbst wenn es so wäre, es geht nicht...ich kann nicht. Das geht dich nichts an Schwester. DAS ist allein meine Sache...und selbst wenn sie meine Seelengefährtin wäre...ja selbst wenn ich sie wirklich lieben würde...was ich bestimmt nicht tue, so ginge es dich verflucht nochmal nichts an!“
 

Thorin verstummt augenblicklich er wirkt zutiefst betroffen, so als hätte er schon zu viel gesagt.
 

Dis sieht ihn an wie vom Blitz getroffen...sie verliert alle Farbe.
 

„Du weißt genau wie ausgesprochen selten so etwas vorkommt wie DAS. Mahal sag mir jetzt nur nicht, dass es der Fall zwischen euch ist...was verheimlichst du mir Thorin?
 

Sag...was ist los?!“
 

Der junge Zwerg fährt aufgebracht in die Höhe.
 

„NICHTS gar nichts Dis und jetzt lass mich endlich in Ruhe damit!“

Bestätigung

Er ist kurz davor laut zu werden und die Beherrschung zu verlieren. Doch seine Schwester lässt sich so schnell nicht von ihm und seinem maßlosen Zorn einschüchtern. Dis ist ihrem ältesten Bruder bis zu einem gewissen Grad sehr ähnlich, zumindest was ihren starken Willen und ihre Durchsetzungskraft anbelangt. Immerhin ist auch sie Thrains Tochter...und damit unbestritten eine Erbin Durins des Ersten, sein Blut fließt ebenfalls durch ihre Venen.
 

Eine Tatsache, die zugleich emotionale Stärke, aber auch einen Hauch von Anfälligkeit für eine gewisse Neigung nicht ganz auszuschließen vermag, die sich in dieser Familie wie keiner anderen des Erebor weiter vererbt hat. Die Neigung der Verführung von materiellem Besitz ausgeprägter zu verfallen, wie das bei anderen Zwergen der Fall ist, ist zu jeder Zeit latent spürbar. Diese merkwürdige Art der Gier, nach den Schätzen des Berges, hat sich so allein in der Herrscherfamilie am Stärksten ausgeprägt über die Generationen hinweg vererbt.
 

Alle hatten es damals gesehen, alle konnten das Schwinden von Thrôrs Verstand mitansehen. Es war irgendwann allgegenwärtig und damit nicht länger zu leugnen gewesen, dass er kurz davor war verrückt zu werden. Sie hatten es ihnen sogar von vorne herein prophezeit. Thrôrs unbändige und immerwährende Gier nach dem Gold und dem schier unerschöpflichen Reichtum des Erebor soll den Drachen schließlich angelockt und den einsamen Berg damit auch unweigerlich seinen Klauen überlassen haben. Sie hatten damals nichts tun können...gar nichts, als zu fliehen und diesem Untier alles zu überlassen.
 

Und nun...nun waren sie hier...gefangen in den Ered Luin...den blauen Bergen.
 

Dis weiß auch das, ihr ist es jedoch genug. Sie ist zu einem Teil nicht unfroh, das alles hinter sich gelassen zu haben. Ihnen geht es soweit ganz gut, sie vermisst nichts...nicht das Gold, nicht die sagenhaften Reichtümer. Sie hat ihre beiden Kinder, die sie von ganzem Herzen liebt...den einzigen Bruder der sie beschützen kann und es bisher immer und ohne zu zögern getan hat. Manchmal nur manchmal vermisst sie den einsamen Berg, dessen einzigartige Form sie vor ihren imaginären Auge im Mondschein zu sehen vermag...zumindest in ihren Träumen. Und ihren Gefährten den vermisst sie auch...manchmal so sehr, dass es ihr noch immer schmerzhaft die Kehle zuschnürt, wenn sie an ihn denken muss, den Vater ihrer beiden Söhne.
 

Dies sind die einzigen beiden Dinge, die sie an ihrem früheren Leben vermisst...ihre Heimat und den Mann, den sie einst geliebt und verloren hat. Ansonsten hat sie und ihre kleine Familie nahezu alles, was sie zum Leben brauchen. Es ist zwar lange nicht so üppig wie ehedem, aber es genügt für ein normales Leben in einem gewissen Wohlstand, den ihnen allein Thorin und sein immens hartnäckiger Wille und sein Fleiß ermöglicht hat.
 

Dafür ist sie ihrem Bruder zutiefst dankbar aber nicht nur dafür allein...und es ist auch längst nicht alles. Dis hofft so inständig, dass Thorin eines Tages von dem Gedanken abrücken kann, immer nur für sie und die beiden Jungen verantwortlich zu sein. Denn er bringt sich damit unweigerlich um sein eigenes Leben. Ja schlicht um die Möglichkeit selbst einmal eine Familie zu gründen...vielleicht sogar selbst Kinder zu haben und sie weiß auch, dass er mit dem was er da grade mit der Heilerin tut innerlich hadert ohne Ende.
 

Die für sie nicht erklärbare Hassliebe auf diese elbenblütige Frau ist nichts, als die Suche nach einem Schuldigen für ihr Leid..für das, was sie vielleicht auf immer und für alle Zeiten verloren haben. Doch Thorin sucht in diesem Fall aus Dis Sicht am völlig falschen Ende dieser Geschichte aus Verlust und Schuld.
 

Wessen Schuld ist es denn? Etwa die Thranduils und der Seinen, die sich ehedem abwandten, als die Not ihres Volkes am Größten gewesen ist? Die ihres Großvaters? Oder die des Drachen? Am Ende sogar die ihrer Familie allein? Denn wenn man es sich ganz ehrlich und unvoreingenommen ansieht, muss man es sich irgendwann eingestehen, dass SIE beileibe nichts dafür kann, auch wenn er die Heilerin noch so gerne zum Sündenbock für alles was in der Vergangenheit vorgefallen ist machen möchte. Sie ist zwar mit Thranduils Volk verwandt...hat aber ebenfalls einen nicht unerheblichen Anteil an Durinsblut in den Adern, schon allein deswegen ist die Sache kompliziert genug...und er macht es damit nur noch schlimmer, indem er weiterhin vehement verleugnet, dass er sie mag.
 

Ja, dass er sie auf irgendeine seltsame nicht fassbare Art mag, die Dis sich nicht erklären kann und wohl auch niemand sonst in den blauen Bergen. Niemand außer ihr weiß es und niemand sonst darf es wissen.
 

Thorin mag zwar ein Einzelgänger in vielerlei Hinsicht sein, doch er ist im Grunde eigentlich nicht unbedingt der Mann für ein Leben in vollkommener Einsamkeit, auch wenn er sich noch so sträubt und ständig so tut, als wollte er das für sich. Die Zwergin weiß, dass er sie liebt...dass ihn etwas mit dieser fremden Frau verbindet, die ihnen ungefragt bis in die Ered Luin hinein gefolgt ist. Etwas, das stärker als alle Blutsbande ist. Sie spürt intuitiv, dass etwas sehr machtvolles und bindendes zwischen ihnen vorgefallen sein muss...aber er will nicht darüber sprechen.
 

Es schmerzt sie, dass ihr Bruder ihr in dieser Hinsicht offenbar nicht genug vertraut um sie darin einzuweihen, was es mit ihm und dieser Frau auf sich hat. Und sie weiß auch, dass sie ihm eines Tages etwas sagen muss....sie wird ihn eines Tages darüber aufklären müssen, welches Blut in den Venen der Heilerin mit dem Elbenblut fließt. Dis weiß nicht, wie er darauf reagieren wird, denn noch weiß er nichts davon.
 

Er weiß nicht, dass sich sein Blut und ihres weit näher sind, als er es sich jemals in seinen schlimmsten Träumen auszumalen vermag. Dis sieht ihren älteren Bruder an..ihre ihm so ähnlichen dunkelblauen Augen liegen dabei forschend auf seinem strengen Gesicht, das in dem Moment verkniffen und höchst abweisend wirkt, als sie ihm diese Frage gestellt hat, die sie wie keine andere beschäftigt.
 

WAS ist es, das ihn so mit Lyriel verbindet?
 

Er hat es eben kurz angedeutet, aber das ist es dann auch schon gewesen. Dis wagt noch einmal einen Vorstoß...den Allerletzten! „Willst du damit etwa andeuten, dass ich mich aus deinem Leben heraus halten soll mein Bruder? Nun das dürfte etwas schwierig werden, wir leben immerhin beide unter einem gemeinsamen Dach. Und ich frage dich daher nur noch einmal. Was bei Mahal ist es was dich an sie bindet? Thorin! Ich spüre es doch und jetzt lüg mich nicht an, irgend etwas ist da. Du kannst es meinetwegen noch so ableugnen, aber ich kenne dich Bruder. Niemand kennt dich so gut wie ich, vergiss das nicht. Ich möchte dich nicht so sehen....verstehst du es denn noch immer nicht? Thorin ich möchte, dass du glücklich bist und wenn du sie liebst, dann solltest du es meiner Meinung nach endlich zulassen. Es wird dir sonst nur selbst schaden...hör auf mich!
 

BITTE...
 

...NUR EIN EINZIGES MAL! THORIN....NUR DIESES EINE MAL!“
 

Der junge Anführer aus Durins Volk wirft seiner jüngeren Schwester indessen einen Blick zu, der aussagekräftiger nicht sein kann. Purer Zorn und unbändiger Hass funkelt ihr aus seinen jetzt ganz dunkel schimmernden Augen entgegen.
 

„NEIN....DAS ist nichts weiter als eine Lüge....hör auf damit DIS!
 

SOFORT!
 

LASS MICH, DAS IST ALLEIN MEINE SACHE!“
 

Er ist laut geworden, kurz davor sie wirklich vollkommen unkontrolliert anzuschreien. Etwas was es in der Form schon lange nicht mehr zwischen den beiden Geschwistern gegeben hat. Dis schlägt angesichts dieser Tatsache bestürzt die Hand vor den Mund. „Thorin..ich...bitte, hör mich doch an!“ Flüstert sie leise als sie sich halbwegs gefangen hat. Doch ihr Bruder fährt wie vom Blitz getroffen herum und geht mit einer Gewittermine die es in sich hat, wobei dieser hastige ja fast schon überfallartige Rückzug beinahe nach Flucht aussieht.
 

Er lässt sie damit einfach in der Küche stehen. Er ist so schnell fort, dass sie keine Möglichkeit mehr hat ihn zurück zu halten, geschweige denn es mit ihm irgendwie zu klären. Sekunden danach steht sie völlig allein in der Küche und fragt sich insgeheim, wo das noch alles hinführen soll? Denn dass ER seinem Verhalten nach schon lange nicht mehr nach gewöhnlichen Maßstäben zu messen ist, hat sie zwischenzeitlich auch schon begriffen. Wenn sie ihn nicht so gut kennen würde, müsste sie annehmen dass er verrückt geworden sei.
 

Aber sie weiß im selben Momnet dass er sich etwas vormacht...dass sich seine Gefühlswelt vollkommen auf den Kopf gestellt haben muss...denn SO wie eben hat sie ihn noch nie zuvor erlebt. Dis will ihm folgen, sie ist schon drauf und dran es zu tun und ihm hinterher zu gehen, doch dann besinnt sie sich eines besseren. Es nützt ja doch nichts, er wird sie nur noch mehr ablehnen, wenn sie das jetzt tut. Also lässt sie es gut sein, zumindest vorerst, auch weil sie weiß, dass die Heilerin bald zu ihr kommen wird.
 

Lyriel hat ihr versprochen noch einmal nach Kili zu sehen und da der Morgen schon recht weit voran geschritten ist, wird sie sicher bald auftauchen. Innerlich atmet Dis auf sie ist eigentlich ganz froh, dass Thorin gegangen ist denn auf die Konfrontation der beiden die damit unweigerlich erfolgt wäre, ist sie nicht besonders scharf, vor allem nicht nachdem was in letzter Zeit so alles zwischen den beiden vorgefallen ist. Sie will sich lieber nicht ausmalen, was wäre, würde er hier auf sie treffen.
 

Dis macht sich schweren Herzens daran ihre Hausarbeit zu erledigen und so ist sie gerade fertig als kurze Zeit wie abgesprochen die elbenblütige Frau mit dem dunklen roten Haarschopf auf der Schwelle ihres Hauses erscheint. Die Türglocke schellt Dis überhört es, da sie in dem Moment gerade eben mit Kili zugange ist.
 

Also lässt der Ältere ihrer beiden Söhne die Heilerin herein, die ihm als Lohn dafür ein angenehm unaufdringliches, wie freundliches Lächeln schenkt, als er ihr die Türe öffnet. „Guten Tag junger Mann, ich würde Dis gerne sehen, ist sie zu sprechen?“ Fragt sie den Jungen im Anschluss daran höflich. Fili ist etwas verwirrt, entgegnet ich dann jedoch ebenso unvoreingenommen. „Bitte kommt herein Heilerin, sie erwartet euch bereits, sie ist bei meinem Bruder.“ Lyriel lächelt den jungen Zwerg abermals kurz an...es ist ein amüsiertes Lächeln. „Möchtest du mich zu ihr bringen?“ Sagt sie dabei freundlich. Der junge Zwerg erwidert ihr Lächeln etwas schüchtern. „Gerne wenn ihr mir dann folgen wollt?“ Lyriel lacht unwillkürlich, als sie es registriert. „Sicher...bei einem so hübschen jungen Mann mache ich das doch gerne.“
 

Fili wechselt umgehend die Farbe der halbwüchsige Zwerg ist merklich irritiert und weiß nicht so ganz genau, ob sie das nun als Scherz oder vielleicht sogar im Ernst gemeint hat. „Ich..ohh ähh..nun ja also, kommt ihr dann?“ Entgegnet er ihr schließlich etwas atemlos, worauf er ein aufmunterndes Augenzwinkern von ihr erntet. Hastig dreht sich Fili um, er ist bestrebt sie möglichst schnell zu seiner Mutter zu bringen. Wenig später sind sie bei Kilis Raum angelangt.
 

Lyriel ist es wie immer etwas unangenehm in seinem Haus. Sie spürt regelrecht wie ihre Hände feucht werden, denn sie hat ihn seither nicht mehr gesehen. Ihr Puls rast sie weiß nicht, ob sie auf ihn treffen wird oder nicht. Einerseits wünscht sie es sich tief in sich auf eine ihr unerklärliche Art sogar. Auf die Andere ist sie zutiefst verletzt und würde ihn am Liebsten für das ohrfeigen, was er ihr angetan hat...dieser unmögliche Schuft von einem Zwerg.
 

Thorin hat es einfach abgetan, so als wäre überhaupt nichts zwischen ihnen vorgefallen und das fuchst sie am Allermeisten an der Tatsache. ER hat sie sich doch genommen...ER hat es provoziert...ER ganz allein! Nicht sie und jetzt tut er so, als hätte all dies von gestern Nacht zwischen ihnen nie statt gefunden? Der Feigling von einem Thyk ist wahrscheinlich noch nicht einmal hier, ansonsten wäre sie ihm vermutlich schon längst über den Weg gelaufen. Lyriel spürt intuitiv, dass er ihr aus dem Weg gehen will. Aber damit wird er nicht durchkommen...damit nicht, denn SO einfach wie er sich das vielleicht vorstellt, ist es dann doch nicht!
 

So einfach wird sie es ihm nicht machen...da hat er sich mit ihr eindeutig verrechnet!
 

Zunächst trifft sie allerdings nur auf seine jüngere Schwester und deren verletzten Sohn. Dis ist etwas irritiert als die Heilerin den Raum betritt...irgendeine eigenartige Schwingung begleitet sie und das sehr deutlich spürbar. Sie weiß zwar nicht was es ist, aber sie kann es wahr nehmen. Die feinen empathischen Kanäle der Zwergin sind gut geschult, denn sie hat zwei Söhne, die ihr auch nicht immer alles erzählen wollen, was sie als ihre Mutter wissen sollte, aber es eigentlich nicht darf.
 

Eine gute Mutter spürt, wenn etwas in der Luft liegt..so auch hier. Prüfend betrachtet sie die junge Frau mit dem Elbenblut. Äußerlich erscheint sie ihr zunächst unverändert..aber da ist trotzdem etwas. Und als sie Sekunden später gänzlich den Raum betritt und zu ihr kommt, da weiß die Zwergin es plötzlich.
 

Sie hat nicht die geringste Ahnung woher, aber sie fühlt es...und zwar überdeutlich. Diese merkwürdige Schwingung umgibt die Heilerin wie eine Art von unsichtbarem Licht. Vielleicht weiß Dis es, weil sie selbst zwei Kinder geboren hat. Vielleicht spürt sie es auch, weil Frauen untereinander so etwas unbewusst wahr nehmen können? Die Mutter von Kili und Fili kann es sich nicht logisch erklären, aber Dis weiß intuitiv nahezu sofort, dass das nicht die selbe Frau vom Vortag sein kann...nicht die, die sie gestern verlassen hat.
 

Sie sieht der Anderen an, dass etwas ungewöhnliches geschehen sein muss...etwas das alles bisher dagewesene verändern kann. Sie vermutet daher stark, dass sie Heilerin sozusagen guter Hoffnung sein könnte oder wie auch immer man es bezeichnen möchte und die allererste Frage, die der Zwergin dabei verblüfft wie erschrocken zugleich durch den Kopf schießt ist....
 

...WANN und vor allem durch WEN es geschehen ist?
 

Wer um alles in der Welt würde so etwas tun? Sie ist eine Außenseiterin! Welcher Mann würde sich freiwillig mit einer wie IHR einlassen wollen? WER würde so etwas tun? Sie hat keinen Schutz, sie ist geächtet...lediglich in der Gemeinschaft geduldet..alle meiden sie. Wie bei Mahal kann das dann geschehen sein? Die Zwergin muss erst einmal kurz schlucken, ehe sie etwas zu ihr sagen kann. Der Junge der bei ihr ist hat nichts von alledem bemerkt. Kili sieht der fremden Frau etwas argwöhnisch entgegen, hält sich jedoch vorerst zurück.
 

"Heilerin da bist du ja...ich hatte dich schon erwartet..komm herein.“ Beeilt sich Dis anstatt dessen hastig sie zu begrüßen. Lyriel lächelt etwas zurückhaltend. „Dis ach das war doch selbstverständlich, ich hatte es dir doch zugesagt und ich halte mein Wort in der Regel. Wie ich sehen kann geht es dem Jungen offensichtlich schon deutlich besser. Das freut mich...das freut mich wirklich sehr...!“
 

Im selben Moment als sie das gesagt hat wird sie unterbrochen, da wie zufällig ganz plötzlich jemand in den Raum herein platzt. Die Türe ist halboffen durch die derjenige den Raum eilig betritt und schon ansetzt zu sprechen, noch ehe er ganz herein gekommen ist...
 

„DIS...warte ich..ich wollte dir noch kurz...?"
 

Die beiden Frauen fahren sichtlich erschrocken in Richtung der Türe herum, doch derjenige der eben nichtsahnend herein gekommen ist verliert schlagartig alle Farbe im Gesicht, als er die Heilerin sieht die ihn ebenfalls anstarrt als hätte sie eben der Schlag getroffen.
 

„WAS...DU? HIER...?“
 

Fährt ihm völlig unkontrolliert heraus, als er sie erkennt. Er vergisst dabei sogar die Etikette zu wahren, mit der er sie eigentlich hätte ansprechen müssen.
 

Und da weiß Dis endlich was passiert sein muss, vielmehr ahnt sie es. Nur ER allein kann dafür in Frage kommen. Sie hat es eben in diesem Augenblick an seinem Gesicht gesehen. SO wie er sieht ein Mann eine Frau in der Regel nur an wenn er sie liebt...und wenn er bereits mit ihr zusammen war selbst, wenn er es mit aller Macht zu verstecken oder abzustreiten versucht.
 

Sie kennt diesen Blick...nur zu gut kennt sie ihn...
 

Ihr Bruder liebt diese elbenblütige Frau und nur er allein kann es getan haben...wer außer ihm käme dafür sonst in Frage? Dis kann es nicht fassen, das also muss sein ach so gut gehütetes Geheimnis sein, das muss der Grund sein, warum er gestern Nacht erst so spät zurück gekommen ist. Einen anderen gibt es nicht. Sie kennt die Antwort auf diese Frage bereits. Die junge Zwergin nimmt sich vor dieser Sache auf den Grund zu gehen.
 

Einer von den Beiden wird es ihr früher oder später schon noch verraten, spätestens dann wenn es auch die anderen der kleinen Dorfgemeinschaft sehen werden.....wenn es so ist wie sie vermutet, kann Lyriel es irgendwann nicht länger verstecken..man wird es sehen...unweigerlich und unumstößlich....wenn es so ist...
 

...was dann sein wird wagt Dis sich allerdings nicht auszumalen..

Vergebung?

Lyriel fährt erschrocken hoch, sie hat nicht im Mindesten erwartet, dass er sie tatsächlich ansprechen würde, sie hat angenommen, dass er eher sein Heil in der Flucht vor ihr sucht..nachdem er sie gesehen hat. Aber den Gefallen tut er ihr offensichtlich nicht. Indem strafft sie sich kurz, als sie sich gefangen und ihre erste Überraschung überwunden hat und entgegnet ihm so entsprechend kühl und abweisend.
 

„Ja ICH hier...stellt euch das nur vor Herr Thorin. Eure Schwester hat mich rufen lassen und ich frage euch somit, was euch das dann zu belangen hat?“
 

Ihr Blick ist tödlich mit dem sie ihn fixiert, während sie dabei absichtlich die förmliche Anrede wählt, als sie ihn anspricht. Ihre dunkelgrünen Augen sind wie Flammenspeere, die ihn wütend aufzuspießen drohen.
 

Er zuckt regelrecht unter ihrem anklagenden wie zugleich verachtenden Blick zusammen...vergisst in seiner aufflammenden Rage offenbar sogar noch, dass auch Dis und der Junge noch anwesend ist, denn er macht plötzlich einen hastigen Schritt auf sie zu und packt sie anschließend grob am Handgelenk.
 

„Wage es nicht mich zu verhöhnen Weib...wage es ja nicht...nicht noch einmal werde ich dies von dir dulden...ich warne dich Lyriel.“
 

Knurrt er ihr dabei in einer Tonlage entgegen, die jedem anderen dem er droht sofort die Nackenhaare aufstellen lassen würde.
 

Nur sie lässt sich davon nicht beeindrucken.
 

SIE nicht.
 

„Ach und WAS soll ich dann tun? Dich etwa noch um Verzeihung dafür bitten Thorin? Ist das nicht eine Sachlage, die vollkommen auf dem Kopf steht?
 

Ich frage mich gerade WER hier eigentlich WEN von uns beiden verhöhnt hat?
 

Und jetzt lass mich augenblicklich los oder du wirst es bitter bereuen mich noch einmal gegen meinen Willen angefasst zu haben...elender Jargh!“
 

Faucht sie ihm dabei nicht minder zornig entgegen, während sie sich energisch von ihm loszumachen versucht.
 

Dieses mal verwendet sie bewusst die vertrauliche Anrede zwischen ihnen..zu verletzt und zornig ist sie auf ihn, diesen Mistkerl von einem Zwerg. Er zuckt indessen zusammen als hätte sie ihn geschlagen, lässt sie beinahe sofort los, als habe er sich eben an ihr verbrannt. „Ach mach doch was du willst elendes elbisches Hexenweib...was scherts mich eigentlich?“ Fährt er sie einen Moment später wie zum Trotz ebenfalls heftig erregt an, wobei er plötzlich wie auf Kommando auf dem Absatz kehrt macht und unüberhörbar lauthals vor sich fluchend zur Türe hinaus verschwindet, noch ehe Dis irgend etwas dazu sagen oder ihn auch nur ansatzweise zurück halten kann.
 

Auch Kili sieht seinem Onkel wie vom Donner gerührt hinterher. „Amad* (Mama*)...was, was hat Onkel Thorin denn auf einmal?“ Fragt der Junge seine Mutter verständlich verwirrt. Dis versucht sofort die deutlich angespannte Lage zu entschärfen und lächelt ihren Jungen entschuldigend an.
 

„Ach du kennst ihn doch Kili...dein Onkel streitet sich gerne. Lyriel hat in seinen Augen etwas angestellt, was er offenbar für falsch hält, daher hat er sie gescholten. Mach dir nichts, draus, der beruhigt sich schon wieder.“
 

Die Zwergin hält die halbelbische Frau dabei in ihrem Blick gefangen, der zugleich warnend wie zutiefst beunruhigt auf ihr liegt. Lyriel die sehr wohl weiß,was auf den Spiel steht reagiert glücklicherweise geistesgegenwärtig.
 

„Wir hatten lediglich eine kleine Meinungsverschiedenheit Kili, das ist nicht weiter schlimm, nimm es dir nicht zu Herzen, es hatte nichts mit dir zu tun.“
 

Entgegnet sie dem Jungen daher sanft, wobei sie ihm ein warmes beruhigendes Lächeln schenkt. Ihren bitteren Groll auf Thorin versucht sie in der Zwischenzeit hinunter zu schlucken, wenigstens für den Augenblick. Doch Dis ist mit dem was sie gesehen und auch gehört hat, nun ganz sicher, dass irgend etwas sehr unangenehmes zwischen den beiden vorgefallen sein muss.
 

Lyriel hat eben zu ihm gesagt „ noch einmal gegen ihren Willen“...die junge Zwergin hat es ganz deutlich gehört und hofft damit inständig, dass er der Heilerin nicht irgendwie körperliche Gewalt angetan hat. Das ist normalerweise nicht seine Art, ihr Bruder ist normalerweise weder gewalttätig noch handelt er ohne nachzudenken....aber in ihrem Fall?
 

Dis ist sich nicht mehr sicher...bei IHR würde sie es ihm sogar zutrauen. Sie weiß, dass er sie liebt...dass er sie begehrt und es nicht offen zeigen kann und zeigen will. Solche Dinge können unter Umständen die eigenartigsten Blüten treiben...auch die, die sie lieber nicht wahr haben möchte.
 

Was wenn ER...?
 

Dis ist bei diesem Gedanken fassungslos.
 

Er wird sie doch nicht etwa..?
 

Das kann und will sie nicht glauben...das ist nicht ihr Bruder. Thorin würde so etwas schändliches wie DAS nie tun...oder vielleicht doch?
 

Hat er sie sich am Ende doch mit Gewalt genommen?
 

Ist es das, was sie so unterschwellig spürt?
 

Unwillkürlich muss sie angesichts dieser Gedankengänge hart schlucken. Das wäre schlichtweg unverzeihlich, dann würde sie es tatsächlich nicht mehr wundern, wenn die elbenblütige Frau so auf ihn reagierte, wie sie es getan hat.
 

Lyriel lässt sich nichts weiter anmerken, versucht statt dessen Dis und ihren neugierig bohrenden Blicken auszuweichen. Sie spürt intuitiv, dass die junge Zwergin sie argwöhnisch im Auge behält, ja dass sie etwas ahnt...und doch will sie ihr nichts sagen.
 

DAS ist ihre Sache...ihre allein und wenn sie diese mit irgendjemand auszufechten hat, dann hat sie die mit IHM auszufechten und nur mit ihm.
 

Sie will Dis da nicht mit hineinziehen und den Jungen schon gar nicht.
 

So bemüht sie sich die unangenehme Situation von eben hinunter zu schlucken und anstatt dessen zu tun, was sie zu erledigen hat und zwar sich um den Jungen zu kümmern. Kili geht es zwischenzeitlich zum Glück bereits schon wieder so gut, dass er zeitweise aufstehen und das Bett verlassen darf. Aber Lyriel will ihn noch nicht wieder für gesund erklären. Die Heilerin möchte, dass der Junge sich noch schont...neigt er doch sonst allzu schnell wieder dazu sich in vielerlei Hinsicht zu überschätzen und damit reichlich Unfug zu treiben, wie es ihm seine Jugend gebietet.
 

Und deshalb will sie ihm diese Flausen vorerst noch vehement aus dem Kopf treiben. Also verdonnert sie ihn für eine geraume Zeit zur Bettruhe, obwohl es ihm körperlich längst viel besser geht. Als sie fertig ist, will Dis die elbische Frau kurz zurück halten, um sie zur Rede zu stellen, doch die verschwindet interessanterweise genauso schnell und fluchtartig erfolgreich, wie Thorin das etwa eine Stunde zuvor ebenfalls getan hat.
 


 

einige Tage später...
 

Die Heilerin hat an diesem Tag sichtlich Mühe aus dem Bett zu kommen und das, obwohl dies normalerweise überhaupt kein Problem für sie ist. Aber seit etwa zwei Tagen fühlt sie sich nicht besonders gut...irgend etwas hat sich verändert. Immer wieder hat sie das seltsame Gefühl als würde sich ihr der ganze Magen umdrehen. Als könnte sie keinen Bissen hinunter bringen oder noch schlimmer, als wolle all das was sie zu sich genommen hat umgehend wieder aus ihr heraus.
 

So furchtbar übel wie jetzt hat sie sich noch nie zuvor gefühlt. Aber sie hat kein Fieber und sie fühlt sich auch nicht krank..lediglich ihre Brüste fangen an auf eine ihr völlig unangenehme Art zu ziehen. So in etwa, wie wenn sie ihre monatlichen Blutungen bekommt.
 

Aber die sind nicht gekommen...diesmal nicht...und sie werden auch nicht mehr kommen!
 

Ihr schlimmster Verdacht hat sich damit längst bestätigt, die Heilerin ist wirklich guter Hoffnung und es wird damit unweigerlich SEIN Kind sein, das sie unter ihrem Herzen trägt. So hat sie sich das jedoch nicht vorgestellt...nicht auf diese Art und nicht von ihm...aber das lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Sie kennt zwar die Zubereitung für einen Trank, den die Frauen nehmen, um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern.
 

Aber dafür ist es längst zu spät und das Risiko sich selbst Schaden zuzufügen ist ihr viel zu hoch, auch da dieses Gift nicht ungefährlich ist, weil es ihren Körper schädigen und im schlimmsten Fall sogar unfruchtbar machen kann. Etwas was sie sicherlich nicht absichtlich riskrieren will und auch wenn dieses Kind anfangs sicher nicht gewollt war, so gibt es jetzt einen triftigen Grund für die junge Heilerin, diesen Schritt nicht zu tun.
 

Sie will dieses Kind...ja sie will es mit aller Macht!
 

Es ist etwas, was nur zu ihr allein gehört, etwas was sie ihr nicht so einfach wieder weg nehmen können. Etwas, das sie lieben und beschützen kann und allein deshalb wird sie dieses Kind von ihm bekommen, koste es sie jetzt schon was es wolle.
 

Doch der Preis dafür ist hoch...beinahe zu hoch, auch das ist ihr schmerzvoll bewusst, aber dennoch wird sie ihn ertragen, denn sie will es...weil sie seinen Vater liebt. Aus diesem Grund und nur aus diesem wird sie alles an bitterer Schmach auf sich nehmen, die ihr zweifellos blüht. Sie werden sie von nun an nur noch mehr verachten, als sie es ohnehin schon tun...ein Kind ohne Vater, eine Schande die, die elbenblütige Frau hart trifft...und doch versucht sie es mit der nötigen Fassung zu tragen und es in gewissem Sinne als ihr Schicksal hin zu nehmen.
 

Und sie ahnt dunkel auch was sein wird, wenn die kleine Gemeinschaft in der sie leben früher oder später am Außeren ihres in Unehre gezeugten "Bastardkindes" erkennen wird WER sein Vater ist....denn auch das wird man eines Tages erahnen können...denn zur Hälfte ist es unweigerlich SEINS.
 

Also wird man es sehen, wenn sich sein Blut so stark durchsetzt, wie sie es vermutet und es in seiner Familie üblich ist!
 

annähernd fünf Monate später...
 

Lyriel versucht Thorin möglichst dem Weg zu gehen wo es nur geht, um ihm nicht zeigen zu müssen, was inzwischen mehr als offensichtlich wird. Sie will ihn nicht sehen und so hält sie sich auch sonst noch mehr aus dem Dorfgeschehen heraus, als sie es für gewöhnlich schon längst tut. Sie geht nur ins Dorf, wenn es denn unbedingt notwendig ist....oder sie etwas braucht. Seit Kili gesund ist benötigt Dis ihre heilerischen Fähigkeiten nicht ganz mehr so häufig, was ihr damit natürlich gerade in dieser mehr als unangenehmen Situation entgegen kommt.
 

Vor allem weil sie dann nicht mehr in sein Haus kommen muss und die Wahrscheinlichkeit, ihm dabei zufällig über den Weg zu laufen oder sonst irgendwo auf ihn zu treffen, minimiert sich damit glücklicherweise um ein vielfaches. Zwischenzeitlich bemerkt sie mit schmerzlicher Gewissheit, wie sich ihr Körper verändert hat. Ihr Bauch rundet sich merklich, man sieht ihr an, dass sie schon bald ein Kind bekommen wird und mit jedem Tag der verstreicht wird diese Tatsache deutlicher.
 

Auch Thorins Schwester ahnt es längst, selbst oder gerade weil ihr Bruder noch immer vehement versucht etwas vor ihr zu verheimlichen und auch weil sie Lyriel vor etwa zwei Tagen gesehen hat...die Bestürzung zu sehen in welchem erbarmungswürdigen Zustand die junge Frau daher kommt, hat sie nahezu alle Selbstbeherrschung gekostet und doch hat sie geschwiegen....noch!
 

Aber das wird sie nicht mehr lange tun, wenn er ihr gegenüber jetzt nicht bald mit der Wahrheit heraus rückt....was er mit diesem Umstand zu tun hat, denn dass es so ist weiß sie mittlerweile sicher.
 

Sie sieht es ihm an, sie spürt es regelrecht unterschwellig wie ein schlechter Albtraum hängt diese unausgesprochene Gewissheit zwischen ihnen und keiner von beiden wagt es den Mund aufzutun. Die beiden sind durch Zufall wieder einmal allein in der geräumigen Küche, denn Kili und Fili treiben sich draußen herum und machen derweil wie üblich in ihrem jugendlichen Ungestüm die Gegend unsicher.
 

Die Gelegenheit erscheint ihr somit mehr als günstig, ihn endlich zur Rede zu stellen und mit ihrem Verdacht zu konfrontieren ohne, dass er ihr schon gleich wieder fluchtartig entkommen könnte.
 

„Thorin sag weißt du eigentlich dass die Heilerin ein Kind erwartet?“
 

Dis versucht es ihm so beiläufig und schonend wie nur möglich bei zu bringen...doch das gelingt ihr nicht ganz so wie gedacht. Er fährt kaum, dass er es vernommen hat, augenblicklich wie vom Blitz getroffen von seinem Platz hoch.
 

„WAS?
 

Wie war das, sag das bitte nochmal...was du da eben behauptet hast?“
 

Die junge Zwergin zuckt gelassen mit den Schultern.
 

"Nun ja ich sagte eben zu dir, ob du es schon weißt, dass die Heilerin ein Kind bekommen wird? Ich hatte eigentlich angenommen, dass du das als unser aller Anführer vielleicht wissen solltest! Immerhin muss es ihr ja irgend einer von euch Mistkerlen aus dem Dorf gemacht haben oder? Vom Himmel gefallen kann es damit ja schlecht sein, zumindest glaube ICH nicht mehr daran, aus dem Alter bin ich beileibe schon lange hinaus gewachsen, schließlich habe ich selbst zwei halb erwachsene Söhne."
 

Dis ist sichtlich ungehalten und wütend, ob dieser nicht zu verleugnenden Tatsache und so bricht es ganz plötzlich aus ihr heraus.
 

„Ich möchte zu gerne wissen, welcher dieser feigen Mistkerle ihr das nur angetan hat? Sie will es mir partout nicht sagen, aber es muss ja zwangsläufig einer aus dem Dorf gewesen sein...und ich bin ziemlich sicher, dass man es irgendwann so oder so sehen wird.
 

Die Ähnlichkeit mit einem von euch wird die Wahrheit schon irgendwann ans Licht bringen, dessen bin ich sicher. Sollte ich den elenden Bastard der das getan hat jemals in die Finger bekommen, dann Gnade ihm der Allmächtige, dann wird er es Zeit seines Leben bereuen, das schwöre ich!“
 

Sie sieht zu ihm hin....sieht wie schwer er schluckt..
 

....er senkt den Kopf...sagt nichts.
 

Seine Schwester ahnt es, sie wartet eigentlich nur noch auf die Bestätigung von ihm und so spricht sie ihn abermals unbarmherzig darauf an. Ihr strenger Blick ruht dabei argwöhnisch auf ihm, so kennt sie ihn bisher nicht, etwas wie DAS hat er noch nie getan und eben das macht sie stutzig.
 

Er hat bisher auch noch nie zuvor offenkundig gelogen oder die Unwahrheit gesagt.
 

Liegt es wirklich daran, dass er sie liebt?
 

Treibt diese Hassliebe zwischen Lyriel und ihm wirklich solche merkwürdigen Blüten, wie sie vermutet?
 

Dis weiß es nicht, aber sie will sich auch nicht geschlagen geben, denn jetzt will sie endlich die Wahrheit wissen, das ist er ihr schuldig, wenn sie ihm jemals wieder vertrauen soll.
 

„Was ist los?
 

Sieh mich an Thorin...sag, hast du mir diesbezüglich etwas zu sagen?“
 

Fragt sie ihn daraufhin vollkommen ruhig.
 

Er schüttelt seinen Kopf knapp und will hastig aufstehen.
 

„NEIN habe ich nicht!“
 

Knurrt er plötzlich vehement und sichtlich ungehalten in ihre Richtung.
 

Wobei er sich ruckartig erhebt und Anstalten macht zu gehen.
 

Dis hingegen erwiedert ihm nur leise...“nun dann ist sie jetzt also gänzlich vogelfrei und hat überhaupt keinen Schutz mehr. Schwanger von niemandem und nahezu jedem hier.
 

Verstehst du mich Thorin...verstehst du denn nicht, was das für SIE bedeutet?
 

Jeder von ihnen könnte es damit gewesen sein....auch DU mein Bruder!
 

Mahal diese Schmach wird sie nicht lange aushalten. Sie wird von nun an nur noch mit Verachtung gestraft, sobald sie es wissen und dann auch noch für etwas, was sie nicht verbrochen hat. Für etwas, woran sie im Grunde keinerlei Schuld hat. IHM sollte man dies aufbürden...damit er am eigenen Leib spürt was er getan hat, damit er merkt welche Schuld er auf seine Schultern geladen hat!“
 

Dis sieht wie Thorin plötzlich ins Straucheln gerät...er setzt sich hastig wieder hin, seine Hände graben sich in völlig willkürlich und unkontrolliert in sein dichtes dunkles Haar. Verzweiflung und Schuld steht ihm dabei deutlich sichtbar in sein noch so junges Gesicht geschrieben und jetzt endlich bricht sich seine schon seit einiger Zeit nahezu vollständig auf den Kopf gestellte Gefühlswelt regelrechte Bahnen.
 

Sie sieht es, Dis ist sich dabei zum ersten Mal in ihrem Leben so sicher wie noch niemals zuvor.
 

„Du warst es nicht wahr?
 

DU hast das getan Thorin!“
 

Indem fängt er sich, sie sieht ihn hart schlucken, ehe er ihr mit einem deutlich belegten Räuspern antwortet.
 

„Ja du hast recht...ich war es...es stimmt...ich habe es getan.
 

Ich bitte dich jedoch trotzdem nicht um Verzeihung Schwester, denn ich weiß welchen schrecklichen Frevel ich damit auf mich geladen habe. Ich kenne meine Fehler sehr genau und darauf bin ich gewiss nicht stolz. Es..es war beinahe wie ein Zwang für mich. Oh Durin glaub mir, ich wollte es nicht...Dis. Ich wollte das gewiss nicht tun.
 

Vergib mir, ich weiß, dass das was ich getan habe falsch war...aber nun ist es geschehen.“
 

Seine Schwester sieht ihn an, ihr Blick ist leer und völlig verständnislos, er geht direkt durch ihn hindurch.
 

„Warum...sag mir einfach nur warum Thorin?“
 

Flüstert sie im Anschluss daran tonlos.
 

Er sieht sie an.
 

„Weil....weil ich...oh Mahal ich weiß es nicht...Dis. Ich kann dir keinen vernünftigen Grund nennen. Ich weiß es ja selbst nicht. Und...und ich glaube sie ist zu allem Übel auch noch meine Rogar ar..meine Seelengefährtin!“
 

Flüstert er ihr matt entgegen, sein sonst so klarer entschlossener Blick wirkt in diesem Moment stumpf und vollkommen verzweifelt. Dis blickt ihn aufgrund dieses verwirrenden wie plötzlichen Geständnisses bestürzt an.
 

„WOHER willst du das wissen Thorin?“
 

Hakt sie erregt und daher entsprechend eindrücklich nach. Er schluckt, doch dann kommt es abermals nahezu überfallartig aus ihm heraus.
 

„Ich...ich habe es gespürt...Schwester, es war das Band. Sie weiß es und ich weiß es. Ich habe versucht sie zu küssen, als ich sie mir anfänglich genommen habe, dabei ist es geschehen.
 

Ja ich habe es gefühlt, sofort und unumkehrbar. Es war so merkwürdig, es war mir als würde sich etwas um mein Herz legen, so als könnte sie mich sehen bis tief hinein in mein Innerstes. Etwas wie DAS habe ich noch nie zuvor mit irgendjemand erlebt. Ich weiß nicht, aber es ist geschehen als ich ihre Lippen mit meinen berührt habe...genau in diesem Moment passierte es.
 

Weißt du was das bedeutet? Hast du überhaupt irgend eine Ahnung was das heißt?
 

Wie oft kommt so etwas vor...alle hundert Jahre?
 

Und dann ausgerechnet ICH und...und SIE?
 

Dis das darf nicht sein!“
 

Seine jüngere Schwester schnaubt wütend, sie wirkt aufgebracht und sichtlich erhitzt....es lässt ihr keine Ruhe. Sie liebt ihren Bruder, aber sie billigt nicht was er getan hat.
 

„Gut so siehst du das, aber hast du sie nur einmal gefragt wie sie es sieht? Und sich an ihr vergreifen, das hast du in dem Sinne dann schon gekonnt oder etwa nicht? Bei Mahal Thorin du hast sie dazu gezwungen dir zu Willen zu sein...verstehst du mich nicht? Du hast ihr das Band damit regelrecht aufgezwungen und nun wird sie zu allem Überfluss auch noch ein Kind von dir bekommen...bist du vollkommen wahnsinnig geworden?
 

Warum hast du das getan?
 

Beim allmächtigen Meister der Schöpfung, was hast du da angerichtet? Thorin das hättest du niemals tun dürfen. Deine Seelengefährtin ist sie sagst du? Warum nur musstest du es dann so sehr erzwingen? Hättest du nicht warten können, bis es sich irgendwann von selbst zeigt?
 

Ich bin zutiefst erschüttert. Ich verstehe dich nicht...und ich erkenne dich nicht wieder.
 

Das bist nicht du mein Bruder!“
 

Sie verstummt. Dis schmale Schultern senken sich, sie wirkt in diesem Augenblick unsicher und zugleich bitter enttäuscht. Sie ist nahe daran in Tränen auszubrechen, so sehr nimmt sie es mit. Sie liebt ihren Bruder über alles, aber sie hat auch emotionalen Anteil am Schicksal der Frau mit dem elbischen Blut, die sie durchaus verstehen kann, jetzt wo sie es sicher weiß.
 

Er sieht Dis an sein Blick wird trotzig und wütend zugleich.
 

„Es ist nicht so wie du denkst...Schwester. Nicht ganz. Am Anfang vielleicht, ja da wollte ich es in meiner einfältigen Dummheit tatsächlich von ihr erzwingen. Aber dann, dann ist es ganz anders gekommen...alles!! Vollkommen anders. Verstehst du, es ist ja nicht so, dass sie mich nur abgelehnt hat.
 

Nein SIE hat MICH geküsst..und dann hat sie mich dabei genommen...einfach so.
 

Der Fehler war nur, dass ich es auch noch zugelassen habe. Ich habe es gebilligt, nein ich habe es sogar genossen wie sie es mit mir getan hat, es war schön und das ist das Schlimmste daran. Die Lust am Verbotenen....das ist der Frevel den wir damit beide begangen haben, nicht nur ich allein war das und sie weiß das so gut wie ich.
 

Das ist der Preis den ich jetzt dafür zahlen muss.“
 

Dis strafft sich ihre klare Stimme klingt nüchtern als sie ihm antwortet.
 

„Na schön dann will ich dir jetzt eines sagen Thorin...etwas sehr wichtiges. Wenn du diese eine Frau liebst...wenn sie dir irgend etwas bedeutet, was ich nachdem was du mir gerade gesagt hast schwer annehme, dann wirst du dich zu ihr bekennen, sonst werde ich dich Zeit deines Lebens verachten mein Bruder. Sei endlich der Mann, als den ich dich kenne und steh dazu, auch wenn es in deinen Augen vielleicht ein Fehler sein mag. Ich sage dir sie hat es verdient!
 

Und wenn sie deine Seelengefährtin ist, dann zeigt es sich ohnehin schon bald!“

Verbannung?

Der junge Anführer aus der Königslinie Durins sieht seine Schwester an...und doch scheint es so, als würde sein Blick in dem Augenblick geradewegs durch sie hindurch gehen. „WAS weißt du schon Schwester...was verstehst du von solchen Dingen? Du sprichst von etwas, was du selbst nicht erlebt hast. Was weißt du schon von Liebe oder von Bindung?“
 

Dis fährt unvermittelt von ihrem Platz hoch, ihr Blick ist zornig, sie funkelt ihren ältesten Bruder wütend mit ihren schönen dunkelblauen Augen an. „Ach nein habe ich nicht? Glaubst du etwa, ich hätte IHN nicht geliebt? Glaubst du, er fehlt mir nicht? Dabei ist ER nicht einmal mein Seelenverwandter gewesen...zumindest nicht nach dem Maßstab, was sich unser Volk unter diesem Aspekt vorstellt und sich seit Generationen darüber in den alten Legenden erzählt. Ich weiß ganz genau, wie selten es ist und dass es nur alle paar hundert Jahre zwischen den Geschlechtern außerhalb einer Familie vorkommt.
 

Seelenverwandtschaften innerhalb von Familien hat es jetzt ja schon öfter gegeben, aber die sind völlig anders zu bewerten. Sie haben lange nicht die selbe emotionale Bedeutung und Tiefe, wie das, was dir hier durch Zufall mit ihr passiert ist. Ich meine, wenn es denn stimmt, was du mir eben gesagt hast. Aber wenn ich mir dein Gesicht so ansehe Thorin, dann will ich es fast annehmen. Und da möchtest du mir allen ernstes weiß machen, du willst es weiterhin verleugnen?
 

Ich..ich habe Vili..verloren, die Schlachten am Schattenbachtor haben unsere Familie schon zu viel gekostet. Mich den Mann, den ich über alles geliebt habe, den Bruder, Vater und am Ende auch noch den Großvater...und dich, den Bruder, Vater und Großvater...also sag DU mir nichts über Verlust und der Kunst, eben diesen ständig vor sich selbst zu verleugnen. Weißt du, wie oft ich des Nachts wach liege und in meiner Kammer mit meinem Schicksal hadere Thorin?
 

Glaubst du wirklich ernsthaft, du bist der Einzige von uns allen, der dieses unselige Leid von Vertreibung und Tod durch den Drachen miterleben musste?
 

NEIN..der bist du nicht, Thorin Eichenschild aus dem stolzen Hause Durin. Ich habe IHN für immer verloren, geblieben sind mir von ihm einzig und allein die beiden Jungen und meine Erinnerung. Ich weiß also sehr wohl, was Liebe ist und der bittere Schmerz von Verlust, den sie mit sich bringt Bruder!“
 

Thorin fährt ebenfalls von seinem Sitz hoch, als hätte sie ihm eben eine schallende Ohrfeige verpasst.
 

Tief in sich drin, weiß er ganz genau, dass sie die Wahrheit sagt, aber er will es nicht wahr haben...nicht so und nicht auf diese Art.
 

„SIE wird mein Kind bekommen...Dis..hast du das verstanden?
 

ES IST MEINS!“
 

Bricht es dabei verzweifelt und aufgebracht zugleich aus ihm heraus. Thorin kann sich kaum beruhigen. Allein die Lautstärke dieses heftigen Ausbruchs, zeigt überdeutlich sein schlechtes Gewissen und die emotionale Verzweiflung an, mit der er im Moment ordentlich zu kämpfen hat.
 

„Dis, WAS glaubst du denn wird sein, wenn sie erfahren WER es gewesen ist? Wie soll ich mich offen zu ihr bekennen, ohne dabei komplett das Gesicht zu verlieren? Jeder wüsste damit doch sofort, dass ich es getan habe! ICH, der sie nie akzeptiert und doch erst in diese üble Lage gebracht hat. ICH, der sie nie bei uns im Dorf haben wollte. Ich, der ihr lediglich gestattet hat am Dorfrand in der kleinen windschiefen Kate zu leben, weil wir ihre heilerischen Kräfte so notwendig brauchen. Ich bin nicht so dumm gewesen, ihre kostbaren Fähigkeiten nicht zu berücksichtigen, die das unselige Elbenblut mitgebracht hat, aber dass es je so enden würde, woher sollte ich das wissen?“
 

Thorin verstummt, er versucht sich wieder zu setzen, wobei er in dem Moment durcheinander und sichtlich konfus wirkt. Er kann mit der verfahrenen Situation kaum umgehen...ihm fehlt das Mittel, wie er diesen Konflikt vernünftig lösen soll. Dis sieht ihn derweil durchdringend an, ihre klare Stimme klingt kühl und überraschend entschlossen, als sie ihn anspricht. „Das stimmt nicht ganz mein Bruder. Du hast sie an sich schon gekannt, aber du hast die besonderen Zusammenhänge, was sie anbelangt nicht sehen wollen Thorin...ihre Heimat ist der Berg, ebenso wie er, die unsere ist. Vergiss nicht, sie ist deutlich älter als sie aussieht...UND sie kennt dich, vielleicht besser als du denkst oder ahnst.
 

Und selbst jetzt hat sie dich nicht verraten. Sie hat es niemandem gesagt, nicht einmal mir. Sie hat es nicht gesagt, weil sie dich vermutlich noch immer liebt. Ich weiß es nur, weil ich es bereits lange vorher geahnt habe, weil ich dich besser kenne als jeder Andere hier und weil du es mir eben selbst gestanden hast. Vergiss nicht, ich habe dich in der Nacht gesehen, als du zu mir zurück gekommen bist...als du..als du...!“
 

Die junge Mutter bricht unvermittelt ab, ihre Stimme klingt fast verzweifelt, als sie es endlich schafft fortzufahren.“Du musst das wieder gut machen, egal was es dich kosten mag oder ich werde dich verachten bis an dein Lebensende! Du liebst sie? Also dann steh auch dazu, Thorin Sohn von Thrain...Sohn von Thrôr...König edlen Steins. Ehre allein ist gewiss nicht alles, aber sie ist DAS, was uns von unserem ganzen Stolz von ehedem noch geblieben ist. Hör auf mich, ich flehe dich an, mach dich selbst nicht unglücklich. Wir haben schon zu viel erduldet, gelitten und verloren. Mach einmal in deinem Leben nur das, was dein Herz dir sagt und nicht dein Verstand!
 

Nur einmal....
 

...THORIN..BITTE!“
 

Dis verstummt, ihr älterer Bruder sieht, wie sie heftig schluckt. Es ist ihr ernst, mit dem was sie zu ihm gesagt hat. Todernst...der junge Mann spürt es, aber noch bevor er in der Lage ist, ihr darauf überhaupt etwas zu entgegnen, kommen seine beiden Neffen unverhofft von draußen zurück. Die beiden Jungen lachen und scherzen und erst da bemerken Bruder und Schwester, dass sie offenbar nicht alleine sind. Denn noch eine Stimme mischt sich ganz plötzlich deutlich vernehmbar unter das gelöste Lachen der beiden Jungen.
 

Eine tiefe dröhnende Stimme...mit einem ebensolchen Lachen, das beiden, die da noch am Tisch sitzen nur zu bekannt ist. Dis fährt dennoch verblüfft ja beinahe schon alarmiert von ihrem Platz auf.
 

„Uhhh das..das ist Dwalin! Was macht der denn hier und um die Zeit, hast du dich etwa mit ihm verabredet Thorin?“ Der junge Anführer aus Durins Haus schreckt verdattert hoch.
 

„N..Nein eigentlich nicht...nicht dass ich wüsste.
 

Was will der denn?“
 

Dis runzelt die Stirn.
 

„Na du wirst es wohl gleich erfahren, er ist schon im Flur...soll ich einen Tee aufsetzen?“
 

Thorin sieht seine Schwester beinahe schon flehend an.
 

„Ja danke Dis, mach das. Mir schwant übles, das kann wie mir scheint länger dauern.“
 

Die Zwergin nickt verständnisvoll.
 

„Ich fürchte da könnte etwas dran sein, wobei seine Laune jetzt ja nicht sooooo schlecht zu sein scheint, immerhin kann er noch lachen. Aber wenn er was von dir will, handelt es sich meistens um irgend eine Art von Ärger. Ich bin ja gespannt was es diesmal ist.“
 

Die beiden Geschwister haben ihre Unterhaltung kaum beendet, wird die Türe zur Küche bereits schwungvoll und mit Karacho aufgerissen und der Zwerg mit dem an beiden Seiten beängstigend kurzen Haarschnitt, der so aussieht, als sei er frisch mit einer extrascharfen Axt gezogen worden betritt die Küche, dicht gefolgt von Kili und Fili, die ihm beide quasi an den Hacken festkleben.
 

Dem Jüngeren der beiden Brüder, ist der schwere Sturz von vor ein paar Monaten kaum mehr anzumerken. Er hat sich Dank der Hilfe, durch die elbenblütige Heilerin gut erholt. Dis hat allerdings nicht lange Zeit dies festzustellen, denn Thorins bester Freund füllt mit seiner massiven Präsenz nahezu sofort den kleinen Raum, in dem sie sich derzeit befinden.
 

„Na kommt schon Jungens..lasst euren Onkel bloß nicht sehen, was ihr da wieder angestellt habt“...ist der Standardspruch von seinen Lippen, der die beiden jungen Zwerge prompt mit in die Küche hinein begleitet. Aber kaum ist er im Raum angelangt, verstummt er kurz. „Ah Thorin du bist hier...gut das ist gut, mit dir wollte ich reden.“
 

Dwalin sieht Thorin für einen Augenblick lang direkt an, doch dann geht sein Blick kurz und etwas verunsichert zu Dis hinüber, die noch zufällig am Ofen steht, wo sie eben das Teewasser für sie alle aufgesetzt hat.
 

„N..abend Dis...entschuldigt die Störung..aber..aber es ist wichtig...ich ahhhh...“
 

Der große Zwerg mit der wilden Haarmähne verstummt augenblicklich, wobei er allerdings krampfhaft versucht, Dis bohrendem Blick auszuweichen, mit dem sie ihn weiterhin argwöhnisch mustert.
 

„Ich würde gerne etwas mit deinem Bruder besprechen...ALLEIN.. wenn`s denn geht!“
 

Setzt er wenig später sichtlich verlegen an.
 

Dis zieht just eine ihrer dunklen Brauen nach oben, wobei die beiden Jungen, die dieses Alarmzeichen ihrer Mutter nur zu gut kennen, sofort wissen, was die Stunde geschlagen hat und von denen bisher außer ein leises „Hallo“ ohnehin noch nichts anderes in der Art gekommen ist. Dis zeigt ihnen mit einer deutlichen Handgeste an, dass sie sich schleunigst zurück zu ziehen haben, da es sich hier ausschließlich um Erwachsenengespräche handelt. Fili der Ältere und damit auch vernünftigere von Dis beiden Söhnen, reagiert sofort entsprechend.
 

„Na komm schon Kili....gehen wir...wir ähhhh sind im Moment unerwünscht...Erwachsenenangelegenheiten du weißt schon.“
 

Der kleine Bruder nickt verständig. „Hmm sehe ich, Amad...wir gehen dann besser mal. Bis später...“richtet er das Wort an seine Mutter. Dis lächelt schwach, ehe sie ihm leise antwortet. „Ist gut aber bleibt in der Nähe, es gibt bald Abendessen.“ Fili lächelt ebenfalls.
 

„Ja Amad, das machen wir.“
 

Mit diesen Worten schnappt er sich seinen Bruder und zieht den widerstrebenden Kili einfach hinter sich her, vor die Küchentüre hinaus. Wo die beiden allerdings nicht verschwinden, wie sie sollten, sondern anstatt dessen quasi mit den Ohren an der Tür kleben bleiben. Kaum sind die beiden draußen, fährt Dis auch schon ohne weitere Umschweife zu machen fort.
 

„Also WAS wolltest du mit Thorin besprechen, was MICH nichts angeht oder besser, was ich nicht hören soll Dwalin?“
 

Ihre ansonsten freundlich, warme Stimme klingt jetzt eisig und unterkühlt...sie macht damit eindeutig klar, dass auch sie Thrains Tochter und damit eindeutig ein Mitglied der Herrscherfamilie des Erebor ist.
 

Ihre beiden Söhne werden einmal ihren ältesten Bruder beerben, sollte der jemals Erfolg haben und den Berg für sein Volk zurück erobern können. Sofern...ja sofern dieser keine eigenen Nachkommen haben sollte....was sich jetzt ja derzeitig ganz anders darstellt.
 

WENN...ja wenn man ebenjene Tatsache berücksichtigt, dass Thorin sich mit der halbelbischen Heilerin, unfreiwillig doch so etwas wie eine eigene Familie angeschafft hat.
 

Auch wenn er DAS, bis dato noch immer nicht wirklich zugeben kann, geschweige denn es überhaupt irgendwie wahr haben will. Aber dahingehend lässt Dwalin ihr keine Möglichkeit mehr, ihre Gedanken weiter in diese Richtung zu lenken, denn nur einen Moment später hört sie wie er sich vernehmlich räuspert, ehe er abermals ansetzt ihr etwas zu entgegnen.
 

"Ich wollte nicht, dass du es mithörst, weil du...weil du gewisse Sympathien für sie hegst..DESHALB...Dis!“
 

Die Zwergin sieht ihn derweil völlig verständnislos an.
 

„Ich ahh ja...wie war das? Von wem sprichst du da eigentlich Dwalin? Klär mich auf..bitte!“
 

Fährt die dunkelhaarige Zwergin den hünenhaften Zwerg einen Moment später daher nicht eben freundlich an, wobei sie ihn keine Sekunde aus den Augen lässt. Dwalin zögert kurz. Sein Blick geht unwillkürlich zu Thorin, der ihm ebenso verständnislos entgegen sieht, seine dunklen Augenbrauen jedoch bereits argwöhnisch in Richtung seines Nasenrückens gezogen hat, was ihn noch strenger wirken lässt, als es das ohnehin schon tut.
 

Er ahnt bereits intuitiv, was gleich von Dwalin kommen wird.
 

Sie wissen es also...hat es sich jetzt endlich doch unter ihnen herum gesprochen! Thorin wappnet sich innerlich dagegen, als er es gleich darauf, von seinem besten Freund, noch einmal vollkommen zweifelsfrei gesagt bekommt und doch kann er nicht verhindern, dass er dabei zusammenzuckt, als hätte der ihn eben mit der Faust geschlagen.
 

„SIE bekommt ein Kind!
 

Hast du das gehört Thorin? Die elbenblütige Hexe ist guter Hoffnung und ich finde, dass du das als unser aller Anführer wissen solltest!“
 

Dwalin gerät kurz ins Stocken, als er in Thorins offenkundig verwirrtes Gesicht sieht, das nicht mehr länger verleugnen kann, was es längst weiß.
 

„Du...du hast es bereits gewusst!?“
 

Haucht der andere Mann daher sichtlich bestürzt in die unangenehme Stille, die sich zwischenzeitlich über sie alle gelegt hat.
 

Indem räuspert sich Dis leise, aber vernehmlich.
 

„ICH...ich habe es ihm vorhin gesagt Dwalin.“
 

Entgegnet sie dem resoluten Zwergenmann vollkommen ruhig und ohne das geringste Zittern in der Stimme. Dwalin stutzt erneut.
 

„Ach und woher hast DU es dann gewusst?“
 

Dis sieht ihn weiterhin durchdringend und ohne zu zögern an.
 

„ICH bin eine Frau, stell dir vor, da merkt man so was irgendwann, es ist ja schließlich nicht mehr länger zu übersehen oder?“ Sagt sie anschließend deutlich unterkühlt. Dwalin schluckt und nickt dann knapp.
 

„Ganz wie du willst Dis...aber..aber was soll jetzt mit ihr geschehen? Es ist eine bodenlose Schande. Man sollte sie fortjagen, auf der Stelle wenn du mich fragst. Wie kann sie nur..wie ist das überhaupt möglich? Keiner hat sie auch nur im Ansatz angerührt...das..das muss Hexenwerk sein!“
 

Faucht Thorins engster Freund weiterhin aufgebracht vor sich hin.
 

Der junge Zwergenfürst wechselt einen schnellen, bestürzten Blick mit seiner Schwerster, von Dwalin glücklicherweise unbemerkt. DAS hat er nun als allerletztes gewollt, dass sie ihr die Schuld dafür geben...IHR allein. Aber er hat es beinahe schon geahnt, dass das kommen wird, zumal es sich keiner wirklich erklären kann, denn es stimmt ja, offiziell hat sie keiner der Männer im Dorf auch nur ansatzweise angerührt. Dis schnaubt abermals aufgebracht vor sich hin.
 

„Ja aber vom Himmel gefallen ist es ja nun auch nicht gerade...sie kann es ja schlecht her gezaubert haben. Also MUSS es zwangsläufig einen Vater dazu geben.
 

Fragt sich nur WER von euch Schuften es gewesen ist?
 

Ihr macht es euch ja allzu einfach, IHR allein die Schuld daran zu geben und sie fortzuschicken.
 

Jetzt, wo sie die Hilfe am notwendigsten brauchen würde.
 

Schämt ihr euch nicht?
 

Nennt ihr das etwa EHRE, die Ehre von Durins Volk? Oh ihr solltet euch wirklich schämen. Ich fasse es nicht, dass du das wirklich ernsthaft vorschlagen kannst Dwalin!“
 

Sie sieht ihren Bruder durchdringend an der dabei heftig schluckt. Aber Dis ist jetzt erst so richtig in Fahrt geraten.
 

„So ist das also..gut, wenn sie niemand unter Schutz stellen will, so werde ICH das eben tun und wenn ich höchstpersönlich für sie sorge! Und WEHE einer von euch ausgemachten Hornochsen wagt es sie auch nur im Ansatz anzurühren, dann wird er mich kennen lernen, das schwöre ich euch.
 

Und wenn DU die Verantwortung dafür schon nicht übernehmen kannst Thorin, dann mache ich das eben!“
 

Faucht sie ihren Bruder hitzig aufgebracht entgegen. Ihre ansonsten ruhige Stimme hat sich merklich gehoben, es ist ihr vollkommener Ernst mit dem was sie eben gesagt hat. Sie wird diese Frau, die soviel für ihren Jungen getan hat nicht fort schicken und dann einfach so ihrem Schicksal überlassen. Ist sie im weitesten Sinne doch ihre Schwägerin. Ja eigentlich wäre sie das, wenn ihr Bruder nur endlich dazu stehen könnte, was er nicht tut.
 

Thorin ist derweil innerlich kurz vor dem Verzweifeln. Er weiß jetzt, dass auch die anderen Zwerge im Dorf herausgefunden haben, dass sie ein Kind erwartet.
 

SEINS...aber er kann es nun mal nicht legitimieren, da er sonst vor allen in Dorf zugeben müsste, dass ausgerechnet er es war, der das getan hat...
 

...und das wo er sie doch liebt und eigentlich nichts lieber täte, als sich endlich zu ihr und diesem Kind zu bekennen. Aber das schafft er nicht...nicht jetzt und nicht hier, in diesem Augenblick.
 

Dennoch reagiert er und in diesem Fall sehr überraschend und ungewöhnlich für seinen Freund Dwalin, der mit der seltsamen Reaktion seines Königs nie und nimmer gerechnet hat und damit nun so gar nichts anzufangen weiß.
 

„DU HAST SIE GEHÖRT BRUDER, WER ES WAGT SIE AUCH NUR ANSATZWEISE ANZUFASSEN, WIRD ES MIT MIR ZU TUN BEKOMMEN DWALIN.
 

HABE ICH MICH DA KLAR GENUG AUSGEDRÜCKT?“

Entschluss

Dwalin sieht seinen Freund und König bestürzt an. Mit einer solchen überraschend heftigen, ja beinahe überzogen wirkenden Reaktion, hat er nicht im Ansatz gerechnet. Schon gar nicht wegen IHR, dieser Frau, die zwar schon geraume Zeit unter ihnen lebt, aber die doch keiner von ihnen wirklich kennt.
 

Die geheimnisvolle Fremde, die erst vor knapp zwei Jahren zu ihnen in die Ered Luin gekommen ist. Von woher weiß niemand...auch Thorin nicht, der es zum damaligen Zeitpunkt von ihr in Erfahrung bringen wollte und sich an ihrem Eigensinn regelrecht die Zähne ausgebissen hat.
 

Ja er hat sich da sogar gewissermaßen eine dauerhafte Erinnerung eingefangen und eine blutige obendrein. Eine, die er damit wohl nie wieder vergessen und ihr schon gar nicht nachsehen wird. Das eigenwillige Elbenbalg ist deutlich wehrhafter, als es auf den ersten Blick vielleicht wirken mag.
 

Die Frau mit dem Erbe der Eldar in ihren Adern versteht es sich excellent zu verteidigen und zwar so gut, dass sie einem wirklich gefährlich werden kann, wenn man sich nicht vor ihr in Acht nimmt. Sie ist besser als so manch einer, der sich einen gestandenen Krieger schimpfen will.
 

Der junge zum Teil manchmal noch so hitzköpfige Zwergenkrieger, weiß damit sehr wohl, um das mehr als angespannte Verhältnis, zu der geheimnisvollen rothaarigen Frau, die da allein und zumeist zurückgezogen am Rande des Dorfes lebt. Die Heilerin mit dem überdeutlich sichtbaren Anteil an Elbenblut, das seinem Herrn und König, schon von Anfang an ein Dorn im Auge war.
 

Ein Umstand, den Thorin bereits von Beginn an, seit ihrer Ankunft vor zwei Jahren nicht akzeptieren konnte und es nach seinem Wissen auch bis heute nicht kann. Daher ist es mehr als verständlich, dass Dwalin sich ernsthaft verwundert fragt, WAS da auf einmal so plötzlich in seinen Freund gefahren sein mag, sie ausgerechnet jetzt so vehement zu verteidigen? Denn das tut sein König hiermit, ganz eindeutig.
 

Dwalin wirkt aus diesem verständlichen Grund mehr als verblüfft, als er erneut den Mund aufmachen will, um seinem Herrn der auch sein Freund ist zu antworten.
 

„Ab...aber Thorin...ich..ähh ich verstehe nicht ganz...wolltest du sie nicht selbst schon...?“
 

Fährt dem etwas jüngeren Zwerg, mit dem wilden dunkelbraunen Haarschopf damit entsprechend verwirrt heraus.
 

Doch noch ehe er im Stande ist und den begonnenen Satz beenden kann, wird er von Thorin bereits mit einer unwilligen sowie deutlich sichtbaren befehlenden Handgeste unterbrochen, wobei der junge Anführer aus Durins Geschlecht seinen besten Mann abermals entsprechend heftig anfährt. Der zornige Unterton seiner Stimme hat es in sich, mit dem er den anderen Zwerg dabei regelrecht anherrscht.
 

„SCHWEIG!
 

Dwalin, kein Wort mehr! Ich weiß sehr gut, was du mir sagen willst und unter anderen Umständen, würde ich dir sogar Recht geben Garoscho!* Aber das hier ist etwas anderes, ich glaube du hast meine Schwester eben gehört. Es ist mein blutiger Ernst! Wer sie gegen ihren und meinen Willen anrührt oder auch nur ansatzweise strafen will, bekommt es eigenhändig mit mir zu tun.
 

Das ist mein letztes Wort.
 

Ich bin der Anführer dieser Gemeinschaft und wenn ich euch nun schon führen soll, dann entscheide ICH allein, was rechtens ist und was nicht und damit auch, was mit denen geschieht, die in ihr leben.
 

Nun und ich habe mich hiermit entschieden, sie NICHT zu verstoßen...weil...weil Dis vollkommen recht hat. Ich glaube die Halbelfe kann wirklich am Wenigsten dafür, was geschehen ist...und jetzt ist es genug Mann. Wenn das alles war, was du mir mitzuteilen hast, dann geh jetzt besser, ich werde dich nicht weiter aufhalten!“
 

Thorins bisher eher blasses Gesicht wird hochrot vor Zorn...der andere Mann sieht ihm seinen Unmut deutlich an und kann beim besten Willen nicht verstehen, was ihn so derart in Rage versetzt hat, um so überzogen auf diese an und für sich simple Erkenntnis zu reagieren. Eigentlich hat er ihm ja nur mitteilen wollen, was er weiß..nämlich, dass die fremde elbenblütige Frau mit dem ungewöhnlich dunkelroten kupferfarbenen Haarschopf ein Kind erwartet.
 

Ein Kind, dessen Vater keiner kennt....ein Kind von dem sich mittlerweile JEDER im Dorf fragt, WOHER es wohl gekommen sein mag?
 

Oder besser WIE es denn entstanden sein könnte?
 

WELCHER von ihnen es denn nun gewesen ist, der sie damit zweifellos um ihre Ehre gebracht hat?
 

Zumindest um den kläglichen Rest, den sie als Fremde unter ihnen überhaupt jemals hatte. Das fragen sie sich derzeit ALLE, seit sie es wissen. Ja eigentlich, seit man es ihr auch körperlich so überdeutlich ansieht. Denn dass es zwangsläufig einer von IHNEN gewesen sein muss, ist unbestritten.
 

Sie ist niemals für längere Zeit fort gewesen, also hätte es damit gewiss kein Außenstehender tun können.
 

NEIN, es war ganz eindeutig einer aus der Gemeinschaft...aber wer?
 

Dwalin schluckt hart, als er ganz unvermittelt Thorins zornig verzerrte Gesichtsmimik vor Augen hat, die ihn weiterhin unvermindert aufgebracht anfunkelt. Er ist ratlos, weiß nicht wie er sich verhalten soll...
 

„....menu Thanu..ich...ich, das war nicht so gemeint!
 

Glaube mir..bei Durin, ich ähh..habe verstanden und ich werde es nie wieder ansprechen, außer du wünschst es, das sei dir hiermit versichert.“
 

Antwortet er ihm schließlich überraschend kleinlaut, wobei er stark verunsichert wirkt, was an und für sich normalerweise so gar nicht zu dem mutigen Zwergenmann mit dem selbstbewussten und zumeist grimmigen Auftreten passt.
 

Thorin schnaubt indessen leise, aber noch immer deutlich wütend vor sich hin, wobei sein Blick unwillkürlich weiter zu seiner jüngeren Schwester hin wandert und in dem Moment beinahe schon schuldbewusst wirkt, ehe er zu einer Gegenantwort ansetzt. „Gut das will ich auch hoffen....verurteilt ist schnell jemand...viel zu schnell für meinen Geschmack! SIE wird bleiben und damit hat es sich. Es wird sich schon irgendwie finden, du hast Dis gehört, sie wird sich um sie kümmern. Das ist mein letztes Wort, mein Entschluss steht fest! Ich habe schließlich für jeden in dieser Gemeinschaft Sorge zu tragen und damit auch für sein Wohl.
 

Und wenn es mir noch so schwer fallen mag...in dem Fall auch für ihres, selbst wenn dir das nicht besonders gefällt Dwalin. Ich kenne deine Meinung über sie....nur zu gut, kenne ich die, aber die tut hier jetzt nichts zur Sache und ich wünsche, dass du meine Entscheidung respektierst, als mein Krieger..aber hoffentlich auch als mein Freund. Wirst du das für mich tun?" Mit diesen Worten dreht er sich ganz plötzlich nahezu ruckartig von dem anderen Mann weg und zu Dis hin, die er dabei allerdings nicht anzusehen wagt.
 

Er senkt den Kopf, weicht dem aufmerksam forschenden Blick seiner Schwester absichtlich aus, der ihm sagen will...das es eigentlich seine Aufgabe wäre, das zu übernehmen und endlich die Verantwortung darüber zu tragen, was er mit ihr getan hat. Doch sie schweigt...noch! Ja noch tut sie es...auch weil sie momentan keine Notwendigkeit sieht, ihren Bruder absichtlich zu verraten und damit zu strafen, anstatt dessen nickt sie knapp.
 

„Ich habe es gesagt und so werde ich es halten!“
 

Entgegnet sie Dwalin und Thorin somit unübersehbar entschlossen, was ihr kurzes Nicken noch bekräftigt. Zumindest sie wird die Heilerin nicht sich selbst überlassen. Die beiden jungen Männer wirken derweil unangenehm berührt, keiner von beiden spricht es offen aus was sie derzeit denken, aber beide wissen sehr gut, dass die halbelbische Frau eine Wöchnerin benötigen wird, wenn es denn soweit ist. Eine Frau, die ihr bei der Geburt beistehen und helfen soll. Und so ewig lange wird es nicht mehr dauern, sehr bald schon wird sie ihre Niederkunft haben und gebären...aber wer soll es tun?
 

Sicher wird sich keine der anderen Frauen freiwillig finden lassen, die ihr helfen will...keine außer Dis, die zwar keine Hebamme ist, aber bereits selbst zwei Kinder geboren hat und damit genau weiß, was zu tun sein wird. Auch weil die anderen Frauen die Heilerin meiden. Sie ist geduldet und gefürchtet zugleich. Ihre Heilkräfte sind mit denen von Groin nicht im Ansatz zu vergleichen, sie kann etwas, was zum Einen nützlich faszinierend aber zum Anderen auch hochgradig fremdartig und beängstigend ist. Mit ihrer Art der Elbenmagie will niemand etwas zu tun haben.
 

Ihre Kraft erschreckt die, die anders sind als sie....die Elfe hat eindeutig zu viel ihres eigenen Volkes in ihren Venen. In diesem Sinne ist der junge Anführer aus Durins Hause nicht unfroh zu wissen, dass wenigstens seine eigene Schwester ihr zur Seite stehen will, wenn es soweit ist. Dis will ihr helfen, sein Kind zur Welt zu bringen...SEIN Kind...oder besser noch, das Kind seiner Gefährtin, ja mehr als das, eigentlich das seiner Seelengefährtin, die er nicht offiziell anerkennen will und kann und doch ist sie es in diesem Sinne längst.
 

Auch wenn er es für seinen Teil noch immer nicht wirklich wahr haben will. Er kann sie nicht als diese anerkennen, nicht ohne dabei sein eigenes Gesicht zu verlieren...oder...oder vielleicht doch?
 

Gibt es am Ende einen Weg und er sieht ihn nur nicht?
 

Thorin weiß es nicht. Er fürchtet es und daher möchte er diesen Umstand am Liebsten gänzlich ungeschehen machen. Nein nicht die Tatsache, dass ausgerechnet ER es höchst selbst getan hat..und auch nicht WAS er getan hat. Es war sicher nicht sehr nobel, dass weiß er sehr gut, aber das ist es nicht. Nein, das ist nicht der Grund. Es ist eben jene Erkenntnis, die ihn innerlich so verzweifeln lässt, die ihn sich so zerrissen fühlen lässt.
 

Es ist eben die, dass er sie liebt...und es ihr nicht sagen kann.
 

Das wagt er nicht...und so schweigt er lieber...
 

In diesem Fall ist es Dwalin, der es abermals wagt den Mund aufzumachen, allerdings deutlich zurückhaltender als noch ein paar Minuten zuvor. „Ich weiß ja nicht, was jetzt so plötzlich ihretwegen in dich gefahren ist Thorin. Aber nun gut, ich akzeptiere deine Entscheidung, du bist unser König und mein Freund. Ich werde es auch den anderen Männern sagen....aber ich wüsste trotzdem zu gerne noch, wer bei Mahal so verrückt gewesen ist DAS zu tun und ihr dann zu allem Übel auch noch ein Kind zu machen. Was beim allmächtigen Schöpfer muss den armen Mann da nur geritten haben, sich..sich mit so einer einzulassen?
 

Ich meine...mit diesem dreckigen Elbenblut. Sie hat Schande über sich selbst und uns alle gebracht. Das ist in meinen Augen unverzeihlich, egal wie du es für deinen Teil halten willst. Meine Meinung wird sich darüber nicht ändern Thorin! Auf keinen Fall....ich traue ihr nicht und das werde ich niemals tun. Sie wird uns eines schönen Tages an ihr eigenes Pack verraten, daran glaube ich ganz fest, du wirst es sehen!“
 

Mit diesen Worten strafft sich der junge Zwergenkrieger, wobei er einen kurzen Blick über Dis und Thorin schweifen lässt um anschließend sich mit einem knappen Nicken zu verabschieden. Er wartet erst gar nicht mehr ab, was sie eventuell dazu zu sagen haben könnten und noch ehe einer der beiden Geschwister überhaupt in der Lage ist ihm zu antworten, ist er bereits schon wieder halb zur Türe hinaus.
 

Thorin sieht ihm mit leerem Blick hinterher....der Ausdruck seiner Augen, den der junge Zwergenfürst seinem Krieger dabei so offenkundig hinterher schickt, ist an sich aussagekräftig genug, wenn man ihn denn lesen könnte und doch wagt Thorin es nicht, ihm die Wahrheit zu sagen...noch nicht! Ja vielleicht nie, wenn es sich denn vermeiden lässt und das, obwohl diese Erkenntnis ihm das Herz schwer werden lässt. Er weiß zu gut um seine Lüge und deren schreckliche Tragweite....nur zu gut kennt er sie!
 

Sekunden später ist Dwalin fort und die Geschwister bleiben allein in der kleinen Wohnküche zurück.
 

Thorin seufzt hörbar und will aufstehen um ebenfalls hinaus zu gehen, doch Dis Stimme hält ihn unwillkürlich an seinem Platz, sie klingt ungehalten und überraschend entschlossen. „Ich bin ja gespannt, wann du endlich aufhören willst, es noch länger zu verleugnen? Ich finde, dass du es ihm hättest sagen müssen...zumindest teilweise. Es wäre in meinen Augen längst deine Pflicht als sein König gewesen. Sag Thorin, ist es nicht ein Teil des Ehrencodex unseres Hauses, stets die Wahrheit zu sagen mein Bruder?
 

WANN WILLST DU ALSO ENDLICH DAZU STEHEN? WANN?“
 

Sie sieht ihn an, ihr Blick ist durchdringend und streng. Thorin schluckt heftig, als er sich im Ausdruck dieser ungewöhnlich blauen Augen gefangen sieht, die seinen so ähnlich sind und in dem Moment doch so fremd erscheinen.
 

„DIS..bitte....ich ich weiß es nicht....lass mich!“ Fährt er wütend und sichtbar verunsichert hoch, wobei er urplötzlich einen entschlossenen Satz macht und beinahe schon überstürzt aufsteht, was damit eindeutig stark nach Flucht aussieht. Sie, die ihn so gut kennt wie wenige andere, sieht deutlich, wie erregt er wirkt...es nimmt ihn offensichtlich mit, denn sein Halsansatz ist unübersehbar gerötet.
 

Er hat ein schlechtes Gewissen, aber das darf er ihrer Meinung nach auch ruhig haben und zwar solange, bis er endlich Willens ist DAS zu tun, was seine heilige Pflicht wäre oder er es wenigstens versuchen würde. Denn sie befürchtet, dass man es spätestens dann ganz von selbst sehen wird, wenn das Kind heranwächst und älter wird. Wenn die Durinslinie die in beiden Eltern so dominant vererbt worden ist, wie sie es vermutet, dann ja dann wird es sehr wahrscheinlich blaue Augen haben....Thorins Augen und die sind unverwechselbar...so wie ihre selbst auch. Niemand ihrer ganzen Sippe hat ein solch intensives Blau, wie ihr Bruder und sie...nicht einmal Fili, obwohl es auch bei ihm in einer recht ungewöhnlichen Nuance ausfällt.
 

Doch den Gefallen sich endlich dieser Tatsache zu stellen und damit sich selbst von dieser quälenden Bürde zu befreien tut ihr Bruder ihr nicht, zumindest nicht sofort.
 

Nur Augenblicke später ist er ebenfalls zur Türe hinaus verschwunden, wie kurz zuvor Dwalin und zwar ohne noch irgend ein Wort an sie zu verlieren...er geht einfach....lässt sie allein mit den beiden Jungen zurück, die in der Nähe sind und so wenigstens zum Teil mitangehört haben, was sicher nicht für ihre Ohren bestimmt war...
 

derweil zur selben Zeit bei Lyriel...
 

Die junge Frau elbischen Blutes hat inzwischen deutlich Mühe ihren Alltag zu bewältigen, auch weil ihr Körper die Anzeichen der Schwangerschaft derzeit bereits gut sichtbar offenbart. Sie hat zwar versucht es so lange wie nur irgend möglich zu verbergen, aber nun ist es doch so, dass es nicht mehr länger geht. Sie ist zwischenzeitlich...nahezu am Ende des fünften Monats und da sie an sich nicht sehr groß und vor allem nicht sehr füllig ist, sieht man es ihr schneller an, als manch anderer der Frauen, deren zwergisches Erbe deutlicher für eine stärkere Körperfülle gesorgt hat.
 

Lyriels eher elbisch anmutender Körperbau zeigt die Spuren der ungewollten Schwangerschaft somit sehr viel stärker an. Ein Umstand der dafür gesorgt hat, dass sie es schneller wussten als ihr lieb war...und nun spürt sie am eigenen Leibe, was das bedeutet.
 

Sie haben sie davor schon gemieden wo es ging und tun es nun ganz offen. Niemand außer der jüngeren Schwester, des Vaters ihres Kindes will etwas mit ihr zu tun haben. Sie nennen sie hinter vorgehaltener Hand Elbenhexe. Ja sogar schlimmer noch, sie nennen sie eine schmutzige Dirne...eine Frau die in Schande lebt, weil sie keinen Gefährten hat, der sich zu ihr bekennt und damit sie und das Ungeborene beschützen könnte. Dabei ist es doch nicht ihre Schuld gewesen. SIE hat es sicher nicht absichtlich darauf angelegt...das weiß sie..aber die anderen Bewohner im Dorf? Nun die interessieren diese Umstände nicht...die sehen NUR, was sie sehen wollen!
 

Einer von ihnen ist es gewesen, das wissen sie alle....einer von ihnen muss es ja zwangsläufig gewesen sein, aber WER es war, das ist es was sie beschäftigt. Die tollsten Geschichten werden somit hinter ihrem Rücken unter den Bewohnern des kleinen Dorfes laut. Da sie sich nicht erklären können, welcher der Männer sich so fürchterlich hat gehen lassen um das Desaster zu verantworten. Sind sie ratlos...streuen Gerüchte und allerlei üble Hirngespinste aus. Am Ende sagt man ihr noch nach, dass sie es wahrscheinlich mit einem wilden Warg oder noch schlimmer einem der Bergmenschen getrieben haben muss...ein Bastardkind wird es damit am Ende wohl werden, so eines wie sie selbst auch ist.
 

Die junge Heilerin packt der Zorn und damit manchmal auch nichts weniger als die nackte Verzweiflung. Vor allem, wenn es besonders schlimm ist und sie die Schmähungen offen hören kann. Sie weiß, wie sehr sie von ihnen abgelehnt wird. In diesen Augenblicken ist sie nahe dran sich zu wünschen, sie wäre gleich zu Beginn weit weit fort gegangen, wäre nie zu ihnen in die Ered Luin zurück gekehrt und hätte dieses Kind bei den Göttern am Allerliebsten nie von ihm empfangen. Doch dann, wenn sie es spürt...wenn es sich unter ihrem Herzen bewegt, sie die leichten Bewegungen fühlen kann, dann weiß sie intuitiv, dass ihre Entscheidung zu bleiben die Richtige war und es noch immer ist.
 

Sie will dieses Kind haben, koste es sie nun schon was es sie wolle...dann in diesen kurzen Momenten legt sie ihre Hand auf ihren sichtbar gerundeten Bauch und singt ihm leise etwas vor, ihrem kleinen Sohn. Natürlich weiß sie nicht sicher, ob es ein Junge werden wird, aber sie ahnt es, irgendwie hat sie ein merkwürdig intuitives Bauchgefühl, dass sie einen Sohn haben wird. Ja es wird wohl ein Junge werden und sie weiß auch schon wie sie ihn nennen will, wenn es denn so sein sollte.
 

In diesen bitteren Stunden des allein sein s und der Einsamkeit fragt sie sich oft ob er seinem Vater ähnlich sehen wird? Ihremfaire gwathel , ihrem Seelengefährten, dem Mann den sie liebt und zugleich inbrünstig hasst...für das was er ihr angetan hat..und von dem sie sich nichts sehnlicher wünscht, als dass er endlich zu ihr stehen möge...und zu diesem Kind.
 

Nichts wünscht sie sich mehr, aber ob sie ihm jemals verzeihen kann, dessen ist sie sich längst nicht sicher. Im Augenblick kann sie es nicht. Nein, am Liebsten würde sie ihm eigenhändig den Kopf abreißen...diesem...diesem stursinnigen Naugol. Sie hat ihn durch Zufall ein paar Mal gesehen seither, aber er sie nicht, weil sie es nicht wollte!
 

ER wird das Ergebnis dieser Nacht schon noch mit eigenen Augen zu sehen bekommen. Früh genug und vermutlich sehr viel früher als ihm lieb sein kann und wird, aber im Augenblick hat sie anderes zu tun. Sie muss etwas tun, etwas was ihr merklich unangenehm ist. Die Heilerin war seither nicht mehr an jenem Platz an dem es passiert ist. Aber sie hat wichtige Dinge dort vergessen...Dinge die sie braucht und auf die sie eigentlich nicht so ohne weiteres verzichten kann. Und obwohl ihr schon allein der Gedanke daran den Hals zuschnürt, weiß sie doch sehr gut, dass sie noch einmal dahin zurück kehren muss, um sie zu holen...wenigstens noch einmal.
 

Mit diesem Ansinnen macht sie sich schließlich schweren Herzens daran sich dem zu stellen. Es ist an diesem kühlen Spätherbstabend daher in dem Sinne schon sehr früh dunkel, als sie sich kurzerhand entschließt ihre Sachen endlich zurück zu holen, ehe sich der Winter kalt und todbringend über das karge Land der Ered Luin legt und sie dann auch körperlich nicht mehr dazu in der Lage sein wird...
 

....nichts davon ahnend, in welche merkwürdigen Bahnen sie ihr Schicksal dabei abermals führen will.
 

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garoscho* - bruder

thanu men* - mein König

Übergriff

Es ist kalt und sehr windig an diesem Abend. Als sie nach draußen vor ihre Türe kommt, spürt sie es erst so richtig. Unangenehm hartnäckig zerrt der eisige Ostwind am Körper, der jungen elbenblütigen Heilerin, die Kälte verbeißt sich in ihr, wie ein wildes Tier. Zitternd versucht die an sich, hübsche rothaarige Frau ihren langen wollenen Überwurf enger um sich zu ziehen, der sie eigentlich wärmen soll und in den sie sich aus diesem Grund zwangsläufig gehüllt hat, um wenigstens ansatzweise, der beißenden Kälte, des regnerischen Spätherbstabends zu entgehen.
 

Sie ist nicht besonders gut vorbereitet, weiß eigentlich, dass ihr Vorhaben sicher nicht zum besten Zeitpunkt gewählt ist. Auch, weil ihr eher an ihre elbische Sippe anmutender und damit vergleichsweise feingliedriger Körper, durch die Schwangerschaft noch mehr an Widerstandskraft eingebüßt hat, als er vorher ohnehin schon war. Ihr, bei der zwar auch gut zur Hälfte zwergisches Blut durch die Venen fließt, merkt man nicht viel davon an...zumindest nicht in dieser Hinsicht.
 

Es geht ihr nicht gut..auch da sich diese zwergentypische Eigenschaft der Zähigkeit und der schier unglaublichen Körperkraft, die den Frauen und auch den Männern dieses Volkes zu eigen ist, bei ihr aber leider nicht so deutlich ausgewirkt hat, wie sie gerne hätte. So schafft sie es kaum noch, die täglichen Anstrengungen ihrer Arbeit zu bewältigen. Aber die Zeit drängt. Viel zu lange hat die Heilerin es bereits hinausgezögert zurückzukehren.
 

Ihr Wasserkrug, ihre Schuhe....sie braucht diese Dinge. Zu lange hat sie sie dort an der Stelle zurück gelassen, wo es geschehen ist. Sie hat es bisher nicht über sich gebracht, noch einmal dort hin zu gehen. Vordringlich, weil sie fast schon zwanghaft angenommen hat, vielleicht dort noch einmal zufällig auf IHN zu treffen und bei allen Göttern, sie will ihn nicht sehen, diesen Feigling von einem Zwerg.
 

Nicht SO und vor allem nicht jetzt, in diesem Zustand....nein lieber stirbt sie, das weiß sie sicher.
 

Thorin hat es bis jetzt nicht einmal im Ansatz fertig gebracht, sich dem zu stellen, was er getan hat. Warum also sollte sie ihn sehen wollen? Diesen Bastard...diesen Sohn einer räudigen Hündin, der sie so schmählich entehrt und hintergangen hat? Warum also? Dafür gibt es keinen Grund in ihren Augen, auch wenn sie es sich innerlich vielleicht noch so sehr wünschen mag. Damit hat sie es bisher absichtlich vermieden, noch einmal dorthin an diesen Ort zurück zu kehren, schon um nicht am Ende doch versehentlich auf ihn treffen zu müssen. Gesehen hat sie ihn trotzdem...einige Male im Dorf, als er es nicht bemerkt hat.
 

Lyriel strafft sich, sie ertappt sich dabei, wie sie unwillkürlich hart schlucken muss...oh ja sie hat ihm bei diesen kurzen Gelegenheiten deutlich angesehen, wie schlecht es ihm geht. Ja, man sieht es ihm aus ihrer Sicht heraus tatsächlich an, sein schlechtes Gewissen...auch wenn er selbst glaubt, es würde keiner von ihnen bemerken. Sie hat es bemerkt, hat dabei ganz deutlich gesehen, wie schmal er geworden ist. ER hat viel an seiner vormals großen körperlichen Kraft eingebüßt, ja man kann sagen, er ist regelrecht geschwunden. Der junge Anführer gleicht in ihren Augen mehr einem Abbild seiner selbst, als dem Mann den sie kennt...oder zu kennen glaubte.
 

Thorin ist nicht mehr der Selbe seither, es hat ihn verändert, so wie sie auch! Die Gewissheit was er getan hat, zeichnet ihn...und eigentlich tut er ihr von ganzem Herzen leid, aber was nützt ihr das?
 

Nichts!
 

Sie liebt einen Mann, der aus den immer gleichen Fehlern von einstmals, bis heute nichts dazugelernt hat.
 

Und das, obwohl er an sich gesehen noch so jung ist. Dennoch ist er nicht in der Lage, über seinen Schatten zu springen und endlich diese furchtbar verkrusteten, uralten Vorbehalte abzuschütteln. Alte Vorurteile gegen ihre Sippe und damit auch letzten Endes gegen SIE zu überwinden und sich das anzusehen, was der Wirklichkeit entspricht. Denn dann würde er sehen können, was in Wahrheit in ihr verborgen liegt. Das unendlich starke Gefühl für ihn, das sie so lange in sich versteckt trägt. Sie, die ihn schon seit solch ewig langer Zeit kennt und liebt, lange bevor der Drache kam. Sie würde ihn gewiss niemals verraten...und er..er kann es nicht sehen, will es einfach nicht sehen.
 

Auf diesem Auge ist er blind, auch noch nach all dieser Zeit, die seither ins Land gezogen ist. Lyriel befürchtet, dass er es wohl für immer bleiben wird...ein Umstand, der ihr das wunde Herz bluten lässt. Was kann es in ihrem Weltbild schlimmeres geben, als das Gefühl unerwiderter Liebe und dann noch die Gewissheit dazu, mit dieser Erkenntnis leben zu müssen, ein an sich nicht gewolltes Kind in sich zu tragen. Eines, das ER als nicht wieder gut zu machenden Fehltritt ansieht, den er begangen hat...denn er weiß es inzwischen. Die Halbelfe ist sich in dieser Hinsicht ganz sicher, dass er es längst weiß. Dis wird es ihm mittlerweile schon gesagt haben und wenn nicht sie, dann irgend ein anderer der Männer im Dorf, denn sie haben es ja bereits alle mit eigenen Augen gesehen. Ihre verräterischen Rundungen um die Körpermitte lassen sich beim besten Willen nicht mehr länger verstecken.
 

Sie ertappt sich abermals bei einem leisen resignierten Seufzen. Doch dann strafft sie sich noch einmal und zieht den Überwurf enger um die schmalen Schultern, um die eisige Nachtkälte auszusperren, die unbarmherzig nach ihr greift, was ihr damit allerdings nur bedingt gelingt. Mit missmutig verzogenem Gesicht macht sie sich schließlich weiter auf den Weg durch die fahle Dunkelheit. Was bleibt ihr auch anderes übrig? Sie hat ja in dem Sinne niemanden den sie schicken könnte um sie zu holen. Nein diesen unangenehmen Weg, muss sie wohl oder übel schon selbst zurück legen, auch wenn er ihr nicht besonders gefällt.
 

Kurz darauf ist sie schon ein ganzes Stück voran gekommen...die Lichter verdunkeln sich langsam...aber auch die Häuser werden deutlich kleiner, als sie sich noch weiter von ihnen entfernt. Die junge Frau, ist so etliche Fußlängen über den Rand des Dorfes hinaus gelangt, ehe ihr ganz plötzlich siedend heiß einfällt, dass sie ihre Waffen vergessen hat. Lyriel hält kurz an und überlegt, ob sie noch einmal umkehren oder es doch wagen soll, sich so wie sie ist auf den beschwerlichen Weg zu machen? Sie weiß sehr gut, dass sie damit unmittelbar Gefahr läuft, unbewaffnet auf irgendwelche unangenehmen Zeitgenossen zu stoßen.
 

Aber jetzt ist sie schon so weit gekommen....sie strafft sich.
 

Nein!
 

Umkehren kommt nicht mehr in Frage! Sie wird das Risiko eingehen und die Stelle unbewaffnet aufsuchen. Der Weg dahin ist ja nicht so weit...sie wagt es, dies zu riskieren, nur dies eine Mal. WER außer ihr, soll sich bei dem Wetter auch schon vor die Türe wagen? Es ist kalt und ungemütlich, kein vernünftiges Wesen würde sich bei solch unangenehmen Witterungsverhältnissen freiwillig draußen herum treiben wollen, wenn er anstatt dessen in der warmen Stube sitzen kann. Darauf vertraut sie einfach und sollte sie dabei zufällig doch noch einmal auf IHN stoßen, so wird sie sich schon zu verteidigen wissen.
 

ER wird sie gewiss nicht noch einmal anrühren, nicht unter diesen Umständen, das weiß sie genau.
 

zur selben Zeit bei Thorin...
 

Der junge Zwergenmann weiß nicht so ganz genau, was ihn vor die Türe hinaus getrieben hat...aber es ist wie ein Zwang...er kann drinnen nicht bleiben. Dis hat recht und er weiß das...nur wie soll er dieses Dilemma auflösen? Thorin hört sich selbst leise Stöhnen, als ob er Schmerzen hätte. Oh bei Mahal, was soll er nur tun? Er spürt die nackte Verzweiflung in sich aufsteigen, heiß wie Drachenfeuer...es verbrennt ihn.
 

Die Gluthitze scheint ihm schier unerträglich. Er weiß, was er eigentlich zu tun hätte, nach dem geltenden Gesetz und Recht wäre es seine heilige Pflicht, sie als seine legitime Gemahlin anzuerkennen. Das hätte er sofort machen müssen, spätestens als er es offiziell wusste. Aber wie bei Durins Namen soll er das vor seinen Männern vertreten? Er weiß, wie Dwalin dazu steht...zu ihr, der Außenseiterin mit den elenden Spitzohren, diesem verdammten Elbenblut. Und ER ist nur einer von ihnen. Thorin kennt die Einstellung seines Volkes zu gut...zu viel haben sie alle verloren und zu wenig haben die Elben von Thranduils Volk damals getan, um ihnen in ihrer unendlich großen Not, nach diesem alles verzehrenden Verlust der alten Heimat zu helfen.
 

Er sieht es ja im Grunde genauso wie sein Volk. WIE in aller Welt, soll er es also vor ihnen legitimieren?
 

Wie?
 

Den Gesichtsverlust den er befürchtet und dadurch unweigerlich erleiden würde, hat er nahezu bildlich vor Augen. Es reicht ihm schon die Vorstellung daran, wenn Dwalin es wüsste. Das Gesicht seines ältesten und besten Freundes, kann er sich lebhaft vorstellen und damit auch das, was dieser ihm wohl darauf zu sagen hätte.
 

Ein plötzliches leises Geräusch reißt ihn aus seinen Gedanken heraus, unwillkürlich schreckt er hoch. Thorin hat nicht darauf geachtet, wohin ihn seine Schritte geführt haben...aber als er aufmerkt, stellt er fest, dass sie ihn wohl mehr oder minder unbewusst genau dorthin geführt haben, wo er eigentlich am Liebsten hunderte Meilen entfernt wäre.
 

ER ist ausgerechnet bei IHREM Haus angelangt...und es sind damit unweigerlich ihre Schritte, die er in der Dunkelheit vernimmt.
 

Er sieht sichtbar überrascht dabei zu, wie sie das Haus verlässt...und das bei diesem Wetter und..und vor allem Nachts? Lyriel achtet jedoch nicht weiter auf ihre unmittelbare Umgebung, sieht ihn somit nicht, obwohl er sich nicht einmal die besondere Mühe gemacht hat, sich zu verbergen, auch weil er schlicht gar nicht damit gerechnet hat, hier auf sie zu treffen.
 

Der Zwerg stutzt...das mutet ihm schon sehr seltsam an. Neugier packt ihn unwillkürlich....aber er wagt es nicht sich bemerkbar zu machen. Sie soll ihn nicht sehen. Er will nicht, dass sie es sieht, dass sie bemerkt, wie sehr es ihn eigentlich zu ihr hin zieht...unbewusst, ungewollt. Sein Herz spricht schon lange eine völlig andere Sprache als sein Verstand, aber er kann es nicht sprechen lassen...in jedem Fall nicht, ohne sich deswegen eine Schwäche eingestehen zu müssen und DAS ist wahrlich das Letzte, was für den jungen Anführer aus Durins Haus in Frage käme.
 

Nein lieber stirbt er...als sich DIE am Ende noch vor ihr eingestehen zu müssen.
 

Und doch würde er momentan nichts lieber tun, als sie in seine Arme zu schließen...noch einmal ihre beruhigende Wärme auf der Haut zu spüren. Der Gedanke daran, wie sie ihn geküsst hat...dieser unverwechselbare Geschmack ihrer Lippen. Allmächtiger Schöpfer, die Erinnerung macht ihn nahezu wahnsinnig, ihm wird heiß, obwohl es so kalt da draußen ist und sein Körper das auch deutlich spürt. Doch innerlich brennt er, schon so lange und lichterloh. Der junge Mann weiß dabei doch schmerzlich....dieses Feuer in ihm ist nicht zu löschen...niemals!
 

Er muss brennen bis ans Ende seiner Tage.
 

Mit dieser unüberwindlichen Erkenntnis folgen seine Beine ihr nahezu automatisch. Thorin denkt dabei nicht einmal darüber nach, er tut es einfach....einfach weil er in ihrer Nähe sein will, auch wenn sie ihn nicht sieht. Es zählt für ihn lediglich die Illusion, die schöne Wunschvorstellung ihr nahe zu sein....und wenn es nur für diesen kurzen Augenblick ist.
 

derweil bei Lyriel...
 

Die junge Frau ist bestrebt sich zu beeilen, so gut es geht. Es ist sehr kalt, es regnet und es ist stockfinster. Kein einziger Stern erhellt den nächtlichen Himmel. Lyriel bemüht sich leise zu sein, denn man weiß ja nie, was sich da so alles an wildem Getier, des Nachts draußen in den Bergen herum treiben kann? Es ist ihr sichtlich unwohl, aber Angst hat sie keine...an sich kennt sie die Gegend, so nahe am Dorf fühlt sie sich halbwegs sicher. Die rothaarige Frau ist noch nicht sehr weit gekommen.
 

Im Moment sind es nur etwa zehn Minuten vom Dorfrand...die letzten Häuser sind gerade noch als kleine Lichtpunkte in der Ferne erkennbar, da hört sie ganz plötzlich ein Geräusch hinter sich...etwas bricht unvermittelt hinter ihr aus einem Gebüsch heraus. Etwas, was eben noch verdeckt gewesen sein muss. Sie hört schweren Atem...wie von einem wilden Tier, etwas sehr großes verursacht dieses Geräusch. Erschrocken fährt sie in sich zusammen und anschließend hastig herum...indem fühlt sie sich jedoch schon unmittelbar von großen groben Händen gepackt und an den Armen nach vorne gerissen.
 

„Ohhh sieh an...was haben wir denn da? Hast du dich etwa verirrt mein schönes Kind...warum so allein des Nächtens in der Wildnis? Ist da vorne nicht dein Dorf, das ich sehe? Also sag schon, was machst du hier so allein Weib?“
 

Die Heilerin versucht energisch sich von der dunklen Gestalt loszumachen, die sie gepackt und sogleich mit diesen nicht eben freundlichen Worten überrascht und angesprochen hat. Schließlich gelingt es ihr sogar...eilig weicht sie einige Schritte zurück, vor allem um sich besseren Überblick zu verschaffen. Sie kann IHN nicht sehen, wohl aber riechen...er stinkt...riecht ungewaschen und ungepflegt. Er muss schon lange in der Wildnis unterwegs sein. In der fahlen Dunkelheit nimmt sie jedoch nichts weiter, als lediglich seine Schattenumrisse wahr, die gegenüber ihren zierlichen Körpermaßen zum Trotz nahezu riesig sind.
 

Er überragt sie mindestens um vier Kopflängen. Spätestens daran bemerkt sie mit wachsender Panik, dass er ein Mensch sein muss und dazu noch ein sehr unangenehmer, denn das hat sie bereits an seinem Akzent heraus gehört. Er spricht zwar Westron wie alle Völker, aber es ist ein fremdländischer Akzent, von weit her, der damit wohl aus dem Osten stammt. Er muss demnach ein Ostling sein..einer dieser Männer, aus Harad oder Ruhn.
 

Länder die unmittelbar an das schwarze Land angrenzen...man sagt sich, dass die Menschen dort böse und verschlagen sein sollen. Also ist sie automatisch auf der Hut, versucht noch mehr Abstand zwischen ihn und sich zu bringen. Aber er bemerkt es und versucht sie daran zu hindern, indem er noch näher an sie heran rückt. Lyriel ist perplex aber nicht so, dass sie nicht in der Lage ist ihn anzusprechen.
 

„Wer wer seid ihr...was macht ihr hier...seid ihr ein Reisender, der ein Nachtlager sucht? Da..dann seid ihr hier falsch die..die Dorfschenke liegt da..da vorne...in Richtung der ersten Häuser, dort gibt man euch sicherlich eines.“ Stammelt sie ihm so verwirrt und zutiefst erschrocken entgegen, als sie sein unangenehmes Näherrücken bemerkt. Der fremde Mann jagt ihr Angst ein und sie fragt sich dabei bestürzt, was er wohl hier verloren haben mag?
 

Hier, so weit im Nirgendwo...
 

„Ohhh Nachtlager ja das klingt gut...pahhhh aber auf die Dorfschenke gebe ich nichts...sicherlich nichts mehr, als ein verlaustes und verwanztes, kaltes Lager und schales Bier. DU allerdings kommst mir gerade recht Schätzchen, ich denke du hast doch sicher auch ein warmes Bett mein schönes Kind? Ich war viel zu lange allein unterwegs, um mir eine solch günstige Gelegenheit, wie diese entgehen zu lassen Dirne!“ Mit diesen Worten reißt er sie unsanft herum, dabei bleibt er ungewollt für einen Moment an ihrem inzwischen stark gerundeten Bauch hängen und es dauert so nur einen kurzen Augenblick, bis er den Grund dafür begreift...
 

„Sieh an....sieh an, Kindchen, wer hätte das gedacht? Du weißt ja also offenbar schon wie es geht? Na dann dürfte es dir ja nicht besonders schwer fallen, auch mich ein wenig in dieser kalten Nacht mit deinem warmen Leib zu erfreuen und zu wärmen! Wenn du es, wie mir scheint kürzlich ja schon mal bei einem Anderen getan hast? Was ist willst du nicht herkommen? Komm schon Dirne...komm zu mir, ein wenig Spaß kann nie schaden, du willst es doch...ich weiß es!“
 

Lyriel weicht derweil ängstlich zurück. „Seid ihr von sinnen Mann...seht ihr denn nicht, dass ich...dass ich ein Kind erwarte? Ich...das..das ist Frevel sich an einer schwangeren Frau zu vergreifen. Kein Ehrenmann mit einem Funken von Anstand im Leib würde so etwas schändliches tun“.
 

Fährt ihr bestürzt und entsprechend verängstigt zugleich heraus, als sie bemerkt wonach diesem Fremden offenbar der Sinn steht, auf den sie hier so unvermutet getroffen ist. Indem lacht der Kerl laut auf, es ist ein unangenehm aufdringliches Lachen, ehe er ihr mit seiner aalglatten kalten Stimme vollkommen unbeteiligt antwortet.
 

„Ach was, habe ich etwa vergessen zu erwähnen, dass ich kein Ehrenmann bin? In der Wildnis legt man solche unwichtigen Dinge schnell ab. Meinem Schwanz wird es in dem Moment wohl herzlich egal sein...wessen Balg er zu Gesicht bekommt, wenn ich dich gleich zu meinem Vergnügen stoßen werde mein hübsches Kind. Also komm schon her, Flucht ist sowieso sinnlos, ich werde dich so oder so bekommen.“
 

Er verstummt, wobei sich ein überlegen breites, wie fieses Grinsen auf seine markanten narbigen Gesichtszüge legt, die sich im kurzen Lichtschein eines schwachen Neumondes spiegeln und so den ehrlosen Banditen in ihm, an den sie jetzt durch diesen einen dummen Zufall geraten ist, nur noch deutlicher zum Vorschein treten lässt. Er ist mindestens vier Köpfe größer und wesentlich kräftiger als sie. Lyriel weiß aus ihrer Erfahrung, dass sie ihm weder gewachsen ist, noch ihm irgendwie sonst entkommen kann und verflucht die Tatsache, ihr Schwert nicht doch zu ihrer Verteidigung mitgenommen zu haben aufs Heftigste.
 

Jetzt ist sie wahrlich leichte Beute für ihn und er wird unweigerlich davon Gebrauch machen.Diese Drohung ist sein blutiger Ernst, das weiß sie...sie sieht es ihm an...sie spürt es intuitiv...
 

Lyriel sieht ihn an, macht ihrem Instinkt folgend nochmals zwei hastige Schritte rückwärts um ihm so nicht vielleicht doch zu entgehen.
 

“Wehe, du fasst mich an..du...du wirst es bereuen....ich schwöre es dir!“
 

Keucht sie ihm dabei mit weit aufgerissenen Augen zutiefst bestürzt, aber doch auch hörbar trotzig entgegen. Der Hüne lacht abermals sein widerwärtig aufdringliches Lachen, ehe er ihr antwortet.
 

„ACH WAS, WER SOLL MICH SCHON DARAN HINDERN, MIR ZU NEHMEN, WAS ICH BEGERHRE? DU VIELLEICHT WEIB?“
 

Mit diesen Worten macht er prompt einige schnelle Schritte auf sie zu....die Frau dreht sich ruckartig um und will fliehen, doch weit kommt sie nicht, denn nur einen Augenblick später holt er sie ein und reißt sie grob am Arm herum. „Ich sagte du sollst hier bleiben...Elbenweib....warum willst du fliehen? Es bringt dir doch sowieso nichts!“ Faucht er sie böse an, wobei er sich gleichzeitig an sie presst, um ihr damit einen groben Kuss aufzuzwingen. Die Heilerin mit dem dunkelroten Haar versucht um sich zu schlagen, ihn so abzuwehren aber sie hat keine Chance. Er ist ihr an Körperkraft um ein Vielfaches überlegen und so dringt in dem Moment nicht mehr als ein wilder, angsterfüllter Hilfeschrei aus ihrer Kehle...
 

„IAAAAHHHHH...LASS MICH...!“
 

Hört sie sich selbst, wie er sich aus ihren Lungen heraus in die Stille der Herbstnacht presst, verzweifelt und vollkommen hoffnungslos...
 

Es ist einer, der sich nur einen Bruchteil von Sekunden später, in einer ganz anderen Kehle fängt, die sich damit in unmittelbarer Nähe zu ihr befinden muss. Einer, der die Halbelbin verwirrt hochfahren lässt...und nicht nur sie allein! Eine gedrungene breitschultrig, sowie äußerst kräftige Gestalt, mit langem wirrem Haarschopf taucht nur einen Moment später urplötzlich und vollkommen unverhofft, mit wild funkelnden Augen direkt aus der Dunkelheit vor ihnen auf, wie aus dem Boden gewachsen und dabei unüberhörbar bedrohlich knurrend, wie ein wildes Tier.
 

„LASS SIE LOS...SIE GEHÖRT MIR...RUKHASDUL BELDARAK*(orkblütiger Verräter*)...MIR ALLEIN! Hast du das gehört? Niemand belästigt ungestraft ein ungeborenes Kind und dessen Mutter, außer derjenige ist ein mieser, ehrloser Mistkerl wie DU!“
 

Fährt der junge Zwerg mit dem tiefschwarzen Haar den anderen Mann, zwischen zusammen gebissenen Zähnen drohend an. Denn kein anderer ist es, der da soeben völlig unerwartet vor beiden aufgetaucht ist. Es ist tatsächlich Thorin höchst selbst, der da nicht eben leise und vor allem sichtbar aufgebracht durch die Dunkelheit der Nacht knurrt, als wäre er ein Tier, dem man das Fressen streitig machen wollte. Ein untrügliches Zeichen, ihn jetzt besser nicht zu unterschätzen und noch weniger zu reizen....
 

...denn er ist wütend....äußerst wütend...und nicht nur das allein!
 

„Sag mir erst, was du hier verloren hast Fremder und eines schwöre ich dir, so wahr ich hier stehe, wenn du die Frau haben willst, musst du erst an mir vorbei Bastard! Wehe, du rührst sie auch nur noch einziges Mal an, dann gnade dir der Allmächtige! Bei Mahal so wahr ich hier stehe, wird das dein Ende sein!" Fährt der junge Anführer aus Durins Geschlecht nämlich sofort danach abermals unmissverständlich drohend fort, wobei er den Hünen weiterhin todbringend mit funkelnden Augen fixiert und ihn nicht eine Sekunde lang daraus entkommen lässt.
 

Dieser elende Bastard von einem dahergelaufenen Menschen war soeben ohne jeglichen Zweifel im Begriff, sich an seiner Gefährtin zu vergreifen...an IHR, der Frau die er liebt.
 

Etwas, was er niemals dulden wird...niemals!
 

Vorher tötet er ihn...er bringt ihn eigenhändig um, das ist eins was für den Zwerg sicher ist.
 

Nur eine falsche Bewegung und er ist tot!

Bedrohung

Der fremdländische Mensch, der da so plötzlich und unverhofft vor ihnen in der Dunkelheit aufgetaucht ist, ist tatsächlich nichts weiter, als ein zwielichtiger Sklavenfänger aus Harad!
 

Ein ganz übler Bursche, der auf der Suche nach leichter Beute unterwegs ist. Seine Aufgabe ist es andere Lebewesen zu finden, die er in seinen Ländern als Arbeits- oder in seltenen Fällen auch als Lustsklaven verkaufen kann und diese ihm so einen lohnenden Lebensunterhalt einbringen. Da er das in seinen eigenen bevölkerungsarmen Landen von Ruhn oder Harad jedoch nicht ausreichend tun kann, ist er gezwungen auch auf andere Landstriche von Arda auszuweichen, um sich dort seine nichtsahnenden Opfer zu beschaffen.
 

Rhovanion oder auch Eriador ist beispielsweise einer davon...so ist er bis hier her gekommen, in die Ered Luin...erst vor zwei Tagen und schon wittert er seine Möglichkeit...sein Geschäft. Er wird davon zwar nicht reich werden...aber er kann ganz gut davon leben. Die schwangere und dazu sehr unvorsichtige junge Frau, die er durch diesen dummen Zufall erwischt hat, stellt aus seiner Sicht kein großes Problem dar...sie kann er leicht bezwingen, sie ist ihm schon in körperlicher Hinsicht nicht im Ansatz gewachsen.
 

Der schwarzhaarige Mann, mit dem überdeutlich sichtbarem Anteil an zwergischem Blut in den Adern, der da so unvermutet aufgetaucht ist um sich einzumischen, allerdings schon. Er erscheint dem Mann um einiges wehrhafter, so muss er ordentlich auf der Hut vor diesem schwarzhaarigen Zwergenbastard sein, der seiner Ansicht nach, schwer nach Ärger aussieht.
 

Dieser verschlagene Mensch aus Harad ist ein ganz übler Kerl. Er spürt intuitiv, dass der Zwerg gefährlich für ihn ist...aber er stellt für ihn das noch lohnendere Geschäft dar, als die Frau. Seine Körper - und Arbeitskraft und seine sprichwörtliche Zähigkeit ist das, was dem Sklavenhändler eigentlich vorschwebt. In seinen Landen bezahlen sie ihm, für dieses schier unermessliche Gut an körperlicher Kraft und Ausdauer viel Geld.
 

Der schwarzhaarige Krieger wäre damit längst nicht der erste Zwerg, der sich so in irgend einer der zahlreichen Erzminen in Ruhn wieder finden würde und schuften müsste, bis hin zu seinem Lebensende...was bei einem Zwergenblütigen wie ihm, noch viel länger dauert als bei einem Menschen. Schon allein aus dem Grund will der Sklaventreiber ihn haben! Die ungewöhnlich zierliche, rothaarige Frau ist eigentlich nur ein hübsches Beiwerk...sie eignet sich vielleicht zum Verkauf an eins der zahlreichen Bordelle in seiner Heimat.
 

Eine Hure mit solch heller Haut und diesen eindeutig elbischen Attributen, ist eine seltene Kostbarkeit..dort, wo die Haut aller die dort leben oft dunkel und das Haar, sowie die Augen von ausschließlich schwarzer Färbung ist. Sie wäre zweifellos eine Königin unter all den dunkelhäutigen Haremsfrauen.
 

Seine Auftraggeber...die hohen Herren seiner Lande, die Anführer der Stämme würden ihn wahrlich königlich belohnen, wenn er mit einer solch reichen Beute zurück kehren würde. Er kann sein Glück so kaum fassen...beide Opfer sozusagen auf einen Streich überrascht zu haben. Ob aus Absicht oder purem Zufall heraus, das ist ihm im Moment vollkommen einerlei.
 

Dieser widerlich abstoßende Mensch, der schon allein seinem ganzen Aussehen nach abgerissen und mehr nach einem Vagabunden, denn einem ehrbaren Mann aussieht, hat zu allem Übel auch noch schlimme Manieren, denen er sogleich gerecht wird, kaum dass er den Mund aufmacht. Wobei er Thorin und auch die Frau keine Sekunde lang aus den Augen lässt.
 

„Los sag schon, wer ist der Kerl da Elbenweib? Ist er am Ende etwa noch der Erzeuger des Balgs in deinem Leib?“ Fährt er die Frau die ihn noch immer bestürzt beobachtet daher entsprechend grob und rüde an. Aber noch ehe sie ihm darauf etwas entgegnen könnte...fährt er bereits fort, wobei seine ölig sonore Stimme aalglatt und reichlich selbst überzeugt klingt.
 

„Ach wie auch immer, was kümmert`s mich, das ist mir eigentlich einerlei. Ihr beide kommt mir ehrlich gesagt gerade recht, die Sklavenhändler auf dem Markt in Harad werden sich nach euch regelrecht die Hände reiben. Ein Zwerg und eine Elbenblütige jung und gesund, wer hätte das gedacht? Und das auch noch so schnell? Dazu bekomme ich obendrein drei zum Preis von Zweien...den Balg gibt es damit ja sozusagen gratis als neue Arbeitskraft oben drauf.
 

Na wenn das mal kein ordentliches Geschäft ist. Das kommt mir doch gerade recht. WAS ist ZWERG, willst du dabei zusehen....wie ich es ihr besorge? Die Güte der Ware will schließlich schon einmal geprüft werden. Am Ende taugt sie zu nichts und ich habe mich umsonst damit belastet. DU hingegen gefällst mir, dich kann ich gut gebrauchen!“
 

Lyriels Blick geht in dem Augenblick, in dem der Mann aus Harad für einen Moment lang verstummt verständlich verängstigt zu Thorin hin, der noch immer mit gezückter Klinge nicht weit von ihr weg steht. „Thorin...ich..ich bitte“....kann er sie dabei ganz plötzlich leise in seine Richtung keuchen hören. „Halt den Mund Weib...SOFORT!“ Fährt der Zwergenmann sie im Anschluss daran allerdings nicht eben freundlich an, wobei ein neuerliches bedrohliches Knurren aus seiner Kehle dringt, das gewiss nichts gutes verheißt.
 

„Es ist, wie ich es dir eben schon prophezeit habe, wenn du sie noch einmal anrührst bist du tot Fremder! Das ist mein letztes Wort, du kannst es dir aussuchen. Ich werde dich allerdings nicht im Mindesten schonen, wenn du es doch versuchen solltest!“ Kommentiert der Zwerg die provokante Rede des Haradrim überraschend entschlossen und selbstbewusst, wobei er die Heilerin allerdings so gut es geht versucht zu ignorieren, auch weil er nicht möchte, dass dieser elendigliche Mistkerl merkt, wie es derzeit wirklich in ihm aussieht.
 

Allein die Vorstellung daran, dieser widerliche dunkelhaarige Bastard möge sie auch nur ansatzweise ungebührlich anfassen, bringt den jungen Zwerg fast um den mühsam gewahrten Verstand. Es kostet ihn viel, nicht augenblicklich die Fassung zu verlieren und den Fremden anzugreifen. Der junge Durinssohn mit dem tiefschwarzen Haar kämpft mit aller Mühe um seine innerliche Ruhe und um einen klaren Kopf. Seine stark aufgewühlte Gefühlswelt, will ihn am Liebsten sofort unter wildem Gebrüll voran stürmen lassen, um diesen Kerl endlich dem Boden gleich zu machen. Das überaus hitzige Temperament des jungen Zwerges tut sein Übriges noch hinzu, aber noch hat er sich im Griff...noch hält er dem Verlangen stand, sich auf ihn zu stürzen.
 

Thorin kann den hünenhaften Mann auf seine unmissverständliche Antwort hin unwillkürlich spontan loslachen hören. Es ist ein solch widerlich, überhebliches Lachen, dass er es ihm am Liebsten mit Gewalt aus dem Gesicht prügeln möchte. „Ach ja und WAS genau willst du jetzt dagegen unternehmen kleiner Mann?“ Spottet der großgewachsene dunkelhäutige Mensch böse in seine Richtung, als er sich halbwegs gefangen hat, wobei er es tatsächlich wagt einen kurzen Schritt näher an die Frau heran zu treten, die zufällig noch immer zwischen ihnen steht.
 

Als der Zwerg jedoch bemerkt was er vor hat, macht er einen überraschend eleganten, sowie schellen Ausfallschritt in Lyriels Richtung, wobei er sie rasch und nicht eben sanft am Arm packt und eilig zu sich hin zieht. „Komm schon...Elfe..los beweg dich!“ Kann sie ihn dabei mit zusammengebissenen Zähnen knurren hören. Der andere Mann ist so verblüfft, dass er zunächst nicht einmal reagiert. Doch Thorin ist noch längst nicht mit ihm fertig. Fast sofort danach richtet sich seine Klinge in Richtung der Kehle des fremden Mannes aus.
 

„Ich habe vormals diesen Bastard von einem weißen Ork erledigt den sie AZOG nennen! WAS also sollte mich davon abhalten, es nicht auch mit DIR zu tun MENSCH?“
 

Fährt so weiterhin die entsprechende Antwort bedrohlich und unheilvoll aus der Brust des jungen Zwerges heraus und jeder der ihn gut kennt, weiß dass dies ein blutiger Ernst ist...dass er nicht zu Späßen aufgelegt ist und dass er ihn im Zweifelsfalle nicht schonen wird, wenn der Mensch es auf eine Auseinandersetzung zwischen ihnen ankommen lassen will.
 

Der unbändige Zorn und Hass auf alles menschliche glimmt wie Feuersglut in den cobaltblauen Augen des gedrungenen Mannes, der dem Fremden nicht einmal knapp bis an die Schulterpartie reicht und doch ertappt sich der Haradrim unwillkürlich bei einem hastigen Schlucken. Er spürt intuitiv, dass der Zwerg es durchaus ernst meint. Kampflos wird er ihm die Frau und sich selbst gewiss nicht überlassen...niemals! Er wird schon kämpfen müssen, um an seine Beute zu gelangen, das wird ihm in diesem Augenblick bewusst.
 

Thorin ist derweil längst alarmiert. Er versucht die rothaarige Frau weiter aus der Gefahrenzone zu schleusen, indem er sie weiter halb hinter sich schiebt. Sie folgt ihm sofort und ohne jedes weitere Wort des Widerstandes. Lyriel ist nicht dumm, sie weiß genau, was auf den Spiel steht! Sollte Thorin versagen, ist ihrer beider Schicksal unweigerlich besiegelt.
 

Ihres als Hure, seines als Sklave in irgend einer Erzmine in Ruhn...und sie werden sich beide nie wiedersehen...niemals wieder! So darf es einfach nicht enden und so hofft sie inständig und mit aller Macht, dass der Zwerg über die körperliche Kraft verfügt, diesen Mann zu besiegen...dass er sein Schicksal in andere Bahnen zu lenken vermag. Seines und auch ihres...ja dass er sein Kind beschützen kann und nicht nur das...in dieser Hinsicht ist die Heilerin zum ersten Mal in ihrem sehr langen Leben vollkommen eigennützig.
 

Sie wünscht sich momentan nichts mehr, als dass er auch sie beschützen kann...sie, die im Augenblick wahrlich in der schlechtesten Position ist, die man sich nur vorstellen kann. Waffenlos und dann noch mit körperlichen Einschränkungen ihrer verdammten Schwangerschaft wegen....sie hat wahrlich die schlechteste Lage von allen erwischt, ganz ohne Zweifel.
 

Wenn Thorin also versagt, dann sind sie zweifelsfrei geliefert alle beide! UND das darf nicht geschehen, auf keinen Fall.
 

"Kannst du..kannst du ihn denn bezwingen?" Hört sie sich so wenig später dem Mann atemlos und hoffend entgegen flüstern der sie noch immer versucht hinter seinem eigenen Körper in Sicherheit zu bringen. Thorin schnaubt leise...so dass der Haradrim ihn nicht hören kann. „Wir werden sehen! Wünsch es uns...nein wünsch es DIR Lyriel....sonst siehst du dein Kind nie wieder, das ist es was ICH sehe, wenn ich versagen sollte!“ Entgegnet er ihr darauf überraschend gelassen und fast schon herzlos kalt, aber sie weiß, dass er so versucht sie und damit auch sich selbst zu schützen.
 

„Ich weiß, dass du ihn besiegen kannst Thorin...ich weiß es einfach!“ Ihre klare Stimme klingt leise und ein wenig brüchig aber nicht furchtsam, als sie ihm antwortet und dann spürt er ihre Hand auf seinem Arm, warm und beruhigend...nur für einen Augenblick lang, ehe sie diese wieder fort zieht, doch sie gibt ihm Kraft. Er spürt wie sie ihn durchströmt...seinen ganzen Körper. Es ist die Art der Zuversicht, die ihn stark macht, die ihn weit über sich hinaus wachsen lässt. Er weiß, dass er ihn bezwingen kann. Er kann es...er hat es schon einmal getan mit diesem elenden Ork!
 

Der Tag an dem er seinen Beinahmen Eichenschild erhalten hat, war bedeutungsvoll und mit viel Kummer und noch mehr Schmerz belegt. Diesen wird er niemals mehr vergessen, dieser soll sich nicht wiederholen, das wird er nicht zulassen, niemals wieder!
 

Die Schlacht am Schattenbachtor ist noch nicht so lange her, als dass er vergessen hat, was es bedeutet sein Leben für eine aussichtslos Sache zu riskieren...denn die Hoffnung stirbt als Letztes. Und sie ist eine mächtige Waffe, damals hat sie sein Volk gerettet. Große Verluste haben sie erlitten, das ist wahr. Er hat seinen Vater, seinen Bruder und seinen Großvater dort verloren...aber letztendlich hat er seine Rache bekommen. Er hat den ihm übermächtigen Gegner bezwungen. ER allein hat den weißen Ork in das finstere Loch zurück gejagt, aus dem er einst gekrochen sein mag und in dem ist er gewiss längst an seinen Wunden verreckt.
 

Was also kann dieser Mensch ihm schon anhaben? IHM dem wahren ERBEN DURINS? Thorin strafft sich, um dem Mann entgegen zu treten, ein tödliches Funkeln tritt in die Augen des Zwerges. Eines das kurzen Prozess machen wird, wenn es notwendig sein sollte, er wird nicht mehr lange zögern....
 

...er soll nur kommen!
 

Der Haradrim wird seinen Anteil bekommen wie er es verdient...solange er steht, führt kein Weg an ihm vorbei.
 

Wenn der die Frau haben will, so muss er sie sich holen!

Kampf

.... auf Leben und Tod
 

An der rein körperlichen Kraft, dem Ostling zu widerstehen und ihn damit zu bezwingen, mangelt es dem Zwerg sicher nicht...aber er ist leider nicht allein. Die Frau macht ihn verwundbar und das weiß er. Der fremde Mensch weiß es auch, wenn er die Elbenblütige irgendwie zu fassen bekommt, hat Thorin schlechte Karten. Er wird versuchen seinen Vorteil durch sie zu nutzen, daher darf das unter keinen Umständen geschehen. Thorin dreht sich deshalb nochmals eilig halb zu ihr um...“egal was geschieht...bleib weg von ihm. Hast du mich gehört?“ Raunt er ihr dabei erneut drängend und alarmierend zu. Es ist just der Augenblick in dem der junge Zwergenkrieger kurz abgelenkt und unaufmerksam ist. Der Haradrim wittert sofort seine Chance...und versucht sie brutal für sich zu nutzen.
 

Noch in dem selben Atemzug, indem Thorin versucht die Frau, die halb hinter ihm steht zu warnen, greift der Mensch ihn bereits erbarmungslos an. Der Zwergenmann hört noch wie im Traum, ihren erschrockenen Aufschrei durch die Dunkelheit dringen, mit dem sie darauf reagiert, dann prallen die Waffen der beiden so ungleichen Gegner auch schon unbarmherzig aufeinander. Der Haradrim hat hart zugeschlagen, er hat alle Kraft in seinem Schlagarm gebündelt und verwandt, um den wesentlich kleineren und ihm seiner Meinung nach, so unterlegenen Zwerg aus dem Gleichgewicht zu bringen und so entscheidend zu schwächen....und das, schon beim ersten Schlag. Doch trotz aller Überraschung, ist Thorin dennoch auf der Hut vor ihm.
 

Mit einem unschönen, klirrenden Geräusch, gelingt es ihm dank seiner gut geschulten Geschicklichkeit als Krieger, die gefährliche Parade, des Ostlings abzufangen und so harmlos umzulenken, dass sie ihm nicht gefährlich werden kann. Der kleinere Zwerg versucht dabei unter seinen wesentlich größeren Gegner zu kommen, um die ungedeckte Breitseite zu erwischen, doch aus der Mensch aus Harad ist ein ausgebildeter Krieger und damit ebenfalls vorsichtig. So einfach, wie Thorin sich das vorgestellt hat, gelingt es ihm dann doch nicht.
 

„Was hat du vor, willst du mich etwa mit deinem mickrigen Zahnstocher stechen Zwerg?“ Verhöhnt ihn der fremde Mann wüst, als er begriffen hat, worauf Thorin eben abzielen wollte. „Ja tön du nur Bastard...wart s ab!“ Knurrt Thorin gefährlich leise vor sich hin, wobei er hastig zurück weicht und versucht, die Situation so für sich selbst besser zu analysieren...ganz so einfach, wird er ihn wohl doch nicht in die Knie zwingen können, wie er angenommen hat. Der Mann aus Harad, ist wesentlich gerissener als er gedacht hat. Der Ostling hat seine Finte, die seinen Schlag abwehren sollte, bereits voraus geahnt. Damit wird es Thorin schlecht gelingen, ihn irgendwie zu überraschen. Er muss so gezwungenermaßen versuchen auf s Ganze zu gehen...und das heißt damit unweigerlich Frontalangriff.
 

Lyriel, die derweil hastig zurück gewichen ist, beobachtet das Geschehen, mit wild klopfendem Herzen und weit aufgerissenen Augen. Angst steht darin geschrieben...Angst das der Zwerg verliert....was im Moment leider auch ganz danach aussieht, denn der Mensch hat ihn zurück gedrängt.
 

Die beiden so ungleichen Gegner umkreisen sich. Sie sieht den verschlagenen, lauernden Blick bei dem Ostling, wie den eines hungrigen Raubtieres, kurz vor dem Sprung auf die Beute. Doch auch der Zwerg wirkt merklich angespannt. In seinen dunkelblauen Augen lodert ein wildes Feuer...die Kampfeslust ist in ihm entbrannt. So schnell wird er sich damit sicherlich nicht geschlagen geben. Beide Gegner straffen sich erneut, bereit zum finalen Schlag auszuholen...doch diesmal ist Thorin der geschicktere und gewandtere Krieger von beiden.
 

Er schafft es, den Haradrim zu überraschen und mit einem schnellen, sowie harten Schwerthieb in dessen Ausgangsposition zurück zu drängen. Mit einem eleganten Ausfallschritt nach vorne, gelingt es ihm tatsächlich, den Mensch in Schach zu halten, obwohl er selbst, die wesentlich kürzere Reichweite als der Ostling besitzt. Er schafft es dennoch, die Klinge seines Gegners rutscht unverrichteter Dinge ab und streift statt dessen sein eigenes linkes Bein.
 

Ein tiefer blutiger Schnitt ist damit zunächst alles, was sichtbar zurück bleibt. Der Mann gibt ein wüstes Knurren von sich. „Das bereust du...du Hund...wie kannst du es wagen?“ Faucht er den Zwergenmann abermals gefährlich böse an, wobei er sich hastig strafft, um Thorin diese Parade heimzuzahlen. Doch der ist zum Glück schnell genug und kann so rechtzeitig zurück weichen, um so aus der Reichweite des Schwertes, des Haradrim zu kommen. Allerdings hat er nicht mit dessen verschlagener Denkweise gerechnet, denn es stimmt, Thorin ist ohne Zweifel außerhalb seiner Reichweite und dazu viel zu sehr auf der Hut vor ihm, um leichtfertig besiegt zu werden.
 

Daher braucht es folglich eine andere Strategie und zwar schleunigst...in dem Fall also doch die Frau?
 

Noch bevor Lyriel, die sich in etwas größerem Abstand zu den beiden kämpfenden Männern in Sicherheit gebracht hat, es sich versieht, macht der Mensch ein paar schnelle Schritte in ihre Richtung und ist bei ihr angelangt, ehe sie oder Thorin überhaupt begriffen hat, was der Ostling damit eigentlich bezwecken will. Der Haradrim packt sie grob und zerrt sie fast sofort als lebenden Schutzschild vor sich hin.
 

„Ha..hab sich dich erwischt...Miststück! Schön hier geblieben und keine Mätzchen! UND was wirst du jetzt tun ZWERG? Wirst du sie absichtlich gefährden, um mich zu bekommen?“ Lästert der hünenhafte, schwarzhaarige Mann derweil weiterhin unverschämt, in Richtung des Zwerges. Thorin weicht kurz zurück...er wirkt wie versteinert, doch dann fängt er sich. „Sag, was willst du Mensch? Lass sie los, das wird dir nichts nützen. Ich habe dir schon mal gesagt, wenn du sie noch einmal anrührt bist du tot...das ist mein Ernst, dreckiger Orkverräter. Also lass sie und geh...GEH..denn das ist deine letzte Möglichkeit, diesen Platz lebend zu verlassen!“ Droht der junge Anführer aus Durins Geschlecht ihm unmissverständlich und damit deutlich hörbar.
 

Der Mensch presst die elbenblütige Frau, mit dem dunkelroten Haarschopf jedoch noch etwas näher an sich, wobei sich seine Hände unmittelbar danach sofort, an Stellen an ihrem Körper verirren, die den Zwerg augenblicklich rot sehen lassen. Niemand fasst eine Frau SO an, wenn es nicht die eigene ist...kein erhbarer Mann tut das und schon gar nicht, wenn sie ihm nicht gehört!
 

Nein SIE gehört ihm und kein anderer Mann darf sie so berühren...keiner außer IHM allein! Allein das bringt ihn fast um den Verstand und um die so mühsam gewahrte Fassung...
 

Der Haradrim verhöhnt Thorin derweil abermals mit einem abfälligen Lachen, anstatt dass er sich dessen offenkundige Drohung zu Herzen nimmt und lieber das tut, was Thorin ihm geraten hat. „Ach ja und wie willst du das genau anstellen, ohne SIE dabei zu verletzen? Was ist, soll ich sie nehmen, gleich hier und jetzt? Willst du zusehen du zwergenblütiger Bastard!" Sind so die wüsten und zutiefst verletzenden Worte, die er ihm im Anschluss daran entgegen schleudert.
 

Indem strafft der junge Zwerg sich ganz plötzlich. In seine Augen kommt abermals, dieser eigenwillige tödliche Glanz...der dem Ostling eigentlich als höchstes Alarmzeichen dienen sollte. Der Mann aus den schwarzen Landen im Osten, merkt jedoch nichts von alle dem, er sieht noch verblüfft dabei zu, wie sein wesentlich kürzerer Gegner seine Klinge unmittelbar danach hoch reißt, sie nahezu fließend elegant auf Augenhöhe platziert und dann ganz unvermittelt zustößt. Das scharfe, kalte Metall der Schwertklinge geschmiedet aus reinem Mithrielstahl, die der Zwerg führt, schrammt haarscharf am Wangenknochen, der Halbelbin entlang und durchdringt anschließend mühelos die Kehle des Menschen, der hinter ihr steht. Sie durchdringt sie so leicht wie Butter.
 

Der laute, hässliche Entsetzensschrei aus ihrer Kehle, bricht sich in der engen Felsenschlucht, in der es geschieht in tausendfachem Echo und noch ehe er ganz verklungen ist, sackt der Hüne wie vom Blitz getroffen tot in sich zusammen. Sein Gewicht reißt die Frau, die er im Todeskampf noch immer fest gepackt hält, unweigerlich mit um. Lyriel stürzt, sie kann sich nicht mehr abfangen. Sie spürt, wie sie mit dem fremden Mann zu Boden fällt, dessen Gewicht sie halb unter sich begräbt.
 

Sie ist wie betäubt. ER hat es tatsächlich riskiert...und zwar auf ihre Kosten! Erst jetzt wird ihr gänzlich bewusst, dass es haarscharf gewesen ist....dass es sie beinahe selbst das Leben gekostet hätte. Nur ein wenig weiter nach unten in der Abweichung und es hätte ihre Kehle sein können, die Thorin damit durchtrennt hätte...
 

Nur Sekunden später ist er bei ihr angelangt. Sie hört ihn atmen...sein Atem geht schwer und schnell. „Geht es dir gut?“ Fragt er sie rasch, als er bei ihr angelangt ist. Seine ansonsten so angenehm tiefe Stimme klingt noch immer leicht rau und hörbar aggressiv im Unterton..sein Adrenalinspiegel ist hoch. Er hat eben einen anderen Mann getötet, wenn auch nicht grundlos, so hat er es doch getan. Und nicht nur um sich allein zu retten, nein er hat es auch für sie getan! Sie nickt nur wie in Trance, ist im Moment unfähig ihm darauf etwas zu antworten.
 

„Was ist, willst du nicht endlich aufstehen, du holst dir noch den Tod bei der Kälte?!“ Fährt er somit hörbar ungeduldig fort, wobei er sich entschlossen an ihr vorbei drängt, um zu prüfen, ob der Haradrim tatsächlich keine Gefahr mehr für sie beide darstellt. Als er sich kurz darauf zu ihr umwendet, stellt er fest, dass sie sich noch immer nicht vom Fleck gerührt hat, sondern anstatt dessen weiterhin wortlos ins Leere starrt.
 

„Los Frau beweg dich, worauf wartest du noch? Es könnten noch andere in der Nähe sein!“ Fährt er sie so neuerlich entsprechend unwillig an...doch sie reagiert erst auf ihn, als er sie berührt. Erst als Thorin sie kurzerhand am Arm fassen will, um sie unsanft vom Boden hoch zu zerren, fährt sie mit einem leisen Stöhnen erschrocken in sich zusammen. Sie sieht ihn an.
 

Ihre schönen grünen Augen spiegeln Angst und leisen Zweifel...sie spiegeln unübersehbar den Vorwurf an ihn, warum er es gewagt hat ihr Leben zu riskieren, um den Menschen zu töten. Er kann es sehen. Doch Thorin versucht diese Tatsache der Einfachheit halber vollständig zu ignorieren.
 

„Es ging nicht anders, ich musste es tun! Lieber ER als WIR!“ Hört sie ihn damit nur einen Augenblick später tonlos in ihre Richtung flüstern, wobei er abermals versucht, sie jetzt endlich zum Aufstehen zu bewegen. Doch als er Lyriel halb unter dem Gewicht des schweren Menschen hochzuhieven versucht, entkommt ihr erneut ein heftiger, wimmernder Schmerzensschrei.
 

„Auuu..mein Bein..ich..ich fürchte es ist verstaucht. Er ist mit seinem ganzen Gewicht auf mich gefallen!“ Stöhnt sie mit schmerzverzerrter Mine, als Thorin sie entsprechend verwirrt anstarrt. Er bemerkt selbst sehr schnell, dass die Strategie die er verfolgt hat, damit schlicht nicht aufgeht.
 

So kann sie beim besten Willen nicht zurück zum Dorf laufen. „Ja, das sehe ich selbst...na prima, auch das noch!“ Fährt der junge Anführer sie somit sichtbar ungehalten an, als ob sie etwas dafür könnte, wofür sie ja eigentlich wirklich nichts kann. Es ist nicht ihr Verschulden. „Und..und was machen wir nun?“ Wagt sie es dennoch, ihn schließlich leise und merklich verunsichert anzusprechen. Er strafft sich sichtlich, knirscht dann im Anschluss daran ungehalten mit den Zähnen.
 

„Ich kann dich ja schlecht hier zurück lassen, du wirst dir den Tod holen. Ich werde dich zurück bringen!“ Entgegnet er ihr damit nicht eben mit Begeisterung. Sie sieht ihm merklich verblüfft entgegen. „Wie..wie willst du das denn anstellen?“ Fragt sie ihn anschließend entsprechend verwirrt. Der junge Zwerg lächelt die elbenblütige Heilerin grimmig an. „Na dich tragen WEIB, wie sonst sollte ich das tun? Aber wenn du eine bessere Idee hast, bitte ich bin ganz Ohr!“ Fährt er sie just abermals hörbar ruppig an. Sie schüttelt nahezu sofort den Kopf. „Nein, ich fürchte das ist wohl die einzige Option für mich, ich kann nicht laufen...egal wie du es auch anstellen willst Thorin.“
 

Dabei sieht sie ihn durchdringend und sehr ernst an. Plötzlich seufzt er leise. „Na schön, dann komm her, ich will s versuchen, schlimmer kann s ja nun nicht mehr werden!“ Mit diesen klaren, wie unmissverständlichen Worten, beugt er sich zu ihr nieder und versucht sie sich unter einigem Ächzen auf die Arme zu laden. Als er sie berührt, überläuft beide ein heftiger Schauer. Sie fahren kurz auseinander, wie vom Blitz erschlagen...doch dann macht er erneut einen entschlossenen Schritt auf sie zu.
 

Schweigend hievt er sie sich auf die Arme. Diesmal jedoch ohne irgend einen weiteren Zwischenfall. Als sie ihm damit unfreiwillig so nahe kommt, dass ihre Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt sind, sieht er wie zufällig, die blutige Schramme an ihrer Wange, die seine Klinge deutlich sichtbar darauf hinterlassen hat.
 

Er schluckt unangenehm berührt...weiß, dass sie die nun für immer tragen wird. Eine sichtbare Erinnerung an diese Nacht. Unwillkürlich löst sich eine seiner Hände kurz, noch ehe er sie ganz hochhebt, um sie zu tragen und sie spürt wie eine seiner Fingerkuppen anstatt dessen, sachte an der blutigen Schramme entlangstreicht, die zwar nicht tief, aber dafür unangenehm schmerzhaft und sehr lang ist. Fast versonnen betrachtet er das Blut, das an ihr klebt für einen kurzen Augenblick, ehe es seinem Finger entlang nach unten in Richtung seiner Handfläche fließt.
 

Noch ehe das hellrote Blut sie erreichen kann, leckt er es mit einer nahezu geistesabwesenden Geste ab...wobei sein Blick beinahe so leer, wie bei einem Toten wirkt. Thorin ist sich offenbar nicht im Geringsten bewusst, was er da gerade tut. Nein es ist eher wie ein spontaner Impuls, dem er folgt.
 

„Hmmm schmeckt nach einer ordentlichen Portion Starrsinnigkeit...damit du s nur weißt!“ Knurrt er ihr anschließend leise und in einem derart seltsam tiefen, sowie sonoren Grollen entgegen, das ihr vollkommen fremd ist und ihr Angst macht, als er die Hand schließlich herunter nimmt und so endlich wieder zu sich kommt, als sei eben nichts besonderes geschehen. Lyriel sieht ihn währenddessen an, als würde sie nicht wissen wie ihr geschieht.
 

Ihre eigene Hand fährt unwillkürlich hoch...an eben die Stelle, wo er sie gerade noch berührt hat. Vollkommen entgeistert starrt sie ihn an. „Wa..was tust du?“ Fragt sie ihn entsetzt. Doch er gibt ihr keine Antwort darauf. Sie sieht statt dessen, wie sein ansonsten markantes Gesicht vollkommen ausdruckslos wird und er dann seine Hand wieder unter ihre Hüfte schiebt, um sie Kommentarlos anzuheben. Vermutlich, weil er sie zurück bringen will....dabei sieht er vehement stur und schweigend in eine andere Richtung. Er weicht ihr aus und zwar absichtlich.
 

Sie versucht die mittlerweile schwache Blutung zu ertasten und sie selbst zu stoppen, doch das gelingt ihr in diesem Zustand schlicht nicht...dafür ist sie viel zu schwach. Leise seufzend belässt sie es schließlich dabei. Sie lässt auch ihn in Ruhe. Versucht derweil das merkwürdige Gefühl auszublenden, das sie in seinen Armen hat und mit dem sie ihn so nahe bei sich spürt....so nah, wie jetzt in diesem Augenblick, in dem sie seinen warmen Atem an ihrem Hals spürt, war er ihr schon lange nicht mehr.
 

Nicht seit jener verhängnisvollen Nacht...
 

Doch irgendwann hält sie es nicht mehr länger aus, sie sind Beide schon ein ganzes Stück weit gekommen, als sie es wagt ihn doch noch einmal offen anzusprechen. Ihre Stimme klingt leise und nahezu lautlos, als sie ihn das fragt, was ihr so schmerzhaft auf dem Herzen liegt. „Sag warum hast du das getan Thorin? Du hättest mich ihm doch einfach überlassen können!“ Sie verstummt...wartet ab, ob er ihr antworten wird, woraufhin er prompt ein unwilliges Schnauben von sich gibt. Fast sofort danach entgegnet er ihr entschlossen.
 

„Ich mag in deinen Augen vielleicht als ehrlos erscheinen Lyriel, aber so ehrlos bin ich dann doch nicht, ihm meine Gefährtin einfach so kampflos zu überlassen. Du weißt also genau, warum ich das getan habe. Es ist mein Kind...das ist es doch oder? Also warum sollte ich freiwillig wollen, dass sein Leben in Gefahr ist? Oder das seiner Mutter?“ Sie sieht ihn abermals wie vom Blitz erschlagen an und als sie ihn dann nochmals anspricht, klingt ihre sonst so klare Stimme brüskiert und merklich entrüstet. “Ja natürlich ist es DEINS...wessen Balg sollte es denn sonst sein? Sag mir, welcher andere Mistkerl sollte sich schon freiwillig an mir vergriffen haben, wenn nicht du Zwerg!“
 

Die Halbelbin klingt merklich abfällig, ja fast schon sarkastisch bei diesem Ausspruch. Sie ist wütend auf ihn, er weiß das und er weiß auch ganz genau warum! Aber dennoch glaubt sie bei alle dem kaum ihren Ohren zu trauen was sie eben vernommen hat...er hat ganz deutlich von IHR als seiner Gefährtin gesprochen..sie hat es gehört, es war keine Einbildung, auch wenn sie es schier nicht glauben will. Es ist so unglaublich, das ausgerechnet aus seinem Munde vernommen zu haben, dass sie es wahrlich nicht zu fassen vermag.
 

Indem stoppt Thorin kurz, wobei er sie entsprechend eindringlich ansieht. Völlig unvorhergesehen setzt er sie ab, während sich eine seiner Hände von ihr löst. Sie muss acht geben, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Und dann...dann spürt sie unmittelbar danach, wie sie sich statt dessen kurz aber sehr sanft, auf ihren inzwischen stark gerundeten Bauch legt...wie um dem nachzuspüren, was sich darin eben bewegt hat.
 

Ihrer beider Kind...ist es...und es ist beinahe so, als würde es ihn unbewusst in seiner Nähe spüren. Die Heilerin merkt, wie es durch ihre Bauchdecke gegen seine vorsichtig tastende Hand drückt und sie sieht auch den Gesichtsausdruck, den er plötzlich macht, als er es fühlt. Es ist ihr als ginge die Sonne nach einem unendlich langen Regentag auf. Einen solchen Ausdruck wie diesen, hat sie auf seinem ansonsten so verhärmten und strengen Gesicht noch nie zuvor gesehen.
 

Staunend, verblüfft ja beinahe schon ehrfürchtig ist er, als er seine Hand fast sofort danach schlagartig zurück zieht...und unangenehm berührt schluckt. „Ohh..ich ich wusste nicht?“ Hört sie ihn dabei nahezu lautlos flüstern. „WAS..was wusstest du nicht?“ Entgegnet sie ihm entsprechend verwirrt und damit wesentlich sanfter, als sie eigentlich wollte.
 

Er strafft sich...“dass man es tatsächlich spüren kann“...kommt unwillkürlich und merklich verblüfft aus seinem Mund gesprudelt und sie weiß, dass er genau das jetzt eigentlich nicht zu ihr sagen wollte. Doch ganz plötzlich beugt er sich vor, er schiebt seine Hand wieder unter ihre Hüfte, seine Atmung beschleunigt sich schlagartig, als er sich zu ihr vorbeugt. Sie fühlt den Kuss...überwältigend, mitreißend, der so schnell darauf von ihm folgt, noch ehe sie etwas dagegen unternehmen könnte.
 

Er küsst sie beinahe schon verzweifelt. Aber dann löst er sich von ihr und sieht sie dabei vollkommen entgeistert an.
 

„Ich liebe dich...Andaneth...hörst du mich...ich liebe dich!“ Hört sie ihn leise in die Dunkelheit flüstern. Und sie weiß damit, dass es die Wahrheit ist...ER hat ihr endlich gesagt, wie er wirklich für sie empfindet. Ihr größter Wunsch ist damit in Erfüllung gegangen, nicht mehr hat sich sich von ihm erhofft, als dass er endlich ehrlich sein kann.
 

Zu ihr, wie zu sich selbst!
 

Aber Lyriel ist dennoch nicht geneigt, ihm so schnell zu verzeihen.
 

„Solange du nicht zu uns stehen kannst...ich meine damit auch öffentlich und vor allem vor deinem Volk zu uns stehen kannst, will ich dich nicht Thorin und ich will dich auch nicht wieder sehen. Egal was kommt, das ist mein letztes Wort!“ Antwortet sie ihm schließlich ohne ihn anzusehen.
 

Er hält an schluckt.
 

„Ich...ich verstehe...!“
 

Kommt äußerst zögernd über seine Lippen geflossen, doch dann strafft er sich erneut. Er sieht sie an.“Sag liebst du mich denn gar nicht Lyriel?“ Fragt er sie abermals spontan, ja beinahe schon hoffnungslos verzweifelt. Es kommt aus seinem Herzen, tief aus seinem Inneren heraus, sie spürt es mit jeder Faser ihrer Seele...mit allem was sie ausmacht.
 

Es ist das, was ihn beschäftigt...was ihn wirklich beschäftigt.
 

Sie sieht weg, weiß dass das, was sie ihm jetzt sagen wird hart klingt...zu hart vielleicht?
 

„Was würde mir das nützen...und was nützt es DIR denn, wenn ich dir sagte, dass es so ist?

Was Thorin? Sag es mir...WAS?“
 

Ja sie liebt ihn, natürlich tut sie das...aber es hilft weder ihr noch ihm....
 

Es ist wie als wollte es das Schicksal so...denn beide bemerken im Augenblick ihrer Auseinandersetzung nicht, dass sie just in diesem Moment von jemandem beobachtet und belauscht werden. Von einem Augenpaar, das sich im Gebüsch verborgen an sie heran gemacht hat...es längst ahnend...es eigentlich längst wissend und es doch nicht wahr haben wollend...und trotzdem wagt ER es nicht hervorzutreten, um sich seinem König zu stellen.
 

Seinem König, der die Elbenblütige genommen hat. Entgegen aller Ehre, entgegen aller Vorurteile hat er sie zu seiner Gefährtin gemacht....heimlich, verstohlen.
 

DAS ist etwas, was nicht sein darf....das wird sein Volk nicht dulden...und ER schon gar nicht....Niemals!

Entdeckt

kurz zuvor an einer anderen Stelle....
 

Der für seine Verhältnisse ungewöhnlich hochgewachsene Zwerg, mit dem dunkelbraunen und zu beiden Seiten deutlich unterschnittenen Kopfhaar, das er auffällig, wie alle Krieger aus seiner Kaste trägt, kann nicht fassen, was er da sieht. Er ist ihm gefolgt, hat ihn gesehen wie er sein Haus verlassen hat und möchte nun wissen, wohin ihn sein Weg wohl so spät noch führen mag? Er ist seinem jungen Anführer aus Sorge sogar noch vorsorglich gefolgt, als er gesehen hat, dass Thorin ohne weiteren Umweg zu machen oder auch nur einmal anzuhalten, die kleine Hütte der elbenblütigen Heilerin die am Dorfrand steht, zu seinem eigentlichen Ziel gewählt hat...
 

Dort angekommen, hat er kaum die Zeit darüber nachzusinnen, was sein König wohl noch um diese Zeit von ihr verlangen könnte...und als er dann gesehen hat, dass dort überhaupt kein Licht brennt und Thorin nur einen Atemzug später, als er es bemerkt ohne weiter zu zögern mit gezogener Waffe in der Dunkelheit, unübersehbar in die Richtung des Dorfrandes verschwindet, um nach ihr zu suchen..spätestens da ist ihm nicht mehr besonders wohl in seiner Haut. Spätestens ab da, weiß er eigentlich schon, was das zu bedeuten haben könnte.
 

Er ist schließlich nicht dumm, immerhin hat er gelernt gewisse Umstände zu erkennen, wenn sie sich ihm denn so offensichtlich zeigen, wie das hier der Fall zu sein scheint. Er ahnt langsam aber sicher und ohne jeden Zweifel, WER der Vater dieses Kindes sein muss, das sie unter ihrem Herzen trägt. Aber wahr haben, will er es noch immer nicht wirklich. Innerlich streitet er es nach wie vor vehement ab. Es könnte doch ganz andere Gründe haben...oder etwa nicht?
 

Der Zwerg ist sich dessen zwar eigentlich zu hundert Prozent sicher, dass er sich dahingehend selbst belügt, aber er will es nicht sehen. Und trotzdem folgt er seinem Freund weiterhin nach...heimlich, lautlos und ohne sich seinem König auch nur im Ansatz erkennen zu geben. Dwalin weiß nicht warum, aber er spürt intuitiv, dass es besser ist, dass Thorin im Moment noch nicht weiß, dass er ihn verfolgt.
 

Der überdurchschnittlich große Zwergenkrieger trifft damit nur wenig später als Thorin am selben Ort ein, an dem es dem Haradrim gelungen ist die Heilerin tatsächlich zu stellen. Er ist fast sofort kampfbereit, als er den Menschen sieht, der Thorin und die rothaarige Frau bedroht, die bei ihm ist. Er hat sie beide damit also ausfindig gemacht und will um ein Haar eingreifen, obwohl er sich bei der Gelegenheit schon ordentlich darüber wundert, was der Grund für ihr dortiges Erscheinen sein mag und warum sie ausgerechnet jetzt und um diese unsägliche Zeit dort aufzufinden und dann auch noch, durch einen dummen Zufall, ausgerechnet auf diesen widerlich, ehrlosen Menschen gestoßen ist?
 

Doch dann hält ihn etwas zurück. Es ist wie ein inneres Band..etwas das ihn regelrecht an seinen Platz fesselt. Dwalin erkennt wie zufällig im schwachen Mondlicht des neugeborenen Mondes, den Blick mit dem sein König den fremden Mann ansieht, als er die Frau doch gegen ihren Willen anfasst und er hört dabei auch das, was er ihm nur Sekunden später zu sagen hat. Der braunhaarige Zwergenkrieger ist darüber im Übrigen nicht minder überrascht als der Ostling. Ja er ist sogar so perplex, dass er nicht zu handeln vermag, selbst wenn er es könnte...aber er sieht wenig später auch, dass er gar nicht nötig gewesen wäre, denn sein König hat den Angreifer auch allein relativ problemlos gestellt und anschließend getötet.
 

Thorins mutiges und energisch entschlossenes Einschreiten, hat sie beide vor Gefangenschaft und vielleicht noch weitaus übleren Dingen bewahrt. Ein Umstand, der auch dem anderen Zwerg durchaus einleuchtet und bewusst wird. Aber sein Freund hat schon weitaus schlimmeres zu meistern verstanden als das. Was ist da schon dieser mickrige Mensch für ihn, der meint sie beide wären leichte Beute für ihn gewesen? Ganz tief in sich drin weiß Dwalin, dass Thorin ihn nicht auch nur ansatzweise als Unterstützung notwendig gehabt hat, jedenfalls nicht in der Position. Der junge Anführer aus Durins Geschlecht, hat die brenzlige Situation die ganze Zeit über auch so überraschend souverän gemeistert.
 

Dwalin ist trotzdem zutiefst bestürzt und geschockt, als er mitanhört, was der junge Durinssohn aus Thrôrs Haus und die Heilerin miteinander besprechen, als sie sich beide kurz darauf wieder alleine wähnen. Er ist deshalb so bestürzt, weil er sie kennt! Er weiß WER sie ist...ER hat im Gegensatz zu seinem Freund noch nicht vergessen, was im Berg damals als harmlose Zänkerei unter ihnen begonnen hat. Er selbst in seiner Person, hat Thorin damals in diesem unseligen Alter, als sie noch halbwüchsige Zwerglinge, kaum Älter wie Kili oder Fili waren..zu etwas angestachelt, was er bis heute bitter bereut!
 

Besonders jetzt, in diesem Augenblick, in dem er es mit eigenen Augen sieht.
 

ER weiß es, heute noch so gut wie damals. Ja, es ist dort ausgerechnet IHRE Strähne dunkelroten Haars gewesen, die er von Thorin als Zeichen seines kriegerischen Mutes eingefordert hat. Er Dwalin, hat ihn zu dieser dummen Jungenstreich Mutprobe angestachelt, die Thorin damit unweigerlich sein noch so junges und unerfahrenes Herz gekostet hat. Schon damals hat er sie geliebt...er hat sich schon dort in sie verliebt, auf den ersten Blick könnte man sagen. Aber er hat es im Gegensatz zu ihm vergessen oder schlichtweg verdrängt.
 

Zu viel hat der Schmerz über Kummer und Verlust seiner Heimat, seines jüngeren Bruders und seines Großvaters von ihm gefordert und sie sieht der jungen Frau, die sie dort noch gewesen ist, nicht mehr so unverwechselbar ähnlich...sie hat sich äußerlich etwas verändert. Ihre Gesichtszüge sind deutlich strenger und erwachsener geworden..sie ist nachgereift auch im Gesicht..zu viel schlimmes hat sie in Zeiten ihrer Wanderschaft gesehen, als das es keine Spuren an ihr hinterlassen hätte und auch ihr Haar ist noch dunkler als früher...als da wo sie beinahe noch ein jungen Mädchen gewesen ist, gerade so an der Schwelle zur Frau.
 

Dort war es noch leuchtend rot...heller und strahlender wie eine lodernde Flamme. Jetzt wirkt es eher, wie dunkles Drachenfeuer. Ein seltsamer Farbton, wie schwelende Glut...einer der sie anders erscheinen lässt....vollkommen anders, wenn man es denn nicht durchschaut und den Unterschied nicht weiß.
 

Daher hat Thorin es selbst offenbar nicht bemerkt, auch nicht als sie zu ihnen zurück bis in die Ered Luin gekommen ist. Aber ER, er hat es sofort gewusst...sofort als sie ihn nur einmal angesehen hat. Dwalin hat gewusst, dass er sie von dort vom Berg her, von vor so langer Zeit kennt und auch wer sie ist. Ihr anklagender Blick, die stumme Mahnung darin...die hat sie ihn nur zu deutlich sehen lassen. Er hat es in ihren Augen ablesen können und wenig später hat sie es ihm dann auch bestätigt. Sie hat ihn schwören lassen, es niemals preis zu geben, koste es ihn was es wolle.
 

Dafür hat sie etwas für sich behalten, etwas was ihn unter Umständen sehr geschädigt hätte. Es war gewissermaßen ein Packt auf Lebenszeit...ein gegenseitiges und längst nicht ganz freiwilliges Versprechen. Aber jetzt sieht er, dass es absolut sinnlos gewesen ist. Das Schicksal sucht sich seine Wege immer...egal auf wessen Kosten. Deine Bestimmung lässt sich nicht aufhalten oder gar unterbinden...sie kommt wenn es an der Zeit ist...und nun scheint es zu geschehen.
 

Dwalin mag sich gar nicht ausmalen, was denn sein wird, wenn die anderen Zwerge im Dorf herausfinden sollten, wessen Kind das jetzt nun eigentlich ist? Aber ausgerechnet Thorin selbst....das will ihm immer noch nicht so recht in den Kopf hinein. Wieso...wieso, musste er sich ausgerechnet an ihr vergreifen...wieso...? Der Zwergenkrieger rafft sich auf, den beiden abermals heimlich still und möglichst leise zu folgen, als er sieht, dass Thorin bestrebt ist, sie zurück zum Dorf zu bringen. Er wird sich nicht einmischen...auch weil sie seinem Freund eben ganz deutlich zu verstehen gegeben hat, was sie von ihm hält, wenn er nicht zu ihr und diesem Kind stehen kann.
 

Ein Hoffnungsschimmer am Horizont, denn vielleicht bleibt es so ja doch geheim....zumindest vorerst noch? Das ist alles, was sich der Zwerg inständig erfleht, mehr soll es ja gar nicht sein....vielleicht wird sie es ja allein tragen und Thorin so erst gar nicht in Verruf bringen?
 

Diese Lösung wäre wahrlich die Beste für sie alle....aber irgendwie glaubt er nicht daran..irgendwie hat er das Gefühl, dass das Schicksal anderes für seinen König bereit hält...
 

unterdessen zur selben Zeit bei Thorin und Lyriel....
 

Er hat sie derweil mühelos auf seine Arme gehoben und trägt die Frau.. sie sind noch ein gutes Stück vom Dorf weg, dennoch wagt keiner von beiden, die angefangene Unterhaltung fortzusetzen...und keiner von ihnen bemerkt auch nur ansatzweise den Zwerg, der Thorin und Lyriel heimlich gefolgt ist, dazu ist Dwalin viel zu vorsichtig. Die Heilerin weiß nur, dass das, was sie eben zu ihm gesagt hat etwas ist, was sie am Liebsten ungeschehen machen würde.
 

Sie wünscht sich im Grunde nichts lieber, als das sie offen dazu stehen könnte, dass sie ihn liebt..oder er aber zu ihr. Aber sie kann es nicht und wenn ER sich nicht vor den anderen Zwergen der Dorfgemeinschaft zu ihr bekennen kann, ist das was er ihr eben gesagt hat ohnehin vollkommen nutzlos. Was nützt es ihr denn schon zu wissen, dass sie sein Herz endlich für sich erobert hat und das nach so langer Zeit? Nach all der Zeit des Zorns und des Hasses gegen den unsterblichen Teil ihres Blutes, den das elbische Volk in ihr ausmacht.
 

Es scheint ihm gelungen es doch irgendwie zu überwinden. Nur hat er nicht den Mut auch öffentlich dazu zu stehen. Ist er dafür noch zu jung? Oder hat er gar Angst seinen Status als ihr König zu verlieren? Das wäre sehr dumm... denn es ist sein Geburtsrecht, wer will es ihm somit schon großartig streitig machen?
 

Es gibt keinen anderen legitimen Anwärter aus Durins Volk, außer seinen beiden Neffen und seiner Schwester, die mit ihm blutsverwandt sind...so wie er mit dem Väter der Zwerge des einsames Berges. Also wovor fürchtet er sich dann so sehr, dass er es weiterhin geheim halten will? Lyriel ist verzweifelt, sie will kein Schattendasein fristen, als seine heimliche Geliebte. Am Ende vielleicht nicht mehr zu sein als seine Mätresse? Nein das hält sie nicht aus...daran zerbricht sie innerlich, das weiß sie. Nun gut, dann lieber ganz auf ihn verzichten...selbst auf die Gefahr hin, ihn damit im schlimmsten Fall vielleicht noch an eine Andere zu verlieren. Denn das ist es was ihr durchaus blühen könnte, auch das ist ihr bewusst.
 

Dieser fürchterliche, aber dennoch nicht ganz abwegige Gedanke ist ihr sogar schon mehrfach durch den Kopf gegangen. Allein der Gedanke daran zerfetzt ihr das Herz in tausend Stücke. Er ist in ihren Augen noch so jung...kann selbst eine Familie gründen und damit einem legitimen Nachkommen zeugen, wenn er das für notwendig hält, um sein Erbe zu sichern. Sie weiß, dass sie viel erdulden kann..viel Schmerz und Leid. Sie hat all das schon erfahren müssen, währt ihr eigenes Leben doch schon so lange, um einiges länger als seines.
 

Aber die Tatsache, er könnte je eine andere Frau vor ihren Augen küssen oder zu seiner Gemahlin nehmen, das würde unweigerlich ihren inneren Tod bedeuten. Sie weiß dass sie das auf die Dauer nicht überleben würde. Noch bevor sie dieses furchtbare Gefühl ganz überspülen und mit sich fortreißen kann, versucht sie sich zu fangen. Sie zwingt sich regelrecht dazu es auszublenden...etwas anderes zu denken, auch wenn es ihr noch so schwer fallen mag und so gelingt es Lyriel unter größter Mühe ihre Gedanken tatsächlich auf etwas ganz anderes zu lenken...auf die Realität auf das Hier und Jetzt....
 

Es ist dunkel, sie spürt deutlich die raumgreifenden Schritte, mit denen er sie zurück trägt. Da ist das leichte immer wiederkehrende Schwanken, mit dem seine Bewegungsabläufe sich wiederholen, auch weil er sie trägt, all das holt sie unwillkürlich aus ihrer so schmerzlich verzerrten Gedankenwelt heraus in die Wirklichkeit.
 

Wie so oft muss sie bei der Gelegenheit immer wieder über seine außergewöhnlich große Körperkraft staunen. Sie ist gewiss nicht leicht zu tragen, immerhin trägt er mit ihr jetzt zwei statt einen und doch nimmt er es nahezu mühelos und vor allem klaglos hin, zumindest hat es für sie den Anschein danach. Es ist nichts weiter, als das schwache Licht des neugeborenen Mondes, das auf sie und ihn und damit auf ihren gemeinsamen Weg fällt.
 

Sie ist ihm dabei ungewollt so nahe, wie nur einmal zuvor. Am Liebsten möchte sie ihren Kopf auf seine Schulter legen und es einfach nur genießen in seiner Nähe zu sein...seinen unverwechselbaren und für sie so anziehenden Geruch zu atmen den sie so liebt. Aber sie wagt es nicht...nicht nachdem was sie ihm gesagt hat.
 

Die Heilerin beobachtet ihn heimlich. Thorin hat seinen Blick unverwandt und starr nach vorne gelenkt, er wagt es nicht einmal sie direkt anzusehen. Die Heilerin erkennt es an dem typisch konzentrierten Blick, den er immer dann macht, wenn er entweder sehr auf einen bestimmten Umstand fixiert oder aber nicht sicher ist, wie er sich nun genau verhalten soll. Etwas was auch sie in dieser Situation selbst stark verunsichert. Sie sieht seine dunklen dichten Wimpern, so nahe ist sie ihm. Sie weiß, dass er ihre Atemzüge auf der bloßen Haut nahe am Hals spüren muss...auch wenn er es sich nicht anmerken lässt.
 

Das heftige Kribbeln das seine flüchtige Berührung bei ihr ausgelöst hat, als er sie zwangsläufig anheben musste, um sie sich auf die Arme zu stemmen, ist beinahe nicht auszuhalten gewesen. Es hätte nicht viel gefehlt und sie hätte ihn tatsächlich geküsst. Lyriel sieht das Glitzern des fahlen Mondlichtes in seinen jetzt beinahe schwarz schimmernden Augen...und ertappt sich dabei, wie ihr Blick der markanten Linie seiner Gesichtskonturen nachspürt...forschend und begehrlich neugierig.
 

Ja sie liebt diesen einen Mann...so sehr wie keinen anderen jemals wieder. Aber sie kann ihn nicht haben...nicht so...
 

Ihm ergeht es ähnlich wie ihr. Er merkt natürlich, dass sie ihn heimlich beobachtet und fragt sich, warum sie es wohl tut? Ihrer Aussage zufolge hat sie ihn ganz deutlich abgewiesen, sie hat ihm offen gesagt, was sie von seinem Verhalten hält. Also was nützt es ihm dann noch zu wissen, dass sie ihn ebenso gern hat wie er sie. Ihm bleibt unter diesen Umständen damit im Moment nichts weiter übrig, als sie zurück ins Dorf zu schaffen und sie dann bei ihrem Haus abzusetzen und zu gehen.
 

Alles andere geht ihn in diesem Sinne nichts mehr an...so will sie es. So hat sie es ihm mehr oder minder befohlen. Was also soll er noch dagegen halten? Egal welches Argument er bringen würde, es würde alles nichts nützen. Nicht solange sich die grundlegende Situation nicht verändert und das wird sie so schnell nicht, das weiß er.
 

Solange gibt es keine Hoffnung für sie beide, ihre ersehnten Hoffnungen und Träume irgendwann doch erfüllt zu sehen. Sie wird niemals seine Gefährtin sein...nicht im eigentlichen Sinne...nicht offen, so dass jeder im Dorf es weiß.
 

Das ist einfach schlicht unmöglich....nicht in seiner Position....

Entscheidung

Throin versucht vehement diese für ihn äußerst schmerzhaften Gedankengänge zu verdrängen...auch weil er sich eigentlich klammheimlich tief in sich drin etwas anderes wünschen würde, aber er weiß ebenso, dass es keinen Sinn macht, sich etwas zu wünschen, was man doch nicht für sich haben kann.
 

Es ist so schon spät, als es dem jungen Zwerg gelingt, sie endlich zu ihrem Heim zurück zu bringen. Langsam aber sicher wird sie sogar ihm schwer und er ist daher mehr als froh, als es irgendwann vor ihm in der fahlen Dunkelheit, des kaum geborenen Mondes auftaucht. Dwalin ist schon lange vorher in Richtung der Dorfmitte abgebogen und hat die Beiden schweren Herzens allein gelassen.
 

Das was er da zufällig und nicht ganz unfreiwillig erlebt hat, genügt ihm vorerst und er weiß auch noch nicht, ob er seinem König etwas davon sagen wird, was er heute Abend gesehen hat. Er ahnt, dass es besser ist, wenn er nicht noch weiter Öl aufs Feuer gießt. Sein Anführer ist seit neustem auch so schon unausstehlich genug, wenn er schlechte Laune hat und jetzt weiß er endlich auch warum.
 

Derweil ist Thorin mit Lyriel auf deren Türschwelle angekommen. „Was ist kannst du ab hier laufen oder soll ich dich noch hineinbringen Heilerin?“ Seine tiefe, warme Stimme klingt unwirklich und fremd durch die Stille der Nacht, als er nach so langem Schweigen zwischen ihnen, so unvermittelt und plötzlich wieder zu sprechen ansetzt. Er spürt, wie sie kurz aber heftig schluckt, ehe sie ihm antwortet. „Nein Thorin..bitte..bring mich noch hinein, wenn es dir nichts ausmacht. Ich...ich fürchte ich kann nicht laufen, zumindest nicht, bis ich es mir etwas näher angesehen habe. Ich spüre noch ganz deutlich, wie es schmerzt. Wahrscheinlich ist es verstaucht oder so.“
 

Ihre Stimme klingt dabei zunächst zwar etwas zögerlich aber dann doch fest und nachdrücklich, als sie ihm das sagt. Also seufzt er leise und entgegnet ihr anschließend. „Na schön, ganz wie du willst, hinein werde ich dich noch bringen, aber dann gehe ich...so wie du es wolltest.“ Sie sieht mit fest zusammen gepressten Lippen an ihm vorbei und nickt anstatt dessen knapp, als dass sie ihm etwas darauf antwortet. Kaum sind beide drinnen angekommen fühlt der Zwerg sich sofort unwohl...es ist sein schlechtes Gewissen, das ihn abermals unangenehm schuldbewusst einholt. Er weiß, dass er eigentlich anders handeln müsste, als er es tut...aber er kann nicht anders, es ist fast wie ein Zwang für ihn.
 

Sein von ihm befürchteter Gesichtsverlust hemmt ihn so sehr, dass alles andere für ihn keine Rolle mehr spielt.
 

Mit ein paar energischen Schritten ist er in traumwandlerischer Sicherheit an ihrer Ofenbank angelangt und setzt sie anschließend so hastig und fast schon grob darauf ab, als hätte er sich eben an ihr verbrannt. Er kennt den Weg zum Ofen deshalb so genau, weil er ihn schon einmal gesehen hat....durchs Fenster, damals vor ein paar Monaten, als sie sich allein wähnte und er ihr bis zu diesem Haus heimlich nachgefolgt ist.
 

Sein Gedächtnis hat ihn dahingehend nicht im Stich gelassen. Er hat es sich gemerkt, warum auch immer. Lyriel sieht ihn währenddessen mit einem merkwürdig forschenden Blick an, als er sie umgehend danach los lässt. Sie sagt jedoch nichts weiter dazu. Thorin weicht erschrocken zurück. Als er die zwei etwas unbedachten Schritte rückwärts macht, um sich von ihr zu entfernen und damit schleunigst aus ihrer Nähe zu kommen, spürt er plötzlich, wie etwas warmes und lebendiges unvermittelt um seine Beine streicht.
 

Aber erst, als er das leise Maunzen in der Dunkelheit vernimmt, weiß er...es ist die Katze. Lyriels einsamer wilder Streuner..der, der seinen Namen trägt. Es entlockt ihm für einen Augenblick sogar ein schmales belustigtes Lächeln...eines das sie zufällig sieht.
 

Überrascht folgt ihr Blick ihm nach zu ihrem Kater hin. Beide fühlen sich schlecht, beide fühlen sich einsam und doch wagt es keiner von ihnen, endlich den ersten Schritt in die richtige Richtung zu tun. „Wa....willst du...willst du denn wirklich schon gehen?“ Es schlüpft ganz plötzlich und eigentlich viel zu schnell, ja zu unüberlegt über ihre zitternden Lippen, noch ehe sie sich innerlich darüber schelten kann, das jetzt zu ihm gesagt zu haben. Doch er reagiert darauf ohnehin so, wie bereits von ihr erwartet. “Ja...ich muss...ich kann nicht bleiben...es..es tut mir leid Lyriel.“ Mit diesen knappen, wie höchst unbefriedigenden Worten lässt er sie allein zurück in der Finsternis.
 

Thorin verlässt ihr Haus nahezu fluchtartig, wenn nicht sogar Hals über Kopf. Es treibt ihn mit aller Macht von dort fort. Sie hat es ihm doch selbst gesagt, sie sind nicht füreinander bestimmt. Was also soll er noch hier? Wie kann sie von ihm verlangen, sich diesem Gesichtsverlust freiwillig hinzugeben? Wie....und wozu überhaupt? Das ist es ihm nicht wert und wenn er sie tief in seinem Inneren noch so sehr liebt, das kann er nicht zulassen....auch wenn Dis ihn dafür hassen wird, bis an sein Lebensende. Das nimmt er noch lieber in Kauf, als sich den unbändigen Hass und die offene Ablehnung seines Volkes, der elbenblütigen Frau gegenüber auf die Schultern zu laden.
 

Nie und nimmer....
 

Als er fort ist hört sie sich leise seufzen, Resignation macht sich fühlbar in ihr breit. So das war es nun also...so einfach, so schnell und so völlig ohne irgend eine körperliche, sowie gefühlsmäßige Regung seinerseits. Lyriel kann es schier nicht fassen, wie einfach er es sich macht...und das auch noch auf ihre Kosten wie es den Anschein macht. Sie spürt den dicken Klos in ihrem Hals. Am Liebsten möchte sie sich diesem Gefühl der Verzweiflung und Niedergeschlagenheit hingeben...aber nein sie wird nicht weinen...ganz gewiss nicht. Keine einzige Träne wird sie deswegen jemals wieder vergießen, das ist er einfach nicht wert...nein bestimmt nicht...nicht noch einmal!
 

Das hat sie lange hinter sich gelassen. Sie muss stark sein..stark für ihr Kind, denn das ist es jetzt unweigerlich. Ihres allein und bald wird es soweit sein...nicht mehr lange...dann ist sie für etwas verantwortlich, etwas das nur ihr ganz allein gehört. Das ist etwas, wofür es sich wahrlich zu kämpfen lohnt...und zu leben, sie wird nicht aufgeben. Sicher nicht und so leichtfertig schon gar nicht. Gut...UND..dann eben nicht, wenn er es nicht fertig bringt zu ihr zu stehen, dann soll er es doch bleiben lassen. Mit dieser Ansicht die er für sich vertritt, kann er ihr getrost gestohlen bleiben. Sie bringt es auch allein groß...wofür braucht sie IHN denn schon...genau wozu eigentlich?
 

Noch als sich ihr dieser Gedanke, so unangenehm ehrlich und schmerzhaft durch den Kopf schiebt...spürt sie, wie ihr kleiner Kater zu ihr auf die Ofenbank kommt...ihr Kater, dem sie Thorins Namen gegeben hat, legt den Kopf auf ihren Schoß und schnurrt leise, als wollte er sie trösten. So als spürte er unbewusst...mit all seinen unergründlichen Katzensinnen, dass sie traurig und verzweifelt ist. Unwillkürlich muss sie lächeln, als sie sieht, wie liebevoll und vertraulich, der noch immer so abgemagert wirkende dunkle Kater sich an sie schmiegt.
 

“Ach wenn ER doch nur etwas von dir hätte mein Lieber, nur...nur ein winziges bisschen, dann wäre ich doch schon vollauf zufrieden.“ Hört sie sich selbst nur einen Moment später verblüfft und ungläubig in die Dunkelheit flüstern. Aber noch, als es sich ihr über die Lippen schiebt schluckt sie es rasch hinunter, denn sie spürt, dass sie den Tränen nahe ist. Hastig schiebt sie die Katze von ihrem Schoß und setzt sie anstatt dessen behutsam vor sich auf dem Boden ab.
 

Sie will zusehen, was ihr verstauchter Knöchel treibt. Als sie ihn kurz darauf vorsichtig betastet, weiß sie dass es glücklicherweise nur halb so schlimm, wie gedacht ist. Aber das Laufen wird ihr trotzdem noch eine ganze Weile schwer fallen. Auch wenn sie selbst Hand an sich legt, was damit unvermeidlich scheint. Die Heilerin ist gezwungen die Kräfte ihres elbenblütigen Volkes in sich zu wecken, um diesem Dilemma entgegen zu wirken.
 

Doch es ist nicht ganz so wie gewünscht...ihr momentaner verwirrter und zutiefst erschütterter Gemütszustand, lässt die Wirkung ihrer heilerischen Kräfte längst nicht so entfalten, wie sie es sich wünschen würde. Also ist sie gezwungen, es teilweise auf ganz normalem Wege ausheilen zu lassen, was bedeutet, dass sie vorerst keinen Schritt vor die Türe und schon gar nicht bis ins Dorf tun kann.
 

Gut, aber vielleicht ist es auch besser so....wer weiß schon wozu es nützt, wenn sie sich beide vorerst nicht sehen...
 

knapp vierzehn Tage später...
 

Es ist bereits früher Nachmittag und Lyriel ist gerade eben damit fertig geworden, das Brot für ihre Bedürfnisse zu backen um es anschließend aus dem alten Backofen zu holen, damit es ihr nicht noch zu Holzkohle verbrennt. Mittlerweile fällt ihr aber auch das schwer...sie verflucht ihren angeschwollenen Leib, der ihr bestenfalls wie eine unförmige Kugel vorkommt und das tägliche Leben beileibe nicht einfacher macht. Sie sieht kaum noch ihre Füße, auch das Ankleiden stellt so seine täglichen Herausforderungen an sie...vor allem, wenn man kaum mehr nach unten blicken kann. Aber immerhin kann sie wieder laufen, die Verstauchung ist inzwischen glücklicherweise so gut wie abgeheilt...dennoch ist sie froh, wenn sie es endlich überstanden hat und das Kind kommt, damit alles wieder seinen gewohnten Gang gehen kann, zumindest ansatzweise.
 

Schweiß überströmt und mit rußigen Armen und Händen versucht sie das Holzofenbrot mit dem Schieber aus der kleinen dafür vorgesehenen Öffnung zu fischen...ihr ist heiß, trotz dass draußen mittlerweile eisige Temperaturen herrschen...so nahe an der Flamme ist es jedoch so, dass man dort kaum spürt, dass der Winter inzwischen Einzug gehalten hat. Immer wieder wischt sie sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und pustet eine ihrer hartnäckigen dunkelroten Strähnen aus dem Gesicht, die ihr immer wieder zurück in die Stirn fällt, wie um sie zu ärgern...
 

...doch plötzlich schreckt sie auf...sie hat etwas gehört...
 

Ein verdächtiges Geräusch, ein lauter Ruf...ist es gewesen. Hastig richtet sie sich auf um besser zu sehen, was da wohl los sein mag, doch sie bemerkt zunächst nichts ungewöhnliches. Aber gerade als sie sich wieder bücken will, um den Rest des Brotes aus dem Ofen zu heben, da hört sie eine helle Knabenstimme ihren Namen durch die nachmittägliche Stille rufen. Lyriel schreckt abermals alarmiert hoch...sie kennt diese Stimme, nur zu kennt sie die...es ist Kilis unverwechselbar helles und unüberhörbar verzweifeltes Rufen, dass da in ihre Richtung dringt.
 

Lyriel lässt fast sofort reflexartig den Schieber fallen und wischt sich ihre Hände ohne es zu merken an ihrer Schürze ab...kurz danach schiebt eine ihrer Hände wie automatisch die langen gelösten Strähnen zurück in ihren Zopf, den sie mittlerweile lose auf den Rücken fallend trägt...den Stand einer unverheirateten Frau, kann man ihr damit ruhig ansehen. Indem kommt der Junge tatsächlich angehetzt, als ob hundert Orks hinter ihm her wären, sie sieht ihn bereits von weitem in ihre Richtung laufen. Die halbelbische Frau zögert nicht lange..sie langt nach ihrem warmen wollenen Überwurf, den sie neben sich auf einer der Bänke liegen hat und läuft ihm so rasch entgegen, wie es ihr momentaner Zustand zulässt.
 

Kili ist noch nicht einmal ganz in ihre Rufweite gelangt, so weiß sie eigentlich schon, dass etwas furchtbares vorgefallen sein muss...der junge Zwergling hat vom schnellen Laufen ein hochrotes Gesicht, außerdem wirkt er zutiefst aufgelöst. Man sieht ihm an, dass er geweint hat...also ist etwas passiert. Etwas schreckliches fürwahr...sie kann es ihm ansehen.
 

Der Halbwüchsige muss ohne Pause bis zu ihrem Haus gerannt sein und das ist, wenn man es so betrachtet schon eine ganz ordentliche Strecke, die es zurück zu legen gilt. Lyriels Herz krampft sich sofort schmerzhaft zusammen. Es ist ihr, als ob sie es instinktiv spürt. Sie merkt, wie ihre Beine schneller laufen...auf halben Wege treffen sie sich. Kilis Gesicht hellt sich schlagartig auf, als er sie endlich gewahrt. Aber er kann nichts sagen...denn sie kommt ihm zuvor, noch ehe er halbwegs verschnaufen kann.
 

„SAG JUNGE...WAS IST MIT IHM...GEHT ES IHM GUT?“
 

Fährt sie Kili damit hastig und in dem Augenblick so vollkommen unbeherrscht an, dass er ihr nicht antworten kann, selbst wenn er wollte. Er stutzt kurz überrascht, so als hätte ihre direkte Anfrage ihn damit regelrecht überfallen. „Wo..woher wisst ihr...? Fragt er sie daher entsprechend verdattert.
 

„WAS, DASS ES UM THORIN GEHT? UNWICHTIG....SAG MIR EINFACH NUR WAS GESCHEHEN IST!“
 

Unterbricht sie ihn mit einer solch unwilligen und unwirschen Geste, noch ehe er überhaupt die Gelegenheit zum fertig Sprechen hat. Kili schnauft einmal kräftig durch, doch er ist noch immer stark am Keuchen, aber dann strafft er sich endlich und bemüht sich dann rechtschaffen darum, ihr die gewünschte Auskunft zu geben, die in diesem Fall und seiner Aufregung geschuldet, entsprechend lautstark ausfällt.
 

"ES..ES IST MEIN ONKEL...HEILERIN, IHR HABT RECHT VERMUTET! BITTE KOMMT SCHNELL! ES ES GEHT UM SEIN LEBEN!
 

Er...er ist schwer gestürzt, es war gewissermaßen ein Jagdunfall. Sie haben es wie immer übertrieben. Onkels Vetter Dain hat ihn dazu angestiftet...er konnte es ja wie üblich nicht lassen, sich als überlegener Krieger zu priviligieren. Die Männer waren allesamt in den Bergen auf der Jagd nach wilden Bergschafen, um sie für unsere Zwecke zu fangen und zu zähmen. Wir wissen nicht genau, wie es passiert ist. DAIN will es uns einfach nicht sagen. Aber Onkel Thorin ist dabei offenbar so schwer gestürzt und hat sich so verletzt, dass meine Mutter wirklich glaubt, dass er sterben wird, wenn du ihm nicht mit deiner Heilkraft hilfst. Gróin und Oin sind längst am Ende mit ihrer Weisheit...mein..mein Onkel hat innere Verletzungen...die sehr stark sein müssen...
 

...BITTE HEILERIN HILF IHM...BITTE!
 

WIRST DU KOMMEN? DU BIST SEINE LETZTE HOFFNUNG!“
 

Kilis dunkle schokoladenbraunen Augen hängen flehentlich an ihr und Lyriel merkt, dass sie SEHR hart schlucken muss. Sie hat sich einst etwas geschworen...etwas, das sie eigentlich niemals brechen wollte.
 

Sie hat sich einst vehement geschworen, ihre Kräfte niemals an IHN zu vergeuden....NIEMALS!

Bangen und Hoffen

Allerlei wirre Gedankenfetzen rasen im selben Augenblick, durch den Kopf der rothaarigen Heilerin, noch bevor Kili ihr den ganzen Satz gegenüber vervollständigen kann. Sie hat es schon eine ganze Weile zuvor mitbekommen, ja sie wusste es längst durch Dis. Thorins jüngere Schwester war gestern wie durch Zufall hier und hat ihr gekämmte und gefärbte Wolle zum Verspinnen vorbei gebracht, nach der die Heilerin verlangt hat und bei der Gelegenheit auch nach ihr gesehen, so wie sie es ihrem Bruder versprochen hat. Lyriel weiß damit, dass Dain, also Thorins Vetter mit einer ganzen Delegation seiner Gefolgsleute aus den Eisenbergen, zu ihren Verwandten in die Ered Luin gekommen ist, um ihnen die Ehre seines hochherrschaftlichen Besuches zu erweisen. Und sie weiß damit natürlich auch, dass ER nicht alleine in die blauen Berge gekommen ist.
 

Seine Schwester begleitet ihn...seine jüngere Schwester, die sich längst im heiratsfähigen Alter befindet, so wie Dis es der elbenblütigen Frau mit nicht eben der größten Begeisterung geschildert hat.
 

Lyriel kann es nicht fassen, dass ausgerechnet jetzt, der älteste Sohn ihres Halbbruders Nahr, ihr Neffe Dain Eisenfuß zu ihnen gekommen ist und dass den Männern dann offenbar, nichts besseres einfallen musste, als das zu tun, was sie getan haben. Es will ihr einfach nicht einleuchten, dass diese ausgemachten Hornochsen wirklich auf solch dumme Ideen kommen würden, mitten im Winter Jagd auf die wilden Bergschafe machen zu wollen, die flink und dazu auch noch ungemein gute Kletterer sind. Nun für so unklug, hatte sie die Männer dann doch nicht gehalten. Aber da hat sie sich anscheinend grundlegend getäuscht.
 

Was sollte das, wem wollten sie damit imponieren? Allen voran Thorin, der sonst in der Regel doch eigentlich eher vernünftig und mit Bedacht agiert, vor allem wenn Gefahr für sich und sein Volk droht. Lyriel versteht die Welt nicht mehr....warum jetzt? Was sollte das alles? Wozu brauchen sie unbedingt diese Reittiere und dann auch noch mitten im Winter? Ja wirklich, die Frage scheint berechtigt, wofür brauchen sie diese Tiere, die damit noch ein paar hungrige Mäuler mehr stellen, die zusätzlich gestopft werden wollen? So notwendig haben sie die im Moment doch gar nicht...oder etwa doch? Vielleicht waren sie ja sogar für Dain und seine Leute bestimmt..wer weiß?
 

Lyriel ertappt sich unmittelbar dabei, dass sie im Augenblick tatsächlich über etwas nachdenkt, was sie eigentlich nichts angehen dürfte. Aber das ungute Gefühl, das sie bei diesen Gedankengängen verspürt, macht sich wie zum Trotz, mit einem heftigen Stechen in ihrer Bauchregion bemerkbar. Sie zuckt schmerzhaft zusammen, muss sich kurz sammeln, um es wieder zu unterdrücken. Sie will es am Liebsten einfach ignorieren, aber dann fällt es ihr irgendwann ganz von selbst, wie Schuppen von den Augen.
 

Bei den Göttern, hat..hat Thorin es etwa gemacht um IHR zu gefallen? Hat er es getan um ihr, in seiner bodenlosen männlichen Dummheit zu imponieren? Seinen Mut und seine ach so große Stärke zu demonstrieren...dieser Gréit, Dains Schwester. Nein...bitte am Ende hat sie ihn schon um den Finger gewickelt und für sich gewonnen. So töricht wie er zuweilen sein kann, würde sie es fast noch annehmen. Nein..nein das darf einfach nicht wahr sein, das glaubt sie nicht. Bei Eru dem Einen, das kann sie nicht glauben. Es gibt nichts, was sie sich in diesem Moment so sehr erhofft wie dieses.
 

Bitte, lass sie ihn noch nicht für sich eingenommen haben. Bitte alles nur nicht das...
 

Abermals zuckt die halbelbische Frau mit dem dunkelroten Haarschopf heftig zusammen, als sie bemerkt worüber sie da eigentlich anfängt sich Gedanken zu machen. Über etwas, was sie, wenn man es genau nimmt, nicht einmal etwas angehen dürfte, selbst wenn es so wäre. Thorin gehört ihr schließlich nicht...er ist weder ihr Eigentum, noch ihr Geliebter und offiziell ja nicht einmal so etwas wie ihr Gefährte. Also rafft sie sich einige Augenblicke später energisch auf und wenn ihr dabei noch so schwer ums Herz werden mag...wenn sie ehrlich zu sich selbst ist, was sie zwangsläufig sein muss, wenn sie ihren Verstand gebraucht, so spielt das alles jetzt doch überhaupt keine Rolle mehr.
 

Lyriel rügt sich innerlich dafür, sie sollte sich längst mit etwas viel wichtigerem beschäftigen, nämlich mit der Frage, wie SIE denn eigentlich zu ihrer Entscheidung von einst stehen wird? Ja, wie soll sie sich entscheiden? Sie ist sich nicht sicher. So viel hat sich seither geändert...so vieles...schon allein die schnöde Tatsache, dass sie ihn liebt...dass sie ihn mehr liebt, als sie es jemals in Worte zu fassen vermag.
 

Wird sie den Vater ihres Kindes damit wirklich sterben lassen?
 

NEIN...das kann sie nicht...sie weiß, dass einen heiligen Schwur zu brechen etwas furchtbar schlimmes ist. Etwas das unter Umständen vielleicht nicht folgenlos bleiben wird und fürchterliches nach sich ziehen kann, solche Begebenheiten hat sie selbst schon erlebt und gesehen. Und in diesem Fall ist ER wenn auch nicht offiziell bestätigt doch nach dem altem Recht und den alten Gebräuchen ihr Gefährte...ihr Seelengefährte sogar, wenn man es denn genau nähme, wenn im Moment auch nur tief in ihrem Herzen versteckt.
 

Er hat sie genommen....er hat sie im Grunde gewollt und daraus ist dieses Kind entstanden. Allein das bedeutet, dass sie darüber mit ihm verbunden ist. Auch wenn es außer ihr und ihm so gut wie niemand weiß, so ist es doch die Wahrheit. Schon aus diesem Grund heraus, kann sie ihn nicht so einfach sterben lassen. So leicht, wie sie es sich einst geschworen hat, ist es schon lange nicht mehr. Nein sie wird ihn nicht sterben lassen, nicht wenn es ihr tatsächlich gelänge ihn mittels ihrer heiligen Gabe vor dem Tode zu bewahren, wenn sie es verhindern könnte.
 

Dafür wird sie gerne alles geben..ALLES. Sie liebt ihn doch....ob er nun zu ihr steht oder nicht, ist ihr mittlerweile egal. Denn dass er sterben muss, nur weil sie ihm ihre Hilfe verweigert hat, als er sie so notwendig braucht, wie es jetzt der Fall ist, das kann und will sie nicht zulassen. Das kann sie mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren. Ihn dafür zu bestrafen, dass er sie und das Kind nicht anerkennen will, das kann sie mit ihm auch an einem anderen Tag tun, wenn er es denn überleben sollte.
 

Schwur hin oder her! DER ist lange her...und im unbedachten Zorn gesprochen worden...
 

Also überlegt sie nicht mehr lange, nur ein paar Bruchteile von Sekunden später, als sie dies alles durchdacht und sich durch den Kopf geschoben hat, ist ihre Entscheidung getroffen, sie packt den jungen Zwerg hart am Arm und sagt dabei hastig...
 

„LOS...worauf wartest du noch? Führ mich hin Junge...wo ist es?“
 

Die Heilerin sieht regelrecht, wie Kili erleichtert aufatmet. Es ist ihr als fielen ihm dabei hunderte Felsbrocken von der Seele. „Es ist nicht weit Heruin, kommt mit...wisst ihr, sie...sie haben ihn inzwischen nach Hause gebracht.“ Antwortet er ihr darauf atemlos und ein wenig unsicher, wobei er noch um einiges erleichterter klingt als zuvor. Hatte der junge Zwerg tatsächlich befürchtet, sie würde Thorin ihre Hilfe verweigern? Jetzt, wo er sie so notwendig braucht? Vielleicht sogar so notwendig wie noch nie zuvor....weil immerhin sein Leben davon abhängen könnte?
 

Sie sieht den Halbwüchsigen kurz an und muss gegen ihren Willen lächeln, als sie bemerkt, wie sehr der dunkelhaarige Junge seinen Onkel liebt. Kili liebt ihn, wie einen Vater. Sie hat es an seinen Augen und an diesem flehentlichen Blick gesehen, mit dem er sie eben ungewollt bedacht hat. Schon alleine aus diesem Grund heraus, hätte sie es niemals fertig gebracht Kili so derart zu enttäuschen und vor den Kopf zu stoßen. Sie mag den jungen Zwerg gut leiden, er hat ein gutes loyales Herz...ebenso wie der Ältere von beiden, der aber um einiges zurückhaltender als sein jüngerer Bruder scheint.
 

Im selben Moment als sich ihr das alles, erneut unangenehm aufdringlich durch den Kopf schiebt, setzt der Halbwüchsige sich auch schon in Bewegung. Er ist fast zu schnell für sie, die deutlich sichtbar schwangere Frau, kann dem hitzigen und eiligen Lauf, des jungen Zwerges beinahe nicht folgen, aber es gelingt ihr doch so halbwegs mit ihm Schritt zu halten...und etwas mehr als zehn bis fünfzehn Minuten später, sind beide am Haus des schwarzhaarigen jungen Zwergenfürsten aus Durins Linie angelangt.
 

Diesmal ist alles anders...diesmal ist es nahezu unmöglich, so ohne weiteres in sein Haus hinein zu gelangen, denn es sind fremde Zwerge im Vorgarten. Vier oder fünf Stück...eindeutig als Wachposten abgestellt worden, wie es den Anschein hat. Vermutlich sind sie Dains Männer, denn Lyriel kennt sie nicht. Wild und kriegerisch sehen die Fremden in ihren alten, aber gepflegt wirkenden Rüstungen aus. Das müssen somit ja fast die Zwerge aus den Eisenbergen sein, die ihr Neffe mitgebracht hat. Lyriel spürt die finsteren und feindseligen Blicke, die auf ihr ruhen sehr wohl in ihrem Nacken und vor allem auch auf ihrem inzwischen überdeutlich gerundeten Schwangerschaftsbauch.
 

Sie können schlichtweg nicht wissen, woher das Kind in ihrem Leib stammt, oder besser wer es gezeugt hat, aber trotzdem ist es ihr merklich unwohl, als sie endlich zu Thorins Haus gelangt. Es ist wie ein Spießrutenlauf für sie und sie weiß sehr gut, dass sie an ihnen vorbei muss, um zu ihm hinein zu kommen. So senkt sie vorsorglich den Blick etwas, sie will keinen von ihnen direkt ansehen, um die Lage nicht noch zu verschlimmern. Die elbenblütige Frau hat große Angst, dass sie sich dadurch verrät oder schlimmer noch, dass sie Thorin und am Ende auch sich selbst, unabsichtlich damit bloß stellen könnte.
 

So als würde es für alle sichtbar auf ihrer Stirn geschrieben stehen...“seht alle her, es ist SEIN Kind“...
 

Ein unsinniger Gedanke fürwahr, Lyriel ertappt sich dennoch dabei heftig zu schlucken...und so ist es einer, der sie die ganze Zeit über nicht los lässt, obwohl sie weiß, dass man es ihr nicht ansehen kann. Dazu müssten sie schon hellsichtig sein.Trotzdem wird sie tief in sich drin das eigenartige Gefühl nicht los, als ob sie es irgendwie spüren würden, ja als ob sie ihre Unsicherheit regelrecht riechen könnten, denn einer von ihnen, ein besonders finster drein blickender grober Kerl, mit schwarzem Bart und deutlich angegrauten Strähnen in der wilden Mähne, knurrt etwas entsprechend abfälliges in ihre Richtung, natürlich auf Khudzdul.
 

Etwas, was sie beinahe erwartet hat und nicht nur weil SIE das Elbenblut ist....nein das ist längst nicht alles...aber es ist natürlich der Hauptgrund.
 

Er spricht sie damit absichtlich in einer Sprache an, die sie zwar aufgrund ihres vorherigen Lebens im Berg verstehen kann, aber schon aus Überzeugung heraus nicht selbst spricht...weil sie sich einst geschworen hat, es niemals wieder in den Mund zu nehmen. Aber so hört sie unweigerlich auch das, was eigentlich nicht so wirklich für ihre Ohren bestimmt gewesen sein dürfte...
 

„Fahr sieh doch mal, was da so des Weges daher kommt. Was will DIE denn hier? Dreckiges Elbenpack ich glaube es ja nicht, eine Elbenblütige hier unter uns? Na sieh an, sieh an, das nenne ich ja mutig. Was für ein widerlich hässliches Spitzohr das da doch ist! He scher dich weg Dirne...was willst du? Es gibt hier nichts zu sehen! Hier gibt es nichts umsonst und für solche wie DICH schon gar nicht!“
 

Der Zwerg bläst sich um das doppelte auf und will ihr in wichtigtuerischer Manier den Weg verstellen, noch indem er sie dabei so unflätig anspricht.
 

Aber im selben Moment in dem Kili schon den Mund aufmachen will um dem alten Zwergenkrieger zu sagen, dass er das gefälligst zurück zu nehmen hat und zu welchem Zweck sie eigentlich hier ist...wird die Türe zum Haus mit Wucht aufgerissen und Dis, sowie ganz überraschend, erscheint auch Dwalin in der Türe. Sein Gesicht ist hochrot, man sieht ihm deutlich an, dass er offenbar die ganze Zeit über gebrüllt haben muss wie ein wilder Stier. Die gesamte aufgestaute Wut, der Zorn und die Angst über Thorins üblen Sturz, musste offensichtlich irgendwohin entweichen. In seinem Fall damit wohl in Dains Richtung oder auch in die seiner Männer. Aber während Dwalins Gesicht aufgewühlt und stark erhitzt wirkt, ist Dis ganz ruhig....unnatürlich ruhig.
 

Lyriel sieht, dass sie geweint hat...aber jetzt ist die junge Zwergin gefasst und erscheint ihr verblüffend gut organisiert.
 

„Ohhh gut, Kili du hast sie gefunden...mein Junge, mein lieber Junge endlich...ich bin ja so froh!“ Und noch in der selben Sekunde sieht Dis sie mit flehendem Blick an. „Lyriel wirst du kommen? Bitte! Es geht ihm wirklich sehr schlecht Heilerin. Ich weiß nicht, ob er die Nacht überleben wird, wenn du ihm nicht hilfst. Er ist tief gestürzt..mehr als zehn Meter nach meiner Schätzung. Diesmal ist es deutlich schlimmer, als es bei Kili gewesen ist und Dain wollte mir zu allem Übel auch nicht sagen, wie tief er wirklich gestürzt ist. Eines der wilden Schafe muss ihn wohl abgeworfen haben"...
 

Aber noch bevor Dis ganz fertig sprechen kann, wird sie von Dwalin bereits rüde unterbrochen, dessen Gesicht immer noch in den intensivsten Rottönen leuchtet. „WAS soll das heißen..BITTE..DIS! Bist du irre? Sie ist doch jetzt hier! Also soll sie ihm gefälligst helfen, wenn sie es vermag....oder ist dem etwa nicht so? Das ist doch ihre Gabe, ich meine zu irgend etwas sinnvollem muss dieses störrische elbische Frauenzimmer doch gut sein!“ Dwalins tiefe und zuweilen mächtig dröhnende Stimme, klingt grollend und entsprechend aufgebracht in die Stille, als er sie energisch mit sich fort ziehen will. Und das im Übrigen, ohne weiter auf den wichtigtuerischen Wachposten von Dains Männern zu achten, der gerade wieder ansetzen will, der Heilerin den Zutritt zu verwehren.
 

Der große Zwerg richtet sich noch etwas mehr auf und überragt Dains Mann der selbst auch nicht eben klein ist, mit einer imposanten Größe von etwa einer ganzen Kopflänge und sieht ihn nur grimmig entschlossen an. Es erfolgt keinerlei Widerspruch des schwarzbärtigen Wachmannes. Also packt Dwalin die Heilerin wie zu erwarten nur einen Augenblick später unsanft am Arm und zerrt sie im Anschluss daran energisch hinter sich her. Lyriel folgt ihm widerstandslos, sie weiß dass es keinen Sinn macht, sich jetzt auch noch den Zorn des emotional so stark aufgewühlten Zwerges aufzuladen. Thorin ist sein Freund es ist verständlich dass er so überzogen und heftig reagiert.
 

Dis die mit dem völlig verstörten Kili im Schlepptau nachfolgt, gelingt es gerade noch so, sich an die beiden dran zu hängen und ihnen in das Innere ihres eigenen Heims zu folgen. Lyriel will sich etwas vom unsanften und schmerzhaften Griff des Zwerges lösen, doch Dwalin packt in seiner Erregung zu wie ein Schraubstock.
 

„Nichts da mitkommen, habt ihr nicht gehört Elbenweib? Es ist, wie ich es euch gesagt habe, zu irgend etwas müsst ihr ja nütze sein...also helft ihm! Er geht euch schließlich auch etwas an..oder sehe ich das falsch?“ Fährt er sie dabei so heftig und unbeherrscht an, dass sie regelrecht wie unter einem Schlag zusammen zuckt und sich eine ihrer Hände dabei unwillkürlich schützend an ihren Bauch verirrt.
 

Lyriel ist gelinde ausgedrückt sprachlos. Sie fühlt sich ertappt und weiß nicht einmal weshalb..aber dann versteht sie es. Er weiß irgend etwas...mehr als er offenbar zugeben mag. Und so ertappt sie sich dabei, wie ihre eigene Stimme schneidend klingt als sie endlich darauf reagieren kann. "Was soll das heißen..sagt mir Naug was wollt ihr damit andeuten?“ Faucht sie Dwalin somit ebenfalls entsprechend zornig an.
 

Doch der geht gar nicht weiter darauf ein...diesesmal jedenfalls. Anstatt dessen wendet er sich an Dis und ignoriert die Heilerin hinter sich damit einfach. „Willst du, dass sie sich noch vorbereiten kann oder soll ich sie lieber gleich zu ihm bringen?“ Lyriel zerrt derweil ärgerlich an seinem Arm. „Nun lasst mich schon endlich los grober Klotz, ich denke das kann ich auch allein mit ihr klären! Sagt bin ich hier der Heilkundige oder ihr? Nun aber bitte gerne, wenn ihr der Meinung seid, dass ihr es besser könnt oder es an meiner Stelle tun wollt, ich werde euch gerne den Vortritt lassen..HERR ZWERG!“ Fährt Lyriel nun ihrerseits erbost den deutlich größeren Dwalin unübersehbar zornig an, der sie im Gegenzug völlig verdattert anstarrt.
 

Mit so deutlichem Gegenwind hat er offenbar nicht im Ansatz gerechnet. Sie ist rechtschaffen wütend...sie soll funktionieren und mit ihrer Kraft dafür sorgen Thorin möglichst vor dem Tode zu bewahren und ER hier behandelt sie schlimmer wie eine billige Dirne...also das ist etwas was sie überhaupt nicht leiden kann. Etwas mehr Respekt ihr gegenüber, wäre dann doch schon angebracht. Aber sie versteht ihn ja..er ist aufgeregt und er hat Angst...also belässt sie es dabei.
 

Lyriel entscheidet sich dafür, ihn somit erst mal vorsorglich zu ignorieren. Anstatt dessen dreht sie sich kurz zu Dis um, die hinter ihr steht und bisher noch nichts dazu gesagt hat. Sie legt ihr beide Hände sanft auf die Schultern und blickt der jungen Zwergin mit dem schwarzen Haarschopf dabei fest in die Augen....sie versucht zuversichtlich zu wirken, aber es gelingt ihr trotz aller Willensstärke nur bedingt.
 

„DIS ich muss mich noch waschen...es geht nicht ohne...und ich brauche vielleicht auch etwas heißes Wasser, Heilkräuter, Verbandszeug...ach du weißt schon, alles was man eben so benötigt. Kannst du...kannst du mir das beschaffen?“ Dis blickt nahezu wie in Trance in die ausdrucksstarken dunkelgrünen Augen der Heilerin. Sie nickt schwach..ihr Blick wirkt abwesend und weit fort.
 

Lyriel packt sie und drückt sie kurz, ehe sie ihr antwortet. „Alles wird gut...du wirst es sehen. Vertrau mir, ich werde alles für ihn tun, was ich kann. Ich werde ihn nicht sterben lassen, wenn es denn in meiner Macht steht das zu verhindern. DIS hast du mich überhaupt gehört?“ Die Zwergin schluckt kurz, doch dann nickt sie. Als sie spricht kling ihre klare Stimme etwas schleppend.
 

„Ich weiß...das wirst du Lyriel, ich weiß es. Aber komm hier kannst du dich säubern. Ich werde dir solange das Gewünschte beschaffen, dann bringe ich dich zu ihm. Wir müssen uns beeilen, fürchte ich sein Zustand wird von Minute zu Minute schlechter, also beeil dich bitte.“ Lyriel lächelt schwach als Dis verstummt, es wirkt traurig. „Das werde ich...!“ Haucht sie leise, dann verstummt auch sie.
 

Mit diesen Worten schiebt Dis sie umgehend danach in einen kleinen Raum hinein, der verdächtig nach ihrer eigenen Kammer aussieht. Dwalin bleibt zwischenzeitlich unaufgefordert als Wachposten vor der Türe stehen. Die elbenblütige Frau blickt sich rasch um als sie drin ist, Wasserschüssel und Seife sind glücklicherweise in Griffweite. Lyriel lässt sich so nicht lange bitten. Sie streift ihre Ärmel nach oben, legt ihren Überwurf ab und wäscht sich anschließend nachdem Dis gegangen ist, gründlich mit dem klarem Wasser und Seife ab, so wie sie es vor langer Zeit von ihrer Mutter gelernt hat.
 

Die Heilerin braucht nicht lange, doch sie ist kaum fertig, da steht Dis bereits mit den von ihr gewünschten Sachen in der Türe. Von Dwalin ist keine Spur mehr zu entdecken, vermutlich hat sie ihn weg geschickt. Er würde in der Situation auch mehr schaden als nützen, das weiß auch der Zwerg. Damit dürfte es Dis wohl nicht so schwer gefallen sein, ihn irgendwo ruhig zu stellen...vermutlich grummelt er irgendwo im Haus weiter vor sich hin, doch das ist jetzt wahrlich ihr kleinstes Problem.
 

Dis sieht sie direkt an. „Komm ich bringe dich jetzt zu ihm, aber sei vorgewarnt, er ist nicht allein...und...und er sieht schlimm aus...sehr schlimm!“
 

Die Heilerin bemerkt, das Dis den Tränen nahe scheint. Sie strafft sich und merkt, dass auch sie heftig schluckt. „Gut..danke Dis, ich werde versuchen, es mit der nötigen Fassung zu tragen...auch wenn...auch wenn es mir noch so schwer fallen mag.“
 

Mit diesen Worten folgt sie Thorins Schwester, die sie ohne weitere Umschweife zu machen, diesmal auf direktem Wege zu seiner Kammer bringt. Unterwegs stoßen sie diesmal auf den Älteren von Dis beiden Söhnen...es ist Fili. „Amad...es es geht ihm nicht gut...sie...sie haben mich fort geschickt. Dain weißt du..?“ Setzt der junge Zwerg sofort an, als er seine Mutter sieht. Doch als er Lyriel erkennt, die nur einen Augenblick später hinter ihr aus dem Halbdunkel auftaucht, hellt sich seine verängstigte Mine sichtbar auf.
 

„Oh Kili hat sie tatsächlich gefunden.“ Sagt er leise. Dis lächelt ihn sanft an, doch es wirkt stark aufgesetzt. „Ja er hat sie gefunden...danke Fili du..du kannst jetzt gehen. Geh und such Dwalin, er wird sich um Kili und dich kümmern, bleibt solange bis ich zurück komme bei ihm. Er hat es mir hoch und heilig versprochen.“ Fili nickt kurz, ehe er ihr antwortet. „Natürlich ich geh schon.“ Nur Sekunden später ist er bereits im halbdunklen Fackelschein des Flurs verschwunden.
 

„Hier entlang, wir...wir sind gleich dort!“ Führt Dis tonlose Stimme Lyriel derweil leise weiter zu Thorins Kammer. Ein äußerst merkwürdiges Gefühl beschleicht die junge Frau, als sie unmittelbar danach auf die Schwelle zu seinem Raum tritt. Sie spürt, dass etwas anders ist als sonst. Sie fühlt intuitiv, dass es ihm wirklich sehr schlecht gehen muss. Aber das ist es nicht allein...nie hätte sie gedacht die Schwelle zu diesem Zimmer je zu überschreiten und schon gar nicht so....denn wäre er ganz offiziell ihr Gefährte, so hätte er sie eigentlich darüber tragen müssen.
 

Das ist auch bei ihrem Volk so üblich, man sagt es bringt dem jungen Paar Glück und Segensreichtum und vielleicht auch viele Kinder. Aber, dass sie jemals in diese seltsame Lage kommen würde zu ihm zu gehen...ohne diesen Status als seine legitime Gefährtin erlangt zu haben, also das hat sie bisher nie auch nur im Traum angenommen. Das Leben geht zuweilen schon äußerst seltsame Wege und beileibe nicht immer nur geradeaus.
 

Das ist etwas, was sie inzwischen mehrfach fest gestellt hat, zumindest in solchen Situationen, wie diesen.
 

Sie spürt die Zwergin in ihrem Rücken, also schluckt sie all diese Gedanken hastig hinunter und versucht sich statt dessen nur auf das zu konzentrieren, was dort drin auf sie wartet...sie muss ihn retten, koste es was es wolle. Lyriel strafft sich, sie merkt, dass sie erneut heftig schluckt, als sie den Türgriff hinunter drückt, um sie zu öffnen. Als sich die Türe mit einem, für die tödliche Stille, die sich darüber gelegt ha,t unangenehm sowie aufdringlichen Knarren öffnet, tritt sie leise ein und noch im Eintreten sieht sie, was Dis damit gemeint hat...er wäre nicht allein!
 

Lyriels Züge verhärten sich fast sofort...sie erschrickt zutiefst.
 

ES ist Dain...und seine Schwester Gréit, ist bei ihm. Sie sitzt wie selbstverständlich an dem Lager, das sie für Thorin bereitet haben, um es ihm möglichst leicht und bequem zu machen. Als Lyriel näher tritt kann sie kaum sprechen...ihre Augen sind unverwandt auf ihren Gefährten gerichtet. Er sieht schrecklich aus und ist offenbar auch nicht bei Bewusstsein, denn er gibt keinerlei Regung von sich als Dis und sie selbst eintreten.
 

„Oh..Mahal...Thorin...bitte...nicht....bitte...“ ihre zitternde Stimme ist nicht mehr als ein Raunen, im Halbdunkel der kleinen Kammer.
 

Lyriel nimmt die beiden fremden Zwerge, die mit ihr im Raum sind nicht länger wahr. Sie sieht nur ihn...nur IHN allein. Ihr Herz krampft sich schmerzhaft in ihrer Brust zusammen. Sie weiß, dass er unweigerlich sterben wird, wenn sie ihm jetzt nicht helfen kann...ja er wird sterben sie fühlt es...mit jeder Faser ihres Herzens spürt sie es...
 

..aber er darf nicht sterben...

Rettung in Sicht?

Die rothaarige Frau mit dem überdeutlichen Anteil an Elbenblut in den Adern, ist den Tränen nahe.
 

Nur mit viel Selbstbeherrschung gelingt es ihr, sie zu unterdrücken. Es zieht sie geradewegs wie einen Magneten zu ihm hin und es ist ihr in diesem Augenblick auch vollkommen egal, ob man nun sehen kann oder nicht, dass sie sich um ihn sorgt. Als sie nur Bruchteile von Sekunden später endlich bei ihm angelangt ist...was ihr in dieser seltsam surreal wirkenden Situation tatsächlich gefühlt, wie eine halbe Ewigkeit vorkommt, fährt ihr, als sie ihn so blutüberströmt und wie leblos auf seinem Lager liegen sieht, unmittelbar ein heftig entsetztes Keuchen aus der Brust.
 

Dass er schlimm aussehen würde, wie Dis es ihr kurz zuvor schon gesagt hat, nun darauf hat sie sich eingestellt, das wusste sie ja. Aber, dass es so schlimm sein würde, damit hat sie im Leben nicht gerechnet...denn DAS, was sie hier zu Gesicht bekommt, ist gelinde ausgedrückt noch schlichtweg untertrieben.
 

Lyriel ist sich nicht sicher, ob sie das, was sich da vor ihren Augen abspielt, wirklich emotional zu bewältigen vermag. ER ist dem Tode längst näher als dem Leben. Sie spürt es intuitiv, mit jeder ihrer heilkundigen Wahrnehmungen, jedem ihrer feinen Sinne, die sie wie alle Eldar besitzt. Ihr Geliebter wird unweigerlich sterben, wenn sie jetzt nicht sehr sehr schnell und vor allem überlegt handeln wird. Das Leben strömt bereits jetzt schon unaufhaltsam weiter aus jedem der zahllosen Rinnsale, dunkelroter und kostbarer Lebensadern in seinem Körper.
 

Sie haben wahrhaftig nicht übertrieben. Thorin IST lebensgefährlich schwer verletzt worden und er MUSS daher schon beinahe zwingend gestürzt oder zumindest etwas ähnliches in der Art vor gefallen sein, wobei ein guter Teil seiner Verwundungen allerdings rein optisch betrachtet, gar nicht danach aussieht. Ihr scheint es eher so, als wären sie etwas, wie Stichverletzungen oder dergleichen.
 

Sie hat ein fachkundiges und gut geschultes Auge, was das anbelangt. Aber sie weiß nicht sicher, was sich dort oben in den Bergen wirklich zugetragen hat, daher kann sie sich natürlich auch irren. Obwohl es ihr zunehmend merkwürdig vorkommt und so gar nicht zu dem passen will, was Dain Dis gegenüber behauptet hat...zumal die Männer offenbar tatsächlich OHNE die wilden Schafe zurück in das Dorf gekommen sind, wie es den Anschein macht.
 

Sie ist bei ihm...ihre Hand legt sich kurz auf seinen Arm...er fühlt sich heiß an...vermutlich das Fieber, das in ihm wütet.
 

Lyriel schließt für einen Moment lang die Augen, versucht sich innerlich zu sammeln und tief durchzuatmen, bevor sie beginnt. Sie muss jetzt mutig sein und überlegt konzentriert handeln, um ihn zu retten. Aber ihre Gefühle für ihn sind stark, zu stark um es noch länger zu verdrängen oder nicht an sich heran zu lassen. Ihre Lippen zittern sichtbar, als sie ihn abermals ohne noch weiter darüber nachzudenken oder auf ihre Umgebung zu achten berührt. Ihre kühlen Hände suchen fast automatisch nach seiner glühenden Stirn. Sie hört ihn, als sie ihn anfasst, da ist das leise qualvolle Stöhnen aus seiner Kehle...schwach und kaum noch wahrnehmbar. Angst überfällt sie wie ein wildes Tier...er ist noch immer blutüberströmt, sie müssen ihn wohl erst vor gut einer halben Stunde zurück ins das Dorf gebracht haben.
 

Das mittlerweile geronnene und dunkel verkrustete Blut klebt ihm noch überall am Körper fest, sie kann daher nicht einmal richtig sehen, wie schlimm es wirklich um ihn steht. Aber wenigstens haben sie ihn schon entkleidet, das hat offenbar Dwalin oder auch Dain übernommen...so klug waren die Männer dann doch noch, auch in all dem ganzen Durcheinander. Es ist eine Arbeit, die sie sich damit glücklicherweise ersparen kann. Ihre begrenzten Kräfte hätten dafür sicher nicht mehr ausgereicht...einen solch kräftigen Mann, wie Thorin aus seinen Kleidern zu holen, ist nahezu unmöglich. Sie haben ihr das erspart und ihn ihr notwendigerweise, bis auf den Lendenschutz vollkommen unbekleidet auf sein Lager gelegt. Gut dann kann sie ja jetzt hoffentlich beginnen. Ihr zerrinnt die kostbare Zeit ohnehin schon wie Treibsand unter den Händen und sie muss sich sputen, wenn sie sein Leben retten will.
 

Ihr ist dabei zumute, als würde all dies wie in einem schrecklichen Albtraum ablaufen. Lyriel bemerkt kaum, wie sie sich über ihn beugt, um seine Atemzüge sofern noch vorhanden mit dem geschultem Feinsinn ihrer Handfläche zu erspüren, so wie es normalerweise üblich wäre um es zu prüfen...und dennoch spürt sie es ganz deutlich, auch wenn ihr restlicher Körper sich dabei verhält, als wäre sie selbst wie in Trance gefallen.
 

Ja sie fühlt es....er atmet...schwach, kaum merklich....aber er atmet noch! Es ist, als fielen ihr in diesem Augenblick hunderte Felsbrocken von der Seele.
 

Die elbenblütige Heilerin mit dem tiefroten Haarschopf kommt hoch und verharrt kurz an seinem Lager. Sie sieht ihn jetzt ganz bewusst an...ihre rechte Hand hebt sich und legt sich nur einen Moment später sachte auf seine glühende Stirn. Behutsam ja fast schon zärtlich, streicht sie ihm die blutigen und vom Fieber verschwitzen Strähnen seiner dichten, schwarzen Mähne aus der Stirn, die sich leicht in Locken zu kräuseln beginnen, was sie offenbar immer dann tun, wenn sie feucht werden. Dabei flüstert sie ihm etwas zu...Worte die niemanden außer ihm und ihr etwas angehen.
 

Es sind leise Worte, die unüberlegt ja eher ungewollt über ihre Lippen fließen. Worte, die sie eigentlich nie wieder in den Mund nehmen wollte und es ist dazu eine Sprache, die sie niemals wieder sprechen wollte...so hatte sie es sich einst geschworen, vor langer Zeit. Aber sie merkt in ihrem angespannten und verwirrten Gemütszustand nicht einmal, was sie da tut. Es ist als liefe dieser ganze Prozess unbewusst, wie mechanisch gesteuert in ihr ab. Lyriel ist sich dabei nicht im Geringsten bewusst, dass sie mit ihm nicht alleine im Raum ist...denn noch als sie sich aufrichtet, um sich endlich um ihre eigentliche Aufgabe zu kümmern, wird sie von der anderen Frau abgelenkt, die inzwischen mit ihr an seinem Lager steht.
 

Es ist die junge Zwergin, die bereits vor ihr dort war. Gréit...Danis Schwester. Diese setzt ganz plötzlich unvermittelt zu sprechen an und das in einer solch überheblich selbst überzeugten Tonlage, die Lyriel ganz und gar nicht gefällt.
 

„WAS macht ihr da...gebt Antwort, seid ihr etwa die Heilerin von der Dis gesprochen hat? Wie..wie könnt ihr es wagen, ihn so vertraulich anzusprechen und noch schlimmer ihn so anzurühren! Schämt ihr euch denn gar nicht Eldarburam*? (Elbenblut)
 

„Tut gefälligst was man von euch verlangt hat und dann verschwindet wieder, wenn eure Dienste nicht mehr von Nöten sind. Den Rest werden wir schon alleine besorgen!“ Das war nachdrücklich und wie bei einem Zwerg zu erwarten äußerst direkt. Lyriel strafft sich, sie versucht es zu schlucken, einfach zu ignorieren, aber sie schafft es nicht...diesmal nicht. Denn komme was da wolle, so spricht niemand mit ihr...auch SIE nicht. Schon gar nicht SIE, die sich hier offenbar wunder was einbildet und nicht mal im Ansatz bemerkt hat, WEN sie da eigentlich so angeht. Immerhin ist sie ebenfalls Lyriels Blutsverwandte so wie Dain, auch wenn sie es im Gegensatz zu der Heilerin mit dem Mischblut in den Adern nicht weiß.
 

Die Frau mit dem dunkelroten Haar richtet sich langsam auf, es sind Bewegungen wie in Zeitlupe.
 

Dis die wie zufällig noch immer hinter ihr steht, sieht wie sich ihr ganzer Körper anspannt. Sie will schon eingreifen...ist schon drauf und dran, den Mund aufzumachen, um den bevorstehenden Disput zu entschärfen, um Lyriel zurückzuhalten, auch weil sie befürchtet, sie könnte sich dadurch vielleicht verraten. Doch der Blick der Halbelbin, der unmittelbar danach erst auf sie und dann zurück auf die junge Zwergin mit den für alle Zwergenfrauen sehr typisch üppigen Hüften fällt, schließt Dis augenblicklich wieder den Mund.
 

Sie weiß, dass das, was die elbenblütige Frau jetzt zu sagen hat, ihr von Statuswegen auch zusteht.
 

„Seht ihr meine Liebe, wenn ICH ihm jetzt nicht bald helfe, so wird ER sterben. Was ist, soll ich sofort wieder gehen? Ist euch das lieber? Wollt IHR das dann vielleicht an meiner Stelle tun? Ich sage euch, so tut es, es wird euch gewiss niemand davon abhalten. Aber wenn ich ihn behandeln soll, dann werde ich das tun und zwar auf meine Art und Weise und noch immer so, wie ich es für richtig halte! Ach und noch etwas, IHR habt euch da gefälligst nicht einzumischen, habt ihr das jetzt verstanden?“
 

Lyriels Blick ist mit dieser scharfen, wie äußerst treffenden Aussage tödlich auf den der jungen Zwergenfrau mit dem rötlich braunen Haar ausgerichtet, die ihrer Schätzung nach nicht viel älter als Dis sein dürfte. Diese kann dem herausfordernden Blick der Heilerin jedoch nicht mehr länger stand halten. „So..so war das nicht gemeint...ich..ich wollte nur...“ Kommt im Anschluss daran überraschend kleinlaut aus ihr heraus gesprudelt.
 

„Dann sagt solche Sachen nicht, wenn ihr nicht genau wisst, was ihr wollt..NAUG!“ Faucht Lyriel sie wie zum Trotz nochmals kühl und äußerst streng an. Die vermeidliche Konkurrentin gefällt ihr damit noch weniger als zuvor. Die Heilerin ahnt, dass Gréit offenbar zufällig mitangehört haben muss, was sie eben in aller Vertrautheit zu Thorin gesagt hat, aber es ist ihr egal...was schert es sie noch...sie hat nichts mehr zu verlieren...ihr bisher untadeliger Ruf ist ohnehin für immer dahin und sie hat ihn doch so oder so schon verloren...ob er nun lebt oder stirbt...das weiß sie. ER wird diese Frau ehelichen, wenn er überleben sollte. Das ist, wie es scheint, schon beschlossene Sache der Männer. Zumindest sieht es für Lyriel schwer danach aus, so wie SIE sich hier aufführt. Gréit tut ja bereits so, als gehöre er schon ihr.
 

Aber noch bevor die Zwergin in der Lage ist, etwas auf Lyriels harte Worte zu kontern, schaltet sich ganz plötzlich eine völlig andere Stimme ein..eine, die bisher geschwiegen hat. Lyriel erkennt ihn sofort, schon an der Tonlage, auch wenn sie diese Stimme schon eine sehr lange Zeit nicht mehr vernommen hat und er früher deutlich jünger war...so ist es doch unverkennbar Dain der da spricht, sein heller rötlicher Haarschopf ist noch immer so unverwechselbar wie damals als er ein Junge war.
 

„Sagt wie könnt ihr es wagen, meine Schwester so unverfroren anzugehen...Heilerin...was bildet ihr euch eigentlich ein, wer ihr seid?“ Lyriel dreht sich noch im selben Moment als er spricht ruckartig zu ihm um. „DIS...was ist möchtest du diese beiden Störenfriede entfernen oder soll Dwalin das erledigen? Sag mir, wie soll ich arbeiten oder mich um IHN kümmern, wenn ich andauernd von irgendwelchen Hornochsen angegangen werde, die mir ständig vorschreiben wollen, was ich zu tun und zu lassen habe und schlimmer noch, die meinen sie wären hier die Heilkundigen oder besser die HAUSHERREN!? Nun ich dachte bisher, DAS dies hier immer noch THORIN EICHENSCHILD IST...UND UM ES TREFFEND ZU FORMULIEREN, ER IST DAZU NICHT NUR ALLEIN MIT DIR VERWANDT DAIN!“
 

Lyriels Stimme wird mit jedem ihrer anklagenden Worte lauter und lauter, sie klingt hörbar aufgebracht und ungeduldig. Dain schluckt, ein heftiges entsprechend entrüstetes Schnauben kommt aus einer Kehle, als sie verstummt. „Wie..wie kannst du es wagen, unverschämtes ELBENBLUT! Weißt du etwa nicht wen du hier vor dir hast?“ Knurrt er sie im Anschluss daran entsprechend zornig an, wobei er einen hastigen unüberlegten Schritt in Richtung der schwangeren Frau macht.
 

Lyriel schenkt ihm als Antwort nur ein angedeutet abfälliges Lächeln. „Ohhh...mein Lieber, nun offenbar weißt DU nicht, wen du vor dir hast? ICH dagegen weiß das sehr genau. SOHN VON NAHR..SOHN VON GRÔR...hilft es dir vielleicht auf die Sprünge, wenn ich dir sage, dass der Name meiner Mutter einst Laurelin Clalenlass* gewesen ist?“
 

Ihr Lächeln wird für einen Moment süffisant...als sie sieht, wie Dains scharf geschnittene und doch noch so jung wirkende Gesichtszüge im selben Augenblick als sie es gesagt hat sichtbar entgleisen.
 

„L..LYRIEL? N..N..NEIN...BIST DU ES WIRKLICH? Ich fasse es nicht...DU..du bist es tatsächlich“...
 

Kommt fast sofort aber um einiges gemäßigter über seine Lippen gestolpert. Die halbelbische Frau nickt kanpp, er sieht wie sie kurz lächelt. „Du hast ja sehr lange dafür gebraucht mein Neffe...nun ja in der Tat, das ist mein Name!“ Dain schluckt, dann räuspert er sich, er wirkt sichtbar verlegen, denn Lyriel bemerkt, dass er sie jetzt offenbar endlich doch noch wie von selbst erkannt hat. „Ab...aber wie...wie kommst...was..machst...? Ohhh ich hätte dich...nie...!“ Stammelt er ihr ein paar Sekunden später verständlicherweise sichtlich verstört entgegen. Doch Lyriel unterbricht ihn energisch mit einer eindeutigen, wie unwirschen Handgeste.
 

„JETZT NICHT...SPÄTER! Ich habe doch gesagt, wir klären das später, dann bin ich gerne bereit dir alles zu beantworten, was du von mir wissen möchtest Sohn meines Bruders. Aber jetzt wünsche ich, dass ihr tut, was ich eben zu Dis gesagt habe! Was ist, soll sie nachhelfen oder werdet ihr beide freiwillig gehen? Ich kann so nicht arbeiten...und bei Mahal, wenn euch etwas daran liegt, dass ER dieses Desaster überlebt, dann geht jetzt besser und zwar ohne Widerworte, wenn möglich. Denn auch mir als Heiler ist durchaus daran gelegen, dass er mir möglichst nicht noch unter den Händen wegstirbt.
 

War das jetzt deutlich genug?“
 

Die Heilerin blickt die beiden Zwerge aus den Eisenbergen nachdrücklich und streng an, die sie beide noch immer wie vom Donner gerührt anstarren. Auch Gréit wirkt unangenehm berührt...sie hatte sie natürlich nicht erkannt, aber wie sollte sie das auch, die Zwergin mit den hellbraunen leicht rötlichen Haaren ist deutlich jünger als Dain. Sie war damals also noch ein Kind als Lyriel fort ging, sie kann sie damit gar nicht erkannt haben, selbst wenn sie es wollte. Dis die, die ganze Zeit über geschwiegen hat, wirkt ebenfalls eindeutig verwirrt, als sie sich einen Moment später einmischt.
 

„Ihr vergeudet allesamt wertvolle Zeit, die IHM das Leben kostet, also was ist jetzt? Werdet ihr tun was sie gesagt hat? Dann RAUS mit euch...nein mit uns ALLEN!“
 

Dis sieht Lyriel flehend an. „Heilerin brauchst du noch etwas?“ Lyriel lächelt schwach. „Nein ich denke ich habe alles...ich..ich rufe dich wenn ich fertig bin!“ Dis nickt knapp, dann macht sie eine auffordernde und unmissverständlich nachdrückliche Geste ins Dains und Gréit s Richtung. Die beiden sehen es, aber während Dain ein leises Seufzen von sich gibt, um dem wenn auch zögerlich folge zu leisten, bleibt der Blick der jungen Zwergin, für einige Augenblicke zornig und sichtbar trotzig, sowie mit deutlich eifersüchtigem Grundtenor an der Heilerin hängen. Lyriel weiß schon wieso...aber es ist ihr egal. Sie hat jetzt andere Sorgen als die, eine offenkundig verliebte Zwergin wieder zur Raison zu bringen.
 

Ein paar Minuten später sind sie fort und sie ist sie mit ihren Patienten allein...endlich. Das wurde höchste Zeit..sie kann nicht arbeiten, wenn jemand bei ihr ist, der sie permanent ablenkt...sie muss sich ganz auf das konzentrieren was sie tut.
 

Als die beiden Zwergenfrauen und ihr Neffe fort sind kann sie aufatmen. Sie sammelt sich, versucht sich zu konzentrieren...das was Thorin ihr abverlangen wird, geht weit über ihre körperlichen sowie geistigen Grenzen hinaus. Dagegen war Kili s Verletzung nicht mehr als ein Kinderspiel. IHN zu retten wird ihr, ihre gesamte Kraft kosten und noch mehr...aber das ist es ihr wert...das ist es wert....
 

Sie schließt die Augen...versucht alle störenden Gedanken, alles was sie an das irdische Dasein fesselt auszublenden, ihren Geist davon frei zu machen...sie muss ihre innere Kraft rufen und als sie sich mental vorbereitet hat, wendet sie sie ihm nochmals kurz zu. Wie um nachzuprüfen ob er noch atmet, beugt sie sich einen Augenblick später abermals über ihn, ein leises Stöhnen ist dabei alles was an Regung von ihm zu vernehmen ist...nun immerhin lebt er noch...immerhin, das ist mehr als man erwarten durfte....
 

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anbei eine kleine Ahnenkunde für die, die es vielleicht interessiert...
 

Laurelin Calenlass* - Quenya übersetzung - Goldenlied Grünblatt (Laurelin war ursprünglich eigentlich einer der beiden Bäume im Silmaillion, die Yavanna also Aules (Mahals) Gemahlin in Arda erschaffen hat, um die ewige Finsternis zu erhellen - im übertragenenen Sinn heißt Laurelin wie schon gesagt Goldenlied...ich fand dies überaus passend daraus einen eigenen Charakter zu generrieren, den es bei Tolkien ja so in der Form natürlich nicht gibt. Lyriels Mutter, gefiel mir trotzdem als Charakter...die in meinem Fall damit nützlicherweise Thranduils jüngere Schwester war...die er ja durchaus auch gehabt haben könnte. Betonung liegt auf gehabt haben könnte!
 

Die Elbenvölker von ehemals waren in der Hinsicht ja durchaus äußerst fortpflanzungs willig. Man siehe da nur mal Galadriels Brüder an. ^^
 

Grôr- Lyriels Vater....ist auch bei Tolkien tatsächlich der jüngste Bruder von Thrôr gewesen....und damit auch der Vater von Nahr, von dem Dain abstammt. Als Laurelin getötet wurde hat der Ahnherr von Dain sich praktischerweise eine andere Frau genommen und eben diese Stammeslinie gegründet, die zu dem Zeitpunkt schon eine ganze Weile in den Eisenbergen fortbesteht...bedeutet Nahr ist damit quasi Lyriels Halbbruder...was Dain und Grêit zu Nichte und Neffe von ihr macht..nun ja, der Rest dürfte ohenhin nicht so wichtig sein. Auch wenns größtenteils erfunden ist, wollen wir zumindest da bei den Fakten bleiben, was nicht fiktiv meinen eigenen Gehirnwindungen entstammt.
 

So damit haben sich hoffentlich einige eurer Gehirnwindungen dahingehend wieder entknotet. Familiengschichten sind zuweilen äußerst kompliziert und lästig, aber ich wollte sie trotzdem angefügt haben, schon dem besseren Verständnis wegen. *grinst*
 

Gut aber wie Thorin jetzt verwandtschaftsmäßig zu Lyriel steht, muss ich ja hoffentlich nicht auch noch genauer ausführen. ^^

unglaubliche Neuigkeiten

Ihre Lippen legen sich für einen kurzen Augenblick zärtlich auf seine.
 

Lyriel will ihm nahe sein, ehe sie beginnt...nur für einen Moment. Nicht mehr als für einen kurzen Moment, in dem er nur zu ihr gehört, zu ihr allein. Das innere Licht durchströmt sie wie ein Gefäß, es ist als wollte das helle Licht der Eldar aus ihr heraus leuchten. Das Licht, das ihre Heilkraft nährt, das sie von allen anderen Lebewesen unterscheidet die sie kennt, das Licht, das sie zu dem macht was sie ist...das heilige Licht, das ihre Mutter einst bei ihrer Geburt in sie gelegt hat...das Erbe ihrer elbischen Mutter. Aber in jenem Moment als sich ihre Lippen auf seine legen, als sie ihn mit jener Hingabe küsst, wie es nur Liebende tun können, da spürt sie es.
 

Es ist wie ein Schlag...sie reißt erschrocken die Augen auf, will verstört zurück weichen, doch sie spürt plötzlich, wie seine Hände sich unvermittelt heben, wie um sie zu festzuhalten schwach zwar...aber dennoch spürbar...
 

Thorins Hände ziehen sie fest an sich, es ist wie in einem Traum...ja wie ein Traum, denn ihm fehlt jegliches Bewusstsein bei dieser Handlung...
 

..sie hört ihn schreien und weiß doch, dass es just in dieser Sekunde nur allein in ihrem Kopf geschieht. Es ist nur ein Traum, nicht mehr als ein Traumgebilde, ein Trugbild...dennoch ist es geschehen. Nur Augenblicke später, findet sie sich wie von ihm gefesselt wieder...gewissermaßen mit dem verschmolzen, was er vor seinem inneren Auge sieht. Ja sie sieht es noch einmal durch seine Augen, es ist ihr als hätte sich sein Geist an sie gebunden, als wollte er ihr etwas mitteilen...etwas wichtiges...
 

So etwas wie DAS hat sie noch nie zuvor in der Heftigkeit gespürt oder erlebt. Ist es etwa, weil sie emotional so eng mit ihm verwoben ist...oder sind ihre Heilkräfte am Ende daran schuld? Die Heilerin weiß es nicht...sie weiß es nicht. Hellsichtige Bilder kennt sie, sie hat sie das eine oder andere Mal in der Vergangenheit gesehen. Vor allem wenn sie ihre Kraft benutzt hat. Bei den Göttern aber nie so intensiv, nie so stark wie hier....sie hat Angst, ihr Herz krampft sich schmerzhaft zusammen und wieder hört sie ihn schreien..laut und verzweifelt.
 

Ein Befehl, der nicht gehört wird, der trotz der Totenstille um ihn herum ungehört verklingt.
 

Ein Befehl, den nichts als der immerwährende beißende Wind mit sich fortträgt. Sie sieht ihn da oben auf dem Berggipfel, nahe unter dem höchsten Grad, auf dem längst schon der erste frisch gefallene Schnee des Winters ihnen den Weg versperrt. Thorin ist dort oben nicht allein, er sieht etwas kommen...etwas bedrohliches...etwas furchteinflößendes...etwas riesiges...und es kommt direkt auf ihn zu!
 

Lyriel erschrickt sich fast zu Tode, als sie den Schemen erblickt, so wie Thorin ebenfalls kurz vor ihr. Ein heiserer Entsetzensschrei dringt aus ihrer Kehle...laut und angsterfüllt. Hastig macht sie sich von ihm los...die halbelbische Frau zittert am ganzen Körper, sie hat seine Furcht gespürt, am eigenen Leib hat sie die gespürt, so intensiv als wäre sie an seiner Stelle dort oben. Sein Entsetzen ist ihr mit aller Wucht wie ein Messer in die Brust gefahren. Bei Eru...das..das darf nicht sein. Ihr ist schlecht, dort oben muss etwas furchtbares vorgefallen sein, etwas schreckliches, sie fühlt es intuitiv. Die Heilerin weiß nicht genau, was er dort gesehen hat, aber es muss fürwahr so entsetzlich für ihn gewesen sein, dass es ihn nahezu sofort handlungsunfähig gemacht hat..und es war kein Zwerg, dessen ist sie sich beinahe zu Einhundertprozent sicher.
 

Lyriel versucht sich zu sammeln, ihre Angst zu überwinden, sie atmet kräftig durch und berührt ihn anschließend noch einmal, wie schon kurz zuvor. Sie spürt das warme pulsieren seines Blutes unter ihren Händen und fast sofort ist das Bild wieder da, geradeso als hätte Thorin sie in seinem schrecklichen Traum mit eingefangen....und so sieht sie es, sie sieht alles noch einmal durch seine Augen.
 

Es ist genau wie Dain gesagt hatte, sie waren tatsächlich auf der Suche nach den wilden Bergschafen, den sanften Reittieren denen sie bedingungslos vertrauen konnten, wenn sie denn einmal gezähmt waren. Ja wenn, denn die Schafe zu erwischen war schwer, sehr schwer. Sie waren scheue Tiere, ausnehmend geschickte und äußerst flinke Kletterer, vor allem die männlichen Tiere, auf die sie es vordringlich abgesehen hatten und so erforderte es einiges an Geschicklichkeit sie zu fangen. Nur die mutigsten Männer wagten das..und Thorin hatte es wie sie gewagt.
 

Lyriels Blick leert sich unmittelbar danach, er wirkt unnatürlich weit weg...aber sie ist bei ihm...spürt die Verbindung durch ihn, dieses merkwürdige Gefühl, das ihre Adern durchströmt. Es ist so, wie der Zwerg mit dem fuchsroten Haarschopf kurz zuvor behauptet hat, Thorin hat Dain tatsächlich ein Versprechen gegeben, eines das er schlecht brechen kann. Sie sieht ihn, er ist der Anführer der kleinen Gruppe, die sich auf den Weg in die Berge macht, das Tier das ihn trägt ist noch jung aber kräftig...sie kann es am Spiel seiner Muskulatur unter dem dunklen Fell erkennen. Dain ist direkt hinter seinem Vetter...dann folgt Dwalin und noch ein paar von Thorins und Dains Männern, die sie nicht kennt.
 

Im Ganzen sind sie nicht mehr als ein knappes Dutzend. Zielsicher klettern die Bergschafe mit den langen Hörnern den steilen Geröllabhang hinauf, dem die Männer folgen, offenbar haben sie die kleine Herde wilder Schafe gesichtet. Nun heißt es mit Bedacht vorgehen, um die Tiere nicht unnötig aufzuschrecken, immerhin wollen sie sie fangen und nicht töten...sie sind nicht als Jagdbeute, sondern als Reit und Lasttiere für die Zwerge der Eisenberge gedacht, denn dort gibt es solche Tiere nicht. Thorin hat es Dain versprochen, es ist somit Ehrensache, dieses gegebene Versprechen einzuhalten.
 

Aus diesem Grund sind sie hier...aber nicht nur aus diesem allein...es gibt offenbar noch einen anderen. Lyriel fängt so ungewollt Gedankengänge und damit auch Gesprächsfetzen von ihm ein, die sie normalerweise nichts angehen würden...ja die sie ansonsten nie gesehen oder gehört hätte, aber es ist gewissermaßen seine Erinnerung und er hat sie unweigerlich da mit hineingezogen. Sie hört in diesem Fall Dains angestrengtes Schnaufen als wäre sie direkt neben ihm. Sein Tier kann den unermüdlichen sowie raumgreifenden Schritten von Thorins jungem Bock kaum den Berg hinauf folgen..aber irgendwann haben sie die Gruppe ein Stück zurück gelassen, sie sind allein.
 

„Thorin warte..ich will kurz mit dir reden!“
 

Es ist tatsächlich Dain, der seinen etwas älteren Vetter mit nachdrücklichem Unterton zum Anhalten zwingt. Thorin gibt seinem Tier den Befehl zum Halt, dann lässt er es elegant wenden, um auf Dains Höhe zu gelangen. Ihre Blicke treffen sich. Thorins cobaltblaue Augen leuchten seltsam dunkel in der fahlen Düsternis des Berghangs auf....“ich weiß was du mir sagen willst Vetter.....Grêit...nicht wahr?! Ich möchte über dieses Thema nicht mit dir diskutieren...und schon gar nicht vertiefen! Ich bin nicht dumm Vetter, ich weiß wieso sie hier ist!“ Thorin verstummt, er wirkt wenig begeistert angesichts dessen was Dain ihm eben unterbreitet hat.
 

Der Hochgewachsene Zwergenkrieger mit dem hellen rötlichen Haar strafft sich kurz, er wirkt ehrlich überrascht und zugleich auch wenig amüsiert. „Ach ja ist das so..? Dann weißt du ja hoffentlich auch, was unsere Völker benötigen um sich auch in der Blutlinie endgültig für immer aneinander zu binden. Dis hat das in meinen Augen viel zu leichtfertig verspielt, aber du..du hast die einmalige Möglichkeit es wieder gut zu machen. Ich meine, wenn du meine Schwester als deine Gemahlin nimmst, ist die königliche Blutlinie gesichert....verstehst du nicht? Sie würden dir im Zweifelsfall überall hin folgen, das ist die Gelegenheit unsere Völker endlich zu vereinen!“
 

Thorin sieht Dain mit festem Blick an. „Sind wir denn nicht schon lange blutsverwandt? Ich bezweifle, ob das eine so gute Idee wäre, das selbe Blut so nahe aneinander zu binden. Ich mag Grêit, ich mochte sie schon als Kind...aber sie ist nicht meine erste Wahl, wenn ich denn eine habe!“ Der dunkelhaarige Zwerg verstummt und seufzt leise, es klingt hörbar resigniert. „Deine Wahl Thorin...hast du denn überhaupt eine? Nun ich glaube nicht! Denk nach, denk genau nach, eigentlich hast du die nicht. Ich weiß zufällig das Grêit dich mag...sie mag dich sehr Vetter und es stimmt, sie ist vom selben Blut wie du, aber genau das ist es doch, was unsere beiden Linien noch zusätzlich stärken würde. Das war im Übrigen auch ein Grund weshalb Vater uns hier her geschickt hat. Verstehst du? Ich sollte mit dir reden...ganz offen und das habe ich hiermit getan. Ich gebe dir Bedenkzeit bis wir wieder abreisen, doch dann will ich eine Entscheidung von dir...
 

...eine endgültige!“
 

Dain verstummt unwillkürlich, denn die anderen Männer schließen zu ihnen auf und das ist etwas, was sie beileibe nichts angeht...das ist gewissermaßen Familiensache. Thorins Blick folgt seinem Vetter, als er sich von ihm weg und in die Richtung der Männer dreht, die jetzt kurz hinter ihnen sind. Der junge schwarzhaarige Anführer aus den Ered Luin nickt kurz...aber dann kommt doch noch ein unerwarteter, wie kurzer Kommentar von ihm, in Richtung seines nahezu gleichaltrigen Vetters aus den Eisenbergen.
 

„So einfach ist es nicht wie du denkst, glaub mir Vetter, so leicht ist das nicht. Es gibt da seit langem eine andere Frau Dain...eine die ich liebe!“ Dain wirkt entsprechend verblüfft, doch er hat keine Gelegenheit mehr darauf etwas zu erwiedern, denn die Männer haben sie gleich eingeholt. Damit ist dieses vertrauliche Gespräch zwischen den beiden Anführern der unterschiedlichen Zwergenvölker schlagartig beendet.
 

„UND...was ist...habt ihr schon etwas entdeckt?“ Thorin hört Dwalins unwilliges Schnauben auf sich zukommen, als sein Freund nur Augenblicke später mit der übrigen Gruppe eintrifft.
 

„NEIN bisher nicht...aber wir sind ja auch noch nicht oben angelangt. Ich befürchte wir haben die Herde nur noch weiter hinauf in die abgelegenen Hänge getrieben, das wird verflucht schwer...aber wir finden sie schon!“ Thorins tiefe und angenehm melodiöse Stimme klingt überraschend zuversichtlich. Keine noch so kleine Regung in seinem Gesicht lässt auf das schließen, was sich kurz zuvor zwischen Dain und ihm abgespielt hat. Er kann sich mittlerweile meisterhaft verstellen. Eine Gabe sie ihm die Bindung zu Lyriel eingebracht und zwangsweise abverlangt hat. Sich gewissermaßen wegen ihr ständig verstellen zu müssen, sich um der Götter Willen nur nichts anmerken lassen, darin ist er inzwischen geübt wie kein anderer Mann.
 

Das weiß er..aber er nimmt es hin...im Moment wäre gewiss nicht der beste Zeitpunkt Dain zu unterbreiten, wie seine Wahl denn ausfallen würde, wenn er so könnte wie er wollte. Eine reine Wunschvorstellung nicht mehr, auch das ist ihm sonnenklar...aber es hilft alles nichts, denn Dain wird sicherlich nicht locker lassen, er ist wie ein Bluthund, der wenn er sich einmal an etwas festgebissen hat nicht mehr los lässt, auch das ist ihm bewusst.
 

Dwalin flucht indessen leise vor sich hin. „Ithriki..ich wusste es und jetzt, was jetzt?“ Kommt von ihm noch in dem Augenblick, als Thorin sich diese Gedanken durch den Kopf schiebt. Ein schmales Lächeln teilt seine Lippen unwillkürlich, ehe er dem hitzköpfigen Zwergenkrieger antwortet. „Was ist alter Freund willst du sie für uns zusammen treiben? Na dann bitte...ich lasse dir herzlich gerne den Vortritt ich bin nicht lebensmüde...du etwa? Dwalin faucht Thorin merklich säuerlich an. „Dafür bin ich hier...oder etwa nicht? Ich mach s aber nicht allein!“
 

Dwalin hört Thorin derweil leise seufzen...doch dann durchbricht die warme, in dem Fall jedoch leicht ungeduldig klingende Stimme seines Anführers die Stille die sich über die kleine Gruppe gelegt hat.
 

„Na gut dann los mach schon..ihr wartet hier, wir reiten schon vor und sehen nach, was wir vorfinden...wenn die Herde in der Nähe ist, treiben wir sie in eure Richtung...KOMM DWALIN!“ Mit diesen Worten gibt er seinem Reittier unmittelbar danach ohne irgend welche Widerworte abzuwarten die Sporen und jagt den jungen Bock in halsbrecherischem Tempo den Berghang hinauf...so dass Dwalin ihm kaum folgen kann. Schnaubend folgt Dwalins Tier seinem Anführer nach, doch es sind viele Überhänge auf dem Berghang er verliert Thorin für einige Momente aus dem Blickfeld.
 

Immer wieder verschwindet sein Anführer vor seinen Augen um an irgend einer anderen Stelle im Steilabhang über ihnen aufzutauchen...aber irgendwann sind sie kurz unter dem letzten Hang am Gipfel angelangt. Von der Herde ist allerdings keine Spur zu entdecken. So war das nicht erwartet, denn sie hatten die Tiere gesichtet, aber es lässt sich nicht ändern sie sind im Moment nicht da. Dwalin schließt irgendwann zu Thorin auf, sein Tier ist ebenso wie das seines Königs schweißgebadet und schnauft wie ein hechelnder Hund.
 

„Hier ist nichts Thorin, wir sollten besser umkehren um es den anderen Männern zu sagen." Versucht der junge Zwergenkrieger seinen Freund zur Umkehr zu überzeugen, doch Thorin hört ihm gar nicht zu. " Ich weiß aber, dass sie hier sind ich habe sie gesehen." Brummt der Zwergenkönig wie zu erwarten eigensinnig stur vor sich hin. Dwalin will ihn schon am Arm packen und rütteln, um ihn endlich zum Umdrehen zu bewegen...doch da kommt etwas auf sie zu, etwas unerwartetes...etwas sehr schnelles...und es ist alles andere als klein...
 

Dwalin reißt ungläubig die Augen auf, er kann es schier nicht fassen...
 

„THORIN KOMM SCHNELL! KOMM...DA SIND WARGE!“
 

Schreit er seinem König zutiefst entsetzt entgegen, als er erkennt um was es sich dabei handelt. Doch die Angreifer sind bereits über ihnen, es bleibt ihnen so kaum noch die Zeit vernünftig zu handeln.
 

Thorin versucht Dwalin hastig noch etwas an Befehlen entgegen zu brüllen, doch sein verängstigtes Reittier wird bereits von den fünf oder sechs riesigen grauen Gundabadwölfen abgedrängt, die eben wie aus dem Nichts über ihnen aufgetaucht sind. Der junge Schafsbock den Durins Erbe reitet, zittert am ganzen Körper, seine Flanken beben wie Espenlaub. Thorin spürt es, als er sich den Wölfen gegenüber sieht...und sie sind längst nicht allein gekommen, ihre Reiter sind Orks, sehr große Orks, mit einem seltsamen Zeichen.
 

Einem das er kennt...einem Zeichen, das ihm merkwürdig bekannt vorkommt.
 

Der junge Zwergenfürst hat spürbar Angst, er sieht sich völlig ahnungslos in eine böse Falle getappt, die wohl eigens für ihn und seine Männer aufgestellt worden ist. Dennoch versucht er es sich nicht anmerken zu lassen. Er versucht einen kühlen Kopf zu bewahren, klar zu denken, auch wenn es ihm sichtlich schwer fällt.
 

Dwalin ist derweil längst von der Überzahl der Angreifer von ihm abgedrängt worden und die übrigen Männer sind weit hinter ihm...
 

er ist allein....
 

...und dann, dann sieht er ihn kommen!
 

Thorin bleibt wie festgewurzelt stehen, er schwingt das Bein über den Hals des Tieres und steigt ab um besseren Halt unter den Beinen zu bekommen. Er weiß nur zu gut aus Erfahrung, dass eine Verteidigung mit beiden Beinen auf der Erde von weit größerer Schlagkraft seinerseits geprägt ist, als wenn er reiten würde. Auch wenn das Tier ihm damit sicherlich einen größere Wendigkeit verschaffen könnte, sind sie eindeutig in der Überzahl, es würde ihm also nichts nützen. In diesem Fall bleibt er lieber mit seinen Beinen auf dem Boden...da fühlt er sich im Kampf ohnehin wohler.
 

Mit einem behutsamen Klaps auf den Hals, fordert er das Tier somit auf von dort zu verschwinden...das lässt der verängstige Bock sich im Übrigen nicht zweimal sagen, das Tier flüchtet mit schnellen eleganten Sprüngen überraschend unangetastet von den Wargen weiter den Berg hinunter, der Gruppe der anderen Männer entgegen, während die Warge Thorin weiterhin eingekreist halten und sich als drohende Wand vor ihm aufgebaut haben.
 

Aber just in dem Moment als er aus seiner Schockstarre erwacht und endlich sein Schwert zieht, um sich zu verteidigen, teilt sich die Mauer aus Wolfsleibern und gibt die Sicht auf eine Gestalt frei, die knapp hinter ihnen auftaucht. Der graue Wolf der hinter ihnen kommt, ist gelinde ausgedrückt riesig, ein mächtiges Tier mit einem Gebiss wie Fleischerhaken.
 

Aber noch mehr entsetzt ist Thorin von seinem Reiter...er kennt ihn nicht...aber er erinnert ihn an jemanden ganz bestimmten den er kennt.
 

ER hat ganz ohne Zweifel etwas von AZOG...allein die Größe und das gleiche furchteinflößende Äußere. Das blinde Auge in der hässlich vernarbten Visage...dieser riesige Ork wirkt überraschend furchtlos und grausam....allein wie er seinen Körper vor Feinden schützt, die Platten seiner Rüstung scheinen ihm unter die bloße Haut geschoben worden. Nur allein die scharfen Spitzen am Brustharnisch ragen nach außen, wie Speere...ekelhaft...wie gleichzeitig erschreckend effektiv. Auch eine Art seine Gegner kampfunfähig zu machen, sie schlichtweg vor Angst sterben zu lassen ist somit sicherlich nicht die dümmste Idee.
 

Thorin weiß genau, dass er ihm nicht entkommen kann und so strafft er sich, versucht sich zu sammeln all seine Kraft in sich zu bündeln. Seine Angst ist in dem Moment nicht in Worte zu fassen, aber er wird nicht flüchten...nein, er wird sich dieser Gefahr stellen, koste es ihn was es wolle.
 

Er hat Azog bezwungen, er ganz allein...er bezwingt auch diesen da, wer er auch sein mag. Es ist ihm gleich....und wenn er sterben muss, so ist jetzt ein guter Zeitpunkt dafür...ihm ist jeder recht. Ob an diesem Tag oder an einem anderen, er ist längst bereit sich den Ahnen anzuschließen. Heldentaten wie seine Vorväter hat er in Azanulbizar genug vollbracht, dafür muss er sich nicht schämen, auch wenn er noch so jung ist....er hat schon zu viel vom Tod gesehen, das wäre nicht sein erstes mal...fürwahr längst nicht das erste mal!

ungeahnte Kräfte

Lyriel entkommt ein entsetztes Keuchen, als sie noch einmal zwanghaft durch seine Augen mitansehen muss, welcher fürchterlichen Übermacht er sich auf dem Berg dort oben gegenüber sieht. Er ist trotzdem geblieben, obwohl er große Angst hatte...obwohl der Impuls zu flüchten nahezu übermächtig in ihm gewesen sein muss.
 

Die Halbelfe weiß nicht, was Thorin bevor er in die Ered Luin kam an Schrecklichem durchlebt hat. Sie weiß nichts von dem blutigen Zusammenstoß mit Azog dem Schänder, den Thorin am Schattenbachtor geradeso und nur unter größter Mühe zurückschlagen konnte. Von dem er annehmen musste, er sei tödlich von ihm geschlagen worden. Azog der seiner Sippe den Tod geschworen hat, der alle Erben Durins auslöschen will, wo er ihrer nur habhaft werden kann. Der seinen Sohn Bolg dazu auserkoren hat, sie alle zu finden und gnadenlos zu vernichten.
 

Sie weiß so wenig wie er, dass der Schänder seiner Linie ewige Rache und deren absolute Vernichtung geschworen hat.
 

Aber sie ahnt es, sie spürt etwas....intuitiv sieht sie es. Das zweite Gesicht, ihre sensiblen Kanäle lassen sie es sehen. Die Urkräfte ihres unsterblichen Volkes, die ihr als Heilkundigen andere Dimensionen eröffnen können...lassen sie es spüren. Der widerwärtige Gestank des Bösen liegt über seinem Lager, wie der faulige Atem modriger verwesender Sümpfe. Der unbändige Hass, mit dem dieser Ork sich auf den Zwerg gestürzt hat, ist alles verschlingend und vernichtend. Ein Wunder, dass er noch so glimpflich davongekommen ist...ja es grenzt wirklich an ein Wunder. Sie richtet sich auf, ihr Blick ist weit fort in s Leere gerichtet. Noch immer sieht sie die Bilder in seinem Kopf, die er sieht. Ihre Hände krampfen sich schmerzhaft zusammen, sie spürt es just im selben Augenblick.
 

Thorin rüstet sich innerlich zum Kampf....vielleicht zu seinem Letzten...
 

Beide stämmigen Beine des jungen Zwergenkriegers graben sich standhaft in den festen Untergrund, es tut gut die Felsen unter sich zu spüren...sie geben ihm Stärke und Zuversicht. Das Schwert und dessen vertrautes Gewicht vermitteln ihm zusätzlich Kraft und Beständigkeit...die Tugenden die außer Mut zu den Wichtigsten ein seinem Leben zählen. Er wird daher nicht aufgeben und wenn es ihn hier und jetzt das Leben kosten sollte. Der Ork strafft sich sichtbar...witternd geifernd, sich seiner wehrhaften Beute schon ziemlich sicher, kommt er näher. Das hässliche Tier auf dem er reitet wirkt merklich angespannt. Thorin sieht es am Spiel seiner kräftigen Muskulatur unter dem Fell. Das wird gewiss nicht leicht werden, das weiß er.
 

Reiter und Warg voneinander zu trennen, ist eine schier unlösbare Aufgabe. Der Zwerg strafft sich ebenfalls, er sieht sich kurz um, versucht so die prekäre Situation besser abzuschätzen, in der er sich momentan gefangen sieht. Er ist noch immer allein, die anderen seiner Männer zu weit fort oder von der übrigen Meute abgedrängt, er weiß es nicht. Thorin sammelt sich, er hört seinen Atem stoßweise kommen, der ihm vom kalten Bergwind direkt von den Lippen gerissen wird.
 

Durins Erbe versucht seine letzten Kräfte in sich zu bündeln, ehe der unvermeidliche Angriff des riesenhaften Orks auf ihn erfolgen wird...und dann taucht irgendwo Dwalins vertraute Stimme unerwartet in der Ferne auf, er hört ihn. Thorins lauter Schrei der seinem besten Krieger gilt, ist nichts weniger als ein Befehl, doch er ist sich dabei ziemlich sicher, dass er ungehört mit dem rauen Wind verklingt.
 

„Bleib wo du bist...Dwalin...komm nicht näher...flieht....wenn ihr könnt! Bring Dain in Sicherheit...hast du gehört? Bring ihn weg von hier..schnell...schnell!“ Weiter kommt er nicht mehr, denn der bleiche Ork stellt sich ihm gewiss nicht grundlos in den Weg. Verhindert er damit doch erfolgreich jegliche Möglichkeit mit Dwalin oder seinen Männern zu kommunizieren oder ihnen auch nur im Entferntesten irgendwelche Anweisungen zu erteilen. Damit ist der Zwerg gänzlich auf sich allein gestellt....ein Umstand auf den der riesenhafte Ork zweifellos spekuliert hat, der ihn auslöschen will.
 

„Ifridî bekâr...Khazad ai-menu....Khayamu! Du und deine schmutzige Sippschaft hat mich am Schattenbachtor Großvater und Bruder gekostet..geh..geh zurück in das dreckige Schattenloch aus dem du gekrochen bist, bevor ich nachhelfe und dich dorthin zurück schicke....horkar Ruhks! Du und deine ganze stinkende Bande von Azogs Brut..ich fürchte mich nicht, sieh hier stehe ich! Komm her wenn du mich haben willst, hier bin ich!"
 

Droht Thorin dem Wargreiter nur einen Augenblick später mit dem Mut der Verzweiflung in den Augen...als er keinen weiteren Ausweg aus der Auseinandersetzung mit dem ihm übermächtigen Gegner sieht. Aber zu seinem grenzenlosen Erstaunen springt der Ork plötzlich unverhofft von seinem riesenhaften grauen Gundabadwolf ab und schickt das Tier mit einer rüden Geste außerhalb der Reichweite der Kampf gestählten messerscharfen Zwergenklinge. Offenbar will der Ork einen Kampf Mann gegen Mann. Nichts leichter als das.
 

Thorin ist gefasst...er macht sich bereit um zuzuschlagen, seine Muskeln spannen sich unter dem leichten Harnisch den er trägt. Er war nicht auf Kampf eingestellt, so hat er nur eine leichte Rüstung angelegt, die ihm jetzt aber zum Vorteil gereicht. Ist er damit doch ungleich schneller und wendiger als der schwerfällige Ork, es dürfte seinem Gegner schwer fallen ihn so leicht zu überwinden, muss er ihn doch erst einmal zu fassen bekommen. Vielleicht kann er ihn ja mit einer Hinhaltetechnik täuschen und so doch noch entkommen.
 

Der junge Bock ist sicher noch in seiner Nähe, wenn er ihn erreichen könnte, dann gäbe es eine reelle Chance. Das Tier ist wendig und äußerst schnell...es kann die Klippen erklimmen, die der wesentlich schwerere Wolf niemals schaffen kann. Es wäre eine Möglichkeit ihm zu entkommen....ja durchaus eine Möglichkeit...
 

Thorin wägt seine Chancen ab...doch indem setzt der Ork unverhofft, wie nicht gänzlich unerwartet zum Angriff an. Bisher ist von seiner Seite aus kein Ton gefallen, doch jetzt schält sich ein rauer wüster Schrei aus dessen Kehle, mit dem er zum Angriff auf den ihm deutlich unterlegenen Zwerg ansetzt. Thorin hält überrascht inne, denn der Ork ist schneller als er angenommen hat, wesentlich schneller. Bereits Bruchteile von Sekunden danach ist der Angreifer über ihm..der Schlag den Thorin gerade noch so parieren kann, drängt ihn zurück.
 

Die gnadenlose Wucht lässt den jungen Zwergenkrieger wanken...schiebt ihn weiter über die Schnee vereisten Felsen unbarmherzig auf die Felsenkante in Richtung des Abgrundes zu. Dem Zwerg gelingt es gerade noch so, unter der gut ausgeführten Finte abzutauchen und auszuweichen, um nicht doch über den steilen Abgrund gedrängt zu werden.
 

Heftig keuchend klammert Thorin sich an seine Klinge, ein stechender Schmerz durchströmt seinen ganzen Körper der Schwertarm der den mächtigen Schlag abgefangen hat ist gebrochen worden. Ihm wird kurz schwarz vor Augen, aber der Ork gönnt ihm nicht eine noch so kleine Verschnaufpause. Abermals attackiert er den jungen Zwerg erbarmungslos und wieder attackiert er zielgerichtet den selben, bereits geschwächten Arm seines Gegners. Thorin wechselt hastig die Klinge weiß aber, dass seine linke Hand längst nicht so im Kampf geübt ist wie seine Rechte. Er sieht sich eilig nach einer raschen Fluchtmöglichkeit um, aber es gibt keine.
 

Die Felsenkante ist gewissermaßen eine Sackgasse...da geht es nur über einen einzigen Weg runter und zwar abwärts. Bolg drängt ihn ab. Thorin versucht ihm auszuweichen unter seinen gekonnt gesetzten Finten hindurch zu tauchen, um einen Weg zur Flucht zu finden...und wieder verfehlt der schwere Zweihänder des Orks Thorin nur um Millimeter. Der Zwerg spürt wie das Eisen haarscharf an seinem Brustharnisch entlang schrammt und ihn beinahe erwischt...hastig springt er zurück um ihm zu entgehen.
 

Dabei achtet er für einen Moment nicht auf die Bodenbeschaffenheit...der junge Mann gerät unglücklich ins Straucheln und stürzt. Der entsetzte Schrei bleibt ihm jeh in der Kehle stecken...als er über den Abgrund gerät und sich mit letzter Kraft versucht an der rissigen Kante abzufangen um seinem Schicksal zu trotzen. Doch die Hand rutscht auf dem eisigen Untergrund ab und er stürzt unhaltsam weiter in die Tiefe.
 

Die Wucht des folgenden Aufpralls ist so heftig, dass er sofort bewusstlos ist....danach weiß ER nichts mehr....
 

Lyriel weiß nicht, dass dabei wie durch Zufall oder aber auch durch Glück ein Felsvorsprung von etwas mehr als zehn Meter unter der eigentlichen Absturzkante Thorins freien Fall aufgefangen und abgemildert hat. Dennoch hat er dadurch schwerste innere, wie äußerliche Verletzungen davon getragen. Er weiß nicht mehr, dass ausgerechnet Dwalin und Dain ihn gerettet haben. Dass der junge Bock als Einziger zum waghalsigen Sprung in die Tiefe dieses Felsvorsprunges bereit war, um seinem Herrn das Leben zu retten. Wäre dieses außergewöhnlich mutige Tier nicht gewesen, hätten sie ihn niemals von dort bergen können...um anschließend mit ihm zu fliehen.
 

Lyriel sieht nicht, wie Dwalin ihn behutsam zu sich auf sein Reittier nimmt, um ihn auf schnellstem Wege ins Tal zu schaffen, sie weiß auch nicht, was sie diesem braven Tier schuldet, das ihn gerettet hat...und nicht nur ihm allein. Da ist auch noch der bemerkenswerte Mut seiner Männer, die es trotz widrigster Umstände geschafft haben den Orks zu trotzen, um ihn lebend zurück zu bringen....zu ihr und seiner Familie.
 

Aber irgendwann nimmt sie doch das leise gequälte Stöhnen aus seiner Kehle wahr, das ihr verrät dass er gerade noch so am Leben ist. Die Heilerin fährt hastig als hätte sie eben einen Hieb erhalten von seinem Lager zurück, dieses leise gequälte Stöhnen aus seiner Kehle lässt sie schlagartig in die Realität zurück kehren.
 

Heiße Tränen rinnen über ihre Wangen, sie hat nicht gewusst, was er durchgemacht hat, was er einst verloren hat, nachdem Smaug gekommen ist. Dass er Bruder und Großvater bei den Minen von Moria verloren hat, war ihr nicht bewusst. Ohne es zu bemerken beugt sie sich vor, ihre Hände legen sich sanft auf seine Stirn. Sie streicht ihm abermals zärtlich über das vom Fieber verschwitzte Haar, wie um ihn zu trösten. Thorin ist in diesem Augenblick so weit fort von ihr. Sein Geist weilt beinahe schon in den Hallen der Ahnen. Wenn es ihr nicht gelingt ihn zurück zu bringen, wird er niemals wieder aufwachen.
 

Das darf nicht geschehen, egal was es sie kosten wird...sie wird den Mann, den sie liebt nicht sterben lassen.
 

Spontan und ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein, beugt sie sich erneut vor um ihn zu berühren, ihre kühlen Lippen berühren seine im Fieber glühende Stirn....sie zittern...der Impuls kommt einem Blitzschlag gleich. Sie fühlt sich sofort von der Finsternis in seinem Inneren gefangen genommen und überwältigt. Hastig versucht sie sich davon zu lösen. Lyriel hört ihn leise stöhnen, als sie aus seinem Geist auftaucht wie aus tiefem dunklen Fluten...fortgerissen wie von einem Malstrom. Ihre Atmung geht schnell und schwer. Angst lähmt, das weiß sie und so versucht sie sie abzuschütteln...aber es gelingt ihr nur bedingt.
 

„Thorin...THORIN...hör mich...BITTE...komm zurück zu mir! Geh nicht...bitte..geh nicht fort. Lass mich nicht allein zurück!“
 

Ihr entsetztes Flüstern durchdringt die lähmende Stille, die sie umgibt. Sie weiß jetzt was sie zu tun hat...es ist schlimmer als bei Kili, viel schlimmer. Sie nimmt seine Hand in ihre, versucht sich zu sammeln, die ruhige Kraft in sich selbst ins Zentrum zu bringen, um die heilige Gabe ihres Volkes zu rufen. Leise Worte dringen wie Beschwörungsformeln von ihren bebenden Lippen...
 

„Heruin Varda..lye Elbereth...lasta rya taura Valaina....lasta nin...inye nalla...anta annin ye aina Vië...yaru ya úmea mi óse!“*
 

„Herrin Varda, du Elbereth...hört ihr mächtigen göttlichen...hört mich...ich (rufe euch an) schenkt mir die heilige Kraft...vernichtet (zerstört) das Böse in ihm!“*
 

….und dann...dann taucht ihr Körper in gleißendes Licht ein.
 

Hitze durchflutet sie, das in reinstem kristallinen Licht mündet...dem heiligen Licht der Eldar. Geblendet muss sie die Augen schließen...selbst sie...die es gänzlich durchdringt. Ist der Prozess einmal angestoßen, kann ihn nichts mehr rückgängig machen. Jetzt muss sie allein ihren Fähigkeiten vertrauen. Ihr leiser monotoner Singsang aus elbischen Worten kommt ungerufen auf ihre Lippen, die Formeln sind uralt, weit älter als sie zurück denken kann. Sie stammen aus einer Zeit in der noch die Altvorderen in Arda durch lichte Wälder wandelten...mächtig und weise. Das gleißende Licht scheint sie gänzlich zu durchdringen und als sie ihre Handflächen wie suchend über seinen zerschundenen Körper gleiten lässt, ist es als durchdränge es ihn in warmer Geborgenheit.
 

Sie erspüren zerfetzte Haut, gebrochene Knochen, durchtrennte Sehnen...um wieder zusammen zu fügen, was zusammen gehört, um es in die Einheit zu bringen, die sie vor kurzem noch gewesen ist. Ihr Körper schüttelt sich wie unter starken Krämpfen, die Heilerin geht weit hinunter tiefer als jemals zuvor. Es kostet sie alles an ihrer körperlichen, wie geistigen Kraft um ihn zu retten...um ihn zurück ins Leben zu holen. Aber das ist das Opfer, das sie nur zu gerne bringt, um ihrem Liebsten das Leben zu erhalten.
 

Und so beginnen unter ihren sanften Fingern tatsächlich zerrissene Sehnen zu heilen, gebrochene Knochen fügen sich an den ihnen vorgesehenen Stellen richtig zusammen und innere Blutungen klingen langsam ab. Throins auf diese Weise wiedererwecktes Herz beginnt wütend zu schlagen, als er mit eisernem Willen gegen den greifbar nahen Tod kämpft. Sein starker Überlebenswille hat ihn schon einmal gerettet, er wird es wieder tun...
 

Sie hat es geschafft, sie hat ihre Arbeit getan...ihr Teil ist erfüllt, jetzt kann nur noch das Schicksal allein entscheiden, ob er leben oder sterben soll.
 

Die elbenblütige Heilerin beugt sich kurz vor, direkt über ihn. Sie spürt seinen schwachen Atem auf ihren Lippen so nahe ist sie ihm. Sie denkt nicht...sie tut einfach nur das, was sie in dem Moment für wichtig erachtet. Diesmal nicht...diesmal lässt sie es einfach nur geschehen. Es ist ein äußerst merkwürdiges Gefühl, das sie überströmt, als sie ihre Lippen für einen Augenblick zart auf seine drückt. Der Impuls ihn zu küssen ist übermächtig, nahezu wie ein Zwang. Ihre Fingerspitzen ziehen dabei eine sanfte Spur an seiner Gesichtskontur entlang...sie liebt sein sein schönes männlich markantes Gesichtsprofil so sehr.
 

Lyriel seufzt leise, sie kann sich gar nicht vorstellen, es vielleicht nie mehr wieder zu sehen...ihn nie wieder berühren zu dürfen. Seinen Geruch und diesen unvergleichlichen Geschmack seiner Lippen nie wieder zu schmecken. Es bricht ihr innerlich das Herz....aber sie wird es akzeptieren, wenn es so kommt, wie sie es erwartet. Wenn er überlebt, ja wenn er dieses Desaster überleben sollte...was sie natürlich inständig hofft.
 

Sie weiß jetzt zwar, dass er Grêit nicht liebt, so wie sie es eigentlich angenommen hatte. Gut aber das muss noch lange nichts heißen. Es sind auch schon Verbindungen unter verschiedenen Herrscherlinien für wesentlich weniger geschlossen worden, als bei dieser hier auf dem Spiel steht....das weiß sie, nur zu gut weiß sie das.
 

Langsam richtet sich die Halbelbin auf sie muss stark sein..stark für zwei. Der Schwächeanfall kommt wie aus dem Nichts über sie. Mit einem verwirrten Keuchen bemerkt sie noch, wie ihre Beine weg knicken...sie muss sich am Bettpfosten festhalten, um nicht zu stürzen. Ihr Atem geht schnell und unregelmäßig rasselnd....es war zu viel für sie, ganz eindeutig. Sie hat viel zu viel ihrer Kraft verbraucht. Die rothaarige Frau merkt noch mit Entsetzen, wie ihr schwarz vor den Augen wird...dann ist da nichts mehr. Sie stürzt..stürzt hinab ins Bodenlose, der schneidende Schmerz der dabei ihre Körpermitte zerreißt, ist der Preis den sie zahlen muss IHN weiter am Leben gehalten zu haben.
 

Ein viel zu hoher Preis und ob sie dadurch ihr Kind verliert, steht in den Sternen geschrieben.
 

„Dummes Mädchen was macht ihr denn....einfach so zu fallen, wer hat euch das denn erlaubt?“
 

Die sanfte beinahe nachsichtige tiefe Stimme, die das sagt hört sie nicht mehr, als sie die junge Frau wie als ob es das Schicksal so wollte, gerade noch in ihrer tiefen Bewusstlosigkeit auffangen kann, ehe sie haltlos zu Boden fällt. Dankbarkeit liegt darin....und eine ungewohnte Wärme. ER weiß sehr wohl, dass sie alles getan hat um seinem Freund davor zu bewahren die Hallen seiner Ahnen zu betreten. Dwalin der wie durch Zufall gerade zum rechten Zeitpunkt nachsehen wollte, ob alles in Ordnung ist und wie sie voran kommt...ist damit ihr ungewollter Retter in der Not.
 

Er hievt sich die bewusstlose Frau mit einem etwas unwilligen Grollen auf die Arme, ehe er sie entschlossen zurecht rückt, um sie sofort danach hinaus aus Thorins Kammer zu Dis zu bringen, die wie alle anderen Zwerge geduldig draußen gewatet hat. Er wirkt sichtlich verlegen, als er mit seiner ungewöhnlichen Last auf den Armen vor die Zimmertüre tritt und sich alle Augen damit sofort auf ihn richten.
 

„Ich..ich kann nichts dafür...ehrlich es ist nicht meine Schuld! Dis..hilf mir...sie ist einfach umgekippt, das dumme Ding. Gewissermaßen einfach so wie aus dem Nichts heraus. Sie hat mich nur kurz angesehen und bums da lag sie schon.“ Setzt er unangenehm berührt an, man merkt ihm seine Unsicherheit dabei deutlich an. Als Throins Schwester jedoch blitzartig begreift, was vorgefallen sein muss, handelt sie überraschend schnell und routiniert.
 

„Dwalin komm, komm schon...steh nicht rum und halt noch länger Maulaffenfeil! Bring sie in mein Zimmer....schnell jetzt! Ich werde mich um sie kümmern. Sie hat sich offenbar viel zu sehr verausgabt. Shazra...ich habe es fast geahnt. Das kann sie im schlimmsten Fall das Kind kosten. Hoffen wir, dass sie nicht so leichtsinnig gewesen ist. Bei Mahal...hoffentlich kann ich es verhindern. Betet...dass sie jetzt keine Wehen bekommt, das wäre viel zu früh....viel zu früh.“
 

Dain der ebenso wie Grêit noch am selben Fleck vor der Türe ausgeharrt hat, um nur ja nichts wichtiges zu verpassen, fährt augenblicklich unangenehm berührt hoch und sagt wie üblich direkt was er denkt. „Was äh wie war das...das Kind? Habe ich da gerade eben richtig gehört? Sie ist guter Hoffnung? Wer um des Himmels Willen lässt denn eine schwangere Frau so etwas tun wie das? Habt ihr keinen anderen Heilkundigen?“
 

Dis fährt augenblicklich mit zornesfinsterer Mine herum und ihren Verwandten aus den Eisenbergen unwirsch und abweisend an.
 

„Liebster Vetter Dain das weiß ich selbst, ich bin ja nicht dumm. Aber SIE ist leider nun mal die Einzige im Dorf die es tun konnte..verstehst du mich? Die Einzige, weil sie nun mal die Heilerin ist, eine andere haben wir leider nicht! Lyriel würde wahrhaftig alles tun, um ihn am Leben zu halten...alles...weil...weil...! Ach was ist jetzt ja auch vollkommen irrelevant. Steht nicht albern in der Gegend rum sondern helft mir lieber...ich will zusehen was ich für sie tun kann!“
 

Dain sieht Dis mit einem merkwürdig hasserfüllten Gesichtsausdruck an, dann öffnet er abermals gewohnheitsmäßig unverblümt den Mund, doch das was er dann sagt, gefällt nicht nur Dis nicht besonders, auch seine Schwester dürfte davon nicht sehr begeistert sein.
 

„WEIL...WAS...DIS? Du hast den Satz von eben nicht vervollständigt...sag jetzt nur noch, weil SIE ihn liebt? Ist SIE etwa die Frau von der er gesprochen hat?“
 

Grêits hübsches Gesicht wird augenblicklich aschfahl. „Du..du hast ihn gefragt? Dain ernsthaft, sag s mir, hast du ihn deswegen etwa schon zur Rede gestellt?“
 

Fährt aus der jungen brünetten Zwergin mit dem unübersehbaren Rotstich im Haar überrascht und zutiefst gekränkt zugleich heraus. Dain nickt jedoch nur knapp, wobei er eine wegwerfende Handgeste macht. „Ja hab ich...auf dem Berg, ich wollte es genau wissen. Warum noch länger um den heißen Brei herum reden, du weißt doch so gut wie ich, warum du hier bist Schwester? DU wolltest ihn doch haben oder etwa nicht? Tja aber leider muss ich dir sagen, dass es bereits eine andere Frau in seinem Herzen gibt. Er hat es mir dort oben selbst gesagt...und langsam beginne ich auch zu begreifen, welche das sein muss. Und ich würde glatt die Hand dafür ins Feuer legen, dass dieses Kind unter ihrem Herzen seines ist...oder Dis...hab ich nicht recht?
 

Das Elbenblut ist es. Ithriki ich weiß es, ich fühle es. Thorin hat diesen Bankert gezeugt...mit ihr! Oder ist dem etwa nicht so?
 

DIS...sag es mir...ich will es wissen...JETZT...auf der Stelle!“

Dis

„GEH MIR AUS DEM WEG....DAIN! NICHT JETZT! SIEHST DU NICHT, DASS DIES IM AUGENBLICK VOLLKOMMEN FEHL AM PLATZ IST?”
 

Fährt Dis ihren älteren Vetter wie zu erwarten zornentbrannt an, als der es wagt ihr tatsächlich den Weg verstellen zu wollen, um eine Antwort von ihr zu erzwingen.
 

Was schert Dis die Annahme von Dain, auch wenn er mittlerweile die richtigen Schlüsse gezogen hat? Sie hat im Moment ganz andere Probleme zu lösen.
 

“WEG DA...JARGH* (Trottel*)! GIB DEN WEG FREI ODER ICH ZWINGE DICH NOTFALLS DAZU!”
 

Dwalin schiebt ihn mit einer unmissverständlich, nachdrücklichen Geste auf die Seite. Allein seine unverwechselbare tiefe Stimme und der hörbar gefährliche Unterton darin, lässt Dain heftig zusammen zucken. Er versteht absolut nicht, wieso sie alle so krampfhaft darum bemüht sind, dieses elbenblütige Hexenweib weiter am Leben zu halten? Wozu denn, sie hat doch keinen Wert, der sich lohnen würde? Selbst wenn sie seine Verwandte ist, so ist sie doch nichts weiter als eine Abtrünnige....ein ungeliebtes Bastardkind.
 

Ein schlimmer Fehler seines Großvaters und nicht mehr! Einer, der längst vom Erdboden hätte getilgt werden müssen....also um sie ist es sicher nicht schade, Dis soll sie doch sterben lassen, zusammen mit ihrem ungeborenen Bankert...dessen Vater den selben Fehler offenbar noch einmal begangen hat, wie einst einer seiner Vorfahren. Die gewissermaßen leider auch die selben wie seine sind, wie Dain in dem Moment äußerst schmerzlich feststellen muss.
 

Doch Dis achtet weder auf ihn und seine verwerflichen Gedankengänge, noch auf Grêit oder Dwalin, denn sie sieht mit wachsendem Entsetzen, dass ihre schlimmste Befürchtung sich bewahrheitet. Die Heilerin hat offenbar Wehen bekommen, wie sie es schon geahnt hat. Die junge Zwergin sieht es und erschrickt sich zu tode, denn sie weiß, was das bedeuten kann.
 

“Fili?.......FILI!”
 

Ihre klare Stimme klingt ruhig, aber mit Nachdruck durch das ganze Haus. Sekunden später ist ihr ältester Sohn bereits da, geradewegs wie aus dem Nichts aufgetaucht. Dis sieht in kommen, hält sich aber nicht lange mit irgendwelchen unnützen Vorreden auf. “GEH...geh, sieh nach deinem Onkel und ruf mich sofort, sobald sich sein Zustand verschlechtern sollte! Ach noch etwas, kühl ihm die Stirn mit Wasser, vor allem dann, wenn das Fieber wieder ansteigen sollte. Sein Zustand ist momentan stabil aber trotzdem ist er noch längst nicht über den Berg fürchte ich. Sie hat getan was sie konnte...alles andere, liegt jetzt in der Hand der allmächtigen Götter!”
 

Fili sieht seine Mutter derweil wie vom Blitz getroffen an. “Aber....aber Amad...was..ich?” Stottert der junge Zwerg mit den schönen veilchenblauen Augen erschrocken, wobei in ihnen deutlich große Angst und Verunsicherung geschrieben steht.
 

Doch Dis hat kein Erbarmen mit ihrem halbwüchsigen Sohn, der bald erwachsen sein wird. Du bist jetzt der älteste Mann im Haus und du wirst dich dieser Aufgabe und Verantwortung als würdig erweisen und stellen. Ich erwarte, dass du das tust, was ich dir gesagt habe. Fili..hab keine Angst...es..es geht ihm etwas besser. Ich bin sicher, dass dein Onkel Thorin bei dir in den besten Händen ist. Ich vertraue dir mein Sohn...so und jetzt geh..geh..los..los....worauf wartest du noch?!”
 

Fili schluckt heftig...”aber Mutter und..und du?” Stottert er im Anschluss daran leise drauf los, wobei er jedoch tatsächlich Anstalten macht das zu tun, was sie ihm aufgetragen hat. Dis lächelt kurz. “Ich habe etwas anderes zu tun, etwas das leider keinen Aufschub duldet. GRÊIT...komm ich brauch deine Hilfe! Ich fürchte bei der Heilerin haben die Wehen eingesetzt. Es ist dafür noch viel zu früh, wenn dieses Kind jetzt auf die Welt kommen will, wird es das wahrscheinlich nicht überleben. Das muss ich verhindern um jeden Preis....und DU wirst mir dabei helfen. Als steh nicht rum und halt weiter Maulaffenfeil, sie hat ihn am Leben gehalten. Du bist ihr also etwas schuldig und wenn du meinen Bruder liebst oder du auch nur den gringsten Funken an Gefühl für ihn besitzt, wirst du das jetzt tun und zwar ohne es weiter zu hinterfragen, hast du mich verstanden?”
 

Mit diesen mehr als eindeutigen Worten und noch ohne Grêits Antwort abzuwarten, rauscht die resolute Zwergin mit dem tiefschwarzen Haarschopf an ihrer etwas jüngeren Cousine vorbei und weist Dwalin, der die bewusstlose Heilerin noch immer in beiden Armen trägt, somit zwangsläufig den Weg. Der Zwergenkrieger folgt ihr zur Abwechslung hochkonzentriert schweigend, aber mit einem grimmigen Lächeln auf den Lippen nach, bis sie in Dis kleiner Kammer angelangt sind. Lyriel hat das Bewusstsein wie erwartet nicht zurück erlangt...er hört sie aber leise stöhnen, wobei sich ihr gesamter Körper wie unter schweren Krämpfen schüttelt. Dwalin spürt es...kalter Schweiß steht ihr auf der Stirn, die Lage scheint ernst zu sein, ernster als er zunächst gedacht hat.
 

“DIS...du musst dich beeilen, ich glaube es geht ihr schlechter.” Macht Dwalin, Thorins Schwester mit alarmierend drängendem Unterton darauf aufmerksam. Dis reagiert nicht..sie geht ungerührt weiter, bis zu ihrem Lager, das mit sauberen weißen Laken und einer schönen konblumenblauen Überdecke bezogen ist.
 

“Ich weiß, leg sie hier ab und dann geh Dwalin. Danke für deine Hilfe. Aber ab hier muss es ohne die Hilfe eines Mannes gehen, das ist jetzt allein Frauensache!”
 

Dwalin nickt knapp, während er die bewusstlose Frau behutsam auf das weiche Lager bettet und sich anschließend wieder aufrichtet, woraufhin sich fast sofort danach ein merkwürdig unbeholfenes Lächeln über sein Gesicht zieht.
 

“DIS du schaffst das, ich glaube fest an dich. Sie wird es nicht verlieren...und...und...Thorin...er lebt...das ist mehr, als wir uns an Hoffnung überhaupt leisten dürfen. Ich...ach du weißt schon....” er bricht ab, wobei er schwach und sichtlich verlegen mit den Schultern zuckt.
 

Dis nickt ebenfalls kurz, aber es wirkt abwesend. “Du hast recht...so und jetzt geh...bitte...ich möchte gerne anfangen.” Entgegnet sie ihm einen Moment später müde und merklich angespannt.
 

Dwalin strafft sich abermals hastig. “Ähhh natürlich...ganz wie du willst Dis.” Mit diesen Worten tritt er umgehend den Rückzug an, wobei er zufällig noch zu Ohren bekommt, wie Dis die jüngere Zwergin mit dem eigentümlich rötlichen Haarschopf in den verschiedenen Aufgaben unterweist, die sie tun soll.
 

“Grêit sieh nach, dass sie es möglichst bequem hat. Hilf ihr...lös die Fibeln und streif ihr den Kittel ab...es...es soll möglichst keine Spannung auf ihren Körper wirken vor allem nicht auf ihren Bauch ach und noch was, schüttle ihr die Kissen auf...und wenn es geht zieh ihr einfach alles aus was möglich ist, ich komme gleich wieder! Ich will sehen, was ich an Kräutern finden kann um die Wehen zu stoppen und bete zu den Göttern, dass es dafür noch nicht zu spät ist!”
 

Mit diesen überdeutlichen Worten schiebt sich nur Sekunden später nach Dwalin auch Dis aus dem kleinen Raum, um schnellen Schrittes in Richtung der gemütlichen Wohnküche ihres Hauses zu verschwinden, in der sie die Kräuter, die sie sucht, gelagert haben muss. Dis ist keine Hebamme aber sie hat selbst zwei Kinder geboren und als Frau weiß sie natürlich bestens darüber Bescheid, wie in solchen Situationen zu verfahren ist. Sie hätte im Übrigen auch gewusst, wie und mit welchem Mittel, die Heilerin ihre Schwangerschaft rechtzeitig hätte unterbrechen können, wenn sie es denn gewollt hätte. Aber inzwischen ist sich Dis darüber völlig im Klaren, dass Lyriel dieses Kind unbedingt haben will, dessen Vater zweifelsfrei ihr eigener Bruder ist.
 

Hastig stürzt die junge Mutter wenige Augenblicke danach in die Küche hinein, wo Kili und Dwalin inzwischen ebenfalls gemeinsam aufgetaucht sind. Doch sie achtet zunächst nicht im Geringsten auf die beiden. Rasch geht sie in die Speisekammer und beginnt geräuschvoll damit, alles mögliche an Sachen durcheinander zu räumen. Allerlei irdene Töpfe, gläserne Fläschchen und Ledersäckchen in verschiedenen Größen, sowie sauberen weißen Leinenstoff befördert die Zwergin dabei nur ein paar Minuten später mit äußerst geschickten Händen und einen merklich erleichterten sowie gekonnten Pfiff zu Tage, der Dwalin überrascht aufmerken lässt. Doch das ignoriert Dis geflissentlich, allerdings kommt im Zuge dessen auch ihr jüngster Sohn nicht ganz ohne eine Aufgabe von ihr davon. Eine, die sie ihm sogleich kund tut.
 

“Kili ich brauche heißes Wasser für einen Tee und Aufgüsse. Soviel als nur möglich...also sieh bitte nach ob noch welches auf dem Feuer ist!” Fährt Dis Kili damit leise aber entschlossen an, ohne sich auch nur im Entferntesten nach ihrem Sohn umzusehen. Der dunkelhaarige Junge kann ihre Stirn sehen, die merklich gerunzelt ist und er erkennt daran sofort, ohne dass sie etwas sagen müsste, wie angespannt und aufgewühlt seine Mutter im Augenblick ist. Ihr Gesichtsaudruck verrät es ihm, ohne dass sie es ihm sagen müsste. Kili der seine Mutter schon aus dem Grund nicht entäuschen will, reagiert sofort entsprechend.
 

“Ja Amad, natürlich das mache ich...warte ich sehe nach!” Erfolgt die Antwort darauf so gewissenhaft und vollkommen ruhig, ohne ihre Anweisung auch nur im Ansatz in Frage zu stellen. Indem kommt Dis aus der Speisekammer mit diversen Krügen und einem kleinen tönernen Schälchen zurück, in das sie verschiedene Kräter hinein gegeben hat, deren wohlriechender Duft angenehm erfrischend durch die gesamte Küche strömt und die Sinne schärft, was wohl vordringlich an dem Athelas liegen muss, das sie der Mischung beigefügt hat.
 

Der Junge riecht es sofort, obwohl sie nichts gesagt hat. Nichts kennt er so gut, wie den vertrauten Geruch dieses seltenen und hochwirksamen Heilkrautes, zu oft hat er es selbst schon am eigenen Leib erproben dürfen. Zu oft hat es ihm helfen müssen, wenn er wieder irgendwelche Dummheiten begangen hat und auch die Heilerin kennt es, sie hat es bei ihm schon verwenden müssen, er hat es nicht vergessen. Der junge Zwerg mit dem dunklen Haarschopf reißt sich zusammen, versucht seine Gedanken auf das wesentliche zu konzentrieren, doch da reißt ihn die scharfe drängende Stimme seiner Mutter auch schon aus seinen wirren Gedankengängen heraus...
 

“KILI...träumst du? Kili..das heiße Wasser!” Faucht sie einen Tick ungeduldiger, als er nicht sofort reagiert, wobei sowohl Dwalin als auch Kili sehen können, was für ein riesiges Durcheinander sie in der Speisekammer hinterlassen hat, um das zu finden was sich nun in den diversen Behältnissen befindet. Neugierig reckt der ältere Zwerg mit dem wilden graubraunen Haarschopf den Hals um genauer zu betrachten, was Dis da so alles an wilden Kräutlein zusammen gemischt hat.
 

“Dis was ist das alles...was hast du da?” Mischt sich Dwalin plötzlich hörbar interessiert ein.
 

“Gänsefingerkraut, Schneeballbaum, Kalanchoe und Athelas....und jetzt hör auf mich zu fragen...du kennst die Wirkung oder etwa nicht?" Dis sieht den jungen Zwergenkrieger durchdringend an. Dwalin schluckt hart, er wirkt etwas peinlich berührt. “Ähh ja sicher...Frauen...verwenden sie zumeist...ich ähh weiß nicht wofür?” Er bricht ab..die Verunsicherung steht ihm auf die für sein junges Alter schon tief eingegrabenen markanten Gesichtszüge geschrieben. "Mehr musst du auch nicht wissen DU bist ja keine Frau und schwanger bist du auch nicht, also geh mir aus dem Weg und lass mich meine Arbeit tun Dwalin!”
 

Der Zwerg wird rot und schluckt.
 

“Mahal was bin ich froh keine Frau zu sein, wenn das so kompliziert ist?!” Der Zwerg räuspert sich und verstummt augenblicklich, als Dis strenger und undurchdringlicher Blick aus unerbittlich lodernd blauen Augen auf ihn trifft, der ihm umgehend danach den Mund verschließt. Sie ist Thorin in mancherlei Hinsicht zum Verwechseln ähnlich. Vor allem was ihren ausgeprägten Starrsinn anbelangt...schießt Dwalin unmittelbar wenige Augenblicke danach durch den Sinn, doch er wagt es nicht, ihr dies auch zu sagen. Statt dessen lässt er sie gewähren, als sie nur eine Sekunde später zur Türe hinaus rauscht, so als hätte sie eine Horde Orks im Nacken. Aber sie geht nicht, ohne zuvor von Kili noch das heiße Wasser zu fordern, dass sie benötigt um die Heilkräuter für Lyriel aufzugießen.
 

etwa drei Stunden später....
 

Dis sitzt reglos am Bett der jungen Frau, deren ganzer Körper in einem Feuer glüht das einem Drachenfeuer gleich kommt...sie hat es geschafft ihr die Kräuter zu verabreichen. Sie hat getan was sie konnte, um die Wehen zu unterbrechen und hofft inständig, dass sie ihr helfen mögen. Aber ob es tatsächlich etwas helfen wird, haben nur die Götter allein zu entscheiden. Dis ist von all den Aufregungen dieses Tages zutiefst erschöpft und fühlt sich nahezu wie erschlagen. Sie hat alles in ihrer Macht stehende getan, um dieses Kind und dessen Mutter zu retten. Alles was ihre äußerst begrenzen Fähigkeiten als Hebamme und auch als Mutter hergegeben haben. Nun muss das Schicksal entscheiden.
 

Lyriel hat alles getan um Thorin zu retten, um ihn nicht sterben zu lassen. Dabei hat sie ihre inneren Kräfte maßlos überschritten und sie wusste es bereits lange bevor sie es auch nur in Erwägung gezogen hat, das zu tun. Dis sieht das fast als Ironie des Schicksals an. Ein Leben gegen ein anderes? Wie grausam muss Liebe sein, um so etwas furchtbares einzufordern? Und doch hat die Heilerin es getan ohne zu zögern, ohne auch nur zu überlegen. Sie hat ihre Kraft selbstlos gegeben, um ihn weiter am Leben zu halten, nur das allein war es, was für sie gezählt hat.
 

Die junge Mutter weiß, dass Lyriel sogar für ihn gestorben wäre, wenn die Götter es von ihr verlangt hätten...so verhängnisvoll ist diese Liebe zu ihm. So verhängnisvoll ist diese Liebe zwischen beiden, die nicht wissen, dass sie sich mit aller Kraft gegen ihre Bestimmung zu stemmen versuchen, Eine verlorene Liebe, für die es keine Hoffnung geben kann, denn sie steht unter keinem guten Stern. Dis schüttelt sich, als sie ein leichter eisiger Schauer überzieht, sie spürt es intuitiv und es macht sie tieftraurig, denn sie wünscht ihrem Bruder alles Glück...alles Glück dieser Welt. Nichts wünscht sie ihm mehr als das. Er hat soviel gelitten, auf so vieles verzichten müssen. Niemand weiß so gut wie sie, was er hat opfern müssen, so sollte ihm doch wenigstens das kleine Glück einer eigenen Familie vergönnt sein...aber auch das sieht sie nicht in seiner Zukunft, in der nichts als Kummer und Schmerz zu lesen ist.
 

Dis weiß....dass ihm dieses Glück auf lange Sicht verwehrt bleiben wird....sie spürt es einfach...
 

Inzwischen ist es draußen dunkel geworden, die Nacht mit ihren kühlen Totenfingern rückt unaufhaltsam und unbarmherzig heran und so hofft sie, dass ihnen der schwarze Totenvogel nicht einen ihrer Liebsten entreißen wird...noch ist es nicht an der Zeit. Ihr Bruder ist noch viel zu jung, um schon in die Hallen seiner Vorväter einzuziehen. Er ist der Einzige den sie außer den beiden Jungen noch hat, den sie liebt um den sie zuviel gekämpft hat, um ihn jetzt zu verlieren. Die junge Zwergin mit dem dichten schwarzen Haarschopf blickt müde auf ihre heftig zitternden Hände, die noch immer wie prüfend auf dem unübersehbar gewölbten Unterleib der Heilerin ruhen, in deren Körper endlich so etwas wie Stille und eine gewisse Entspannung eingekehrt scheint und ihre Gedanken damit unangenehm bedrückt in die Realität zurück kehren lassen.
 

Dis hat Angst, nicht nur um Thorin...sie weiß wie nahe die Schwelle ist, die sein verwirrter Geist nur zu überschreiten braucht um niemals wieder zurück zu kehren...sie hat Angst, auch um Lyriel die innerlich nur zu bereit wäre ihm dahin zu folgen, denn von dieser angeblichen Ruhe lässt sie sich nicht täuschen. Noch ist es nicht ganz überstanden, noch können die Wehen wieder kommen...erst morgen...morgen da wird es sich entscheiden.
 

Dis seufzt leise als sie die bewusstlose Frau mit dem langen und dichten karminroten Haar betrachtet, die auf ihrem Lager liegt und so friedlich erscheint, gerade so als ob sie nur schlafen würde und doch weiß sie dass dem nicht so ist.
 

Fili hat sich bisher auch noch nicht blicken lassen..also lebt Thorin noch, zumindest scheint es ihm nicht schlechter zu gehen, wenigstens ein Lichtblick...wenn auch nur ein sehr kleiner! Dis weiß, dass sie gleich selbst noch nach ihm sehen wird....vorher lässt es ihr ja doch keine Ruhe...
 

Grêit indessen sitzt schweigend im fahlen Halbdunkel zweier Fackelleuchten am Bettende von Dis Lager und betrachtet Lyriel, die ihr Bewusstsein noch immer nicht zurück erlangt hat, mit einer seltsamen Mischung aus Missgunst und Hochachtung. Sie weiß sehr gut, was sie ihr verdankt. Dis kann es am verräterischen Glitzern ihrer Augen erkennen. Sie würde im Moment alles darum geben, zu erfahren was wohl in Dains jüngerer Schwester vor sich gehen mag....

Dwalin

Dis ist todmüde sie weiß, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten kann.
 

Das alles, hat sie zu viel ihrer eigenen Kraft gekostet...die Anstrengung und die Angst um Thorin und auch um Lyriel, ist ihr deutlich anzusehen und doch geht sie hartnäckig gegen die sie übermannende Müdigkeit an. Ein grimmig kämpferischer Zug, dem ein ebensolcher Entschluss folgt, legt sich auf ihr blasses völlig erschöpftes Gesicht. Ihr schönes schwarzes Haar hängt ihr in wirren gelösten Strähnen aus ihrem dichten Zopf und doch lässt sich die junge Zwergin nicht entmutigen. Sie ist stark, sie ist eine Durin...so schnell lässt sich ihr Geschlecht nicht unterkriegen, sie weiß was sie leisten kann und ihr Bruder ist das Einzige, das ihr bis auf die beiden Kinder von ihrer alten Heimat und ihrem vorherigen Leben geblieben ist. Schon aus diesem Grund, wird sie ihn nicht kampflos aufgeben...niemals!
 

Ruckartig erhebt sie sich von ihrem Stuhl, noch ehe Grêit, die noch immer regunglos, schweigend auf ihrem Stuhl ausharrt reagieren kann. Ihre Entscheidung steht...sie wird jetzt zu ihrem Bruder gehen, auf der Stelle und die Halbelfe wird sie statt dessen Grêits Obhut überlassen. Lyriels Zustand hat sich soweit gefestigt...zumindest hat er sich in den letzten drei Stunden nicht wesentlich verschlechtert, was ihr Hoffnung gibt. Ein besonders gutes Gefühl hat sie dennoch nicht dabei...aber es bleibt ihr momentan ohnehin keine andere Wahl, sie muss ihr wohl oder übel vertrauen.
 

Die eine Anwärterin um Thorins Zuneignug ausgerechnet der Anderen zu überlassen, ist damit sicher nicht optimal. Doch Dis weiß auch, dass ihre Cousine es nicht offen wagen wird, der halbelbischen Frau etwas anzutun. Der Verdacht würde damit sofort auf sie fallen und sollte Thorin jemals wieder aufwachen und das erfahren, so war sich Dis ganz sicher, wäre dies das unumgängliche AUS für eine mögliche legitime Verbindung mit Grêit. Er würde sie niemals wieder auch nur im Ansatz ansehen.
 

Aber um ganz sicher zu gehen, dass ihr auch wirklich kein Leid wiederfahren wird, vordringlich weil sie Dain in der Hinsicht nicht ganz über den Weg traut, hat Dis sich vorgenommen Dwalin darum zu bitten, möglichst unauffällig bei Lyriel zu bleiben, um über sie zu wachen. Dis weiß, dass Thorins Freund ihr keinen Wunsch verwehren wird, wie seltsam er ihm auch noch erscheinen mag...für sie wird er es tun, für sie tut er es gern...und allein der Gedanke daran, zaubert ihr trotz aller Erschöpfung und Anspannung ein kleines aber sanftes Lächeln auf die Lippen...ja sie weiß es...schon so lange...
 

Die andere Zwergin mit dem hellen rötlichen Schopf, blickt ihr von all dem was momentan in ihrem Kopf vor sich geht, nichts ahnend und schon deshalb sichtlich verblüfft entgegen, als sie es bemerkt. Dis spürt, wie sie sich unwillkürlich unter dem fragenden und zugleich feindseeligen Blicken ihrer jüngeren Cousine strafft...doch dann hat sie sich gefangen und ist bereit....
 

“GRÊIT hör mir zu, ich möchte jetzt nach Thorin sehen. Fili ist noch nicht wieder zurück gekommen, das macht mir Sorgen...es lässt mir einfach keine Ruhe. Du wirst dich solange um sie kümmern, bis ich zurück komme. Das ist eine Anweisung und kein Wunsch, ist das klar? Sie hat ihn mit all ihrer Kraft am Leben erhalten, da wo wir gewiss versagt hätten, vergiss das nicht...vergiss das niemals! Du bist ihr damit also etwas schuldig, so wie wir alle...also behandle sie gut und gib ihr von dem Aufguss, den ich zubereitet habe zu trinken. Außerdem kannst du ihr noch einmal die Kompressen mit dem Kräutersud wechseln und sollte sie zufällig aufwachen, dann holst du mich und zwar sofort, hast du das verstanden?”
 

Dis Gesichtsausdruck ist grimmig und unmissverständlich, mit dem sie die jüngere Zwergin mustert...deren mürrisches Gesicht deutlich Bände spricht. Das was ihr Dis soeben aufgetragen hat, gefällt ihr erwartungsgemäß überhaupt nicht und doch wagt sie es nicht, ihrer älteren Cousine zu widersprechen, was ihr schon allein der Respekt Dis gegenüber gebietet. So nickt sie nur kurz und sagt dann merklich unterkühlt, aber mit klarer und überraschend selbstbewusster Stimme.
 

“Natürlich...ich werde tun was du verlangst Dis. Aber erwarte bitte nicht zu viel Fürsorge von mir, die ich ihr beim besten Willen nicht geben kann. Es steht der selbe Mann zwischen ihr und mir und ich werde ihn beileibe nicht kampflos aufgeben. Wenn nur die geringste Möglichkeit besteht, werde ich mit allen Mitteln darum kämpfen, ihm diese elbische Hexe irgendwie wieder aus dem Kopf zu vertreiben. SIE ist ihm nicht bestimmt...ICH bin seine Athune...ich allein! Also ich hoffe, dass dies jetzt klar genug war?”
 

Dis blickt sie beinahe mitleidig an, bevor sie ihr mit harter und hörbar unnachgiebiger Stimmlage antwortet. “Weißt du, es ist mir völlig gleich, wer von euch beiden das Anrecht darauf hat, seine Gefährtin zu werden und wer nicht, wenn er das alles nur überlebt, denn das ist so ziemlich das Einzige, was für mich im Augenblick zählt. Nun und was die Elfe betrifft, habe ich dir, denke ich klar gesagt, was ich von dir als einer ehrenhaften und aufrechten Durin erwarte...und das wirst du tun und nicht s anderes!”
 

Mit diesen harten, sowie treffenden Worten und einer gebieterischen Handgeste gibt sie der jüngeren Zwergin klar zu verstehen, dass sie keine Wiederworte dulden wird. Ohne auch nur noch einmal auf Grêit zu achten, streicht sie der halbelbischen Frau zart eine ihrer dunkelroten Strähnen aus dem stark verschwitzen und leicht geröteten Gesicht, auf dem jetzt ein sehr viel ruhigerer und entspannter Ausdruck liegt...dann beugt sie sich kurz zu ihr hinunter und gibt ihr einen flüchtigen Kuss auf das schöne rötliche Haar, das ihr wie eine Flamme entgegen leuchtet...”du weißt ja gar nicht, was ich dir schulde...ich danke dir!” Haucht ihr die warme Stimme der jungen Zwergenfrau nahezu lautlos und zutiefst dankbar entgegen, als sie sich von ihr löst.
 

Einen Moment später richtet sie sich hastig auf...”ich muss fort..gib gut auf sie acht!”
 

Das ist alles, was sie für Grêit noch übrig hat, ehe sie fort geht ohne die Jüngere noch einmal zu beachten. Doch ihr Weg führt sie nicht sofort zu Thorin wie erwartet..nein sie hat noch etwas zu tun, etwas wichtiges...etwas das keinen Aufschub duldet. Sicheren und eiligen Schrittes, führt sie ihr Weg geradewegs in die Küche, wo sie die unverwechselbaren Stimmen von ihrem jüngsten Sohn, die des Zwergenkriegers, aber auch die von ihrem Cousin Dain vernehmen kann. Dis atmet heftig durch, sie legt sich dabei schon vorher gedanklich ganz genau zurecht, was sie sagen will, um Dwalin da heraus zu bekommen, ohne dass es all zu auffällig wäre. Mit diesem Entschluss wagt sie es, die Türe zu öffnen und den Raum zu betreten.
 

Kaum ist sie eingetreten, richten sich ihr alle Blicke der Anwesenden überrascht und merklich verwirrt entgegen, denn es hat natürlich keiner der Männer wieder so schnell mit ihr gerechnet. Kili will schon ansetzen um etwas zu sagen, doch seine Mutter gebietet ihm mittels einer ihrer typisch strengen Hangesten zu schweigen. Anstatt dessen blickt sie Dwalin ganz direkt an....und dann...dann spricht sie aus, was sie sich vorgenommen hat ihm zu sagen.
 

“Dwalin kommst du bitte...ich...ammm...würde gerne ganz kurz mir dir reden...ALLEIN!!”
 

Dwalins Augen werden augenblicklich groß wie Wagenräder, als er in ihre blickt, die ihn unverwandt ansehen und zudem von jenem tiefen inneren Feuer heraus erhellt werden, das oft auch in denen ihres Bruders brennt. Doch nicht nur er wirkt sichtlich verblüfft, auch Dain macht unübersehbar große Augen...aber er reagiert glücklicherweise vergleichsweise gelassen und lacht nur gutmütig, wobei er Dwalin mit einer leicht anzüglichen Bewegung auf die Schulter klopft, bevor er ihm seine eigene Meinung dazu kund tut.
 

“Na...na Dwalin, lass dich von ihr nur nicht einwickeln....du weißt schon, Frauen sind brandgefährlich, vor allem wenn sie etwas von dir wollen, so wie sie. Nicht wahr Cousine? Na und Dis ist besonders gefährlich, weil sie eine kluge und schöne Frau ist. Nein, das stimmt nicht ganz....weil sie eine Durin ist, trifft es besser denke ich. Ihr Feuer brennt damit eindeutig heller als das aller anderen Weiber....lass dir das gesagt sein. Na dann geh schon, wir können uns auch getrost nachher noch weiterbetrinken, das Bier läuft uns ja zum Glück nicht weg!” Mit diesen klaren Worten lacht er dröhnend über seinen eigenen vemeintlich gelungenen Witz und man merkt dabei recht deutlich, dass er dem gegohrenen Gerstensaft schon deutlich zugesprochen haben dürfte.
 

Dwalin betrachtet die junge Zwergin mit dem dichten tiefschwarzen Haarschopf für einen Moment aufmerksam, ja fast schon argwöhnisch. Er fragt sich insgeheim, was sie wohl von ihm wollen könnte?
 

Ein seltsames fremdartiges Gefühl legt sich dabei auf seine Brust als er sie ansieht, so als hätte er diese Frau noch nie zuvor gesehen. Er stellt dabei verwundert fest, dass seine Gefühle der Zuneigung offenbar nicht nur Thorin allein gelten...schon lange nicht mehr nur ihm allein. DIS...ja sie ist zwar älter als Dwalin, aber nicht viel, nur ein paar wenige Jahre...all das würde ihn gewiss nicht stören.
 

Ihm wird just in diesem Augenblick nur zu deutlich klar, wie sich seine Gefühle ihr gegenüber äußern...er mag sie...und zwar nicht mehr länger nur im herkömmlichen Sinne. Jetzt erst beginnt er im vollen Ausmaß zu begreifen, weshalb er sich oft so eigenartig unbeholfen in ihrer Nähe fühlt. Ja warum es ihm das Herz so fest in der Brust hämmern lässt, als stünde ihm unmittelbar eine aussichtslose Schlacht bevor. Zutiefst erschrocken stellt der standhafte Krieger fest, dass sich diese schöne und starke Zwergenfrau klammheimlich in sein Herz geschlichen, er dies aber erst jetzt in dieser Sekunde wirklich bewusst festgestellt hat.
 

Die Erkenntnis darüber ist ihm tatsächlich anzusehen, glücklicherweise von niemandem als ihr allein bemerkt. Auch weil Dwalin den beiden anderen Zwergen, die in der Küche zurück bleiben, inzwischen den Rücken zugekehrt und sich derweil zielstrebig auf Dis zubewegt hat. Er hat das Gefühl, als wäre die Zeit stehen geblieben. Dieses Gefühl ist etwas so gänzlich unerwartetes und erschreckendes, dass es ihm die Kehle zuschnürt. Vor allem, weil er nicht weiß, was er jetzt tun soll? Es ihr zeigen? Nein..nein, das ist nicht möglich. Sie darf es nie erfahren...nie...und doch als er sie ansieht, ihr in die großen dunkelblauen Augen blickt, mekt er, wie seine Zunge am Gaumen kleben bleibt.
 

Ja er weiß eigentlich nicht einmal, was er ihr antworten soll....
 

“Dwalin?”
 

Er hört ihre warme Stimme neben sich wie im Traum, als er bei ihr ankommt und zuckt in sich zusammen, denn auch SIE ist inzwischen näher an ihn heran getreten. Der sonst so selbstbewusste und zumeist so streng wirkende Zwergenmann, fühlt sich somit augenblicklich von ihr in seinen Gefühlen ertappt, obwohl sie es eigentlich nicht wissen kann. Er hat es ihr bisher ja nicht offen gezeigt...ja er wusste es bis zu diesem Zeitpunkt ja selbst nicht einmal und doch macht es ihm heftig zu schaffen.
 

“Ja?”
 

Seine tiefe dunkle Stimme klingt merkwürdig rau, als sich die knappe Antwort aus seiner Kehle schält, die er eigentlich gar nicht so kurz hatte anbringen wollen. Ein seltsam weicher Ausdruck der so völlig ungewohnt für ihn ist, legt sich unwillkürlich um seine sonst so eisern hart wirkenden Mundwinkel, als er sich langsam zu ihr umwendet und sie wiederum ganz direkt ansieht. Dis lächelt, sie versucht ihn nicht so offensichtlich zu konfrontieren. Aber er spürt es trotzdem, vollkommen verdattert stellt er es fest...
 

...sie...sie hat etwas für ihn übrig, er weiß nicht in welchem Ausmaß, aber da ist etwas!?
 

“Kommst du?”
 

Fragt sie in derweil ganz plötzlich sanft, aber mit Nachdruck. Dwalin schluckt hart.
 

"Ja sicher, lass uns vor die Türe gehen, dort sind wir ungestört!” Entgegnet er ihr schon deswegen sichtbar befangen. Sie ignoriert es taktvoll und nickt nur.
 

“Gut, dann lass uns gehen die Zeit drängt.” Ist schließlich alles was sie ihm darauf erwiedert.
 

Als sie einige Sekunden später beide gemeinsam vor die Türe gelangen, hält Dis sich allerdings nicht lange durch unnötige Vorreden auf. Sie blickt Dwalin eindringlich an, ein Blick mit dem er zunächst nicht viel anfangen kann, doch dann ahnt er es fast...
 

“Dwalin bitte ich brauche deine Hilfe. Ich konnte es dir vor Dain nicht sagen. Ich muss mich um Thorin kümmern, aber ich kann und will Lyriel nicht allein der Obhut von Grêit überlassen. Du versteht, was ich damit meine? Willst du für mich auf sie acht geben, bis ich mich um sie kümmern kann oder sie von alleine aufwacht? Ich weiß es ist viel verlangt, auch weil ich weiß, wie du über sie denkst...aber..aber sie hat”...
 

...versucht sie ihm die Sachlage indessen so nüchtern wie möglich zu schildern, aber ganz plötzlich spürt sie, wie Dwalin ihr die Hand sachte auf den Arm legt. Es handelt sich dabei um eine ungewöhnlich vorsichtige, ja fast schon zärtliche Geste, die für diesen sonst so unahbaren und harten Mann wirklich ungewöhnlich erscheint. Er lässt sie auch nicht aussprechen, sondern unterbricht sie kurzerhand.
 

”Schhhhhttt...sag nicht mehr, ich weiß schon, wir schulden ihr viel. Sie hat ihn uns weiter am Leben erhalten, schon deshalb werde ich es tun, aber nicht nur deswegen. Ich weiß, dass Thorin sie liebt und wie viel sie ihm bedeutet. Für ihn mache ich es gerne...und....und auch für dich...Dis!”
 

Dwalin wird sichtbar rot am Halsansatz und verstummt dann ganz überraschend schlagartig. Die hübsche dunkelhaarige Zwergin blickt ihn für einen Moment lang verwirrt an, doch dann beugt sie sich zu ihm hin und gibt ihm einen zarten spontanen Kuss auf die Wange.
 

”Danke Dwalin, ich weiß nicht was ich ohne dich tun würde”...flüstert sie ihm dabei nur einen Moment später leise ins Ohr, wobei er ihre Fingerspitzen sachte über seinen Bart streichen fühlt. “Danke...ich weiß nicht”...setzt sie nochmals an, doch wieder unterbricht er sie entschlossen, wobei er aber noch immer spürbar verblüfft wirkt.
 

“Du musst mir nicht extra danken Dis...da...das mache ich gerne...für..für dich?” Stottert er ihr dabei kaum hörbar entgegen. Er hebt den Blick und trifft unmittelbar auf ihren, der ihm aus diesen eindrücklich leuchtenden Augen heraus entgegen strahlt. Sie ist so schön, warum hat er das eigentlich nicht schon viel früher bemerkt? Er sieht ihr Lächeln, dieses unvergleichliche wunderbare Lächeln, das sie hat...wenn sie glücklich ist. Selbst in ihrem vom Kummer deutlich gezeichneten Gesicht ist es für ihn als ginge die Sonne auf.
 

Dis dreht sich von ihm weg, er spürt, dass sie merklich verlegen wirkt, offenbar war das eine eher spontane Geste ihrerseits gewesen, aber eine die ihm durchaus gezeigt hat, dass sie seine Gefühle offenbar erwiedert. Ja, dass sie nicht abgeneigt scheint. Sie mag ihn also auch! Damit hat er nicht im Traum gerechnet. Ja es sich überhaupt jemals als vorstellbar erachtet...er ist ja nur ein einfacher Mann. Ein mutiger zwar, aber auch nicht mehr. Auf die Idee zu kommen, dass ausgerechnet ER für sie von Interesse sein könnte, darüber hat er sich bisher nie Gedanken gemacht. Um so mehr überrascht ihn diese Erkenntnis....aber er lässt es sich nicht anmerken.
 

“Ich ähhh denke ich sollte jetzt besser gehen!” Fügt er so anstatt dessen hastig und unübersehbar verlegen an. Dis die es bemerkt hat, strafft sich und nickt dann automatisch. “Du hast recht, natürlich. Ja es ist vermutlich besser, wenn wir keine unnötige Zeit mehr verlieren.”
 

Mit dieser schlichten Feststellung trennen sich beide, ohne dieses eigenartige Gefühl, das sich in ihren beiden Herzen festgefressen hat, weiter Beachtung zu schenken, auch weil jetzt nicht die Zeit dafür bleibt.
 

Sie haben beide eine Aufgabe zu bewältigen....eine überaus wichtige.
 

Wenig später ist Dwalin tatsächlich bei Lyriel udn Grêit angelangt, wobei ihm Dis Cousine überrascht entgegen blickt, auch da sie gerade im Begriff war, der elbenblütigen Heilerin eine neue Kompresse anzulegen, die sie ihr übrigens sehr viel sanfter verabreicht, wie von Dis erwartet. Sie ist eben doch ein gutherziges Mädchen, nicht halb so böse, wie sie es zuvor angedeutet hat. Aber doch ist Vorsicht angebracht...weder Dwalin noch Dis wollen ein Risiko eingehen. Noch ist die Elfe nicht wieder bei Bewusstsein und damit in diesem Sinne vollkommen hilflos.
 

Und während sich Dwalin als Lyriels Leibwächter einrichtet, eilt Dis derweil endlich mit schnellen Schritten in die Kammer, in die sie Thorin gebracht haben. Fili ist wie von ihr erwartet noch dort, aber der junge Zwerg schläft tief und fest, ja er bemerkt nicht einmal, dass sie zur Türe herein kommt. Eigentlich müsste sie jetzt böse auf ihn sein, aber sie sieht auch, dass der Junge sein möglichstes getan hat, um seinem bewusstlosen Onkel Erleichterung zu verschaffen. Die Aufgabe hat ihn schlicht überfordert, so kann sie es verstehen. Als sie zu ihrem Jungen kommt, weckt sie ihn mit einem sanften Rütteln an der Schulter, auch weil sie sieht, dass Thorins Atmung trotz allem regelmäßig und ruhig geht.
 

Augenblicklich fährt der junge Mann verwirrt aus dem Schlaf hoch, als er sie spürt. “Amad..ich..ich”..setzt er sofort merklich Schuldbewusst an. Doch Dis lächelt nur sanft...”du bist müde geh ins Bett und schlaf mein Sohn. Ich sehe, dass du alles getan hast, um es ihm so angenehm wie möglich zu machen. Mehr kannst du im Augenblick sowieso nicht tun...also geh..geh schon!” Die noch weichen, jungenhaften Züge ihres Ältesten hellen sich schlagartig erleichtert auf. “Oh Mutter ich ich dachte, du würdest mich für meinen Fehler tadeln!" Kommt aus ihm als Antwort in ihre Richtung gesprudelt. Ihr nachsichtiges Lächeln wird jedoch nur noch etwas breiter. “So hast du gedacht? Nun verdient hättest du es, auch weil ich dir gesagt hatte, dass du mich holen sollst, wenn sein Zustand sich verschlechtert oder aber auch, wenn du nicht mehr kannst. Ich dachte du würdest schon so weit mitdenken. Nun ja aber gut...ich bin dir nicht böse Fili, du hast dein Möglichstes getan. So und jetzt geh und schlaf dich aus, du hast es nötig!”
 

Dis spürt die ungewöhnlich stürmische Umarmung ihres ältesten Sohnes, etwas was er schon eine sehr sehr lange Zeit nicht mehr getan hat...sie lächelt.
 

Fili sagt nicht s und zieht sich anstatt dessen tatkvoll zurück. Dis zieht in noch einmal für einen Augenblick an sich heran und küsst ihn sanft auf die Stirn, in das dichte dunkelblonde Haar, dass er unweigerlich von seinem Vater geerbt hat. Er riecht so gut, immer noch vertraut und nach Nestgeruch, so wie damals als er klein war. Für sie wird er immer IHR Junge sein...aber das ist bereits eine Illusion, denn er hat die Schwelle zum Mann sein, längst schon betreten. Es dauert nicht mehr so lange, dann ist es soweit.
 

“Du bist schon bald ein Mann, weißt du ich bin sehr stolz auf dich mein Sohn. Nun ja nicht unbedingt jetzt im Moment..aber sonst...sonst sehr!”
 

Der junge Zwerg strahlt sie an, dann fällt sein Blick nochmals kurz auf seinen Onkel. “Amad meinst du..meinst du er wird wieder gesund?” Fragt er sie ausgerechnet das, was ihr die größte Angst macht. Dis Lächeln verschwindet fast sofort von ihren Lippen. “Davon bin ich überzeugt...und wenn ich alles dafür geben muss! So und jetzt geh, lass mich allein!” Entgegnet sie ihm schließlich leise aber entschlossen. Fili nickt...”ist gut mach ich!”
 

Ein paar Augenblicke später ist er fort und Dis mit ihrem ältesten Bruder allein. Sie seuftzt leise...”ach Thorin, warum immer du...warum?” Mit diesen Worten tritt sie leise an das Lager heran, auf das sie ihn zuvor gebettet haben. Thorin ist wie erwartet noch immer ohne jegliches Bewusstsein. Die junge Zwergin weiß auch nicht wann....oder ob er es überhaupt wieder erlangen wird?
 

Als sie bei ihm angelangt ist, legt sie Thorin ihre Hand prüfend auf die Stirn...sie ist wie zu erwarten heiß. Dis blickt ihren älteren Bruder an, den sie so sehr liebt. Ein trauriger Ausdruck zieht sich kurz über ihre Mundwinkel. Er sieht besser aus...viel besser, als zu dem Zeitpunkt zu dem sie ihn ihr gebracht haben. Sein markantes Gesicht wirkt nicht mehr ganz so bleich und schmerzverzerrt wie zu Beginn und auch wenn es noch dauern wird, besteht doch Grund zu Hoffnung, dass er es schaffen wird.
 

Allein dafür ist sie Lyriel zutiefst dankbar...
 

Die Zwergenfrau beugt sich vor, ihre Lippen berühren seine Stirn, sie spürt wie sie zittern...warm fühlt er sich an...vertraut...sein Geruch, Dis kennt ihn so gut. Thorin ist schon immer ihr Lieblingsbruder gewesen, natürlich hatte sie auch Frerin sehr gern gehabt, aber Thorin war immer der von beiden gewesen, zu dem sie aufgeschaut hatte, der ihr Vorbild gewesen war.
 

Ebensoo mutig und standhaft wie er wollte sie sein...nicht im Mindesten wissend, wie ähnlich sie ihm doch in ihrem Wesen ist.
 

Ja in ihrem Wesen sind sie einander so ähnlich und doch so grundverschieden....

Erwachen

Als sie wieder zu sich kommt, weiß sie zunächst nicht genau wo sie ist, noch was geschehen ist. Das angenehme Halbdunkel um sie herum irritiert sie....doch dann, dann fällt es ihr unwillkürlich wieder ein...ALLES.
 

Die Ereignisse waren zu intensiv und zu schrecklich, um sie wirklich vergessen zu können.
 

Die Heilerin versucht sich aufzusetzen, ist aber noch viel zu schwach. Ihre Hände legen sich statt dessen automatisch schutzsuchend auf ihren Bauch, wie um dem nachzuspüren, was darin heran wächst. Ist es noch da? Es ist die erste Frage die sie beschäftigt, denn sie fühlt den ziehenden Schmerz noch immer....latent zwar, aber er ist noch da und sie weiß auch woher er rührt.
 

Es bewegt sich...sie spürt es. Ein leichtes Drücken an ihrer Bauchdecke zeigt es ihr an, die Wölbung wird deutlich darunter sichtbar. Lyriel entkommt unwillkürlich ein leises aber dennoch heftiges, beinahe schon verzweifeltes Schluchzen. Bei allen Göttern, sie hätte Ihr Kind beinahe für ihn geopfert, nur um ihn weiterhin am Leben zu halten. Viel hat nicht mehr gefehlt und es hätte wirklich eine Fehlgeburt auslösen können. In ihrem momentanen, ohnehin schon so emotional instabilen Zustand, wahrlich eine Katastrophe.
 

Es wird ihr jetzt erst so richtig bewusst, was sie da getan hat...aber sie weiß auch, dass sie wieder so handeln würde. Obwohl, ja obwohl sie sich vor noch nicht all zu langer Zeit geschworen hat, an IHN niemals wieder Hand anzulegen und ihre Fähigkeiten zu verschwenden, egal wie notwendig ER ihre heilerische Kraft denn braucht.
 

Aber sie weiß auch schon ebenso lange, dass dies nichts weiter, als eine haltlose Farce ist und sie sich damit zweifellos selbst der Lüge bezichtigen müsste, wenn sie ehrlich zu sich selbst wäre. Und doch hat sie es gerne für ihn getan...wo sie sich schon so lange Zeit zuvor dafür entscheiden hat, dass sie es haben will....SEINS...sein Kind. Es war ihr eigentlich schon vom ersten Tage an klar, an dem sich ihre Schwangerschaft bestätigt hat, dass sie Thorins Kind um jeden Preis haben will und daher ist sie sichtlich froh, dass es auch so sein wird.
 

Ja sie will es bekommen, weil sie ihn liebt und daran wird sich niemals etwas ändern. Nachdem ihre völlig überstürzte Handlung, zu der sie mit Thorins Heilung gezwungen war, glücklicherweise keine frühzeitigen Wehen ausgelöst hat, wird es daher aber wohl noch etwas dauern bis es soweit ist. Die elbenblütige Frau weiß aber auch sehr gut, WEM sie das alles zu verdanken hat. Sie ahnt längst, dass Dis ihr Kind und sogar sie selbst gerettet hat. Nur das schnelle beherzte Eingreifen und die Erfahrung der jungen Zwergenfrau, was Kräuter und deren heilerische Wirkungsweisen anbelangt, hat dies überhaupt ermöglicht.
 

Die Heilerin selbst, hat in ihrer Unbedachtheit und in ihrer Angst um IHN, nämlich viel zu viel für ihn gewagt, für den Mann, den sie so sehr liebt, dass sie dafür ihr eigenens Leben und damit auch das ihres Kindes in die Wagschale geworfen hat, denn ihre Kraft ist zwar stark, aber beiweitem nicht grenzenlos und in ihrem jetzigen Zustand, der bereits so weit fortgeschrittenen Schwangerschaft ohnehin nicht mehr so, wie es normalerweise eigentlich der Fall sein sollte.
 

Das Kind zieht ihr gewissermaßen die Lebensenergie aus dem Körper. Es benötigt ihre Kraft um zu wachsen, zumindest fühlt es sich so für sie an und bald sehr bald schon, wird es soweit sein, dass es endlich auf die Welt kommen will.
 

Mit einem leisen Stöhnen auf den Lippen, macht sie sich schließlich bemerkbar. Sie hat großen Durst, ihre Lippen fühlen sich an wie ausgedörrt. Gerade so, als wäre sie durch eine lange, trockene Einöde gewandert...
 

...im selben Augenblick, als der kaum hörbare Laut ihre spröden Lippen verlässt, schreckt die junge Zwergin die an ihrem Bett Wache halten sollte, erschrocken aus einem sicherlich nicht geplanten, aber dennoch vom zwischenzeitlich völlig übermüdeten Körper, eingeforderten Schlaf hoch. Grêit wirkt so unvorhergesehen aus dem Schlaf gerissen, zunächst kurz verwirrt und merklich irritiert, fängt sich dann aber erstaunlich rasch.
 

„Bleibt liegen...ihr seid noch sehr schwach Heilerin. Wartet, ich werde euch etwas zu trinken geben!“ Flüstert ihr die junge Zwergenfrau mit dem hellen, rötlichen Haarschopf aus den Eisenbergen nicht sehr überschwänglich, aber dennoch angemessen und höflich zu. Die Heilerin nickt kurz. Bereits einen Augenblick später fühlt sie, wie die Zwergin ihr vorsichtig und leicht den Kopf anhebt, um ihr etwas zu trinken zu geben. Das klare Wasser benetzt ihre Lippen mit dem kühlen lebensspendenden Nass und ist dem Feuer nach, das noch immer in diesem seltsamen intensiven Nachhall in ihr brennt, das es zudem jedesmal tut, wenn sie ihre Kraft einsetzen muss...wahrlich eine Wohltat.
 

Diesmal mehr denn je, denn dieses Mal brennt das innere Feuer, noch heißer als sonst in ihr. Gierig trinkt sie das kostbare kühle Nass in kleinen Schlucken, dann legt sie den Kopf wieder zurück, um sich kurz auszuruhen, denn selbst das strengt sie noch sehr an.
 

Lyriel sieht Grêit dabei nicht direkt an. Sie spürt es...sie weiß es...sie weiß genau WER sie ist und WAS sie so gerne für sich beanspruchen würde. Und dem will sie nicht noch mehr Nahrung verschaffen. Dei Heilerin weiß wenn sie Grêit ansieht, dass die Andere es bemerken wird, schon allein an ihrem Blick wird sie es sehen.
 

Die junge Zwergin hingegen betrachtet die vor ihr liegende Frau aufmerksam forschend, gerade so als würde sie es intuitiv spüren. Als Lyriel plötzlich kurz mit schmerzhaft verzerrtem Gesicht zusammen zuckt, wobei eine ihrer Hände just noch einmal an den deutlich sichtbar gerundeten Bauch greift...fasst die Zwergin sich ein Herz und spricht sie an.
 

„Es ist SEINS nicht wahr? Ich glaube zu wissen, wessen Kind das ist....Heilerin?! Aber ich verstehe bei dem Einen nicht WARUM? Wieso ausgerechnet DU? Was ist das nur an dir, dass ihn DAS hat tun lassen? Wo er sie doch alle so sehr verachtet, dieses verräterische elbische Pack, so wie wir es letzten Endes alle tun.
 

Thranduil und die Seinen haben viel Schuld auf ihre Schultern geladen..zweifellos und dann kommst ausgerechnet DU daher. Mit..mit diesem...diesem BAUCH....der eigentlich von Rechtsansprüchen und der Legitimität her MEINER sein sollte! ICH sollte eigentlich seine Kinder bekommen. ICH bin seine Athune und nicht DU...du halbblütiger Bankert.
 

Und da ist mir ganz offen gesagt völlig einerlei WER du auch immer sein magst und dass du ebenfalls Durinsblut in den Adern hast, so wie es mein Bruder gesagt hat, spielt für mich keine Rolle. Du hast einfach nicht das Recht ihn mir weg zu nehmen, nicht das Recht.....thork Taragu Khalam!“* ( verderbtes Halbelbenweib*)
 

Grêits spontaner, sowie verständlich emotional heftiger Wutausbruch verpufft augenblicklich im Nichts, als Lyriel sie plötzlich ganz offen und sehr direkt ansieht. Allein der Ausdruck ihrer schönen dunkelgrünen Augen verschafft der zwergischen Frau sofort die gewünschte Klarheit, was den vermeintlichen Anspruch auf IHREN König anbelangt, den sie damit spätestens ab diesem Zeitpunkt unzweifelhaft mit jener von allen Geächteten teilen muss.
 

„Das mag schon alles stimmen, was du da sagst Grêit. Aber erstens, weiß ich nicht wovon du eigentlich überhaupt sprichst und zweitens geht es dich nicht im Geringsten etwas an...WER mir dieses Kind verschafft haben mag. I Valar und selbst wenn ER es tatsächlich gewesen wäre, wie du sagst...selbst DANN....könnte es dir herzlich egal sein.
 

Und noch eins, lass dir gesagt sein Durinstochter...ohne MICH, läge er bereits längst erkaltet wie Stein in den Hallen seiner Vorväter...was ich jetzt nicht hoffe. Denn dann, wären all meine Bemühungen umsonst gewesen!“
 

Grêit schnaubt zornig. „ER lebt noch, zumindest hat er das bis vor ein paar Stunden noch getan. Dis kümmert sich um ihn. Aber du hast meine Frage noch nicht zufriedenstellend beantwortet. Ich will wissen ob es SEINS ist? Los sag es mir?! Ach...was, ich weiß es ja ohnehin, du musst mir nicht antworten, ich habe selbst bemerkt, wie du ihn angesehen hast, als sie dich zu ihm ließen. Spätestens da wusste ich es. DU und ER, ihr könnt es nicht länger verheimlichen. Wahrlich, so DUMM ist wohl niemand, um das nicht zu sehen, was offensichtlich ist!“
 

Die zutiefst verletzte und aufgebrachte Grêit, würde vermutlich noch eine ganze Weile so weiter machen, wenn man sie denn ließe und da nicht mit einem Mal urplötzlich unvermittelt und entsprechend nachdrücklich, die tiefe volltönende Stimme eines Mannes dazwischen fahren würde. Unzweifelhaft als die von Dwalin einzustufen.
 

„GRÊIT das reicht jetzt! Ich finde, dass dies wahrlich genug dummes Gerede ist. Ich habe mich bisher absichtlich nicht eingemischt. Himmel da verstehe einer die zänkischen Weiber. Mahal, ihr habt mich ja noch nicht einmal wirklich wahr genommen?!
 

Das was du sagst ist zudem gefährlich und gar Verleumdung...also sieh dich besser vor, in wessen Gegenwart du solche Sachen von dir geben willst. Thorin ist mein Freund und mein König...also hör auf mit diesem ausgemachten Unsinn.
 

Lass die Heilerin in Ruhe, sie hat ihm das Leben gerettet. Du solltest ihr statt dessen dankbar dafür sein und sie nicht noch aufs Übelste beschimpfen und ihr solche Sachen unterstellen, selbst wenn sie vielleicht sogar stimmen mögen. Es IST so, wie sie gesagt hat, das geht niemanden als sie selbst und den Mann etwas an, der es gezeugt hat. Und ich wage doch stark zu vermuten, dass Sie wohl wissen wird, WER der Vater ihres Kindes ist...und mehr geht uns nichts an.
 

Weder DICH...noch MICH!
 

SO...und jetzt verschwinde endlich...geh..geh und hol mir Dis her...sie wollte nach ihr sehen, wenn sie aufwacht und DAS hat sie somit eben zweifellos getan!“

Rede und Antwort

Grêit schenkt dem gestandenen Zwergenkrieger aus Thorins Volk, prompt einen grimmigen Blick, als sie ihn das sagen hört. Aber sie weiß auch sehr gut, dass er wie so oft recht hat. Dis hat es ihr außerdem ja auch noch selbst aufgetragen, sie sofort zu holen, wenn die halbelbische Frau wieder zu sich kommen sollte. Aufgrund dieses Wissens zuckt die junge Zwergin tatsächlich kurz, wie beiläufig mit den Schultern, wobei jedoch ein merklich unwilliges Schnauben aus ihrer Kehle dringt.
 

„Das weiß ich selbst Dwalin, mosrem mac Fundin*!“ (….sei still Sohn des Fundin*)
 

Ist daher alles was sie dazu sagt, als sie sich sichtbar zornig strafft. Doch der stolze und dazu äußerst eigensinnige Zwergenkrieger, mit dem wilden braunen Haarschopf bleibt hart. Mit einer ebenso unwilligen Handgeste zeigt er schweigend auf die Türe. Grêit erhebt sich ruckartig und merklich angespannt von ihrem Platz und rauscht einen Moment später zur Türe hinaus, ohne noch ein weiteres, in ihren Augen ohnehin völlig nutzloses Wort an Lyriel oder Dwalin verloren zu haben. Um anstatt dessen genau das zu tun, was er ihr eben unmissverständlich befohlen, beziehungsweise aufgetragen hat.
 

Ihre unterschwellige Wut ist demnach alles, was von ihr als unangenehm drückendes Gefühl im Raum haften bleibt...
 

...und nicht nur das, denn damit bleiben unzweifelhaft auch Lyriel und Dwalin allein in Dis Kammer zurück.
 

Noch ehe Dwalin überhaupt etwas sagen kann und die spürbar unangenehme Situation damit irgendwie zu entschärfen vermag, vernimmt er ganz plötzlich ihre Stimme...leise, aber doch deutlich und vor allem eins, nachdrücklich eindringlich, durchzieht sie während des sprechens, die fast schon gespenstisch wirkende Stille in dem kleinen Raum.
 

„Ich danke euch Herr Dwalin, ihr wisst sehr gut, wessen Kind das ist, das ich da unter meinem Herzen trage, nicht wahr?! Ihr seid ihm stets treu ergeben gewesen und helft selbst jetzt noch der Frau, die er liebt, obwohl ihr sie aus eurer Sicht heraus gesehen, bisher als wahrhaft unwürdig für ihn betrachtet habt. Das ist sehr nobel von euch Dwalin Fundins Sohn, auch wenn ich es nicht begreifen kann. Dennoch will ich euch danken, das was ihr für mich getan habt, ist somit längst nicht selbstverständlich.
 

Ich meine, ihr habt mich in Schutz genommen, obwohl ihr mich nicht sonderlich leiden mögt. Das ist offen gesagt, eine wahrlich interessante Ansichtsweise, die ich ehrlich gesagt nicht verstehe. Nun gut aber wie dem auch sei, immerhin kann sich Thorin seinen Freunden gegenüber, die stets so treu und ergeben zu ihm stehen, äußerst glücklich schätzen!“
 

Lyriel verstummt, ein nachsichtiges Lächeln zieht sich anstatt dessen, wie eine warme Sommerbrise über ihre noch immer deutlich angespannten und erschöpften Züge. Eines das Dwalin damit wirklich überascht, schon weil er nie damit gerechnet hätte.
 

„Ich oh nun ja, sagt so etwas nicht Heilerin. Wisst ihr...ich ähh muss gestehen, dass sich meine Meinung euch gegenüber inzwischen stark gewandelt hat. Ich meine, ihr habt auch in seiner dunkelsten Stunde zu ihm gestanden und ihn am Leben erhalten und wir alle wissen sehr gut, dass er ohne eure heilerische Gabe, längst in den Hallen seiner Ahnen weilen würde.
 

Schon allein dafür gilt euch unser aller Dank. Aber ihr seid zweifellos auch das, was mein König für sich als seine Gefährtin gewählt hat....auch wenn es niemand wahr haben will und ich euch zumindest teilweise immer noch, als das rothaarige elbenblütige Balg mit dem frechen Mundwerk vor Augen habe, als das ich euch vor langer Zeit einst im Erebor kennen lernte. Denn dass ihr unzweifelhaft Diejenige seid, deren Zopf er damals auf mein Geheiß als kleine Mutprobe abgeschnitten hat, wusste ich spätestens da, als ihr damals von mir verlangt habt....es ihm zu verschweigen. Ihr habt mir dieses Versprechen unter Zwang abgerungen, das wisst ihr wahscheinlich besser als ich.
 

Ich kenne damit aber auch als einer der Wenigen verbliebenen Zwerge des Erebor, euer ach so gut gehütetes Geheimnis Heilerin. Das, das ihr IHM bisher noch immer verschwiegen habt...oder etwa nicht? Ihr habt es ihm nicht gesagt WER ihr wirklich seid. Ich meinte zu Glauben, dass er dunkel etwas davon geahnt hatte, was es mit euch auf sich hat, aber ganz sicher war er sich in dieser Hinsicht nie.
 

Ich hoffe, ihr werdet eines Tages den Mut finden, um es ihm selbst sagen zu können....menu Athune* Lyriel. (meine Königin)* Auch weil er damals vor so langer Zeit schon sein Herz an euch verloren hat...er war damals ja im Grunde noch ein unreifer Knabe, genau wie ich selbst auch! Und weil ICH euch für meinen Teil, als eine Frau ansehe, die in jeder Hinsicht zu dem steht was sie tut...gradlienig seid ihr, das muss man euch lassen und das ist es auch was ich an euch so besonders schätze, diese Eigenschaft und euren ungeheuren Mut. Das verdient in meinen Augen jeden Respekt!"
 

Mit diesen seltsam eindrücklichen Worten verbeugt Dwalin sich ganz plötzlich kurz und merklich distanziert förmlich vor ihr. Aber auch mit ehrlichem Respekt ihr gegenüber, den er wirklich so empfindet, wie er es ihr gesagt hat. Er hat es inzwischen längst akzeptiert. Dwalin weiß was sein wird, sollte Thorin jemals wieder zu Bewusstsein gelangen. Er weiß sehr gut, welche Wahl sein König für sich getroffen hat und Grêit ist es mit Sicherheit nicht...soviel ist jetzt schon klar, zumindest was die Wahl seines Herzens anbelangt.
 

Also wird Lyriel damit zwangsläufig einmal seine Königin sein. Irgendwann ganz bestimmt, wenn Thorin jemals wieder aufwacht und auch Recht und Gesetz seines Volkes, es ihm denn erlauben sollten. Was sein bester Freund natürlich mit aller Kraft hofft, die ihm diesbezüglich noch verblieben ist. Dwalin möchte Thorin, glücklich und vor allem eines, am Liebsten wieder vollkommen gesund sehen, das ist im Moment eigentlich so ziemlich das Einzige, was sich der Zwergenmann vom Schicksal wünscht.
 

„Ihr habt mich dazu gezwungen und ihr wisst selbst sehr gut was geschehen ist und auch weshalb ich euch dies bei allem was euch heilig ist schwören ließ Dwalin...vergesst das nicht....niemals!“
 

Setzt ihre klare Stimme überaschend nachdrücklich an. Sie klingt noch etwas schwach aber dennoch schwingt ein harter unerbittlicher Unterton darin mit, der ihm ausdrücklich klar macht, dass es besser angebracht wäre, dieses Thema jetzt nicht weiter zu vertiefen...und noch in dem Augenblick, wo sich ihm diese Gedankengänge unangenehm realistisch durch den Kopf schieben, öffnet sich erneut die Türe zu Dis Kammer.
 

Hastig aber mit doch dem notwendigen Bedacht schiebt sich fast sofort danach die unverwechselbare Gestalt von Thorins jüngerer Schwester durch die Türe, ihr rabenschwarzer dichter Haarschopf leuchtet schwach rötlich im dumpfen Licht des Fackelhalters und verrät ihnen zusätzlich ihr Erscheinen. Doch als sie einen Augenblick später gänzlich den Raum betreten hat...hält sie kurz inne als ihr Blick wie zufällig auf Dwalin fällt, der noch immer nahe der Türe seinen Posten bezogen und ihn ja bisher nicht verlassen hat.
 

„Oh ich ahh...du..du bist ja noch hier? Ich..ich dachte...?“ Unwillkürlich überzieht ein sichtbarer Hauch von Röte, die Wangen der jungen Mutter. Einer, der selbst Lyriel nicht entgeht, die beide derweil aufmerksam mit forschenden Blicken mustert. Überascht merkt sie auf....Dwalin und Dis? Ist ihr da etwa bisher etwas entgangen?
 

Sie spürt, dass sich zwischen beiden etwas seltsames abspielt, kann jedoch nicht genau erfassen, was der Grund dafür sein könnte. Es liegt gewissermaßen etwas in der Luft, ist aber trotzdem nicht zu greifen. Erst als auch Dwalins sonst so streng zerfurchte Gesichtszüge, ein offenkundig verlegenes Grinsen ziert, begreift sie langsam, was sie da sieht...
 

….ER und...und SIE...?
 

Die halbelbische Frau staunt angesichts ihrer gerade eben getätigten Entdeckung nicht schlecht. Sie hätte wahrlich viel vermutet, aber das Dwalin ausgerechnet Thorins Schwester den Hof machen könnte...der Schwester seines besten Freundes? Nun DAS ist etwas, was sie HIER und JETZT wohl am Allerwenigsten erwartet hätte. Aber Dis Gesicht nach zu urteilen, das fast sofort darauf erfolgt als sie es sieht, scheint es auf offensichtlich auf Gegenseitigkeit zu beruhen....sie mag ihn also auch! Das lässt die elbenblütige Heilerin unwillkürlich lächeln, trotz ihres ganzen Kummers und ihrer Angst um ihren eigenen Geliebten.
 

Sie mag Dis sehr und hat sich in der Vergangenheit so oft schon Gedanken darüber gemacht, das Dis die für eine Zwergin im Grunde ja eigentlich noch eine solch junge Frau ist, ihr Leben nicht alleine verbringen sollte...sie würde ihr wirklich alles Glück wünschen...nun und wenn es Dwalin wäre, gut warum auch nicht ER? Ein Mann mit Charakter, Mut und einer Standhaftigkeit und Treue, die Seinesgleichen sucht. Keine schlechte Partie...nein sicherlich nicht die Schlechteste...
 

Trotzdem nimmt sie sich vor, sich vorerst nichts von ihrer Entdeckung anmerken zu lassen und so tut sie einfach so, als ob sie nichts bemerkt hätte, als Dis nur zwei Sekunden später an ihr eigenes Lager heran tritt, um nach Lyriel zu sehen...aber bevor sie das tut, dreht sie sich noch einmal kurz zu Dwalin um, der seine eigene Verlegenheit während dessen, mit einem deutlich vernehmlichen Räuspern zu verbergen und überspielen versucht.
 

„Dwalin...kannst du...kannst du uns für kurze Zeit alleine lassen? Bitte...ich..ich wäre gerne mit ihr allein...das ähhh sind gewissermaßen Frauenangelegenheiten! Sagt sie leise aber entsprechend nachdrücklich.
 

Dwalin nickt sofort.
 

„Oh ja aber sicher.“ Antwortet er ihr hastig. Dis Gesicht überzieht ein nachsichtiges Lächeln, dennoch sieht man ihr die Sorgen um Thorin deutlich an.
 

„Hmm du kannst wenn du möchstest in der Zwischenzeit in der Küche warten...ich glaube es gibt sogar noch etwas von meinem selbstgemachten Apfelkuchen!“ Dwalins ebenso sorgenvolle Mine hellt sich augenblicklich sichtbar auf. „Etwa den mit den vielen Streußeln?“ Kommt fast sofort danach prompt über seine Lippen gesprudelt.
 

„Genau den meine ich! Nun und du bist leider nicht der Einzige, der ihn über die Maßen schätzt. Ich fürchte du musst dich daher etwas sputen, sonst lassen dir die ausgehungerten Wölfe, die sich beide meine Söhne nennen, kein noch so kleines Stückchen davon übrig.“ Entgegnet sie ihm daraufhin mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Es dauert keine Minute und Dwalin ist wen wundert es, so schnell verschwunden, dass nicht einmal mehr ein winziges Staubwölkchen von ihm im Raum zurück bleibt.
 

Kaum ist er fort wird sie ernst, als sich ihr Blick wie zu erwarten sofort auf Lyriel richtet, die Dis ihrerseits dankbar entgegen lächelt. Dis Mine wird sofort streng...“du weißt hoffentlich schon, was du für ihn riskiert hast Lyriel? Das war so dumm Mahal, du hattest wirklich mehr als Glück...dass du es nicht verloren hast, wenn ich dir das an der Stelle sagen darf?“
 

Lyriel nickt schwach, wobei sie jedoch noch immer lächelt. “Ich hatte doch dich...ich wusste, dass du mich nicht im Stich lassen würdest, meine liebe, liebe Dis. Bei allen Göttern, du weißt ja gar nicht, wie dankbar ich dir dafür sein muss.“ Sagt sie ganz plötzlich leise, aber sehr ernst zu Thorins jüngerer Schwester. Dis Mine wird unwillkürlich weich und ihre Hand legt sich unmittelbar danach gänzlich spontan auf die noch immer heiße Stirn der Heilerin und streicht ihr eine, der aus ihrem dichten Strang gelösten und vorwitzig in ihre Strin gefallenen rötlichen Strähnen zurück.
 

„Nein DU weißt nicht, wie dankbar ICH dir sein muss, mein Bruder lebt noch...allein deinetwegen...allein deinetwegen!“ Sie bricht ab, Dis muss sich zwingen ihre aufsteigenden Tränen wieder hinunter zu kämpfen, und den dicken Klos in ihrem Hals zu unterdrücken. Lyriel soll sie nicht weinen sehen. Fast hätte sie ihren ältesten Bruder verloren. Der Letzte, der ihr außer ihren beiden Kindern noch geblieben ist. Der Letzte ihrer Familie der noch übrig ist, der letzte Bruder, den sie so sehr liebt und stets gefürchtet hat ihn eines Tages auch noch zu verlieren...
 

In dem Moment fühlt sie wie sich die Hand der Heilerin zögerlich auf ihren Arm legt, ehe sie ganz plötzlich zu sprechen ansetzt. „DIS ich muss dir etwas sagen, etwas äußerst wichtiges. Ich habe es gesehen, als ich ihn von der Schwelle geholt habe...es war als wäre ich dabei gewesen. Ich..ich habe gewissermaßen gesehen, wie es geschehen ist."
 

Die Zwergin blickt der elbischen Frau bestürzt ins Gesicht. "WAS? WIE? Lyriel wenn du etwas weißt...sag es mir bitte, ich..ich muss es wissen. Es war so ein Gefühl verstehst du? Ich habe etwas gespürt...als es passierte. Wie...wie ein schlechtes Omen, in gewisser Weise ein Vorbote des Schicksals, könnte man sagen!“
 

Lyriel seufzt leise...“ich will es dir gerne erzählen, aber eines musst du vorher noch wissen, ich habe ihn zwar vor dem Tode bewahrt, das stimmt, aber ob er je wieder zu Bewusstsein gelangen wird, vermag im Augenblick niemand zu sagen. Auch ich kann das nicht tun...es ist beinahe so, wie ein schlimmer Zauber, der auf ihm liegt. So als hätte ihn jemand absichtlich verhext...verstehst du? Wir müssen abwarten Dis, etwas anderes bleibt uns im Grunde auch nicht übrig. Es tut mir leid, ich hätte so gerne noch mehr für ihn getan, aber es hat meine Kräfte auch so gänzlich überstiegen. Es hat mich fast mein Kind gekostet, nur allein dir habe ich es zu verdanken, dass ich es nicht verloren habe.“
 

Dis sieht sie an, ihr Blick wirkt leer und wie weit weit weg, als sie ihr leise antwortet.
 

„Hör auf, das war selbstverständlich, ja das Mindeste was ich für dich tun konnte und ich bin wahrlich mehr als froh darüber, dass es mir geglückt ist. Lyriel meine Liebe, für jede Mutter ist allein der Gedanke daran ihr Kind und damit das Liebste was sie hat, durch ein Unglück zu verlieren, das Schlimmste was man sich nur vorstellen kann. Vor nicht all zu langer Zeit lag mein eigener Sohn an deiner Stelle und du hast ihn gerettet. Ich bin selbst lange genug Mutter, daher verstehe ich deine Gefühle nur zu gut. Ja ich bin Mutter, so wie du selbst auch bald eine sein wirst, schon deswegen musste ich es tun. Und es ist auch SEINS, es ist damit unzweifelhaft auch ein Teil meines Bruders. Ich ich meine wenn er....
 

.....so bliebe wenigstens etwas von ihm zurück?!“
 

Sie bricht jeh ab, ein trockenes Schluchzen schiebt sich nun doch unkontrolliert heftig aus ihrer Kehle heraus...“ich es es tut mir leid, ich wollte nicht“...dringt es einen Moment später erneut über ihre merklich zitternden Lippen. Die Heilerin nimmt Dis Hand sanft in ihre und legt sie anschließend sachte auf ihren inzwischen deutlich gerundeten Bauch. „Du hast recht, ja Dis das Kind in mir ist auch ein Teil von IHM...der Beste...verstehst du? Den, den wir beide so sehr lieben...und ich werde ihn nicht aufgeben...hörst du DIS...niemals! Er wird wieder gesund werden, davon bin ich überzeugt!"
 

In dem strampelt das Baby leicht, die junge Zwergenmutter fühlt es unter ihrer Hand...sie lächelt.
 

„Das wird er....und er wird so unglaublich stolz sein, wenn er das hier wirklich überleben sollte und es ein strammer Junge wird. Auch wenn mein geliebt sturer Bruder dies natürlich selbst niemals zugeben könnte."

Darkest Hour - (seine) dunkelste Stunde

Lyriels forschender Blick verfängt sich unmittelbar in dem der hübschen dunkelhaarigen Zwergin mit den intensiv blauen Augen, wie auch Thorin sie besitzt...die Heilerin sieht für einen Moment, in das noch immer stark verhärmt schmerzverzerrte Gesicht, des jungen Zwergenkönigs einziger Schwester, dann spürt sie, wie Dis die Hände unmittelbar danach, fast schon ein wenig verschämt von ihrem Bauch weg zieht und im Begriff ist, sich anstatt dessen zu straffen, vordringlich um die verloren gegangene Fassung wieder zu erlangen.
 

Dis versucht sich dabei abermals zwanghaft, ein schmales, betont zuversichtliches Lächeln in Lyriels Richtung abzuringen, doch selbige lässt Thorins Schwester keine noch so kleine Gelegenheit sich ihr einfach so mir nichts dir nichts wieder zu entziehen, denn NOCH ist sie nicht fertig mit ihr.
 

Nein...NOCH hat sie ihr etwas mitzuteilen, etwas von unglaublicher Bedeutung....ETWAS wovon vielleicht sogar ihr aller Schicksal abhängen könnte!?
 

„DIS....bitte warte, ich...ich...siehst du, das weiß ich doch. Schließlich kenne ich ihn ja inzwischen auch schon ein wenig länger und damit auch besser. Thorin ist wie er ist, stolz und zuweilen unerbittlich stur und das in vielerlei Hinsicht, daher könnte ich ihm diesen Umstand schon durchaus nachsehen. Ich habe niemals erwartet, dass er in wildes Freudengeschrei ausbricht, angesichts der Tatsache, dass er Vater sein wird...oder gar, dass er mich irgendwie als seine legitime Gefährtin anerkennt, weder offiziell noch inoffiziell! Für mich wäre dies wohl alles zu verkraften, solange er nur wieder zu sich kommt, mehr verlange ich ja gar nicht. Siehst du, ich will nichts weiter, als dass er wieder gesund wird und ich es geschafft habe ihn zu retten....verstehst du das?
 

Und bitte Dis ich ahhhh...das ist noch nicht alles gewesen, ich muss dir noch etwas sagen, etwas von großem Gewicht für uns alle fürchte ich!
 

Etwas was keinen längeren Aufschub mehr duldet.“
 

Setzt die elbenblütige Frau mit dem imposanten und vom Farbton her seltenen dunklen rostroten Haarschopf ungewöhnlich nachdrücklich an, wobei sie die junge Zwergin einem spontanen Impuls folgend noch kurz mit der Hand zurück halten will. Dis spürt Lyriels Hand auf ihrem Arm und dreht sich noch einmal zu ihr um, ihr Gesicht wirkt überrascht und zugleich spürbar beunruhigt.
 

„Wa...was ist denn..? Habe ich etwa etwas zu erledigen versäumt?“ Fragt sie die Heilerin dabei hastig drängend, sie ist nervös, die Heilerin sieht es ihr an. Lyriel schüttelt jedoch wie um es zu bekräftigen, fast sofort den Kopf.
 

„Nein, es hat nichts mit mir zu tun...diesmal nicht! Nein Dis, es..es geht dabei viel mehr um Thorin und um das, was ihm widerfahren ist!“
 

Der darauf folgende Blick in das Gesicht der rothaarigen Frau mit den für ihr Volk typischen eher feingezeichneten elbischen Gesichtszügen, wird augenblicklich fragend und unsicher. Lyriel erwidert den Blick der dunkelhaarigen Zwergenfrau derweil mit einigem an Nachdruck.
 

„Dis hör mir gut zu...ich werde dir jetzt ein streng gehütetes Geheimnis anvertrauen. Eines, das du unter keinen Umständen irgend jemandem Preis geben darfst. Hast du mich gehört? Unter keinen Umständen...versprich mir das! Niemandem auch nicht Dain...und schon gar nicht GRÊIT, hast du das verstanden? Sie ist so furchtbar eifersüchtig, ich meine sie könnte im schlimmsten Fall alles zunichte machen und außerdem geht sie es nichts an! DAS ist etwas, was nur DU und ICH allein wissen solltest!“
 

Lyriel sieht wie Dis hart schluckt unmittelbar nachdem sie selbst verstummt ist.
 

„Natürlich Heilerin, du hast mein Wort darauf! Lyriel ich schwöre es dir, im Namen meines einzigen Bruders, den ich ebenso liebe, wie auch du es tust!
 

Hörst du..? Ich verspreche es....!“
 

Die Halbelbin sieht die Zwergin abermals forschend an, dann nickt sie knapp.
 

„GUT...das wollte ich in etwa von dir hören, ich denke du hast es jetzt verstanden. Nun, dann will ich dir etwas anvertrauen, was unter allen Umständen unter UNS beiden bleiben muss! Wie gesagt, du darfst es niemandem anvertrauen...auch nicht Dwalin und deinen beiden Söhnen schon gar nicht! Dis, ich denke ich weiß wie es geschehen ist. Ich habe es gewissermaßen mit eigenen Augen gesehen. Ich war selbst dort oben auf dem Berg...in seiner dunkelsten Stunde, war ich bei ihm. Ich habe alles gesehen und ich weiß auch WER ihn dort so übel zugerichtet hat, dass er dem Tode wahrhaft näher war als dem Leben.
 

Das dort oben auf dem Berg ist kein Unfall gewesen, wie du vielleicht glaubst. Dennoch hat es nichts mit Dain zu tun oder dass er gar so etwas wie die Schuld an Thorins Verletzungen tragen könnte, das versichere ich dir. Nein es waren Orks...oder viel mehr gesagt ein ganz bestimmter Ork, der Thorin dort oben angegriffen und so übel verletzt hat! Dain und die anderen Männer haben eher versucht ihn zu beschützen, doch es hat nicht so funktioniert, wie sie es vermutlich gehofft hatten. Ich denke sie haben dir und den anderen eures Volkes nicht die ganze Wahrheit gesagt, weil sie euch nicht zusätzlich beunruhigen wollten.
 

Als ich versucht habe ihn ins Leben zurück zu holen, habe ich es gesehen, so als wäre ich selbst dabei gewesen. Es ist eine Art der Hellsichtigkeit, die mich manchesmal überkommt...einfach so ungerufen und ungewollt. Dann sehe ich es und ich kann es, wenn es geschieht auch nicht mehr willentlich steuern. Die Bilder kommen einfach, oft weiß ich dann nicht einmal mehr, dass es nichts weiter als das zweite Gesicht gewesen ist, so echt erscheint mir alles, was ich gewissermaßen als Illusion sehen kann, wenn ich den Heilungsprozess angestoßen habe.
 

Vor allem wenn die emotionale Bindung zu dem den ich heile sehr hoch ist....dann ist es sehr wahrscheinlich, dass dies mit mir geschieht. Und so ist es mir unweigerlich auch mit Thorin ergangen. Ich hatte irgendwie das merkwürdige Gefühl, als hätte er mir diese Bilder absichtlich zeigen wollen, so als hätte er es unbewusst getan, denn ich habe seine Angst regelrecht gespürt und auch den Schmerz, den er gefühlt hat, als er versucht hat, diesem riesigen Angreifer zu trotzen. Ja es war mir sogar so, als sei ich kurzzeitig eins mit ihm, als könnte ich es aus seinen Augen heraus sehen...und das WAS ich dort gesehen habe, macht mir Angst....große Angst Dis.
 

Dieser riesenhafte bleiche Ork wollte Thorin wirklich auslöschen. Durins Herrscherlinie muss sterben, das ist es was diese Botschaft klar und deutlich dahinter verbirgt und der Ork, der ihm damit gedroht hat, hieß ganz eindeutig BOLG. Er muss etwas mit einem anderen Ork aus Thorins Vergangenheit zu tun haben...warte lass mich kurz nachdenken? Oh ja er hat den Namen glaube ich erwähnt....ach ja..jetzt fällt es mir wieder ein. AZOG...genau das war der Name, den Thorin verwendet hat! Weißt du etwas darüber Dis...sag kennst du ihn?“
 

Lyriel verstummt, wobei sie die Zwergin weiterhin forschend ansieht, auch weil sie über Thorins Vergangenheit seit dem Auftauchen von Smaug immer noch so gut wie nichts weiß. Sie hat die Schlachten am Schattenbachtor so zwangsläufig nicht miterlebt, denen Frerin und Thrôr zum Opfer gefallen sind....ganz im Gegensatz zu Dis, die in diesen Schlachten ein Stück ihres Lebens verloren hat und in diesem Fall nicht nur ihre Familie allein, sondern auch den einen Mann den sie einmal geliebt hat, den so oft schmerzlich vermissten Vater ihrer beiden Söhne.
 

Die junge Zwergin weiß damit genau welch ein furchterregender Gegner das gewesen sein muss, der Thorin da durch Zufall heraus oder aber auch durch gut geplantes Kalkül auf dem Berggipfel angegriffen hat. Vielleicht ist es sogar ein von lange geplanter Hand Hinterhalt gewesen, der Thorin und die Seinen in diese Falle führen sollte?
 

All dies schiebt sich Thorins einzig verbliebene Schwester binnen Bruchteilen von Sekunden durch den Sinn. Ihre Angst wächst damit von Minute zu Minute an, auch da sie jetzt mit ziemlicher Gewissheit weiß...dass Azogs Rache folgen wird, ja dass ihre Familie diesen Gegner letztenendes nun doch noch nicht bezwungen hat, so wie es bisher nach Azanulbizar den Anschein hatte.
 

Was wenn Thorin ihn nicht getötet hat...wie von ihm angenommen? Was wenn dieser bleiche Ork entgegen Thorins Annahme noch immer am Leben wäre? Dis darf gar nicht darüber nachdenken....das wäre wahrhaft schrecklich, denn damit wäre ihr Bruder sein Leben lang gefährdet und nicht nur der allein, nein unweigerlich auch sie selbst oder ihre beiden Söhne...die eben auch dieser Herrscherlinie entstammen, derer der Ork ewige Verdammnis geschworen hat.
 

Das hübsche runde Geicht der Zwergenfrau verliert augenblicklich jegliche Farbe, als sie die deutlichen Worte aus dem Mund er elbenblütigen Heilerin vernimmt. Aschfahl und bleich sieht sie Lyriel an, die Dis die offenkundige Bestürzung, die ihre Worte dabei auslösen, nahezu sofort anmerkt.
 

Die Zwergin schlägt unmittelbar danach bestürzt beide Hände vor ihr Gesicht...
 

„AZOG hast du gesagt? Mahal bist du dir da wirklich ganz sicher?“ Flüstert sie dabei tonlos. Lyriel nickt abermals knapp, wobei sie die neuerlich aufkeimende Angst in Dis Augen sehr wohl bemerkt.
 

„Ja DAS war der Name ich bin mir ganz sicher. Thorin hat ihn einmal verwendet...er hat dem Ork damit gedroht!“ Entgegnet ihr die rothaarige Frau während dessen mit der Bestimmtheit der Überzeugung in der Stimme.
 

„Lyriel sag nur noch, dass du mir damit jetzt etwa andeuten willst, dass Dwalin das alles gewusst hat...und es mir absichtlich verschwiegen hat, dass mein Bruder von Azogs verfluchtem Gezücht seiner Lenden mit dem Tode bedroht worden ist? Und auch, dass ER nicht soviel Respekt vor mir besessen hat, es mir zu sagen?
 

Oh wehedem wenn ich ihn in die Finger bekomme...wehe dem, na der kann was erleben!“
 

Dis Gesicht verzerrt sich augenblicklich zu einer angstvollen aber zugleich auch wütenden Grimasse...ihr überschäumender Zorn muss irgendwohin und Dwalin eignet sich im Moment bestens dafür, ihm zu sagen, was sie von den Praktiken der Männer hält, vor allem denen der Verschwiegenheit ihr gegenüber. Uhh...also das verzeiht sie ihm nicht, dass er es ihr verschwiegen hat...niemals, dessen ist sie sich sicher. Und auch wenn sie ihn noch so gern hat....das ist unverzeihlich!
 

Aber in dem Augenblick spürt sie erneut die warme Hand der Heilerin auf ihrer eigenen, die sie zwischenzeitlich heruntergenommen und auf die Bettdecke gelegt hat. Die Zwergenfrau zittert spürbar...aber sie lässt sie liegen.
 

„Dis...lass ihn...bitte...er wollte dich und die beiden Jungen doch nur beschützen, verstehst du das denn nicht? Sie haben alle Angst gehabt und die haben sie NOCH! Auch oder gerade Dain hat es nicht wirklich verstanden. Niemand hat das im Grunde. Keiner wusste, wie die Orks ausgerechnet dorthin gekommen sind? Es waren viele und dem Anschein nach offenkundig zielgerichtet. Dain hat alles getan um Thorin zu retten, wie auch Dwalin...sie haben ihn sofort zurück gebracht. Mehr konnten sie dort oben nicht für ihn tun. Bitte sei dem brummigen Kerl nicht böse...hörst du...er..er mag dich doch...!“
 

Lyriels warme Stimme klingt zögerlich aber unendlich sanft als sie ihr das sagt. Dis atmet hörbar durch und strafft sich plötzlich ruckartig unter ihrer beruhigenden Berührung. Sie ringt neuerlich um Fassung.
 

„Ich weiß...ich weiß es doch längst. Verzeih mir meinen schrecklichen aufbrausenden Zorn, aber ich bin so..so wütend und ich habe Angst...Angst um meine Familie. Unendlich große Angst Lyriel und das Schlimmste daran ist dieses einen alles übermannende Gefühl der Hilflosigkeit und auch der, nichts aber auch gar nichts dagegen unternehmen zu können.“
 

Flüstert sie der elbenblütigen Frau einen Augenblick später kaum hörbar aber überraschend ehrlich entgegen. Plötzlich hört sie wie Lyriel sich leise aber vernehmlich räuspert, ehe sie ihr antwortet dauert es somit etwas. Doch als sie sich gefasst hat, sagt sie mit grimmigen Unterton.
 

"Ich verstehe aber da bist du beileibe nicht die Einzige, auch ich fürchte mich vor der Zukunft...weil niemand weiß, was sie bringen wird Dis. Der Gedanke daran Thorin durch einen dieser widerlichen Ruhks zu verlieren erscheint auch mir uneträglich. Hmm..und was deine Art des Zornes betrifft, nun ja das ist wohl etwas, was du mit ihm wirklich absolut gemeinsam hast Dis. Thorin geht zuweilen genauso schnell und unüberlegt in die Luft wie du. Irgendwie habt ihr beide schon ein äußerst hitziges Temperament, wenn ich dir das so offen sagen darf?“
 

Indem hört sie wie Dis mit einem mal unvermittelt in ein leises aber unendlich gelöstes Lachen verfällt, das aller erste mal seit vielen bangen Stunden.
 

„Ja das haben wir wohl...das hatte ich bisher nur noch nie so betrachtet. Frerin ist in dieser Hinsicht immer mehr nach unserem Großvater gegangen, der zumeist sehr viel überlegter und ruhiger gehandelt hat. Mein Vater Thrain war zuweilen ein rechter Hitzkopf. Nun ja ich befürchte der Apfel fällt nicht sehr weit vom Stamm, diesen Wesenszug hat er Thorin, Kili und mir wohl vererbt könnte man sagen. Lyriel ich danke dir...und nein ich werde Dwalin deswegen schon nicht den Kopf abreißen, obwohl er es meiner Meinung nach wirklich verdient hätte, nachdem er mir so etwas wesentliches wie DAS verschwiegen hat. Aber gut, nun weiß ich es ja....dank dir.“ Dis verstummt wobei sie sich neuerlich zu einem kurzen leicht resignierten Lächeln abringt.
 

Lyriel nickt während dessen verständig. „Ich musste dir das sagen...ich vertraue dir und ich weiß, dass es bei dir gut aufgehoben ist. Du wirst dieses Geheimnis als deinen großten Schatz hüten, dessen bin ich mir ganz sicher.“ Entgegnet sie Dis schließlich mit ungewöhnlich ernstem Unterton in der Stimme. Dann hebt sie den Kopf und blickt die Zwergin noch einmal eindringlich an, ehe sie erneut zu sprechen ansetzt.
 

„Dis...jetzt haben wir die ganze Zeit von ihm gesprochen...bitte..sag mir wie..wie geht es ihm denn überhaupt?“ Fragt sie Thorins Schwester im Anschluss daran fast schon ungeduldig drängend. Die junge Zwergenmutter lächelt wieder. „Hmm es wundert mich, dass du mich nicht schon viel früher nach ihm gefragt hast Lyriel?“ Antwortet sie der elbenblütigen Heilerin schließlich überraschend ruhig.
 

„Es geht ihm den Umständen entsprechend gut....dank dir, aber er hat das Bewusstsein noch immer nicht wieder erlangt und wir sind uns auch nicht sicher, ob das so bald geschehen wird oder besser ob dies überhaupt jemals wieder der Fall sein wird? Es ist als hielte noch immer etwas seinen Geist gefangen...eine ganz merkwürdige Angelegenheit..wir können es uns selbst nicht erklären.“ Fährt sie schließlich etwas unsicher und unschlüssig fort, wobei sie die Heilerin jedochkeine Sekunde lang aus den Augen lässt.
 

Lyriel fährt wie von Dis erwartet prompt augenblicklich von ihrem Lager hoch.
 

„WAS? Was soll das heißen? Ich..ich hatte ihn doch...? Das kann nicht sein! Ich muss ihn sehen..SOFORT!“

Forderung

DU SPRICHST IM TRAUM,

DU SPRICHST KEIN WORT,

ICH FOLGE DIR, NIMM MICH MIT FORT

WEIN NICHT ES IST, MEIN ERSTES ZIEL,

ICH FOLGE DER, DER ICH VERFIEL.
 

(faun/ rosmarin)
 


 

Indem will sie aufstehen, woraufhin Dis energisch versucht, sie wieder auf das Lager zurück zu drücken.
 

„HALT das...das kannst du nicht tun Heilerin, sei vernünftig, denk an dein Kind. Du bist selbst kaum erst wieder zu Kräften gelangt, das lasse ich nicht zu....nicht noch einmal!“ Faucht die resolute Zwergenmutter, ihrer beinahe Schwägerin dabei energisch und spürbar erregt entgegen und zwar so, dass es ihrem hitzigen Temperament wahrhaftig alle Ehre macht.
 

Lyriel hingegen sieht Dis ganz ruhig an.
 

„Du musst keine Angst um mich haben, mir geht es soweit wieder gut. Ich fühle mich durchaus in der Lage aufzustehen. Dis bitte, versuch erst gar nicht mich irgendwie zurück halten zu wollen, es wird dir nicht gelingen. Ich will ihn sehen...jetzt sofort!“ Antwortet sie der Zwergin dabei mit aller Nachdrücklichkeit, die sie in diesem Moment aufzubringen vermag.
 

Thorins Schwester seufzt während dessen leise. „Warum habe ich so etwas in der Art nicht schon kommen sehen?“ Flüstert sie einen Augenblick später spürbar resigniert vor sich hin. Lyriel lacht leise amüsiert, als sie Dis das sagen hört, es dauert so eine geraume Weile, bis sie der Zwergenfrau endlich antwortet, doch dann sagt sie fest entschlossen. „Weil du meinen Dickkopf kennst...der seinem im Übrigem in nichts nachstehen dürfte. Ich denke ER hätte umgegekehrt wohl ebenso gehandelt oder hast du etwa schon vergessen, wie hartnäckig er Kili vor mir zu verteidigen versucht hat, als es dem Jungen kürzlich so schlecht ging, dass ich mich um ihn kümmern musste?“
 

Dis blickt der elbenblütigen Heilerin direkt ins Gesicht...ein warmer, unendlich mitleidiger Zug hat sich zwischenzeitlich um die strengen Züge der halbelbischen Frau gelegt, wobei sie der Zwergin eine ihrer Hände abermals spontan auf den Arm legt, die den zuversichtlich wirkenden Druck den Lyriels Hand dabei verursacht, unweigerlich auf ihrem Arm spüren kann.
 

„Siehst du...ich habe doch recht? Ich meine, du solltest mich inzwischen besser kennen Dis. Ich werde meinen Gefährten nicht im Stich lassen und wenn nur die geringste Möglichkeit besteht, dass ich etwas für ihn tun kann, dann will ich das auch machen. Wenn nicht, ist es ohnehin sein Schicksal und wir müssen uns dem dann alle fügen, selbst ich als heilkundige.“
 

„Na gut, dann geh...aber auf deine Verantwortung hin Heilerin!“ Knurrt Thorins jüngere Schwester sie derweil merklich ungehalten an, da sie die elbische Frau für unvernünftig und leichtsinnig hält. Ihrer Meinung nach, hätte sie mindestens noch einen oder zwei Tage das Bett zu hüten..aber sie versteht auch, warum es Lyriel so sehr zu ihrem Bruder hinzieht. Ja warum sie sich solche Sorgen um ihn macht und auch, warum sie ihn sehen will? Es ist nicht allein dem Umstand geschuldet, dass sie ihn liebt. Nein....es ist viel mehr die Tatsache, dass er noch immer nicht wieder zu Bewusstsein gelangt ist und keiner von ihnen so recht weiß, weshalb oder aus welchem Grund?
 

Thorins Kopfverletzungen waren schwer, zugegeben...aber längst nicht so schwer, um diesen fragwürdigen geistig umnachteten Zustand auszulösen, aus dem es offenbar kein Erwachen zu geben scheint, das weiß auch Dis. Also gibt sie schweren Herzens nach. Sie lässt Lyriel widerwillig aufstehen. Das tut Thorins Schwester jedoch nicht, ohne dabei wenigstens noch ein paar warnende Worte an die Heilerin los zu werden, die die junge Zwergin sich in der Zwischenzeit vorsorglich und reiflich überlegt hat.
 

„Ich werde besser mit dir kommen, damit du dich nicht gleich sofort wieder überanstrengst und ich ein Auge auf dich haben kann. So und wenn ich sage, dass es genug ist, dann wirst du gefälligst auf mich hören Lyriel...habe ich mich hinsichtlich dessen klar genug ausgedrückt?“ Grollt Dis ihre Schwägerin in spe dabei abermals hörbar streng und nachdrücklich an, so dass man glatt meinen könnte, es wäre wahrhaftig Thorin höchstpersönlich, aus dessen Munde diese klaren und so eindeutigen Worte stammen.
 

Einmal mehr wird Lyriel sich dessen bewusst, wie ähnlich sich Dis und Thorin in mancherlei Hinsicht doch sind und das nicht nur rein äußerlich gesehen...nein auch in ihrem Verhalten...
 

Vor allem in dem, was die Entschlusskraft und das rasche, sowie berherzte Handeln beider Geschwister betrifft...die bei beiden nahezu identisch ist. Ja eben diese Entschlusskraft hat sie auch an Thorin auf eine gewisse Weise insgeheim immer bewundert. Jetzt ist sie doch froh darum und ganz tief in sich drin nicht unglücklich darüber, dass Dis ein Augen auf sie haben will, denn wer weiß schon so genau, was geschehen könnte? Und ihr Kind noch einmal zu gefährden, das will sie wahrhaftig nicht wieder riskieren, nicht einmal für dessen Vater, den sie über alles liebt!
 

Als Dis dicht gefolgt von Lyriel, kurze Zeit später somit in Thorins nicht eben komfortable Kammer eintreten...wirkt sie beinahe schon überfüllt, da sich dort so viele Personen aufhalten, wie das sonst wahrscheinlich, noch niemals zuvor der Fall gewesen ist. Es ist nicht nur Dwalin allein, den die beiden so ungleichen, nichtsahnenden Frauen dort antreffen. Nein auch Dain, Greît und sogar Dis ältester Sohn Fili ist zurück gekommen um weiter tapfer am Lager seines Onkels Wache zu halten, so wie sie es ihm vor ein paar Stunden eindringlich befohlen hatte. Höchstwahrscheinlich ist Fili, Dwalin einfach gefolgt.
 

Ein Wunder, dass Kili nicht auch noch irgendwo in der Nähe herum stromert. Sonderlich überrasched wäre es für Dis jedenfalls nicht. Aber von ihrem Jüngsten ist weit und breit nichts zu sehen, offenbar waren es ihm dann doch zu viele Leute am Krankenlager seines Lieblingsonkels.
 

„Hmm...wirkt momentan ein wenig überfüllt für die kleine Kammer meines Bruders, meint ihr nicht?“ Brummt Dis wie zu erwarten prompt sichtlich ungehalten in Richtung der Anwesenden, als sie es bemerkt, wobei ihr und Lyriel alle der dort ausharrenden Zwerge durchweg verblüfft und gleichsam verwirrt entgegen blicken. Aber noch bevor irgend einer von ihnen, etwas auf Dis leicht sarkastische Bemerkung antworten kann...faucht Greit schon heftig aufgebracht drauf los und zwar unmissverständlich in Lyriels Richtung.
 

„WAS will SIE hier? Dieses elendigliche, elbenblütige Weib hat hier beileibe nichts mehr verloren! Schick sie fort Dis, auf der Stelle oder ich werde eigenhändig dafür sorgen, dass sie geht!“
 

Die goldenen Bernsteinaugen der jungen Zwergin aus den Eisenbergen, blitzen dabei gefährlich zornig und sichtlich aufgebracht, wie eine lordernde Flamme in der Dunkelheit. Sie wirkt in dem Augenblick so, als wollte sie sich unmittelbar auf Lyriel stürzen...und doch legt sich mit einem Mal Dains Hand mit Bedacht, aber doch nachdrücklich auf die Schulter seiner jüngeren Schwester und hält sie resolut zurück, ehe Dis sieht, wie seine Hand so fest zudrückt, dass Grêit unter seinem enormen Druck sogar leicht schmerzhaft aufstöhnt, ehe sie ihn der Bewegung verhält, ruckartig herum fährt und Dain böse anfunkelt, während jener unmittelbar zu sprechen ansetzt.
 

„Lass sie in Frieden Grêit...du weißt, dass das nichts hilft! Dis hat die Heilerin eigens gerufen, damit sie nach Thorin sehen kann und es ist noch lange nicht der einzige Grund weshalb sie hier ist? ODER...Dis dem ist doch so? SIE ist noch aus einem völlig anderen Grund hier....den ich im Übrigen zu erfahren wünsche, ehe sie wieder geht!“
 

Kann Thorins Schwester seine tiefe Stimme dabei streng und von einer merkwürdig unterschwellig zornig geprägten Tonlage vernehmen, die sie dann doch überrascht, denn er hat es nicht eben leise gesagt.
 

Unwillkürlich fährt Dwalin spätestens ab dem Moment ebenfalls, wie von Ungolianth gebissen von seinem Platz hoch, von dem aus er das Geschehen bisher, mit sich immer weiter verfinsternden Blicken beobachtet hat. Fast sofort danach, stellt sich der ungewöhnlich kräftige und große Zwergenkrieger mit geballten Fäusten, intuitiv schützend vor die beiden Frauen.
 

„DAIN..wie..wie kannst du es wagen? Wenn du seine Schwester oder der Heilerin noch einmal zu drohen wagst, dann wirst du meinen Zorn erleben! Das ist eines, was ICH dir sicher sagen kann mein Freund. Du bist hier GAST in diesem HAUS! Thorin ist dein Vetter, das mag schon sein, aber das gibt dir oder deinesgleichen trotzdem noch lange nicht das Recht, sich hier so derart fordernd aufzuführen!“
 

Aber noch bevor Dain den angefangenen Satz ganz beenden kann, spürt er bereits Dis Hände, die sich beide von hinten sanft und versuchsweise beruhigend auf seine breiten Schultern legen.
 

„Lass ihn Dwalin..bitte..ich denke es ist wohl langsam an der Zeit die Wahrheit zu sagen...die ganze Wahrheit. Lyriel...komm willst du Dain und Grêit nicht sagen, weshalb du hier bist?“
 

Indem dreht sie sich aber noch einmal kurz um und lenkt ihren Blick direkt auf ihren Sohn, der sich bisher schweigend im Hintergrund gehalten hat und alles verdutzt, mit sichtlich großen Augen beobachtet. Auch da der junge Zwerg mit alle dem, herzlich wenig anzufangen weiß...selbst wenn er vielleicht im Ansatz erahnen mag, worum es geht, so ist er doch noch viel zu jung, um das ganze Ausmaß, wirklich in seiner Ernsthaftigkeit zu begreifen.
 

„Fili es ist besser du gehst jetzt...hörst du was ich gesagt habe? GEH...auf der Stelle! Such Kili und warte mit ihm der Küche auf mich, ich komme bald nach.
 

LOS JUNGE...MACH SCHON!“
 

Ihre Worte an den jungen Mann sind unmissverständlich. Dis ältester Sohn Fili zuckt kurz sichtbar erschrocken zusammen...nickt dann aber gehorsam. „Ja Amad* (Mutter*)...natürlich...ich werde sehen, wo er abgeblieben ist!“
 

Noch ehe Dain erneut ansetzen kann, um Dis oder aber auch Dwalin etwas entsprechendes zu entgegnen, ist der halbwüchsige Zwerg mit dem dichten dunklelblonden Schopf schon auf dem Weg zur Türe und schlüpft leise hinaus, aber nicht ohne sich dabei noch für alle deutlich erkennbar zu straffen.
 

„Mutter gib gut auf dich acht...bitte.“
 

Hört sie die klare schon deutlich tiefe Stimme ihres Sohnes dabei sagen...es ist nicht viel mehr, als ein atemloses Flüstern und doch zaubert es ihr unwillkürlich ein spontanes liebevolles Lächeln auf die Lippen.
 

„Das werde ich, mach dir um deinen Onkel und mich keine Sorgen Fili...alles wird gut. Ich verspreche es dir mein Sohn...ich verspreche es!“ Antwortet sie dem jungen Zwergenmann daraufhin entschlossen, ehe er wenige Sekunden später fort ist. Sie sieht noch kurz, wie er die Türe lautlos hinter sich schließt, bevor sie sich erneut zu den anderen Zwergen im Raum herumdreht.
 

„So, also wo waren wir stehen geblieben? Ah ja...bei der WAHRHEIT!“
 

Dis sieht die Heilerin dabei unvermittelt an...sieht wie diese ungleich unter ihren klaren und gleichzeitig alles offenbarenden Worten zusammen zuckt, sich dann aber fast sofort hastig strafft, um möglichst gefasst und souverän zu wirken, was sie in diesem Augenblick wohl nicht wirklich schafft.
 

Dennoch überspielt sie es gekonnt. Weder Dain noch Grêit bemerken ihre Unsicherheit und zugleich ihren maßlosen Zorn, auf IHR Volk....denn das ist es zweifellos, auch wenn es keiner von ihnen wirklich wahr haben will..
 

„Ha..die WAHRHEIT! WAS IST DAS DIS? SAG DU ES MIR?!
 

WAS...? Etwa die schnöde Tatsache, dass ich hier mitten unter euch in den blauen Bergen lebe?
 

ICH, die ebensogut mit IHM verwandt bin, wie mit DIR Dain Rotbart!

ICH deren Vater einstmals Grôr gewesen ist, dein Großvater, so wie er auch Grêits war?

ICH die noch immer so gut weiß, wie es damals im einsamen Berg war, weil ich dort bereits unter euch lebte, ehe der Drache über euch kam?

ICH die abtrünnige Elbenblütige, die weder ganz zur einen Sippe gehört, noch ganz zur anderen aus Durins edler Linie?
 

Genau DIE, die damit zweifellos auch beim Volk der eigenen Mutter, durchweg auf eben die selbe Ablehnung gestoßen ist, eben weil es sich mit MIR in diesem Fall genau anders herum verhält? Elendigliches Zwergenblut haben sich mich hinter vorgehaltener Hand genannt, da es offen doch keiner von ihnen gewagt hat.
 

Also WAS willst du jetzt von mir? HIER ist meine Heimat...hier habe ich sie endlich gefunden, hier ist mein Platz....und nirgend wo anders in Arda!“
 

Dains Blick wird hart, als er in die zornig blitzenden Augen der Heilerin mit dem flammend roten Haar sieht.
 

„NEIN, das alles ist mir vollkommen gleichgültig! Ich will lediglich von dir wissen, wer der Vater dieses Kindes ist Lyriel? Das und nicht mehr und nicht weniger. Wir wissen längst wer du bist. Ich sage dir, das alles spielt inzwischen keine Rolle mehr. Nein viel mehr verlange ich von dir zu wissen, WELCHE du im Hinblick auf meinen Vetter spielst Khalam*? (Halbelb)*
 

Ist er nun der Vater oder ist er es nicht?
 

LOS SPRICH SCHON ENDLICH, WAS ES DAMIT AUF SICH HAT!?“
 

Herrscht der Zwerg mit dem auffällig rötlichem Bart, sie indessen nicht minder aufgebracht an.
 

Lyriel zuckt abermals merklich erschrocken zusammen, als sie ihn so fürchterlich in ihre Richtung wüten hört.
 

„Ich..ahhhh“...will sie noch ansetzen, doch dann wird ihre Aufmeksamkeit urplötzlich von etwas völlig anderm angezogen...etwas für sie wesentlich wichtigerem...
 

Das leise Stöhnen von Thorins Lippen, mit dem er ganz plötzlich unwillkürlich auf sich aufmerksam macht, reißt sie alle jäh aus ihrem maßlosen und ohnmächtigen Zorn heraus. Lyriel ist ohne Zweifel die Erste von allen Anwesenden, die es vernimmt...auch weil sie ihm am Nächsten ist und das nicht nur allein von der Gefühlsebene her gesehen. Eine gute Gelegenheit Dain obendrein nicht auf seine Frage antworten zu müssen, die ihm ihrer Meinung nach ohnehin nichts angeht.
 

Sie hört ihn so überdeutlich, wie erschreckend klar....trotz, dass er noch immer ohne Bewusstsein ist, das was über seine Lippen kommt, klingt beinahe wie...wie ein Hilferuf..so unendlich sehnsüchtig und einsam. Es bricht ihr fast das Herz, ihn immer noch so sehen zu müssen....
 

„SEID DOCH ENDLICH STILL!
 

ALLE!
 

Sag hört ihr es denn nicht? Er..er versucht uns etwas zu sagen.“
 

Herrscht sie die anderen Zwerge derweil streng und verständlich aufgebracht an. Hastig geht sie zu ihm hin. Sie will ihn berühren...endlich spüren, nach all diesen ihr wie Ewigkeiten währenden langen bangen Stunden, der Ungewissheit und der Angst. Sie will ihm nahe sein, seine Nähe einfach nur fühlen...und dann...dann hört sie es, direkt und nur schwerlich zu leugnen von seinen Lippen.
 

Leise, nicht mehr als ein schwacher Atemhauch, strömt es aus seinem Mund. ER, der noch immer ohne erkennbares Bewusstsein ist, er ruft nach ihr...ausgerechnet nach IHR....
 

„Ohhwwww...beldarak menu azan....natu yamez natu...*
 

„Ohhwww...verrat um mich ist Nacht...Gestern ist Vergangenheit ...
 

L Y R I E l l A...gajut men, men lananubukhs samryn, menu taerin, menu tessu….undivver...xunder...rune, kon...menu Athune*
 

Verzeih mir, ich liebe dich, du meine wahre Liebe, du bist alles …Hoffnung...Geheimnis, Vertrautheit, Beginn...meine Königin.*
 

Indem weiß auch Dain was es bedeutet....und nicht nur er allein!
 

Das was der Zwergenfürst da ohne es zu wissen, in seinem noch immer geistig vollkommen umnachteten Zustand, deutlich hörbar für alle gesagt hat, ist die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit. Der dünne Strich der Grêits Mund bildet, als auch sie Thorins eindringliche Worte vernimmt, sagt es ihnen überdeutlich. Der junge Zwergenkönig aus Durins Geschlecht hat bereits gewählt....und nicht sie, das wird der Zwergin aus den Eisenbergen damit nur all zu klar.
 

Dennoch versucht es Dain an ihrer Statt noch einmal bei Dis. ER der zuweilen ebenso zwergenstur wie Thorin sein kann, will sich dem Anschein nach noch nicht ganz geschlagen geben.
 

„Willst du ihn ihr wirklich einfach so überlassen, diesem...diesem elenden Elbengezücht? DIS...er ist ein Durin! ER ist unser Vetter und dein König, wie er auch der von uns allen ist. Meine Schwester wäre auch nach dem Willen unserer Väter die rechte Wahl für ihn...das weißt du so gut wie ich. SIE und nicht DIE da, für die er sich offensichtlich entscheiden hat. Diese elbenblütige Abtrünnige. Ich weiß sehr gut wer sie ist, aber das spielt keine Rolle. DIESE da, wird niemals auch nur ein Zwerg meines Volkes als Thorins legitime Gemahlin, geschweige denn, als seine Athune anerkennen...NIEMALS!
 

Also überlege es dir reiflich, was du tun willst. Ich kann dich nur noch einmal eindringlich beschwören, hör auf mich Dis. Du musst ihn davon überzeugen, dass er sich besser für Grêit entscheiden sollte, wenn er jemals die Anerkennung und uneingeschränkte Unterstützung meiner Sippe haben will...hast du mich verstanden? Wenn er zu sich kommt, wünsche ich, dass du es wenigstens versuchen wirst. Versprich es mir, als meine Anverwandte!“
 

Dain, der Lyriel bis dahin vollkommen ignoriert hat, sieht Thorins Schwester derweil nachdrücklich, ja fast schon drohend an.
 

Doch die richtet sich zu ihrer vollen Größe auf und blickt ihrem Vetter dabei mit unerwartet klarem und entschlossenen, sowie äußerst selbstbewusstem Blick entgegen, ehe sie ihm ebenfalls etwas entsprechend resolutes darauf antwortet.
 

„Du musst natürlich tun, was du für richtig hältst, das verstehe ich Dain, schon im gegenseitigen Interesse unserer beiden Sippen. Aber ich sage dir hier und jetzt auch nur ein einziges Mal, was ich für richtig halte und genau DAS werde ICH tun! Mein Bruder liebt diese Frau, das weiß ich...nichts weiß ich inzwischen so gut wie dies. Er hat seine Gefährtin bereits gewählt, du hast es selbst aus seinem eigenen Mund gehört und ich bin sicher nicht gewillt, ihn gegen seinen und auch meinen Willen von etwas anderem überzeugen zu müssen, nur weil es ihm deswegen vielleicht zu irgend einem Vorteil gereichen würde, wenn er das tun sollte, was du von ihm wünscht.
 

Wenn das so ist, ist es vielleicht wirklich besser du geht jetzt...VETTER. Wir kommen auch ohne eure Hilfe ganz gut zurecht! Wir brauchen euch nicht....und noch etwas, nimm deine kleine Schwester besser mit. Mein Bruder hat schon eine Frau...er braucht keine andere mehr. Ich denke, dass dies obendrein etwas ist, was mein Bruder ganz allein für sich entscheiden muss und wie mir scheint hat er das bereits getan!“
 

„UND JETZT GEH....!“

Wunsch nach (wahrer) Liebe

Dains Blick ist ungläubig und nahezu tödlich auf die halbelbische Frau gerichtet, die mit seinem Blut näher verwandt ist, als der Zwerg aus den Eisenbergen es in dem Moment wahr haben will.
 

„DIS...das ist nicht dein Ernst...sag hörst du dich eigentlich selbst sprechen? Wenn du mich jetzt fort schickst und Grêit mit mir, so schwöre ich dir, werdet ihr das bereuen und zwar alle, deine gesamte Sippschaft...eingeschlossen meines Vetters! Denn so schnell werden wir nicht mehr wieder kommen und um unsere Hilfe braucht ihr gar nicht erst bitten zu wollen....oder sie ersuchen, wenn ihr sie denn doch in der Zukunft benötigen solltet, das ist mein letztes Wort, wenn du das jetzt tust!“
 

Dis Blick bleibt derweil ungeachtet dieser offenkundigen Drohung fest und hart auf Dain und auch auf dessen jüngere Schwester ausgerichtet, die beide sichtlich bestürzt beobachtet.
 

„ICH SAGTE GEH JETZT DAIN, DAS WAR MEIN VOLLKOMMENER ERNST! WIR BRAUCHEN EUREN SCHUTZ NICHT, MEIN BRUDER HAT SEINE WAHL GETROFFEN UND ICH DAMIT DIE MEINE!
 

LOS RAUS...!“
 

Schnaubend wie ein wilder Eber packt Dain Grêit schließlich grob am Arm.
 

„Du hast sie gehört Schwester! Komm wir gehen...das werden sie früher oder später noch bereuen...das schwöre ich ihnen!“
 

Mit diesen Worten und ohne noch einen Blick an die zu verschwenden, die mit ihm Blutsverwandt sind rauscht der junge Zwerg mit dem dichten rötlichen Haarschopf an Thorins Schwester vorbei, die wie ein Fels in der Brandung wirkt, als sie mit unerbittlich verzogener Gesichtsmimik vor ihm steht und keinen Millimeter zur Seite weicht. Grêit versucht es noch einmal...mit einem leisen sowie eindringlichen...“DIS ICH...BITTE...NICHT!“
 

Doch die junge Zwergin mit dem leuchtend blauschwarzen Haarschopf zeigt ihr unerbittlich wo der Ausgang ist, indem ihr Arm wie eine Lanze hochschnellt und unmissverständlich in Richtung der Türe zu Thorins Kammer deutet.
 

„DORT IST DER AUSGANG SAGTE ICH!“
 

Faucht sie ihrem älteren Vetter und dessen Schwester dabei überdeutlich vernehmlich entgegen. Dies ist etwas was Dain nicht mehr länger ignorieren kann...mit einem bösen Fluch in Khuzdul auf den Lippen packt er seine Schwester erneut grob am Arm und zerrt sie schließlich ohne noch einmal ein einziges Wort an Dis oder aber Lyriel zu verlieren, hinter sich her aus dem Raum.
 

Sein letzter Blick ehe er ihn gänzlich verlässt heftet sich dabei noch einmal kurz auf Thorin seinen älteren Vetter, der von alledem unberührt weiterhin bewusstlos auf seinem Krankenlager gefesselt scheint und nicht im Geringsten ahnt, WAS seine Schwester ihm da gerade angetan hat.
 

Sie hat in diesem Sinne über sein weiteres Schicksal entschieden...oder nein, das hat der junge Zwergenfürst aus Durins Geschlecht in dem Sinne schon selbst getan, denn Dain hat es zu deutlich von seinen eigenen Lippen gehört. Thorin hat ihnen allen überdeutlich offenbart, dass er dieses schändliche elbische Blut als seine Athune, seine Königin betrachtet...wenn er es auch nicht ganz freiwillig und gewissermaßen ohne sein Wissen getan hat, so ist es dennoch unbewusst geschehen und damit eindeutig und unweigerlich die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit!
 

Sekunden später fällt die Türe hörbar in die Angeln, die sich damit unerbittlich hinter Dain und Grêit schließt...und das für eine sehr sehr lange Zeit....was die junge Zwergenmutter, die ihn soeben ihres Heims verwiesen hat in dem Moment jedoch noch nicht einmal ahnt.
 

...“uhhh sie sind fort...endlich!“
 

Keucht Dis kaum das sie die Türe hinter sich geschlossen haben nahezu lautlos aber unendlich erleichtert mitten in die atemlose Stille hinein. Sie strafft sich sichtbar, um anschließend ein paar mal kräftig durchzuatmen. Die Anspannung steht ihr dabei noch immer überdeutlich in ihr schmales und für eine Zwergin ungewöhnlich feingezeichnetes Gesicht geschrieben.
 

Plötzlich wird sie jedoch von heftigen Schluchzen geschüttelt...
 

„WAS, wenn es nun ein nicht wieder gut zu machender Fehler gewesen ist, was ich da getan habe?
 

WAS?
 

Sag es mir Thorin, hörst du mich?! Jorggender....warum musstest du mich auch allein lassen, in der schwersten Stunde unseres Lebens? JETZT wo ich DICH am Meisten gebraucht hätte mein Bruder!“
 

Hören Dwalin und Lyriel die junge Mutter abermals verzweifelt in die angespannte Stille hinein keuchen...ehe sie auf einmal völlig unvermutet in die Knie zu gehen und noch an Ort und Stelle zusammen zu brechen droht.
 

Starke Arme fangen sie auf... ziehen sie hoch..halten sie fest an sich gepresst...sanfte Worte versuchen sie zu beruhigen.
 

„Das hast du genau richtig gemacht...ich hätte es nicht anders getan und ER im Übrigen auch nicht. Dis hör mir zu, ich weiß dass Thorin jetzt sehr stolz auf dich wäre...dieser aufgeblasene Wicht von einem Zwerg, wie kann er dir drohen wollen? DAIN...dieser rothaarige Holzkopf von einem Naugol, gut dass er gegangen ist, sonst hätte ICH ihm Beine gemacht...das schwöre ich dir!“
 

Dis lächelt plötzlich, es ist das nahezu unschuldige Lächeln eines jungen Mädchens...ja sie lässt sich nur zu gerne von diesen starken Armen tragen und auch vom angenehm sonoren Unterton seiner tiefen Stimme, mit der ER sie zu beruhigen versucht ,ohne es selbst zu bemerken.
 

Allein dafür ist sie ihm tausendmal dankbar...und nicht nur deswegen allein.
 

Sie spürt seinen warmen Atem mit einem ungewohnten Prickeln an ihrem Hals...den so lange vetrauten Geruch, den sie schon seit Ewigkeiten kennt, als sie sich berühren. ER ist Thorins bester Freund und er war auch der Freund von Brog ihrem einstmals geliebten Gefährten. Lange hat sie es verdrängt und nicht wahr haben wollen. Seit ihr Mann vom Schattenbachtor nicht mehr zurück gekommen ist, hat sie keinen anderen Mann mehr angesehen...niemals wieder!
 

Aber jetzt weiß sie auch weshalb...wegen diesem EINEN...den sie so gut kennt, der ihr so vertraut erscheint wie kein anderer Mann auf dieser Welt, außer ihrem Bruder den sie ebenfalls über alles liebt, so wie ihre beiden Kinder auch!
 

In diesem Moment ist es ihr vollkommen einerlei, dass die Heilerin bei ihnen ist...ja sie lässt es zu, gibt sich diesem wunderbar tragenden Gefühl einfach hin...genießt es von ihm gehalten zu werden in einer Geborgenheit, die sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr so intensiv gespürt hat...seit einer Ewigkeit.
 

Danke dass du da bist!“ Flüstert sie ihm nahezu lautlos entgegen...er lacht leise. "Wo soll ich schon sein, glaubst du etwa ich würde ihn allein lassen..oder dich? Niemals! Ihn zu beschützen ist meine Pflicht...er ist mein König, mein Freund..und"...
 

..."und der Mann, dessen einzige Schwester du schon so unendlich lange liebst!“
 

Ergänzt sie seinen unwillkürlich abgebrochenen Satz schließlich mit seinem sanften Lächeln auf den Lippen, ehe sie sich so zu ihm umdreht, dass sie zu ihm aufblicken kann. Er ,der sie noch immer in seinen Armen hält, der sonst so starke unbeugsame Krieger, sie spürt das leichte Zittern seiner Lippen, das ihr seine Unsicherheit verrät.
 

Dis Hände heben sich wie in Zeitlupe, wobei sie ihm sanft über die markante Gesichtskontour streift...
 

„Das...das wollte ich dir schon so lange sagen“...flüstert er ihr dabei nahezu atemlos und kaum hörbar entgegen.
 

„Das wusste ich schon so lange, dass du es mir nicht mehr sagen musst Dwalin.“ Antwortet sie ihm zärtlich und dann beugt sich sich vor...ihre Lippen berühren seine...und in dem Augenblick bleibt die Zeit gänzlich für sie beide stehen..
 

Sie sehen nicht die elbenblütige Frau, die beide zutiefst verblüfft anstarrt...und auch nicht, dass die Türe unmittelbar danach schwungvoll aufgerissen wird und Filis Kopf unvermittelt darin sichtbar wird, weil er nach seiner Mutter sehen wollte....und sie sehen beide auch nicht, den vollkommen verdatterten Gesichtsausdruck mit dem der junge Zwerg seine Mutter und den Zwergenmann anstarrt, als hätten sie einander eben die gesamte Ewigkeit versprochen...
 

All das spielt längst keine Rolle mehr...denn es gibt nur noch IHN und SIE...nicht mehr...

(Unter)bewusstsein

Dieser eine vollkommen ungeplante spontane Kuss, den Fili und auch die elbische Heilerin somit zwangsläufig zu Gesicht bekommt, weil sie wie der junge Zwerg auch durch Zufall am selben Ort verweilt offenbart alles das, was sich die beiden die völlig darin versunken scheinen, bisher nie auch nur annähernd zu sagen gewagt haben, alles an Gefühl...Vertrautheit...und Erlösung. Endlich hat ihnen das Schicksal einen Weg gezeigt...mitreißend und intensiv. Beide Liebenden brauchen keine Worte mehr, um sich einander zu zeigen, was Wirklichkeit ist...diese eine Handlung hat all das unnötig werden lassen.
 

Von heute an ist alles anders als vorher....und wird nie wieder zu dem Punkt zurück kehren können, an dem es begonnen hat.
 

Es dauert daher etwas, bis Dwalin in der Lage ist, Dis wieder los lassen zu können..ehe sie sich zögerlich gänzlich voneinander trennen. Beide sind in diesem Augenblick des Glücks noch so voneinander eingenommen, dass sie zunächst nicht einmal bemerken, dass sie weder unbeobachtet, noch alleine im Raum sind!
 

Als der angesichts seiner so unvorhergesehenen Courage, über sich selbst doch ziemlich verwirrt wirkende Zwergenmann die Frau, die er liebt aus seinen Armen entlässt, räuspert er sich somit vernehmlich, auch weil es ihn einfach so überrannt hat, denn dieser spontane Gefühslausbruch war weder geplant noch in irgend einer Art von ihm vorherzusehen gewesen.
 

Er sieht ihr aufrecht und standhaft entgegen...dennoch wirkt er verunsichert. Aber Dis lächelt ihn dabei mit einem ermutigenden ja beinahe schon seltsam entrückten Lächeln an, das versonnen, fast schon liebevoll anmutet.
 

„Dis...ähh..es tut mir leid, es..es hat mich einfach so überkommen!“
 

Stammelt er plötzlich schuldbewusst und merklich verlegen in die Richtung von Thorins jüngerer Schwester, die noch immer neben ihm steht und ihn forschend anblickt. Der Frau die er schon so lange liebt und ihr dies bisher nie zu sagen gewagt hat. Doch als sie ihn so reden hört, schneidet sie ihm überraschend energisch das Wort im Munde ab.
 

„Dwalin hör schon auf damit, du musst dich weder für etwas schämen, noch dich bei mir für etwas entschuldigen. Hätte ich das nicht gewollt, so hätte ich es nicht getan...und noch weniger zugelassen. Ich bin lange genug alleine gewesen denke ich und auch wenn du es mir vielleicht nicht glaubst, so mag ich dich genauso wie du bist und das übrigens schon sehr sehr lange. Bisher wollte ich mir das nur selbst nicht recht eingestehen fürchte ich. Doch nun ist es gut, dass dies geschehen ist.....denn endlich weiß ich, wo ich dir gegenüber mit meinen Gefühlen stehe. Und sie sind sicherlich nichts, wovor du ein schlechtes Gewissen zu haben brauchst oder du dich rechtfertigen musst...bei NIEMANDEM und schon gar nicht bei MIR oder meinem Bruder!
 

Ich denke mein ältester Bruder würde das wohl ganz ähnlich sehen....ER ist dazu unbestritten dein bester Freund. Thorin vertraut dir vollkommen und das nicht grundlos, deine Herzensgüte und deine Ehrlichkeit, sowie deinen unbeugsamen Mut hat er immer schon sehr zu schätzen gewusst und er tut dies mit Sicherheit noch! Ebenso wie ICH! Wenn er es dir jetzt selbst sagen könnte, würde er es tun, dessen bin ich sicher. Da er es aber nicht kann, so sage ich dir dies...in der Hoffnung, dir damit Genüge tun zu können und weil ich dich liebe Dwalin und das nicht nur allein im Sinne der freundschaftlichen Bindung zu unserer Familie. Nein sondern weil du außer meinem Bruder, der einzige Mann in meinem Leben bist, der immer für mich und meine beiden Söhne da ist, jederzeit mit unerschütterlicher Standhaftigkeit. Dafür liebe ich dich...oder hast du etwa geglaubt ich würde es tun, weil du ein solch ungemein gutausehender Kerl bist, wie kein zweiter?
 

Nun ja gutaussehend, das kann man sicherlich nicht ganz abstreiten mein Lieber, aber das ist ja an sich gewiss nicht das Wichtigste, um sich für jemaden zu entscheiden...da sind Dinge, wie Charakter und Treue sicherlich wesentlich ausschlagkräftigere Merkmale. Also nun weißt du endlich, was ich für dich empfinde und hoffe, dass es jetzt nicht zu direkt gewesen ist, was ich zu dir gesagt habe, nun und wenn doch, dann musst du eben ab jetzt damit leben Dwalin Sohn des Fundin."
 

Mit diesen Worten dreht sie sich kurz in Richtung der Eingangstüre zu Thorins Kammer um, ehe Dwalin überhaupt die Gelegenheit findet ihr daraufhin etwas passendes zu entgegnen.
 

„Fili was in aller Welt machst du da eigentlich? Hör auf weiter Löcher in die Luft zu starren...entweder du kommst jetzt endlich herein und sagst was du brauchst oder du gehst wieder, also entscheide dich!“
 

Sagt sie anschließend merklich trocken in Richtung ihres ältestens Sohnes, der noch immer wie vom Donner gerührt in der Türe zu seines Onkels enger Kammer steht und die beiden Liebenden anstarrt, als wären sie eben völlig unverhofft direkt vor ihm vom Himmel zu Boden gefallen.
 

Dis ist dennoch nicht geneigt näher darauf einzugehen, warum eben geschehen ist, was geschehen ist!
 

Nein, das wird sie mit beiden besprechen, wenn sie alleine sind.....nur sie und ihre Söhne und niemand sonst, denn das Thema was Dwalin und sie anbelangt, gehört ihrer Meinung nach jetzt einfach nicht hier her. Im Moment gilt es aus Sicht der Zwergin gesehen nämlich ganz andere Probleme zu bewältigen. Eines davon heißt unweigerlich Thorin und wie sie hoffentlich endlich seine vollständige Genesung herbei führen können.
 

Nun und so lange sie sich noch derartige Sorgen um ihren einzigen Bruder machen muss, ist sie rein gefühlsmäßig betrachtet ohnehin nicht vollkommen frei. Schon gar nicht, um in einer solchen schlimmen Situation wie in dieser allein an sich selbst oder ihr eigenes Glück zu denken. Wo ihr das Schicksal im Moment doch weit mehr an unglücklichen Umständen aufgebürdet hat, gerade so als wollte es sie damit einer Prüfung unterziehen...wie leidensfähig oder stark ihr Wille ist, all diesen Widrigkeiten zum Trotz zu widerstehen.
 

Dwalin und Lyriel, die von ihr in dieser Zeit unbeachtet bleiben, blicken sich einen Moment lang an...wobei ihr Blick den des Zwergenmannes regelrecht festnagelt. Sie sagt kein einziges Wort, aber der Zwerg weiß genau, dass es etwas gibt, was sie ihm noch immer nicht vollständig verziehen hat. Etwas was so alt ist, wie ihre gemeinsame Vergangenheit im einsamen Berg.
 

Dennoch sagt die elbenblütige Frau schon allein aus Rücksicht auf Dis keinen Ton zu ihm, sondern zuckt nur kurz unbeteiligt mit den Schultern. Ein Zeichen, dass sie offenbar gewillt ist es ihm nachzusehen...zumindest vorerst....was immer er auch getan haben mag. Die Halbelfe wird ihn deswegen nicht länger behelligen.
 

Derweil ist Dis die von alledem glücklicherweise nichts bemerkt hat, vollauf mit ihrem ältesten Sohn beschäftigt. Der junge Zwerg mit dem hellen weizenblonden Schopf wirkt merklich verlegen. Aber auch den gewissen Hauch von Trotz und Ablehnung, der sich damit unübersehbar in seinen jungen Gesichtszügen spiegelt, kann er nicht ganz ungeschehen machen, noch ihn komplett verdecken.
 

Es hat ihn offenbar härter getroffen sie beide so zu sehen, als er es auf den ersten Blick zugeben kann.
 

Bisher war Onkel Thorin, der einzige Mann im Leben seiner Mutter, seit dem grausamen und völlig sinnlosen Tod, den sein geliebter Vater im Schattenbachtal gefunden hat, in den langen Jahre um Jahre währenden Schlachten um den Rückgewinn der Minen von Moria, die Durins Volk einstmals gehörten, als die Welt von Arda noch jung war.
 

Fili kann es nahezu nicht fassen. DWALIN....ausgerechnet Dwalin...warum...ER?
 

Warum dieser Mann? Warum musste sie überhaupt noch einmal einen so nahe an sich heran lassen? Genügt ihr das, was sie da an Aufmerksamkeiten ihrer beiden Söhne erhält und derer ihres Bruders etwa nicht? Ist dies denn nicht schon genug, das sie an Liebe und Anerkennung von ihnen bekommt?
 

Fili ist in diesem Augenblick wie vor den Kopf geschlagen, doch er ist wenigstens so klug es sich nicht all zu offen anmerken zu lassen, auch weil er Dwalin eigentlich gut leiden mag....und wenn der junge Zwerg ganz tief in sich hinein horcht, dann stellt er sehr schnell fest, dass wenn seine Mutter jemals wieder einen anderen Mann als ihren Onkel oder ihn und Kili in ihr Leben lassen sollte, nur dieser EINE dafür überhaupt in Frage käme.
 

Dwalin ist der einzige Mann der wirklich zu ihr passt....mutig, standhaft, treu und vor allem eins....direkt...ebenso wie seine Mutter. Allein aus diesem Grund versteht Fili ganz plötzlich völlig unerwartet, weshalb seine Mutter Dwalin so sehr mag....nein, warum sie ihn liebt?!
 

"Amad verzeih ich..ich wollte nicht so einfach herein platzen...und eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass ich Kili inzwischen gefunden habe. Er war bei den Ponys und Bergschafen im Stall...wahrscheinlich weil ihm die an Gesellschaft wesentlich lieber sind, wie diese aufgeblasenen Windbeutel aus den Eisenbergen. Ach noch etwas, ich habe Dain und seine Schwester übrigens mit samt ihrem Gefolge fortreiten sehen....und das überraschend zügig. Mahal, deren Gesichter hättest du sehen sollen Amad...zum die Milch sauer werden lassen. Du hast sie ganz schön beleidigt...aber sie haben es verdient, so unmöglich wie sie sich aufgeführt haben. Ähhh..aber das geht mich vermutlich ohnehin nichts an....amm..soll...soll ich Kili her holen?“
 

Fili sieht seine Mutter geradewegs an. Er wirkt verblüffend gefasst und mittlerweile auch nicht mehr die Spur verunsichert. Dis lächelt ihrem ältesten Sohn indessen liebevoll entgegen.
 

„Nein mein lieber Junge, du hast heute schon genug getan, sieh zu, dass er sein Abendessen bekommt und dann solltet ihr besser zu Bett gehen, es kann noch eine lange Nacht werden. Weißt du, dein Onkel Thorin hat es leider noch lange nicht überstanden. Ich werde nachher noch einmal nach euch sehen. Und jetzt geh...lass Kili besser nicht so lange allein...sonst muss ich mir nur wieder Sorgen um ihn machen und das möchte ich heute lieber vermeiden.“
 

Mit diesen Worten macht sie einige hastige Schritte auf die Türe zu und zieht ihren großen Jungen mit einer völlig spontanen Umarmung an ihre mütterliche Brust, wobei sie ihm einen schwachen Kuss auf die Stirn gibt.
 

„Ich bin so stolz auf dich Fili und ich liebe dich, vergiss das nicht mein Sohn, so wie du und dein Bruder immer das Wichtigste in meinem Leben bleiben wird...IMMER!“
 

Mit einem deutlich verlegenen...“aber Amad“...macht der junge Zwerg sich eilig von ihr los, während er leicht errötet. Sein schneller Seitenblick geht sofort prüfend und sichtbar verunsichert zu Dwalin hin, der ihm jedoch ein kurzes aufmunterndes Lächeln zuwirft, ehe er spricht.
 

„Du bist ein guter Junge Fili, deine Mutter hat schon recht...also nun geh lieber und pass auf diesen Unruhestifter auf, damit er wenigstens für heute keinen weiteren Unsinn mehr treibt.“
 

Dwalins tiefe Stimme teilt die Stille mit einem überraschend angenehmen dunklen Lachen, das dem jungen Zwerg ebenfalls ein leichtes Grinsen auf die Lippen lockt.
 

„Das mache ich, ihr könnt euch auf mich verlassen.“ Mit diesen Worten zieht er sich zurück und ist im Begriff die Türe wieder zu schließen, wobei ihm noch ein leises...“gib acht auf dich...und ich komme bald nach“...seiner Mutter begleitet.
 

Kaum ist Fili fort will Dis sich Dwalin und Lyriel zuwenden, doch während Dwalin noch immer an Ort uns Stelle steht an der sie ihn eben zurück gelassen hat ist die elbenblütige Heilerin in der zwischenzeit in der Dis ihre Aufmerksamkeit auf Fili gelenkt hat an das Lager ihres Geliebten getreten und hat sich zu ihm gesetzt. Thorins Zustand ist noch immer kritisch...seine Verletzungen sind schlimm aber sie werden heilen, dank IHR. Aber sein derzeit noch vollkommen umnachteter Geiseszustand macht Dis wirklich Angst....große Angst.
 

Es scheint ihr zwar, als würden immer wieder kurze Phasen auftauchen in denen sein Verstand an das Oberbewusstsein dränge...doch dann verschwinden sie so schnell wie nie dagewesen...das beste Beispiel dafür war als er vorhin gesprochen hat. Doch jetzt ist er wieder so ohne Leben wie sie ihn vorgefunden hat.
 

Dis Blick bleibt unsicher...ängstlich...und mit schmerzlich verkrampften Herzen an der halbelbischen Frau hängen...ihrer Schwägerin, denn das ist sie nun ohne weiteren Zweifel. Thorin hat es ihnen selbst gesagt, auch wenn er davon nichts weiß und selbst wenn dem nicht so wäre, so bekommt sie in naher Zukunft sein Kind. Allein damit legitimiert sich ihr Anspruch an dem Platz an seiner Seite, aber ob sie ihn denn haben will, ist eine völlig andere Angelegenheit, die es wohl nicht so leicht zu beantworten gilt. Jedenfalls nicht im Moment.
 

Doch als Dis Blick weiterhin forschend und nachdenklich in Lyriels Richtung führt, zerstreut sich auch noch der letzte Zweifel in ihr, den sie vielleicht hinsichtlich dessen ob sie Thorin denn lieben könnte besessen haben mag, denn sie sieht mit eigenen Augen, wie ihre zitternden Hände sanft über sein Gesicht streichen, um dann anschließend unendlich zärtlich zu seiner Strin zu wandern. Lyriel streicht ihm zart und vorsichtig die verschwitzen feucht dunklen Strähnen aus der fiebrig glühenden Stirn wobei sie ihm leise zuflüstert.
 

„Komm zu mir zurück....hörst du...ich...nein WIR warten auf dich. Bitte Liebster...komm zurück! Inye meleth le.“
 

Ohne auf irgend etwas oder irgendwen zu achten, nimmt sie ihm im Anschluss daran das inzwischen völlig erhitzte und von seinem Schweiß durchweichte Tuch von der Stirn, um es gegen ein neues angenehm kühles zu tauschen...und als sie sich vorbeugt um dies zu tun, da sieht Dis fasziniert zum ersten mal, was für ein seltsames wie tiefes Band beide im Schicksal und auch emotional miteinander verbindet.
 

Es ist seiner Schwester so, als würde er die elbische Frau regelrecht in seiner Nähe spüren können, denn als Lyriel sich kurz vorbeugt und ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mund zu hauchen....da bewegen sich seine Hände plötzlich...nur ganz kurz, so als wollte er sie festhalten und doch ist es deutlich zu sehen. Aber so schnell wie es gekommen ist..ist es auch wieder fort. Nichts bleibt zurück, als vielleicht ein winziger Funken von Hoffnung und herer Verzweiflung.
 

Dis und auch Dwalin dessen Blick ebenso verblüfft wie fasziniert an diesem Bild fest haftet geben zeitgleich einen Laut der Überraschung von sich, der die Heilerin unweigerlich aufschreckt, die von alledem um sie herum nichts bemerkt hat. Als sie fast sofort hochkommt und ihr Blick auf die beiden Zwerge fällt, die sie ungewollt beobachten, zieht sich ein sichtbarer Zug des Entsetzens, sowie des Schreckens über ihr ebenmäßiges Gesicht, das im Moment überdeutlich ihren Gemütszustand wiederspiegelt...die Trauer, Angst und den Schrecken sieht man in ihrem Antlitz geschrieben....aber auch ihre Liebe zu ihm, die ihr die Kraft gibt weiter zu machen, nicht aufzugeben und um zu ihm zu stehen...
 

Es ist Dis klare Stimme, die auf einmal sehr leise aber dennoch deutlich vernehmbar durch den kleinen Raum dringt.
 

„Weißt du man sieht es...du kannst machen was du willst, aber man sieht es dir an Heilerin!“ Lyriel blickt ihrer Schwägerin traurig entgegen, wobei sie ebenso leise seufzt, bevor sie zögerlich zu sprechen ansetzt.
 

„Ich weiß Dis, ich weiß es ja...aber es ist mir mittlerweile gleich...ja ich liebe ihn...wie und vor wem soll ich es noch länger leugnen, als vor mir selbst? Grêit hat es gewusst, ich musste es ihr noch nicht einmal extra sagen. SIE hat es gesehen, so wie es alle sehen können.
 

Er ist mein Leben und ich werde ihn nicht im Stich lassen...NIEMALS!“

Bewusstsein

So geht es Tage um Tage....Woche für Woche..
 

Lyriel hört irgendwann auf sie zu zählen, die vielen bangen Stunden, die sie sich mit Dis abwechselnd an seinem Lager teilt um ihn zu versorgen. Am Ende vergehen nahezu zwei Monate, in denen sich sein Zustand kaum merklich zum Guten hin verändert. Lediglich seine körperlichen Verletzungen heilen ab...langsam zwar, aber sie bessern sich zum Glück deutlich sichtbar. Doch sein vollkommen umnachteter Geisteszustand bleibt unverändert.
 

Immer wieder muss die Heilerin somit Hand anlegen, um auf ihre innere Kraft, ihren Instinkt und auch ihr Glück zu vertrauen, mit dem sie ihn gesund werden lässt...gesund am Körper...denn mehr ist es nicht. Dazu gehört auch die schlichte Tatsache, ihn zwangsweise mit Nahrung zu versorgen, die er wenigstens im Ansatz schluckt und damit auch bei sich behalten kann.
 

Doch es kostet seinen Preis...einen den man nicht nur allein derer die ihn lieben ansieht.
 

Nein, auch er ist körperlich gesehen lange nicht mehr das, was er einmal war. Seine Muskulatur baut sich ab....wirkt kraftlos und eingefallen, sowie auch seine gesamte Substanz immer mehr schwindet. Der einstmals so starke und energisch selbstbewusste junge Anführer dieser Sippe wirkt nurmehr nicht viel mehr als nur lediglich ein schwacher Schatten seiner selbst.
 

Und so kommt es zwangsläufig dazu, dass die Heilerin für ihn dabei viel mehr als nur einmal an ihre eigenen Grenzen geht, um ihn weiter am Leben zu erhalten...viel mehr als einmal, ist die inzwischen hochschwangere elbische Frau nur Bruchteile davon entfernt, direkt an seinem Lager zusammen zu brechen, weil sie ihre Kräfte wieder einmal falsch eingeschätzt hat oder aber einfach nur nicht nachlassen wollte.
 

Viel zu oft muss Dis, die sie dann unweigerlich so vorfindet heftig rügen...vor allem wegen dem ungeborenen Leben, das sie in sich trägt.
 

Natürlich will keine der beiden Frauen, dass dem Kind etwas geschieht. Lyriel am Allerwenigsten und schon gar nicht absichtlich, doch nicht immer siegt in der eigensinnigen Halbelbin die Vernunft, wie sie es eigentlich sollte...viel zu oft ist es die Sorge und die Angst um Thorin, die sie so unvernünftig handeln lässt.
 

Er macht indessen Fortschritte in seinem körperlichen Heilungsprozess....wenn auch schleppend langsam und niemand kann sagen, wie er sein wird, wenn er jemals wieder aufwachen sollte. Niemand von ihnen kann abschätzen, wie er diese schweren Verletzungen überwinden wird...weder von seinem Verstand her gesehen, noch von seiner Körperlichkeit.
 

Im schlimmsten Fall können sogar irreperable Schäden an Leib und Seele bleiben, die aus ihm nicht mehr den selben Mann machen, der er einmal war...im schlimmsten Fall! Doch das will natürlich niemand von ihnen wahr haben. Am wenigsten die Frau, die ihn liebt und seine Familie...sie alle hoffen inständig, dass er sein Bewusstsein schon sehr bald wieder erlangen wird und damit auch seine alte Form an körperlicher Särke, mentaler Kraft und Geschick, das den jungen Anführer aus Durins Geschlecht so sehr in seinem ganzen Wesen ausgezeichnet hat, ehe er diesen furchtbaren Kampf erdulden musste, dem er beinahe zum Opfer gefallen wäre.
 

Dis und Lyriel pflegen ihn daher mit all der Hingabe und Liebe, die sie ihm nur angedeihen lassen können. Aber es geht schon lange über ihre Grenzen hinaus...die beiden an sich mental gesehen doch sehr starken Frauen sind langsam aber sicher am Ende ihrer Kräfte angelangt.
 

Auch der Winter neigt sich während dieser Zeit langsam den Frühling zu und in knapp drei Wochen wird die halbelbische Frau wohl ihr Kind bekommen....ihr Becken hat sich mittlerweile deutlich abgesenkt, ein untrügliches Anzeichen, dass die Niederkunft in bälde bevor steht.
 

Die erfahrene Zwergin und Mutter hat es ihr sofort angesehen. Dis weiß nur zu gut was das bedeutet, beide Frauen sind wieder einmal wie so oft in letzter Zeit an Thorins Lager wo die eine Frau, die Andere ablösen möchte, damit sich diese wenigstens etwas ausruhen kann.
 

Diesmal ist es Dis, die Lyriel schließlich irgendwann nach vielen bangen und untätigen Stunden des Wartens ablöst. Mit einem leisen Stoßseufzer auf den Lippen erhebt sich die elbenblütige Frau sogleich sichtbar schwerfällig, als die junge Zwergin wortlos an Thorins Krankenlager tritt.
 

Lyriel kommt dabei allerdings kaum noch von ihem Platz hoch...
 

„Ich bin so froh wenn das vorbei ist, das kannst du mir glauben Dis. I Valar, ich kann mich kaum noch bewegen, ich komme mir langsam vor wie ein starrer Kartoffelsack...weißt du, dass ich mittlerweile nicht einmal mehr meine Füße sehen kann?“ Ist der recht trockene Kommentar der dabei ihre Lippen verlässt und der jungen Zwergenmutter ein spontanes sowie gelöstes Lachen entlockt.
 

"Oh warts nur ab, wenn es da ist, dann geht es erst richtig los. Du wirst dir noch wünschen, dass es für immer da drin bleiben möge, spätestens wenn du Nächte lang herum marschierst nur weil es keine Lust hat in den selben Schlafrhythmus zu finden wie du selbst...oder es dich des Hungers wegen aus dem ohnehin viel zu wenigen Schlaf schreit. Glaub mir ich kann ein Lied davon singen meine Liebe.

Ich hatte immerhin zwei solcher Quälgeister...was bin ich froh, dass die beiden schon so erwachsen sind.
 

Aber ich hätte trotzdem nicht tauschen wollen, denn wenn sie erst da sind, so will man sie nie wieder hergeben. Du wirst sehen wovon ich spreche. Oh ich bin ja so gespannt, was es wohl werden wird? Deinem Aussehen nach würde ich sagen, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit eher ein Junge werden könnte...aber dem respektablen Bauchumfang nach zu urteilen würde ich sagen ein Mädchen!“
 

Lyriel blickt die Zwergin verwirrt und entsetzt zugleich an. „Oh was? Wie..wie willst du DAS denn sehen? Vielmehr WORAN? Ich...ach mir ist es ehrlich gesagt vollkommen gleich, wenn es nur gesund ist. Ich meine schon allein Thorin zuliebe, würde ich mir eher einen Sohn wünschen, denn ich denke ein männlicher Nachkomme wäre vermutlich genau das, was er gerne haben würde, auch wenn er das natürlich niemals offen zugeben könnte.
 

...“wa...was würde i..ich...ni...nicht zu..zugeben wollen?“
 

Die schwache und so seltsam fremd klingende und dennoch zutiefst vertraute tiefe Stimme, die unmittelbar und völlig unverhofft dieses sehr vertrauliche und damit intime Gespräch der Frauen stört, reißt beide förmlich auf der Stelle von ihren Plätzen...
 

Entgeistert starren sie auf den Fleck, von dem sie sie eben unzweifelhaft und sehr deutlich vernommen haben.
 

„THORIN...DU...DU BIST WACH? MAHAL...ENDLICH!“
 

Den Göttern sei dank!“
 

Es ist Dis, die als erste der beiden Frauen ihre Stimme wieder findet, wobei sie auf der Stelle zu seinem Lager und an seine Seite hin eilt, um diesen freudigen Umstand wirklich mit eigenen Augen zu realisieren. Doch während seine jüngere Schwester so geistesgegenwärtig reagiert, starrt Lyriel ihn nur weiterhin vollkommen entgeistert an. Ihre schmalen Hände gehen dabei schlagartig vor ihr Gesicht, so als wollte sie sich vor etwas schützen...sie kann es nicht fassen...es kommt ihr vor wie ein unwirklicher Traum...
 

„thorin...ich“....haucht sie dabei tonlos in seine Richtung, mehr bringt sie nicht zustande.
 

Ihre Lippen haben die Worte kaum verlassen, vernimmt sie seine ihr so vertraute Stimme abermals...leise und schwach, lange nicht gübt...aber doch verständlich.
 

„Du hast mir gefehlt. Wo warst du solange? Es...es war so unendlich dunkel um mich, so konnte ich nicht mehr als nur von dir träumen menu taerin!“

Vergangenheit und Zukunft

Als sie seine Worte vernimmt, hält sie nichts mehr an ihrem Platz. Es ist ihr dabei vollkommen gleich, was Dis davon halten mag...ja was sie dazu sagen könnte, ihr ist inzwischen alles gleichgültig geworden.
 

Nur eines zählt für sie...ER und die Erkenntnis darüber, dass er endlich nach solch unendlich langer Zeit sein Bewusstsein wieder erlangt hat...und das dem Anschein nach glücklicherweise ohne irgenwelchen bleibenden Schaden erlitten zu haben, denn das war ja nicht als selbstverständlich zu erwarten gewesen.
 

Doch als sie kurz aufblickt, um sich nach ihrer Schwägerin umzusehen die sich auch emotional betrachtet bisher stark im hintergrund gehalten hat, da bemerkt sie, dass diese inzwischen von seinem Lager zurück getreten ist und ihr auffordernd entgegen sieht. Der eigenartige Ausdruck ihrer dunkelblauen Augen, sagt dabei genau das aus, was die elbische Frau sich schon längst selbst eingestehen müsste....IHR Platz ist an SEINER Seite, denn da gehört sie nun mal hin, ob sie es nun für sich selbst wahr haben will oder nicht!
 

Es ist eine unumstößliche Tatsache und dies weiß im Übrigen nicht nur Lyriel allein, auch Dis ist dieser Umstand durchaus bewusst. Angesichts dieser Erkenntnis, macht ihr die junge Zwergin damit bereitwillig Platz und zieht sich anstatt dessen taktvoll zurück, auch wenn es ihr selbst noch so schwer fallen mag, nachdem ihr Bruder nach so unendlich langer Zeit, wieder zurück in die Welt der Lebenden gefunden hat.
 

Aber Dis spürt einfach, dass dieser eine flüchtige Augenblick nur den beiden allein gehört, die so unendlich lange gebraucht haben einander zu finden....und mehr noch, einander endlich zu verstehen und damit auch lieben zu können, ganz ohne weitere Vorbehalte, Lügen und Verleumdungen.
 

In diesem Sinne eilt die elbenblütige Heilerin hastig an sein Lager. Es gibt nichts, was sie jetzt noch davon abhalten könnte. Als sie einige Augenblicke später bei ihm angelangt ist, sieht sie damit jedoch unweigerlich auch die dunklen schattenhaften Silhouetten um seine Augen, die seine gerade wieder erweckten Lebensgeister erneut fortzureißen drohen. Und so nimmt sie seine Hände rasch in ihre um es zu verhindern. Allein diese beherzte sowie liebevolle Geste von ihr sollte genügen, um ihn weiter bei Bewusstsein zu halten...zumindest hofft sie dies...dies und der eiserne Wille, mit der er sich mit aller Macht dagegen stemmt, erneut das Bewusstsein zu verlieren.
 

Sie versucht ihm Kraft zu geben...ihre Kraft, gewissermaßen den einen Teil ihres elbischen Wesens, mit dem sie die letzten Monate wieder und wieder versucht hat, ihn aus dieser seltsamen geistigen Umnachtung heraus zu holen.
 

Ohne Erfolg bis heute...jetzt ist er wach...endlich!
 

Es kommt ihr beinahe wie ein Wunder vor, denn damit hatten sie nicht im Ansatz gerechnet...UND er will sie sehen, die eine Frau die er liebt wie keine Andere. Er will nicht wieder in dieses beängstigend einsame Dunkel zurück, das seinen Geist, ja gewissermaßen seinen Verstand so lange in sich gefangen gehalten hat.
 

NEIN...er will endlich Leben!
 

Außerdem ist da ja nicht nur sie allein, die ihn braucht. Nein, da ist noch jemand...seine Familie....Dis, seine beiden Neffen und sein Kind...sie alle brauchen ihn...allein dafür lohnt es sich zu kämpfen und wieder gesund zu werden.
 

Als er seinen Blick während ihm all diese verwirrend eindrücklichen Gedankengänge durch den Kopf gehen jedoch wie zufällig auf ihre Körpermitte lenkt, sieht er es zum ersten Mal seit einer sehr langen Zeit ganz bewusst...
 

....SEIN Kind oder besser da, wo es im Moment noch ist, in diesem Fall in ihrem Bauch.
 

Lyriel, die seinem forschenden Blick unmittelbar mit einem sanften Lächeln auf den Lippen gefolgt ist, nimmt seine Hände, die sie noch immer in ihren hält und legt sie im Anschluss daran vertrauensvoll auf ihren, inzwischen schon sehr stark gewölbten Schwangerschaftsbauch. Die beiden sehen sich dabei an...Tränen laufen unaufhaltsam in silbern glitzernden Bächen über ihre Wangen, sie ist glücklich und zutiefst verwirrt zugleich.
 

Niemals hätte die elbenblütige Frau gedacht, dieses wundervolle Ereignis jemals so vertraut mit ihm zu teilen...niemals hätte sie angenommen, dass er es gefühlsmäßig zulassen würde.
 

Der junge Vater hingegen wirkt einerseits überrascht, aber andererseits auch etwas unsicher, denn er spürt das Kind unter seinen Händen...den schwachen Gegendruck unter ihrer Bauchdecke, den seine zögernde Berührung erzeugt. Es ist in etwa so ähnlich wie schon einmal, als er es so spontan berührt hat. Lyriel lächelt ihn während dessen zärtlich an.
 

Es ist ein intimer Moment, der nur ihnen beiden gehört...ihnen allein! Denn Dis ist längst gegangen, um die freudige Nachricht zu verkünden, auf die alle so unendlich lange Zeit gewartet haben.
 

"Ohhh...spürst du, wie es zu strampeln beginnt? Ohhwww Thorin...ich..glaube es es fühlt die Nähe seines Vaters. Ja ich bin ganz sicher und weißt du selbst wenn du diese andere Frau zu deiner Gemahlin nehmen musst...diese Frau aus den Eisenbergen, diese Grêit, so wird wenigstens dies immer ein Teil von dir sein, der mir bleibt."
 

Ihr Blick löst sich während dieser Worte von ihm...schweift für einen Moment lang durch den leeren Raum ehe er in die Ferne geht. Erst dann setzt sie abermals zu sprechen an.
 

"Ich habe sie gesehen, sie war hier...hier an deinem Lager. Doch Dis hat sie und ihren Bruder fort geschickt...auf deinen Wunsch hin. Sie sind gewissermaßen auf deinen Befehl hin abgereist. Aber sicher weißt du nichts mehr davon. Doch das ist jetzt auch nicht so wichtig, es hat Zeit.
 

Viel wichtiger ist es, dass du wieder zurück gefunden hast, aus dieser dunklen fremden Welt, die dich so lange in ihren Klauen gefangen hielt. Ich bin sicher, dass Dis dir zu gegebener Zeit gerne alles erzählen wird, was sich alles zugetragen hat, während du ohne Bewusstsein warst. Sie wird dir alles das erzählen, was wichtig ist und was du wissen musst, wenn es denn an der Zeit dazu ist und du dich wieder gut genug dafür fühlst, um es zu verkraften. Damit solltest du dich im Augenblick wahlich nicht belasten.
 

Mahal ich hoffe jetzt nur, dass du dich richtig entschieden hast, du weißt ja nicht WAS du getan hast Thorin. Was du getan hast, ohne es bewusst zu verstehen oder gar es zu steuern. Du hast sie in deinem umnachteten Wahn abgelehnt...für..für MICH...verstehst du das? Für mich hast du es getan. Du hast die zurück gewiesen, die dir eigentlich von rechtswegen her als Gefährtin bestimmt gewesen wäre. Dain hat das gar nicht gefallen, das kann ich dir sagen."
 

Ihre Hände lösen sich von ihm, wobei sie spontan an ihr Gesicht wandern, er sieht ihr die offenkundige Bestürzung und Verblüffung darüber regelrecht an.
 

Thorin blickt ihr entsprechend erschrocken entgegen, als er es bemerkt. Der junge Zwergenfürst will sich hastig aufrichten, doch sie lässt ihre Hände rasch sinken und drückt ihn im Anschluss daran energisch auf sein Krankenlager zurück.
 

Ich..weiß..nicht..wa..?!" Setzt er noch im selben Moment in ihre Richtung als antwort an doch Lyriel lässt ihn nicht aussprechen.
 

„Schhhttt...nicht, bitte sag jetzt nichts dazu Thorin.
 

BITTE....ich flehe dich an!
 

Das macht es nicht besser und auch nicht ungeschehen...ich flehe dich an, tus einfach nur, folge deinem Herzen, nur ein einziges Mal..für mich...für uns. Inye meleth le...ich liebe dich*...mein König. Du bist der Eine meines Lebens, das wirst du für alle Zeiten für mich sein, was auch kommen mag. Das warst du im Übrigen schon immer, ich wollte es nur nicht wahr haben! Und solltet du diese Frau doch entgegen deinem ausdrücklichen Wunsch oder deinem Willen aus strategischen Gründen als die deine nehmen müssen um den Frieden zu wahren, so werde ich es schweren Herzens akzeptieren...aber ich werde nie vergessen, was du für mich bist und immer sein wirst!“
 

Mit diesen überdeutlichen, wie überaus wahrhaftigen Worten beugt sich die elbenblütige Frau unvermittelt zu ihm vor, sie will nichts weiter als ihm nahe sein, als sie ihm endlich zu sagen wagt, wie es in ihrem Herzen aussieht und wie SIE zu ihm steht. Ihre Hände fahren dabei zärtlich durch das dichte, dunkle Haar seiner Stirn und schieben es sachte zurück, vergraben sich für einen Moment lang gedankenverloren in seinem Schopf...
 

Aber noch im selben Moment als sie dies tut, kann sie bereits seine leise Stimme in der Stille zwischen ihnen vernehmen. Klar und entschlossen klingt der junge Zwergenfürst als er zu ihr spricht, nur selten war seine angenehm tiefe Stimme so fest und zielgerichtet, wie in diesem einem Augenblick, in dem sich sein Schicksal für alle Zeit entscheiden wird...denn dies ist seine Zukunft und somit auch seine Wahrheit!
 

„Ich habe längst gewählt und diesmal ist es meine bewusste Entscheidung! Ich weiß schon lange sehr genau was ich will und es ist gewiss nicht Grêit, soviel ist sicher! Dain kann mich dazu nicht zwingen Lyriel, selbst als mein Vetter kann er das nicht tun.“
 

Thorin will noch etwas hinzu fügen, ihr abermals etwas darauf erwidern, doch das tiefe, kehlige Räuspern das darauf folgt, will nicht so recht aus seiner Kehle heraus und er spürt zudem, wie ihre merklich zitternden Lippen seine mit einem mal ganz spontan zu einem solch hingebungsvollen und zärtlichen Kuss versiegeln, dass er außerstande ist überhaupt noch irgend etwas sinnvolles heraus zu bringen.
 

Die Heilerin weiß indessen sehr genau, wie angeschlagen er noch ist, ja dass er längst nicht gesund ist. Teilweise trägt er sogar noch die Verbände, die sie ihm selbst angelegt hat und eigentlich müsste sie jetzt gehen, denn er braucht nichts so dringend, wie Ruhe um ganz gesund zu werden.
 

Aber als sie sich zögerlich von ihm lösen will, vordringlich um der Vernunft endlich wieder den Vorzug zu geben, da hört sie seine ihr so vertraute Stimme erneut leise und rau in das fahle rotgoldene Halbdunkel des Raumes flüstern.
 

„So lange habe ich geträumt...ich habe immerzu von dir geträumt. Sag wenn du ein Traum bist, dann bleib...bitte...ich will heute Nacht nicht aufwachen. Ich weiß du verachtest mich, weil ich es nicht eingestehen konnte, nicht einmal vor mir selbst. Aber bei allen Göttern, ich hatte viel Zeit um dem in meinen Träumen nachzuspüren und ich habe immer nur den einen Wunsch gehabt...den zu überleben, um dir endlich zu sagen, dass es keine andere Frau für mich geben kann. Ich habe nur einmal in meinem Leben eine andere Frau so sehr geliebt wie dich, aber das ist lange her. Lyriel verstehst du nicht? Ich war damals nicht mehr als ein törichter Knabe.
 

Es..es ist eben jene Strähne, die du in dieser verhängnisvollen Nacht am See gesehen hast. Sie...sie stammt tatsächlich von IHR. Aber das ist vorbei...lange vorbei. Es war eine Liebe, die schon deswegen nicht von Dauer sein konnte weil sie nichts mehr als meinem jungendlichen Verlangen nach Zuneigung heraus entwachsen war....und sie ist lange tot und vergessen...ja tot und vergessen. Der Drache hat sie auf dem Gewissen, wie alle die wir dereinst geliebt haben!“
 

Lyriel merkt wie er unvermittelt ins Stocken gerät, es schwächt ihn, kostet ihn unendlich viel an Überwindung und Kraft ihr das zu gestehen, was ihn am Intimsten berührt, so tief in seinem Innersten und doch ist sie in diesem Moment glücklicher als sie es je zu irgend einem anderen Zeitpunkt in ihrem Leben gewesen ist.
 

Sie beugt sich vor und legt ihm eine ihrer Fingerspitzen zart auf die Lippen, als er sich davon überrascht und sichtlich empört aufrappeln will, verhindert sie es geschickt indem sie ihn mit der anderen erneut zurück auf sein Lager drückt.
 

„Sag so etwas nicht, sie ist nicht tot...ich weiß es, denn ich kenne sie. Ich kenne diese Frau!“
 

Thorin sieht die Heilerin an, als hätte sie ihn soeben eine saftige Lüge aufgetischt, hastig schiebt er ihren Finger mit einer für seinen geschwächten Zustand überraschend energischen Handgeste fort, während aus seinem Mund zeitgleich folgende Worte gestolpert kommen.
 

„Wa..aber woher..woher denn? Es ist doch schon so lange her...? Wie..wie kannst du...ausgerechnet...du?...“
 

Indem hört er sie leise lachen, es klingt dunkel und seltsam bitter, die elbenblütige Frau sieht ihn dabei unverwandt und lange an. Der Ausdruck ihrer Augen verwirrt ihn, das außergewöhnlich dunkle Grün hat mit einem mal etwas eigenartig fesselndes an sich, etwas das er schon einmal gesehen hat.
 

Sein Herz beginnt mit jedem Schlag hastiger zu pulsieren, das Blut durch seine Venen zu pressen.....etwas in ihm will sich schmerzhaft und mit aller Macht erinnern...und dann setzt sie abermals zu sprechen an.
 

„Du wirst es mir nicht glauben aber ich weiß es noch, als sei es gestern erst gewesen. Mahal, ich weiß sogar noch, was du damals an dem Tag getragen hast Thorin Eichenschild, als du frecher Wicht dich einfach so an meinem Zopf vergriffen hast. Dwalin ist in einem der uralten Elderbüsche am großen Wachtor gesessen und hat dich quasi dazu angestiftet dieser Holzkopf von einem Naug!
 

Ja ER hat dir höchstpersönlich dabei zugesehen, wie du deine Seele gänzlich verspielt hast...und ich die meine dazu. Den gänzlich überraschten Ausdruck in deinen Augen vergesse ich niemals wieder, als du es erkanntest, just in dem kurzen Augenblick, als du mich das erste Mal wirklich angesehen hast..als du es erkannt hast, so wie ich. Ich habe ab diesem Moment gewusst, dass du der Eine bist, dem mein Herz gehört, dem es für immer gehört. Das unendliche dunkle Blau deiner Augen ist bis heute dem der ewigen Nacht nahezu gleich...und es hält schon seit damals wie heute mein Herz durchbohrt, grausam wie von einem Speer durchstoßen...doch wie zum Trotz ist genau das was mich immer an dich erinnert hat wenn ich die vielen langen Nächte unter dem einsamen Nachdunklen Blau des Sternenzeltes unterwegs war, vermutlich weil ich ohne es zu wissen nach dir gesucht habe, all die langen Jahre, ehe ich in die Ered Luin kam.
 

Das Königsblau der Durinslinie, ihr habt erstaunlicherweise alle solch faszinierend blaue Augen, alle bis auf Kili...das ist interessant, wenn ich so darüber nachdenke?!
 

Ohhh...ja ich erinnere mich nur zu gut daran, wie verblüfft du deswegen warst. Du hast es ebenso gespürt wie ich. Es stand überdeutlich in ihnen zu lesen. Ich war zu dem Zeitpunkt nicht mehr als eine junge Frau, kaum über die Schwelle des erwachsen werdens hinüber getreten, so wie du selbst noch kaum zum Manne gereift warst.
 

Meine Güte, was habe ich dich da innerlich verflucht. Ein dummer Junge habe ich mir gedacht, nichts weiter als ein dummer einfältiger junger Mann, mit kaum mehr als nur Flausen und Unfug im Kopf...und mag er noch der zukünftige Thronerbe des Berges sein. Das war es was ich in dir sehen wollte. In meinen Augen warst du damit nicht viel mehr als ein Störenfried und Unruhestifter.
 

Das war es auch was mir durch den Sinn ging, als das Messer mir einen meiner Zöpfe abschnitt. Ich konnte es einfach nicht fassen und so sah ich nichts als das Messer mit dem Rubin besetzten Adlerkopf im Knauf in deiner Hand aufblitzen und war schlichtweg darüber entsetzt.
 

Aber ich konnte und wollte es mir nicht anmerken lassen, also habe ich dich ausgelacht und verhöhnt...und du, du bist mit deiner Trophähe verschwunden, einfach so. Du hast ja keine Ahnung was ich gefühlt habe, als ich sie so viele Jahre später wieder in diesem unvergänglichen Bergkristall um deinen Hals hängen sah. Du hast keine Ahnung Thorin...wie konntest du es auch wissen? Ich habe es dir nie gesagt. Ich wollte es ja selbst nicht wahr haben und als ich zurück kam hatte ich inständig gehofft, du würdest mich nach all der Zeit nicht wieder erkennen. Aber es hat dich geradezu wie magisch zu mir hin gezogen. Das Schicksal lässt sich eben nicht betrügen, es findet immer seinen Weg.
 

IMMER...verstehst du?
 

ICH bin DIE, die du schon immer liebst, du hast MIR damals diese Strähne gestohlen, als du nichts weiter als ein einfältiger Junge in Kilis Alter warst....ja tatsächlich nichts mehr als das.“
 

Lyriel seufzt leise...dann bricht sie urplötzlich ab, wobei sie ihn jedoch weiterhin sehr eindringlich anblickt.
 

Thorin wirkt während dessen wie vom Blitz erschlagen.
 

"Wa...? Da..das kann nicht sein. Du lügst! Das...das glaube ich einfach nicht!“ Stottert er entsetzt und nahezu tonlos vor sich hin, wobei er sie zeitgleich energisch von sich wegzuschieben versucht.
 

Sie sieht ihn nach wie vor forschend an.
 

„Ach...so tue ich das?“ Kommentiert sie seine Worte derweil leise aber dennoch gut vernehmlich...es klingt zutiefst verletzt.
 

„Und WAS wenn ich es dir beweisen kann?“
 

Thorin schluckt heftig, sie sieht, wie sein Adamsapfel sich kurz anhebt, nur um sich eine Sekunde später um so eindrücklicher wieder zu senken.
 

„WIE?!“
 

Ist das einzige Wort was einen Augenblick später aus seiner Kehle dringt, es klingt hart und rau und obendrein wenig überzeugt. Lyriel seufzt leise ehe sie ihm antwortet.
 

„Airafine* Rotschopf* hat Dwalin mich immer genannt um mich zu ärgern und das nur wegen meiner roten Haare, die damals übrigens noch etwas heller waren als heute. Der Narr hat sich nicht mal die Mühe gemacht es in Khuzdul als Schimpfwort zu gebrauchen, wahrscheinlich weil mein Elbenblut auch damals schon zu deutlich hervorstach.
 

Aber du...du hast mich angesehen und du hast mir etwas anderes gesagt, kurz bevor du so schnell verschwunden bist, dass ich meinen Zopf nicht einmal von dir zurück fordern konnte. Weißt du etwa nicht mehr, was es war?“
 

Thorin sieht sie eindringlich an, es ist ein Blick den sie noch nie zuvor so intensiv und doch so verstört bei ihm wahr genommen hat, aber dann nickt er irgendwann schwach.
 

“Ich weiß es...sag du es mir!“ Flüstert er dabei leise und wendet den Blick langsam von ihr ab, hinein in das rötliche Halbdunkel der beiden Fackelleuchter, die seinen Raum erhellen.
 

Lyriel strafft sich derweil merklich.
 

„Hraest* hast du mich genannt, vielleicht weil du meinen Namen damals nicht kanntest. Grünauge* bedeutet das in deiner Sprache nicht wahr? Das war es doch, was du zu mir gesagt hast?“
 

Sie sieht ihn abermals hart schlucken.
 

“Du...du hast es die ganze Zeit über gewusst? Auch als du zu uns in die Ered Luin kamst hast du es gewusst? Du musst mich dafür wahrlich hassen! Mahal vergib mir, was habe ich nur verwerfliches getan? Ich habe in meiner verblendeten Eitelkeit wahrhaftig die einzige Frau in meinem Leben geschändet, die ich mehr als alles liebe und ich habe sie zu meiner größten Schande noch nicht mal wieder erkannt. Ich Hornochse habe am See sogar noch zu dir gesagt, dass du den Mund halten sollst, da du nicht wüsstest, was sie für mich bedeutet hat. Oh Lyriel...kannst du mir das je verzeihen? Ich...es tut mir so unendlich leid, ich bin in meiner Verblendung nicht einmal ansatzweise in der Lage gewesen zu erkennen, was die ganze Zeit über sichtbar vor meinen Augen lag!“
 

Thorin verstummt sein junges Gesicht wirkt schmerzverzerrt und sichtbar von Reue überzogen...erst jetzt ist ihm bewusst geworden, was für einem schrecklichen Irrtum er die ganze Zeit über unterlegen war.
 

Die halbelbische Frau beugt sich indessen spontan zu ihm und legt ihm eine ihrer Hände sachte unter das Kinn, wo sie ihn anschließend mit sanftem Nachdruck zwingt ihr in die Augen zu sehen.
 

„Aber jetzt hast du es doch erkannt Thorin. Auch wenn es sehr lange gedauert hat und es ein steiniger Weg gewesen ist. Sag mir, wie hätte ich dich denn überzeugen sollen? Du hast es doch nicht sehen wollen.
 

Oh ich war lange Zeit sehr sehr wütend auf dich...das stimmt. Du hast mich dort am See einfach genommen...mich gezwungen...und auch wenn ich dich liebte...so war es doch nichts weiter als ein Zwang.
 

Ich habe dich dafür wahrlich gehasst, weil ich mir mit aller Macht gewünscht hatte, dass du es erst dann tust wenn du es weißt. Ich war auch deswegen zornig auf dich, weil ich dachte du hättest das Andenken an mich vergessen. Erst als ich in dieser Schicksalsnacht den Anhänger an deinem Hals sah, da wusste ich es besser. Aber da hast du gedacht ich sei eine Andere, das war es was ich dir lange nicht verzeihen konnte.
 

Du hast die andere Frau einfach genommen wie es dir beliebte, gerade weil die du dich in sie verliebt hast...ohne dabei auch nur ansatzweise zu ahnen, dass sie ein und die selbe Frau ist...und da sage mir einer noch das Schicksal spiele zuweilen nicht mit uns Katz und Maus. Es ist gänzlich verrückt und doch entspricht es der Wahrheit und nun ist sie hier, die Frau in deinem Leben, die weder ganz die eine, noch ganz die andere ist, die du liebst...welche von den beiden soll ich nun für dich sein?“
 

Ihre warme Stimme klingt leise und überraschend versöhnlich, als sie ihm das entgegnet und so kommt seine Antwort darauf beinahe wie zu erwarten...
 

„Weder die eine noch die andere, einfach nur die MEINE!
 

Meine Frau...meine allein!“
 

Er sieht sie mit aller Ernsthaftigkeit an, zu der er in dem Moment der schicksalhaften Erkenntnis im Stande ist.
 

Lyriel strafft sich während dessen langsam.
 

...“dann soll es so sein...mein König!“
 

Sind die einzigen Worte die ihre Kehle dabei verlassen.

Geheimnisse und allerlei Geständnisse

Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen macht sie Anstalten, sich von ihm zurück zu ziehen, auch da sie weiß, dass Dis sicherlich gleich zurück kommen wird und zwar ihrer Vermutung nach gewiss nicht allein. Außerdem ist er noch immer geschwächt...Thorin braucht Ruhe, um sich ganz von dieser schrecklichen geistigen Umnachtung erholen zu können, die ihn so lange gefangen gehalten hat.
 

Der junge Zwergenmann streckt jedoch seinem hitzigen Temperament zufolge impulsiv und besitzergreifend die Hand nach ihr aus, wie um sie festzuhalten und auch um seine Gefährtin umgehend wieder zu sich heran zu hohlen...“bleib bitte geh nicht weg, menu taerin!“ Sagt er dabei leise aber mit Nachdruck.
 

„Lyriel, meine Träume waren düster und einsam...bitte ich war lange genug allein...geh nicht!“ Flüstert er ihr abermals mit sanftem Fordern entgegen, noch ehe sie ihm darauf irgend etwas antworten könnte.
 

Er bemerkt, dass sie sich fast sofort, als diese Worte seine leicht vor Nervotität zitternden Lippen verlassen haben unmittelbar noch einmal mit einem zärtlichen Lächeln zu ihm hinunter beugt und ihm gestattet, sie erneut nahe an sich heran zu ziehen und nur einen winzigen Moment später hört er sie bereits leise an seinem Ohr flüstern.
 

„Sie werden gleich zurück kommen mein König. Ich meine damit Dis und sie wird ganz bestimmt nicht alleine sein. Sei vernünftig, es ist schlichtweg zu riskant, wenn sie uns beide so sehen würden. Du weißt genau, dass dies zwischen uns noch immer ein Geheimnis ist....zumindest was die Mehrzahl deines Volkes anbelangt. Belassen wir es vorerst dabei, bis du in der Lage bist, deine Entscheidung wirklich zu tragen und dich ihrem Unmut oder offenen Widerstand mir gegenüber und dem was ich von meinem Blute her statusgemäß bin, auch stellen kannst. Denn es wird beileibe nicht leicht werden, dich zu verteidigen fürchte ich, wenn sie alle so reagieren, wie Dain das getan hat, dann ist es schon schlimm genug und ich könnte es durchaus verstehen, wenn du dich aus diesem Grund gegen mich entscheidest.
 

Thorin bitte...versteh mich, ich versuche gerade dich zu schützen und dadurch auch mich selbst und...und unser ungeborenes Kind!“
 

Der junge Zwergenkönig fährt unvermittelt ein kleines Stück von seinem Lager hoch...sie hört ihn dabei merklich hitzig und entsprechend zornig lospoltern...erwartungsgemäß macht er so seinem angestauten Zorn ordentlich Luft.
 

„Ach was, mein Vetter ist zuweilen ein draufgängerischer und einfältiger Dummkopf Lyriel und du weißt genau, weshalb er so reagiert hat. Sicherlich nicht allein wegen deinem elbischen Blut her. Nein es gibt einen anderen viel triftigeren Grund für ihn und du kennst ihn sehr gut. Also sag du mir nicht, wie schwer es werden wird! Ich denke, das weiß wohl niemand so gut wie ich selbst, dessen Leben anderweitig verplant und so an irgendwelche alten Traditionen und Regeln gefesselt worden ist. Vor allem was diese unangenehme Angelegenheit mit den Verbindungen unter unseren verwandten Blutlinien anbelangt.
 

Ja ICH bin Durins Erbe...das ist richtig, weil ich der einzige männliche Nachkomme bin, der übrig geblieben ist. Dieser verwünschte Drache, diese sinnlosen Schlachten gegen die Orks von Moria, sie alle haben mein Volk eindeutig schon zu viele Opfer gekostet...und das im Übrigen nicht nur meine Familie allein. Also was willst du jetzt von mir hören?
 

Ich sage dir menu Athune...meine Entscheidung ist gefallen, sollen sie es doch ruhig sehen. Von mir aus ALLE...es kann nur eine Frau für mich geben und ich habe sie längst gewählt. So und nun will ich sie hier und jetzt, mit den allerbesten Absichten ganz offiziell zu meinem Weibe machen und sie lässt es mich nicht tun, das ist nicht rechtens...sag weshalb willst du mich nicht haben?“
 

Thorin verstummt unvermittelt mit einem leisen resignierten Seufzen auf den Lippen und sie sieht außerdem sehr wohl, den schmerzlich argwöhnischen Ausdruck in seinem Gesicht, mit dem er sie weiterhin im Blick behält. Seine eindrücklich dunkelblauen Augen leuchten ihr dabei in einem seltsamen Licht entgegen. Der junge Zwergenmann wirkt in dem Moment ungeduldig und alles andere als entspannt....aber auch noch deutlich sichtbar erschöpft...und so löst sie sich mit sanftem Nachdruck von ihm und sieht ihn ihrerseits entschlossen an, ehe sie ihm darauf selbst etwas entsprechendes antwortet.
 

„Das ist es nicht und das weißt du genau Thorin. Ich sagte wenn du gesund bist menu Thanu...dann...erst dann kannst du es ihnen allen von mir aus gerne eröffnen...keine Sekunde davor. Die, die dir am Herzen liegen wissen es ohnehin schon längst...deine Schwester, Dwalin...na ja und deine beiden Neffen ahnen es im Grunde ebenfalls, also was willst du nun noch?“
 

Er lässt sie kaum aussprechen unterbricht sie ungeduldig, wobei er leise aber dennoch nachdrücklich vor sich hin knurrt.
 

„Dich ich will DICH...am Liebsten jetzt sofort! Khazad...ich habe viel zu lange darauf gewartet Lyriel...viel zu lange. Ich liebe dich...verstehst du das denn nicht?“
 

Noch im selben Moment als er ihr das sagt, will er spontan nach ihr greifen, um sie erneut zu sich zu ziehen, doch da können beide die unverwechselbaren Geräusche von sich nähernden Schritten vernehmen...vielen Schritten, die da unweigerlich in ihre Richtung gepoltert kommen. Sie lächelt ihn vielsagend an, bevor sie ihm antwortet. „Hmm..ich wusste es...habe ich es dir nicht gesagt? Stell dir vor, sie hätten uns ausgerechnet jetzt in irgend einer verfänglichen Situation überrascht, also diese Art der Peinlichkeit können wir uns getrost und gerne ersparen, meinst du nicht? Ich liebe dich und ich verstehe dich..zu gerne würde ich deinem Drängen nachgeben aber es ist unmöglich zumindest im Augenblick.“
 

Indem beugt sie sich kurz zu ihm vor und küsst ihn zart auf die Stirn, wobei sie abermals mit einem kaum hörbaren Flüstern ansetzt...“Heute Nacht wird uns gewiss niemand stören, nya Meldo....niemand! Ich denke Dis wird es mir sicherlich erlauben, dass ich bei dir bleiben kann, wenn auch unter dem fadenscheinigen Vorwand, dich zu versorgen, was ja im Grunde auch nicht ganz von der Hand zu weisen ist und damit in gewissen Sinne sogar der Wahrheit entspricht. Wenn auch in einem völlig anderen Zusammenhang betrachtet. Aber gut, wen stört das schon...da es außer uns beiden ja niemand weiß? Also gehört uns in diesem Sinne die ganze Nacht und ich denke das ist eine viel bessere Idee um ungestört zu sein...findest du nicht auch?“
 

Er hört sie leise und sichtlich amüsiert lachen, nachdem sie ihm das so unerwartet und gewissermaßen als mögliche Tatsache eröffnet hat.
 

Sie spürt einen Augenblick später, wie seine Hand sich unvermittelt in ihr langes dunkelrotes Haar verirrt...er lacht ebenfalls..rau und noch etwas kratzig klingt er dabei, aber auch offenkundig darüber belustigt, was sie ihm da eben so völlig unverfroren und obendrein treffend wahrheitsgemäß eröffnet hat, auch weil er genau weiß, dass er zu lange darauf gewartet hat...um die Tatsache, dass er sie auch im körperlichen Sinne begehrt noch länger zu ignorieren oder gar abzustreiten.
 

Im Augenblick ist es ihm jedoch absolut einerlei und eigentlich ist er auch noch gar nicht so wirklich in der Lage, irgendwelche ausgefeilten Kampfmanöver im ehelichen Bett zu bestreiten...das weiß er nur zu gut, aber nichts desto trotz will er wenigstens das ungemein beruhigende Gefühl haben, dass sie ihm nahe ist, dass er sie spüren kann....mehr will er ja gar nicht von ihr.
 

„Ich wusste ja gar nicht, dass du solch ein verruchtes und durchtriebenes Weib sein kannst Lyriel...ihwoh..sollte das jetzt etwa ein Angebot sein?“ Erfolgt so fast sofort danach, der ungemein belustigte Kommentar an sie, wobei er sie ebenfalls spontan lachen hören kann.
 

“Oh ich glaube, das sollte es durchaus Liebster und zwar ohne jeden Zweifel...ja das waren in etwa meine Gedanken und verrucht trifft es aus meiner Sicht heraus nicht so ganz. Nun ich würde eher behaupten wollen klug genug, um uns beide nicht in unnötige Schwierigkeiten hinein zu steuern, wie du das eben angestrebt hast. Also mein König, sei dankbar dafür, dass dein elbisches Weib längst nicht so einfältig ist, wofür es die Mehrzahl deiner Untertanen nur zu gerne halten wollen.“
 

Mit diesen unübertroffen klaren Worten löst sie sich entschlossen und nachdrücklich von ihm und das keinen Moment zu früh....denn da wird die Türe bereits ohne Vorwarnug und äußerst unsanft aufgerissen. Das erste was ihm Türrahmen sichtbar wird, ist zweifellos ein sehr heller und ein ebenso dunkler Haarschopf. Kili und sein älterer Bruder Fili versuchen beide gleichzeitig in Thorins kleine Kammer zu drängeln, wobei sich die beiden jungen Zwerge allerdings höchst erfolgreich gegenseitig daran hindern hinein zu kommen und sich so ungewollt den Weg versperren.
 

Thorin und Lyriel sehen sich kurz an und brechen wie abgesprochen beinahe zur selben Zeit in gelöstes und sichtlich amüsiertes Gelächter aus. Das kuriose Bild, das sich ihnen da präsentiert ist auch zu köstlich, denn unmittelbar danach werden die beiden halbwüchsigen Zwerge von zwei äußerst starken Armen, direkt in den Raum hinein geschoben, wobei ihnen noch ein unüberhörbar barsches...“nun macht schon endlich ihr beiden elendiglichen Holzköpfe, wie lange wollt ihr uns denn noch den Weg hinein versperren?“...erfolgt, das unzweifelhaft niemandem anderen, als Thorins bestem Freund Dwalin gehören muss.
 

Kurz darauf poltern alle drei, dicht gefolgt von einer heftig tadelnd mit dem Kopf schüttelnden aber dennoch sichtlich erleichterten Dis in das kleine Zimmer hinein, das zweifellos Thorin gehört.
 

„Onkel Thorin sie...sie hatte recht. Oh Mahal sei Dank, es geht dir gut“...kommt nur Bruchteile von Sekunden später, wie auf Kommando aus zwei Kehlen. Die noch hellen Knabenstimmen der beiden jungen Zwerge überschlagen sich dabei regelrecht, als beide auf ihn zustürmen, um dem ältesten Bruder ihrer Mutter, der ihnen schon von jeh her mehr Vaterersatz, als Onkel gewesen ist, ungestüm um den Hals zu fallen.
 

Thorin wirkt entsprechend überrascht, ja geradezu überfallen von so viel überschwänglicher Freude ihn wohlauf zu sehen und doch schließt er beide Jungen in seine Arme und drückt sie kurz und beherzt an sich. Er blickt für einen Moment lang sichtlich berührt in ihre erhitzen und erleichterten Gesichter, als sich seine beiden Neffen nach einem scharfen Rüffel ihrer Mutter, der unmittelbar darauf erfolgt, spürbar schuldbewusst von ihm zurück ziehen.
 

„Entschuldige Onkel...wir...wir wollten nicht“...setzt Fili fast sofort merklich peinlich berührt an, doch Thorin nimmt den jungen Zwerg entschlossen an der Hand und zieht ihn nochmals zu sich heran und auch Kili der ihn ebenfalls mit großen Augen ansieht. „Na kommt schon her ihr beiden wilden Burschen, ich bin auch froh euch zu sehen und ihr seid gesund, Mahal das ist das Wichtigste. Ich weiß, dass ihr euch alle große Sorgen um mich gemacht habt, aber das müsst ihr nicht mehr, ich verspreche es und dank Lyriel werde ich wieder ganz gesund. In ein paar Tagen kann ich vermutlich sogar schon wieder aufstehen, also macht euch keine Sorgen Jungens...versprecht ihr mir das?“
 

Thorin sieht seine beiden Neffen forschend an, um seine Augen legt sich unwillkürlich ein weicher Zug, das Lächeln das seine Lippen dabei umspielt ist liebevoll und ungewöhnlich sanft. Beide sehen ihren Onkel entsprechend verblüfft an, als sie es bemerken...beeilen sich dann aber schnell zu nicken.
 

„Natürlich Onkel Thorin, das wussten wir doch die ganze Zeit über und schließlich ist sie doch in dich verliebt!“ Platzt es Kili ganz plötzlich ungewollt forsch über die Lippen, was ihm augenblicklich einen kräftigen unsanften Rempler seines älteren Bruders und ein unmittelbar folgendes empörtes „Kili was soll das denn?“ seiner Mutter einbringt. Doch Thorin reagiert auf diese Erkenntnis seines jüngsten Neffen überraschend gelassen, indem er ihm ganz ruhig entgegnet.
 

„Ja das ist sie wohl mein Junge und nicht nur sie, es beruht auf Gegenseitigkeit. Ich denke dahingehend wirst du einige Veränderungen in Kauf nehmen müssen Kili. In Zukunft werdet ihr beide mich also nicht mehr allein für euch beanspruchen können, denn da gibt es ab heute noch jemanden anderen dem das zusteht!“
 

Thorins Blick wandert als er das gesagt hat, unmittelbar nach Bestätigung suchend zu der Frau hin, die bis dahin völlig regungslos an seinem Bett gestanden hat und ihn nun entsprechend bestürzt ansieht.
 

„Thorin nicht, das hättest du nicht tun sollen“..sagt sie leise, es klingt erschrocken und dementsprechend verunsichert. Doch da ist Dis schon an ihrer Seite. „Ach hätte er nicht Lyriel? Mahal was bin ich froh darum, dass er es endlich getan hat, es war doch sowieso längst überfällig, findest du nicht auch Dwalin?“ Kommt wie zu erwarten resolut und bestechend ehrlich, aus dem Mund von Thorins jüngerer Schwester gepoltert, die damit wie üblich den Nagel auf den Kopf trifft.
 

Der dabei von ihr angesprochene Zwergenman, der bisher alles nur völlig verwirrt und mit sichtlicher Verblüffung verfolgt hat, nickt daher nur zögernd. Doch des Zwergenkönigs Schwester ist längst noch nicht fertig mit dem was sie zu sagen hat...dieses mal jedoch in eigener Angelegenheit.
 

„Thorin..ich..äh wollte es dir eigentlich erst sagen, wenn du..nun ja, wenn du wieder ganz gesund bist. Aber wenn wir nun schon dabei sind, uns mit Geständnissen aller Art zu überschütten, nun dann will ich dir auch eines machen, eines das mir sehr wichtig ist. Und auch das ist wohl längst überfällig geworden. Viel zu lange habe ich es vor mir selbst verdrängt. Ich denke nun ist es an der Zeit, es endlich offen einzugestehen. Mein Bruder auch in meinem Leben gibt es schon sehr lange einen Mann, den ich von ganzem Herzen liebe...und du kennst ihn!“
 

Der junge Zwergenfürst sieht seine ein gutes Stück jüngere Schwester merklich verwirrt an.
 

„Wa...ähh wie...ja wen denn? Und..und wieso..weiß ich....nichts?“
 

Kommt entsprechend verdattert aus ihm heraus gestolpert, wobei er ratlos von einem zum Anderen blickt, aber nicht nur er allein wirkt verwirrt, auch Kili weiß als Einziger außer seinem Onkel offenbar nicht so recht, wovon seine Mutter da eigentlich spricht.
 

„Dwalin...was ist, willst du es ihm nicht endlich sagen?“

..Versöhnung unter "acht" Augen

Dwalin strafft sich unwillkürlich, als er sich von Dis so direkt angesprochen fühlt....“ach ja und WAS soll ich ihm denn deiner Meinung nach noch dazu sagen Dis? Ich meine, was du ihm damit nicht schon selbst eröffnet hast?“ Entgegnet er ihr im Anschluss daran entsprechend verblüfft. Seine angenehm tiefe Stimme klingt in dem Moment rau und merklich angespannt. Aber noch bevor er den Satz der Vollständigkeit halber beenden kann, macht die Zwergin einen entschlossenen Schritt auf ihn zu, wobei sie ihm ganz plötzlich und völlig spontan ihre Arme um den Hals legt.
 

Ein Umstand, der ihn die hübsche dunkelhaarige Zwergenfrau, die ihn da so unvermittelt in Beschlag genommen hat, noch verdatterter anstarren lässt, dabei jedoch nicht viel weiter kommt, auch weil Dis ihn nur einen Augenblick später vor aller Augen küsst...zwar nicht direkt auf den Mund, wohl aber auf seine kratzig bärtige Wange.
 

„So das war es, was ICH dringend los werden wollte...und ER auch Thorin!“
 

Kommt nur den Bruchteil einer Sekunde später merklich entschlossen aus ihrem Mund gesprudelt, als sie sich umgehend danach wieder von Dwalin löst, der sie nun seinerseits dementsprechend irritiert mustert. Ihr älterer Bruder starrt sie während dessen ebenfalls mit nicht weniger großen Augen an, aber nicht nur der, auch Kili und Fili der es ja eigentlich wissen sollte, ist angesichts dessen derart durcheinander, dass keiner der drei Durinsöhne auch nur ansatzweise ein Wort heraus bringt.
 

Schließlich ist ausgerechnet Lyriel es, die das ganze Geschehen in die passenden Worte kleidet. „Schön also, das musste mal gesagt werden....nun dann sind wir jetzt ja alle in bester Gesellschaft, was unsere kleinen Geheimnisse bezüglich der Liebe anbelangt, wie mir scheint? Gratuliere Dis...Dwalin..! Also ich bin der Meinung, dass ihr beide durchaus ein sehr schönes Paar abgebt und ich für meinen Teil möchte euch daher alles nur erdenkliche Glück für die Zukunft wünschen!“
 

Die elbenblütige Heilerin verstummt, wobei sich ein sanftes Lächeln fast sofort für alle gut sichtbar über ihre gleichmäßigen Gesichtszüge schiebt und sie so ungewöhnlich weich wirken lässt...jedenfalls wesentlich gelöster als dies zumeist sonst der Fall ist.
 

Sie hat es wirklich ehrlich gemeint...sie mag Dis gut leiden...und das nicht nur allein, weil sie Thorins Schwester und damit auch ihre Schwägerin in Spee ist. Nein, sie mochte sie schon von Anfang an, seit sie in die Ered Luin kam...und Dwalin ist sicherlich kein schlechter Mann für Thorins resolute jüngere Schwester.
 

Mit ihm hat sie in gewisser Weise schon einen ganz guten Griff getan, auch weil er zumeist recht ordentlich in der Lage ist, ihr den notwendigen Wiederstand zu bieten...jedenfalls was seine sprichwörtliche Schlagferigkeit und auch die trockenen Kommentare anbelangt, die er so häufig und äußerst gerne von sich zu geben pflegt....wenn auch nicht immer der jeweiligen Situation angemessen.
 

Aber gerade das zeichnet ihn charakterlich aus. Der Zwerg mit dem dichten braunen Schopf, der sich langsam aber sicher zu lichten beginnt, ist grundehrlich....ebenso wie Dis...aber genau das ist es, was sie an ihm vermutlich besonders mag und nicht nur sie allein.
 

Und dazu ist es ebenfalls äußerst schwer seinem ausgeprägten Dickkopf etwas entgegen zu setzen, wenn er einmal zu einer Meinung gelangt ist. Ebenso wie Thorins Schwester auch, selbst wenn die angebrachten Argumentationen dem eigentlich angemessen wären und damit überzeugen müssten, ist den beiden vernunftsmäßig zuweilen trotzdem nicht immer beizukommen.
 

Dieser gewisse Sturkopf ist ihnen beiden im gleichen Maße zueigen...also haben sich da zwei gefunden, die was das betrifft wahrlich wie die Faust aufs Auge zusammen passen. Zumindest aus Sicht der Heilerin gesehen, der es mit der Wahl ihres eigenen Gefährten ja im Grunde ganz ähnlich ergeht. Thorin ist in mancherlei Hinsicht auch nicht viel leichter zu händeln wie Dwalin, vor allem was seinen ausgeprägten Eigensinn und sein immenses Durchsetzungsvermögen angeht.
 

Aber im Augenblick hat der ohnehin genug mit sich selbst zu tun...sie sieht ihn heftig schlucken und ein paar mal ganz ordentlich durchatmen, bis sich diese Neuigkeit wenigstens halbwegs bei ihm gesetzt hat...
 

Von Dis älterem Bruder, der seine Sprache inzwischen auch wieder gefunden hat kommt einige Augenblicke später somit ein noch immer merklich überraschtes und neuerliches....
 

„..ohhww..ich wusste ja gar nicht? Dis..warum hast du nicht?“...über die Lippen gestolpert, mit dem er seine Schwester festnagelt, indem er ihr direkt in die Augen sieht.
 

Diese dreht sich kaum dass er zuende gesprochen hat gänzlich zu ihm um und erwiedert seinen Blick ebenso standhaft, ja fast schon ein wenig herausfordernd.
 

„Ahhww..du fragst mich, warum ich es dir nicht gesagt habe? Ausgerechnet DU mein Bruder? Na dann werde ich dir jetzt sagen weshalb...ganz einfach weil ICH es nicht wollte, deshalb Thorin! DU hast mir doch auch nicht gesagt, dass du die Heilerin liebst?! Na jedenfalls nicht solange, bis ich es irgendwann zwangsläufg von selbst erkannt habe. Also damit dürfte dieses Thema wohl hinreichend geklärt sein und übrigens werde ich dich deswegen auch ganz gewiss nicht um Erlaubnis fragen mein liebster Bruder, denn dies ist meine Entscheidung, meine und die des Mannes, den ich liebe!
 

Ebenso wie es die deine ist, Lyriel endlich als deine legitime Gefährtin und zugleich Mutter deines Kindes anzuerkennen, die dir auch niemand von uns abnehmen kann. Ach und noch etwas sei dazu gesagt....sie ist gut und richtig und aus meiner Sicht sowieso längst überfällig. Doch den Rest, den musst du ganz allein mit dir ausmachen.
 

Wann und vor allem WIE du es deinem Volk sagen willst Thorin?
 

Ich meine, das bleibt dir selbst überlassen, aber tu es und tu es vor allem bald, wenn ich dir einen guten Rat geben darf. Sonst wirst du Zeit deines Lebens nicht glücklich werden...du solltest es schon deswegen nicht noch länger verleugnen. Thorin wir stehen zu dir, was immer auch kommen mag. Wir lieben dich, wir sind deine Familie...und was Dain und die Seinen betrifft nun gut, das ist seine Angelegenheit, seine allein! Das muss ER mit sich selbst ausmachen nun und dass er lieber seine eigene Schwester Grêit als deine Athune gesehen hätte, ist da ja wohl verständlich. Aber du hast dich nun mal anders entschieden und das aus gutem Grund, also werden wir es alle respektieren...nicht wahr Dwalin das werden wir doch?“
 

Dis wendet ihren Kopf einen Moment von Thorin ab und blickt im Anschluss daran just den Zwergenmann an, der noch immer nahe neben ihr steht und sichtlich verwirrt wirkt. Ihr Ausdruck ist durchdringend und entsprechend eindringlich.
 

„Hmm sicher doch....habe ich das denn nicht schon vor einiger Zeit ganz klar gesagt?“ Kommentiert er es schließlich knochentrocken. So trocken, dass Dis unwillkürlich darüber schmunzeln muss. „Das hast du wohl mein Lieber...damit ist dies ja jetzt hoffentlich geklärt. Also schön wo waren wir noch gleich stehen geblieben?“
 

Sie sieht dabei ihre beiden Söhne an, deren Gesichter durchweg verblüffte ebenfalls noch immer Bände sprechen...
 

"Kili, Fili...meine beiden Jungens, tut mir leid dass ihr es so...so unsanft erfahren müsst. Aber so ist es jetzt wenigstens endlich offiziell. Dwalin und ich..wir..wir mögen und schon ziemlich lange, aber keiner von uns beiden wollte es wirklich wahr haben. Ich liebe euch beide, ihr seid mir das Wichtigste auf der Welt, ihr und natürlich auch euer Onkel...und auch das Andenken an euren Vater. Ich habe Brog einmal sehr geliebt...aber ich kann nicht mein Leben lang, dem Verlorenen von ehemals hinterher trauern. Sie sind nicht vergessen, das werden sie nie sein, aber das Leben geht weiter und auch ich habe eine Zukunft. Ich hoffe ihr könnt mir das irgendwann verzeihen und es verstehen, ich meine wenn ihr älter seid.
 

Ich verlange von euch nichts....ich bin euch auch nicht böse, wenn ihr jetzt wütend auf mich seid“...
 

Sie bricht unvermittelt ab...sieht ihren beiden Söhnen bittend, ja hilfesuchend entgegen.
 

Doch während Fili überraschend vernünftig reagiert und kurz aber entschlossen nickt, fährt der jüngere Bruder unversehens hoch und nahezu augenblicklich auf dem Absatz herum. Nur eine Sekunde später rauscht er mit einem zutiefst verletzten...“aber AMAD, das hätte ich nicht von dir gedacht“...und ohne noch auf irgendwen zu achten entsprechend zornig zur Türe hinaus, die obendrein krachend an die Wand fährt.
 

Fili strafft sich und will ihm hinterher, doch es ist ganz überraschend Dwalin und nicht Dis, der ihn aufzuhalten versucht.
 

„FILI! WARTE NOCH! Vielleicht ist es besser, du lässt ihn gehen. Ich meine er muss es auf seine Art verdauen, es ist nicht leicht für ihn. Nein, es ist nicht leicht für euch alle, das verstehe ich. Weißt du...ich ich mag eure Mutter schon sehr sehr lange mein Junge. Ich habe es bisher nur nie gewagt es ihr auch zu zeigen“.
 

Fili blickt Dwalin unverwandt und mit einem seltsam erwachsenen Blick an, ehe er ebenfalls zu sprechen ansetzt.
 

„Ich verstehe, aber es fällt mir dennoch schwer, das jetzt so einfach hinzunehmen. Verzeiht mir aber ich möchte jetzt gerne gehen, mein Bruder braucht mich.“
 

Fili verstummt und strafft sich erneut. Dis sieht ihren ältesten Sohn während dessen mit einem weichen, liebevollen Blick an, der Verständnis aber auch Trauer in sich birgt.
 

„Natürlich das verstehen wir, geh nur, sieh nach ihm, es wird ihm helfen zu verstehen.“ Sagt sie schließlich leise.
 

Fili nickt. „Mache ich Amad!“
 

Mit diesen Worten folgt er seinem jüngeren Bruder unmittelbar entschlossenen Fußes nach, von dem inzwischen nichts mehr als nur eine Staubwolke zu sehen ist. Kaum ist er fort und zur Türe hinaus, legt Dwalin, Dis seinen Arm sanft um ihre Schultern und zieht sie kurz zu sich heran, dabei sagt er betont aufmunternd.
 

“Gib ihnen etwas Zeit, sie müssen es erst mal verdauen...das dauert.“
 

Dis dreht sich zu ihm hin und lächelt, wobei sie ihren Kopf vertrauensvoll an seine breiten Schultern lehnt. „Hmm ich weiß...aber es schmerzt mich trotzdem sie so zu sehen, sie haben ihren Vater sehr geliebt.“ Sagt sie dabei eindringlich.
 

Dwalin seufzt leise, bevor er ihr umgehend und zudem sehr eindinglich antwortet. „Ich weiß, den Anspruch würde ich auch niemals haben wollen, ich kann ihnen ein Freund sein, wenn sie das möchten aber ihren Vater kann und will ich nicht ersetzen. Dis ich mochte Brog sehr...er war nach Thorin auch mein bester Freund.....ich...ich kann sie beide gut verstehen.“
 

Doch ganz plötzlich lässt er Dis kurz los, indem er sich unvermittelt zu Thorin umdreht, der sich zwischenzeitlich etwas aufgerichtet hat und ihm seinerseits offen und forschend entgegen blickt. Sein Ausdruck ist nicht so recht zu deuten mit dem er Dwalin dabei mustert.
 

„Kannst du mir das jemals verzeihen Thanu men? Ich...ich liebe diese Frau von ganzem Herzen...aber ich konnte es dir einfach nicht sagen. Du..du bist doch ihr Bruder und...außerdem mein König! Wie hätte das vor deinen Augen Bestand haben sollen, wenn es bislang nicht einmal vor meinen eigenen Bestand hatte?“
 

Die sonst so kräftige Stimme des mutigen Zwergenkriegers klingt ungewöhnlich belegt, als er seinem König das offenbart, was ihn tief in seinem Innersten berührt und schon so lange beschäftigt hat. Die in seinen Augen verbotenen Gefühle für dessen Schwester.
 

Thorin schluckt kurz, er spürt intuitiv was in Dwalin vor sich geht...kennt er dieses beklemmende Gefühl der Ohnmacht doch selbst nur zu gut. Doch dann klingt seine Stimme zwar etwas rau aber doch überraschend klar und nachdrücklich, als er ihm endlich darauf antwortet.
 

“Dwalin menu Garoscho*...(mein Bruder*) ich bin dir nicht böse, wie könnte ich das? Sie hat mir doch eben selbst gesagt was sie für dich empfindet. Wie könnte ich Dis also jemals wiedersprechen? Oh ich bin wahrlich nicht wild darauf, mir ihren Zorn für den Rest meines Lebens auf den Hals zu laden. Du bist mein bester Freund Dwalin und wenn nicht dir, welchem Mann sollte ich sie sonst geben wollen, der sie auch verdient hat? Sie ist meine Familie und damit eindeutig das Kostbarste, das ich zu vergeben habe. Na und wenn sie dich haben will, bin ich gewiss der Letzte, der sich dagegen stellen wird.“
 

Dwalins Mine hellt sich schlagartig auf, als er seinen König diese Worte der Versöhnung sagen hört, doch nicht er ist es, der prompt darauf reagiert, sondern Dis höchst selbst. Mit einem kurzen Freudenlaut, der völlig unkontrolliert aus ihrer Kehle dringt macht sie zwei schnelle Schritte auf ihren Bruder zu, um ihm fast sofort danach entsprechend überschwänglich um den Hals zu fallen und ihn dabei fest an sich zu drücken.
 

„Ich wusste es Garoscho....menu Thanu...danke....ich“...flüstert sie dabei leise. Doch Thorin schiebt sie nachdem er sie ebenfalls einmal fest an sich gedrückt hat, entschlossen von sich weg, wobei er sie kurzerhand unterbricht.
 

„Was? Ach iwoh..dank nicht mir, das habe ich nicht verdient. So und jetzt geh, da ist noch jemand der auf dich wartet...besser du kümmerst dich um ihn und vergiss nicht, vielleicht solltest du auch noch einmal nach Kili sehen...ich denke der hat es nötiger als ich!“
 

Mit diesem Satz schiebt er sie schließlich noch einmal nachdrücklich in Dwalins Richtung, der sie schließlich merklich verwirrt aber nicht unerfreut in Empfang nimmt.
 

Doch Thorin ist offenbar noch längst nicht fertig...
 

„Ach und übrigens noch etwas in eigener Angelegenheit. Ich wünsche, dass meine Gefährtin sich meiner Pflege annimmt und zwar sie allein...zumindest für den Rest des heutigen Tages, sofern sie dazu in der Lage ist. Will also heißen raus mit euch beiden...ich denke ihr habt sicher noch besseres vor, als einem kranken Mann beim Gesund werden zuzuschauen oder sehe ich das etwa falsch?!“
 

Das lässt sich Dis offensichtlich nicht zweimal sagen, denn nur einige Augenblicke später packt sie Dwalin entschlossen am Handgelenk und fort ist sie mit ihm und zwar ohne noch irgendwie großartig Aufhebens deswegen zu machen, wobei Thorin und Lyriel den beiden frisch verliebten entsprechend verblüfft hienerher starren.
 

Es dauert so kaum mehr als eine Minute, bis die beiden Zwerge aus ihrem Blickfeld entschwunden sind, dann sind beide allein..endlich!

Versöhnung unter VIER Augen

Liebe den Körper, denn es ist der Teil der Seele den auch unsre Sinne wahr nehmen können.
 

Der junge Zwergenmann sieht seine Gefährtin einen Moment lang forschend an. Lyriel bemerkt dabei durchaus die Absicht, dass er abermals nach ihr greifen will, um sie festzuhalten...doch sie kommt ihm dieses mal zuvor.
 

„Thorin nein...nicht jetzt...bitte, das..das geht nicht. Warte wenigstens, bis wir keine ungebetenen Besucher mehr zu befürchten haben.“
 

Mit diesen eindeutigen und eigentlich klaren Worten, macht sie sich energisch von ihm los, was ihr jedoch augenblicklich ein äußerst unwilliges Grollen von ihm einbringt. Eines, das ihr seinen Unmut bezüglich ihrer gänzlich der Vernunft geschuldeten Zurückweisung an ihn überdeutlich anzeigt.
 

„Grrrr..sag mir menu Athune, wie lange muss ich denn noch warten, um endlich mit der Frau die ich liebe, so zusammen sein zu können, wie ich mir das wünsche? Shazra ich habe schon viel zu lange gewartet, um jetzt noch die nötige Geduld dafür aufbringen zu können.
 

Eindeutig zu lange...!“
 

Thorins Worte an sie sind eindringlich und sagen im Grunde genau das aus, was er in dem Moment empfindet....für ihn ist es zumindest gefühlt tatsächlich eine halbe Ewigkeit gewesen. Seine Ungeduld ist daher entsprechend begründet. Er sieht sie mit unvermindertem Nackdruck an, seine frostblauen Augen drücken dabei eben jenen sprichwörtlichen Starrsinn aus, den sie an ihm nur zu gut kennt und so versucht sie ihn zu beschwichtigen...
 

„Noch ein wenig mehr Geduld...mehr ist es doch nicht. Sag solltest du dich nicht lieber ausruhen? Du bist kaum gesund und brauchst dringend die notwendige Ruhe um es zu werden. Thorin sei vernünftig, nur dieses einemal. Ich kann es dir nicht befehlen, ich kann dich lediglich darum bitten!“ Entgegnet sie ihm daher mit liebevollen aber ebensolchen Nachdruck in der Stimme wie er.
 

Doch er will sich ganz und gar nicht einsichtig zeigen und so grollt er abermals leise in ihre Richtung...“ach was und wenn ich nicht vernünftig sein will was das anbelangt?“ Kommt so prompt der entsprechend brummige Kommentar an sie. Lyriel lacht daraufhin spontan....“was wenn du im Moment gar keine andere Wahl hast nya Meldo?“ Antwortet sie ihm einige Augenblicke später somit sichtlich amüsiert, doch sie wird schnell wieder Ernst, ehe sie fortfährt.
 

„Ruh dich aus Liebster, du hast es wahrlich nötig und ich muss während dessen noch ein paar Angelegenheiten erledigen die dringlich sind, auch in unser beider Interesse, was bedeutet, dass ich damit auch noch mal kurz zu Dis muss. Aber wenn ich das erledigt habe, komme ich zu dir zurück und dann werden wir beide alle Zeit der Welt für uns allein haben und dann werde ich auch nicht mehr fortgehen, ich verspreche es dir. Ich meine ich werde nicht gehen, bevor du es nicht wünschst mein König!“
 

Sie verstummt und sieht ihn dabei abwartend an. Er erwidert ihren Blick durchdringend und mit jenem gewissen, deutlich sichtbaren unwilligen Ausdruck im Gesicht, den sie an ihm nur zu gut kennt.
 

„Habe ich eine andere Wahl?“ Kommt so einige Sekunden später erwartungsgemäß ungeduldig von ihm.
 

„NEIN...im Moment nicht...fürchte ich!“ Entgegent sie ihm betont ruhig, woraufhin er ihr mit knappen Nicken zu verstehen gibt, dass er einverstanden ist.
 

„Gut aber beeil dich, ich warte nicht gerne und schon gar nicht mehr auf dich Lyriella. Ich habe im Grunde schon viel zu lange, kostbare Zeit mit dem Warten auf mein persönliches Glück vergeudet!“ Sagt er ganz plötzlich überraschend ernsthaft und ungewöhnlich eindringlich zu ihr.
 

Sie lächelt ihn daraufhin sanft an, denn sie hat sehr gut verstanden was er damit ausdrücken will, zu gut hat sie das, denn ihr ergeht es was ihn anbelangt selbst nicht einen Deut anders. „Ich werde kommen Liebster, ich verspreche es. So und jetzt ruh dich etwas aus, das ist in gewisser Weise ein Befehl, der meiner Gabe als Heilkundige geschuldet ist...und einer, den du im Übrigen schon deswegen sehr ernst nehmen solltest Thanu men.“
 

Mit diesen Worten macht sie Anstalten ihn allein auf seinem Krankenlager zurück zu lassen, um endlich das zu erledigen, was sie sich vorgenommen hat...wobei an einem vertraulichen vier Augengespräch mit seiner Schwester wohl kein Weg vorbei führen wird, nicht bei dem, was sie ihr zu sagen hat.
 

...einige Stunden später.
 

Thorin schläft inzwischen, es ist später Abend geworden. Im Haus wird es still, die beiden jungen Zwerge schlafen ebenfalls schon längst und auch Dis hat sich, nachdem sie mit Lyriel gesprochen hat, in ihr Reich zurückgezogen, um sich die überfällige Ruhe zu gönnen, die sie dringend nötig hat, vor allem nachdem was in der Zwischenzeit im Hause Durin vorgefallen ist.
 

Nun ist da in gewisser Weise also nur noch Lyriel allein, die wie ein Schatten lautlos durch das Haus geistert und die damit auch nichts mehr zurück hält, um ihr gegebenes Versprechen ihm gegenüber einzulösen. Auch wenn sie eigentlich weiß, das dies völlig falsch ist und sie ihn damit unweigerlich wecken wird, ja ihn wohlmöglich noch um den so kostbaren Schlaf bringen wird, der ihn ja eigentlich gesund machen sollte.
 

Aber sie weiß auch, dass sie ihn ebenso sehr braucht wie er sie. Ohne ihn fühlt sie sich nur halb, dies sind Gefühle, die sie sich nicht erklären kann...zumindest nicht verstandesgemäß. Gefühle, die sie mit aller Macht zu ihm hinziehen. Und bei allen Göttern die ihr heilig sind, will sie sich nicht mehr länger dagegen sträuben. Lyriel liebt ihn...er ist ihr Rogar...ihr Seelengefährte...und so will sie eigentlich nur eines...sie will ihn spüren, bei ihm sein. Sie braucht seine bruhigende Wärme, wie das Wasser zum Leben...nur das macht sie vollkommen.
 

Er ist der Teil, der ihr fehlt um eins mit sich selbst zu sein....und das weiß sie so gut wie er, denn ihm ergeht es im umgekehrten Sinn nicht viel anders. Dieser bitteren Erkenntnis ist er sich schon einer geraumen Weile zuvor vollkommen bewusst gewesen...nur wollte er es dortmals nicht wahr haben.
 

Aber sie...sie weiß es schon immer...
 

In diesem Fall führt ihr Weg sie schließlich ohne irgendwelchen weiteren Umwege zielstrebig zu seinem Lager und so geschieht es, dass der junge Zwergenfürst nur wenig später unvermittelt aus dem Schlaf hochfährt, als er die sanfte Berührung von warmen Lippen auf seiner Stirn fühlt...die ihn damit unweigerlich aus dem Schlaf holen.
 

„Liebster..ich bin hier...jetzt werde ich nicht wieder fortgehen...nicht vor morgen früh. Ich habe es versprochen.“ Hört er die ihm so vertraute Stimme kaum hörbar durch die Dunkelheit flüstern, die nur vom schwachen rötlichen Glimmen, des langsam verlöschenden Kaminfeuers erhellt wird.
 

Er erkennt ihren Schemen sofort...sie ist es ohne jeden Zweifel....seine Geliebte...
 

„Bist du..bist du ein Traum? Wenn ja dann bleib...BITTE....sei mein Traum. Ich habe so lange auf dich gewartet...so lange“...hört sie ihn ihr daraufhin ebenso lautlos antworten, seine Stimme ist nicht mehr als ein flüchtiges Flüstern in der Dunkelheit.
 

Er klingt dabei ungewohnt unsicher, wirkt noch deutlich vom Schlaf benommen...und doch so zielstrebig in dem was er sich wünscht.
 

„Nein..ich bin kein Traum, ich bin hier“....flüstert sie ihm neuerlich leise als Antwort entgegen, eine Antwort die er sich mehr erhofft hat als alles jemals zuvor....sie weiß es....nur einmal zuvor waren sie sich beide körperlich so nahe, wie sie es sich gleich sein werden...nur einmal zuvor...
 

„Dann komm...komm menu Athune, ich warte schon so lange“...entgegnet er ihr abermals mit sanftem Drängen in der Stimme. Mit diesen unendlich vetrauten Worten spürt sie, wie er unvermittelt nach ihr greifen will, ja wie er sie in der Dunkelheit zu erahnen versucht...
 

...und sie...sie kommt...zu ihm...ihrem Geliebten, dem Mann den sie mehr liebt, als sie es jemals in Worte fassen könnte.

Versöhnung unter VIER Augen -2

das leben besteht aus zwei teilen - die vergangenheit – ein traum….....die zukunft – ein wunsch!("aus arabien")


 

Lyriel fühlt sich spätestens ab dem Moment, wie in einem unwirklichen Traum gefangen...einem, aus dem sie wenn es nach ihr geht, am Liebsten nie wieder aufwachen will. Sie spürt, wie er ihre Hand in seine nimmt, um sie noch näher zu sich an sein Lager heran zu ziehen. Er ist vorsichtig aber doch liegt ein gewisser Nachdruck, ein nicht länger zu verleugnendes Fordern darin, das ihr deutlich macht, was ihr Gefährte sich wünscht...
 

„Vergib mir...Mahal vergib mir, viel zu lange habe ich das vor mir selbst verleugnet, was mir am Wichtigsten ist. Ich will einfach nur in deiner Nähe sein...mehr nicht.
 

Lyriel...bitte, ich will doch nur, dass du bei mir bleibst...zumindest heute Nacht?!“
 

Flüstert er plötzlich leise aber dennoch deutlich hörbar in ihre Richtung, ehe er unvermittelt abbricht und sie anschließend sein leises Seufzen vernimmt, das sich merklich resigniert aus seiner Brust heraus schält.
 

Natürlich weiß sie, dass er was gewisse Bedürfnisse anbelangt am Liebsten etwas ganz anderes mit ihr anstellen wollte, das ist ihr schon durchaus bewusst. Aber es geht nicht, zumindest nicht so, wie sie es sich vielleicht beide wünschen würden. Nicht in seiner momentanen Verfassung und wenn sie es redlich betrachtet, sicherlich auch nicht in ihrer. Sie versteht ihn daher nur zu gut, denn da...da ist dieses seltsame Gefühl in ihm, dieses fast schon verzweifelte Sehnen nach Zärtlichkeit und nach Geborgenheit nach dem er unbewusst ebenso sucht wie sie.
 

So lange haben sie beide aufeinander warten müssen...zu lange, um es jetzt so einfach ignorieren zu können....aber auch, um es willkürlich zu überstürzen.
 

Liebe braucht Zeit...und Kraft...viel Kraft, eine die ihnen im Augenblick schlicht und ergreifend fehlt und so ist es bei beiden an sich nicht viel mehr, als das mächtige und starke Verlangen nach der Nähe und der Zärtlichkeit des jeweils Anderen. Emotionen die so stark sind wie die ihren, wollen nicht mehr, als dem den man liebt nahe zu sein.
 

Lyriel fühlt somit kurz den harten Rand der Bettkannte, der ihr unsanft gegen die Beine drückt, bevor sie sich einige Sekunden später, unversehens in seinen Armen und damit unweigerlich auch AUF dem Bett wieder findet, in das sie ihn vor nicht all zu langer Zeit gesteckt haben, vordringlich mit der Absicht, ihn wieder ganz gesund werden zu lassen und an ihr ist es zweifelsfrei gewesen, das zu bewerkstelligen. Wie ungemein gut ihr dies gelungen ist, wird der elbenblütigen Heilerin mit dem dunkelroten Haar just in eben dieser Minute nur all zu deutlich bewusst.
 

Hastig will sie sich aufrichten, um die so urplötzlich verloren gegangene Bodenhaftung wenigstens ansatzweise wiederzuerlangen, aber ER lässt ihr nicht die geringste Chance.Thorin ist trotz seines noch deutlich angeschlagenen Zustandes überraschend schnell und dazu außerordentlich besitzergreifend was sie angeht.
 

„Ha, hab ich dich endlich erwischt menu Athune, sag wo willst du denn hin? So schnell schon wieder fort von deinem König? Ohhh nicht doch...also damit bin ich ganz und gar nicht einverstanden!“
 

Hört sie ihn ihr im selben Atemzug mit merklicher Belustigung in der Stimme, sowie entsprechend ungeduldig entgegen flüstern. Es entlockt ihr ein spontanes Lachen, sie kann ihn in der Dunkelheit nicht sehen, sondern lediglich erahnen, aber er ist ihr ohne jeden Zweifel so nahe, dass sie seinen warmen Atem deutlich an ihrem rechten Ohr fühlen kann. Seine Atmung hat sich zwischenzeitlich stark beschleunigt, was aber wohl nicht nur alleine der körperlichen Anstrengung wegen geschuldet sein dürfte, die sie beide mit diesen etwas zweifelhaft anmutenden und eher unfreiwilligen Flugübungen in die horizontale Ebene veranstalten.
 

Nein, DAS ist es längst nicht allein...das weiß auch die Heilerin.
 

„Was ich? Wo soll ich schon hin wollen? Oh ich glaube kaum, dass du mich noch mal freiwillig aus deinen Fängen entkommen lassen wirst oder irre ich da etwa..Thorin Eichenschild?“ Kontert sie in diesem Sinne nicht weniger amüsiert in seine Richtung.
 

...“nicht mal im Traum, darauf gebe ich dir sogar mein hoch heiliges königliches Ehrenwort!“ Antwortet er ihr daraufhin abermals hörbar belustigt, wie entsprechend trocken, wobei er tatsächlich keinerlei Anstalten macht sie auch nur ansatzweise aus seinen Armen entkommen zu lassen.
 

Er hört sie angesichts dieser Aussage lachen...lauthals und obendrein mit wenig Respekt vor dem eigentlichen ernsthaften Hintergrund dieser Angelegenheit zwischen ihnen beiden.
 

„Du..du bist vollkommen verrückt Thorin, damit du`s nur weißt!“
 

Kommt im Anschluss daran erwartungsgemäß ungläubig atemlos aus ihr heraus gestolpert. Die elbenblütige Frau in seinen Armen kann es nämlich noch immer nicht recht fassen, so einfach von ihm überrumpelt worden zu sein...diesem...diesem geliebt, gehassten Schuft von einem Naugol, der sie in gewisser Weise einfach so als seinen ganz persönlichen Besitz beansprucht. Auch wenn sie längst weiß, dass es so ist...oder besser, dass ER es so sieht, denn er ist nun mal ein Zwerg! Es ist damit sozusagen seine grundsätzliche Wesensart, die ihn so und nicht anders auf sie reagieren lässt. Man könnte auch sagen, es liegt in seiner Natur.
 

Und nur einen Bruchteil von Sekunden später bestätigt er ihr dies, wie zum Trotz sogar noch höchstpersönlich mit seinen eigenen Worten...
 

„Ja bin ich...nach dir...und das im Übrigen schon sehr sehr lange! Du weißt ja gar nicht wie lange es mich schon quält...menu taerin*.“ (meine wahre Liebe*)
 

Flüstert er ihr wenige Augenblicke nachdem sie verstummt ist, mit spürbar belustigtem Unterton entgegen, wobei er mit einem mal jedoch ungewöhnlich ernst wird.
 

“Lyriel das, solltest du doch inzwischen wissen.“ Kommentiert er seine Sichtweise der Dinge, was die Angelegenheit zwischen ihnen anbelangt nur einen Atemzug später ungerührt und damit entsprechend nachdrücklich in ihre Richtung.
 

Ja er wollte sie schon so lange...aus seiner Sicht eine halbe Ewigkeit und jetzt...jetzt ist sie sein. Sie gehört ihm...endlich...
 

Seine tiefen Emotionen für eben diese eine Frau reißen ihn damit gänzlich mit sich fort...zumindest, was seine Selbstbeherrschung betrifft. Thorin hat sich was das anbelangt schon längst nicht mehr unter Kontrolle, auch wenn er es sich insgeheim vielleicht noch so gerne vormachen möchte...schon lange nicht mehr, denn spätestens als er eben ihren warmen Atem auf der Haut gespürt hat, ist es gänzlich um den jungen Zwergenmann geschehen, der sie so sehr liebt....so sehr...
 

Mehr als er es ihr jemals sagen könnte und so bleibt ihm eigentlich nur eines zu tun übrig, es ihr damit auch endlich zu zeigen....es ihr ehrlich zu zeigen...so wie er wirklich für sie fühlt...
 

Und so spürt die völlig perplexe Elbenfrau einige Augenblicke später das kurze stoßweise ausatmen an ihren Lippen, ehe seine ihre versiegeln...sie zittern leicht...sie fühlt es...und sicherlich nicht nur allein der Aufregung wegen geschuldet.
 

Da ist diese unvergleichliche Wärme, der süße unverwechselbare Geschmack nach Ewigkeit...zärtlich und gleichzeitig mitreißend fordernd. Er küsst sie und es ist der bittersüße Geschmack von Vergänglichkeit und Unendlichkeit, die sich für Sekunden zu einer einzigen Einheit vermengt. Er küsst sie damit beinahe genauso wie dortmals am See vor so vielen Monaten. Ebenso intensiv, ebenso sehnsuchtsvoll, aber im Gegensatz zum damals Geschehenen, im vollen Bewusstsein, sich dieses mal nicht mehr verstellen zu müssen...niemals wieder!
 

Endlich dürfen sich beide zeigen, was sie in Wahrheit füreinander empfinden...keine Lügen mehr. Das ist alles, was sie sich im Grunde beide zu gleichen Anteilen wünschen und so gibt auch der junge Zwerg dem Drängen in seinem Inneren nach...lange hat er gezögert...viel zu lange, aber jetzt ist ihm alles klar geworden.
 

Ja er wird sie anerkennen und zwar in aller Offenheit vor seinem Volk, es steht für ihn felsenfest und selbst wenn ihn dies alles kosten sollte, was er sich nach diesem verwünschten Drachen je wieder aufgebaut hat wird er es akzeptieren, wenn sie es verlangen sollten...dessen ist er sich sicher. Lieber ein Leben in Armut, als ein armseliges Leben ohne Liebe. Der Preis könnte nicht kostbarer und zugleich schmerzlicher für den jungen Zwergenkönig sein.
 

Allein zu wissen, was es ihn kosten könnte und es dennoch zu tragen...das ist eine Art der inneren Stärke, die er erst jetzt erlangt hat...die er erst jetzt tragen kann. Jetzt ist er stark genug. Ein ganzer Mann und damit auch reif genug um sich dem zu stellen! Zuvor hätte er diese ungeheure Kraft nicht dafür aufbringen können....aber nun gelingt ihm das...ein Prozess der ihn hat nachreifen lassen....nicht nur äußerlich...nein auch tief in in seinem Inneren.
 

Lyriel spürt wie Thorin sich kurz von ihr löst...seinen Atem auf ihren Lippen, ehe er ihr etwas entgegnet.
 

„Hmmm habe ich dir eigentlich schon mal gesagt, wie sehr du mir gefehlt hast?“ Hört sie ihn urplötzlich abermals ungewöhnlich ernst in die Dunkelheit zwischen ihnen hinein flüstern. Sie schüttelt prompt ihren Kopf. “Nein...wie hätte ich das denn wissen sollen, du konntest es mir ja schlecht sagen Scherzbold von einem Naug!“ Kontert sie daraufhin erwartungsgemäß trocken in seine Richtung.
 

Es entlockt ihm ein ebenso spontanes Lachen. “Hmmm das stimmt auffallend...war tatsächlich etwas schwer so vollkommen weggetreten. Aber du kannst es mir jetzt glauben oder nicht, dass ich es gespürt habe. Ja ich habe dich trotzdem gespürt, ich wusste dass du da bist...ich wusste die ganze Zeit über, dass du es bist die bei mir ist...du und Dis...und ich weiß auch, das es umgekehrt so gewesen ist. Du hast mich nie aufgegeben die ganze Zeit über nicht, schon dafür muss ich meiner Schwester und dir unendlich dankbar sein. Ihr beide habt immer fest daran geglaubt, dass sich wieder gesund werde....immer!“
 

Er bricht unvermittelt ab...zieht sie im Zuge dessen noch enger in seine Arme und die Heilerin spürt, wie er sie ungewöhnlich emotional und haltsuchend an sich drückt.
 

“Uff uhhh autsch..lass das, du du erdrückst mich ja gleich!“ Kommt so nur Sekunden später entsprechend atemlos von ihr...atemlos und zugleich unendlich zärtlich.
 

Ja sie hat keinen Augenblick lang daran gezweifelt, dass er zu ihr zurück kommen wird...sie hat es gewusst!

Seelenband

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Gefährten

Lyriel legt noch während sie ihm dies entgegnet beide Hände behutsam über seine, wie um ihre kleine Familie zu beschützen. Der junge Zwergenkönig spürt ohne zu wissen weshalb, dass sie offenbar etwas beschäftigt.
 

„Thorin?“ Ihre warme Stimme klingt etwas zögerlich, als sie ihn anspricht. „Hmm was?“ Antwortet er ihr sichtlich überrumpelt obwohl er intuitiv weiß, dass sie etwas von ihm will...etwas ungemein wichtiges. Im selben Atemzug, noch ehe er sie dahingehend fragen kann, kommt es bereits aus ihrem Mund gesprudelt...Worte die ihn unmittelbar aufhorchen lassen.
 

„Du hast vorhin gesagt, dass du mich als deine Gefährtin betrachtest...als dein Weib. Wirst du in Zukunft auch vor deinem Volk dazu stehen? Ich meine, wirst du mich damit auch öffentlich anerkennen, so wie es von Rechtswegen deine Pflicht wäre das zu tun?“ Ihre Frage an ihn klingt leise und eindringlich...und er hört dabei sehr gut, wie ihre Stimme zittert...sie fürchtet sich...sie hat Angst vor dem, was er ihr antworten könnte, denn schon einmal hat er es vor sich und vor allem, was ihm heilig ist verleugnet und ihr klar machen wollen, dass es für sie und ihre gemeinsame Liebe keine Hoffnung geben kann und das solange sie beide leben.
 

Doch wieder all ihrer Erwartungen, all ihrer Zweifel und Ängste hört sie ihn mit einem mal ebenso leise antworten. Thorin klingt fest entschlossen und überraschend nachdrücklich, als er seine Worte an sie richtet.
 

„Ich habe es dir gesagt und das werde ich...ich bin bereit die Verantwortung und auch die Folgen für mein Handeln zu tragen, selbst wenn sie mich dafür nicht mehr länger als ihren König betrachten wollten. Soll ich es dir zeigen...ich meine, willst du es sehen Lyriel?“
 

Der junge Zwerg verstummt, unwillkürlich beugt er sich zu ihr vor, wobei er sie zärtlich auf die Stirn küsst, ihr seine Hände jedoch nachdrücklich entzieht, während er sich gleichzeitig etwas aufrichtet.
 

„Wa..? Ab...aber ich..ich weiß nicht...wie?“ Entgegnet sie ihm derweil ehrlich verblüfft, auch weil sie mit seiner Antwort niemals im Leben gerechnet hätte, um so erleichterter ist sie darüber, als sie seine durchaus ernst gemeinten Worte vernimmt, die ihr in dem Augenblick wahrlich tausend Steine vom Herzen fallen lassen.
 

Indem hört sie ihren Gefährten leise lachen. „Hhmm..also DAS habe ich mir in etwa schon gedacht...woher solltest du das auch menu Athune? Dann pass gut auf, denn ich werde dir zeigen, was ich damit meine!“
 

Mit diesem deutlichen und trotz aller Belustigung in seiner Stimme sehr ernsthaft gemeinten Kommentar an sie, spürt die elbenblütige Heilerin, wie er seine beiden Hände unmittelbar danach ganz spontan in ihr dichtes dunkelrötliches Haar gleiten lässt, um sich zielgerichtet einige ihrer langen Strähnen heraus zu greifen. Thorin richtet sich dabei noch etwas weiter auf und zu ihrer vollständigen Verblüffung beginnt er nur wenige Sekunden später sachte und äußerst vorsichtig damit, es zu einem kunstvollen Zopf zu flechten.
 

Lyriel ist entsprechend perplex, sie bringt schon allein angesichts seines Tuns kaum die passende Antwort dazu heraus...
 

...“wa...was machst du denn da?“ Ist somit alles was über ihre Lippen dringt, viel mehr schafft sie ihm gegenüber nicht mehr.
 

Thorins darauf folgende Reaktion ist einfach, wie durchaus nachvollziehbar...sie hört ihn abermals leise lachen, wobei er jedoch weiter völlig unbeeindruckt mit dem fort fährt, womit er soeben begonnen hat. Doch mit einem mal setzt er von ihr eigentlich eher unerwartet zu sprechen an, es klingt etwas belegt und ungewohnt ruhig, aber sie merkt schon allein an seiner Stimmlage, dass es ihm damit offenbar sehr ernst ist.
 

„Hör mir gut zu Lyriel...ich...ich werde dich als meine Gefährtin jetzt in etwas sehr wichtiges einweihen. Etwas, was wir Zwerge noch niemals einem Außenstehenden außerhalb unserer eigenen Sippe offenbart haben, denn es zählt zu den tiefsten und ältesten Geheimnissen meines Volkes. Allein dies gilt als unendlich großer Vertrauensbeweis und ich hoffe, dass du mich dahingehend niemals entäuschen wirst menu Taerin.
 

Das, was ich da mit deinem Haar getan habe, gilt bei meinem Volk als das unumstößliche Zeichen gebunden zu sein. Siehst du, wir tragen unsere Zöpfe nicht nur als Schmuck allein, sondern auch zu dem Zweck offen zu zeigen, dass wir zu jemandem gehören wollen. Wenn du also einen erwachsenen Zwerg siehst, der mehr als nur einen geflochtenen Haarzopf auf seinem Kopf trägt, kannst du also getrost davon ausgehen, dass er sich, um es im allgemeinen Sinne zu umschreiben, gewissermaßen jemandem versprochen hat.
 

Dies muss jedoch nicht immer als ein Versprechen von Ehe gelten. Nein, es kann beispielsweise auch eine sehr starke Bindung unter Freunden sein, völlig egal welchen Geschlechtes, sozusagen als wären sie Brüder oder auch Schwestern...verstehst du? Denn dieses markante Zeichen zeigt allen anderen Männern und auch Frauen meines Volkes auf den ersten Blick an, dass derjenige Zwerg der es trägt, ein Versprechen gegeben hat, das ihn im wahrsten Sinne des Wortes an einen Anderen seiner Sippe bindet!“
 

Der junge Zwerg bricht urplötzlich ab, sie hört ihn leise seufzen...doch dann fährt er fort und seine warme Stimme dringt abermals leise und eindringlich durch die Dunkelheit zu ihr hindurch.
 

„Ja so ist das...jetzt siehst du, was es mir als Anführer und König dieses Volkes abverlangt, aber ich bin nur all zu gerne bereit es auf mich zu nehmen...für dich...für ES und auch für mich selbst!“
 

Lyriel schluckt unwillkürlich hart und erschrocken, als sie ihn das um seiner eigenen Selbsterkenntnis Willen sagen hört. „Ah so...oh ich..ich beginne langsam zu verstehen. Also deshalb hast du dein Haar bisher grundsätzlich niemals gebunden getragen, denn..du...du hast in diesem Sinne ja zu niemandem gehört!“ Er räuspert sich ganz plötzlich vernehmlich, ehe er ihr eine passende Antwort gibt.
 

„Das stimmt, bisher war das so Lyriel...aber jetzt nicht mehr! Denn jetzt gehöre ich jemandem!“
 

Thorin bricht unvermittelt ab, sie kann ihn abermals leise seufzen hören. Aber sie will noch nicht aufgeben..sie will es wissen...sie will es aus seinem Mund hören...die Wahrheit, die ganze Wahrheit!
 

„Sag mir menu Uzbad...warum hast du das dann bei mir getan? Ich meine weshalb hast du ihn geflochten Thorin?“ Ihre Frage ist einfach...so wie sein darauf folgender Kommentar.
 

„Weil du von heute an zu mir gehörst...und ich zu dir...deshalb!“ Entgegnet er ihr damit bestimmt und sehr klar. Diese mehr als eindeutige Aussage seinerseits entlockt ihr einen unmittelbaren und spontanen Laut der Überraschung.
 

„So ist das also! Nun dann wirst auch du von heute an, mehr als einen Zopf als Zeichen deines neuen Status als verheirateter Mann tragen müssen mein König...sehe ich das jetzt richtig?“ Kontert sie im Anschluss daran tonlos, aber doch mit einer gewissen Nachdrücklichkeit in seine Richtung, woraufhin Thorin abermals spontan lachen muss.
 

„Tja ich fürchte, das siehst du genau so wie es ist Heilerin! Was ist, willst du es tun oder soll ich es selbst machen?“
 

Sie schüttelt zuerst den Kopf nickt dann aber eilig, wobei sie etwa gleichzeitig Anstalten macht sich ihm zu nähern. „Nein ich will es machen.....wieviele müssen es sein?“ Hört er sie dabei ein wenig überhastet ins Dunkel hinein flüstern.
 

„Nun ja mindestens zwei denke ich...und zwei deshalb, weil sie im Einzelnen für jeden von uns beiden in seiner Person stehen. Also einer für dich und einer für mich selbst...so schreibt es uns das Gesetz der Bindung im Allgemeinen vor!“ Antwortet er ihr daraufhin verhältnismäßig ruhig und sehr gefasst wirkend.
 

„Gut dann will ich es tun...ich denke, dass ich bereit dafür bin dir zu folgen.“ Entgegnet sie ihm abermals sehr nachdrücklich und entschlossen.
 

Thorin brummt leise...“schön, dass du mir so weit vertraust Weib. Ich werde mir in Zukunft die größte Mühe geben es auch zu verdienen...bitte Lyriel ich will doch nur eines und zwar endlich mein eigenes Glück fest halten können. Mehr wünsche ich mir nicht und mein Glück bist du, das wusste ich bisher nur nicht...aber jetzt weiß ich es.“ Hakt er damit erstaunlich ernsthaft und überdies ehrlich gemeint in ihre Richtung nach...denn mehr will er tatsächlich nicht, jedenfalls nicht im Augenblick.
 

Indem hört er sie jedoch ganz plötzlich leise lachen, sie klingt dabei ein wenig ungläubig aber auch gutmütig.
 

„Ach ja? Dann möchte ich dir jetzt gerne eine äußerst wichtige Frage stellen. Eine die mich schon eine geraume Weile über beschäftigt hat. Sag hast du dahingehend schon einmal darüber nachgedacht, WO wir beide eigentlich zusammen leben wollen Thorin? Ich ammm...meine DU und ICH und...und unser Kind? Denn hier dürfte es für uns alle wohl ein wenig zu eng werden, vor allem wenn Dis die Absicht hegen sollte, sich eventuell auf eine dauerhafte Bindung mit Dwalin einzulassen. Ich meine zwei Mannsbilder deiner Sorte verkraftet dieser Haushalt vermutlich nur äußerst schwerlich."
 

Kommentiert sie diese Feststellung damit entsprechend trocken und außerdem treffend analytisch betrachtet...denn sie hat recht, das weiß auch der Zwerg, den das ganze Gefühlschaos in seinem Inneren in dem Moment ein wenig zu überrollen scheint...jedenfalls aus emotionaler Sicht heraus betrachtet.
 

Thorin dreht sich während dessen nämlich merklich verblüfft zu ihr um, auch um ihr darauf etwas entsprechendes zu antworten, wobei sie jedoch kurzerhand die einmalig günstige Gelegenheit am Schopfe packt und in diesem Sinne also seine dichte, schwarze etwa schulterlange Mähne gleich dazu...und zwar ohne seinen leisen Protest dabei auch nur im Ansatz zu beachten.
 

Nur Bruchteile von Sekunden später beginnt sie ebenfalls mit flinken Händen, ihm jeweils einen schmalen Zopf rechts und links seiner Schläfen zu flechten und ihn anschließend mit einigen langen Strähnen ihres eigenen Haars zu verbinden, um sie so gleichzeitig zu verschließen, dass sie sich nicht wieder öffnen können.
 

Als sie fertig ist, gibt sie ihm einen sachten Kuss auf die Stirn...“so das müsste es gewesen sein...jetzt bist du also nicht mehr zu haben...zu schade für die, die dich unbedingt als ihren persönlichen Besitz angesehen hat“ Flüstert sie ihm dabei mit gutmütigem Spott entgegen.
 

Indem hat er sich halbwegs gefangen, sie kann ihn leise und merklich unwillig schnauben hören und so klingt er tatsächlich sichtlich verärgert als er ihr antwortet. "Also wenn du jetzt auf Dains kleine Schwester anspielen willst vergiss sie, sie ist nicht mehr wichtig. Dis hat nur das getan, was ich letztendlich auch getan hätte. Ich habe es ihm nur nicht selbst sagen können oder besser, das habe ich vermutlich schon getan aber ohne, dass ich es bewusst hätte entscheiden können. Schon deswegen werde ich meinem Vetter noch schriftlich in Kenntnis darüber setzen, wie meine Entscheidung bezüglich seiner Forderungen ausgefallen ist. Ich mag Grêit, aber sie war für mich niemals eine wirkliche Option, selbst wenn mein Vater das so gewollt hätte. Ich habe mich schon vor Ewigkeiten anderweitig entschieden und das ist unumstößlich solange ich lebe.
 

Ist es DAS was du jetzt von mir hören wolltest Lyriel?“
 

Er versucht sie zu erfassen, sie kann das leichte Glitzern in der Dunkelheit wahr nehmen, das seine Augen wie zwei dunkle Kristalle spiegeln lässt.
 

Die Heilerin nickt derweil schwach....“das ist es, genau das wollte ich von dir hören Thorin! Ich denke jetzt bin ich beruhigt, was aber allerdings meine Frage an dich noch nicht gänzlich beantwortet, wo wir in Zukunft leben wollen? Was ist, bist du dir darüber schon schlüssig geworden?“
 

Thorin zuckt unwillkürlich mit den Schultern, bevor er ihr antwortet. „Nun ja also wenn ich ehrlich sein soll...mit keinem einzigen Gedanken, ich habe mich dieser Frage ja noch nicht mal ansatzweise stellen können. Vergiss nicht wie wenig Zeit ich bisher dazu hatte?!“
 

Lyriel lacht leise. „Hmmm ja stimmt du hast recht, das wäre wahrlich etwas schwer gewesen in deinem Geisteszustand, aber weißt du was, ich habe mir an deiner Stelle schon mal ein paar Gedanken darüber gemacht.
 

Thorin richtet sich verblüfft neben ihr auf um ihre Gestalt noch genauer zu erfassen und ihr gegebenenfalls in die Augen blicken zu können, was bei der Dunkelheit allerdings eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar stellt, die sich nicht so leicht überbrücken lässt.
 

„Ach ja..und..und WO, wenn ich dann mal bitte schön ganz konkret nachhaken darf?“ Kommentiert er es dabei entsprechend trocken.
 

Die halbelbische Frau lacht wieder, diesmal klingt es hörbar belustigt....er spürt wie sich ihre Fingerspitzen dabei zielgerichtet an seinen männlich breiten Oberkörper verirren und sie sie ihm mit einem vertraulichen Kraulen durch den dichten Pelz auf seiner Brust streichen, was ihm fast sofort ein leises sowie durchaus angetanes Grollen entlockt, wobei sie ihm allerdings eine weit weniger erotische Gegenantwort erteilt, wie vielleicht von ihm erhofft.
 

„Hmmm du kannst dich wirklich glücklich schätzen, eine solch kluge Schwester zu haben mein lieber Thorin, denn ich habe vorhin ganz zufällig mit ihr darüber gesprochen...so mit dem kleinen Gedankenspiel...was denn wäre wenn...?
 

Nun ja und ausgerechnet Dis hat mich auf die Idee dazu gebracht, dir damit folgenden Vorschlag zu unterbreiten. Weißt du, sie hatte nämlich die Möglichkeit ins Auge gefasst...eventuell das kleine Häuschen am Dorfrand in Betracht zu ziehen, in dem ich bisher allein gelebt habe. Es müsste mit etwas Hilfe und Arbeit durch die anderen Dorfbewohner eigentlich wieder ganz hübsch und gemütlich in Schuss zu bringen sein...nun und ich denke, dann lässt es sich dort sicherlich gar nicht so schlecht leben. Ich meine wir beide hätten so ziemlich unsere Ruhe und nicht gleich jeder könnte uns dort stören...was meinst du? Aber..aber natürlich nur, wenn du es auch willst Thorin...und...und vor allem, wenn du wieder ganz gesund bist, denn es wird ein hübsches und vor allem hartes Stück Arbeit werden, das will ich nicht absteiten!“ schließt sie ihre Aufrührungen schließlich mit einem etwas unsicheren Räuspern.
 

„Ist das jetzt eine Bitte oder etwa schon eine abgekartete Sache zwischen meiner Schwester und dir Weib? Denn genau so klingts nämlich wenn ich ehrlich bin...aber bei allem hast du natürlich recht. Weiter im Haushalt meiner Schwester zu leben ist vermutlich nicht so besonders klug zumal Kili und Fili immer älter werden und dann wird das ohnehin kleine Häuschen für uns alle zu eng werden. Ich denke die Idee klingt nicht so schlecht, auch wenn ich mich an den Gedanken eine eigene Familie zu haben wohl erst noch gewöhnen muss...und...und die beiden Jungen meiner Schwester vermutlich auch....also lass es uns vorerst nicht überstürzen...ich meine noch ist es kein MUSS...oder?“
 

Thorin bricht ab wobei sie den leicht belegten Unterton seiner Stimme durchaus registriert. Sie nickt ebenfalls sachte, wobei sie ihm einen sanften Kuss gibt, den er nur zu gerne erwidert.
 

„Nein, natürlich nicht...ich kann warten, solange bis du dich entscheiden hast...aber dann erwarte ich auch eine Entscheidung von dir Thorin...und zwar eine entgültige!“ Sagt sie im Anschluss daran kaum wahrnehmbar aber mit Nachdruck, als sie sich wieder von ihm gelöst hat.
 

Nur einige Augenblicke später spürt sie, wie er sie ungestüm in seine Arme zieht...“na dann komm her...lass uns nichts überstürzen, aber gegen ein wenig mehr an Aufmerksamkeiten und liebevoller Fürsorge deinerseits hätte ich ehrlich gesagt auch nichts einzuwenden“ Flüstert er ihr dabei leise entgegen.
 

„Die kannst du haben....solange du mich nicht zwerquetschst du ungestümer Rüpel von einem Zwerg“...versucht sie ihn derweil lachend weg zu schieben....die beiden frisch verliebten rangeln noch eine Weile lachend und scherzend miteinander, doch dann macht sich Thorins üble Verwundung langsam aber sicher bemerkbar, die ihm noch immer alle Kraft abverlangt.
 

Heftig keuchend lässt er sich zurück auf das Bett fallen, die Frau die er liebt in seinen Armen....aber auch dabei ist der junge Zwerg merklich ungeduldig.
 

„Meine Güte ich glaube selbst wenn ich es mir mit aller Gewalt einbilden wollte, ich könnte es nicht tun. Mahal wie um aller Welt bin ich nur auf die irrsinnige Idee gekommen ausgerechnet jetzt mit dir schlafen zu wollen?“
 

Hört sie ihn schließlich reichlich resígniert in ihre Richtung grollen.
 

Sie lacht...
 

„Sagen wir einen Versuch war es wert und so lange bis sich eine neue Möglichkeit ergibt, werden wir beide uns wohl oder übel mit dem Wunsch nach körperlicher Liebe begnügen müssen Thorin. Was ist mit dir ? Bist du müde?“
 

„Willst du darauf jetzt etwa eine ehrliche Antwort?“ Kontert er darauf sichtlich verstimmt.
 

„Will ich...!“ Entgegnet sie ihm ebenso ungerührt.
 

„Na gut ganz ehrlich? Ich fühle mich wie erschlagen!“ Kommt nur einen Augenblick später überraschend nachdrücklich von ihm.
 

„Na dann schlaf doch Liebster, du hast es schon allein aus dem Aspekt heraus gesehen neue Kraft zu schöpfen mehr als nötig. Ich werde bei dir bleiben und gewiss nicht fort gehen, zumindest nicht heute Nacht!“
 

Mit diesen Worten kuschelt sie sich in seine Arme und damit auch unter die Decke. Die beiden merken irgendwann nicht mehr, wie sie dem Schlaf und damit unweigerlich dem Reich der Träume anheim fallen und nichts weiter die schützende Dunkelheit durchdringt, als das ruhige gleichmäßige Atmen der beiden Liebenden, die nach so unendlich langer Zeit zueinander gefunden haben....

Thane vel Athane

Die Liebe ist wie ein Schutzschild, um sich dahinter zu verstecken.

Die Liebe ist wie ein Feld, in dem man heran wachsen kann.
 

Und wenn ich manchmal meine Augen schließe, beginnt sich alles in meinem Kopf zu drehen.
 

Die Liebe ist ein Kind in den Armen der Mutter. Die Liebe ist dein Atem, der mich wärmt.
 

Da ist so ein Gefühl, das mich durchfließt, wenn du bei mir bist, rufst du es hervor.

Ich scheine mich um mein Ideal zu bemühen. Und all die Bilder, durch die wir rennen, scheinen perfekt, scheinen wahr zu sein.
 

Doch nichts ist für immer, besonders das Zusammensein.
 

Liebe ist ein Schild, hinter dem man sich verstecken kann....
 

Ich mache mir keine Gedanken über das Jetzt, was auch kommen mag, was zählt sind wir, egal was

sein wird, auch wenn das naiv ist.
 

Worte, die wir wechslen, scheinen perfekt zu sein, scheinen zu gewinnen.
 

Doch nichts ist für immer, besonders das Zusammensein.

(Camouflage / Love Is a Shield )
 

Der Morgen graut...silbrige Fäden zäher Morgendämmerung schleichen sich vorwitzig in die kleine Kammer hinein, doch dies ist es nicht, was sie geweckt hat.
 

Nein, es war jenes ungewohnt leise Brummen an ihrer Seite, das sie hat unwillkürlich aus dem viel zu kurzen Nachtschlaf aufschrecken lassen. Lächelnd dreht sie sich zu ihm um, wobei sie ihm einen Augenblick später einen zarten Kuss auf die Stirn gibt. Dann macht sie Anstalten sich vorsichtig zu erheben, wobei sie sich prompt von zwei starken Armen gepackt und kurzerhand zurück unter die von ihrer beider Körperwärme noch so angenehm aufgeheizte Decke gezogen fühlt.
 

„Hmmm...wo willst du so früh hin menu Athune? Bleib doch...bitte..er schläft bestimmt noch wie ein Stein. Glaub mir, ich bin sicher.“ Grollt ihr der männlich tiefe Bass dabei entsprechend nachdrücklich entgegen. Doch sie macht sich energisch von ihm los.
 

„Lass mich, ich muss, er ist mein Bruder. Ich muss nach ihm sehen, wenigstens kurz.“ Der Mann der sie noch immer in seinen Armen hält grummelt erneut leise und sichtlich unwillig vor sich hin.
 

„Na ich glaube kaum, dass du ihn allein auf seinem Krankenlager antreffen wirst, sicher ist sie bei ihm, er ist in guten Händen. Dis bitte geh noch nicht fort!“ Er sieht sie bittend an, doch der Ausdruck ihrer schönen dunkelblauen Augen wirkt entschlossen.
 

„Ich muss...Dwalin und jetzt hör auf damit, mich weiter festzuhalten. Es lässt mir keine Ruhe, solange bis ich nicht wenigstens kurz nach ihm gesehen habe. Ich komme wieder...versprochen...warte hier!“ Lässt sich ihre warme Stimme damit eindringlich und entsprechend energisch durch das angenehme Halbdunkel der kleinen Kammer vernehmen.
 

Der Zwergenmann seufzt während dessen leise und hörbar resigniert. „Na schön, gegen deinen ausgemachten Dickkopf scheint ja ohnehin kein Kraut gewachsen Tochter des Thrain. Aber lass mich nicht zu lange warten.“
 

Mit einem leisen sowie leicht verlegenen Kichern löst sie sich von ihm. „Nein sicher nicht mein starker Krieger. Ich werde schon wieder kommen werter Herr, du kannst mir ja solange schon mal das Bett anwärmen.“
 

Mit diesen Worten gibt Dis dem jungen Mann, den sie damit nach so unendlich langer Zeit des alleinseins in ihr Herz gelassen hat einen sachten, zärtlichen Kuss auf die Stirn und steht anschließend entschlossen auf. Sie hofft dabei inständig, dass jetzt nicht ausgerechnet ihr großer Junge auf der Bildfläche auftauchen wird oder noch schlimmer der Kleinere ihrer beiden Söhne. Aber als sie sich hastig in ihren reich an Zwergenrunen bestickten Morgenmantel hüllt, bleibt alles still im Haus.
 

Die beiden jungen Zwerge schlafen offenbar noch, na ein Glück...wenigstens einmal hat sie es auf ihrer Seite wie es scheint.
 

Auf nackten leisen Sohlen schleicht sich die junge Zwergenfrau mit dem langen schwarzen Haar, das ihr momentan offen in dichten Flechten über den Rücken fällt, in Richtung der Kammer ihres älteren Bruders Thorin und horcht vorsichtig, ob sie nicht irgendwelche verdächtigen Geräusche vernehmen könnte.
 

Doch alles scheint ruhig, lediglich ein leises gleichmäßiges Schnarchen verrät ihr vage, das offenbar auch ihr Bruder noch tief und fest schläft...gut um so besser. Beherzt aber trotzdem etwas unbehaglich zumute wagt die Zwergin so schließlich doch einen vorsichtigen Vorstoß, indem sie einen besorgten, wie gleichzeitig neugierigen Blick in das Innere seiner Kammer riskiert, nachdem sie diese nahezu lautlos geöffnet hat.
 

Schwaches Tageslicht fällt durch die Dunkelheit des Türspalts und lässt die junge Zwergin sehen, was sie vermutlich so niemals zu Gesicht bekommen hätte. Dwalin hatte ja so recht mit seiner Vermutung, Lyriel ist tatsächlich noch bei ihrem Bruder, es ist wie er ihr gesagt hat. Aber das Bild das die beiden nichts davon ahnenden und tief schlafenden Liebenden abgeben ist zu schön, als das Dis es einfach ignorieren könnte.
 

Ein unwillkürliches sowie erheitertes Schmunzeln zieht sich über ihre weichen Gesichtszüge, als sie die beiden betrachtet, die eng umschlungen und so zwangsläufig dicht aneinander geschmiegt auf seinem Lager liegen und einander festhalten als wollten sie sich niemals wieder loslassen, selbst noch im tiefen Schlaf. Sie sieht eine seiner beiden kräftigen Hände auf ihrem merklich gerundeten Bauch ruhen. Doch der vollkommen entspannte, ja fast schon leicht der Welt entrückt wirkende Ausdruck auf seinem Gesicht ist es, der selbst die jüngere Schwester mit tiefem Staunen erfüllt. Die beiden scheinen zutiefst glücklich...das genügt ihr. Mit einem leisen, merklich erleichterten Seufzer zieht sie sich zurück und überlässt die beiden wieder einander, wobei sie ebenso lautlos zu ihrem eigenen Gefährten zurück kehrt.
 

Dwalin sieht ihr entsprechend erwartungsvoll entgegen, als sie wenig später wieder in ihre eigene Kammer zurück kommt.
 

„Und was ist, hatte ich recht?“ Fragt er sie fast sofort leise aber doch spürbar interessiert. Dis lacht amüsiert.
 

„Ach was neugierig bist du gar nicht wie?“ Kontert sie während dessen leicht sarkastisch in seine Richtung.
 

Dwalin grollt leise.
 

„NEIN..ich doch nicht...NIE!“
 

Kommentiert er es anschließend ein wenig unwillig. Doch die hübsche dunkelhaarige Zwergenfrau schlüpft nur einen Augenbkick später mit einem leisen gutmütigen Lachen zurück zu ihm unter die Decke.
 

“Und was wäre, wenn ich dir sage, dass du recht hattest?“ Fragt sie ihn dabei abermals merklich belustigt. Dwalin richtet sich unwillkürlich neben ihr auf. Er wirkt seinem verblüfften Gesichtsausdruck nach ehrlich überrascht. „Ach was wirklich? Das war eigentlich nur so eine Vermutung von mir. Sag jetzt bloß Lyriel ist tatsächlich bei ihm?“ Dis nickt leicht. „Hmm...dem Anschein nach schon die ganze Nacht.“
 

Der Zwergenkrieger mit dem dichten dunkelbraunen Haarschopf lacht leise, bevor er ihr antwortet. „Na das ändert so einiges..!“ Dis dreht sich halb zu ihm um. „Ach ja und was?“ Hakt sie dabei entsprechend verwirrt nach.
 

„Na immerhin sind wir beide nicht allein mit unserem kleinen Geheimnis.“ Entgegnet er ihr verschwörerisch. „Ja das, wenn es so weiter geht, bald keines mehr sein dürfte. Spätestens dann, wenn in etwa einer halben Stunde Fili hier herein platzen wird, um zu sehen wo ich denn bleibe und warum es noch kein Frühstück gibt mein Lieber!“ Kontert sie daraufhin betont trocken. Der Zwergenmann lacht abermals spürbar erheitert. „Gut überredet..also dann sollten wir wohl besser zusehen, dass wir aufstehen und uns eine halbwegs plausible Ausrede einfallen lassen, wieso ich denn zu so früher Stunde in diesem Haus anzutreffen bin?“ Dis lächelt ebenfalls.
 

„Hmm...ja das sollten wir wohl tun!“ Sagt sie dann entschlossen, wobei sie Anstalten macht sich abermals von ihrem Lager zu erheben, diesmal allerdings von ihm ungehindert.
 

Wenig später sind beide in der Küche anzutreffen....es dauert auch nicht lange bis Fili wie erwartet merklich hungrig auf der Bildfläche aufraucht. Wobei der junge Zwerg nicht sonderlich verwundert erscheint ausgerechnet Dwalin zu so früher Stunde im Haus anzutreffen....es macht sogar den Anschein, als hätte er es erwartet.
 

Dis geht nicht weiter darauf ein sondern setzt beiden, dem Mann und dem jungen Zwerg ein ordentlich gehaltvolles Morgenmahl vor die Nase, was beide zunächst erst einmal den Mund verschließt...und in den entsprechenden Mengen in deren Mägen verschwindet. Von Kili bleibt jedoch weiterhin keine Spur. Als er auch nach etwa einer halben Stunde seiner gewöhnlichen Zeit noch immer nicht auftaucht, beginnt Dis sich Sorgen zu machen, doch Fili beruhigt sie.
 

„Lass ihn...Amad...er kommt noch schon gib ihm Zeit. Meinst du denn, er hat nicht bemerkt das ER noch da ist?“
 

Der etwas skeptische Seitenblick richtet sich unwillkürlich auf Dwalin aus, der leise seufzend seine Schale von sich schiebt und Fili damit direkt ansieht. "Junge ich verstehe, dass es nicht einfach für euch ist. Aber ich kann euren Vater nicht wieder lebendig machen...selbst wenn ich es wollte. Fili ich mag deine Mutter sehr, versteh mich doch ich will sie euch nicht weg nehmen. Ich möchte nur gerne“...
 

Dwalin bricht unvermittelt ab, sein verzweifelter Blick richtet sich dabei auf Dis, die ihn mit einem entsprechend nachsichtigen Lächeln ansieht.
 

„Ich glaube das weiß Fili bereits..oder nicht?“ Flüstert sie schließlich leise. Der Jungzwerg zieht hastig die Schultern nach oben. “Ja sicher Amad ICH weiß das, aber ob Kili das verstehen kann, wage ich im Augenblick zu bezweifeln. Es wird wohl etwas Zeit brauchen, auch da Onkel sich offenbar ebenfalls dazu entschlossen hat eine eigene Familie zu gründen, das ist im Moment ein wenig viel für ihn. Das muss er erst verarbeiten und ich auch. Also wenn ihr beide mich jetzt entschuldigen wollt, ich sollte mal nach ihm sehen!“
 

Mit diesen offenen und zugleich eindringlichen Worten steht Fili hastig auf, wobei ihn ein kaum hörbares...“aber sicher jederzeit...geh und sieh nach ihm“ erfolgt, das sich schmerzlich aus Dis Kehle heraus gedrängt hat.
 

Aber noch bevor Fili die kleine Küche verlassen kann, um überhaupt nach Kili zu sehen, erlebt er die Überraschung seines Lebens. Denn mit einem mal taucht völlig unvermittelt sein nahezu halb tot geglaubter Onkel in der Küchentüre auf, dicht gefolgt von der elbenblütigen Heilerin mit dem roten Haarschopf. Fili setzt sich unwillkürlich mit offenen Mund zurück auf seinen Platz, als er Thorin mit breitem Grinsen im Türrahmen stehen sieht. Der zwar noch etwas wacklig auf den Beinen aber doch schon wieder erstaunlich munter wirkt, jedenfalls dafür, dass er erst seit etwa einem Tag wieder bei Bewusstsein ist.
 

Dis, der es ebenso wie ihrem ältesten Sohn ergeht, entgleisen in ihrer Verblüffung sämtliche Gesichtszüge.
 

„THORIN..ich....aber..aber was..was machst..?!“ Setzt sie entsprechend verdattert an, doch ihr Bruder schneidet ihr prompt das Wort im Mund ab.
 

„Meine liebste Dis, mir ist als wäre mir der unvergleichliche Duft von deinem gar köstlichen gosta* Fleisch/Eintopf*... in die Nase gestiegen. Sagen wir ich habe Hunger...oder besser ausgedrückt WIR könnten beide ein Frühstück vertragen? Was ist, hast du noch etwas für uns übrig?“ Thorin dessen Blick aufmerksam durch die Runde schweift hat dabei sehr wohl registriert, dass auch Dwalin mit am Tisch sitzt und ebenso, dass sein Neffe Fili ihn anstarrt, als hätte er eben einen Mampasdul*..einen leibhaftigen Troll* gesehen.
 

Aber auch Dis scheint ihren Augen nicht ganz trauen zu wollen, als die beiden nur einen Moment später wie selbstverständlich zu ihnen in die gute Stube eintreten sieht, wobei Lyriel ihrer Schwägerin ein merklich verlegenes Lächeln schenkt das anschließend in ein leises....“ guten Morgen Dis“...mündet, mit dem sie die Zwergin und auch Dwalin ganz direkt ansieht.
 

Doch Dis hat während dessen völlig andere Sorgen zu bewältigen, denn sie sieht etwas..etwas was sie nahezu nicht fassen kann. Die junge Zwergin muss sich wahrhaftig zusammen nehmen und zweimal hinsehen, ehe sie tatsächlich glauben kann was sie da sieht...aber es ist Tatsache...egal wie sie es dreht und wendet.
 

Als sich ihr forschender Blick erneut auf ihren älteren Bruder richtet, bei dem sie etwas völlig neues wahr nimmt, etwas was sie bei ihm so noch nie zuvor gesehen hat. Ist sie entsprechend verwirrt. Sie sieht die beiden schmalen aber dennoch deutlich sichtbaren Zöpfe in seinem schwarzen Haar zu beiden Seiten seiner Stirn, die Dis Verdacht bestätigen....und nicht nur diese, auch die der Heilerin zeigen an, was längst offensichtlich ist.
 

Thorin hat seine Athune endlich anerkannt.
 

„So hast du es also endlich offiziell gemacht? Na das wurde ja auch langsam höchste Zeit mein Bruder!“ Kommentiert sie es im Anschluss daran entsprechend trocken.

Familienrat

Thorin dreht sich just zu seiner Schwester um, wobei er ihr folgendes antwortet.
 

„Ich weiß jetzt zwar nicht genau, WAS du anzudeuten gedenkst liebste Schwester...aber ja, ich nehme an, das habe ich getan, zumindest wenn du auf das Band anspielen möchtest, das damit zwischen ihr und mir genüpft worden ist.“ Entgegnet er ihr vergleichsweise gelassen, dabei aber doch auch überraschend nachdrücklich.
 

Dis, die es sehr wohl registriert hat, lächelt merklich amüsiert.
 

„Nun also DAS habe ich mein Bruder und ich würde sagen, dass es angesichts dieser äußerlichen Veränderung ja nun nicht mehr länger zu übersehen ist...und es ist gut so, ich freue mich, dass du es endlich eingesehen hast Thorin, im Interesse deiner ganzen Familie...denn nun gehört Lyriel unumstößlich und für alle sichtbar dazu.“
 

Indem dreht sich Dis zu Thorins Gefährtin hin und macht einen entschlossenen Schritt auf die verblüffte Halbelbin zu, die ihr entsprechend irritiert entgegen blickt. Doch noch ehe Lyriel irgendwie darauf reagieren könnte, zieht Dis ihre inzwischen offiziell anerkannte Schwägerin ganz plötzlich in eine kurze aber herzliche sowie energische Umarmung.
 

„Willkommen in unserer kleinen Familie Schwester, ich freue mich von ganzem Herzen für euch beide...ich wünsche euch alles erdenkliche Glück dieser Welt.“
 

Das ist typisch für Dis...kurz und knapp, aber doch wie üblich, das Wesentliche direkt auf den Punkt gebracht. Lyriel merkt, dass sie unwillkürlich lächeln muss, als Dis sich nur einen Moment später wieder von ihr löst, um sie prüfend anzublicken.
 

„Danke..ich..ich weiß das sehr zu schätzen Dis...du hast ein so großes, gütiges Herz und ich freue mich, dich als meine Schwester betrachten zu dürfen.“ Ihre Antwort darauf ist ebenso ehrlich, wie die Worte der zwergischen Frau, das weiß sie. Lyriel hat es schon von Anfang an gespürt und auch gewusst, dass Dis sie immer mit Respekt und vor allen Dingen ehrlich behandelt hat...und das entgegen aller Meinungen der Zwerge im Dorf, das wird sie ihr niemals vergessen, solange sie lebt. Sie vertraut ihr, das wird sie immer tun...wenn es eine verdient hat, dann ohne jeden Zweifel Thorins jüngere Schwester.
 

Aber noch bevor die beiden Frauen weiter mit ihrem vertraulichen Zwiegespräch fortfahren könnten...mischt Thorin sich mit einem Mal völlig unverhofft ein. Sein Blick hat zwischenzeitlich einen leicht lauernden Zug angenommen, der vordringlich Dwalin gilt, mit dem sich Thorins gesamte Aufmerksamkeit damit ganz eindeutig in Richtung seines besten Freundes auszurichten beginnt, der seinem König offenkundig und absichtlich auszuweichen versucht und es so nicht im Ansatz fertig bringt, ihm in die Augen zu blicken, auch da er in etwa weiß, was Thorin ihm gleich zu sagen haben wird.
 

„Ach sieh an, auch schon da Dwalin? Sag, was hat dich denn so furchtbar früh hier her in dieses Haus verschlagen Garoscho?“ Thorins Stimme hat dabei eine entsprechend herausfordernde und unterschwellige Tonlage angenommen. Doch es ist Dis, die ihm ganz überraschend an Dwalins Stelle antwortet.
 

„Ach komm schon, nun stell dich nicht so an Thorin, als ob du es doch nicht schon so lange wüsstest! Was glaubst du denn, weshalb Dwalin hier ist?“ Sind ihre klaren und zugleich ungewöhnlich offenen Worte an ihren Bruder. Thorins Blick bleibt indessen jedoch unerbittlich an Dwalin haften, wobei er seine jüngere Schwester weiterhin absichtlich ignoriert.
 

„Garoscho...ich frage dich hiemit in aller Form, hast du mir bezüglich meiner Schwester nichts zu sagen?“
 

Hakt er abermals mit einem schmalen und abermals herausfordernden Lächeln auf den Lippen nach. Als Lyriel sich ebenfalls mit einer spontanen Äußerung einmischen will, hält er sie mit einer raschen, sowie strengen Geste zurück.
 

„Nein Lyriel, ich will es selbst von ihm hören...wenn er mir denn etwas dazu zu sagen hat und das hoffe ich doch, dass er das hat. Immerhin hat er die Nacht unter diesem Dach zugebracht, wie mir scheint und das wohl nicht ohne einen triftigen Grund, der diesmal jedoch sicher nichts mit mir zu tun haben dürfte!“ Kommentiert der junge Zwergenfürst seine Aussage an seinen besten Freund überraschend scharfsinnig und ungemein nachdrücklich.
 

Dis blickt indessen mit wachsender Verwirrung und auch dem entsprechenden Unmut zwischen beiden Männern hin und her und so sieht sie auch, wie Dwalin sich ganz plötzlich energisch strafft, um sich dann nur einen Moment später entschlossen von seinem Platz zu erheben.
 

„Menu Thanu, ich kann nichts von dir fordern, was mir nicht gehört und doch bitte ich dich, als mein Freund und als den Vorstand dieser Familie, um das Liebste was mir nur du allein geben kannst...DAS, was mein Herz schon sehr lange begehrt und bisher nie zu hoffen wagte, es jemals für sich gewinnen zu können!“
 

Der hochgewachsene stämmige Zwergenkrieger mit der dunklen Mähne versummt, wobei Dis ihn deutlich mit den Zähnen knirschen hören kann. Es ist Dwalin gewiss nicht leicht gefallen seinen besten Freund um dies zu bitten...und doch hat er es endlich nach all der langen Zeit der Ungewissheit und des Wartens getan.
 

Dwalin sieht Thorin plötzlich lächeln, er wirkt dabei ungewohnt entspannt, wobei er nur ein paar Augenblicke später zur entsprechenden Antwort ansetzt.
 

„Es sei dir von Herzen gewährt..sofern meine Schwester damit einverstanden ist“. Noch ehe Thorin den Satz ganz beenden kann, fällt Dis Dwalin sichtlich erleichtert um den Hals, wobei sie ihm einen spontanen Kuss auf die bärtige Wange drückt...“ohh das hast du jetzt aber wirklich schön gesagt menu taerin.“ Sagt sie im Anschluss daran lächelnd, woraufhin er sie verblüfft ansieht.
 

„Ach was, habe ich das? Solche gefühlsduseligen Angelegenheiten sind nicht meine Stärke, das weißt du doch“...hört sie ihn dabei leise und sichtlich verlegen vor sich hin brummen. Was allen Beteiligten ein gelöstes Lachen auf die Lippen zaubert, einschließlich Dwalin selbst, der noch immer nicht ganz fassen kann, das eben tatsächlich in aller Offenheit zu seinem König gesagt zu haben.
 

Alle bis auf Fili, der als Einziger von ihnen irgendwie nicht so ganz bergeift, was das ganze merkwürdige Gerede hier jetzt eigentlich werden soll. Der halbwüchsige Zwerg den sie bislang gänzlich ignoriert haben, sieht die erwachsenen Zwerge so derart bestürzt und verwirrt an, dass er sich ein noch viel amüsierteres Lachen der älteren Zwerge zur Belohnung dafür einhandelt.
 

„Komm mein Junge, nun schau doch nicht so grimmig drein Fili...es ist kein Weltuntergang, du wirst es verstehen wenn du alt genug für derlei Dinge bist...und im Moment zählt wohl nur eines...dass diese Familie zusammen steht, jetzt wo sie um ein ganzes Stück gewachsen scheint und wohl in nicht all zu langer Zeit noch größer werden wird!“
 

Lässt sich die Stimme seines gerade so gesundeten Onkels ungewohnt erheitert in seine Richtung vernehmen, während Thorin einen großen Schritt auf den sichtlich verdatterten Jungen zumacht und ihn in eine kurze aber herzliche Umarmung zieht, die Fili ungelenk und offenkundig verlegen abzuschütteln versucht...wobei man seinem jugendlichen Gesicht aber die Erleichterung und Freude darüber, seinen Onkel endlich wieder nahezu gesund zu erleben jedoch deutlich ansehen kann.
 

„Nicht Onkel du erdrückst mich ja gleich“...keucht Fili merklich erschrocken unter Thorins herzhafter Umarmung, wobei er ihn intutiv von sich weg zu schieben versucht. „Lass mich, ich habs ja schon verstanden“...hakt er nach, als sein Onkel noch immer keinerlei Anstalten macht, Fili wieder aus seinem gutgemeinten Schraubstockgriff zu entlassen. Doch schließlich schiebt der ältere Zwerg den Jungen ein Stück von sich weg, um ihn im Anschluss daran prüfend zu betrachten.
 

„Fili ich ahne sehr wohl, was du geleistet hast, um deine Mutter zu unterstützen, als ich so krank gewesen bin. Es war nicht leicht für dich und Dis...und noch weniger für Kili, der am Meisten damit zu kämpfen hat, dass er seine Mutter und seinen Onkel von nun an teilen muss. Aber glaube mir, alles wird gut werden, vertrau mir...ich will alles dafür tun...ich verspreche es dir Junge!“
 

Fili sieht seinem Onkel gerade und entschlossen in die Augen, der ihn noch immer mit beiden Händen fest an den Schultern hält. Filis Hand legt sich mit einem Mal fast beruhigend auf den Arm seines Onkels, wo sie für einen Moment lang ruht, ehe er sie wieder zögerlich sinken lässt.
 

„Das weiß ich ja...Onkel Thorin...es ist nicht leicht für uns gewesen, Kili hat es sehr hart getroffen und auch mich, aber wir werden lernen dies zu akzeptieren...und Dwalin ist in der Hinsicht sicher die beste Wahl meiner Mutter. Na ja und...und wenn du die Heilerin wirklich so gern hast wie du sagst, dann sollte sie wohl deine Frau sein.“
 

Der junge Zwerg verstummt, wobei sich ein Hauch von verlegener Röte auf sein Gesicht legt.
 

Sein Onkel lächelt ihn derweil aufmunternd an. „So ist es, du hast gut gesprochen Fili, besser hätte ich es selbst auch nicht sagen können. Du wirst nun schon bald ein Mann sein und damit bin ich sehr stolz auf dich!“
 

Antwortet der junge Zwergenfürst seinem ältesten Neffen schließlich mit einigem Nachdruck, auch weil es ihm wirklich Ernst damit ist. Er ist im positiven Sinne überrascht, wie der junge Mann innerlich nachgereift ist, seit er so krank gewesen ist.....ein Zug, der seinem Onkel ausnehmend gut gefällt.
 

Fili hingegen wirkt noch immer sichtbar unangenem berührt. Es ist ihm peinlich...aber er versteht es auch, er weiß inzwischen sehr gut, dass sich so manche Dinge eben nicht erzwingen lassen und unterdrücken schon gar nicht. Und wenn die Gefühle seiner Mutter für Dwalin so stark sind, wie auch die seines Onkels für die Heilerin, so wird ER selbst es schon gar nicht verhindern können.
 

Damit bleibt dem jungen Zwerg im Zweifelsfall also nichts weiter übrig, als es zu respektieren....doch was Kili betrifft, so werden sie alle wohl viel Geduld mit ihm brauchen, denn ihm fällt die Akzeptanz dessen beiweitem nicht so leicht, nun das wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis der jüngste Durin auch soweit ist.
 

Thorin hingegen löst sich schließlich von Fili und dreht sich unübersehbar gelöst zu den beiden Frauen um, die ihn derweil noch immer merklich verblüfft anstarren.
 

„Wisst ihr was, also jetzt könnte ich aber wirklich ein ordentliches ein Frühstück gebrauchen.....ihr nicht? Mahal ich habe das Gefühl, als könnte ich wahrhaft einen ganzen Ochsen auf einmal verschlingen! Ich glaube ich habe hinsichtlich dessen so einiges an Nachholbedarf...und bin entsprechend hungrig.“ Kommt so ungewohnt gutgelaunt und humorig von ihm.
 

„Wahr gesprochen mein lieber Brude, ja nachzuholen haben dürftest du damit was deine Kräfte und deine alte Form anbelangt tatsächlich so einiges, damit wundert es mich eigentlich nicht wirklich, dass du hungrig bist Thorin! Na und schaden kann es dir gewiss auch nicht, also besser du setzt dich endlich und isst was, damit ich mir nicht hinterher noch anhören muss, dass ich meinen eigenen Bruder hätte verhungern lassen!“
 

Kommentiert Dis seine Worte im Anschluss daran gewohnt wortgewaltig, indem sie ihm und auch der Heilerin mit einer entsprechenden Geste bedeutet sich endlich zu ihnen an den Tisch zu setzen.

Kili

Dis ist indessen nicht wenig überrascht, ihren Bruder schon so schnell wieder auf den Beinen zu sehen, vor allem nachdem er zuvor so lange den Anschein gemacht hat, es könne ihn nichts aber auch gar nichts wieder zu Bewusstsein bringen oder ihn gar gänzlich gesunden zu lassen. Doch die junge Zwergenfrau hat Thorin und Lyriel kurz zuvor nicht ganz zufällig dennoch eher ungewollt auf ihrem gemeinsamen Nachtlager zu Gesicht bekommen, als die beiden noch schliefen...der Gedanke daran, was sie dort gesehen hat, zaubert ihr unwillkürlich ein feines Lächeln auf die ansonsten strengen, aber durchaus gütigen Gesichtszüge.
 

Ja sie hat die beiden gesehen...und sie hat es damit als seine Schwester auch intuitiv gespürt...so entspannt und harmonisch hat Thorin schon lange nicht mehr gewirkt, wie dort als er Lyriel in seinen Armen hatte. So ist es auch zwischen Dwalin und ihr...sie versteht ihren älteren Bruder in dieser Hinsicht nur zu gut, es ist ein schönes Gefühl zu wissen, endlich angekommen zu sein. Diese Art der Geborgenheit zu fühlen und zu wissen, wie sehr man von einem Anderen um seiner Selbstwillen geliebt wird, dies ist ein äußerst kostbares Geschenk, das längst nicht selbstverständlich ist und auch nicht jeder erhält.
 

Ohne es zu merken wandert ihr Blick unvermittelt zu dem einen Mann hin, den sie nach so langer Zeit der Selbstverleugung endlich zu lieben bereit ist..D w a l i n. Es ist als würde ihr Blick seinen wie magisch anziehen, denn als sich ihre Blicke treffen sieht sie, wie auch bei ihm ein schwaches Lächeln über seine markanten Züge huscht. Ja er weiß es auch, sie ist sich sicher, Dwalin weiß, was sie jetzt gerade in diesem Augenblick denkt. So verbunden hat sie sich schon lange nicht mehr mit einem anderen Mann gefühlt. Nicht einmal mit ihrem Bruder, den sie ebenfalls sehr liebt. Seit Vili damals fiel, hat Dis niemanden mehr in ihr wundes Herz blicken lassen, welches sie nur ihrer Familie zuliebe vor dem Zerbrechen bewahrt hat. Nicht einmal ihre beiden Söhne.
 

Aber jetzt ist da einer gekommen...einer, den sie schon so lange kennt. Dieser eine Mann, der ihr einerseits so unendlich vertraut erscheint und nun auf diese merkwürdige Art und Weise so vollkommen neuartig fremd wirkt. Die letzte gemeinsame Nacht mit Dwalin war ein unerwartet intensives Erlebnis für sie. Ihre Gefühle haben sie beinahe überrannt...es waren Emotionen die, die junge Zwergenfrau schon sehr sehr lange nicht mehr so erlebt hat und nicht nur sie, auch bei ihm war das so. Dwalin der brummige Kerl, der normalerweise so gar nichts mit seinen Gefühlen anzufangen weiß und schon gar nicht, wie er sie zum Ausdruck bringen soll...gerade ER, dem sie das am Wenigsten zugetraut hätte, war so..so unglaublich zärtlich und so behutsam zu ihr, wie sie es sich nicht hat erträumen lassen.
 

Sie hat sich nie vorstellen können, sich jemals wieder einen anderen Mann zu verlieben und nun? Ja nun ist da ER...der jenes seltsam betretene Gesicht macht, der nicht sicher ist, was sein bester Freund und König wohl über ihn denken mag. Er, der es aber dennoch gewagt hat ihm die Wahrheit zu sagen...die ganze Wahrheit...nämlich die, dass er dessen Schwester liebt...und zwar schon sehr...sehr lange.
 

Indem reißt eine plötzliche sanfte Berührung sie unvermittelt aus ihren völlig in sich selbst versunkenen Gedankengängen heraus...der Tagtraum zerplatzt wie eine Seifenblase, direkt vor ihren Augen. Entsprechend verblüfft darüber, es nicht gleich sofort wahr genommen zu haben, spürt sie anstatt dessen sehr real, die beiden Hände an ihren Armen, die sie behutsam aber doch nachdrücklich zu sich hin ziehen. Den sofort darauf folgenden sanften Kuss auf ihrer Stirn...und den so unendlich vertrauten Duft, der ihr mit einem Mal in die Nase steigt..den, der nur ein einziger Mann an sich hat den sie kennt..ihr Bruder Thorin!
 

Sie ertappt sich dabei, wie sich ihr ein spontanes Lachen aus der Brust schält...“hilfe lass das, du erdrückst mich ja gleich. Garoscho..bitte ich...nicht...“ versucht sie ihn peinlich berührt ein Stück von sich weg zu schieben, wobei es ihr tatsächlich kurzzeitig die Sprache verschlägt und das, wo ihr derlei Dinge in der Regel nicht so leicht passieren. Doch Thorin lässt sich von ihr nicht so einfach wieder weg schieben und sie hört ihn auch, wie er ihr dabei etwas entgegen flüstert, etwas das offenbar nur für ihre Ohren allein bestimmt ist.
 

„Menu lananubukhs than Garoscha*...meine geliebte kleine Schwester* ich weiß, dass du immer an mich geglaubt hast..auch als es sonst niemand mehr konnte. Du hast mich nicht aufgegeben...niemals! Du hast bisher immer in allem zu mir gestanden, selbst noch in der Zeit, in der ich in meiner dummen Selbstverzweiflung und meiner Einfältigkeit Dinge getan habe, auf die ich wahrlich nicht stolz bin, ja in der ich mich selbst zutiefst verachtet habe, was ich der einzigen Frau angetan habe, die ich liebe. Aber jetzt ist es an der Zeit dies endlich zu berichtigen...ich werde schon morgen in aller Frühe den Ältestenrat einberufen lassen. Ich will nicht mehr länger warten, ich werde es ihnen sagen Dis.
 

Ihnen allen...sie sollen es alle wissen, welche Entscheidung ich getroffen habe, es ist Zeit für das einzutreten, was ich hätte schon lange tun müssen!“
 

Indem spürt sie, wie er sie spontan in seine Arme zieht und kurz aber beherzt an sich drückt. Es ist seine ihr so vertraute, wie immer auch leicht ruppige Art, seine Zuneigung und wohl auch seine Dankbarkeit zu zeigen. Dis lächelt, als sie seine etwas ungelenk wirkende Umarmung ebenso herzlich und liebevoll erwiedert.
 

„Wahrlich, das ist eine gute Entscheidung, auch wenn sie sicherlich nicht leicht werden wird...aber ganz gleich was auch geschieht, werde ich immer zu dir stehen, Thorin hörst du, was auch kommen mag. Du bist mein Bruder und ich liebe dich! So und nun geh und kümmere dich besser um dein Weib und noch viel mehr um dich und deine Gesundheit. Ich denke, dass niemandem von uns geholfen ist, wenn du dich nach der langen Zeit in der du so krank warst, schon gleich wieder überanstrengst. Lass dir gesagt sein, dass ich es meiner Meinung nach für äußerst unvernünftig halte, dich morgen schon dem Rat zu stellen, aber ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass es ohnehin nichts nützen wird dich davon abbringen zu wollen, wenn du dir einmal etwas in deinen sturen Dickkopf gesetzt hast. Aber bitte tu mir einen Gefallen und nimm wenigstens Dwalin mit...geh nicht allein dorthin. Er ist dein bester Freund, er wird dich nicht im Stich lassen, auch wenn es vielleicht ungemütlich werden mag und das wird es sicherlich...das wissen wir beide.
 

Du weißt wie sie sein können und dein Anliegen ist kein wahrhaft einfaches. Lyriel ist wie alle von uns wissen zur einen Hälfte eben unübersehbar elbischer Herkunft, das wird ihnen überhaupt nicht gefallen...schon gar nicht, dass du sie gewissermaßen ganz offen als deine rechtmäßige Gemahlin anerkannt hast und das ausgerechnet jetzt, wo sie dich alle doch schon liebend gerne mit Dains Schwester an deiner Seite sehen würden.
 

Verstehst du?
 

Daher sei vorsichtig in dem was du tust, ich bitte dich....handle überlegt und vor allem nicht überstürzt. Es ist eine schwere Bürde, die du dir damit selbst auferlegt hast...aber sie ist richtig. Es ist um der Gerechtigkeit und der Wahrheit Willen, den Vorzug zu geben, der einzige Weg den ich sehe, der für dich und für Lyriel in Frage kommt, andernfalls werdet ihr beide nicht glücklich werden!“
 

Mit diesen Worten spürt sie, wie er sich von ihr löst und sich sanft ein Stück von ihr fort schieben lässt, ehe sie sich ganz trennen. Die Blicke beider Geschwister treffen sich noch einmal kurz in eindringlicher gegenseitiger Sorge...Thorin spürt ohne es irgendwie greifen zu können allein von seinem Bauchgefühl heraus eine gewisse Unsicherheit bei ihr, die den neuen Mann an ihrer Seite betrifft, auch wenn sie es sich nicht so offen anmerken lässt. Der kurze Blick in ihre ihm so ähnlich blauen Augen bestätigt es ihm ohne dass sie es ihm extra sagen muss. Damit wird er noch klar kommen müssen, obwohl er Dwalin nahezu blind vertraut und er sein bester Freund und Kampfgefährte ist, spürt der junge Zwergenfürst aus dem Hause Durin doch einen gewissen Anflug von Eifersucht in seinem Inneren.
 

Nun bisher hat er seine Schwester mit niemandem außerhalb seiner Familie teilen müssen, schon gar nicht mit einem anderem Mann, der ihre Aufmerksamkeit nun vielleicht auf eine ganz neue Art und Weise in Anspruch nehmen könnte. Aber er darf nicht ungerecht sein. Er weiß, dass sie es ihm was die Wahl seiner eigenen Gefährtin anbelangt sehr leicht gemacht hat. Sie hat es ohne weiteres akzeptiert, schon daher darf er es sich nicht anmaßen, irgendwelche Ansprüche auf Dis zu erheben, die ihm nicht zustehen, auch oder gerade als ihr älterer Bruder nicht.
 

Ich werde es beherzigen, mach dir keine Sorgen Dis...ich verspreche es dir, es wird alles gut!“ Entgegnet er ihr mit einem schmalen merklich zerknitterten Lächeln, während er sich dann im Anschluss daran Dwalin zuwendet, er dabei aber einen Schritt auf seine Gemahlin zumacht und sie schweigend am Arm nimmt, um sie anschließend ohne weitere Umschweife zu machen gekonnt und mit entsprechendem Nachdruck mit sich in Richtung der Bank bugsiert, wo er sich gleich mit ihr gemeinsam nieder zu lassen gedenkt.
 

„Dwalin ich muss mit dir reden...aber nicht jetzt und nicht hier. Später in meinem Arbeitszimmer nach dem Frühstück...es ist wichtig..aber wiederum auch nicht so wichtig, deswegen eine längst überflüssige Mahlzeit ausfallen zu lassen..oder wie steht es mit dir meine Königin?“
 

Mit diesen mehr als klaren Worten wendet er sich mit einem entsprechend belustigten Lächeln seiner völlig verblüfften Gefährtin zu, die sich nur hat äußerst widerwillig von ihm an den Tisch ziehen lassen, wo er nun Anstalten macht sie endlich zum Hinsetzen zu bewegen.
 

„Sicher Thorin..wie könnte ich einem solch direktem Angebot widerstehen? Ich meine du hast mich ja quasi mit Gewalt an den Tisch gezerrt...aber ich muss zugeben, dass ich ein wenig hungrig bin und mir etwas warmes wohl nicht schaden könnte!“
 

Ihr darauf folgendes Lächeln ist derart entwaffnend das sie ihm schenkt...woraufhin nicht nur Thorin allein, sondern auch Fili ganz überraschend in merklich erheitertes Gelächter ausbricht, wobei es der junge Zwerg bisher wenigstens geschafft hat sich wieder hin zu setzen, aber immer noch mit offenkundiger Verwirrung versucht, die weiteren Handlungen der erwachsenen Zwerge wenigstens halbwegs für sich nachzuvollziehen. Das Lachen ist ansteckend und schließlich stimmen sie alle mit ein...solange bis ganz plötzlich die Küchentüre zögerlich aufgeht und ein wirrer brauner Haarschopf mit einem ihm folgenden blassen Gesicht im Türspalt sichtbar wird...K i l i.
 

Augenblicklich herrscht Stille und alle Blicke richten sie unwillkürlich auf den Jüngsten der Durins aus. Dis die gerade noch den Topf vom Herd genommen hat um den Eintopf aus Hafergrütze auf den Tisch zu wuchten den sie ihnen eigentlich zum Morgenmahl vorsetzen wollte, lässt ihn beinahe fallen. Nur dank ihrer Geistesgegenwart gelingt es ihr ihn anstatt dessen auf den Tisch zu wuchten, wo er mit einem lauten „P e n g“ die angespannte Stille durchbricht.
 

„Amad..ich..es tut mir leid...ich wollte nur“...Kili setzt an, zieht hastig die noch so schmal wirkenden Schultern des Halbwüchsigen hoch und verstummt ebenso schnell wieder, wobei sich sein Blick trotzig und sichtbar verunsichert von Lyriel über Dwalin bis hin zu seiner Mutter zieht, die ihn mit einem ebensolchen bestürzten wie sorgenvollen Gesicht mustert. Sie sagt nichts...mit einer stummen wie liebevollen Geste dreht sie sich zu ihm hin und öffnet ihre Arme.
 

„Menu than* Kili!“ (Mein kleiner...*) Das ist alles was sie sagt. Der junge Zwerg zögert kurz, sie alle sehen wie er innerlich mit sich ringt, doch dann siegt die Liebe zu seiner Mutter...ohne noch auf irgendwen von ihnen zu achten, stürzt sich Kili wenige Augenblicke später in die Arme seiner Mutter, die ihn schluchzend an ihr Herz drückt.
 

„Mein lieber lieber Junge...Kili was tust du nur, wir lieben dich doch alle. Mahal weißt du das denn noch immer nicht? Hörst du, mach so etwas nie wieder, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht...Fili hat sich Sorgen gemacht...und...und auch dein Onkel“
 

Indem hört sie ihn leise flüstern. „Ich werde es nicht wieder tun, ich verspreche es. Es war dumm und selbstsüchtig von mir...ich mag Dwalin doch und ich mag auch die Heilerin. Amad, bitte verzeih mir!“
 

„Es gibt hier nichts zu verzeihen Kili, das ist Unfug, hör auf so etwas zu sagen. Wir alle wissen was du gefühlt hast und was du noch fühlst und wir verstehen es...das braucht Zeit, ich denke jeder von uns ist gerne bereit sie dir zu geben nicht wahr? Thorin? Dwalin?...Lyriel?“
 

Dis warme Stimme klingt eindringlich durch die Stille, ehe sich die der anderen Erwachsenen mit einem Mal ebenso klar vernehmen lassen, so als würden sie aus einem Munde kommen.
 

„Natürlich Kili..alle Zeit, die du brauchst!“
 

Indem dreht sich Kili ganz plötzlich herum und sieht die anderen Zwerge und auch die Heilerin forschend und auch merklich verlegen an, wobei sich ein zögerndes Lächeln auf sein Gesicht legt...“gut jetzt bin ich froh....ahhh was gibt es eigentlich zum Morgenmahl...ich habe nämlich Hunger?!“
 

„Ach was du nicht sagst mein Sohn.“ Murmelt Dis indessen leise vor sich hin, doch dann wird sie lauter...und zwar um einiges.
 

„HAFERGRÜTZE NATÜRLICH.....DIE DU SO BESONDERS MAGST!“
 

Ist damit die prompte sowie resolute Antwort seiner Mutter, wobei Kilis noch so junge Gesichtszüge fast sofort danach sichtbar entgleisen.
 

„WAS...WIRKLICH? OCCHHH NÖÖÖÖ...SCHON WIEDER..!“ Fährt ihm dabei so derart entgeistert heraus, dass die anderen Zwerge abermals spontan lachen müssen.
 

„WIRKLICH...Kili!“ Kommentiert Dis es wenig beeindruckt.
 

"Ich habe leider im Moment nicht mehr so viel an Essbarem ihm Haus, um euch alle halbwegs vernünftig satt zu bekommen...die Hafergrütze ist zu meinem außerordentlichen Bedauern tatsächlich alles was wir noch haben....also iss sie oder hungere mein Sohn!“ Entgegnet ihm seine Mutter weiterhin vollkommen ungerührt, wobei Kilis Gesicht längst nicht das einzige in der Runde ist, das sich eine gewisse Abneigung gegen diese Art des Haferbreis nicht verkneifen kann.
 

Indem dreht Dis sich bereits mit entsprechender Nachdrücklichkeit um...“ohh ich warne dich, kein Wort deswegen Thorin...oder du hungerst wie dein Neffe, ich schwöre es dir!“

Sorgen und ein heiliger Schwur

Es ist kaum zu glauben, aber es gelingt Thrains einziger Tochter tatsächlich die Wogen bezüglich des nicht unbedingt zu Begeisterungsstürmen animierenden Essens zu glätten und die ganze Familie Durin um einen Tisch herum zu versammeln, inklusive ihres Gefährten, der ja nun unzweifelhaft dazu gehört, zumindest in ihren Augen und offenbar nicht nur in ihren allein.
 

Auch Thorin scheint ihre Entscheidung was Dwalin betrifft im Allgemeinen akzepiert zu haben, denn er gibt keinerlei Wiederworte von sich, als sie wenig später zwergentypisch energisch durchgreift.
 

Der restliche Tag verläuft damit weitest gehend in den gewöhnlichen Bahnen...und während die beiden Frauen, den jungen Zwergenfürsten nach seinem angekündigten vertraulichen Gespräch, mit seinem besten Freund resolut und mit vereinten Kräften dazu überreden können, das aus ihrer Sicht noch immer notwendige Krankenlager zu hüten, vordringlich im Interesse seiner noch ziemlich angeschlagenen Gesundheit, kümmert sich Dwalin im Anschluss daran tatsächlich, wie von Thorin ausdrücklich gewünscht, um ein Treffen, das er mit den drei Zwergenältesten des hohen Rates für den kommenden Tag vereinbaren kann.
 

Der aus seiner Sicht höchst unfreiwillig an sein Lager gefesselte Thorin, zeigt sich den beiden Frauen gegenüber indessen alles andere als einsichtig und scheucht seine Schwester demnach energisch, wie entsprechend ungehalten durch das gesamte Haus...“tu dies...und mach das“....geht es so den ganzen restlichen Tag in einem Fort weiter. Der junge Zwergenfürst aus Durins Haus hört solange nicht damit auf, bis Dis irgendwann die mühsam gewahrte Geduld ausgeht und ihr schlussendlich der Kragen platzt...
 

“Weißt du WAS, also wenn du schon alles besser weißt, dann mach es auch selbst Thorin Eichenschild!“
 

Erntet der junge Zwergenkönig so unversehens jenen vollkommen entnervten Kommentar von Dis, auf den er im Grunde die ganze Zeit über nur gewartet hat. ER, der keine Lust mehr hat, in seinen Augen noch länger nutzlos in der Gegend herum zu liegen, sorgt in diesem Fall damit also höchst erfolgreich dafür, dass er am Spätnachmittag von seinem Krankenlager aufstehen kann. Was seiner eigenen Gefährtin allerdings schon der Umstände wegen, die er damit verursacht, nicht so sonderlich gut gefällt. Auch da sie aufgrund ihrer einzigartigen Begabung durchaus etwas von Heilung versteht und so gut wie keine andere weiß, dass er besser noch etwas länger liegen geblieben wäre.
 

Aber Lyriel lässt ihm seinen Willen dennoch und ihn damit fraglos gewähren, denn eine kluge Frau weiß wann es besser ist, sich zurück zu nehmen und dass sie ihn sowieso nicht davon abhalten könnte, seinen ausgeprägten Dickkopf durchzusetzen, denn Thorin macht im Grunde ohnehin was er will...das war schon von Beginn an so.
 

Sie kennt ihn zu gut, als dass sie ihn in dieser Hinsicht bevormunden könnte und so wagt sie es erst gar nicht, als er irgendwann mehr oder minder unverhofft am späten Nachmittag vollständig angekleidet in der geräumigen Wohnküche seines Hauses erscheint, in der beide Frauen gemeinsam geschäftig an der Arbeit sind, frisches Brot für das heutige Abendmahl zu backen.
 

Von den anderen Familienmitgliedern des Hauses Durin fehlt im Augenblick jede Spur und auch Dwalin ist noch nicht wieder aus dem Dorf zurück gekehrt, während Kili und Fili sich vermutlich irgendwo in der Gegend herum treiben und wie gewohnt irgendwelche üblen Streiche aushecken, für die sie beide inzwischen langsam aber sicher zu alt werden dürften, um dem daraus erfolgenden Ärger unbeschadet zu entgegehen.
 

„Ach was willst du denn hier...hat dich etwa der Hunger hergetrieben oder was sonst suchst du hier bei den Frauen Thorin?“ Lyriel sieht nicht von ihrer Arbeit hoch, als sie ihn eintreten hört, sie hat ihn bereits allein an seiner unverwechselbaren Schrittabfolge erkannt.
 

„Hmmm...es ist ja sonst niemand da, dem ich etwas auf die Nerven gehen könnte, also müsst ihr beide im Augenblick herhalten und mich erdulden.“ Kommentiert er es mit jenem typischen etwas herausfordernden Unterton in seiner angenehm melodiösen Stimme, wobei sie ihn jedoch lächeln sieht und sich obendrein ein kurzes, sowie merklich belustigtes Augenzwinken über sein markantes Gesicht zieht.
 

Sie wischt derweil ihre bemehlten Hände an ihrer Schürze ab, streicht sich energisch eine ihrer langen rötlichen Strähnen aus dem Gesicht, die ihr während der Arbeit vorwitzig in die Stirn gefallen sind und macht dann einen unerwarteten Schritt auf ihn zu.
 

“So ist das also, na dann kannst du uns ja sicherlich helfen, das Brot zum Backhaus zu tragen oder nicht?“
 

Kommt indessen überraschend schlagfertig von ihr in seine Richtung. Mit diesen Worten und einem liebevollen aber auch leicht anzüglichen Lächeln, stupst sie ihm etwas von dem Mehl mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf die Nase, so dass sie ganz weiß wird.
 

Dis muss prompt lachen als sie es sieht. „Gut siehst du aus mein liebster Bruder, so ungemein königlich und würdevoll, ich muss schon sagen“....
 

Doch weiter kommt sie mit ihrem gutmütigen Spott an ihn nicht mehr, denn Thorin greift ganz plötzlich überraschend geschickt nach seiner Gefährtin, um sie spontan in seine Arme zu ziehen. Der so unverhofft überrumpelten Lyriel gelingt es nicht mehr ihm auszuweichen und so finden sich beide unter gelöstem Lachen in einer entsprechend intensiven Umarmung wieder.
 

„Na sieh einer an, unverfroren bist du ja gar nicht mein holdes Weib? Schau was du getan hast, du hast soeben meine königliche Würde untergraben...menu Athune.“
 

Antworter er ihr daraufhin sichtlich belustigt, während Dis mit einem prompten wie abermals herzlich amüsierten Lachen dazwischen geht.
 

„Na sicher doch menu Garoscho...mal ehrlich WAS will sie denn daran noch weiter untergraben..hmmm? Und außerdem bist du hier zuhause, also tu nicht so, du weißt, dass sie es nicht ernst gemeint hat.“ Kommt von seiner Schwester damit wie zu erwarten, die mütterlich gestrenge Antwort in seine Richtung.
 

Thorins dröhnendes Lachen das darauf folgt, wirkt angesichts dieser klaren Ansage seiner jüngeren Schwester sichtbar belustigt, aber mit einem Mal wird auch er ungewöhnlich ernst.
 

„Ja ich weiß schon, es sollte lediglich ein Scherz sein...leider ist das da draußen alles nicht so einfach. Mahal mir graut furchtbar vor dem, was mir morgen noch bevor steht!“
 

Mit einem leisen Seufzen will er sich einen Moement später von seiner Gefährtin lösen...er sieht in ihr ebenmäßig gezeichnetes Antlitz, sieht den zutiefst erschrockenen Ausdruck darin und aus einem eher unbedachten Impuls heraus hebt sich seine Hand ganz plötzlich auf ihre Gesichtshöhe, ehe sie spürt, wie seine Fingerspitzen zärtlich an ihren Kontouren entlang streichen. Ein merklich resigniertes Lächeln zieht sich dabei über sein junges aber doch schon von markanten Linien geprägtes Gesicht.
 

„Aber ich werde es totzdem schaffen....ich will mein Leben so leben, wie ICH es für richtig halte und ich werde darum kämpfen mit aller Macht, das schwöre ich dir und meinem Kind, ich gebe dir mein Ehrenwort Lyriel. Einfach werde ich es ihnen ganz sicher nicht machen!“ Ist die überraschende Antwort von ihm an seine Gemahlin. Die elbenblütige Heilerin sieht ihn während dessen direkt an...plötzlich beugt sie sich vor und gibt ihm einen sachten, wie zugleich zärtlichen Kuss auf die bärtig kratzende Wange.
 

„Ich weiß...ich glaube daran und ich vertraue dir, du wirst das schaffen, davon bin ich felsenfest überzeugt. Du hast schon andere wesentlich üblere Dinge in deinem Leben gemeistert Thorin. Was ist da schon eine lumpige Unterredung mit dem Ältestenrat? Was kann dir passieren? Nichts schlimmeres als, dass sie mich nicht anerkennen wollen. Nun DAS ist aber deren Problem und nicht unseres. Thorin du weißt doch für was du dich entschieden hast! Willst du Dain etwa doch noch den Vorzug geben? Grêit wäre dann die Alternative, die dir bleibt...UND willst du das?“
 

Er sieht sie an, sein Blick wirkt bestürzt aber zugleich auch trotzig entschlossen.
 

„NEIN...auf keinen Fall! Nicht SIE...ich habe bereits eine legitime Gefährtin für mich gewählt und so bleibt es!“
 

Indem lächelt sie ihn zärtlich an. „Na siehst du...es war doch gar nicht so schwer, jetzt musst du nur noch ihnen sagen...was du eben so schön zu mir gesagt hast menu Taerin!“ Antwortet Lyriel ihm daraufhin leise aber doch nachdrücklich.
 

„Ka baskan draxin!* Beim Fall des Drachens,* schwöre ich dir, das werde ich..bei allem was mir heilig ist!“
 

Kommentiert er ihre Aussage entsprechend emotional, er wirkt aufgewühlt und zornig...denn er weiß was auf dem Spiel steht...für sie beide. Aber noch bevor er zu einem weiteren ungehaltenen Wortschwall ansetzen kann, mit dem er sich entsprechend Luft zu machen gedenkt, hört er bereits die Eingangstüre des Hauses schwungvoll in die Angeln fallen...und einen Augenblick später auch Dwalins angenehm tiefen Bariton im Flur...sein Freund...er ist wieder da!
 

Mal sehen, was er ihm bezüglich der Unterredung mit den Ältesten zu sagen hat!“

unangenehme Vorahnungen

Kaum ist Dwalin zur Küchentüre herein getreten, richten sich drei Augenpaare zugleich neugierig, wie ebenso angespannt erwartungsvoll auf ihn und doch ist es Thorin, der als Erster von allen wagt den Mund auf zu machen.
 

„UND was..was haben sie gesagt? Nun sag schon Dwalin.“ Kommt so die entsprechend ungeduldige Nachfrage seines Königs an ihn.
 

Dwalin lächelt kurz es wirkt jedoch sichtlich resigniert, ehe er seinem Freund der zugleich auch sein König ist, die nicht so besonders erfreuliche Botschaft überbringen muss, die er vom Rat der Ältesten erhalten hat.
 

„Nun ja zunächst einmal lassen sie dich alle grüßen und freuen sich, dich so unerwartet bald schon wieder genesen und auf den Beinen zu wissen. Allerdings war es nicht so leicht, sie davon zu überzeugen, dass sie dich morgen schon empfangen sollen. Allen voran hat Regin ziemlich auf stur gestellt. Ich...ich musste all meine Überredungskünste einsetzen, um dies zu erwirken. Merkwürdiger Weise hatte ich dabei das eigenartige Gefühl, als wüssten sie etwas...ja so als wüssten sie den Grund schon, weshalb du mit ihnen sprechen möchtest.
 

Ich bin nicht sicher Thorin, aber ich habe den dumpfen Verdacht gewonnen, dass Dain da eventuell seine Hand im Spiel haben könnte. Vielleicht hat er ohne dass wir es wussten etwas unternommen, um sie wieder besseren Wissens und auch gegen deinen Willen über dein Ansinnen was Lyriel betrifft in Kenntnis zu setzen, denn sie wirkten ehrlich gesagt alle drei nicht sehr überrascht, als ich ihnen gesagt habe, dass du sie in einer äußerst dringlichen persönlichen Angelegenheit sprechen möchtest.“
 

Thorins Gesicht verliert für einen Moment lang alle Farbe, ehe es sich ganz plötzlich zornig dunkelrot verfärbt.
 

„Oh Shazra ich habe es geahnt...na das kann ja heiter werden...aber es ist mir offen gesagt einerlei....ich werde es trotzdem tun, ganz gleich, was sie mir dazu zu sagen haben...oder aber was sie von mir verlangen werden!“ Knurrt er einen Moment später hörbar wütend vor sich hin, wobei sein Blick von seinem besten Freund weg zu seiner inzwischen hochschwangeren Gemahlin wandert.
 

Er sieht sie an, ein schwaches etwas unsicheres Lächeln zieht sich über ihre Gesichtszüge..sie wirkt aber dennoch entschlossen, als sie seinen Blick mit unerwarteter Standfestigkeit erwidert.
 

„Nimm es nicht so schwer Taerin* Geliebter*, damit mussten wir rechnen!“ Antwortet sie ihm schließlich leise aber dennoch mit dem notwendigen Nachdruck, den die Umstände im Augenblick von ihr erfordern.
 

Thorin nickt.
 

„Ja damit mussten wir wohl rechnen, die Rabenboten fliegen dem Anschein nach wohl nicht nur allein in eine Richtung. Ich hätte nur nicht gedacht, dass mein liebster Vetter SO nachtragend sein würde. Nun gut, offenbar habe ich ihn dahingehend etwas unterschätzt und mir damit dem Anschein nach, den in seinen Augen rechtschaffenen Zorn zugezogen. Hoffen wir, dass er ihn mich nicht Zeit meines Lebens spüren lassen will. Aber selbst wenn es so wäre, könnte ich es dennoch nicht ändern. Mein Entschluss steht fest...Lyriel oder keine! Ich habe es ihm deutlich gesagt, dass Grêit für mich nicht in Frage kommt. Aber wie auch immer, wir werden sehen was sie Morgen dazu zu sagen haben...lasst uns nicht mehr davon sprechen. Es reicht, wenn wir uns morgen wieder damit befassen. Seht ihr, ich will mir das Herz nicht noch unnötig schwerer machen lassen, als es das ohnehin schon ist!“
 

der nächste Tag...früh am Morgen.....
 

Schwaches rötliches Tageslicht fällt in die kleine Kammer hinein, die das Paar seit ihrem Versprechen aneinander ganz selbstverständlich miteinander teilt. Es ist noch sehr früh am Morgen. Lyriels Kopf ruht auf Thorins Brust...beide sind noch müde, denn sie haben bis tief in die Nacht lange miteinander debattiert und beratschlagt, wie sich die Sache mit dem Ältestenrat wohl am Besten angehen lassen könnte, sind aber beide trotz aller Bemühungen bisher zu keinem rechten Ergebnis gelangt.
 

Gedankenverloren streicht seine freie Hand wieder und wieder sachte über die deutlich sichtbare Rundung ihrer Körpermitte....nachhaltig fasziniert von dem Leben das sich darunter mittlerweile auch für ihn fühlbar regt.
 

„Er wird sicher ein ganzer Durin...eigenwillig und zäh...so wie wir alle!“ Murmelt er kaum hörbar in das schwache morgendliche Halbdunkel seiner Kammer, wobei er sie im Anschluss daran sachte auf die Stirn küsst. “Bestimmt wird ER das.“ Antwortet sie ihm leise, mit einem etwas schiefen Lächeln auf den Lippen, nachdem er sich von ihr gelöst hat. Thorin dreht sich rasch zu ihr um, wobei er sie geradeheraus ansieht. „Du glaubst also auch..?“ Setzt er abermals mit merklich verblüffter Stimmlage in ihre Richtung an. „Was, etwa dass es ein gar kräftiger und strammer Junge werden wird?“ Unterbricht sie ihn während dessen mit einem neuerlichen Lächeln.
 

Thorin nickt schweigend, als er sie ansieht, ihr Lächeln das unzweifelhaft ihrem König gilt wird ungleich zärtlich. „Hmm ich bin mir nicht ganz sicher, aber die nötige Durchsetzungskraft hätte DAS was ich da unter meinem Herzen trage jedenfalls schon mal dafür, denn wenn es noch lange so weiter strampelt, wird mein Bauch wohl nie wieder abschwellen...und ich sehe Zeit meines Lebens aus wie eine unförmige Matrone.“
 

Entgegnet sie ihm im Anschluss daran leise lachend, es sollte ein Scherz sein, aber er spürt dennoch sehr deutlich die leichte Resignation in ihrer Stimme, die dahinter steckt...die, die wohl jeder Frau zu schaffen macht, die jemals ein Kind geboren hat.
 

Die latente Furcht davor, ihrem Manne vielleicht nicht mehr genügen zu können, ist es die er bei ihr spürt, was er aber als blanken Unsinn betrachtet...denn er wird sie immer als sein Weib ansehen, er liebt sie von ganzem Herzen. Warum sonst hätte er sie selbst gegen den Willen seines Volkes als seine Gefährtin anerkennen sollen?
 

Und so ist der darauf folgende Kommetar an sie ganz einfach und demnach ebenso klar in der Wortwahl bemessen. „Ach was...du? Sicher nicht...du wirst für mich immer genauso begehrenswert bleiben, sag weißt du das denn nicht Weib?“
 

„Das sagst du jetzt nur, um mich zu beruhigen!“ Flüstert sie ihm daraufhin mit sanftem Protest entgegen. Er setzt sich unwillkürlich auf. „Nein es ist mein vollkommener Ernst und das weißt du hoffentlich!“ Lyriel seufzt leise, es klingt ein wenig ungläubig.
 

„Sicher...Liebster...ich weiß, das war dumm von mir, verzeih mir. Ach lass uns besser nicht mehr davon sprechen, es ist ohnehin nicht sicher, WAS es werden wird. Nun das wissen wir wohl erst, wenn es da ist. Und noch etwas, ich möchte dich ja ungern drängen Thorin..aber...aber die Zeit vergeht und ich fürchte, dass du schon bald fort musst. Ich ahne, dass Dwalin demnächst erscheinen wird um dich zu holen. Komm lass uns dem entgegen wirken und besser aufstehen.“ Sagt sie im Anschluss daran mit hörbarer Ungeduld in der Stimme.
 

Er hingegen bemerkt ihr Drängen sehr wohl und weiß, dass sie recht hat....damit zögert es sich nur noch länger hinaus.
 

„Gut du hast recht...komm, lass uns nach dem Morgenmahl sehen, ich möchte wetten Dwalin ist schon da..oder sollte ich besser sagen immernoch?“ Mit diesen Worten und einem leicht belustigten Augenzwinkern macht er Anstalten endlich aufzustehen und sie dazu zu bewegen es ihm gleich zu tun.
 

Wenig später erscheinen beide in der Wohnküche des Hauses und sind nicht wenig überrascht tatsächlich schon auf Dwalin und Dis zu stoßen, die beide im Übrigen auch noch reichlich übernächtigt wirken, aber wohl aus einem völlig anderen Grund heraus, als das bei ihnen der Fall sein dürfte.
 

„Du siehst furchtbar aus alter Freund...bist du sicher, dass du mich nachher begleiten willst oder besser mich überhaupt begleiten kannst?“ Kommentiert Thorin den Umstand dementsprechend anzüglich. Dwalin dem der Spruch unzweifelhaft gilt schnaubt leise.
 

„Sicher menu Thanu....ich brauche NUR etwas vernünftiges zwischen die Zähne und was in die trockene Kehle, dann bin ich beinahe wie neu...du wirst es sehen!“
 

Hmm... ja bestimmt, wers glaubt!?“ Kontert der Zwergenfürst abermals mit gutmütigem Spott, der dabei auch unzweifelhaft in die Richtung seiner jüngeren Schwester abzielt.
 

„Du meine Güte, du solltest ihn des Nächtens lieber nicht mehr so überbeanspruchen Dis, sonst ist der Ärmste bald zu gar nichts mehr zu gebrauchen!“
 

Die junge Zwergin mit den eigenwillig dunkelblauen Augen sieht ihren Bruder entsprechend säuerlich an.
 

„Ach was, das sagst gerade DU Thorin! Sag...darf ich dich daran erinnern, dass es noch nicht so lange her ist, dass du selbst so ausgesehen hast wie er? Allerdings warst du da noch viel schlimmer dran als Dwalin und DU hast zu allem Übel ja nichtmal zugeben können, dass du sie liebst. Also...lass diese mehr als unangebrachten Sprüche bezüglich unseres Liebeslebens gefälligst stecken und tu mir einen Gefallen....halt dich da RAUS! Denn das geht wenn dann nur Dwalin und MICH etwas an. Ich mische mich ja auch nicht in deine Angelegenheiten ein. Hast du das jetzt endlich verstanden GAROSCHO?“ Faucht Dis ihren älteren Bruder damit unmissverständlich, sowie offenkundig ungehalten an.
 

Doch an Thorins Stelle schaltet sich ganz plötzlich völlig unverhofft Lyriel in das Streitgespräch der beiden Geschwister ein.
 

„Sie hat völlig recht Thorin, du solltest es respektieren...sie tun es beide ja auch in unserem Fall. Also was ist...kannst du das?“
 

Lyriels Stimmlage klingt dabei nachdrücklich bohrend, sie weiß genau was das bedeutet. Sie hat ihn selbst erlebt...oh ja, sie hat Thorin noch all zu gut vor Augen, vor allem was seine vormals üble Verfassung in Bezug auf sie und ihn selbst anbelangt.
 

Thorin schnaubt angesichts dieser ihm ebenfalls sehr wohl bewussten und im Großen und Ganzen ja noch nicht all zu lag zurück liegenden Vorkommnisse leise und damit vergleichsweise zahm vor sich hin.
 

„Sicher..sicher, ich hab schon verstanden. Also gut, ihr habt mich ertappt..ich werde es nicht wieder tun und mich einmischen...versprochen Dis!“ Antwortet er ihr mit einem mal merklich brummig, woraufhin er von seiner Schwester ein gutmütiges Lächeln erntet.
 

„Ich habe es zur Kenntnis genommen mein Bruder und hätte ich vorher gewusst, dass du so eifersüchtig auf ihn reagieren würdest, hätte ich versucht dich da lieber nicht mit hinein zu ziehen...gut aber nun ist es so und es es sei dir hiermit verziehen Thorin. Dwalin ist dein bester Freund vergiss das nicht...und...und"...
 

„Ja UND er ist dazu auf dem besten Wege mein Schwager zu werden oder wie sehe ich das?“ Faucht Thorin einen Moment später abermals wenig begeistert vor sich hin, wobei er sie kurzerhand unterbricht.
 

„Nicht so hastig Bruder, na also soweit sind wir nun beide doch noch nicht!“ Kommt prompt die entsprechende Retourkutsche von Dis an ihn, die Thorin indessen völlig entgeistert anstarrt.
 

„Nun lass den Unsinn endlich und sei vernünftig. Herrjeh Mahal, wir haben im Augenblick ganz andere Dinge zu meistern als DAS meinst du nicht?“ Hakt sie demnach entsprechend streng ein, um ihn endlich wieder zu klarem Verstand zu bringen.
 

Doch Thorin hat auch so längst verstanden, denn plötzlich nickt er, wenn auch merklich unwirsch.
 

„Du hast natürlich wie immer recht, entschuldige Garoscha, das war unbedacht und selbstsüchtig von mir. Verzeiht mir ihr beiden, ich muss wohl noch vieles lernen zu akzeptieren.“
 

Seine unerwartet ehrliche Entschuldigung richtet sich an Dis und auch an Dwalin, die beide ein wenig betreten wirken, angesichts Thorins stark gefühlsmäßig überzogener Reaktionen. Doch dann fasst Dwalin sich ein Herz, denn er weiß unter welchem enormen emotionalen Druck sein König im Augenblick steht.
 

„Thorin hör mir zu, ich mag deine Schwester sehr, das weißt du doch schon lange...aber du bist mein Freund...mein Bester dazu und verdammt nochmal, ich werde dich jetzt nicht im Stich lassen. Wir werden nachher gemeinsam dort vor dem Rat erscheinen...das verspreche ich dir. Ich werde tun was ich kann, um dich zu unterstützen!“
 

kurze Zeit später...im Dorf..
 

Es ist wie Dwalin gesagt hat...sein König muss sich damit also vor dem Ältestenrat verantworten.
 

Als drei Dorfältesten ihn endlich vortreten lassen, ist der junge Zwergenfürst schon beinahe kurz vor dem Platzen...denn obwohl Thorin ihr König ist, haben sie ihn nicht sofort empfangen, wie es sich seines Status wegen ziemen würde. Nein diese drei zwergischen Mistkerle haben ihn damit tatsächlich mehr als zwei Stunden im Vorzimmer ihres Audienzraumes warten lassen, in denen er fast ein Loch in den Bodenläufer aus fein säuberlich geknüpfter Schafwolle gelaufen hätte.
 

So etwas wie Sitzfleisch oder noch besser die notwendige stoische Geduld die für diese Angelegenheit eigentlich angebracht wäre, hat er sich in der Situation in der er sich so unschön auf den Boden der Tatsachen geholt wahrhaftig nicht mehr aneignen können...nicht mal im Ansatz. Seine innere Inruhe und sein unbändiger Zorn ist damit in gewisser Weise um mindestens das Doppelte angewachsen, denn er weiß beim heiligen Schöpfer nicht, was sie gegen ihn ihm Schilde führen könnten und so traut er dem Frieden nicht...
 

....zurecht, wie er wenig später am eigenen Leib erfahren soll!

Der Rat der Ältesten...

Als die Türe zum großen Audienzsaal gefühlte Stunden später endlich aufgeht und einer der drei Ältesten in der Türe erscheint, um Thorin zu empfangen, stürmt der junge Zwergenfürst wutentbrannt, mit hochrotem Kopf und im Stechschritt an ihm vorbei….der ältere Zwerg dessen helle, blaue Augen ihn abschätzend mustern, wirkt angesichts dieser Reaktion seitens des Jüngeren sichtlich verblüfft, macht ihm aber höflich Platz und folgt seinem König dann auf dem Fuß in den Saal, nachdem dieser eingetreten ist….wenn auch merklich gefasster, als Thorin es ihm im Augenblick erscheint.
 

„WAS SOLL DAS…?
 

WESHALB LASST IHR MICH SO LANGE WARTEN, WIE EINEN DAHERGELAUFENEN BITTSTELLER? ODER IRGEND EINEN EHRLOSEN BASTARD? SHAZRA ICH BIN EUER KÖNIG….UND ICH ERWARTE SCHON DESHALB EINE VERNÜNFTIGE UND VOR ALLEM GLAUBHAFTE ERKLÄRUNG VOM ÄLTESTENRAT...VON EUCH!“
 

Thorins zorniges Gebrüll, das im Augenblick an sich niemanden der anwesenden Männer gezielt erreichen kann, lässt die Wände regelrecht erzittern. Er ist mehr als aufgebracht, so geringschätzig von seinem Volk behandelt zu werden...das kann er einfach nicht fassen. ER der König aus Durins Haus und ihr legitimer Herrscher…und das ist er nun mal, trotz seiner Jugend. Sie haben ihn und sein Erbe selbst anerkannt...vor Jahren schon, also was soll das dann? Das will ihm einfach nicht in den Kopf.
 

Doch kaum ist er mit langen und sichtlich eiligen Schritten an den wuchtig schweren Eichenholztisch gelangt, hinter dem die drei Ratsältesten der Ered Luin in der Regel Platz zu nehmen und zu tagen pflegen, erhebt sich einer von ihnen mit einem merklich beschwichtigenden Geste an den aufgebrachten Zwergenfürsten vor ihm.
 

Es ist ein altehrwürdiger Mann mit langem weißen Bart und einem ganz ordentlichen Leibesumfang. Der Älteste der drei Zwerge zweifellos und so wirkt auch seine übrige Gestalt, als müsse er keine Not leiden. Seine Kleider sind allesamt aus edlen Stoffen gearbeitet worden und außerdem reich an goldenen Runenstickereien verziert, dazu trägt der deutlich ältere Zwerg schwere geschmiedete Ketten aus purem Gold um den Hals.
 

Sie sind alle drei respektable, wohlhabende Männer und so nicht umsonst zum Rat der Ältesten berufen worden...maßgeblich unabhängig von der Urteilsgewalt ihres jungen Königs, der sie anführt und sie obendrein in diesen Stand berufen hat. Wenn sie ihm auch nicht in direktem Befehl unterstehen, so müssen sie sich ihm in gewissen Dingen die allein die Herrscherlinie von Durin betreffen doch beugen...allerdings dürfen sie in den alltäglichen Belangen Recht sprechen für ihr kleines Volk..ein Privileg, dass außer ihrem König nur ihnen allein gewährt ist.
 

Es gibt indessen nur eines dessen sich ihr Herrscher im Zweifelsfall unterwerfen muss...ihrem gerechten Urteil. Sind sie mit seiner Art und Weise sein Volk zu führen nicht einverstanden, so haben sie das Recht seine Handlungsweise anzuzweifeln...und notfalls auch das Volk entscheiden zu lassen.
 

Und so ist es nur verständlich dass der Zwerg, der aufgestanden ist die Sachlage in den Griff zu bekommen versucht, ehe die Lage eskaliert...denn es ist offensichtlich, dass Thorin in entsprechender Rage auf der Bildfläche erschienen ist, die ihm an sich auch nicht zu verdenken ist.
 

Nicht nachdem wie sie ihn behandelt haben...das weiß der Ratsälteste sehr wohl.
 

„Aber aber Thorin mäßige dich. Warum bei Mahal machst du einen solchen Aufstand, wenn man fragen darf? Dafür gibt es keinen Grund. Also..wir würden sicher alle gerne wissen, weshalb du dich so aufregst? Beruhige dich...es ist schön, dich so gesund und munter auf den Beinen zu sehen, vor allem nachdem was geschehen ist. Niemand hat damit gerechnet dich schon so schnell wieder genesen zu erleben...das grenzt fast an ein Wunder, aber wir sind alle froh, dass es dir offensichtlich sehr viel besser geht, wie von uns angenommen. Das ist alles...es ist der einzige Grund….wir wollten es Dwalin schlicht nicht glauben...aber jetzt sehe ich, dass er dem Anschein nach recht hatte.“
 

„Ach hör gefälligst auf damit mir weiter Honig um den Bart schmieren zu wollen Regin…deine leeren Floskeln kannst du dir getrost sparen. Ich bin sicher nicht ohne Grund zornig auch euch...und ich habe Dwalin als meinen offiziellen Boten nicht umsonst zum hohen Rat geschickt, um euch die Bitte um eine persönliche Audienz zu unterbreiten...wie es die Sitte unseres Volkes erfordert. Vor allem, wenn es mir nicht verflucht ernst damit wäre, was ich euch dreien zu sagen habe!“
 

Knurrt Thorin dem alten Zwerg zornig entgegen, wobei er ihn mit einer wegwerfenden Handgeste deutlich zu verstehen gibt, was er von ihnen und ihren Ausflüchten im Augenblick zu halten gedenkt.
 

„Nun und WAS hast du uns zu sagen, dass so wichtig ist, dass es nicht warten kann, bis du wieder vollständig gesund bist Uzbadu men?“
 

Hakt plötzlich einer der beiden anderen Zwerge merklich ungehalten nach, die bisher noch nichts gesagt haben. Es ist der Zwerg der rechts neben dem Ältesten sitzt...sein Name ist Fundin...es ist der Vater von Balin und Dwalin und zudem ein treuer loyaler Freund des Hauses Durin...einer der letzten Getreuen die den Verlust des Berges und die Vertreibung durch Smaug selbst hautnah miterlebt haben.
 

Thorin schluckt hart...er strafft sich sichtlich, angesichts dieser Wortäußerung des Älteren, den er an sich sehr respektiert und dessen Meinung er zumeist sehr schätzt.
 

„Wisst ihr das denn nicht schon längst?“ Kommt die entsprechende Antwort im Anschluss um einiges ruhiger wenn auch merklich frustrierter aus dem jungen Zwergenfüsten heraus.
 

Fundin kneift derweil argwöhnisch die Augen zusammen, Thorin sieht wie in Trance dabei zu, wie sich seine Stirn nahezu sofort in Falten kraus legt.
 

„Nun gut, wenn du uns jetzt noch sagst, wovon du da eigentlich sprichst Thorin? Dann könnte ich dir darauf eine Antwort geben, die du vermutlich von mir und den anderen Ratsmitgliedern erwartest.“ Entgegnet ihm der alte Zwerg mit dem dunklen von einer Vielzahl an grauen Strähnen durchzogenen Haarschopf, der dem seines jüngsten Sohnes im Übrigen stark ähnelt. Fundins strenge graue Augen fixieren seinen jungen König dabei unerbittlich und spürbar abschätzend.
 

„Ich glaube er spricht von der abtrünnigen Bastardhexe mit dem schmutzigen Elbenblut...dieser elbenblütigen Heilerin, die am Dorfrand lebt...die meinst du doch Thorin oder etwa nicht?“
 

Es ist ganz eindeutig die Stimme des dritten der drei Zwergenmänner, der damit unzweifelhaft das Wort ergriffen hat...der, der ihn vorhin zur Türe herein gelassen hat...der rotbärtige Hugstari der, den sie zuweilen auch den „Sturen“ im Beinamen nennen.
 

„Ist das wahr Thorin? Stimmt es was er da sagt...bist du wahrhaftig wegen IHR zu uns gekommen..dieser elbischen Frau?“ Fundin fährt unvermittelt hoch..seine Verwirrung darüber ist ihm deutlich anzumerken, offenbar weiß er wirklich nicht, was der andere Zwerg damit andeuten wollte.
 

„Ka baskan draxin!"*

So schwöre ich (dir)*
 

„So wahr ich hier stehe...du elender Verräter an deinem König! Gib es zu Hugstari….für wie viel hat er dich gekauft? Ohh ich weiß sehr gut, dass mein Vetter dahinter steckt. Oh ja ich weiß, dass Dain diese Verbindung mit allen Mitteln verhindern will. Er will, dass ich anstatt dessen Grêit als meine wahre Athune anerkenne...zu schön wäre diese Vorstellung doch, das Blut Durins damit noch fester aneinander zu binden. Aber er hat vergessen, dass ich bereits gewählt habe…ja ich habe gewählt und es ist nicht Grêit...soviel ist sicher. Doch eines sei gewiss, auch die Frau die ich gewählt habe, hat Durinsblut in den Adern, vielleicht mehr noch als Dain es wahr haben will!“
 

Fährt der junge Zwergenkönig den Mann mit den dunklen roten Bart aufgebracht an. Hugstari erbleicht sichtlich. Es ist ihm anzusehen, dass ihm Thorins Anschuldigung deutlich unangenehm ist..und so ist die Antwort die darauf folgt in etwa vorprogrammiert.
 

„Ich weiß nicht wovon du da sprichst Thorin...das ist eine ungeheure Anschuldigung...aber eins kann ich dir mit Sicherheit sagen, wir wissen alle WAS oder WER sie ist, dieses elende Elbenblut! Und sie ist nichts weiter als unter uns geduldet, du selbst wolltest es doch so….oder hast du das etwa schon wieder vergessen? Es war dein Urteil, das sie zur Ausgestoßenen gebrandmarkt hat. DU hast sie dazu gemacht...du allein! Also was willst du nun von mir? Und noch etwas, lass Dain gefälligst aus dem Spiel...die Eisenberge sind weit….zu weit….niemand von uns hat etwas damit zu tun. Was in Durins Haus geschieht ist allein Sache der Herrscherlinie. Es ist richtig dass ich zwar dereinst aus den Eisenbergen zu euch gekommen bin...aber ich habe mit der Sache nichts zu tun, das schwöre ich..bei meiner Ehre!“
 

Der rothaarige Zwerg will nochmals ansetzen um mit seiner Verteidigung fortzufahren, doch da wird die Aufmerksamkeit aller ganz plötzlich auf etwas anderes gelenkt, dass sich anscheinend vor dem großen Audienzsaal abzuspielen scheint...denn es werden mit einem mal Stimmen laut...die kaum zu überhören sind.
 

„NEIN LASS MICH DIS! ICH MUSS DA HINEIN, ES IST MEINE PFLICHT IHM ZU HELFEN. ER IST MEIN GEMAHL, VERSTEHST DU NICHT? ICH KANN IHN JETZT NICHT ALLEIN LASSEN, VÖLLIG GLEICHGÜLTIG WAS DARAUS ENTSTEHEN MAG. DAS KÖNNEN SIE NICHT TUN, DAS WERDE ICH NICHT ZULASSEN!“
 

Die zornige Stimme einer Frau ist deutlich vor der Türe zu vernehmen, wobei die unverschlossene Türe des Saals plötzlich energisch geöffnet wird und die Gestalt einer Frau im Rahmen sichtbar wird...einer Frau mit dunklem rotem Haar und der unverkennbaren körperlichen Verfassung einer werdenden Mutter...es ist nicht länger zu übersehen, dass sie hochschwanger ist. Dicht gefolgt wird sie von einer Zwergin mit dichtem schwarzen Haarschopf und sichtlich entschlossener Mine...Thorins Schwester.
 

Der junge König selbst wird kaum merklich bleich…
 

„Lyriel….Dis...was was wollt ihr denn hier?“ Ist die kam hörbare Reaktion auf dieses Desaster, das in seinen Augen nicht schlimmer sein könnte.

unerwartete Anerkennung

„Nicht..bei Mahal...Lyriel du kannst da jetzt nicht hinein. Bitte sei doch vernünftig, es ist uns nicht gestattet, ich meine das darfst du nicht. Keine Frau ist im Rat der Ältesten geduldet, nicht mal ich! Verflucht verstehst du das denn nicht? So sind unsere Bräuche..und wir müssen uns dem fügen!“
 

Versucht Dis sie derweil energisch erschrocken zurück zu halten, doch es nützt alles nichts..die hochschwangere Frau ist bereits mitten im Ratssaal angelangt und entsprechend in Rage, man sieht es ihr überdeutlich an ihren zornig funkelnden Augen an.
 

„Ach ja ist das so? Es ist mir ehrlich gesagt im Augenblick völlig einerlei, ob ich als Frau nun das Recht habe, vor dem hohen Rat vorzusprechen oder nicht. Weißt du was, ich pfeife auf diese Art der Bräuche, denn sie werden sicher nicht so einfach über meinen Kopf hinweg über mein Schicksal entscheiden...jedenfalls nicht allein! Dis…ich..das lasse ich nicht zu. Sie..sie werden ihm nicht absichtlich schaden, indem sie ihn vor allen in der Gemeinschaft öffentlich bloß stellen…nur wegen mir!“
 

Faucht die elbenblütige Frau derweil erregt und weiterhin hörbar lautstark vor sich hin, wobei sie ihre Schwägerin einfach ignoriert, die sie während dessen immer wieder zurück halten und energisch mit sich fort zur Türe hinaus ziehen will…
 

..und zwar solange, bis Lyriel endlich wie durch Zufall Thorins spürbar zornigen Blick auffängt.
 

„Was geht hier vor? DIS? LYRIEL? LOS SPRECHT SCHON...WAS WOLLT IHR HIER! SEHT IHR DENN NICHT, DASS DIES EINE GEHEIME UNTERREDUNG DES HOHEN RATES IST?“
 

Fährt Thorin beide Frauen entsprechend erregt und außer sich vor Zorn an. Lyriel schluckt während dessen sichtbar...“ab..aber Thorin ich..ich wollte doch nur..?“
 

„WAS! Nichts wolltest du! Geh..nun geh schon Weib, du machst damit alles nur noch schlimmer für dich und für mich….sie wissen es doch ohnehin schon längst oder was glaubst du?!“ Er verstummt, wobei sich ein kurzer schmerzlicher Zug über sein noch so junges Gesicht zieht. Der Zwergenfürst aus Durins Haus fühlt sich durch sie stark in Bedrängnis gebracht auch und allein durch ihr unvorhergesehenes Erscheinen, das in seinen Augen alles nur noch schlimmer macht.
 

Er will es ihnen ja sagen...aber doch nicht so...
 

Hugstari dreht sich während dessen schlagartig wie von Ungoliants Brut gebissen zu Thorin um, sein Gesicht ist inzwischen sichtbar wutverzerrt und noch im selben Augenblick setzt er bereits in Richtung in seines jungen Königs an.
 

„Sag was soll das werden menu Thanu? Schaff dieses nervtötende Weibervolk gefälligst hinaus vor die Tür, das hier nichts zu suchen hat! Das ist eine Unterredung unter Männern. Was will die Heilerin überhaupt hier? Sie hat kein Recht hier irgend etwas zu fordern, die bastardblütige Dirne...ganz gleich wessen Balg das ist, das sie in ihrem Leib trägt. Mir ist es vollkommen einerlei welchen Status sie bisher inne hatte, ihre elbischen Zauberkünste will hier ja ohnehin keiner von uns haben!“
 

Seine tiefe Stimme klingt während er das sagt abfällig schneidend und merklich erbost.
 

„SCHWEIG HUGSTARI DAMIT BELEIDIGST DU NICHT NUR SIE, SONDERN AUCH MICH, DEINEN KÖNIG! SIE IST MEIN WEIB UND JA ES IST MEIN BALG, DASS SIE UNTER DEM HERZEN TRÄGT. NUR DAMIT DAS EIN FÜR ALLEMAL KLAR GESTELLT IST!
 

SIEHST DU ES DENN NICHT LÄNGST SELBST?“
 

Damit ist endlich alles das gesagt, was es dazu zu sagen gibt. Der Zwerg mit dem fuchsroten Haarschopf sieht seinen König indessen an wie vom Donner gerührt, als dieser ihn mit eben solch gewaltiger Stimmlage anfährt, wobei er den beiden Frauen zeitgleich mit herrischer und wütender Geste bedeutet, dass sie von dort verschwinden sollen. Doch wo Dis sich ihrem älteren Bruder sofort fügt und hastig wieder hinaus gehen will, schürzt seine Gemahlin derweil trotzig die Lippen und bleibt demonstrativ am selben Fleck stehen, wobei sie ihm herausfordernd entgegen blickt.
 

„Ich werde diesmal nicht unverrichteter Dinge fortgehen..nicht jetzt! So einfach wirst du mich damit nicht wieder los werden Thorin. Nicht noch einmal, das schwöre ich dir!“ Knurrt sie den drei anwesenden Männern und ihrem eigenen Gefährten, derweil ebenso aufgebracht hitzköpfig entgegen, noch bevor Thorin in irgend einer Weise angemessen darauf reagieren könnte.
 

Im selben Moment als sie noch spricht weicht dem deutlich älteren Zwerg alle Farbe aus dem Gesicht, der sie eben schon so unschön angegangen ist.
 

„Wa..? D...d..dein Weib? Du..DU bist der Vater dieses Balgs in ihrem Leib? Ist das wirklich wahr Thorin?“ Der rothaarige Zwerg mit ebensolchem flammend roten Bart wirkt angesichts der Widerspenstigkeit der elbischen Heilerin ehrlich bestürzt und entsetzt und auch dieses Geständnis von Thorin, mit dem er wohl nun doch nicht ganz gerechnet hat, lässt ihn nahezu sprachlos werden.
 

„JA ICH!
 

Hugstari! Ich bin es gewesen...höchst selbst, wenn du es wissen willst und es ist wahr und zwar alles! Ja die Gerüchte entsprechen der Wahrheit...und damit dem, was sich die Meisten ohnehin schon hinter vorgehaltener Hand zuflüstern...sagte ich dir das nicht bereits?“
 

Fährt Thorin derweil ebenso aufgebracht fort, weil Lyriel sich ihm zu allem Überfluss und Ärger nicht fügen will, eben so wenig wie dem Rat.
 

Doch noch bevor der junge Zwergenkönig erneut ansetzen kann, geht völlig unerwartet ein anderer der anwesenden Männer mit donnernder Stimme dazwischen…
 

„HUGSTARI MÄSSIGE GEFÄLLIGST DEINE WORTE! ER IST UNSER HERRSCHER VERGISS DAS NICHT! NIEMALS! ALLEIN DIESER UMSTAND GEBÜHRT UNS EINEN GEWISSEN RESPEKT IHM GEGENÜBER, AUCH WENN ER NOCH SO JUNG IST!“
 

Fundins Blick ist für einige Augenblicke lang mit tödlichem Zorn auf den Zwergenältesten mit dem rötlichen Haarschopf gerichtet...doch dann dreht er sich rasch zu Thorin hin um und sieht ihm forschend ins Gesicht, ehe er in einem sehr viel gemäßigteren Tonfall fortfährt.
 

„Ich habe es vorhin schon gesehen als du zur Türe herein kamst Thorin, wollte es da aber offen gesagt nicht glauben und noch weniger wahr haben. Aber jetzt wo ich sie vor mir sehe...die Frau, die das heilige Band der Verbindung unseres Volkes im Haar trägt, ebenso wie du, da ist es mir schlagartig klar geworden. Du hast ihr dein Versprechen gegeben und sie dir das ihre...damit seit ihr offensichtlich völlig legitim verbunden worden.
 

Nun das mag einigen in unserem Volk sicherlich nicht sonderlich gefallen Thorin...besonders nicht nachdem was wir für Erfahrungen mit diesem verwünschten Elbenpack aus dem Düsterwald gemacht haben, die uns damals im Stich ließen als der Drache kam. Aber das heißt deshalb noch lange nicht, dass dies ein Grund wäre, dir deinen Status als unseren König zu entziehen...das reicht meines Erachtens noch lange nicht aus, da müsstest du schon schlimmere Dinge tun als das.
 

Ich weiß, dass du ein tüchtiger und guter Mann bist Thorin, dein Volk liebt dich für deine Aufrichtigkeit und deinen sprichwörtlichen Sinn für Gerechtigkeit...mehr kann es nicht verlangen. Ich kannte deinen Vater Thrain und ich kannte ihn gut, er war mir stets ein treuer Freund...so wie mein Sohn Dwalin dein Freund ist, schon deshalb will ich mich dafür einsetzen, dass du und auch sie die Möglichkeit haben sollt, diese Verbindung als legitim anerkennen zu lassen…
 

Und damit fordere ich Fundin, Sohn des Farin die alten Bräuche des Volks von Durin… und ich sage euch hiermit feierlich...wer von den anderen anwesenden Männern des hohen Ältestenrates dafür ist, dass diese Verbindung anerkannt werden soll, der hebe jetzt die Hand als Zeichen, dass dieses Band, das sie beide verbindet für alle Zeiten als legitim zu betrachten ist!“
 

Zwei der drei Hände des Rates gehen einen Augenblick später nachdem Fundin verstummt ist zögerlich in die Luft...es sind wieder erwarten tatsächlich Regin und Fundin selbst, wobei Hugstari die beiden Männer des Rates mit wütend verschlossenem Blicken mustert.
 

„Ich werde dieses elende elbische Frauenzimmer nie und nimmer als meine Athune..anerkennen, das schwöre ich, so wahr ich hier stehe. Aber ihr habt mich überstimmt und damit ist es wohl offiziell! Thorin hat sich in dieser Angelegenheit allem widersetzt, was unserem Volk heilig ist, dafür sollte er meiner Meinung nach betraft werden...aber meine Meinung zählt hier offensichtlich nicht...also was wollt ihr noch von mir?“
 

„Dass du Dain ein für allemal die Nachricht überbringst, dass ich meine Königin bereits gewählt habe Hugstari das will ich von dir..und du weißt denke ich auch ganz genau warum! Und mir ist völlig gleich was du davon halten magst oder nicht. Du bist überstimmt worden...damit ist es an mir es meinem Volk zu sagen….den Rest lass getrost meine Sorge sein!“
 

Fährt Thorin ihn unerwartet hart und zornig an, nachdem der ältere Zwerg verstummt ist und die elbische Frau weiterhin mit wütenden Blicken mustert, die ihn ihrerseits schweigend anblickt.
 

„Du tust mir unendlich leid Hugstari, was weißt du schon von dem unsäglichen Leid, das ich zeitlebens durch solche Männer wie dich erdulden musste? Oh...ja ein Bastardkind mag ich in deinen Augen sein, das ist richtig...aber eins von königlichem Blute, denn das ist meine große Stärke. Ja das ist die Kraft, die mich so unbeugsam macht!“
 

Sagt sie plötzlich leise...wobei sie sich kurzerhand umdreht und einige entschlossene Schritte in Richtung ihres Gefährten macht. Bei ihm angekommen sieht sie ihn kurz an. Er sagt nichts, streckt lediglich die Hand nach ihr aus. Lyriel legt ihre Hand in seine und sie spürt wie er sie langsam beinahe zögernd an sich heran zieht, um sie wie in Trance in die Arme zu schließen.
 

„Es..es ist vorbei...endlich...ich bin so froh“...flüstert sie ihm leise entgegen als sie bemerkt, wie er sie sachte ja beinahe geistesabwesend auf die Stirn küsst. Nur wenige Augenblicke später lässt er von ihr ab und lacht anstatt dessen leise…
 

„Ja es ist vorbei menu Taerin….aber noch nicht ganz...ich habe es in dem Sinne meinem Volk noch immer nicht gesagt...das ist die wahre Prüfung die uns bevor steht, ich weiß nicht was es davon halten wird, eine Elbenblütige als meine Athune vorgesetzt zu bekommen, ich kann demnach nur hoffen, dass sie es akzeptieren werden…

Zukunftsplanung

Damit ist für den jungen Zwergenkönig die erste Hürde genommen...begeistert sind die Ältesten nicht über seine Entscheidung, das hat er Fundin angesehen, aber die Männer haben sie akzeptiert, vorerst jedenfalls...wenn auch mit knirschenden Zähnen und längst nicht alle. Auch das weiß Thorin..damit muss er mit widerstand rechnen vor allem was Hugstari und seine Einstellung betrifft die er gegenüber seiner Gefährtin an den Tag gelegt hat.
 

Der Zwerg mit dem flammend roten Haar ist und bleibt damit ein loyaler Untergebener seines Vetters Dain schon weil er selbst aus den Eisenbergen stammt...und schon daher wird er es sicher nicht wagen öffentlich gegen Lyriel vorzugehen, da sind ihm mit Fundins Legitimation nun schlicht und ergreifend rechtlich gesehen die Hände gebunden. Aber was sich da im Geheimen und hinter vorgehaltenen Händen an Ränke und Pläne schmieden denn abspielen mag, vorzugsweise wie man sie beispielsweise am Elegantesten los werden könnte und das möglichst noch ohne dabei entdeckt zu werden oder gar das Gesicht zu verlieren, das man um jeden Preis wahren möchte. Nun das, kann der junge Durinsohn in diesem Moment letztendlich nur erahnen.
 

Nun folgt für ihn in gewissem Sinne noch die weitaus schwierigere Aufgabe. Nämlich zweifelsohne die, Lyriel seinem Volk als seine Athune vorzustellen. In der Hoffnung, dass auch dieses, wenn etwas Gras über die Sache gewachsen ist, als seine Königin akzeptieren wird. Noch will er es niemandem sagen...es reicht ihm zunächst vollkommen, wenn die Ältesten und seine Familie, sowie sein bester Freund darüber Bescheid weiß, denn erst soll seine Gefährtin in aller Ruhe ihr und sein Kind bekommen können.
 

Thorin hofft dabei insgeheim aber auch, dass dieses Kind einige der spitzen Steine, die noch immer in seinem Weg liegen, denn glätten könnte...sein Kind...das ihres Herrschers und damit auch eine neue Hoffnung, gewissermaßen die längst überfällige Versöhnung mit der Vergangenheit und die ihrer beider Völker.
 

Elbenblut und Zwergenblut sollte sich niemals mischen. Diesen schlichten Rat hatte ihm sein Vater dereinst einmal vor vielen vielen Jahren mit auf den Weg geben wollen, als er selbst noch fast ein Knabe gewesen war und dies in den Augen seines lebenserfahrenen Vaters nur Ärger und Leid mit sich bringen würde. Dies war die klare und eindeutige Warnung seines deutlich älteren Königs gewesen, von der er selbst zu dem Zeitpunkt überhaupt nichts verstand. Denn ER Thorin Sohn des Thrâin, wollte niemals ein Weib mit elbischem Blut...oder besser noch, er wollte zu der Zeit überhaupt kein Weib als sein eigenes wählen weder so noch so….und das zukünftig jemals für sich in Betracht zu ziehen, war damals keinerlei Option für ihn gewesen.
 

Wie recht Thrâin damit jedoch insgeheim behalten sollte, ohne es je in Erfahrung zu bringen, das wird dem jungen König erst jetzt so richtig bewusst. Jetzt in diesem Moment, wo es ihm sozusagen selbst am eigenen Leib widerfährt. Jetzt wo er dem tiefen und innigen Gefühl von Liebe, das er für die elbenblütige Heilerin schon so lange versteckt gehegt hatte, endlich nachgegeben und sie damit offiziell anerkannt hat. Seine Königin….denn das ist sie damit jetzt. Lyriel Calenlâss….sein Weib.
 

Als Dwalin kurze Zeit darauf ebenfalls äußerst erregt auf der Bildfläche erscheint um seinem König bei zu stehen, ist an sich alles schon vorbei…
 

„Thorin? THORIN!
 

Wo bist du denn..ich..ich wollte...ahhhhh entschuldige, ich bin leider aufgehalten worden!“
 

Kann der junge Zwergenkönig seinen besten Freund somit urplötzlich und unverhofft in deutlicher Lautstärke vor der Türe vernehmen, womit selbiger nur einen Augenblick später ebenso geräuschvoll herein gepoltert kommt. Als Thorin kurz überrascht aufblickt, um seinen um einiges jüngeren Freund gewissermaßen gebührend in Empfang zu nehmen, fängt er einen sichtlich belustigten Blick des Vaters jenes Zwerges mit dem hitzigen Gemüt auf, der seinem König ohne den geringsten Zweifel bedingungslos in jegliche Gefahr folgen würde…
 

...selbst ins Verderben hinein, wenn es sein müsste. So tief und gewachsen ist die Freundschaft der beiden Männer…diese Liebe, die Dwalin für seinen jungen König und seiner Familie, insbesondere dessen Schwester Dis empfindet. Denn dass er sie liebt weiß Thorin inzwischen von ihm selbst...er hat es ihm gesagt.
 

Loyal bis unter die Haarwurzeln ist er der Königslinie gegenüber verbunden...so wie auch dessen Vater Fundin, der stets zum Hause Durin gestanden hat und es auch heute noch tut. Der Entschluss ist ihm daher nicht leicht gefallen. Fundin hat die Entscheidung für die elbenblütge Frau gewiss nicht leichtfertig gefällt..ebenso wie Regin. Die beiden Männer wissen zu gut, was dabei auf dem Spiel steht und auch, dass ihr junger Fürst insgeheim lange schon eine große Schwäche für sie gehegt hatte...viel zu lange…
 

Schon als sie noch im Erebor gelebt haben..bevor Smaug kam und ihn gewaltsam an sich riss. Es war schon damals nicht zu übersehen gewesen, auch wenn Thorin sie nicht gleich wieder erkannt hat nach so vielen Jahren der Trennung, die zwischen ihm und ihr ins Land gezogen waren. Ja Fundin kennt sie...er hat diese Frau fast sofort wiedererkannt, als sie vor Jahren zu ihnen in die Ered Luin kam und er weiß demnach noch sehr gut, wessen Nachkomme sie ist. So gesehen ist sie von ihrem Blute her also durchaus würdig und ihrem Gemahl damit ebenbürtig. Denn auch sie ist als Grôrs Nachkomme eine echte Durin, das Blut ihres Vaters in den Venen zeigt es ihnen allen nur zu deutlich an…
 

Deswegen und weil Fundin weiß, wie sehr Thorin gefühlsmäßig darunter leiden würde...wäre seine Entscheidung anders ausgefallen...allein aus diesem Grund hat er für sie gestimmt.
 

Und auch um Dain eins auszuwischen der Thorin nur zu gerne seine jüngere Schwester Grêit als sein Weib zugedacht hätte und schon drauf und dran war ihn mit ihr zu verkuppeln. Aber Fundin mag Dain nicht besonders...ihn als einen möglichen Herrscher an Thorins Stelle zu akzeptieren, ist für den alten Zwergenkrieger demnach ein Ding der Unmöglichkeit.
 

Niemals…!
 

Also vorher lässt er seinen König dieses spitzohrige Elbenweib zur Frau nehmen...auch wenn er Elben und alles was mit ihnen zu tun hat im Grunde zutiefst verabscheut und ablehnt. Aber sie ist wie bereits von dem alten Zwerg festgestellt ja eigentlich nur zur Hälfte eine Elbin, die andere Hälfte ist die, ihres zwergischen Vaters aus der königlichen Linie von Durin höchstpersönlich.
 

Vielleicht ist dieser Umstand ja der so lange ersehnte und erhoffte Lichtblick, sozusagen der leise Hauch von Hoffnung, denn damit könnte Thorins Volk sie wenn alles gutgeht sogar akzeptieren….ja wenn alles gutgeht! Wünschen würde er es seinem König jedenfalls.
 

Der alte Zwerg sieht sich urplötzlich jedoch spürbar unsanft aus seinen mit allerlei Verstrickungen und Verwirrungen versehenen Gedankengängen heraus gerissen, als er die ihm sehr vertraute Stimme direkt vor sich vernimmt, die nur einem gehören kann...seinem jüngsten Sohn DWALIN!
 

„Ab..Vater..du..äähhh hier? Dis? Lyriel? Wa..was macht ihr denn hier..ist dies nicht ein Ratsbeschlu…?“
 

Dwalin bleiben die Worte merklich verblüfft im Halse stecken und er angesichts dieser Tatsache augenblicklich an Ort und Stelle stehen. Der junge Zwergenkrieger mit dem dichten braunen Haarschopf verharrt für einen Augenblick regungslos und sieht sich zweifelsfrei einer Runde von Zwergen gegenüber gestellt...die so ziemlich alle, bis auf Hugstari merklich erleichtert wirken.
 

„Du kommst wie üblich sehr spät mein Sohn, es ist bereits alles wichtige gesprochen worden...dein hochgeschätzter Freund und König aller Zwerge aus dem Hause Durin, darf seine spitzohrige Gefährtin getrost als sein Weib behalten...so ist es beschlossen worden. Zwei Stimmen waren dafür, eine dagegen, damit ist es denke ich amtlich..also was willst du nun noch hier?“
 

Empfängt ihn sein Vater damit entsprechend belustigt wobei er jedoch sogleich wieder erst wird.
 

„Aber..aber..ich“...will Dwalin noch einmal emotional aufgewühlt ansetzen, doch da spürt er sich unverhofft sanft von Dis an der Hand berührt...wobei sie ihm leise zuflüstert…
 

„Dwalin hör mir gut zu...sie..sie haben es ihm gewährt. Hast du gehört mein Lieber? Du kannst demnach also ganz beruhigt sein. Dein Vater hat sie davon überzeugt, dass der alte Brauch der Verbindung Gültigkeit bei den beiden hat. Damit ist Lyriel jetzt ganz offiziell seine Gefährtin. Nun müssen wir nur noch zusehen, dass die beiden auch ein für sie passendes Zuhause finden, in dem sie leben können, denn sie werden schon sehr bald zu dritt sein. Es dauert fürchte ich jetzt sicher nicht mehr sehr lange…verstehst du was ich damit sagen will?
 

Dein König braucht dich und deine unerschütterliche Tatkraft, sowie deine Freundschaft und deinen Mut...dingender denn je. Die Aufgabe ist groß genug, die mein Bruder jetzt in naher Zukunft zu stemmen hat...die Verantwortung über ein ganzes Volk und nun auch noch zusätzlich die, einer eigenen Familie!“ Die junge Zwergin mit den eindrücklich tiefblauen Augen und dem schönen schwarzen Haar verstummt, wobei sie ihren heimlichen Geliebten sanft anlächelt.
 

Und er versteht worauf sie hinaus will..was sie von ihm erwartet...
 

Dwalin blickt fast sofort als sie zu ende gesprochen hat kurz zu seinem Freund hin, der schweigend neben seiner Gefährtin steht, die er beschützend im Arm hält um sie zu stützen...denn die sichtbar hochschwangere Frau hat alle Mühe auf den Beinen zu bleiben...sowie auch ihr Gefährte, dem man die schwere Krankheit die er kaum überstanden hat in dem Fall überdeutlich am Maß seiner körperlichen Erschöpfung ansieht. Die beiden jung Vermählten wirken nach der Tortur die sie hinter sich haben, ausgelaugt und müde...aber auch sichtlich erleichtert und froh darüber, sich endlich nicht mehr verstecken oder gar noch länger verstellen zu müssen.
 

ENDLICH...dürfen sie ab jetzt auch in der Öffentlichkeit zeigen, dass sie von nun an zueinander gehören wollen. Dazu zählt im Übrigen nicht nur allein das „Band der Verbundenheit,“ in Form der bei seinem Volk kunstvoll verflochtenen Haarzöpfe zu tragen, das allen anzeigen soll, dass sie beide jetzt vermählt sind...sondern auch sich zu berühren...und einander nahe zu sein.
 

Und so kommt die Ansage an seinen König nur einen Augenblick später ganz entgegen seines sonst so hitzigen Gemütes ungewohnt ruhig und überlegt.
 

„Ich habe eine Frage mein König. Hast du noch nicht in Betracht gezogen, mit ihr vielleicht in das kleine Häuschen ziehen, in dem sie bis vor kurzem allein gelebt hat Thorin? Ich meine das am Dorfrand. Nun ja...es ist zwar nicht sehr groß aber an sich ideal für eine kleine Familie...man hat seine Ruhe vor all zu neugierigen Blicken und auch so bietet es genug Raum für die Zweisamkeit einer jungen Liebe.“
 

Der junge Zwergenfürst blickt seinen Freund mit einem nachsichtigen Lächeln an bervor er ihm etwas darauf entgegnet.
 

„Ganz richtig Freund Dwalin so ist es...wie du es sagst. So in etwa habe ich mir das tatsächlich gedacht. Doch da gibt es im Moment noch ein Problem...oder nein eigentlich zwei...zum einen muss das kleine Häuschen noch etwas auf Vordermann gebracht werden, um es ein wenig komfortabler für eine Familie zu machen und zum anderen bleibt Lyriel bis auf weiteres in der Nähe meiner Schwester. Das Kind kommt bald und daher möchte ich, dass eine andere Frau in ihrer Nähe ist, wenn das Kind geboren wird.
 

Außerdem bin ich selbst auch noch nicht wieder ganz auf den Beinen..und nun ja, ich fürchte ein ganzes Haus zu reparieren, kann ich beim besten Willen weder alleine stemmen noch bewerkstelligen. Ich werde also dringend jede Hilfe brauchen, die ich dafür bekommen kann. Bis es soweit ist, dass wir dort zu dritt einziehen und leben können, bleiben wir vorerst also weiterhin unter meinem Dach.
 

Ich denke jedoch, dass Dis langfristig gesehen sicherlich auch nicht gänzlich ohne einen neuen Gefährten an ihrer Seite leben möchte...also wären wir ohnehin irgendwann zu viele für dieses kleine Haus, das ja gewissermaßen jetzt schon aus allen Nähten platzt...oder etwa nicht?
 

Gut wie dem auch sei...du siehst also selbst, dass es noch einiges an Überlegungen und harter Arbeit bedarf, bis es soweit sein wird.
 

Was sagst du dazu?“

Familienzuwachs

Dwalin sieht Thorin einen Moment lang etwas verwirrt an doch dann strafft er sich und antwortet seinem König überraschend energisch…
 

„Was ich dazu sage? Nun wenn du es genau wissen willst, sage ich dazu, dass diese Überlegung langfristig gesehen sicherlich eine ist, die es ernsthaft ins Auge zu fassen gilt. Du kannst also was das altersschwache Häuschen der Heilerin angeht getrost auf mich und meine Arbeitskraft zählen menu Thanu. Thorin, ich werde dich mit dieser Aufgabe bestimmt nicht alleine lassen und sicher findet sich noch der eine oder andere deiner Freunde, der uns dabei helfen könnte. Balin ist ein geschickter Handwerker mit dem Hammer und ich glaube, dass mein älterer Bruder uns sicherlich ebenso gerne unterstützen wird, denn auch er ist ein treuer Freund deiner Familie, das darfst du nicht vergessen.“
 

Dwalin wendet seinen Blick von Thorin ab und statt dessen kurz zu dessen Schwester hin, die ihn ebenso aufmerksam beobachtet, wie ihr älterer Bruder. Doch wo Thorin noch leicht unsicher wirkt, ist ihr Blick voller Zuversicht auf ihn gerichtet. Er sieht Dis sanftes Lächeln, das ihm die innere Kraft verleiht, die er für diese Aufgabe benötigt, denn dass sie nicht einfach sein wird, ist auch dem gestandenen Zwergenkrieger inzwischen vollkommen klar geworden.
 

Das alte Häuschen am Dorfrand ist es noch gelinde ausgedrückt, in einem nicht besonders gutem Zustand...es muss viel getan werden, um es so zu renovieren und einzurichten, dass es gemütlich ist und demnach den Bedürfnissen einer ganzen Familie als passender Wohnsitz dienen könnte. Denn es ist ein nicht zu verachtender Unterschied ob nur eine Person dieses kleine Häuschen bewohnt oder aber mehrere. Es braucht damit zweifellos einen gemeinsamen Wohnraum, mehrere Schlafräume und Vorratsräume...sowie mindestens einen Besprechungsraum für Thorin, in dem er seinen Verpflichtungen seinem Volk gegenüber möglichst ungestört nachkommen kann und dazu auch noch eine geräumige Küche mit Platz genug für mindestens Drei.
 

Alles das gibt es dort so in der Form noch nicht...all das müssen sie dem Häuschen erst noch anpassen. Eine heiden Arbeit kommt damit auf die Männer zu, die sicherlich einige Monate in Anspruch nehmen dürfte...also vor Ende des Sommers ist mit einem Bezug nicht zu rechnen...das hat der junge Zwergenmann bereits grob im Kopf überschlagen und berechnet. Ja mindestens drei Monate werden es sein...wenn nicht sogar mehr.
 

Bis dahin dürfte das Kind seines Königs längst geboren sein, aber dieser Umstand lässt sich nun mal nicht ändern...besser ist es also, wenn sie sobald als möglich damit beginnen. Dwalin seufzt leise, als sich ihm das alles durch den Kopf schiebt...doch plötzlich vernimmt er völlig unerwartet die klare Stimme seiner Athune, die warm und zuversichtlich klingt.
 

„Dwalin ich möchte dir von ganzem Herzen meinen Dank aussprechen. Ich denke du weißt, wie sehr wir alle in deiner Schuld stehen. Deine Familie ist der deines Königs in großer Loyalität und Freundschaft innig verbunden...allein das ist längst nicht selbstverständlich. Doch du hast stets zu ihm gehalten, was auch kommen mag, in guten wie in schlechten Zeiten und nun willst du uns auch noch bei dieser Bürde helfen, das ist mehr als großzügig. Wie können wir dir dies jemals wieder aufwiegen?“
 

Lyriel verstummt..sie wirkt leicht verunsichert. Ist es doch genau das, was sich so ziemlich bei jedem von ihnen just im Augenblick als Gedanke im Kopf herum schiebt.
 

Dwalin sieht kurz zu seinem Vater, der als einziger der Ältestenrates noch bei ihnen stehen geblieben ist, dann schweift sein Blick weiter zu Lyriel, die ihn ebenso forschend anblickt. Ein spontanes Lächeln zieht sich plötzlich über sein trotz seiner Jugend ungewöhnlich markant gezeichnetes Gesicht.
 

„Das ist unnötig und das weißt du menu Athune, das schönste und für mich kostbarste Geschenk habe ich dafür bereits erhalten...eines das ich mir lange erhofft hatte, es aber bisher nie gewagt habe offen darum zu ersuchen. Mit diesen Worten strafft er sich, wobei seine Hand sich unmittelbar danach entschlossen in Richtung von Thorins jüngerer Schwester ausstreckt.
 

„Vater...ich muss dir etwas wichtiges sagen!“
 

Setzt er nur einen Augenblick später überraschend selbstsicher an, als Dis sie mit einem leisen Seufzen und einem kaum hörbaren..“hättest du damit nicht wenigstens noch ein wenig länger warten können?“ ergreift wonach sich ihr Blick ebenfalls auf den wenig überrascht wirkenden Vater des jungen Zwerges richtet.
 

Fundin lächelt nicht, doch sein Gesichtsausdruck wirkt angesichts dieser Offenbarung erstaunlich gelassen, als er ihnen folgendes darauf antwortet.
 

„Dwalin mein Sohn...ich ahnte deine Absichten, was diese eine Frau betreffen schon lange...sehr viel länger als du vielleicht glaubst. Sie steht Standesgemäß weit über dir, aus diesem Grund hatte ich angenommen, dass sie dich wohl schon deshalb nie erhören würde. Aber ich sehe ich habe mich wohl grundlegend getäuscht.
 

Meine Herrin Dis...du hast einen guten Mann zu deinem neuen Gefährten erwählt, das macht mich froh und stolz...unabhängig davon, dass er mein Sohn ist. So kann ich euch nur viel Glück und zudem gutes Gelingen euer aller Vorhaben wünschen, denn alles andere wird ohnehin erst die Zukunft zeigen.
 

Aber Durins Haus ist zäh...ich bin überzeugt, dass ihr einen Weg finden werdet...
 

etwa vierzehn Tage später...
 

Inzwischen geht es Thorin gesundheitlich wieder so gut, dass er aufstehen und sich wieder halbwegs normal bewegen kann. Die kleine Gruppe Männer um Dwalin arbeiten indessen jede freie Minute an dem kleinen Häuschen, dass Lyriel und Thorin einmal als ihrer beider neues Heim dienen soll. Doch ihr junger König dessen Kräfte noch immer schneller als er für sich wahr haben will verbraucht sind, muss sich noch schonen...ihn lassen die Männer demnach nicht alles an der schweren Arbeit tun, die anfällt.
 

Statt dessen ist er gezwungen, sich anderweitig zu beschäftigen, auch weil bald ein Ereignis bevor steht, das sein Leben und das seiner Gefährtin grundlegend verändern wird...die Geburt seines ersten Kindes. Das junge Paar bewohnt im Augenblick noch die etwas beengten Verhältnisse seiner Kammer und seines Audienzzimmers, das sie kurzerhand zu ihrem neuen Schlafquartier umgestaltet haben, schon weil es größer ist und so über mehr Platz verfügt..wenn nun noch ein Kind dazu kommt, brauchen sie ihn ohnehin dringend.
 

Es können nun nicht mehr als noch ein paar Tage sein, denn das Kind hat sich bereits in ihr Becken herab gesenkt. Lyriel spürt es an dem leichtem Ziehen, ihres inzwischen mehr als fülligen Leibes, die ersten Vorwehen zeigen es ihr demnach an…bald...bald ist es da...endlich…..
 

Die junge Mutter kann es so kaum mehr erwarten, den lästigen unförmigen Kugelbauch los zu werden. Eines Morgens kommt Dis so völlig unverhofft zu Lyriel, dessen Niederkunft nun jeder Zeit bevor stehen kann….
 

„LYRIEL komm schnell, ich möchte dir etwas zeigen. Ich denke das solltest du sehen. Komm schnell...du wirst es mir nicht glauben!“
 

Dis klare Stimme dringt vom Flur her in ihr neues Schlafquartier hinein, das die beiden Eheleute erst seit einigen Tagen bewohnen. Thorin ist im Augenblick nicht da...wo er abgeblieben ist weiß seine Gefährtin nicht. Aber wahrscheinlich macht er sich wie üblich wieder irgendwo unbeliebt...weil es ihm nicht schnell genug voran geht. Seine Ungeduld und sein großer Ehrgeiz sind sprichwörtlich für ihn...doch so ganz will seine Gesundheit da noch nicht mithalten, das ist sein Problem und das seiner Freunde, die ihn immer wieder dazu zwingen müssen sich noch zu schonen.
 

Überrascht angesichts es unerwarteten Besuchs ihrer Schwägerin steht die Heilerin mit dem dunkelroten Haarschopf rasch von ihrem Stuhl auf, auf dem sie bis eben noch gesessen hat...mit einem etwas unwilligen Maunzer springt der schwarzgraue Kater von ihrem Schoß herunter, auf dem er es sich dort bis eben noch gemütlich gemacht und ihre Streicheleinheiten in vollen Zügen genossen hat.
 

Es ist ihr kleiner Streuner, den sie inzwischen aus ihrem Haus zu sich geholt hat, der Katze gefielen die vielen fremden Männer die ständig durch das kleine Häuschen getrampelt sind nicht besonders, also hat Lyriel kurzerhand beschlossen, das dem Kater zu ersparen und ihn solange zu sich zu holen, bis sie das Haus wieder bewohnen können.
 

Thorin ist anfangs wie zu erwarten nicht sonderlich davon begeistert gewesen, ausgerechnet mit seinem „Namensvetter“ unter einem Dach zu nächtigen. Aber nachdem der Kater sich des Nächtens ein paar mal auch klammheimlich zu ihm geschlichen und sich dann bei ihm nieder gelassen hatte, wo er morgens friedlich schnurrend als Wärmekissen an seinen Füßen lag, hat sich seine Meinung erstaunlicherweise recht schnell geändert.
 

Gut er mag den Kater zwar noch immer nicht sonderlich in seinem Bett...aber immerhin verstehen sich beide „Männer“ jetzt ansonsten ganz gut. Der Gedanke daran zaubert der Heilerin ein spontanes Lächeln auf die Lippen...besonders als ihr Kater mit aufgestelltem Schwanz schnurstrax in Richtung der Türe flitzt, von wo aus er Dis Stimme eben so deutlich wie sie selbst vernommen hat. Denn Thorins Schwester hat es ihm erstaunlicherweise ebenso angetan...immer wenn er sie sieht, begrüßt er sie mit einem freundlichen Schnurren und streicht ihr um die Beine...jedenfalls im Normalfall.
 

Aber heute scheint alles anders...denn kaum taucht Dis im Türrahmen auf, sieht Lyriel bereits in ihr erhitztes Gesicht..ihre rundlichen Wangen glühen regelrecht, sie muss demnach bis zu ihr gelaufen sein. Den Kater ignoriert die resolute Zwergin diesmal standhaft, der erwartungsgemäß energisch versucht ihre Aufmerksamkeit zu erregen, indem er ihr weiter frech um die Beine herum streicht.
 

„Lass das sein Katze...wir..wir haben jetzt keine Zeit für solchen Unsinn. Lyriel nun komm schon, los worauf wartest du denn noch?“ Brummt Dis den Kater entsprechend unwillig an, wobei sie der anderen Frau mit einer hastigen Geste bedeutet, dass sie sich beeilen soll.
 

Kaum bei ihr angelangt zieht Dis die verblüffte Lyriel energisch hinter sich her...und zwar völlig unerwartet ausgerechnet in die Richtung des kleinen Schuppens, der nahe am Haus der Familie Durin steht und eigentlich zumeist nur als Abstellmöglichkeit für Feuerholz zum Heizen, diversen Gartenarbeitsgeräten und sonstiges Gerümpel genutzt wird.
 

Um so mehr staunt die Heilerin darüber, als Dis sie weiterhin entschlossen dahin bugsiert..auch weil sie sich nicht vorstellen kann, was sie da jetzt eigentlich verloren haben könnte?
 

„Halt..halt nicht so schnell..Dis..ich kann doch nicht“...keucht ihr die hochschwangere Frau dabei ebenso erschrocken, wie verwundert entgegen. Doch Dis bedeutet ihr augenblicklich, dass sie jetzt besser den Mund halten sollte.
 

„Schhhttt….sei doch still, du verrätst uns beide noch. Hör lieber zu und du wirst es verstehen Lyriel.“ Mit diesen typisch zwergisch deutlichen Worten bedeutet ihr Dis abermals energisch den Mund zu halten.
 

Bereits im selben Augenblick als sie das zu ihr sagt, kann die elbenblütige Frau ganz eindeutig den verräterischen Lärm von zielstrebigen Hammerschlägen und dem einer Säge vernehmen, lediglich durchdrungen vom ganz eindeutigen leisen Fluchen eines Mannes...und dazu ebenfalls die helle Knabenstimme eines Jungen...die sie beide nur zu gut kennt.
 

„Onkel was meinst du...wird es da drin überhaupt genügend Platz haben? Ich meine...es es sieht so klein aus…?“ Die Stimme des Jungen verstummt doch der deutlichen Zweifel der darin mitschwingt ist trotzdem nicht zu überhören. Die Antwort die darauf erfolgt kommt prompt wie ebenso entschlossen.
 

„Oh ich bin sicher, das wird es wenn ich fertig bin, das kannst du mir glauben Kili. Vertrau mir...es ist zwar die erste meines Lebens fürwahr aber ich denke, mein handwerkliches Geschick wird dafür ausreichen. Und außerdem habe ich ja einen fleißigen Gehilfen...also in dem Fall dich. Na dann kann doch eigentlich nur alles gut gehen oder was meinst du?
 

Sag Kili meinst du sie wird ihr gefallen?“
 

Hört man die Männerstimme ganz eindeutig nach außen dringen. Thorins angenehm tiefer Bariton der da gerade spricht gehört damit natürlich niemandem anderen, als dem Fürsten aller Zwerge aus Durins Hause höchstpersönlich.
 

„Was..wem Lyriel?“ Kommentiert es Kili entsprechend verwirrt in die Richtung seines Onkels.
 

„Ja sicher doch Lyriel wem sonst?“ Grollt Thorins tiefer Bariton erneut hörbar ungeduldig vor sich hin.
 

Die merklich verwirrte Lyriel, die das ganze Schauspiel indessen problemlos von ihrem Platz aus mitverfolgen kann, löchert ihre Schwägerin derweil sichtlich verwundert.
 

„I Valar...sag WAS in aller Welt wird das? Was tut er da?
 

Er ist kaum wieder ganz gesund und schon verlangt er sich körperlich alles ab...der eigensinnige Zwerg!“
 

Dis lächelt jedoch wissend und entgegnet ihr entsprechend nachsichtig.
 

„Schhtttt...wart s doch ab...ich zeige es dir, aber sei um des Schöpfers Willen leise, dass sie uns nicht hören sonst ist die Überraschung dahin und noch was halt bloß den Mund...sonst bringt er dich und mich eigenhändig um, denn er wollte partout nicht, dass ich es dir sage geschweige denn zeige. Aber das musst du einfach sehen.
 

Mein Bruder der ach so sture Eigenbrödler und dann DAS..nun los komm mit…!“
 

Erwartungsgemäß aufgeregt und nervös spähen die beiden ungebetenen Gäste schließlich einige Augenblicke später verschwörerisch lautlos durch einen der etwas größeren Bretterspalten in den kleinen Schuppen hinein. Dämmeriges Halbdunkel ist zunächst alles, was die an das Licht gewöhnten Augen der Heilerin erblicken können.
 

Aber dann dann sieht sie es doch...
 

„Ohhww...neeinnnnn...ist es...ist es etwa DAS was ich denke?“
 

Fragt sie Dis fast sofort mit einem leisen überraschten Kehllaut des Erstaunens.
 

„Hmmm genau DAS!“
 

Entgegnet ihr die Zwergenfrau daraufhin merklich amüsiert.
 

„Wie..wie lange arbeitet der denn daran schon?“
 

Lyriels Stimme klingt spürbar verblüfft aber auch angenehm überrascht.
 

Thorins Schwester lacht erneut als sie ihre Schwägerin vernimmt, die noch immer sehr verwirrt klingt.
 

„Nun nicht mehr als ein paar Tage denke ich, aber erst seit Kili ihm hilft geht es merklich voran. Weißt du Thorin ist ein hervorragender Schmied und außergewöhnlich begabt was das Bearbeiten aller Art von Metall betrifft aber solche feinsinnigen Angelegenheiten wie diese herzustellen, sind normalerweise nicht seine größte Stärke. Aber nichts desto trotz macht er seine Sache dafür erstaunlich gut.
 

Ich sage dir Lyriel mein Gemahl hat sich in der Hinsicht damals nicht sehr viel besser angestellt und auch der war an sich ein geschickter Handwerker. Aber ich denke sie wird trotzdem ganz hübsch werden...ammm was für eine Farbe hättest du denn gerne?“
 

Dis verstummt, wobei sie ihre Schwägerin jedoch genau im Auge behält die jetzt sehr entspannt wirkt.
 

Lyriel lächelt für einen Augenblick lang versonnen...“ich denke ein leuchtendes Blau oder ein dunkles Gelb so wie das der untergehenden Sonne am Abend fände ich sehr schön...wenn ich sie wählen dürfte...aber..aber wird er nicht..?“ Sagt sie schließlich etwas unsicher wobei sie die Zwergin forschend anblickt.
 

„WAS..deine Wünsche für die Wiege berücksichtigen? Ach natürlich wird er das, wenn ich es ihm sage!“
 

Kontert Dis daraufhin entsprechend nachdrücklich, wobei sie im Anschluss daran lächelt.
 

Leise lachend ziehen sich die beiden Frauen schließlich zurück, denn sie haben im Augenblick genug von gesehen, was sie sehen wollten….und überlassen einen leise aber ordentlich wütend vor sich hin fluchenden, werdenden Vater, der sich obendrein gerade eben mit voller Wucht mit dem Hammer auf den linken Daumen gedroschen hat und dessen Neffen so liebend gerne sich selbst.
 

Als sie weit genug außer Hörweite gelangt sind hält Lyriel Dis jedoch noch einmal kurz am Arm fest.
 

„Sag mir...hättest du das von ihm gedacht?“
 

Fragt sie die Zwergin leise.
 

Die lächelt sie merklich belustigt an ehe sie ihr antwortet.
 

„Nein niemals im Leben...wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, könnte ich es wahrlich nicht glauben, tja wer hätte es gedacht? Mein Bruder baut eigenhändig eine Wiege! Unglaublich aber wahrhaftig. Lyriel was hast du nur mit ihm angestellt? Verrats mir...ich erkenne meinen Bruder kaum mehr wieder.“
 

Die elbenblütige Frau lacht plötzlich...
 

"Tja weißt du ich könnte mir gut vorstellen, dass er im Augenblick sehr von seinen Gefühlen eingenommen ist, dann machen Männer schon mal die eigenartigsten Dinge und in unserem Fall ja auch einige äußerst nützliche könnte man sagen. Ich habe mich schon eine ganze Weile gefragt, wo ich es denn zum Schlafen hinlegen sollte...wenn es erst einmal da ist. Nun die Frage dürfte sich damit ja wohl erübrigt haben...und zwar im angenehmen Sinne.
 

Jetzt muss es eigentlich nur noch kommen, sein Vater scheint sich jedenfalls zumindest dem Anschein nach sehr darauf zu freuen...denn ich habe es ihm nicht aufgetragen, die Wiege zu bauen. Er hat es damit tatsächlich völlig freiwillig getan. Es sei denn, du hättest deine Hände da zufällig im Spiel gehabt liebste Dis?“
 

Lyriels Stimme verstummt wonach sie ihre Schwägerin abwartend anblickt doch diese winkt leise lachend ab.
 

„Was...ICH?
 

Mitnichten auf keinen Fall, im Leben nicht ich schwöre es dir. Ich habe den eventuellen Bedarf nach diesem doch sehr besonderen Möbelstück nicht mal ansatzweise in den Raum gestellt. Nein es war schon seine eigene Idee das zu tun. Mein Bruder ist ein gerissener und kluger Stratege, also das muss man ihm schon zugestehen, selbst in solchen an sich banalen Dingen und das obwohl er keinerlei Erfahrung darin hat was Vater zu sein im eigentlichen Sinne bedeutet.
 

Ein wenig konnte er an Kili und Fili üben...aber die beiden sind ja inzwischen um einiges älter. Ich bin demnach sehr gespannt, wie er sich anstellen wird, wenn das kleine schreiende Bündel erst einmal da ist und ihm regelmäßig den Nachtschlaf rauben wird. Aber wie ich ihn einschätze wird er auch das weit besser hinbekommen, als man ihm jetzt vielleicht zutrauen möchte"….
 

Dis sieht Lyriel für einen Moment lang forschend an.
 

„Freust du dich darauf?“
 

Ihre Frage klingt ernst.
 

Die elbische Frau blickt ihrer Schwägerin mit der selben Ernsthaftigkeit entgegen.
 

„Ja sehr...mehr als du vielleicht ahnst Dis. Es ist das Beste von uns beiden...ein Teil von uns, der uns beide aneinander bindet. Mehr noch als die Liebe zueinander...es ist gewissermaßen der lebendige Beweis unserer Liebe und unserer Verbindung...so wird es immer sein.“
 

Dis seufzt leise…
 

„Ja das dachte ich auch einmal, weißt du, ich habe ihn lange Zeit tief in meinem Inneren festgehalten, ich konnte ihn nicht gehen lassen. Kilis und Filis Vater meine ich. Oh ich habe ihn sehr geliebt...verzweifelt geliebt und als dann auch noch die unglückliche Nachricht kam, dass Vili die große Schlacht am Schattenbachtor nicht lebend überstanden hat und gefallen ist, wie mein Bruder Frerin und mein Großvater, da wollte ich am Liebsten mit ihm sterben.
 

Doch meine beiden Söhne haben mich am Leben erhalten...mir klar gemacht, was für eine große Verantwortung das ist und was das Leben von uns abverlangt. Erst da ist mir richtig klar geworden, dass die Liebe zu einem Mann niemals über der deiner Kinder stehen kann.
 

Deine Kinder liebst du bedingungslos, für sie würdest du ohne zu zögern sterben…
 

Warte nur die Zeit ab, du wirst meine Worte noch verstehen Lyriel...sehr bald schon…
 

...wenn du es erst einmal in deinen Armen gehalten hast, ist alles andere auf der Welt Nebensache, selbst der Mann der es dir verschafft hat!“
 

Die Zwergin lächelt als sie ihre deutlich größere Schwägerin anblickt.
 

Die elbische Frau sieht ihr etwas skeptisch entgegen, nickt dann jedoch zögerlich.
 

„Vielleicht hast du recht…ich..ähh“…
 

Die elbenblütige Frau verstummt augenblicklich, urplötzlich wird ihr Blick ungläubig, ihre Augen riesig. Sie blickt reichlich verwirrt nach unten auf den feuchten Fleck, der sich völlig unverhofft am Boden zwischen ihren Beinen und unaufhaltsam weiter auf ihrem Gewand ausbreitet…
 

Dis reagiert indessen sofort geistesgegenwärtig...
 

„Oh ich denke es ist soweit..es kommt!
 

Das Wasser ist eben abgegangen...na nun will es offenbar doch schneller auf diese Welt als angenommen!“
 

Erfolgt nur einen Herzschlag später der trockene Kommentar der jungen Zwergenmutter, als sie es bemerkt.

Familienzuwachs im "doppelten" Sinne

„Dis....
 

...DIS!
 

Bitte bring mich zurück ins Haus...oh ich....ich glaube du hast recht, es beginnt!
 

Es KOMMT!“
 

Lyriels ansonsten schöne dunkelgrüne Augen wirken in dem Augenblick der Erkenntnis riesenhaft in ihrem schmalen Gesicht. Angstvoll aufgerissen hängen sie an der jungen Zwergin, die sie ohne es selbst zu merken instinktiv aufgefangen hat und sie abstützt, damit sie ihr nicht noch fallen könnte...denn sie merkt, wie sich der Körper der werdenden Mutter unter ihren Händen, dem Lauf der Natur folgend zusammen krampft.
 

Die ersten Wehen kommen demnach schon...und sie kommen für eine Erstgeburt erstaunlich schnell…eindeutig zu schnell für Dis Geschmack. Was bedeutet, dass sie sofortigen Handlungsbedarf sieht und die schwangere Frau schleunigst von dort weg schaffen sollte.
 

„Na der kleine Durin hat es aber verflixt eilig, das Licht der Welt zu erblicken, er ist ja noch schneller als Fili und der konnte es schon kaum abwarten, endlich aus mir heraus zu kommen.“
 

Murmelt Dis verblüfft vor sich hin, als sie die wie zu erwarten völlig verunsicherte Lyriel zur gleichen Zeit vorsichtig zum Haus zurück zu bugsieren versucht. Was allerdings weit schwerer ist als gedacht, denn ihre halbelbische Schwägerin, deren erstes Kind es sein wird, das sich ausgerechnet jetzt in den Kopf gesetzt hat auf die Welt zu kommen, hört ihr im Augenblick nämlich überhaupt nicht zu. Ihre Hände pressen sich anstatt dessen schmerzhaft verkrampft und intuitiv Schutz suchend auf ihre Bauchdecke.
 

„Ohh Dis...es..es tut so wehhhh…....ich..ich wusste ja nicht, dass es so schmerzhaft sein würde…?!“
 

Keucht die hochschwangere Frau entsetzt, als ihr in aller Klarheit bewusst wird, was da auf sie zukommt. Thorins jüngere Schwester lächelt indessen schwach, ehe sie ihr darauf antwortet.
 

"Oohh meine Liebe, wenn du nur wüsstest...das ist noch gar nichts, das ist lediglich der Anfang. Wenn die Presswehen erst einsetzen, ist es in etwa ein Gefühl, als schnitten sie es dir mit Messern aus dem Leib."
 

Dis Kommentar ist im Augenblick nicht eben hilfreich für die verängstigte Erstgebärende, worauf Lyriel sie entsprechend erschrocken anstarrt.
 

„Wird es..wirklich so schlimm werden?“
 

Hört sie ihre Schwägerin nur einen Moment später leise in ihre Richtung keuchen. Indem schüttelt Dis rasch den Kopf, auch weil sie sieht unter wie viel gefühlsmäßigem Druck die werdende Mutter momentan steht.
 

„Nein nur beim ersten Mal...aber ich versichere dir, dass du es sofort vergessen wirst, wenn es erst da ist. Die Freude darüber lässt dich all den Schmerz, den du dafür erdulden musstest ertragen und er wird fast sofort verblassen.
 

Also mach dir keine Sorgen, das wird schon...es fragt einen sowieso nicht danach..es ist da rein gekommen, also kommt es da auch wieder heraus. Das ist nun mal der Lauf der Natur. Warum sollte es dir also besser ergehen als einer jeder anderen Frau? Und die Kerle wissen nicht einmal im Ansatz, was wir in diesen Stunden alles erdulden müssen. Die jammern ja schon, wenn sie sich mit dem Hammer versehentlich auf den Daumen gedroschen haben. Wüssten unsere Männer, was wir für Schmerzen aushalten können und müssen, so hätten sie in mancherlei Hinsicht vielleicht etwas mehr Hochachtung vor uns Weibervolk...
 

So und jetzt komm...komm...das wird gleich besser...wenn die Wehe etwas nachlässt. Komm ich bringe dich zurück...aber langsam, ganz langsam, du darfst dich jetzt nicht zu sehr anstrengen. Sonst erlahmen deine Kräfte noch bevor es richtig los geht. Dieses Kind wird dir meiner Erfahrung nach wohl kräftemäßig sowie körperlich alles abverlangen Lyriel, aber du schaffst das...ich weiß es...so und nun komm, ich bringe dich ins Haus.“
 

Indem dreht sie sich halb in Richtung des kleinen Abstellschuppens um, von dem die beiden Frauen in der Zwischenzeit noch immer nicht all zu weit fort gekommen sind.
 

„THORIN...KOMM UND HILF MIR, DEIN WEIB INS HAUS ZU SCHAFFEN. ICH BRAUCHE DICH….UND ZWAR JETZT SOFORT!“
 

Dis kräftige Stimme tönt im selben Moment, als sie Lyriel ansatzweise beruhigt hat, bereits zum Schuppen hinüber und zwar in unüberhörbarer Lautstärke. Man hört so nur wie ein Hammer, der bis eben noch in Gebrauch war, schlagartig mit einem ordentlichen Krachen auf die dafür vorgesehene Arbeitsunterlage fällt. Den Bruchteil von Sekunden später ist der werdende Vater da, inklusive seines jüngsten Neffen im Nacken, der ihm quasi auf dem Fuß folgt und angesichts dem heftigen Keuchen und dem schmerzverzerrten Gesicht der Heilerin reichlich bestürzt und entsprechend verunsichert drein schaut.
 

Vermutlich auch, da Kili noch nicht so wirklich viel damit anfangen kann...was es im eigentlichen Sinne bedeutet, wenn ein Kind auf die Welt kommt. Es ist immerhin das Erste in seiner Familie, bei dem er es selbst sehen wird.
 

„Dis, Lyriel sagt was ist denn geschehen? Ist...sie..ist sie etwa gestürzt?“
 

Fragt Thorin beide Frauen sichtbar erschrocken und besorgt, als er unmittelbar vor den beiden Frauen auftaucht. Aber noch bevor Dis überhaupt die Zeit hat, um auf seine Frage reagieren zu können, ist er bereits bei Lyriel angelangt und hebt seine Gefährtin sofort fürsorglich und äußerst vorsichtig hoch auf seine Arme….wenn auch mit einiger Mühe.
 

Er schafft es gerade so sie zu stemmen, aber auch wenn seine Kräfte noch nicht wieder ganz so zurück gekehrt sind, wie gewünscht, bekommt er sein Weib also schon noch eigenhändig zurück ins Haus geschafft, wo sie im Augenblick eindeutig hingehört. Dabei wandert sein Blick ebenso ratlos wie hilfesuchend zu beiden Frauen hin, zuerst jedoch zu seiner Schwester, woraufhin die endlich entsprechend reagiert.
 

„NEIN...aber DU wirst Vater...und zwar JETZT!
 

Das ist passiert...mein lieber Bruder! Das Wasser ist eben abgegangen...ein untrügliches Zeichen, dass die Geburt unmittelbar bevor steht!“
 

Entgegnet ihm Dis damit erwartungsgemäß trocken, während Lyriel ihm leise vor Schmerz keuchend die Arme um den Hals legt und sich dabei erschöpft an ihn lehnt.
 

„Entschuldige, dass sich dir solche Mühe mache menu Taerin (mein Geliebter) aber ich glaube, dass ab heute alles anders sein wird, als wir beide es bisher gewohnt waren. Dein Sohn...er will wie es aussieht endlich heraus und auf diese Welt kommen.“
 

Hört er sie ihm dabei leise entgegen flüstern.
 

Thorin sieht seiner Gefährtin einen lang Moment forschend ins sichtbar gerötete Gesicht, ehe er sich kurz strafft um ihr dann darauf zu antworten.
 

„Ja das fürchte ich auch..Shazra...(verdammt) dabei bin ich doch noch gar nicht ganz fertig damit!“
 

Lyriel lächelt ihm unter Schmerzen entgegen.
 

„Was etwa mit der Wiege? Ach das ist halb so schlimm...das wird schon noch, ich vertraue deinem handwerklichen Geschick vollkommen Liebster.“
 

Thorin sieht sie während dessen sichtlich verblüfft an.
 

„Ahh wa...du..du hast es schon gewusst? Aber wie...und..und wer?“
 

Sein Gesicht wirkt ratlos, doch als er einen raschen, sowie verstohlenen Seitenblick seiner merklich besorgten Schwester auffängt, dämmert ihm langsam woher seine Gemahlin wusste, weshalb er sich seit Tagen schon die meiste Zeit im Schuppen aufgehalten hat.
 

„Ohhh DIS..warum konntest du nicht wenigstens einmal den Mund halten, ich wollte sie damit doch überraschen, es sollte ein Geschenk für Lyriel und..und unser Kind sein.“
 

Thorin verstummt er klingt angesichts dessen nicht gerade begeistert...auch seinem Gesicht sieht man die Enttäuschung darüber deutlich an. Doch dann fängt er sich, denn eigentlich gibt es jetzt weit wichtigere Sorgen als diese und auch Lyriel versucht vorsichtig einzulenken.
 

„Sei ihr und mir nicht böse mein König. Ich weiß es ja eigentlich erst, seit Dis es mir vor nicht mehr als ein paar Minuten gezeigt hat. Bisher hatte sie mir wirklich nichts verraten. Aber jetzt konnte sie es wohl einfach nicht mehr länger für sich behalten. Oh Thorin ich bin sehr sehr stolz auf dich, weißt du das? Es ist eine ganz wunderbare Idee eine Wiege zu bauen...für deinen Sohn. Aber weshalb bist du eigentlich so sicher, dass es ein Junge werden wird? Ich meine, es weiß niemand von uns was es sein wird….wie kommst du also auf diesen Gedanken?“
 

Thorin seufzt leise, wobei er sich im Gegenzug langsam mit ihr in Richtung des Hauses in Bewegung setzt und sie somit kurzerhand zurück trägt.
 

"Ach ich weiß es einfach...ich kann dir nicht sagen weshalb, aber ich bin mir sicher, dass es ein Junge sein wird.“
 

Lyriel lächelt ihn an...“oh dann hoffe ich mal, dass du nicht allzu enttäuscht sein wirst, wenn dem nicht der Fall wäre.“ Setzt sie noch an, doch dann wird sie erneut von der nächsten Wehe erfasst...und wieder gleitet die freie Hand reflexartig an ihre Körpermitte, wo sie sich unter ihrer Hand krampfartig zusammen zieht...“uhhhh bitte...bring mich hinein schnell, es wird schlimmer“...keucht sie ihrem Gefährten dabei angstvoll entgegen.
 

Thorin geht augenblicklich in den Laufschritt über...allerdings nicht zu schnell, denn er möchte nicht riskieren am Ende noch mit ihr zu stürzen. Keiner der drei spricht mehr sonderlich viel...alle sind bestrebt, die Schwangere jetzt schnellstens hinein ins Haus zu schaffen. Lyriel spürt den Schmerz indessen wie eine Welle anschwellen und auch wieder abebben...wenige Minuten später sind sie in ihrem momentanen Heim angelangt.
 

Kaum drinnen angekommen übernimmt Dis sofort wie zu erwarten das Regiment, als erfahrene Mutter von zwei Kindern, weiß sie ohnehin am Besten was zu tun ist.
 

Der junge Zwergenmann hält Lyriel derweil immer noch in seinen Armen und sie merkt, dass er nicht recht weiß, wo er nun mit seiner Gefährtin hin soll. Seine Schwester gibt ihm demnach kurzerhand die gewünschte Hilfestellung.
 

„Thorin hör mir zu, bring Lyriel besser in die Küche...und frag jetzt nicht, tu s einfach...bitte! Ich denke auf dem Küchentisch oder noch besser auf einem der Stühle, wird sie sich mit dem Gebären wesentlich leichter tun als im Bett. Im Liegen ist es aus meiner Erfahrung weitaus schwieriger!“
 

„ABER…ICH..?“
 

Will er noch ansetzen, doch ein gestrenger Blick und ein kurzes...
 

„MACH WAS ICH DIR GESAGT HABE GAROSCHO!“
 

Seiner Schwester genügt...und der Zwergenfürst eilt im Laufschritt mit seiner mittlerweile vor Schmerzen stöhnenden Gemahlin in Richtung der kleinen aber gemütlichen Wohnküche des Hauses und auch Dis bleibt derweil nicht untätig.
 

„FILI...FILI WO BIST DU, ICH BRAUCHE DICH...JETZT!“
 

Dröhnt ihre markante Stimme nur eine Sekunde später durchs ganze Haus. Kaum ist sie verstummt, erscheint der junge Zwerg nach dem sie gerufen hat, merklich erschrocken auf der Bildfläche.
 

„Aber Amad (Mama) was ist los, ich war gerade noch…?“
 

Will Fili erklärend ansetzen, doch Dis unterbricht ihn mit einem ungeduldigen Knurren.
 

„Schwätz nicht lange, ich will gar nicht wissen was du gemacht hast Fili. Ich brauche drei oder nein besser noch vier frische Bettlaken und saubere Tücher. Die sind in meiner Kammer in der Beistellkommode, unterste Schublade...hol sie mir her...sofort...und zwar alle, die du dort finden kannst. Hast du mich verstanden?“ Der junge Zwerg mit dem Weizen blonden Haarschopf fragt nicht lange nach, weshalb sie das von ihm verlangt, denn er ahnt in etwa was geschehen ist.
 

„Mach ich, kommt sofort….bin gleich da Amad!“ Noch als die Worte seinen Mund verlassen, macht er auf dem Absatz kehrt und eilt in die Schlafkammer seiner Mutter um das Gewünschte zu holen. Indessen folgt Dis Thorin direkt auf dem Fuß. Wenig später sind sie beide in der Küche angelangt…
 

„Setz sie besser erst einmal auf die Bank und gib so lange auf sie acht, bis ich soweit bin. Ich werde in der Zwischenzeit das Wasser abkochen und mich waschen...uhhh Mahal sei Dank, hatte ich bevor wir hinaus gegangen sind den Ofen nochmal neu angefeuert, beinahe als hätte ich es geahnt. Ich denke es wird nicht lange dauern bis das Wasser kocht.“
 

Dis dreht sich kurz zu den beiden um, um sich zu vergewissern, dass alles so verläuft wie sie es möchte. Thorin hat tatsächlich getan, was sie ihm angeschafft hat und seine Gemahlin, die im Moment sehr blass um die Nase wirkt vorsorglich auf die Bank bugsiert...er hält sie im Arm und versucht sie selbst spürbar verunsichert und entsprechend linkisch aufzumuntern.
 

„Das wird schon, du schaffst das...ich weiß es." Sagt er leise zu ihr, womit er sie zu trösten versucht.
 

Lyriel lächelt sichtlich gequält, denn die nächste Wehe schüttelt sie ganz ordentlich durch, die inzwischen in immer kürzeren Abständen aufeinander folgen.
 

„Na du hast vielleicht leicht reden Liebster, du musst es dir ja nicht aus dem Leib heraus pressen sondern ich...aber es ist trotzdem schön, dass du mir Mut zu machen versuchst, denn ich habe tatsächlich Angst...verstehst du mich? Ich habe große Angst, dass ich es nicht schaffen könnte. Ich meine, es sind schon genügend Frauen bei Geburten gestorben...und ich..ich will nicht….?!“
 

Lyriel gibt einen kurzen aber hörbar verängstigten Stoßseufzer von sich, verstummt dann jedoch unwillkürlich, als sie seinen Blick auffängt, denn er sieht sie plötzlich ungewöhnlich streng an, ehe er ihr entsprechendes darauf entgegnet.
 

„Hör auf damit so etwas zu sagen...das wirst du nicht...es wird alles gut gehen! Vertrau ihr, Dis weiß genau was zu tun ist. Es ist schließlich nicht ihre erste Geburt...weiß der Schöpfer ist es das nicht.
 

Und noch etwas vertrau MIR...ich werde dich nicht allein lassen, wenn du es möchtest…?!“
 

Indem kommt er in seinen Ausführungen an sie nicht mehr weiter, denn Fili taucht im selben Augenblick mit den gewünschten Laken und sauberen Tüchern in der Küchentüre auf..er wirkt kurz verwirrt aber auch überraschend erwachsen.
 

„Hier Onkel, ich habe die Tücher, die Mutter wollte". Sagt der junge Zwerg leise wobei sich ein etwas verlegenes Lächeln auf seine beinahe erwachsenen Züge schiebt.
 

Dis sieht nicht auf sie ist derweil noch vollkommn mit dem Zusammensuchen ihrer Heilkräuter und dem Abkochen des Wassers beschäftigt, antwortet ihm dann aber doch anstatt Thorins Stelle…
 

„Danke mein Sohn, ich wusste dass auf dich verlass ist. Bitte geh jetzt und sieh nach deinem Bruder. Ich glaube er ist ein wenig durcheinander. Bleib solange bei ihm, bis ich euch hole..und noch etwas, was auch immer geschehen mag. Hier kommt im Augenblick niemand in diese Küche hinein, ganz gleich wer es ist...noch wie sehr sie sich die Lunge aus dem Hals schreien mag, wenn es los geht!
 

NIEMAND!
 

Hast du mich verstanden? Außer ich lasse extra nach jemandem schicken...ansonsten will ich niemanden sehen, schon gar nicht irgend ein ungeschickt tappiges Mannsbild...egal welches und ganz gleich wie alt! Ich verlasse mich auf dich.“
 

Fili seufzt leise, wobei er seinem Onkel die Laken samt Tücher entschlossen in die freie Hand drückt, der im Augenblick ganz überraschend um einiges gefasster als sein Neffe erscheint.
 

„Natürlich Mutter ich habe verstanden und werde versuchen es einzuhalten und niemanden herein zu lassen...ich gehe dann jetzt besser...mal sehen wo Kili abgeblieben ist.“ Kommt somit erwatrungsgemäß als Antwort von ihm.
 

Dis dreht sich kurz zu ihm hin...“gut mach das und noch etwas, ich zähle auf dich mein Sohn..lass niemanden herein!“
 

Fili nickt kurz, dann geht er leise hinaus und schließt die Türe hinter sich...nur wenige Augenblicke später ist Dis ebenfalls soweit...sie hat sich das heiße Wasser, die sauberen Tücher, ihre benötigten Heilkräuter alle bereit gelegt und sich ihre Hände, sowie Arme sauber mit Seife abgewaschen, alles liegt bereit....
 

bliebe da also nur noch eines zu tun…
 

„Ich bin fertig! Danke Garoscho und nun geh...geh und warte solange draußen, bis ich dich rufe. Das ist jetzt Frauensache, du hast deinen Teil getan, ab hier kannst du es getrost mir überlassen, ich werde gut für sie sorgen.“
 

Hält Dis ihren älteren Bruder nachdrücklich entschlossen entgegen, wo Thorin noch immer neben Lyriel sitzt und sie beschützend im Arm hält. Doch es kommt anders, als von ihr erwartet.
 

"Ähh Was? NEIN...das werde ich nicht tun...ich will bei ihr bleiben!“ Ist der überraschende Protest von ihm somit prompt und völlig unerwartet, so dass Dis zunächst gar nicht weiß, was sie ihm darauf sagen soll.
 

„Thorin aber..das...das gehört sich nicht. Es..es ist nicht schicklich für ähhmmm einen Mann verstehst du?“
 

Versucht sie ihn schließlich und endlich mit diesem zugegebenermaßen etwas dürftigen Argument los zu werden. Auch da sie der Meinung ist, dass ER bei aller Liebe hierbei nun wirklich nichts verloren hat. Doch Thorin lässt sich offensichtlich nicht so leicht abschütteln und macht seinem ausgemachten Sturkopf wieder einmal alle Ehre, indem er Dis durchdringend entgegen blickt und dann der merklich trockene Kommentar von ihm erfolgt.
 

„Und ich sage dir, dass ich es durchaus schicklich finde, wenn ich dabei sein will, wenn MEIN Kind geboren wird. Wir haben es gemeinsam begonnen, wir stehen es gemeinsam durch! Ich will dabei sein...Shazra es ist MEIN Kind und IHR Kind und ICH bin der Anführer dieser Gemeinschaft, also entscheide ich das Garoscha und niemand sonst!“
 

ICH WERDE JETZT GANZ SICHER NICHT GEHEN...es sei denn Lyriel besteht darauf!“

Eine (seltene) Überraschung

Thorins tiefer angenehmer Bariton setzt sich durch, als er das zu seiner Schwester sagt, wobei er sie weiterhin durchdringend und wenig Kompromiss freudig mit einem strengen Blick seiner dunklen blauen Augen fixiert. Die seufzt indessen leise und will schon ansetzen ihn darauf etwas entsprechendes zu erwidern, da wird sie mit einem mal hastig von ihrer Schwägerin unterbrochen.
 

Lyriel klingt zwar erschöpft...aber dennoch ungewöhnlich nachdrücklich, als sie damit den beiden das Wort aus dem Mund nimmt.
 

„Nein..Dis, ich will dass er bleibt bitte...schick ihn nicht fort! Thorin ist mein Gefährte und der Vater, ich denke er hat ein Anrecht wie kein anderer Mann darauf dabei zu sein, wenn er es wünscht. Es fragt ihn und mich sowieso nicht mehr lange danach, ich fürchte es will aus mir heraus...ich kann es spüren…
 

Beide Geschwister sehen es ihr an, die elbenblütige Frau ist inzwischen schweißgebadet...indem macht Dis nicht mehr lange herum mit irgendwelchen unnützen Diskussionen, die ohnehin zu nichts führen werden, als dass Thorin seinen ausgemachten Dickschädel am Ende doch gegen ihren durchsetzen wird.
 

„Na schön...dann hilf mir wenigstens, wenn du es schon nicht lassen kannst, aber ich sage dir schön wird es nicht Garoscho. Eine Geburt ist etwas sehr ernstes und dein Weib kann zudem viel Blut verlieren, wenn das Kind ungünstig liegen sollte...aber das glaube ich nicht...wir werden sehen.
 

Was ist hilfst du mir jetzt?“
 

Thorin sieht zunächst Dis und dann Lyriel an, die sich ihrerseits kraftlos an ihn klammert...beide Frauen wirken dennoch seltsam entschlossen...indem nickt er.
 

„Sicher was soll ich tun?“ fragt er seine Schwester einen Moment später ungewöhnlich leise. Die sieht ihn an und lächelt plötzlich.
 

„Ihr die Hand halten, denn die wird sie zweifellos brauchen...wenn die Presswehen erst einsetzen werden. Bis dahin kannst du mir helfen es ihr so angenehm wie möglich zu machen. Alles was stört muss herunter, von ihr. Lyriels Körper braucht die Kraft und es darf sie dabei nichts einengen….das Übergewand und die Tunika müssen wir ihr ausziehen. Es darf nichts zurück bleiben bis auf ihr Untergewand…hast du das verstanden?“
 

Thorin sieht indessen zu seiner Gefährtin hin, die ihm mit einem kurzen erschöpften Nicken anzeigt, dass sie einverstanden ist.
 

„Habe ich, gut dann lass uns anfangen Dis.“
 

Mit diesen Worten macht er sich kurzerhand und vergleichsweise geschickt daran Lyriel die Schlaufen und Kordeln der Übergewänder zu öffnen, um sie ihr dann mit überraschend geübter Hand abzustreifen...sie sieht ihm dabei zu und versucht ihm so gut es eben geht zu helfen..bis ihr ganzer Körper unter der nächsten, jetzt in immer kürzeren Abständen folgenden Wehe krampfartig und schmerzlich zusammenzuckt und sie sich reflexartig heftig an ihn klammert. Ihre Lippen zittern...er sieht es der Schmerz muss fürchterlich sein. Thorin verhält kurz in dem was er tut und sieht sie mit sorgenvollem und für ihn ungewohnt sanftem Ausdruck in seinem noch so jung wirkenden Gesicht an.
 

"Geht..geht es dir gut?" Fragt er sie fast sofort danach leise und seltsam weichem Tonfall in der Stimme die jetzt sehr rau klingt. Lyriel lächelt ihm daraufhin etwas verhalten entgegen, es fällt ihr schwer, er bemerkt es sofort. "Ohhww...der Schmerz ist furchtbar aber ich werde es schon durchstehen. Mach dir keine Sorgen, ich schaffe das und ich bin ja nicht allein..du bist bei mir, das ist das Wichtigste Thaerin." Entgegnet sie ihm im Anschluss daran sanft.
 

Ja es bleibt bleibt ihr sogar noch die Zeit, um einen kurzen Scherz mit ihm zu machen, der es wenigstens etwas aufzulockern soll, denn die Anspannung im Raum ist allen Erwachsenen die sich zur Zeit darin aufhalten spürbar anzumerken.
 

„Sag mir so hast du dir das mit dem entblättern deiner Gefährtin sicher nicht ganz vorgestellt oder Liebster?“
 

Ihre Stimme klingt brüchig aber auch unüberhörbar belustigt, angesichts der skurrilen Situation in der sie sich beide gerade befinden. Thorin stutzt für einen Augenblick lang tatsächlich sichtlich verwirrt, doch dann kann sie ihn plötzlich leise lachen hören…
 

„Na so nun wirklich nicht, da hast du zweifellos recht...ich hatte mir das schon etwas weniger anspruchsvoll vorgestellt..und vor allem ohne Zuschauer.“ Sagt er schließlich überraschend trocken zu ihr, es klingt ebenfalls belustigt.
 

Die werdende Mutter muss spontan lachen, als sie ihn das sagen hört...es entspannt sie, wenn auch nur für einen Augenblick bis zur nächsten Wehe. So geht das eine ganze Weile, bis die Abstände immer kürzer werden.
 

Lyriels schmerzvolles Stöhnen füllt den gesamten Raum, ihr Gefährte bekommt es angesichts dieser von der Natur gewollten Quälerei langsam mit der Furcht zu tun...denn er sieht, wie ihr langes Haar in feuchten Strähnen in ihre schweißnasse Stirn fällt und er spürt ihren Schmerz beinahe am eigenen Leib, den jede Wehe an ihrem Körper hinterlässt...heftig von ihnen durchgeschüttelt und sich verzweifelt an ihn klammernd um nicht haltlos den Schmerz aus sich heraus zu schreien…gibt er ihr in diesen wenigen Stunden die Kraft, die sie braucht um es zu überstehen...
 

...und dann ist es so weit, das Kind will endlich kommen…
 

Dis reagiert geistesgegenwärtig mit der ruhigen Hand ein Mutter, die ebenfalls schon zwei Kinder entbunden hat.
 

„Schnell jetzt Thorin, hilf mir sie festzuhalten! Ich glaube es ist soweit...es kommt!“
 

Die resolute Zwergenmutter schiebt ihm die stöhnende und vor Schmerzen schreiende Frau regelrecht in die Arme, damit er sie mit seinem Körper abstützen kann…
 

„Lyriel und du geh runter in die Hocke, so hast du es leichter wenn es kommt!“ Knurrt ihr die Zwergin während dessen in einem Befehlston der keine Widerrede duldet entgegen. Die elbische Frau nickt schwach, als Zeichen, dass sie die Zwergin verstanden hat….sie wirkt beinahe wie in Trance...ihr Blick ist leer und geht regelrecht durch Thorins Schwester hindurch. Dis hebt derweil ohne weiter abzuwarten das Untergewand an und tastet mit geübter Hand ob sich der Geburtskanal bereits genug geweitet hat...an der Zeit wäre es jedenfalls...denn das geht jetzt schon seit beinahe vier Stunden so....
 

Aber nur einen Moment später zieht sie ihre Hand mit einem zufriedenen Brummen zurück, nicht im mindesten auf das helle rote Blut achtend, das ihr dabei über die Hand läuft.
 

„Es ist soweit…lange kann es jetzt nicht mehr dauern.“ Sagt sie schließlich mit einem zufriedenen Nicken zu ihrem Bruder...das jedoch urplötzlich von einem heftigen Stöhnen ihrer Schwägerin unterbrochen wird.
 

...es..es kooommmttt...ich spüre es…!“
 

Lyriels Augen werden fast sofort riesig, als sie selbst wahr nimmt, was ihr Körper da an einem Naturwunder vollbringt...
 

„Gut, dann musst du pressen und zwar mit der Wehe...verstehst du? Lyriel versuch nicht dagegen zu arbeiten immer mit der Wehe…und jetzt tu was ich dir gesagt habe!“ Hält ihr Thorins Schwester in betonter Ruhe entgegen, um sie nicht noch mehr zu verunsichern.
 

Der verwirrte Vater fühlt sich in diesem Augenblick an sich tatsächlich völlig fehl am Platze als er spürt wie seine Gefährtin sich regelrecht an ihm festkrallt..ja wie ihre Finger sich schmerzhaft in seine Oberarme graben...und ihr nahezu unmenschliches Schreien das neue Leben geradewegs aus sich heraus zwingt.
 

Einmal noch krampft sich ihr Körper zusammen, einmal noch muss er sich selbst mit aller Kraft dagegen stemmen, damit sie ihn und sich selbst nicht mit der starken Wehe umreißt die das Kind aus ihrem Körper drängt..
 

dann...kann er es hören...
 

„Lyriel halt durch es kommt, es ist gleich überstanden, ich kann es schon fühlen...es..es ist da!“
 

Dis hält die junge Mutter mit geübten Händen fest, ihre Hände zittern als sie es spüren kann, warm weich und feucht...so klein ist es, als es nur Sekunden danach in ihre Hände gleitet.
 

Die junge Zwergin ist Tränenüberströmt als sich sich aufrichtet..das neue Leben, es schreit in ihren Händen derweil wie am Spieß der Welt entgegen, in die es eben so unsanft entlassen worden ist.
 

„Es..es ist ein Knabe! Sieh nur Garoscho einen Sohn...du hast wirklich einen Sohn!“
 

Können beide frisch gebackenen Eltern sie ganz plötzlich beinahe schon andächtig flüstern hören. Indem richtet sie sich auf und legt es der inzwischen erschöpft zu Boden gesunkenen Mutter vorsichtig auf den Bauch, die es lachend und zugleich vor Glück weinend ansieht.
 

„Mein Sohn..mein Sohn. Thorin sieh nur..es ist ein Junge...wirklich wie du es vermutet hast!“
 

Keucht sie dabei überglücklich von allen mütterlichen Hormonen geflutet die es nur geben kann...der junge Zwergenmann kniet neben ihr nieder und gibt ihr einen zärtlichen Kuss auf die verschwitzte Stirn.
 

„Wahrhaftig und er ist wunderschön..so wie du...menu Taerin!“ Sagt er fast sofort danach leise zu ihr woraufhin er sie ihm überglücklich entgegen lächeln sehen kann.
 

Dis richtet sich derweil langsam auf.
 

„So jetzt fehlt eigentlich nur noch die Nabelschnur zu trennen und die Nachgeburt, dann dürfte es an sich überstanden sein.“ Sagt sie mit einem sichtlich erleichterten Seufzer und ebenfalls spürbar ergriffen angesichts des Wunders dessen sie beiwohnen durfte obwohl sie es selbst bereits zwei mal erlebt hat.
 

Doch plötzlich hört sie ihre Schwägerin abermals heftig und schmerzvoll aufstöhnen.
 

Alarmiert dreht sie sich zu ihr um…
 

..“was ist?“ Fragt Dis sie erschrocken.
 

„Ohh ich..ich weiß nicht...es..es fühlt sich an als..als wollte da noch eins aus mir raus?!“
 

Die Augen der Halbelbin sind riesig und verstört auf sie gerichtet...als sie das von sich gibt.
 

„WAS? Das kann nicht sein...nicht noch ein Zweites, das ist unmöglich...das gibt es nicht!“
 

Die verwirrte Zwergin kniet sich hastig vor sie hin..doch dann schlägt sie die noch immer blutüberströmten Hände unvermittelt vor ihr Gesicht.
 

„Mahal sie..sie hat recht...es..es kommt tatsächlich noch eins!“
 

Thorin schluckt unvermittelt und sehr hart, als er seine jüngere Schwester das aussprechen hört.
 

„Äähh w..was..wirklich etwa noch eins...wie..wie geht das denn?“ Fährt ihm fast sofort danach ebenfalls entsprechend verblüfft heraus.
 

Indem nickt seine Schwester ungerührt.
 

„Es stimmt, es ist nicht zu fassen es sind offenbar Zwillinge...sag mir mein Bruder, wann hatten wir das letzte mal eine Zwillingsgeburt in den Ered Luin?“
 

Er zuckt sichtlich ratlos und vollkommen verdattert mit den Schultern...“weiß nicht, soweit ich das sagen kann noch nie...oder?“ Kommt die Antwort schließlich etwas zögerlich über seine Lippen geflossen.
 

Dis zuckt ebenfalls kurz mit den Schultern, ehe sie ihm um einiges gefasster antwortet.
 

„Richtig noch nie...das ist zweifellos das erste mal!“
 

Weiter kommt sie jedoch nicht mehr, denn das zweite Kind kündigt sich bereits mit einer weiteren heftigen Presswehe an. Lyriels neuerlicher Schmerzensschrei der ihren Körper auf dem Boden zusammen krümmt reißt Dis unverzüglich aus ihrer verblüfften Starre heraus.
 

"Schnell jetzt es kommt schon....!" Beherzt packt sie zu…
 

Nur einen Moment später hält sie ein zweites Kind in ihren zitternden Händen..kleiner, zarter als das erstgeborene Kind ist es... dessen kleines Köpfchen von einem tiefschwarzen weichen und überraschend dichten Flaum überzogen ist..der keine weiteren Zweifel daran offen lässt, wessen Kind das sein muss...oder besser wer sein Vater ist.
 

“Es..ist ein Mädchen!“
 

Hört Thorin sie nur einen Augenblick später tonlos in die Stille hinein flüstern, die nur von Lyriells heftigem atemlosen Keuchen durchbrochen wird…
 

„Wa..ein..ein Mädchen?“ Hört Dis sie fast sofort danach verwirrt aufstöhnen, als sie ihr das Neugeborene, wie den Knaben ebenso fürsorglich sanft in die Arme legt.
 

„Ein Mädchen....!“
 

„Nicht zu fassen...also das muss man dir wirklich lassen Garoscho, halbe Geschichten sind offensichtlich nicht deine Sache!“
 

„Hmm..kann man wohl so sagen!“ Brummt der überraschte Vater indessen nicht weniger verwirrt vor sich hin, der wohl erst noch verdauen muss, was ihm da eben an doppeltem väterlichem Glück widerfahren ist.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Manu19
2016-01-17T10:45:57+00:00 17.01.2016 11:45
Hu hu,
Lyriel ist wirklich zu bedauern, erst wird sie von ihrer Liebe überfallen und dann tut er so als ob es auch noch ihre Schuld ist. Aber es trifft ihn ja auch noch und er macht sich unbewusst sorgen um sie. Na wenn der Kuss nicht dafür gesorgt hat das die beiden miteinander verbunden sind? Also mir kommt es so vor beim lesen.
Ja ja Frauen haben eine besondere Gabe, sie spüren wenn was nicht in Ordnung ist. Und ganz besonders wenn es um den einzigen Bruder geht. Dis hat gemerkt das da was ist was er ihr nicht sagen will, aber noch weiß sie nicht was er angestellt hat.
Wie wird Lyriel sich entscheiden wenn es so ist wie sie vermutet? Man nein Frau wird es sicher in den nächsten Kapitel lesen können?

So ich wünsche dir einen schönen Sonntag und eine angenehme Woche

LG Manu19
Antwort von:  Ithildin
17.01.2016 18:29
hallo,
nun ja sagen wir die beiden haben es im moment wirklich nicht leicht miteinander. thorin hat einen fehler gemacht und kann ihn nicht zugeben obwohl er emotional eigentlich ganz anders empfindet. das ist natürlich eine üble sache und auch lyriel geht es damit nicht viel besser, da sie als außenseiterin des dorfes ohnehin die schlechtere position von beiden hat.
aber da ist ja noch dis als dritte im bunde und die könnte damit so gewisse dinge zum anstoß bringen...tja einfach mal überraschen lassen. ^^
es kann nur besser werden...schlimm genug ist die momentane situation ja allemal.
in dem sinne
auch dir eine angenehme woche bis zum nächsten mal
lg ithildin
Von:  Manu19
2015-12-29T16:14:33+00:00 29.12.2015 17:14
Huhu,
bewahre mich einer vor der Sturheit der Zwergen und einem ganz besonders. Hoffe er kann es irgendwann doch noch abändern und sie können sich beide ihre Gefühle gestehen, aber hier geht es ja um Thorin und dieser hat die Sturheit aller Zwerge in sich. Nun gut nicht aller, sie ist ja auch nicht besser. Aber wenn sie immer nur Ablehnung und Häme bekommt warum bleibt sie noch da? Ist sie vielleicht Masochistisch veranlagt? Also sie wird eigentlich nur von Dis und ihren Söhnen freundlich behandelt. Das nächste zusammentreffen der beiden dürfte auch wieder sehr interessant werden.

LG Manu19
Von:  Manu19
2015-12-27T23:25:52+00:00 28.12.2015 00:25
Huhu,
wow, ich hab jetzt alles durch, ich konnte einfach nicht aufhören.
Sag mal ist Thorin noch zu retten? Wie kann er sich so verhalten? Warum erinnert er sich nicht endlich an sie? Warum sagt Dis nichts?
Wird Lyriel ihm sagen wer sie ist und das er sie eigentlich schon fast sein ganzes Leben lang kennt? wie würde er darauf reagieren?
Ich hoffe er besinnt sich wieder und merkt wer sie ist.

Ich wünsche dir einen guten Rutsch ins Jahr 2016
LG Manu19
Antwort von:  Ithildin
29.12.2015 15:42
oh hi mein erstes review hierzu...na das freut mich aber sehr. ^^
hui so viele fragen auf einmal. xd
gut ich will nur soviel dazu sagen, dass sich im laufe der geschichte sicher die eine oder andere davon beantworten wird. im moment sieht es jedenfalls nicht so gut für die beiden aus und das wird wohl auch noch eine ganze weile so bleiben...
mehr kann ich dazu nich verraten.
jedenfalls danke für die nette rückmeldung
und ebenfalls einen guten rutsch...
lg ithildin


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