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The way back to home.

von

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Kapitel 1

Titel: The way back to home.

Zusammenfassung: Atlantis ist auf der Erde. Rodney arbeitet daran seine Stadt wieder zurück zur Pegasus Galaxie zu bringen. Nur denkt nicht jeder so, wenn es um die Sicherheit der Erde geht. Also entscheidet sich Rodney ein altes Versprechen zu brechen. (Mcshep)

Disclaimer: Stargate Atlantis und seine Charaktere gehören MGM Television.

Anmerkung: SGA nach Episode 5x20 Enemy at the Gate. und SG1 und mit Crossover zu Supernatural.

 

Charaktere: SGA, SG1, Supernatural, OC
 

Pairings: John Sheppard/Rodney McKay

und mal sehen, wer noch :D

 

Kapitel 1

 

Gedankenversunken saß Rodney in der Ecke in seinem Quartier, gehüllt in Dunkelheit. Das Mondlicht verschwand hinter den aufziehenden Wolken. Um ehrlich zu sein, war er froh darüber. Wer nach ihm suchte und nur einen kurzen Blick in das Zimmer warf, würde ihn jetzt einfach übersehen.

Er seufzte leise.

Fünf Jahre.

Es war nun fünf Jahre her, dass die Expedition sich auf die Suche nach der verloren geglaubten Stadt aufmachte. Einer Stadt, die so voller Wunder und Gefahren zugleich steckte. Jeder wusste, dass es eine Reise ohne Wiederkehr sein könnte, aber es war das Abenteuer, was sie lockte. Das Wissen, das hier verborgen sein könnte.

Elizabeth hatte zuvor mit jedem Mitglied gesprochen und die freie Wahl gelassen, diesen Weg zu gehen oder ohne Bedenken abzusagen. Weiß Gott, er hatte es nie bereut in diese Stadt gekommen zu sein, egal wie schwierig oder verzweifelnd es auch war.

Fünf Jahre und nun war Atlantis auf der Erde.

Seit dem ersten Tag zurück auf der Erde gab es Delegationen und offizielle Besucher, die die zugelassenen Bereiche der Stadt mit Eskorte besichtigen konnten.

Oh ja, Rodney hatte nicht nachgegeben, als es um dieses Thema ging. Immerhin konnte man ja nicht jeden x-beliebigen Idioten, egal von wo und welcher Position er auch kam, in der Stadt frei herumlaufen lassen. Es gab immer noch Labore oder unscheinbar wirkende Räume, die sie nicht erforscht hatten. Also sollte es auch verdammt noch mal Einschränkungen geben, egal ob es sich um Generäle, IOA-Mitglieder, Präsidenten oder Wissenschaftler handelte.

Wissenschaftler, schnaufte er verstimmt und am liebsten hätte Rodney einfach nur aufgeschrien.

Jung, unerfahren, aber so selbstsicher über die Antiker Technologie aufgrund ihrer Erfahrung in Area 51 oder dem SGC, dass es bereits mehrere Zwischenfälle gab, nur weil manche ihre Arroganz über Erfahrung stellten. Glück war, dass noch keiner getötet wurde. Radek und er hatten von Anfang an beschlossen, keinen Neuling auch nur in die Nähe eines Projektes oder empfindlicher Technologie zu lassen, ohne einen erfahrenen Wissenschaftler an der Seite. Es wurde zur Grundregel Nummer Eins in den Laboren und an Konsolen und Gnade denjenigen, die sich dachten es hinter seinem Rücken anders zu machen. Drei Neulinge hatte er bereits rausgeworfen, dabei geschrien und getobt, dass selbst Soldaten stramm standen und Blick gerade aus hielten. Nur ein lebensmüder Idiot hätte Doktor McKay versucht aufzuhalten.

Und Rodney war sich sicher, Sheppard mehr als einmal gesehen zu haben, sich das Lachen zu verkneifen.

Lt. Colonel John Sheppard.

Rodney fand es immer noch unglaublich, dass er es geschafft hatte, einen solch besten Freund zu finden.

John hatte genauso viel zu tun wie er.

Neue Soldaten, deren Eingliederungen und Trainingseinheiten, Präsentationen über die Gefahren der Pegasus Galaxie. Nebenbei noch die Führungen durch die Stadt und die Gewährleistung der Sicherheit mit so vielen Besuchern.

Dann gab es neues medizinisches Personal, um die sich der neue Chefarzt kümmerte.

Carson, dachte Rodney leicht lächelnd.

Er war Carson Becketts Klon, doch Rodney weigerte sich hartnäckig es auszusprechen. Er hatte es von anderen gehört und jedes Mal hatte er den schnell unterdrückten Schmerz in den blauen Augen des Schotten gesehen. Rodney hatte am Anfang intensiv darüber nachgedacht, wie er Carson ansehen könnte ohne den Schmerz über den Tod seines alten Freundes.

Zwillinge.

Das war seine Antwort und jedes Mal, wenn er jemanden böse und beleidigend über Carson-Klon-etc. hinter dem Rücken des Doktors flüstern hörte, würde er für seinen Freund mit Worten und indirekten Drohungen und Verteidigungen einstehen, bis es jeder begriffen hatte.

Aber das brachte gleichzeitig etwas anderes in den Vordergrund.

Doktor Jennifer Keller.

Sie waren nun seit einiger Zeit ein Paar und obwohl es am Anfang so gut zu laufen schien, fühlte er sich immer unsicherer. Als Jennifer ihm sagte, dass Carson ihren Posten einnahm, damit sie sich wieder mehr um ihre eigene Forschung kümmern konnte, freute er sich über die Neuigkeiten. Es ging immerhin um Carson und auch wenn er wusste, dass Jennifer ein Genie in der Medizin war, so hatte Carson doch immer etwas an sich, was ihm Ruhe in der Panik oder im Schmerz gab. Er verstand seine Unsicherheit nicht und dieses Gefühl ließ ihn mehr und mehr zurückschrecken als glücklich und zufrieden zu sein.

Und wieder atmete er tief ein und aus.

Diesen Abend gab eine große Feier mit jeder Menge Gäste. Die Reden und Ansprachen hatten vorhin begonnen. Später im Anschluss würde es Alkohol und gutes Essen geben, Spaß und … nein, er würde jetzt nicht darüber nachdenken, wer mit wem diese Nacht „Spaß“ haben würde.

Er hatte vorhin im Labor die Zeit vergessen und musste sich zuerst noch umziehen, bevor er zur Feier konnte. Wie hatte Mr. Woolsey gesagt?

Angemessen und vorbereitet zu erscheinen?

Stattdessen saß er hier und jetzt in der dunklen Ecke seines Quartiers.

Langsam sah er zu Seite auf den Boden zu seinem zugeklappten Laptop.

Er hob den Bildschirm wieder an und das helle Licht ließ ihn hart blinzeln.

Die E-Mail von Jeannie war noch geöffnet.

Ein halbe Seite voll mit allgemeinen Dingen, wie es Madison und Kaleb ging, Neuigkeiten über eine Schulveranstaltung, sie erinnerte ihn daran, dass sie ihn zu Weihnachten bei sich sehen „werde“.

Und dann kam der letzte Abschnitt.

 

„… und Mer, du weißt doch, dass ich vor einiger Zeit beim Familientreffen war. Sei froh, dem entkommen zu sein. Wie jedes Mal wurden alle alten Geschichten aus unserer Familie rausgeholt.  Obwohl Tante Carol dieses Mal gleich mit dem Whiskey anfing und schneller als gedacht melancholische Geschichten erzählte. Ich glaube es war das erste Mal in Fünf Jahren, dass sie dabei sogar von Sarah sprach. Ansonsten war alles recht normal.

Nun denn, das waren die Neuigkeiten und Madison und Kaleb lassen dich lieb grüßen.

Deine Schwester Jeannie

P.S. Denk daran, du hast versprochen, vorbei zu kommen. Vergiss nicht, ich hab es schriftlich vor mir liegen.“

 

Sarah.

Warum musste Jeannie sie erwähnen.

Sarah.

Doch seine Schwester wusste ja gar nicht, was geschehen war.

Sarah.

Seine Gedanken rasten.

Erinnerungen kamen hoch.

Tante Carols Tochter.

Seine Cousine, zwölf Jahre jünger als er.

Bilder von ihr, wie sie ihn mit leuchtend grünen Augen amüsiert anlächelte, als er sich über eine fehlerhafte Theorie aufregte. Als sie ihm versuchte gedanklich zu folgen, wenn er die richtige Lösung fand, sich nachdenklich auf die Lippe biss und dann aufgab und mit den Schultern zuckte. Wie ihr langes braunes Haar wirsch zusammengebunden war und ihre Strähnen ins Gesicht fielen. Eine junge Frau mit Kurven, die gegenüber Fremden schüchtern und versteckend wirkte, aber seinem Sarkasmus und spitzer Zunge niemals unterlegen war. Sie war eine der wenigen, die etwas in ihm sah, was er selbst erst wirklich in Atlantis fand.

Er hatte ihr von seiner Reise erzählt, zumindest was er sich erlaubte ohne eine Verschwiegenheitserklärung zu brechen.

Ein Abenteuer, die Reise seines Lebens, eine Chance, so unglaublich und faszinierend, dass er selbst noch befürchtete, bald aufzuwecken. Sie war so stolz auf ihn und umarmte ihn, dass sie am Ende sogar zusammen auf der Stellen sprangen. Seine Freude war einfach zu ansteckend.

Dann kamen die Bilder als er sie zum letzten Mal sah, einige Tage bevor die Expedition aufbrach.

Sie lag blass im Krankenhausbett.

Es war ihr Herz.

Nichts konnte mehr getan werden.

Sie hatte nicht mehr viel Zeit.

Sie wollte niemanden dort haben, aber ihn ein letztes Mal zu sehen.

Rodney wollte sie nicht allein lassen.

Doch sie lächelte so bittersüß und er wusste, dass sie hartnäckig war und sich mit allen Mitteln durchsetzen würde.

Er küsste ihre Stirn und bevor er es sich anders überlegen konnte, nutzte er seine letzte Chance sie noch einmal glücklich zu sehen.

Verdammt seien die Regeln.

„Du hattest Recht. Es gibt sie wirklich. Die Legende, von der du so immer fasziniert warst. Sie ist dort draußen und wir haben sie gefunden. Und bald werde ich sie für dich betreten…“ und seine leise Stimme brach.

Und ihre grünen Augen strahlten noch einmal so hell wie früher, Tränen glitzerten für einen kurzen Moment, bevor die Müdigkeit sie einholte und sie wieder schlafen ließ.

Und er ging.

Er ging ohne sich noch einmal umzudrehen.

So hatte er es ihr versprochen.

Und so würde er es einhalten.

 

Diese Erinnerungen waren noch so frisch wie vor fünf Jahren.

Er drückte den Bildschirm etwas härter als gedacht hinunter, doch es war ihm egal.

Dieses Mal war er nicht in vollkommene Dunkelheit gehüllt. Sanft drang das Mondlicht durch sein Fenster und ließ das Blau seiner Augen noch intensiver werden.

Im Hintergrund hörte Rodney leisen Applaus.

Er registrierte nicht, dass es mit dem leisen Öffnen der Tür zusammenhing.

Er sah nicht die Person, die geräuschlos eingetreten war.

Erst das Geräusch, das jemand seinen Namen flüsterte, ließ ihn drei Dinge bemerken.

Er weinte, eine Hand lag schwer aber warm auf seiner Schulter und er sah direkt in fragende, besorgte, braune Augen.

John kniete vor ihm in seiner blauen Uniform.

„Rodney?“ fragte John leise, als würde ein lauter Ton Rodney verletzen können. Die blauen Augen waren so voller Schmerz, dass es John fast selbst den Atem nahm.

Rodney wollte den Blick abwenden, er wollte seine Arme verschränken und das Gedankenchaos in ihm wieder ordnen.

„Ich…ich…“

Doch seine Stimme ließ ihm im Stich und die Tränen machten es ihm schwierig zu sehen.

Ärgerlich wischte er sie weg, doch es kamen immer mehr.

Gott, er fand sich selbst erbärmlich und peinlich, hier vor John zu sitzen und zu weinen, als wäre er ein kleines Kind.

Er presste die Augen zusammen.

Vielleicht würde es ja funktionieren.

Ich sehe dich nicht und du siehst mich nicht.

Ein Moment der Stille, niemand bewegte sich, und dann zog John ihn an beiden Schultern zu sich heran.

Rodney keuchte erschrocken auf, seine Hände krallten sich überrascht in Johns blaue Jacke.

Arme umschlangen ihn und sein Kopf lehnte an Johns Hals und Schulter.

Und die Dämme brachen.

Rodney hielt sich fest, als wäre John das Rettungsseil, und wenn er loslassen würde, würde er fallen.

Sein bester Freund hielt ihn einfach nur fest.

Vergessen war das Fest.

Vergessen waren die Ansprachen, die sie beide hätten halten sollen.

Zelenka und Lorne würden für sie einspringen.

Rodney nahm nur halb wahr, wie John über das Radio mit Ronon und Teyla sprach.

Dass John bei Rodney war.

Dass sie beide nicht kommen würden.

Und dann legte John das Radio zur Seite und gab Rodney die Zeit und Sicherheit, die er brauchte.

 

 

 

 

Kapitel 2

Kapitel 2

 

Rodneys Wangen waren pink, als er es endlich geschafft hatte sich von John zu lösen und die Tränenspuren auf der blauen Uniformjacke sah. Beharrlich wich er dem Blick des Colonels aus und räusperte sich, als er nervös auf den nassen Fleck zeigte.

„Wegen…tut mir leid. Ich hätte…“ begann er.

„Ist ok.“ wies John ihn ab.

„Wir haben alle mal einen solchen Tag.“ beruhigte er Rodney.

„Aber, das... ich…“ stotterte Rodney verlegen.

„Rodney.“

John klang ermahnend und ruhig zugleich. Er lehnte sich mit angewinkelten Knie an die Wand, sodass er schräg gegenüber von dem Wissenschaftler saß und wartete ab.

Rodney überlegte fieberhaft. Er hasste es über seine Gefühle, er war einfach nicht gut darin. Entweder sagte er viel zu viel auf einmal und begann dann sich zu verhaspeln oder er schaffte es ganz einfach seinen Gegenüber schnell zu kränken oder gleich ganz zu beleidigen. Er biss sich wieder auf Lippe, ein nervöser Tick, den er nie wirklich abgelegen konnte.

Da erfüllte ein lauter Knall die Stille und ließ Rodney schreckhaft zusammenzucken und dann zum Fenster sehen.

Sie hatten mit dem Feuerwerk begonnen.

Knall auf Knall folgte und Rodney konnte schnellwechselnde leuchtende Farben in der Dunkelheit sehen.

„Solltest du nicht dort sein. Immerhin bist du der Militärische Leiter.“ murmelte Rodney ausweichend.

Doch John hob nur eine Augenbraue und sah ihn leicht amüsiert an.

„Woolsey wird uns morgen mehr als nur eine Predigt dafür halten.“ redete Rodney weiter.

„Mmh, das wird er wohl.“

Rodney kniff seine Augen etwas zusammen und zog es vor zu schmollen.

Er wusste, dass John stur genug war, die ganze Nacht hier zu sitzen und ihn mit seinen braunen Augen so lange anzusehen, bis er endlich mit dem Grund rausrücken würde, der seinen emotionalen Zusammenbruch erklären würde.

Es war lächerlich.

Oh Gott, er hatte sich weinend in die Arme seines besten Freundes gekrallt.

Rodney wusste nicht, warum er gerade heute so reagiert hatte.

Es war nicht so, dass er zuvor nie an Sarah gedacht hatte.

Sie war seine Lieblingscousine gewesen.

Er vermisste sie, aber er hatte es nie gegenüber anderen gezeigt.

Auch wenn sie kein Genie war, war sie eine gewisse Herausforderung für ihn und sie war seine kleine Cousine.

Sie hatte die Fähigkeit spielendleicht hinter die Mauern von Sarkasmus, Zynismus und Arroganz zu sehen, die er sein Leben lang um sich herum aufgebaut hatte.

„Prestige.“ sagte er laut.

„Huh?“ fragte John leise.

Und Rodney entschied sich keinen Rückzieher zu machen.

Wenn er es nicht einmal seinem besten Freund erzählen konnte, wem dann?

„In meiner Familie war es immer wichtig das Ansehen zu bewahren. Großeltern, Tanten, Onkels, meine Eltern, sie forderten Benehmen, Anstand und Gehorsam.“ zählte Rodney höhnisch auf.

Wie oft hatte er diese Worte in seiner Kindheit gehört?

„Jemand wie ich brachte ihre Ansichten so ziemlich durcheinander.“ lachte er bitter auf.

John sah ihn nachdenklich an, doch unterbrach ihn nicht.

„Ich hatte viel früher als andere Kinder angefangen zu sprechen, zu lesen, zu sagen was ich dachte. Oh, meine Mutter war so stolz am Anfang. Immerhin war ihr erstgeborener Sohn ein Genie. Es gab Pläne für geeignete Kindergärten und Grundschulen, spätere Privatschulen, für Universitäten bis hin zu den Abschlüssen, die ich nach den Ansichten meiner Familie bekommen sollte… in der Wirtschaft und Politik.“

John hob eine Augenbraue. Rodney in der Politik? Er würde die anderen Politiker in der Luft zerreißen, sie zum Weinen und sofortigen Rückzug bringen.

„Aber dann erkannten sie, dass ich zu stur war, um nach ihren Ansichten zu leben. Ich war zu rebellisch, zu sarkastisch. Sie stritten immer mehr und gaben mir die Schuld. Aber nie Jeannie. Sie war ihr kleines Mädchen, ihre Prinzessin, die auf sie hörte. Als ich dann in der sechsten Klasse das nicht funktionierende Modell einer Atombombe für den Wissenschaftswettbewerb gebaut habe und meine Eltern mich nach der Befragung der CIA abholen dürften, galt ich nun wirklich in der gesamten Familie als das schwarze Schaf… und das war noch nett ausgedrückt.“

Rodney sah nicht auf, doch er konnte Johns Blick auf sich spüren.

„Jedes Jahr treffen sich die McKays für eine Woche zum großen Wiedersehen. Als ich zwölf war, wurde Sarah geboren. Jeder wollte sie bestaunen…aber nur bis sie anfing zu weinen. Also brachte Tante Carol sie wieder hinein ins Anwesen. Ich glaube nicht, dass sie mich im Flur überhaupt wahrgenommen hatte. Sarah ließ sich absolut nicht beruhigen. Tante Carol lief hin und her, verzweifelt und müde. Ich weiß nicht, was sie sich genau oder ob sie überhaupt gedacht hatte. Einen Moment später hatte ich das Baby auf dem Arm und Tante Carol lief raus und sagte, dass sie etwas holen müsste. Und die Sirenen liefen. So klein, aber ein solches Volumen. Ich stand also allein mit einem schreienden Baby da und hatte keine Ahnung was ich tun sollte. Aber ich schwöre, ab dem Moment als ich ihren Kopf an meine Schulter lehnte, fing sie an sich zu beruhigen. Keiner konnte es verstehen. Ich erst recht nicht. Was auch dazu führte, dass meine Großmutter begann Tante Carol zu warnen, was für ein schlechter Einfluss ich auf ihre Tochter doch sein werde.“

Als Rodney sich an das Gesicht seiner Großmutter erinnerter, wie sie mit verstimmten Gesicht und hochnäsiger Stimme auf Carol einredete, musste er einfach lachen. Sie sah aus als hätte sie mehr als nur Magenschmerzen.

„Tante Carol lebte relativ nahe, also wurde ich der Babysitter. Meine Eltern verstanden es nicht. So oft wie ich mich mit Jeannie stritt? So oft wie ich ihnen das Leben „schwermachte“? Sie schickten mich übrigens deshalb auf die Highschool anstatt ihrer geliebten Privatschule. Sie dachten, es würde mich zurecht rücken. Ein Fehler ihrerseits. Mit fünfzehn machte ich meinen Abschluss und ging studieren.“

Er sah aus den Augenwinkeln wie John das Wort Babysitter lautlos sprach.

„Jaja, ich weiß, ich bin nicht gut mit Kindern.“ gab er augenrollend zu.

„Jedenfalls, Sarah war gegenüber anderen immer ruhig, schüchtern und zurückhaltend. Sie stand im Hintergrund und war höflich. Sie entsprach den Ansprüchen der Familie McKay. Das war die Seite, die sie ihnen zeigte. Aber sie konnte genauso wie ich ein Sturkopf sein. Sie ließ sich nicht gern sagen, was sie zu tun hatte. Sie versteckte es nur besser als ich. Ihre Eltern verreisten immer mehr. Sarah schaffte es mit sieben sie zu überzeugen sie bei mir zu lassen. Am Anfang war ich dagegen. Ich studierte und war viel im Labor. Wie sollte das mit einer Sechsjährigen funktionieren? Aber Sarah hatte ihren Notfall-Reisekoffer mit Büchern, Papier, Stiften, einer Decke, ein Kissen, ihrem Teddy und Snacks. Es gab schnell viele Freiwillige, die sich etwas Zeit für sie nahmen. Fragen, Rundgänge, Erklärungen. Sie sah sie einfach nur mit großen grünen Augen und niemand konnte nein sagen. Doch sie blieb immer in der Nähe, ich verlor sie nie aus dem Blick. Das war die Abmachung. Wenn Sarah mit mir war, hielt ich mich an regelmäßige Pausen und, wie sagten manche Kollegen, ach ja, nicht mehr soooooo unfair.“

Rodney lachte sanft, als er sich erinnerte.

Es war egal ob Sarah das kleine Mädchen oder der junge Teenager war, sie begleitete ihn ohne zu zögern. Sie verstand die Theorien nicht, aber sie genoss es der Diskussion zu lauschen. Sie sagte einmal, dass Wissenschaft, Entdeckungen und Streitgespräche ein Abenteuer bildeten. Das gehörte alles dazu Rätsel zu lösen, sich ins Unbekannte zu begeben, auch wenn man unsicher oder ängstlich war, aber man gab nicht auf die Lösung zu finden.

„Als ich dann nach Area 51 ging, konnte ich sie natürlich nicht mitnehmen. Die Bürokratie hätte einen Aufstand gemacht. Aber wir telefonierten viel. Ich wusste, dass sie in dieser Zeit oft in der Bibliothek oder im Park draußen war. Sie wollte nicht ständig zu Hause sein unter den Erwartungen und dem Druck oder den Streitereien ihrer Eltern. Sie hielt ihre guten Leistungen in der Privatschule und machte mit Achtzehn ihren Abschluss.“

John schmunzelte über Rodneys Stimme. Er klang wie ein stolzer Vater.

„Das war der Moment, wo sie alle überraschte. Sie wollte zuerst reisen und später auf eine Universität. Sie zog bei ihren Eltern aus und stellte alle vor vollendete Tatsachen. Sie schickte mir Briefe und Bilder. Wenn sie anrief, klang sie so glücklich und beschrieb mir den Ort an dem sie sich gerade befand. Sie hatte schon immer einen Hang jemanden mit Worten in den Bann zu ziehen, als wäre man selbst dort. Nach einem Jahr entschied sie sich Geschichte zu studieren. Sie war schon immer fasziniert von der Vergangenheit, von Legenden und den Geheimnissen im Verborgenen.“

Rodneys Stimme brach.

Er erinnerte sich wie sie ihm um den Hals fiel, als sie die Zustimmung der Universität erhielt. Er sah sie auf der Tribüne, der letzte Tag an der Universität, und sie sah in die Menge. Ihr Lächeln war breit und leuchtend als sie ihn fand. Rodney war extra aus Antarktika gekommen, um an diesem Tag bei ihr zu sein.

Und dann war Rodney wieder hier und jetzt und sah John mit einem melancholischen Lächeln an.

„Sie erzählte mir einige Zeit bevor die Expedition beginnen würde, dass sie krank war. Es war ihr Herz. Es schien ohne Grund schwächer zu werden.“

Und seine leise Stimme und sein Blick ließen John beinahe brechen.

„Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich konnte ihr nicht helfen. Wir hatten keinen Kontakt zu den Tokra. Das Goauld Heilungsgerät war beschädigt.“

Rodney fuhr sich mit den Händen übers Gesicht.

„Ich wollte sie nicht allein…allein sterben lassen. Jeder dachte, dass ich in meiner Arroganz und Selbstsucht lieber den Abend allein verbrachte, als mit Kollegen etwas zu unternehmen. Doch ich wollte zu Sarah und dann überraschte sie mich. Sie kannte nicht die Details der Expedition aber sie wusste um das große Abenteuer dahinter und das es bald schon losgehen würde. Sie bat mich um ein letztes Versprechen. Sie wollte, dass ich für uns beide gehe, aber dass ich noch ein letztes Mal kommen würde. So dass sie mir Glück wünschen kann, ich aber nicht leb wohl sagen sollte und dieses letzte Mal nicht zurücksehen werde. Am nächsten Tag sah ich sie ein letztes Mal.“

Seine Augen brannten und er musste blinzeln. John hatte ihn die ganze Zeit einfach nur sprechen lassen. Zum ersten Mal erzählte Rodney die Geschichte, die niemand kannte.

Rodney rappelte sich etwas schwerfällig auf. Die ganze Zeit auf dem Boden zu sitzen, tat seinem Rücken nicht das Beste. John, wenn auch etwas überrascht, tat es ihm gleich. Er beobachtete Rodney, als dieser zu seinem Schreibtisch ging.

Rodney zog die oberste Schublade auf und holte ein eingerahmtes Foto heraus. Das Mondlicht ließ genug erkennen.

Er war von ihrem Uniabschluss.

Rodney umarmte Sarah von der Seite und beide strahlten in die Kamera. Ihr braunes Haar fiel ihr in sanften Wellen über die Schultern. Die roten Wangen ließen ihre grünen Augen noch intensiver leuchten. Rodney sah, dass seine kleine Cousine zu einer erwachsenen, kurvigen Schönheit geworden war. Oh wie oft hatte er an diesem Abend Männer gesehen, die sie intensiver angesehen hatte. Er wollte sie beschützen, denn egal wie alt sie war, sie würde immer seine kleine Cousine bleiben.

 

John sah das Bild in Rodneys Händen. Er legte eine Hand auf Rodneys Arm.

„Sie ist wunderschön. Glücklich.“ sagte John sanft.

„Ja.“ erwiderte Rodney rau.

Und John fasste einen Entschluss.

Er zog Rodney mit ich auf das Bett.

Rodney folgte ohne Widerstand, blieb aber etwas unbequem sitzen.

Die blauen Augen sahen den Colonel überrascht und etwas unsicher an.

Noch immer hielt Rodney das Bild in den Händen, wusste nicht, wie er sich hinlegen sollte.

Immerhin lag John gerade in seinem Bett. Es war keine Mission, wo sie sich ein Zelt teilten, und sie in Schlafsäcken nebeneinander lagen.

Doch Rodney war so müde, dass seine Gedanken jetzt wirklich keine Höchstleistung mehr erbringen konnten, geschweige denn zu analysieren. Die letzten Wochen waren vollgestopft mit Besuchen, Arbeit und jeder Menge anderer Überraschungen. Sein Ausbruch heute Abend und all die Erinnerungen und das Erzählen forderten seinen Tribut.

John lag auf dem Rücken, zog Rodney am Kragen hinab, bis der Wissenschaftler seitlich neben ihm lag.

Rodney lag so dicht, dass es am bequemsten war, seinen Kopf auf die Schulter seines besten Freundes zu legen. Er zögerte kurz, doch dann tat er es einfach. Seine Hand hielt noch immer das Bild. Gemeinsam lauschten sie der Musik, die leise an ihre Ohren drang.

 

 

Kapitel 3

 

Die Sonne schien ihm direkt ins Gesicht. Das erinnerte ihn an die Vorhänge, die er sich schon seit Wochen besorgen wollte, aber immer wieder aufgeschoben hatte.  Verschlafen sah er auf seinen Wecker. Die roten Zahlen zeigten halb sechs Uhr morgens an.

Kein John neben ihm, registrierte er blinzelnd.

Wann war John gegangen?

War es ihm peinlich?

Warum dachte er jetzt sowas?

Rodney schüttelte den Kopf.

Würde die großes Rede von Fehler und so kommen?

Was für ein Fehler? dachte er panisch.

Sie hatten keinen gemacht.

Nur zwei Freunde, die für einander dagewesen waren.

Es war eindeutig Zeit, wach zu werden.

Kaffee.

Ja, das war es, was er jetzt brauchte. Dann wird alles viel klarer sein. Vor allem wenn er daran dachte, was heute noch auf dem Plan stand. Das Treffen mit Woolsey war für Vormittag angesetzt.

Dann noch die Besprechung mit einigen Wissenschaftlern über…er sollte wohl doch lieber noch einmal die E-Mail lesen, oh und Ronon.

Der Satedaner hatte ihm gedroht, dass Rodneys Training nun wieder regelmäßig stattfinden würde, nachdem Ronon wieder gesund war und Rodney diese Ausflucht nicht mehr nutzen konnte. Wie hätte er da auch nein sagen können…bei diesem Grinsen?

Also, neuer Tag, neues Glück.

 

Die Gänge waren noch relativ leer, bis auch die wenigen Leute der Frühschicht. Kein Wunder aber auch. Die Gäste wurden nach dem Feuerwerk zurück auf das Festland geflogen. Die Bewohner der Stadt tanzten, tranken und feierten bis in die Morgenstunden.

Oh ja, das würde eine Katerstimmung geben, dachte er schadenfroh. Besonders da Rodney ganz genau wusste, dass Radek mehr von seinem Selbstgebrauten dabei hatte. Obwohl sie hier auf der Erde sehr leicht an Alkohol herankamen, hatten sie sich an Radeks Gebräu gewöhnt und genossen ihn.

Gemurmelte Guten Morgen, ein paar zugenickte Grüße von anderen mehr oder weniger freiwilligen Frühaufstehern, und nach wenigen Metern war er an seinem Ziel angekommen.

Als er um die Ecke bog und sich umsah, stand er mutterseelenallein in der Cafeteria.

Nicht, dass es ihm etwas ausmachte.

Ein ruhiger Morgen, nach seiner doch etwas zu emotionalen Nacht, war genau das Richtige.

Schnellen Schrittes ging er Richtung Kaffeemaschinen, die auf der anderen Seite des Raumes standen. Das Frühstück begann erst ab sieben. Es war noch vor sechs,  als war noch keiner aus der Küche hier, aber für den Kaffee war bereits alles vorbereitet. Kein Wunder, wenn man mit Wissenschaftlern arbeitete, die zu jeder Zeit Kaffee trinken wollten.

Er drückte er den Knopf auf der ganz rechten Maschine. Die nächsten fünf Minuten kamen ihm wie eine Ewigkeit vor, als sich die Kanne mit Kaffee füllte. Doch der Geruch war einladend.

Er balancierte die fast bis zum Rand gefüllte Tasse zu einem der Tische in der Ecke und setzte sich so, dass er aus dem Fenster sehen konnte.

Genüsslich trank er einen Schluck, genoss die Ruhe und dachte sich…

„Verfluchter Mist!“ fluchte eine Stimme panisch aus der Küche.

Rodney schreckte auf und Kaffee schoss über den Rand der Tasse auf seine Finger.

Jetzt dachte er zumindest das Gleiche wie die Frau.

Ein anderer Aufschrei kam, dieses Mal erschrockener, und ein Scheppern folgte.

Rodney lief hinter den Tresen auf die Doppeltür zur Küche zu.

Er riss die Tür auf und wich einem silbernen Top aus.

Huch, das hätte ins Auge gehen können, aber immerhin machte sich Ronons Training bezahlt.

Er sah sich erschrocken um.

Kein Angreifer, keine lebensgefährliche Situation erkennbar, kein Feuer, kein Wasserschaden, nichts Ungewöhnliches.

Bis auf die südkoreanische Frau, die in der Ecke auf dem Boden neben dem Küchenschrank kniete, und ängstlich aufsah.

War das Marie, die sonst immer die Ruhe selbst blieb, egal wie panisch oder hektisch es werden konnte?

Die Krankenschwester, der John und er am meisten vertrauten, wenn sie wieder Gast auf der Krankenstation waren?

„Marie?“ fragte er überrascht.

Langsam ging er auf sie zu und machte keine schnellen Bewegungen.

„Doktor McKay?“ fragte sie zittrig und als würde sie unsicher sein, dass er hier war.

„Ja, ich bin es.“ nickte er langsam.

Er kniete sich vor sie und sah, dass sie eine geöffnete Packung Salz fest in den Händen hielt.

„Marie? Was ist passiert?“

Sie schluckte und biss sich die Lippe. Sie sah sich schnell um und dann wieder Rodney an.

Irgendetwas hatte sie erschreckt.

„Ich…ich wollte…“ begann sie überfordert.

Rodney wollte nach dem Salz greifen, es ihr abnehmen und dann hochhelfen.

Doch sobald er seine Hand ausstreckte, verfestigte sich ihr Griff um das Päckchen.

Sie atmete schneller und ihre Augen weiteten sich wieder.

„Okay, okay. Ich werde es nicht wegnehmen. Versprochen.“ besänftigte er sofort.

Es kam ihm komisch vor, aber er ließ ihr das Salz.

Es wurde still.

Rodney wusste nicht, was er sagen sollte.

Sie atmete ein und aus, um sich zu beruhigen, also ließ er ihr die Zeit.

Er lehnte sich an den Schrank und wusste nicht, was er sagen sollte.

Er war nicht gut darin, Frauen zu beruhigen.

Himmel, überhaupt andere zu beruhigen.

Er kam gut damit klar in Panik auszubrechen und dann die Lösung für das Problem zu finden. Wenn andere hektisch umher liefen, endete es meistens darin, sie anzuschreien und mit einer Aufgabe zur Vernunft zu bringen.

Doch Marie sah ihn mit großen, tiefbraunen Augen an. Er konnte sie einfach nicht anschreien, dass war, als würde er einen Welpen treten wollen.

„Kaffee.“ dachte er laut und sie sah ihn zögernd an.

„Wir setzen uns draußen hin und trinken einen Kaffee. Dann sieht alles schon ganz anders aus.“

Er stand auf und hielt ihr vorsichtig die Hand hin.

Sie nickte etwas überfordert und griff zu, ohne aber das Salz wegzulegen.

Das würde sie wohl noch eine Weile nicht weggeben wollen.

Erstaunlicherweise ließ sie sich von ihm aus der Küche ziehen zu den Tischen, wo er vorher schon gesessen hatte. Dann ging er zur Maschine und füllte zwei neue Tassen.

Der Raum war noch immer leer und sie hatten noch einige Zeit bevor die Küchencrew anfangen würde.

 

Marie sah auf ihren Kaffee. Sie hielt die Tasse mit beiden Händen und die Wärme hatte wie Wunder auf das Zittern gewirkt.

„Es ist unmöglich.“ flüsterte sie plötzlich verständnislos.

„Ähm…was ist unmöglich?“

„Das hier.“ sagte sie.

„Das hier? Das wir hier sitzen und Kaffee trinken? Ich würde es nicht gerade unmöglich nennen. Seltsam, ungewöhnlich, ja.“ antwortete Rodney verwundert.

„Nein.“

Sie schüttelte ihren Kopf und sah sich nervös um.

Dann lehnte sie sich vor und sah ihn mit ernsten Augen an.

„Da war etwas, Rodney.“ sagte sie ihm eindringlich. Dass sie seinen Vornamen nutzte, machte die ganze Situation nur noch ernster.

„Marie. Da war niemand außer uns beiden.“ antwortete er leise und sah sie ruhig an.

Wieder schüttelte sie ihren Kopf und sah ihn entschlossen an.

„Ich habe es gesehen.“ beharrte sie.

„Und was denken sie gesehen zu haben?“ fragte er langsam.

„Sie war da.“

Rodney sah sie ungläubig an.

„Sie?“

„Ja, sie.“

Die einzige Frau, die Rodney gesehen hatte, war Marie.

„Marie, da war niemand, als ich reingekommen bin.“ sagte er langsam.

„Und mir ist auch keiner vorher entgegen gekommen.“ fuhr er fort.

„Sie war dort. Ich hab sie gesehen. Und sie war wütend.“ entgegnete Marie beinahe zischend.

Ihre Hände zitterten wieder.

Rodney fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und zwang nichts Falsches zu sagen.

„Okay, sie haben eine Frau gesehen, die nicht mehr da war, als ich reinkam.“

Marie schluckte.

Rodney wusste nicht, wieso er dies in Betracht zog, doch er nahm sich vor auf Marie einzugehen. Sie war nicht verrückt. In all den Jahren in Atlantis hatte sie stets einen kühlen Kopf bewahrt. Egal was sie gesehen oder erlebt hatten. Sie war ruhig geblieben.

„Ist sie durch den Hintereingang rausgelaufen?“

„Nein.“

„Ist sie rausgebeamt wurden?“ was unmöglich war, denn der Schild um Atlantis war aktiv und nichts konnte einfach raus oder rein transportiert werden, ohne dass man es im Kontrollraum zuerst gewusst hätte oder es hätte einen Alarm ausgelöst.

„Nein.“

„Hat sie sich einfach in Luft aufgelöst?“ fragte er jetzt doch sarkastisch.

„Ja.“

„Was?“ fragte er schockiert nach.

„Sie war da. Sie wurde wütend. Die Töpfe, die Pfannen, haben angefangen zu vibrieren. Sie wurde noch wütender. Und dann hat sie ihre Hand ausgestreckt und ihre Finger so gekrümmt gehalten. Wie…wie Krallen.“

„Krallen? Und dann? Und wieso hatten sie das Salz in der Hand.“ fragte er etwas lauter als gedacht.

Wieso fragte er jetzt nach? Das ganze klang einfach nur unwirklich. Hatte Marie einfach nur zu viel getrunken oder zu wenig geschlafen?

„Geister. Sie vertragen kein Salz.“ Schoss sie zurück und er zuckte leicht zusammen.

Das war doch zum Verrücktwerden.

„Geister? Sie glauben doch nicht wirklich an Geister? Oh nein, sie glauben, dass diese Frau ein Geist war?“

Doch ihr Blick war hart und todernst.

Sie was sich anscheinend absolut sicher, dass es Geister gab und sie kein Salz vertrugen.

„Oh gut, das sollte ich mir dann wohl für die Zukunft merken, falls ich einen Geist treffe, der mich nicht leiden kann.“ und er rieb sich die Stirn, als Marie ihn wieder unterbrach.

„Geister sind verlorene Seelen, die noch an das Hier und Jetzt gebunden sind. Aber es ist nicht so wie in Filmen dargestellt. Mit dem ins Licht gehen oder wie Casper und witzige Streiche spielen. Sie vergessen, wer sie wirklich waren. Gefühle wie Rache, Hass, Wut und Zorn und so weiter werden stärker, je länger sie ihren Weg nicht weitergehen können. Sie werden gefährlich, greifen Menschen an, spielen verrückt und töten.“

Obwohl Rodney es nicht wollte, ließen ihn ihre Worte frösteln.

„Töten?“ wiederholte er tonlos, doch Marie beobachtete ihn genau.

„Sie können sich sichtbar machen, je nach Stärke manifestieren und Gegenstände bewegen. Die Legenden über Poltergeister, rachsüchtige Vorfahren, die Lady in Weiß…“

Auf seinen fragenden Blick, reagierte sie sofort.

„Eine schöne Frau in einem weißen Kleid, steht mitten in der Nacht zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr am Straßenrand. Man hält an und fragt, ob sie Hilfe braucht und dass man sie wohin mitnehmen kann. Der Haken an der Sache ist, dass man selbst nie am Ziel ankommen wird.“

„Okay, keine Anhalter im weißen Kleid mitnehmen.“ murmelte Rodney.

„Einen Geist kann man auf zwei Möglichkeiten aufhalten. Man findet sein Grab, überschüttet das Skelett mit Steinsalz und zündet es an. Doch wenn der Tode verbrannt wurde, muss man herausfinden, an was er noch gebunden sein kann. Überreste wie Haare oder Nägel, aber auch Gegenstände mit tieferer Bedeutung für den Toten sind möglich. Das muss man dann verbrennen. Beide Möglichkeiten machen den Geist mehr als nur wütend. Bis dahin nutzt man Salz, am besten jedoch Steinsalz. Stellt man sich in einen Kreis, dessen Linie mit Salz gezogen ist, ist man solange sicher, wie die Linie nicht unterbrochen wird. Wenn man Salz auf den Geist wirft, verschwindet er für ein paar Sekunden. Dann wäre noch eine Eisenstange. Eisen löst den Geist auf. Hilft aber auch nur ganz kurz.“

Rodney starrte sie an.

Salz und Eisenstange um sich einen Moment Zeit zu verschaffen und dann die gute, alte Grabschänderei.

In Ordnung, war Marie verrückt worden? Oder war er verrückt geworden, dass er begann ihr glauben zu wollen? Er war Wissenschaftler. Er glaubte an Fakten. Er arbeitete an Thesen um sie real werden zu lassen. Geister, Aberglaube, dass gab es nicht. Richtig? RICHTIG? Er hätte heute Morgen einfach nicht aufstehen sollen.

„Aber es war kein Geist.“ holte sie ihn aus seiner Überlegung zurück.

„Doch kein Geist.“ Kommentierte er und versuchte wieder zu folgen.

„Nein, das Salz ist abgeprallt. Keine Wirkung. Hat sie wahrscheinlich gar nicht mal gemerkt. Sie war ziemlich wütend.“

„Oh, und was war es dann.“

„Etwas was unmöglich ist.“ Und Marie atmete zittrig aus, doch sie lehnte etwas vor.

„Etwas, dass es hier in Atlantis gar nicht geben darf. Ein…“

Die Küchentür prallte auf und schepperte gegen die Wand.

Beide standen kerzengerade am Tisch und sahen erschrocken zur Küche.

Der Küchenhelfer hatte sie nicht bemerkt und schob summend den Tablettwagon zum Anfang des Essentresens.

Doch als Rodney sich wieder zu Marie wandte, sah er sie mit schnellen Schritten aus der Cafeteria verschwinden.

Er entschied sich selbst zu gehen, mit einem letzten Blick zur Küche. Es war eine Horrorstory. Ganz einfach. Marie hatte einfach nur eine hektische Woche genauso wie er gehabt. Das passierte den Besten. Stress und Müdigkeit. Dann fiel das Licht vielleicht noch komisch ein und man sah Dinge. Atlantis war schon eine Sache für sich. Und Geister? Sie waren nicht auf Lantea mit den Wahlen und ihren Rufen, die sie halluzinieren ließen. Sie waren auf der Erde. Also nichts, was ein guter Schlaf nicht richten konnte.

 

Kapitel 4

 

„Was mache ich hier eigentlich?“ murmelte Rodney und seine Finger flogen nur so über die Tasten. Sein Blick war fest auf die Bildschirme vor ihm gerichtet.

Seit drei Stunden war er hier in seinem zweiten Labor. Jeder andere Wissenschaftler wusste, dass er ihn hier nur mit einem wirklich wichtigen Grund stören sollte. Er hatte Radek eine Nachricht geschickt, dass dieser sich um eines der Projekte im Hauptlabor kümmern sollte.

Das Frühstück hatte er ausfallen lassen und zum Glück gab es hier einen guten Vorrat an Energieriegeln und seine kleine Kaffeemaschine.

Auf dem einen Bildschirm gab es die Sicherheitsaufnahmen, die die Gänge zur Cafeteria und Küche zeigten.

Auf dem anderen hackte er sich gerade durch die Logs, dass eine vom Zuschauen fast schwindlig werden konnte. Und selbst er musste einige Male schlucken unentdeckt zu bleiben. Wie sollte er das auch erklären? Wer würde ihm die Story glauben?

Jemand war hier eingedrungen, ohne dass es registriert wurde?

Miko hatte die Sicherheitsstufe so weit angehoben, dass es keinem von außerhalb gelingen konnte, sich unbemerkt einzuschleichen. Der Asgard-Transport hinterließ eine Energiesignatur. Unangemeldet hätte es automatisch den Alarm ausgelöst und Sheppards Marines wären schneller da als Speedy Gonzales persönlich…und bis auf die Zähne bewaffnet.

Rodney kontrollierte den Schild, der Atlantis perfekt abschirmte und es vor den Augen der Küste versteckte. Er rief alle Protokolle und Berichte der Sicherheitstrupps auf. Doch alles war normal.

Jeder Besucher war gekommen und gegangen, wie es angekündigt war.

Er rief sich die Liste aller laufenden Projekte auf.

Hätte es einen Zwischenfall gegeben, der ihm durch welchen Grund auch immer, nicht erzählt wurden wäre, dann würde er ihn hier finden.

Doch auch hier gab es nichts zu finden.

Rodney atmete tief durch.

Er sah innerlich Marie vor sich, wie sie in der Nische kniete.

Sie war sich sicher etwas gesehen zu haben.

Doch es sprach nichts dafür.

Es gab eine Aufnahme aus der Küche, die aber nur den Eingang ins Kühllager zeigte.

Nichts bewegte sich dort oder gab Anzeichen dafür, dass sich dort jemand versteckt hatte.

Das war zum Verrückt werden.

Alles zeigt an, dass nichts und niemand unbefugt in Atlantis waren.

Alles sprach gegen Marie´s plötzlich aufgetauchte Frau.

Und doch ließ es Rodney einfach nicht los.

Es war nicht so, dass er ihr das über die Geister und so glaubte.

Himmel, er war Wissenschaftler.

Er arbeitete mit Fakten und Beweisen.

Seit Ewigkeiten hielten die Menschen Dinge für Übernatürlich, wenn sie es nicht verstanden oder sehen konnten, was es eigentlich war. Unerklärliche Dinge waren einfach faszinierender als eine logische Erklärung. Es verkaufte sich einfach besser.

Obwohl er jeden Tag Unglaubliches erlebte, seitdem er zu dem Stargateprogramm gekommen war, aber speziell nach Atlantis. Doch hier gab es die Technologie der Antiker. Ihre Experimente, ihre Geheimnisse, aber auch ihre Folgen und Konsequenzen auf die Galaxien stand im Zusammenhang mit Energie und Beweisen und Logik und Fakten und Tatsachen und…

„Und dennoch gibt es Dinge, die man nicht erklären kann.“ flüsterte eine leise Stimme in seinen Gedanken.

Sein Herz zog sich zusammen und er schloss die Augen.

Es war Jahre her, dass er dieses Gespräch geführt hatte und ihm diese Worte gesagt wurden.

 

Er war jünger und arbeitete in Area 51, aber es bedeutete auch, dass er Sarah weniger sehen konnte.

Doch sie verstand es und nahm ihm nur ein Versprechen ab.

Dass er sich bei ihr meldete, wenn er Zeit hatte.

Dass er sie nicht vergaß, hinweg über die Abenteuer und Anziehung neuer Technologie und Forschung.

Manchmal redeten sie Stunden, manchmal aber auch nur Minuten, wenn es stressig war.

Eines Abends saß er in seinem Labor und horchte aufmerksam am Telefon.

Sie klang ruhiger, abwesender als sonst.

„Glaubst du, sie werden sich je ändern?“ fragte sie leise.

Er wusste, dass sie ihre Eltern meinte und er wusste, wie weh es tat, sich als Kind diese Frage zu stellen.

„Sarah…“ begann er, doch er wollte sie nicht belügen.

Nein, er glaubte es nicht. Er kannte Carol und ihren Ehemann zu lange und sie waren „echte“ McKays. Sie waren wie seine Eltern und Großeltern. Es ging immer um Geld, Ansehen und angemessenes Verhalten. Sie verlangten von Sarah, was sie von jedem Nachkommen verlangten. Doch Sarah war nicht so wie all die anderen Kinder der Familie. Sie stand absichtlich im Schatten um dieser manipulierenden Aufmerksamkeit zu entgehen. Es gelang ihr besser, seitdem sie vor einigen Jahren Geschwister bekommen hatte.

„Ist okay… und ich bin froh, dass Großmutter Recht hatte.“ Sagte sie jetzt wärmer.

Oh, Rodney wusste, was sie meinte.

Er hatte es nie verstanden, aber Sarah hatte von Anfang an einen Narren an ihm gefressen. Trotz seiner offensichtlich fehlenden Sozialkompetenz und Arroganz, hatte sie sich in sein Herz geschlichen. Er konnte sie nicht bemängeln, fortschicken und mit Worten verletzen. Nicht wenn ihn diese grünen Augen ansahen. Er wollte sie beschützen und ihr die Welt zeigen, die Möglichkeiten hier.

Er hörte sie gähnen und schmunzelte leicht.

„Du solltest jetzt schlafen gehen. Es ist schon viel zu spät für dich und morgen ist wieder Schule junges Fräulein.“ sagte er jetzt doch und er hörte sie kurz kichern, bevor sie seufzte.

„Mmh. Du hast Recht. Es ist nur…“ sie zögerte.

„Du träumst wieder?“ fragte er vorsichtig.

Als Kleinkind hatte sie oft Alpträume. Sie schrie nicht, wimmerte eher mehr und erinnerte sich kaum daran. Es waren jedoch mehr die Gefühle in den Alpträumen, die ihr  mehr Angst machten.

„Ich…es ist wohl dieses Mal nur der Stress. Die Zwischenprüfungen in der Privatschule stehen bald an.“ sagte sie müde.

„Nun, aus guter Quelle weiß ich, dass du mehr als nur gut vorbereitet bist.“ sagte er selbstbewusst und mit neckenden Unterton. Immerhin hatte sie ihn die letzten Telefonate zur Übung genutzt.

Wieder kicherte sie und dann hörte er sie aufstehen und es schien, als würde sie unsicher sein.

„Rodney?“

„Was hast du wirklich, Sarah? Ist etwas passiert?“ fragte er jetzt direkt.

„Du bist ein Wissenschaftler.“ sagte sie ruhig.

„Ja?“ Worauf wollte sie hinaus?

„Du nutzt Technologie, Formeln und ihre Grundlagen um Unbekanntes zu erklären und herauszufinden.“

„Das ist es, einfach ausgedrückt.“ stimmte er vorsichtig zu.

„Aber was tut man, wenn man es nicht damit erklären kann? Wenn Technik nicht weiterhilft?“ und er wusste, dass sie sich auf die Lippe biss.

„Wovon reden wir hier genau?“ fragte er ein wenig verloren.

Er hörte Sarah ein wenig aufschnaufen.

„Von, naja, von … unerklärlichen Dingen, wie Legenden, Mythen und so…“ klang sie genauso überfordert, wie er sich fühlte.

„Fragst du mich gerade, ob ich an das Übernatürliche glaube? Etwa wie an Geister und sowas wie Nessie?“ fragte er langsam.

„Ja.“

„Naja, eigentlich nicht. Das ist…Nur weil Leute nicht gleich alles erklären können, greifen sie auf solche Worte zurück.“ Wie kam sie um diese Zeit nur auf solche Fragen?

„Und dennoch gibt es Dinge, die man nicht erklären kann.“ sagte sie.

„Was abhängig von vielen Faktoren sein kann. Manchmal braucht nur mehr Zeit oder einen anderen Ansatzpunkt, oder man verwendet andere Technik um zum Ziel zu kommen.“ meinte er.

„Okay. Ich mach mir wohl viel zu viele Gedanken, wo ich es nicht müsste, was? Tut mir leid.“

„Unsinn. Du kannst mich alles fragen…naja, es gibt da Themen, die das Gespräch durchaus unangenehm peinlich machen könnten, du weißt schon, Frauenthemen…aber hey, gib mir deinen besten Schuss und hau mich auch mit den Fragen um. Ich hör zu, versprochen.“

War er wirklich so rot, wie er sich gerade fühlte?

„Rodney…“ rief das Mädchen jetzt lachend.

„Ich weiß.“ kam es dankbar von ihr.

„Okay. Aber ist wirklich alles in Ordnung? Solche Art von Fragen kommen nicht gerade von ungefähr.“ wollte er sich noch einmal versichern.

„Ja, alles in Ordnung. Ich hab nur zu viel gelesen und zu wenig geschlafen. Keine gute Kombination.“ versicherte sie ihm.

„Gut, dann ab ins Bett mit dir.“

„Ja. Gute Nacht Rodney.“

„Gute Nacht, Kleines.“

 

Etwas piepte neben ihm und sein Blick fiel auf den Bildschirm.

Seine Suche war abgeschlossen und das Ergebnis was negativ. Was positiv für die Sicherheit der Stadt war. Aber sich nicht gut für ihn anfühlte.

„Nichts gefunden?“ fragte Marie nervös, als sie sich neben ihn stellte.

„Wah!“ rief er aus und drehte sich erschrocken zu ihr.

„Warum sind Krankenschwestern so leise. Genau wie dieser Pfleger, der mehr wie ein Bodybuilder rüberkommt und einem mit dem kleinen Finger zerdrücken könnte.“ fragte er überrascht.

„Damit wir die Patienten jederzeit auf frischer Tat erwischen, wenn sie mal wieder aus der Krankenstation vorzeitig fliehen wollen.“ sagte sie ihm augenverdrehend.

Oh wie wahr.

Rodney war ein Profi im Planen der Flucht.

Und Marie war sogar noch besser im Durchkreuzen dieser Pläne.

Und Carson war verdammt stolz darauf.

Er schüttelte den Kopf.

„Nein. Es ist nichts zu sehen. Übrigens auch von uns in der Küche nicht. Nur vom Kühllager, aber das hilft nichts.“

Sie standen schweigend nebeneinander.

„Ich habe es mir nicht eingebildet.“ Sagte sie leise und mit dem Blick gesenkt.

„Es ist nicht, dass ich es nicht glaube. Wirklich. Es ist nur, dass es keine Anzeichen gibt, dass jemand Fremdes hier war geschweige denn noch ist. Jedes Lebenszeichen ist einer von uns. Alle Besucher kamen und gingen. Und es gab keinen Transport rein oder raus.“

„Ich weiß. Um ehrlich zu sein, wäre ich mehr schockiert gewesen, wenn es eine Aufzeichnung gegeben hätte.“ meinte sie resigniert.

„Was?“

Er sah sie überrascht an.

„Sie wären schockiert, wenn es eine gegeben hätte? Was soll das genau heißen?“

Marie sah nervöser aus.

„Marie? Was haben sie getan?“ fragte er jetzt lauter und Marie zuckte zusammen.

„Nichts! Ich habe nichts gemacht.“ rief sie aus.

„Was meinten sie dann?“ fragte er jetzt wütend.

„Ich…Das was da geschehen ist, selbst wenn die Kamera auf den Winkel gerichtet gewesen wäre, es hätte sie nicht aufgenommen. Es hätte…sie wäre nicht drauf zu sehen gewesen.“

„Und wieso wäre sie das nicht?“ fragte er mit  zusammengebissenen Zähnen.

„Weil…“ begann Marie und sah ihm ernst in die Augen.

„Weil sie das nie tun. Weil es so nun einmal ist.“

„Es? Sie?“ fragte er langsam.

„Dämonen.“ flüsterte sie nur noch.

 



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Von:  Die_BMF
2015-07-08T19:00:14+00:00 08.07.2015 21:00
Hi.

Das ist ein Super FF von Dir!
Mehr davon bitte!


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