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Action, please!

von

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Opening

Seit vier Stunden starrte ich jetzt ununterbrochen auf die Leuchtsterne an meiner Decke. Ihr Leuchten wurde immer schwächer und mittlerweile waren nur noch die Umrisse zu erkennen, aber ich konnte meinen Blick einfach nicht von ihnen abwenden. Diese Sterne hingen dort mindestens schon seit zwanzig Jahren, aber ich hatte sie immer noch nicht abgenommen. Auch wenn ich mit vierundzwanzig sicher viel zu alt dafür war. Den letzten Freund, den ich gehabt hatte, hatte sie ebenfalls für kindisch gehalten. Vielleicht hatte er mich ja deshalb mit einer anderen betrogen. Oder vielleicht hatte es auch daran gelegen, dass ich an meinen Fingernägeln kaute. Oder waren es doch die unzähligen Diddlmäuse an meinem Bettende gewesen?

Das ich eine feste Beziehung mit einem Mann geführt hatte war jedenfalls eine Weile her, aber im Moment gab es wichtigere Dinge auf die ich mich konzentrieren musste. Mal abgesehen davon, dass ich diese Leuchtsterne für keinen Mann dieser Welt abnehmen würde, weil es ja erst der wichtigste Mann in meinem Leben gewesen war, der sie dort angeklebt hatte. Etwas von den wenigen Dingen, die mein Vater mir nach seinem Tod hinterlassen hatte. Zwei andere wichtige Hinterlassenschaften waren ein altes Notizbuch mit Ideen für neue Romane und ein Foto von meiner Mutter, die schon bei meiner Geburt gestorben war. Ach ja, und mal abgesehen von dem großen Haus und sein Vermögen, das er mir vererbt hatte.

Außer mir lebte dort nur noch meine Tante, also die Schwester meiner Mutter. Ich konnte sie auch in dieser Nacht wieder im Nebenzimmer laut schnarchen hören. Wie sollte man dabei auch einschlafen können?

Doch es gab noch andere Gründe, warum ich schon seit der zweiten Nacht in Folge kein Auge zu bekommen hatte. Ich war gewissermaßen in die Fußstapfen meines Vaters getreten und gerade auf dem Weg zur Drehbuchautorin. Noch war ich natürlich nur Studentin, aber ich hatte bereits an nationalen Produktionen mitgewirkt und für eine bekannte Soap Opera auch schon eigene Folgen geschrieben. Natürlich wollte ich auf Dauer mein Talent für größere Projekte einsetzen und vor einigen Tagen hatte mich eine Chance ereilt, die meiner ganzen Karriere einen steilen Aufgang versetzten könnte. Ein kleiner amerikanischer Sender hatte bei meinem derzeitigen Sender nach einer talentierten Assistentin für ihre Drehbuchautorin gebeten. Natürlich gibt es neben mir noch viele andere Studenten, die diesen wichtigen Job hätten übernehmen können. Ich gebe sogar zu, dass manche sogar noch besser als ich sind, aber ein kleiner Vorteil hatte den Produktionsleiter dazu bewegt gerade mich auszuwählen.

Der Grund dafür war, dass diese neue Serie eine Co - Produktion mit ihren Kollegen aus Japan war und da ich ansatzweise Japanisch beherrschte, würde ich schon in wenigen Tagen nach New York reisen um der bekannten Drehbuchautorin Clarissa Weiß zu helfen, die, genau wie ich, aus Hamburg stammte. Deswegen war ich schon seit Tagen aufgeregt und dachte angestrengt über einzelne Szenen nach, die in die Serie mit eingebracht werden konnten. Bisher hatte ich nur grobe Informationen über die Geschichte.
 

Es ging um eine junge Amerikanerin, die ihre Freundin nach New York begleitet und dort mitten in ein Shooting eines männlichen Models platzt. Dieser denkt, dass sie ein verrückter Fan ist und es beginnt eine Hass – Liebe zwischen beiden, da sie sich immer wieder über den Weg laufen. Der beste Freund des Models, ein Musiker, verliebt sich in das Mädchen und ihre Freundin wiederum in das Model, sodass ein amüsantes Liebesquartett entsteht.
 

Die Details waren noch nicht geklärt, aber man hatte sich schon dazu entschieden die junge Cathy Hills als Hauptdarstellerin zu nehmen. Die anderen Schauspieler standen noch nicht fest, aber laut dem Sender war man sich sicher die beiden Rollen der männlichen Hauptdarsteller an die Mitglieder der Band Arashi zu verteilen. Die Bekanntschaft der beiden zu machen, darauf freute ich mich schon am meisten, denn ich war ein großer Arashi – Fan.

Aber auch auf die Stadt und die Arbeit an einem neuen Drehbuch freute ich mich. Kurzum, ich war der Überzeugung, dass es einfach super werden würde.

Weil ich nach zwei Stunden Schlaflosigkeit immer noch nicht einschlafen konnte, stand ich schließlich auf und versuchte noch ein wenig die Schriftzeichen zu lernen, weil ich im Schreiben noch relativ schwach war.

Episode I

Episode 1
 

Als die Maschine auf dem Boden aufsetzte und man schon hören konnte wie die Treibwerke immer schwächer wurden, stieß ich einen erleichterten Seufzer aus. Auch wenn dies nicht mein erster Flug gewesen war, hatte ich doch immer ein wenig Probleme mit den Druck auf den Ohren. Auch jetzt konnte ich den Beifall der anderen Fluggäste nur ganz dumpf vernehmen. Kein schönes Gefühl.

Trotzdem blieb mir nichts anderes übrig als meine kleine Reisetasche zu nehmen und den anderen zum Ausgang zu folgen.

Als ich die große Halle des Flughafens kam, waren meine Ohren immer noch wie verstopft. Genervt versuchte ich mich an den Schildern zu orientieren, da ich von den Lautsprecherdurchsagen nicht das Geringste hören konnte. Wo musste man denn hier sein Gepäck abholen? Und wieso musste der JFK – Flughafen in New York auch zehnmal größer sein als der in Hamburg?

Ich erkannte eine Familie, die ebenfalls in meiner Maschine gewesen war, und folgte ihr einfach, jedoch verlor ich sie in der Halle mit den Laufbändern wieder aus den Augen. Genervt blickte ich mich überall um und stellte mich dann einfach an das nächstbeste Laufband. Das Glück schien auf meiner Seite zu sein, denn im gleichen Moment entdeckte ich meinen silbernen Koffer. Erleichtert streckte ich meine Hand danach aus und wollte danach greifen, aber jemand kam mir zuvor. Überrascht blickte ich meinem Koffer hinterher, der in den Armen eines Mannes landete. Er war etwas größer als ich, aber trotzdem sehr klein für einen ausgewachsenen Mann und hatte das typische asiatische Aussehen. Er war schlank, trug ein dunkles Kapuzenshirt und seine dunklen Haare fielen ihm so über die Augen, dass ich sie nicht richtig sehen konnte.
 

„Hey, das ist meiner“, rief ich empört. Verwirrt blickte er mich an und in diesem Moment überkam mich eine Welle von Deja- vu‘s, so als ob ich alles schon mal irgendwo gesehen hätte. Weil ich mit meinem Deutsch nicht weiter kam, wiederholte ich meinen Prostest vorsichtshalber auf Englisch.

„Ich bin sicher, dass es meiner ist“, meinte er nur schulterzuckend mit japanischem Akzent, „also warte einfach bis deiner vorbei kommt. Und wenn nicht, dann hast du Pech gehabt.“ Seine Stimme klang genervt und gelangweilt.

„Und wenn du den falschen genommen hast?“, fragte ich genervt zurück. Wieder nur ein Schulterzucken, so als ob ihn das nicht wirklich interessierte.

„Du nimmst also einfach die Sachen mit nach Hause, ohne zu gucken ob es deine eigenen sind?“

„Hör auf zu nerven, ich brauch noch meine anderen Sachen“, unsanft stieß er mich zu Seite und nahm einen Gitarrenkoffer vom Laufband. Ich war völlig überrumpelt von so viel Unhöflichkeit. Waren Japaner sonst nicht immer auf Höflichkeit bedacht?

„Hör mal zu, ich weiß nicht für wen du dich hältst, aber muss heute noch zu einem Filmset. Also nehme ich jetzt einfach was mir gehört und mach mich aus dem Staub“, meinte ich wütend und nahm mir einfach den Koffer, der mutterseelenallein in der Halle stand.

„Hey, lass den hier“, der junge Japaner machte einen Satz nach vorne und griff ebenfalls nach dem Henkel. Ruckartig wurde ich zurück gerissen und stieß mit voller Wucht gegen ihn.

„Autsch, lass los!“, unnachgiebig zog ich an eine der Laschen. Doch er dachte gar nicht daran und hielt eisern an dem Koffer fest. Mir war es jetzt egal, dass wir mittlerweile die Aufmerksamkeit aller Passagiere auf uns gezogen hatten. Ich zerrte mit aller Kraft an dem Koffer und deshalb ging es hin und her, denn er war natürlich um einiges Stärker. Bei unserem Gerangel fiel mir die Bordkarte aus der Tasche und landete direkt vor seinen Füßen. Sein Blick fiel darauf und auf einmal breitete sich ein fieses Grinsen auf seinem Gesicht aus:

„Kann es sein, dass du den Flug aus Berlin genommen hast?“

„Nein, wie bist du bloß darauf gekommen?“, meinte ich sarkastisch und verdrehte die Augen.

„An deiner Stelle würde ich nächstes Mal die Anzeigen genauer lesen“, sein Kopf nickte in die Richtung der digitalen Anzeige über dem Laufband. Flight OD 2306: Boston – New York.

Es dauerte ein wenig bis diese neue Information in meinem Gehirn ankam. Ich spürte wie mein Gesicht heiß wurde und reflexartig ließ ich meinen vermeintlichen Koffer los. Der junge Mann verlor das Gleichgewicht und der Koffer flog durch die Luft bis er mit einem Krachen auf dem Boden aufkam. Der Deckel sprang auf und ein Teil des Inhalts verteilte sich um den Koffer herum.
 

Während der Typ immer noch geschockt auf dem Boden hockte, begann ich mich in allen möglichen Sprachen, die ich kannte, und mit hochrotem Kopf bei ihm zu entschuldigen. Damit meine guten Absichten auch zum Ausdruck kamen, sammelte ich sogar die verstreuten Sachen auf und warf sie zurück in den Koffer.

„Das schaffe ich auch schon alleine. Verschwinde einfach bevor ich dich noch wegen irgendetwas anzeige“, wütend riss er mir eine seiner Boxershorts aus der Hand. Die Leute um uns herum lachten uns mittlerweile gnadenlos aus.

„Äh ja, ähm, hoffentlich auf Ni- Nimmerwiedersehen“, stammelte ich peinlich berührt und stolperte einfach davon.

Lange stand ich danach immer noch unter Schock und wie in Trance stellte ich mich nun an das richtige Laufband, sammelte mein Gepäck zusammen und machte mich auf den Weg zur Sicherheitskontrolle, die ewig dauerte. Jeder, der schon mal an einem amerikanischen Flughafen gelandet war, würde sicher genau wissen, was ich damit meine. Auch danach stand ich noch komplett neben mir. Und hätte er mir sein Schild nicht regelrecht ins Gesicht geschlagen, dann hätte ich wahrscheinlich auch nie den Typen gefunden, der mich vom Flughafen abholen sollte.

„Sind Sie Miss Jannssen?“, fragte er mich höflich. Im ersten Moment musste ich ihn ein wenig irritiert angestarrt haben, denn er wiederholte die gleiche Frage nochmal ein wenig holprig auf Deutsch.

„Äh, natürlich“, bei mir fiel endlich der Groschen, „und Sie sind von der Lynx Broadcasting Company?“

„Ja, mein Name ist Jared Hanson, ich bin der Assistent von Clarissa“, meinte er jetzt wieder auf Englisch und reichte mir die Hand zur Begrüßung. Mr. Hanson schien Mitte dreißig zu sein. Er trug einen dunklen Anzug und hatte seine blonden Haare zu Stacheln aufgestellt, was ihn ein wenig albern aussehen ließ.

„Nele Jannssen, aber das wussten Sie schon“, stellte ich mich ebenfalls vor.

„Ja, diese Dinger sind manchmal echt vorteilhaft, besonders in der Geschäftswelt“, grinsend hielt der junge Mann mir ein Smartphone mit einem Bild von mir vor die Nase. Es war das Bild von meinem Universitätsausweis. Wahrscheinlich hatte die Uni ihnen mein gesamtes Profil geschickt.
 

Mr. Hanson half mir mein Gepäck in einem Taxi zu verstauen und wir machten uns auf den Weg durch den Berufsverkehr zum Studio des Senders. Die Fahrt dauerte so lange und ging sehr schleppend voran, dass ich genug Zeit hatte diese riesige Stadt zu bewundert, die vor Menschen nur so zu wimmeln schien. Schulkinder mit oder ohne Uniform, Geschäftsleute mit Aktentaschen, Fahrräder, Menschen jeglicher Mentalität und schräge Gestalten wuselten durch die Straßen und direkt an meinem Fenster vorbei. Als wir etwas länger an einer Ampel standen, kam sogar ein aufgeregter Inder mit Schwamm und Eimer angelaufen und fragte den Fahrer, ob er sein Taxi waschen durfte. Mir tat er schon fast leid als der Fahrer ihn einfach ignorierte und ihm am Ende sogar beinahe über den Fuß gefahren wäre.

„Keine Sorge, er wird es verkraften“, lachte Mr. Hanson als er mein geschocktes Gesicht sah, „außerdem gibt es hier Millionen solcher Leute und wenn man das Angebot von einem annimmt, dann stehen plötzlich zehn weitere dieser Art dort und wollen dir etwas andrehen. Also sei vorsichtig.“

„Oh Mann, und ich dachte schon die Handtuchverkäufer in Spanien am Strand seien lästig“, murmelte ich und kam aus dem Staunen an diesem Tag gar nicht mehr heraus.
 

Als wir schließlich bei den Studio ankamen, war es bereits später Nachmittag und ich merkte wie bei mir der Jetlag plötzlich einsetzte. Mit allerletzter Kraft hievte ich mich aus dem Taxi und war froh, dass mein Gepäck direkt zum Hotel gebracht werden würde. Außerdem hab es in dem Gebäude einen Fahrstuhl, sodass wir ganz bequem in den achten Stock landeten. Auch in dem Bürogebäude wimmelte es von Menschen, doch diese sahen um einiges langweiliger aus als die auf der Straße.

Na ja, mal abgesehen davon, dass ich darunter auch ein oder zwei bekannte Gesichter aus amerikanischen Sendungen erkannte, die auch bei uns in Deutschland populär waren. Allerdings war ich viel zu müde, um zu realisieren, was eigentlich gerade passierte. Ich folgte Mr. Hanson willenlos zu einem kleinen Konferenzraum, indem bereits einige Personen auf uns warteten. Die ältere Dame, die am Kopfende des Tisches saß, erkannte ich sofort.

„Ah, Nele, schön, dass Sie es pünktlich geschafft haben“, sagte sie auf Deutsch und gab mir die Hand, „hatten sie einen angenehmen Flug?“

„Ja, danke, Frau Weiß“, ich spürte wie mein Herz vor Aufregung wild zu klopfen begann. Endlich durfte ich sie kennen lernen. Eines meiner großen Vorbilder. War das nicht nur ein Traum? Schüttelte ich gerade wirklich DER Clarissa Weiß die Hand?

„Nenn mich ruhig Clarissa, das machen alle hier“, sie lächelte aufmunternd und deutete dann auf einen Stuhl, „setzen Sie sich doch. Ich stelle Ihnen kurz die anderen Herrschaften vor.“

Ich nickte und setzte mich dann ein wenig eingeschüchtert neben einen etwas älteren Herren mit grauen Haaren und Ziegenbart.

„Wie Sie sehen können, setzt sich unser Team aus unterschiedlichen Nationen zusammen. Dieser Herr dort ist Carl, der Dramaturg und Engländer und neben ihm sitzt Hiroshi, der Script Supervisor und Japaner“, erklärte Clarissa jetzt wieder auf Englisch, sodass jeder sie verstehen konnte, „mit den beiden werden wir besonders eng zusammenarbeiten. Unsere liebe Angela, aus der Schweiz ist zuständig für das Casting der Schauspieler und der Herr neben dir vertritt als Assistent unseren Regisseur, der heute leider verhindert war.“

„Bert, mein Name, Bert Goad“, stellte sich Ziegenbart selber vor und ich musste mich zusammenreißen nicht zu lachen, denn „Goad“ klang fast so wie „goat“. Zum Glück schien meine Reaktion keiner zu bemerken.

„Das ist natürlich nur ein kleiner Teil des Teams. Da Sie ja selber schon beim Fernsehen gearbeitet haben, wissen Sie, dass noch viel mehr Leute an der Produktion beteiligt sind. Für morgen ist ein Treffen mit Produzenten und Schauspielern geplant, an dem Sie auch teilnehmen sollten. Danach beginnt für uns die Projektentwicklung, in der ich besonders auf Ihre Hilfe angewiesen bin. Haben Sie noch Fragen?“, Clarissa sah mich erwartungsvoll an.

„Eine Menge“, gab ich zu, „aber fürs erste reicht es mir, wenn Sie mich duzen könnten.“

„Kein Problem, aber du bist bestimmt müde vom Flug. Morgen werde ich dich weiter einweisen und habe auch noch eine Überraschung für dich. Fürs erste wird Jared dich ins Hotel fahren, aber du wirst nur eine Nacht dort bleiben, also genieße es“, sie zwinkerte mir geheimnisvoll zu und beendete dann die Sitzung mit einer kurzen Abschiedsformel.
 

Ich fragte mich danach, was sie mit ihrer seltsamen Andeutung gemeint hatte, aber auch Jared wollte mir nicht mehr verraten. Er brachte mich nur zu dem Nobelhotel, in dem ich ein eigenes Zimmer hatte und gab mir dann seine Handynummer, damit ich ihm im Notfall kontaktieren konnte. Ich war viel zu müde um noch etwas essen zu gehen oder mich in dem riesigen Gebäude genauer umzusehen. Nachdem ich meine Zimmerkarte hatte, ging ich sofort nach oben und ließ mich in meinem großen Zimmer erschöpft auf einer weißen Ledercouch nieder.

Mit entzücken stellte ich fest, dass es neben einem großen Bett und einer Badewanne, auch einen Balkon gab. Meine Taschen waren auch schon dort, deshalb machte ich mich fürs Bett fertig und holte dann meinen Laptop heraus. Eigentlich hatte ich meiner Tante versprochen jeden Abend mit ihr via Video zu chatten, aber ich schicke ihr nur eine kurze E – Mail, dass ich heile angekommen war und fiel dann erschöpft in mein superweiches Bett.
 

Am nächsten Morgen kam es mir so vor als hätte ich auf Zuckerwattewolken geschlafen. Ich war ausgeruht und erwartete voller Tatendrang meinen ersten „Arbeitstag“. Da dieser allerdings erst am Nachmittag beginnen sollte, hatte ich vorerst genug Zeit mir die riesige Hotelanlage weiter anzusehen. Alles war richtig modern und so schick eingerichtet, dass ich mir in meinen Jeans und dem ausgeleiertem Hemd fast wie eine Außerirdische vorkam. So ähnlich blickten mich auch die anderen Hotelgäste an als ich im Restaurant zum Frühstück erschien. Mit rotem Kopf hatte ich mir nur schnell etwas auf den Teller gelegt, dass aussah wie ein Toast (schmeckte aber ganz anders) und mich in eine dunkle Ecke verdrückt. Allerdings bildete ich mir ein die Blicke auch noch auf mir zu spüren, als ich den Rest des Hotels erkundete. Es hab viele Poolanlagen, Wellnessbereiche, kleine Läden, Spielhallen, eine Bibliothek, einen großen Filmsaal, jede Menge anderer Freizeitangebote und draußen konnte man jegliche Sportarten ausüben. Ich entdeckte sogar einen Trainingsraum nur für Hunde und das schlimme war, dass dort auch welche „trainiert“ wurden. Kopfschüttelnd ging ich schnell weiter und entschied mich dann dafür meinen Vormittag an einem der Pools zu verbringen, wahlweise für den mit der größten Wasserrutsche.

Selbst in meinem Bikini kam ich mir aber schäbiger vor als die Luxustussen, die sich um mich herum in der Sonne bräunten und gleichzeitig irgendwie darauf achten mussten, dass ihre Botox Lippen nicht schmolzen. Ich entdeckte sogar einige prominente Gäste, aber es war keiner dabei, der mich wirklich interessiert hätte oder den man hätte länger beobachten können. Am Ende war mir so langweilig, dass ich immer wieder lustlos die Wasserrutsche hinunter sauste und mir einen Spaß daraus machte, so heftig im Wasser aufzuschlagen, dass alle am Beckenrand nass wurden.

Nach meiner siebten Rutschpartie passierte aber etwas unerwartetes, dass mir den Rest des Tages ganz schön vermiesen sollte. Eigentlich war es auch meine eigene Schuld, wenn ich jetzt so daran zurück denke. Ich hätte einfach nochmal hinunter schauen sollen, bevor ich wieder hinunter rutschte, aber ich ging davon aus, dass niemand dämlich genug wäre einfach so in den gekennzeichneten Bereich vor den Ausläufern der Rutschte zu schwimmen. Allerdings irrte ich mich da gewaltig. Ich krachte am Ende mit voller Wucht in diese Ausnahme hinein.
 

Mein Kopf stieß gegen etwas Hartes und für einen Moment schwanden mir die Sinne. Ich wusste nicht mehr genau wo oben und unten war. Überall um mich herum war Wasser und ich bekam keine Luft mehr. Ich begann wild zu strampeln, um wieder an die Oberfläche zu kommen, aber stattdessen sank ich nur weiter in Richtung Grund. Ich sah Sterne vor meinen Augen und dachte, dass nun mein Ende gekommen sei. Wegen einer Wasserrutsche in einem fünf Sterne Hotel in New York, weit weg von zu Hause. Zwischen Luxuspuppen mit blonden Haaren und aufgespritzten Lippen. Hunden, die morgens aufs Laufband gingen und dort, wo Hummer und Kaviar schon zum Frühstück serviert wurde. Ich hatte mich gerade schon mit meinem miesen Schicksal abgefunden, da spürte ich einen starken Struck auf meiner Kopfhaut. Es fühlte sich an als würde ich skalpiert werden. Einen Moment später kam ich wieder prustend an die Oberfläche und musste erst einmal Wasser husten bevor ich die Hand bemerkte, der ich wahrscheinlich meine „Rettung“ verdankte. Doch als ich das Gesicht zu dieser Hand visualisierte, wünschte ich mir, ich wäre unter Wasser tatsächlich bewusstlos geworden.

„Boxershorts“, stieß ich überrascht und angewidert zugleich hervor. Damit war natürlich der Typ gemeint, dem ich am Tag zuvor versehentlich den Koffer „gemopst“ hatte. Da ich immer noch ein wenig benebelt war, schaffte ich es gerade noch so zum Beckenrand zu paddeln und dort erst einmal tief Luft zu holen.

„Sag mal, hast du es eigentlich auf mich abgesehen oder was?“, knurrte meine Flughafenbegleitung. Er war rot vor Wut und sah nicht so aus als würde er mich einfach so gehen zu lassen. Es war ja auch irgendwie seine eigene Schuld gewesen, aber ich war viel zu geschwächt um mit ihm darüber zu diskutieren. Außerdem bemerkte ich aus den Augenwinkeln wie eine Horde wütender und nasser Tussis meine Richtung ansteuerten.

„Danke“, brachte ich nur hervor und verließ dann geradezu fluchtartig und ohne mich anzuziehen den Poolbereich. Leider rechnete ich nicht damit, dass mir der streitsüchtige Typ nachlaufen würde.

„Hey warte mal!“, er packte mich fest am Arm und hielt mich unsanft zurück.

„Lass mich los, du Troll“, wütend fluchte ich auf Deutsch und versuchte mich aus seiner Umklammerung zu befreien.

„Du glaubst doch nicht etwa, dass ich dich ein zweites Mal einfach so gehen lasse oder?“, fauchte er, „du schuldest mir mindestens eine Entschuldigung.“

Ohne weiter darüber nachzudenken, trat ich ihm kräftig auf den Fuß und nahm dann meine Beine in die Hand. Ich hörte ihn auch noch auf einer Mischung aus Englisch und Japanisch hinter mir fluchen als ich schon längst im Aufzug stand.
 

„Was für ein arroganter Schnösel!“, zurück in meinem Hotelzimmer warf ich wütend meine Kleidung und mein Handtuch auf einen der Ledersessel. Ich kochte vor Wut. Was konnte ich denn dafür, wenn der Typ ausgerechnet in dem Moment dort unten vorbei gehen, wenn ich rutschte? Es gab doch sicher auch in anderen Ländern so etwas wie Schwimmbäder mit Rutschen oder? Außerdem hätte sogar ein Alien die Warnschilder entschlüsseln können!

Nachdem ich noch einige Minuten wutentbrannt hin und her pilgerte, blickte ich letztendlich an mir hinunter und realisierte, dass ich immer noch in meinem Badeanzug stecke. Peinlich, ich war also halbnackt durchs ganze Hotel gelaufen!

Seufzend ließ ich mich auf meinem Bett nieder und trocknete mir mit einem herumliegendem T – Shirt die Haare ab. Es klopfte. Mir fuhr vor Schreck der Schock in die Glieder. War mir der streitsüchtige Kerl jetzt doch noch gefolgt?

„Nele, bist du da?“, es klopfte lauter. Nein, das war nicht dieser verflixte Japaner.

„Jared“, stieß ich erleichtert aus. Ich zog mir schnell eine Jeans und das T – Shirt über und öffnete ihm die Tür. Wie am Tag zuvor, schien Jared Hanson immer noch guter Dinge zu sein, denn sein Grinsen war größer denn je.

„In zehn Minuten treffen sich einige Leute der Filmcrew unten in der Wartehalle, um mit einem Kleinbus zum Studio zu fahren. Clarissa möchte, dass du auch mitkommst.“

„Okay, ich bin gleich soweit.“

„Bist du sicher?“, belustigt wanderte sein Blick durch mein chaotisches Zimmer, in dem ich den halben Inhalt meines Koffers verteilt hatte.

„Kein Problem“, schnell drückte ich ihm aus dem Türrahmen und schlug die Tür zu.

„Wenn du nicht pünktlich bist, dann musst du versuchen alleine dort hin zu kommen, verstanden?“

„Ja, ja“, ich verdrehte die Augen und wirbelte dann wie ein Blitz durch Zimmer, um noch rechtzeitig fertig zu werden. Vielleicht war meine chaotische und unpünktliche Seite an mir eines der Gründe, warum ich immer noch Single war.
 

Natürlich schaffte ich es nicht innerhalb von zehn Minuten, aber zuwider der vorherigen Androhung hatten die anderen trotzdem auf mich gewartet. Neben Jared, erkannte ich unter den Anwesenden nur Angela, die für die Castings zuständig war und „Mr. Goad“. Die beiden jungen Frau und der junge Mann, der ganz und gar in einem Magazin vertieft zu sein schien, waren mir völlig unbekannt.

„Da bist du ja endlich, Nele“, seufzte Jared genervt und schulterte eine große Umhängetasche, aus der oben schon Papier und Akten herausquollen, „jetzt haben wir keine Zeit mehr uns gegenseitig noch vorzustellen. ich erbitte ein bisschen mehr Pünktlichkeit bei nächsten Mal, ja?“ Ich nickte nur ein wenig peinlich berührt mit dem Kopf, aber außer ihm schienen die anderen meine Verspätung nicht weiter tragisch zu finden.

„Wundere dich nicht, wenn Jared unter Stimmungsschwankungen herrscht, das ist bei ihm normal, wenn er im Stress ist. Eigentlich ist er ein richtig lustiger Kerl, aber an solchen Tagen kommt bei ihm immer sein Mr. Hyde zum Vorschein“, Angela gesellte sich zu mir, während wir Jared nach draußen folgten. Sofort fühlte ich mich ein wenig ruhiger, denn mit ihr konnte ich glücklicherweise auch auf Deutsch reden.

„Hast du schon an mehreren Produktionen mit ihm zusammen gearbeitet?“, hakte ich neugierig nach.

„Na ja, bisher nur eine und da ging es um einen Werbespot. Ich bin noch relativ neu in diesem Geschäft, auch wenn ich schon weit über dreißig bin“, erklärte sie.

„Echt?“, erstaunt musterte ich sie, „auf mich wirkst du nicht älter als fünfundzwanzig.“

„Uh, das höre ich doch gerne“, kicherte Angela.

„Worüber redet ihr? Es ist gemein, wenn ihr euch nur gegenseitig verstehen könnt“, mischte sich nun eine der anderen beiden jungen Frauen in unser Gespräch ein. Aus ihrem Akzent konnte ich sofort erkennen, dass sie spanische Wurzeln haben musste.

„Ach, das ist übrigens Selina“, stellte Angela die neugierige Frau jetzt auf Englisch vor, „sie ist die Assistentin unseres Kostümbildners. Selina, das ist Nele aus Deutschland.“ Wir gaben uns die Hand und ich sah mich unauffällig nach den anderen beiden Fremden um. Der junge Mann war schon im Wagen verschwunden, aber das andere Mädchen, das im Gegensatz zur dunklen Selina rötliche Haare hatte, redete noch aufgeregt auf Jared ein. Sobald wir das Hotel verlassen hatten, hatte sie sich, genauso wie der junge Mann, eine große Sonnenbrille und einen überdimensionalen Sonnenhut aufgesetzt, sodass man von ihrem Gesicht nicht mehr viel erkennen konnte.

„Wer ist das?“, ich nickte leicht in ihre Richtung. Angela und Selina blickten mich gleichzeitig erstaunt an.

„¡Hala! Du erkennst sie nicht? Sie ist zwar noch nicht so berühmt, aber immerhin die Hauptdarstellerin!“

Ich spürte wie ich rot würde und hätte mir für meine eigene Dämlichkeit in den Allerwertesten treten können. Wie hatte ich nur Cathy Hills nicht erkennen können! Dabei hatte ich mir doch extra einige Serien von ihr vorher angesehen. Ich war doch echt...! Na ja, ich versuchte mir weiß zu machen, dass es daran lag, dass sie ihre Haare gefärbt hatte.
 

„Ist der dort auch einer der Darsteller?“, um von meiner Peinlichkeit abzulenken, deutete ich schnell auf den jungen Mann, der immer noch das Magazin mit sich herum trug, aber sich jetzt wenigstens auch seine Umwelt genauer betrachtete. Angela zuckte bloß mit den Schultern:

„Bisher wurde er uns nicht vorgestellt und ich kenne mich mit den Stars nicht aus.“

„Das ist jedenfalls niemand von Arashi“, bemerkte ich.

„Ach, du hast es noch gar nicht gehört?“, Selina klang sehr überrascht. Ich runzelte hingegen nur die Stirn.

„Die Mitglieder von Arashi haben zur Zeit eine Pause eingelegt und jegliche öffentliche Arbeit eingestellt, stattdessen werden die beiden männlichen Hauptdarsteller von Mitgliedern einer anderen Band gestellt“, erklärte Angela, „aber den Namen hab ich leider vergessen.“

„Na ja, der Name würde mir wahrscheinlich sowieso nichts sagen...“, gab ich zu.

„Entschuldigung“, erschrocken fuhren wir herum und bemerkten, dass der junge Unbekannte gehört hatte. Er schien jedoch nicht verärgert über unser Gespräch zu sein, der er lächelte amüsiert. Dann nahm er seine Sonnenbrille ab, sodass wir in sein makellose und spitzbübisches Gesicht blickten konnten:

„Mein Name ist Tageuichi Junnosuke. Nett euch kennen zu lernen.“

Ich glaube den anderen beiden Mädels ging es in dieser Situation nicht anders. Er hatte so ein charmantes Lächeln, dass uns ganz warm ums Herz wurde. Ich merkte wie meine Knie weich wurden und ich bis zum Haaransatz rot anlief.

„Ah, der Bus kommt ja endlich“, rief zu unserer Erleichterung Mr. Goad da auch schon.
 

Wir stiegen alle gemeinsam in den Kleinbus und ich war überrascht, dass während der Autofahrt unsere beiden „Stars“ nicht auf eine Extrabehandlung bestanden. Tageuichi Junnosuke saß während der Fahrt zwischen mir und Angela und schien uns unsere Unwissenheit über japanische Prominente nicht weiter krumm zu nehmen. Ganz im Gegenteil. Er war sehr nett, witzig und offen. So erfuhren wir zum Beispiel, dass er seit nun fast zehn Jahren in einer Boygroup arbeitete, deren Namen ich schon einmal irgendwo aufgeschnappt hatte. Außerdem wies er uns darauf hin ihn ruhig Junno zu nennen anstatt Mr. Tageuichi, wie wir es der Höflichkeit halber erst taten. Nach einer halben Stunde hatte ich auch meine Enttäuschung darüber überwunden, dass ich nun doch niemanden von Arashi begegnen würde.

Doch nicht nur Junno, sondern auch Cathy Hills überraschte uns mit ihrer ungezwungenen und liebenswürdigen Art. Wir erfuhren, dass sie ursprünglich aus Texas kam und eigentlich mit einem ziemlich eigenwilligen Akzent redete. Außerdem erzählte sie mir, dass sie als Kind auch oft Gedichte und Geschichten geschrieben hatte und wir tauschten ein wenig unsere Erfahrungen aus. Es war schon fast ein wenig schade als wir bei den Studios ankamen, weil ich doch noch so viele Fragen an die beiden hatte. Zum Beispiel hätte ich noch gerne mehr über die anderen Schauspieler erfahren...
 

„Angela kann mit Selina und unseren beiden Darstellern schon mal zur ersten Kostümprobe gehen. Die anderen beiden kommen mit mir“, erklärte Jared nachdem wir ausgestiegen waren. Er wirkte immer noch sehr angespannt.

„Werden denn schon die ersten Szenen gedreht?“, fragte ich überrascht während wir über unendlich viele Flure und Treppen liefen.

„Nicht offiziell. Es sind erste Proben für die Pilot – Episode. Wahrscheinlich wird sie nicht ausgestrahlt werden, aber es ist wichtig für die Schauspieler schon mal ein Gefühl für ihre Rolle zu bekommen und außerdem legen wir die ersten Kameraeinstellungen fest“, klärte Mr. Goad mich auf

„Die Drehbücher der ersten vier Episoden stehen allerdings schon fest. Sarah, bring das bitte in die Chefetage“, Jared drückte einer jungen Frau, die uns zufällig auf dem Flur begegnete einen Aktenordner ins die Hand, „du hast also erst mal nichts zu tun, Nele. Du kannst dir ja schon mal Gedanken über die fünfte Episode machen.“

„Gibt es denn schon eine Vorstellung über den Ausgang der Story?“, wollte ich wissen und wunderte mich gleichzeitig, dass ich so viele Handlungsfreiheiten hatte.

„Darüber musst du mit Clarissa sprechen. Sie wartet schon auf dich“, ein wenig unsanft schob er mich in einen kleinen Raum und lief dann ohne ein weiteres Wort weiter.

„Viel Spaß“, Mr. Goad zwinkerte mir noch zu und dann fiel die Tür hinter mir ins Schloss. Die Geräusche von Schritten, Faxgeräten, Telefonen und Stimmen wurden dadurch gedämpft. Ich hatte kaum Zeit mich zu orientieren, da hörte ich vor mir ein Räuspern.
 

„Setz dich, Nele. Wir können gleich anfangen“, Clarissa deutete auf einem Stuhl, der vor ihrem Schreibtisch stand. Sie blickte nicht mal von ihrem Computermonitor auf während sie gleichzeitig mit der anderen Hand in die Tasten haute.

Im Zeitlupentempo bewegte ich mich auf den besagten Stuhl und sah mich neugierig in dem kleinen Büro um. Rechts von mir war eine große Schrankwand, voll mit Büchern, Videokassetten und DVDs. Sonst hingen an den Wänden nur Filmposter und jede Menge Post – it‘s mit kleinen Notizen, unter anderen zu den Charakteren ihres derzeitigen Drehbuchauftrags. Ich wartete geschlagene zwanzig Minuten bevor Clarissa mich endlich anblickte.

„Hast du dich schon an New York gewöhnt?“

Ich wollte ihr gerade erklären, dass ich bisher noch nicht viel von der Stadt gesehen hatte, da redete sie auch schon weiter:

„Schön, da du ja bereits schon Erfahrungen beim Fernsehen gesammelt hast, brauche ich dir ja nicht mehr viel erzählen. Wenn du Fragen hast, dann kannst du sie natürlich jederzeit stellen. Mein Büro ist immer offen für dich, aber wundere dich nicht, wenn es etwas dauert bis ich dir antworte. Wenn ich schreibe, dann nehme ich kaum noch etwas anderes wahr“, sie lachte, „jeden zweiten Abend haben wir eine Autorenbesprechung, da wirst du auch noch andere Mitarbeiter kennen lernen. Die Termine werde ich dir noch in einer Mail schicken. Unsere Arbeit wird auch sonst größtenteils übers Internet verlaufen. Ich schicke dir jeden Abend einen Entwurf meiner Skripte und du arbeitest sie bitte erst mal durch. Danach schreibst du mir eine ausführliche Kritik und bringst deine eigenen Ideen mit ein. Wenn ich mit deiner Arbeit zufrieden bin, dann darfst du auch eigene Episoden ganz alleine schreiben.“
 

Ich nickte, denn mir schwirrte bereits der Kopf. Sie redete so schnell, dass ich mit meinen Notizen kaum hinterher kam. Ich hatte nicht gedacht, dass ich wirklich eine so große Rolle spielen durfte und das gleich von Anfang an.

„Hier beim Sender konnte ich leider kein eigenes Büro für dich einrichten lassen, weil alle Räume schon belegt sind. Aber wir haben uns gemeinsam für dich etwas anderes überlegt.“

Ich horchte auf. Sie hatte am Vortag etwas von einer Überraschung erwähnt und ihr Gesichtsausdruck besagte, dass sie mir diese gerade eröffnete.

„Die drei Hauptdarsteller sind zusammen in einem Penthouse untergebracht, um sich besser kennen zu lernen. Da habe ich mir gedacht, dass du dort doch auch mit einziehen könntest. Das könnte dir helfen die Charaktere besser auf die Darsteller zu schneidern. Du hättest dein eigenes Zimmer, aber müsstest dir die anderen Räume mit drei anderen teilen. Wie in einer WG: Also, was sagst du dazu?“

Episode II

Episode II
 

Ich sagte erst einmal gar nichts. Ich war einfach zu verblüfft um ihr zu antworten. Nach geschlagenen fünf Minuten, Clarissa waren bereits noch tausend andere Dinge eingefallen, konnte ich endlich undeutliches Laute von mir geben.

„Ka...kar...sss.“

„Wie bitte?“, Clarissa lächelte mich immer noch freundlich an, obwohl sie mich wohl jetzt für die größte Vollidiotin dieses Planeten hielt.

„Zusammen mit Cathy Hills?“, würgte ich schließlich hervor.

„Cathy Hills?“, Clarissa schien erst nicht zu verstehen, was ich wollte, doch dann fiel bei ihr der Groschen, „ach so, natürlich würdest du mit Cathy zusammen wohnen. Soweit ich weiß müsstest du dir sogar ein Badezimmer mit ihr teilen. Ist das ein Problem für dich?“

„Natürlich nicht“, aufgeregt zappelte ich auf meinem Stuhl hin und her, „das ist sogar großartig. Ich wollte so eine Schauspielerin schon immer kennen lernen. Und jetzt darf ich sogar mit ihr zusammen wohnen“, schwärmte ich. Die Drehbuchautorin lachte:

„Das habe ich mir gedacht. Wie ich gehört habe, ist Cathy auch erleichtert nicht alleine mit den Jungs wohnen zu müssen.“

„Was ist eigentlich mit der anderen Hauptdarstellerin? Zieht die nicht mit ein?“, fiel mir da noch ein.

„Zoey Asher lebt bereits in New York, deswegen hat sie das Angebot ausgeschlagen. Stattdessen hast du ihr Zimmer letztendlich bekommen.“

„Ansonsten hätten sie mich wahrscheinlich gar nicht dazu gelassen“, überlegte ich in Gedanken, aber ich war darüber nicht im Geringsten betrübt. Ich freute mich, dass ich so eine seltene Chance bekam. Ich hatte schließlich die Gelegenheit bekannte Schauspieler privat kennen zu lernen. Wer würde das nicht mal? Cathy und Junno waren ja immerhin auch netter gewesen als ich sie mir vorgestellte hatte. Vielleicht würde ihr Kollege ja ebenfalls sympathischer sein als manche Stars in den Medien wirken.
 

„Wenn du ansonsten keine Fragen mehr hast, dann müsstest du dich nochmal ein paar Leuten vorstellen und könntest dann eigentlich deine Sachen aus dem Hotel holen und in die Wohnung einziehen“, holte mich Clarissa in die Realität zurück. Ich brauchte einen Momente bis ich kapierte, was sie von mir wollte.

„Klar, wie komme ich dort hin?“

„Hier ist die Adresse“, sie holten einen kleinen Zettel aus ihrer Schreibtischschublade, „gebe sie einfach einem Taxifahrer und er bringt dich dort hin. Die Kosten übernimmt natürlich der Sender. Lass dir von Mr. Goad das nötige Geld geben, okay? Oder reicht ein Taxi nicht aus um deine Koffer zu transportieren?“

„Nein, nein, das ist kein Problem“, sagte ich schnell und musste an mein Gepäck denken, dass im Gegensatz zu dem von anderen Touristen am Flughafen ziemlich spärlich gewirkt hatte.

„Was ist mit meinen Mitbewohnern?“, wollte ich noch wissen.

„Ich kann es dir nicht genau sagen“, sie zuckte mit den Schultern, „ich schätze mal, dass sie erst heute Abend nach Hause gebracht werden.“ Und weil sie fand, dass sie mir genug Informationen geliefert hatte, wandte sie sich wieder ihrem Script zu.

Ich wartete noch einen kurzen Moment bis ich mir sicher war, dass sie geistig wieder abwesend war und ging dann, so wie sie es mir aufgetragen hatte, zu Mr. Goad um ihm einige Dollar aus der Rippe zu leiern. Dann nahm ich mir ein Taxi (was verdammt lange dauerte!) und fuhr zum Hotel.

Es dauerte ein wenig bis ich mein Chaos in meinen Koffer und die abgewetzte Reisetasche gequetscht hatte und wider meinen Erwartungen war der Taxifahrer immer noch da. Er schien es mir noch nicht mal krumm zu nehmen und half mir sogar höflich meine Sachen im Kofferraum zu verstauen. Wahrscheinlich hoffte er auf ein großzügiges Trinkgeld nachdem er das Luxushotel gesehen hatte. Jedenfalls blickte er mich mit diesem erwartungsvollen Blick an als er vor einem riesigen Wohnkomplex in der Nähe vom Central Park ablieferte. Obwohl ich noch nicht mal mehr als 20 Dollar zahlen musste, drückte ich dem erstaunten Mann den 50er in die Hand und wuchtete dann mein Gepäck aus dem Auto und zum Eingang des Wohnhauses.
 

Nachdem der Taxifahrer sich zurück in den Verkehr gewagt hatte, konnte ich das erste Mal meine neue Unterkunft genauer betrachten. Und mir blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Ich war noch nie gut darin gewesen Räume und Häuser zu beschreiben, aber ich versuchte mir für meine Tante eine perfekte Darstellung auszudenken:

Das Gebäude war groß, modern, ein Kunstwerk aus Glas, Holz und Metall und einfach nur vollkommen New York. An der Frontseite gab es mehrere Eingänge und die Glastüren öffneten sich automatisch. Die große Empfangshalle wirkte eher wie die eines Hotels als die eines Wohnhauses. Es gab einen Portier, der hinter einem Schalter saß und die Wohnanlage auf mehreren Bildschirmen bewachte. In einer Ecke waren unzählige Briefkästen, wodurch mir erst bewusst wurde wie viele Leute hier leben mussten. Es roch nach Putzmitteln und ich traute mich kaum mit meinen dreckigen Sneaker auf den blank polierten Boden zu treten. Auf Zehenspitzen und bedrohlich schwankend, balancierte ich zu dem Mann am Schalter hinüber.

Als er mich erblickte, zog er misstrauisch die Augenbrauen zusammen und rückte das Namenschild an seiner Uniform zurück. Alan R. Watts. Wahrscheinlich musste er öfters Leute wie mich aus diesem Gebäude entfernen lassen. Hier wohnte schließlich nur die Elite.

Bevor er jedoch etwas sagen konnte, lächelte ich ihn nur schief an und legte meinen Ausweis auf den Tresen:

„Nele Janssen. Ich arbeite für die Lynx Broadcasting Company.“

Im ersten Moment schien der Mann verdutzt zu sein. Er musterte erst mich von oben bis unten und dann meinen Metallkoffer und die abgewetzte Reisetasche. Er kratzte sich nachdenklich am Kopf und tippte dann etwas an seinem Computer herum. Schließlich lächelte er freundlich:

„Miss Janssen, herzlich willkommen. Sie wollen sicher Ihren Schlüssel abholen.“

Beinahe hätte ich die Augen verdreht, aber ich ermahnte mich selbst dazu höflich zu bleiben, denn Mr. Watts machte schließlich nur seinen Job. Ich nickte.

„Kein Problem, hier haben sie ein Schlüssel, einen Gebäudeplan und die Zeiten für Nachtruhe. Sie müssen wissen, dass der gesamte Komplex überwacht wird und Sie sich vollkommen sicher fühlen können“, man konnte den Stolz in seiner Stimme schwer überhören.

„Danke“, sagte ich etwas schleppend, „das ist ja...super.“

Danach erzählte er mir noch einige Sachen über das Viertel, doch ich hörte nicht mehr zu. Überrascht starrte ich nur auf die Etagennummer auf dem Schlüssel – 12, das oberste Stockwerk.
 

Während der Glasfahrstuhl mit einer ungewöhnlichen Geschwindigkeit nach oben schoss, machte ich mir jede Menge Gedanken. Zum einen musste ich gegen die aufkommende Übelkeit ankämpfen, die meine Höhenangst hervorrief. Ich hatte erst die Treppe nehmen wollen, aber alleine hätte ich meinen Koffer sicher nie nach oben bekommen. Außerdem schwitzte ich schon genug, auch wenn das gesamte Gebäude klimatisiert war.

Doch meine Höhenangst stand eher an zweiter Stelle. Ich hatte auf meinem Gebäudeplan gesehen, dass es im 12. Stockwerk gerade mal zwei Wohnungen gab. Na ja, Wohnungen war vielleicht nicht der richtige Ausdruck, denn es schienen eher Luxusappartements zu sein. Es gab eine großen Dachterasse, ein Poolbereich und anscheinen auch einen Sparbereich innerhalb des Appartements. Jeder andere wäre sicher jetzt in Jubelrufen ausgebrochen, aber ich nicht. Ich kannte so etwas nicht und mir machte der Luxus eher Angst. Ich betrachtete missmutig meine ausgetretenen Sneakers, zupfte an meinem ausgeleierten T – Shirt und bohrte dann mit meinem Zeigefinger in dem Loch meiner Jeans am Oberschenkel. Nein, ich würde sicher nicht da hinein passen. Auch wenn die Darsteller noch so nett waren – ich lebte einfach in einer anderen Welt als sie. Immerhin hatte ich mich schon in diesem Traumhotel fehl am Platz gefühlt. Ich überlegte gerade wieder nach unten zu fahren, zurück ins Studio und Clarissa zu bitten mich in so etwas wie einer Jugendherberge unterzubringen. Oder zumindest in einem normalen Hotel. Allerdings ging da schon lautlos die Tür des Fahrstuhls auf und ich stand in dem größten Wohn-, Küchen-, Essbereich, den ich je live gesehen hatte.
 

Automatisch bewegten sich meine Füße in den Raum. Ich wusste gar nicht wohin ich zuerst blicken sollte. Auf die riesige offene Küche mit der Kochinsel, einem Monsterkühlschrank und den unzähligen Elektrogeräten? Zu dem gewaltigen Esstisch aus Holz? Dem gigantischen Fernseher? Dem schwarzen Flügel? Den vielen bunten Gemälden? Der kuscheligen Sofalandschaft mit den gemütlichen Sesseln? Oder sollte ich aus dem Panoramafenster blicken, von dem aus man über den gesamten Central Park und darüber hinaus blicken konnte?

Ich tat das was mir am meisten nahe liegend war: Ich ließ mein Gepäck fallen, fiel auf die Knie und fing hysterisch an zu lachen und gleichzeitig zu schluchzen.

Ich musste bestimmt ganze zehn Minuten da gesessen haben und im Nachhinein war ich froh, dass mich niemand so gesehen war. Es war sicherlich einer meiner peinlichsten Auftritte gewesen. Nachdem ich wieder zu mir selbst gefunden hatte, ließ ich mich seufzend in einen der Sessel fallen und schloss überwältigt die Augen. Ich war mir sicher, dass ich mich in einem Traum befand. Oder wie sollte ich mir sonst erklären, dass ich plötzlich in der Präsidentensuite gelandet war? War ich vielleicht das Opfer einer Fernsehserie bei MTV geworden? Verstohlen sah ich mich nach allen Seiten nach Kameras um. Ich stand sogar auf und checkte jeden Winkel, jedes Gemälde, jeden Blumentopf. Doch ich fand nichts. Es musste als alles echt sein. Ich seufzte erneut. Wie sollte ich solchen Luxus überstehen?

Wahrscheinlich war es alles nur eine Sache der Gewohnheit. Wie sollte sich ein gewöhnlicher Mensch wie ich nur daran gewöhnen, wenn er wusste, dass es nach wenigen Wochen wieder vorbei wäre? Ich beschloss das ganze wie einen Traum zu sehen. Ganz genau, ich war in einem von diesen kitschigen Cinderella – Träumen, die ich als Kind immer geliebt hatte. Ich durfte für kurze Zeit wie eine Prinzessin leben. Irgendwann würde die Uhr zwölf schlagen und ich würde mich in das zurück verwandeln, was ich wirklich war: ein durchschnittliches Mädchen. Ohne Schloss. Ohne Geld. Ohne Prinz.

Bis dahin wollte ich aber noch so viel Neues entdecken wie ich konnte. Ich ließ mein Gepäck, wo es war und sprang dafür wie ein Eichhörnchen unter Zuckereinfluss durch das Appartement. Ich leerte den gesamten Inhalt des Kühlschranks aus und probierte mich einmal quer durch die Kühlfächer. Ich kochte mir auf mindestens zwanzig verschiedene Arten einen Kaffee und war nach dem Verzerr noch aufgedrehter. Dann räumte ich alles wieder ein und hüpfte über die Sofainseln, während ich durch die Sender des Heimkinos. Ich durchlief alle Stufen des Whirlpool im Sparbereich und konnte mich gerade noch selbst davon abhalten mit Kleidung in den Pool zu bringen, der im Übrigen auf einer Dachterrasse über den Dächern New Yorks thronte.
 

Atemlos stützte ich mich zwei Stunden später auf das Geländer der Metalltreppe, die nach oben führte. Das zweite Stockwerk war leicht versetzt, sodass man von unten einen schmalen Steg sehen konnte, von dem insgesamt sechs Türen in einer Reihe abgingen. Dadurch wirkte das Appartement am Ende doch eher wie ein Loft mit Galerie.

Neugierig stieg ich die Treppe hinauf und las erst mal die Schilder den an den Türen. Das Zimmer ganz links gehörte Cathy, dann kam unser gemeinsames Bad und dann das Zimmer mit meinem Namen. Daneben (also weiter nach rechts) kamen die Zimmer der beiden Jungen, wobei auch wieder zwischen ihren Räumen ein gemeinsames Badezimmer war. Das Zimmer neben mir gehörte dem Schauspieler, den ich bisher nicht kennen gelernt hatte -. Doch in diesem Moment kümmerte ich mich nicht weiter darum. Ich war viel zu gespannt wie mein Zimmer wohl aussehen würde.

Ich atmete nochmal tief durch und öffnete dann die Tür und war wieder überrascht.

Nicht über den Luxus, sondern eher über die Normalität.

Es war modern eingerichtet, aber nicht zu steril und übertrieben wie der Rest des Hauses. Es gab nur eine große Fensterfront, die auf einen schmalen Balkon führte, aber sie reichte aus um den Raum freundlich und hell wirken zu lassen. Die Wände waren in einem blassen und starken Lila gestrichen. Die Möbel waren größtenteils weiß mit lila Highlights. Vor dem Fenster stand ein Schreibtisch mit einem nigelnagelneuen Computer. Links davon wurde die Fensterfront horizontal durch einen kleinen Mauervorsprung halbiert. Dort stand ein Bockspringbett. Außerdem gab es ansonsten noch einen Kleiderschrank, einen bequemen Lesesessel, einen Fernseher (der es natürlich nicht mit dem im Wohnzimmer aufnehmen konnte) und Bücherschränke und Regale, die bisher noch relativ leer wirkten. Am Spiegel des kleinen Schminktisches klebte ein Zettel mit Clarissas Handschrift: Mach aus dem Zimmer, was dir gefällt.

Wahrscheinlich wusste sie nicht genau, ob sie meinen Geschmack treffen würde. Sie hatte nichts falsch gemacht. Bis auf ein paar Bildern, Figuren, Postern und anderen persönlichen Gegenständen würde ich das Zimmer nicht verändern. Erschöpft ließ ich mich auf mein neues Bett fallen und schloss genießerisch die Augen. Hier würde ich mich wahrscheinlich wohler fühlen als im Rest des Hauses. Ich blickte auf den Wecker auf meinem Nachtisch und sah, dass es bereits nachmittags war. Ich überlegte noch, ob ich meine Sachen auspacken sollte, aber bevor ich aufstehen konnte, hatte mich schon der Sandmann überwältigt.
 

„Nele?“

„Lass mich noch zehn Minuten schlafen, Vicky“, brummte ich und suchte das Bett nach meiner Lieblingsdiddl ab (die mit dem Schnuller!). Doch ich stieß mit der Hand nur gegen einen Wecker und dann auf den Schalter einer Lampe. Das Licht ging an und ich blinzelte einige Male.

„Nele? Kann ich rein kommen?“

Das war sicher nicht die dunkle Stimme meiner Tante Victoria. Diese Stimme war klar und sanft wie die eines Engels. Oder die eines Filmstars. Es dauerte noch einen kleinen Moment bis ich mich orientiert hatte. Nicht Hamburg. New York City. Central Park. Luxuappartment. WG.

„Ja klar, Cathy“, brachte ich schließlich mit rauer Stimme hervor. Während ich mir den Schlaf aus den Augen wischte, mich streckte und gleichzeitig gähnte, kam doch tatsächlich die Cathy Hills in mein Zimmer. Obwohl dieses Situation total abgefahren war, war ihr Lächeln das einer normalen jungen Frau.

„Wir wusste erst nicht, ob wir dich wecken sollten, aber Junno meinte, dass du bestimmt nicht unsere erste Besprechung verpassen möchtest.“

„Besprechung? Müssen wir nochmal ins Studio.“

„Nein, nein, keine Angst“, lachte sie, „da haben wir heute genug Zeit verbracht. Wir dachten nur, dass es ganz nett wäre sich mal ein bisschen besser kennen zu lernen. Immerhin sind wir jetzt Mitbewohner.“

„Äh, klar, das klingt gut“, meinte ich schnell und lief rot an, weil ich da erst bemerkte, dass ich in meiner Alltagskleidung geschlafen hatte. Sie musste mich jetzt für einen totalen Proleten halten!

„Ich geh nur eben meine Koffer holen“, meinte ich dann, um zu beweisen, dass ich auch noch andere Sachen dabei hatte.

„Das hat Michael schon für dich erledigt“, meinte sie nur und deutete auf meine Sachen, die bereits auf dem Sessel ruhten.

„Michael?“, ich war verwirrt.

„Ach, du hast schon geschlafen bevor er kam“, schien sie sich zu erinnern, „er hat sich uns als Haushaltshilfe vorgestellt. Er kommt einmal am Tag um für Ordnung zu sorgen. Er ist aber schon wieder gegangen.“

Ich erschauderte. Ich hatte hier seelenruhig geschlafen, während ein fremder Mann durchs Haus marschierte. Cathy schien meine Gedanken gelesen zu haben:

„Ich kennen Michael schon länger. Er hat schon öfters für mich gearbeitet und man kann ihm voll und ganz vertrauen.“

Ich nickte bloß, obwohl ich immer noch nicht so ganz überzeugt war. Ich musste mir erst selbst ein Bild von den Menschen machen bevor ich ihnen vertrauen konnte.
 

Ich schickte Cathy schließlich wieder nach unten und zog mir frische Sachen an. Dann kämmte ich mir noch die Haare und schmiss achtlos meine Kleidung in den Schrank, sodass sie erst mal verschwunden war. Dann gesellte ich mich zu Junno und Cathy, die bereits auf der Couch lümmelten und sich von einem Obstteller bedienten.

„Ach, da bist du ja“, meinte Junno und grinste, „willst du auch?“ Er hielt mir ein Stück Wassermelone hin.

„Den Teller hat Michael extra für uns gemacht, weil er weiß, dass wir immer hungrig nach dem Dreh sind“, erklärte mir Cathy, „und so spät darf ich leider nichts fettiges mehr essen.“

Sie machte so ein betrübtes Gesicht, dass ich Mitleid mit ihr bekam. Das Leben als Schauspielerin und Model musste echt hart sein. Obwohl ich noch nie Figurprobleme gehabt hatte, schämte ich mich ein wenig, dass ich mich nur wenige Stunden zuvor durch den halben Kühlschrank gefuttert hatte. Ein wenig schuldig lehnte ich das Stück Wassermelone dankend ab.

„Habt ihr euch auch schon ein wenig umgeschaut?“, fragte ich und setzte mich neben Cathy. Diese nickte:

„Es ist wirklich wunderbar. Bisher habe ich noch nie in so einem Luxushaus gewohnt.“

„Ich auch nicht. Jedenfalls nicht länger als eine Woche und dann mit so viel Privatsphäre“, stimmte Junno ihr zu.

Das überraschte mich sehr. Ich hatte echte nicht gedacht, dass dieses Appartement noch etwas Besonderes für die beiden wäre. Wieder einmal hatte ich mich mächtig getäuscht.

„Hier zu viert zu leben scheint doch wirklich kein Problem zu sein, oder Mädels?“, fragte Junno und wir schüttelten den Kopf. Bei dieser Gelegenheit fiel mir noch etwas ein:

„Wo ist eigentlich dein Bandkollege? Ich dachte er sollte auch im Film mitspielen?“

„Ach, Tat-chan hat noch etwas Wichtiges hier in New York zu erledigen. Ich glaube es gab da Probleme mit seiner Green Card. Er wird wohl morgen erst hier einziehen.“

„Ich bin mal wirklich gespannt auf ihn“, meinte Cathy, die wirklich immer nur positiv zu denken schien, „immerhin muss ich mit ihm die meisten Szenen spielen.“

„Wirklich? Ich dachte du seist der Hauptcharakter, Junno?“, ich war verwirrt. Der junge Mann lachte:

„Ne, ich bin nur der beste Freund vom Hauptcharakter. Die Produzenten fanden ihn geeigneter um ein männliches Model zu spielen.“

„Aber heute warst du echt gut“, meinte Cathy beeindruckt, „wirklich professionell.“

„Ja klar, das bin ich immer“, lachte er und reichte ihr die Hand, „dann auf gute Zusammenarbeit.“

Sie schlug ein und forderte mich dann mit einem Blick auf meine Hand auf ihre zu legen. Ich fand das ein wenig idiotisch, aber weil ich die beiden wirklich zu mögen begann, tat ich ihnen den Gefallen.

„Auf gute Zusammenarbeit.“
 

Danach redeten wir noch bis tief in die Nacht hinein über dies und das bis Cathy den Fernseher einschaltete und uns zeigte wie wir auch Programme aus unserem Heimatland empfangen konnten. Wir tauschten uns ein wenig über unsere Kulturen aus und darüber welche Vorurteile wir eigentlich voneinander hatten. Es war seltsam wie schnell wir uns an nährten. Jedenfalls hatte ich das Gefühl zwei neue Freunde gefunden zu haben, als ich mich in den frühen Morgenstunden zwischen die Kissen kuschelte.

In meinem Traum verwandelte ich mich von einem Kürbis in eine Prinzessin in einem wunderschönen Kleid. Ich tanzte mit einer Diddlmaus mit Prinzenkrone durch unser Appartement, während uns Cathy auf dem Flügel musikalisch begleitete. Junno saß lachend auf einem Sessel und klatschte im Takt. Plötzlich wurde die Musik immer bedrohlicher. Mein Diddl – Prinz drehte mich immer schneller und schneller bis die Farben verschwammen. Die Diddl schien sich aufzulösen. Nein, sie löste sich nicht auf. Sie verwandelte sich. Als die Musik verstummte und die Welt wieder stillstand, erkannte ich, dass ich jetzt in den Armen von „Boxershorts“ lag. Er grinste spöttisch, während er auf mich hinabblickte:

„Ich hab doch gesagt, dass ich dich beim nächsten Mal nicht einfach so gehen lasse, Möchtegern – Cinderella.“

Und dann verwandelte ich mich zurück in den Kürbis und er warf mich mit dem fiesesten Lachen, das ich je gehört hatte, von der Dachterrasse. Und während ich fiel, wachte ich auf.
 

Ich atmete schwer und versuchte mein Shirt von meiner klebrigen Haut zu pellen. Ich war völlig nassgeschwitzt, obwohl mein Zimmer, wie der Rest des Gebäudes, klimatisiert war. Um wieder zurück in die Realität zu finden, stolperte ich zu dem großen Fenster und steckte meinen Kopf hinaus in die kühle Morgenluft. Es war gerade mal halb sieben, aber rund um den Central Park herrschte schon reger Betrieb und auch der Verkehrslärm schien hier nie eine Pause zu haben.

Bei mir zu Hause war es immer idyllisch ruhig gewesen und ich fragte mich ob ich in der nächsten Nacht genauso unruhig schlafen würde. Vielleicht sollte ich mir etwas für die Ohren besorgen...

Aber erst mal spürte ich, dass ich schon wieder hungrig war. Normalerweise frühstückte ich immer zuerst bevor ich etwas anderes tat, aber da ich ja jetzt mit Fremden zusammen wohnte, konnte ich nicht einfach so nach unten gehen. Also nur mit einem Shirt bekleidet, ungeduscht und total durchgeschwitzt.

Das Badezimmer war nicht besetzt, also musste Cathy noch schlafen. Ich nutzte das aus und ließ mir viel Zeit beim Duschen. In der letzten Ecke meines Kleiderschrankes fand ich noch ein T – Shirt, was noch relativ neu war und eine kurze Hose ohne Löcher oder Grasflecken. Ich räumte vorsichtshalber die Klamotten in meinen Schrank nochmal ordentlich ein. Man wusste ja nie, wer einen Blick hinein werfen würde. Dabei überlegte ich mir von meinem ersten Gehalt mal ein Paar neue Sachen zu leisten. Immerhin musste mein Kleidungsstil ein bisschen mehr meinen neuen Lebensumständen angepasst werden. Bevor ich in die menschenleere Küche ging, um das Frühstück vorzubereiten, checkte ich nochmal meine E – Mails. Nur eine meiner Freundinnen hatte mir geschrieben, von Clarissa war noch nichts gekommen. Vielleicht brauchte sie für ihre Scripts doch länger als ich angenommen hatte. Ich las auch noch einen kurzen Artikel über die Boyband, zu der Junno gehörte, aber viel mehr als ich schon wusste, erfuhr ich auch nicht. Gerade als ich mir noch einige Fotos angucken wollte, knurrte mein Magen. Ich musste dringend etwas essen.
 

In der Küche war noch keiner. Ich wusste nicht, was die anderen beiden zum Frühstück aßen, denn immerhin kamen bei uns drei verschiedene Kulturen an einem Tisch zusammen. Am Ende machte ich für uns das, was ich zu Hause auch immer aß: Rührei, Toastbrot und eine große Auswahl an Belag. Gerade als ich fertig war kam Cathy die Treppe hinunter. Sie trug eine Sporthose und hatte ihre Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden.

„Guten Morgen“, sagte sie lächeln und blickte sich überrascht auf dem gedeckten Tisch um, „du hast für uns Frühstück gemacht? Oder bekommst du Besuch?“

„Nein, nein, das ist schon für uns drei. Ich dachte wir essen zusammen, aber wenn ihr es nicht mögt, dann kann ich es auch gerne wieder weg stellen.“

„Nein, das ist voll lieb von dir“, sie schien sich wirklich zu freuen, „vielleicht können wir uns damit auch abwechseln.“ Sie setzte sich mir gegenüber und bestrich sich ihr Toast mit Erdnussbutter.

„Das klingt super“, ich war begeistert, aber ich fragte mich, ob sie bei ihrem Beruf überhaupt so ein deftiges Frühstück leisten konnte und musste dabei vor allem an den vorherigen Abend denken. Als hätte sie meine Gedanken gelesen, sagte Cathy:

„Zum Glück darf ich bis zwölf Uhr, dass essen, was ich möchte. Danach muss ich leider auf jede Kalorie achten.“

„Du hast doch eine tolle Figur“, sagte ich schnell. Sie lächelte verlegen:

„Danke, aber das war leider nicht immer so.“ Ich musste sie so fragend angeblickt haben, dass sie mit gesenkter Stimme hinzufügte:

„Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?“

„Ja...klar.“ Ich war überrascht, dass sie mir anscheinend vertraute. Aber das tat ich auch. Ich wusste, dass ich mich auf Cathy verlassen konnte.

„Als Kind war ich total übergewichtig. Ich wurde in der Schule gehänselt und hab mich gar nicht mehr aus dem Haus getraut. Ich konnte mich sogar nicht mal mehr selbst im Spiegel anschauen. Selbst meine Mutter hab ich nicht mehr an mich ran gelassen, dabei ist sie schon immer der wichtigste Mensch in meinem Leben. Irgendwann hab ich Audrey Hepburn in dem Film „Frühstück bei Tiffany“ und ich war sofort fasziniert von ihr. Ich habe mir danach alle Filme mit ihr angesehen und Tag und Nacht nur noch darüber nachgedacht wie sie zu werden. Dann habe ich mehrere Diäten gemacht. Zuerst waren die nicht sehr erfolgreich, aber ich wollte einfach nicht aufgeben. Als es mir besser ging, hab ich an Schauspiel – Workshops teilgenommen und wurde am Ende sogar an einer entsprechenden Schule angenommen. Aber in dem Moment, in dem ich Audrey sah, hat sich mein ganzes Leben geändert.“

„Wow“, ich war im ersten Moment sprachlos, „ich hab mir noch nie Gedanken darüber gemacht, was Schauspieler vor ihrer Karriere gemacht haben.“

„Das tun die meisten nicht“, sie zuckte mit den Schulten, „alle denken immer wir wären perfekt, aber wir sind eben auch nur gewöhnliche Menschen.“

„Genauso wie Sänger und Tänzer auch“, unsere Köpfe flogen herum und Junno grinste uns an während er die Treppe hinunter kam, „ihr habt ja morgens schon interessante Gespräche.“

„Hast du uns belauscht?“, Cathy war ganz blass um die Nase. Immerhin war das ihr größtes Geheimnis.

„Kein Angst, nur den letzten Teil“, er zwinkerte ihr spitzbübisch zu und sie atmete erleichtert aus.
 

„Nächstes Mal könnt ihr mich ruhig aufwecken, dann frühstücken wir zusammen“, etwas vorwurfsvoll blickte Junno uns an, „oder wolltet ihr das ganze gute Essen für euch alleine bunkern?“

„Nein, nein“, sagte ich schnell und schob ihm einen Teller mit Rührei hin, „ich wollte euch nur nicht stören. Immerhin kennen wir uns nicht so gut.“

„Dann sollten wir das schnell mal ändern“, grinste er als er sich neben mich setzte, „wie wäre es, wenn wir uns heute Morgen zusammen die Stadt anschauen?“

„Das klingt super. Ich kenne hier ein paar tolle Plätze, wo wir nicht so auffallen“, Cathy schien hellauf begeistert zu sein.

„Müsst ihr beide denn gar nicht arbeiten?“, hakte ich nach.

„Erst heute Nachmittag und du?“ Sie blickten mich beide fragend an. Ich schüttelte meinen Kopf:

„Wahrscheinlich hab ich die meiste Freizeit von uns allen. Clarissa hat mir bisher keinen Text geschickt.“

„Dann steht es also fest: Nachdem Frühstück nehmen wir uns ein Taxi.“

„Aber erst mal muss ich mich richtig anziehen“, meinte Cathy und hastete die Treppe hinauf.

„Hey, willst du nicht noch frühstücken?“, rief Junno ihr hinterher, doch da fiel auch schon ihre Zimmertür ins Schloss. Er seufzte und grinste mich dann an:

„Also mehr für uns, Nele.“
 

Jedoch sollte das Frühstück nicht die einzige Mahlzeit an diesem Tag bleiben, sodass auch noch Cathy ohne leeren Magen ins Studio fahren sollte.

Wir machten zuerst das Gebiet um den Central Park unsicher. Meine beiden Begleiter achteten noch gut darauf, dass sie „undercover“ blieben. Wir futterten uns dort erst einmal durch alle möglichen Stände von Crêpes bis Hotdogs. Und danach hatten wir sogar noch Platz für ein großes Eis.

Wir besuchten die schrillsten Geschäfte und probierten seltsame Klamotten an. Mein Taschengeld war fast aufgebraucht, da fanden Cathy und ich einen Laden, der nicht ganz so teuer zu sein schien wie die Geschäfte auf der 5th Avenue. Denn obwohl sie Schauspielerin war, wollte sie mit ihrem Geld vorsichtig haushalten.

„Noch so ein Vorurteil“, meinte sie, „alle glauben immer ich sei Millionärin. Viele meiner Freunde wollen sich von mir alles bezahlen lassen, aber in Wirklichkeit spare ich mein Geld, um später noch studieren zu können. Immerhin kann man ja nicht für immer Schauspielerin bleiben, oder?“

Ich bewunderte wie realistisch sie mit ihren zwanzig Jahren schon dachte. Sie musste wirklich bescheiden erzogen worden sein. Als sie meinen nachdenklichen Blick sah, fügte sie hinzu:

„Außerdem weiß ich es wie es ist nicht viel Geld zu haben. Als ich noch klein war, hat mein Vater seinen Job verloren und wir mussten wirklich auf jeden Cent achten.“

Ich nickte. Bisher war mir eine solche Erfahrung zum Glück erspart geblieben, aber ich hatte Freunde, die mussten auch darauf achten wie sie über die Runden kamen. Ich bewunderte diese Leute. Sie versuchten das Beste aus ihrem Leben zu machen und arbeiteten hart für jeden Cent.

„Hey, wie findest du das?“, sie hielt ein Kleid mit rot- weißen Blumenmuster hoch.

„Sehr schön“, meinte ich und war mehr als überrascht als sie es mir gab.

„Dann probiere es gleich mal an.“

„Wie…aber…“, ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, „aber das würde mir doch gar nicht stehen.“

„Das weißt du doch gar nicht. Ich finde das passt genau zu deinem Typ, vertrau mir“, bevor ich weiter protestieren konnte, hatte sie mich schon zu den Kabinen geschoben. Ich seufzte tief und schälte mich dann aus meinen Klamotten. Ihr zuliebe.

Doch so schlimm sah es gar nicht mal aus und es war auch nicht zu aufreizend. Cathy hatte wirklich Geschmack. Ich drehte mich noch einmal begeistert vorm Spiegel und trat dann hinaus in den Laden, wo jetzt auch Junno wieder aufgetaucht war. Er wollte sich nochmal nach ein paar neuen Schuhen umsehen. Meine beiden Mitbewohner klatschten laut Beifall als sie mich sahen. Mir war es etwas peinlich und ich wurde sofort rot.

„Ich hab doch gesagt, dass es dir steht“, meinte Cathy selbstzufrieden.

„Wow, damit könntest du glatt selbst vor der Kamera auftreten“, lachte Junno. Ich schüttelte heftig den Kopf:

„Keine zehn Pferde würden mich dazu bringen. Ich bin eher ein kreativer Kopf.“

Doch ich war trotzdem ein wenig gerührt über ihre Komplimente. Zum Glück war das Kleid nicht so teuer, deshalb gab ich mein letztes Geld dafür aus. Auch Cathy fand noch ein paar schöne Stücke. Irgendwann schaute Junno auf die Uhr und drängte uns zu bezahlen, weil er und Cathy in einer Stunde am Set sein mussten.
 

Die beiden beschlossen direkt weiter zum Sender zu fahren, aber mich brachten sie noch bis zu unserer Wohnung. Ich musste unbedingt nachschauen ob Clara mir geschrieben hatte. Ich verabschiedete mich von meinen neuen Freunden mit einer Umarmung und machte mich glücklich, aber auch erschöpft auf den Weg in unsere Wohnung. Dort war es durch die Klimaanlage so kalt, dass ich fröstelte. Schnell warf ich meine Einkäufe in mein Zimmer und ließ die große Badewanne ein. Seufzend ließ ich mich in das warme Schaumbad sinken und schloss genießerisch die Augen.

Aus dem Erdgeschoss hörte ich Geräusche. Erst erschrak ich, doch dann fiel mir ein, dass wahrscheinlich Michael gekommen war. Ich badete ruhig weiter und zog mir dann einfach einen Bademantel über. Normalerweise konnte ich ja direkt aus meinem Bad in mein Zimmer gehen, aber weil ich die Badewanne im Spa- Bereich benutzt hatte, musste ich durch die ganze Wohnung laufen. Leider hatte ich meine alten Sachen in meinem Zimmer gelassen also musste ich wohl oder übel so gehen. Ich hoffte, dass Michael vielleicht zu beschäftigt war um mich zu beachten. Immerhin war er ein Fremder. Ich schob meinen Kopf aus der Tür und sah mich suchend im Erdgeschoss um. Die Luft war rein. Schnell zog ich meinen Bademantel enger und lief durch das Wohnzimmer die Treppe hinauf. Meine nackten Füße klatschten über den kalten Boden. Kurz bevor ich meine Zimmertür erreichen konnte, ging die Tür daneben auf und schlug mir ins Gesicht. Mit einem Aufschrei ging ich zu Boden, dabei öffnete sich mein Bademantel und entblößte ein paar intime Körperstellen. Ich war für einen Moment so benommen, dass ich erst gar nicht realisierte, dass jemand auf mich herabsah.

„Michael?“, stöhnte ich und schlang schnell wieder meinen Bademantel um meinen Körper. Doch bald wurde mein Blick wieder klarer und ich sah voller Entsetzen, dass es nicht Michael war, der mich so frech angrinste.

„Ich sag doch, dass man sich immer zweimal im Leben trifft.“

„Boxershorts“, warf das Einzige, was mir einfiel, bevor ein spitzer Schrei meiner Kehle entwich.



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