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Sweet As(s)

Erwin x Levi
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey Leute,

jaaa, hier soll es nun um ein wenig Spaß gehen... Nichts wirklich Ernsthaftes, nur ein bisschen Spaß an der Freude. Erwin und Levi haben es verdient, in einer nicht ganz so dramatischen und traurigen Geschichte zueinander finden zu dürfen! (Obwohl... werden sie das wirklich? x3)

LG Sharix Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhuuuu :D

und endlich geht es weiter...! Danke für die Kommis zu Kapi 1 nochmal^^

Viel Spaß <3

Eure Sharix Komplett anzeigen

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Boldness - Levis View

Zweiunddreißig Grad im Schatten. Backofen in der Sonne. Die Hitze zwirbelt in Wellenbewegungen durch die stehende Luft; seit einer halben Stunde weit und breit keine Spur von einem gehauchten Windstößchen, das einem diese widerlichen Schweißperlen aus der Fresse wischen könnte. Perfektes Wetter, um ein Spiegelei auf der Motorhaube zu braten. Konsequenz: Alle dreißig Sekunden selbst zum Taschentuch greifen und die Klimaanlage hochdrehen. Wow, hoffentlich verbringe ich den ersten Urlaub des Jahres mit einer fetten Grippe im Bett. Das wäre natürlich hervorragend. Schniefend und schwitzend im Hotelzimmer flachzuliegen, während andere braun gebrannt und mit ein paar Cocktails bewaffnet die Sonne am Meer genießen. (Sarkasmus Ende.)

„Erwin, dein Auto ist scheiße“, grummle ich und kurble quietschend das Schiebefenster wieder hoch. „Wie alt ist die Karre? Jedes anständige Auto ist heutzutage im Besitz von automatischen Seitenhebeln, nur deine Schrottmühle nicht.“

Zwei Sekunden Stille.

„Freu dich, dass es wenigstens eine funktionstüchtige Klimaanlage hat.“

Ungeduldig trommelt Erwin mit den Fingerkuppen auf dem brühend heißen Lenker herum. Seine genervt zusammengezogenen Augenbrauen kann ich hinter den fetten Pornobrillengläsern zwar nicht erkennen, aber dennoch erahnen. Eigentlich ein schieres Wunder bei seinen dunkelblonden Monsterbrauen; er muss lange nach einem übergroßen Modell wie diesem gesucht haben. Einen entscheidenden Vorteil haben seine dicken Brauen allerdings: Ihm tropft der scheiß Schweiß nicht direkt in die Augen hinein, weil seine riesen Büsche alles vorher auffangen und aufsaugen. Ob ich neidisch bin? Nicht besonders.

Das Geld für diese überflüssige Spezialanfertigung von Sonnenbrille hätte er mal lieber in eine ordentliche Karre stecken sollen. So ein Egoarsch.

Kaum zu glauben, aber ich gehe ihm schon den ganzen Tag ordentlich auf den Sack - eine (von mir) genervte Visage dürfte heute seinem fortwährenden Dauerzustand entsprechen. Da wir laut Navi eh noch ein paar Stunden unterwegs sind bis wir endlich in unserem Hotel in Norditalien ankommen und ich ansonsten keine sinnvolle Beschäftigung habe, bleibt mir noch genügend Zeit, um meine Grenzen spielerisch auszutesten.

„Du kannst mir gern die Kohle geben, dann kaufe ich sofort ein neues“, bemüht sich mein blonder Freund um einen freundlichen Tonfall.

„Ich muss dich ja wohl nicht auch noch finanziell aushalten. Acht Stunden mit dir in einem Auto zu sitzen, reicht mir vollkommen aus“, brummle ich und lehne meinen Kopf gegen die Fensterscheibe.

„Dann halt die Fresse, Levi“, murmelt Erwin und konzentriert sich offensichtlich auf den dichten Urlaubsverkehr. Oh, ist da etwa ein Nervchen gereizt, huh?

„Halt selbst die Fresse, Shitwin“, kontere ich wenig einfühlsam und… Mit einem ordentlichen Knall rummst mein Kopf gegen die Scheibe, ein lautes ‚Plong‘ ertönt, dann ist es wieder still; Shitwin hält wieder Kurs. Mit einem fetten, zufriedenen Grinsen in der Fresse. Fuck, dieser Wichser!

„Pass auf, dass ich dir dein Grinsen nicht aus dem Gesicht prügle“, zische ich und reibe mir unauffällig über die übel pochende Stelle. „Der Fahrer darf nicht geschlagen werden“, belehrt mich Erwin mit der goldenen Regel - immer noch grinsend.

„Irgendwann geht dir der Sprit aus“, grinse ich diabolisch zurück und sein Schmunzeln erhält prompt einen leichten Dämpfer. „Und irgendwann… wirst du schlafen und ich… werde wach sein.“

Schwupp, weg ist das lästige Grinsen. Geht doch.

Triumphierend lehne ich mich zu ihm herüber und raune ihm ein paar versöhnliche, nur leicht bedrohliche Worte ins Ohr: „Und dann werde ich über dich und deinen wehrlosen Körper herfallen.“

„Hmmm“, macht er nur; straft mich mit gekünsteltem Desinteresse. Als ob ich keine Mittel und Wege kennen würde, um seine volle Aufmerksamkeit zu gewinnen - selbst beim Autofahren und auf die Gefahr hin, dass er kurz vom Kurs abkommt.

Ein plötzlicher, dumpfer Klang von billigem Plastik, das auf noch viel billigeres Plastik trifft, sorgt dafür, dass meine nächste - etwas fiesere und miesere - Stichelei unausgesprochen in meinem Mund verbleibt.

Da ist doch allen Ernstes das Scheißding von Navi von der Scheibe geploppt. Angewidert rümpfe ich die Nase, als ich das erblicke, was sich hinter dem Saugnapf gebildet hat: Viele alte, kreisrunde Abdrücke. Spuren von Spucke… Urghs. Ist ja widerlich.

„Kannst du deine Drecksschleuder nicht wenigstens mal säubern, bevor du Gäste darin mitschleppst?“, mosere ich wieder drauf los. Das muss ihm echt mal gesagt werden, dass er… ein bisschen zu nachlässig ist. Zumindest in puncto Sauberkeit.

Blindlings und kommentarlos fingert Erwin nach seinem Tomtom und… boah, mir wird gleich schlecht. Er leckt einmal großzügig über den durchsichtigen, mit getrockneter Spucke überzogenen Saugnapf und batscht das Teil mit Schmackes wieder an die Windschutzscheibe. Da… O Gott. Da läuft ein dünnes Rinnsal Spucke an der glatten Oberfläche herunter. O Gott, O Gott. Ich bin blind.

„Wenn ich kotzen muss, kotze ich dir auf den Schoß, Erwin. Versprochen.“ Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken als ich mich tiefer in der Lehne versinken lasse - größtmögliche Distanz zur abartigen Windschutzscheibe suchend.

„Dann kannst du zu Fuß weiterlaufen, mein Bester“, erwidert Erwin und setzt zu einem ultra lahmen Überholmanöver an. Mein Blick wandert auf die Tachoanzeige. Der Zeiger drückt sich kriechend nach oben, dabei tritt Erwin das Pedal voll durch.

„Würde vermutlich schneller gehen.“

Zum ersten Mal seit zwei Stunden dreht Erwin seinen Kopf komplett in meine Richtung. Mit diesen riesigen Gläsern, die sein halbes Gesicht verdecken, sieht er irgendwie aus wie ein Insekt. Oho, gleich sticht die Wespe zu.

„Jetzt mach mal langsam halblang, Levi. Also ehrlich, kannst du nicht mal wenigstens für die Dauer des Urlaubs aufhören, dich über alles und jeden zu beschweren? Langsam nervt dein ständiges Gemecker. Ich wollte mich erholen. Nicht stressen. Du bist anstrengender als mein Cousin… und der ist zwölf.“

Sein Tonfall gleicht dem Geknurre einer wütenden Bulldogge, verliert sich zum Ende hin aber immer mehr in selbstmitleidigem Gewinsel. Erwins Blutdruck dürfte die Tachoanzeige seines Fords momentan echt in den Schatten stellen.

„Das hat nichts mit nicht können zu tun, sondern mit nicht wollen“, entgegne ich. „Das ist ein entscheidender Unterschied.“

Erwin seufzt. Lang und träge. „Tatsächlich? Ich glaube eher, dass das schlichtweg deiner Natur entspricht. Du kannst gar nicht anders.“

„Glaubst du, ja?“, zische ich; ein leicht gekränkter Unterton ist unvermeidlich. Was hat er denn bitte für ein Bild von mir?

„Ich bin mir sogar ziemlich sicher.“

Nachdenklich verschränke ich die Arme vor der Brust, während unser Auto von der Dunkelheit eines Tunnels erfasst wird. Auf dem Weg Richtung Italien gibt es wirklich eine ganze Horde davon. Eigentlich ganz angenehm, nur dann nicht, wenn einem plötzlich wieder die Sonne wie harter Wind ins Gesicht klatscht.

„Sicher genug, um eine Wette einzugehen?“

Erwin zuckt mit den Schultern. Er scheint sich seiner Sache ja wirklich ziemlich sicher zu sein. „Klar, aber Wetten erfordern stets ein paar Spielregeln.“
 

„Fein, ich wette mit dir, dass ich es locker schaffe, die ganze Woche nicht mehr zu ‚meckern‘ wie du es nennst. Meiner Meinung nach sind das eh nur freundliche Hinweise, die du nicht zu schätzen weißt.“

Ein kurzes Lachen erfüllt das Auto mit Leben. Ein unbestreitbar schöner Klang dringt aus seinen faszinierenden, leicht geöffneten Lippen. Oh Mann, er… soll damit aufhören. Sonst verpufft mein Ärger über ihn im Nu wie ein Tropfen Wasser auf heißem Stein.

Dafür höre ich sein Lachen doch viel zu gern. Auch wenn ich nur selten mit einstimme, fühle ich mich trotzdem so als würden wir uns gemeinsam amüsieren. Ein beschissen gutes Gefühl.

„Abgemacht. Aber wir müssen das ein bisschen erweitern, sonst ist mir die Gefahr zu groß, dass du dich einfach zurückziehst und so jeglicher Konfrontation geschickt aus dem Weg gehst.“

Mist. Wäre auch echt zu einfach gewesen.

Vorsorglich schließe ich die Augen, als ich das helle Ende des Tunnels erblicke. Ein gleißender Lichtstrahl trifft auf meine geschlossenen Lider. Wo ist eigentlich meine scheiß Sonnenbrille, wenn ich sie brauche? Vermutlich irgendwo in den Tiefen meines Gepäcks vergraben.

„Was schlägst du vor?“

Erwins Grinsen ist mir ein bisschen zu vorfreudig. Warum grinst der jetzt so blöd? Sag bloß, er hat nur darauf gewartet, mir - mit welchen Mitteln auch immer - ordentlich eins auswischen zu können. Mag ja alles sein, aber ob sein Plan aufgeht, werden wir noch sehen.

„Nun, am besten wir machen ein kleines Spiel daraus. Immer, wenn ich sage ‚Ich wette…‘ kommt darauffolgend ein Auftrag, den du zu erfüllen hast, um die Wette zu gewinnen. Verweigerst du, verlierst du.“

Skeptisch ziehe ich eine Augenbraue leicht in die Höhe. Ob Erwins Braue bei dieser Gesichtsregung wohl hinter den fetten Gläsern hervorschauen würde?

„Aha? Und inwiefern gedenkst du dich daran zu beteiligen? Wenn, dann gelten die Spielregeln für uns beide.“

Das Grinsen meines sommerlich gekleideten Freundes wird noch breiter. Sein rechtes Bein vibriert ganz leicht (ernsthaft, er ist so ein scheiß Spielkind). Das tut es immer, wenn er vor Nervenkitzel und Vorfreude fast platzt. Oh Mann, Erwin - werd erwachsen.

„Fantastisch, so machen wir es. Aber immer nur abwechselnd. Du darfst mir nicht zwei oder drei Aufgaben hintereinander erteilen. Und sie müssen immer mit einer anderen Person oder einem anderen Gegenstand stattfinden. Ich dürfte nicht sagen: ‚Ich wette, du massierst mir nicht den Rücken.‘ Das beinhaltet ausschließlich meine Person, deshalb gilt es nicht. Es gibt natürlich ein paar Grauzonen…“
 

Erwin dreht seinen Kopf mitsamt dem frechen, blutaufwallenden Grinsen direkt in meine Richtung. Unauffällig wende ich den Blick zur Seite ab. Scheiße, sieh mich nicht so an, sonst kriege ich noch einen Hitzeschock und sterbe entweder an plötzlicher Dehydrierung oder einem akuten Herzinfarkt.

„Die wären?“, hinterfrage ich ruhig und erblicke den majestätischen Anblick der Bergspitzen und die vagen Umrisse ihrer pyramidenartig verlaufenden Körper, die sich in der Ferne vor uns auftun. Hah, das Ziel rückt immer näher.

Gutgelaunt trommelt Erwin auf das schwarze Lenkrad. „Ich springe aus zehn Metern Höhe von den Klippen und rufe: ‚Ich wette, das traust du dich nicht!‘ Prinzipiell hat die Aufgabe auch mit mir als Person zu tun, aber nur entfernt, weil es lediglich darum geht, meine Leistung nachzumachen oder zu toppen, nichts, was direkten Körperkontakt erfordert oder so.“

Mein Blick wandert wieder zum ihm, schweift über seine breiten, gestrafften Schultern und das hässliche, knallbunte Hemd, das er trägt und zu allem Übel auch noch mit einem ultra Augenkrebs erregenden Aufdruck aus Palmenblättern verziert ist. Entschädigend ist nur der Gedanke daran, was sich unter dem Hemd verbirgt. Ich kann sie förmlich unter meinen Fingerspitzen schwitzen fühlen: Harte, unnachgiebige und sonnengeküsste Haut, die in den nächsten Tagen noch um einiges dunkler werden wird. Dazu der unvergleichliche Kontrast von blondem Haar und blauen Augen. Ein wahrer Augenschmaus.

Die Frauen werden ihm zu Füßen liegen. Definitiv. Das Bild dazu habe ich schon seit Wochen im Kopf. Er wird wie frisch aus Baywatch entflohen über den Strand laufen und große Trittspuren im heißen Sand hinterlassen. Der Oberkörper frei, die Haut noch feucht von der letzten Abkühlung; die Haare zerzaust und die Abendsonne sanft reflektierend - ein selbstsicheres Grinsen im männlichen Gesicht. Er wird ihnen das perfekte, klischeehafte Bild bieten. Sie werden ihm zuerst nachsehen, ihren Augen kaum trauen und ihm dann hinterherlaufen, aber ich werde höchstpersönlich dafür Sorge tragen, dass jede von ihnen irgendwann in ihrem heiklen Spurt auf die Fresse fliegt. Die ganzen Bitches werden ihm also im wahrsten Sinne des Wortes zu Füßen liegen.

Ich kümmere mich wirklich fürsorglich um ihn.

Aber er…

Er schließt Körperkontakt zwischen uns also von vornherein ganz bewusst aus. Frech und doch… Mhm, seltsam, dass er… na ja, eine eigentliche Selbstverständlichkeit zwischen zwei guten Freunden so rigoros und explizit noch einmal betont.

Ist es dir inzwischen also doch aufgefallen, Erwin? Hast du deine Scheuklappen endlich beiseitegelegt und bemerkt, dass ich dich seit ein paar Wochen anders beleidige und trieze als noch vor wenigen Monaten? Tut mir Leid, Kumpel. Ich werde mit der Zeit auch nicht jünger. Nur ganz langsam, Schritt für Schritt immer reifer. Wir zwei sind inzwischen schon Mitte Zwanzig - wie lange soll ich noch darauf warten, dass du mich endlich mit den Augen siehst, die ich mir seit geraumer Zeit wünsche, hm?

Dabei dachte ich, dass dein Interesse an mir auch nicht gleich Null sei, Erwin. Du hast immer wieder so… seltsame Andeutungen und Anspielungen gemacht. Hm. Sollte mir das zu denken geben? Oder bist du nur… zu schüchtern, um den ersten Schritt zu wagen? Hattest du vielleicht noch nie was mit einem Kerl, huh? Das ist ja herzallerliebst. Keine Sorge, ich werde dich schon mit Samthandschuhen anfassen. Eventuell. Ach, keine Ahnung. Ich weiß nicht, was ich mit dir machen soll. Was ich mit uns machen soll. Ich kann dich nicht richtig einschätzen; weiß nicht, was du wirklich willst und was nur… freundschaftliche Spielereien sind.

Wirst du mich zurückweisen, wenn ich dir zu nahe komme? Wird es mir egal sein oder wird es mir doch… entgegen aller guten Vorsätze unter die Haut gehen, wenn ich ein ‚Nein‘ von dir akzeptieren muss?

Wir sind eine ganze volle Woche miteinander allein, um das herauszufinden und uns gegenseitig neu zu entdecken. Gut, dass ich Mike und Nile kurzfristig ausgeladen habe. Sie sind mit Sicherheit immer noch stinksauer über meinen Anruf, aber tja… So spielt das Leben, nicht wahr? (Nile ist mir fast durch den Hörer gesprungen; der Kerl hat mir so lautstark ins Ohr gebrüllt, dass ich gar nicht anders konnte, als aufzulegen.)

Wie gut, dass du denkst, sie seien urplötzlich erkrankt und wie gut für mich, dass ich dein Handy klammheimlich ausgestellt habe. Nile hat bestimmt schon zig tausend Nachrichten hinterlassen und rumgeschnauzt wie wir es wagen können, die beiden mit gepackten Taschen einfach zurückzulassen. Ich bin ja schon fürchterlich gespannt, wann die ganze Sache auffliegen wird, mhhhm.

„Klingt vernünftig“, erwidere ich schließlich auf seine Spielregeln. „Aber eigentlich selbstverständlich. Als ob ich auch nur das geringste Interesse daran hätte, mich von deinen widerlichen vollgespuckten Händen betatschen zu lassen.“

Wir fahren in den nächsten dunklen Tunnel hinein. Die Luft kühlt sich in einem gefühlten Sekundenbruchteil ab. Obwohl… vermutlich nichts als Einbildung, immerhin rotiert die Klimaanlage lautstark auf Hochtouren. Man kann es sogar riechen, dass sie an ist, kein Scherz. Es mieft dezent nach faulen Eiern, aber… Tja, immer noch besser als langsam vor sich hin zu garen.

„Was bekommt am Schluss der Gewinner, Levi?“, will er auf einmal von mir wissen. Mein Blick schweift beiläufig über das rasch vorbeiziehende Notausgangsschild.

„Alles, was er will. Ein freier Wunsch, der aber nicht zu teuer sein soll. Mein Budget ist durchaus begrenzt. Liegt nicht zuletzt an den scheiß teuren Materialien für die kack Uni.“

Der Motor jault auf, als Erwin schließlich Vollgas gibt und an ein paar noch schäbigeren Autos vorbeizieht.

„Also dann… Top, die Wette gilt?“, murmelt er zwischen grünen Lichtern, die über seine markanten Züge tanzen.

Ich imitiere sein schiefes Grinsen von vorhin. „Die Wette gilt.“ Den peinlichen Handschlag schenken wir uns einfach mal getrost.

Am Ende des Tunnels warten die ersten fremdsprachigen Schilder auf uns - jedoch stets mit deutscher Übersetzung darunter. Echt ein Witz. Da fährt man ins Ausland, um dem eigenen verkorksten Umfeld zumindest für eine kurze Dauer zu entfliehen und ist sprachlich trotzdem noch im Inland.

„Eins kann ich dir versprechen, Levi“, beginnt Erwin mit geheimnisvollem Unterton. Seine Stimme bebt regelrecht. Sie vibriert mit der gleichen latenten Vorfreude wie sein Bein zuvor. „Wenn ich gewinne, wird es dich keinen Cent kosten.“

…Um ehrlich zu sein bin ich mir unschlüssig, ob mich diese Gewissheit nicht eher dezent beunruhigen als beruhigen sollte.

Possessiveness

Die Autobahn, der Zoll und die Tunnel liegen hinter uns. Das Navi leitet uns in eine ländliche Gegend des Gardasees. Nach Bardolino in das Color Hotel. Die Straßen werden nach jeder Abzweigung schlimmer, die Menschen, die hier über die Bürgersteige fleuchen, sind mir nicht geheuer. Ich weiß nicht, woran das liegt. Möglicherweise an der Weise wie sie sich bewegen? Irgendwie… anders.
 

Zu unserer Linken: ein paar Häuser, Hotels, Bäume, der Strand und der See. Zu unserer Rechten: überall Hotels. Wow, eine richtige Hotelmeile also. Die idyllische Internetseite lässt etwas anderes erahnen.
 

Erwin nimmt den letzten Schluck aus seinem schwulen, pinken Rockstar und atmet tief durch. Im Ernst, wie kann man seinen Körper so sehr hassen, dass man ihn mit Überdosen an Zucker und Chemie vollpumpt? Er soll mal besser mehr auf sich achten, damit ihm seine Gesundheit lange erhalten bleibt. Idiot.
 

„Da wären wir“, verkündet Erwin erleichtert und brettert mit Vollspeed in die Einfahrt hinein. Eine einzige Bodenwelle und ich knalle mit dem Kopf fast gegen die Decke. Zu viel Schwung, zu wenig Gegengewicht. Das Hotel liegt direkt gegenüber einer knallbunten Tankstelle. Toll, da kann Erwin sich dann Nachschub von seinem drecks Energy besorgen. Komm, das war doch glatte Absicht, dass er ausgerechnet dieses Hotel rausgesucht hat, dieser berechnende Hurensohn.
 

Beim Aussteigen streckt Erwin seine müden, halb gelähmten Glieder und knackt mir einen mit seinen Gelenken vor. Erst die Fingerknöchel, dann die Halswirbel, meine Fresse, geht’s noch?
 

Ich will gerade etwas Abfälliges zum Besten geben, da zückt Erwin sein totes Handy aus der Trainingsjacke, die auf dem Rücksitz vor sich hin schlummert. Prompt knallt mir der Puls bis zum Hals hoch. Oh, fuck, verdammte Scheiße - das habe ich ganz vergessen. Wenn er das Ding jetzt einschaltet, sieht er hundert Pro zwanzig Anrufe in Abwesenheit und er wird hundert Pro Nile zurückrufen und zweihundert Pro ausflippen.
 

„Hä?“, macht Erwin überrascht als sein Handy nicht reagiert. Er grübelt gar nicht darüber nach, warum sein Smartphone ausgeschaltet ist - er nimmt es mit einem Achselzucken als gegeben hin.
 

Scheiße, wenn ich jetzt nicht reagiere-…
 

„Ich wette mit dir“, brülle ich quer über den Parkplatz und errege die Aufmerksamkeit einer alten Oma, die gerade mit Gehhilfe an uns vorbeischleicht genauso schnell wie Erwins, „dass du es nicht aushältst, dein Handy für die Dauer des Urlaubs ausgeschaltet zu lassen.“
 

Boah, da hab ich meinen Hals aber nochmal um Haaresbreite aus der Schlinge gezogen. Erwin grinst, setzt sich die Sonnenbrille auf die blonde Mähne. Ohhh… Meine Gedanken fahren Karussell. Kumpel, deine babyblauen Augen werden unter meinen Berührungen zum Mann werden. Darauf kannst du Gift nehmen. Darauf kannst du deinen scheiß giftigen Energymüll in dich reinkippen. Du kleiner, verdammter Junkie.
 

Das Handy will er zurück in seine Jackentasche stecken, doch ich schüttle mahnend den Kopf. „Das musst du mir schon geben. Wie soll ich sonst kontrollieren, dass du dich nicht nachts klammheimlich an deinem Smartphone zu schaffen machst?“
 

Okay, ich würde es ganz sicher merken. Wenn des Nachts plötzlich ein vom Teufel besessener Erwin Smith vor meinem Bett stand und mich diabolisch aus dem Schlaf riss.
 

„Du nimmst das echt ganz genau, ja?“, schmunzelt Erwin amüsiert, öffnet schwungvoll den Kofferraum und drückt mir das Handy in die Hand. Ob ich den Code wohl-… Nein, Finger weg.
 

„Na dann wollen wir mal“, grinst der blonde Hüne mit dem Blick aufs Hotel und greift nach seiner Reisetasche, wirft sie sich über die Schulter. Unser Gepäck ist echt spartanisch. Nur das Nötigste, wie es sich gehört. Kein unnötiger Ballast.

Das Hotel ist sowohl von außen als auch von innen hübsch anzusehen. Sehr sauber und stilvoll eingerichtet. Roter Teppichboden, eine elegante Rezeption mit hübschen Empfangsdamen dahinter, das macht was her. Wie gut, dass wir nun doch nicht in der Absteige unterkommen, die Erwin ursprünglich für uns reserviert hatte.
 

„Buon giorno signori“, grüßt die freundliche Frau mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie ist etwa Anfang Dreißig - wenn überhaupt -, adrett gekleidet und optisch echt italienisch. Leicht gebräunte Haut, dunkles langes Haar, das sie zu einem Dutt gebunden trägt. Holla, die Waldfee.
 

„Buon giorno bella donna“, grüßt Erwin charmant zurück. Sie bedankt sich mit einem hübschen, femininen Lächeln. Die beiden tauschen ein paar vielsagende Blicke aus. Hier liegt Sex in der Luft. Und zwar heterosexuelle Erotik zwischen Männlein und Weiblein. Ist nicht dein Ernst jetzt, Erwin, oder? Die bella donna, ciao bella, puttana kommt nicht mit in unsere Suite. Nur über deine Leiche.
 

„Wir haben auf den Namen Smith reserviert“, grinst Erwin immer noch. Das blöde Grinsen wird dir gleich vergehen, wenn deine Traumfrau eine Ahnung kriegt, was zwischen uns beiden Phase sein könnte, du kleiner Gigolo. Geduld ist eine Tugend. Ich warte sehr geduldig. Mein Moment wird kommen.
 

Bella Donna wirft einen Blick ins System. „Smith, mal sehen“, spricht sie in gutem Deutsch mit rassigem Akzent. Erwin kriegt schon vom Zuhören einen halben Orgasmus. Er frisst die gute Frau mit seinen Augen auf. Armes, unwissendes Ding.

Ihre Euphorie erfährt einen kurzen Dämpfer, den ihre Professionalität allerdings noch im Keim erstickt. Tja, Erwin. Jetzt wird es richtig peinlich für dich. „Die Junior Suite für zwei Personen, gute Wahl.“ Nun nimmt sie mich doch einmal kurz in Augenschein. Ein kleines, teuflisches Schmunzeln à la: er gehört mir, du kleine Fotze, kann ich mir beim besten Willen nicht verkneifen.
 

Erwin ist mindestens genauso überrascht wie sie. „Äh, das muss ein Fehler sein“, lächelt er. „Ich habe ein Mehrbettzimmer reserviert. Wir wollten eigentlich zu viert hier aufschlagen. Zwei sind leider krank geworden.“

Sie schüttelt verneinend mit dem Kopf. „In der Buchung steht, dass Sie Ihre Wahl schon vor einer Woche auf ein Doppelbettzimmer in der Suite korrigiert haben. Die Hälfte ist bereits bezahlt.“
 

Verwirrt wirft Erwin einen kurzen Blick in meine Richtung. Ich mache auf genauso überrascht und zucke ratlos mit den Schultern. Dafür habe ich einen Teil meiner Ersparnisse hingeblättert, du Wichser. Wenn du jetzt nicht mit mir in dieses gottverdammte Zimmer gehst, muss ich dich leider nachts erschlagen und mir deinen uralten Ford als Entschädigung unter den Nagel reißen.
 

„Ja na ja“, beginnt Erwin stutzig, „wenn das Zimmer schon so gut wie bezahlt ist…“ Natürlich erkennt mein kleiner Sparfuchs sofort den Nutzen dieses Unglücks. Erwin, du bist echt berechenbar. Unfassbar. „Dann nehmen wir es natürlich.“
 

Die Frau scheint ihn für ein bisschen bekloppt zu halten. Kommentarlos legt sie ihm die zwei Plastikkarten auf den Tresen. Eine für mich und eine für ihn. „Mit dem Fahrstuhl fahren Sie in den ersten Stock. Gang geradeaus.“
 

Erwin nickt dankend und schlendert mit seinem Gepäck vorwärts. Sein Blick fällt auf mich. „Ich komme sofort nach. Geh schonmal vor“, sage ich und Erwin nickt.
 

Also… Das tut mir jetzt fast leid, aber ich muss dem Ganzen noch das Krönchen aufsetzen. Also gehe ich zu Bella Donna und streue nochmal ordentlich Salz in die Wunde: „Tut mir Leid, er ist geistig etwas zurückgeblieben. Leidet unter chronischer Amnesie, Schizophrenie und som Scheiß. Ich bin sein Betreuer.“
 

Ihre Gesichtszüge entgleisen um ein Haar. „Er hält sich auch immer für Captain America. Wundern Sie sich nicht, wenn er sich plötzlich ein Tablett schnappt und damit irgendwelche imaginären Angriffe abzuwehren versucht. Das ist ein bekanntes Problem.“
 

„Ähm“, sie räuspert sich, „in Ordnung. Er ist aber nicht gefährlich, oder so?“ Ihre Stimme ist nur ein Flüstern. Sie wirkt sogar ein wenig betroffen.
 

„Nein, nein. In der Regel ist er ganz zugänglich und umgänglich. Er tut keiner Fliege was zuleide, solange man ihn nicht direkt auf seine Defizite anspricht.“
 

„Danke für die Information. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt“, lächelt sie und tuschelt sofort mit ihrer Kollegin auf Italienisch drauflos als ich den beiden Damen den Rücken zukehre.
 

So. In der Hinsicht sollten die Fronten geklärt sein.
 

Erwin wartet vor der Tür zu unserer Suite auf mich. „Das war ja echt ‘ne seltsame Aktion, oder? Scheint sich wohl jemand ganz gewaltig vertan zu haben. Irgendein Fehler oder so, aber… Ich meine, hey, eine Suite zum halben Preis - das bekommt man auch nicht alle Tage.“
 

„Solche Chancen muss man beim Schopfe packen“, meine ich als das Stück Plastik die Tür entriegelt und den Blick in eine kleine, aber ungemein schicke Unterkunft freigibt. Das Bad befindet sich gleich links neben dem Eingang. Groß, mit einer Badewanne, in der sicherlich auch zwei Leute Platz finden. Alles ist picobello sauber und aufgeräumt - soll es auch bleiben, also: Schuhe aus! Ehrlich, das Ding hier ist jeden Cent wert. Der Gang führt uns in ein großes Zimmer mit Couch, darüber ein großes Bücherregal, einem Schreibtisch und einem gigantischen Doppelbett in echter Kingsize, bei dessen Anblick mein Herz augenblicklich höher schlägt. Hinzu kommen eine Minibar, ein großer Flachbildfernseher und sogar ein kleiner Balkon mit Blick auf den Wellnessbereich des Hotels.
 

Wunderschön. Mir gefällt unser Urlaub schon jetzt.
 

„Na ja, das Bett ist groß genug, damit wir uns nicht auf die Pelle rücken müssen, richtig?“, versucht Erwin die Stimmung eigentlich aufzulockern, bereitet mir unbewusst aber nur schlechte Laune.
 

Der rote Teppichboden ist angenehm weich unter den Füßen und meine kleine Tasche passt perfekt in die Nische neben der schicken Couch.
 

„Levi“, ruft Erwin meinen Namen, während ich den Blick und die frische Luft des Balkons genieße. Ich drehe mich zu ihm um und sehe gerade noch rechtzeitig die Dose auf mich zufliegen. Mit beiden Händen fange ich sie auf und werfe einen Blick darauf. Italienisches Dosenbier, aha.
 

Erwin macht ein paar Schritte auf mich zu, stößt ungefragt mit mir an. „Na dann, auf einen gelungen Urlaub. Zu zweit hat das schon fast… was Romantisches, nicht wahr?“, grinst er und nimmt einen Schluck von dem kalten Bier. „Oh, schmeckt gar nicht mal so schlecht!“
 

Etwas Romantisches… Wenn du das doch nur wirklich so sehen würdest, Erwin. Dir ist die ungewohnte Situation eigentlich nur mega peinlich, oder? Kannst dich kaum mit dem Gedanken arrangieren, dass wir mehrere Nächte zu zweit in einem Bett verbringen werden.
 

Tja, du wirst dich wohl oder übel dran gewöhnen müssen, Shitwin.
 

Ein tiefes, müdes Gähnen dringt aus Erwins Kehle. Wenigstens denkt er noch dran, sich die Hand vor den Mund zu halten. Sonst wäre das fast so eklig wie seine vorige Windschutzscheiben-Aktion.
 

„Ich leg mich mal ein paar Stunden hin. Wollen wir dann heute Abend noch zum Strand? Hab gelesen, da steigt eine Party.“
 

Ich zucke mit den Achseln. „Warum nicht.“
 

Erwin grinst. „Mir gefällt unsere kleine Wette. Bist du gleich viel umgänglicher, wenn du nicht mehr nörgeln darfst.“

Ja, ach was. Jeder ist automatisch umgänglicher, wenn er zum halben Ja-Sager wird. Vollidiot, ey.
 

„Legst du dich auch nochmal hin?“, fragt er, während er sich das Tutti-Frutti-Hawaii-Hemd aufknöpft. „Nö, ich bin hellwach. Ich guck mir mal das Hotel an. Ob man hier was gebrauchen kann und so.“
 

Mein blonder Freund gibt den Blick frei auf seine trainierte Bauchmuskulatur. Wie auf Knopfdruck produziert mein Mund mehr Speichel, der mir am liebsten aus den Mundwinkeln tropfen würde. Denkste.
 

„Dachte ich mir“, lacht Erwin und zieht jetzt auch noch seine Hose vor meinen Augen aus. Ich kann nichts dafür, es juckt mir in den Fingern danach, mich mit ihm auszuziehen. Spielerisch fummeln meine Hände an dem Saum meines Oberteils herum. Das lässt sich einfach nicht unterdrücken.
 

„Viel Spaß dabei. Kannst du mich in drei Stunden wecken?“
 

Ich nicke. Dornröschen wird von einer Spindel aus dem Schlaf geküsst werden. Oder ich kippe ihm eine Dose Energy ins Gesicht, auch keine schlechte Idee.
 

Wie dem auch sei, mir bleibt noch genug Zeit, um in aller Ausführlichkeit darüber nachzudenken. Ganz so fies sollte es vielleicht nicht sein. Erwin hat schon die volle Ladung abgekriegt, indem ich ihn vor seiner Angebeteten als geistig zurückgeblieben hingestellt habe. Aber mal ehrlich, er hat mich auch ziemlich provoziert.
 

Das Letzte, was ich sehe, bevor ich mich zum Gehen abwende ist die Schlafmaske, die Erwin aus seiner Reisetasche herauszieht. Was zum-… Was für eine Sissy.
 

Kopfschüttelnd lasse ich die Tür klangvoll ins Schloss fallen und bahne mir meinen Weg durch den langen, ebenfalls rot ausgelegten Flur. Niemand kreuzt meinen Weg. Nicht einmal Personal. Hmmm. Ist das beunruhigend oder positiv? Ich meine-… dann muss ich mich in ein paar Tagen nicht beim Stöhnen zurückhalten, wenn Erwin es mir ordentlich besorgt. Hat also Vorteile, wenn wir keine Zimmernachbarn haben. Ansonsten kann ich nur hoffen, dass die Wände dick genug sind. Wenn ich einmal richtig in Fahrt bin, kann mich eigentlich nichts mehr stoppen. Auch keine aufgebrachten Menschen, die wütend gegen die Zimmertür hämmern und brüllen, dass wir gefälligst leiser sein sollen.
 

Soweit ich weiß, sind in diesem Hotel keine kleinen Kinder erlaubt. Das kann man schonmal nicht als Argument bringen. Bla bla bla, denkt an die Kinder, bla bla.
 

Sollen die ihren Blagen zur Not Ohropax in den Gehörgang schieben, wenn sie ein Problem damit haben, dass andere Menschen noch in der Lage sind, ihre Sexualität gemeinsam auszuleben. Mir doch egal. Das sind nur gefrustete Ehepaare.

Mit dem Fahrstuhl fahre ich wieder runter in den Eingangsbereich. Bella Donna lächelt mir zu und ich lächle zurück, halte mir einen Zeigefinger vor die Lippen und deute nach oben. Sie nickt. Manche Leute sind wirklich einfach zu beeinflussen. Verarschen möchte ich bewusst nicht sagen. Das wäre nicht nett.
 

Meine Füße tragen mich an ein paar Skulpturen und exotischen Pflanzen vorbei. Neben dem Eingangsbereich befindet sich ein großer Saal, in dem viele einzelne Tische mit Stühlen stehen - wie in einem Restaurant. Aha, hier werden wir also morgen Früh unsere erste Stärkung zu uns nehmen. Was habe ich nochmal gebucht? Halbpension, wenn ich mich nicht irre? Korrekt.
 

Wenn man dem Gang weiter folgt, gelangt man in den Außenbereich. Hier sind viele Liegen um einen großen Pool aufgebaut. Es riecht nach Chlor. Ich glaube, ich werde das Wasser des Gardasees zum Baden bevorzugen.
 

Nanu? Dort am Beckenrand - die kleine Skulptur. Haha, ist das Absicht, dass sie phallusförmig ist? Grinsend gehe ich einen Schritt näher, ziehe beide Augenbrauen nach oben. Skurril. Das Ding erinnert mich an Erwins Penis. Groß und schwer. Okay, manchmal erinnern mich sogar Bananen an Erwins Penis. Alles erinnert mich an Erwins Penis. Das ist fast schon die Norm. Wir müssen echt dringend miteinander vögeln, damit ich diese Sexgedanken aus meinem Hirn bekomme. Geht gar nicht mehr.
 

Mittlerweile ist das echt total ausgeartet. Zugegeben, ich habe Erwins Penis noch nicht oft bewundern dürfen - nur aus der Ferne unter der Männerdusche - aber die wenigen Momente haben sich in mein fotografisches Gedächtnis eingebrannt. Beim letzten Mal habe ich mich gleich danach vor den Rechner gesetzt und im Internet nach einem passenden Dildomodell gesucht.
 

Jetzt steht bei mir zuhause ein Spielzeug, das Erwins Schwanz wirklich sehr, sehr ähnlich sieht. Gilt nur noch herauszufinden, ob sich die beiden Babys auch ähnlich anfühlen.
 

Jedenfalls bin ich damit auf den Ernstfall bestens vorbereitet. Erwins Größe wird mich nicht überfordern. Vermutlich wird es eher meine Größe sein, die ihn überfordert. Er soll schließlich auch in den Genuss meines besten Stücks kommen. Für den Anfang würde es mir wirklich reichen, wenn er auf den Genuss kommt und sich meinen Schwanz tief in den Rachen schiebt. Sagen wir mal, das wäre okay.
 

Bleiben wir aber realistisch. Ich denke, dass Erwin ziemlich konservativ ist, was so etwas angeht. Er wird sicher wollen, dass wir uns erstmal küssen und rumfummeln wie zwei unfähige Virgin-Teenager. Na ja, wenn er sich dadurch besser fühlt. Meinetwegen könnte es auch gleich zur Sache gehen. Danach hat man immer noch genügend Zeit, um sich besser kennenzulernen.
 

Ein Blick auf meine Armbanduhr verrät mir, dass ich noch an die zweieinhalb Stunden Zeit habe, bis ich Erwin wecken soll. Wow, die Zeit vergeht ja gar nicht ohne ihn. Seufzend sehe ich mich um. Okay, langweilig hier. Scheiße.
 

Zeit für einen kurzen Abstecher zur dummen Tankstelle. Mal schauen, ob die diese Plörre da verkaufen, die Erwin immer trinkt. Rockstar punched. Ich würde Erwin auch gerne mal punchen - ins Gesicht. Von Zeit zu Zeit verspüre ich ein regelrechtes Verlangen danach. Anschließend würde ich ihm dann seine Wunden lecken. Selbstverständlich. Sehr gerne sogar.
 

Fünf Minuten später trete ich also mit einem ankündigenden Klingeln durch die automatische Schiebetür der bunten Tankstelle. Tankstellen sehen wirklich überall gleich aus. Egal auf welchem Fleckchen Erde man sich gerade befindet. Zumindest hat das meine bisherige Erfahrung bestätigt.
 

Eine Frau mit braunen Haaren und Brille steht breit grinsend hinter der Theke. Was grinst die so blöd? Kommen hier nie Kunden vorbei, dass sie sich so über Gesellschaft freut?
 

„Buon giorno!“, flötet sie. Ihre Stimme ist bestialisch… anstrengend. Wow, wenn die Alte einen Freund hat, fress ich einen Besen.
 

„Buon giorno“, murre ich zurück und widme mich dem Kühlregal. Eiskaffee, Milch, Cola, Fanta… Ah, da. Energydrinks. Tatsächlich auch die Sorte, die Erwin trinkt. Überall vergiften sich die Leute mit dem gleichen Scheiß, super. Echt beruhigend, dass wir zumindest in der Hinsicht alle zusammenhalten und an der gleichen Chemiescheiße zugrunde gehen.
 

Ich kralle mir drei Dosen und klatsche sie der Kassiererin auf den Tresen. Sie lächelt immer noch breit. „Das macht dann bitte 22,50 EUR!“, grinst sie bis über beide Ohren und wartet auf meine Reaktion.
 

Offensichtlich steht mir auf die Stirn geschrieben, dass ich Deutscher bin oder… hier kommen nur Deutsche als Touristen vorbei? Was allerdings viel wichtiger ist: 22,50 EUR für drei Energydrinks? Ist das ihr scheiß Ernst?
 

„Das kann nicht richtig sein“, knurre ich.
 

„Doch! Steht hier!“, entgegnet sie. Meine Stirn kräuselt sich von ganz allein. Ohne ein weiteres Wort gehe ich zurück zum Kühlregal und nehme das Preisschild unter die Lupe.
 

„Hier steht, dass einer 2,25 EUR kostet plus 0,25 EUR Pfand. Das macht pro Dose 2,50 EUR, also 7,50 EUR für drei. Sie haben mir neun Dosen berechnet“, brummle ich und gehe stöhnend zurück zur Kasse.
 

Die Frau starrt die Digitalanzeige an und kratzt sich verlegen am Hinterkopf. „Äh… Sind Sie sich da sicher?“
 

Gleich platzt mir der Kragen. Was für hirnamputierte Menschen stellen die denn bitte an die Kasse einer Tankstelle?
 

„Sind Sie sich sicher, dass Sie sich alleine den Arsch abwischen können, wenn Sie nicht einmal in der Lage sind als erwachsene Frau, das Produkt aus dreimal 2,5 zu bilden?“
 

Sie schluckt, wird unsicherer. Schweiß bildet sich auf ihrer Stirn. „Ja, dann… Äh, was sagten Sie, was Sie zahlen müssen?“
 

„7,50 EUR!“, knurre ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und knalle ihr das Geld auf die Ablage. Abgezählt versteht sich, damit ich nicht noch ein größeres Problem mit dem Wechselgeld bekomme.
 

„Das macht d-… Oh, danke!“, lacht sie und schmeißt nach kurzer Korrektur alles in die Kasse rein. Sie guckt nochmal auf die Digitalanzeige, als ich meine Dosen nehme. „Oh, Recht haben Sie! 7,50 EUR!“
 

Die Frau ist definitiv verrückt.
 

Ein Fall von: irreparabler Sprung in der Schüssel. Bloß weg hier. Bevor sie noch mit einem Messer auf mich losgeht und schreit, Gott habe ihr das befohlen.
 

Kopfschüttelnd entferne ich mich aus dem Laden. Sie ruft noch laut „Ciao!“ hinterher, aber ich reagiere nicht mehr darauf. Ganz ehrlich - was war das denn bitte?
 

Am besten gar nicht weiter darüber nachdenken. Es wird nur peinlicher.
 

Davon muss ich mich jetzt erst einmal unter der kalten Dusche erholen. Anschließend ein oder zwei Bier reinkippen und dann Erwin wecken. Definitiv, ich brauche Ablenkung. Kranke Leute hier in Italien. Hoffentlich war das… eine Ausnahme. Ausnahmen bestätigen die Regel und das wiederum würde bedeuten, dass alle anderen nett und normal sind, wenn diese Frau mit dem Namen Hanji Zoe - der stand zumindest auf ihrem Kärtchen - die Ausnahme bildete.
 

Beim Betreten der Suite lässt mich ein lauter Ton - einer Säge gleich - kurz in mir zusammenfahren. Ach ja, richtig. Erwin ist leidenschaftlicher Schnarcher. Hoffentlich habe ich meine Ohropax nicht vergessen.
 

Die Energydrinks räume ich in die kühlende Minibar ein und werfe einen schmunzelnden Blick auf Erwins Anblick. Die Schlafmaske bedeckt seine gesamte Augenpartie. Er liegt in Pharaostellung auf dem Bett, sein Mund öffnet sich beim Schnarchen wie der eines Breitmaulfroschs.
 

Niedlich.
 

Na ja, nicht wirklich.
 

Grinsend stelle ich mich vor das Kingsize Bett und lasse ganz langsam, während ich den Blick keine Sekunde von meinem hübschen Freund abwende, die Hüllen fallen. Erst das Oberteil, dann die kurze Hose. Die Socken. Die Unterhose. Und schließlich bin ich nackt. Splitterfasernackt stehe ich vor ihm und blicke auf ihn herab. Was für ein… schönes, erhabenes Gefühl.
 

Uhh, kommt man sich gleich richtig verdorben vor.
 

Für einen Moment ist die spontane Idee, sich neben ihn auf die Bettkante zu setzen, ungemein verlockend. Aber-… Nein, nein. Eigentlich möchte ich doch viel lieber, dass er mich bewusst dabei wahr nimmt, wenn ich mich nackt vor ihm präsentiere und meinen Anblick nicht mit seinem Gesäge verspottet.
 

Mal sehen, was heute Abend bei der Party noch so geht. Ein bisschen Alkohol, gute Musik, der Zauber des Strands und die Hemmungen würden Schritt für Schritt fallen. Sicherlich käme unsere kleine Wette meinem Vorhaben sogar zugute.

Erwin ist an der Reihe beim Spiel. Ich bin gespannt, was er von mir verlangt, wenn ich ihm erstmal auf meine ganz eigene Art schöne Augen mache.
 

Zeit, sich dafür herzurichten.
 

Pudelnudel verschwinde ich im Bad, lasse die Tür sperrangelweit offenstehen und brause mich unter der schicken Badewanne ab.
 

Wirklich, ich freue mich auf unseren Abend…



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Touki
2014-11-24T13:38:42+00:00 24.11.2014 14:38
Aww~ ich finde ja deine FF noch immer sehr genial, weil es was absolut anderes ist was ich sonst lese. Oder ein besser gesagt ein starker Kontrast zu deiner anderen FF. Es lässt sich einfach lesen und ist so witzig die ganze Zeit und macht auch riesen Spaß *-*

Ich bin auf jeden Fall gespannt wie es weiter geht, wenn Erwin erwacht :D
Von:  -Drachenblut-
2014-09-04T23:00:48+00:00 05.09.2014 01:00
Meow, ich liebe es einfach *q*
Mach bitte ganz schnell weiter >x<
Antwort von:  sissyphos
08.09.2014 13:20
Heeey :D

argh, es wird hier sicherlich weitergehen, aber ich schreibe gerade noch an einem anderen Eruri/Ereri-Projekt, das mir noch etwas mehr am Herzen liegt x3 Das wird es auch bald zu lesen geben, alsoooo bitte ein wenig Geduld <3

LG Sharix :]
Von:  Touki
2014-08-27T06:41:27+00:00 27.08.2014 08:41
Aww~ mir gefällt das erste Kapitel sehr gut und es ist so witzig das ich ein paar Mal unterbrechen musste, vor lachen ^-^

Nun bin ich gespannt wie es weiter geht *^*
Antwort von:  sissyphos
27.08.2014 19:42
Huhu :D

danke dir <3 ahhh, da fällt mir glatt wieder ein, dass ich an dieser Fanfic mal wieder weiterschreiben muss...^^

LG Sharix :]


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