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Grandpa's way

Autorisierte Übersetzung
von

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"You did what?!" - „Du hast was getan?!“

Der Mittagsansturm hatte sich gelegt, eine ruhige Atmosphäre sich breitgemacht. Ukyo war dabei, sich um die letzten Bestellungen zu kümmern, als ein neuer Kunde eintrat.
 

„Setzen sie sich bitte, ich bin in einer Minute bei ihnen“, zwitscherte sie.
 

Der Mann setzte sich vor sie, sie mit feierlichen Stimme begrüßend:
 

„Hallo, Ukyo.“
 

Sie sah erschrocken auf, die Stimme erkennend.
 

„Papa?“
 

Betreten lächelte er sie an, ein zartes Rot breitete sich auf seinen Wangen aus.
 

„Es ist eine Weile her, Tochter.“
 

Stirnrunzelnd, gab sie die Bestellungen an Konatsu ab und bat ihn, das Geschlossen-Schild für die Nachmittagspause aufzuhängen. Es waren sowieso nur noch wenige Kunden da, aber sie wollte nicht, dass mehr kamen.
 

„Bist du hungrig?“, fragte sie, ein bisschen zu barsch. Sie hatte schließlich Manieren.
 

„Ich hatte schon zu Mittag, Süße, aber danke trotzdem“, sagte er aufrichtig.
 

Ukyo sah ihn überrascht an, dann genervt.
 

„Süß' mich nicht, Mister! Wenn ich mich richtig an deinen letzten Brief erinnere, was ist aus 'Ich werde nicht mehr mit dir reden, bis du die Familienehre wieder herstellst' und dem ganzen Mist geworden?“, zischte sie.
 

Kuonji Ichiro zuckte zusammen.
 

„Öh... also... genau genommen ist das der Grund, weshalb ich hier bin.“
 

Ukyo zog eine Augenbraue hoch.
 

„Wovon redest du da?“
 

Der ältere Koch verschränkte seine Händen miteinander, sie auf die Theke legend.
 

„Wir beide wissen, dass ich... Nun, ich gebe zu, dass ich einen Fehler gemacht habe, als ich dich mit Ranma verlobt habe. Nicht wegen Ranma selbst, sondern wegen seines Vaters...“
 

Als der letzte Kunde das Restaurant verlassen hatte, entließ Konatsu sich selbst, Vater und Tochter allein lassend.
 

Ukyo setzte sich auf einen Stuhl hinter die Theke, sich mit ihren Oberarmen auf den abgekühlten Grill stützend. Ichiro fuhr fort.
 

„Jedenfalls, da unsere Ehre vor die Hunde gegangen ist, als diese Ratte Genma mit deiner Mitgift und ohne dich davon gerannt ist, schwor ich zu den Göttern, dass ich sie wiederherstellen würde...“
 

Sie hörte bedächtig zu, diese schmerzhaften Erinnerungen gedanklich erneut durchlebend.
 

„Wie du weißt, ist Rache nicht für Frauen gemacht. Dafür brauchte ich einen Sohn.“ Ichiro zuckte zusammen, als den Ausdruck in den Augen seines kleinen Mädchens sah.
 

„Das ist mir bewusst, Vater“, stellte sie kalt klar. Kuonji zuckte erneut zusammen.
 

„Ich hätte dich damit nicht so belasten sollen, besonders als du nur ein kleines Kind warst.“
 

Sie runzelte die Stirn vor Besorgnis. Was ging hier vor? Ihr Vater hatte so nicht mit ihr geredet, seit... nun, nie.
 

„Ich war so versessen darauf, Rache zu nehmen, dass ich nicht innehielt, um deine Gefühle zu bedenken oder wie meine Entscheidung dein Leben beeinflussen würde, was das betrifft. Ich habe nicht darüber nachgedacht, wie, dich dazu zu bringen, dich als Jungen auszugeben, dein Leben verändern würde.“
 

Plötzlich erinnerte sie sich an die Begrüßung ihres Vaters.
 

„Du hast mich Tochter genannt“, stellte sie ehrfurchtsvoll fest.
 

„Was?“
 

„Du hast mich Tochter genannt“, wiederholte sie. „Das machst du nie.“
 

Ichiro nickte bekümmert und verständnisvoll.
 

„Ich hätte nicht vergessen sollen, dass du meine Tochter warst. Genauso wenig hätte ich dich zwingen sollen, etwas zu sein, wofür du nicht bestimmt warst.“
 

Zu ihrem eigenen Entsetzen bemerkte sie, wie ihre Augen feucht wurden.
 

„Nein, hättest du nicht“, tadelte sie.
 

„Aber ich bin hier, um das zu berichtigen“, sagte er selbstbewusst.
 

Ukyo bekam große Augen.
 

„Wie das?“
 

„Nun, da zwölf Jahre vergangen sind und du Ranma immer noch nicht geheiratet... oder Saotome umgebracht hast“, fügte er murmelnd hinzu, „werde ich die Sache selbst in die Hand nehmen.“
 

„Was?“ Die jüngere Kuonji geriet in Panik.
 

„Ich werde mit Saotome reden und einfordern, was mir gehört“, antwortete er stolz. Und fügte hinzu: „Und da du in ein paar Monaten 18 wirst, können wir die Verlobung offiziell machen und du kannst heiraten. Und unsere Ehre wird wiederhergestellt sein.“
 

„Wirklich?!“, fragte sie begeistert. Endlich! Sie hatte gehofft, ihr Vater nähme die Sache in die Hand(es war immerhin seine Schuld), in Anbetracht dessen, dass sie Ranma immer noch nicht dazu bringen konnte, sie zu wählen. Sie wusste, es lag daran, dass er momentan im Tendo Dojo lebte. Sie war sicher, wenn er stattdessen mit ihr lebte, hätten sie vermutlich schon lange geheiratet und ihr Vater wäre glücklich.
 

„Ich bin so froh!“ Sie legte die Hände zusammen, ihren Vater zum Lächeln bringend. „Endlich werde ich Ranchan heiraten!“ Ihre Augen begannen zu glitzern.
 

Ichiro verschluckte sich und begann zu husten. Sein hübsches Mädchen sah ihn scharf an, besorgt.
 

„Werde ich doch?“
 

„Nun... was das betrifft...“ Er grinste verlegen, sich räuspernd.
 

Auf ein Mal riss ein alter Mann die Tür auf und humpelte hastig zu dem ängstlich aussehenden Mann, seinen Gehstock umher schwenkend. Eine Dame in ungefähr dem gleichen Alter folgte ihm, einen peinlich berührten Ausdruck im Gesicht.
 

„Ichiro!“, brüllte der alte Mann, ihm mit dem Gehstock an die Stirn tippend. „Warum hast du uns da stehen lassen, wenn es nicht das Restaurant meiner Enkeltochter war?!“
 

„Beruhige dich, Liebling...“, warnte die Dame.
 

„Großpapa?“, fragte Ukyo fassungslos. „Großmama?“
 

Beide sahen sie aus großen Augen voller Gefühl an.
 

„Ucchancita?“, fragte ihr Großvater breit grinsend.
 

„Großpapa!“, rief das Mädchen glücklich, sprang über die Theke, um in den Armen seines Großvaters zu landen.
 

„Du bist so groß geworden!“, beteuerte der älteste Kuonji.
 

Sie löste sich von ihm und zog ihre Großmutter in eine ungestüme Umarmung.
 

„Ukyo, Liebes, es ist so lange her, dass wir uns gesehen haben“, schniefte die Dame, sich eine Träne aus dem Auge wischend.
 

„Ich habe euch beide so vermisst!“, weinte sie glücklich. Sie hatte sie seit langer, langer Zeit nicht gesehen.
 


 

Ihre Familie in ihre Wohnung über dem Ucchan's drängend, fing die jüngste Köchin an, Tee vorzubereiten. Sie saßen gemütlich in dem kleinen Wohnzimmer, die Wärme des kleinen, kuscheligen Heims genießend. Sie platzierte das Tablett auf dem kleinen Tisch, immer noch ein wenig aufgewühlt von der ganzen Situation. Sie hatte definitiv nicht erwartet, dass erst ihr Vater und dann ihre Großeltern in ihren Laden platzten und sich benahmen, als wäre nie etwas passiert. Aber sie beschwerte sich nicht. Sie war froh, ihre ganze, kleine Familie hier zu haben, was auch immer der Grund war.
 

„Ich nehme an, Ichiro, dass du bereits mit Ucchancita über dieses ganze Verlobungsdilemma gesprochen hast“, sagte sein Vater, seiner Enkeltochter einen Becher aus der Hand nehmend.
 

„Äh, nun, ich war kurz davor, als du zur Tür hereingeplatzt bist, Vater.“
 

„Wenn ich richtig gehört habe“, begann Mutter Kuonji, „hatte die liebe Ukyo gerade gesagt, wie glücklich sie darüber wäre, dass sie endlich heiraten würde, als wir das Restaurant betreten haben. Ist es nicht so, Liebes?“
 

„Ja, Großmama, bin ich!“
 

„Also akzeptierst du die Hochzeit, Ucchancita?“, fragte Großvater Akeru ein wenig überrascht.
 

„Ja, Großpapa, warum sollte ich nicht? Ist es nicht das, was wir alle wollen?“
 

„Oh, ich bin so froh, Liebes!“, rief Großmutter Hana aus.
 

„Aber, aber!“, versuchte Ichiro den Tumult zu beruhigen. „Lasst uns das nicht so ernst nehmen, ich habe noch nicht lang mit Ukyo darüber gere-“
 

„Was gibt es da zu reden? Sie akzeptiert, sie hat Ja gesagt, sie wird heiraten. Ende der Diskussion!“, unterbrach Akeru, die Hände hebend. „Sie wird der Familie Glück und Ehre bringen. Endlich!“
 

Stolz streckte Ukyo die Brust heraus. „Selbstverständlich, Großpapa!"
 

„Nun, alles wir tun müssen, ist, diese Saotome-Angelegenheit zu beseitigen und du kannst deinen neuen Verlobten treffen! Ich meine, sie leben nicht weit von hier...“, stellte der älteste Kuonji fest, sich erhebend. „Wenn ihr mich kurz entschuldigen würdet, es gibt da eine Sache, der ich mich allein widmen muss“, sagte er und verließ sie, um in die Küche zu gehen.
 

„Warum geht er in die Küche?“ Ukyo erstarrte, ihr stolzes Lächeln wurde zu einer geschockten Grimasse. „Neuer... Verlobter?“, fragte sie mit schwacher Stimme.
 

„Das war es, was ich versucht habe, dir zu sagen, Tochter.“
 

„Neuer... Verlobter??“, wiederholte sie und blickte hilflos zu ihrer Großmutter, die zurück zuckte.
 

„Das hast du ihr nicht erzählt, oder, Sohn?“ Hana spähte zu ihrem Sohn, der neben ihr saß.
 

„NEUER VERLOBTER?!!“ Die hübsche Köchin schnauzte ihren Vater an, sich erhebend.
 

„Ja, nun, weißt du, als ich sagte, du würdest heiraten, habe ich nicht wirklich von Ranma gesprochen.“
 

Sie starrte ihn an. „Warum hast du das dann nicht gesagt?“
 

„Ich habe es versucht, aber dann hat dein Großvater mich unterbrochen und du hast alles missverstanden!“
 

„Vater! Du hast davon geredet, die Familienehre wiederherzustellen und dir von Genma zu holen, was unser ist! Ich bin bestimmt, Ranma zu heiraten, um das zu tun!“
 

„Ich habe das gesagt, aber Mutter hier hatte eine gute Idee, weißt du? Wir bringen Genma dazu, für das zu zahlen, was er uns angetan hat... mit Geld.“
 

Ichiro zuckte zusammen, als er sah, wie das Gesicht seiner Tochter lang wurde.
 

„Dann... Ich werde nicht...“ Tränen begannen, sich in ihren Augen zu bilden.
 

„Sohn, geh, sieh nach, ob dein Vater seine Magie beendet hat. Ich muss mit Ukyo allein reden.“
 

Ichiro nickte und verschwand in Richtung Küche.
 

„M-magie?“
 

„Ich glaube, ich muss dir ein paar Dinge erklären, Liebes. Weißt du, als wir jung waren, haben dein Großvater und ich uns mit einem Paar von Kampfsportlern angefreundet. Sie hatte einen ziemlich einzigartigen Stil und wir dachten, es wäre eine gute Idee, ihre Schule mit unserer zusammenzubringen.
 

Ukyo seufzte, hatte sie das nicht schon einmal gehört?
 

„Wir vier entschieden, dass wir unsere Kinder verheiraten würden. Auf diesem Weg würden unsere Schulen zu einer vereint. Obwohl sie nicht ganz überzeugt waren, ihr Kind zu verloben. So oder so, wir haben uns ein Versprechen gegeben.“
 

Jep, sie hatte das definitiv schon einmal gehört.
 

„Dann wurde dein Vater geboren. Unglücklicherweise hatten sie auch einen Sohn.“ Hana zuckte mit den Schultern. „Du weißt, wie temperamentvoll dein Großvater ist. Da ihr Kind nach unserem geboren wurde, hat er...“ Sie suchte nach dem richtigen Wort. „... ihnen unterstellt, sie hätten es absichtlich getan. Akeru gab ihnen eine zweite Chance“, das Letzte sagte sie augenrollend, „aber scheinbar waren die Götter nicht auf ihrer Seite, denn sie gaben ihnen einen zweiten Jungen.“
 

„Lass mich raten“, sagte Ukyo wissend. „Großpapa ist ein bisschen über die Stränge geschlagen, nicht?“
 

Die Matriarchin der Kuonji nickte, ein gelangweilter Ausdruck auf ihrem Gesicht. „Jedenfalls, Liebes, um 'die Familienehre wiederherzustellen'“, sagte sie entnervt(anscheinend liebten die männlichen Kuonji diesen Ausdruck), „vereinbarten wir unsere Enkelkinder zu verheiraten. Gott sei Dank hatten sie zuerst einen Enkelsohn. Dann kamst du“, sie lächelte Ukyo an, „einige Monate später.“
 

„Also ist er in meinem Alter?“, fragte sie widerstrebend.
 

„Ja, er ist letzte Woche 18 geworden. Deshalb sind wir hier, Liebes. Er ist alt genug, dich zu heiraten.“
 

„Ich verstehe. Dann gibt es kein Entkommen, stimmt's?“
 

Hana seufzte.
 

„Ich dachte, du wüsstest es, Liebes. Ich hätte nicht erklären sollen, dass du heiraten willst. Ich wusste nicht, dass du von Ranma sprachst. Du warst immer so wütend auf ihn.“
 

„Das war vor zwei Jahren, Großmama. Als ich ihn hier gefunden habe, in Nerima... Alles hat sich verändert.“
 

„Ich verstehe. Aber mir ist die Situation des jungen Saotome bekannt. Ich meine, sie ist deiner ähnlich?“
 

„Du meinst die Tendos?“
 

„Ranma und die Tochter der Tendos waren einander versprochen, bevor sie geboren wurden. Das würde deine Verlobung mit ihm nichtig machen, wäre sie es nicht bereits.“
 

„Was?“
 

„Selbst wenn Ranma wollte, er kann dich nicht heiraten, Liebes. Ichiro hatte kein Recht, dich zu verloben, da du bereits verlobt warst. Sogar noch bevor ER geboren war. Es war wirklich dumm von deinem Vater.“
 

Ukyo sah hinab, sorgenvolle Tränen traten aus ihren Augen.
 

„Ich verstehe... was hast du gemeint, selbst wenn Ranma mich heiraten wollte?“
 

„Nun, Liebes, lass uns sagen, du warst in den letzten paar Jahren hier und er hat dich nicht einmal zu einer Verabredung gebeten, richtig?“
 

„Ich... nun... Er kommt vorbei und...“
 

„Ich meine, er hat früher gedacht, du wärst ein Junge?“
 

„Yeah.“
 

„Behandelt er dich immer noch so, wie er es früher getan hat?“
 

„Ah... nun...“ Es war wie ein Backstein in ihrem Gesicht. „Ich verstehe, worauf du hinaus willst, Oma.“
 

„Ich bin froh.“
 

Sie wischte die Tränen fort. Es war endlich vorbei. Nicht, dass sie es so wollte, aber wenn es so war, wenn Ranma sie nur als seinen besten Freund aus Kindheitstagen ansah, wie konnte er sie da heiraten? Es war so offensichtlich, es ließ sie sich dumm fühlen.
 

„Dann“, wechselte sie das schmerzhafte Thema, „was hat Großpapa deinen Freuden getan?“
 

Hana nickte zur Küche. „Er hat sie mit einem Zauber belegt, er ist gerade damit fertig, ihn zu lüften.“
 

„Oh?“
 

„Der Zauber würde bestehen bleiben, bis die Familien vereint wären. Und es beeinflusste auch alle Nachkommen ihrer Familie. Jetzt, da du Ja gesagt hast...“
 

„Götter, wo bin ich hier nur hineingeraten?“
 

„Mein Liebes, selbst wenn du Nein gesagt hättest, glaube ich nicht, du hättest eine andere Wahl gehabt, wie ich Akeru kenne.“
 

Sie tauschten einen Blick aus. „Ich verstehe, was du meinst, Oma.“ Sie seufzte resignierend. „Also, wann werde ich meinen... Verlobten treffen?“
 

„Ich meine, morgen früh.“
 

Ukyo zuckte zusammen.
 

„Oh, sei nicht so traurig darüber. Er kommt aus einer sehr netten, ehrenhaften Familie. Du wirst ihn mögen, du wirst sehen. Ihr zwei werdet lernen, euch zu lieben. Und, wenn ich das so unter uns hinzufügen darf, wenn er nur ein wenig ist wie sein Großvater, solltest du aufhören, dich zu beschweren.“ Die Dame zwinkerte Ukyo zu, ihr die Röte ins Gesicht treibend.
 

„Großmama!“
 

„Was? Ich bin nicht blind, weißt du? Ich liebe Akeru, aber es war ziemlich unmöglich ein solches Musterexemplar von Mann nicht anzusehen. Wenn meine Freundin mich über ihren Ehemann nicht belogen hat“, sie kicherte, „wirst du sehr zufrieden sein, Liebes.“
 

Das Mädchen errötete nur noch mehr.
 

„Ich kann nicht glauben, dass ich das gerade gehört habe.“
 

Hana schmunzelte.
 

„Also, Oma, mit was für einen Zauber hat Großpapa sie belegt?“, fragte sie, in Richtung Küche nickend.
 

„Dein Großvater war wirklich zornig, als er es tat, er hat nicht richtig nachgedacht. Es war ein schreckliche Übeltat, die er begangen hat... Dieser Trottel“, tadelte sie flüsternd.
 

Ukyo konnte sich nicht helfen und musste lächeln. Ihre gesittete Großmutter hatte einen kleinen Kuonji-Funken gezeigt. Sie war immer entspannt und höflich, aber wenn sie wütend wurde...
 

„So schlimm, huh?“
 

„Wenn du es wissen willst, er hat die Armen ihren Orientierungssinn verlieren lassen...“ Ukyo schluckte mit Augen wie Baseballs.
 

„Wa-?“
 

Ausgeschlossen... ausgeschlossen... Es ist nicht, was ich denke, das es ist!
 

„Obwohl ich gestehen muss“, fügte sie peinlich berührt hinzu, „dass es ein bisschen witzig war, wenn sie den Weg aus der Toilette nicht mehr finden konnten!“
 

THUMP!
 

„Oh, meine Güte“, wisperte Hana, ihre Hände aneinanderlegend, „wie süß! Sie ist vor Glück ohnmächtig geworden!“

"I know my way around (you)." – „Ich kenne mich aus (mit dir).“

Ryouga wachte in einem Bett auf, sich verwirrt umsehend. Er hatte gehofft, es wäre nur ein Traum gewesen, aber er ernüchterte, als er sein eigenes Zimmer erkannte.
 

Genau mein Glück, dachte er bitter.
 

Es hatte wie ein ungewöhnlich guter Tag angefangen, einer jener, die er selten hatte. Er war an diesen Morgen in seinem Zelt aufgewacht, eine unglaubliche Erleichterung ihn überflutend. Dann entdeckte er den Grund dafür: Er wusste genau, wo er war. Orte und Richtungen kamen ihm in den Sinn und nach einem Moment vollkommenen Schocks fand er in seinem Kopf den Weg zu seinem Haus und begann, ihm zu folgen.
 

Überraschenderweise, nach ein paar Wendungen hier und da, stand er vor seinem Zuhause.
 

Aber was ihn noch mehr aus dem Gleichgewicht brachte, war der Fakt, dass seine Eltern auch dort waren.
 

Nach einer schnellen Dusche und einem gesunden Frühstück waren die Drei ins Wohnzimmer gezogen, um aufzuholen, was auch immer in der Zeit, in der Sie sich nicht gesehen hatten, passiert war.
 

Es hätte alles so perfekt sein können. Er hatte herausgefunden, dass auch seine Eltern einen Orientierungssinn hatten! Und sie sagten, es war dauerhaft! Sie könnten wieder zusammen leben, ohne sich darum zu sorgen, sich auf dem Markt zu verlaufen oder so ähnlich! Er war niemals so glücklich gewesen.
 

Natürlich, kannte man Ryouga Hibiki, konnte das nicht sehr lange andauern...
 


 

Flashback
 

„Ich bin so froh, dass es endlich passiert ist!“, zwitscherte Hibiki Aiko, ihre Hände vor sich fassend.
 

„Ich weiß, ich weiß! Ryouga, wir haben ein kleines Geburtstagsgeschenk für dich!“, verkündete Hibiki Kida.
 

„Habt ihr?“
 

„Selbstverständlich, Sohn! Du bist letzte Woche 18 geworden! Hättest du gedacht, wir würden es vergessen?“
 

„Nein, Paps, ist nur so, dass ich überhaupt nicht erwartet habe, euch zu treffen...“, erklärte Ryouga ein wenig enttäuscht, dass er seinen Geburtstag nicht mit ihnen verbringen konnte. Tatsächlich hatte er sich in Kanada verlaufen. Und sie... wer wusste das schon? „Ihr hättet mir nichts kaufen müssen.“
 

„Oh, aber wir haben es nicht gekauft, Liebling. Ich meine, es ist etwas, das momentan in der Garage ist...“ Seine Mutter grinste.
 

„Niemals“, sagte er ungläubig.
 

„Ich denke, du verdienst es, Sohn“, sagte Kida, einen Autoschlüssel hochhaltend.
 

„Ihr gebt mir den Vento?“, fragte er mit offenem Mund.
 

Sein Vater nickte nur.
 

„Da wir uns nicht mehr verlaufen, Honey, brauchen wir es nicht mehr so sehr.“
 

Ryouga liebte dieses Auto. Sie hatten es vor ein paar Jahren angeschafft, als ihr altes Auto bei einem Unfall geschrottet wurde. Das Hibiki-Paar liebte es, per Auto zu reisen, einer der Gründe, weshalb sie immer zusammen blieben.
 

„Ich kann es nicht glauben, Paps, danke!“, sagte er sich erhebend, bereit eine Runde zu drehen.
 

„Eigentlich ist es so was wie ein Bestechungsgeschenk.“
 

„Bestechung?“
 

„Setz dich, Sohn. Wir müssen reden“, stellte seine Mutter fest.
 

„Worüber? Wenn es darum geht, sicher zu fahren und all das, Mama, hast du mir bereits alles gesagt, was ich wissen muss... an die tausend Mal.“ Das Letzte fügte er flüsternd hinzu.
 

„Nein, Ryouga, es geht um etwas anderes. Es geht um unseren plötzlichen Orientierungssinn. Wir müssen dafür sorgen, dass es andauert und wir brauchen dich dafür.“
 

„Uh, aber du hast gesagt, es war dauerhaft.“ Er war verwirrt.
 

„Du kennst die wahre Ursache unseres Fluches, richtig?“
 

„Du hast gesagt, es war ein Zauber, mit dem unsere Familie belegt wurde.“
 

„Wir haben dir nie die ganze Geschichte erzählt, Liebes“, stellte Mutter Hibiki fest.
 

„Tatsächlich nicht.“
 

„Nun, ich denke, es ist Zeit, dass du die Wahrheit erfährst.“
 

Nach einer langen Geschichte von Ehre und Versprechen(und rachsüchtigen alten Männern...), war Ryouga wie vor den Kopf geschlagen.
 

„Sagst du wirklich, ich sei verlobt?“
 

„Ja, Liebling.“
 

„Aber... aber... hättest das nicht du sein sollen, Paps, derjenige, der die Schulen vereint?“
 

„Nun, sie hatten ebenfalls einen Sohn, Ryouga. Ich kann keinen anderen Mann heiraten“, sagte Kida von dem Gedanken angewidert.
 

„Schon mal von Geschäftsverbindungen gehört?“, spie Ryouga aus. Kida wirkte für einen Moment nachdenklich.
 

„Es würde nicht funktionieren, Sohn, es muss ein Bund durch ehrenhafte Eheschließung sein.“
 

„Aber ich will nicht heiraten! Besonders jemanden, den ich nie getroffen habe!“
 

„Aber du hast sie getroffen, Liebling. Es ist die Enkeltochter des alten Akerus.“
 

„Opa Akerus Enkelin? Ich war zwei Jahre alt, als ich sie das letzte Mal gesehen habe, ich kann mich nicht einmal an ihren Namen erinnern!“
 

„Ryouga...“
 

„Warum habt ihr es mir nie erzählt? Ich hätte ein anderes Mädchen heiraten können!“
 

„Schatz, ich dachte, die Dinge mit Akane stünden nicht so gut, nachdem sie von Jusenkyou erfahren hat?“, fragte Aiko.
 

„Also, nein. Sie hat mir noch nicht verziehen und es ist acht Monate her, aber...“
 

„Und diese Akari, die du mal erwähnt hast? Du kannst ein Mädchen nicht heiraten, nur weil du ein Schwein schlägst!“
 

„Oh, aber ich muss ein Mädchen heiraten, dass mich nicht einmal kennt, weil ihr Großvater verrückt ist?“, fragte er ironisch.
 

„Ryouga, sprich nicht so über Opa Akeru“, schalt ihn sein Vater. „Selbst, wenn es stimmt!“
 

„Gomen, Paps. Es ist nur, es ist so unfair!“
 

„Ich weiß, Sohn. Aber es ist die Ehre der Familie, über die wir hier reden. Du wirst dieses Mädchen heiraten und damit ist die Sache beendet“, sagte Kida feierlich seinem Sohn einen harten Blick zuwerfend. Er nahm seinen Mantel. „Ich werde ein paar Besorgungen machen, ich bin bald zurück.“ Er küsste seine Frau auf die Wange und ging.
 

Ryouga sah bekümmert zu Boden. Er nahm seinen Kopf in die Hände, während er vor Wut zitterte.
 

„So unfair...“, wiederholte er, seine Faust um sein Haar ballend.
 

„Oh, Honey, sei nicht so traurig. Du wirst sie so sehr mögen!“, begann seine Mutter sich neben ihn auf die Couch setzend. „Lass mich dir etwas über sie erzählen... Lass mich überlegen... Sie ist ein paar Monate jünger als du; sie hat fast ihre Oberschulzeit beendet; sie folgt den Traditionen und der Kampfschule ihrer Familie, also wird sie dir bei deinem eigenen Dojo helfen können...“
 

Er konnte sich nicht erinnern, welchen Stil Opa Akeru gemeistert hatte, es war eine Weile her, seit er ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Er nannte ihn immer Opa, selbst wenn er nicht sein wirklicher Großvater war.
 

„Und trotz ihres zarten Alters führt sie ihr eigenes Restaurant!“
 

Ryouga blinzelte, als seine Mutter das Letzte sagte.
 

„Ihr eigenes Restaurant?“
 

„Ja und es ist hier, in Nerima!“
 

„Hier in... Nerima?“, plapperte er ungläubig nach, während seine Augen sich weiteten. Plötzlich erinnerte er sich an Opa Akeru all zu gut.
 

Nicht möglich... Nein... Es ist nicht das, was ich denke!
 

„Ja, mein Lieber. Ich meine, es heißt 'Ucchan's'?“
 

THUMP
 

„Oh, meine Güte...“, wisperte Aiko, ihre Hände fassend, „wie süß! Er ist vor Glück ohnmächtig geworden!“
 

Ende des Flashbacks
 

Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken.
 

„Komm herein“, sagte er tonlos.
 

„Ich bin es, Liebes“, kündigte seine Mutter den Raum betretend sich selbst an. „Ich wollte sehen, wie du dich fühlst.“
 

„Ehrlich, Mutter, ich habe keine Ahnung.“ Er seufzte, sich auf seinem Bett aufsetzend.
 

Seine Mutter setzte sich neben ihn, ihn in ihre Arme ziehend.
 

„Warum bist du so unglücklich, Ryouga? Du wirktest, als würdest du es zuletzt akzeptieren“, fragte Aiko besorgt, mit ihren Fingern durch sein Haar streichend.
 

„Mutter, ich... ich kenne dieses Mädchen.“
 

„Tust du?“
 

„Ja, sie ist mit Saotome verlobt.“
 

„Sie war mit Saotome verlobt. Jetzt ist sie mit dir verlobt.“
 

„Ich weiß, Mama, aber das ist nicht der Punkt.“
 

„Und was ist es?“
 

Ryouga suchte nach einem Weg seiner Mutter seine Beziehung mit dem Okonomiyaki-Koch zu erklären.
 

„Wir kommen nicht gut aus, Ma. Sie ist... sie ist ein Wildfang!“
 

Seine Mutter ließ ein überraschten Lachen hören.
 

„Oh Honey! Das ist nicht so schlimm! Und mir ist ihre Situation bewusst, also können wir sie dafür nicht wirklich verantwortlich machen.“
 

„Ja, aber... Ich meine... Warum sie, Mama?“, jammerte er.
 

Aiko kicherte nur.
 

„Seit wann kennst du sie?“
 

„Ich habe sie vor ungefähr zwei Jahren getroffen, warum?“
 

„Wollt' ich nur wissen.“ Sie gluckste. „Es ist eine interessante Wendung.“
 

Er sah sie nur an.
 

„Oh, komm schon, Honey. Kopf hoch! Dank dieser Heirat können wir ein normales Leben führen. Bist du nicht glücklich darüber?“
 

Ryouga zuckte zusammen, das war ein Argument.
 

„Und so schlimm kann sie nicht sein.“
 

„Machst du Witze? Sie zerrt mich in diese dumme Pläne, die sie macht, und wenn alles schief geht, macht sie mich dafür verantwortlich“, er zählte an seinen Fingern ab, „sie macht sich die ganze Zeit über mich lustig; sie nennt mich einen Trottel; sie haut mich immer mit ihrem dämlichen Spatel; seitdem sie von Jusenkyou erfahren hat, bespritzt sie mich ständig mit kaltem Wasser, nur um mich zu ärgern; sie lässt mich vor Akane schlecht aussehen; sie ist ein Wildfang, Mama!“
 

Ryouga sah sie aufgebracht an, fertig mit seinem Geschimpfe. Er machte Stielaugen. Die Hibiki war tomatenrot - mit einer Hand ihren Mund bedeckend, zitterte sie heftig, offensichtlich versuchend, nicht loszulachen.
 

„Ich bin froh, dass ich dich unterhalte, Mama.“
 

Sie kicherte, sich zu beruhigen versuchend.
 

„Ich denke, sie mag dich.“
 

Ryouga starrte.
 

„Okay, ich werde sicherstellen, sie ändert all das.“
 

„Nein, Mama, du verstehst nicht. Ich will sie nicht heiraten!“
 

„Schatz“, begann sie seine Hand in ihre nehmend, „manchmal müssen wir kleine Opfer bringen, um großes Glück zu ernten.“
 

„Diesen Wildfang zu heiraten ist definitiv ein Opfer, aber kein kleines.“
 

„Vielleicht, aber manchmal stellen sie sich als genau das heraus, nachdem du gesucht hast.“
 

Er seufzte.
 

„Wie auch immer, Mama. Sie wird mich auch nicht heiraten wollen, also hat es keinen Zweck.“
 

„Oh Honey, sie wird wollen, mach dir darüber keine Sorgen. Ihr werdet beide wollen“, entgegnete sie mit einem schelmischen Grinsen.
 

Ryouga hasste diesen Ausdruck, es hieß, dass seine Mutter etwas vorhatte. Er entschied, das Thema zu wechseln.
 

„Wo ist Paps?“
 

„Er ist gegangen, um dir ein paar Klamotten zu kaufen. Das kannst du heute Abend nicht tragen.“ Sie zeigte auf Ryougas gewöhnlichen Aufzug. „Und aus deinem Kleiderschrank passt dir fast nichts mehr.“
 

„Heute Abend?“
 

„Ja, die Kuonji Familie kommt zum Abendessen“, zwitscherte sie.
 

„Heute Abend?!“
 

„Jetzt“, sie schnappte sich eine Locke von Ryougas Pony, „lass uns schauen, was wir damit machen können.“
 

Ryouga stöhnte nur.
 


 

Am Mittag dieses Tages hatte Hana entschieden ihre Enkeltochter zum Shoppen mitzunehmen. Sie hätten die Hibikis eigentlich an diesem Morgen treffen sollen, sich aber entschieden, dass es besser wäre richtig schön zusammen zu Abend zu essen.
 

Wie sie ihr Enkelkind kannte, hatte Hana zu Ukyou gesagt, sie selbst bräuchte etwas zum Anziehen heute Abend. Aber der wahre Grund für das Shoppen war, Ukyou in eine Lady zu verwandeln.
 

Sie wusste, das schaffte sie nicht an nur einem Tag, aber sie musste auf jeden Fall sofort damit anfangen.
 

„Also, Omi, was willst du heute Abend tragen? Ein Kleid? Eine Bluse, vielleicht? Wir könnten etwas in diesem Laden kaufen.“ Sie deutete auf eine Boutique zu ihrer Rechten.
 

„Eigentlich habe ich einen schönen Kimono eingepackt und er wird für diesen wundervollen Anlass genügen.“
 

„Warum dann...?“ Ukyou erblasste die wahren Absichten ihrer Großmutter erkennend. „Oh nein, Oma... Bitte...?“
 

Hana lächelte. „Nun, wie wäre es mit einem Rock?“
 


 

„Okay, Kid, probiere das an.“
 

„Komm schon, Paps, kannst du mir nicht helfen? Ich will das wirklich nicht tun.“
 

„Deine Mutter hat bereits mit dem Kochen für heute Abend angefangen“, erwiderte sein Vater.
 

„Ich rede nicht von dem Abendessen.“ Ryouga seufzte unglücklich.
 

Kida sah ihn verständnisvoll an.
 

„Ryouga, habe ich dir nichts über Ehre beigebracht?“
 

„Du hast mir alles über Ehre beigebracht, Vater!“, erwiderte er aufgebracht. „Warum fragst du mich das?“
 

„Weil das eine Sache der Ehre ist und du bist nicht so verantwortlich dafür, wie du es sein solltest...“
 

Kida wusste, das war ein Schlag unter die Gürtellinie, Ryouga war immer streng in seinen Überzeugungen und Werten gewesen, Ehre die größte von ihnen. Es war zudem der einzige Weg, den er sich im Moment denken konnte, um seinen Sohn zu überzeugen.
 

„...wie ich es dich gelehrt habe.“
 

Ryouga senkte den Blick verletzt zu Boden. Kida behielt seinen ernsten Blick bei, war aber innerlich begeistert, dass sein kleiner Junge zu so einem guten Mann herangewachsen war.
 

„Du hast Recht, Vater. Es ist eine Sache der Ehre und ich sollte unserer Familie keine solche Schande bringen. Es tut mir leid.“
 

„Es ist die Familie, für die du das tust, Ryouga. Ich weiß, deine Großeltern hätten dieses Versprechen nicht geben sollen, alles was es gebracht hat, war Schande und Unglück. Aber, was Vergangenheit ist, ist Vergangenheit. Jetzt ist es deine Aufgabe, unsere Familie wieder zusammen zu bringen, so wie es immer hätte sein sollen.“
 

Er hielt seinen Blick gesenkt, den Worten seines Vaters lauschend.
 

„Ich wünschte, ich hätte dich an meiner Seite großziehen können, ich wünschte, du hättest in den Armen deiner Mutter sein können, als du nur ein Kind warst. Es war nicht fair für uns und es sollte so nicht für die künftigen Generationen weitergehen. Ich bin sicher, du willst nicht, dass deine Kinder durchstehen müssen, was du hast durchstehen müssen.“
 

„Nein, Vater“, seine Stimme war voll von Gefühlen, „das will ich nicht.“
 

„Ryouga, ich will, dass es dir möglich ist, deine Kinder großzuziehen; ich will, dass es dir möglich ist, dich einzuleben, anstatt Gelegenheitsarbeiten in jeder Stadt, über die du stolperst, zu verrichten; ich will, dass es deiner Mutter und mir möglich ist, unsere Enkelkinder zu besuchen, wann immer wir wollen, ohne vorher durch die ganze Welt zu reisen, ich will, dass es dir möglich ist, ein Leben in einem Zuhause zu genießen, mit deiner Frau an deiner Seite, ohne dich darum zu sorgen, auf die Toilette zu gehen und in Korea zu landen. Ich will ein normales Leben, Ryouga; für deine Mutter und mich, für unsere Enkelkinder und für dich.“
 

Der verlorene Junge blickte daraufhin seinen Vater an und sah die Hoffnung in seinen Augen.
 

„Was sagst du, Junge? Würdest du deinem alten Mann geben, was er will?“
 

Ryouga runzelte die Stirn, Entschlossenheit breitete sich auf seiner Miene aus.
 

„Ja, Vater“, er schluckte, „ich akzeptiere die Verlobung.“
 

Verdammt! Ich werde den Rest meines Lebens gespatelt werden, beginnend heute Abend... Ich kann nicht glauben, dass ich das tue.
 

Kida zog ihn in eine ungestüme Umarmung.
 

„Ich bin so stolz auf dich, mein Kind“, sagte er mit Tränen in den Augen.
 

„Es heißt nicht, dass ich es mag, Paps“, erwiderte er in einer gedämpften Stimme. „Ich werde diesen Wildfang nie mögen!“
 

Sein Vater kicherte.
 

„Das werden wir sehen...“
 


 

Sie saßen in einem kleinen Café, einen Snack genießend. Ukyou berührte ihr Haar zum hundertsten Mal.
 

„Würdest du es in Ruhe lassen, Liebes? Es sieht wunderschön aus.“
 

„Ich weiß immer noch nicht, warum ich einen Haarschnitt brauchte. Es ist genauso lang wie zuvor.“
 

„Ja, aber jetzt sieht es besser aus.“
 

Sie waren die weiße Schleife losgeworden, nun fiel ihr Haar frei herab, ihr Gesicht umrahmend. Es war ihr streng verboten, es zu einem tiefen Pferdeschwanz zu binden.
 

„Ich denke immer noch, es ist blöd.“
 

Hana seufzte. Ihre Enkeltochter war ein wunderschönes Mädchen, es war eine Schande, dass sie so viel Zeit damit verbracht hat, sich wie ein Junge zu kleiden.“
 

„Ich denke, Ryouga wird es mögen.“
 

„Es ist mir egal, was dieser Trottel denkt.“
 

„Nun, das sollte es nicht. Er ist immerhin dein Verlobter.“
 

„Nicht weil ich es will, Großmama“, erinnerte sie sie, immer noch nicht daran gewöhnt Ryouga ihren Verlobten zu nennen.
 

„Okay, Liebes“, sagte sie, „warum erzählst du mir nicht, was du an Ryouga so nicht magst?“ Sie warf Ukyou einen besorgten Blick zu.
 

„Nun, das ist leicht.“
 

„Und dann werde ich dir von Ryougas guten Eigenschaften erzählen.“
 

„Aber Großmama, wie kannst du das tun, wenn du ihn nicht einmal kennst?“
 

„Süße“, Hana lächelte, „Ich kannte Ryouga, seit er nur ein kleines Knäuel im Bauch seiner Mutter war!“
 

„Was?“
 

„Honey, seine Familie und unsere sind Freunde gewesen, seit ich eine Jugendliche war. Natürlich würde ich ihn kennen. Er hat es sogar fertig gebracht, ab und an über mein Haus zu stolpern. Ich denke, er war 15, als er mich das letzte Mal besucht hat“, bemerkte sie versonnen.
 

„Oh...“ Wer hätte das gedacht?
 

„Also?“
 

„Okay, Großmama. Allerdings ist es nicht so, als würde es helfen“, fügte sie hinzu. „Er verläuft sich, wenn er nur auf die Toilette geht.“
 

Hana sah ihr Enkelkind an.
 

„Tut er!“, protestierte sie.
 

Früher war das so“, korrigierte die Älteste Kuonji, „das ist also kein Problem mehr.“
 

„Nun gut; er ist zu leichtgläubig, zu schüchtern, ein sturer Esel; kann nicht mit dem Mädchen, das er mag, reden, ohne wie ein Idiot zu stottern und abzuhauen“, Hana lächelte leicht amüsiert, „er fällt immer auf Ranchans Streiche herein und steht vor Akane immer wie ein Idiot da.“
 

„Nun, Darling, wenn du dein ganzes Leben auf der Straße ohne irgendwelchen Kontakt mit Menschen verbringst, ist es höchst unwahrscheinlich ein gutes Gespür zu entwickeln für... was?“
 

Ukyou sah sie an, als hätte sie gerade an einer Zitrone gelutscht.
 

„Ich habe zehn Jahre lang auf der Straße gelebt, Großmama, und ich denke, ich bin klug genug, es zu wissen, wenn jemand versucht mich auf den Arm zu nehmen.“
 

„Dennoch“, unterbrach ihre Großmutter sie, „hast du den puren Hass von zehn Jahren in einer Nanosekunde in leidenschaftliche Liebe verwandelt, nur weil der Saotome-Junge dich hübsch genannt hat.“ Sie sah sie mit einem Gefühl der Endgültigkeit an.
 

Ukyou keuchte vor Überraschung.
 

„Das ist nicht-... Wie-...? Was?“
 

Sie lächelte.
 

Ukyou seufzte ernüchtert und fuhr fort.
 

„Er vermasselt jeden Plan, den ich mache, um Ranchan und Akane zu trennen.“
 

Die Kuonji zog beide Augenbrauen hoch.
 

„Trennungspläne, Liebes?“
 

„Äh...“, Ukyou vermied ihren Blick, „der Punkt ist, er vermasselt es immer. Wenn er Akane wirklich so sehr mögen würde, wie er sagt, würde er die Dinge richtig machen.“
 

„Und du denkst, das arme Mädchen auszutricksen, ist richtig?“
 

Ukyou zuckte zusammen. „Nun...“
 

„Und, wenn Ranma wirklich Gefühle für dich hätte, solltest du keinen Plan brauchen, um mit ihm zusammen zu sein, weißt du?“
 

Ich weiß das jetzt, Oma. Er liebt mich nicht auf diese Weise, ich bin nur sein alter Kumpel Ucchan..., dachte sie bitter.
 

„Er verwandelt sich in ein Schwein.“
 

„Oh, Darling, du warst in einen Mann verliebt, der sich in ein Mädchen verwandelt. Ich sehe den Unterschied nicht.“
 

„Aber er verwandelt sich in ein Schwein!“, schrie sie im Versuch ihn herabzusetzen.
 

„Beide haben Jusenkyou-Flüche, Liebes. Wenn du einen akzeptieren kannst, kannst du den anderen akzeptieren.“
 

„Er ist irgendwie begriffsstutzig..., weißt du?“, spie sie verzweifelt aus.
 

„Was meinst du damit, Honey?“
 

„Nun, weißt du. Er würde etwas nicht erkennen, außer du hältst es ihm direkt vor die Nase. Ich muss ihm immer Dinge erklären, als wäre er nur ein kleines Kind.“
 

„Ich muss dir widersprechen, Ukyou. Erneut.“
 

„Ah, Großmama! Du kannst nicht bestreiten, dass er begriffsstutzig ist!“
 

„Eigentlich denke ich, dass er Dinge nur analysiert, bevor er reagiert. Außer wenn er mit Ranma kämpft.“ Hana kicherte. „Außerdem, wie ich schon sagte, aufgrund seiner ungewöhnlich Situation, mangelt es ihm ziemlich an sozialen Fähigkeiten, ist er an das gewöhnliche Verhalten von Jugendlichen nicht gewöhnt. Obwohl ich sagen muss, dass er der höflichste junge Mann ist, den ich je getroffen habe.
 

„Ja, aber trotzdem-“
 

„Vielleicht weiß er nicht, wie er sich unter Leuten seines Alters verhalten soll. Schließlich ist der einzige dauerhafte Kontakt mit Menschen, den er in seinem Leben hatte, seine Eltern und uns. Und das ist auch so willkürlich.“
 

Ukyou runzelte die Stirn, alles was ihre Großmutter gesagt hatte bedenkend.
 

„Ist da sonst noch etwas?“
 

„Nein, Großmama, das ist alles“, antwortete sie ein wenig genervt, dass ihr aus irgendeinem Grund nichts mehr einfiel.
 

„In Ordnung, was denkst du über das, was wir zuvor diskutiert haben?“
 

„Also...“, begann sie, „da ist an der ein oder anderen Sache wohl was dran... Diese Dinge habe ich vorher nie bedacht.“
 

Hana wirkte zufrieden.
 

„Da ist etwas, das ich immer an ihm bewundert habe. Selbst nachdem er sein ganzes Leben damit verbracht hat, in Wäldern zu wohnen oder durch die Welt zu reisen, hat Ryouga eine nette, gutherzige Persönlichkeit entwickelt, wenn er ein bitterer, herzloser junger Mann hätte werden können, der alles hasst.“
 

„Äh... Er ist ein wenig bitter darüber, ich meine, er ist immer traurig oder wütend... Er ist immer schwermütig.“
 

Aber, wenn er nicht gerade schwermütig ist wegen seines Unglücks, ist er ein sehr höflicher, ehrlicher, netter, selbstloser, fürsorglicher junger Mann, der es mag, anderen zu helfen, oder nicht?“
 

„Ich bin mir nicht sicher wegen 'ehrlicher'“, konterte Ukyou, „das war diese kleine P-chan Sache mit Akane...“
 

„Welche er gestanden, ihn wahrscheinlich eine wertvolle Freundschaft und mit Sicherheit die Liebe der Frau kostend, die er gern hat. Selbst wenn sein Motiv war, in seiner verfluchten Form Unterschlupf zu suchen, war er innerlich zerrissen, weil er sie belogen hat. Und er hat alles riskiert, als er es nicht mehr aushalten konnte.“
 

„Pff, er hat ihr Hausschwein gespielt und immer noch den Nerv besessen, zu behaupten, er 'würde ihre Ehre verteidigen'.“
 

„Er kommt von einer sehr ehrenhaften Familie, Ehre ist eine seiner stärksten Überzeugungen. Und er würde alles für die tun, die er liebt, selbst wenn es ihn sein eigenes Leben kostete.“
 

„Woher weißt du überhaupt all diese Dinge über ihn?“
 

„Er mag es, mit mir zu reden, Liebes.“
 

Ukyou saß ihr sprachlos an dem kleinen Tisch gegenüber, etwas verblüfft seine guten Eigenschaften so vorgehalten zu bekommen. Hana sah sie erwartungsvoll an.
 

„Vielleicht hast du Recht...“ Ein kleines Lächeln zupfte an den Lippen ihrer Großmutter. „Aber ich werde diesen Trottel trotzdem nicht heiraten!“
 

Hana kniff sich in den Nasenrücken. „Oh, Liebes“, sagte sie zu sich selbst, „und sie nennt ihn einen sturen Esel...“
 


 

Ryouga wanderte in die Küche, wo seine Mutter glücklich eine Melodie summte, während sie in den Töpfen rührte.
 

„Jemand ist immer noch traurig...“, bemerkte sie.
 

Er lehnte sich an den Türrahmen, Shirokuro über den Kopf streichend(, der starr auf das Essen fixiert war, hoffend, etwas würde vom Tisch fallen).
 

„Ich kann es immer noch nicht glauben, Mama. Es ist so aus heiterem Himmel...“ Er schüttelte unglücklich den Kopf. „Das sollte Ranma passieren, nicht mir.“
 

„Vielleicht hätten wir es dir früher sagen sollen, Sohn“, sie fügte etwas Zimt hinzu, „aber wegen Ukyous Situation dachten wir, es wäre besser, es dir zu erzählen, wenn du etwas dagegen tun kannst.“
 

„Wie zu heiraten“, schlug er vor.
 

„Ja.“
 

„Vielleicht wären Dinge ganz anders gekommen, wenn ihr es mir erzählt hättet...“
 

Ich hätte mich nicht in Akane verliebt, das hätte mir eine Menge Schmerz erspart. Vielleicht wäre ich Ranma nicht einmal nach China gefolgt...
 

„Aber, Liebling, was hätten wir sagen sollen? 'Ryouga, du bist verlobt, aber dein Schwiegervater hat deine Verlobte einem anderen Mann versprochen'?“
 

„Na ja, Ranma hat drei Verlobte. Ich denke, Ukyou käme mit zwei klar.“
 

„Ryouga...“
 

„Und dann hätte sie sich wahrscheinlich nicht wie ein Junge kleiden müssen und wäre nicht so ein Wildfang!“
 

Aiko konnte sich nicht davon abhalten, zu lachen und es wurde schlimmer, als ihr Sohn sie entsetzt anglotzte.
 

„Was ist so lustig, Mama?“
 

„Oh, Honey“, sie beruhigte sich ein wenig, „es ist etwas anderes befreundet und verlobt zu sein. Du wirst sehen, dass sie dich ab jetzt besser behandeln wird.“
 

„Ja, bestimmt. Sie wird fuchsteufelswild sein, wenn sie herausfindet, dass sie jemand heiraten muss, der nicht ihr toller Ranchan ist. Besonders wenn dieser Jemand ich ist.“
 

Aiko begann das Gemüse zu schnippeln.
 

„Wie schlecht behandelt sie dich?“
 

„Nun, ständig nennt sich mich einen Trottel.“
 

„Das ist ein Kuonji-Ding, Liebes“, kicherte sie, „nimm es nicht persönlich.“
 

„Ja, also, tatsächlich hat sie daraus meinen offiziellen Spitznamen gemacht. Sie schlägt mich mit diesem gottverdammten Spatel, ständig; sie zerrt mich überall hin; sie zieht an meinen Ohren; sie beleidigt mich; sie ist immer wütend auf mich wegen etwas, das ich in den meisten Fällen nicht getan habe; sie benutzt mich, um zu kriegen, was sie will und macht mich verantwortlich, wenn etwas schiefgeht; sie trickst mich, haut mich, tritt mich, ohrfeigt mich, verspottet mich, sie ist so ein Wildfang, Mama!“
 

Aiko musste einfach lachen. Sie hatte Ukyou nicht gesehen, seit sie sechs Jahre alt war, aber sie konnte leicht verstehen, was hier passierte. Es war einfach Teenagerverhalten. Ukyou mochten ihren kleinen Jungen, aber sie wusste es nicht einmal... bis jetzt.
 

Warum erinnert mich das an alte Zeiten?, überlegte sie liebevoll.
 

„Wirkt es, als würdest du sie ständig aus irgendwelchen Gründen wütend auf dich machen?“
 

„Woher wusstest du das?“
 

„Oh, nur eine Ahnung“, winkte sie ab, ein Grinsen versteckend.
 

Jap, sie wusste definitiv, was hier vor sich ging.
 

„Und wie fühlst du für sie?“
 

„Dass sie ein Wildfang ist“, stellte er fest, als wäre es der offensichtlichste Fakt der Welt.
 

„Was sonst außer das?“, fragte die Dame geduldig.
 

„Dass sie ein gewaltsamer, aggressiver Wildfang ist?“
 

Seine Mutter seufzte.
 

„Lass uns die Jungenhaftigkeit für eine Minute vergessen...“
 

„Okay...“ Er dachte einen Moment nach. „Sie kann ziemlich nett sein, wenn ich sie nicht aufrege... Sie gibt mir umsonst, was zu essen, wenn sie gute Laune hat; sie ist ziemlich klug, weißt du? Sie ist ein guter Zuhörer, wenn sie keinen Plan im Kopf hat... Sie ist ein großartiger Kampfsportler, wahrscheinlich besser als Akane; ich hab immer gedacht, dass, wenn sie etwas mehr trainierte, sie auch an Shampoos Level heranreichen könnte.
 

„Shampoo?“
 

„Die Amazone aus China, eine weitere von Ranmas Verlobten.“
 

„Oh, richtig.“
 

„Sie ist gütig, schätze ich.“ Er zuckte mit den Schultern.
 

„Geh, zieh dich zum Abendessen um, Liebes“, befahl sie ihm sanft. Sie hatte alles gehört, was sie hatte hören müssen.
 

Ryouga nickte resigniert und wandte sich zum gehen.
 

„Und stell sicher, du trägst, was dein Vater für dich ausgesucht hat!“, rief sie ihm nach, ein 'Okay', das von der Treppe kam, erhaltend. Aiko vertraute dem Geschmack ihres Mannes. Sie machte den Ofen aus und ging, um sich zum Abendessen zu kleiden.
 

„Keine Frau kann dem Hibiki-Charm widerstehen...“ Sie kicherte wissend.

"Meeting your fiancée... Again." - „Deinen Verlobten treffen... Schon wieder.“

„Ich kann nicht glauben, dass ich das trage...“
 

Ukyou sah ihre eigene Reflektion im Spiegel, das hell pinke Shirt mit den Spaghetti-Trägern, das ihren Brustkorb bedeckte, den weißen, weichen Rock, der sich eng an ihre Hüften schmiegte und sich dann bis unter ihre Knien ausfächerte; und die passend weißen, klassischen hochhackigen Schuhe.
 

„Mein Gott, ich sehe aus wie eine Frau!“, protestierte sie.
 

„Ist das etwas Schlechtes, mein Liebes?“, fragte Hana, den Raum betretend.
 

„Ich kleide mich nie so, Oma. Ich sehe blöd aus.“
 

„Nein, tust du nicht. Du siehst perfekt aus.“ Sie näherte sich ihrer Enkeltochter und legte ihre Hände auf ihre Schultern. „Genau wie deine Mutter“, fügte sie sanft hinzu.
 

„Wirklich?“, fragte die Jüngere mit zitternder Stimme.
 

„Ich habe sie immer in dir gesehen, Liebes. Es ist eine Schande, dass du dich nie auf diese Weise kleidest; vielleicht sollten wir das ändern.“
 

Ukyou blinzelte eine Träne fort und nickte.
 

„Vielleicht...“, stimmte sie zu.
 

„Jetzt setz dich. Es ist Zeit für Make-up.“
 

„Ooch, Oma!“, beschwerte sie sich.
 

„Nur ein wenig, Ucchan. Es ist ein formelles Dinner, du musst gut aussehen.“
 

„Na gut“, gab sie mürrisch nach und setzte sich auf ihr Bett.
 


 

Frau Hibiki platzierte die letzten Gläser auf dem Tisch, sich gründlich umsehend, um sicherzugehen, dass alles an seinem Platz war. Kida kam aus der Küche, zwei Weinflaschen tragend.
 

„Wenn ich mich richtig erinnere, war das Akerus Favorit“, er hob die Flasche auf Augenhöhe, „und das war Ichiros“, er nickte zu der anderen Flasche hin.
 

„Ich weiß nicht, Liebes. Ich habe darauf nie geachtet.“
 

„Hmm... Wo sitzen wir?“
 

„Nun, du sitzt hier, am Kopfende des Tisches. Ich bin direkt neben dir und Ryouga neben mir. Akeru sitzt am anderen Ende des Tisches, neben Ryouga; auf der anderen Seite habe ich Ukyou, Hana und Ichiro platziert.“
 

„Also sitzen Ukyou und Ryouga sich gegenüber“, grinste er.
 

„Nun, sie werden sich ansehen müssen, wenn sie sich mögen sollen.“ Aiko kicherte.
 

„Du bist böse, Frau.“
 

„Ja und du liebst mich so.“ Sie küsste ihn auf die Wange und ging in die Küche. Kida schüttelte amüsiert den Kopf.
 


 

Sein Paps würde hierfür bezahlen. Er trug ein ärmelloses, schwarzes chinesisches Shirt mit einem dunklen Gürtel, zusammen mit einer schwarzen Hose, die für seinen Geschmack etwas zu eng war. Sein Vater hatte davon gesprochen, seine starken Beine zu betonen oder etwas in der Richtung.
 

Was auch immer...
 

Es war nicht so, als wollte er sich für diesen Wildfang schick machen. Obwohl er sich für eine Verabredung mit Akane definitiv so anziehen könnte.
 

Nicht, dass das jetzt noch passieren konnte. Er seufzte.
 

Seine Mutter hätte sein Haar auch nicht schneiden müssen.
 

Das ist lächerlich. Ich werde sie nie mögen, sie wird mich nie mögen. Wir sind nicht für einander bestimmt. Wir werden die ganze Zeit streiten, wir werden nie miteinander klarkommen. Blöde Verlobung.
 


 

„Wir sind hier“, verkündete Hana aufgeregt.
 

Ukyou sah an dem wunderschönen Haus hinauf, das vor ihr lag.
 

„Also das ist die Hibiki-Residenz, huh?“, fragte Ichiro. „Nett.“
 

„Ucchancita, du siehst reizend aus heute Abend... Bist du bereit, deinen Verlobten zu treffen?“
 

„Was auch immer, Opa.“
 

„Liebes, du bist heute Abend eine Dame, ich hoffe, du wirst dich wie eine benehmen.“
 

„Ja, Oma.“ Sie sah beschämt zu Boden.
 

Ich kann nicht glauben, dass sie ihn gegen Ranma ausgetauscht haben! Blöde Verlobung!
 


 

Nachdem sie angeklopft hatten, grüßte der Patriarch der Hibiki sie glücklich und scheuchte sie ins Haus. Auch Aiko kam, um sie zu begrüßen und nach ein paar Umarmungen und Händeschütteln, richtete sich die Aufmerksamkeit des Hibikipaars auf ihre zukünftige Schwiegertochter.
 

„Endlich, Ukyou!“ Kida schüttelte die Hand des Mädchens, sie zum Erröten bringend.
 

Sie hatte nicht erwartet, dass Ryougas Vater gutaussehend war. Kida war ein großer Mann, größer als ihr Vater und in sehr guter Form. Definitiv ein Kampfsportler. Er hatte nachtschwarzes Haar und seine Augen waren kristallblau. Sie errötete stärker aufgrund der Sanftheit seiner Berührung. Ryouga sah ihm überhaupt nicht ähnlich, richtig? Er hatte keine klaren Augen. Er war nicht groß. Er war wahrscheinlich auch nicht gut in Form.
 

Dann war seine Mutter an der Reihe.
 

„Ich bin so froh, sich wiederzusehen!“, sagte sie, ihre Arme um das Mädchen werfend.
 

Ukyou war sprachlos ob des offenen Ausdrucks von Zärtlichkeit und konnte nicht anders, als Aikos süßen und mütterlichen Duft zu bemerken. Sie nahm Ukyous Schultern und hielt sie von sich weg, um sie offen anzusehen.
 

„Mein Gott! Du bist so wunderschön, Kind! Du bist zu einer ganz schönen Frau herangewachsen!“
 

Das Mädchen errötete noch heftiger, schüchtern lächelnd.
 

„Danke“, sagte sie aufrichtig. Niemand hatte sie je wunderschön genannt.
 

Sie sah in Frau Hibikis Gesicht, von einem erfreuten Lächeln erhellt, ihre strahlend grünen Augen betrachteten sie liebevoll und sie sah pure Dankbarkeit, als sie in sie hinein sah. Die Frau war einfach umwerfend.
 

„Bitte, fühlt euch wie zu Hause...“ Kida drängte sie ins Wohnzimmer und verschwand in der Küche, nur um mit einigen Gläser und den Weinflaschen zurückzukommen, die er seiner Frau gerade noch gezeigt hatte.
 

Ichiro sah, wie sein Lieblingswein vor ihm auf dem kleinen Kaffeetisch abgestellt wurde, und grinste.
 

„Du hast ein gutes Gedächtnis, Kid!“ Er lachte, er wusste, dass Hibiki es hasste so genannt zu werden, nicht nur, weil es eine Verniedlichung seines Namens war, auch weil er jünger war als Ichiro und er ihn früher damit aufgezogen hatte.
 

„Du auch, Itchi“, spöttelte er, einen bösen Blick von seinem alten Freund erntend.
 

Verdammt! Ich hatte vergessen, dass er mich so genannt hat!
 

„Itchy, Papa?“ Ukyou zog eine amüsiert Augenbraue hoch.
 

„Nur alte Spitznamen, Ucchan. Beachte uns nicht“, winkte ihr Vater peinlich berührt ab.
 

Ukyou entschied, dass sie es doch nicht wissen wollte.
 

„Also! Wo ist mein großer Junge?“, fuhr Akeru plötzlich auf. „Es ist so lange her, dass ich ihn zuletzt gesehen habe.
 

„Er ist oben. Ich werde ihn rufen.“ Aiko lächelte Hana an. „Würdest du mir in der Küche helfen, Hana-san?“
 

„Natürlich, Aiko-chan!“, verkündete die Kuonji, sich von der Couch erhebend.
 

Frau Hibiki rief Ryouga vom Ende der Treppe und als sie sah, dass die Tür zum Schlafzimmer ihres Sohn geöffnet wurde, verschwand sie in die Küche.
 


 

Widerstrebend stieg Ryouga die Treppen herunter, den Flur betretend. Das Verlangen aus der Tür zu gehen und zu fliehen, ging ihm durch den Kopf, aber nur für einen kurzen Moment, sie werden ihn eh finden. Mit seinem Blick die weite Türöffnung, die ins Wohnzimmer führte, streifend, entschied er sich, hinein zu spähen, um zu sehen, wie die Dinge liefen.
 

Sich hinter der Wand versteckend, warf er einen langen Blick auf die Leute im Wohnzimmer. Er sah seinen Vater zu jemandem sprechen, der, wie er erriet, Ukyous Vater war, sich auf der großen Couch gegenübersitzend. Offenbar zankten sie sich wegen etwas. Vor ihnen, auf einem der kleineren Sofas sitzend, erkannte er den alten Akeru, die kämpfenden Männer belachend. Ab und zu stieß er einen der Männer mit seinem Gehstock an.
 

Dann sah er sie. Ryougas Augen weiteten sich bei Ukyous Anblick auf der anderen kleinen Couch. Sie saß mit übereinander geschlagenen Beinen da, in etwas, das ein sehr weiblicher Aufzug zu sein schien.
 

Ihr langes Haar fiel ihr frei über die Schultern, ihre Hände lagen in ihrem Schoß und sie hatte dieses sanfte, amüsierte Lächeln auf ihren Lippen, die, wie er bemerkte, mit pinkem Gloss geschminkt waren. Ihre Augen waren wunderschön in pink schattiert mit ein wenig von schwarzem Eyeliner.
 

Ein bisschen hinab sehend, bemerkte er, dass sie nicht ihre gewöhnlichen Brustbandagen trug, was seine Nasenflügel bedrohlich flattern ließ.
 

Wo das Shirt endete, begann der Rock, der über ihren Knien aufgrund ihrer Sitzposition etwas hochgerutscht war. Seine Augen wanderten über ihre langen, durchtrainierten Beine, sodass er seine Nase halten musste, bevor sie explodierte.
 

Ryouga rauchte. Was zur Hölle dachte sie, was sie tat? Sie sollte ein Wildfang sein! Ein WILDFANG! Aber neeein! Sie musste herkommen, ganz aufgebrezelt und unglaublich aussehend! Sie sah aus wie ein MÄDCHEN, um Himmels willen! Er war sich sicher, das war das Tun seiner Mutter. Sie hatte sich wahrscheinlich mit Ukyou zusammengetan, um ihn miserabel zu machen. Nun konnte er nicht protestieren. Seine Mutter würde sagen, dass sie kein bisschen wie ein Wildfang aussah! Und Ukyou würde sich ihm gegenüber wahrscheinlich ganz nett verhalten, um seine Argumentation zunichte zu machen.
 

Ich werde SIE UMBRINGEN!!
 

Er hörte, wie seine Mutter den Wildf-- Ukyou von der Küche rief, dann sah er, wie sie aufstand und in Richtung Küche lief.
 

Musste sie wirklich ihre Hüften so schwingen?, dachte er, einen kleinen Tropfen Blut von seiner Oberlippe wischend.
 


 

Ukyou sah Frau Hibiki zu, wie sie die letzte Erdbeere auf ihren Kuchen, den sie zuvor gebacken hatte und der ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ, setzte. Sie unterhielt sich freundlich mit ihrer Großmutter, in vergangenen Zeiten schwelgend. Sie hörte Akerus erfreute Stimme den Namen ihres neuen Verlobten ausrufen und spähte durch die Tür.
 

Sie sah ihren Großvater den früher verlorenen Jungen umarmen, ihm liebevoll durch das Haar wuschelnd. Dann sah sie ihn ihren Vater grüßen, in eine weitere Umarmung gezogen werdend.
 

Sie nahm sich die Zeit ihn unverhohlen anzustarren, ohne dass einer von ihnen sie bemerkte. Etwas an Ryouga war definitiv falsch
 

Zuallererst trug er nicht seine gewöhnliche Reisekleidung, obwohl es verständlich war, er brauchte sie nicht mehr.
 

Sie hatte trotzdem halb erwartet, dass er wie immer aussah. Er trug stattdessen ein nettes Outfit, ein schwarzes chinesisches Shirt, dass bis über seine Hüfte reichte, von einem grünen Gürtel an seiner Hüfte zusammengehalten. Es hatte keine Ärmel, was seine starken Schultern und Arme unbedeckt ließ; und eine passende schwarze Hose, die seine wohlgeformten Schenkel perfekt umhüllten. Sie spürte ihre Wangen warm werden.
 

Sein Haar war kürzer, seidige Wellen von Schwarz frei über seine Brauen fallend, nackt ohne das gewöhnliche Bandana. Ein scharfer Kontrast zu seiner fast bleichen Haut, nur erhellt von zwei umwerfenden Augen, die mit grüner Intensität strahlten. Ihre Augen wanderten zu seinen aus seinem Mund lugenden kleinen Fangzähnen, wenn er sprach, Licht von ihrer Weißheit beinahe glitzernd.
 

Sie schüttelte heftig ihren Kopf. Was dachte sich dieser Trottel?!! Sich so herausputzen, um sie zu beeindrucken?! ALS OB sie von ihm beeindruckt werden wollte! Vom IHM!!
 

Er ist so TOT!
 

Wie konnte er es wagen, so gut auszusehen?! Wie konnte er es wagen, so attraktiv zu sein?! Wie konnte er es wagen, so starke Arme zu haben und so eine weite Brust und so einen süßen, runden, festen Hin--
 

„Bist du in Ordnung, Ucchan?“ Ihre Großmutter riss sie aus ihren Gedanken, Gott sei Dank.
 

„Sicher, Oma. Warum fragst du?“, fragte sie in einer angespannten Stimme.
 

„Du bist so schrecklich still, Liebes.“
 

„Ich bin okay“, versicherte sie.
 

„Gut“, sagte Aiko, „Abendessen ist fertig!“
 


 

Sie musste einfach ihm gegenüber sitzen. Seine Mutter musste sie einfach ihm gegenüber platzieren. Er hatte Recht, es war eine Verschwörung. Er begann, auch Hana zu verdächtigen. Sie wirkte so glücklich wegen der Verlobung. Ukyou allerdings starrte ihn weiter wütend an, also verschwor sie sich letzten Endes vielleicht nicht gegen ihn. Wahrscheinlich waren es seine Mutter und Großmama Hana, da sie diese Lächeln teilten, seit sie am Tisch saßen.
 

„Götter! Es ist was? 15 Jahre seit unserem letzten Wiedersehen?“, zwitscherte Akeru glücklich.
 

„Es ist so schön, euch alle zusammen zu sehen wie in alten Zeiten, nicht?“ Hana lächelte, die Takoyaki auf dem Tisch abstellend.
 

„Ja... wir sind alle hier.“ Ichiro lächelte traurig, als er einen kleinen Bilderrahmen auf eine Ecke des Tisches platzierte. Ukyou erkannte das Bild ihrer Mutter.
 

Alle rangen nach Luft, als sie sahen, wie viel Essen es gab. Anscheinend hatte Aiko zu viel Zeit verbracht, ohne noble Dinner zu kochen.
 

Ukyou sah sich um und konnte nicht anders, als zu lächeln. Sie besaß ein Restaurant, das voll war mit Menschen, die aßen und doch war es das erste Mal seit mehr als zehn Jahren, dass sie nicht allein zu Abend aß. Von ihre Familie und den Freunden ihrer Familie umgeben an einem Tisch zu sitzen, lachend und sich unterhaltend und einen wunderbaren Moment habend, war die schönste Erfahrung ihres Lebens. Bis sie sich erinnerte, warum genau sie dieses Dinner veranstalteten.
 

Sie konnte nicht anders, als Ryouga wütend anzustarren. Sie wusste, es war nicht direkt seine Schuld, aber sie war es so gewohnt, ihn für alles zu beschuldigen, wann auch immer er in der Nähe war, dass es etwas unmöglich war, es gerade jetzt nicht zu tun. Nach einer kleinen Weile, die sie mit purem Starren verbrachte, begann sie, ihn neugierig anzusehen. Sie bemerkte, dass er ab und an schüchtern zu ihr herüber sehen würde, als würde er ihr kaltes Starren bemerken. Aber was sie überraschte, war der Ausdruck auf seinem Gesicht; Ryouga sah glücklich aus? Und war das ein Lächeln? Ryouga, lächelnd? War die Welt verrückt geworden?
 

Sie schüttelte leicht ihren Kopf, diese Gedanken abschüttelnd. Natürlich ist er glücklich, er verlief sich nicht mehr. Und alles dank ihr... Hmm, sie konnte ihm das in Rechnung stellen... Nee, das wäre zu, uh... nabiki-isch.
 

Sicherlich genoss er das Treffen so sehr wie sie... Wegen der Familie, natürlich. Sie hatten kein Wort miteinander gesprochen, seit sie am Tisch saßen und ihre höfliche Begrüßung war ein knappes „Guten Abend“ gewesen. Über was konnten sie überhaupt reden? Sie wollte die Verlobung nicht mit ihm diskutieren, noch nicht; es beschäftigte sie selbst immer noch.
 

Sie wusste, Ryouga fühlte wahrscheinlich genauso, mit den schüchternen Blicken und dem zarten Rot auf seinen Wangen.
 

Warum wird er überhaupt rot? Hat er mich gerade ange'hmpf't?
 


 

Er kam zu dem Schluss, dass das Mädchen vor ihm nicht Ukyou war. Die echte Okonomiyaki-Köchin würde darüber schimpfen, keinen Trottel heiraten zu wollen und ihn mit ihrem Spatel schlagen. Wiederholt. Dieses Mädchen saß gesittet da, entspannt essend und den Moment genießend. Das war NICHT Kuonji Ukyou gleich hier vor ihm sitzend. Dann sah sie ihn an. Nun, starrte, genauer gesagt. Tiefblaue, stechende Augen trafen seine, die ewig gefürchtete Drohung, ihm Gewalt anzutun, stand in ihren Augen. Jep, das war Ukyou. Er hmpfte und sah weg, die letzten Spuren seiner Schüchternheit davon segelnd aufgrund ihres Ärgers. Wie immer beschuldigte sie ihn. Er merkte es, er sah es in ihren Augen.
 

Wenn du so sein willst...
 

Das Geräusch von Metall, das auf den Boden aufschlug, erregte die Aufmerksamkeit aller am Tisch. Ein lautes Krachen war aus der Küche gekommen, wohin Aiko gegangen war, um den Nachtisch zu holen.
 

„Oh nein!“, hörten sie ihre Stimme; Kida stand auf und ging, um nachzusehen, was passiert war.
 

Alle sahen ratlos auf die Küchentür, außer Hana, die, aus irgendeinem Grund, dieses hinterhältige Grinsen auf ihrem Gesicht hatte.
 

Nach einer kurzen Erklärung und unterdrücktem Kichern, kam Aiko mit einem verlorenen Ausdruck auf dem Gesicht ins Esszimmer zurück.
 

„Es tut mir so leid“, sagte sie, „aber der Kuchen war so schwer, dass ich das Tablett nicht halten konnte und es mir aus den Händen gefallen ist!“
 

Ryouga hob eine Augenbraue. Ein Tablett war zu schwer für seine Mutter?
 

„Oh nein!“, fügte Hana ihren Teil zu der Angelegenheit hinzu. „Was werden wir jetzt zum Nachtisch haben?“
 

Die Frauen blickten zu dem Jugendlichen mit den Fängen mit einem Glitzern in ihren Augen. Ryouga graute es...
 

„Warum holst du uns nicht etwas Eiscreme, Honey?“, fragte ihn seine Mutter.
 

„Sicher!“ Er nickte. Alles, um eine Weile wegzukommen!
 

Er stand auf und ging auf die Tür zu, ob der nächsten Bitte seiner Mutter stoppend.
 

„Und nimm Ukyou mit, geh' nicht allein!“
 

Das brachte das besagte Mädchen dazu, von ihrem Sitz aufzuspringen.
 

„M-muss ich gehen?“, protestierte sie.
 

„Oh, selbst mit einem Orientierungssinn kennen wir uns in der Nachbarschaft noch nicht aus. Stell sicher, dass er die Eisdiele findet, in Ordnung?“
 

Aiko versteckte ein Grinsen, als sie das Mädchen sanft zu ihrem Sohn schubste.
 

„Braucht nicht zu lange!“
 


 

Sie liefen für ein paar Blocks in Schweigen, einander anzusehen vermeidend. Ukyou schwang die Papiertüte träge in in ihrer Hand, die Eiscreme war sowieso sicher bedeckt. Bis sie es nicht mehr aushielt. Tatsächlich fragte er sich, wann sie explodieren würde.
 

„Warum hast du das nicht gestoppt?“, fragte sie giftig, ihn von der Seite anstarrend. „Das ist alles deine Schuld, weißt du! Ich habe Ranchan wegen dir verloren!“
 

Er lief einfach schweigend weiter, unbeeindruckt von ihrem Ausbruch. Auch wenn er nicht anders konnte, als mit den Augen zu rollen.
 

„Ich dachte, du liebst Akane!“, spuckte sie aus, im Versuch ihm klar zu machen, dass sie ihn nicht wollte.
 

„Ja...“, erwiderte er ausdruckslos, „aber ich liebe meine Familie mehr.“
 

Er lief weiter, ignorierend wie sie starr mitten auf dem Weg stehengeblieben war.
 

Unglücklicherweise holte sie zu ihm auf.
 

„Was soll das denn heißen!“
 

„Nur so nebenbei bist du die, die zuerst zugestimmt hat. Du hast Ja gesagt, bevor ich es getan habe!“ Er funkelte sie an.
 

„Ich dachte, sie hätten über Ranchan geredet!“
 

„Oh! Und das macht dich in der Angelegenheit schuldfrei?!“
 

Er brachte sie erneut zum Schweigen. Junge, er hatte das schon zweimal gemacht! Sie sprang vor ihn, ihn zum Anhalten zwingend, bevor er in sie hinein lief.
 

„Nein, das macht es nicht. Ich war dumm die Dinge zu überstürzen und nicht sorgfältig zuzuhören, das gebe ich zu. Aber du wusstest genau, wer ich war, als du in diese Heirat eingewilligt hast!“
 

Sie piekste ihn mit ihrem Finger in seine Brust, für eine Sekunde verblüfft, wie hart sie war.
 

„Na und?!“ Er schob sich an ihr vorbei und nahm sein Laufen wieder auf, jetzt ein wenig schneller.
 

Ukyou blinzelte.
 

„Was meinst du mit 'Na und?'!“ Sie begann, ihm zu folgen. „Warum zur Hölle hast du überhaupt eingewilligt?!“
 

„Meinst Vater hat mich darum gebeten“, warf er über die Schulter.
 

„Bist du nicht alt genug, deine eigenen Entscheidungen zu treffen?“ Sie starrte auf seinen Rücken. Junge, er konnte schnell gehen.
 

„Du verstehst nicht.“ Seine Stimme klang härter als zuvor.
 

„Nein, tue ich wirklich nicht!“, spie sie aus, als sie endlich wieder das Haus betraten, ihre Stimme senkend. „Ich komm' nicht drauf, Hibiki; wir haben so hart gearbeitet, sie auseinander zu bringen, zusammen, und jetzt willst du mich heiraten!“, zischte sie.
 

Ryouga sah sie an, seine klaren Augen nun dunkel von Gefühlen.
 

„Ich will dich nicht heiraten, Kuonji“, begann er und in einer schnellen Bewegung nahm er ihren Oberarm und brachte sie dazu, sich abrupt umzudrehen, um in das Esszimmer zu sehen. „Ich will meine Familie zurück.“
 

Sie runzelte die Stirn, die Leute um den Tisch betrachtend.
 

„Ich habe meine Familie auch vermisst, aber das ist nicht Grund genug, mein Leben mit dir anstatt mit Ranma zu verbringen.“
 

Er stand für einen Moment da, still, seine Hand fest ihren Arm umfassend.
 

„Gut“, sagte er ihr direkt in die Augen sehend, „wir brechen es ab. Aber habe zumindest genug Herz, mich für einen Tag mehr bei ihnen sein zu lassen. Dann kannst du glücklich sein.“
 

Er ließ sie los und kehrte zu seinem Platz zurück, seiner Mutter die Eiscreme reichend, die er getragen hatte. Er war wieder ernst geworden, das Lächeln, das zuvor auf seinem Gesicht gewesen war, war durch ein sorgenvolles Stirnrunzeln ersetzt worden. Ukyou stand einfach da, den Menschen gegenüberstehend, die das alles begonnen hatten, ihre und seinen Familien. Als er diese Dinge zu ihr gesagt hatte, hatte sie gesehen, wie seine Augen sich mit Tränen füllten.
 

Sich wieder neben ihre Großmutter setzend, riskierte sie einen Blick auf ihn; seine Augen waren noch immer feucht.

"Thinking about it" – „Darüber nachdenkend“

Ukyou legte seufzend ihren Kopf auf dem Kissen ab. Wie die Dinge so kompliziert hatten werden können, überstieg ihren Verstand. Alles was sie wusste, war, dass sie Ranma heiraten sollte und niemand anderen, seit sie sechs Jahre alt gewesen war. Das war die einzige Konstante in ihrem ganzen Leben gewesen. Nun, eigentlich war es, ihre Ehre zurückzugewinnen und das konnte sie entweder, indem sie ihn heiratete oder ihn im Kampf besiegte. Widerwillig zugebend, dass sie einen Kampf mit ihm nicht gewinnen konnte, gab sie sich mit der Hochzeit zufrieden.
 

Jetzt, zwölf Jahre später, kommt ihr Vater und erzählt ihr, dass sie einen anderen Mann heiraten muss (keinen Geringeren als diesen Trottel!) und dass ihre vergangenen zwölf Jahre, die sie Ranma hinterhergejagt war, um ihn zu töten oder zu heiraten, Zeitverschwendung waren. Und der Grund war, dass er vergaß, dass sie bereits von Anfang an verlobt war.
 

So einfach war es.
 

„Warum passiert mir das?“
 

Gut, wir brechen es ab. Aber habe zumindest genug Herz, mich für einen Tag mehr bei ihnen sein zu lassen. Dann kannst du glücklich sein.

Ryougas letzte Worte hallten in ihren Kopf wider. Er verstand nicht. Wie konnte sie zwölf Jahre ihres Lebens über Bord werfen wegen eines dummen Fehlers? Alles, worum sie gekämpft hatte, all das Training, all das Suchen; allein zu leben, fort von zu Hause, ihrer Mutter zu versprechen, ihren letzten Wunsch zu erfüllen; zu lernen, auf der Straße zu überleben, als sie was war? Sieben, acht Jahre alt? Alles, was sie getan hatte, war es wirklich alles umsonst? Wie konnte sie jetzt aufhören? Ryouga verstand nicht... Alles, was er getan hatte in seinem Leben, war, sich zu verlaufen, Tag und Nacht durch Wälder zu wandern und in den Bergen zu trainieren, um Ranma zu bekämpfen, in seinem Zelt lebend, allein, seit er ein kleines Kind war...

Ich will meine Familie zurück. 

Okay, vielleicht verstand er es, gab sie widerwillig zu.
 


 

Ryouga setzte sich im Bett auf, unfähig zu ruhen. Wie konnte sie ihm das antun? Hatte sie denn überhaupt kein Herz?
 

Ich habe meine Familie auch vermisst, aber das ist nicht Grund genug, mein Leben mit dir anstatt mit Ranma zu verbringen.

Natürlich! Wie konnte sie nur daran denken, ihn zu wählen anstatt mächtigen, kostbaren Ranma? Ryouga grinste spöttisch. Er war das alles nicht, weißt du.
 

Es war nicht so, als wolle er diesen Wildfang heiraten, eigentlich. Aber dieser Idee, sich nicht zu verlaufen, ein Heim zu haben und eine liebende Familie, war er unfähig zu widerstehen. Selbst wenn er sein Leben mit dem herzlosen Wildfang verbringen musste.
 

Ryouga hasste zuzugeben, dass er vor dieser Nacht tatsächlich ein wenig darüber nachgedacht hatte, sie zu heiraten. Er wusste, sie war zärtlich, süß, umsorgend und konnte einen Mann glücklich machen. Er hatte es in der Art und Weise gesehen, in der sie Ranma behandelte. Und für eine Minute oder zwei, stellte er sich selbst in dieser Position vor, all ihre Aufmerksamkeit und Liebe zu bekommen. Er würde das mögen. Und die schwache Hoffnung, dass er versuchen könnte, sie glücklich zu machen, dass er alles haben könnte, was er im Leben wollte(seine Familie, sein Zuhause, eine liebende Ehefrau...), begann in seinem Herz zu wachsen. Selbst wenn es dieser Wildfang war.
 

Aber nachdem, was beim Abendessen passiert war, fiel seine Welt erneut in sich zusammen. Wie konnte er überhaupt daran denken, dass ein Mädchen ihn wollte? Er war wahnhaft gewesen. Sicher, falls er sie heiratete, bekäme er seinen Orientierungssinn. Aber da war immer noch das Schwein. Sie wird nie das Schwein mögen. 
 

Warum musste das Leben so unfair sein?

Hana öffnete knarrend die Tür und rief leise zu ihrer Enkeltochter aus. 
 

„Honey, bist du wach?“ 
 

Ukyou regte sich leicht und sah sie durch trübe Augen an. 
 

„Oma?“
 

„Zeit aufzustehen, Liebes.“
 

„Wie spät ist es?“
 

„Es ist schon nach neun.“ 
 

Das brachte die Jugendliche dazu, aus dem Bett zu springen. 
 

„Was!“ Sie hechtete ins Badezimmer und begann ihre Kochkleidung anzuziehen. „Ich bin anderthalb Stunden zu spät! Warum hast du mich nicht geweckt? Ich habe den Frühstücksansturm verpasst! Sonntage sind immer voll, Oma!“
 

„Oh... aber, Liebes... dein Vater hat sich schon darum gekümmert.“
 

Ukyou erstarrte, die Beine erst zur Hälfte in den Hosen.
 

„Was?“
 

„Er kümmert sich um das Restaurant, bis du zurückkommst“, klärte Hana sie auf.
 

„Bis ich von wo zurückkomme?“, fragte Ukyou, sich vor der Antwort fürchtend.
 

Hana erblasste leicht, dann zwickte sie sich in den Nasenrücken, wahrscheinlich gegen Kopfschmerzen ankämpfend.
 

„Ich nehme an, du hast letzte Nacht kein Gespräch mit deinem Vater geführt, nachdem wir nach Hause gekommen sind.“
 

Ukyou schüttelte den Kopf. Was war los?
 

„Warum ziehst du nicht ein paar der netten Kleider an, die wir gestern ausgesucht haben, Liebes? Aiko wartet unten auf uns, wir werden zusammen frühstücken.“
 

„Wirklich? Okay, denke ich.“
 


 

Das Café war warm, eine gemütliche Atmosphäre umgab die drei Generation, die zusammen an einem kleinen Tisch neben dem Fenster saßen. Selbst wenn Ukyou nicht daran gewöhnt war, über Frauenkram zu reden, besonders nicht mit der Beigabe der unanständigen Kommentare ihrer Großmama, amüsierte sie sich gut. Bis Frau Hibiki die Bombe fallenließ.
 

„Also Ukyou, bist du bereit zu uns zu ziehen?“
 

Der lange, weitäugige Blick, den das Mädchen Aiko zuwarf, ließ sie nach Luft schnappen.
 

„Du wusstest es nicht, Liebes?“
 

„Ich befürchte, dass ihr Vater ihr, aus irgendeinem Grund, die Entscheidung, die sie letzte Nacht getroffen haben, nicht mitgeteilt hat. Hana rollte mit den Augen.
 

„Ich verstehe...“ Aiko seufzte verärgert. Ehrlich! Ichiro hatte sich kein Stück verändert!
 

„Zu... euch... ziehen...?“
 

„Nun, wie ich dir vorher gesagt habe, Liebes, ist das, was sie letzte Nacht entschieden haben. Du weißt, dein Großvater ist der Einzige, der in dieser Sache das letzte Wort hat und er hat ja gesagt...“
 

„Auf was begründet?“, fragte die Jüngere mit belegter Stimme. 
 

„So kannst du die Oberschule beenden, du musst dich nicht um das Restaurant sorgen und da du nie den Einfluss einer Frau in deinem Leben hattest, wirst du lernen eine anständige Ehefrau zu werden, wie Aiko eine ist.“
 

„Und du wirst lernen, mit deinem Verlobten zurecht zu kommen“, fügte Frau Hibiki hinzu.
 

„Und ihr hattet nicht genug Anstand, mich vorher zu fragen?“
 

„Lass mich dich daran erinnern, dass das nicht unsere Entscheidung war, es wurde uns hinterher mitgeteilt. Wir sind es nicht, mit denen du streiten solltest“, tadelte Hana.
 

„Ich weiß, es tut mir leid“, meinte sie ernüchtert, „es ist nur, dass alles so schnell passiert und ich hab das Gefühl, keine Kontrolle über die Situation zu haben.“ Sie schüttelte den Kopf.
 

„Es wird dir gut gehen, Süße; Ryouga ist kein schlechter Junge, du wirst ihn letzten Endes mögen.“
 

Schneller als du denkst.

Aiko lächelte in sich hinein.
 

„Aber ich will mein Restaurant nicht aufgeben!“, protestierte sie, sich auf einmal daran erinnernd, was gesagt wurde.
 

„Wirst du nicht, Liebes, dein Vater und ich werden uns gut darum kümmern. Schließlich ist es das, was wir tun.“ Sie lächelte.
 

Ukyou fühlte sich ernüchtert.
 

„Was ist mit ihm? Muss er die Oberschule nicht auch beenden? Geht er überhaupt zur Schule?“, warf sie ein, auf einmal verärgert über Ryougas Mangel an Opfern in dieser Sache. Er bekam ein besseres Leben und sie zerstörten ihres. 
 

„Nein, Ryouga hat die Oberschule vor ein paar Monaten abgeschlossen; wir hatten diese kleine Vereinbarung mit der Institution, sie wussten von unserem Problem und waren glücklich, uns zu helfen. Sie haben seine Hausaufgaben und Bücher nach Hause gesendet und er würde die Arbeiten schreiben, wann immer er in der Schule auftauchte. Sie waren wirklich verständnisvoll bezüglich seines Zustandes“, erklärte Aiko stolz.
 

Die hübsche Köchin saß nur da, unfähig ein Wort herauszubringen. War da irgendwas, das sie gegen ihn verwenden konnte, um aus dieser Situation rauszukommen? Wer war er? Mr. Perfect?
 

„Also, lass uns zurück gehen und dir packen helfen, okay?“ 
 

Ukyou nickte nur. 
 

Konnte das noch schlimmer werden...?

"Moving in" - „Einzug“

Nerima sah sicherlich nett aus am Morgen. Es war Mitte Herbst und die Straßen waren von gefallenen Blättern bedeckt, Menschen auf dem Weg zum Markt oder bei ihrem Morgenjog, Kinder, die zur Schule gingen... Es war ziemlich schön. Und das Auto war einfach spitze. Es war das erste Mal, dass er in der Stadt fuhr. Jedes Mal, wenn sein Vater ihn hatte fahren lassen(wenn sie unglaublicherweise länger als fünf Minuten zusammen waren), war es auf einem verlassenen Highway gewesen.
 

Akeru saß gemütlich auf dem Beifahrersitz, mit einem riesigen Grinsen im Gesicht um sich blickend. Er hatte Ryouga gebeten, ihm Nerima zu zeigen und er mochte es. Aber da war noch ein anderer Grund für Akerus großes Grinsen. Und Ryouga wusste einfach, dass es etwas mit der Verlobung zutun hatte. Er wusste einfach, gleich würde es aus heiterem Himmel kommen und er würde etwas sagen wie 'Ich will Enkelkinder' und so etwas.
 

Ryouga schüttelte sich bei dem Gedanken.
 

Für ihn zum Glück bat Akeru ihn nur, ihn zurück zum Ucchan's zu bringen, da es beinahe Mittagszeit war und er helfen musste. Außerdem musste er auch seine Mutter abholen. Lustig, er hatte halb erwartet, diese kleine Fahrt wäre eine Ausrede für lebensverändernde Nachrichten. Sie würden es heute sowieso beenden, wie er Ukyou in der Nacht zuvor gesagt hatte.
 

Was er aber nicht je erwartet hätte, war seine Mutter und seine Verlobte zu sehen, auf dem Bürgersteig von Gepäck umgeben auf ihn wartend.
 

„Ich denke, Ucchancita ist bereit zu gehen!“, verkündete Akeru.
 

„G-gehen?“
 

„Oh! Ich vergaß, es dir zu erzählen“, sagte Akeru, als er aus dem Auto stieg, „sie zieht zu euch.“
 

Ryougas Augen sahen aus wie zwei Ballons, in die plötzlich jemand mehr Luft gepustet hatte, als sie aushielten.
 

„Wa-?“ Er atmete aus.
 

„Komm schon, Junge! Hilf den Damen mit dem Gepäck!“, zwitscherte Akeru.
 

Ukyou stieg eilig auf die Rückbank und ignorierte das Winken ihres Vaters. Sie war gerade so angepisst wegen ihm.
 

Nachdem sie den armen Kofferraum mit Gepäck vollgestopft hatten, besetzten Ryouga und seine Mutter die vordere Sitzbank und der Wagen rollte zurück zum Hibiki-Anwesen.
 


 

Den Blick ihres Sohnes bemerkend, eine Mischung aus Ärger und Genervtheit auf sein Gesicht gepflastert, hatte sie das Gefühl, sich erklären zu müssen.
 

„Bevor du irgendetwas sagst, Liebling, lasse ich dich wissen, dass das die Idee deines Vaters war und ich hatte in der Sache nichts zu sagen.“
 

„Es ist okay, Mama“, sagte er wie tot. Er warf durch den Rückspiegel einen Blick auf Ukyou, sie sah aus dem Fenster, einen gelangweilten Ausdruck auf ihrem Gesicht.
 

„Ich weiß, wir hätten das zusammen besprechen müssen, aber dein Vater und Ichiro hielten es für besser, wenn alle Männer der Familie allein darüber reden.“
 

„Oh und ich soll jetzt ein Mädchen sein?“, spottete er, er hörte Ukyou schnauben.
 

„So ist das nicht, Ryouga. Du weißt, wie sie sind.“, sagte seine Mutter in einem entschuldigenden Tonfall.
 

„Ja, weiß ich“, grollte er.
 

Der Rest der Fahrt nach Hause verlief in Stille.
 


 

„Ukyou! Willkommen zuhause!“, begrüßte Hibiki Kida seine Schwiegertochter voller Freude, „Ich bin so froh, dass du endlich da bist!“
 

„Danke, Herr Hibiki...“, sagte sie tonlos. Offensichtlich teilte seine neue Tochter seine Aufregung nicht. Er wunderte sich warum.
 

„Schatz? Hast du deinen kleinen Job erledigt?“, fragte Aiko ihren Ehemann, als sie begann, Ryouga mit dem Gepäck zu helfen.
 

„Hm-mmh“, antwortete er. „Sie werden es mögen!“
 

Ukyou folgte der Dame ins Innere des Hauses, um mit dem Mittagsessen zu beginnen. Als sie an Ryouga vorbeikamen, sprach seine Mutter ihn an.
 

„Bring die in dein Zimmer, Honey. Und frag nicht, das war auch nicht meine Idee.“
 

Ryouga stöhnte.
 


 

Die Treppen mit schweren Schritten erklimmend, erreichte er die Tür zu seinem Schlafzimmer.
 

Was zur Hölle stimmt nicht mit ihr? Warum ist sie hier? Wir sollten heute die Verlobung absagen. Warum zieht sie ein?
 

Er lies die Taschen auf dem Boden liegen und zog die Tür auf. Er blinzelte. Dann zog er die Tür zu. Er schüttelte den Kopf.
 

„Ich habe das nicht gesehen“, verkündete er laut.
 

Er zog die Tür wieder auf und erstarrte.
 

Nein, es war nicht seine Einbildung gewesen. Da war wirklich ein Doppelbett in seinem Schlafzimmer.
 

„Auf keinen... Fall...“
 

Er schloss für eine kurze Weile die Augen und öffnete sie wieder. Das Bett war immer noch da. Es hatte eine fluffige, weiße Überdecke und bauschige, weiße Polster. Zwei kleine hölzerne Nachtschränkchen waren auf jeder Seite, passend zu einer niedlichen, weißen Anrichte mit einem großen Spiegel an der rechten Seite des Bettes. Und sein Kleiderschrank war irgendwie für zwei „vergrößert“ werden.
 

Entspannt... du musst entspannt bleiben...
 

„PAAAAAAAPS!“
 


 

Der Topf, den Ukyou hielt, fiel ihr beinahe aus den Händen, als der Schrei durch das Haus hallte. Sie warf Aiko einen forschenden Blick zu, die nur seufzte und weiter die Nudeln kochte.
 


 

Als sein Vater das Schlafzimmer mit dem Rest des Gepäcks erreichte, sah er seinen Sohn unschuldig an, der – aus irgendeinem Grund – diesen irritieren Ausdruck auf dem Gesicht hatte.
 

„Was ist, Sohn?“, sagte er, als er den gerade erst reformierten Raum betrat.
 

„Was ist? Ach, ich weiß nicht, Paps. Ich bin heute morgen in MEINEM Zimmer wach geworden, das völlig normal ausgesehen hat und nun sehe ich, dass es plötzlich perfekt für ein verheiratetes Paar angepasst wurde! Hast du irgendeine Ahnung, was passiert sein könnte, Papi?!“
 

„Äh... nun... wo sonst hätte Ukyou schlafen sollen?“ Er zuckte unschuldig mit den Schultern.
 

„Ich weiß nicht, Paps, im Gästezimmer vielleicht? Ich dachte, das sei ein Zimmer für Gäste“, konterte er giftig, seine Fangzähne ragten drohend heraus.
 

„Oh, aber es ist mit unseren Souvenirs belegt, deine Mutter wollte ein bisschen mehr Platz in unserem Zimmer und deins war auch wirklich vollgestopft.“
 

„Das ist also deine Ausrede.“
 

„Ja“, sagte er mit einem Grinsen, sein Schlafzimmer erreichend, „Nebenbei hast du in diesem Bett bestimmt mehr Spaß mit deiner Verlobten, glaubst du nicht, Junge?“
 

Auf den komplett perplexen und verlegenen Blick hin, den Ryouga ihm zuwarf, musste er lachen.
 


 

Mittagessen war wirklich, wirklich ruhig. Ryouga bekam kein Wort heraus, aß kaum, Ukyou stocherte gelangweilt in ihrem Essen, Aiko warf ihrem Ehemann hin und wieder strafende Blicke zu und Kida genoß einfach sein Essen, ab und an kichernd, wenn er einen schmutzigen Gedanken wegen der neuen Schlafarrangements bekam.
 


 

Ungefähr um drei am Nachmittag nahm Hibiki seinen Sohn zum leeren Grundstück neben ihrem Haus.
 

„Was machen wir hier, Paps?“ Er verschränkte unfreundlich die Arme, Ryouga war immer noch ziemlich sauer über das, was mit seinem Zimmer passiert war. Aber darüber wollte er nicht nachdenken, bis es Schlafenszeit war. Wenn er würde schlafen müssen... neben ihr... Er kniff sich in die Nase.
 

„Du weißt, dass dieses Grundstück zu uns gehört, richtig?“
 

Ryouga nickte. „Und?“
 

„Sohn, hier werden wir das Familiendojo aufbauen“, sagte Kida stolz.
 

Er sah seinen Vater überrascht an.
 

„Werden wir?!“, fragte er, Aufregung seine Stimme tränkend.
 

„Ja, du brauchst ein stabiles Einkommen, jetzt da du eine Familie haben wirst und wir hatten das sowieso immer vor.“
 

„Paps, ich weiß nicht, was ich sagen soll...“ Ryouga Augen wurden feucht. Die seines Vater leuchteten vor Stolz.
 


 

„Warum muss ich in seinem Zimmer schlafen, Frau Hibiki?“, protestierte Ukyou, als sie die Treppen zu ihrem neuen Schlafzimmer hochstiegen. Sie musste auspacken.
 

„Fragst du mich das wirklich?“ Sie lächelte. „Sie waren es, die das arrangiert haben, es war irgendwie vorauszusehen, dass das passieren würde.
 

„Da ist etwas dran.“ Sie seufzte.
 

„Außerdem war unser Zimmer vollgestopft mit Souvenirs, ich brauchte mehr Platz, jetzt da wir wirklich in dem Raum schlafen.“ Aiko kicherte. „Keine Sorge, Kida hat wahrscheinlich das Extrabett in Ryougas Raum gestellt. Es ist ein schönes Bett, du wirst dich wohlfühlen.“
 

„Solange es soweit von Ryougas weg ist, wie möglich“, murmelte die Köchin, als sie die Tür aufzogen.
 

SHLICK
 

„Oh... mein... Gott.“
 

„Das ist ein Doppelbett“, brachte Ukyou heraus, geschockt.
 

„Ist es“, lieferte Aiko.
 

Beide Frauen standen an der Tür, dümmlich das Bett anstarrend.
 

„Ich soll nicht hier schlafen, oder?“, fragte Ukyou zitternd.
 

„Ich befürchte doch.“ Aiko nickte. „Liebes, warum fängst du nicht schon mal an auszupacken? Ich werde dir gleich helfen, ich muss kurz mit meinem Ehemann sprechen.“
 

„Sicher.“
 


 

„Wow, Paps, jetzt hast du sie wirklich wütend gemacht, huh?“
 

„Nah, sie war schon etwas wütend wegen letzter Nacht“, kam seine Stimme gedämpft zurück.
 

„Nun, du hast hinter ihrem Rücken mit Akeru geredet.“
 

„Ach, du weißt, sie wäre nicht einverstanden gewesen, wenn wir es ihr erzählt hätten.“
 

„Eben“, spottete Ryouga. Er half seinem Vater aus dem Mülleimer und klopfte ihn ab.
 

„Und du beschwerst dich über deine Verlobte.“
 


 

Frau Hibiki kehrte zum Zimmer ihres Sohnes zurück, um Ukyou mit ihren Sachen zu helfen, nur um besagtes Mädchen immer noch im Türrahmen stehen zu sehen, immer noch sprachlos.
 

das passiert nicht, das passiert nicht, das passiert nicht...
 

„Ukyou, geht es dir gut?“
 

„Wa-?“ Das Mädchen blinzelte. „Ich weiß nicht... Das ist zu viel...“ Sie schüttelte den Kopf.
 

„Ich weiß, Süße, ich weiß, die Dinge sind zu schnell gegangen, aber traurigerweise sind nicht wir es, die das entscheiden.“
 

„Es tut mir leid, Frau Hibiki, aber ich glaube, ich kann das nicht mehr mitmachen.“ Ukyous Augen füllten sich mit Tränen.
 

Frau Hibiki zuckte zusammen. Sie hatte das nicht erwartet, zumindest nicht in näherer Zukunft.
 

„Komm rein, Mädchen. Lass uns reden.“
 

Aiko brachte das Mädchen dazu, sich auf das Bett zu setzen und setzte sich neben sie.
 

„Okay, Kind, erzähl mir, was nicht stimmt.“
 

Ukyou wischte sich die Tränen aus den Augen und räusperte sich. „Dinge sind nicht einfach für mich, Frau Hibiki. Das ist nicht, was...“ Sie seufzte. „Seit ich ein kleines Kind war, war ich mit Ranma verlobt. Selbst nachdem sie mich weinend im Dreck zurückgelassen haben, selbst nachdem ich meiner Familie versprochen habe, Rache zu üben, bin ich in der Erwartung aufgewachsen, ihn eines Tages zu heiraten. Meine Mutter wollte mich verheiratet sehen, mein Vater wollte unsere Ehre wieder herstellen. Es war alles, was ich je hatte.“ Sie schniefte. „Und nach zwölf Jahren kommt Paps zurück und ändert alles, wofür ich gelebt habe in nur einer Minute, ohne auf meine Gefühle zu achten oder so.“
 

„Liebes, wir beide wissen, Ichiro ist nicht das schärfste Messer in der Schublade. Aber ich weiß, er tut Dinge und denkt dabei an seine Familie. Dein Vater hat sich immer ein wunderschönes Leben für dich erträumt, vielleicht ist es deswegen, dass er dich überhaupt mit Saotome verlobt hat. Und ich weiß, deine Mutter wollte auch nur das Beste für dich, seit sie herausgefunden hat, dass sie mit dir schwanger war.“
 

Etwas im Inneren des Mädchens wärmte sich. Das einzig Gute an dieser ganzen Sache war, dass sie mehr über ihre Mutter herausfand.
 

„Wollte sie?“
 

„Mm-hmm“, die Dame nickte. „Außerdem, hättest du Ranma geheiratet, wäre deine Familienehre immer noch nicht wiederhergestellt, weil du ein Versprechen zu erfüllen hattest, dass viel mehr wog als deine Verlobung mit den Saotomes. Wir reden hier über ein drei-Generationen-Versprechen. Wenn es dich irgendwie tröstet, deine Verlobung mit ihnen war schon immer nichtig, da du schon uns gegenüber eine Verpflichtung hattest. Ich weiß nicht, wie Akeru reagiert hätte, wenn du Ranma geheiratet hättest.“ Aiko schüttelte sich.
 

„Nun, wenn ich ihn geheiratet hätte, hätte das bedeutet, ich hätte die Familie entehrt, da ich die Versprechen der Familie nicht erfüllt hätte. Dann hätte Großpapa Akeru mich vermutlich enterbt.“
 

„Was er auch jetzt tun wird, wenn du meinen Sohn nicht heiratest.“
 

Ukyous Augen wurden groß wie Untertassen. Selbst wenn das nicht erwähnt worden war, das war sicher, was passieren würde, wenn sie ablehnte, das Versprechen zu erfüllen, das sie vor so langer Zeit gemacht hatten. Dann würde sie ihr Familienerbstück(ihren Spatel) verlieren, den Familiennamen, ihren Familientitel als Okonomiyaki-Koch. Sie würde alles verlieren, was sie ist.
 

„Daran hatte ich nicht gedacht“, sagte sie, ihre Kehle wie zusammengeschnürt.
 

Aiko streichelte ihr sanft über den Kopf und stand auf.
 

„Denk einfach darüber nach. Vielleicht solltest du darüber mit deiner Großmutter reden“, sagte sie, während sie den Raum verließ.
 

„Vielleicht...“
 

Ukyous Miene verdunkelte sich, als die Auswirkungen dessen, wovon sie geredet hatten, begannen, in ihrem Kopf herumzuschwirren.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Guten Tag!
Dies war das erste Kapitel dieser FF. Es handelt sich hierbei um eine autorisierte Übersetzung, ich habe also die Erlaubnis des Autors. Der Autor des Originals ist anyahibiki(https://www.fanfiction.net/u/1393767/anyahibiki).

Und da ich sie nicht selber geschrieben habe sondern sie nur übersetze, darf ich sagen, dass ich diese Story toll finde. Lest weiter! Wenn nicht meine Übersetzung, dann das Original.

Reviews werden von mir für die Autorin übersetzt. Rückmeldung ist also sowohl die Story selber als auch ihre Übersetzung betreffend gern gesehen.

Es ist das erste Mal, dass mich an eine Übersetzung wage, seid also bitte gnadenlos in euren Reviews. Ich kann alle Hilfe gebrauchen, die ich kriegen kann.

Apropos Hilfe: Falls sich jemand berufen fühlt, suche ich einen Betaleser. Er sollte sich sowohl in der englischen, als auch in der deutschen Sprache auskennen. Wenn er bereits Erfahrung mit Übersetzungen hat, wäre das natürlich mehr als hilfreich.
Ich bin aber grundsätzlich über jede Meinung dankbar, die mich über Mails oder Reviews erreicht.

Liebe Grüße,
Namaiki

Ein paar Worte zu meiner Übersetzung:

Es war wie ein Backstein in ihrem Gesicht. Das Original dieses Satzes lautet It was like a brick in her face. Da es sich dabei nicht um einen allgemein bekannten Ausdruck im Englischen handelt, habe ich es als Eigenkreation des Autors direkt übersetzt. Nur falls der Satz jemanden außer mir seltsam vorkommen sollte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich hierbei um eine Metapher für Offensichtlichkeit handelt.

THUMP! In der Original-FF finden sich ab und an dergleichen SFX-Laute. Da sie nicht wirklich effektiv zu übersetzen sind, habe ich beschlossen, sie so zu belassen, wie sie sind.

Ukyo nennt ihre Großeltern Großpapa(grandpa) und Großmama(grandma) bzw. Oma(granny). Ihren Vater nennt sie in den meisten Fällen Vater(father) oder auch wenn bisher aber auch nur einmal Papa(dad).

Ucchancita ist eine Kreation des Original-Autors, der spanischer Muttersprachler ist. Ich mag es und habe es so belassen, auch weil es einfach zu der Geschichte gehört, auch wenn -cita als spanischer Diminutiv eigentlich nichts in einer englischen oder deutschen Geschichte, die in Japan spielt, zu suchen hat. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und damit ist das zweite Kapitel hochgeladen. Diese Länge der Kapitel bringt mich um.

Ein Wort zu meinen Übersetzungen:

Vielleicht ist jemandem aufgefallen, dass ich das Wort Honey so belassen habe. Das hat folgenden Grund: Dieser Kosename wird im späteren Verlauf noch häufiger von verschiedenen Leute benutzt und ich kann keine deutsche Entsprechung finden, die in allen Fällen gepasst und in meinen Ohren nicht schrecklich albern geklungen hätte. Und außerdem mag ich Honey phonetisch sehr. Ich hoffe einfach, das geht anderen genauso.

Und zu den Anreden: Ryouga nennt seinen Vater entweder tatsächlich Vater(father)[7I] oder Paps(dad). Ich hab mich für Paps und gegen Papa entschieden, schlichtweg, weil ich es seltsam empfunden hätte, hätte Ryouga seinen Vater Papa genannt. Zudem ist auf diese Weise die Einsilbigkeit der Anrede erhalten geblieben.

Liebe Grüße,
Namaiki
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Von: abgemeldet
2015-03-05T18:44:43+00:00 05.03.2015 19:44
Super.. Endlich wieder was über die beiden... Hab sie so lieb... Danke fürs reinstellen...
Grüßle


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