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How to Save a Life

Wichtelgeschichte für Puppenspieler
von

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Tip-off

Er mochte den März nicht. Der März leitete den Frühling ein, verhieß das Ende von Schnee und Kälte und Dunkelheit, machte die Menschen wieder fröhlicher und verdrängte den Winter mit einer so geheuchelten Leichtigkeit, dass ihm beinahe die Galle hochkam. Nein, Hanamiya Makoto mochte den März nicht. Er war ein Winterkind durch und durch.

Nur in diesem Jahr erschien ihm der März ein wenig erträglicher, denn wenn die Ältesten an diesem milden Frühlingstag die Mittelschule endgültig verlassen würden, war Imayoshi Shouichi einer von ihnen. Auf diesen Tag hatte er zwei Jahre lang gewartet, und dennoch war er sich ziemlich sicher, dass das undefinierbare Gefühl in seiner Magengegend keine Freude darüber war, ihn endlich los zu sein.

Aber darauf kam es nicht an. Hanamiya hatte nicht einmal der Abschlusszeremonie bis zum Ende beigewohnt, sondern hatte einfach nur hinausgewollt um sich daran zu erfreuen, dass er dieses hinterlistige Fuchsgesicht nun nicht mehr sehen, geschweige denn mit ihm reden musste.

Gemächlich wanderte er über den Hof, bemerkte beiläufig, dass dieser ohne die vielen Schüler kleiner wirkte als sonst. Je länger er sich draußen aufhielt, desto bewusster wurde ihm, dass der Tag doch nicht so mild war, wie er anfangs vermutet hatte, also steckte er die Hände in die Hosentaschen und versuchte, die auffrischende Brise zu ignorieren. Auch wenn er ahnte, dass diese Ruhe nur von kurzer Dauer war, wusste er sie sehr zu schätzen.

»Oi oi, Makoto-chan, wohin des Weges?«

Er fluchte und vergrub die Hände tiefer in den Taschen. Diese Stimme würde er überall wiedererkennen. »Verschwinde.«

Leise aber zügige Schritte verrieten ihm, dass Imayoshi bald zu ihm aufgeschlossen haben würde, doch er war zu faul, sein eigenes Tempo zu erhöhen.

»Ist das die Art und Weise, wie man mit seinem Senpai reden sollte, Makoto-chan?« Imayoshi grinste provokant, als er neben ihm ankam und sich seinem Schritttempo anpasste. Hanamiya hatte sich gerade gut genug unter Kontrolle, um nicht wegen des Spitznamens aufzustöhnen, sondern verdrehte lediglich die Augen.

»Ab heute kann ich mit dir reden, wie ich will, Imayoshi.«

»Imayoshi-senpai. So solltest du mich nennen, auch wenn heute mein letzter Tag an dieser Schule ist. Noch haben sich unsere Wege nicht getrennt«, konterte er gelassen, so als würde ihn der bissige Unterton in Hanamiyas Stimme nicht stören. Vermutlich störte er sich tatsächlich nicht daran, aber das konnte Hanamiya ja auch egal sein.

»Aber bald«, murmelte er eher zu sich als zu Imayoshi, doch dieser hatte es dennoch gehört und war nun so dreist, ihm lachend durch die Haare zu wuscheln.

»Nun red keinen Unsinn. Ich werde immer für meinen süßen kleinen Kouhai da sein, wenn er Probleme haben sollte.« Es beunruhigte Hanamiya, dass er nicht wusste, ob das eine Lüge war oder nicht. Er beließ es dabei, die Hand des anderen energisch von sich zu schieben, brachte ein wenig mehr Abstand zwischen sich und den bisher einzigen Menschen, bei dem es ihn weniger unangenehm war als sonst, wenn er ihn berührte.

»Darauf kann ich verzichten.«

»Oho, so überzeugt?« Imayoshi hob erstaunt eine Augenbraue, sah jedoch davon ab, den Abstand zwischen ihnen wieder zu verringern. Dann lachte er, unbekümmert und leise, und schüttelte den Kopf. »Wie auch immer; noch eine schöne Zeit auf der Mittelschule, Kleiner.«

Damit drehte er sich um, winkte noch ein letztes Mal und verschwand dann. Hanamiya sah ihm nicht nach, drehte sich nicht einmal in die Richtung, in die er gegangen war. Auch, als der Wind erneut auffrischte und ein Zittern durch seinen Körper ging, setzte er sich nicht in Bewegung. Erst, als Imayoshi schon lange gegangen war, richtete er den Blick gen Himmel.

»Ich habe keine Probleme.«

First quarter

»Was seid ihr denn für Flitzpiepen?«

Ihr erstes Treffen fand im Mai statt, und wenn er heute versuchte, sich daran zu erinnern, war Nebuyas entsetztes Aufstöhnen das Erste, das ihm in den Sinn kam. Hanamiya wusste gar nicht mehr, warum er Mibuchis Drängen überhaupt nachgegeben hatte und gekommen war. Vermutlich lag es daran, dass er an diesem Freitagnachmittag ohnehin nichts mit sich anzufangen wusste und einfach nur raus wollte. Warum sich also nicht mit Jugendlichen im gleichen Alter treffen und so tun, als wäre man wie die anderen?

Großartige Idee, wirklich. Manchmal kam er sich nicht halb so intelligent vor, wie er eigentlich war.

Wenigstens fühlte er sich bei der anfänglichen Atmosphäre in dem lächerlich kitschigen Café, das Mibuchi als Treffpunkt ausgewählt hatte, gleich heimisch, und so störte er sich im Gegensatz zu manch anderem nicht an der peinlichen Stille, dem nervösen Starren und den herablassenden Blicken, die einige von ihnen untereinander austauschten.

Mibuchi hingegen schien sich ganz gewaltig daran zu stören. Er verschränkte schmollend die Arme vor der Brust und schüttelte gekränkt den Kopf. »Aber Ei-chan, nun beleidige die anderen doch nicht.«

»Du kannst dich auch angesprochen fühlen, Mibuchi

Doch Mibuchi ließ sich nicht beirren und führte gespielt dramatisch die Hand an seine Stirn. »Haa~ ich hatte gehofft, dass wir uns besser verstehen. Immerhin sind wir doch alle vom gleichen Schlag.«

Hanamiya hätte selbst laut aufgelacht, fand aber, dass Nebuya diesen gehässigen, herablassenden Unterton mit seinem bellenden Lachen besser vermitteln konnte als er, also beließ er es dabei und blieb still. Vom gleichen Schlag, huh? Er war zwar prinzipiell der Auffassung, dass gleich und gleich sich gerne gesellten – oder wie er zu sagen pflegte: ›eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus‹ –, doch mit diesen Leuten hatte er nichts gemein, bis auf sein Talent für Basketball vielleicht.

Das reichte aber nicht. Nicht für ihn. Warum sollte er sich mit Menschen befassen, mit denen ihn nichts Signifikantes verband? Warum Einigkeit und Freundschaft heucheln, wenn man einander am Ende ohnehin nur ausnutzte und die Beziehung nur aufrecht erhielt, weil man sich etwas davon versprach?

Unglücklicherweise schienen nicht alle so zu denken wie er.

»Ganz genau! Reo hat vollkommen recht!«, tönte Hayama, dieses kleine aufgedrehte Nervenbündel, das es in den zwanzig Minuten, die sie schon hier waren, keine zehn Sekunden geschafft hatte, still zu sitzen und immer in Bewegung gewesen war.

Selbst Mibuchi schien nicht genau zu wissen, was er von diesem Ausruf halten sollte. »Danke, Koutarou. Sagst du das, weil ich dir dein Essen ausgebe, oder...?«, fragte er zögernd, doch Hayama schlug beide Handflächen flach auf den Tisch und sah ihn aus großen Augen an.

»Nein nein, ich find's wirklich klasse!«

Obwohl vermutlich jeder von ihnen an dem Wahrheitsgehalt seiner Worte zweifelte, musste Hanamiya zugeben, dass er Hayama nicht einschätzen konnte. Da war etwas Unberechenbares, Gefährliches, das ihn umgab, und ihm wurde unwohl bei dem Gedanken daran, dass das für jeden der Anwesenden galt. Unauffällig rutschte er auf der Sitzbank ein wenig nach vorne. Er war nicht gerne in der Nähe von Menschen, deren Denken und Handeln er nicht vorhersehen konnte.

»Wie dem auch sei!« Mibuchi klatschte laut und übermäßig fröhlich in die Hände und warf einen auffordernden Blick in die Runde. »Wie wäre es, wenn wir uns der Reihe nach vorstellen?«

»Und was soll das bringen?« Nebuya zog eine Augenbraue hoch und schnitt eine Grimasse, als er Mibuchis Antwort hörte.

»Na, wir gehören doch zusammen. Wir sollten gute Freunde werden!«

Darauf schwiegen sie alle. Selbst Nebuya fiel dazu keine Bemerkung ein, die auch nur ansatzweise ausdrücken konnte, dass eine Freundschaft das Letzte war, das er sich von dieser Begegnung versprach. Irgendwann erbarmte Hanamiya sich also, legte einen Arm auf den Tisch vor ihm und stützte den Kopf auf seiner Hand ab, bevor er zu einer Erklärung ansetzte.

»Du bist derjenige, der uns ausfindig gemacht hat, also kennst du unsere Namen ja wohl. Reicht doch. So wie es für mich aussieht, wollen wir anderen uns ohnehin ni—«

Ein lautes, penetrantes Summen zu seiner Rechten unterbrach Hanamiya, ehe er seinen Satz beenden konnte. Hayama schien gar nicht zu merken, dass der andere so aussah, als ob er ihm am liebsten etwas gegen den Kopf werfen wollte.

»Hayama Koutarou! 15 Jahre alt, Small Forward, Sternzeichen... äh... weiß ich nicht! Mein Lieblingsessen ist Sukiyaki! Wobei, nein, Yakisoba! Oder nein, nein! Okonomiyaki!«

»Ehm... danke, Koutarou.« Mibuchi räusperte sich unsicher, bildete sich ein, Hanamiya würde den beunruhigten Blick, den er ihm zuwarf, nicht sehen. »Dann mache ich mal weiter. Mibuchi Reo, aber nennt mich ruhig Reo. Ich bin Shooting Guard.«

»Als nächstes ich«, meldete sich der Einzige unter ihnen zu Wort, der bisher noch nichts gesagt hatte. Hanamiya konnte sich nicht erklären wieso, denn mit dem gutmütigen Blick und dem seligen Lächeln sah er für ihn wie jemand aus, der gerne und mit Leichtigkeit neue Kontakte knüpfte.

»Kiyoshi Teppei, Center. Freut mich, euch kennenzulernen.«

Mit einem Mal schien Nebuya noch ein wenig feindseliger zu werden. »Nebuya Eikichi. Früher Power Forward, jetzt ebenfalls Center.« Er warf Kiyoshi einen herausfordernden Blick zu, während dieser nur weiterhin dümmlich vor sich hin grinste und die Situation wohl nicht richtig einordnen konnte.

»Na na, ihr beiden, benehmt euch.« Schlichtend hob Reo die Hände, und allmählich fragte Hanamiya sich, warum der andere überhaupt all diese Mühen auf sich nahm, sie Fünf zusammenzubringen, wenn das offensichtlich nicht im Sinne aller Beteiligten war. Konnte ihm allerdings auch egal sein.

»Und du? Kein Grund, schüchtern zu sein, mein Klei—«

Als Mibuchi ihm lächelnd eine Hand auf die Schulter legen wollte, zuckte Hanamiya zurück und schob ihn unwirsch beiseite. Er hasste es, wenn andere Menschen – ganz besonders Fremde – es sich herausnahmen, ihn anzufassen. Offensichtlich hatte er diesen Standpunkt auch mehr als deutlich klar gemacht, denn Mibuchi ging ein paar Schritte zurück und machte sich nicht mehr die Mühe, ihn anzulächeln.

»Hanamiya Makoto. Point Guard. Und das war es von meiner Seite.« Damit stand er auf und schob sich umständlich an Hayama vorbei, um so viel Körperkontakt wie möglich zu vermeiden. »Führt euer kleines Möchtegern-Klassentreffen ohne mich fort.«

Er ging, ohne sich noch einmal umzusehen und schloss innerlich mit den vier Menschen, denen er heute begegnet war, ab. ›Mukan no Goshou‹ nannte man sie, ›ungekrönte Feldherren‹. Sie waren sich ähnlich, sofern man ihr sportliches Können verglich, ja. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie sich zusammentun und ein Team formen mussten.

Sowie Hanamiya aus der Tür war, schlug Nebuya mit der Faust auf den Tisch, erhob sich und ging ebenfalls, ohne Mibuchi – der immer noch fassungslos von Hanamiyas Abgang vor dem Tisch stand – die geringste Möglichkeit zum Protest zu geben. »Der Pilzkopf mag zwar mit 'ner Fresse rumrennen wie sieben Tage Regenwetter, aber er hat gar nicht mal so Unrecht. Ich bin auch raus.«

»H-hey, ihr könnt doch nicht...«, rief er ein wenig hilflos, als Nebuya schon gegangen war, ehe er schwer seufzte und sich mit der Hand durch die Haare fuhr. »Das lief ja wirklich ganz hervorragend.«

Kiyoshi stand auf und lachte unbekümmert, während er Mibuchi aufmunternd auf die Schulter klopfte. Er war nicht davon ausgegangen, dass bei diesem Treffen alles auf Anhieb gut laufen würde, aber es erstaunte ihn ein wenig, dass schon alles vorbei war, bevor sie überhaupt Getränke hatten bestellen können.

»Mach dir keine Sorgen, Mibuchi. Ich bin mir sicher, dass wir Fünf schon bald unzertrennlich sein werden.« Mibuchi sah ihn aus großen Augen an, bis er ihm schließlich vor lauter Dankbarkeit schluchzend um den Hals fiel.

»Oh, Tecchan~!«
 

Alles in Hanamiya sträubte sich dagegen, zurück zum Haus seiner Eltern zu gehen, doch ihm blieb keine andere Wahl. Bevor er eintrat, stand er einige Minuten ratlos vor der Haustür. Wenn er Glück hatte, würde er ohne weitere Vorfälle sein Zimmer erreichen, dann hatte er bis zum Abendessen Ruhe.

Er seufzte und öffnete schließlich leise die Tür. Wann hatte er jemals Glück gehabt?

Vorsichtig schloss er die Haustür, schlüpfte aus seinen Schuhen und horchte. Aus der Küche ein paar Meter weiter rechts kamen geschäftige Geräusche, die seine Ankunft hoffentlich verborgen hatten. Entschlossen visierte er die Treppe ins Obergeschoss an, doch noch bevor er den ersten Schritt auf die Stufen machen konnte, hörte er seine Mutter in der Küche in ihren Bewegungen innehalten.

»Wo warst du, Makoto?«

Er fluchte leise. Dann antwortete er tonlos: »Unterwegs.«

»Du hast nicht Bescheid gesagt.«

›Weil es euch eh nicht interessiert‹, waren die Worte, die sich in seinem Kopf stetig wiederholten.

»Hab ich vergessen«, war die Antwort, die er seiner Mutter gab. Mittlerweile hatte sich sein Körper angespannt, er stand steif im Flur und wagte nicht, in Richtung Küche zu sehen. Vollkommen lächerlich, wenn er darüber nachdachte, denn seine Mutter würde ohnehin keinen Schritt aus ihrem Heiligtum hinaustreten.

»Denk das nächste Mal daran.« Sie klang ruhig, kühl. Nicht so, wie eine liebende Mutter mit ihrem Kind sprechen sollte, aber das war nichts, woran Hanamiya sich noch störte. Vielmehr fokussierte er sich auf einen einzigen Gedanken, eine einzige Angst, die stetig in ihm hoch kroch und mit kalten Fingern an seinen Eingeweiden zog.

»Ist Vater schon zurück?« Seine Stimme war hohl, war gerade so laut, dass seine Mutter ihn hören konnte. Da war nichts mehr von der üblichen Kraft, von der Arroganz und von dem Glauben daran, dass ihn nichts zu Fall bringen konnte.

»Er wartet im Wohnzimmer auf dich.« Jetzt war er nur noch ein Junge, der Angst vor dem hatte, das vor ihm lag. »Er ist enttäuscht von dir.«

Von da an war seine Vernunft nicht mehr Herr über seinen Körper. Es war so, als würde er nur als Zuschauer sehen, was in den nächsten Augenblicken geschah. Mit fast schon mechanischen Bewegungen steuerte er auf das Wohnzimmer zu, atmete einmal tief durch, bevor er die Tür öffnete. Hanamiya verlor sich in dem Gedanken, dass es jemand anderes war, der da vor seinem Vater stand, jemand anderes, dessen Namen mit einer Mischung aus Verachtung und Gleichgültigkeit über die Lippen des Mannes kam. Jemand anderes, der die Augen schloss und sie nicht wieder öffnen wollte, bis der letzte Faustschlag nur noch als pochende Erinnerung auf seinem Körper nachklang.
 

Hanamiya konnte sich selbst nicht erklären, warum er Mibuchis Einladung ein weiteres Mal nachgegeben hatte und zu diesem ominösen Streetbasketballturnier gekommen war, von dem er noch nicht wusste, ob es wirklich stattfand oder nur ein Vorwand seines neuen Bekannten war, um ihn zu einem weiteren Treffen zu bewegen.

Als er jedoch Hayama erblickte, der wie ein Geistesgestörter mit den Armen wedelte und so aussah, als könnte er sich nicht entscheiden, ob er auf ihn zurennen oder warten wollte, bis er von sich aus kam, wurde ihm bewusst, dass beide Möglichkeiten nicht wünschenswert waren. »Mako-chaaan~«

»Makotooo! Hier sind wir~!«, stimmte auch Mibuchi freudestrahlend ein, nachdem er ihn entdeckt hatte. Vermutlich war er davon ausgegangen, dass er nicht kommen würde. Tatsächlich war Hanamiya nur noch eine ungewollte Berührung davon entfernt, einfach wieder umzudrehen.

»Oh Gott, wieso

Ungläubig schüttelte er den Kopf, als sich seine Beine ohne sein Zutun gemächlich in Bewegung setzten. Selbst sein Körper wandte sich gegen ihn, denn obwohl alles in ihm danach schrie, umzudrehen und wieder zu verschwinden, ging er trotzdem weiter.

Dass Kiyoshi plötzlich hinter ihm auftauchte, um die letzten paar Meter mit ihm gemeinsam zurückzulegen, entging ihm dennoch nicht.

»Das klingt ja so, als ob du dich nicht freuen würdest, uns zu sehen«, lachte er unbekümmert und hätte ihm wohl freundschaftlich den Arm um die Schulter gelegt, wenn Hanamiya ihn nicht angesehen hätte, als würde er ihm bereitwillig die Hand brechen, falls er wirklich so leichtsinnig war, das zu versuchen.

»Du scheinst mir ein ganz Schlauer zu sein, huh?«, antwortete er schließlich, als sie bei den anderen angekommen waren. Hanamiya nickte ihnen kurz zu, wobei sich sein Gruß hauptsächlich an Nebuya richtete, während Kiyoshi Anstalten machte, sie alle zu umarmen.

»Ich freue mich schon seit Tagen, dass wir uns heute wiedersehen.«

Das konnte er sich nur zu gut vorstellen. Nur am Rande hörte Hanamiya zu, wie Mibuchi ihnen die Turnierregeln erklärte und sie bat, sich für ihr erstes Match bereitzuhalten. Nachdem jeder mit seinen individuellen Aufwärmübungen angefangen hatte – Nebuya hatte begonnen, Sitzbänke anzuheben, Hayama hüpfte auf der Stelle und Mibuchi joggte einmal um das Veranstaltungsgelände –, bemühte er sich um ein herablassendes Grinsen und sprach Kiyoshi an, der gerade seine Beinmuskulatur dehnte.

»Du wirkst auch wie der Typ, der gerne mit solchen Leuten wie denen da abhängt.« Er machte keinen Hehl daraus, was er von ›denen da‹ hielt. Umso erstaunter war er, als er Kiyoshi lachen hörte.

»Ich meinte eigentlich, dass ich mich auf dich gefreut habe.«

Das Grinsen verging ihm. Mit einem Mal lag Misstrauen in seinem Blick, vertrieb die Arroganz, die er ursprünglich für den Rest des Tages beibehalten wollte, doch dieser Moment war nur von kurzer Dauer. Er schnalzte mit der Zunge, vergrub die Hände in den Taschen und machte sich auf den Weg zum Spielfeld, weil er fürchtete, dass er sonst auf die nächstbeste Person einprügeln würde.

Nach und nach sammelten sich beide Teams auf dem Feld, musterten einander feindselig und sprachen ein letztes Mal ihre Taktik ab. Nun, ihre Gegner taten das zumindest. Sie hingegen machten keinerlei Anstalten, als richtiges Team zusammenzuspielen, aber das hatte auch niemand von ihnen erwartet. Nicht einmal Mibuchi war so naiv gewesen zu glauben, dass sie ihr erstes gemeinsames Match tatsächlich mit Teamwork gewinnen würden.

Nur Kiyoshi schien mit der Situation unzufrieden. »Hanamiya?«

»Lass mich bloß in Ruhe, Tesshin.«

Voller Genugtuung beobachtete er, wie Kiyoshi das Gesicht verzog. Er mochte diesen Spitznamen nicht, und Hanamiya konnte das durchaus nachvollziehen. Darauf würde er jedoch keine Rücksicht nehmen, ganz im Gegenteil.

»Wieso willst du dich denn nicht mit uns anfreunden?« Kiyoshi war wieder etwas näher an ihn herangetreten, und er konnte nur knapp den Instinkt unterdrücken, den Abstand zwischen ihnen umgehend wieder zu vergrößern. Stattdessen versuchte er, sich auf das vor ihm liegende Match und auf die Frage, die der andere ihm gestellt hatte, zu konzentrieren.

»Weil ich euch nicht in meinem Leben brauche«, war die simple Antwort, die er zwischen schmalen Lippen hervor presste und an die er mit aller Macht glauben wollte.

»Und jetzt halt den Rand. Das Spiel beginnt.«

Second quarter

Als er an diesem Morgen das Haus verließ, hatte Hanamiya eine Notiz in der Küche gelassen, dass er vermutlich bis zum Abend nicht wiederkommen würde. Man konnte niemals vorsichtig genug sein. Das sagte ihm auch der pochende Schmerz in seinem rechten Bein, den er konsequent zu unterdrücken versuchte.

Rastlos zog er durch die Stadt, wenn auch in einem eher gemächlichen Tempo. Er hatte Zeit und wusste nichts mit sich anzufangen, aber alles war besser, als sich am Wochenende im Haus seiner Eltern aufzuhalten. Zumindest war er davon ausgegangen, bis er eine ihm – für seinen Geschmack – viel zu bekannte Stimme hörte.

»Hey, Hanamiya!«

Was fiel Kiyoshi eigentlich ein, auf offener Straße nach ihm zu rufen, als wären sie befreundet? Knurrend beschleunigte er seine Schritte, zischte leise, als sein rechtes Bein protestierte und ihn daran hinderte, loszurennen.

»Jetzt warte doch mal!«

Kiyoshi holte stetig auf und wäre vermutlich noch schneller gewesen, wenn er nicht gestockt und eine Weile wie hypnotisiert auf Hanamiyas Bein gestarrt hätte. Bildete er sich das nur ein, oder humpelte er wirklich? Rasch schüttelte er den Kopf, zog sein Tempo an und wurde erst dann wieder langsamer, als er neben dem anderen angekommen war.

»Man könnte fast meinen, du würdest nicht mit mir sprechen wollen«, grinste er breit und wollte einen Arm um Hanamiyas Schulter legen. Dieser wich geschickt aus und stöhnte leise auf.

»Wie kann man nur so hohl sein?«

Hanamiya wäre gerne umgedreht und hätte ihn einfach stehen gelassen, aber irgendetwas an dem Lächeln des anderen hinderte ihn daran. Falls ihn jemals jemand fragen würde, warum er Kiyoshis Einladung in eines der zahllosen Cafés nachgegeben hatte, würde er jedoch antworten, dass er seinem Bein einfach eine Pause gönnen wollte und dieser Vollidiot obendrein noch versprochen hatte, für ihn zu zahlen.

»Du hast dich ganz schön angestrengt«, brach Kiyoshi immer noch lächelnd das Schweigen zwischen ihnen, nachdem die Kellnerin ihre Bestellung aufgenommen hatte. Hanamiya starrte ihn jedoch nur skeptisch an und schwieg.

»Du magst es nicht zu verlieren, oder?«

Schließlich gab er nach. Kiyoshi würde eh keine Ruhe geben, also konnte er ihm auch direkt antworten. »Wer verliert schon gerne?«

Und wieder lachte er nur. »Wohl wahr, wohl wahr.«

Hanamiya konnte sich mittlerweile schon gar nicht mehr entscheiden, ob es das grausamste Geräusch war, das er je gehört hatte, oder ob es eigentlich doch nicht so schlimm war und er ihm lieber zuhörte als sonst wem.

Sie redeten lange über belanglose Dinge. Wobei es eher Kiyoshi war, der ununterbrochen Fragen stellte, während Hanamiya nickte oder mit der Zunge schnalzte. Bis: »Wieso willst du keine Freundschaften schließen?«

»Huh?« Darauf war er nicht vorbereitet gewesen, doch er fing sich schnell.

»Warum gehst du davon aus, dass du keine Freunde brauchst?«, wiederholte Kiyoshi seine Frage, und auf einmal war da kein Lächeln mehr in seinem Gesicht, nur nüchterner Ernst. Es machte Hanamiya nervös, aber er ließ es sich nicht anmerken.

»Ich gehe nicht davon aus, ich brauche schlichtweg keine.«

»Jeder braucht Menschen, denen er vertrauen kann.«

Selten war ihm eine Situation, die seine Eltern nicht involvierte, dermaßen unangenehm gewesen. »Vertrauen wird überbewertet«, sagte er knapp und hoffte, dass seine Stimme fest und überzeugt klang

»Irgendwie habe ich mir gedacht, dass du das sagen wirst.« Bevor Kiyoshi weitersprechen konnte, runzelte Hanamiya die Stirn und versuchte, das Thema zu wechseln.

»Oi, Tesshin. Wieso verfolgst du mich?«

Da war er wieder, dieser beunruhigend sanfte Glanz in seinen Augen. »Wieso verfolgen? Ich bin dir ganz zufällig über den Weg gelaufen.« Das Lächeln auf seinen Lippen wirkte anders als sonst; es verriet ihm, dass Kiyoshi ihn anlog, aber das überraschte ihn in diesem Fall nicht wirklich. Und Hanamiya würde auch nicht zulassen, dass ihn das aus der Ruhe brachte.

»Dann wirst du ja kein Problem damit haben, wenn ich gehe«, sagte er so beiläufig wie möglich und stand auf, fest entschlossen zu verschwinden. Wäre da nicht Kiyoshis Hand gewesen, die sich plötzlich um seine schloss. Hanamiya zuckte zurück, doch trotz des steten Lächelns auf seinem Gesicht ließ der andere nicht locker.

»Bleib doch noch, Hanamiya. Ich unterhalte mich gerne mit dir.«

Erst, als Hanamiyas Blick zunehmend dem eines in die Ecke gedrängten Tieres glich, ließ er ihn los. Kiyoshi hatte erreicht, was er wollte; Hanamiya blieb – wenn auch äußerst widerwillig – und setzte sich wieder.

»Ich mich aber nicht mit dir«, zischte Hanamiya aggressiv und achtete darauf, seine Arme nah am Körper zu halten und so wenig Angriffsfläche wie nötig zu bieten.

»Ich weiß.«

Danach schwiegen sie wieder. Hanamiya vermied jeden Augenkontakt und schien permanent nach einer Fluchtmöglichkeit Ausschau zu halten, wohingegen Kiyoshi den Anstand besaß, der Bedienung zu danken, als sie ihre Bestellung brachte und dennoch so dreist war, ab und an unterm Tisch den Fuß des anderen mit seinem eigenen zu streifen.

»Warum?«, fragte Hanamiya nach einiger Zeit zögerlich und zog die Füße nahe an die Beine seines Stuhles. Er wusste, dass Kiyoshi verstand, was er meinte. Seine Antwort überraschte ihn dennoch.

»Weil ich dich interessant finde. Du bist anders als die Menschen, denen ich bisher begegnet bin.«

»Was für eine lahme Begründung«, murmelte Hanamiya und verdrehte die Augen.

»Die Wahrheit muss nicht immer spannend sein.« Kiyoshi zuckte mit den Schultern, ehe er sein Gegenüber mit einem Blick fixierte, den er nicht zu deuten wusste. »Ich mag dich, Hanamiya.«

Er schnalzte mit der Zunge. »Aufrichtige Menschen widern mich an.«

Zufrieden beobachtete er, wie Kiyoshi die Stirn in Falten legte und die Augenbrauen zusammenzog. Aber nur für einen Moment. Dann waren seine Augen wieder klar, wieder entschlossen und strahlten wieder etwas aus, von dem Hanamiya nicht wusste, was es war, vor dem er sich aber trotzdem fürchtete.

»Weißt du«, begann er mit ruhiger, fester Stimme, »Ich fürchte, wenn du so weitermachst wie bisher, wird dein Leben eine Richtung einschlagen, die dir nicht gefallen wird.« Das hatte es bereits, aber das würde er sich und ihm nicht eingestehen.

»Wenn du Probleme hast, dann—« Hanamiya unterbrach ihn, bevor er etwas sagen konnte, das ihn so sehr traf, dass es ihm die Sprache verschlug.

»Du bist nicht besser als ich.« Es klang mehr nach einer Anschuldigung, als er beabsichtigt hatte. »Du magst merkwürdig und planlos wirken, aber letzten Endes kriegst du die Menschen um dich herum immer dazu, das zu tun, was du willst.« Er wusste nicht, wie Kiyoshi das schaffte, und genau das machte ihm Angst. Mit solchen Menschen – denen, die er nicht kontrollieren konnte und denen alles zuzutrauen war – wollte er sich nicht umgeben.

Darauf ging Kiyoshi nicht ein. Er lehnt sich lediglich nach vorne, sah ihn mit durchdringendem Blick an. »Ich kann dir helfen, Hanamiya. Du musst mich nur lassen.«

Damit stand er auf, ließ genug Geld für die Rechnung liegen und verschwand, ohne sich noch einmal umzusehen, ohne dümmlich zu grinsen oder ihm zu winken oder sonst irgendetwas zu tun, von dem Hanamiya hätte sagen können, dass es ihn nicht überraschte.
 

Die Sonne ging gerade unter, als Imayoshi mit ein paar anderen Spielern Touous die Sporthalle verließ, und obwohl sie in ein Gespräch vertieft waren, bemerkte er den Jungen, der ans Schultor gelehnt auf ihn wartete und sein Bestes gab, von niemandem sonst gesehen zu werden. Imayoshi verabschiedete sich bei seinen Teamkameraden und ging langsam auf Hanamiya zu.

»Als ich dir sagte, ich würde dir stets bei deinen Problemen helfen, hatte ich nicht erwartet, dich so schnell wiederzusehen.«

»Es sind schon drei Monate vergangen«, murmelte er und sah zur Seite. Für jeden anderen hätte er genervt gewirkt, aber Imayoshi kannte ihn lange und gut genug, um zu wissen, dass es ihm furchtbar peinlich sein musste, hier zu sein. Er lachte kurz, ehe er antwortete.

»Nur hatte ich bei dir eher mit drei Jahren gerechnet.«

Sie liefen los, ohne bestimmtes Ziel vor Augen. Gerade in diesem Stadtviertel war es zu dieser Uhrzeit angenehm leer, und obwohl sie an der Straße entlanggingen, war der Lärm der wenigen Autos nicht ansatzweise laut genug, um ihre Stimmen zu übertönen.

Dennoch schwiegen sie lange, bis Hanamiya irgendwann begann, von den letzten Monaten zu erzählen. Von den anderen Spielern, die man Mukan no Goshou nannte, von den Spielen, zu denen sie als Zeitvertreib im Team antraten, von ihren Treffen. Und von Kiyoshi, vor allem von ihm.

Imayoshi sagte dazu erst einmal nichts, wollte vorerst nur zuhören, doch auch als der andere offensichtlich fertig war, blieb er still. Bis Hanamiya schließlich genervt aufstöhnte. »Hilfst du mir nun oder nicht?«

Innerlich lächelte er; es war immer noch so einfach, ihn aus der Fassung zu bringen, auch wenn er vermutlich bislang der Einzige gewesen war, dem das so mühelos gelang. Jetzt war da dieser Kiyoshi, von dem Imayoshi selbstverständlich schon gehört hatte, von dem er sich aber bisher kein Bild hatte machen können. Und jetzt, da er es konnte, wusste er nicht, ob er Hanamiya guten Gewissens in seiner Gesellschaft lassen konnte.

»Und was genau erwartest du?«, fragte er ein wenig ratlos und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.

Hanamiya beäugte ihn misstrauisch. »Du sollst mir eine Frage beantworten.«

»Die da wäre?«

»Was ist mein Problem?«

›Und wie kann ich es lösen?‹ hing unausgesprochen zwischen ihnen.

»Problem? Singular?« Ungläubig fuhr Imayoshi sich mit einer Hand durch die Haare und zog die Stirn kraus. »Du hast so viele, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.«

Lautlos seufzend blickte er gen Himmel, stellte am Rande fest, dass es schon vielmehr Nacht als Tag war, und überlegte eine Weile, bevor er antwortete. »Vielleicht bei deiner Aversion gegen Vertrauen und den ganzen anderen Kram. Das scheint mir das Schwerwiegendste zu sein.«

Das wusste Hanamiya auch. Oder er vermutete es.

»Also?« Erwartungsvoll sah Imayoshi ihn an, doch er wusste nicht, was er von ihm wollte.

»Also was?«

Imayoshi kicherte dunkel und legte den Kopf schief. »Fang schon an mit deiner dramatischen Kindheit. Die Ursache für dein Verhalten wird garantiert dort zu finden sein, also sparen wir uns Zeit und Mühe und wühlen direkt in deinen Erinnerungen.«

Für ihn glich das Ganze eher einem Spiel als einer wirklich Problemlösung, denn wenn er ehrlich war, konnte er sich nicht vorstellen, warum der andere so war, wie er war. Das hieß, eigentlich konnte er das schon, aber ihm gefielen die Möglichkeiten nicht und er wünschte sie ihm unter keinen Umständen. Auch nicht, wenn er sich vor Augen führte, was für ein kleines Drecksbalg Hanamiya manchmal gewesen war und vermutlich immer noch sein konnte.

»Also, was ist? Haben deine Eltern dich geschlagen? Adoptiert? Sexuell missbraucht? Dich als Kleinkind vom Wickeltisch geschubst? Dir dein Eis—«

»Ja«, unterbrach Hanamiya ihn mit einer Stimme, die viel zu nüchtern, viel zu resignierend klang, viel zu sehr danach, als hätte er sich mit etwas abgefunden, das niemals wieder passieren dürfte.

Mit einem Mal hatte Imayoshi einen Kloß im Hals. »Was?«

»Mein Vater schlägt mich.« Hanamiya fixierte den Asphalt zu seinen Füßen, als er seine Worte kaum hörbar wiederholte. »Mein Vater schlägt mich und meine Mutter verrät mich.«

Neben ihm sog Imayoshi scharf die Luft ein, seufzte dann laut. »Scheiße.«

»Was?« Es behagte ihm nicht, dass Hanamiya immer noch so gleichgültig dreinblickte.

»Ich hatte gehofft, dass du einfach nur so einen miesen Charakter entwickelt hast«, wollte Imayoshi die Situation ein bisschen auflockern, doch der andere verzog das Gesicht zu einem gehässigen Grinsen, das immer unsicherer wurde, je länger er hinsah.

»Damit du kein Mitleid mit mir haben musst? Da kann ich dich beruhigen, dein Mitleid will ich gar nicht.«

»Nein, nein.« Imayoshi hob schlichtend die Hände. »Siehst du, Menschen sind simpel. Sie wollen es sich im Leben so einfach wie möglich machen, deswegen tun sie selten etwas, um den ersten Eindruck, den sie von einer Person haben, zu bestätigen, zu widerlegen oder in irgendeiner Form zu überprüfen.«

Sein Blick war zurück gen Himmel gewandert, während er gesprochen hatte. »Wenn Menschen einander nicht sofort verurteilen, sondern die Handlungen anderer zu verstehen versuchen würden, wäre Vieles einfacher.«

Darauf schwieg Hanamiya lange. Zum Einen, weil er nicht wusste, was er darauf erwidern sollte, und zum Anderen, weil er sich vor den Erkenntnissen, die er aus diesem Gespräch gewinnen würde, fürchtete.

»Oi, Hanamiya.«

»Makoto«, murmelte er stur und sah zu Seite. Er ahnte, dass Imayoshi ihn damit aufziehen würde. In der Tat hob dieser spöttisch eine Augenbraue und piekste ihm neckend in die Wange. Hanamiya mochte nicht, wie er mit ihm umsprang, aber es erinnerte ihn an die Zeit, bevor er Kiyoshi und die anderen gekannt hatte. Es hatte etwas Vertrautes, es gab ihm Halt; und er brauchte Dinge, die ihm Halt gaben.

»Oh? Ich dachte, du magst von mir nicht so genannt werden?«

Und auch, wenn er es nicht gerne zugab, so war Imayoshi der einzige Mensch auf Erden, dem er zumindest etwas Ähnliches wie Vertrauen entgegenbrachte. Er war der Einzige, der ihn noch nie enttäuscht hatte.

»Was ist jetzt?« Er klang gereizter, als er eigentlich war, aber daran störte sich keiner der beiden.

»Als du eben meintest, deine Mutter würde dich verraten... was meintest du damit?«

Es wirkte so, als würde Hanamiya lange überlegen, aber Imayoshi wusste, dass er nur mit sich selbst haderte. Vermutlich hatte er nicht geplant, so viel zu verraten, und wog jetzt ab, ob es sich lohnen oder ihm schaden würde, wenn er weitermachte.

»Vor vier oder fünf Jahren habe ich beim Jugendamt angerufen und sie gebeten, bei mir Zuhause vorbeizuschauen«, presste er irgendwann tonlos hervor und schwieg weiter.

Imayoshi wartete eine Weile, ehe er nachhakte. »Sind sie nicht gekommen?«

»Doch. Als sie an der Tür geklingelt haben, hat meine Mutter meinen Vater gerufen, noch bevor sie aufgemacht hat.« Sie hatten ihn gerufen, noch bevor sie ihren Sohn gerufen hatte, und hätte der Beamte nicht darauf bestanden, dass er selbst auch anwesend war, hätten sie Hanamiya vermutlich niemals dazu geholt. Er erzählte, wie es weitergegangen war, erzählte mit leiser Stimme, wie der Beamte ihn gefragt hatte, ob es irgendwelche Probleme gäbe, und wie sein Vater verneint hatte.

»Aber ich wollte nicht, dass sie wieder gehen, also...« Er ließ den Satz unbeendet.

Nachdenklich legte Imayoshi den Kopf in den Nacken. »Also hast du vor deinen Eltern und dem Beamten gesagt, dass dein Vater dich schlägt?« Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie der andere nickte.

»Und deine Mutter?«, fragte er vorsichtig und war überrascht, wie sanft er klang. Hanamiya schluckte und wurde langsamer.

»Hat gelacht. Hat ganz unbekümmert gelacht und gemeint, ich solle mir das nicht einbilden. ›Wenn mein Mann Makoto schlagen würde, würde ich das doch mitbekommen. Der Junge hat eine blühende Phantasie, er denkt sich allerhand Geschichten aus.‹«

Imayoshi kannte Hanamiyas Mutter nicht, aber wenn sie diesen Satz tatsächlich so ausgesprochen hatte, wie der andere es gerade nachgeahmt hatte, war er sich verdammt sicher, dass er sie verachten würde.

»Und das haben sie geglaubt?«

»Sie haben danach immer wieder mal jemanden vorbeigeschickt, aber mein Vater ist nicht dumm.« Hanamiya zuckte vage mit den Schultern und rieb sich den Oberarm. »Er hat einfach solange gewartet, bis das Jugendamt davon ausgegangen ist, dass alles in Ordnung sei.«

»Dann hat er weitergemacht«, endete Imayoshi, weil er nicht wollte, dass der andere es aussprechen musste.

»Genau.« Schließlich blieb Hanamiya stehen, hielt den Blick und die Schultern gesenkt und wirkte so klein, dass Imayoshi sich unwillkürlich fragte, ob das vor ihm tatsächlich der Junge war, den er seit der Mittelschule kannte. Auch er blieb stehen und wartete geduldig darauf, dass Hanamiya fortfuhr.

»Und was soll ich jetzt tun?«

›Senpai‹ hing unausgesprochen zwischen ihnen, und obwohl Imayoshi es ihm hoch anrechnete, dass er sich davon abhalten konnte, dieses vermaledeite Wort an seine Frage anzuhängen, so verschluckte er sich ob des Schrecks dennoch.

»Wenn ich das wüsste.« Zum ersten Mal in seinem Leben war Imayoshi ratlos. Es ärgerte ihn, dass er nicht richtig mit der Situation umzugehen wusste und nur mit den inhaltslosen Ratschlägen aufwarten konnte, die jedem in so einem Fall in den Sinn kommen würden.

»Hast du Verwandte in der Nähe, zu denen du ziehen könntest?«

Hanamiya sah ihn mit einem Blick an, der ihm sagte, dass er schon längst zu Verwandten gezogen wäre, wenn er welche hätte. Imayoshi fragte weiter.

»Willst du es noch mal mit dem Jugendamt versuchen?«

Dieses Mal schüttelte er vehement den Kopf und sah dann zur Seite. Binnen Sekunden hatte Imayoshi eine Entscheidung getroffen. Er trat etwas näher an sein Gegenüber heran und versicherte sich flüchtig, dass niemand in ihrer Nähe war.

»Dann schlag zurück. Oder renn weg, wenn du das nicht kannst«, raunte er ihm mit ernster Stimme zu, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt. »Und wenn es irgendwann damit endet, dass du zum Mörder wirst, sag mir bloß Bescheid, damit du danach nichts Unüberlegtes tust und dir deine Zukunft verbaust.«

Hanamiya blinkte einmal, zweimal, sah den Älteren dann aus großen Augen an. Dass er nicht mehr sagen konnte, ob Imayoshi das ernst meinte oder nicht, beunruhigte ihn mehr, als die Wahrscheinlichkeit, dass er ihn tatsächlich bei einem Mord unterstützen würde.

»Das ist ein Scherz, oder?«

Imayoshi schwieg und richtete den Blick wieder gen Himmel. Hanamiya schüttelte ungläubig den Kopf und zwang sich zu einem Lachen, um die Stimmung aufzulockern.

»Und bisher habe ich gedacht, ich hätte die größeren Probleme, aber ganz koscher bist du auch nicht.«

Sie setzten sich wieder in Bewegung, gemächlich und ohne Eile. Es dauerte eine Weile, bis Imayoshi wieder sein typisches hinterlistiges Grinsen zeigte und ihm spielerisch in die Seite stieß.

»Nee, Makoto?« Hanamiya wusste, dass es vorbei war mit den Ratschlägen und sie bei ihren üblichen Interaktionen angekommen waren. »Angenommen, Kiyoshi würde erfahren, warum du so bist wie du bist...«

»Wenn du irgendwem hiervon erzählst, werde ich dir beide Augäpfel aus den Augenhöhlen löffeln und so tief in den Rachen schieben, dass du daran erstickst.« Hanamiya war ihm dankbar, dass sie in ihr altes Muster verfallen konnten, dass es wieder eine Konstante gab, an die er sich klammern konnte, und dass der andere ihn nicht verurteilte, ihn niemals verurteilt hatte.

Wie immer grinste der Ältere nur. »Ist es nicht beunruhigend, dass ich in keinster Weise daran zweifle, du könntest das wirklich machen?«

»Weil ich ein Soziopath bin?« Er lachte, aber in Imayoshis Ohren klang es furchtbar traurig. Nur knapp konnte er sich davon abhalten, Hanamiya die Hand auf den Haarschopf zu legen. Stattdessen lächelte er ebenso traurig, wie der andere gelacht hatte, und schüttelte sacht den Kopf.

»Weil du ein Mensch bist.«

Half-time

Hanamiya sprach erst wieder mit Kiyoshi, als sie beide in ihrem ersten Jahr an der Oberschule waren und Kirisaki Dai'ichi in einem offiziellen Match gegen Seirin antrat. Das bedeutete jedoch nicht, dass sie sich vorher nicht über den Weg gelaufen waren, denn wie er in den letzten Monaten hatte feststellen müssen, war Kiyoshi genauso schlimm wie ein Stalker. Oder vielleicht schlimmer, denn ein Stalker gab wenigstens darauf Acht, dass man ihn nicht bemerkte. Kiyoshi hingegen hatte sich alle Mühe gegeben, Hanamiya auf sich aufmerksam zu machen.

Doch Hanamiya hatte ihn ausgeblendet, hatte ihm in seltenen Fällen Blicke zugeworfen, die mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht hatten, dass er nicht unverletzt davonkommen würde, sollte er ihn noch einmal ansprechen. Sehr zu seiner Überraschung hatte Kiyoshi sich damit abgefunden; zumindest bis zu diesem Spiel.

Als er erfahren hatte, dass Kiyoshi für ihren nächsten Gegner Seirin spielte, war er weder erstaunt noch besorgt gewesen. Vielleicht interessiert, weil sie zwar öfters miteinander, aber noch nie gegeneinander gespielt hatten, aber selbst das wollte er nicht zugeben. Schon gar nicht, als der andere ihn kurz vor Spielbeginn abfing, um ihn einmal mehr zu einem Gespräch zu zwingen.

Kiyoshi hatte kurz gewunken und ihn dann lächelnd zu einem kleinen Seitengang im Stadion geführt. Hanamiya war jedoch schlau genug gewesen, sich nicht wieder in die Enge treiben zu lassen, also war er vor dem Gang stehen geblieben und hatte sich an die Wand gelehnt.

»Wir haben uns lange nicht gesehen«, sagte Kiyoshi, nachdem er sich ein wenig vom anderen entfernt ebenfalls an die Wand gelehnt hatte, im Gegensatz zu Hanamiya jedoch seitlich, sodass er ihn noch ansehen konnte.

Dieser schnalzte lediglich mit der Zunge. »Für meinen Geschmack nicht lange genug.«

»Bissig wie immer.« Kiyoshi lächelte und war sich vermutlich im Klaren darüber, dass Hanamiya alles dafür getan hätte, wenn er ihm nur endlich ins Gesicht schlagen durfte.

»Was willst du, Tesshin?« Er klang genervt, klang so, als hätte er mit jedem Thema, das Kiyoshi anschneiden könnte, schon längst abgeschlossen.

»Dir eine Frage stellen.« Seine Mundwinkel sanken ein wenig, doch das Lächeln blieb. »Ich wollte sie dir eigentlich schon viel früher stellen.« Bei jedem anderen hätte ein Vorwurf mitgeklungen, doch Kiyoshi machte lediglich den Eindruck, als würde er es wirklich bedauern.

»Und?«, fragte Hanamiya ungeduldig, auch wenn er sich sicher war, dass der Unterton den anderen nicht interessieren würde. In der Tat sah Kiyoshi ihn erst für ein paar Augenblicke schweigend an, ehe er fortfuhr.

»Macht es dir Spaß, Basketball zu spielen? Oder tust du es nur, weil du gut darin bist?«

Die Frage brachte ihn kurzzeitig aus dem Konzept, aber über die letzten Monate hinweg hatte er zu seiner alten Form zurückgefunden, hatte endlich gelernt, solche Dinge nicht so schnell an sich heranzulassen – selbst, wenn sie mit Kiyoshi zu tun hatten.

»Warum interessiert dich das?« Er musste sich keine mehr Mühe geben, seine Stimme kalt und distanziert klingen zu lassen. Selbst das nervenaufreibende Lächeln des anderen brachte ihn aus dem Konzept.

»Weil du mich interessierst.«

Früher hätte man ihm seine Reaktion am Gesicht ablesen können, jetzt zuckte Hanamiya nicht einmal, sondern rollte nur genervt mit den Augen. »Soweit waren wir schon.«

»Warum beantwortest du meine Frage nicht?«

»Weil dich die Antwort nichts angeht.« Und, weil er noch nicht einmal selbst darüber nachgedacht hatte. Dann wiederum war das nichts, das Hanamiya interessierte – und das lag ganz bestimmt nicht daran, dass er sich vor der Antwort fürchtete.

Er schüttelte den Kopf, stieß sich von der Wand ab und wollte gehen, als Kiyoshi ihn zurückrief.

»Was denn noch?«, fragte er gereizt und sah über die Schulter zurück zu dem anderen, der ihn mit einem so ekelerregend freundlichen Lächeln auf dem Gesicht ansah, dass er spürte, wie ihm die Galle hochkam.

»Lass uns Spaß haben.«

»Huh?« Misstrauisch beäugte er den anderen und brachte unwillkürlich noch ein paar Schritte mehr Abstand zwischen sich und ihn. Kiyoshi seinerseits ging auf ihn zu und lächelte weiter.

»Sich für etwas aufzuopfern, das einem am Herzen liegt, bringt den meisten Spaß«, raunte er ihm im Vorbeigehen zu und machte sich auf den Weg zu seiner Umkleide. Zurück blieb Hanamiya, der ihm zunächst ausdruckslos hinterher blickte. Irgendwann verzog sich sein Gesicht zu einer abfällig grinsenden Fratze.

Sich aufopfern? Alles in seiner Macht stehende tun, um sich einer Tätigkeit hinzugeben, deren Ausübung einen im Leben nicht weiter brachte? Die keine Probleme lösen konnte und die man nur zum Zeitvertreib machte?

Hanamiya lachte leise und nahm sich vor, Kiyoshis Opfer bei Weitem größer ausfallen zu lassen, als dieser es sich jemals hätte vorstellen können.
 

Als Hanamiya im letzten Viertel eingewechselt wurde, lag Seirin mit zehn Punkten in Führung. Es waren nicht einmal mehr vier Minuten zu spielen, und trotz der Tatsache, dass sie das Spiel hätten gewinnen können, wenn er das gewollt hätte, war ihm der Sieg vollkommen egal. Obgleich er nicht gerne verlor, gewann er noch weniger gerne für ein Team, das nicht das tat, was er von ihnen erwartete.

Beiläufig beschwerte er sich über seinen Captain, während er am Rand darauf wartete, aufs Spielfeld zu dürfen. Ihr Captain hatte gewusst, dass Hanamiya ihr bester Spieler war, besser als all die arroganten Spieler im dritten Jahr, und er hatte auch gewusst, dass er ihn schon viel früher hätte aufs Feld schicken müssen, wenn sie problemlos hätten siegen wollen. Aber er mochte ihn nicht, so wie die meisten Älteren aus ihrem Team. Deshalb war es für Hanamiya ganz selbstverständlich, dass er sich nicht für diese Menschen anstrengen würde.

Außerdem hatte er einen viel amüsanteren Plan für die letzten paar Spielminuten.

Derweil beobachtete Kiyoshi angespannt, wie der andere den Platz betrat. Obwohl sie sich schon lange kannten, hatten die fünf Mukan no Goshou unabhängig voneinander entschieden, dass sie sich bei offiziellen Spielen so verhalten würden, als wenn sie sich das erste Mal über den Weg liefen. Wenn man ihre Persönlichkeiten in Betracht zog, war der Einzige, der damit Schwierigkeiten hatte, vermutlich Hayama, und von dem erwartete ohnehin niemand, dass er den Ignoranten mimte.

Kiyoshi wendete den Blick erst dann von Hanamiya ab, als Izuki und Hyuuga neben ihm auftauchten. Letzterer legte den Kopf schief und sah interessiert zu dem neu eingewechselten Spieler.

»Kennt ihr ihn?« Kiyoshi war niemals ein guter Lügner gewesen, deswegen war er froh, dass Izuki antwortete, bevor ihm selbst etwas herausgerutscht wäre.

»Er ist einer der Mukan no Goshou und damit genauso stark wie Kiyoshi.« Vermutlich sogar stärker, wenn er ernsthaft spielte, aber er wusste, dass Hanamiya sich keine Mühe mehr geben würde.

»Wieso wird er jetzt erst eingewechselt?«

Izuki zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht. Allerdings habe ich nur Schlechtes über ihn gehört...«

Kiyoshi lächelte, ohne wirklich zu wissen warum. Freude war es jedenfalls nicht. Ihm war klar, dass Hanamiya etwas plante, irgendetwas, das seine Erwartungen bei Weitem übersteigen würde, also machte es keinen Sinn, jetzt darüber nachzudenken. Stattdessen wollte er sich auf ihren Sieg konzentrieren. Er musste nur darauf achten, vorsichtig zu sein, wenn er während des Spiels in seine Nähe kam.

Tatsächlich gab es in der ersten Minute nichts, das ihn unter normalen Bedingungen hätte beunruhigen müssen. Hanamiya blieb zunächst bei regulären Spielzügen, die zwar mit Perfektion ausgeführt wurden, aber dennoch nichts Besonderes waren. Das wusste dieser genauso gut wie Kiyoshi, doch im Gegensatz zu seinem Gegner wusste Hanamiya auch, worauf er sich eigentlich konzentrierte.

Wenn er nicht im Ballbesitz war oder das Spiel langsamer verlief, starrte er vollkommen fixiert auf Kiyoshis linkes Bein. Warum er sich ausgerechnet für dieses Körperteil entschieden hatte, war ihm schleierhaft, aber es war auch nicht von Bedeutung.

»Gebt nicht auf! Lasst uns ihnen zeigen, was wir können!«, rief er mit einem Lächeln, von dem er erwartete, dass nur ein Mensch auf diesem Platz erkannte, was er damit bezwecken wollte. Kiyoshi hätte beinahe laut losgelacht, als er hörte, wie Hanamiya sein Team anfeuerte. Gleichzeitig sah er es als Zeichen, noch vorsichtiger zu sein.

Woran es lag, konnte Kiyoshi nicht sagen, doch noch bevor sie ihren Angriff gestartet hatten ahnte er, dass es nicht gut enden würde. Er tat sein Möglichstes, um sich von diesem Gedanken nicht in seinem Spiel beeinflussen zu lassen, und bis zu Koganeis Wurf gelang ihm das auch ganz gut.

Er spürte einen Schauer über seinen Rücken jagen, sowie er Hanamiya aus dem Augenwinkel grinsen sah. Dennoch sprang er, als der Ball den Korb verfehlte und als Offense Rebound im Spiel blieb, fing ihn tatsächlich und brachte Seirin zurück in den Ballbesitz. Und als Kiyoshi spürte, wie der Schmerz sein linkes Bein durchzuckte, wusste er, dass es vorbei war.

Hanamiya hatte lange auf diesen schmerzerfüllten Schrei gewartet, hatte ihn herbeigesehnt, hatte sogar davon geträumt, und endlich war der Moment gekommen, in dem er ihn hören konnte. Gleichzeitig hörte er etwas zerbrechen, von dem er sich nicht sicher war, was es sein könnte, aber das war nicht relevant, würde niemals mehr wichtig sein, denn nun hatte er alle Bande gelöst, die ihn und Kiyoshi zusammengehalten hatten. Aber er konnte es nicht dabei belassen. Er musste weitermachen, musste etwas sagen, denn er fürchtete, dass sein Grinsen sonst verschwinden würde.

»Was stimmt nicht mit ihm? Geht es ihm gut?« Hanamiya war sich bewusst, dass er nicht so überzeugend klang, wie er gerne gewollt hätte, aber für den Moment würde es reichen.

Hyuuga zumindest verhielt sich so, wie er erwartet hatte. Vor Wut schäumend packte er Hanamiya am Kragen seines Trikots und zog ihn zu sich. »Was sollte das?! Euer Timing bei dem Rebound war vollkommen falsch! Außerdem hast du irgendeine Form von Signal gegeben!«

»Oi oi. Unterstellst du uns etwa Absicht?« Er reckte das Kinn ein wenig nach vorne, wollte den anderen noch weiter provozieren, wollte sehen, wie weit er ihn treiben konnte. »Wenn du dir da so sicher bist, wirst du wohl irgendwelche Beweise dafür haben, nicht wahr?«

Mittlerweile sah Hyuuga so aus, als ob er ihm jeden Augenblick ins Gesicht schlagen würde. Hätte Kiyoshi nicht eingegriffen, wäre es wohl auch so weit gekommen.

»Warte, Hyuuga! Das ist es nicht wert, mir geht es gut.« Kiyoshi war bereits auf eine Trage gebettet worden und wurde gerade vom Platz getragen. Ihm war klar, dass Hanamiya sich in den nächsten paar Spielminuten auch am Rest seines Teams – allen voran Hyuuga – austoben würde, wenn er diesen jetzt nicht aufhielt.

Also schenkte er seinem Team ein aufmunterndes Lächeln. »Ich werde bald zurück sein.«

Hanamiya war sich nicht sicher, ob dieses Versprechen an Seirin oder an ihn gerichtet war, und es würde ihm definitiv besser gehen, wenn er es nicht wusste. Während Hyuuga auf seinen verletzten Freund zulief, blieb er auf Abstand.

»Du hast ihn gehört«, sagte er tonlos, doch das Grinsen auf seinem Gesicht war kaum zu übersehen. Kiyoshi fing seinen höhnischen Blick auf und runzelte die Stirn. So hätte ihr Aufeinandertreffen nicht enden sollen. Kiyoshi hatte ein faires Spiel gewollt, hatte gegen den anderen antreten wollen, hatte herausfinden wollen, was ihn davon abhielt, Spaß am Spiel zu haben.

Er hatte versagt. Dessen war er sich schmerzlich bewusst, als er vom Platz getragen wurde.

»Selbst schuld, Tesshin«, murmelte Hanamiya leise und erhielt den Blickkontakt zu Kiyoshi aufrecht, bis dieser aus seiner Sicht verschwand. »Ich habe dich gewarnt.«

Third quarter

Sein erstes Match gegen Seirin lag bereits ein halbes Jahr zurück. Das erste Mal, das Hanamiya vorm Sasaki Krankenhaus gestanden hatte, lag fünf Monate zurück. Mittlerweile war der Winter angebrochen und hatte die Straßen mit kalten Windböen so leergefegt, dass es für ihn weniger unangenehm war, wie gebannt vor dem Eingang zu stehen und dennoch nicht reinzugehen.

Als er das erste Mal hier gewesen war – einen Monat, nachdem Kiyoshi eingeliefert worden war –, hatte er zwei Stunden auf der anderen Straßenseite gestanden und sich damit auseinandergesetzt, warum er überhaupt gekommen war. Letzten Endes waren es nur deshalb nicht mehr als zwei Stunden gewesen, weil er einfach nicht schlau aus sich und seinem Verhalten geworden war, ihn das zunehmend irritierte hatte und ihn ohnehin schon genug Passanten mit merkwürdigen Blicken gemustert hatten. Also war er davon gestapft und hatte sich vorgenommen, nie wieder zu kommen.

Das hatte nicht funktioniert. Über die letzten Monate hinweg war er immer wieder hier gewesen, hatte sich aber niemals weiter als bis zur Einganghalle gewagt. Aber heute wollte er es anders machen.

Dabei wusste Hanamiya nicht einmal genau, warum er überhaupt hier war. Es war nicht so, dass er von Schuldgefühlen geplagt wurde. Zwar lief er wegen seiner Tat auch nicht mit vor Stolz geschwellter Brust umher, aber auf die Frage seiner neuen Teamkameraden – die anderen Schüler in seinem Jahrgang, die erst dann Starter werden würden, wenn die Ältesten im März die Schule verließen – hin hatte er geantwortet, dass er es aus Notwehr heraus getan hatte. Und weil diese Vier ähnlich dachten wie er, hatten sie es akzeptiert.

Mittlerweile schaffte er es zumindest mühelos, bis vor die Eingangstür zu kommen. Tatsächlich ins Krankenhaus zu gehen war trotzdem noch immer eine große Überwindung für ihn, was größtenteils auch daran lag, dass er Krankenhäuser als solche hasste. Er hasste das Weiß überall, er hasste den Geruch, er hasste die Atmosphäre – und er hasste die Tatsache, dass selbst kranke Menschen bei ihrer Einlieferung besser aussahen, als nach einer Woche Aufenthalt. Krankenhäuser entzogen Menschen langsam den Lebenswillen, und das machte ihm Angst.

Natürlich wusste er schon längst, in welchem Zimmer Kiyoshi lag. Er wusste auch, wie viele Stufen er im Treppenhaus laufen musste und wie viele Schritte es im Durchschnitt bis vor seine Zimmertür waren. Er hatte oft genug zählen können.

Jetzt waren es nur noch sieben Schritte bis zur Tür. Beim letzten Mal waren es noch acht gewesen, und obwohl es ein geringer Fortschritt war, freute Hanamiya sich darüber. Vermutlich würde diese Freude nach der ersten halben Stunde, in der er regungslos im Gang stand, abebben, aber daran hatte er sich bereits gewöhnt.

»Mako-chan?«

Hanamiya zuckte zusammen und drehte sich fast schon panisch nach links, nur um Mibuchi und Hayama zu sehen, die soeben aus dem Fahrstuhl ausgestiegen waren und mit verwunderten Gesichtern auf ihn zugingen – wobei Hayama eher den Anschein machte, als würde er ihn am liebsten vor Wiedersehensfreude zu Boden reißen. Rasch beruhigte er sich und nickt ihnen zu, versuchte sogar, sich zu einem Lächeln zu zwingen. Es gelang ihm vermutlich nicht, denn Mibuchi winkte höflich schmunzelnd ab.

»Schön, dich zu sehen. Tecchan freut sich bestimmt über deinen Besuch«, begrüßte Mibuchi ihn, als die beiden bei ihm angekommen waren.

Hanamiya verzog das Gesicht. »Als ob.«

Darauf lächelte der andere. Es war ein anderes Lächeln als das, mit dem Kiyoshi ihn meistens ansah; Hanamiya verstand sofort, was sich dahinter verbarg. Jetzt wirkte es versöhnlich, wissend. »Er hat nach dir gefragt, weißt du.«

Hanamiya konnte das Lachen nicht zurückhalten. »Geht er ernsthaft davon aus, dass ich ihn besuchen würde?«

»Schließlich bist du hier«, konterte Mibuchi und stemmte eine Hand in die Hüfte. »Es würde keinen von uns wundern, wenn du ihn besuchen würdest.«

»Mich schon.« Seine Stimme war leise, belegt. Für ihn war das ein Thema, über das er gerade mit Mibuchi nicht reden wollte. Dieser kannte sowohl ihn als auch Kiyoshi, und das erlaubte ihm, die Situation besser einzuschätzen als die meisten anderen Menschen.

Hayama hatte sich währenddessen erstaunlich ruhig verhalten, und so war Hanamiya ein wenig überrascht, als er ihn plötzlich in die Wange pikste. »Makoto~?«

»Hn?« Er hatte schon vor langer Zeit aufgegeben, Hayama zu untersagen, ihn anzufassen oder generell in seine persönliche Distanzzone einzudringen. Es half ja am Ende des Tages ohnehin nicht.

Hayama sah ihn aus großen Augen neugierig an. »Warum gehst du nicht rein?«

Fast schon amüsiert schüttelte Hanamiya den Kopf. Bei jedem anderen hätte er böse Absicht hinter dieser Frage vermutet, aber nicht bei ihm. Dafür war er viel zu einfach gestrickt. Dennoch konnte er sich nicht davon abhalten, eine Gegenfrage zu stellen.

»Wir sehen uns das erste Mal seit Monaten, und das ist deine erste Frage?«

Hayama schien darüber ehrlich erstaunt und legte den Kopf schief. »Was soll ich denn sonst fragen?«

»Das, was mich jeder bisher gefragt hat.« Es lag nicht an Hayama, dass seine Stimmung sank, aber er hatte diese Frage so oft gehört in den letzten Monaten – oft auch nur in seinem Kopf – und war es allmählich leid. Mibuchi schien das zu verstehen und antwortete anstelle von Hayama.

»Du meinst, warum du es getan hast?« Hanamiya nickte stumm. Als Mibuchi sah, wie sich sein Kiefer verkrampfte, lächelte er sanft. »Das ist etwas, dass nur dich und ihn betrifft. Wir haben uns da nicht einzumischen.«

Was er darauf antworten sollte, wusste Hanamiya nicht. Sein erster Impuls war zu lachen, tonlos und bitter, aber gleichzeitig wollte er sich für so viel Rücksichtnahme und Verständnis bedanken. Doch er konnte nicht, hatte nie gelernt, wie man sich bei anderen bedankte und hatte das auch nicht vor.

»Nee, Mako-chan…« Der Angesprochene war froh über die Ablenkung, auch wenn ihm Mibuchis Bemerkung missfiel. »Tecchan sagt immer geradeheraus, was er fühlt. Du kannst das nicht.«

Bevor er jedoch darauf antworten konnte, schaltete auch Hayama sich wieder ein.

»Aber das ist nicht schlimm! Wir wissen trotzdem meistens, was du uns sagen willst.« Breit grinsend verschränkte er die Arme hinter seinem Kopf und schloss die Augen. »Und Teppei weiß das ganz besonders gut.«

»Du bist ein Spinner, Hayama.« Sein Lachen klang fast befreit. Das war etwas, zu dem bisher nur Hayama fähig gewesen war, und das wusste dieser auch. Er grinste Hanamiya frech an und streckte ihm die Zunge raus.

Mibuchi räusperte sich und warf einen kurzen Blick auf seine Uhr. »So, wir müssen dann aber auch mal. Er soll ja nicht zu lange warten.«

Hanamiya nickte verständnisvoll und winkte ihnen kurz zum Abschied. Bevor er sich jedoch umwand und das Krankenhaus wieder verlassen wollte, kam ihm etwas in den Sinn.

»Oi.« Er drehte sich zurück zu Mibuchi und Hayama und sah lange auf die Hände der beiden. »Seit wann? Irgendwo war es offensichtlich, aber wie lange ist es schon offiziell?«

Für ihn sah es so aus, als würde sich Mibuchis Griff um Hayamas Hand festigen, während er verschmitzt lächelte und den Zeigefinger an seine Lippen legte.

»Es ist noch gar nicht offiziell«, lächelnd sah er erst Hayama, dann Hanamiya an, »Aber inoffiziell seit etwa vier Monaten.«

Auch wenn er nie etwas für verliebte Pärchen übrig hatte, freute er sich für die beiden. So sehr, dass in seinem Grinsen weder Hohn, noch Arroganz, noch irgendein anderes negatives Gefühl lag. »Glückwunsch. Wurde auch Zeit.«

Nachdem die beiden sich bedankt hatten, lief Hanamiya langsam auf das Treppenhaus zu. Ehe er es erreichte, blieb er noch einmal stehen.

»Ach, und Leute?«

»Ja?« Mibuchis Stimme klang so, als hätte er auf seine Worte gewartet. Auf seinen Lippen lag ein Lächeln, genauso wie auf Hanamiyas, auch wenn dieser das niemals zugegeben hätte.

»Danke.«
 

Hanamiya erschien eine halbe Stunde zu spät zum Nachmittagstraining, aber das war nichts Ungewöhnliches für ihn. Die ältesten Spieler hatten sich schnell damit abgefunden, dass er eine Sonderbehandlung für sich in Anspruch nahm – wäre er nicht ein so herausragender Spieler gewesen, hätten sie es ganz gewiss nicht geduldet – und ließen ihn gewähren. Dasselbe galt für die vier anderen Spieler im ersten Jahr, die bereits vollständig umgezogen auf Hanamiya warteten, als er die Umkleide betrat.

»Wo warst du so lange?« Yamazaki lehnte sich ein wenig mehr auf der Bank zurück, auf der er saß, und sah ihn mit einer gehörigen Portion Spott in den Augen an.

»Krankenhaus«, antwortete Hanamiya knapp, stellte seine Tasche ab und begann damit, sich auszukleiden. Dabei versuchte er, das freche Grinsen des anderen auszublenden, was ihm auch nach all den Monaten, die sie sich schon kannten, noch schwer fiel.

»Willst du die Ärzte verklagen, weil sie deinen Alten nicht wieder haben zusammenflicken können?«

»Mach dich nicht lächerlich, Hiroshi.« Alle Anwesenden lachten, selbst Hanamiya. Es war ein unbeschwertes, wenn auch hämisches Lachen, denn sie alle wussten, worauf ihr Freund anspielte. Es war ein Lachen, das nur von ihnen geteilt werden konnte.

Mit der Zeit hatte er festgestellt, dass solche Gespräche mit seinen Teamkameraden weitaus weniger produktiv waren als Gespräche mit Imayoshi oder Mibuchi. Dafür waren sie sich viel zu ähnlich, waren viel zu schlechte Menschen. Aber er würde sogar soweit gehen zu sagen, dass er die Vier mochte, also beschwerte er sich nicht.

»Da hätten selbst die besten Ärzte nichts mehr machen können.« Hara lehnte rechts von Hanamiya an einem der Spinde und verschränkte verschmitzt grinsend die Arme vor der Brust, während Yamazaki nur rau auflachte. »So war es ja auch geplant gewesen.«

Furuhashi – er saß neben Seto, der es sich auf der Bank bequem gemacht hatte und ein Nickerchen hielt – schaute mit mäßigem Interesse auf seine Fingernägel. Im Gegensatz zu den anderen beiden zeichneten sich auf seinem Gesicht keine Emotionen ab, als er seine Frage an Hanamiya richtete. »Zwei Monate ist es jetzt her, oder?«

»M-hmm«, murmelte er ein wenig abwesend und zog sich sein Trainingsshirt an.

Einmal mehr lachte Yamazaki auf. »Das haben wir echt gut hingekriegt.«

Darauf konnte Hanamiya nur schmunzeln. Er erinnerte sich gerne an das zurück, was sie getan hatten – was die vier anderen bereit gewesen waren zu tun, obwohl sie einander kaum kannten. Das hatte ihn in seiner Annahme bestätigt, dass sie die Teamkameraden waren, mit denen er seine Pläne verwirklichen konnte. Dennoch konnte er nicht zulassen, dass ihnen ihr Erfolg zu Kopf stieg.

»Lobt euch ruhig in den Himmel.«

»Das fasse ich mal als ›Danke, ohne euch wäre ich total aufgeschmissen gewesen‹ auf«, meinte Yamazaki und streckte sich ausgiebig.

»Fass es auf, als was du willst.«

Etwas weiter hinten im Raum hörten sie es rascheln; Seto hatte sich umgedreht und hob seine Schlafmaske mit einer Hand an. Der Blick, den er Hanamiya zuwarf, verriet nichts davon, dass er bis eben noch gedöst hatte.

»Hast du wieder versucht, Tesshin zu besuchen?«

Es störte Hanamiya, dass Seto in einer Tonlage von Kiyoshi sprach, als würde er ihn schon ewig kennen, aber er wollte es sich nicht anmerken lassen. Seinen Spind konnte er noch ruhig schließen, doch seine Antwort war schärfer als beabsichtigt. »Wenn du es ohnehin weißt, wieso fragst du dann?«

Rechts neben ihm kicherte Hara amüsiert. »Na na, Hanamiya, nun sei nicht gleich so bissig.«

»Genau. Bei allem, was wir schon miteinander durchgestanden haben, wirst du uns nicht mehr so schnell los«, merkte Furuhashi an, ohne sonderlich überzeugt von seinem Argument zu klingen.

»Und deswegen sollte ich nett zu euch sein, oder was willst du mir damit sagen?«

»Du hast es erfasst«, grinste Yamazaki provozierend und nickte zufrieden, als Hanamiya sein Grinsen erwiderte.

»Ich werde es mir überlegen.«

Mit diesen Worten ging er auf Seto zu und schüttelte ihn sacht an der Schulter, um ihn endgültig aufzuwecken. Auch die anderen machten sich bereit, sich endlich dem Training anzuschließen.

»Sag uns doch geradeheraus, dass wir lange darauf warten werden müssen.« Yamazaki ließ seinen Arm kreisen und warf dem anderen einen auffordernden Blick zu, doch Hanamiya lächelte darauf nur vielsagend.

»Dann folgt ihr mir doch nicht mehr.« In seiner Stimme lag eine selbstironische Selbstverständlichkeit, die von seinen Freunden nur mit amüsiertem Kopfschütteln quittiert wurde. Seto fuhr sich gähnend durch die Haare und streckte sich.

»Da kennst du uns aber schlecht, Hanamiya.« Darauf lachte dieser nur und öffnete die Tür zur Sporthalle.

»Entschuldigt bitte.« Hätten die Vier ihn nur ein bisschen besser gekannt, hätten sie die Dankbarkeit in seinen nächsten Worten herausgehört. »Es ist ja nicht so, dass wir gemeinsam einen Mord begangen hätten, der uns zusammenschweißt.«

Last quarter

Nach ihrem Spiel gegen Shuutoku befanden sich die Spieler von Kirisaki Dai'ichi nun in ihrer Umkleide und zogen sich schweigend um. Bis Hara eine Kaugummiblase zerplatzen ließ und nachdenklich den Kopf in den Nacken legte.

»Unser nächstes Match ist also gegen Seirin.«

Yamazaki wusste, worauf er anspielte und wandte sich an seinen Captain. »Aufregt, Hanamiya?«

Dieser war bereits komplett umgezogen und packte seine Tasche. Auf seinen Lippen lag der Anflug eines Lächelns. »Würdest du dich besser fühlen, wenn ich es wäre?«

»Würde deine Antwort dann Nein lauten?« Yamazaki grinste nur minimal weniger breit als Hanamiya, der seine Tasche neben Haras stellte und auf die Tür zuging.

»Geht schon mal vor. Ich hab noch was zu erledigen.«

Während er sich gemächlich aufsetzte, rieb Seto sich den Nacken und warf Hanamiya einen undefinierbaren Blick zu. »Alte Bekannte treffen, hmm?«

Ihr Captain winkte knapp zum Abschied und verschwand, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
 

Derweil machten die Mitglieder von Seirin sich auf den Weg nach draußen, um ihr vergangenes Spiel gegen Senshinkan auszuwerten und sich auf ihren nächsten Gegner vorzubereiten. Kiyoshi wäre mit ihnen gegangen, wenn er nicht während des Laufens jemanden aus dem Augenwinkel in einem der Gänge hatte sitzen sehen.

»Sorry, Leute. Geht schon mal vor, ich komme später nach.«

Hyuuga sah nicht so aus, als ob er damit einverstanden wäre, aber er gab dennoch sein Okay. Bis seine Teamkameraden gegangen waren, stand Kiyoshi nur vollkommen regungslos da und wartete ab, wer den Anfang machen würde. Als auch nach einigen Augenblicken niemand von ihnen sprach, seufzte er lautlos.

»Wir haben uns lange nicht gesehen, Hanamiya.«

Er klang kühler und abweisender als sonst, und Hanamiya vermutete, dass das zu einem großen Teil daran lag, dass es dieses Mal nicht er gewesen war, der ihr Treffen initiiert hatte. Dieses Mal hatte Hanamiya die Kontrolle über ihr Gespräch, und er genoss das in vollen Zügen.

»Hey«, grüßte er ebenfalls und legte den Kopf schief. »Ich bin vor Wiedersehensfreude fast gestorben.«

Vorsichtig kam Kiyoshi näher, verengte die Augen. »Was meinst du damit?«

Die Situation schien ihm unangenehm zu sein; er war achtsamer als sonst, überlegte sich jeden seiner Schritte genau, und Hanamiya fand ein ganz perverses Vergnügen daran, ihn dabei zu beobachten. Er ahnte auch, dass Kiyoshi allmählich merkte, wie sehr er sich seit ihrem letzten Treffen verändert hatte, aber auch das war etwas, das ihm sehr entgegen kam.

»Hoppla, fast hätte ich zu viel verraten.« Er stand auf und vergrub die Hände in den Taschen seiner Trainingsjacke. »Ihr spielt demnächst gegen Shuutoku, oder? Viel Erfolg.«

Kiyoshi rührte sich nicht von der Stelle, als er an ihm vorbei zurück auf den Gang lief und sich ein Grinsen nur schwer verkneifen konnte. »Ich werde euch anfeuern.«

Damit ging Hanamiya weiter und ließ ihn stehen, ließ ihn allein mit seinen Gedanken und konnte sich nur zu gut vorstellen, wie Kiyoshi die Augen weiter verengte und sich während des Nachdenkens auf die Unterlippe biss. Weil er wusste, dass er ihm folgen würde, verlangsamte Hanamiya sein Tempo absichtlich.

»Oh, bevor ich es vergesse.«

Hanamiya konnte hören, wie der andere anhielt, nachdem er den Unterton in seiner Stimme wahrgenommen hatte. Seit einiger Zeit sprach er tiefer, klang oftmals unberechenbarer als früher, und das war nichts, das ihm missfiel

»Hoffentlich heilen deine Verletzungen schnell.« Grinsend sah er ihn über die Schulter hinweg an und ging dann weiter. »Ich mache mir schließlich Sorgen um dich.«

In Gedanken versunken sah Kiyoshi ihm hinterher. Lag es nur daran, dass sie einander so lange nicht gesehen hatten, oder hatte Hanamiya es tatsächlich geschafft, zumindest die Ursache seiner Probleme – welche das schlussendlich auch gewesen sein mögen – aus der Welt zu schaffen? Sicher, die Folgen waren geblieben, waren vermutlich zu großen Teilen irreparabel, aber es freute ihn, dass er andere nun ein wenig unbeschwerter durchs Leben gehen konnte.

Ohne sein Zutun setzten seine Beine sich in Bewegung. »Warte!«

»Nicht so viel rennen, Tesshin. Denk an dein Knie«, tadelte Hanamiya spöttisch, wurde aber dennoch langsamer und ließ den anderen ein wenig aufschließen. Kiyoshi knirschte mit den Zähnen und rügte sich im gleichen Moment dafür, weil er wusste, dass der andere das mit einer großen Portion Genugtuung registrieren würde.

»Was ist passiert?«, fragte er nach einer Weile, und die aufrichtige Sorge in seiner Stimme machten Hanamiya für einen kurzen Augenblick sprachlos.

Als er sich wieder gesammelt hatte, runzelte er die Stirn. »Was soll passiert sein?« Hanamiya wusste, dass dies ein Machtwechsel war, dass er allmählich begann, die Kontrolle über dieses Gespräch zu verlieren, aber seine Neugierde trieb ihn weiter.

»Du bist anders.«

»Inwiefern?« Ganz konnte er das Interesse nicht aus seiner Stimme verbannen.

Kiyoshi lächelte, und es erstaunte sie beide, dass er das nach all dem, was zwischen ihnen gewesen war, noch konnte. »Du wirkst... glücklicher. So, als hättest du etwas, das dich belastet hat, aus der Welt geschafft.«

Es war einer der ersten normalen Wortwechsel, der zwischen ihnen stattfand, und weder Kiyoshi noch Hanamiya bemerkten es. Alles, was Letzterer tat, war zufrieden zu grinsen. »Das haben wir, ja.«

Kiyoshi legte die Stirn in Falten, verzog das Gesicht und kam einige Schritte näher. »Aber das ist nicht alles.«

Hanamiya wurde klar – wurde viel zu spät klar –, dass er die Kontrolle vollständig verloren hatte. Das hatte er nun von seiner Unachtsamkeit. Seine Schultern spannten sich an, er duckte sich instinktiv.

»Du glaubst, dass du nun selbstbewusster bist.« Kiyoshi kam noch ein paar Schritte auf ihn zu. »Dass du mit deinem Problem auch alles andere losgeworden bist, das damit in Verbindung stand.«

Hanamiya merkte zu spät, dass er stetig rückwärts ging. So war das alles nicht geplant gewesen. Warum musste Kiyoshi immer Dinge tun, mit denen er nicht hatte rechnen können?

»Aber so läuft es nicht, Hanamiya. So kann es nicht laufen.« Als er mit dem Rücken gegen eine Wand stieß, sog Hanamiya scharf die Luft ein. Hastig ließ er den Blick schweifen, um sich zu vergewissern, dass niemand in ihrer Nähe war und wagte dann, Kiyoshi in die Augen zu sehen, die in diesem Moment einen für seinen Geschmack viel zu undefinierbaren Eindruck machten.

»Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Mir heute dein rechtes Knie vornehmen?« Nicht einmal er selbst fand, dass er überzeugend oder gar in irgendeiner Form einschüchternd klang, aber es war ein letzter Versuch, die Kontrolle über die Situation wiederzuerlangen. Indes kam Kiyoshi immer näher, bis er schließlich seine rechte Hand neben Hanamiyas Kopf gegen die Wand stemmen konnte.

»Du kannst versuchen zu beweisen, dass du genauso selbstsicher bist, wie du immer tust.«

Im Gegensatz zu Hanamiya klang er weitaus ruhiger, wirkte so, als wäre nicht der winzigste Zweifel in seinem Herzen. Gerade das war es, was ihn wütend machte, was ihn mit der Zunge schnalzen und für einen Moment wütend die Augen schließen ließ.

Später würde er behaupten, dass er einem Impuls erlegen und nicht willensstark genug gewesen war, um anders zu handeln, doch dem war nicht so. Hanamiya wollte ihm etwas beweisen, wollte vor allem auch sich selbst etwas beweisen, und so packte er den anderen am Kragen, zog ihn grob zu sich herunter und presste seine Lippen auf Kiyoshis. Auch ohne vorangegangene Erfahrung konnte er einschätzen, dass dieser Kuss nicht so ablief, wie es für gewöhnlich sein sollte. Dafür schlugen ihre Zähne viel zu oft aneinander, waren sie beide zu rau und unkoordiniert, waren zu sehr darauf versessen, den jeweils anderen zu dominieren. Aber Hanamiya hätte es auch nicht anders gewollt.

»Zufrieden, Tesshin?«, raunte er mit tiefer Stimme und ließ ihn los.

Entgegen seiner Erwartungen wirkte Kiyoshi nicht überrascht, ganz im Gegenteil. Er besaß sogar die Frechheit, sich über die Lippen zu lecken. »Mehr als zufrieden.«

»Na ganz toll. Und jetzt lass mich in Ruhe.« Die Augen verdrehend stieß Hanamiya den anderen zurück und setzte seinen Weg mit so viel Würde, wie er in diesem Augenblick zusammenkratzen konnte, fort. Er bemerkte nicht mehr, wie Kiyoshi andächtig die Fingerspitzen an seine Lippen führte und ihm lange nachsah.

»Dafür ist es jetzt zu spät.«
 

Sein Team wartete draußen auf ihn, und allein das überhebliche Grinsen auf Yamazakis Gesicht verriet Hanamiya, dass er nicht halb so beherrscht und gleichmütig aussah, wie er sich erhofft hatte.

»Sieht nicht so aus, als ob das Treffen nach deinen Vorstellungen verlief.«

Kopfschüttelnd nahm er seine Tasche entgegen, die Hara für ihn mitgenommen hatte.

»Du bist ein scharfsinniger Beobachter des Offensichtlichen, weißt du das?«

Yamazaki lachte bellend und stieß seinem Captain scherzhaft gegen den Oberarm. »Es klingt auch nicht so, als ob es zu deiner Zufriedenheit verlief.«

Zuerst wollte er ihm beipflichten, doch dann kamen ihm Zweifel. Natürlich, es war nicht so gelaufen, wie er geplant hatte, aber Hanamiya würde nicht sagen, dass er nicht zufrieden war. Nachdenklich legte er den Kopf in den Nacken. »So kann man das nicht sagen.«

Neben ihm gluckste Seto amüsiert. »Bei deinem Grinsen will ich gar nicht wissen, was ihr gemacht habt.«

Auch Hara stimmte mit ein. »Es sind Kinder in dem Stadium gewesen.«

»Ihr wart in der Öffentlichkeit«, pflichtete Yamazaki den beiden bei.

Das waren die seltenen Momente, in denen Hanamiya nicht wusste, ob er seine Freunde tatsächlich schätzte oder sie lieber zusammenschlagen wollte, als weiterhin mit ihnen gesehen zu werden. Heute beließ er es dabei, ihre Blödeleien mit einem Lachen hinzunehmen.

»Und ihr habt doch den Schuss nicht gehört.«
 

Am Tag ihres Matches waren die Spieler von Kirisaki Dai'ichi nicht ansatzweise so angespannt wie Seirin. Das Aufwärmen vor dem eigentlichen Spiel verlief gut bei ihnen; selbst Seto hatte sich für fünf Minuten aufgerafft und war etwas später als sonst zurück zur Bank gegangen, um zu schlafen. Auf Seirins Seite des Platzes hingegen konnte er immer wieder das entmutigende Geräusch eines Basketballs hören, der den Korb verfehlt hatte und am Brett dahinter abgeprallt war.

Er hätte gerne gelacht, doch zunächst wollte er weiterhin seine Unschuldsmiene tragen. So auch, als einer von Seirins Bällen auf ihre Seite rollte und gegen seine Füße stieß. Er hob ihn auf und drehte sich zu ihnen um.

»Ist das nicht euer Ball?«, fragte er ohne jede Boshaftigkeit in seiner Stimme.

Wie erwartet war es Kiyoshi, der auf ihn zukam. Mit einem knappen ›Danke‹ nahm er den Ball entgegen und hielt Hanamiyas Blick stand.

»Nicht dafür.« Dieser schien wieder ganz der Alte zu sein. Das schwache Grinsen auf seinen Lippen troff nur so vor Arroganz und seine Ausstrahlung ließ keinen anderen Schluss zu, als dass er vollstes Vertrauen in seine Fähigkeiten hatte.

»Es scheint dir gut zu gehen«, fügte er hinzu, nachdem der andere nichts sagte.

Kiyoshi bemühte sich seinerseits um ein möglichst ausdrucksloses Gesicht. »Dank dir, ja.«

Obwohl er sich nicht sicher war, worauf genau er ansprach, konnte Hanamiya nicht leugnen, dass ihm Kiyoshis Gesichtsausdruck gefiel. Denn ihm fielen die Emotionen hinter der Maske auf; er sah die Wut und die Entschlossenheit und andere Gefühle, die er jetzt noch nicht benennen konnte und wollte.

Bevor er ihn jedoch darauf ansprechen konnte, kam Hyuuga hinzu und musterte ihn mit einem derart hasserfüllten Blick, dass Hanamiya sich davon hätte einschüchtern lassen, wenn er nicht er selbst gewesen wäre.

»Ich hoffe ihr habt nicht vergessen, was ihr letztes Jahr getan habt.«

»Oi oi, nun sei nicht so gemein. Glaubst du immer noch, dass ich damals etwas damit zu tun hatte?« Der sanfte Unterton in seiner Stimme stand in keinerlei Verhältnis zu der provozierenden Art, in der er sein Kinn hervor reckte. »Ich weiß nicht, was du meinst. Er hatte einfach Pech und hat sich verletzt.«

Wären danach nicht Kagami und Kuroko dazu gekommen, hätte Hanamiya sich noch mehr Spaß mit Kiyoshi erlaubt, aber leider war ihm das nicht vergönnt gewesen. Wenn er ehrlich war, hatte er den beiden Jüngsten nicht einmal zugehört. Also schnalzte er lediglich kurz mit der Zunge und sah sie warnend an, bevor er wieder zu seinem Team zurückging.

»Ihr solltet vorsichtig sein. Auf dem Spielfeld verletzt man sich viel zu schnell.«
 

Nach dem Anpfiff schaffte Seirin es tatsächlich, den Ball zu ergattern und direkt einen Angriff zu starten, doch das war nichts, das Hanamiya als problematisch erachtete. Vielmehr wollte er zunächst einen Eindruck darüber erlangen, wie sich ihr Zusammenspiel entwickelt hatte und wie sehr Seirin als Team gewachsen war.

Was ihn dennoch ein wenig erstaunte war, dass es Kuroko gelang, den Ball zu ergattern und dass weder Yamazaki noch ihr Ersatz-Center es schafften, ihn zu blocken. Der Pass zu Kiyoshi, der gleich darauf den ersten Korb des Matches machte, war hingegen etwas gewesen, auf dass er gewartet hatte.

»Na und, was macht das schon?« Er gluckste boshaft und ignorierte dabei den skeptischen Blick, mit dem Yamazaki ihn bedachte. »Es ist mir egal, ob sie Genies oder Ausnahmetalente sind.«

Es geschah nicht oft, dass Hanamiyas Grinsen dermaßen manische Züge annahm. »Sobald du sie zerstörst, sind sie doch nur Abschaum.«

Kirisaki Dai'ichis Gegenangriff ließ nicht lange auf sich warten. Während Hanamiya sich als Point Guard logischerweise Izuki als Gegner ausgesucht hatte, war Furuhashi dabei, Hyuuga zu decken.

»Du siehst verdammt aggressiv aus, dabei hat das Match gerade erst begonnen. Entspann dich«, bemerkte er ausdruckslos und lief los, ohne eine Antwort abzuwarten. Hyuuga wollte ihm folgen, doch Hara blockte ihn mit einem unnötig harten Screen ab.

Furuhashi verfehlte seinen Wurf, doch Hara – der wie zufällig auf Kagamis Fuß stand – schaffte es, den Rebound zu holen und zu punkten. Kagami nahm ihm seine Entschuldigung zwar nicht ab, doch daran störte sich keiner von ihnen. Ganz im Gegenteil; Hanamiya genoss es zu sehen, wie die Mitglieder von Seirin langsam immer wütender wurden.

Beim nächsten Rebound hatten sie es auf Hyuuga abgesehen: nachdem Furuhashi den Ball gefangen hatte, ließ er sich zurückfallen und wollte ihm den Ellbogen ins Gesicht rammen, doch Kiyoshi ging dazwischen und steckte den Schlag ein.

»Wir sind auf dem Platz. Besiegt uns durch Basketball.« Auch Kiyoshi verlor zunehmend den Spaß am Spiel, aber Furuhashi quittierte das lediglich mit einer tonlosen Frage. »Was tue ich denn gerade?«

Während Kiyoshi ihn ob dieser Antwort noch vollkommen perplex anstarrte, nutzte Hanamiya die Chance, um auf die andere Spielfeldseite zu rennen und sich den Ball von seinem Team zupassen zu lassen. Izuki stellte sich ihm zwar entgegen, doch was Ballkontrolle allein anging, war Hanamiya schlichtweg der bessere Spieler. Mühelos zog er am anderen vorbei und punktete mit einem Korbleger.

Nicht zum ersten Mal fragte Kiyoshi sich, warum Hanamiya von so schrecklichen Mitteln Gebrauch machte, wenn er doch ohne sie ein ebenso brillanter Spieler war. Vielleicht, so dachte er, gehörte das aber auch zu den Dingen, die er nicht wissen sollte – schon gar nicht jetzt. Jetzt musste er sich auf ihr Match konzentrieren.

Fast hätte er versäumt, wie Hanamiya zurück auf seine Seite des Platzes lief und neben ihm stehen blieb, sobald er auf seiner Höhe war.

»Das war knapp. Fast hätte es deinen Freund erwischt.« Kiyoshi wusste, dass der andere unverhältnismäßig viel Spaß am Leid anderer hatte, und selbst wenn dem nicht so gewesen wäre, hätte er es ihm an der Stimme angemerkt.

»Halt dich von uns fern.« Damit lief er weiter und bemerkte erst nicht, dass Kiyoshi die Hände zu Fäusten geballt und die Augen vor Frustration geschlossen hatte. Seine Stimme war fest, war anfangs leiser als sonst und trug nicht die übliche Wärme in sich, wurde zum Ende hin immer lauter.

»Es kümmert mich nicht, ob ich der Einzige bin, der verletzt wird... aber ich werde nicht zulassen, dass ihr meine Teamkameraden verletzt!«

Hanamiya hatte ihn noch nie so wütend gesehen, und so blieb er immer noch breit grinsend stehen und drehte sich um, als er seinen Namen rief. Kiyoshis Gesichtsausdruck war endlich so, wie er es sich vom Tag ihres ersten Treffens an gewünscht hatte: die ruhige, sanfte, unbeschwerte Fassade war nach all den Rissen, die er ihr zugefügt hatte, endlich abgebröckelt und ließ nur kalte Wut und Verzweiflung zurück. Er vermisste den Hass in seinen Augen, aber am Ende des Matches würde er ihn schon sehen können, daran glaubte er fest.

Und Hanamiya wollte sichergehen, dass er der Einzige war, der diese Seite von Kiyoshi sah. Nur er sollte ihn so weit treiben können, dass er vergaß, seine Maske aufzusetzen und sich zeigte, wie er wirklich war.

Nachdem Kiyoshi allerdings lautstark verkündet hatte, dass er Hanamiya auf jeden Fall besiegen würde, hatte dieser damit gerechnet, dass sich der Spielverlauf zumindest ein wenig ändern würde, doch dem war nicht so. Vielleicht hätte Seirin mehr Punkte machen können, wenn Hyuuga in besserer Verfassung gewesen wäre, aber selbst das hätte nichts daran geändert, dass die Spieler von Kirisaki Dai'ichi sich nun auf Kiyoshi konzentrierten und ihn attackierten, wann immer der Schiedsrichter ihn aus den Augen verlor.

Einmal hatte Hara es sogar geschafft, Kagami so sehr zu provozieren, dass dieser tatsächlich ausgeholt hatte, um ihm ins Gesicht zu schlagen. Er hätte das in Kauf genommen, denn er hatte das geringste Schmerzempfinden von ihnen und steckte sehr viel mehr weg, als man auf den ersten Blick annehmen würde. Unglücklicherweise hatte Kuroko seinen Teamkameraden aufhalten können.

In der darauffolgenden Auszeit beschloss Kiyoshi, das Infield alleine zu übernehmen, um seine Freunde einem möglichst geringen Verletzungsrisiko auszusetzen. Hanamiya fand das zugegeben so nobel wie dumm, aber er war nie jemand gewesen, der Wert auf noble Taten gelegt hatte.

Ein simples Nicken reichte, damit sein Team verstand, dass sie bei Angriffen auf Kiyoshi von nun an noch weniger Gnade walten lassen sollten. So sehr es Hanamiya auch missfiel, überraschen tat ihn Kiyoshis trotz allen Schikanen hervorragende Leistung nicht. Er war wie er ein Mitglied der Mukan no Goshou; sie hatten sowohl miteinander als auch gegeneinander gespielt und wussten nur zu gut, wie stark der jeweils andere war.

Seine physische Stärke änderte jedoch nichts daran, dass er allmählich sein Limit erreichte. Berechtigterweise machte sein Team sich Sorgen, doch Kiyoshi lächelte nur und winkte ab. »Mir geht es gut, macht euch keine Sorgen um mich.«

Diese Seite an ihm hatte Hanamiya schon immer gehasst. Kiyoshi neigte dazu, seinem Umfeld vorzuspielen, dass alles in Ordnung war und schulterte letzten Endes alles allein – die ganze Verantwortung, die ganzen Sorgen, die ganzen Schmerzen. Was Hanamiya daran verachtete, war, dass ihm das ohne Schwierigkeiten gelang. Er selbst schaffte es nicht einmal, seine eigenen Probleme ohne Hilfe zu überwinden.

Umso mehr Genugtuung bereitete es ihm zu sehen, dass Hyuuga es immer noch nicht schaffte, ordentlich zu werfen und Seirin viele Chancen ruinierte. Nur um Kagami hätte er sich eventuell noch Sorgen machen müssen, wenn er nicht Hara damit beauftragt hätte, sich um ihn zu kümmern. Hara war gekonnt darin, Offensivfouls zu provozieren und brachte Kagami soweit, dass der Schiedsrichter ihn fürs Charging abpfiff.

Wie erwartet war Kiyoshi derjenige, der seinen Teamkameraden wieder aufbaute und ihn und die anderen motivierte. So war es schon immer gewesen. Selbst damals, als sie beide, Mibuchi, Hayama und Nebuya als Team gespielt hatten, hatte er das getan, obwohl ihnen von Anfang an klar gewesen war, dass sie gewinnen würden.

Dabei konnte Hanamiya es nicht belassen. Als Kiyoshi an ihm vorbeilief, zog er spöttisch die Augenbrauen nach oben und schnalzte mit der Zunge. »Hörst du dir eigentlich selbst zu? Du bist kurz davor, selbst Abschaum zu werden.«

Darauf antwortete er ihm nicht, und irgendetwas daran verunsicherte Hanamiya. Er wusste nicht, was er tun sollte, wenn seine Provokationen nicht anschlugen, denn für gewöhnlich taten sie das. Die einzigen Menschen, die sich nicht darum scherten, waren diejenigen, die mit sich selbst im Reinen waren; es waren die Menschen, die etwas konnten, was Hanamiya sein Leben lang versagt geblieben war.

»Aah, wollt ihr mich verarschen?« Ein gefährlicher Unterton schlich sich in seine Stimme. Sein Team wusste, was das bedeutete. »Wenn du es so darauf anlegst, dann stirb endlich.«

Mehr als Hanamiyas darauffolgendes Schnipsen brauchte Furuhashi nicht. Beim nächsten Rebound ließ er sich absichtlich nach hinten auf Kiyoshi fallen und rammte ihn den Ellbogen gegen die Stirn. Sie beide landeten mit einem unschönen Geräusch am Boden, doch Furuhashi stand schnell wieder auf und wischte sich mit ausdrucksloser Miene das Blut vom Arm.

Deswegen hatte Hanamiya ihm diese Aufgabe vor dem Match anvertraut; man mochte es ihm nicht ansehen – man konnte seinen leeren Augen so gut wie nie etwas ansehen –, aber er war der kaltblütigste unter ihnen. Wenn Hanamiya nicht wüsste, dass Furuhashi irrsinnig großen Respekt vor ihm hatte, würde er es sich auch zweimal überlegen, ihn wie die anderen Drei so nah an sich heranzulassen.

Wie vor einem Jahr stand Hanamiya weiter zur Mittellinie und beobachtete, wie Kiyoshi am Boden lag. Und erneut war es Hyuuga, der ihn konfrontierte, also Hanamiya richtete die gleichen Worte an ihn, wie vor einem Jahr.

»Es war ein Unfa—«, setzte er an, stockte jedoch, als er sah, dass Kiyoshi sich tatsächlich noch bewegen konnte und mühsam aufstand. Nur knapp konnte er sich davon abhalten, ungläubig mit dem Kopf zu schütteln; lediglich die Augen riss er vor Schock auf.

»Als ich zurückgekommen bin, habe ich mir vorgenommen, sie zusammenzuhalten, wenn sie kurz davor sind, zu zerbrechen. Wenn sie in Gefahr sind, wollte ich ihr Schild sein.« Kiyoshis Stimme war brüchig und trug trotzdem die übliche Stärke mit sich. Wankend stellte er sich vor seine Teammitglieder und breitete schützend die Arme aus, während er Hanamiya mit festem Blick fixierte. »Ich würde jederzeit meine eigene Gesundheit riskieren, um die Mitglieder von Seirin zu beschützen! Deswegen bin ich zurückgekommen!«

›Ich würde auch dich jederzeit beschützen, wenn du mich lässt‹, konnte Hanamiya in den Augen des anderen lesen, tat aber so, als wäre es ihm nicht aufgefallen. Er wollte nichts sehnlicher als beschützt zu werden, sich geborgen zu fühlen, zu wissen, dass sich jemand um ihn sorgte, doch das würde er niemals zugeben. Nicht vor anderen, nicht vor sich selbst. Es war ein lächerlich schlecht gehütetes Geheimnis, von dem niemand wissen sollte.

Doch Kiyoshi wusste davon, hatte es immer gewusst, schon seit sie sich das erste Mal getroffen hatten. Aus diesem Grund hatte er diese Worte gewählt, hatte Hanamiya nur deswegen mit unnachgiebigem Blick fixiert, weil er sicherstellen wollte, dass er verstand.

Aber Hanamiya hatte Angst, was danach kommen würde.

Seine Laune besserte sich erst nach der Halbzeit zu Beginn des vorletzten Viertels, denn Seirin behielt Kuroko auf der Bank. Das würde sie stark in ihren Pässen einschränken, und das wiederum waren die bestmöglichen Bedingungen für seinen Plan.

»Oi, Kentarou. Aufs Spielfeld mit dir«, rief er Seto zu, der ein wenig widerwillig aufstand und sich bereit machte. Hanamiya verkniff sich einen Kommentar zu der übermäßig großen Menge an Haarwachs, mit der er sich den Pony aus der Stirn strich; das würden Hara oder Yamazaki schon übernehmen.

Jetzt, da Seto auf dem Feld war, konnten sie endlich mit ihrem Plan loslegen. In den folgenden zehn Minuten erhöhte sich die Zahl von Hanamiyas erfolgreichen Steals ungemein. Für Kiyoshi war das nicht allzu überraschend, schließlich wusste er von früher, dass der anderen darin schon immer gut gewesen war. Nicht verwunderlich also, dass er nun fast unschlagbar darin war. Das dritte Viertel endete schließlich damit, dass Kirisaki Dai'ichi wieder in Führung ging und Seirin lediglich mit dem Dunk am Anfang des Viertels hatte Punkte erzielen können.

»Obwohl wir sie nicht haben punkten lassen, haben wir selbst auch kaum Körbe gemacht«, bemerkte Furuhashi in der Pause vor dem letzten Viertel.

Yamazaki seufzte laut und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Das Problem ist Nummer 7. Der Typ ist verdammt gut im Verteidigen und fängt mehr Rebounds als wir.«

»Kiyoshi wird kein Problem mehr für uns darstellen.« Hanamiya lachte dunkel und warf einen Blick auf Seirins Bank. »Er ist eh schon total hin; noch ein letztes Mal, und wir können uns von ihm verabschieden.«

Zumindest hoffte er, dass es so einfach werden würde.

Das letzte Viertel verlief jedoch nicht ansatzweise so, wie er erwartet hatte. Seirin gelang es tatsächlich durch Kurokos eigenwillige Pässe, den Spielverlauf zu ändern und die Oberhand zurückzugewinnen. Als wenn ihn das nicht schon wütend genug gemacht hätte, schienen sie zu glauben, das durch so nichtige Dinge wie Vertrauen erreicht zu haben. Sich selbst aufopfern, um andere zu beschützen? Für Hanamiya alles Lügen, die ihn zur Weißglut trieben.

Nach der ersten Hälfte wurde Kiyoshi ausgewechselt, viel zu spät für Hanamiyas Geschmack. Obwohl er gerne noch weiter zusammen mit seinem Team gekämpft hätte, gab ihm der Platz auf der Bank die Möglichkeit, Kirisaki Dai'ichis Point Guard genauer zu beobachten.

Es tat ihm leid, zusehen zu müssen, wie Hanamiya zunehmend die Beherrschung verlor und nur tatenlos danebenstehen konnte, als seine Berechnungen um ihn herum zerfielen. Er wusste nur zu gut, mit was für einer fast schon kindlichen Verzweiflung er sich an seine Pläne klammerte, weil er Angst davor hatte, die Kontrolle zu verlieren.

In diesem Moment war es ihm jedoch wichtiger, dass sein Team das Match unbeschadet überstand. Als Hanamiya versuchte, Kuroko anzugreifen, wäre er fast aufs Spielfeld gerannt und hatte diesem Impuls vermutlich nur deshalb nicht nachgegeben, weil sein linkes Bein ihn nicht mehr tragen wollte. Glücklicherweise hatte Kuroko es geschafft, auszuweichen.

Mit Hanamiyas Reaktion darauf hatte Kiyoshi schon gerechnet, schließlich tat er das oft. Wenn er nicht wusste, wie er mit seinen Gefühlen umgehen sollte – ob er sie nun zeigen oder verbergen wollte –, lachte er und gab vor, dass sein Ausbruch nur ein Scherz gewesen war. Er unterdrückte seine wahren Gefühle und wollte sich nicht mehr mit ihnen befassen, aber noch hatte er nicht begriffen, dass das seine Probleme nicht lösen würde.

Genau wie jetzt, da Kirisaki Dai'ichi endgültig gegen Seirin verloren hatte. Langsam, leicht wankend kam Hanamiya auf ihn und Hyuuga zu und blieb in etwa einem Meter Abstand zu ihnen stehen.

»Meine Niederlage, Seirin.« Sein Kopf war gesenkt, der Blick richtete sich gen Boden. Aber das war eine Sache des Stolzes, das hätte Kiyoshi verstanden, selbst wenn er ihn nicht so lange gekannt hätte. Umso mehr erstaunten ihn Hanamiyas nächste Worte, auch wenn er an ihrem Wahrheitsgehalt zweifelte. »Und, Kiyoshi... ich wollte mich für alles entschuldigen.«

Hyuuga war um einiges geschockter als er selbst, als Hanamiyas Kopf hoch ruckte und er sie mit einem Blick ansah, als würde er ihnen am liebsten die Kehle zerfleischen. »Als ob ich so einen Schwachsinn jemals sagen würde, ihr Idioten! Ihr seid die Ersten, die meine Pläne so durchkreuzt haben. Glaubt bloß nicht, dass ihr so einfach davonkommt.«

Seine Worte richteten sich nicht nur an Kiyoshi, sondern an ganz Seirin.

»Beim nächsten Mal werde ich euch auslöschen!« Kiyoshi kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass das eine leere Drohung war.

»Hanamiya«, begann er so besonnen wie möglich, um den anderen ein wenig zu beruhigen, obwohl er wusste, dass es ihn noch aggressiver machte, wenn man ihm nicht ebenso wütend entgegentrat. »Dein letzter Wurf war unglaublich.«

Er schenkte ihm ein ehrliches Lächeln. »Lass uns bald wieder gegeneinander antreten.«

Etwas in Hanamiya zerbrach klirrend. Erst nach einigen Augenblicken verengte er die Augen wieder. »Mach dich nicht lächerlich.«

Fluchend und zähneknirschend kehrte er zu seinem Team zurück. »Verdammt. Verdammt noch mal!«
 

»Hanamiya.«

Er hatte nicht damit gerechnet, dass Kiyoshi ihn nach dem Match noch einmal aufsuchen würde, geschweige denn, dass er tatsächlich wagte, ein weiteres Gespräch mit ihm führen zu wollen. Einen leisen Fluch murmelnd beschleunigte er sein Tempo.

»Verschwinde. Ich will dein Mitleid nicht.«

»Deswegen bin ich nicht hier.« Anstatt ebenfalls schneller zu gehen – er hätte es nicht gekonnt, selbst wenn er gewollt hätte –, schloss er kurz die Augen. Er wollte direkt zum Punkt kommen und sich nicht lange an den Formalitäten aufhalten, die Hanamiya manches Mal unbewusst verlangte. »Meintest du das letztens ernst?«

Ruckartig blieb Hanamiya stehen. »Wovon redest du?«

»Du weißt genau, was ich meine.«

»Tue ich nicht.« Obwohl er es nicht sehen konnte, ahnte Kiyoshi, dass Hanamiya sich nervös auf die Unterlippe biss.

»Gut, dann fange ich anders an.« Wenn er es recht bedachte, war es das erste Mal, dass er Hanamiya gegenüber genervt klang.

»Ich weiß nicht, was dir damals widerfahren ist, dass du so geworden bist.« Langsam schloss er zu dem anderen auf, blieb erst stehen, als sie noch etwa zwei Meter trennten. »Ich weiß aber, dass es dir nicht das Recht gibt, andere Menschen zu verletzen.«

Mit einem Mal war es für Hanamiya so, als hätte man ihn in frühere Zeiten zurückversetzt. Er fühlte sich wieder wie damals, wie zu der Zeit, als sie sich kennengelernt hatten. Es war wieder so, als würde sein Vater noch leben. Nur, dass es jetzt jemanden gab, der ihm Halt versprach.

»Aber das ist mir nicht wichtig.«

Erst jetzt bemerkte er, wie nah Kiyoshis Stimme plötzlich klang. Eigentlich wagte er nicht, sich umzudrehen und ihm in die Augen zu blicken, doch es machte ihn nervös, ihn so nahe zu wissen und nicht einschätzen zu können, was passieren würde. Vorsichtig drehte er sich um, hielt nur kurz Blickkontakt, ehe er zu Boden sah.

»Auch nicht, dass du wegen mir...« Hanamiya schaffte es nicht, den Satz zu beenden.

»Alles in Ordnung, wirklich.« Lächelnd schüttelte er den Kopf, lachte leise und kratzte sich peinlich berührt am Hinterkopf. »Vermutlich bist du nicht der Einzige, der Probleme hat.«

»Anscheinend nicht.« Hanamiya konnte nicht anders, als mitzulachen. Wenn nichts zwischen ihm und Kiyoshi stand, fiel es ihm einfacher als sonst, andere Gefühle zu zeigen als Spott und Feindseligkeit. So auch jetzt; bis Kiyoshi ihn anders anlächelte als sonst.

»Danke.«

Hatte er den Verstand verloren?

»Als ob ich je etwas getan hätte, das deinen Dank verdient.« Unwillkürlich ging Hanamiya einen Schritt zurück, sah ihn misstrauisch an. »Dass du überhaupt davon ausgehst, ich würde deinen Dank wollen.«

»Ich weiß, dass du unzählige Male vor der Tür standest.«

Hanamiya hoffte inständig, dass das alles nur ein Scherz war, dass Mibuchi oder Hayama sich einfach nur verplappert hatten und Kiyoshi ihn jetzt ein wenig aufziehen wollte. Es durfte nicht wahr sein. Er durfte nicht zulassen, dass Kiyoshi wusste, warum er so oft vor seiner Zimmertür gestanden hatte, wenn er sich selbst noch nicht einmal einen Reim darauf machen konnte. Es war nicht fair, dass der andere ihn besser kannte als er selbst.

»Ich hätte mir gewünscht, dass du reinkommst. Aber ich wusste, dass dein Stolz dir das niemals erlauben würde«, erklärte Kiyoshi weiter, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass er das nicht hören wollte. »Dass du kurz davor warst, hat mir gereicht.«

Ein letztes Lächeln, als er die Panik auf Hanamiyas Gesicht ignoriert und langsam auf ihn zuging. »Danke.«

»Hör auf damit.« Er kam noch einen Schritt näher. Hanamiya wäre am liebsten weggerannt; fortgerannt, bis seine Beine ihm den Dienst versagt hätten, doch er konnte sich nicht von der Stelle rühren. Kiyoshis Worte hielten ihn fest.

»Ich liebe dich, Makoto.«

Es war kaum mehr als ein Flüstern, aber es kam Hanamiya dennoch so vor, als hätte Kiyoshi es ihm entgegen geschrien. Er riss die Augen auf, schüttelte vehement den Kopf, war kurz davor, das Gesicht in den Händen zu vergraben und den Halt zu verlieren.

»Aufhören, verdammt noch mal!«

»Aber es ist wahr.«

Kiyoshi stand nun keine Armlänge von ihm entfernt und wartete.

»Lügner. Du musst doch gestört sein, um...«, ließ Hanamiya den Satz unbeendet und hielt den Blick weiterhin konsequent gesenkt, weil er nicht wusste, was er tun würde, wenn er dem anderen in die Augen sah.

»Vielleicht. Aber es ist keine Lüge.«

Behutsam überbrückte Kiyoshi die letzte Distanz zwischen ihnen und schloss die Arme um den schmaleren Körper vor sich, zog ihn eng an sich. Nach anfänglichem Zögern ließ er sein Kinn auf Hanamiyas Schopf ruhen.

»Dieses Mal werde ich dich allerdings nicht so schnell gehen lassen.«

Sein Lächeln wurde noch ein wenig sanfter, als er spürt, wie Hanamiya sich vorsichtig aber bestimmt in seinem Shirt festkrallte und mit versucht beherrschter Stimme gegen seine Brust nuschelte.

»Du hast nicht zu entscheiden, wohin ich gehe und bei wem ich bleibe.«

Fast zeitgleich schlossen sie die Augen.

»Das weiß ich doch.«

Additional time

»Wenn mein Kopf nicht angewachsen wäre«, murmelte Hyuuga genervt und beschleunigte seinen Schritt. Wenn er sich nicht beeilte, würde Riko garantiert nicht auf ihn warten, schon mal mit dem Rest des Teams vorfahren und er dürfte dann nach Hause laufen.

Viel zu sehr mit der Rettung seines eigenen Halses beschäftigt, dachte er nur am Rande darüber nach, dass er Kiyoshi nicht mehr gesehen hatte, seit dieser nach dem Spiel die Umkleide als Erster verlassen hatte. Innerlich winkte er ab; er würde schon wissen, was er tat.

Endlich kam die Tür zu ihrer Umkleide in sein Blickfeld. Jetzt hieß es Daumen drücken, dass nach ihnen niemand mehr drin gewesen war, der sein Handy hätte mitgehen lassen können. Ein wenig außer Atem blieb er vor der Tür stehen und verwarf den Gedanken daran zu klopfen. Wen sollte er schon stören?

Als er jedoch die Tür öffnete, wünschte er sich, geklopft zu haben, denn das Bild, das sich ihm bot, verschlug ihm die Sprache: Kiyoshi saß nur in seiner Trikothose auf einer der Bänke, hatte sich nach hinten gelehnt und stützte sich mit beiden Armen ab. Vor ihm, zwischen seinen Beinen, kniete Hanamiya und leckte doch tatsächlich an Kiyoshis Wadenmuskeln entlang, bis zu seinem Knie.

Doch weil diesem aufmerksamen Arschgesicht nichts entging, hob er den Blick und sah Hyuuga mäßig überrascht an. Bald schlich sich allerdings ein arrogantes Grinsen auf seine Lippen, das einzig und allein den Zweck hatte, ihn zu provozieren.

»Yo, Brillenschlange.«

Das durfte doch alles nicht wahr sein. Jetzt drehte sich auch Kiyoshi zu ihm um, scherte sich nicht um die Röte auf seinem Gesicht und— verdammt, hatte er etwa einen Ständer?!

»Hyuuga? Du kommst gerade äußerst...«, begann er unbeholfen. Hanamiya besaß die Dreistigkeit, den Kopf auf Kiyoshis Knie zu legen und ihm die Zunge herauszustrecken.

»Ungünstig. Verschwinde.«

Eine ganze Weile blickte Hyuuga nur verstört zwischen seinem Freund und seinem bis dato ärgsten Feind umher. Dann stöhnte er frustriert auf und warf die Arme in die Luft.

»Verdammt, Kiyoshi! Warum denn ausgerechnet mit ihm?!«



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Puppenspieler
2016-02-29T19:25:11+00:00 29.02.2016 20:25
Die Interaktion zwischen Hanamiya und Imayoshi ist wunderschön. Da gibt's kein anderes Wort, um das zu beschreiben. Da steckt so unglaublich viel drin...
Ich mag diese Seite an Imayoshi. Wie fürsorglich er sein kann, wie... liebevoll? Ohne, dass es fehl am Platze wirkt. Wie er im nächsten Moment schon einfach wieder er selbst sein kann, wie viel Einfühlungsvermögen und Taktgefühl er hat, um Hanamiya essentiell doch entgegenzukommen, wie der Junge es gerade braucht.
Dass er einfach da ist.
Die Freundschaft zwischen den beiden, so verrückt sie auf den ersten Blick wirkt, ist eine ganz besonders schöne, wie du sie beschrieben hast. ;~; Ich LIEBE es!
Auch wenn das Kapitel unglaublich deprimierend ist und einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt mit allen Grausamkeiten, so ein kleines bisschen... bleibt Hoffnung. Und das ist schön.

Und Hanamiya und Kiyoshi sind zusammen sowieso wunderbar. Kiyoshis Art ist einfach unglaublich liebenswert - diese Beharrlichkeit, die fröhliche Lockerheit, die so schnell in Ernsthaftigkeit umschlägt, wenn es wichtig ist... Und dass Hanamiya mit ihm überfordert ist, wundert mich keinen Augenblick.
Es ist schön. ;w; es macht so viel Spaß, ihre Interaktion zu lesen, weil in jedem einzelnen verdammten Wort so unglaublich viel steckt!
Von:  Puppenspieler
2016-02-29T18:49:18+00:00 29.02.2016 19:49
Selbst nach so langer Zeit ist die Geschichte einfach nur wunderschön. Und ich bin immer noch genauso geflasht wie damals, genauso begeistert...
Das erste Treffen der Mukan no Goshou ist nun nicht ideal gelaufen, aber gut, was erwartet man da auch anderes? Gerade Nebuya und Hanamiya fand ich herrlich, und Kotarou ist doch sowieso eine Marke für sich. Weiß nicht einmal sein Sternzeichen... aber natürlich! Es gibt wichtigeres.
Die Charaktere sind so wunderbar lebendig, dass das Lesen einfach riesigen Spaß macht! Besonders Kotarou der kleine Wirbelwind hat es mir furchtbar angetan, einfach weil ich Kotarou soooo sehr liebe! Und seine Aufwärmübungen später im Kapitel waren glorreich. (Fast so glorreich wie Nebuyas Bänke. Oh Gott, ich musste lachen! Die bildliche Vorstellung ist ein Traum.)
Sobald die fünf zusammen kommen, wird die ganze FF gleich mal viel heller... die Gesellschaft scheint Hanamiya gut zu tun, so irgendwie. Und kaum ist er alleine...
Die Szene in seinem Elternhaus war unglaublich eindrucksvoll und hat so viel Einblick in Hanamiyas Persönlichkeit gegeben, das es fast schon wieder gruselig ist. Und gerade bei jemandem wie Hanamiya, der so unglaublich distanziert und einsam ist, fühlt man sich unangenehm als Eindringling in etwas, das man nicht hätte sehen sollen. Und es war nicht schön, das hätte man auch gar nicht sehen wollen.
Ich bewundere es, wie viel einfach in dieser kurzen Szene steckt. Und überhaupt in dem ganzen Kapitel.

So viel Liebe für die FF. ;w; ♥
Von:  Morenia
2015-07-11T19:36:53+00:00 11.07.2015 21:36
Uff hab ich doch alles an einem Stück gelesen :)
Erst mal: wirklich tolle Geschichte (vor allem das Ende ;))
Ich bin am Handy und hasse es dort zu schreiben deshalb wird meine Review nicht sehr lang (zumindest nicht so lang wie es du FF verdient)
Als ich das erste m das Pairing Makoto x Kiyoshi gesehen habe, dachte ich, es wäre ein ausgefallenes Paar weil ich beim schauen des Animes nie darauf gekommen wäre, aber so langsam erschließt sich mir woher das kommt.
Ich muss zugeben ich mochte Hanamiya schon immer irgendwie, obwohl er in der original Geschichte so ein Arschloch ist(und ich mag seine Augenbrauen irgendwie xD) aber du bist ja nicht wirklich von der Geschichte abgekommen...nicht direkt du hast nur Infos hinzugefügt die Hanamiyas verhalten sogar erklären.
Ich hätte mir gewünscht das sie sich noch näher kommen , aber wahrscheinlich lässt ihr Charakter das einfach nicht zu. Ich mochte das Gespräch zwischen Makoto und Imayoshi also Makoto von seinen Kapiteln erzählt. Es war si phylosophisch und hat Hanamiya auch mal anders gezeigt.
Letzten Endes kann ich sagen, dass es sich gelohnt hat die Geschichte zu lesen und ich sie an alle Freunde von KnB und BL weiter empfehlen kann :)
LG
Morenia
Antwort von:  Morenia
11.07.2015 21:39
Kleiner Anhang ,,
Von seinen Problemen natürlich und ncuht von seinen Kapiteln xD
Antwort von:  Schangia
31.07.2015 16:16
Sorry für die späte Antwort. xAx
Erstmal vielen Dank, dass du mir so ausführlich geschrieben hast, obwohl am Handy tippen echt kacke ist. x"D
Nicht wahr? KiyoHana sieht man zwar nicht so häufig, aber ich mag diese Art von Beziehungen, deswegen hat es mich damals gleich gereizt. "Weiter" wollte ich mit der Story zwischen den beiden nicht gehen, weil das für mich dann nicht mehr so rund gewesen wäre. Der Fokus liegt für mich eher auf Hanamiya (weil ich eigentlich kein wirklicher Fan von Kiyoshi bin xD) und seiner Entwicklung. Freut mich aber, dass dir das Gespräch zwischen ihm und Imayoshi gefallen hat, das ist auch eine meiner liebsten Stellen. :)
Danke auch fürs Empfehlen, da freu ich mich sehr drüber! ;;
Von:  Dorobbong
2014-02-03T23:07:11+00:00 04.02.2014 00:07
So. Da hab ich sie doch tatsächlich heute noch zu Ende bekommen. War aber auch nicht besonders viel zu lesen, oder aber ich bin einfach dran gewöhnt die Zeit vollkommen auszublenden, wenn ich eine gute Geschichte zu lesen bekomme und diese hier war wirklich unheimlich gut.
Ich mag es sehr, deine Vorstellung von Makoto zu verfolgen, auf mich wirken zu lassen, weil mich das an mich selbst erinnert und ich mich deshalb gut in ihn hineinversetzen konnte. Zwar bewirkte dies während des Lesens insgesamt ein andauerndes unangenehm bedrückendes Stechen in der Brust, aber dies war allemal auszuhalten und gab dem Ganzen zusätzlich eine besondere Würze. Ha Ha. Dich als Autor erfreut der Schmerz deiner Leser zudem immens, deshalb dies als kleine Randnotiz. ;)

Die Idee bei Makoto und Shouichi zu starten, mit den Mukan no Goshō fortzufahren. - und somit das eigentliche Spektakel; Kiyoshi und Makoto in Gang zu bringen. - bis hin zu Kirisaki Dai'ichi hast du dir wirklich gut zurecht gelegt. Man konnte dem Ganzen unheimlich gut folgen und auch hast du es geschafft, die Charaktere möglichst authentisch rüber zu bringen, die Beziehungen insgesamt gut einzufangen und den Fokus, der eindeutig auf den Konflikt zwischen Makoto und Kiyoshi lag nicht aus den Augen zu verlieren, stattdessen durchlief diesbezüglich ein roter Faden die Geschichte von Anfang bis zum Schluss.
Ein persönliches Highlight stellte zu Anfang bereits für mich die Erwähnung Shouichis dar, der als bis dato einzig Vertrauter Makoto's agierte und ihm mit Rat und Tat zur Seite stand, auch wenn es auf den ersten Blick weniger danach aussah.
Diese Leichtigkeit mit der du die Beziehung der beiden in so kurzen Sequenzen zu übermitteln im Stande warst, hat mich besonders glücklich gemacht und mich im Nachhinein ein wenig traurig gestimmt, weil ich mich daran erinnern musste, dass es nicht um sie beide ging und Shouichi lediglich eine Konstanze, eine stützende Komponente darstellte.
Doch diesen kurzen Augenblick genoss ich in vollen Zügen.
Besonders beeindruckt bin ich zudem über die wirklich gut ausgearbeiteten Matsches, besonders jenes Schicksalhaftes gegen Seirin zu Ende, bei dem sich Makoto einer Niederlage hingeben musste. Obwohl du dich zuvor noch darüber ausgelassen hast, was für eine Anstrengung es darstellte, merkt man dir diese Anstrengung beim Lesen kaum bis gar nicht an.
Wie auch der Rest der Geschichte las sich dies ebenso geschmeidig und angenehm und beeindruckte durch hohes Maß an Akkuratheit, nicht nur in Sachen Bewegungsabläufe, sondern ebenfalls in Mimik, Gestik und Dialog. Was ich damit sagen will. Mir persönlich fiel es nicht besonders schwer, mir die Szenerie vor meinem inneren Auge vorzustellen. Ganz im Gegenteil.
Es fällt leicht dir anzusehen, dass du dich ernsthaft mit den Charakteren, dem Setting und all dem auseinandersetzt, bevor du dazu etwas auf Papier bringst, weshalb ganz gleich was du schreibst, nicht abgedroschen oder weit hergeholt daherkommt. Und so etwas auf die Reihe zu bekommen zeugt meines Erachtens nach von großem Talent. Aber dir das zu sagen ist reine Zeitverschwendung, denn das weißt du selbst. Trotzdem sollte es hin und wieder mal gesagt werden, gerade bei dem Überfluss an nicht so gut durchdachten Stories zu dem Fandom, bei denen man nichts das Gefühl hat, als hätte der Autor die Essenz der Charaktere wirklich verinnerlicht, was bei dir keineswegs der Fall ist, wenn du auch deine ganz eigene Interpretation hinein bringst.

Also, alles in allem, mal wieder eine wirklich gute Geschichte deinerseits, mit einer wunderbaren Idee, die dahintersteckte und mit einer Konsequenz durchgezogen wurde, von denen andere nur zu träumen wagen können. :>

Und zu diesem wundervollen Epilog muss ich wohl auch nichts mehr sagen. Dieser hinreißende Abschluss musste nach dem ganzen Drama einfach sein und es war gut. Sehr gut sogar!
Von:  Puppenspieler
2014-02-02T18:13:53+00:00 02.02.2014 19:13
So versuche ich mich nun doch schon an einem Kommentar! Es muss einfach sein. :'D
Also erstmal - du weißt, wie sehr ich diese FF liebe, ich hab's ja schon ein paar Mal so nebenbei erwähnt. :')
Als ich gesehen habe, dass ich Kuroba bekomme, hab ich mich riesig gefreut. Und dann hab ich Hanamiya gelesen - und war verwirrt. :'D Ich hab glatt vergessen, dass der in meinen Wünschen stand. Aber ich hab mich gleich noch mehr gefreut - weil mehr Liebe für den wunderschönen Mann! ♥
Und dann war ich doch wieder verwirrt! :'D Glaub's oder nicht, aber im ersten Moment dachte ich, es läuft auf Imayoshi x Hanamiya heraus und musste gleich in meine Wünsche gucken, ob ich mir so einen Crack ernsthaft gewünscht habe - hab ich nicht, gab's auch nicht, find ich gut so, die beiden sind, wie sie sind, einfach perfekt zueiandner! ♥
Aber einen Moment stand ich vor der verwirrungsbedingten Selbstverletzung. 8'D


Aaaah, und nun zum Inhalt! Viel wichtiger als meine dumme Anekdote.

Es ist wunderbar.
Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, weil es ist überall wunderbar, und alles ist toll. Es fängt schon großartig an. Ich liebe diesen Wintergedanken. Dass Makoto den Frühling nicht leiden kann, dieses Bild von geheuchelter Leichtigkeit - es sagt so viel über ihn aus, und es ist so schön rund und atmosphärisch dabei. Und ich mag die Stimmung, die damit auch aufgebaut wurde. Dieser Jahreszeitenwechsel von Winter auf Frühling ist einfach toll rübergekommen, die verbliebene Restkälte vom Winter... Es stand nicht einmal so viel drin, aber es ist eine große Wirkung dahinter, und ich habe mich wunderbar in Stimmung versetzt gefühlt. ♥
Und es wird einfach nur wunderbarer. Imayoshi! Ich liebe es, wie du Imayoshi dargestellt hast. Er ist so herrlich ♥ Ich hab mich ganz arg gefreut über ihn und seinen Auftritt, nachdem die Verwirrung abgezogen war, Imayoshi ist einfach ein toller Charakter, der auch Liebe verdient hat, und es war schön, und das Gespräch der Beiden war einfach spannend zu verfolgen! Ich mag es, dass Imayoshi "weniger unerträglich" ist als die Anderen für Makoto, und nicht "erträglich" oder gar "erwünscht". Das hat etwas wunderbar Authentisches und Passendes an sich. Und ich liebe die Beziehung der Beiden, diese ganz eigene Freundschaft, die sie verbindet.
Eigen sind hier ohnehin alle Beziehungen, aber ich liebe jede Einzelne. ♥ Weiteren Kommentaren vorweggreifend muss ich sagen, du hast wirklich wunderschöne Beziehungskonstrukte erschaffen!´^`

Und Makoto. Oh, wunderschöner Makoto. Wie ich ihn liebe. ♥
Er ist großartig. Er ist facettenreich und spannend, und es ist toll, seinen Gedankengängen zu folgen und in seine verdrehte Welt einzutauchen, und es ist großartig, wie menschlich er dabei ist, und wie nachvollziehbar und wie authentisch. Wie viel einfach hinter der Fassade von Arschlochtum steckt, das schon hier so schön durchscheint. Ganz viel Liebe für Makoto, und nur noch mehr Liebe für Makoto. ♥ Ich vermute zwar, er will die Liebe nicht, aber da hat er nun Pech.

"Makoto-Chan" zu lesen, war zwar verdammt gruselig, aber auch verdammt passend. xD Imayoshi geb ich sowas ohne jedes Zögern. An Makotos Stelle wäre ich von so einer Gesellschaft doch auch rasend begeistert.

Insgesamt... Ich finde den Prolog wunderschön, und ich habe viel Freude beim Lesen gehabt und konnte gar nicht schnell genug weiterkommen! Ich war so neugierig, wie es weitergeht, und ich habe die Richtung, in die die FF sich entwickelt hat, erst so gar nicht erwartet. :'D Aber viel, viel Liebe dafür auch. ♥

Und irgendwie ist das nun doch nur halb so sinnvoll geworden, wie es sollte. :') Lass mich dir zum Abschied noch ein bisschen Sparkle dalassen, und dann bist du mich erstmal wieder los. ;)


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