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Kaiba´sche Beziehungstheorien 2.0 (Fortsetzung)

oder "Wie führe/überlebe ich eine Beziehung mit Joey Wheeler?"
von

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Familienbande

Es ist nun drei Tage her, dass ich zu einer Verabredung mit Muto und Gardner gezwungen wurde. Drei Tage, in denen ich meine Ruhe hatte. Fast. Doch das scheint sich augenblicklich geändert zu haben. Wie immer ist der Köter unerwartet und unangemeldet in meinem Büro aufgetaucht. Bei Gelegenheit werde ich meiner Sekretärin eine Verwarnung geben müssen. Doch irgendwie vermute ich, dass sie Wheeler gar nicht hätte aufhalten können.
 

Ich seufze resignierend.
 

Das Hündchen ist wieder aufgebracht. Warum, hat sich mir noch nicht ganz erschlossen, obwohl er bereits seit mehr als zehn Minuten redet. In den ersten fünf Minuten habe ich versucht ihn zu ignorieren. Mein Blick blieb stur auf den Bildschirm gerichtet und ich tippte zügig weiter. Was ihn natürlich nicht störte. Schließlich weiß er, dass ich mehr als nur dual fähig bin.
 

Vage habe ich mitbekommen, dass es um seine Schwester geht. Was wohl auch der Grund sein dürfte, warum er so aufgebracht ist. Ich schätze allerdings, dass er wieder einmal übertreibt. Zwar kenne ich seine Schwester alles andere als gut, aber das Mädchen hat auf mich keineswegs den Eindruck gemacht als würde sie dazu neigen Ärger zu machen oder gar anzuziehen. Im Gegensatz zu Joey natürlich.
 

„... ich wusste, dass der Tag irgendwann kommen würde...“, höre ich ihn sagen und nehme aus dem Augenwinkel wahr, dass er nach wie vor dabei ist, durch mein Büro zu stampfen. Automatisch beginne ich damit, meine Nasenwurzel zu massieren. „Ich dachte halt, dass der Tag irgendwann so in fünfzig Jahren wäre.“
 

Er rauft sich die Haare und tritt dann einmal fest auf. Der Kugelschreiber auf meinem Schreibtisch rollt langsam in Richtung Kante.
 

„Auf jeden Fall muss ich jetzt was machen!“ Er reckt die Faust in die Höhe und ich stöhne auf. Diese Geste verheißt nie etwas gutes und ich ahne, dass er mich in diese Angelegenheit mit einziehen will. Womit habe ich das nur verdient? Ich war doch bereits so gnädig, ihm bei Muto und Gardner zu helfen. War das nicht genug für die nächsten fünf Jahre?
 

Einen Moment überlege ich, ob ich etwas sagen soll. Doch was würde es schon ändern? Ich bin sicher, er redet auch so ohne Pause weiter und je weniger ich weiß, desto besser.
 

„Ich kann ja schließlich nicht einfach nur zusehen, oder? Wer weiß, wo das hinführt, was die machen!“ Sein eigener Gedankengang scheint ihn zu entsetzen. Wieder geht er auf und ab und kaut jetzt an seinem Fingernagel. Das heißt, er ist dabei nachzudenken. Ich spüre wie meine Schläfen zu pochen beginnen und öffne instinktiv die oberste Schublade meines Schreibtisches, nur um festzustellen, dass sich keine Aspirin mehr darin befinden. Ich seufze ernüchtert. Mein Verbrauch ist in den letzten Wochen gestiegen.
 

Woran das nur liegen mag?
 

Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen. Es ist eine Sache, eine Beziehung zu führen. Es ist eine ganz andere, eine Beziehung mit Wheeler zu führen. Und es noch etwas ganz anderes, in die Beziehungen seiner Freunde mit hineingezogen zu werden.
 

Es mag ja noch vertretbar und leicht zu verdrängen sein, dass Gardner gestern in der Schule an mich herangetreten ist, nur um mir zu danken. Anhand ihres leicht verlegenen Tonfalls und der Tatsache, dass sie mir kaum in die Augen sehen konnte, lag die Schlussfolgerung nahe, dass sich ihre Aussage auf ihre Beziehung zu Muto bezog. Ob und inwiefern sie mir in der Hinsicht wirklich dankbar sein sollte, wage ich zu bezweifeln. Dennoch besaß sie trotz ihrer offensichtlichen Verlegenheit, die Nerven, sich auf die Zehenspitzen zu stellen, um mir einen Kuss auf die Wange zu hauchen.
 

Unnötig zu erwähnen, was diese Geste in mir ausgelöst hat. Einzig die Tatsache, dass niemand Zeuge dieser absonderlichen Szene wurde und ich für den Bruchteil einer Sekunde aufrichtig irritiert war, ist es zu verdanken, dass Muto noch eine Freundin hat.
 

Was hingegen schwerer zu vergessen ist, ist mein letztes Erlebnis mit Devlin und diesem verrückten Dieb. Als Wheeler mir unter der Berufung auf unseren Beziehungsvertrag vorschlug mit den Beiden eine Messe zu besuchen, ging ich natürlich automatisch davon aus, dass es sich um eine Spieleveranstaltung handeln würde und war einen kurzen Augenblick sogar darüber erfreut, dass das Hündchen sich endlich einmal eine angemessene Art des Zeitvertreibs ausgedacht hatte. Auch wenn ich auf die Gesellschaft der beiden Anderen hätte verzichten können.
 

Doch manchmal, ganz selten, ist Devlin tatsächlich zu einem fachlichen Gespräch in der Lage und da es sich um eine Messe handeln sollte, nahm ich an, dass er ein wenig Kompetenz an den Tag legen würde.
 

Wie sich allerdings herausstellte, war es keine Spielemesse wie ich sie mir vorgestellt hatte.
 

Und nur weil Wheeler ebenso überrascht war wie ich - der Hund kann einfach nicht lügen – ist er augenblicklich noch in der Lage hier und jetzt auf die Nerven zu gehen.
 

Das ICH je an einer solchen Veranstaltung teilnehmen würde? In meinen schlimmsten Alpträumen, eingeschlossen denen von und mit Wheeler, hätte ich mir dergleichen nie träumen lassen. Und letztens weiß ich nicht was an dem Tag am Schlimmsten war: Durch diese Halle voller vulgärer und primitiver Aktivitäten gezogen zu werden oder festzustellen, wie weit die Kenntnisse über derlei Dinge von Devlin und seinem psychotischen Freund gehen.
 

Eine Schmach dagegen ist es, mir einzugestehen, dass Wheeler an dem Tag wirklich etwas lernte, dass sich in der Tat als... nützlich erwies.
 

„Hörst du mir überhaupt zu?“ Seine Faust schlägt hart auf den Tisch und ich funkele ihn kalt an. Natürlich zuckt er nicht einmal mit der Wimper. Ganz zu schweigen davon, dass ich ihn ganz sicher damit nicht zum Schweigen bringen kann. Ich mache eine wegwerfende Geste. „Ja, ja... es geht um deine Schwester...“, entgegne ich genervt und meine Aussage scheint ihn zu beruhigen. Er entspannt sich ein wenig und sieht mich dann fragend an. „Und? Was meinst du sollen wir tun?“
 

Wir!
 

Ich wusste es.
 

Und ich weiß, dass es nichts bringen wird, einen Versuch zu starten, mich aus der Affäre zu ziehen. Das hat schon beim letzten Mal nicht geklappt. Ich probiere es daher mit einer anderen Strategie, zumal ich nach wie vor keine Ahnung habe, um was es hier tatsächlich geht.
 

Notiz an mich: Wheeler bei der nächsten Gelegenheit an die oberste Direktive erinnern!
 

„Sie ist deine Schwester. Welche Konsequenz würdest du ziehen?“, kontere ich mit einer Gegenfrage und meine Taktik scheint aufzugehen. Er denkt, ich wisse wo das Problem liegt und hätte ihm zugehört. Mehr noch, er glaubt meine Worte implizieren, dass ich ihm in dieser Angelegenheit mehr Kompetenz zugestehe als meiner Person. Was lächerlich ist. Natürlich. Aber deutlich sichtbar an seiner stolzgeschwellten Brust.

Er schenkt mir auch ein kleines, zufriedenes Grinsen, wird dann jedoch wieder ernst und leider auch wütend. Allem Anschein nach ist die Problematik doch ernster Natur, was auch immer das bei Wheeler heißen mag.
 

Er überlegt. Ein Schauspiel für sich. „Arrgh...“, gibt er dann immer noch ungehalten von sich und fährt sich durch sein ohnehin schon zerzaustes Haar. „Ich kann ihr nicht einfach so verbieten mit ihm auszugehen, aber...“ Er spricht nicht weiter, doch zumindest habe ich jetzt eine Vermutung um was es gehen könnte. Nicht, dass es mich interessieren würde.
 

Ehe er weiter plappern kann, klopft es an der Tür und ich sage automatisch: „Herein.“
 

Zu meiner Erleichterung ist es lediglich Roland und seine stoische, perfekt gekleidete und herrlich regungslose Erscheinung lässt mich tatsächlich ein klein wenig erleichtert aufatmen. „Ich habe hier die Papiere, um die sie mich gebeten haben, Master Kaiba.“ Ich nicke und deute ihm an näher zu kommen. Natürlich rechne ich keineswegs damit, dass ich mich nun wieder meiner Arbeit widmen darf. Wheeler stört sich nämlich für gewöhnlich nicht im Geringsten an Rolands Anwesenheit. An irgendjemandes Anwesenheit.
 

„Hey Roland“ grüßt er meinen Assistenten wobei er dieses Mal nicht grinst sondern leicht missmutig aus der Wäsche schaut. Wie immer nickt ihm Roland leicht zu, sichtlich pikiert, und entgegnet mit ausdrucksloser Stimme: „Guten Morgen, Master Wheeler.“
 

Unwillkürlich frage ich mich, welche Regung er in dem Moment hinter der Sonnenbrille wohl verbergen mag.
 

Roland legt mir die Papiere auf den Schreibtisch und bezieht dann neben meinem Stuhl Position. Nichts an seiner Haltung lässt darauf schließen, dass ihn Wheelers Gegenwart irritiert, aber ich spüre, dass er unsicher ist ob er bleiben oder gehen soll. Da ich nichts sage, steht er einfach da und ein winzig kleiner Teil von mir hofft, dass Wheeler die Situation erfasst und sich zurückzieht.
 

Was zweifelsohne nicht der Fall sein wird.
 

Stattdessen setzt er seine Rede ungerührt fort. „Und ich kann ja Tristan auch nicht einfach eine verpassen. Er ist schließlich mein Kumpel. Verdammt, warum muss es auch ausgerechnet er sein?“
 

Ich reagiere nicht, sondern widme mich meinen Unterlagen.
 

„Ok, ich könnte ihm eins auf die Nuss hauen, aber eigentlich wäre das doch unfair, oder? Noch hat er ja nichts getan.“ Ich bin nicht sicher ob er jetzt mit mir redet oder mit sich selbst.
 

Ohne von meinen Papieren aufzusehen, erkläre ich ungerührt: „Vielleicht ist es dir entgangen, Wheeler, aber ich arbeite seit nunmehr 48 Stunden durch und dieser Berg Akten wird nicht sich nicht von alleine minimieren. Ich würde es daher begrüßen...“
 

Es ist ein letzter kläglicher Versuch, zur Normalität zurückzukehren, aber der Köter fällt mir ins Wort. „Hab ich schon gemerkt, Großkotz, immerhin musste ich ja zwei Nächte alleine schlafen.“ Nun verzieht sich sein Mund leicht schmollend und ich muss all meine Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht zu explodieren. Er weiß, dass ich es nicht schätze, wenn er solche Äußerungen im Beisein meiner Mitarbeiter macht.
 

Steht in unserem Vertrag nicht etwas über indiskrete Äußerungen?

Roland hat zumindest genug Takt, um so zu tun als habe er seine Worte nicht gehört.
 

„Was würdest du an meiner Stelle tun?“, will das Hündchen dann wissen und da ist er! Der Hundeblick schlechthin. Wheelers ultimative Waffe, weitaus gefährlicher als sein Rotauge und ich weiß, er wird nicht eher Ruhe geben bis ich ihn ansehe. Aus seinen bisherigen Aussagen kombiniere ich, dass es um eine Verabredung seiner Schwester mit Taylor geht und somit um einen gänzlich uninteressanten Sachverhalt. Ich presse die Lippen kurz aufeinander und für einen kurzen Augenblick spiele ich mit dem Gedanken, ihm zu sagen, dass ICH solche Probleme nicht habe, dann entgegne ich schlicht: „Ich habe keine Schwester, Wheeler.“
 

Joey stöhnt genervt auf. „Ja, du Penner, schon klar. Aber du hast einen Bruder.“
 

Ich übergehe die kleine, unsinnige Beleidigung, Roland ist inzwischen auch an seine Ausdrucksweise mir gegenüber gewöhnt. „Ich bezweifle, dass Mokuba den Wunsch hegt, mit Taylor auszugehen.“ Ich kann mir diese Erwiderung einfach nicht verkneifen.
 

Kaum haben diese Worte jedoch meinen Mund verlassen, weiß ich auch schon, dass sie dieses Gespräch nicht beenden werden und er sie ernst nehmen wird. Ich sehe es ihm deutlich an und meine Kopfschmerzen nehmen schlagartig zu. Wheeler stampft auf und giftet mich weiter an. „Das meine ich nicht, verdammt. Mir geht es um Serenity. Was würdest du machen?“
 

„Deine Schwester will mit Taylor ausgehen, nicht mit Mokuba, daher werde ich wohl keinerlei Maßnahmen ergreifen müssen“, erwidere ich kühl und vernehme auch schon im gleichen Augenblick ein „Arrgh, Kaiba!“ Ich muss ein Grinsen unterdrücken. Seine Mienenspiel ist einfach... unwiderstehlich. Wieder schickt er sich an, zu einem Monolog anzusetzen als es neben mir hüstelt es.
 

„Ich denke, was Master Wheeler zu sagen versucht...“ Ich unterbreche Roland mit einer scharfen Handbewegung und ziehe die Brauen genervt zusammen. „Ich weiß, was er zu sagen versucht.“ Ich will mich nur nicht mit solch einem Unsinn beschäftigen.
 

Roland verneigt sich entschuldigend, aber Wheeler hat ihn als Verbündeten erkannt und wendet sich nun an ihn. „Was denken sie, was ich machen soll?“, will er von meinem Assistenten wissen. Wieder hüstelt Roland leicht und ich bin sicher, dass ihm die Situation keineswegs behagt.
 

„Nun ja,“ beginnt er dennoch vorsichtig. „Ich denke, sie sollten herausfinden, welche... Absichten ihr Freund in Bezug auf ihre Schwester genau hegt und ihm diesbezüglich ins Gewissen reden. Ich glaube, umgangssprachlich heißt es, ihm auf den Zahn fühlen.“ Fast habe ich den Eindruck zarte Röte auf Rolands Wangen zu entdecken. Wheeler denkt einen Moment nach, ich bin sicher, dass er den Satz erst einmal in seine Sprache übersetzen muss, dann grinst er Roland sichtlich begeistert an und ich rechne schon fast damit, dass er ihm gleich um den Hals fällt.
 

„Hey, das ist gar nicht übel! Ihm auf den Zahn fühlen!“, ruft das Hündchen und beginnt erneut an seinem Finger zu kauen. „Aber, Mann, ich kann mit Tris nicht über so was reden. Wenn er was falsches sagt, dann... dann... Aber ich könnte ihm Angst machen.“ Seine Faust wirbelt durch die Luft und ich stöhne. Hat denn keiner Erbarmen mit mir?
 

„Ich kann mir schwer vorstellen, dass sich Taylor von dir beeindrucken lässt.“ Ich bedenke ihn mit einem amüsierten Anflug eines Lächelns. Das Hündchen und jemanden einschüchtern – das will ich sehen. Taylor mag zwar nicht der Mutigste sein, aber ich glaube kaum, dass Wheeler ihm, auf den Zahn fühlen könnte. Vermutlich würde der Köter die ganze Zeit nur kläffen und Tristan dagegen halten. Schließlich ist er mit dem aufbrausenden Temperament des Blonden vertraut.
 

Natürlich ist mein Hündchen anderer Meinung. „Ach ja? Ich hab schon einige Typen platt gemacht! Das weiß, Tris nur zu gut. Typen, die größer und stärker waren als ich!“ Er macht das Victory-Zeichen und zwinkert Roland und mir zu. Ich beginne augenblicklich damit, meine Schläfen zu massieren.
 

„Und für Taylor dürfte es offensichtlich sein, dass du ihn nie ernsthaft angreifen würdest, was deine enormen Leistungen auf dem Gebiet gänzlich irrelevant machen“, entgegne ich unbeeindruckt und beobachte befriedigt wie seine Miene wieder ernst wird. Er kratzt sich unsicher am Kopf. „Hm... da ist was dran“, gibt er leise zu und ich lehne mich zufrieden in meinem Sessel zurück. „Mach dir nichts draus, Wheeler, nicht jeder kann eine solch imposante Aura haben wie ich.“ Ich bedenke ihn mit gutmütigen Blick und spüre wie ich mich wieder ein klein wenig entspanne. Vielleicht gibt er jetzt endlich Ruhe und ich kann weiterarbeiten.
 

Er starrt mich auf eine sehr merkwürdige Weise an und ich seufze. „Imposant bedeutet...“, setze ich zu einer Erklärung an, werde jedoch im gleichen Augenblick auch schon unterbrochen. „Das ist es!“ Die Aussage gefällt mir gar nicht. Nein, ganz und gar nicht. Sein Blick noch weniger. Dieses triumphierende Funkeln kündigt stets Ärger an. Sofort ist mein Körper wieder gespannt wie ein Bogen. „Du machst es“, verkündet mir das Hündchen ein paar Sekunden später und lächelt mich so selig an als hätte ich ihm eine Ladung Hundekuchen bestellt. „Naja, wir machen es einfach zusammen...“, redet er auch direkt weiter und geht dabei wieder auf und ab. „Ja, das müsste funktionieren. Immerhin ist Serenity ja so was wie eine Art Cousine für dich. Oder war es Nichte? Egal... Jedenfalls könnte das hinhauen. Ach was, das hat hinzuhauen!“
 

Ich bin nicht sicher ob ich seinem Gedankengang folgen kann. Die Worte sprudeln so schnell aus seinem Mund, dass ich nur die Hälfte verstehe. Was ich allerdings sehr gut aus seinem Gerede herauszuhören vermag ist, dass er wieder einmal dabei ist, mich in eine seiner Angelegenheiten miteinzubeziehen. Meine Nackenhaare haben sich bereits aufgestellt.
 

„Schwägerin“, bemerkt Roland neben mir trocken und ich funkele ihn wütend an. Er quittiert meinen Blick mit stoischer Gelassenheit und ich will ihm schon mit einer Gehaltskürzung drohen als der Köter sich auf den Schreibtisch schwingt unberührt von der Tatsache, dass einige Sachen zu Boden fallen und mich herausfordernd an funkelt.
 

„Ja, wir machen das zusammen. Ich werde reden, du kannst mir natürlich ein bisschen dabei helfen, aber Tris wird mich sicher besser verstehen als dich“, meint er aufgeregt. „Du brauchst ihm einfach nur einen deiner Todesblicke zu zuwerfen. Ich denke so ne 7,5 müsste reichen. Dann wird er schon kapieren, was die Stunde geschlagen hat.“
 

Ich schlucke unwillkürlich und starre ihn für den Bruchteil einer Sekunde tatsächlich einfach nur an. Sein Gerede manifestiert sich nur langsam in meinem Verstand und ich verfluche mich, dass ich nicht vor einer halben Stunde den Sicherheitsdienst gerufen habe.
 

„Todesblick?“ Ich ziehe die rechte Braue nach oben. Er nickt nur vergnügt. „Du weißt schon, ungefähr so wie jetzt... nur noch etwas kälter. So, dass er zittert und sein Arsch auf Grundeis geht.“ Vage registriere ich, dass er nach meiner Hand greift. Mir ist plötzlich ganz seltsam zumute, aber Joey lächelt zufrieden und ich weiß einfach nicht was ich sagen soll.
 

Stellvertretend erdreistet sich Wheeler dann auch noch sich an Roland zu wenden. „Was denken sie?“ Mein Assistent räuspert sich. „Ich denke auch, dass eine 7,5 genügen dürfte“, lautet die nüchterne Antwort.

CSI Domino City

Mit einer Mischung aus Faszination, Verständnislosigkeit und Unglaube beobachte ich das Hündchen, wie es dabei ist in meinem Wohnzimmer auf und ab zuschreiten. Wieder einmal gestikuliert er wild mit Händen und Füssen, was alleine schon faszinierend ist und wieder einmal sprudeln die Worte nur so aus ihm heraus.
 

Doch in diesem Augenblick kann ich nicht anders als ihn und seine gesamte Präsenz zu beobachten.
 

Warum?
 

Weil mir wieder einmal bewusst wird, mit welch einer Leidenschaft er agiert. Ich weiß, dass manch einer von ihm sagt, dass er sein Herz auf der Zunge trägt und teilweise würde ich dieser Einschätzung auch zustimmen, doch diese Szene vor mir... Ich bin geneigt sie als seine beste Performance zu bezeichnen.
 

Nicht, dass sie sich grundlegend von seinen bisherigen Darbietungen unterscheiden würde. Und doch ist sie dieses Mal anders. Was mit Sicherheit an der aberwitzigen Situation liegt, die sich gerade in meinen vier Wänden abspielt.
 

Für einen kurzen Augenblick bin ich lediglich gebannter Beobachter und versuche zu verstehen, was hier gerade passiert.
 

Dass Joey Wheeler leidenschaftlich ist, wusste ich vom ersten Tag, an dem ich ihn kennengelernt habe. Ebenso wie ich mir an diesem Tag klar wurde, dass Joey Wheeler niemals aufgibt. Und auch wenn mich diese beiden Aspekte damals nicht unbedingt beeindruckt haben, so beeindrucken sie mich inzwischen immer und immer wieder.
 

Natürlich werde ich ihm das nie sagen.

Genauso wenig wie ich ihm die legendär gewordenen fünf Worte je sagen werde.
 

Aber unausgesprochen oder nicht, es gibt Momente, in denen er sie verdient. Dies ist einer jener Momente und auch wenn ich es verabscheue, dass ich Teil dieses Geschehens sein muss, so kann ich nicht umhin zu zugeben, dass ein kleiner Teil von mir diesen Moment irgendwie sogar genießt.
 

Wie kann ein einzelner Mensch nur so viel Leben verkörpern?
 

Ich weiß es nicht und ich werde es nie wissen. Es ist eine Variable, die ich nicht berechnen kann. Sie lässt sich weder messen, noch wiegen noch kann man sie in irgendeine Schublade einordnen und inzwischen habe ich mich mit ihrer bloßen Existenz einfach abgefunden.
 

Joey Wheeler und seine leidenschaftliche Lebendigkeit sind ein Faktum geworden, dass ich anerkenne ohne den Sinn dahinter zu begreifen. Warum? Die Antwort ist leicht. Weil ich beides gleichermaßen verabscheue wie ich es liebe.
 

Ich hasse es, zum Beispiel, wenn er wie ein Tornado durch mein Büro fegt und ja, das tut er immer wieder, gleichgültig was ich sage. Ich hasse die Unordnung, die dieser Tornado hinterlässt ebenso wie die Selbstverständlichkeit mit der er in meinen heiligen Hallen wütet. Und doch liebe ich die Momente, in denen er über mich hinwegfegt und mich zwingt, meine Arbeit beiseite zu schieben um mich ganz auf ihn zu konzentrieren. Natürlich werde ich auch diesen Punkt nie eingestehen. Wie könnte ich das auch tun ohne dem Köter gegenüber eine Schwäche einzuräumen?
 

Ein Teil von mir hat sich lange Zeit bemüht, diesen Aspekt zu ergründen, eine Antwort darauf zu finden.

Doch ich fand keine. Stattdessen habe ich etwas gelernt, wenn man so will.
 

Denn zum ersten Mal verstehe ich die Worte Catulls, die ich vor einer Ewigkeit gelesen habe.
 

„Odi et amo. Quare id faciam fortasse requiris. Nescio. Sed fieri sentio et excrucior“ (z dt. „Ich hasse und ich liebe – warum, fragst du vielleicht. Ich weiß es nicht. Ich fühl’s – es kreuzigt mich.“)
 

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Joey – „Köter“ – Wheeler mir dabei helfen würde, Catull zu verstehen?
 

Obgleich man es mir nicht zutrauen oder gar zugesehen würde, doch in der Tat bin ich zu Gefühlen fähig und augenblicklich beinhalten diese zu meiner eigenen Schande Faszination und Respekt für Joey Wheeler.

Faszination, weil er in typischer Wheeler-Manier agiert. Wild gestikulierend, Silben verschluckend, aufbrausend und leidenschaftlich und dabei doch irgendwie, sofern man in der Lage ist seiner Denkweise zu folgen, logisch ist. Respekt, weil er einer der wenigen Menschen auf diesem Planeten ist, der bedingungslos und mit jeder Konsequenz seinen Standpunkt vertritt, gleichgültig was dies für ihn bedeuten mag.
 

Wheeler ist und bleibt eine unberechenbare Variable.
 

… unkalkulierbar, irrational, aufbrausend, emotional, unlogisch, nicht vorhersehbar, leidenschaftlich...
 

Doch augenblicklich ist er noch etwas anderes und erneut frage ich mich, was ich hier eigentlich tue und wie er es wieder geschafft hat, mich in eine solche Lage zu bringen.
 

„Es geht hier jetzt nicht um unsere Freundschaft. Es geht hier nur um deine Absichten und fuck, ich warne dich, Tris, sag ja nichts falsches, aber du musst mir auch die Wahrheit sagen. Wir sind Kumpels und du musst mir sagen, was Sache ist“, höre ich das Hündchen sagen und muss mir ein Grinsen verkneifen, denn die Lage ist ernst. Zumindest hat man mir zu verstehen gegeben, sie wäre es.
 

„Was für eine Wahrheit?“, höre ich Taylor verständnislos fragen und mein Blick wandert zu dem Brünetten. Wheeler stampft genervt auf und ich höre mich selbst sagen: „Ist das nicht offensichtlich?“
 

Aber Taylor versteht nichts, funkelt seinen Freund nur sichtlich wütend an. Ich verdrehe instinktiv die Augen. Herrje, habe ich es hier tatsächlich nur mit zurückgebliebenen Subjekten zu tun? Womit habe ich das verdient?
 

„Du weißt genau was Sache ist, Tris.“ Wheeler reckt seine Faust in die Höhe. Ganz toll, jetzt sind wir schon an diesem Punkt angelangt. Gereizt beginne ich damit meine Nasenwurzel zu massieren. „Du wirst uns jetzt sagen was deine Absichten sind und ich warne dich, sag ja nichts falsches!“ Das Hündchen versucht seinen Freund giftig an zu funkeln, macht dabei allerdings lediglich den Eindruck als habe es was falsches gegessen. Tristan runzelt die Stirn. „Was soll ich denn für Absichten haben? Verdammt Joey, ich weiß nicht was du meinst. Und überhaupt, was soll das Ganze hier?“
 

Taylor ist wütend, aber vor allem ist er irritiert.
 

Kein Wunder angesichts seiner Lage. Für einen kurzen Augenblick spüre ich wie meine Mundwinkel zucken, rege mich jedoch nicht. Wheeler wollte das Gespräch übernehmen, oder? Laut seiner Aussage versteht Taylor mich ja nicht. Ihn versteht er jedoch scheinbar auch nicht wirklich. Nun denn... ich bin nicht geneigt mehr zu tun als notwendig ist. Die Tatsache, dass ich hier bin, sollte genügen. Allerdings frage ich mich unter welchem Vorwand er seinen Freund hier her bestellt hat. Taylor scheint nämlich keineswegs den Dummen zu spielen.
 

„Was das soll? Ich fühle dir auf den Zahn, Tristan. Und du packst jetzt besser aus.“
 

Augenblicklich komme ich mir vor als wäre ich in irgendeinem drittklassigen Polizeifilm, einer abgedroschenen Verhörszene, gefangen und langsam beschleicht mich der Verdacht, dass ich Wheeler hier in der Rolle des bösen Polizisten sehe. Vage erinnere ich mich an ein paar Filme, die er sich angesehen hat, während ich arbeitete und sein Gerede erinnert mich verdächtig an einige der Dialoge.
 

Einen kurzen Augenblick laufe ich Gefahr, die Kontrolle über mich zu verlieren. Ja, alles in mir schreit danach laut los zu lachen sobald mein Hündchen diesen Satz zum Besten gegeben hat, aber ich bin Seto Kaiba und Seto Kaiba vergisst sich nicht selbst. Dennoch kostet mich enorm viel Selbstbeherrschung, um nicht laut loszulachen.
 

„Was meinst du mit auspacken, Joey?“ Taylor´s Stimme klingt ungehalten und er sieht seinen Freund verständnislos an. „Was habe ich dir denn getan? Wenn es um Serenity geht, dann...“
 

Joey stöhnt gespielt genervt auf und im nächsten Moment kann ich beobachten, wie er einen Stuhl zu sich zieht, diesen gegenüber von Taylor positioniert und sich verkehrt herum darauf niederlässt. Ich ziehe meine rechte Braue nach oben und Taylor blinzelt als könne er nicht fassen was hier gerade passiert.
 

„Was du auspacken sollst?“, wiederholt er indirekt die Worte seines Freundes. „Ich will die Wahrheit wissen.“
 

Taylor sieht ihn verständnislos an. „Was für eine Wahrheit?“
 

„DIE Wahrheit.“ Das Hündchen ist sichtlich bemüht rau und ernst zu klingen. Er blickt seinem Freund direkt in die Augen und unwillkürlich muss ich an eine Folge „CSI was auch immer“ denken, eine Serie, die Mokuba so gerne sieht, obgleich ich ihm unzählige Male zu verstehen gegeben habe, wie absurd und unrealistisch und geradezu peinlich diese Serie ist.
 

Und ebenso absurd ist die Szene, die sich gerade vor meinen abspielt.
 

„Was für eine Wahrheit?“, wiederholt Taylor ungehalten. „Verdammt Joey, was willst du denn? Bist du verrückt geworden? Sag doch einfach was du willst.“
 

Bevor der Köter zu antworten vermag, löse ich mich aus meiner Starre und gehe einen Schritt auf beide zu. „Ja, was zum Teufel soll das hier?“, will ich ebenfalls wissen „Sag ihm einfach was du zu sagen hast, damit wir diese Farce endlich hinter uns bringen können.“ Ich ernte lediglich ein spöttisches Lächeln. „Er will uns zum Narren halten“, meint Wheeler ohne seinen einstmals besten Freund aus den Augen zu lassen. „Er weiß genau was wir wollen. Das weißt du doch, oder?“ Die sonst so warmen braunen Augen funkeln gefährlich, was mich wirklich irritiert.
 

Taylor wirft mir einen hilfesuchenden Blick zu und ich seufze.
 

Auch wenn ich keinerlei Bedürfnis habe überhaupt hier anwesend zu sein und noch weniger den Wunsch danach hege, etwas zu diesem Kammerspiel beizutragen, halte ich es doch für angebracht, einzugreifen. Irgendjemand muss schließlich das Ruder in die Hand nehmen und wenn ich nicht will, dass Wheeler hier weiterhin wie ein abgedroschener Fernsehpolizist agiert, muss ich es wohl tun.
 

„Es geht um dein Date mit seiner Schwester. Wheeler will wissen, was deine Absichten in Bezug auf Serenity sind und ich rate dir, ihm zu antworten, sonst sitzen wir morgen noch hier und ich habe weiß Gott besseres zu tun“, teile ich dem Brünetten kühl mit.
 

Für den Bruchteil einer Sekunde habe ich das Gefühl, dass Taylor erleichtert aufatmet und sich seine Haltung etwas zu entspannen beginnt. „Wir haben ein Date. Nichts weiter. Mann, Joey, ich habe überhaupt nichts anderes im Sinn. Klar, ich mag Serenity, aber ich würde sie doch nie zu was drängen, das weißt du auch“ , erklärt sein Freund ihm ernst.
 

„Ach ja?“ Das Hündchen sitzt noch immer vor ihm wie die Schlange vor einem Kaninchen. „Ja.“ Taylor seufzt. „Mann, Kumpel, ich kennst mich doch. Was denkst du denn von mir?“
 

Ich verdrehe erneut die Augen als Wheeler entgegnet: „Was soll ich denn denken? Sag du´s mir?“
 

Das hier muss ein Alptraum sein. Ja, anders kann ich mir das Ganze hier nicht erklären. Das Geschehen ist noch absurder als die letzte Klassenaufführung, nur dass ich dieses Mal gezwungen bin, eine Rolle darin zu spielen. Innerlich verfluche ich Roland für seinen Ratschlag. Ich hätte wissen müssen, dass „auf den Zahn fühlen“ bei Wheeler irgendeine absonderliche Aktion heraufbeschwören würde. Folglich war seine Frage ob ich nicht meine Gorillas (so nennt er für gewöhnlich meine Leibwächter) abkommandieren könnte, um Taylor zur Villa zu geleiten, ernst gemeint. Ich hielt sie für einen seiner schlechteren Scherze.
 

Taylor scheint über die Frage nachzudenken, doch bevor er antworten kann, ergreife ich erneut das Wort. „Sag uns einfach, was du bei diesem Date vor hast? Ich vermute das Übliche. Kino, Essen, irgendwas in diese Richtung“, sage ich gleichgültig an den Brünetten gewandt. Gott, wie weit ist es mit mir gekommen, dass ich mich tatsächlich dazu herablasse, solch eine Konversation zu führen. Mit Taylor. Ich spüre wie sich neuerlich Kopfschmerzen ankündigen. „Und ich vermute weiter, dass es nicht nur bei einer Verabredung bleiben soll, sofern das Mädchen eine Fortsetzung in Erwägung zieht.“
 

Der Brünette starrt mich entgeistert an und ich stöhne genervt auf. Vermutlich kann er meinen Worten nicht folgen. Das wäre auch wirklich zu viel verlangt, oder?
 

„Ja, genau.“ Wheeler nickt heftig. „Du planst sicher eine Fortsetzung, oder? Gib es zu!“ Die braunen Augen leuchten triumphierend auf und man könnte meinen, er habe seinem Freund gerade ein perfides Geständnis entlockt. Tristan schüttelt schnell den Kopf. „Nein!“, ruft er und blickt von mir zu Joey. „Ich meine... ich weiß es nicht.“
 

Ich übergehe Wheeler´s Ausruf „Aha!“ und bemühe mich das Hündchen für einen Augenblick zu ignorieren. Keine leichte Aufgabe. „Die Frage ist, ob du ernsthafte Absichten verfolgst, sprich ob du intensivere Interaktionen mit seiner Schwester planst und wenn ja, wie diese sich darstellen“, frage ich ihn ungerührt und Taylor sieht mich an als wäre ich übergeschnappt. Ich ignoriere diesen Ausdruck und fahre fort: „Sind deine Absichten ernsthafter Natur? Ja oder nein.“
 

Eine einfache Frage. Die müsste sogar dieser Schwachkopf beantworten können und ich rate ihm innerlich, sie zu beantworten. Lange ertrage ich das Ganze hier nicht mehr. Es wäre in der Tat um einiges leichter gewesen, ihm einfach zu drohen oder ihn einzuschüchtern, anstatt solch eine Unterhaltung zu führen.
 

Eine Firmenübernahme ist dagegen das reinste Kinderspiel.
 

„Was zum Geier ist los mit euch? Habt ihr sie noch alle?“ Ich bedenke ihn mit einem eisigen Blick und stelle befriedigt fest, dass er leicht zusammen zuckt und zur Seite blickt. Dann seufzt er und wendet sich an Joey. „Klar sind meine Absichten ernsthaft, was denkst du denn? Das heißt jetzt nicht, dass ich Serenity heiraten will, wenn ihr das meint. Mann, Joey, ein halbes Jahr habe ich mich gefragt, wie ich sie am Besten einladen kann und mich jetzt erst getraut. Keine Ahnung was das werden wird, vielleicht will sie ja auch gar keine weiteren Dates mit mir. Woher soll ich das jetzt wissen? Ich will einfach nur mit ihr ausgehen und sehen was passiert“, erklärt er nach wie vor sichtlich.
 

Wheeler scheint einen Moment über seine Worte nachzudenken und ich bin fast schon erleichtert als sich seine Miene leicht aufhellt. Ein Umstand, der auch Taylor nicht entgeht.
 

„Alter, echt jetzt. Ich würde doch nie etwas tun, was sie verletzt. Oder dich.“ Für mich klingen die Worte durchaus überzeugend. Abgesehen von der Tatsache, dass ich Taylor dergleichen ohnehin nicht zutrauen würde. Er mag zwar in der Vergangenheit die Rolle des Frauenhelden gespielt haben, aber in dieser Rolle ist er nicht unbedingt überzeugend. Große Klappe, nichts dahinter. Der Fakt, dass er sogar in Gardner´s Anwesenheit sehr schnell verlegen wird, spricht für sich. Doch Wheeler ist dergleichen natürlich bislang nie aufgefallen.
 

„Das sagst du jetzt, aber...“ Wheeler macht eine theatralische Pause und mustert seinen Freund abschätzend. „Aber ich weiß noch genau, was du über deine letzten Dates erzählt hast.“
 

Ich runzele leicht die Stirn. Taylor und Verabredungen? Etwas, dass ich mir nun wirklich nicht vorstellen kann. Mit wem sollen die gewesen sein? Muto? Nun unterziehe auch ich den Brünetten einer genaueren Musterung und stelle fest, dass er unter unseren Blicken rot wird, was das Hündchen wohl als eine Art Geständnis wertet.
 

„Siehst du!“ Triumphierend zeigt er mit dem rechten Zeigefinger auf seinen Freund. „Kein Wunder, dass ich mir Sorgen, um Serenity mache, oder? Da könnte ich sie ja gleich mit Duke losschicken.“
 

Taylor rutscht unruhig auf seinem Stuhl hin und her. „So ist das doch nicht“, erwidert er leise und weicht nach wie vor unseren Blicken aus. „Ach ja?“ Joey fährt schon wieder hoch. „Dann hast du nicht vor, bei meiner Schwester den Kraken zu machen, was? Oder romantisch mit ihr am Strand entlang zu spazieren, um die Sterne anzusehen?“
 

Unwillkürlich ziehe ich die Brauen zusammen. Langsam aber sicher verstehe ich hier überhaupt nichts mehr und ich wünschte, jemand würde mich auf der Stelle erlösen. Diese Unterhaltung ist einfach nur... lächerlich. Nichts davon macht Sinn. Erneut bin ich dankbar dafür, dass ich nur einen Bruder habe. Ich bezweifle, dass Mokuba mich je in eine solche Situation bringen wird.
 

„NEIN!“ Tristan klingt jetzt fast panisch. Er schluckt unter Joey´s bohrendem Blick und presst die Lippen fest aufeinander. Wieder scheint er zu überlegen und ich denke darüber nach, ob es vielleicht möglich wäre, Serenity Wheeler mit ein paar Einkaufsgutscheinen zu bestechen, damit sie dieses Date absagt. „So ist das doch gar nicht“, meint Taylor und scheint sich mit einem Schlag noch unwohler zu fühlen als zuvor. „Ich habe wirklich gar nichts vor, Joey. Ich weiß ja noch nicht einmal genau was ich machen soll.“
 

Nun ist es an Wheeler seinen Freund überrascht anzusehen. „Was meinst du damit, du weißt nicht was du machen sollst?“
 

Ich stöhne genervt auf. „Das ist doch offensichtlich“, bemerke ich schlicht und könnte mich selbst ohrfeigen. Es ist tatsächlich mehr als offensichtlich. Eigentlich hätte ich schon vor einer halben Stunde darauf kommen können. Taylor´s unsichere Haltung, die feuchten Hände, seine verlegene Miene... Ja, im Grunde bedarf es eigentlich nur eines kurzen Blickes auf das Häufchen Elend, dass da vor uns sitzt, um zu verstehen was Sache ist.
 

Wheeler sieht mich fragend an. Ich verschränke die Arme vor der Brust und lächele ihn süffisant an. „Taylor hatte noch nie eine Verabredung“, teile ich meinem Hündchen mit und beobachte vergnügt wie seine Züge entgleisen. Sein Mund klappt auf, ich vernehme ein fassungsloses „Hä?“, dann wandert sein Blick irritiert zu Taylor, dessen Kopf nun in Flammen steht.
 

„Kaiba hat Recht“, gibt er mit tonloser Stimme zu.

Operation Taylor-Serenity Teil 1

„Wheeler, ich habe bislang eine enorme Geduld bewiesen“, erkläre ich dem Hündchen mit fester Stimme und und verschränke entschlossen meine Arme vor der Brust. „Mehr als das! Ich habe mich wiederholt von dir in Angelegenheiten verwickeln lassen, die mich weder tangierten noch interessierten. Ich denke, damit habe ich ein gewisses Kontingent an beziehungsrelevanten Aktivitäten für die nächste Zeit erfüllt.“
 

Erfreulicherweise lässt er mich dieses Mal ausreden. Allerdings sieht er mich dabei an, als würde er nur die Hälfte dessen verstehen was ich sage und als er seinen Kopf schief legt, bin ich mir dessen sogar sicher und seufze.
 

„Ich habe dir bei deinem Vorhaben in Bezug auf den Zwerg und Gardner geholfen“, fahre ich missmutig fort. Allein der Gedanke daran... Ich versuche ihn zu verdrängen. „Und erst gestern, habe ich an deinem absurden Verhör von Taylor teilgenommen. Wobei ich es im Übrigen war, der ihn letztlich zum reden gebracht hat.“ Ich spüre wie sich erneut Kopfschmerzen ankündigen beim Gedanken an die gestrige Szene. „Deine Show diesbezüglich war übrigens...“ Mir fehlen augenblicklich tatsächlich die Worte für sein Verhalten. Die Situation war dermaßen surreal, dass ich mir noch immer nicht ganz sicher bin, ob es sich wirklich so abgespielt hat.
 

„Da fällt mir ein, wie bist du auf eine solche Idee gekommen? Hast du noch nie etwas von einer subtilen Vorgehensweise gehört? Kurze Zeit habe ich ernsthaft befürchtet, Taylor erliege jeden Augenblick einem Herzinfarkt.“
 

Ich sehe ihn erwartungsvoll an. Natürlich erwarte ich keine schlüssige Antwort auf meine Frage. Immerhin rede ich hier mit Wheeler. Aber ich kann nicht anders, ich muss wissen was er sich dabei gedacht hat. Ich habe natürlich eine Theorie dazu entwickelt.
 

Er scheint einen Moment zu überlegen. Ich bin unschlüssig, ob dies ein gutes oder ein schlechtes Omen ist. Dann zuckt er leicht mit den Schultern und ich verdrehe unwillkürlich die Augen. „Na ja, ich dachte mir halt, wir machen das wie in diesen Polizeiserien. Du weißt schon. Da wird der Verdächtige auch immer in die Mangel genommen“, erklärt er schließlich und kratzt sich dabei am Kopf. „Und hey, es hat doch geklappt. Irgendwie war´s doch sogar ganz cool, oder? Und was heißt hier, du hättest ihn zum reden gebracht? Ich habe ihn erst weichgekocht. So machen die das auch in den Serien. Der böse Bulle packt den Verdächtigen erst einmal hart an, dann kommt der gute Bulle und...“
 

„Ich weiß, wie das läuft“, unterbreche ich ihn unwirsch. „Aber zum einen war Taylor zu keiner Zeit ein Verdächtiger. Das würde schließlich voraussetzen, dass ein Verdacht gegen ihn bestanden hätte. Und ein Verdacht liegt nur dann vor, wenn bei vernünftiger Betrachtung von Sachverhalten die begründete Annahme entsteht, dass ein kriminalistisch relevantes Ereignis vorliegt. Was bei Taylor offensichtlich nicht der Fall war. Schließlich wusstest du, von seinem geplanten Date mit Serenity. Zum anderen...“
 

Dieses Mal werde ich unterbrochen. „Mann, häng´ dich doch nicht so den Worten auf! Wir sind ja auch keine Bullen, oder? Ist ja auch letztlich egal, es hat doch funktioniert. Jetzt wissen wir was Sache ist und na ja, das ist doch irgendwie beruhigend“, meint er und grinst mich an.
 

Was daran beruhigend sein soll, verstehe ich beim besten Willen nicht. Gut, vermutlich ist er erleichtert, dass Taylor sich nicht als der Frauenheld erwiesen hat, der er stets zu sein behauptete, womit seine Schwester vor sexuellen Übergriffen sicher wäre. Zumindest vorübergehend. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass Taylor je so dumm gewesen wäre, solch einen Übergriff auf die Schwester seines besten Freundes zu starten, selbst wenn er gewusst hätte, was zu tun ist. Man kann Taylor sicher vieles nachsagen, aber für so bescheuert halte ich ihn dann doch nicht.

Doch darum geht es hier auch nicht.
 

Ehrlich gesagt, ich weiß nicht einmal genau worum es geht.

„Wie dem auch sei, die Angelegenheit ist geklärt und ich würde es begrüßen, wenn ich mich jetzt wieder meiner Arbeit zuwenden dürfte.“
 

Mein Blick wandert zu meinem Schreibtisch, auf dem sich bereits ein kleiner Aktenstapel auftürmt. Zwei Stunden konzentriertes Arbeiten und ich habe die verlorene Zeit wieder aufgeholt. Vorausgesetzt das Hündchen hat keine anderen Pläne.
 

Zu meiner Überraschung höre ich ihn sagen: „Ja, klar, kannst du auch gleich, aber erst will ich wissen, ob wir das so machen sollen? Ich meine, was hältst du davon? Ich finde die Idee gut und es wäre doch auch sicher lustig, oder? Wir hatten schon lange keinen richtig lustigen Abend mehr.“
 

Ich presse die Lippen fest aufeinander.
 

Natürlich hat er meine anfängliche Rede vollkommen vergessen. Wie immer ignoriert er meine Hinweis, dass ich arbeiten will, gänzlich und mit einer solch unverblümten Offensichtlichkeit, dass ich mich langsam frage, ob er mich überhaupt noch ernst nimmt.
 

Hat mich diese Beziehung weich werden lassen?
 

Bei dem Gedanken zieht sich mir der Magen schmerzhaft zusammen. Mit einem Schlag wird mir doch etwas flau. Ok, ich habe gewisse Zugeständnisse gemacht, meistens weil ich dazu genötigt wurde – von Wheeler oder Mokuba, manchmal sogar von Beiden zusammen, aber ich bin immer noch der Herr im Haus. Ich entscheide was getan wird. Oder rede ich mir das nur ein? Kann es möglich sein, dass ich von dem Hündchen und meinem kleinen Bruder manipuliert werde? Ich, Seto Kaiba?
 

„Ähm... alles in Ordnung?“, will Joey wissen und sieht mich besorgt an. „Du wirst ja noch blasser als du ohnehin schon bist. Du solltest echt mal wieder in die Sonne gehen, weißt du?“
 

Ich mache eine wegwerfende Geste. „Mir geht es bestens. Danke. Und falls es dir entgangen sein sollte, ich habe zu tun.“ Ich deute zum Schreibtisch. „Ich habe bereits genug Zeit vergeudet. Meine Firma leitet sich nicht von alleine.“ Wheeler nickt langsam. „Ja, habe ich verstanden. Ist ja nichts neues und ich bin ja nicht blöd“, erwidert er und ich seufze. „Ich will ja auch nur wissen, was du von der Idee hältst. Mehr nicht. Sag einfach was du denkst und ich bin weg.“
 

Wenn es doch nur so einfach wäre!
 

Ich überlege einen kurzen Augenblick und er sieht mich erwartungsvoll an. „Was ich davon halte?“ wiederhole ich kühl. „Ich halte diese Idee für absurd und darüber hinaus vollkommen unlogisch. Erst jammerst du mir die Ohren voll, dass Taylor mit deiner Schwester auszugehen gedenkt und nötigst mich dazu, mich in diese Angelegenheit einzumischen und jetzt willst du die Beiden auch noch unterstützen? Das ergibt keinerlei Sinn. Ich wusste ja schon immer, dass deine Gedankengänge mehr als nur wirr sind, aber das ist absolut widersinnig.“
 

Genau genommen ist diese Idee verrückt und ich kann diese Gratwanderung auch nicht nachvollziehen. Erst scheint er etwas dagegen zu haben, dass die Zwei sich treffen, will es scheinbar mit allen Mitteln verhindern und jetzt will er tatsächlich, dass ich irgendeine Feier veranstalte, damit wir alle zusammen einen netten Abend verbringen können. Muto und Gardner inklusive.

Das Hündchen lächelt mich nachsichtig an. Oh, ich hasse es, wenn er das tut. Es bereitet mir Magenkrämpfe. „Na, es ist doch absolut logisch“, verkündet er und ich muss mich an meinem Schreibtisch abstützen, um die Fassung zu bewahren. Langsam komme ich mir vor wie in einem Irrenhaus. Ja, meine wunderbare Villa verkommt immer mehr dazu. Nicht genug damit, dass der Kindergarten hier nach Belieben ein und aus spaziert, was alleine schon an meinen Nerven zerrt.
 

Man stelle sich vor, ich komme nichts ahnend aus der Bibliothek und treffe auf einen nur mit Shorts bekleideten Duke Devlin, der mir lässig zuwinkt und mich wie selbstverständlich mit einem „Hey, Kaiba“ grüßt. Auf diesem Weg habe ich wahrhaftig erfahren, dass in meinem Haus eine Poolparty stattfindet. Und als ich mich anschickte, der Angelegenheit auf den Grund zu gehen, wurde mir lediglich ein Glas mit einer undefinierbaren, fürchterlich bunten Flüssigkeit und einem Schirmchen in die Hand gedrückt, ehe Mokuba rief: „Guck mal, Seto, ich mache eine Arschbombe!“
 

Nein, hier ist nichts mehr logisch. Hier wird ein vollkommen willkürliches Verhalten an den Tag gelegt. Es herrscht Chaos, Anarchie und es wird eindeutig Zeit, dass ich das unterbinde. Ja, ich muss die Zügel endlich wieder in die Hand nehmen.
 

„Es ist doch so...“, fängt Wheeler an und nimmt eine Haltung ein, die mich absonderlicherweise an Gardner erinnert. „Jetzt wo klar ist, dass Tris keiner dieser Checker ist, kann ich ihn guten Gewissens mit Serenity ausgehen lassen. Ich habe nämlich gestern noch länger mit ihm geredet und na ja, ich weiß jetzt was Sache ist und dass er es ehrlich mit ihr meint“, plappert das Hündchen weiter und ich beginne damit meine Nasenwurzel zu massieren. „Aber der Gute hat nach wie vor keinen echten Plan, wie er sein Date angehen soll und da dachte ich halt, es wäre lockerer, wenn wir alle zusammen wären. Dann ist es ungezwungener und so. Bei Yugi und Tea hat es ja auch irgendwie geklappt. Und ich willja nicht, dass Serenity´s erstes Date total in die Hose geht. So was kann echt schrecklich sein. Außerdem ist es ja auch sein erstes Date und wenn zwei Leute keinen Plan haben, was sie tun, dann kann ja nix daraus werden, oder? Das ist eben nicht so wie bei Mathe wo minus mal minus plus ergibt! “ Er zuckt leicht mit den Schultern und ich beginne innerlich langsam zu zählen. „Wir könnten auch noch Duke und Bakura einladen und Ryou natürlich. Vielleicht auch Rebecca. Jetzt wo die Dinge zwischen Tea und Yugi ja klar sind, dürfte das kein...“
 

Er redet weiter, aber ich höre längst nicht mehr zu.
 

Dieses Mal wird er mich nicht auf diese Weise überlisten oder besser gesagt, so lange auf mich einreden bis ich nicht mehr weiß wo mir der Kopf steht.
 

Ich unterbreche ihn mit einer scharfen Handbewegung. „Tu was du willst, aber lass mich bei dieser Sache außen vor. Ich habe Verpflichtungen, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen und auch keinerlei Interesse einer solchen Veranstaltung beizuwohnen“, erkläre ich entschieden. „Wende dich bezüglich deiner Pläne an Mokuba, er wird sicher erfreut sein, dir bei der Umsetzung helfen zu können.“
 

Damit ist meinerseits im Grunde alles gesagt. Das Hündchen beäugt mich einen Augenblick lang skeptisch. „Dann bist du einverstanden?“
 

„Das sagte ich doch. Unter der Bedingung, dass ich nichts weiter davon höre. Und ich will auch auf keinen Fall irgendeine der Gestalten sehen.“
 

Er überlegt kurz.
 

„Aber wenn du nicht dabei bist, dann ist das doch irgendwie nicht ganz richtig. Ich meine, dann sind wir ja nicht komplett!“

Ich stöhne genervt auf. Mein Geduldsfaden ist jetzt in einem bedrohlichen Maße gespannt.
 

„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich kein Teil eures Friedenscorps bin?“
 

„Na, aber du bist ein Teil von mir oder etwa nicht?“
 

Ich stöhne genervt auf. „Das hat mit dieser Angelegenheit überhaupt nichts zu tun, Wheeler!“
 

„Finde ich schon. Du willst doch nicht, dass ich den Abend solo verbringe, oder?“
 

„Du wirst es sicher überleben.“
 

„Aber bei so einer Feier sollten wir doch zusammen sein.“
 

„Es ist deine Feier und es sind deine Pappnasen.“
 

„Und dein Bruder.“
 

„...“
 

„Ach komm schon, wo liegt das Problem? Du wirst dir doch diesen einen Abend freinehmen können. Du bist schließlich dein eigener Boss. Und ein paar Stunden Spaß tun dir sicher gut.“
 

„Danke, ich verzichte“, presse ich genervt hervor. „Ich erinnere mich noch zu gut an den letzten Spaß!“
 

Er grinst. Natürlich tut er das. Er erinnert sich sicherlich auch noch genau an Devlin´s letzten Geburtstag. Einen der schmählichsten Abende, in meinem Leben. Ich sage nur Alkohol, Karaoke und zu viele Bilder, die ich zu gerne vergessen würde.
 

„Also ich fand den Abend echt lustig.“
 

Plötzlich steht er neben mir und seine Finger spielen mit dem Kragen meines Hemdes. Netter Versuch, Wheeler, aber dieses Mal wirst du mich damit nicht um den Finger wickeln. Ich weiß natürlich was er vor hat. Die altbewährte Hündchentaktik. Ich kenne sie inzwischen gut genug und weiß inzwischen auch, dass er diesen lasziven Augenaufschlag durchaus bewusst macht. Genau wie Mokuba versucht er meine Schwächen zu nutzen.
 

Ich umschließe mit meinen Fingern seine Handgelenke und sehe ihm direkt in die Augen. „Ich kann auf eine Wiederholung gut verzichten.“ Er lacht. „Ach ja? Wenn ich mich recht erinnere, dann hattest du an dem Abend viel Spaß.“ Oh, wie ich es hasse, wenn er diesen Tonfall anschlägt. Er weiß genau, welche Wirkung er auf mich hat. „Und sieh es mal von der praktischen Seite, wenn meine Freunde alle so zusagen unter der Haube sind, dann...“ Er beendet des Satz nicht, sondern bedenkt mich mit einem vielsagenden Blick und lehnt sich dabei leicht nach vorne gegen mich.
 

Natürlich weiß ich, was er andeuten will.
 

„Es wird auch Zeit, dass wir wieder was zusammen unternehmen... als Paar.“
 

„Haben wir das nicht erst gestern?“
 

Er schüttelt den Kopf und pustet sich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. „Nope, das war mehr so eine Sache der Familienehre.“
 

„Und was ist mit dem vergnüglichen Abend mit Gardner und dem Zwerg?“, will ich spöttisch wissen.
 

„Ein Freundschaftsdienst?!“ Er bedenkt mich mit einem zuckersüßen Lächeln. Ich rolle leicht mit den Augen und lasse seine Handgelenke los. Sofort legt er seine Hände auf meine Hüften.
 

„Pärchenzeit, Kaiba. So seht es auch im Vertrag.“ Ich spüre seinen heißen Atem auf meiner Haut und seufze. „Sich ständig darauf zu berufen, grenzt inzwischen schon an Nötigung.“ Er legt den Kopf leicht schief. „Ich dachte, Nötigung wäre es, wenn ich dich nachts wecke, weil ich...“ Ich unterbreche ihn bevor er den Satz beenden kann. „Sag mir was ich tun muss, damit ich endlich meine Ruhe habe?“, will ich grimmig wissen. „Oder lass es mich anders ausdrücken, wenn ich dieser... Veranstaltung beiwohne, versprichst du mir, dass ich die nächsten vier Wochen meine Ruhe haben werde? Das heißt, keinerlei gemeinsame Aktivitäten mit dem Kindergarten und du wirst dich in dieser Zeit nicht auf die Pärchenzeitklausel berufen, sonst werde ich sie eigenhändig aus der Vereinbarung streichen!"
 

Er scheint über meinen Vorschlag nachzudenken. „Ok, aber nur eine Woche. Sonst sehe ich dich ja gar nicht mehr“, meint er schließlich.
 

Ich verzieh spöttisch den Mund. „Mach dich nicht lächerlich, Wheeler“, entgegne ich. „Drei Wochen, Minimum.“
 

„Zwei. Und die Abende verbringen wir gemeinsam!“, kontert er. „Wirklich gemeinsam, nicht nur im selben Raum.“
 

Ich halte seinem treudoofen Blick stand. „Drei Wochen, nicht mehr und nicht weniger und du bekommst jeden zweiten Abend.“ Ich bin hier schließlich der gestandene Geschäftsmann. Ich werde mich doch von dem Hündchen nicht übervorteilen lassen.
 

Wieder überlegt er. „Gut, drei Wochen, jeden zweiten Abend und jedes Wochenende“, unterbreitet er mir sein nächstes Angebot. Ich schüttele den Kopf. „Jedes zweite Wochenende. Das ist mein letztes Angebot.“ Ich sehe ihm dabei fest in die Augen und hoffe, dass er erkennt, dass es mir ernst ist. „Einverstanden“, meint er schließlich und schlingt seine Arme um meinen Hals. „Du wirst dich daran halten, Wheeler, verstanden? Keine Abweichungen! Keine dringenden Angelegenheiten was deine sogenannten Freunde anbelangt. Selbst wenn Gardner und Muto spontan heiraten wollen –durch nichts, absolut nichts, wird diese Abmachung gebrochen!“
 

Er grinst. „Geht klar. Wegen mir kannst du es auch schriftlich haben.“
 

„Gut, ich werde Roland beauftragen...“
 

Weiter komme ich nicht, denn er presst stürmisch seinen Mund auf meinen und wie so oft kann ich nicht anders als seinen Kuss zu erwidern. Allerdings bin ich jetzt auch gnädig gestimmt. Schließlich halte ich jetzt wieder die Zügel in der Hand.
 

Als er sich nach einer gefühlten Ewigkeit von mir löst, lächelt er. „Dann mach dich an deine Arbeit und ich mache mich mit Moki an die Planung“, sagt er leise und ich nicke. Na endlich, wird auch Zeit.
 

Ich habe gerade wieder auf meinem Sessel Platz genommen und will zum Hörer greifen, um Roland anzurufen als ich das Hündchen sagen höre: „Ach ja, sag ihm auch, dass ich das Recht behalte, dich jederzeit nachts...“
 

Er schafft es die Tür hinter sich zu schließen ehe der kleine Briefbeschwerer ihn trifft.



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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Von: abgemeldet
2014-05-25T18:02:57+00:00 25.05.2014 20:02
Ich liebe diese FF und bin umso glücklicher, dass du auch diese fortsetzt. Dankeschöööön!!!! ^.^
Ich finde, der Kaiba – Chara ist dir hier am Besten gelungen. Herrlich, dieser Kontroll – Freak. *weglach*
Joey ist mir etwas zu dümmlich geraten und wenn er seinen Charme einsetzen will, wirkt er wie ein Mädchen… das hat mich persönlich etwas gestört, aber gut, ich bin ja nur einer der Leser…
Genial finde ich, dass man genauestens beobachten konnte, wie Kaiba mit einem klaren Vorsatz in die Diskussion mit Joey gegangen ist und schnellstens butterweich eingeknickt ist. Sehr, sehr schön gemacht.
*loooool*
Weiter so! *wink* Pan

Von:  Onlyknow3
2014-02-05T07:20:10+00:00 05.02.2014 08:20
Also es ist nötig hier mal eine Lanze für Seto zu brechen, das er die Ruhe beward hat als Joey anfing mit ihm zu handeln und das obwohl er wie er sagt dafür keine Zeit und Lust dazu hat wieder was mit oder für den Kindergarten zu machen. Man merkt ganz deutlich wie sehr Seto die Beziehung mit und zu Joey schon verändert hat, das gibt er ja selber zu(Poolparty),finde es aber auch zu komisch ich habe Bauchschmerzen vor lachen so gut fand ich Szene der beiden in diesem Kapitel.Mach weiter so, freue mich schon auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Lunata79
2014-02-04T22:38:12+00:00 04.02.2014 23:38
LOL
Man merkt, wie sich Kaiba mit der Zeit verändert, auch wenn es ihm nicht selbst ganz so aufgefallen ist.Erst jetzt beginnt er zu begreifen, dass Joey sein Leben und Haus total auf den Kopf stellt. Dass er auch nicht mehr in der Lage ist, alles, wie, vor Joey, Hand zu haben. XD
Hab mir den ersten Teil nochmals rein gezogen und Freu mich, dass es wieder weiter geht.
Freu mich aufs nächste Kapitel.

Lg
Lunata79
Antwort von:  Melmoth
05.02.2014 08:17
Genau diese schleichende Veränderung von Kaiba wollte ich aufzeigen. Es ist schließlich nur logisch, dass Joey ihn und sein Leben verändert.
Freut mich, dass dir die Story gefällt.

LG
Lili
Von:  jyorie
2014-02-03T15:49:34+00:00 03.02.2014 16:49
Hey (❁´‿`❁)*✲゚*

*kichert* das klingt ja fast so, als wenn Seto nicht mehr
Herr seiner Burg ist und im die beiden „Mäuse“ (Joey und
Mokuba) auf der Nase herumtanzen (... wegen der Pool-
party von der er nichts wusste.)

Joey kann einem schon sehr den Nerv gehen, besonders
wenn man doch eigentlich arbeiten will^^ Ich fand es lustig
wie er mit Seto verhandelt :)

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-01-28T11:03:24+00:00 28.01.2014 12:03
Hallo (^o^)y

*lachflash* .... oh nein ... das ende war göttlich ... „Taylor hatte noch nie eine
Verabredung“ und da macht ihm Joey dermaßen die Hölle heiß mit einem
Verhör und wollte ihn von den Gorillas abführen lassen *köstlich*

Tri muss doch jetzt einen Schock fürs leben haben, eine Date-Phobie bekommen
und als einsame Jungfer enden?! ... ich liebe diesen überdrehten Joey, das
macht richtig Spaß zu lesen, wenn er so herrlich aus tickt^^

hat mir gut gefallen dieses Kapitel.

Liebe Grüße, Jyorie

Von:  Onlyknow3
2014-01-28T08:11:23+00:00 28.01.2014 09:11
Tja,Lügen haben kurze Beine, und kommen irgendwann ans Licht so auch hier.Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Onlyknow3
2014-01-24T20:11:31+00:00 24.01.2014 21:11
Armer Seto jetzt hast du verloren, ich krieg mich gleich nicht mehr vor Lachen wenn ich mir nur das Gesicht von Seto vorstelle wie er da in seinem Bürostuhl sitzt und sich nun gegen Joey und Roland auflehnen muss. Aber das ist so genial, Seto so in der Klemme zu sehen, und das nicht mal weil es um seine Firma geht, sondern einfach nur weil Joey seine Hilfe will, um zu verhindern das Tristan Taylor sich mit seiner Schwester trift.Mach weiter so, freue mich aufd das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  jyorie
2014-01-24T10:56:08+00:00 24.01.2014 11:56
Hallo ^.^

*grinst* so herrlich wie sich Seto wieder aufregt, oder eben versucht ruhig
zu bleiben angesichts dessen was sein Hündchen an dem Date seiner kleinen
Schwester aufregt, sieht man mal wieder, wie genau der Titel deiner FF passt^^
So verschieden wie die beiden Ticken ist es wohl wirklich schwer zu Recht zu
kommen und diese Beziehung zu überleben, ohne verrückt zu werden.

Ich hab mir wirklich ein lachen verkneifen müssen, als Joey zum Schluss dann
zu der Besten Lösung gekommen ist, das Seto am besten geeignet ist, Tristan
angst einzujagen, damit er nicht mit Serenety ausgeht.

hi hi ... Seto hatte recht – das „Ich hab es!“ war der Auftakt für seinen Untergang.
Bin gespannt, ob Joey ihn dazu bringt, Tristan bescheid zu sagen, oder ob sich
Seto aus der Sache winden kann.

Liebe Grüße
Jyorie



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