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Heaven For Everyone

"Angst ist das, was uns am Leben hält doch..."
von

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Der Alptraum

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Vertrauen

Heaven for everyone

Teil 2: Vertrauen
 

In ihrem eigenen Schweiß ertränkt, schlug Jill plötzlich die Augen auf. Noch hatten sie nicht die Fähigkeit etwas zu erkennen, sondern waren nur weit aufgerissen und blickten gerade aus.

"Chris...", war das erste Wort, das ihr über die Lippen und wahrscheinlich auch jenes, welches sie etwas normalisierte. Tief atmete sie ein und schloss nochmal sanft die Augen.

Ein Traum? Ein Albtraum?

Ihre Finger, schon lange nicht mehr so zart wie Frauenhände sein sollten, sondern teilweise vernarbt, strichen ihr durch den Ansatz.

Sie spürte erst jetzt wie die leichte Kälte des Spätsommers ihre Stirn leicht kühlte. Ihre Hand rutschte ab, hinab auf ihren Brustkorb. Sie spürte nichts auf ihm lasten, dennoch wollte sie sich sicher sein, ob dieser Albtraum nun wirklich ein Ende gefunden hatte.

Nichts...

Langsam richtete sie ihren Oberkörper auf und saß sich aufrecht hin. Ihre Haare, die ihr dabei leicht vor das Gesicht fielen, strich sie augenblicklich nach hinten, damit ihr Sichtfeld nicht behindert war. Eine kleine Sitte, die sie sich auf dem Schlachtfeld angewöhnt hatte.

Wie spät es wohl war? Jill drehte ihren Kopf zur Seite und blickte auf die rot aufleuchtenden Zahlen ihrer Digitaluhr direkt recht neben ihrem Bett.

3:42 Uhr.

Draußen war es stockfinster. Nur einige wenige Straßenlaternen leuchteten durch die blauen Jalousien ihres Apartments. Einen Augenblick lang blickte sie völlig starr auf die kleinen Lichtpunkte, als suchte sie Zuflucht, vielleicht auch etwas Sicherheit bei ihnen. Obwohl Jill wusste, dass schlimme Dinge sich auch am Tageslicht ereigneten, so erschien einem ein heller Schein bei pechschwarzer Nacht seltsamerweise sicher. Vielleicht war es einfach auch menschlich.

Menschlich...

Sie schluckte ganz fest, als ihr die Bilder ihres Albtraumes noch ein weiteres Mal durch den Kopf schossen. Nur selten erinnerte sie sich an einen Albtraum so gut wie an jenen.

Ein leiser Seufzer entkam ihr aus dem Mund. Sie brauchte etwas Freiraum. Ihre eigenen vier Wände um sie herum schienen sie einzuengen und ihre Bettdecke fühlte sich an wie ein schwerer Stein auf ihrem Körper. Mit geballter Kraft schlug sie die Decke von sich runter und stand hastig auf. Etwas zu schnell für ihren Körper, der sich noch nicht ganz erholt hatte. Ihr wurde schwindelig und sie konnte sich gerade noch an der Kante ihres Nachttisches stützen.

Jill fasste sich an ihre Stirn und schüttelte leicht den Kopf. Sie war wahrscheinlich nicht die einzige Person, der ein Albtraum so sehr zusetze, auch körperlich. Mit dem Glauben, dass vielleicht ein Schmerzmittel helfen könnte, begab sich Jill in die Küche und kramte in den Schubladen, wo sie normalerweise die Medikamente verstaute nach einer Tablette. Jedoch wurde sie nicht fündig. Sie benutze selten Schmerzmittel, und das was sie da hatte, war schon von ihr aufgebraucht worden. Etwas genervt klatschte sie leicht, ohne das ein lautes Geräusch entstand, mit beiden Händen auf die Anrichte. Ihre Augen flogen einmal quer über den gesamten Küchenbereich und fanden ihren Halt auf einer zur Hälfte leeren Whisky Flasche.

Sie zögerte. Für gewöhnlich war sie kein Mensch, der viel trank aber in diesem Augenblick hatte sie das Bedürfnis nach etwas, dass ihren Kopf befreite. Mit einem gut gefüllten Glas der alkoholhaltigen Flüssigkeit begab sie sich auf den kleinen Balkon ihres Apartments. Der Boden war kalt, besonders die Bodenfliesen hatten die Nacht über eine fast schon eisige Temperatur angenommen. Aber Jill schien nichts von der Kälte zu merken. Nicht einmal mit ihrer leichten Bekleidung, die nicht aus mehr bestand, als einer kurzen blauen Short und einem breiten hellblauen T-Shirt. Sie lehnte sich gegen das Metallgerüst ihres Balkons und nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas. Die süße aber doch bittere Flüssigkeit brannte ihren Hals runter. Sie hatte wirklich lange nichts hartes getrunken.

Jill blickte auf eine der grellen Straßenlaternen des BSAA Wohngebietes. Sogar das Licht schien sich vor der Dunkelheit zu fürchten.

Er war einfach schrecklich gewesen, schrecklich real. Es war so als hätte sie förmlich die Kälte Weskers spüren können, das warme Blut Brads, Richards und Josephs Schreie und dann war da noch Chris. Sie konnte förmlich spüren, wie sie das Messer in ihrer Hand hielt und gnadenlos in seine Brust gestochen hatte. Ihre Augen kniffen sich zusammen und blickten zur Seite, bei der bloßen Vorstellung. Das... Das würde sie doch niemals übers Herz bringen.

Sie nahm noch einen kräftigen Schluck und hatte damit schon fast ihr ganzes Glas geleert. Sie könnte Chris nie freiwillig etwas antun.

"Sieht dir gar nicht ähnlich Valentine. Ein Drink am Abend?"

Eine sanfte aber dennoch tiefe männliche Stimme riss Jill aus ihren Gedanken.

"Chris...?!"

Sie klang mehr als überrascht gerade ihn um diese Uhrzeit anzutreffen, und auch ihr Gesicht hatte eine selten kindliche Niedlichkeit angenommen, als sie ihren Freund anblickte. Zwar lagen ihre Appartements gleich nebeneinander, dennoch hatte Jill gewusst, dass sich Chris auf einem Einsatz in Südamerika befunden hatte und somit nicht geglaubt ihn so früh wieder anzutreffen. Früh bedeutete in diesem Fall sechs Wochen. Chris musste leicht lachen, als er den Ausdruck in ihrem Gesicht sah. Einen solchen Ausdruck sah man nicht alle Tage im Gesicht der überwiegend ernsten und disziplinierten Agentin. Durchaus hatte sie auch einen gewissen Humor, den sie jedoch nicht mit jeden teilte.

"Der Bart ist etwas gewachsen aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Chris heiße." Gut, man musste sagen, dass beide nicht besonders gut im Witze reißen waren, aber vielleicht empfanden sich beide genau aus diesem Grund amüsanter als Andere. Die Ruhe kehrte wieder in Jills Gesicht ein, dennoch konnte sie nur schwerfällig ein kleines Lächeln formen. Selbst Chris, welcher die Eigenschaft besaß manche Dinge nur sehr langsam zu begreifen, merkte, dass es seiner Partnerin nicht gut erging. Ihre Augen wirkten müder und schlaflos, ihr Körper hingegen völlig aufgebracht. Sie hatte eine leichte Gänsehaut und ihre Nase war von der Kälte leicht gerötet, jedoch schien jene selbst nicht zu merken, dass sie fror. Er musste leicht seufzen und nahm einen letzten Zug seiner Zigarette, bevor er jene im Aschenbecher aus seinem Balkontisch ausdrückte. Das Rauchen hatte er sich nie abgewöhnen können, so oft er es auch versucht hatte. Zigaretten begleiteten durch die Höhen und Tiefen seines Lebens. Manchmal rauchte er mehr, manchmal weniger. Mittlerweile hatten sich auch die Letzten in seinem Bekanntenkreis daran gewöhnt, wenn auch nicht angefreundet.

Er merkte wie Jill mit ihren Augen seine Geste verfolgte, mehr ungewollt , und lächelte ihr erneut zu.

"Ich habe dich gar nicht kommen gehört. Wann bist du von der Mission zurückgekehrt?", brach sie schließlich das sachte Schweigen als Erste und vermied es ihm die Gelegenheit zu geben, nach ihrem Zustand zu fragen. Jill war nicht dumm, sie hatte schon gemerkt, wie er sie von Kopf bis Fuß analysiert hatte. Das verübelte sie ihm auch nicht.

"Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich denke um 2 Uhr Nachts. Die Lichter bei dir waren aus gewesen. Ich ging davon aus, du schliefest. "

Sie nickte für einen Moment stumm, bevor sie etwas dazu sagte. Es war also gut zwei Stunden her, seit dem Chris von seiner Mission Heim gekehrt war. Dem Anschein nach hatte sie dann wohl im Schlaf nicht geschrien, wofür sie ehrlich gesagt mehr als froh war

"Ah verstehe. Um diese Uhrzeit habe ich schon geschlafen."

Sie klang etwas abwesend, als hörte sie ihm nicht richtig zu, sondern war mit den Gedanken völlig anderswo. Sie hatte sich nichts anmerken lassen wollen, doch...

"Jill...?"

Die Besagte blickte etwas unsicher zu ihm, als wüsste sie, was Chris sie nun fragen würde. Er würde fragen wie es ihr geht, und wenn sie sagte sie habe nichts, würde er es ihr nicht glauben.

Doch er selbst zögerte und Jill war gezwungen ihn länger als ihr lieb war anzusehen.

"Wenn du willst, kannst du rüber kommen. Da lässt sich besser reden als hier draußen im Kühlen."

Ihr Gehirn schien nur langsam seine Nachricht zu verarbeiten, weshalb sie ihn erneut etwas dümmlich ansah. Und jetzt merkte sie auch selbst, wie sehr ihr die Kälte der Nacht an den Körper geschlagen hatte.

"Bist du denn nicht müde?"

Falsche Frage. Sie hätte das Angebot direkt ablehnen sollen, aber irgendwie wollte sie selbst ungern wieder in ihr Appartement hinein, völlig alleine. Es fiel ihr nicht schwer zuzugeben, dass sich Jill in seiner Nähe wohl fühlte und vor allem sicher. Chris schüttelte den Kopf.

"Ich habe die meiste Zeit im Flieger geschlafen. Ansonsten wäre ich schon lange nicht mehr um diese Uhrzeit wach."

Sie lächelte leicht verlegen und kratzte dabei sanft mit dem Zeigefinger über ihre Wange. Erneut wurde ihr klar, wie gut sie sich kannten.

"Jaaa richtig."

Wenn Chris müde war, dann schlief er wirklich wie ein Bär. Kaum einer konnte ihn dann wecken, selbst sie nicht. Da musste schon seine kleine Schwester Claire laut aufschreien.

Chris wartete einen Moment, ob sie noch etwas zu sagen hatte, bevor er den Balkontisch zur Seite schob und seiner Partnerin beide Hände hin hielt, damit sie von ihrem Balkon zu seinen klettern konnte. Für Jill als geübte Agentin war das nicht einmal ansatzweise ein Problem und mit Chris als Partner brauchte sie ohnehin keinen Grund sich zu sorgen, dass sie vermutlich abrutschen konnte.

Gekonnt stieg sie zunächst mit einem Bein auf die Brüstung und griff nach Chris Rechter bevor sie auch ihr anderes Bein hoch hob und nach Chris linker Hand griff. Ein kurzer Blickkontakt genügte, bevor sie sich auch schon auf den benachbarten Balkon schwang.

Chris hielt sie fest, und gab ihr Stabilität nachdem sie sich langsam an seinem Körper abrutschte.

Vielleicht lag es nur daran, dass ihr Körper selbst schon eisig kalt geworden war, aber Chris fühlte sich warm an. Jill musste schmunzeln als sie ihren Blick erhob und ihn ansah.

"Was ist so witzig Jill?"

"Wir brauchen unbedingt mal wieder einen aufregenden Einsatz zusammen."

"Aber nur wenn du mir versprichst nicht wieder aus dem Fenster zu springen!"

Selbst wenn es sich wie gescherzt anhörte, so verbarg sich toter Ernst hinter seinen Worten. Diese drei Jahre, in denen Jill für tot erklärt worden war, waren sie Hölle für Chris gewesen. Vorwürfe, Schuldgefühle, Rachedurst führten ihn zu einem starken seelischen Tief. Er hatte fast täglich getrunken, mehr als ihm gut war. Und geraucht hatte er fast drei Schachteln am Tag. Aber er hatte nie aufgegeben nach ihr zu suchen.

Chris ließ sie los und nahm geringen Abstand zu ihr, bevor er die Balkontüre öffnete und sie rein bot.

"Ich merk erst jetzt wie kalt es draußen war", sprach sie ihre Gedanken laut aus und strich sich über die Oberarme, als sie das Apartment betrat. Sie blickte kurz umher, um ihre Augen an die Helligkeit zu gewöhnen. Es war sie gewohnt unaufgeräumt in der Bude. Chris war nie der ordentlichste gewesen. Wenn er damals noch nicht einmal einen Schreibtisch aufräumen könnte, wie dann eine ganze Wohnung? Doch es störte Jill nicht sonderlich, denn so war er nun einmal.

"Soll ich dir etwas zum drüber ziehen geben ?", fragte er nicht nur aus rein höflicher Geste, sondern wollte auch nicht, dass seine Freundin sich eine Erkältung holte. Jene jedoch schüttelte erwartungsgemäß den Kopf, bevor sie sein Angebot ablehnte. "Nein, ist schon gut. Hier Drinnen ist es warm genug. Ich werd' mich schon dran gewöhnen", meinte sie und saß sich auf das schlammbraune Ledersofa. Chris saß sich direkt neben sie und drückte beide Handflächen gegeneinander.

"Wie war die Mission?"

Sie ließ ihm wirklich keine Gelegenheit zu Wort zu kommen, aber vielleicht wollte sie auch wirklich nur wissen, wie der Einsatz verlaufen war. "Beinahe einwandfrei. Wir hatten die Terroristen schnell eliminiert, die das Kloster in Beschlag genommen hatten. "

"Was war mit den Geiseln?"

"Wir hatten ein paar gute Scharfschützen im Team. Die haben sich um das Problem gekümmert."

"Verstehe. Gab es irgendwelche Opfer oder Verletzte?"

"Opfer zum Glück nicht. Nur zwei der Geiseln waren leicht verwundet und Roy und Doug haben wegen einer Granate stärke Verletzungen am Bein und Arm. Aber ich denke die Jungs kommen wieder schnell zu Beinen."

"Ein Glück. Immerhin etwas erfreuliches. "

Stille brach wieder zwischen den Beiden ein. Jill blickte umher, als suchte sie nach etwas bestimmen, dabei lag es nur daran, dass ihr die Stille unangenehm wurde.

"Jill..."

Ihr Kopf drehte sich zu Chris, als jener seine Hand auf ihren Handrücken legte und ihren Namen aussprach.

"Was ist los mit dir? Dir scheint es nicht gut zu gehen. Das seh ich doch."

"Was? Ach Unsinn. Mit mir ist alles ok."

"Jill Valentine. Belüg mich nicht."

"Was soll das? Hör auf mich wie deine kleine Schwester zu behandeln. Ich hab gesagt mit mir ist alles in Ordnung."

Er verstummte für einen Augenblick.

"Claire ist mir sehr wichtig. Und ich würde nicht so zu dir sein, wenn du mir nicht genau so viel bedeutest. Ihr seit das einzige was mir geblieben ist."

"Es... Es tut mir Leid. Das war nicht nett von mir. Du bist mein bester Freund und ich..."

"Schon ok. Willst du mir jetzt erzählen, was mit dir ist"

Jill zögere. Für lange Zeit schwieg sie nur und blickte auf ihre nackten Oberschenkel. Sie waren noch immer leicht gerötet und hatten eine Gänsehaut von der Kälte. Er hörte sie schlucken und er sah wie sie sich mit der Zunge leicht über die Lippen strich.

"Ich hatte einen Traum. Besser gesagt einen Albtraum", begann sie schließlich zu reden und Chris gab ihr Zeit, denn er sah, dass es ihr nicht einfach fiel. "Doch es war kein gewöhnlicher Albtraum. Ich sah Bilder von früher, schreckliche Momente. Richard, Joseph, Brad. Ich sah erneut wie sie starben, wegen mir..."

Das war es also gewesen, was seine Partnerin die ganze Zeit über die Sicherheit aus den Augen nahm und jene mit Unruhe füllte. Vielleicht teilte Chris nicht alle Erfahrungen mit ihr, doch er hatte Ähnliche erlebt, weshalb er sich auch vorstellen konnte, wie schrecklich es für sie gewesen sein konnte. Doch sich selbst zu beschuldigen, war das letzte, was sie tun sollte.

"Jill. Du weißt ganz genau, dich trifft keine Schuld. Du konntest nichts dagegen tun."

Sie alle hatten nichts dagegen tun können. Wie hätte auch nur einer von ihnen ahnen können, welch grausames Monster sich hinter ihrem ehemaligen Captain verbarg. Doch...

"Doch Chris. Ich hätte etwas tun können... Aber ich hatte einfach schreckliche Angst. Du warst damals nicht dabei Chris, als Brad gestorben ist. Er hat nach Hilfe geschrieen, nach meiner Hilfe aber ich lag wie gelähmt auf dem Boden."

Sie schien völlig aufgebracht, als sie ihm entgegen kam. Die Worte, seine Worte prallten an ihr ab, als wären sie für Jill Gift oder Säure. Wieso wollte sie diese Schuld nur auf sich nehmen? Was genau hatte sie gesehen, dass Jill, ja die Jill Valentine, zugab Todesangst zu haben? Seine Augen schimmerten voller Sorge.

"Jill... Wir hatten alle unsere Ängste. Schließlich sind wir auch nur Menschen..."

Seine Hand hatte sich erhoben und strich ihr sanft und beruhigend über die Schulter. Jill senkte ihren Kopf und fasste sich mit ihrer rechten Hand an die Stirn. Sie schüttelte den Kopf, aber nicht um seine Worte abzuweisen, sondern als versuchte sie etwas widerliches von sich zu schütteln.

"Dann... Dann war da Wesker. Ich... Ich unterlag ihm und er zwang mich etwas schreckliches zu tun...", Jill nahm einen tiefen Atemzug und drehte ihren Kopf zur Seite, weil sie einfach nicht mehr die vielen Tränen zurückhalten konnte, die ihr aus den Augen fallen wollte. Ihre Stimme zitterte und am liebsten hätte aufhören wollen zu reden, zu denken oder sich überhaupt an diesen Traum zu erinnern. Sie sah Chris nicht an, aber sie spürte wie sein Blick schwer auf ihr lastete und sie spürte auch wie seine Hand sanft über ihren Rücken strich.

"Dich zu töten... Ich hatte dich erstochen Chris, ohne auch nur zu zögern."

Sie wusste selbst wie unsinnig dies klang, und auch das sie es nie im Leben übers Herz bringen würde ihrem Freund etwas anzuhaben. Aber hätte Chris selbst diesen Albtraum erlebt, hätte er die selbe Angst spüren können, welche auch Jill empfunden hatte. Und für jenen Augenblick war die ernste, unerschrockene Jill Valentine nicht anders als so viele Frauen, zerbrechlich in jeder Pore ihres Körpers.

"Jill..."

Sanft umschloss er ihre Hände und blickte sie gequält an. Sie weinte. Zwar sah er sie nicht doch er spürte, wie sie zitterte und er hörte ein leises unterdrücktes Schluchzen. Wann hatte er Jill das letzte Mal weinen gesehen? Es musste Jahre her gewesen sein. "Ich weiß, dass du das nie machen würdest."

"Damals in Afrika... Ich habe vielen Menschen schreckliches angetan. Warum dann auch nicht dir... Ich habe Angst Chris, noch immer."

In ihren Augen lag ein verzweifelter Hilferuf. Sie schienen Chris förmlich anzuflehen ihr dieses Gefühl wegzunehmen. Das Gefühl, dass sie so schwächte, welches sie zu einem Menschen machte.

"Ich habe auch Angst Jill. Und ich glaube auch, dass diese Angst uns immer begleiten wird und manchmal ist es unerträglich mit ihr zu leben aber...", er lächelte sie behutsam an und strich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, " aber wenn ich meine Männer kämpfen sehen, wenn ich mir Claire ansehen und vor allem wenn ich dich an meiner Seite sehen, dann sehe ich einfach zu viele Dinge, die mich glücklich machen, Dinge für die es sich lohnt zu kämpfen. "

Ein langer Moment der Stille lag zwischen ihr und seinen Worten. Ihr Zittern hatte aufgehört und sie zog ein letztes Mal die Nase hoch. Chris sagte nicht, sondern hielt sie weiterhin behutsam fest. Jill wurde immer ruhiger und rieb sich die letzten Tränen aus den Augen, bevor sie ihren Kopf anhob und ihm ein sanftes Lächeln schenkte.

"Danke..." Ihre Augen waren völlig rot von der salzigen Flüssigkeit und auch ihre Nasenspitze war leicht gerötet. Sie erschien ihm blasser als sonst, doch wenigstens konnte Chris die Ehrlichkeit in ihren Augen sehen.

"Schon gut..."

Jill schwieg einen Moment und blickte fast schon verlegen zur Seite. Sie hatte ihre Hand zurückgezogen und faltete beide ineinander.

"Ich komm mir so lächerlich vor...", gestand sie ihm, "Danke Chris."

Jill beugte sich nach vorne und schloss ihn dankbar in die Arme. Er war so warm, und seine Arme so schützend und sicher, ganz anders als Weskers Kälte, die ihr jedes Fünkchen Leben aus dem Körper zu ziehen schien. Jill fühlte sich sicher. Manchmal brauchte sie diese Sicherheit.

Es kaum Minuten und Jill war die erste die begann sich von ihm zu lösen. Chris tat es ihr sofort gleich und zog seine Hände zurück. Er lächelte sie an.

"Magst du etwas essen? Ein Sandwich?"

"Nein Danke"

"Ein Jill Sandwich?"

"Haha... Barry konnte ja nicht die Klappe halten."

"Ich bedauere es irgendwie nicht dabei gewesen zu sein."

"Seit dem Tag habe ich eine Abneigung gegen Sandwiches. "

Chris musste leicht Schmunzeln bei ihren Worten. Sie war wirklich nicht geeignet als Komikerin.

"Wie wär's mit einem Tee? Der wärmt dich auf. Du scheinst noch immer zu frieren."

Jill blickt an sich herab, entlang ihrer nackten Arme und schien nun endlich doch die Gänsehaut an ihrem Körper zu bemerken. Das war ihrer vorhin noch gar nicht aufgefallen.

"Oh... Ein Tee klingt gut", stimmte sie schließlich seinem Angebot zu.

Ihr Blick folgte ihm, als jener sich von der Couch erhob und in die offene Küche abbog, bis ihr Sichtfeld durch den Küchenschrank verdeckt wurde. Jill schaute wieder nach vorne. Kaum zwei Meter von der Couch entfernt stand ein relativ neuer Fernsehapparat mit Flachbildschirm auf einem kleinen Tv-Tisch. Daneben lagen einige DvDs und sogar alte von nostalgischen Westernfilmen; völlig unsortiert. Über dem Fernseher hangen drei Bilderrahmen mit Fotos von Claire und Chris als sie noch fast Kinder waren. Auf dem anderen wiederum waren Chris, Forest und Joseph abgebildet, völlig der damaligen Zeit entsprechend gekleidet.

Joseph, Forest und Chris...

Jill starrte eine Weile auf das Foto und musste leicht lächeln. Man sollte nicht in Erinnerungen schwelgen, aber vielleicht tat Chris gerade damit das Richtige. Der Verstorbenen zu Ehren, nein nein ihre Freunden zu Ehren. Jill glaubte auch nun zu verstehen, weshalb man sagte, dass nur wahre Freundschaft ewig hält, sogar bis in den Tod.

Dann fiel ihr Blick auf ein anderes Foto. Es war ungefähr so groß wie eine Buchseite und stand eingerahmt auf dem hölzernen Beistelltisch nahe dem Sofa. Eine große Vase mit weißen und gelben Schnittblumen hatten jenen bis zur Hälfte verdeckt.

Jill beugte sich nach vorne, um nach jenem zu greifen und sie musste Lächeln, als sie jenes wiedererkannte.

Es war ein Bild von ihr und Chris in ihren jungen Jahren als S.T.A.R.S..

Chris saß in der Hocke und grinste breit in die Kamera, während sie ihm ihre Lieblingsbarett aufgesetzt hatte und beide Arme auf seine Schultern gelegt hatte.

Barry hatte es gleich nach dem erfolgreichen Beenden ihres ersten Partnerauftrages geschossen. So lange waren sie also schon Partner.

Jill warf einen kurzen Blick in die Küche auf den starken muskulösen Mann der versuchte einen ordentlichen Tee zu kochen und musste leicht schmunzeln, als sie wieder auf das Bild schaute. Man sollte sich lieber manchmal an den Dingen erfreuen, die einem geblieben sind. Das war wohl das Beste, was man tun konnte, um sein Lächeln nicht ganz zu verlieren. Jill schloss die Augen und lächelte. Sie lächelte bei all den schönen Erinnerungen, die sie hatte.

"Ich hatte jetzt nur Pfefferminz da. Ich hoffe, das ist ok", meinte Chris als er mit zwei großen Tassen an den Wohnzimmertisch trat, "Jill?"

Jill schlief. Ihr Körper war in einer sitzenden Haltung zur Seite geklappt und ihre Füße lagen leicht angewinkelt auf dem Rest des Sofas. Chris bemerkte den Bilderrahmen, den sie locker in einer auf ihrer Brust hielt und löste jenen vorsichtig von ihrem Griff.

Er lächelte, als er das Foto erblickte und stellte es anschließend auf dem Tisch ab. Einen Augenblick lang blickte er sie wortlos an, ehe er in sein Zimmer ging und eine dicke Decke für seine Freundin holte. Die Decke umhüllte ihren ganzen Körper und Chris sah, wie die Wärme ein Wohlgefühl bei ihr auslöste. Sie wälzte sich nach Links und dann wieder nach Rechts bis sie sich eingefunden hatte. Seine Hand strich kurz über ihren Ansatz ehe auch er sich ins Bett begab.



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