Zum Inhalt der Seite

True Blood

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 1
 

Als Samantha an diesem Morgen von den Sonnenstrahlen geweckt wurde, die durch das Fenster ihres Zimmers direkt in ihr Gesicht fielen, wusste sie, dass es ein Tag wie jeder andere werden würde. Sie würde gegen Mittag im Merlotte’s ihre Schicht beginnen, widerliche Säcke mit schmutzigen Gedanken bedienen und mehr Trinkgeld verdienen, wenn sie sich beim Ausschenken des Eistees weiter nach vorne beugte. Es war Freitag, also würde sie abends mit Jason um die Häuser ziehen, nur um festzustellen, dass ihre langjährige Freundschaft ihm längst nicht mehr reichte und dass er mehr in ihr sah, als eine Freundin. All das war ihr schon vertraut, denn das Leben in Bon Temps hielt kaum Überraschungen bereit. Sie wusste allerdings nicht, dass vom heutigen Tage an, kein einziger Morgen mehr in ihr dieses Gefühl der Vertrautheit hervorrufen würde.

Am Frühstückstisch warteten Sookie und ihre Großmutter Adele bereits auf Sam und hatten mit dem Essen bereits begonnen, als sie zu ihnen stieß.

„Guten Morgen.“, begrüßte Sam sie und setzte sich, kurz bevor Jason die Treppe hinunter gestolpert kam. Er trug wie gewöhnlich nur eine Boxershort und es viel Sam schwer den Blick von ihm abzuwenden. Als Begrüßung war von ihm nur ein Grunzen zu vernehmen, bevor er sich neben Sam niederließ und zu ihr hinüber schielte.

„Also, was habt ihr Kinder heute vor?“, fragte Großmutter Stakhouse und blickte in die Runde.

„Sam und ich gehen heute zusammen mit Hoyt ins Nummer 7. Da ist heute Special Night.“, prahlte Jason.

„Wir haben heute Spätschicht, Sam.“, erklärte Sookie energisch.

„Die Party beginnt erst um zwölf. Genug Zeit um beides auf die Reihe zu kriegen.“, sagte Sam mit einem Grinsen im Gesicht, welches Sookie jedoch nicht erwiderte.

„Mach dir keinen Kopf, Sook. Wir wissen schon, was wir tun.“, meinte Jason, woraufhin Sookie schnaubte und schweigen weiter aß.

Nach einem flüchtigen Blick auf seine Uhr schlang Jason sein Essen hastig hinunter, bevor er in Richtung Tür stürmte.

„Scheiße! Ich komme zu spät zur Arbeit! Wir sehen uns später, Sam.“ Er zwinkerte ihr zu und verschwand nach draußen. Sam lachte, als er wieder hereinstürmte. Erst als er bereits bei seinem Wagen gewesen war, fiel ihm auf, dass er keine Klamotten trug.

„Verflucht! So ein Mist!“, rief er, während er die Treppe hinauf sprintete.

„Herrje, wenn sein Kopf nicht angewachsen wäre…“, murmelte Adele grinsend.

„Zum Glück hat er ja euch beide.“

Sam lugte zu Sookie hinüber, die sich ebenfalls ein Lächeln nicht verkneifen konnte.

Während sich Sookie am frühen Nachmittag auf den Weg ins Merlotte’s machte, um dort die Tische in ihrem Bereich überaus gründlich zu reinigen, begab sich Sam zu der Baustelle, auf der Jason zurzeit arbeitete.

„Hey, Sam!“, pfiff ihr einer der Jungs nach, bevor Jason ihn anfunkelte.

„Verzieh dich wieder in dein Loch!“, fuhr Jason ihn an, woraufhin er sich abwandte.

„Es scheint, als hättest du deine Jungs gut im Griff, Jason.“, schmunzelte Sam und griff in ihre Umhängetasche.

„Tja, sie haben eben Respekt vor mir.“

Sam kicherte, weshalb Jason ihr einen grimmigen Blick zuwarf.

„Entschuldige.“

Sie gab ihm einen Kaffee und zwinkerte ihm zu.

„Autsch!“, schrie er, als er wie jeden Mittag den Kaffee viel zu schnell trank und sich die Zunge verbrannte.

„Wann lernst du’s endlich?“

„Hast du was zum Essen dabei?“, fragte er plump und Sam drückte ihm unsensibel eine Papiertüte in die Hand.

„Hier. Vergiss nicht deiner Grandma hin und wieder zu danken.“

„Ja, ja.“, murmelte er, während er begann sein Sandwich zu zermahlen.

Sam seufzte und wandte sich ab.

„Hey, Sam!“

Sie hielt inne und drehte sich noch einmal nach ihm um.

„Danke.“, brummte er und erntete damit ein freundliches Lächeln.

„Oh, ich steh drauf, wenn du mich so ansiehst.“, sagte er und schnalzte ihr zu, bevor sie in ihren Wagen stieg.

„Wir sehen uns heute Abend, Jason!“

„Alles klar, Babe!“

Sie fuhr einiger Meter zurück, so dass sie direkt neben ihm zum Stehen kam.

„Wie hast du mich eben genannt?“, fragte sie scharf und Jason schluckte.

„Willst du wirklich, dass ich das wiederhole?“

„Dafür spendierst du mir heute Abend einen Drink, klar?“

Er nickte und Sam fuhr davon.

„Gib’s auf, Jason! Die ist ne Nummer zu hoch für dich!“, rief ihm einer der Arbeiter zu, doch Jason schenkte ihm keinerlei Aufmerksamkeit.

„Das wird schon. Lass den Kopf nicht hängen.“, versuchte Hoyt seinen besten Freund aufzumuntern.

„Ich weiß nicht, was du meinst. Sie hängt doch schon längst am Haken.“, meinte er stolzierend.

„Klar, ganz wie du meinst.“, seufzte Hoyt mitfühlend.

Derweil hatte Sookie sich ihre Schürze umgebunden und damit begonnen die Speisekarten abzuwischen.

„Hey, Sookie. Du weißt schon, dass dein ständiges Zuspätkommen nicht dadurch beglichen wirst, dass du hin und wieder überpünktlich bist, oder?“, fragte Sam Merlotte, der Besitzer der Bar.

„Sicher.“, gab Sookie knapp zur Antwort.

Sam schüttelte den Kopf, während er wieder im hinteren Teil der Bar verschwand, wo Lafayette für seine Schicht in der Küche alles vorbereitete.

Nach einer Weile kam auch Samantha hereingeschneit und begann ihre Schicht.

„Hey, Sam.“, begrüßte sie Andy Bellefleur, der örtliche Sheriff, der beinahe jeden Tag um dieselbe Zeit hier eintraf.

„Sheriff, freut mich Sie zu sehen. Was kann ich Ihnen bringen?“, Sam zückte ihren Block, um Andys Bestellung aufzunehmen, die sie jedoch bereits kannte, da er selten etwas anderes als einen Cheeseburger bestellte. Sie brachte den Zettel zu Lafayette in die Küche, wo dieser kurz darauf damit begann die Bulette zu braten.

Nach und nach kamen immer mehr Menschen in die Bar und Samantha und Sookie hatten alle Hände voll zu tun. Als für einen Augenblick Ruhe einkehrte, zog Sookie Samantha zur Seite und fixierte sie mit einem Blick, den Sam nicht von ihr kannte.

„Hör zu, Sam. Ich will mich wirklich nicht einmischen, aber ich weiß nicht, was ich davon halten soll, dass du so viel Zeit mit Jason verbringst. Weißt du, ich will einfach nicht, dass einer von euch beiden verletzt wird.“, sagte Sookie vorsichtig, doch Sams Temperament war schon geweckt.

„Was soll das heißen?! Denkst du nicht, wir sind alt genug selbst zu wissen, was wir wollen?! Du musst damit aufhören deine Nase überall hineinzustecken.“, platzte es aus Sam heraus, doch praktischerweise beherrschte Sookie die Kunst der Telepathie, weshalb sie wusste, dass Sam es oft nicht so meinte, wie sie es sagte.

„Verdammt, Sookie, ich bin mir doch selbst nicht sicher, was das zwischen ihm und mir ist, also lass mich einfach in Frieden!“, dachte Sam und verschwand, als ein weiterer Gast die Bar betrat und sich in ihren Bereich setzte.

Plötzlich kam ein junger Mann mit dunklen Haaren durch die Tür und sämtliches Gemurmel, das bis dato geherrscht hatte, verstummte. Samantha drehte sich nach ihm um und beobachtete ihn eingehend, während Sookie, wie von Sinnen auf ihn zusteuerte. Es schien fast so, als stünde sie unter einem Bann.

„Willkommen im Merlotte’s. Was kann ich Ihnen bringen?“, fragte sie.

„Nur eine Flasche True Blood, bitte.“

„Sie sind ein… Vampir?“

Noch immer starrten die Gäste der Bar den Neuankömmling an, doch nun erkannte Sam die Abscheu in ihren Blicken.

„Mein Name ist Bill.“, fuhr der Vampir fort.

„Sookie.“

Sam schüttelte den Kopf, als Sookie für einen Moment zu ihr sah, doch sie ließ nicht von Bill ab. Dieser hatte offenbar gemerkt, dass Sookie zu Sam gesehen hatte, denn auch er musterte sie nun eingehend. In seinem Blick lag deutliches Misstrauen. Sam wich seinem Starren nicht aus, was ihn offensichtlich beeindruckte. Viele Menschen hatten Angst vor Vampiren, doch nicht Sam.

Sookie brachte kurz darauf die Flasche True Blood, die warm serviert wurde, damit es menschlichem Blut ähnlicher wurde.

Die nächsten Stunden verbrachte Sookie damit Bill intensiv zu beobachten, was dieser erwiderte und was Sam beunruhigte. Es herrschte bereits tiefste Nacht, als Jason hinzukam und sich an den Tresen setzte.

„Sam, Baby, bringst du mir ein Bier?“, rief er, so dass es jeder der Anwesenden hören konnte.

Sie brachte ihm das Bier, doch als er danach griff, schnappte sie sich sein Hemd und zog ihn dicht an sich heran.

„Ich glaube ich erwähnte bereits, dass du mich nicht so nennen sollst, nicht wahr, Schätzchen?“, merkte sie energisch an und ließ wieder von ihm ab.

Hoyt, der kurz nach Jason hereingekommen war, setzte sich schmunzelnd neben Jason.

„Ich sehe sie hängt voll am Haken.“, spottete er und klopfte Jason auf die Schulter.

„Halt’s Maul.“

Als Sam zurück zu den beiden Jungs ging, deutete sie möglichst unauffällig in Bills Richtung, der seine Augen noch immer nicht von Sookie lassen konnte.

„Sieht so aus, als hätte Sookie einen neuen Verehrer.“, merkte sie an, ohne dabei ihren Blick von Jason zu lassen.

Er war noch nie ein Freund der Vampire gewesen, doch wenn es um seine Schwester ging, verstand er keinen Spaß.

„Wer ist er?“, fragte er und musterte ihn eingehend.

„Ich erzähl‘s dir unterwegs.“, leitete Sam geschickt ein, bevor sie ihre Schürze ablegte und sie in ihrem Fach verstaute.

„Wir sehen uns später, Sook.“, sagte Jason, bevor er mit Sam und Hoyt die Bar verließ.

Jasons Pick-up war mit einer Sitzbank ausgestattet, von der jedoch unter all dem Müll nichts mehr zu sehen war. Einmal hatte Sam eins von seinen unzähligen Pornoheften gefunden und er war rot wie eine Tomate geworden, als sie ihn darauf angesprochen hatte. Seitdem keins der Heftchen mehr zu Gesicht bekommen. Vermutlich versteckte er sie unter seiner Matratze. Wie immer saß Sam in der Mitte, da sie am wenigsten Platz brauchte.

„Was ist eigentlich in der Tasche, die du mit dir rumschleppst?“, fragte Hoyt neugierig.

„Ach, nur mein Outfit für heute Abend oder denkst du ich gehe in der Uniform vom Merlotte’s?“

„Du kannst dich gerne hier umziehen.“, schmunzelte Jason, doch er ahnte nicht, dass sie genau das vorhatte.

Als sie begann ihr T-Shirt auszuziehen, wusste weder Jason noch Hoyt wie sie darauf reagieren sollten, also versuchten sie sich nicht anmerken zu lassen, wie nervös sie sie machte. Jason warf einen flüchtigen Blick auf ihre Unterwäsche, weshalb er beinahe den Wagen in den Straßengraben gefahren hätte.

„Wow!“, rief er vor Schreck aus und Sam lachte.

„Bleib cool, Jason. Du wolltest es doch so, oder nicht?“, sagte sie noch immer halb nackt und lehnte sich zu ihm hinüber.

Sie erkannte die Selbstbeherrschung, die er aufbringen musste, doch sie war noch nicht zufrieden.

„Ich bin nicht dein Baby, aber wenn du willst, dass ich es werde, solltest du zu aller erst damit aufhören mich so zu nennen, klar?“, flüsterte sie in sein Ohr, wobei sie sein Herz schlagen hören konnte.

Als er nickte, lehnte sie sich wieder zurück und zog ihr mitgebrachtes Top über, das kaum mehr bedeckte, als ihr BH. Sie mochte es Jason so auf die Palme zu bringen, doch in letzter Zeit hatte sie tatsächlich Gefallen daran gefunden von ihm begehrt zu werden.

Die Schlange, die sich vor der Bar mit der leuchtenden Aufschrift „Nummer 7“ gebildet hatte, wirkte schier unendlich lang und die Jungs zweifelten schon bei ihrer Ankunft daran, die Bar heute noch betreten zu können.

„Na toll, das war’s dann wohl.“, seufzte Jason, doch Sam war positiver gestimmt.

„Lasst mich nur machen, Jungs.“, erklärte sie und steuerte geradewegs auf den Türsteher zu.

„Hey, tolle Nacht, nicht wahr?“

Der Mann grunzte und reagierte mit dem Öffnen der Absperrung auf Sams Zwinkern. Ziemlich baff folgten Jason und Hoyt ihr.

„Alles klar, Jason, du schuldest mir einen Drink. Mach dich schon mal auf die Suche nach der Theke.“, forderte Sam lautstark, damit er sie in dem überfüllten Raum verstehen konnte.

Die Tanzfläche war so voll, dass Sam nur erahnen konnte, wo sie sich befand und ebenso erging es ihr mit dem Tresen. Gemeinsam bahnten sie sich einen Weg durch die Masse und erreichten schließlich einen Hocker, den Jason sogleich beschlagnahmte.

„Meiner!“, verkündete er und ehe er wusste, wie ihm geschah hatte Sam sich auf seine Beine gesetzte und den Barkeeper herüber gewunken.

Während sie bestellte, zwinkerte Jason Hoyt hinter ihrem Rücken zu und legte seine Hand auf ihren Rücken. Kurz darauf wurde auch der Stuhl neben ihnen frei und da Sam keinerlei Anstalten machte den Platz zu wechseln, setzte sich Hoyt. Je länger sie dort saßen, desto weiter rutschte Jasons Hand Sams Rücken hinunter.

„Vorsicht, Schätzchen.“, merkte sie an, als er die untere Naht ihres Oberteils erreicht hatte.

Augenblicklich schoss seine Hand ein Stückchen höher.

„Tschuldige.“, murmelte er, doch er meinte es nicht so.

„Sag mal, Sam. Wolltest du uns nicht eigentlich erzählen, wer der Stalker von Sookie war?!“, warf Hoyt ein, um Sams Aufmerksamkeit von Jasons Hand zu lenken, die schon wieder auf dem Weg nach unten war.

Sie nahm einen Schluck von ihrem Drink und sah dann zu Hoyt hinüber.

„Sein Name ist Bill. Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen, deswegen vermute ich, dass er neu in der Gegend ist. Ach ja und er ist ein Vampir.“, bemerkte sie beiläufig, wobei Jason sich an seinem Bier verschluckte.

„Was?!“, prustete er und sah Sam schockiert an.

„Mach dir keine Sorgen, Sookie weiß schon was sie tut.“

„Ach ja?! Weißt du das oder vermutest du das nur?!“

„Er wirkte ziemlich nett.“

„Ach tat er das?! Ich glaub’s nicht, dass du sie allein mit diesem Freak gelassen hast!“

„Hey, Jason, komm mal wieder runter.“, sagte Hoyt unterschwellig, da er einen Streit vermeiden wollte, doch es war zu spät.

„Wir müssen sofort zurück.“, erklärte Jason, doch Sam bewegte sich keinen Zentimeter.

„Jetzt spiel dich doch hier nicht so auf! Wie würdest du es finden, wenn Sookie sich in deine Angelegenheiten einmischen würde? Ach nein, warte das tut sie ja schon. Vielleicht sollte ich tun, was sie für richtig hält und nicht mehr so viel Zeit mit dir verbringen. Was meinst du?“, meinte sie empört und brachte Jason damit zum Schweigen.

„Ihr zwei seid echt einmalig.“, merkte Hoyt an und lockerte die angespannte Situation so auf.

„Wenn es dir dann besser geht, ruf sie doch einfach a und frag, ob es ihr gut geht.“, schlug Sam vor, doch Jason schüttelte den Kopf.

„Sie wird schon allein zurechtkommen, oder nicht?“

Sam nickte und sah mit Dankbarkeit in den Augen zu Hoyt. Dieser zwinkerte ihr zu und bestellte anschließend eine weitere Runde.

Währenddessen hatte Sookie sich auf den Heimweg gemacht, als sie beim Aufschließen ihres Autos ein Rascheln aus dem Wald hörte, der das Merlotte’s umgab und herumwirbelte.

„Wer ist da?“, fragte sie in die Dunkelheit und bevor sie wusste, wie ihr geschah, lag sie am Boden und wurde von heftigen Tritten hin und her geschleudert.

Der Geschmack von Blut machte sich in ihrem Mund breit und bald sah sie es in Flecken auf dem Boden.

„Dämliche Vampir Sympathisantin!“, meinte einer der beiden Angreifer, bevor er von ihr abließ.

„Das reicht. Die hat genug.“, sagte der andere und verschwand mit seinem Komplizen zurück in den Wald.

Unfähig sich zu bewegen, blieb Sookie auf dem Boden liegen und versuchte dem Ohnmachtsgefühl zu entrinnen, doch sie kam nicht dagegen an und verlor das Bewusstsein. Sie wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, als sie wieder zu sich kam. Noch immer war alles voller Blut, doch ihre Schmerzen hatten nachgelassen. Auch der Untergrund, auf dem sie lag, war anders und erst jetzt erkannte sie Bill, der über sie gebeugt dasaß und aus dessen Handgelenk sie Blut saugt. Angewidert zuckte sie zurück, doch er drängte sich ihr weiter auf.

„Keine Angst. Ich will dir nur helfen. Vampir-Blut hat heilende Kräfte.“, erklärte er und Sookie verstand.

Ihre Verletzungen verschwanden nach und nach und schließlich zog Bill seinen Arm zurück.

„Danke.“, flüsterte Sookie erschöpft und richtete sich langsam auf.

„Soll ich dich nach Hause bringen?“, fragte er zuvorkommend und nahm sie hoch, nachdem sie genickt hatte.

Auch die drei Freunde waren inzwischen aufgebrochen, um den Heimweg anzutreten, als Jason einen Arm um Sams Schulter legte und sie zum Wagen gingen. Während der Fahrt zu Hoyts Wohnung lachten und spaßten sie, doch als Hoyt ausgestiegen war, kehrte Stille ein.

Als sie zu Hause ankamen, blieb Jason reglos sitzen.

„Was ist? Willst du nicht aussteigen?“, fragte Sam und schnallte sich ab.

„Hat Sookie wirklich gesagt, dass wir weniger Zeit zusammen verbringen sollen?“

„Du kennst sie doch. Sie will nur nicht, dass sich etwas hier zu Hause verändert.“

Jason nickte zustimmend.

„Und was ist mit dir? Willst du auch nicht, dass sich etwas ändert?“

„Jason…“ Sie griff nach dem Türgriff und zögerte dann kurz.

„Es ist spät geworden. Lass uns reingehen.“, schlug sie vor und steuerte auf die Veranda zu.

„Hast du noch Lust auf ein Bier hier draußen? Es ist eine so schöne Nacht und…“

„Und was?“, fragte sie schmunzelnd.

Er trat dichter an sie heran, so dass ihre Nasen sich beinahe berührten.

„Und ich will nicht, dass es schon zu Ende ist.“, vollendete er den Satz und machte einen weiteren Schritt auf sie zu.

Wirre Gedanken tummelten sich in ihrem Kopf und sie konnte sie nicht zuordnen, doch als sie ihre Hand auf Jasons Brust legte und sein Herz genauso schnell schlagen spürte, wie ihres, wusste sie, dass es ihm ähnlich erging. Sie überwand die wenigen Millimeter, die sie voneinander trennten und küsste ihn. Zärtlich und vorsichtig. Schnell fühlte Jason sich sicherer und küsste sie nun intensiver. Er fuhr ihr mit der Hand durchs Haar und sie krallte sich in sein Hemd. Nach einer Weile lösten sie sich voneinander, doch ihre Augen blieben noch einen Moment geschlossen.

„Ich wusste, dass es heute Abend passieren würde, aber…“, begann sie, doch Jason unterbrach sie.

„Dass was passieren würde?“

„Wir sollten reingehen.“, stellte sie fest und wandte sich zur Tür.

Jason trat hinter sie und griff sanft ihre Schultern.

„Jetzt bist du mein Baby.“, flüsterte er in ihr Ohr, bevor sie den Schlüssel drehte und das Haus betrat.

„Komm mit zu mir.“, forderte Jason, doch Sam schüttelte zu seiner Enttäuschung den Kopf.

„Nein, Jason. Nicht heute.“

Sie küsste ihn und er zog sie dicht an sich heran. Sie konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren.

„Gute Nacht, Jason.“

Sie schlich die Treppe hinauf und verschwand in ihrem Zimmer. Jason hielt einen Moment inne und blickte ihr nach, bevor er durch die Tür ging, auf der sein Name stand.

Kapitel 2
 

Am nächsten Morgen war es Sam, die als erste aufstand und das Bad für sich beanspruchte. Als sie vom Spiegel hinunter ins Waschbecken blickte, lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter. In einem Gemisch aus Wasser und Blut lag Sookies Uniform und weichte dort scheinbar schon seit Stunden ein. Sie fischte die Kleidungsstücke heraus und ließ die Brühe ablaufen. Mit frischem Wasser ausgespült legte sie das Shirt und die kurze Hose über den Rand der Badewanne, wo sie trocknen sollten. Danach ging sie zu Sookie.

„Sookie, wach auf!“, sagte Sam immer wieder mit ansteigender Lautstärke.

„Was ist? Ist was passiert?“, fragte sie verschlafen.

„Das wollte ich dich fragen. Wieso war deine Uniform voller Blut?! Geht es dir gut?! Hat dir dieser Vampir etwas angetan?!“

„Nein!“, entgegnete Sookie scharf.

„Er hat mich gerettet!“

„Gerettet?!“, wiederholte Sam wesentlich ruhiger.

„Ich wurde angegriffen, als ich zu meinem Wagen ging. Bill gab mir sein Blut und heilte so meine Verletzungen.“

„Und es geht dir sicher gut?“, fragte Sam besorgt nach und als Sookie nickte, durchflutete sie eine Welle der Erleichterung. Kurzerhand umarmte sie Sookie, die es ihr verwundert gleichtat.

„Ich weiß schon, dass wir uns nicht immer grün sind, aber du bedeutest mir sehr viel, weißt du?“, erklärte Sam und löste die Umarmung.

„Ich weiß. Und du bist mir genauso wichtig.“

Sie lächelten beide und gingen wenig später nach unten, um das Frühstück vorzubereiten.

„Ich werde mal Jason wecken gehen.“, meinte Sam, nachdem sie eine halbe Ewigkeit auf ihn gewartet hatten.

Sie sparte es sich anzuklopfen und betrat Jasons Zimmer. Überall lagen schmutzige Klamotten und leere Chipstüten und Bierdosen herum.

„Wow.“, dachte Sam laut, beim Anblick des Chaos.

„Jason?“

Sie näherte sich seinem Bett, in dem er, nur mit einer Boxershort bekleidet und Arme und Beine von sich streckend, lag. Sie betrachtete ihn einen Augenblick – seinen muskulösen Oberkörper und seine zerzausten Haare, bei deren Anblick sie den Kopf zur Seite legte und grinste, bevor sie ihm die Decke wegzog und ihn somit unsanft weckte. Ein paar unverständliche Worte drangen aus seinem Mund und Sam musste unweigerlich kichern.

„Komm schon, Faulpelz. Zeit zum Aufstehen.“, sagte Sam, während Jason sich aufrichtete, jedoch nicht um aufzustehen, sondern um Sam zu ihm ins Bett zu ziehen.

„Was soll das?“, lachte sie und setzte sich auf Jason.

„Willst du nicht einfach hier bleiben?“, fragte er und schubste ihre Arme weg, so dass sie den Halt verlor und vornüber auf seine Brust rutschte.

Er hielt ihre Handgelenke und drehte sie nun auf den Rücken.

„Faulpelz, hm?“, wiederholte er und löste seinen Griff um eines ihrer Handgelenke.

Er küsste sie und fuhr mit seiner Hand über ihre Schulter, ihren Hals hinauf und in ihr Haar, wo er seine Hand tief vergrub.

„Das wäre ein anständiges Aufwecken gewesen. Merk’s dir fürs nächste Mal.“, zwinkerte er ihr zu und küsste sie erneut.

Einige Stunden später trat Sam ihre Mittagsschicht im Merlotte’s an, wo Arlene, die rothaarige Kellnerin, bereits überfordert wirkte.

„Gott sei Dank, Sam. Die rennen mir hier die Bude ein!“, erklärte Arlene aufgebracht und hastete mit einem Teller Hummerscheren zu einem der Gäste.

Immer mehr Leute kamen in die Bar und bald schon waren nahezu alle Tische besetzt.

„Herrje, hört dieser Andrang denn gar nicht mehr auf?!“, rief Arlene aus, als Sam ihr zur Hilfe kam.

„Keine Sorge, Arlene. Ich übernehme das.“, erklärte Sam mit einem Grinsen im Gesicht, was Arlene ein wenig stutzen ließ, da sie von Sam eine solche Unbeschwertheit nicht gewohnt war.

„Was ist denn heute los mit dir, du wirkst so gut gelaunt.“, merkte Terry an, der heute Dienst in der Küche hatte, als Sam eine Bestellung bei ihm abgab.

„Ich bin wohl heute einfach mit dem richtigen Fuß aufgestanden.“, erwiderte sie und nahm einen Cheeseburger entgegen.

Während der Arbeit vergaß Sam oft die Zeit und so merkte sie gar nicht, dass es bereits dunkel war, als Bill die Bar betrat.

„Bitte, Sam, übernimm du ihn. Ich will nicht in seine Nähe kommen.“, flüsterte Arlene in der Hoffnung, dass er sie so nicht hören könnte, doch natürlich verstand er jedes Wort und schmunzelte deshalb, als Sam zu ihm kam.

„Willkommen im Merlotte’s. Was kann ich Ihnen bringen?“, fragte sie, ohne ihren Gast aus den Augen zu lassen.

„Arbeitet Sookie heute gar nicht?“, wollte er neugierig wissen und fixierte Sams hellblaue Augen.

„Ihre Schicht hat vor einer halben Stunde begonnen, allerdings ist sie nicht gerade dafür bekannt pünktlich zu sein.“

„Bringen Sie mir bitte eine Flasche True Blood.“, forderte er schließlich und gab Sam damit einen Grund zu verschwinden.

Als sie mit der aufgewärmten Vampir-Mahlzeit zurückkam, staunte sie nicht schlecht bei Sookies Anblick. Diese saß nun nämlich gegenüber von Bill und machte keinerlei Anstalten ihrer Arbeit nachzugehen.

„Schön, dass du dich auch mal hier blicken lässt.“, merkte Sam empört an und erntete dafür einen funkelnden Blick von Bill.

„Ich nehme mir heute Abend frei.“, erklärte sie und brachte Sam damit vollends aus der Fassung.

„Wie bitte?! Ist das dein Ernst?!“

„Ich habe eine Verabredung.“

„Mit wem?“

Sookie sah zu Bill hinüber und Sam wollte nicht glauben, was sie vorhatte.

„Eine Frage, Sooki. Bist du verrückt?!“, fragte Sam leise und stützte sich auf dem Tisch ab.

„Wir gehen ins Fangtasia.“

„In diese Vampir-Bar?!“

Sookie nickte und Sam schlug die Hände über ihrem Kopf zusammen.

„Also lass mich mal sehen, ob ich das auch richtig verstanden habe. Du willst ganz allein in eine Bar voller Vampire gehen, damit was? Sie dich zum Dinner verspeisen?!“

„Ich bin nicht allein. Bill ist bei mir. Er wird mich beschützen.“

Äußerst selten geschah es, dass Sam die Worte fehlten, doch Sookie hatte es an diesem Abend geschafft.

„Also gehen wir dann?“, fragte Sookie an bill gewandt und Sam sah zu ihm hinüber.

Er nickte und streckte seine Hand nach ihr aus, woraufhin sie diese ergriff.

„Moment, Leute. Ich werde euch begleiten!“, erklärte Sam und wank Arlene zu.

„Es tut mir Leid. Es ist ein Notfall.“, rief sie ihr zu und hängte sich an Sookies Fersen.

„Ich dachte, du fändest es zu gefährlich in einer Vampir-Bar.“, sagte Sookie an Sam gewandt.

„Allerdings. Das denke ich noch immer. Aber wenn Jason erfahren würde, dass ich dich allein dort hingingen ließ, würde er mich umbringen.“

„Seit wann interessiert dich, was Jason von dir denkt?“, fragte Sookie nach, doch als Sam ihr einer Antwort schuldig blieb, wusste sie es.

„Das kommt wohl daher, dass er und ich jetzt sowas wie eine Beziehung haben“, dachte Sam, doch Sookie beschloss das Thema fürs Erste ruhen zu lassen.

Die Fahrt zum Fangtasia dauerte nicht lange, doch als sie dort waren, hatte Sam es auch nicht unbedingt eilig hineinzugehen.

„Kommt mit.“, forderte Bill und führte die beiden zur Eingangstür, wie eine Frau entschied, wer eintreten durfte und wer nicht.

„Bill, lange nicht gesehen.“, merkte sie gelangweilt an, als sie vor ihr stehen blieben und musterte daraufhin Sam eingehend.

„Schön auch dich wiederzusehen, Pam.“, entgegnete Bill ironisch und wollte an ihr vorbei ins Innere, als sie Sam Einhalt gebot.

„Was…?“

„Du kommst mir irgendwie bekannt vor. Habe ich dich schon mal irgendwo gebissen?“

„Wohl kaum.“, antwortete Sam scharf und nach kurzem Zögern ließ Pam sie hindurch.

Die drei hatten das Gebäude kaum betreten, da tauchte Pam erneut hinter ihnen auf und packte Sam hecktisch am Arm, doch zu spät. Der große blonde Vampir am anderen Ende des Raums hatte sie bereits entdeckt und stand nun, einen Bruchteil von einer Sekunde später, unmittelbar vor ihr, hielt ihre Oberarme fest und starrte in ihre Augen. Sam wurde durchflutet von Erinnerungen, doch es waren nicht ihre eigenen. Es waren die des Vampirs.

„Verflucht!“, platzte es aus Pam heraus, bevor sie ihre Aufmerksamkeit auf Sam richtete.

Diese war derweil in einer Art Trance-Zustand und reagierte deshalb nicht auf Sookie, die sie von dem Vampir abwenden wollte.

„Was passiert mit ihr?“, fragte sie nervös und krallte sich in Bills Jacke.

„Sie ist Eric’s menschliche Verbündete.“, erklärte Pam monoton, ohne Sookie anzusehen.

„Wie ist das möglich?“, fragte Bill verwirrt, als sich Sam zu bewegen begann.

Auch Eric erwachte aus der Starre und fing Sam augenblicklich auf, da diese das Gleichgewicht verlor und zu stürzen drohte. Eric sah Sam ungläubig an und bedeutete Pam, Bill und Sookie ihm in ein Nebenzimmer zu folgen, in welches er auch Sam trug.

„Was war das eben?“, wollte Sam wissen, nachdem Eris sie auf eine Liege gebettet und sich an die gegenüberliegende Wand gestellt hatte.

„Wer bist du?“, fragte Pam energisch und beugte sich über Sam.

„Pam.“, warf Eric ein und sah zu Bill hinüber. „Wo hast du sie gefunden?“

„Ich kenne sie nicht einmal. Sie wollte mit uns kommen, um Sookie zu beschützen.“

„Beschützen?! Ja, das sieht dir ähnlich, Sam.“

„Woher willst du das wissen?!“, platzte es aus Sookie heraus und Eric lächelte.

„Ich weiß mehr über sie, als du es je vermuten könntest.“

Er trat wieder auf Sam zu und nickte Pam zu, woraufhin diese den Raum verließ.

„Und du weißt auch mehr, als es mir lieb ist.“, flüsterte er ihr zu.

„Weißt du, eigentlich bin ich ziemlich tough, aber momentan verstehe ich rein gar nichts. Hättest du nun also die Güte mich aufzuklären?“, verlangte Sam eindringlich und fixierte Eric dabei entschlossen.

„Jeder Vampir bekommt bei seiner Erschaffung einen menschlichen Verbündeten zugewiesen, der sozusagen sein Gegenstück bildet. Jedoch muss dieser Mensch nicht zwingend zur gleichen Zeit wie der Vampir existieren. Ich suche bereits seit eintausend Jahren nach dir.“

Eric hielt kurz inne und Sam suchte Hilfe bei Sookie, doch diese war zu fasziniert um Sams Misstrauen zu teilen.

„Nur die wenigsten Vampire finden ihren Verbündeten, aber diejenigen, die es taten, sind als überaus mächtige Herrscher in die Geschichte eingegangen. Zusammen mit seinem Gegenstück ist man quasi unbesiegbar.“, fuhr Eric fort.

„Ich für meinen Teil denke eher, dass jeder Vampir, der einen Menschen zum Verbündeten hat, äußerst verwundbar ist, meinst du nicht auch?“, warf Sam ein, doch Eric schüttelte den Kopf.

„Keiner der Verbündeten ist ein Mensch geblieben, wenn du verstehst, was ich meine.“

Sam zeigte es nicht, doch Sookie konnte deutlich ihre Angst spüren. Sie wusste jedoch nicht, dass Eric dies nun auch konnte.

„Es ist nicht nötig deine Gefühle und Gedanken zu verstecken. Ich kenne sie sowieso.“, erklärte er weiter in seiner unheimlichen Tonlage.

„Wieso habe ich all diese Momente gesehen – diese Erinnerungen?“, fragte Sam vorsichtig und sah zu Eric hinauf.

„Als Verbündete muss man sich doch vertrauen, oder nicht? Und wahres Vertrauen kann nur entstehen, wenn man absolut ehrlich ist, hab ich recht?“

Er grinste heimtückisch und wandte sich Bill zu.

„Ich danke dir, dass du sie zu mir gebracht hast. Hübsch die Kleine.“, sagte er, während er zu Sookie hinübersah.

Diese funkelte ihn nun an und ihre Faszination schien zu schwinden.

„Wir sollten gehen.“, schlug Bill vor, doch Eric schüttelte den Kopf.

„Tut mir leid, aber das kann ich nicht zulassen.“

Plötzlich klingelte Sams Handy. Es war Jason. Bevor Eric reagieren konnte, hatte sie abgehoben.

„Jason…“

„Sam, sag mir bitte, dass sich Arlene einen schlechten Scherz erlaubt hat, als sie mir eben erzählt hat, du wärst zusammen mit Sookie und diesem Vampir-Freak losgezogen.“

Er wirkte gereizt und ebenso verkrampft stand nun auch Eric vor ihr.

„Leg auf!“, befahl er, doch Sam ignorierte ihn.

„Tja, weißt du… Ich konnte sie doch nicht allein gehen lassen!“, rechtfertigte sie sich, als sie eine Welle von Wut in sich spürte, die offenbar von Eric kam. Sie sah ihn erstaunt an und er trat auf sie zu.

„Sam…“, brummte Jason, als Eric auf einmal nach Sams Handy griff.

„Hey, was soll das?!“, rief Sam aus, bevor Eric das Telefon mit bloßen Händen zerstörte. Er ließ es auf den Boden fallen und Sookie starrte erschüttert auf die Bruchstücke. Sam stand nun von der Liege auf und trat näher an Eric heran.

„Bist du verrückt?“, fragte sie ruhig und Sookie erkannte sofort die Ruhe vor dem Sturm, die von Sam ausging.

„Ich bin es gewohnt, dass meinen Befehlen Folge geleistet wird.“, merkte Eric an und Sam schnalzte.

„Alles klar.“

Für einen kurzen Moment standen sie nur so da und funkelten sich an, während Bill und Sookie sie eingehend beobachteten.

„Faszinierend.“, warf Bill ein und lenkte so die Aufmerksamkeit der anderen auf sich.

„Ich meine, ich habe schon viel von dieser Legende der menschlichen Verbündeten gehört, aber ehrlich gesagt überzeugt war ich davon nie. Aber ihr zwei… Dieser Anblick sagt mehr als tausend Worte.“, fuhr er fort, als plötzlich ein Schrei aus der Bar ertönte.

Eric und Bill verschwanden augenblicklich und als Sookie ihnen folgen wollte, hielt Sam sie auf.

„Lass uns von hier abhauen.“, forderte sie und als Sookie nickte, schlichen sie in die Bar Richtung Ausgang, doch sie blieben wie erstarrt stehen, als sie eine junge Frau sahen, aus deren Hals ein Vampir Blut saugte.

„Oh mein Gott.“, brachte Sookie hervor und zuckte zusammen, als Sam ihre Hand ergriff, um sie zur Tür zu ziehen.

„Wo wollt ihr denn hin?“, fragte Eric, der auf einmal hinter ihnen auftauchte.

„Wir werden jetzt nach Hause gehen, klar?!“, sagte Sam bestimmend und drehte sich zu ihm um.

„Und du wirst uns gehen lassen.“, fuhr sie fort und Eric lachte.

„Ach ja?!“, spottete er, doch Sam machte keine Witze.

„Allerdings. Wir werden draußen auf Bill warten. Sag ihm das.“

Sie wandte sich wieder um, als er ihren Oberarm packte. Als sie ihn erneut anblickte, verlor sein Ausdruck jegliche Selbstsicherheit. Sams Augen verfärbten sich von hellblau in das tiefe Grün, das Eric nur allzu gut kannte. Er ließ sie los und starrte ihr hinterher, während sie die Bar verließ. Auch als Bill an ihm vorbei nach draußen stürmte, regte sich keiner seiner Muskeln.

„Na los, weg von hier!“, verlangte Sam, als sie Bill erblickte und kurze Zeit später saßen sie auch schon im Wagen auf dem Weg zurück nach Bon Temps. Während der Fahrt sagte niemand ein Wort und auch als sie zu Hause ankamen, schwieg Sam. Sie ging ohne eine Verabschiedung hinein und lief dort Jason in die Arme.

„Verdammt, Sam, was ist denn los mit dir?“, fragte er aufgebracht und Sam erkannte, dass er sich tatsächlich Sorgen um sie gemacht hatte.

„Wo ist Sookie?“

„Draußen. Sie kommt sicher gleich rein.“

Jason atmete durch und erst jetzt fiel ihm die veränderte Farbe ihrer Augen auf.

„Was zum… Was ist mit deinen Augen passier?“

„Was meinst du?“

„Sie sind grün.“

„Was?!“

Sie stürmte nach oben und traute ihren Augen nicht, als sie vergeblich nach etwas Blauem in ihrer Iris suchte.

„Was ist heute Abend passiert?“, fragte Jason, nachdem sie sich etwas beruhigt hatte.

„Ich… ähm… ehrlich gesagt bin ich nicht sicher.“, antwortete sie leise und Jason nickte mitfühlend.

Auf der Veranda saßen derweil Sookie und Bill auf der Bank, die Jason dort im vergangenen Jahr aufgestellt hatte, damit Adele während der Gartenarbeit hin und wieder eine Pause einlegen konnte.

„Du solltest besser zu ihr rein gehen. Es war sicher keine leichte Erfahrung für sie.“, riet Bill und erhob sich.

„Was wird jetzt mit ihr geschehen?“, fragte sie, obwohl sie die Antwort fürchtete.

„Die Bindung, die sie und Eric haben, kann nicht einfach unterdrückt werden, das wird sie bald merken. Was das Vampir-Dasein betrifft: Es wäre sicher besser, wenn sie sich darauf einlassen würde, denn jeder, der von ihrer Beziehung zu Eric weiß, wird versuchen sie zu töten?“

„Aber wieso? Ich meine sie stellt doch keinerlei Bedrohung dar.“

„Natürlich nicht. Zumindest nicht so lange sie noch ein Mensch ist. Allerdings wird es schwieriger sie zu töten, wenn sie erst einmal ein Vampir ist und das kommt Eric sehr entgegen.“

„Was meinst du damit?“

„Wenn einer der beiden stirbt, geht der andere auch.“

Schockiert sah sie ihn an und suchte nach den passenden Worten.

„Ist sowas denn möglich?“, fragte sie schließlich, doch sie kannte die Antwort bereits, auch wenn ihre telepathischen Fähigkeiten bei Vampiren nicht wirkten.

„Du siehst also, es wäre wirklich ratsam, wenn sie diesen Schritt machen würde.“

„Ich glaube nicht, dass Sam jemals dazu bereit sein wird.“

„Dann können wir wohl nur hoffen, dass niemand von ihrer Besonderheit erfährt, der Eric schaden will.“

Er ging die Stufen der Veranda hinunter und steuerte seinen Wagen an.

„Gute Nacht, Sookie.“, sagte er zum Abschied, bevor er losfuhr und Sookie im Haus verschwand.

Dort war inzwischen Ruhe eingekehrt, weshalb auch Sookie zielstrebig in ihr Zimmer ging. In dieser Nacht schlief Sam ziemlich unruhig. Unbekannte Bilder flackerten immer wieder auf und sie durchlebte unzählige Grausamkeiten, die Eric unschuldigen Menschen angetan hatte, als sie plötzlich hochfuhr. Schweißgebadet saß sie da und fühlte die letzte Szene langsam verblassen. Er hatte sie über sie gebeugt und seine Fangzähne ausgeklappt, bevor er rückartig in ihren Hals biss und sie aussaugte. Tatsächlich hatte sie seine Zähne gespürt, doch als sie nun ihren Hals abtastete, konnte sie dort nichts finden. Sie lehnte sich zurück und starrte in die Dunkelheit. Erics Augen erschienen ihr immer wieder, wenn sie ihre Augen schloss, weshalb sie in dieser Nachte keinen Schlaf mehr fand.

Kapitel 3
 

In der vergangenen Nacht hatte außer Adele niemand im Hause Stackhouse viel geschlafen. Sookie war deshalb an diesem Morgen schon früh auf den Beinen und entdeckte so als erste den Zettel, den Sam geschrieben hatte.

<Musste mal raus. Macht euch keine Sorgen. Sam>

Sookie beschlich ein ungutes Gefühl bei dem Gedanken daran, dass Sam allein unterwegs war, doch sie kannte sie lange genug, um zu wissen, dass sie durchaus in der Lage war auf sich selbst zu achten.

Heute war Sams freier Tag und wie gewohnt fuhr sie an diesem Tag raus aus Bon Temps, um ein wenig Zeit allein zu verbringen. Allerdings hatte sie diese Auszeit noch nie so sehr gebraucht, wie jetzt. Sie war schon eine Weile unterwegs und so erreichte sie nach einer Stunde Fahrt das Ziel ihres Ausflugs. Ihren Wagen parkte sie direkt vor der Veranda des heruntergekommenen Hauses, in dessen Garten es nur so von Unkraut wimmelte.

Inzwischen waren auch Jason und Adele aufgestanden und gesellten sich zu Sookie, die bereits den Tisch in der Küche gedeckt hatte.

„Schläft Sam noch?“, fragte Jason, während er sich ein Glas Saft einschenkte.

„Sie ist schon weg.“, antwortete Sookie knapp.

„Wieso fährt sie nur jede Woche dort hin?“, merkte Jason an und Adele griff nach seiner Hand.

„Du müsstest das doch eigentlich verstehen. Dieses Haus ist alles, was ihr von ihren Eltern noch geblieben ist. Sie fühlt sich dort sicher mit ihnen verbunden.“, erklärte sie und sah zu Sookie hinüber.

„Es ist nie leicht einen geliebten Menschen zu verlieren. Jeder sucht dann nach etwas, das ihn an den Verstorbenen erinnert.“, fuhr sie fort und Jason nickte verständnisvoll.

Das Haus, in dem Sam aufgewachsen war, hatte ihr stets Zuflucht geboten, doch nun, da ihre Eltern fort waren, war auch die Sicherheit verschwunden. Es war staubig im Inneren des Gebäudes und Farben, die einst satt und kräftig waren, blichen nach und nach aus. Die Möbel standen noch immer an Ort und Stelle und Sam erinnerte sich an ihre Mutter, wie sie im Wohnzimmer saß und fernsah, als wäre es erst gestern gewesen, dass sie sie zum letzten Mal gesehen hatte. Im Obergeschoss befanden sich ihr Kinderzimmer und das Schlafzimmer ihrer Eltern, doch sie ging zunächst in die Küche, wo ein Foto an der Wand ihre Familie zeigte. Es war ein wenig verblasst, aber dennoch war die Freude, die sie am Tag der Aufnahme empfunden hatte, deutlich zu erkennen. Nach einer Weile ging sie nach oben und setzte sich auf ihr Bett, das genau wie der Rest des Zimmers in einem zarten rosa gestrichen war. Eine Zeit lang blieb sie dort einfach nur sitzen und dachte an Eric und wie ausgerechnet sie in diese Lage geraten konnte. Ihr Kopf war überfüllt mit Erinnerungen, die nicht ihre waren, aus einem Leben, das nicht sie gelebt hatte und sie waren voller Hass und Wut. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass eine einzige Person so viel Zorn ertragen konnte, ohne verrückt zu werden.

Sookie hatte gerade ihre Mittagsschicht im Merlotte’s angetreten, als Jasen hereinkam und sich an die Bar setzte. Da Sookie einen anderen Gast bediente, kam Arlene auf ihn zu und notierte seine Bestellung.

„Sag mal, Jason. Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber ich mache mir irgendwie Sorgen um Sookie und Sam. Ich meine es ist ja ihre Entscheidung, ob sie sich auf Vampire einlassen, aber…“

Sie zögerte einen Augenblick, doch Jason verstand, was sie meinte.

„Wenn dieser Vampir das nächste Mal hier auftaucht, rufst du mich sofort an, okay?“, forderte er eindringlich du Arlene nickte.

„Ich werde nicht zulassen, dass er Sookie oder Sam in Gefahr bringt.“, sagte er mehr zu sich selbst, als zu Arlene, bevor er einen Schluck von seinem Bier nahm.

Die vergangenen Stunden hatte Sam damit verbracht das Haus zu reinigen, weil sie hoffte so die wirren Gedanken loszuwerden, die in ihrem Kopf herumspukten und tatsächlich schien es für eine gewisse Zeit zu funktionieren. Als sie jedoch die Sonne langsam hinter den Bäumen verschwinden sah, wurde sie unsanft in die Realität zurückgeholt. Sie verließ das Haus ihrer Eltern, doch nicht, um zurück nach Hause zu fahren. Hinter ihrem Grundstück befand sich ein dichter Wald, in dem sie als Kind oft gespielt hate. Nachdem sie sich einen Weg durch das Gestrüpp gebahnt hatte, stieg sie schließlich auf einen Weg, dem sie weiter ins Innere des Waldes folgte.

Jason saß derweil noch immer in der Bar und versuchte seine Nervosität zu verbergen, doch Sookie kannte ihren Bruder schon zu lange, um sich von ihm täuschen zu lassen.

„Ist alles in Ordnung, Jason?“, fragte sie besorgt.

Er nickte wenig überzeugend, doch da sie von ihm keine Antwort erwartete, suchte sie selbst danach.

„Normalerweise ist Sam um diese Zeit immer zurück. Wo steckt sie nur?“, dachte er und Sookie begann ebenfalls sich Sorgen zu machen.

„Jason, du solltest sie suchen gehen!“, forderte sie ihn auf.

„Hast du etwa schon wieder in meinem Kopf rumgepfuscht?! Hör auf damit, Sookie!“, rief er, während er auf den Ausgang zusteuerte.

Von so vielen Bäumen umgeben, merkte Sam gar nicht, dass es bereits dunkel geworden war, als sie das Grab ihrer Eltern erreichte. Vor dem Grabstein knieend, fuhr sie ihre Namen nach, die dort eingemeißelt worden waren.

„Ich wünschte, ihr wärt hier. Ich könnte eure Hilfe wirklich gut gebrauchen.“, flüsterte sie und Tränen stiegen in ihre Augen. Plötzlich hörte sie ein Knacken hinter sich und blickte kurz darauf in Erics Gesicht. Sie sprang auf und wich zurück, doch er stand erneut hinter ihr, bevor sie erkannte, dass er sich bewegt hatte.

„Denkst du wirklich, ich würde dich so einfach entkommen lassen, nachdem ich so lange nach dir gesucht habe?!“, fragte er, ohne eine Antwort zu verlangen.

„Woher wusstest du, wo ich bin?“

„Ich werde immer wissen, wo du bist, wie du dich fühlst, was du denkst. Du kannst mir nich entkommen.“

Er trat näher an sie heran, doch sie blieb stehen und fixierte ihn.

„Was willst du von mir?“

„Komm mit mir.“

„Was?! Du willst, dass ich mit in deine Vampir-Bar komme?!“

Er lachte spöttisch und griff schlagartig nach ihrem Oberarm.

„Ich will, dass du mit mir kommst, egal wohin ich gehe.“, flüsterte er in ihr Ohr und fasst noch fester zu, als sie versuchte sich loszureißen.

„Du solltest anfangen mir zu vertrauen.“

„Vertrauen?! Dir?! Eher würde ich sterben!“, entgegnete sie aufgebracht.

„Oh, das wirst du, glaub mir. Allerdings ist es deine Entscheidung, ob du einer von uns wirst und ein Leben erfährst, wie du es dir in deinen tollsten Träumen nicht vorstellen kannst oder ob Clare dich nach und nach immer mehr unter ihre Kontrolle bringen wird.“

„Wer ist Clara?“

„Ihr gehörten deine smaragdgrünen Augen.“

Sam fühlte ein Schaudern, das bis in ihre Haarspitzen wanderte und sie Eric fassungslos anstarren ließ.

„Als sie ihr kleines Spielchen gestern begann, war ich zugegebenermaßen ein wenig überrascht, aber nun bin ich bereit es mit ihr aufzunehmen.“

„Wer ist sie, dass sie ein Interesse daran hat, dich herauszufordern?“

Eric zögerte und lockerte den Griff um ihren Arm.

„Ihre Rolle in dieser Geschichte ist nicht von Bedeutung. Sie ist nur ein Bruchteil meiner Vergangenheit.“

Misstrauisch sah Sam in sein Gesicht und langsam beruhigte sich ihr Herzschlag.

„Ist das so?“, murmelte sie und löste ihren Arm aus seiner Hand.

„Wenn sie so unbedeutend ist, wie du sagst, warum sucht sie dich dann heim?“

„Willst du das Risiko eingehen es herauszufinden? Ich meine, wenn sie dich kontrolliert, werden wir es wohl wissen. Also, begleitest du mich nun, damit ich dir helfen kann?“

„Ich denke, ich ziehe Claras Gesellschaft, wer immer sie auch sein mag, dir vor. Also nein, ich gehe nicht mit dir und lasse mich zu einem beschissenen Blutsauger machen!“

„Tja, zu dumm, dass sich deine Position in dieser Verhandlung gerade geändert hat.“, lachte er, als auf einmal Jason durch den Wald gestolpert kam und beim Anblick der beiden, wie angewurzelt stehen blieb.

„Was zum…“, begann er, als Sam ihr Chancen aus dieser Situation herauszukommen schwinden sah.

„Was läuft hier, Sam?“

„Jason, ich…“

Eine Stimme ertönte in ihrem Kopf und sie brauchte eine Weile um sie Eric zuzuordnen

„Wenn du willst, dass er zum Abendessen lebend nach Hause kommt, solltest du deine Entscheidung noch einmal überdenken.“, drohte er ihr und fuhr seine Fangzähne aus.

„Wow!“, rief Jason aus und wollte Sam hinter sich ziehen, doch Eric stellte sich dazwischen, bevor er sie erreichen konnte.

„Es liegt an dir, Sam.“, sagte Eric, während er auf Jason zutrat.

„Was meint er damit?“, fragte Jason und Sam hörte die Furcht in siener Stimme.

„Warte!“, warf sie ein und ergriff Erics Arm.

„In Ordnung, ich werde mit dir kommen.“

Eric lächelte triumphierend und Sam ließ ihren Blick Richtung Boden gleiten.

„Sam?! Was…“, stammelte Jason und wollte sie mit sich ziehen, fort von Eric, doch sie löste sich auch seinem Griff.

„Hör zu, Jason, geh nach Hause und… und…“

„Und was?! Denkst du ich lasse dich mit diesem Freak gehen?!“

Eric fauchte ihn bedrohlich an und kam erneut auf ihn zu, doch Sam gebot ihm Einhalt.

„Gib mir dein Wort, dass du ihm nichts tun wirst, wenn ich mit dir komme.“, forderte Sam wortlos und Eric nickte ihr zu.

„Geh, Jason.“, verlangte sie, doch er konnte sich nicht dazu durchringen ihrem Befehl folge zu leisten.

„Sam, ich…“

„Verstehst du nicht?! Verschwinde!“, schrie sie ihn an, doch er zögerte noch immer.

„Bitte, Jason. Geh.“, flehte sie nun fast und er erkannte die Sorge in ihrem Blick.

Er wandte sich ab und blickte noch einige Male zurück, bevor er in der Dunkelheit des Waldes verschwand.

„Wow. Ich bin beeindruckt. Ich dachte, er würde schneller abhauen. Die meisten tun das beim Anblick der Fangzähne.“, spottete Eric, weshalb Sam ihn wütend anblickte.

„Lass das!“, befahl sie und er verstummte.

„Ich denke wir sollten aufbrechen, damit wir vor deinem Liebchen hier bei dir zu Hause sind, um deine Sachen zu holen und deiner Familie zu erklären, dass du sie verlässt oder willst du ihm nochmal begegnen?“

Sam schüttelte den Kopf und ehe sie es sich versah, trug er sie in einer unerträglichen Geschwindigkeit zurück nach Bon Temps.

Auch Jason hatte sich auf den Heimweg gemacht und fuhr dabei die um diese Uhrzeit menschenleere Landstraße entlang. Alle dreihundert Meter stand hier ein Reklameschild, das für heiße Hotdogs ind sechshundert Metern oder Eiskreme in vierhundert Metern warb. Er schenkte ihnen nur flüchtige Blicke, doch als er an einem leuchtend gelbem Schild mit der Aufschrift: „Schütze deine Familie vor den Blutsaugern! Tritt uns bei! Gemeinschaft der Sonne“ vorbeifuhr, stieg er auf die Bremse. Eingehend studierte er die Werbung und war und fasziniert von Motto, das diese Gruppe sich auf die Fahne geschrieben hatte.

Nur wenige Sekunden später fand sich Sam azf der Veranda ihres Zuhauses wieder.

„Was zum…“

„Mach schnell, bevor dieser Wichtigtuer hier auftaucht.“, verlangte er, bevor Sam nach drinnen ging.

Sookie war noch nicht hier, doch Adele saß im Wohnzimmer und strickte an einem Schal.

„Sam, Liebes, wo warst du nur so lang? Wir haben uns schon Sorgen gemacht.“, erklärte sie, während sie auf Sam zuging.

„Schätzchen, was ist los? Stimmt etwas nicht?“

„Es geht mir gut, aber… Ich muss für eine Zeit lang fort gehen.“

„Was meinst du damit?“

„Es ist… kompliziert. Mach dir keine Sorgen. Ich brauche nur etwas Zeit für mich.“

Sie ging nach oben und ließ Adele allein zurück, während Eric auf der Veranda stand und wartete. In ihrem Zimmer stopfte Sam alle Klamotten, die hinein passten in ihren Koffer, den sie auf ihr Bett gelegt hatte und setzte sich dann für eine Augenblick neben diesen. Ein Foto auf ihrem Nachttisch, das ihre Eltern zeigte, legte sie obenauf, nachdem sie es eine Weile betrachtet hatte.

Kurze Zeit später hatte sie alles, was sie brauchte zusammen und begab sich wieder nach unten, wie Adele sich wieder ihrem Schal gewidmet hatte. Sie stand auf und schloss Sam zum Abschied in die Arme.

„Ich danke dir für alles.“, erklärte Sam und löste die Umarmung.

„Sag Jason und Sookie, dass es mir leid tut.“

Adele wirkte skeptisch, nickte aber dann, bevor Sam nach draußen zu Eric ging.

„Hast du alles?“, fragte dieser ungewohnt ruhig und nahm Sam die Tasche ab.

Sie nickte langsam und sah sich nach der Veranda um, bevor sie schließlich mit Eric ging.

„Was ist mit meinem Wagen?“, fragte sie, als er sie erneut hochhob.

„Du wirst ihn nicht mehr brauchen.“

Sie rasten in die Richtung, in der sie am vorigen Abend mit Bill gefahren war und standen kurz darauf vor dem Fangtasia, wo Pam den Eingang bewachte. An diesem Abend war die Bar für niemanden geöffnet. Sie gingen hinein und Sam spürte die eingehenden Blicke von Pam, wie Messerstiche in ihrem Rücken.

„Pam wird dir zeigen, wo du dein Zeug unterbringen kannst.“, erklärte Eric, doch Pam wirkte wenig begeistert.

„Wo gehst du hin?“, fragte Sam und nahm ihm den Koffer ab.

„Wieso? Willst du mitkommen?“, spottete er, während Sam verärgert den Blick abwandte.

Sie folgte Pam schließlich ins obere Stockwerk der Bar, wo dem Anschein nach nicht oft jemand hinging. Am Ende der Wendeltreppe befand sich eine kleine Niesche, aus der lediglich eine Tür führte.

„Du kannst hier oben tun und lassen, was du willst, ich bezweifle, dass es Eric kümmern wird.“, sagte Pam gelangweilt und blieb im Türrahmen stehen, während Sam das Zimmer betrat.

Neben dem Wohnzimmer mit Kochniesche erkannte sie ein kleines Schlafzimmer mit angrenzendem Bad und einem großen Fenster mit Ausblick auf den Innenhof der Bar.

„Den Rest schaffst du wohl allein.“, merkte Pam an und ließ Sam allein.

Sie sah sich vorsichtig um und musterte ihr neues Zuhause skeptisch.

Inzwischen war Jasen zu Hause angekommen und stürmte die Veranda hoch.

„Sam!“, rief er vergeblich, als er seine Großmutter erblickte, die langsam den Kopf schüttelte.

„Sie ist fort.“, erklärte sie, doch Jason glaubte ihr erst, als er in Sams Zimmer stand, das jedoch leer war.

Er ließ sich auf ihr Bett fallen und starrte an die Decke.

Kapitel 4
 

Es dauerte nicht allzu lange, bis Eric zurückkehrte und ohne anzuklopfen in Sams Wohnung stürmte.

„Was zum…“, rief Sam vor Schreck aus und fuhr herum.

Ihr Koffer war inzwischen beinahe leer und auch das Foto ihrer Eltern stand bereits auf ihrem Nachttisch.

„Hab ich dich erschreckt? Das tut mir aber leid.“, lachte er und trat auf sie zu.

„Hast du keine Manieren?! Man kommt nicht einfach ungebeten herein!“, fuhr sie ihn an und widmete sich wieder ihren Sachen.

„Gefällt dir dein neues Zuhause?“

„Zuhause?! Gefängnis würde es wohl eher treffen.“

„Du kannst gehen wohin und wann immer du willst, aber du wirst sehen, dass es so viel angenehmer ist.“

„Angenehm?! Für wen?!“

„Du wirst dich daran gewöhnen.“

Sam seufzte und schloss ihre Tasche, bevor sie sie unter dem Bett verstaute.

„Da du mich hier oben einquartiert hast, gehe ich davon aus, dass ich nicht sofort zum Vampir gemacht werde, was?“

„Natürlich ist es gefährlich, aber ich werde wohl warten müssen.“

„Warten? Auf was?“

„Du hast noch eine Menge zu lernen und als erstes solltest du dir klar machen, dass es sehr unratsam sein kann sich meinen Befehlen zu widersetzen.“

„Willst du mir etwa drohen?“

„Ich will dich nur davor warnen dich mit einem Vampir anzulegen.“

Sam musterte ihn misstrauisch, als er erneut sein herablassendes Grinsen auflegte.

„Wenn du mich jetzt entschuldigst, die Sonne geht bald auf.“, merkte er schließlich an und verschwand ebenso schnell wie er gekommen war.

Wenig später klopfte Sookie an Jasons Tür und als er ihr keine Antwort gab, trat sie ein.

„Bist du in Ordnung?“, fragte sie vorsichtig, obwohl sie die Antwort bereits kannte.

Er schwieg und starrte fortwährend an die Zimmerdecke.

„Omi hat mir erzählt, dass Sam weggegangen ist, aber ich denke, das ist nicht die ganze Geschichte, stimmt’s?“

Sookie wartete einen Moment, doch als er noch immer nicht mit ihr sprach, seufzte sie.

„Jason, ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht sagst, was los ist.“, meinte sie nun energischer, weshalb Jason sich aufrichtete und stürmisch das Zimmer verließ.

Kurz darauf hörte Sookie die Haustür und seinen Wagen, der mit aufheulendem Motor auf die Straße fuhr.

Sam hatte sich für eine Weile hingelegt und als sie nun aufwachte, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Sie blinzelte, während sie erkannte, dass die letzte Nacht kein Traum gewesen war. Am Fuß der Wendeltreppe angekommen brauchte sie einige Augenblicke, um in der Dunkelheit, die dort herrschte, etwas zu sehen. Ein schwacher Lichtstrahl drang unter der Tür zum Hof hindurch und Sam steuerte zielstrebig darauf zu. Plötzlich ging das Licht an und als sie herumwirbelte, blickte sie direkt in den Lauf einer Pistole.

„Keine Bewegung!“, befahl die Frau, die Sam bedrohte.

Offenbar war sie irritiert von Sams Gleichgültigkeit, denn ihre Hände zitterten so sehr, dass Sam befürchtete sie würde die Pistole fallen lassen.

„Wer bist du?“, fragte die Frau und starrte Sam mit aufgerissenen Augen an.

„Sam.“, antwortete sie knapp, ohne den Augenkontakt zu unterbrechen.

„Was willst du hier?“

„Ich bin nicht freiwillig hier.“

„Was soll das heißen?!“

„Eric brachte mich letzte Nacht her.“

Langsam schien die Frau zu begreifen und ließ die Waffe sinken.

„Dann bist du…“

Sie legte hektisch die Pistole weg und hielt erschrocken eine Hand vor ihren Mund.

„Bitte erzähl Eric nichts davon.“, flehte sie nun und trat auf Sam zu.

„Wie heißt du?“, fragte diese und fixierte die Waffe.

„Ich bin Ginger. Freut mich dich kennenzulernen.“

Sie streckte Sam ihre Hand hin und nach kurzem Zögern ergriff Sam diese.

„Arbeitest du hier?“, wollte Sam wissen und setzte sich an die Bar, während Ginger die Pistole in einer Schublade verstaute. Aufmerksam beobachtete Sam ihre Bewegungen.

„Ich erledige einige Dinge für Eric, die er nachts nicht tun kann.“, erklärte sie und widmete sich den Gläsern, die im Spülbecken lagen.

„Bist du gerne hier?“, fragte Sam nach einer Weile und Ginger schmunzelte.

„Es ist besser, als mein bisheriges Leben.“

Als sie sich nach einem Tuch bückte, erhaschte Sam einen Blick auf ihren Hals, an dem Einstiche von Vampirzähnen zu sehen waren. Sie ließ sich ihre Abscheu nicht anmerken und beobachtete Ginger weiter.

„Arbeitest du jetzt auch hier?“, fragte Ginger und sah wieder zu Sam hinüber.

„Ich… ähm… Ich denke eher nicht.“, stotterte sie und Ginger nickte zustimmend.

„Warum hat Eric dich dann hergebracht?“

Sam zögerte einen Moment.

„Ich weiß es nicht.“, gab sie schließlich als Antwort und blickte hinunter auf ihre Hände.
 

Derweil hatte Sookie ihre Schicht im Merlotte’s angetreten und traf dort auf Sam, der noch gestresster wirkte, als üblicherweise.

„Wo zum Teufel ist Sam?“, fuhr er Sookie an, die eine finstere Miene aufsetzte.

„Sie kommt doch sonst nie zu spät!“, fluchte er und fuhr sich durch die Haare.

„Hast du es auf ihrem Handy versucht?“

„Natürlich, aber sie geht nicht ran! Verdammt nochmal!“

Schimpfend verschwand er im hinteren Teil der Bar und ließ die besorgte Sookie allein.
 

Währenddessen hatte Jason gefunden, wonach er gesucht hatte. Vor ihm erstreckte sich ein großes Gelände, in dessen Zentrum eine hohe Kirche stand. Umgeben von einem massiven Zaun erkannte er einen Trainingsparcours, auf dem einige junge Männer über Wände kletterten und unter Planen hindurchrobbten. Er steuerte den Eingang an, der aus einem kleinen Gebäude bestand, welches, wie die meisten Bauten hier, in hellen Farben gestrichen war.

„Wie kann ich dir helfen, mein Sohn?“, fragte der Mann, der hinter einer Glasscheibe saß und Jason nun eingehend musterte.

„ich möchte Mitglied werden.“, forderte Jason und fixierte den Mann.

Dieser drückte daraufhin einen der vielen Knöpfe, die vor ihm leuchteten und sprach in sein Mikrophon: „Reverend Newlin, hier ist jemand für sie.“

Er betätigte einen weiteren Schalter und ein Summen bedeutete Jason, dass er durch die Absperrung gegenüber des Mannes gehen konnte.

„Warte einen Moment. Er wird sicher gleich kommen.“, merkte der Mann an, bevor er sich wieder der Zeitschrift widmete, in die er vor Jasons Ankunft vertieft gewesen war.

Jason ging nach draußen und befand sich nun auf der anderen Seite des Zaund. Staunend sah er sich um, als er von Reverend Newlin aus seinen Tagträumen gerissen wurde.

„Hallo, mein Name ist Steve Newlin. Was kann ich für dich tun?“, fragte dieser sanft und streckte Jason seine Hand hin.

„Jason Stackhouse. Ich möchte ihrer Gemeinschaft beitreten.“, erklärte er überzeugt und der Reverend nickte verständnisvoll.

„Ja… der Zutritt hier wird allerdings nicht jedem gewährt.“

„Ich bin bereit gegen diese Blutsauger zu kämpfen!“, sagte Jason energisch und Steve beobachtete ihn interessiert.

„Komm mit mir. Dann werden wir sehen, wie es für dich weitergeht.“

Steve legte einen Arm um Jasons Schulter und führte ihn in Richtung Kirche. Dort angekommen gingen sie in ein Nebenzimmer, das sich als Steves Büro entpuppte und Jason nahm gegenüber des Schreibtisches platz.

„Ich erkenne eine gewisse Abneigung gegen die Vampire in dir.“, merkte Steve an und faltete seine Hände.

„Sie sind Monster. Gefährlich und unberechenbar. Es ist unverantwortlich ihre Existenz zu dulden.“

„Wieso denkst du so über sie? Versteh mich bitte nicht falsch, ich teile deine Ansicht, aber sie ist doch sicher nicht aus dem Nichts herangewachsen?!“

Jason wich seinem Blick aus und erkannte ein Foto, das Steve und eine hübsche Frau – vermutlich seine Ehefrau – zeigte, wie sie fröhlich vor der neu erbauten Kirche standen.

„Sie haben mir jemanden genommen, der mir sehr wichtig ist.“, meinte Jason schließlich und Steve schmunzelte heimtückisch.

„Was erhoffst du dir von uns?“

„Ich will, dass sie dafür bezahlen, was sie mir angetan haben und dass sie mir zurückgeben, was mir gehört!“

„Und wir werden dir dabei helfen.“, sagte Steve und erhob sich.

Auch Jason stand stolz auf und ergriff erneut Steves Hand.

„Willkommen in der Gemeinschaft der Sonne, Jason!“, erklärte Steve feierlich und geleitete Jason hinaus.

Dort bedeutete er einem Mitglied der Gesellschaft zu ihm zu kommen und wandte sich dann erneut an Jason.

„Das ist Luke. Er wird dir hier alles zeigen und erklären, wie unsere Prinzipien funktionieren.“, wies er ihn an und verschwand wieder in seinem Büro.

„Hey, ich bin Jason.“, begann dieser und betrachtete das Shirt mit der Aufschrift „Gemeinschaft der Sonne“, das Luke trug.

„Du wirst dich sicher schnell zurechtfinden.“, merkte Luke an und führte Jason in Richtung des Trainingsplatzes.
 

Die Sonne ging bereits unter, als Sookie zum wiederholten Mal Sam zu erreichen versuchte und keine Antwort erhielt.

„Da ist doch was faul.“, murmelte sie vor sich hin, als Hoyt hereingeschneit kam.

Niedergeschlagen setzte er sich an die Bar und erregte Sookies Aufmerksamkeit, so dass sie auf ihn zukam.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie und stellte ein Bier vor ihm ab.

„Echt ein toller Freund ist dein Bruder.“, brummter er und ließ Sookie stutzen.

„Was meinst du damit?“

„Ach, nichts.“, wank er mürrisch ab, doch sie ließ nicht locker.

„Verdammt, fast hätte ich mich verplappert. Jason wollte doch nicht, dass sie davon erfährt.“, dachte er und widmete sich seinem Getränk.

„Dass ich wovon erfahre?!“, fragte Sookie nach und Hoyt verschluckte sich an seinem Bier.

„Mensch, Sookie! Du musst damit aufhören!“

„Sam ist letzte Nacht verschwunden und von Jason fehlt auch jede Spur, also sag mit was du weißt!“

Plötzlich schien Hoyt zu verstehen und seine trübe Stimmung wandelte sich zu Ungläubigkeit.

„Oh man, jetzt kapier ichs. Jason, du Idiot! Das könnte übel enden!“

Er kramte nach seinen Schlüsseln, doch Sookie hielt ihn auf.

„Was soll das heißen?!“

„Verdammt! Ich hab ihm versprochen nichts zu sagen!“, entgegnete er hektisch.

„Glaubt er wirklich, dass diese Leute von der Gemeinschaft der Sonne ihm helfen werden?!“, dachte Hoyt und langsam verstand auch Sookie.

„Du meinst, Sam wurde von Vampiren entführt und Jason will sie nun retten?!“, warf sie ein, doch Hoyt zuckte mit den Schultern.

Er riss sich los und eilte zu seinem Wagen, während Sookie ihre Schicht frühzeitig beendete und ihm nach draußen folgte. Sie jedoch fuhr nicht in die Richtung, in der Hoyt verschwunden war, sondern zum Friedhof, hinter dem ein altes, verlassenes Haus stand. Sie rannte die Stufen der Veranda hinauf und klopfte an die Tür. Diese jedoch war unverschlossen und so trat Sookie ein.

„Hallo?“, fragte sie ängstlich, während die Nacht hereinbrach.

Sie durchquerte den Eingangsbereich und fand sich bald im Wohnzimmer wieder, als plötzlich hinter ihr eine Tür knarrte.

„Wie…?“, stammelte Bill erstaunt, als er Sookie erblickte, die eilend auf ihn zukam.

„Bill, wir müssen schnell ins Fangtasia! Sam ist dort! Eric hat sie entführt!“, meinte sie und wollte zurück zu ihrem Wagen, doch Bill rührte sich nicht.

„Woher wusstest du, dass ich hier bin?“, fragte er skeptisch.

Sookie stutzte.

„Das spielt doch jetzt keine Rolle! Wir müssen Sam retten!“

„Hätte Eric ihr etwas antun wollen, hätte er es längst getan. Also, wie hast du mich gefunden?“, fuhr er ruhig fort, doch Sookie erkannte den Anflug von Misstrauen in seiner Stimme.

„Ich… ich weiß nicht. Ich bin einfach in mein Auto gestiegen und losgefahren. Bevor ich wusste, wo ich hinfuhr, stand ich vor deiner Tür.“

Einen Augenblick herrschte Stille und schließlich folgte Bill Sookie nach draußen.
 

Inzwischen waren auch Eric und Pam erwacht und gingen in die Bar, wo sich Sam und Ginger noch immer unterhielten. Beim Anblick der Vampire jedoch, verstummten sie.

„Ah, ihr habt euch also schon kennengelernt?“, meinte Eric, während er auf Sam zuging und ihr in die Augen sah.

Er erkannte, dass sie von Ginger bedroht worden war und griff diese sogleich an.

„Wie kannst du es wagen, wertloser Mensch!“, drohte er und drückte sie gegen die Wand, so dass sie kaum Luft bekam.

Sam brauchte einen Moment, um zu begreifen, was vor sich ging und als sie Ginger zur Hilfe kommen wollte, hielt Pam sie auf.

„Halt dich da raus, Süße.“, sagte sie monoton und beobachtete Eric.

Dieser blickte Ginger starr in die Augen und lockerte seinen Griff.

„Du wirst nie wieder eine Waffe auf Sam richten.“, murmelte er und zu Sams Erstaunen wiederholte Ginger seine Forderung, als wäre sie benommen.

„Ich werde nie wieder eine Waffe auf Sam richten.“

„Du wirst auch sonst nie Hand an sie legen oder ihr schaden.“

„Ich werde auch sonst nie Hand an sie legen oder ihr schaden.“

„So ist’s brav.“

Eric ließ sie los und die Benommenheit wich aus ihrem Blick.

„Was war das?“, fragte Sam energisch und Eric trat näher an sie heran.

„Ich habe sie bezirzt. Sie wird alles tun, was ich von ihr verlange.“, grinste er und strich Sam eine Strähne aus dem Gesicht.

„Du solltest es nicht so oft tun. Am Ende hast du auch noch ihr letztes bisschen Hirn weggezirzt.“, merkte Pam an und wandte sich ab.

„Keine Sorge. Bei dir funktioniert das nicht, du bist etwas Besonderes.“

Sam senkte ihren Blick und sah erst wieder auf, als Eric zurücktrat.

„Du wirst Ginger heute Abend helfen. So habe ich ein besonderes Auge auf dich.“, befahl Eric und Sam wollte protestieren, doch er schüttelte den Kopf.

„In Ordnung.“, meinte sich schließlich und ging an ihm vorbei auf Ginger zu, als er sie am Arm ergriff.

„Lass dich nicht beißen.“, grinste er und ließ sie gehen, bevor er sich auf seinen Platz am Ende des Raums setzte. Von dort aus beobachtete er sie, während Pam vor die Tür ging.
 

Es dauerte nicht lange, bis Sookie und Bill die Bar erreichten und auf Pam zugingen.

„Ihr schon wieder?!“, murmelte sie gelangweilt und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.

„Lass uns sofort da rein!“, forderte Sookie empört und drängte sich an Pam vorbei.

Diese wollte sie aufhalten, doch Bill ging dazwischen.

„Bitte. Aber macht keinen Ärger!“

Sookie stürmte hinein und erblickte sogleich Sam, die hinter der Theke stand und überwacht von Eric Vampire bediente. Sie eilte auf sie zu, als Eric sie erkannte und sich kurzerhand Sam schnappte und in einem Nebenzimmer verschwand.

„Was zum…?“, begann Sam, als Sookie und Bill durch die Tür kamen.

„Sam!“, rief Sookie aus und schloss sie in ihre Arme.

„Geht es dir gut? Haben sie dich verletzt?“, erkundigte Sookie sich aufgebracht, doch Sam schüttelte den Kopf.

„Keine Sorge. Wir werden dich hier rausholen!“

Eric lachte auf.

„Ach ja?!“

Sookie wandte sich ihm zu und funkelte ihn wütend an.

„Allerdings. Nicht wahr, Bill?“

Bill zögerte und verwirrte Sookie damit offensichtlich.

„Bill?“, fragte sie nach und Eric trat zu Sam hinüber.

„Ich kann nicht.“, gab Bill schließlich zu und wich Sookies Blick aus.

„Was soll das heißen?!“

„Das soll heißen, dass Sam mein ist und dass Bill sie nicht anrühren kann.“, erklärte Eric selbstgefällig und beobachtete die Hoffnung, die langsam aus Sookies Gesicht schwand.

„Aber… Du hast kein Recht dazu, sie hier gefangen zu halten!“, entgegnete Sookie, während Eric weiterhin lachte.

„Hast du nicht verstanden? Sie ist mein. Ich kann mit ihr machen, was ich will.“

„Moment mal! Du kannst nicht das Geringste mit mir machen, klar?“, warf Sam ein und Eric drehte sich zu ihr um.

„Bist du dir da sicher?“, flüsterte er und kam ihr bedrohlich nahe, als plötzlich erneut die Tür aufging.

„Eric! Es ist Godric! Er ist hier!“, verkündete Pam hektisch, bevor sie den Blick auf einen jungen Mann mit dunklen Haar und noch dunkleren Augen freigab.

„Godric.“, hauchte Eric und verbeugte sich, während der junge Mann auf Sam zuging.

Er sah ihr direkt in die Augen, doch im Gegensatz zu Erics Blick, strahlte dieser etwas Vertrautes aus, das Sam faszinierte.

„Lasst uns allein!“, forderte er und kurz darauf hatten die anderen den Raum verlassen.

„Du ähnelst ihr wirklich sehr.“, murmelte Godric vor sich hin.

„Wem ähnele ich sehr?“

Er blieb dicht vor ihr stehen und grinste.

„Niemandem.“

„Wer bist du?“

„Mein Name ist Godric und ich bin…“

„Erics Macher, nicht wahr? Du hast ihn erschaffen.“

Er nickte langsam.
 

Vor der Tür versuchte Bill Sookie zu beruhigen und auch Eric wirkte angespannt.

„Was tut er dort drin mit Sam?“, fragte sie, doch Bill konnte ihr keine Antwort geben.

„Wird er sie… Du weißt schon… verwandeln?“

Bill schüttelte den Kopf.

„Diese Ehre gebührt allein Eric. Er wird das respektieren.“
 

„Die letzten Tage waren sicher nicht einfach für dich.“, versuchte Godric Sam aufzumuntern, doch vergebens.

„Fürchtest du dich?“

Sam schmunzelte.

„Nein, ich habe keine Angst vor dem Tod, aber ich will nicht, dass jemand wegen mir leidet.“, entgegnete sie ruhig.

„Weise Worte für einen Menschen deines Alters.“

Er legte ihr seine Hände auf die Schultern und schloss die Augen.

„Was tust du da?“

„Ich blicke in deine Zukunft. Sie ist… faszinierend.“

„Was siehst du?“

„Leid und Tod, schwere Zeiten stehen dir bevor, aber du wirst nicht allein sein. Wenn du es zulässt, wird dir jemand zur Seite stehen.“

Er öffnete seine Augen und legte seine Hände an ihr Gesicht.

„Eric ist nicht so schlecht, wie du vermutest. Du wirst sehen.“

„Du scheinst nett zu sein. Kann ich dich etwas fragen?“

„Natürlich.“

„Wie ist es ein Vampir zu sein?“

Godric zog seine Hände zurück, doch sie ergriff seinen Arm, so dass er ihr nicht ausweichen konnte.

„Anfangs ist alles neu und aufregend. Dein Leben ist intensiver, aber mit der Zeit verblassen diese Gefühle und was bleibt ist das endlose Leben nach dem Tod. Du kannst nicht entkommen, du kannst dich nicht verstecken, du musst damit leben. Allerdings ist es nicht unbedingt ein schönes Leben.“

Sie ließ seine Arm los und er ging in Richtung Tür.

„Warte!“

Er stoppte, doch er drehte sich nicht nach ihr um.

„Bitte sag mir, wer Clara war.“

„Niemand.“

„Nein! Das glaube ich dir nicht!“

Sie stellte sich zwischen ihn und die Tür und versuchte seinen Blick einzufangen.

„Sie hat Eric viel bedeutet, nicht wahr?“

„Ich… Ich weiß es nicht.“

„Lügner!“, rief Sam, doch ihre Stimme hatte sich verändert.

„Er hat mich geliebt! Du weißt das!“, fuhr sie fort und wandte sich von dem wie zu Stein erstarrten Godric ab.

Erst als Eric hereinplatzte, der die Gefahr gespürt hatte, löste sich Godrics Schock.

„Es ist Clara.“, flüsterte Godric Eric zu, der mit aufgerissenen Augen und ausgefahrenen Fangzähnen auf Sam zuging.

„Eric, mein Liebster.“, begann sie und blickte Eric tief in die Augen.

„Was willst du von mir?“, fragte er vorsichtig.

„Was ich will?! Hm… Lass mich überlegen… Wie wäre es mit… Rache!“

Mit einer schnellen Handbewegung zwang sie Eric in die Knie und gebot Godric Einhalt, als dieser Eric helfen wollte.

„Interessant die Kräfte dieser Kleinen.“, murmelte sie und trat näher an Eric heran.

„Du hast mich einfach umgebracht, in deinem Blutrausch. Mich, deine Ehefrau!“

Sie legte ihm eine Hand auf die Stirn und bereitete ihm dadurch Schmerzen, unter denen er sich krümmte.

„Es… Es tut mir leid, Clara.“, stammelte Eric, der inzwischen auf dem Boden lag.

„Sam, kannst du mich hören? Ich weiß, dass du da drin bist.“, sagte Godric, der von unsichtbaren Kräften an die Wand gepresst wurde.

„Sie kann dich nicht hören.“, erklärte Clara und ging langsam auf Godric zu.

„Bleib weg von ihm!“, befahl Eric, doch seine Stimme war kaum mehr, als ein Flüstern.

Clara lachte und schenkte Eric keine Beachtung, während sie eine Hand auf Godrics Brust legte.

„Ich könnte ihn töten. Hier und jetzt. Einfach so. Genauso wie du unsere Kinder getötet hast! Ich weiß, dass er dir etwas bedeutet, also wäre es da nicht gerecht, wenn ich ihn dir nehmen würde, so wie du meine Kinder nahmst?!“

„Sam, du bist stärker als sie! Lass sie nicht gewinnen!“, rief Eric, der sich unter ihrem Bann langsam zu rühren begann.

„Lächerlich.“, spottete Clara und fuhr mit der bloßen Hand in Godrics Brust.

Ihre Hand war rot vor Blut, als sie sie zurückzog und Godric zu Boden sank.

„Nein!“, rief Eric und befreite sich aus ihrem Zauber.

Er stürmte auf sie zu und drückte sie gegen die Wand, doch Godric gebot ihm Einhalt.

„Du darfst sie nicht töten.“, flüsterte er und schloss die Augen.

Clara lachte aus tiefster Seele.

„Gib Sam frei!“, befahl Eric, doch Clara lachte noch immer.

„Sie wird dir niemals geben, wonach du suchst! Nicht so wie ich. Sie wird dich niemals so sehr lieben wie ich und du wirst sie auch niemals so sehr lieben wie mich!“

Er näherte sich ihrem Gesicht weiter, bis seine Lippen an ihr Ohr stießen.

„Ich verrate dir ein Geheimnis, Clara. Ich habe dich niemals geliebt.“

„Du lügst!“

„Wieso sollte ich das tun? Sieh es ein, Clara, du hast verloren.“

Clara wehrte sich gegen seinen Griff, doch sie konnte sich nicht befreien.

„Nein! Nein! So leicht wirst du mich nicht los!“

Sie lachte lauthals, bevor ihre grünen Augen hellblau wurden und Sam die Kontrolle über ihren Körper zurückgewann. Eric löste seinen Griff und kniete sich neben Godric auf den Boden. Sam konnte sich nicht bewegen, erst Godric, der ihren Namen flüsterte, führte sie zurück in die Realität. Plötzlich stürmten Sookie, Pam und Bill herein, die durch Claras Kraft den Raum die betreten konnten und blickten schockiert auf den blutenden Godric hinab. Sam ließ sich neben ihm nieder und ergriff seine Hand.

„Es tut mir leid.“, flüsterte sie und erkannte Erics Bluttränen, die auf den Boden tropften.

„Es ist nicht deine Schuld, Sam. Das warst nicht du.“, entgegnete Godric und griff ihre Hand fester.

Er führte sie auf seine Brust und griff nach ihrer anderen Hand. Sam verfolgte seine Handlungen misstrauisch und legte auch ihre zweite Hand auf seine Brust. Plötzlich erschien ein gleißendes Licht in ihren Handflächen, das sich rasch ausbreitete.

„Was zum…“, begann Sam, als sie zusah, wie sich Godrics Wunde langsam schloss.

Sie hielt ihre Hände weiter über ihn, bis alles Blut zurück in seinen Körper geflossen war und das Licht erlosch. Eric starrte sie dabei verwundert an und auch die anderen fixierten sie. Sam lehnte sich erschöpft gegen die Wand und lächelte Godric an.

„Ich danke dir.“, sagte dieser, während er sich aufrichtete und Eric auf die Schulter klopfte.

„Sie ist sehr wertvoll. Pass gut auf sie auf.“, flüsterte er ihm zu und Eric erlangte allmählich seine Fassung wieder.

„Was war das gerade?“, fragte Pam schroff.

„Offensichtlich hat Sam heilende Kräfte.“, erklärte Godric, wohlwissend, dass Pam etwas anderes meinte.

„Ist sie noch in mir?“, fragte Sam müde, doch Godrics besorgter Blick reichte ihr bereits als Antwort.

„Was muss ich tun, um sie loszuwerden?“

„Es tut mir leid, aber ich weiß es nicht.“, meinte Godric, während Eric Sam hochhob, um sie nach oben zu tragen.

Sie war zu müde, um sich zu wehren, also ließ sie ihn gewähren.

„Du hättest mir sagen müssen, dass sie deine Ehefrau war und dass du sie und deine Kinder getötet hast.“, murmelte Sam, als er sie auf ihr Bett gelegt hatte, doch bevor er sich verteidigen konnte, war sie in einen tiefen Schlaf versunken.

Kapitel 5
 

Als Sookie und Bill in dieser Nacht ins Fangtasia gekommen waren, hätten sie nicht ahnen können, was sie dort erwartete. Beim Anblick des verletzten Godrics bekam es Sookie mit der Angst zu tun, weshalb sie kurz nach Eric und Sam den Raum verließ und schnurstraks auf ihren Wagen zusteuerte. Bill fuhr sie nach Hause und schwieg während der gesamten Fahrt. Erst als sie auf Sookies Veranda standen, unterbrach er die Stille.

„Es war ein langer Tag. Geh schlafen. Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus.“

„Morgen wird sie noch immer seine Gefangene sein.“, murmelte Sookie und setzte sich auf die Bank neben der Haustür.

„Es muss doch einen Weg geben, sie zu retten.“, meinte sie, doch Bill schüttelte den Kopf.

„Versteh doch. Sam muss nicht gerettet werden. Es gibt keinen Ort, an dem sie sicherer wäre, als bei Eric.“

Sie wusste, dass er recht hatte, aber dennoch sorgte sie sich um ihre Freundin.
 

Einige Wochen vergingen und Sam gewöhnte sich allmählich an ihre Situation. Ihr Leben war in der letzten Zeit friedlich gewesen. Keine Clara, die sie beherrschte, keine grausamen Vampire, die nach ihrem Blut dürsteten. Alles war unauffällig verlaufen. Jedoch machte sie sich noch immer Sorgen um Godric, von dem sie seit seiner Abreise nichts mehr gehört hatte.
 

Auch Jason hatte die letzten Wochen genossen. Zusammen mit seinen neuen Freunden lernte er täglich neue Methoden die Vampire zu stoppen und zu vernichten. An diesem Morgen beobachtete Reverend Newlin die Jungs bei ihrem Training und legte dabei ein besonderes Augenmerk auf Jason, der schon am Tag seiner Ankunft sein Interesse geweckt hatte. Nachdem Jason den Parcours zum zweiten Mal durchlaufen hatte, bedeutete Steve ihm herüber zu kommen.

„Was gibt’s, Reverend?“, fragte Jason eifrig und joggte auf der Stelle.

„Das Training ist für dich heute beendet. Begleitest du mich ein Stück?“

Jason folgte ihm fort von seinen Kameraden.

„Du trainierst öfter und länger, als jeder andere hier. Du bist sehr ehrgeizig.“, schmeichelte Steve und Jason sah ihr stolz an.

„Ich muss stärker werden, um es mit diesem Vampir aufnehmen zu können.“

„Ich denke, du bist bereit. Lass uns zusammen überlegen, wie wir weiter vorgehen. Einer von ihnen ist bereits in unserer Gefangenschaft. Wir müssen die Gelegenheit nutzen, um ein Exempel zu statuieren.“, fuhr Steve fort, während Jason gebannt an seinen Lippen hing.
 

Derweil war Sam nach unten gegangen, wo Ginger damit beschäftigt war, die Tische abzuwischen, als sie Sam bemerkte und aufsah.

„Guten Morgen, Sam. Gut geschlafen?“, fragte sie freundlich.

„Geht so. Ich muss ein paar Besorgungen machen. Leihst du mir deinen Wagen?“

„Klar, wo willst du denn hin?“

„Ach nur… zum Laden ein paar Straßen weiter.“

Trotz ihrer offensichtlichen Lüge, stimmte Ginger zu und gab ihr ihre Schlüssel.

„Wir sehen uns später.“

Sam ging nach draußen und fand sich kurze Zeit später hinter dem Steuer eines roten Wagens wieder.
 

Am Nachmittag verließ Sookie das Merlotte’s auf dem Weg nach Hause, als ihr Handy klingelte und eine neue Nachricht anzeigte.

„Halt dich heute Abend vom Fangtasia fern! Jason“

Sie las die Botschaft erneut und steckte ihr Handy schließlich zurück in ihre Tasche.

„Oh, Jason. Bau bitte keinen Mist.“, sagte sie zu sich selbst und stieg in ihren Wagen.
 

Vor dem Hause Stackhouse angekommen, zögerte Sam einen Augenblick, bevor sie anklopfte. Adele öffnete ihr die Tür und traute ihren Augen kaum.

„Sam, oh es ist so schön dich zu sehen. Komm rein, Liebes.“, meinte sie und schloss sie in ihre Arme.

„Wie geht es dir?“, fragte Adele, nachdem sie sich ins Wohnzimmer gesetzt hatten.

„Gur, gut. Und… wie läuft es hier?“

Adeles Miene verfinsterte sich.

„Es ist alles anders, seit du fort bist.“

„Wie meinst du das?“

Bevor Adele antworten konnte, kam Sookie nach Hause.

„Omi, ich bin wieder da!“, rief sie, als sie ihren Blick durchs Wohnzimmer schweifen ließ und verstummte.

„Sam, was… was machst du hier?“

„Tja, so genau weiß ich das auch nicht. Ich habe euch vermisst.“

Für einen Augenblick kehrte Stille ein, als Sookie sich zu ihnen setzte.

„Wo steckt eigentlich Jason?“, fragte Sam und versuchte es beiläufig klingen zu lassen, doch es gelang ihr nicht.

Sookie senkte den Blick und Adele ergriff Sams Hand.

„Weißt du, nachdem du weggegangen bist, hat er sich dieser Gemeinschaft angeschlossen. Wie hieß sie noch gleich, Sookie Liebes?“, begann Adele und sah zu Sookie hinüber.

„Die Gemeinschaft der Sonne.“, seufzte Sookie und ließ damit sämtliche Farbe aus Sams Gesicht weichen.

„Wieso…?“, stammelte Sam, der es mal wieder die Sprache verschlagen hatte.

„Er gibt diesen Vampiren die Schuld für dein Verschwinden.“, erklärte Adele und Sam zog ihre Hand zurück, denn plötzlich drehte sich alles um sie herum.

„Alles in Ordnung, Liebes?“, fragte Adele besorgt.

„Ich muss sofort zurück!“

Sam sprang auf, doch Sookie hielt sie auf.

„Sei vorsichtig.“, meinte sie, bevor Sam nach draußen lief und auf die Straße raste.
 

Währenddessen hatte Jason seine Kameraden zusammengetrommelt und sich mit Reverend Newlin auf den Weg zu seiner ersten Mission im Kampf gegen die Vampire gemacht. Bis unter die Zähne bewaffnet mit Munition aus Silber und Holz waren sie unterwegs in drei großen schwarzen Vans.

„Alles klar, Jason?“, fragte Steve, der Jasons Nervosität bemerkt hatte.

Dieser nickte wenig überzeugend, als der Wagen schließlich zum Stehen kam. Es dämmerte bereits, als sie gesammelt vor dem Fangtasia standen.

„Also, der Plan ist klar? Lasst uns nun beten.“, erklärte Steve, woraufhin die Jungs einen Kreis bildeten, sich ab den Händen fassten und die Augen schlossen.

„Herr, unterstütze uns bei unserem Kampf gegen das Böse und gib uns die Kraft der Versuchung zu widerstehen. Amen.“

„Amen.“, antworteten die anderen im Einklang.

„Dann lasst uns beginnen.“, forderte Steve und die Jungs schwärmten aus.

Jason und Steve gingen durch die Eingangstür hinein und hielten ihre Waffen bereit zum Schuss.
 

Es dauerte nur halb so lang wie gewöhnlich, bis Sam das Fangtasia erreichte, doch es war bereits dunkel, als sie in die Bar stürmte und Jason mit einem Gewehr auf Eric zielen sah. Steve wirbelte herum und richtete seine Waffe nun auf Sam.

„Nein!“, rief Jason aus und Eric fuhr seine Fangzähne aus, weshalb Steve sein Gewehr sinken ließ.

„Jason… was tust du hier?!“, fragte Sam ungläubig und ging langsam auf ihn zu.

„Ich befreie dich von diesem Killer!“, gab er zur Antwort und schielte zu Sam hinüber, die inzwischen neben ihm stand.

„Worauf wartest du, Jason?! Erschieß ihn!“, befahl Steve, doch ehe Jason zielen konnte, hatte Sam sich vor den Lauf des Gewehrs gestellt. Sowohl Eric, als auch Jason waren sichtlich verwundert und Jason senkte sofort seine Waffe.

„Sam! Was soll das?!“

„Jason , ich…“

„Du verteidigst ihn?!“

„Du verstehst das nicht! Es ist nicht, wie es aussieht!“, versuchte Sam sich zu rechtfertigen, doch Steve richtete sein Gewehr auf sie.

„Steve, nein!“

„Jason, ich kenne Menschen wie sie hier! Sie ist eine Vampir-Sympathisantin!“, erklärte Steve und hielt weiter seine Waffe auf sie. „Sie sind genauso schlimm, wie die Vampire!“

„Ich bin es doch, den ihr wollt. Also lasst sie gehen!“, forderte Eric und schob Sam sanft hinter sich.

„Keine Sorge, Vampir, wir werden sie dir nicht wegnehmen. Sie wird uns ebenfalls begleiten.“, erklärte Steve und nickte Jason zu. Dieser hob widerwillig seine Waffe, ging hinter sam und führte sie nach draußen. Dicht gefolgt von Eric und Steve.

„Vergib mit, Sam.“, flehte Jason, als er sie am Van angekommen fesselte und im Inneren verfrachtete. Im Gegensatz zu Sams waren Erics Fesseln aus Silber und brannten sich deshalb tief in seine Haut ein. Während Steve die übrigen Jungs holte, saß Jason zusammen mit Eric und Sam im Van und hielt sein Gewehr bereit zum Schuss auf Eric.

„Tja, wessen Verhandlungsposition hat sich jetzt geändert, hm?!“, provozierte Jason grinsend.

„Du hast ja keine Ahnung, worauf du dich eingelassen hast.“, meinte Eric mit schmerzverzerrtem Gesicht und beobachtete Sams niedergeschlagene Miene.

„Was habt ihr mit uns vor?“, fragte Sam, ohne Jason anzusehen.

„Dein Freund hier wird auf jeden Fall nicht mehr lange sein Unwesen treiben.“, deutete Jason an, woraufhin Sam ihn erschüttert ansah.

„Und du glaubst sie machen vor einem weiteren Mord halt oder bin ich das Opfer, das du zu bringen bereit bist?!“

„Ich werde nicht zulassen, dass sie dir etwas tun.“, erklärte Jason eindringlich, doch Sam war kaum überzeugt.

Schließlich kam Steve zurück und kurz darauf fuhren sie los. Während der Fahrt sagte Sam kein Wort, auch wenn Steve sie fortwährend beschimpfte.

„Du bist wirklich eine Schande für die Menschheit. Du solltest dich schämen!“, fuhr er sie an, doch sie würdigte ihn keines Blickes.

Vor Selbstvertrauen strotzend saß Steve mit seiner Waffe im Anschlag Sam gegenüber und fixierte sie eingehend.

<Was ist mit Pam? Geht es ihr gut?>, fragte Sam Eric wortlos, doch dieser tat sich schwer die notwendige Konzentration aufzubringen, um ihr zu antworten.

<Machst du dir etwa Sorgen um sie?>

Sam antwortete nicht.

<Ich habe sie fortgeschickt, als ich diese Spinner bemerkt habe.>

Sam blickte beunruhigt zu Eric auf und dieser versuchte sie mit einem gezwungenen Lächeln aufzumuntern, doch vergebens.
 

Sookie stand derweil auf der Veranda vor ihrem Haus und sah in den Nachthimmel hinauf, als Bill gefolgt von Pam plötzlich vor ihr stand.

„Sam und Eric stecken in Schwierigkeiten! Sie brauchen dringend unsere Hilfe!“, erklärte Bill eilig und zog Sookie mit sich.

„Was ist passiert?“, fragte diese.

„Sie kamen mit Holz- und Silberkugeln und haben sie entführt.“, meinte Pam knapp und Sookie erkannte die Beunruhigung in ihrer Stimme.

„Wer hat sie entführt?“

Bill wich ihrem Blick aus.

„Ich fürchte es war dein Bruder.“, eröffnete er ihr, doch Sookie war kaum überrascht. Sie ging mit ihnen und fand sich schon bald vor der Kirche der Gemeinschaft der Sonne wieder, wo sie schnell in Deckung gingen.
 

Auch Sam und Eric waren inzwischen dort und wurden umgehend eine Treppe im Inneren der Kirche hinunter geführt.

„Vorwärts!“, befahl Steve, während er Sam mit seinem Gewehr anschob. Eric wirbelte herum und fauchte ihn an, doch als Jason seine Waffe entsicherte, schaffte Sam es ihn mit sich zu ziehen. Sie schubsten sie in eine Zelle und schlossen das Gitter hinter ihnen.

„Genießt eure letzte Nacht. Morgen schon, werdet ihr ins Angesicht der Sonne blicken und wir alle wissen ja was dann geschieht.“, lachte Steve und stieg die Treppe wieder hinauf. Jason verharrte noch einen kurzen Augenblick bei Sam und sah sie flehend an, doch sie wandte sich ab.

„Sam, ich…“

„Ist schon gut, Jason. Ich vergebe dir.“, meinte sie, bevor sie sich ins Dunkel der Zelle zurückzog. Jason folgte Steve nach einer Weile und ließ Sam und Eric allein. Sie hatten ihnen ihre Fesseln abgenommen, doch die Gitterstäbe der Zelle waren aus Silber, weshalb ein Entkommen unmöglich war.

„Das könnte böse enden, meinst du nicht?“, fragte Sam, während sich ihre Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnten.

„Ich werde dich vor ihnen beschützen. Sie werden dir kein Leid zufügen.“, versprach er, doch Sam schüttelte den Kopf.

„Das müssen sie gar nicht. Wenn sie dich töten…“

Sam erkannte eine Silhouette, die sich langsam auf sie zubewegte und fixierte sie.

„Was ist?“, fragte Eric, doch Sam sah nicht zu ihm hinüber.

„Hab keine Angst.“, flüsterte eine Stimme aus der Richtung, aus der die Gestalt kam.

„Godric?“, fragte Sam verwirrt und trat auf ihn zu.

„Oh mein Gott, du bist es wirklich!“

Eric war ebenfalls auf ihn zugegangen und kniete nun erneut vor ihm. Sam hingegen schloss den Vampir in ihre Arme.

„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, als wir nichts von dir hörten.“

„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht beunruhigen.“

Sie löste die Umarmung, doch blieb dicht bei ihm stehen.

„Hast du eine Idee, wie wir hier rauskommen?“, fragte Sam hoffnungsvoll und Godric setzte sich.

„Wir warten.“

„Wir… Was?!“

„Wir werden warten.“

„Worauf?! Auf den sicheren Tod?!“

Sam traute ihren Ohren nicht, doch als auch Eric sich setzte, tat sie es ihnen gleich.

„Wenn wir hierbei draufgehen, geht das auf euer Konto.“, erklärte Sam mürrisch.

„Dieser Junge, ist er dein Freund?“, fragte Godric nach einer Weile und auch Eric lauschte gespannt.

„Jason und ich sind zusammen aufgewachsen, nachdem unsere Eltern starben. So was schweißt zusammen.“

„Und doch verrät er dich heute.“, warf Eric provozierend ein und Sam funkelte ihn zornig an.

„Er hat mich nicht verraten. Zumindest nicht mit Absicht.“, entgegnete sie energisch.

„Du vertraust ihm also noch immer?!“, wollte Eric ungläubig wissen.

„Er würde mich nie verletzen. Was euch beide angeht… Er war noch nie ein Freund der Vampire, aber wenn ich ihn darum bitte, wird er auch euch verschonen.“

„Obwohl ich dich ihm weggenommen habe?“, spottete Eric, doch Sam blieb ihm einer Antwort schuldig. Nach einer Weile verlor Sam den Kampf gegen die Müdigkeit und versank an Eric gelehnt in einen leichten Schlaf.
 

Sookie, Pam und Bill schlichen gerade die Wand entlang zum Eingang der Kirche, als Jason herauskam und tief durchatmete. Sookie hielt gebannt die Luft an und versuchte sich weiter in die Wand zu drücken, doch er wandte sich nach ihnen um. Ehe er seine Schwester erkennen konnte, befand er sich auch schon im festen Griff von Pam, die ihm vorausschauend den Mund zuhielt.

„Sookie!“, brummte er unverständlich und wehrte sich vergeblich gegen Pam.

„Was soll das hier, Jason?!“, fragte Sookie ungläubig und Pam ließ ihre Hand sinken.

„Ich… Ich wollte…“

„Du hast Sam und Eric entführt! Bist du noch ganz dicht?!“

„Es…“

„Du wirst uns jetzt sofort zu ihnen bringen, klar?!“, forderte Sookie und Jason nickte niedergeschlagen. Vorsichtig betraten sie die Eingangshalle und folgten Jason hinunter in den Keller. Dort angekommen trat Pam an die Gitterstäbe heran und seufzte erleichtert bei Erics Anblick.

„Pam.“, flüsterte er und weckte Sam damit auf.

„Was zum…?“, begann sie, als sie die Situation langsam erfasste.

„Schnell, Jason! Die Schlüssel!“, fuhr Sookie ihren Bruder an, der widerwillig seine Taschen durchsuchte.

„Da sieh mal einer an.“, spottete Steve süffisant, als er plötzlich am Fuß der Treppe auftauchte. Pam wollte ihn angreifen, doch als er sein Gewehr erhob, hielt sie inne.

„Also wirklich, Jason, ich hatte meine ganze Hoffnung in dich gesetzt.“, spottete Steve, doch keiner teilte seine Euphorie.

„Gib mir deine Schlüssel und deine Waffe.“, forderte er und Jason gab ihm unwillig, was er verlangte. Steve schloss die Zelle auf und nickte in Erics Richtung.

„Los rein da!“, befahl er, doch als Jason zögerte, richtete Steve seine Waffe auf Sam.

„Nein!“, rief Jason aus und betrat die Zelle.

„Ihr auch!“, sagte Steve nun an Bill, Pam und Sookie gewandt und als diese ebenfalls zögerten, verwirklichte er seine Drohung.

„Verdammt nochmal!“, meinte er energisch und schoss auf Sam. Fassungslos liefen sie auf Sam zu und Steve schloss die Zelle hinter ihnen.

„Angenehme Nacht, wünsch ich.“, lachte Steve und ging zurück die Treppe hinauf. Nach Luft schnappend lag Sam auf dem Boden. Steve hatte ihr Herz knapp verfehlt.

„Was sollen wir tun?“, fragte Jason verzweifelt, doch niemand beachtete ihn.

„Eric, du musst sie retten!“, erklärte Sookie, während Sams Kräfte schwanden. Eric biss sich kurzerhand selbst ins Handgelenk und hielt es Sam an den Mund.

„Was soll das?!“, warf Jason ein und schlug seinen Arm weg.

„Willst du, dass sie stirbt?!“, fauchte Eric ihn drohend an, woraufhin Jason kleinlaut zurückwich. Erneut legte Eric seine Hand an Sams Mund und diese begann sogleich sein Blut zu trinken. Angewidert wandte Jason sich ab und untersuchte die massiven Stäbe der Zelle. Langsam schloss sich die Wunde, die in Sams Brust klaffte und ihre Atmung beruhigte sich. Eric zog seinen Arm zurück und lehnte sich gegen die Wand hinter sich. Godric legte ihm eine Hand auf die Schulter, doch Eric fixierte noch immer Sam, die ihn zum ersten Mal seit ihrer Begegnung ganz ohne Hass in ihrem Blick ansah. Auch Jason hatte sich ihr erneut zugewandt und hockte sich neben sie um ihr zu helfen sich aufzurichten.

„Also ist es wahr, dass Vampirblut heilende Kräfte besitzt?“, fragte Jason, doch niemand reagierte darauf.

„Was sind das denn für Leute?“, fragte Sam, nachdem sie eine Weile nur so dagesessen hatte. Plötzlich richteten sich alle Blicke auf Jason, der seine Nervosität nun nicht länger verbergen konnte.

„Ich… ich hatte keine Ahnung zu was sie fähig sind.“

„Hast du einen Plan, wie wir hier rauskommen?“, fragte Sookie gereizt an ihren Bruder gewandt, doch dieser blieb ihr einer Antwort schuldig.

„Wir werden warten.“, erklärte Godric anft.

„Warten?! Worauf? Dass die Sonne aufgeht und ihr verbrennt?“, warf Sam ein und lockte so ein amüsiertes Lächeln auf Erics Gesicht.

„Wieso? Machst du dir etwa Sorgen, dass mir etwas passiert?“, flüsterte er ihr zu, doch sie blickte weiter zu Godric. Dieser jedoch schwieg, weshalb sie sich erneut an Jason wandte.

„Wieso sind wir hier? Was haben die mit uns vor?“, fragte sie, während sie ihre gewohnte Gelassenheit zurückerlangte.

„Tja, weißt du… Ich… Ich weiß es nicht.“, stammelte er, doch als Sam ihn weiterhin eindringlich fixierte, wurde er schwach.

„Sie wollen warten, bis die Sonne aufgeht und sie dann auf einem Podest draußen grillen.“

Schockiert sah Sookie ihren Bruder an, der noch immer Sams Blicken auswich.

„Du meine Güte, Jason, wie konntest du nur mit diesen Leuten zusammenarbeiten?!“, fuhr Sookie ihn an und allmählich begann Jason wütend zu werden.

„Hm, lass mich mal überlegen, vielleicht fand ich den Gedanken den Vampir zu töten, der Sam entführt hat, gar nicht so übel.“, rechtfertigte er sich und bevor er sich versah hatte Eric sich auf ihn gestürzt und seine Fangzähne ausgefahren.

„Mir gefällt der Gedanke auch. Na los, versuch mich zu töten, dann habe ich wenigstens eine Rechtfertigung dich auszusaugen.“, schmunzelte er.

„Eric.“, merkte Sam an und wies ihn so auf ihre Vereinbarung hin, die er eingegangen war, damit sie bei ihm blieb. Eric zögerte kurz, doch schließlich ließ er von Jason ab und setzte sich wieder neben Godric.

„Alles okas?“, fragte Sookie, während sie sich neben ihren Bruder kniete.

„Scheiße, nein. Diese Drecksvampire werden uns noch alle umbringen.“, meinte er aufgebracht und sah flehend zu Sam hinüber. Diese jedoch zeigte keine Regung und versuchte krampfhaft einen Ausweg aus ihrer Situation zu finden.

„Willst du immer noch einfach abwarten?“, fragte sie nach einer Weile an Godric gewandt und als dieser nickte, schüttelte sie ungläubig den Kopf.

<Mach dir keine Sorgen. Er weiß schon, was er tut.>, erklärte Eric Sam wortlos, doch sie war wenig überzeugt.

<Wie kannst du nur einfach abwarten, wenn dein Leben auf dem Spiel steht!>

<Ich bin doch schon tot.>

<Sehr witzig.>

Sie wandte sich von ihm ab und starrte auf den Boden, aber auch dort fand sie keine Lösung für ihr Problem.
 

Einige Stunde später kehrte Steve zurück und mit ihm betraten einige Männer mit Silberketten ausgerüstet den Keller.

„Guten Morgen.“, begrüßte Steve sie und griff nach dem Zellenschlüssel in seiner Tasche.

„Wie ich sehe, geht es der Vampir-Sympathisantin besser. Gut, wenn das so bleiben soll, versucht ihr besser nichts Dummes.“

Nachdem er die Zelle geöffnet hatte, richtete er sein Gewehr erneut auf Sam, in deren Gesicht jedoch keine Spur von Angst zu erkennen war. Er zielte direkt auf ihren Kopf, weshalb Eric sich darauf beschränkte seine Fangzähne auszufahren.

<Bleib ruhig>, vermittelte Sam ihm, doch er schaffte es nur schwer sich zu beherrschen.

<Du hast leicht Reden>

„Also, Leute, rann an die Arbeit.“, grinste Steve und die Männer mit den Silberketten gingen auf die Vampire zu und legten ihnen die Fesseln an. Unter Schmerzen wanden sie sich, doch sie wehrten sich nicht. Auch die anderen bekamen Fesseln um die Hände und wurden nach oben in die Kirche geführt. Sam spürte Steves Gewehr im Rücken und blinzelte, als sie in die beleuchtete Kirche ging.

Die Sonne war noch nicht aufgegangen, doch allzu lange konnte es nicht mehr dauern.

„Wir fangen mit dem hier an.“, meinte Steve und deutete auf Godric.

„Nein!“, warf Eric ein. „Nehmt mich.“

Sam sah ihn verwundert an, während er auf Steve zugeführt wurde.

„Wie niedlich. Ein Vampir mit Ehrgefühl. Also schön, wenn du es eilig hast.“

Er bedeutete dem Mann hinter Eric ihm zu folgen und ging geradewegs auf eine Glasfront am Ende der Kirche zu. Vor den zahlreichen Fenstern war ein Altar aufgebaut worden, auf dem Eric nun gefesselt wurde.

„Ich dachte immer Vampire hätten keine Gefühle, aber wenn ich mir dich so betrachte… Dieses Mädchen bedeutet dir wohl etwas oder warum bist du sonst bereit dein Leben für sie zu opfern.“

„Du hast ja keine Ahnung.“, spottete Eric und sah durch die Fenster, hinter denen allmählich die Sonne aufging.

<Wie viel Zeit bleibt dir noch?>, wollte Sam unruhig wissen und Eric schmunzelte, als er ihre Nervosität bemerkte.

„Was gibt’s da zu grinsen, Vampir?“, provozierte Steve, doch Eric ging nicht darauf ein. Steve bedeutete einem seiner Männer Sam zu ihm zu bringen und einige Augenblicke später stand sie neben Eric.

„Ich will, dass sie zusieht, wie ihr Vampir stirbt.“, erklärte Steve und Abscheu machte sich in Sam breit.

„Wieso tut ihr das?“, fragte Sam fordernd und Steve lachte.

„Sie sind nicht dafür gemacht mit uns zusammen zu leben. Sie sind Monster des Teufels und wir müssen sie als eine Bedrohung für uns ansehen. Zum Schutz der Menschheit müssen sie vernichtet werden.“

„Sie haben ja keine Ahnung.“

„Witzig, genau dasselbe hat er hier auch gerade gesagt.“, spottete Steve, während Sam die Schmerzen in Erics Blick erkannte. Der Himmel verfärbte sich langsam und Sam sah hilfesuchend zu Sookie, doch diese war zu verängstigt, um ihr zu helfen.

„Hier vorne spielt die Musik.“, meinte Steve und drehte ihren Kopf so, dass sie wieder Eric ansehen musste. Die Haut in seinem Gesicht begann bereits zu qualmen, als Sam ihren Kopf aus Steves Griff löste und ihm so tief in die Hand biss, dass er einige Schritte zurückstolperte. Sie trat dem Mann hinter sich auf den Fuß und als er zurückwich, versetzte sie ihm einen Tritt in die Magengrube. Die Fesseln, die ihr angelegt worden waren, waren schlampig gebunden und so schaffte sie es sich davon zu befreien. Sie griff nach der Kette, die Eric auf dem Altar festhielt und zog daran, so dass sie sich von seinen Handgelenken löste. Sie hatte sich bereits eingebrannt und tiefe Wunden blieben auf seinem Körper zurück.

„Sam, pass auf!“, rief Jason, doch bevor Sam reagieren konnte, hatte Steve sie zu Boden gedrückt und begann sie an der Kante des Altars zu würgen.

„Du dreckige kleine Schlampe.“, fluchte er und drückte Sam nach unten. Sie wehrte sich heftig, doch sie kam nicht gegen ihn an. Kurz bevor sie ihr Bewusstsein verlor, zog sie noch einmal kräftig an der Kette und befreite Eric so von seinen Fesseln. Dieser stürzte sich sogleich auf Steve und schaffte es ihn von Sam zu entfernen. Auch den anderen war es inzwischen gelungen sich von ihren Fesseln zu befreien und sie eilten auf Sam zu. Die Silberkette war auf ihre Beine gerutscht, weshalb Eric sie nicht anrühren konnte.

„Ach du Scheiße! Ist sie tot?!“, rief Jason besorgt, während er sich neben sie hockte.

„Nein, sie ist nur bewusstlos.“, erklärte Eric und sah auf seine Hände, die ebenfalls zu qualmen begonnen hatten.

„Wir müssen hier weg.“, merkte Pam an und Jason nahm kurzerhand Sam hoch und folgte den anderen nach draußen.

„Gib sie mir.“, forderte Eric energisch, doch Jason weigerte sich. Den Vampiren lief die Zeit davon und so ließ er Sam zurück und raste davon. Jason brachte Sam in seinen Wagen und fuhr zusammen mit Sookie los.

Kapitel 6
 

Als Sam aufwachte spürte sie starke Kopfschmerzen, die wohl von dem Aufschlag auf die Altarkante stammten. Als sie die Augen aufschlug, erkannte sie Jason, der auf einem Stuhl neben ihrem Bett saß und ihre Hand hielt.

„Du bist wach.“, murmelte er und grinste erleichtert, während er ihre Hand streichelte. „Das war ziemlich abgefahren, was du heute Nacht abgezogen hast.“, erklärte er schmunzelnd und Sam nickte zustimmend.

„Es tut mir wirklich leid, dass ich dich in diese Lage gebracht habe. Es ist meine Schuld, dass du jetzt hier bist und…“

„Schon gut, Jason.“

„Nein, nichts ist gut! Ich habe dich in Gefahr gebracht und fast wärst du gestorben. Es… Es tut mir leid.“

Sam drückte seine Hand und er verstummte.

„Lass gut sein, Jason. Ich bin dir nicht böse.“

Jason richtete sich auf und küsste sie auf die Stirn.

„Ich bin einfach nur froh, dass es dir gut geht.“, murmelte er, als Sookie ins Zimmer kam und sich auf Sams Bettkante setzte.

„Wie geht’s dir?“, fragte sie und funkelte Jason immer wieder finster an.

„Das wird schon wieder.“, meinte Sam. „Wie geht es den anderen?“, fragte Sam leise und Jason seufzte.

„Sie sind zurück ins Fangtasia gegangen. Sie ruhen sich sicher aus.“, beruhigte sie Sookie.

Sam atmete erleichtert auf.

„Ich denke du solltest besser gehen, Jason.“, fuhr Sookie fort und als Jason seine Hand aus Sams Griff lösen wollte, verstärkte sie diesen und er sah sie verwirrt an.

„Bitte, geh nicht.“, flüsterte sie und Jason lächelte sie schuldbewusst an. Sookie schüttelte langsam den Kopf beim Anblick der beiden.

„Ihr zwei…“, murmelte sie, als ein Arzt das Zimmer betrat.

„Guten Morgen, Miss Hutton. Schön, dass Sie wach sind. Wir haben Ihre Ergebnisse und ich bin froh Ihnen mitteilen zu können, dass Sie lediglich eine leichte Gehirnerschütterung erlitten haben. Dennoch würde ich Sie gerne über Nacht zur Beobachtung hier behalten. Wie ich sehe, sind Sie in bereits in bester Gesellschaft, sollen wir dennoch jemanden benachrichtigen?“, meinte er höflich, doch Sam schüttelte den Kopf. Der Arzt verließ das Zimmer wieder und auch Sookie machte sich bereit, um zu gehen.

„Macht’s gut, ihr beiden.“, sagte sie zum Abschied, doch sie hielt inne, als Sam sich aufzurichten versuchte.

„Wow, wo willst du denn hin?“, fragte Jason, während er versuchte sie am Aufstehen zu hindern.

„Ich muss zurück ins Fangtasia, bevor Eric aufwacht.“

„Du machst dir ernsthaft Sorgen um ihn?“, entgegnete Jason aufgebracht.

„Er wäre gestern fast gestorben!“

„Er hat dich entführt! Wie kannst du nur freiwillig zu ihm zurück wollen?“

„Jason…“

„Nein, nicht Jason… Hör auf so zu tun, als wäre ich ein kleines Kind, das nichts versteht und erklär mir, was das zwischen euch ist!“, forderte er eindringlich und Stille kehrte ein.

Nach einer kurzen Weile ergriff Sookie das Wort: „Wie wäre es, wenn ich zu ihm gehen und ihm sagen würde, dass es dir gut geht?“

Nach kurzem Zögern nickte Sam und Sookie verschwand. Eine unbehagliche Ruhe breitete sich im Zimmer aus, während die Nachmittagssonne den Himmel langsam rot färbte.

„Du solltest besser gehen, Jason.“, erklärte Sam, doch Jason betrachtete weiter ihre Hand und streichelte diese.

„Erinnerst du dich an die Nacht, in der Sookie und Grandma unterwegs waren, um unseren Onkel zu besuchen?“

„Jason, tu das nicht.“

„Es war eine sternenklare Nacht und wir lagen auf der Wiese vor unserem Haus und schauten in den Himmel. Du sagtest du hättest dich nie geborgener gefühlt, als in jener Nacht. Von da an wollte ich dich immer beschützen und dafür sorgen, dass es dir gut geht.“

„Du musst mich nicht beschützen.“

„Offensichtlich schon. Was denkst du denn, dass dieser Vampir mit dir vorhat?“

„Er wird mir nichts tun.“

„Wie kannst du dir da so sicher sein?“

Sam zögerte kurz und sah dem Sonnenuntergang zu.

„Ich weiß es einfach.“
 

Derweil hatte sich Sookie auf den Weg zum Fangtasia gemacht und legte sich die Worte zurecht, mit denen sie Eric gegenüber treten wollte. Als sie ankam, war die Leuchtreklame über dem Eingang der Bar ausgeschalten, doch die Tür war geöffnet. Im Inneren traf sie auf Ginger, die vor einer Tür saß und auf ihrem Stuhl eingeschlafen war. Sookie ging auf sie zu und versuchte sie möglichst sanft zu wecken, doch natürlich erschreckte Ginger sich und schoss auf Sookie mit eben der Pistole, mit der sie auch Sam bedroht hatte. Kaum eine Sekunde später stürmte Bill aus dem Raum, vor dessen Tür Ginger gesessen hatte und beugte sich über die zu Boden gegangene Sookie.

„Bill“, flüsterte diese, weniger aufgrund von Kraftlosigkeit, als viel mehr, weil sie sich so erschreckt hatte.

Sie hatte lediglich einen Streifschuss erlitten, den Bill im Handumdrehen geheilt hatte.

„Geht es dir besser?“, fragte er, nachdem er ihr auf einen Stuhl geholfen hatte.

Sookie nickte, als nun auch Eric und die anderen dazu stießen. Als Eric Sookie erblickte, ging er einige Schritte auf sie zu und sah sie eindringlich an.

„Es geht ihr gut. Sie liegt im Krankenhaus von Bon Temps.“, erklärte sie, woraufhin Eric ohne ein weiteres Wort verschwand. Pam seufzte gelangweilt, doch Godric grinste.
 

„Du solltest jetzt besser gehen, Jason.“, riet Sam ihm erneut, doch er schüttelte energisch den Kopf.

„Ich werde dich ihm nicht noch einmal überlassen.“

Sam ergriff seine Hand fester.

„Verstehst du nicht, dass du keine Chance hast, ihn davon abzubringen?“

Plötzlich stand Eric im Zimmer und stellte sich ans Ende des Bettes.

„Wie ich sehe, geht es dir besser.“, bemerkte er und Sam schenkte ihm ein halbherziges Lächeln.

„Du widerlicher Blutsauger!“, stieß Jason auf einmal aus und griff nach einer Pistole, die in seinem Hosenbund gesteckt hatte. Bevor Sam begriffen hatte, was geschehen war, zielte er damit auf Eric, der sein gewohntes Grinsen aufgesetzt hatte.

„Was gibt’s da zu grinsen?!“, fragte Jason angespannt. „Ich werde nicht zulassen, dass du Sam mit dir nimmst!“

„Jason…“, warf Sam ein, doch er gebot ihr Einhalt.

„Vielleicht solltest du sie selbst entscheiden lassen.“, merkte Eric an und sah Sam nun direkt an.

<Ich kann dich beschützen, wenn du mit mir kommst.>, erklärte er ihr wortlos.

Als Sam zögerte, sah Jason und erkannte in ihrem Blick die Antwort, die er nicht hören wollte.

„Jason…“, begann Sam erneut, doch er unterbrach sie.

„Ich liebe dich.“

Plötzlich wurde es still und auch Eric schien sich seiner Sache nun nicht mehr sicher zu sein. Um so erstaunter war er, als Sam die Stille durchbrach.

„Es tut mir leid, Jason. Ich kann nicht mit dir gehen.“

Jasons Miene verfinsterte sich und für einen kurzen Moment befürchtete Sam er würde Eric erschießen, doch er ließ seine Waffe sinken. Stürmisch verließ er das Zimmer und Sam sah ihm hinterher, bevor Eric sich neben sie setzte und ihren Blick einfing.

„Du hast meinem Macher und mir das Leben gerettet.“, begann er, doch Sam schwieg. „Ich weiß, was du für diesen Jungen empfindest. Warum hast du ihn weggeschickt?“

„Aus demselben Grund, aus dem du Pam weggeschickt hast, als es brenzlig wurde. Ich will nicht, dass er da mit reingezogen wird.“

Eric nickte und zum ersten Mal erkannte sie einen Hauch von Menschlichkeit in seinen Zügen.
 

Am nächsten Morgen brachte Sookie Sam zurück ins Fangtasia und betrat dort zum ersten Mal ihre neue Wohnung.

„Nett hast du’s hier.“, merkte Sookie wenig überzeugend an und Sam schmunzelte.

„Spar dir deine Mühen, aber du hast wohl recht. Es könnte schlimmer sein.“

Doch Sookie merkte, dass Sam noch etwas anderes beschäftigte.

<Ich wünschte Jason würde verstehen, dass ich keine Wahl habe.>

Aufmunternd legte Sookie ihre Hand auf Sams Schulter und schließlich machte sie sich auf den Heimweg.
 

Später an diesem Tag betrat Jason das Merlotte’s und da er bereits einiges getrunken hatte, schwankte er unsicher auf den Tresen zu. Lafayette, der an diesem Tag die Bar übernommen hatte, musterte ihn skeptisch.

„Auch auf die Gefahr hin, dass ich dir zu nahe trete, Süßer. Du siehst echt scheiße aus.“, sagte er und Jason blickte auf.

„Ich kann einfach nicht kapieren, wieso sie das macht. Wieso zieht sie mit diesem Vampir ab?!“

Lafayette schmunzelte.

„Tja, diese Vampire haben schon einiges reizvolles, wenn du verstehst, was ich meine.“

Jasons Gesichtsausdruck nach zu urteilen, verstand er gar nichts, woraufhin Lafayette seufzte.

„Komm mit, mein Hübscher.“, forderte er nun und führte Jason in die Vorratskammer, wo sie ungestört waren. Dort angekommen griff er in seine Hosentasche und holte ein kleines Fläschchen mit Blut hervor.

„Was ist das?“, fragte Jason neugierig.

„Das, mein Liebster, ist die geilste Droge, die du jemals gesehen hast. Es nennt sich V.“

Jason betrachtete das Blut eingehend.

„Wofür steht V?“

„Vampirblut.“

Entgeistert sah Jason Lafayette an, doch dieser schmunzelte nur.
 

Als die Dämmerung hereinbrach ging Sam nach unten in den Keller des Fangtasia, wo die Särge der Vampire standen, in denen sie tagsüber schliefen. Sie ging zu dem von Godric und obwohl es noch nicht an der Zeit für ihn war aufzustehen, öffnete sie den Deckel des Sarges und weckte ihn so auf.

„Ist was passiert?“, fragte er sogleich, doch Sam schüttelte den Kopf.

Da das Fangtasia komplett abgedunkelt war, bestand für ihn keine Gefahr Sam aus dem Keller zu folgen.

„Ich wollte dich etwas fragen.“, begann Sam, nachdem sie sich an einen der Tische in der Bar gesetzt hatten.

Godric merkte, dass sie besorgt war und betrachtete sie eindringlich.

„Eric sagte mir du seiest vor über 2000 Jahren geschaffen worden.“

Godric nickte.

„Ich habe mich den ganzen Tag gefragt warum du bei deinem Alter und deiner Erfahrung nichts gegen diese Spinner von der Gemeinschaft der Sonne ausrichten konntest.“

Godric nahm ihre Hand und legte sie auf seine Brust.

„Seit mehr als 2000 Jahren schlägt in dieser Brust kein Herz mehr. Ich für meinen Teil denke, es ist an der Zeit zu gehen.“

Schockiert sah Sam ihn an.

„Du wolltest sterben?!“, fragte sie ungläubig, doch Godric musste ihr nicht antworten.

„Weiß… weiß Eric davon?“, wollte sie wissen, als dieser den Raum betrat und beim Anblick der beiden kurz inne hielt.

„Na sieh mal einer an. Ich sehe ihr versteht euch blendend.“, stellte er erfreut fest, doch Sams bestürzter Gesichtsausruck ließ ihn stutzen.

Godric bedeutete Eric zu ihnen zu kommen und er setzte sich gegenüber von Sam an den Tisch. Godric griff nach Erics Händen und legte die von Sam hinein. Sofort wusste Eric worüber sie gesprochen hatten und sah Godric mit einem Blick an, den Sam niemals wieder vergessen würde. Sie fühlte den Schmerz und die Verzweiflung, die von Eric ausging und die von so unvorstellbarem Ausmaß waren, dass sie ihre Hände zurückziehen wollte, doch Eric klammerte sich geradezu an sie.

„Godric… du…“, stammelte Eric, doch Godric schüttelte langsam den Kopf.

„Es ist schon gut, mein Kind.“

Er strich Eric über die Haare.

„Dies wird meine letzte Nacht sein, aber ihr werdet mich nicht vermissen.“

Eric wollte protestieren, doch Godric führ fort, ohne dem Beachtung zu schenken.

„Ihr müsst herausfinden, wie ihr Clara loswerdet, bevor es zu spät ist.“

„Aber was ist, wenn wir es nicht schaffen?“, fragte Sam, die deutlich gefasster war, als Eric.

Godric schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.

„Ihr müsst.“, sagte er abschließend, bevor er sich erhob und auf Eric hinabblickte.

„Lass uns ein letztes Mal gemeinsam auf die Jagd gehen.“, schlug Godric vor und ohne zu zögern stand Eric auf und folgte ihm nach draußen.

„Sag mal, Pam, was genau ist das zwischen einem Vampir und seinem Macher?“, fragte Sam und erntete damit ein verächtliches Schnauben.

„Du würdest es ja doch nicht verstehen.“

„Versuch es mir zu erklären.“

Sie seufzte.

„Vampire sind treulose Wesen. Sie verschlingen ihre Beute, bevor diese weiß, wie ihr geschieht. Sie bezirzen Leute, bis sie den Verstand verlieren und sie betrügen und lügen gegenüber ihren eigenen Artgenossen. Doch die Beziehung zwischen einem Abkömmling und seinem Macher ist tiefer, als alles was du dir vorstellen kannst.“

„Ich verstehe. Und was ist mit der Beziehung zwischen einem Vampir und seinem menschlichen Verbündeten?“

Pam zog die Augenbrauen hoch.

„Da ich bis vor Kurzem nicht einmal an diese Legende glaubte, kann ich dir dazu nichts sagen, aber du solltest dich nicht darauf einstellen, dass er Godric für dich opfern würde.“

Sie stapfte davon und auch Sam verließ die Bar, um etwas Schlaf zu bekommen.
 

Währenddessen hatte Jason das ihm von Lafayette angebotene V genommen und befand sich nun in einem Zustand, den er niemals wieder verlassen wollte. Er fühlte sich unglaublich stark und nahezu unbesiegbar. Außerdem schienen alle Farben plötzlich kräftiger und alle Gerüche intensiver. Er trainierte in seinem Zimmer bis tief in die Nacht, als Sookie hereinkam und ihn verwundert musterte.

„Was tust du da, Jason?“, fragte sie skeptisch.

„Ich… trainiere.“, antwortete dieser atemlos.

„Es ist mitten in der Nacht.“

„Ich fühle mich energiegeladen, wie nie.“

Verdutzt schüttelte Sookie den Kopf und schloss die Tür hinter sich, bevor sie zu Bill aufbrach, der bereits auf sie wartete.
 

Kurz vor Ende der Nacht kamen Godric und Eric zurück ins Fangtasia, wo Sam wieder aufgestanden war und in der Bar auf die beiden wartete. Sie schienen beinahe fröhlich, als sie hereinkamen, doch als sie Sam erblickten, kehrten sie in die Realität zurück.

„Bitte, Godric, tu es nicht.“, flehte Eric, doch Godric strich dem vor ihm kriechenden Eric erneut nur durch die Haare.

„Sie ist äußerst außergewöhnlich. Beschütze sie mit deinem Leben.“, merkte Godric an und blickte zu Sam hinüber.

Kurz bevor die Sonne aufging, wandte er sich um und schritt auf den Ausgang zu.

„Warte!“, warf Sam ein und zog damit die Aufmerksamkeit der beiden Vampire auf sich.

„Ich werde dich begleiten.“, erklärte sie zum Erstaunen der beiden.

Sie verließen gemeinsam die Bar und während langsam die Sonne am Himmel erschien, füllten sich Sams Augen mit Tränen.

„Ich habe 2000 Jahre auf dieser Welt verbracht. Ich habe Leid und Tod gesehen und ich dachte ich wäre auf alles vorbereitet, doch ich habe nicht damit gerechnet, dass es ein Mensch sein würde, der am Ende um mich weint.“

Er nahm ihren Kopf in seine Hände und legte seine Stirn an ihre.

„Pass gut auf ihn auf. Er braucht dich mehr als du es dir vorstellen kannst. Und du brauchst ihn auch.“, sagte er und küsste sie auf die Stirn, bevor er einige Schritte zurücktrat.

Die Sonnenstrahlen begannen seine Haut zum Rauchen zu bringen und Sam schlug die Hand vor den Mund, bevor er mit einem Lächeln im Gesicht in Flammen aufging und zu Asche zerfiel. Sie starrte regungslos das Häufchen Asche an, das nach und nach in alle Winde verstreut wurde, als ihr plötzlich Eric einfiel und sie zurück in die Bar stürmte. Er lag zusammengerollt auf dem Boden und Blut floss ihm aus den Augen. Sam kniete sich neben ihn und wischte seine Tränen fort.

„Sschhht…“, flüsterte sie und half ihm sich aufzurichten.

Als sie nun einander gegenüber standen, schmiegte sich Sam an ihn und schaffte es so ihn zu trösten.

„Es tut mir leid.“, murmelte sie und wollte die Umarmung lösen, doch Eric hielt sie weiter fest.

„Du musst schlafen gehen.“, merkte Sam an und schließlich ließ er sich von ihr nach unten zu seinem Sarg bringen.

Eric war nicht wiederzuerkennen. Er schien hilflos und zutiefst verletzt. Sie öffnete seinen Sarg und half ihm hineinzusteigen.

„Geh nicht, Sam.“, bat er und Sam stutzte.

„Willst du, dass ich…“

Er griff nach ihrer Hand und sah sie eindringlich an.

„Versprich mir, dass du mich nicht verlässt.“

Sam zögerte, doch sein Blick durchbohrte sie.

„Bitte.“, flüsterte er und sie beugte sich über ihn, um ihn auf die Stirn zu küssen.

„Ich werde hier sein, wenn du aufwachst.“, versprach sie und schloss den Deckel seines Sarges.

Kapitel 7

Kapitel 7
 

Während Sam den Tag damit verbracht hatte neben Erics Sarg zu sitzen, hatte Jason seinen Rausch ausgeschlafen und war nun auf dem Weg ins Merlotte’s, um dort für Nachschub zu sorgen. Doch als er dort ankam war es nicht Lafayette, der hinter dem Tresen stand. Lafayettes Cousine Tara begrüßte Jason in ihrer gewohnt mürrischen Art.

„Ist Lafayette in der Küche?“, fragte Jason nervös, da sein Körper sich nach dem Vampirblut sehnte, das er am Tag zuvor geschluckt hatte.

„Er hat heute frei.“, entgegnete Tara knapp, doch Jason beachtete sie bereits nicht mehr.

Eine junge Frau mit blondem Haar hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Tara verdrehte seufzend die Augen, während Jason von seinen Trieben gesteuert auf die Frau zuging.

„Was macht eine so hübsche Frau, wie du zu dieser Zeit in einer Bar wie dieser?“, fragte Jason und trat nun in ihr Blickfeld.

Sie schmunzelte und begann mit ihren Fingern an den Ecken der Speisekarte zu spielen.

„Wie heißt du?“

„Crystal.“

„Ein wunderschöner Name.“, log Jason, denn in Wirklichkeit fand er es seltsam ein Mädchen nach einer Droge zu benennen. „Darf ich mich setzen, Crystal?“

Als sie nickte, zog er einen Stuhl an den Tisch und setzte sich neben sie.
 

Es dämmerte bereits, als Ginger den Keller des Fangtasias betrat und die inzwischen eingeschlafene Sam weckte. Im Gegensatz zu Ginger war Sam jedoch weniger schreckhaft und zuckte deshalb nur leicht zusammen, als Ginger ihr auf die Schulter tippte.

„Was ist los?“, fragte Sam und richtete sich auf.

„Es ist nur… Vor der Bar haben sich einige Menschen eingefunden, die… naja… sie demonstrieren. Gegen Vampire. Und das recht aggressiv.“

Sie gingen nach oben und als Sam die Bar betrat, hörte sie bereits die aufgebrachten Stimmen der Leute vor der Tür. Sie ging in Richtung Ausgang, doch Ginger hielt sie auf.

„Vielleicht solltest du besser nicht dort hinaus gehen.“

„Es sind doch nur Menschen. Was sollen sie mir schon tun?“, grinste Sam und trat nach draußen.

Als die Demonstranten Sam erblickten, verstummten sie. Getuschel ging durch die Menge.

„Ist sie eine von denen?“

„Würde sie nicht verbrennen?“

Plötzlich ergriff eine Frau mittleren Alters das Wort: „Sie ist kein Vampir! Sie ist etwas noch schlimmeres. Eine Vampir-Sympathisantin!“

Sams Miene verfinsterte sich, als sie merkte, dass ihre eigenen Artgenossen gegen sie waren.

„Leute, ich bitte euch, wir stehen doch alle auf derselben Seite.“, versuchte Sam die Situation zu entschärfen.

„Lasst euch nicht von ihr täuschen!“, forderte die Frau und fixierte Sam.

Auf einmal schien sie etwas erkannt zu haben, denn ein triumphierendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

„Ich verstehe…“, murmelte sie und Sam wurde misstrauisch.

„Was meinst du damit?“, fragte Sam, die allmählich nervös wurde.

Die Frau riss nun ihre Arme in den Himmel, rief: „Spiegel der Seele, ich rufe dich! Zeige mir wer diese Frau wirklich ist!“ und bevor Sam wusste, wie ihr geschah, lag sie auf dem Boden, während die Hexe sich über sie beugte und immer wieder ihren Spruch aufsagte.

Sam bemerkte, dass sie allmählich die Kontrolle über ihren Körper verlor.

„Was zum…“, brachte sie noch hervor, als plötzlich Eric heraus stürmte und sie nach einem kurzen Blick in sein entsetztes Gesicht völlig das Bewusstsein verlor.

Beim Anblick der Vampire erschraken die meisten Demonstranten und auch die Hexe wich zurück.

„Was hast du ihr angetan?“, fragte Eric aggressiv und stürzte sich mit ausgefahrenen Fangzähnen auf die Hexe.

„Ich habe sie zu dem gemacht, was sie wirklich ist.“

Lachend berührte sie Erics Arm, der nun, wie in Trance, vor ihr zurückwich. Sie wirbelte herum und löste sich schließlich im Nichts auf. Ihre Anhänger suchten hektisch das Weite, als sie realisierten, dass sie den Vampiren allein ausgesetzt waren. Verdutzt drehte Eric sich zu Sam um, die allmählich wieder zu sich kam. Eric war jedoch sofort klar, dass es nicht länger Sam war, die diesen Körper beherrschte. Erneut blickte Eric in die smaragdgrünen Augen seiner Frau und wartete auf eine Reaktion.

„So schnell sehen wir uns also wieder, mein Liebster.“, sagte Sam, doch es war nicht ihre eigene Stimme, die ertönte. Es war die von Clara.

„Oh Shit.“, platzte es aus Pam heraus, die inzwischen ebenfalls vor der Bar stand. „Ich habe es dir gesagt, Eric. Das wird nicht gut gehen und jetzt sieh wo wir gelandet sind.“

„Sei still, Pam!“, forderte Eric und ging zögerlich auf Clara zu. „Clara, ich verstehe, dass du wütend bist, aber ich bitte dich, gib Sam frei.“

„Hm, lass mich nachdenken, Eric. Ich denke eher nicht. Es fühlt sich gut an, wieder Kontrolle über einen Körper zu haben. Ich denke ich behalte diesen. Noch dazu ähnelt er meinem letzten so unglaublich, findest du nicht auch?“

Sie fuhr sich durchs Haar, legte den Kopf zur Seite und fixierte Eric eindringlich. Sie trat auf Eric zu und legte ihm eine Hand auf Brust, was ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.

„Wir könnten das beste aus der Situation machen, was meinst du?“, flüsterte sie in sein Ohr. „Lass uns ein wenig Spaß haben.“

Eric griff nach ihrer Hand und stieß sie von sich.

„Ich verzichte.“, gab er kühl zur Antwort.

„Ach, komm schon, Eric. Du willst die Kleine doch! Willst du nicht sehen, was sie zu bieten hat?“, provozierte sie und fuhr mit ihrer Hand erneut über seine Brust in Richtung seines Hosenbundes.

„Clara, was willst du, damit du Sam in Frieden lässt?“, fragte er eindringlich, griff erneut nach ihrer Hand und zog sie dicht an sein Gesicht.

„Wir werden sehen, was ich im Austausch gegen deine kleine Freundin hier aushandeln kann. Vielleicht lasse ich sie auch einfach sterben, nur um zu sehen, wie du leidest, oder ich…“

Plötzlich stockte sie und sank auf die Knie. Nach Luft ringend und nun wieder mit Sams Stimme sprechend.

„Eric…“

Dieser stürzte sogleich auf sie zu und fasste sie an der Schulter.

„Hilf mir! Sie verdrängt mich!“, brachte sie heraus und Eric spürte die blanke Angst in ihr.

„Was sollen wir tun?“, fragte Pam, sichtlich nervös.

„Findet diese Hexe. Sie muss es umkehren können.“

Es fiel ihr merklich schwerer zu sprechen, während sie Eric hilfesuchend ansah.

„Es tut mir leid, Eric.“, war das letzte, was sie sagen konnte, bevor sie erschöpft zusammensackte.

Eric fing sie auf und sah fragend zu Pam auf.

„Lass sie uns fesseln, bevor sie wieder zu sich kommt.“, schlug diese vor.

„Sie fesseln?!“

„Willst du der nächste sein, der den wahren Tod findet?! Was ist, wenn sie auf die losgeht und sie keinen klaren Moment hat, um dich zurückzuholen?!“

„Aber…“

„Meine Güte, Eric, was ist nur los mit dir?! Seitdem die Kleine bei uns ist, bist du nicht mehr derselbe! Wo ist der kaltherzige Vampir hin, dem es scheißegal war, wer lebt oder stirbt?!“

Für einen kurzen Moment trat Stille ein, bevor Eric sich aufrichtete und auf Sam herabblickte.

„Hol die Fesseln, Pam“, befahl er nun in einem absolut gleichgültigen Tonfall. Pam nickte wortlos und verschwand im Inneren der Bar.
 

Währenddessen betrat Sookie die Veranda vor Bills Haus und zögerte einen Augenblick, bevor sie anklopfte. Nach einer kurzen Weile öffnete Bill ihr und schien sichtlich verwundert sie zu sehen.

„Sookie, was tust du hier?“, fragte er und konnte sich dabei sein charmantes Lächeln nicht verkneifen.

„Ich habe den ganzen Tag an dich gedacht.“, flirtete sie ohne Umschweife und legte ihren Kopf dabei leicht zur Seite.

Bill öffnete die Tür weiter und ließ Sookie eintreten. Sie ging dicht an ihm vorbei, so dass er das Parfum riechen konnte, dass sie aufgelegt hatte, bevor sie sich auf den Weg zu ihm gemacht hatte.

„Und was genau hast du nun vor, wo du schon mal hier bist?“, fragte Bill und Sookie wusste auch ohne ihre telepathischen Kräfte, die bei Vampiren ohnehin nicht funktionierten, worauf Bill hinauswollte.

„Wie ich sehe, hast du bereits den Kamin angezündet. Wie wäre es, wenn wir es uns davor gemütlich machen?“

Sie nahm ihn am Handgelenk und zog ihn mit sich. Er folgte ihr willentlich und musterte sie währenddessen eingehend. Sie setzten sich auf das Sofa direkt neben dem offenen Kamin und Sookie griff nach Bills anderer Hand.

„Deine Freunde im Merlotte’s schienen nicht sehr angetan von mir. Wie kommt es, dass du keine Angst vor mir hast?“, wollte Bill nach einer Weile wissen und erntete ein herzliches Lächeln von Sookie.

„Ich weiß einfach, dass mir in deiner Gegenwart nichts zustoßen wird. Du wirst mich beschützen, ist es nicht so?“

Bill nickte zustimmend und näherte sich ihr. Er spürte ihren warmen Atem auf seiner Haut und sah ihre Adern pulsieren. Sie hatte ihre Augen bereits geschlossen und auch er schloss nun auch die seinen. Als sich ihre Lippen beinahe berührten wurde die Tür plötzlich aufgerissen und Eric stand vor ihnen, bevor sie wussten, was geschehen war.

„Was zum…“, begann Sookie, doch Eric schenkte ihr keine Beachtung.

„Komme ich ungelegen?“, fragte er, ohne eine Antwort zu erwarten.

„Was willst du hier, Eric?“, wollte Bill ungehalten wissen und erhob sich nun, um sich vor Sookie zu stellen.

„Tatsächlich bin ich hier, um dich und deinen Menschen um einen Gefallen zu bitten.“

„Korrigiere mich bitte, wenn ich falsch liege, aber bist du es nicht eigentlich, der uns einige Gefallen schuldet?!“, warf Sookie ein. „Ich meine, wir haben dir Sam unfreiwillig gebracht und dich vor diesen Spinnern gerettet und jetzt verlangst du erneut einen Gefallen von uns?!“

„So ist es. Und ihr werdet sehen, dass es dabei nicht um mich geht.“

Bill wurde zunehmend stutzig, dennoch bedeutete er Eric sich auf die Couch gegenüber zu setzen.

„Es geht um Sam.“, sagte Eric schließlich, als auch Bill sich wieder gesetzt hatte.

„Ist sie verletzt?“, platzte es sofort aus Sookie heraus.

„Clara ist zurück und ich befürchte dieses Mal wird sie sich nicht so einfach vertreiben lassen.“

„Was meinst du damit?“

„Es war eine Hexe, die sie heraufbeschworen hat. Noch ist ein Teil von Sam in ihrem Körper, aber sie wird schwächer. Uns bleibt nicht viel Zeit.“

„Wie kommst du darauf, dass wir dir helfen könnten?“, fragte Sookie nun, die nach und nach immer angespannter wurde.

„Ich wusste nicht an wen ich mich sonst hätte wenden sollen.“

„Wer war diese Hexe?“, wollte Sookie wissen, die natürlich nicht zögerte, wenn es darum ging ihrer Freundin zu helfen.

„Ich habe sie noch nie zuvor gesehen. Ich hatte gehofft, dass du dich ein wenig umsehen könntest. Deine Fähigkeiten sind die dabei sicher eine Hilfe.“

Ein kalter Schauer lief Sookie über den Rücken. Die Tatsache, dass Eric von ihrer Fähigkeit wusste, könnte sie in Schwierigkeiten bringen und sie in eine Lage versetzen, die sie sich nicht vorzustellen wagte. Sie zögerte einen Moment, bevor ihr einfiel, wie sie Sam eventuell helfen konnte.

„Ich erinnere mich an eine Kellnerin, die bis vor einiger Zeit im Merlotte’s gearbeitet hat. Sie brachte immer die seltsamsten Heilkräuter, wie sie sie nannte, mit zu Arbeit und versuchte uns für ihre abgedrehten Treffen im Wald zu gewinnen.“, begann sie und Eric wurde hellhörig. „Sie erzählte immer von einem Laden in Shreveport, in dem sie sich mit anderen Gleichgesinnten traf. Vielleicht kann ich dort etwas über die Frau in Erfahrung bringen, die Sam angegriffen hat. Es wäre einen Versuch wert.“

„Was ist, wenn sie dich ebenfalls verzaubert?“, warf Bill besorgt ein.

„Am helllichten Tag? Ich denke nicht, dass es gefährlich werden wird.“, schmunzelte sie, ohne zu verbergen, dass ihr Bills Sorge schmeichelte.

Eric nickte zustimmend und erhob sich langsam.

„Kommt morgen Abend zu mir und ich hoffe ihr werdet mir Informationen liefern, mit denen wir Clara ein für alle Mal vertreiben können.“, erklärte Eric und verschwand ebenso schnell, wie er gekommen war.

„Eric wirkte tatsächlich besorgt, findest du nicht auch?“, durchbrach Sookie die Stille, die für einen kurzen Moment eingekehrt war.

„In dem Zustand, in dem Sam sich zurzeit befindet, nützt sie ihm nicht viel. Sie muss auf seiner Seite stehen, um ihr volles Potential ausschöpfen zu können.“, erklärte Bill mit ernster Miene. „Ich bitte dich, Sookie, geh kein unnötiges Risiko ein, wenn du dich morgen dorthin begibst. Versprichst du mir das?“

„Ich verspreche es.“, gab Sookie eindringlich als Antwort und sah ihm dabei direkt in die Augen.
 

In dieser Nacht war es Jason zum ersten Mal gelungen sich von seinen Gedanken an Sam abzulenken, indem er eine unschuldige junge Frau verführte, sie mit zu sich nach Hause nahm und während er ihr die aufregendste und befriedigendste Nacht ihres Lebens bescherte vergaß er die Welt um sich herum. Sein muskulöser Körper und sein schelmischer Blick, den er lange vor dem Spiegel geübt hatte, brachten die Frauen um ihn herum um den Verstand und so war ihm auch Crystal verfallen. Sie traf genau das Beuteschema, das Jason anstrebte, wenn er schnellen Sex ohne Fragen wollte. Sie war hübsch, aber nicht sonderlich schlau und verfiel ihm deshalb nur allzu schnell. Nachdem er sie die halbe Nacht beglückt hatte, schliefen sie schließlich erschöpft ein und Jason erlebte die erste Nacht nach Sams Verschwinden, in der er nicht von ihr träumte.
 

Am nächsten Morgen machte Sookie sich bereits früh auf den Weg nach Shreveport, wo sie sich Antworten erhoffte, die Sam helfen würden. Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zumachen können und nachdem Eric verschwunden war, war die Romantik ebenfalls dahin gewesen. Sie hatte lange einfach nur dagesessen, beobachtet von Bill, der ihr nicht helfen konnte sich zu beruhigen. Wenige Minuten nachdem sie das Ortsschild von Shreveport passiert hatte, wurde sie auf eine sehr kleine Reklametafel aufmerksam, auf der sie über die heilende Wirkung von in der Gegend wachsenden Pflanzen informiert wurde und wo sie diese kaufen konnte. Sie fuhr in Richtung des Pfeils unterhalb der Schrift und fand sich schon bald in einer engen Seitengasse wieder, in der ein Laden mit auffällig verhangenen Scheiben ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie parkte den Wagen am Straßenrand und steuerte auf das Geschäft zu. Eine leise Glocke ertöne, als sie durch die Tür trat und sie erkannte den Duft von Lavendel, der in der Luft hing.

„Hallo?“, rief Sookie in die Stille und hörte kurz darauf eilig herannahende Schritte.

„Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte eine junge Frau mit blondem Haar, etwas kürzer als das von Sookie.

„Ich bin hier, weil ich einige Fragen habe.“, erklärte Sookie, während sie eingehend gemustert wurde, doch plötzlich hellte sich die Miene der Verkäuferin auf.

„Sookie?! Bist du es?“, fragte diese vorsichtig und nun war es Sookie, die sie nachdenklich anstarrte. „Ich bin’s, Holly!“, rief sie freudig aus und trat hinter dem Tresen hervor, um Sookie zu umarmen.

„Holly? Von damals im Merlotte’s?“

„Genau! Habe ich mich so sehr verändert, dass du mich nicht mehr erkennst?“

„Du bist blond.“, versuchte Sookie sich zu rechtfertigen.

„Keine Sorge, ich bin dir nicht böse. Wie geht’s dir? Arbeitest du noch im Merlotte’s?“

„Holly, ich bin in einer ernsten Angelegenheit unterwegs und, bitte sei mir nicht böse, aber ich habe wirklich keine Zeit für Small Talk. Ich bin hier, um einer Freundin zu helfen und stehe etwas unter Zeitdruck.“

Hollys Miene verfinsterte sich und sie wirkte besorgt.

„Komm mit mir nach hinten, dort können wir uns ungestört unterhalten.“

Holly führte Sookie durch den Laden in ein relativ großes Hinterzimmer, in dem in einem Kreis eingereiht bunte Kissen auf dem Boden lagen, wie für ein Treffen arrangiert.

„Was ist das hier?“, fragte Sookie und versuchte dabei möglichst unvoreingenommen zu klingen.

„Wir veranstalten hier hin und wieder Treffen, bei denen wir gemeinsam meditieren und unsere Vorfahren anrufen.“

Sookie zog die Augenbrauen hoch und erntete dafür ein mitfühlendes Lächeln.

„Verurteile mich nicht für das, an was ich glaube, Sookie.“

„Holly, ich wollte dich nicht verärgern. Bitte, ich brauche deine Hilfe.“

Holly erkannte die Verzweiflung in Sookies Gesichtsausdruck und zog sie mit sich auf zwei nebeneinanderliegende Kissen.

„Also, was führt dich zu mir?“, begann Holly schließlich und sah Sookie eindringlich an.

„Es geht um Sam, erinnerst du dich an sie?“

Holly nickte, ohne den Blick von ihr zu lassen.

„Sie ist, wie soll ich sagen, irgendwie besessen von einem Geist, einer vor langer Zeit verstorbenen Frau. Gestern Abend wurde sie von einer Hexe heimgesucht, die es diesem Geist möglich gemacht hat Sam vollständig aus ihrem Körper zu verdrängen. Deshalb läuft uns die Zeit davon. Sam wird schwächer, während wir hier sitzen.“

Hollys Nervosität nahm merklich zu und als sie den Blick von Sookie abwandte, wurde dieser klar, dass sie etwas zu verbergen hatte.

«Verdammt, Marnie, du warst also wirklich dort. Ich habe dir doch gesagt, dass es dumm ist, sich mit Vampiren anzulegen. Verdammt!»

„Holly, ich bitte dich, wenn du irgendetwas über diesen Vorfall weißt, sag es mir! Sam ist wirklich in Gefahr.“

„Es tut mir leid, Sookie, aber ich kann dir nicht helfen.“, log Holly, doch Sookie suchte sich ihre Antwort, wie immer, selbst.

«Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass sie heute Abend wieder hier sein wird, aber wenn sie herausfindet, dass ich sie verraten habe… Das würde übel für mich enden.»

„Ich danke dir trotzdem für deine Zeit, Holly. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder im Merlotte’s.“, sagte Sookie, während sie aufstand. „Ich muss jetzt wirklich los, es war schön dich wieder zu sehen.“

Sookie umarmte sie zum Abschied erneut und ging dann eilig zu ihrem Auto. Sie wollte nur noch weg von diesem Ort.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  anime99
2014-05-24T20:01:45+00:00 24.05.2014 22:01
Hey
Das ist mein erster Komentar :) Mir gefällt die idee echt gut
Und ich find die gesichte um eric und sam supper :) Ich bin eh ein großer ericFan ;)
Man lernt jede seite von ihm kennen, und er und sam kommen sich auch neher:)
Auch wenn die umstände nicht die besten sind :)
Ich hoffe es geht bald mit der gesichte weiter :) Freu mich sehr



Zurück