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Demütigung 2

Ich will sein Spielzeug sein.
von

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Mein Buch

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Was hat er getan?

Kapitel 1

„Nein.“

„Wie würdest du es sonst nennen?“

Ich schweige. Auf die Frage weiß ich keine Antwort. Ruffy liegt mit mir im Bett. Er liegt hinter mir, ich liege auf der Seite und starre die schwarze Wand an.

Alles fühlt sich betäubt an.

Das, was jetzt kommt, hätte ich nie erwartet.

„Sei mir nicht böse.“, sage ich leise und weiß, wie paradox es klingen muss.

„Du machst Schluss mit mir.“, wiederholt er die Worte, die ich nicht ausgesprochen habe.

Ich beiße die Zähne zusammen, schließe die Augen und lausche.

„Ich bin dir nicht böse.“, sagt er nach einer Weile und klingt dabei so monoton, dass es augenblicklich in Tränen ausbrechen könnte. Aber um gerade das zu verhindern, beiße ich mir auf die Zunge. Für ihn muss es noch schlimmer sein.

Erst nach ein paar Sekunden hole ich wieder Luft, um etwas zu sagen. Meine Stimme zittert, aber ich versuche so stark zu bleiben, wie ich nur kann.

„Du musst noch lernen, dich unter Kontrolle zu halten.“

„Ich schwöre dir, das wollte ich nicht.“, unterbricht er mich. Sofort schließe ich die Augen erneut, atme leise durch und nicke.

„Ich weiß. Aber-„

„Bitte, Schieda. Ich mach das nie wieder. Ich verspreche es dir, okay?“

„Du hast die Kontrolle verloren. Du kannst nicht versprechen, dass es nicht nochmal passiert.“

„Bitte.“, mehr bringt er nicht über die Lippen. Dann ist es still.

Wir hätten nicht so weit gehen dürfen.

Saveword gut und schön, aber wenn man es nicht sagen kann, ist das etwas anderes.

Ist es meine Schuld? Hätte ich es vorher wissen müssen?

Er ist schon einmal beinahe so weit gegangen.

Als es noch am Anfang war.

In der Dusche.

Hätte ich es wissen müssen?

„Nein.“, flüstere ich leise und weiß, dass ich es damit endgültig entscheide.

Ruffy zieht die Luft scharf zwischen den Zähnen ein, bewegt sich sekundenlang keinen Millimeter, bis er mit einem Ruck die Bettdecke zur Seite schwingt, sich aufsetzt und nicht schnell, aber sehr entschlossen die Zimmertür aufschließt und mein Zimmer verlässt.

Die Tür schließt er leise.

Keiner soll mitbekommen, was zwischen uns ist.

Was zwischen uns war.

Auch, wenn es einer weiß.

Verdammt, was hab ich bloß getan?

Komm doch zurück.

Bitte, es tut mir leid.

Ich nehme alles zurück, nur nimm mich in den Arm.

Bleib bei mir und geh nicht weg.

Alles hier ist viel größer ohne dich. Viel kälter und ruhiger.

Komm zurück.

Kann ich dir nachgehen?

Ich steh jetzt auf, geh dir hinterher und sage, ich nehme es zurück.

Oh Gott, wieso ist das nur passiert?

Ruffy.

Die Tränen fließen schon über meine Wange auf das Kissen, seit er aufgestanden ist.

Ich bekomme kaum Luft.

Es ist, als würde mir etwas Lebenswichtiges plötzlich fehlen.

Und ich selbst habe es weggeworfen.

Bitte komm zurück.

Mein Körper verkrampft sich. Ich ziehe die Beine an, fühle jeden Muskel in mir und weiß, dass diese Schmerzen, die ich jetzt spüre, die schlimmsten sind, die ich jemals spüren kann. Spüren werde.

Komm zurück.

Ich presse mein Gesicht in das Kissen, hole tief Luft und schreie im nächsten Moment so laut ich kann.

Niemand wird es hören.

Mein Zimmer ist Schalldicht. Genau wie das von Sanji. Unsere Zimmer sind über dem Maschinenraum. Die Isolierung war ein zwangsläufiges Übel, und oft ein Segen in diesen vier Wänden.

Als ich keine Luft mehr habe, drehe ich meinen Kopf einen Moment, hole erneut Luft und schreie ins Kissen. Es tut so weh.

Komm bitte zurück.

Ruffy!

Es tut mir leid.

Erst nach Stunden bin ich mit meinen Kräften am Ende.

Die Sonne geht auf. Es wird heller.

Ich bin müde, kann aber nicht schlafen.

Alles fühlt sich so leer an.

Besonders ich selbst.

Als die Sonne mich schließlich trifft, drehe ich den Kopf vom Fenster weg, hinein in mein Kissen.

Es ist so still hier drin, dass ich mein Blut in meinen Ohren rauschen höre.

Wie konnte ich das nur machen?

Wie es ihm wohl dabei geht?

Als ich ihn das erste Mal getroffen habe, war es auch so leise.

Bis er rumgeschrien hat.

Dann war es nie wieder so leise wie jetzt.

Ich weiß noch, wie er damals auf dem Boden geschlafen hat.

Und wie ich nicht aus dem Bett aufstehen wollte, weil es kein richtiges Badezimmer gab.

Was waren das auch für Idioten bei der Marine, die uns zusammen in eine Zelle gesteckt hatten.

Das war die erste, kleine Razzia, bei der ich gefangen genommen wurde.

Wie ich geweint habe, als sie mich in die Zelle gesteckt hatten.

Als sie mit die Fesseln angelegt hatten, machten sie Witze, dass es mir ja eh gefallen würde. Die Gefangennahme wäre wohl so etwas wie ein Urlaub für mich, haben sie gesagt.

Wenn sie gewusst hätten, dass ich ein paar Tage später ausbrechen und zur See fahren würde. Dass ich Pirat werden würde. Hätten sie dann weiter solche Witze gemacht?

Hatte ich glück, dass sie nur Witze gemacht haben?

Ja, ich hatte Glück.

Mehr als Verstand, als ich damals Ruffy begegnet bin.

Ruffy hätte mir damals Betrug, Raub, Unterschlagung und Spionage zugetraut. Aber das, was ich wirklich getan hatte, da wäre er nie im Leben drauf gekommen.

Zwei kleine Buchstaben.

SM

Die Buchstaben, die auch sein Leben verändert haben.

Jetzt weiß ich aber, dass es zu schnell war.

Es war viel zu schnell.

Es musste ja schief gehen.

Wieso hat er nicht aufgehört?

Wieso hätte ich es mir nicht denken können?

„Schieda?“

Ich habe gar nicht gemerkt, wie er die Tür geöffnet hat, noch wie die Zeit vergangen ist.

Es muss kurz vor Mittag sein.

Ich bewege mich nicht.

Er musste ja herkommen.

Ausgerechnet er.

Mein größter Fehler in unserer Beziehung.

Aber nur er weiß, was zwischen Ruffy und mir gelaufen ist.

Wenn er mich jetzt so sieht…

Sanji.

„Bist du wach?“

Ich denke nicht daran, ihm zu antworten.

Ich will nicht ihn sehen.

Ich will IHN sehen.

Ich höre Geschirr klappern und weiß sofort, dass er ein Tablett in den Händen trägt.

Als er näher kommt, vergrabe ich mein Gesicht im Kissen, so dass er es nicht sehen kann.

Aber als ich mich bewege und ihm ausweiche, weiß er sofort, dass ich erstens wach bin und dass es mir zweitens nicht gut geht.

Jetzt werde ich ihn nicht mehr los.

„Hey.“, flüstert er leise, stellt das Tablett zur Seite und setzt sich neben mich.

Ich sehe ihn nicht an, sage nicht und hoffe einfach, dass er schnell wieder geht.

Was er natürlich nicht macht.

„Was ist denn los mit dir? Fühlst du dich nicht gut?“

Ich will erst gar nicht reagieren. Aber er wird eh nicht locker lassen.

Das ist Sanji.

Doch als ich seine Frage verneinen will, bleibt mir bereits der erste Buchstabe im Hals stecken.

Ich öffne den Mund, doch kein Ton kommt heraus.

So schlimm war es noch nie.

Stottern.

Erschrocken über meine Unfähigkeit etwas zu sagen schüttle ich sachte den Kopf, um ihm wenigstens irgendwie zu zeigen, dass es mir nicht gut geht.

„Was ist denn los? Fühlst du dich krank?“

Als er seine Hand auf meine Stirn legen will, will ich ihm erst ausweichen, bewege mich dann aber doch nicht.

Es ist mir einfach egal, ob er weiß, wie es mir geht oder nicht.

„Du bist auch ganz warm.“

Das kommt vom Weinen.

„Soll ich Chopper für dich holen?“

Auf die Frage schüttle ich sofort den Kopf.

Nein.

Es soll einfach keiner wissen.

Als ich mich bewege, treffen sich unsere Blicke nur für einen Moment und ich weiß sofort, dass er mich augenblicklich durchschaut.

Sanji sieht mich weiter an, obwohl ich mich weiter von ihm weg gedreht habe. Er setzt sich aufrecht hin und hält die Luft einen Moment in den Lungen.

„Was ist los?“, fragt er mich dann so entschlossen, wie ich ihn selten erlebt habe.

Wie könnte ich ihm antworten?

Ich muss ihm ja nicht alles erzählen.

Wenn ich überhaupt einen Ton raus bekomme.

Ich schließe die Augen, atme tief durch und versuche mich zu entspannen.

Ganz ruhig.

Doch als ich die Worte sagen will, verkrampft sich mein Körper erneut.

„I-„

Mehr nicht. Mehr kann ich nicht sagen. Ein Buchstabe.

Ich versuch es erneut. Diesmal nichts.

Tränen steigen mir in die Augen. Je länger ich versuche die Worte auszusprechen, desto mehr muss ich über ihre Bedeutung nachdenken.

„Du-?“, fragt Sanji irgendwann vorsichtig.

Ich nicke.

Ja, ich.

Wieder atme ich tief durch, warte einen Moment, setze mich dann aber aufrecht hin.

So muss es einfach leichter gehen.

Sanji gibt mir Zeit.

Was mein Stottern angeht weiß er, wie er mit mir umgehen muss.

Ich schließe die Augen.

Versuche mich zu entspannen. Stelle mir die Worte vor. In Buchstaben und lese sie schließlich, nach mehreren Minuten, aus meiner Vorstellung vor.

„I-ich ha-a-ab mit Ruffy Schluss g—„

Mehr geht nicht.

Mehr muss ich auch nicht.

Ich sehe Sanji bei den Worten nicht an. Doch ich spüre, dass er geschockt ist.

Er holt Luft und ich spüre schon förmlich, wie er meine Worte wiederholt. Doch er hält inne.

Danke dafür. Ich will es gar nicht hören.

Dann räuspert er sich, blickt einmal durch das Zimmer und wieder zu mir.

„Willst du drüber reden?“

So unwirklich es sich auch anfühlt, darüber muss ich lachen.

Erst nur leise, dann doch etwas lauter.

Reden?

Ich bekomme nicht einmal einen Satz zu Stande.

Lachen.

Meine Reaktion bringt mich selbst aus dem Konzept. Sanji bleibt ruhig neben mir sitzen.

Erst, als sich mein Lachen in Weinen verwandelt spüre ich wieder wie real die Leere in mir ist, die ich schon seit gestern Abend spüre.

Ich schüttle den Kopf, schnappe nach Luft und ziehe eine Beine an.

Erst streiche ich mit den Fingern die Tränen aus meinem Gesicht, dann gebe ich auf und lege meine Stirn auf meine Knie ab.

Sanji zieht mich zu sich.

Er will mir helfen.

Will mir zeigen, dass ich nicht alleine bin. Aber ich bin alleine.

Auch, wenn er sich um mich kümmern will.

Ich bin alleine.

Mehr als jemand zuvor.
 

„Geht’s dir besser?“

Ich zucke mit den Achseln.

Ich weiß es nicht.

Vielleicht.

Will ich wirklich drüber reden?

„Wieso hast du Schluss gemacht, wenn es dich so mitnimmt?“

Ich wusste, dass die Frage kommen wird. Und ich weiß jetzt schon, dass Sanji böses ahnt.

Wie könnte ich ihm sagen, was passiert ist?

Er würde es nie im Leben verstehen.

Nicht er.

Sie sind Freunde.

Länger, als sie mich kennen.

Ich darf es ihm nicht sagen.

Daher schüttle ich nur den Kopf.

„Bitte. Wenn du es mir nicht sagst male ich mir sonst was aus. Du kennst mich.“

Oh, Gott. Wieso muss Sanji nur so sein, wie er ist?

Er hat Recht.

Irgendwas muss ich ihm sagen.

Ich muss ihm ja nicht alles sagen.

Aber anlügen kann ich ihn auch nicht. Er würde es sofort merken.

„Er m-muss nur lernen, sich u-u-unter K-kontrolle zu ha-alten.“

Bei den Worten weiten sich Sanjis Augen. Er starrt mich an, beißt die Zähne aufeinander und ich sehe, wie sich alles ihn ihm anspannt.

Sofort schüttle ich den Kopf.

Oh, Nein.

Nein, doch nicht so.

„Hat er dich-„

„N-n-n-nein.“

Das würde er nie wagen.

Er hat mich nicht geschlagen. Jedenfalls nie, wenn ich es nicht wollte.

Sanji will den Satz nicht einmal zu Ende aussprechen, geschweige denn den Gedanken zu Ende denken.

Aber ich weiß, dass er Bilder vor seinem inneren Auge sieht, die ihn zur Weißglut bringen.

Er gehört nicht in meine Welt und Schläge sind für ihn etwas ganz anderes, als für mich.

Er kennt zwar meine Vorlieben, doch wohl fühlt er sich bei dem Gedanken nicht.

Frauen müssen in seinen Augen wie Königinnen behandelt werden und nicht an einem Halsband an der Kette gehalten werden.

Dieses Halsband mit dem Metallring habe ich doch sogar tatsächlich einmal an Deck getragen. Dazu fingerfreie Handschuhe und ein schwarzes Minikleid, um den Look perfekt zu machen.

Ruffy konnte es versuchen, wie er wollte. Als er mich mit dem Halsband gesehen hat, könnte er nicht mehr lachen. Über keinen einzigen Witz von Lysop oder Spaß von Chopper.

Es hat ihn nervös gemacht.

Nicht nur ihn.

Und jetzt werde ich es eine lange Zeit nicht mehr aus der Kiste unter meinem Bett hervorholen.

„Was dann?“

Sanji reißt mich aus meinen Gedanken und bringt mich zum Zusammenzucken. Er klingt so ernst. Doch als er merkt, wie ich reagiere, entspannt er sich etwas. Er würde niemals wagen, mich in irgendeiner Art und Weise zu bedrohen.

„Bitte, sag es mir.“

Er wird nicht aufhören zu fragen, bis er alles weiß.

Ein versuch ist es wert.

Vorsichtig schüttle ich den Kopf, blicke auf die Bettdecke vor mir und atme noch einmal tief durch, um nicht zu viel stottern zu müssen.

„Du v-v-verst-tehst das ni-icht. D-du weißt, w-w-wieso.“

„Dann erklär es mir. Bitte. Glaubst du mit den Bildern, die ich gerade im Kopf habe kann ich jetzt aus dem Zimmer gehen? Weißt du, was ich mit ihm machen würde?“

Ich seufze leise.

Wer weiß, was du mit ihm machst, wenn du die Wahrheit weißt.

„I-i-ich hät-t-te es wissen m-m-müssen. Er k-k-kann da n-nichts für. N—Nicht nur er.“

„Weißt du, wie du dich anhörst?“, unterbricht er mich dann.

Und er hat Recht.

Ich höre mich an, wie eine Frau, die von ihrem Mann geschlagen wurde und nach einer Entschuldigung für ihn sucht. Und genau deshalb reagiert Sanji auch so angespannt.

Er will das nicht hören.

Keine Entschuldigungen.

Kein Herunterspielen.

Nur die Fakten.

„Wir hatten Sex.“, stolpern die Worte aus meinem Mund und ich bin selbst überrascht, dass ich nicht gestottert habe.

Entgegen meinen Erwartungen reagiert Sanji nicht wie gewohnt auf diese Worte. Er wird weder rot, noch nervös bei dem Thema.

Es ist ihm todernst.

Als mir das klar wird, muss ich schlucken.

Sag jetzt nichts falsches, Schieda.

Sag nur das, was war.

„Ruffy steht drauf, w-wenn er weiß, dass ich n-n-nicht gegen ihn machen k-kann. Also ha-a-at er mich f-festgehalten. Er hat n-nur etwas d-d-die Kont-t-trolle verloren und hat zu-zu feste zuged-drückt.“

„Hattest du nichts gesagt? Warst du gefesselt?“

Ich schüttle den Kopf.

„N-nein. Für beide Fragen.“

Frag nichts mehr. Mehr willst du gar nicht wissen.

„Wieso hast du nichts gesagt? Habt ihr nicht so was wie ein Sicherheitswort oder so etwas?“

Ich nicke. Hör auf zu fragen. Glaub mir.

„Ein Saveword. Ja. Ich konnte n-nichts sagen.“

Bei der Erinnerung zieht sich mein Magen zusammen.

Ich werde nervös, spüre meinen Herzschlag und hoffe, dass er einfach aufhört zu fragen.

„Wieso konntest du nicht? Warst du geknebelt?“

Darauf schüttle ich nur den Kopf.

Gleich kommt er drauf.

Und was danach kommt habe nur ich zu verantworten.

Ich hätte nicht mit Sanji reden dürfen.

„Du willst mir sagen, dass er dich zu feste festgehalten hat und du konntest nichts sagen, obwohl-„

Sanjis Stimme reißt ab.

Jetzt weiß er es.

Ich schlucke, schließe die Augen und lausche.

Was mach ich jetzt.

Er kann doch wirklich nichts dafür.

Wir hätten Regeln für diesen Fall aufstellen müssen. Handzeichen oder sonst was.

„Er hat dich gewürgt.“

Ich nicke. Sanji klingt viel kälter, als ich es jemals von ihm hören wollte.

„Wenn du nicht gefesselt warst, dann musst du dich gewehrt haben.“

Und wie ich mich gewehrt habe.

Aber das habe ich auch schon vorher.

Er konnte nicht wissen, dass ich es ernst meine.

Auf seine Frage bewege ich mich nicht.

Ich kann ihm nicht bestätigen, was er schon weiß.

„Wann hat er aufgehört?“

Ich atme einmal tief durch.

„Er hat geweint, als ich aufgewacht bin.“

Das war`s.

Ich erwarte, dass er sofort aufspringt und aus dem Zimmer rennt.

Ich erwarte alles Mögliche von ihm.

Aber er bleibt nur sitzen.

Er bewegt sich keinen Zentimeter. Aber ich spüre, dass er mich ansieht.

Ich muss schon wieder weinen.

Wieso ausgerechnet jetzt?

Wenn er mich jetzt weinen sieht, macht es alles nur noch schlimmer.

Ich beiße mir auf die Zunge, atme tief durch. Wieder und wieder und schaffe es tatsächlich nicht in Tränen auszubrechen.

Er sagt nichts.

Er sitzt da und sagt nichts.

Minuten.

Erst dann sagt er ganz leise:

„Was willst du, soll ich jetzt machen?“

Ist das sein ernst?

Er will von mir wissen, was er machen soll?

Wie könnte ich das entscheiden?

Als ich zu ihm aufblicke sehe ich, dass er es ernst meint.

Egal, was ich sagen würde, er würde es machen.

Sein Blick erschreckt mich so sehr, dass ich sofort den Kopf schüttle und meine Hand auf seine lege.

„Nichts. M-mach nichts.“

Er verengt die Augen für einen Bruchteil einer Sekunde. Dann schüttelt er den Kopf.

„Nachdem, was du mir gesagt hast, willst du tatsächlich, dass ich nichts mache?“

„Ich w-wollte mit d-d-dir reden. Und-d-das hab i-ich getan. D-danke.“

Erwidere ich sofort, ohne über meine Worte nachzudenken.

Beruhige dich, um Himmels Willen.

„Du musst es wirklich nur sagen.“

Sanji, was willst du machen?!

„Nein! Und jetzt hör auf damit!“

Er kocht vor Wut.

Und das schlimmste ist, dass er die Wahrheit sagt.

Was hab ich da nur angerichtet?

„Hör auf damit und vergiss einfach, was ich dir erzählt habe.“

Er würde jetzt wirklich alles für mich machen. Vergessen gehört aber nicht dazu.

Er sieht mich an und ich weiß, dass alles ein Nachspiel haben wird. Nur nicht heute.

Nur nicht jetzt. Und schon gar nicht bald.

„Mach mir nicht mehr Sorgen, als ich schon habe, okay?“

Bei meinen Worten verändert sich sein Blick. Er wird weicher. Irgendwann nickt er, seufzt leise und erhebt sich dann.

Ich muss aufpassen, dass ich nicht zur Seite kippe. Ich habe mich die ganze Zeit an ihn gelehnt. Erst jetzt fällt es mir auf, wo er weg geht.

Ohne ein weiteres Wort nimmt er das Tablett vom Nachttisch und legt es auf meinen Schoß.

Ein kleines Frühstück.

Zwei Brötchen, Milch, Käse und Leberwurst.

Von allem das, was ich am liebsten esse.

Ach, Sanji.

Auch, wenn ich essen sollte, habe ich gar keinen Hunger.

Nicht, nachdem was passiert ist.

„Bist du mir böse, wenn ich nichts esse?“, frage ich leise, wage es aber nicht aufzublicken.

„Natürlich nicht. Ich lass es dir aber trotzdem hier.“

Seine Stimme ist viel härter, als ich es gewohnt bin.

Er kann nicht verheimlichen, dass er wütend ist.

Ich hoffe nur, dass er auf mich hört.

Mach nichts, Sanji. Ihr seid doch Freunde.

Hol Chopper!

Kapitel 2

„Wie lange hast du nichts gegessen?“

Ich sage nichts darauf.

Das ist sein tägliches Thema.

Ich habe einfach keinen Hunger. Wann ich zum letzten Mal etwas gegessen habe?

Ich weiß es gar nicht so genau.

Gestern nicht.

Davor den Tag?

„Soll ich es dir sagen?“

Natürlich weiß er es. Würde mich nicht wundern, wenn er es sich aufschreibt.

„Heute ist der fünfte Tag.“

Fünf Tage?!

„Woher willst du das wissen? Vielleicht habe ich ja was gegessen, wenn du nicht geguckt hast.“

Ich muss zugeben, dass ich nicht gedacht hätte, dass es fünf Tage waren.

Aber das ändert nichts daran, dass ich nicht zeigen möchte, dass er Recht hat.

„Das hast du nicht.“

„Woher willst du das wissen? Beobachtest du mich?“

„Du müsstest schon eigene Vorräte angelegt haben, damit ich das nicht merke, wenn du etwas isst. Ich bin der einzige, der an die Vorräte geht. Und da fehlt nichts.“

Ich verdrehe die Augen. Die Reaktion soll nur überspielen, dass ich keine Antwort darauf weiß.

Seit ich mit Sanji geredet hatte, kommt er jeden Tag nach dem Frühstück, nach dem Mittagessen und nach dem Abendessen mit einem Tablett und bringt mir etwas.

Seit dem zweiten Tag sitze ich zwar wieder am Tisch, aber ich esse nichts.

Ich kann einfach nicht.

Als ich Ruffy zum ersten Mal wieder gesehen hatte, konnte ich ihm in die Augen sehen.

Ich schon.

Er mir nicht.

Es tut ihm unendlich leid.

Aber ich kann einfach nicht zurücknehmen, was ich entschieden habe.

Es war einfach zu viel.

Und es ist noch viel zu frisch.

„Und was hast du mir heute mitgebracht?“

Ja, ich habe schlechte Laune.

Natürlich.

Wie könnte es anders sein? Und wenn ich jetzt an das falsche denke, muss ich auf der Stelle wieder losheulen.

Aber ich will nicht.

Ich kann nicht mehr.

Und damit ich nicht doch ungewollt wieder anfange, blocke ich eben ab.

Er versteht das schon. Sonst würde er doch nicht jeden Tag wieder hier her kommen.

Sanji zeigt mir das Tablett ohne ein Wort.

Milchreis mit Zucker und Zimt.

Eines meiner Lieblingsessen. Wieso hab ich es ihm damals nur gesagt?

Er hat mich, aber das kann ich ihm nicht so schnell zeigen.

Ich blicke auf den Teller, seufze leise und schaue wieder zu ihm auf.

Ohne ein Wort stellt er das Tablett vor mit auf den Schreibtisch.

„Du musst ja nicht alles essen. Aber ein bisschen, okay?“

Sagt er dann noch, ehe er den Raum verlässt.

Bin ich froh. Wenigstens schaut er mir nicht beim Essen zu.

Ich kann tatsächlich nicht alles essen. Obwohl ich erst jetzt den Hunger spüre bekomm ich nur etwas mehr als die Hälfte herunter.

Ruffy kann normal weiter essen.

Vom ersten Tag hat an er sich fast so benommen, wie sonst.

Natürlich nicht ganz. Und auch sonst kommt er mir in den letzten Tagen etwas abwesender vor als sonst, aber sonst scheint es ihm wirklich gut zu gehen.

Er redet nicht mit mir. Und auch ich nicht mit ihm.

Wir sind nie alleine zusammen. Es geht einfach nicht. Wir haben uns nichts mehr zu sagen und selbst die Dinge, die ich sagen wollte, kann ich nicht sagen.

Ich kann nicht sagen, dass ich ihn vermisse. Dass ich immer an ihn denke. Nicht nur ab und zu oder täglich.

Immer.

Sogar wenn ich einschlafe wecke ich mich selbst dadurch, dass ich seinen Namen flüstere.

Ich habe Angst, dass wir angegriffen werden. Dass irgendetwas passiert, bevor wir beide uns vertragen können.

Egal, was passiert ist, wir sind doch noch Freunde, oder nicht?
 

Als ich mich mit samt dem Stuhl vom Tisch abstoße spüre ich, wie mich meine Kräfte verlassen.

Meine Augen brennen. Mit einem Schlag bin ich so müde, als hätte ich Tage nicht geschlafen.

So schnell?

Sanji.

Wehe.

Wenn du das gemacht hast, was ich denke…

Sofort springe ich auf, halte mich dabei am Schreibtisch fest und reiße die Tür zu meinem Zimmer auf.

„Sanji!“

Ich bewege mich keinen Zentimeter, halte mich am Türrahmen fest und warte. Ich muss nicht lange warten. Sekunden später steht er vor mir.

„Was ist los? Stimmt was nicht?“

Ich blicke sofort zu ihm auf, verenge die Augen und suche in seinem Blick das Wissen, wovon ich rede.

Finde es aber nicht.

Er war es nicht. Ich weiß es schon, obwohl er nichts sagt.

„Ich bin mir nicht sicher.“

Als er sieht, dass ich mich am Türrahmen festhalte, entspannt er sich sichtlich.

„Lass mich raten: Du bist extrem müde und kannst kaum noch die Augen aufhalten?“

„Dann hast du doch was gemacht.“

Er seufzt leise und schüttelt sofort den Kopf.

Ohne, dass er etwas sagt greift er meinen Arm und dreht mich so zurück in mein Zimmer.

Erst, als die Tür geschlossen ist, spricht er weiter.

„Das ist normal. Du hast gehungert und jetzt stürzt sich dein Körper auf das, was du ihm gegeben hast.“

„Normal? Aber so extrem?“ Ich schüttle den Kopf um mich etwas wach zu halten. Es klappt nur für den Moment.

Sanji nickt sofort.

„Ich hab schon gedacht, du hast mir was unters Essen gemischt.“

Ich lächle leicht um meinen Verdacht nicht so ernst herüber zu bringen.

„Ich dachte, du kennst mich. Das würde ich nie machen.“

Ich winke nur mit einer Hand ab.

Er soll sich jetzt nicht so künstlich darüber aufregen.

„Ich hab nicht alles geschafft.“, sage ich leise und zeige mit einer Handbewegung auf den Teller.

„Das hab ich auch nicht erwartet. Schlaf dich aus, ich kümmere mich darum.“

Mehr sagt er nicht, geht zum Schreibtisch und nimmt sich das Tablett.

Ich beobachte ihn einen Moment, während ich mich aufs Bett setze.

Er hat wirklich nichts unter das Essen gemischt. Hab ich wirklich so gehungert?

Nur ein paar Tage.

Oh man, bin ich müde.

„Danke.“

Ich bedanke mich nicht gern, aber in diesem Fall schulde ich es ihm.

Ich habe ihm nicht darum gebeten, sich um mich zu kümmern. Und er hat nicht aufgegeben.

Wie es Ruffy wohl gehen muss? Um ihn kümmert sich niemand.

„Mach ich doch gern. Und jetzt schlaf dich aus.“

Er hört nie auf zu lächeln, nimmt das Tablett und schließt die Tür hinter sich.

Wenn du wüsstest, wie sehr du mir geholfen hast.

Keine fünf Minuten später bin ich eingeschlafen.

Ich hätte durchschlafen können.

Hätte
 

Er muss mich nicht wecken, er muss nichts sagen. Ich weiß dass er es ist, als er die Tür öffnet.

„Ruffy?“

Ich flüstere nur. Er hält in der Dunkelheit inne, sieht mich an, doch ich sehe ihn nicht.

„Was machst du hier?“, frage ich leise, drehe mich zu ihm und setze mich auf.

Was für eine merkwürdige Situation.

„Ich kann nicht schlafen.“, antwortet er leise. Er hört sich so anders an als sonst.

Viel schwächer.

„Und dann kommst du zu mir? Trink doch ein Glas Milch oder so etwas.“

Ich will mich nicht so anhören, als würde ich nicht wollen, dass er hier ist. Aber das verstehe ich einfach nicht.

„Ich schlafe seit Tagen nicht.“

„Oh.“

Mein Herz setzt einen Schlag aus. Jetzt kann ich ihn nicht mehr ansehen. Deswegen ist er hier.

Er will mit mir reden.

„Darf ich…?“, fragt er leise und zeigt auf das Bett. Ich nicke sofort.

„Natürlich.“, erwidere ich leise. Das muss er mich doch nicht fragen.

Er setzt sich weit von mir weg, dreht sich mit dem Rücken zu mir und atmet leise durch.

Er kann mich nicht ansehen, wenn er mit mir redet. Das konnte er noch nie in einer solchen Situation.

Er lässt sich Zeit.

Ich warte, fühle aber leider wieder die Müdigkeit in meinen Augen.

„Tut mir leid, was ich gemacht habe.“, unterbricht er die Stille leise.

Ich nicke.

Hat er sich nicht schon lange bei mir entschuldigt?

„Danke.“, flüstere ich dann, als ich merke, dass er mich nicht sieht.

„Ich bin dir nicht böse, wenn du auf der nächsten Insel bleiben willst.“

„Was? Wie kannst du so etwas nur denken?“, ich bin ernsthaft schockiert über das, was er von mir hält.

Als ich so reagiere, dreht er sich für einen Augenblick zu mir. Damit hat er nicht gerechnet. Was mich nur noch mehr aufregt.

„Glaubst du, ich bin nur hier, weil ich nicht anders mit dir zusammen sein konnte? Wir sind mehr als nur zusammen gewesen. Wir sind doch immer noch Freunde, oder nicht?“

Wie schnell sich eine rhetorische Frage zu einer ernsten Frage werden kann. Und wie lang sich die Sekunden anfühlen, die er mit seiner Antwort wartet.

Er sieht mich einen Moment an, dreht sich dann aber wieder mit dem Rücken zu mir.

Was soll das?

Ist die Antwort nicht klar?

„Ich will nicht, dass dir was passiert.“

Das ist mehr als eine Antwort auf meine Frage.

Für Ihn sind wir noch gar nicht getrennt.

Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll.

„Und wenn du hier bleibst, dann-„, er bricht ab.

Natürlich glaubt er das.

Wie soll er wissen, dass ich mich verteidigen kann, wenn er mich bis jetzt nur devot erlebt hat?

Ich beiße die Zähne aufeinander. Was soll ich dazu sagen?

Ihm das Gegenteil beweisen?

Wie könnte ich?

Ich weiß, dass er viel stärker ist als ich.

Aber er ist auch stärker als so gut wie jeder hier auf dem Schiff.

Also was könnte ich machen?

„Tu mir den Gefallen, und bleib auf der nächsten Insel, okay?“

Er flüstert leise. Kaum hörbar.

Ich bewege mich nicht. Halte für einen Moment meine Luft in den Lungen und suche nach Worten, die ihn umstimmen.

„Feigling.“, platzt es aus mir heraus.

Er hat wohl damit gerechnet. Schüttelt nur den Kopf und stützt die Ellenbogen auf die Knie.

„Schieda, ich kann nicht-„

„Das interessiert mich kein bisschen! Ich bin hier, weil es zu unserer Abmachung gehört hat und nicht, weil ich mit dir zusammenkommen wollte! Ich habe mich an meinen Teil gehalten. Das war ja nicht so schwer. Jetzt überleg du es dir nicht plötzlich anders!“

Tränen schießen mir in die Augen. Ich war noch nie so wütend.

Jetzt will er mit völlig den Boden unter den Füßen wegziehen.

„Du weißt, dass du uns keine Hilfe bist. Wieso-„

Eine Kurzschlussreaktion.

Ich habe ihm vom Bett getreten.

Von wegen, hilflos.

Damit hat er aber nicht gerechnet. Sofort fällt er auf die Knie, stützt sich mit den Händen ab und dreht sich verwirrt zu mir um.

„Hast du ne Macke?!“

Ich weiß selbst nicht, was ich hier mache. Aber wenn ich mit ihm fertig bin, wird er nicht mehr glauben, dass ich seine Hilfe benötige.

Ich reiße die Decke zur Seite, springe auf und stell mich auf das Bett.

„Du kennst mich gar nicht! Ich habe nie deine Hilfe gebraucht! Du weißt, dass ich mich wehren kann! Du hast es bei Dominik gesehen!“

Als ich ihn daran erinnere weiten sich seine Augen. Das hat er ganz vergessen. Wie kann er das vergessen?

„Das war was total anderes!“, brüllt er zurück, aber ich weiß, dass er nach Argumenten sucht, nur keine findet.

Er richtet sich wieder auf, schlägt sich die Hose sauber.

Er nimmt mich gar nicht ernst.

Und was war ich bitte bis jetzt für ihn, wenn er glaubt, dass ich nur im Weg bin?

Mich nicht verteidigen kann.

Ich koche vor Wut. Ich will gar nicht wissen, wie es sich Ruffy damals ausgemalt hat.

Das kleine, hilflose, stotternde Mädchen, was auf ihn angewiesen ist?

Ich bekomm das nicht in meinen Kopf rein.

Noch bevor ich weiß was ich mache springe ich vom Bett, springe auf ihn zu und schupse ihn ein zweites Mal. Diesmal kann er meinen Schlag halb abfedern, da er mich kommen sah. Aber ich sehe, dass er nicht damit gerechnet hat.

Er ist komplett überfordert.

Arschloch.

Ich sehe, dass er etwas sagen will. In einem Sekundenbruchteil hole ich aus und schlage zu.

Ich habe ihn schon einmal geschlagen. Aber nicht so.

Nicht mit dieser Wut.

„Also war ich nur für eine Sache hier an Board? Nur für das?!“

„Was?“

Ruffy ist absolut verwirrt. Denk gefälligst nach!

Wieder hole ich aus. Will ihn treffen, doch diesmal hält er meinen Arm fest.

„Hör auf damit!“, schreit er mich an.

„Ich denk nicht dran!“

Erst will ich meinen Arm zurückziehen, ihn ruckartig befreien.

Er lässt nicht los.

Was mich nur noch wütender macht.

Andere Hand. Neuer Versuch.

Ich spanne die Finger bei dem Schlag an, will ihn nicht nur treffen, ich will ihn nicht nur schlagen, auch kratzen und verletzen.

Er soll nie wieder denken dürfen, dass ich hilflos bin.

Im Weg stehe.

Doch wieder fängt er den Schlag ab.

Diesmal habe ich das aber auch erwartet.

Bevor er meinen Arm im Griff hat, trete ich zu.

Will ihn erwischen.

Genau da, wo es ihm weh tut.

Er weicht nach hinten aus.

Ich schreie vor Wut.

Wieso treffe ich ihn nicht?

„Lass mich los!“, schreie ich ihn an, will ihn erneut treten, doch er reagiert vor mir, dreht ir die Arme auf den Rücken und schiebt mich Richtung Wand.

Ich weiß sofort, was er vorhat.

„Lass los!“

„Hör endlich auf damit!“

„Lass mich in Ruhe!“

Ich reagiere gar nicht auf seine Forderung, drehe mich in seinem Griff, bis es mir weh tut und versuche ihn noch immer mit den Füßen zu erwischen.

„Ich will dir nicht wehtun, hör auf!“

„Du kannst mich mal!“

Ich versuche mich noch mit einem Bein von der Wand abzustoßen, doch er dreht sich mit mir so weg, dass die Energie verschwindet und ich im nächsten Moment meine Arme auf dem Rücken und die Wand an meiner Wange spüre.

„Lass mich los!“, schreie ich immer wieder während ich das Gefühl habe, dass er innerlich die Augen über mich verdreht.

Noch einmal treten, dann hat er genug. Mit einem Ruck wirft er sich gegen mich, presst mir die Luft aus der Lunge und dreht mir den Arm weiter in den Rücken.

Ich schnappe nach Luft, presse mich gegen ihn und seinen Griff, kenne diesen Griff aber gut genug um zu wissen, dass es zwecklos ist.

„Hörst du jetzt auf?“, fragt er schließlich, aber ich bin einfach noch zu wütend.

Ich muss hier weg.

Lass mich los!

„Fass mich nicht an!“, wieder versuche ich mich von der Wand abzustoßen, ich werfe meinen Kopf zurück, will ihn irgendwie treffen.

Seine Reaktion ist nur ein Handgriff. Er dreht meinen Arm fester in meinen Rücken, bis es mir schmerzt.

Wie kann er nur?!

Ich schreie vor Schreck auf, beiße die Zähne aufeinander und versuche ihn über meine Schulter irgendwie sehen kann.

Irgendwas muss ich machen.

„Reg dich endlich ab! Ich hab dir nichts getan!“

Von wegen, nichts getan.

„Du tust dir nur selbst weh.“

„Nein, das machst du schon!“, schreie ich zurück.

„Weil du mich dazu zwingst!“, brüllt er mich sofort an.

In dem Moment, als er mich anschreit, kommt er mir näher.

In dem Moment sehe ich die eine, kleine Gelegenheit, die ich unter allen Umständen ausnutzen werde.

Ich hole schnell, tief Luft und spucke ihm in dem Moment ins Gesicht, als er mich ansieht.

Er zuckt zusammen, ist so geschockt und überrascht, dass er in dem Moment ein wenig zu viel Kraft aufwendet.

Ein kleines Knacken und sofort durchzuckt mich ein Schmerz, den ich vorher noch nie erlebt habe.

Ich schreie auf, Ruffy lässt mich augenblicklich los. Reibt sich meine Spucke aus den Augen und ich sinke zu Boden.

Er hat es gar nicht gemerkt.

Er hat es gar nicht mitbekommen.

Ich halte mir die Schulter, will mich so wenig wie möglich bewegen, aber weiß, dass das nicht nur verrenkt ist.

Ruffy weiß es immer noch nicht.

Tränen schießen mir vor Schmerz in die Augen.

Verdammt, was hat der mit mir gemacht?

Ich kann meinen Arm nicht bewegen.

Es tut so weh.

Ich habe lange Zeit nicht mehr vor Schmerzen geweint, aber das jetzt.

Ich kann nichts gegen die Tränen machen.

„Tu mir den Gefallen und mach das nicht nochmal, okay? Du weißt, dass du schwächer bist als-„

„Ruffy, hol Chopper!“, unterbreche ich ihn weinend.

„W-was?“

Als er langsam zu begreifen scheint, schaltet er das Licht ein und sieht zu mir herunter.

Auch, wenn wir beide erst durch das Licht geblendet werden sehe ich dennoch, wie ihm auf einmal das Blut aus dem Gesicht weicht.

Ihm schießen sofort Tränen in die Augen, als ich mich so sieht.

Jetzt weinen wir beide.

Na klasse.

Er bewegt sich keinen Zentimeter, steht nur da und starrt mich an.

„Hol Chopper!“, schreie ich ihn erneut an, damit er sich endlich bewegt.

Es tut so unglaublich weh.

Ich kann nicht aufhören zu weinen.

Verdammt. Was soll ich jetzt machen? Wie soll ich das Chopper erklären?

Wie soll ich das Sanji erklären?

Ruffy stürzt zur Tür, und ruft bereits nach Chopper, als die Tür noch geschlossen ist.

Es dauert nicht lange, bis er da ist. Gefolgt von Ruffy und natürlich auch von Nami, Zorro und Lysop.

Natürlich weiß Sanji noch nichts davon. Sein Zimmer ist wie meines, schalldicht isoliert.

Als Chopper mir aufhilft und Nami die Türen aufhält scheint Ruffy die Nerven zu verlieren. Er streicht sich immer wieder mit den Händen durch die Haare, beobachtet mich, läuft nervös von einer Ecke des Raumes zur anderen und murmelt andauernd, dass es ihm Leid tut.

Ich bin mir einen Moment nicht mal sicher, ob es schlimmer für ihn, als für mich ist.

„Was ist denn passiert?“, will Nami natürlich wissen, aber ich schüttle nur den Kopf.

„Ich hab übertrieben.“, sage ich, was die Wahrheit ist und setze mich ganz vorsichtig auf den Stuhl im Krankenzimmer.

Zorro versucht Ruffy irgendwie zu beruhigen, schafft es jedoch nur schlecht als Recht.

Chopper tastet vorsichtig meine Schulter ab, aber jede Berührung lässt Schmerzen durch meinen gesamten Körper jagen. Ich versuche sogar nicht zu atmen, damit die Schmerzen weniger werden.

„Du hast dir die Schulter nur ausgekugelt. Nichts Schlimmes.“, sagt Chopper dann irgendwann.

„Das Problem ist jetzt nur, sie wieder rein zu bekommen.“

Verdammt.

Sein Blick verrät mir schon, dass das nicht schön wird.

Aber als er dann Nami aus dem Zimmer schickt und Zorro zu sich ruft weiß ich, dass das Schlimmste noch vor mir liegt.

„Okay, wie machen wir das jetzt?“, überlegt Chopper leise und Schießt die Tür, während er mich mustert.

„Gut, sag schnell. Wie ist das passiert?“

Schnell sagen? Was soll das? Ich blicke beide verwirrt an. Zorro verschränkt die Arme vor der Brust und Chopper stellt sich neben ihn.

„Was?“

„Sag schon, was ist passiert?“

„Das ist nicht so einfach zu erklären. Ruffy hat gesagt, ich soll auf der nächsten Insel bleiben, weil ich mich nicht gut selbst verteidigen kann und er nicht will, dass mir was passiert. Also wollte ich ihm zeigen, dass ich mich eben wohl verteidigen kann und dann… Naja, ich konnte es eben doch nicht so gut, wie ich gedacht habe.“

„Das hat Ruffy gesagt?“, Zorro scheint das nicht zu reichen, aber ich nicke.

Das hört sich alles so unglaubwürdig an.

Was für eine bescheuerte Situation.

„Ich hab angefangen, dann hat Ruffy mir den Arm auf den Rücken gedreht und gegen die Wand gedrückt. Ich hab ihm dann irgendwie ins Gesicht gespuckt, er hat sich erschrocken und dann ist das eben passiert.“

„Moment, er hat dich gegen die Wand gedrückt? Wie rum warst du?“

„Was meinst du?“

„Mit dem Bauch oder dem Rücken zur Wand?“

„Mit dem Bauch zur Wand.“

„Wie hast du es dann geschafft, ihm ins Gesicht zu spucken?“

„Was?“

Er glaubt mir nicht.

„Naja, wenn ich mir das so vorstelle, dann kann ich mir nicht vorstellen, wie du Ruffy ins Gesicht spucken kannst, wenn er hinter dir steht und den Arm auf den Rücken dreht.“

„Was willst du damit sagen?“

Wieder steigt Wut in mir auf. Diesmal allerdings gegen Zorro. Ich sage die Wahrheit, verdammt!

Was denkt ihr eigentlich alle von eurem Käpten?!

„Ich will gar nichts sagen, ich will es nur verstehen.“

„Ist nicht mein Problem, wenn du das nicht verstehst. So war es und nicht anders.“

„Und du bist dir sicher?“

„Natürlich bin ich mir sicher, verdammt! Ich war dabei!“

Ich sehe sofort, dass er mir nicht glaubt. Natürlich nicht. Ich würde mir ja selbst nicht glauben.

„Versteh Zorro nicht falsch.“, mischt sich jetzt auch Chopper ein, „Aber du musst uns verstehen. Du bist die einzige, die ab und zu blaue Flecke hat und wo du dich jetzt in den letzten Tagen weggeschlossen hast. Wir wollen nur sicher sein.“

Jetzt bin ich es, der sämtliches Blut aus dem Gesicht weicht. Ich atme einmal tief durch, wobei ich wieder zusammenzucke, als der Schmerz mich durchfährt.

„Ich sag euch alles, was ihr wissen wollt, nur könnt ihr mir vorher den Arm wieder einrenken? Bitte?“

Sie zögern beide, aber dann nickt Chopper und stellt sich neben mich.

„Möchtest du was zum draufbeißen?“

Oje. Das wird nicht lustig, aber ich schüttle den Kopf.

Zorro stellt sich meiner ausgerenkten Schulter gegenüber. Die scheinen das schon einmal gemacht zu haben. Chopper gibt keine Anweisungen, aber Zorro weiß, was er machen muss.

Er nimmt meinen Arm vorsichtig in beide Hände, während Chopper von der anderen Seite die Arme um mich legt.

Langsam werde ich nervös.

Ich beiße die Zähne aufeinander und beobachte genau, was Zorro da macht. Sein Blick sucht allerdings den von Chopper.

„Auf vier. Eins, Zwei, -„

Mit einem Ruck zieht Zorro an meinem Arm, Chopper hält mich zurück und mir einem weiteren, lauten Knacken begleitet mit unglaublichen Schmerzen springt mein Arm zurück in das Gelenk.

Ich kann mir den Schrei nicht verkneifen, greife sofort wieder an meine Schulter und spüre immer noch die Schmerzen in ihr, als mich Zorro schon lange wieder losgelassen hat.

Autsch.

Das war es nicht wert.

„Alles okay?“, will Zorro dann von mir wissen. Aber ich zittere vor Schmerzen und Schwäche und warte darauf, dass Chopper mir endlich untersucht und sein Okay gibt.

Während er mich erneut abtastet mustert Zorro mich. Ich erwidere seinen Blich nicht, aber ich weiß, was er denkt. Wenn ich jetzt, Zitternd und verletzt, erzähle, was passiert ist und was bis jetzt zwischen Ruffy und mir war, wird mir niemand auch nur ein Wort glauben. Was ich brauche, ist ein Zeuge.

Als mir der Gedanke kommt, blicke ich zu Zorro auf.

„Kannst du Sanji wecken?“

„Sanji?“, er zieht die Augenbraue hoch und auch jetzt kommt mir die Idee nicht mehr so gut vor wie vor zwei Sekunden. Aber ich nicke.

Zorro seufzt leise, wirft Chopper noch einen Blick zu und verschwindet dann aus dem Zimmer.

Ich bleibe auf dem Stuhl sitzen und wünschte, dass ich mich hinlegen könnte.

Als Zorro die Tür öffnet sehe ich, wie Ruffy im Flur auf dem Boden sitzt und zu Zorro aufsieht, die Beine angezogen und Tränen in den Augen. Nami sitzt neben ihm, eine Hand auf seiner Schulter. Sie sieht mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten kann.

Ich sehe noch, dass er zu mir sehen will, aber die Tür schließt sich, bevor sich unsere Blicke treffen.
 

Als Sanji gefolgt von Zorro in das Krankenzimmer treten sehe ich sofort, wie er sich beherrschen muss, sich nicht augenblicklich umzudrehen und auf Ruffy loszugehen.

„Was ist passiert?“, will er sofort wissen und blickt erst mich, dann Chopper und Zorro an. Ich schüttle den Kopf auf seine Frage.

„Das erklär ich dir gleich. Kannst du mir erst einen Gefallen tun und den beiden hier erklären, wo meine blauen Flecken die letzten Monate hergekommen sind?“

Bei der Frage starrt er mich an.

Ich sehe sofort, dass er weiß, dass Ruffy es war. Wer sollte es sonst gewesen sein?

„Was meinst du?“

„Du weißt, wovon ich rede. Wenn ich es erkläre glauben die mir nie.“

Sanji blickt mich an. Ich kneife für einen Moment die Augen enger zusammen um ihm zu signalisieren, dass es wichtig ist, dass er die Wahrheit sagt.

Er atmet einmal tief durch, blickt dann aber auf meine Schulter.

Beinahe Zeitgleich antwortet er auf meine Frage. Nur leider auf eine Art und Weise, welche mir die Sprache verschlägt.

„Du meinst, dass er dich geschlagen hat?“

Mit bleibt der Mund offen stehen. Zorro sieht mich kurz an, atmet einmal tief durch, dreht sich dann zur Seite weg und greift sich mit der Hand in den Nacken.

Chopper blickt zwischen Sanji und mir umher.

„W-w-was? Sag a-alles!“

Angst. Pure Angst gemischt mit Adrenalin pumpt sich durch meine Adern.

„Gibt es da noch mehr zu sagen?“

Das ist nicht sein ernst, oder?

„Sag es so, w-w-wie ich d-dir das erk-k-klärt hab-be.“

Sanji sieht mich an, die Hände in den Taschen, den Blick kühl. Wie kann er uns so etwas antun?

Dann zuckt er mit den Achseln und schüttelt den Kopf.

„Ich weiß nicht, was du meinst, Prinzessin. Hat er es wieder gemacht?“

Ich glaub, mir wird übel.

Mein Blick fällt auf Zorro, der ein paar Schritte gegangen ist und sich scheinbar schon überlegt, wie er mit der Situation umgehen soll.

Ich starre Sanji fassungslos an.

Wieso?

„I-i-ich –„

„Gib dir nicht wieder die Schuld, Schieda. Du bist die letzte, die was dafür kann.“

Ich beiße die Zähne zusammen, ziehe die Luft in meine Lungen und versuche irgendwie einen klaren Gedanken zu fassen.

Ist ihm eigentlich klar, was er da anstellt?

„Okay, mir reicht`s.“, unterbricht Zorro die Sprechpause und wendet sich an Sanji.

„Wieso hast du nichts gesagt?“, faucht er ihn an, „Wenn du das gewusst hast, wieso hast du nichts gemacht?“

Eine gute Frage.

„Ich hab es ihr versprochen. Außerdem, glaubst du ernsthaft, du hättest mir geglaubt, wenn sie es sogar abstreitet?“, erwidert er leise. Sie flüstern beide, würden aber am liebsten schreien.

Sie wollen nicht, dass Ruffy sie hört.

„Wen interessiert es, ob sie es abstreitet oder nicht? Wir haben alle die blauen Flecke gesehen.“

Was passiert hier gerade?

Und will ich das wirklich wissen?

„Ich hab ihr versprochen, dass ich nichts sage.“, redet sich Sanji aus der Situation heraus. Zorro rauft sich die kurzen Haare.

„Du kriegst die Tür nicht zu. Du hast es ihr versprochen? Und du machst natürlich alles, was du ihr versprochen hast?“

Darauf sagt Sanji nichts.

Zorro schüttelt nur den Kopf über ihn.

Sein Blick trifft mich und ich fühle mich wie betäubt.

„Ich sage, wir packen uns den und bringen dem bei, was es bedeutet, sich an schwächeren zu vergreifen.“

Was?!

„N-n-n-„

„Halt dich da raus, Schieda.“, unterbricht mich Sanji, noch bevor ich nur ein Wort über die Lippen bekomme.

„Ist dir klar, wovon du sprichst? Das ist Meuterei.“

Das ist Schwachsinn!

„Ich rede nicht von Meuterei. Ich rede davon einem Freund den Kopf zu waschen.“

„Einem Freund, der auch dein Käpten ist.“

„Ist mir scheiß egal, was er ist. Guck dir an, was er mit Schieda gemacht hat.“, Zorro zeigt auf mich und Sanjis Blick trifft mich. Als er mich ansieht, schüttle ich leicht den Kopf. Er weiß, dass er im Unrecht ist. Er kann nicht verantworten, dass Ruffy für etwas bestraft werden soll, was er nicht getan hat.

„Gerade von dir hätte ich erwartet, dass du etwas machen willst.“

Sanji lässt sich zeit, sieht mich an und mustert mich.

Ich bin nicht in der Lage etwas zu sagen, bin betäubt, stehe unter Schock.

Irgendwann nickt Sanji, löst seinen Blick von mir und sieht Zorro an.

„Okay.“

Das ist nicht wahr.

In dem Moment, als sie sich zur Tür drehen, spüre ich eine Nadel in meinem Arm. Ich zucke zusammen und blicke zur Seite.

Chopper sieht nicht zu mir auf.

Er meint es nicht böse oder ist hinterhältig.

Er hilft mir.

Ja, ich habe schmerzen und ja, ich brauche ein Schmerzmittel. Aber was ich noch gebrauchen könnte ist eine Zunge, die aufhört zu stottern, wenn ich es nicht gebrauchen kann.

Als Zorro und Sanji im Flur verschwinden sehe ich nur noch, wie sie sich vor Ruffy aufbauen. Erst sieht Nami zu ihnen auf, dann auch Ruffy.

Ich sehe ihm sofort an, dass er weiß, was jetzt kommt.

Das ist nicht richtig.

Das ist alles, nur nicht richtig.

Als mir klar wird, was jetzt passiert, will ich aufspringen.

Chopper hält mich erst noch fest, doch als ich auf meinen eigenen Füßen stehe spüre ich, dass das Schmerzmittel viel stärker wirkt, als es sollte.

Ich war fünf Tage am Hungern. Das wusste Chopper nicht.

Verdammt.

Mir dreht sich alles, ich halte mich am Schreibtisch fest und starre die Tür an.

„Setz dich lieber wieder. Du brauchst Ruhe. Ich bring dich in dein Z-„

„Sei Still.“, fauche ich ihn an, ohne ihn anzusehen. Er begreift sofort, dass ich nicht mit mir reden lasse.

Trotz des Schmerzmittels spüre ich das Pochen in meiner Schulter, hangle mich an der Wand zur Tür und aus dem Zimmer.

Als ich die Tür öffne, ist der Flur leer.

Wieso dreht sich alles so furchtbar.

Es fühlt sich an, als ob ich auf Watte laufen würde.

Als ich den Flur heraufsehe, stellt sich Chopper vor mich. Mit einer schnellen Handbewegung hängt er mir eine Art Gürtel um den Hals, in welche er meinen Arm hängt.

Das entlastet unheimlich.

Doch mit der freien Hand schiebe ich ihn erst zur Seite, halte mich dann aber lieber an ihm fest.

Chopper stützt mich mit einem Arm vorsichtig und geht mit mir den Flur herauf.

Bei der Treppe benötige ich die Meiste Hilfe.

So viel zum Thema Hilflos.

Vor die Tür zu Oberdeck hält er jedoch inne.

„Wir sollten nicht hier sein.“

„Oh doch. Sanji hat gelogen.“, flüstere ich leise und bin so dankbar, dass ich nicht gestottert habe.

Mit einer Handbewegung stoße ich die Tür auf und höre sofort die Schläge, die Ruffy einstecken muss.

Nur kann ich ihn nicht sehen.

Sofort schießt wieder Adrenalin durch meine Venen. Ich löse mich von Chopper, spüre meine Beine nicht und laufe dennoch los.

Wo sind sie?

So schnell ich kann laufe ich über die Wiese die treppe hinauf an den Orangenbäumen vorbei. Da stehen sie.

Nami steht mit dem Rücken zu den Dreien, die Hand vor dem Mund und zusammenzuckend bei jedem Schlag.

Sanji hält Ruffy gegen die Holzwand gepresst, einen Unterarm halb über Ruffys Schultern, halb über seinen Hals. Er kann sich nicht bewegen.

Mit der anderen Hand hält er seine Arme fest, während Zorro zuschlägt.

Ich sehe Ruffy nicht an, kann nur die beiden ansehen.

Ich laufe los, vergesse den Schwindel und laufe los.

Schnell auf die beiden zu und mit einem Handgriff, einer instinktiven Bewegung, einem Streichen über Sanjis Gesicht setze ich ihn außer Gefecht.

Zorro hört sofort auf, Ruffy zu schlagen, als er das sieht.

Sanji stolpert ein paar Schritte zurück, doch ich kümmere mich nicht um ihn, falle Ruffy um den Hals und presse ihn an mich.

„Tut mir leid.“, stoße ich hervor und schließe die Augen.

Ruffy erwidert meine Umarmung mit einem Arm, singt dann aber gemeinsam mit mir zu Boden.

„Was zum-„

Unterbricht Zorro die Stille. Er meint nicht uns.

Kurz darauf fällt Sanji hinter mir zu Boden. Ich weiß genau, was los mit ihm ist.

Endlich weiß ich, was ich mit meiner Teufelskraft anfangen kann.

Der kraft die Seifenblasen von sabaody archipel zu erschaffen und alles mit dieser Flüssigkeit zu beschichten.

Sanji bekommt keine Luft.

Ich habe seinen Mund und Nase beschichtet.

Mit nur einer Berührung bekam ich ihn zu Boden.

Er kratzt über seine Wange, versucht mit aller Kraft die Beschichtung zu lösen, tritt umher, doch schafft es nicht.

Ich löse mich vorsichtig von Ruffy, blicke zu Sanji nach hinten und warte noch.

Noch ein bisschen.

Noch ein Bisschen.

„Schieda.“, reißt mich Ruffy aus meiner Starre.

Ich zucke zusammen, nicke und löse mit einem Schnipsen die Beschichtung von Sanjis Gesicht.

Er schnappt nach Luft, dreht sich auf den Rücken, bleibt flach liegen, hustet und atmet tief durch.

Ich kümmere mich nicht mehr um ihn, drehe mich zu Ruffy und mustere ihn.

Als ich mich bewege, zuckt er zusammen.

Ich weiß nicht, wie weit Zorro und Sanji gegangen wären, aber jetzt war es schon zu weit.

Sie hätten nie anfangen dürfen.

„Sanji hat gelogen.“, flüstere ich erneut und presse Ruffy an mich.

Ruffy schüttelt den Kopf, legt eine Hand auf meinen Rücken und presst mich an sich.

„Hat er nicht, und das weißt du.“

Jetzt fang du auch nicht noch an.
 

Chopper kümmert sich um Ruffy.

Sanji hat ihm den Arm ausgerenkt.

Ich muss mir noch ausdenken, was ich mit ihm anstellen werde, aber er wird es nicht genießen.

Nami ist mit mir in mein Zimmer gegangen. Auch, wenn ich Ruffy nicht alleine lassen wollte, bin ich einfach zu angeschlagen und zu müde, als dass ich noch länger bei ihm bleiben könnte.

Bevor ich einschlafe greife ich unter mein Bett, ziehe mein Buch hervor und drücke es Nami in die Hand.

„Mehr war es nie.“, sage ich leise und versuche mich so hinzulegen, dass es meiner Schulter gut geht.

Sie nickt nur, sieht sich das Buch aber noch nicht an.

„Schlaf dich aus.“

Ich hab noch immer Blaue Flecken...

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Menschenaffen

Kapitel 4

Mein erster Blick fällt in den Spiegel.

Keine Spuren am Hals.

Er hat doch etwas dazugelernt.

Und selbst wenn Spuren zu sehen wären, könnte es kaum etwas schlimmer machen.

Als ich die Hand auf die Klinke lege, halte ich inne.

Was soll ich jetzt machen?

Einfach hier bleiben?

Ich kann doch nicht einfach nichts sagen.

Was ist, wenn mich jemand etwas fragt?

Doch bevor ich mich dafür oder dagegen entscheiden kann, was ich jetzt mache, nimmt mir ein Geräusch die Entscheidung ab.

Zorro öffnet vorsichtig die Tür und bleibt noch einen Moment draußen stehen, ehe er in mein Zimmer tritt. Anklopfen geht ja schlecht. Ich schließe sonst immer ab, wenn niemand herein kommen soll.

„Schieda, bist du da?“

Ich beiße mir auf die Zunge. Ich darf nichts sagen. Also gehe ich auf ihn zu, damit er mich sieht. Natürlich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Diesmal ist es sogar echt.

Ich darf nichts sagen. Mein Dom hat es mir verboten.

Allein der Gedanke lässt es in meiner Magengegend kribbeln.

Als Zorro mich zieht, scheint er erleichtert.

Was hat er erwartet?

„Hey, geht’s dir gut? War Ruffy hier?“

Was für eine Frage. Dennoch muss ich meine Hand daran hindern instinktiv an meinen Hals zu fassen. Ich schüttle den Kopf, was ihn beruhigen soll. Er versteht nur die Hälfte.

„Dir geht’s nicht gut? Oder Ruffy war nicht hier?“

Ich hebe zwei Finger um ihm zu zeigen, was ich meine. Sofort zieht er die Augenbraue nach oben.

„Willst du nicht mehr mit mir reden?“

Ich seufze leise, weiche seinem Blick aus und schaue hilfesuchend mein eigenes Spiegelbild an.

Klasse.

Wieso hat er sich ausgesucht, dass ich nichts sagen darf?

Und ausgerechnet jetzt, wo Zorro so ein Bild von Ruffy hat.

Er wartet auf eine Antwort, die ich ihm nicht geben kann. Ich schüttle irgendwann den Kopf und zucke mit den Achseln.

Dann kommt mir ein Geistesblitz. Ich räuspere mich kurz und zeige dann auf meinen Hals, mache ein gequältes Gesicht dabei.

„Halsschmerzen?“

Ich nicke sofort und mein inneres Ich wischt sich erleichtert den Schweiß von der Stirn.

„Okay, dann eben anders.“

Zorro schließt leise die Tür hinter sich, dreht sich dann wieder zu mir um und legt einen Arm auf seine Schwerter ab.

Wieso trägt er die eigentlich den ganzen Tag mit sich herum? Ich würde ja nicht einmal in Schuhen herumlaufen, wenn ich keine Angst davor hätte mir einen Splitter einzuziehen, wenn ich Schwungvoll über das Holz schlittere und gekonnt vor der nächsten Tür zum Stehen komme.

Er kommt mir immer so vor, als rechnet er jede Sekunde mit einem Angriff. Sogar wenn er schläft.

„Du kannst ja noch nicken oder den Kopf schütteln. Aber ich muss da so einiges wissen. Irgendwie passt da was nicht zusammen.“

Auch schon gemerkt, was?

Aber ich nicke sofort in der Hoffnung, dass ich es ihm so doch noch erklären kann. Mir kommt sofort mein Buch in den Sinn. Nur leider hat Nami es noch in Beschlag genommen. Verdammt, wieso habe ich keine zwei hier?

Immerhin habe ich das verdammte Buch geschrieben. Da könnte ich auch ein paar mehr Exemplare in meinem Zimmer haben.

Ich merk es mir für den nächsten Einkauf. Am besten ein Exemplar für jeden.

Damit sich die Kerle im Dunkeln meine Bilder angucken können?

Stimmt, ich hatte einen Grund, wieso ich nur eines habe. Sanji habe ich meines auch immer wieder weggenommen, bevor ich schlafen gegangen bin. Ich will wissen, was mit meinen Bildern passiert. Wenigstens hier auf diesem Schiff bei den Menschen, die ich kenne.

Zorro setzt sich auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch. Ich setze mich auf die Bettkante, sehe zu ihm herüber und warte.

Er sieht sich einen Moment im Raum um, was ich ihm nicht verdenken kann. Niemand darf in mein Zimmer. Wer weiß, vielleicht findet irgendwann mal jemand meine Spielkiste.

Lieber kein Risiko eingehen.

„Also, meine Frage war, wieso hast du dich nicht gegen Ruffy gewehrt, wenn du es doch konntest. Das haben wir doch gestern klar gesehen. Du hast Sanji auf die Bretter geschickt.“

Nicht nur auf die Bretter. Ich muss mir ein Kichern verkneifen, schüttle dann aber den Kopf.

„Es stimmt doch, dass er dich geschlagen hat, oder?“

Auf die Frage habe ich gewartet. Ich atme erleichtert auf, blicke zu Zorro herüber und schüttle lächelnd den Kopf. Nicke dann aber kurz darauf zustimmend. Er versteht nichts davon.

Das ist auch nicht so einfach zu deuten, das muss ich zugeben.

„Hat er dich jetzt geschlagen oder nicht?“

Ich halte zwei Finger hoch. Beides. Ja und nein.

„Zwei Mal?“

Ich schlage mir die Hand vor mein Gesicht. Wie kann man nur so schwer von kapiesche sein?

Herrgott, gib mir kraft.

„Was denn? Hast du keinen Stift hier oder so?“

Das ist die Idee.

Sofort stehe ich auf, gehe auf ihn zu und greife an Ihm vorbei in meine Schublade.

Natürlich habe ich hier Papier und Stift. Wie habe ich wohl mein Buch geschrieben?

Ich kann auf diesen furchtbaren Schreibmaschinen nicht arbeiten. Die sind nur gut zum Abschreiben.

Ich krame ein wenig in der Schublade, schiebe Zorro dabei sogar für einen Moment zur Seite. Er muss nicht sehen, was in den Schubladen liegt. Sind meine Fotos. Und erklären könnte ich es ohne Buch auch nicht.

Irgendwann habe ich ein paar Blätter Papier gefunden, dazu mein Lieblingsstift und ein Stück Karton als Unterlage und setze mich zurück im Schneidersitz auf mein Bett.

Ich schreibe sofort drauf los. Die Frage hat er ja schon gestellt.

„Warte noch ein paar Stunden. Dann kann ich dir zeigen, was ich meine.“

„Ein paar Stunden? Was soll dann anders sein?“, fragt er mich dann, als er meine Worte liest. Ich will unbedingt das Buch dabei haben. Es ist mein Hieb und stichfester Beweis, dass ich die Wahrheit sage.

Ich lege den Finger auf das Wort „Zeigen“ und sehe ihn an. Er versteht erst auf den zweiten Blick. Dann nickt er, atmet tief durch und mustert mich einen Moment.

„Hat Sanji gelogen?“

Ich mache mit meiner flachen Hand eine schwankende Bewegung. Damit muss er jetzt leben. Ich sage nicht, dass er gelogen hat. Aber er hat auch nicht die Wahrheit gesagt. So einfach ist das nicht.

„Okay. Sag mir Bescheid, wenn es deinem Hals besser geht. Ich bin nicht gern der einzige, der redet.“

Ich nicke sofort. Er redet doch fast nie.
 

Menschenaffen sind leicht zu durchschauen.

Männchen verteidigen ihr Revier und ihren Harem. Die Weibchen suchen sich das Alphamännchen aus und zeugen mit ihm die stärksten Nachkommen. Verliert das Alphamännchen den Rang, so suchen sich seine Weibchen auch ein neues Männchen.

Sieht ein Weibchen, dass ein Männchen dem anderen körperlich unterliegt, so schüttet es ein Hormon aus, welches sexuell anregend auf das Männchen wirkt. Hat nun dieses Weibchen Geschlechtsverkehr mit dem überlegenden Alphamännchen, so bleibt es ihm so lange treu, bis es einem andren Männchen unterliegt.

Wenn ein Weibchen sieht, dass das Männchen von weiteren Weibchen begehrt wird, so verstärkt es diesen hormonellen Effekt noch.

Bei den Männchen ist es ähnlich.

Unterlegenheit ist ein rein weibliches Merkmal. Sieht ein Männchen, dass das Weibchen unterwürfig handelt oder auf eine andere Art und Weise unterdrückt wird, so schüttelt das Männchen ein Hormon aus, welches so ähnlich wirkt, wie Adrenalin. Das Männchen spielt sich mehr auf, wird aggressiver und verteidigt sein Revier und sein Harem.

Natürlich weckt das unterwürfige Verhaltes des Weibchens den Schutzinstinkt und das Interesse des Männchens. Durch dieses Verhalten scheint das Weibchen weiblicher. Was jedoch nur eine Täuschung hormoneller Veränderung ist. Aber das weiß das Tier nicht.

Je mehr nun das Männchen Kontakt zu dem unterwürfigen Weibchen hat, desto mehr will er es in seinen Harem aufnehmen. Eine abwehrende Reaktion des Männchens ruft nur eine stärkere Reaktion des Männchens hervor, bis dieser seinen Willen durchgesetzt hat.
 

Eigentlich eine einfache Verhaltensweise.

Leicht zu durchschauen.

Nur leider vererblich.

Und weitergegeben von den Menschenaffen bis zum Mensch.

Das habe ich einmal in einem Buch gelesen. Ich weiß nicht, wieso ich gerade jetzt darüber nachdenken muss, aber ich hoffe doch irgendwie, dass wir weniger mit Affen gemein haben, als das Buch gesagt hatte.

Alles nur Hormone? Keine Gefühle? Nur Täuschungen?

Daran glaube ich nicht, auch wenn es noch so logisch ist.

Wenn ich jemanden hasse, kann er sich noch so männlich aufführen, ich will trotzdem nicht mit ihm schlafen.

Das ist meine Logik.
 

Vor dem Mittagessen sitze ich an meinem Schreibtisch, blättere in einem neuen Buch von mir und überlege mir den Trick auszuprobieren, der darin geschrieben ist.

Er ist gewagt, aber wenn Ruffy über mich bestimmen kann, dann kann ich auch über ihn bestimmen. Auch, wenn er es gar nicht mitbekommen wird.

Ich werfe einen kurzen, kontrollierenden Blick zur Tür, zögere, versuche es dann allerdings doch. Was habe ich zu verlieren?

Meine Hand wandert unter den Saum meiner Hose, meines Slips und zwischen meine Beine.

Ich bin noch immer etwas feucht von gerade. Genau das, was ich brauche.

Mit zwei Fingern dringe ich kaum spürbar in mich ein, bis meine Haut feucht geworden ist. Danach streiche ich mit der Hand wieder aus meiner Hose. Die Fingerkuppen noch feucht, tupfe ich etwas von meinem Honig hinter mein Ohr und blende es in meinen Nacken aus.

Das Beste, um einen Mann verrückt zu machen, steht im Buch. Besser, als jedes Parfum. Denn unbewusst ist es dieser Geruch, auf den Männer stehen. Sie wissen es selbst nicht, doch wenn sie ihn einatmen, bekommen sie einen Ständer. Sie müssen es nicht einmal wahrnehmen. Es geschieht ganz von allein.

Los, Hormone. Zeigt mir, was ihr könnt.

Macht aus meinem Ruffy ein Monkey.

Nicht "Messer"

Kapitel 5

Als ich in die Küche trete, ist ein wildes Gedränge, wie vor jedem Essen. Ruffy sitzt schon am Tisch und ich muss lächeln, als ich ihn sehe.

Natürlich gehe ich sofort auf ihn zu, will mich neben ihn setzen. Auf einer Seite von Ihm sitzt bereits Nami, wahrscheinlich mit dem Buch unterm Tisch. Plötzlich stellt sich mir jedoch Chopper in den Weg.

„Hey, Zorro hat gesagt, du hast Halsschmerzen? Soll ich einen Blick drauf werfen? Wenn du nicht essen kannst, kann ich dir auch ein betäubendes Lutschbonbon geben.“

Ich blinzle, schüttle dann aber den Kopf. Das mit den Halsschmerzen hatte ich fast wieder vergessen. Gute Ausrede, muss ich ja mal sagen. Oder denken. Wie auch immer.

„Wie geht’s deiner Schulter?“

Auf die Frage lächle ich, nicke und zeige ihm mit einer kleinen Bewegung meiner Schulter, dass es sich besser anfühlt als heute Morgen.“ Während ich das mache versuche ich mich allerdings an ihm vorbei zu drängen. Gleich ist der Platz besetzt.

„Darf ich mal sehen?“

Ich blicke zu Ruffy herüber, seufze und nicke dann aber.

Ich sehe, dass sich Franky bereits neben ihn gesetzt hat. Jetzt kann ich mir auch Zeit lassen.

Läuft eben doch nicht immer alles nach Plan.

Chopper tastet einen Moment meine Schulter ab, bis er einen Nerv trifft, der noch schmerzt. Sofort ziehe ich reflexartig die Schulter zur Seite.

„Tschuldige. Aber ich kann dich beruhigen, spätestens nächste Woche ist das wieder gut. Schon dich aber bitte, ja?“

Was sollte ich denn schon großartig machen?

Nachdem mich Chopper vollgequasselt hat bleibt mir nur noch ein Platz.

Genau zwischen Zorro und Sanji.

Na danke, ich habe jetzt schon keinen Hunger mehr.

Aber wenn ich nichts esse, dann bekomm ich wieder was von Chopper zu hören. Sanji soll sich nicht wagen mich anzusprechen. Wenn er es wagt, dann…

„Na, Zuckermaus? Ich hoffe, du hast Hunger, ich habe dir etwas ganz besonders leckeres gekocht, damit du schnell wieder fit wirst.“

Na toll. Dämlicher Sanji. Wie kann er sich eigentlich wagen mit mir zu sprechen?

Wenn ich könnte, dann würde ich… Ja, was überhaupt?

Ich habe mir noch gar nichts überlegt. Auf seine Frage nicke ich nur knapp, sehe ihn aber nicht an.

„Was ist eigentlich mit euch zwei passiert?“, will Franky plötzlich wissen, als ihm ein halbes Hähnchen aus dem Mund schaut, welches er gerade verschlingt.

Ich schaue zu ihm rüber.

Er weiß es noch nicht. Und nach den Blicken der anderen zu Urteilen wissen die Anderen auch nichts. Wenigstens haben alle ihre Klappen gehalten.

„Armdrücken.“, sagt Zorro dann knapp, blickt aber nicht auf.

„Armdrücken? Dass Schieda sich dabei was tut kann ich ja verstehen, aber du, Ruffy?“

„Was meinst du damit?“

„Du bist doch aus Gummi, oder nicht? Wie kannst du dir überhaupt den Arm ausrenken?“

„Sehe ich aus wie ein Arzt?“

Ruffy leitet die Frage grinsend weiter zu Chopper, der selbst einen Moment überlegen muss.

„Ruffy ist zwar aus Gummi, aber trotzdem besitzt er noch alle Einzelteile. Verstehst du, was ich meine? Brechen kann er sich nichts, aber sein Knochen, auch wenn er aus Gummi ist, kann aus dem Gelenk springen. Das ist gar nicht so kompliziert. Du musst dir das so vorstellen-„

„Sehr interessant. Gut zu wissen. Jetzt wissen wir wenigstens wie wir dich ruhig stellen können.“, grinst Lysop zu Ruffy, aber ich glaube, er hat es nur gesagt, um Chopper zu unterbrechen. Er redet gern viel über sein Fachgebiet, aber keiner von uns würde auch nur ein Wort verstehen.

„Halts Maul, das hat echt wehgetan!“, nuschelt Ruffy mit vollem Mund zu Lysop herüber, ohne auch nur einen Blick zu mir zu werfen.

Und wie das wehgetan hat. Autsch. Allein der Gedanke daran lässt mich für einen Moment die Augen schließen.

Weder Sanji, Zorro noch Chopper oder Nami mischen sich in das Gespräch ein.

Aber es ist besser, wenn sie es nicht wissen.

Eines ist hier auf dem Schiff anscheinend wirklich gut. Geheimnisse bleiben Geheimnisse. Und wenn es schon fast jeder weiß, weitergesagt wird nichts.

Ich blicke von meinem Teller nicht auf, tippe ein wenig mit meinen langen Fingernägeln gegen mein volles Wasserglas und höre zu.

Nami manikürt mir seit ein paar Wochen die Nägel. Gelnägel. Sie sind schön, stabil und auch oft praktisch, aber es dauert Stunden, bis sie alle fertig sind.

Daher habe ich nie komplizierte Muster, Steinchen oder Bilder auf den Nägeln, auch wenn Nami es toll finden würde. Es würde mir zu lange dauern. Weiße Spitze und höchstens einen Strassstein auf dem Ringfingernagel.

„Ist das neu?“

Was? Ich muss mit auf die Zunge beißen, um nicht reflexartig Zorro eine Gegenfrage zu stellen. Er blickt kaum auf, sieht mich nur aus dem Augenwinkel an und zeigt mit dem Griff seiner Gabel auf meine Fingernägel.

Ich brauche einen Moment um zu realisieren, was er meint, schüttle dann aber lächelnd den Kopf.

„Wenn du die Kanten schärfst hast du keine Probleme mehr damit, dich zu wehren.“, flüstert er dann, ohne mich anzusehen.

Ich starre auf meine Fingernägel. Die Seiten schärfen? Damit ich mir noch ein Auge auskratze? Nein, danke. So ist es ganz okay.

Außerdem kann ich mich selbst verteidigen. Ich will es nur nicht immer. Daher schüttle ich nur Sachte den Kopf, lege anschließend allerdings meine Hand unter dem Tisch auf meinen Schoß.

Es muss da ja nicht dauern drauf schauen.

„Schmeckt es denn auch, Zuckerfee? Möchtest du noch etwas?“, reißt mich Sanji von der anderen Seite aus meinen Gedanken. Ich schüttle sofort den Kopf ohne zu antworten, woraufhin Sanji scheinbar in eine kleine Depression fällt.

„Es schmeckt dir nicht? Wieso nicht? Was habe ich falsch gemacht?“

Ich rolle mit den Augen und schüttle erneut den Kopf. Ich kann ihm nicht antworten. Und selbst wenn ich könnte, würde ich es nicht wollen. Ich drehe mich demonstrativ etwas von Sanji weg, lege den Ellenbogen auf den Tisch ab und lasse meine Haare über meine Schulter fallen. Lass mich einfach in Ruhe.

Mein improvisierter Sichtschutz bringt Sanji dazu sofort Nami und Robin zu fragen, ob das Essen schmeckt. Wenigstens lässt er mich in Ruhe.

„Was machst du gleich?“

Wieder ist es Zorro, der mich scheinbar beiläufig etwas fragt.

Ich habe noch nie so viel mit ihm gesprochen. Wie soll ich ihm beibringen, dass er sich keine Sorgen machen muss?

Ich zucke auf seine Frage mit den Achseln, sehe ihn aber nicht an, weil ich nicht wirklich scharf darauf bin, mich wieder so schnell mit ihm über das Thema zu unterhalten.

„Dann komm gleich mal mit. Ich würde wirklich gern sehen, wie du dich verteidigen willst, wenn es Probleme gibt.“

Probleme?

Denkt er schon wieder an Ruffy?

Nein, dann hätte er es auch sagen oder anders formulieren können. Probleme…

Klar, wir sind Piraten. Bis jetzt haben wir uns die letzten paar Monate gut aus Ärger heraus halten können, aber ich merke schon, dass es scheinbar überdurchschnittlich lange gut gegangen ist.

Letztes Jahr zum Beispiel konnte man fast Monatlich etwas über die Strohhüte in der Zeitung lesen.

Ich will zwar erst nicht, nicke dann aber doch auf seine Aufforderung. Es kann nicht schaden zu trainieren oder wenigstens etwas Neues auszuprobieren.

Ich warte nach dem Essen noch einige Minuten in meinem Zimmer. Warte auf Ruffy, aber er kommt nicht.

Er lässt sich zeit mit mir.

Er weiß, dass ich nichts sagen kann, weil er es mir verboten hat. Also kann ich auch etwas anderes machen, als auf ihn zu warten.

Ich gehe eine lange Runde über Deck, ehe mir einfällt, wo Zorro sein könnte.

Oben auf dem Hauptmast im Trainingsraum, wo ich ihn auch später finde.

Ich war hier, glaube ich, nur ein Mal. Damals als mir das Schiff gezeigt wurde.

Der Raum wirkt groß und geräumig, obwohl er eigentlich klein ist. Das liegt an den großen Fenstern. Der Raum ist gleichzeitig auch der Ausguck.

Zorro sitzt im Schneidersitzt unter einem Regal voller Waffen und ölt seine Schwerter.

Die Waffenkammer ist zwar unten, aber für das Training hängt hier eine kleine Auswahl.

Als er mich sieht legt er seine Schwerter zur Seite.

„Da bist du ja endlich.“

Ich nicke, komme auf ihn zu ohne ihn anzusehen. Ich sehe mich in diesem Raum um so wie er sich in meinem Zimmer umgesehen hat.

„Hast du dir schon überlegt mit welchen Waffen du kämpfen möchtest?“, fragt er mich dann und erhebt sich.

Waffe?

Ich soll jemanden verletzen?

Ich?

Ausgerechnet ich?

Ich zucke erst mit den Achseln, dann hebe ich aber zwei Finger.

Kann ich nicht irgendwie mit meiner Teufelsfrucht etwas anfangen?

Zorro versteht meine Andeutung diesmal sofort, muss sich aber anscheinend ein Lächeln verkneifen.

„Wir kämpfen nicht gegen Teddybären.“, gibt er zurück, was mich sofort leicht zum Schmollen bringt.

Es ist ja nicht so, dass ich nichts mit meiner Kraft anfangen kann. Wie Zorro selbst heute gesagt hat, ich habe Sanji auf die Bretter geschickt.

Zorro dreht sich den Waffen zu.

„Was ist dir lieber? Willst du deinen Gegner schon von weiten erwischen? Dann probieren wir erst die Pistolen.“, beginnt er dann und sieht sich an der Wand um.

Weit weg? Klingt gut.

Aber Pistole? Ich soll jemanden erschießen?

Naja, ich kann ihm ja auch in den Fuß schießen oder so.

„Aber was machst du, wenn es zu schnell geht?“, denkt Zorro seinen Gedanken weiter, „Wenn du nicht dazu kommst zu Laden und zu entsichern? Hattest du schon mal ein Schwert in der Hand?“

Bei der Frage starre ich ihn mit großen Augen an. Als er meinen Blick erwidert schüttle ich sofort den Kopf.

„Willst du mal eins halten?“

Ich blinzle, weiß nicht, ob ich nicken oder den Kopf schütteln soll, daher mache ich gar nichts.

Zorro sieht mich einen Moment an, zieht dann eines seiner Schwerter samt Scheide aus dem Gürtel und hält mir den Griff entgegen.

Ist das sein ernst?

Ich starre den Griff an, schlucke.

Er ist schwarz, Stoff ist straff um ihn gebunden und es sieht aus wie neu. Kein Wunder, so wie sich Zorro um die drei kümmert.

Ich will gar nicht wissen, wie viele Menschen er schon mit dem Teil umgebracht hat. Auch, wenn man dank des schwarzen Stoffes keine Blutflecken sehen kann.

So von nahem ist dieses Schwert ganz anders anzusehen. Ich traue mich gar nicht es zu ziehen. Ich habe das Gefühl als würde irgendetwas Schlimmes passieren, wenn ich die Klinge aus seiner Scheide ziehe.

Respekt. Anders kann ich es nicht nennen.

„Zieh schon. Wenn du immer so zögerst ist der Kampf vorbei, ehe er angefangen hat.“, stachelt mich Zorro weiter an. Ich blicke kurz zu ihm auf, atme einmal tief durch und lege dann die Hand an den Griff.

Was ist, wenn es mir aus der Hand fällt oder ich mir selbst damit etwas antue?

Als ich versuche das Schwert zu ziehen, klappt es im ersten Moment nicht.

Ich blinzle.

Zorro sieht, wo mein Fehler liegt und mit einem kurzen Ruck an der Scheide, die er in der Hand hält, löst sich das Schwert die ersten Zentimeter.

Ich erschrecke mich sofort. Er hätte mich auch sagen können, dass die Klinge so etwas wie eine Sicherung hat.

Ganz langsam ziehe ich die Klinge ans Licht. Sie ist schwarz und wunderschön in Wellenmustern geschliffen.

Doch unglaublich schwer.

Als ich das Schwert in der Hand halte, sinkt mir die Spitze nach wenigen Sekunden auf den Boden.

Also Kämpfen kann ich damit bestimmt nicht.

Fragend schaue ich zu Zorro auf, den Griff in der Hand, die Spitze der Klinge auf dem Boden.

Zorro mustert mich einen Moment, streicht sich mit dem Finger nachdenklich über die Lippen und schüttelt dann den Kopf.

„So geht das nicht. Kannst du dich nicht etwas ehr anstrengen?“

Ich verdrehe die Augen über seine Äußerung, schüttele dann aber den Kopf und zucke mit den Schultern.

Ich kann ja auch nichts dafür.

Seufzend nimmt Zorro mir wieder das Schwert aus der Hand, wiegt es selbst einmal in der Hand und blickt dann wieder prüfend auf mich. Ich kann förmlich sehen, wie er denkt, wie schwach ich doch bin.

Ich presse die Lippen zusammen und weiche seinem Blick aus.

Idiot.

Kann ja nicht jeder so ein Monster sein wie du.

Ohne ein weiteres Wort lässt er die Klinge in der Scheide verschwinden und hängt es sich zurück an den Gürtel.

„Aber gegen eine Klinge hast du nichts, oder?“

Ich schüttle den Kopf, ohne ihn anzusehen.

Nein, wieso auch?

Hauptsache ich kann mich mit dem Teil auch bewegen.

Nach kurzem Suchen an der Waffenwand hält mir Zorro ein kleines Messer hin.

„Einen Dolch. Sag nicht Messer, sonst bekomm ich einen Anfall.“, verbessert er meine Gedanken, als hätte er ihn gelesen.

Ich muss lächeln, nicke dann aber, nehme den Dolch in die Hände und ziehe ihn aus der Scheide. Auch er ist für seine Größe schwer, aber nicht so, dass ich ihn nicht führen kann.

Der Griff ist aus Metall. Geflochtenes Metall. Die Klinge wird in der Mitte einige Millimeter breiter. Dort, wo sie am breitesten Ist läuft ein Spalt entlang. Ich weiß, was das ist.

Selbst, wenn die Klinge nach dem Zustechen abbricht oder stecken bleibt, sorgt dieser Spalt dafür, dass das Blut aus dem Körper herauslaufen kann.

Normale Klingen verschließen alleine durch ihre Anwesenheit die Wunde, darum darf man Klingen nie heraus ziehen, ohne einen Arzt dabei zu haben.

Diese Klinge ist anders. Wenn man sie nicht schnell herauszieht, dann verblutet der Verletzte innerlich, ohne dass man es sieht.

„Willst du ihn ausprobieren?“
 

Wenige Momente später stehe ich neben Zorro an einem aufgestellten, stark ramponierten Baumstamm.

Hier soll ich üben?

„Nur für den Anfang. Wenn du dich besser mit ihm auskennst, machen wir einen Testkampf.“

Kann der meine Gedanken lesen?

Testkampf?! Hat der sie noch alle?!

Mit einem Mess- Einem Dolch und der mit seinen Schwertern oder wie?

Ich glaub, der hat ne Macke.

Aber doch nicht heute, oder?

„Okay, stell dich am besten so hin.“, zeigt er mit dann, den Blick auf den Baumstamm gerichtet.

„Die Füße hintereinander, so hast du mehr Kraft nach vorne.“

Ich stelle mich Schräg zum Baumstamm, den Dolch in der Hand.

Und natürlich mache ich fast alles falsch.

Zorro schüttelt den Kopf, als er meinen fragenden Blick sieht, sagt aber nichts.

Wenigstens etwas.

Als erstes nimmt er mir den Dolch aus der Hand, stellt sich dann hinter mich und schiebt meine Füße mit Seinen in die richtige Position.

Ich versuche mich zu konzentrieren, mir alles zu merken, bis mir ein Gedanke alles wieder durcheinander wirft.

Was habe ich noch gleich vor dem Essen gemacht?

Verdammt.

Jetzt bekommt Zorro alles ab und Ruffy gar nichts.

Nein, so war das nicht geplant.

Mein Herz macht einen Satz.

Ruhig, so ein Schwachsinn. Zorro ist nicht der Typ dafür.

Hör auf, nervös zu werden.

Doch dann greift er mir plötzlich an die Hüfte.

Ich erstarre. Doch er dreht mich nur etwas weiter Seitlich.

Schieda, verdammt, reiß dich zusammen!

„So, siehst du? Wenn du jetzt zustechen willst kippst du nicht zur Seite weg.“, sagt er ruhig und blickt weiter prüfend abwechselnd auf meine Füße und auf den Baumstamm.

Jetzt bloß weiter ruhig atmen.

Ganz ruhig.

Ich glaub, mir wird schwindlig.

Nein, wird mir nicht. Reg dich ab!

Ich schüttle unmerklich den Kopf, will mein Gesicht hinter meinen Haaren verstecken und schaffe es sogar so, dass er meine Augen nicht sehen kann.

Und ich ihn auch nicht mehr.

Dämliche Hormone. Ihr sollt für mich, und nicht gegen mich arbeiten.

Das ist doch lächerlich. Ich bilde mir das alles nur ein.

„Okay, versuch es mal.“, sagt Zorro dann und reicht mir den Dolch.

Ich nehme ihn an mich, ohne ihm in die Augen zu sehen.

Ich weiß, dass ich rote Wangen habe.

Solange er mich nicht sieht ist das halb so schlimm.

Ich ziehe den Dolch, starre auf den Baumstamm und Steche einmal zu.

Die Klinge dringt fast gar nicht in das Holz ein, und ich bin überrascht und enttäuscht zur gleichen Zeit.

„Warte, so kann das auch nicht gehen.“, sagt Zorro dann und dreht mich an der Schulter zu sich.

Ich blicke an mir herunter, erstens um zu sehen, was er mint und zweitens um ihn nicht ansehen zu müssen.

Ich übertreibe maßlos, aber ich habe mir das ja auch nicht ausgesucht.

Zorro löst die schwarze Binde von seinem Arm und greift mit der Anderen an meinem Ohr vorbei in meine Haare.

Meine Augen weiten sich, als ich begreife, was er vorhat.

Mit einer kurzen Handbewegung sammelt er meine Haare auf der Seite und bindet sein Tuch so herum, dass ein kleiner Pferdeschwanz entsteht.

„Jetzt versuch`s nochmal.“, sagt er dann und ignoriert meine roten Wangen. Ich nicke, drehe mich zur Seite und mache, was er gesagt hat.

Diesmal geht es tatsächlich besser. Meine Haare wirbeln nicht mehr so herum und ich kann wirklich sehen, was ich anziele und wo ich hin stechen will.

Ich presse die Lippen zusammen, nicke einmal, blicke jedoch nicht auf.

„Besser.“, sagt Zorro anerkennend bei meinem zweiten Stich und nickt.

Ich muss lächeln, stelle mich erneut so, wie er es mir gezeigt hat und steche erneut zu.

Wieder und wieder.

Langsam sinkt mein Puls wieder.

Ein Glück.

Nur leider ist dieses Training nicht so einfach, wie es aussieht und mir wird schnell warm.

Um ehrlich zu sein würde ich am liebsten nach den ersten zwanzig Minuten schon wieder aufhören.

Ich schnappe nach Luft, schaue kurz zu Zorro rüber und sehe, dass er nur da steht und mich mit verschränkten Armen beobachtet.

„Du willst schon aufhören?“

Ich nicke und stecke den Dolch zurück in die Scheide, atme ein letztes Mal tief durch.

„Hast du eigentlich schon mal trainiert?“

Kommt drauf an, was. Aber ich schüttle den Kopf auf seine Frage.

„Du kannst wirklich schon nicht mehr, was? Was hältst du von einer kurzen Pause, und gleich machen wir weiter.“

Gleich weiter machen? Wieso nicht morgen? Oder nächste Woche?

Und wie kurz soll die Pause sein?

Als ich Zorro den Dolch wiedergeben will, schüttelt er nur den Kopf.

„Der gehört jetzt dir. Wieso solltest du trainieren, wenn du ihn im Notfall nicht dabei hast?“

Gute Frage.

Ich presse die Lippen zusammen.

Ich habe gar keine Lust darauf mich verteidigen zu müssen.

Ich habe es viel lieber, wenn ich nur so tu, als ob ich mich verteidige.

Das ist übrigens auch echt anstrengend und man könnte es als Training ansehen.

Wenn ich ihm so ein Training vorschlagen würde, wie würde er wohl reagieren?

Hör auf damit, Schieda! Das ist doch Schwachsinn!

Egal, sind ja nur Gedanken, gebe ich mich geschlagen und muss lächeln.

„Setz dich da vorn hin. Du kannst dich ausruhen. Wenn du wieder kannst, sag einfach Bescheid.“, sagt er dann, zeigt auf eine Bank an der Seite und greift den Saum seines Shirts.

Will der sich jetzt auch noch ausziehen?

Erst will ich gar nichts schauen, als er sich das Shirt über den Kopf zieht, doch was ich dann sehe, kann ich nicht ignorieren.

„Was-„, stoße ich erschrocken hervor, als ich die tiefe Narbe sehe, die sich quer über seine Brust zieht, schlage dann aber die Hand vor den Mund und schweige. Die Augen kann ich aber nicht von ihr abwenden.

„Hm? Kennst du die noch nicht? Wie lange bist du nochmal hier auf dem Schiff?“

Ich hebe drei Finger, schüttle dann aber den Kopf, ohne ihm in die Augen zu sehen.

Wie ist das passiert?

Der müsste doch tot sein. Das kann doch keiner überleben, oder doch?

„Mein Gott.“, forme ich stumm mit den Lippen, wohl darauf bedacht es diesmal nicht laut auszusprechen.

Zorro sieht mich an, hält sein Shirt als Knäul in den Händen und zögert. Er sieht erst mich an, dann an sich herunter und dann zu seinem Trainingsplatz.

Ich kann immer noch nicht wegsehen.

Wenn ich mir vorstelle, dass da, wo die Narbe entlang läuft ein Riss in seinem Brustkorb klafft, dann…

Ich kann nicht begreifen, wie man das überleben kann?

Und wie kann er heute damit ohne Probleme leben?

Was ist passiert, dass er so verletzt wurde?

Plötzlich kommt Zorro auf mich zu, das Shirt noch in der Hand. Als ich realisiere, dass er sich auf mich zubewegt, löse ich den Blick endlich von seiner Brust, blicke ihn kurz in die Augen, weiche seinem Blick dann aber nach unten aus.

Tut mir leid, dass ich so reagiert habe, aber damit habe ich wirklich nie gerechnet.

Zorro bleibt schweigend vor mir stehen und ich kann immer noch nicht zu ihm auf sehen.

„Soll ich mich wieder anziehen?“, fragt er dann leise. Ich blinzle, schüttle aber sofort den Kopf.

Es ist nicht so, dass es mich abstößt.

Es ist interessant.

Ich würd die Narbe am liebsten mit dem Finger nachfahren, um zu fühlen, ob sie weich oder hart ist. Ob die Haut spannt oder ob sie nachgibt.

Aber das werde ich nie tun.

Ich kann ihn nicht einfach berühren, ohne dass ich seine Erlaubnis habe. Was würde er von mir denken?

Er bleibt vor mir stehen und ich spüre, dass er mich ansieht.

Wir beide schweigen.

Ich hätte nichts so starren dürfen.

Aber was glaubt er, wie man reagiert, wenn man die zum ersten Mal sieht?

„Tu mir einen Gefallen, und halte dich von Ruffy fern, okay?“

Merk Herz setzt einen Schlag aus. Es fühlt sich an, als hätte er mir einen Schlag in die Magengrube versetzt und ich erstarre.

Darüber denkt er die ganze Zeit nach.

Was erwartet er, was ich jetzt sage? Oder wie ich reagiere?

Ich kann ihn nicht ansehen, aber ich schüttle kurz darauf den Kopf.

Ich kann ihm den Gefallen nicht tun, auch wenn ich verstehe, wieso er es sich wünscht.

„Doch, tu es einfach. Keiner von uns will nochmal so etwas erleben wie gestern.“, Zorro spricht leise, wofür ich dankbar bin. Es muss niemand sonst hören, aber wieder schüttle ich sachte den Kopf.

„Sag einfach ja. Ich will dich nicht anbetteln müssen. Wenn du es nicht willst, sorge ich dafür, dass er von dir weg bleibt.“

Sofort blicke ich zu ihm auf, starre ihn mit einem halb fragenden, halb fassungslosen Blick an und wieder schüttle ich den Kopf, muss diesmal aber wirklich darauf achten, dass mir kein Wort über die Lippen fliegt.

„Wieso willst du nicht? Hat er dir gesagt, du sollst ihn nicht verraten?“

Ich seufze leise, schüttle den Kopf, weiche dann aber seinem Blick aus.

Das ist nicht so einfach zu erklären, wenn man nichts sagen kann.

„Hat er dir gesagt, dass du nicht sagen darfst, was er mit dir macht?“

So ein Schwachsinn. Nein.

Und ja, aber nicht so.

Wir wollen es geheim halten. Wollten es zumindest, aber das jetzt.

„Das ist ganz anders.“, flüstere ich dann doch kaum hörbar.

Tut mir Leid, Ruffy, aber wenn ich jetzt nicht rede, dann wirst du keine Gelegenheit dazu haben, mir etwas in den Mund zu stecken.

„Weißt du, wie du dich anhörst?“

„Ja, das weiß ich. Aber mich will ja eh keiner ausreden lassen.“

Ich seufze leise, schüttle sachte den Kopf um einen klaren Kopf zu bekommen und setze wieder zu einem neuen Erklärungsversuch an.

„Ruffy hat mich geschlagen. Aber-„

„Hat er.“, wiederholt Zorro leise und unterbricht mich damit. Mein inneres Ich rollt mit den Augen. Lass mich gefälligst ausreden!

Doch als ich sehe, wie er sich unmerklich anspannt, muss ich schlucken.

„Natürlich hat er. Anders ging es ja auch nicht.“, versuche ich erneut anzusetzen, werde aber nur wieder von ihm unterbrochen.

„Gibst du dir die Schuld, wie Sanji gesagt hat?“

Bei der Frage muss ich ein verächtliches lächeln unterdrücken, schüttle aber sofort den Kopf.

„Nicht direkt. Kannst du mich mal ausreden lassen?“

Zorro zögert, atmet einmal tief durch, kann sich aber nicht entspannen, nickt dann jedoch wenigstens.

„Das gehört für mich dazu. Ich habe Ruffy gesagt, was er machen muss und wie weit er gehen darf. Nur das gestern Abend, das war meine Schuld.“

„Schieda..“, unterbricht mich Zorro leise. Er hat Recht, ich sollte es ganz genau erklären.

Was aber nicht so einfach ist.

„Ich steh drauf.“, flüstere ich dann so leise, dass ich es selbst kaum mehr höre.

„Was?-„

Zorro blickt mich so verwirrt und verwundert an, als hätte ich mich gerade in einen anderen Menschen verwandelt.

„Ihr beide habt-„, fragt er dann und ich nicke, muss lächeln, kann ihn aber nicht zu ihm heraufsehen.

„Wie lange geht das schon?“

Wieso will er das wissen?

„Seit ich hier bin. Naja, kurz danach.“

„Seit du hier bist.“, wiederholt Zorro ungläubig meine Worte und verschränkt die Arme vor der Brust.

Seine Muskeln spannen sich wieder an. Ich runzle die Stirn und blicke leicht verwirrt zu ihm auf.

Was ist los?

„Hat er gesagt, dass du das sagen sollst?“

Er glaubt mir kein Wort.

Augenblicklich schüttle ich den Kopf.

„Nein, i-ich hab—Das ist n-nicht so-„

„Er hat dich Geschlagen und angefasst?“

Ich schnappe nach Luft. Nein.

Nein, nicht so.

„Und du lügst mich auch nicht an?“, fragt er dann und mustert mich.

Ich lüge nicht, aber du solltest mir mal zuhören!

„Zorro, bitte.“, flehe ich leise und suche nach Worten.

Was könnte ich noch sagen, um ihm zu beweisen, dass er alles falsch versteht?

Er dreht es sich so, dass es zu dem passt, was er befürchtet.

Aber wie kann er das denken?

Wenn ich nur mein Buch hier hätte.

Mein Buch!

„Ich kann´s dir beweisen.“, sage ich dann leise und hoffe, dass er mir wieder zuhört.

„Was willst du mir beweisen? Dass Ruffy drauf steht, dich zu schlagen?“

Diese Worte treffen mich härter als jeder Schlag, den ich je in meinem Leben getroffen habe.

Ich starre Zorro mit offenem Mund an, spüre, wie mir übel wird, wie sich Tränen in meinen Augen sammeln. Mein Puls rast, mir dreht sich alles und ich fühle mich hilflos und wütend zur gleichen Zeit.

Ja, das tut Ruffy.

Er steht drauf.

Er steht drauf, mich zu schlagen, aber das macht ihm nicht zu einem schlechten Menschen.

Er würde sich ja am liebsten selbst dafür bestrafen.

Zorro sieht mich an, wartet jedoch vergebens auf eine Antwort.

Wieder senke ich den Blick, presse die Lippen aufeinander und versuche nicht zu weinen.

Ich schließe die Augen, atme tief durch und spüre, wie mein Blutdruck sinkt.

Ich hätte einfach nichts sagen dürfen.

Plötzlich seufzt Zorro, blickt einmal durch den Raum und kommt mir schließlich doch noch etwas näher. Ich bewege mich nicht.

Ich bin so wütend.

Ich koche vor Wut, aber auf wen?

Auf Zorro?

Wieso sollte ich auf ihn wütend sein? Er versteht es, aber auf eine andere Art und Weise.

Auf Ruffy auch nicht. Auf mich selbst?

Ich weiß es nicht.

Ich bin wütend auf alles und jeden. Und auf nichts.

Dann fallen die Tränen vor mir doch zu Boden.

Ich bewege mich nicht, hoffe, dass Zorro es nicht sieht, obwohl ich mir dessen sicher bin.

Der Moment soll einfach nur vorbei sein.

Plötzlich spüre ich seine Hand in meinen Haaren. Er löst sein schwarzes Band aus meinen Haaren und nimmt es an sich.

Ich bewege mich nicht.

„Ich hätte nichts sagen dürfen.“, murmle ich und spüre, wie mir die Tränen den Hals zudrücken.

„Kann es sein, dass du nicht drauf stehst?“, fragt Zorro mich dann leise, woraufhin ich sofort den Kopf schüttle.

„Nein, ich hab Ruffy doch erst alles beigebracht. Wegen mir hat er es sich überhaupt getraut. Wenn ich ihm nicht gesagt hätte, dass es okay und sogar normal ist, dann hätte er schon nach dem ersten Mal aufgehört.“

Die Worte sprudeln nur so aus mir raus. Wieso will er es nicht verstehen?

„Kann es sein, dass du glaubst, dass du es verdienst?“

Ich nicke sofort.

Das ist doch gerade das befriedigende daran.

„Ja, natürlich. Jedes Mal, wenn ich was falsch gemacht habe-„, ich breche ab, weil genau das es ist, was ich gerade falsch mache.

Ich darf doch nichts sagen.

„Was könntest du falsch machen, dass du Schläge verdienst?“, fragt er mich dann und betont es so, dass ich sofort weiß, wo er drauf hinaus will.

Ich will erst nicht antworten, aber ich will, dass er es versteht.

Wenn er es nicht versteht, wie wird er dann von Ruffy denken?

Wird er überhaupt noch hier bleiben können?

„Wenn Ruffy etwas zu mir sagt, muss ich das eben machen. Das gehört daz-„

„Wieso musst du? Wer sagt, dass du überhaupt etwas machen musst?“

Ich seufze leise, schüttle dann aber den Kopf.

„Keiner sagt, dass ich es muss. Aber-„

„Wenn es keiner sagt, wieso denkst du es dann?“

„Weil es ebenso ist.“, flüstere ich leise und weiche mit dem Blick zur Seite aus, auch wenn er mir gar nicht in die Augen sehen kann.

„Weil es ebenso ist?“, fragt er nach. Ich nicke.

„Glaubst du, du verdienst es nicht, dass dein Freund dich nicht schlägt?“

Ich schüttle sofort den Kopf.

So ist das nicht.

Nicht bei mir.

Es ist einfach so.

„Es fühlt sich dann aber besser an.“

„Was fühlt sich besser an?“, will er dann wissen. Hört er mir endlich zu?

„Wenn ich weiß, dass er sich nicht unter Kontrolle halten kann, weil ich bin, wie ich bin. Verstehst du? Ich will, dass er den Verstand verliert, wenn er mich ansieht. Ich will, dass er-„

„Was glaubst du eigentlich, wie sich es anfühlt, wenn man wochenlang mit sechs Kerlen, aber nur drei Frauen auf einem Schiff sitzt?“, unterbricht er mich dann leise und ich breche ab.

Darauf weiß ich nichts zu sagen. Darüber habe ich nie nachgedacht.

„Was glaubst du, wieso auf vielen Schiffen Frauen verboten sind? Wenn ein Mann sich nicht unter Kontrolle halten kann, dann müssen Frauen entweder verboten werden, oder er gehört nicht auf das gleiche Schiff wie eine Frau.“

Ich schüttle sachte den Kopf. So habe ich das nicht gemeint.

„Jeder von euch drei könnte hier jeden haben. Das schlimme ist nur, dass ihr euch das nicht klar macht. Ihr legt euch fast täglich in die Sonne und denkt kein bisschen darüber nach, was wir denken.“

Nein, so ist das nicht ganz. Wir spüren die Blicke.

Nami hat sich oft mit mir darüber unterhalten.

Sie weiß genau, was sie verstecken und was sie zeigen muss, damit sie angesehen wird.

Wir haben uns ein Spiel daraus gemacht. Aber dass es so schlimm für die Männer ist, hätte ich nicht gedacht.

„Tschuldige.“, flüstere ich dann, weil ich nicht weiß, was ich sonst sagen könnte.

„Nein, ihr könnt da ja nichts für.“

Jeder von uns könnte jeden haben.

So habe ich noch nie darüber nachgedacht.

Soll das heißen, jeder Idiot hätte Ruffy bekommen können, Hauptsache er hat zwei Titten?

Ich bin wirklich Meister darin alles in den falschen Hals zu bekommen.

Moment mal, ihn auch?

Jeder von uns schließt doch mich ein.

Soll das heißen, ich könnte ihn haben?

Bei dem Gedanken schlucke ich leise.

Ich könnte jeden hier haben.

Alle auf einmal oder nach der Reihe?

Ich schüttle sachte den Kopf und schließe für einen Moment die Augen, um den Gedanken von mir abschütteln zu können.

„Ich glaube, du übertreibst.“, flüstere ich dann, woraufhin Zorro aber nur den Kopf schüttelt.

„Glaub mir, keiner würde nein sagen.“, sagt er dann und scheint im selben Moment zu realisieren, was er da gerade gesagt hat. Er dreht sich zur Seite weg und versucht sein Shirt aus dem Knäul zu entwirren, in welches er es verwandelt hat.

„Und du?“, stolpert es mir über die Lippen. Zorro zuckt bei der Frage unmerklich zusammen. Er hat befürchtet, dass ich so etwas frage.

„Siehst du, deswegen rede ich so wenig.“, sagt er dann und schaut zu mir rüber.

Er antwortet mir nicht auf die Frage, sieht mich einen Moment an und will sich das Shirt überziehen.

Warte. Ich will mir die Narbe noch einmal ansehen. Nur noch einmal.

Dann verschwindet sie wieder unter dem Shirt.

Mein inneres Ich verschränkt schmollend die Arme vor der Brust, während ich regungslos auf den Boden starre.

„Ich glaub, du hast für heute genug trainiert.“, sagt er nur noch knapp und entfernt sich langsam von mir.

Und das war es jetzt?

Halt, Moment mal!

„Zorro?“, er bleibt stehen, dreht sich aber nicht zu mir um.

„Du machst doch nichts mit Ruffy, oder?“, frage ich leise und hoffe, dass er einfach nur den Kopf schüttelt.

Er lässt mich lange warten, seufzt dann einmal leise und legt den Kopf in den Nacken.

„Ich sag nicht, dass ich nie etwas mache. Aber wenn mir nochmal was auffällt, oder wenn ich ihn dabei erwische, dann kann ich für nichts garantieren.“

Nicht nur ein Stein, ein Berg fällt mir von Herzen.

Genau wie Sanji.

Sind denn hier alle Männer gleich?

Was für ein Schwachsinn ich heute wieder denke.

„Danke, für den Dolch.“, flüstere ich kurz und höre, wie er kurz auf lächelt.

Er kann doch lachen. Das sollte er vielleicht etwas öfter machen.
 

Als ich die Tür zu meinem Zimmer öffne, höre ich in ihm ein Geräusch.

Ich blinzle, als ich sehe, dass die Vorhänge zugezogen sind.

Ich trete langsam ein, blicke mich in der Dunkelheit um und schließe die Tür hinter mir.

Was ist los?

Meine Hand wandert zum Lichtschalter.

Als das Licht den Raum flutet sehe ich Sanji auf meinem Bett sitzen.

Ich schlucke. Was soll das?

Ich würde am liebsten auf dem Absatz kehrt machen und ihn alleine lassen.

Er blinzelt, da er im ersten Moment geblendet ist, aber er schweigt.

Wenn er glaubt, dass ich als erstes etwas sage, dann hat er sich geschnitten.

Ich werde mit Sicherheit nicht noch einmal mein Versprechen an Ruffy brechen. Das erste Mal war schon ein Fehler.

Ich gehe an ihm vorbei zu meinem Schreibtisch, ziehe den Stuhl zu Recht und setze mich vor meine leeren Seiten.

„Hast du jetzt auch was mit Zorro?“

„Was?!“, platzt es aus mir hervor und ich starre ihn fassungslos an.

Nicht vergessen, ich habe Halsschmerzen!

Sofort räuspere ich mich und lege meine Hand auf meinen Hals.

„Wem machst du eigentlich was vor? Ich wusste sofort, dass Ruffy dir das Sprechen verboten hat.“, sagt er dann und dreht sich zu mir. Ichpresse die Lippen aufeinander, halte inne und lasse die Hand dann wieder sinken, drehe mich aber von ihm weg.

Ich denke nicht daran, mich mit ihm zu unterhalten.

Als er das sieht, seufzt er leise.

Ich höre, dass er sich entspannt.

Was will er noch hier?

Er lässt mich warten. Sucht er noch nach Worten?

Wie lange sitzt er eigentlich schon da?

Die ganze Zeit im Dunkeln?

„Denkst du manchmal an uns?“, unterbricht er dann leise die Stille.

An uns? Wer ist uns?

An ihn und mich!

Schwachsinn, das gab es nie!

Jedenfalls nie, so wie er es wollte.

„Ich tu es die ganze Zeit.“, flüstert er leise, ohne dass ich ihn gefragt habe.

„Willst du nicht gehen?“, frage ich ihn dann, aber er schüttelt nur den Kopf.

„Nein, noch nicht.“, antwortet er dann leise.

Was will er denn noch?

„Ich hätte dir die Sterne vom Himmel geholt. Aber du… Wieso hast du nein gesagt?“

Oh, Sanji.

Augenblicklich verfliegt alle Wut, die ich auf ihn habe und ersetzt sich durch Mitleid.

Ich seufze leise, schüttle den Kopf über seine Äußerung und drehe mich dann zu ihm um.

„Willst du reden?“

„Ich will Dich.“, antwortet er sofort und sieht mich an.

Er meint es ernst.

Wieso muss das ausgerechnet mir passieren?

Wieso nicht Nami?

„Wieso nicht Nami?“

Bei der Frage fängt er an zu lächeln, senkt den Blick und schüttelt dann sachte den Kopf.

„Vergiss Nami.“

„Wieso soll ich sie vergessen? Und was ist mit Robin?“

„Beide sind nicht Du.“

Wieder schaut er zu mir auf. Diesmal kann ich seinem Blick nicht standhalten.

„Was ist denn so anders bei mir?“

Sanji muss sich scheinbar ein Lachen verkneifen.

„Weil man es dir nicht ansieht. Du wirst bei der kleinsten Anspielung rot, du stotterst, du bist einfach..“

Ihm gefällt, dass ich stottere?

Ruffy hat es mir aber verboten, also Pech gehabt.

„Du bist jemand, auf dem man aufpassen muss. Du bist die, auf die man Acht geben muss. Du bist die, die zerbricht, wenn man sie zu stark berührt.“

Bei seinen Worten schüttle ich sofort den Kopf und blicke ihn an.

So sehe ich vielleicht aus.

„Du kennst mich nicht. Und dabei habe ich dir alles erklärt, was ich weiß.“

„Und ob ich dich kenne.“, lächelt er dann und erhebt sich.

Er sieht mich weiter an, doch ich weiß erst, was er vorhat, als er sich auf mich zu bewegt.

Ich erhebe mich sofort, blinzle und beiße di Zähne zusammen.

„W-was machst du?“

Jetzt nicht stottern.

Er bleibt nicht stehen, geht sicher auf mich zu und ich weiche reflexartig einen Schritt zurück. Sofort spüre ich meinen Schreibtisch hinter mir.

„Bleib stehen, k-komm nicht näher!“

Hör auf damit!

„Du stottert ja.“, fällt ihm leise auf und ich presse die Lippen zusammen. Er bleibt nahe vor mir stehen. Ich lehne mich zurück, halb auf meinen Schreibtisch.

Er nimmt die Hände aus den Taschen, legt eine sofort auf meine Hüfte, die andere an meinen Arm.

Ich will meine Beine zusammenpressen, spüre aber, als ich meine Füße bewege, dass er ein Bein bereits zwischen meine gestellt hat.

„Sanji, ich warne dich. Hör damit auf.“

„Sonst was? Wirst du sonst feucht?“

Ich schlucke, schnappe nach Luft und spüre, dass er Recht hat.

„Du machst mir Angst. Hör auf.“

„Du riecht so gut. Wie könnte ich da aufhören?“

Ich schnappe nach Luft. Nein.

So war das ganz und gar nicht geplant.

Und nachdem, was er Ruffy angetan hat, würde ich nie zulassen, dass er so weit gehen darf.

Reflexartig schlage ich zu, beiße die Zähne zusammen und spüre meine Handfläche kribbeln, nachdem ich seine Wange mit voller Wucht getroffen habe.

„Hör auf damit!“, schreie ich ihn an. Er zuckt zusammen, legt seine Hand auf seine Wange und starrt mich an.

Er kann sich jetzt zwischen zwei Wegen entscheiden. Entweder macht er weiter, hält meine Arme fest und geht weiter. Er weiß, dass ich schwächer bin als er. Er weiß, dass ich nicht zerbreche, wenn er mich fesselt und ich wette er weiß, dass ich feucht geworden bin.

Aber auch, wenn ich meinem Körper nicht verbieten kann zu reagieren kann ich ihm verbieten diesen Schritt zu machen.

Aber kann er das auch?

Ich sehe ihn an und es vergehen gefühlte Minuten, ehe er reagiert.

„Schieda, es t-tut mir leid. Ich wollte nicht-„

Erst jetzt löst er sich von mir und ich atme erleichtert auf.

Ich zittere vor Wut, baue mich vor ihm auf und lasse ihn fühlen, dass er zu weit gegangen ist.

„Mach das nie wieder! Hast du sie eigentlich noch alle?! Was hättest du gemacht, wenn ich dich nicht geschlagen hätte?!“

Sanji weicht drei Schritte zurück, sieht mich verwirrt an und schüttelt den Kopf.

„Ich weiß nicht. Es tut mir so leid. Geht es dir gut? Ich wollte nicht-„

„Halts Maul! Ich will dich hier nie wieder sehen! Raus!“

„Schieda, bitte, ich-„

„Geh schon! Reiß dich verdammt noch mal zusammen! Benimm dich nicht wie ein verfluchter Affe!“

Sanji schweigt, nickt kurz, obwohl er den Zusammenhang mit Sicherheit nicht verstehen kann, greift sein Jackett auf dem Bett und verschwindet aus der Tür.

Ich starre die geschlossene Tür an.

Was ist hier gerade passiert?

Wie konnte das so schnell außer Kontrolle geraten?

Ich sollte das lieber nicht nochmal machen. Wenn Sanji schon so reagiert hat, wie würde Ruffy reagieren?

Ich sollte schnellstens unter die Dusche.

Meine einzige Perlenkette

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Sonst wärst du kein Mensch

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der Marinesoldat

Kapitel 8

An dem Abend gehe ich relativ spät ins Bett.

Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass Ruffy mir seine Überraschung zeigt.

Vergebens.

Jetzt habe ich keine Lust mehr zu warten.

Ich creme noch einmal meine Oberschenkel ein ehe ich mich in meinem Zimmer verziehe.

Zorro habe ich heute noch einmal an Deck gesehen. Liegend und schlafend.

Ob er mir überhaupt zugehört hat?

Naja, vielleicht, vielleicht auch nicht.
 

Ich bin kurz vorm Einschlafen, als ich meine Tür höre.

Ich rolle unter den Liedern einmal mit den Augen, denn ich weiß sofort, wer es ist.

Er schaltet das Licht ein und bleibt vor meinem Bett stehen.

Ich muss mir ein Lächeln verkneifen, setze mich vorsichtig auf und blinzle gegen das Licht.

„Käpten, heute nicht mehr. Ich bin-„

Ich brecht ab als ich die weiß angezogene Gestalt vor mir sehe, schnappe nach Luft und trete reflexartig die Decke weg und presse mich mit dem Rücken gegen die Wand.

Marine.

Ein Kerl in Marineuniform steht vor meinem Bett.

Hier in meinem Zimmer!

Wurden wir überfallen?

Geentert?

Ich habe nichts gehört.

Wie denn auch, schalldicht.

Adrenalin schießt mir mit einem Mal durch die Venen und ich starre den Mann vor mir an, der sich ein Grinsen nicht verkneifen kann.

Mehr von seinem Gesicht kann ich nicht sehen.

Verdammt.

Ich werfe einen Blick zur Tür und sehe, dass er abgeschlossen hat.

Nein, bitte nicht.

Wieso muss mein Zimmer auch schalldicht sein?

Aber das weiß er ja nicht.

„Ich werde schreien.“, flüstere ich leise und sehe, dass er daraufhin ein kichern unterdrückt.

„Das hoffe ich doch?“, sagt er leise.

Ich blinzle.

Diese Stimme.

Ich halluziniere, träume und fantasiere.

Alles auf einmal?

Doch als er den Blick hebt und mich unter der Mütze mit seinen schwarzen Augen ansieht entspanne ich mich sofort.

Ruffy grinst mich an.

„Hast du sie noch alle? Mich so zu erschrecken?“, fauche ich ihn an und rutsche zurück aufs Bett.

Ruffy kann ein Lachen über mich nicht unterdrücken.

Ich finde das nicht so witzig.

Obwohl mir die Aufregung doch ein Lächeln auf die Lippen wirft.

„Mach das nicht nochmal, okay?“

Er schüttelt grinsend den Kopf, krabbelt dann zu mir aufs Bett.

„Überraschung.“, murmelt er leise und erst jetzt habe ich die Möglichkeit ihn mir richtig anzusehen.

Eine echte Marineuniform.

Mit Mütze, Kragen und Halstuch. Wo hat er die nur her?

Er sieht darin gar nicht so schlecht aus.

„Die hab ich in in ner Kiste gefunden. Ich konnte doch nicht schlafen letzte Woche. Habe also ein bisschen rumgekramt und die dann gefunden. Wie findest du die?“

„Du siehst unglaublich aus.“, muss ich gestehen und nicke. Ich greife den Stoff, als er näher zu mir kommt und betrachte ihn genauer.

„Ich hab auch eine für dich, wenn du willst.“

„Für mich?“

Ich blicke zu ihm auf und er kann sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen.

„Du weißt schon. Du kannst gerne versuchen mich fest zu nehmen, aber ich glaube nicht, dass es einfach für dich wird.“

Und ob ich das verstehe.

Ich kann es schon richtig vor mir sehen. Ein kleiner Kampf zwischen uns, natürlich gewinnt er und ich, als Marinesoldatin muss mich damit abfinden gefangene eines Piraten zu sein.

Ich senke den Blick um ein Lächeln zu verstecken.

Spielkind.

Aber ja, wieso nicht?

„Hast du deswegen so lange mit deiner Überraschung gewartet?“, frage ich leise, obwohl uns eh niemand hören kann.

Er nickt sofort.

„Ich hab dir deine Uniform auch sofort mitgebracht.“, Ich schaue an ihm vorbei und sehe ein paar gefaltete Kleidungsstücke neben der Tür auf dem Boden.

In dem Moment dringt ein klicken durch die Stille, etwas kaltes legt sich um mein Handgelenk und ich blicke sofort hinunter auf meine Hände.

Handschellen.

Doch erst nur um mein linkes Handgelenk.

Ich blicke auf, Blinzle und sehe sofort in Ruffys Blick, dass jeder Spaß verschwunden ist.

Von jetzt auf gleich.

Jetzt fängt der richtige, echte Spaß erst an.

„Schieda Valentine, im Namen der Gerechtigkeit stelle ich dich, gesuchte Piratin, unter Arrest.“

Bei den Worten bekomme ich eine Gänsehaut.

Hoffentlich werde ich die Worte nur von ihm hören.

Ich ziehe die Luft scharf ein, schüttle sachte den Kopf und stelle mir vor, was wäre, wenn.

Ruffy, der Soldat.

Käpten kann ich ihn ja jetzt schlecht nenne.

Er stellt mich unter Arrest.

Mit Gewalt, hoffe ich.

„Das denke ich nicht, Sir.“, flüstere ich als Antwort und blicke zu ihm auf.

Wenn es echt sein soll, kann ich es ihm nicht einfach machen.

Ich gebe mich bestimmt nicht geschlagen, nur weil er einen Arm von mir gefesselt hat.

In einer fließenden Bewegung lehne ich mich erst kurz nach hinten und stoße ihn mit den Beinen von mir, reiße meine Handgelenke los und drehe mich sofort von ihm weg.

Ich muss erst weg von ihm, dann brauch ich eine Waffe.

Irgendwas, womit ich mich verteidigen kann.

Das Adrenalin ist zurück.

Doch als ich gerade an der Bettkante ankomme greift er meinen Fußknöchel.

Ich beiße die Zähne zusammen, verkralle meine Finger in der Bettdecke und ziehe sie hinter mir her, als er mich zurück zu sich zieht.

„Nicht so schnell!“, fährt er mich an, greift nach meiner rechten Hand und zieht sie auf meinen Rücken.

„Nein!“, schreie ich auf, will mich von ihm wegstoßen, wieder weg von ihm doch er presst mich mit der Hand in meinem Rücken auf die Matratze.

Er presst mir die Luft aus der Lunge, ich keuche auf und spüre, wie er mir den linken Arm auf den Rücken dreht.

Ich trete verzweifelt um mich, dann ein zweites Klicken. Er setzt sich auf meine Oberschenkel, was mich zum Schreien bringt.

Weiß er denn nicht mehr, was er mit mir gemacht hat?

„Das war ja fast zu einfach. Das hättest du üben müssen.“, ermahnt er mich leise und blickt auf mich herunter.

„Mach mich los!“, schreie ich über die Schulter zu ihm rauf und drehe meine Handgelenke in den Fesseln. Das sind wirklich echte Handschellen. Keine aus dem Laden, die sind nur aus Blech.

Die hier sind echt.

Was seine Wirkung nicht verfehlt.

Als ich realisiere, wie echt das alles ist ziehen sich meine geliebten Muskeln in meinem Unterleib zusammen, was ich aber nicht zeigen möchte.

Nein, dass es jetzt schon bei mir anfängt, behalte ich für mich.

„Dich losmachen? Hast du irgendwas nicht mitbekommen?“

Ruffy beugt sich zu mir herunter, ich spüre seine Hände an der Kette meiner Handschellen und seine Schulter auf meinem Rücken.

„Du gehörst jetzt uns.“, flüstert er mir leise zu und sofort spüre ich, wie ich feucht werde.

Ich beiße die Zähne zusammen, drehe den Kopf so, dass er mein Gesicht nicht sehen kann und seine Lippen von meinem Ohr weg sind.

Nein, ich denk nicht dran mich jetzt zu ergeben.

„Und weiß das jetzt so schnell ging haben wir noch Zeit für was anderes. Wollen wir mal sicher gehen, dass du auch keine Waffen hast.“, grinst er dann hinter mir, lässt mir einer Hand die Kette los und greift von der Seite an meiner Schulter vorbei an meine Brust.

„Fass mich nicht an!“, zische ich ihn an, versuche mich weg zu drehen und spüre wie meine Nippel unter seiner Berührung hart werden, wenngleich er noch über dem Stoff bleibt.

Er schweigt, gleitet mit der Hand tiefer erst über meinen Rippenbogen, dann meinen Bauch und zwischen meine Beine.

Sofort presse ich jene zusammen, was nicht so einfach ist, da er noch auf meinen Oberschenkeln sitzt.

Ich spüre wie Feucht ich bin, bin mir aber nicht sicher ob er es auch schon über dem Stoff spüren kann.

Ich ziehe die Luft in die Lungen als er mit zwei Finger gegen den Stoff und meine Klitoris drückt.

„Hast du da was versteckt?“, höre ich ihn leise und weiß, dass er mich beobachtet.

„Nimm deine dreckigen Finger weg.“, zische ich zurück und spüre kurz darauf einen Druck in meinem Rücken. Er zieht meine Arme höher in den Rücken und bringt mich zum Schreien, denn meine Schulter ist in dieser Position noch sehr empfindlich.

„Halt dein verdammtes Maul! Du redest nur, wenn du gefragt-„

Plötzlich bewegt sich das Bett, der ganze Raum und er hält inne.

Mein Herz setzt einen Schlag aus.

Das war so nicht geplant.

Jedenfalls nicht von uns.

Sofort richtet sich Ruffy auf, bleibt aufrecht auf meinen Oberschenkeln sitzen und lauscht, obwohl er mit Sicherheit hier nichts hören kann.

„Verdammt.“, flucht er dann leise und geht von mir runter.

„Käpten?“

Ich sehe ihm verwirrt nach, ziehe die Beine an und knie mich vorsichtig auf.

Ruffy sieht zu mir herüber, greift dann aber vom Bett aus zur Tür, schließt sie auf und öffnet sie einen Spalt.

Sofort dringen die Geräusche von Geschrei, Schüsse und stampfende Schritte in mein Zimmer ein.

Ich zucke zusammen, drehe die Handgelenke in den Fesseln und starre Ruffy an.

Ruffy zögert nicht, springt auf und rennt aus dem Zimmer.

„Käpten!“, rufe ich ihm nach, doch er reagiert nicht.

„Die Schlüssel!“

Vergiss es, er ist weg.

Sofort blicke ich mich in meinem Zimmer um.

Wo hat er die Schlüssel?

Ich hoffe, er hat sie nicht mitgenommen.

Kann er nicht mal nachdenken, bevor er was macht?

Wenn jetzt einer hier rein kommt.

Ruffy hat sie doch nicht mehr alle!

Ich brauche Hilfe!

Auf dem Schreibtisch liegen sie nicht.

Angst.

Die Tür steht einen Spalt auf und ich höre jeden Schrei, jeden Befehl und jeden Schuss.

Wo ist mein Dolch?

Ich stolpere vom Bett und gehe zum Schreibtisch.

Wo hat er die Schlüssel?

Bitte, Gott, wo sind die Schlüssel?

Mit einem Tritt öffnet jemand die Tür, ich wirble herum und starre zwei Kerle in Uniform an, ehe ich das Gleichgewicht verliere, mich reflexartig mit der Hand abstützen will, es dank den Fesseln jedoch nicht kann und hart neben dem Schreibtisch auf dem Boden lande.

Sie tragen Masken über Mund und Nase.

Gas.

Einer zielt auf mich, der andere sieht sich in meinem Zimmer um.

Ich schiebe mich mit den Beinen weiter nach hinten neben meinen Schreibtisch, starre die Pistole vor mir an.

Ich kann genau in den Lauf sehen.

„Sicher.“

Sagt der eine, der sich in meinem Zimmer umgesehen hat.

Ich presse mich gegen die Wand. Mein Hals fühlt sich an wie zugeschnürt als ich bei meinem nächsten Atemzug das Gas in meiner Kehle brennen spüre.

Es riecht nach nichts, doch sofort beginne ich reflexartig zu husten, kneife die Augen zusammen und beuge mich automatisch vorn über um nach Luft zu schnappen, bekomme dadurch allerdings nur noch mehr Gas in meine Lunge.

„Hey, guck dir das an.“

Der Soldat, der auf mich zielt winkt den anderen zu sich. Beide beobachten mich, blicken auf meine Arme dir mir auf den Rücken gefesselt sind und mustern mich.

Ich schnappe nach Luft, spüre das Gas in meiner Lunge und fühle mich im nächsten Moment als hätte ich eine Flasche Wodka getrunken.

Ich bekomm keine Luft.

„Die ist gefesselt.“

„Was machen wir jetzt?“

„Was sollen wir schon machen?“

„Was glaubst du, wieso sollten die jemanden von ihrer eigenen Crew fesseln?“

Keine Fantasie, die Leute schießt es mir noch durch den Kopf, als mir schwarz vor Augen wird.

Ich spüre die Wand in meinem Rücken, wie ich an ihr zur Seite rutsche und den Boden unter mir, als ich auf der Seite liege.

Dann bin ich weg.
 

Als ich die Augen öffne, sehe ich weiß.

Alles weiß.

Es riecht wie beim Zahnarzt und mir dreht sich alles.

Was ist passiert?

Ich blinzle, sehe mich um und kann erkennen, dass ich einem Krankenbett liege.

Meine Handgelenke sind an die Seiten des Bettes gefesselt, doch ich bin eh noch zu schwach um mich zu bewegen.

Ich lasse den Kopf zurück ins Kissen fallen und atme tief durch.

„Guten Morgen, Miss. Wie fühlen sie sich?“

„Was?“

Ich flüstere und spüre sofort, dass meine Stimme streikt.

Ich muss mich wirklich anstrengen um etwas sagen zu können.

„Ich haben ein paar Fragen an Sie. Glauben Sie, Sie können sie mir beantworten?“

Ich blinzle, sehe mich zur Seite um und sehe einen jungen Mann in einem weißen Kittel auf dem Stuhl neben meinem Bett sitzen. Er hält etwas in der Hand. Einen Block Papier oder so etwas.

Einen Stift in der anderen.

Er sieht aus wie ein Arzt.

„Wo bin ich?“, frage ich leise und schließe die Augen, da ich ohne meine Brille nicht viel erkennen kann.

Oder liegt es an dem Zeug, was ich eingeatmet habe?

Stimmt, eingeatmet.

Gas.

Da war doch was.

„Sie sind hier auf der Krankenstation. Können sie mir ein paar Fragen beantworten?“

Krankenstation?

„Ich weiß nicht.“, antworte ich leise und räuspere mich, um meine Stimme etwas unter Kontrolle zu bekommen.

Meine Lunge schmerzt so.

„Gut, dann versuchen wir es mal. Können Sie mir ihren Namen sagen?“

Mein Name?

„Schieda Valentine.“

„Achso. Verstehe.“

Was versteht er daran?

Was ist hier los?

Wo bin ich wirklich?

„Als wir Sie gefunden haben, waren Sie gefesselt. Haben sie da eine Erklärung dafür?“

Eine Erklärung?

Ich schüttle reflexartig den Kopf und blinzle erneut durch den Raum um wenigstens etwas erkennen zu können.

„Sie wissen nicht, wieso Sie gefesselt waren?“

„Bin ich noch b-bei den Piraten?“

Der junge Mann mustert mich bei der Frage einen Moment, lächelt dann und schüttelt den Kopf auf meine Frage.

„Nein, sind Sie nicht. Waren sie deswegen gefesselt? Hatten die Sie gefangen gehalten?“

Ich nicke reflexartig und komme erst jetzt darauf, dass es mir hilft, wenn ich das Opfer spiele.

Der Arzt schreibt etwas auf seinen Block, sieht mich danach wieder an, doch ich weiche seinem Blick aus.

Ich spiele die Schüchterne, die Eingeschüchterte, dabei habe ich nur Angst, dass er die Wahrheit aus meinen Augen lesen kann.

So langsam kann ich mich wieder sammeln, bekomme einen klaren Kopf.

„Wieso haben sie das getan?“

Ich beiße die Zähne zusammen.

Na komm schon, Schieda.

Du hast so viele Rollenspiele mit Ruffy gespielt, jetzt spiel eins mit ihm.

Ich schaffe das.

Wenn nicht ich, wer sonst?

Ich blicke unsicher durch den Raum, will anscheinend nicht, dass man mich jemand hört.

Ich zögere, eher ich antworte, da ich es nicht aussprechen will.

Meine Antwort flüstere ich leiser als meine bisherigen Antworten.

„W-w-weil er Spaß wollte.“

„Spaß? Wer wollte das?“

„Der Käpten. Ich weiß nicht, wie er heißt, ich musste ihn so nennen.“

„Sein Name ist Monkey D. Ruffy. Was hat er mit Ihnen gemacht?“

Wieder weiche ich dem Blick zur Seite aus.

Ich möchte mir eine Strähne aus dem Augenwinkel wischen und spüre dann, dass mich die Fesseln an den Handgelenken davon abhalten.

Der Arzt bemerkt es, zögert, mustert mich noch einmal und entscheidet sich dann die Fesseln zu lösen.

Ich blicke nicht zu ihm auf, ziehe meine Arme schützend vor die Brust an und setze mich vorsichtig auf. Auch die Beine ziehe ich jetzt an. Sie sind nicht gefesselt.

Was erzähl ich ihm noch?

Hoffentlich hat er die Male an meinen Oberschenkeln gesehen. Das würde mir in die Karten spielen.

„Geschlagen. U-und angefasst.“, hauche ich, achte aber darauf, dass der Arzt nicht nachfragen muss.

Ich war noch nie so froh darüber, dass ich stottere.

„Laut unseren Akten sind Sie als Sklavin eingetragen. Ein gewisser Herr Dominik Takawa hatte Sie gekauft und er ist kurz darauf verschwunden. Sie wurden aufgrund von Verbrechen gegen die guten Sitten festgenommen.“

Sofort schüttle ich den Kopf.

„Das war anders.“

„Gut, dann erklären sie es mir.“

Meint er das ernst?

ich blicke unsicher zu ihm auf. Er hat die Arme vor der Brust verschränkt und beobachtet mich.

Ich lege die Arme um die Beine, verstecke mich halb hinter meinen Schienbeinen.

Okay, jetzt denk dir mal was aus.

„D-dominik war in m-mich verliebt. Aber ich w-war schon jemand anderem versprochen. Er hat ges-sagt, ich soll mich für ihn ent-entscheiden. Er bekommt m-mich sowieso. Ich w-wusste nicht, was er damit meint, a-aber ich liebte ihn nicht. Eine Woche später st-tand die Polizei vor meiner Tür. Ich kam gerade vom Ei-inkaufen. Sie haben gesagt, sie haben Dinge in m-meiner Wohnung gefunden und ich s-soll erklären, was das soll. Ich wusste aber selbst n-nicht, was das war, also kon-nnte ich das nicht erklären. Als ich i-in der Zelle saß haben die den K-käpten zu mir gesperrt. Wir hat-tten uns unterhalten, und irgendwie kam er dahinter, dass i-ich Konditorin bin. Er sagte, er wird mich mitn-nehmen. Irgendwann kam seine Crew u-und er hat mich wirklich mitgenommen. Er ist doch viel stärker a-als ich. Was hätte i-ich machen können? Erst sollte ich ihm n-nur einen Kuchen backen und i-ich dachte, ich könnt-te auf der nächsten Insel fliehen, aber dann hat d-die Marine mich gefunden und D-dominik hatte mich gekauft. Ich war so froh wieder ein bekan-ntes Gesicht zu sehen, aber ein paar Tage später hatte mich der K-käpten gefunden und wieder mitgenommen. Ich weiß nicht, w-was er mit Dominik gemacht hat, aber wenn Sie sagen, d-dass er verschwunden ist, dann-„

Ich breche den Satz ab und streiche mir mit dem Handrücken über meine feuchten Augen. Sie Tränen von den Schmerzen in meiner Lunge, nicht weil ich traurig bin. Aber das weiß er ja nicht.

„Dom-minik hatte mir gesagt, d-dass er die Dinge in meiner Wohnung versteckt hatte, dam-mit er mich kaufen kann. Aber n-nachdem, was ich erlebt hatte, w-war ich sogar froh, dass er mich irgendwie von d-den Piraten wegholen konnte. Der Käpten hatte m-mich danach eingesperrt und mir die Arme a-auf den Rücken gefesselt. Ich hab geschrien, aber mich hat keiner g-gehört. Er hat nicht aufgehört, und i-ich hatte solche Angst. Nachdem er mich gesch-geschlagen hat, hatte ich keine Kraft mehr, um m-mich zu wehren. Er hat mich ausgezogen und dann-„

Wieder breche ich ab. Allerdings nur, weil sich bei der Erinnerungen die Muskeln in meinem Unterleib aufs köstlichste zusammenziehen.

„Er hat m-mir so wehgetan. Ich habe ihn an-ngefleht, er soll aufhören, aber er hat immer weiter gemacht.“

Und wie er das gemacht hat. Oh, man, ich darf gar nicht dran denken.

„Ich wollte das alles n-nicht. Vor d-drei Tagen wollte ich mich wehren, d-da hat er mir den Arm ausgerenkt. Vor zwei T-tagen hat er mich wieder geschlagen und ggestern… Da war er gerade bei m-mir, als sein Schiff angegriffen wurde.“

Ich schweige, blicke auf die Bettdecke und wage nicht aufzublicken. Auch, wenn ich zu gern sein Gesicht nach meiner Geschichte sehen würde.

Ich weiß, dass er mich mustert. Er schätzt ab, ob er mir glauben kann.

Aber meine Verletzungen passen genau in meine Geschichte rein.

Irgendwann nickt er dann und seufzt.

„Okay. Ruhen Sie sich aus. Ich werde mich darum kümmern.“

Bei den Worten blicke ich zu ihm auf, denn er erhebt sich.

„Ich m-muss doch nicht zurück, oder? Stecken S-sie mich nicht zu dem K-käpten in die Zelle, bitte nicht.“

Ich greife seinen Arm, spiele verzweifelt, doch er schüttelt beruhigend den Kopf.

„Nein, keine Angst. Sie haben es hinter sich.“

Er lächelt beruhigend, nimmt meine Hand für einen Moment in seine, bis ich beruhigt nicke und lasse ihn gehen.

Mein inneres Ich klopft mir stolz auf die Schulter.

Gut gemacht, Schieda. Wenn ich nicht in einer Zelle bin, wie die anderen, dann muss ich dafür sorgen, dass ich die anderen auch aus der Zelle holen kann.

Tu mir einen Gefallen.

Kapitel 9

Ich will wissen, wo die anderen sind, aber wenn ich nach ihnen frage wissen sie, dass ich gelogen habe.

Ich muss mir was einfallen lassen.

„Miss Valentine?“

Der Junge Arzt schaut die Tür.

Ich kann noch nichts essen. Der Schock, dass ich jetzt plötzlich hier bin, war zu groß. Daher steht der volle Teller noch wie gerade auf dem kleinen Tisch neben meinem Bett.

„Sagen Sie doch bitte Schieda. Ich fühle mich hier sonst so fremd.“

Mit anderen Worten, schenk mir dein Vertrauen.

Aber er nickt und tritt in das Zimmer, wieder einen Block in der Hand.

„Okay Schieda. Mein Name ist übrigens Kaisu. Wenn wir schon beim Du sind, dann hört es sich auch besser an, wenn du mich auch mit Vornamen ansprechen kannst.“

„Danke.“

Ich nicke höflich und deute dieses nette Entgegenkommen sofort richtig.

„Also hast du mit jemandem gesprochen?“

Er nickt und setzt sich zurück auf seinen Stuhl neben meinem Bett.

„Ja, deine Geschichte würde alles erklären. Allerdings hat der Offizier noch eine Bedingung gestellt.“

Eine Bedingung?

Hoffentlich nichts kompliziertes.

„Ich mach a-alles um nicht zurück zu m-müssen.“

Er lächelt mir zu und nickt.

„Zurück musst du ja mit Sicherheit nicht. Die Strohhüte sitzen bei uns in der Zelle. Es geht jetzt darum ob du mit ihnen verurteilt wirst oder nicht.“

„Hier an Board?“, stolpert es mir heraus, doch er nickt beruhigend.

„Keine Angst, die sind gut weggeschlossen. Die kommen hier nicht her.“

Ich nicke und entspanne meine Schultern so, dass er es sehen kann, allerdings scheinbar beiläufig. Körperliche Signale sagen oft mehr als Worte und sie sind der Schlüssel zu einer guten Lüge.

„Was die Bedingung angeht…“, Kaisu sieht mich direkt an. Er will sehen, wie ich reagiere. Also jetzt ganz ruhig.

„Der Offizier will nur, dass du deine Aussage wiederholst. Mehr nicht.“

Ich nicke sofort.

Wo ist der Harken?

„N-natürlich.“
 

Noch am gleichen Tag finde ich mich in einem kleinen Raum wieder, in dessen Mitte ein kleiner Tisch, vor ihm ein Stuhl steht.

Ich soll mich auf den Stuhl setzen, was ich natürlich auch sofort mache.

Ich sehe mich einen Moment um. Die Wände sind aus kaltem Beton, auf dem Tisch steht eine Abhörschnecke, allerdings ganz offen und gut zu sehen.

Soll sie mich einschüchtern, falls ich lüge?

Damit bekommen die kein wahres Wort aus mir raus.

Nach kurzem Warten setzt sich ein Marinesoldat vor mir an den Tisch, auch Kaisu kommt mit in den Raum. Doch für Ihn ist doch gar kein Stuhl mehr frei.

„Also, Ihr Name ist also Schieda Valentine?“, beginnt der Soldat von einem Blatt Papier abzulesen. Ich nicke als Antwort und schaue zu ihm auf, die Hände auf dem Schoß.

„Könnten sie bitte laut und in Worten antworten? Wir zeichnen das Gespräch auf.“

„N-natürlich. Tut mir leid. Ja, d-das ist mein N-name.“

Der Soldat vor mir scheint etwas überrascht zu sein, dass ich stottere, es scheint ihm aber nicht unsympathisch.

Super. Ich brauche so viele Pluspunkte wie ich bekommen kann.

„Im Laufe dieses Gespräches werden wir Ihnen einige Fragen zu ihrer heutigen Aussage machen, sind Sie damit einverstanden?“

Ich will erst nur nicken, antworte dann aber doch mit einem „J-ja.“, und blicke weiter zu dem Soldaten.

Plötzlich spüre ich einen kurzen Druck, einen Stich in meinem linken Oberarm und ich zucke zusammen.

Kaisu hat mir eine kleine Spritze gesetzt.

„Autsch. W-was soll das?“, frage ich überrascht, halte mir das kleine Pflaster am Oberarm und blicke Kaisu hinterher

Er lächelt nur beruhigend und winkt ab.

„Nichts Wichtiges. Ignorier es einfach und antworte auf die Fragen, ja?“

Ich schlucke unmerklich, nicke dann jedoch.

Es dauert nicht lange, bis sich eine Wirkung zeigt.

Ich blicke erst schweigend zwischen Kaisu und dem Soldaten umher, kann mir dann allerdings plötzlich ein Lächeln nicht verkneifen.

Was war da drin?

Mir ist nicht schwindlig, aber es fühlt sich an als wäre ich gerade Achterbahn gefahren.

Adrenalin und Endorphine rasen in riesigen Mengen durch meine Venen.

„Was war das?“, frage ich dann erneut und muss kichern.

Als der Soldat mich so sieht nickt er kurz, nimmt ein anderes Blatt hervor und liest davon ab.

„Das war ein neustes Wahrheitsserum. Falls sie sich leicht schwindlig fühlen, lachen müssen oder andere, körperliche Erregungen verspüren darf es ignoriert werden. Allerdings sagen sie uns bitte Bescheid, falls ihnen Übel wird, ja?“

„Körperliche Erregungen?“, wiederhole ich grinsend und blicke zu dem Soldaten auf, der meinen Blick bei der Frage allerdings nicht erwidern möchte.

Wird er sonst rot?

Süß.

Aber in der Uniform sieht er nicht besser aus als Ruffy.

Ach ja, wieso mussten die uns nur stören?

„Ich Stelle ihnen jetzt die Fragen. Bitte antworten sie schnell und Wahrheitsgemäß.“

„Bleibt mir ja nichts anderes übrig, oder?“, grinse ich, „Hey, ich stottere gar nicht mehr. Ihr habt da ja ein richtiges, kleines Wundermittel. Kann man das auch kaufen?“

„Nicht öffentlich.“, lächelt Kaisu und ich ziehe einen gespielten Schmollmund, muss aber lächeln, als ich ihn sehe.

„Miss Valentine, sie haben ausgesagt, dass sie von den Strohhüten gefangen gehalten wurden.“

„Stimmt.“, das habe ich ausgesagt. Ich komme aus dem Grinsen nicht mehr raus.

„Stimmt es auch, dass der Käpten, ein gewisser Monkey D. Ruffy sie gefesselt und geschlagen hat?“

„Ja, das stimmt auch.“, nicke ich heftig und schaue ihn so ernst an, wie ich es in meinem Zustand zustande bekomme. Ein Lächeln schummelt sich allerdings immer wieder zurück auf meine Lippen.

„Gut. Stimmt es auch, dass er Sie, laut ihrer Aussage, angefasst hat?“

Wieder nicke ich heftig.

„Innen und außen.“

Die Antwort war anscheinend zu viel. Kaisu räuspert sich einmal und der Soldat vor mir wird mit einem Mal puterrot.

Die hier sind noch verklemmter als auf der Sunny.

Bei dem Anblick des rot angelaufenen Soldaten breche ich in schallendes Gelächter aus.

Erst nach gefühlten Minuten bekomme ich mich wieder mit Bauchschmerzen vor Lachen ein und hebe entschuldigend die Hand.

„Tut mir leid, ihr beide seid nur so extrem verklemmt.“

„Ja, sehr witzig.“, räuspert sich der Soldat und hofft anscheinend mit den Fragen vortfahren zu können.

Ich tu ihm den Gefallen und warte auf die nächste Frage.

Das macht echt Spaß.

„Sie haben auch ausgesagt, dass Sie nichts über den Aufenthaltsort eines gewissen Dominik Takawa wissen. Stimmt das?“

„Ja, das stimmt.“

„Sie wissen nichts?“

„Doch, klar weiß ich was.“

Als der Soldat mich verwirrt ansieht, muss ich kichern.

„Ja, ich habe das gesagt, aber ich hab gelogen. Ich weiß zwar nicht genau, wo Dominik ist, aber ich weiß es so ungefähr.“

„Und was wissen sie?“

„Naja, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, habe ich ihm gerade einen heißen Lötkolben in den Rachen gerammt. Aber das musste ich ja auch machen, immerhin hat er mich gefoltert. Dann muss man so was doch machen, oder nicht? Aber ich habe ihn nicht getötet. Ein paar Freunde haben ihn dann abgeholt und mitgenommen.“

„Ein Paar Freunde?“

„Naja, ich weiß nicht wirklich, wie die heißen, aber ich weiß, dass sie ihn nicht umgebracht haben. So was würden die nicht machen. Dominik lebt irgendwo noch. Aber es ist kein gutes Leben.“

Ich muss bei dem Gedanken grinsen. Der Soldat vor mir und auch Kaisu scheinen es nicht so witzig zu finden. Besonders Kaisu wird weiß wie die Wand hinter ihm.

Ich weiß gar nicht, wieso sie nicht mitlachen.

„Jetzt tut nicht so überrascht. Ein Mal in meinem Leben habe ich mich gewehrt und jetzt soll es das sein, was ich nicht gut gemacht habe? Das passt doch nicht zusammen.“

„Okay, okay. Ich glaube, das kann man noch als Notwehr geltend machen.“, mischt sich jetzt Kaisu in das Gespräch ein und ich nicke heftig auf seine Aussage zu unterstreichen.

„Das war aber so was von notwendig! Der hätte mich umgebracht! Ich bin mir ganz sicher, irgendwann hätte er mich umgebracht. Der ist wirklich total irre.“

„Okay. Und wieso hast du das gerade nicht einfach gesagt?“

„Weil ich doch nicht dastehen wollte als sei ich die Irre. Wie soll man jemandem erklären, dass es einen Grund dafür gibt, jemanden einen Lötkolben in den Rachen zu rammen? Das geht doch nicht! Ihr hättet mich sehen sollen, als mich mein Käpten gefunden hat. Dann würdet ihr das vielleicht verstehen.“

„Dein Käpten?“

„Ja klar. Ruffy ist doch mein Käpten, oder nicht? Wir waren ja immerhin auf demselben Schiff und ich musste machen, was er mir gesagt hat.“

„Weil er dich sonst geschlagen hat?“

„Ja, genau! Geschlagen hat er mich aber auch ab und zu zum Spaß. Er hat eigentlich immer einen guten Grund dafür gefunden, auch wenn ich gar nichts gemacht habe.“

Kaisu atmet erleichtert auf.

Der Soldat sagt schon die ganze Zeit nichts mehr.

„Also ist es wahr, was du mir erzählt hast?“

„Nein, kein einziges Wort.“, ich beginne zu kichern und schüttle den Kopf über ihn.

„Aber ich war schon stolz das ich mir so viel in so wenig Zeit ausdenken konnte.“

„Wie, du hast gelogen? Er hat dich also nicht geschlagen?“

„Doch, klar hat er das! Hörst du mir denn nicht zu?“

Ich stehe demonstrativ von meinem Stuhl auf, drehe mich um und ziehe die Leggins herunter bis zu meinen Knien, so dass sie die dunkelblauen Striemen auf meinen Beinen sehen können.

„Was glaubt ihr, was das ist? Knutschflecke?“

Kaisu stürzt sich beinahe zu mir, als ich mir die Hose herunterziehe und zerrt sie wieder nach oben.

Was ist denn los? Hat der noch nie jemanden ausgezogen?

„Okay, ich glaube, das war doch etwas zu viel Serum. Das ergibt doch alles keinen Sinn. Und behalt deine Hose bitte an, ja?“

„Okay, okay. Aber jetzt hab ich nicht gelogen.“

Erst jetzt mischt sich der Soldat wieder ein. Er mustert mich einen Moment, beugt sich dann zu mir herüber und flüstert mir etwas zu.

„Hatte es dir gefallen? Das schlagen?“

Er flüstert so leise, dass selbst ich ihn kaum verstehe, doch dann nicke ich sofort.

„Na endlich jemand, der mich versteht! Ja, genau so war es!“

Kaisu blickt fragend zu dem Soldaten, der nur eine abwinkende Handbewegung macht.

Sofort setzt er sich zurück auf seinen Stuhl und faltet die Hände über dem Papier.

„Noch eine Frage, glaubst du, du gehörst zu den Piraten in die Zelle?“

Wieder nicke ich heftig.

„Natürlich. Wir gehören doch zusammen.“

Der Soldat nickt einmal sachte, sieht dann zu Kaisu, der nur verwirrt daneben steht und schüttelt sachte den Kopf auf eine Frage, die ich nicht kenne.

„Was ist los? Darf ich mir aussuchen zu wem ich darf?“

Der Soldat schüttelt den Kopf auf meine Frage.

„Du bekommst eine eigene.“

„Schade. Könnt ihr mich nicht zu Ruffy stecken? Oder zu Zorro? Ich würde gerne nochmal mit ihm reden.“

„Vergiss es. Wenn du dich unterhalten willst, rede mit deinem Kissen.“
 

Als ich die Augen öffne, ist es nicht mehr so weiß.

Es ist eher Grau.

Mich drückt der Kopf und ich habe Durst.

Der Durst ist das stärkste, was ich spüre.

Was war los?

Ich war doch gerade noch im Krankenzimmer.

Haben sie es raus bekommen?

Oder mich nur zur Sicherheit eingesperrt?

Ganz vorsichtig schiebe ich meine Beine aus dem Bett, setze mich ganz langsam und vorsichtig auf und lege erst einmal meinen Kopf in die Hände, lasse mir viel Zeit, ehe ich zum Waschbecken herüberschlurfe, um etwas zu trinken.

Mir geht es gar nicht gut.

Wie es wohl den anderen geht?

„Wie geht es dir jetzt?“

Mit einem Ruch drehe ich mich um, lasse den Metallbecher fallen und starre den Soldaten an, der vor der geöffneten Tür steht.

Ich habe gar nicht gehört, wie sie entriegelt wurde.

Mein Kopf lässt mich diese schnelle Bewegung sofort büßen und ich muss mich mit einer Hand am Becken festhalten, hoffe aber, dass es nicht so auffällt. Er ist blond, hat ein kantiges Gesicht, ein unrasiertes Gesicht und tiefblaue Augen. Er sieht gut aus, nur die Uniform stört mich.

„W-wer sind Sie?“

„Ganz ruhig, ich tu dir nichts. Ich bin Naoki. Ich hab dich verhört, weißt du nicht mehr?“

Verhört? Was?

Ich schüttle verwirrt den Kopf und blinzle in den Flur hinein.

Ist er alleine?

Der will mich doch wohl nicht…

„Ist ja auch egal. Du hast gesagt-„ Naoki bricht den Satz ab, dreht sich zur Tür und zieht sie zu, schließt aber nicht ab. Erst dann sieht er mich wieder an.

„Hör zu, Schieda, ich bekomm hin, dass du nicht wegen Piraterie verurteilt wirst. Du bist ja noch nicht lange bei denen gewesen und wirklich aufgefallen bist du auch noch nicht. Ich sag nicht, dass es dir mit dem Schlagen gefallen hat, wenn du mir einen Gefallen tust, okay?“

Glaub ja nicht, dass ich dich an mich ran lasse!

Fass mich ja nicht an, ich werde sonst bissig.

„D-du willst mich hier raus hol-len?“

Er nickt, sieht sich aber nicht hinten zur Tür um, damit keiner mithört.

„Ist d-das ein Trick?“

„Nein, ich kann‘s dir erklären, aber jetzt noch nicht. Was ist? Kommst du mit?“

Ich zögere und mustere ihn genau.

Ich glaube ihm irgendwie nicht.

„Was ist m-mit den anderen?“

„Ich habe keine Zeit dir das zu erklären. Kommst du mit oder nicht?“

Das ist doch ein schlechter Schertz.

Der will mir mit Sicherheit an die Wäsche.

Und wenn schon, wenn er es hier drin machen würde, könnte ich mich gar nicht wehren.

Draußen finde ich vielleicht noch eine Waffe oder sonst was, womit ich mich wehren kann.

Also nicke ich stumm, bewege mich aber nicht.

„Was ist das f-für ein Gefallen?“

„Ich will, dass du mich heiratest.“

Meint der das ernst?

Ich kann mich nicht zurückhalten über diese Äußerung zu lachen, sehe aber, dass er nicht lacht.

Meint er das ernst?

„Ich erklärst dir gleich. Komm erst mal mit.“
 

Naoki führt mich in einen Nebenraum der Kantine. Er gibt mir ein Glas Wasser und eine Tablette.

Entweder sieht man mir an, dass es mir nicht gut geht oder er weiß, was die mir gegeben haben.

Er verschwindet für einen Moment in einer Abstellkammer. In der Zeit, in der er mich nicht gesehen hat, habe ich mir schnell ein kleines Zwiebelmesser in den Bund meines Slips gesteckt. Wenn ich es nur in den Bund meiner Hose gesteckt hätte, würde es bei der nächsten Bewegung herunterfallen und ich will nicht, dass er es weiß.

Naoki sucht mir eine Uniform heraus, die ich einfach über meine Leggins und Shirt ziehe.

So falle ich wenigstens nicht so schnell auf.

Auch meine Haare binde ich mir zu einem Pferdeschwanz zusammen und führe sie durch die Schlaufe meiner Schirmmütze.

Ob sich Ruffy das so vorgestellt hat?

Ich würde ja lächeln, aber ich bin viel zu nervös dafür.

„D-du willst, d-das ich d-dich heirate?“, flüstere ich leise, als er durch den Spalt an der Tür sieht. Er nickt, ohne mich anzusehen.

„W-wieso?“

„Versteh mich nicht falsch, ich will hier nur weg. Urlaub bekommt man hier nicht so schnell und seitdem das Gesetz der Guten Sitten in Kraft getreten ist fühle ich mich nur noch beobachtet.“

Mit einem Mal verstehe ich, was los ist.

Er ist einer von uns.

Also nicht von und Piraten, sondern von unserm inoffiziellen Club.

Als mir das klar wird entspanne ich mich mit einem Mal.

Klasse.

Wir sind doch überall.

Die Marine hat sich mit dem neuen Gesetz nur selbst in den Fuß geschossen.

„Also willst d-du nur ein paar freie Tage zum F-fliehen?“

Er nickt und sieht dann über der Schulter zu mir herüber.

„Du bist süß, wenn du stotterst.“, grinst er schief und sofort blicke ich vor mir zu Boden und werde rot.

Ich weiß, dass ich dann süß bin.

Ich bin eigentlich immer süß.

Leider.

Wenn ich es nicht wäre, würden mich vielleicht mehr Leute ernst nehmen.

So stark sein wie Nami, das wäre mal was.

„U-und wie soll das g-gehen? I-ich meine, wegen dem U-urlaub. Und dem h-heiraten.“

„Ganz einfach. Der Käpten hat dich noch nie gesehen. Ein Käpten kann zwei Menschen verheiraten. Ich werde ihn fragen, ob er das machen kann und nach unserer Hochzeit steht uns, ich meine mir, Sonderurlaub zu.

Ich habe eine Woche Zeit um meine Sachen zu packen und mich von der Marine zu verabschieden. Ich kann dich die ersten Tage mitnehmen, wenn du willst, aber es ist sicherer, wenn wir uns danach nicht mehr sehen.“

Ich verstehe, was er meint. Will erst nicken, aber etwas fehlt in seinem Plan. Etwas, was sehr wichtig für mich ist.

„Was ist m-mit den Anderen? Mit Ruffy, Nami, Zorro, San-„

Er unterbricht mich mit einem Kopfschütteln.

„Tut mir wirklich leid, ich bekomm die hier nicht raus. Das wären zu viele. Wir brauchen so wenig Aufmerksamkeit, wie es geht.“

Sofort bin ich es, die den Kopf schüttelt.

„Ohne Ruffy g-geh ich hier nicht w-weg.“

Naoki mustert mich, seufzt dann einmal leise und legt den Kopf in den Nacken.

„Okay, okay. Wir bekommen die schon irgendwie raus. Die nächste Insel ist eh zwei Wochen von hier weg. Können wir erst heiraten? Bitte? Ich will das wirklich über die Bühne bekommen.“

Ich seufze innerlich tief.

Ein Soldat, der privat gegen das Gesetz verstößt. Für ihn muss es schwerer sein als für mich. Er muss jeden Tag Angst um seine Existenz haben. Wenn er erwischt wird, dann wird er bestimmt härter bestraft als ich, da er ja das Gesetz vertreten soll.

Aber heiraten?

Es ist ja keine echte Heirat.

Muss ich dann seinen Nachnamen annehmen?

Hoffentlich nicht.

Ich mag meinen Nachnamen.

Bei dem Gedanken fällt mir ein, wenn ich Ruffy heiraten sollte, dann sind meine Initialen S. M.

Bei dem Gedanken muss ich grinsen.

S. M.

Die Buchstaben, die mein Leben bestimmen.

Wäre gar nicht so schlecht S. M. zu heißen.

„Danach holen wir sie raus?“

Er nickt sofort, also stimme ich zu.

Wenn wir fliehen, dann könnten wir ihn ja eigentlich auch mitnehmen. Dann müssten wir gar nicht heiraten. Aber ich glaube nicht, dass er sich von dem Gedanken abbringen lässt. Ein Plan B zu haben ist auch nicht so schlecht.

Und wie könnte ich seine letzte Hoffnung zerstören?

...und alles an einem Tag

Kapitel 10

Zwei Tage später ist es soweit.

Ich habe bis jetzt in Naokis Kabine geschlafen und auch sonst ist es nicht besonders aufgefallen, dass ich nicht in meiner Zelle bin, da Naoki sich wohl um mich kümmern sollte.

Ich trage kein weißes Kleid mit Schleier. Ich trage die Ausgehuniform eins Marinesoldaten.

Naoki genau das gleiche.

Eine Soldatin hat mir die Haare hochgesteckt.

Sieht gar nicht so schlecht aus.

Der Käpten sieht aus, als hätte er etwas Besseres zu Tun und ich fühle mich wie in einem Pool voller Haie.

Eine falsche Bewegung und ich werde verschlungen.

Mit Haut und Haaren.

So geschminkt und frisiert wie ich jetzt bin erkennt mich nicht einmal Kaisu wieder, obwohl er in der zweiten Reihe steht.

Ich heirate, verdammt!

Einen wildfremden Kerl dessen einzige Hoffnung auf ein glückliches Leben ich bin.

Ich bin zu nett.

Naja, wenn alles gut geht werde ich ihn nach dem Kuss vor dem Käpten nie wieder berühren.

Hoffentlich ist das auch wirklich so.

Nicht, dass sich das Naoki nach der Hochzeit anders überlegt und sich in mich verknallt.

Das fände ich nicht so prickelnd.

Aber wenn er wirklich einer von uns ist, dann ist das Risiko, dass ich ihn verpfeife einfach viel zu groß, als dass er es wagen würde.

Oder nicht?

Ich gehe allein den improvisierten Gang entlang zu Naoki, der bereits auf mich wartet.

Alle sind weiß angezogen.

Eigentlich ist es ein schönes Bild, nur die Gefühle fehlen.

Ich höre dem Käpten gar nicht zu, als er anfängt seine einstudierte Rede zu halten.

Als ich bemerke, dass Naoki mich ansieht, muss ich lächeln.

Ich bin nicht verliebt, aber sehr nervös.

Ich kreuze unter den Blumen die Finger, als die entscheidende Frage kommt.

„Ja.“

Geschafft.

Und das ohne Stottern.

Kein Wunder, es ist ja auch nicht wirklich echt.

Wie soll ich ihn küssen?

Zu kurz darf der Kuss nicht sein, sonst fliegt alles auf.

Wieso mach ich mir eigentlich Gedanken? Es heißt doch, du darfst die Braut nun küssen. Ich werde geküsst.

Also keine Panik.

Ruffy wird es schon verstehen.

Hoffentlich.

Als Naoki mich küssen darf, greift er erst meine Hand und zieht mich zu sich.

Ich wehre mich nicht. Ich bin eine gute Schauspielerin.

Alles nur ein Rollenspiel.

Zwar ohne Sex, aber wenn ich das nicht mache, dann lande ich wieder in einer Zelle.

Außerdem bekomm ich die Anderen sonst nicht aus ihren Zellen raus.

Naoki legt eine Hand in meinen Nacken, gleitet mit ihr über meinen Hand und hebt so mein Kinn etwas an.

Ich blicke zu ihm auf in seine Augen.

Eine Marinehochzeit.

Verdammt, was mach ich hier eigentlich?

Jetzt verlier nicht die Nerven.

Ein Kuss, mehr nicht.

Ohne ein Wort legt Naoki seine Lippen vorsichtig auf meine.

Ich schließe die Augen ebenfalls und es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass mich dieser Moment kalt lässt.

Mein Herz macht einen Satz als ich den Applaus hinter uns höre, ich lächle in den Kuss, versuche ihn jedoch nicht zu sehr zu erwidern.

Ein langer, keuscher Kuss besiegelt unsere Lüge.

„Danke.“, haucht er mir leise auf die Lippen, als er sich von mir löst.

Ich lächle zu ihm auf, nicke und hoffe, dass die Ehe irgendwie annulliert werden kann, ohne großes Aufsehen zu erhalten.

Oder müssen wir jetzt verheiratet bleiben?

Das ist ja jetzt auch egal.

Ich freue mich so für Naoki. Ich kenne ihn noch nicht lange, aber man kann ihm die Erleichterung ansehen.
 

An Deck beginnen sich die Soldaten zu Feiern und zu trinken.

Laute Musik klingt über Deck und ich frage mich, ob Ruffy es in seiner Zelle hören kann.

Ich habe die Sunny entdeckt. Sie wird als Kriegsbeute hinter diesem Schiff hergezogen.

Und so haben die Soldaten nicht nur eine Hochzeit zu feiern, sondern auch einen Sieg über die Piraten.

Ich wollte erst gar nichts trinken, doch mit der Zeit hat es sich in drei Wodka-Kirsch verwandelt gefolgt von einem Tequila-Zimt.

Eins muss man den Soldaten der Marine ja lassen: Sie können feiern.

Ich halte mich aber von Kaisu fern, damit er nicht doch noch dahinter kommt, was hier eigentlich los ist.

Naoki macht es mir gleich.

Wir liegen an dem Abend des Öfteren einander in den Armen, doch mehr als gehauchte Küsse lasse ich nicht zu.

Ich kann Naoki nicht verübeln, dass er so aufgedreht ist. Er hat gerade seinen Traum erfüllt.

Daher zögere ich noch mit ihm unter Deck zu verschwinden.

Das ist sein Moment.

Er ist einer von uns, das hat er sich verdient.

Nachdem ich auf Cola umgestiegen bin, einmal von der Mannschaft zur Feier des Tages in die Luft geworfen wurde und wirklich echten Spaß hatte, verschwinde ich alleine unter Deck.

Naoki kann ruhig weiter feiern.

Ich werde die Schlüssel auch so finden.

Alleine.

Da habe ich mir vielleicht etwas ausgedacht.

Aber es ist besser es jetzt zu machen, als wenn die Soldaten morgen ausgeschlafen sind.

Betrunken können sie mit Sicherheit nicht so gut kämpfen wie nüchtern.

Und ich weiß nicht, ob sie morgen wirklich alle einen Kater haben. Jetzt wird gefeiert. Sie sind abgelenkt.

Und genau, wie ich erwartet habe gibt es kaum jemanden unter Deck.

Ich gehe an meiner vorübergehenden Kabine vorbei, stecke mein Zwiebelmesser ein und gehe so selbstbewusst und selbstverständlich den Gang entlang Richtung Zellentrakt.

Wer mir entgegenkommt wird mit einem Lächeln empfangen.

Ich muss sogar einmal Glückwünsche entgegennehmen, was mich eher in Verlegenheit bringt als alles andere.

Irgendwann komme ich zum Glück an, doch sehe mich nun einem anderen Problem gegenübergestellt.

Wo sind die Schlüssel?

Bevor ich in den Zellentrakt gelange muss ich durch eine, mit Gittern gesicherte, Zwischenschleuse.

Der Wärter hatte wohl keine gute Laune, dass er nicht mit feiern durfte und hat sich, zum Glück, so die Kante gegeben dass er in seinem Stuhl eingeschlafen ist.

Ich kann die Musik bin hier unten hören.

Ich sehe die Schlüssel am Gürtel des Wärters und Zögere.

Mist.

Wenn ich den jetzt wecke wird es schwer zu erklären, was ich hier unten am Tag meiner Hochzeit zu suchen habe.

So leise ich kann gehe ich auf den Wärter zu, knie mich neben ihn und versuche vorsichtig seinen Gürtel zu öffnen.

Mein Herz rast.

Verdammt, hätte ich doch bloß nichts getrunken.

Ich ziehe den geöffneten Gürtel vorsichtig aus den Schlaufen und lasse die Schlüssel in meine Hand fallen.

Geschafft!

Ich grinse glücklich und halb betrunken vor mich hin, erhebe mich mit einem Ruck und muss aufpassen, dass ich das Gleichgewicht nicht verliere.

Gerade in dem Moment suche ich nach Halt, lehne mich Reflexartig gegen den schlafenden Wärter, der sofort von seinem Stuhl fällt.

Nein! Verdammt!

Mit einem Mal bin ich wieder nüchtern, starre den Wärter vor mir auf dem Boden an und erstarre.

Doch erst als ich höre, wie er selbst auf dem Boden weiterschnarcht muss ich mir ein Kichern verkneifen.

So viel Stress für nichts.

So viel Mühe hätte ich mir gar nicht geben müssen.

Naja, sicher ist sicher.

„Schieda?“

Bei dem Wort zucke ich zusammen und drehe mich sofort um, entspanne mich aber, als ich sehe, dass es nur Naoki ist.

„Ach, d-du bist es nur. Ich hatte schon A-angst, dass man mich entdeckt. Du bist g-gerade richtig.“, grinse ich glücklich und halte den Schlüssel in die Luft. Naoki erwidert mein Lächeln, nickt und hält mir die Hand hin, so dass ich ihm die Schlüssel gebe.

„Wenn wir jetzt a-abhauen, kannst du m-mitkommen, ohne dass jemand w-was merkt.“, erkläre ich ihm sofort kurz und stichhaltig, während er sich den Schlüssel genauer ansieht.

„Wenn das nur so einfach wäre.“, sagt er dann und sieht zu mir auf.

Beinahe Zeitgleich verschwinden die Schlüssel in seiner Tasche.

Ich blinzle, lächle aber noch.

Hat er mich nicht verstanden?

„I-ich dachte, du w-willst hier weg. Das wäre doch p-perfekt, wenn es heute ist, o-oder nicht?“

Naoki lächelt noch, schüttelt dann aber den Kopf.

„Ich hab dir doch erklärt, wie ich das geplant habe. Wenn wir sie jetzt raus lassen, und es schief geht, dann sind wir auch dran. Wir warten, bis wir angelegt haben, okay?“

„Bis w-wir angelegt haben? D-dann ist es viel zu spät. Wir kommen n-nie aus dem Hafen eines Marinest-tützpunktes, das m-musst du doch wissen.“

„Tut mir echt Leid, wir machen das so, wie ich das sage. Entweder wir warten noch oder wir lassen es ganz.“

„D-das kann unmöglich dein E-ernst sein.“

Ich starre Naoki fassungslos an, doch er bewegt keinen Muskel.

Er meint es wirklich ernst.

„Naoki, gib mir die Schl-lüssel. Wenn du mir nicht hi-ilfst, dann mach ich das a-alleine.“

„Das ist nicht so einfach, wie du dir das vorstellst.“

„Keiner m-muss wissen, dass du m-mir geholfen hast.“

„Jeder wird es wissen.“

„Naoki, ich mein e-es ernst. Gib mir d-die Schlüssel.“

„Hör auf mit dem Blödsinn und komm wieder mit an Deck. Es hat dir doch auch Spaß gemacht, oder nicht?“

„Gib mir die Schlüssel.“

Naoki verdreht die Augen. Merkt er nicht, wie ernst es mir ist?

Er nimmt mich nicht ernst, kommt auf mich zu und greift mein Handgelenk.

„Nach zwei Wodka gehst dir wieder besser.“

Mit einem Ruck reiße ich mich los, weiche zwei Schritte zurück bis ich das Gitter in meinem Rücken spüre und ziehe das Zwiebelmesser.

Ich halte es so, dass er es sehen kann, fühle mich aber selbst nicht wohl dabei.

„Zwing m-mich nicht dazu. Ich will d-das nicht.“, sage ich leise und spüre, wie mein Puls rast. Mein Herz hämmert gegen meine Brust.

Bitte, gib mir einfach die Schlüssel.

Naoki mustert mich einen Moment ernst, ehe ein Lächeln seine Miene erweichen lässt.

„Okay.“, sagt er leise, senkt den Blick, greift in seine Tasche und kommt auf mich zu.

Mach jetzt nichts Falsches.

Ich beobachte Naoki genau, er bewegt sich viel zu selbstsicher dafür, dass er gerade von mir mit dem Messer bedroht wird.

Noch ein Schritt, dann plötzlich will er nach meinem Handgelenk greifen. Ich weiche so aus, wie es Zorro mir gezeigt hat, steche zu und treffe Naoki am Hals.

Ich bin so Schockiert über das Blut, das aus seinem Hals schießt, dass mir das Messer sofort aus der Hand fällt.

Naokis Blut spritzt mir entgegen, er starrt mich schockiert und verwirrt an, greift an seinen Hals, das Blut rinnt zwischen seinen Fingern aus seinem Hals, ehe er zu Boden geht.

Tränen schießen mir in die Augen, ich stoße die Luft aus meinen Lungen, schnappe nach Luft, starre Naoki vor mir auf dem Boden an und verstehe nicht, was ich gerade getan habe.

Nein, das ist doch alles nicht wahr.

Wieso hat er mir nicht die Schlüssel gegeben?

Die Schlüssel!

Naoki schnappt am Boden nach Luft, als ich mich panisch zu ihm Knie und in seine Tasche greife.

„Tut mir leid, tut mir so leid.“, schluchze ich, kann ihm jedoch nicht mehr in die Augen blicken, da ich weiß, dass er stirbt.

Ich verlasse die Zwischenschleuse, greife mit zitternden Händen die Schlüssel und breche noch vor der ersten Tür in Tränen aus.

Wieso hat er mir nicht einfach die Schlüssel gegeben?

Meine Hände zittern, meine Knie möchten nachgeben, doch ich muss wenigstens eine Tür aufschließen.

Nur eine.

Der erste Schlüssel passt nicht.

Der zweite auch nicht.

Ich streiche mir mit dem Handrücken über meine nassen Augen, da ich vor Tränen nichts mehr sehen kann.

Bitte, mach dass das nicht wahr ist.

Der nächste passt. Ich drehe den Schlüssel herum und höre in dem Moment einen Schuss.

Ich zucke reflexartig zusammen, starre den Gang herunter und sehe den betrunkenen Wärter auf mich zielen.

Er hat mich nicht getroffen, was kein Wunder ist, so betrunken wie er ist. Doch auf mein Glück will ich mich nicht länger verlassen.

Ich reiße die Tür zur Zelle auf, stelle mich hinter ihr und höre einen weiteren Schuss.

Jetzt endlich gebe ich nach, lass meinen Körper in die Knie gehen, halte mich weiter an dem Türgriff fest und schließe die Augen.

Naoki, wieso hast du das gemacht?

Wir waren doch Freunde.

Ich wollte dich mitnehmen.

Ich wollte das nicht.

Sein Blut, was mir gerade noch warm über den Arm gelaufen ist, wird kalt.

Ich wollte das nicht.

Ich spüre eine Hand auf meiner. Sie will mir die Schlüssel wegnehmen.

Ich blicke sofort auf und erkenne nur schwer durch die Tränen Lysop. Chopper kommt im nächsten Moment ebenfalls zu uns hinter die Tür.

Sie waren in der gleichen Zelle.

Ich lasse den Schlüssel sofort los, lasse mich auf den Boden sinken und schiebe mich mit den Beinen an die Wand.

„Schieda, bist du okay? Blutest du?“

Chopper greift meinen Arm, doch ich schüttle nur den Kopf.

Nein.

Ich will das nicht.

Ich wollte das nicht. Ich wollte ihn nie so treffen.

Wieso habe ich zugestochen?

Wieso habe ich nicht auf seine Hände gezielt?

Irgendwo anders hin.

Wieso nicht?

Um mich herum tritt einer nach dem Anderen aus seiner Zelle.

War es das wert?

Wieso?

„Schieda!“

Ich blicke sofort auf, als ich ihn höre.

„Käpten.“

Ich streiche mir mit beiden Händen über die Wangen, die Tränen zur Seite und damit das Blut auf meine Wangen.

Ich hab es überall.

„Geht’s dir gut? Was ist los?“

Ich kann ihm nicht antworten, da es zu lange dauern würde es zu erklären.

Es ist Sanji, der den Schüssen ein Ende setzt.

„Blutest du?“, fragt mich diesmal auch Ruffy, als er mich so sieht.

„Das ist nicht mein Blut.“, hauche ich leise und schüttle den Kopf.

Ich beobachte, wie Ruffy mich mustert, nur nicht an mir selbst heruntersehen zu müssen.

Ich will das Blut nicht sehen.

Ruffy kniet sich zu mir, doch er küsst mich nicht. Noch weiß es nicht jeder.

„Geht’s dir gut? Ich muss dir was sagen.“, flüstert er dann, doch darauf kann ich nur den Kopf schütteln.

„Ich muss hier weg.“

Mehr kann ich nicht sagen.

Ruffy nickt ohne ein weiteres Wort, winkt Zorro zu sich, der mich dann auf seinen Rücken nimmt.

Ich bin froh, dass ich nicht laufen muss.

Wieso hat er mir die Schlüssel nicht einfach gegeben?

„Es tut mir so leid.“, flüstere ich, schließe Zorro in meine Arme und spüre, wie er zusammen mit den Anderen losrennt. Als wir durch die Schleuse gehen, schließe ich die Augen fest.

Ich will es nicht sehen.

Ich wollte nie, dass das passiert.
 

Kurz bevor wir an Deck ankommen, hält Nami die gesamte Crew auf.

„Ich weiß zwar nicht, was hier los ist, aber solange die feiern kommen wir hier weg, ohne dass die Sunny weiteren Schaden nehmen muss. Bleibt zusammen, hörst du Ruffy?“

Während Nami redet beobachte ich Ruffy von der Seite.

Ich fühle mich so schwach.

Ich hätte das nicht machen dürfen.

Ruffy bemerkt nicht, dass ich ihn ansehe. Er diskutiert eine kleine Weile mit Nami darüber, doch wenigstens ein bisschen kämpfen zu dürfen.

Irgendwann scheint ihm aber wieder etwas einzufallen.

Ich falle ihm ein.

Er wirft mir einen Sekundenbruchteil einen Blick zu, nickt dann aber gespielt schmollend auf Namis Anweisung.

Ich sage nichts mehr.

Ich will nie wieder etwas sagen.

Hätte ich ihm noch helfen können?

Wenn ich Chopper gesagt hätte, er soll nach ihm sehen, hätte er noch gelebt?

Konnte er sich die Wunde am Hals zu halten?

Wenigstens so sehr, dass er überlebt?

Mit einem Ruck reißt mich Zorro aus den Gedanken, als wir leise und unauffällig an der Reling entlang hinter den gedeckten Tischen auf dem Weg zum Heck des Schiffes schleichen.

Ich beiße unbewusst die Zähne aufeinander, schließe die Augen und warte.

Ich spüre, wie Zorro läuft, aber ich will nichts mehr sehen.

Nichts mehr hören.

Nichts mehr sagen oder spüren.

Ich will nur, dass es aufhört.

Alles soll aufhören.

Zorro setzt mich unter Deck auf der Sunny auf die Bank in der Kombüse.

Ganz vorsichtig, damit ich nicht zur Seite kippe, doch so schwach bin ich nicht.

„Ich muss den anderen helfen. Kann ich dich hier alleine lassen?“, fragt er schnell und will schon wieder aus der Tür. Doch ohne, dass ich antworte, lässt er mich nicht hier.

Ich weine schon lange nicht mehr.

Ich blicke zu Zorro auf, dann auf meine rechte Hand mit dem kleinen, schmalen Ring.

Ich streiche mit einem Finger über ihn, um unter dem Blut das Gold sehen zu können.

„Ich habe heute, an meinem Hochzeitstag, meinen Ehemann umgebracht.“

Zorro starrt mich verwirrt an. Ich kann ihm nicht vorhalten, dass er nicht weiß, ob ich wirres Zeug rede oder es ernst meine.

Nachdem er mich einen Moment gemustert hat dreht er sich zur Tür.

„Chopper! Komm her!“

Dann dreht er sich wieder zu mir, aber er könnte schon wieder gehen.

Ist schon gut.

„Du bleibst jetzt nicht alleine. Wir reden später, okay?“

Reden?

Ausgerechnet er?

Bei dem Gedanken weiß ich nicht, ob ich lächeln, oder ob mir mein Zustand Angst machen sollte.

So ernst, dass sogar Zorro mit mir reden will?

Ich nicke auf seine Frage kurz, als Chopper schon in den Raum getapst kommt.

Zorro dreht sich sofort zu ihm.

„Pass auf sie auf. Ich helfe den anderen.“

Zorro hatte mich nur getragen, weil er keine Waffen dabei hatte.

Ruffy braucht keine Waffen, Sanji auch nicht. Sie hätten kämpfen können.

Zorro hat mich getragen, weil er ohne seine Schwerter zwar noch stark ist, aber sich beim Kämpfen nicht so wohl fühlt, wie die anderen.

Nicht mehr der Fisch im Wasser.

Naoki.

Er hat mich so verängstigt angesehen.

Er wusste, dass er stirbt.

Wieso hat er mir nicht einfach die Schlüssel gegeben?

Wieso wollte er nicht mit?

Ich habe geheiratet, gefeiert, getötet und wurde Witwe.

Und das alles an einem Tag.

An meinem Hochzeitstag.

Worauf kommt es an?

Kapitel 11

Am selben Abend wollte Ruffy noch mit mir reden.

Ich lag mit nassen Haaren im Bett, als er in mein Zimmer kam.

Ich hatte über zwei Stunden gebadet, und fühlte mich immer noch nicht sauber.

„Schieda, ich muss dir was sagen.“

Ich antwortete nicht, blieb auf der Seite liegen und wartete. Ich kenne Ruffy. Er mag es nicht, wenn man ihn ansieht, wenn er etwas Wichtiges sagen will.

So auch nicht dann.

„Hör zu, ich wollte dir das so schnell wie möglich sagen. Ich will dich nicht anlügen, und ich will, dass du weißt, dass es mir Leid tut. Ich mach das wirklich nie wieder. Es war nur-„

Er bricht den Satz ab.

Ich weiß sofort, was er mir sagen will.

„Mit wem hast du geschlafen? Nami oder Robin?“

Ich konnte fühlen, dass er mich ansieht. Sein Atem stockte und ich hörte, dass er zögerte.

„Nami.“, sagte er dann leise und ich schloss meine Augen für den Moment.

Ich war nicht wütend.

Nein, gar nicht.

Ich fühlte in dem Moment gar nichts.

„Ist schon okay.“, hauchte ich dann leise und spürte, dass es weniger war, als Ruffy erwartet hatte.

Er hat nicht nur erwartet, dass ich wütend werde, er wollte, dass ich es werde.

Meine Reaktion war nicht nur verwirrend, sondern auch enttäuschend.

„Okay?“

Ruffy war verwirrt.

Ich nickte.

„Ja, ist okay. Ich hab geheiratet.“
 

Das war vor zwei Tagen.

Ich esse seit dem nichts. Chopper regt sich jeden Tag darüber auf, will, dass ich etwas esse, aber ich kann nicht. Ich schließe mich in meinem Zimmer ein und bin froh darüber, dass ich hier nichts hören kann. Ich lasse keinen rein, weil ich nicht höre, ob überhaupt jemand vor der Tür steht oder nicht.

Ich spüre jetzt noch das Blut an meinen Händen.

Ich hätte nachgeben müssen.

Ich habe Durst, nur leider ist meine Wasserflasche leer.

Ich seufze leise, gehe zur Tür, zögere und lege eine Hand an den Schlüssel.

Schlüssel.

So ein kleines Ding was so viel entscheiden kann.

Wieso hat er sie mir nicht einfach gegeben?

Ich schließe die Augen, drehe den Schlüssel und atme einmal tief durch.

Doch als ich die Klinke herunter drücke, kommt mir die Tür plötzlich entgegen.

Ich weiche einen Schritt zurück, weiche der Tür aus und blinzle, als Zorro sie hinter sich abschließt.

Erst, als er den Schlüssel an sich genommen hat dreht er sich zu mir und sieht mich an.

Ich beiße die Zähne zusammen, blicke zu ihm auf, weiche nach wenigen Sekunden seinem Blick jedoch aus.

Ich bin zu schwach für diese Spiele.

„Reden wir.“

Zorro geht von der Tür weg in dem Wissen, dass ich sie nicht öffnen kann und setzt sich an meinen Schreibtisch.

Ich blicke auf die Türklinke, seufze dann so laut, dass Zorro es mitbekommt und lasse mich zurück auf mein Bett fallen.

„Du redest, ich höre zu.“, sage ich sofort und ich weiß, dass er mich ansieht.

Er zögert lange.

Und ich hab so was von keine Lust auf das alles.

„Ich bin mir nicht sicher ob das, was du gesagt hattest, wahr war. Weißt du noch, was du mir gesagt hast?“

Ich nicke vorsichtig.

Ja, ich weiß es noch.

„Und ist es so, wie du es gesagt hast?“

„Nicht so richtig.“, gebe ich leise zu, bin mir aber nicht sicher, ob er es gehört hat.

Er scheint mir anzusehen, dass ich nicht lauter sprechen will, erhebt sich daher vom Stuhl und setzt sich neben mich auf das Bett.

Ich bleibe liegen, versuche ihn zu ignorieren und starre an die Zimmerdecke.

„Ich habe ihn nicht geliebt oder so. Aber wir haben wirklich geheiratet. Er hat gesagt, er will weg von der Marine und mit dem Sonderurlaub nach einer Hochzeit hat er genug Zeit weit genug weg zu kommen. Also hatte ich ja gesagt. Aber als ich euch dann in der Aufruhe raus lassen wollte, wolle er nicht, dass ich das mache. Er hat gedacht, wenn ich euch raus lasse fliegt sein Plan auf und er wird nie einen Neuanfang machen können.“

Die Worte sprudeln so aus mir heraus und es fühlt sich so an, als hätte ich nur darauf gewartet es aussprechen zu können.

Das alles sogar ohne Stottern.

„Wieso wollte er von der Marine weg?“

Auf die Frage schüttle ich nur den Kopf. Ich weiß nicht, ob er es gut finden würde, wenn ich es ihm sage, daher winke ich nur ab.

„Das würde zu lange dauern, es zu erklären.“

Zorro versteht sofort und nickt nur sachte, was ich im Augenwinkel sehen kann.

Ich sehe ihn nicht an, er mich aber auch nicht.

„Zwei Tage haben wir in demselben Zimmer gewohnt, im selben Bett geschlafen. Er hat sich die ganze Zeit um mich gekümmert und dafür gesorgt, dass ich nicht auffalle. Wir sind zusammen zur Kantine und zur Arbeit. Ich sollte mich um irgendwas Unwichtiges kümmern. Akten sortieren und so etwas. Keiner hätte je gedacht, dass ich nicht zu ihnen gehöre. Er war der einzige, mit dem ich mich unterhalten habe, auch wenn es nicht viel war, was ich gesagt habe. Er hat mir viel erzählt. Ich glaube, er konnte lange mit keinem wirklich reden.“

Ich fahre mir mit den Fingern durch die Haare, als ich mich an all das erinnere.

Jetzt wird es doch wieder zu viel.

Ich bewege keinen Muskel, schließe die Augen und warte.

Gleich geht’s mir wieder besser.

Ich höre, wie Zorro sich zu mir umdreht und ich weiß, dass er mich ansieht.

„Ich hab genau das gemacht, was du mir gesagt hast.“, flüstere ich dann, ohne die Augen zu öffnen.

„Dann hat er dich angegriffen?“

„Er war verzweifelt.“

„Du hast dich nur gewehrt, stimmt’s?“

„Ich hätte nicht zustechen dürfen.“

„Was wäre passiert, wenn du es nicht gemacht hättest?“

Auf die Frage weiß ich keine Antwort.

Ich schlucke, denke über die Frage nach und schüttle dann sachte den Kopf.

„Er würde noch leben.“, flüstere ich und spüre das Brennen meiner Tränen in meinen Augen.

Noch immer halte ich sie geschlossen.

Ich will nicht sehen wie Zorro mich ansieht.

Ich will gar nichts sehen.

„Hat er dir eine Wahl gelassen?“

Entweder machen wir das so, wie ich es sage, oder wir lassen es ganz.

Das hat er gesagt.

Aber das war keine wirkliche Wahl.

„Aber och konnte doch nicht einfach zustechen.“

„Hast du bestimmt auch nicht.“

„Er hat das Messer gesehen. Er wusste, dass ich die Schlüssel wollte. Wieso hat er sie mir nicht gegeben?“

Darauf weiß Zorro keine Antwort.

Ich beiße die Zähne aufeinander, atme tief durch und schweige.

Wir schweigen beide.

„Ich hätte nicht zustechen dürfen.“

„Ließ er dir eine Wahl? Ganz ehrlich?“

Zorro weiß, dass die Frage riskant ist. Was wird er sagen, wenn er mir eine Wahl gelassen hat?

Daher denke ich sehr über die Antwort nach.

Hat er mir eine Wahl gelassen?

Wenn ich mich nicht gewehrt hätte, dann hätte er mich zurück an Deck geschleppt, ich hätte vor wut und Trauer mehr getrunken und wäre am nächsten Morgen aufgewacht, mit einem unglaublichen Kater und einem schlechten Gewissen. Ich hätte keine gute Gelegenheit mhr gefunden die Anderen aus den Zellen zu holen und hätte irgendwann in der Zeitung gelesen, wie sie hingerichtet wurden. Und das alles nur, weil ich mich nicht gewehrt habe.

Er hat mir keine Wahl gelassen, aber ich habe ihm eine gelassen.

Ich wollte, dass er mit uns kommt.

Ich wollte, dass er über uns seinen Neuanfang bekommt.

Wieso wollte er nicht?

Ich musste es tun.

Es tut mir so leid, aber ich musste es tun.

Es ging nicht anders.

„Nein, hat er nicht.“, flüstere ich leise und wundere mich, dass ich nicht weine.

Zorro zögert einen Moment, schiebt dann seine Hand unter meinen Rücken und zieht mich weiter aufs Bett.

Erst jetzt öffne ich meine Augen, blinzle und spüre, wie mein Hals sich zuschnürt.

Ich würde am liebsten weinen, aber die Zeit dafür ist vorbei.

Ich bin zu schwach zum Weinen.

Ich drehe mich auf die Seite, ziehe die Beine an und greife Zorros Shirt.

Er bleibt bei mir. Ich sage nicht, dass ich ihn jetzt brauche, das weiß er von ganz allein.

Ich schließe die Augen erneut und spüre, was für eine Last er mir von den Schultern genommen hat.

Ich konnte nicht schlafen, seit ich wieder hier bin.

Aber jetzt.

„Gleich ist das Mittagessen fertig. Kommst du mit?“

Er fragt mich vorsichtig, stützt sich mit einem Arm von der Matratze ab als hätte er Angst in sie hinein zu fallen und ich weiß, dass er mich ansieht.

Ich will mich gar nicht mehr bewegen, schüttle dann aber doch den Kopf.

„Nein. Ich hab seit Tagen nicht geschlafen. Erst schlafen.“, murmle ich und bleibe kraftlos liegen.

Zorro zögert, nickt dann, greift über mich hinweg und zieht die Decke über uns.

Er geht nicht weg, worüber ich noch nie so dankbar war.

Ich will jetzt nicht alleine sein.

Nicht mehr.
 

Als ich die Augen aufschlage, liegt er noch bei mir.

Es ist dunkel und entweder hat er mich nicht alleine gelassen, oder er ist wieder zurückgekommen.

Ich muss daran denken, wie er in mein Zimmer gekommen ist.

Hat er die ganze Zeit vor der Tür gewartet?

Oder war es nur ein kleiner Zufall?

Soll ich ihn gleich mal fragen?

Ganz vorsichtig blicke ich auf. Ob er schläft?

Seine Augen sind geschlossen.

Aber ich bin mir nicht so sicher.

Er atmet ruhig.

Ist ganz entspannt.

Aber schläft er wirklich?

Ich beobachte seine Augenlider in der Dunkelheit und sehe keine Bewegung.

Er ist wach.

Ganz sicher.

Wenn man schläft bewegt man die Augen unter den Lidern. Das macht er nicht.

„Kannst du nicht schlafen?“, flüstere ich dann leise. Er bewegt sich nicht, zögert.

Habe ich mich geirrt?

„Nicht wirklich.“

Ich wusste es.

„Wieso nicht? Falsches Bett?“

Zorro schüttelt den Kopf, atmet einmal tief durch und beginnt sich zu bewegen, sich auf die Seite zu drehen und vor mir liegen zu bleiben.

„Du hast ihn nicht geheiratet, weil du es wolltest, oder?“

Ich lege den Kopf auf das Kissen, sehe ihn weiter an und ziehe meine Beine bei der Frage an, Schüttle dann aber sachte den Kopf.

„Ich habe ihn nicht geliebt oder so, falls du das meinst.“

„Hast du es Ruffy gesagt?“

Ich nicke stumm.

„Glaubst du nicht, dass er das falsch versteht?“

Ich seufze leise, nicke erneut.

„Ich bin mir sogar sicher. Aber ich glaube, wir müssen eh nochmal miteinander reden.“

„Wie kommst du darauf?“

Naja, er hat mit Nami geschlafen. Ich meine, okay, ich habe mit Sanji geschlafen. Aber wir spielen doch keine Spielchen, dass wir Gleiches mit Gleichem vergelten, oder?

Muss das Zorro wirklich wissen?

Ich seufze leise und schüttle den Kopf.

Gerade Zorro versteht so etwas doch nicht.

„Bist du sicher, dass du nicht drüber reden willst? Dafür bin ich hier.“

Wow, Zorro in Redelaune. Oder eher Zuhörlaune. Ich schüttle erneut den Kopf, ohne wirklich darüber nachzudenken.

Er schweigt.

Okay, vielleicht will ich doch drüber reden.

„Ich bin nicht sicher, ob wir noch zusammen sind.“, flüstere ich dann doch leise und warte.

Zorro sagt nichts.

Ein Glück.

Wieso sage ich ihm das eigentlich?

Wieder schüttle ich den Kopf und seufze über meine eigenen Worte.

„Vergiss es. Ich muss mit ihm reden.“

Zorro nickt dann und schweigt.

Er redet wirklich nicht viel.

„Wie geht es dir jetzt?“, unterbricht er nach einer Zeit doch die Stille und ich weiß, dass er mich ansieht.

Ich zucke nur ratlos mit den Schultern.

„Ich bin mir nicht sicher.“

„Das wird mit der Zeit besser.“

Ich nicke.

Wie geht es mir eigentlich wirklich?

„Ich glaube, ich war nicht so traurig, wie ich gedacht habe. Eher geschockt, dass es so einfach war.“, flüstere ich nachdenklich.

„Jetzt weiß ich, wieso Ruffy so seine Probleme hatte.“

Genau, daran wird es gelegen haben. Er musste vorher bestimmt schon einigen beim Sterben zusehen.

„Es ist viel einfacher zu töten, als es sein dürfte.“

Zorro nickt unmerklich bei meinen Worten. Aber ich merke es, sehe aber nicht zu ihm auf.

„Wie war es für dich?“, frage ich dann einfach, weil ich es nicht mag, nur mich sprechen zu hören.

„Was meinst du?“

„Als du zum ersten mal… Du weißt schon… Jemanden umgebracht hast.“

Zorro zögert lange. Ich bin mir sicher, dass er sich sofort daran erinnert.

Ich glaube aber nicht, dass er jemals vorhatte, darüber zu sprechen.

„Es war wirklich leicht.“, stimmt er mir dann zu, ehe er erneut einige Zeit schweigt.

„Ich hab eigentlich nie wirklich versucht darüber nachzudenken. Das gehört hier halt dazu.“

„Das ist zu einfach.“, sage ich leise und schaue zu ihm auf. Zorro sieht über mich hinweg, als er sich erinnert.

„Das erste Mal war wirklich etwas ganz anderes. Es hat geschockt, du hast Recht. Es war viel schneller vorbei, als ich es mir vorher überlegt hatte. Es ist eigentlich niemals so, wie man es sich vorstellt.“

„Nichts ist jemals so, wie man es sich vorstellt.“, sage ich dann leise. Zorro sieht bei den Worten z mir herunter und erst jetzt realisiere ich, dass ich ihn die ganze Zeit angesehen habe. Sofort senke ich den Blick.

Ist ja nicht so, dass ich ihn anstarren will.

„Wie hattest du es dir vorgestellt?“

Ich blinzle.

Reden wir noch übers töten?

„Vor dem ersten Mal?“, frage ich leise und spüre, dass er nickt.

„Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, ich wollte es eigentlich nie machen. Dabei wusste ich, dass es irgendwann so weit kommen wird, auch wenn ich es nicht gehofft habe.“

„Es gehört dazu.“

Ich nicke über seine Worte.

„Ja. Leider. Das Leben wäre leichter, wenn es nicht passieren würde. Viel leichter, ruhiger und langweiliger.“, sage ich in Gedanken und nicke über meine eignen Worte.

Wenn man nicht töten könnte, dann würden viel mehr Menschen auf der Welt leben. Viel mehr Menschen würden sehr alt werden und wenn man gesund bleibt, könnte man machen, was man wollte, ohne Angst haben zu müssen. Das heißt auch, ohne Aufregung oder Erleichterung.

Und das bedeutet nichts anderes als Langeweile.

„Vieles gehört zum Leben dazu.“, nickt Zorro dann ebenfalls.

Bei seinen Worten ziehen sich die Muskeln in meinem Unterleib erst langsam, dann stärker zusammen.

Es ist, als würde mein inneres Ich mich wecken wollen.

Ich versuche mich nicht zu bewegen, es nicht zu zeigen, blinzle allerdings über meinen eigenen Körper.

Was ist los?

War was?

Habe ich was verpasst?

Habe ich an was gedacht, was ich nicht realisiert habe?

„Man lernt mit der Zeit damit umzugehen.“, sagt er leise.

Ich versuche meinen Atem unter Kontrolle zu halten, presse vorsichtig die Beine zusammen und nicke auf das, was er gesagt hat.

Okay, ganz ruhig.

Was ist los?

Hier sind die Fakten.

Ich liege mit Zorro im Bett.

Wir sind beide angezogen und ich kann seine Narbe nicht sehen.

Also ganz ruhig.

Diese Narbe, verdammt, wieso musste ich an sie denken?

Ich schließe die Augen und warte.

Ruhig, Schieda, bekomm dich unter Kontrolle.

Doch als ich die Augen schließe sehe ich die Narbe sofort wieder vor mir.

Ich beiße die Zähne zusammen.

Hoffentlich merkt er nichts.

Nichts merken, Zorro.

Bring ihn zum Reden, dann ist er abgelenkt.

„S-o wie ich das m-mitbekommen hab, gehört schlafen bei dir mit ganz oben a-auf die Liste.“, flüstere ich und harre mich dafür, dass ich wieder stottere.

Zorro bemerkt es auch, blinzelt und sieht mich an. Ich erwidere den Blick nicht.

„Was ist los? Du stotterst wieder?“

Ich nicke, seufze allerdings innerlich resignierend.

Nicht ich soll reden, sondern du!

„Bin w-wohl wieder normal.“, winke ich kurz ab und schlucke.

Ich weiß, dass Zorro mich weiter ansieht. Er nickt dann aber zum Glück einmal kurz und schaut wieder über mich hinweg.

„Schlafen? Unterschätz das nicht. Wenn ich mich nicht ausruhe, dann hat das Training keinen Sinn. Wie soll ich sonst Ausdauer aufbauen?“

„W-wieso trainierst d-du eigentlich so viel?“

Und wieso ohne Shirt?!

Wieder dieses Bild vor meinem inneren Auge.

Zorro mit einem Schwert in beiden Händen ohne Shirt verschwitzt und am Trainieren.

Fuck!

Das macht es alles noch schlimmer.

Nein, das ist nicht gut.

Denk an was anderes!

Ich beiße die Zähne zusammen als ich spüre, wie ich feucht werde.

Nicht bewegen.

Nur nicht bewegen.

Wenn er das unterbewusst irgendwie mitbekommt wird sein Schwanz hart, ohne dass er weiß, wieso.

Hör auf so etwas zu denken!

Er antwortet nicht!

Ich blicke sofort zu ihm auf, als ich es realisiere und bereue es sofort.

Er beobachtet mich.

Weiß er Bescheid?

Wie denn? Natürlich nicht!

„Alles okay?“

„W-wieso?“

Meine Wangen glühen und ich hoffe, dass er das in der Dunkelheit nicht sieht.

„Was willst du eigentlich?“

Will er das wirklich wissen?

Sofort senke ich den Blick.

Was ich wirklich will?

„I-ich will-„

Ich breche den Satz ab.

Weiß er, dass ich feucht bin?

Spürt er es auch?

Und was ist, wenn nicht?

Dann darf er mich ausziehen und so lange anfassen, bis er es merkt!

Er darf alles mit mir machen, Hauptsache ich bin es, mit die er es macht.

Nein, verkneif dir die Antwort besser!

Er ist nicht Sanji, er wird nein sagen!

Aber Ruffy ist auch nicht Sanji und ihm hat es gefallen.

Sehr gefallen.

Und mir erst.

„Du willst?“, fragt Zorro nach und legt eine Hand auf meine Schulter.

Ich zucke zusammen bei der Berührung, da ich sie nicht erwartet habe, schließe die Augen und atme einmal durch.

„Darf i-ich dich vorher was f-fragen?“

Ich weiß, dass er stutzt, doch er nickt.

Okay. Eine Frage und ich werde wissen, ob er so weit gehen würde oder nicht.

„H-hast du dir m-mich schon einmal vorgestellt?“

„W-was?“

Wieder diese unsichere Reaktion.

Aber er lässt meine Schulter nicht los.

Er hat mich falsch verstanden. Oder er weiß nicht, wovon ich rede.

Offensive oder Defensive?

Mit der Defensive komm ich bei ihm nicht weiter.

Er würde aufstehen und gehen.

Er soll nicht gehen.

Nicht jetzt.

Ohne ein Wort greife ich seine Hand, schließe die Augen und ziehe sie auf meine Brust.

Nicht zwischen die Beine, auf die Brust.

Schritt für Schritt.

Seine Hand legt sich dorthin, wo ich sie hinführe, aber nicht aus eigenem Antrieb. Nur, weil ich es so gewollt habe.

Ich achte auf Zorros Atem und erkenne sofort, dass er schneller geht als noch vor wenigen Sekunden.

Er bewegt sich nicht.

„Hast d-du?“

Erst jetzt wagt er es sich zu bewegen, streicht mit einem Finger über meine Brust, will jedoch zu meiner Seite ausweichen.

Er sagt kein Wort.

Weiß er nicht, was er sagen soll?

Oder…

Sofort schüttle ich sachte den Kopf.

„Tut m-mir leid.“

Hauche ich und atme einmal tief durch.

Mein Herz hämmert gegen meine Brust. Wenn ich nur wüsste ob es für ihn auch so ist?

Lasse ich ihn so kalt?

Bin ich so etwas von gar nicht sein Typ?

Ich bin so dämlich.

Ich laufe auch über das Deck und denke: Seht mich an, ich bin Schieda, die Sexgöttin!

Ich bin so bescheuert!

Ich hätte nie seine Hand greifen dürfen.

Jetzt hat er bestimmt ein schlechtes Gewissen.

„Ja.“, haucht er dann leise, bewegt sich aber nicht.

Ich blicke reflexartig zu ihm auf.

Ja, was?

Ja, er hat sich mir schon vorgestellt!

Verdammt!

Was wird das jetzt?

„Und du?“

Ich ziehe die Luft scharf ein, blinzle und senke erneut den Blick.

„I-ich hab-„, ich breche den Satz ab, nicke dafür allerdings als Antwort.

Ja, ich hab ihn mir schon vorgestellt.

Um ehrlich zu sein öfter als einmal.

„Würdest du…?“, fragt er dann leise.

Sofort wieder dieses Ziehen in meinem Unterleib.

Ich schließe die Augen.

Wenn ich jetzt ja sage, passiert es.

Wenn ich nein sage, bleibe ich Ruffy treu.

Wenigstens einmal.

Schaff ich das?

Will ich das überhaupt?

Ich bin es nicht gewohnt nur von einem gefickt zu werden.

Wäre es mit Zorro überhaupt Ficken?

Oder wäre es mit einander schlafen?

„Kommt d-drauf an.“, denke ich laut, hauche die Worte allerdings nur.

„Auf was?“

„Auf dich.“

Ich dachte, du magst meine Narbe nicht.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Jean Doe

Kapitel 13

„Schieda, guck dir das an. Du bist in der Zeitung!“

Lysop kommt mir schon entgegen, als ich zum Frühstück gehen möchte.

Ich blinzle, nehme die Zeitung in die Hand, schaue aber noch nicht rein.

„Ich guck es mir später an, okay? Erst wird gegessen.“

Ich bin mir nicht sicher, ob das, was ich sehe, mir den Appetit verderben wird. Und ich habe zum ersten Mal wieder Hunger.

An dem Tisch zu sitzen fühlt sich komisch an.

Weder Zorro, noch Ruffy oder Sanji sitzen neben mir.

Zorro neben Robin, Robin neben Nami, Nami neben Sanji und Sanji neben mir, neben mir Chopper, neben ihm Franky, neben ihm Ruffy und so weiter.

Klasse, so sitzt niemand nebeneinander, wer miteinander geschlafen hat.

Sexpärchen sind getrennt.

Wie bescheuert.

Macht doch von mir aus alle was ihr wollt. Das kann doch keiner mehr ernst nehmen.

Naja, ich bin auch nicht viel besser.

Zorro sieht mich nicht an, was ein Fehler ist.

Das ist nicht natürlich. Ich schaue, ab und zu, zu ihm herüber, aber nicht zu viel. Ruffy würde es auffallen.

Wenn ich ihm überhaupt noch glauben machen kann, dass er nur mit mir geredet hat.

Naja, geredet haben wir ja eigentlich auch.

Wenn es wieder irgendwann zu einem Kampf kommt, dann will ich nicht diejenige sein, bei der es einfach ist, sie zu töten.

Zorro will mich jeden Tag trainieren. Am Anfang besonders viel, vor jedem Essen.

Nur heute machen wir noch nichts, weil er meint, ich soll mich erst einmal von dem Schock erholen.

Ich fühle mich hier viel wohler als noch in der Kantine auf dem Marineschiff.

Stramm stehen, stramm sitzen und am besten noch stramm liegen und schlafen.

So etwas gehört für mich nur ins Schlafzimmer.

Und weil ich mich hier so wohl fühle setze ich mich im halben Schneidersitz auf den Stuhl, habe das andere Bein so angewinkelt, dass ich meinen Arm um es schlingen kann. Keines meiner Beine berührt auch nur annähernd den Boden.

So macht essen sogar Spaß.

Entspannt.

Ich entscheide mich während des Essens dazu, Ruffy nichts von meiner Nacht mit Zorro zu erzählen.

Ich war Psychisch labil, jedenfalls entschuldige ich es mir selbst so.

Außerdem hat er mit Nami geschlafen, was schon schlimm genug für unsere Beziehung ist. Wenn da überhaupt noch eine Beziehung existiert.

Solen wir wirklich reden?

Okay, darüber kann ich mir Später den Kopf zerbrechen.

Als ich nur noch zwei Bissen auf dem Teller habe greife ich nach der Zeitung und breite sie neben mir aus.

Bei der ersten Zeile des Artikels mit dem Dazugehörigen Bild muss ich schon blinzeln.

„Strohhutbande entkommt. Soldatin Jane Doe entführt.“, lese ich leise vor und schaue mir das Bild an, was sie abgedruckt haben.

Jane Doe war der Name, den ich angenommen habe. Naoki hatte sogar eine Akte vorbereitet, die ich natürlich mit einem schnellen Foto von mir und gefälschter Unterschrift versehen habe. Ich konnte ja schlecht mit meinem eigenen Namen heiraten. Das Ganze Schiff kannte meinen Namen, auch wenn sie mich nie gesehen haben.

Auf dem Foto sieht man mich, getragen von Zorro mit blutverschmierter Marineuniform.

Klasse.

Jetzt existiere ich zweimal.

Einmal als Soldatin, einmal als Piratin.

Was für eine Ironie.

Fällt das keinem auf?

Naja, geht schlecht. Ich habe ja nicht einmal einen Steckbrief, wie die anderen.

Jedenfalls keinen normalen.

Die Marine hat eine Belohnung auf mich ausgesetzt als Anreiz dafür, dass mich Ruffy wieder hergibt.

Bei dem Gedanken muss ich zu ihm herüber sehen.

Er schaut auf die Zeitung vor mir und dreht den Kopf so, dass er auch etwas sehen kann.

„Soldatin Jane Doe? Wer soll das sein?“

„Ich.“, gestehe ich leise und blicke zurück auf den Artikel. Doch zum Lesen komme ich nicht.

„Du? Wieso nennen die dich so?“, fragt er dann mit vollem Mund, wie Ruffy das ebenso macht, als könnte er sich die Antwort nicht schon denken.

„Ist n-ne lange Geschichte.“

In dem Moment nimmt mir Robin die Zeitung vor der Nase weg.

„Am Hochzeitstag zwischen Naoki und Jane Doe gelang es die Aufregung zu nutzen und, noch mit ungeklärter Technik, aus den Zellen zu fliehen. Auf dem Weg in die unverdiente Freiheit wird vermutet, dass sie auf das frisch vermählte Paar trafen. In einem Kampf wurde der Soldat Naoki lebensbedrohlich am Hals verletzt, während Jean, siehe Bild, blutüberströmt verschleppt wurde. Ihr Zustand ist, bis heute, unbekannt. Familie und Freunde hoffen jedoch das Beste und warten auf Antwort.“

„Familie und Freunde? Willst du uns irgendwas erklären?“, Sanji hebt eine Augenbraue, als er über Robins Schulter auf den Artikel schaut.

Ich schlucke.

Was steht da?

Lebensgefährlich verletzt?

Er ist nicht tot?!

Mein Herz hämmert mit einem Mal gegen meine Brust, ich schaue unwillkürlich zu Zorro, weil ich doch mit ihm darüber geredet habe und spüre, wie ein Lächeln mir beim nächsten Atemzug über die Lippen rennt, dann sofort wieder verschwindet.

Steht das da wirklich?

Nicht tot?

Nur lebensgefährlich verletzte?

Ohne auf Sanji zu reagieren greife ich nach der Zeitung, bleibe dabei halb auf dem Tisch sitzen und ziehe die Zeitung zurück zu mir.

Da steht es wirklich.

Nicht tot.

Kein Wort davon.

Aber die haben sich ja auch Freunde und Verwandte ausgedacht.

Haben die da auch gelogen?

Oder nicht?

Wieso sollten sie?

s ist doch besser für sie, je schlechter wir, also Ruffy und die Anderen dastehen.

Ist es also wahr?

Hat er es geschafft?

„Hallo, hörst du mir überhaupt zu?“

Lysop reißt mich aus meinen Gedanken.

Ich schüttle verwirrt den Kopf auf seine Frage, muss mich aber zwingen nicht zurück auf den Artikel zu sehen.

„Das ist gar nicht so verkehrt, wenn die glauben, dass du zur Marine gehörst. Dann sitzt du das nächste Mal wieder nicht in einer Zelle, falls wieder was schief geht, und kannst uns wieder raus holen. Ganz schön praktisch, was? Haha, keine Sorge, Leute, Lysops Plan wird schon aufgehen.“

„Was denn bitte für ein Plan? Das hast du dir nicht ausgedacht, das ist schon passiert. Und wenn, dann ist es Schiedas Plan.“, unterbricht Zorro dann Lysop, der sich in seinem imaginären Rum sonnen wollte und verwickelt ihn damit sofort in eine Unterhaltung.

Ich höre schon nicht mehr zu.

Er lebt.

Jedenfalls höchst wahrscheinlich.

Ich hab ihn doch nicht umgebracht.

Ich war noch nie so erleichtert.
 

„Hast du kurz Zeit?“

Sanji fängt mich ab, gerade als ich aus der Küche gehen wollte.

Ich habe lange nicht mehr mit ihm geredet. Aber muss es ausgerechnet jetzt sein?

Ich sage nichts, nicke dann aber doch und lehne mich gegen die Wand neben der Tür.

Ich trage keine Schuhe, nur eine kurze Hose, Shirt und Sport-BH, weil mir nicht danach ist, mich wirklich aufzubretzeln.

Muss ja auch nicht immer sein, oder?

Immerhin wohne ich hier und nach den letzten Tagen brauche ich etwas Entspannung.

Sanji setzt sich an den Tisch, zündet sich eine Zigarette an und wartet, bis ich begreife, dass er möchte, dass ich mich zu ihm setze.

Ich seufze innerlich tief, stoße mich von der Wand ab und setze mich ihm gegenüber.

Er zögert noch immer, zieht an seiner Zigarette.

Ich knabbere an meiner Unterlippe, sehe ihn an und warte.

Er sieht mich nicht an.

Traut er sich nicht?

„Du hast geheiratet?“

Ich lächle auf, nicke, schüttle aber sofort darauf den Kopf.

„Scheinehe. Naoki wollte weg da und brauchte den Sonderurlaub. Mehr nicht.“

„Und da hast du ihn geheiratet?“

Was soll die Frage?

„Was geht dich das eigentlich an?“

Ich achte darauf, meinen Blick nicht von ihm zu lösen.

Bei ihm ist es einfacher als bei Ruffy.

Sanji kann ich schon mit einem Blick einschüchtern.

Wenn er ihn wenigstens sehen würde.

Jetzt weiß ich, wieso er mich nicht ansieht.

„Nichts, ich frag nur.“

Ich verdrehe die Augen bei der Frag und lege einen Moment den Kopf in den Nacken.

„Ist noch irgendwas?“

Keine Antwort. Er lässt sich Zeit, zieht einen langen Zug an seiner Zigarette und hält den Blick weit von meinem entfernt.

„Ja. Es tut mir nicht leid, was ich gemacht hab.“

„Es tut dir nicht leid?“

Ich funkle ihn bei seinen Worten sofort wieder böse an.

Hat der sie noch alle?

„Du hast Zorro Märchen erzählt, während ich dabei war und hast Ruffy den Arm ausgerenkt.“, zische ich ihn sofort an.

Er antwortet schneller, als ich es erwarte.

„Das hat er auch mit dir gemacht.“

Er spricht viel zu ruhig.

„Das war was anderes. Ein Unfall.“ Ich bin sauer auf ihn. Da kann er mit so vielen Gründen kommen, wie er will.

„Du weißt, dass er zu weit gegangen ist.“

„Ich hab ihn provoziert!“

„Und da renkt er dir mal so eben die Schulter aus?“

„Es war ein Unfall, wie oft soll ich das noch sagen?“

„So etwas kann kein Unfall sein. Das weißt du so gut wie ich.“

„Das weißt du eben nicht. Du warst nicht dabei!“

„Ich hab dich gesehen, als du mit ihm Schluss gemacht hast. Und kaum renkt er dir den Arm aus, seid ihr wieder zusammen? Bist du sicher, dass alles so läuft, wie du es mir sagst?“

„Wieso sag ich dir eigentlich überhaupt noch was? Du drehst es dir sowieso so hin, dass es zu deinen Spinnereien passt.“

Sanji zuckt kurz mit den Schultern, schüttelt dann den Kopf.

„Ich kann damit leben, dass er dir wehtut, wenn du es willst, aber das war was anderes.“

Ich beiße die Zähne zusammen.

Ja, das war etwas anderes.

Das wollte ich nicht, aber es war…

„Ein Unfall.“

Sanji seufzt über meine Antwort.

„Wenn nochmal so etwas passiert, mische ich mich wieder ein. Da kannst du mir so viele giftige Blicke zuwerfen, wie du willst. Ich kann nicht zusehen, wenn was mit dir gemacht wird, was du nicht willst. Und wenn du danach nie wieder mit mir redest, ist das okay. Dann weiß ich wenigstens, dass ich das richtige getan habe.“

„Das Richtige? Wieso hast du Zorro nicht die Wahrheit gesagt?“

„Weil es in dem Moment die Wahrheit war.“

In dem Moment sieht er zu mir auf.

Er hat Recht, und ich weiß es.

Deswegen hat es Ruffy mit sich machen lassen. Er sieht es genauso.

Er ist zu weit gegangen und er wusste es selbst.

Ich weiche Sanjis Blick nach unten aus, beiße die Zähne zusammen und schweige.

Sanji wartet noch einen Moment auf eine Antwort, seufzt dann aber leise, als er merkt, dass ich nichts dazu sagen kann.

„Ist okay, wenn du nicht mehr mit mir redest. Ich wollte nur, dass du das weißt.“

Und ob ich nicht mehr mit dir rede!

Ich funkle ihn einen Moment böse an, stoße mich mit einem Ruck mit dem Stuhl vom Tisch ab, drehe mich von ihm weg und gehe zur Tür.

Verdammt.

Es tut ihm nicht leid.

Aber er wollte, dass ich das weiß.

Der hat sie nicht mehr alle!

Er will nicht, dass mit mir was passiert, was ich nicht will.

Schwachsinn.

Wieso hört er dann nicht auf mich?

Ich bleibe vor der Tür stehen, stoße die Luft aus meiner Lunge und atme einmal tief durch.

Verdammt, er hat recht!

Aber hätte er das wirklich so machen müssen?

Gab es keinen anderen Ausweg?

„Fuck.“, fluche ich leise, drehe mich wieder zu ihm um und setze mich zurück auf meinen Platz ihm gegenüber.

Ich mustere ihn einen Moment und ich bin froh, dass er mich nicht ansieht.

Ja, er hat Recht.

Ruffy ist zu weit gegangen. Er weiß, wie stark ich bin und hätte wissen müssen, was passiert.

„Denkst du noch an mich?“

Meine Stimme ist ruhig. Das ist meine Art anzugreifen. Sani bewegt sich bei der Frage nicht. Als hätte er es von mir erwartet.

Kennt er mich schon so gut?

Hat er es geahnt?

Der Gedanke macht mich nur noch wütender auf ihn.

Er nickt, ohne ein Wort zu sagen.

Ich beiße die Zähne zusammen, bis sie knirschen.

Ich sehe, wie Sanji eine Gänsehaut beidem Geräusch bekommt, doch er bewegt sich immer noch nicht, betrachtet seine Zigarette in der Hand und schweigt.

„Woran denkst du am Meisten?“

Ich spreche leise, ruhig und sicher.

Kein Ansatz von Stottern.

Nein, jetzt muss ich nicht stottern.

Jetzt bin ich jemand anderes.

Sanji zieht die Luft einmal in seine Lungen, will etwas sagen, benötigt aber zwei ansätze um es in Worte zu fassen.

„Unser letztes Mal.“

„Was genau daran?“

„Du bist in meinen Armen eingeschlafen-„

„Schwachsinn.“

Sanji blinzelt.

Er zwingt sich nicht zu mir aufzusehen, aber ich weiß, dass er lügt.

„Du denkst darüber nach, wie du es genossen hast. Du weißt, dass du bei mir im Bett gelandet bist und genau da willst du wieder hin.“

Er schüttelt den Kopf, erst sachte, dann stärker.

„Nein, so ist das nicht.“

„Du ahnst gar nicht, wie stark das Gefühl werden kann. Das, was du mit mir erlebt hast, war nur ein Bruchteil von dem, was geht. Das weißt du und darum lässt es dir keine Ruhe.“

„Ich denk nicht nur daran.“

„Bist du sicher? Denk nochmal nach. Sag mir nicht, du schließt niemals dein Zimmer ab, wenn es dunkel wird. Sag mir nicht, du denkst nicht an mich, wenn du dich allein auf dein Bett legst.“

Er schweigt. Kann nichts sagen.

Er sitzt einfach nur da und schweigt und ich weiß, dass ich Recht habe.

„Ich weiß genau, dass du dir wünschst, dass ich dir zusehe. Auch wenn ich dich nicht anfassen würde, würde es dir gefallen zu wissen, dass ich es sehe.“

„Hör auf damit.“

„Was ist los? Glaubst du, ich merke nicht, dass du mich an manchen Tagen nicht ansehen kannst? Ich weiß genau, was du denkst. Glaub nicht, ich würde es nicht wissen.“

Ich habe das gleiche hinter mir.

„Wieso machst du das mit mir?“ Sanji unterdrückt ein Zittern, beugt sich halb vorn über und legt die Ellenbogen auf die Tischplatte. Er kann mich nicht ansehen.

Er beugt sich nach vorne. Wieso macht er das?

Seine Hose wird ihm zu eng.

Klar, was sonst.

„Geht es schon los?“

Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich ihn so sehe. Ich habe noch immer die volle Kontrolle über ihn. Auch, wenn ich ihn so lange nicht an mich ran gelassen habe, wünscht er es sich noch immer.

Ich mustere ihn einen Moment, ehe ich den Kopf über ihn schüttle.

„Du bist so-„

„Schieda?“

Ruffy unterbricht mich in einem Ton, den ich sonst nur aus dem Schlafzimmer kenne. Ich zucke zusammen und starre sofort auf die Tischplatte vor mir.

Ich kann ihn nicht ansehen und spüre sofort, dass ich rot werde.

Es fühlt sich an, als hätte er uns in flagrante erwischt.

Wie lange steht er da schon?

Auch Sanji dreht sich kurz zur Tür, dann jedoch lieber wieder zur Seite.

Er hat auch nicht mit bekommen, dass er da steht.

Verdammt.

Was hat er alles gehört?

„Zorro hat nach dir gefragt. Gehst du kurz?“

Ich nicke sofort, spüre, wie rot ich werde, blicke nicht auf, erhebe mich wortlos, gehe an Ruffy vorbei und aus dem Raum.

Ich ziehe die Tür hinter mir zu und lasse die beiden allein.

Ich bleibe nicht stehen, gehe den Gang entlang und an Deck. Erst hier kann ich tief durchatmen.

Verdammt, das gibt ärger.
 

„D-du wolltest mich s-sehen?“

Zorro räumt gerade ein paar Hanteln zur Seite, er sieht mich nicht an, nickt aber dann kurz.

„Sag mal, weißt du, wieso du stotterst? Versteh mich nicht falsch, aber damit erntest du nicht gerade Respekt.“

Bei der Frage beiße ich die Zähne zusammen. Ich habe nicht immer gestottert, das weiß ich.

Bis ich sechs war habe ich nie gestottert.

Dann hat es angefangen. Von einen Tag auf den anderen habe ich keinen klaren Satz mehr zu Stande gebracht.

Aber mal ne andere Frage: Was hat er gegen mein Stottern?

Ruffy mag es jedenfalls und auch sonst fanden es meine Ex-Doms nicht schlimm, dass ich mich auch Oral eher Hilflos gezeigt habe.

Im Gegenteil. Sie haben es geliebt.

Geliebt, genossen und sie wussten, wie sie mich zum Stottern bringen konnten.

„Ich m-mag mein Stottern.“

Bei dem Satz sieht mich Zorro von der Seite an, zieht die Augenbraue hoch und mustert mich.

Ich nicke nur kurz unterstreichend.

„Das bin ich.“

„Okay, dann beschwer dich aber auch nicht, wenn dich keiner so richtig ernst nimmt.“

Mich nimmt keiner ernst?

„Hast d-du mit jemand-dem über mich gesprochen?“

„Was? Nein, das ist mir nur so an dir aufgefallen. Wenn es dich nicht stört, okay. Mich würde es verrückt machen.“

Auf die Äußerung hin mache ich einen Schmollmund. Das geht ihn doch gar nichts an.

Plötzlich kommt mir ein viel wichtigerer Gedanke.

„Hast d-du Ruffy was gesagt?“

„Wegen Gestern? Natürlich nicht. Ich werde es auch keinem anderen sagen. Wäre schön, wenn du es auch für dich behältst.“

Bei seinen Worten fällt mir ein Stein vom Herzen.

Zorro kommt erst jetzt zu mir herüber, damit er nicht so laut reden muss.

Ich nicke sofort, stutze dann aber doch einen Moment.

„Glaubst d-du, es w-was ein Fehler?“

„Ein Fehler? Naja, kommt drauf an. Es ist nicht so, als ob ich es jetzt bereuen würde.“

Ein Glück. Ich auch nicht. Jedenfalls noch nicht. Das kann sich noch ändern wenn ich mit Ruffy rede. Obwohl…

Er kann sich ja von Nami trösten lassen.

Hey, hör auf so giftig über Ruffy zu denken. Wenn er eine Schlampe ist, dann ist er genauso eine wie ich.

Trotzdem.

Ach, Mensch. Das ist alles so extrem kompliziert.

„Dafür habe ich dich aber nicht her bestellt.“

„Nein?“

Er reißt mich aus meinen Gedanken und ich bin wirklich froh darüber. Ich will gar nicht weiter darüber nachdenken.

„Nein, ich wollte dich nochmal fragen, wie du jetzt damit umgehst, dass du diesen Naoki nicht umgebracht hast.“

„Wie i-ich damit umgehe? Ich f-finds klasse, w-was sonst?“

„Das meine ich nicht. Glaubst du immer noch, dass du jemanden töten könntest?“

Ich blinzle. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.

Hm scheint es sehr wichtig zu sein.

Wieso soll ich eigentlich jemanden umbringen müssen? Kampfunfähig reicht doch auch, oder nicht?

Meistens jedenfalls.

„Reicht e-es nicht, wenn die nicht m-mehr kämpfen können?“

Zorro schüttelt sofort den Kopf, als hätte er mit der Frage gerechnet.

„Du wirst dich schnell verteidigen müssen. Glaub mir. Wenn du die ganze Zeit darauf achtest, niemanden zu töten, dann bist du beim Kämpfen zu vorsichtig und bist selbst ein leichtes Ziel.“

Na klasse.

Ja, so gesehen hat er schon recht, aber trotzdem.

„Ja, oder nein?“

Setz mich doch nicht so unter Druck!

Ich senke den Blick, verschränke die Arme vor der Brust und denke angestrengt über die Frage nach.

Jemanden töten.

Mit meinen eigenen Händen.

Als ich Naoki getroffen hatte, habe ich mich so erschrocken, dass mir das Messer aus der Hand gefallen ist.

Wenn wir wirklich einmal kämpfen müssen, darf ich nicht einfach so meine Waffe fallen lassen. Das wäre tödlich.

Und wenn es hart auf hart kommt, nicht nur für mich.

Die anderen müssen sich auf mich verlassen können.

Es ist wichtig, dass ich auch auf mich selbst aufpassen kann, als von den anderen abhängig zu sein.

Alle hier auf dem Schiff, die gesamte Crew, wir passen aufeinander auf. Aber nicht jeder auf eine Person. Und schon gar nicht auf mich. Wenn das so wäre, bin ich nur Ballast.

Trotzdem ist es eine schwere Frage.

Naoki ist kein schlechter Mensch. Kaum ein Marinesoldat ist ein schlechter Mensch. Sie haben ehrenvolle Ziele und wollen die Menschen in Sicherheit wissen und die Gesetze verteidigen.

Aber wenn sie auf meine Freunde losgehen, auf meine Familie, ist das etwas anderes.

Ich werde jeden auf diesem Schiff mit meinem Leben verteidigen. Auch, wenn das heißt, dass jemand anderes sterben muss.

Ich werde sie aber vorher immer warnen, sorge dafür, dass sie meine Waffe sehen können, so dass sie ihre nieder legen können und sich ergeben. Wenn ich ihnen diese Wahl lasse, war es ihre eigene Entscheidung, sich mit mir anzulegen.

Also nicke ich vorsichtig.

„Ganz sicher?“

„Ja. Nicht gerne, aber ja.“

„Gerne sollst du das auch nicht machen. Es geht nur darum, dass du nicht kneifst, wenn es drauf ankommt.“

„N-natürlich. Ich v-versteh schon.“

„Okay. Mehr wollte ich gar nicht hören. Wenn du dich anders entschieden hättest, hätte ich dafür sorgen müssen, dass du auf der nächsten Insel bleibst.“

Er sagt es so sicher, dass ich blinzeln muss.

Er hätte mich auf der nächsten Insel zurückgelassen?

Einfach so?

Naja, okay. Lieber bleibe ich auf der nächsten Insel als für den Tod meiner Freunde verantwortlich zu sein.

„Du trainierst heute nicht. Hast du noch Fragen?“

Ich schüttle den Kopf, die Gedanken schon wieder bei Naoki.

Wie es ihm wohl geht?

Hoffentlich liegt er nicht im Koma.

Hoffentlich verrät er mich nicht.

Nein, ganz sicher nicht. Er würde sich selbst mit rein reiten.

„Willst du über irgendwas reden?“

„Hm?“

Ich schaue zu Zorro auf. Bin ich so leicht zu durchschauen?

Aber ich schüttle nur den Kopf, mache mit der Hand eine abwinkende Handbewegung und gehe zur Tür.

Nein, reden nicht, aber schreiben.
 

`Hi Sato.

Ich weiß, wir haben lange nicht geschrieben, aber ich brauche gerade einen kleinen Rat von dir.

Naja, vielleicht möchte ich einfach nur wissen, wie du über alles denkst.

Es ist alles sehr kompliziert und vielleicht hattest du es auch schon in der Zeitung gelesen. Erst einmal, mir geht es sehr gut.

Jedenfalls körperlich.

Es war so:

Ruffy hat sich eine Marineuniform besorgt. Du weißt mit Sicherheit, wieso.

Wir haben „gespielt“ und er hat mich gefesselt und in dem Moment hat das ganze Schiff gewackelt. Wir wurden geentert und die Marine, so dumm, wie sie sind, haben nicht verstanden, wieso man jemanden aus der eigenen Crew fesselt. Sie dachten, ich sei Ruffys Sex-Sklavin. Kannst du dir das vorstellen?

So falsch waren sie zwar nicht, aber sie haben einfach keine Fantasie.

Naoki war anders.

Naoki ist der Soldat, der mich verhört hatte.

Sie haben mir ein Wahrheitsserum gespritzt, habe also alles gestanden, aber sie haben die Zusammenhänge nicht verstanden.

Naoki hat es verstanden, weil er selbst war, wie wir. Um ehrlich zu sein war er wie ich.

Wir haben uns viel unterhalten, aber nie miteinander geschlafen.

Ich habe ihn drei Tage später, zum Schein, geheiratet, damit er Sonderurlaub für seine Flucht von der Marine in Anspruch zu nehmen.

Aber Ruffy und die anderen waren noch gefangen und saßen in ihren Zellen. Ich wollte in dem Trubel und der Feier der Hochzeitsnacht zu den Zellen und sie befreien. Ich hätte Naoki mitgenommen, aber er wollte nicht, wollte mich abhalten und es kam zum Kampf.

Wenn auch nur kurz. Ich weiß nicht mehr genau, wie ich es gemacht habe. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, aber auf einmal war überall Blut, Naoki hat mich angesehen und ist zu Boden gefallen.

Ich dachte, er stirbt, ich bin in Tränen ausgebrochen und habe nur noch die anderen aus ihren Zellen gelassen. Zorro hat mich aufs Schiff getragen und ich konnte drei Tage nicht essen oder schlafen.

Am zweiten Tag hat Ruffy mir gesagt, dass er mit Nami geschlafen hat.

Ich weiß bis heute nicht, wie ich darauf reagieren soll. Erst konnte ich es gar nicht. Reagieren.

Aber jetzt.

Ich weiß nicht. Ich werde immer wütender, wenn ich darüber nachdenke.

Ich habe noch nicht mit ihm geredet.

Am dritten Tag am frühen Nachmittag kam Zorro zu mir, hat mich dazu gebracht mit ihm zu reden und ich habe ihm alles erzählt. Erst dann konnte ich wieder schlafen.

Er war noch da, als ich aufgewacht bin und du kannst dir bestimmt vorstellen, dass wir dann miteinander geschlafen haben.

Okay, so offensichtlich ist es nicht, aber ich brauchte jemanden, der bei mir ist.

Ich hatte so Angst, dass ich mich von Grund auf verändere, nachdem ich jemanden getötet habe. Dass ich nicht mehr ich bin.

Ich musste es tun. Nicht, weil er es war, sondern weil ich es brauchte.

Du kennst mich, ich hoffe, du verstehst das irgendwie.

Naoki ist, wenn man das glauben kann, was ich der Zeitung steht, nicht gestorben.

Ich bin wirklich froh darüber und ich hoffe, er kommt jetzt irgendwie von der Marine weg.

Die glauben übrigens jetzt, ich sei Jean Doe und sei von Ruffy entführt worden.

Ich bin mal gespannt, was das noch bringt. Jetzt siehst du: Ruffy hat mit Nami rumgemacht, ich hab mit Zorro rumgemacht und eigentlich ist jetzt alles wieder gut, weil ja niemand gestorben ist. Aber ob ich jetzt überhaupt noch hier bleiben kann, oder lieber auf der nächsten Insel bleibe, weiß ich noch nicht.

Ich habe es noch niemandem gesagt, aber ich habe wirklich das Gefühl, ich treibe die ganze Crew auseinander. Das will ich nicht.

Kannst du mir einen Gefallen tun und auf Fabry Island auf mich warten? Oder ruf unsere Teleschnecke an. Die Nummer ist 777 5329.

Frag einfach nach mir, wir können dann reden.

Ich brauche dich wirklich gerade als Freund.

Wenn du auf Ferry Island auf mich wartest, schreib nicht zurück. Wir treffen uns im Musikzimmer. Da können wir über alles reden, ohne dass ich Angst haben muss, dass irgendwas raus kommt.

Ich weiß, du verstehst mich wie immer besser, als ich mich verstehe.

Ich freu mich auf dich, und wenn es nur ein Anruf ist.

Bis bald.

Schieda Valentine.

Oder auch

Jean Doe.`
 

Ich schreibe den Brief zur Sicherheit noch einmal in Spanisch ab, falte ihn und stecke den übersetzten Brief in einen Umschlag.

Nami kümmert sich um die Post, sie kann kein Spanisch.

Und bevor ich mit ihr geredet habe, vertraue ich ihr leider nicht mehr so weit, dass ich ihr den Brief einfach so in die Hand drücken könnte.

Als der Brief vor mir auf dem Tisch liegt, verschlossen und bereit zum losschicken denke ich noch einmal über die Worte nach, die ich geschrieben habe.

Das kann doch nicht mein ernst sein.

Das Schiff verlassen.

Nein, das ist auch nicht mein ernst, aber das Gefühl ist wirklich da.

Sato wird schon eine Lösung finden. Und wenn er sich mit Ruffy und mir an einen Tisch setzt. Hoffentlich wird das nicht die Lösung sein. Auf ein ernstes Gespräch hat doch niemand Lust.

Ich lege den Kopf auf die Tischplatte und atme tief durch.

Verdammt.

Gehöre ich hier eigentlich noch dazu?

In der Schule

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Messerklinge

Kapitel 15

„Ganz ehrlich? Ich glaube du machst es dir gerne kompliziert.“

Sato und ich sitzen an einer langen Theke in der Turnhalle.

Diese Halle erinnert mich mehr an eine Stadthalle als an eine Turnhalle. Natürlich gibt es „Geräte“, aber da es auch Balkone und Logen auf beiden Seiten gibt, kommt es einer Stadthalle näher als einer Turnhalle.

„Du hast leicht reden. Ich finde das alles nicht mehr witzig. Hast du nicht nen Rat für mich, mit dem ich auch was anfangen kann?“

„Klar, sei mal ein wenig Monogamer.“

„Du weißt, das liegt mir nicht im Blut.“

„Okay, aber du kannst dich ja wenigstens für eines Entscheiden. Und versuch Sanji nicht dauernd so zu behandeln. Was passiert ist, ist passiert und dafür hat er genug gebüßt. Du musst ja nicht unbedingt etwas mit ihm anfangen, aber wenn du noch sauer auf ihn bist, ignorier ihn nicht sondern zeig es ihm. So, wie ich das verstanden habe, würde er sich darüber sogar freuen.“

Freuen? Klar würde er das. Sanji hat etwas getan, was ich ihm nicht verzeihen kann, aber Ruffy auch. Und ich habe auch etwas getan, was mit Ruffy nicht verzeihen würde.

Ich seufze leise. Sato hat ja Recht.

Ruffy habe ich nichts über meine Vergangenheit erzählt und Sanji habe ich verklickert, meine Eltern seien schon gestorben, als ich klein war.

Das ist nicht ganz die Wahrheit.

„Du weißt, dass das nicht ganz leicht für mich ist.“

„Hat sie sich bei dir gemeldet?

Bei der Frage schüttle ich nur leicht den Kopf, beobachte die Eiswürfel in meinem Glas.

„Natürlich nicht. Wie denn auch?“

„Willst du dich bei ihr melden?“

Ich mich bei ihr melden?

„Wieso sollte ich?“

Sato seufzt bei der Frage, nimmt einen Schluck aus seinem Glas und sieht mich von der Seite an. Ich erwidere den Blick nicht. Ich weiß, was er sagen möchte. Sie ist meine Mutter und egal, was sie getan hat, sie hat es für mich getan. Aber während sie es für mich getan hat, hat sie es mir auch angetan. Das scheint er zu vergessen.

„Weißt du noch, als du es nicht leiden konntest, dass dein Dom dich geteilt hat? Und jetzt gehst du von dir selbst auf andere Männer zu. Wenn du mich fragst, dann stimmt bei dir irgendwas nicht.“

„Was?!“

Die Reaktion kann ich nicht unterdrücken und sofort schaue ich zu Sato auf. So eine Äußerung hätte ich nie von ihm erwartet, doch er hebt sofort abwehrend die Hände, als hätte er es anders gemeint.

„Ich meine nur, ich glaube, du bist mit irgendetwas überhaupt nicht zufrieden. Und darum versuchst du dich unterbewusst wieder in eine Zeit zu flüchten, in der alles einfacher für dich war. Und das war eben bei deiner Mutter als du noch ein Kind warst.“

„So einfach war das aber ganz und gar nicht.“

„Aber einfacher als die Probleme, die man bekommt, wenn man von der Marine über das Meer gejagt wird. Du kennst es von klein auf, dass viele Männer viel Geld und darum wenig Sorgen bedeutet. So hast du das gelernt. Vielleicht versucht du unterbewusst so glücklicher zu werden.“

Ich denke einen Moment über seine Worte nach, schaue wieder in mein Glas und weiß insgeheim, dass er Recht haben könnte. Aber das möchte ich ihm so nicht sagen.

Ich lächle kurz darauf ausweichend auf und winke ab.

„Bist du jetzt auch noch Psychiater?“

„Manchmal schon, du kennst mich ja. Aber jetzt mal im Ernst, geh nicht weiter als es dir selbst gefällt, okay?“

„Nein, mach ich nicht.“

Er weiß, dass ich darüber nachdenken werde. Wir bleiben noch länger an der Bar sitzen und mir fällt gar nicht auf, wie sich die Halle um uns füllt. Erst, als es kurz nach Mitternacht ist und ich mich von meinem Barhocker erhebe, um auf die Toilette zu gehen, spüre ich plötzlich wieder tief in mir die Erinnerung, dass Ruffy auf mich wartet.

Die Kugeln sind immer noch in mir und sofort zucke ich bei der Erinnerung an ihn zusammen.

Mist.

Er wartet schon lange auf mich und ich habe hier die Zeit vergessen.

Nachdem ich von der Toilette wieder zu meinem Platz gehe, verabschiede ich mich noch von Sato, bedanke mich dafür, dass er sich mit mir hier getroffen hat und wir verabreden uns fest nach einander Ausschau zu halten, solange wir hier auf der Insel sind.

Auf nach Hause.
 

Auf dem Schiff ist es Ruhig und dunkel.

Aber das hat nichts zu sagen. Ich weiß, dass Ruffy auf mich wartet. Ich weiß nur nicht, wo.

Ich gehe schnell unter Deck, bringe meinen Regenschirm noch schnell in die Dusche, wo er ablaufen kann und verschwinde darauf schnell in meinem Zimmer.

Ich erwarte Ruffy auf meinem Bett, doch mein Zimmer ist leer.

Leer und dunkel.

Ich blinzle. Soll ich zu Ruffy und ihm sagen, dass ich wieder hier bin?

Oder soll ich hier warten?

Aber wenn ich ihn wecke ist er vielleicht nur noch wütender auf mich.

Wenn er überhaupt wütend auf mich ist. Er wusste ja, wo ich bin und was ich mache. Er hat mich auch allein gehen lassen.

Doch die paar Drinks, die ich in der Turnhalle hatte, machen mich zu müde, um noch zu ihm zu gehen. Daher schalte ich das Licht in meinem Zimmer aus, gehe zu meinem Bett, ziehe mir den großen Wollpulli über den Kopf, schlüpfe aus der Leggins und werfe meine Bettdecke zurück.

Erst, als ich schon im Bett liege, spüre ich, dass ich mich auf etwas drauf gelegt habe. Als ich danach greife spüre ich, dass es aus Papier ist.

Ein Brief?

Ich ziehe ihn unter der Decke hervor, schalte das Licht neben meinem Bett ein und sehe einen selbstgefalteten Briefumschlag. In ihm nur ein Blatt Papier. Die Schrift erkenne ich sofort, obwohl ich sie noch nie gesehen habe.

Sie gehört Ruffy.
 

„Ich konnte auch reden. Ich hab da eine Idee, bin mir aber noch nicht sicher, ob du mitmachen würdest. Darum werde ich dich einfach überraschen.

Es ist schwer zu erklären, aber das will ich mir unbedingt mal angucken. Auch, wenn ich weiß, dass du es vielleicht nicht magst. Das Saveword bleibt gleich, mach dir darum keine Sorgen.

Ich bin da wirklich neugierig drauf, hoffe aber, dass du dann nicht sauer auf mich bist.

Ich weiß noch nicht, wann ich mich traue, darum warte am besten nicht drauf.

Schlaf gut.

R“
 

Jetzt bin ich wieder wach.

Was soll das? Das klingt so gar nicht nach dem Ruffy, den ich kenne. Das ist kein Brief vom Meister an seine Sklavin. Das ist ein Brief von einem Mann an seine Freundin, der Angst hat, mit ihr zu reden.

Wovor hat er Angst?

Wenn er mit jemandem reden kann, dann doch mit mir.

Und vor allem, was soll mir nicht gefallen? Was würde er gerne sehen? Was würde er gerne machen, was mir nicht gefällt?

Gibt es da überhaupt irgendetwas?

Natürlich habe ich meine Grenzen, aber wenn es wirklich so neu ist, was soll es sein?

Will er die Rollen tauschen?

Wieso sollte ich deswegen sauer auf ihn sein?

Würde es überhaupt zu ihm passen?

Ich starre den Brief an, lese ihn wieder und wieder, doch es bleibt ein Rätsel.

Danke Ruffy, jetzt kann ich nicht mehr schlafen.
 

Als ich am nächsten Morgen die Augen öffne, bin ich mir nicht sicher, ob ich doch geschlafen habe.

Die Nacht kommt mir so lang vor, ich habe so viel nachgedacht und konnte mich kaum entspannen. Doch die Tatsache, dass die Sonne aufging, ohne dass ich es bemerkte, ist mir Beweis genug. Trotzdem fühle ich mich schrecklich mit einer Mischung von Müde und Aufgewühlt.

Ich zögere, ehe ich von dem Badezimmer in die Küche gehe, da ich Sanji schon darin höre. Er macht Brötchen oder Pfannkuchen oder sonst ein Frühstück. Oder alles auf einmal.

Er sieht mich an, als ich in der Tür stehe, lächelt vorsichtig.

„Einen wunderschönen guten Morgen. Bist du aus dem Bett gefallen?“

Er rechnet gar nicht mit einer Antwort, und auch ich denke erst noch darüber nach, setze mich an den Tisch und achte darauf, dass ich mit dem Rücken in seine Richtung sitze, als ich antworte.

„Morgen. Ja, so etwas in der Art. Ich konnte kaum schlafen.“

Ich höre sofort, dass Sanji inne hält, als ich antworte, doch ich drehe mich nicht um.

Nachdem ich mich gestern mit Sato unterhalten habe, ist meine Wut auf Sanji wie verraucht.

Mehr noch, sie ist weg.

Wenn ich jetzt daran denke, was er mit Ruffy gemacht hat, fühle ich keine Wut mehr, sondern nichts. Einfach nichts.

Wahrscheinlich liegt es daran, dass Ruffy in der Zeit auch etwas getan hat, wo er ein paar Schläge für verdient hätte.

„Dann denke ich mir etwas Besonderes für dich aus, damit du schnell einen kleinen Energieschub bekommst. Überlass das nur mir.“

Keine Spitznamen? Kein geflirte?

Ist das da hinter mir überhaupt der echte Sanji, oder nur das, was von ihm übrig geblieben ist, nachdem ich mit ihm fertig war?

Tut mir ja irgendwie schon leid, was für einen Einfluss ich auf ihn habe.

Aber was soll ich jetzt dagegen machen?

Ich kann ihn ja jetzt kaum dazu ermutigen, mit mir zu flirten und sich so mit mir zu unterhalten, wie sonst auch.

Das geht einfach nicht, das verstehe ich auch. Aber gerade, weil es nicht geht, fühlt es sich komisch an.

„Hast du heute Abend was vor?“, rutscht es mir heraus, ehe ich mir dem bewusst bin.

Jetzt höre ich nichts mehr hinter mir.

Was ist los? Ist er umgekippt oder glaubt er, er hat sich verhört?

Aber er antwortet nicht.

„Und?“, frage ich erneut, um ihn etwas wach zu rütteln.

„Ist das dein ernst?“

„Wieso? Willst du nicht?“

„Ich weiß nicht… Ich meine, was ist mir Ruffy?“

„Ich will nicht, dass er was davon erfährt.“

Wieder hält er inne. Ich weiß genau, was er denkt, aber ich denke an etwas ganz anderes.

„Also?“

„I-ich bin mir echt nicht sicher.“

Fängt er jetzt schon an zu stottern?

„Ich will dir nur was zeigen. Wenn du immer noch glaubst, dass du mich liebst, dann wirst du es heute Abend entweder sicher sagen können, oder du weißt es dann eben besser.“

Und was, wenn er es dann sicher sagen kann?

„Du meinst, ob wir zusammen raus gehen?“

„So könnte man das nennen.“

„Und wieso soll Ruffy nichts davon wissen, wenn es nur das ist?“

„Es geht um den Ort. Der ist nicht so alltäglich, wie du es kennst.“

Er zögert und ich spüre seinen Blick in meinem Nacken.

Einen Rückzieher werde ich jetzt nicht mehr machen, dafür bin ich schon zu weit gegangen. Aber ob es wirklich passieren wird, das muss er entscheiden.

Doch als er mir zu lange zögert, übernehme ich die Antwort für Ihn.

„Wir gehen um fünf Uhr los.“

Meine Stimme klingt sicherer, als ich mich fühle.

Er muss ja nicht mit, wenn er nicht will.

Ich weiß, dass Sanji noch nicht wirklich zu dem gehört, was ich als mein Leben bezeichne. Aber wenn ich es ihm zeige, wenn ich ihm zeige, was es sich mit mir einzulassen.

Wenn er bis zum Ende bei mir bleibt, egal, ob er sagt, dass er gehen will, wird er zu uns gehören.

Denn dann ordnet er sich mir unter. Dann gefällt es ihm. Dann sieht er Dinge, die er zwar noch nicht versteht, aber genießt.

Wenn er sagt, dass er gehen will, aber trotzdem bleibt, dann will er es sich selbst noch nicht eingestehen.

So wie Ruffy.
 

Ich sitze auf meinem Bett, lehne an der Wand und lese mein neues Buch. Es ist faszinierend, welche Wirkung ein geschriebenes Wort auf meinen Körper haben kann. Mein Herz rast, ich atme schwer und als ich spüre, wie ich feucht werde, zucke ich zusammen. Ich will nicht aufhören zu lesen, sauge jedes Wort in mich auf und spüre, wie sich die Lust in meinem Inneren regt.

Wäre Ruffy nur hier. Würde er jetzt nur in mein Zimmer kommen. Würde schweigen, nichts sagen, nur handeln, ich wäre so glücklich.

Ich will sein Spielzeug sein, will dass er sich an mir vergeht und alles an mir so nimmt, dass er es genießt. Selbst, wenn ich es nicht genießen kann.

Ich klappe das Buch zusammen und schaue auf meine Finger über dem Titelbild.

Das Bild ist schlicht gehalten, grau-schwarz mit einem weißen Seidenarmband, welches auf einer Tischkante liegt. Man errät nie, was in dem Buch steht, wenn man es nicht liest.

Doch hätte ich trotzdem etwas ganz anderes jetzt viel lieber in der Hand.

Meine Wangen glühen, als ich mir vorstelle, wie unter meinen langen, weißen, scharfen Fingernägeln sich sein harter, samtweicher, pulsierender Schwanz verbirgt. Ich würde ihn mit den Fingerkuppen berühren, ihn sicher mit der Hand umschließen und spüren, wie die Lust in seinen Adern vibriert. Sobald ich meine Finger bewege könnte er sein Stöhnen nicht unterdrücken. Wenn auch nur leise, ich würde höchste Genüsse daraus ziehen. Könnte ich wiederstehen, oder würde ich meine Lippen auf die Spitze legen? Genüsslich die Augen schließen und spüren, wie seidenglatt seine Haut an dieser Stelle über meine Lippen gleitet?

Oder würde er es mir verbieten? Dürfte ich ihn ansehen oder ihn streicheln? Was ist, wenn er mich fesseln würde?

Wenn er nicht will, dass ich ihn anfasse. Nicht will, dass ich ihn verwöhne.

Wenn er mir die Arme auf den Rücken schnürt, mir die Augen verbindet und mich zwingt mich auf den Boden zu knien? Wenn es nicht hier in diesem Zimmer wäre, sondern im Musikzimmer. Nein, in der Turnhalle. Wenn ich nicht wissen könnte, ob es wirklich sein Schwanz ist, der sich mir auf die Lippen legt. Wenn ich nicht wissen könnte, wer mich berührt. Wer mich zum Stöhnen bringt und wer durch mich befriedigt wird. Könnte ich es am Stöhnen erkennen?

Würde ich es überhaupt wollen?

So wie damals im Musikzimmer mit Sato. Als er mich das erste Mal ausgeliehen hat. Er hat mich die ganze Zeit beobachtet, als ich von einem Mann gevögelt wurde, dessen Namen ich bis heute nicht kenne. Und später hat er mich in seinem Wohnzimmer geschlagen, weil ich es genossen habe, von einem fremden gevögelt zu werden.

Es war so extrem verwirrend. So erregend und gleichzeitig beängstigend, dass ich es nicht länger aushielt. Ich wusste nicht, wie ich mit so einer Art von Beziehung umgehen sollte. Wie kann ich jemanden lieben, der mich auf meinen Körper reduziert und mich wie sein Eigentum verleiht?

Doch wenn ich jetzt so darauf zurückblicke war das nicht der Grund, weshalb ich Schluss gemacht habe. Es war das Waterbondage.

Es mag zwar schön aussehen, wenn sich lange, dunkle Haare in der Strömung um einen nackten, gefesselten Körper winden, doch nichts ist mit der Panik zu vergleichen, die in einem aufsteigt, wenn du die Wasseroberfläche zwar sehen kannst, aber nicht im Stande bist, aus eigener Kraft sie zu erreichen und nach Luft zu schnappen.

Wenn Ruffy mich würgt, ist es nicht so. Da habe ich nicht die Angst, dass Wasser sich in meiner Lunge ausbreitet und mich unter Wasser zum Husten bringt, was die Schmerzen nur noch schlimmer wirken lassen.

Wenn er mir den Hals zudrückt weiß ich, dass ich nicht ertrinken kann.

Es scheint mir seltsam paradox, wenn ich so darüber nachdenke, aber vor dem Wasser scheine ich einfach mehr Angst zu haben.

Ich lege mein Magnet-Lesezeichen in das Buch, rutsche vom Bett und lege es auf meinen Schreibtisch. Ich spüre, dass ich feucht bin, von dem Buch oder von meinen Gedanken, das ist absolut unwichtig. Ich weiß nur, dass ich etwas machen muss.

Irgendetwas. Ich weiß, ich will mit Sanji heute Abend noch weg, aber bis dahin ist viel Zeit. Ich muss zu Ruffy.

Aber nicht einfach so.

Nicht in diesem Aufzug. Ein langer Wollpullover, darunter eine Sporthose? Nein danke. Ich ziehe mir den Wollpulli über den Kopf, die Hose in einem Zug herunter und steige aus ihr heraus. In Unterwäsche kann ich aber nicht über den Gang. Was ist, wenn mich einer sieht?

Oder wenn Ruffy sein Zimmer abgeschlossen hat und er gar nicht da ist?

Was dann?

Ich ziehe die Unterwäsche aus und stehe einen Moment nackt vor meinem Spiegelbild.

Ich bin nicht sehr groß, aber schlank. Das war nicht immer so, daher sind meine Brüste größer, als man von meiner Körpergröße erwartet.

75D.

Und selbst da scheinen manche BHs meinen Busen einzuschnüren und er presst sich aus den Körbchen.

Ob ihm das gefällt? Ob ihm das überhaupt aufgefallen ist?

Oder Sanji?

Oder Zorro?

Wieso denke ich jetzt bitteschön an die beiden?

Weil ich mit ihnen geschlafen habe.

Ja, wieso auch sonst? Natürlich interessiert es mich, was ihnen an mir gefallen hat. Ich bin auch nur ein Mensch und brauche ab und zu etwas Bestätigung. Ich lüge mich ja nicht an, ich bin da ganz realistisch.

Aber ob ich ihn noch dazu fragen kann?

Zorro nicht unbedingt, aber Sanji.

Auch, wenn ich ihn nicht mehr an mich ran lassen möchte, kann ich ihn doch trotzdem fragen, was ihn scharf auf mich werden lässt.

Wieso wird dein Schwanz hart, wenn du mich siehst?

Kann ihn ihm das so fragen?

Ich krame in der Schublade und schiebe die Baumwollunterwäsche achtlos zur Seite.

Was ich brauche ist etwas Besonderes. Etwas, dass meinen Käpten zum Schweigen und Ausrasten bringt.

Aber was?

Schwarz oder w-

Es fällt mir ins Auge, bevor ich daran denken konnte.

Es ist noch genauso ordentlich zusammengefaltet, wie er es mir geschenkt hat.

Die Uniform.

Weißer, glatter, knielanger Faltenrock mit einer weißen Bluse und einem weißen Blaser, der an dem Revier blau eingenähten Stoff. Über meinem Herzen thront das blaue Logo der Marine. Selbst ein marineblaues Halstuch liegt dabei.

Ich ziehe die Uniform vor dem Spiegel zurecht, fahre mit mir beiden Händen durch die offenen Haare, so dass sie mir in Wellen über die Schultern und Brüste fallen. Das sieht gar nicht so schlecht aus. Anders, als auf dem Marineschiff, aber sehr sexy.

Trotzdem fehlt etwas.

Nicht viel, aber ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl, damit man weiß, dass ich nicht so nach den Gesetzen lebe, wie die Uniform es voraussehen lässt.

Aber was?

Ich schaufle mit beiden Händen meine Unterwäsche aus der Schublade, aber nichts zieht seinen Blick auf sich.

Aber wieso nicht?

Weil es keine Unterwäsche sein soll.

Mein Blick fällt auf ein kleines, zweifingerbreites, schwarzes Samt-Halsband. Es ist schlicht, aber aufregend, passt mit seiner Strenge zu der Uniform, aber passt durch die Farbe nicht ganz dazu. Sehr gut.

Dazu setze ich meine Brille aber nicht auf, sondern benutze Kontaktlinsen-

Dazu weiße Ballerina und fertig.

Hallo, Jean Doe.
 

Als ich die Tür öffne, ist keiner zu sehen.

Ganz leise schließe ich mein Zimmer hinter mir ab, atme noch einmal tief durch und spüre noch immer die feuchte Hitze zwischen meinen Beinen, die jetzt jedoch nicht mehr von Stoff bedeckt wird.

Ich trage weder BH, noch einen Slip. Wieso auch? Es würde doch alles nur unnötig komplizierter machen.

Ich höre prasselnden Regen an Deck während ich den Gang leise entlanggehe und weiß, dass um diese Zeit Nami mit Sanji in die Stadt gegangen ist. Robin müsste auch dabei sein. Chopper wollte in die Bücherei. Franky hört man normalerweise schon von weitem und Brook muss an Deckwache halten. Es ist so seltsam in einer Marineuniform durch diese Gänge zu schleichen. Als dürfte ich nicht hier sein.

Aufregend.

Bei jedem Knarren zucke ich zusammen, schrecke auf und schaue mich um. Aber ich bin hier unten allein.

Ein Schiff bewegt sich nun einmal, ermahne ich mich. Sei nicht so nervös.

Als ich Ruffys Tür vor mi sehe, spüre ich Erleichterung und Aufregung gleichermaßen. Wie wird er reagieren, wenn er mich sieht?

Wird er mich gleich erkennen? Und was ist, wenn nicht?

Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen, als ich die Hand auf die Türklinke lege, doch bevor ich die Klinke auch nur bewegen kann, greift mich jemand fest an der Schulter, zieht mich zurück und ich versuche mich reflexartig mit einem Schritt nach Hinten zu fangen. Doch irgendetwas blockiert die Bewegung, stellt mir Beinchen und ich lande hart mit dem Rücken auf dem Boden, stoße mir durch den Schwung den Kopf und beiße vor Schock die Zähne zusammen.

Scheinbar zeitgleich spüre ich jemanden über mir, presst mich auf den Boden indem er sich auf meinen Bauch setzt, eine Hand greift meinen Hals und ich schnappe reflexartig nach Luft, ehe sie mir abgeschnürt wird.

Ich spüre noch etwas anderes an meinem Hals. Kalt und hart über der Hand.

Erst als ich die Augen öffne realisiere ich, wer mich festhält.

Zorro hält mir ein Schwert an den Hals, drückt mir den Hals mit der anderen Hand zu und funkelt mich von oben herab aus schwarzen Augen an.

Ich sehe, dass er mich noch nicht erkennt und spüre augenblicklich ein langes, ausgedehntes Ziehen in meinem Unterleib, welches sich bis zu meinen Schamlippen ausbreitet.

Schmerzhafte Lust steigt in mir auf, mein Herz rast und ich hebe reflexartig die Hände neben meinen Kopf, die Handflächen nach oben. Eine Geste der Unterwerfung, der Hilflosigkeit, aber er lässt noch nicht los.

„Wer bist du und wie bist du an Brook vorbei?“

Nur langsam gibt er mit der Hand nach, mit der er mir die Luft abschnürt, damit ich antworten kann.

Mein Rock ist durch den Sturz nach oben gerutscht, gleitet jetzt jedoch in einer streichenden Bewegung zwischen meinen Beiden herunter. Ich zucke bei der Berührung zusammen, presse die Beine zusammen und will nach Luft schnappen. Zorro interpretiert es als Versuch mich zu befreien und drückt erneut fester meinen Hals zu.

Oh, Gott, hör bitte nicht auf.

Wenn du es willst kannst du so gut zu mir sein.

Ich schließe einen Moment die Augen, will mich sammeln, aber da ich nichts sehen kann intensiviert es meine Empfindungen.

Erst jetzt realisiere ich, dass Zorros Arm mich ebenfalls zu Boden presst. Er führt in einer geraden Linie von meinem Hals herab zwischen meinen Brüsten, drückt auf mein Brustbein und würde mir die Luft aus der Lunge pressen, wenn der Weg nicht blockiert wäre.

Als ich diesen Druck realisiere richten sich meine Nippel unter dem Stoff ganz langsam auf.

Zorro, bitte, hör nicht auf.

Ich öffne die Augen erneut, blicke in diesen eisigen Blick und weiß, dass ich mich nicht bewegen darf.

Keinen Zentimeter.

Als Zorro erneut vorsichtig den Griff um meinen Hals löst, schnappe ich nach Luft. Doch da er mich nun nicht mehr so fest hält, wie zuvor, intensiviert er den Druck mit dem Arm auf mein Brustbein.

Ich kann kaum Atmen, muss ein Husten unterdrücken und suche nach den richtigen Worten.

Will ich wirklich, dass er mich jetzt schon erkennt?

Soll ich es nicht noch etwas genießen?

„Bitte, ich hab n-nur… Ich wollte nicht…“

„Was suchst du hier?!“, unterbricht er mich und beigt sich bei den Worten weiter über mich. Er kommt mir immer näher, starrt mir in die Augen und ich spüre wie mein Honig aus mir heraus über meine nackten Hinterbacken läuft.

Bei diesem Gefühl, gemeinsam mit der Angst und dem Wissen, in Gefahr zu sein, muss ich mir auf die Unterlippe beißen, um ein Stöhnen zu unterdrücken.

Ich wende den Kopf zur Seite, spüre einen ziehendes, schmerzendes Verlangen zwischen meinen Beinen und Tränen in meinen Augen aufsteigen.

Wie beängstigend er sein kann, wenn er will. Faszinierend.

Aber als ich Zorros Blick ausweichen will, greift er von meinem Hals zu meinem Kinn und zwingt mich, ihn anzusehen.

Ich spüre, dass ich ihm Meilenweit unterlegen bin und genieße es, so lange ich es kann.

„Ich hab dich was gefragt.“, zischt er mich aus zusammengebissenen Zähnen an und presst die Klinge mit einer Handbewegung enger an meinen Hals, schneidet mich jedoch nicht, da sie flach auf meiner Haut liegt, „Wie bist du-„

Diesmal bin ich es, die ihn unterbricht. Er war mir so nahe gekommen, dass ich nicht wiederstehen konnte, presse meine Lippen von unten auf seine, küsse ihn so plötzlich und so intensiv, dass er nicht weiß, wie er reagieren soll. Er zuckt sofort zusammen, würde bestimmt am liebsten weglaufen, doch er sitzt noch auf mir. Ich weiß, dass er mich ansieht, auch wenn ich die Augen geschlossen habe. Noch ist er nicht weg.

Ich streiche mit der Zunge über seine Lippe, spüre sein Zögern und doch bleibt er nah. Mit leichtem Druck auf seinen Mund spalte ich seine Lippen mit meiner Zunge und spüre endlich eine vorsichtige Erwiderung.

Erst zögernd, doch in dem Moment, als ich vorsichtig auf seine Unterlippe beiße unterdrückt er ein Keuchen, greift mit der Hand in meinen Nacken und zieht mich zu sich, während das Schwert noch immer auf meinem Hals ruht.

Wenn sich einer von uns falsch bewegt, dann…

Ich spüre, wie Zorros Zunge gegen meine gleitet, dann drückt und schließlich kämpfen unsere Zungen intensiv miteinander, während er mich fest an seinen Lippen hält. Er übernimmt die Kontrolle, zeigt, dass ich ihn nicht aus dem Konzept gebracht habe, ihn nicht aus dem Konzept bringen kann. Ich unterliege und mich nicht gegen ihn wehren kann.

Aber wehren möchte ich mich auch gar nicht. Nicht, wenn er es nicht doch von mir verlangen würde.

Als er sich schließlich aus dem Kuss löst, geht unser beider Atem schnell. Er legt seine Stirn auf meine und schaut zu mir herunter. Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen, da ich jetzt sehe, dass er mich erkannt hat.

„Jean.“, haucht er leise auf meine Lippen und überrascht mich selbst, als er mich bei diesem Namen nennt.

„Was machst du hier? Wieso bist du so angezogen?“, er flüstert nur noch leise, löst sich aber nicht von mir.

Als mir bei der Frage bewusst wird, dass ich eigentlich nicht ihn, sondern meinen Käpten überraschen wollte, verfliegt mein Lächeln sofort.

Wieso habe ich ihn geküsst?! Wieso?

Ich weiche seinem Blick zur Seite aus, blicke zu Ruffys Tür, die noch immer verschlossen vor uns steht und ich hoffe, dass sich alles, was ich jetzt so kompliziert gestaltet habe, sich einfach in nichts auflösen könnte.

Zu spät. Das nächste Mal denkst du, bevor du mit jemandem herumknutschst, ermahnt mich mein inneres Ich und hebt ermahnend den Zeigefinger in meine Richtung.

Zorro folgt meinem Blick, versteht aber noch immer nicht ganz. Er schaut verwirrt an mir herunter und versucht noch immer zu verstehen, wieso ich eine Marineuniform trage. Als er sich jetzt über mir aufrichtet nimmt er auch endlich das Schwert von meinem Hals und steckt es weg.

„Ich trage keine Unterwäsche.“, flüstere ich dann leise und hoffe, dass es Erklärung genug für ihn ist. Aber sein nächster Blick auf mich herunter sagt mir, dass er es ganz falsch verstanden hat.

„Wir sollten das wirklich lassen. Du hast doch auch gesagt, es soll nur das eine Mal-„

„So meinte ich das nicht.“

Ich schüttle den Kopf über ihn und seufze innerlich tief. Ist es so schwer für ihn vorzustellen, dass sein Käpten ein funktionierendes Sexualleben besitzt?

Er scheint es zu wissen, aber nicht zu begreifen. Zorro setzt sich mir gegenüber in den Schneidersitzt und endlich habe auch ich die Möglichkeit mich aufzusetzen. Jedoch setze ich mich natürlich nicht in den Schneidersitz.

„Ich wollte eigentlich zu Ruffy, aber jetzt…“

Ich seufze innerlich tief. Jetzt, wo ich Zorro geküsst habe, habe ich ein viel zu schlechtes Gewissen, als dass ich noch so einfach kokett zu Ruffy gehen könnte, um mir von ihm den Hintern versohlen zu lassen.

Naja, auch wenn es passen würde, dass er mir den Hintern versohlt.

„Ich versteh schon. So hattest du das nicht geplant.“, ergänzt Zorro meinen Satz dann zum Glück. Ich nicke nur noch auf seine Worte und weiche seinem Blick nach unten aus.

„Aber wieso hast du mich dann geküsst? Ich meine, ich will mich ja nicht beschweren, aber…“

Ich weiß, wieso.

Ich muss wohl versuchen es ihm zu erklären.

Wenn er es nicht versteht, kann ich auch nichts mehr tun.

„Du hast mich festgehalten. Und wie du mich angesehen hast… Ich konnte nicht anders.“

„In dieser Situation?“

„Gerade, weil es so eine Situation war. Es war so…Aufregend. Ich kann das nicht erklären…“

„Du meinst das ernst, oder?“

Ich nicke auf seine Frage. Wieso ist das so schwer zu erklären?

„Du meinst, du stehst auf sowas?“

Ich seufze leise. Wenn man das so einfach beschreiben will hört es sich gar nicht so normal an. Eher, als wäre es unnormal, wenn es einem gefällt. Aber ich nicke auf seine Frage und streiche mir über den Oberarm. Ich kann ihn nicht ansehen. Nicht, wenn er so über mich denkt.

„Dann hatte Sanji auch nicht gelogen, als er gesagt hatte, dass Ruffy dich schlägt?“

„So, wie er es gesagt hatte, war es eine Lüge. Wenn ich es nicht von ihm verlangen würde, hätte er nie damit angefangen.“

Verlangen. Ja, ich verlange es von Ruffy. Das ist die Wahrheit. Und dieses Wort setzt mich in die kontrollierende Position in Zorros Fantasie.

„Wenn du es von ihm verlangen musst, dann macht Ruffy es nicht gerne?“

„Das ist schwer zu erklären.“, ich seufze tief und schüttle den Kopf.

„Kann ich dir ein Buch ausleihen? Da steht-„

„Ich will mir kein Buch durchlesen. Entweder erklärst du es mir jetzt oder du kannst es vergessen.“

Wieso ist er denn jetzt so gereizt?

Und was gibt ihm das Recht sich über mir ein Urteil zu bilden?

Verwirrt schaue ich zu ihm auf uns erkenne sofort in seinem Blick, dass er sich zu etwas schwerwiegendem Entschlossen hat. Aber was?

„I-ich war schon immer so. Ich hatte es Ruffy erklärt, und er hatte sich dazu entschieden, mitzumachen.“

„Und dafür darf er mit dir schlafen, oder was?“

„Was? Nein, so ist das nicht.“

Ich bezahle Ruffy doch nicht mit Sex dafür, dass er etwas macht, was er nicht will.

„Ich kenne Ruffy schon viel länger als du und jemanden zu schlagen, der ihm unterlegen ist, das ist nicht seine Art. Das passt nicht zu ihm.“

„Du kennst ihn aber nicht auf diese Art.“

„Du willst mir erzählen, dass meinem Käpten einer dabei abgeht, wenn er auf jemanden einschlägt, der sich nicht wehren kann?“

Oh, Gott, das ist ganz falsch. Wie bin ich in diese Situation geraten?

Ich kann ja schlecht ja zu ihm sagen, wenn er so eine extreme Meinung von meinem Leben hat.

Wie könnte ich das Recht haben mich zwischen Ihm und seinen Käpten zu stellen?

Wie könnte ich dafür sorgen, dass eine so lange Freundschaft ins Wanken gerät?

„Nein.“

„Also. Du sagst es selber. Wenn es ihm nicht gefällt, wie kommst du dann dazu ihn dazu zu bringen, so etwas über sich zu bringen? Etwas, das so entschieden gegen seine Natur geht?“

Tränen steigen in meinen Augen auf. Ich weiß, wohin das führt.

„Das darf ich nicht.“, hauche ich leise und weiche seinem Blick nach unten aus.

„Genau, das darfst du nicht. Woher nimmst du dir das recht Ruffy so zu manipulieren? Hast du eigentlich eine Ahnung, was er alles für seine Crew gemacht hat? Was er machen würde? Weißt du, wie sehr es ihn verletzen muss, wenn du so etwas von ihm verlangst und ihm wahrscheinlich nur dann das Gefühl gibst, dass er dich verdient? Dass du ihn vielleicht sogar liebst? Und wenn er es nicht machen würde, würdest du ihn nicht mehr beachten, oder was?“

„Du hast Recht. Ich bin ganz falsch hier.“

Tränen fließen mir über die Wangen, dennoch spreche ich ganz ruhig. Ganz leise.

Zorro nickt nur noch, verschränkt die Arme vor der Brust und mustert mich.

„Sag ihm, es tut mir Leid, okay? Das ist einfach nicht richtig. Ich darf das nicht von ihm verlangen. Ich habe nicht das Recht dazu.“

„Allerdings. Soll ich dir beim Packen helfen?“

Bei der Frage schlage ich meine Hand vor den Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken. Wie ist es jetzt so weit gekommen?

Wieso konnte ich nicht die Finger von ihm lassen?

Ich darf nicht die Freundschaft zwischen Ruffy und Zorro zerstören. Sie sind schon so lange Freunde. Das könnte ich mir nie verzeihen.

Ich würde immer daran denken müssen, wenn ich ihn ansehe.

Zorro will seinen Freund nur beschützen. Für ihn bin ich nur eine manipulierende Schlampe, die seinen besten Freund mit Sex unter Kontrolle hält.

Auf seine Frage schüttle ich nur den Kopf, schließe einen Moment die Augen und versuche mich zu sammeln.

Ganz ruhig. Du hattest schon schlimmere Dinge hinter dir gelassen. Ganz ruhig. Gegen Dominik konntest du dich auch alleine behaupten. Ganz ruhig.

Ich zwinge meinen Atem ruhiger zu werden, spüre aber, wie sich mein Hals zuschnürt.

Doch als ich höre, wie sich Ruffys Tür hinter Zorro öffnet, schüttle ich reflexartig den Kopf, erhebe mich so schnell, wie ich kann und laufe den Gang zurück in mein Zimmer.

Ich will nicht, dass er mich sieht.

Jetzt nicht mehr.

Ich muss hier weg.

Ich muss alles packen und hier weg.

Ich schließe mein Zimmer sofort ab, als ich die Tür hinter mir schließe, aus Angst, Ruffy könnte versuchen hinter mir her zu laufen. Ich will ihm nicht erklären müssen, dass er sich zwischen mich und Zorro entscheiden muss.

Das muss er auch gar nicht.

Ich gehe freiwillig.

Wasserspiele

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Erinnerungen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Überraschung

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ene mene miste....

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Seit vier Generationen

Kapitel 19

Sato sitzt mit Ruffy am Küchentisch.

Ich bleibe in der Tür stehen, eine Hand an dem Türrahmen.

Als sie mich ansehen, weiche ich den Blicken nach unten aus.

„Käpten, darf ich mir etwas anziehen?“

Ich bin nicht mal sicher, ob ich nicht schon etwas damit falsch gemacht habe, dass ich jetzt hier stehe.

Ich bin ja schon froh, dass ich stehen kann.

Aber anstelle zu Antworten winkt mich Sato an den Tisch.

„Komm mal her.“

Ich blinzle, schaue unsicher zu Ruffy, der mich immer noch ansieht und senke den Blick dann wieder schnell.

Als ich mich von der Tür auf die zwei zubewege, höre ich, dass Sato sich ein Kichern verkneifen muss.

Er beobachtet mich und ich gehe langsam auf die beiden zu, bewege meine Oberschenkel aber nicht dabei, die meiste Bewegung kommt aus meinen Knien.

Als ich höre, wie er über mich lacht, muss ich mich zusammenreißen nicht stehen zu bleiben, mich umzudrehen und wieder aus dem Zimmer zu verschwinden.

Ihn möchte ich mal sehen, nachdem man sowas mit ihm gemacht hat.

Ruffy beobachtet mich zwar auch, aber er schweigt.

Als ich vor dem Tisch stehen bleibe, Sato auf meiner linken, Ruffy auf meiner rechten Seite, greift Sato mein Handgelenk, zieht mich zu sich auf seinen Schoß und schiebt ein Bein zwischen meine.

Ich zucke zusammen, will mich erst gar nicht setzen, bleibe dann aber angespannt auf seinem Schoß sitzen.

„Ruffy hat sich mit mir ein bisschen unterhalten, weißt du?“

Autsch, das Sitzen tut so echt weh.

Das weiß er mit Sicherheit, aber er lässt mich nicht aufstehen.

Unterhalten?

Was soll das heißen?

„Wir glauben, dass es besser ist, wenn er erst mal lernt, was es heißt ein Dom zu sein, bevor ihr wieder alleine zusammen bleibt.“

„Was?“

Ich schaue instinktiv zu Ruffy auf, der sich in dem Moment auf seinem Stuhl zurück lehnt und mich weiter ansieht.

Meint er das ernst?

„Es ist wohl schon einmal was bei euch schief gelaufen und das will er nicht noch einmal.“

„Das ist ja keine wirkliche Pause. Ich mach nicht Schluss mit dir oder so.“, unterbricht Ruffy Sato dann und sieht mich direkt an.

Aber genauso fühlt es sich gerade an.

„Sato hat mir von der Schule erzählt und von der Turnhalle. Er wird mir ein paar Sachen beibringen und dann ist es wieder wie vorher.“

„Wi-wieso kann ich dir das nicht be-beibringen?“, stottere ich leise und hoffe, dass Sato nicht den drang verspürt mich zu unterbrechen.

Das tut er nicht.

Er weiß, wann er sich nicht einmischen sollte. Das ist das gute an ihm.

„Das ist nicht das gleiche. Ich meine, ohne dich hätte ich nicht gewusst, dass es sowas überhaupt gibt, aber mir zum Beispiel beibringen, wann ich aufhören muss dich zu würgen, konntest du nicht.“

Ich will etwas sagen, kann aber nicht.

Schließlich weiche ich seinem Blick nach unten aus und nicke.

Mein Hals schnürt sich vor Tränen zusammen und ich weiß, wenn ich jetzt noch ein Wort sage, dann fange ich an zu weinen.

Aber wieso? Er hat selbst zu mir gesagt, dass er nicht Schluss mit mir macht. Wieso macht mich der Gedanke so fertig?

Ruffy merkt es sofort, lehnt sich wieder nach vorn an den Tisch, legt die Hände auf die Tischplatte und sucht meinen Blick.

„Hey, das dauert doch nicht lange. Du weißt selbst, dass ich Angst um dich hab. Bei dir ist das anders, du kennst das schon viel länger als ich.“

Ich nicke wieder.

Ich weiß, dass er Recht hat, aber ich schaue ihm nicht in die Augen. Ich kann jetzt einfach nicht. Will nicht, dass er mich sehen kann.

Nicht jetzt.

„Es sind nur ein paar Wochen. Dann-„

„Wochen.“, wiederhole ich leise, hatte eigentlich nur mit Tagen gerechnet.

Das gibt mir den Rest, aber ich will es nicht zeigen.

„Ja, nur ein paar. Sato bleibt in der Zeit hier. Es ist ja nicht so, dass wir uns gar nicht mehr sehen. Alles ist wie vorher. Wir werden nur ne Zeit nicht miteinander…“

„Ficken.“, beende ich seinen Satz. Ihm scheint das Wort schon unangenehm, wenn er es sagen muss, wenn jemand zuhört.

Mir nicht. Schon lange nicht mehr.

Sato hatte es mir abgewöhnt.

Dabei fällt mir ein..

„Wieso Sato?“

„Weil er der einzige ist, den ich noch kenne, wenn ich in die Schule gehen würde. Außerdem seid ihr Freunde und ich weiß, dass ich ihm vertrauen kann.“

Ja, das stimmt.

Vertrauen kann man ihm wirklich. Er ist nie zu weit gegangen. Aber er hat Dinge von mir verlangt, die ich nicht konnte. Nicht wollte.

Waterbondage.

Gefesselt und bewegungsunfähig in einen Pool geschmissen zu werden ist nicht unbedingt das, was mich erregt.

Wenn ich gewürgt werde ist das etwas anderes.

Wenn ich unter Wasser reflexartig nach Luft schnappen würde, dann fühlt es sich an wie Wasserbomben in der Lunge. Ich spreche da aus Erfahrung.

Das wollte ich nicht, und er wollte nicht darauf verzichten.

Er liebt den Reiz am Gedanken, dass seine Sub ohne sein Handeln ertrinkt.

Für ihn ist es pures Vertrauen.

Für mich war es das nicht.

Deswegen sind wir nicht mehr zusammen.

„Was sagst du?“, will Ruffy von mir wissen, doch Sato unterbricht die Stille, ehe ich antworten kann.

„Siehst du? Das ist schon der erste Fehler. Wenn du nicht willst, dass sie den Respekt vor dir verliert, dann stell sie nicht auf die gleiche Stufe wie dich. Sie steht unter dir. Du musst sie nicht fragen, was sie davon hält, wenn es um so was geht. Wenn du ihr Dom sein willst, dann musst du lernen es immer zu sein. Das heißt eben auch für sie bestimmte Entscheidungen zu treffen. Und das hier ist eben eine solche Entscheidung. Du weißt, es muss sein, also frag sie nicht danach.“

Ich schaue nicht auf, aber ich weiß, dass Sato Recht hat.

So einfach ist das.

Ein Dom, mein Dom soll dazu da sein, sich um mich zu kümmern. In jeder Hinsicht. Er soll mir aussuchen was ich esse, was ich anziehe, was ich denke und was ich fühle.

Ich liebe es wenn Ruffy mit mir kuschelt, so ist das nicht. Aber er soll auch zeigen können, dass er nicht nur im Schlafzimmer weiß, wie man sich durchsetzt.

Ja, es ist besser, wenn er erst lernt.

Für uns beide.

Für Uns.

„Du darfst dir jetzt was anziehen.“, sagt Ruffy irgendwann und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück.

Ich nicke sachte, erhebe mich von Satos Bein und gehe wieder langsam zur Tür und aus dem Zimmer.

War das dann gerade nur ein Abschiedsfick für die nächsten Wochen?

Wochen. Das hört sich so lang an.

Sind wir überhaupt so lange hier?
 

An dem Abend holt Ruffy die anderen zurück aufs Schiff.

Niemand verliert ein Wort darüber, was passiert ist, als Ruffy sie vom Schiff geschmissen hat, sie reden aber viel von der Stadt, von dem Hotel und was sie erlebt haben.

Besonders Nami unterhält sich viel mit Lysop, Zorro mit Robin und Chopper erzählt Ruffy, was er verpasst hat.

Ruffy hingegen stellt Sato vor. Erklärt, dass er mich gut kennt und dass er eine Zeit bei uns als Besuch bleibt.

Nur einer Schweigt.

Und das, weil er mich gesehen hat.

Sato hat Recht.

Ich habe übertrieben.

Also weiß ich schon, was ich machen muss, um es wieder gut zu machen.

Ich habe schon gegessen, daher stehe ich viel eher vom Tisch auf, natürlich nicht ohne auf das Nicken von Ruffy gewartet zu haben, und verschwinde aus der Küche.

Ruffy wird nicht in mein Zimmer kommen, um mit mir zu schlafen, daher gehe ich auch nicht in mein Zimmer.

Nicht in meins.

Sanjis Zimmer ist nicht abgeschlossen, es liegt direkt neben meinem und ist ebenfalls schalldicht. Unsere Zimmer liegen über dem Maschinenraum, das ist der Grund.

Ich schalte das Licht ein und schaue auf sein Bett.

Es steht direkt unterm Fenster, an der Wand ein großes Regal voller Bücher.

Ich wusste nicht, dass er so viel liest.

Ich schließe die Tür hinter mir und es zieht mich als Autorin natürlich zu den Büchern.

Ich schaue durch das Regal und es erklärt sich sofort, wieso er so viele Bücher hat.

Kochbücher.

Ich habe ihn noch nie nach Rezept kochen sehen, er kocht nach Gefühl, aber hier holt er wohl seine Inspiration her.

Aber es sind nicht nur Kochbücher.

Viele der Bücher kommen mir sehr bekannt vor.

Ich habe selbst einige gelesen.

Als ich mein eigenes Buch im Regal entdecke, wundere ich mich nicht darüber es hier zu finden, sondern darüber, wie es aussieht.

Ich ziehe es aus dem Regal und kann sofort erkennen, dass er es öfter als nur einmal gelesen hat.

Der Buchrücken ist gebrochen, ein paar Seiten sind angerissen und es liegen mehrere, weiße Blätter zwischen Textstellen, die er schnell finden möchte.

Ich muss aufpassen, dass die Blätter nicht aus dem Buch fallen.

So sieht ein Buch aus, was gelebt hat.

Wow.

Ich habe ehrlichgesagt erwartet, dass er sich mehr auf die Bilder konzentriert, aber jede Seite, jedes Kapitel sieht gleich verschlissen aus.

Ich blättere ein wenig durch das Buch, sehe ein paar markierte Textstellen, lese sie mir aber nicht durch, weil ich erwarte, dass Sanji gleich durch die Tür kommt, und stelle es zurück ins Regal.

Er kommt aber nicht.

Noch lange nicht.

Ich sitze auf seinem Bett, während ich warte.

Irgendwann dauert es mir zu lange und ich bin doch zu neugierig, als dass ich nicht noch einmal nachsehen könnte, was er sich markiert hat.

Also hole ich das Buch erneut aus dem Regal, nehme es mit zum Bett und blättere darin.

Die erste markierte Textstelle handelt von Feiertags-Sex.

Ich hatte geschrieben, dass das Essen viel damit zu tun hat, dass an Feiertagen wenig miteinander geschlafen wird.

Wer zu viel isst, ist hinterher zu träge für den Nachtisch nach dem Nachtisch.

Man darf nicht zu viel von der Hauptspeise essen und nicht vergessen, dass es ja drei Gänge gibt. Dann ist man hinterher nicht zu voll gegessen.

Ich blättere weiter und lese in der nächsten Textstelle, dass es in der Natur des Mannes liegt, Gewalt gegen eine Frau ausüben zu wollen. Männer fühlen sich hilflos in der Gegenwart einer Frau. Wenn sie verliebt sind, dann werden sie ungeschickter, suchen nervös nach richtigen Worten und fühlen sich so der Frau unterlegen. Das muss natürlich ausgeglichen werden. Daher entstehen selbst in dem gesetzestreusten Gehirn eines Mannes Träume von Vergewaltigungen und Schlägen gegen Frauen.

Das ist nichts, weshalb Mann sich sorgen machen muss. Das ist nur das unterbewusste Denken, welches sich in dem Traum auslebt.

Eine Seite weiter markierte er wieder etwas.

Hier erkläre ich, dass selbst Frauen Vergewaltigungsfantasien entwickeln. Frauen sehnen sich danach Männer aus dem Konzept zu bringen. Wir spielen mit ihnen, bringen sie dazu uns zu lieben, obwohl wir nichts von ihnen wollen, nur um uns besser zu fühlen. Wir wollen, dass der Mann wegen uns den Verstand verliert. Dass er nicht aufhören kann uns anzusehen.

Nicht aufhören kann, uns anzufassen.

Auch dann nicht, wenn wir es ihm verbieten.

Nur damit wir wissen, dass wir unwiderstehlich sind.

„Schieda? Was machst du hier?“

Ich erschrecke mich dermaßen, dass mir das Buch beinahe aus der Hand fällt. Ich fange es mit einer Hand auf, verliere es beinahe wieder und muss aufstehen, damit ich es fangen kann.

Ich presse es an mich, sehe dann aber schon die Blätter aus den Seiten fallen, bleibe bewegungslos stehen und schaue zur Tür.

Sanji sieht mich überrascht an, schließt die Tür schnell hinter sich und kommt dann auf mich zu, sagt aber nichts.

„Tu-tut mir Lei-Leid. I-Ich-„

Ich gehe sofort in die Knie, schiebe die Blätter zusammen und will sie aufheben, halte das Buch noch immer mit einer Hand fest an mich gedrückt, damit nicht noch mehr Blätter herausfallen.

Na klasse. Ich hätte mich nicht in seine Sachen einmischen dürfen.

Ich habe das Buch zwar geschrieben, aber wenn ich mir ansehe, was er sich für Notizen gemacht hat oder welche Stellen er sich Markiert hat, dann ist das als ob ich in seinen Kopf reinschauen würde.

Das darf ich einfach nicht. Das gehört sich nicht.

Sanji kniet sich zu mir, hebt die Blätter auf und schweigt.

Er glaubt mit Sicherheit, dass ich ihn wieder runtermachen will. Dass ich deswegen hier bin.

Das bin ich aber nicht.

Wir erheben und gleichzeitig, ich achte darauf, dass meine Haare mein Gesicht verdecken, weil ich weiß, dass ich rot bin.

Das ist so peinlich.

Ich realisiere erst, dass ich das Buch noch in dem Arm halte, als ich merke, dass Sanji mich wortlos ansieht.

„Oh. Hier. Tschuld-d-ige.“

Ich drücke ihm das Buch in die Hand, streiche mir eine Strähne hinters Ohr, aber eher weil ich mich am liebsten hinter meiner Hand verstecken will und weiche seinem Blick zur Seite aus.

„Was willst du hier?“, fragt er dann leise, und ich bin froh, dass er nicht lauter spricht.

Nur sein Ton gefällt mich nicht. Er ist nicht so freundlich, wie er sonst ist.

Kein Wunder. Ich habe ihm auch keinen Grund gegeben zu mir nett zu sein.

„Ich w-wollte- Ich mei-ne- Du und-„, ich breche irgendwann ganz ab, atme tief durch und schüttle über mich selbst den Kopf.

„Ich fa-fange nochmal an. Tu-tut mir L-Leid.“

„Hör auf dich zu entschuldigen, okay? Das musst du nicht.“

Doch, genau deswegen bin ich hier.

„San-Sanji, ich hab ex-extrem übertrieben. Ich-„

„Womit übertrieben?“

Mit allem.

„Ich weiß, d-du hast nur d-das gem-macht, was du für r-richtig gehal-halten hast. Ich wa-war so sauer auf d-dich und da-dabei habe ich to-t-tal vergessen w-wie du dich um m-mich geküm-m-mert hast, als es mir so schl-l-echt ging. Du hast m-mir jeden Tag w-was zum Essen geb-bracht, du hast m-m-mich nicht alleine gelassen. Und d-da war ich wirklich a-alleine. Ich hab dich so-so behandelt und du hast es nicht verdient. N-nicht so.“

Verdammtes Stottern.

Wieso jetzt so stark?

Klar bin ich nervös, es ist ja auch nicht so einfach, was ich zu sagen versuche.

„T-tut mir Leid.“, sage ich dann irgendwann leise. Sanji sagt die ganze Zeit kein Wort. Er hört mir nur zu, das kann ich spüren.

Ich warte lange, kann ihm aber nicht in die Augen sehen.

Irgendwann nickt er, nimmt die Blätter Papier, schlägt das Buch auf und legt sie alle zusammen hinein. Dann wirft er das Buch auf das Bett hinter mir.

„Danke.“

Ich atme leise hörbar aus. Erst jetzt spüre ich, wie angespannt ich war.

„Bist du deswegen hier?“

Ich nicke einmal auf die Frage.

Ja, nur deswegen.

„Ich will, d-dass wir weiter Freunde b-bleiben können. Ich w-will dich nicht ignor-rieren. Ich hab dich wirklich gern.“

„Danke, das bedeutet mir wirklich viel. Lass es uns einfach vergessen.“, er flüstert nur leise, ich nicke schnell und atme einmal tief durch.

Auf einmal fühle ich mich so entspannt.

Ich wusste gar nicht, dass es mich selbst so sehr belastet.

Aber das ist nur logisch, wenn ich es mir überlege. Sanji hat mir noch eher gezeigt, dass er auf mich steht, als es Ruffy getan hatte. Er hat mich von dem Tag an angehimmelt, als ich hier auf dem Schiff ankam. Er hat es mir nie an etwas fehlen lassen. Nie.

„Willst du mir noch etwas anderes sagen?“, unterbricht er meine Gedanken und erst jetzt merke ich, dass ich eigentlich darauf gewartet habe, dass er etwas sagt.

Aber ich schüttle nur den Kopf, schaue einmal kurz zu ihm auf und treffe seinen Blick.

Endlich können wir uns wieder in die Augen sehen.

Ich lächle kurz erleichtert auf, zögere noch einen Moment, gehe dann aber an ihm vorbei in richtung Tür.

„Schieda?“, hält mich Sanji dann doch zurück.

Ich drehe mich zu ihm um, um herauszufinden, was er mir sagen will.

Will er sich auch für das entschuldigen, was er gemacht hat?

Immerhin hat er Ruffy ziemlich schlimm zugerichtet.

„Was ist passiert?“, fragt er dann und sieht mich direkt an.

Ich blinzle, weiß nicht was er meint.

Das erkennt er an meiner Reaktion.

„Du kannst kaum laufen. Bist du okay?“

Als er das sagt, weitet sich mein Blick für einen Moment, dann weiche ich schnell seinem Blick zur Seite aus, lächle auf, um meine Reaktion zu überspielen und winke nur mit einer Hand ab.

„I-ich hab nur.. Muskelkater.“, oder so in der Art.

„Du musst mich nicht anlügen. Geht’s dir gut?“

Naja, ein bisschen fühlt es sich noch taub an. Aber sonst eigentlich ganz okay.

„Ja, mir geht’s g-gut.“

„Ich hab den Gang schon einmal gesehen. Bist du sicher?“

Ach echt?

Er hat das schonmal gesehen?

Bei den Worten muss ich ihn doch ansehen. Denkt er das, was ich denke?

Er sieht mich erst nur an, kommt dann auf mich zu und bleibt kurz vor mir stehen.

„Soll ich dir sagen, was ich glaube?“

Er sieht mich direkt an, aber ich weiche seinem Blick nicht aus.

Das will ich zu gerne wissen.

„Du weißt, dass das als Operation zählt, oder? Das musst du mir sagen.“

„Was?“, flüstere ich, weil ich seinen Gedanken nicht hinterherkomme.

„Hast du dir ne Spirale einsetzen lassen?“

Eine Spirale?

Was-

Ach ja, damit kann man doch verhüten.

Als mir klar wird, was er glaubt, muss ich lächeln, atme innerlich erleichtert auf, schüttle dann aber den Kopf.

„Nein, das hab ich nicht. Das brauche ich nicht mehr.“

„Nicht mehr?“

Ich nicke sachte, lege eine Hand auf meinen Unterbauch.

Doch bevor ich ihm erklären kann, was los ist, weitet sich sein Blick, er öffnet den Mund um etwas zu sagen, bekommt aber kein Ton raus. Mit dieser Reaktion habe ich den Faden verloren.

Was denkt er jetzt schon wieder?

„Du bist schwanger?!“

Ich blinzle, muss reflexartig über diese Äußerung lächeln, weil es mir so lächerlich vorkommt.

„Oh mein Gott, Schieda! Das ist Wahnsinn! Glückwunsch! Hast du- Ich meine, weiß das schon jemand anderes?“

„Nein, Sanji, ich-„

„Es weiß noch keiner? Das ist so toll, das hätte ich wirklich nicht erwartet.“

Sanji fällt mir um den Hals, drückt mich an sich und freut sich wirklich offensichtlich.

Das ist es, was mich übel werden lässt.

Mein Hals schnürt sich zu, und ich spüre Tränen in mir aufsteigen.

„Das verändert wirklich alles. Ich werde dir sofort einen Nahrungsplan für die nächsten Monate zusammenstellen. Darum musst du dir keine Sorgen machen. Ich werde mit Zorro reden, wenn du es nicht willst und sage ihm, dass du erst mal nicht mehr Trainieren solltest.“

„Nein, Sanji.“, flüstere ich und schüttle den Kopf. Mir stehen die Tränen in den Augen über seine Reaktion. Aber er interpretiert es ganz falsch.

Hör einfach auf zu reden, bitte.

„Wenn du noch nicht willst, dass es jemand weiß, dann kannst du dich auf mich verlassen. Ich sage kein Wort weiter. Aber wenn du irgendwas brauchst, sag mir nur Bescheid. Ich kümmer mich um all-„

„Nein, Sanji! Ich bin nicht schwanger!“, ich schreie ihn unter Tränen an. Ich kann seinen Worten einfach nicht mehr standhalten.

„Und ich werde es auch nie sein.“, flüstere ich leise, weiche seinem Blick nach unten aus und schlage meine Hände vor mein Gesicht.

Ich will mich am liebsten verstecken.

Wieso musste er auch so reagieren?

Ich kann nicht aufhören zu weinen, drehe mich von Sanji weg und versuche mich zu beruhigen.

Doch er hat mir wieder vor Augen geführt, was ich nie erleben werde, daher fällt es mir schwer.

„Was?“, Sanji starrt mich von der Seite an, das kann ich fühlen.

„Aber, du hast doch gesagt- Oh, scheiße, Schieda. Das tut mir echt leid. Das wusste ich nicht. Ich wollte nicht, dass du-„

Ich schnappe nach Luft, atme tief durch, breche aber nur vollkommen in Tränen aus, da er mich jetzt scheinbar bemitleidet.

Nein, das wollte er nicht.

Das wollte ich auch nicht.

Er sieht, dass es mir jetzt wirklich nicht gut geht und führt mich zurück zum Bett, wo ich mich wenigstens setzen kann.

Ich brauche etwas Zeit, um mich zu beruhigen, bin dann aber doch froh, dass er es ist, bei dem ich so zusammengebrochen bin und nicht Ruffy oder sonst wer.

Ich bin nicht sicher, ob ich Ruffy je davon erzählen möchte.

„Ich hab mich mit neunzehn sterilisieren lassen.“, sage ich irgendwann leise ohne Vorwarnung. Sanji legt einen Arm um mich, will mich unterstützen, aber ich spüre, dass er noch nicht versteht.

„Wieso?“, natürlich will er das wissen. Aber ob ich ihm nur das sage, was ich Zorro erklärt habe, da bin ich mir noch nicht sicher.

„Weil ich Angst hatte.“, sage ich erst nur, weiß aber, dass ich es ihm besser erklären muss.

„Dass es Schmerzen sind weiß ich ja, aber-„

„Nicht da-davor. Ich hatte Angst, d-dass-„

Ja, wovor hatte ich Angst? Ich weiß, wieso ich es getan habe, aber ich weiß immer noch nicht, ob ich es ihm wirklich sagen soll.

„… Dass?“, fragt er leise nach, lässt mir aber Zeit.

Sag es ihm einfach. Er wird es nicht weiter erzählen.

„Ich habe es für mei-meine Kinder getan. Ich weiß, d-das hört sich komisch an w-wenn man darüber redet, kei-keine Kinder bekommen zu können, ab-b-ber so ist das wirklich. Mein-ne Urgroßmutter hat sich um-mgebracht. Ihr erstes Kind, m-meine Oma, lebte ihr halbes Leben in der Psychiatrie und m-meine Mutter-„

Ich breche den Satz hier ab, schüttle den Kopf und atme einmal tief durch, um mich zu sammeln.

Das mit meiner Mutter sage ich ihm nicht.

„Seit v-vier Generationen ist es in mei-meiner Familie immer das gleiche. Er-erstgeborene Frauen die psychisch la-labil sind und kaum einen M-mutterinst-tinkt entwickeln können. Ich wo-wollte das für meine Kinder ni-nicht, also habe ich es verhindert.“

„Du hattest mir doch erzählt, du bist als Kind-„

„Das war gelogen.“, unterbreche ich ihn und weiß, was er meint. So lange kannte ich ihn damals noch nicht, als ich ihm erzählte, ich sei bei meiner Oma aufgewachsen.

Ich wünschte, es wäre so gewesen.

„Was ist mit deiner Mutter?“

Als er sie erwähnt weiche ich mit dem Blick zur Seite aus.

Ich will nicht über sie reden.

Am liebsten nie wieder.

Daher schüttle ich nur den Kopf auf seine Frage.

„Sag schon, bitte. Ich verrat es auch keinem, versprochen.“

„Es ist n-nicht so, dass ich glau-ube, dass du es wie-weiter sagst-t. Ich will dir n-nur nicht sagen müs-ssen, dass-„

Ich bringe den Satz in Gedanken zu Ende, verschleiere meinen Mund mit der Hand und spüre erneut Tränen in mir aufsteigen.

Er legt eine Hand auf meine Schulter, zieht mich tröstend zu sich und ich sehe sie vor meinem inneren Auge vor mir.

Sie ist immer wunderschön. Darauf legt sie besonderen Wert.

Es gehört zu ihrem Beruf.

„Ich w-wusste als Kind nicht, was das bedeutet und wieso an-andere Kinder nicht mit mir spielen durf-ften. Ich hatte ihr im-mer beim Einkaufen geho-olfen. Ich dachte, Kondome sind Luftballons für E-erwachsene. Sie hatte im-mer viele davon dabei. Sie-Sie hat mir immer gesagt, es ist wichtig, gut auszu-zusehen. Es ist d-as wichtigste ü-überhaupt. Sie hat ges-sagt, weil ich nicht hü-übsch genug bin will keiner m-mit mir spielen. Dabei wu-wurde ich oft von Frem-mden gelobt. B-besonders wegen m-meinen Haaren. Lange, volle Locken, schon a-als kleines Kind. Sie ha-hat gesagt, wenn man zu oft Komplimente für etwas be-bekommt, dann verliert man es schnell wi-wieder. Dann bin ich in der N-nacht aufgewacht. Ich weiß, d-dass sie in m-meinem Zimmer war. Sie hat m-mir gesagt, dass es nur ein Traum i-ist und dann hatte i-ich gespürt, wie sie m-mir eine Strähne nach d-der anderen abgeschnitten hat. Danach gab es kein-ne Komplimente mehr für m-mich. Und sie hat si-ich über mich lustig gemacht, d-dass jetzt bestimmt niemand mehr m-mit mir spielen will, so hässlich w-wie ich jetzt bin. Sie sagte d-das so oft wie möglich zu m-mir. Ich wollte immer so sein w-wie sie. Sie war im-mer wunderschön. Ich d-dachte, mit ihr wollten im-mer alle spielen. Wieso bekom-mt sie sonst so oft besuch? Ich wollte wi-wissen, was sie spielen, darum hatte ich s-sie beobachtet. Aber sie spielten nicht. Sie ha-hat ihm den verdam-mten Schwanz gelutscht und ich hab zugesehen. Ich hatte sie durchs Schlüs-sel-loch beobachtet. Ich konnte nicht mehr weg-wegsehen. Ich kon-nte nicht. Die ganzen frem-fremden Män-ner, die mir Komplimente gemacht hat-ten als ich noch lange Ha-haare hatte, die haben sie dafür bezahlt sie ficken zu-zu dürfen. Als ich sie-sie fragen wollte, was das war, was ich ges-sehen hatte, habe i-ich das erste Mal gestot-tert. Sie hat mich so a-ausgelacht, dass ich eine Wo-woche nichts sagen konnte. Ich bekam Angst vor den Männern, die sie besuchten, w-weil ich im-immer zugeguckt hab. Ich wollte sie nicht sehen und auch nicht, dass sie mich sehen. Sie haben mich im-mer irgendwo angefasst. An den Armen, im Ges-gesicht und haben so dreckig gegrinst. Sie haben gesagt, sie freuen si-sich schon auf mich, aber ich wusste-te nicht, was das heißen sollte. Im-Immerhin saß ich neben denen. Ich war doch schon da, wieso freuen die sich auf mich? Und M-M-Mama hat immer alle in die Wohnung gelassen. Sie-sie hat mir nicht zugehört, wenn ich ihr gesagt habe, da-dass ich die Männer nicht mag. Sie hat m-mir einfach nicht zugehört. Einer suchte immer nach mir, wenn er zu uns-uns kam. Mama war eif-eifersüchtig, aber ich hat-te das nicht verstanden. Er hat m-mir gesagt, wenn er bei meiner M-Mama ist, dann denkt er immer an mich. Er will irgendwann a-auch mit mir spielen, hat er gesagt. Er hat gesagt, er findet nicht, d-dass ich hässlich bin und irgendwann, wenn meine M-mama nicht da ist, dann kommt er mich auch mal besuchen. I-ich soll ihm die Tür dann-dann öffnen. Mama hat das nicht gewusst, aber ich hatte zu viel Angst, um die Tür zu öffnen, als er vor der Tür stand.“

Ich schnappe nach Luft, die Tränen fließen mir über die Wangen und mir ist schwindlig und übel bei der Erinnerung. Jetzt verstehe ich alles, was die Männer damals gesagt haben. Jetzt schon. Aber ich kann nicht mehr aufhören zu reden.

Ich muss es einfach sagen.

„Sie hat ge-gesagt, ich bin schuld. Ich bin Schuld, d-dass sie das alles ma-machen muss. W-wenn ich nicht wäre, d-dann wäre sie schon lange ni-nicht mehr hier. Sie hat ge-gesagt, sie hätte mich ab-abtreiben sollen als es n-noch ging. Jetzt ha-hat sie mich am Hals und ich m-mache nichts anderes als Geld zu kosten. G-geld und Zeit. We-wegen mir muss sie nachts zu Hau-heuse bleiben. Wegen mir kann sie nicht m-machen, was sie will. Sie m-muss leider auf mich aufpassen, und ka-kann darum keinen Spaß haben. Wenn-Wenn sie wüsste, wer mein Vater ist, da-dann hätte sie mich an ihn abgeschoben. Wenn-„

„Schieda, hey, ganz ruhig.“

Ich zittere am ganzen Körper, was ich erst jetzt realisiere. Mir ist schwindlig und ich halte Sanjis Hand fest. Ganz fest.

Ich fühle mich wieder wie damals. Es sind so viele Jahre vergangen, aber wenn ich daran denke, was damals passiert ist, dann sind die Jahre wieder da. Alles ist dann wieder da.

Sanji zieht mich enger zu sich, drückt mich einmal an sich und hält meine Hand.

Ich kann nicht aufhören zu zittern.

„Prinzessin, das tut mir alles so leid. Aber jetzt bist du weg da. Alles ist gut. Ganz ruhig.“, redet er leise auf mich ein, doch ich muss immer noch an alles denken, was damals passiert ist.

Ich weiß, ich bin jetzt weg da, aber es fühlt sich nicht so an.

Wenn ich daran denke, was passiert wäre, wenn ich damals die Tür für den Kerl geöffnet hätte, wird mir übel. Ich atme tief durch, will nicht daran denken, doch ich kann mich nicht ablenken. Ich kann die Tür noch vor mir sehen. Ich schaue durch den Spalt nach oben bis zur Kette, die die Tür für mich geschlossen hält und sehe in das Gesicht, was mich ansieht. Nicht in die Augen, es fühlt sich an als guckt er sich meinen Bauch, meine Beine an. Aber was habe ich da? Da ist gar nichts. Mach die Tür nicht auf. Mach die Tür nicht auf!

„Sanji, mir geht’s nicht gut.“, flüstere ich dann, halte seine Hand aber noch so fest, wie ich kann. Er versucht mir ins Gesicht zu sehen, aber ich bewege mich nicht, will mich nicht bewegen.

Als er sieht, dass ich nicht auf seine Bewegung reagiere nickt er schnell, erhebt sich vom Bett und geht vor mir in die Knie, so dass er mein Gesicht sehen kann. Aber er lässt meine Hand nicht los. Nein, ich lasse ihn nicht los. Ich kann ihn jetzt nicht los lassen.

Ich habe Angst.

Angst, dass er mich los lässt.

Er sieht mir von unten in die Augen und erst jetzt erwidere ich seinen Blick.

„Hör zu, ich hole Chopper. Der kennt sich aus und gleich geht’s dir wieder besser. Versprochen, okay? Aber dazu musst du mich los lassen. Ich beeil mich, ich bin gleich wieder da, das verspreche ich dir. Es dauert wirklich nicht lange.“

Ich schüttele sofort den Kopf, umklammere seine Hand dann mit beiden Händen, halte sie so fest ich kann.

„N-nicht Chopper. Bitte ni-nicht, San-Sanji. Sie wird-den es alle wi-wissen, wenn d-du es ich-ihm sagst. Ich w-will nicht, dass es je-jemand weiß. Bi-bitte. Das darf keiner w-w-wissen. Wir-Wirklich nicht.“

Wenn sie es wissen, dann sehen sie mich anders. Dann sehen sie mich nicht als das, was ich jetzt bin. Dann wissen sie, wieso ich stottere. Dann wissen sie, wieso ich bin, wie ich bin. Wieso ich glaube es zu verdienen, geschlagen zu werden. Wieso ich die Narben an den Oberschenkeln habe. Wieso ich wenig rede. Wieso ich nicht nur einen Mann will. Wieso ich glaube, dass ich nur dann etwas wert bin, wenn ich die Männer um den Verstand bringe. Sie werden mich ansehen und merken, dass ich nicht schön bin. Sie werden darüber nachdenken und merken, dass ich zu nichts zu gebrauchen bin.

„Sie werden es merken.“, hauche ich leise und schüttle den Kopf.

Ich lasse ihn einfach nicht los.

Ich hätte es ihm nicht sagen dürfen.

Ich hätte es schon damals Sato nicht sagen dürfen.

Es hätte niemals erfahren dürfen.

Niemand.

Sanji sieht mir in die Augen, bleibt vor mir in der Hocke und hält meine Hand. Ich sehe, dass er nachdenkt, was er machen könnte, dass er irgendetwas machen will, aber das will ich nicht.

„Nicht.“, sage ich erneut, weil ich wirklich Angst habe, dass es jemand erfährt.

Wirkliche Angst, die er mir auch ansehen muss.

Jetzt weicht Sanji meinem Blick zur Seite aus, seufzt leise und ich weiß, dass er sich immer noch nicht entschieden hat es jemandem zu sagen oder es für sich zu behalten.

Er wird es sagen.

Ich rutsche bei dem Gedanken zu ihm auf den Boden auf die Knie, falle ihm um den Hals und presse ihn an mich, noch immer zittere ich immer wieder auf. Damit hat Sanji nicht gerechnet, er kippt nach hinten über und stützt sich mit den Armen nach hinten ab.

„Sag es nicht, okay? Bitte. Sag es nicht weiter. Wenn du mich liebst, dann sag es nicht weiter.“

„Schieda-„

„Bitte!“

Sanji bewegt sich einen Moment nicht, setzt sich dann wieder normal hin und schlingt einen Arm um mich. Ich presse ihn noch immer an mich, wage es nicht ihn los zu lassen, bevor er mir geantwortet hat.

„Okay.“, flüstert er dann, aber damit kann ich mich nicht zufrieden geben.

„Versprochen?“, frage ich nach noch bevor ich ihn los lasse. Er zögert und ich bin sicher, dass er mich mit seinem Okay angelogen hat. Wenn er es mir versprechen muss wird es schwerer für ihn mich anzulügen.

„Schieda, Bitte-„

„Versprich es!“

Wieder seufzt er leise und ich glaube zu hören, dass er selbst mit den Tränen kämpft. Irgendwann nickt er dann doch und ich atme erleichtert auf. Ich lache und weine zur gleichen Zeit, nicke sachte und drücke ihm einen Kuss auf die Halsbeuge.

Danke.

Als ich mich von ihm löse, wischt sich Sanji mit dem Handrücken über die Augen.

Er hat mit mir geweint.

Jetzt weiß er mehr über mich als jeder andere auf diesem Schiff. Bis auf Sato.

Sato weiß noch etwas mehr.
 

Als ich am nächsten Tag aufstehe, weiß ich sofort, mit wem ich heute reden muss.

Er hat kein schalldichtes Zimmer, aber ich muss einfach mit ihm reden.

Zorro

Und weil ich nicht lange schlafen kann, weil ich von verschlossenen Türen und Schlüssellöchern träume, gehe ich noch lange vor dem Frühstück aus dem Zimmer. Doch als ich sein Zimmer vorsichtig öffne, ist er nicht da.

Sein Bett ist leer.

Ich blinzle und denke einen Moment nach, ehe mir sein zweitliebster Platz als mir sein zweitliebster Platz nach dem Bett in den Sinn kommt.

Es regnet, weshalb ich schnell über die nasse Wiese der Sunny renne um zu ihm rauf in den Trainingsraum zu klettern.

Was ist das hier? Eine Herbstinsel?

Ich will am liebsten noch warten, ehe ich die Falltür öffne, doch der Wind und der Regen sind einfach zu kalt, als dass ich ein letztes Mal über meine Entscheidung nachdenken könnte, öffne die Falltür und klettere in den Ausguck.

Erst als ich die Falltür schließe, wird es leiser und man hört nur noch den Regen gegen die großen Fenster prallen.

Meine Haare hängen in nassen Locken herunter und tropfen fallen auf das Holz unter mir.

Als ich mich umsehe, sehe ich ihn sofort.

Er trägt kein Shirt, hält eine riesige Stange mit gewichten an der Spitze vor sich in beiden Händen. Er holt mit ihr über den Kopf aus, macht einen Ausfallschritt und schwingt die Stange vor sich, bis sie mit einem Rück in der Luft von ihm stehen fest gehalten wird.

Ich schlucke, als ich das sehe.

Wie schwer ist das?

Ich könnte es jedenfalls nicht heben.

Die Stange wäre mir schon zu schwer.

„Was willst du hier?“, reißt er mich dann aus meinen Gedanken, ohne mich anzusehen.

„I-ich- Ähm-„, stammle ich und muss erst einen Moment meine Gedanken sammeln, ehe ich ihm antworten kann.

„Ich w-wollte fragen-„

„Kannst du mal aufhören zu stottern?“, unterbricht er mich und ich kann hören, dass er wütend auf mich ist.

Wieso denn bitte immer noch? Ich hatte gedacht, er hat mit Ruffy gesprochen.

„‘Tschuld-dige.“, sage ich dann leise und atme einmal tief durch.

Aufhören zu stottern.

Das sagt sich so einfach. Für ihn jedenfalls.

Doch bevor ich erneut anfangen kann, legt er die Stange samt Gewichten auf den Boden neben sich, schüttelt den Kopf und greift sich ein Tuch, mit dem er sich den Schweiß aus dem Nacken wischt.

Ich will ihn nicht anstarren, weil ich weiß, was mit mir passiert, wenn ich ihn zu lange ohne Shirt ansehe, daher weiche ich mit meinem Blick nach unten aus.

Er ist es, der die Stille unterbricht.

„Ach, vergiss es. Das muss dir nicht leidtun. Ist vielleicht gar nicht so blöd, dass du hier bist.“

Er geht zur Bank an der Wand, lässt sich auf ihr fallen und klopft mit der Hand auf den Platz neben sich, als würde er ihn für mich freihalten.

Ich gehe sofort auf ihn zu, sehe ihn aber noch immer nicht an.

Ich bin es gewohnt auf Befehle zu hören, fällt mir da auf. Er hätte mich ja wenigstens fragen können, ob ich mich zu ihm setzen will. Ich setze mich neben ihn, blicke vor mir auf den Boden, achte darauf, dass ich mir weder die Gewichte, noch ihn selbst ansehe und versuche mir jetzt schon die Worte zu Recht zu legen.

„I-ich wollte Fragen, was Ruffy d-dir gesagt hat.“

„Wieso fragst du dann nicht Ruffy?“

„I-ich wollte ni-nicht nochmal mit d-dem Thema anfa-angen. N-nicht bei Ihm.“

Zorro sieht mich nicht an, reibt sich mit dem Tuch über die Arme und über die Brust.

Ich kann nicht unterdrücken einen Blick auf dem Arm neben mir zu werfen.

Noch immer sind alle Muskeln an ihm bis zum Zerreißen angespannt. Ich kann sehen wie die Haut sich über seinem Muskel spannt und wie er einen Tropfen Schweiß, der kurz davor ist über seine Haut zu fließen, mit dem Tuch wegwischt.

Jetzt weiß ich, wieso er nicht mit Shirt trainieren kann.

„Als er dir den Arm ausgerenkt hat, hab ich erst gedacht, Ruffy hat sie nicht mehr alle.“, unterbricht er dann die Stille und beginnt zu erklären, „dann hast du mir gesagt, dass du mit ihm zusammen bist. Da hatte ich noch gedacht, dass es nicht zu ihm passt, wenn er dich wirklich schlägt. Aber als ich dich im Flur abgepasst hab, da hat alles plötzlich einen Sinn ergeben.“

Er legt den Kopf in den Nacken und an die Wand hinter ihm. Ich greife die Kante der Bank, halte mich an ihr fest, weil ich mich darauf konzentrieren will, ihn nicht anzusehen.

„Wenn du ihn dazu bringst, dass er dich schlägt, dann ist das alles nicht seine Schuld. Dann passt alles wieder zusammen. Dann passt es zusammen, dass du gesagt hast, dass Sanji gelogen hat. Dann passt es zusammen, dass Sanji nichts dagegen gemacht hat. Dann passt es zusammen, dass Ruffy dich wütend ansieht, wenn du ins Zimmer kommst. Weil es ihn fertig macht, dass du das von ihm verlangst. Verstehst du, wieso ich so reagiert habe? Ich dachte, du bist der Grund. Ich hab Gedacht, dass Ruffy sich in dich verknallt hat und natürlich alles macht, was du ihm sagst. Und wenn du ihm sagst, er soll dich schlagen, auch wenn er es nicht will, dann wäre das nicht richtig. Dann würdest du ihn manipulieren und hinter seinem Rücken mit mir pennen. Das hat für mich alles noch schlimmer gemacht. Ich meine, du hast nicht von mir verlangt, dass ich dich schlage, als wir zusammen waren. Wieso verlangst du es dann von ihm? Doch nur um ihm zu zeigen, wie du ihn kontrollieren kannst. Weil du es genießt ihn zu etwas zu zwingen, was er sonst nie machen würde. Das hab ich mir gedacht. Deswegen hab ich so reagiert. Verstehst du das?“

Ich nicke sachte, schaue auf den Boden vor mir und sehe wie sich die Tropfen Wasser aus meinen Haaren zu einer kleinen Pfütze auf dem Boden sammeln.

Jetzt ergibt das auch für mich einen Sinn.

Ich habe mich erst noch gewundert, wieso er so reagiert, als ich ihm gesagt habe, dass ich darauf stehe, wenn ich bedroht werde. Er hat gewusst, dass Ruffy mit mir zusammen ist und hat natürlich die blauen Flecken und die ausgerenkte Schulter gesehen. Er zählte eins und eins zusammen, hat aber leider falsch gerechnet.

„Ruffy hat mir erzählt, dass er es von sich aus macht. Er hatte mir dein Buch gegeben und mir die Bilder gezeigt. Er hat mir erklärt, dass du nicht das Problem bist, sondern es eher gelöst hast. Als ich ihn gefragt habe, wieso er mir das nie gesagt hatte, hat er mich nur schief angeguckt. Natürlich hat er es mir nicht gesagt. Er hat es keinem Gesagt. Er wollte es ja selber nicht wahr haben.“

„W-was denkst du jetzt?“, frage ich flüsternd und schaue weiter vor mir auf den Boden.

Zorro atmet einmal tief durch, sieht mich aber immer noch nicht an.

„Ich frage mich ehrlich gesagt, wieso du es mir nicht erklärt hast. Dann hätten wir und das alles ersparen können.“

„Ich ha-hatte Angst. Weil du d-doch sein bester F-Freund bist. W-wenn du es ni-nicht verstanden hättest, da-dann hätte ich damit vi-vielleicht die Freundschaft zwischen euch ka-kaputt gemacht. Da-das wollte ich ni-nicht.“

„Die kannst du nicht kaputt machen. Wir sind schon Jahre befreundet. Ich hab schon gedacht, Ruffy könnte mich nicht mehr überraschen, aber das.“, Zorro lächelt kurz auf, seufzt dann leise und beugt sich vor, stützt sich mit den Ellenbogen von seinen Knien ab, so dass ich einen reflexartigen Blick auf sein Kreutz werfe. Ich muss mich zwingen nicht nach Luft zu schnappen, als ich ihn ansehe.

Ich wusste nicht, dass ein Mensch so viele Muskeln alleine auf dem Rücken hat. Er hat viele, kleine Narben, aber die sieht man kaum im Vergleich zu der einen Narbe.

Diese eine Narbe.

Oh, Mann.

„Es war nicht so schlau von mir mit dir zu schlafen. Das wusste ich aber schon, bevor ich es getan hatte.“, fährt er dann fort und ich presse unmerklich die Beine zusammen. Ich bin noch etwas taub von gestern, aber nicht so betäubt, dass ich nichts spüren könnte. Er nennt es, mit mir schlafen. Aber mit schlafen hat das nichts zu tun. Mein Wort gefällt mir besser. Auch wenn es das auch nicht wirklich war.

Wir haben nicht wirklich miteinander gefickt. Es war auch kein miteinander schlafen. Es war etwas dazwischen. Vögeln? Poppen?

„Aber es nicht so, als das unsere Freundschaft das nicht ausgehalten hätte. Das ist schwer zu erklären.“, reißt mich Zorro aus meinen Gedanken und ich zwinge mich ihn nicht mehr anzusehen.

„I-ich meinte eigentlich, wa-was denkst du v-von… Dem Schlagen?“, frage ich dann doch leise, weil ich einfach zu neugierig bin.

Bei der Frage atmet Zorro einmal tief durch, lehnt sich dann doch wieder zurück und streckt die Beine durch, so dass nur seine Hacken auf dem Boden aufliegen.

Eine Hose trägt er aber immer.

Die Beine würde ich auch gerne einmal sehen.

Wessen Beine wohl stärker sind, Seine oder die von Sanji?

„Ich hab schon mal davon gehört. Ist ja nicht so, dass ich noch nie was davon gehört hätte. Aber.. Ich weiß nicht. Ich find das schon ziemlich krass. Für mich hat Wut nicht wirklich was mit Sex zu tun.“

„E-es ist ja auch keine e-echte Wut. E-es geht nur um d-die Fantasie. We-wenn mein Partner m-mich schlägt, dann-„

„Ich weiß schon, ich hab mir das Buch durchgelesen.“, unterbricht er mich, womit ich ihn dann doch verwundert ansehe.

Ruffy wollte ihm das Buch erst gar nicht geben. Jetzt musste er es machen. Und er hat es sich wirklich durchgelesen?

Von Anfang bis Ende?

Was denkt er über das Buch?

Findet er, dass ich es gut geschrieben habe?

Habe ich mich irgendwo widersprochen? Hat ihm was besonders gefallen? Oder war alles Mist?

„Aber trotzdem. Das ist nicht wirklich etwas, das ich ausprobieren würde. Jedenfalls nicht alles.“

„N-nicht alles?“, wiederhole ich und frage nach. Jetzt bin ich neugierig. Ich habe auch viel in das Buch geschrieben, was ich selbst noch nie gemacht habe. Ich habe sogar über den Genuss des Waterbondage geschrieben, obwohl gerade ich es nicht genießen kann.

„Du weißt schon, die harmlosen Sachen sind ja schon fast normal. Die Augen verbinden, Hände fesseln, so etwas eben. Das kann man nicht mit jedem machen, nur mit jemandem, dem man so weit vertraut, dass er auch aufhört, wenn man es sagt. Das ist wichtig, weil-„

„Weil man d-die Kontrolle abgibt.“, beende ich seinen Satz und nicke.

Das ist das, was ich genieße.

Wir sind gar nicht so unnormal. Ich glaube, wir haben nur etwas zu viel Fantasie.

Nur die Augen verbinden reicht uns nicht. Wenn wir wissen, dass alles schön wird, was wir erleben, dann kribbelt es nicht. Wenn wir nicht wissen, was passiert. Wenn es schlimm oder auch schön sein kann, dann kribbelt alles.

„Lust zu trainieren?“, fragt Zorro mich dann und schaut zum ersten Mal zu mir herunter.

Ich schaue zu ihm auf, presse in dem Moment die Beine zusammen, weil ich daran denken muss, wie taub sich mein Becken anfühlt, aber bis heute Nachmittag wird das wieder besser sein.

Aber will er das überhaupt?

Ich finde in seinem Blick nichts Nachtragendes.

Ich glaube, er hat es wirklich verstanden.

Bald weiß es wirklich jeder.

Auf seine Frage nicke ich dann einmal und fühle, dass sich meine Schultern entspannen.

Eins nach dem Anderen löse ich Probleme, die durch Missverständnisse entstanden sind.

„Okay, dann fangen wir mal an.“, Zorro schwingt sich zurück auf die Beine, dreht sich zu mir um und hält mir eine Hand hin.

„Wie, jetzt?“, stolpert es mir heraus und ich greife seine Hand um mich an ihr auf die Beine zu ziehen.

„Wieso nicht? Nach dem Essen ist es schwieriger, glaub mir. Außerdem bekommst du dann gleich richtig Hunger.“

„A-ber ich hab-„

„Komm schon, keine Ausreden. Wenn du nicht trainieren willst, sag es einfach, ich zwinge dich zu nichts, auch wenn du das wollen würdest.“, Zorro grinst mich an. Sollte das ein Witz sein?

Hat er je einen Witz gemacht?

Ich muss lächeln, weiche seinem Blick aber aus.

Muss ich mir so etwas jetzt öfter anhören?

Wenn er dann auch öfter grinst, dann gerne.

„Okay.“, sage ich dann leise und nicke.

„Okay. Wir fangen heute mit hundertneunzig Kniebeugen an. Das letzte Mal hattest du hundertachtzig und bist gut damit klar gekommen. Und du weißt ja, wie das Läuft.“

„Jeden T-Tag zehn mehr.“, sage ich leise und nicke.

Wir hatten mit Fünfzig angefangen.

Was er nicht weiß, jedenfalls glaube ich, dass er es nicht weiß, ist, dass mein Hintern dadurch viel straffer geworden ist. Ich freue mich drüber und ich weiß, dass es Ruffy aufgefallen ist, auch wenn er es nicht sagt.

Das ist meine Motivation.

Ich kenne Zorro seine nicht, aber das muss ich gar nicht. Meine ist ein strafferer, stärkerer Körper der die Männer noch mehr um den Verstand bringt als jetzt.

Das ist ja auch meine eigentliche Waffe.

Armkettchen

Hi zusammen!

Ich kann verstehen wenn ihr keine Kommentare unter die FF setzen wollt, aber ich bin nicht sicher, ob überhaupt noch jemand mitliest..>_>

Bin auch über ENS erreichbar, nur so als Tipp :) Würde nämlich echt gerne Feedback haben :3
 

Viel Spaß beim Lesen :D
 

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Kapitel 20

Wieso ausgerechnet Kniebeugen?

Zorro hatte Recht, ich habe Hunger von dem Training bekommen, aber leider auch Muskelkater. Es ist länger her als ich das letzte Mal trainiert hatte und jetzt sich so schnell an so viele Kniebeugen zu gewöhnen. Das ist hart.

Ich Frühstücke gut, was mich selbst überrascht. Sanji sitzt neben mir, auf der meiner anderen Seite sitzt Sato.

Bei Sato kann ich es verstehen, er ist hier Gast und hält sich natürlich an die Leute, die er schon kennt. Bei Sanji weiß ich es aber auch. Er macht sich jetzt sorgen um mich. Ich hätte es ihm nicht sagen dürfen.

Ich hätte nicht darüber reden dürfen.

„Ich will dich heute zum Essen einladen.“, höre ich plötzlich leise von ihm und merke erst jetzt, dass er sich zu mir rüber gelehnt hat, damit kein anderer es hört.

Ich drehe mich zu Sato, will wissen, ob er es vielleicht doch gehört hat, aber er unterhält sich gerade mit Robin, was ihn also ablenken muss.

Erst dann schaue ich zu Sanji, der in dem Moment meine Hand unter dem Tisch greift.

Ich ziehe meine aus seiner heraus, wende mich wieder meinem Teller zu und seufze innerlich tief.

Mein Blick Fällt auf Ruffy, der auf der anderen Seite des Tisches sitzt und Lysop mit Käsestreuseln bewirft, während er sein Croissant isst.

Er bekommt rein gar nichts mit. Ich nehme mein Croissant dann aber lieber in beide Hände, damit Sanji meine Hand nicht greifen kann.

Zum Essen einladen. Das ist ja eigentlich nichts Schlimmes. Vielleicht will er auch nur wieder über das reden, was ich ihm gestern gesagt habe. Sato hat damals auch immer sehr viel nachgefragt. Ich will nicht darüber reden, aber erst, wenn ich all die Fragen beantwortet habe, die ihm im Kopf rumschwirren, wird das Thema vom Tisch sein.

„Wann?“, frage ich dann leise und schaue gar nicht zu ihm rüber, obwohl ich nur mit ihm spreche.

„Heute Abend. Ich hab mich umgesehen und hab ein tolles, spanisches Restaurant gefunden. Wenn du ja sagst, dann-„, flüstert er leise zu mir rüber, aber ich lasse ihn nicht aussprechen.

„Hol mich ab.“, sage ich Knapp zwischen zwei Bissen, höre, wie Sanji neben mir erleichtert aufatmet und nickt, dann aber auch schweigt.

Das war keine gute Idee.

Was soll schon passieren?

Naja, wenn ich an das letzte Mal zurück denke, dann.. Naja, da ist auch nicht wirklich was schlimmes passiert.

Ich bin ein bisschen feucht geworden, aber ich hatte damals nicht mit ihm geschlafen.

Ging ja auch schlecht, Ruffy hat mir vorher die Kugeln reingesteckt. Zur Sicherheit.

Ob die mich heute noch abhalten würden, wenn ich es wirklich will?

Ob es Ruffy überhaupt noch stört, wenn ich mit jemand anderem Schlafe?

Immerhin hat Sato…

Ich schaue bei dem Gedanken zu ihm rüber. Er unterhält sich noch mit Robin, merkt nicht, dass ich ihn ansehe.

Ruffys Lehrer.

Er war auch mein Lehrer.

Wenn er Ruffy nicht verändert, finde ich es ganz okay.

Nur die Pause, die wir jetzt haben sollen, stört mich extrem.

Ruffy wird aber nicht mit anderen Frauen schlafen, oder?

Da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht.

Sofort schaue ich rüber zu Ruffy, der jetzt von Lysop und Chopper mit Käse beworfen wird, aber nur den Mund aufhält, um den Käse dann essen zu können.

Nein, das würde er doch nicht machen, oder?

Ist er der Typ dafür?

So Monogam ist er nicht wirklich, das hat sich ja schon gezeigt.

Was ist, wenn er sich so verändert, dass ich nicht mehr mit ihm zusammen bleiben kann?

Mal nachdenken, worauf steht er denn so?

Fangen wir mal ganz am Anfang an.

Als wir uns kennengelernt haben hat er sich schon einen Spaß draus gemacht, mich verlegen werden zu lassen.

Er steht drauf mit der Hand zuzuschlagen.

Er steht drauf mit dem Rohrstock zuzuschlagen.

Er steht drauf, mich zu würgen.

Er steht drauf, wenn ich hilflos bin.

Er steht sogar drauf, wenn ich mich zupiesele.

Er hat mir schon zugesehen, wenn ich auf Toilette war, hat mich sogar in der Dusche schon selbst-

„Hat es dir geschmeckt, Prinzessin?“

„Si, gracias Sanji.”, sage ich lächelnd und reiche ihm meinen leeren Teller.

Wo war ich?

Ach ja, bei Dingen, auf die mein Käpten steht.

Ich glaube, ich kann ihn offiziell als Pervers einstufen.

Gefällt mir.

Ich muss lächeln, als ich aus der Küche gehe und den Gang zu meinem Zimmer herunter.

Doch dann steht mir jemand im Weg.

Als ich aufsehe verschwindet mein Lächeln sofort.

Ich kenne diesen Blick.

Aber-

Sato sieht auf mich herab, schweigt und wartet.

Aber worauf?

„Hat es dir gefallen?“, fragt er mich dann leise und ich glaube sofort zu wissen, was er meint.

Das Fisten natürlich.

Ich würde lügen, wenn ich es verneine.

„Ja, Herr.“, flüstere ich leise und bewege mich nicht.

Moment mal, was hat Sato wieder zu meinem Herren gemacht?

Ruffy ist noch mein Dom, auch wenn er noch in einer Art Lernphase ist.

„Und wieso hast du dich noch nicht bei mir bedankt?“, fragt er dann leise, damit es ja niemand anderes hört.

Das kann ich dir sagen.

„Weil m-mein Käpten es nicht von m-mir verlangt hat.“

Mit der Antwort hat er nicht gerechnet, das spüre ich.

Er mustert mich einen Moment, nickt dann aber scheinbar beiläufig und geht an mir vorbei.

Was war das jetzt?

Ich schaue ihm hinterher als er in der Tür zum Oberdeck verschwindet.

Gewöhn dich nicht zu sehr daran mir Befehle zu erteilen, Sato. Ich hab zwar nichts dagegen, aber ich gehört nicht dir. Nicht vorrangig.
 

Ich lasse mich auf mein Bett fallen, starre an die Decke und mache mir klar, was momentan passiert.

Es kommt mir vor, als hätte ich etwas Wichtiges vergessen.

Ruffy und ich haben Sexpause.

Er hat mir heute Morgen aber gesagt, was ich mir anziehen soll und dass ich Frühstücken soll. Er hat mir schon vor Tagen das Training mit Zorro erlaubt, also musste er mir das nicht auch noch erlauben.

Er sagte, wie viel ich essen sollte und bestimmt so also weiter über mich.

Sanji hat mich in ein spanisches Restaurant eingeladen.

Spanisch habe ich schon lange nicht mehr gegessen.

Ich bin gespannt, worüber er mit mir reden will.

Hoffentlich ist es nicht zu weit weg. Meine Beine bringen mich noch um.

Ich drehe meinen Kopf und schaue mir meinen Schreibtisch einen Moment an.

Ich überlege nur kurz, ehe ich mich vom Bett erhebe und an ihn auf meinen Stuhl setze.

Ich habe so viel in den letzten drei Monate erlebt, dass es reichen wird.

Und wer weiß, was noch dazu kommt.

Erst der Stift, dann die Blätter.

Dann fange ich an zu schreiben.

Ich schreibe nur mit einem Stift.

Das ist mein Stift.

Er ist was Besonderes.

Ich benutze ihn nur zum Schreiben meiner Bücher. Für nichts anderes, auch wenn sich die Leser meiner Bücher bestimmt schon denken, dass ich mit dem Stift schon manch andere Dinge gemacht haben.

Nein, nicht mit ihm.

Er ist schon versaut genug, nur weil ich mit ihm meine Bücher schreibe.

Ich schreibe es in großen Buchstaben auf das erste Blatt, um zu sehen, wie es aussieht.

Demütigung.

Nachdem mein erstes Buch eher ein Sachbuch war wird dieses eine Geschichte.

Eine Geschichte, in der man lesen kann, wie sich die Frau fühlt, wenn sie diese Erfahrungen macht.

Ich freu mich schon darauf es zu schreiben, während des Schreibens es immer wieder zu lesen, es zu verbessern, es zu verfeinern und dann einfach ein paar Schreibfehler drin lassen, um den Leser immer wieder aus seiner Trance des Lesens herauszuholen und zu wecken.

Jedes Mal wenn ich ein Buch lese, und einen Schreibfehler sehe, muss ich an den Autor denken. Das will ich auch bei meinen Buchern.
 

Nachdem ich ein langes, heißes Bad genommen habe, spüre ich den Muskelkater kaum mehr. Natürlich habe ich Ruffy gefragt, ob ich baden darf. Wer weiß, worauf er nicht noch heimlich steht?

Manche würden sich davor ekeln. Andere ekeln sich vor Vibratoren, andere vor Kondome, andere denken, dass beim Sex geschlagen zu werden ekelhaft ist. Was ich dazu sagen kann, ekelhaft gibt es beim Sex nicht.

Es gibt Leute, die auf Windeln stehen.

Es gibt Leute, die stehen auf Dinge, da würde ich glatt daneben kotzen. Aber ich würde niemals sagen, dass es ekelhaft ist.

Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt. Nur andere verstehen den Spruch anders als ich.

So, wie ich ihn verstehe, finde ich ihn besser.

Es wird schon dunkel, als ich mich wieder anziehe und in meinem Zimmer verschwinde.

Ich lasse meine Haare von der Luft trocknen. Mir gefallen momentan die Locken sehr, die sie werfen, wenn sie von der Luft trocknen.

Ich bin im Schreiben vertieft, als sich die Tür hinter mir öffnet.

„Schieda? Bist du soweit?“

Sanji ist nervös, aber ich nicke nur auf seine Frage, schreibe den Satz zu Ende, den nächsten dann aber doch lieber auch noch und schiebe mich dann vom Tisch weg, obwohl ich noch Stunden weiter schreiben könnte.

Das Buch ist ein Selbstläufer.

Als ich aufstehe und mich zu Sanji umdrehe, mustert er mich kurz.

Ich blinzle.

„Stimmt was nicht?“

Ich schaue an mir herunter, kann aber nicht wirklich etwas Schlimmes entdecken.

„Versteh mich nicht falsch, du siehst hinreißend aus, aber du hast so schöne Kleider in deinem Schrank. Hast du nicht Lust eines davon anzuziehen?“

„I-ich soll mich umziehen?“

„Ich warte auch vor der Tür.“, lächelt er mir noch zu, will die Tür hinter sich zu ziehen, aber ich stutzte noch.

„I-ist das wirklich nötig?“

„Es wäre besser, ja. Wieso?“

„Ich m-muss nur kurz Ruffy fragen.“, sage ich dann knapp und gehe ihm entgegen zur Tür, er geht mir aber nicht aus dem Weg, sieht mich nur fragend an.“

„Du musst Ruffy fragen, ob du dich umziehen darfst? Ist das wieder so ein Spiel?“

So kann man es nennen, aber das trifft es nicht ganz.

„N-Nein, nicht wi-wirklich.“

„Darfst du darüber reden?“

„Muss ich e-erst fragen.“

„Was musst du nicht fragen?“

Darauf weiß ich keine Antwort.

Durfte ich ihm eigentlich sagen, dass ich Ruffy fragen muss?

Er seufzt leise, blickt kurz auf den Boden, dann zu mir und schüttelt dann sachte den Kopf.

„Ich glaube, das lassen wir lieber. Schreib weiter.“, sagt er dann und will aus der Tür gehen.

Gibt der mir gerade einen Korb?!

Mir?!

„Warte. Ich zieh mich um.“, sage ich dann doch nur knapp, drehe mich um und gehe zum Schrank.

Das werde ich noch bereuen.

Sanji sieht mich kurz an, will etwas sagen, schweigt dann aber doch, geht aus dem Zimmer und schließt die Tür hinter sich noch bevor ich mir mein Strickkleid über den Kopf ausziehe.

Was nehme ich denn?

Wir gehen spanisch Essen, das ist doch ein Anhaltspunkt.

Okay, wenn er noch fünf Minuten länger wartet, dann mach ich mich so fertig, dass er sich verflucht, weil er es absagen wollte.

Es dauert nicht lange bis ich mir ein langes, rotes Kleid überziehe. Es liegt eng an, hat einen tiefen Ausschnitt und einen Schlitz im Rock bis zu meiner Hüfte, der aber so fällt, dass man ihn nur sieht, wenn ich ihn zeigen will.

Ich stecke mir schwarze Ohrringe an, eine schwarze Halskette und einen schwarzen Haarreif, der meine Haare aus meinem Gesicht hält. Noch etwas Make-Up, Liedschatten, Tusche und Eyeliner, dann bin ich perfekt.

Wer sich jetzt noch zurückhalten kann, der ist definitiv schwul.

Ich betrachte mich ein letztes Mal im Spiegel, ehe ich meine schwarze Handtasche, passend zu meinen schwarzen Schuhen in die Hand nehme, die Tür öffne und gespielt kramend in den Flur zu Sanji trete.

Ich weiß, dass er mich anstarrt, als er mich sieht, aber weil ich in meiner Handtasche etwas Ordnung schaffe und so wie selbstverständlich spiele, kann ich seinen Blick leider nicht sehen, auch wenn ich weiß, dass es den Effekt für Ihn verschlimmert.

„Können wir?“

Als ich zu ihm aufblicke, starrt er mir aufs Dekoltee, blickt dann aber so schnell er noch kann zu mir in die Augen.

„Ähm- Ja, Ja wir können.“, stammelt er dann und sucht nach Worten. Ich harke mich ihm unter, halte meine Handtasche in der anderen Hand und gehe mit ihm, zum Glück, ungesehen von Board. Sanji hält uns einen Regenschirm, da es scheinbar ununterbrochen auf dieser Insel regnet.

„Schieda, du siehst unglaublich aus.“, sagt er dann, als wir auf der Straße Richtung Stadt gehen.

Ich muss mir ein Lächeln verkneifen, schüttle aber nur den Kopf über seine Worte.

„Übertreib nicht. Das Kleid ist definitiv zu lang für mich.“

„Ach was, nein. Es ist perfekt. Du sieht wirklich wunderschön aus.“

Jetzt werde ich doch langsam rot, auch wenn ich das provoziert habe und weiß, wie gut ich jetzt aussehe.

Es dauert eine Zeit, ehe wir bei dem Restaurant ankommen, welches Sanji sich ausgesucht hat. Es befindet sich in einem älteren, orange verputzten Haus, welches mich sofort an Spanien erinnert. Doch als wir eintreten bin ich wirklich froh, dass ich mich umgezogen habe. Sanji würde in seinem schwarzen Anzug nicht auffallen, aber ich in einem Strickkleid? Hier?

Ich bin wirklich perfekt angezogen. So perfekt, dass ich sogar den Kellner dabei erwische, mir aufs Dekoltee gesehen zu haben.

Wir sitzen zu zweit an einem Ecktisch in einer Nische. Es ist so gelegen, dass man ungestört reden kann, falls man das wünscht.

Ich überlasse das Bestellen Sanji, der als erstes einen Rotwein bestellt. Gefolgt von einem spanischen Schmorbraten. Hört sich erst nicht sehr besonders an, aber den habe ich schon einmal gegessen. Ich freu mich schon drauf und der passt auch geschmacklich sehr gut zu einem Rotwein.

Als der Kellner geht, will ich mich erst umsehen, doch Sanji zieht sofort wieder meine Aufmerksamkeit auf sich.

„Ich hoffe, es gefällt dir hier. Ich musste sofort an dich denken, als ich mich hier umgesehen habe.“

„Ja, es ist wirklich schön. Wieso musstest du an mich denken?“

„Nicht nur weil du Spanisch sprichst. Dieses Restaurant ist versteckt. Man erkennt nicht von außen, was sich hinter den Mauern verbirgt und genauso ist es auch bei dir. Du bist einzigartig. Würde ich jemandem erzählen, was in deinem Kopf vorgeht, dann würde es mir keiner glauben.“

Meint er das, was ich ihm gestern gesagt habe?

„Ich will ni-nicht darüber-„

„Das meine ich gar nicht. Es hat gar nichts damit zu tun.“, unterbricht er mich dann und bringt mich dazu, dass ich zu ihm aufsehe, „Du weißt ganz genau, was ich meine. Ich weiß, was in deiner Kiste unter deinem Bett zu finden ist. Ich weiß, dass der Staat deine Tagebücher zensieren würde. Ich weiß, was du liebst und ich weiß, was du hasst. Ich weiß, wie du all das erklärst und ich weiß, worüber du jeden Tag nachdenkst. Und ich weiß, dass du dich hierrüber freuen wirst.“

Sanji greift in seine Tasche und ich spüre, wie mein Herz einen Satz macht.

Er legt eine kleine, rechteckige Schachtel auf den Tisch und schiebt sie zu mir herüber.

Ich schaue zwischen Ihm und der Schachtel umher. Mein Puls rast in die Höhe und ich spüre, wie nervös ich werde.

„Wa-was ist das?“, frage ich leise und trau mich gar nicht die Schachtel an mich zu nehmen.

Sanji antwortet nicht, wartet nur und beobachtet mich.

Als ich die Schachtel vor mir auf dem Tisch öffne, schaue ich auf ein Armkettchen aus Silber. Es ist schmal und matt. Ich verdecke mit einer Hand meinen Mund, weil ich nicht glaube, was er mir gekauft hat. An dem Kettchen befinden sich zwei Anhänger. Ein Buch mit Schloss und der passende Schlüssel dazu auf der anderen Seite des Kettchens.

„Oh, San-San-„, mehr bekomme ich nicht raus, kann nicht aufhören zu lächeln und blicke zu ihm auf, der mich zufrieden anlächelt. Als ich das Kettchen aus der Schachtel nehmen will, muss ich aber zögern.

Ich schüttle den Kopf und schiebe die Schachtel zurück zu ihm.

„Das kann i-ich nicht an-nehmen.“

Tränen schnüren mir meinen Hals zu und ich hasse es, dass ich so nah am Wasser gebaut bin.

Aber Sanji denkt gar nicht daran, es zurück zu nehmen.

„Komm her.“, sagt er dann, nimmt das Kettchen aus der Schachtel, zieht mein Handgelenk zu sich. Erst will ich meinen Arm wieder zurückziehen, aber wie könnte ich?

Er verschließt das Armkettchen so, dass es passt und nimmt dann meine Hand in seine, legt sie auf dem Tisch ab.

Ich schaue noch immer auf das Kettchen an meinem Arm, schüttle sachte den Kopf und weiß, dass ich es unmöglich tragen kann.

Ich liebe Sanji nicht, es wäre falsch, wenn ich es behalte.

Aber ich würde ihn verletzen, wenn ich es jetzt schon ablege.

„Mir hat noch nie-„, rutscht es mir raus, aber ich breche den Satz ab.

„Dir hat noch nie, was?“, fragt Sanji nach, der auch nicht mehr aufhören kann zu lächeln.

Ich schaue kurz zu ihm auf, mein Blick wird aber schnell wieder von dem Kettchen an meinem Arm eingefangen.

„M-mir hat noch nie jem-mand Schmuck geschenkt.“, flüstere ich dann leise und kann mir selbst nicht erklären, wieso mir das so peinlich ist.

„Dann wird das höchste Zeit, findest du nicht?“, antwortet er mir leise und streicht mit einem Finger über meinen Handrücken.

Wieder schüttle ich aber nur den Kopf.

„Ich kann das n-nicht tragen. D-Das weißt du.“, flüstere ich ihm dann leise zu und beuge mich dabei etwas vor, damit es niemand sonst hören kann.

Sanji atmet einmal tief durch, nickt dann aber auch.

„Wenigstens heute, ja?“

Ich schaue zu ihm auf, kann sehen, wie er sich über meine Reaktion freut und genießt, dass es mir gefällt. Daher nicke ich doch auf seine Bitte.

„Okay. Danke, Sanji. W-wirklich, vielen Dank. D-das ist-„, ich breche den Satz ab, da mein Blick wieder von dem Kettchen gefangen gehalten wird.

Es ist so schmal, dass ich mich wundere, dass es nicht sofort auseinanderfällt.

Die Anhänger gefallen mir besonders.

Wie alt bin ich jetzt? Zweiundzwanzig? Da sollte man doch wenigstens einmal etwas schmuck geschenkt bekommen haben, oder nicht?

Oh, Gott, das ist so wunderschön.

Als der Kellner an unseren Tisch kommt um uns den Rotwein zu servieren, muss ich mir die Tränen aus den Augenwinkeln streichen, passe aber auf, dass ich nichts von meiner Schminke verwische.

Jetzt fang nicht an zu heulen, Schieda.

Als der Kellner verschwindet ist es wieder Sanji, der die Stille unterbricht.

„Ich bin wirklich froh, dass du ja gesagt hast. Ich weiß, dass ist für dich nicht so leicht, ja zu sagen. Besonders nicht nachdem sich Zorro so extrem in alles eingemischt hat.“

Ich nicke auf seine Worte, atme einmal tief durch und versuche nicht Sanji die Schuld daran zu geben, dass Zorro so reagiert hat. Es war ein Missverständnis.

Aber der Grund, wieso ich nicht immer ja zu Sanji sage ist Ruffy.

Der Grund, wieso ich doch ja zu ihm sage ist, dass er nicht aufgibt. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, wenn ich immer und immer wieder nein zu ihm sage. Auch, wenn es bestimmt besser für seine Gefühle wäre.

Ich trinke einen Schluck Wein, weil ich glaube, das in den nächsten Minuten gebrauchen zu können und atme leise tief durch.

„Als du mir gestern das alles erzählt hast, tut mir leid, wenn ich wieder damit anfange, aber.. ich kann an nichts anderes mehr denken. Ich meine-„

Als er das sagt, will ich doch meine Hand aus seiner ziehen. Es ist eine Abwehrreaktion, die ich nicht kontrollieren kann, aber er hält meine Hand fest und schüttelt über diese Reaktion den Kopf.

„Nein, mach das nicht. Hör mir nur kurz zu, okay?“

Ich kann ihm nicht mehr in die Augen sehen. Nicht, seid er dieses Thema angeschnitten hat.

„Schieda, du bist wunderschön. Das bist du wirklich. Selbst wenn du Schläfst, selbst wenn du… Selbst wenn du nur nen Trainingsanzug anhättest. Du bist wirklich wunderschön. Ich habe viel nachgedacht seit gestern, weißt du, und ich glaube wirklich, dass wir nochmal über das reden sollten, was du gesagt hast.“

Diesmal ziehe ich sicher meine Hand aus seiner, auch wenn er mich noch festhalten will.

Ich fühle mich bei dem Thema überhaupt nicht wohl.

Ganz und gar nicht.

Ich würde am liebsten sofort aufstehen und weggehen.

Ohne ein Wort.

Einfach gehen.

Ich lege meine Hände auf meine Handtasche auf meinem Schoß und warte.

Sanji beobachtet mich, dass kann ich spüren, aber er schweigt eine kurze Weile, ehe er wieder nach den richtigen Worten sucht.

„Ich weiß, du redest nicht gerne über das Thema. Ich mach es so kurz wie möglich. Aber ich weiß, dass du unbedingt darüber reden musst. Als du mir das gestern erzählt hast,- Du hast so gezittert, als ob-„, er bricht den Satz ab, schüttelt kurz bei der Erinnerung den Kopf und atmet einmal tief durch.

„Ich hab dich so noch nie gesehen. Du hattest Panik. Und das nur, weil du darüber geredet hast.“

Sanji lehnt sich etwas nach vorne, will mir in die Augen sehen, doch ich senke den Blick noch mehr, als er es versucht.

Ich will ihm nicht zuhören. Will das alles hier nicht.

Deswegen hat er mich hier her gebracht. Deswegen sitzen wir hier, wo uns keiner hören kann. Und auch nur deswegen hat er mir das Kettchen geschenkt.

„Schieda, bitte. Sag irgendwas. Das ist nicht so einfach für mich.“

Auf seine Aufforderung schüttle ich sachte den Kopf, atme erneut leise durch und spüre schon wieder, wie sich mein Magen zusammenschnürt. Essen werde ich heute nichts mehr können.

Wenn er unbedingt reden will, dann kann ich ihm den Gefallen tun.

Aber ich werde nichts sagen.

Ich greife mein Weinglas und trinke einen großen Schluck. Dann noch einen und noch einen, stelle das Glas zurück und es ist fast leer.

Wieder atme ich leise durch, spüre sofort die Wärme des Weines in mir und nicke dann.

„Weiter.“, sage ich leise und warte auf Sanjis Reaktion.

„Ich hab wirklich Angst um dich. Du hast was von psychisch labil gesagt und ich kenne die Narben an deinen Beinen. Du musst gar nicht sagen, wo die her kommen, da muss man nicht lange nachdenken.“

„D-das hätte genauso gut einer meiner Ex-Doms gewesen sein können.“, sage ich nur knapp, doch Sanji schüttelt sofort darauf den Kopf.

„Nein, nicht nach dem, was in deinem Buch steht. So bist du nicht.“

Ich atme einmal tief durch, greife wieder mein Weinglas, doch Sanji legt seine Hand darauf, als ich es nehmen will.

Als ich das spüre, sehe ich dann doch zu ihm auf, funkle ihn ganz automatisch böse an.

„Mach das bitte nicht, okay? Ich hab Angst um dich.“

Bei dem Blick bekomme ich eine Gänsehaut, beiße aber die Zähne zusammen, lasse das Glas los, greife erneut meine Handtasche auf meinem Schoß und umklammere es unter dem Tisch.

Wieder weiche ich seinem Blick aus, beiße die Zähne zusammen und frage mich, ob er nicht langsam das Thema wieder wechseln will.

Er wartet einen Moment, atmet tief durch, will etwas sagen, doch dann kommt der Kellner mit dem Essen.

Wir schweigen beide, bis er wieder verschwunden ist.

„Hast du das schon einmal jemandem erzählt?“, fragt er dann leise, und ich muss schlagartig an Sato denken und wie er mich seitdem immer wieder dazu drängt, dass ich mich mit meiner Mutter unterhalte. Ich will mich nicht mit der unterhalten. Nie wieder. Kein einziges Wort. Wäre schön, wenn sie endlich verrecken würde. Wenn Sanji dann auch noch damit anfängt, dann bekomm ich ne Macke.

„Ich gehe jetzt.“, sage ich knapp, klammere mich an meine Handtasche, schiebe den Stuhl mit einem Ruck nach Hinten und stehe auf.

„Was?“, Sanji sieht mich erst nur verwirrt an, doch ich beachte ihn gar nicht, nehme meine Handtasche und gehe vom Tisch. Als er merkt, dass ich es ernst meine, läuft er mir sofort nach, das kann ich hören.

„Schieda, warte!“

Ich weiß, dass er näher kommt, aber ich will ihn gar nicht ansehen.

Der Kellner sieht mich verwirrt an, als ich an ihm vorbeilaufe, beinahe renne.

Dann spüre ich, wie jemand von Hinten mein Handgelenk greift, mich festhalten will.

Ich bleibe ruckartig stehen, hole aus, nehme den Schwung aus der Drehung mit und schlage zu, verpasse Sanji eine knallende Ohrfeige.

Ich koche vor Wut.

Noch bevor er realisiert, was passiert ist, reiße ich mich von seinem Arm los, hebe den Finger und zeige drohend auf ihn.

„Fass mich nicht an, ich warne dich. Dich kennenzulernen war der größte Fehler den ich je machen konnte.“

Mein Blick fällt auf das Armband an meiner Hand, mit der ich ihm drohe,. Er schenkt mir dieses Teil nur damit ich hier nicht rumschreie. Damit ich ruhig bleibe, wenn er mit mir über diesen Scheiß reden.

Ich greife es mit der anderen Hand, reiße es mir ab und werfe es vor ihm auf den Boden.

„Encontrar a otra persona, puede el vete a la mierda! No tengo ningún deseo en esta mierda! Si me tocas la próxima vez, o si siquiera me miras, te mataré, lo juro.”, fauche ich ihn an, drehe mich auf dem Absatz um und verschwinde aus dem Restaurant.

Irgendjemand jubelt mir noch nach, der die Situation wohl nicht ganz verstanden hat, aber ich kümmere mich nicht darum, laufe durch den Regen weiter die Straße herunter, bis ich spüre, wie mir Tränen die Kehle zu schnüren.

Ich suche mir eine dunkle Ecke, atme tief durch, hyperventiliere beinahe, halte mich an der Betonwand fest und breche in Tränen aus.

Wieso hat er nicht einfach das Thema gewechselt?

Ich will an das alles nicht denken müssen. Wie kommt er dann darauf, dass ich darüber sprechen will?

Er hat mich gestern doch gesehen.

Ich atme tief durch, wische mir die Tränen aus den feuchten Augen und sehe dann auf meinem Handrücken den schwarzen Liedstrich, den ich mir fein säuberlich aus den Augen Richtung Schläfen gewischt habe.

Na klasse. Jetzt kann mir jeder aus meterweiter Entfernung ansehen, dass ich geheult habe.

Als ich in die Einkaufsstraße der Fußgängerzone zurück schaue, sehe ich ein reges Gedränge. Als wollten die Leute noch kurz vor Ladenschluss schnell noch etwas kaufen.

Ich ziehe mein Haarreif aus meinen Haaren und versuche mich so wenigstens etwas verstecken zu können.

Wenn der sich das nächste Mal ein Restaurant aussucht, dann-

Von wegen, nächstes Mal. Ich geh nie wieder mit dem essen.

Wieso hat er eigentlich damit angefangen?

Ich gehe die Straße entlang aus der Richtung, aus der ich gekommen bin um erst einmal das Restaurant zu finden. Von da aus kenne ich den Weg zum Hafen, aber weil ich da gerade in blinder Wut raus gerannt bin, konnte ich mich natürlich den Weg bis hier nicht merken.

Aber so weit bin ich ja nicht gelaufen.

Es regnet ununterbrochen, meine Haare hängen mir schnell Nass in den Augen und mir wird in meinem Aufzug echt kalt.

Ich weiß, dass ich alle Blicke auf mich ziehe, auch wenn alle so tun, als würden sie mich nicht sehen. Auf die Idee, mich zu fragen, ob ich okay bin, kommt keiner.

Das ist mir nur Recht.

Ich will, oder kann ehrlich gesagt, gerade mit keinem reden. Ich spüre es. Wenn ich jetzt den Mund aufmache, kommen höchsten ein paar einzelne Buchstaben raus.

Irgendwann komme ich an eine Weggabelung. Die Einkaufsstraße teilt sich.

Wo gehe ich jetzt hin?

Hab ich eigentlich Geld dabei? Dann kann ich mir kurz eine Jacke kaufen oder so etwas.

Es ist wirklich kalt.

Ich bleibe in der Weggabelung stehen, greife meine Handtasche und krame in ihr nach meinem Geld.

Komm schon. Ich weiß, ich hab noch was dabei.

Handcreme, Kaugummis, mein Haarreif, Nagellack, wo ist mein Geld?

Jemand rempelt mich von der Seite an, ich umklammere meine Handtasche, passe auf, dass nichts aus ihr herausfällt und stolpere zwei Schritte weiter.

Als ich mich umdrehe und dem, der mich angerempelt hat, böse entgegenfunkeln will, erstarre ich.

Nicht wegen ihm, sondern wegen dem, der weit hinter ihm steht.

Er sieht mich gar nicht an, bemerkt nicht, dass ich ihn gesehen habe.

Naoki.

Sein Hals ist noch verbunden, er ist nicht allein und geht mir ein paar Soldaten die Straße entlang.

Ich kann mich nicht bewegen, starre ihn durch die Menschenmassen an und versuche zu realisieren, dass er es ist.

Ich habe den Ring bis jetzt nicht abgelegt.

Ich spüre ihn an meinem Finger, als ich Naoki beobachte. Er brennt auf meiner Haut.

Plötzlich sieht er zu mir herüber, sieht mir direkt in die Augen und ich zucke bei dem Blick zusammen, weiche ihm sofort zur Seite aus und laufe los.

Bitte, lass ihn mich nicht erkannt haben.

Er darf mich nicht sehen.

Ich muss hier weg.

Wenn ich jetzt Sanji sehen würde, wäre ich sogar froh darüber.

Was ist, wenn er mich erkannt hat?

Wenn er mich wirklich gesehen hat?

Ich muss mich verstecken und warten.

Wenn er mir hinterher läuft, dann muss ich ihn abhängen.

Also biege ich in die nächste Seitenstraße ab. Mir kommen selbst hier noch einzelne Leute entgegen, aber ich fühle mich noch nicht sicher.

Weiter, immer weiter, bis ich keinen mehr sehe.

Bis es alles ruhig und dunkel ist.

Ich verziehe mich in einen Häusereingang, lehne mich an die Wand hinter mir und warte, lausche, warte und lausche.

Wenn er mich angreift, dann.

Ich greife schnell meinen Dolch in meinem Schuh, lehne mich zurück an die Wand und warte.

Verdammt, alles hört sich durch den Regen so laut auf.

Ich kann nicht sagen, ob er mir gefolgt ist oder nicht.

„Schieda?“

Ich zucke zusammen, presse mich gegen die Wand hinter mir und versuche ruhig zu atmen. Mein Herz rast, meine Arme zittern vor Kälte und ich versuche mich zu konzentrieren.

Irgendwann kann ich doch durch den Regen Schritte hören.

Er kommt in meine Richtung.

Er ist alleine.

Was ist, wenn er mich nicht angreifen will?

Was ist, wenn er auf mich schießt?

Dann komme ich mit dem Dolch auch nicht weit.

„Schieda, bitte. Ich weiß, dass du mich hören kannst. Komm raus.“

Ich ziehe die Luft scharf in meine Lunge, schließe die Augen und schüttle den Kopf.

Nein, ich komme nicht raus.

Ich kann nicht.

Meine Finger sind so kalt, dass ich den Dolch nicht einmal in meinen Händen spüre.

Ich hätte verloren bevor ich angefangen habe.

„Ich will mit dir reden. Wirklich nur reden, versprochen.“

Von wegen, versprochen. Solche Versprechungen kann ich mir vorstellen.

Aber er kommt näher.

Wenn er an dem Eingang vorbei geht, dann komme ich hier vielleicht wieder weg.

Also schweige ich und warte, zittere und warte, starre aus dem Eingang und warte.

Ich kann ihn hören, er kommt immer näher.

Ich werde so nervös, starre auf meinen Dolch und ziehe ihn mit einem Ruck aus seiner Scheide. Die Scheide fällt mir aus den kalten Fingern zu Boden.

Scheiße!

Ich lausche sofort in die Dunkelheit, er macht es mir gleich.

„Schieda?“

Er kommt auf den Eingang zu, das kann ich nicht nur hören, das kann ich spüren.

Als erstes sehe ich den Regenschirm, dann die blonden Haare.

Ich schnappe nach Luft, halte die Luft in den Lungen stoße mich von der Wand ab und steche zu.

Er weicht mir reflexartig aus, tritt einen Schritt zurück. Ich gehe ihm nach, spüre den Regen schon gar nicht mehr, halte den Dolch so, dass er ihn sehen kann und bleibe vor ihm stehen.

Doch als sich der Regenschirm hebt, und ich Sanji erkenne, weitet sich mein Blick. Ich lasse den Dolch fallen, schlage die Hände vor Mund und Nase und schnappe erschrocken nach Luft.

Nein, das wollte ich nicht.

Das wollte ich wirklich nicht.

Sanji blutet an der Wange, sieht mich verwirrt an und wagt es nicht etwas zu sagen.

Ich habe ihn für Naoki gehalten.

Ich hatte nur die blonden Haare gesehen und dann-

Ohne etwas zu sagen falle ich ihm um den Hals, presse ihn an mich und bin so froh, dass er ausgewichen ist.

„D-d-da-„ meine Zunge streikt, aber ich kann ihn nicht mehr los lassen.

Das wollte ich nicht.

Sanji legt einen Arm um mich, ich spüre, dass er noch gar nicht realisiert, was gerade passiert ist.

Ich bleibe nah bei ihm, lehne mich aber kurz zurück, um mir seine Wange anzusehen.

Es ist nicht sehr schlimm, blutet nicht viel, aber das war verdammt nochmal ich.

Ich wollte ihn nicht verletzen.

Oh, Sanji.

Ich streiche das Blut mit der Hand von seiner Wange, atme erleichtert tief durch und kneife einmal die Augen zusammen, um die Tränen in meinen Augen los zu werden.

Ich lege beide Hände an seine Wangen, ziehe ihn zu mir und presse meine Lippen auf seine.

Ich bin so froh, dass es nur ein Kratzer ist.

Sanji lässt den Schirm fallen, legt jetzt auch den anderen Arm um mich, ist aber immer noch so verwirrt, dass er sich kaum bewegt.

Wieder und wieder küsse ich seine Lippen, schließe ihn danach wieder fest in meine Arme.

Als er spürt, wie ich zittere, presst auch er mich an sich.

Wir stehen beide im Regen in der Dunkelheit und immer noch will ich ihn nicht los lassen.

„T-tut m-mir Leid, dass i-i-ich-„

„Nein, nicht reden. Jetzt nicht reden.“, sagt er leise und hält mich bei sich.

Ich nicke sachte, atme tief durch und spüre, dass er den Moment genießt.

Doch als ich erneut mein Zittern nicht unterdrücken kann, löst er sich von mir.

„Warte kurz.“, sagt er nur, öffnet sein Jackett, zieht es sich aus und wirft es mir über die Schultern.

Dann sucht er auf dem Boden den Regenschirm. Als ich seinem Blick auf dem Boden folge, sehe ich meinen Dolch, hebe ihn auf und suche hinter mir nach seiner Scheide.

Keiner von uns sagt noch ein Wort, wir gehen zusammen die Straße entlang und ich sehe schon von weitem das Restaurant, in dem wir gerade saßen.

Ich spüre, dass Sanji an ihm vorbei gehen will, aber ich bleibe vor ihm stehen, blicke durch ein kleines Fenster und dann zu Sanji auf.

Ich weiß, ich sehe nicht mehr so toll aus wie vor zwei Stunden, aber jetzt habe ich wirklich Hunger.

„H-hast du für d-d-das Essen be-bezahlt?“

„Natürlich. Keine Sorge, ich hab schon alles erledigt.“

„D-dann kom-m m-mit.“, sage ich lächelnd, ziehe ihn an seinem Arm kurz in die Richtung des Restaurants und wir setzen uns ohne ein Wort an den Kellner zurück an unseren Tisch.

Alle Gäste schweigen, beobachten uns, wie Sanji mir den Stuhl zu Recht schiebt und sich dann mir gegen über, ganz selbstverständlich, auf seinen sinken lässt.

Er muss dem Kellner nur einen Blick zuwerfen, und er weiß Bescheid.

Der Blick, den Sanji dem Kellner zuwirft, ist viel strenger als ich je einen Blick von Ihm erwartet habe.

Ich muss bei dem Gedanken lächeln, dass er auch so etwas in sich trägt. Nur leider nie gegen eine Frau.

Schade. Er könnte es bestimmt wirklich gut, wenn er nur wollte.

Als mir auffällt, dass immer noch alles ruhig ist, senke ich den Blick. Mein Kleid ist vollkommen durchnässt.

Mir ist noch immer kalt, aber hier ist es wenigstens nicht windig. So muss ich nicht mehr zittern. Ich führe meine Arme durch die Ärmel des Jacketts und spüre, dass es mich schnell wärmt.

Irgendwann setzen sich auch die Unterhaltungen hinter uns wieder ein und der Kellner serviert uns unser bestelltes Essen. Es sieht wirklich gut aus, es ist sogar heiß. Sie haben uns also nicht einfach die Teller von gerade vor die Nase gestellt.

Aber noch kann ich nicht anfangen zu essen. Auch, wenn ich wirklich hungrig bin.

„Tut mir l-leid, dass ich-… ich m-meine, das Kettchen…“

„Ich hab es mir angeguckt. Es ist nicht kaputt, falls du das meinst. Es war nur ein Element verbogen.“

Wieder greift er in seine Tasche, legt das Kettchen dann vor mir auf den Tisch neben meinen Teller.

Er hat es wieder heile bekommen.

Und jetzt gibt er es mir wieder.

Obwohl ich es ihm vor die Füße geworfen habe.

Oh, Sanji, was bist du eigentlich für ein Mann?

Ich lächle zu ihm auf, als ich das Kettchen sehe.

Als sich unsere Blicke treffen, muss auch er lächeln, weiche meinem Blick aber aus.

„Mach‘s nur nicht nochmal, okay?“

Ich schüttle sofort den Kopf, nehme das Kettchen in die Hand und lege es mir um mein Handgelenk.

Sofort winkt Sanji meinen Arm zu sich.

Ich kann das Kettchen nicht mit einer Hand schließen, also halte ich es ihm herüber. Als das Kettchen wieder an meinem Arm hängt, führt er meine Hand an seine Lippen.

Meine Finger sind so kalt, seine Lippen sind so warm. Und doch muss ich mir wieder den Kratzer an seiner Wange ansehen.

Oh, Sanji.

Das tut mir so leid.

Ich lehne meine Hand von seinen Lippen, gleite mit einem Finger über den Kratzer und schweige.

Ich weiß, dass er mir in die Augen sieht, aber ich kann nicht begreifen, wie das nur passieren konnte.

Als er seine Hand auf meine legt, erwidere ich seinen Blick.

Er ist nicht wütend auf mich.

Kein bisschen.

Er liebt mich wirklich.

Oh, nein, er liebt mich wirklich.

Ich weiß, dass ich nicht unterdrücken kann ihn entschuldigend anzusehen.

Er versteht sofort an meinem Blick, was ich meine, weicht ihm aber nicht aus.

Ich liebe dich nicht, Sanji.

Nicht so, wie du mich liebst.

Als er meinen Blick deutet, schüttelt er sachte den Kopf, nimmt meine Hand in seine und legt sie auf den Tisch ab.

„Essen wir.“
 

Als ich mich erhebe, sehe ich eine Wasserpfütze unter meinem Stuhl. Und auch unter Sanjis hat sich Wasser gesammelt, nur nicht so viel wie unter meinem.

Ich harke mich ihm unter und wir gehen zusammen aus dem Restaurant zum Hafen und zur Sunny.

Sanjis Zimmer liegt meinem gegenüber, so bleiben wir Zeitgleich vor unseren Türen stehen, Sanji mir zugewand.

Mir ist eiskalt, meine Füße schmerzen, ich bin nass, Sanji ist verletzt, mein Muskelkater meldet sich in meinen Beinen und ich fühle mich benommen vom Wein, aber ich bereue nicht, dass ich mir Sanji essen gegangen bin.

Er möchte sich von mir verabschieden, doch wir beide schweigen.

Ich will nicht, dass der Abend jetzt schon zu Ende ist.

Und das will er auch nicht. Dessen bin ich mir sicher.

Ich kann es in seinen Augen sehen.

„Wie geht es dir jetzt?“, fragt er leise, und beobachtet mich, meine Reaktion auf die Frage.

Ich muss lächeln, weiche seinem Blick nach unten aus und nicke sachte.

Mir geht es wirklich gut.

„Hast… Hast du noch Muskelkater?“

Als er das fragt, sehe ich doch wieder zu ihm auf.

Ich hatte ihm beim Essen davon erzählt und er meinte, wenn er das gewusst hätte, dann hätte er mir auf dem Schiff oder sogar in meinem Zimmer etwas zu Essen gemacht.

Auf seine Frage muss ich nicken.

„N-noch etw-was, Ja. W-wieso?“

„Nur so.“, winkt er kurz ab, aber schüttelt kurz darauf über sich selbst den Kopf.

„Ich wollte nur fragen, ich meine, wenn du nichts dagegen hast, dann-„

„Sanji…“

„Ich glaube, ich kann da was machen.“

„G-gegen den Muskelkater?“

„Nur wenn du willst, natürlich.“

Klar will ich das. Oder nicht?

„W-was würdest du-„

„Wenn du kurz mit kommst, zeig ich es dir.“
 

Ich stehe in Sanjis Zimmer, er schaltet nur die Nachtischlampe ein und geht zum Bett.

Ich folge ihm, als er die Schublade seines Nachttisches öffnet und etwas darin sucht.

Weil es etwas länger dauert, als ich dachte, setze ich mich auf sein Bett und schaue mir von hier aus noch einmal das Regal mit den Büchern an.

Hat er die alle gelesen?

Wie viele sind das? Bestimmt um die siebzig. Aber wenn ich daran denke, wie schnell er mein Buch damals durchgelesen hatte, dann kann er wirklich schon alle gelesen haben.

„Hier.“, Sanji setzt sich neben mich und hält mir eine kleine Pumpflasche entgegen.

Erst sieht es für mich aus wie Flüssigseife, aber dann lese ich das Etikett.

Das ist Gleitgel!

Mein Blick weitet sich und ich schaue zu Sanji auf.

Das ist nicht sein ernst, oder?

Als er meinen Blick sieht, schüttelt er sofort den Kopf, als könne er meine Gedanken lesen.

„Nein, natürlich nicht das. Das würde ich nie so vorschlagen wie jetzt.“

Wie denn dann?

„Du weißt, ich trainiere auch. Zwar nicht so idiotisch wie Zorro, aber doch. Wenn du Muskelkater hast, und trotzdem weiter trainieren willst oder es dich auch einfach nur stört, dann müssen die Muskeln massiert werden. Wenn du weiter trainieren willst, obwohl du Muskelkater hast, wird das echt schmerzhaft. Es können Muskelverhärtungen oder Risse entstehen und dann kannst du das Training vergessen. Außerdem wirst du dann freiwillig den ganzen Tag im Bett liegen bleiben.“

„Du w-willt meine Beine m-m-massieren?“, frage ich dann, weil ich schon rausgehört habe, dass er sich nicht traut, es mich einfach zu fragen.

Auf meine Frage weicht er meinem Blick aus, nickt aber zeitgleich.

„Natürlich nur, wenn das okay ist. Ich meine nur, das hilft w-„

„Okay.“, unterbreche ich ihn und wundere mich selbst, dass ich das gesagt habe.

Er hat sich heute so rührend um mich gekümmert. Er hat mir das Armband geschenkt und ich habe es ihm vor die Füße geworfen. Und als ob das nicht genug gewesen wäre, bringe ich ihn beinahe um.

Es ist nur ein Kratzer, aber wenn er nicht ausgewichen wäre, dann…

Sanji starrt mich an, muss sich ein Lächeln verkneifen und nickt dann, als ich zurück lächle.

Ich verstehe es noch immer nicht.

Kapitel 21

Sanji lässt mich im Zimmer allein, wartet hinter der angelehnten Tür, als ich mir das Kleid ausziehe.

Ich behalte meine Unterwäsche an, lege mich auf das Bett und lasse das Kleid vor ihm liegen. Es ist zu nass, als dass ich es auf das Bett legen würde, es muss unbedingt in die Wäsche.

Meinen Schmuck lege ich auch ab, bis auf das Armband.

Das behalte ich an.

Ich will es nicht ablegen.

Jetzt noch nicht.

„Okay.“, sage ich leise, schließe die Augen und höre wie Sanji zurück in sein Zimmer tritt, die Tür hinter sich schließt und auf das Bett zugeht.

Ich erwarte erst, dass er um das Bett herum geht, da ich mich von der Tür weggelegt habe, aber er bleibt vor dem Bett stehen und ich weiß, dass er mich ansieht.

Dann höre ich, wie etwas auf den Boden fällt.

Bei dem Geräusch öffne ich doch wieder die Augen und schaue zu ihm herüber.

Er sieht mich gar nicht an, hat sein Hemd geöffnet und zieht sich die langen Ärmel nach oben. Es muss seine Krawatte gewesen sein, die er fallen gelassen hat.

Mein Blick fällt durch das geöffnete Hemd und ich halte einen Moment die Luft in den Lungen, da ich nicht nach Luft schnappen will. Er würde es hören.

Okay, jetzt werde ich nervös.

Sanji ist wirklich trainiert. Auch, wenn er entspannt steht kann ich jeden Muskel in dem schwachen Licht erkennen.

Ich muss darauf achten, dass er meinen Blick nicht bemerkt, daher schließe ich wieder die Augen ehe er meinen Blick bemerken kann.

Verdammt.

Bitte lass es bei einer Massage bleiben.

Nein, bitte nicht.

Es soll viel mehr werden als nur eine Massage.

Oh, Sanji. Es würde keiner hören, wenn du mich zum Stöhnen bringst.

Meine Wangen werden rot, ich kann es spüren.

Was ich noch spüren kann ist Sanji, der sich neben mir auf das Bett begibt und sich meinen Beinen entgegen bewegt.

„Okay. Bleib einfach ganz ruhig. Du musst gar nichts machen, dich nur entspannen. Ich hör auf, wenn du willst. Sag einfach, dass ich aufhören soll, okay?“

„Nein.“, flüstere ich leise und schaue dann doch wieder zu ihm auf.

Er hält sofort inne, obwohl er gerade mein Bein greifen wollte und sieht mich an.

Er glaubt, ich will alles jetzt schon abbrechen, aber dem ist nicht so.

„Ich sage n-nicht, dass du aufhören sollst, w-wenn du aufhören sollst. I-ich sage Sonne, wenn d-du aufhören sollst. W-wenn ich sage, dass du aufhören sol-lst, dann hör nicht auf.“

Sanji weicht meinem Blick nicht aus, aber er scheint auch nicht verwirrt, dass ich das jetzt gesagt habe. Als hätte er es von mir erwartet.

„Ich will dich nur Massieren.“, sagt er dann leise und scheint es mir noch einmal versichern zu wollen.

Ich lasse mir meine leichte Endtäuschung nicht anmerken und nicke sofort. Will er es denn gar nicht versuchen?

„Ist nur M-macht der Gewohnheit.“, winke ich kurz ab und das scheint ihm dann doch einzuleuchten und er nickt.

„Entspann dich.“

Als er mein Bein greift, schließe ich die Augen wieder, atme einmal tief durch und spüre seine warme Haut auf meiner noch immer kalten Haut.

Ich versuche mich zu entspannen und als er mein Bein zu sich zieht und es so von dem anderen spreizt, muss ich mich sofort an Vorgestern erinnern.

Ich sehe Sato meine Beine weit voneinander spreizen, während Ruffy mich beobachtet.

Ene meine Miste, ich finger nicht, ich fiste.

Was für ein kranker Spruch. Der Spruch gefällt mir gar nicht.

Es zeigt nicht, wie es sich anfühlt.

Er setzt das Ganze auf eine Stufe ohne Gefühl oder Genuss. Wenn man nur den Spruch hört denkt man an stumpfes ineinander hämmern. Wenn Sanji jemals davon hören sollte, dann werde ich es ihm vorher nicht erklären, dann werde ich es ihm zeigen.

Wenn Sanji wüsste, was Ruffy und Sato mit mir gemacht haben, was würde er sagen?

Was würde er denken?

Wie würde er reagieren?

Könnte er mich dann noch lieben?

Würde er fragen, ob er das nächste Mal dabei sein darf?

Sanji legt mein Bein auf seinen Schoß ab. Er sitzt im Schneidersitzt vor mir und ich höre wie er sich etwas Gel auf die Hand pumpt und es in seinen Händen verteilt. Noch einmal atme ich leise durch bis ich seine feuchten Hände auf meiner Haut spüre.

Das Gel auf meiner Haut ist gar nicht kalt, wie ich es erwartet habe. Im Gegenteil.

Es ist genauso warm wie seine Hände, doch als es auf meiner Haut bleibt, ohne dass Sanji mich berührt, wird es sogar noch wärmer.

Es prickelt leicht und ich schaue überrascht an mir herunter.

Sanji konzentriert sich auf meinen Unterschenkel, hält ihn mit einer Hand fest und gleitet mit der anderen Hand immer und immer wieder mit leichtem Druck über einen Muskel. Er weiß genau, wo er entlangführt.

Es ist Hypnotisierend.

Er sieht nicht zu mir auf und ich kann ihm, dank seiner Haare, nicht in die Augen sehen.

Langsam spüre ich, wie ich mich wirklich entspanne und lege mein Bein vorsichtig in seiner Hand ab.

Mir war gar nicht klar, wie verspannt ich war, bis jetzt, wo ich mich entspanne.

Es fühlt sich so glatt an.

So warm.

Als Sanji dann aber aufhört meine Wade zu massieren, legt er mein Bein auf seinen Schoß ab und gleitet mit den Händen zu meinem Oberschenkel.

Ich stoße bei der Berührung die Lust aus meiner Lunge, was Ihn dazu bringt zu mir auf zu sehen.

Er hält inne, sieht aber unglaublich ruhig und gelassen aus.

Im Gegensatz zu mir, denn ich spüre wie meine Wangen glühen.

„Vertrau mir.“, flüstert er leise und wartet auf meine Reaktion.

Ich atme tief durch, versuche mich zu beruhigen und nicke dann schnell, schließe wieder meine Augen und spüre, wie Sanji weiter über meine Haut gleitet. Er hält die Hand auf der Innenseite meines Schenkels, gleitet dann immer wieder mit der anderen Hand über dessen Außenseite.

Er wird nicht zu weit gehen.

Das passt nicht zu ihm.

Immer wieder gleitet er mit etwas Druck über die gleiche Stelle, bis ich spüre wie sich der Muskel unter seiner Berührung entspannt.

Doch als er beginnt die mich über meinem Knie zu massieren, verkrampfe ich mich schlagartig, da dort der Muskelkater am schlimmsten ist und der Druck mich nicht entspannen lässt, sondern nur weh tut.

Sanji hält sofort inne, als er das spürt.

„Ja, ich merk schon.“, sagt er leise und winkelt mein Knie im nächsten Moment an, hält mich an der Wade fest und drückt so gegen mein Bein, dass er den verspannten Muskel dehnt.

Jetzt kann ich nicht anders als wieder zu ihm herauf zu sehen.

Was habe ich eigentlich von Sanji gedacht?

Er würde nie etwas mit mir machen, was ich ihm nicht erlaubt habe.

Nicht er.

Ich fühle, wie entspannt ich bin und dass jede Bewegung ganz allein von Sanji gesteuert wird.

Doch als er mein Bein zur Seite kippt, sich so jetzt zwischen meinen Beinen befindet, zucke ich vor Schreck zusammen, lege reflexartig meine Hand auf meinen Unterbauch und sehe zu ihm herunter.

Er winkelt mein Bein zur Seite an, kniet sich dann zwischen meine Beine und beginnt mit der Hand über die Innenseite meines Oberschenkels zu gleiten.

Immer wieder mit leichtem Druck, schnell nach unten, langsam nach oben.

Bei der Berührung ziehen sich die Muskeln in meinem Unterleid aufs köstlichste zusammen und ich spüre meinen Puls in meinem Kitzler.

Ich atme leise tief durch, hoffe, dass er es nicht merkt und bewege mich nicht.

Er bewegt sich weiter in seinem Rhythmus und ich bin mir wirklich nicht sicher ob er sich entweder sehr gut verstellt, oder es wirklich nicht gemerkt hat.

Also blinzle ich zu ihm herunter, aber er achtet nur auf mein Bein.

Es dauert etwas länger bis ich mich in dieser Position entspanne, aber Sanji lässt sich Zeit. Als er allerdings mit seiner Bewegung bis an mein Hüftgelenk gleitet, stoße ich die Luft aus meiner Lunge und lege meine Hand über meinen Slip und schaue zu ihm auf.

Er hält sofort inne, sieht zu mir herab und schweigt.

Er sieht es mir sofort an, das weiß ich.

Dass kann ich sehen.

Was machen wir jetzt? Sanji, es würde keiner hören, wenn du mich zum Stöhnen bringst. Wir können alles machen, was wir wollen.

Es muss keiner wissen.

So feucht wie deine Finger sind könntest du ohne Probleme unter meinen Slip und in mir eindringen.

Ohne wiederstand.

Ich würde mich auch nicht wehren. Nicht jetzt.

Meine Haut kribbelt überall, wo er mich berührt hat und ich genieße es wie er mich wärmt.

„Mir geht’s nicht anders.“, sagt er leise, blickt zurück auf mein Bein und legt es wieder gerade neben sich.

Dann dreht er sich zu meinem anderen Bein, beginnt wie gerade auch und ich kann ihm nicht mehr in die Augen sehen, da er sich von mir weggedreht hat.

Ihm geht’s nicht anders?

Wieso macht er dann nicht einfach weiter?

Doch dann greift er mein Bein, dreht sich wieder mir entgegen, hebt mein Bein an, legt sich meine Ferse auf seine Schulter und gleitet mit den Händen immer wieder über meine Haut, meiner Wade entlang an meinem Knie vorbei über meinen Oberschenkel. Ich schaue zu ihm auf, atme schneller, bewege mich aber nicht.

Wenn es ihm genauso geht wie mir, dann macht es das doch alles nur schlimmer.

„Was hast d-du vor?“, hauche ich leise und lege meine Arme vor meine Brust.

Er hält einen Moment inne, sieht mich an und, ich bin nicht sicher, aber ich glaube er lächelt kurz auf.

Dann beugt er sich vor, so dass mein Bein an seinem Hals entlang gleitet bis zu meinem Knie.

Er greift mein Handgelenk, führt meinen Arm über meinen Kopf und legt ihn auf dem Kissen ab. Wiederholt das mit meinem anderen und ich kann nicht anders, als ihn dabei zu beobachten.

Er hat gesagt, ich muss gar nichts machen.

Aber jetzt bin ich wirklich nicht mehr sicher ob es bei einer Massage bleiben wird.

Jetzt, wo meine Hände über mir auf dem Kissen liegen fühle ich mich viel hilfloser.

Ausgeliefert.

Das würde er doch nicht ausnutzen.

Oder?

Sanji lehnt sich zurück, gleitet mit den Händen mein Bein entlang und schließt die Augen, atmet selbst einmal kurz durch, ehe er wieder zu mir herabsieht.

Die Position, in die er mich gebracht hat, zwingt mich dazu mich zu entspannen.

Doch als seine Hand wieder über die Innenseite meines Beins Richtung Becken gleitet, spüre ich, wie ich feucht werde.

In dem Moment schließe ich die Augen, versuche ein keuchen zu unterdrücken und spüre seine Hand auf meiner Haut, seinen Atem neben meiner Wade und wünsche mir in dem Moment, dass er sich doch wieder zu mir lehnt.

Weiter als gerade.

Mit seiner Zunge zwischen meinen Beinen verschwindet.

Hoffe aber zeitgleich, dass er es mir nicht ansieht.

Bitte lass mein Slip nicht so feucht werden, dass er es sehen kann.

Bitte, lass ihn die Kontrolle verlieren.

Aber er ist viel zu sicher in seinen Bewegungen als dass er sie jetzt verlieren könnte.

Ich fühle mich von meinen Gefühlen hin und hergerissen.

Wieder und wieder gleitet seine Hand mir entgegen und als ich realisiere, dass mein Becken sich immer wieder leicht gegen seinen Rhythmus bewegt, keuche ich auf, schäme mich gleichzeitig aber für meine Reaktion und drehe den Kopf zur Seite.

Er berührt mich, obwohl er mich nicht berührt.

Was macht er mit mir?

Er kann mich nicht erzählen, dass er nicht sieht, was er mit mir macht.

Dass er es nicht weiß.

Er weiß es ganz genau und jede seiner Bewegungen verfolgt nur ein Ziel.

Dann lehnt er sich etwas zurück, lässt mein Bein von seiner Schulter gleiten und beginnt erst meinen Knöchel zu massieren, dann leichten Druck auf meine Fußsohle auszuüben.

Bei der Berührung ziehen sich all meine Muskeln in meinem Unterleib zusammen. Mit der Reaktion meines Körpers habe ich nicht gerechnet, halte die Luft in den Lungen um nicht aufstöhnen zu müssen und spüre seinen Blick auf meiner Haut.

Er beobachtet jede meiner Reaktionen und denkt nicht daran aufzuhören.

Ich schnappe nach Luft als er mit den Fingern zwischen meine Zehen gleitet, mit der anderen Hand die Mitte meiner Fußsohle massiert.

Mein Becken lehnt sich ihm entgegen, ich kann ein stöhnen nicht unterdrücken und spüre, dass ich immer feuchter werde.

Was macht er mit mir?

„San-„, stoße ich hervor, als er mich wieder zum Stöhnen bringt, ich lege einen Arm schützend über meine Wange, so dass er mein Gesicht nicht so einfach beobachten kann.

Ich kann nicht begreifen wie er mich so weit bringen kann, nur indem er bestimmte Punkte an meinem Fuß massiert.

Meine Haut kribbelt, meine Beckenmuskeln ziehen sich pulsierend zusammen und ich sehne mich so danach, dass er, und wenn es nur ein Finger ist, in mich eindringt.

Ich atme schnell, mein Puls rast und höre mein Blut in meinen Ohren rauschen.

„Jetzt.“, sagt Sanji leise, als er gezielt Druck auf zwei Stellen meiner Fußsohle ausübt und ich verkralle mich in dem Kissen hinter meinem Kopf, söhne leise, kurz, wiederholend, winselnd immer wieder auf, als er mich zwingt, mich in einen Orgasmus fallen zu lassen.

Ich kann mich nicht wehren, will es nicht und will es doch.

Mein Körper zittert vor Lust, ich schnappe nach Luft und mir dreht sich alles, als ich spüre, wie sich alles in mir entspannt.

Ich schäme mich gleichzeitig für meinen Körper, dafür, dass es so leicht für ihn war und dass ich es selbst nicht geahnt habe.

Ich bewege mich nicht, atme schnell und halte die Augen geschlossen. Ich kann spüren wie er mein Bein gerade neben mein anderes legt und selbst aus dem Bett verschwindet.

Wie hat er das gemacht?

Was ist gerade passiert?

Das war kein Sex, nicht einmal annähernd. Aber das war…

Ich wusste nicht, dass das möglich ist.

Was hat denn mein Fuß mit einem Orgasmus zu tun?

Dann spüre ich wie Sani mit einem Handtuch meine Beine abtrocknet.

Dann war es das, was er auf den Boden hat fallen lassen und nicht seine Krawatte.

Ich kann ihm nicht in die Augen sehen, atme noch immer schwer und spüre jetzt noch meinen Unterleib zusammenzucken.

Alle fünf Sekunden in einem Rhythmus der sich immer weiter ausdehnt, bis ich es nicht mehr spüre.

Ich liege vollkommen entspannt in seinem Bett und ich weiß, dass er mich noch einmal ansieht, ehe er die Decke über mich wirft.

Er möchte, dass ich hier schlafe.

Aber will ich das auch?

Ich schüttle sachte den Kopf, ziehe die Beine unter der Decke an und spüre sofort wie Entspannt meine Beine nach Sanjis Massage sind.

Sie fühlen sich so weich, schwach und gleichzeitig stark an.

Ganz sicher, als hätte ich jetzt mehr Kontrolle über sie als vorher.

„Was ist?“ höre ich Sanji leise fragen und weiß in dem Moment, dass er neben mir liegt und mich ansieht.

„Ich kann-n n-nicht-„

Ich drehe den Kopf so, dass ich ihn ansehe und breche den Satz sofort ab, als ich den Kratzer an seiner Wange sehe.

Oh, Sanji.

Nach all dem was ich heute mit dir gemacht habe hast du mich trotzdem so glücklich gemacht.

Und das alles ohne mich anzufassen.

Ich bin sogar noch angezogen.

Ich muss lächeln und schüttle sachte den Kopf, drehe mich dann ihm entgegen.

„Schlaf gut.“, hauche ich leise und sehe, dass auch er sich ein Lächeln nicht verkneifen kann, nickt sachte und greift unter der Bettdecke meine Hand.

Die Hand an dessen Handgelenk noch immer das Armkettchen hängt.

„Du auch, Prinzessin.“

Du schummelst

Kapitel 22

„Komm schon, mach die Tür auf.“

Ich greife die Klinke, drücke sie Herunter und die Tür kommt mir entgegen, wird aber mit einem Ruck von der Kette zurückgehalten.

Ich kann ihn sehen.

Er besucht oft Mama.

Aber Mama ist nicht da. Das weiß er und darum ist er hier.

„Was? Oh, Schieda, du kleines Dummerchen. Du musst doch vorher die Kette lösen. Sonst kann ich dir nicht zeigen, was ich dir mitgebracht habe.“

Mir mitgebracht?

Ein echtes Geschenk?

Aber ich hab doch gar nicht Geburtstag.

Ich schaue auf und sehe die Kette gespannt, neben ihr sehen mich zwei Augen durch den Spalt an.

Er zieht die Tür zurück, bis sie nicht mehr gespannt ist, lehnt die Tür aber nur an.

Ich gehe zur Tür, strecke mich mit dem Arm nach oben zur Kette, stelle mich auf die Zehenspitzen, aber ich bin noch viel zu klein.

„Ich komm n-nicht ran.“, sage ich irgendwann und gebe auf.

Ich schüttele den Kopf und öffne die Tür wieder so weit, bis die Kette gespannt ist.

„Ich kann n-nicht. Kannst du es m-mir nicht so zeigen?“

„Nein, das geht nicht.“

Er dreht sich um, zögert und denkt über etwas nach, ehe er wieder zu mir herunter sieht.

„Geh mal kurz von der Tür weg, Liebes.“

„W-wieso?“

„Mach einfach, was ich dir sage.“

Okay. Aber nur dieses eine Mal.

Ich weiche ein paar Schritte zurück, sehe, wie er die Tür anlehnt und sich dann mit einem Ruck gegen sie wirft.

Ich zucke zusammen, sehe die Kette reißen und starre den Mann vor mir an.

Ich reiße die Augen auf, schnappe nach Luft und schüttle hastig den Kopf.

„Nein.“, sage ich leise und sehe das Bücherregal vor mir.

Ich atme schnell, ziehe die Beine an und spüre, wie sich jemand hinter mir bewegt.

Das ist nicht passiert.

Das war nicht so.

„Was ist los?“

Es ist Sanji der sich hinter mir aufrichtet und zu mir herübersieht.

Aber ich sehe immer noch die Kette vor mir.

Das ist doch nicht wirklich passiert.

Das war ganz anders.

„Ich hab die Tür nicht auf gemacht.“, sage ich leise und schüttle sachte den Kopf, „Er kam nicht rein.“

„Was?“, Sanji versteht nicht, sieht mich weiter an.

Ich aber höre, wie er die Tür hinter sich schließt und mich ansieht.

Wieder schüttle ich den Kopf.

Nein, das war nicht so. Nicht so.

Das würde ich doch noch wissen.

Das war ganz anders.

Ich hab die Tür nicht auf gemacht.

Er kam nicht rein.

Sanji legt eine Hand auf meine Schulter, ich zucke zusammen, reiße mich von den Bildern los und blinzle verwirrt zu ihm auf.

„Geht es dir gut?“

Ich muss mich erst sammeln, realisieren, dass ich geträumt habe und atme erleichtert auf, drehe mich auf den Rücken, lege einen Arm über meine Augen und nicke sachte.

„Nur ein Traum. Ich hab schlecht geträumt.“, flüstere ich und spüre wie das Adrenalin langsam aus meinen Adern weicht.

„Bist du sicher?“, fragt Sanji vorsichtig nach, aber ich nicke sofort.

„J-ja, ganz sicher. D-das war ganz a-anders.“

„Was war anders? Was hast du geträumt?“

Ich atme tief durch, schaue dann unter dem Arm zu Sanji auf, schüttle dann aber nur wieder sachte den Kopf.

Ich will nicht drüber reden, atme einmal tief durch und setze mich dann mit Schwung im Bett auf.

„D-danke für Gestern.“, sage ich kurz, sehe ihn nicht mehr an, weiß aber, dass er mir nachsieht.

Ich sammle mich schnell, will das Bild so schnell wie möglich aus meinem Kopf verbannen, steige aus dem Bett und sammle mein, noch immer feuchtes, Kleid vom Boden auf.

Sanji bleibt in seinem Bett und schweigt.

Aber wenn ich jetzt so sein Zimmer verlasse, wird er mich heute nicht aus den Augen lassen.

Daher bleibe ich vor der Tür stehen, drehe mich noch einmal zu ihm um und lächle ihm zu.

Es geht mir gut, siehst du?

„Schieda…“, Sanji schüttelt den Kopf, sieht mich weiter an und setzt sich an die Kante seines Bettes.

„Es geht m-mir wirklich gut.“, wiederhole ich und nicke sachte.

„Was hast du geträumt?“

Sanji lässt nicht locker, aber ich habe wirklich keine Lust mit ihm zu reden, greife hinter mir die Türklinke und drücke sie herunter, als er sich vom Bett erhebt.

Doch als ich die Tür öffnen will, bleibt sie verschlossen.

Abgeschlossen.

Sofort schießt das Adrenalin wider in eine Adern zurück.

Ich will wirklich nicht reden.

Nicht darüber.

Sanji kommt auf mich zu und ich schaue wieder zu ihm auf, diesmal kann ich nicht mehr lächeln.

„W-wo ist der Schlüssel?“, frage ich sofort aber er geht nicht darauf ein.

Er bleibt erst dicht vor mir stehen, ich weiche seinem Blick ganz automatisch zur Seite aus, presse die Lippen aufeinander und spüre, dass ich Angst vor dem habe, was jetzt kommt.

„Bitte sprich mit mir. Ich kann dich nicht dazu zwingen mit mir zu reden. Aber ich kann nicht schlafen, wenn du nicht mit mir redest.“

Genau wie Ruffy. Wenn ihn etwas beschäftigt, dann kann er nicht schlafen.

Irgendwann wird er schon wieder anfangen zu schlafen.

„Bitte, es wird dir gut tun. Das weißt du.“

Darauf schüttle ich sachte den Kopf.

Nein, das weiß ich nicht. Das glaube ich nicht.

Wie kann es mir danach besser gehen wenn es mir schon schlecht geht, wenn ich nur darüber nachdenke?

Er greift mein Kinn, hebt er an und zwingt mich so ihm in die Augen zu sehen.

„Bitte. Nur kurz.“

Bei den Worten würde ich ihn am liebsten ins Gesicht spucken und von mir wegtreten.

Und was dann?

Soll ich dann den Schlüssel suchen und aus dem Zimmer verschwinden?

Wieder trifft mein Blick den Kratzer an seiner Wange und alle Wut auf ihn verraucht.

Nein, so weit war ich schon einmal.

Also nicke ich sachte, schweige allerdings und warte, bis Sanji sich von mir entfernt, was er aber nicht macht.

„Was hast du geträumt?“, will er dann wieder wissen, lässt mein Kinn los, und ich weiche sofort wieder seinem Blick aus, seufze leise und zwinge mich daran mich zu erinnern.

„I-ich hab nur-.. Das w-war nur ei-ein Traum.“, versichere ich ihm nochmal und spüre, dass er nickt. Aber er will es trotzdem wissen. Ich will wirklich nicht darüber reden, zögere noch immer, presse mein Kleid an mich und will mich am liebsten von ihm wegdrehen, was aber nicht geht, weil er zu nah bei mir ist.

„D-du weißt ja noch, was ich d-dir erzählt habe. Dass der Kerl, du weißt schon w-wer, vor der Tür stand und zu m-mir wol-lte, als meine Mut-ter nicht da war. Ich hab d-die Tür n-nicht auf gemacht, ich weiß das ganz g-genau. Aber ich hab geträumt, dass i-ich sie geöffnet habe. Es hing n-noch die Kette davor u-und hat ihn a-aufgehalten, aber dann hat er-„

Ich breche den Satz ab, weil ich es wieder vor mir sehen kann. Ich schließe die Augen, atme einmal tief durch und schüttle schnell den Kopf.

„Das ist so nicht passiert.“, flüstere ich leise und spüre Sanjis Hand an meiner Wange, die andere an meinem Arm.

Er lässt mich nicht alleine.

Nicht jetzt.

„Was ist nicht passiert?“, fragt er leise und zieht mich vorsichtig in seine Arme. Ich lasse das Kleid fallen, schüttle sachte den Kopf, will mich erst noch von ihm wegdrücken, lasse es dann aber zu, dass er mich bei sich hält.

Wieder steigen Tränen in mir auf, schnüren mir meinen Hals zu, aber ich kann jetzt nicht schweigen.

Jetzt nicht mehr.

„Die Kette ist gerissen. Er hat sich gegen die Tür geworfen und sie danach abgeschlossen. Er hat mich so…furchbar angesehen. Ich hatte Angst, aber ich wollte nicht weg. Ich wusste nicht, wieso ich Angst hatte und habe nicht auf meine Gefühle gehört.“

„Was hat er mit dir gemacht?“

Auf die Frage schüttle ich sofort wieder den Kopf, spüre die Tränen in meinen Augen und atme zitternd tief ein.

„Ich weiß nicht, das war nur ein Traum. Mehr ist nicht passiert. Das war alles ganz anders.“

„Wie war es wirklich?“

„Ich weiß nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass er nicht in die Wohnung kam. Er kam nicht an mich ran, da bin ich mir ganz sicher.“

„Bist du dir wirklich ganz sicher?“

Ich kneife die Augen zusammen, presse mich an seine Brust und atme tief durch.

Wieso muss er mich das fragen?

Wenn es anders gewesen wäre, würde ich es doch noch wissen, oder nicht?

Doch bevor ich weiter über diese Frage nachdenken kann, bevor ich es mir wirklich klar werde, was die Wahrheit und was ein Traum war, schüttelt Sanji den Kopf und unterbricht an meiner Stelle die Stille.

„Vergiss es. Denk nicht drüber nach. Ist okay. Es ist schon okay.“

Ich schüttle den Kopf an seiner Brust gelehnt und weiß, was er denkt.

Aber so war das nicht.

Bestimmt nicht.

Ich will meine Tränen gar nicht mehr zurück halten, spüre, wie meine Knie weich werden und ich mich an Sanji festhalten muss um nicht auf dem Boden herunter zu sinken.

Er hält mich fest, als er das Spürt, schweigt und hält mich an sich.

Es dauert lang, bis ich mich wieder beruhigt habe.

Ich kann spüren wie auch Sanji sich über die Augen streicht, als ich mich von ihm löse, aber ich kann ihm jetzt nicht in die Augen sehen um herausfinden zu können, ob er auch geweint hat.

Es geht mir nicht besser, aber ich fühle mich leichter.

„Ich muss noch was wissen bevor du gehst.“, sagt er dann leise und ich nicke, ohne die Frage zu kennen.

Er kann mich jetzt fragen, was er will, ich würde ihm alles sagen.

„Hast du das schon einmal jemandem erzählt?“

Ich nicke sachte, ziehe zitternd die Luft in meine Lunge und versuche mich zu sammeln.

„Kannst du mir sagen, wer das weiß?“

Wieder nicke ich sachte auf seine Frage, starre auf den Boden neben ihm und habe das Gefühl mich bewegen zu müssen. Daher hebe ich das Kleid vor meinen Füßen auf und presse es an mich.

„Und wer ist das? Wenn du schon nicht mit mir reden kannst, dann muss ich wenigstens mit ihm reden.“

Will ich das?

Dass Sanji sich mit ihm unterhält?

Ich streiche mir mit den Handrücken über die Augen, als ich ihm antworte.

„Sato.“
 

Ruffy hat gesagt, ich soll mir heute selbst was aussuchen, was ich anziehen soll. Also sitze ich irgendwann in einem übergroßen Pullover mit Leggins in der Küche und verputze mein Frühstück im Schneidersitz neben Nami und Franky.

Als Sanji gefragt wird, was er mit seiner Wange gemacht hat, meinte er nur, eine Katze hat ihn gekratzt als er sie vom Baum holen wollte. Was für eine Metapher. Sato könnte sie durchschauen. Ruffy möglicherweise auch aber Zorro würde es nie ahnen.

Ich tue interessiert als er davon erzählt die Katze eines Mädchens gerettet zu haben, aber das ist nur Show. Wenn ich so tu, als ob ich kein Interesse habe, dann mache ich mich verdächtiger als ich schon bin.

Es wundert mich, dass Sanji sich nicht neben mich gesetzt hat. Lysop albert mit Chopper und Ruffy herum, Sato macht sich so unauffällig, wie es geht, an Nami heran, aber ich kenne das und mir fällt es sofort auf.

Aber ich sage nichts dazu. Wieso auch?

Sato ist schon lange nicht mehr mit mir zusammen, auch wenn wir, also er, Ruffy und ich, eine Nacht miteinander verbrachten.

Er kann machen, was er will. Wenn er es denn schafft sich an Nami heranzumachen.

Und wenn sie überhaupt sein Typ ist.

Nami ist ganz anders als ich. Sie redet gerne und viel, ist laut, selbstbewusst, wunderschön, lacht viel und ist stark.

Das absolute Gegenteil von mir.

Aber vielleicht ist es auch das, was ihn anmacht.

Ein kleiner Kampf, ein ungewollter Kuss und schon..

Naja, soll er sich austoben.

Wer weiß, wie lange er hier an Board bleibt.

Nach dem Frühstück klettere ich zu Zorro in den Ausguck.

Trainieren, natürlich.

Heute geht es besser als gestern.

Die Massage hat wirklich etwas gebracht.

Auch wenn ich sonst nach fünfzig Kniebeugen eine kurze Atempause gemacht habe schaffe ich jetzt Achtzig am Stück und danach ohne Pause durchgängig die restlichen Einhundertzwanzig.

Als Zorro das sieht kann er sich ein Lächeln nicht verkneifen.

„Was ist los mit dir? So hab ich dich noch nie gesehen.“

Er kommt auf mich zu als ich meinen Dolch ein letztes Mal aus dem Baumstamm ziehe und lächle nur erschöpft zurück, schüttle den Kopf auf seine Frage und zucke mit den Achseln als würde ich es nicht wissen.

„Einfach so?“

„M-hm“, nicke ich und nehme das Handtuch an, welches er mir entgegenhält.

„Du kannst noch ein bisschen. Was hältst du davon wenn wir heute noch was anderes machen?“

Ich nicke lächelnd ohne eigentlich zu wissen, was er damit meint, gehe an ihm vorbei und lasse mich für eine kurze Pause auf die Bank sinken.

Jetzt ist Zorro an der Reihe.

Ich weiß, für ihn ist es nichts anderes als sein Aufwärmtraining, aber das sagt er mir nicht.

Ich habe die Gewichte ja hier schon gesehen und ihn auch schon unterbrochen als er wirklich trainiert hat.

Ich weiß, was er heben kann. Und das in mehreren hunderten Wiederholungen.

Er muss das schon sein ganzes Leben lang machen.

Es dauert lange, ehe er fertig ist und ich bin schon wieder in meinem Buch versunken, als er auf mich zukommt.

„Hey!“, er wirft mir ein Handtuch entgegen und als er damit halb mein Buch, halb mein Gesicht trifft, zucke ich sofort zusammen, mir fällt das Buch aus der Hand und ich klammere mich an das Handtuch, ehe ich verwirrt zu ihm aufsehe.

Als er mich so sieht schüttelt er lächelnd den Kopf über mich.

Er ist heute aber auch anders drauf.

Gute Laune, was?

„Bist du soweit?“

„Ich gla-aube schon. Was machen w-wir jetzt?“

„Stell dich erst mal hin und mach mir alles nach.“

Ich lege das Handtuch auf die Bank, erhebe mich und stelle mich ihm einige Meter entfernt gegenüber mitten in den Raum.

Er geht in die Knie, streckt ein Bein zur Seite von sich mit der Verse auf dem Boden und dehnt so seine Bänder in den Beinen.

Ich mache es ihm nach.

Danach sind die Arme und sogar der Rücken an der Reihe.

Was soll das?

Das soll was neues sein?

„Okay. Beweg dich nicht.“, sagt er dann und geht an mir vorbei.

Ich blinzle, sehe ihm nach und sehe, dass er seine Schwerter von der Wand nimmt.

Was soll das? Er weiß doch, dass ich die nicht heben kann.

Doch entgegen meinen Erwartungen stellt er sich zurück an seinen Platz, nimmt ein Schwert samt Scheide in die Hand und hält es mir Waagerecht entgegen.

„Okay. Jetzt greif mich mal an.“

Bei den Worten spüre ich wie mir die Farbe aus dem Gesicht weicht.

„W-was?“

„Greif mich an.“

„Ab-b-ber- ich werde verlieren.“

„Ganz sicher sogar.“

Wie ermutigend.

„Aber wenn du mich nicht angreifen willst, musst du es nicht.“

Ich atme bei seinen Worten erleichtert auf, doch ehe ich den Blick senken lasse, fügt er noch etwas hinzu.

„Dann greife ich dich an.“

Bei den Worten nimmt er den Griff seines Schwertes in beide Hände.

Der will mich angreifen?!

Hat er sie noch alle?!

Ich weiche einen Schritt zurück, starre Zorro vor mir an und kann noch nicht glauben, was er vorhat.

Ich bin wirklich nervös, mein Herz rast jetzt bereits und ich weiß, dass ich nur verlieren kann.

Als er den ersten Schritt auf mich zu läuft, reiße ich die Augen auf.

Scheiße, der meint das wirklich so!

Ich gehe in die Knie, ziehe meinen Dolch und in dem Moment als ich mich wieder auf meine Beine stelle trifft meine Klinge auf die Scheide seines Schwertes.

Er schiebt mich auf dem Boden nach Hinten ohne sich anzustrengen aber ich lasse meinen Dolch nicht los.

Nein, wenn er schon gegen mich kämpfen will, dann will ich ihm auch zeigen, was er mir bis jetzt beigebracht hat.

Ich weiche seinem Schlag nach unten aus, drehe mich zur Seite und kann spüren, dass er ausholt.

Ich hab keine große Reichweite wie er, aber ich bin kleiner.

Er ist schnell, aber nicht so wenig wie ich es bin. Und das habe ich alles nicht nur von seinem Training gelernt.

Als er zuschlägt weiche ich nach hinten aus, fange mich mit einem Arm nach hinten ab, damit ich nicht das Gleichgewicht verliere und will sofort danach in den Angriff über gehen, doch da schlägt er mir mit der Hand vor die Stirn, so dass ich nach hinten taumle um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Ich reibe mir die Stirn mit der Freien Hand, stelle mich wieder richtig hin und lasse ihn nicht aus den Augen.

Er steht ganz still, blickt mir nach und hält mir sein Schwert wie am Anfang entgegen.

Ich muss mir was einfallen lassen.

Ich bin mir sicher, dass ich ihn nicht verletzen werde, aber ich komme nicht einmal an ihn ran.

Plötzlich läuft er wieder auf mich zu, ich hebe den Dolch und versuche den Angriff abzuwehren, doch er umgeht meine Verteidigung als wäre sie gar nicht da, schlägt mir mit dem Schwert auf den Oberarm und ich ziehe vor Schreck und Schmerz die Luft scharf ein, habe aber keine Zeit zu schreien, da ich die Luft in meiner Lunge brauche.

Ich versuche ihn zu beobachten, will wissen, was er als nächstes treffen möchte, aber seine Bewegung verrät mir nichts. Einmal schaffe ich es sein Schwert bei einem Schlag von ihm zu streifen, aber ich schaffe es nicht den Schlag abzuwehren.

Er trifft mich an der Seite, ich schnappe nach Luft, greife reflexartig meine Seite und werde erneut von ihm getroffen, noch schneller ich es erwartet habe.

Ich verliere den Boden unter den Füßen, lange kurz danach auf dem Rücken und beiße die Zähne aufeinander.

Verdammt, das gibt blaue Flecke.

Als ich die Augen öffne kniet Zorro über mir mit einem Bein auf dem Boden und hält mir das Schwert samt Scheide an den Hals.

„Du bist tot.“, sagt er leise und ich ziehe die Luft zwischen den Zähnen scharf ein, da ich spüre wie sich die Muskeln in meinem Unterleib bei seinen Worten schlagartig und fest zusammenziehen.

War`s das?

War das wirklich so einfach mich umzubringen?

Nein, das kann ich besser.

Ich greife Zorros Schwert mit beiden Händen, drücke einmal kurz dagegen, damit er glaubt, dass ich es weg schieben will, damit er es ganz sicher fest hält, ziehe mich dann aber daran über den Boden unter ihm weg.

Ich springe auf meine Beine, drehe mich zu ihm um weiche aber sofort mehrere Schritte zurück.

Was ist seine Schwachstelle?

Zorro dreht sich schnell zu mir um, diesmal lächelt er doch, weil er nicht erwartet hat, dass ich noch weiter machen will.

Ich brauche Zeit. Ich muss mir wirklich was einfallen lassen.

Aber was?

Zorro ist viel stärker als ich. Ich habe keine Changs gegen ihn.

Wieder läuft er auf mich zu, diesmal achte ich auf seine Blicke, nicht auf seine Bewegungen und schaffe es tatsächlich den ersten Schlag von ihm abzublocken, auch wenn er mich mit der Kraft zur Seite schiebt.

Als er das sieht kann er sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Gut.“, sagt er leise, lässt mich aber nicht zur Ruhe kommen, holt erneut auf, schlägt wieder zu und trifft mich am Oberschenkel.

Ich keuche auf, könnte vor Schmerzen schreien, weiß aber, dass das Schreien mir Kraft kostet.

Wieso ausgerechnet auf den Muskelkater?!

In dem Moment, in dem ich vor Schmerzen die Augen zusammenkneife, trifft er mich im Bauch.

Mir wird schlagartig übel, ich halte mir mit der Hand den Bauch, spüre, wie ich auf dem glatten Boden weit nach hinten rutsche und gehe vor Schmerzen in die Knie.

Zorro, das war echt zu viel.

Ich pumpe die Luft in meine Lunge, spüre, wie mir schwindlig wird und stütze mich mit einer Hand vom Boden ab.

„Das war echt nicht schlecht für den Anfang. Das Ausweichen hat mir am besten gefallen.“

Ich kann hören wie Zorro auf mich zukommt, beiße die Zähne zusammen und atme tief durch.

Sollte das ein Kompliment sein?

Verdammt, das hat echt wehgetan!

Tränen sammeln sich vor Scherzen und Übelkeit in meinen Augen.

Ich will nicht, dass er mich so sieht.

Mit Verlieren wäre ich klar gekommen, aber das?

Er hat mich vorgeführt.

Wieso hat er so übertrieben?

Zorro geht vor mir in die Knie und ich weiß, dass er mich ansieht.

Ich halte mir noch immer den Bauch.

„So. Ein paar blaue Flecken und du hast viel gelernt, oder nicht?“

Gelernt?

Hast du sie noch alle?

Ich starre den Boden unter mir an als mir Plötzlich ein Gedanke kommt.

Seine Schwachstelle.

Nicht nur seine, sondern die von allen Männern.

Ich muss mir bei dem Gedanken ein Lächeln verkneifen, schließe dann die Augen und entspanne mich schlagartig, falle so vor ihm auf den Boden und bewege mich nicht mehr.

Aber ich achte darauf meinen Dolch nicht aus meinen Fingern gleiten zu lassen, auch wenn ich ihn nicht fest umklammern kann.

Nicht, wenn ich das durchziehen will, was ich vorhabe.

Zorro schweigt, dann höre ich ihn kichern.

Er glaubt mir nicht.

„Komm schon, übertreib nicht. Du hältst noch einiges mehr aus. Komm, steh auf.“, Zorro erhebt sich aber ich will das jetzt durchziehen.

Ich hab noch nicht verloren.

Ich bin zwar schon gestorben, aber jetzt ist er an der Reihe zu sterben.

Ich bewege keinen Muskel, höre, wie Zorro sich von mir entfernt, warte aber noch.

Er zweifelt. Ganz sicher.

Ich kann hören, dass er zur Bank geht, einen Schluck Wasser trinkt und ich weiß, dass er mich ansieht.

Etwas fehlt noch um meine Lüge perfekt zu machen.

Aber was?

Was macht man, wenn man ohnmächtig ist?

Klar!

Ich zucke einmal kurz mir einem Bein, nicht mit der Hand, das wäre zu offensichtlich, und bleibe weiter regungslos liegen.

Als Zorro das sieht, hört er auf zu trinken, zögert noch einen Moment.

„Fuck.“, flucht er dann leise, lässt die Flasche fallen und rennt zu mir herüber.

Okay, jetzt nur nicht grinsen.

„Schieda, komm schon.“, sagt er leise, geht vor mir in die Knie und zieht mich auf seinen Schoß.

Ich ziehe den Dolch mit, lasse aber noch jeden Muskel locker.

Er dreht mich auf den Rücken, streicht mir die Haare aus dem Gesicht und legt ein Ohr über meine Lippen um zu hören ob ich noch atme. Er sieht nicht an mir herunter, sondern über mich hinweg.

In dem Moment hebe ich meinen Arm, bewege sonst keinen Muskel, nur meinen Arm, lege den Dolch mit der klinge flach an seinen Hals und spüre, dass er sich in dem Moment, als er es spürt, verkrampft, aber sich nicht bewegt.

„Du bist tot.“, flüstere ich in sein Ohr und muss mir ein Grinsen verkneifen.

„Du schummelst.“, sagt er dann leise, ohne sich von mir zu lösen, muss dann aber doch grinsen.

„Pirat.“, flüstere ich zurück und löse meinen Griff um seinen Hals, lasse den Dolch auf dem Boden fallen.

Zorro löst sich von mir, lehnt sich zurück und stützt sich mit den Armen vom Boden ab, als er mich ansieht.

Ich kann nicht aufhören zu grinsen, halte meine Augen geschlossen und bleibe auf dem Boden liegen.

Ich atme tief durch, ehe ich zu ihm aufsehe und anfange zu lachen.

Er schüttelt grinsend den Kopf über mich, steigt dann aber auch in mein Lachen ein.

Erst jetzt atmet er schneller, obwohl ich glaube dass es daher kommt, dass er sich erschrocken hat anstelle vom Kampf selbst.

„Hat mich lange keine Frau mehr besiegt“, gesteht er lachend und ich setze mich mit Schwung auf, bereue aber sofort die schnelle Bewegung, halte mir erneut den Bauch.

„M-man muss sich auch was e-einfallen lassen. Richtig gewonnen ha-ab ich ja nicht.“

„Nein, das finde ich gar nicht so blöd. Lass dir dazu mal was einfallen. Ein Feind wird dir zwar nicht helfen wollen, aber dann kommt er vielleicht näher an dich ran. Dann kannst du ihn überraschen.“

Ich nicke auf seine Worte. Er hat Recht.

Ich muss mir dazu wirklich was einfallen lassen.

„Machen wir das morgen nochmal?“, fragt er mich dann grinsend, worauf ich ihm den Vogel zeige und mich erheben möchte. Doch dann spüre ich wieder die Stellen an denen er mich getroffen hat und halte inne.

Als er das sieht, hält er mir die Hand hin, erhebt sich mit mir und mustert mich einen Moment, als ich mir die Seite halte.

„Wirklich so schlimm?“

Ich nicke, atme tief durch und beiße die Zähne zusammen.

Ich wundere mich selbst als ich spüre wie ich nicht ohne hinken laufen kann.

Obwohl ich mir wirklich Mühe gebe zieht sich der Schmerz noch zu weit in meine Seite, als dass ich ihn ignorieren könnte.

„An deiner Abwehr müssen wir aber noch arbeiten.“, stellt Zorro fest und führt mich zur Bank, auf der ich mich erst einmal hinlege.

Armer Sanji

Kapitel 24

„Zorro, wirklich, du hast es übertrieben.“

„Ihr geht’s doch gut.“

„Von wegen gut, Sie hat sich zwei Rippen geprellt.“

„Sie hat sich weder was gebrochen noch was ausgerenkt. Das sind nur ein paar blaue Flecke.“

„Sie wird die nächsten Tage jedenfalls nicht mehr trainieren.“, stellt Chopper irgendwann fest als er den Verband um meinen Brustkorb verknotet.

Es ist so straff, dass ich nicht tief einatmen kann. Er meint, wenn ich die Rippen zu sehr belaste, und wenn ich auch nur zu sehr huste, dann kann es sein dass mir beide wegbrechen.

Ich fühle mich wie in einem Korsette.

Doch bei Choppers Verbot muss ich mich doch wieder einmischen.

„Jetzt übertreibst du aber.“, sage ich leise und schaue enttäuscht zu Chopper herunter.

Ich mag das Trainieren, denn seit dem fühle ich mich besser.

Es fällt mir einfacher Leitern nach oben zu klettern. Mir wird nicht so schnell kalt.

Ich spüre es sogar wenn ich schon über kleine Treppen gehe. Meine Beine fühlen sich ganz anders an.

Wenn ich jetzt aufhöre, dann muss ich wieder von vorne anfangen.

Doch Chopper schüttelt nur den Kopf, sagt nichts mehr und mein Blick sucht Zorros.

Er seufzt leise, mustert mich einen Moment und ich sehe ihm an, dass auch er enttäuscht ist. Er hat nicht erwartet dass ich so empfindlich bin.

Dabei kann ich schon ganz schön was einstecken, das weiß ich.

Aber das, was er mit mir gemacht hat, das hat nichts mit Schläge im Schlafzimmer zu tun.

Er wollte nicht, dass ich es genieße.

Er wollte mir zeigen, was ich falsch mache.

Plötzlich reißt Sanji die Tür zum Arztzimmer auf, sieht erst mich an und stürmt dann auf Zorro zu, der schon genervt mit den Augen rollt, als er Sanji nur ansieht.

„Du! Hast du sie nicht mehr alle am Rad oder was ist los mit dir?!“

„Sanji…“, ermahne ich ihn leise, und verdrehe die Augen über ihn.

Ich rutsche von der Liege, will beruhigend die Hände heben, als die Tür ein zweites Mal aufgestoßen wird.

Diesmal von Ruffy, hinter ihm Sato.

Er starrt mich an, ich sehe, dass er sich Sorgen macht, aber das ist doch alles extrem übertrieben.

Als Zorro auch noch die beiden in der Tür sieht, atmet er tief durch und verschränkt die Arme vor der Brust.

Jetzt richtet sich auch Ruffy an ihn, obwohl Sanji noch dabei ist ihn anzuschreien.

Zorro geht gar nicht darauf ein, sieht die beiden nur an und wartet.

„Zorro, was fällt dir eigentlich ein?! Hast du sie nicht mehr alle?!“

„Guck sie dir mal an! Was hast du mit ihr angestellt?!“

„Du bist doch selbst total ausgetickt als sie sich am Arm was getan hat! Und jetzt das?“

Als Ruffy das sagt wendet sich jetzt Sanji gegen ihn.

„Moment mal, das war wieder was ganz anderes! Du hast ihr den verdammten Arm ausgekugelt!“

„Das war aber nicht mit Absicht! Was Zorro gemacht hat aber schon!“

Ich schüttle den Kopf über die beiden und schweige.

Die können sich doch selbst nicht mehr ernst nehmen, oder?

Sato kommt zu mir herüber, sieht die Drei in der Ecke des Zimmers an und lehnt sich zu mir herüber.

„Wie geht’s dir? Nami hat gesagt, du bist alleine nicht mehr vom Ausguck runter gekommen.“

Ich schaue zu ihm rüber, lächle leicht und schüttle sachte den Kopf auf seine Frage.

„Mir geht’s gut. Ehrlich. Wir haben nur trainiert und-„

„Trainiert, ja?“

„Ja, wirklich.“, ich verdrehe über seine Andeutung die Augen. Ja, stell sich das einer vor, ich vögle mich nicht den ganzen Tag durch die Gegend.

„Das war ein Testkampf. Er wollte wissen, was ich alles kann und was ich verbessern muss. Das ist doch total normal.“

„Mehr war es nicht?“

„Nein, wirklich nicht.“

„Wieso der Verband?“

„Ich hab mir zwei Rippen geprellt. Aber das kann man auch von einem schlimmen Husten bekommen. Also nichts Dramatisches.“

In der Ecke reden Sanji und Ruffy immer noch hektisch auf Zorro ein, der, das glaube ich jedenfalls, schon gar nicht mehr zuhört.

Als ich zu ihm rüber sehe treffen sich unsere Blicke und wir schütteln beide verständnislos über Sanji und Ruffy die Köpfe.

Ohne ein Wort zu sagen gehe ich an Sanji und Ruffy vorbei, stelle mich neben Zorro, harke mich bei ihm unter und schaue zu ihm auf.

„Können wir?“

Als Sanji und Ruffy mich so sehen verstummen sie mitten im Satz. Sie begreifen nicht wieso ich mich nicht auf ihre Seite stelle.

Zorro nickt stumm auf meine Frage und wir gehen zusammen zur Tür, wo ich mich unter Sato einharke und wir gemeinsam an Deck gehen.

Es regnet ausnahmsweise mal nicht und ich setze mich vorsichtig auf die Reling, Sato und Zorro bleiben aber noch bei mir.

„Was war das für ein Training, wenn ich fragen darf?“, unterbricht Sato dann die Stille und ich werfe ihm einen genervten Blick zu. Zorro antwortet ihm, als er meinen Blick bemerkt.

„Sag mal, woher kennt ihr beide euch eigentlich?“

„Schieda und ich?“

Sato kann ein Grinsen nicht unterdrücken und sieht zu mir herüber.

„Willst du es ihm erzählen?“

Nein, das will ich ihm mit Sicherheit nicht erzählen.

Wie ich Ruffy getroffen habe war dazu nämlich wirklich romantisch.

Ich hab mich auf einer Party volllaufen und mich von ihm abschleppen lassen. So die Kurzfassung. Aber als er die Schnitte an meinen Beinen gesehen hatte, ich weiß nicht… Ab da hat er mich nicht mehr in Ruhe gelassen.

Mich aufgeklärt.

Unterrichtet.

So wie jetzt Ruffy, nur war ich das Beispiel und der Schüler zur gleichen Zeit.

Als ich nicht antworte dreht sich Sato wieder zu Zorro.

„Wir hatten mal was miteinander.“, sagt er kurz, lehnt sich über die Reling und stützt sich mit den Ellenbogen ab. Zorro steht mit dem Rücken zum Wasser, zieht bei der Antwort aber die Augenbrauche nach oben.

„Ihr zwei? Und wie lange ist das her?“

„Nur ein paar Jahre.“

„Jahre?“

Die Antwort scheint Zorro wirklich zu überraschen, er sieht zu mir herüber, blinzelt, stellt sich dann aber wieder richtig hin.

„Was wundert dich daran?“, frage ich jetzt, da ich seine Reaktion wirklich nicht verstehen kann.

Zorro winkt sofort ab, aber so einfach gebe ich mich nicht geschlagen und warte auf eine Antwort, lasse es ihm auch wissen, indem ich ihn dauerhaft ansehe.

Irgendwann gibt er nach.

„Ich hab nur nicht von dir erwartet dass du schon in dem Alter was mit jemandem anfängst.“

„Wie alt sehe ich denn aus?“, will ich jetzt wissen und bin mir fast sicher, dass er mich unterschätzen wird.

Bei der Frage sieht auch Sato zu ihm herüber.

„Ich bin mir nicht sicher. Achtzehn? Neunzehn?“

Ich muss bei seiner Antwort lächeln, schüttle aber den Kopf.

„Ich bin zweiundzwanzig, Zorro.“

Bei meiner Antwort mustert er mich einen Moment und ich sehe ihm an, dass er das nicht erwartet hat.

Als ich seine Reaktion sehe muss ich grinsen.

Schön, wenn man jünger geschätzt wird, als man ist.
 

Ich bleibe heute lange an Deck, auch wenn sich Zorro und Sato bald wieder verziehen.

Ich kann nicht viel machen als Lesen.

Ich kann hören wie Ruffy und Sato sich überhalten. Sie reden viel miteinander, lachen ab und zu auf und manchmal flüstern sie so leise, dass ich nicht weiß, worüber sie reden.

Irgendwann schließe ich mein Buch, habe die Geschichte endlich durchgelesen und bin froh, dass es doch noch gut ausgegangen ist.

Ich atme einmal tief durch, versuche es jedenfalls, schaffe es aber nicht, da der Verband mich daran hindert. Fühlt sich komisch an. Als ich mich an Deck umsehe, merke ich erst, dass ich jetzt ganz alleine bin. Keiner mehr da. Und es wird auch schon dunkel.

Ich kann sie in der Küche hören, es gibt gleich bestimmt essen. Doch als ich die Tür öffnen will, packt mich jemand am Arm, zieht mich zur Seite und presst mich gegen die Wand.

Ich gebe keinen Ton von mir, will nach Luft schnappen, werde aber wieder von dem Verband daran gehindert.

Außerdem spüre ich, dass der, der mich gegen die Wand drückt, nicht wütend ist.

Jedenfalls ist er vorsichtiger als ich es gewohnt bin, auch wenn ich überrascht bin.

„Was hat er mit dir gemacht?“

Sanji?!

Ich blinzle, schaue zu ihm auf und versuche herauszufinden, wovon er redet.

„Wer? Was m-„

„Von wem rede ich wohl? Was hat Zorro mit dir gemacht?“

Ich kann nicht unterdrücken mit den Augen zu rollen.

Wenn Sanji schon so abdreht, was macht dann Ruffy mit mir, wenn wir alleine sind?

„Wir haben trainiert. Wirklich, alles ist okay.“

„So okay wie das, was dir als Kind passiert ist?“

Die Worte fühlen sich an als hätte er mich geschlagen.

Schlimmer als das.

Ich starre ihn fassungslos an, weiß nicht, was ich dazu sagen soll und spüre wie mir schwindlig wird.

Er hat mich mit den Worten wirklich getroffen.

Wie kann er so etwas sagen?

Findet er das witzig?

Jetzt, wo er mehr über mich weiß kann er es dazu verwenden, dass ich all meine Geheimnisse anvertraue, oder wie?

Das habe ich wirklich nicht von ihm erwartet.

Als er sieht, wie sehr er mich getroffen hat, entspannt er sich schlagartig.

„Oh, nein, Schieda. Tut mir leid. Ich wollte das nicht sagen. Das hab ich nicht so gemeint.“

Ich bekomme kein Ton über die Lippen, weiche seinem Blick nach Unten aus und lehne mich unauffällig mit dem Rücken an die Wand, da mir wirklich schwindlig wird.

Hat er eigentlich eine Ahnung, was mir als Kind passiert ist?

Es gab einen guten Grund, nicht mit ihm darüber zu reden.

Jetzt weiß ich ihn wieder. Weil er keine Ahnung davon haben kann. Mein Herz ras, aber ich kann meinen Atem nicht anpassen, da der Verband noch immer meinen Brustkorb einschnürt.

„Sag was, bitte. Das tut mir wirklich leid. Das wollte ich wirklich nicht.“

Es ist ja nicht so, als wäre es nur seine Schuld. Er hat einfach keine Ahnung davon.

Ich hätte nicht mit ihm darüber reden dürfen.

Ich hätte mit keinem darüber reden dürfen.

Ich gehe an Sanji vorbei, der mir nachsieht, aber es nicht wagt, mich zu berühren.

Ich kann fühlen, dass er mich aufhalten will, aber ich kann jetzt nicht mit ihm reden.

„Ich hab keinen Hunger.“, sage ich leise, bleibe gar nicht stehen und will in mein Zimmer.

„Schieda, Bitte.“

Fängt er jetzt an zu heulen?

Wieso sollte er jetzt anfangen? Ich hab ihm ja immerhin nichts getan.

Er sollte sich lieber mal etwas zusammenreißen und nachdenken, bevor er etwas sagt.

Genau wie damals, als er Zorro seine Geschichten erzählte. Damals hat er auch nicht über die Folgen nachgedacht.

Ich schließe die Tür hinter mir ab, spüre noch immer den Schwindel, will aber nicht ohnmächtig werden, daher lege ich mich mit Klamotten ins Bett.

So okay, wie das, was mir als Kind passiert ist.

Nein, das was mir als Kind passiert ist, ist genauso okay wie das, was Dominik mit mir gemacht hat. Das, was Zorro mit mir gemacht hat, das war notwendig.

Das war sogar richtig gut.

Weil er das mit mir macht, und wahrscheinlich auch noch öfter mit mir machen wird, wird mir nicht noch einmal so etwas passieren wie als Kind.

Das mit Dominik, naja, das will ich nicht ausschließen. Ich konnte mich nicht wehren, das war etwas anderes.

Aber das, was mir als Kind passiert ist.

Dass er es überhaupt wagt, es anzusprechen.

Plötzlich drückt sich meine Türklinke herunter. Erst nur einmal kurz, dann zwei, drei Mal schnell hintereinander.

Dann wieder Stille.

Ich weiß, dass es Sanji ist, ohne dass ich ihn hören kann.

Ich denk nicht dran ihn hier rein zu lassen.

Ich will mich aber auch nicht mit ihm verstreiten.

Ach Sanji, du bist komplizierter als eine Frau.

Du bist so ein Schwachkopf, so ein Idiot. Was hast du gedacht, wie ich auf das reagieren soll?

Ich lege mich auf den Rücken und schaue an meine Zimmerdecke.

Was soll ich jetzt machen?

Ich will mich nicht mit ihm streiten.

Aber das, was er gesagt hat, das war echt hart.

Mir ist jetzt zwar nicht mehr schwindlig, aber das war… unfaire.

Wenn ich was über seine Kindheit wüsste, dann könnte ich auch so etwas zu ihm sagen.

Es sei denn er hatte ne Musterkindheit.

Würde mich nicht wundern wenn er nur bei Frauen aufgewachsen ist.

Oder nur unter Männern, dann hält er Frauen jetzt für was ganz besonderes.

Ich seufze leise, setze mich auf und blicke zur Tür.

Wenn ich jetzt hier bleibe, dann wissen die anderen, dass irgendwas war.

Dann weiß es auch Ruffy und Sato.

Dann weiß es jeder.

Nein, darauf hab ich echt keine Lust.

Ich erhebe mich vom Bett, gehe zur Tür, schließe sie auf und gehe den Gang herunter bis vor die Tür der Küche.

Ich zögere noch einen Moment, weiß aber, dass ich jetzt wieder gut schauspielern muss damit man mir den Schock über Sanjis Worte nicht mehr ansieht.

Also schließe ich einen Moment die Augen, ehe ich die Tür zur Küche öffne und sofort, wie selbstverständlich, mich an den Tisch setze.

Ich setze mich neben Zorro.

Er mustert mich die ganze Zeit von der Seite, bis ich seinen Blick erwidere.

„Was?“, frage ich leise und weiß, dass Sanji mich beobachtet.

„Ist alles okay? Sanji hat gesagt, dir geht’s nicht so gut.“

„Klar bin ich okay. Was soll sein?“

Bevor Zorro antworten kann, falle ich Ruffy ins Auge, der sofort mit vollem Mund auf mich zeigt und so Lysop und Chopper den Angriff mit Erbsen auf mich befiehlt.

Ich schaue erst fragend zu Ruffy, kann mich ein Kichern dann aber nicht verkneifen als ich die Erbsen versuche mit beiden Händen abzuwehren.

Als Zorro auch etwas ab bekommt, wirft er etwas zurück.

Dann bekommt Franky etwas ab.

Es dauert nicht lange bis ich mich hinter meinem Teller verstecke um dem Essen auszuweichen.

Es wurde schon öfter mit essen herumgeworfen, aber das ist echt viel.

Normalerweise verteilt Sanji Kopfnüsse, wenn es sich anbahnt, aber er sagt gar nichts.

Er steht mit dem Rücken zu uns an der Theke, verziert das Dessert und schweigt.

Man, es muss ihn mehr mitgenommen haben als mich.

Armer Sanji.
 

Am nächsten Morgen stehe ich eher auf als sonst. Ich zögere noch lange, liege mit offenen Augen in meinem Bett und starre die Zahlen auf meiner Uhr an, ehe ich mich aufrichte, vom Bett zur Tür gehe und vorsichtig meine Tür öffne.

Es dämmert erst und es ist noch niemand wach.

Nicht einmal Sanji.

Und der ist immer als erstes wach.

Ich hoffe wirklich, dass alle schlafen, laufe noch im Halbdunkeln an Deck und klettere, wenn auch langsam, die Leiter herauf in den Ausguck.

Hier ist auch noch alles dunkel.

Wir sind ja nicht auf dem Meer, es muss keiner wache halten.

Ich schalte das Licht nicht ein, will ja keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen, schließe die Falltür leise und wärme mich mit einer Runde Gehen, dann einer Runde Laufen auf.

Meine Seite zieht bei jeder falschen Bewegung, aber es ist nicht so extrem, dass ich aufhören würde.

Nein, ich will nicht nochmal von vorne anfangen müssen.

Ich bin doch schon so gut geworden.

Für meine Kniebeugen brauche ich heute länger, schaffe nur fünfundzwanzig am Stück und bin schneller außer Atem als sonst.

Doch das Training mit dem Dolch ist okay.

Es strengt mich nicht so sehr an, zwar spüre ich bei falschen Bewegungen noch immer das Ziehen in der Seite an meinen Rippen, aber es geht.

Irgendwann fällt mir ein, dass ich ja eigentlich nicht hier sein sollte.

Wenn Zorro mich hier sieht wird er bestimmt sauer auf mich.

Und er Trainiert doch immer vor dem Frühstück.

Zorro… Ich sollte ihn mal Sensei nennen. Mal gucken, wie er reagieren würde.

Bei dem Gedanken muss ich lächeln, lasse den Dolch einen Moment im Baumstamm stecken, um das Haarband aus meinen Haaren und um mein Handgelenk zu binden und atme einmal leise und flach durch.

Ich konnte mich endlich an den Verband gewöhnen.

Das Geheimnis ist in den Bauch und nicht in die Lunge zu atmen. Ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben würde.

Ich ziehe den Dolch aus dem Baumstamm, schiebe ihn zurück in seine Scheide und drehe mich währenddessen um.

Doch als ich in dem Moment den Körper vor mir bemerke, fahre ich vor Schreck zusammen, gebe einen quiekenden Laut von mir und mir fällt der Dolch aus der Hand.

Zorro stand hinter mir.

Wie lange steht er schon da?

Hat er mich beim Training beobachtet?

„Sen-„

Ich breche sofort ab, nenne ihn lieber nicht so.

Er sieht zu mir herab, die Arme vor der Brust verschränkt und zieht die Augenbraue hoch.

„Solltest du dich nicht ausruhen?“

„Ich h-hab nur- Ich meine-„

Ich breche den Satz ab, bin noch viel zu erschrocken um wirklich etwas sagen zu können, nicke dann aber verlegen und hebe meinen Dolch vom Boden auf.

„Was hast du heute alles gemacht?“, fragt er dann und ich weiche einen Schritt nach hinten aus, kann ihm aber nicht in die Augen sehen.

Er ist mit Sicherheit von mir enttäuscht.

„Das, w-was ich immer mache.“, gebe ich zu und halte den Dolch in den Händen fest. Ich muss irgendwas in den Händen halten. Ich habe gehört, wenn man nervös ist, dann leitet das die Nervosität in den Gegenstand.

Ein Stift, ein Tuch oder eben ein Dolch.

„Wieder zehn mehr?“, fragt er nach und bewegt sich keinen Zentimeter.

Ich zögere, wenn ich nein sage, ist er vielleicht nicht so sauer auf mich. Aber wenn ich lüge und er mich beobachtet hat, dann weiß er, dass ich lüge und wird noch wütender. Also nicke ich sachte.

Ist die beste Wahl.

„Wie fühlst du dich heute?“

Die Frage habe ich nicht erwartet, daher bringt sie mich zum Stottern.

„I-ich weiß nicht gen-nau. Besser, glaub i-ich.“

Er schweigt, aber ich weiß, dass er mich ansieht.

Ich werde echt nervös.

Was ist, wenn er mich nicht mehr trainieren will?

Wenn er sagt, dass ich das alles nicht ernst genug nehme?

Wenn ich Glück habe muss ich mir einen wütenden Vortrag darüber anhören wie wichtig es ist auf seinen Arzt zu hören und dass ich mich hätte verletzen können.

Aber ich habe mich nicht verletzt.

„Zeig´s mir.“, sagt er dann plötzlich und ich verstehe erst gar nicht, was er meint.

Als ich zu ihm aufblicke kann er sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Er ist nicht wütend?
 

Kurze Zeit später stehen wir uns gegenüber wie gestern, nur diesmal hält er das weiße Schwert in seiner Hand.

Alleine der Anblick dieses Schwertes zeigt mir, dass es anders wird als gestern.

Ich will ihn gar nicht fragen, ob er diesmal weniger stark zuschlägt. Dann könnte ich auch gleich alles abbrechen.

Diesmal halte ich den Dolch bereits in der Hand, bevor wir anfangen.

Doch diesmal läuft nicht er auf mich zu, sondern ich auf ihn.

Ich greife ihn an, versuche ihn zurück zu drängen, will ihn verunsichern, will ihn treffen und überraschen. Doch jedes Mal, wenn ich zusteche, treffe ich nur sein Schwert. Auch, wenn es vorher noch ganz woanders war, es ist immer da, wo es sein muss, um ihn zu verteidigen.

Es ist frustrierend, er weicht keinen Schritt zurück.

Plötzlich trifft er mich mit der Hand an der Schulter, will mich wegstoßen, doch ich drehe mich zur Seite weg, einmal um mich selbst und fange den Schwung des Schlages so ab.

Ich nehme den Schwung aus der Drehung mit, schlage zu und treffe!…Sein Schwert.

„Gut.“, sagt er leise und mein Blick löst sich von seinem Schwert und trifft seinen.

„Jetzt bin ich dran.“

Bei den Worten setzt mein Herz einen Schlag aus, er zögert nicht, stößt meinen Dolch zurück und holt aus.

Ich versuche eine Bewegung von Gestern wieder zu erkennen, aber nichts kommt mir bekannt vor.

Ich höre auf zu denken, weiche aus so gut ich kann, werde getroffen und beiße die Zähne aufeinander.

Sein Schwert trifft meine Finger und sofort fühlt sich meine Hand taub an.

Ich schüttle sie schnell, kann mich mit ihr in dem Moment aber nicht verteidigen. Er nutzt es sofort, setzt einen Fuß hinter meinen und schlägt zu. Ich will den Schlag nach hinten abfangen, spüre dann den Fuß hinter meinem und gerate ins Wanken. Ich stolpere Rückwerts während Zorro nicht aufhört anzugreifen.

Ich fange ein paar Schläge mit dem Dolch und meiner tauben Hand ab, bis ich , als ich glaube hinten über kippen zu müssen, mit einem Ruck die Wand hinter mir spüre.

Zorro schlägt zu, ich halte meinen Dolch mit aller Kraft fest, stütze ihn, indem ich meine flache, taube Hand an die flache Klinge lege und kann den Schlag so mit zwei Händen abwehren.

Er sieht mich so ruhig an, atmet nicht einmal schneller während meine Arme zittern während ich gegen sein Schwert drücke.

Er lächelt auf, drückt etwas fester zu und ich spüre die Wand hart in meinem Rücken.

Ich muss ausweichen, aber nicht nach hinten.

Ich stelle kurzerhand ein Fuß auf seinen Oberschenkel ab, drücke mich so an der Wand nach oben und habe so, auch durch mein eigenes Gewicht, mehr Kraft sein Schwert auf konstanten Abstand zu halten.

Doch als Zorro selbst mir näher kommt und ich erwarte, dass er gleich mehr Druck auf das Schwert ausüben wird, halte ich die Luft in der Lunge.

Ich beobachte ihn, will wissen, wann er zustößt, aber er kommt mir immer näher.

Er bleibt kurz vor meinem Gesicht stehen und ich schaffe es nicht seinem Blick auszuweichen.

Ich muss mich voll und ganz auf den Druck gegen meinen Dolch konzentrieren.

Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte.

Er wird mir gleich sagen, dass ich tot bin. Dann wird er zuschlagen.

Und ich komme hier nicht weg.

Zorro öffnet den Mund um etwas zu sagen, zögert aber noch.

Komm, mach schon.

Ich weiß, dass ich verloren habe.

Plötzlich zeigt mir mein Körper, in welcher Situation ich mich gerade befinde. Mein Kitzler zuckt einmal stark und schnell auf, und ich schnappe nach Luft, als Zorro in dem Moment seine Augen schließt und mit seinen Lippen meine sucht.

Er küsst mich!

Ich keuche vor Schreck in den Kuss, presse mich gegen die Wand hinter mir und spüre wie er den Druck gegen sein Schwert verringert.

Ich spüre seine Lippen auf meinen, viel wärmer als ich erwartet hätte und versuche mir klar zu werden, was gerade passiert.

Es geht von ihm aus, nicht von mir.

Ich spüre wie mich meine Kräfte verlassen, wie ich Zeitgleich mit Zorro den Druck gegen meine Waffe verringere.

Mein Körper will nicht mehr Kämpfen. Nicht auf die Art.

Erst jetzt schieße auch ich meine Augen und beginne den Kuss zu genießen.

Ganz plötzlich lässt er sein Schwert los, lässt es fallen und mit ihm fällt auch mein Dolch.

Sofort als unsere Waffen den Boden berühren spüre ich seinen Körper an meinem.

Er presst mich noch immer gegen die Wand, presst mir einen Moment die Luft aus der Lunge und ich halte mich an seinem Shirt fest. Doch als ich seine Zunge auf meinen Lippen spüre, holt mich die Realität ein.

Nein, das darf ich nicht.

Ich weiche mit meinen Lippen zur Seite aus, halte meine Augen aber noch geschlossen.

„Nein.“, stoße ich hervor, kann ihn aber einfach nicht von mir drücken.

Ich will nicht, dass er aufhört, und das spürt er.

Er legt seine Lippen auf meine Halsbeuge, gleitet mit den Händen über meine Seine und zieht mit der anderen Hand mein Bein von seinem Oberschenkel, schlingt es um seine Hüfte.

„Sensei, nicht.“, flüstere ich leise und lege meine Hand in seinen Nacken, halte ihn nah bei mir als er mit der Zunge über meine Haut gleitet.

Als er hört, wie ich ihn nenne, stößt er die Luft aus seiner Lunge.

Ich wusste, es würde ihm gefallen.

Es hat eben doch jeder ein klein wenig Sadist in sich.

Der eine mehr, der andere weniger.

Ruffy.

Als ich an ihn denken muss, schüttle ich sachte den Kopf, gleite mit den Fingern über Zorros Nacken, seinen Hals, sein Kinn bis zu seinen Lippen.

Ich halte ihn davon ab mich zu küssen, doch als er meine Finger auf seinen Lippen spürt, öffnet er den Mund und saugt an meiner Fingerspitze.

Ich kann bei dem Gefühl ein leises Stöhnen nicht unterdrücken da sich sofort all meine Muskeln in meinem Becken zusammenziehen.

Oh, Gott, Zorro. Mach es mir nicht so schwer.

Vergiss Ruffy, ich will gar nicht wissen was er macht wenn ich nicht dabei bin.

Er ist nicht hier.

Er weiß nichts davon.

Zorro schiebt mir seine Hüfte entgegen, presst mein Becken gegen die Wand hinter mir und ich kann bereits spüren was mich hinter dem Stoff seiner Hose erwartet.

Sein Schwanz presst sich gegen den Stoff, gegen meinen Stoff und gegen meinen Kitzler.

In dem Moment spüre ich wie feucht ich werde.

Ich spreize mein Bein etwas weiter von dem anderen, umklammere seine Seite mit einem Bein und halte ihn bei mir.

Doch als er mit der Hand an meine Seite kommt, keuche ich diesmal vor Schmerz auf, zucke kurz zusammen und halte die Luft in meiner Lunge.

Zorro gleitet mit den Lippen von meinen Fingern weg erneut auf meinen Hals.

Ich lege meine Hand diesmal auf sein Schlüsselbein, schüttle sachte den Kopf und drücke ihn vorsichtig von mir weg, auch wenn mich mein Körper dafür verflucht.

„Sensei. Bitte. Hör auf.“, flüstere ich leise und spüre wie sich seine Lippen von meinem Hals lösen, wie er mit den Zähnen über meine Hat gleitet, sich so noch einen Moment an meinem Hals festhalten möchte, doch ich kann das nicht.

Nicht jetzt.

Nicht mit ihm.

Zorro fixiert meinen Hals mit seinem Blick, das kann ich sehen. Er lässt sich nur langsam von mir weg bewegen, doch dann hält er plötzlich inne.

Er sieht mich nicht an, aber ich kann ihm ansehen, dass er sich etwas überlegt.

Hör auf, bitte.

Das dürfen wir nicht.

Nicht schon wieder.

Ich sollte vorher wenigstens fragen.

Plötzlich presst sich Zorro mit einem Ruck gegen mich, gleitet mit einer Hand in meinen Rücken, die andere an mein Becken und presst so meine Hüfte, meinen Kitzler gegen seinen Schwanz.

Ich spüre die Wand hart in meinem Rücken und stöhne überrascht auf als er mir zeigt, dass ich mich nicht wehren kann.

Er spürt, dass ich es will. Er weiß es.

Er kann es auf meiner Haut schmecken, in meinen Bewegungen spüren und ich hasse meinen Körper dafür.

Ich halte meine Hände auf seinem Schlüsselbein, will noch nicht zulassen, dass er mich anfasst, mich nimmt, will mich aber auch nicht mehr wehren.

Ich gebe innerlich schon auf, spüre, wie sich die Muskeln in meinem Unterleib auf gewaltsamen Besuch freuen, doch eine Stelle an meinem Körper zieht einen Strich durch diesen Plan.

Ich schnappe reflexartig nach Luft, als ich seine Hand unter meinem Shirt, halb in meiner Hose spüre und fühle in dem Moment einen Schmerz, der mich erinnern lässt, wieso ich nicht hätte trainieren sollen.

Sofort verkrampft sich mein Körper, ich stoße überrascht die Luft aus meiner Lunge und halte inne.

Auch mein Sensei spürt es, hält selbst inne und löst dann die Lippen von meiner Haut, sieht zu mir auf.

Ich beiße die Zähne aufeinander, halte die Luft in meiner Lunge und traue mich nicht zu atmen.

Es fühlt sich an als hätte mir jemand ein Messer zwischen die Rippen gejagt.

Als Zorro mich si sieht löst er sich vorsichtig von mir, stellt mich vorsichtig auf meine Beine und ich lege ganz automatisch meine Hand auf meine Seite.

Noch immer halte ich die Luft in meiner Lunge, halte mich mit der freien Hand an Zorro fest, würde mich aber am liebsten auf den Boden legen.

Zorro muss mich gar nicht fragen, was los ist, er weiß es sofort.

Ganz vorsichtig nimmt er mein Arm, stützt mich so und führt mich die Wand entlang zur Bank, auf die ich mich ganz langsam, ganz vorsichtig setze.

„Sind sie durch?“, fragt er leise und ich weiß, dass er meine Rippen meint.

Aber ich schüttle sachte den Kopf, atme vorsichtig langsam aus und noch vorsichtiger wieder ein.

„Ich glaube nicht. Aber es tut echt weh.“, flüstere ich und versuche ruhig und vorsichtig zu atmen.

Zorro geht vor mir in die Hocke, sieht zu mir auf und lächelt schief. Ich weiß, was er mir sagen will. Das ist nicht so gelaufen wie er es sich gewünscht hätte.

Für mich auch nicht.

Aber ich schüttle sofort den Kopf.

„Wir dürfen das nicht.“, flüstere ich so leise, dass ich mir nicht sicher bin, ob er es überhaupt verstanden hat. Aber als er nickt und leise seufzt, weiß ich, dass er versteht.

Ja, das ist nicht so einfach wenn man etwas möchte, es nicht darf, es dadurch noch interessanter, allerdings auch noch verbotener wird.

Ach, Zorro, mein Sensei, wie soll das jetzt mit dem Training noch klappen?

Schwimmen lernen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Eine Lady

Kapitel 26

Weil in der Schule auch ein paar Soldaten waren kam Ruffy auf die bekloppte Idee sie abzuschütteln.

Ich wollte ihm erklären, dass die uns nicht festnehmen werden weil wir so gesehen zum selben Club gehören, aber ich glaube, es hat ihm einfach sehr viel Spaß gemacht, mitten in der Nacht betrunken durch Straßen zu wandern, die er nicht kennt.

Mir hat es auch Spaß gemacht, auch wenn ich komplett durchnässt war, als wir wieder hier ankamen.

Sato hat ein eigenes Zimmer bekommen. Es war vorher eigentlich nur eine große Abstellkammer, aber wir hatten uns die Tage alle zusammen daran gemacht es unter Deck in den Lagerraum zu schaffen um ihm das Zimmer einzurichten.

Wenn jetzt noch jemand dazu kommt müssen wir anbauen.

Aber Sato bleibt ja nicht für immer, so wie ich das verstanden habe.

Der Kratzer an Sanjis Wange ist gut verheilt, auch wenn ich es noch an seiner Haut erkennen kann.

Ich werde es noch Wochen erkennen können bis die Stelle wieder die normale Farbe angenommen hat. Er will immer wieder mit mir reden, aber ich wechsle immer so schnell das Thema, dass er es nicht schafft.

Ich bin nicht sicher, ob er schon mit Sato gesprochen hat, aber Sato hat mich nicht darauf angesprochen. Es hat eine Woche gedauert bis Sato und Ruffy mich in die Schule begleitet haben. Und jetzt liege ich hier in meinem Bett und spüre den Puls schmerzhaft in meinen Schläfen. Mir ist übel, es dreht sich alles aber ich habe Angst mich zu bewegen, weil ich glaube mich übergeben zu müssen, sobald ich auch nur einen Muskel anspanne.

Doch plötzlich realisiere ich etwas, was mich leise seufzen lässt.

Ich liege auf einem Brustkorb. Halb auf ihm, halb auf der Seite und umschließe den Körper neben mir vorsichtig und langsam mit einem Arm.

Ruffy ist doch noch zu mir gekommen.

Oder Sanji.

Oder Sato.

Oder Zorro.

Nein, Zorro ist es nicht. Sein Brustkorb ist viel breiter als der neben mir.

Sanji ist es auch nicht. Seine Klamotten riechen immer ein wenig nach Tabak. Er tut es nicht.

Der Mann unter mir bewegt sich vorsichtig als er meine Bewegung spürt.

Er ist wach und ich muss lächeln. Ich öffne die Augen absichtlich nicht um es durch mein Gefühl heraus zu finden. Was ein schönes Spiel.

Mit wem habe ich die Nacht verbracht?

Sato oder Ruffy?

Ruffy hat die Tür hinter mir geschlossen und Sato war im Badezimmer, als Ruffy mich in mein Zimmer gebracht hat.

Einer von beiden muss mich später besucht haben.

Es könnte jeder von beiden sein. Er hat sich in mein Zimmer geschlichen damit der andere nicht eifersüchtig wird.

Dann spüre ich etwas auf meinen Lippen.

Es ist kalt und hart.

Wieder muss ich auf lächeln.

Es ist mit Sicherheit einer von beiden. Was ist das?

Ein Vibrator? Ein Knebel?

Dildo?

Nein, es ist aus Metall.

Naja, das schließt Spielzeug nicht aus.

Im Gegenteil.

Ich mag es, wenn es aus Metall ist. Dann dauert es einen Moment bis ich es mit meiner Körpertemperatur aufgewärmt habe und spüre nicht nur die Berührung, sondern auch den Temperaturunterschied.

Ich öffne meine Lippen vorsichtig, spüre, wie betäubt sich meine Zunge noch von der Nacht anfühlt und das Metall gleitet in meinen Mund an meinen Zähnen vorbei auf meine Zunge.

Ich will etwas an dem Spielzeug saugen, es spüren, doch in dem Moment spüre ich einen Luftzug auf meiner Zunge.

Ganz automatisch folge ich mit der Zunge dem Luftzug und spüre in der Mitte des runden Metalls eine Öffnung.

Ich öffne die Augen, blinzle gegen das Licht und sehe erst eine Hand, die das Metall in meinem Mund hält, dann die Munitiontrommel vor mir.

Ich schnappe nach Luft, will reflexartig nach hinten ausweichen, den Lauf aus meinem Lund ziehen, doch ein Arm drückt mir fest auf den Rücken und hält mich in der Position.

„Ganz ruhig. Ich tu dir nichts.“

Meine Kopfschmerzen, der Schwindel und die Übelkeit sind wie verschwunden. Adrenalin rauscht durch meine Adern du ich wage es nicht mich zu bewegen.

Wenn sein Finger zuckt, bin ich tot.

Ich kenne die Stimme nicht, wer ist das?

Was soll das alles?

„Ich hab dich beobachtet. Schon eine ganze Weile.“

Wie komm ich hier wieder weg?

Er wird mich umbringen.

Einfach umbringen oder schlimmeres.

Tränen brennen mir in den Augen und ich spüre den Lauf der Waffe an meinen Zähnen.

Wieso hab ich den Mund aufgemacht?

„Wieso hast du nicht einfach auf mich gehört? Ich hatte dir doch alles erklärt.“

Ich muss ein Wimmern unterdrücken, schließe die Augen und spüre Tränen über meine Schläfe auf sein Shirt laufen.

Ich habe echt Angst.

Panik.

Ich versuche mich so wenig wie möglich zu bewegen weil ich Angst davor habe, dass er dann zusammenzucken könnte.

Bitte, bring mich nicht um.

Bitte nicht.

„Du erinnerst dich bestimmt nicht einmal mehr an mich.“, seufze er als ich spüre, wie er auf mich herabsieht.

Er lässt meinen Rücken langsam los, greift mit der Hand die Waffe, legt den Daumen auf den Abzug, damit ich mich nicht bewege und greift mit der nun freien Hand meine Hand auf seiner Brust.

Als er sie hebt zittern meine Finger.

Ich will sie am liebsten aus seiner Hand ziehen, will sie mir schützend vor meine Brust ziehen, aber ich weiß, dass mir das nicht hilft.

Er führt meine Hand an seinen Hals und ich bin noch viel zu nervös um etwas zu spüren, meine Finger Zittern und ich wage es nicht ihn zu berühren, aber er presst meine Finger auf seine Haut.

Ich reiße die Augen auf, als mir einfällt, wer er ist, noch bevor ich die Narbe an seinem Hals spüren kann.

Naoki.

Er hört sich so anders an, ich habe ihn nicht erkannt.

Er spürt, wie ich zusammenzucke als es mir einfällt und ich höre ihn lächeln.

„Fällt es dir wieder ein? Hör zu, das wird jetzt gleich nicht leicht für dich. Aber du weißt, dass wir Freunde sind. Mehr als das. Wir sind verheiratet.“

Wir sind nicht verheiratet, du bist mit einer Illusion, einer Rolle von mir verheiratet. Einer Person, die es nicht gibt. Die nie geboren wurde.

„Ich hol dich hier raus. Ich hab dich beobachtet. Ich weiß, du konntest viel genießen, aber du weißt auch, dass wenn du weiter hier bleibst, die Marine dich findet. Sie werden dich suchen und fangen und dann wird etwas mit dir passieren, was ich dir nicht antun will. Verstehst du, was ich meine? Ich will dir einen Gefallen tun. Tut mir leid, wenn ich das dafür machen muss. Aber ich weiß, dass du nicht freiwillig mit mir kommst. Du verstehst noch, wieso ich das hier mache, wenn ich es dir gezeigt habe.“

Sind denn alle verrückt geworden?

Verdammt, was soll der Mist?

Was wird er mir zeigen?

Wird er mich jetzt erschießen?

Ich kann ein Zittern nicht unterdrücken, was die Angst in mir verstärkt, dass er aus Reflex den Finger krümmt.

„Es ist schon spät. Ich wollte dich eigentlich mitnehmen als die anderen noch geschlafen haben. Aber da wird nichts mehr draus.“

Ich dachte ich hab ihn mir eingebildet, als ich damals mit Sanji essen war.

Ich hatte Sanji für ihn gehalten, ich wusste nicht, dass er wirklich da war.

Auch, wenn ich es befürchtet habe.

Ich wusste es, wollte es aber nicht wahr haben.

Daher habe ich geschwiegen, nicht einmal darüber nachgedacht.

Gleich wird er schießen. Und ich werde den Schuss nicht einmal hören.

Mein Gehirn verteilt sich fein säuberlich hinter mir auf meinem Schreibtisch und wahrscheinlich wird er sich dann selbst auch noch umbringen. Oder Ruffy bringt ihn um, wenn er aus meinem Zimmer kommt. Oder Sanji. Oder Zorro. Oder Sato. Oder alle gleichzeitig.

Nein, ohne mich kommt er hier nicht mehr lebend weg.

„Ich will, dass du zubeißt. Wir werden jetzt aufstehen, hast du verstanden? Wenn du verstanden hast, dann nick.“

Ich halte die Augen geschlossen, versuche mich zu beruhigen und nicke vorsichtig, versuche die Waffe dabei nicht zu sehr zu bewegen. Sofort danach beiße ich mit den Zähnen auf das harte Metall, bis mir die Schneidezähne schmerzen.

Ich spüre, wie er sich unter mir wegzieht, meinen Kopf mit einer Hand festhält und darauf achtet, dass die Waffe nicht aus meinem Mund rutscht.

Ich öffne die Augen, kann vor tränen kaum etwas sehen, sichte mich aber vorsichtig auf, als er mich dazu zwingt.

Wir beide steigen von meinem Bett auf. Das ist das erste Mal, dass ich zu ihm aufsehen kann.

Ich erkenne ihn sofort, äußerlich hat er sich nicht verändert. Noch immer dieselben, strahlendblauen Augen wie an dem Tag, als er mich verhört hat. Er führt mich mit der Waffe zur Tür, dreht mich dann mit dem Rücken zu ihm und umklammert mich mit einem Arm.

„Hör zu, wenn ich spüre, dass der Lauf vor deine Zähne rutscht, drücke ich ab. Hast du das verstanden?“

Ich nicke vorsichtig, atme leise durch und beiße fester auf den Lauf der Waffe.

„Wir werden jetzt leise an Deck gehen und vom Schiff verschwinden, hast du das verstanden?

Ich will niemanden verletzen. Ich will hier nur mit dir weg.“

Wieso lässt er mich nicht einfach hier?

Wieso?

Ich will das alles hier nicht.

Er bringt mich noch um.

Ich werde gleich sterben.

Wenigstens hatte ich noch eine schöne Nacht. Mein inneres Ich grinst sarkastisch, doch ich spüre, wie es nur die Hysterie ist, die mich das denken lässt.

Naoki atmet selbst noch einmal tief durch und ich spüre zum ersten Mal, dass er auch nervös ist.

Das ist nicht gut. Er sollte ganz ruhig bleiben.

Ich muss auch ganz ruhig bleiben.

Wir beide müssen jetzt ruhig bleiben. Ich habe keine Lust heute zu sterben.

Und wenn er nervös ist, könnten ihm Fehler passieren.

Das darf nicht sein.

Er muss das jetzt durchziehen.

Und ich muss mit ihm gehen.

Ich geh überall hin nur zieh mir gleich das Teil aus dem Mund.

Bitte.

„los geht’s.“, sagt er einmal leise, legt die Hand an die Klinke und öffnet die Tür einen Spalt, ehe er wieder meine Schulter festhält. Sofort höre ich Lachen und Stimmen.

Nami, Sanji und Lysop sitzen in der Küche, das kann ich hören.

Es sind noch mehr wach, aber an dem Lachen kann ich sie noch nicht erkennen.

„Wir müssen daran vorbei.“, flüstert er leise, schiebt die Tür mit dem Fuß weiter auf und lehnt sich vorsichtig kurz in den Gang umsehen zu können ob die Luft rein ist.

Er bewegt sich so schnell, dass erneut Panik in mir aufsteigt.

Ich atme schnell, halte mit beiden Händen seinen Arm über meinem Brustkorb und will so jede seiner Bewegung folgen.

Kurz darauf tritt er vorsichtig mit mir in den Gang, blickt sich noch einmal nervös um und geht dann mit mir los Richtung Küche.

Erst denke ich darüber nach zu beten, dass uns jemand sieht, aber dann ziehe ich das schnell wieder zurück.

Nein, uns darf keiner sehen.

Das alles muss so ablaufen wie er geplant hat.

Wenn irgendwas schief geht, wenn er nervös wird, wenn er bedroht wird, dann bin ich die erste, die seine Nervosität abbekommt.

Oh, Gott, wie bin ich nur in diese beschissene Situation geraten.

Ganz langsam gehen wir auf die Tür zu, mein Blick klebt an der Klinke und ich hoffe, dass niemand die Tür öffnet.

Bitte, lass sie einfach ganz normal weiter reden.

Doch noch bevor wir an der Tür vorbei gehen können, hören wir etwas anderes.

Eine Tür öffnet sich und Licht fällt in den Flur vor uns.

Naoki bleibt augenblicklich stehen und ich spüre wie sich seine Muskeln anspannen, als er es sieht.

Aber wir können nicht zurück. Das ist viel zu weit.

Zorro tritt durch die Tür, sieht an sich herunter und zieht sich sein Shirt zu Recht, als er in den Gang tritt.

Ich schließe einen Moment die Augen

Wieso musst du vor dem Frühstück trainieren?

Wieso?

Ich verfluche ihn innerlich dafür, dass er auf den Gang getreten ist und spüre, wie der Lauf der Waffe etwas stärker in meinen Mund und gegen meine Zunge dringt.

Bei dem Gefühl ziehe ich die Luft scharf ein und habe Angst, dass er mich gleich zum Würgen bringt, wenn er die Waffe weiter in meinen Hals schiebt.

Als ich die Augen wieder öffne sieht Zorro gerade zu mir auf, hält sofort inne und bleibt stehen.

Naoki hält inne, denkt nach, ich spüre, wie nervös er ist.

Meine Augen brennen vor Tränen und ich sehe Zorro flehend an.

Bitte, mach nichts.

Lass uns einfach gehen.

Bitte.

Lass uns gehen.

Es kommt mir vor wie Minuten, dass wir uns Wortlos gegenüberstehen.

Zorro sieht mir in die Augen, dann hinter mir zu Naoki, dann wieder zu mir.

Ich kann ein Zittern nicht unterdrücken und presse Naokis Arm gegen mich, will dass er spürt, dass er mich sicher im Griff hat und ihm so die Nervosität nehmen.

„Was hast du dir dabei gedacht?“, fragt Zorro dann leise, sieht mich dabei an, aber ich weiß, dass er Naoki fragt.

Bitte, verwickle ihn nicht in ein Gespräch. Das ist doch Wahnsinn.

Lass uns gehen, bitte!

„Lass uns einfach gehen. Ich Schulde ihr noch was.“

„Das sehe ich.“

Ich weiß, dass Zorro keine Ahnung hat, wer das hinter mir ist, aber er redet so ruhig mit ihm, dass ich weiß, dass er etwas vor hat.

Ich schließe für einen kurzen Moment die Augen.

Bitte hör auf, lass uns einfach gehen.

„Was hast du mit ihr vor?“

„Das geht dich nichts an.“

„Was hast du mit ihr schon gemacht?“

„Ich hab ihr nichts getan.“

Zorros Blick trifft mich. Er hat etwas vor, verschränkt die Arme vor der Brust, zögert aber noch.

Ich versuche vorsichtig den Kopf zu schütteln, will nicht, dass er irgendwas macht, aber ich sehe, dass er nicht auf mich hört.

„Dann hast du es noch vor. Wie sieht dein Plan aus? Willst du sie erst nageln und dann erschießen? Oder behältst du sie einfach als eine Art… Haustier?“

Zorro versucht ihn damit zu verunsichern. Er weiß, dass man schnell durch dieses Thema verunsichert werden kann weil ich es selbst bei ihm schon einmal geschafft habe. Damals, als wir mit dem Training angefangen haben.

Als Naoki die Worte hört rutscht sein Arm weiter nach Oben an meinen Hals.

Zorro macht ihn nervös, das kann ich spüren.

Ich muss ein Winseln unterdrücken, als Naokis Griff um mich fester wird.

Bitte, lass den einen Finger locker.

„Du weißt nicht, wovon du redest.“

„Ich sehe es doch. Was gibt’s da nicht zu wissen?“

„Wenn ich das jetzt nicht mache wird genau das mit ihr passieren.“

Damit hat Zorro nicht gerechnet, das bringt ihm aus dem Konzept.

Aber nicht so sehr, als dass es Naoki sehen könnte. Es ist nur ein kurzer, unsicherer Blick auf mich, mehr nicht.

Dann sieht er wieder zu Naoki.

„Glaubst du, ich kann dich jetzt einfach mit ihr gehen lassen?“

„Ich drück ab.“

„Das glaube ich nicht. Die ist doch nicht mal geladen.“

Ich starre Zorro an, schüttle erneut leicht den Kopf und spüre dabei, wie der Lauf der Waffe sich weiter in meinen Hals drängt. Ich muss ein Würgen unterdrücken und schmecke Blut, als der Lauf sich gegen meinen Gaumen presst.

Naoki zieht den Kolben zurück und ich schnappe nach Luft, schließe dann die Augen.

Ich will das nicht sehen.

Das passiert doch nicht wirklich.

Das ist doch alles nur ein böser Traum.

Ich kann hören, wie sie leise weiter reden, doch ich kann mich nicht mehr darauf konzentrieren.

Ich werde gleich sterben.

Gleich bin ich tot.

Jetzt gleich, jeden Moment passiert es und alles ist vorbei.

Armer Ruffy.

Armer Sanji.

Tut mir echt leid, dass ich das alles mit euch gemacht habe.

Tut mir leid, dass ich mich nicht verteidigen konnte, Zorro.

Tut mir leid, dass ich das alles nicht mehr sagen kann.

Tut mir leid, dass ich dir nicht gesagt habe, was ich fühle, Ruffy.

Sanji, mir tut leid, dass du mich liebst und ich dich nicht liebe. Es wäre besser für dich gewesen wenn du mich nicht kennengelernt hättest.

Wäre wirklich besser gewesen, wenn Mama mich abgetrieben hätte.

Dann würde das alles jetzt nicht passieren.

Plötzlich ein Ruck nach Hinten, der Lauf der Waffe zieht sich aus meinem Mund, doch Naoki lässt mich nicht los.

Ich reiße die Augen auf. Naoki kann kaum das Gleichgewicht halten, presst mich an sich, hält sich durch mich auf den Beinen und ich starre Zorro vor mir an, der sein Schwert in der Hand hält.

Er greift meinen Arm, zieht mich von Naoki weg und ich kann spüren, wie er sofort in die Knie geht, als ich mich von ihm löse.

Aber er ist nicht tot.

Er atmet schwer, stützt sich vom Boden ab und blutet stark.

Zorro schiebt mich hinter sich, ich starre Naoki auf dem Boden an und schmecke das Blut in meinem Mund.

Als ich realisiere, dass Zorro ausholt, weitet sich mein Blick.

Ohne zu überlegen halte ich Zorros Arm zurück, sehe ihn aber nicht an, gehe an ihm vorbei und knie mich neben Naoki, lege meine Hände auf seine Schultern und versuche ihn zu stützen.

Ich kann sehen, wie er sich die Seite hält und lege meine Hand auf seine.

Er blutet stark, aber er darf nicht sterben.

Nein, nicht schon wieder.

„Chopper!“, rufe ich laut, presse meine Hand auf Naokis Wunde und bin in dem Moment selbst überrascht, wie ruhig ich doch gerade bin.

Ich bin jetzt nicht mehr in Gefahr, aber er soll es auch nicht sein.

Chopper kommt nicht.

Ich drehe mich zu Zorro um, schaue zu ihm auf und schreie ihn an.

„Schnell, hol Chopper! Er stirbt!“

Zorro sieht mich nur verwirrt an, aber er macht nichts.

Wieso macht er nichts?

„Mach schon!“
 

Naoki liegt verbunden und bewusstlos auf dem Bett im Arztzimmer. Ich stehe in der Tür, die Arme um meinen Bauch geschlungen und bin froh, dass ich die Anderen beruhigen konnte.

Ich wurde allerdings auch beruhigt. Chopper hat mir zur Sicherheit etwas gespritzt, damit ich keinen Schock bekomme.

Ich finde, er übertreibt, aber ich lasse ihn Arzt spielen.

Hauptsache Naoki ist erst einmal versorgt.

Er hat mich nicht wirklich angegriffen, die Waffe war nicht einmal geladen, auch wenn ich das nicht wissen konnte.

Ich hatte wirklich gedacht, ich müsse sterben.

Vielleicht ist es doch gut, dass Chopper mir das Zeug gespritzt hat.

Ich fühle mich nicht benommen, merke aber, dass mein Blutdruck gesunken ist und ich mich allgemein ruhiger Fühle.

Ruffy lässt mich nicht mehr alleine, Sato ist auch noch hier und auch Sanji wartet darauf, dass Chopper das Zimmer verlässt.

Er misst Naokis Blutdruck, spritzt ihm noch etwas Stabilisierendes und verschwindet dann langsam aus dem Zimmer.

Ich spüre, dass mich alle ansehen und darauf warten, dass ich erkläre, was passiert ist, aber das kann ich nicht.

Es dauert etwas bis Sato die Stille unterbricht.

„Ist er das?“

Ich bin nicht sicher, ob er das denkt, was ich denke, aber ich nicke sachte.

Ruffy und Sanji verstehen kein Wort.

„Wer soll das sein?“, fragt Ruffy schließlich und ich seufze leise, weil ich weiß, dass ich es ihm erklären muss.

Aber ich mache es mir noch etwas einfach und halte meine linke Hand nach oben, so dass er meinen Ring sehen kann.

Ruffy sieht sich meine Hand an, mir dann wieder in die Augen, doch mein Blick löst sich nicht von Naoki.

„Ich versteh nicht.“, sagt er irgendwann und ich suche jetzt schon nach den richtigen Worten.

Ich nehme den Ring mit einer Hand ab, gehe dann zum Schreibtisch und lege den Ring darauf.

„Wir sind verheiratet.“, flüstere ich leise und sehe sofort, dass Ruffy es noch immer nicht versteht. Es ist nicht so, dass er nicht weiß, was es heißt, verheiratet zu sein, aber er versteht nicht, wieso ich verheiratet sein soll. Und dann auch noch mit einem Soldaten. Ich hatte es ihm nicht erklärt, nur Sato und Zorro. Und Zorro ist nicht hier.

Sanji hingegen starrt mich fassungslos an.

„Du bist verheiratet?“

Ich nicke sachte, schüttle dann aber sofort wieder seufzend den Kopf.

„Das ist nicht so einfach zu erklären. Es ist nicht so, dass wir uns lieben. Wir kennen uns kaum.“

„Und da hast du ihn geheiratet?“

„Es gab einen guten Grund dafür.“, gebe ich kurz zurück, merke aber schon, dass ich falsch angefangen habe.

Wieder schaue ich Naoki in dem Bett an. Die Narbe an seinem Hals ist noch nicht wirklich ausgeheilt, aber sie muss nicht mehr verbunden werden.

Ich ziehe meine Haare auf eine Seite über die Schulter und halte die Spitzen in meinen Fingern. Ich muss jetzt mir irgendwas spielen, irgendwas, wo ich meine Nervosität hineinleiten kann.

Und ich bin nervös, auch wenn mein Herz ruhig bleibt.

„Das ist kompliziert.“

„Das ist wirklich dein ernst?“, unterbricht Ruffy mich dann und blickt mich direkt an.

Als ich seinen Blick treffe, fühle ich mich wie überfahren.

Nein, so ist das nicht gemeint.

„Ich hab nichts mit ihm gemacht.“, versichere ich ihm sofort, aber er sieht mich weiter mit diesem Blich an. Der Blick, der mir rein gar nichts über seine Gedanken verrät.

„Und er mit dir?“

Als Ruffy mich das fragt setzt sich Sanji aufrecht hin und Starrt Ruffy an, doch Ruffy sieht nur mich.

Ich schüttle sofort den Kopf.

„Er ist ein Sklave.“, flüstere ich leise, weiß aber, dass jeder in dem Zimmer es hört.

Bei dem Wort sieht Sanji nun mich an.

„Aber, er ist ein Soldat.“, will er mich verbessern, aber ich hebe nur kurz die Hand um ihm zu signalisieren, dass er davon keine Ahnung hat.

Naja, eigentlich ist Sanji ja auch so etwas wie ein Sklave.

Nur, eine abgeschwächte Version davon. Ich glaube, als ich meine Hand hebe, versteht es Sanji dann doch, er lässt es sich aber nicht anmerken.

„Das Eine schließt das Andere nicht aus. Das weißt du selbst.“, bohrt Ruffy weiter nach und wieder schüttle ich den Kopf.

Nein, das Eine schließt das Andere überhaupt nicht aus, das stimmt.

Das haben wir ja gestern gesehen.

„Das war etwas anderes.“, flüstere ich wieder leise, aber Ruffy reicht das nicht.

„Hat er dich gefickt?“

Er sagt es so leise, aber doch so sicher, dass ich von den Worten betäubt werde.

Hat er sich endlich an das Wort gewöhnt?

Es fühlt sich gut an, ihn das sagen zu hören, auch wenn der Kontext gerade nicht so schön ist.

Wenn er es mir in einem anderen Zusammenhang sagen, mich etwas anderes fragen würde, würde ich mit Sicherheit feucht.

Doch ich habe keine Möglichkeit ihm zu antworten.

Sanji tritt Ruffy bei seinen Worten sofort von der Seite, trifft ihn unerwartet und bringt ihn zu fall.

Er erschrecke sofort, weiche reflexartig einen Schritt zurück und Starre Ruffy, dann Sanji fassungslos an.

Sato selbst springt vor Schreck von seinem Platz auf, weicht einen Schritt zurück und stellt sich außer Reichweite mit dem Rücken gegen die Wand.

„Hast du sie noch alle sie so etwas zu fragen?! Sie ist eine Lady!“

„Sanji!“, schreie ich auf, finde einfach keine Worte für das, was er gerade gemacht hat.

Ruffy stützt sich vom Boden an, sieht aber nicht auf.

„Du solltest dich daraus halten.“, sagt er leise, und ich kenne diesen Ton. Er spricht so ruhig, dass ich Angst bekomme.

Aber nicht um mich, sondern um Sanji.

„Ich halte mich mit Sicherheit nicht daraus! Du hast sie mit Respekt zu behandeln, hast du das kapiert?!“

Sanji stellt sich zu Ruffy, der sich ihm gegenüber aufrichtet.

Er sieht erst Sanji an, dann an ihm vorbei mir direkt in die Augen.

Ich kann seinem Blick nicht ausweichen.

Ich würde es sofort machen, aber ich kann nicht.

Nicht jetzt.

Macht nichts Falsches.

Ich schüttle sachte den Kopf, will nicht, dass Ruffy ihn noch weiter provoziert, aber ich kann in seinen Augen sehen, dass er kocht vor Wut.

„Du wirst dich jetzt schön bei ihr entschuldigen. So sprichst du nicht mit ihr.“, sagt Sanji leise und wieder trifft Ruffys Blick ihn.

„Ich denk nicht dran.“

Kaum hat er diese Worte ausgesprochen, tritt Sanji wieder zu, doch Ruffy fängt den Tritt diesmal mit dem Arm ab.

„Hört auf! Was soll das denn?“, rufe ich dazwischen, aber keiner von beiden reagiert auf meine Worte.

Klasse, das musste ja irgendwann passieren.

„Solange ich dabei bin wirst du nicht so mit ihr reden.“

„Du hast keine Ahnung wie ich sonst mit ihr rede.“

„Ich warne dich, Ruffy, Wenn ich irgendwas mitbekomme bist du dran.“

„Sprich nicht von Dingen, von denen du keine Ahnung hast.“

„Ich muss da gar nichts verstehen, das ist normaler Menschenverstand!“

„Dass ich sie wie eine Lady behandeln soll?!“

„Haar genau das!“

„Du kannst ja machen, was du willst, aber wenn ich so mit ihr rede geht dich das nicht an!“

„Du scheinst nicht zu verstehen, mit wem du hier sprichst.“

„Und ob ich das verstehe! Ich spreche mit einem kleinen-„

In dem Moment tritt Sato dazwischen, haut beide eine Runter, doch macht das so überraschend, dass sich beide sofort die Stelle am Kopf halten und zu ihm auf sehen.

„Was mischt du dich da ein?!“, schreien ihn beide im Chor an, doch er schüttelt nur verständnislos den Kopf.

„Danke, Sato.“, sage ich leise und atme erleichtert auf. Er wendet sich aber noch an die zwei, ehe er sich zu mir stellt.

„Ihr beide könnt machen, was ihr wollt, aber macht das dann, wenn sie nicht dabei ist. Ruffy, wir müssen darüber nochmal reden und du, Sanji, solltest mal lernen dich zurückzuhalten.“

„Ruffy hat angefangen!“

„Nein, hat er nicht!“, mische ich mich jetzt ein und stelle mich zwischen Ruffy und Sanji.

Ich sehe Sanji, nicht Ruffy an.

Ich weiß, dass Ruffy noch wütend und verwirrt ist und dass ich mich jetzt nicht gegen ihn stellen sollte. Aber ich muss wenigstens was dagegen machen, dass er verwirrt ist.

Daher senke ich den Blick, drehe mich aber nicht zu ihm um.

„Ich hab ihn geheiratet, weil er da weg wollte. Er brauchte eine Ausrede Urlaub zu bekommen, eine Zeit nicht erreichbar zu sein. Wenn er normalen Urlaub genommen hätte, hätten ihn seine Kollegen besucht und er hätte keine Möglichkeit gehabt unterzutauchen. So aber schon. Es war nur Show. Ein Gefallen dafür, dass er mich aus der Zelle geholt hat. Und wenn ich das nicht gemacht hätte, hätte ich euch auch nicht aus euren Zellen holen können.“

Ruffy sagt nichts, auch wenn ich spüre, dass er wütend auf mich ist.

„Es war wirklich nicht mehr. Niemals.“

„Das musst du ihm gar nicht sagen, Prinzessin.“, mischt sich Sanji wieder ein und ich würde ihm am liebsten eine runterhauen, damit er endlich die Klappe hält, stattdessen funkle ich ihn nur böse an, damit er wenigstens versteht, und sich jetzt aus der Sache heraus hält.

Ich kann ihm ansehen, dass er es versteht, aber sich nicht da heraus halten will.

Es ist seine Natur, Frauen zu verteidigen.

Leider.

„Okay.“, sagt Ruffy irgendwann und geht an mir vorbei auf Sanji zu, zeigt dann kurz mit dem Finger drohend auf ihn.

„Wir sprechen uns noch.“, droht er leise und geht dann an ihm vorbei aus dem Zimmer.

Ich schaue ihm nach, atme einmal tief durch und wünschte, das wäre alles nicht so gelaufen.

Ich blicke zu Sato auf, der auch ziemlich geschafft aussieht.

Wenn Ruffy und Sanji miteinander Kämpfen, dann treffen Kräfte aufeinander, die nicht aufeinander treffen sollten.

Das hat nichts mit dem Kampf zwischen mir und Zorro zu tun. Das ist kein Vergleich. Die können wich wirklich etwas antun.

Sanji zieht eine Zigarette aus seiner Tasche, die ich ihm sofort wegnehme, als ich sie sehe.

Er sieht mich sofort verwirrt an, doch ich lasse ihn gar nicht zu Wort kommen.

„Wieso hast du das gemacht?! Du weißt ganz genau, was los ist. Du weißt, wie ich bin. Wieso hast du das gemacht?“

„Er darf nicht so mit dir reden.“, gibt Sanji ruhig zurück und steckt sich die Hände in die Hosentaschen.

Jetzt beiße ich die Zähne zusammen. Der hat sie echt nicht mehr alle!

„Ich will nicht, dass du das nochmal machst. Verdammt, Sanji, ich will mich nicht mit dir streiten! Wieso zwingst du mich dazu?“

„Ich will nur, dass es dir gut geht.“

„Dann hör auf dich um mich zu kümmern! Du bist der einzige der dafür sorgt, dass es mir nicht gut geht!“

Darauf sagt er nichts, sieht mich nur an und ich erkenne sofort, dass ich ihn damit getroffen habe.

Sato legt eine Hand auf meine Schulter, doch ich ziehe sie sofort unter seiner Hand weg, presse die Luft vor Wut aus meiner Lunge und gehe an Sanji vorbei Ruffy nach aus dem Zimmer.

Mist, was sollte das?

Sanji weiß ganz genau, was er damit anrichtet.

Wieso versteht er nicht einfach, dass es mir gut geht, wenn er glaubt, dass es mir nicht gut geht?!
 

Als ich an dem Tag in den Ausguck klettere, trainiert Zorro wieder mit den Hanteln.

Er sieht mich gar nicht an, unterbricht sein Training auch nicht, bis ich mich fertig für die Kniebeuge mache.

Er ist wütend auf mich, das kann ich spüren.

Aber dann soll er es wenigstens sagen und es nicht nur an mir auslassen.

Noch bevor ich mit meinem Training anfangen kann unterbricht er die Stille.

„Was suchst du hier?“

Ich blicke zu ihm herüber, beiße die Zähne aufeinander und versuche die Wut auf Sanji irgendwie so umzuleiten, dass ich mich gegen die Wut von Zorro auf mich wehren kann.

„Was glaubst du, was ich hier mache?“

„Ich weiß nicht, jedenfalls nicht trainieren.“

„Komisch, ich wollte gerade anfangen.“

„Wieso? Das bringt doch eh nichts.“

„Es hat schon viel gebracht, und das weißt du selbst.“, erinnere ich ihn so an unsere Testkämpfe und verschränke die Arme vor der Brust.

Doch als er jetzt die Hantel fallen lässt, sich der Boden unter meinen Füßen durch die Erschütterung bewegt, verunsichert er mich schlagartig.

Er dreht sich zu mir um und kommt schnell auf mich zu.

Ich kann ihm ansehen, dass ich wütend bin, aber ich will mir meine Unsicherheit nicht anmerken lassen, bewege mich daher nicht.

„Weißt du noch, was ich dich gefragt habe, als wir mit dem Training angefangen haben?“

Ich denke über die Frage nach, aber ich bin nicht sicher.

„Was meinst du?“

„Du hast gesagt, du könntest töten, wenn es drauf ankommt. Und das ist wichtig, das weißt du.“

„Ja, das hab ich gesagt.“

Endlich weiß ich, worauf er hinaus will.

Gut, für dieses Thema hab ich Argumente.

Zorro bleibt vor mit stehen, stemmt die Hände in seine Seiten, eine unterbewusste Geste um sich größer wirken zu lassen, um selbst sicherer zu werden.

„Und was sollte das dann gerade von dir?“

„Wieso hättest du ihn denn getötet?“

„Das fragst du noch? Hast du irgendwas nicht mitbekommen?!“

„Es war nicht nötig, ihn zu töten.“

„Er hat dir ne Pistole in den Mund gesteckt!“

„Sie war nicht geladen.“

„Das wusstest du nicht!“

„Das stimmt, aber das ist noch kein Grund ihn zu töten.“

„Ach nein?! Was ist denn sonst ein guter Grund?! Soll ich das nächste Mal warten bis er dir ne Kugel in den Kopf jagt, bevor ich ihn, deiner Meinung nach, umbringen darf?!“

„Nein, das habe ich gar nicht behauptet. Aber-„

„Na also!“

„Aber! Du hast ihn Verwundet und er hat seine Waffe fallen lassen. Er hätte nichts mehr anstellen können.“

„Und wenn er die Waffe nicht hätte fallen lassen?!“

„Dann wäre es wieder etwas anderes gewesen. Aber so war es nicht.“

„Nein, so war es nicht!“, Zorro schreit mich an obwohl er weiß, dass das Argument gegen ihn spricht. Er hat schon einmal mit mir über das Töten gesprochen. Jetzt ist es an der Zeit ihn darüber auszufragen.

„Kannst du mir sagen, wie viele Menschen du schon getötet hast?“

„Was hat das mit dem Thema zu tun?!“

„Ich finde sehr viel. Sag schon, kannst du es mir sagen?“

„Ich habe nie gezählt!“

„Schon einmal darüber nachgedacht, dass du nicht immer alle umbringen musst? Bist du dir sicher, dass du alle Menschen, die du getötet hast, wirklich sterben mussten?“

„Ich hab mich immer nur verteidigt!“

„Das meine ich nicht. Du hast mich auch gerade eben verteidigt und ich bin dir wirklich dankbar dafür, aber töten musstest du Naoki deswegen nicht.“

Darauf weiß er keine Antwort.

Er weiß genau, was ich meine.

Und jetzt habe ich ihn. Nur weiß ich nicht genau, ob er jetzt auch da ist, wo ich ihn haben wollte.

Ich wollte ihn nie in diese Situation bringen, aber ich wusste, dass ich ihm das sagen musste.

Ich denke schon lange darüber nach.

Zorro atmet hörbar aus, weicht meinem Blick dann nach unten aus und entspannt sich langsam.

„Und wann, glaubst du, muss man jemanden umbringen?“, fragt er mich dann leise und diesmal bin ich es, die erst einmal darüber nachdenken muss und keine Antwort weiß.

Ich weiß nicht genau.

Muss man das eigentlich irgendwann?

„Wenn es sich danach anfühlt. Du ihm eine andere Möglichkeit gegeben hast, ihn vielleicht schon verwundet hast, er aber nicht aufhört. Dann.“

Zorro schweigt auf meine Antwort und wir beide schauen uns nicht in die Augen.

Es fühlt sich komisch an über das Töten anderer Menschen zu sprechen, aber so ist das nun mal.

Wir müssen darüber reden, weil wir es auch machen müssen.

Zorro seufzt leise und reibt sich mit einer Hand den Nacken, nickt dann aber sachte.

„Du stotterst gar nicht.“, bemerkt er dann und ich merke, dass unser Gespräch über den Tot damit beendet ist.

Ich nicke kurz, werde aber verlegen.

„Das liegt an dem Zeug, was mir Chopper gespritzt hat. Ich hab das auch, wenn ich was getrunken habe.“

„Wieso?“

Was für eine Frage, aber ich zucke nur kurz mit den Achseln.

„Ich weiß nicht, ich bin irgendwie verspannt oder so in der Art. Wenn ich etwas sagen will, dann denke ich vorher noch drüber nach, wie es sich anhört. Aber nicht nur daran, ob es sich gut anhört, wenn ich es gesagt habe, ich denke darüber nach, ob der Satz auch richtig ist, ob die Satzstellung passt und ob die Worte auch die richtigen für die Situation sind. Außerdem denke ich noch über die Reaktion der Person nach, mit der ich rede, noch bevor ich es gesagt habe.“

„Das sind ganz schön viele Dinge, über die du nachdenkst.“

„Ja, ich weiß. Aber ich kann einfach nicht anders. Es sind mit den Jahren immer mehr Dinge dazu gekommen, über die ich nachdenke. Und dann wurde das mit dem Stottern eben auch immer schlimmer.“

„Ich glaube, wenn ich über so viele Dinge nachdenken würde, bevor ich etwas sage, dann würde ich auch stottern.“, lächelt er mich dann an und ich weiß, dass es auch als Entschuldigung dafür zählt, dass er auf mich wütend war.

Nein, Zorro, das allein bringt mich nicht zum Stottern.

Aber ich lächle auf und spüre, dass zwischen uns alles wieder gut ist.

Sonne

Kapitel 27

Naoki wacht nicht auf.

Schon seit zwei Tagen nicht.

Ich bin jeden Tag bei ihm, hoffe dass er aufwacht.

Es ist wichtig, dass er aufwacht.

Mir ist es wichtig.

Aber er wacht nicht auf.

Sanji und Ruffy gehen sich aus dem Weg.

Ich habe mich, mal wieder, bei Sanji entschuldigt. Ich wollte es nicht sagen. Wir streiten uns so oft.

Ich will es nicht, aber er ist immer so extrem… schwierig.

Er ist für mich schwierig. Und ich weiß auch, woran das liegt.

Das hat er selbst zu Ruffy gesagt.

Ich bin eine Lady. Mich muss man mit Respekt behandeln. Er will nur, dass ich glücklich bin. Andere Frauen werden vielleicht glücklich, wenn er sie so behandelt. Ich aber nicht.

Das macht es ihm auch nicht so leicht mit mir.

Als ich wieder bei Naoki bin, mir ein neues Buch vor die Nase halte und lange lese, öffnet jemand die Tür.

Jemand tritt ein und bleibt hinter mir stehen. Ich höre sofort an seinen Schritten, dass es Ruffy ist, doch ich sehe erst auf, als er sich neben mir auf einen Stuhl setzt.

Er sieht mich direkt an, hat wieder diesen Blick in den Augen und ich schließe das Buch augenblicklich.

„Ich muss dich was fragen. Sato weiß davon nichts, aber ich muss das echt wissen.“

Als er das sagt, weiß ich, dass es wichtig ist, dass ich ihm die Wahrheit sage. Egal, was er mich fragt, ich muss ihm die Wahrheit sagen. Daher drehe ich mich auch auf meinem Stuhl ihm entgegen.

Er atmet einmal leise durch, lehnt sich zu mir nach vorn, zögert, weicht dann aber meinem Blick nach unten aus.

Er weicht meinem Blick aus?

Mir?

Okay, jetzt bin ich nervös.

„Du musst mir nicht erklären, wieso. Sag einfach nur ja oder nein, okay?“

„Käpten?“

Oh, was ist denn nur?

Sag es doch einfach.

Was hab ich gemacht?

Wieso siehst du mich nicht an?

Wieder zögert er, aber ich lasse ihm Zeit, auch wenn es mir selbst schwer fällt.

„Liebst du ihn?“

„Was?“

„Sag es mir bitte.“

Ich rutsche bei seinen Worten von meinem Stuhl vor ihm auf die Knie, lege meine Hände auf seine und suche von unten seinen Blick. Wie kann er das nur denken?

„Oh, nein, Käpten. Nein, wirklich nicht. Das tu ich nicht.“

Er will meinem Blick zur Seite ausweichen, aber ich kann einfach nicht wegsehen. Ich will, dass er mich ansieht.

„Wieso machst du das dann?“

„Was m-mach ich, Käpten?“

„Ich meine, was soll ich sonst denken? Erst bringt er dich fast um, will dich von meinem Schiff holen, dann rettest du ihm das Leben, sagst, du bist mit ihm verheiratet und bleibst den ganzen Tag hier.“

Natürlich denkt er das.

Oh, wieso hab ich ihm das nicht erklärt?

Wieso rede ich einfach so wenig?

„Ja, mir ist wichtig, d-das er aufwacht. Aber nicht, weil ich etwas für ihn empfinde. Er hat etwas gesagt, w-was ich- ich meine.. Ich muss ihn etwas fragen.“

„Was hat er gesagt? Was musst du ihn fragen?“

Erst jetzt sieht er mich wieder an und ich bin so froh, dass er mir in die Augen sieht.

„Er hat gesagt, wenn ich hier bleibe, dann pa-passiert mir etwas Schlimmes. Ich will wissen, ob er etwas weiß, was ich wissen muss. Er ist ein Sold-dat, er weiß vielleicht etwas Wichtiges. Und ich muss ihn das fragen, egal, wann er wach wird.“

„Das wusste ich nicht.“

Ich kann sehen, wie Ruffy sich entspannt und ich erkenne, dass er sich wirklich sorgen gemacht hat.

Oh, Ruffy. Das tut mir so leid.

Ich wollte nicht, dass du das denkst.

„Ich liebe ihn nicht.“

Ich liebe dich.

Sag es einfach. Sag es jetzt.

Aber ich schweige, blicke zu ihm auf und sehe zu, wie die Anspannung von ihm abfällt.

Ich kann sehen, dass er in meinen Augen eine Lüge sucht, aber die kann er gar nicht finden.

Irgendwann lächelt er leicht auf, nickt auf meine Worte und streicht mir eine Strähne hinter das Ohr.

Als ich sehe, es wirklich realisiere, dass ihm das wirklich wichtig war, muss ich auch lächeln.

Sag es jetzt.

Jetzt einfach, komm schon.

Das kann doch nicht so schwer sein.

Doch ich spüre, dass ich es nicht sagen werde.

Ich habe so große Angst davor, dass er nicht will, dass ich so empfinde.

Wenn er nicht will, dass ich ihn liebe, würde er anfangen sich von mir fern zu halten.

Und dann wäre alles aus.

Ich will nicht, dass sich irgendwas zwischen uns ändert. Deswegen sage ich ihm nichts.
 

Sanji sitzt beim Essen wieder neben mir. Das macht er jeden Tag, seit er sich mit Ruffy gestritten hat. Auf der anderen Seite sitzt schon immer jemand anderes.

Mal Nami, mal Brook, der mich dann auch ganz locker nach meiner Unterwäsche gefragt hat, aber dann von Sanji eine runtergehauen bekam. Ich bin mir bis jetzt nicht sicher, ob ich sie ihm zeigen soll. Ich meine, der Arme kann ja gar nicht mehr mit einer Frau schlafen. Da kann ich ihm doch wenigstens diesen einen Gefallen tun, oder? Es geht ja immerhin nur um meine Unterwäsche und nicht um meine Spielzeugkiste. Naja, vielleicht liegt bei mir auch einfach nur die Schmerzgrenze etwas höher als bei anderen Frauen.

Heute sitzt Sato neben mir.

Ruffy schafft es nicht sich neben mich zu setzen, auch wenn er es versucht. Neben Sanji will er aber auch nicht sitzen.

Ach, Mensch, dass die sich wie kleine Kinder benehmen müssen.

Ich muss Sanji irgendwie vom Hals bekommen.

Aber wie? Ich will ihn nicht anschreien. Ich will ihn nicht von mir wegstoßen. Ich muss ihn dazu bringen, mich nicht mehr verfolgen zu wollen. Wie bekomme ich das hin?

Mein Blick trifft Ruffy, der mir gegenüber sitzt.

Er sieht mich nicht an, aber das macht er mit Absicht, das kann ich erkennen.

Er verändert sich, das macht mir sorgen.

Er lacht nicht mehr so viel, er albert weniger mit den anderen herum und auch sonst, wenn er sich bewegt, kann ich es sehen.

Er bewegt sich viel sicherer, selbstbewusster, entschuldigt sich nicht mehr, wenn er jemanden anrempelt oder bei einer Bewegung trifft. Das gefällt mir gar nicht. Aber diese Phase hatte ich auch, als ich von Sato gelernt habe.

Es wird wieder verschwinden, aber in der Zeit, in der es passiert, nervt es wirklich.

Wenn es denn auch wieder bei ihm weg geht. Ich weiß, er muss gerade viel verarbeiten, er hat viel gelernt, aber trotzdem darf er nicht sein ganzes Wesen verändern.

Jedenfalls nicht dauerhaft.

Er redet auch nicht mehr mit mir, wenn jemand anderes dabei ist.

Wenn er mir etwas sagen will, fängt er mich im Flur ab oder achtet darauf, dass es kein anderer hören kann.

Bevor ich mit ihm in der Schule war, wurde das stottern wieder schlimmer. Und auch jetzt kann ich es fühlen, auch wenn es noch niemandem auffällt.

Ich will fühlen, dass mich jemand bestraft.

Ich will fühlen, dass er mich bestraft.

Das fühle ich nicht, das fehlt mir.

Auch, wenn er über meinen gesamten Tag bestimmt, spüre ich, dass etwas Entscheidendes fehlt.

Er fehlt mir.

Ich will bei ihm im Bett liegen, wenn er schläft. Ich will bei ihm sein, wenn er aufwacht. Ich will ihn spüren, wenn ich schlafe und wissen, dass ich ihn umarmen kann, wenn ich es brauche.

Ich bin viel eher fertig mit essen, als alle anderen, und warte brav auf Ruffys Kopfnicken, damit ich aufstehen kann. Aber das macht er nicht. Diesmal nicht.

Nach und nach leert sich der Tisch, ich schaue allen nach und bleibe sitzen.

Dann steht Ruffy auf, zieht sich sein Shirt zu Recht und sieht zu Sato, der auch dann aufsteht und sich bei Sanji für das gute Essen bedankt.

Ich beobachte Ruffy genau, warte auf sein Zeichen, aber er sieht mich nicht an, geht mit Sato zur Tür und aus dem Zimmer.

Ich blicke ihm hinterher, blinzle, schaue dann zurück in die kleine Runde, die noch da ist.

Hat er mich vergessen?

Darf ich aufstehen oder nicht?

Nami lässt sich genüsslich von Sanji bedienen, der sie natürlich weiter behandelt, als sei sie eine Göttin. Aber irgendwas sagt mir, dass er nicht auf mehr hofft.

Er behandelt alle Frauen so. Egal, ob er was von ihnen will oder nicht.

Ich lehne mich zurück an die Wand hinter mir, ziehe die Beine An und schlinge die Arme um sie, während ich darüber nachdenke, ob ich nicht doch schon aufstehen kann.

Es dauert eine Zeit, bis auch Nami den Tisch verlässt, mich noch hinterher winken will, da sie mir gerne die Fingernägel neu machen möchte, aber ich schüttle als Antwort nur lächelnd den Kopf.

Ist Ruffy sauer auf mich, wenn ich nicht aufstehe?

Habe ich sein Zeichen übersehen?

„Was los, Prinzessin? Möchtest du noch etwas?“, reißt mich Sanji aus den Gedanken, als er mir den leeren Teller vor der Nase wegnimmt.

Ich schüttle nur kurz den Kopf, lächle ihm entgegen und sehe zu, wie er die Teller das Spülbecken stellt.

Das macht er alles jeden Tag alleine? Sollte ihm nicht jemand helfen?

„Willst du mir irgendwas sagen?“, fragt er dann nach und ich seufze leise, weil ich weiß, dass er sich nicht erklären kann, wieso ich nicht aufstehe und gehe.

Erklären kann ich ihm das ja auch nicht wirklich.

Soll ich mit ihm über irgendwas reden?

Mir sollte schnell ein Thema einfallen, sonst fällt ihm noch sein Liebslingsthema ein.

„Wieso kämpfst d-du nicht mit den Händen?“, frage ich dann einfach mal. Es interessiert mich nicht wirklich, jeder kämpft ja immerhin so, wie er es am besten kann.

„Oh, das ist eigentlich ganz einfach. Als Koch bin ich auf meine Hände angewiesen. Wenn meinen Händen etwas passiert, dann komme ich auch mit dem Kochen nicht mehr klar und das ist mir viel zu wichtig, als dass ich das riskieren möchte.“

„Wi-wieso ist es dir so wichtig?“

Gut so, einfach irgendwas weiter fragen. Bloß nicht über mich reden.

Er spült die Teller, während er es mir erklärt. Sucht immer wieder nach Worten und lässt sich Zeit.

„Das Kochen? Naja, das kann ich nicht so gut erklären. Es ist das wichtigste, was man hat. Alles andere ist zwar ganz schön, aber nicht wirklich notwendig. Es ist schön, Geld zu haben. Es ist schön, Spaß zu haben. Es ist schön, wenn an Freunde hat, aber das Essen ist Elementar. Es ist mehr als nur Essen, es ist das Leben. Es gibt einem Kraft und es ist der Inbegriff von Genuss. Es ist der Anfang und das Ende. Egal, wie viel man besitzt, wie viel Gold man hat oder wie beliebt man ist, wenn du nichts zum Essen hast, dann hilft dir all dein Geld auch nicht weiter.“

„Hmm..“, gebe ich leise von mir, als ich ihm zuhöre. Es ist ihm wirklich extrem wichtig, das wusste ich gar nicht. Der Inbegriff von Genuss? Naja, das ist für mich etwas anderes, aber doch, er hat Recht. Geschmack hat schon große Macht über den Menschen, der ihn schmeckt.

Ich habe noch nie so darüber nachgedacht.

„Ich meine, was glaubst du, woraus du bestehst?“

Er sieht über die Schulter zu mir, dreht sich dann aber wieder den Tellern zu.

„Woraus ich bestehe? Naja, aus Zellen, glaube ich. Blut und Haut, ein paar Muskeln vielleicht-„

„Ja, aber das entsteht ja nicht einfach aus dem Nichts. Alles, was du isst, das ist dazu da, damit du existieren kannst. Du kaust es, schluckst es, verdaust es und dadurch wird es zu einem Teil von dir. Nach sieben Jahren hat sich dein gesamter Körper selbst ersetzt. Zellen sterben ab, werden neu aus winzigen Bausteinen zusammengesetzt und so wirst du die ganze Zeit, dein ganzes Leben, neu geboren. Darum ist es auch wichtig darauf zu achten, was du isst. Wo dein Essen her kommt, denn alles hatte schon vorher eine kleine Geschichte. Und du nimmst unbewusst diese Geschichte in deinem Körper auf. Ich versuche das zu verhindern. Natürlich kann ich nicht auf jeder Insel jedes Lebensmittel kontrollieren, aber die meisten. Ich will nicht, dass Nami-San, Robin-Swan und vor allem du, Prinzessin, irgendetwas in euch habt, was nicht von Grund auf gut für euch ist.“

Ach, Sanji. Ich wusste nicht, dass dir das alles so wichtig ist.

Und ich dachte, er benutzt seine Hände nicht, damit er seine Frauen so massieren kann, wie er mich massiert hat. Aber das scheint nur ein schöner, kleiner Nebeneffekt zu sein.

Man sieht ihm gar nicht an, dass er so über das nachdenkt, was er zubereitet.

Aber mir sieht man auch so manches nicht an.

„Aber deswegen bist du nicht hier, oder?“, unterbricht er wieder meine Gedanken und ich schaue zu ihm rüber.

„Willst du nicht, dass ich hier bin?“, frage ich dann leise, einfach um ihm nicht antworten zu müssen.

„Nein, so hab ich das nicht gemeint. Ich freue mich über jede Minute, die ich mit dir verbringen kann. Das weißt du doch.“

Er stellt die Teller in den Schrank, trocknet sich noch einmal die Hände ab und dreht sich dann zu mir.

Ich sitze noch immer auf meinem Platz, mit dem Rücken an die Wand gelehnt und ein Bein mit den Armen umschlungen, den anderen Fuß auf dem Boden.

Er sagt nichts, mustert mich einen Moment, eher er das Handtuch zurück an den Harken hängt und sich neben mich setzt.

Okay, langsam könnte Ruffy wieder zurückkommen und mir sagen, dass ich aufstehen kann.

Als ich spüre, dass er mit mir reden will, weiche ich seinem Blick zur Seite aus.

„Wie geht es dir?“, fragt er mich dann leise, doch ich winke dieses Mal nicht ab und nicke, sondern zögere.

Ich zucke irgendwann mit den Schultern und Schüttle sachte den Kopf.

„Ich bin nicht sicher. Die letzten Tage waren ganz schön heftig.“

Mal gut, mal schlecht, aber von der Schule werde ich dir nichts erzählen.

„Du meinst, wegen dem Soldaten?“

Ich nicke sachte, kann aber immer noch nicht zu ihm aufsehen.

„Was ist das zwischen euch?“

„Da ist wirklich nichts. Ich hab das doch schon erklärt.“

„Ganz sicher?“

„Ja, wirklich ganz sicher. Ich will nichts von ihm, aber ich will nicht, dass er stirbt. Keiner soll wegen mir sterben.“

Sanji seufzt leise, legt einen Arm um meine Schultern, aber ich weiß nicht genau, wie ich darauf reagieren soll.

So schlimm, dass er mich trösten muss, ist es ja auch nicht.

„Weißt du, was ich denke? Ich denke du solltest nicht immer im Arztzimmer darauf warten, dass er aufwacht. Du musst dich mit irgendwas ablenken. Nami sagt, wir sitzen noch etwas hier fest, aber das heißt nicht, dass du nichts machen kannst.“

„W-was meinst du?“, diesmal schaue ich doch zu ihm auf, doch er weicht meinem Blick sofort aus, als ich ihn treffe.

„Ich bin nicht sicher, ob es dir gefallen würde. Aber ich hab mit Sato geredet und-„

Bei den Worten lehne ich mich reflexartig von ihm weg, will nicht, dass er mich weiter bei sich hält, aber er schüttelt bei meiner Reaktion sofort den Kopf und sieht zu mir herunter.

„Nein, nicht deswegen. Ich hab ihn gefragt, was du gerne machst, und er hat mir was verraten. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er mir die Wahrheit gesagt hat. Aber ich glaube, wenn du das nicht magst, dann bleibt es wenigstens bei einem schönen Essen.“

„Wovon redest du?“

Dinge, die ich gerne mache, die er von Sato erfahren hat? Da gibt es ja keine große Auswahl.

Aber das meint er doch nicht, oder?

Und wenn, dann werde ich für ihn mal in meiner Spielzeugkiste etwas rauskramen.

„Ich will mit dir tanzen gehen.“

Ich entspanne mich schlagartig, als er das sagt, senke den Blick und schüttele lächelnd den Kopf über meine Gedanken.

Nein, Sanji würde mich doch nicht so offensichtlich angraben, oder? Jedenfalls nicht so plötzlich.

Aber tanzen gehen?

Jetzt, wo Naoki noch nicht aufgewacht ist?

„Ich weiß nicht, ob-„

„Nur, damit du auf andere Gedanken kommst. Wenn es nicht klappt, kommen wir sofort zurück, versprochen.“, unterbricht mich Sanji sofort, aber ich bin wirklich nicht sicher.

Ich seufze leise, weiche seinem Blick weit aus, blicke kurz zur Tür und dann wieder vor mir auf den Tisch.

„Komm schon. Was hast du zu verlieren? Ich bezahle auch alles.“

Gute Frage, was hab ich zu verlieren?

„Es geht mir nicht darum, dass du es bezahlst. Ich bin nur echt nicht sicher, ob wir das machen sollten.“

„Du hast selbst gesagt, es geht dir gerade nicht gut. Du musst mal abschalten. Nur eine Nacht, sag einfach ja.“

Ich zögere noch etwas, seufze leise, nicke dann aber doch leicht.

Okay, nur eine Nacht.

Halt, Moment, ich muss doch erst Ruffy fragen!

Als mir das einfällt, muss ich sofort den Kopf schütteln. Nur leider zu spät, Sanji ignoriert es gekonnt.

„Klasse, ich wusste, du sagst nicht nein. Ich hol dich heute Abend wieder ab, okay? Oder hast du wieder Muskelkater?“

„Was? Nein, aber-„

„Das hört sich doch klasse an. Wieder Spanisch? Ich organisier uns schon was Schönes. Verlass dich ganz auf mich, ja?“

„K-kannst du überhaupt tanzen?“

„Das fragst du mich? Wenn ich so ein Trampel wäre, wie der Spinatkopf, dann könnte ich ja die Frage verstehen, aber ehrlich, Prinzessin, was denkst du von mir?“

Er hat nicht ja gesagt, aber ich lächle dann doch und nicke.

Ich war ja schon mit ihm essen, ohne dass Ruffy es weiß, da wird etwas tanzen auch nicht wirklich schlimmer werden.

Obwohl…

„Du weißt, was ich tanze?“, frage ich dann, als er sich schon wieder erheben will und schaue ihm nach.

Er nickt sofort und lächelt mir entgegen.

„Ich freu mich schon drauf.“

Das glaube ich gerne. Wenn das mal gut geht.
 

Ich warte noch etwas an dem Küchentisch, fühle mich dann aber doch etwas vergessen, erhebe mich und gehe den Gang herunter in mein Zimmer. Ich muss mich zwingen nicht sofort wieder nach Naoki zu sehen, aber Sanji hat Recht. Und auch Ruffy sagte ja schon, dass ich sehr viel bei ihm bin.

Ich muss mich auf etwas anderes konzentrieren.

Doch als ich mich in mein Zimmer drehe, die Tür so vor mir behalte um sie zu schließen, presst mich plötzlich jemand mit seinem ganzen Körper gegen die Tür.

Er presst mir die Luft aus der Lunge, ich keuche vor Schreck auf und fange den Schwung noch gerade so ab, dass ich mir nicht den Kopf an der Tür stoße.

Ich spüre eine Hand an meiner Seite, eine an meinem Oberschenkel gleiten und schaue sofort über meine Schulter nach hinten.

„Sato.“, stoße ich hervor, spüre mein Herz einen Satz machen und sofort wie all meine Muskeln in meinem Unterleib zum Leben erwachen.

Er schießt in dem Moment mit einer Hand die Tür sicher ab, bevor er sie zurück auf meine Seite legt. Er legt seine Lippen auf meinen Nacken, küsst mich aber nicht, atmet leise meinen Duft ein und presst sich an mich.

Was soll das? Ist Ruffy auch hier?

Ist das wieder ein Beispiel für ihn?

Wieder Unterricht?

Wäre schön, wenn die mir das vorher wenigstens sagen.

Naja, vielleicht ist es so doch besser.

Überrascht zu werden.

Ich versuche mich von der Tür weg zu drücken, doch als er das spürt, greift er meinen Arm und dreht ihn mir in den Rücken.

Ich beiße die Zähne zusammen, kneife die Augen vor Schmerz zu und presse mich nun selbst gegen die Tür, um ihm irgendwie ausweichen zu können.

„Ich will dich.“, höre ich ihn leise in meinen Nacken flüstern und spüre sofort, wie Angst in mir aufsteigt.

Wo ist Ruffy, ich kann nichts sehen.

Sein Bein presst sich zwischen meine, seine freie Hand gleitet über meinen Bauch sofort unter meine Hose, aber noch über meinen Slip zwischen meine Beine.

Als ich das Spüre, schüttle ich schnell den Kopf, muss aber selbst ein Keuchen unterdrücken.

„Nein, hör auf. Sat-„er drückt meinen Arm weiter in meinen Rücken, bringt mich zum Schreien und unterbricht mich so. Ich greife mit meiner freien Hand seinen Arm, will ihn aus meiner Hose ziehen, doch als er das spürt, presst er zwei Finger gezielt auf meinen Kitzler und löst den Griff erst, als ich seinen Arm los lasse.

Ich keuche vor Schreck auf, presse meine Hand gegen die Tür vor mir und spüre, dass er mich durch die Hand auf meinem Rücken, bewegungsunfähig festhält.

Doch so nah wie er ist, das kann Ruffy doch gar nicht sehen.

Ruffy, klar!

Bezieh ihn auch ein bisschen ein. Er soll ja immerhin was lernen.

„Käpten, bitte!“, keuche ich auf, spüre dann aber sofort, wie Sato hinter mir n´mit den Lippen auf meiner Haut auflächelt.

„Dein Käpten ist hier nicht.“

Was?!

Aber-

Was soll das?

Mein Herz macht einen Satz, ich schnappe nach Luft und versuche nach hinten an Sato vorbei in mein Zimmer zu sehen.

Er spürt es sofort, trifft meinen Blick, zieht seine Hand aus meiner Hose, dreht mich mit einem Ruck um und presst mich mit dem Rücken gegen die Tür.

Er baut sich vor mir auf, ich lege ganz automatisch meine Hände gegen seine Brust, weiche seinem Blick jedoch zur Seite aus, um mich noch einmal in meinem Zimmer umsehen zu können.

Er ist nicht hier.

Kein Ruffy.

Was soll das?

Doch bevor ich zu ihm aufsehe, presst er seine Lippen auf meine, vergräbt seine Hand in meinem Haar und zieht meinen Kopf so zurück, damit ich dem Kuss nicht ausweichen kann.

Ich spüre die Angst in mir aufsteigen, die ich schon lange nicht mehr gespurt habe.

Die Muskeln in meinem Unterleib ziehen sich köstlich zusammen, doch ich weiß, dass das nicht richtig ist.

Ich will das alles auch gar nicht.

Ich will nicht, dass Sato mich küsst oder anfasst. Nicht, wenn Ruffy nicht dabei ist.

Das darf er einfach nicht.

Als er mit seiner Zunge grob in meinem Mund eindringt, will ich es ihm zeigen.

Ich muss ihm sagen, dass ich das nicht will.

Aber wie?

Eine Kurzschlussreaktion unterbricht den Kuss. Ich beiße ihm auf die Unterlippe, aus der Angst heraus etwas zu fest als gewollt, er reißt sich zeitgleich von mir los und reißt mich an meinen Haaren zur Seite.

Ich stolpere über seine Füße, kippe zur Seite, fange mich mit den Armen vom Boden ab und schnappe verwirrt nach Luft.

Ich spüre, wie feucht meine Lippen sind, wischt mit dem Handrücken darüber und realisiere, als ich das Rot auf meinem Handrücken sehe, dass ich Blut schmecke.

Ich reiße die Augen auf, starre meinen Handrücken, das Blut an und blicke sofort zu Sato auf.

Er tastet mit einem Finger nach seiner Lippe, sieht sich dann das Blut an seiner Hand an und ich spüre, wie Panik in mir aufsteigt, als sein Blick mich trifft.

Oh, nein, das ist gar nicht gut.

„Sat-Sato, no. N-no ha-hagas eso-„

Er kniet sich mit einem Bein zu mir, greift mir an den Hals und zieht mich so zurück auf die Beine. Ich greife seinen Arm, spüre jeden seiner Muskeln und weiß, dass er kocht vor Wut. Ich stolpere rückwärts, kann jedoch nicht fallen, da Sato mich fest am Hals gepackt hat.

Jetzt hab ich echt Angst.

Ich spüre die Bettkante an meinen Waden, dann stößt er mich auf das Bett und ich greife reflexartig nach hinten, kann den Schwung aber kaum abfangen.

„Dass du es überhaupt wagst, dich zu wehren, kleine Nutte. Wird echt Zeit, dass du wieder erzogen wirst.“, zischt er mich an und ich schüttle sofort den Kopf, weiche ihm nach hinten aus, das er mir hinterher auf das Bett steigt und sich schon die Hose öffnet.

„No, Sato. Por fa-favor, n-n-no lo ha-ha-“

Er schlägt so unvermittelt und plötzlich zu, dass ich zur Seite kippe. Meine Wange kribbelt nicht nur, sie ist regelrecht betäubt. Ich schnappe nach Luft, verliere die Orientierung und verkralle meine Finger in der Bettdecke, da greift er wieder meinen Hals, zieht mich zurück auf den Rücken, presst mich unter sich und erst, als der Schwindel aus dem Schlag langsam verschwindet, realisiere ich, dass er meine Hose geöffnet hat und jetzt mit einem Ruck mit beiden Händen herunterzieht.

Panik.

Nein, das darf er nicht!

Es ist ein Reflex, dass ich ihm in den Bauch trete, mich von ihm wegstoßen will, er schnappt nach Luft, hält sich den Bauch, doch ich halte sofort inne, starre ihn an und sehe das befürchtete Grinsen auf seinen Lippen, als er sich mir wieder zuwendet.

Ich brauch das Saveword!

Er wird nicht aufhören, ich brauche es!

„S-S-S-„wieder schlägt er zu, härter als zuvor, ich verliere das Gleichgewicht, spüre nicht einmal die Decke unter mir, auf der ich liege, weiß, dass meine Brille sich dabei verabschiedet hat und schmecke Blut.

"Du weißt, wie du mich nennen sollst!", schreit er mich dann an und ich kann spüren und hören, wie wütend er auf mich ist.

Dann spreizt er meine Beine, kniet sich dazwischen und hindert mich so daran meine Beine wieder zusammen zu pressen.

Mir dreht sich alles, ich schließe die Augen, versuche meinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen. Ich muss das Saveword sagen.

Alles, was er jetzt macht, da kann er nichts für. Für ihn ist es wie immer.

Ein Spiel.

Ein Abenteuer.

Genau das gleiche wie in der Schule. In der Turnhalle.

Nur für mich nicht, aber ich kann es ihm nicht zeigen.

Sato bringt sich vor mir in Position, baut sich über mir auf und legt eine Hand an meinen Hals.

Ich lege meine Hände auf seinen Arm, schüttle vorsichtig den Kopf, spüre dabei aber schon wieder den Schwindel hinter meinen Augen.

„Schrei, wenn du kannst. Du weißt, ich steh drauf.“

Er legt seine Hand an mein Schlüsselbein und ich weiß, dass er mich so zu sich ziehen und in mich eindringen will.

Ich muss es ihm sagen!

„Sonne.“

Mein Körper hört nicht auf mich, doch Sato starrt mich fassungslos an.

Er bewegt sich keinen Zentimeter, sieht mir in die Augen und ich schließe sie beruhigt.

Er hat mich gehört.

Er hat aufgehört.

„W-Was?“, stammelt jetzt Sato, der sich sofort von mir löst, meine Beine zusammen schiebt und neben mich auf dem Bett knien bleibt.

Ich atme einmal tief durch, taste mit der Hand an meine Wange, kann aber kaum spüren, dass meine Hand auf meiner Haut liegt.

Das war wirklich fest. Aber das kannte ich schon von ihm.

„Süße, bist du okay? Ich wollte nicht, dass du-„

Ich nicke sachte, spüre erneut den Schwindel und atme vorsichtig durch.

Irgendwann muss es mir doch wieder besser gehen.

„Du hast nur echt fest zugeschlagen.“, flüstere ich kaum hörbar, aber ich weiß, dass er mich hört.

Ich kann hören, wie er seine Hose schließt und spüre dann auch, wie er mich vorsichtig wieder anzieht.

„Tut mir leid, ich wusste nicht- Du hast mich gebissen und dann- Ich meine, du hast dich so gewehrt. Du kennst mich. Tut mir leid, Süße.“

Als er mich wieder angezogen hat blickt er wieder auf mich herab. Er sieht wirklich aus, als mache er sich sorgen.

„Ich bin zu weit gegangen, oder?“

Auf die Frage muss ich lächeln, schüttle dann aber sachte den Kopf.

„Nein, noch nicht. Aber sag das keinem, okay?“, hauche ich wieder leise und sehe, wie Sato sofort auf meine Bitte nickt.

„Du bist wirklich okay?“

„Ja, mir ist nur etwas schwindlig. Aber ich sehe noch alles normal und mir ist nicht schlecht. Ist also gleich wieder okay.“

Keine Gehirnerschütterung also.

Sato seufzt entschuldigend, schiebt eine Hand in meinen Nacken, hebt mich etwas an und schiebt so ein Kissen unter meinen Kopf.

Jetzt macht er sich auch noch Sorgen.

„Sei nicht böse auf mich, okay? Ist nur schwer sich zurück zu halten wenn man nicht weiß, dass du auch drauf stehst.“

Ich nicke sachte.

Ich bin nicht sauer auf ihn, im Gegenteil. Er hat sofort aufgehört, als er wusste, dass er zu weit gegangen ist. Er hat sich sofort um mich gekümmert und konnte nicht wissen, dass ich das alles nicht wollte.

Nein, wie er sich verhält, ist genau richtig. Auch, wenn Sanji austicken würde, wenn er das hört.

„Ich bleib noch kurz hier, bis es dir wieder gut geht, okay?“, fragt er dann und rutscht vorsichtig vom Bett.

Ich nicke sachte, atme leise und spüre, wie ich mich entspanne.

Ich weiß eben, dass ich dir vertrauen kann, Sato.

Aber wir sind eben nicht mehr zusammen. Wenn es Ruffy erlaubt, ist das was anderes.

Mama verkauft mich

Kapitel 28

„Sag schon!“

Bei den Worten holt er wieder aus, schlägt mich mit dem Lineal genau aus die Seite meines Oberschenkels.

Ich bin noch angezogen, aber schon feucht.

Ich habe meine Hände über dem Kopf, ich soll meine Haare aus meinem Nacken halten. Aber es dient nur dazu, dass ich meine Hände nicht dazu benutze die Schläge abzuwehren.

Ich darf mich nicht bewegen, ziehe aber leise die Luft scharf zwischen den Zähnen ein, als er mich trifft.

Es ist später Nachmittag, ich habe ihm noch nicht gesagt, dass Sanji heute mit mir raus gehen will, aber das ist nicht der Grund, wieso er mich schlägt.

„Zorro.“, stoße ich hervor und wage es nicht ihn anzusehen.

„Ich hab dich nicht nach einem gefragt. Mit wem noch?“

Ruffy hält das Lineal in beiden Händen, steht direkt vor mir und ich bin hypnotisiert von der seiner unbewussten Umklammerung des Lineals.

Er hält es sehr fest umklammert, aber ich kann sehen, dass er das nicht bewusst macht. Ich liebe diese unbewussten Bewegungen seines Körpers.

Genau wie er seine Füße unbewusst bewegt, wenn er sich auf etwas konzentriert.

Ich muss mich dann immer zurückhalten nicht vor ihm auf die Knie zu gehen und seine Zehen zu küssen um ihn so auf diese Bewegung aufmerksam zu machen.

So wie ich jetzt am liebsten seine Finger in den Mund nehmen würde.

Er wäre bestimmt ganz verwirrt, wüsste nicht, wieso ich das mache und würde seinen Schwanz in seiner Hose zucken spüren, weil ich ihn damit überrasche.

Wieder schlägt er zu und reißt mich aus meinen Gedanken.

„Sato und-„

Ich breche ab.

Ich weiß, dass er gerade nicht gut auf ihn zu sprechen ist.

„Und, wer?“, fragt er nach und ich weiß, dass ich es ihm sagen muss.

Wenn er es nicht schon weiß.

„San-Sanji.“

„San-Sanji? Bist du sicher?“, grinst er mich an und äfft mich spöttisch nach.

Als ich das von ihm höre, wie er sich über mich lustig macht, beiße ich auf meine Unterlippe.

Ich weiß, dass ich rot werde, kann das aber leider nicht verhindern.

„Und wen soll ich mir jetzt für dich aussuchen?“, fragt er mich leise und ich schließe einen Moment die Augen.

Er will sich wirklich einen für mich aussuchen?

Einen von denen, die mich ficken dürfen.

Wo ich nicht nein sagen würde.

Soll ich ihm auch noch sagen, mit wem ich am liebsten was hätte?

Er wird sich Sato aussuchen.

Da kann er auch zusehen. Bei Sanji oder Zorro wird das etwas schwieriger.

„Nein, ich glaub, wir machen das etwas anders.“

Er legt das Lineal zwischen meine Beine auf die Oberschenkel und ich schnappe nach Luft, als ich es spüre. Erst jetzt öffne ich wieder die Augen und schaue an mir herunter.

„Ich such mir keinen aus, ich lass sie selbst entscheiden.“

Was? Wie soll das gehen?

Wird er ihnen sagen, dass einer von ihnen mit mir schlafen darf? Und dann wird Streichhölzer gezogen, oder was?

Obwohl, die vergleichen bestimmt etwas anderes als die Länge ihrer Streichhölzer.

Ruhig, Schieda, jetzt nur nicht nervös werden.

„Du sagst nicht, dass du es darfst. Die wissen ja, dass du mit mir zusammen bist. Wer sich als nächstes an dich ran macht, bei dem sagst du nicht nein, hast du gehört? Ich will, dass du alles machst, was der von dir verlangt. Und merk dir gut, was du machst. Ich will alles wissen, hast du kapiert?“

Ich nicke sofort, beobachte das Lineal zwischen meinen Beinen und zucke schon zusammen, als ich nur sehe, dass es nach Oben schnellt und mit einem kurzen Schlag meinen Kitzler unter der Jeans trifft.

Ich presse reflexartig die Beine zusammen, versuche mich aber nicht zu heftig zu bewegen, auch wenn es echt wehgetan hat.

„Ich hör dich nicht.“, stellt Ruffy leise Fest und presst das Lineal weiter gegen meinen Kitzler.

„Ja, Käpten.“, keuche ich auf und halte die Augen vor Schmerz zugepresst.

Erst jetzt nimmt er das Lineal von meiner Jeans und nimmt es wieder in beide Hände.

Ich atme einmal tief durch, entspanne mich langsam, da der Schmerz verschwindet, aber das Gefühl von meinem Puls in meinem Kitzler bleibt.

Plötzlich spüre ich Ruffy nah vor mir, seine Hände auf meiner Seite und in meinem Nacken.

Ich versuche mich nicht zu bewegen, doch als er mit den Händen über meine Haut, unter mein Shirt gleitet, er mich zu sich zieht, fällt es mir schwer, mich weiter in dieser Position halten.

Er vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren, atmet tief ein und presst mich an sich.

Bei dem Gefühl bekomme ich eine Gänsehaut. Ich würde ihn so gerne in die Arme schließen, aber das darf ich nicht.

Oh, Ruffy. Wie lange hast du mich nicht mehr so gehalten?

Ich vermiss dich wirklich.

„Ich würde am liebsten zusehen.“, flüstert er leise und ich kann nicht unterdrücken selbst vorsichtig seinen Geruch einzuatmen.

Oh, wie lange ist es jetzt her, dass ich dich so nah bei mir hatte?

Ich weiß es nicht, es war viel zu lange.

Bitte, geh nicht weg von mir.

Bleib immer bei mir.

„Sag Sato nicht, dass ich das gemacht habe, okay?“

Er muss gar nicht sagen, was er meint, ich weiß es sofort.

Mich zu umarmen, nah bei mir zu sein, ohne mich zu schlagen.

Das ist etwas, was Sato ihm für die Zeit des Unterrichts verboten hat.

Er dürfte jetzt nicht einmal mit mir alleine sein, aber ich werde nichts verraten.

Wie könnte ich, wenn ich es selbst so sehr genieße?

„Ich schweige, Käpten.“, flüstere ich leise und spüre, wie er vorsichtig nickt.

Jetzt kann ich es ihm sagen.

Jetzt würde es passen.

Einfach leise sagen, was ich fühle.

Aber will er das überhaupt hören?

Nein, verschreck ihn nicht. Er weiß es bestimmt auch so.

Wieder atmet er leise, tief ein, löst sich dann aber von mir und ich spüre erst jetzt, dass ich mich gegen ihn gelehnt habe um noch näher bei ihm sein zu können.

Ruffy weicht zwei Schritte zurück, zieht sich das Lineal aus der Gesäßtasche und mustert mich einen Moment.

„Okay.“, sagt er leise, aber ich weiß, dass er mit der Äußerung nur einen klaren Kopf bekommen will.

Ich halte den Blick weiter gesenkt, muss mir aber ein Lächeln verkneifen, als er an mit vorbei auf die Tür zugeht.

Noch einmal schlägt er während des Gehens mit dem Lineal auf meinen Hintern, bringt mich zum Keuchen, aber nicht zum Stolpern.

„Du kannst dich wieder bewegen.“, sagt er leise, und ich höre ihn an der Tür.

„Danke, Käpten.“, gebe ich leise zurück und ich weiß, dass er hören kann, dass ich lächle.

Auch er lächelt auf, noch bevor er die Tür öffnet und aus meinem Zimmer verschwindet.

Erst, als ich höre, wie er die Tür schließt, lasse ich meine Haare fallen, nehme meine Arme herunter und blicke ihm nach gegen die geschlossene Tür.

Er will alles wissen, und ich soll nicht nein sagen.

Ich soll alles machen, was sie von mir verlangen.

Das wird interessant.

Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es Sanji sein wird.
 

Ich schreibe, bis es dunkel wird. Versuche es jedenfalls. All meine Gedanken sind bei Naoki.

Ich kann mich nicht konzentrieren, muss mit ihm reden und zwinge mich dazu, nicht aus meinem Zimmer zu gehen.

Sanji hat mir vor dem Abendessen gesagt, dass es Essen gibt, ich aber doch lieber noch nichts essen sollte. Immerhin gehen wir gleich noch einmal zu zweit etwas essen. Aber das würde Ruffy auffallen, also aß ich wenigstens etwas.

Ich habe zwar noch Hunger, aber das will ich ja auch noch haben.

Ich ziehe mich sofort nach dem Abendessen um, diesmal ein kürzeres, enges, schwarzes Kleid.

Es darf mich nicht stören, wenn ich mich bewege.

Es hat halblange Ärmel, einen tiefen Ausschnitt und kleine, silberne Steinchen wie einer Flamme vom kompletten Rock über meine linke Seite bis über den Ärmel.

Ich habe es mir gekauft, weil ich daran ans Tanzen gedacht habe, aber es wirklich tragen konnte ich nicht.

Dazu noch das dünne Armkettchen, was mir Sanji geschenkt hat, smokey eyes, make up und fertig.

Ich ziehe mir noch einen Mantel über, weil ich diesmal das Wetter nicht unterschätzen möchte. Außerdem will ich nicht, dass Sanji mein Kleid sieht, bevor wir ankommen.

Er holt mich auf die Minute um neun Uhr ab. Schon als er mich sieht, obwohl er ja nur meinen Mantel sehen kann, fängt er an mich zu loben.

Ich schüttle nur lächelnd den Kopf über ihn. Was will er sagen, wenn ich mich gleich ausziehe?

Sanji führt mich diesmal nicht ganz so weit vom Hafen weg. Es ist ein großes Restaurant, viele Tische, laute Musik und in der Mitte des Raums, oder lieber der Halle, eine große, glatte Tanzfläche.

Ich sehe sofort an der Position der Tische und der Tanzfläche, dass hier auf mal ein oder zwei Wettbewerbe stattfinden.

Bei Wettbewerben mache ich schon lange nicht mehr mit, auch wenn ich mich heimlich mit den anderen Tänzerinnen messe. Aber das muss ja keiner wissen.

Ich lasse den Blick schweifen und werde von Sanji an einen kleinen, runden Tisch geführt, der eigentlich für vier Personen reichen könnte.

Es tanzt gerade ein Pärchen auf der großen Fläche.

Tango. Was sonst?

Sie trägt ein halblanges, rotes Kleid, was sich bei jeder Drehung straff um ihren Körper zieht während der Tänzer sie führt, sein Blick klebt an ihren Lippen und sie hält sich immer wieder bei ihm fest, lässt sich von ihm fangen und man sieht sofort, dass sie das nicht zum ersten Mal zusammen machen.

Die Atmosphäre ist hinreißend. Es ist warm, es wird getanzt, es wird gelacht, es wird gegessen und sich auch an einem Tisch gestritten. Doch ein Streit scheint hier nicht zu stören, im Gegenteil. Es passt hier rein.

Feuer.

Mein Puls geht schnell und ich spüre das Kribbeln in meinem Bauch, weil ich nervös werde vor all diesen Menschen tanzen zu sollen.

Als Sanji mir den Mantel abnimmt, findet er keine Worte.

Ich setze mich daher schnell an meinen Platz, ziehe den Stuhl selbst nah an den Tisch und würde mich am liebsten halb unter ihm verstecken.

Ich weiß, dass ich rot werde, und das nur, weil er mich ansieht wie ein Weihnachtgeschenk.

„Wenn ich gewusst hätte, dass du so etwas im Schrank hast, dann hätte ich dich schon viel eher hier her eingeladen. Du bist Wunderschön, Prinzessin.“

Auf seine Worte muss ich lächeln, weiche seinem Blick aber nach unten aus und nicke sachte.

Ich weiß, dass ich gut aussehe. Aber ihm muss ja nicht gleich einer dabei ab gehen.

„Wie lange hast du nicht mehr getanzt?“

„Ein paar M-m-monate.“

„Dann hast du das wirklich oft gemacht?“

„Nicht, nachdem ich aus dem Verein geflogen bin.“

„Wieso bist du aus dem Verein geflogen?“

„Dominik hat meinen Tanzpartner verprügelt.“

„Oh.“

Ich nicke sachte und seufze bei der Erinnerung leise.

Er war wirklich eifersüchtig. Aber das kann man bei dieser Art von Tanz auch werden. Damals war er aber noch relativ normal.

„Ich finde das ziemlich beschränkt.“, unterbricht Sanji meine Gedanken, „Wenn man eine Frau liebt, dann sollte man doch dafür sorgen, dass sie Glücklich ist und sie nicht dazu bringen etwas aufzugeben, was sie so sehr liebt.“

„Genau.“, sage ich leise und blicke bei den Worten zu ihm auf.

Er realisiert erst nach Sekunden, dass ich diese Worte auf ihn beziehe. Als er es begreift, weicht er seufzend meinem Blick zur Seite aus, sieht sich das Tanzpaar an und auch ich folge seinem Blick.

Es ist der Kellner, der unser Schweigen unterbricht. Und wieder überlasse ich Sanji die Bestellung. Ich kann bei der lauten Umgebung aber gar nicht verstehen, was er bestellt, lächle einfach nur höflich und warte darauf, dass der Kellner geht.

Dann erlischt die Musik, es wird applaudiert und die Tänzerin hängt ihrem Partner in den Armen.

Ich sehe zu, wie sie strahlt, sich dann von ihm löst, sich kurz vor der Menge bedankend, glücklich Lächelnd verbeugt und mit ihrem Partner von der Fläche verschwindet.

Jetzt, wo die Musik erloschen ist, kommt es mir gar nicht mehr so laut vor.

„Das können wir doch besser, oder?“

Sanji lehnt sich zu mir herüber, reißt mich aus meinen Gedanken und ich blicke zu ihm herüber.

Ich lächle nervös, weiß aber nicht, ob ich jetzt schon so weit bin.

Wir sind doch gerade erst angekommen.

Doch Sanji zögert nicht, erhebt sich und hält mir eine Hand hin, hält die andere hinter seinem Rücken und sieht mich lächelnd an.

Ich zögere einen Moment, seufze dann selbst über mich, nicke und greife seine Hand.

„Welchen Tanz?“, frage ich leise, als Sanji mich an den Tischen vorbei auf die Tanzfläche führt.

„Kommt drauf an, was sie spielen.“, gibt er knapp zurück und will mich in etwas Entfernung von sich auf der Tanzfläche stellen, doch als ich ihn ein paar Meter vor ihm sehe, schüttle ich sachte den Kopf.

Nein, mit der klassischen Eröffnung sind wir auch nicht besser als die, die gerade hier waren.

Also gehe ich auf Sanji zu, der mich einen Moment verwirrt ansieht, doch ich verschwinde hinter seinem Rücken, stelle mich hinter ihm und kann so noch einmal die Augen schließen, ohne dass man mein Gesicht sehen kann.

Ich muss aufpassen, dass mein Gesicht nicht sein Hemd berührt, ich will ja nicht, dass das Puder abfärbt.

Noch bevor die Musik anfängt, realisiere ich, dass alles still ist.

Okay, jetzt bin ich nervös.

Ganz ruhig. Es ist einfach gar keiner da.

Alle sind weg. Keiner sieht mich. Das was ich jetzt mache, das mach ich nur für mich.

Und ein bisschen auch für Sanji.

(http://www.youtube.com/watch?v=NUy9MXzUrVo)

Als die Musik beginnt, fange ich noch nicht an. Nicht sofort.

Ganz langsam gleitet meine Hand über seine Seite nach vorn, bis ich seine Hand auf meiner Spüre.

Jetzt kann ich es spüren.

Das warme Kribbeln, die Nervosität und den Rhythmus, der jede meiner Bewegung steuert.

Als wir beginnen zu tanzen spüre ich seinen Atem oft auf meinen Lippen. Ich halte ihn nah bei mir, lasse mich von ihm führen, mich von ihm wegdrücken, mich zu sich ziehen und auch ich weiche vor ihm zurück, dränge ihn zurück, weiche seinen Blicken aber nicht aus. Es gehört dazu. Jeder Blick, jede Bewegung, jeder kleine Abstand unserer Lippen ist gewollt.

Wir küssen uns nicht, auch wenn ich mich manchmal selbst zurückhalten muss. Es fühlt sich so gut an, mit ihm zu tanzen. Ich hatte es ganz vergessen.

Wir fangen ruhig an, werden immer schneller, immer intensiver, bremsen dann unsere Bewegungen plötzlich aus um uns dann wieder steigern zu können.

Unsere Tanzschritte werden immer komplizierter. Ich spüre seine Beine zwischen meinen, doch wir sind beide zu sicher, als dass wir eine Bewegung des anderen nicht kennen würden.

Ich verliere den Boden unter den Füßen, als er mich hebt, mich führt, mich auf der Tanzfläche verführen könnte und ich selbst spüre wie auch er es genießt sich so mit mir zu bewegen. Mich so berühren zu dürfen und wie er sich zurück hält seine Lippen auf meine Haut zu legen.

Am Ende des Liedes liege ich in seinen Armen, die Augen geschlossen und schnell atmend.

Ich kann noch spüren, wie alles kribbelt, als er mich zurück in seine Arme zieht.

Doch jetzt, wo die Musik vorbei ist, halte ich seinem Blick nicht mehr stand, weiche ihm nach Unten aus und realisiere die Stille um uns.

Als ich mich von ihm wegdrehe, kann ich nicht aufhören zu lächeln.

Er hält mit einer Hand meine Hand, mit der anderen meine Seite und wir beide können ein kurzes Lachen nicht unterdrücken, als der Applaus nun uns gilt.

Ich will mich am liebsten hinter meinen Haaren verstecken, lasse mich von Sanji von der Tanzfläche führen und bin froh, dass er mich festhält, denn mir ist durch das Tanzen schwindlig geworden. Ich bin eben doch etwas aus der Übung.

Als wir an unserem Tisch ankommen, wartet bereits das Essen auf uns. Ein großer Teller Austern auf Eis. Dazu ein Weißwein.

„Wo hast du das gelernt? Das hab ich dir gar nicht zugetraut?“, Sanji strahlt glücklich, als er sich vor mir auf seinen Stuhl sinken lässt. Doch ich komme nicht dazu, ihm zu antworten.

„Von mir, natürlich.“

Mein Blick weiter sich, als ich die Stimme höre. Ich drehe mich sofort nach ihr um und sehe Sato auf uns zukommen, der uns glücklich anlächelt. Er zieht sich ganz selbstverständlich einen Stuhl an den Tisch und setzt sich zu uns.

„Wie lange seid ihr schon hier? Ich hab schon gewartet.“, sagt er dann und wendet sich an Sanji. Die haben sich abgesprochen?

Ist Ruffy auch hier irgendwo?

Noch bevor ich Sanji einen wütenden Blick zuwerfen kann schaue ich mich lieber nach hinten um, um zu sehen, ob Ruffy irgendwo zu sehen ist. Wo ist sein Strohhut?

„Wir hatten keine Uhrzeit ausgemacht. Ich hab ihr auch nichts verraten.“

„Dann hättest du sie wahrscheinlich gar nicht hier her bekommen.“, grinst Sato zu Sanji und ich blinzle verwirrt zu den beiden auf.

Sanji sieht mich entschuldigend, lächelnd an, während Sato sich in seinem Stuhl zurücklehnt und sich wie selbstverständlich eine Auster von dem Teller nimmt.

„Was soll das? Sanji?“, frage ich irgendwann vorsichtig, doch Sato fängt die Frage ab.

„Es hat dir doch Spaß gemacht, oder? Probiere mal die Austern, die sind echt gut.“, will er mich ablenken, doch ich schüttle nur verständnislos den Kopf.

Jetzt werde ich wirklich nervös.

Was hat Sato sich schon wieder ausgedacht? Und was lässt Sanji mit sich absprechen?

Das ist nicht schon wieder so ein krankes Rollenspiel für Sato, oder?

Das würde Sanji nie mitmachen.

Niemals.

„Könnt ihr m-m-mir mal sagen, wa-was ihr-„

„Reg dich nicht so auf. Ganz ruhig.“, unterbricht mich Sato lächelnd und hält mir eine Auster hin. Ich bin so verwirrt und überfordert, dass ich sie annehme, aber nicht sofort essen kann.

„Wir haben in den letzten Tagen ganz schon was auf die Beine stellen müssen. Und dass du nichts raus bekommst, das war auch nicht so einfach. Naja, was heißt, es war nicht einfach? Die letzten Tage waren einfacher, da hast du ja eh nur bei Naoki im Zimmer gehangen.“

„Wo-wovon sprichst d-„

„Jetzt wird mal nicht ungeduldig. Iss schön deinen Teller leer. Ich würde auch zu gerne noch einmal mit dir tanzen. Aber nur, wenn du noch kannst, okay?“

Mit mir tanzen? Was soll das alles? Das ergibt doch gar keinen Sinn.

Ich esse erst einmal die Auster in meiner Hand um einen klaren Kopf zu bekommen, nehme dann aber lieber mein Weinglas in die Hand, weil ich mich jetzt erst einmal beruhigen muss.

Mit all dem habe ich nicht gerechnet. Irgendwas haben die beiden noch vor.

„Du bist aufgeregt.“, stellt Sato irgendwann fest und ich sehe ihn nur kurz an, als sei das nicht schon offensichtlich.

Er lächelt sofort auf und nickt.

Er schaut auf seine Uhr, ehe er sich wieder an mich wendet.

„Dann hast du noch Energie. Einen Tanz? Dann gibt’s ne Überraschung, okay?“

Eine Überraschung?

Von ihm?

„Eine gute oder schlechte?“, flüstere ich leise, aber ich bin nicht sicher, ob er es nicht gehört hat oder die Frage gekonnt ignoriert.

Als ich sehe, wie er sich erhebt, trinke ich noch einen großen Schluck Wein, ehe ich seine Hand greife, vorher allerdings noch einen Blick zu Sanji werfe, der mir lächelnd und nickend hinterhersieht.

Wir warten am Rand der Tanzfläche darauf, dass das Lied beendet wird. Sato hält dauerhaft meine Hand und ich kann nicht unterdrücken noch einmal nach einem Strohhut in der Menge zu suchen.

„Ist Ruffy hier?“, frage ich dann leise, worauf Sato nur den Kopf schüttelt und mich ansieht, als hätte ich sie nicht mehr alle.

„Er? Hier? Nein, nicht wenn ich mit dir tanzen will. Ich kenne ihn zwar noch nicht lange, aber ich traue ihm zu, dass er dich dafür bestrafen würde. Glaubst du nicht auch?“

Bei seinen Worten muss ich nicken.

Ja, sehr wahrscheinlich sogar.

Oder er würde mich von der Tanzfläche zerren.

Vielleicht würde er den Unterricht abbrechen.

Wer weiß?

Ich atme tief durch, als das Pärchen auf der Tanzfläche Applaus empfängt, gehe dann mit Sato auf die Tanzfläche, gehe aber weiter als er und stelle mich ihm gegenüber.

Mit ihm habe ich schon länger nicht getanzt.

(http://www.youtube.com/watch?v=GSsfP8nRvYg)

Mit ihm zu tanzen strengt mich mehr an, als ich gedacht habe. Es ist diesmal viel mehr ein Kampf als es mit Sanji der Fall war.

Doch als ich schließlich am Ende des Liedes in seinen Armen liege, muss ich wieder Lächeln.

Er verbeugt sich ganz offensichtlich noch auf der Tanzfläche vor mir um sich bei mir für den Tanz zu bedanken, ehe wir uns wieder an unseren Tisch setzen.

Sanji wartet schon auf uns, kann den Blick aber nicht von mir abwenden.

„Wenn man zusieht ist es fast genauso schön.“, flüstert er mir lächelnd zu, worauf ich ein kichern unterdrücken muss, Sato hingegen nickt sofort stark und gibt ihm recht.

„Und ob. Sonst würde ja auch keiner zugucken.“

Wenn Sanji wüsste, worüber wir zwei nachdenken, dann würde er bestimmt rot werden.

Wieder sieht Sato auf seine Uhr, blickt sich dann aber im Raum um, aber ich bin so geschafft von dem vielen Tanzen, dass ich erst einmal mein Weinglas leere, mir danach eine kalte Auster schnappe.

Die kühlt wirklich ab. Und Sato hat Recht, die schmecken wirklich gut.

„Entschuldige, Dass ich dir nicht gesagt habe, dass wir nicht alleine gehen. Aber ich wusste nicht, wie ich dir das erklären soll.“, sagt Sanji irgendwann, und lehnt sich zu mir herüber. Ich winke nur lächelnd ab, obwohl es mich immer noch wundert.

„Ich verstehe das bis jetzt noch nicht, um ehrlich zu sein.“, lächle ich und zucke mit den Achseln.

„Aber bis jetzt hat es Spaß gemacht. Es ist nicht so, dass es mich stört, wenn man zu dritt ist.“, als ich das sage, kann ich mir ein Lächeln nicht verkneifen, weiß aber, dass Sanji zwar die Andeutung versteht, es mir aber nie zutrauen würde. „Wessen Idee war das? Deine oder seine?“

„Eigentlich sind wir beide darauf gekommen. Wir haben uns aber darauf geeinigt, dass ich dich einlade. Wenn er es getan hätte, dann-„

„Ah, ich sehe sie. Wartet kurz auf mich, ich bin sofort wieder da.“, unterbricht Sato Sanji dann scheinbar beiläufig und erhebt sich vom Tisch.

Ich blicke ihm kurz lächelnd nach und atme innerlich erleichtert auf, als Sanji mein Weinglas wieder auffüllt.

Dann bleibe ich doch nicht mit zwei Kerlen die ganze Nacht alleine.

„Ein Doppeldate?“, frage ich Sanji leise und lehne mich lächelnd zu ihm herüber.

Der schüttelt aber nur kurz den Kopf auf meine Frage. Ihm scheint keine richtige Antwort darauf einzufallen.

Was ist denn los? Plötzlich wieder so ernst?

„Oh mein Gott, Schieda! Du bist es wirklich! Schnecke, wie geht es dir?“

Als ich die Stimme hinter mir höre, weitet sich mein Blick. Ich glaube, mein Herz setzt aus und ich spüre, wie mir mit einem Mal schwindlig wird.

Das glaub ich nicht.

Ich drehe mich reflexartig zu der Stimme um und sehe sie schon auf mich zukommen um mich in den Arm zu nehmen.

„M-mama.“

Sie trägt ein enges, grünes Kleid mit weitem, langem Rock. Ihre blonden Haare sind Lang und fallen bleischwer über ihren Rücken und Schultern. Sie drückt mich strahlend an sich und ich starre sie fassungslos an.

„Schnecke, wie geht es dir? Du hast dich so lange nicht gemeldet. Ich hätte dich ja gesucht, aber ich wusste wirklich nicht, wo ich hätte anfangen sollen. Und du kennst das ja, ich dachte, wenn ich nichts von dir höre, dann geht es dir gut. Das sagt man doch, oder?“

Sie setzt sich auf den Stuhl neben mir, vor mir sitzt Sanji und Sato setzt sich zurück auf seinen Platz auf meiner anderen Seite, Mama gegenüber.

Ich glaube, mir wird schlecht. Das kann unmöglich echt sein.

„Ihr zwei hübschen habt mir wirklich einen riesen Gefallen getan. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was ich mir für Sorgen um meine kleine Schnecke gemacht habe. Ich hab wirklich fast jeden Tag an die kurze gedacht. Ich habe sogar schon geglaubt, ihr Foto in der Zeitung gesehen zu haben.“, sie richtet sich sofort an Sanji und Sato, lächelt glücklich und die beiden natürlich genauso freundlich zurück.

Ich würde am liebsten weglaufen, aber wenn ich jetzt aufstehe, dann kippe ich um.

Mein Herz rast und ich blicke vor mir auf meinen Teller und die leeren Austern darauf.

Das kann unmöglich die ihr ernst sein.

Das passiert doch nicht im ernst, oder?

„Das versteht sich doch von selbst, Frau Valentine, wie könnten wir-„

„Bitte, nennt mich Tilli. Wenn ihr mich mit Frau Valentine ansprecht komme ich mir so alt vor.“, unterbricht sie Sato sofort und nimmt ihr Weinglas in die Hand.

„Ich bitte sie, man könnte glatt denken, ihr beide seid Geschwister.“, mischt sich jetzt Sanji ein und lächelt höflich, worauf Mama nur kurz verlegen abwinkt.

„Ach, Schnecke, “, richtet sich meine Mutter wieder an mich, „du musst mir unbedingt erzählen was du alles erlebt hast. Isst du genug? Dein Kleid sieht so kalt aus, bist du sicher, dass es für diese Insel reicht?“

Sie tut doch nur so, als würde sie sich sorgen um mich machen. Aber ich kann spüren, dass Sanji und Sato mich ansehen, daher nicke ich nur kurz sachte.

„I-ich hab noch n-nen Mantel.“, flüstere ich leise, sehe dabei aber nicht auf.

„Was? Ach, Schnecke, du musst etwas lauter reden. So versteht dich doch keiner.“

Das ist nicht ihr ernst, oder? Kaum sieht sie mich wieder, nörgelt sie schon wieder an mir herum.

Als sie das sagt, muss ich einfach aufsehen. Aber nicht zu ihr, sondern zu Sanji, dann zu Sato. Sie merken es gar nicht.

Bin ich so empfindlich?

Hat man mich wirklich nicht gehört?

„Ich ha-hab gesagt, i-ich hab noch nen Man-Mantel.“, wiederhole ich dann etwas lauter und sehe, wie Mama neben mir nickt, als ich ihr antworte.

„Das ist schön. Ich will nicht, dass du dich erkältest. Auf dieser Insel regnet es scheinbar ununterbrochen. Wenn wenigstens die Sonne etwas scheinen würde, aber nein.“

„Sonne.“, wiederhole ich leise ihre Worte und atme innerlich tief durch, lege die Hände auf meinen Schoß und verkralle mich in meinem Kleid.

Nein, das funktioniert hier nicht. Ich spüre zwar, wie Sato mich mustert, aber er weiß nicht, womit er aufhören könnte.

Nein, er kann jetzt auch nichts mehr besser machen.

„Wo wohnst du eigentlich?“

Mama trinkt einen Schluck aus ihrem Weinglas und sieht mich an, während sie auf eine Antwort von mir wartet.

Ich zögere lange.

Ich will ihr gar nichts sagen.

Sie gehört nicht mehr zu meinem Leben. Und das habe ich mir mit Absicht so überlegt.

„I-ich-„fange ich dann leise an, doch Sanji übernimmt für mich, als er spürt, wie schwer es mir fällt.

„Sie wohnt bei uns. Also, auf einem Schiff. Wir liegen gerade im Hafen an.“

„Bei euch auf einem Schiff? Ist das dein ernst? Oh, Schnecke, du teilst dir aber nicht das Zimmer, oder? Sag mir, dass du dein eigenes Zimmer hast.“

Was soll das hier werden? So tun als wäre sie eine gute Mutter?

„Nein, sie hat ihr eigenes Zimmer. Es liegt meinem Gegenüber, also habe ich immer ein Auge auf ihre Tochter.“, antwortet Sanji ihr wieder und ich nicke nur leicht, um ihn zu bestätigen.

„Hör sich das einer an. Da bin ich aber beruhigt, dass du auf meine kleine Schnecke aufpasst. Sie liest bestimmt immer noch den ganzen Tag, habe ich recht?“

Sieht aus, als hätte sie aufgegeben, mir Fragen zu stellen, wendet sich dafür jetzt dauerhaft an Sanji.

Er nickt auf die Frage und sieht zu mir herüber.

Ich fühle mich echt am falschen Platz.

„Doch, das kann man sagen. Lesen tut sie viel. Sie hat sogar-„

Hier bricht Sanji seinen Satz ab, weil ihm eingefallen ist, was das für ein Buch ist, was ich geschrieben habe. Das erwähnt er dann doch lieber nicht vor meiner Mama.

„Sie hat sogar, was?“, will Mama jetzt von Sato wissen, der nur lächelnd abwinkt.

„Ach, es geht nur darum, dass sie gerne mal ein Buch schreiben würde. Mehr nicht.“

„Ein Buch schreiben? Schnecke, ist das wahr?“

Ich nicke sachte als Antwort, will aber immer noch nicht aufsehen.

Ich wünschte, Sato hätte nichts verraten, denn jetzt wendet sich meine Mutter wieder an mich.

„Und du glaubst, du bekommst das hin? Ich meine, du bekommst ja nicht einmal einen anständigen Satz über die Lippen. Da willst du ein Buch schreiben?“

Ich halte einen Moment die Luft in meiner Lunge, nicke dann aber doch sachte auf ihre Frage.

„D-das ist was an-anderes.“

„Ach Schnecke, jetzt schmoll nicht. Du weißt, ich mein es nur gut mit dir. Vielleicht gewöhnst du dir das schreckliche Stottern ja irgendwann mal wirklich wieder ab, wer weiß? Ich glaube, du musst das nur richtig trainieren. Du weißt doch, deine Zunge ist ein Muskel. Wenn du ihn besser kontrollieren kannst, dann stotterst du auch bestimmt nicht mehr. Machst du noch, was ich dir vorgeschlagen hatte?“

Darauf schüttle ich den Kopf.

Es geht nicht nur um meine Zunge. Meine gesamte Lunge streikt, wenn ich stottere.

Sie versteht das nicht.

„Und da wunderst du dich noch, dass es nicht besser wird?“, sie schüttelt verständnislos den Kopf über mich und wendet sich dann wieder an Sanji und Sato.

„Ich hab ihr gesagt, sie soll Kieselsteine unter die Zunge nehmen und dann Zungenbrecher üben. Das trainiert. Mir hat mal jemand gesagt, dass man dadurch das Stottern wieder los wird. Aber seit doch mal ehrlich, wenn sie so stottert, das macht sie nicht gerade selbstbewusst, oder?“

„Ich bin nicht sicher, ob-„, antwortet Sato dann etwas von der Frage überrascht, wird aber sofort wieder von Mama unterbrochen.

„Nein, überhaupt nicht. Natürlich nicht, schau sie dir doch an. Sie ist komplett eingeschüchtert, und das nur, weil sie Angst hat, etwas zu sagen.“

Als sie das sagt treffen mich wieder alle Blicke und ich spüre, wie sich mein Hals dabei zuschnürt.

Wenn ich jetzt nochmal stottere, dann zeigt es doch nur, dass sie Recht hat.

Und ich weiß, dass ich stottern würde. Alleine die Angst davor, dass ich stottern würde, bringt mich zum Stottern.

„Tu mir ein Gefallen, wie war dein Name noch gleich? Sanji? Und pass drauf auf, dass sie ihre Übungen macht. Immer zwei Stunden am Tag, ja?“

„Ich glaube nicht, dass das hilft.“, gibt Sanji dann kurz zurück, bleibt dabei aber überaus höflich. So wie Sanji es eben nur sein kann.

Mein Blick fällt auf mein Weinglas, was ich sofort in die Hand nehme, einen großen Schluck trinke und das Glas dann in meiner Hand auf meinem Schoß behalte.

Mir geht es langsam besser, auch wenn ich mich immer noch nicht wohl fühle. Der erste Schock ist aber weg.

Ich bin ja auch nicht alleine. Sanji und Sato sind beide hier. Ich bin nicht alleine. Nichts Schlimmes wird passieren.

„Ach, das hilft, glaub mal. Schnecke hat ja auch nicht immer gestottert. Ich glaube, das kommt daher, dass sie immer so viel liest. Deswegen redet sie auch so wenig. Als sie noch kleiner war, da war das alles noch anders. Sie hat so viel geredet, dass ich ihr selbst nicht einmal mehr zuhören wollte. Ich bin dagegen ein geschlossenes Buch, wenn ihr wisst, was ich meine. Aber als sie lesen gelernt hat, ich weiß nicht, da hat es irgendwann einfach angefangen.“

„Kann es nicht sein, dass ihr Stottern von irgendwas anderem kommt?“, will Sato jetzt wissen, der das Thema aber nicht offensichtlich anschneiden will.

Mama schüttelt aber sofort den Kopf über seine Frage. Sie ist fest davon überzeugt, dass es so ist, wie sie sagt.

„Blödsinn. Ich kenne doch meine kleine Schnecke.“

„Nenn m-mich nicht s-so, okay?“

„Wie? Hast du dich jetzt doch wieder dazu entschieden, an der Unterhaltung Teil zu nehmen? Wieso denn nicht, Schnecke? Das passt doch zu dir.“, wendet sich meine Mutter wieder an mich und trinkt einen Schluck Wein.

Ich atme leise durch, nicke dann aber doch sachte, um nicht antworten zu müssen.

„Moment, das versteh ich nicht. Wieso passt Schnecke zu ihr?“, will jetzt Sato wissen und ich kann spüren, wie er mit einem Bein meines sucht. Er will mich unterstützten, will es aber nicht so offensichtlich zeigen.

Ich lehne mein Bein sofort an seins an. Ich muss jetzt einfach spüren, dass ich nicht alleine bin.

„Ach, ich hab mir den Spitznamen für sie ausgedacht, als sie angefangen hat zu stottern. Sie redet eben genauso langsam wie eine Schnecke kriecht. Es passt zu ihr. Außerdem hört es sich doch niedlich an, oder?“

„Das ist aber schon etwas gemein, finden sie nicht?“, mischt sich jetzt auch Sanji ein und ich kann spüren, dass er mich ansieht.

Mama schüttelt aber sofort verständnislos den Kopf.

„Wenn sie endlich aufhört, nenn ich sie auch nicht mehr so. Es liegt an ihr.“, lächelt sie selbstsicher und zuckt mit den Achseln.

„Aber ich muss schon zugeben, du siehst echt schön aus, Schnecke.“

Bei den Worten weitet sich mein Blick. Ich schaue sofort zu ihr auf, kann nicht glauben, was ich gerade gehört habe.

„W-was?“

Mama lächelt mich an und nickt sachte, während sie mich ansieht. Ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken, sehe zu Sanji und Sato, dann wieder zu Mama. Sie findet wirklich, dass ich gut aussehe? Sie meint das wirklich ernst?

„Ja, wirklich. Deine Haare gefallen mir wirklich gut. Das war bestimmt nicht so günstig, oder?“

„W-was?“

„Na, die sind doch nicht echt. Wir wissen doch beide, dass du schon immer ein Problem mit deinen Haaren hattest. Wo hast du das machen lassen? Das fällt wirklich fast gar nicht auf. Nur die Spitzen sehen etwas unecht aus.“

„I-i-ich hab-„

„Und deine Fingernägel. Hast du dich auch endlich für Gelnägel entschieden? Ich finde Naturnägel zwar schöner, aber das ist ja Geschmackssache. Du musst aufpassen, dass du nicht zu künstlich aussiehst.“

„Ab-aber- i-ich-„

„Schnecke, ich hab dir schon ein paar tausend Mal gesagt, du musst dich nicht wundern, wenn dich keiner Anspricht, wenn er eine Stunde auf eine Antwort warten muss. Ich mein das doch nur gut mit dir. Wenn du nur einmal auf mich hören würdest, dann könntest du so schön aussehen. Hast du keine falschen Wimpern? Deine sieht man fast gar nicht.“

Ich bekomme keinen Ton mehr heraus, starre sie wortlos an und weiche ihrem Blick dann nach unten aus, schüttle sachte den Kopf.

„Ich weiß was!“, Mama schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch und hebt dann den Finger, als hätte sie eine bahnbrechende Idee.

„Du bist ja jetzt alt genug. Weißt du, ich kenne da einen super süßen Chirurgen, er kommt mich manchmal besuchen, den könnte ich doch mal fragen, ob er dir ein gutes Angebot machen kann. Deine Nase bekommt der bestimmt auch hin. Die hast du bestimmt von deinem Vater. Verlass dich einfach ganz auf mich, ich besorg dir schon einen Termin. Danach kannst du dich auch wieder raus trau-„

„Hast du eigentlich eine Macke?!“

Sato ist es, der sie unterbricht.

Ich zucke augenblicklich zusammen, weil ich diesen Ton nur gegen mich kenne, doch als ich aufsehe, starrt er meine Mutter an.

„Was bist du eigentlich für eine hinterfotzige Nutte, dass du deine einzige Tochter so runtermachen musst?! Hast du irgendwelche Komplexe oder wieso machst du sie so fertig?!“

Ich starre ihn fassungslos an, sehe dann, wie Sanji sich von seinem Platz erhebt und um den Tisch auf mich zukommt.

Ich verstehe das alles nicht. Was ist denn plötzlich los?

Meine Mutter hebt entschuldigend und lächelnd die Hände, das Weinglas in der Hand.

„Ich weiß gar nicht, was du von mir willst. Was ist denn daran so schlimm dass eine Mutter ihrer Tochter sagt, wie sie sich verhalten und Schminken soll? Das ist doch ganz natürlich.“

„Ganz natürlich hau ich dir gleich eine in die Fresse! Wag es ja nicht dich noch einmal mit Ihr zu unterhalten. Ich sag dir mal was über deine kleine Tochter! Wenn du nicht so eine verwöhnte Hure wärst, die ihr Geld damit verdient, die Beine breit zu machen und es nicht merkt, wenn die Wichser, denen du die Tür aufmachst, sich an deiner Tochter vergreifen, dann würde es ihr um einiges besser gehen!“

Sanji zieht meinen Stuhl zurück, aber ich starre nur Sato und Mama an, wundere mich aber nicht, dass er sie mit seinen Worten gar nicht erreicht. Sie schüttelt nur lächelnd den Kopf über seine Worte.

Ich weiß, dass Sanji darauf wartet, dass ich aufstehe, aber ich kann nicht. Nicht jetzt.

„Ich lass mir doch von einem verzogenen Kind nicht erklären, wie ich mit meiner Tochter umzugehen habe! Ich glaube, ich kenne sie gut genug, um zu wissen-„

„Ein Scheiß kennst du! Wenn du sie kennen würdest, dann wüsstest du, dass sie keinen beschissenen Chirurgen braucht! Dann wüsstest du, wieso sie stottert! Dann wüsstest du, wieso sie sich nicht bei dir gemeldet hat!“

Sanji greift meine Hand und reißt mich aus meiner Paralyse. Ich schaue zu ihm auf, kann nichts sagen, sehe ihm aber an, dass er kocht vor Wut. Nur nicht auf mich. Er zieht mich auf meine Beine und ich spüre, wie weich sich meine Knie anfühlen. Sofort wird mir wieder schwindlig, mein Blutdruck sinkt stark, doch Sanji legt eine Hand an meine Seite und hilft mir so vom Tisch zu verschwinden.

„Sie ist meine Tochter! Ich weiß genau, was gut für sie ist! Und ich werde mir von einem dahergelaufenen-„

Mehr kann ich nicht erkennen, wir sind zu weit vom Tisch entfernt, als dass ich noch Worte erkennen könnte, doch die beiden schreien sich noch eine ganze Weile an, das kann ich hören.

Ich zittere am ganzen Körper als Sanji mit mir vor der Tür stehen bleibt und mit mir auf Sato wartet. Als er das merkt, zieht er mich zu sich, presst mich an sich und atmet selbst einmal tief durch.

Ich bin noch viel zu durcheinander, als dass ich etwas sagen könnte.

„Das tut mir so Leid, Prinzessin. Das wusste ich nicht. Wir wollten nicht, dass das passiert. Ganz ehrlich. Wir haben gedacht-„

Er bricht den Satz ab, als sich die Tür neben uns öffnet. Doch nicht Sato, sondern Mama tritt aus der Tür. Sie bleibt vor ihr stehen, sieht sich um und hält ihre Handtasche mit beinen Händen fest.

Dann trifft ihr Blick mich und sie kommt sofort auf mich zu.

Ich weiche einen Schritt zurück, spüre, dass Sanji mich hinter sich schiebt und so ihre Sicht auf mich verhindert.

„Geh mir aus dem Weg! Ich will mit meiner Tochter reden!“

„Was muss ich dir dafür bezahlen, dass du das nie wieder machst?“

„Was?“

„Ich meins ernst! Was willst du?!“

„Du kannst mir kein Geld für meine Tochter anbieten!“

„Für andere Dinge wirst du doch auch bezahlt! Also, was willst du, damit du sie in Ruhe lässt?!“

Sie Schweigt.

Ich lehne mich gegen Sanji, spüre, wie ich zittere und schließe die Augen.

Ich will hier weg.

Ich will einfach nur noch hier weg.

„Wie viel hast du dabei?“, fragt sie dann und ich ziehe die Luft scharf zwischen den Zähnen ein.

Sie verkauft mich.

Mama verkauft mich.

Ich spüre, wie Sanji in seine Tasche greift, ihr dann wortlos diese Hand entgegenhält.

Wie viel hat er dabei?

Wie viel bin ich ihr wert?

Sie zögert.

Dann kann ich hören, wie sie die Scheine von Sanji entgegennimmt und ihre Handtasche öffnet.

„Schnecke, tu mir einen Gefallen und pass auf dich auf, ja?“

„Hey!“, will Sanji sie unterbrechen, doch sie ignoriert ihn gekonnt.

„Vergiss nicht, was ich dir beigebracht hab, ja? Und erzähl deinen Kindern von m-„

Plötzlich schlägt er zu.

Sanji schlägt tatsächlich zu, zieht ihr seine Hand mit Schwung über die Wange und bringt sie zum Schweigen.

Ich kann mich nicht bewegen, höre, wie sie Sanji schweigend gegenübersteht, dann wie ihre hohen Absätze auf dem nassen Boden sich von uns wegbewegen.

Ich schlinge die Arme um Sanji, halte mich an ihm fest und spüre, wie ich zittere.

Er legt eine Hand auf meine Hände auf seinem Bauch, dreht sich aber noch nicht zu mir um.

Ich weiß, dass er ihr nachsieht. Er will nicht, dass ich auch nur noch einen Blick auf sie richte.

Dann öffnet sich wieder die Tür, Sato hält meinen Mantel in der Hand und sieht sich um

„Wo ist diese dreckige-„

„Sie ist weg.“, unterbricht Sanji ihn und dreht sich dann vorsichtig zu mir um.

Sato legt mir sofort den Mantel um die Schultern, ich ziehe ihn mit meinen Händen vor mir zu und halte ihn fest.

„Wie geht’s dir, Süße?“, fragt Sato mich dann und sucht von unten meinen Blick.

Ich schüttle sofort sachte den Kopf, achte aber darauf mich nicht zu sehr zu bewegen.

„I-i-ich-Ich will na-nach Hause.“

Ich finds gut. Nicht so langweilig.

Kapitel 29

Ich stehe unter der Dusche, reibe mit der Rauen Seite des Schwammes immer wieder über meine Beine, meinen Bauch und Hintern, zwischen meine Beine, wieder über den Bauch über meine Brüste, meinen Hals, Nacken, schultern und über die Arme.

Es kratzt sehr, aber genau das brauche ich gerade. Meine Haut wird rot, aber es fühlt sich richtig an.

Ich sehe meine Narben an den Beinen gar nicht an. Ich weiß, ich werde wieder anfangen, wenn ich zu viel darüber nachdenke. Aber ich bin viel weiter als damals.

Ich will mich nicht verletzen. Das werde ich auch nicht. Ich weiß jetzt, was ich machen kann, damit es mir besser geht.

Ich habe mir unter der Dusche die Beine rasiert. Aber nicht nur die Beine, auch dazwischen, meinen Bauch, unter den Armen, meine Arme, jede Fussel auf jedem Zeh und jeden Finger. Es fühlt sich so besser an.

Ich wickle mich gerade in das Handtuch ein, da reißt Sanji die Tür zum Badezimmer auf.

„Schieda, geht’s dir gut?“

Ich schaue zu ihm rüber, nicke dann sachte und fühle mich wirklich so.

Es geht mir gut. Besser als vorher.

Doch Sanji kommt sofort, als er mich sieht, auf mich zu, sieht erst am mir herunter an meine Beine, dann sieht er sich im Badezimmer um. Ich weiß, was er sucht.

„Hast du dir was getan? Wo ist das Messer?“

„Na da.“, sage ich kurz und zeige auf das Waschbecken unter dem Spiegel.

Noch bevor er bei mir ankommt, bleibt er schlagartig stehen, als er das Messer zwischen meinen langen Haaren sieht.

„Prinzessin.“, sagt er leise, starrt die Haare im Waschbecken an und sieht dann wieder zu mir.

Weil meine Haare noch nass sind, konnte er es nicht sofort erkennen. Er hat bestimmt gedacht, dass sie mir in den Rücken fallen.

Er starrt mich fassungslos an, kommt dann weiter auf mich zu und greift mit einer Hand in meine kurzen Haare.

„Wieso hast du das gemacht?“

Er flüstert nur, er ist wirklich erschrocken, aber bei der Frage muss ich doch seinem Blick ausweichen.

„Sie haben ihr gefallen.“, sage ich leise und spüre wie mir Wassertropfen den Nacken herunterlaufen.

„Oh, Prinzessin. Das tut mir so leid.“

Ich nicke sachte, atme einmal tief durch, will aber nicht weinen.

Nein, ich werde keine einzige Träne mehr wegen ihr verlieren.

„Du hast dir nichts getan?“, fragt er dann noch einmal leise nach, worauf ich den Kopf schüttle.

„I-ich bin weiter, als da-damals.“, sage ich leise und spüre, dass es die Wahrheit ist.

Ich sehe, dass Sanji mich in die Arme schließen will, unterbreche seine Bewegung aber vorher.

„E-es war gut, dass ihr das gemacht habt. Ich musste mi-mit ihr reden. Ich hat-te sie ganz an-anders in Erinnerung. Es wa-war nicht schön, a-aber gut.“

„Bist du ganz sicher?“

Ich nicke sachte.

Ja, das bin ich.

Als wenn man die ganze Zeit einen Splitter im Fuß hat. Ihn herauszuholen tut weh, aber danach ist es besser. Man kann wieder laufen.

„Was willst du den Anderen sagen, wieso du dir die Haare abgeschnitten hast?“

Ich zucke kurz mit den Achseln, schüttle dann aber den Kopf.

„Es gibt me-mehrere Vorteile. Beim Käm-Kämpfen m-muss ich mir die Haare ni-nicht mehr zusam-men binden, es da-dauert morgens nicht so la-lange, und selbst im-im Bett-„

Ich muss lächeln, breche den Satz aber ab und schüttle den Kopf.

Sanji ist nicht der Typ, dem man das erklärt.

„Also willst du das mit ihr nicht sagen.“, stellt er leise fest und mustert mich einen Moment.

Ich schüttle sachte den Kopf, nicke dann aber doch.

„Nur Chopper.“, sage ich leise und weiß, dass es Sanji beruhigt. Ich bin nicht scharf darauf irgendwelche Tabletten zu nehmen, aber ich weiß, dass ich mit all dem noch nicht selbst klar komme. Chopper muss als Arzt ein Auge auf mich haben. Auch, wenn er kein Psychiater ist.

Ich kann richtig sehen, wie Sanji sich bei meinen Worten entspannt.

„Ganz sicher?“

Ich nicke wieder sachte, atme einmal tief durch. Das ist nicht so einfach für mich wie es sich vielleicht anhört.

„Aber erst m-morgen.“

„Natürlich. Das war echt zu viel für heute.“

Sanji greift meine Hand, ich will sie erst zurückziehen, lasse es aber dann. Ich weiß selbst, das ist nur eine Abwehrreaktion die noch gegen meine Mutter gerichtet ist. Einmal drüber schlafen und alles ist wieder okay.

Er führt mich aus dem Badezimmer bis vor unsere Türen, Sato saß noch am Küchentisch. Ich weiß, dass er ein schlechtes Gewissen hat, aber es ist nicht seine Schuld.

Es ist ihre.

„Kann ich dich allein lassen?“, fragt Sanji dann vor meinem Zimmer, worauf ich vorsichtig nicke. Ich kann ihm aber nicht in die Augen sehen.

„Gute Nacht.“, flüstere ich leise und verschwinde in meinem Zimmer.

Ich ziehe den Vorhang zu, bevor ich mir mit dem Handtuch die nassen Haare verwuschele.

Doch als ich mich im Spiegel sehe, so ganz glatt rasiert und mit den kurzen Haaren, komme ich mir schon sehr mitgenommen vor.

Nein, ich will heute Nacht nicht alleine bleiben.

Ich ziehe mir ein Nachthemd über, warte noch etwas, damit ich Sanji und Sato in der Küche nicht in die Arme laufe und öffne dann vorsichtig und leise die Tür.

Es ist dunkel im Flur, alle schlafen. Bis auf Lysop, der heute an Deck wache halten soll. Nachdem Naoki uns, oder eher mich, überrascht hatte, haben wir auch noch die Nachtwache in der Nacht im Hafen eingeführt.

Ich gehe lautlos aus meinem Zimmer, schließe die Tür leise hinter mir und laufe auf Zehenspitzen den Gang herunter. Ich zögere nicht, öffne Ruffys Tür leise, trete schnell und lautlos ein und schließe sie genauso leise wieder hinter mir.

Er schläft schon, liegt schnarchend über dem halben Bett verteilt auf dem Rücken unter der Decke, die allerdings auch schon halb auf dem Boden liegt.

Ich beobachte ihn einen Moment, als er so schläft, ziehe mir mein Nachthemd dann über den Kopf aus, lasse es vor dem Bett liegen und krieche zu ihm ins Bett. Ich ziehe die Bettdecke richtig über uns, spüre, dass er sich bewegt und kuschele mich absichtlich näher an ihn ran, damit er mich spürt.

Ich lege meinen Kopf auf seine Brust, umklammere eines seiner Beine mit meinen Beinen und atme einmal leise tief durch. Ruffy hört auf zu schnarchen, will sich erst auf die Seite drehen, spürt dann aber, dass er von mir festgehalten wird.

„Was-?“, murmelt er leise und blinzelt durch die Dunkelheit zu mir herunter.

Ich atme seinen Duft tief ein.

Er hat keine Ahnung, was heute passiert ist. Er wird es nie wissen.

„Ruffy?“

Ich flüstere nur leise, will ihn nicht all zu sehr wecken, doch er scheint schon in der Dunkelheit meine kurzen Haare zu erkennen.

„Schieda, was ist passiert?“, fragt er leise und greift mir mit der freien Hand in die Haare. Ich ziehe mich näher an ihn heran, schließe die Augen und spüre, wie die Tränen in mir aufsteigen. Ich habe den ganzen Tag nicht geweint, aber jetzt, wo ich bei ihm bin, kann ich nicht anders.

Jetzt, wo ich an heute Abend zurückdenke, wird mir schwindlig. Es ist so viel passiert.

Ich schüttle sachte den Kopf, kann ein Wimmern aber nicht unterdrücken. Ruffy reißt bei dem Geräusch die Augen auf, dreht sich halb zu mir und legt einen Arm um mich.

„Hat dir einer was getan? Was ist los?“

Ich schüttle wieder sachte den Kopf, will es ihm einfach nicht erzählen. Er soll es nicht wissen.

„Ich liebe dich, Ruffy.“, flüstere ich leise und halte ihn nah bei mir. Ich kann nicht anders. Ich musste es ihm sagen. Ob er es hören will, oder nicht.

„Was?“

„Du liebst mich doch auch, oder?“

„Schieda, ich- Ja. Ja, natürlich. Was ist denn los?“

auf die Frage schüttle ich sofort den Kopf. Ich will es ihm nicht sagen. Ich kann nicht.

„Bitte, sag es mir. Hat dir einer was getan? Bist du okay?“

„Ja.“

Ich kneife meine Augen zusammen, kuschle mein Gesicht gegen seine Brust und spüre, wie er mich an sich heranzieht. Erst jetzt kann ich weinen, es aber auch leider nicht zurückhalten.

„Ja, was? Sprich mit mir, bitte.“

Seine Stimme verändert sich, auch er ist den Tränen nah, aber ich kann es ihm nicht sagen.

„Ich bin okay.“

„Nein, bist du nicht. Wieso weinst du?“

Wieder schüttle ich den Kopf.

Hör einfach auf zu fragen. Bitte.

„Bitte, sag es mir. Hat dich einer angefasst?“

„Nein.“

„Schieda, bitte.“

Ich will nicht, dass er mich mit demselben Blick ansieht, wie es Sanji oder Sato machen.

Ich will nicht, dass er darüber nachdenkt.

„Wer hat dir die Haare abgeschnitten?“

„Ich.“

„Wieso hast du das gemacht?“

„Tut mir leid, we-wenn sie dir ge-gefallen haben, aber ich kon-nte sie ni-nicht mehr sehen.“

„Das ist mir total egal. Aber sag mir, was passiert ist.“

Es ist ihm egal.

„I-ich-ich hab mir die Haare ab-abgeschnit-ten.“

„Und deswegen weinst du so?“

Ich nicke sachte, lächle mitten im Weinen kurz auf, weil ich so froh darüber bin, dass es Ruffy ist, bei dem ich liege. Ich bin so froh, dass er so naiv ist. Mein Ruffy. Du hast dich eben doch nicht verändert. Wie könntest du?

„Oh, Schieda, erschreck mich nicht so. Ich mach mir echt sorgen um dich. Ist okay, wenn du die nicht mehr mochtest. Ich hab dich noch lieb, wirklich.“

Ich nicke schnell auf seine Worte, atme tief durch, kann aber noch nicht aufhören zu weinen. Er dreht sich jetzt ganz zu mir, drückt die Bettdecke in meinem Rücken fester, damit ich nicht friere und streicht mir immer wieder über die kurzen Haare in den Nacken.

Es dauert etwas, bis ich mich beruhige und noch länger, bis ich einschlafen kann, doch Ruffy bleibt bei mir.

Er lässt mich nicht alleine.
 

Ich wache auf, weil ich etwas in meinem Nacken spüre. Es kitzelt. Ich liege auf dem Bauch, halte das Kissen unter mir fest und blinzle in das Licht.

Nein, ich will noch nicht aufwachen. Daher vergrabe ich leise stöhnend mein Gesicht im Kissen und bleibe noch etwas regungslos liegen, doch Ruffy merkt sofort, dass ich wach bin.

„Hey. Bist du wach?“

Nein, ich träume sehr intensiv.

Aber dann nicke ich doch irgendwann auf seine Frage und bleibe liegen.

„Wenn du nicht aufstehst, dann merkt Sato, dass du hier warst.“

„Der wird das verstehen.“, murmle ich leise in das Kissen und denke nicht daran mich zu bewegen.

Der versteht das mit Sicherheit. Er war ja gestern dabei.

Aber das weiß Ruffy ja nicht.

„Verstehen? Der denkt sich seinen Teil und dann bricht er alles ab.“ Ich spüre, wie er sich auf den Rücken legt, weg von mir, quer über das Bett und seufzt.

„Der bricht nichts ab.“, sage ich dann leise zurück und drehe den Kopf so, dass ich ihn sehen kann.

„Das macht ihm se-selbst viel zu viel Spaß.“, bei der Erinnerung an die Turnhalle, oder allein an unseren gemeinsamen Abend mit dem ersten Unterricht, muss ich lächeln. Als Ruffy meinen Blick trifft, kann er sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Du siehst absolut bescheuert aus.“, kichert er leise und ich greife mir sofort mit beiden Händen in die Haare.

„I-ich hab das zu-zum ersten m-mal gemacht.“, stammle ich leise, muss aber doch grinsen, als ich Ruffy lachen höre.

Er kann mir gar nicht das Gefühl geben hässlich zu sein. Selbst, wenn er es zu mir sagt.

„Wieso hast du mich nicht gefragt? Wenn ich das gemacht hätte, würde das bestimmt besser aussehen.“

Ich lasse die Hände bei seinen Worten auf mein Kissen fallen und schaue zu ihm auf. Das ist nicht sein ernst, oder?

„Du hast sie nicht mehr alle.“, grinse ich halb und schüttle den Kopf über ihn.

„Das sieht aus, als hättest du deinen Kopf in einen Mixer gehalten.“

„Ist okay, ich habs kapiert.“

„Oder als hätte Zorro versucht dich zu kämmen.“

„Ja, Käpten, ich habs kapiert!“

„Oder als hätte-„

Ich werfe ihm lachend mein Kissen gegen den Kopf, er fängt es halb im Flug auf und wirft es zu mir zurück.

Ich verschränke die Hände über dem Kopf, will dem Kissen ausweichen, kann aber nicht aufhören zu lachen.

„Du greifst mich an? Hast du sie noch alle?“, albert Ruffy neben mir und rollt sich dann auf mich. Er presst die Luft aus meiner Lunge, wodurch ich in dem Moment noch lauter lache, kreische auf und versuche mich an der Decke festzuhalten, als er mich festhält und sich beginnt zu drehen.

„Jetzt pass mal auf, was ich mit dir mache, wenn du dich mit mir anlegst!“

Ich weiß, was er vorhat!

„Nein, mach das nicht!“

„Und ob ich das mache!“

„Bitte, Käpten, bitte nicht!“

Er grinst mich als Antwort nur albern über meine Schulter an, fängt dann gnadenlos an mir die Seiten zu kitzeln.

Ich schreie auf, lache und schreie, trete um mich, will ihn irgendwie loswerden, doch er hält mich zu sehr fest, lässt mich gar nicht dazu kommen, ihm auszuweichen.

Ich greife nach Händen, schnappe nach Luft und will ihn von mir drücken.

„Bitte, hör auf!“

Ich bekomme kaum noch Luft vor Lachen, kann mich irgendwann nicht mehr bewegen, nicht mehr wehren, sondern bleibe starr unter ihm liegen und atme stoßartig mit einem Grinsen auf den Lippen.

Erst jetzt dreht Ruffy mich unter sich um, setzt sich auf meinen Bauch und grinst mich albern und zufrieden an.

Ich bin am Ende mit den Kräften, aber so glücklich.

Als ich realisiere, dass ich ja gar nichts anhabe, ist es mir egal.

Das hier hat gar nichts mit Sex zu tun. Das sind einfach nur wir beide.

Ich habe nicht das Gefühl mich vor ihm verstecken zu müssen.

„Das wirst du nicht nochmal machen, hab ich recht?“

„Ja, Käpten.“, stoße ich hervor und nicke sofort.

„Wie war das? Du willst es nochmal machen?“

„Was? Nein!“

„Soll ich dich nochmal kitzeln?“

Ruffy grinst so glücklich, aber ich halte das echt nicht mehr aus.

Doch als er wieder anfängt mich zu kitzeln, wird er von einem Klopfen an der Tür unterbrochen.

Er setzt sich gerade auf, bleibt aber auf mir sitzen und schaut zur Tür.

„Ja? Was ist?“, sagt er, ohne nachzudenken. Ich reiße die Augen auf, drehe mich zur Seite, ihn von mir herunter und rolle mich sofort in die Decke von seinem Bett ein und, als die Tür sich öffnet, über die Kante seines Bettes direkt auf den Boden.

„Autsch.“, murmle ich leise, will mich aber nicht bewegen.

Mich soll hier keiner sehen, wenn man mich nicht schon gehört hat. Das ist ja nicht schalldicht.

„Ruffy, was machst du hier?“

Das ist Zorro.

„Ich? Wieso? Kann man nicht mal aus seinem Bett fallen, ohne dass es jemand hört?“

„Ja, ist klar.“

Er glaubt ihm kein Wort, das kann ich hören.

„Was willst du hier?“

„Ich wollte dir nur sagen, dass Naoki wach ist. Sag es Schieda, wenn du sie siehst.“

„Klar, mach ich.“

Naoki ist wach!

Als sich die Tür schließt, dreht sich Ruffy nach hinten über die Bettkante und sieht zu mir herunter.

„Naoki ist wach.“, grinst er mich an, als hätte ich es nicht gehört, doch ich wickle mich schon jetzt aus der Decke aus, erhebe mich und stolpere durch das Zimmer, suche mein Nachthemd.

„Du willst sofort zu ihm?

Ich nicke sachte und antworte, während ich mein Nachthemd überziehe.

„Ich weiß nicht, wie lange er wach bleibt. Wenn er irgendwas weiß, muss ich das wissen.“

Ruffy bleibt auf dem Bett im Schneidersitzt sitzen und sieht mir nach.

Oh, ihn jetzt hier alleine zu lassen ist nicht so einfach für mich.

Das war doch gerade noch so schön.

„Und dich hat noch keiner angefasst?“, fragt er dann plötzlich leise, ohne seinen Blick zu verändern. Ich blinzle ihn verwirrt an, schüttle dann aber sachte den Kopf.

„Die sind blind. Sag mir, wenn, okay?“

Wieder muss ich lächeln, nicke sofort, zwinge mich dann aber die Tür leise zu öffnen.

Ich schaue in den Flur, sehe Brook gerade in die Küche gehen, warte noch einen Moment und verschwinde dann so schnell und leise aus Ruffys Zimmer, wie ich auch hier rein gekommen bin.

Ich verschwinde erst in meinem Zimmer, ziehe mir schnell Unterwäsche, Hose und Shirt über ehe ich aus meinem Zimmer ins Arztzimmer laufe.

Chopper erschrickt, als er mich sieht, wo mir meine Haare wieder einfallen.

Ich hätte sie vielleicht doch nicht abschneiden dürfen. Ich schnapp mir gleich Sanji und geh mit ihm zum Frieseur.

Naoki liegt noch, wird von seinem Kissen aber weit aufrecht gehalten.

Ich setze mich auf den Stuhl neben seinem Bett ohne etwas zu sagen, ziehe die Beine an und mustere ihn einen Moment.

Er sieht schwach aus, aber es geht ihm besser. Ich muss, glaube ich, keine Angst haben, dass er gleich wieder schläft.

Auch er mustert mich einen Moment fragend, blickt dann kurz zu Chopper, worauf ich seinem Blick folge.

„Chopper, kannst du uns kurz alleine lassen?“

„Was? Aber ich muss noch-„

„Nur kurz.“

Er zögert, nickt dann aber doch wortlos und verschwindet aus dem Zimmer.

Wir sehen uns noch eine kurze Weile wortlos an, aber irgendwann kann ich nicht mehr warten.

„Was weißt du?“

„Wieso hast du mich gerettet?“

„Um dich das zu fragen.“

Er schweigt, sieht mich wortlos an und sucht etwas in meinem Blick, doch ich weiche seinem Blick nicht aus. Nein, das muss ich jetzt wissen.

„Nur deswegen?“

„Sag es mir schon.“

Ich habe keine Lust auf diese Spielchen. Wieder zögert er, seufzt dann aber leise und weicht meinem Blick nach unten aus.

„Ich weiß nichts Genaues. Es soll in den nächsten Tagen stattfinden. Übermorgen oder danach den Tag. Sie wollten nicht so lange warten.“

„Sag mir alles.“

„Ich weiß kaum etwas darüber, was geplant ist. Ich weiß nur, dass sie euch schon ein paar Mal in der Stadt gesehen haben. Sie wissen, wie lange sich der Logport auf dieser Insel einstellt, also haben sie es nicht eilig. Du wirst noch als Jean und als Schieda gesucht. Aber was glaubst du, bekommen die raus, wenn sie nur eine von dir finden?“

Er schweigt einen Moment, aber ich weiß genau, was er meint. Klar, die Marine ist nicht blöd. Ich wundere mich sogar, dass der Schwindel mit den gefälschten Akten so gut geklappt hat.

„Ich schulde dir was, auch wenn du nicht immer das gemacht hast, was ich von dir erwartet habe. Im Gegenteil.“

Bei der Erinnerung greift er sich an den Hals, sieht mich dabei aber nicht an.

Ich beiße die Zähne zusammen, zwinge mich dazu, mich nicht zu bewegen, auch wenn ich mich am liebsten dafür entschuldigen will.

Nein, ich muss jetzt wirklich stark sein.

Er muss sehen, dass ich stark bin.

„Ich hab die Sklaven gesehen. Ich weiß, was es heißt, wirklich versklavt zu werden. Das will ich dir nicht antun.“

„Und dann denkst du dir, hey, ich steck ihr ne Pistole in den Mund, dann muss sie auf mich hören.“

„Nein, so war das nicht!“

Erst jetzt sieht er wieder zu mir auf, weicht dann aber kopfschüttelnd meinem Blick zur Seite aus.

„Jedenfalls nicht so blöd formuliert.“

„Weißt du eigentlich, was hätte passieren können?“

„Ich hab die Waffe nicht geladen.“

„Ich rede auch nicht von mir.“

Ich zeige bei meinen Worten auf seine Seite, er versteht sofort und seufzt resignierend.

„Das war anders geplant.“

„Das kann ich mir vorstellen. Wo will die Marine uns abfangen?“

„Naja, wenn ich du wäre, dann würde ich dafür sorgen, dass das Schiff aus dem Hafen verschwindet. Auffälliger geht es ja gar nicht.“

„Wir kommen von der Insel nicht weg. Nicht ohne Eternal Port.“

„Ich weiß. Aber wenigstens aus dem Hafen.“

Wieder schweige ich einen Moment.

Ich muss mit Nami reden. Irgendwas wird ihr schon einfallen. Und wenn wir weiter draußen anlegen und mit dem Beiboot zur Insel hin und her pendeln. Naoki hat Recht. Die wissen, wie die Sunny aussieht und so unauffällig ist sie nicht.

Irgendwann nicke ich sachte und weiche mit meinem Blick nach unten aus. Ich bin es nicht gewohnt jemanden so lange anzusehen.

Es ist ungewohnt.

„Ich mach das schon. Aber das alles hättest du mir auch einfach sagen können.“

„Als du mich gesehen hast bist du weinend weggerannt.“

„Ich hab nicht wegen dir geweint, ich hab nur-„, ich breche den Satz ab, seufze leise und winke mit einer Hand ab.

„Ist ne lange Geschichte. Wie geht’s dir eigentlich jetzt?“

„Ich bin ganz schön geschafft. Der hätte mich wirklich umgebracht oder?“

„Ach was, Zorro doch nicht.“, du hattest echt Glück, dass ich da war, „Der ist harmlos. Aber ich würde an deiner Stelle erst einmal nicht mit ihm reden.“

„Was soll das heißen? Behaltet ihr mich hier oder wie?“

Gute Frage.

„Nur bis du wieder laufen kannst. Bis morgen oder so. Ich muss noch Chopper fragen.“

„Was ist das eigentlich für ein kleines Monster?“, grinst er dann schief und ich kann ihn nicht daran hindern die Atmosphäre aufzulockern.

„Hey, nichts gegen Chopper. Der Kurtze ist genial. Und super niedlich, findest du nicht?“

Naoki nicht sofort.

„Und wie, wir dachten eigentlich, er ist euer Haustier. Aber der hat echt was drauf.“

„Verrate das aber nicht, okay? Ist gar nicht so blöd, wenn er unterschätzt wird.“

„Ich bin ja sowieso bald von der Marine weg. Ich meine, jetzt, wo meine Ehefrau entführt wurde kann ich psychische Probleme angeben und mich verziehen. Aber da bin ich auch erst drauf gekommen, als die mich zum Psychiater geschickt haben, nachdem wir hier ankamen.“

„Das ist nicht dein Ernst. Dann packst du es doch noch?“

Er nickt sachte auf meine Frage, kann sich ein Lächeln dabei aber nicht verkneifen.

„Ich hoffe. Ist nicht so leicht einem Psychiater manche Dinge zu verheimlichen und andere vorzuspielen.“

„Stell dir einfach vor, es ist ein Rollenspiel. Damit bin ich Tagelang auf deinem Schiff klar gekommen.“

„Ich will euch ja nicht stören, aber das Frühstück ist fertig.“

Sanji steht in der Tür, ein Tablett in der Hand und ich weiß, dass das Essen darauf für Naoki ist. Ich lächle Sanji entgegen, erhebe mich dann und mache ihm Platz, damit Naoki endlich etwas essen kann.

„Ich komme später nochmal vorbei. Ruh dich aus, okay?“

„Ich versuch´s.“

Als ich jetzt in die Küche gehe, ist neben Ruffy tatsächlich noch ein Platz frei, und da Sanji gerade noch bei Naoki ist, kann ich mich neben ihn setzen. Doch erst, als ich näher an den Tisch heran rutsche realisiere ich, dass alles still ist. Nur Ruffy und Sato essen weiter, alle anderen starren mich an.

Ich blicke in die Runde, weiß im ersten Moment gar nicht, was los ist, bis es mir einfällt.

Meine Haare.

Ich hätte sie mir nicht abschneiden dürfen.

Sofort blicke ich auf meinen Teller, spüre, wie ich rot werde und würde mich am liebsten hinter meinen nicht existierenden, langen Haaren verstecken.

„Schieda, was ist passiert?“, fragt Nami mich dann und rutscht etwas näher zu mir herüber.

Ich presse die Lippen aufeinander.

Jetzt muss mir was Gutes einfallen.

„Hab ne Wette verloren.“, sage ich leise, und hoffe, dass das reicht.

„Du hast eine-„, Lysop wiederholt leise meine Worte, bricht dann aber in schallendes Gelächter aus.

„Das glaub ich nicht, was bist du denn für eine?“

Er muss ja nicht gleich über mich lachen.

Kurz darauf steigen auch Franky und Nami in das Lachen ein, irgendwann höre ich auch Ruffy neben mir kichern.

Das ist nicht nett. Gar nicht.

„Worum ging es denn bei der Wette, wenn ich fragen darf?“, grinst Franky mich schief an.

Das kann ich dir sagen, Arschloch.

„I-ich hab-hab-„

„Das ist gar nicht so blöd.“, unterbricht mich jetzt Zorro vom anderen Ende des Tisches.

„Ich find´s gut. Ist doch langweilig, immer lange Haare. Das hat doch jede.“

„Ach ja? Langweilig?“, jetzt fühlt sich Nami angesprochen und wendet sich an Zorro. Wenigstens bin ich aus der Schusslinie. Aber war das sein ernst?

„Kann ja nicht jeder so einen Borstenkopf haben wie du.“

„Was soll das denn bitte heißen?!“

Ruffy bricht auf Namis Äußerung in lautes Gelächter über Zorro auf und auch ich kann mir auf seine Reaktion ein Grinsen nicht mehr verkneifen.

„Ich bin ein Mann, das ist was komplett anderes! Außerdem hattest du auch mal kurze Haare!“

„Ja, aber bei mir waren sie wenigstens alle gleich lang.“

„Sag ich doch, total langweilig.“

Irgendwann kann ich auch nicht anders und muss lachen.

Ich glaub, so falsch war das mit den Haaren doch nicht.

Ich wusste nicht, dass das so viele sind.

Kapitel 30

„Käpten, ich muss mit dir reden.“, flüstere ich leise und schaue im Augenwinkel zu Ruffy herüber. Er isst weiter, als hätte er mich nicht gehört, aber ich weiß, dass er mich gehört hat.

Ich kann es spüren.

„Naoki hat gesagt, wir müssen hier weg. Die Marine weiß, dass wir hier sind. Und wir sitzen hier-„

„Ich weiß.“

Jetzt schaue ich doch ganz zu ihm auf. Wie, er weiß es?

Als er meinen Blick bemerkt, sieht er über die Schulter zu mir herunter, nickt dann sofort und grinst albern mit vollgestopftem Mund.

„Ich warte schon drauf.“, murmelt er grinsend und dreht sich wieder von mir weg.

„Du wartest schon d-„

„Sag es aber keinem, okay? Nami wird alles versauen und das Schiff wegfahren.“

Er flüstert nur leise, während sich Zorro und Nami im Hintergrund über Frisuren streiten. Sie ziehen alle Aufmerksamkeit auf sich, keiner hört, was Ruffy mir da sagt.

Er scheint sich wirklich darauf zu freuen.

Ich im Gegensatz zu ihm überhaupt gar nicht. Das letzte mal, als die Marine aufgetaucht ist, musste ich heiraten, damit ich aus meiner Zelle komme.

Wie soll ich darauf reagieren?

„Lass uns weg, Käpten. Ich hab Angst.“, gestehe ich irgendwann leise, doch er schüttelt nur sachte den Kopf.

„Du hast noch nie wirklich gekämpft. Das ist gut für dich.“

„Gut für mich?“

Ich flüstere nur, starre ihn von der Seite an, zwinge mich dann aber nach unten weg zu sehen.

Na toll. Der ist doch verrückt. Freut sich auf einen Kampf mit der Marine. Nimmt der das nicht ernst?

Weiß er nicht, was das bedeutet?

Ihn wird man hinrichten und mich-

Wenn ich wenigstens auf den Tod hoffen könnte, dann hätte ich da nicht so große Angst vor.

Das, was die mit mir machen werden, das ist für mich schlimmer als der Tod.

„Sag es nicht.“, flüstert Ruffy mir noch einmal zu, bevor er sich seinen Teller ein zweites Mal vollpackt, dabei die Hälfte aber schon in seinem Mund verschwindet.

Das war keine Frage.

Ich weiß, ich muss auf ihn hören, aber der Gedanke gefällt mir gar nicht.
 

Auch, als Ruffy sich vom Tisch erhebt und mir diesmal eindeutig zeigt, dass ich auch aufstehen kann, indem er fragt, ob ich mitkommen will, schüttle ich den Kopf.

Nein, jetzt noch nicht.

Das, was heute Morgen, heute Nacht war, war wunderschön. Ich habe es so genossen ihn wieder bei mir zu spüren, aber das, was ich jetzt machen werde, das muss ich einfach.

Es dauert wieder eine Zeit, ehe Sanji und ich alleine sind. Er stellt das Geschirr in die Spüle, setzt sich dann aber neben mich, auch wenn ich nicht zu ihm aufgesehen habe.

Er weiß, dass ich mit ihm reden will, auch wenn ich ihm das nicht gesagt habe.

Er spürt es ganz genau, und er hat Recht.

Erst warte ich darauf, dass er etwas sagt, doch als er sich eine Zigarette ansteckt wird mir klar, dass ich anfangen muss. Ich will ja immerhin auch mit ihm reden.

„Das gestern war-„

Als ich mich das höre, mir meine eigene Stimme viel zu laut vorkommt, obwohl ich nur flüstere, breche ich den Satz ab.

Ich seufze innerlich tief, als ich mir wieder meine Worte zurechtlege.

Wie soll ich das sagen?

Bring ihn zum Reden, ich muss erst wissen, was er denkt.

„Wieso?“, frage ich dann leise und schau zu ihm rüber. Ich kann seine Augen nicht sehen, aber er schüttelt sachte den Kopf als er an den Abend zurückdenkt.

„Sie war vorher ganz anders.“, antwortet er mir leise und ich bin froh, dass er mich bei den Worten nicht ansieht.

Ich weiche mit meinem Blick sofort nach unten aus, blicke auf die Tischplatte und muss einfach an sie denken.

Das war so furchtbar. Sie hat es gemacht, wie damals. Erst hat sie mir ein Kompliment gemacht, etwas, was mich dazu gebracht hat, dass ich mich freue. Etwas, dass ich ihr kaum glauben könnte, weil sie es zu mir gesagt hat. Ich habe mich so gefreut, als sie zu mir sagte, dass ich gut aussehe. Sie hat es gesagt, als würde sie es wirklich so meinen. Und dann das.

„Ihr habt-habt euch vorher schon mit ihr getroffen?“

Ganz ruhig. Ich muss jetzt nicht stottern.

Sanji nickt sachte und zieht an seiner Zigarette.

„Ja, wir wollten sicher gehen, dass es gut wird. Ich meine, natürlich haben wir über deine Worte nachgedacht, aber Sato kannte sie wohl schon etwas länger. Er sagte, sie sei eigentlich ganz anders und du müsstest dich nur mit ihr aussprechen. Sie Sagte, sie hat dir die Haare abgeschnitten, damit dich die Kerle nicht mehr ansehen. Sie hat nicht aufhören können, weil sie nicht wusste, wie sie sonst alles auf die Reihe bekommt. Das klang alles so logisch, ich weiß nicht, ich glaubte irgendwann, dass das alles nur ein riesen Missverständnis ist. Aber dann.“

Bei der Erinnerung schüttelt er sachte den Kopf und seufzt tief.

„Das wollte ich nicht, Prinzessin.“

„Ich auch nicht.“, flüstere ich und schüttle den Kopf.

Das alles war so viel, so heftig und unerwartet, dass ich noch keine Zeit hatte wirklich darüber nachzudenken.

„Wann willst du Chopper alles erzählen?“, fragt er mich dann leise und sieht zu mir herüber.

Die Frage habe ich befürchtet. Gestern schien es mir noch eine gute Idee zu sein, es ihm zu sagen, aber heute nicht mehr. Ich will keine Anti-Depressiver nehmen. Ich brauch das nicht. Ich hab mir ja nicht mal was angetan.

„Ich weiß nicht.“, ob ich Chopper überhaupt noch etwas sagen will.

Sanji schweigt auf meine Antwort. Ich bin froh, dass er mich nicht dazu drängt. Ich brauche erst noch Zeit, um mir über alles klar zu werden.

„Du hast sie geschlagen.“, flüstere ich irgendwann leise. Als mich Sanji das sagen hört, seufzt er tief, nickt sachte und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Jetzt kann ich ihn gar nicht mehr neben mir sehen, aber ich bewege mich nicht. Ich fand es gut, dass er sie geschlagen hat. Das war richtig. Aber er hat das getan. Ausgerechnet Sanji.

Er zieht noch einmal an seiner Zigarette, atmet tief durch und antwortet dann leise.

„Ja, hab ich.“

„Wieso?“

„Ich-„, er bricht den Satz sofort ab, zögert und sucht nach Worten. Wieder atmet er tief durch und lässt sich Zeit. Ich spüre, dass er jetzt noch damit zu kämpfen hat, dass er es getan hat.

„Ich hab geschworen, dass ich nie in meinem Leben eine Lady schlage. Niemals. Ich würde eher sterben, bevor ich das mache. Aber das gestern-„

Wieder bricht er ab, lehnt sich dann wieder nach vorn und greift meine Hand auf meinem Schoß, lässt seine auf meiner liegen. Ich blicke nicht zu ihm auf, schaue auf unsere Hände auf meinem Schoß und spüre sofort meinen Herzschlag in meiner Brust.

„Das ging nicht gegen mich. Ich musste nicht mich verteidigen. Sondern dich.“

„Du hast mich gekauft.“

„Ich wollte nicht-„

„Das war schon das zweite Mal, dass mich jemand gekauft hat.“

Auf diese Worte schweigt er. Er bewegt sich keinen Zentimeter und ich weiß, dass er mich ansieht. So hat er das nicht gesehen. Daran hat er nicht gedacht. Er wollte das auf keinen Fall so darstellen, wie ich es jetzt nenne. Ich aber muss seit gestern daran denken.

„Ich bin froh, dass du es diesmal warst.“, erlöse ich ihn dann leise und spüre sofort, wie er sich neben mir entspannt. Ich kann jetzt nicht zu ihm aufsehen. Nein, jetzt nicht. Ich würde anfangen zu weinen, das will ich nicht.

„Ich wusste nicht, dass du noch darüber nachdenkst.“

Darauf nicke ich sachte, atme einmal tief durch und spüre schon, dass mein Atem zittert, da ich den Tränen nah bin. Aber ich halte es noch zurück.

Ich will nicht weinen.

„Jedes Mal, wenn ich mir Schuhe anziehe.“, flüstere ich und ziehe meine Beine unter dem Stuhl bei dem Gedanken an.

Dominik hat mir die Fußsohlen aufgeschlagen. Die Beine, die Oberschenkel, den Hintern, den gesamten Rücken. Ich weiß es, obwohl ich die Narben selbst nicht sehen kann. Siebenundzwanzig Narben sind geblieben. Aber die unter meinen Füßen spüre ich immer, wenn ich mit Schuhe anziehe oder ausziehe. Meine Fußspuren sehen anders aus als früher. Man kann die Narben selbst darin sehen.

„Hast du je darüber geredet?“

Ich nicke sachte auf seine Frage. Ich muss kurz schweigen. Kann jetzt nichts sagen.

Ja, ich habe mit Robin damals geredet. Sie hat mir geholfen, auch wenn ich wahrscheinlich mein Leben lang daran zurückdenken muss. Das gehört jetzt leider zu mir. Zu meiner Geschichte. Genau wie der Abend gestern mit Mama.

Als Sanji vergebens auf eine Antwort oder eine Erklärung wartet, legt er einen Arm um mich. Ich atme erneut tief durch, weiche mit dem Blick zur Seite und setze mich bei der Berührung aufrecht hin.

Ich will nicht weinen.

Nein, das muss ich nicht mehr. Schon lange nicht mehr.

„Ach, Prinzessin. Das tut mir alles so leid. Ich-„

„Hör auf.“, unterbreche ich ihn leise und greife seine Hand, löse sie von meiner Seite und lege sie zurück auf seinen Schoß. Wenn er mich jetzt so bemitleidet, kann ich nicht aufhören mein Weinen zu unterdrücken.

„Prinzessin…“, er sucht von unten meinen Blick, doch ich weiche wieder mit dem Blick zur Seite aus. Als er mich so sieht, legt er wieder einen Arm um meine Seite.

Ich schüttle sofort den Kopf, beiße mir auf die Zunge und lege sofort eine Hand auf sein Handgelenk, will ihn von mir wegdrücken. Ohne ihm eine Changs zu lassen, mich zu sich zu ziehen, stehe ich auf, gleite aus seinen Händen und spüre, dass er mich zu sich ziehen wollte. Er bleibt hinter mir auf seinem Stuhl zurück und sieht mir nach.

Ich gehe sofort, sage kein Wort und schlage die Tür hinter mir zu. Erst, als ich meine Tür hinter mir zuschlage, mit der flachen Hand gegen sie schlage, realisiere ich die Wut in mir.

Ich bin wütend. Wirklich sauer, aber wieso? Und auf wen?

Auf Sanji!

Er hat mir in den letzten Tagen viele Gründe gegeben, dass ich sauer auf ihn bin, doch das gerade, das von gestern, das hätte alles wieder gut machen müssen.

Eigentlich.

Er ist schuld, dass das alles passiert ist.

Hätte er nicht darauf bestanden, dass ich ihm alles erzähle, dann-

Hör auf, in die Richtung zu denken. Du weißt, was dann passiert.

Ich knirsche vor Wut mit den Zähnen, drehe mich zu meinem Schreibtisch und trete die Wasserflasche davor quer durch den Raum.

Verdammt, was ist los mit mir?!

Wieso kann ich nicht aufhören ihm die Schuld an allem zu geben. Er wollte nie etwas schlechtes für mich.

Aber er kennt mich und er wusste, was passiert, wenn er sich einmischt. Er hat Ruffy angegriffen, als er falsch mit mir geredet hat! Er hat mich dazu gebracht am selben Tisch wie meine Mutter zu sitzen, mich mit ihr zu unterhalten!

Sato aber auch.

Aber Sato versucht es schon länger und hat es nicht hin bekommen. Seit Sanji es weiß, hat sich etwas verändert.

Er hat Schuld.

Wegen ihm ist das alles passiert!

Als sich die Tür hinter mir öffnet, weiß ich sofort, dass er mir gefolgt ist.

Das macht er mit Absicht!

Noch bevor ich ihn sehe, laufe ich auf die Tür zu, hole mit der flachen Hand aus und schlage zu, sobald ich seine Wange sehe.

Das ist nicht Sanji!

Ich will mich noch bremsen, schaffe es aber nicht und verpasse Zorro eine schallende Ohrfeige, ziehe die Hand sofort zurück und verschleiere meinen Mund und Nase mit beiden Händen, drehe mich reflexartig von ihm weg, weil ich nicht sehen will, wie er reagiert.

Ich halte die Luft in der Lunge, lausche und warte.

Was hab ich gerade gemacht?!

Wieso mach ich immer alles, bevor ich die Kerle erkenne, denen ich das antu?

„Hab ich was gemacht?“, fragt Zorro irgendwann verwirrt, doch ich schüttle sofort den Kopf, bewege mich sonst aber nicht.

Erst jetzt wage ich wieder zu atmen, aber nur einmal kurz, halte dann wieder die Luft in der Lunge.

„Das wollt ich nicht. Tut mir leid.“, flüstere ich leise und höre, wie Zorro die Tür schließt.

Aber ich bin nicht sicher, ob er aus meinem Zimmer verschwunden oder eingetreten ist.

Doch als ich seine Hand auf meiner Schulter spüre, fahre ich sofort zusammen, schnappe nach Luft und schließe die Augen schlagartig.

„Wenn du nicht trainieren willst, kannst du mir das auch anders sagen.“, sagt er irgendwann und ich kann hören, dass er schief grinst.

Mit der Reaktion habe ich nicht gerechnet, daher muss ich auch auf lächeln, schüttle aber sofort den Kopf auf seine Äußerung.

„Nein, ich hab nur-„

„Ober heißt das bei dir wieder was ganz anderes? Ich bin mir da bei dir nicht mehr so sicher.“

Jetzt kann ich nicht aufhören zu lächeln, doch ich schüttle nur wieder den Kopf über seine Worte, kann ihn aber nicht ansehen.

„Tut mir leid.“, sage ich irgendwann und spüre, wie ich mich entspanne.

„Hey, das war das erste Mal, dass du an mich ran gekommen bist, ohne dass ich abwehren konnte. Du machst Fortschritte.“, stellt er dann lächelnd fest und ich bin so froh, dass er es mit Humor auffasst. Erst jetzt kann ich zu ihm aufsehen, schüttle lächelnd, aber mit Tränen in den Augen den Kopf über seine Worte.

„Du bist ein Schwachkopf.“, lächle ich und nehme meine Brille ab, um die Tränen von den Gläsern zu wischen.

„Wieso hast du dir die Haare abgeschnitten?“, fragt er dann aber so unvermittelt, dass ich innehalte.

Nicht du auch noch.

„Ich hab ne-„

„Wette verloren? Wem willst du das erzählen? Ruffy?“

Ich seufze innerlich und merke, dass Ruffy es vielleicht glaubt, aber er muss das deswegen noch lange nicht glauben.

Ich zögere lange, will es ihm nicht sagen, sonst müsste ich ihm alles erklären. Das werde ich nicht.

„Sag mir nur, wie es dir geht. Dann lass ich dich in Ruhe.“

Wenigstens etwas. Aber wenn er schon auf mich zukommt, kann ich ihm wenigstens sagen, wie es mir geht.

Wenn ich das selbst nur wüsste.

„Gut, glaube ich.“

„Glaubst du?“

„Ja, ich denke schon.“

„Du denkst schon.“

„Ja, Herr Gott, es geht mir gut! Wäre schön, wenn sich mal zur Abwechslung keiner von euch sorgen um mich macht! Ich bin nicht aus Glas, verdammt! Und schon gar nicht aus Zucker! Ich kann nichts dafür, dass ich klein bin! Oder so aussehe! Aber wenn ihr wollt, besonders du, dass ich mich verteidigen kann, dann hört auf mich in Watte zu packen!“

Zorro starrt mich fassungslos an, und auch ich habe mit dem Ausbruch nicht gerechnet, ich ziehe die Luft scharf zwischen den Zähnen ein, will noch etwas sagen, verschlucke die nächsten Worte aber lieber, als sie auszusprechen.

Ich will ihm keine Vorwürfe machen. Er hat mit dem ganzen gar nichts zu tun.

Absolut gar nichts.

Er war nicht einmal dabei.

Erst jetzt reiße ich meinen Blick von ihm los, blicke vor ihm auf den Boden und atme einmal tief durch um ich zu beruhigen.

„Tschuldige.“, sage ich irgendwann und setze mir meine Brille wieder auf.

Er sagt nichts, ich bin mir nicht mal sicher, ob er mich ansieht, doch wir stehen uns lange schweigend gegenüber. Ich bin es, die die Stille unterbricht.

„Du wolltest mit mir trainieren?“

Er nickt nur sachte als Antwort, verschränkt dann die Arme vor der Brust.

„Gehst du vor?“

„Glaubst du, du packst das heute?“

„Ich muss mich irgendwie abreagieren.“

Und ich denke nicht daran, Sanji zu schlagen.
 

Ich muss besonders gut werden. Besonders beim Kämpfen. Wenn die Marine uns angreift, muss ich bereit sein. Ich muss mich verteidigen können. Ich darf die anderen nicht ablenken. Ich darf keine Schwachstelle sein.

Daher bin ich es wieder, die Zorro angreift. Ich bin schnell, schneller als sonst, aber nicht schnell für ihn genug. Doch nach den ersten Schlägen, kann er sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Er merkt sofort, dass ich heute anders bin.

Und das will ich ihm auch zeigen.

Dann stößt er mich von sich weg, trifft mich an der Schulter, doch diesmal kann ich mich nicht einfach wegdrehen. Ich stolpere nach hinten und bleibe ein paar Schritte vor ihm stehen.

„Ich glaube, wir bekommen heute wieder was Neues hin.“, grinst er mich dann an, greift sein Schwert mit beiden Händen und hält es mir Waagerecht entgegen.

Ich verenge die Augen für einen kurzen Moment, will schon wieder auf ihn los laufen, als er mit einem Ruck die Klinge aus der Scheide befreit.

Ich halte die Luft in der Lunge, als ich die schwarze Klinge vor mir sehe.

Das ist nicht sein ernst!

Der wird mich umbringen!

„Bereit?“, fragt er mich dann und legt die Scheide neben sich auf den Boden. Ich starre ihn fassungslos an, bewege mich keinen Zentimeter.

Der wird mich umbringen.

Bis jetzt war das Training sicher, aber das!? Das ist extrem gefährlich! Das ist Wahnsinn!

Ich weiß, wie scharf diese Schwerter sind! Wenn ich ein Tuch auf die Klinge fallen lasse, dann fällt das Tuch einfach auf den Boten, es wird gar nicht merken, dass es sich teilt, einfach so wird es in zwei Teilen auf den Boden fallen.

Ich werde gleich sterben!

Der bringt mich um!

Als er merkt, dass ich nicht auf ihn zulaufe, kommt er auf mich zu, ich fahre zusammen, erwache aus meinem Schock und starre auf die Klinge, die auf mich zukommt.

Das ist echt nicht sein ernst!

Ich weiche sofort nach hinten aus, als er ausholt, lasse ihn gar nicht an mich ran, weiche immer weiter zurück, bis ich irgendwann wirklich vor ihm weglaufe.

Als er das sieht, bleibt er stehen und schüttelt seufzend den Kopf über mich.

„Schieda…“, sagt er leise und blickt mir nach, ich bleibe erst vor der Wand stehen, drehe mich wieder zu ihm und starre wieder auf die Klinge vor mir, zeige mit dem Finger auf sie.

„Das ist nicht faire! Du bringst mich um!“

„Ich tu dir nichts.“

„Das Teil ist scharf! Das ist kein Witz!“

„Nein, das soll es auch nicht sein. Aber du musst dich daran gewöhnen. Was glaubst du, wie du reagierst, wenn es ernst wird? Willst du dann wieder weglaufen?“

„Ich-ich hab aber- Das ist was anderes!“

„Ja, das ist es. Denn dann schlagen die nicht mit der stumpfen Seite zu.“

„Stumpfe Seite?“

„Ich tu dir nichts. Komm wieder her und lass und weiter machen.“

„Du willst, dass ich so mit dir kämpfe, als wenn es ernst wäre?“

„Das will ich schon die ganze Zeit. Und jetzt tu nicht so, als ob du-„

Kurzschlussfunktion. Mal wieder. Und ich ziehe mir mein Shirt mit einer Bewegung über den Kopf aus, unterbreche ihn so und verunsichere ihn, ohne nur ein Wort zu sagen.

Meine Hose lasse ich aber an, aber mein BH ist heute so schön, den musste ich ihm einfach zeigen.

Bei dem Gedanken muss ich lächeln, werfe das Shirt zurück und heben den Dolch in meiner Hand vor mich.

Zorro starrt mich ungläubig an, den Mund noch immer offen. Er glaubt nicht, was ich hier mache. Ich weiß, man traut es mir nicht zu. Aber das ist es, was ihn aus dem Konzept bringt.

Also laufe ich los, auf ihn zu und erst, als ich nah vor ihm bin, bewegt er sich wieder und fängt meinen Schlag mit seiner Klinge ab.

Als meine Klinge auf seine trifft, fühlt sich selbst der Griff meines Dolches anders an. Ich spüre sofort, dass das ganze Training anders ist.

Und er kann es nicht übersehen.

„Du mogelst.“, flüstert er mir zu, aber ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken.

„Verunsichert?“

„Beeindruckt.“

Er will den Spieß umdrehen, damit habe ich nicht gerechnet, presse die Luft bei seinen Worten aus der Lunge, stoße mich von ihm ab und sorge dafür, dass er mich nicht verunsichert.

Nein, das ist mein Spiel. Nicht seins.

Wieder schlage ich zu, merke aber sofort, dass er selbst nicht zuschlagen will. Er hat Angst, mich an der falschen Stelle zu treffen.

Er ist sehr verunsichert, was mir einen großen Vorteil gibt. Ich schlage zu, wieder und wieder, bin mir sicher, ihn nicht treffen zu können und spüre sofort das Adrenalin und die Endorphine in meinen Adern, als ich sehe, dass er einen Schritt zurück weicht. So weit hatte ich ihn noch nie!

Das gibt’s nicht! Ich bin wirklich besser!

Naja, was heißt besser? Ich bin am Mogeln.

Irgendwann schlägt er doch zu, trifft mich an der Seite, ich zucke bei der Berührung zusammen, stolpere zurück und spüre, wie sich der Schmerz bis in mein Bein zieht.

„Alles okay?“, fragt er sofort, als er sieht, dass ich mit dem Bein einen Moment nicht auftrete, doch ich weiß, dass er mich das nur fragt, weil eben ich kein Shirt trage.

Das ist so eine psychische Sache. Das hat mir Sato mal erklärt. Das ist der Grund, wieso Frauen im Krieg verboten waren. Wenn ein Mann eine verletzte Frau sieht, schaltet sich so gesehen sein Gehirn aus. Er gerät in Raserei und achtet nicht mehr auf seine Verteidigung.

Das find ich gar nicht so schlecht.

Ich antworte ihm gar nicht, will mir das noch aufsparen und schlage erneut zu. Er weicht diesmal aus, was mich ins Stolpern bringt, da ich damit gerechnet habe, dass er den Schlag abfängt, wie die vorherigen eben auch.

Plötzlich spüre ich einen Schlag in meinem Rücken, ich verliere das Gleichgericht und lange hart for mir auf dem Boden.

Zorro zieht die Luft scharf ein, aber ich kann seinen Gedanken nicht folgen.

Ich presse mich mit den Armen vom Boden ab, drehe mich noch während des Aufstehens um und weiche mehrere Schritte zurück, um mich wieder auf den Kampf konzentrieren zu können.

Was war los? Ich habe ihn doch nicht getroffen. Oder doch?

Er stellt sich sofort wieder richtig hin, hält mir die Klinge, wie in den ersten Kämpfen, entgegen und sieht mich an. Sein Lächeln ist allerdings ganz verschwunden.

Okay, dann jetzt keine Spiele mehr.

Wir beide laufen los, treffen uns in der Mitte und pressen unsere Klingen gegeneinander.

Er sieht mir in die Augen, ich tu es ihm gleich. Nein, jetzt werde ich nicht ausweichen. Jetzt werde ich mich nicht unterwerfen. Nicht jetzt!

Ich sehe, dass Zorro mit der freien Hand zuschlagen will, weiche mit einer kleinen Bewegung, einem Tango-Tanzschritt, zur Seite aus, und spüre, dass er nicht damit gerechnet hat, ins Leere zu treffen. Er rutscht mit seinem Schwert ab, ich ziehe den Dolch schnell nach unten weg, docke mich selbst und weiche ihm so nach unten hin aus, befinde mich in dem Moment unter ihm und schlage einmal mit der Faust von Unten gegen seinen Bauch.

Steinhart. Er merkt es bestimmt gar nicht.

Doch als er sich von mir entfernt, sehe ich, dass er sich die Stelle hält.

„Du bist tot.“, sagt ich kurz, lockere meine Haltung ihm gegenüber jedoch nicht.

Ich habe Recht. Wenn das nicht meine Faust, sondern mein Dolch gewesen wäre, dann hätte ich jetzt gewonnen.

Ich glaub es nicht.

Ich hab gewonnen!

Zorro sieht mich verwirrt an, scheint in Gedanken noch einmal die Situation durchzuspielen, blickt dann aber an sich herunter um sich die Stelle, die ich mit der Hand getroffen habe, anzusehen.

Beschichtet.

Klar, wie könnte ich es ihm sonst beweisen, wenn er es nicht gemerkt hat?

Als er das sieht, sieht er wieder zu mir auf. Erst, als er lächelt, lächle auch ich auf, lockere meine Haltung und lasse den Dolch sinken.

„Das war echt…“

„Gut?“

Er nickt, sieht sich dann nach der Scheide seines Schwertes um. Und auch ich sollte mir wieder was anziehen. Ich packe meinen Dolch in die Scheide an meinem Schuh zurück, drehe mich um und suche mein Shirt, was immer noch da liegt, wo ich es hingeworfen habe.

Ich greife es, ziehe es mir über den Kopf und höre Zorro noch, als ich ihn noch gar nicht sehen kann.

„Ich wusste nicht, dass das so viele sind.“

Er flüstert nur, sieht mich nicht an, als ich mich zu ihm umdrehe, doch ich weiß nicht, was er-

Doch, ich weiß es.

Deswegen trage ich keine Bikinis mehr. Deswegen bin ich eigentlich froh darüber, dass es hier so viel regnet. Deswegen will ich das Licht immer dunkel haben, wenn ich mich ausziehe. Deswegen habe ich in der Turnhalle darauf geachtet, dass mich niemand von hinten genommen hat. Deswegen sieht man mir doch an, was ich schon erlebt habe. Aber nicht von vorne. Nicht, wenn ich angezogen am Tisch sitze. Nicht, wenn es ein ganz normaler Tag ist.

Ich weiß, wieso er gerade die Luft so scharf eingeatmet hat, als ich vor ihm auf dem Boden landete.

Ich weiß, was er gesehen hat.

Als es mir einfällt, bereue ich sofort, mein Shirt ausgezogen zu haben.

Ich antworte nicht, beiße die Zähne aufeinander und spüre sofort, wie sich Wut in mir aufbaut.

Ich will nicht daran denken. Ich will nicht, darüber sprechen und ich will nicht, dass jemand mich nach den Narben fragt.

Als ich zur Falltür gehe, ohne ihn auch nur anzusehen, spüre ich, dass er mir nachsieht.

Was das angeht, bin ich sehr empfindlich.

Ich gehe, ohne ein weiteres Wort.

Soll er merken, dass er nicht mit mir darüber sprechen soll.

Ein Kratzer

Kapitel 31

Für den Teig den abgetropften Quark durch ein Sieb in eine Schüssel streichen. Mit Ei, Milch, Öl, Zucker, Vanillezucker und Salz verrühren. Mehl und Backpulver mischen und nach und nach in die Quarkmasse einarbeiten. Gut verkneten, natürlich mit den Händen. Den Teig teilen, ein Backblech einfetten.

Die eine Teighälfte leicht ausrollen und mit den Händen ins Backblech drücken. Im vorgeheizten Backofen bei 200°C 15 Minuten backen. In der Zwischenzeit mein Buch weiterlesen, dann herausnehmen und auskühlen lassen. Die andere Teighälfte ebenso backen.

Für die Füllung das Puddingpulver in etwas kalter Milch glatt rühren. Die restliche Milch mit dem Zucker zum Kochen bringen, das angerührte Puddingpulver hineingeben und unter Rühren aufkochen lassen. Vom Herd nehmen und den Pudding auf Zimmertemperatur auskühlen lassen. Dabei ab und zu umrühren, damit sich keine Haut bildet. Orangenschale und -saft einrühren. Die Butter schaumig rühren, dann nach und nach den Pudding unter die Butter mischen.

Ich hab so lange nichts mehr gemacht, doch als Nami ein paar Orangen geerntet hat, konnte ich nicht anders.

Einen der Teigböden mit der Creme bestreichen, die Orangenfilets darauf verteilen und etwas eindrücken. Den anderen Teigboden darauf setzen.

Für den Guss Puderzucker und Kakao mischen und mit 3 EL heißem Wasser und der Butter verrühren. Den Kuchen damit bestreichen und zum Schluss mit Schokoraspeln bestreuen. Fertig.

Superlecker und es sieht auch gut aus. Allerdings hab ich noch etwas Schokolade übrig, daher räume ich die Arbeitsplatte frei, lege es mit Ofenpapier aus. In einen Topf kommt Zucker mit etwas Orangensaft. Das wird gekocht, bis es dickflüssig wird. Danach schön gleichmäßig auf dem Ofenpapier verteilen. Die geschmolzene Schokolade mit einem großen Löffel aus dem Topf nehmen und in Fäden über dem Zucker verteilen. Ich will keine einfache Blockschokolade, ich will Kunst. Leckere Kunst mit Schokoladen-Orangengeschmack.

Die Fäden kann man noch erkennen, der Zucker dahinter sieht aus wie Eis.

Ich freu mich schon drauf.

Naoki soll sich ausruhen, hat Chopper gesagt. Er hat mir verboten mich heute nochmal zu ihm zu setzen. Schade. Ich hätte mich gerne noch einmal mit ihm unterhalten. Ich will genau wissen, was er über den Angriff weiß. Wenn die Marine wieder mit Gas angreifen will, bin ich zwar diesmal vorbereitet, aber nur bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie die Zimmer stürmen.

Aber nach dem Training mit Zorro habe ich nicht mehr ganz so viel Angst. Ich weiß, ich könnte in einem richtig echten Kampf nie gegen ihn gewinnen. Er hatte nur ein Schwert, hat mich unterschätzt und war extrem verunsichert. Wie er schon sagte, ich habe gemogelt. Aber das kann ich ja auch versuchen, wenn es zu einem echten Kampf kommt. Ich hoffe nur, ich werde die anderen Kerle hier an Bord nicht selbst dadurch verunsichern. Das wäre dumm.

Vor dem Abendessen muss ich noch die große Schokoladentafel zerbrechen, bin aber schon nicht mehr alleine in der Küche. Sanji stellt sich einen Moment neben mich, beobachtet was ich mache, aber er bekommt nichts zum Kosten, auch wenn er mich darum bittet. Nein, das erste Stück bekommt Nami, weil es ihre Orangen waren, die sie mir dafür überlassen hat.

Nach und nach sammeln sich alle vor dem Abendessen in der Küche und ich muss aufpassen, dass sich Lysop oder Chopper keine Schokolade klauen. Aber Sanji verteilt schnell Kopfnüsse, als er das merkt. Ich muss mir ein Lächeln verkneifen, zerbreche die Schokolade in unregelmäßigen Teilen und wickle sie vorsichtig in Papier ein. Doch als Nami in die Küche kommt, und sieht, was ich alles mit ihren Orangen angestellt habe, reagiert sie begeistert.

Sie strahlt übers ganze Gesicht, nimmt mich in den Arm und betrachtet die Schokolade. Den Kuchen hat sie noch gar nicht gesehen.

Ich kann nicht aufhören zu lächeln, verstecke die Schokolade im Kühlschrank vor Ruffy und setze mich neben ihr an den Tisch. Erst jetzt kommt Ruffy zusammen mit Sato an den Tisch. Sie unterhielten sich schon, als sie ins Zimmer kamen, blicken sich gar nicht um, setzen sich nebeneinander und ich freu mich schon darauf, was Ruffy zu dem Kuchen sagt.

Erst gibt es Abendessen, doch als die Teller leer gegessen sind, serviere ich den Kuchen. Jeder nur ein kleines, viereckiges Stück. Nicht zu groß, nur ein kleiner Happen. Aber er wird unglaublich gut schmecke. Ich setze mich zurück an meinen Platz, stelle mir und Nami gleichzeitig den Kuchen hin und sehe schon, wie sie strahlt, als ich ihn serviere. Ich kann nicht aufhören zu grinsen. Ich kann noch nicht probieren, ich muss erst auf die Reaktion der anderen achten.

Ich bin wirklich stolz auf den Kuchen, schaue zu Zorro, der den Kuchen isst, ohne aufzusehen. Schade, ich würde gerne dabei in seinen Augen sehen, was er denkt. Sanji schließt die Augen bei dem ersten Bissen. Ich weiß, dass er Ahnung hat und der erste Blick, als er die Augen wieder öffnet, trifft mich. Er lächelt, sagt aber kein Wort. Im Gegensatz zu Lysop und Chopper. Besonders Chopper, der mich anbettelt noch ein Stück zu bekommen. Nami verhindert aber, dass ich antworten kann. Sie schlingt die Arme von der Seite um mich, presst mich an sich und einen Kuss auf die Wange.

Ich erstarre, blinzele und starre lächelnd auf meinen Teller.

„Oh, Schieda, der ist Fantastisch! Super lecker, wirklich! Das hast du wirklich gut gemacht! Das nächste Mal suche ich dir ganz besondere Orangen heraus, versprochen!“

Ich kann ihr gar nicht zuhören, denn mein Blick fällt auf Ruffy. Er hat das ganze Stück in der Mitte mit seiner Gabel aufgespießt, beendet noch den Satz leise zu Sato und der Kuchen verschwindet mit einem Happs in seinem Mund.

Ich beobachte ihn, bin nervös, mein Herz schlägt schnell und ich warte auf ein Lächeln.

Auf einen Blick.

Auf irgendwas.

Gar nichts.

Er hat ihn gegessen ohne ihn wirklich zu schmecken.

Ich warte noch etwas. Das ist nicht sein ernst.

Er will mich verunsichern.

Weiß er überhaupt, dass ich ihn gemacht habe?

Hat er es gewusst?

Er hat gar nicht reagiert.

Ich blicke zurück auf meinen Teller, starre den Kuchen darauf an und spüre wie mir Tränen den Hals zuschnüren.

Es ist mir egal, ob es Sanji geschmeckt hat. Auch, ob es Zorro, Chopper, Lysop, Franky, Brook oder Robin geschmeckt hat. Selbst, ob es Nami geschmeckt hat, ist mir total egal.

Nur auf seine Reaktion hab ich gewartet und die war ein nichts.

Es hat ihm nicht geschmeckt.

Nami lobt mich nach jedem Bissen, aber ich höre ihr schon lange nicht mehr zu.

Nein, das ist nicht sein ernst. Gleich sagt er mir, dass es ihm geschmeckt hat.

Gleich sagt er es mir.

Jetzt gleich sagt er es.

„Prinzessin, alles okay?“

Ich nicke sachte, kann vor Tränen aber gar nichts mehr sehen.

Ich hätte große Lust Ruffy meinen Teller samt Kuchen an den Kopf zu werfen.

Wieso hat er nichts gesagt?

Wieso ist ihm gar nichts aufgefallen?

„Bist du sicher?“

„Ich hab keinen Hunger mehr.“, antworte ich Sanji dann leise, schiebe meinen Stuhl zurück, nehme meinen Teller mit einer Hand und gehe zur Spüle. Erst lasse ich den Kuchen in den Müll fallen, stelle dann den Teller in die Spüle und gehe, ohne stehen zu bleiben, aus dem Zimmer.

Wieso hab ich mir eigentlich so viel Mühe gegeben?
 

Ich bin dran mit Wache halten.

Ich hab das noch nicht oft gemacht und bis jetzt war ich dabei auch noch nie alleine, aber es ist ganz okay.

Nur sehr leise.

Ich halte meinen Dolch in der Hand, sitze im Schneidersitz an Deck unter dem Baum und höre nur den Regen. Eigentlich könnte ich genauso gut schlafen. Ich kann gar nichts hören oder sehen. Und wenn ich mal etwas höre, dann sind das betrunkene Männer im Hafen laut singen und mit Flaschen werfen.

Der Dolch ist echt scharf, so lang wie mein Unterarm ohne Hände. Wenn ich ihn richtig festhalte, kann ich ihn sogar als Schild über dem Unterarm benutzen. Flach auf der Haut könnte ich so nen Schlag abfangen.

Die Klinge ist nicht breit. Mich würde ja interessieren…

Ich ziehe mir die Schuhe aus, bleibe im Schneidersitzt sitzen und schau mir meine Fußsohlen an.

Zwei Narben unter der rechten Seite, drei unter der linken. Sie gehen von einer Seite zur anderen, sind nicht ganz gerade, aber zwei Finger breit. Eine ist etwas schmaler. Ich nehme den Dolch und lege ihn auf eine Narbe.

Wenn ich mir das so ansehe, dann merkt man gar nicht, dass da drunter eine Narbe ist.

Ich kneife die Augen etwas enger zusammen und in dem Moment sieht es wirklich aus, als hätte ich eine Narbe weniger.

„Hmm..“

Schade, dass ich die nicht einfach so verschwinden lassen kann.

Wieso ausgerechnet unter den Füßen?

Sanji muss es gemerkt haben, als er mich massiert hat.

Er muss jede einzelne gesehen haben. Aber er hat nichts gesagt.

Ich glaube, er weiß, dass ich nicht gerne über die Dinger rede.

„Was machst du da?“

Sofort, als ich die Stimme hinter mir höre, fahre ich zusammen, die Klinge gleitet über meine Haut uns schneidet an der Kante meiner Narbe einen kleinen Schnitt entlang. Ich ziehe die Luft scharf ein, lasse den Dolch sofort fallen und presse die Hand auf meinen Fuß.

Verdammt, Zorro! Wieso musst du dich immer so an mich ran schleichen?!

Ich bewege mich einen Moment nicht, die Wunde brennt, als hätte ich mich am Papier geschnitten und ich atme einen Moment nicht um nicht schreien zu müssen.

„Oh, Schieda, das ist kein Spielzeug. Was ist los? Hast du dich geschnitten?“

Ich nicke sofort als Antwort, bewege mich sonst aber nicht und kneife die Augen zusammen.

Autsch. Das ist echt nicht toll. Ich kann hören, wie Zorro sich vor mich in das Gras setzt, aber ich blicke noch nicht auf. Noch immer halte ich die Hand auf die Wunde gepresst, will nicht, dass es schlimmer wird, als es ist.

„Lass mich mal sehen.“

Nein, nicht gucken. Ich schüttle sofort den Kopf und ziehe den Fuß etwas weiter von ihm weg. Er hat heute schon mal meine Narben gesehen. Und dabei nur die auf meinem Rücken. Er muss nicht wissen, dass ich die überall habe.

Dann spüre ich seine Hand an meinem Handgelenk, er zieht mich zurück etwas näher zu sich, doch ich halte noch meine Hand auf die Fußsohle gepresst.

„Komm schon. Es ist bestimmt nicht so schlimm.“

Ich beiße mir auf die Unterlippe, blicke dann doch auf meinen Fuß und sehe das Blut auf meiner Haut. Es blutet stark, aber ich glaube nicht, dass es wirklich so schlimm ist.

Er kennt sich bestimmt mit Schnitten aus. Meine Haut ist eh voller Blut, er kann die Narben bestimmt gar nicht sehen.

Dann nehme ich doch meine Hand von der Wunde und lasse zu, dass Zorro sich meinen Fuß auf den Schoß zieht.

Ich mustere seinen Blick genau, bewege mich nicht und achte darauf, dass er nichts Falsches macht. Er sieht sich meine Wunde genau an, nimmt den Fuß in beide Hände und zieht die Haut kurz auseinander um zu sehen, wie tief der Schnitt ist. Ich will meinen Fuß in dem Moment zurückziehen, doch er hat damit gerechnet und hält ihn fest.

„Das tut echt weh.“, sage ich irgendwann leise und jetzt ist er es, der seine Hand auf meine Wunde presst. Er sieht zu mir auf und schüttelt nur den Kopf über mich.

„Dafür habe ich dir den nicht gegeben.“

„D-das war-war nicht mit Absicht.“

„Was hast du denn versucht?“

„Nichts. Nur was geguckt.“

Zorro seufzt leise und lehnt sich etwas zurück, stützt sich mit der freien Hand vom Boden ab und sieht mich an. Erst jetzt weiche ich seinem Blick aus.

„Das ist nicht sehr tief, aber es blutet stark. Ist ne empfindliche Stelle. Chopper müssen wir aber nicht wecken.“

Wäre auch etwas übertrieben.

„Naja, Laufen tut dir mit Sicherheit erst mal weh und du willst bestimmt keine blutigen Fußabdrücke hinterlassen. Komm, ich trag dich.“

„Was?“

Wieder schaue ich zu ihm auf, er lässt meinen Fuß einen Moment los und erhebt sich dann. Ich schaue ihm nach, blicke dann wieder auf meinen Fuß.

Muss er mich wirklich tragen? Er könnte mich doch einfach abstützen. Oder nicht?

„Warte. Drück dir das auf die Wunde. Sonst verteilen wir Bluttropfen unter Deck.“

Als ich wieder zu ihm aufsehe zieht er sich das Shirt über den Kopf aus. Mein Blick weitet sich, als ich seine Narbe sehe, doch ich blicke ihm sofort wieder in die Augen, als ich die Möglichkeit dazu habe.

„Aber, da-dann wird es-es-„

„Dann wasch ich es. Komm schon.“

Er hält mir sein Shirt hin und ich seufze innerlich tief. Klasse. Er lässt mir ja eh keine Wahl, also nehme ich sein Shirt mit der freien Hand an, zögere aber noch, ehe ich es auf die Wunde presse. Ich wickle es einmal um meinen Fuß und mache einen straffen Knoten, damit es nicht herunterfällt.

Doch als ich meine Hand hebe, damit er mich auf die Füße ziehen kann, beugt er sich zu mir herunter, greift mit einer Hand unter meinen Rücken, mit der anderen unter meine Knie und hebt mich auf seine Arme. Ich halte mich reflexartig an ihm fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren und schaue dem Boden nach, den ich unter mir verliere.

Er geht sofort los, trägt mich, als wäre ich nichts, aber ich kann ihn jetzt nicht ansehen.

Ich weiß, dass ich rot bin und dass das jetzt etwas von ihm übertrieben ist, aber das ist wohl sein Versucht nett zu mir zu sein.

Ich bin nur echt nicht sicher, wie ich mit dieser Situation umgehen soll.

Er dreht sich mit mir in jede Tür, er achtet auf meinen Kopf, ich achte darauf, dass ich mit meinem Fuß nirgendwo vorkomme.

Ich merke erst, wo wir hingehen, als er vor der Tür stehen bleibt, die ich öffnen soll.

Das ist sein Zimmer.

Als ich die Tür öffne, er das Licht einschaltet, kann ich nicht anders und blicke mich um.

Keine Bücher. Kein Schreibtisch. Gar nichts. Nur ein Bett.

Naja, so oft ist er hier ja auch nicht. Wenn er was macht, dann ist das oben im Trainingsraum. Eigentlich ist der Trainingsraum ja sein richtiges Zimmer.

Er setzt mich auf dem Bett ab, ich würde mich am liebsten hinter meinen Haaren verstecken, aber das geht ja leider nicht mehr.

„Warte kurz hier, ich hol dir was.“

Und schon ist er wieder weg und lässt mich hier alleine.

Seine Bettdecke ist weiß. Sein Kissen ist weiß. Ich könnte hier nicht schlafen.

Viel zu hell.
 

Zorro verbindet meinen Fuß dünn aber fest. So tut es kaum noch weh und ich kann noch Schuhe tragen.

Er sitzt vor mir auf dem Boden, schiebt das Ende des Verbandes unter eine Schlaufe und sieht dann zu mir auf. Ich kann so seinem Blick nicht ausweichen, aber ich würde es gerne. Meine Wangen glühen und meine Fantasie ist schon wieder viel zu weit gegangen.

Ich musste an die Massage von Sanji denken und habe mir vorgestellt, wie Zorro meine Fußsohle küsst. Jede Narbe einmal und sie mit der Zunge entlangfährt, wie ich es bei seiner getan habe.

Ich weiß, man kann mir die Gedanken nicht ansehen, aber jetzt kann ich nicht mehr ohne stottern sprechen.

„Ein paar Tage, dann ist das wieder gut.“

Ich nicke sofort, blicke dann wieder auf meinen Fuß in seiner Hand.

„Ne neue Narbe wird es nicht.“, fügt er dann leise hinzu, worauf ich sofort mir Seite wegsehe.

„Du hast sie doch gesehen?“, frage ich leise, worauf er nur sachte nickt und über meine Reaktion seufzt.

„Wieso magst du die nicht?“

„Ist das nicht offensichtlich?“

„Einerseits kann ich es verstehen. Aber bei meiner denkst du anders.“

„Bei dir ist das auch was anderes. Du bist ein Mann. Bei dir sieht das auch gut aus.“

„Und bei dir auch.“

„Das sagst du nur, weil du nicht alle gesehen hast.“

„Würdest du sie mir zeigen?“

Ich schüttle sofort den Kopf.

Nein, würde ich nicht. Ich will ja nicht einmal dass er die kennt, die er schon gesehen hat.

Außerdem müsste ich mich dafür wirklich ausziehen.

Zorro legt meinen Fuß auf den Boden ab, erhebt sich dann vor mir und setzt sich zu mir aufs Bett.

Ich weiß, dass er mich ansieht, aber ich denke nicht daran aufzusehen. Ich kann nicht. Ich mag die Dinger an mir einfach nicht.

„Wie viele sind es?“, fragt er irgendwann und ich bin einerseits erleichtert, dass er sie nicht sehen will, andererseits will ich es ihm gar nicht sagen.

Aber ich schulde ihm etwas.

Wenigstens reden. Er hat mir geholfen.

„Siebenundzwanzig.“

Er schweigt, sieht mich aber nicht mehr an.

Ich schaue erneut auf meinen verbundenen Fuß, ziehe ihn zu mir und versuche etwas mit ihm aufzutreten. Erst, wenn ich ihn belaste, schmerzt es etwas. Der Verband hilft wirklich sehr.

„Und die gehen dir vom Rücken-„

„Vom Rücken bis unter die Füße. Meine Arme sind das einzige, was noch frei ist.“, unterbreche ich ihn, weil ich wirklich nicht lange über dieses Thema reden möchte.

„Ich hatte ja was gemerkt, als wir miteinander-„, er bricht den Satz ab, atmet dann einmal tief durch und legt den Kopf bei der Erinnerung in den Nacken.

„Aber dass das Narben sind, wusste ich nicht.“

„Ich zeig die ja auch nicht rum. Was glaubst du, wieso ich immer Leggins oder Strumpfhosen trage? Ich bin ja froh, dass ich kurze Ärmel tragen kann, sonst wird das im Sommer echt zu heiß.“

„Was glaubst du, was denken die anderen, wenn sie das sehen?“

„Was meinst du damit?“

„Wieso würdest du sie sonst verstecken? Doch nur weil du darüber nachdenkst, was andere über dich denken.“

Ich schweige einen Moment. Ja, das ergibt Sinn, aber so habe ich nicht darüber nachgedacht. Was denke ich dann eigentlich?

„Ich glaube, ich de-danke, dass die da-dann denken, dass-„ ich nicht hübsch bin.

Ich schüttle sofort bei dem Gedanken den Kopf.

„Das ist d-doch Schwachsinn.“, winke ich ab und lehne mich auf dem Bett weiter nach Hinten, stütze mich mit den Händen von der Bettdecke ab und schaue an die Zimmerdecke.

„Du hast Geheimnisse. Das ist okay. Aber lass sie dich nicht kontrollieren.“

„Ich-ich lass mich nicht kontrollieren. Jedenfalls nicht vo-on meinen Geheimnissen.“

„Mach, was du willst. Ich denk nur drüber nach.“

Jetzt bin ich es, die seufzt. Er meint es ja nur gut. Er findet sogar, dass die Narben gut aussehen. Das glaubt er jedenfalls.

Wenn er sie alle sehen würde, dann-

Nein, mach das jetzt nicht. Nicht schon wieder diese dämlichen-

Kurzschlussreaktion. Ich weiß, ich werde es bereuen, aber ich stehe auf, stelle mich auf einen Fuß ziehe mir mein Shirt über den Kopf aus und lasse es auf dem Boden fallen. Sofort danach öffne ich meine Hose. Zorro sieht mich an, das weiß ich, aber ich mach das jetzt.

Dann soll es mir gleich noch einmal sagen, dass die gut aussehen.

Mit einem Ruck ziehe ich mir die Hose herunter, stelle mich mit dem Rücken zu ihm und trete aus meiner Hose.

Er wollte sie sich doch ansehen, oder nicht?

Er schweigt, aber ich weiß, dass er mich ansieht.

Na los, jetzt sag es nochmal.

Komm schon, jetzt siehst du alle.

Jede einzelne.

Aber er schweigt, und das lange.

Jetzt kommt mir das alles nicht mehr so schlau vor. Ich verschränke die Arme vor meinem Bauch, will mich aber nicht bewegen, ehe er etwas gesagt hat.

Komm schon.

Ein Wort.

Irgendwas.

„Sag was.“, flüstere ich irgendwann leise und blicke vor mir auf den Boden.

Er zögert, dann höre ich, dass er sich vom Bett erhebt. Bei dem Geräusch weitet sich mein Blick.

Er wird mich anfassen!

Nein, nicht da!

Sofort drehe ich mich zu ihm um, blicke zu ihm auf und weiche einen Schritt zurück.

Er kommt mir nach, blickt so ruhig, aber ich schüttle sofort den Kopf, weiche seiner Hand aus, als er meinen Arm greifen will.

„Fass die nicht an.“

Nur nicht anfassen. Nicht da.

Nur nicht da.

Irgendwann spüre ich die Wand in meinem Rücken, doch er bleibt nicht stehen, kommt mir ganz nah und legt beide Arme um mich.

Ich schüttle immer noch den Kopf, spüre seine Finger auf meinem Rücken und wie er sie Spur der Narben, eine nach der anderen, mit den Fingern nachzeichnet.

Nein, bitte.

„Du solltest stolz drauf sein.“

„I-ich-ich kann-„

„Daran kannst du doch erst sehen, wie stark du bist.“

Was?

Wie stark ich bin?

„Ich bin nicht- Nami ist-„

„Du unterschätzt dich.“

„Nein, du bist stark. Nami ist es. Sanji und Ruffy. Jeder von euch. Aber-„

Wieder fährt er eine Narbe mit dem Finger nach, was mich erschaudern lässt. Ich breche den Satz ab, lege die Stirn an seine Schulter und schließe die Augen.

Nein, ich bin es nicht.

Noch lange nicht.

Irgendwann vielleicht, aber jetzt noch nicht.

„Ruffy selbst hat es gesagt.“

„Was hat er gesagt?“

„Dass ich keine Hilfe bin. Dass ich mich nicht verteidigen kann. Dass ich am besten auf der Insel bleibe, damit mir nichts passiert. Dass-„

Und wieder fährt er eine Narbe mit dem Finger nach, diesmal an meiner Seite und ich ziehe die Luft scharf ein.

„Er sieht dich als seine Freundin. Das ist normal.“

„Nein, er hat Recht. Ich hab noch nie-„

Und wieder. Ich atme einmal tief durch, schüttle sachte den Kopf und presse meine Stirn an seine Schulter.

„Hör auf, bitte.“

Ich flüstere nur leise, will aber gar nicht, dass er jetzt weggeht. Ich will nicht, dass er mich los lässt. Nicht jetzt.

Er sagt nichts, gleitet wieder eine Narbe entlang und bringt mich erneut zum Schaudern.

Ich spüre, wie mein Herzschlag sich beschleunigt, wie warm seine Haut auf meiner aufliegt und wie seine Finger über meine Haut schweben.

Wieder eine Narbe. Ich stoße die Luft aus meiner Lunge, versuche ein Zittern zu unterdrücken und lehne mich jetzt gegen ihn. Erst jetzt schmiege ich mich an ihn, lege meine Hände auf seine Seiten und halte mich vorsichtig an ihm fest, während er mit seinen Händen tiefer gleitet, die nächste Narbe mit dem Finger nachzieht und mir eine Gänsehaut schenkt.

Ich kann sein Herz spüren, höre, wie er atmet und beginne zu genießen, wie er mich berührt.

Bei der nächsten Narbe, knapp über meinem Slip, spüre ich, wie ich feucht werde. Das Gefühl katapultiert mich in die Realität, ich zucke zusammen, will erst aus seinem Armen weichen, doch er hält mich fest, lässt mich nicht gehen, was wieder dieses köstliche Ziehen in mir zu Folge hat.

Meine Haut kribbelt an jeder Stelle, die er mit seinen Fingern berührt hat. Er gleitet mit den Fingern unter den Saum meines Slips, hält mich mit der anderen Hand an der Hüfte fest und wieder findet sein Finger die nächste Narbe.

Wieder dieses Ziehen. Ich presse unmerklich die Beine zusammen, lehne mich gegen ihn und spüre, wie er den Stoff meines Slips mit seinen Fingern über meine Haut herunterzieht.

Ich sollte jetzt gehen. Ich sollte mich jetzt von ihm lösen.

Jetzt, bevor es zu spät ist.

„Lass es uns nochmal machen.“, unterbricht er dann die Stille und wieder finden seine Finger die nächste Narbe.

Ich atme vorsichtig tief ein, spüre, wie sich die Lust bereits in meinem Becken ausbreitet. Ich kann jetzt nicht nein sagen.

Nur, wenn er mich dazu bringen möchte, dass ich nein sage. Aber er soll dann doch bitte weiter machen, nicht auf mich hören. Ich nicke sachte, vorsichtig, will mich dabei aber nicht von ihm lösen.

Ja, ich will es auch.

„Aber nicht jetzt.“

Zorro zieht bei den Worten meinen Slip wieder etwas weiter nach oben.

„Bitte.“, hauche ich leise, aber er legt seine Hände auf meinen Seiten ab, hält mich noch bei sich, doch seine Finger ruhen auf meiner Haut.

Wieso hat er aufgehört?

Wieso?

Bitte, hör jetzt nicht auf.

Nicht jetzt. Du bist doch schon fast am Ziel.

„Wir haben keine Zeit. Du solltest eigentlich Wache halten.“

„Bitte, dann beeilen wir uns.“

Wie blöd hört sich das eigentlich an? Aber ja, ich will ihn wirklich. Und ich will ihn jetzt.

Doch er schüttelt nur sachte den Kopf auf meine Bitte und atmet meinen Geruch tief ein, ehe er sich vorsichtig von mir löst.

„Morgen. Beim Training.“

Beim Training?

Ich kann nicht zu ihm aufsehen als er sich von mir löst. Meine Haut vermisst seine augenblicklich. Erst jetzt spüre ich wie kühl die Luft um mich herum ist.

Zorro sieht mich einen Moment an und ich kann nicht unterdrücken ihm in den Schritt zu sehen.

Ich sehe sofort, dass seine Hose spannt, aber wieso will er es jetzt nicht?

Er will sich nicht beeilen müssen. Er will es genießen.

Aber das eine schließt das andere ja nicht aus.

Wir können ja morgen nochmal.

Jetzt reiß dich zusammen, freu dich lieber auf morgen.

„Ich übernehme deine Wache. Geh schlafen. Mit dem Fuß kannst du eh nicht schnell reagieren.“
 

Oh, wie schmerzhaft Lust sein kann, wenn es einem verboten wird, sie auszuleben.

Oh Gott, ich bin immer noch feucht und jetzt liege ich schon fast eine Stunde hier im Bett und kann nicht schlafen.

Ich liege auf dem Rücken, starre die Zimmerdecke über mir an und spreize unter der Bettdecke meine Beine.

Wieso will er mich so lange warten lassen? Bis morgen, und das bei dem Training.

Ich muss zu Ruffy.

Er wollte wissen, wann mich jemand anfasst und wer es ist.

Aber Zorro hat mich nicht angefasst.

Doch, hat er.

Bei dem Gedanken spüre ich jede Narbe auf meinem Rücken kribbeln, die er berührt hat.

Oh, das war viel schöner, als ich es mir vorgestellt habe.

Ich muss es ihm sagen.

Wenn ich es ihm jetzt sage, vielleicht erlöst er mich dann.

Vielleicht sollte ich es auch selbst machen.

Nein, mein Käpten hat es mir nicht erlaubt. Ich muss zu ihm.
 

Er schläft auf dem Boden, die Bettdecke halb um ihn, halb auf dem Bett. Er ist aus dem Bett gefallen und merkt es nicht einmal.

Ich knie mich vor ihm auf den Boden, sehe ihn einen Moment beim Schlafen zu und muss mich wirklich dazu überreden, ihn anzutippen.

„Käpten. Käpten, wach auf.“

Ich flüstere nur leise, will ihn ja nicht erschrecken und tippe ihm mit dem Finger auf die Nase. Er reagiert gar nicht, schläft einfach weiter und ich seufze leise.

Wie fest schläft der eigentlich?

Dann fällt mein Blick auf seine Wange.

Er hat auch eine Narbe. Abgesehen von der auf seiner Brust, aber die ist anders als die von Zorro.

Sie wurde nicht genäht.

Die unter seinem Auge gefällt mir viel besser.

Soll ich?

Naja, ich versuche ihn ja immerhin sanft zu wecken. Und wenn es ihm gefällt, dann wird er mich vielleicht wirklich anfassen.

Vielleicht darf ich dann sogar kommen.

Oder ihn zum Kommen bringen. Wer weiß?

Also beuge ich mich zu ihm vor, zögere noch einen Moment, vergewissere mich, dass er auch wirklich schläft und schließe dann die Augen, gleite dann erst mit den Lippen, dann mit der Zunge über seine Narbe. Sie ist ganz weich, Genau wie die von Zorro. Nur viel kleiner. Es fühlt sich auf meiner Zunge viel größer an, als es ist.

Plötzlich verstummt das Schnarchen, aber noch löse ich mich nicht von ihm.

Noch einmal ganz vorsichtig mit der Zunge über diese kleine, weiche Stelle unter seinem Auge, dann spüre ich, dass er die Augen zusammenkneift.

Erst jetzt richte ich mich wieder auf, schaue zu ihm runter und das keine Sekunde zu früh. Ruffy hat es gar nicht mitbekommen, er reibt sich mit einer Hand die Augen und unterdrückt ein Gähnen.

Ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken, senke aber den Blick, als er in meine Richtung blinzelt.

„Schieda, was ist los? Was machst du hier?“

Er klingt noch ganz verschlafen. Süß.

Vielleicht sollte ich ihn öfter wecken.

„Ich sollte mich doch bei dir melden, wenn mich einer angefasst hat.“, flüstere ich leise, worauf Ruffy mich in der Dunkelheit anstarrt. Er blinzelt ein paar Mal, ehe er sich aufrichtet und mir im Schneidersitzt gegenübersitzt.

„Wer war es?“

Jetzt hört er sich nicht mehr müde an. Ganz im Gegenteil.

„Zorro hat-„

„Zorro?“ Ruffy blickt kurz zur Tür, schaut ob sie geschlossen ist, „Dieser miese Schwanzlutscher.“ sieht dann aber wieder zu mir.

Wie hat er ihn gerade genannt?!

„Was hat er mit dir gemacht?“

Ich schüttle sofort den Kopf, obwohl ich nicht sicher bin, ob Ruffy versteht, was ich ihm sagen will. Er hat es mir doch erlaubt, oder nicht?

„Noch n-nicht viel. Aber-„

„Er hat dich nicht gefickt?“

„N-nein, aber-„

„Hast du ihn gefickt?“

„W-was? Nein, Käpten-„

„Hast du ihm die Spielzeugkiste gezeigt?“

„Nein, ich-ich hab-„

„Hast du seinen Schwanz gelutscht?“

„K-käpten-„

„Ja, oder nein?“

„N-nein, ich hab-„

„Hat er dich geleckt?“

„Nein K-k-„

„Hat der dich gefinger- gefistet?“

„Was? Nein!“

„Was hat er denn mit dir gemacht?“

„Ich hab-, er-er hat-„

Ich breche ganz ab. Wieso lässt er mich nicht einfach ausreden? Was denkt er eigentlich alles von Zorro und wieso nennt er ihn so?

Ist er doch eifersüchtig?

Und wenn, wieso hat er es mir dann erlaubt?

„Er hat mir gesagt, wann er es machen will.“

Ruffys Blick weitet sich, als ich ihm das sage. Er rutscht auf dem Boden sofort näher zu mir, blickt mich weiter an, aber schweigt. Es ist mir klar, dass er alles wissen will, was Zorro mir gesagt hat.

„Er will mich morgen nach dem Training, oder beim Training.. Naja, ich weiß nicht, wie ich das nennen soll.“

„Ficken.“, will Ruffy meinen Satz beenden, aber ich schüttle sofort den Kopf.

„Nein, bei ihm kann man das nicht so nennen.“

„Wie würdest du es sonst nennen?“

„Ich weiß nicht genau. Vögeln? Rammeln? Es ist jedenfalls kein Ficken, das machen nur wir.“

Ruffy zieht die Augenbraue bei meinen Worten hoch, scheint aber zu verstehen, was ich meine.

„Hat er gesagt, wie er es machen will?“

Ich schüttle den Kopf.

„Hat er gesagt, wann genau?“

Wieder schüttle ich den Kopf und höre Ruffy vor mir tief seufzen.

Er rutscht wieder etwas weiter von mir weg und lehnt sich mit dem Rücken gegen sein Bett.

„Er hat dich heute also noch nicht angefasst.“, stellt Ruffy leise fest, doch darauf schüttle ich sachte den Kopf.

„Doch, schon ein bisschen.“

„Was denn jetzt?“

Er klingt schon richtig genervt, weshalb ich seinem Blick dann doch lieber auf den Boden richte, um ihn nicht zu reizen.

„Er hat mich angefasst, aber nur auf dem Rücken.“

„Auf dem Rücken?“

Ich nicke sachte, seufze allerdings innerlich tief und frage mich, wie ich ihm das erklären soll.

„Er hat mich gestreichelt. Es war..-„

„Du bist feucht geworden?“

Ich nicke sachte, atme einmal tief dabei durch und wage es nicht jetzt den Blick zu heben.

„Bist du immer noch feucht?“

Ist es das? Wird er mich jetzt ficken? Hoffentlich, ich kann an nichts anderes denken.

Es ist furchtbar nicht befriedigt zu werden. Andauernde Lust. Das ist so frustrierend.

Also nicke ich sachte als Antwort, worauf Ruffy schweigt.

Ich schweige, blicke nicht auf und hoffe, dass er sagt, ich soll aufstehen. Bitte mach deine Hose auf und pack mich im Nacken. Bitte befriedige dich an mir und bring mich zum Stöhnen. Bitte.

Plötzlich trifft mich ein Schlag von der Seite auf meiner Wange.

Ich schnappe nach Luft, fange den Schwung mit einer Hand auf dem Boden ab und starre auf den Boden neben mir.

Ruffy hat mich geschlagen.

Wieso hat er das gemacht?!

„Hab ich dir erlaubt, dass es dir gefällt?“, faucht er mich leise zwischen zusammengebissenen Zähnen an und geht vor mir in die Knie, um auf mich herabblicken zu können.

Er kommt mir immer näher, was mich schlagartig verunsichert.

Ich schüttle schnell auf seine Frage den Kopf, hebe die Hände vor die Brust und bleibe vor ihm auf dem Boden sitzen.

Was ist los? Damit hab ich nicht gerechnet.

Ganz und gar nicht.

„Was hab ich dir gesagt, was du machen sollst?“

„Ich-ich soll m-mich ficken lassen.“

„Hab ich dir gesagt, es soll dir gefallen?“

„N-nein, Käpten.“

„Haar genau.“

Ruffy stößt mich vor die Schulter, schubst mich hinten über und ich fange den Schwung mit den Händen nach hinten ab, liege jetzt aber vor ihm auf dem Boden. Ich will nicht zu ihm aufsehen, kann es aber in dem Moment nicht verhindern.

Ich kann seine Augen in der Dunkelheit nicht sehen, aber ich bin mir sicher, dass ich es bereuen werde, ihn angesehen zu haben.

Ruffy kommt mir augenblicklich nach, was tiefe Angst in mir auslöst.

Ich kenne diese Angst.

Es ist eine Weile her, dass ich sie bei ihm spürte.

Jetzt ist sie wieder da.

Das ist derselbe Ruffy wie vor drei Monaten. Das hat nichts mit Rollenspielen mehr zu tun. Das hier ist echt.

„Ich will nicht, dass es dir gefällt. Ich will nicht, dass du kommst oder feucht wirst. Ich will das alles nur für mich.“

Er achtet darauf, dass er nicht schreit. Er weiß, dass uns jeder hören könnte, aber je leiser er wird, desto schneller rast mein Herz.

Das ist er.

Der Ruffy.

Mein Ruffy. Mein Käpten.

Erst will ich nach hinten ausweichen, doch als er das merkt, greift er mein Handgelenk und zieht ihn einen Moment zu sich, weshalb ich den Halt mit dem Ellenbogen unter mir verliere und jetzt flach vor ihm auf den Boden liege. Ich ziehe ganz automatisch die Beine an, ziehe meinen anderen Arm vor meine Brust und beiße mir auf die Zungenspitze, um keinen Laut von mir zu geben.

„Ich will, dass du machst, was er von dir verlangt, weil ich es dir so gesagt habe. Es dir befehle, ist das so schwer zu verstehen? Du gehörst mir, und was ich dir sage, das wirst du auch machen.“

Ich nicke schnell, doch er ist so nah, dass ich die Augen schließen muss, um seinem Blick auszuweichen.

„Ja, Käpten.“

Wieder dieses Ziehen. Oh Gott, es wird immer schlimmer.

„Ich will, dass du sofort danach zu mir kommst. Ich will alles wissen. Alles. Hast du verstanden?“

„Ja, Käpten.“

„Es wird dir nicht gefallen, hast du verstanden? Du wirst nicht kommen, das verbiete ich dir. Du wirst schön brav die Beine aufhalten und dich dann bei ihm bedanken. Dann kommst du zu mir, hast du verstanden?“

„Ja, Käpten.“

Oh, Gott, wie soll ich das machen?

Nicht kommen?

Das hört sich so einfach an, aber ich habe schon einmal mit Zorro geschlafen. Er kennt sich aus. Ihm werde ich nicht so einfach etwas vortäuschen können. Außerdem wird er es doch spüren, oder nicht?

Als ich ihm antworte, schweigt Ruffy einen Moment, dann höre ich, wie er auflächelt.

„Gut.“, sagt er leise, lässt mein Handgelenk los und erhebt sich. Erst jetzt öffne ich wieder die Augen.

Das war`s?

Kein Anfassen?

Nicht einmal ausziehen?

Ich zwinge mich ihm nicht nachzusehen, doch er geht wirklich von mir weg, woraufhin sich mein Becken unwillkürlich nach vorn kippt.

Ohu, geh doch jetzt nicht weg.

Doch ohne ein Wort zu sagen nimmt Ruffy die Bettdecke vom Boden auf, wickelt sich noch im Stehen damit ein und lässt sich dann auf das Bett fallen, ohne zu mir zu sehen.

Ich setze mich vorsichtig auf, blicke ihn noch einen Moment nach, erhebe mich dann aber doch.

Das war‘s also wirklich.

Und weil er sich in die Decke eingewickelt hat, kann ich mich auch nicht neben ihn legen.

Schade.
 

„Prinzessin, bist du okay? Kannst du mich hören?“

„Was?“

Ich öffne die Augen, blinzle gegen das Licht und sehe ihn sofort nah vor mir.

Er steht vorm Bett und rüttelt mich vorsichtig an meiner Schulter wach.

„Was ist denn los?“, frage ich verschlafen und ziehe die Decke von meinem Kinn bis in mein Gesicht.

Ich will ihn jetzt nicht sehen. Was hat er denn?

„Hat er dir was getan?“

„Wer? Was ist los?“

Langsam könnte er ja mal in ganzen Sätzen mit mir reden. Ich weiß echt nicht, was er hat.

Doch anstelle mir zu Antworten greift er meine Bettdecke und ziehe sie mir mit einem Ruck weg.

Okay, jetzt bin ich wach.

„Hast du ne Macke?!“, schreie ich ihn an, ziehe mit einem Ruck die Beine an und will irgendwie vor der kalten Luft um mich herum ausweichen.

Sanji zieht die Luft scharf ein, ich spüre, dass er sich aufs Bett setzt, aber mir ist wirklich danach ihn von der Seite von eben jedem zu treten.

„Was war los?“, fragt er dann und greift mein Fußgelenk.

Schlagartig fällt es mir wieder ein.

Oh, nein, ausgerechnet er muss das mitbekommen.

Aber wie?

Ich blicke an mir herunter, sehe zu, wie Sanji meinen Fuß auf seinen Schoß zieht und zu mir auf.

Ich kann sehen, dass der Verband etwas rot ist, aber es hat nicht stark geblutet. Fußspuren. Ich muss gestern Nacht noch irgendwo Fußspuren vor meiner Tür hinterlassen haben. Wie sollte er es sonst wissen?

„Das geht dich nichts an.“

Ich könnte es ihm ja sagen, aber das muss ich ja nicht.

Ich will es einfach nicht.

Doch als er beginnt den Verband zu lösen, ziehe ich meinen Fuß aus seinen Händen.

„Prinzessin, da ist überall-„

„Hör auf mich so zu nennen!“

„Aber Prin-„

„Du sollst aufhören! Ich bin keine verdammte Prinzessin! Und schon gar nicht deine!“

„Das hab ich auch nicht-„

„Hör endlich auf, Sanji!“, unterbreche ich ihn und spüre erst, als er nach Sekunden meinem Blick nach unten ausweicht, wie giftig ich ihn angesehen habe.

Aber das tut mir gar nicht leid. Nein, kein bisschen.

Ich setze mich vor ihm auf, lasse ihn aber nicht aus den Augen. Ich kann im Augenwinkel ein wenig Rot auf meinem Laken erkennen, aber das ist kaum etwas.

„Glaubst du, ich brauche dich? Das ist nur ein verdammter Kratzer! Du sollst dich nicht die ganze Zeit um mich kümmern, wie oft soll ich dir das sagen? Willst du das nicht begreifen oder bist du einfach nur zu dämlich dafür?“

„Ich wollte nicht-„

„Ist mir egal, was du wolltest oder nicht! Das interessiert mich nicht! Hör endlich auf mich! Tu, was ich dir sage, wenn ich es dir sage! Wenn ich dir etwas sage, dann fragst du nichts, dann-„

Ich kenne diese Worte!

Ich breche den Satz ab, als ich realisiere, dass Ruffy genau das gleiche zu mir gesagt hat.

Verdammt.

Oh, nein.

Nein, nein, nein.

Das ist gar nicht gut.

Sanji nickt sachte, sieht aber nicht zu mir hoch.

Er ist eingeschüchtert. Und das von mir.

Oh Gott, nein!

„Dann mach ich das, was du gesagt hast.“, bringt er irgendwann meinen Satz zu ende. Ich beobachte ihn einen Augenblick.

Das ist keine gute Idee, das weiß ich.

Ich hatte ich schon lange nicht mehr so vor mir, aber ich weiß, was das letzte Mal passiert ist.

Ja, aber damals war es zwischen Ruffy und mir auch noch anders.

Es hat sich viel getan.

Aber ich bin nicht der Typ, der befiehlt. Jedenfalls nicht sonst.

Allerdings kann ich es bei ihm, das weiß ich.

Er hat etwas an sich. Etwas, was mir zeigt, dass er es will.

Er würde eher sterben, als sich zu wehren.

Und doch würde er alles dafür tun, dass er bei mir sein kann. Er würde alles dafür tun, damit ich glücklich bin.

Bei ihm dreht sich alles nur um mich.

„Du nennst mich nicht mehr Prinzessin.“, stelle ich irgendwann leise fest und muss selbst darauf achten, dass meine Stimme bei den Worten nicht zittert.

„Nein, das mach ich nicht.“

„Du weißt, wie du mich nennen sollst?“

„Ja, Miss.“

Bei seinen Worten ziehen sich schlagartig all meine Muskeln in meinem Unterleib zusammen, ich halte die Luft einen Moment in der Lunge, damit es ihm nicht auffällt. Nein, er darf nicht wissen, dass er eine Wirkung auf mich hat.

Er muss fühlen, dass er unter mir steht.

Ich nicke sachte auf seine Antwort, beiße aber zeitgleich die Zähne aufeinander.

„Du hast viel gemacht, was mir nicht gefallen hat. Hast du es gemacht, damit ich so mit dir rede?“

„Nein, Miss.“

Sanji spricht nur leise. Er traut sich nicht, lauter zu reden.

Alles an ihm ist angespannt, und doch kann ich sehen, dass es nicht gegen mich gerichtet ist. Nein, er ist angespannt, weil er mit einem Schlag rechnet. Irgendetwas gegen ihn. Und wenn es nur Worte sind.

„Dann ist das ja noch schlimmer. Was war los? Wolltest du, dass es mir nicht gut geht?“

„Nein, Miss, ich wollte nie-„

„Dann bleibt doch nur noch eine Alternative.“

Ich weiß nicht, woran es liegt, aber er bringt mich zum Lächeln. Das alles hier bringt mich zum Lächeln. Es fühlt sich richtig gut an.

Ich weiß, dass er viel stärker ist als ich und trotzdem ist er mir unterlegen. Und das weit.

Sehr weit.

Nur, weil ich so mit ihm rede.

Ich tippe mir Nachdenklich mit dem Finger auf die Lippen, achte darauf, dass er es sehen kann, auch wenn er mich nicht ansieht und sehe sofort, dass sich seine Beine anspannen.

Sehr gut.

„Du hältst mich für schwach, ist das nicht so?“

Er zögert, zwingt sich, nicht zu mir aufzusehen, schüttelt aber den Kopf noch bevor er mir antwortet.

„Nein, ich hab nur-„

„Du glaubst, ich brauche deine Hilfe. Du denkst, ich brauche dich. Du willst mir helfen, hab ich Recht?“

Wieder dieses Zögern.

Ich weiß, dass ich Recht habe. Wie sollte es anders sein?

„Schieda, ich hab nur-„

Als ich meinen Namen höre, kann ich nicht anders, hole nicht weit aus, aber dafür trifft meine Hand schnell seine Wange. Ich unterbreche ihn unerwartet und er fährt sofort zusammen, schweigt schlagartig und starrt vor mir auf mein Bett.

„Pass auf, wie du mit mir redest. Ich warne dich.“

„Ich hab nur-„

Wieder trifft meine Hand seine Wange.

Ich denke gar nicht mehr darüber nach, liebe es aber, wie er auf mich reagiert.

„Ich kann mich nicht erinnern dich irgendetwas gefragt zu haben.“, stelle ich leise fest, denke aber nicht daran meine Stimme weicher werden zu lassen.

Sanji schüttelt sofort den Kopf, atmet einmal leise tief durch, schweigt jedoch diesmal.

Er hat Angst, etwas zu sagen.

Er hat tatsächlich Angst vor mir.

Ich beiße mir bei dem Gedanken auf die Unterlippe, mustere ihn einen Moment und merke erst jetzt, dass ich mich so vor ihn gekniet habe, dass ich auf ihn herabblicken kann. Das habe ich gar nicht mitbekommen.

„Natürlich glaubst du das. Wie solltest du auch etwas anderes wissen?“, denke ich laut weiter und setze mich dabei zurück auf die Matratze, weiche mit dem Blick aber nicht von ihm.

Er bewegt sich keinen Zentimeter.

Er wagt es nicht. Sehr gut.

„Möchtest du, dass ich es dir zeige?“

Mit der Frage hat er nicht gerechnet.

Er blickt einen Sekundenbruchteil unsicher zu mir auf, blinzelt schnell und ich kann förmlich sehen, wie er nachdenkt.

Was ist, wenn er ja sagt?

Was ist, wenn er nein sagt?

Na komm schon.

Ich weiß, du hast Angst.

Ich weiß, du willst es wissen.

Willst es sehen und spüren.

Er ist wirklich unsicher.

Dann öffnet er den Mund, will etwas sagen, aber er schweigt noch immer, starrt meine Laken vor mir an und zögert lange.

Für mich zu lange.

Nein, wenn ich das jetzt mit ihm mache, dann auch richtig.

„Du willst mich doch anfassen, oder?“

„Schi- Miss, ich hab-„

„Du willst mich doch ausziehen, oder?“

„Bitte, ich wollte nur-„

„Ich gefalle dir doch, oder nicht?“

„Ja, Miss, aber-„

„Kannst du dir vorstellen, dass ich dich dazu bringen kann, dass du dir selbst auf die Zunge beißt, bis sie blutet, damit du nicht stöhnen musst?“

Er zieht die Luft scharf ein, will etwas sagen, findet aber keine Worte.

Damit habe ich gerechnet.

Aber diesmal schlage ich ihn nicht. Nein, das was jetzt kommt, da muss er genau zuhören.

„Ich will, dass du gut darüber nachdenkst. Lass dir Zeit. Ich kann dir zeigen, wovon du nicht einmal geträumt hast. Ich werde dir deine Grenzen zeigen. Und deine Grenzen sind nicht einmal ansatzweise da, wo du sie vermutest. Du kannst viel weiter gehen, als du jetzt noch glaubst.“

Ich spreche ruhig, bin mir meiner Worte sicher, ich habe sie selbst vor Jahren gehört und weiß, was sie in ihm auslösen.

Er würde am liebsten sofort anfangen.

„Aber danach kannst du nicht zurück. Ist dir das klar? Wenn du jetzt glücklich bist, dann rate ich dir, dass du nein sagst. Denn wenn ich es dir gezeigt habe, dann willst du immer mehr als nur bei einer Frau in den Armen liegen. Du willst mehr als einfach nur Sex. Dann willst du mehr als du bis jetzt hattest und das, was du bis jetzt hattest, wird dich nicht mehr glücklich machen. Das muss dir klar sein.“

Er saugt jedes Wort von mir in sich auf. Er denkt schon jetzt über alles nach, was ich ihm sage.

„Sag es mir, wenn du sicher bist. Ich räume dir Zeit ein, um darüber nachzudenken. Aber ich werde nicht ewig warten.“

„Ja, Miss.“

„Ich will nicht, dass du mich ansiehst, bis du dich entschieden hast. Hast du das verstanden?“

„Ja, Miss.“

„Du wirst dich um Nami und Robin kümmern, als wenn wir uns nie unterhalten hätten. Und auch mit mir wirst du reden, wie sonst auch. Aber du wirst mir nicht in die Augen sehen. Bekommst du das hin?“

„Ja, Miss.“

„Ich will nicht, dass mein Meister auch nur ein bisschen davon mitbekommt. Er wird das nicht erfahren, hast du verstanden? Ich werde ihm nichts sagen und du wirst dich normal verhalten.“

„Ja, Miss.“

„Geh jetzt. Ich will bis nächste Woche eine Antwort. Und wenn die Antwort ein Nein ist, dann ist das nun mal so. Aber du wirst mir antworten.“

„Ja, Miss.“

Ich werte, schweige und er zögert noch.

Sein Herz rast und ich weiß, dass schmerzhaftes Verlangen in ihm aufsteigt. Aber ich werde jetzt nichts mit ihm anstellen. Wenn er sich dafür entscheidet habe ich noch genug Zeit. Wenn er sich dagegen entscheidet, dann würde ich es bereuen, jetzt mit ihm zu ficken.

Ich kann spüren, dass ich feucht bin und mein inneres Ich lehnt sich schon zurück auf die Matratze, spreizt die Beine weit und freut sich auf Sanjis Zunge. Aber ich bewege mich nicht. Ich beobachte ihn, wie er vom Bett steigt, darauf achtet, mich nicht anzusehen und aus meinem Zimmer verschwindet.

Ich blicke zur geschlossenen Tür, schlucke einmal leise und lasse mich dann nach hinten auf mein Bett fallen, stoße mir dann auch gleich den Kopf am Kopfende.

Autsch.

Naja, das habe ich bestimmt verdient mit dem, was ich jetzt nicht lassen konnte.

Ich glaube, ich bin ansteckend.

Erst Ruffy, dann Sanji, dann weg von Sanji, dann Zorro, dann Ruffy und Sato, dann will Sato alleine, aber ich sage nein und dann jetzt wieder mit Sanji.

Verdammt, Sanji!

Ein wunder, dass mir nicht schwindlig wird, bei all diesen Kerlen in meinem Leben.

Sollen sie mich schlampe nennen, wenn sie wollen. Aber ich würde es bereuen, wenn ich nicht alles genieße, so lange ich es noch kann.

Wer weiß, wie lange ich noch die Wahl habe, mit wem ich ficke und mit wem nicht?

Schlingen und Eiswasser

Kapitel 32

Ich mache es Sanji leicht und setze mich nach einer kurzen Dusche an den Küchentisch. So muss er nicht immer nervös zur Tür blicken, wenn jemand rein kommt.

Fußspuren auf dem Boden sind nicht mehr zu sehen. Er wird sie alle weggewischt haben, als er aus meinem Zimmer verschwunden ist.

Ich habe den Verband gewaschen und trockengeföhnt, bevor ich meinen Fuß wieder verband. Ich habe es genauso gemacht, wie Zorro.

Heute blutet es schon lange nicht mehr. Der Kratzer ist lang, aber nur meine Haut ist kaputt. Nicht schlimm. Ich merke ihn aber noch beim Laufen. Allerdings nicht so sehr, als dass ich es nicht ignorie-ren könnte.

Es wird keiner wissen, wer es nicht schon weiß.

Kurz nach mir tritt Zorro in die Küche, streckt sich einmal und setzt sich dann zu mir an den Tisch.

„War noch irgendwas?“, frage ich dann irgendwann, weil ich die Stille nicht leiden kann.

„Heute Nacht? Nein, alles okay. Aber ich glaube auch nicht wirklich, dass in den nächsten Tagen was passiert. Die Marine glaubt bestimmt, wir sind schon über alle Berge und sucht woanders nach uns.“

„Wenn du dich da mal nicht täuschst.“

Sanji antwortet und spricht damit meinen Gedanken aus.

Ich blicke zu ihm auf, er dreht sich aber nur zu Zorro um.

Er hört auf mich.

„Wer hat dich gefragt? Kümmere du dich um dein dämliches Frühstück, Blondie.“

„Pass auf, wie du mit mir redest, Spinatschädel. Sonst gibt’s Schwerterheini zum Frühstück.“

„Dass ich nicht lache. Wir wissen doch beide, dass du nicht die geringste Changs gegen mich hast.“

„Ich kann dich gerne vom Gegenteil überzeugen!“

Die meinen das doch nicht ernst, oder?

„Das würde ich gern sehen!“

„Dann mach die Augen auf!“

„Guten Morgen!“, Nami unterbricht die Beiden, verteilt zwei Kopfnüsse und lässt sich dann neben mich auf die Bank fallen.

Ich blicke erst Sanji, dann Zorro, dann ihr nach und blinzle.

„Hey, Struwwelkopf, kommst du gleich mit? Ich hab ne Idee für deine Fingernägel, die ich gerne ausprobieren würde. Habe jetzt Acryl gekauft. Du hast doch Zeit, oder?“

„Acryl? Dauert das lange?“

„Geht schneller als Gel, aber ist etwas komplizierter in der Verarbeitung, weil man schnell sein muss. Ich zeig es dir einfach.“
 

Es dauert nicht lange, dann sitzen alle am Tisch und wir Frühstücken lecke Pfannkuchen.

Sanji lässt sich wirklich nichts anmerken, aber er achtet darauf, dass er mir nicht in die Augen sieht.

Als Ruffy mich neben Zorro sieht, bleibt er einen Moment in der Tür stehen. Aber das fällt gar nicht auf. Nur mir.

Aber ich achte ja sowieso immer besonders auf die Körpersprache der Anderen.

Das hilft mir beim Lügen.

Aber jemand, der noch besser lügen kann als ich, das ist Lysop.

Hmm.

Lysop alias Sogeking.

Das hat er natürlich nie mir gegenüber zugegeben, aber man kann es doch wirklich auf den ersten Blick sehen. Außerdem ist er der einzige hier an Board, der regelmäßig Briefe schreibt.

Ich glaube ja, er hat eine Freundin irgendwo.

Er hat es nicht gesagt, aber ich sehe es daran, wie er mich ansieht. Wie er jede Frau ansieht. Er sieht sie an, wie ein Mann, der ein schlechtes Gewissen bekommt, weil er sie angesehen hat. Weil er über sie nachgedacht hat. Deswegen behandle ich ihn mit so viel Respekt. Deswegen würde ich nie mit ihm schlafen. Es ist nicht so, dass ich es mir nicht vorstellen könnte, aber ich weiß, dass es nicht gut für ihn wäre. Nein, ihn werde ich nie berühren.

„Leute, wir haben ein Problem.“

Sanji unterbricht meine Gedanken. Er steht mit dem Tablett mit Frühstück für Naoki in der Tür und augenblicklich wird es still.

Wir alle schauen ihn an und er weist mit einer Kopfbewegung in den Gang.

Naoki.

Was ist mit ihm?

Was ist los?

„Naoki ist weg.“

Was?!

Wir alle springen von unseren Plätzen auf, laufen aus dem Zimmer und zum Arztzimmer nur um zu sehen, ob er Recht hat.

Und ja, das Bett ist leer.

Ich blicke sofort zum Badezimmer, aber die Tür steht offen und es ist leer.

„Wann ist er abgehauen?“, fragt Brook dann und unterbricht die Stille. Ich blicke sofort zu Zorro, weil er ja meine Wache übernommen hat, und auch er sieht zu mir, wie die meisten anderen, weil ich ja eigentlich Wache schieben sollte.

„Ich hab nichts mitbekommen.“, sage ich kurz und zucke mit den Achseln, Zorro blickt aber zu seinem Zimmer und ich weiß sofort, was er denkt.

Er ist gegangen als wir beide in seinem Zimmer waren, als er mir den Fuß verbunden hat.

„Okay, wir sollten hier verschwinden.“, stellt Nami dann fest und zieht erst einmal alle Aufmerksamkeit auf sich.

„Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber der Kerl ist ein Soldat. Der wird uns bestimmt verraten.“

„Ich weiß nicht genau, muss das sein? Schieda, was meinst du?“, unterbricht Ruffy jetzt Nami und ich weiß sofort, was er vorhat.

„Du kennst ihn doch gut. Würde er uns verraten? Müssen wir wirklich hier weg?“

Alle Blicke ruhen auf mir.

Ich weiß, dass Ruffy von mir erwartet, dass ich alle Beruhige, aber wie soll ich das machen?

Ich weiß, dass wir angegriffen werden. Und das nicht wegen Naoki.

Okay, jetzt zeig mal, wie gut du lügen kannst.

Wenn ich das jetzt schaffe, bin ich so gut wie Lysop.

„Ich glaube ni-nicht, dass er was sagt. Er-er ist nicht der Typ, der das m-macht.“

„Bist du sicher? Ich meine, der hat dich bedroht und er ist eben doch ein Marinesoldat.“, fragt Nami sofort nach und auch Lysop scheint nicht drauf anzuspringen.

„Ich finde, wir sollten uns verziehen, so lange wir das noch können. Wer weiß, was sich die Marine für uns jetzt schon wieder ausdenkt. Das mit dem Gas hat ja einmal geklappt, aber die werden wis-sen, dass wir uns darauf eingestellt haben. Ich will mir gar nicht vorstellen, was jetzt auf und zu-kommt.“

Sofort schüttle ich auf Lysops Worte den Kopf.

„Nein, wirklich. Wir si-sind si-sicher. Naoki würde sich selbst in-in Gefahr bringen, wenn er etwas über u-uns verrät. Was soll er denn erzählen, wenn-wenn die fragen, wieso er noch am Leben ist? Die glauben d-doch, er gehört zu uns. Und wenn wir jetzt aus de-dem Hafen fahren, dann ziehen wir doch n-noch mehr Aufmerksamkeit auf uns.“

„Hmm, da hast du Recht. Aber wir sollten die Gallionsfigur irgendwie verstecken. Die wissen ja, wie die Sunny aussieht. Wir sollten es nicht herausfordern.“

Verdammt. Wieso muss ich auch auf Ruffy hören?

Das wäre die Gelegenheit gewesen.

Ich glaube echt, das war ein Fehler. Lysop überlegt schon zusammen mit Franky, wie sie den Löwenkopf am besten verstecken, doch ich höre schon nicht mehr zu und knabbere auf meiner Unterlippe.

Ich bin echt nervös.

Es dauert nicht mehr lange, dann wimmelt es hier vor Soldaten. Und Lysop hat Recht, die lassen sich mit Sicherheit mehr einfallen als letztes mal. Immerhin haben die jetzt auch genug Zeit um wirklich etwas vorzubereiten.

Sollte ich doch lieber sagen, dass wir und verstecken sollten?

Auch, wenn es Ruffy nicht will?

Es ist besser für uns alle, wenn ich es sage.

Doch gerade als ich etwas sagen will, spüre ich Ruffys Hand in meinem Kreutz. Nur ein leichtes Streichen, doch ich weiß, dass er sich bei mir bedankt.

Ich schaudere unter der unerwarteten Berührung, schweige daher lieber und sehe nicht zu ihm auf.

Nein, es würde auffallen, wenn ich aufsehe.

Jetzt nicht bewegen.
 

Wieder stehe ich ihm gegenüber, doch diesmal ziehe ich mein Oberteil nicht aus.

Nein, Ruffy hat es mir verboten.

Und so stehe ich hier in schwarzem Shirt, roter Leggins und ohne Schuhe vor Zorro, der sein Schwert aus der Scheide zieht und mich beobachtet.

Ich habe noch immer extremen Respekt vor diesem Schwert, vor dieser Klinge, aber das will ich ihm nicht zeigen.

Diesmal laufe ich nicht weg.

Diesmal habe ich keine Angst.

Naja, jedenfalls nicht so, dass ich es ihm zeige.

Aber ich wette, er weiß es.

Diesmal halte ich meinen Dolch anders herum. So, wie ich es mir überlegt habe, als ich gestern Wa-che hielt. Ich halte die Klinge über meinen Unterarm, so dass ich ihn als Schild benutzen, wenn ich es brauche.

Zorro kommt ohne ein Wort auf mich zu, holt aus, schlägt von der Seite auf mich zu und trifft meinen Dolch.

Es ist wirklich gut, mit dem Unterarm kann ich ihn besser abstützen als nur mit dem Handgelenk.

Doch Zorro lächelt nicht, obwohl ich mir sicher bin, dass er es merkt.

Sonst lächelt er doch.

Sein Schwert löst sich von meinem Dolch, er holt wieder von der Seite aus und will mich auf der anderen Seite treffen. Diesmal kann ich ihn nicht so gut abwehren, ich hebe meine Hand mit dem Griff des Dolches darin neben meinen Hals, kann den Schlag so doch noch anfangen und sehe zu ihm auf.

Das ist nicht ernst.

Er hält sich zurück.

Er will wissen, ob ich es merke.

Und ob ich das merke.

Also trete ich zu, will ihn von unten mit den Fuß in den Bauch treten, doch er greift mein Bein mit der freien Hand und hält es fest.

Ich beiße die Zähne aufeinander, halte noch immer das Schwert von ihm mit meinem Arm ab und will mich zurück auf die Beine stellen, als ich merke, dass er mich nicht los lässt.

„Konzentrier dich.“, sagt er leise, aber ich bin nicht sicher, ob er mit sich oder mit mir redet.

Als sein Schwert sich aber von mir entfernt, sein Griff sich um mein Bein festigt und er einen Fuß zurück stellt, reiße ich die Augen auf.

Er hat mit mir gesprochen!

Oh, nein, mach das nicht!

Er holt aus, weit.

Aber nicht mit dem Schwert, sondern mit mir!

Er dreht sich halb, blickt hinter sich an die Wand und reißt mich von meinen Füßen, wirft mich, als wiege ich nichts in ihre Richtung und ich halte in dem Moment vor Schock die Luft in der Lunge.

Verdammt, Zorro! Das ist gar keine gute Idee!

Ich sehe die Wand auf mich zukommen, es kommt mir vor, als würde ich fallen, alles zieht mich gegen die Bretter vor, unter mir.

Deswegen hat er gesagt, ich soll mich konzentrieren!

Ich lande gegen die Wand auf den Fußen, federe den meisten Schwung mit dem nicht verletzen Bein und einer Hand ab und spüre, wie der Schwung mich gegen die Wand drückt.

Es fühlt sich an, als knie ich auf dem Boden, aber ich knie nicht auf dem Boden, sondern an der Wand.

Als ich spüre, wie mich die Anziehungskraft einholt, blicke ich zu Zorro auf, ziehe die Beine an und stoße mich von der Wand mit aller Kraft ab, die ich bekomme, falle so nicht gerade herunter sondern in Zorros Richtung, hebe meinen Dolch und hole aus, schlage noch im Flug zu und spüre, sehe nicht, wie er meinen Schlag mit dem Schwert abwehrt.

Ich lande auf dem Boden, rutsche über den Boden und bleibe einen kurzen Augenblick auf der Seite liegen, bis ich wieder spüre, wo oben und unten ist.

Als ich wieder zu Zorro sehe, kommt er schon auf mich zu. Sofort stoße ich mich vom Boden ab, streiche dabei mit der Hand über den Boden und beschichte ihn so.

Komm schon. Ein neuer Trick, den er noch nicht kennt.

Ohne Mogeln kann ich gegen ihn nicht gewinnen.

Ich weiche ein paar Schritte zurück, achte darauf, dass er über die Beschichtung laufen muss und schlage so zu, dass ich ihn treffe, wenn er den festen Halt unter den Fußen durch meine Beschichtung verliert.

Er rutscht mit dem Standbein aus, will sich mit der freien Hand nach hinten abfangen und wehrt meinen Dolch mit dem Schwert ab.

Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich merke, dass es geklappt hat.

Aber noch habe ich nicht gewonnen.

Nein, so einfach macht er es mir heute nicht.

Ich ihm aber auch nicht.

Also trete ich ihn mit einem Fuß vor die Innenseite seines Ellenbogens, er kann sich so nicht mehr abstützen und fällt zurück auf den Boden, holt dafür aber sofort mit dem Schwert aus und schlägt gegen meine Seite.

Wieder dieser Schmerz bis in das Bein, doch ich weiche noch nicht aus. Doch als er mit dem Griff seines Schwertes meinen verletzten Fuß trifft, weiche ich reflexartig zurück, spüre den brennenden Schmerz unter meinem Fuß und hinke ein paar Schritte zurück.

Autsch. Hoffentlich ist der Kratzer nicht schon wieder auf gegangen. Der ist noch so frisch.

Zorro erhebt sich sofort, mustert einen Augenblick die beschichtete Stelle am Boden und dreht sich dann lächelnd zu mir.

„Das ist gut.“, gesteht er leise und nickt mir zu.

Ich nicke kurz, lächle auch, doch halte mir lieber noch einen Moment die Seite.

„Du wirst heute wieder verlieren.“

Wieder hebt Zorro sein Schwert mir entgegen.

Ich schlucke sachte, schüttle dann aber den Kopf auch wenn ich weiß, dass er wohl Recht hat.

„Du weißt, ich könnte sofort gewinnen, wenn ich es will.“

„Du kannst ja jetzt schon nicht mehr laufen. Wie willst du-„

„Ich bin eine Frau.“

„Willst du dich wieder ausziehen?“, Zorro zieht die Augenbraue hoch, kann sich ein Grinsen aber nicht verkneifen.

„Das hättest du wohl gern.“

„Genug geredet. Zeig‘s mir.“

Sofort kommt er auf mich zu, holt schon während des Laufens aus und sofort hebe ich meinen Dolch, um den Schlag abzufangen.

Wenn ich nur wüsste, was ich machen könnte.

Okay, jetzt lass dir schnell was einfallen.

Er ist ein Mann, ich bin eine Frau.

Wie bekomme ich ihn zu fall?

Nein, nicht zu fall. Er muss gar nicht fallen, damit ich gewinne.

Ich muss nur an ihn ran.

Wieder schlägt er zu, trifft die Spitze meines Dolches, ich rutsche ab und spüre die Klinge an meinem Bauch.

Das ist es.

Ich drehe mich zur Seite weg, halte die Klinge mit meinem Ellenbogen einen Moment bei mir, will, dass er spürt, dass er mich getroffen hat.

Das ist Riskant, aber meine einzige Changs gegen ihn.

Ich drehe mich mit dem Rücken zu ihm, lasse meinen Dolch fallen und halte meinen Bauch.

Ich schnappe nach Luft, keuche auf, scheinbar vor Schock und Schmerz und lasse mich auf die Knie fallen.

Das ist seine Schwachstelle, weil er ein Mann ist.

„Vergiss es.“

Ich höre, dass er Grinst. Er glaubt mir nicht. Kein Bisschen.

Kurz später spüre ich seine Klinge an meinem Hals. Ich erstarre, spüre ihn hinter mir stehen und starre vor mir aus dem Fenster.

„Du hast verloren.“

Ich bewege mich nicht so lange ich seine Klinge auf meiner Haut spüre.

„Das hast du schon einmal mit mir gemacht. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn es schneidet. Aber die Idee war gut.“

Erst jetzt löst er die Klinge von meinem Hals und ich schließe enttäuscht die Augen, seufze leise.

Schade.

Das wäre auch zu schön gewesen.

Ich höre, wie sein Schwert in der Scheide verschwindet. Doch als ich mich zu meinem Dolch drehe, um ihn aufzuheben, ist er nicht da.

„Suchst du was?“

Ich drehe mich zu ihm um, sehe meinen Dolch in seiner Hand und presse die Lippen aufeinander, als ich sein Grinsen sehe.

Er hält ihn nicht nur in der Hand, er spielt mit ihm, schwingt ihn herum wie eines seiner Schwerter und hält ihn mir dann entgegen, als würde er mich herausfordern.

„Na komm schon.“

Ich erhebe mich langsam, beobachte ihn bei jeder Bewegung und stelle mich ihm gegenüber.

„Was machst du, wenn du keine Waffe hast?“

Ich muss ihn ablenken.

Irgendwas Unerwartetes.

Er glaubt, ich habe keine Waffe, aber das stimmt nicht.

Ich hole mit einer Hand auf, forme während dessen eine kleine, schwere Luftblase in meiner hohlen Hand und werfe sie ihm mit Schwung an den Kopf.

Er ist so überrascht, dass ich wirklich etwas geworfen habe, dass er blinzelt, einen Schritt nach hinten weicht, aber das ist der Moment, in dem ich ihn entwaffnen kann, also folge ich ihm mit zwei Schritten, greife mit einer Hand den restlichen Griff über seiner Hand und will ihn wegziehen, doch Zorro denkt nicht daran, loszulassen, zieht die Hand zur Seite weg. Weil ich auch nicht loslassen will, werde ich mitgezogen. Ich stolpere ihm entgegen, werde durch seine Bewegung gedreht und lange mit dem Rücken an seiner Brust.

Sofort schlingt er die Arme um mich, führt meinen Dolch an meinen Hals und hält mich fest bei sich.

Ich greife seinen Arm vor mir, beiße die Zähne aufeinander und will seinen Griff lösen, doch er be-wegt sich keinen Zentimeter.

Ich hab schon wieder verloren. Und das ganz schön schnell.

Außerdem noch mit meiner eigenen Waffe.

Ich stoße die Luft aus meiner Lunge, spüre, dass ich ihn nicht von mir lösen kann und weiß, dass er es jetzt gleich sagen wird.

Aber er schweigt.

Als ich realisiere, wie Zorro mich bei sich hält, erwacht mein Kitzler zum Leben, zuckt nach Aufmerk-samkeit und bringt mich zum Blinzeln.

Oh, Nein.

Nein, nein, nein!

Nein, das darf mir nicht gefallen, aber es fängt schon an.

Zorro legt seine Lippen auf meine Halsbeuge. Er schließt die Augen und zieht mich gegen sich, den Dolch noch immer auf meinem Hals.

Wenn er sich jetzt falsch bewegt, dann schneidet er mir die Kehle durch.

Ich kann mich nicht bewegen, halte seinen Arm vor mir mit beiden Händen und schließe die Augen als ich spüre, wie seine Zähne über meine Haut gleiten.

Nein, das darf mir nicht gefallen.

Kein Bisschen.

Doch als ich seinen Atem auf meiner Haut spüre, seine Zunge, ziehen sich all meine Muskeln in mei-nem Unterleib köstlich zusammen.

Ich halte die Luft in meiner Lunge und beiße die Zähne aufeinander.

Beruhige dich.

Wenn du es hin bekommst, dass du seinen Schwanz lutscht, dann wirst du nicht kommen müssen.

Aber so lange er die Klinge an meinem Hals hält, kann ich mich nicht bewegen, und schon gar nicht umdrehen.

Komm schon, Zorro. Lass mich deinen Schwanz lutschen.

Ich spüre seine freie Hand auf meiner Seite, sie gleitet über mein Shirt, über meinen Bauch und presst mich gegen ihn.

Ich kann spüren, wie seine Erektion an meinem Hintern hinter seiner Hose an Größe zunimmt und wieder spüre ich dieses Ziehen tief in mir.

Oh, Gott, das ist viel schwieriger, als ich gedacht habe. Und er hat gerade erst angefangen.

Als seine Zunge meinen Hals hinauf an mein Ohr gleitet, führt er seine Hand zeitgleich meinen Bauch herunter zwischen meine Beine. Als ich seine Finger auf meinen Kitzler spüre, fühle, wie ich feucht unter der Berührung werde, presse ich mich gegen ihn.

Oh, nein. Ruffy wird es spüren. Er wird wissen, dass es mir gefallen hat.

Ich beiße mir auf die Zungenspitze um meinen Atem unter Kontrolle zu halten und spüre, wie die Klinge des Dolches sich langsam von meinem Hals löst.

Ich atme leise tief durch, halte noch immer seinen Arm mit beiden Händen fest und höre irgend-wann, wie mein Dolch zu Boden fällt.

Es wird mir gefallen.

Ich kann nichts dagegen tun.

Ich kann nur versuchen, dass ich nicht komme, wenn er mich bearbeitet.

„Hier?“, flüstert er leise auf meine Haut und ich spüre, dass ich keuchen werde, wenn ich ihm ant-worte, daher nicke ich nur sachte als Antwort.

Plötzlich ein Rück, seine Hand zwischen meinen Beinen zieht sich schnell zurück über meine Seite nach hinten weg von mir. Zorro fängt sich mit einem Fuß nach hinten ab.

Ich reiße die Augen auf, sehe die Häuser des Hafens vor mir hinter einem zersprungenen Fenster.

Zorro zieht die Luft scharf ein, ich gehe reflexartig in die Knie und drehe mich zu ihm um, als ihn ein zweiter Schuss trifft, der ihn zu Boden reißt.

„Zorro!“

Panik steigt in mir auf, ich bleibe dicht am Boden und krabble auf allen Vieren zu ihm.

Er Blutet aus der Schulter und der Brust.

Mein Herz rast, als ich ihn so sehe.

Er schnappt nach Luft, sieht verwirrt an sich herunter und ich knie mich vor ihn, presse meine Hand auf seine Brust und versuche die Blutung zu stillen.

Ich höre, wir Sanji an Deck Namis Namen ruft. Höre Ruffy nach mir rufen, aber ich schüttle nur Sachte den Kopf als Antwort, obwohl ich weiß, dass er mich nicht sehen kann.

„So ein Mist, die Schweine schießen auf uns.“, presst Zorro aus zusammengebissenen Zähnen hervor. Ich will antworten, doch bekomme keinen Ton über die Lippen.

Ich blinzle immer wieder die Tränen aus meinen Augen, damit ich sehen kann und presse weiter auf seine Wunde als ich eine Kugel an uns vorbeifliegen höre.

Sofort fahre ich zusammen, blicke mich erneut zu den Fenstern um, sehe aber keinen Schützen, nur die Häuser am Hafen.

Irgendwo da müssen sie sich versteckt haben.

Zorro greift meinen Arm, drückt ihn zur Seite von seiner Wunde und setzt sich langsam auf, die Hand schon an seinem Schwert.

Ich schüttle sofort den Kopf, blicke ihm nach und will ihn an den Schultern zurück nach hinten drü-cken, aber er ist selbst jetzt noch viel zu stark für mich.

„Hör auf zu heulen.“

Er sieht mich direkt an mit einem Blick, den ich nicht erwartet habe. Er lächelt.

„Jetzt zeig mal, was ich dir beigebracht hab.“

Ich kann mich nicht bewegen, sehe ihn einen Augenblick an und fahre erneut zusammen, als eine weitere Kugel und verfehlt.

Sofort nicke ich schnell, greife meinen Dolch auf dem Boden und erhebe mich schnell.

Adrenalin schießt durch meine Adern und ich renne zur Falltür. Ich kann im Augenwinkel sehen, dass Zorro alle seine Schwerter zieht, doch ich kann ihn jetzt nicht beobachten. Als ich die Tür öffne sehe ich schon Ruffy die Leiter hochklettern. Doch an Deck sehe ich weder einen von uns, noch einen Soldaten.

Nur Blutflecken.

„Schieda! Es ist so weit!“

Ruffy grinst mich schief an, bleibt dann aber am Ende der Leiter stehen und blickt sich zu Zorro um.

Ich folge seinem Blick und sehe, wie Zorro die Häuserzeile nicht aus den Augen lässt, als er zu uns kommt.

„Hast du damit gerechnet?“, fragt er Ruffy als er sein Schwert in die Richtung der Häuser hält und- wehrt der da gerade Kugeln mit seinem Schwert ab?!

„Feuertaufe für die Kurze. Hat euch doch nicht bei was Wichtigem Unterbrochen, oder?“

Ich starre Ruffy fassungslos an doch Zorro antwortet für mich.

„Nein, nur beim Training. Was ist da unten los?“

„Die anderen sind unter Deck. Wir verschanzen uns und warten, bis die uns holen wollen. Nami wurde an der Hand getroffen, aber ist nur ein Kratzer.“

„Ist gut. Geh vor, du kannst die Kurze unten auffangen.“

„Klar.“

Ruffy lässt sich fallen und ich blicke ihm sofort nach.

Das ist nicht die ihr ernst, oder?

Die wollen, dass ich springe?!

Ich blicke zu Zorro auf, der sich hinter mich stellt, dabei die Häuserfassade nicht aus den Augen lässt.

„Ich-ich-i-ich werde n-n-„

Ein kurzer Stoß mit seinem Fuß unterbricht mich und er schubst mich so doch tatsächlich vom Groß-mast aus dem Ausguck.

Ich falle gefühlte Sekunden, halte die Luft in der Lunge, kann nicht schreien, als ich in Ruffys Armen lande, der mich glücklich angrinst, als er mich auf meine Beine stellt.

Ich zittere am ganzen Körper, meine Hand, mit der ich meinen Dolch festhalte, schmerzt jetzt schon weil ich so verkrampft bin und ich greife mit der freien Hand sofort Ruffys Hand, der losrennt, sobald ich auf den Füßen stehe und mit mir unter Deck verschwindet.

Ihm macht das wirklich Spaß!

Zorro wurde angeschossen und er grinst sich hier ein Ast!

Alle stehen im Flur, Chopper verknotet gerade den kleinen Verband um Namis Hand und Ruffy zieht mich von der Tür weg weiter nach hinten in den Gang. Hier sind keine Fenster, darum stehen wohl alle im Flur.

„Hör zu, Krümel.“

Krümel?

„Du musst dich jetzt konzentrieren, hast du verstanden? Wir warten hier bis wir Schritte hören, Nami und Franky laufen dann zum Ruder und wir fahren aus dem Hafen, in der Zwischenzeit werfen wir die Soldaten einfach über Board, okay? Vielleicht bekommst du nicht mal was zu tun, aber das wird echt cool. Ich lass dir Zwei oder Drei übrig. Glaubst du, du bekommst das hin?“

Zwei oder Drei?!

Der hat sie doch nicht mehr alle! Der unterschätzt die doch! Und das weit!

„Käp-Käpten, d-d-das ist-ist-„

„Super! Ich wusste, das Training mit Zorro bringt was. Ich bin echt gespannt, was du kannst. Das wird so cool!“

Der hört mir gar nicht zu!

Als Zorro hinter sich die Tür schließt, Lysop seine Schleuder lädt, Nami ihren Klimataktstock bereit macht und Chopper schon einen Rumbleball in die Hufe nimmt, schlucke ich unmerklich.

Bin ich die einzige, der das hier nicht gefällt?

Naja, Nami sieht auch nicht wirklich aus, als würde sie sich drauf freuen. Und wenn ich mir Zorro so angucke, ich wette, der hat sich das gerade anders vorgestellt. Er hat zwei Schüsse abbekommen und steht hier, als sei nichts gewesen.

Er blutet nicht einmal mehr, obwohl ich es noch an seinem Shirt sehen kann.

Der muss das gewohnt sein.

Ich denk nicht dran, mich daran zu gewöhnen, angeschossen zu werden.

Das ist doch alles total irre.

„Ganz ruhig, Miss. Das ist schneller vorbei, als es anfängt.“, Sanji steht neben mir, blickt aber vor sich auf den Boden als ich zu ihm aufsehe. Man sieht es mir also wirklich an.

Schneller vorbei, als es anfängt, das ist klasse.

Hoffentlich.

Wir sind alle still, warten auf die Schritte, doch hören nichts, nur das Knarren des Schiffes, was sich in den leichten Wellen am Hafen bewegt.

Irgendwann fällt mir aber etwas anderes auf.

Ein leises Rauschen.

Ein Knistern.

Aber was ist das?

Das sind keine Schritte, das ist was anderes.

Ich weiß, die anderen hören es auch, aber keiner sagt auch nur ein Wort.

Wir alle versuchen es zu identifizieren.

Ich blicke unsicher zu Ruffy, will in seinen Augen sehen, dass er weiß, was das ist, aber ich sehe es nicht. Er ist genauso ratlos wie wir alle.

Das ist nicht gerade beruhigend.

Das Geräusch wird lauter, kommt näher, wird großer. Es verteilt sich über dem ganzen Deck, bis vor die Tür und hinter den Wänden.

Ich beobachte das Licht, das unter der Tür hindurchfällt und erkenne schnell, als das Geräusch näher kommt, dass das Licht verschwindet.

Irgendwas passiert gerade.

Irgendwas Großes.

Etwas, das Ruffy nicht geplant hat.

Etwas, womit keiner von uns gerechnet hat.

Dann verändert sich die Farbe der Tür.

Sie wechselt von holzbraun zu dunkelgrün, immer Heller, bis sich kleine Sprösschen bilden die aus dem Holz hellgrün mit kleinen Blätter sprießen.

Immer mehr, klein und empfindlich.

Aber sie wachsen immer schneller, es wachsen mehr Blätter und bald verbreitet sich ein kleiner Wald von Sprossen von der Tür über die Wände, auf dem Fußboden und an der Flurdecke.

Zorro ist der erste, der sich bewegt, greift eines seiner Schwerter und schneidet mit einer kleinen, fließenden Bewegung die Sprösslinge von der Wand, die auf den Boden fallen, sofort aber durch weitere ersetzt werden.

„Das ist ne Falle.“, flüstert Jimbei leise und beißt die Zähne aufeinander.

„Die haben uns auf unserem eigenen Schiff in eine Falle gejagt.“

„Was machen die mit meiner Sunny?“, Lysop geht zwei Schritte zurück um den Sprösslingen auszu-weichen, doch sie verbreiten sich immer schneller, werden immer stärker und band spüre ich unter meinen Füßen die weichen Blätter.

Dann etwas an meinem Bein.

Das sind nicht nur Sprösslinge, das sind Ranken.

„Wir müssen hier weg. Runter vom Schiff. Weg vom Holz.“, Stellt Ruffy dann endlich irgendwann fest und als ich spüre, wie sich eine Ranke um mein Bein wickeln will, gehe ich in die Knie und schneide es mit einem Schnitt meines Dolches ab.

Sanji greift meinen Arm, ich höre, wie jemand die Tür aufschlägt, doch noch immer sehen wir kein Licht.

Er zieht mich auf meine Beine, wieder spüre ich etwas an meinen Beinen, doch wir laufen los.

Ich kann spüren, wie ich meine Beine aus Schlaufen ziehe, bewege mich daher schnell, will mit den Beinen den Boden nicht berühren, kann aber nicht anders.

Sanji rennt mit mir an Deck, den anderen hinterher und sofort habe ich das Gefühl im tiefsten Urwald zu stehen.

Das ist doch nicht die Sunny.

Das ist nicht mein zu Hause.

„Was ist hier los?!“, Sanji sieht sich um, ich kann sehen, wie Ruffy schlingen von seinen Armen reißt, aber zeitgleich an den Füßen gefesselt wird.

Plötzlich eine Explosion.

Ich fahre zusammen, blicke zur anderen Seite und sehe Lysop, der die Pflanzen verbrennt, sich auf die verbrannten Stellen stellt, doch sie bleiben nicht lange verbrannt.

Nicht lange genug.

Wieder etwas an meinen Beinen.

Wieder schneide ich sie durch, doch sie wachsen zu schnell, als dass ich sie sicher zerschneiden könnte ohne meine Beine zu treffen.

Verdammt, das ist nicht cool und schon gar nicht witzig!

Sanji lässt meinen Arm los, ich blicke zu ihm auf und sehe ihn- In der Luft?

Das ist der Skywalk. Ich wusste nicht, dass er das kann.

Aber er kommt nicht weit und die Ranken hängen auch in den Baumkronen.

Wieder etwas an meinen Beinen.

Ich muss mich bewegen, laufe daher einfach los und bin jetzt wirklich froh, dass ich keine Schuhe trage, denn so kann ich noch durch enge Schlaufen schlüpfen.

„Zorro!“, rufe ich um Hilfe, denn er ist der, der die wenigsten Probleme mit den Ranken hat.

Irgendwann laufe ich im Kreis, bewege meine Beine schnell und spüre dann den Regen, höre dann den Donner über uns.

„Nami, hör auf! Du triffst nur uns!“, höre ich Franky aus einer Ecke schreien und spüre beim Laufen, wie sich der Boden unter mir verändert.

Wenn es nur Soldaten wären, dann wäre es nicht so frustrierend.

So habe ich keinen richtigen Gegner und lange kann ich nicht mehr weglaufen.

Der Boden wird unebener, ich spüre breite Wurzeln unter meinen Füßen, sehe mich im Laufen um und entschließe mich dann kurzerhand zu Zorro zu rennen, dessen Beine ich aber vor lauter Ranken schon nicht mehr sehen kann.

„Hau ab, Schieda!“, schreit er mich an, bevor ich bei ihm ankommen kann.

Er hat mit den Ranken zu kämpfen und kann sich nicht darauf konzentrieren, mich nicht mit seinen Schwertern zu treffen.

Ich muss hier weg, Ruffy hat Recht!

Weg vom Schiff!

Weg vom Holz!

Aber ich kann den Rand des Schiffes nicht sehen.

Also laufe ich an Zorro vorbei, über eine Wurzel, zwischen zwei Bäumen hindurch und direkt in die Dunkelheit.

Ich kann nichts sehen, will langsamer werden, aber ich weiß, dass ich das nicht darf.

Ich renne weiter, knicke mit meinem verletzten Fuß um, fange mich aber noch auf, stolpere weiter, bekomme einen Ast ins Gesicht, Zweige kratzen über meine Arme, ich renne weiter, halte die Arme vor mir, will die Zweige abwehren, schaffe es kaum und spüre einen Baum vor mir. Aber ich darf nicht stehen bleiben, taste mich an dem Baum schnell weiter, laufe weiter und spüre einen zweiten Baum vor mir, eine Lücke zwischen den Zweien.

Ich will durch, vorbei an beiden und weg von den Pflanzen.

Weiter, immer weiter, bis es immer enger wird.

Die Schlingen greifen meine Beine, bringen mich zum Fall, sie schlingen sich um meine Beine, meinen Körper, meine Arme, meinen Hals.

Sie gleiten selbst zwischen meiner Handfläche und meinen Dolch, entwaffnen mich und erst jetzt schreie ich auf.

Je mehr ich mich wehre, desto fester ziehen sich die Schlingen.

Irgendwann kann ich mich nicht mehr bewegen, spüre die Schlinge um meinen Hals und durch sie meinen Puls in meinen Adern.

Ich kann die anderen noch hinter mir hören, so weit kann ich nicht weg sein.

Aber ich kann nichts sehen.

„Käpten! Käpten, Hilfe! Hilf mir, bitte!“

Ich rufe ihn so laut ich kann, höre ihn sofort danach aufschreien.

Er ist verzweifelt, das kann ich hören.

Er kocht vor Wut.

Mehr als das.

Aber er kommt nicht her.

Er kann nicht.

Wie auch?

Ihm geht es bestimmt wie mir.

„Schieda! Wo bist du?!“

„Hier! Ich bin hi-„

Die Schlingen um meinen Hals ziehen sich fester, reißen meinen Satz ab und bringen mich zum Rö-cheln, zum Husten, doch ich kann noch atmen.

Schwer, unter Schmerzen, aber ich kann atmen.

Ich soll nur nichts sagen.

Darf mich nicht wehren.

Entspann dich.

Ganz ruhig.

Die Dinger reagieren auf meine Bewegungen.

Wieder höre ich Ruffy hinter mir schreien. Er kommt näher, aber nur langsam.

Er ist noch nicht gefesselt.

Aber das wird nicht lange dauern, wenn er sich weiter so aufregt.

„Wo bist du?!“

Ich kann nicht schreien. Er würde mich nicht hören. Und ich will auch nicht riskieren, dass mir die Schlingen ganz die Luft abschneiden.

„Schieda!“

Ruffy klingt verzweifelt, aber ich kann mich nicht bewegen.

Ruffy, beruhige dich.

Ganz ruhig.

„Such nicht nach mir, hau hier ab! Weg vom-„

Wieder werden die Schlingen enger, ich schnappe ein letztes Mal nach Luft, ehe ich den Druck in meinen Schläfen spüre und mir die Luft abgedrückt wird.

Er hört nicht auf mich.

Das würde er nie machen.

Ruffy wird nach mir suchen bis er wie ich in den Schlingen hängt.

Ich kann nicht atmen.

Aber das kenne ich ja irgendwoher.

Beweg dich nicht.

Nicht bewegen, ganz ruhig.

Verbrauch keine Luft, die du noch brauchst.

Ich schließe die Augen, spüre mir Tränen in den Augen brennen und mein Herz gegen meine Brust hämmern.

Noch ein bisschen halt ich aus.

Noch ein bisschen.

Nicht bewegen.

Ich höre nichts mehr, nur noch ein rauschen.

Noch ein bisschen.

Ganz ruhig.

Keine Panik.

Keine Panik.

Nicht wehren.

Gleich wird es wieder locker.

Ich spüre, wie mein Körper sich verkrampfen will, wie ich mich wehren will, doch zwinge mich dazu ruhig zu bleiben.

Ich öffne vorsichtig den Mund um sofort einatmen zu können, sobald sich die Schlinge lockert.

Noch ein bisschen.

Komm schon.

Ich bin ganz ruhig.

Mir wird schwindlig.

Ich kann nicht mehr spüren, dass ich auf dem Bauch liege.

Ich spüre gar nichts mehr.

Noch ein bisschen.

Nur ein bisschen.
 

Ich spüre Wasser in meinem Gesicht, schnappe nach Luft und fahre augenblicklich zusammen.

Die Schlingen sind weg, aber nicht alle.

Ich atme schnell, huste und blinzle gegen das Licht.

„Lass sie in Ruhe! Sie hat keine Ahnung!“

Sato!

Ich kann nichts erkennen, nur ein grelles Licht vor mir.

Ich sitze auf einem Stuhl, die Hände auf dem Rücken gefesselt, aber meine Beine sind frei.

Eine Stimme, die ich nicht kenne, antwortet ihm.

„Ich glaube auch nicht, dass sie was weiß. Aber du weißt was. Komm schon. Sag es mir.“

Was weiß ich nicht?

Was ist hier los?

Wo bin ich?

Ich blinzle vorsichtig zur Seite, sehe nur Dunkelheit zum Kontrast des grellen Lichts direkt vor mir.

Aber etwas steht vor mir.

Nicht nur die Lampe, auch etwas anderes.

Ich kann es nicht erkennen, aber es glitzert flach vor mir.

„Ich sag dir einen feuchten Dreck!“

„Sato?“

Mein Hals schmerzt so. Ich hab gar nicht gemerkt, wie ich das Bewusstsein verloren habe.

„Schieda, bleib ruhig. Ich kümmere mich schon um alles.“

Jetzt werde ich nervös, wenn ich es nicht schon die ganze Zeit war.

Eine Hand greift mir in den Nacken und ich kneife die Augen zusammen, als ich realisiere, dass ich mich nicht wehren kann.

„Letzte Changs.“, sagt die Stimme hinter mir, aber ich weiß, er meint nicht mich.

Was ist los?

Worum geht es hier?

Was macht er mit mir?

Sato zögert lange mit seiner Antwort.

„Vertrau mir, Schieda.“

Ich nicke sofort, als ich ihn höre.

„Sato, bitte-„

„Falsche Antwort.“

Mit einem Ruck drückt mich die Hand nach vorne, nach unten und sofort spüre ich das Eis in meinem Gesicht. Ich stoße vor Schreck die Luft aus meiner Lunge und spüre sofort die Luftblasen an meinen Wangen.

Wasser!

Eiswasser!

Ich will mich sofort aufrichten, spüre die Hand in meinem Nacken und versuche sie irgendwie durch Kopfdrehen abzuschütteln. Er bewegt sich nicht.

Ich kann nicht atmen!

Nicht schon wieder!

Bitte, kein Wasser!

Kein Wasser!

Panik erfasst mich mit so einem Schlag, dass mir schwindlig wird.

Mein Körper will nach Luft schnappen, aber ich weiß, was dann passiert.

Was Wasser brennt mir in der Nase, mein Körper will es abwehren, aber ich halte die restliche, kleine Luft in meiner Lunge, stehe mit einem Ruch auf und spüre, wie der Stuhl hinter mir zu Boden fällt.

Ich presse mich nach Hinten, nach Oben, spüre dann aber wie sich jemand hinter mich stellt.

Der, der meinen Nacken gepackt hält, hindert mich am Zurückweichen.

Bitte, ich kann nicht!

Ich schreie in das Wasser, presse die restliche Luft aus meiner Lunge und spüre das Wasser kurz darauf auf meiner Zunge, in meinem Hals, in meiner Nase, in meiner Luftröhre, es ist überall.

Es brennt so sehr.

Ich huste aus Reflex das Wasser mit ein paar Luftblasen aus meiner Luftröhre, ziehe es danach wie-der ungewollt in meine Luftröhre.

Die Hand reißt mich aus dem Wasser, hält mich auf meinen weichen Beinen und ich höre, wie er den Stuhl hinter mich zieht, ehe er mich auf ihn sinken lässt.

Ich kippe vorn über, huste, schnappe nach Luft, huste erneut und spüre das Brennen in meinem Hals, in meiner Lunge und die Fesseln an meinen Handgelenken.

Meine Augen brennen vor Tränen und ich will nur noch atmen.

Ich kann nicht aufhören zu husten.

„Es ist nur eine Adresse. Sag schon.“

Wieder diese Stimme.

Sie ist viel zu ruhig.

Sato antwortet nicht aber ich weiß, dass er mich ansieht.

Bitte, sag es ihm.

Egal, was es ist, sag es ihm.

Bitte.

Ich will das nicht nochmal.

Ich will das nie wieder.

Bitte nicht.

„Er wird dich nicht töten, Schieda. Hörst du mich? Das darf er nicht.“

Ich schüttle den Kopf, während ich meinen Brustkorb vornüber auf meinen Beinen ablege.

Ich versuche mein Husten zu unterdrücken und atme tief durch.

Wenn er mich töten würde, hätte ich nicht solche Angst.

„Nein, das stimmt. Aber ich kann das den ganzen Tag machen, wenn du nicht antwortest.“

Ich bewege mich nicht auf die Antwort, atme weiter tief durch und blicke auf den Boden unter mir.

Was ist hier eigentlich los?

Wo ist Ruffy?

Und die anderen?

Was will er von Sato wissen?

„Das kannst du nicht. Das darfst du nicht.“

„Sag mir einfach, was ich wissen will. Es liegt bei dir, wie lange sie das durchhalten muss.“

„Bitte, hör auf!“

Sato ist verzweifelt, das kann ich hören.

So habe ich ihn noch nie gehört.

Nicht so extrem.

„Ich frag nicht nochmal.“

Wieder packt mich die Hand im Nacken und sofort zucke ich zusammen, verkrampfe meinen Körper und will mich irgendwie wehren.

Nicht nochmal, bitte.

Bitte nicht.

„Ich kann es dir nicht sagen! Versteh das doch!“

„Ist es dir wichtiger als sie?“

„Es ist wichtiger als ich! Und auch als sie, ja!“

Was ist denn los, verdammt?!

Mit einem Ruck zieht mich die Hand nach oben, zur Seite und zurück in das Wasser.

Diesmal will ich die Luft lange anhalten, doch das Wasser brennt noch immer in meiner Luftröhre, so dass ich verkrampft versuche ein Husten zu unterdrücken.

Ich halte die Augen geschlossen, will nichts sehen und nichts hören.

Mein gesamter Kopf ist unter Wasser, es ist so kalt, dass mein Körper zittert.

Ich bewege mich nicht, höre entfernt und gedämpft, dass der Mann hinter mir erneut etwas fragt, aber ich kann die Worte nicht verstehen.

Sato schreit ihn zur Antwort an, aber auch seine Worte verstehe ich nicht.

Was ist denn eigentlich hier los?!

Plötzlich muss ich husten, presse die Luft mit einem Ruck aus meiner Lunge und beiße mir auf die Zunge, um nicht einatmen zu müssen.

Nein, nicht nochmal.

Nicht nochmal!

Doch mein Körper hört nicht auf mich, hustet erneut und schnappt nach Luft. Das Wasser flutet meinen Mund, meine Nase, meinen Hals und meine Luftröhre. Ich fahre unter den Schmerzen zusammen, meine Knie geben nach, doch die Hand hält mich mit dem Kopf unter Wasser, ich liege so mit dem Brustkorb auf dem Wand der kleinen metallenen Wanne.

Ich will schreien, atmen, flehen, dass er mich loslässt, doch ich spüre nur die Schmerzen in meiner Lunge.

Ich presse das Wasser auf meiner Lunge, will erneut nach Luft schnappen, flute doch nur erneut meine Lunge und spüre den Schwindel hinter meinen Augen.

Ich ertrinke!

Bitte, lass los!

Bitte!

Ich kann seine Hand nicht spüren, falle dann plötzlich zu Boden, aus dem Wasser und lange auf mei-ner Seite.

Ich spüre, wie das Wasser aus meiner Lunge weicht, huste schwach und atme zitternd die Luft in meine Lunge.

Sato spricht mit mir, doch ich kann kaum verstehen, was er sagt.

„Süße, kannst du mich hören? Hab keine Angst, ich hab nichts verraten. Er darf das nicht mit dir machen. Gleich geht’s dir besser, atme tief durch. Das Wasser ist weg, kannst du es spüren? Die Luft ist wieder da. Atme tief durch. Alles ist gut. Alles ist gut, ganz ruhig.“

Ich atme schnell, huste lange und spüre immer wieder Wasser aus meiner Lunge in meinen Hals hocharbeiten.

Es schmerzt so.

Alles, was ich spüre, ist schmerz.

Ich will das nicht.

Ich will das alles nicht.

Wieso hat er ihm nicht einfach geantwortet?

Was hat er wissen wollen?

Ruffy.

Bitte, wo bist du?

Ich brauch dich jetzt.

Komm her.

Komm schnell her und hilf mir.

Käpten.

Jetzt weiß er-

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Schlaf dich aus

Kapitel 34

„Schieda. Krümel, wach auf. Wir kommen jetzt hier raus. Komm schon. Wach auf.“

Ich kann ihn hören, aber ich kann mich nicht bewegen.

Es fühlt sich an als wäre ich im Nebel.

Als wäre der Nebel schwarz und überall.

Selbst in meinen Venen.

Hinter meinen Augen und auf meiner Haut.

Alles fühlt sich an wie Nebel.

Aber ich kann dich hören.

Nicht laut, aber ich kann dich hören.

Du bist wirklich da.

„Chopper, sie wacht nicht auf!“

„Was ist los?“

„Ich weiß nicht, sie bewegt sich nicht. Sie ist so kalt, was ist los mit ihr?“

Kalt? Hatte ich nicht noch gerade Fieber?

Wieso gerade? Wie lange ist es her?

Bin ich vielleicht schon gestorben?

Bin ich tot, und ich weiß nichts davon?

„Sie atmet nur schwach. Ihre Lippen sind Blau und ihre Augen reagieren nicht. Ihre Lunge- Warte kurz. Das hört sich an als ob sie Wasser in der Lunge hat.“

„Wasser in der Lunge?“

„Ja, sie ist krank. Deswegen bekommt sie keine Luft. Nicht genug. Ich muss mich schnell um sie kümmern. Du musst sie tragen, aber pass dabei auf. Beweg sie nicht zu sehr. Ich weiß nicht, wie lange sie schon so hier liegt.“

„Sie wacht doch wieder auf, oder?“

Oh, Ruffy. Jetzt wein nicht. Konzentrier dich lieber auf das, was passiert. Das ist jetzt wichtiger.

„Oder?“

„Ich weiß nicht.“

Sie reden weiter, aber ich kann die Worte nicht mehr verstehen. Sie sind zu weit weg.

Hoffentlich sterbe ich nicht.

Hoffentlich passt er auf mich auf.

Nur nicht sterben.

Nicht sterben.
 

„Wo sind wir hier?“

Das ist Nami

„Das ist schwer zu erklären. Die wissen jedenfalls nicht, wo wir hier sind.“

Das ist Ruffy

„Was ist mit ihr passiert?“

Ich kenne diese Stimme.

Das ist der Kerl vor der Schule.

Wie hieß er noch gleich?

Max?

„Das willst du gar nicht wissen. Aber du hast es ihr zu verdanken, dass die Marine nicht weiß, wo die Schule ist.“

Das ist Sato. Sind wir weg von da?

Haben wir es geschafft?

Sind wir alle weg da?

Alle in Sicherheit?

„Leg sie aufs Bett. Sie ist komplett ausgekühlt. Ich brauche warme Decken. Und warmes Wasser. Antibiotika und am besten Infusionen. Gibt es hier irgendwo sterile Nadeln? Verbände und Desinfektionsmittel?“

Ich würde ja grinsen, wenn ich es könnte.

Sterile Nadeln gibt es hier, ja. Auch Verbände und Desinfektionsmittel.

Ganz sicher sogar.

Du könntest sogar nach dem gynäkologischen Stuhl fragen.

Oder nach anderen Dingen, die du brauchst. Hier findest du alles.

Aber bin ich wirklich in der Schule oder nur in dieser Oma-Wohnung von Max?

Würde mich Ruffy jetzt mit den Anderen in die Schule führen?

Ich glaube nicht.

Wieder sind sie zu weit weg, als dass ich etwas hören könnte.

Ich bin weg da und trotzdem noch nicht frei.

Wie haben die es da raus geschafft?

Sie haben alle geflüstert, als sie mich gefunden haben.

Gekämpft haben sie nicht, glaube ich.

Vielleicht habe ich es einfach nicht mitbekommen.

Aber mir ist klar, wieso wir nicht auf der Sunny sind.

Wir können noch nicht hier weg.

Deswegen.
 

„Hey, Keks. Kannst du mich hören?“

Ruffy.

„Bestimmt nicht, oder? Ach, verdammt, Kurze. Das ist alles meine Schuld. Ich hätte auf dich hören sollen. Du hattest gesagt, du hast Angst. Und wir sind hier nicht mehr auf der Grandline. Das ist die Neue Welt, verdammt. Ich hätte wissen müssen, dass es nicht so einfach wird.“

Oh, Ruffy.

Das ist nicht alles deine Schuld.

Niemand hätte mit all dem rechnen können und Sanji hatte in der Küche an dem Morgen ja auch gesagt, dass er glaubt, dass wir bald angegriffen werden.

Wir alle haben es geahnt, nur ich hatte es gewusst. Und ich habe nichts gesagt.

Ich hatte die Möglichkeit dazu und hab geschwiegen.

„Wach wieder auf, okay?“

Wenn ich nur wüsste, wie.

„Mach einfach die Augen auf und sag was. Egal was. Ich will nur, dass du wieder die Augen auf machst. Bitte. Wach nur wieder auf.“

Ich kann nicht.

Ich kann mich nicht bewegen, Ruffy.

Das tut mir so leid.

„Hey.“

Nami. Sie ist auch hier. Sie flüstert nur.

„Was machst du hier?“

„Ach, nichts. Ich kann nicht schlafen.“

„Hast du es überhaupt probiert?“

„Nein.“

„Ruffy. Ich kann ja verstehen, dass du bei ihr bleiben willst, aber du musst dich auch ausruhen. Die Marine sucht immer noch nach uns und wenn es zum Kampf kommt müssen wir auf dich zählen können.“

„Ich weiß. Ich will nur hier sein, wenn sie aufwacht.“

„Das sind jetzt zwei Tage. Leg dich schlafen.“

Zwei Tage?

Es fühlt sich nach so wenig an.

Das können keine zwei Tage gewesen sein, oder?

„Okay.“
 

Der Nebel wird weniger.

Aber ich komme noch nicht von ihm los.

Er hat mich noch immer.

Wenn ich schon zwei Tage hier lag, wie lange werde ich noch liegen, bis ich aufwache?

„Ich liebe dich.“

Ruffy!

Mehr sagt er nicht.

Er ist wieder alleine bei mir, das kann ich spüren.

Mehr sagt er nicht.

Wieso sagt er nichts mehr?

Bitte, sag noch was.

Bitte.

„Mach die Augen auf.“

Das war keine Frage.

Ich muss auf ihn hören.

Streng dich an.

Mach deine verdammten Augen auf, Schieda!

Ich konzentriere mich, habe das Gefühl, als würde ich meine Augen aufreißen, mit aller Kraft, als ich etwas Helles sehe.

Licht.

Plötzlich ist der Nebel weg und ich spüre, wie meine Lunge, mein Hals schmerzt. Meine Beine kribbeln und meine Arme frieren weil sie über der Bettdecke liegen.

Ich blinzle vorsichtig, kann mich nicht bewegen und spüre, wie mich die Schwerkraft an das Bett, auf die Matratze presst. Es fühlt sich so intensiv an weil ich bis gerade gar nichts gespürt habe.

Ich spüre, dass etwas meine Hand bewegt, jemand bewegt sich neben mir.

Ich blinzle vorsichtig und sehe, dass das Licht nicht mehr als Kerzenschein war.

Ruffy sitzt neben mir und sieht zu mir herab.

Ich habe eine Maske über Mund und Nase gezogen. Sauerstoff.

Bin ich immer noch nicht gesund?

„Hey.“, sagt Ruffy leise und ich muss lächeln, schließe einen Moment die Augen und spüre, dass ich mich noch nicht bewegen kann.

Ich bin viel zu schwach dafür. Und ich spüre, dass ich nicht antworten kann.

Wieder blinzle ich gegen das Licht, versuche mich etwas in Zimmer umzusehen ohne den Kopf zu drehen.

„Wir sind bei Max. Du weißt schon. Wir sind da weg. Ich wollte dich abholen, aber du bist nicht aufgewacht.“

Wieder schließe ich die Augen bei seinen Worten, versuche sachte zu nicken, bin aber nicht sicher, ob er es sieht.

„Wie geht es dir jetzt?“

Wieder versuche ich sachte zu nicken, öffne dabei aber nicht die Augen.

„Soll ich Chopper holen?“

Und wieder nicke ich.

Ja, ich glaube, das wäre jetzt gut. Vielleicht kann der mir ja irgendwas zum Aufputschen spritzen oder so.

Ich spüre, wie er seine Hand aus meiner heraus zieht und blinzle ihm noch nach, als er zur Tür geht. Ich kann spüren, dass ich eine Nadel in meinem Arm habe. Deswegen lieen sie wohl über der Bettdecke.

Aber so krank habe ich mich gar nicht gefühlt.

Vor der Tür sieht er sich noch einmal zu mir um.

„Schlaf nicht wieder ein, okay?“

Dann beeil dich. Aber ich schüttle sachte den Kopf und lächle sachte, damit er es sehen kann.

Ich höre ihn nach Chopper rufen, als er mein Zimmer verlässt und schließe in dem Moment die Augen.

Oh Gott, ich fühle mich so schwach.

Ich kann meine Beine nicht bewegen, nicht einmal meine Finger.

Es fühlt sich an als hätte ich eine Blockade in meinen Nerven.

Ich bin ja schon froh, dass ich blinzeln kann.

„Schieda? Kannst du mich hören?“

Wieder öffne ich vorsichtig die Augen und sehe Chopper neben meinem Bett, Ruffy noch in der Tür.

Ich habe gar nicht gemerkt, dass er ins Zimmer kam.

Als Chopper sieht, dass ich ihn ansehe, muss er lächeln. Er fühlt sofort meinen Puls, leuchtet mir dann mit einer kleinen Lampe in die Augen und beobachtet meine Atmung.

„Du solltest noch nicht sprechen. Kannst du deine Finger bewegen?“

Ich schließe die Augen um mich besser auf meine Hände konzentrieren zu können, schaffe es aber nicht.

Daher schüttle ich sachte den Kopf, als ich meine Augen wieder öffne und spüre sofort, dass ich versuche angestrengter zu atmen.

Selbst das alles hier kostet mich kraft.

„Das hab ich mir gedacht. Keine Panik, das kommt wieder. Dein Körper spart jetzt nur an alles Ecken Energie. Du hast jetzt aber das Schlimmste hinter dir. Ab jetzt werden wir zusehen können, wie es dir besser geht.“

Ich bewege meine Zunge vorsichtig in meinem Mund und will sie etwas lockern, damit sie mir gehorcht. Etwas muss ich fragen.

„Wie lange?“ ich bin gar nicht sicher, ob er mich verstanden hat.

„Du sollst doch nicht sprechen.“, Chopper schüttelt sachte den Kopf über mich, packt sein Stethoskop wieder weg und sieht wieder zu mir herunter.

„Nur ein paar Tage.“

„Fast eine Woche.“, verbessert Ruffy ihn jetzt und mischt sich zum ersten Mal ein. Er steht noch immer in der Tür und weicht mit dem Blick nicht von mir.

So lange?

Als er das sagt, schließe ich die Augen.

Wieso so lange? Ich hatte nicht einmal mehr wirklich gehustet, bevor ich keine Luft in der Zelle bekommen habe.

Ich dachte, es geht mir besser.

„Schlaf dich aus.“
 

Die ersten Tage sind die schlimmsten. Ich konnte kaum etwas sagen, aber Ruffy redet sowieso viel mit mir. Ich bin so froh, dass er das macht. Nicht so wie damals nach Dominik. Aber diesmal hat er ja auch das Gefühl, dass er mir geholfen hat. Das scheint ihm wichtig zu sein.

Und ja, er hat mir geholfen. Er hat mich gerettet. Und ich bin so froh wieder da weg zu sein, auch wenn sich die Erinnerung an die Zelle mehr wie ein böser Traum anfühlt, als dass es wirklich passiert ist.

Am nächsten Tag konnte ich mich schon wieder bewegen. Danach den Tag wieder reden, danach den Tag sogar aufsetzen.

Chopper hatte Recht, es geht jetzt sehr schnell.

Irgendwann gibt Nami mir einen Brief.

Als ich ihn in die Hand nehme spüre ich, wie ich blass werde.

Der ist nicht echt, oder doch?

Ich will es mir nicht anmerken lassen, schiebe den Brief unter mein Kissen und versuche an etwas anderes zu Denken.

Ruffy darf den Brief auf keinen Fall sehen. Noch irgendjemand anderes.

Ich könnte ihn ja lesen, aber ich trau mich nicht ihn zu öffnen.

Er ist von ihr!

Wirklich von ihr!

Sie hat von mir gehört und hat mir geschrieben!

Der Brief kann nicht echt sein.

Irgendwann zur Mittagszeit, noch bevor Sanji mir mein Essen bringt, aber wo ich mal alleine in meinem Zimmer bin, ziehe ich den Brief wieder hervor.

Er ist weiß, ganz unauffällig. Nur der Absender ist das, was mir Angst macht.

Ich habe wirklich Angst davor, ihn zu lesen aber ich bin einfach viel zu neugierig, als dass ich ihn nicht doch öffnen würde.

Ich blicke auf die Schrift, ohne ihn zu lesen und erkenne sofort das Selbstbewusstsein in der Handschrift.

Oh Gott, der ist wirklich von ihr.

Ich atme noch einmal leise durch, fange dann zögernd an zu lesen.
 

„Glaub ja nicht, dass ich mich bei dir bedanken werde. Das werde ich nicht. Noch werde ich dich erkennen, wenn ich dich eines Tages sehe. Und wir werden uns treffen, dessen bin ich mir sicher. Aber ich will, dass du weißt, dass ich es gehört habe. Ich will, dass du weißt, dass ich von Dir gehört habe. Aber glaub ja nicht, dass du irgendetwas dafür von mir erwarten kannst. Das kannst du nicht. Das, was du getan hast, war selbstverständlich und ich erwarte es von allen, die unter mir dienen. Bilde dir nichts darauf ein, dumme Aufmerksamkeitsnutte. Damit hast du dir höchstens ein paar Schläge von mir verdient. Wage es nicht zu antworten. Wenn ich nur eine Zeile, nur ein Wort von dir lese oder von dir höre, dann wirst du wissen, wieso ich meinen Rang belege.

Prinzessin Donna.“

Weder ein Gruß, noch eine Begrüßung.

Sie hat mich beleidigt und bedroht.

Und ich sitze hier, halte den Brief in den Händen und presse vorsichtig die Beine zusammen als ich ein zweites Mal diesen Brief lese.

Oh Gott, der ist wirklich von ihr.

Sie hat von mir gehört.

Sie weiß, dass es mich gibt.

Sie weiß, was ich gemacht habe.

Aber so viel habe ich doch gar nicht gemacht.

Ich habe es nicht getan um die Schule zu verteidigen, sondern um Sato in Sicherheit zu wissen.

Ob sie das weiß?

„Hast du Post bekommen, Miss?“

Ich blicke sofort zu ihm auf, er reißt mich aus meinen Gedanken und schnell falte ich den Brief wieder zusammen, schiebe ihn zurück in den Umschlag und winke mit einer Handbewegung ab. Aber nur, weil ich weiß, dass ich jetzt stottern würde.

Er sieht mir noch immer nicht in die Augen.

Jetzt hatte er noch länger Zeit, über mein Angebot nachzudenken, aber ich glaube nicht, dass ich ihn jetzt darauf ansprechen werde.

„Wie fühlst du dich heute?“

„Ich will endlich aufstehen.“

„Was hat Chopper gesagt, wann du es darfst?“

„Er sagt, erst in ein paar Tagen. Aber ich fühle mich schon viel besser. Ich glaube, dieses dämliche Bett hindert mich daran, wirklich gesund zu werden. Ich meine, ist ja okay, dass ich wirklich krank war und dass ich mich ausruhen muss, aber er übertreibt doch auch gerne mal.“

Ich bin ja immerhin nicht aus Zucker.

Sanji stellt das Tablett mit einem Teller Suppe vor mir ab. Ich kann beinahe durchsehen, so klar ist sie, aber sie riecht unglaublich gut.

Ein Brötchen liegt daneben.

„Willst du über das reden, was passiert ist?“

„Ich hab dir schon einmal gesagt, ich bin nicht aus Zucker. Das, was Dominik mit mir angestellt hatte, finde ich immer noch schlimmer.“

Das war nämlich nicht nur einmal. Außerdem wusste ich damals nicht, ob ich je wieder aus der Situation raus komme. Ruffy hatte mich in der Zelle besucht und ich wusste, irgendwann bin ich wieder frei. Ich hatte damals keine Hoffnung. Ich wusste nicht, dass es wieder gut werden würde. Diesmal hatte ich es ja sogar fast selbst provoziert.

„Bist du sicher?“

Erst jetzt schaue ich kurz zu ihm rüber, schweige aber.

Ja, ich bin sicher. Und wenn ich reden wollte, dann würde ich es nicht mit dir machen.

Ich glaube, Sato ist da etwas qualifizierter. Naja, er war dabei. Aber nicht nur deswegen. Er hat sein Studium zum Psychologen zwar abgebrochen, aber er kennt sich besser aus als jemand, der davon noch nie etwas gehört hat.

Sanji hat mir in die Augen gesehen, weicht meinem Blick aber sofort nach unten aus, als ich ihn sehe.

Ich glaube, er versteht schon.

„Du hattest was am Arm?“, frage ich dann irgendwann um das Thema zu wechseln. Sanji seufzt einmal leise und nickt.

„Ja, aber Chopper hat sich darum gekümmert. Diese dämlichen Schlingen hatten mir irgendwas gequetscht oder so. Was Chopper mir da erklärt hat versteht doch kein Mensch. Das ist aber schon fast wieder ganz weg.“

Und Robin?

Ich kann mir vorstellen, was die mit ihr gemacht haben. Ich glaube nicht, dass dieser Bokuso Sato nur mit mir erpresst hat. Wieso auch?

Aber ich frage ihn besser nicht danach.

„Miss, du hattest mich doch etwas gefragt, worüber ich nachdenken sollte.“, reißt er mich dann aus den Gedanken, aber ich schüttle sofort, als ich den Satz höre, den Kopf.

„Ich hab dich aber jetzt nicht nach der Antwort gefragt.“, sage ich knapp zwischen zwei bissen und will das Thema so umgehen kann.

Ich habe schon fast auf die Frage gewartet. Und um ehrlich zu sein bin ich extrem nervös, was seine Antwort angeht. Ich muss mir noch überlegen, wie ich darauf reagieren könnte.

Wenn er nein sagt, ist es okay. Das ist nicht so schwer.

Wenn er aber ja sagt, was mach ich dann?

„Aber ich sollte es dir doch nach einer Woche sagen.“, stellt Sanji leise fest und ich weiß, dass er sich dazu zwingt, mich nicht anzusehen. Daher schaue ich zu ihm rüber und beobachte genau seine Haltung.

Sie verrät mir nichts.

„Ich denke, dass-„

„Ich habs mir anders überlegt. Ich werde dich danach fragen, wenn ich es wissen will.“

Wenn ich dafür bereit bin es zu wissen.

Er schweigt als Antwort.

Ich spüre wie mein Herz gegen meine Brust hämmert, wie ich ihn am liebsten sofort nach der Antwort fragen würde, aber ich schweige und esse weiter.

Nein, der Zeitpunkt passt ganz und gar nicht. Außerdem könnte Ruffy jede Sekunde zurückkommen und mich mit Brötchen bewerfen und das würde ganz und gar nicht passen.

Oder war er schon neben an?

Die Schule liegt genau vor unserer Tür.

Wieder schaue ich aus dem Augenwinkel zu ihm rüber.

Hat er oder hat er nicht?
 

Ich stehe unter der Dusche. Chopper hat es mir zwar noch nicht erlaubt, aber ich kann mich doch nicht tagelang vorm Waschbecken waschen. Danach fühlt man sich gar nicht so sauber wie ich es gerne hätte.

Ein Bad würde mir zwar mehr gefallen, aber in der Dusche kann ich wenigstens nicht ertrinken, wenn sich mein Kreislauf verabschiedet. Endlich wieder warmes Wasser.

Ich hätte nie gedacht, dass mich ein bisschen warmes Wasser so glücklich machen könnte.

Die Kratzer auf meiner Haut sind fast alle verschwunden. Außer die zwischen meinen Beinen. Aber nur die Haut ist aufgeschürft, das gibt keine Narben.

Trotzdem. Selber wenn ich jetzt hier alleine bin, die Erinnerung an den Schmerz ist noch da.

Und ich zögere sogar mich nur dort unten zu waschen aus Angst, es könnte wieder schmerzen.

Ich trau nicht einmal mit einem Finger über den Eingang zu streichen aus Angst ich könnte leicht in mich eindringen.

Wow.

Ich kann mich nicht erinnern solche Angst vor meinem eigenen Körper gehabt zu haben.

Es ist schwachsinnig, ich weiß, ich würde mich nicht verletzen oder wehtun, aber ich schaffe es nicht.

Nur ein Finger.

Komm schon.

Aber weiter bis auf meinen Kitzler komme ich nicht.

Nein, ich warte lieber bis die Kratzer wieder weg sind.

Dauert ja nicht mehr lange.

Nur ein paar Tage.
 

Ich sitze am Mittagstisch in diesem Oma-Wohnzimmer von Max, weil die Küche zu klein ist und wir alle essen, was Sanji uns gekocht hat.

Was Besonderes hätte es aber nicht werden können, weil wir nicht an die Vorräte auf der Sunny kommen. Bei Sanji wird aber irgendwie alles etwas Besonderes. Paella. Superlecker und ich kann nach einem Teller nicht aufhören zu essen und nehme mir noch einen Nachschlag.

„Heute noch nicht. Sie ist gerade erst gesund geworden und Ihr Imunsystem-„

„Wir können nicht so lange warten. Die Marine wird nicht ewig auf uns warten.“, unterbricht Nami Chopper und zeigt mit der Gabel auf ihn.

„Die Sunny lassen wir auf keinen Fall hier!“, Franky und Lysop mischen sich gleichzeitig ein und ich weiß, dass Chopper mich ansieht.

Ich schüttle sachte den Kopf über seine Sorgen als ich zu ihm aufsehe.

„Wie oft hören eigentlich die anderen auf deine Ratschläge?“, frage ich lächelnd und blicke ihn direkt an. Er seufzt bei der Frage leise und blickt zu Zorro, dann zu Sanji und zu Ruffy. Dann einmal durch die Runde.

„Fast nie.“

„Dann weißt du ja schon, was wir machen.“

„Ja, ich kann es mir vorstellen. Okay. Aber übertreib es nicht.“

„Ich doch nicht.“, grinse ich schief und spüre dann, wie Ruffy mir auf den Rücken klopft. Er grinst breit und freut sich sichtlich auf heute Abend.

„Wie machen wir das mit diesem Bokuso?“, will Sato jetzt wissen und sofort hebt Ruffy die Hand.

„Den übernehme ich! Kein anderer, kapiert? Nur ich!“

„Ja, ist okay, Strohkopf.“, grinse ich leise und nicke ihm zu.

Strohkopf. Guter Name für ihr.

„Auf dich bin ich immer noch gespannt. Du konntest ja bis jetzt nicht zeigen, was du kannst, aber jetzt ist das was anderes. Jetzt greifen wir an.“

„Ich bin schon total nervös. Freuen tu ich mich aber nicht.“, sage ich leise und blicke vor mir auf den Teller.

„Das ist normal. Halt dich nur von allem fern, was aus Holz ist, okay?“

„Das musst du mir nicht erst sagen.“

Ich weiß immer noch nicht ob er weiß, was in dem Verhörzimmer passiert ist, aber ich habe nicht vor ihn danach zu fragen. Wenn er es weiß, dann okay. Dann kann ich nichts mehr dagegen machen. Wenn er es nicht weiß, dann werde ich ihn auf keinen Fall darauf ansprechen.

Die Antwort

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Keine Angst mehr

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

"Oh..."

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der Anfang

Epilog

Wir legen ab.

Und obwohl ich es nicht erwartet habe, kommt Sato mit. Er gehört tatsächlich zur Crew.

Es scheint sich aber sonst keiner darüber zu wundern.

Jetzt stehe ich unter der Dusche, bin aber nicht alleine im Badezimmer.

Sanji steht ein paar Meter vor der Dusche, hält mein Handtuch und sieht mir beim Duschen zu. Ich bewege mich nicht künstlich erotisch. Ich denke nicht daran ihm eine Show zu liefern. Ich dusche wie immer. Als wäre er gar nicht da. Und er kann nicht wegsehen.

„Leg das Handtuch auf den Boden vor die Dusche.“, sage ich irgendwann beiläufig und schließe die Augen als ich das Wasser über meine Haare, über mein Gesicht laufen lasse. Ich stelle es langsam kälter. Meine Haut kribbelt und es kommt mir vor als stände ich in einem Schwimmbad und bereite mich auf das kalte Wasser im Becken vor. So ist es nicht zu schwer, mich an das kalte Wasser auf meiner Haut zu gewöhnen.

Alles eine Frage der Vorstellungskraft.

„Zieh dich aus.“

Es ist unfaire ihn nur zusehen zu lassen.

Er gehorcht sofort, zieht sich erst sein Hemd, dann seine Hose und Unterwäsche aus.

Ich kann es im Augenwinkel sehen, auch wenn ich ihn nicht ansehe.

Ich öffne die Kabinentür, achte darauf, dass das Handtuch vor mit auf dem Boden nicht nass wird, drehe mich halb zu Sanji um und ziehe ihn am Arm zu mir in die Dusche.

Ich ahne, dass er mich berühren will, daher greife ich seine Handgelenke und halte sie neben seinen Seiten fest, sehe ihm dabei in die Augen.

Ein Blick, der ihm befiehlt, sich nicht zu bewegen.

Er versteht es sofort, nickt sachte als Antwort und ich lasse seine Handgelenke los.

Ich bin jetzt seine Domina.

Unglaublich und was für ein Schwachsinn das alles ist.

Ich und eine Domina?

Wenn ich das meiner Mutter erzählen würde, wäre sie stolz auf mich.

Ich drehe mich von ihm weg, greife den Schwamm und das Duschgel. Ich muss mich jetzt um Sanji kümmern. Das ist meine Aufgabe. Er bekommt das ja alleine nicht so hin, wie ich es will.

Ich gebe das Duschgel auf den Schwamm und greife seinen Arm, drehe ihn mit der Seite zu mir und ziehe ihn unter das kühle Wasser.

Ich kann sehen, wie seine Haut unter dem Gefühl reagiert, wie sich eine Gänsehaut über alles zieht, was ich von ihm sehe, und beginne dann ihn zu waschen.

Erst den Nacken, den Hals, die Brust, den Rücken, die Arme.

Immer tiefer, aber keinesfalls gespielt erotisch. Dieser Moment besitzt die Erotik in der Tatsache, dass ich ihn behandle wie ein kleines Kind.

Es ist paradox und trotzdem sehr interessant. Ich weiß, dass er erwartet, dass ich ihn jetzt gleich befriedigen werde. Duschgel als Gleitgel? Wieso nicht? Aber nein, das werde ich nicht.

Ich gehe in die Knie, als ich an seinen Beinen angekommen bin uns spüre, dass er mir nachsieht.

Und ja, ich gleite mit dem Schwamm auch zwischen seine Beine, über seine Erektion und herunter zu seinen Hoden, selbst dahinter und dann wieder weg von da, als ob es nichts Besonderes ist. Ich wasche jeden seiner Körperteile gleich schnell und gleich gründlich.

Was aber selbst für mich etwas schwer ist.

Einen Blick werfe ich doch wieder zwischen seine Beine.

„Denkst du wieder zu viel?“

Ich weiß, dass er auf die Frage nickt, auch wenn er mir nicht antworten kann.

Ich habe ihn nicht mit meinem Gummiball geknebelt, sondern mit einem altmodischen Klebestreifen.

Er fleht zu viel. Das will ich nicht.

Ich will ihn nicht hören. Er soll leise weinen, wenn er muss. Aber heute wird er nicht weinen müssen. Er wird den ganzen Tag an mich denken. Er wird mich nicht aus den Augen lassen können in dem Wissen, dass ich ihm wiederstehen konnte. Er mir aber nicht.

Dabei wiedersteht er mir aber in diesem Moment. Er ist stärker als ich. Er könnte mich packen und nehmen. Ich könnte mich nicht wehren. Aber er kommt nicht einmal auf diesen Gedanken. Er steht mittlerweile viel zu weit unter mir.

„Bastard.“, tadle ich ihn leise, achte aber darauf, dass er es hören kann.

As ist es! Der Name für einen Hund, den man nicht liebt!

Bastard!

Das muss ich ihm nur noch erklären.

Also erhebe ich mich, als ich mit seinen Beinen fertig bin, lasse den Wasserstrahl in den Schwamm schießen und wasche ihn aus. Ich erkläre es Sanji, ohne ihn anzusehen.

„Das soll jetzt dein neuer Name sein. Bastard. Aber so kann ich dich nicht nennen, wenn die andren auch dabei sind, oder? Nein, das geht nicht. Darum nenne ich dich jetzt Bastie. Hast du verstanden?“

Bei der letzten Frage sehe ich zu ihm auf und sehe in seinen Augen sofort, dass seine Gedanken rasen.

Er begreift, realisiert, dass ich ihn immer unter mir haben will. Ich werde ihn beleidigen, ohne dass jemand anderes es mitbekommt.

Nur ich werde es wissen. Und er.

Und er kann nichts dagegen machen.

Er nickt sachte als Antwort und senkt den Blick sofort als er realisiert, dass er mir ja eigentlich nicht in die Augen sehen darf.

Ich erinnere mich daran wie Ruffy mich damals gewaschen hat, als wir noch frisch zusammen waren. Genau wie ich jetzt Sanji gewaschen habe. Nur Ruffy hielt es nicht mehr aus und ging weg, ohne es zu Ende zu bringen.

Ich nehme den Duschkopf und wasche meinem kleinen Bastard den Schaum von der Haut, dann hänge ich ihn wieder in die Aufhängung und stelle mich selbst noch einmal darunter, ehe ich das Wasser abstelle.

Dann öffne ich die Tür, beuge mich vor, greife das Handtuch und wickle mich noch in der Dusche damit ein.

Während ich mich abtrockne, schaue ich zu Sanji, der meinem Blick nach unten ausweicht.

Er hält sich gut, auch wenn ich weiß, dass er sich sehr zurückhalten muss. Ich weiß, wie ich aussehe und ich trauere noch immer meinen langen Haaren hinterher. Sie hätten das Tüpfelchen auf dem I sein können, als er mir beim Duschen zugesehen hat. Schade. Aber die wachsen ja wieder.

Erst jetzt trockne ich auch ihn ab, werfe das Handtuch schließlich vor der Dusche auf den Boden und trete heraus.

„Zieh dich wieder an.“, sage ich leise, da die Dusche jetzt nicht mehr meine Stimme überdeckt und gehe selbst zu meinen Klamotten auf dem Schrank.

Erst, als ich fertig angezogen bin, Sanji aber noch nicht, gehe ich zu ihm und ziehe ihm mit einem Ruck den Klebestreifen von dem Mund.

Er hält die Luft dabei in der Lunge und sieht zu mir herunter.

„Danke, Miss.“, sagt er dann leise und greift die Knöpfe seines Hemdes um es zu schließen.

Bei den Worten erfasst mich ein tiefes Schaudern, was ich nicht verbergen kann. Ich weiß, dass er es bemerkt, aber er sieht nicht mehr zu mir auf.

Ich könnte ihn befehlen, mich zu lecken. Genau jetzt. Wieso eigentlich nicht?

Außerdem hat er sich auch etwas verdient. Er ist wirklich gut als Sklave.

Aber ich mache nichts, drehe mich von ihm weg und verlasse das Badezimmer ohne ein weiteres Wort.

Ruffy bekommt von Sanji und mir rein gar nichts mit. Und falls ich eines Tages mit Sanji nicht klar komme, kann mir Sato helfen.

Das zwischen Zorro und mir, das ist kompliziert. Das wird es wohl auch immer bleiben. Es ist etwas Inoffizielles mit permanenter Spannung. Es gefällt mir. Auch, wenn es jetzt erst einmal eine lange Pause für uns geben wird.

Ruffy besitzt mein Herz.

Und das weiß er.

Und ich besitze seins. Auch, wenn ich mich nicht an den Gedanken gewöhnen kann, dass er mit anderen Frauen schläft. Ich will ihn am liebsten nur für mich. Aber das Leben ist nicht immer perfekt. Dafür, dass ich ihn nicht für mich alleine habe, habe ich etwas mit Sanji, ohne dass er es weiß.

Ich freu mich, auf das, was kommt.

Ich freu mich auf die nächste Insel, auf das nächste Musikzimmer und den nächsten Einkaufsbummel mit Nami und Robin. Ich freue mich auf die nächsten Probleme, die kommen werden. Ich freue mich auf den nächsten Streit mit Ruffy und darauf von der Marine angegriffen zu werden.

Ich freue mich auf den nächsten Kampf und darauf es endlich hin zu bekommen meine Haut so zu beschichten, dass ich schwimmen kann.

Ich freue mich darauf es Ruffy zu zeigen und mit ihm schwimmen zu gehen.

Ich freue mich auf so viel.

Das ist noch lange nicht das Ende meiner Geschichte. Das ist erst der Anfang.



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Kommentare zu dieser Fanfic (58)
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Von:  Renex303
2017-09-16T13:16:47+00:00 16.09.2017 15:16
Die Kapitel die ich bis jetzt gelesen und auch durch deine bekannte gehört habe sind einfach super aber du muss selbst die Veranlagung dazu haben so wie du schreibst
Von:  Rommel
2017-06-08T15:52:12+00:00 08.06.2017 17:52
Ich hab jetzt innerhalb von drei tagen die ersten beiden Fanfic durchgelesen und ich bin begeistert vor allem weil du es schaffst den Leser und den Bann zu ziehen immer weiter zu lesen. Die Charaktere passen auch perfekt und hoffe das du mit dem schreiben nicht aufhörst. Was ich noch gut fände is wenn es weiter vertont werden würde von Portgas_D_Fleur da ich finde das die Stimme perfekt passt und man dann noch tiefer in den Bann gezogen wird (ist jedenfalls meine Meinung)
Von: abgemeldet
2015-04-10T06:50:04+00:00 10.04.2015 08:50
"Sieht ein Weibchen (Schieda), dass ein Männchen (Ruffy) dem anderen (Zorro) körperlich unterliegt, so schüttet es ein Hormon aus, welches sexuell anregend auf das Männchen (Zorro?) wirkt. Hat nun dieses Weibchen (Schieda) Geschlechtsverkehr mit dem überlegenden Alphamännchen (Zorro), so bleibt es ihm so lange treu, bis es einem andren Männchen unterliegt."

War das Absicht von dir oder sehe ich schon wieder was, was gar nicht da ist??

"Natürlich weckt das unterwürfige Verhaltes des Weibchens den Schutzinstinkt und das Interesse des Männchens. Durch dieses Verhalten scheint das Weibchen weiblicher. Was jedoch nur eine Täuschung hormoneller Veränderung ist. Aber das weiß das Tier nicht." Das passt auch voll zu der ersten Trainingsstunde der beiden. Oder irre ich mich? Ach ich bin einfach vernarrt in Zorro. ^__^"
Antwort von:  Tikila89
10.04.2015 09:08
Ich habe mich echt gefragt, wann es einem auffällt \(^o^)/
endlich (^3^) ja, das war pure Absicht. Ohne Witz. Genau das hätte ich damit im Kopf (*˘︶˘*)
Antwort von:  Tikila89
10.04.2015 09:23
Ja, manchmal muss man meine Geschichten zwei mal lesen (///▽///)╮(╯▽╰)╭
Antwort von: abgemeldet
10.04.2015 14:00
Bin ich die erste? Ehrlich? Ach schön. Endlich mal bei etwas Erste sein. ^__^ Und ja du hast Recht. Ich habe gerade wirklich das Gefühl, viel mehr Durchblick zu haben und einige Zusammenhänge besser greifen zu können. Vielleicht lese ich sie ja noch ein drittes Mal, wenn das dritte Buch komplett ist. Wer weiß. 😊
Von:  badgril0811
2014-10-02T12:53:20+00:00 02.10.2014 14:53
Wow echt gut der zweite teil.
Freu mich auf denn drietten teil.
GLG Maritta
Antwort von:  Tikila89
02.10.2014 15:21
Hehe, Dankeschön(*˘︶˘*)
Ich mach weiter (^__^) aber irgendwie schalten die unter der Woche keine Kapitel frei (*´>д<)
Von:  -Akuma_Angel-
2014-02-26T12:39:27+00:00 26.02.2014 13:39
Ich hab schon die ganze Story gelesen, aber das ist mein erstes Kommi *schäm*
Ich find die Geschichte richtig toll und Schieda gefällt mir echt gut^^

Das Kapitel hat mich irgendwie an die Tentakelmonster aus den Hentais erinnert xD
Antwort von:  Tikila89
26.02.2014 14:10
Jaaaa, das sollte es auch :-D
Hehehe, irgendwo muss ich meine Inspiration doch her bekommen und ohne so eine Situation konnte ich einfach nicht mehr :-P
Das musste einfach mal geschrieben werden :-D
Danke für dein Kommi! Ich kann ja verstehen, wenn man in solchen Geschichten Still mit liest, bis deswegen auch nicht böse drum, dass jemand keine Kommentare schreibt. Aber darum freue ich mich um so mehr über die Kommentare, die geschrieben werden :-D
Dein Kommentar versüßt mir besonders den Tag, weil ich gerade eben die Zwischenprüfung meiner Ausbildung geschrieben habe und jetzt erstmal ablenkung brauche :-D
LG!
Von:  sarahdsteinmann
2014-01-25T16:27:10+00:00 25.01.2014 17:27
arrgh
zuende
heuuuul
sehr schönes kapitel gutes ende obwohl ich ja echt gerne nochmal was mit ihr und zorro gelesen hätte

Lg
Von:  fahnm
2014-01-25T02:44:09+00:00 25.01.2014 03:44
Hammer kapi^^
Von:  fahnm
2014-01-25T02:43:21+00:00 25.01.2014 03:43
Hammer Kapi
Von:  sarahdsteinmann
2014-01-24T12:14:57+00:00 24.01.2014 13:14
Ja ich finde das Kapitel auch gut nur schade mit dem spanischen ne Übersetzung am Ende wäre echt Super LG
Antwort von:  Tikila89
24.01.2014 20:16
Hab was drunter gesetzt ;-)
Wörtlich hab ich es nicht übersetzt, dafür gibt es online Übersetzer ;-)
LG!
Antwort von:  sarahdsteinmann
25.01.2014 17:27
danke
Von:  knopfgesichttttt
2014-01-24T11:08:19+00:00 24.01.2014 12:08
Wieder ein sau cooles kapi!!!
Aber des mit dem spanisch....leider verstehe ich kein Wort, über was sie reden... :(
Wäre toll, wenn du die Übersetzung am Ende des kapi dazu schreiben könntest????
mach weiter so
Bis zum nächsten kapi
LG

Antwort von:  Tikila89
24.01.2014 20:16
Hab was drunter gesetzt ;-)
Wörtlich hab ich es nicht übersetzt, dafür gibt es online Übersetzer ;-)
LG!


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