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Cosmo Aftmermath

Vermissen bis in alle Zeit
von

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Prolog


 

“Feel I was running an endless mile.

Last candle burns and I’m dying inside,

All of this will turn to ash,

A change for a peace of mind”

In Flames, “Where the dead ships dwell”
 

Rauschen.

Dunkelheit.

Dann ein rötlicher Schimmer.

Ein Licht, so intensiv, dass es durch die geschlossenen Lider dringt.
 

Unerbittlich.
 

Das Rauschen nimmt zu, schmerzt in den Ohren.

"Nein, bitte nicht…"
 

Wahrnehmungsexplosion.
 

Er wehrt sich, windet sich, doch er kann nicht anders.

Ruckartig öffnet er die Augen.
 

Wahrnehmungsimplosion.
 

Selbst das Rauschen wird schwächer.

Da ist ein strahlend blauer Himmel.

Als er sich umblickt, sieht er einen hellgelben, im Licht der Sonne fast weißen Strand.

Und den strahlend blauen Ozean.
 

Das Auge kann sich nicht satt sehen.

Lange schon hatte er keinen solchen Frieden mehr erlebt.
 

Im Meer schwimmt jemand. Ein Pflanzenwesen.

Direkt auf ihn zu.
 

Surreal. Es bleibt etwas entfernt mitten in den Wellen stehen.

Sie scheinen durch das Wesen durchzufließen.
 

Es ist ein Mädchen.
 

Sie blickt ihn an.

Das Rauschen verschwindet, doch das Meer nicht.

Ein heranrollender Bass.

Ein gelblicher Strahl fährt vom Himmel, direkt in das Mädchen.

Er kann Netzhäute versengen.

Doch vorher wird alles schwarz.

Erinnerungen


 

„Everyday

Takes figuring out how to live,

Sometimes, it feels like a mistake.”

In Flames, “Delight and Angers”
 

Tails schrie.

Wie am Spieß.

Dann wachte er auf. Die Dunkelheit hielt ihn noch einen Moment in ihren Fängen. Er saß aufrecht im Bett, die rechte Hand in der Bettdecke verkrallt, dass seine Knöchel weiß wurden.

Nach und nach wurde ihm bewusst, dass er sich in seinem Haus am Strand befand.

Ein kleines Eigenheim, das er selbst errichtet hatte.

Und in welchem ihm tagtäglich jene Erinnerungen begegneten, die er lieber vergessen hätte.

Ein Donnern des Gewittersturmes von draußen, gefolgt von einem Blitz, der die Wände in ein helles Licht tauchte, brachte ihn zur Besinnung.

Er war durchnässt vom Schweiß.

Miles sackte in sich zusammen. Die Anspannung wich, die Verkrampfung war noch einen Moment präsent, ehe sie der Resignation Platz machte.
 

Würde das jemals vorbeigehen?
 

Er fühlte sich beklemmt und wie gerädert als er die durchwalkte Bettdecke zur Seite schob, um sich auf die Bettkante zu setzen und das Gesicht in den Händen zu verbergen.

Es war fast so, als konnte sie ihn nicht loslassen.

Doch die Wahrheit war eine andere.
 

Der Fuchs atmete ein paar Mal tief durch und konzentrierte sich auf seine vertrauten vier Wände. Er bewegte die Zehen, um den flauschigen Teppich unter seinen Füßen zu fühlen.

Das Ticken der Uhr wurde fast vollständig vom Sturm draußen übertönt.

Er hob den Kopf, schaltete die Nachttischlampe an.

Sein orangerot gestrichenes Schlafzimmer. Dazu weiß lackierte Möbel. Schwarzweiß karierte Bettwäsche, der hellgraue Teppich.

Und er selbst.
 

Miles Prower, ein orangefarbener Fuchs. 11 Jahre alt, zwei Schwänze. Warum? Nun, das wusste er selbst nicht genau.

Es roch nach Vertrautheit, nach Zuhause.

Mit einer Spur von Schweiß.

Angewidert verzog er das Gesicht, stand auf und zog sich mit Mühe das verschwitze T-Shirt und die Shorts aus.

Seine Beine trugen ihn automatisch durch den Flur in das Badezimmer.

Er sah sich im Spiegel an.
 

Unter seinen blauen Augen waren deutliche Spuren von Schlafmangel zu sehen.

Er seufzte und wandte sich vom Spiegel ab.

Klamotten in die Waschmaschine, ab unter die heiße Dusche.

Lange stand Miles so da und versuchte sich die üblen Erinnerungen an den Albtraum abzuwaschen. Doch er konnte sein Fell noch so oft mit Shampoo einreiben und wieder abbrausen, es half nichts.
 

Wie in so vielen Nächten blieb die klebrige Frage, wie es weitergehen sollte, an ihm haften.

Und wie so oft kehrten seine Gedanken zu dem Pflanzenmädchen zurück.

Fast so als wollte ihm sein Unterbewusstsein einen üblen Streich spielen.

Sie hieß Cosmo und war damals auf dem Planeten Möbius eingetroffen, um Sonic zu suchen. Sie hatte ihn vor den Metarex warnen wollen.

Doch Sonic hatte schon mit einem von ihnen gekämpft und die Chaos Emeralds quer durchs Weltall geschickt, damit diese ihnen nicht in die Hände fielen.

Es begann eine Odyssee quer durch das all. Voll heftiger Kämpfe, voll Gefühl, Freundschaftsbeweisen, Meinungsverschiedenheiten. Kurzum, ein Abenteuer wurde wahr.

Während dieser langen Reise über die verschiedensten Planeten hatte Cosmo sich in Tails verliebt.
 

Und er sich in sie.

Auf ihre Art waren sie glücklich gewesen.

Doch es währte nicht lange.
 

Denn das Abenteuer wurde zur bis dahin schwersten Belastungsprobe seines Lebens.

Sie opferte sich, um ihn, seine Freunde und alle Planeten in der Galaxis zu retten.

Und Cosmo verlangte von Tails selbst den tödlichen Schuss abzugeben.

Er hatte mit sich gekämpft, hatte sich dagegen gesträubt. Er wusste, dass diese Tat die einzige Lösung zum Sieg über die Metarex war.

Wie eine Schleier legte sich ein Film über sein Gesichtsfeld, führte ihn noch einmal genau vor Augen, wie das alles passiert ist: Cosmo, die als einzige das Magnetfeld des Metarex Dark Oak durchdringen konnte und so den Weg für den Angriff von Shadow und Sonic frei machte. Ihre Aufforderung zu feuern.

Und nicht nur ihre.

Tails stöhnte. Die Erinnerung ließ nichts aus, zeigte ihm auch, wie seine engsten Freunde ihn zu dieser Tat gedrängt hatten. Sie waren sich vielleicht nicht im Klaren über seine Beziehung zu ihr gewesen, dennoch.
 

Er hasste sie auf eine Gewisse Art und Weise dafür.
 

Auch wenn es damals richtig war.
 

Alles Einreden half nichts.

Es war ein ewiger Kampf zwischen Miles und seinem Unterbewusstsein, welches naturgemäß das fühlte und ihn durchströmen ließ, was jeder in dieser Situation gefühlt hätte: Seine Ohnmacht und seinen Hass.

Auch wenn er sie nicht hassen wollte.

Er hatte es tun müssen. Hatte gefeuert, hatte sie sterben gesehen.

Die Blende verschwand.
 

Er hatte während des Flashbacks direkt in die Deckenlampe seines Bades geschaut. Der Junge wandte den Kopf nach links und rechts und fühlte die kalten Fliesen unter sich. Die Feuchtigkeit der Dusche hatte sich noch nicht verzogen.

Sein Herz schien ihm aus der Brust springen zu wollen. Es klang wie eine schnell angeschlagene Bass-Drum eines Schlagzeugs. Wummwumm-Wummwumm-Wummwumm.

Er atmete tief durch. Sein gebrochenes Herz hörte auf zu wummern, konnte sich jedoch nicht auf den Ruhepuls einpendeln.

Im nächsten Moment fand Tails sich im dunklen Raum wieder, hatte sich in der Ecke zusammengekauert, die Beine angezogen, Schwänze und Arme um sich geschlungen.

Er weinte hemmungslos.
 

Lange saß er so dar, eingepfercht zwischen Waschbeckenabfluss und WC-Schüssel. De Kälte des Porzellans und des Metalls spürte er nicht.

Und irgendwann waren seine Tränen versiegt.

Langsam richtete er sich wieder auf.

Eine Ewigkeit schien verstrichen zu sein.

Wie fast jeden Tag.

Das war doch kein Leben mehr, oder?
 

Ihm fröstelte. Sein Badezimmer war abgekühlt, doch die Feuchtigkeit noch immer drin.

Leicht vornübergebeugt ging er zur Entfeuchtungsanlage und schaltete sie ein. Es war eine kleine Erfindung von ihm, die er ebenso über der Kochzeile eingebaut hatte.

Sie saugte die feuchte Luft an einer Stelle an, erhitzte sie etwas, und führte sie mit optimiertem Feuchtigkeitsgehalt wieder dem Raum zu. Sie war so konstruiert, dass sie sich automatisch abschaltete.
 

Tails lebte besser als manch anderer. Er hatte mithilfe von selbst gebauten Maschinen dieses Haus erschaffen. Als Mitglied der Freedom Fighters hatte man ihm den Antrag zur Bebauung dieses Grundstückes schnell bewilligt. Nun trat er aus dem Bad in den Flur und sah sich um.

Das leise Summen der Entfeuchtungsanlage vermischte sich mit dem leisen Prasseln von Regen auf den Fensterscheiben. Der Sturm schien sich beruhigt zu haben.

Alles war in dunkles Blau gehüllt.
 

Da kam die 80x80 Zentimeter große Fotografie in dem grünen Rahmen kaum zur Geltung. Erst recht nicht, weil Sonic ja an sich ein blaues Fell hatte.

Lediglich das weiße T-Shirt und seine Augen waren deutlich erkennbar. Er reckte mit der rechten Hand den Daumen, den linken hatte er um die Schultern seines „kleinen Bruders“ gelegt. Beide lächelten.

Bei diesem Anblick, in dem Sonic fast mit der Dunkelheit verschmolz und Tails scheu lächelnd ins nichts zu gucken schien, fühlte er sich noch einsamer.

Wann hatte er ihn eigentlich zum letzten Mal gesehen?

Der junge Fuchs konnte sich nicht erinnern.
 

Miles wusste, dass es goldene Zeiten gab, bevor Cosmo auf den Plan trat. Er kannte sich jedoch nicht mit Genuss daran erinnern. Alles schien verblichen, wie eine Fotografie der roten Rücklichter, am letzten Wagen eines verpassten Zuges in einer verschneiten Novembernacht.
 

Sie hatten herumgetollt, gelacht, gescherzt. Mal zu zweit, dann mal mit Cream, Amy und sogar Knuckles.

Zusammen hatten Sie Gegnern wie Dr. Eggmann getrotzt, hatten auf der Fremden Erde mit der Familie Thorndyke gegen Wesen wie Chaos gekämpft und gewonnen.

Kurzum, bis zum Tod von Cosmo waren sie unzertrennlich gewesen.
 

Was bewog das Leben, solche Wege einzuschlagen? Tails flüsterte seinen Gedanken leise, doch da war niemand, der ihn hören konnte, geschweige denn darauf antworten.
 

Immer noch barfuß trugen ihn seine Füße zum Kleiderschrank. Mit jedem Schritt fühlte er sich etwas wacher. Gut so. Der Anfall von Frust und Trauer schwächte ab.

Er dimmte den Deckenfluter in der Ecke des Schlafzimmers ein wenig hoch und öffnete den Kleiderschrank.

Er entschied sich für ein relativ bequemes Outfit. Dunkelblaue Slimfit-Jeans samt Gürtel und schwarz-rote Sneaker, dazu ein weißes T-Shirt, ein weiß-rot-kariertes Hemd darüber. Zum Schluss folgte eine schwarze Softshelljacke und ein knielanger, schwarzer Regenmantel.
 

Er schloss den Kleiderschrank, schaltete das Licht aus und ging in die Garage.

Sein Auto, eine nachtblaue Sand Splatter-Limousine, stand so vor dem verschlossenen Tor, dass sich die Neonröhren in der Decke verzerrt im Lack spiegelten.

Er stieg ein. Mit einem dumpfen Klack fiel die Tür ins Schloss. Die Beleuchtung im Wagen ging langsam aus. Der Wagen roch noch ganz neu.

Erst jetzt, mehr aus Gewohnheit, denn aus Interesse, blickte Tails auf die Uhr neben dem Tacho.
 

4 Uhr 35 Morgens.
 

Er zuckte die Achseln, als wollte er der Welt zeigen, dass das keine Rolle spielte, startete den Wagen und öffnete per Fernbedienung das Garagentor.

Das Licht im Raum ging aus. Miles legte den ersten Gang ein und ließ die Kupplung kommen. Langsam rollte er aus der Garage, setzte den Blinker nach rechts und bog auf die Uferstraße Richtung Autobahn.

Hinter ihm hatte sich bereits das Garagentor geschlossen. Der Horizont nahm eine kaum wahrnehmbar hellere Färbung an, als der Sand Splatter beschleunigte und davonschoss. Als einziger Wagen zu dieser Stunde.

Die Firma


 

„From green to red our days pass by

Waiting for a sign to tell us why

Are we dancing all alone?

Collect some stars to shine for you

And start today 'cause there are only a few

A sign of times my friend”
 

In Flames, “Trigger”
 

Central City.

Eine malerische Ansammlung der verschiedensten Baustile; Plattenbauten, Mietskasernen, Hinterhofverschläge, Einfamilienhäuser: Für jede Gesinnung gab es hier etwas Passendes.

Der Motor des Sand Splatters brummte gedämpft, als Tails auf der A1 die Stadtgrenzen passierte und auf die Innenstadt zuhielt. Der Verkehr hatte innerhalb der letzten halben Stunde zugenommen, die ersten Berufspendler bewegten sich auf ihr Ziel zu, das sie die Woche über immer wieder anstrebten und verließen.

Die Innenstadt.
 

Eines der Wahrzeichen der Stadt war der knapp dreihundert Meter hohe Fernsehturm, auf dem sich etwa 30 Meter unter der Spitze eine tonnenförmige Aussichtsplattform befand, die sich über mehrere Ebenen erstreckte. Miles war noch nie dort oben gewesen. Er verspürte auch keine Lust dazu.
 

Der Anblick vom Licht der Fenster in knapp 270 Höhenmetern leitete jedoch – wie jeden Morgen – für ihn das Ende der halbstündigen Autofahrt ein.

In der Innenstadt verließ der Junge den Highway, folgte ein Stück weit der Station-Square-Allee und bog in eine ruhige Seitenstraße ein. Er befand sich jetzt in einem reinen Gewerbegebiet mit vielen Bürogebäuden.

Sein Arbeitsplatz, die CetCom AG.
 

Er steuerte den Wagen an den Straßenrand und stieg aus. Einen Moment blieb er neben der geöffneten Tür stehen. Es hatte nun endgültig aufgehört zu regnen, nur ein paar Windböen zogen durch die Gassen. Tails rückte seine Brille und blickte ins Morgenlicht, dass durch einen Riss in der Wolkendecke schimmerte.
 

Fünf Minuten später hatte er sich beim Empfangsdienst registriert und saß an seinem Platz im Großraumbüro, dritter Stock.

Sein Terminkalender erinnerte ihn an das Meeting mit dem Manager einer bekannten Marketingfirma, deren Hauptschwerpunkt auf Werbung lag. Das Treffen war um 11 Uhr im Konferenzraum 3 angesetzt.

Weitere Teilnehmer waren natürlich sein Vorgesetzter, Prof. Dr. Manfred Breuer, und sein Team. Zusammen hatten sie in den letzten Wochen an einer Systemlösung für ein Videobearbeitungsprogramm gearbeitet, welches auf die Bedürfnisse der Firma abgestimmt war.

Tails öffnete die bereits fertig erarbeitete Präsentation und vertiefte sich in Tabellen aus Parametern und Fachbegriffen.
 

„Guten Morgen, Miles.“

Tails sah auf. Er war so vertieft in den Stoff gewesen, dass er das Erscheinen von Christine gar nicht bemerkt hatte. Christine Heaths war Zeitwächterin und für das Präsentieren zuständig. Sie vertrat sozusagen das Resümee.

„Oh. Hallo, Christine,“ antwortete er mit müder Stimme.

„Alles in Ordnung bei dir?“ Sie sah ihn mit einem besorgten Stirnrunzeln an, dass nur sie in perfekter Vollendung und Perfektion beherrschte – nur leider viel zu oft in letzter Zeit.

Er seufzte. „Ja. Ich schlafe in letzter Zeit nur nicht besonders gut.“
 

Das war untertrieben, denn diese Anfälle der Trauer und des Frusts kamen in den letzten Monaten immer häufiger.

Jetzt war es an Christine zu seufzen. Sie sparte sich jeden weiteren Kommentar, doch meinte Tails gerade in dieser Art, Dinge nicht zu kommentieren, eine Art stummen Vorwurf zu hören. Sie hatte ihm schon so oft nur diese eine Frage gestellt, er blockte, und danach ging auf privater Ebene gar nichts mehr. Mit Glück nach ein paar Stunden Zusammenarbeit, aber das war es dann auch schon.

„Ehrlich, es ist alles in Ordnung.“

Sie schwieg und startete ihren Rechner.
 

Sein Blick fiel auf die Wanduhr. Fast sieben durch.

Wie schnell war die Zeit verflogen!

„Guten Morgen!“ Fröhlich trällerte bereits die nächste Stimme ins Zimmer, diesmal männlich.

Mark Rodnik war, neben Tails, der Mann für die Programmierung und das Design des Programms selbst. Er war derjenige, der brillante Ideen zur Vereinfachung der Benutzungsabläufe mit an Bord brachte und sie alle motivierte.

Heimlich blickte der junge Fuchs zu ihm auf. Er konnte es sich nicht eingestehen, aber Mark war genau die Art Persönlichkeit, die der Junge gerne hätte.

Seine Fähigkeit, die Leute zu motivieren und sein optimistische Weltbild, verbunden mit dem Selbstbewusstsein von Christine schufen eine Atmosphäre, in der sich der Junge doch vergleichsweise wohl fühlte.

Christine und Mark, beide der Spezies Igel angehörend, waren gut zehn Jahre älter als er.

Wie so viele in der Firma.
 

Ganz früher war er allein, ohne Familie, durch die Weltgeschichte geirrt. Er wusste nicht, wo er herkam und er hatte kein Ziel. Er verbrachte damals viel Zeit in Bibliotheken um zu lesen und sich das Wissen anzueignen, das ihn für die jetzige Stelle qualifizierte.

Bald schon fesselten Tails die Lehrbücher über Technik, so begann er selbst aus Schrott, den er fand, kleine Maschinen zusammenzusetzen.

Es war keine einfache Zeit gewesen. Andere Jungs in seinem Alter verspotteten ihn als Streber, obwohl er keine Schule besuchte. Er galt als Außenseiter, Gleichaltrige ließen oft keine Chance aus, ihn das spüren zu lassen.

Bis er Sonic traf.
 

Er erschien einen Monat nach dem Tod seiner geliebten auf der Türschwelle von Dr. Breuer, um seine Bewerbung mündlich vorzutragen. Im ersten Moment verwirrt, wollte der Firmenchef ihn wieder nach Hause schicken, doch der Junge hatte Referenzunterlagen über Softwarecodes gleich mitgebracht. Es war jenes Betriebssystem, das dem Blue Typhoon damals erlaubt hatte, zu starten.
 

Anfangs glaubte man ihm nicht, man sagte: „Die Codes sind nicht von dir! Woher hast du sie?“

Verzweifelt versuchte er zu erklären, dass er autodidaktisch lernte.

Der Umstand, dass der Fuchsjunge nie eine Schule besucht hatte und völlig allein, ohne Bewerbungsunterlagen und Termin in der Tür stand, erregte jedoch auch ein Körnchen Neugier bei Herrn Breuer. Dieses ließ die Waagschale ins neutrale einpendeln.
 

Und so durfte er seine Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Man behielt ihn gleich da.

Gleich zu Anfang brachte ihn der Chef mit seinen jetzigen Kollegen zusammen, die innerhalb der Firma als sehr empathisch und sozial galten.
 

„…und dann fing mein Kater an, an der Fensterscheibe zu klopfen. Mit seiner Tatze. Ohne Mist! Nur wegen diesem einen Vogel, der sich jeden Morgen auf denselben Ast vor meinem Küchenfenster setzt. Unglaublich, oder Tails? Hey, Tails!“ Mark sah zu ihm herüber, in seinem fröhlichen Gesichtsausdruck mischte sich eine Spur Unsicherheit.

Der Junge schreckte hoch. „Ha.. was? Entschuldige, ich muss kurz eingenickt sein.“

10 Uhr 17.

Kurz war etwas anderes.

Christine spitzte die Lippen, dann mahlte sie mit dem Kiefer.

Mit ihrer rechten Hand klopfte sie immer wieder leise auf ihre Schreibtischunterlage. Der Kugelschreiber in ihrer Hand klickte leise.

Mark blickte von Miles zu Christine und wieder zurück, die Unsicherheit in seinem Gesicht war nun deutlicher zu sehen.
 

„Leute, was ist denn auf einmal los?“

Christine antwortete nicht. Sie verließ kommentarlos und ohne sich noch einmal umzudrehen das Büro.

Herr Rodnik seufzte und rieb sich die Stirn. „Und das kurz vor der Präsentation… Das kann uns den verdammten Auftrag kosten. Den dürfen wir nicht verlieren!“

Tails stand auf und ging zum Kaffeeautomaten. Er zog sich einen Latte Macchiato und sagte dann: „Du hast Recht. Diesen Patzer können wir uns nicht erlauben.“
 

Jetzt atmete Mark auf. Der Junge gab wieder konkrete Sätze von sich. „Warum sie wohl den Raum so fluchtartig verlassen hat?“

„Ich habe keine Ahnung,“ antwortete Miles. Doch ganz die Wahrheit war das nicht. Er hatte da schon eine Vermutung, aber es war eher ein Gefühl.

Mark sah ihn zweifelnd an. „Bist du dir da sicher?“

„Es ist nichts. Ich habe nur plötzlich so ein ungutes Gefühl.“

Er stellte den Macchiato ab und ging zur Toilette.
 

Unterwegs dorthin begegnete er mehreren Mitarbeitern der Firma. Die meisten waren in Diskussionen und Absprachen vertieft, einige kopierten. Die wenigen, die ihn grüßten, erhielten ein neutrales „Guten Morgen“ als Antwort.
 

Er fühlte sich auf einmal selbst hier fehl am Platze.

Verdammt, Christine, was tust du gerade?

In der Toilette wusch sich Miles das Gesicht. Als er es mit Papierhandtüchern trocknete, blickte er auf und sah direkt in den Spiegel.

Zum zweiten Mal an diesem Morgen.

Doch seine Augenringe schienen noch eine Spur dunkler geworden zu sein.

Leise raschelnd fielen die Taschentücher in den Papierkorb. Das unbenannte Gefühl verstärkte sich, als ihm langsam dämmerte, was nun passieren würde.
 

Einem Impuls folgend riss er die Tür zum Flur auf und ging schnellen Schrittes zu seinem Büro zurück.

Da stand Dr. Breuer persönlich.
 

10 Uhr 31.
 

Oh nein. Bitte, lass ihn uns nur letzte Instruktionen geben, dachte Tails.

„Guten Morgen Miles!“ Der Chef widmete dem Jungen ein breites, zahnweißes Lächeln.

Doch es wurde etwas schmaler, als er seinen jüngsten Mitarbeiter betrachtete.

Christine Heaths saß an ihrem Schreibtisch und vermied es ihn anzusehen.
 

„Hättest du einen Moment Zeit?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, legte er dem Jungen seine Hand auf den Rücken und schob ihn sanft aber Bestimmt aus dem Raum in den weiß getünchten Flur, Richtung Chefetage.
 

Shit.
 

Miles vermied Blickkontakt mit seinem obersten Vorgesetzten. Er betrachtete die schemenhaft vorbeiziehenden grau-schwarzen Schattierungen des Teppichs. Wie ein Störbild. Weißes Rauschen.
 

Im Büro angekommen bedeutete Manfred ihm, sich zu setzen.

„Und die Codes sind doch von dir,“ sagte sein Chef und schmunzelte, als er sich vor die vollverglaste Fensterfront stellte und auf den grünen Innenhof hinausschaute.

Der Junge hörte den Satz. Ein Stich fuhr ihm durchs Herz.
 

So vertraut hatte er den Chef noch nie mit jemandem sprechen hören.
 

Jetzt wandte sich jener ihm zu. Das Tageslicht fiel auf seine Schläfen und seinen Hinterkopf. Das grau melierte Haar kam stark zur Geltung.

„Hör zu Junge,“ sagte er mit seiner tiefen, ruhigen Stimme. Sie hatte jetzt jeden Klang von Autorität eingebüßt, „wir haben hier einen beispiellosen Fang gemacht als du hier eintrafst.“

Tails schluckte und sah auf seine Knie.

„In einem Monat feierst du dein 2-Jähriges Jubiläum in diesem Laden. Du hast uns mit deiner Kreativität mehrere kleine Verträge gesichert. Und damit dazu beigetragen, dass das Unternehmen bestehen konnte.“

Jetzt sah er wieder auf. Eine Sorgenfalte zog sich über die Stirn von Herrn Breuer.

„Aber in letzter Zeit fiel mir mehr und mehr auf, dass du dich nicht mehr so verhältst wie früher.“
 

Das wars. Was jetzt auch immer kommen sollte, es war unausweichlich.

Zwangsurlaub


 

- 3. Zwangsurlaub –

„It starts to fall apart,

Let me take Control,

Reminisce!

The Days and nothing more,

Something I will find again,

Deliver us!“
 

In Flames, “Deliver Us”
 

“Kannst du mir erzählen, was los ist? Jetzt mal von Mensch zu Fuchs. Du wirst keine Probleme für deine berufliche Zukunft bekommen.” Dr. Breuer sah ihn so an, wie er von noch niemandem betrachtet wurde. Fast schon ...väterlich.

Miles war irritiert. Diese Formulierung, dieses “kann” statt “will” er ihm erzählen was ihn belastete? Es ersetzte die Drohung von Konsequenzen durch ehrliches Interesse.

Dass jemand von außen Interesse an seinem Zustand haben könnte, damit hatte sich Tails schon lange nicht mehr beschäftigt.
 

Er wusste nicht wie er sich verhalten sollte. Trotzdem der Raum richtig klimatisiert war, fuhr jetzt ein Frösteln in seinem Brustkorb Achterbahn.

“Komm her, mein Junge.” Sein Chef senkte den Kopf so, dass er ihn über den Rand seiner Brillengläser hinweg musterte. Ernst, kühl, analysierend. Die offenherzige Geste, indem er den Arm zur Tür zu seiner Rechten streckte, stand im krassen Gegensatz dazu.

Der Junge ergab sich dem Schicksal.
 

Er folgte seinem Vorgesetzten zu der Tür. Der Raum dahinter entpuppte sich als spartanischer Toilettenraum. “Hier hat noch keiner meiner Mitarbeiter Einblick gehabt,” sagte Breuer, der jetzt hinter ihm stand.

Er legte dem Fuchsjungen beide Hände auf die Schultern. “Sieh in diesen Spiegel.”

Sein Anblick schockierte ihn.
 

Er sah noch elender aus als zu dem Zeitunkt, da er sich um halb vier im Spiegel gemustert hatte. Seine Schultern hingen schlaff herab, die Ohren standen nicht aufrecht. Selbst das Hemd war zerknittert. Alles in allem, gestand er sich ein, erweckte er nicht mehr den Anschein eines leicht überarbeiteten Angestellten, sondern dem eines verwahrlosten Kindes.
 

Er war willenlos. Sein Chef führte ihn langsam, um hundertachtzig grad, in eine Drehung. Er sah ihm in die Augen.

“Du hast da ein ernstes Problem. Bitte versteh mich, wenn ich sage, dass ich dich in diesem Zustand wohl kaum an dem Meeting teilnehmen lasse.” Er machte eine bedeutungsschwere Pause.

”Mein Gott, du bist elf. Und ich habe schon meine Schwierigkeiten zu wissen, wie ich mit dir reden soll, denn du wirkst wie fünfundzwanzig. Doch jetzt machst du es mir sehr leicht. Du bist ein Junge, der nicht genug Schlaf hat, dem irgendein oder irgendwelche schwerwiegenden Ereignisse überwältigen. Du bist ab jetzt beurlaubt, da hilft kein Meckern. Du hast 132 Überstunden, die nimmst du jetzt.” Er reichte Tails eine Karte.

“Falls du doch noch reden willst. Bring dein Leben wieder in Ordnung, allein schon für dich selbst.”
 

Tails wusste nicht mehr, wie alles danach ablief. Er fand sich um zwölf in einem ChaosBurger an der A2 kurz außerhalb der Stadt wieder, in der Hand einen Riesenburger.

Offenbar hatte er da auch schon reingebissen. Er schmeckte nichts

Wie durch Watte tauchten langsam auch Geräusche auf, von den vielen Leuten, die hier ihren Lunch abhielten. Sie wurden mit der Zeit klarer.

Einige Studenten sahen immer wieder zu ihm herüber. Einer von ihnen runzelte ständig die Stirn, als versuche er, Miles Gesicht einzuordnen.
 

Er legte den halb gegessenen Burger weg und verließ den Laden. Miles trug seinen Regenmantel, sein Telefon steckte in der Innentasche. Also war er offenbar noch kurz im Büro gewesen... Das Display verriet ihm, dass Mark vor knapp 10 Minuten versucht hatte, ihn zu erreichen. Das Smartphone musste also geklingelt haben. Hatten ihn die Studenten deswegen so oft angesehen?

Er beschloss, nicht zurückzurufen. Er wusste nicht, was er ihnen sagen sollte. Er fühlte sich leer, und doch war da die altbekannte Ahnung, versagt zu haben.
 

Er fand sich auf dem Asphalt des riesigen Parkplatzes wieder. Es waren erstaunlich wenig Autos unterwegs, trotzdem konnte der Lärmpegel Nerven aufreiben. Er stieg in seine Limousine und blickte stumpf durch die Frontscheibe.

Dann, ganz unvermittelt, schlug er auf die Ränder des Lenkrades ein, schrie “Verdammt, verdammt, verdammt!”, immer wieder, bis ein Hustenanfall ihn unterbrach. Mit Tränen in den Augen versuchte er, den Krampf in der Kehle zu lösen.
 

Zehn Meter weiter lehnte ein Hund an einem schwarzen Wagen, ein MobiusCar SmallSpeed. Der Name sagte alles, es war ein kleiner, schnittiger Wagen mit viel Leistung.

Er beobachtete erst den jungen Fuchs zwei Autos weiter, dann eine Gruppe Studenten und sogar einen Rentner, deren Reaktionen von Gleichgültigkeit bis Hohn und Spott alles bereithielten.

Nur der Hund verhielt sich anders. Das lag zum Teil an seiner Vergangenheit, zum Teil an seiner Einstellung gegenüber anderen Individuen. Er fühlte eine seltsame Verbundenheit zu diesem jungen Wesen, dessen Zustand er mit den Worten “einfach Scheiße” umschreiben würde.

Er konnte, wie vielleicht ganz wenige in dieser Millionenmetropole von Chaos City, mitfühlen, sich noch für die Wesen interessieren, die seine Hilfe gebrauchen wollten.

Er war solidarisch. Aus Überzeugung.
 

Das Husten wurde schwächer, ganz verschwinden wollte es jedoch nicht. Durch den Tränenschleier nahm er seine Umgebung nur verschwommen wahr.

Plötzlich fuhr er zusammen. Jemand klopfte an die Scheibe der Fahrertür.

,Was habe ich getan, dass sich plötzlich alle für mich Interessieren?,' fragte sich der Junge. Er wollte demjenigen sagen, dass er seine Ruhe wollte, darum betätigte er, immer noch hustend, den elektrischen Fensterheber mit der einen Hand und wischte sich mit der anderen über die Augen.

Das erste was er klar sah, war eine Hand mit einer Flasche stillem Wasser.

“Hier. Das Hilft gegen den Reiz.”

,Ist das jetzt ein dummer Scherz?,' fragte sich Miles. Doch er griff trotzdem danach und trank.

Als er die Flasche absetzte, war der Reiz abgeklungen.

Er sah nach draußen.

Dort stand ein schwarzer Hund, den einen Arm verschränkt vor der Brust, mit dem anderen Rauchend. Seine Haltung hatte weder etwas ablehnendes, noch etwas befürwortendes. Schon gar nicht war sie abwartend.

Der Hund stand einfach nur rauchend da.

Tails wollte ihm die Flasche zurückgeben, doch war er von der Erscheinung vollkommen irritiert. Eine solche Art von Persönlichkeit hatte er noch nie erlebt.

Mit der Zigarette in der Hand winkte der Fremde ab und zeigte ein zahnweißes Lächeln. “Behalten Sie sie ruhig. Ich habe noch genug davon.”

Miles schielte auf die Flasche. War da etwa...

“Nein, da war keine Extrazutat drin.”

Der Junge fuhr zusammen. Es war fast, als hätte der Fremde seine Gedanken gelesen. Beschämt wandte er den Kopf ab und sagte leise: ”Danke.”

Was hatte der Mann für einen Akzent? Er hatte diesen noch nie gehört. Er sprach die Sprache scheinbar perfekt, konnte persönliche Akzente setzen, dennoch musste er von sehr weit her kommen.

“Gern geschehen. Weshalb, wenn ich fragen darf, haben Sie sich denn so aufgeregt?”

Mit einem Schlag war Tails nicht mehr irritiert, sondern sauer. Die Leute schienen sich nur noch für seine Probleme zu interessieren. An seiner Ansicht, mit einer konstanten Arbeit und einem selbstbestimmten Leben würde sich alles wieder einrenken, schien keiner Teil zu haben. Und so langsam begann sich der Junge zu fragen, ob er selbst noch daran glaubte.

Das war genug für ihn. Ziemlich barsch fauchte er den Fremden an: “Dürfen Sie nicht!”,

startete den Wagen und fuhr mit kreischenden Reifen in Richtung Autobahnauffahrt davon.
 

Fassungslos sah der Hund hinter dem Sand Splatter her, er zuckte zusammen als der Wagen beinahe die Leitplanke am Verzögerungsstreifen rammte, und noch einmal, als der Junge einem 7,5-Tonner die Vorfahrt nahm und einfach auf die linke Spur wechselte.
 

Dem Jungen waren klare Gedanken abhanden gekommen. Zu viele von ihnen fegten durch seinen Verstand, in dem sich mittlerweile unterbewusst, Argumente und deren Gegenstücke einen heftigen Kampf lieferten. Es war ein Schlachtfeld, das kaum mehr Raum für natürliche Gefühle und Gemütszustände übrig ließ.

Der Kleine fühlte sich, als würde er verrückt werden.
 

Er hatte keine Ahnung, wohin er überhaupt fuhr. Er nahm noch nicht einmal wahr, dass er auf dem linken Fahrstreifen war und mit knapp 200 Sachen jegliche Geschwindigkeitsrichtlinie in den Wind schlug. Er bewegte sich immer weiter stadtauswärts.
 

Der Hund fand sich in einem Zustand heftiger Erregung wieder. Er saß mittlerweile in seinem SmallSpeed und versuchte, die nachtblaue Limousine des jungen Fuchses nicht aus den Augen zu verlieren.

Seine Erregung speiste sich aus dem ausgeschütteten Adrenalin und der Angst. Einer Angst, die er seit Jahren nicht mehr verspürt hatte.

Die Angst, dass Wesen, denen er helfen wollte, etwas zustoßen könnte.

Er, Morris Henderson Junior, war sehr empathisch, jedoch zeigte er das nach außen hin nicht jedem.

Damit lag er im durchschnitt der Bewohner dieses Planeten. Jedoch nicht mit seinem messerscharfen Verstand und seiner verqueren, aber logischen Art zu denken.

Er hielt sich bescheiden. In diesem Moment hielt er sich nicht einmal für jemanden, der sich mit Psychologie auskannte, aber sein Instinkt sagte ihm, dass die heftige Reaktion des Fremden ein böses Ohmen war.

Morris trat das Gaspedal weiter durch.

220 Km/h.

Aus dem Gewehrfeuer an Gedanken fasste Tails einen Querschläger auf und sprach ihn aus:

“Noch zu wenig.”
 

Morris war nun 2 Wagen hinter dem Sand Splatter, als er sah, dass der Wagen noch schneller wurde.
 

Ein weiterer Querschläger nahm in seinem Kopf Form an: Du hast dir damals nicht umsonst den 6-Zylinder zugelegt. Die Sechs Gänge werden dir nun nützlich sein. Du wusstest es! Großartig!

Ein freudloses Grinsen trat auf das Gesicht von Miles.

Gleich würde er zum letzten Mal herunterschalten.
 

Der SmallSpeed fuhr 250, genau wie der Junge vor ihm. Er hatte sich direkt hinter ihn gekämpft. Gefahrlust war etwas fremdes für Morris, er sicherte sich gern ab.

Nur wusste er auch, dass der Wagen kaum mehr schaffen würde. Es war ein 4-Zylinder-Dieselmotor, und wenn der Sand Splatter noch mehr drauf hatte, würde er ihn verlieren.

Nein, flehte der Hund innerlich. Schweiß brach ihm aus. Mach dich nicht unglücklich. Tu dir das nicht an!
 

Im selben Atemzug mit dem Gedanken seines Verfolgers traf Tails Fuß die Kupplung, mit einer Härte, die er sich selbst nicht zugetraut hätte. Milisekunden später schaltete sein rechter Arm automatisch vom Sechsten in den Fünften Gang.

Die Drehzahl sprang in den roten Bereich.
 

Morris war verzweifelt. Mittlerweile hatten bei ihm die Gedanken ausgesetzt. Sein Instinkt leitete ihn nun. Panisch ließ er die Lichthupe aufblitzen. Keine Reaktion.

Als er sah, dass der Luftwiderstand den Wagen vor ihm kaum merklich bremste, wusste er, was der Junge vorhatte.

Er konnte nicht genau sagen, wie es geschah. Er verzichtete auf den Schulterblick, zog nur auf die Rechte Spur, holte noch einmal alles aus seinem Wagen heraus und versuchte es noch einmal mit der Lichthupe.
 

Die Lichtreflexion des gelben Scheinwerfers am Heck des silbernen Tanklasters rechts vor dem Sand Splatter sorgte dafür, dass Tails geblendet wurde. Reflexartig zog er die Beine an und kniff die Augenlider aufeinander.
 

Der LKW antwortete mit einem Hupen seinerseits. Henderson sprang auf die Bremse und schaffte es mit Mühe und Not, seinen Wagen auf die 80 Km/h des Lasters zu bremsen – eine halbe Handbreit vor der hinteren Stoßstange.

“ChaosDiesel – damit auch Sie rasen können.” Stand auf dem Heck.

Morris schnaubte verächtlich, schaltete wieder herunter und zog – diesmal mit Sicherheitsblicken – auf die linke Bahn zurück.
 

Seine Soßdämpfer blockierten. Der Wagen ruckelte. Ein hässliches, knirschendes Geräusch drang durch das Plastik. Die Armaturenbrettbeleuchtung flackerte noch einmal kurz, dann gab sie den Geist auf. Nur die Batterieanzeige leuchtete dauerhaft.

Die Irritation verdrängte das Gedankengefecht aus seinem Kopf. Tails geriet leicht ins Schlingern, er schaffte es nur schwer, gegenzulenken.

Morris nahm unterdessen beruhigt zur Kenntnis, dass die Rücklichter des Sand Splatters erloschen waren. Er kämpfte sich zwischen dessen Heck und der Schnauze des Diesellieferanten durch, wodurch er nochmal wütendes Gehupe erntete.
 

Der Hund hupte neben dem Fuchs. Dieser sah ihn und konnte ihn nicht einordnen. Kannte er ihn?

Mit einer Handgeste bedeutete er dem Jungen, ihm zu folgen.

Er wusste nicht, warum, aber er tat es – während sein Wagen immer langsamer wurde.

Der Verkehr hinter ihnen geriet ins Stocken.

Miles lenkte den Wagen hinter dem Fremden her, auf den Standstreifen.

Mit den ramponierten Stoßdämpfern spürte er, wie jeder Reifen einzeln über die äußerste Markierung rumpelte.

Er rollte immer weiter aus. Etwas weiter kam ein Verzögerungsstreifen eines Rastplatzes in Sicht.

Der Hund führte ihn darauf.

Sekunden später bremste Tails komplett und hielt hinter dem SmallSpeed am Rand des Platzes.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  _Sonishi
2015-03-26T21:36:47+00:00 26.03.2015 22:36
Super FF bitte mach weiter jetzt sofort umgehen llllllllllooooooooooooooooooooooossssssssssssssssssssssssssss!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!​!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Antwort von:  SleeplessAgain
31.08.2015 00:56
Hallo Sonishi. Es freut mich dass dir meine Story soweit gefallen hat. Lange war ich inaktiv. Ich weiß auch noch nicht ob es viel Neuerungen geben wird. Danke für deine positive Rückmeldung. Was genau gefällt dir an der Story besonders?
Antwort von:  _Sonishi
02.09.2015 00:38
Nunja besonders geffält mir dein schreibstil er ist perfekt. Alles ist so geschrieben das man sich mitten im Geschehen fühlt. Aber es gibt auch schwächen z.B. das Ende es ist zwar gut geschrieben ABER es ist zu plötzlich als ich es gelessen habe haben sich mir 2 fragen gestellt

Wo um alles in der Welt kommt Cosmo her?

Wie kann sie da sein denn sie ist ja tot wie geht das ist Tails mit einer Leiche zusammen und hat Kinder?

Alles in allem eine FF die sehr gut ist aber immernoch ausbaufähig ist.



das sagt der Typ der nicht eine fernünftiege FF zustande kringt und sich mindestens einmal verschriebenvhat


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