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Eye, eye die Russen kommen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Salute,
Gut, somit ich eröffne ich eine weitere PruxAus von meiner Seite, nur dass ich diesmal versuchen werde, eine höhere Anzahl an anderen Charakteren und Parrings plotmäßig unter Kontrolle zu halten... Nun ja, zieht euch mal mehrmals an einem Tag ein bestimmtes Lied rein, da kommt man schon ziemlich schnell auf Ideen.
Parrings wären einmal AusxPru geplant, wie auch FRxScott. Wünsche und Anregungen für andere werden gerne entgegen genommen.

nun denn,
lg, Sternenschwester

PS: Der Song, welcher den unteren Text begleitet, ist von der EAV und heißt Vienna, kann ich nur empfelen.
([link href="http://www.youtube.com/watch?v=TR4YjZ12vF8"]http://www.youtube.com/watch?v=TR4YjZ12vF8[/link]) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Salute,
so melde mich diesmal mit dem zweiten Kapi dieser FF. Nun denn im Vorweg ich habe mir zwar den Text durchgelesen, dennoch würde ich euch bitten wenn ihr was findet es mir zu melden.
+ vor Texten deuten einen Flash-Back an.
Ach bevor sich jemand über den Titel des Kapi wundert, ich benütze die Titel von EAV-Liedern (große Inspirationquelle für diese FF), welche ich beim Schreiben für die Stimmung daneben hab laufen lassen. Halt solange bis mir was Besseres einfällt wie ich die Kapis betitele.
nun denn, ich wünsche euch viel Spaß, bis nächsten Fr.
lg, Sternenschwester
PS: würde noch immer eine Betaleser/in suchen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So voilà das dritte Kapi. Eins der wenigen Male, bei dem ich in einem Stück durchgeschrieben habe und dann ist es wieder so lang geworden. Irgendwie fällt es mir schwer, bewusst kurze Kapis zu schreiben - -°.
Nun ja, hoffe es gefällt trotzdem.
Ach ja, ungeplanter Weise wird male-Belarus auftauchen.
Viel Spaß und bis der Tage.
Lg, Sternenschwester Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, diesmal geht es mit dieser FF weiter. Auf jeden Fall großes Dankeschön für die Favo Einträge. So gleich im Vorhinein, ich habe erkannt; dass ich Ankündigungen bezüglich des Inhaltes nicht einhalten kann. Die Sachen, welche ich schon in dieses Kapi einfließen lassen wollte musste ich auf das nächste verschieben. Nun ja,…

Lg, Sternenschwester Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Mhuhaha, endlich kommt der Schauplatz vor, an dem alles passieren wird.
Ich weiß, dass Wien-Mitte (und da meine ich nicht die Baustelle der letzten Jahre oder das jetzt erst eröffnete Einkaufszentrum) wahrscheinlich kaum einem meiner Leser bekannt sein wird. Nein, ich meine das Wien-Mitte, mit welchem ich aufgewachsen bin.
Ein gammliges, schmuddeliges, schmutziges und absolut hässliches Wien-Mitte. Dagegen ist das jetzige Einkaufszentrum richtig charakterlos. Nun gut, warum ich darauf herumreite, nun ja, weil eben dieses Wien-Mitte meiner Kindheit eine der Grundideen meiner FF war. So, jetzt habe ich mich lang genug darüber ausgelassen.
Ach ja das EAV-Lied welches dem Kapitel vorsteht: Würstelstand von EAV

Viel Spaß mit dem Folgenden. Komplett anzeigen

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Vienna

03.1994-Wien
 

-Wien, du bist ein Sanatorium.

Da tanzen die Kranken im Kreißsaal herum. –
 

Das Radio dudelte in gemäßigter Lautstärke vor sich hin, als Roderich, mit einer Zahnbürste im Mund in die Küche betrat. Verschlafen fuhr er sich durchs die ungekämmten braunen Haare und tapste schlaftrunken zur Kaffeemühle. Ungeschickt schaltete er diese ein und stellte den Wasserkessel auf den Herd. Ein leichtes Summen erfüllte den Raum und begleitete das alte Lied der EAV, welches eben im Radio lief. Mit leicht geschlossenen Augen begann Roderich sanft im Takt mit zu wippen.
 

-Der Oberarzt ist ein Geschichtebuch

umgeben von süßem Modergeruch. –

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-Und wenn der Patient mit dem Selbstmitleid ringt

vom Stephansturm die Glocke erklingt. –
 

Francis drehte sich noch einmal, halb schlafend um und tastete unter leichtem Grummeln die linke Bettseite ab. Als seine Finger immer noch nicht das Erhoffte ertasten, öffnete er leicht die Augen und blinzelte in das dämmrige Licht, welches trotzig durch die schmalen Spalten der geschlossenen Rollos drang. Sein Liebhaber war schon vor ihm aufgestanden und hatte seine Bettseite in einem unordentlichen Zustand hinterlassen. Seufzend richtete sich der Franzose auf und dachte mit einem leisen Lächeln an die vergangene Nacht. Mit einem leisen Knirschen ging die Tür zum Bad auf und sein Rothaariger schlurfte, noch nicht ganz wach aber gewaschen, heraus. Leicht hilflos versuchte dieser sich seine Krawatte zu binden, von welcher der Blonde immer schon gefunden hatte, dass diese ihn nur unnötig älter erscheinen ließ. Eine Weile schaute er dem Kampf amüsiert zu, bis er den Schotten mit einer lässigen Geste zu sich winkte. Mit schlurfendem Gang schritte dieser auf ihn zu und hob brav den Kopf, damit der Franzose einen ordentlichen Krawattenknoten anbringen konnte. Nachdem er fertig war, gab er dem Schotten einen Klaps auf die Brust. Dieser jedoch hatte seine Aufmerksamkeit auf die Uhr gelenkt. Plötzlich schienen seine Lebensgeister zu erwachen.

„Scheiße, ich sollte schon längst unterwegs sein.“, fluchte er noch, bevor er sich umdrehte und mit großen Schritten Richtung Haustür hastete. Im Vorbeigehen griff er noch schnell nach seinem Jackett, während der Franzose ihn leicht pikiert nachsah. Er hasste es, wenn sich sein Liebhaber aus Stress nicht einmal ordentlich verabschiedete.

„Und vergiss nicht, dass wir uns in zwei Tagen mit Alfred und Matthew treffen.“, rief der Schotte ihm noch einmal über die Schulter zu, bevor die Türe mit einem Rumps hinter ihm ins Schloss fiel.

„Aber natürlich nicht, mon amour.“, flüstere der Blonde, als er mit einem theatralischen Seufzer aufstand.
 

-Als Schrittmacher für's gold'ne Wienerherz

im Jugendstilrhytmus friedhofswärts. -

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-Wien, du Wunder der Medizin.

Exotisch und seltsam sind die Therapien.-
 

Erneut vergewisserte er sich, dass er alles bei sich hatte und fuhr sich nochmals nervös durch die Haare, bevor er aufstand, nach seiner Tasche griff und in Richtung Tür ging.Wenn er es schaffte, alles geschickt einzufädeln, würde er bald seinen kleinen Bruder wieder in Armen halten können. Versonnen trat er auf den Gang hinaus und schloss mit dem Zimmerschlüssel die Türe ab. Ein Zimmermädchen war das einzig lebende Wesen im Hotelflur. Mit eiligen Schritten erreichte er den Lift und drückte auf den Knopf zum Rufen des Fahrstuhles. Die nächsten Tage mussten nach Plan laufen. Für sein Leben und das seines Bruders.
 

-Dein Selbstbewusstsein wird stabilisiert,

indem man das Mark der Monarchie injiziert!-

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-Die Kulturheilkunde hat viele Facetten.

Gegen geistige Blähungen gibts Operetten. –
 

Mit einem Dauergrinsen klebte Alfred seine Nase gegen das Glas. Der Boden kam immer näher und näher. Matthew seufzte schmunzelnd. Obwohl sein Bruder seit beinahe zwei Jahren beim Geheimdienst arbeitete und dort eine steile Karriereleiter erklommen hatte, benahm er sich öfter nicht anders als in ihrer Jugend. „Mattie, wir landen gleich.“

„Ja, ja passt schon Al. Es haben nun auch die Leute in den letzten Reihen mitbekommen, dass wir bald ankommen.“, flüsterte der Blonde schmunzelnd. „Vorausgesetzt sie verstehen Englisch.“ Vorsichtig warf er einen Blick auf ihren dritten Mann im Bunde. Edward von Bocks, war nicht wesentlich älter als sie beide. Da man ihm abgeraten hatte, seinen schweren Laptop im Flugzeug auszupacken, hatte dieser nur mit den Schultern gezuckt und war dann nach kurzer Zeit eingenickt. Matthew bewunderte immer noch die stoische Ruhe, mit welcher dieser junge Mann mit seinem Bruder umging. Egal wie aufgedreht Alfred sein mochte, der Brillenträger ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und wusste sehr wohl, wie er die überschüssige Energie des Amerikaners in produktive Bahnen lenken musste konnte. Behutsam rüttelte der Blondschopf seinen Nachbarn an der Schulter. „Herr von Bocks, wir landen gleich.“

„Das habe ich dank, Ihrem Bruder deutlich vernommen.“, grummelte dieser, ohne die Augen zu öffnen und seufzte theatralisch. Wie sehr hatte er sich nach der Sache in Süditalien auf einen Urlaub gefreut. Dass er aber auch dann noch immer Babysitter für dieses Energiebündel namens Alfred F. Jones spielen musste, hatte ihn zuerst betrübt. Nicht dass er Alfred nicht mochte, schließlich arbeiteten sie tagein, tagaus zusammen. Er hatte wirklich nichts gegen seinen jungen Vorgesetzten, doch er wusste sehr wohl den wahren Grund, weshalb die hören Etagen gerade ihm diesen Ausbund an Übermut zugeteilt hatten. Aber gut, er sollte sich mehr darüber freuen, dass sie jetzt gleich eine ganze Woche frei bekommen hatten und dass dazu der entzückende Bruder des Amerikaners mitgekommen ist.

Vielleicht hatte ja dieser einen beruhigenden Einfluss auf den jungen Agenten, auch wenn sich Edward keine großen Chancen ausrechnete.
 

-Das Opernballgeschwür wird nicht operiert,

sondern jährlich einmal neu inszeniert. -

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*Vienna, Vienna, nur du allein.

Jetzt gemma, jetzt gemma, ins Altersheim. *
 

Leise den Refrain mitsummend, packte sich Roderich schnell ein Packung Mannerschnitten und einen Apfel mit seiner Wurstsemmel in sein Jausensackerl ein. Die Zahnbürste lag neben der Abwasch, nachdem der Braunhaarige dort seine morgendliche Toilette beendet hatte. Mit ungehaltener Minne schlurfte sein Wohnungsgenosse in die Küche und sah sich mit einem „Es ist noch zu früh für alles-Blick“ in der Küche um.
 

*Vienna, Vienna, nur du allein.

Jetzt gemma ins Altersheim, ins Altersheim!*

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-Der Hausvirus Wiens heisst „Hoffnungslos“.

Die Anzahl der Infizierten ist groß. –
 

Ivan sah gelassen, wie der Zug langsam am Bahnsteig 10 anhielt und warf seinem Begleiter sein unheimliches Lächeln zu. Dabei war ihm nicht gerade fröhlich zu Mute. Der Grund, weshalb er mit dem angeblichen Wiener Herz in die Stadt geschickt worden war, gehörte zu denen, welche er am liebsten im Wodka ersäuft hätte. Aber leider gehörte es zu seinen Berufsrisiken und Unannehmlichkeiten. Außerdem musste er das Vertrauen seines Bosses nach der verpatzten Situation in Süditalien wiederherstellen. Er wusste es sehr wohl, dass ihn hier eine Prüfung erwartete und er hatte nicht vor zu versagen, schon alleine um seiner Gesundheit willen. Für den Moment in dem er sich an den jungen Agenten, welche seine letzte Transaktion gestört hatte und somit seine Mission zum Scheitern gebracht hatte, erinnerte, verlor er sein Lächeln. Welches aber langsam wieder zurück kam, als er daran dachte, was er diesem hyperaktiven Blondschopf alles antun würde, sollte er das Glück und der andere das Pech haben, dass sich ihre Wege erneut kreuzten.

Toris seufzte nur, als der Wagon unter Quietschen zum Halten kam und der Russe gegenüber von ihm, aufstand. Dabei wedelte dieser mit der Hand, um zu signalisieren, ihm mit den Koffern zu folgen.
 

-Den Seelenkrampf dieser Glücksversehrten

löst nur der Wein in den Heurigengärten. -

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-Wien, du Mutter großer Ideen,

liegst im Wochenbett in den Dauerwehen. –
 

Schwer seufzend stellte der Pole seine morgendliche Tasse Kaffee auf dem Tisch ab und griff nach dem rosa Bleistift, welchen er sich hinters Ohr gesteckt hatte. Mit schnellen Handbewegungen machte er einen weiteren Kringel auf seiner Karte. Die Nacht war zwar nicht so ergiebig gewesen, wie es sich der Blonde gewünscht hatte, aber auch nicht völlig sinnlos. Die wenigen neuen Informationen, welche er die letzten 12 Stunden gesammelt hatte, brachten ihn seinem Ziel ein wenig näher. Noch einmal ließ er seinen Blick über die Karte schweifen. Seit fast einem halben Jahr lebte er schon hier und dennoch verliefen die Nachforschungen so zäh. Dabei hatte er sich auch noch um die anderen Probleme seiner Mandanten zu kümmern, schließlich wollte er auch von etwas leben. Erneut griff er nach der Tasse und nahm die letzten Schlucke des braunen Getränks. Er würde wohl noch ein wenig aufbleiben müssen, ein paar Akten schlichten und Fotos aufwerten. Wenn das alles geschehen war, konnte er sich endlich hinlegen und den Schlaf der Gerechten schlafen. Ein wenig müde torkelte er auf sein Schubladenkasten zu. Ein Foto stand in einem sauberen, wenn auch leicht ramponierten Rahmen dort. Versonnen nahm Felkis es in die Hand und betrachtete die zwei darauf abgebildeten Gestalten. Er grinste sich selbst mit einem breiten Lächeln an, während er die andere Person, welche einen verzweifelten Gesichtsausdruck zur Schau trug, halb im Schwitzkasten ins Bild zerrte.

„Bald werde ich dich gefunden haben, Toris.“, murmelte er in die Stille seines Zimmer hinein und stellte den Rahmen wieder ab, bevor er sich streckte, um zu seiner Arbeit zurückzukehren.
 

-Im fruchtbaren Schoß sich die Pläne vermehren.

Es fällt dir schwer, Taten zu gebähren. -

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*Vienna, Vienna, nur du allein.

Jetzt gemma, jetzt gemma, ins Altersheim.*
 

„Kannst du nicht mal das Radio abdrehen.“, seufzte Gilbert, als er sich zum nächsten Küchenstuhl geschleppt hatte und sich dort mit einem demonstrativen Grunzn niederließ. Roderich steckte seine Jause in seinen Rucksack. „Nee…“, flötete er im Einklang mit der Musik. „Ich krieg dich ja auch nicht dazu, Rammstein abzumurksen, wenn mir deren Geschrei auf den Wecker geht.“
 

*Vienna, Vienna, nur du allein.

Jetzt gemma ins Altersheim, ins Altersheim!*
 

„Aber oft genug motzt du…“ Missmutig goss sich der Albino den Rest des Kaffees, welchen der Österreicher ihm übrig gelassen hatte, in eine Tasse und grapschte nach der Milch.
 

*Vienna, Vienna, nur du allein.

Jetzt gemma, jetzt gemma, ins Altersheim.*
 

Ausgelassen schubste Roderich diese in seine Richtung und schulterte sich seine Rückentüte. „Willkommen in Wien, hier sudert man schon aus Prinzip. Pifke.“

„Ach, halt die Goschen…“ Trotz seiner schlechten Laune stahl sich ein Lächeln auf dessen Lippen. Er mochte seine morgendlichen Streitgespräche mit seinem Wohnungsgenossen. Vor allem weil sie jedes Mal anders verliefen und die Umstände sich immer wieder änderten.
 

*Vienna, Vienna, nur du allein.

Jetzt gemma ins Altersheim, ins Altersheim!*
 

„Charmant wie immer. Ach bevor ich es vergesse. Draußen am Kasterl, liegt ein kleines Packerl und ein wenig Geld. Bring es bitte in meinen Namen zur Post. Ich werde heute nicht dazu kommen und Friedensreich erwartet es schon mit Ungeduld.“

Abwarten sah Roderich den Deutschen an, welcher eben versuchte seinen Morgenmuffel im Kaffee zu ertränken.

„Gilbert, hast du mich verstanden?“

Ein zustimmendes Gebrummel war die einzige Antwort, welche er erhielt.

Roderich zuckte mit den Schultern, ging im Kopf noch einmal alles für den heutigen Tag durch und richtete seine Schritte Richtung Ausgang. Beim Rausgehen konnte er hören, wie Gilbert sich zum Radio geschleppt hat und begann nach einem anderen Sender zu suchen. Doch das störte ihn mäßig. Es war die Streitereien wegen ihrer beider vollkommen verschiedener Musikgeschmäcker gewohnt. Überhaupt überraschte es ihn, wie schnell er sich an seinen Ostdeutschen Kollegen gewöhnt hatte, ihn sogar langsam mehr als nur tolerierte. Als er das alte Treppenhaus runterpolterte, geisterte der Abschluss des Liedes durch seinen Kopf.
 

-Wien, du bist eine Märchenstadt,

die sich selber verzaubert hat,

die im Dornröschenschlaf ganz vergisst,

dass kein Kronprinz kommt, der dich küsst.-

Leckts mi do am Orsch

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Kapitel 2: Leckts mi do am Orsch
 

Müde und ausgelaugt sperrte Roderich die Türe zu seiner Wohnung auf. Nach fast 24 Stunden war er endlich wieder nach Hause gekommen. In dieser Zeit hatte er Alles in Allem fünf Stunden schlafen können, zusammengerollt in einem Bürosessel oder auf einer der Bänke am Gang. Zwei Selbstmörder und eine Brandleiche waren auf dem Seziertisch[,] seines Abteilungschefs gelandet und somit waren für ihn, als Assistent und als Frischling der Abteilung, der Tag und die Nacht recht anstrengend gewesen. Wie sehr freute er sich auf eine kühle Dusche und auf sein weiches Bett.
 

Ohne das Licht einzuschalten streifte er sich im Vorzimmer die Schuhe von den Füßen und tapste in den kurzen Verbindungsgang. Aus dem Wohnzimmer konnte er das leise Gedudel eines Radio hören, doch ansonsten war es still in der Wohnung. Auf dem Weg zum Bad kickte er plötzlich etwas Blechernes, das am Boden gelegen hatte, gegen die nächste Wand. Im Geiste erwürgte er seinen bleichen Wohnungsgenossen und ermahnte sich, wenn er ihn das nächste Mal in der Realität zu fassen bekam, würde er diesem, vielleicht nicht gerade sanft, den Sinn eines Mülleimers bei bringen. Nur weil man in dessen Heimat zu den Entsorgungsbehälter Müllkorb sagte, war dies noch lange kein Grund, hier in der Fremde dessen Existenz zu verleugnen. Bedacht nicht auf weitere Unannehmlichkeiten zu treten um sich den Ärger darüber für später aufzusparen, schaffte er es halbwegs unbeschadet ins Bad zu gelangen, wobei er sich nur zwei Mal die Zehen gestoßen hatte und seine Schulter einen eher unangenehmen Zusammenstoß mit dem Vorzimmerkasten gehabt hatte. Einmal über die Schwelle des Bades, schloss der Braunhaarige schnell die Türe hinter sich zu und schaltete das Licht ein.
 

Während er sich in aller Gemütlichkeit seiner Kleidung entledigte, ließ er die Vergangenheit Revue passieren, um sich wieder einmal vor Augen zu führen, warum[,] gerade er mit diesem Chaosanhänger, Made in Germany, zusammenleben musste.
 

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+ Das schrille Läuten seiner Türklingel ließ ihn vor Schreck aus seinem Tagschläfchen erwachen. Er war schon wieder auf seinem Klavier eingeschlafen. Nicht nur, dass es den schwarz-weißen Tasten nicht gut tat, solange dem Gewicht seines Kopfes ausgesetzt zu sein, diese Schalfanfälle häuften sich in einer Anzahl, das Roderich sich langsam Sorgen machte. Ihm ging es seit Wochen nicht gut. Er lief ein wenig zerstreut durchs Leben, hatte regelmäßig dunkle Ringe unter den Augen, da er einfach nicht genügend Schlaf fand und war auch gegenüber seinen Mitmenschen recht launisch geworden. Auf dem Weg zu seiner Haustür sah der Musikliebhaber in den Spiegel. Seine braunen Harre standen ihm zu Berge und er war auch bleicher als sonst. Seltsam, er hätte sich nie für jemanden gehalten, dem eine Trennung so nahe gehen würde.
 

Müde öffnete er die Tür, völlig vergessend zuerst ins Guckloch zu schauen. Was er dann sah, oder besser ausgedrückt: mit was er sich konfrontiert sah, weckte ihn erheblich aus seiner inneren Müdigkeit auf.
 

Antonio stand da, auf seiner Fußmatte, stützte dabei mehr schlecht als recht eine Person in seinen Armen und grinste ihn verlegen an. Hätte Roderich, bevor der die Türe aufgemacht hatte, nicht in den Spiegle sondern auf die Uhr geschaut, wäre ihm bewusst geworden, dass es schon weit nach Mitternacht war und in ein paar Stunden wieder die Sonne aufgehen würde. Doch in diesem Augenblick beschäftigte ihn vielmehr die Frage, warum gerade sein Ex-Freund, mit dem er kurze Zeit nach Beendigung der Schule Schluss gemacht hatte, nun vor ihm stand und das noch dazu mit einem, für ihn wildfremden, Mann in den Armen.
 

„Amigo, kann ich reinkommen?“ Eine leichte Beschämung war aus der Stimme des Spaniers herauszuhören. Roderich nickte leicht und wies mit seinem Kopf auf die hängende Gestalt in den Armen seines Gegenübers. „Und was ist er, sie, es?“
 

Nach Einschätzung des Braunhaarigen, handelte es sich um einen jungen Mann ihres Alters, wobei dieser im Licht der Ganglampe, noch bleicher als er selbst aussah. Er konnte das Gesicht zwar nicht erkennen aber dafür einen Schopf heller, beinahe weißer Haare. Ein weites Leiberl bedeckte den Oberkörper. Den wahrscheinlich unerhörten Spruch, welcher auf das Kleidungstück gedruckt worden war, konnte Roderich nicht lesen, was aber zum einen daran lag das er keine Brille trug und zum anderen das der Kopf des anderen tief über dessen Brust hing.
 

Antonio sah kurz zu seinem Belgleiter und lächelte dann entschuldigend.

„Äh, das… das ist Gilbert. Aber kann ich nun rein. Der Gute wird langsam ganz schön schwer!“
 

Wortlos machte der Brünette ihm Platz und folgte ihm ebenfalls wortlos ins Wohnzimmer. Mit viel Mühe brachte Antonio den zweiten späten Gast ins Wohnzimmer, wo er ihn unter einen Seufzer, nicht gerade sanft auf Sofa schmiss. Eine Weile beobachteten beide den leise lallenden Haufen auf der Garnitur. Dann sah ihn der Spanier mit einem besorgten Blick an.
 

„Du schaust echt scheiße aus, wenn ich dir das mal unter uns sagen darf.“
 

„Ich glaube nicht, dass dieses Kommentar es um diese Zeit wert war, laut ausgesprochen zu werden, Tonio!“, grummelte der Wohnungsbesitzer und hielt dabei starr den Blick auf den Schlafenden.
 

„Ich hätt dich halt nicht gerade für den Typ gehalten, welcher sich so gehen lässt, weil seine bessere Hälfte abgehauen ist…“ Ein leicht schmollender Zug erschien um die vollen Lippen des Südländers.
 

„Danke für den Hinweis, aber…“ Das gedankliche Bild seines Bettes beherrschte den Österreicher immer mehr. Er wollte nur mehr diese Sache hier klären und dann so schnell wie möglich unter seine Tuchern (Decke) kriechen.
 

„Als wir uns getrennt haben, warst du nicht so am Boden zerstört!“, unterbrach ihn sein später Gast, wobei er mit einem leicht übertriebenen Tonfall den Gekränkten spielte. Auch wenn Roderich den anderen schon so lange kannte und sehr wohl wusste, dass dieser ihn eben gerade aufzog, war er jetzt eindeutig nicht zum Spaßen aufgelegt.
 

„Antonio.“, fuhr er ihn angespannt an. “Könntest du mir jetzt bitte mal sagen was du und….“ Er wedelte mit einer Hand zum zusammengesackten Etwas. „und der dort bei mir wollt?“

Augenblicklich wurde der Spanier ernst und sah verlegen zum Hausherrn auf. „Nun das…. das ist Gilbert.“, sagte er dann zögerlich.
 

„Aha!“ Entnervt schob sich Roderich seine Brille zu recht. „Das erwähntest du bereits. Und wer ist Gilbert?“ Um diese Uhrzeit machte er sich nicht mehr die Mühe seinen Unmut über den nächtlichen Besuch zu kaschieren. Währenddessen drehte sich der Erdapfelsack grunzend von einer Seite zur anderen und gab einen leisen Schnarcher von sich. Antonio reckte sich ein wenig, um erstens seine steifen Glieder wieder zu beleben und zweitens um irgendetwas tun zu können, womit sich Zeit rausschinden ließ, bevor er sich dennoch dazu herab ließ, ihn zu antworten.
 

„Nun, angesichts der späten Stunde und unser beider nicht mehr frischesten Zustand mache ich es kurz.“ Noch einmal holte der Spanier tief Luft und fuhr fort. „Gilbert ist einer meiner besten Freunde und er muss heute Abend bei dir bleiben.“
 

„WIE BITTE?“, fuhr ihn der Wohnungsbesitzer an. Sein Ex zuckte kurz zusammen. „Roddy, bitte! Ich weiß nicht, wo ich ihn sonst bringen könnte als bei dir. Bell reißt mir den Kopf ab, wenn ich ihn zu uns nachhause bringe und Francis ist gerade auf einer Pressekonferenz in Zürich. Ich bin verzweifelt, da ihm wie mir das Geld für ein Hotel fehlt und du kannst nicht von mir verlangen, einen meiner besten Freunde einfach auf die Straße zu setzten. Du bist meine letzte Hoffnung!“ Bei den letzten Worten hatte sich der Dunkelhaarige an das Hemd des Österreichers geklammert. Mit der Situation überfordert tätschelte ihn Roderich den Rücken, während das schnarchende Etwas von dieser emotionalen Szene nichts mitbekam.
 

„Na gut, er kann auf dem Sofa übernachten. Aber morgen ist er draußen!“ +
 

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Damals hätte er es erahnen müssen. Nein, Korrektur, er hätte es wissen müssen. Aus einer Nacht, war gleich noch der darauffolgende Tag geworden. Dann war dieses in sich selbst verliebte Etwas, welches sich Gilbert schimpfen ließ, doch noch ein paar Tage geblieben. Als dann Roderich, unter Verzweiflung bei Antonio angerufen hatte, damit dieser seinen Freund abholen konnte, musste er feststellen, dass Antonios neue Flamme diesen wiedermal auf einen ihrer spontanen Urlaube Richtung Belgien, ihrer Heimat mitgenommen hatte. Wahrscheinlich durfte sich Antonio zur gleichen Zeit in der Roderich seine privatesten Bereiche vor dem Ostdeutschen, verbittert, aber erfolglos verteidigte, mit dem niederländischen Halbbruder seines neuen Herzblattes auseinander setzten und Roderich hatte sich zurückblickend immer wieder gefragt, welches von beiden Schicksalen schlimmer gewesen war. Nachdem Antonio nicht erreichbar gewesen war, hatte Roderich sich seines Gastes, nach einem erneuten Streit, einfach entledigt, indem er ihn vor die Türe gesetzt hat.

Einen halben Tag später hatte die Polizei bei ihm angerufen und ihm mitgeteilt, dass sie jemanden bei einer Kneipenschlägerei aufgegriffen hätten, der seine Adresse genannt hatte. Sich seines Schicksal ergebend und still zu dem Allmächtigen schwörend, dass Antonio für die letzten Tage mächtig was beim ihm gut hatte, holte er den Ostdeutschen von der Polizeistation ab und brachte ihn wieder bei sich unter. In den darauf Folgen den Tagen erfuhr er mehr über seinen mehr oder weniger ungewollten Untermieter, welcher sich seit der Abholung von der Polizei ungewohnt zuvorkommend und beinahe erträglich verhielt. So zum Beispiel, dass Gilbert vor hatte, hier im kommenden Studienjahr sein Geschichtsstudium zu beenden und er um dieses zu finanzieren, einen Posten in einem der zahlreichen Archive angenommen hatte. Weiterhin fand Roderich heraus, dass Gilbert geradezu von dem ehemaligen preußischen Königreich besessen war, ohne seine große Bewunderung für Friedrich II unerwähnt zu lassen. Doch was den Musikliebhaber erst mit der Zeit auffiel, war der Umstand, dass ihn dieses deutsche Energiebündel so weit auf Trab hielt, dass er gar keine Zeit mehr fand, sich mit seinem Liebeskummer auseinander zu setzten oder diesem zu verfallen. Es mag vielleicht eine Rosskur gewesen sein, aber am Ende war es Gilbert, welcher ihn unwissend aus diesem Tiefpunkt seines Lebens zog, wobei Roderich nur kurze Zeit später herausfand, dass dieser ein alter Sandkastenfreund seiner zerflossenen Liebe war. Doch diese Erkenntnis sollte er erst gewinnen, nachdem der Albino ganz offiziell bei ihm eingezogen war.

Dies geschah nach nur drei Wochen, da sich Gilbert sowieso im dritten Wohnraum eingenistet hatte, welcher bis dahin nur als Gästezimmer für den jüngeren Bruder des Braunhaarigen während der Ferienzeit fungiert hatte und die restliche Zeit des Jahres als Gerümpelkammer missbraucht wurde. Zwar hatte Roderich in einem ziemlich benebelter Zustand sein Einverständnis dafür gegeben, als ihn Gilbert und Francis, welcher bis dahin seinen Weg aus Zürich nach Wien gefunden hat, in eine der besseren Heurigen verschleppt hatten. Im Nachhinein spürte der Österreicher die finanzielle Erleichterung jedoch deutlich, seitdem er die Miete durch zwei teilen konnte.

Außerdem beteiligte sich der andere, wider Erwarten, aktiv am Haushalt und war die meiste Zeit vielleicht ein leicht aufgedrehter und von seiner Person sehr überzeugter Mitbewohner aber das Leben mit ihm verlief dennoch eher angenehm.

Vorausgesetzt natürlich, dass Roderich hin und wieder über die Exzesse hinweg sah, die der Albino in unregelmäßigen Abständen, bevorzugt an Abenden, an welchen der Braunhaarige Nachtdienst hatte, mit seinen Freunden in der Wohnung abhielt. In diesem Punkt hatte der Österreicher kein Problem damit, solange sich der andere und seine „Gäste“ an ein paar eiserne Regeln hielt. Erstens: jegliche privates Eigentum des Wohnungsinhabers bleibt unangetastet, zweitens: Gilbert konnte soweit tun und lassen was er wollte, solange er dabei nicht zuhause war. Und drittens, die Regel mit dessen Durchsetzung es bis zum heutigen Tag haderte: jegliche Spur des Gelages sollte vor seiner Ankunft beseitigt sein, damit er die Wohnung in einen sauberen Zustand vorfand.

Roderich seufzte innerlich auf. An die beiden ersten Regeln hielt sich der Deutsche einwandfrei, doch er war schon oft nachhause gekommen und hatte einen schlafenden Gilbert im Mitten der Überreste einer Party vorgefunden, was nicht unbedingt zu einem entspannten miteinander beigetragen hatte.

So sehr er manche Streitereien, wie zum Beispiel über Musik, Kunst oder Kultur, mit seinem Untermieter genoss, zählten die gegenseitigen Keiferein über die nächtliche Nutzung der Wohnung nicht dazu.

Die Plastikringe des Duschvorhanges schabten leise über die Metallstange, als der Wiener den Duschvorhang beiseiteschob. Warum, bitte schön, hatte Gilbert den Vorhang vorgezogen? Er wollte gerade in die Wanne steigen, da fiel ihm der Schopf blonder Haare auf, welcher sich nur wenig unterhalb der Duscharmatur befand. Mit einer bitterbösen Ahnung ließ er den Blick langsam hinunter schweifen. Wenn er nicht an sich schon übermüdet gewesen wäre und auch nicht so genervt von den letzten Stunden, dann hätte er jetzt aus Scham rote Wangen bekommen. Doch nun verfärbte sich sein Gesicht aus Wut puterrot.

Vor ihm, wenigstens verdeckt von einer Decke, welche Roderich als sein großes Handtuch wieder erkannte, schnarchte in aller Ruhe Mathias, ein dänischer Studienkollege Gilberts. Völlig friedlich und mit der Welt im Einklang, schlief der Blonde auf ein paar Handtüchern gebettet, wobei eine sanfte, aber dennoch gut riechbare Alkoholfahne über ihm schwebte.

Roderichs Gehirn zählte den Fund einer leeren Dose, wahrscheinlich einer Bierdose, mit der Entdeckung des Dänen, und dessen Duftwolke, in seiner Badewanne zusammen und kam zum Schluss, dass gewisser weißhaariger, preußenverliebter Narr, in den nächsten Augenblicken akustisch ziemlich leiden werde. Vielleicht auch physisch, über diesen Punkt waren seine Gedankengänge noch zu keinem ihm befriedigenden Schluss gekommen. Zornig schnappte er sich ein Handtuch und band es sich um seine unbedeckten Lenden, um wenigstens im kommenden Gewitter ein wenig Würde zu bewahren. Ein wütendes „Gilbert!“, ließ nicht nur seinen unwillkommenen Badewannenschläfer auffahren, auch leitete er den Beginn des folgenden Krachs ein.

I hab das G-fühl

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Kapi 3: I hab das G-fühl
 

Währenddessen in der Abteilung für Spurensicherung-Mordkommission Wien-
 

Scott kaute weiterhin unablässig an seinem Bleistift, während er noch mal Zeile für Zeile seines Berichts durch ging. Aus den Kopfhörer seines Walkman donnerte dröhnte seine Lieblingsband und hielt ihn somit notdürftig wach. Er hasste es, wenn ausgerechnet am Ende seiner Bereitschaft, Arbeit auf ihn zukam. Der ganze Tag war ruhig gewesen und er hatte sich gefreut, endlich nachhause zu gehen, um dort hoffentlich einen wartenden Franzosen anzutreffen, da rief ihm die Hacken (Arbeit), in Form einer Brandleiche. Also hatte er Francis angerufen, um ihm mitzuteilen, dass es spät werden würde. Dieser hatte Verständnis dafür gezeigt und gemeint, dass er sich bis zu seinem Kommen die Zeit schon irgendwie vertreiben würde. Nachdem er ihm auf Französisch die drei berühmten Wörter gesagt hatte, war ein Tuten an Scotts Ohren gedrungen. Er seufzte und gab für einen Moment den abgeschlabberten Stift frei, um damit nachdenklich gegen die Lippen zu tippen. Nach dem Anruf, war er zum Tatort gefahren. Als er dort angekommen war, bedauerte er es ehrlich, dem Täter keinen äußerst unangenehmen Fluch auf den Hals hetzen zu können. Dieser hatten nämlich keinen besseren Ort für sein kleines privates Autodafé gefunden, als eine Kontrollrampe innerhalb der Kanalisation und er hasste solche Arbeitsplätze. Mit viel Widerwillen waltete er seines Amtes und stellte die Spuren sicher. Nach getaner Arbeit und zurück in der Abteilung, hatte er erstmals eine lange Dusche genommen, doch auch jetzt noch kam es ihm so vor, als würde er immer noch in einer sanften Wolke „Eau à la Kanal“ stehen. Wenn er Glück hatte, war Francis zum Zeitpunkt seines Eintreffens zu Hause, eingeschlafen und er konnte sich noch schnell ins Bad stehlen, um diesen penetranten „Beigeruch“ los zu werden. Er griff nach seiner Kaffeetasse und trank einen kräftigen Schluck von dem braunen Gebräu, welches mit der Musik in seinen Ohren das einzige war, das seine Konzentration zusammen aufrechterhielt. Ein leichter Whiskey Geruch, vermischt mit dem herben Kaffeearoma, stach ihm in die Nase und erinnerte ihn an Zuhause. Zwar wollte er es nicht zugeben, aber er sehnte sich nach den britischen Inseln. Sogar ein wenig nach seinen Brüdern, wobei er einstweilen auf Arthurs Gesellschaft getrost verzichten konnte. Insbesondere wegen Francis, da beide, seit sie sich zum ersten Mal gesehen hatten, eine innige Feindschaft pflegten und zweitens, ein Punkt, mit welchem umzugehen der Schotte große Probleme hatte, war er leicht eifersüchtig auf seinen Bruder, da dieser offenbar eine eigenartige Faszination auf den Franzosen ausübte, welche er selbst mit Skepsis beobachtete. Nein, es war schon gut so, wie es war… Er hatte in Folge eines internationalen Projektes eine Stelle in Wien angenommen, wo Francis gerade eben, nach dem Abschluss eines Publizistikstudiums, den Posten eines Reporters bei einer der größeren Tageszeitungen gefunden hatte. Außerdem durfte er sich sowieso, in weniger als 24 Stunden mit seiner Verwandtschaft aus Übersee auseinander setzen... Mürrisch versuchte er sich wieder auf den Abschluss seines Berichtes zu konzentrieren und war so auf den Text konzentriert, dass er nicht mal merkte, wie die Tür zu seiner Arbeitsstelle geöffnet wurde. Eine junge Frau huschte mit einem Lächeln hinein und schloss vorsichtig die Türe. Wie auf Katzensohlen ging sie auf den Schreibtisch zu und setzte sich immer noch unbemerkt auf die Arbeitsplatte. Mit einem Grinsen nahm sie behutsam die Kopfhörer des Schotten von dessen Ohren, um leise über sein erschrockenes Gesicht zu lachen.
 

„Na, na, Heavy Metal am Arbeitsplatz, das gehört sich doch nun wirklich nicht, Herr Kirkland.“, tadelte sie ihn mit gekünstelt strengem Ton. „Außerdem, sollte ein Gentleman nicht nach etwas anderem riechen als Kanal N°5? Wo hast du denn gebadet? In der Kläranlage?“
 

„Fuck, Héderváry, erschreck mich nie wieder so!“, fauchte der Rothaarige sie ungehalten an, wobei er vor Schreck den Bleistift fallen gelassen hat. Spöttisch schlug sie die Beine, übereinander und sah ihn herausfordernd an. Scott erwiderte ihren Blick und konnte sich im Geiste ungefähr ausmalen, was sie wollte, dennoch schaffte er es nicht danach nachzufragen.

„Was verschafft mir die Ehre des späten Besuches?“, fragte er dann, in einem beiläufigen Ton, wobei er vorgab, mehr mit dem Ausschalten seines Walkman beschäftigt zu sein.
 

In ihren grünen Augen begann es zu funkeln. Keck lehnte sie sich leicht nach hinten. „Nun es riecht ziemlich nach verbrannten Fleisch und wurde in einer Gegend gefunden, welche unter der Erde liegt und durch dessen Adern das dreckige Wasser von Wien geschleust wird… du hast drei Versuche es zu erraten.“

„Woher weißt du denn das schon wieder? Und wurde das überhaupt schon für die Medien freigegeben?“ Scott lehnte sich ebenfalls nachhinten, sodass sein Gesicht außerhalb des Scheins der Lampe war, wobei er davor vorsorglich seine Unterlagen umgedreht hatte, sodass die weiße Rückseite der maschinenbeschriebenen Blätter nach oben zeigte.
 

„Mhm, das hat zwar nichts mit unserem Ratespiel zu tun, aber ja, der Kommissar hat mich schon über den Fall informiert, wobei ich leider noch auf Gelb stehe und auf Grün warte. Aber vielleicht bekomme ich ja morgen, äh… Tschuldigung, heute das Ok. Gut, hast noch zwei Versuche.“ Ihre lockere Art übertrug sich nun auch auf ihn. Sie wollte spielen, das konnte sie haben, selbst wenn er ihr es doch nicht einfach machen werde.

„Dann weißt du ja eh schon alles…“ Lässig kreuzte er die Hände hinter den Kopf.
 

„Ist dir aufgefallen, dass du langsam das eh…“, wobei sie das letzte Wort besonders lang betonte. „Der Österreicher, immer mehr benutzt. Langsam aber sicher verlierst du dein Schuldeutsch… aber das war noch immer nicht die richtige Antwort. Der Herr Kommissar hat mir nur sehr sporadisch gesagt, worum es ging[e,] und meinte, für mehr sollte ich mich an dich oder die Gerichtsmedizin wenden.“
 

„Und dort willst du nicht hin, da du Gefahr läufst deinen ehemaligen Schatzi über den Weg zu laufen. Muss ja echt hart sein, wenn der Ex in seiner nähren Umgebung arbeitet.“ Augenblicke später hätte er sich lieber auf die Zunge gebissen, anstatt in diesen zwei Sätzen auszudrücken, was ihm gerade durch den Kopf ging. Das Lächeln auf Hédervárys Gesicht war im nächsten Moment verschwunden und die Temperatur im Raum fiel um ein paar Grade ab. „Red nicht von etwas, wovon du nichts verstehst, Kikland!“, zischte die Ungarin unheilverkündend. „Außerdem soll man nicht mit Steinen werfen, wenn man selber im Glashaus sitzt. Oder wer von uns beiden legt denn einen meiner Kollegen flach, oder wird von ihm flach gelegt…“ Eine heiße Röte schoss in die Wangen des mit Sommersprossen verzierten Gesichts. Leicht beschämt wandte er den Blick ab. „Sorry, wollte dich nicht darauf ansprechen…“ Eine Weile schwiegen sie, bis die Braunhaarige lässig mit der Hand wedelte. „Ist schon gut. Ist schon verziehen… Aber kommen wir zu unserem Ratespiel zurück…“
 

Scott seufzte erhaben und griff nach seinen Unterlagen. Mit müden Blick überflog er schnell seine eignen Formulierungen. „Also der Typ,… wurde dort unten verbrannt,… in einem der begehbaren Kanaltunnel. Seine Leiche wurde mit Benzin überschüttetet und angezündet... Was die unappetitlicheren Details angeht, wende dich bitte an unsere Leichenfummler. Bei dem bedauernswerten Kerl wurden weder Papiere oder sonstige Gegenstände gefunden, welche über seine Identität Auskunft geben könnten. Blabla…, geht dich noch nichts an… blablabla. Ah, noch was, bisher haben wir keine verwertbaren Spuren gefunden, was die Täter betrifft. Da dürften wohl Profis am Werk gewesen sein. Wer weiß, eine kleinere Keilerei mafiösen Ursprungs. Ich glaube, das war mal das, was ich berechtigt bin, dir zu sagen, vorausgesetzt du hast wirklich beim Kommissar die Erlaubnis eingeholt.“
 

Erbost fuhr sie auf. „Natürlich habe ich das.“ Langsam beugte sich die junge Frau zu ihm nach vorne. „Und du behauptest, da könnte das organisierte Verbrechen dahinter stecken?“
 

„Ich habe nur gesagt, dass die Täter genau wussten, was sie taten und ihre Spuren sehr gekonnt verwischt haben. Mehr habe ich nie behauptet.“

Ein nachdenklicher Ausdruck schlich sich auf das hübsche Gesicht der Journalistin. „Mhm, hier in Wien, eher schwer zu glauben… nun ja die Stadt hat ja aber auch verborgene Seiten und seit dem Fall des Eisernen Vorhangs hat es ja ziemlich zu köcheln begonnen…“

„Ich möchte mich zwar nicht so schnell deiner reizenden Gesellschaft berauben, Héderváry. Aber es ist spät und ich möchte endlich nach Hause.“, meinte er verschmitzt lächelnd zu ihr, während er den dünnen Stoß von Blättern in ein Kuvert packte. „Äh… natürlich.“ Anmutig glitt sie von seinem Tisch runter und wartete bei der Tür auf ihn, während er sich, das Kuvert zwischen den Knien, Mantel und Schal anzog.
 

Schweigend begleitete sie ihn noch zum Büro des Kommissars, wo er das Kuvert unter die Tür schob und sich dann mit ihr mit ihr Richtung Ausgang bewegte. Während sie die Treppen hinunter gingen schaute Scott die junge Ungarin noch einmal kurz an, bevor er zum Sprechen anfing.

„Warum ist das damals eigentlich auseinander gegangen, bei dir und diesem Leichenaufschneider?“
 

Sie hob nicht den Blick, dennoch konnte der Schotte sehen, dass sie sich leicht anspannte. Ein kurzes Schweigen trat ein, während welchem sie sich die Wörter zurecht legte.

„Es ging nicht mehr. Wir sind damals im Studium zusammen gekommen, weißt du. Ich habe jedoch erst sehr spät erfahren, dass er Medizin studiert und nicht Musik, wie ich immer angenommen habe.“ Scott warf ihr einen leicht fragenden Blick zu. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf das Gesicht seiner Begleiterin. „Das erste Mal als ich ihn sah, war an jenem Abend, als mich meine Begleitung hat sitzen lassen. Es war in einem Restaurant, das an diesem Abend Live-Musik bot. Als das Abendprogramm fertig war und die Musiker die Bühne verlassen hatten, kam der Pianist zu meinen Tisch und hat höflich gefragt, ob er sich zu mir setzen könne.“ Während des Redens richtete sie den Blick nach oben. „Nun ja, dann hat eins zum anderen geführt und wir waren dann später ein Paar. Er hat studiert, ich habe studiert… ich habe mich auch gut mit seinem jüngeren Bruder verstanden, wenn der die Ferien bei ihm verbracht hat. Wir lebten ein sehr angenehmes Studentenleben. Er zog nicht saufend durch die Gegend, kam mit keinem Schmiss nachhause, oder hat sonst irgendwelchen Blödsinn angestellt. Dann waren wir beide fertig mit unseren Studien. Ich bekam einen Job bei den Medien und er schaffte es in die Gerichtsmedizin. Am Anfang ging es noch halbwegs, doch mit der Zeit war es nur noch ermüdend. Unser beider Bereitschaft war zu den unmöglichsten Zeiten und natürlich auch nie synchron. Wenn er da war, war ich unterwegs und hatte ich mal längere Zeit frei, musste er arbeiten. So etwas ist Gift für eine Beziehung. Außerdem haben wir uns in dieser Zeit auseinander gelebt, auch nicht gerade förderlich… Nun ja und seit einem halben Jahr sind wir auseinander.“

Ohne ihn während des Monologes angesehen zu haben, blieb Héderváry kurz stehen und richtete sich ihre Schnürsenkel, die in der Zwischenzeit aufgegangen waren. Scott verweilte schweigend neben ihr und fischte nach einer seiner Zigarren, welche[r] er in der Innentasche seines Mantels in dem Etui seines Vaters aufbewahrte. Noch immer schweigend, traten sie gemeinsam auf die Straße raus. Scott zündete sich sofort, kaum umwehte die kühle Morgenluft sein Gesicht, die Tabakwurst an. Die Sonne begann aufzugehen und tauchte die Dächer der Häuser in ihr erstes, goldenes Licht. Langsam und gemütlich erwachte Wien wieder zum Leben. Die feuchte Luft mischte sich mit dem ungesunden Tabakqualm, als der Schotte einen erneuten tiefen Zug nahm. Er erschrak ein wenig, als ihn Héderváry unerwartet umarmte. „Danke nochmal. Und hoffentlich läuft es zwischen dir und Francis, besser.“ Sie ließ ihn los, flüsterte ein „Tschau“ und trottete dem Trottoir entlang bis zu Haltestelle,von der sie ihm noch mal winkte, bis sie in den Bus einstieg und wegfuhr. Er rauchte seine Zigarre noch fertig, beobachtete dabei die ersten Passanten des Tages und machte sich auf den Weg zu seinem Heim, im Wissen, dass er an diesem Abend mit einem nervigen Energiebündel von Cousins konfrontiert sein würde.
 

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Irgendwo zu gleicher Zeit auf der nördlichen Seite der Donau-Wien-Gewebegebiets
 

Ivan musterte spöttisch die Umgebung. Er mochte es nicht, wenn Klischees getroffen wurden, doch nun stand er da, in einem Gewerbegebiet, welches sich in einem der Außenbezirke von Wien befand. Wiener auf der Donauseite des ersten Bezirkes nannten diesen Teil ihrer Stadt hämisch Transdanubien und der Russe konnte sich mit eine wenig Fantasie auch ausmalen, warum. Er befand sich im Niemandsland auf wienerischem Territorium. Die Sonne begann langsam hinter seinem Rücken aufzugehen und er stand mit Laurinaitis vor diesem schäbigen Bürogebäude, welches jedem Mafiafilm eine passende Kulisse geboten hätte. Leicht entnervt drückte er den einzig noch vorhandenen Klingelknopf der Gegensprechanlage. Eine krächzende Stimme, durch die halbfunktionierende Anlage grauslich entstellt, meldete sich und fragte auf Russisch nach dem Codewort. Ivan musste es fast in die Sprechschlitze brüllen, bis ihn der Mann auf am anderen Ende der Leitung verstand. Aber wer sollte das auf diesen gottverlassenen Platz denn mitbekommen?

Sirrend sprang die alte Glastür auf und Ivan betrat, immer noch in mieserer Stimmung, den schmutzigen Gang. Laurinaitis folgte ihm, wenn auch zögerlich. Der Russe drehte sich zu seinem Begleiter um.
 

„Hast du Angst Laurinaitis?”, fragte er mit seinem unschuldigen Tonfall in der Stimme, welcher von seinem typischen Kinderlächeln begleitet wurde. Der Braunhaarige sah sich kurz um und nickte langsam. „Dann bleib ganz dicht bei mir. Der Mann zu dem wir gehen, ist wie eine Bestie und riecht Angst Kilometer weit.“, flüsterte Ivan[,] dem anderen auf Litauisch ins Ohr, als er sich zu diesem hinunter beugte. „Solange ich da bin, wird er dir nicht wehtun.“ Wie mit einem Kind, welchem man erklärt, dass es keine Angst vor dem Gewitter zu haben brauche. Schließlich war er ja auch noch da. Wieder ein Nicken. –Ich Narr, warum sage ich ihm das überhaupt. Er weiß ja am besten wie Arlovskaya so drauf sein kann-, schoss es dem Riesen durch den Kopf, während er sich aufrichtete und seinem Weg unbeirrbar weiter ging.
 

Das Haus hielt auch innen das bereit, was es mit seiner Fassade versprochen hatte. Ivan ging mit seinem nervösen Anhang zwei Stockwerke hinauf, und beschritt dabei alte 70° Jahre Flure, wie auch Treppenhäuser, welche mit denen in Hässlichkeit konkurrierten. Schließlich waren sie bei einer Bürotür angelangt, hinter der Ivan seinen Mann treffen sollte. Dabei hatte er so oft gebetet, nein, falsch ausgedrückt, er hatte Gott so oft angefleht, dass er Arlosvskaya erst wieder bei dessen Beerdigung sehen musste. Es widerstrebte ihn, mit diesem Man etwas zu tun zu haben. Er hatte schon damals nichts mit seiner Zwillingsschwester am Laufen haben wollen, doch die Ablehnung des Bruders war noch stärker ausgeprägt. Eigentlich wollte er von dem allem nichts mehr wissen. Süditalien hatte ihm deutlich vor Augen geführt, dass seine Karriere im organisierten Verbrechen hier zu Ende sei und er lieber so bald wie möglich seine Haut retten sollte. Doch wie sollte das gehen? Er wusste es selbst nicht.

Das zitternde Etwas, hinter sich ignorierend, drückte er entschlossen die Klinke herunter und stieß mit Wucht die Tür auf. Seine andere Hand zog im gleichen Augenblick die Waffe aus der Tasche seines Mantels und richtete sie auf die erste Person im Raum, welche er optisch erfasste.

Mitten im Zimmer stand ein alter, hässlicher und total verstaubter Schreibtisch, hinter dem ein junger Mann saß, den Kopf auf die verschränkten Finger aufgestützt. Man konnte ihn als gutaussehend beschreiben. Zierlicher Körperbau, welcher durch die leicht altmodische Kleidung unterstrichen wurde. Lange, feine Hände, welche eindeutig gewohnt waren, dass jemand anderes die Drecksarbeit machte. Ein zartes und zerbrechlich wirkendes Gesicht, umrahmt von aschblondem Haar. Er hätte Model zum Malen eines alten, barocken Gemälde eines Engels stehen können stehen können, wäre da nicht die eisige Kälte in seinen Augen gewesen. In ihnen konnte er seine wahre Natur nicht verbergen.
 

„Das würde ich an deiner Stelle nicht tun, Ivan.“
 

Selbst in seinem Russisch konnte man die Kälte des Winters ausmachen. Zwei Klicklaute folgten und der Russe konnte sehen, wie zwei Männer leicht schräg vor der Tür, jeweils links und rechts, ihre Waffen auf ihn gerichtet hatte. Laurinaitis gab ein entsetztes Keuchen von sich.
 

„Habe mir sagen lassen, mit einem Loch im Kopf lassen sich die Freuden des Lebens nicht mehr genießen.“ Der fragile Blonde war aufgestanden und ging um den Tisch herum. Er hat den gleichen Gang wie sie, bemerkte Ivan beiläufig, ohne auch nur Anstalten zu machen die Waffe zu senken. Mit wenigen Schritten war der „Gastgeber“ bei ihm angelangt, wobei er sich durch den Lauf der Waffe nicht im mindestens gestört fühlte.
 

„Ivan, nimm die Waffe runter.“
 

„Dann sag deinen Affen sie sollen das Gleiche tun.“, murrte Ivan, in einem ihm untypischen ernsten Ton. Wenn er ernsthaft bedroht wurde, hörte der Spaß auf.

Der Blonde gab seinen Begleitern einen Wink, welche in dem Moment ihre Waffen runter nahmen, als Ivan die seinige wieder in der Tasche seines Mantels verschwinden ließ.
 

„Brav.“, lobte sein Gegenüber, wobei er offen lies, ob er den Russen meinte oder seine beiden Muskelmänner. –Wieder ein verdammtes Klischee-, dachte Ivan. –Das Gehirn und seine Leibwache, welche gerade mal den IQ einer Qualle im Wodkarausch erreichen-
 

„Ach, da ist ja auch Braginskis Schoßhündchen.“, rief „Das Gehirn“ gespielt überrascht, als er Laurinaitis bemerkte, welcher sich bis dahin hinter dem breiten Rücken seines Bosses versteckt gehalten hat und nun beim Anblick des jungen Mannes ziemlich bleich wurde. „Hast also bis jetzt überlebt. Meinen Respekt, Laurinaitis, ich habe dir damals eine Monat gegeben, bis man dich in irgendeinen Säurefass wiederfindet.“
 

„Ich schaue halt auf meine Untergebenen, Arlofsky.“, zischte Ivan bedrohlich, um die Aufmerksamkeit von seinem Laufburschen zu lenken.

„Ach, ich weiß, Braginski. Wahrscheinlich war dein mitfühlendes Herz an dem Debakel in Süditalien schuld.“ Mit einer eleganten Bewegung wandte sich Arlofsky von ihm ab und setzte sich auf die Kante seines Schreibtisches. „Der einsame Wolf von Moskau ist weich geworden. Nur blöd…“

Das spöttische Lächeln wandelte sich in ein hämisches Grinsen, welches das hübsche Gesicht auf groteske Weise entstellte. „…dass wir kein Samariterverein sind. Braginski!“
 

Ivan versteifte sich. Es war ihm klar gewesen, dass Arlofsky ihn auf den gescheiterten Auftrag im Süden des sonnigen Italiens ansprechen würde…nein, besser gesagt versuchen würde schmerzhaft darauf rumzureiten und seine Niederlage breit zu treten.
 

„Die Kommission ist gar nicht zufrieden mit dir, Ivan.“ Da war er wieder. Der junge russische Mafioso, begann ihn wieder bei seinem Vornamen zu rufen. „Sie sind verärgert und erstaunt wie einer ihrer schärfersten Hunde so plötzlich die Zähne verloren hat…“
 

Ivan ballte die Fäuste. Es gab kaum etwas was er mehr hasste, als Unterhaltungen mit diesem vorlauten Bengel. Selbst der junge Agent des FBI, welcher für sein Versagen in Italien verantwortlich war, wurde von diesem Burschen ohne weiteres in seiner Hassliste getoppt. Um sich zu beruhigen und den kurzen Moment des Schweigens zu nutzen, begann er sich vorzustellen, was er diesem zerbrechlichen Leib alles antun konnte, damit sein Besitzer an einem möglichst langen Tod starb. Dabei war er bei weitem kein Freund des Foltertodes, doch in diesem Falle war es Balsam für seine Seele.
 

„Anatol, ich bin nicht nach Wien geschickt worden, um ein Kaffeekränzchen mit dir abzuhalten.“, versuchte er mit der freundlichsten Stimme zu sagen, welche er unter diesen Umständen aufzubringen im Stande war.
 

„Schade, ich wollte gerade nach Kaffee und Kuchen schicken lassen. Aber wenn du es so eilig hast. Ich möchte einen stressgeplagten Mann nicht von seinen Erledigungen abhalten. „
 

Zum ersten Mal, seit dem Beginn des Gespräches, schien Arlofsky endlich den nötigen Ernst aufzubringen.
 

„Nun, eine wichtige Sache veranlasst mich für eine unbestimmte Anzahl an Wochen nach Prag zu vereisen und da diese Sache einfach zu wichtig ist, um sie dir in die Hand zu legen…“ Die Eisaugen blitzen kalt, was den Russen aber nicht im mindestens beeindruckte. „… hast du bis zu meiner Rückkehr die Fäden in der Hand. Ich muss nicht erwähnen, zu meinem größten Bedauern.“
 

„Ist das alles?“
 

„Nein, natürlich nicht.“ Arlofsky lehnte sich auf den Schreibtisch zurück und zog aus einer Lade ein Kuvert heraus. „Ich habe dir natürlich eine einfache Arbeit überlassen. Zum Einarbeiten so zu sagen.“
 

Er richtete sich wieder auf und wedelte mit dem Briefumschlag vor der Nase des Russen herum. „Es steht alles da drin.“

Mit einem Schubs stieß der Blonde sich vom Tisch ab und ging auf Ivan zu, wobei er seinen Männern einen Wink gab. Als er vor dem großen Russen stand und zu ihm aufblickte, wurde sich dieser wieder dessen äußerlicher Ähnlichkeit mit seiner Schwester bewusst. Doch Anatol Arlofskys Zwillingsschwester war im Inneren nicht so verdorben gewesen wie dieser.
 

„Verpatz es diesmal nicht, Braginski.“, zischte der Engel ihm zu, als dieser ihm das Kuvert in die Hand drückte. All der Hass, welcher sich zusehends vermehrt hatte, seit Natalia Arlovskayas Tod, blitzte Ivan aus den blauen Seelenspiegeln an, dass selbst der hartgesottene Russe einen unangenehmen Schauer entlang der Wirbelsäule verspürte. Ein Gefühl das sich verstärkte, als der Kleinere seine Hand hob und mit den Fingerspitzen über seine Wange fuhr. Natalias Gesicht kam ihm in den Sinn und er konnte ein Frösteln nicht verhindern. „Wäre doch schade, wenn nur ein Häufchen Asche von dir übrig bleiben würde, wie von dem letzten Narren, welcher unserer Sache im Weg stand.“
 

Wie von Nadeln gestochen wischte Ivan die Hand weg und machte den Dreien, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, Platz, woraufhin Arlofsky mit Gefolge an ihm vorbeirauschte. Doch dies hatte zur Folge, dass sie auf Laurinaitis stießen, welcher bis dahin, zu seiner größten Erleichterung, im Gang vergessen worden war.

„Laurinaitis…“ Der Blonde wollte zu mehr ansetzen, da klickte es in seine Richtung. Ivan hatte seine Waffe gezogen und richtete sie geradewegs auf das schöne Gesicht des Jüngeren.
 

„Geh und lass ihn in Frieden. Arlofsky!“
 

Die Muskelmänner richteten beide im gleichen Augenblick ihre PSM auf den Russen und hätten wahrscheinlich auch abgedrückt, wenn ihr Boss, sie nicht mit einem Wink aufgehalten hätte.
 

„Ich glaube du vergisst, Ivan, dass du dein treues Hündchen Laurinaitis, mir zu verdanken hast und ihn eher als eine Leihgabe betrachten solltest. Einen schönen Tag noch.“
 

Und mit diesen Worten verschwand zu größten Erleichterung Ivans und zu noch größeren Erleichterung Toris, Anatol Arlofsky für ein ganzes Weilchen aus ihrem Leben. Wobei Ivan innig hoffte, dass diesen blonden Teufel mit Engelsgesicht ein furchtbar tragischer Unfall auf den Weg nach Prag ereilen würde. Dann wäre die Welt um ein ganzes wandelndes Klischee ärmer…

Tanz, Tanz, Tanz...

Kapitel 4: Tanz, Tanz, Tanz…
 

Das Zeter und Mordio nahm schnell fahrt auf und Roderich machte sich daran, so schnell wie möglich seine Wohnung zu entvölkern.

Die Alkoholleichen, welche sich auf den Weg der Lebenden wiederfanden, hatten zum Großteil schon genug Verstand wieder erlangt, um so eilig wie möglich den Rückzug anzutreten. Die anderen, ein, zwei Glückslosen , die diesen Zustand der Zurechnungsfähigkeit noch nicht erreicht hatten, erwartete das Los, persönlich vom Hausherrn hinaus komplementiert zu werden und dies nicht gerade sehr sanft.

Der Braunhaarige hatte zwar noch nicht die Nerven, um sich auszumalen, in wieweit es in seiner Wohnung rund gegangen war, aber nach dem Chaos zu schließen, in welchem er die Gäste vorgefunden hatte, schien Gilbert seinen Rekord gebrochen zu haben. Als er eben, den, noch nicht nüchternen, Dänen rausschmeißen wollte, versuchte sich eine Gestalt an ihnen vorbei zu drängen.

Die Kapuze des Pullis hing zwar tief genug ins Gesicht, um die Identität der Person zu verschleiern, doch zu dessen Pech war der Braunhaarige, durch den Wutschub, wach genug, um die Aufschrift des grauen Kapuzenpullis zu erkennen.

„Du bleibst da!!“, fauchte Roderich noch, als er den Blonden los ließ, welcher sich bedröppelt am Türrahmen festhielt, um nicht Bekanntschaft mit dem harten Flurboden zu machen und fest nach dem Arm des Flüchtigs griff. Grob bugsierte der Österreicher seinen Gefangenen zurück in die Wohnung und schmiss Matthias endgültig raus.

Schnell schloss er die Tür zu und schob die Kette vor. Dann lehnte er sich gegen das weißgestrichene Holz und blitzte zornig zu der Gestalt, welche sich in Richtung der Zimmer verflüchtigen wollte.

„Du kannst gleich da bleiben, Bleischmid!!“, grollte Roderich, als er gefährlich langsam auf den Angesprochenen zu schritt. Diesem war die Kapuze von den weiß-gelblichen Haaren gerutscht und unsicher sah er dem nahenden Donnerwetter entgegen.

„Morgen Roddy...“, versuchte er dann doch noch auf diplomatischem Wege seinen Hals zu retten. „Wie war dein Arbeitstag?“

Die fehlende Distanziertheit des Braunhaarigen machte ihm Sorgen und verdeutlichte ihm die Ernsthaftigkeit seiner Situation.

„Wie es war…“

Nein, auch das falsche Lächeln, auf den Gesichtszügen seines Vermieters, gefiel Gilbert immer weniger. Sein innerer Alarm begann zu schrillen, denn selbst wenn der andere nichts weiter an hatte, als ein Handtuch um die Hüften, so wusste der Weißhaarige, dass in diesem Gemütszustand einfach nicht mit Roderich zu scherzen war.

„…es war einfach nur beschissen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Aber fein das wenigstens… du dich heute Nacht amüsiert hast.“

Nun hatte ihn der Österreicher erreicht und der Blick seiner violetten Augen verhieß nichts Gutes. Mit einem schnellen Griff schnappte sich Roderich den Kragen des Kapuzenpullis und zog Gilberts Gesicht ganz nahe zu seinem, sodass Gilbert die seltene violette Irisfärbung aus nächster Nähe betrachten konnte.

„Hör mir jetzt genau zu. Ich habe eine sehr lange Nacht und drei Leichen hinter mir. Wenn die Wohnung bis ich wieder aufgestanden bin nicht aufgeräumt ist, dann wirst du die vierte sein.“, zischte er dem Deutschen ins Ohr, sodass der warme Atem diesen am Ohr kitzelte. Dann stieß er ihn von sich, rauschte zu seiner Tür und fauchte noch, „Den man mit Betonschuhen aus der Donau ziehen wird.“, bevor er die Tür zu seinen privaten Bereich hinter sich zu schmiss.
 

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Irgendwo im Süden von Österreich-werdender Abend
 

Bis auf sein Telefonat war es still im Gang, was um die Uhrzeit nicht verwunderlich war, da sich nun die meisten Gäste zurückgezogen hatten oder in der Stadt unterwegs waren.

Wiederum erwartete sich Friedrich Edelstein, welcher von Freunden und Bekannten liebevoll 'Friedensreich' gerufen wurde, dass jeden Augenblick einer der Erzieher, auf der Suche nach ihm, runterkommen würde. Bis dahin würde er weiter auf dieser gekachelten Fensterbank sitzen und über die Telefonleitung geistigen Beistand nach Wien senden, oder zumindest den Schein.

Friedensreich hielt sich die Muschel mittels Schultereinsatz ans Ohr, da er nun seit dem Beginn des Gespräches, angestrengt versuchte den jungen, hochgewachsenen Mann ihm gegenüber im Aufenthaltsraum der Herberge auf seinen Skizzenblock zu zeichnen. Sein Zeichenobjekt, hatte ein kantiges Gesicht, kurze blonde Harre, und auf seiner feinen Nase thronte eine schmale, eckige Brille, wie die seines Bruders. Die Augenfarbe war leider durch die Entfernung nicht aus zu machen, doch was den jungen Österreicher von Anfang an faszinierte, war dieser unheimliche Blick, welche die hagerer Visage kennzeichnete. Er war ihm schon vorher aufgefallen, als der Mann in die gemütliche Stube gekommen war, zu einer Zeit, zu welcher sich der Silberhaarige noch in aller Seelenruhe ein Buch zu Gemüte geführt hatte. In seiner Begleitung fand sich ein quirliger Hellblonder, wessen Augen eine auffallende, violette Iristönung der Augen besaß. Nun saßen die beiden ihm gegenüber, auf einem der einladenden Sofas, gut sichtbar durch die offene Tür, wo Friedensreich auf der Fensterbank des Ganges saß, an dessen Fensterglas der Regen prasselte. Der große Kerl war vertieft in die Lektüre eines kleinen Buches, welches mit seinem Einband winzig erschien, in den großen Händen, während seine zierliche Begleitung an ihn angelehnt eingeschlummert war.

Wieder versuchte der Silberschopf diesen Moment auf Papier zu bringen. Dabei störte es ihn nicht im Geringsten, dass sich die Feuchtigkeit vom schon sehr aufgeweichte Handtuch auf sein Nachtleiberl übertragen hatte und somit seine Haut ein wenig abkühlte. Was er als eher störend empfand, war die Tatsache, dass ihn die Art, wie er seine langen silbernen Haare ins Handtuch, turbanartig um den Kopf gewickelt hatte, mehr wie ein junges Mädchen aussehen ließ.

Bevor sich sein Problem aus Wien bei ihm gemeldet hatte, waren schon zwei andere jugendliche Gäste der Herberge an ihm vorbei gegangen, wobei sie es sich nicht hatten nehmen lassen, ihn anzüglich anzupfeifen. Was Friedensreich wiederum zum Anlass genommen hatte, ihnen mit sehr obszönen Gesten deutlich zu machen, wie er zu ihren Annäherungsversuchen stand.

Doch kurze Zeit später fand er keine Zeit mehr, sich mit seinem Erscheinungsbild auseinander zu setzten, da er frustriert den Stift sinken ließ und verärgert aufseufzte.

Warum schaffte er es nicht, diese Szene zwischen den Riesen und diesem zierlichen jungen Mann mit Graphit einzufangen?

Egal wie er es drehte und wendete, die schwärzlichen Spuren seines Stiftes gelang es nicht, die gewünschte Lebendigkeit in das Bild zu verpflanzen. Auf jeden Fall nicht so, wie es sich sein künstlerischer Geist vorstellte. Sein Gesprächspartner, welcher ihn bis dahin mit einem Monolog zu gelabert hatte, schien sich auch eine Frage zu stellen, wenn auch nicht die Gleiche.

„Äh, Fritz, hörst du mir überhaupt noch zu?“

Der Besitzer der Stimme schien leicht gekränkt. Wieder atmete Friedensreich hörbar aus. Verdammt noch mal, er war nun vierzehn, wurde bald fünfzehn…

Konnte ihn dann bitte mal jemand erklären, warum ausgerechnet er sich darum zu kümmern hatte, dass sich sein Bruder und dessen Untermieter in seiner Abwesenheit nicht gegenseitig umbrachten?

Gut, er mochte Gilbert, das stand außer Frage, doch langsam wurde es ihm lästig, in einem wöchentlichen Rhythmus an in der Leitung zu hängen, um nach einen größeren Krach, bei dem die Fetzen geflogen waren, diplomatisch zwischen beiden Parteien zu vermitteln.

Sollte das doch jemand anders machen!

Francis, zum Beispiel, oder, um weitere Tote auszuschließen, da Roderich mit dem Franzosen nie wirklich warm geworden war, könnte auch mal Antonio die Rolle der Friedenstaube übernehmen. Schließlich hatten die beiden Edelsteins es diesem Ausbund von südeuropäischem Charme zu verdanken, dass ihr Heim von einem preußischen Plagegeist heimgesucht worden war.

Aber nein, es blieb wiedermal alles an ihm hängen.

Dabei war er doch das aufstrebende Talent in Ausbildung, wie es mal die belgische Freundin von Tonio auszudrücken gepflegt hatte. Eigentlich sollten sich doch die Erwachsenen mit seinen pubertären Problemen herumschlagen und nicht umgekehrt…

„Yep, bin noch dran.“, antwortete er so beiläufig wie möglich, um so weiterhin den aufmerksamen Zuhörer zu imitieren. Dennoch spürte er die Zweifel, welche Gilbert hinter am anderen Ende der Leitung hegte. Um diese jedoch so schnell wie möglich zu zerstreuen, wechselte der Junge das Thema. „Aber andere Frage, Gil. Hat Roddy das Kuvert mit den Noten schon zur Post gebracht?“

Nicht einmal eine Sekunde später wusste er, dass er das falsche Thema angeschnitten hatte. Wörter, welche Friedensreich nie im Leben hatte hören wollen, gelangten nun in seinen Gehörgang.

Behutsam, gab er seine Zeichenversuche auf und legte Stift, wie Block vorsichtig auf den Boden.

„Warte, mal Gil. Lass mich raten, mein liebes Bruderherz hat es wiedermal auf dich abgeschoben und du hast es über die Vorbereitungen deiner Party vergessen, habe ich recht?“

Ein Schweigen etablierte sich am anderen Ende der Leitung. Friedensreich unterdrückte ein Seufzen.

„Ähh, Fritz. Wäre es dir recht, wenn wir Sissy dieses Detail nicht unter die Nase reiben?“, kam es dann zögerlich aus dem Hörer. Der Junge wollte schon zu einer Antwort ansetzen, da konnte er laut und deutlich vernehmen, wie im Hintergrund jemand fragte:

„Was wollt ihr mir nicht unter die Nase reiben?“.

Nach der drohenden Tonlage zu urteilen, war sein Bruder wohl nicht unbedingt besser gelaunt aufgestanden, als er sich vorhin niedergelegt hatte und nur Augenblicke später hörte er das Schaben einer Hand, welche sich über die andere Sprechmuschel schob. Die folgende Streiterei bekam er nur als Geräuschkulisse mit, so dass er erst nachdem er lauthals schreiend um Ruhe gebeten hatte, mitbekam, wie jemand sich wieder den anderen Telefonhörer ans Ohr hielt. Der junge Mann aus dem Aufenthaltsraum mit dem unheimlichen Blick sah überrascht und leicht verärgert zu ihm herüber, während der zierliche Blonde, bei seinem kurzen Wutausbruch, aus seinem Schlummer aufgeschreckt war. Dies jedoch ignorierte der junge Edelstein und wickelte die Telefonschnur um seine Finger, bevor er sich wieder seinem Telefonat zuwandte.

„Roddy?...“, versuchte er zögerlich, nachdem er zu vernehmen glaubte, wie Gilberts Stimme im Hintergrund irgendetwas zornig vor sich hin murmelte.

„Es tut mir leid, Friedensreich.“

Der Angesprochene entspannte sich. Die Wut in der Stimme seines Bruders schien so weit verraucht zu sein.

„Tschuligung, dass ich diese Aufgabe diesem Esel anvertraut habe. Ich werde mich gleich auf den Weg zur Post machen. Wenn du Glück hast, bekommst du es gleich morgen.“

Der Junge musste lächeln. Wenn Roderich jetzt das Haus verlassen würde und sich ein wenig die Beine vertreten würde, dann kam er vielleicht wieder mit besserer Laune nach Hause. Was im Hinblick auf Gilbert bedeuten würde, dass ihm der Braunhaarige schon heute zu verzeihen bereit sein würde. Natürlich nur unter der Bedingung von Wiedergutmachungen. Friedensreich hatte nicht lange gebraucht, um zu verstehen dass sein lieber Bruder in Gilbert jemanden gefunden hatte, der seinem Leben emotionale Stabilität bieten konnte. Egal wie oft sie sich in die Haaren bekamen, egal wie oft sich Roderich über ihren bleichen Mitbewohner beschwerte und egal wie oft er Friedensreich versicherte, ihn im nächsten Moment hochkantig aus der Wohnung zu schmeißen, der Jüngere wusste, wie sehr Roderich an dem Deutschen zu hängen begonnen hatte. Eigentlich verhielten sie sich wie das klischeehafte, alte Ehepaar, dachte der Silberhaarige für sich. Sie können nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander, um nur Katharina, die Große, zu zitieren.

„Hey, passt schon. Dadurch geht die Welt auch nicht unter. Gerade in Wien nicht.“, versuchte er, mit amüsierter Stimme, seinen Bruder zu beruhigen. „Werde auch so noch über die Runden kommen... Und Roddy, bitte sei Gilbert nicht allzu lange böse...“
 

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Wien - ein Hotel im achten Bezirk
 

Alfred hampelte hilflos vor dem Spiegel herum und versuchte sich krampfhaft die Krawatte zu binden. Nach einer Weile des Zuschauens erbarmte sich sein Zwillingsbruder und half ihm aus dem Dilemma.

„Und Mister von Bock möchte sicher nicht mit uns essen gehen?“, fragte Matthew beiläufig, während er den Knoten nach oben zog. Alfred schüttelte den Kopf.

„No, hat irgendetwas gemurmelt, dass er sich heute mit einem Freund trifft.“

Sein Bruder hob den Kopf und sah sein lebendes Ebenbild fragend an.

„Er hat Freunde hier in Europa?“

Ein wenig selbst nachjustierend, betrachtete sich Alfred im Spiegel.

„Der Held schaut wieder blendend aus? Oder Mattie?“

Ein breites, selbstbewusstes Grinsen zierte das jugendliche Gesicht. Der Angesprochene seufzte kurz und setze sich aufs Bett.

„Al, das ist nicht die Antwort auf die Frage, welche ich gestellt habe.“

„Du hast was gefragt?“

In Alfreds Gesicht zeigte sich ehrliche Überraschung, während Matthew sich symbolisch die Hand ins Gesicht klatschte und langsam runter zog.

„Manchmal solltest du dich verbal präsenter zeigen.“, setzte der junge Agent nach. „Du wirkst einfach öfters sehr unscheinbar.“

„Ich habe gefragt ob VonBock Bekannte hier hat?“

Alfred begann sichtbar zu überlegen.

„Mhm, ich glaube er hat einmal was fallen gelassen, dass seine Familie einst aus dem Osten geflüchtet ist…“

„Wie, du weißt nicht einmal, woher dein Untergebener kommt?“, hakte sein Bruder erstaunt nach. „Hast du nie in seine Akte geschaut?“

Dem Ausdruck auf dem Gesicht nach, konnte er sich nur Sekunden später selber die Antwort geben.

„No, warum auch? Er scheint ja ein ganz guter Kerl zu sein.“

Matthew seufzte erneut und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.

Aus welchen Launen des Schicksals hatte es Alfred einst geschafft, innerhalb des FBI soweit aufzusteigen?

Gut, er konnte nicht verleugnen, dass sein Bruder ein paar Talente mitbrachte. Einen starken Willen, körperliche Fitness, viel Durchhaltevermögen, welches aber fast als Starrsinn durchging und eine beinahe unheimliche, innere Menschenkenntnis.

Manchmal hatte Matthew das Gefühl, dass sein Bruder andere eben durch seine kindliche Naivität schnell und genau einzuschätzen wusste. Außerdem schien dieses lebende Smilie ein Geliebter Fortunas zu sein und das war ein Punkt, für den Matthew dem Schicksal sehr dankbar war. Egal in was für Probleme Alfred reinstolperte, er kam immer halbwegs heil aus der ganzen Sache raus. Das schlimmste, was er bisher in seinen Missionen hatte einstecken müssen, war ein Armbruch und ein paar angeknackste Rippen. Besonders nach dem letzten Ausflug, in das Herz der italienischen Mafia, war der junge Mann froh gewesen, dass sein Bruder mit nur ein paar Kratzern zurückgekommen war. Dabei hatte er nicht nur den italienischen Gaunern dazwischen gefunkt. Unwissend hatte er es auch geschafft, einen Handel mit dem russischen Pendant dieses Verbrechenszirkels platzen zu lassen. Wie gesagt, Alfred hatte meist mehr Glück als Verstand und auf diese Umstand konnte man getrost sein ganzes Vermögen verwetten.

Was machte es dann aus, dass er auf anderen Gebieten Fehler aufwies?

„Bist du bald fertig?“, riss ihn das Objekt seiner Überlegungen aus den Gedanken. Matthew blickte überrumpelt zu seinem Bruder, welcher sich schon seinen Mantel über den Arm gelegt hatte und ihn nun erwartungsvoll ansah.

„Komm schon, oder Scott reißt uns den Kopf ab.“

Flink erhob sich der Jüngere, kontrollierte sein Spiegelbild ein letztes Mal und griff seinerseits zu seinem Mantel. Alfred hatte einen amüsierten Ausdruck in den blauen Augen.

„Wir sollten öfter das gleiche anziehen. So wie früher. Nur deine Haare sollten dann ein wenig kürzer sein.“
 

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Roderich hängte, nach einer kurzen Konversation mit seinem jüngeren Bruder, den Hörer in die Gabel. Hinter ihm drückte sich Gilbert um den Tisch, angespannt den jetzigen Gemütszustand des Braunhaarigen abwartend. Doch dieser hatte beschlossen, ihn nun komplett zu ignorieren und der Weißhaarige konnte schwer einschätzen, ob dies nun ein gutes Zeichen war oder nicht. Ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, ging der Österreicher aus der Küche raus, in das Vorzimmer, wo er sich Schal und Mantel überzog. Vorsichtig kam ihm Gilbert nach.

„Wo gehst du jetzt hin?“, fragte er dann behutsam, als der andere nach den Wohnungsschlüsseln griff. Dieser übersah ihn weiterhin, als er das Kuvert vom Schuhkasten in die Hand nahm und weiterhin ohne ein Wort zu verlieren, mit mangelnder Sanftheit die Türe hinter sich zu schlug.

Insp. Tatü

Salute,
 

diesmal geht es wiedermal weiter mit meinen Krimi. Auch diesmal schaffe ich es nicht die versprochenen Leiche zu liefern - -°, aber das nächste Kapi ist schon fast fertig und vielversprechend in diesem Punkt…

nun denn ich wünsche euch viel Spaß und danke Niekas von Animexx herzlichst für die Betalesung.

Lg, Sternenschwester
 

PS:

Romulus-> Rom

Ortwin-> Germanien

(Nein ich hatte bei weitem nicht vor die beiden einzubauen, aber was soll man tun wenn das Hirn was anderes diktiert - -°…)
 

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Kapi 5: Insp. Tatü
 

Ivan saß nun seit einer geraumen Weile nur noch da und sah gedankenverloren raus auf den großen Platz. Seine Estahazytorte lag erst zur Hälfte aufgegessen auf seinen Teller und von seinem bestellten Kaffee war noch immer eine kleine braune Lacke übrig.

Laurinaitis hingegen hatte sein Erdbeerschnitte schneller verputzt, als es der Russe bemerkt hatte, und studierte nun mit Interesse den Fremdenführer.

Ivan hatte es zwar am Anfang befremdlich gefunden, dass sich der junge Litauer ein Touristenbuch über Wien am Bahnhof gekauft hatte, Doch seit ihrem Aufbruch vom Bahnhof, musste er jedoch zugeben, dass ohne die ausführlichen Beschreibungen über das öffentliche Verkehrsnetz von Wien auf den letzten Seiten des Heftes ihre Wege in dieser Stadt an der Donau bei weitem länger gebraucht hätten. Nicht, dass das U-Bahnnetz so groß gewesen wäre.

Er fragte sich zum Beispiel immer noch, warum es eine U-Bahn gab, welche nur aus sechs Stationen bestand.

Wohlgemerkt aus sechs Stationen, welche auch von einer Straßenbahnlinie abgefahren wurden, die zwar ein und dieselbe Strecke fuhren, aber zwei verschiedene Ziffern trugen. Sich im sehr weitläufigen Straßenbahnnetz auszukennen und im noch verwirrenderen Busnetz die richtigen Strecken zu finden, war eben eine Kunst für sich.

„Ich hätte eine Frage an Sie“, meldete sich zögerlich der Litauer und sah ihn mit einem verlegenen Blick an. Ivan seufzte auf und stach lustlos in seine Mehlspeise.

„Mhm…“

Irgendwie fühlte sich sein Bauch an, als wäre er mit den Pflastersteinen des Ersten Bezirkes gefüllt worden.

Was war nur los mit ihm die letzte Zeit?

Früher hätte er die ganze Sache mit einem Schulterzucken emotionslos hinter sich gebracht. Aber nun schaffte er es nicht einmal, mit diesen Gedanken ständig im Hinterkopf, einen Happen von einer Torte runter zu würgen.

„Wenn dieser Auftrag dann erfüllt ist, könnten wir uns wenigstens einen Tag ein wenig frei nehmen.“

Ivan suchte den Blick der grünen Augen, welche ihm schnell auszuweichen versuchten.

„Ich… meine, wir sind jetzt schon seit der Sache im Süden Tag und Nacht unterwegs, und ich glaube, es würde Ihnen selber mal gut tun, ein wenig abzuschalten, wenigstens für 24 Stunden.“

Wäre der Russe körperlich im Stande gewesen rot anzulaufen, hätte er nun unter aufgrund dieser ungewohnten Fürsorge, welche in der Stimme des anderen lag, wahrscheinlich rote Ohren bekommen, doch so nickte er nur.

„Entschuldige mich.“

Ohne auf eine Reaktion des Litauers zu warten, stand er auf und ging, seinen Koffer in der Hand, zu den Herrentoiletten. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand außer ihm sich im Raum aufhielt, zog er sich in eine der Kabinen zurück und schloss sie ab, bevor er sich auf den heruntergelassenen Klodeckel setzte.

Mit einer Unruhe, welche ihm selber so fremd vorkam, öffnete er den Koffer und zog die Pistole heraus. Ein wenig gedankenlos wiegte der Aschblonde die Waffe in seinen gewaltigen Händen, bevor er sich dran machte, die Schalldämpfung anzubringen.

Warum schaffte er es nicht, die Arbeit hinter sich zu bringen, wie früher?

Was lag ihm bitte in Gottes Namen so schwer auf der Seele?

Als er an dem todbringenden Gerät weiter hantierte, geisterte vor seinem inneren Auge ihr Bild herum. Für einen kurzen Augenblick hielt er in seiner Tätigkeit inne und schloss die Augen, wobei er sich gegen die Spülung lehnte.

Verdammt, warum schaffte er es nicht, sie zu vergessen?

Wenn es eine Frau gewesen wäre, die geliebt hätte, dann wäre es eher verständlich gewesen, doch da lag der faule Punkt!

Er hatte Natalia nicht begehrt, in keinster Weise.

Sie war ihm all die Jahre lästig gefallen. War ihm auf Unangenehmste zu Nahe getreten, wobei ihr Verhalten immer unverschämter wurde, je mehr er sie zurückwies. Ironischerweise steigerte sich auch die Ablehnung ihres Bruders im gegenüber immer mehr, je öfter sie sich ihm an den Hals geworfen hatte.

Dabei war es ihm von Anfang an sehr wichtig gewesen, dass Anatol von seinem Nichtinteresse an seinem weiblichen Ebenbild genauestens in Kenntnis gesetzt wurde. Doch nun war das Mädchen mit der hellblonden Haarmähne tot, und ihr Bruder gab ihm die ganze Schuld an dem Debakel. Ivan öffnete die Augen und starrte verloren die hässlichen Fliesen vor ihm an.

Erst, als plötzlich an seiner Toilettentür geklopft wurde, schaffte er es, sich aus seiner Lethargie zu reißen.

„Ivan, bitte erschrecken Sie sich nicht, ich bin es.“

Selbst wenn Laurinaitis Russisch sprach, lag immer eine angenehme Wärme in seiner Stimme.

„Bitte machen Sie auf.“

Noch immer leicht neben sich stehend, drehte der Russe mit zitternden Fingern am Verschluss der Türe. Flink huschte Laurinaitis hinein und zwängte sich auf den restlichen Platz, welcher ihm in so beengten Verhältnissen blieb. Mit einem kurzem Blick auf Ivan erfasste der Kleinere schnell die Situation. Vorsichtig fischte er ihm die Waffe aus den Fingern, schraubte noch mal am Aufsatz herum und verstaute sie geschickt in dem Koffer. Ivan ließ ihn machen und zog ein wenig die Beine ein, um seinem Begleiter ein bisschen mehr Spielraum zu ermöglichen.

Als das Schnappen der Verschlüsse des Koffers im kleinen Raum verklungen war, fühlte der Aschblonde, wie eine Hand über seine Wange fuhr, und erst in diesem Moment wurde er sich bewusst, dass er geweint hatte. Ungläubig hob er seine Hand und fuhr mit den Fingern über die andere Wange den salzigen Spuren nach.

„Ivan…“ flüsterte der andere, mit einem Unterton, welcher nicht mehr die kleinste Spur der Unterwürfigkeit aufwies, die sonst immer mitschwang, wenn der Braunhaarige auch nur ein Wort an ihn richtete. Auch seine Körperhaltung war über die sonstige Bucklerei ihm gegenüber entwachsen und kam ihm wie ein unerschütterlich vor. Der Russe merkte, wie der andere zu mehr ansetzen wollte, doch schien es sich dieser bei dem entgeisterten Blick aus den violetten Augen anderes zu überlegen. Mit einem Schwung war die magische Spannung zwischen ihnen verschwunden und die übliche Mauer, welche sie Tag und Nacht, trennte, hatte sich wieder zwischen ihnen erhoben.

„Wir sollten uns auf den Weg machen. Ich habe mir die Freiheit genommen, die Rechnung zu bezahlen.“

Hier war er wieder, dieser Tonfall der Unterwürfigkeit, welcher noch Sekunden davor nicht im Raum präsent gewesen war. Ivan ballte die Hände zu Fäusten und vergrub sein Kinn in seinem Schal, welchen er nicht einmal hier, innerhalb der Räumlichkeiten des Kaffeehauses, abgelegt hatte.

„Ja, da hast du wohl recht“, knirschte er hinter dem wollenen Kleidungsstück.
 

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Ortwin schaffte es mehr schlecht als recht, mit einem nicht mehr ganz nüchternen Kommissar in den Armen, die Wohnungstüre von diesem zu öffnen. Wie oft hatte er sich verflucht, wieder nachgegeben zu haben.

Er musste es endlich lernen, Nein zu sagen, wenn ihn sein werter Abteilungsleiter bei Dienstschluss auf ein Bierchen einlud. „Bierchen…“ Wäre der Blonde nicht so bepackelt gewesen, hätte er spöttisch geschnaubt. Er war ja immer dann derjenige, welcher das Bier trank. Romulus griff doch dann lieber zu einem Glaserl Wein. Dass er es dann wieder Mal übertrieben hatte, war im Vorhinein klar gewesen.

So reagierte der Dunkelhaarige immer, wenn er in einem Fall nicht weiterkam. Als würde sich die Aufklärung eines Verbrechens am Grunde des Weinglases finden lassen. Seit er mit diesem Querkopf zu arbeiten begonnen hatte, schien es ihm so, als würde er nur dabei sein, um den Wachhund für diesen zu spielen. Dieser Mann musste dringend an eine Frau. Es war ja nicht so, dass sich Romulus scheute, mit dem schöneren Geschlecht Kontakt aufzunehmen, eher das Gegenteil war der Fall. Die Frauen hatten es nur schwer, ihn zu halten. Ortwin seufzte, als er den Besoffenen einmal quer durch die Wohnung schleifte, um ihn dann unsanft im Schlafzimmer abzuladen.

„Diese verdammte Leiche…“, beschwerte sich der Besoffene mit schwerer Zunge. „Wenn ich das Schwein erwische, …das es gewagt hat, in meinen Bezirk eine solche Schweinerei zu veranstalten. Ich schwöre es dir, ich prügele es windelweich…“

Ortwin hängte seine Weste über die nächste Lehne.

„Du solltest lieber mit dem Saufen aufhören, wenn du in einem Fall nicht weiterkommst.“

Während er das lallende Etwas am Bett zurückließ, flitzte der Blonde wieder zurück ins Vorzimmer, um erstens die Schuhe auszuziehen und zweitens die Türe zuzumachen.

Die Nachbarn mussten ja schließlich nicht alles mitbekommen.

Wo war er in Gedanken stehen geblieben… ach ja Romulus und die Frauen.

Er persönlich hatte aufgehört, dem anderen seine volle Anteilnahme auszusprechen, wenn dieser wieder damit anfing, zu erzählen, welches Weib er unter welchen Bedingungen und abschließend in welchen Stellungen ins Bett bekommen hatte. Was er seinem Arbeitskollegen wirklich wünschte, war eine ordentliche Ehefrau, die es verstand, diesen Ausbund an Lebenslust zu bändigen. Eine kleine fiese Stimme in seinem Gehirn flüsterte ihm in Gedanken zu, dass der Betroffene eigentlich schon längst ein solches Wesen gefunden habe, nur dieses erstens nicht mit ihm ins Bett hupfte und zweitens dem falschen Geschlecht angehörte. Seine Wangen röteten sich bei diesen Gedanken, weshalb er sie schnell in die hinterste Ecke seines Verstandes schob, die Stimme abwürgte und sich wieder seinem Problem zuwandte.

„Ich bin nicht sein Weib, ich bin nicht sein Weib…“

Wie ein Mantra wiederholte er diese Worte im Geiste, um auch die letzten unangenehmen Gefühle in dieser Hinsicht zu vertreiben, als er sich zurück ins Schlafzimmer begab. Romulus war wankend wieder aufgestanden und fummelte nun an seinem Radio herum. Doch kaum hatte der nicht ganz Nüchterne dieses eingeschalten, da scheuchte ihn Ortwin wieder zurück zum Bett. Ohne viel Widerstand und unter lautem Gelächter ließ sich der Dunkelhaarige von seinem Untergebenen alles gefallen.
 

~Ich lieg in meiner Badewann´ mit einem Jerry Cotton,

und halte g´rad den Atem an, schon wieder gibt´s an Toten.

Da hör´ ich einen Klopfer, bin ich das nächste Opfer?

Wer steht da draussen vor der Tür, was will er und warum von mir?~
 

„Hey, Ortwin, hör dir das an, sie spielen unser Lied“, brabbelte der Besoffene, während sein Kollege einen verzweifelten Kampf gegen dessen Schuhe führte. Bei aller Verständnis für Romulus' Liebe zu italienische Lederschuhe, dachte sich der Kriminologe, aber diese passten ihm eindeutig zu gut.
 

~*Es ist Inspektor Max und sein Gehilfentschakl,

und mit dabei als Drogenhund ein blinder Rauhaardackel.

Und schon stürmt in zivil das Trio Infantil

mit einem kurzen "Hände hoch!" in mein trautes Domozil.

"Tatü, tatü, tatü, tata,

bevor noch was passiert, sind wir schon lange da.

Tatü,, tatü, tatüdl dö,

Hände an die Wand und Füsse in die Höh!"

Wau, wau - kusch!~
 

„Vielleicht sollten wir uns auch einen Dackel anlachen…“, lachte der Dunkelhaarige stark beschwipst als nächstes und ließ sich nur allzu willig aus dem Hemd helfen. Kaum hatte Ortwin seine Arme aus den Ärmeln gefädelt, da stand er mit diesem in den Händen so schnell wie möglich vom Bett auf.

„Romulus, falls es dir aufgefallen ist, wir leben nicht zusammen“, schnarrte er dann genervt, als er versuchte, das Kleidungsstück so faltenlos wie möglich zusammen zu legen.

„Aber du könntest ja zu mir ziehen. Platz genug wäre ja, seitdem Lenchen mit mir Schluss gemacht hat.“

-Stimmt, Helena hieß die letzte-, schoss es dem Blonden durch den Kopf. Wie gesagt, er hatte vor langer Zeit aufgegeben, einen Überblick über diese formlose Masse an Liebschaften seines Chefs zu behalten. Vor einigen Zeiten war er sogar dazu übergegangen, so untypisch für ihn, die Eroberungen des alkoholisierten Etwas hinter ihm einfach nur Maus oder Mausi zu nennen. So ersparte er sich die Anstrengung, die verschiedenen Frauennamen zu behalten, und machte dem anderen damit eine Freude, der in dieser Geste die ersten Anzeichen zu sehen glaubte, dass sein verstockter Assistent nun endlich lockerer mit dem Leben umging.
 

~Der Inspektor sagt: "Gestehe, da ist Rauschgift

in der Nähe! Aussa mit den Kokain, solange ich noch locker

bin!" Ich sag´ zum Herrn Inspektor: "Sie kommen mir

erregt vor, ich weiss nicht, wos sie woll´n, wos brauch ich

Koks, ich heiz mit Kohl´n!"~
 

„Hör damit auf, Blödsinn zu brabbeln. Zwischen mir und dir ist nichts, war nichts und wird nie was sein.“

Er mochte das Grinsen nicht, welches sich nun auf die, gut, zugegeben ästhetischen Gesichtszüge des anderen gelegt hatte, denn er bekam es immer nur dann zu sehen, wenn ihm die Situation langsam, aber sicher entglitt.

„Man soll nie den Tag vor dem Abend loben, mein Freund. Was vielleicht gestern nicht war, kann morgen schon sein“, trällerte der Hausherr in seinem Rausch ausgelassen und versuchte dabei, ihm über das Bett hinweg näher zu rücken.

„Ich habe dir schon einmal gesagt, du sollst nicht Schwachsinn labern. Das heißt übrigens, was heute nicht ist, kann morgen schon sein. Und jetzt, Hose runter!“, konterte Ortwin nicht sehr einfallsreich. Das unerwünschte Grinsen wurde breiter.

„Mein Lieber, du wüsstest nicht, was ich alles aus deinen Worten interpretieren könnte.“

Das Grinsen bekam was Dreckiges und imaginäre Alarmglocken begannen im Kopf des Blonden zu schrillen.
 

~Es wütet der Gehülfe in der Hydrokultur,

und kurz vor halba zwülfe schreit er: "Ich hab´ eine Spur!" Ich sag´ sag zum Herrn Inspektor: "Bitt´schön schicken´s ihn ham!

Des is ka Marihuana, des wor mei Gummibam!"~
 

"Tatü, tatü, tatü, tata,

bevor noch was passiert, sind wir schon lange da.

Tatü, tatü, tatüdl dö,

Hände an die Wand und Füsse in die Höh´!"

In der Folge wird dann meine Wohnung amtsmisshandelt,

und mein Schlafgemach in eine Baustelle verwandelt,

der Boden aufgerissen, die Heizkörper zerlegt,

der Mikroherd, der sehr viel wert, und auch der Allibert zersägt.~
 

Nach einer kurzen Rangelei hatte der Blonde es geschafft, seinen Vorgesetzten soweit bettfertig zu haben, und sich gleichzeitig vor seinen grapschenden Fingern außer Reichweite gebracht.

-Warum tue ich mir das jedes Mal an?-, fragte er sich, als er schnellen Schrittes auf das Radio zu stampfte. Kaum hatte er den On/Off-Knopf gedrückt und die EAV zum Verstummen gebracht, rechnete er fest mit den Einsprüchen hinter ihm, doch kein Klagelaut erreichte sein Gehör. Verwundert und bis aufs Äußerste misstrauisch wandte er sich um und sah auf die Gestalt im Bett. Romulus schien mitten im Gezeter vom Schlaf und den Nebenwirkungen des Alkohols niedergestreckt worden zu sein.

Mit einem erleichterten Aufseufzen streckte Ortwin seine Glieder und ließ seine Kochen knacken. Er würde heute hier schlafen, denn erstens überkamen auch ihn die ersten Auswirkungen des sehr anstrengenden Tages und zweitens hatte er keine Lust, in diesem Zustand durch halb Wien zu fahren. Weiteres kannte er sich gut genug in der Wohnung aus, um sich auf dem Sofa ein gemütliches Nachtlager zu errichten, schließlich hatte er schon oft hier genächtigt. Das kleine fiese Stimmchen meldete sich wieder und stachelte in seinen Gedanken herum, dass nicht mehr viel fehlte und er wäre wirklich wie eine Geliebte bei seinem Boss eingezogen. Doch schon während des Ausziehens seiner Kleidung brachte der Blonde diese Einflüsterungen völlig zum Schweigen. Bevor er sich nun ins Wohnzimmer zurückzog, wollte er einen letzten prüfenden Blick auf den Braunhaarigen werfen.

Irgendwo tief in ihn konnte er die Frauen verstehen, welche scharenweise diesem Ausbund an Sonnengemüt und Egozentrik verfielen. Das römische Erbe seiner Vorfahren hatte sich bei Romulus in Körper und Geist nur zu sichtbar niedergeschlagen. Der leicht gebräunte Teint seiner Haut und die braunen, warmen Augen, welche durch seine dunkle Haarmähne zusätzlich hervorgehoben wurden. Die feinen Gesichtszüge, dominiert von einer Nase, welche man klischeehaft auf Gemälden mit Antikmotiv wiederfand. Der durchtrainierte Körper und die ebenmäßigen Glieder übten einen zusätzlichen Reiz aus. Das alles mit seinem sprühenden Charme und offenen Wesen, verdeckten auf den ersten Blick die wenig angenehmen Seiten seines Abteilungsleiters.

Vorsichtig und noch immer ein wenig skeptisch näherte er sich dem Kopfende des Bettes. Doch auch bei ihm hatte die Müdigkeit schon ihren Tribut eingefordert, denn seiner Aufmerksamkeit zum Trotz fuhr der angeblich Schlafende wie eine angreifende Schlange aus seiner Lage und zog ihn blitzartig ins Bett. Selig hielt Romulus den blonden Kommissar in seinen Armen, welcher nach einigen Augenblicken aufgehört hatte sich gegen den Schraubstockgriff des andern zu wehren.

„Nur ein paar Minuten…“, nuschelte der Größere seinem unfreiwilligen Bettgenossen ins Ohr. Ortwin knirschte gefährlich mit den Zähnen, doch zur größten Freunde seines Vorgesetzten war er der erste, welchen der Sandmann sich holte.
 

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Anatol schaute versonnen in die Dunkelheit der Landschaft hinaus.

„Kann ich Ihnen was bringen?“, erkundete sich die Dame des Bordservice. Der Weißrusse wandte ihr sein hübsches Gesicht zu und lächelte sie an. Es amüsierte ihn innerlich, als er bemerkte, dass sich eine leichte Röte auf ihre Wangen legte.

„Nein danke, denn ich fürchte, Ihre Gesellschaft steht nicht im Angebot.“ Der Rotstich intensivierte sich.

„Aber vielleicht später…“

Mit einem Nicken verabschiedete sich die junge Frau und schob vorsichtig, immer noch verlegen, die Türe zu ihrem Zugabteil zu. Als er den Wagen fortrollen hörte, angelte Anatol einen Flachmann aus dem Inneren seines Mantels, welcher hinter ihm hing. Er entkorkte die Flasche und hielt sie hoch, als würde er einen Trunkspruch aussprechen.

–Auf dein Versagen, Ivan. Möge es dir bald die Schlinge um den Hals enger ziehen- , dachte er dann noch, bevor er einen tiefen Schluck nahm.

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Unnützes Wienwissen:

1- und 2-Line:

Die Straßenbahn, welche zwar die gleiche Strecke fährt, aber zwei verschiedene Nummern trägt, war einst die Ring-line. Der Ring ist eine Straße, welche völlig den ersten Bezirk einschließt und eine Einbahn, welche im Uhrzeigersinn verläuft. Der 1 (nicht zu verwechseln mit der heutigen 1-Line) folgte der Richtung der Autos. Der 2 fuhr gegen den Uhrzeigersinn und war somit das einzige Fahrzeug auf dem Ring, welches gegen den Strom fuhr. Der Schleichweg gegen den Uhrzeigersinn auf der stadtauswärtsgewandten Seite des Ringes für Autofahrer heißt bis heute die 2-Strecke. Die Line wurde jedoch vor ein paar Jahren (so irgendetwas um 2007 herum) aufgespalten und der 1 sowie der 2 voneinander getrennt (bilden also heute zwei unabhängige Linien) und fahren nur noch jeweils einen Teil des Ringes ab, bevor sie sich in die äußeren Bezirke verabschieden.
 

U2:

Bis noch vor ein paar Jahren (also auch so um 2007 herum) bestand die U2 aus sechs Stationen (von Karlsstation bis Schottenring), welche unnötigerweise auch den Teil Ring abfuhr, welche die Ringline als Strecke hatte. Bei der letzten EM des Fußball, welche einige wichtige Spiele in Wien hatte (2008), wurde die U2 endlich vernünftig ausgebaut und bekam (in meinen Augen, wenigstens) einen Existenzsinn. Bis zum heutigen Tag hat es die U2 bis nach Aspern geschafft (Transdanubien^^).
 

So, hier der Youtubelink zu dem EAV-Lied (leider nicht das Original von 1991)
 

http://www.youtube.com/watch?v=LqRi8sZoiaE

Würstelstand

„So, einmal ein Debreziner mit 'nem 16-Blech.“

Mit einem Grinsen, für das er nach Roderichs Meinung geschlagen gehörte, schob ihm Sadiq die bestellte Wurst auf einem weißen Pappteller herüber. Missmutig ließ der Braunhaarige ein paar Münzen in die offene Hand des türkischstämmigen Würschtelstandangestellten fallen.

„Lass mich raten, du hattest wieder zu Hause einen irrsinnigen Krach?“

Noch immer genervt erstach der Angesprochene mit wenig Gnade das Würstchen und begann es brutal in Scheibchen zu schneiden.

„So schlimm…?“, flötete Sadiq weiter, in einer Art, welche den Blutdruck des Österreichers weiter steigen ließ.

„Ach, geh doch Psychologie studieren, Dr. Freud!“, konterte Roderich angefressen, als er ohne seine üblichen Manieren ein Stück Semmel abbiss. Der Dunkelhaarige grinste noch breiter.

„Hey, ich kann doch nichts dafür, dass du in letzter Zeit immer nur dann bei mir auftauchst, wenn bei dir zu Hause die Fetzen geflogen sind.“

Roderich schwieg lieber und machte sich über sein Abendessen her. Er wusste nicht warum, aber es störte ihn massiv, dass sein ehemaliger Klassenkamerad einen solch tiefen Einblick in sein Privatleben hatte.

„Weißt du, ich vermisse hin und wieder die alten Zeiten.“

Der Dunkelhaarige stützte sich leicht mit dem Ellbogen auf der Abladefläche ab. Ein verträumter Ausdruck erschien auf dem kantigen Gesicht, während Roderich ungerührt weiterhin sein bestelltes Würstchen gnadenlos vernichtete und sich deshalb die Antwort ersparte.

„Erinnerst du dich, wie du dich einst mit mir in Pausen geprügelt hast?“

Roderich hob erstaunt die braunen Augenbrauen und unterbrach seinen Vernichtungsfeldzug gegen die in Scheibchen geschnittene Wurst.

„Wie kommt es, dass du jetzt so vor Sehnsucht nach der Vergangenheit vergehst, Türk?“

Gespielt beleidigt verzog der Angesprochene für einen kurzen Augenblick das Gesicht, doch gleich im nächsten Augenblick lächelte er wieder.

„Weil du mich immer wieder besuchst, um über die alten Zeiten zu plaudern, Brillenschlange.“

Vergnügt drehte Sadiq die brutzelnden Würstchen vor sich um, bevor er die Zange für einen Augenblick beiseite legte.

„Und wer weiß, vielleicht hast du schon seit unserer Schulzeit einen Stand auf mich und schaffst es immer noch nicht, es mir zu gestehen.“

Roderich spießte unbeeindruckt ein weiteres Stück Würstchen auf, doch anstatt es sich wie die Vorhergegangenen in den Mund zu schieben, wedelte er damit vor dem Gesicht seines ehemaligen Schulkollegen.

„Ich weiß nicht, ob ich wirklich wissen will, wovon du am Abend träumst.“

„Auf jeden Fall nicht von dir, Maestro.“

Das aufgespießte Stück Würstchen verschwand in Roderichs Mund, welcher dann artig kaute und es runterschluckte, bevor er mit einer lässigen Bewegung auf etwas hinter dem Türken deutete.

„Ähh, Muselbirne, solltest du nicht den Bruder deiner Schwägerin daran hindern, vor Kunden einzuschlafen, anstatt mich hier über alte Zeiten vollzulabern?“

Mit seinem Plastikmesser deutete Roderich auf den zweiten Verkäufer, welcher sich eigentlich in der kurzen Pause, die sich Sadiq gönnte, um den Betrieb kümmern sollte, aber der Braunhaarige mit dieser sonderbaren Haarlocke hatte es wiedermal auf unerklärliche Weise geschafft, im Stehen einzuschlafen.

„Scheiße!“, war alles, was der andere dazu zu sagen hatte, bevor er sich wutschnaubend um die Lösung dieses Problems kümmerte, während Roderich in aller Seelenruhe die letzten Existenzspuren seines Würstchen mit Bier runterspülte.
 

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Anatol lehnte sich zurück und sah auf die Uhr. Bald wäre es vollbracht und dann konnten nicht einmal die werten Bosse, welche sich in Moskau ihre Hintern wund saßen, umhin kommen, Braginsky auf die schwarze Liste zu setzen. Mit ein wenig diplomatischem Geschick könnte sogar vielleicht er es sein, welcher dem Wolf von Moskau eine Kugel in den Kopf jagen durfte. Sein seliges Lächeln ließ ihn immer mehr wie ein Engel aussehen.

Ach, wie schön konnte Rache sein.
 

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Roderich fluchte, warum musste er in Stresssituationen auf Bier immer so schnell aufs Klo. Grob stieß er die alten, schwingenden Türen zu Wien-Mitte auf. Er hatte sich bei Sadiq eindeutig verplaudert. Nun war es beinahe Mitternacht und das Kuvert hatte immer noch nicht den Weg in den Briefkasten gefunden. Sich und die Welt verfluchend durchquerte er die große, schäbige Halle und ging an den geschlossenen Türen vom riesigen Spar vorbei. Die Durchgangsverbindung zum halbaufgelassenen Busbahnhof, Seite Maxergasse, war wie immer schlecht beleuchtet und machte einen mehr als gammligen Eindruck.

Nur die hier üblich anzutreffenden Sandler fehlten. Kurz vor dem McDonald, welcher wegen Umbauten geschlossen war, bog er in einen weiteren Gang ab, wo sich die öffentlichen Toiletten befanden.
 

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Ivan und sein Anhang erreichten endlich die Adresse ihres nächsten Auftrages. Schon vom Runtergehen der Brücke, welche die Straße über die Wien führte, war das hässliche Gebäude aus den sechziger Jahren von Weitem zu sehen.

Ivan stöhnte innerlich auf. Nicht schon wieder so einen alten, architektonischen Schandfleck. Warum musste er sich in letzter Zeit mit so viel Hässlichem abfinden?

Langsam, aber dafür umso deutlicher wurde er sich immer stärker bewusst, dass ihm die Energie der letzten Jahre unerbittlich ausging.
 

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Erleichtert erreichte Roderich das gammlige Männerklo. Ohne sich großartig Zeit zu nehmen, sich genauestens umzuschauen, warf er das Kuvert auf die Ablagefläche neben den Waschbecken und ging zu den Pissoir.

Erst als ihn die Erleichterung durchfuhr, fiel ihm auf, welch komische Geräusche aus dem Klo neben ihm drangen. Es klang, als würde der Benützer der kleinen gekachelten Kabine seinen gesamten Mageninhalt der Toilette übergeben.

Mit beunruhigtem Gewissen, welches zwischen Pflicht und Bequemlichkeit hin und her schwankte, trat Roderich zögerlich an die Toilettentür. Er wollte eben nach der Türklinke langen, da ging die dunkle Türe auf und ein junger Mann fiel regelrecht in seine Arme. Geistesgegenwärtig fing Roderich ihn auf und verlagerte ihr beides Gewicht Richtung Waschbecken.

Mit einer ungesunden Farbe im Gesicht stützte sich seine neue Bekanntschaft am gekachelten Rand der Ablage ab. Nur mit Mühe und ein wenig Hilfe von Roderich schaffte es der junge Herr, wieder halbwegs stabil auf seinen eigenen Beinen zu stehen, wobei ihm Roderich davor den Koffer und das Kuvert, welches der Fremde in seinen Händen umklammert hielt, abnehmen hatte müssen.
 

Den Koffer abstellend, das Kuvert aber weiterhin in Händen haltend betrachtete Roderich den anderen. Er schien den Gesichtszügen nach ungefähr so alt sein wie er, vielleicht sogar jünger. Das mausgraue Haar stand unordentlich von allen Seiten ab, die strahlend hellblauen Augen huschten nervös in ihren Augenhöhlen hin und her, während immer noch ein starkes Zittern den Leib fest im Griff hielt.

Hastig zupfte Roderich ein Papiertuch aus dem Spender, drückte den Knopf auf dem Wasserhahn und befeuchtete vorsichtig das Stück Papier. Hilflos hielt Roderich dem jungen Mann das nun nasse Papiertuch hin, welcher es geistesabwesend entgegennahm und sein aufgequollenes Gesicht damit abwischte.

„Soll ich Hilfe holen oder Sie zur Stationaufsicht bringen?“, fragte Roderich nach einer Weile überfordert, doch kaum hatte er sein Angebot ausgesprochen, schüttelte der andere vehement den Kopf.

„Nein… gehen schon….“, stammelte der junge Mann so gefestigt wie sein Zustand es zuließ in einem gebrochenen Deutsch, welches durchmischt war mit einem Akzent, dessen Ursprung Roderich im Osten Europas vermutete. Ein gehetzter Blick huschte auf das Ziffernblatt der Armbanduhr, dann suchten die blauen Augen Roderichs Blick, wobei nun in ihnen ein flehender Ausdruck lag.

„Bitte… gehen!“

Mit einer Kraft, die ihm Roderich in seinem Zustand nie zugetraut hätte, schob ihn der Unbekannte von sich.

„Bitte gehen!", wiederholte der Fremde noch einmal und wies schwach in Richtung der schweren Ausgangtüre.

Resigniert ließ Roderich die Schultern sinken, warf dem jungen Mann einen letzten Blick zu. Doch dieser schüttelte traurig den Kopf und beugte sich angestrengt über das Waschbecken.
 

Dann, bevor er es wirklich begriffen hatte, stand Roderich wieder draußen im Durchgang und sah in die leeren Räume des Fastfoodladens gegenüber den Toiletten. Obwohl sein schlechtes Gewissen an ihm unablässig nagte und seine Entscheidung, der Bitte des Unbekannten nachgekommen zu sein in Zweifel stürzten, lenkten ihn seine Schritte wieder zurück in die große Haupthalle.

Sollte er nicht lieber doch Hilfe holen?

Oder es wenigstens melden?
 

Seine Gedankengänge befanden sich in einer gequälten Dauerschleife und so merkte Roderich nicht, wie er in einen Hünen lief, der eben in Begleitung um das Eck bog.

Es war der Geistesgegenwart des anderen zu verdanken, dass er durch seine Unachtsamkeit keine unangenehme Begegnung mit dem Boden machte.

„'Tschuligung“, nuschelte Roderich, zu sehr in Gedanken, um den Kopf zu heben und das Bild des großen Mannes, in den er hineingelaufen war, wirklich wahrzunehmen. Aus den Augenwinkeln nahm er die zierlichere Gestalt neben dem Riesen wahr und nur für einen kurzen Augenblick blieb er stehen, bevor er nach einer Weile betretenem Schweigen weiterging.
 

---------------------------------------------------
 

Ivan drehte sich nochmals nach dem jungen Mann um, während dieser mit einem Kuvert unterm Arm wieder in Richtung hässlicher Haupthalle abbog. Innerlich konnte er nur den Kopf schütteln vor so wenig Höflichkeit, aber im nächsten Augenblick konzentrierte er sich wieder auf seinen Weg. Der Gang, in dem sie nun standen, war durch das Ausfallen zweier Neonröhren am Ende dunkel, und auch wenn der Müll sich in Grenzen hielt, so triefte der Boden, wie auch die Wände vom Dreck der letzten Jahrzehnte.

Seufzend zog der Russe die Hände aus seinen Manteltaschen und inhalierte noch ein letztes Mal an seiner immer kürzer werdenden Zigarette, bevor er den Stummel auf den Boden fallen ließ und das, was von seinem krebsbringenden Vergnügen übrig geblieben ist, mit dem schweren Stiefel in den Staub trat.

„Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“, fragte er ein weiteres Mal Laurinaitis, welcher bedrückt mit dem Kopf nickte.

„Nach dem, was in den Unterlagen stand, schon“.

Die blauen Augen des jungen Litauer huschten gehetzt durch den Gang und auch seine ganze Haltung wirkte angespannt. Ivan seufzte und wie aus Reflex tastete er nach dem ledernen Griff des Koffers. Er wusste, dass der Junge einfach nicht die Nerven hatte für weitere solcher Missionen.

Doch wenn er Laurinaitis nicht bei sich hielt, soweit war sich Ivan ihrer beider Lage bewusst, wäre dies das Ende seines braunhaarigen Schatten.

Es war nicht so, dass er damit rechnete, dass einer seiner geschätzten Kollegen oder erbitterten Feinde das Nervenbündel einfach abknallen würde, dafür war der Junge einfach zu wertvoll mit seinen Stärken. Aber nicht jeder ging so sorgsam mit seinem Werkzeug um wie er.

Gut, ihm war schon ein paar Male die Hand ausgeglitten, wenn er sich wieder zu sehr dem Alkohol hingegeben hatte, aber es hatte ihm, kaum war der Rausch aus seinen Adern gewichen, leid getan.

Er wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund interessierte es ihn, wie dieser junge Mann zu ihm stand, wobei es ihm nicht nur um Loyalität alleine ging. Sicher, wenn er sich nicht seit Langem mit hundertprozentiger Gewissheit sagen könne, dass der Litauer uneingeschränkt hinter ihm stehen würde, hätte er sich seiner vor langer Zeit schon längst entledigt und somit es erst gar nicht soweit kommen lassen, dass er sich ihm verbunden fühlte.
 

Mit einem letzten Seufzer ließ Ivan die Schulter fallen, wechselte noch einen Blick mit seinem Begleiter und murmelte dann noch „Fangen wir an.“, bevor er sich umdrehte und die Toilette betrat.

Laurinaitis blieb draußen und Ivan sorgte sich nicht um das Geringste, dass der Junge wusste, was er zu tun hatte. Wiederum war es angesichts der Uhrzeit eher ungewöhnlich, dass jemand anderer außer schon im Rausch abgedriftete Trinker nun das stille Örtchen aufsuchen würden und die konnte er ohne Bedenken Laurinaitis überlassen.
 

Als er den kleinen weiß-schwarz gekachelten Raum betrat, fand er sich einem bekannten Gesicht gegenüber. Er war dem jungen Mann schon öfter begegnet, doch er hatte nie gedacht, dass ausgerechnet er seine Akte schließen würde. Schließlich war es nicht er gewesen, der mit seinem Fall einst betraut gewesen war, sondern alles nur am Rande mitbekommen hatte.

„Braginsky?!“

Unglaube schwang in der verunsicherten Stimme mit und Angst breitete sich auf den feingeschnitten Gesicht aus.

Ein unangenehmes Ziehen breitete sich in Ivans Magengegend aus, als ihm bewusst wurde, wie sehr sein Gegenüber seinem kleinen Bruder ähnelte. Die Verwandtschaft war nicht zu verleugnen und Ivan gewann immer mehr den Eindruck, einer erwachsenen Version des kleinen Raivis gegenüberzustehen.

Die hellblauen Augen, das Schmutzblond des Haares, selbst in der Art zu zittern erinnerte ihn dieser Mann an den kleinen Jungen, welchen er einst über zwei Wochen lang eskortiert hatte.

Zwei Wochen, wo er unprofessionellerweise den Kleinen näher an sich rangelassen hatte, als es seinem Gewissen gut getan hatte und es bei einer Geisel angebracht gewesen wäre.

Dabei hatte der Junge ihn mit größter Angst jedes Mal angesehen und Ivan einst beinahe körperlich spüren können, welch Unbehagen er dem Jüngeren bereitetet hatte. Laurinaitis hatte wiederum weniger Probleme gehabt, sich mit dem Jungen zu verständigen, aber das lag vielleicht daran, dass sie sich beide fest in den Händen der Mafia befanden und somit im gleichen Boot saßen.
 

Bestimmt schob Ivan die Gedanken an den kleinen Letten zurück in die tiefsten Ecken seiner Erinnerungen und konzentrierte sich auf sein Tun im Hier und Jetzt, selbst wenn er wusste, dass er mit diesem Abend dem kleinen Raivis den letzten Menschen nehmen würde, den er noch hatte und für den sein Leben einen Wert besaß.

„Einen schönen Abend, Galante.“, flüsterte Ivan rau, wobei keine Wärme die Floskel begleitete.

„Warum… warum schicken sie… sie gerade dich?“

Wieder huschten die blauen Augen gehetzt über seine breite Gestalt und irgendwie bekam Ivan das Gefühl, der junge Mann ahne schon sein kommendes Schicksal.

Ein bitterer Zug hob seine Mundwinkel an und er musste über seine eigene Naivität lächeln. Natürlich konnte Galante Eins und Eins zusammenzählen. Doch bevor der junge Lette eine weitere Chance bekam, streckte Ivan die Hand aus.

„Deinen Beitrag, Galante!“, sprach er bestimmt und nickte in Richtung des braunen Umschlags, welcher auf der Ablage neben den Waschbecken lag.

Nur langsam drehte sein Gegenüber den Kopf und sah das Kuvert an, als würde er sich erst jetzt seiner Existenz bewusst.

Mit fahrigen Fingern griff der junge Mann danach, doch anstatt es Ivan auszuhändigen, drückte er es plötzlich fest an die Brust.

„Geht es… meinem Bruder… gut?“

Wieder schossen vor Ivans geistigem Auge Bilder von dem kleinen Raivis aus der Dunkelheit hervor. Verkrampft wiederholte er die Geste, während die andere Hand immer schmerzhafter den Henkel des Koffers umschloss.

Warum entglitt ihm sein Verstand auf diese Weise?

Warum ging ihm die ganze Situation so nahe, wo ihn früher das Ganze in keinster Weise berührt hatte? Was war nur los mit ihm?

„Als ich ihn das letzte Mal sah, ging es ihm gut.“, bellte Ivan kurz angebunden, immer mehr innerlich flehend, dass dies alles nicht weiter ausartete.

Zögerlich übergab ihm der junge Galante den Umschlag und Ivan stellte, nun ein wenig sicherer, den Koffer am blankgeputzten Boden ab.

Mühsam rang er sich die gleiche Kaltblütigkeit ab, die ihn sonst während jedem Auftrag durchflutete.

Die Schnappverschlüsse des Koffers klickten als Ivan sie löste und den Koffer öffnete.

„Kann… ich ihn… bald sehen? Ich mein… ich habe… alles gemacht was ihr… von mir wolltet...“

Der schmale Körper erzitterte erneut, als Ivan wieder aufsah und der kalte Lauf einer Pistole auf ihn gerichtet war.

„Tut mir Leid, Galante, aber offenbar hast du dich nicht an die Spielregeln gehalten.“

Bevor der Todgeweihte auch nur einen weiteren Laut ausstoßen konnte, drückte Ivan ab.
 

~*~
 

Auf dem Nachhauseweg und auf der Suche nach einem Postfach stutzte Roderich. Zögerlich tastete er nach dem Kuvert. Es fühlte sich so schwer an, viel zu schwer für die Tatsache, dass sich nur zehn Seiten an Noten in ihm befinden sollten. Verwundert und mit unguter Ahnung erfüllt drehte er es um und suchte vergeblich auf der Vorderseite die Adresse, von der er überzeugt war, dass er sie aufgeschrieben hatte. Warte mal...

In seinem Hirn begann es zu rattern.

Der blonde Lockenkopf auf dem Klo…

Dieser hatte ja auch ein Kuvert bei sich gehabt. Scheiße, durchfuhr es Roderich.

Sie hatten die Kuverts vertauscht, so was kam ja eigentlich nur in schlechten Filmen vor. Er machte auf dem Absatz kehrt und hechtete zurück nach Wien-Mitte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Friedensreich (eigendlich Friedrich) Edelstein-> Kugelmuggel, Roderich kleiner Bruder Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Betagelesen von KahoriFutunaka

Es tut mir Leid das wirklich so lange gedauert hat, bis euch eine Leiche liefern konnte. Eigentlich hätte Lett2, wie ihn einst mein Freund getauft hat, schon im zweiten Kapitel sterben sollen. Nun ja, jetzt habe ich ganze Sechse Kapitel gebraucht.
Danke an Aristokrat, die mich unbewusst getreten hat, mich wieder an das fast fertige Kapitel zu setzen und es zu Ende zu bringen.
lg, Sternenschwester Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Aristokrat
2013-03-01T13:19:55+00:00 01.03.2013 14:19
Einfach nur genial *-*
Ich liebe Roddy >_<
Mach weiter so~
Antwort von:  Sternenschwester
03.03.2013 10:17
thank für dein Kommi...
Fein das es dir bisher gefallem hat, werde mich weiterhin bemühen...
lg, Sternenschwester
Von:  Niekas
2013-01-16T22:34:55+00:00 16.01.2013 23:34
Irgendwie habe ich den guten Vorsatz gefasst, dir ein längeres Review zu schreiben. Also, auf geht's.
[Unqualifizierte Bemerkungen] Ich sitze jedes Mal da und denke „süß“, wenn du Jausensackerl schreibst. Und Roderich hat eine Kaffeemühle. <3 [/Unqualifizierte Bemerkungen]

„Die Sache mit Süditalien“ scheint wirklich der Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichte zu sein. Ich mag es, wie jeder ständig darauf anspielt, aber niemand es erklärt. Vermutlich erfahren wir Details erst am Ende... oder wird das so ein „Nudel-Vorfall“, bei dem nie klar wird, was überhaupt passiert ist? Das fände ich witzig, erwarte ich aber bei einem solchen Krimi eher nicht.

Moment. Roderich ist... Gerichtsmediziner? Irgendwie beginnt er gerade, mir Angst zu machen. Aber ich mag den Gedanken. Er gefällt mir in der Rolle.

Hihi. „Eh“. Das hätte ich auch nicht anders ausgedrückt, Scott, tröste dich. Nicht, dass ich Schuldeutsch könnte, aber... okay, ich schweife ab. Übrigens, ich mag's, wie viele verschiedene Figuren hier auftauchen. Feliks aus dem ersten Kapitel sollte ich wohl nicht vergessen, obwohl er seitdem nicht mehr aufgetaucht ist, aber der spielt bestimmt nochmal eine Rolle. Ist es normal, dass ich fast eine Seite gebraucht habe, um im vierten Kapitel Schweden und Finnland zu erkennen, obwohl die Beschreibung eigentlich total eindeutig war? Ich scheine müde zu sein...

Anatol macht mir Angst. Ich hoffe, dass Toris das Ende der Geschichte noch erlebt, aber der Grundstimmung der Geschichte nach bin ich mir da nicht so sicher. Awww, ich mag Ivan, wenn er den Beschützer spielt...
Darf ich kurz mal klugscheißen? „Arlovskaya“ ist die weibliche Form des Nachnamens. Ich glaube, die männliche wäre „Arlovsky“. Und wo ich gerade dabei bin, „Mafiosi“ ist Plural, Singular ist „Mafioso“.
Eduards Nachname variiert auch zwischen dem ersten und dem vierten Kapitel, ist dir das aufgefallen? Von von Bocks zu VonBock. Hmm. Bei ihm frage ich mich übrigens noch, was er genau für eine Rolle spielt. Als Aufpasser für Alfred hätte Matthew eigentlich genügt... rätselhaft.

Allgemein, trotz einiger kleinerer Schreibfehler (die ich hier nicht einzeln aufzählen werde – falls du Betaleser nicht doof findest und noch eine Korinthenkackerin fürs Sprachliche brauchst, sag Bescheid): Ich mag es. Zum Beispiel die Szene, in der Scott und Lisbeth aus dem Gebäude kommen und die Sonne geht auf... das fiel mir nur gerade besonders ein. Ich mag die Stimmung in diesem Teil. Hey, das hier sollte mein Fazit werden, wieso verliere ich mich schon wieder in Details?
Ich mag die verschiedenen Erzählstränge und bin schon gespannt, wie sich am Ende alles verknüpft. In diesem Sinne wünsche ich noch viel Erfolg. Auf dass du bei allen Plot-Verstrickungen den Überblick behältst.


P.S.: Weißt du was? Ich lese gerade den Kommentar, den du mir geschrieben hast, und du schreibst am Anfang, dass du ein Word-Dokument beim Lesen laufen hattest. Rate mal, was ich getan habe, um diesen Kommentar zu schreiben. :)
Antwort von:  Sternenschwester
18.01.2013 00:30
Salute,

echt super, das du mir ein Kommi hinterlassen hast. Habe nur ein wenig gebraucht um es zu sehen, da ich das hier kaum gewohnt bin. Und dann ist auch eher lang und kontroktiv. Ein großes Dankeschön dafür...^-^

Nun nachdem die Story in Österreich sich abspielt, ich gerne mit solchen Worten spiele und hinter der Tastatur eine Österreicherin sitzt, habe ich mir das Recht rausgenommen, solche Wörter zu verwenden. ^_- Ich glaube es sollte nicht so schwer sein das jeweilige Pendant zu finden.

Was die Kaffeemühle angeht, ich weiß zwar nicht an welche du da denkst (vielleicht die aus Ur-Großmutters Zeiten), aber ich liebe meine alte Phillips-Kaffeemühle über alles. Frisch gemahlen ist halt was anderes in der Früh. Außerdem war für mich dieses surrende Geräusch in den letzten Jahren mein täglicher Wecker, da meine Mutter ohne ihren Morgenkaffee einfach nicht in die Gänge kommt und die Küche nun Mal gleich neben meinem Zimmer lag. Also dachte ich mir ich baue sie ein….

Yep die Sache mit Süditalien spielt oder wird noch eine tragende Rolle spielen (schon allein deswegen, weil sie ganze drei Parteien verbindet). Bist aber die einzige, welche das irgendwie erwähnt. Ich freue mich eh schon jetzt wenn die Konsequenzen mit dem ganzen Debakel im Süden endlich auftreten. Ich weiß nicht in wie weit ich mit den Einzelheiten gehen werde, aber ein „Nudel-Vorfall“ wird es ganz bestimmt nicht.

Ich habe vor ewigen Zeiten einmal eine leider nie weitergeführte Krimi-Geschichte vom Hetalia-fandom gelesen, da war die Rolle des Gerichtsmediziner (leider eine kürzere Nebenrolle) von Roderich belegt. Ich mag es zwar nicht sehr wenn ich von anderen Leuten, welche nichts von mir wissen, Denkanstöße nehme, aber plotbedingt und weil es einer meiner ersten Gedanken war als ich mir in Endlosschleife „Eye, eye die Russen kommen“ von EAV angehört habe, habe ich ihm halt diesen Beruf untergeschoben (außerdem will ich ein wenig Abwechslung einbringen und Roderich einen anderen Beruf anhängen, der nichts mit Musik zu tun hat). Aber fein, dass diese Entscheidung auf Akzeptanz stößt.

Das mit dem Eh, war ein kleiner Wink von einem Auszug eines Kabarett. Hey und solche Abschweifungen können auch mal erfrischend sein, wenn man eher standartmäßig in den Kommis als Inhalt nur liest, das alles soweit passt und sie die Story mögen. (was nicht heißen soll das ich mich über solche Kommis beschwere…, bei weitem nicht…) Nun unser lieber Feliks wird noch auftauchen in den nächsten Kapi, ich muss da nur schauen wie schnell ich den Plot bis zu seinem Auftritt weitertreib, oder ob mir noch dazwischen hundert tausend Ideen kommen. Ob es normal ist das du so lange gebraucht hast, um zu raffen das ich mit den beiden richtiger Weise Berwald und Tino gemeint habe, kann ich dir nicht sagen… aber du bist die erste von der ich weiß die es geschnallt hat. Nun ja, bei denen glaube ich, wird es auf deren Aufenthalt in der Ff auf diesen Auftritt beschränkt bleiben…

Eigentlich war Ivan dafür vorgesehen weiter auf dem Pfad der Mafiosi zu bleiben, aber ich bin mit dieser Vorstellung unzufrieden geworden, da mir der Liebe in letzter Zeit in diesem Punkt sehr ans Herz gewachsen ist (kleine Schwäche meiner Seits) und mir die Idee gefallen hat das auch er Interesse hat bald aus dem Ganzen hier auszusteigen. Also musste ein anderer her, welcher den Plot zum Rollen bringt und Interesse hat das alles nach seinen Wünschen verläuft: Anatol war geboren (Außerdem mag ich maleBelarus sehr gerne, es gibt aber leider kaum FF mit ihm). Seine Einbringung war eigentlich eine sehr spontane Aktion, und er hat mir den ganzen Plot über den Haufen geworfen aber ich bin damit zufrieden. Aber ich habe mir gedacht, wenn Natalia eine so große Liebe gegenüber Ivan, hegt dann halt das Gegenteil bei Anatol. Außerdem macht mir der Junge beim Schreiben einen irrsinnigen Spaß. Den Beschützerinstinkt Ivans kannst du glaube ich getrost auf deine Kappe schreiben (oder eher den deiner FF)…

Gerne kannst du mal klugscheißen, nur ein wenig zu spät, da mich schon eine andere Leserin darauf aufmerksam gemacht hat und ich nur vergessen habe es auch auf Animexx auszubessern. Gut das mit Mafiosi und Mafioso ist mir bei meiner Korrekturleserei unter den Tisch geflogen…

Danke, nun habe ich soweit Eduards Name ausgebessert… Nun was er macht…, einstweilen rennt er mit Alfred mit und ist dessen offizieller Aufpasser, hüstel, Untergebener, aber seine persönlichen Absichten wird er wahrscheinlich erst in späteren Kapi offenbaren… Matthew ist eigentlich einer der wenigen, welche mit dem ganzen rein gar nichts zu tun hat, und nur dabei, weil sein Bruder ihn zu einem Urlaub eingeladen hat. Also offiziell im Moment nur Anhang ( wer glaubt’s, wird selig…)


Das letzte was ich doof finde sind Beta-leser, man findet sie nur eher schwer (oder besser gesagt ich habe meine Schwierigkeiten jemanden zu finden, der auch halbwegs zuverlässig ist). Bisher habe ich nur zwei, von denen mir die eine die Übersetzungen korrigiert und die andere Kapi für Kapi „Lebendig begraben“ nachkorrigiert. Aber für meine anderen FF, muss ich leider oft auf meinen Freund zurückgreifen (aber das habe ich glaube eh schon Mal geschrieben), welcher aber mir leider nur auf Verständlichkeit durchgehen kann (keine große Leuchte in Sache Rechtschreibung). Irgendwie muss er mit Griechenland verwandt sein, denn die meiste Zeit ist er dabei in einem Dämmerzustand… Wäre also echt toll wenn du das machen könntest und ich wäre dir sehr dankbar dafür.

Yo, ich bin selber mal gespannt wie das alles enden soll (sorry in diesem Punkt lege ich mich nicht fest, so oft wie ich den Plot über den Haufen geschmissen habe - -°), aber es macht einen Spaß damit herum zu experimentieren… Nun ja, ich hoffe eher selber das ich alle Plots zusammen halten kann (und dabei liegen noch nicht alle offen - seufz)

lg, Sternenschwester

Ps: die hiesige neue Antwortfunktion finde ich suspekt... und ungewohnt.


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