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Sklaverei

von

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Lucky Hour

Die Sonne scheint grell, das Meer ist ruhig und die Tousand Sunny erholt sich von einem Sturm auf hoher See. Ein normaler Tag auf der Grandline, nur dass es auf der Grandline keine normalen Tage gibt.

„Leute, schaut euch das an!“, hallt es über Deck. Ruffy, der Käpten der Tousand Sunny, sitzt auf der Gallionsfigur, starrt in die Ferne und beobachtet einen, noch kleinen, dunklen Punkt am Horizont. Nach und nach stellt sich seine Crew an die Reling, beobachtet den Punkt wie er langsam größer wird und es werden erste Vermutungen ausgesprochen:

„Land kann es nicht sein. Es bewegt sich. Allerdings nicht gezielt oder mit der Geschwindigkeit eines Schiffes.“, beginnt Nami, die Navigatorin.

„Höchstens ein Schiff ohne Ruder.“, wiederspricht ihr Brook. Er ist ein Musikant und, auch wenn es schwer zu glauben ist, besteht er nur aus einem Skelett in einem schwarzen Anzug mit einem Afro und einem Zylinder auf dem Kopf.

„Ich kenne die Bewegungen noch aus dem Nebel damals, und da bin ich auch so herumgetrieben wie das Schiff. Schon traurig, die Hilflosigkeit hätte mich beinahe umgebracht.“

„Ein Schiff ohne Ruder? Sollten wir dann vielleicht mal rüber fahren und es uns genauer ansehen? Die brauchen bestimmt Hilfe.“, mischt sich jetzt auch Sanji in die Unterhaltung ein.

„Das halte ich für keine gute Idee. Was ist, wenn die das nur vortäuschen und nur auf eine Gelegenheit warten, ahnungslose Matrosen zu überfallen? Ich will mir gar nicht ausmalen, was dann passiert. Nein danke, ohne mich.“ Lysop hat sich anscheinend bereits entschieden, gegen den Vorschlag zu sein. Dass die restliche Crew sich jedoch bereits an die Arbeit gemacht hat, das Schiff anzusteuern, bekommt er erst jetzt mit.
 

Das fremde Schiff trägt den Namen Lucky Hour. Es ist nicht größer als die Tousand Sunny, dafür besitzt es viel mehr Fenster und somit auch Zimmer. Vorsichtig begeben sich Ruffy, Zorro, Sanji, Chopper, Nami und Robin an das fremde Deck. Erst rufen sie noch, suchen nach einem Lebenszeichen, doch es dauert nicht lang, bis sie bemerken, dass sich niemand mehr auf diesem Schiff befindet.

„Kann das der Sturm gewesen sein?“, fragt Nami, als sie sich etwas umgesehen hat und das zerstörte Schiff unter ihr betrachtet. Zorro antwortet ihr sofort.

„Nein, das glaube ich nicht. Jedenfalls nicht alles. Schaut doch mal genauer hin, hier wurde gekämpft. Die haben hier wohl verloren. Wenn ihr mich fragt macht es keinen Sinn weiter nach etwas zu suchen. Wenn es so ist, wie ich vermute, dann wurde bereits die gesamte Beute geraubt. Hier gibt’s nichts mehr zu holen.“ Als sich Zorro schon wieder umdrehen will, öffnet Ruffy eine Tür und verschwindet unter Deck. Er lacht und ruft hinter sich:

„Kommt schon, Leute! Auch wenn es uns nicht viel bringt, wieso sollen wir uns nicht mal hier umsehen? Ein ganzes Schiff findet man nicht jeden Tag!“

Nami schüttelt lächelnd den Kopf über den Käpten, folgt ihm jedoch zusammen mit Sanji, Chopper und Robin. Zorro bleibt an Deck, sieht sich dort noch etwas um.

Ruffys Freude verflog jedoch sofort, als er die erste Tür unter Deck öffnete. Fliegen, zusammen mit dem Gestank der Verwesung strömen ihm entgegen, treffen ihn so hart und unerwartet, dass er sich sofort abwenden und Mund und Nase zuhalten muss. In dem Raum steht ein Bett, mehr nicht. Auf diesem Bett liegt eine halb verweste Leiche, Arme und Beine an die vier Kanten des Bettes gefesselt. Man kann auf den ersten Blick nicht sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war, die in diesem Bett verendet ist, doch eine Hand ist noch immer zum Rand des Bettes ausgestreckt, verzweifelt tasten die Fingerspitzen nach gefüllten Wasserflasche, die neben dem Bett steht. Nur einige Millimeter zu weit von ihren Fingerspitzen entfernt.

Auf dem Boden neben dem Bett liegt eine viel stärker verweste Leiche. Die Knochen schauen aus der zerfressenen Haut, Maden bewegen sich stätig in seiner Bauchhöhle. Nach den Spuren an den Wänden zu urteilen wurde er erschossen. Blut und Innereien sind an die Wand geschleudert worden.

Weiter kann sich der junge Käpten das Zimmer nicht ansehen. Er zieht sich das Shirt über die Nase, schaut den Gang herunter und betrachtet all diese Türen. Kurz darauf gesellt sich ein Teil seiner Mannschaft zu ihm. Entsetztes Schweigen legt sich über die kleine Gruppe, als sie in den Raum schauen. Sanji ist es, der den Raum betritt und das Fenster öffnet. Ehe jemand etwas sagen kann, tritt der Käpten einige Schritte weiter und öffnet eine weitere Tür. Ein ähnliches Bild erwartet ihn hier. Man kann erkennen, dass es eine Frau war, die ans Bett gefesselt wurde. Neben ihr liegt eine geleerte Wasserflasche auf dem Bett. Sie ist erst vor kurzem gestorben, daher ist er Gestand nicht so unerträglich wie im ersten Raum. Auch wenn der Anblick grauenhaft und verstörend ist, gibt er Hoffnung. Wenn diese Frau an die Wasserflasche gekommen ist, und ihr Tod noch nicht lange zurück liegt, dann ist es möglich, dass es andere überlebt haben. Bei dem Gedanken wendet sich Ruffy sofort an Nami, Robin und Chopper. Sanji kann er nicht sehen.

„Kontrolliert alle Zimmer. Vielleicht haben wir ja Glück!“

Sofort eilt Ruffy in ein weiteres Zimmer. Sanji läuft an ihm vorbei, reißt die nächste Tür auf und macht, was sein Käpten ihm befohlen hat. Einige Zimmer später schreit Nami auf:

„Hier atmet noch jemand! Chopper, beeil dich!“

Kurz darauf ein zweiter Schrei. Robin hat ebenfalls jemanden gefunden, der noch nicht gestorben ist. Sanji atmet erleichtert auf, als er hört, was geschieht. Er weiß aufgrund eigener Erfahrung, was es bedeutet zu hungern. Er ist es auch, der das nächste Zimmer öffnet. Auf dem Bett liegt eine stark verweste Leiche, doch ist es keine Frau, wie in den anderen Zimmern. Ein großer Mann liegt auf dem Bett. Hinter ihm erkennt man, dass jemand ihm eine Kugel in den Kopf jagte, die sein Gehirn an der Wand verteilte. Die Arme und der Hals sind bis auf die Knochen abgenagt. Erst will sich Sanji abwenden, als er etwas neben der Leiche sieht. Eine junge Frau, angebunden wie die Leichen in den anderen Zimmern, liegt neben der Leiche. Sie lebt, ist jedoch sehr abgemagert, ihre Augen und Wangen sind eingefallen, aus trüben Augen starrt sie Sanji an, schwach und kraftlos. Sie war es, die der Leiche das Fleisch von den Knochen riss. Als Sanji das sieht, stürzt er sofort zum Bett, zieht die Leiche etwas weiter von der Frau weg und sucht nach Schlüsseln, um sie zu befreien.

„Chopper! Hier auch! Beeil dich!“, ruft der Koch in den Gang, als er die Schlüssel gefunden hat. Sofort löst er die Fesseln der jungen Frau, legt ihr die kraftlosen Arme auf den Oberkörper und wickelt sie in die Decke, auf der sie liegt.

„Halt noch ein bisschen durch, gleich hast du es geschafft. Wir holen dich hier raus. Chopper kümmert sich sofort um dich.“

Die Frau auf dem Bett antwortet nicht, beobachtet den Koch jedoch schwach aus dem Augenwinkel, wie er das Fenster aufreißt. Die frische Luft und das Geräusch der Wellen schließen ihr erleichternd die Augen. Tief atmet sie den Geruch des Meeres ein, genießt die lebendige Veränderung in dem kleinen Raum und fühlt die erleichternden Schmerzen in ihren Hand und Fußgelenken. Sanji ruckelt sie vorsichtig an, als er es sieht.

„Nicht einschlafen. Warte noch einen Moment.“

Wie aufs Stichwort stürzt Chopper in das kleine Zimmer, muss bei dem Anblick jedoch stocken. Ein Moment, in dem er sich zusammen reißt, und wahrnimmt, was die Frau auf dem Bett durchmachen musste. Ein Augenblick, aus dem sich der junge Arzt reißt, auf die Frau zugeht, ihre Augen kontrolliert, den Puls fühlt und Sanji anweist, sie an Board der Tousand Sunny zu tragen.

Vorsichtig nimmt er die Frau auf den Arm, läuft jedoch schnell mit ihr den Gang entlang und legt sie schließlich auf das bekannte, mit wiese bewachsene Deck der Tousand Sunny. In dem Sonnenlicht sieht sie noch schwacher aus, als in dem kleinen Raum. Als Sanji einen Moment den Blick über das Deck streifen lässt, sieht fünf weitere Frauen nebeneinander auf dem Boden liegen. Nicht bei allen kann er glauben, dass sie noch leben, doch sonst lägen sie nicht hier an Deck. Als Franky Sanji die Frau abnimmt, rennt er wieder unter Deck, reißt eine Tür nach der anderen auf, doch es werden nur noch Leichen entdeckt.

Batista

Die Lucky Hour wurde an das Heck der Tousand Sunny gebunden und fährt so langsam hinter ihr her. Es wurden noch nicht alle Abteilungen durchsucht und es könnten sich Hinweise auf die Vergangenheit des Schiffes und ihrer Insassen an Board befinden.

Franky wusch die Augen der Frauen mit Wasser und gab jeder, auf Anweisung von Chopper, ein Glas Wasser zu trinken.

„Mehr dürfen sie noch nicht zu sich nehmen. Es besteht die Gefahr einer Organüberlastung.“

Daher handelte er so, wie es ihm aufgetragen wurde. Notdürftig wurden Decken auf den Boden gelegt, da es nicht genug Betten gab. Eine der Frauen starb kurz nachdem sie das Glas Wasser getrunken hatte. Sie erbrach das Wasser, verschluckte sich daran und erstickte. Zwei weitere überstanden die Nacht nicht. Sie hatten nach ihrer Rettung einfach aufgehört zu kämpfen. Gesagt hat jedoch keine von Ihnen ein Wort. Selbst zwei Tage später nicht, als sich Nami zu ihnen setzte. Infusionen steckten ihnen in den Venen, sie sahen äußerlich schon viel besser aus, doch Chopper meinte noch immer, dass sie nicht außer Lebensgefahr waren. Er hatte sich auch das Schiff noch einmal genauer angesehen und eine Krankenstation entdeckt. Jetzt sitzt er hinter Nami an seinem Schreibtisch, sieht sich die Akten an und vergleicht die Fotos mit den Frauen auf dem Boden.

Vorsichtig setzte sich eine der Frauen auf, nachdem lange Zeit Schweigen über dem Zimmer hing. Nami sah fragend zu Chopper, doch er meinte, dass sie nur nicht aufstehen sollten. Etwas Bewegung wäre gut für die Durchblutung und den Stoffwechsel, aber Nami solle aufpassen, dass sie sich nicht überanstrengt.

„Hi, ich bin Nami. Ich passe heute auf euch auf. Wollt ihr irgendwas Wissen? Wo ihr seid oder wer wir sind?“, begann sie schließlich vorsichtig, bekam jedoch keine Reaktion. Leise seufzt die Navigatorin, sah aus dem Fenster und dachte darüber nach, wie sie die Beiden zum Reden bewegen könne. Kurz darauf jedoch sah sie etwas am Horizont. Es war nicht mehr weit entfernt und sie konnte bereits erkennen, dass es ein Schiff war. Es steuerte genau auf die Tousand Sunny zu.

Ohne ein weiteres Wort rennt Nami an Deck.

„Hey! Sagt mal, schlaft ihr alle?! Schiff ahoi!“ Sofort schauen alle auf, sie waren alle in der Kombüse am Essen und haben den Ausguck vergessen. Ein Fehler, der sich jetzt rächt. Es dauert nicht lang, bis die Crew auf das Deck des anderen Schiffes schauen kann. In der Zwischenzeit wurden die Kanonen geladen. Franky, Lysop, Brook und auch Chopper sind unter Deck und warten auf ein Zeichen, um zu feuern. Ruffy lässt sich jedoch Zeit. Das gegnerische Schiff ist viel Größer als das ihre, und auch viel schwerer Bewaffnet. Es fährt unter der Piratenflagge, so wie auch er, aber obwohl sie in Reichweite der Kanonen sind, wird nicht gefeuert.

Noch bevor man einen Mann auf dem Deck des anderen Schiffes erkennen kann, hören sie eine Stimme herüberrufen.

„Ahoi! Wie wir sehen habt ihr unser Schiff gefunden! Welchen Status habt ihr in den Gewässern?“

Eine Frage, mit der keiner etwas anzufangen weiß. Ehe Ruffy jedoch antworten kann, stellt sich jedoch Robin an die Reling und ruft ihre Antwort herüber.

„Es wäre höflicher erst einmal sich selbst vorzustellen!“ Mit der Aufforderung und der darauf folgenden Antwort können sie die Situation besser einschätzen.

„Da habt ihr Recht! Piraten und Sklavenhändler Größe zwei! Ihr Seid Größe eins, nehme ich an?!“

„Da habt ihr Recht! Was wollt ihr? Euer Schiff zurück?“

„Wenn ihr nichts dagegen habt, ja! Vorausgesetzt es lohnt sich für uns es mitzunehmen. Habt ihr was dagegen, wenn wir anlegen?“

Jetzt ist es Ruffy, der antwortet.

„Nein, tobt euch auf eurem Schiff aus!“

Er muss die Zähne zusammen beißen, als er an die Frauen auf den Betten denkt. Jetzt jedoch die Beherrschung zu verlieren würde jedoch erstens das Schiff zerstören und zweitens die gesamte Crew in Gefahr bringen. Das Fremde Schiff nimmt daher Kurs auf die Lucky Hour, legt an und die Strohhutpiraten sehen wie einer nach dem Anderen an Deck des Schiffes springt. Jetzt richtet sich Sanji an den Käpten:

„Ruffy, glaubst du, es ist eine gute Idee die da drauf zu lassen? Wenn die merken dass fünf Betten leer sind, wollen die mit Sicherheit die Frauen sehen, die überlebt haben.“

„Ich weiß, aber wir haben gerade keine andere Wahl.“

Es dauert nicht lang, bis ein sehr dicker, großer Mann scheinbar mühelos über das gespannte Seil der Lucky Hour auf die Tousand Sunny zugeht. Ruffy, Zorro, Robin und Sanji erwarten ihn am Heck des Schiffes.

Krachend springt er Mann an Deck, verbeugt sich höflich und mit einem Handzeichen lässt er drei weitere Männer über das Seil nachkommen.

„Einen schönen guten Tag, mein Name ist Käpten Batista. Ihr werden schon gemerkt haben, dass es auf dem Schiff nicht mehr viel zu holen gibt, leider. Habt ihr etwas dagegen, wenn wir uns eure Wahre einmal ansehen? Wir müssen den Verlust doch irgendwie wieder aus der Welt schaffen und wir sind doch alle Händler, nicht wahr?“

Batista gibt sich freundlich, es bringt jedoch nicht viel. Die gesamte Crew hat bereits schon einmal eine Auktion von Sklaven miterlebt. Sie kennen diese Händler bereits, wissen, wie verschlagen und hinterhältig sie sind.

Daher schüttelt Ruffy den Kopf auf seine Frage.

„Wir haben keine Wahre an Board. Wir haben selbst erst mit den Geschäften angefangen und bis jetzt-„

„Keine Wahre an Board? Du willst mich wohl verschaukeln.“, unterbricht ihn Batista lachend und hält sich dabei den großen, runden Bauch. „Ein Paar hat man doch immer dabei.“, während er dies ausspricht macht er sich bereits auf den Weg über Deck, sieht sich dabei um und wird von seinen Männern begleitet.

„Wir haben wirklich nichts an Board. Wenn ihr wollt, könnt ihr uns ja ein Angebot machen. Ihr werdet hier aber nichts finden.“, spricht jetzt Robin mit dem fremden Käpten. Sie sieht, dass Ruffy die Zähne zusammen beißt, als er es wagt, ungefragt und unerwünscht über das Schiff zu marschieren.

„Meine Liebe, ich bin ein erfahrener Geschäftsmann. Ich weiß, dass man die beste Wahre nicht ausstellt, sondern hinter verschlossenen Türen verkauft. Geht es hier unter Deck?“, schnell reißt er die Tür zur Kombüse auf, schaut so auch auf die geöffnete Tür ins Arztzimmer hinein. Chopper hat sich wieder zu den Frauen gesellt, kontrolliert ihren Zustand und erneuert eine Infusion.

„Oh, das kann doch nicht euer ernst sein.“, stöhnt Batista genervt, als er die beiden Frauen auf dem Boden sieht. Chopper tritt einige Schritte zurück, als er die Männer in der Tür sieht. Sofort tritt Batista auf die Frauen zu, die sich sofort und ohne Zögern erheben, den Blick auf den Boden gerichtet. Robin, Sanji und Ruffy laufen ihm hinterher, beobachten jede Bewegung und hoffen, dass er die Frauen nicht kennt. Batista jedoch mustert die Frauen von Oben bis unten, schüttelt seufzend den Kopf und schaut enttäuscht zu Ruffy.

„Das ist eure Wahre? Im Ernst? Dafür bekommt ihr doch wirklich gar nichts. Sich neue zu kaufen ist günstiger als die Infusionen, die ihr an denen verschwendet.“

Ruffy zeigt keine Regung, so schaut sich Batista die beiden Frauen erneut an, mustert sie weiter und zählt dabei auf, was er feststellt.

„Beide nicht sehr groß, eine Blond, die andere Brünett. Abgemagert, schwach, nicht viel wert. Hmm.

Hat eine von euch Erfahrung als Tänzerin oder Sängerin?“

Beide Frauen heben gleichzeitig die Hand. Batista zieht di Augenbraue hoch.

„Und was von beiden, wenn ich fra- Oh, verstehe. Familiensklaven. Naja, bringt auch nicht gerade das Beste Geld.“, erkennt er schließlich und nickt.

„Familiensklaven?“, kann sich Sanji die Frage nicht verkneifen. Einer von Batistas Männern wendet sich ihm zu und erklärt ihm, was es damit auf sich hat.

„Guck dir ihren Hals an. Siehst du die kleine Narbe? Genau da, wo man einen Luftröhrenschnitt ansetzen würde? Beiden wurden die Stimmbänder durchgeschnitten. Klar, man könnte das auch durch den Mund machen, aber so erkennt man wenigstens, wer was ist.“

„Die Stimmbänder durchgeschnitten?! Wieso sollte man so etwas machen?“, Sanji ist, wie auch der Rest der anwesenden Crew geschockt, versucht es jedoch zu unterdrücken. Als der Mann ihm antwortet, bereut er die Frage.

„Wenn sich Familien Sklaven anschaffen, dann wollen die erstens nicht, dass die Sklaven die Familie irgendwie erpressen kann. Frauen wollen stumme Sklaven, damit die Nachbarn sich nicht über die Schreie beschweren können. Du wärst überrascht, wie viele frustrierte Frauen ihre Wut an den Sklaven auslassen. Es hat aber noch andere Gründe. Was glaubst du, wieso der Vater nicht will, dass sie etwas sagen kann? Die Sklavin soll doch nicht verraten, was er mit ihr gemacht hat. Wenn die Mutter der Familie das hört, dann gibt’s ärger. Soweit ich das mitbekommen habe regen sich die Frauen darüber genauso sehr auf, als übers Fremdgehen. Die Meisten denken jedoch nicht mehr so und es wird zwar als Unschick, aber nicht schlimm angesehen. Außerdem können die Sklaven so kaum eine Bindung zu den Kindern in den Familien aufbauen. Sie werden also von der nächsten Generation bereits nicht als Menschen angesehen. Hat so gesehen nur Vorteile die Stimmbänder durchzuschneiden. Allerdings sind die Sklaven dann für andere Bereiche unbrauchbar. Wie zum Beispiel Gastronomie, Bedienung oder wenn sie Informationen weitergeben sollen. Ein Sklave, an dem nicht rumgeschnippelt wurde ist daher mehr wert als einer ohne Stimmbänder.“

Sanji schaut sich die beiden Frauen an, sieht sie jedoch plötzlich mit ganz anderen Augen. Bei den Worten ballt er seine Fäuste, beißt die Zähne zusammen und hat Mühe, sich zusammen zu reißen.

Derweil befragt Batista die beiden Frauen weiter aus.

„Putzen? Kochen? Babysitten?“

Beide heben jedes Mal die Hand.

„Und wer von euch beiden weiß, was das hier ist?“, sagt er, greift in seine Hosentasche und zieht eine kleine Tüte mit Pillen hervor. Die Brünette zuckt leicht zusammen, als sie die Pillen sieht, hebt darauf die Hand. Die Blonde zeigt keine Regung.

„Ah, super! Endlich mal ein Unterschied! Gut für dich, Blondie.“

Jetzt ist es Robin, die fragt, was es für Pillen sind.

„Ihr kennt die nicht? Man, ihr seid wirklich neu im Geschäft.“

Batista nimmt eine der Pillen aus der Tüte, beginnt zu lächeln und geht etwas näher auf die blonde Frau zu.

„Erlaubt mir, es euch vorzuführen.“

Als Robin die panischen Blicke der Frau sieht, hält sie Batista zurück.

„Ich bin dafür, dass du es uns lieber erklärst.“

Enttäuscht schaut Batista zu Robin herüber, zögert einen Moment und packt die Pille wieder zurück in die Tüte.

„Wie ihr meint. Das hier sind Roofies. Dann gibt es noch Aphris und Zombies.

Roofies sorgen dafür, dass sich der Sklave nicht wehrt, egal, was man mit ihm macht. Es betäubt die Nervenbahnen so, dass er alles spürt, es aber nicht zum Ausdruck bringen kann. Ideal für Erziehungsmethoden. Die Aphris sind hochdosierte Aphrodisiakum. Der Sklave springt euch also sprichwörtlich um den Hals. Die Zombies sind etwas verzwickter. Der Sklave bekommt alles weiter mit, benimmt sich absolut natürlich, doch wenn er einen Auftrag bekommt, führt er ihn aus. Offiziell sind sie verboten, da so verschiedene morde durchgeführt wurden. Wenn die Sklaven dafür hingerichtet werden, interessiert es kaum jemanden. Aber es ist eben so, dass der wirkliche Mörder ungestraft davon kommt.“ Robin hört sich alles genau an, nickt am Ende dann kurz und versucht weiter natürlich zu wirken.

„Naja, wie dem auch sei, für die bekommt ihr keinen Berry mehr. Ich tu euch einen Gefallen, wie wär’s?“

In einer Fließenden Bewegung zieht Batista seine Pistole, zielt ruhig auf den Kopf der Brünette, die daraufhin sofort die Augen zusammen kneift, die Fäuste vor Angst ballt und auf ihre Unterlippe verbeißt. Batista betrachtet die Reaktion des jungen Käptens in der Tür, der verständlicherweise nicht mehr bei sich halten kann.

„Hast du sie noch alle?!“

„Bist du sicher? Ich lass das hinterher auch sauber machen. Spart Geld.“

„Nimm die verdammte Knarre runter! Wie kommst du darauf, dass das ein Gefallen wäre?!“

„Die beiden sind nichts als Investition. Die haben zwar Erfahrung, fallen aber jetzt schon fast um. Es ist billiger sich neue zu kaufen.“

Die Antwort kam so schnell und direkt, dass Robin es ist, der schlagartig antwortet. Es ist ein Reflex. Hätte sie länger darüber nachgedacht, hätte sie es nicht gesagt.

„Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.“, flüstert sie leise.

Jetzt ruhen plötzlich alle Blicke auf sie, die Stimmung ist umgeschlagen. Batista schaut sie von der Seite an.

„Einem geschenkten gaul….“, plötzlich bricht er in lautem Lachen aus, steckt daraufhin die Pistole wieder ein und hält sich vor Lachen den Bauch, „Na gut, wenn man es so betrachtet! Ihr habt allerdings Stuten bekommen. Und wenn sie auf der Lucky Hour waren sind sie sogar schon eingeritten.“, lachend verlässt Batista den Raum. Kurz darauf bricht die Brünette vor Aufregung zusammen. Die Blondine kniet sich zu ihr, versucht sie zu stützen, doch als sich die Tür schließt kümmert sich Chopper sofort um beide.

Batista spinnt die Redewendung etwas weiter, als es den Crewmitgliedern lieb gewesen wäre, doch er hat sein Interesse an den beiden Frauen verloren.

„Also, wie sieht es aus? Habt ihr Halsbänder für die beiden? Was ist mit den Pillen? Wollt ihr ein paar kaufen? Kommt schon, wir machen doch Geschäfte hier, oder nicht?“

Batista reibt sich die Hände, schaut in die Runde, sieht jedoch nur Ablehnung. Diesmal ist es Nami, die sich an Deck zu Wort meldet.

„Käpten Batista, sie als Geschäftsmann müssen doch wissen, dass man nichts bei jemandem kaufen sollte, der keine Konkurrenz hat, nicht wahr? Wir werden im nächsten Human Shop einig, aber nicht hier auf dem Schiff. Da muss ich sie leider enttäuschen.“

Als er das hört, verschwindet die amüsierte Stimmung, die er ausstrahlte. Nach einem Zögern seufzt der fremde Käpten, sieht sich noch einmal auf dem Deck um und klatscht in die Hände.

„Wenn das so ist, kann man wohl nichts machen. Ich erwarte euch auf der nächsten Insel, aber da werdet ihr merken, dass keiner solche Angebote hat, wie ich!“
 

Batistas Schiff segelt davon, die Tousand Sunny schaut ihr noch eine Weile misstrauisch hinterher, ehe sich die Spannung in der Crew löst. Das Schiff, die Lucky Hour, hängt noch immer an ihrem Heck und wird von ihnen gezogen. Als sich alle an Deck unter dem Großmasten versammelt haben, tritt Chopper langsam mit gesenktem Haupt in die Runde. Er muss eigentlich nichts sagen, alle wissen es, sobald sie ihn sehen.

„Die Brünette ist gestorben. Es war zu anstrengend für sie und das hat ihr Kreislauf nicht mehr mitgemacht. Die Blonde ist zwar angeschlagen, aber es geht ihr gut.“

Danke.

Zwei Tage nach dem Besuch des Käpten Batista ist das letzte Bett leer. Lysop ist es, der auf sie aufpassen musste, doch er ist in der Nacht eingeschlafen. Als Chopper in das Zimmer tritt, schrickt er auf, wirft Lysop vom Stuhl und schreit ihn an.

„Wo ist sie?!“

„Wie was? Wo ist wer? Was ist denn passiert?“, braucht Lysop einige Momente, um zu begreifen, was Chopper von ihm will.

„Wer wohl? Das Mädchen! Sie muss noch im Bett liegen bleiben! Wo ist sie?!“

„Na im Bett natürlich, wo sonst?- oh.“

Kurz darauf läuft die Gesamte Crew über das Deck, suchen, rufen nach dem Mädchen, doch sie finden sie nicht. Zorro ist es, der darauf kommt, wo sie ist. Schnell und ohne ein Wort zu sagen rennt er über das gespannte Seil auf die Lucky Hour unter Deck. Er ruft sie nicht, sie könnte eh nicht antworten. Langsam geht er durch den schmalen Gang. Alle Türen sind geschlossen, bis auf eine. Als Zorro in die Tür tritt, sitzt das Mädchen auf dem Bett, nimmt eine Brille, Armreifen, Ringe und ein Haargummi von der kleinen Kommode. Die Brille setzt sie sich sofort auf, auch die Armreifen und Ringe legt sie an, das Haargummi bindet sie sich jedoch um das Handgelenk. Es ist ein makabres Bild, wie sie auf dem Bett sitzt, auf dem sie so lange gefesselt war und um ihr Leben kämpfte, die Leiche ihres früheren Besitzers auf dem Bett, zerfressen und verwest

Als Zorro in das Zimmer treten will, hört das Mädchen es sofort, springt auf, stellt sich gerade hin, die Augen auf den Boden gerichtet und mit dem Rücken zum Fenster.

Einen Moment zögert Zorro, ehe er etwas sagt.

„Du musst das nicht machen.“, das Mädchen reagiert jedoch nicht, bleibt weiter straff stehen und schaut vor Zorro auf den Boden. Leise seufzt Zorro, er möchte einen Schritt auf sie zugegen, hört dann jedoch Schritte von der Seite. Es sind Chopper und Ruffy.

„Ich hab sie gefunden.“, sagt Zorro und weißt in das Zimmer. Chopper stellt sich in die Tür, sieht das Mädchen an und überlegt einen Moment.

„Mina?“, fragt er vorsichtig. Das Mädchen nickt, bleibt jedoch still stehen.

„Ich hab mir deine Akte durchgelesen. Kommst du bitte wieder zurück auf die Tousand Sunny, wir wollen dich einiges Fragen.“

Mina nickt sofort, doch ihre Augen verraten, dass ihr tausende Gedanken durch den Kopf schießen. Langsam geht sie hinter Chopper, jedoch vor Ruffy und Zorro mit. Beide Männer beobachten die junge Frau beim Gehen, machen sich unbewusst dazu bereit ihr aufzuhelfen, falls der schmale, zierliche Körper das Gleichgewicht verliert, doch Mina hält sich gut auf den Beinen, auch wenn sie noch sehr schwach aussieht.

Auf der Tousand Sunny weißt Chopper Mina an, sich auf ihr Bett zu setzen, gibt ihr einen Stift und einen Block und setzt sich ihr gegenüber. Ruffy sitzt auf dem Boden vor der geschlossenen Tür und beobachtet beide. Sonst befindet sich niemand am Raum, doch hinter der Tür wird gelauscht.

„Mina, du bist neunzehn Jahre alt, bist aber erst seit zwei Jahren eine Sklavin, ist das richtig?“, beginnt Chopper und ein Nicken bekommt er als Antwort.

„Du wurdest von einer älteren Dame gekauft, hast seither bei ihr gearbeitet und gelebt. Wie gefiel es dir bei ihr?“

Nun schaut Mina verwirrt auf, senkt den Blick jedoch sofort wieder. Vorsichtig sucht sie mit den Augen auf dem Boden nach einer Erklärung für diese Frage. Ist es ein Test? Ist es eine Falle? So etwas wurde sie noch nie gefragt und falls es die falsche Antwort ist, die sie sich aussieht, dann könnte sie dafür bestraft werden. Nachdenklich, jedoch rasch nimmt sie den Block, denkt so schnell über ihre Antwort nach, wie sie kann und schreibt vorsichtig auf das Blatt:

„Gut.“, mehr nicht. Als Chopper auf Ruffy weißt, zeigt sie auch ihm das Blatt.

„Was meinst du mit Gut?“, fragt der Käpten dann frei heraus, verwirrt Mina damit jedoch nur weiter. Sie versucht es zu verstecken, fühlt sich jedoch in die Ecke gedrängt. Wieder nimmt sie den Block und den Stift und schreibt einen Satz darunter.

„Mir hat es nie an etwas gefehlt.“

Chopper sieht, dass Mina nervös ist, schüttelt kurz sachte den Kopf und durchschaut ihre Gedanken.

„Du kannst uns ruhig die Wahrheit sagen. Wir wollen dich etwas besser kennen lernen, Wenn du uns etwas nicht sagen willst, dann musst du das nicht. Wenn du uns aber etwas sagen willst, dann sag uns bitte die Wahrheit, okay?“

Diesmal ist es das erste Mal, dass Mina zögert, ehe sie nickt. Nach einem weiteren Moment der Stille reißt sie das Blatt vom Block, nimmt den Stift und Schreibt eine ganze Weile, ehe sie Chopper das Blatt zeigt.

„Mir hat es bei Miss Halos nicht gefallen. Sie hat mich oft auspeitschen lassen, wenn ich sie angesprochen habe oder sie etwas gefragt habe. Oder wenn ich nicht sofort auf sie hörte oder mit Aufgaben nicht hinterher kam. Ich fragte sie wohl etwas zu viel, dann hat sie mir die Stimmbänder durchschneiden lassen. Ich bin froh, dass sie gestorben ist.“

Den letzten Satz streicht Mina schnell durch, malt auf den Worten herum, bis man sie kaum mehr sehen kann und zeigt dann das Blatt. Ruffy und Chopper lesen sich die Worte durch, es vergeht einige Zeit, ehe Chopper wieder etwas sagt.

„Wir wissen, dass Sklaven nur dann zu Sklaven werden, wenn sie vorher Gesetzlos waren. Was war mit dir? Wieso wurdest du eine Sklavin?“

Mina zögert einen Moment, starrt auf ihre Knie, schüttelt dann jedoch vorsichtig und langsam den Kopf. Sie will es nicht sagen.

„Okay, wenn du es nicht sagen willst, dann ist das okay.“, versichert Chopper sofort, lässt den Blick über den Schreibtisch wandern und überlegt, was er noch Fragen wollte. Ehe er etwas fragt, ist es jedoch Ruffy der eine Frage an sie richtet:

„Was ist dein Lieblingsessen?“

Mine dreht sich etwas in seine Richtung, sieht ihn jedoch nicht an.

„Milchreis mit Zucker und Zimt. Oder Grillfleisch mit Kartoffelecken. Fisch aber auch. Eigentlich alles.“

Als Ruffy die Worte liest, muss er grinsen.

„Ich mag auch alles, was lecker ist! Gehört Sanji? Mach mal was Gegrilltes mit Kartoffelecken!“, ruft Ruffy und klopft dabei an die Tür, hinter der die Kombüse liegt.

„Alles klar!“, tönt es gedämpft aus dem Raum. Mina blinzelt einen Moment, schaut einen Moment verwirrt zur Seite, löst den Blick jedoch sofort von Ruffy, als er sich wieder zu ihr dreht.

„Ich hab noch eine Frage.“, wirft Chopper in den Raum, „Hast du vielleicht irgendwelche Teufelskräfte? Wir müssen das wissen, wegen Seesteinen oder Schwimmen gehen. Du weißt schon.“

Mina nickt, bewegt sich dann jedoch nicht weiter. Ruffy lehnt sich sofort etwas nach vorn, macht große Augen und möchte sofort fragen, was sie kann, doch ehe er etwas sagen kann, schrumpft Mina auf dem Bett zusammen und verschwindet in ihren Klamotten. Kurz darauf arbeitet sich eine kleine Steckdosennase durch die Falten des Shirts an die Luft. Ein Minischwein. Glatte Haut, kleine Härchen, große Augen, grunzend mit Ringelschwanz. Kaum hat Ruffy das gesehen, bricht er in lautes Lachen aus.

„Ein Schwein! Ich glaub‘s nicht! Das ist ja so was von cool!“

Schnell verwandelt sich Mina zurück, zieht ihre Klamotten zu Recht und schüttelt unbewusst den Kopf, während sie auf den Boden schaut. Ihr ist die Kraft mehr Peinlich, als dass sie es cool findet oder stolz darauf währe. Chopper schreibt sich etwas auf, kann ein Lächeln dabei jedoch nicht unterdrücken. Natürlich, er ist der letzte der sich darüber lustig machen würde, doch ein Schwein ist schon etwas anderes als eine Teufelskraft, die man nützlich verwenden kann. So wie er, Ruffy oder Robin.

„Hast du irgendwelche Fragen an uns?“, fragt er dann, schaut zu ihr rüber und sieht, dass sie sich nach einem Zögern den Stift nimmt und schreibt.

„Könnt ihr dafür sorgen, dass ich nicht an einen Mann verkauft werde?“

Choppers Blick wird weich, als er dies liest, schaut vorsichtig rüber zu Ruffy, der nun beginnt zu lesen. Ruffy sieht Mina ausdruckslos an, erhebt sich dann und geht auf sie zu. Mina schluckt schwer. Sie fragt sich, ob es eine Beleidigung für ihn war, ob sie diese Frage hätte nicht stellen dürfen. Nervös zieht sie den Block zurück, streicht schnell die Frage durch, bleibt jedoch regungslos sitzen, als Ruffy vor ihr stehen bleibt. Ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals, sie erwartet in diesem Moment alles von Schändung bis Schläge. So zuckt sie zusammen, als Ruffy ihr vorsichtig die Hand auf den Kopf legt. Jetzt kneift sie angsterfüllt die Augen zusammen.

„Hör zu, du bist keine Sklavin mehr. Wir haben nicht vor, dich zu verkaufen. Du bist frei und kannst machen, was du willst.“

Bei den Worten reißt Mina die Augen wieder auf, die sich sofort mit Tränen füllen. Sie kann sich noch nicht bewegen, der Schock über diese Tatsache trifft sie zu tief. Bewegungsunfähig starrt sie auf die Bettdecke, fühlt, wie der Käpten die Hand von ihrem Kopf nimmt, in die Knie geht und so von unten in ihr Gesicht sieht. Sie kann sich noch immer nicht bewegen, die Tränen fallen auf die Bettdecke und sie beginnt zu zittern.

„Hey, ist doch alles gut. Beruhige dich. Ist nicht gut, wenn du dich jetzt so aufregst.“, spricht der Käpten ihr zu. Als Chopper sieht, wie sie reagiert, geht er zu ihr rüber und legt ihr die Hand auf die Schulter. Bei der Berührung bricht Mina stumm in Tränen aus, zieht die Beine zu sich, zittert am ganzen Körper doch strahlt gleichzeitig übers ganze Gesicht. Der Käpten ahnte nicht einmal, was ihr ihr geschenkt hat, ehe er sie so sieht. Vorsichtig setzen sich beide neben sie, während sie vor Freude weint, ihre Decke umarmt und sich zum ersten Mal traut, in die Augen der beiden Piraten zu blicken. Sie kann vor Tränen kaum etwas erkennen, doch es ist eine unendliche Last, die von ihren Schultern fiel. Sie würde den Käpten am liebsten umarmen, würde die ganze Crew umarmen, doch dafür ist es noch zu früh, so entscheidet sie sich dagegen. Eine kleine Stimme in ihrem Innern hindert sie daran, da sie innerlich leider noch weiß, dass sich die Piraten es jederzeit anders überlegen könnten.
 

Mina schläft nach dieser Nachricht bis zum Nachmittag. Als jedoch Sanji in das Zimmer tritt und ihr etwas zu Essen bringt, erwacht sie, reibt sich über die Augen und setzt sich in ihrem Bett auf.

„Hallo Sonnenschein. Hast du dich ausgeruht? Ich kann mir vorstellen, dass du Hunger hast und Chopper hat endlich erlaubt, dass du was richtiges Essen kannst. Ich hoffe, es schmeckt dir.“

Mina nimmt den Duft der Speise tief in sich auf, noch ehe Sanji einen kleinen Tisch auf ihrem Bett decken kann. Es gibt Grillhähnchen mit Kartoffelecken. Dazu ein großes Glas Wasser.

„Ich weiß, ein Rotwein würde besser passen, aber leider müssen wir noch auf deinen Zustand achten und das heißt Alkoholverbot.“

Bei den Worten muss Mina lächeln, bedankt sich leicht nickend bei Sanji und beginnt dann schnell zu essen. Es schmeckt unglaublich gut, so etwas hat sie seit Jahren nicht mehr gegessen, wenn überhaupt. Sanji sieht, dass es ihr schmeckt. Er betrachtet Mina einen Moment und kann schon unterschiede zu dem Tag feststellen, an dem er sie gefunden hat. Ihr Gesicht sieht schon wieder richtig schön und menschlich aus, sie hat etwas Farbe bekommen, ist allerdings noch sehr dünn. Natürlich setzt es bei ihr, wie bei allen Frauen, erst an den richtigen Stellen an. Ihre Brüste wirken neben den noch dünnen armen unnatürlich groß, doch die Bilder der gefesselten Mina auf dem Bett neben der Leiche und die Vorstellung, wie sie vor Hunger das verwesende Fleisch von den Knochen zerrte, macht es Sanji beinahe unmöglich, sie mit den gleichen Augen zu sehen, wie er Nami oder Robin sieht. Beinahe.

„Ich werde Chopper fragen, ob du unter Aufsicht aufstehen darfst, was hältst du davon?“

Ein lächelndes Nicken als Bestätigung, welches von einem hastigen Griff zum Wasser unterbrochen wird. Sanji nimmt es ihr nicht übel. Wenn einer ihren Hunger versteht, dann er. „Wenn du möchtest, dann werde ich Nami nach ein paar schönen Klamotten für dich fragen.“

Darauf bekommt er ein leichtes Kopfschütteln. Mina hat den Mund voller Fleisch, legt kauend die Stäbchen zur Seite, zupft sich am Shirt und zeigt dann zum Heck des Schiffes und somit in Richtung der Lucky Hour. Sanji versteht sofort.

„Ach so. Dann werde ich mich persönlich darum kümmern, dass du deine Garderobe auf dieses Schiff verlegen kannst. Heute Abend wirst du dich dann schon umziehen können.“

Mina streicht sich über die Arme, schaut fragend zu Sanji auf und fragt ihn so, ob sie vielleicht Duschen oder Baden gehen dürfe.

„Ich weiß nicht genau, da muss ich Chopper fragen. Aber ich denke, wenn jemand auf dich aufpasst, dann wird das kein Problem sein.“

Einen Moment lang kämpft Sanji mit dem Reflex sich als Aufpasser anzubieten, lässt es dann jedoch. Mina hat in letzter Zeit zu viel durchmachen müssen, als dass er sich mit einem guten Gewissen an sie heran machen könnte.

Mina legt die Knochen auf den Tellerrand, zieht mit einem Finger die Soße vom Teller umso nichts zu verschwenden und wirft sich vollgegessen zurück ins Bett. Hätte sie eher etwas Festes zu sich genommen, so hätte sie es nicht bei sich behalten können. Es war richtig so lange mit richtigem Essen zu warten. Lächelnd nimmt Sanji den kleinen Tisch vom Bett und räumt so mit einem Handgriff auf.
 

Es dämmert bereits, als Mina zusammen mit Robin und Nami im Badezimmer verschwinden. Sanji hatte ihr, wie versprochen, ihre kleine Garderobe von der Lucky Hour geholt. Sie besitzt nicht viel, doch von jedem etwas. Eine Leggins, ein Kleid, ein Shirt, eine Hose und ein Nachthemd, dazu noch drei Slips, drei BHs und drei Paar Socken. Schuhe besitzt sie nur ein Paar. Sie hat sich, da sie das Shirt und die Hose bereits längere Zeit trägt, natürlich für das Kleid entschieden, welches sie mit ins Badezimmer nimmt. Erst wollte Nami ihr noch beim Ausziehen helfen, Mina lehnte jedoch lächelnd ab. Nun sitzen die drei Frauen in der riesigen Badewanne in heißem Wasser, waschen sich gegenseitig den Rücken und entspannen. Nami zögert, ehe sie Mina den Rücken wäscht, da sie auf diesem lange, dünne Narben trägt, doch sie lässt Mina ihr zögern nicht bemerken. Noch immer hat Mina Probleme damit, anderen Personen lange in die Augen zu sehen. Auch Berührungen sind noch ungewohnt, doch sie reißt sich zusammen und versucht es zu genießen. Es wäre Unsinn, es nicht genießen zu können, denn es gehört zu ihrer Freiheit dazu, sagt sie sich, doch schafft es nicht. Die anderen beiden Frauen bemerken ihr Unbehagen, halten daher einen gewissen Wohlfühlabstand zu ihr. Doch sie reden miteinander, ziehen Mina in die Unterhaltung so gut es geht mit ein und behandeln sie, wie eine aus der Crew.

Nachdem sich die drei Frauen angezogen haben, öffnet Nami die Tür und tritt als erste auf den Flur. Robin folgt ihr gleich, Mina jedoch geht im Badezimmer an ein bestimmtes Fenster, öffnet dieses und zögert, ehe sie sich für etwas entscheidet, was sie wohl bald erklären muss.

„Danke. Vielen Dank für alles. Ich schulde dir mein Leben.“, flüstert sie kaum hörbar. Für dieses Flüstern, dieses Hauchen benötigt sie keine Stimmbänder. Auf eine Antwort wartet sie nicht, dreht sich auf dem Absatz um und geht aus der Tür.

Unter dem Fenster sitzt ein Mann. Es ist nicht der Mann, den man dort vermutet hätte. Sanji steht in der Kombüse und bereitet das Abendessen vor. Es ist Ruffy. Er hat nicht aus Begehr geguckt, wie man es bei einem Mann vermuten würde, er war neugierig. Er wollte sehen wie es Mina geht, wie sie sich verhält, jetzt wo sie frei ist und wollte sehen, ob es ihr auch Körperlich schon besser geht. Er lehnt mit dem Rücken an der Wand, starrt zum Horizont als er die Worte gehört hat und weiß nicht, ob er sich über das freuen soll, was er gehört hat. Auch wenn gerade eine Stumme mit ihm geredet hat, sagten ihm diese Worte mehr, als er in Worte fassen könnte.

Minas Vergangenheit

Kapitel 3

Es ist der erste Abend, an dem alle an einem Tisch sitzen. Ruffy hat sich neben Mina gesetzt. Er will sie erneut zum Reden bringen. Am besten vor den Anderen. Wenn er sagen würde, dass sie reden kann, würde ihm doch keiner glauben. Außerdem, so denkt er sich, ist es doch Schwachsinn, wenn sie reden kann, aber es nicht macht.

Der Tisch steht voller Essen. Brot, Aufstriche, Beläge, selbst noch einige Reste des Mittagessens wie Kartoffelecken und Fleisch.

Mina starrt auf den Tisch, zieht ihren Teller zu sich und noch ehe ein anderer Reagiert, noch eher als Ruffy, zieht sie sich das Fleisch auf den Teller, zusammen mit den Kartoffelecken und etwas Soße. Jetzt, wo sich Ruffy aber nach dem Essen streckt, und dabei an das Essen kommt, das am anderen Ende des Tisches steht, starrt Mina ihn fragend an. Er bemerkt ihren Blick nicht, stopft sich den Mund mit allem Voll, was er greifen kann. Es ist merkwürdig, dass noch etwas vom Mittagessen übrig geblieben ist, so wie er schlingt.

„Boa, ist das lecker!“, schmatz Ruffy in den Raum, „Denkst du nicht auch, Mina? WOW! Was hast du da?! Willst du das noch essen? Kann ich nicht ein bisschen kosten?“

Ehe Mina reagieren kann, bekommt Ruffy den Fuß von Sanji zu spüren.

„Lass sie in Ruhe essen, du Idiot! Du interessierst dich mal wieder nur für dich!“

„Aua, Sanji, das hat weh getan!“

„Iss ruhig weiter, meine Liebe. Kümmere dich gar nicht um diesen Schwachkopf hier.“, wendet sich Sanji nun an Mina, als er merkt, dass sie bei Ruffys frage aufgehört hat, zu essen. Ein Nicken bekommt er als Zustimmung, dazu ein leichtes Lächeln. Es dauert nicht lange und die gesamte Crew isst zu Abend. Lysop albert zusammen mit Chopper und Ruffy herum, bewerfen sich gegenseitig mit Brötchen und Wasser. Sanji geht immer wieder dazwischen, verteilt Kopfnüsse und versucht es zu unterbinden, doch gegen die gute Laune am Tisch hat er nichts entgegen zu setzen.

Franky würde ja mitalbern, hat jedoch einige Papiere vor sich, die er sich durchliest. Nami und Robin unterhalten sich so gut es Mina möglich ist mit ihr. Auf Fragen, die sie nicht mit Nicken oder Kopfschütteln beantworten kann antwortet sie mit Handzeichen und Mimiken. Sie bekommt es auch ganz gut ohne Stimme hin. Kurz vor Ende des Essens lehnt sich Ruffy jedoch zu ihr rüber.

„Wieso willst du nicht sprechen?“, flüstert er zu ihr und achtet darauf, dass es niemand sonst mitbekommt. Mina schaut ihn daraufhin nachdenklich an. Sie überlegt sich keine Antwort, sie weiß nicht, wie sie es ohne Sprechen erklären soll. Kurz bevor Ruffy erneut etwas sagen will, legt sie ihm den Finger auf die Lippen, schaut ihm einen Moment in die Augen und schüttelt sachte den Kopf. Danach wendet sie sich wieder dem gedeckten Tisch und somit der lachenden und lauten Crew zu. Ruffy folgt ihrem Blick und scheint die Situation plötzlich mit anderen Augen sehen zu können. Das Essen ist erfüllt von Lachen, Geplauder und Unterhaltungen, Witzen und Spaß. Lärm. Ruffy, der normalerweise der lauteste am Tisch ist, bleibt ruhig neben Mina sitzen, betrachtet wie ein außenstehender das Geschehen und erkannte, was sie meinte. Sie besitzt etwas, was der Rest der Crew nicht einmal ahnt. Sie weiß, wie laut es sein kann, wenn man flüstert. Auch, wenn Ruffy nur einen Moment im Stande ist, dies zu erkennen und dann wieder selbst auf eine Frage von Lysop antwortet, weiß er, dass Mina eine Ruhe in sich trägt, die niemand beschreiben kann.

Das Abendessen endet, Sanji räumt die Teller ab. Nach und nach erheben sich einer nach dem anderen, unterhalten sich weiter, während sie das Zimmer verlassen und die letzten Sonnenstrahlen an Deck genießen. Mina geht hinter Ruffy her, als er unter Deck gehen will. Plötzlich und untermittelt zieht sie ihn an seinem Shirt in ein Zimmer und schließt die Tür hinter sich.

„Hey, was ist denn los?“, fragt er überrascht, doch er muss lange auf eine Antwort warten.

„Ich kann nicht reden.“, haucht sie von der Seite zu ihm auf, „Sag es nicht weiter. Wenn sich jemand auf der nächsten Insel verplappert, dann bekommen die Sklavenhändler das mit und schneiden uns die Zunge raus. Und dann sind wir wirklich Stumm.“

Die Stille, mit der sie Spricht, legt sich über den gesamten Raum, so flüstert auch Ruffy als Antwort zurück, obwohl er lauter reden könnte.

„Du bist aber keine Sklavin mehr, das hab ich dir doch gesagt.“, sofort schüttelt Mina den Kopf, schaut kurz zu ihm auf, wendet den Blick dann aber wieder aus Gewohnheit auf den Boden.

„Du verstehst das nicht. Egal, was du sagst, egal ob ich jetzt frei bin oder nicht. Ich werde immer eine Sklavin sein. Ich werde immer als eine erkannt und ich werde mich auch immer als eine fühlen. Dass ich nicht rede hat aber nichts mit mir zu tun. Es gibt mehr Sklaven auf der Welt, als du weißt. So vielen wurden die Stimmbänder durchgeschnitten und so vielen werden, wenn bekannt wird, dass wir noch immer reden können, die Zunge rausgeschnitten. Uns wurde schon so viel genommen, das verstecken wir seit Jahrhunderten vor den Händlern.“

Ruffy hat sich ihre Worte schweigend an, hat sich in der Zeit an die Wand gelehnt, doch auch, wenn er ihr nicht zustimmt, da hat sie Recht. Es sollte niemand wissen, dass sie noch sprechen kann.

„Woher willst du wissen, dass ich es nicht weitersage? Woher willst du wissen, dass ich dich nicht doch verkaufen will oder auch ein Händler bin?“

Die Antwort kommt schneller, als Ruffy erwartet hat.

„Weil ich noch lebe.“, Mina trägt ein Lächeln auf den Lippen, als sie es sagt.

„Du hättest mich am ersten Tag erschossen, oder ihr hättet gar nicht nach überlebenden gesucht, wenn ihr wirklich Händler währt. Ihr habt euch um uns gekümmert, und ihr habt gezeigt, dass ihr unser Leben retten wolltet, auch wenn es kein Gewinn gebracht hätte. Wenn es um Leben geht, ist euch das Geld egal.“

Ruffy antwortet nicht. Mina lehnt sich auf der anderen Seite der Tür gegen die Wand, schaut vor sich auf den Boden. Sie weiß, dass Ruffy sie mustert, doch den Blick kann sie nicht erwidern. Ganz plötzlich stößt sich Ruffy von der Wand ab und geht auf sie zu. Drei Schritte, und er steht direkt neben ihr. Mina versucht nicht zu reagieren, kann den Reflex des Ausweichens jedoch kaum ignorieren.

„Du bist nur so lange eine Sklavin, wie du es willst. Ich habe dir gesagt, dass du jetzt frei bist, und trotzdem siehst du niemandem in die Augen. Du bleibst Stumm, auch wenn du es nicht musst und ich wette…“, Ruffy greift bei den Worten nach ihrem Arm, doch Mina weicht reflexartig zurück.

„Siehst du? Du hast Recht. Du bist noch eine Sklavin und als die wird man dich erkennen, wenn wir anlegen.“

Mina schluckt schwer bei diesen Worten.

„Wie stellst du dir das vor? Soll ich so schnell alles vergessen? Soll ich so schnell ein anderer Mensch sein?“

„Was war denn mit dir, bevor du eine Sklavin wurdest? Das ist doch nicht so lange her.“

Auf diese Frage schweigt Mina erneut, wendet sich nun ganz von Ruffy ab und lässt ihn so hinter sich stehen. Einen Moment zögert sie, kämpft innerlich mit sich, atmet ein, um zu antworten, geht dann jedoch ohne ein weiteres Wort aus dem Raum. Ruffy sieht ihr nach, seufzt einmal laut und schüttelt den Kopf. Es ist ihm unbegreiflich wie schwer es sein kann sich frei zu fühlen.
 

In der Nacht liegt Mina wach im Krankenbett. Sie kann nicht schlafen, die Erinnerungen an ihre Erlebnisse sind noch zu stark. Dazu bereut sie, dass sie mit Ruffy gesprochen hat. Es war leichtsinnig, nicht mutig oder ehrlich. Es war leichtsinnig und dumm. Es ist spät, doch obwohl sie sich noch von den letzten Wochen erholen muss, entschließt sie sich, aufzustehen. Mit leisen, weichen Schritten schleicht sie sich aus dem Arztzimmer und tritt so in die Kombüse ein. Natürlich fühlt sie sich noch unsicher, das ist ganz normal. Die Erinnerungen an die Einsamkeit, den Hunger und den Durst sind noch so präsent, dass sie trotz ihrer Schwäche in den letzten Tagen kaum schlafen kann. Vorsichtig geht Mina an den Kühlschrank, nimmt sich, was sie findet, in diesem Fall zwei Stück Kuchen und eine Flasche Cola, balanciert es in ihrem Arm und nimmt es mit zurück ins Arztzimmer. Den Kuchen schafft sie nicht ganz, lässt die Reste jedoch auf dem Teller in Griffweite des Bettes. Die Cola nimmt sie, trotz ihrer Kälte, mit unter die Decke. Jetzt, mit vollem Magen und etwas Übelkeit, kann sie endlich einschlafen.
 

Es ist Sanji, der als erstes in den Raum tritt, die Kuchenreste vorfindet und die Flasche unter der Decke hervorschauen sieht. Leise seufzend nimmt er den Teller an sich, zögert einen Moment, möchte ihr dann aber auch die Flasche wegnehmen. Kaum bewegt sie die Flasche unter der Decke, starren ihn wieder diese Augen an. Mina bewegt sich nicht, doch sie ist aufgewacht. Schnell reißt sie die Augen auf, das Licht schmerzt, doch sie blinzelt nicht. Langsam und fühlbar ziehen sich ihre Pupillen zusammen, weiten sich danach vorsichtig. Sanji muss schlucken, als er sie so sieht, einen Arm über der Stirn, der andere unter der Decke auf ihrem Oberschenkel. Das kann er sehen. Ihre Beine sind angewinkelt, ihre Haare durcheinander, die Decke und ihr Nachthemd fallen locker auf ihre Haut. Dazu der Blick, das ist unvergleichlich.

„Tschuldige, ich wollte dich nicht wecken.“, sagt er dann mit etwas belegter Stimme, räuspert sich danach jedoch sofort, erhebt sich von ihr und nimmt die warme Cola an sich.

Mina schaut ihm hinterher, bewegt sich noch nicht, doch blinzelt endlich ein wenig um besser sehen zu können. Sanji bleibt vor ihrem Bett stehen, als müsse er auf etwas warten, den Teller und die Flasche Cola in der Hand. Ein Moment vergeht, dann streckt sich Mina, streckt die Beine durch und zog so die Bettdecke etwas weiter nach unten. Jetzt kann Sanji nicht mehr anders als sie einen Moment zu Mustern. Sie kneift beim Strecken die Augen zusammen, so bekommt sie es nicht mit.

Das Nachthemd wird von der Bettdecke gestrafft, so sieht er ihre Konturen durch den dünnen Stoff, als träge sie nichts. Den Ansatz ihrer Rippen und ihres Hüftknochens sind klar zu sehen, doch auch ihre Taille und ihr Busen. Die Strapazen der letzten Wochen zeichnen sich noch an ihrem Körper ab, doch auch die Besserung der letzten Tage ist klar zu sehen. Ihr Körper schreit vor Leben, ihre Haut ist Straff und Sanji kann nicht bei sich halten, den Blick über ihre Schultern hin zu ihrem Hals wandern zu lassen. Er spürt, dass ein tiefer Instinkt sich in ihm regt, doch er weiß, dass er sie noch nicht behandeln kann wie Nami oder Robin. Es wäre zu viel Aufregung für sie, da ist er sich sicher. Als er die Narbe in der Mitte ihres Halses sieht, muss er sich erneut räuspern und reißt den Blick von ihr zur Seite. Sein Herz schlägt ihm bis zum Hals und es ist schwer für ihn, nichts zu ihr sagen zu können. Die Worte liegen ihm auf der Zunge und er muss auf diese beißen, um still zu bleiben. Mit einem Ruck reißt Mina die Arme nach unten, nimmt so Schwung und setzt sich auf, reibt sich die Augen und gähnt leise.

„Ich mach dir schnell Frühstück.“, flüstert Sanji, dreht sich schnell herum und eilt aus dem Raum. Die Tür hinter ihm knallt lauter, als er es wollte, doch er kann nicht allein mit ihr in einem Raum sein. In der Kombüse atmet er tief durch, stellt den Kuchen in den Kühlschrank, die Cola dazu und zündet sich sofort darauf mit zitternder Hand die bereits zweite Zigarette an diesem Tag an. Er muss sich zusammen reißen, das weiß er, doch für ihn, der Mann, der weiß, wie man Frauen um den Finger wickelt, der jede Frau wie eine Königin behandelt und nie nach Worten suchen muss, ist es schwerer als er je glaubte. Rasch bereitet er das Frühstück vor, versucht sich so abzulenken, doch das Bild von ihr, wie sie ganz unbefangen auf dem Bett liegt, stumm und schön, das kann er nicht ignorieren.

Es dauert eine Zeit, ehe sie aus dem Arztzimmer in die Kombüse tritt. Sie ist leise, geht barfuß, trägt heute wieder das Kleid und ihre Leggins. Sanji dreht sich nicht zu ihr um. Wenn er nichts zu ihr sagt, wenn er sie jetzt sehen würde, bekäme er Kopfschmerzen. Er macht Pfannkuchen mit Kirschen, Erdbeeren, Schokolade und Äpfel. Für jeden ist etwas dabei.

Er bleibt nicht lange mit Ihr alleine. Nami und Zorro treten gemeinsam in die Kombüse. Jetzt kann Sanji rauslassen, was sich in ihm angestaut hat.

„Nami, mein Engel! Ich habe mich schon gefragt, wann du deine schönen Augen für mich öffnest. Setz dich einen Augenblick, deine Orangenpfannkuchen sind sofort bei dir, mein Liebling.“

„Danke Sanji. Guten Morgen Mina.“, erwidert Nami nur Knapp, setzt sich dann auf einen freien Stuhl und streckt sich noch einmal ergiebig. Zorro macht es ihr gleich.

„Na, hat unser Koch sich heute schon an dich ran gemacht?“, grinst Nami rüber zu Mina, die daraufhin jedoch nur fragend zurücksieht. Nami flüstert, daher bekommt Sanji es nicht mit.

„Das ist ganz normal. Sobald der ein weibliches Wesen sieht geht er total ab. Lass dich einfach verwöhnen, du kannst ihm aber auch auf die Finger hauen, wenn du was nicht willst. Das steckt er schnell weg.“

Verwirrt und nachdenklich entschließt sich Mina zu einem Nicken. Es wäre zu kompliziert ihr mit Handzeichen zu erklären, dass Sanji sie in Ruhe gelassen hat.

Kurz nachdem Sanji den Tisch gedeckt hat, betreten Brook, Chopper und Franky den Raum. Diesmal setzt sich Brook neben Mina, auf der anderen Seite ist noch ein Platz frei. Franky sitzt ihr gegenüber, Chopper sitzt Nami gegenüber und Zorro sitzt Brook gegenüber. Noch ehe der erste Pfannkuchen angerührt wurde, platzt Ruffy mit Lysop ins Zimmer.

„Lecker!“, schreien beide gleichzeitig, setzen sich wieder an den Tisch und beginnen zu essen, ehe Robin, die kurz darauf den Raum betritt, sich setzen kann. Ruffy sitzt nun neben Mina, wie auch am Abend zuvor, Lysop sitzt neben Sanji und Sanji ist froh neben Robin zu sitzen.

Das Essen beginnt mit einem lauten „Guten Appetit!“, daraufhin kehrt geselliges Albern und Essen ein.

Brook beobachtet aus dem Augenwinkelheraus Mina. Er wird das Gefühl nicht los, dass er sie schon einmal gesehen hat. Und wenn es nicht sie war, dann ihre Schwester oder Mutter. Irgendwas an Ihr kommt ihm bekannt vor, doch er kann es nicht sagen, ehe er sich sicher ist. Dann eine Bewegung, eine Mimik, ein Blick, der ihm sagt, dass es keine Einbildung ist. Mina scheint Brook nicht zu kennen, doch er ist sich sicher. Nur woher? Wo hat er sie schon einmal gesehen?

Das Frühstück ist beendet, ehe er eine Antwort darauf findet. Diesmal ist es die Art, wie sie aufsteht, die ihm sagt, wo er nach einer Antwort suchen muss.

Nach dem Frühstück, an dem Mina noch immer nicht geredet hat, begibt sich Ruffy trotz Sonnenschein unter Deck in die Bücherei. Er hat viel in letzter Zeit nachgedacht und braucht wohl zum ersten Mal einen Rat. Es ist selten, dass er nicht einfach auf seinen Instinkt hört, doch sein Instinkt sagt ihm, Mina zum Reden zu bewegen. Das ist es aber, was sie nicht möchte. Robin sitzt in der Bücherei, blättert in einem neuen Buch und würdigt Ruffy nur einen flüchtigen Blick, als er sich zu ihr setzt. Es vergeht einige Zeit, ehe er beginnt zu sprechen.

„Robin, ich hab nachgedacht.“

„Ach?“, entgegnet Robin sofort und hört sich etwas sarkastischer an, als sie es beabsichtigt hat.

„Mach dich nicht lustig über mich, ich denk auch mal nach!“, setzt sich Ruffy sofort zur Wehr, atmet jedoch einmal tief durch, um sich nicht vom Thema ablenken zu lassen.

„Stell dir vor, jemand hat ein Geheimnis. Und er zeigt es jemand anderen, will aber nicht, dass der andere das Geheimnis eitersagt. Bis dahin ist das ja noch ganz einfach, aber was ist, wenn das Geheimnis, solange es ein Geheimnis ist, schlecht für denjenigen ist, der das Geheimnis hat. Verstehst du, was ich meine? Derjenige, der das Geheimnis hat, dem tut das Geheimnis nicht gut.“

„Woher weiß der andere denn, dass ihm das Geheimnis nicht gut tut?“

Darüber muss Ruffy nun doch einen Moment nachdenken.

„Naja, es ist einfach nicht normal. Ich meine, das Geheimnis macht, dass derjenige mit dem Geheimnis etwas nicht machen kann, was eigentlich ganz normal ist.“

„Wieso hat der Geheimnisträger denn das Geheimnis?“

„Das weiß ich nicht. Ich meine, das weiß der andere nicht. Der, der das Geheimnis kennt, aber nicht hat.“

Robin schweigt einen Moment, ehe sie eine Antwort gefunden hat, die ihr gefällt.

„Ich glaube, wenn jemand ein Geheimnis hat, was ihm nicht gut tut oder ihn irgendwie behindert, dann hat er dieses Geheimnis, weil ihm sonst etwas anderes leidtun würde. Das Geheimnis verdeckt irgendetwas, das noch schlimmer ist als das eigentliche Geheimnis. So muss der Geheimnisträger nicht an die schlimmere Sache denken und schließt so damit ab.“

Ruffy hört aufmerksam zu, nickt an den richtigen stellen, schweigt dann einen Moment.

„Ich glaub, ich versteh, was du meinst. Also sollte derjenige, der das Geheimnis weiß, aber nicht hat, den Geheimnisträger in Ruhe lassen?“

„Das habe ich nicht gesagt.“

Ruffy legt den Kopf schief und schaut Robin fragend an.

„Jetzt bin ich verwirrt.“

Robin schiebt das Buch etwas weiter von sich und sieht Ruffy jetzt richtig an. So kann sie ihm besser erklären, was sie meint.

„Der Geheimnisträger hat zwei Geheimnisse. Eines, was ihn behindert und was er dem anderen Gesagt hat. Das andere ist viel größer und Schlimmer als das erste Geheimnis. Jedenfalls für denjenigen, der das Geheimnis trägt. Es ist nicht gut, etwas in sich hinein zu fressen oder es zu verdrängen. Derjenige, der das erste Geheimnis also erfahren hat, sollte versuchen das zweite Geheimnis heraus zu bekommen. Natürlich vorsichtig und langsam. Dann kann der Geheimnisträger das zweite Geheimnis verarbeiten und am Ende gibt es gar kein Geheimnis mehr. Natürlich gehören andererseits Geheimnisse zum Leben dazu. Man muss also jedes Mal anders entscheiden und nach seinem Gefühl handeln, ob es Nötig ist das Geheimnis aufzudecken oder nicht.“

Einen langen Moment schweigen beide. Irgendwann scheint bei Ruffy der Groschen gefallen zu sein und er nickt vorsichtig und langsam.
 

Kurz darauf betritt Mina den Raum. Als hätte sie geahnt, dass Ruffy von ihr gesprochen hat, hat sie sich ausgerechnet diesen Raum ausgesucht. Ein Moment, in dem sie sich die Regale anschaut und in den Raum tritt, schiebt sich Ruffy vom Tisch weg, verabschiedet sich Knapp von Robin und verlässt die Bibliothek. Mina schaut Ruffy kurz hinterher, geht dann jedoch auf ein Regal zu, nimmt sich ein Buch heraus, einen kleinen Roman, geht zu Robin herüber und setzt sich neben ihr an den Tisch.

Eine Zeitlang lesen beide schweigend nebeneinander, bis Robin sich streckt und aus dem Fenster sieht.

„Wir könnten eigentlich auch draußen lesen. Was meinst du? Lust, die Sonne zu genießen?“

Ein lächelndes Nicken als Antwort. Ehe die beiden Frauen den Raum verlassen und sich an Deck in die Sonne legen, gibt Robin Mina ein magnetisches Lesezeichen, welches die gewünschte Seite festhält.

Brook hat das Suchen nach einer Antwort nach einer Stunde aufgegeben, sich seine Musiksammlung geschnappt und trinkt an Deck eine Tasse Tee mit Kopfhörern auf den Ohren, beobachtet Mina jedoch ab und zu, weil er es einfach nicht aus dem Kopf bekommt. Lysop bastelt an einer neuen Bombe herum, Franky liest sich noch immer einige Unterlagen durch, macht sich dazu jetzt jedoch Notizen und Skizzen. Ruffy sitzt, anders als sonst, auf der Reling und Angelt zusammen mit Chopper. Sanji bietet den Frauen süße Getränke an, die sich alle in die Sonne gelegt haben. Zorro trainiert im Aussichtsturm, das hört man bis an Deck. Es dauert eine Zeit, ehe Mina das Buch weglegt, die Augen schließt, die Beine übereinanderschlägt und sich entspannt in die Sonne legen kann. Die Tousand Sunny treibt vor sich hin, die Crew ist entspannt und gesund. Nach einer Weile bewegt Mina stumm die Lippen. Es ist Zufall, dass gerade da Brook zu ihr sieht. Ebenfalls ist es Zufall, dass die Worte, die Mina mit den Lippen formt exakt die Worte sind, die Brook vor einigen Minuten über seine Kopfhörer gehört hat.

„…Das ist das Land der begrenzten Unmöglichkeiten. Wir können Pferde ohne Beine rückwärts reiten…“

Brook starrt Mina mit offenem Mund an, schaltet das Lied erneut ein, wartet keinen Moment länger, erhebt sich, geht zu ihr herüber und hält ihr die Kopfhörer an die Ohren. Er sagt nichts, doch Minas Reaktion bestätigt ihn. Sofort als sie die Melodie hört reißt sie die Augen auf, starrt Brook ausdruckslos an und wartet einen Moment. Als sie sieht, dass Brook etwas sagen will, erhebt sie sich schnell, reißt Brook die Kopfhörer aus der Hand, geht mit schnellem, festen Schritt an die Reling neben Chopper und wirft so fest und weit sie kann die Kopfhörer aufs Meer hinaus. Jetzt hängen alle Blicke an ihr. Mina bewegt sich jedoch nicht aggressiv, nicht einmal sicher. Vorsichtig dreht sie sich zu Brook um, schaut ihn nur kurz an, blickt dann jedoch wieder sofort zu Boden, umfasst ihr Buch und schreitet kurz darauf unter Deck. Als Mina aus dem Blickfeld der Crew verschwunden ist starren alle fragend zu Brook. Er schaut Mina hinterher, hält den Kassettenrecorder jedoch noch in der Hand. Mina hat nur die Kopfhörer weggeworfen, zeigt damit jedoch, was Brook jetzt zu tun hat.

„Ich hätte sie wohl nicht nach ihrem Höschen fragen sollen, oder?“, fragt er dann in die Stille hinein, kratzt sich unschuldig am Hinterkopf und fängt sich kurz darauf eine Kopfnuss von Sanji ein.

„Wenn ich mich zurück halte, dann machst du das gefälligst auch!“, schreit er Brook an, der sich noch den Hinterkopf hält.

„Ja, ja. Ich habs kapiert.“

Ich will es.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ein Tag zu Spät

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Sota

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Neuer Körper

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Geheimnisse

Kapitel 8

Der Himmel verdunkelt sich, ich habe den Sonnenuntergang beobachtet und gedankenverloren auf das Meer gestarrt, als ich jemanden hinter mir höre. Sofort drehe ich mich herum und muss aufpassen, dass ich nicht das Gleichgewicht verliere. Als ich sehe, wer es ist, scheint mein Herz auszusetzen. Sofort pressen mich meine Beine vom Mast, mein Arm zieht am Seil und presst mich so mit einem sicheren Stand auf den Mast. Hier komm ich nicht weg. Er ist es. Er sieht mich an, kommt auf mich zu, sagt nichts. Ich weiche einen Schritt zurück, kann die Kante des Mastes spüren. Meine Augen weichen seinem Blick aus. Ich weiß, was er mit mir machen kann, wenn ich ihn ansehe.

„Fass mich nicht an!“, fauche ich ihn an, so gut ich kann und bin einen Moment selbst über meine zornverzerrte Stimme erschrocken. So kenne ich mich nicht, aber ich bin auch etwas stolz auf mich, dass ich so bedrohlich und nicht ängstlich klinge.

Er antwortet nicht, reagiert nicht einmal, stellt sich mühelos vor mich, breitet die Arme aus und zieht mich an sich. Ich kann ihn nicht von mir stoßen, dann falle ich. Oder noch schlimmer, wir beide fallen, er hält sich an mir fest und ich kann mich am Seil nicht festhalten.

Ganz sachte drückt er mich an sich, so dass ich wütend darüber werde, wie vorsichtig er mit mir ist. Ich beiße die Zähne zusammen, knirsche mit den Backenzähnen und kneife die Augen zusammen.

Er lässt mich nicht los, hält mich bei sich. Ich kann seinen Duft riechen, versuche jedoch lieber die Meeresluft zu atmen, als bei ihm zu sein. Wie ich ihn hasse.

„Wunderst du dich nicht, mich zu sehen?“, fragt er dann, ohne sich von mir zu lösen. Bei den Worten zucke ich zusammen, hoffe jedoch, dass er es nicht spürt. Er hat recht. Ich wundere mich nicht, dass er noch lebt. Wieso nicht? Nachdem, was Zorro mit ihm angestellt hat und wie er damals auf dem Boden lag. Das schrie nach Tod. Aber er ist hier.

„Keine Angst, ich will dir nichts tun. Das wollte ich nie.“

„Halts Maul!“

„Schschsch… Beruhig dich.“, antwortet er mir leise und streicht mir dabei übers Haar. Ich schüttle aus Reflex den Kopf, will nicht, dass er mich berührt, doch dann verliere ich beinahe das Gleichgewicht und bleibe still stehen.

„Siehst du? Pass auf, sonst fällst du noch.“

„Dann zieh ich dich mit!“

„Das willst du doch gar nicht.“, flüstert er mir zu, zieht mich etwas näher zu sich und streicht mir wieder mit der Hand übers Haar. Wieder beiße ich vor Wut die Zähne zusammen. Dieser miese Wichser. Fass mich nicht an! Doch er redet weiter.

„Hast du es endlich getan?“ Ich weiß sofort, wovon er redet, ziehe die Luft scharf ein und schlucke schwer.

„Hab keine Angst davor. Du bist kein Mensch ehr. Ich habe etwas Besseres aus dir gemacht.“

„Du hast ein Monster aus mir gemacht.“, meine Stimme klingt leise, schwach und ich hasse mich dafür.

„Das stimmt nicht. So ist die Natur. Ist ein Tiger ein Monster, weil er andere Tiere zu sich nehmen muss, um zu überleben? Nein, ist er nicht. Er wird um seine Stärke bewundert und geehrt.“

„Aber ein Tiger ist ein Tiger, sobald er auf die Welt kommt.“

„Und ein Schmetterling auch?“

„Das ist etwas anderes.“

„Wieso ist das etwas anderes? Kannst du dich nicht als eine Mischung zwischen Tiger und Schmetterling sehen?“

„Nein, und das will ich auch gar nicht. Ich will das sein, was ich war, als ich geboren wurde!“, meine Stimme wird wieder lauter, kräftiger. Ich bin so froh darüber.

Er seufzt leise und ich fühle, wie der den Kopf schüttelt. Ich kann seinen Puls nicht hören. Wieso fällt mir das gerade jetzt auf? Es ist unendlich Still hier oben und je länger er wartet, desto mehr entspannen sich meine Muskeln unter der furchtbaren Umarmung. Als ich es spüre, verkrampfe ich mich bewusst erneut, presse meine Arme zwischen meinen und seinen Körper und versuche so, so weit wie möglich von ihm weg zu kommen.

„Du bist nicht mehr das, was du warst, als du geboren bist. Du hast dich in deinem ganzen Leben verändert, durch Erfahrungen oder durch Narben. Du veränderst dich dein ganzes Leben. Die Veränderung, die du jetzt durchmachst, ist nur eine weitere.“

„Aber da konnte ich die Veränderungen wenigstens noch etwas kontrollieren.“

„Konntest du das wirklich?“, fragt er leise, und ich kann fühlen, wie ein Finger über die Narbe an meinem Hals streicht. Sofort zucke ich zusammen, reiße den Kopf zur Seite und will seinen Berührungen entgehen.

„Ob du willst oder nicht, du wirst dich verändern. Ein Tiger kann nicht bei den Schafen leben. Denk darüber nach. Denk darüber nach, was du gemacht hast, als du deine Gedanken nicht ganz unter Kontrolle hattest.“

„Woher weißt du das?“

„Ich hab das gleiche durchgemacht.“, ich kann sein Lächeln hören und seine Hand auf meinem Haar spüren, „Du kannst froh sein, dass du jemanden hast, der dir zeigen will, wie du es kontrollieren kannst.“

„Und dieser Jemand willst du sein, oder wie?“, ich klinge spöttisch genug, um mich nicht über diese Frage zu ärgern. Doch er lächelt auf, greift meine Handgelenke und zieht sie auseinander. Beinahe Zeitgleich zieht er mich weiter zu sich, meine Arme schlingen sich so halb um ihn. Er zwingt mich dazu, die Arme um ihn zu schließen. Als er meine Handgelenke wieder los lässt, will ich sofort meine Arme zurückziehen, doch seine Hände ziehen mich so stark an ihn, dass ich sie nicht erneut zwischen uns pressen kann. Ich kann meine Hände entweder hängen las-sen, oder sie auf seine Seiten legen. Da es einen Ansatz von Wiederstand zeigt, lege ich sie auf seine Seiten und versuche ihn so von mir zu pressen, schaffe es jedoch kaum. Kaum presse ich ihn weg von mir, scheinen meine Beine den Halt zu verlieren.

„Sota.“

„Was?“

„Mein Name ist Sota.“

„Na klasse. Der Wichser hat einen Namen.“

„Das war jetzt aber wirklich nicht nett.“

Noch bevor ich eine patzige Antwort geben kann, macht er einen Schritt nach vorn, zusammen mit mir. Ich stehe nur noch mit den Zehenspitzen auf dem Mast, kralle mich reflexartig in seinen Mantel, presse mich an sich und suche verzweifelt nach halt.

„Hör auf! Zieh mich zurück!“, ich herrsche ihn an, doch meine Stimme klingt zu überrascht, zu ängstlich, als dass sie herrschend erscheinen könnte. Verdammt. Ich schlucke schwer über meine Reaktion, doch er hält mich fest bei sich.

„Keine Angst, ich lass dich nicht fallen. Ich hab dir doch gesagt, ich will dir nichts antun. Das ergäbe doch gar keinen Sinn.“ Ich umklammere den Mann, den ich hasse und hasse mich selbst für meine Angst.

„Willst du, dass ich dich festhalte oder willst du, dass ich dich fallen lasse?“

Wie kann er mir so eine bescheuerte Frage stellen? Wieso zwingt er mich dazu, so etwas zu sagen?

„Ich will nicht, dass du mich fallen lässt!“, meine Stimme füllt sich mit Panik, denn ich konnte einen Blick unter meine Füße nicht unterdrücken.

„Was willst du denn?“

„Dass du mich festhälst, verdammt!“

„Soll ich dich nicht loslassen?“

„Nein!“, ich presse mich an ihn, rutsche mit einem Fuß ab und suche sofort panisch nach halt. Er bewegt sich nicht, doch hält mich weiter fest.

„Ich werde dich nicht los lassen. Vertraust du mir?“

Was für eine dumme Frage! Natürlich nicht! Aber ich schalte in dieser Stresssituation schnell, glaube zu wissen, was er hören will und nicke sofort.

„Ja!“

„Lüg mich nicht an.“, seine Stimme klingt ernst, aber nicht bedrohlich. Sein Ver-halten bedroht mich jedoch sehr. Mit einer Bewegung schiebt er meinen Fuß über die Kante, ich hänge in seinen Armen, kneife die Augen zusammen und kralle mich an ihm fest, ich presse mich an sich und kneife die Augen zusammen.

„Vertraust du mir?“

„Nein! Nein, das tu ich nicht!“

„Es geht doch.“ Einen großen Schritt nach hinten und ich fühle den Mast unter meinen Füßen. Noch immer in Panik gemischt mit Glück presse ich mich an ihn, kneife die Augen zusammen und zittere am ganzen Körper. Mein Atem geht schnell, mein Herz rast und mir ist schwindlig.

„Ich werde dich schon dazu bringen, mir zu vertrauen. Aber wir werden uns nicht anlügen, hörst du? Wir werden und immer die Wahrheit sagen, das ist wichtig. Ich weiß sofort, wenn du lügst, versuch es nicht.“

„Nein, mach ich nicht.“

„Sehr gut. Ich werde dich jetzt wieder alleine lassen. Wenn du bereit bist, werde ich dich wieder finden. Hörst du? Es geht mir nicht um die Sklaven oder das Geld, was ich mit ihnen verdient habe. Es geht mir nur noch um dich.“

Lass mich jetzt nicht hier oben alleine! Ich falle! Oh Gott, ich falle! Meine Gedanken sind noch immer in Panik, unter Schock, doch ich sage nichts, nicke nur hastig und kralle mich weiter an ihm fest. Dann hebt er mich an den Seiten hoch, ich fühle wieder keinen Boden unter den Füßen, presse mich sofort wieder an ihn. Doch dann, keine Minute später, spüre ich festen Boden unter den Füßen. Ich schlucke, schaue an mir herab, als ich spüre, dass es nicht der Mast ist, und ich sehe dass ich an Deck stehe, sicher und gut. Noch immer zittere ich, blicke auf den Boden unter mir und sinke langsam auf die Knie. Wieso bin ich eigentlich da hoch? So eine bescheuerte Idee. Tief ziehe ich die Luft in meine Lungen, spüre, wie er sich von mir entfernt, doch ich bin so glücklich über den Boden unter meinen Füßen, dass ich nicht aufsehen kann. Tränen rinnen mir über die Wangen, ich bin mit den Nerven am Ende.

„Mina! Hey!“

Es ist Franky der gerade an Deck kommt. Ich schaue zu ihm auf, dann zur Seite, doch Sota ist verschwunden. Franky kniet sich neben mich, legt eine Hand auf meine Schulter.

„Wir haben dich überall gesucht. Was hast du hier gemacht? Was ist-, du zitterst ja. Was ist denn los? Ist dir etwas passiert?“

Ich kann nicht antworten, schüttle nur leicht den Kopf und setze mich richtig auf den Boden. Was war das gerade? War er wirklich hier? Hab ich mir das eingebildet? Nein, ganz sicher nicht.

„Hey, Leute! Ich hab sie gefunden!“

Wieso hat er das gemacht? Von wegen, ich bin ihm wichtig. So etwas macht man nicht mit Menschen, die einem wichtig sind. Aber ich bin ja kein Mensch mehr. Oder doch? Noch ein kleines bisschen?

Franky hilft mir mich auf meine Füße zu stellen. Ich zittere noch immer, lasse ihn jedoch los, auch wenn ich etwas wacklig auf den Beinen stehe. Ich will niemanden anfassen. Und ich will auch nicht, dass mich jemand anfasst. Robin ist die erste, die ich sehe. Danach kommen auch Brook und Lysop an Deck. Dass Lysop sich traut, wundert mich. Hat Sanji nicht gesagt, was passiert ist? Wie soll er es bitte verheimlichen? Ein Halstuch? Das passt nicht zu ihm. Robin will mich stützen, doch ich weiche ihrem Arm aus und wir gehen alle vorsichtig zurück zum Hotel. Ich sage kein Wort. Sollte ich sagen, dass ich ihn gesehen habe? Dass er mit mir geredet hat? Dass er gesagt hat, er wird mich wieder finden, wenn ich so weit bin. Bereit wofür? So ein Mist!

Ich gehe allein in mein Zimmer, schließe die Tür hinter mir, werfe mich auf das Bett, kralle mein Kissen und schreie aus mit voller Kraft hinein. Der Schrei ist nicht außerhalb meines Zimmers zu hören, aber es tut mir gut, alles herauslassen zu können. Eine kurze Pause, dann schreie ich wieder. Und wieder. Ich schreie, bis mir mein Hals schmerzt, drehe mich dann mit dem Gesicht zur Zimmerdecke und atme tief durch. Ich bin wütend. Nein, ich schäume vor Wut. Aber auf wen? Auf Sato? Auf mich? Ich bin mir nicht sicher, ein bisschen von beidem. Ich liege lange so in meinem Bett, mit den Gedanken weit entfernt. Plötzlich öffnet sich die Tür. Das Licht ist ausgeschaltet, doch ich kann alles gut erkennen. Es ist Sanji, der in mein Zimmer kommt. Er lässt das Licht ausgeschaltet, tastet sich vor zu meinem Bett und setzt sich dann darauf. Es ist ein befremdliches Gefühl ihn so zu sehen. Ich sehe ihn klar und deutlich, er sieht bestimmt kaum etwas.

„Bist du noch wach?“, fragt er dann leise ins Dunkel hinein. Ich nicke erst, realisie-re dann aber, dass er mich nicht sehen kann und antworte ihm.

„Ich kann noch nicht schlafen.“, eine Stimme klingt etwas rau, also räuspere ich mich einen Moment.

Sanji nickt kurz, beugt sich etwas nach vorn und stützt die Ellenbogen auf den Knien ab, die Finger ineinander verschlungen.

„Tut mir leid, dass ich dich so erschreckt habe.“ Bitte? Es tut ihm leid? Er meint es ernst, das kann ich spüren.

„Wenn hier jemand erschreckt wurde, dann bist du es.“, gebe ich zurück und setze mich dabei langsam auf. Er schaut in meine Richtung, doch sein Blick trifft nicht meine Augen. Er sieht sie nicht. Ein Lächeln erscheint auf seinen Lippen bei mei-nen Worten. Dann nickt er.

„Das kann ich nicht bestreiten. Aber das war halt eine Situation, die ich noch nie hatte. Ich hätte anders reagieren sollen.“

„Was hättest du denn sonst machen sollen? Mich höflich darum bitten, aufzuhö-ren?“

„Zum Beispiel.“

Bei dem Gedanken muss ich lächeln, obwohl ich mich gar nicht danach fühle. Er hört es und lächelt mit mir.

„Hast du was dagegen, wenn ich heute bei dir schlafe?“, bei seinen Worten starre ich ihn sofort an. Hab ich das richtig verstanden? War das jetzt Sarkasmus oder ernst gemeint? Er spürt mein Zögern, sein Blick sucht in der Dunkelheit nach mir und er versucht sich zu erklären.

„Es geht mir nicht darum, mit dir zu schlafen. Ich mein, das vorhin war nicht schlecht, versteh mich nicht falsch. Das war echt-, wie soll ich das erklären? ...“

„Hast du keine Angst vor mir?“, unterbreche ich ihn, als er nach Worten sucht. Sofort schaut er mich an, schüttelt erst sachte den Kopf und greift dann nach mei-ner Hand.

„Nein, auf keinen Fall. Ich weiß, dass du das nicht wolltest. Du hast dich bestimmt mehr erschrocken, als ich. Ich gebe zu, ich hab schon ein bisschen damit gerechnet, als du zu meinem Hals gewandert bist, aber dass du so abschaltest, hab ich nicht geahnt. Ich vertrau dir wirklich.“

Wenn ich das doch auch von mir sagen könnte, doch ich nicke, als er geendet hat.

„Was ist jetzt, hast du was dagegen, wenn ich heute Nacht bei dir bleibe?“

Ich atme tief durch, schaue in der Dunkelheit auf die Bettdecke, kann jedoch weder verneinen, noch bejahen.

„Ich weiß es nicht.“, gebe ich dann leise zu. Er versteht nicht ganz, das fühle ich.

„Was ist mit Ruffy?“, frage ich dann und bringe ihn damit ganz aus dem Konzept.

„Was soll mit ihm sein?“

„Weiß er, was passiert ist?“

„Wieso sollte ich es ihm sagen?“

Ich seufze innerlich leise, schüttle dann aber den Kopf.

„Das ist ein bisschen kompliziert. Ich weiß nicht, was er dazu sagen würde.“

„Wieso sollte ihn das denn interessieren?“

„Weil ich-„, ich breche ab, schaue kurz zu ihm auf, dann wieder zur Seite, atme leise durch und entschließe mich dazu, es ihm zu sagen. Oder wenigstens darauf vorzubereiten.

„Du weißt, dass ich keine Beziehung will, oder? Das, was ich mache, ob mit dir oder mit jemand anderes, hat nichts mit tieferen Gefühlen zu tun. Ich will weder, dass es jemand weiß, noch dass mehr daraus gemacht wird, als es ist. Verstehst du, was ich meine?“

Sanji umfasst meine Hand, nickt an den richtigen Stellen und bleibt ruhig neben mir sitzen. Doch ich weiß, dass bei ihm der Groschen nicht fällt. Soll ich es ihm wirklich sagen? Wozu denn bitte? Ruffy habe ich auch nicht gesagt, dass ich mit Sanji rummachen wollte. Und es beinahe geschehen ist. Ich entscheide mich da-gegen. In letzter Sekunde.

„Ruffy ist der Käpten und ich bin nicht sicher, ob er es wirklich wissen muss, oder nicht.“

„Nein, das muss er mit Sicherheit nicht. Wieso auch? Außerdem würde er sich be-stimmt auch nicht dafür interessieren. Das geht niemanden etwas an, nur dich und mich.“

Und Ruffy, ergänze ich ihn in Gedanken, nickt dann aber vorsichtig und atme ein letztes Mal tief durch.

„Du kannst hier bleiben, wenn du willst, aber ich glaube nicht, dass ich heute noch für mehr in der Lage bin. Das war echt ein langer Tag.“

„Deswegen wollte ich wirklich nicht hier bleiben. Ich hab das Gefühl, du brauchst gerade jemanden, der dir vertraut.“

Wie Recht er hat. Ich mustere ihn in der Dunkelheit, nicke dann schließlich.

Ohne ein weiteres Wort lege ich mich zurück auf mein Bett. Es ist zu warm für eine Decke, daher bleibe ich darauf liegen. Sanji zieht sich die Schuhe, dann die Hose aus. Nur in Shirt und Unterwäsche legt er sich neben mich, legt einen Arm wie selbstverständlich um mich und zieht mich an seine Brust. Ich habe die Arme vor der Brust, kuschele mich jedoch dankbar bei ihm an. Er atmet leise, sein Herz schlägt jedoch schneller als gewöhnlich. Auch mein Herz schlägt schneller. Es ist immer aufregend die Berührung von jemandem zu spüren, mit dem man beinahe geschlafen hätte. Obwohl es wahrscheinlich nicht viel mit Schlafen zu tun gehabt hätte. Nach einigem Zögern lege ich eine Hand doch auf seine Seite, kuschelt mich zeitgleich etwas näher an ihn heran und schließe die Augen.

„Danke.“, flüstere ich in sein Shirt und entspanne mich bei ihm. Er streicht mir mit den Fingern über den Arm als Antwort.

„Schlaf schön.“

„Du auch.“ Ehe ich einschlafen kann, höre ich noch leise Schritte auf dem Flur und in der Wohnung über uns. Es können wohl einige nicht schlafen. Ich finde bei Sanji jedoch endlich die Ruhe, die ich gesucht habe und schlafe langsam ein.

Am nächsten Tag schreibe ich ein neues Lied. >Nich´ lang<. Ich musste es einfach schreiben. Sanji setzt es auf die Liste, zusammen mit >Herz am Mic<, >Das Spiel< und >Schwer<. Spätestens bei dem Lied >Das Spiel< wissen beide, Sanji und Ruffy, dass ich nichts Ernstes will. Schade, dass ich nicht mutig genug bin, um es ihnen ins Gesicht zu sagen. Jetzt liegt die Reihenfolge an mir. Ich muss sie nachher fertig haben, damit die Techniker wissen, wann sie welche Effekte einsetzen müssen. Ich habe Brook gebeten sich mit der Crew einige Musikvideos zu meinen Liedern anzusehen, damit sie auch mittanzen können. Ich will sie alle auf der Bühne haben. Das ist meine Art, mich zu bedanken. Doch vor dem Vergnügen kommt bekanntlich die Arbeit. Ich Ordne die Lieder so, dass ich die langsamen Lieder als erstes gespielt werden. Also erst >nach Hause<, danach >Herz am Mic< und so weiter. >Willkommen< gibt dann den Startschuss für die >Gute Laune Lieder<, wie ich sie nenne. Das passt auch gut zu meinen Klamotten, da ich mich erst auf der Bühne ausziehen werde. Ein langes Kleid macht den Anfang. Darunter trage ich das Oberteil, welches ich Brook gezeigt habe. Unter dem Kleid trage ich einen kurzen Rock, Der Rock von dem Kleid kann ich vom Oberteil lösen, daher werde ich erst den langen Rock abwerfen, bevor ich nach den nächsten Liedern auch das Oberteil ausziehen werde. Das wird eine Show, ich freu mich schon drauf.

Ich bin auch froh über den Stress. Ich vergesse dadurch die Geschehnisse der letz-ten Nacht. Ich bin wirklich froh, dass Sanji bei mir war. Dabei frage ich mich, wieso Ruffy nicht bei mir war. Es wäre natürlich super, wenn er nichts in die Nacht von vor über einer Woche interpretieren würde, aber etwas feinfühliger könnte er doch sein. Obwohl es zu ihm passt.

Es ist Brook, der mich aus dem Stress reißt, als er mit seiner Gitarre in die Küche kommt, gefolgt von der gesamten Crew.

„Hey, Mina. Was hältst du von einer kleinen Stimmprobe?“

„Moment!“

Ich kann mein Grinsen nicht unterdrücken, doch die Zeile muss ich noch zu Ende schreiben, sonst kann ich mich gleich nicht mehr daran erinnern. In der Zeit, wo ich schreibe, setzen sich alle um mich, Brook schräg hinter mir, Nami neben mir und Franky hat eine Kamera mitgebracht.

„Ein kleines Privatkonzert?“

„Klar, wenn du nichts dagegen hast?“, fragt mich Ruffy grinsend, der sich auf die Theke gesetzt hat.

„Das wäre jetzt wirklich das richtige. Aber ihr müsst alle mitmachen, okay?“

„Singen?“, fragt mich Zorro mit hochgezogener Augenbraue, ich schüttle dann aber den Kopf.

„Nein, nicht unbedingt. Aber ihr müsst den Takt schnipsen. Ungefähr so.“ Ich gebe einen Takt vor und werde nach und nach von mehreren Schnipsen begleitet. Dann schaue ich zu Brook rüber, damit er weiß, an welches Lied ich gedacht habe.

„Halo.“

((( http://www.youtube.com/watch?v=Tq8tK1rGpog&list=FLcUeCbw0K4E_BFwqaYQ0XBA&index=68&feature=plpp_video )))
 

Das Singen hat mich so aufgelockert, dass ich nicht unterdrücken kann, Nami zu meiner Linken zu umarmen.

„Wow.“, es ist Ruffy, der sein Kommentar nicht unterdrücken kann. Und ich bin dankbar dafür.

„Singst du das auch auf dem Konzert?“

„Nein, geht leider nicht. Das Thema passt nicht so ganz und ich kann ja nicht alle Lieder singen, die ich geschrieben habe. Das meiste, was ich auf dem Konzert singe, wird deutsch sein. Alle sollen es verstehen und sich angesprochen fühlen.“

„Jetzt wissen wir wenigstens, dass sich die Arbeit lohnt.“, wirft Lysop ein, der an der Tür steht. Ich lächle zu ihm rüber.

„Hast du nicht die Videos gesehen?“

„Doch schon, aber live ist es was anderes.“, gibt er zurück, bevor sich schließlich Sanji einmischt.

„Du hast doch gedacht, es war Playback. Gib es zu.“

„Natürlich nicht! Jedenfalls jetzt nicht mehr.“

Ich muss lachen.

„Das war eine super Idee, danke Brook.“

„Bedank dich bei Ruffy. Er fragt schon seit Tagen, ob wir das nicht endlich machen wollen.“

„Ach wirklich?“, ich schaue zu ihm rüber, schaue in dieses grinsende Gesicht und kann auch mir ein glückliches Lächeln nicht unterdrücken.
 

Wir unterhalten uns noch lange, ehe ich mich wieder an die Arbeit mache. Der Tag vergeht unter glücklichem Stress in der Küche vor meinem Notizblock und neben den Aufbauarbeiten der Bühne. Ich muss probestehen, probesingen, schreien, tanzen, Kostüm anprobieren, planen und es müssen Sachen mit mir geplant werden. Keine Zeit für langes Nachdenken. Es geht bereits auf ein Uhr nachts zu, als ich mich von der Bühne entferne und auf dem Weg zum Hotel bin.

„Hey, Mina. Warte kurz, du solltest nicht alleine gehen.“

Ich zucke erst zusammen, doch als ich mich umdrehe und in die schwarzen Augen sehe, geht es mir wieder gut.

„Hi, Ruffy. Was machst du jetzt noch hier draußen?“

„Na auf dich warten. Ich hab mir die Bühne angeguckt. Die Schuhe, die du anziehen willst, bist du sicher, dass du darauf laufen kannst?“

Ich warte einen Moment auf ihn, ehe wir zusammen weiter gehen.

„Tanzen.“, berichtige ich ihn lächelnd, nickt dann aber auch.

„Ganz sicher. Die haben eine spezielle Sole, damit ich nicht ausrutsche, wenn die Bühne nass ist oder irgendwas hochgeworfen wird.“

„Ich war erst einmal bei einem Konzert. Das war echt super, ich bin gespannt, wie es ist, mit auf der Bühne zu stehen.“

„Aufregend.“, grinse ich albern zu ihm rüber, „Ich kann mir vorstellen, dass nicht alle auf der Bühne bleiben wollen. Aber wenn es erst richtig losgeht, dann geht selbst Zorro mit drauf, das schwör ich dir.“, bei dem Gedanken lacht Ruffy auf. Scheinbar beiläufig legt er einen Arm um meine Hüfte, doch ich bekomme es genau mit. Ich bin froh, dass er es macht, auch wenn ich wieder an Sanji denken muss. Natürlich ist zwischen Sanji und mir nicht so viel gelaufen wie zwischen Ruffy und mir, aber beide wissen nichts voneinander. Soll ich es wirklich sagen? Und wenn ich es sage, wie werden sie reagieren? Werden sie sich meinetwegen streiten oder werden sie beide gegen mich sein? Sie sollen sich nicht fühlen, als sei es mir nicht wichtig gewesen, aber sie sollen auch nicht zu viel hineininterpretieren. Es ist kompliziert zu beschreiben.

„Morgen früh kommt Jimbei an. Ich bin echt froh, ihn wiederzusehen.“, unterbricht Ruffy meine Gedanken.

„Ihr habt viel zusammen erlebt?“, frage ich dann und schaue zu ihm auf. Er nickt, ohne zu mir herunter zu schauen.

„Das ist ´ne echt lange Geschichte. Ich erzähl es dir vielleicht irgendwann.“

„Wieso nicht jetzt?“

Ruffy schüttelt lächelnd den Kopf.

„Es ist noch nicht lange genug her, um da wirklich drüber reden zu können.“

Ich verstehe nicht, was er damit sagen will, nicke dann aber doch.

„Willst du jetzt mit mir über die Woche reden?“

Schlagartig ändert sich die Stimmung unseres Gesprächs. Ich schaue reflexartig zur Seite von ihm weg, seufze innerlich leise und zögere.

„Nicht unbedingt über die Woche.“

„Worüber dann?“, er schaut zu mir herunter, ich spüre seinen Blick, erwidere ihn jedoch nicht. Ich lege eine Hand auf meinen Bauch, atme einmal tief durch und gehe neben ihm weiter. Es fühlt sich an, als würde ich auf Watte gehen. Ruffy bleibt stehen, als er merkt, dass es mir schwer fällt, es ihm zu sagen. Ich bleibe ebenfalls stehen und er stellt sich vor mich. Ich bin froh darüber. Er schottet mich mit dieser Geste von der restlichen Welt ab, jetzt gibt es nur noch ihn und mich. Er sagt nichts, wartet nur darauf, dass ich soweit bin und sieht mich an. Es liegt an mir, ob ich es aussprechen will oder nicht.

„Das weiß wirklich noch keiner und es steht auch nicht in meiner Akte. Jedenfalls nicht alles.“

Ruffy fasst meine Hand und zieht sie von meinem Bauch weg. Ich schaue einen Moment zu ihm auf, senke den Blick dann jedoch wieder.

„Willst du es mir im Hotel sagen?“, fragt er dann vorsichtig. Ich weiß, was er meint. Er glaubt, dass ich mich dort sicherer fühle. Aber dies ist ein neutraler Ort und das brauche ich gerade mehr als alles andere, daher schüttle ich sachte den Kopf. Noch einmal durchatmen, dann fahre ich fort.

„Der erste, der mich gekauft hatte, war ein Witwer. Seine Frau war gestorben und er wollte jemanden, der sich um das Haus kümmert. Putzen und Kochen. Aber ich hatte kein eigenes Zimmer und musste mit bei ihm im Bett schlafen.“

„Mina.“, unterbricht mich Ruffy, doch ich muss es ihm sagen.

„Irgendwann fühlte ich mich krank, ohne krank zu sein. Er meinte, ich simuliere und auch ich hab gedacht, ich rede mir was ein. Bis sich was in mir bewegte.“

Ich schlucke bei den letzten Worten, beiße die Zähne zusammen und löse meine Hand aus der Seinen. Mit einer Bewegung ziehe ich den Bund meiner Hose etwas weiter herunter und zeige auf eine Narbe, die man sehr leicht übersehen kann. Sie ist über zwei Jahre alt und gut verheilt.

„Sie haben es mir rausgeschnitten und dafür gesorgt, dass es nicht nochmal pas-sieren wird. Sie haben mir alles rausgeschnitten. Und ich wusste nie, ob ich als Sklavin froh darüber sein soll oder traurig. Ich war wirklich fertig mit den Nerven, wusste nicht, was ich denken oder fühlen soll. Als es mir wieder gut ging, hab ich ihn umgebracht. Es sah nicht nach Mord aus, sondern nach einem Unfall. Er war betrunken und hat gebadet. Es war nicht schwer, ihn unter Wasser zu drücken. Es musste wie ein Unfall aussehen, sonst wäre ich die nächste gewesen, die umge-bracht worden wäre.“

Ich schlucke erneut, schüttle leicht den Kopf über meine Worte und atme ein wei-teres Mal tief durch. Ich halte mich erstaunlich gut, für die Dinge, die ich gerade erzählt habe. Keine Träne ist in meinen Augen, ich atme ruhig, doch mein Herz schlägt schneller. Es ist unreal, darüber zu sprechen. Mehr kann ich nicht sagen. Mehr gibt es nicht zu sagen. Ruffy zögert einen Moment, um sicher zu sein, dass ich fertig bin und nimmt mich dann in den Arm. Ich lege meine Arme auf seinen Rücken, ziehe ihn jedoch nicht an mich. Es ist, als könnte ich alles aus einer gerin-gen Entfernung beobachten. Als sei ich gerade nicht ich selbst. Doch als ich spüre, dass er sich wieder von mir lösen will, stürze ich zurück ins Hier und Jetzt. Ich ziehe ihn zurück zu mir, kneife die Augen zusammen und halte mich bei ihm fest. Mein Hals schnürt sich zu, meine Augen brennen, doch ich weine nicht. Erst jetzt spüre ich eine Erleichterung, die mit diesem Geständnis einhergeht. Es ist befreiend und beruhigend zugleich. Ruffy gibt mir halt, ohne ein Wort zu sagen. Ich bin froh, dass er da ist. Dass er so ist, wie er ist.

Ich bleibe heute Nacht bei Ruffy im Zimmer, wir bleiben noch einige Zeit wach, bauen ein Fort auf dem großen Bett und schlagen uns mit den Kissen. Es geht mir viel besser, jetzt wo ich so offen mit ihm geredet habe. Ich sollte ihm zwar auch von Sanji erzählen, aber er muss vorher wissen, dass ich ihm vertraue. Vielleicht wird er dann nicht ganz so wütend oder enttäuscht von mir sein. Es ist schon kurz vor Vier, als wir es uns unter den Kissen gemütlich machen. Das Fort lassen wir stehen, es ist ein kleiner Spaß, den wir uns gönnen. Ruffy liegt hinter mir, ich bin von ihm weggerollt und ziehe die Beine an. Diesmal kuschelt er sich nicht von sich aus an mich heran, daher greife ich in der Dunkelheit zu ihm nach Hinten, nehme seine Hand und lege sie mir auf den Bauch. Jetzt liegen wir so zusammen, wie an meinem Geburtstag. Kaum berührt er mich, kuschelt er sich näher an mich heran. Mehr wird heute nicht passieren, doch genau das brauche ich jetzt. Schon komisch, an zwei Tagen bei verschiedenen Männern im Bett zu liegen, aber es ist ja nichts passiert.

Es ist sehr früh, als sich Ruffy von mir löst. Ich werde einen Moment wach, als ich spüre, dass er sich von mir entfernt. Ich drehe mich auf den Rücken, lege den Arm über die Augen, murre leise und Müde, dass es noch viel zu früh sei, und bleibe dann ruhig liegen. Ruffy bleibt dann doch noch etwas länger bei mir im Bett. Ich bin beinahe wieder eingeschlafen, als ich spüre, dass er aufsteht. Diesmal sage ich nichts. Er hat wahrscheinlich Hunger oder will zum Hafen Jimbei begrüßen. Ich bin aber momentan so müde, dass ich nicht aufstehen kann. Es ist viel zu spät ge-worden, letzte Nacht. Oder eher heute Morgen. Nein, ich schlafe weiter.

Raubtiere

Kapitel 9

Ich werde vom Frühstückslärm geweckt. Müde kneife ich die Augen zusammen, greife unter mein Kissen und drücke es mir ins Gesicht. Plötzlich fühle ich wie je-mand meine Haare über meine Schulter aus meinem Nacken streicht. Ich muss lächeln. Ruffy hat die ganze Zeit auf mich gewartet? Obwohl es was zum Essen gibt?

„Nein, das hat er nicht.“

Sato! Ich zucke sofort zusammen, bewege mich jedoch nicht weiter. Was will der hier, verdammt? Wie kommt der hier rein?

„Das Fenster ist nicht verschlossen.“, antwortet er, bevor ich die Frage aussprechen kann. Er liest wieder meine Gedanken. So ein mieser Verbrächer. Spielt unfaire.

„Es ist nicht gut, wenn du dich mit den Menschen so anfreundest.“

„Was geht dich das an? Woher willst du wissen, was gut für mich ist und was nicht? Du hast nichts mit mir zu tun!“, ich schreie in mein Kissen, doch ich spüre, dass er ruhig bleibt. Weiter streicht er mir die Haare aus dem Nacken. Ich hasse es. Ich hasse es, dass ich dadurch eine Gänsehaut bekomme. Ich hasse es wirklich!

„Ich habe nicht dich gemeint. Es ist nicht gut für deine Freunde.“

Ich beiße die Zähne zusammen, als ich nicht unterdrücken kann, an Sanji und meinen Biss in seinen Hals zu denken.

„Genau.“, ich höre ihn leise Seufzen. Meine Finger verkrallen sich in mein Kissen.

„Wie konntest du so etwas nur aus mir machen?“, meine Stimme ist erstaunlich ruhig.

„Es hat auch seine guten Seiten.“

„Bis jetzt habe ich nichts Gutes gemerkt.“

Auf die Frage antwortet er mir nicht. Er weiß wahrscheinlich, dass ich lüge. Ich soll ihn ja nicht anlügen. Was für ein scheiß. Wenn er meine Gedanken liest, dann ist es mir nicht möglich, ihn anzulügen, selbst, wenn ich es wollte. Und das will ich wirklich.

„Überleg doch mal, ob du nur mich anlügst, oder auch dich selbst.“

„Sind wir heute tiefsinnig, oder wie?“

„Mina, ich habe dir ein Geschenk gegeben. Wenn du möchtest, kann ich dir zeigen, wie du damit umgehst.“

„Wieso sollte ich das wollen?“, keife ich ihn durch das Kissen an, obwohl ich die Antwort selbst weiß. Wegen dem Biss in Sanjis Hals. Wegen dem ständigen Puls der Menschen um mich herum in meinen Ohren. Weil ich nervös werde, wenn ich neben jemandem länger als eine halbe Stunde sitze. Naja, Brook hat es wahr-scheinlich noch schlimmer getroffen als mich. Er hat nicht einmal mehr Haut. Aber er muss auch kein Blut trinken. Dafür sind immer alle Blicke auf ihm, wenn er durch die Straßen geht. Die Blicke landen bei mir höchstens auf meinen Zähnen, wenn ich lache oder sie von mir aus zeige. Ich hab es eigentlich gar nicht so schlimm getroffen. Jedenfalls nicht so schlimm wie Brook.

„Ist es wirklich so schwer für dich, es positiv zu sehen?“, er klingt so enttäuscht, dass ich nicht einmal auf eine schlagfertige Antwort komme. Es dauert einen Moment, ehe ich antworten kann.

„Du bist ein Monster, mir so etwas angetan zu haben! Hör auf, so zu tun, als küm-merst du dich um mich! Ich weiß, dass es nicht so ist! Der einzige, der dich inte-ressiert, bist du selbst!“

„Wie kannst du dir da so sicher sein? Du kennst mich nicht.“

„Ich kenne dich gut genug. Ich weiß, was du mit mir gemacht hast und ich weiß, was du mit den anderen Sklaven gemacht hast.“

„Du schiebst die Probleme der Gesellschaft auf mich?“

„Nein, ich schiebe deine Probleme auf dich!“

„Ich habe niemals jemanden zu etwas gezwungen. Auch dich nicht. Ich weiß, wie du es genossen hast. Auch, wenn du es jetzt bestreiten würdest. Und ich weiß, dass du tief in deinem Innern wusstest, dass ich nicht dein Ruffy bin.“

Bei seinen Worten presse ich unwillkürlich die Beine zusammen. Wie kann er nur so etwas behaupten? Das stimmt nicht! Ganz sicher nicht! Ich kann die Wut in meinem inneren Spüren. Ich beiße die Zähne zusammen und versuche die Tränen zu unterdrücken, die in meine Augen steigen. Nein, das ist nicht wahr! Er lügt!

„Hey, nicht weinen.“, sagt er ganz ruhig. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Sato zieht meinen Oberkörper auf seinen Schoß. Ich schlucke, schüttle sachte den Kopf und versuche einen klaren, ruhigen Gedanken zu fassen. Das ist doch alles nicht wahr. Ich wusste nicht, dass es nicht Ruffy ist. Er hat sich doch so um mich ge-kümmert. Er war doch da für mich. Wie konnte ich wissen, dass er es nicht ist? Sato zieht mich näher an sich heran, streicht mir die Haare aus dem Gesicht. Ich versuche zu spüren, ob er mich ansieht, oder nicht, aber ich kann es nicht.

Die Wahrheit ist, dass er Recht hat. Ich wusste, dass er nicht Ruffy ist. Und ich habe es genossen. Er hat mir nicht wehgetan. Er hat darauf geachtet, mir nicht weh zu tun. Aber wieso? Was hat ihm das gebracht?

„Kann es nicht sein, dass du mich einfach falsch eingeschätzt hast? Einschätzen wolltest? Der Böse muss er Böse sein. Anders geht es nicht, denkst du so? Bedeutet das nicht, dass du jetzt auch böse bist? Du bist ein Vampir. Ein Raubtier. Sind Raubtiere böse?“

Er will wirklich, dass ich darauf antworte. Ich will nicht darauf antworten, zögere daher lang.

„Sag es doch einfach. Sind Raubtiere böse? Wirklich Böse? Töten sie andere Tiere, weil sie sie hassen? Weil sie wütend sind?“

„Nein.“, ich flüstere leise. Ziehe die Beine an und schlucke schwer.

„Siehst du. Du bist auch nicht böse. Es war nichts Bösartiges, was dich dazu brachte, deinen Freund in den Hals zu beißen. Es ist nichts Böses daran, dass du Blut trinken musst. Du bist nicht böse, weil du Dinge machen musst, die andere als Böse ansehen. Glaubst du das tatsächlich?“

„Ich will es trotzdem nicht.“

„Du wirst die schönen Dinge wollen. Dein Körper kämpft noch gegen mein Blut an. Du bist noch nicht ganz…fertig. Aber ich sage dir, und da bin ich sicher, du wirst es genießen. Es ist wie… ich kann es dir nicht beschreiben, dafür gibt es keine Worte. Du wirst sehen. Sehen. Und Fühlen, riechen, schmecken. Besonders Fühlen. Und besonders sehen. Und besonders Schmecken. Ach Mina.“

Ich kann fühlen, wie er den Kopf schüttelt. Seine Worte sind voller Leidenschaft. Wie kann jemand nur so von Dingen Schwärmen, die so selbstverständlich sind? War er vorher Blind, dass er so vom Sehen redet?

„Du bist blind. Du kannst nichts fühlen, du kannst nichts schmecken, sehen oder riechen. Es wird besser als alles, was du dir vorstellen kannst. Besser als Sex. Je-denfalls besser als der Sex, den du dir bis jetzt vorstellen kannst. Stell dir dann mal den Sex vor, den du dann haben wirst.“

Ich schlucke. Wieso muss er ausgerechnet davon reden? Ich habe schon gespürt, dass es sich besser als sonst angefühlt hat, als Sanji mich geküsst hat. Es war…intensiver. Auch als Ruffy heute Nacht neben mir lag. Er war nicht nur neben mir, er war… ich kann es nicht einmal in Gedanken mit Worten erklären. Es war wie, als könnte ich ihn nicht nur bei mir spüren, sondern auch das spüren, was er fühlt. Und diese beiden Gefühle zusammen, seine und meine, wurden unendlich intensiv. Wir haben nicht miteinander geschlafen, aber wenn wir das gemacht hätten, ich weiß nicht, ob ich mich unter Kontrolle halten konnte.

„Ich merk schon, du weißt, was ich meine.“, ich kann sein Lächeln hören. Leise atme ich durch. Was mach ich hier eigentlich?

„Das Richtige. Meine Süße Mina. Ich werde jetzt gehen. Keine Angst, ich lass dich nicht alleine. Ich weiß, wie du dich fühlen musst und wenn du mich brauchst, werde ich bei dir sein. Deine Freunde würden es nicht verstehen, wenn sie mich bei dir sehen würden. Sag ihnen nichts von mir. Sie werden es erfahren, aber es ist jetzt noch zu früh.“

Ich antworte nicht. Es ist alles nicht wirklich real. Es ist alles nicht wirklich so, wie ich es glaube zu erleben. Er schiebt mich vorsichtig von seinem Schoß, legt mich auf mein Kissen und löst seine Hände von mir. Beinahe zeitgleich öffnet sich die Tür. Ich schrecke auf, setze mich aufrecht und starre das offene Fenster an. Sato ist nicht zu sehen. So schnell könnte er nicht aus dem Zimmer klettern.

„Guten Morgen, Mina-Mausi. Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich weiß ja, dass du in letzter Zeit viel Stress hast, da wollte ich dir dein Frühstück ans Bett bringen.“

„Danke.“, flüstere ich, noch immer etwas verwirrt. War das gerade wirklich? Hab ich es geträumt? Dieser Bastard!

Sanji stellt mir den kleinen Tisch auf meinen Schoß. Ich reibe meine Augen, atme einmal tief durch, um einen klaren Kopf zu bekommen. Sanji lächelt mir lieb zu, schiebt die Vorhänge zur Seite und lässt noch mehr Licht in den Raum. Ja, genau. Gib mir Sonne, das brauche ich jetzt wirklich.

Ich schaue auf das Tablett und seufze, als ich die Blutkonserve sehe. Furchtbar.

„Sanji?“

Sanji dreht sich zu mir. Ich schaue zu ihm auf, schlucke schwer und fühle, wie sich wieder Tränen in meinen Augen sammeln. Ich will das alles nicht. Sanji reagiert sofort, stellt das Tablett zur Seite, setzt sich neben mich und zieht mich in seine Arme.

„Hey. Ist doch alles okay. Alles gut.“, spricht er beruhigend auf mich ein, doch es hilft kaum. Vorsichtig erwidere ich seine Umarmung, schließe die Augen und atme tief durch. Ich will kein Vampir sein. Ich will nichts anderes sein als ich schon bin. Schon war. Und wenn ich das glauben kann, was Sato zu mir gesagt hat, dann wird es noch schlimmer werden. Mein Atem, mein ganzer Körper zittert. Erst jetzt, wo ich Sanjis Haut berühre, fühle ich, wie kalt ich bin. Sanji zieht die Decke mit einer Handbewegung weiter über mich, als er es spürt, doch er lässt mich nicht los. Und auch ich halte ihn weiter fest.

„Es tut mir wirklich leid, was ich gemacht habe. Ich wollte das nicht. Ich will das alles nicht. Egal, wie es sich anfühlt. Ich will das nicht.“

Sanji stutzt, ich kann es fühlen. Er fragt sich, wie es sich anfühlt. Wie ich es fühle. Ob ich es genieße. Ob es mir gefällt. Ich weiß, dass er es sich fragt. Sofort schüttle ich den Kopf.

„Ich will das alles wirklich nicht, das musst du mir glauben.“, ich schaue zu ihm auf. Ich sehe ihm in die Augen. Tief in die Augen. Es ist mehr, als ich bis jetzt sehen konnte. Es ist, als ob ich sehen könnte, was er fühlt. Er ist etwas verwirrt über meine Worte. Gleichzeitig aber genießt er es, dass ich so nah bei mir bin. Er hat Angst davor, dass ich die Kontrolle verlieren könnte und er denkt darüber nach, ob ich die Kontrolle verlieren möchte. Das Denkt er jedoch nicht in Worten, es ist ein Bruchteil einer Sekunde, in der er all dies fühlt, aber nicht denkt. Er fragt sich, ob er es genießen könnte, wenn ich die Kontrolle über ihn habe. Er fragt sich, wie ich mich bewege, wenn er mit mir schläft. Er fragt sich, ob ich oben liegen würde oder er, er fragt sich, ob ich ihn reiten würde oder ob ich mich nehmen lassen würde. Er fragt sich, ob er noch sicher seinen Schwanz in meinen Mund stecken könnte, ohne dass ich zubeißen würde. Er fragt sich, ob ich wieder zu einer Jungfrau geworden bin, nachdem ich zu dem geworden bin, was ich jetzt bin. Er fragt sich ob ich eng bin. Er fragt sich, ob er mir wehtun würde. Er fragt sich, ob ich mit Ruffy heute Nacht geschlafen habe. Ob ich ihm einen geblasen habe, ob er mich gefickt hat oder ob ich ihn gefickt habe. Ihm gefällt der Gedanke nicht. Er will mich für sich haben. Wenn jemand mich nehmen darf, dann ist es er. Nur Er, und niemand sonst. Ruffy solle nicht wagen, mich anzufassen. Würde er uns erwischen, bringt er Ruffy um. So ein Hass hat er auf ihn, wenn er das bekommt, was ihm verwehrt bleibt. Es ist ein Instinkt und kein bewusstes Gefühl, er würde es mit Sicherheit nicht machen, doch sein Unterbewusstsein verrät mir, was er wirklich fühlt. Er kann nichts dafür. Er fragt sich so viel, in so einem kurzen Augenblick, und so unterbewusst, dass ich zusammenzucke. Ich weiche seinem Blick zur Seite aus. Was hab ich da gerade gesehen? Das wollte ich alles nicht sehen, das wollte ich alles nicht wissen. Und er weiß es wahrscheinlich auch nicht. Er weiß nicht, was sein Unterbewusstsein sich fragt. Was es will und was er denkt, ohne Worte. So schnell, dass ich kaum sagen kann, ob er es sich wirklich gefragt hat oder nicht. Ich habe ihn nur ganz kurz angesehen. Nur ganz kurz, kaum merklich, und so viel haben mir seine Augen gesagt. Und er weiß nichts davon.

„Mina. Natürlich glaube ich dir.“, er streicht mir vorsichtig übers Haar, drückt mich an seine Brust und bleibt ruhig bei mir sitzen.

Was? Ich habe meine Frage schon wieder vergessen. Mein Atem beschleunigt sich, ich beiße die Zähne zusammen, als ich ein Verlangen an meinem Gaumen spüre, sein Blut zu trinken. Ich spüre das Verlangen oft, doch es lässt sich leicht unterdrücken. Noch. Wer weiß, was sich noch mit mir ändert. Noch immer zittere ich, bleibe Nahe bei Sanji, ziehe meine Arme jedoch zurück. Ich kann fühlen, wie er darüber nachdenkt, mich loszulassen, als ich meine Arme zurück ziehe, doch er hält mich bei sich. Ein Schauder durchfährt mich, als ich begreife, was Sanji gedacht hat. Nein, nicht gedacht, sondern gefühlt hat. In so einem kurzen Moment. Was denkt er dann wohl jetzt? Will ich es wirklich wissen? Nein, will ich nicht. Ich bräuchte nur zu ihm aufzusehen. Sanji kann nichts für seine Instinkte. Er kann nichts für seine Gefühle. Es kann nur dafür zur Rechenschaft gezogen werden, was er macht. Welchen Instinkten er nachgibt.

„Mina-Mausi, beruhige dich.“, flüstert er zu mir herunter. Er hat Recht, ich bin aufgeregt. Doch nicht aus dem Grund, wie vor wenigen Sekunden. Ich fühle, dass ich feucht geworden bin. Auch ich habe Instinkte, für die ich nichts kann. Doch bin ich wirklich so empfindlich geworden, dass mich eine Berührung schon derart reagieren lässt? Ich nicke schnell als Antwort, atme tief durch, doch ziehe dabei nur weiter seinen Duft in mich auf. Meine Haut kribbelt unter seinen Berührungen. Wenn er wüsste, was in mir vorgeht, könnte er mich nicht so festhalten. Er würde mich fester festhalten, würde meine Beine auseinander drücken und mich ficken. Ich würde es genießen, schreien und stöhnen. Was denk ich da? Was ist los mit mir? Das will ich nicht! Ich sitze mit ihm auf Ruffys Bett, verdammt! Ich würde so etwas nie denken! Ich presse die Beine zusammen, so vorsichtig, dass Sanji es nicht spürt. Ich spüre die Bewegung jedoch umso intensiver. Der Stoff zwischen meinen Beinen spannt sich, bewegt sich kurz, ich zucke zusammen, halte einen Moment die Luft in meinen Lungen. Was soll das? Sanji streicht mit einem Finger über meine Wange. Seine Haut ist im Vergleich zu meiner kalt. Mein Blut schießt mir in die Wangen und auch zwischen die Beine. Ich kann meinen Pulsschlag an meiner empfindlichsten Stelle fühlen. Er ist unendlich erregend und berauschend. Ich genieße es, obwohl ich es nicht sollte. Sanji berührt meine Haut. Wenn er mich doch jetzt nur wirklich berühren könnte. Wenn er es einfach machen würde. Ein-fach, ohne zu fragen, unter die Decke greifen würde. Er würde spüren, wie feucht ich bin. Er würde schnell verstehen und mit etwas Glück würde er handeln, wie es ihm seine Instinkte gesagt haben. Schnell, hart und wild. Ich würde ihn so genie-ßen.

Ich versuche meinen Atem unter Kontrolle zu bringen, schließe einen Moment die Augen, schüttle sachte den Kopf, um mich von diesen Gedanken zu lösen. Sanji sieht mich an, ich kann es fühlen. Vorsichtig hebt er mein Kinn an, er sieht mir in die Augen, doch ich schaue zur Seite. Ich weiß nicht, was ich mache, wenn ich ihn nochmal in die Augen sehe. Ich weiß nicht, ob ich es aushalte, noch einmal dieses tiefe, instinktive Verlangen zu sehen.

„Hey. Was ist los mit dir? Irgendwas stimmt doch nicht.“

Noch immer weiche ich seinem Blick aus, mein Atem geht unregelmäßig, ich spüre seine Hand auf meinem Hals, kann den Puls in seinen Fingerkuppen spüren. Jede Berührung ist so intensiv. Ich kann ihm nicht antworten. Wieso kann er es nicht in meinen Augen sehen, wie ich es in seinen gesehen habe? Es würde alles so einfach machen. Mein Blick bleibt an seinem Hals hängen. Ich kann seinen Puls nicht nur hören, jetzt auch sehen. Fick mich, oder ich beiße dich. Oh, Gott, bitte Fick mich. So Hart, wie du kannst, so tief, wie es dir möglich ist. Bring mich zum Schreien, bring mich zum Betteln. Ich will dich schmecken. Alles von dir.

„Geh weg von mir.“, flüstere ich, ohne ihn anzusehen. Meine Stimme klingt so ruhig, dass ich nicht glaube kann, dass sie mir gehört.

„Was?“, Sanji reagiert nicht, er ist verwirrt. Ich atme tief durch, beiße die Zähne zusammen und spüre, wie sich das Verlangen nach seinem Blut, nach seinem Körper in mir ausbreitet. Er erregt mich, es verzehrt mich. Es fühlt sich so gut und schmerzhaft an.

Wieder hebt er mein Kinn etwas an. Ich öffne die Augen, sehe in seine. Sehe Angst, verlangen, Lust und Neugier. Er will das gleiche wie ich. Er will mich nehmen, er will mich glücklich machen, meine Haut spüren, mich festhalten, mich beißen, mich schmecken, mich lecken, mich stoßen und küssen. Er weiß es nur nicht. Die-ser eine, kurze Moment ist so unendlich erotisch, dass ich einen Orgasmus zu-rückhalten muss. Mein gesamter Körper verkrampft sich, ich beiße die Zähne zu-sammen und spüre gleichzeitig, wie ich den Mund öffnen will. Meine Zähne auf seine Haut legen will, so in ihn eindringen will, während er in mir eingedrungen ist und ihn zu meinem Opfer machen, während ich sein Opfer bin. In einem kurzen Moment, in dem ich die Augen zu einem Blinzeln schließe, presse ich ihn von mir. Nicht schnell, nicht böse, vorsichtig und langsam. Sanji bleibt auf dem Bett neben mir sitzen, sieht mich nur an. Ich sage nichts, greife noch mit geschlossenen Augen zu der Blutkonserve und beiße hinein. Das Blut darin ist noch kalt. Es schmeckt nach grünen Weintrauben und Zucker. Ob das Zorro ist? Als das Blut meine Kehle herunter fließt, scheint mit ihm die gesamte Anspannung und alle Gefühle zu verschwinden, die sich in den wenigen Sekunden in mir aufgebaut haben. Ich atme tief durch, während ich trinke. Sanji sieht mich noch immer an, ich schaue zu ihm herüber und sehe…nur ihn. Keine Gefühle, kein geheimes Verlangen, nur ihn und seine Augen. Der Durst hat mich dazu getrieben. Gestern habe ich nichts getrunken. Das war ein Fehler.

„Danke.“, flüstere ich, als ich die leere Konserve zurücklege. Sanji sieht mich fra-gend an, doch er nickt.

„Wenn ich das nächste Mal sage, dass du weg von mir sollst, musst du auf mich hören, okay?“, ich schaue ernst zu ihm auf. Er sieht mich einen Augenblick an, nickt dann aber sofort.

„Natürlich. Tut mir leid.“

„Ach, Sanji. Wenn du wüsstest, was ich jetzt weiß, dann währst du entweder schreiend aus dem Zimmer gerannt, oder…“

„Oder was?“

Ich kann mir ein Lächeln nicht unterdrücken, atme leise durch und schaue zu ihm auf. Ein Zwinkern verrät ihm, was ich nicht aussprechen will und er bekommt so eine Ahnung, was ich meine. Jetzt lächelt auch er. Nicht belustigt, jedoch bestätigt. Es ist eigentlich nichts Lustiges daran, was ich gerade unterdrücken musste, doch die Situation macht es dazu.
 

Jimbei ist wirklich nett. Er ist auch kein Mensch, sondern ein Fischmensch. Der erste, den ich kennenlerne. Ich habe leider keine Zeit mich viel mit ihm zu unter-halten, aber ich habe ihn eingeladen morgen Abend im Konzert dabei zu sein. Er darf hingehen, wo er will.

Die Probe heute war sehr wichtig. Morgen muss alles gut gehen. Ich hoffe, das Wetter spielt mit. Wir alle hatten sehr viel Spaß in der Probe, auch wenn noch viel schief gegangen ist. Selbst ich vergaß ab und zu den Text, obwohl es meine Lieder sind. Die Zeit vergeht wie im Flug, die Sonne wandert pausenlos und überall gibt es etwas zu tun. Umso glücklicher bin ich über die Pause, die Ruffy mir aufzwingt. Er hat mich nach der Probe sofort an der Hand genommen und mit an den Strand gezogen.

„Du wolltest doch mal schwimmen, oder nicht?“, ich sehe Ruffy lächelnd an und schüttle den Kopf über ihn.

„Ja, schon. Aber haben wir da jetzt wirklich die Zeit zu? Morgen Abend muss wirk-lich alles-„, Ruffy zieht mich an sich, presst mir seine Lippen auf den Mund, so plötzlich und überraschend, dass ich erschrecke. Er hat die Augen geschlossen, eine Hand auf meinem Rücken, die andere an meiner Wange. Er ist so vorsichtig und scheint wirklich seinen ganzen Mut zusammen genommen zu haben. Ein Lächeln huscht mir schnell und unmerklich über die Lippen, ehe ich den Kuss erwidere und meine Augen zufallen lasse. Seine Lippen sind nicht so weich wie die von Sanji, doch er schmeckt nicht so nach Zigaretten wie er. Er ist so vorsichtig und lieb, dass mir ein Schauder über die Arme läuft. Ich genieße es wirklich, doch ganz plötzlich kommt mir der Gedanke, dass es mehr sein könnte, als ein Kuss. Das ist nicht gut, auch wenn es sich gut anfühlt. Ganz vorsichtig löse ich mich von ihm und senke den Blick, dass ich ihm nicht in die Augen sehen muss. Ich weiß, dass er mich fragend ansieht, und ich schlucke schwer, um mich für das vorzubereiten, was ich sagen werde.

„Ruffy, es ist nicht gut, wenn wir uns küssen.“

„Mina, ich hab keine Angst vor dir. Du wirst mich schon nicht beißen, wenn ich es nicht will.“ Er streicht vorsichtig mit dem Finger über meine Wange, ich seufze leise, schüttle dann aber den Kopf.

„Nein, das mein ich nicht. Ich will, dass du weißt, dass du nicht der einzige bist, der mich in den letzten Tagen geküsst hat.“

Sofort hört Ruffy auf, sich zu bewegen. Sein Arm löst sich von meinem Rücken und er sieht mich an. Wahrscheinlich fühlt er nicht einmal, dass er seinen Arm von mir gelöst hat, doch ich fühle es sofort. Hat er es nicht einmal geahnt? Oh, Ruffy. Wieso bist du nur so naiv? Ich schlucke, Ruffy räuspert sich und scheint sich zu sammeln. Ich kann ihm noch immer nicht ansehen.

„Wer hat dich geküsst, Mina?“

Oh, nein.

„Das will ich dir wirklich nicht sagen.“ Es war Sanji. Einer deiner besten Freunde. Na los, geh zu ihm und schrei ihn an. Sei eifersüchtig und wütend.

„Mina, wenn dich einer angefasst hat, muss ich das wissen. Wie soll ich dir sonst helfen?“

Was denkt er? Verwirrt schaue ich zu ihm auf, schüttle dann aber wieder den Kopf.

„Du verstehst das nicht.“

„Sag mir, wer war es?“, jetzt hält er mich fest, sieht mich direkt an. Ich kann die Wut in seinen Augen sehen. Wut und Verzweiflung. So intensiv, dass er meine Ge-danken aus der Bahn wirft.

„San- Ruffy-.“, verplappert!

„Du verstehst das falsch.“

„Sanji?“, er starrt mich an, ich schlucke, atme schnell und sehe, wie seine Fantasie sich hinter seinen Augen überschlägt. Meine Worte verlieren sich auf meiner Zunge. Ich will ihm alles erklären, doch kein Wort kommt mir über die Lippen.

„Dieser miese-… Wann? Hat er dir wehgetan? Was hat er gemacht? Hat er dich angefasst? Wieso sagst du mir das erst jetzt?“

„Ruffy.“ Ich schüttle sachte den Kopf. Er ist so außer sich, ich hätte es wissen müs-sen. Ich hätte es nicht zulassen dürfen. Wenn ich ihm sage, wie alles gewesen ist. Dass das meiste von mir ausging, wird sich seine Wut auf mich richten. Er wird mich hassen für den Verrat, den ich an ihm begangen habe. Ist es da besser, wenn ich ihn in dem Glauben lasse, Sanji hätte etwas getan, was ich nicht gewollt hätte? Nein. Das ist es nicht. Auf keinen Fall. Sie sind Freunde, länger als ich überhaupt von den beiden weiß. Doch seine Wut macht mir solche Angst, dass ich nicht will, dass sie mich trifft. Was mache ich jetzt?

„Mina!“, reißt mich Ruffy aus meinen Gedanken, mir steigen die Tränen in die Au-gen. Nicht wegen dem, was passiert ist, sondern wegen der Angst vor den Konse-quenzen. Dass Ruffy es nicht versteht, mich wegstößt und verlässt. Dass er mich nicht mitnimmt. Dass er mich hier lässt. Dass ich ihm egal werde. Ich kneife die Augen zusammen, ziehe die Luft scharf zwischen den Zähnen ein.

„Ruffy. Er hat nichts gemacht, was ich nicht wollte. Er hat mich nicht verletzt oder mir wehgetan. Es hat mir gefallen, verstehst du? Ich wollte es.“

Bei meinen Worten lässt er mich ganz los, sieht mich nur an. Ich schaue kurz zu ihm auf, kann seinem Blick jedoch nicht standhalten. Er versteht mich nicht. Ob-wohl er noch so nah vor mich steht, fühle ich mich, als hätte er mich bereits ver-lassen.

„Ich muss hier weg.“, sage ich nur noch leise, schüttle sachte den Kopf, suche mit den Händen hilflos in der Luft nach Halt, den ich nicht finde, drehe mich um und gehe los. Ruffy sieht mir nach, das kann ich fühlen. Ich kann auch spüren, dass er mir folgen will. Ich kann seine Schritte hinter mir hören. Daher laufe ich schneller, schüttle den Kopf und beginne zu rennen. Erst vor steilen Klippen viele Meter weiter bleibe ich stehen. Ich atme schnell, wische mir die Tränen aus dem Gesicht, drehe mich herum, doch ich bin allein. Klippen versperren die Sicht auf den Strand, von dem ich hergelaufen kam.

Es vergehen Stunden, ehe ich nicht mehr alleine bin. Natürlich ist er es, der mich findet. Ich weiß es, bevor ich mich zu ihm umdrehe.

„Hey, Sato.“

„Du hast mich bemerkt? Du machst dich.“

„Kannst du mich vielleiht für die nächsten Stunden in Ruhe lassen? Ich will gerade allein sein.“

„Nein, ich kann dich jetzt nicht alleine lassen. Du brauchst mich jetzt.“

Er setzt sich neben mich in den Sand. Ich schlinge die Arme um die Beine, atme leise durch und starre aufs Meer.

„Ich brauch grad eher meine Ruhe.“

Ich lege meine Stirn auf meine Knie, atme leise durch und schließe die Augen. Ich kann fühlen, wie er einen Arm um mich legt und mich vorsichtig zu sich herüber ziehen will. Ich schüttle den Kopf, stoße mich mit einem Arm von ihm ab, doch er hebt den Arm leicht an und zieht mich so weiter zu sich.

„Ich will dich nicht zu deinem Glück zwingen müssen.“, flüstert er mir zu und lä-chelt dabei. Er spricht es so aus, dass auch ich lächeln muss, obwohl es mir gar nicht gut geht. Daher lasse ich mich in seine Arme sinken.

„Ich hab richtigen Mist gebaut.“, flüstere ich leise und atme tief durch, um nicht wieder weinen zu müssen. Sato nickt leicht und streicht mir, wie das letzte Mal auch, vorsichtig übers Haar. Wenn sogar er es auch so sieht, muss es wirklich schlimm gewesen sein. Ich beiße die Zähne zusammen und schlucke die Tränen herunter, die wieder in meine Augen steigen. Es funktioniert nicht. Ich kneife meine Augen zusammen, fühle die Tränen auf meinen Wangen und kann ein Schurzen nicht unterdrücken.

„Ist okay. Ich bin für dich da.“, flüstert Sato kurz bevor ich in Tränen ausbreche. Ich kralle mich an ihm fest, kneife die Augen zusammen und weine. Ich kämpfe gegen die Tränen an, doch erst als ich mich ihnen geschlagen gebe, geht es mir besser. Sato hält mich die ganze Zeit über nah bei sich, spricht beruhigend auf mich ein und streicht mir sachte über das Haar und meine Haut.

Zitternd atme ich auf sein Shirt, schlucke schwer und öffne nach langer Zeit meine Augen. Es dämmert, ich kann die Sonne am Horizont sehen. Als Satos Hand schwebend über meinen Arm gleitet, durchfährt mich ein tiefer Schauder, den ich zu unterdrücken versuche.

„Geht’s dir jetzt besser?“, ich nicke vorsichtig, will mich von ihm lösen, doch er hält mich bei sich.

„Sato. Ich muss nachdenken. Lass mich-„

„Fühlt es sich zu gut an?“

„Was?“, ich schaue verwirrt zu ihm auf, fühle dann jedoch die Gänsehaut über mir und senke den Blick verlegen. Es sollte sich nicht gut anfühlen. Nicht bei ihm. Nicht jetzt, in so einer Situation.

„Das ist nur natürlich. Du bist geschwächt, wurdest verletzt und suchst jetzt nach Halt. Es wird dir helfen, vertrau mir.“

„Ich weiß nicht, was du meinst.“, antworte ich zu ihm auf und presse mich so von ihm weg, dass ich neben ihm sitze. Sein Arm umfasst mich noch immer, zieht mich nah an ihn heran. Mit der anderen streicht er mir sachte über den Hals. Ich weiche seinem Blick aus, denn ich weiß eigentlich doch genau, was er meint.

„Du sollst doch nicht lügen, Mina. Ich weiß, dass du es fühlst. Ich weiß, dass du es genießt. Ich weiß, was du willst, bevor du es weißt. Ich weiß, was du jetzt brauchst. Du brauchst es wirklich, und ich will es dir geben. Wie kann ich dir sonst beweisen, dass du mir vertrauen kannst?“

„Sato, ich weiß, was du meinst. Es ist aber wirklich besser, wenn wir das nicht machen. Ich habe jetzt schon genug Probleme. Wie soll ich dann noch damit fertig werden?“

„Du kannst nichts dafür, dass du noch so Menschlich bist. Menschen machen Feh-ler. Menschen brauchen Fehler, um Glücklich zu sein.“ Seine Hand wandert bei den Worten an meinem Hals herab zu meine Schlüsselbein über meinem Shirt zu meiner Brust. Ich kann die Berührung fühlen, realisiere es jedoch kaum.

„Sato-„

„Sieh mich an.“

Es ist ein Reflex, der mich Gehorchen lässt. Ein Blick in seine Augen, und ich habe mich verloren. Ich weiß, dass ich es nicht will, oder nicht wollen sollte, doch ich kann mich nicht gegen ihn wehren. Er zwingt mich zu nichts, doch bringt mich dazu. Seine Hand greift meine Brust, er zieht mich enger an sich heran, haucht mir auf die Lippen, sieht mir dabei doch weiter in die Augen.

„Ja, du willst es.“, haucht er auf meine Lippen, kurz bevor er mich küsst. Ich schließe genussvoll die Augen, lege mich in seine Arme und kann fühlen, wie er mich während des Kusses zurück auf den Sand gleiten lässt. Meine Arme um-schlingen seinen Körper, während er sich über mir aufbaut. Er hat Recht. Ich will es wirklich. Ich will es nicht nur, ich brauche es. Ich fühle mich schwach, zer-brechlich und missverstanden. Auch, wenn ich einen großen Fehler gemacht habe, will ich, dass ich meinen Wert nicht verliere. Ich will, dass er mir zeigt, wie viel ich ihm noch wert bin.

Falsches Vertrauen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Augen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Hure

Es ist Nacht, ich liege wach in meinem Bett, allein in diesem Zimmer. Noch immer bin ich gefesselt.

„Habe ich dir gesagt, du sollst dich wie eine Hure benehmen?“

Was? Sota. Er ist hier. Ich sehe ihn nur nicht. Ich durfte es nicht, ich habe es ge-wusst.

„Sota. Wo bist du?“

„Habe ich dir das erlaubt?“

Ich schlucke, sehe mich im Raum um und blicke in eine dunkle Ecke des Raumes, aus der er tritt, groß und stolz. Groß, stolz und wütend. Ich behalte die Luft in meinen Lungen, starre ihn an und weiß nicht, was ich antworten soll.

„Sag schon!“, brüllt er mich an, ich zucke zusammen, schüttle den Kopf und stoße die Luft leise aus meinen Lungen.

„Nein.“

„Wie kommst du dazu?“

„Ich-„

„Wie kommst du dazu dich anzubieten? Wie eine dreckige Nutte! Du gehörst mir! Ich mag es nicht, wenn jemand mein Eigentum anfasst!“

Ich kneife die Augen zusammen, atme schnell vor Angst und zittere. Plötzlich spü-re ich, wie meine Fesseln gelöst werden. Sofort, aber vorsichtig, ziehe ich meine Arme und Beine an, setze mich langsam auf und wage es nicht, ihm in die Augen zu sehen.

„Dafür habe ich dich nicht zu dem gemacht, was du jetzt bist!“, brüllt er erneut, ich zucke zusammen. Dann schlägt er zu, so hart und schnell dass ich nicht reagieren kann und zur Seite auf das Bett falle. Ich keuche auf, mir steigt der Schwindel schnell in den Kopf, ich schnalle nach Luft und kneife die Augen zusammen. Dann schlägt er wieder zu. Und wieder und wieder. Er hat etwas in der Hand, mit dem er zuschlägt. Ich weiß nicht, was es ist, will nur, dass er aufhört. Die ersten Schläge sind wir beide Still. Dann kann ich mein Wimmern und flehen nicht länger zu-rückhalten. Es macht ihn noch wütender.

„Hab ich dir das erlaubt? Willst du eine Hure sein? Eine Nutte? Gefällt dir das? Jeder darf mal ran?“

„Nein, Sota! Bitte! Bitte! Nein!“, ich verschränke die Arme schützend über dem Kopf, er schlägt mir auf die Beine und Arme. Hauptsache er trifft mich. Ich zucke jedes Mal zusammen, presse mich gegen die Wand, suche Schutz, doch ich weiß, dass ich es über mich ergehen lassen muss. Hätte ich nur besser nachgedacht. Hätte ich es nicht getan, würde er mich jetzt nicht schlagen. Es war meine eigene Schuld. Ich hätte es ahnen müssen. Dann hält er inne, ich zucke noch einmal in dem Rhythmus zusammen, hebe dann vorsichtig den Blick. Die Tür des Raumes steht offen, Ruffy steht in der Tür, starrt uns an, Sota hat die Hand bereits in seine Richtung ausgestreckt, hält ihn so unter Kontrolle.

„Geh vor.“, befiehlt er mir dann, ohne den Blick von Ruffy zu lösen. Ich schaue zu ihm auf, begreife erst nicht, was er meint, doch als mein Blick auf das Fenster fällt, weiß ich Bescheid. Sofort klettere ich von dem Bett, öffne das Fenster weit und klettere auf die Fensterbank. Ein letztes Mal blicke ich zu Ruffy, dann springe ich. Es ist tief, doch ich fange die Landung gut ab. Ich bin stärker als früher. Kaum stehe ich auf meinen Beinen, landet Sota neben mir, packt meinen Arm und zieht mich hinter sich her. Wir laufen durch die Nacht, sind schnell, doch Sota ist schneller als ich. Ich muss darauf achten, dass ich nicht stolpere. Ich weiß, dass es ihn wütend machen würde.

Wir verschwinden in dem alten Schwimmbad, wo ich so lange gelegen habe. Sota sucht nach etwas, einem Buch. Er sagt, ich sollte ihm helfen und gehorche.

„Sie werden gleich hier sein. Beeil dich.“

„Wer wird hier sein?“

„Das geht dich nichts an. Beeil dich einfach.“

Ruffy wird gleich hier sein. Ich bin mir ganz sicher. Sota verheimlicht mir etwas. Da bin ich mir auch sicher.

Wir betreten die Eingangshalle, als das Licht eingeschaltet wird. Es ist Ruffy. Er ist allein und er ist wegen mir hier. Aber wieso? Was wollen die Kerle eigentlich von mir?

„Mina! Ich hol dich zurück!“

„Was willst du noch von mir?!“

Sota streckt die Hand vor meinem Oberkörper aus, hält mich so zurück. Ich schaue zu ihm auf, sein Blick weicht jedoch nicht von Ruffy. Er scheint Probleme zu haben. Ich folge seinem Blick und sehe, was Ruffy getan hat, um seinem Blick zu entkommen. Sonnenbrille. Das gibt’s nicht. Dieser Mistkerl.

„Irgendwas von dir muss sich noch an alles erinnern, Mina!“

Er sagt meinen Namen bewusst oft, aber wieso? Woran soll ich mich bitte erin-nern? Meine Augen verengen sich zu schlitzen, Ruffy sieht mich durch die Son-nenbrille hindurch an, Sota senkt seine Hand, als er meinen Blick sieht.

„Hol ihn dir.“

Ich beiße die Zähne zusammen. Dieser miese Bastard. Ich erinnere mich an genug, um zu wissen, dass ich nicht bei ihm sein will. Er holt mich zurück. Wozu? Um mich wieder an dieses verfluchte Bett zu fesseln? Um mich wieder…verdammt. Ich werde mich nicht von ihm fesseln lassen. Ich werde ihm zeigen, dass er so etwas nicht mit mir machen kann. Sofort renne ich auf ihn zu, er beugt sich vorn über, legt eine Faust auf den Boden. Ich komme näher, hole aus, trete zu, von der Seite, doch trete ins Leere. Er ist schnell, aber ich habe ihn gesehen. Ich weiß, wo er ist, weiß jetzt, wie schnell er ist und kann mich darauf einstellen.

„Mina! Du warst fast vorm Verhungern! Auf der Lucky Hour! Sanji hat dich gefun-den!“

Der Blonde.

„Halts Maul!“, keife ich ihn an, renne auf ihn zu, hole erneut aus, schlage diesmal zu, er will mir ausweichen, doch ich schneide ihm mit einer Bewegung den Weg ab, treffe ihn an der Schläfe, er fällt zurück, fängt sich jedoch schnell. Ich darf ihn nicht aufstehen lassen. Sofort renne ich hinterher, er weicht meinem Tritt aus, holt diesmal selbst aus und schlägt zu. Wie dumm von mir, dass ich dachte, er würde mich nicht angreifen. Letztes Mal vielleicht nicht, dieses Mal schon. Ich falle zurück, liege am Boden, springe jedoch sofort wieder auf die Beine, fauche ihn vor Wut an, zeige ihm die Zähne und hoffe, dass es Wirkung zeigt. In diesem Licht habe ich keinen Vorteil. Ich blicke an die Decke zu den Leuchtröhren, blicke auf den Boden und suche etwas, das ich werfen kann. Entweder bringe ich das Schlachtfeld auf meine Seite, oder ich muss ausnutzen, dass er mich nicht töten will.

„Mina! Franky wollte dir was in die Luftröhre einsetzen, damit du wieder reden kannst! Du hast gefragt, ob du auf dem Schiff bleiben darfst und ich hab ja gesagt!“

„Sei endlich ruhig!“, keife ich zurück, renne auf ihn zu, ich schäume vor Wut, hole auf, springe in die Luft und trete zu, er weicht mir aus, er ist doch etwas zu schnell, wieder schlägt er zu, diesmal weiche ich aus. Ich bin auch nicht langsam. Er will wieder etwas sagen, doch ich lasse ihn nicht zu Wort kommen.

„Ich wird dir dein verdammtes Maul stopfen!“, zische ich, ramme ihm mein Knie in den Bauch. Er steckt es besser weg, als ich hoffte. Mit einem Schlag liege ich zurück. Er ist viel stärker als ich, so kann ich nicht gewinnen. Ich schmecke Blut, doch es gehört mir, schmeckt daher nicht so gut, wie ich es von Blut gewohnt bin. Ich muss ihm die Brille abnehmen. Irgendwie. Noch einmal ausholen, ein Schlag an die Schläfe, er weicht nach hinten aus. Mist. Er fällt nach Hinten, fängt sich mit den Armen ab, holt in einer fließenden Bewegung mit den Beinen aus, tritt mich von der Seite, ich pralle gegen die Wand, falle zu Boden, das Gesicht nach unten, bleibe liegen, bewege mich nicht. Ich kann ihn atmen hören. Er kann noch viel mehr, aber er hält sich zurück. Er ist mir haushoch überlegen. Körperlich.

„Mina!“, ruft er nach mir, ich bewege mich noch immer nicht, spüre über mir, wie sich Fliesen von der Wand lösen und auf meinen Rücken fallen. Perfekt.

„Mina!“, wieder ruft er nach mir, keine Reaktion meinerseits. Ich höre in seiner Stimme, dass er glaubt, er habe zu hart zugetreten, er macht sich sorgen, ich schließe die Augen, als er zu mir herüberrennt, mich zu sich zieht und auf den Rücken dreht. Ich lasse das Blut aus meinem Mund fließen, bin komplett in seinen Armen entspannt. Dieses Licht, verdammt.

„Mina, verdammt. Komm schon, so schlimm kann das doch nicht gewesen sein. Sag was. Mach die Augen auf!“

Er macht sich wirklich Sorgen. Ist das ein schlechter Witz? Ich fühle, wo seine Arme sind, dass er sich über mich beugt, mich ansieht. Ich muss schnell sein. Ich hebe meine Arme, öffne gleichzeitig die Augen und reiße ihm die Sonnenbrille aus dem Gesicht. Damit hat er nicht gerechnet. Ich ziehe die Beine an, presse mich vom Boden gegen ihn und werfe ihn zu Boden. Ein Blick. Ich bin schneller in seinen Gedanken, als ich es erwartet hatte. Er ist so überrascht, dass er nicht in Worten denkt. Er hat Angst, um mich. Erinnert sich an die Schläge, die ich von Sota bezogen habe und an den Tag, an dem ich gefesselt auf dem Bett in dem Hotel lag. Er erinnert sich daran, wie ich ihn das letzte Mal zu Boden gerungen habe, dass ich stöhnte, als ich sein Blut trank und dass er mich ohne einen Schlag gefangen nehmen konnte. Ich gehe tiefer, sehe mehr. Ich sehe mich. Ich sehe mich von hin-ten aus seinen Augen, vor uns eine riesige Menschenmenge, ich stehe auf der Bühne, singe, lache, tanze, mit ihm. Wir feiern. Ist das die Erinnerung an einen Traum? Was soll das? Ich habe nicht daran gesucht, ich wollte es auch gar nicht sehen, er hat es mir gezeigt. Jetzt bin ich neugierig geworden, sehe tiefer in ihn hinein, sehe mehr Bilder von mir, vermischt mit Gefühlen, Gesprächen und Hand-lungen. Er ist es nicht, der mir etwas Böses will, es ist Sota. Ich gehe aus seinen Gedanken, sehe ihn an, seine Augen. Erst jetzt begreife ich, was hier vor sich geht. Er sieht es, doch ich darf jetzt nicht aufhören. Sota.

Ich verenge die Augen zu schlitzen, presse Ruffy auf den Boden, reiße seinen Kopf zur Seite und lege die Lippen an seinen Hals. Doch ich beiße nicht zu.

„Danke, Ruffy.“, flüstere ich leise, halte ihn dabei jedoch weiter fest und bin grob zu ihm. Er sieht mich von der Seite an, wehrt sich jedoch nicht.

„Du weißt es wieder?“, fragt er leise, ich schüttele sachte den Kopf.

„Nein, ich hab es in deinen Gedanken gesehen. Hör zu.“, ich atme tief durch, schließe die Augen und achte darauf, dass Sota uns nicht hört, „Zorro konnte ihn nicht besiegen, weil er es falsch gemacht hat. Wenn ich mich gleich von dir löse, bleibst du liegen. Beweg dich nicht, verstehst du? Zorro hat zwar sein Herz getrof-fen, aber das reicht nicht. Man muss ihm den Kopf abschlagen, nachdem man ihm das Herz durchstochen hat. Macht man das nicht, steht er immer wieder auf. Er ist stärker, als du glaubst. Macht keine Fehler. Ich habe nicht die Absicht mich besit-zen zu lassen. Egal in welcher Art und Weise.“

„Ich werde dich nicht besitzen wollen. Ich will nur, dass du…“

„Sei ruhig. Ich weiß. Sota hat nicht das Recht mich zu schlagen, egal welche Gründe er angeblich hat. Wenn er etwas netter gewesen wäre, wäre es anders ausgegangen. Macht keinen weiteren Fehler. Sag es Zorro, erst Herz, dann Kopf ab. Das ist wichtig. Ich verlass mich auf dich.“

Ich breche ab, als ich höre, dass Sota sich auf uns zubewegt. Reflexartig beiße ich zu, lasse es Ruffy jedoch nicht spüren. Ein Schluck, und ich fühle, wie erleichtert er ist. Er will mich umarmen, aber er hält es zurück. Ich trinke nicht viel, nur so, dass ich nach Blut rieche und Schmecke. Es fühlt sich so gut an, dass sich mein Herzschlag beschleunigt. Ich schließe die Arme um Ruffy und ziehe ihn an mich. Er bewegt sich nicht, er hat mich verstanden. Es fühlt sich so gut an ihn bei mir zu haben, sein Blut auf meiner Zunge zu spüren und zu fühlen, was er fühlt. Noch zwei Schluck und ich löse mich von ihm Es geht ihm gut, hat jedoch die Augen ge-schlossen. Ich werfe ihn zur Seite, dass Sota ihn nicht ins Gesicht schauen kann, wische mir mit der anderen Hand das Blut von den Lippen und schaue zu Sota auf. Er hält mir seine Hand entgegen, ich ergreife sie und ziehe mich an ihr hoch. Sofort zieht er mich in seine Arme, presst seine Lippen auf die meinen und küsst mich innig. Ich schließe die Augen, bin zwar erst überrascht, erwidere dann den Kuss und schmecke noch immer das süße Blut auf meiner Zunge. Nach kurzer Zeit löst er sich von mir, sieht zu mir herunter, fährt sich mit der Zunge über die Lippe und Lächelt.

„Wenn er dich umarmen will, ist das okay. Geh nur nicht zu weit, du weißt, ich kann das nicht leiden.“

Ich nicke, blicke noch einmal zu Ruffy, dann zu Sota auf, mit einem Lächeln.

„Wo gehen wir jetzt hin?“, frage ich, er lächelt zurück und nickt.

„Stimmt ja, wir sollten jetzt nicht hier bleiben. Die anderen werden bestimmt bald merken, dass er nicht mehr da ist und ihn suchen. Ich denk da an ein kleines An-wesen Südlich von hier. Du wirst es lieben. Man kann vom Schlafzimmer aus das Meer sehen.“

„Dann gibt es ja kaum Gründe, es zu verlassen.“, grinse ich zu ihm auf und nicke.

Gemeinsam gehen wir zur Tür, er hält das Buch in seiner Hand, in dem Steht, was ich Ruffy berichtet habe. Ich schalte das Licht aus, und wir gehen. Ruffy hat gehört, wo wir hingehen. Er wird schon alles richtig machen. Ich sollte Schauspielerin werden.

Wir haben Zeit

Kapitel 13

Die Nacht über passiert nichts mehr. Ruffy kam nicht, Sato legte sich mit mir ins Bett und wir schliefen ein. Selbst ich. Ich kann Sato nicht leiden, ich hasse ihn richtig und ich fürchte, dass er es weiß. Wenn Ruffy nicht hier her kommt, dann weiß ich nicht, wie lange er diese Tatsache ignorieren wird. Oder ist es ihm egal, solange ich ja zu ihm sage? Solange ich mich ihm nicht verweigere? Aber wie lange halte ich das durch? Ich kenne mich und sexuell beständig war ich nie. Er will nicht, dass ich mich wie eine Hure benehme, aber genau das mach ich, wenn ich bei ihm bleibe. Drecksack.

„Hast du gut geschlafen, mein Engel?“, fragt er mich verschlafen als ich mich dazu entschließe doch die Augen zu öffnen. Natürlich lächle ich ihm zu und nicke leicht, reibe mir jedoch die Augen, da ich mich nicht mehr so schnell wie früher an das Licht gewöhnen kann.

„Mach die Augen schnell auf und guck in das Licht. Es tut zwar kurz weh, aber das geht schnell wieder weg und du kannst gut sehen.“, berichtigt er meine unausge-sprochenen Gedanken. Ich hasse es, tue jedoch schnell, was er mir sagte. Es brennt wirklich schlimm, doch es dauert nicht lang, wie er sagte.

„Versuch deine Gefühle in eine andere Richtung zu lenken. Die jetzige gefällt mir ganz und gar nicht.“

Was? Wie kann er?

„Wenn du Jahrzehnte Zeit hast zu üben ist Gefühle lesen einfacher als Sprechen.“

„Wenn du weißt, was ich fühle, wieso-„

„Weil ich weiß, dass es eine ganze Weile dauern kann, bis du dich an deinen neuen Körper, dein neues Leben und natürlich auch an mich gewöhnt hast. Es dauert eine Zeit aber mit den Jahren wirst du lernen mich zu lieben.“

Ich wage es nicht mich aufzusetzen, ehe er neben mir sitzt, daher bleibe ich noch liegen.

„Du klingst, als wüsstest du genau, wovon du redest.“

„Das tu ich auch.“, sagt er dann ganz trocken, ohne eine Miene zu verziehen.

„Lass uns über etwas anderes reden. Ich weiß, dass du schon lange über eine Frage nachdenkst aber dich vor der Antwort fürchtest. Die Antwort ist nein. Egal wie lange du wartest, es geht nicht.“

Ich verstehe erst nicht, was er meint, ehe es mich trifft wie ein Schlag ins Gesicht. Kinder. Wenn sein Blut mir meine Stimme wiedergegeben hat, kann es mir auch das zurückgeben, was mir vor Jahren genommen wurde? Und es soll einfach ein Nein bleiben? Wieso? Wieso nicht das? Natürlich nicht mit ihm, aber es wurde mir eine so elementare Entscheidung in meinem Leben weggenommen, ohne dass ich gefragt wurde. Das ist nicht faire. Mir steigen Tränen in die Augen. Es ist auch nicht faire von ihm es mir jetzt einfach, ohne Vorwarnung an den Kopf zu werfen.

„Wieso-?“

„Denk nicht drüber nach. Du wirst dich in den nächsten Jahren eh um andere Dinge kümmern müssen, als um Kinder.“

Mein Hals schnürt sich zu, mein Mund wird staubtrocken und ich suche in meinen wirren Gedanken nach Halt. Sato drückt mir einen Kuss auf die Stirn, erhebt sich dann und verlässt das Zimmer. Ich blicke ihm nicht nach. Ich kann nicht länger hier bleiben. Nicht bei ihm. Nicht hier. Ich muss hier weg. Alles fühlt sich so falsch an, so erdrückend und besitzergreifend, dass ich an das Fenster renne und sie weit aufreiße. Einen Moment will ich springen, unterdrücke den Drang jedoch, schnappe nach Luft und stütze mich auf der Fensterbank ab.

„Ruffy, beeil dich.“

„Ich bin doch schon hier.“

„Was?“

Unter der Fensterbank klettert Ruffy gerade die Wand nach oben, springt auf das Fensterbrett und sieht mich grinsend an.

„Sorry, dass es so lange gedauert hat.“, sagt er knapp, greift dann meinen Arm und zieht mich zu sich. Ich lande überrascht in seinen Armen, blinzle und weiß nicht genau, wie ich reagieren soll.

„Was hast du vor?“

„Erst mal hol ich dich hier raus. Sanji wartet unten. Zorro geht durch die Tür rein, ich überrasch ihn dann von hier aus.“

Ich blicke mich um, schaue dann nach unten und nicke.

„Beeilen wir uns. Er ist stärker, als du glaubst.“

Ruffy antwortet mir nicht, presst mir einen kurzen Kuss auf die Wange und hilft mir, über die Fensterbank zu steigen.

„Mina!“

Ich zucke zusammen, drehe mich auf der Fensterbank um und sehe Sato in der Tür. Noch bevor er mich mit seinem Blick einfängt, stößt mich Ruffy aus dem Fenster. Der Fall fühlt sich viel länger an, als er ist. Ich lande jedoch weich in den Armen des Blonden, den ich in Ruffys Gedanken gesehen hatte.

„Sanji.“, sage ich kurz, blicke wieder zum Fenster auf und stelle mich zitternd auf die Füße.

„Sato hat ihn bemerkt.“, sage ich und unterbreche damit eine Frage nach meinem Wohlbefinden. Es ist mir egal, was gerade mit mir ist. Der Strohhut riskiert gerade alles für mich.

„Ruffy! Pass auf dich auf!“, rufe ich die Wand nach oben, ohne sehen zu können, was vor sich geht. Sanji zieht mich an sich, mustert mich einen Moment und bringt mich zu einer rothaarigen Frau.

„Nami.“, sage ich kurz, als ich sie sehe. Ich kenne sie, aber woher?

„Robin ist auch reingegangen. Es darf nicht lang dauern, wir haben schon mit schlimmeren gekämpft.“, sagt sie mir dann und wickelt mich in eine Jacke ein. Sie läuft mit mir zusammen die Düne herauf, sie bringt mich weg von hier. Ich bin ihr so dankbar dafür.
 

Es dauert Stunden, ehe sich alle auf den Schiff einfinden. Kaum betritt Ruffy das Schiff, legen wir ab. Ich hab das Gefühl ihm um den Hals fallen zu müssen, kann es jedoch nicht, da ich immer noch das Gefühl habe, ihn nicht zu kennen.

„Lebt er noch?“, will Nami dann wissen.

„Wahrscheinlich nicht. Wir haben ihn von der Klippe geworfen. Also alle Teile von ihm.“

Ich schlucke, als mein Blick auf Zorros Schwerter fällt und verstehe.

Zusammen gehen wir unter Deck, nehmen in der Küche Platz und kaum beginnt Sanji sich um die Verpflegung und Chopper um die Wunden zu kümmern, unterhalten sich alle aufgeregt über das Geschehene.

„Das war echt knapp. Ich bin froh, dass Mina nicht mehr da war.“, beginnt Ruffy ir-gendwann, „Robin hat ihm die Augen zugehalten, dann war es einfacher. Zorro ist sogar ne Zeit auf mich losgegangen! Ich kann euch sagen, das war echt krank.“

Bis zum Nachmittag höre ich mir die Geschichten an, fühle mich immer sicherer auf dem Schiff und selbst die Erinnerungen kommen nach und nach zurück. Ich kann mich an Gespräche, an Situationen und Gefühle in verschiedenen Räumen. Aber woran ich mich besonders erinnere ist an mein Bett. Ich kann mir mein Grinsen nicht verkneifen.

Bis zum Abend unterhalte ich mich mit niemandem. Als es Nacht wird, und jeder sich in sein Bett verziehen will, ziehe ich Ruffy zurück in die Küche, schließe die Tür hinter ihm und presse ihm meine Lippen auf den Mund. Ich lasse ihn nicht reagieren, presse ihn mit meinem Körper gegen die Wand, greife unter sein Shirt und ziehe ihn an mich. Er keucht überrascht in den Kuss, ich muss lächeln, lasse ihn jedoch nicht los. Erst, als er sich entspannt hat, mich ebenfalls in den Armen hält, befreie ich seine Lippen von meinen und schaue zu ihm auf.

„Hey, Schweinchen.“, lächelt er mich an. Ich verziehe gespielt beleidigt das Gesicht.

„Du weißt wieder alles?“, fragt er dann. Ich schüttle den Kopf.

„Das wichtigste. Ich bin nicht sicher, ob ich mich wirklich jemand an alles erinnern werde.“, flüstere ich leise und sehe die Enttäuschung in seinem Blick. Ich schüttle sachte den Kopf.

„Wir haben genug Zeit um dafür zu sorgen, dass ich mich an schönere Sachen erinnern kann.“

Bei den Worten kann er sich das Lächeln nicht verkneifen, zieht mich zurück in seine Arme und presst mir diesmal seine Lippen auf meinen Mund. Ich höre hinter mir ein Geräusch, doch Ruffy zieht mich noch fester in seine Arme, vertieft den Kuss zu einem Zungenkuss und ich schmelze in seinen Armen dahin. Meine Knie werden weich, ich unterdrücke ein Schaudern und halte mich an seinen Seiten fest. Seine Haut ist so warm. Ich kenne seinen Geruch, ich kenne seine Berührungen und fühle, dass es richtig ist. Plötzlich spüre ich zwei Hände auf meinen Seiten, Lippen auf meiner Handbeuge und Atem auf meiner Haut. Ich zucke zusammen, öffne die Augen und möchte mich umdrehen, doch Ruffy lässt mich nicht los. Er legt eine Hand auf meine Wange und hält mich dadurch davon ab zu sehen, wer hinter mir steht. Jetzt presse ich mich nicht mehr gegen Ruffy, sondern werde von hinten gegen ihn gepresst. Mein Herz rast, in meinem Kopf dreht sich alles und ich keuche in den Kuss, als er auf meine Haut spricht.

„Wir sind beide froh, dass du wieder hier bist.“, flüstert er auf meine Haut, ohne sich von mir zu lösen. Es ist Sanji der mich von hinten umfasst, seine Lippen auf meine Haut legt und genießt bei mir zu sein. Ruffy löst sich aus dem Kuss, sieht auf mich herab und ich wage nicht, die Augen zu öffnen. Meine Wangen glühen, meine Hände zittern und ich weiß nicht, was ich sagen sollte oder könnte. Ich senke den Blick, atme einmal tief durch, löse mich jedoch nicht aus der doppelten Umarmung.

„Ich hatte mit Sanji gesprochen, weißt du noch?“, flüstert mir Ruffy dann zu, ich ni-cke. Verdammt. Damit hätte ich nie im Leben gerechnet. Daran hätte ich nie gedacht. Was soll ich jetzt machen? Meinen die das wirklich ernst?

„Was sagst du?“, haucht Sanji auf meine Haut und ich spüre, wie er von der Seite meinen Blick sucht. Ich schlucke.

„Ich weiß nicht.“, flüstere ich kaum hörbar und atme noch einmal tief durch. Sanjis Hände wandern unter mein Shirt über meinen Bauch, zieht mich so näher an sich und ich lehne mich vorsichtig gegen ihn, lasse Ruffy dabei jedoch nicht los.

„Also kein Nein?“, fragt diesmal Ruffy, legt eine Hand an meine Wange und hebt meinen Blick so, dass ich ihn ansehen muss. Wie können sie mich vor so eine Ent-scheidung stellen. Jetzt schon. Ich zögere.

„Kein Nein. Aber…“, mir wird heiß und kalt, ich Schaudere Spürbar als Sanji über meine Haut streicht während mir Ruffy so unschuldig in die Augen sieht, auf eine Antwort wartet.

„Noch nicht.“, beendet Sanji dann meinen Satz. Ich atme erleichtert auf, als er mir die Entscheidung abnimmt. Ruffy blickt kurz zu Sanji herüber, trifft seinen Blick jedoch nicht. Sofort blickt er wieder zu mir herunter, sieht in meinen Augen, dass ich es auch so fühle, nickt und haucht mir einen Kuss auf die Lippen.

Ich schließe für den Moment die Augen, genieße diese Zärtlichkeiten und die Tatsa-che, dass ich es entscheiden kann.

„Du hast Recht.“, flüstert mit Ruffy auf die Lippen. Ich halte die Augen geschlossen, spüre seinen Atem auf meinen Lippen und lausche den flüsternden Worten.

„Wir haben Zeit.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)

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Von:  Op4IEver
2015-11-06T16:46:05+00:00 06.11.2015 17:46
Deine ff gefällt mir richtig gut und zählt jetzt schon zu den besten in der kategorie darkfic die ich bis jetzt gelesen hab. Doch eine sache stört mich. Mir is klar das leute physisch und psychisch leiden sollen in einer darkfic, doch ich finde du hast ruffy zu schwach geschrieben. Als ob sich ruffy von pfeilen treffen und besiegen lässt.
Von:  lorrenor
2014-11-05T20:11:18+00:00 05.11.2014 21:11
Hammer Kapitel hab bis jetzt alles gelesen auser die Kapitel wo man volljährig sein muss trotzedem gut. Ihrgend Wan lese ich die auch:)
Antwort von:  Tikila89
05.11.2014 21:56
Dankeschön (*^o^*)
Würden ja nicht alle adult Kapitel als adult gekennzeichnet ╮(╯▽╰)╭ (*˘︶˘*)
Von:  SakuyaGladius
2013-10-02T17:49:13+00:00 02.10.2013 19:49
Ich hab da mal eine Frage bevor ich es lese, und bis dahin warte ich. Ist das Shonen-Ai also Männer Love oder Hetero FF?
Möchte ich mal wissen. Denn manche vergessen es zu kategorisieren. 
Antwort von:  Tikila89
02.10.2013 21:35
Ist ne Hetero-FF. Das andere kann ich nicht so gut schreiben..>_>
Antwort von:  SakuyaGladius
03.10.2013 00:52
Danke ^^
Antwort von:  Tikila89
03.10.2013 16:13
Kein Problem^^ wenn du sie liest und sie dir gefällt, schreibst du mir vielleicht auch ein Feedback :) oder schaust bei anderen FF's von mir vorbei :)
Antwort von:  SakuyaGladius
03.10.2013 16:15
Ich kommentiere nur wenn es mich beeindruckt und oder sehr gefällt. Aber ich werde es lesen wenn ich die Zeit dafür finde.
Antwort von:  Tikila89
03.10.2013 16:34
Danke, und viel spaß dabei :)
(P.S. "Demütigung" halte ich persönlich für eine bessere FF von mir, aber das ist natürlich nur objektiv gesprochen ;) )
Von:  sarahdsteinmann
2013-05-13T17:39:13+00:00 13.05.2013 19:39
heftig
Antwort von:  Tikila89
13.05.2013 19:55
ich hatte noch nie so ein kurzen Kommentar zu einem Kapitel bekommen. Ist das jetzt gut oder schlecht? ;)
Antwort von:  sarahdsteinmann
14.05.2013 00:26
gut mir ist nur echt nix besseres eingefallen du schreibst sehr gut und vorallem auch anschaulich
schreib weiter
Von:  dasy
2013-03-21T07:37:34+00:00 21.03.2013 08:37
OK, mein dritter Kommentar zu dieser Geschichte:
Endlich bin ich durch! Und Vampiere im One Piece-Universum? Naja, von mir aus, du bist nicht die erste damit.
Also Dein Schreibstil und deine Ideen über den Verlauf der Geschichte sind gut bis toll. Selbst die Adult-Szenen hast du richtig gut hingekriegt.
Jetzt zum Meckern, denn du willst dich ja verbessern:
Über viele Kapitel hat mich gestört, dass du keine oder nur wenige Absätze gemacht hast. Wenn ein großer Ots- oder Themenwechsel stattfindet, solltest du auch noch eine Leerzeile einfügen, dann ist der Leser nicht so verwirrt.
Verwirrt hat mich auch, als du das erste mal in die Ich-Perspektive gewechselt hast, da wäre eine Kleine Vorankündigung, oder schon mal ein kurzer Ich-Abschnitt im Prolog hilfreich gewesen.
Ansonsten rate ich dir, alles noch einmal durchzulesen oder durchlesen zu lassen (Bei den nächsten Texten, bzw. wenn du wirklich mal etwas einreichst.), denn da waren Sätze dabei, in denen Teile fehlten, oder in denen Word(?) mit der Autokorrektur Mist gebaut hat.
Mal sehen, ob ich mal wieder eine deiner Geschichten lese.
Alles Gute für die Zukunft in deine großen Pläne wünscht Dasy!
Antwort von:  Tikila89
21.03.2013 13:56
Dankeschön! Das mit den Absätzen habe ich in meinen neuen Geschichten schon berücksichtigt. Auch Korrektur wurde das meiste gelesen. Die anderen FF's sind also nicht so schlimm :)
Würde mich sehr über weitere Kommentare von dir freuen! Du weißt ja anscheinend was du meinst und wie du es formulieren kannst. Danke nochmal für deine ehrliche Meinungen!
Von:  dasy
2013-03-19T07:54:41+00:00 19.03.2013 08:54
Du hast einen der niedlichsten RSF gemacht, die ich je gelesen habe: Ein Baustart, ein Drecksack. Ein mieser Vergewaltiger, Sklavenhändler und Lügner.
Schöne Geschichte, schöne Erzählweise! Nur mit Zeitformen hast du es nicht ganz so. Aber wenn du es wirklich schaffst, Schriftstellerin zu werden, gibt es dafür Korrekturleser.
Antwort von:  Tikila89
19.03.2013 13:20
Wow, danke! Das ist ein super Kompliment! Ich will wirklich mal Bücher schreiben und hoffe, dass die Geschichten dann auch so gut sind.
Von:  dasy
2013-03-16T07:20:42+00:00 16.03.2013 08:20
Die Geschichte ist gut, bis hierher spannend erzählt und es gibt immer wieder kleine Wendungen, die überraschen.
Allerdings kommst du manchmal mit den Zeitformen durcheinander. Wenn du dann plötzlich Präteritum benutzt, denke ich, dass du auch etwas aus der Vergangenheit erzählst und die Geschichte gerät durcheinander, das hindert etwas beim Lesen. Aber sonst hast du einen schönen Stil. Weiter so!
LG, Dasy
Antwort von:  Tikila89
16.03.2013 11:22
Dankeschön! Ich werde nochmal drüber lesen :)
Von:  Ewenya
2013-02-05T17:50:25+00:00 05.02.2013 18:50
Kann nur sagen eine verdammt klasse FF!^^
Die Story ist dir gut gelungen ;) mit solchen ereignissen hätte ich niemals gerechtet, als ich anfing die FF zu lesen.
Nur weiter so! :D
Von: abgemeldet
2013-01-02T20:12:22+00:00 02.01.2013 21:12
Hi,
auch wenn Ruffy x OC nicht ganz mein Ding ist, finde ich du kannst Lemon Szenen gut beschreiben.
Auch ansonsten.
Falls du auf Wunsch schreibst, hätt ich da einen xD
Lg Streuner


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