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Lullaby

von

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1. Kapitel - Stolen Kiss (Jacob POV)

Titel: Lullaby
 

Autorin: Lilljana
 

Cover: http://desmond.imageshack.us/Himg442/scaled.php?server=442&filename=bannerlullaby.jpg&res=landing
 

Soundtrack: Nickelback - Lullaby

http://www.youtube.com/watch?v=0HZu0-GQ45k
 

Genre: Drama, Romanze
 

Altersbeschränkung: FSK 18
 

Kapitelanzahl: 4 Kapitel (Kurzgeschichte) + Alternatives Ende
 

Charaktere: Bella Swan, Jacob Black, Alice Cullen, Edward Cullen
 

Slash: Nein
 

Inhalt: Jacobs Kuss verändert Bellas Gefühle schlagartig und sie wird sich das erste Mal darüber bewusst, dass sie beide viel mehr verbindet, als nur ihre Freundschaft. Wider Jacobs Erwarten reist Bella zusammen mit Alice nach Volterra, um Edward zu retten. Aus Angst sie zu verlieren, wenn sie wieder mit Edward vereint ist, folgt Jacob ihr und für ihn beginnt der erbitterte Kampf um ihre Liebe…
 

Disclaimer: Ich verdiene mit dieser FanFiction kein Geld. Alle aufgeführten Charaktere, ausgenommen meine eigenen, gehören selbstverständlich nicht mir, sondern Stephenie Meyer.
 

IC/OOC: Auch wenn diese Kurzgeschichte AU ist bemühe ich mich, die Charaktere so IC wie möglich darzustellen.
 

Anmerkung: Die Kurzgeschichte ist abwechselnd aus Jacobs und Bellas Sicht geschrieben.
 

Facebook-Seite: https://www.facebook.com/pages/Lullaby/335056503238304
 

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1. Kapitel - Stolen Kiss
 

Jacob POV
 

Als ich vor der Veranda stand und stürmisch auf den Klingelknopf neben der Türe drückte, versuchte ich den süßlichen Gestank zu ignorieren, der mir in die Nase stieg und meine Atemwege versperrte. Sicher würde der Vampirgestank noch um einiges schlimmer werden, wenn sie die Türe geöffnet hatte, doch daran versuchte ich nicht zu denken. Es war mir noch immer unbegreiflich, dass sie ihre Blutsaugerfreunde mir vorzog, nach allem, was ich für sie getan hatte.

Sie öffnete die Türe und ich spürte einen leichten Windhauch, der mir den blumigen Duft ihrer Haare ins Gesicht blies und sich mit dem bittersüßen Geruch vermischte, welcher mir aus dem Haus entgegen kam. Wie Säure brannte er in meiner Nase.

Automatisch versteifte ich mich und wich vor ihr zurück, obwohl ich nichts lieber getan hätte, als sie in meine Arme zu schließen und noch mehr ihres verführerischen Dufts ein zu atmen. Doch meine wölfischen Instinkte waren in diesem Augenblick stärker als ich und ich erinnerte mich wieder daran, wieso Sam mich geschickt hatte.

Bella warf einen Blick über meine Schulter und sah, dass Embry und Jared in meinem Golf saßen. Sam wollte mich nicht alleine gehen lassen. Bellas Miene verzog sich und ich sah, dass es ihr nicht gefiel, dass Sam den Cullens so wenig vertraute. Aber was erwartete sie?

„Hi“, sagte sie schließlich. Unsere Begrüßung fiel wenig herzlich aus, so wie ich es vermutet hatte. Ich sah an ihr vorbei ins Haus, dann wandte ich meinen Blick wieder ab, um die Außenwand des Hauses zu betrachten. Alle Fenster schienen geschlossen zu sein und der süßliche Gestank verflüchtigte sich allmählich durch den kühlen Wind, der durch die offene Türe in das Haus hinein wehte. Offensichtlich war sie allein und ich versuchte mir die Erleichterung darüber nicht anmerken zu lassen.

„Wo sind sie?“, fragte ich leicht säuerlich.

„Ich bin allein. Was willst du?“

Die Ablehnung in ihrer Stimme war deutlich heraus zu hören und es tat mir unfassbar weh, dass eine solche Distanz zwischen uns herrschte. Nach allem, was ich in den letzten Wochen für sie getan hatte, um ihr wieder Leben einzuhauchen. Ich hatte geglaubt, sie würde dasselbe empfinden, das ich für sie empfand, doch jetzt schienen wir weiter voneinander entfernt zu sein, als ich glaubte, es wäre jemals möglich gewesen.

Während ich einen tiefen Atemzug nahm, betrachtete sie mich abwartend.

„Ich muss mit dir sprechen…“

Sie ging zur Seite, um mich ins Haus zu lassen und ich spürte die Blicke von Embry und Jared auf mir, als sie die Türe hinter mir schloss. Natürlich wusste ich, dass sie mir am liebsten gefolgt wären, weil sie den Cullens genauso wenig vertrauten, wie Sam, doch ich war froh, dass sie es nicht taten. Hier ging es um viel mehr, als nur Sams Befehlen zu gehorchen und in Erfahrung zu bringen, ob die Cullens nun endgültig zurückkommen würden. Die Angst, sie zu verlieren, übermannte all meine anderen Gefühle in diesem Augenblick und ließ keinen Platz mehr für andere Gedanken. Selbst den Grund, wieso ich eigentlich hier war, vergaß ich für einige Sekunden völlig. Ich hatte mir vorgenommen, Bella zu zeigen, was ich für sie empfand, nur so konnte ich wissen, ob sie mehr als nur freundschaftliche Gefühle für mich hatte. Ich spürte, dass da etwas zwischen uns war, was sie bei Edward - ich sträubte mich dagegen, auch nur an diesen Namen zu denken - vergeblich suchte. Sie brauchte mich, ich brauchte sie und ich hatte sie beschützt, als er es nicht getan hatte. Das alleine hätte schon reichen müssen, um sie zu überzeugen, doch ich war mir nicht sicher, was sie für mich fühlte. Doch erst einmal, musste ich meinen Pflichten nachkommen. Ich atmete tief ein und lehnte mich an die Anrichte in der Küche. Bella stand mir gegenüber, sie saß halb auf dem Tisch und wartete darauf, was ich zu sagen hatte.

Ich war froh, dass wir allein waren, denn es war abzusehen, was ich getan hätte, wenn einer von ihnen hier gewesen wäre…

Ich räusperte mich hart, um den Gedanken daran zu verdrängen. „So, du bist also allein.“

Sie nickte. „Bist du nur gekommen, um zu sehen, ob ich allein bin? Ich dachte, du wolltest mit mir sprechen...“

Ich sah sie an, während sie sich mit ihrer schmalen Hand eine Strähne aus dem Gesicht strich. Ihr nicht nah sein zu können, brachte mich fast um, doch ich musste mich zusammenreißen, um mir selbst den Weg zu ihrem Herzen zu ebnen. Ich wollte sie nicht bedrängen und hoffte inständig, sie würde meine Nähe suchen, wenn ich sie auf Abstand hielt.

„Sam hat dich geschickt, oder?“, wollte sie wissen und stellte sich nun gerade vor den Tisch.

„Das spielt keine Rolle“, antwortete ich. „Wie viele von ihnen sind hier und wie lange bleiben sie?“

Sie schüttelte leicht ihren Kopf und ihre seidigen Haare umspielten dabei sacht ihr zierliches Gesicht. „Nur Alice ist hier und sie kann bleiben, solange sie will.“

„Gut“, gab ich knapp zurück, stieß mich von der Anrichte ab und ging langsam zur Tür.

Innerlich sträubte sich alles in mir, sie alleine zu lassen und ich wusste, dass ich nie ganz gehen würde, ich würde immer in ihrer Nähe bleiben, um sie zu beschützen. Egal ob sie mich wollte, oder nicht.

„Jake?“

Ich blieb augenblicklich stehen und hielt den Atem an. Ihre Stimme klang so flehend und es schien ihr weh zu tun, dass ich so tat, als wäre ich unnahbar für sie.

Ich spürte einen feinen Lufthauch. Sie stand hinter mir. Ihr leiser Atem kitzelte meinen Nacken und ich war versucht, mich umzudrehen und sie an mich zu ziehen, doch ich bewegte mich nicht, bis sie ihre Hand um meine schloss. Ich konnte nicht anders, als mich ihr zuzuwenden und sie anzusehen. In der Tiefe ihrer Augen erkannte ich, dass sie mich nicht gehen lassen wollte, nicht gehen lassen konnte. Sie kämpfte mit sich selbst. Einerseits, weil sie mich in ihrer Nähe haben wollte, weil ihr unser Zusammensein gut tat und sie glücklich war, wenn ich bei ihr war.

Andererseits, weil sie wusste, dass unsere Freundschaft und ihre Verbindung zu den Cullens einfach unvereinbar miteinander waren.

„Geh nicht“, flüsterte sie. Ihre Lippen bewegten sich kaum, als sie die Worte, die die schönste Musik nicht hätte übertreffen können, aussprach. Ihre Hand drückte meine.

„Wieso nicht? Damit ich da bin, wenn er es nicht ist?“

Ich hätte mich für diese Worte ohrfeigen können, dass Letzte, was ich wollte war, sie zu verletzten, aber nur so konnte ich herausfinden, ob sie in der Lage war, ihn loszulassen.

Sie presste ihre schmalen Lippen aufeinander und ich sah, dass sie meine Worte getroffen hatten.

„Du weißt, dass er mich verlassen hat, um mich zu beschützen.“

„Er hat dich nicht beschützt, Bella. Das Einzige, was er getan hat, ist dich vor ihm zu beschützen, indem er gegangen ist. Aber wo war er, als der schwarzhaarige Blutsauger dich umbringen wollte? Wo war er, als die Rothaarige dich verfolgt hat?“

Sie atmete leise und ich konnte sehen, wie sich ihre Brust hob und wieder senkte. Sie war mir jetzt so nah, dass ihre vollen Haare leicht mein Gesicht streiften.

„Ich habe dir wieder Leben eingehaucht, Bella. Ich habe deinen Wangen wieder Farbe gegeben und auf deine Lippen wieder ein Lächeln gezaubert und das lasse ich mir ganz sicher nicht nehmen, nur weil er vielleicht wieder zurückkommt. Ich brauche dich. Und ich spüre, dass du mich ebenso brauchst.“

Ich nahm ihre Hand, die sie noch immer in meiner hielt und legte sie auf meine Brust. Sie spürte die Schläge meines Herzens, während wir uns in die Augen sahen. Eigentlich wäre genau das der Moment gewesen, um noch einen Schritt weiter zu gehen und ihr zu sagen, wie tief meine Gefühle für sie waren, viel tiefer, als sie vermutete. Doch ich wollte ihr Zeit geben und hoffte inständig, dass sie mir sagen würde, was sie für mich empfand. Wenn sie es tat und mir sagte, dass sie nicht dieselben Gefühle für mich hatte, wie ich für sie, so würde ich sie gehen lassen. Doch wenn sie mich nun fortschicken würde, würde ich nicht aufhören, um ihre Liebe zu kämpfen, bis ich ihr Herz erobert hatte.

Bella senkte den Kopf und beobachtete ihre Schuhspitzen. Langsam, ganz langsam bewegte sie sich zwei Schritte zurück, dann hob sie ihren Kopf und sah mich an. Ich wusste nicht, ob meine klaren Worte ihr die Augen geöffnet hatten, doch die Reglosigkeit ihrer feinen Gesichtszüge machte mir klar, dass ich sie tief getroffen haben musste.

Sie blieb wo sie war und ich auch. Ich musste mich langsam herantasten, um ihr meine wahren Gefühle zu offenbaren, ohne sie zu drängen. Nur dann hatte ich vielleicht noch eine Chance…

„Ich hab‘s schon wieder getan…“, murmelte ich leise. Sie legte ihren Kopf schief und sah mich abwartend an.

„Was hast du getan?“

„Mein Versprechen gebrochen. Ich habe versprochen, dir niemals weh zu tun… und…“

Sie schüttelte leicht den Kopf und legte ihre Hand auf meinen Arm.

„Nein, Jake. Das hast du nicht. Du warst immer für mich da und das ist mehr, als ich dir je zurückgeben könnte.“

Das waren klare Worte. Sie lehnte ihren Kopf an meine Brust und sah zu mir hoch. Ich liebte die Wärme, die ihre haselnussbraunen Augen ausstrahlten, wenn sie in meiner Nähe war und in diesem Moment lief ich Gefahr, mich völlig in dem Braun ihrer Augen zu verlieren. So sehr, dass ich blinzeln musste, um wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu kommen.

Ihre Hand wanderte zu meiner Brust und sie spürte die Schläge meines Herzens unter ihrer Handfläche. Vorsichtig legte sie ihr Ohr an meine Brust und ich genoss ihre wundervolle, atemberaubende Nähe mit jeder Faser meines Körpers.

„Wirst du das nicht vermissen?“, flüsterte ich.

Sie seufzte leise. „Ich werde vieles vermissen.“

Ich beugte mich ein Stück zu ihr herab und berührte mit meinen Lippen sanft ihr Haar. Ihr süßlicher, betörender Duft benebelte meine Sinne und ihre leisen Worte klangen wie eine Symphonie in meinen Ohren.

„Du wirst immer mein Freund sein, egal was passiert.“

„Ich bin viel mehr, als nur dein Freund, Bella.“

Sanft strichen meine Finger über ihr Haar, sie atmete nicht. Dann löste sie sich von mir und sah mich an. Eine kleine Falte bildete sich über ihren feinen Augenbrauen.

„Was… meinst du damit?“

Genau jetzt war der Moment gekommen und es gab kein Zurück mehr. Ich liebte sie, brauchte sie, begehrte sie, so sehr, dass ich mir nicht vorstellen konnte je einen anderen Menschen so sehr zu lieben wie sie.

Ich musste einfach wissen, ob sie genauso für mich empfand. Ich hatte nichts zu verlieren. Ihre Hand, die immer noch auf meiner Brust lag, bewegte sich langsam, sie wollte sie wegziehen, doch ich hielt sie fest und presste sie noch fester auf meinen Brustkorb.

„Spürst du das? Es schlägt für dich. Solange du es willst. Bella… Ich liebe dich.“

Sie war wie erstarrt, als ich ihr Gesicht sanft in meine Hände nahm. Ihre Haut war so zart, dass ich am liebsten meine Lippen auf ihre Wangen gelegt hätte, doch ich hielt mich zurück und wartete ihre Reaktion ab. Sie bewegte sich nicht, keinen Zentimeter, und erst, als ich meine Lippen zögernd auf ihre legen wollte, löste sie sich aus ihrer Starre. Anders, als ich es erwartet hatte, schob sie mich nicht von sich weg. Im Gegenteil. Es schien, als würde sie meine Berührungen genießen, als würde sie nicht wollen, dass ich aufhörte, ihre Wangen sanft mit meinem Daumen zu streicheln. Als sie ihre Augen schloss und ihr schönes Gesicht völlig entspannt war, kämpfte ich mit mir noch einen Schritt weiter zu gehen und sie zu küssen, denn ich spürte, dass sie mich nicht zurückweisen würde. Das Ticken der Uhr in der Küche und das leise, stetige Prasseln des Regens auf dem Dach blendete ich völlig aus. Wie es sich wohl anfühlen würde, ihre Lippen zu berühren? Mein Puls beschleunigte sich, je näher ich mit meinen Lippen den ihren kam. Ihre Lider zuckten leicht und ich hielt den Atem an, doch sie hielt ihre Augen geschlossen, stattdessen öffnete sie Zentimeter um Zentimeter weiter ihre Lippen, als wollte sie, dass ich sie küsste. Keine Faser meines Körpers, nicht das kleinste Stück, hätte ihr noch widerstehen können. Erst jetzt, als ich ihr so nah war, fiel mir auf, dass ihre Lippen einen leicht rosafarbenen Ton angenommen hatten, der so schön war, dass ich ein leises Seufzen nicht unterdrücken konnten. Ihr süßlicher Atem vermischte sich mit meinem und nur die Berührung ihrer seidenweichen Haare auf meinen Wangen brachte mich um den Verstand.

„Que Quowle“, flüsterte ich hoffnungsvoll in ihr Ohr.

Unsere Lippen berührten sich mit einer Zärtlichkeit, dass es mich ganz sicher umbringen würde, wenn ich sie losließ. Ich konnte nicht anders, als sie noch enger am mich zu ziehen und mich ganz diesem unbeschreiblichen Kuss und ihrer Nähe hinzugeben. Die Süße ihrer zarten Lippen war noch viel verlockender, als ich es mir vorgestellt hatte. Noch immer hatte sie ihre Augen geschlossen. Das Einzige, was sich in ihr regte, war ihr Herz, welches in ihrer Brust raste. Ihre Wangen schienen unter meinen Berührungen immer wärmer zu werden und mit keinem Wort der Welt hätte man beschreiben können, wie sie mich nun ansah, als sie nach Minuten wieder ihre Augen öffnete. Ich sah Hoffnung, Zerrissenheit, Hingabe, Leidenschaft und ich hätte in diesem Augenblick alles dafür gegeben, um in ihr Innerstes blicken zu können.

Völlig gefangen von ihrem zärtlichen Blick, mit dem sie mich nun ansah, hatte ich meine Lippen auf ihren gelassen, ohne sie zu bewegen. Sie löste sich von mir, legte kurz darauf ihren Mund wieder auf meinen und küsste mich mit meiner Leidenschaft, als hätte sie in ihrem Leben noch nie etwas anderes gemacht. Wie hätte ich ihr jetzt noch widerstehen können? Ich legte meine Hände um ihre Taille, um sie noch besser halten zu können, während ihre Hände Platz an meinem Nacken fanden. Ich war meinem Ziel so nahe…

Wie hätte sie mich so küssen können, wenn sie nicht dasselbe für mich empfand, wie ich für sie?

Wir waren dabei, die Grenzen zu unserer Freundschaft zu überschreiten.

Ich keuchte leise auf, als sie ihre schmalen Beine um meine Hüfte schlang. Meine Hände fanden ihren Po und so hielt ich sie an mich gedrückt, damit sie nicht fiel. Weder ihre Lippen, noch meine kamen für eine Sekunde zur Ruhe. Erst als ich sie in die Küche trug, um sie auf die Anrichte zu setzen, lösten wir uns voneinander, um Luft zu holen. Ihre Beine schlangen sich erneut um meine Hüfte, um mich an sie zu ziehen. So nah wie möglich. Ich konnte es kaum fassen, was wir hier gerade taten und ich versuchte alles von ihr zu nehmen, was sie mir gab. Sie beugte sich nach hinten und ihr Hals streckte sich mir hingebungsvoll entgegen. Ich senkte meinen Kopf und mein Mund berührte ihre zarte, empfindliche Haut an ihrem Hals. Ihr Puls raste unter den hauchzarten Berührungen meiner Lippen. Immer dann, wenn sie meine Lippen spürte, keuchte sie leise und als sie meinen Namen flüsterte, war ich mir sicher, sie nie wieder loszulassen. Niemals wieder. Meine Finger erkundeten inzwischen ihr Schlüsselbein, doch ich hörte nicht auf, weiter ihren geschmeidigen Hals zu küssen. Wieder legte sie ihre Hand auf meine Brust und sie lächelte, als sie spürte, dass mein Herz ebenso schnell schlug wie ihres.

„Es schlägt nur für dich“, wiederholte ich.

„Ich weiß“, flüsterte sie und sah mich lange an, bis sich unsere Lippen erneut zu einem verführerischen, innigen Kuss fanden.

Das schrille Klingeln des Telefons ließ uns beide zusammenzucken. Sie war wie erstarrt und mein Herz war es in diesem Moment ebenso. Ich legte meine Hand an ihre Wange und sie ließ ihre Hand auf meiner Brust liegen. Den anderen Arm löste ich widerwillig von ihr, um nach dem Telefonhörer zu greifen.

„Bei Swan“, sagte ich und räusperte mich kurz. Am anderen Ende der Leitung blieb es für einige Sekunden still, bis sich eine Stimme meldete, die mir fast das Blut in den Adern gefrieren lies.

„Könnte ich bitte mit Chief Swan sprechen?“

Diese Stimme kam mir so bekannt vor und es konnte nur einen geben, dem diese Stimme gehörte. Aber warum rief er hier an, um mit Charlie sprechen zu wollen? Mein Körper versteifte sich augenblicklich und ich richtete mich auf. Bella gab mich frei, ließ jedoch ihre Hand auf meiner Brust liegen so wie ich meine auf ihrer Wange.

„Der ist nicht da“, antwortete ich kalt und unterdrückte das Bedürfnis, einfach aufzulegen.

„Wo ist er?“

Die Antwort darauf war kurz und knapp. Ich spürte, wie meine Hände zitterten und Bella sah mich erschrocken an, weil ich meine Hand immer noch auf ihrer Wange liegen hatte. „Er ist auf der Beerdigung.“

Daraufhin vernahm ich ein leises Klicken in der Leitung. Wütend nahm ich den Hörer von meinem Ohr und legte auf. Mein Kiefer schmerzte, als ich meine Zähne aufeinander presste, um das Zittern unter Kontrolle zu kriegen.

„Dreckiger Blutsauger“, murmelte ich. Dass ich meinen Unmut auf diese Weise ausdrückte, gefiel Bella offenbar nicht. Sie drückte mich von sich weg und sprang von der Anrichte.

„Jake! Wer war das?“

Die Wut in ihrer Stimme war kaum zu überhören. Vor wenigen Minuten waren wir uns so nahe gewesen, wie noch niemals zuvor und nun war der deutliche Abstand zwischen uns unübersehbar. Es tat weh.

„Keine Ahnung. Dr. Carlisle Cullen nehme ich an“, antwortete ich ihr, als ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte.

„Und wieso hast du einfach aufgelegt?“, rief sie entsetzt.

„Das war nicht ich! Er hat aufgelegt.“

„Warum hast du ihn mir nicht gegeben?“

„Weil er nicht nach dir gefragt hat.“

Ihr Gesicht erstarrte und ich wusste nicht, ob es Tränen waren, die jetzt in ihren Augen glänzten. Plötzlich wurde der süßliche Geruch wieder stärker und das Zittern meines Körpers ebenso. Eigentlich hätte ich nun gehen müssen. Bellas Freundin war wieder hier und ich wusste nicht, wie lange ich mich unter diesen Umständen noch unter Kontrolle hatte. Es war zu gefährlich für Bella. Langsam entfernte ich mich von ihr und blieb im Türrahmen der Küche stehen.

„Jake?“, flüsterte sie.

Ich machte ihr Platz, sodass sie an mir vorbei gehen konnte. Im Flur vor der Haustüre stand eine kleine zierliche Person mit schwarzen, kurzen Haaren, die auf den ersten Blick zerbrechlich wirkte, auch wenn sie es ganz sicher nicht war. Ihr Geruch brannte wie Feuer in meiner Nase und wäre Bella mir nicht so nahe gewesen, hätte ich mich ganz sicher verwandelt.

„Alice? Was ist passiert?“, fragte Bella ihre Freundin und ging auf sie zu. Sie umfasste ihre Arme, die zerbrechlicher wirkten, als sie es waren und ich sah deutlich wie angespannt sie war.

„Das war nicht Carlisle am Telefon“, flüsterte die Schwarzhaarige mit ihrer glockenhellen Stimme. Bella sah sie eindringlich an, dann veränderte sich ihre Mimik schlagartig. Entsetzen spiegelte sich auf ihrem schönen Gesicht wieder.

„Edward“, stieß sie panisch hervor. Alice nickte nur zustimmend.

„Rose hat ihm erzählt, wieso ich hergekommen bin. Bella… Er glaubt du wärst tot.“

Bella schnappte nach Luft. Ihre Beine schienen ihren zierlichen Körper nicht mehr tragen zu wollen und sie fiel nach hinten. Ich reagierte blitzschnell und fing sie auf. Ich sah, dass sie weinte. Ihre Tränen benetzten mein Shirt.

„Er muss gedacht haben… Jake meint… meine Beerdigung.“

Ihre Lider flatterten. Ich drückte sie an mich, um sie zu beruhigen, doch sie drückte mich von sich weg. Sie wandte sich wieder an Alice und tat so, als wäre ich Luft.

„Wo ist er jetzt?“, fragte sie.

Alices Lippen verzogen sich zu einem dünnen Strich.

„Er fährt nach Italien“, antwortete Alice knapp. Ich hatte keine Ahnung, wovon sie sprachen,

geschweige denn, was dieser Blutsauger in Italien suchte. Es konnte mir nur recht sein, dass

er nicht hier war und ich hoffte, dass er nicht wieder zurückkommen würde, um nie wieder in Bellas Leben treten zu können. Sie liebte mich, auch wenn ihre Gefühle für ihn nach all der Zeit immer noch nicht verblasst waren, dieser Kuss mit ihr hatte mir gezeigt, dass sie mehr als nur freundschaftliche Gefühle für mich hatte und mir blieb nicht mehr viel Zeit, um ihr ihre wahren Gefühle für mich zu entlocken.

„In dem Moment, als Jacob am Telefon von der Beerdigung sprach, hat er geglaubt es wäre deine und sein Entschluss stand fest… Er wird Aro um den Tod bitten.“

„Nein! Nein… das werde ich nicht zulassen. Wieso tut er das? Er wusste doch, dass ich irgendwann sterben würde. Er wusste es, als er mich verlassen hat…“, rief sie.

„Ich glaube nicht, dass er je vorhatte, dich lange zu überleben“, antwortete Alice ruhig.

Bella legte ihre Hände auf die schmalen Schultern ihrer Freundin.

„Wir müssen etwas tun, Alice. Egal was!“

„Möglicherweise kommen wir zu spät, aber vielleicht haben wir noch eine Chance, wenn wir uns beeilen. Es kommt ganz darauf an, was sie ihm antworten. Das sehe ich erst, wenn sie die Entscheidung treffen. Sollten sie nein sagen, und das ist gut möglich, wird er versuchen, sie zu provozieren. Die Volturi versuchen ihre Stadt Volterra zu schützen. Edward ist das bewusst und er wird sich im Sonnenlicht zeigen…“

Bella sah sie mit zusammengebissenen Zähnen an.

„Völlig egal, was er vorhat. Wir müssen nach Italien, um ihn zu retten!“

„Bella, du bist für sie ein Mensch, der viel zu viel weiß. Es ist viel gefährlicher für dich, als für Edward…“

Wieder zitterten meine Hände. Und ich wusste, wenn ich Bella nun gehen ließe, war sie in Gefahr, in unglaublicher Gefahr. Nicht nur das, ich würde auch riskieren, sie zu verlieren und es tat unsagbar weh, auch nur daran zu denken. Ich konnte sie nicht einfach gehen lassen.

„Und deshalb sind wir noch hier?“, rief sie.

Alice sah Bella eindringlich an, dann kräuselte sie ihre Lippen.

„Schreib Charlie einen Zettel und pack das Nötigste in eine Tasche. Ich telefoniere mit den Fluggesellschaften.“

„Charlie…“, murmelte Bella, als sie schon auf halbem Weg zur Treppe war.

Ich schluckte. „Ich lasse es nicht zu, dass Charlie irgendetwas zustößt“, sagte ich schroff. Panik spiegelte sich in ihren Augen wieder. Alice ging in die Küche, um zu telefonieren und ich folgte Bella in ihr Zimmer. Sie riss sämtliche Schränke auf und Kleidungsstücke flogen umher, die sie unordentlich in eine Reisetasche warf. Dann ging sie zu ihrem Schreibtisch, zog die Schublade heraus und holte ihren Reisepass hervor, der ebenfalls in hohem Bogen in ihre Tasche flog. Befangen stand ich im Raum, während sie auf einem kleinen Stück Papier einige Zeilen für Charlie schrieb. Ich musste sie aufhalten, irgendwie, doch ich wusste nicht, wie ich das anstellen sollte. Seit er angerufen hatte, schienen die Fronten zwischen mir und Bella verhärtet zu sein und trotz unseres atemberaubenden Kusses wurde mir mehr und mehr bewusst, dass ich nie mehr, als nur ein Freund für sie sein würde. Doch damit wollte ich mich nicht zufrieden geben. Tief in ihr verborgen, schlummerten Gefühle für mich, die mehr als nur freundschaftlich waren und ich war mir sicher, dass sie diese früher oder später spüren würde, wenn ich den Kampf um sie nicht aufgab.

Sie faltete den Zettel in ihrer Hand zusammen und drehte sich stürmisch um. Ich stand direkt hinter ihr, sodass sie gegen mich stieß.

„Jake, lass mich gehen“, protestierte sie. Sie wollte sich an mir vorbei drängen, doch ich packte ihr Handgelenk und drückte sie an mich.

„Nein, Bella. Ich werde nicht zulassen, dass du dich in Gefahr begibst, für ihn. Ich werde dich nicht gehen lassen. Nicht, nachdem was heute zwischen uns passiert ist“, sagte ich mit Nachdruck. Sie versuchte mich wieder weg zu drücken. Sanft strich ich über ihr Handgelenk und drückte es noch fester auf meine Brust.

„Ich liebe dich, Bella, und ich weiß, dass ich dich verlieren werde, wenn du jetzt gehst.“

„Es geht nicht... Ich muss gehen, Jake.“

„Willst du alles aufgeben, dein Leben in Gefahr bringen, für ihn?“

Ich schüttelte ihren Arm und sie sah mich mit ausdruckslosen Augen an.

„Ich liebe ihn!“

„Vielleicht tust du das, aber ich weiß, dass deine Gefühle für mich nicht nur auf freundschaftlicher Basis sind. Ganz sicher nicht. Sonst hättest du mich nicht so küssen können, wie du es vorhin getan hast.“

Sie blieb stumm, sah mich nur an und ich konnte in ihren Augen deutlich sehen, dass ich recht hatte. Doch nach allem, was er ihr angetan hatte, schienen ihre Gefühle für ihn stärker zu sein als die für mich - und das machte mich fertig.

„Die Grenze zu unserer Freundschaft haben wir mit diesem Kuss längst überschritten und das weißt du“, sagte ich ernst.

„Jake, ich werde zu dir zurückkommen. Vertrau mir einfach, aber ich muss jetzt gehen.“

Ich ließ ihr Handgelenk los und sie drückte mir den Zettel, den sie in ihrer Faust hielt, in die Hand. „Für Charlie.“

Sie griff nach ihrer Tasche, doch ich ließ mich von ihren Worten nicht beirren, packte sie an der Schulter und drückte sie gegen die Wand. Fassungslos starrte sie mich an. Sie schien nach Worten zu suchen, brachte aber keinen Ton hervor. Ihre Lippen zitterten.

„Wenn du jetzt gehst, wirst du niemals erfahren, wie es ist, mit jemandem zusammen zu sein, der sich nicht ständig in Acht nehmen muss, um dir nicht wehzutun. Du wirst nicht wissen, wie es sich anfühlt, den Atem und die Herzschläge eines anderen spüren zu können, weil er weder atmet noch ein schlagendes Herz hat. Er wird dich niemals so küssen können, wie ich dich vorhin geküsst habe und du ihn ebenso wenig, weil er mit deinem Leben spielen würde, sobald du es nur versuchst.“ Ich beugte mich zu ihr herab und streifte ihre Lippen hauchzart mit meinen. „Wirst du das...“, ich küsste sie zärtlich, „...nicht vermissen?“

Als ich sie betrachtete, glühten ihre Wangen zartrosa und sie atmete angestrengt. Ihr Brustkorb hob sich gegen meinen.

„Wenn ich nicht gehe, um ihn zu retten, werde ich mir immer vorwerfen, ihn im Stich gelassen zu haben. Immer und immer wieder. Es wird immer er sein, für den ich mich entscheide. Doch wenn wir zu spät kommen sollten...“

Ihre Stimme brach. „... ich werde dir nicht sagen, dass du aufhören sollst, um mich zu kämpfen, dass wäre falsch. Aber vielleicht ist dein Kampf am Ende aussichtslos...“

Ich war nicht fähig zu sprechen. Sah sie nur an und versuchte mir die Schönheit ihres Gesichts, jede Wölbung ihres Körpers einzuprägen, weil ich nicht wusste, ob ich sie je wiedersehen würde. Sie drehte sich um und der Duft ihrer Haare wehte mir ins Gesicht und stach mir wie ein Messer tief in meine Brust. Ich war noch immer unfähig, mich zu bewegen, als sie ihr Zimmer verließ. Minuten später hörte ich den Motor eines Mercedes, der sich in Hochgeschwindigkeit vom Haus entfernte. Ich senkte den Blick auf den Zettel in meiner Hand und faltete ihn auseinander. Bella hatte ihrem Vater geschrieben, dass er sich keine Sorgen machen musste und sie mit Alice nach Volterra unterwegs war, weil Edward in Schwierigkeiten steckte. Ich fragte mich, wie sie ihm das erklären wollte, aber das spielte in diesem Moment keine Rolle mehr.

„Volterra“, sagte ich leise und strich mit dem Finger über die hastig geschriebenen Zeilen. Sie würde nicht zu mir zurückkommen, so wie sie gesagt hatte. Aber ich würde den Weg zu ihr finden. Wo auch immer sie auf der Welt war. Mein Kampf um ihre Liebe war noch nicht verloren und so leicht würde ich mich ganz sicher nicht geschlagen geben. Ich liebte sie viel zu sehr, um nicht um sie zu kämpfen und sollte mein Kampf am Ende tatsächlich aussichtslos sein, so hatte ich wenigstens alles dafür getan, um ihre Liebe zu gewinnen.

2. Kapitel - Feelings (Bella POV)

2. Kapitel – Feelings
 

Bella POV
 

Wir erreichten die Maschine in allerletzter Sekunde. Die Stewardessen gingen gemächlich den schmalen Gang zwischen den Sitzen auf und ab und kontrollierten, ob auch alle Gepäckstücke sicher in den Gepäckfächern über den Sitzen verstaut waren. Ich lehnte mich seufzend in meinen Sitz und verbarg mein Gesicht in meinen Händen. Es war mir nicht möglich, ein Schluchzen zu unterdrücken. Was, wenn wir zu spät kommen würden? Was, wenn er, die Liebe meines Lebens, zu Tode kommen würde, nur weil Alice und ich Volterra nicht rechtzeitig erreichen konnten?

Alice bedachte mein Schluchzen und mein angestrengtes Atmen mit einem mitleidigen Blick ihrerseits. Sanft strich sie mir über meinen Arm und diese, wenn auch kaum spürbare Geste, machte ihre Hoffnung das wir es noch rechtzeitig schaffen würden, ihren Bruder zu retten, sehr deutlich.

Nervös trippelte ich mit meinen Füßen auf den Boden, als das Flugzeug endlich auf die Rollbahn zufuhr, um uns unserem Ziel ein Stück näher zu bringen.

„Schhhh... Bella, beruhige dich“, sagte Alice neben mir und reichte mir daraufhin den Becher Kaffee, den die Stewardess uns eben gebracht hatte. Ich schüttelte den Kopf. Im Augenblick war ich nicht in der Lage, etwas zu mir zu nehmen. Meine Gedanken waren viel zu wirr und ließen mich nicht los, sodass es mir unmöglich war, mich auf anderes zu konzentrieren.

„Wenn wir laufen würden, wären wir sicherlich auch nicht viel schneller“, bemerkte sie nach mehreren Minuten der Stille. Das Flugzeug entfernte sich gemächlich vom Flughafengebäude und beschleunigte so langsam, dass es fast schon eine Qual war, dabei zuzusehen. Als die Maschine sich endlich in die Lüfte erhob und die erste, dünne Wolkendecke durchbrach, tauchte die untergehende Sonne den Rahmen der schmalen Fenster in ein warmes, angenehmes Rot und ich genoss für einen kurzen Moment die Wärme auf meiner Haut, die die warmen Strahlen der Sonne hinterließen.

„Ja... vermutlich...“, entgegnete ich, ohne Alice anzusehen. Sie ignorierte die missbilligenden Blicke der Stewardess, die zu ihr herüber sah und nahm ihr Handy, von ihrem kleinen Tisch vor ihrem Sitz.

Entschlossen schritt die Stewardess den Gang herunter, um Alice darauf hinzuweisen, dass das Telefonieren während des Fluges nicht erlaubt wäre, doch irgendetwas in Alice' Blick hielt sie davon ab und sie blieb mitten im Gang stehen, um sich weiter um die anderen Fluggäste zu kümmern.

Ich versuchte auszublenden, was Alice leise flüsternd mit Jasper besprach. Mir war mehr als bewusst, dass Edward in schrecklicher Gefahr war und ich wollte nicht noch einmal hören, wie sie Jasper davon erzählte. Das kleine Kissen, welches an der Kopflehne des Sitzes befestigt war, war angenehm und ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Das warme Rot der Sonne färbte meine Lider in ein kräftiges Gelb mit unterschiedlichen Nuancen und erhitzte meine Haut und mir wurde schlagartig warm. Es war fast so, als würde Jacob mich wieder so berühren, wie er es noch vor einigen Stunden getan hatte und ich konnte nicht anders, als meine Wangen zu berühren, auf denen ich immer noch die heißen, zärtlichen Berührungen seiner Hände spüren konnte.

Ich konnte nichts dagegen tun, dass meine Gedanken immer wieder zu Jacob schweiften, den ich allein und verletzt zurückgelassen hatte. Für ihn war es nur schwer zu begreifen, dass ich alles zurückließ, was mir etwas bedeutete, um meine große Liebe, Edward Cullen, zu retten. Mein Zusammensein mit ihm und seine Welt stellten eine große Gefahr für mich da, dessen ich mir durchaus bewusst war, doch in Jacobs Augen war diese Gefahr für mich weitaus weniger harmlos, als sie es für mich war.

Auch ich liebte Jacob, meinen besten Freund, meinen Beschützer, aber es war nicht genug um meine Vergangenheit hinter mir zu lassen und Edward zu vergessen. Es würde nie genug sein. Das wusste ich.

Dennoch konnte ich nicht leugnen, dass unser Kuss in der Küche meine Gefühle schlagartig verändert hatte und mehr denn je sehnte ich mich danach von ihm noch einmal so berührt zu werden, ihm noch mehr von mir zu geben und ihm noch näher zu sein, als ich es gewesen war. Es war eine völlig neue Erfahrung für mich gewesen von ihm so geküsst und berührt zu werden. Seine Nähe und seine Leidenschaft lösten in mir ein Verlangen aus, dass ich vorher nie so intensiv wahrgenommen hatte. Doch war ein Leben mit ihm möglich, würde ich ihn irgendwann so lieben können, wie ich Edward liebte, wenn meine Gefühle für ihn wachsen würden? Ich brauchte Zeit um mir darüber klar zu werden. Zeit, die ich nicht hatte, um zu entscheiden, ob ich richtig oder falsch handelte. Nur eines war mir klar: Edward hatte mich vor den Gefahren aus seiner Welt beschützt, indem er gegangen war und jetzt machte ich mich auf den Weg, um ihn zu retten, ohne Rücksicht auf die Gefahren zu nehmen, die hinter den Mauern Volterras auf mich lauerten.
 

Alice sprach noch immer leise mit Jasper und ich hatte das Bedürfnis mir die Beine zu vertreten, um mich etwas auf andere Gedanken zu bringen. Ich löste den Sicherheitsgurt und drängte mich an ihr vorbei, während sie mir prüfend hinterher sah. Viel Zeit blieb mir nicht, denn sie würde sicher nach mir sehen, wenn ich zu lange weg war. Die meisten Passagiere hatten ihre Sitzlehnen zurück gestellt und schliefen, hörten leise Musik oder lasen Zeitschriften. Ich drängte mich an einer Stewardess vorbei, die gerade damit beschäftigt war, dass Geschirr von den Tischen der Passagiere in einen kleinen Speisewagen zu räumen. Ich zog den feinen Vorhang zu, der den Passagierraum von dem kleinen Vorraum trennte, indem sich die Toiletten befanden und lehnte mich gegen die helle Wand aus Holz. Neben dem kleinen Vorraum befand sich ein Aufenthaltsraum, der mit kleinen, modernen Sofas und Tischen ausgestattet war. Ich steuerte darauf zu und ehe ich ihn erreicht hatte, lief ich in die Arme eines jungen Mannes, der einen erschrockenen Laut von sich gab. Seine Hände umfassten meine Arme, um zu verhindern, dass ich fiel. Ich hielt den Atem an, als ich in sein Gesicht sah und sein Lächeln, welches sich daraufhin auf seinem Gesicht ausbreitete, versetzte mir einen Schlag in die Magengegend. Es war so, als würde mein bester Freund vor mir stehen und mir zulächeln. Dieser mir völlig fremde Mann hatte fast den selben Hautton wie Jake, dasselbe markante Kinn, die feinen Gesichtszüge, sogar dieselben braunen Augen und hätte ich es nicht besser gewusst, wäre ich mir nicht hundertprozentig sicher gewesen, dass er nicht hier sein konnte, dann hätte ich geglaubt, ich würde ihm gegenüberstehen. Das Einzige, was ihn äußerlich von Jake unterschied war seine Körpertemperatur. Nicht so angenehm warm wie Jakes, doch sicher nicht so kalt wie die von...

Der junge Mann sagte etwas auf Italienisch mit einem eigenartigen Akzent, ich wollte mich bei ihm für den kleinen Zusammenstoß entschuldigen, doch ehe ich mich versah, war er durch den dünnen Vorhang in den Passagierraum verschwunden.

Während ich mir versuchte klar zu machen, dass ich träume, setzte ich mich auf eines der hellen Sofas die kreisförmig angeordnet waren, um meine wirren Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Er war nicht hier und ich würde ihn nie wiedersehen. Ich hatte Jake zurück in Forks gelassen, um mich auf den Weg nach Volterra zu machen und Edward zu retten und ich war mir sicher, dass er mir das nicht so einfach verzeihen würde. Ich hatte Jake meinen Standpunkt klar und deutlich gemacht. Ich liebte ihn, doch es war nicht genug, um Edward zu vergessen. Doch das reichte ihm nicht. Solange er die Gewissheit hatte, dass ich mehr für ihn empfand, als nur Freundschaft, würde er nicht aufgeben, um mich zu kämpfen. Er war in mich verliebt und meine Gefühle für ihn waren viel, viel größer, als ich angenommen hatte, das hatte ich in dem Moment gespürt, indem unsere Lippen sich berührt hatten.
 

„Wenn du jetzt gehst, wirst du niemals erfahren, wie es ist, mit jemandem zusammen zu sein, der sich nicht ständig in Acht nehmen muss, um dir nicht wehzutun. Du wirst nicht wissen, wie es sich anfühlt, den Atem und die Herzschläge eines anderen spüren zu können, weil er weder atmet noch ein schlagendes Herz hat. Er wird dich niemals so küssen können, wie ich dich vorhin geküsst habe und du ihn ebenso wenig, weil er mit deinem Leben spielen würde, sobald du es nur versuchst.“ Seine Lippen streiften meine hauchzart.

„Wirst du das...“, abermals küsste er mich zärtlich, „...nicht vermissen?“
 

Die Erinnerung an ihn war zu kostbar, um sie loszulassen. Ich konnte es einfach nicht. Meine Finger fuhren zittrig über meine Arme, auf denen seine Berührungen heiße Spuren hinterlassen hatten, meinen Hals, den er mit zarten Küssen bedeckt hatte, mein Schlüsselbein, das seine rauen Hände liebkost hatten, bis ich schließlich an meinen Lippen angelangt war, auf denen die Süße seiner sinnlichen Lippen immer noch deutlich zu schmecken war.

„Doch... Ich werde es vermissen“, flüsterte ich, während meine Finger noch immer über meine Lippen strichen. Ich wollte ihn nur noch einmal spüren, mich ihm nur noch einmal hingeben, um zu wissen, wie es sein würde, auf seine Nähe zu verzichten, auf ihn zu verzichten. Doch diese Gelegenheit würde er mir nicht mehr geben, sollte ich ihn je wiedersehen. Ich musste mich voll auf das Hier und Jetzt konzentrieren, ohne an die Vergangenheit zu denken und Dingen nachzutrauern, die ich nicht haben konnte.

Edward zu retten war mir wichtiger als alles andere. Für ihn war ich bereit, auf mein größtes Verlangen und meine Sehnsüchte zu verzichten. Nur für ihn.
 

Als der Himmel inzwischen sternenklar und die Sonne untergegangen war, machte ich mich auf den Weg zurück in den Passagierraum, um mich zurück auf meinen Platz zu setzen. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und tat so, als hätte es den kleinen Vorfall mit dem Unbekannten nicht gegeben und hoffte ebenso, dass sich meine ständigen Gedanken an meinen besten Freund, Jacob, bald von selbst verflüchtigten.

Alice hatte ihr Telefonat mit Jasper inzwischen beendet und legte ihr Handy zurück auf den kleinen Tisch vor ihrem Sitz.

„Hast du mit Jasper gesprochen?“, fragte ich und versuchte sie in ein Gespräch zu verwickeln, weil ich befürchtete, dass sie bemerken würde, was in mir vorging. Außerdem wollte ich wissen, was sie mit Jasper besprochen hatte.

Sie nickte. „Jazz wollte sich zusammen mit Emmett und Rose auf den Weg nach Volterra machen. Doch ich habe ihm erklärt, dass es viel zu gefährlich ist. Wenn Edward bemerkt, dass einer von uns versucht ihn aufzuhalten, wird er umso schneller handeln. Du bist womöglich unsere einzige Chance...“

Ihre Lippen verzogen sich zu einem dünnen Strich und meine Kehle fühlte sich schlagartig staubtrocken an.

„Kannst du nicht sehen... was er vorhat?“

„Nicht wirklich. Er entscheidet sich ständig um. Er hat vor, sie zu provozieren. Das erleichtert die Sache nicht gerade für uns...“

„Aber wenn er deine Gedanken hört, müsste er doch wissen... das ich noch... lebe.“

„Meinst du nicht, dass ich auch schon daran gedacht habe, Bella? Doch ich bezweifle, dass er mir zuhören wird. Es ist auch möglich, in Gedanken zu lügen...“

„Was... kann ich tun, Alice? Bitte sag es mir“, flehte ich und ergriff ihren kühlen Arm. Ihre freie Hand legte sie auf meine und strich leicht über meine Haut. Es war nur eine kleine Geste, doch sie schaffte es, mich ein wenig zu beruhigen.

„Sobald ich sehe, was er vorhat, ist es einfacher für uns... Er wird mir nicht glauben, dass weiß ich, deswegen muss er dich sehen, dann weiß er, dass du noch lebst und es gibt für ihn keinen Grund mehr sich umzubringen...“

Ihre kühlen Finger strichen wieder und wieder über meine Haut.

„Ich werde alles tun, was ich kann, alles. Das verspreche ich...“

„Wenn ich das hier irgendwie ohne dich machen könnte, würde ich dich sicher nicht in eine solche Gefahr bringen. Es ist nicht richtig.“

Ich knirschte leise mit den Zähnen. „Sei nicht albern. Ich bin die Letzte, um die du dir Sorgen machen solltest.“ Ich tat ihre Bedenken mit einem ungeduldigen Kopfschütteln ab. Wahrscheinlich war sie sich nicht darüber bewusst, dass ich alles tun würde, was in meiner Macht stand, um Edward zu retten.

Sie reichte mir den Kaffee, der inzwischen kalt geworden war, doch ich nahm einen Schluck. Es tat gut, weil mein Hals zwischenzeitlich ziemlich ausgetrocknet war. Ich stellte den Becher wieder vor mich auf den Tisch und sah erneut zu Alice. Sie beobachtete mich, als wüsste sie, dass ich etwas zu verbergen hatte, doch ich kam ihr zuvor und ging damit unangenehmen Fragen aus dem Weg.

„Wie gefährlich ist es, Alice?“ Sie wusste sofort, worauf ich hinaus wollte.

Sie warf einen finsteren Blick über ihre Schulter und ich konnte gerade noch sehen, wie ein Mann auf dem Platz am Gang rasch wegschaute, als würde er uns gar nicht beachten. Er widmete sich wieder seinem Buch und Alice senkte die Stimme.

„Ein bisschen hat dir Edward ja schon über die Volturi erzählt. Sie sind die mächtigste Familie in unserer Welt. Aro, Caius und Marcus waren ursprünglich nur zu dritt, doch im Laufe der Zeit kamen noch zwei Frauen hinzu. Auch ihre Wache, so wie man sie nennt, hat sich im Laufe der Zeit vergrößert. Viele besitzen unterschiedlich Talente und Gaben. Ähnlich Edwards oder meiner Gabe. Zugegeben meine Gabe wirkt gegen die mancher Wachen wie ein simpler Zaubertrick. Aro wählt sie gezielt nach ihren Begabungen aus und das macht sie so mächtig.“

Ich hielt den Atem an und wollte eigentlich gar nicht wissen, wie schlecht unsere Aussichten wirklich waren.

Alice zeigte sich unbeirrt von meiner Reaktion auf ihre Worte und fuhr leise mit ihrer Erklärung fort.

„Es hat einige Gründe, wieso sie als königliche Familie bezeichnet werden. Sie sorgen dafür, dass die Regeln in unserer Welt eingehalten werden und das heißt nichts anderes, als Missetäter zu bestrafen. Darum kümmern sie sich akribisch.“

Während sie sprach, hatte ich die ganze Zeit über die Luft angehalten und nun wurde mir langsam klar, wieso Edward sie versuchte zu provozieren.

„Also ist es eine ihrer... Regeln, dass ihr eure Existenz geheim halten müsst und Edward hat vor, dass genaue Gegenteil zu tun“, stellte ich panisch fest und sie versuchte meine zitternden Hände zu beruhigen.

Sie gab mir keine Antwort, aber ihre stumme Zustimmung reichte mir.

„Du kannst dir sicher nun besser vorstellen, welcher Gefahr ich dich aussetze“, fragte sie ernst. Ich gab keine Antwort, starrte sie nur an.

„Bella, wenn wir wirklich zu spät kommen sollten, werde ich alles tun, um dich zurück zu Charlie zu bringen. Aber du musst mir versprechen, dass du mir keine Schwierigkeiten machst. Hast du verstanden?“, sagte sie im ernsten Ton und ich sah in ihrem Gesicht, dass sie keinen Widerspruch duldete.

„Wir... werden... nicht... zu spät... kommen“, erwiderte ich und sie warf mir daraufhin einen finsteren Blick zu.

„Bella?! Versprichst du es mir?“ Ihre makellosen Gesichtszüge verzogen sich leicht.

„Ich... verspreche es. Großes Indianerehrenwort“, murmelte ich.

Sie lehnte sich zurück in ihren Sitz und seufzte, ohne ihren Blick von mir zu nehmen. Ihre goldenen Augen musterten mich eindringlich und ich sah einen Schimmer Vorwurf darin. Doch ich wurde aus ihr nicht schlau.

„Apropos Indianer...“, äußerte sie spitz. Ich nestelte nervös an dem Saum meiner Bluse und hatte keine Ahnung, worauf sie hinaus wollte.

„Ich will dich nicht drängen, aber ich denke, du bist mir eine Erklärung schuldig.“

Ich starrte sie nur an und als ich nach mehreren Sekunden immer noch keinen Ton hervorbrachte, redete sie weiter. Ich hatte das Gefühl, einen Fehler begangen zu haben, obwohl ich mich überhaupt nicht schuldig fühlte, doch der Ausdruck des Vorwurfs in ihren Augen führte dazu, dass ich mich mehr und mehr unbehaglich fühlte.

„Dir ist sicher klar, dass ich gesehen habe, was zwischen Jacob und dir in der Küche passiert ist?“, fragte sie ohne Umschweife. Mein Herz setzte einen Schlag aus und die Röte stieg mir ins Gesicht, als mir klar wurde, dass Alice alles mit angesehen haben musste.

„Alice, es ist nicht so, wonach es für dich vielleicht ausgehen hat...“, brachte ich stotternd hervor.

Sie schüttelte leicht den Kopf, als ob das, was ich gerade gesagt hatte, nicht stimmte.

„Ach nein, ist es nicht? Bella, ich möchte dir wirklich keinen Vorwurf machen, aber ihr habt euch geküsst und das mehr als eindeutig...“

„Es... hatte nichts zu bedeuteten“, wiegelte ich ab und mir war sofort klar, dass ich mich damit nur selbst belog. Jacob war mein bester Freund und er war in mich verliebt und ich konnte nicht leugnen, dass auch meine Gefühle für ihn weit über Freundschaft hinaus gingen. Genauso wenig wie ich leugnen konnte, dass er mit diesem Kuss meine tiefsten Sehnsüchte erfüllt hatte. Dass er die Leidenschaft in mir entfacht hatte, die ich so lange Zeit verdrängt hatte und dass er in der Lage war, mir das zu geben, wonach ich mich so sehr sehnte. Es war verrückt, dass gerade er mir die Geborgenheit und Nähe geben konnte, die ich so sehr brauchte.

„Nun, ich möchte deine Gefühle nicht aufwühlen, Bella. Es liegt mir fern, dich in irgendeiner Weise zu verletzen, aber für mich sah dieser Kuss zwischen euch alles andere als bedeutungslos aus.“

Natürlich hatte sie bemerkt, dass ich versuchte meine Gefühle für Jake zu verdrängen. Sie waren zweifellos da, ich konnte nichts dagegen tun, auch wenn ich es noch so sehr gewollt hätte. Doch wenn man es genau betrachtete, waren diese Gefühle für ihn nur ein schwacher Abklatsch davon, was ich für Edward empfand und ich bereute es keine Sekunde lang mich zusammen mit Alice auf den Weg nach Volterra gemacht zu haben, um ihn zu retten. Sobald wir wieder in Forks waren, würde sich alles von selbst klären. Zumindest hoffte ich das...

„Niemand wird dir etwas vorwerfen, Bella. Du hast unter Edwards Abwesenheit so gelitten und Jacob war für dich da, die ganze Zeit über. Das musste seine Spuren hinterlassen. Bei euch beiden.“

Diese Spuren waren tiefer, als sie sich vorstellen konnte...

Ich nickte nur, war nicht fähig, noch ein Wort zu sagen. Meine oberste Devise war es nun, mich auf Edward zu konzentrieren und zu hoffen, dass wir es noch rechtzeitig schaffen würden. Egal wie groß meine Gefühle für Jake waren, oder wie groß die Spuren war, die er in meinem Leben hinterlassen hatte, meine Gefühle für Edward würden sich nie ändern. Er war Teil meines Lebens und ich war nicht bereit mein Herz für jemand anderen zu öffnen. Ich brauchte ihn mehr denn je.

„Alice, ich liebe deinen Bruder und ich kann mir nicht vorstellen mit jemand anderem zusammen zu sein.“

„Wie auch immer. Ich weiß, dass du Edward liebst, sonst wärst du jetzt nicht hier. Doch deine Gefühle für Jacob scheinen dich völlig durcheinander zu bringen und dann brichst du mit mir nach Volterra auf um Edward zu retten und tust so, als wäre nichts gewesen.“

„Alice, du musst mir glauben. Ich liebe Edward und ich werde ihn immer lieben und daran ändert auch ein Kuss von Jacob nichts.“

„Ganz wie du meinst“, entgegnete sie und ich wusste, dass ich sie noch nicht restlos überzeugt hatte. Doch ich konnte ihr einfach nicht sagen, wie es um meine Gefühle für Jake stand und dass ich mich so sehr danach sehnte, von ihm wieder berührt zu werden, erneut von ihm so leidenschaftlich geküsst zu werden, wie ich es mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen konnte. Doch das Schlimmste daran war: Ich belog mich nur selbst und vor allem belog ich Edward, obwohl ich seine Liebe zu mir, so wie ich meine zu ihm, nie in Frage gestellt hatte.

Für den Rest des Fluges verdrängte ich meine Gedanken an Jacob, zumindest so gut wie ich konnte.

Ich war mir sicher meine Gefühle für ihn, meine Sehnsucht nach seiner Nähe, seinen Küssen, seinen Berührungen nie wieder hervor zu holen. Je weniger ich an ihn dachte, desto einfacher war es, ihn loszulassen.
 

Kurz vor der Landung in Florenz hatte Alice es sich bequem in ihrem Sitz gemacht, um sich ganz auf ihre Visionen zu konzentrieren. Ich hoffte inständig, dass sie sah, was Edward vorhatte, so war es einfacher für uns, ihn aufzuhalten. Doch sie erzählte mir nichts und als das Flugzeug gelandet war und wir unser Gepäck geholt hatten, waren ihre feinen Gesichtszüge kaum zu deuten. Ich wusste nicht, ob sie etwas gesehen hatte, oder nicht, rechnete aber damit. Vor der Eingangshalle des Flughafengebäudes bat sie mich einen Moment zu warten und verschwand dann blitzschnell zwischen den Passanten, die alle auf den großen Parkplatz gegenüber des Flughafengebäudes zusteuerten. Wenige Minuten später hielt direkt neben mir mit quietschenden Reifen ein gelber Porsche. Alle Umstehenden starrten wie hypnotisiert auf das Auto.

„Mach schon, Bella!“, rief mir Alice aus dem offenen Fenster zu. Ich lief auf die andere Seite des Wagens und schmiss die Taschen in den Fußraum, um mich dann neben Alice zu setzen. Kaum hatte ich den Sicherheitsgurt angelegt, fuhr sie los und ich wurde in den Sitz gedrückt. Alice fuhr in viel zu hoher Geschwindigkeit durch den dichten Flughafenverkehr und ich stöhnte.

„Ich dachte du würdest nichts gegen Autodiebstahl haben.“

„Heute nicht“, erwiderte ich. „Aber hättest du nicht ein noch auffälligeres Auto klauen können?“

„Nicht die Optik ist entscheidend, sondern die Schnelligkeit.“

Da hatte sie wieder einmal recht und ich konnte nichts darauf erwidern. Je schneller wir in Volterra ankamen, desto besser.

Nach einigen Minuten hatten wir die Stadt verlassen und fuhren nun ich Hochgeschwindigkeit auf der Landstraße. Ich konnte keine Schilder erkennen, die auf Geschwindigkeitsbegrenzung hin deuteten und es schien niemand sonst, außer uns, auf der schmalen Straße unterwegs zu sein. Ich atmete erleichtert auf.

„Hast du gesehen, was er vorhat?“

„So wie es aussieht, wird er sich an die einfachste Methode halten, um sie zu provozieren. Er tritt einfach hinaus in die Sonne. So wie ich angenommen habe.“

Urplötzlich schob sich ein Bild aus meiner Vergangenheit in mein Gedächtnis. Edward auf der Lichtung – glühend, schimmernd, als bestünde seine Haut aus einer Million Diamanten. Dieses Bild würde ich niemals vergessen. Das konnten die Volturi unmöglich zulassen. Nicht, wenn sie an ihren Regeln festhielten und die Existenz der Vampire für immer geheim halten wollten.

„Wir kommen zu spät“, flüsterte ich vor mich hin, während ich die Olivenbäume betrachtete, die an uns vorbei sausten.

Alice schüttelte den Kopf. „Er wird bis Mittag warten. Er will das größte Aufsehen erregen, deswegen hat er die große Piazza gewählt, direkt unter dem Glockenturm. Er wird warten bis die Sonne direkt im Zenit steht.“

„Dann könnten wir es noch schaffen“, sagte ich erleichtert und fasste mir an die eiskalte Stirn.

„Wenn wir Glück haben und er seine Entscheidung nicht ändert.“
 

Während dem Rest der Fahrt vermied ich es auf die Uhr am Armaturenbrett zu sehen, um mich nicht noch nervöser zu machen. Als wir an einem kleinen Hügel vorbei gefahren waren, wies Alice auf eine steinerne, ockerfarbene Mauer. Die Stadt thronte hoch auf einem Hügel und war wie eine Festung von hohen Mauern umgeben. Mein Herzschlag beschleunigte sich, als wir das Stadttor passierten.

Alice steuerte den Porsche durch die engen Gassen und mehrere Leute sprangen an den Straßenrand. Jeder Einzelne von ihnen trug einen karmesinroten Umhang, dessen kräftiges Rot sich deutlich von den hellen, steinernen Wänden abzeichnete.

„Wieso tragen die alle Rot?“

„Das Fest des heiligen Marcus. Sie feiern die Vertreibung der Vampire aus der Stadt. Eigentlich ein perfekter Zeitpunkt...“

Alice fuhr den Wagen durch eine enge Gasse und als wir um eine Kurve am Ende der Straße bogen, erkannten wir, dass die Straße abgesperrt war. Mehrere Polizisten in Uniform standen uns im Weg und es gab keine Möglichkeit mehr weiter zu fahren.

Mein Puls raste. Alice packte mein Handgelenk und der Wagen kam zum Stehen.

„Bella, hör mir zu. Du musst zu Fuß weiter gehen. Denk immer daran: Er muss dich zuerst sehen, bevor er in die Sonne tritt. Du hast nur diesen einen Versuch...“

Noch bevor sie zu Ende gesprochen hatte, hatte ich die Türe des Wagens geöffnet und den Gurt gelöst. Mit einem Bein stand ich schon auf der gepflasterten Straße.

„Beeil dich und lauf immer geradeaus. Dann müsstest du direkt zum Glockenturm kommen. Dem Campanile. Wenn du nicht weiter weißt, frag nach dem Palazzo dei Priori. Edward wird am Glockenturm auf der Nordseite der Piazza stehen. Rechts davon ist eine schmale Gasse, dort steht er im Schatten. Du musst seine Aufmerksamkeit auf dich lenken, ehe er in die Sonne tritt. Ich fahre außen herum und suche eine abgelegene Stelle, wo ich über die Mauer klettern kann.“

Ich nickte heftig und schlug die Türe des Wagens mit einem lauten Knall zu. In meinem Kopf wiederholte ich ständig den Namen des Glockenturms und der Piazza, um mein Ziel nicht zu vergessen. Ich drängelte mich zwischen den Menschen in roten Umhängen hindurch, die fast die ganze Gasse versperrten und hielt den Atem an als ich hörte, wie der Glockenturm einmal schlug. Mein Puls beschleunigte sich und mein Herz hämmerte so fest gegen meine Brust, dass mir die Tränen in die Augen stiegen. Ich kämpfte mich durch die schmalen, dunklen Gassen, vorbei an den Menschen die mir den Weg versperrten. Sie steuerten alle auf die große Piazza zu und das erschwerte mein Vorankommen zusehends. Sekunden verstrichen, Minuten. Panik erfüllte mich und lähmte jede empfindsamste Stelle meines Körpers. Mein Herz schlug inzwischen so schnell und heftig, dass ich befürchtete, es würde mir aus der Brust springen, während das Blut in meinen Ohren rauschte und mich so von jeglichen Geräuschen außerhalb abschirmte. Erneut schlug der Glockenturm, und ich wusste, dass ich den Wettlauf mit der Zeit verloren hatte.

3. Kapitel - Breathing (Jacob POV)

3. Kapitel – Breathing
 

Jacob POV
 

Atemlos kam ich am Flughafen in Seattle an. Es stellte sich als ziemlich schwierig heraus für diesen Tag noch einen Flug nach Italien zu bekommen, doch letztendlich hatte ich Glück und erwischte gerade noch so die letzte Maschine, die an diesem Abend von Amerika aus nach Italien flog.

Sobald ich in Florenz angekommen war, musste ich mir etwas einfallen lassen, um nach Volterra zu kommen – der Wettlauf mit der Zeit hatte für mich begonnen. Auch wenn ich mein Ziel klar vor Augen hatte, wusste ich nicht, ob all meine Mühen und mein Hoffen sich am Ende auszahlen würden. Bella hatte mir unmissverständlich klar gemacht, dass ich für sie nur ihr bester Freund war und sie nach all der Zeit, die vergangen war, Edward immer noch liebte. Doch damit wollte ich mich nicht abfinden. Nicht nach ihrer unglaublichen, berauschenden Nähe, nicht nach den einfühlsamen Berührungen zwischen uns und gewiss nicht nach dem leidenschaftlichen Kuss, den sie mir geschenkt hatte. Auch wenn ihr Kopf etwas anderes sagte, ihre Seele hatte ich schon längst berührt und auch ihr Herz rückte für mich in greifbare Nähe. Ich hatte nichts mehr zu verlieren – außer mich selbst.

Nachdem Bella Forks verlassen hatte, hatte ich mich recht schnell wieder gefangen, obwohl meine Gedanken ständig um sie kreisten. Ich fragte mich, wie sie sich fühlte, wollte wissen, ob sie an mich dachte. Ich wusste nicht, ob Alice ihr Vorwürfe machen würde, weil sie mich geküsst hatte. Ich sehnte mich so sehr nach ihr, dass ich Gefahr lief, mich selbst zu verlieren.

Billy wusste inzwischen von unserem Kuss und er hatte Verständnis für meine Gefühle. Ich erzählte ihm, dass ich Angst hatte, sie zu verlieren und das sie auf dem Weg nach Italien war, um ihrem alten Leben hinterher zu rennen und Edward zu retten. Billy wusste, wie schwer es für mich war Bella loszulassen, nach all den Wochen, die wir zusammen in meiner Werkstatt verbracht hatten und uns näher gekommen waren. Er war davon überzeugt, dass Bella Zeit brauchte, um mit ihren Gefühlen ins Reine zu kommen, doch ich fürchtete, dass er falsch lag. Sollte sie es schaffen Edward zu retten, wäre er es, für den sie sich entscheiden würde. Wenn ich jetzt nichts unternahm, war alles zu spät und ich würde ihr Herz verlieren.
 

Obwohl mein Vater und ich uns sehr nahe standen, erzählte ich ihm nichts von meinem Vorhaben nach Italien zu reisen. Ich fürchtete, dass er Sam davon erzählte und dieser würde sicher versuchen mich aufzuhalten. Außerdem hatte ich Angst, dass Charlie von meinem Plan erfahren könnte und ich wollte Bella deswegen nicht in Schwierigkeiten bringen. Den Zettel, den sie mir für Charlie gegeben hatte, hatte ich noch immer bei mir. Billy würde ihm erzählen, wo seine Tochter war. Ich hielt es für besser, Sam nicht zu sagen, dass ich Bella nach Volterra folgen wollte und vermied es deswegen auch, mich zu verwandeln, damit meine Gedanken mich nicht verrieten. Trotzdem wollte ich nicht, dass Sam und Billy sich unnötige Sorgen um mich machten und deswegen erzählte ich ihnen, dass ich für ein paar Tage in die Berge zu Ephraim Blacks Hütte fahren würde, um den Kopf frei zu bekommen. Inzwischen wusste das gesamte Rudel von meinen Gefühlen für Bella und auch, was zwischen uns geschehen war. Sam hatte durchaus Verständnis für meine Situation und falls er mich brauchte, wäre ich in weniger als einer Stunde wieder in La Push – das dachte er zumindest.
 

Nach der Landung in Florenz fiel die erste Anspannung von mir ab. Mit jedem weiteren Meter, der die Distanz zwischen uns verringerte und die Chance, dass sie sich für mich entscheiden könnte, wuchs meine Sehnsucht nach ihr. Ich spürte förmlich die intensive Nähe zwischen uns, wenn ich die Augen schloss. Wie meine Hände ihre Hüfte berührt hatten, um sie an mich zu ziehen und es ihr augenscheinlich doch nicht nah genug war. Wie sie ihre zarten Lippen erst liebevoll auf meine gelegt hatte, um mich dann mit einer Leidenschaft zu küssen, die mich in andere Sphären trug. Ich wollte sie, nur sie und ich wollte sie für immer.
 

Der Parkplatz vor dem Flughafengebäude in Florenz war riesig und ich war erstaunt wie viele teure Autos ich zu sehen bekam. Von verschiedenen Porsche-Oldtimern bis hin zu dem teuersten Lamborghini, den ich je gesehen hatte, war alles dabei. Da fast mein gesamtes Geld für das Flugticket drauf gegangen war, hatte ich keine andere Wahl als eines dieser Autos zu stehlen. Das war einfacher gesagt, als getan. Es war fast Mittag und der Parkplatz war dementsprechend voll mit Fluggästen. Doch die Nordseite des Parkplatzes schien etwas ruhiger zu sein und es gab einige kleine Ecken, die von hohen Bäumen umgeben waren und so konnte ich mich in Ruhe nach einem geeigneten Auto umsehen. Ich entschied mich für ein dunkel silbernes Maserati-Capriolet, dessen Verdeck zurück geschoben war. Unbemerkt schwang ich mich über die Fahrertüre und glitt in das helle, weiche Leder des Sitzes. Nach wenigen Minuten und einigen geschickten Handgriffen hatte ich den Wagen kurz geschlossen und sobald ich den Parkplatz verlassen hatte und die erste Landstraße passiert hatte, beschleunigte ich das Tempo auf 220. Die Sonne knallte auf den Asphalt und ihre Strahlen glühten auf meiner ohnehin schon erhitzen Haut. Die Straße war kurvenreich, doch trotzdem recht überschaubar und ein Schild zeigte mir an, dass es nur noch wenige Meilen waren, bis ich Volterra erreicht hatte. Nochmal beschleunigte ich das Tempo und die karge Landschaft links und rechts neben mir schien förmlich zu verschwimmen. Je näher ich meinem Ziel kam, desto mehr spürte ich meinen Puls, mein rasendes Herz, meine Sehnsucht nach ihr. Würde ich zu spät kommen, sie erst dann sehen, wenn sie schon in seinen Armen lag? Jede Minute war entscheidend, ob ich gewinnen würde, oder verlieren. Jede noch so unwichtige Sekunde, die für mich alles ausmachte.
 

Volterra war eine kleine Stadt, umgeben von hohen, ockerfarbenen Mauern. Diese Mauern schienen unüberwindbar zu sein und so machte die Stadt eher den Eindruck auf mich, als wäre sie eine Festung, die ihre Bewohner gefangen hielt. So war es vermutlich auch und ich fragte mich, wieso Alice Bellas Leben derart gefährdete und konnte mir nur ansatzweise ausmalen, welche Gefahr sie hinter diesen Mauern wirklich erwartete.

Ich wählte einen der zahlreichen Torbögen, um in die Stadt zu kommen. Schnell musste ich feststellen, dass die Gassen Volterras allesamt so schmal waren, dass ich das Tempo deutlich drosseln musste. Als die Straße endlich breiter wurde, konnte ich sehen, dass das Ende abgesperrt war. Zwei Männer, die offensichtlich Polizisten waren, standen vor einer Absperrung und wiesen Menschen in roten Umhängen den Weg ins Zentrum der Stadt. Ich parkte den Wagen neben einem vollbesetzten, kleinen Café und überlegte fieberhaft, was ich jetzt tun sollte. Wo konnte sie sein? Ich musste sie finden – so schnell wie möglich. Noch ehe ich aus dem Wagen stieg, bemerkte ich, wie ich die Aufmerksamkeit eines jungen Mädchens erregte. Während sie zwischen den runden Tischen des Cafés hin und her lief und die Bestellungen aufnahm, fixierte sie mich mit einem Blick, der deutlich von Interesse zeigte. Sie klappte ihr kleines, schwarzes Buch zu, in dem sie die Bestellungen notiert hatte und schritt eilig auf mich zu. Sie hatte die gleiche Haarfarbe wie Bella, die gleichen braunen Augen, die gleiche Figur. Sie war schön, zu schön und ihre Blicke machten mir mehr als klar, dass ich attraktiv auf sie wirkte. Ich stieg aus dem Wagen und lehnte mich gegen die Türe, während sie vor mir stehen blieb und mich anlächelte. Selbst ihre Grübchen erinnerten mich an Bella und der Duft ihrer Haare schien fast identisch mit dem Duft zu sein, dessen Mädchen ich liebte.

„La posso aiutare?“, fragte sie mich freundlich und musterte mich eindringlich. Ihre braunen Augen ruhten auf meinen Armen, während ihr Mund dabei leicht geöffnet war. Ich schien sehr anziehend auf sie zu wirken, dass machten ihre Augenaufschläge deutlich und auch wenn sie mich freundlich gefragt hatte, ob sie mir helfen konnte, reichten meine Italienisch-Kenntnisse nicht aus, um mich weiterhin mit ihr zu unterhalten. Ich hatte mein Herz an ein anderes Mädchen verloren und ich war hier, um das Herz dieses Mädchens zu gewinnen.

„No“, war meine knappe Antwort darauf, bevor ich mich umdrehte und sie stehen lies. Ich spürte ihren Blick noch lange auf mir, bis ich mich durch die Menschenmenge kämpfte, die ins Zentrum der Stadt drängte.
 

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und ich rechnete nicht damit, dass Alice oder Edward sich unter diesen Umständen zeigen würden. Also wählte ich dunkle Seitenstraßen und kleine schmale Gassen. Meine Instinkte konnten mir keinen Streich spielen, als der süßliche Vampirgestank meine Nase hinauf stieg und mir so bewusst machte, dass ich den richtigen Weg gewählt haben musste. Eine schmale Gasse führte mich wieder auf eine sonnenbeschienene Straße an dessen Ende sich zahlreiche Menschen in roten Umhängen drängelten. Der laute Schlag des Glockenturmes ließ die Straße erbeben und hallte noch Sekunden später wie ein Echo in meinen Ohren. Und dann sah ich, wie sich ein braunhaariges Mädchen verzweifelt durch die Menschenmenge kämpfte. Das Weiß ihrer Bluse war deutlich von den roten Umhängen zu unterscheiden und der Wind, der ihre Haare erfasste, wehte ihren unverkennbaren Duft zu mir herüber. Sie war es – ich hatte keine Zweifel mehr. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich auf sie zu eilte, um im allerletzten Moment ihr Handgelenk zu packen und sie an mich zu ziehen. Fassungslos starrte sie mich an und in diesem Augenblick schienen sie ihre Gefühle vollkommen zu überwältigen. Ich hatte Vieles erwartet und wenn sie mich einfach stehen gelassen hätte, als hätte es diese Begegnung zwischen uns nie gegeben, hätte ich mich in keinster Weise gewundert. Ich wusste was sie wollte – sie wollte ihn. Doch sie zeigte eine völlig andere Reaktion. Mit jedem weiteren ihrer Atemzüge entspannte sich ihr schönes Gesicht. Sogar der Druck meiner Hand, um ihr Handgelenk, schien ihr nicht fest genug zu sein, denn sie wehrte sich nicht dagegen. Ihr süßlicher Duft vermischte sich mit meinem Atem und dieser Moment schien nur uns zu gehören – ein letztes Mal, bevor ich sie gehen lassen musste. Sie zog mich zu sich und ich legte meine freie Hand unmittelbar neben ihr Gesicht, während ich sie mit meiner Hüfte leicht gegen die Wand drückte. Auch ihr Atem ging Stoßweise und die Schläge ihres Herzens passten sich den meinen an. Jeder meiner Sinne war vollkommen auf sie fixiert und mein ganzes Denken und Handeln schien ein Teil von ihr zu sein – unwiderruflich. Es war verrückt, dass ich derart heftig auf ihre Nähe reagierte. Langsam löste ich meine Hand von ihr und sie schien sich wieder einigermaßen zu fangen.

„J-Jake... w-was tust du h-hier?“, stammelte sie und sah mich mit geweiteten Augen an. Dennoch erkannte ich in ihren Augen die Sehnsucht nach mir. Sie hatte mich nicht zurückgelassen oder sich gewehrt, als ich sie an mich gezogen hatte und das zeigte mir, wie viel ich ihr bedeutete. Zumal sie in dieser Sekunde ihren Wunsch Edward zu retten, hinten anstellte, um mit mir zusammen zu sein. Für einen Moment schien sie ihn zu vergessen und es zählte nur dieser Augenblick zwischen uns. Ich musste jetzt stark sein und ihr klar machen, was ich mir von ihr wünschte.

„Du weißt, was ich von dir will, Bella, und du kennst den Grund, wieso ich hier bin.“

Sie musterte mich eindringlich und ich wartete gebannt auf ihre Reaktion. Langsam berührte sie mit ihrer Hand mein Gesicht und ich schmiegte meine Wange in ihre Handfläche. Diese zarte, vorsichtige Berührung zwischen uns raubte mir den Atem und meine Gefühle überwältigten mich vollkommen.

„I-ich kann jetzt noch keine Entscheidung treffen. Du musst mir etwas Zeit geben.“

Sie streichelte meine erhitzte Wange sanft mit ihrem Daumen und mein ganzer Körper erzitterte, verlangte nach mehr.

„Ich würde dir alle Zeit der Welt geben. Aber diese Zeit haben wir nicht, sonst wäre ich jetzt nicht hier“, flüsterte ich. Sie nickte nur leicht und war sich durchaus darüber bewusst, dass ich ihr nicht nach Volterra gefolgt wäre, wenn ich keine Angst gehabt hätte, sie zu verlieren.

Plötzlich stieg mir der Geruch von Blut in die Nase. Ich nahm ihre Hand von meiner Wange und sah, dass ihr Handgelenk blutete. Eine Schürfwunde unmittelbar neben der Narbe, die einst eine Bisswunde gewesen war.

„Oh, verdammt... Ich... muss mir die Hand an einer der Wände aufgeschürft haben.“

Sie presste die Lippen aufeinander und starrte auf ihren Arm, als das Blut daran herunter lief. Ihre Lider flatterten unkontrolliert und dann sank sie in meine Arme.

„Bella... Nein...“ Mein Atem stockte augenblicklich. Panik erfüllte mich, als ihr regungsloser Körper in meinen Armen lag. Sanft drückte ich sie an mich, während ich versuchte durch sanfte Berührungen ihrer Wange sie zurück aus ihrer Ohnmacht zu holen. Ich flüsterte immer wieder ihren Namen, streichelte ihre Wangen, doch sie regte sich nicht. Vorsichtig trug ich sie aus der prallen Sonne heraus in eine dunkle, schmale Gasse und legte sie auf den kühlen gepflasterten Boden. Der Anblick ihres eigenen Bluts musste sie so entsetzt haben, dass sie ohnmächtig geworden war.

„Bella... Du musst atmen... Bitte!“

Ich strich über ihre Wangen, beugte mein Gesicht über ihres. Ihre Lider flatterten wieder. „Atme...“, hauchte ich leise und mein Atem streifte ihr Gesicht. Meine Lippen bewegten sich auf ihre zu und ich wollte versuchen, sie zu beatmen, als kurz darauf erneut ihre Lider zu flattern begannen und sie endlich die Augen aufschlug.

„Edward“, keuchte sie und versuchte mich weg zu drücken. Seinen Namen aus ihrem Mund zu hören, obwohl wir uns Sekunden zuvor so nahe gewesen waren, versetzte mir einen Schlag. Ich stand auf, zog sie hoch und drückte sie mit sanfter Gewalt gegen die Wand.

„Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dich so zu ihm lasse.“ Ich deutete auf ihren Arm, an dem das Blut inzwischen getrocknet war.

„Jake, bitte. Mach dir keine Sorgen um mich, es geht schon wieder. Und jetzt lass mich gehen.“

„Nein“, sagte ich schroff und als ich mein Shirt auszog, um damit ihre Hand zu verbinden, machte sie, wider meines Erwartens, keinerlei Anstalten zu gehen. Ich tupfte mit dem weichen Stoff leicht über die Wunde, bevor ich einen Knoten um ihre Hand machte. Die ganze Zeit über spürte ich ihren Blick auf mir. Ihre Augen wanderten über meinen Hals, bis hin zu meinen Bauchmuskeln und hielten schließlich am Bund meiner Jeans inne. Zögernd berührte sie mit ihren kühlen Fingern die Haut an meinem Bauch und ich konnte ein leises Seufzen nicht unterdrücken. Als ihre Hand still und ruhig auf meinem Bauch lag, drückte ich sie noch fester gegen die Wand. Ihre Nähe war berauschend, überwältigend und unglaublich intensiv. Das Verlangen in ihren Augen, das Verlangen nach mir, machte mich fast wahnsinnig. Mein Bein glitt zwischen ihre Beine und wir kamen uns noch näher, als wir es ohnehin schon waren. Sie keuchte leise auf, als sie spürte, wie nahe wir uns bereits waren. Auch sie schien nicht mehr länger warten zu wollen, als sie mein Gesicht endlich näher an ihres zog.

„Küss mich“, flehte sie keuchend und nur zu gerne, kam ich ihrer Bitte nach. Ein zweites Mal küssten wir uns so leidenschaftlich, so verlangend, so sinnlich, wie ich es mir nicht einmal vorzustellen vermochte. Sie reagierte auf jede meiner Berührungen mit einem leichten Keuchen, einem Zittern und mir wurde bewusst, dass auch sie heftiger auf meine Nähe reagierte, als ich geglaubt hatte. Ihre Gesten, die Wärme, die nun von ihr ausging, als ich ihr erneut so nahe war, die Intensität, die ich in ihren Augen sah, all das machte mir klar, dass sie mich mehr brauchte, als sie sich bereit war ein zu gestehen. Es gab immer noch etwas, was zwischen uns stand – Edward. Ich wusste nicht, ob ihre Gefühle zu mir, ihr Verlangen, stark genug war, um ihn loszulassen. Noch nicht. Doch im Augenblick zählte nur dieser einzigartige Moment zwischen uns.

Mein Gedächtnis speicherte jede einzelne ihrer Berührungen ab, um sie nie wieder zu vergessen. Noch während meine Zunge sanft in ihren Mund glitt, zeigte sie mir deutlich, dass sie bereit war noch einen Schritt weiter zu gehen. Keuchend löste sie sich von mir, nahm meine Hand und führte sie quälend langsam zu ihrer Brust. Immer näher.

„Berühr mich“, hauchte sie mir atemlos ins Ohr. Der Ausdruck in ihren Augen war kaum zu deuten und ich wusste somit nicht, ob sie ihre Entscheidung schon getroffen hatte. Ihr Verlangen nach meiner Nähe und meinen Berührungen jedoch, schien unendlich zu sein. Als sich unsere Lippen erneut trafen und unsere Zungen ein aufregendes Spiel begannen, fuhr meine Hand unter ihre Bluse, weiter hinauf, bis ich die Wölbung erreicht hatte. Sie stöhnte, als ich ihre weiche Brust berührte, die sich nahezu perfekt in meine Handfläche schmiegte und unseren Kuss intensivierte. Unsere Zungen in ihrer Mundhöhle kämpften miteinander, während sich meine Hand unter ihrer Bluse langsam anfing zu bewegen. Meine Hüfte war der ihren so nah, dass sie deutlich spüren konnte, wie sehr mein Körper nach ihr verlangte. Ihre Hand glitt immer tiefer, bis sie schließlich am Bund meiner Jeans angelangt war und ich wusste nicht, wie lange ich mich noch unter Kontrolle haben konnte. Doch unser leidenschaftliches, feuriges Spiel wurde jäh unterbrochen, als eine schwere Eisentüre ins Schloss fiel und ich einen kalten Luftzug in meinem nackten Rücken spürte. Schlagartig wurde mir bewusst, dass er es sein musste und ich musste mich mit dem Gedanken abfinden, sie gehen zu lassen.

4. Kapitel - Decision (Bella POV)

4. Kapitel – Decision
 

Bella POV
 

Sinnlich, begierig und unglaublich leidenschaftlich lagen Jakes Lippen auf meinen, bevor er sie viel zu früh und abrupt von den meinen löste. Ich war süchtig nach dem Rausch, den er mir mit seinen Berührungen verschafft hatte. So sehr, dass es fast wehtat, als er von mir abließ. Seine starken Hände, die nun nicht mehr meinen Körper berührten, hinterließen eine Leere, die mir beinahe körperliche Schmerzen bereitete. Erst als er einige Meter von mir zurückwich, wusste ich, wieso seine Lippen von mir abgelassen hatten. Edward stand im Schatten der Gasse vor einer großen Eisentüre. Sein Flanellhemd war aufgeknöpft und seine schneeweiße Haut leuchtete selbst in der Dunkelheit heller denn je. Seine steife Körperhaltung überraschte mich nicht, angesichts des innigen Kusses, den ich soeben vor seinen Augen mit Jacob geteilt hatte. Seine Augen jedoch strahlten in diesem Augenblick eine Wärme aus, die ich zuvor noch nie an ihm gesehen hatte. Nun hatte er Gewissheit, dass ich noch lebte, dass mir nichts passiert war und diese Gewissheit ließ sein überirdisch schönes Gesicht strahlen. Heller als die Sonne es jemals könnte. Seine sanften Bewegungen und Gesten waren so fein und graziös, dass ich ganz vergessen hatte, wie sehr er mich faszinierte. Wie von selbst flog ich in seine Arme und die Kälte seiner steinharten Brust brachte mich schließlich vollkommen aus dem Gleichgewicht. Ich schmiegte mein Gesicht an seinen eiskalten Hals, während seine Hände über meine seidigen Haare strichen.

„Alice hat Recht behalten“, summte seine ruhige, melodische Stimme an meinem Ohr. Er stand wahrhaftig vor mir und hielt mich in seinen Armen und es war seine Stimme ganz nah an meinem Ohr, die mich nun vollends verzauberte. Keine Halluzination, keine Täuschung – es war Wirklichkeit und ich brauchte einige Augenblicke, um mir darüber bewusst zu werden. Mehr und mehr signalisierte mir jede kleinste Faser meines Körpers, dass wir nun endlich wieder vereint waren und dieses Gefühl übertraf alles, was ich bisher in meinem Leben gefühlt hatte um ein Vielfaches. Nicht fähig meine Lippen zu bewegen schmiegte ich sanft meinen Kopf an seine steinerne Brust und sah ihn fragend an, um seinen perfekten Lippen eine Erklärung zu entlocken. Mit ruhigem Blick sah er zu mir herunter und seine Mundwinkel verzogen sich leicht zu einem himmlischen Lächeln.

„Als du nicht kamst, um zu verhindern, dass ich in die Sonne trete fand Alice mich. Sie dachte, ich würde ihr nicht glauben, doch als ich ihre Gedanken las, wusste ich, dass du hier sein musst, um mich zu retten.“

Er hatte nicht an Alice' Gedanken gezweifelt, ich würde noch leben, ebenso wie ich keine Sekunde lang an seiner Liebe zu mir gezweifelt hatte. Selbst, dann nicht, als er mich verlassen hatte.

„Als ich dein Blut roch, überkam mich die Angst, dir könnte etwas zugestoßen sein und ich bin der Spur gefolgt und schließlich fand ich dich hier...“, erklärte er weiter und hob meine verletzte Hand an, die noch immer mit Jacobs Shirt verbunden war. Rote Blutstropfen bedeckten den Stoff und Jakes unvergleichlicher, moschusartiger Geruch stieg mir in die Nase. Unwillkürlich erhitzten sich meine Lippen, als ich daran dachte, dass seine noch vor wenigen Minuten auf meinen gelegen hatten. Vor mit tat sich ein Abgrund auf. Ein Abgrund, dessen Tiefe ich noch nicht abschätzen konnte, aber dessen Existenz ich mir durchaus bewusst war. Als Jakes schmerzerfüllter Blick meinen traf glaubte ich in die unendliche Tiefe dieses Abgrunds zu stürzen. Nur Edward verhinderte, das ich fiel, dass ich mich selbst verlor, indem er mich sanft und zugleich kraftvoll an seine steinerne Brust drückte.

„Danke“, flüsterte ich und schmiegte meine Hände um Edwards Arme.

„Wofür?“, fragte er ruhig.

„Dafür, dass du mich festhältst, damit ich nicht falle“, antwortete ich und drückte mein Gesicht an die Mulde an seinem Hals um Jacobs Blicken zu entgehen.

„Ich möchte nicht, dass du dich schuldig fühlst, weil du ihn geküsst hast, Bella“, sagte er mit ruhiger und bedachter Stimme.

Aber genau das tat ich. Ich fühlte mich schuldig. Obwohl ich es nicht bereute Jake geküsst zu haben und ich seine Berührungen mehr als alles andere genossen hatte. Mein Herz gehörte Edward, für alle Zeit – unwiderruflich.

„Wenn es doch nur Küsse gewesen wären“, flüsterte ich mehr zu mir selbst. Edwards kühle Hand glitt besänftigend über meinen Rücken.

„Er war für dich da und hat dich beschützt, als ich es nicht konnte. Das musste seine Spuren hinterlassen, bei euch beiden.“

„Nicht solche, die meine Liebe zu dir in Frage stellen“, antwortete ich und meine Lippen berührten seinen Hals, als ich sie bewegte.

„Du hast deine Liebe zu mir nie in Frage gestellt, Bella. Das weißt du genauso gut wie ich. Hättest du das getan, würdest du nicht mehr dasselbe für mich empfinden, wie ich für dich, wärst du jetzt nicht hier.“

Seine kühlen Finger glitten zart unter mein Kinn, zeichneten sanft die Konturen meines Gesichts nach, bis er es zu sich zog und mich damit zwang, ihn anzusehen. Das flüssige Gold seiner Augen war dunkler als sonst, seine Haut blasser und sein Lächeln schöner als das hellste Strahlen der Sonne an einem warmen Frühlingstag. Er strich sanft über meinen Arm, löste das blutbefleckte Shirt, welches um meine Hand gebunden war und gab es Jacob zurück, der danach griff und unmittelbar danach wieder einige Meter von uns zurückwich. Als ich seine feindselige Haltung sah und der Schmerz in seinen Augen aufflackerte, verlor ich fast den Boden unter den Füßen und wieder musste Edward mich sanft an sich drücken, damit ich nicht über den Rand des imaginären Abgrunds stürzte. Ein Abgrund, der sich nur langsam durch Edwards einfühlsame Worte wieder zu schließen schien. Denn es stimmte. Ohne meine unwiderrufliche Liebe zu ihm, wäre ich jetzt nicht hier und hätte Alice' Warnung, ich würde mich in Lebensgefahr begeben, nicht ignoriert. Jacob zu küssen und ihn zu berühren, von ihm so berührt zu werden, war ein einmaliges Erlebnis. Ein Erlebnis, dass uns niemals jemand nehmen konnte und auch wenn ich nicht leugnen konnte, dass ich ihn begehrte, so hatte es nichts an meinen Gefühlen für Edward geändert, denn sie waren unzerstörbar und übertrafen jedes Sehnen in mir nach körperlicher Nähe. Ich war bereit darauf zu verzichten, doch auf Edward konnte ich nicht verzichten.

Jake sah wissend in meine Richtung und auch wenn ich es nicht ausgesprochen hatte, wusste er, dass ich meine Entscheidung bereits getroffen hatte. Das Verlangen in seinen Augen, was noch vor wenigen Minuten in ihm aufgeblitzt war, als er mich berührt hatte, war nun schmerzvoller Gewissheit gewichen.

„Ich muss dir danken, Jacob. Das du für sie da warst und sie beschützt hast, als ich es nicht getan habe...“, sagte Edward ruhig und seine Stimme war von viel mehr als purer Dankbarkeit erfüllt.

Jakes Körper versteifte sich und die Muskeln seiner Arme spannten sich unter seiner bräunlichen Haut an.

„Das hast du nicht... Und ich hab es nicht für dich getan“, antwortete er hart und kalt. Sein feindseliger Blick galt Edward, als er ihn kurz darauf über meinen Körper schweifen ließ, wandelte sich der Ausdruck in seinen Augen in unstillbare Sehnsucht. Sehnsucht nach mir und ich ertrug es nicht länger, ihn anzusehen.

„Ich bin dir trotzdem dankbar“, erwiderte Edward ruhig und besonnen. Bald darauf gab er mich frei und ehe ich hätte dagegen protestieren können, spürte ich zwei heiße Hände an meinem Handgelenk.

Edward blieb unmittelbar hinter mir stehen und Jacob ließ mich wieder los. Er stand direkt vor mir und in diesem Moment kam er mir noch größer vor. Ich fühlte mich hilflos und zerbrechlich, hätte mich am liebsten an seine heiße Brust geschmiegt, um nicht auseinander zu brechen. Doch es war falsch jegliche Nähe zu zulassen, wenn ich mich von ihm verabschieden wollte.

„Es... tut mir leid“, wisperte ich. Diese Worte waren nicht im Mindesten eine Entschuldigung dafür, was ich ihm angetan hatte.

„Ich habe damit rechnen müssen, dass du diese Entscheidung triffst.“

Seine Fassade war stark und massiv und in diesem Moment zeigte er mir nicht, wie verletzt er dahinter wirklich war. Er seufzte, streckte eine Hand aus und berührte eine meiner Haarsträhnen. Meine Finger schlossen sich um seine Hand, um sie ein letztes Mal sanft zu drücken.

„Es war nicht leicht, dich zu beeindrucken, dir deine wahren Gefühle für mich zu entlocken...“, er hob meine Hand und führte sie zu seiner heißen Wange, schmiegte sie sanft an seine Haut „...doch ich kann mir nie vorwerfen, es nicht versucht zu haben.“

„Nein das kannst du nicht“, flüsterte ich. Meine Hand kribbelte noch immer von seiner zarten Berührung, als ich sie wieder zurückzog. Ich fixierte seinen muskulösen Rücken und sah dabei zu, wie die heiße Nachmittagssonne auf seine Haut schien, als er den Schatten der Gasse verließ.
 

Durch Alice' Vision, die sie Aro durch eine Berührung offenbart hatte, blieb mir eine Audienz bei den Volturi erspart. Ich war mehr als erleichtert, denn das war definitiv mehr, als ich für den heutigen Tag ertragen konnte. Ich wusste nicht, was sie gesehen hatte und fragte auch nicht weiter, genoss nur den Augenblick wieder mit Edward vereint zu sein. Sanft schmiegte ich meine Wange an seine kühle, angenehme Brust, während Alice den Wagen auf die Straße in Richtung Flughafen lenkte.
 

Als wir schließlich die Plätze in unserem Flugzeug einnahmen, merkte ich, wie müde ich war. In den letzten Stunden war mein Herz und mein Körper kaum zur Ruhe gekommen und der Wettlauf mit der Zeit, der nun Vergangenheit war, bemächtigte sich meiner letzten Kraft. Das Flugzeug an diesem späten Abend war nahezu leer und außer einem Mann und einer jungen Frau schienen wir die einzigen Passagiere in der Business Class zu sein. Ich kuschelte mich in die weichen, hellen Ledersitze, während das Flugzeug uns gen Himmel trug. Edwards sanftes Lächeln erwärmte mein Herz und ich widerstand der Versuchung zu blinzeln, um jeden Zentimeter seines überirdisch schönen Gesichts betrachten zu können.

„Du solltest schlafen, Liebste“, sagte mein persönlicher Engel sanft mit seiner samtenen Stimme.

„Ich versuche der Müdigkeit zu widerstehen aus Angst, du könntest nicht mehr bei mir sein, wenn ich die Augen öffne“, murmelte ich und schmiegte meine Wange an seine Schulter.

„Ich bin immer bei dir, Bella. Jetzt und für alle Zeit.“

Er senkte seine perfekten, kühlen Lippen auf meine Stirn und ich genoss diese zarte Berührung so sehr, dass ich ihn fast um mehr gebeten hätte. Doch ich war mehr damit beschäftigt, meine immer schwerer werdenden Lider nicht zu schließen und dies erforderte meine ganze Kraft.

„Willst du mir wirklich den Anblick dieser schlafenden Schönheit verwehren?“, hauchte er mir liebevoll ins Ohr. Ich lächelte und berührte seine kühlen Finger mit meinen Lippen, als sie sanft über die Konturen meines Kinns fuhren. Als er anfing leise und sanft eine Melodie zu summen, schloss ich für einen Moment die Augen und schmiegte mich noch wohliger in seine Arme. Es war mehr eine Sinfonie, die meine Ohren verwöhnte und als ich sie erkannte, kämpfte ich nicht länger gegen die Müdigkeit an und lauschte weiter der beruhigenden Melodie die über die Lippen meines Engels kam. Es war ein Schlaflied. Mein Schlaflied.

Immortal Desire (Alternatives Ende)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



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